Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift Alten und Neuen Testaments nach der deutschen Übersetzung Dr. Martin Luthers mit in den Text eingefiigter Auslegung, ausführlichen Inhaltsangaben und erläuternden Bemerkungen, herausgegeben von K. August Dächsel, Pastor prim. zu Neusalz a. d. O. x.,«·-.»..,- ««- «. «-—»-..» - - -»..»·,-««».- ·- HAKMPO«A»VA-V ««.-».--«-x,-»..«-»-» « -»-x,.-«.-V-V»«-»-» Band 3 Das Alte Testament Der ersten Hälfte oder der Geschichtsbiicher dritte Abteilung und der zweiten Hälfte oder der Lehr- und prophetischen Bijcher erste Abteilung: 1. Chronik bis Hohelied Salomo Nebst drei apokryphischen Büchern in den Anhängen S? Verlag der Lutherischen andlung Heinrich Harms — 29393 Oesingen Ich mill rühmen Gottes» Wort, ich wick rühme» des HErrn Wort. psqkm 56, 11.sz O« Jnhalt Seite Geschichtsbuchert Das 1. Buch der Chronika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Das 2. Buch der Chronika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 75 Das Buch Esra . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 Das Buch Nehemia . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 Das Buch Esther . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 apokryphisches Buch (Anhang): Das 1. Buch der Maccabäer . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Lehrbiicherr Das Buch Hiob . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Der Psalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 131 Die Sprüche Salomo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 437 Der Prediger Salomo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 545 Das Hohelied Salomo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 589 apokryphische Bücher (Anhang I. und II.): Die Weisheit Salomos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Das Buch Jesus Sirach . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 G 2004 by Verlag der Lutherischen Buchhandlung IsBN 3-86147-269-4 (Band 1—7) ISBN 3—86147-272—4 (Band Z) Herstellung: Druckhaus Harms — 29393 Grols Oesingen Telefon (0 58 38) 99 08 08 — Telefax (0 58 38) 99 08 09 Zu beziehen durch: Verlag der Lutherischen Buchhandlung Martin-Luther-Weg 1 — 29393 Grolå 0esingen Telefon (0 58 38) 990 880 — Telefax (0 58 38) 7 02 Vorwort. Unverhältnißmäßig lange, so scheint es, hat die Vollendung des hiermit erscheinenden III. Ab- theilungsbandes des Bibelwerks auf sich warten lassen; denn während der I. und II. Band in einem Zeitraum von je 274 Jahr fertig geworden sind, hat dieser III. Band 472 Jahre, also gerade so viel Zeit, als jene beiden Bände zusammen, zu seinem Erscheinen bednrft Indes en ist derselbe nicht nur um die Hälfte stärker, als seine beiden Vorgänger, sondern mittlerweile sind auch vom IV. und V. Bande so viel Hefte ausgegangen, daß der gesammte Umfang den der ersten beidemBände wesentlich übersteigt. Wenn nun pastorale Freundeshand durch Bearbeitung der Bücher Esther, Hiob, Sprüche-Salomonis, Prediger Salomo, Hohe- lied Salomonis, Weisheit und Sirach dem Herausgeber, nachdem er bei den zwei ersten Biinden auf sich allein angewiesen war, eine bedeutende Unterstützung geleistet hat, so ist dieser dadurch in den Stand gesetzt worden, schon jetzt mit den Vorbereitungen für das Neue Testa- ment auf denjenigen Punkt zu gelangemdaß eine Stockung im ebenmäßigen Fortschreiten nicht zu befürchten, vielmehr eine raschere Förderung in sicherer Aussicht steht, wenn anders es dem HErrn gefällt, Leben und Gesundheit, Kraft und Freudigkeit wie bisher zu erhalten. So weit menschliche Berechnung erlaubt ist und der Herausgeber nach Maßgabe seiner Einsicht etwas ver- sprechen zu dürfen glaubt, so wird dieses Werk als ein vollständiges Ganze etliche Jahre weniger zur Fertigstellung bedürfen, als das v. Gerlacljsche Bibelwerk, über dessen Vollendung 18 Jahre hingegangen sind; und nun ist nicht allein das vorliegende Werk äußerlich um so viel umfang- reicher, sondern schließt auch innerlich eine ganze Reihe von biblischen Hilfswissenschaftew als Geographie, Geschichte, Archäologie und Chronologie, in sich, die dort nnerörtert geblieben, der sachkundige Leser aber wird wohl selbst zu ermessen im Stande sein, wie viel Mühe und Fleiß gerade die Bewältigung solchcr Hilfswissenschaften erfordert habe, um das Werk zu einem in sich abgeschlossenen Ganzen zu machen, das zu seinem Gebranch keine anderen Bücher und Hilfs- mittel weiter erfordert. »Ach rede thörlich« schreibt Paulus; ,,es ist mir ja das Rühmen nichts nütze« Der Herausgeber muß ebenso sagen in Beziehung auf das, was er so eben vorgebracht hat; allein es mußte endlich einmal zu solch thörichtem Riihmen kommen, nachdem von Abneh- mern des Bibelwerks so oft und so bitter geklagt worden ist, daß dasselbe nicht rasch genug seinem Ziel entgegenschreite; es mußte einmal Gottes Ehre gerettet werden, der iiber Bitten und Verstehen gegeben, und ein gar armes, schwaches Gefäß mit Gnade um Gnade gesegnet hat. ,,Jch bin vor Vielen wie ein Wnnder,« so kann der Unterzeichnete mit dem Psalmisten wohl sagen, wenn er auf alle die Beweise von Theilnahme und Anerkennung sieht, die ihm in diesen 9 Jahren zugegangen sind; und nun ist das Werk nicht blos in das Holländische iibersetzt,’«) V) Der Titel dieser Uebersetzung lautet: Bijbeh of de geheele Heilige Schrift, bevattende a! de keine— nieke boeken var) het Oude en Nieuwe Testament (vo1gens de Staten-overzetting) met in den tekst inge- lasohte verk1aringen, en aanmerkingen van de beroemdste Godgeleerden uit alle tijdejx Naar het Iloogs duitseh van K. A. Dächsel door P. P. L. G. var) Linsen. Amsterdam. IV Vorwort. sondern es ist auch eine Uebertragung in’s Englische (fiir Nord-Amerika) in Vorbereitung. Da kann er ja nicht anders als mit dem heil. Sänger bitten: ,,laß meinen Mund deines Ruhmes und Preises voll sein täglich.« Mit dieser Bitte an den HErrn verbindet sich nun aber auch eine solche an die Leser und Abnehmer, nicht ungeduldig werden zu wollen, sondern mit- zuhelfen an dem Weiterbau, bis des HErrn Stunde da ist, wo das Ganze fertig dasteht; denn »ein Mensch kann nichts nehmen, es werde ihm denn gegeben vom Himmel« Es ist dem Herausgeber ein rechter Ernst, seinen Brüdern zu dienen mit der Gabe, die er empfangen hat, als ein guter Haushalter der mancherlei Gnade Gottes; er arbeitet nicht nur am Tage an dem einmal unternommenen Werke, die Seele arbeitet auch des Nachts fort nnd nimmt dem Leibe manches von der ihm gebührenden Ruhe. Aber nun suche man auch nicht mehr an einem Haus-halten denn daß er treu erfunden werde; nnd wenn die innere Entwickelung es hier nnd da mit sichbringt, daß sdie äußere Reihenfolge auf einige Zeit verlassen und vorerst etwas fertig gebracht werde, was seine Stelle eigentlich später hat, so wolle man auch das mit in den Kauf nehmen, zuletzt wird doch alles sich harmonisch in einander fügen. Zum Schluß noch die Bemerkung zur Orientirung über die Anlage des Ganzen, daß außer den Anhängen zu diesem III. Bande keine Apokryphen weiter mit vollständiger Texterklärung hinzukommen, diese sind vielmehr bis auf eine kurze Besprechung des Buches Baruch, welche zu Jerem. 43, 7 folgt, in den bereits ausgegebenen Bänden und Heften A. T. vollständig erledigt. « Steinkirche, den B. Oktober 187l. Dächseh P. Das erste tsnch der Chronilea (I. Paralipomenonh Sowie wir uns von den Wirkungen des mosaischen Gesetzes eine ganz andere Vorsiellung machen würden, wenn wir nicht neben den histvrischen Schriften auch die Psalmen besäßen, welche uns zeigen, daß die Religion auch im Herzen der Nation Wurzel gefaßt und Früchte getragen hat: so würden wir ohne die Chronik uns keine richtige Vorstellnng von der Ausübung des Gottesdienstes machein Diese zeigt uns erst, daß bei allen Uebertretnngen des Gesetzes und der vielfach herrschenden Abgötterei auch der Jehovadienst, wenn er gleich bisweilen auf kurze Zeit fast ganz vernachlässigt ward, doch im Ganzen nach der Vorschrift des Pentatenchs (der 5 Bücher Mose) geübt wurde. (Keil). Das 1. Kapitel. Aesrhleohlsregisier der Patriarch-en bis auf Jakob. I« V. 1—23. Ehe die Geschichte des alttenanientliehen Gottesvollies an dem Punkte, bis zu welchem die neither von den Königen sie gebracht haben, in den Büchern Gsra nnd tlehemia weiter fortgesetzt wird, führen die beiden Bücher der Ghronilea die ganze frühere Gesthichie von dem Stamnioater des menschlichen Geschlechtes an bis zn demjenigen Ereigniß, mit welchem dann das Buch Gsra von dlenem anhebt, bis zur nunmehr der Juden ans der babylonischen Gefangenschaft, theils in nutzen, nur an- denteaden Umrlssen, theils in ausführlichen auf einen besonderen Zweck gerichteter Darstellung uns noch einmal vor. Jene Umrisse bestehen in einer Reihe von Genesi- logieen oder Geschlecljtsregisterm bei denen freilich uns, den Eesern der jetzigen Zeit, es nur theilweis gelingt, die starren dtainen in einen gesthikhtlictsen Fluß hineinzuteilein an denen aber die Leser, für welkhe sie zunächst bestimmt waren, Stütze nnd Anhalt genug besahen, eine reiche gr- sasielstliche Vergangenheit ans den bloßen Jlndeutnngen sich zu entfalten; denn solthe Geschlechtsregister sind dem Qrientalen lebendige Dinge, eine Galerie von Familien— bildern, woran immer frische Erinnerung haftet. —- Das erste dieser Geschlechtsregister nun, wie es in unserm Abschnitte vorliegt, enthält 10 Glieder von Jldam bis ans lloah nnd dessen 3 Söhne, mit einer übersiclstlictjen Zusammenstellung der siebzig von diesen Söhnen abstam- menden Beitr-bitter. 1. Adam« [der erste Mensch- dem Gott zur Fortpftanzung des menschlichen Geschlechts die Eva zugesellet hatte, zeugete nach Habeks Ermordung durch seinen Bruder Cain im Jahre 130 nach Erschaffung der Welt wiederum einen Sohn, der seinem Bilde ähnlich war, vgl. 1. Mos. 5], Seit» [dieser 105 Jahr darnach den] Euch, 2. [Enos zeugete im 90. Jahr seines Alters] Kenan, [dieser war 70 Jahr alt und zeugete] Mahalaleel swelcher 65 Jahr alt war, als er den] Jared [zengete, und letzterer wiederum zeugete 162 Jahr alt den nachbenannten Sohn Henoch], 3. Heut-eh, [der siebente von Adam Jud. V. 14, zeugete 65 Jahr alt den] Melhnsalalh [dieser im 187. Jahr feines Alters den] Lamech, Dachiktse Dir-etwas. 4. lDem Lamech ward im 182. Lebensjahr, d. i. im J. 1056 nach Erschaffung der Welt] Noah [geboren], Sem, Hain, Japhet [aber, die drei Söhne des Noah, von denen nach der Sündfluth alles Land besetzt ist, wurden ihm seit dem 500. Jahr seines Alters in dieser Reihenfolge ge- boren: Japhet, Sem, Ham]. «) Der Verfasser beginnt nach morgenländischer Weise seine Geschichte ab ovo (mit dem Ei. d. i. vom Anfangs, indem er nicht, wie andere hiftorische Bücher, ein anderes Werk voraussetzh sondern das feinige als selbstständige Arbeit giebt, mit der Genealogie der Patriarchem die er aus der bereits vorhandenen kanonischen Literatur, und zwar ans dem 1. Buch Mosis entlehnt. Hier gehörte Ausführlichkeit nicht zu seinem Zweckez es genügte die einfache Hinweisung auf die ausfiihrlicheren bekannten Berichtn die er dann möglichst in’s Kurze zusammenziehh (Häoernick.) 5. Die KinderJaphet [vgl. 1.Mos.10, 1 ff] siud diese [sieben]: Gomer, Magog, Madai, Javan, Thnbah Wesens, Thiras is. Die Kinder aber Gomer [des erstgenann- ten unter jenen 7 Söhnen] sind snachfolgende drei] : Askenas, Rhiphatly Thogarmce 7. Die Kinder Javan [des vierten unter Japheths Söhnen] sind [diese vier]: Elifa, That- sisa, Chitinn Dodanim lzusammen also 14 japhe- titische Völker] 8. Die Kinder Ham [des jüngsten unter Noah’s Söhnen] sind [vier]: Elias, Mizraitth Wut, Canaan. « 9. Die Kinder aber Ehns [des ersigenannten Sohnes von Ham] find [füns]: Sehn, Hevila, Sabtha, Ragemcn Sabthechin Die Kinder aber [des vierten unter den Kindern Chus’, des] Ra- geina sind [diese zwei]: Scheba und Dedan. 10. Chus aber zeugete [hatte außer seiten Stammvätern äthiopischer Völkerschaften auch eine in der ältesten Geschichte besonders hervor ragende Persönlichkeit unter seinen Nachkommen] Nimrod; der fing an gewaltig zu sein auf Erden fstiftete das erste, auf Gewaltthat sich gründende Mk» l. Z. 1 2 l. Chronika l, ll—-54. Weltreich, kommt jedoch bei Zählung der hamiti- schen Völker nicht weiter in Betrachts 11. Mizraim [Ham’s zweiter Sohn] zengete Lndim. Anamim, Lehabim, Navhthuhin 12. Pathrusim, Caslnhiun von welchen sind anskommen die Pbilistim und Cabhthorim IF. Canaan aber sHanrs jüngster Sohn] zengete Zidou, seinen ersten Sohn, und ffolgende l0 andere:] Helh, 14. Jebusi, Wort, Girgosi, 15. Hebt, Atti, Sini, Its. Arwadi. Zemariund Hamathi fzufammen 30 hamitische Völker] 17. Die Kinder Sem sdes mittelsten und in der Geschichte des Reiches Gottes am meisten her- vortretenden Sohnes Noah’s] sind diese [fiinf]: Elam, Assnr, Arphachsad Lud, Aram, [die Kinder aber von Aram sind folgende vier:] Uz, Hut, Gether und Masech. 18. Arphachfad aber [der wichtigste unter Sem’s Söhnen, auf den wir bei der folgenden Genealogie V. 24 ff. noch einmal zurückkommen] zeugete Salah; Salah zengete Eber. 19. Eber aber wurden zween Söhne geboren: der eine hieß Peleg so. i. Zertheilungf darum, daß zu seiner Zeit das Land [die Bevölkerung der Erde in Folge der babhlonischen Sprachverwirrungj zertheilet ward [an ihn knüpft die andere Geschlechts- reihe V. 24 ff. an], nnd sein Bruder lmit dem allein wir hier es zu thun haben] hieß Jaktan [oder Jaketan]. 20. Jaktan aber zeugete Almodad, Saleph, Hazarmaveth Jakob, 21. Hadorany Ufal, Dikla [oder Dikela], 22. Ebal [oder Obal], Abimaeh Scheba, 23. Ophiy Hevila und Jobab Das soiefe dreizehn] find alle Kinder Jaklan [so daß also zu- sammen 26 semitifche Völker in dieser Geschlechts- folge zu zählen sind] H· v. 24—54. Das zweite Geschlechtgregificy nun) ein— mal mit Sein anhebend, führt durch ebenfallg10 Glieder die Reihe bis auf Kbralf am, den Ahnherrn des Gottes— volltg, fort; von da an aber handelt eg sitt) nicht mehr um den Slammbaum dieser: Volkes, sondern es werden die Uebenzweige des Kbratfatnitifrhen Geschlechtz welch« gleichfalls 70 lblillierfkhaften zählen, im Einzelnen vorge- führt, wozu in einein Jlnhange ein Verzeichnis der Königs: und Staunnfürsten Gdombi kommt. U. sDie Stammväter desjenigen Zweige! der Sc- initen, welcher von Gott zum Gegenstand seiner Wahl und zum Träger der Verheißung bestimmt ward, sind der Reihe nach diese l. Mos 11, 10 ff. :] Sen» At- phachsad, Salah, 25. Eber, Peleg, Regn·, 26. Sang, Nahm, Tharah, 27. Abram [im J. 2008 nach Erschaffuug der Welt oder 1997 v. Chr. geboren] das ist -[wie er nachmals mit Beziehung auf feine Beru- fung von dem HErrn genannt wurde l. Mos. 17, b] Abraham. As. Die Kinder aber Abraham sind Jsaak foer von der Freien durch die Verheißung geboren ward] und Jsmael [von der Magd nach dem Fleische geboren Gab 4, 22 f., l. Mos. l6,15 f.; 2l, 2 f.]. 29. Dies ist ihr [sämmtlicher Nachkomnien Abraham’s] Geschlecht sjedoch so, daß in diesem Kapitel noch abgesehen wird von Jakobs oder Jsraeks Nachkommen, mit denen wir’s von Kap. 2 an im Besonderen zu thun haben, dagegen unser Angenmerk außer auf die Nachkommen des Esau V. 35 ff. auch auf die des Abraham von seinem Nebenweibe Ketura V. 32. 33 fällt]: der erste Sohn Jsuiaeks [ist- s. 1. Mof. 25, 12 ff.] Ne- bajolh, [die andern Söhne desselben, welche zu Stammvätern arabischer Geschlechter wurden, sind :] Kedar, Adbeeh Mibsauy Th 30. Misma, Dame, MafmHadad soder Hadar], Will, 31. Jethur, Nat-bis, Kedma. Das sind die Kinder Jstnael szusammen zwölf]. 32. Die Kinder aber Ketnra, des Kebsweibes Abtahanrs [1. Mos. 25, 1 ff., um diesen andern Nebenzweig des Abrahamitischen Geschlechts, welcher ebenfalls von der Verheißung ansgeschlossen ward, hier fogleich mit abzuthun, sind folgende fechs]: die leben jene Ketura] gebar [ihm in seiner Ehe zur linken Hand] Simran [oder Simron], Jacksan, Medan, Midian, Jesbah Snah. Aber die Kinder Jacksan sdes zweiten unter den eben genannten Söhnen] sind: Scheba nnd Dedan. 33. Und die Kinder Midian fdes zu viert genannten Sohnes der KetUraJ find: Ephth Esther, Henoch [oder HanochL Abida, Eldaa. Dies [sechs Söhne und 2 —k- 5 Enkel] find sabgesehen von den in l. Mos 25, 3 erwähnten 3 Urenkeln] alle Kinder der Ketura. 34. Abraham zengete saußer feinem Neben: sohne Jsmael von der Hagar V. 29 ff. und den 6 Nebensöhnen von der Ketura V. 32 f. als den eigentlichen Sohn der Verheißung] Jfaak [von der Sarah l- Mvs 25- 19 ff-1. Die Kinder aber Jsaak sind: Esau und sJakob oder, wie er mit seinem heilsgeschichtlichen Namen l. Mos 22, 27 f. genannt wurde] Israel. « 35. Die Kinder Esan [der der Verheißung verlustig ging, dessen Nachkommen wir also bei dem vorliegenden Geschlechtsregister mit aufzuzählen haben] sind [1. Mos. IS, 1 ff.]: Elibhas [von der Ada], Regutl [von der Vasmath], Jens [von del? Ahalibamcll Jaelam, Kotah sletztere beide eben- falls von der AhQlibama]. 36. Die Kinder [des zuerst genannten] Eli- phas sind: Themas» Oman Zephi, Gaetham, Kerne, Geschlechtsregister der Patriarchen bis auf Jakob. 3 [und von] Thimna sseinem Kebsweibe 1. Mos. 36, 12., iioch ein sechster Sohn], «Amalek. 37. Die Kinde! Reguel sdes zweiten von Esaus Söhnen] sind Nahath S·erah, Samnia und Missa 38. Die Kinder Seir sdes Horiten, der ·mit seinem Gesehlecht vor dem des Esau das Edotmtew land inne hatte und dann zu dessen Geschlecht zahlte 1. Mos Ja, 20 ff] sind: Lothan, Sobal, Zibeon, Ana, Disou, Ezer, Disan. 39. Die Kinder Loihan [des ersteii unter die- seii Seiriten oder HoriteiiJ sind: Hort, Homam [oder Heman]; und Thimna sjenes Kebsweib des Eliphas V. se] war eine Sehwesterlothanssz 40. Die Kinder Sobal [des zweiten SeiriieiiJ sind: Alian [oder Alwaii], Manahath Thal, Sephh Ouaiu. Die Kinder Zibeon sdes dritten] sind: Aja und Aua. · · 41. Die Kinder Aha· sdes oierten]: Dlson [iind dessen Schwester Ahilabama, die Esau sich zum Weibe nahm 1. Mos 36, 2]. Die Kinder Dison sdes fünften] sind: Haairan koder Heini-att- vgl. Anin. zu I. Mos. 36, 28], Esbaly Jethram China. 42. Die Kinder Ezer sdes sechstenj sind: Bilhan, Saewan, Jaekan loder Akan]. Die Kinder Disau [des siebenten] sind: Uz nnd Aran. Wie Noahs Nachkommen sich in die drei Zlvekgks Sem, Ham und Japhet theilen, so die des Abraham in die drei Cjeschlechter des» Jsaak, des Jsniael und der Ketura-Söhne. Gleichwie nun seiner die z Zweige der Noachitem abgesehen von dem erwahlten Geschlecht des Sem V. 24 ff., in 7·0 Völker auseinandergehen (14 japhetitischn 30 hamitische und 26 seinitisetie ·Volker V. 5 ff., 8 ff» 17 ff.), so· theilen auch die hier in Be- tracht gezogenen Abrahainiten, indem das erwahlte Ge- schlecht des Jakob oder Israel sur sieh zahlt, zusammen sich ii1 70 Stämme: 2 Söhne Abraham s, 12 Söhne Jsniael’s, 6 Söhne und 2 -i— 5 Enkel der Ketura, 2 Söhne Jsaak’s, 5 Söhne und 6 —l— 4 Enkel Esaus nebst 7Söhiien uiid 2 -t-5 -l—2 -i-1—t-4—i-3-l-»2= 19 Enkeln Seins. Wir sehen, daß schon ziinZeitdes Verfassers unsers Buches· man sich beslksbld U! DIE Relhen der aus der älteren Zeit iiberlieserten Namen durch genaue, auf eiii besonderes Walten der· göttlichen Vorsehungaii Entwickelung der Geschichte hindeutende Zahlenverhald iiissc Ordnung und Halt zu bringenz was aber der Zahl siebzig für eine Bedeutung iii der biblischen Zahlensynis bolik eignet, ist in Anm. 2 zu 1. Mos 46- 27 ENUVIckLIT worden. Dasselbe Bestreben nun begegnet uns auch in dem Geschlechtsregister ChristiH Piatih l, 2—- l6, und zwar hier in so auffälliger Weise, daß«inel)rere«sonst» be- kannte Namen ausgelassen sind, um tin allen 3 Reihen gerade 14 Glieder zu erhalten; denn diese Zahl, als Ver- doppelung der heiligen Stebenzcihl (3- ·M0f- U, 53 4. M. 29, I ff» 12 ff.), bezeichnet eine gesteigerte Gnaden- heimsuchung wobei zugleichin Betracht kommen Durste, daß, wenn man die Zahl in» die 3 Zahlen 4 -i— 6 f 4 auslöst und letztere init hebraischen Buchstaben schreibt, der Name ,,D»avid« ("l1'l) sich kkglebks » » 43. Dies sind [um dem Berzeichiiiß der Stammväter Edom’s auch das seiner Könige und Stainmfiirsteii als Anhang beizufügen] die Konigh die [ivie schon in 1. Mos. 36, 31 ss. berichtet ward] regieret haben im Lande Edom, ehe denn ein König regierete unter den Kindern Israel: Bein, der Sohn Brot; uud seine Stadt hieß Dinhaba 44. Und da Bela starb, ward kdurch Wahl von Seiten der Stainineshäupted König an seine Statt Jobaly der Sohn Serah, von Bazta 45. Und da Jobab starb, ward König an seine Statt Husam, aus der Themanitet Lande. 46. Da Husam starb, ward König an seine Statt Hadad, der Sohn Bedad, der die Midiauiter schlug in der Moabiter Felde; und seine Stadt hieß Awith 47. Da Hadad starb, ward König an seine Statt Samla von Masret 48. Da Samla starb, ward König an seine Statt Saul von Rehoboth am Wasser [Euphrat]. 49. Da Saul starb, ward König an seine Statt Baal-Hanau, der Sohn Achbor. 50. Da VaakHauau starb, ward König an seine Statt Hadad [oder Hadam zur Zeit, da die Kinder Israel nach ihrer 40jährigen Wanderung durch die Wüste nach dem Lande Canaan aus- brachen uiid freien Durchzug durch Edom begehr- ten]; Und seine Stadt hieß Pagi [oder Pagu]; und sein Weib hieß Mehetabeeh eine Tochter Manch, die Mesahabts Tochter war. 51. Da aber Hadad starb, wurden Fürsten zu Edom [die das Land wieder nach der Weise der alten aristokratischen Stammverfassung regiertenjx Fürst [von] Thimna Fürst kvonj Alia, Fürst kvon Jetheth 52. Fürst [von] Ahalibamiy Fürst [ooii] Ein, Fürst Don] Pinon, 53. Fürst [von] Keuas, Fürst [von] Theman, Fürst [oon] Mibzay 54. »Fürst [von] Magdieh Fürst Don] Staat. Das sind die Fürsten zu Edoiii sbenannt nach dem Stammsitz ihres Geschlechtss Das Z. Kapitel. Söhne· Jakobs und Juba. Hi— V. l— 55. Das dritte Geschleklitsreglster bringt die Uaihttomiiieii des vorhin (t1iap. 1, 34) von den beiden Söhnen Isaalrg außer lsetrathi gelassenen Jatiob oder Israel, des Erben der verheikimg uiid führt zunächst dessen 12 Zähne alg Begründer der 12 Stämme dcg aus· erwahlteii kloltieg vor (ll1.1 u. 2); uaihher aber geht ei: ans die Uachtioininen des Juba, der wiederum in Israel ziiiii Träger der Vcrheißiing oder als derjenige Stumm erkoren ward, ans welchem der jnessiag hervorgehen sollte, näher ein und niachl abermals 70 tlarhlionimen desselben namhaft W. 3-—33), indem es in einem dlaehsahe 13 Generationen des egyottsihen Kneehts Ilarha auszahlt Ob. 34—41)· Jbiim Schliiß folgt dann nokh ein Anhang von mehr geographischeni Inhalt in zwei Theilen, von welchen der erste ed. 42——49) die Wohnsiht der einen Reihe der ltlarhtiomnien Judas darstellt, der andere W. 50 bis 55) die Niederlassungen einer zweiten Reihe, dieser Uakhlioniiaen Ist· I. Chronika 2, 1——43. 1. Dies sind die Kinder Israel [die ihm von feinen 2 Frauen und ihren beiden Mägden geboren wnrden]: Ruhm, Sinteoth LeVi, Juda, Jsaschay Sebttlon [von der Lea]- 2. Dan [von Raheks Magd Bilhah Joseph, Venjamin [von Rahel], Naphihali [ebenfalls von Bilha], Gad, Asset [von Silpa, der Magd Lea’s; vgl. 1. Mos. 35, 23—26]. 3. Die-Kinder Juda [des, um der Verheißung in I. Mos. 49, 8 ff. willen, bedeutendsten unter diesen zwölf Söhnen] sind: Ger, Onan, Sein. Die drei wurden ihm geboren von der .Cananitin, der [ihrem Namen nach nicht näher bekannten] Tochter Sua [1. Mos. 38, 1 ff] Ger aber, der erste Sohn Juda, war böse vor dem HErrn darum tödtete er [der HErrJ ihn lraffte ihn durch einen frühzeitigen Tod hinweg, bevor sein Weib Thamar von ihm schwanger ward]. 4. Thamar aber, seine Schnur sdes Juda SchwiegertochterL gebar [indem sie nach dem da- mals geltenden Rechte der Leviratsehe seine Um- armung sich erschlich] ihm [die beiden Zwillings- söhue] Perez und Serah; daß aller Kinder Juda waren fünf. Z. Die Kinder Perez [der durch sein Durch: brechen das Erstgeburtsrecht vor dem Bruder sich errang] nnd: Hezron und Hamul [1. Mos. 46, 12]« is. Die Kinder aber Serah sind: Simri, Ethan, Hemam Chalcoh Dara. Der aller sind fünf sdoch waren sie außer dem erstgenannten Simri oder Sabdi Jos. 7, l nicht eigentliche Söhne des Serah, sondern weise Männer zur Zeit"Salomo’s, die als Fremd- linge und Beisasseu dem Geschlecht der Judäer bürgerlich einverleibt worden waren I. Kön. 4, 3 Anm.]. 7. Die Kinder Charmi [des Sohnes des im vorigen Vers an erster Stelle genannten Simri] sind Aehar sursprünglich Achan genannt]- Welcher betriibete Israel, da er sich am Berbanneten ver- griff sund deshalb hernachmals also benannt wurde Jos. 7, 26]. 8. Die Kinder Ethan [des zweiten unter den V. 6 genannten Serahiten] sind Asarja [sonst nicht weiter erwähnt]. Die Weise, auch da von Nachkommen in der Mehr· heit zu sprechen, wo nur einer angeführt wird, ist in Geschlechtsregisterit sehr iiblich, vgl. V. 31; Kap. 24, 17; 1. Mos. 46, 23. 9. Die Kinder aber Hezron kdcs Erstgebw renen des Perez V. 5], die ihm geboren [und welche die Stammväter der 3 großen Geschlechter geworden sind, in welche seine Nachkommenschaft auseinandergehq sind: Jerahmeeh Ram, Chalnbai [s. Anm. zu V. 49]. 10. Ram aber [der, obwohl der Zweitgebm rene, dennoch der wichtigste unter den dreien ist] zeugete Amminadab [2. Mos. S, 23]. Amminadab zeugete Naheffon, den Fiirsten der Kinder Juda [unter Mose 4. M. I, 7; 2, s; 7, 12]. 11. Nahesson zeugete Salma [den nachherigen Gatten der Rahab Jos. s, 25 Anm.]. Saltua zettgete [mittelbar, durch einen seiner Nachkommen, s. Rath 4, 21 f.] Was. 12. Boas zeugete smit der Rath] Obed Ohed zettgete [gleichfalls auf mittelbare Weise, durch seinen, dem Namen nach nicht näher be- kannten Sohn] Jsai. 13. Jfai zeiigete seinen ersten Sohn Eliab, Abinadab den andern, Simna den dritten, 14. Nathaneel den vierten, Raddai den fünften, 15. Ozeni den sechsten, David den siebenten. 16. Und ihre Schwestern [die Töchter ihrer Mutter von deren ersiem Gatten Nahas 1. Sam. te, 10 Anm.] waren: Zernja und Abigaii. Die Kinder Zeruja sind: Abisai, Joab, Asaheh die drei [bekannt als Davids Kriegshelden]. 17, Abigail aber gebar [außerehelich] Amafa [2. Sam. 17, 25; 19, 13; 20, 4 ff] Der Vater aber Dieses] Amafa war Jethey ein Jsmaeliten 18. Caleb [der Enkel oder Urenkel des in V. 9 genannten Chalubai V. 49 Anm.], der snächst Ram zu zweit wichtige] Sohn [d. i. Stammfürsi des Gefchlechtesj Hezron, zengete [Kinder] mit Asuba, feiner [ersten] Frau, und [mit] Jerigoth [der andern, von deren Söhnen hernach V. 42 ff. die Rede sein wird]; nnd dies sind der; selben [der erstgenannten Frau, der Asuba] Kinder: Jefen Sobab nnd Ardon. 19. Da aber Asnba starb, nahm Caleb [die] Ephrat [d. i. die Fruchtbarejz die [dies dritte Weib Caleb’s] gebar ihm Hur [der Mosis Schwager ward und neben dessen Bruder Aaron eine hervorragende Stellung im Volke einnahm L. Mos. 17, 10 Anm.]. 20. Hur gebar Uri. litt gebar Bezaleel [den nachmaligen Werkmeister beim Bau der Stiftshütte Z. Mos. 31, 2; 35, 30]. 21. Darnach [um hier auch von einigen Seitenlinien des Geschlechts der Hezroniten B. 9 noch etwas zu sagen] beschlief Hezron [in außer- ehelichem Umgange] die Tochter [des] Machiy des Vaters Gilead [4. Mos. 32, 41 Anm.]; und er nahm sie [nachdem sie schwanger geworden], da er war sechzig Jahr alt, und sie gebar ihm Segub. 22. Segub aber zeugete Jair, der hatte drei und zwanzig Städte in Gilead [im nordwestlichen Theil des Ostjordanlandes, die sog. Havoth-Jair oder Jairs-Weiler]. » 23. Und er kriegte ans denselben Gesnr und Aram, die Flecken Jair [richtiger: Und es nah- men hernachmals, vermuthlich in der ersten Zeit der Richter, Gesur und Aram, d. i. die Shrer in dem nördlich darüber gelegenen Landstrich Gesur Jof. 13, IS; Z. Sam. 3, Z» ihnen, den Nach- kommen Jair’s, die Flecken Jair wegL dazu Kenaih mit ihren Töchtern [den andern Theil des ehemaligen Bahn, der einem Nebenzweig desselben Söhne Jakob’s und Juda. 5 Geschlechts, dem Nobah, zugefallen war 5. Mos. 3, 15 Anm.], sechzig Städte [bis dann dreißig von ihnen durch den Richter Jair zurückerobert wurden Richt. 10, 3 ff.]. Das [jener Jair mit dem Nebenzweig Nobah, die zusammen das Land Basan bis an den Jordan besaßen Jos. II, 34; Neatth 19, I] sind alle Kinder [der-J Martin, des Vaters Gilead swclche bei der Gencalogie Hezrons in Betracht kommen; denn Gileads Nachkommen selber ge- hörten zu dem Geschlechtsregister Manasses Kap. 8, 14 ff. und empfingen ihr Erbe im Westjordanlaitde 4. Mos. 36, 4 Anm.]. 24. Nach dein Tode Hezton [welcher Stamm- fürst« war] in Caleb-Ephrata [in dem nördlichen, nach Ephrata oder Bethlehem zu gelegenen und später nach Caleb und dessen Weibe Ephrat be- nannten Theile des Landstriches Caleb], ließ Hezron Pia, fein sdrittesj Weib [vgl. V. 9 u. 21., in schwangerem Zustande zurückL die gebar ihm [als posthucriusj Ashun den Vater Thetoa [den Stamm- fürsten der Stadt Thekoa, 2 Stunden südlich von Bethlehem 2. Sam. 2, 1 Anm.] «) Das Starkesche Bibelwerk bezieht die Angabe »in Caleb-Ephratha« auf das vorangehende Wort «Tod«, als sei dieser daselbst erfolgt, während das englische Bibel- ibrerk tsiebmidt dem? soblgenden cFAbia gegaw in Verjbinigtntg in « ei es i» a er unri ti , da eron zu er ei, di: Kinder Israel noch iii Egyptin waren, gelebt hat und dort oder ivahrscheinlicher in der Wüste gestor- ben ist. Vielmehr soll ohne Zweifel gesagt werden, daß sein Geschlecht nach »der Eroberungund Austheilung des Freier«« Wiss-zeigst« sgiitsgex Jurist» e e« on em e e arm l. Sam. 30, 14 die Rede, und wohnte in diesem, der vergiuthiiich bisliräzdie Czggeåid vonh sgiaånbutltd Cgrmetl rei te, er in . am. , erwä ne a a, wä ren der IEis VethstlJeFFhlsiP erstreckte und auch das ä en eoain o. 25. Ierabmeeh der erste Sohn Hezron [der aber seiner Bedeutung in der Stammver- fåssiäng Judagsterst als der dritäe zählt],] hiztte net szunä von einer er en Frau: en ersten Rang fnichs zu verwechseln Ziit seinåm gleichE namigen aters ruder V. 9], nna ren un Ozean und« Ahn. « « «) Vor dem letzten Namen Ahia« fehlt im Grund« text das Verbindungswort »und ; vekmuthiich ist Ahia der Ngkne dskrjersten FrauznodoiisAhkgs so gaß uns) Isöllänle zu ä en n,wieau ie yet eun riei e eer- ietzung thun, welche letztcre das Wortgiii dem Sinne: »seinen Bruder« auffaßt. di Diltnd Jerdahmeel hatte noch ein ander Zseib e te tara, ie ist die Mutter Des] nam. J 27. Dis? zKinder aber Adam, dgs Eeksten Sohns ecahmeeh n : Maaz, Jamin un er. 28. Aber Onam [der Sohn Jerahmeeks von der Atara V. 26] hatte [auch] Kinder [die in der Geschlechtsfolge von Wichtigkeit sind]: Samai nnd Die Kinder aber Satnai sind: Nadab und UT. 29. Das Weib aber Abisnr hieß Abihail, die ihm gebar Achban und Moiid. 30. Die Kinder aber Nadab sind: Seled und Appaimz und Seled starb ohne Kinder. 31. Die Kinder Appaim sind Jessi [vgl. Axt-m. zu V. 8]. Die Kinder Jesei sind Sesan. Die Kinder Sesan find [eine Tochter mit Namen] Ahelai [und diese wurde, da er keine Söhne hatte V. 34, die Erbtochter 4. Mos. 27, 1 ff.]. 32. Die Kinder aber Jadai, des Bruders Samai [V. 28], sind: Jether und Jonathan Jether aber starb ohne Kinder. 33. Die Kinder aber Jonathan sind: Peleth und Sasa. Das sind die Kinder Jerahmeel [die ihre Wohnsitze im Mittagslande desStammes Juda hatten I. Sam. 27, 10]. 34. Sesan aber. [von dem in V. 31 die Rede war] hatte nicht Söhne, sondern Töchter [wenigstens die eine, um die es fich hier handelt, die Ahelais Und Sesan hatte einen egyptischeu Knecht, der hieß Juba. 35. Und Sesan gab Juba, seinem Knechte, seine Tochter zum Weibe, die gebar ihm Athai. 36. Athai zengete Nathan [den bekannten Propheten dieses Namens zur Zeit Davids S. Sam. 7, 2 Anm.]. Nathan zengete kaußer Asarjaj Sabad [der mitsammt seinem Bruder ein hohes Staatsamt unter König Salomo bekleidete I. Kön. 4, 5]. Ob IF. Sabad zeugete EphlaL Ebhlal zengete e . 38. Obed zeugete Jehu [nicht zu verwechfeln mit dem gleichnamigen Könige von Israel] Jehu zeugete Asarjm 39. Asarja zengete Halez. Halez zengete Eleasa 40. Eleasa zengeteSissemai. Sissemat zeu- gete Sallnm. 41. Sallmn zeugete Jekamia Jekamia zeu- gete Elisama [mit welchem die Geschlechtsreihe bis auf die Zeit des babhlonischen Exils fortgefiihrt ist]. 42. Die Kinder Caleb [Enkel Chalubars V. 18 u. 49 Anm.], des Bruders Jerahmeel [V. 9., die Caleb mit seiner andern Frau Jeri- goth V. 18 gezeugt hat], sind: Mesa, sein erster Sohn, der ist der Vater Siph fdes Stammfiirsten der Stadt dieses Namens, IV, Stunden südöstlich von Hebron Jos. 15, 55], und saußer ihm ge- hören zu dieser GeschIechtsreiheJ der [richtiger: die] Kinder Maresa, des Vaters Hebron kwelcher erstere mit seinem Geschlecht in Maresa Jos. 15, 44, drei Meilen nordwestlich von Hebron, sich ansiedeln, während der letztere der Stammfürsi von .L)ebron selber 2. Sam. Z, l Anm. wurde] 43. Die Kinder aber Hebron [welche wie- derum von dieser Stadt abhängige Ortschaften be- setzten, die nach ihren Namen benannt wurden, 6 l. Chronika 2, 44—55. Z, 1 —14· aber noch unentdeckt sind] find: Korah, Thapuah EIN« 15- 34], Rekem [nicht zu verwechseln mit der Stadt dieses Namens im Stamme Benjamin Jos. 18, 271 und Sama. 44. Sama aber [ein sonst häusig vorkommen- der Männer-Name] zengete Rahauh den Vater Jarkaam [der vielleicht Stammfürst von Jakdeam Jos. 15, 56 wurde] Rekem zeugeie Samen. 45. Der Sohn aber Samai hieß Maon sdessen Stadt in der Wüste Juda lag Jos. 15, 55J- und Maon war der Vater Vethznr [nach welchem eben- falls eine Stadt benannt ist Jos. 15, 58]. 46. Epha aber, das [eine] Kebsweib Caieb’s, gebar Haran sseine Stadt dieses Namens in Juda ist unbekannt], Moza [dessen Stadt auch unbe- kannt, nicht zu verwechseln mit Moza im Stamme Bensamin Jos. 18, 26] und [als dritten, zu ihrem Geschlecht gerechneten Sohn] Gafes [Stadt gleich- falls nicht näher bekannt] Haran aber zeugete Gases [dieser war also eigentlich nur der Epha Enkel] 47. Die Kinder aber Jabdai soielleicht eines zweiten Kebsweibes des Caleb] sind: Regem, Jo- tbam, Gesan, Peter, Epha und Saaph ssämmtlich nicht näher zu erklärende, wenn aneh theilweis sonst noch vorkommende Namen] 48. Aber Madam, das [dritte] Kebsweib Caleb-s, gebar Seher und Thirbena [unbekannt]; 49. Und gebar aueh Saaph fzu unterscheiden von einem anderen Sohne Caleb’s, der denselben Namen führte V— 47J, den Vater Piadmanna sStammfürsten einer auch in Jos.15, 31 erwähn- ten Stadt], und Sewa, den Vater Machbena [eine Stadt dieses Namens kommt sonst nicht vor],- nnd den sseinem Namen nach nicht näher bekannten] Vater Gibea svielleicht der Stammsürsl der in Jos. 15, 57 erwähnten Ortschaft Gibea s. Richt II, 13 Anm.]. Aber Achsa swie aus Jos. 15, 16 ff.; Nicht. 1, 12-»ff. bekannt] war Caleb-s Tochter [und brachte ihrem Manne Athniel die Stadt Debir zu] Hieraus geht deutlich hervor, daß der Caleb, dessen unser Kapitel in so ausführlicher Weise erwähnt, ein und dieselbe Person ist mit jenem bekannten Caleb, der mit unter den israelitischen Kundsclsaftern gewesen war nnd sein Erbiheil in und bci Hebron empfing (4. MoiJ 13, 2 ff.; Jos. 14, 6 ff.); denn mit dtn älteren Aus- legern ihn Von diesem Caleb zu unterscheiden und an- zunehmen, daß er ebenfalls eine Tochter Achsa gehabt habe, dürfte doch eine gewalisame Erklärung sein. Nun aber heißt jener, von der Cåesehichte der Kundschaster her bekannte Caleb beständig ein Sohn Jephunne (ogl, Kalt. 4, 15), während unser Caleb durch die Vezcichnnng: ,,des Jehrameel Bruder« (V. 42) als Sohn des Hezrou und als einerlei mit Chalubai (V. 9) erscheint. Das; beides nicht der Fall sein kann, ergiebt sich schon daraus, daß der Kundschafter Caleb im J. 1520 v. Chr. geboren ist (Jos.14, 7 ff.), Hezrond Geburt dage en fällt etwa in das J. 1687 v. Chr. Wir müsseu alizo annehmen, das; zwischen Chalubai in V. 9 und Caleb in V. l8 n. 42 allerdings ein Unterschied stattsindch indem ersterer den Jephurine zu seinem Sohn oder Enkel hatte, von dem dann Caleb gezeugt wurde; daß aber gleichioohl nicht Chalubai für den Fürsten des zweiten Geschiechts der Hezroniten galt, sondern dessen berühmter gewordene Enkel oder Urcukel Caleb, und demuach die in V. 42 von letzterem gebrauchte Bezeichnung «Bruder des Ieh- rameel« nicht im leiblichem sondern im genealogischen Sinne zu verstehen ist, weshalb auch sitt) nicht mehr genau ermitteln läßt, wieviel von den in V. 18 f. und V. 42 ff. genannten Söhnen dein Caleb selber ange- hören und welche blos in sein Geschlecht eingetragen sind, wie denn überhaupt diese ganzen genealogischen Nachweisungen file unsere Zeit viel Dunkles enthalten, zumal offenbar geographifihe Verhältnisse dabei mit in Betracht kommen, deren Berständuiß im Einzelnen sich uns entzieht 50. Dies waren sum hier, wo wir es einmal mit geographischen Verhältnissen zu thun haben, wieder an V. 19 anzukniipfen] die Kinder Caleb: Hur, der erste Sohn von sseinein Weibe] Epbrata [die er nach dem Tode der Ahuba nahm]; Sobah der Vater [Stammsürst von] Kiriath-Jearim [dieser, dessen Stadt 3 Stunden nordwestlich von Jeru- salem gelegen Jos. 15, 60., ist dann wieder Hur’s Sohnlz , 51. Ebenso] Salma, der Vater [Stamm- fürst von] Vethlehemz kund] Hareph, der Vater BetlxGader [Stammfürst von Gader Jos. 12, 13]. 52. Und Soljal, der Vater KiriatbaJearim [V. 50], hatte Sohne [wenigstens den einen, den im Kap. 4, 2 genannten Reaja], der sahe [besaß als Herrschaftsgebiet seines Geschiechtsj die Hälfte Mallllhoth [die Hälfte eines an der Stelle, wo die Stämme Dan und Juda sich berührten, gelegenen Land- siriches, dessen andere Hälfte ein Geschlecht des Salma inne hatte V. 54]. 53. Die Freundschaften aber zu Kiriatb-Jearim [die das Geschlecht des Sobal selber ausmachteiq waren die Jethritcr [2. Sam. 23, 38], Puthitexz Summathiter nnd Misraitetx Von diesen [Ge- schlechtern der Stadt Kiriath-Jearim] find auskonv men die Zaregathitey die Estbaoliter kdicBcivohiiee der beiden Städte Zarea und Esthaoh nachdem dieselben von den ursprünglich dort seßhafien Dauiten verlassen worden waren Nicht. 18, 12 Aum.]. 54. Die Kinder Salma sdes zweiten Sohnes Hur V. 51] find feines-theils, wie schon bemerkt, die Geschlechter von] Bethlehem, nnd [anderntheils] die Netophatiter sBewohner der Stadt Netophli 2. Sam. 23, 28]- die Krone des Hauses Joab [ferner die Bewohner von Ataroth-Beth-Joab, zu unterscheiden von Ataroth-Adar Jos. 16, 2. 5], nnd die Hälfte der Manathiter von dem Zareither sdie Inhaber der andern nach der Stadt Zarea hin gelegenen Hälfte des in V. 52 genannten Landstriches Manuhoth]. 55. Und die [ebenfalls zu den Nachkommen des Salma gehörenden] Freundschaften [oder Ge- schlechterj der Schreiber, die zu Jebez kein» fvvst nicht weiter bekannten Stadt im Stamme Juda] Geschlechtsregisier der Könige aus dein Hause David. 7 wohnt-ten [und eine eigene Gelehrten-Zunft bilde- ten], sind die Thireathiteiy Simeathiter, Snehathi- let [vielleicht sind die 3 Worte als Abtheilungen der Zunft zu fassen, wie die Vulgata thut: die Sänger, die Nachsänger und die Zeltbewohner]. Das sind die [in Richr 1, 16; 4, 11. 17; I. Sam. 15, e; 27, 10 erwähnten] Mutter, die da kommen sind [abstszammen] von Hamath des Vaters Beth-Rechab sbesserx dem Vater des Hauses Rechab und Großvater jenes Jonadab, dessen in 2. Kön. 10, 15. 23 gedacht wurde]. Während V. 19 n. 20 den Zusammenhang des Caleb mit einem berühmten Manne der Vorzeih dem Bezaleeh nachweisen, sprechen V. 50 ff. von einer Ansiedelung der Nachkommen des Caleb in einer Gegend, welche in der Geschichte Jsraels von großer Bedeutung war; denn in ihr lag die alte Gibeonitenstadt Kiriath-Jearim, die eine Zeit lang Hiiterin der Bundeslade gewesen war 1. Sam. S, 21 ff» und die Davidsstadt Bethlehem; wir können das Interesse, welches den Chronisten bei der Mittheilung dieser Nachrichten leitete, wohl ahnen, wenn anch ihren Jnhalt nur unvollständig zu erkennen uns gestattet ist. (Bertheau.) Vgl. Anm. zu Kap. 27, 32. Das Z. Kapitel. Register der Könige- Juda IV· V. l—24. Der heilige Schriftsteller kommt jetzt, in der vierten Genealogik ans dasjenige Geschlecht, das er schon bei den srciheren Gcnealogieen im Zeuge gehabt, alter immer nur bis zu den namens-unstet« an welrhen sieh Uchenlinien wie Kette vom Ljaitptstamme atssondertem verfolgt hat, nm zunächst diese ahzuthuru das in dar Gesrhlecht Davids Er führt nun das Königliche Haus dieses Träger-s der göttlichen locrhelßung in seinen nach— leammem uns var bis üher die Zeit der Rückkehr ans dem babylonischen Exil hinaus und schließt damit die erße Hälfte seiner Geschlechts-laegister, die zusammen einen Zeitraum von etwa 3400 Jahren umfassen. I. Dies sind die Kinder David, die ihm ge- boren sind zu Hehton [seiner ersten Residenz, so lange er nur erst über den Stamm Juda herrschte, 2. Sam. s, 2 ff.]: der erste Amnon, von Ahi- noam- der Jesreelitiu [1. Sam. 25, 43; 27, 3J; der andere Daniel [in Z. Sam. Z, 3 Chileab ge- 3annt]2, von Abigaih der Earmelitin [1. Sam. s ) Z. Der dritte Absalon, der Sohn Marthe, der Tochter Thalmoh des Königs zu Gesur [2. Sam. 13, 37]; der vierte Adonia, der Sohn [der nicht näher bekannten] Haggithz Z. Der fünfte Saphatja, von Abital; der sechste Jethream von seinem Weibe Erste. Dieser Zusatz beim lctzten Namen: ,,seinem Weibe-«, dient blos dazu, der aufgezählten Reihe von Frauen Davids einen passenden Abschluß zu geben; keineswegs aber soll damit die Egla als Davids vornehmste Ge- mahlin bezeichnet werden, so daß man darunter, wie die Rabbinen meinen, die Michal (1. Sam. 18, 20 ff.: 25, 34 S. 3, 13 ss.) zu verstehen hätte (s. 2. Sam. 4. Diese shier ausgeführten] sechs sind ihm geboren zu Hebronz denn er regterete daselbst sieben Jahr und sechs Monden [von 1055——1048 v. Chr.], aber zn Jerusalem regierete er drei nnd dreißig Jahr [v. 1048——1015; s. I. Sam. 2, 11; 5 , 5]. 5. Und-diese sind ihm geboren zu Jerusalem sKap. 15, 3 ff.; Z. Sam. 5, 13 fs.]: Simea [oder SammuaL Sol-ab, Nathan, Salomo, die vier, Von der Tochter Sua [richtiger: von Path- Sua oder Bath-Seba 2. Sam. It, 3], der Torhtet Ammiel [oder Eliam 2.Sam.15, 31 Anm.]. s. Dazu Jehehar, Elisama [oder vielmehr, da hier ein durch V. 8. veranlaßter Schreibfehler vorliegt: Elisua], Eliaphalet [der I. dieses Na- mens, der jedoch frühzeitig verstarb und seinen Namen auf einen naehgeborenen Bruder V. 8 vererbte], 7. Noga [ebenfalls frühzeitig verstorben], Nephcg- Japia [oder Japhia], 8. Elisama, Eliada [in Kap. 15, 7 Baeljada genanntL Eliphalet [der II.], die neun smit den in V. 5 ausgeführten vier Söhnen der Bathseba zusammen dreizehn in Jerusalem geborene Söhne]. d. Das sind alles Kinder David, ohne was der Kebsweiber [vgl. 2. Sam. 15, 16; 2o, Z] Kinder waren. Und Thamar seine Tochter: von Maechm bekannt ans der Geschichte 2. Sam. 13] war ihre Schwefter [so daß im Ganzen 20 Kinder Davids zu zählen sind]. 10. Salomo’s [des Nachsvlgers David’s aus dem Königsthrone] Sohn [von der Ammonitin Naöma L Kön. 14- 211 war Rehabeam, deß Sohn [von seiner bevorzugten Gemahlin Maächa, der Enkelin Absaloms 2. Chron. II, 18 ff.] war Abia [oder Abiam 1. Kön. 14, 31 ff.], deß Sohn wer Ast« [1. Kön. 15- 8 ff.], deß Sohn [von der Asuba, einer Tochter Silhi] war Josaphat [1. Kön.15, 24; 22, 41 ff.]. 11. Deß Sohn war Joram [2.Kön. 8, 16 ff.], des; Sohn [von Athalja, der Tochter des israeli- tischen Königs Ahab und seines Weibes Jsebel] war Ahasja [2. Kön. 8, 25 ff.], deß Sohn [von der Zibea von Bersaba] war Joas [2. Kön. It, 1 bis 12, 21], , 12. Deß Sohn [von der Joadan von Jeru- salem] war Amazia l2s Kötd 14,» 1 ff.], deß Sohn [von der Jachalja von Jerusalem] war Asarja [oder Usict Z. Kön. I5, I ff.], Deß Sohn [von Jerusa, einer Tochter Zadokj war Jotham [2. Kön. 15, 32 ff.], 13. Deß Sohn war Ahas [2, Kön. 16, I ff.], deß Sohn [von Abia, einer Tochter Sacharja] war Hisiia [2. Kön. 18, l ff.], deß Sohn [von der Hephzibahj war Manasse [2. Kön. 21, 1 ff.], let. Deß Sohn [von Mesulameth, einer Torh- ter Hart-z von JetbaJ war Amon [2. Kön. 21, 8 I. Chronika Z, 15—24. 4, 1—10. 19 ff.], deß Sohn [von Jadida, einer Tochter des Adaja von Bazkath] war Josia [2. Kön. 22, 1 ff.]. » 15. Josicks Söhne aber [von denen der älteste frühzeitig starb, während die drei andern nebst dem Sohne des zweiten als die letzten Könige des Reichs auf dem Stuhle David’s saßen 2. Kön. 23, 30 Anm.] waren: der erste Johanan [d. i. Johannes oder Gotthold], der andere Jojakim [ursprünglich Eliakim genannt], der dritte [dem Alter nach aber der vierte, vgl. 2. Kön. 23, 31. 36; 24, 18] Zidekia sursprünglich Mathanja ge- nannt], der Vierte [dem Alter nach der dritte] Sallllm [bei seiner Thronbesteigung sich J oahas nen- nend und zunächst seinem Vater in der Regierung fol- gend, bis Pharao Necho schon nach 3 Monaten ihn des Thrones entsetzte und den Jojakim zum König machte 2. Kön. 23, 30 ff.]. Aus welchem Grunde die beiden letzten in der Reihen- folge umstellt werden und weder auf ihr Alter, noch auf ihre Regierungszeit Rücksicht genommen ist, läßt sich nicht erkennen. Es giebt aber noch eine andere Auffassung, wonach unter Johanan derselbe Sohn Josia’s zu ver- stehen wäre, der als König Judas Joahas heißt. Dann wären der erste und der zweite Sohn nicht nach ihrer Altersfolge, sondern nach ihrer Regierungszeit aufgeführt; denn jener war im Todesjahr des Vaters (610 v. Chr) 23 und dieser 25 Jahr alt. Man muß dann weiter annehmen, daß der jüngste Sohn Sallum zu der eben enannten Zeit bereits verftorben war, und nun der sZlrophet Jeremias in der noch in demselben Jahr aus- gesprochenen Weissagungsrede Kuh. 22, 10 ff. ihn als denjenigen betrachtete, der füglich hätte Johanan oder Gotthold heißen sollen, weil Gott ihn weggerafft vor dem Unglück; dagegen verwerthete er seinen eigentlichen Namen S allum fiir den, der ursprünglich Johanan ge- heißen, sich aber bei seinerThronbefteigung Joahas genannt hatte. Denn die Bedeutung des Namens Joahas: »der Herr hält-«, war an ihm für immer zu Schanden ge- worden; vielmehr, da er stch nicht an den HErrn gehal- ten hatte, hielt auch der HErr ihn nicht, er ward also zum ,,Sallum«, d. h. zu dem, dem vergelten wird (2. Kön. 15, 10). Bei dieser Auffassung verschwindet die Schwierigkeit, welche die Reihenfolge in der Aufzählung des dritten und vierten Sohnes nach der obigen, zu 2. Kön. 23, 30 gemachten Voraussetzung drückt. 16. Aber die Kinder [Kap. 2, 8 Anm.] Ip- jatim waren Jechanja kgewöhnlich Jojachin ge- nannt, der seinem Vater in der Regierung folgte, bis Nebukadnezar nach 100 Tagen ihn in die Gefan- genschaft führte und seinen Onkel Mathanja unter dem Namen Zidekia zum König machte 2. Kön. 24, 6 ff.], des; Sohn [der ihm noch vor seinem Regierungsantritt geboren ward] war Zidekia [nicht zu verwechseln mit dem in V. 15 genannten Sohne Josia’s, dein NtathanjaI » 17. Die Kinder aber Jechanja, der gefangen ward, waren Sealthiel [nach anderer Auffassung: die Kinder aber Jechanja waren Assir, d. i. Gefangen, denn es ist der Sohn, der dem Jechanja nach seiner Gefangenschaft geboren ward; deß Sohn war Sealthiel], 18. [F»erner] Malchiraup Phadaja, Sennea- zar, Jekam1a, Hosamcy Nedabja l9. Die Kinder Phadaja [des dritten unter den vorhin genannten sieben Söhnen Assir’s] wa- ren: Zerubabels nnd Simer Die Kinder Zern- babel waren [in der einen Gruppe zwei Söhne und eine Tochterjx Mefnllam und Hauanja, nnd ihre Schwester Seloniithz 20. Dazu [in der andern Gruppe":] Hajnba, Ohel, Berechja, Hasadja, Jusab-Hesed, die funf. V) Anderwärts (Esra Z, 2; 5, 2; Hagg 1, l; Matth. 1, 123 Luk. Z, 27) erscheint Zerubabel als Sohn des Sealthiel, letzterer aber ist nach Luk.3, 27 ein Sohn Neri. Diese abweichenden Angaben mit einander aus- zugleichem muß man annehmen, daß von Jechanjcks beiden Söhnen der ältere, Zidekia, frühzeitig oder doch kinderlos starb, der andere aber, Assiy nur eine Tochter hinterließ, welche nach dem Gesetz der Erbtöchter (4. Mof 27, 8; 36, 8 f.) einen Mann aus dem Geschlecht ihres Vaters, den Neri heirathete, der durch einen andern Sohn Davids von Bathfeba, nämlich durch Nathan, mit der königlichen Linie verwandt war. Von den aus dieser Ehe entsprofsenen sieben Söhnen tritt der älteste, Sealthiel, in das Besitzthum feines mütterlichcn Groß- vaters Jechanja ein und galt auf genealogischem Stand- punkte fiir dessen Sohn. Aber auch er starb ohne Nach- kommenschafn nur mit Hinterlassung einer Wittwe; diese heirathete sein Bruder Phadaja, zeugete mit ihr den Zerubabel und Simei, nach dem Rechte der Leviratsehe aber (5. Mos. 25, 5 ff) wurde der erstgeborne, Zerubabeh in das Geschleehtsregister als Sohn des Sealthiel ein- getragen. «) Entweder hat diese Theilung der Kinder Zern- babel’s in zwei Gruppen ihren Grund darin, daß sie zwei verschiedenen Müttern angehörten, oder, was noch wahrscheinlicher, darin, daß die ersten drei noch in Babel, die anderen fünf nach der Rückkehr aus dem Exil in Palästina geboren sind. Gleichwie nun in den Namen Sealthiel (der von Gott Erbetene) und Zerubabel (der in Vabel Geborene) sich das Flehen und die Klage des Volkes zur Zeit ihrer Geburt ausprä t, so in den Na- men jener Kinder Zerubabeks die Hosgfnung und Dank- barkeit, welche Jsraels Herzen unmittelbar vor und nach dem Exil bewegte; denn Mefullam ist der Name, den Israel als Knecht des HErru bei Jes 42, 19 führt, Hananja heißt: Gnade des HErrn, Verechjtix Segen des HErrm Hasadjax Güte des HErrm Jusabshesed bedeutet: Huld wird hergestellt. 21. Die Kinder aber Hananja [des zweiten unter den vorhin genannten Kindern Zerubabeks V. 19] waren: Platja und Jesajaz deß Sohn war Rephaja, deß Sohn war Arnan», deß Sohn war Obadja, deß Sohn war Sacharja Mit den Namen in der zweiten Hälfte des Berses sind wohl, da itn Grundtext nur gesagt wird: die Kin- der Rephaja, die Kinder Arnan, die Kinder Qbadja, die Kinder Sacharja, Daoidische Familien einer etwas späteren Zeit gemeint, und haben wir in V. 21 —24 allem Anschein nach einen Zusatz vor uns, der nach Abschluß des Kanons zu der Genealogie unsers Kapitels in ofsicieller und amtlich beglaubigter Weise gemacht worden ist. Für die in Matttx 1, 12 ff. und Luk. Z, 23 ff. vorkommenden Namen geben unsere Verse keinen Anhalt; aber sie bringen ia auch nur Angaben über die Nachkommen des einen Sohnes des Zerubabel, des Hananja. Es läßt sich bei dein Mangel an ander- weitigcn Nachrichten gar nichts darüber bestimmen, ob die bei Matthäus und Lukas angeführten Söhne Zern- Die 12 Stämme Jsraels: I) Die Nachkommen Juba. 9 babels Abiud und Resta selbst Söhne desselben waren, die in V. 19 u. 20 nur mit andern Namen bezeichnet wären, gleichwie der in 2. Sam. Z, 3 Chileab genannte Sohn Daviirs in V. l Daniel heißt, oder ob sie seine Söhne nur im mittelbaren Sinne, als Kinder dieses und jenes von seinen Söhnen, gewesen. 22. Die Kinder aber Sacharja [des am Schluß des vorigen Verses genannten Stammvaters des einen von den Davidischen Geschlechtern] waren Semaja lK«p— 2, 8 Auen-1- Die Kinder Semaja waren: Hattns, Jegeah Batiah, Neuen, Saphah die sechs. — Da die angeführten Namen nur die Zahl fünf er- geben, so ist entweder der Vater Scmaia mit zu rechnen (1. Sam. 16, 10 Anm), oder es ist ein Name ausge- fallen. Wenn die Vutgata einen sechsten Namen Sesa hinzusügt und einige Ausgaben der deutschen Bibel (z. B. die Cansiein’fchen) ihr darin folgen, so ist das ohne Zweifel ein Jrrthum; denn dieser Name ist nichts als eine; Hinzunahme des hebräischcn Zahlwortes Schjsshalx 6 ). 23. Die Kinder aber Neatja [des vorletzten un- ter den vorhergenannten Söhnen] waren: Elioänah Diana, Lisetten, die drei. 24. Die Kinder aber Etiosnai waren: Hodaja, Fllitasiln Plain, Alecto, Johanna, Detaja, Anani, die te en. Das 4. Kapitel. Nachkommen Juda- Is b. 1—23. Die Vorfahren des Hauses David, mit welchem das dritte Gesehlechtsregifler in Kaki. 2 es zu thnn hatte, waren in ihren ersten Uamen zugleich die des Volkes Israel überhaupt· Demgemäß geht nunmehr eine zweite Reihe von Genealogieen auf die zwölf Stämme Lisraels näher ein; und da wird, nachdem schon in jenem Ge- schlechtsregistrr von dem Stamme Jnda insonderheit die Rede gewesen, mit diesem Stamme der Anfang getaucht. Es werden uns zunächst fünf Hanptsztbtheilungen des Stammes, wir sie zur Zeit des Geile sich gebildet haben mochten, aufgezählt (v. 1), diesen werden dann zwölf Geschlechter untergeordnet, von welchen die weiteren dtntersKbtheilungen abhiingen W. 2—20), und schließlich folgen als Anhang Nachrichten ans einer früheren Zeit über die Kinder des Sein, der zuerst nicht mit unter den Söhnen des Juda genannt worden ist W. 21—-23). 1. Die Kinder J uda waren: Perez [der eine von den beiden, mit der Thamar erzeugten Zwillingssöhnen l. Mos. 38], Hezron [sein Enkel durch Perez Katz. 2, 5], Catmi [sein Enkel durch Serah Kap. Z, 6 f.], Hut [sein Nachkomme durch den von Hezrom dem Sohne des Perez, abstam- menden Caleb Kuh. 2, 18 f.] nnd Sobat [sein Nachkomme durch den vorher genannten Hur Kap. 2, 50]. Osseubar waren dies die fünf hervorragenden Ge- schlechter des Stammes Juda zur Zeit des Verfassers der Chronik; in den folgenden Namen der V. 2—20 tritt jedoch diese Eintheilung nicht weiter hervor, viel- mehr wird in V. 2l——23 nachträglich von einem scchsten Sohn des Juda geredet, von Sela. Z. Reaja aber [dessen schon in Kap. L, 52 gedacht wurde], der Sohn [des unter den Nach- kommen Judas V. l genannten] Sobat, zeugete Jahath JahathzeugeteAhumai nnd Lahad Das [die von diesen beiden Männern hersiammenden Gefchlechterj sind die Freundschasten der Zaregathb ter swelche die Bewohner der Stadt Zarea bilde- ten und mit den Gefchlechtern der Stadt Kiriath- Jearim in Zusammenhang standen Kap. 2, 53]. 3. Und dies ist der Stamm [die Nachkommem schaftJ des Vaters Etatn [des Stammfürsten der Stadt dieses Namens, welche südlich von Bethle- hem lag und jetzt Urtas heißt 2. Chron. 11, s]- Jesreel fwohl Stammsürst von Jesreel in Juda Jos. l5, 56., von wannen Davids Weib Ahinoam Kap. 3- 1 stOMMteL Jesma, Jedbas; und ihre Schwester hieß Haztelponi [von welcher ebenfalls ein judäisches Gefchlecht sich herschriebjz 4. Und Pnueh der Vater Gedor sdessen Ge- schlecht mit dem des Jered V. 18 sich in Gedor auf dem Gebirge Juda Jos. l5, 58 ansiedelte]; und Eser, der Vater Husa fStammfürst in der sonst unbekannten Stadt Husa, aus welcher Davids HeldSibechaistammte Kap.12, 29; 21, 4; 29, III. Das [die in V. 3 u. 4 genannten Stammfürsten] sind die Kinder Hur, des ersten Sohns Ephrata, des Vaters Vethlehem [dessen in Kav. 2, 19 Er- wähnung geschah, der also noch andere Gefchlechter zu seinen Nachkommen zählte, als die dort auf- geführten]. 5. Ashnr aber, der Vater Thekoa [von dem in Kap. L, 24 berichtet wurde, daß er seinem Vater Hezron nach dessen Tode geboren ward], hatte zwei Weiber: Hellka und Nacken. is. Und Nat-ca gebar ihm Ahusam, Hcpher [Stammfürsi .der Stadt dieses Namens in der judäischen Hügeltandschast Jos. 12, 17; 1. Kön. 4, 10], Themni [dessen Gefchlecht in dem südlich- sten Theile von Juda sich ansiedelte], Ahastari. Das sind die Kinder Nasen 7. Aber die Kinder Hellka s des anderen Wei- bes des Ashur V. 5] waren: Zereth, Jezohae und Ethnatt süber die sich nichts Näheres sagen läßt]. 8. Koz [wohl zu den Nachkommen des Perez V. 1 gehörig, gleichwie auch Calub V. 11., Kenas V. 13 und Caleb V. 151 zeugete Anub nnd Hazo- beba, nnd die Freundschaft Aharheh des Sohns Darum. 9. Jakbez aber [ein anderer Nachkomme des vorhin genannten Koz, vielleicht Stammfürst der in Kap. L, 55 erwähnten Stadt] war herrlicher, denn seine Brüder [vgl. z. Mos 34, 19]; und seine Mutter hieß ihn Jaebez sursprünglichx Jak- zeb d. i. er macht Kummer], denn sie sprach: Jch habe ihn mit Kummer geboren [vgl. I. Mos 35, 17 f.]. 10. Und Jakbez rief [in einer wichtigen Lage seines Lebens] den Gott Israel [1. Mos. 33, 20] 10 1. Chronika 4, l1—23. 5, 24——40. an, und sprach: Wo du mich segnen wirst, und meine Grenze mehren sausdehncvL und deiiie Hand mit mir seiii wird, und wirst mit dem Uebel sdas mir woher] schaffen, daß michs nicht bekumiiiere [so gelobe ich dir, dies oder das zu thun] Und Gott ließ kommen, das er bat kund Jazoez änderte niiii seinen bisherigen Namen Jaözeb, indem er die bei- den Ptitlaute der letzten Silbe uinstellte, zur beständiger! Erinnerung daran, daß Gott ihn eben nicht bekiiniiiiert hatte]. Eine Geschichte, kurz und rund, aber inhaltssrhiver nnd sehr beherzigeiisiverthl Die Bedeutung dieser inne- ren Lebensgeschichte eines Nachkommen Judas besteht darin, daß sie uns schon für die Zeit unseres Erden- walleiis die Möglichkeit einer völligeii Freliverdiing von allein, was innerer Driick, Gram und Sorge heißt, außer Zweifel stellt und zugleich den Weg bezeichnet, auf deni man schon hienieden zu einein wahrhaft fried- samen iiiid fröhlichenStande gelangen kann. Und der Weg zu dieseni Ziele, nm hienieden schoii zu Schätzeii der Barmherzigkeit zu gelangen, »die das Diesseits zu einem Vorhof des Hiiuinels verklären, er heißt: Zu- fluchtuahine zum Gotte Jsraels. (Kriimiiiachrr.) 11. Calub aber svielleicht ein und dieselbe Person mit Chalubai Kap. 9. 42J- der Bruder Suha, zeugete Mehirz der ist der Vater Efthon’s. 12. Esthon aber zeugeteVethcRapha sdas Haus Rapha, d. i. den Rapha, von welchem eine eigene Fa- miliensippe V: 33 Verm. herstammt], Paseah [schwer- lich einerlei mit dem in Esra 2, 49 u. Nehem. 7, 51 unter den Nethiiiim erwähnten PasseahL und The- htntia, dru Vater sErbauer oder StarnMsiirstenJ der Stadt Nahasz das sdiese drei Söhne des EsthoiiJ find die Männer von Rceha sdie Stanimhäupter der Bewohner der uns sonst unbekannten Ortschaft Recha]. 13. Die Kinder Keuas [oielleicht eines ande- ren Sohnes des Calub V. II] waren: Athniel [der bekannte Richter dieses Namens Nicht. 1, 13 sf.; 3, 9 fs.] und Seraja Die Kinder [Kap. 2, 8 Aum.] aber Athniel waren Hathath 14. Und Meuothai [ein dritter Sohn des Kenas V. 13] zeugete Ophra Und Seraia sder zweite Sohn] zeiigete Joab, den Vater [Stamm- fürsten der Bewohner] des Thais der Zimmerleute sverinuthlich riördlich von Jerusalem gelegen Nehenn 11, 35], denn sie waren Zimmerleute soder Hand- werker i’iberhaupt]. 15. Die Kinder aber Caleb, des Sohns Je- phunue [der ebensallsden Kenisitern angehörte 4. Mal. 32 12; Jos. 14, 6;, 15, 17], waren Im, Ela und Nimm. Die Kinder Eclla waren Kenas szu den Kindern Ela’s gehört an ) der in V. 13 genannte Kenas]. Es ist uns nicht mehr möglich, alle diese, scheinbar einander widersprechendeii Angaben, die aber doch auf genealogifchein Standpunkte ihre volle Richtigkeit haben, ivegen der schon friiher erwähnten Mangelhaftigkeit un- serer Kenntniß der bezüglichen Verhältnisse in irgend be- friedigender Weise zu erklären. 16. Die Kinder aber Jehaleel waren: Siph, Sipha, Thirja und Asareel 17. Die Kinder aber Esra waren: selber, Mund, Epher nnd Jalon, nnd Thaher mit Mirjam [richtiger: und« sie gebar Mirjam], Saiuai, Jesbah, dem [den] Vater Esthemoa 18. Und sein Weib Judija gebar Jered, den Vater Gebot, Heber, den Vater Sache, Jeiuthieh den Vater Sanoah. Das sind die Kinder Vithja, der Tochter Pharau die der Mared nahm. Es scheiut hier eine, durch Versehen der Abschreiber eutstaudeue Verfetzung der Zeilen stattzufinden, so daß man lesen nitißte: 17. Die Kinder Esra waren: Jcther, Marcd, Epher uiid Jalouz und das sind die Kinder Bithja, der Tochter Pharao, die der Marcd nahm. Sie gebar Mirjam, Samniai, Jesbah, deii Vater des Esthemoa las. Und sein anderes] Weib Judiia gebar Jered,. den Vater s iamnifürsten des] Gebot, Heber deii Vater Socho, JekuthieL den Vater Sanoah. Hiernach theilte sich Mareiks Gefchlechs in zwei Linien, in eine egyptische, welche in der Stadt Estheinoa auf dem Gebirge Juda (Jos.15, 50; 2l, 14) wohnte, und in eine rein jüdische, deren Städte waren Gedor (V. 4), Socho (Jof. 15, 35), Sanoah (Jos. 15, 34 vgl. Jos. 15, 56). Welcher egyptische König mit Pharao gemeint sei, läßt sich nicht sagen; aber an die Tochter eines egyptischeii Königs müssen wir bei der Bithja denken, rveil ihr Judija, die jüdische Frau, gegeuübergestellt wird. 19. Die Kinder des Weibes sdes sonst nicht weiter bekannten] Hodija, der Schwester Rathaus, des Vaters [Stammfürsten der Stadt Jos. 15, 44] Kegila, waren: Garmi und Esthemoa, der Masche- thlter [nach anderer Uebersetzung: die Kinder des Weibes Hodija, der Schwester des Naham, waren der Vater d. i. Stammfiirst Kegila, der Garmite, und Esthemoa, der Maechathiter]. 20. Die Kinder [des nur hier vorkommenden] Simon waren: Ammon, Riiina und Benhaiian Ihnen. Die Kinder Jesei waren: Sohath nnd der Ven-Sohath. 21. Die Kinder aber Sein, des [in V. I noch nicht erwähnten] Sohnes Juda U. Mos. 38, 5J, waren: Er [oder Ger], der Vater [Stainm- fürst von] Lethe, Lakda, der Vater Maresa [Jos. 15- 44], und die Freundschaft sFamiliensippej der Leiuwebrr lByliUs-Weber] unter dem Hause Asbea [3. Mos 19, 19 Anm.]; 22. Dazu Jokim und die Männer von Coseba svielleicht der in I. Mos. 38, 5 genannten Stadt ChesibL Joas und Saraph, die Hansvciter wurden [in uralter Zeit eine gewisse Herrfchast erlaugten] in Mond und Jafubi (zu) Laheui skaiin auch heißen: und nach Ham, d. i. Egyptem zurückkehrterqz wie die alte [aus eine ferne, der Gegenwart längst entrückte Zeit fiel) bestehende Sage oder] Rede lautet. Die Vulgata hat hier auf Grund einer alten judi- schen Auslegung an die Geschichte in Ruth Kap. 1 ge- dacht, indem sie die ersten Worte des Verses übersetzt: Eil; qui state fecjti solem (d. i. Elimelech), viriqiie 2) Die Geschlechter Simeons ll mondacii et securus et incendens (Chiljol1 u. Mahlon), und dann fortfährh qui principcs fuerunt in Moab et qui reversi sank; in Lahem (d. i. liach Belhiehcmh liaec autem verba vetereu Statt dessen dürfte hier· an die Zeit des Aufenthalts der Kinder Israel in Egypten zu denken sein, vgl. Anat. zu 2. Mos l, 7 und Kap. 8, 20 ff. 23. Sie [die in V. 22 angeführten Nach- kommen des Sein] waren Töpfer, und wohueten unter Pflanzen und Zäuuen bei dem Könige sin umzäunten Anpfianzungem die der König auf seinen Landgütern 2. Chron. 26, 10 angelegt hatte] zu seinem Geschafte, und kamen und blieben da- selbst [diese Worte find unmittelbar mit den vor- hergehenden zu verbinden: zu seinem Geschäft, als seine Diener oder Handwerker, wohnten sie das elbst]. Das 5. Kapitel. Eli-schlechter 8imeon’8. II« d. Mk— 43. Dem Stamme Juda wird sofort der lilrine Stamm Simon, welcher mitten in Iuda sein: Wohnsitz: erhielt (Jos. 19, 1ss.), eingeschlossen. Nachdem die. alte Eintheilung der Stammes nnd eine biet-ersieht der Städte, die demselben zu Theil wurden, vorgcfiihrt worden, folgen einige kurze itlittheilnngen ans der Ge- schichte der berühmtesten Sinironitischctt Grschlechteitz non welchen die eine aus der Zelt des iiöriigg iijisliia von Juda einen Groberuirggztig nach Süden, dir andere einen uernichtnngxilirteg gegen dir itcbercrslc der Itmaleleitcr imwdouiitcrgebirgc berichtet. V) Ju Bctreff der Kupitels und Vers-Eintheilung vergl. Anat. zu l. Köln 4, 20. 24. Die Kinder Simeon waren sagt. l. HJios.46,10; Z. M. 6,15; 4. M. 26, 12—14., wo nur die Namen in etwas anderer Form an- geführt wurden]: Nemuel [Jemuel], Jamith Jarib [Jachin], Serah [Zohar], Saul; 25. Deß kdes Saul] Sohn war Sallum, deß Sohn war Mibsany deß Sohn war Misma 26-. Die Kinder aber Misma waren Hamuel [mit seinen Nachkommen]; des; fdes HamUelJ Sohn war Zachnr, deß Sohn war Simei. 27. Simei aber hatte sechzehn Söhne und sechs Tdchttr fund war der einzige unter den Si- meoniten, dem ein größeres Geschlecht zugehörte], und seine Brüder halten nicht viel Kinder; aber fes ist ja bekannt, wie] alle ihre sdcr übrigen Si- meonitens Freundschaftcn mehreten sich nicht kin solchem Maßes, als dic Kinder Juda [uuter denen sie wohnten] 28. Sie wohnt-ten aber sogt Jos. 19, 2 ff] zu Bersebm Molada, Hazar-Sual, 29. Bilha [Bela], Ezem [Azem], Tholad [El-Tholad], 30. Bethuel [Bethub], Harma, Zitlag, 31. Beth-Marthaboth, HazakSusim sHazar- Sussa], Pech-Billet [Beth-Lebaoth], Saaraim [Sa- ruhen oder Silhim Jos. 15, 32 — nicht zu ver- wechseln mit Searaim in Jos. 15, 36]. Dies waren ihre Städte, bis auf den König David sdenn von dessen Zeiten gehörte ihnen z. B. die Stadt Ziklag nicht mehr 1. Sam. 27, 6]. 32. Dazu ihre [der vorher genannten 13 Städte] Dörseiu sFerner aber wohnten die Si- meoniten] bei Elam [Richt. 15, 8 —- vielleicht ist aber hier vielmehr ,,Ether« Jos. 19, 7; is, 42 zu lesen], Am, Rimmon, Thochen sfehlt in Jos. 19, 7], Asan, die fünf Städte. 33. Und alle Dörfen die um diese Städte her waren, bis gen Baal foder vollständiger Bealath- Bean oder Ramoth des Südens], das ist ihre Wohnung und ihre Sippschaft unter ihnen so. i. obwohl sie mitten unter Juba wohnten, bildeten sie doch ihre eigene Sippschaft]. Während das Wori,,SipPfchaft« jetzt einen vermitt- lichen Hiebenbegriss hat, gebraucht es Luther noch im ursprünglichen edlen Sinne für Verwandtschaft, Bluts- frcundschastz denn der Grundbegriff des Wortes sjppc ist dcr eines angenehmen, friedlichen Vcrlniltiiisscs zu Aridcrn (im Gothischen ist sibis so viel als friedlich, einig, und gasilzjökt bedeutet: sich versöhnen« dann bezeichnet cs das Verhältnis; der Angehörigkett durch Fautilicnbandtn 34. Und Mesobab, Famil-cis, Josa, dcr Sohn Amaziaz 35. Joel, Zehn, der Sohn Josibjcu des Sohns Seraja, des Sohns Asiel, 36. Elioiinah Jai5toba, Jesohajm Afaja, Abtei, Jsmacl nnd Vcnaja, 37. Sisa, der Sohn Siphöh des Sohns Allon- des Sohns Jedaja, des Sohns Simri, des Sohns Semaja: 38. Diese wurden namhaftige Fiirsten in ihren Geschlechtern des Hauses ihrer Väter, und theiletcn sich nach der Menge kdicsc Worte and mit den vor- hergehenden zu verbinden: indem das Haus ihrer Väter oder die Gcsamrnthcit der von ihren Vätern Abstank Incndcu auscinandcrgegaitgcii war zur Menge] 39. Und sie zogen szu einer Zeit, wo sie in ihren ursprünglichen Wohnsitzen nicht Raum genug mehr hatten für sich und ihre Heerden, gegen Ende des 8. Jahrhunderts v. Chr» s. V. 41] hin, daß sie get! Gtdor [auf dem nördlichen Theil des Ge- birges Juda Jos. 15, 58, vgl. die folgende Altar] kämen, lnnd wendeten sich von da aus weiter] bis gegen Morgen des [bei der Stadt gelegenen] Thais, daß sie Weide suchten für ihre Schafe; 40. Und fanden sdaselbstj fette und gute Weide, und ein Land weit vou Raum snach beiden Seiten hin], still und reich [richtiger: ruhig]; denn vorhin wohneten daselbst die von Haut seine Völkerschaft entweder eghptischen oder cananitischcti Ursprungs] Zunächst ist es sehr untvahrscheiiilicly daß so hoch im Norden des Starmngebictcs Juda sich Haniiten in einen: selbständigen Reiche bis zu dieser Zeit sollten cr- halten und nun Siineoiiitcit sichaufgcinacht haben, sic zu vcrbatincnz arißcrdciii aber— konnte dic dortige Gcgcnd 12 I. Chronika 5, 41—43. e, 1—22. nicht wohl eine nach beiden Seiten hin freie und aus- gedehnte genannt werden. Daher empfiehlt sich die Les- art der Septnaginta, welche statt »Gedor« vielmehr ,,Gerar« darbieten da ja für III leicht III durch Ver· schen eines Abschreibers gesetzt werden konnte; eine solche Verwechselurizz der beiden im Hebräisclfett so ähnlichen Buchstaben d und r begegnete uns auch in 4. Mos I, 14· Gerar nun ist die ans der Geschichte der Patriarchen (t.Mos. 20, 1 ff; 26, 1 ff.) bekannte Stadt im Süden Palästina«s, von Philistern bewohnt, die ja wirklich ha- mitischer Abkunft sind. Da unsere Geschichte in die Zeit des Königs Hiskia (reg. von 727—698 v. Chr.) fällt (V. 41),’ wo in Folge der wunderbaren Errettung von dem Andrange der assyrischen Macht und der gottes- dienstlichen Reforinatioii dieses frommen Königs das Bewußtsein ihrer Gemeinschaft mit dem HErrn einen neuen Aufschwung in der israeliiischen Gemeinde genom- men hatte; so konnte recht wohl auch der Gedanke sich der Gemiither bemächtigen, das; es jetzt an der Zeit sei, in ähnlicher Weise, wie es unter Josua und in den ersten Jahrzehnten nach ihm geschehen war, das Land von den noch vorhandenen oder wieder eingedrungenen Be« standiheilen heidnischer Bevölkerung zu reinigen und diese in den Bann zu thun, so daß jene Simeoniten nichi blos von der Absichh sich neue Weideplätze zu verschaffen, sondern auch von heiliger Begeifterung bei ihrem Unter- nehmen getrieben wurden. 41. Und die jefzt mit Namen beschrieben sind, kamen zur Zeit Histia, des Königs Juba, und schlugen jener Hütten und Wohnungen [nach an- derer Uebersetzung: Und es kamen diese zur Zeit Hiskia, des Königs Juba, mit Na- men Aufgeschriebenen, die in V. 34 ff. ge- nannten dreizehn Fürsten der Simeoniten mit ihren Geschlechtern, und schlugen jener, der dort ansäßigen Hamitem Hütten und die Mau- niter], die daselbst fnnden wurden [die mitten unter den Hamiten wohnenden Fremdlinge aus Maon, östlich von Petra 4. Mos 21, 10 Anm.; Nicht. 10, 12; 2. Chiron. 26, 7J, und verbanneten sie bis auf diesen Tag, und wohneten an ihrer Statt; denn es war Weide daselbst für Schafe. .42. Auch gingen aus ihnen, aus den Kindern Sitneon [und zwar vermuthlich aus denselben, von welchen in B. 34 ff. die Rede war], fünf hundert Mann zu dem Gebirge Seit sim Lande der Edo- miter], mit ihren Obersten, Mann, Nearja, Re- phaja und Usiel, den Kindern Jesei snicht zu ver- wechseln mit dem Manassiten dieses Namens Kap. S, 24], 43. Und schlugen [in weiterer Fortsetznng des in V. 39 ff. beschriebenen VernichtUngsEriegsJ die übrigen Entronnenen der Amaleliter [den Rest der von Saul und David geschlagenen Amalekiteu der stch in die idumäische Gebirgsgegend zuriickgezogen hatte I. Sam. 15, 7; 27, 8; L. Sam. 8, 12., um so das von beiden Königen noch nicht ganz vollbrachte Werk der Ausrottung dieses alten Erb- feindes Jsraels 2. Mos 17, 8 ff. zum Abschluß zu bringen], und wohneten daselbst bis auf diesen Tag. Das s. (sonft 5.) Kapitel. Von Raben, gab, Manasssn In« v. 1—10. von den jeasrit des Jordan angesiedeltru drittehalb Stämmen wohnte am nteisten südlich, mit den iUoabitern grcnzend, der Stamm Ratten. Der diam- des Erstgeborenen bleibt dem Miit-en, doch das Recht drr Grslgeburi war ihm wegen seiner Gntweihnng des väter- lithtn Ehebetto genommen nnd ans Joseph übertragen worden. von seinen vier Söhnen wird nur die Geschlecht-z- linie des einen bis aus die Zeit der assnrisctsen Gefan- genschaft fortgeführtz während aber Tigtathspilneser einen Theil Raben? mit seinem Fürsten Zeera in die Gefangenschaft wegsiihrttz blieben andere Theile dieses Stammes; im Lande Zinnen, unter ihnen besonders das Ge- schlecht deo Bein, welches weithin nach Osten sich are-dehnte, immer mehr von der ioraklitiscljen Gemeinde sich trennte und so jede Bedeutung für Sara-to Geschichte verlor. 1. Die Kinder Raben, des ersten [erstgeborenen] Sohns Israel — denn er war [in der That 1.Mos. 29- 31 f.] der erste Sohn, aber damit szur Strafe dafür], daß er seines Vaters Bette vernnreinigte [in- dem er bei dessen Kebsweibe Bilha schlief 1.Mos. 35, 22J- ward seine Erstgeburt gegeben den Kindern Joseph, des Sohns Israel lEphraim und Manasse 1. Mos 49, 3 f.; 48, 22 Anm.1]; und er ward nicht gerechnet zur Erstgeburt keklangte keinen von den beiden Vorzügen der Erstgeburh weder die Fürsten« würde in der Familie, noch den zwiefachen Antheil an dem väterlichen Erbe]; 2. Denn Jnda, der mächtig war unter seinen Brüdern [den stärksten und angesehensten von dllen 12 Stämmen Jsraels bildete], dem ward das Fiirstenthnm vor ihm gegeben [1. Mos. 49, 8 ff; Rkcht 1, 1 ff.], und Joseph die Eestgebiirt [das Recht der doppelten Erbschaft, insofern er in seinen beiden Söhnen einen zwiefachen Antheil am heil. Lande bekam]. Z. So sind nun [um nach dieser Zwischem bemerkung die Anfangsworte in V. I wieder auf- zunehmen] die Kinder Raben, des ersten Sohns Jsrael: Hanoclh Ptilln Hezron nnd Charon [1, Mai· 46, 9; 2. M. S, 14; 4. M. 26, 5 4. Die Kinder aber Joel seines, etwa um die Zeit des Königs David lebenden Nachkommen des einen von den vorhin genannten vier Söhnen des Rubenj waren Scmajn [der andern, auf die es hier nicht weiter ankommt, zu gefchweigen]; des Sohn war Goz, deß Sohn war Simei, Z. Deß Sohn war Micha, deß Sohn war Maja, deß Sohn war Baah s. Deß Sohn war Beera, welchen ssammt seinem ganzen Geschlecht um das J. 739 v. Chr.] suhrcte weg gefangen Tiglath-Pilneser, der König von Assyrien [2. Kot« 15, 29]; er aber war ein Fürst unter den Rnbenitern 7. Aber seine [des Veera] Brüder? [wenn man einen jeden von ihnen] unter seinen Ge- schlerhtern [mit den Geschlechterm die zu ihm ge- hörten, nach dem Ergebniß einer Auszeichnung aus Die Geschlechter Z) Ruben und 4) Gab. 13 der Zeit], da sie unter ihre Geburt [oder nach ihren Ursprüngen] gerechnet wurden [namhaftmachen will], hatten zn Häuptern [richtiger: waren, der erste] Jeiel und [den andere] Sacharjm 8. Und Bela [der dritte], der Sohn Asan, des Sohns Seine, des Sohns Fort, der sbreitete mit seinem Geschlecht sich weit nach Morgen hin aus und] wohnete [wenn wir zunächst die West: grenze seines Gebiets angeben wollen, s. Karte IIl.] zu Arvbr [am Bache Arnon Jos. 13, 8 f.], und bis gen Rede, und BaabMeon [4. Mos 32, 38]; I. Und wohnete sum darnach auch die Ost- feite zu bezeichnen] gegen den Aufgang, bis man kommt an die Wüste an’s Wasser Phrath sbis zu der syrischmrabischen Wüste hin, welche an das ivestliche Ufer des Euphrat stöszt, s. Karte IV.]; denn ihres Biehes war viel iui Lande Gilead [da- her sie eben weit über die urspriinglichen Grenzen dieses Landes hinaus bis in jene Gegend sich aus- dehnten]. 10. Und [zwar gab folgender Umstand ihnen Gelegenheit zu einer solchen Gebietserweiterung:] zur Zeit Saul’s sdes ersten Königs von Israel, reg. 1077-—-1055 v. Chr.] fuhreten sie Krieg wider die Hagattter [die Stämme im nördlichen Arabiery mit dem Erfolge], daß jene fielen durch ihre Hand [in ihre Gewalt geriethen], und [sie] wohneteu [nun] in jener Hütten [Zeltdörfern] gegen den ganzen Morgcnort Gilead. IV. v. 11—22. von Gad werden die in 1.ittos.46,16 aufgezählten ilachliommen nicht erst wiederholt, sondern sogleich zwei verschiedene Zweige von Fnmilienhänpteru namhaft gemacht, deren Stammbanm dann dnrai acht Glieder hinaufgeführt wird. Jtn der Spitze dieser Ga- dttiscljen Geschlechte: stand ani Ende des 9. bis zur Mitte des it. Jahrhunderts n· Chr. ein gewisser Acht; ne wurden zweimal verzeichnen das erne irlol unter König Scro- beani 1I. von Israel, das andere Mo! unter Sothain non Ltndm ihr kund geliiirte also bald zn den! nördlichen, bald zu dem sädlichen Reiche. Damit verbindet der ver— sasser unseres Buche den friert-ist über einen seciegszug der drittehalb ostjordanisclien Stämme wider die tjagariter nnd einige mit ihnen verbundene igniaelitische Geschlechieix deren Land sie an sich rissen nnd es behielten bis zur Zeit der assnrischen Gefangenschaft. 11. Die Kinder Gad aber wohneten gegen ihnen [den Rubenitem von welchen in V. 1 ff. die Rede war, gegenüber] im Lande Bahn, bis [östlich] gen Salcha [5. Mos. Z, 10., s. Karte IIl.]. 12. [Und dies find ihre bedeutendsten Fa- milienhäupterd Joel dervor nehiiisie, und Sapham der andere, Jaenai und SaPhat ssammt jenen] zu Basan [ansäfsig]. » » 13. Und die Bruder des Hauses ihrer Vater [also ein anderer Zweig der Gaditen] waren: Michael, Mefullaiu, Seba, Jorai, Jaeian, Sia und Eber, die sieben [welche mehr im Lande Gi- lead selbst wohnten und in den Weidegegenden von Sarou V. 16]. 14. Dies [die in V. 12 und 13 genannten Gadiiens siud die Kinder Abihaih des Sohns Hart, des Sohns Jaroah, des Sohns Gilead des Sohns Michaeh des Sohns Jesisai, des Sohns Jahdo, des Sohns Bus 15. Abt, der Sohn [des] Abdieh des Sohns Guui, war ein Oberster im Hause ihrer Väter, 16. Und wohneten zu Gilead in Basau, und in ihren Töchtern [den dazu gehörigen Töchter- städten], und in allen Vorstädten sdes Landstrichs] Saron [zn unterscheiden von der Ebene dieses Namens am mittelländischen Meere Kuh. 28, 29., der genaueren Lage nach aber uns unbekannt] bis an ihr Ende. 17. Diese alle wurden gerechnet zur Zeit Jotham, des Königs Juda [reg. 758——742 v. Chr] nnd Jerobeam [II.], des Königs Israel [von 824 bis 783, vgl. Anm. zu 2. Kön. 15, 36]. 18. Die Kinder Raben, der Gaditeii, und des halben Stamms Manasfe sum dies hier gleich mit zu erwähnen, obgleich vom halben Stamm Manaffe erst im folgenden Abschnitt die Rede sein wird], was streitbarc Männer waren, die Schild und Schwert fuhren und Bogen spannen konnten nnd ftrettkuiidig waren, der waren vier und vierzig tausend und sieben hundert und sechzig [44,760 Mann], die in’s Heer zogen [eiiie allerdings weit geringere Zahl, als zur Zeit Mosis 4. M. 1, 20 f. 24 f.; 26, 5 ff. 15 f.]. 1I. ·Und da sie [zur Zeit des Königs Saul, wie in V. 10 angegeben wurde] stritten mit den Hagaritern [denStämmen des nördlichen Arabiens], halfen ihnen [den HagariterUJ Jetntz Naphes und Nvdab [von denen jene zu den Jsmaeliten I. Mof 25, 15., diese aber zu einem uns nicht näher be- kannten Volksstamme gehörten] 20. lJhnen dagegen half Gott, der HErr.] Und die Hagaritcr wurden gegeben in ihre Hände, und alles, das mit ihnen war seben jener Jetur, Naphes und Nodabs Denn sie schrieen zu Gott im Streit [als sie von ihren Feinden sich hart bedrängt sahen]; nnd er ließ sich erbitten [Und half ihnen], denn sie vertraucten ihm. 21. Und sie»[die Rubeniter, Gaditer und Halb-Manasse] fuhreteii weg ihr sder Hagaritek und· ihrer Verbündeten] Vieh, fünftaiifend Kameelh zweihundert und funfzig tausend Schafc, zweitausend Esel, und hundert tausend Menfchenseelcn kais Sklaven] 22. [Ueber eine solche ungeheure Menge von Beute aber dürfen wir uns nicht wundern] Denn es fielen [auf Seiten der Besiegten] viel Vet- wundete, denn der Streit war von Gott. Und sie lievs drittehalb Stämme] wohneten an ihrer sder Hsgssktet U« s« M] Statt bis zur Zeit, da sie ge- fangen [in die assyrische Gefangenschaft weggefiihrtJ wurden [2. Kön. 15, 29; 17, ej. 14 I. Chronika G, 23—26. 7,1—28. Y- OU. 23—-26. Von Manassy d. i. derjenigen Hälfte« des Stammes, die zum Qstjordanlaude gehörte, wird nur im Jillgenteineu erwähnt, daß dieselbe über weite Streeltett suh ausbreitete und zu einer Zeit, die nicht näher ange- geben ist, unter sieben berühmten Häuptern von Vater— tiiittsern stand. darnach geht die Rede über zu der assis- rischen Gefangenschaft, in welrher auch dir drittehalb Stämme des Qstiordanlandes gleich den übrigen Stünnnen des nksrdtichen tteithes unter-gingen. 23. Die Kittder aber des halben Stammes M auasse [die mit den Rnbenitett und Gaditett im Ostjordanlande sich angesiedelt hatten 4. Mos 32] wohneten im Lande, von Basan [dem von den Ga- ditern bewohnten Distrikt im Süden] an bis gen Paul-Hemmt [oder Baal-Gad Jos 13, 5] und Senir [5. Mos Z, 9] und den Berg Hermonz nnd ihrer war viel [4. Mos 26, 34]. 24. Und diese waren die Häupter des Hauses ihrer Väter [der verschiedenen Vaterhäuser ihres Stammes-J: Esther, Jesei, Glitt, Viertel, Jetemitn Hodawja, Jahdielz getvaltige, redliche Männer und berühmte Häupter im Hans ihrer Väter. 25. Und da sie [diese drei Stämme, gleich- tvie auch die übrigen Stämme, die zu dem nörd- licheu Reich gehörten] sich an dem Gott ihrer Väter versåndigtetn und huretcn den Götzen nach [2. Mai. 34, 16 Arm] der Völker im Lande, die Gott vor ihnen veriilget hatte; 26. Erweette der Gott Israel [zur Strafe für solche Bundbrüchigkeiq den Geist Phnh des Königs von stlssyrien kam das J. 770 o. Chr] nnd den Geist Tiglath-Pilneser, des [folgenden] Königs von Assyrien cum 740 v. Chr] nnd süh- rete fdnrch letzteren, nachdem schon der erstere in’s Land eingefallen und nur durch einen bedeutenden Tribut, den Menahem ihm zahlen, zum Abzug bewogen worden war 2. Kön. 15, 19 f. 29] weg die Rubeniter, Gaditer nnd deu halben Stamm Manassh nnd brachte sie [in die nämlichen Gegen- den, nach welchen 18 Jahre später auch die übri- gen Stämme des nördlichen Reichs durch Salma- nafsar oder Sargon ver-pflanzt wurden 2. Kön. 17, S» nämlich] gen Halah lnördlich von Ninive], und Habor [in die Gegenden am Flusse Chabor], und Hara [in das inedische GebirgslandL und an das Wasser Hosau [das in das kaspische Meer fließt, jetzt Kisit Ozan genannt, s. Karte IV.] bis ans diesen Tag. Das 7. (sonft 6.) Kapitel. Zahl nnd Wohnung der Kinder· Leoi und daran. H· v. 1—tt1. Jiusfiihrtictsere ilaasrichteti folgen hierauf über den Stamm Levi- Zttttachst wird der zustimmen- hang Ziarons mit Leni nachgewiesen und die Zahl feiner Kunde: angegeben (i1.1—3); daran schließt steh eine tieitse von 22 Kannen, welche mit Eleazar, dem trach- folger Ztaroas in der hohepriestettichen Würde, anhebt nnd mit Iozadalk dem Sohn des tehten Hoheortcsters zur Zeit der babnlonisctjen Gefangenschaft, sthließt W. 4 bis 15). Indem hierauf die Söhne trevrs noch einmal genannt werden, um denselben Ausgangspunkt für die levitischett Geschlechter zu gewinnen, von dem auch das hohepriesterlittte Gesetslectst ausgeht til. 16), folgt eine nähere Zutseinattdersehnng ist-er jene Geschlechter (U. 17 bis 30), insonderheit über ihre Verwendung von Seiten Davids zum gotteodienstlirhen Gesange W. 31—47) und über ihre sonstige Bestimmung zum Dienst am Heiligthuuc W. W. 49). tlach einer nochmaligen Aufzählung der Hohevriesier von Eteasar bis auf Jihintaak den Zeit— genossen des David tin· 50—53), werden sthtießlinj die Wohnsttze der Priester und tEeniten nach deu Städtem die in den verschiedenen Stammgebieteti ihnen eingeräumt waren, nachgewiesen til. 54—81). I. Die Kinder Lebt [wie ans 2. Mos 6, 13 ff. bekannt] waren: Geesony Kahath und Merari. 2. Die Kinder aber Kahath kdes Hauptes desjenigen Vaterhanfes, welchetn das hohepriester- liche Geschlecht angehörte] waren: Ameisen, Jezehay Hebroti und Usiel. « Z. Die Kinder Amram [auf den es dann weiter unter diesen vier Söhnen zunächst ankommt] waren Anton, Wiese und Mirjam. Die Kinder Aaron [der zum Träger des Hohepriesterthums bestimmt ward 2. Mos. 28, I] waren: Nadab, Abihn, Eleasar und Jtbamar los« deneajedoch die beiden ersten umkan1en, weil sie fremdes Feuer vor den HErrn gebracht hatten, so daß es sich nur noch urn die beiden lctzten handelt Z. Mos 10, 1 ss.; 4. M. Z, 1—4]. 4. Eleazar [auf den die HohepriestewWürde beim Tode seines Vaters überging 4. Mos. 20, 22 ff.; »Jos. 14, 11 zeugete Yinehas [2. Mos e, 25]. Pmehas sdem die Verhetßnng gegeben ward, daß bei feinem Stamme das Hohepriesterthnm für alle Zeiten bleiben solle 4. Mos. 25, 10ff., und der dasselbe auch wirklich in der ersten Zeit der Richter verwaltete Rtcht 20, 28] zengcte Abisua 5. Abisua zengete Bnki. Bnki zeugete Usi fnach dessen Tode die hohepriesterliehe Würde auf Eli aus der Linie Jthamar überging und bei dieser Linie eine Zeit lang blieb 4. Mos. 25, 13 Anm.]. S. Usi zengeteSeraja. Seraja zeugeteMe- ca« 7. Mcrajoth zeugcte Amarja Amarja zengete Ahitob 8. Ahitob zengete Zadok [2. Sam. 8, 17., mit welchem das Hohepriesterthum an die Linie des Eleasar znrückfiek 1. Kön. 2, 35]. Zadok zeugete Ahimaaz [2. Sam. 15, M. V) Die Hohiprlester ans der Linie Jthatuah die in der Zeit von Seraja bis Zadok das Amt verwaltet ha- ben, sind: t) Eli (1. Sam. Z, 30), 2) dessen Sohn Ptnehack der aber noch vor Eli starb (1. Sam. 4, its, Z) dessen Sohn Ahitob (1. Sam. 14, 3), 4) dessen Sohn Abia (1. Sam. 14, 18), 5) dessen Bruder Ahi- melech (1. Sam. 21, 1 Anm.), O) dessen Sohn Ab· sathak (1. Sam. 22, 20 ff; L. S. 8, 17), den dann Salomo entfetzte (1. Kön. L, 26 f.). Geschlechter 5) Ost-Manasse’s, 6) des PriestewStammes Lebt. 15 9. Ahnnaaz zeugete Asarja. Asarja zeugete Johanna. 10. Johanan zeugete Asarja [den, der Priester war im Hause, das Salomon bauete zu Jerusalem] Die zwischen [] gestellten Worte sind ganz gewiß bei dem in unserm Verse genannten Asarja nicht am rechten Platze, sondern hätten eher ihre Stelle bei dem in V. 9 erwähnten Hohcpriester dieses Namens; aber auch hier dürften sie nur durch die Randbemerkutig eines Abschreibers in den Text gekommen sein, der die Stelle 1.Kön.4, 2 dahin verstand: Und dies waren seine (des Salomo) Fürstern Asarja, der Sohn (Entel) Zadok, war Priester. Nach den Ntittheilnngen des Josephus war Ahimaaz Hoherpriester unter Rehabeam, und Asarja bekleidete das Amt unter Abia; ob indessen dies der richtige Sachverhalt ist, muß dahingestellt bleiben. 11. Asarja zrngeie Amatja sHoherpriester zur Zeit des Königs Josaphat 2. Chron. 19, 11]. Antarja zeugete Ahitob 12. Ahitob zeugete Zadok [2. Korn is, 33]. Zadok zeugete Sallum. · » - 13. Sallnm zengcte Hclkija fHoherpriester zur Zeit des Königs Josia L. Kön. 22, 4]. Hilki]a· zeugete Asarja. Ebensowenig wie der in V. 10 genannte Asarja ein und dieselbe Person sein kann mit dem in L. Ehren. 26, 17 erwähnten Hohenprlester dieses Namens zur Zeit des Königs Usia, ist der hier aufgeführte Asarja einerlei mit dem Hohenpriester zur Zeit des Hiskia, der in 2. Chron 31, 10 vorkommt· Es scheinen aber überhaupt in unserer Stammtasel theils nicht alle Glieder voll- ständig aufgeführt zu sein, theils sind wohl nicht immer diejenigen Söhne genannt, welche in wirklichen Besitz der hohepriesierlichen Würde kamen; daher dürfen wir uns riicht wundern, wenn z. B. der Hohepriester Jojada (2. Chron. 22, 11 sf.) hier gar nicht erwähnt ist. 14. Asarja zeugete Seraja Poherpriesier zur Zeit des Königs Zidekia und bei der Eroberung der Stadt nebst andern vornehmen Männern hin- gerichtet 2. Klio. 25, 18 ff] Seraja zeugete Jozadat 15. Jozadak aber» fdamals wohl noch sehr jung] ward mit weggefuhreh da der HErr [cm J. 588 v. Chr] Juda und Jerusalem durch Nebukad- Nezar ließ gefangen [nach VabeIJ wegsuhren [2. Kön. 25, 11. 21]. Des letzteren Sohn war dann jener Hoherpriester Josua oder Jesua, der mit Serubabel an der Spitze des Volkes stand, als dasselbe im J. 536 v. Chr. aus der babhlonischen Gefangenschaft zurückkehrte (Esra Z, 23 Hagg l, 1) und in Beziehung auf welchen der Prophet siSclachlgrja das im Z. Kuh. seines Buches geschilderte Ge- )t atte. Jm hebräischett Texte reicht bis hierher das 5. Kapitel, welches also zusammen 41 Verse zählt; mit dem folgen- den is. Verse beginnt das 6, Kapitel Von nur 66 Versen. Da nun Luther Kuh. 4 in 2 Kapitel zerlegt hat, so ist eine gleichmäßige Anführung von Stellen aus dem Be: reich von Kuh. 4, 24—6 (resp.7), 81 doppelt erschwert. 16. So sind nun sum hier, wo es sich nach Aufzählung des hohepriesierlichen Geschlechts auch um die übrigen levitifchen Geschlechter handelt, noch einmal mit detn schon in V. I Gesagten zu be- ginnen] die Kinder Lebt diese: Gerfom, Kahath, Merari [1. Mos. 46, 11]. 17. So heißen aber die Kinder Gcrs out [oder, wie anderwärts geschrieben wird, Gerson, des ersten unter den dreien]: Libni und Sintei [«2.Viof.6, 17J. 18. Aber die Kinder Kahath [der; zweiten unter den dreien] heißen [wie bereits in V. 2 er- wähnt]: Amram, Jezchay Hcbron und Usiel. 19. Die Kinder Metaki [des dritten unter« den dreien] heißen: Maheli und Mast [2. Mos G, 19]. Das sind die Geschlechter der Levtteti unter ihren Vätern [in diese drei Geschlechter theil- ten sich die Leoiten nach der Abstammung von ihren Vätern 4. Mos 3, 17 fs.]. 20. sGehen wir aber nunmehr noch etwas näher auf jedes einzelne von den drei Geschlechtern ein :] Gersonrs [ältestcr] Sohn war Libni, deß Sohn war Jahath, deß Sohn war Sima, 21. Deß Sohn war Joah, deß Sohn war Jddo, deß Sohn war Serah,« deß Sohn war Jeathrai. 22. Kahaths Sohn aber [um jetzt auf ein anderes Gefchlecht zu kommen] war sJezehar V. 38 oder, wie er wohl auch genannt wurde] Antmina- hab, deß Sohn war Kotah [der Ansiifrer jenes Aufruhrs wider Mose in der Wüste 4. Mos 16, 1 ff.], deß Sohn war Assir, 23. Deß Sohn war Elkana, deß Sohn war Abiassahhs deß Sohn war Affir. V) In 2. Mos 6, 24 erscheinen Asstr (V.22), Elkana und Abiasaph als die drei Söhne des Korah, während sie hier als drei aufeinanderfolgende Geschlechter vorkom- men; sollte dort gemeint sein, daß der unmittelbare Sohn Korah’s Assir warsseine weiteren Nachkommen aber El- kana und Abiasaph, so stünden beide Nachrichten mit einander im Einklang. 24. Deß [des AssirJ Sohn war Tahath, deß Sohn war Utirl [oder Zephanja V. 36], deß Sohn war? Usija [auch Asarja genannt V. 36, s. 2. Kaki. 15, 1 Anat. 2], deß Sohn war Saul [oder Joel V. 36]. 25. Die Kinder! Elkana fdes Sohns Joel oder Saul B. 35. 36] waren Amasai nnd [in weite-» rer Abstammung durch diesen dann] Ahimoth [oder Mahath V. 35], 26. Deß Sohn war Etwa, deß Sohn war Ellana von Zahlt, deß Sohn war Nahath knach anderer Auslegung: Elkana, deß Sohn war Elkana, Zophai, sein Sohn, und Nahath sein Sohn, vgl. V. 35J, 27. Deß Sohn war Elijab soder Eliel V. 34., auch Elihu genannt 1. Sam. 1, 1], deß Sohn war Jeroham, deß Sohn war Elkana [von dem in 1. Sam. 1 erzählt worden]. 28. Deß Sohn war Samuel [der bekannte Prophet dieses Namens 1. Sam. 1, 19 f.], deß Erstgeborener war Vasni koder Joel V. 33; I. Sam. s, 21J- nnd Abija [der andere Sohn] 16 1. Chronika.7, 29—73. 29. [Wir gehen hierauf zu dem dritten, in V. 19 erwähnten LevitemGeschlecht über.] Merari Sohn war Mahali, deß Sohn war Libni, deß Sohn war Simei, deß Sohn war Usa, 30. Deß Sohn war Simea, deß Sohn war Haggija deß Sohn war Asaja. Eine anders lautende Stammliste der Meraritem wol-he durch Muß, den andern Sohn des Merard hin- durchgeht und bis aufEthan scch sortsetzh s. in V. 44—47. 31. Dies [die im Folgenden nach ihren Ab- stammurigsverhältnisseri näher nachzuweisenden drei levitischen Geschlechter Heman V.-33 ff., Assaph V. 39 ff. und Ethan V. 44] sind aber [die be- kannten Sängerfamilien], die David [an-] stellete zu fingen irn Hause des HErrn [in dem von ihm auf dem Berge Zion vorläusig eingerichteten Stifts- zelte], da die Lade lnach ihrer langjährigen Wan- derung nun] rubete [und der Mittelpunkt eines durch Psalmgesang verherrlichten Gottesdienstes ward Kap. U, 4 ff.; 26, 1 ss.]; 32. Und dieneten vor der Wohnung der Hütte des Stifts [auf dem Platze vor dem, die Lade umschließenden heiligen ZelteJ mit Singen, bis daß Salomo das Hans des HErrn banete zu Jerusa- lem [auf dem gegenüberliegenden Berge Morijiy von welcher Zeit dann der Psalmgeiang im inne- ren Vorhof ausgeführt wurde], und stunden nach ihrer Weise [gemäß der ihnen von David vorge- schriebenen Ordnung] an ihrem Amte [als Vor- steher und Ordner des heiligen Gefanges]. 33. Und dies sind sie, die da stunden, und ihre Kinder [zngleich mit der zu· einem jeden ge- hörigen Sängerfamilie]. Von den Kindern Kabath [ans dem oben V. 1 u. 16 erwähnten zweiten, seinem Range nach aber vornehmsten Leviten-Ge- schlecht, dem auch die Priester angehörten] war Heman, der Sänger [im besonderen Sinne des Worts, als welcher mitten im Haufen der übrigen Sänger zu stehen pflegte, die Sängerabtheilung des Assaph zu seiner Rechten V. 39 nnd die des Ethan zu seiner Linken V. 44 habend, nnd nnn bei gemeinschaftlichen Musikanfführringen das Ganze leitete], der Sohn Joel, des [älteren] Sohns Samuel [s. Anm. zu 1. Sam. 8, s], 34. Des Sohns Elkana, des Sohns Ieroham, des Sohns Eliel, des Sohns Tboah, 35. Des Sohns Zupb, des Sohns Elkana, des Sohns Mahath, des Sohns Amasad Bis. Des Sohns Elkana, des Sohns Ioel, des Sohns Asarja, des Sohns Zephan1a, 37. Des Sohns Tbahath, des Sohns Assih des Sohns Abiassaph des Sohns Knab, 38. Des Sohns Iezehar, des Sohns Kahath, des Frihns Lebt, des Sohns Israel [vgl. V. 22 bis 8 . 39. Und sein Bruder Assaph [der ja auch von Ledi abstammte und außerdem durch die Ge- meinschaft des Amtes mit ihm verbunden war] stund sbei den innsikalischen Ausführungen] zu seiner Rechten. Und er, der Assaph, war ein Sohn Be- rerhja, des Sohns Sinnen, 40. Des Sohns Michael, des Sohns Bac- seja, des Sohns Malchijcy 41. Des Sohns Athni, des Sohns Serah, des Sohns Adaja, 42. Des Sohns Etban, des Sohns Sima, des Sohns Simei, 43. Des Sohns Iahath, des Sohns Gersom, des Sohns Lebt [ogl. V. 20 u. 21]. 44. Ihre Brüder aber seine dritte levitische SangewselbtheilungL die Kinder Merarh stunden zur Linken [des Hauptsängers Heman V. 33]: nämlich Etb an [anderwärts Jedithun Kap. 17, 41; 26, 1 n. s. w.], der Sobn Kusi [oder Kusaja Kaki« 16- 17], des Sohns Abdi, des Sohns Malluch · 45. Des Sohns Hasab1a, des Sohns Amazia, des Sohns Hiltia, 46. Des Sohns Amzi. des Sohns Vom, des Sohns Saurer, 47. Des Sohns Maheli, des Sohns Mast, des Sohns Merari, des Sohns Levi [vgl. V. 29· 30]. 48. Ihre Brüder aber, die [übrigen] Leviten [welche weder zu dem Geschlechte Aaron’s V. 1 ss., noch zu diesen drei Säugersamilien B. 31 ff. ge- hörtetIL waren gegeben zu allerlei Amt an der Wohnung des Hauses des HErrn [Kap. 10, 14 ff.; 2. Chron. 35, 11 f.]. 49. Aaron aber und seine Söhne waren im seigentlichen Priester-J Amt, anznzünden auf dem Brandopferaltar und ans dem Ränchaltar [4. Mos. 18, 1——7], und zu allem Geschäfte im Allerheilig- sten [am großen Verföhnungstage 3. Mos. 16, 1 ss.], nnd zu versöhnen Israel swenn ein Sünd- oder Schuldopfer darzubringen ist Z. Mos. 4 u. 5, wie Mose, der Knecht Gottes, geboten hatte]. 50. Dies sind aber [nm die bereits in V. 4 bis 8 aufgezählten Namen in gedrängter Uebersicht noch einmal vorzufiihren] die Kinder Aaron [die bis zur Zeit Salomo’s mit Ausnahme der vier von Serahja bis Ahitob V. 51 f. im hohepriestetk lichen Amt gedient haben]: Eleasar, sein [des Aaron] Sohn; deß Sohn war Pinehas, deß Sohn war Abisna, 51. Deß Sohn war Bart, deß Sohn war List, deß Sohn war Serahfa, 52. Deß Sohn war Merajoth, deß Sohn war Amarja, deß Sohn war Ahitob, 53. Deß Sohn war Zadok, deß Sohn war Ahimaaz 54. Und dies ist sum auch über diese Ver- hältnisse der Leviten noch etwas zu sagen] ihre Wohnung und Sitz in ihren Grenzen [ihre Woh- nung nach ihren Bezirken inihren Gren- Die Sänger und die andern Diener beim Heiligthum Die Hohenvriesten Die Levitenstädte. I7 gen, d. i. innerhalb der Grenzen, welche ihren einzelnen Geschlechtern angewiesen waren], nämlich [zunächst] der Kinder Anton, des Geschlechts der Kahathiter [des vornehmsten unter den drei Levitengefchlechtern V. l ff.]; denn das Lvos fiel ihnen lzuerst Jos. 21, 1--4], 55. Und sie gaben ihnen [wie in Jos. 21, 9——19 zu lesen] Hebron im Lande Juda, nnd der- selben Vorstädte umher. Its. Aber das Feld der Stadt nnd ihre Dör- fer gaben sie Caleb, dem Sohn Jebhnnur. 57. So gaben sie nun den Kindern Aaron die Fteiftädte [die- in den Stammgebieten Juda, Simeon und Bensamin lagen] Hebron [nämlich, denn dies war die Freisiadt in jenem Landestheile Jos. 20, 7] und [außerdem in dem Stamme Juda und Simeon] Libna sammt ihren Vorstädten, Jather und Esthemon mit ihren Vorstädtem 58. Hilen [oder Holon], Debir [beide natür- lich ebenfalls mit ihren Vorsiädten], äu. Asan nnd Veth-Semes mit ihren Vor- städten. Jn dieser Aufzählung fehlt nach Jos. 21, 16 zwischen Asan und Bethsemes die Stadt Juta. Ebenso ist im folgenden Verse gleich zu Anfang Gideon (Jos. 21, 17) ausgelassem Daß dabei nur ein Verschen der Abschrei- ber obwaltet, im zweiten Falle offenbar durch die Aehn- lichkeit der Namen Gibeon und Geba veranlaßt, beweist die Angabe am Schluß: ,,dreizehn« Städte, welche Zahl nur herauskommt, wenn die beiden ausgelassenen Namen niitgerechnet werden. so. Und aus dem Stamm Benjamin Geba, Alemeth [oder Almon] und Anathoth mit ihren Vorstädtenz daß aller Städte in ihrem sder Kinder Aaron] Geschlecht waren dreizehn. Cl. Aber den andern Kindern Kahath ihres sdes nicht priesterlichen, sondern blos levitischen] Geschlechts aus [dem Stamm Ephraim, aus dem Stamme Dan und aus] dem halben Stamm Ma- nasse [Jvs. 21, b] wurden durclys Loos zehn Städte fdas Weitere darüber f. V. 66——70]. 62. Den Kindern Gersom ihres Geschlechts wurden aus dem Stamm Jsaschan und aus dem Stamm Asser, und ans dem Stamm Naphthalh und ans dem Stamm Manasse in Basan [im Ostjordaw lande Jos. 21, 6], dreizehn Städte [s. V. 71 bis 76]. its. Den Kindern Merari ihres Geschlechts wurden dnrclys Loos ans dem Stamm Raben, nnd ans dem Stamm Gab, und ans dem Stamm Se- bnlon [Jos. 21, 7] zwölf Städte [s. V. 77—81]. 64. Und die Kinder Israel gaben den Lebiten auch Städte mit ihren Borstädtem 65. Nämlich durchs Loos szuerst den Kindern Aaron, des Geschlechis der KahathEterJ ans dem Stamm der Kinder Juda, nnd ans dem Stamm der Kinder Simeon, und ans dem Stamm der Kinder Benjamiu, die Städte, die sie mit Namen bestimmten lnach ihren, in V. 55—60 bereits an- gegebenen Namen einzeln aussiihrten]. Dächfelw Bis-einigte. l Diese zwei Verse sind eine Wiederaufnahme dessen, was in V. 54 gesagt wurde; für die uns gewohnte Schrcibweise stören sie den Zusammenhang. weshalb man beim Lesen sie füglich bei Seite lassen kann, um von den: its. Verse sofort auf V. 66 überzugehen, aber in der hebräischen Schreibweise sind dergleichen Wiederholungen und immer sich erneuernde Ansätze, dadurch dem früher Gesagten ein anderes Moment zugefügt oder die schon dagewesene Sache noch von einer andern Seite beleuchtet wird, nichts Ungewöhnliches. 66. Aber den Geschlechtern der Kinder Kahath [oder denen in V. 61 die Rede war] wurden Siadte ihrer Grenze sihres Gebiete] ans dem Stamm Ephraim soier Jos. 21, 20 ff·]. 67. So gaben sie [die Kinder Israel] nun ihnen, dem Geschlecht der andern Kinder Kahaih [welche nicht zu der Klasse der Priester gehörten], die freien Städte [die in diesem Bezirk lagen]: Stchem auf dem Gebirge Ephratm [Jos. 20, 7., außer dieser Freisiadt für Todtschläger aber noch drei andere Städte im Stamme Ephraim], Geser, 68. Jakmeatn [oder Kibzaim 1. Kön, 4, 12 Am. 3], Beth-Horon, its. [Dazn im Stamme»Dan, vgl. Anm. zu Kalb. 8, 12., vier Städte: Eltheka, GibthonJ Ajalon und Gath-Rimon, mit ihren Borstadtem 70. Dazu aus dem halben Stamm Manasse [im Westjordanlande zwei Städte]: Aner [oder rich- tiger Tannach« Jos. 21, 251 und Bileant [oder Jeblaam, wofür in Jos. 21, 25 in Folge eines Schreibfehlers Gath-Rimon steht] mit ihren Bor- stauen. «) Es ist nämlich aus with-nd: (s· Jos. 17, II) dnrch Weglassung des zweiten n und Verwechfelung des «; mit «] geworden: VII-me. Wir führen in der- gleichen Fällen absichtlich die betreffenden Worte des Grnndtextextes an, weil sich aus dem Deutschen die Möglichkeit eines Schreibfeblers nicht begreifen läßt. Wozu aber nützen solcherlei Untersuchungen über die Beschaffenheit des ursprünglichen Wortlautes? Antwort: »Die Wahrheit ist immer, in jedem Falle besser als der Jrrthum; auch dann, wenn sie unbedeutend scheint, un- vergleichbar viel besser als der Jrrthum, wenn dieser auch wohlthiitig scheint, wenn er auch für heilig gehalten wird und von Aberglauben und Mißverstand zur Wahr- heit gestempelt ist, und man kann nie vorher wissen, wie nützlich einem irgend eine Wahrheit werden könne, gleich- wie man nie sicher vorher wissen kann, wie oft und wie sehr einem irgend ein Jrrthum schaden könne.« (Menken.) 71. Aber den Kindern Gerfom swenn wir jetzt, mit Beziehung auf V. 62, näher angeben sollen, welches die dreizehn Städte gewesen seien] gaben sie aus dem Geschlecht des halben Stammes Manasfe sjenseit des Jordan]: Golan in Basan [die Freistadt für die Todtschläger Jos. 20, 8] und Afthgtoth [oder, wie sie in Jos. 21, 27 ge- nannt wird, Veesthra], mit ihren Votstädtem 72. Aus dem Stamm Jsafchan Kedes [oder vielmehr Kisivu Jvf- 21, 28], Dahrath, 73. Ramoth [oder Ramath Jos. II, 21., in sc. c. I. Z. 2 18 l. Chronika 7, 74——-81. s, 1-19. Jos. 21, 29 Jarmuth genannt] und Auen: [voll- ständiger En-Ganaim], mit ihren Vorstädten 74. Aus dem Stamm Asser: Masal koder Miseal], Abdoty 75. Hukok [oder HaIkathJ und Reholh mit ihren Vorstädten 76. Aus dem Stamm Naphthalk Kedes in Galiläa [die Freistadt für Todtschläger Jos. 20, 7], Hgmmon [vollständiger Hammoth-Dor] und Kinn- thaim soder Karthan], mit ihren Borftädten 77. Den andern sLeviten Ist« 21, 34 ff» nämlich den] Kindern Merari sauf welche schon V. 63 Beziehung nahm] gaben sie aus dem Stamm Sebulon [oier Städte]: Rimmono [oder Dimna] und sJakneam am Berge Carmel, lsnd Kartha und Nohalal am Berge] Thabor, mit ihren Vor- städtenz ,78. Und jenseit des Jordan gegen [-über von] Jericho, gegen der Sonnen Aufgang am Jordan, aus dem Stamme Raben: Bezer in der Wüste [die Freistadt für Todtschläger Jof. 20, 8], Jahzth 79. Kedemoth und Mepaath, mit ihren Vor- städten. » 80. Aus dem Stamm Gad: Ramoth in Gi- lead [die Freistadt für Todtschläger Jos. 20, 8], Mahanaim, » 81. Hesbon und Fässer, mit ihren Vorstadtem Das 8. (soust 7.) Kapitel. tgesohceohtsregister der sechs übrigen Stämme Jakobs. VII« its. 1——5. Zins den Stamm Leut, der etwa die xlliktitle des ganzen itlerzeiuznijsee einnimmt Man. 7) und dem dir zwei sädlichen Stamme Man. 4 u. Z) mit den drittehalb Stummen des Ohjordaalandeg Gan. 6) voraus— gingen, folgen in unserm Kapitel die ubrigen Stamme des ineinander; dnkh werden über diese nnr einige liurze Bemerkungen mitgeiheilt -— zunächst über den Stamm Institut, dessen Bevölkerung zur Zeit Davids eine beträchtliche Vermehrung gegen früher nachweist. I. Die Kinder J s as eh ar waren [vgl. 1. Mos 46, 13 mit 4. Mos. 26, 23 f.]: Thola, Pan, Jasnb nnd Simron, die vier. 2. Die Kinder aber Thola [sonst nirgend im alten Testament erwähnt] waren: Usi, Rephajm Zettel, Jahemai, Jebsam und Samuel, kdiese fechs find] Häupter im Hause ihrer Väter von Thola [die Häupter ihres, nach Thola benannten Vater: hauses] und [die zu ihnen gehörigen Mannschaften wurden hernachmalsj gewaltige Leute in ihrem Geschlechh an der Zahl zu David-s Zeiten kder durch Joab die bekannte Volkszählung vornehmen ließ 2.Sakn.24,1 ff] zwei und zwanzig tausend und sechs hundert [22,600]. Z. Die Kinder Usi [des ersten von den im vorigen Verse genannten sechs Söhnen Thola’s] waren Jesraja Aber die Kinder Jesraja waren: Michael, Obadja, Joel und Jesia, die fünf kmit Hinzurechnung des Jesraja], und waren alle Häupter [weiterer Geschlechtsabtheilungen des Stammes Isa- schar]. 4. Und mit ihnen unter ihrem Geschlecht im Hause ihrer Väter waren gerüstet Heervolk zum Streit sechs und dreißig tausend [36,000 Mann]; denn sie hatten viel Weiber und Kinder [daher diese große Zahl]. Z. Und ihre Brüder in allen Geschlechtern Jsaschar, gewaltige Leute, waren sieben nnd achtzig tausend l87,000] nnd wurden alle gerechnet [d. i. wenn man alle gewaltigen Leute oder kriegs- tiichtigen Männer des Stammes Jsafchar zusam- meurechnet]. Die Tholaiten iu V.2 betragen 22,600, die Jesrajaiten in V. 3 f. 36,000; folglich kommen auf die übrigen 3 Geschlechter in V. I: 28,400 Mann. Beim Abzuge vom Berge Sinai wurden nach 4. Mos. l, 29 im Stamm Jsaschar gezählt: 54,400 Mann, beim Einzuge in’s Land Canaan nach 4. Mos. 26, 25: 64,300 Mann; es er- giebt sich also eine sehr bedeutende Vermehrung des Stammes bis zur Zeit Davids (87,000). VIII« its. 6—11. iber Stamm Benjamin wird hier in dreifacher Jtbtheilnng vorgefährt nnd die Gesammtzahl seiner teriegsfähigen Mannsehaft atke einer Zeit, die ach nieht genauer erkennen läßt, ans 59,434 angegeben; in Lan. 9 kommt dann der heil. Schrifttteller noeh einmal ansfsihrlicher auf diesen Stamm zu sprechen, nnd zwar non einem andern Gesikhtepnnlite ans. b. Die Kinder Benjatuin [soviel man ihrer noch zu späteren Zeiten zählte, während früher ihrer zehn 1. Mos. 46, 21 oder doch fünf 4. Mos. 26, 38 gerechnet wurden] waren: Bela, Becher [Beker] und Jediael svielleicht derselbe, der in den angeführten beiden Stellen Asbel heißt], die drei. 7. Aber die Kinder Bela waren [anders als zur Zeit Mosis 4. M. 26, 40 und auch anders als zur Zeit Sauks Kap. s, 3 ff.]: Ezbon, Usi, Usiel, Jerimotb und In, die fünf, Häupter im Hause der Väter, gewaltige Leute. Und wurden gerechnet zwei und zwanzig tausend und vier nnd dreißig [22,034]. 8. Die Kinder Becher waren: Semira, Zeus, Eliesey Elioiinai Amt, Jerimoth, Abia, Anathoth und Alauteth [letztere beiden Namen kommen auch als Städtenamen vor Kap. 7, 60]; die waren alle Kinder des Becher. 9. Und wurden gerechnet in ihren Geschlechtern, nach den Häuptern im Hause ihrer Väter, gewal- tige Leute, zwanzig tausend und zwei hundert [20,200]. 10. Die Kinder aber Jediaöl waren Vilham Bilhaus Kinder aber waren: Zeus, Venjamin Ehud, Cnaiina, Sethan, Tharsis und Ahisahan 11. Die waren alle Kinder Jediaeh Häupter der Väter, gewaltige Leute, siebenzehu tausend DieGeschlechter: 7)Jsaschar, 8)Benjamin, I) Dan, 10)Naphthali u. öd) West-Manasse. 19 zwei hundert [17,200J- die in’s Heer auszogen zu streiten. Hiermit isi die Aufzählung der kriegeriseh geordneten, in die drei großen Heereshausen Vela, Becher und Je- diael getheilten Benjaininiten vollendeh Die Namen der Söhne oder Enkel dieser drei bezeichnen deutlich die klei- neren Abtheilungen des Heercs. welche nach ihren An- führern, aber auch nach den Geschlechterm deren Mit- glieder in einer Abtheilnng vereinigt waren, und selbst nach den Städten, welche sie siellten, benannt werden konnten. Wir können im Einzelnen nicht mehr erkennen, wo die eine oder die andere Art der Benennung eingetreten ist; soviel diirfte aber feststehem daß die Häupter des Vater- hauses die Anführer der kleineren Abtheilungen waren und deshalb wiederum nach ihnen genannt werden konn- ten, so daß wir unter Anathoth und Alameth in V. 8 die Anführer der von diesen Städten gestellten Krieger zu verstehen haben. (Bertheau.) IX« di. 12. 13. illon dem Stamme Dan erfolgt nur eine ganz lturze nannten, die nach dazu ziemlich verhüllt ist; eben so lenrz ist aber anch die idiittheilnag über die dlachlleommen des andern Sohnes der kühn, des Raph- tha i. 12. Und Supim soder MUpimJ nnd Hupim Waren [nach 1. Mos. 46, 21; 4. M. 26, 39] Kinder Jr [des im V. 7 ,,Jri« genannten Soh- nes des Bela]; Husim aber [von denen in 4. Mos. 26, 42 unter dem Namen ,,Snham« die Rede] waren Kinder Aber [genaner: Acher, d. i. des Andern = des andern Sohnes der Bilha, des Dan 1. Mos. 46, 23]. Da die erste Hälfte des Verses offenbar noch von anderweitigen Nachkomrnen Benjamitrs redet, so liegt es nahe, bei den »Husim« in der zweiten Vershälfte an die in Kuh. 9, 8. 11 erwähnten Husim zu denken; allein bestimmte Anzeichen, die wir nicht einzeln aufführen wollen, sprechen dafür, daß wir hier an die Nachkommen des erstgeborenen Sohnes der Bilha, des Dan, sollen denken, wie denn im folgenden Verse von den Nachkommen ihres anderen Sohnes, des Naphthali "(vgl. die Stamm- liste der Kinder Jakobs in der Eint. zu l. Mos. 29, 31 fs.), die Rede ist. Darnach dürfen wir das Wort am Schlusse des Verses »Acher« nicht als Eigennamen fassen, sondern müssen es, wie auch die meisten englifchen Ausleger thun, durch ,,des Andern« übersetzen und darin eine verdeckte Bezeichnung des Namens »Dan« erkennen. Der heil. Schriststeller vermeidet es nämlich, den Stamm Dan bei Namen zu nennen (nur in Kuh. 2, 2 bringt er den Namen des Stammvaters und in Kap. II, 35 den des Stammes). weil derselbe durch die Gescbichte mit dem abgöttischen Bilde Richi. 17 u. 18 sein Andenken für ewige Zeiten befleckt und sich von der theokratischen Gemeinde auch äußerlich losgerissen hatte; gleicherweise wird in Offenb. 7, 4 ff, der Stamm nicht genannt und in Nicht. 18, 30 der Name des Mose dadurch verdeckt, das; Manasfe dafür geschrieben wird. Was nun die Verhüllung an unsrer Stelle betrifft, daß für ,,Dan« geschrieben steht »der Andere-«, so ist es anch sonst Sitte bei den Juden, den Ausdruck: »ein Anderen ein Ande- res« da zu gebrauchen, wo sie eine Person oder eine Sache aus religiöser Scheu nicht bei Namen nennen wollen, indem z. B. ein Schwein häufig schlechtweg »ein anderes Ding« DIE) genannt wird. Ob nun die An- sangsworte des Vekses wirklich im ursprüngllichcn Text gestanden haben oder nur der Zusatz eines bschreibers sind, der die Mittheilungen über die Kinder Benjamin in V. 6——11 nicht für vollständig hielt und sie aus I. Mos. 46, 21; 4. M. 26, 39 ergänzen zu müssen glaubte, muß dahin gestellt bleiben; es ist aber letzteres um so wahrscheinlichey als die Erwähnung der Husim in der zweiten Vershälfte so leicht auf den Gedanken an die Supim und Hupim führen konnte, wenn man nicht verstand, was für Nachkommen unter jenen Husim gemeint seien. 13. Die Kinder Naphthali waren [vgl. 1. Mos. 46, 24; 4. M. 26, 48 f.]: Jahzieh Gurt, Jezer nnd Sallum, [diese, zngleich mit den im vorigen Verse genannten Husim, sind die] Kinder [Jakob’s] von [der] B1lha. X. u. 14—19. de: hatt« Stamm darinnen, de: hierauf zur Betrachtung kommt, begreift in net) das Ge- schlecht der im diesseitigrn Lande seßhaft gewordenen Gileaditenz die Uarhrichten sind aber auch hier für uns zienilich dunkel und unverständlich, da wir die verhält· nisse, welkhe dabei in Berechnung kommen, zu wenig trennen. 14. Die Kinder Manass e sdie im Weit- jordanlande ihre Wohnsitze erhielten, während von den Manassiten jenseit des Jordan schon in Kuh. 6, 23 f. die Rede gewesen] sind diese: Esrieh tvelchen [nicht selber, sondern erst in Folge weiterer Ab- stammung] gebar Aramja [d. i. die Aramitin oder Syrterin], sein Kebsweib; er sManassej zeugetk aber szunächst mit ihr] Martin, den Vater sdesj Gilead [1. Mos. 50, 23; 4. M. 26, 29.; und von diesem erst stammt jener Esriel oder, wie er in 4. Mos. 26, 30 f. genannt wird, Asriel ab]. ·15. Und Macht: gab Hnpim nnd Supim Weiber [richtiger: nahm von Hupim und S upim, den Söhnen Benjamins von einer seiner Frauen 1. Mos. 46, 21; 4. M. 26, 39., ein Weibjz Und seine Ehre, der beiden Söhne Ben- jamin’s] Schwester [die»eben Machir zum Weibe nahm V. 16] hieß Macchæ Sein [des Manasse] anderer Sohn fim vierten Gliede, nächst dem in V. 16 genannten EsrieIJ hieß Zelapbebad [4. Mos. W, 29 ff.]; nnd Zelaphehad hatte Töchter saber keine Söhne, darum traten jene in die Rechte dieser ein 4. Mos. 27, 1 ff.]. 16. Und Maökha, das Weib Manne, gebar einen Sohn, den hieß sie Peresz nnd sein Bruder hieß Sares, und desselben sdes Sang] Söhne waren Ulatn und Raum. 17. Ulanrs Sohn aber war Bedan Das sind die Kinder Gilead [die eben genannten Söhne Machirs und der Maächa wurden nicht zu seinem, des Machir Gefchlecht gerechneH sondern zu dem des Gilead) des Sohns Manne, des Sohns Ma- nasse [4. Mos. 36, 4 Anm.]. 18. Und seine [des Machir] Schwcstek Mo- lecheth gebar Jshnd, Abieser [den Ahnherrn des Baterhanses aus welchem Gideon stammete Jos. 17- 25 Rkchc S) II· 15J, nnd [eine Tochter] Mahela 19. Und Semida sder ebenfalls zu denjenigen Z!- 20 I. Chiron. 8, 20--40. g, 1—8. Nachkommen Machir’s gehört, welche das Geschlecht der Gileaditen V. 17 bildeten Jos. 17, 2; 4. Mos. 26, 30 ss.] hatte diese Kinder: Ahjam Sichetn, Likhi und Anianr It. n. 2o—29. net-er die nenne: Epyeaim erfahren mit etwas aus der ältesten Gefchichie des Stammes oder aus der Zeit, da die Kinder Israel noch in Egnpten wohnten; darnaeh aber wird uns die iderzweignng des Stammes in feine einzelnen Gefchlcchter bis auf Josua, den Nachfolger des Moses, mitgetheilt nnd fein Wohnsiiz im heiligen Lande, der nach kinrden hin in das Gebiet von Weststiianaffe überging, näher beschrieben. 20. Die Kinder Ephraim waren diese: [zu- nächst] Suthela, deß Sohn war Bered svielleicht einerlei mit Becher 4. Mos 26, 35], deß Sohn war Thahath, deß Sohn war Elende, deß Sohn war Thahath, s 21. Deß Sohn war Sabad, deß Sohn war Sntheiah, deß Sohn war Eser und Elend [richti- ger: und, außer dem im vorigen Verse genann- ten Suthelah, Eser und Elead, so daß also Ephraim anfangs drei Söhne zählte] Und die Männer zn Galh [der einen von den fünf Philister- städten], die Einhelmischen in: Lande [die eigent- lichen Philistey mit welchen sich damals die Caph- torim noch nicht vermischt hatten Jos. 13, 2 Anm.], erwürgelen sie sdiese beiden letztgenannten Söhne des Ephraim, Eser und Elead], darum, daß sie soon dem paläsiinensischen Hochlaiide in der Gegend von Beth-Horon V. 24, woselbst sie noch in der ersten Zeit des Aufenthalts der Kinder Israel in Egypten steh fesigesetzt hatten 2. Mos. I, 7 Anm.] hinab gezogen waren [nach jener Stadt der Phi- lister], ihr Vieh zu nehmen. 22. Und ihr Vater Ephraim trug lange Zeit Leide sum den Verlust seiner beiden Söhne]- und seine Brüder sVolksgenossen im Lande Gosen] kamen ihn zu trösten. 23. Und er beschlief [nachdem die Zeit der Trauer zu Ende war und er sich einigermaßen getröstet hatte] sein Weib sum anderweitig Kinder zu zeugen], die ward schwatigey nnd gebar einen Sohn, den hieß er Bria [d. h. im Unglück, näm- lich gezeugt oder geboren], darum, daß es szu der Zeit, da ihm dieser Sohn geboren ward, um eben jenes Ereignisses willen] in seinem Hause übel l! lli . z as« Seine [des Ephrainq Tochter aber war Seera, die [hatte ebenfalls in dem palästinensilchen Hoehlande von Egypten aus sich niedergelassen, ohne daß sie jedoch mit dem zu ihr gehörigen Hause an dem Raubzuge gegen die Philister V. 21 Theil nahm, und] bauete das niedere und obere Beih-Horon [Jos. 10, 10 Anm.], nnd [noch eine andere Stadt, die sie nach der örtlichen Lage der- selben und nach ihrem Namen] Ufer-Stern [d. i. Gebirgsvorsprung der Seera, nannte]. 25. Deß Sohn snämlich des Bria V. 23 Sohn] war Repha und [außerdem] nieset-h, deß [des erstgenannten RephaJ Sohn war Thela, deß Sohn war Thahan [der Begründer des dritten unter den vier ephraimitischen Geschlechtern 4. Mos 26, 35 ff.], 26. Deß Sohn war Laedan, deß Sohn war Animihud, deß Sohn war Etisama kznr Zeit Mosis der Fiirst des Stammes Ephraim 4. Mos I, to; 7, 48; 10, 22]. 27. Deß Sohn war Nun, deß Sohn war Josua s2. Mai. 17, s; 4. M. 13, g; 27, 12 ff.; Jos. l, 1 ist— 28. Und ihre [der Kinder Ephraim V. 20] Habe nnd Wohnung snach Besitzergreifung des heil. Landes] war [im äußersten Süden] Belhel nnd ihre Töchter [denn diese Stadt gehörte zwar ur- sprünglich ebensowohl zum Stamme Ephraim, wie zum Stamme Venjamin Jos. 16, 2 u. 18, 13., nach der Theilung des Reiches aber ganz zu Ephraim l. Kön. 12, 29; 2. Chron. 13, 19; 2. Kön. 10, 28 f.; 17, 28]- nnd gegen den: Ausgang [gegen Südosienj Naöran [oder Naaratha, nördlich von Jericho Jos. 16, 7], und gegen Abend Geser nnd ihre Töchter [Jos. 16, Z; 10, 33], Seehem [oder Sichem] und ihre Töchter [Jos. 8, 33 Anm.], bis gen Azza und ihre Töchter [sonst unbekannt, wohl nördlich von Sichem zu suchen]- 29. Und an den Kindern Manasse lan der Grenze des Gebiets der Manassitem also nach Norden zu], Beth-Sean und ihre Töchler [1. Sam. 31, 10 Anm.], Thaenach nnd ihre Töchter [Jos. 12, 21]- Megiddo nnd ihre Töchter [Jos. 12, 2l]- Dor und ihre Töchter [Jos. II, 2]. In diesen [im vorliegenden Verse genannten Stadien, welche nicht im Besitz der Ephraimiten, sondern in dem der mit ihnen zu Einem Ganzen verbundenen Manassiten waren Jos. 16, 1 fs.; 17, 7 fs.] woh- neten die Kinder Joseph-s, des Sohns Israel. Xlls it. 30—40. Etwas ausfährlirhere triittheilnngen er- halten nste über Ziffer, dessen rlaktjieomuten dnreh eine längere Reihe non Generationen hindnreh verfolgt werden; dagegen wird über den Stamm S eb u l o n, der entweder hier oder nun) v. 13 feine Stelle hätte finden können, gänzlich gefkhwiegetn 30. Die KinderAs s er waren [wie aus 1. Mos. 46, 17 zu ersehen] diese: Jemna, Jeswa [Jesua1, Jeswi [Jefui], Bria und Serah, ihre Schwester [doch begründete Jeswa kein eigenes Geschlecht 4. Mos 26, 44 fs.]. 31. Die Kinder Bria [des dritten unter jenen 4 Söhnen] waren: Heber nnd Malchiel [1. Mos 46, 17., nach denen ebenfalls zwei Geschlechter der Kinder Asser benannt wurden 4. Mos. 26, 45], das [der zuzweit genannte Malchielj ist der Vater von Bltfalvllh [entweder Stammsürst eine: so heißenden Ortschast oder der Vater einer berühmten Frau dieses Gefchlechtsregister der Stämme 11) Ephraim und 12) As f er. 21 Namens, über die uns aber sonst keine weiteren Nach« richten oorliegen]. 32. Heber aber sder zuerst genannte Sohn Bricks V. 31] zeugete Zahl-let, Somer, Hotham und Sau, ihre Schwester. 33. Die Kinder Japhlet [des Erstgeborenen Fieber-s] waren: Paffah Bimehal und Aswathz das waren die Kinder Japhlet 34. Die Kinder Somer ssdes zweiten Sohnes V. 321 waren: Abt, Rahga, Jehuba und Arm. 35. Und die Kinder feines Bruders Heleut [des in V. 32 «Hvtham« genannten dritten Sohnes] waren: Zophah Jemna Seles nnd Amt. Bis. Die Kinder Zophah [des Erstgeborenen Heim-s oder Hothamrsj waren: Such, Harnephen Saal, Beri, Jemra, « V 37. Bezer, Sud, Satan, Silfa, Jethran und eeta. 38. Die Kinder Jether [des im vorigen Verse ,,Jethran« genannten zehnten Sohnes Zopha’s] waren: Jephunne, Phispa und Arn. sit. Die Kinder Ulla svielleicht des am Schluß des vorigen Verfes erwähnten Am] waren: Auch, Haniel und Rizja » 40. Diese waren alle Kinder Asser, Haut-ter im Hause ihrer Väter, auserlefene gewaltige Leute, und Häupter über Fürsten [Anführer größerer Heeresabtheilungew unter denen dann wieder andere Anführer standen]. Und wurden gerechnet in’s Heer zum Streit fihr Verzeichniß ist nach dem Heere im Kriege, nicht, wie in andern Fällem z. B. Katz. 10, 22; 2. Chron. 31, 18., nach den Bewohnern der verschiedenen Ortschaften, wo auch Weiber und Kinder aufgezählt zu werden pflegten- geMetchtL an ihrer Zahl sechs nnd zwan- zig iaufzud [26,00o] Männer [vgi. 4. Mof 1, 41; , 47 . Das it. (fonst 8.) Kapitel. Das Haus Izenjamin und sank. I· d. 1—40. War uns in nah. 4——8 die theoliratische Gemeinde während der Zeiten vor dem Exil geschildert, so wird uns nun ein Bild der neuen Gemeinde, soweit das dureh Geschleehtsverzelchutsse uud Aufzählung von Stammhäupleru gesct)ehen konnte, vorgeführy um eines- theils die derslhiedenhelt »der späteren Zeit von der frei— heren, nndeentheils aber aurl) den Zusammenhang der neuen Gemeinde mit der alten nachzuweisen Ver der— fasset hat es da uatärlich zumeist mit den Bewohnern von Jerusalem zu thun, denn diese Stadt war ja nach dem Exil recht eigentlich der Mittelpunkt der theoliratis scheu Gemeinde und der Sitz ihrer Leiter und Häupter; dort aber hatten ursuränglich znuächst Aenjamiuiteu ihre Wohnstätte Nicht. 1, Dis. Von ihnen in denn um so mehr in erster tkinie die Rede, als der Stamm sen· iamiu schon vor dem Exil in enger Gemeinschaft mit dem Stamme Snda und dem hause Davids hand (l· non. U, 2l), nun) demselben aber uorh viel inuiger mit beiden oeebuudeu erscheint (Esra 1, 5). Indessen find es nicht blos die seujaminitischeu sestaudtheile unter den Bewoh- ueeu Jerusalems, die unser Abschnitt aufzuzählen brav— simtigh sondern er will eine rlebrrsicht der Geschlechte: dieses Stammes und ihrer Wohnsihe überhaupt geben; daher handelt er, nachdem zuerst die Ziufäuge der Bea- jatniuittsmcn Geschlechter wiederholt worden sind (id.1—5), von den Bcniaminilen zu Geba w. 6. 7), uou denen im Gefilde enoab (d1.8), zu Otto, Lydda nnd den Nachbar· orten (V.12), ltommt aber immer wieder auf die zu Jerusalem zurück (V.14 ff.), wo auch das Geschletht des Abt-Gideon wohnte, das vor allen Benjamiuitischen Ge- schlechtern aasgezeichaet war und dem die Familie des Saul angehörte, die bis in die Zeiten nach dem Exil auf- geführt wird (v. 29 ff.). 1. Benjamin aber zeugete [vgl. 1. Mof. 46, 213 4« M« 26, 38 ff.] Bein, feinen ersten Sohn, Asbal [oder Asbelj den andern, Ahrah [oder Ahi- ram, auch Ehi genannt] den dritten, 2. Noha den vierten, Raha den fünften [da- für kommen in obigen Stellen bei Mofe andere Namen oor]. c Z. Und Bela [Benjamin’s ErsigeboreUerJ hatte Kinder: Addar [richtiger Ardj Gern, Abihnd [nur hier genannt], s 4. Abisna fkommt auch nur hier oorL Nas- niau, Ahoah [oder Ahia V. 7], s. Gera [ob derselbe, der in I. Mof. 46, 21 unter dem Namen ,,Ros« aufgeführt wird, muß dahiugestellt bleibend Sephuphau und Hotaru swohl einerlei mit Mupim und Hupim oder Supham und Huphams b. Dies [die am Schluß des 7. Verfes Ge- nanntenl find die Kinder Ehud seines in der Ge- fchichte wohlbekannten Bensaminiten"], die da Händ« ter waren der Väter unter den Bürgern zu Geba [Richt. 19, 13 Anm.], nnd zogen fgewaltfam aus diesem ihrem ursprünglichen Wohnort fortgeführtJ weg gen Manahath [oder Manocho im Stamme Juda Jof. 15, 59 Anm.]: «) Der bekannte Richter dieses Namens (Richt. Z, 15 ff.) kann es nicht wohl fein, da dieser im Hebräischeu Tanz; geschrieben wird, während an unsrer Stelle ficht FOR. 7. Nämlich Rai-Zwar, Ahia und Gern sdie Ge- schlechter der in V. 3 u. 4 erwähnten Nachkommen des Bela, und unter ihnen besonders der letztere], derselbe fdes Bela Gefchlecht, das an der Spitze d»er drei stand und die ganze Unternehmung leitete] fuhrete sie wegtz und er fjener Ehud V. e] zeu- gete Usa und Abihud «) Von diesem fcindlichen Zusammenstoß der Bensas minitischen Geschlechter mit einander wird uns sonst nirgends etwas berichtet, es läßt sich daher auch die Sache nicht näher erörtern. 8. Und Sahataim [ein anderer Sohn Ehud’s] zeugete fKinderj »in: Lande Moab fwohin er fich wendete], da er jene von sich gelaffen halte, von Hnsitu und Baera, feinen Weibern [richtiger: na eh- dem er sie von fich gelassen hatte, nämlich Hufim undBaera, feine bisherigen WeiberL 22 I. Chronika 9, 9—40. 10, 1—-10. 9. Und er zengete von Hodes, seinem [driiten] Weibe [die er nach Entlassung der beiden andern genommen]: Jobab, 3ibja, Mesa Malchany 10. Jenz, Sachja und Mirma Das kdiese sieben] sind seine Kinder [die er im Lande Moab zeugete], Häupter der Väter [Vaterhäuser] 11. Von Husim aber sehe er sie sammt der Baera wieder entließ und sich nach Moab wendete] zengete er Abitob nnd Elpaal 12. Die Kinder aber Elpaal [außer den in V. 17 n. 18 ausgeführten] waren: Eber, Miseam und Samed [nach anderer Lesart: Saurer] Der- selbe [der zuletzt genannte Samed oder Samer] bauete Ono svermuthlich das jetzige Kefr Anna, 1374 Stunden nördlich von Lhdda Nehem. 6, 2], und Lod [Lhdda, später Diospolis genannt Apostg. 9- 32 f.], und ihre Töchter [die zu ihr gehörigen kleineren Städte]. 13. Und Bria nnd Sama lderen Nachkommen später zu Jerusalem wohnten V. 28] waren Häup- ter der Bciter unter den Bürgern zu Ajalon [in: Stamme Dan Jos 19, 4213 sie versagten die zu Gath [die dortigen Philister, und vollbrachten also wirklich, was die Kinder Ephraim einst vergeblich versucht hatten Kap. 8, 21——24] 14. Ahjo aber, Sasak, Jeremoth, II. Sebadja, Arad, Ader, Its. Michael, Jespa nnd Sohn: das sind Kin- der fdes in V. 13 erwähnten] Vria. 17. Sebadja, Mesullam, Hisii, Fieber, 18. Jesmerah Ieslia, Jobab: das sind Kinder Glpaal [von denen Mesullam, Heber und Jesmerai schon in V. 12 unter dem Namen Miseam, Eber und Samed aufgeführt sind] 19. Julius, Sichri, Sabdi, 20. Elioiånah Zilthai. Eliel, 21. Adaja, Braja nnd Simrath: das sind die Kinder Simri [oder Sama V. 13]. 22. Fest-an, Eber, Eilet, 23. Abdon, Sichri, Hanan, 24. Hananjm Glases, Anthothja 25. Jephdeja nnd Pnneb das sind die Kinder Sasak [des Sohnes des Vria V. 1·4]. 26. Samserai, Scham, Athalsa, 27. Jaeressa, Elia nnd Sichri: das sind Kinder« Jeroham [oder Jeremoth, eines andern Sohnes des Vria V. 14]. 28. Das sind die Häupter der Vater fHäupter der VaterhäUserJ ihrer Geschleehter [wörtlich: ihren Geburten nach Häupter, d. i. als solche sind sie in den Geburtsliften ausgeführt] die tvvhneten zu Jerusalem. W. Aber zu Gibeon [dem jetzigen e1Dschib, 272 Stunden nordwestlich von Jerusalem Jos. 9, 3; 18, 251 wohnete der Vater Gideon-s [d. i. der Ahnherr aller derer, welche zum Geschlecht der israelitifchen Gibeoniten gehörten, mit Namen Jeiel Kap. 10, 35]- und sein Weib hieß Maächa 30. Und sein Sohn war Abdon, [die andern goes Eies-en] Zur, Kis, Beut, [Ner Kap. 10, 36,] a il , 31. Gedor, Ahjo und Secher [oder Sacharsa]. 32. Mikloth aber fein zehnter Sohn des Jeiel] zeugete Simea, nnd sie [die Nachkommen aller dieser Söhne] wohneten gegen ihren Brüdern sgegenüber den nördlich und westlich von Jerusa- lem ansäsfigen Benjaminiten] zu Jerusalem fund wvhneten dort] mit ihnen kmit andern Ver-inmi- niten zusammen] II. [Wir müssen aber hier von zwei berühm- ten Nachkommen jenes Vaters Gibeon’s, von dem in V. 29 die Rede war, noch insonderheit reden] Ner [in V. 30 abstchtlich einstweilen noch nicht genannt] zeugete lnicht unmittelbar, sondern durch eine Reihe von Nachkommem deren letzie sind: Apiah, Behorath, Zeror und Abiel 1. Sam. 9, I] Kis [außerdem aber noch einen zweiten Sohn, der ebenfalls Ner hieß und der des Abner Vater war l. Sam. 14, 50 f.]. Kis zeugete Saul [den ersten König Jsraels]. Saul zeugete fvier Söhne :] Jonathan, Malchisua Abiuadab [in I. Sam. 14, 49 Jswi Benannt] Und Esbaal [oder Jsbofeth 2. Sam. 2, 8 .]. 34. Der Sohn aber Jonathanis war Meri- baal [oder Mephiboseth L. Sam. 2, 8 Anm.]. Meribaal zeugete Mich« l2s Sam. 9- 121« 35. Die Kinder Micha waren [vgl. Kap. 10, ålh fix] Pithon, Melech, Thaiårea IThahereaJ nnd a . 36. Ahas aber zengete Joadda [oder Faden] Joadda zeugete Alemeth, Asmaveth und Simri. Simri zengete Moza. 37. Moza zeugete Binea, deß Sohn war Rapha [oder «Raphaja], deß Sohn war Eleasa, des; Sohn war Azei. 38. Azel aber hatte sechs Söhne, die hießen: Estikam lAsVikamJ- Vorhin, Jesmael [Jismael], Searja, Obadja, Hanan Die waren alle Söhne Azel [der mit seinem Leben bis aus die Zeit der babylonifchen Gefangenschaft hinabreicht]. 39. Die Kinder Esel, seines Bruders, waren: Ulam, sein erster Sohn, Jeus der andere, Glis-he- let der dritte. 40. Die Kinder aber Ulam waren gewaltige Leute, nnd geschickt mit Bogen keine Eigenschaft, durch welche die Benjaminiten schon in den älte- sten Zeiten sich auszeichneten Nicht. 19, 22 Anm.]; Und hatten [in der Zeit nach dem Exil] viel Söhne nnd Sohns-Söhne, hundert nnd fünfzig [so daß sie auch an Zahl andern Geschlechtern jener Zeit nicht nachstanden Esra 8, 3 ff.]. — Die fwelehe in diesem Kapitel von V. 1 an aufgeführt worden] sind alle von den Kindern Benjancitn Das Haus Benjamin und Saul. Die Einwohner zu Jerusalem. 23 Das 10. (sonft 9.) Kapitel. Einwohner zu Jerusalem und giöeon H« V.1—34. hierauf erhalten wir eine Aufzählung aller Geschlechter, welche in Jerusalem wohnten, unter nament- licher Anführung ihrer Häupter: es waren dao 3udaiten, Zenjaminitem Manasscten und Gphraimiten, und ein großer Theil der Priester und Leviten w. 1-—3). Daß auch Angehörige der beiden Stämme Guhraim und Ma- nasse dort ihren Sitz hatten, wird nur im Allgemeinen erwähnt, ohne näher auf diese Geschlechter einzugehen; dagegen wird, nachdem die Häupter der drei andern Stammegangehörigeit aufgeführt worden w. 4-—9), die Gelegenheit ausführlicherer mittheilnugeu über die Priester und Leviten (llI.10—34) benutzt, um zu zeigen, wie alte Eintheiluugen nnd Einrichtungen in der neuen Gemeinde festgehalteu wurden. 1. Und das ganze Israel ward gerechnet snach seinen Geschlechtern verzeichnet], und siehe, sie [diese Geschlechter, auf deren Aufzählung im Einzelnen es für unsern Zweck nicht weiter ankommt] sind angesehrieben im Buch der Könige Israel und Juda, Und [was die Geschlechter des letzteren Reiches be- trisstJ nun weggeführet gen Babel, um ihrer Misse- that tvillen, 2. Die zuvor wohneten auf ihren Gutern und [in ihren] Städten fund in vier Klassen sich theil- ten], nämlich Israel sgewöhnliche oder dem Laien- stande angehörige Jsraeliten Esra 2, 70], Priester, Leviten und Nethinim sLeibeigene des Heiligthumss Nethtnim (von naizhan = geben, s. v. a. Ueber- gebene, ersehnt, nämlich zum Dienst der Leviten) heißen in den nachexilischen Büchern die den Leviten zur Unter- stützun behufs Verrichtung der niedrtgsten und schwersten Geschä te beigegebenen Tempelknechte,- die deshalb auch bei Aufzählung des Cnltuspersonals immer nächst den Leviten genannt werden (Esra 7, 24). Weil bereits in 5. Mos 29, I! die Holzhauer nnd Wasserschöpfer er- wähnt werden, hat man ihren Ursprung schon in die mosaische Zeit verlegen wollenz indessen bezeichnet dort der Ausdruck zunächst nur die niedrigste Klasse des Volks im Allgemeinen, ohne auf den eigenen Stand der Nethis nim im Besönderen anders, als etwa mit prophetischem Blick in die Zukunft, Rücksicht zu nehmen. Wohl aber bezeichnen den Grundftamm der Nethinim jene Gibeo- niten, die Josua zu Holzhauern und Wasscrträgern für das Heiligthum machte (Jos. 9, 21 fs.). Als dann dnrch Sauls blutige Verfolgung (2. Sam. U, I) die Zahl der Gibeoniten stark vermindert und bei dem erweiterten Gottesdienst auch ein erweitertes Dienstpersonal nöthig eworden war, schenkten David und andere fromme Könige ihre Kciegs efangenen dem Hciligthum (Esra 8, 20), und ohne Zweifel kamen zu dem Stande der Nethinim hinzu auch die Nachkommen der von Salomo frohnpflichtig gemachten Reste der cananitischen Bevöl- kerung (1. Kön. 9, 20 s.). Sie wurden, wie sich dies für Diener am Heiligthum von selbst versteht und für die nacherilische Zeit auch ausdrücklich bezeugt wird (Nehem. 10, 28 f.), zur Annahme der Beschneidung und zur Haltung des mosaiscben Gesetzes verpflichtet, standen unter zwei, aus ihrer Mitte entnommenen Vorstehern (Nehem. 11, 2l), galten in bür erlicher Hinsicht wohl etwas mehr als die gewöhnlichen roselvten (3. Mof 17, 9 Anm.), doch andererseits auch etwas weniger als die Matnser (5. Mof 23, 2 Anm.), so daß keine gegenseiti- gen Verheirathungen zwischen ihnen und den eigentlichen Jsraeliten gestattet waren (5. Mel. 7, 3), und wohnten theils in den Levitenstädten (Esra L, 70; Nehem. 7, 31), theils zu Jerusalem in einem besonderen Bezirk auf Ophel, dem südlichcn Auslaufe des Tempelberges sNehensu 3, 26; 11, 31). 3. Aber zu Jerusalem sder Hauptstadt des südlichen Reiches] wohneten etliche der Kinder Juda, etliche der Kinder Benjamin, etliche der Kinder Ephraim und Manasse [abgesehen von den Priesterm Leviten und Nethinim, deren etliche auch dort wohneten]. 4. Nåmlich [um hier nun die Häupter der- jenigen Geschlechter, die nach der Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft sichdaselbst festfetztem näher zu bezeIchUenJ aus den Kindern Perez des Sohns Juda [Kap. 4, 1], war Ulhat soder Athaja], der Sohn Ammihud, des Sohns Amt: [Amarja], des Sohns Juni, des Sohns Banik 5. Bot! Siloni [aus dem Geschlecht der Se- laniter 4. Mof 26, 20] aber Asaja [in Nehem. 11, 5 Maäseja»genannt], der erste Sohn, Und seine anderen Sohne. is. Von den Kindern Serah sdem dritten Geschlecht des Stammes Juda 4. Mof 26, 20]: Jegnel und seine Brüder, fechshundert und neunzig [während bei dem in V. 4 erwähnten Geschlecht der Pereziter die Zahl 468 betrug Nehem. 11, 6]. «) Es sind hier bei weitem nicht alle Namen der Glieder zwischen Uihai bis Percz aufgeführt; in Nehem. 11, 4 sind aus der langen Reihe dieser Glieder, deren Summa sich etwa aus vierzig belaufen dürfte, meist an- dere ausgewählt, daher die theilweise Verschiedenheit beider Verzeichnisse 7. Von den Kindern Benjamin: Sahn, der Sohn Mesullam, des Sohns Hodaivja, des Sohns Hasnua [anders lautet die Angabe in Nehem. 11, 7]; 8. Und Jebneja, der Sohn Jerohamz und Ein, der Sohn Un, des Sohns Michriz und Me- sullam, der Sohn Sephat1a, des Sohns Magnet, des Sohns Jebnesa [auch hier eine andere Angabe in Nehem. 11, 8]. 9. Dazu ihre Brüder in» ihren Geschlechterty neun hundert und sechs und funfzig [nach Nehem. 11, 8: neun hundert und acht und zwanzig]. Alle diese Männer waren Häupter der Väter im Hause ihrer Vater. Nach der allgemeinen Uebersicht der verschiedenen Be- standthcile der Einwohnerschaft zu Jerusalem, die in V. 3 vorausgeschickt wurde, erwarten wir nunmehr auch eine Angabe über Ephraim und Manasse. Diese beiden Stämme bildeten aber allem Anschein nach keine selb- ständigen Geschlechter unter eigenen Häuptern, sondern wohnten nur als Einzelne in Jerusalem, so daß in einem Verzeichniß der Häupter sie keine Stelle finden konnten; dage en kommen als ein wesentlicher Bestandtheil der Jeruksalemischen Einwohnerschaft zu dem oben genannten die dort scßhasteii Priester undLeotten hinzu, von denen denn im Folgenden die Rede ist. 10. Von den Priestern aber [wohneten zu Jerusalem V. 3]: Jedem, Josatilh Iathttt [Kap. 25, 7. 17]; 24 I. Chronika 10, 11——39. 11. Und Afatja [nicht der in Kap. 7, 13 angeführte Hohepriesier dieses Namens, sondern der in Nehem. 11, 11 genannte und ebenfalls aus hohepriesterlichem Geschlecht abstammende Seraja], der Sohn Hinter, des Sohns Mefnllam des Sohns Sabdi, des Sohns Merajoth, des Sohns Ahitob, ein Fnrst tm Hause Gottes kHnupt einer Priester- abtheilung im nachexilischen Zeitalter]; 12. Und Adaja [Nehem.11, 12], der Sohn Jeroham, des Sohns Pashnn des Sohns Malchta swelcher früher einer Priesterabtheilung oorgestam den hatte Kap. 25, 9]; und Maesai [in Nehem. 11, 13 Amassai genannt], der Sohn Adiel [Asa- reel], des Sohns Jaehfeta [Ahnssai], des Sohns Mesnllam [MesillemothJ, des Sohns Immer cdes früheren Vorstehers einer Priesterabtheilnng Kap. 25, 14]; 13. Dazu ihre Brüder, Häupter im Hause ihrer Vater, tausend sieben hundert nnd sechzig [Mann, wenn man die hier genannten 6 Priester: abtheilungen sämmtlich in Anschlag bringt, während in Nehem. 11, 12--14 nur drei Abtheilungen zu 822 —i- 242 —i— l28 = 1192 berechnet sind], geistige Leute am Geschäfte des Amts im Hause d es la. Von den Leviten aber fwelche den gottes- dienstlichen Gesang zu leiten hatten] aus den Kin- dern Merari: Semaja, der Sohn Hasnb, des Sohns Asrikam, des Sohns Hasabja [des Sohns Bunni Nehem. 11, 15]. 15. Und Vakbakar [oder Bakbukja Nehem. 11, 17J- det Zimmermann ldas hebräische Wort Chaise-Ich, welches hier steht, ist oielleichtebenfalls als Eigenname zu nehmen, so daß zu übersetzen wäre: und Heres], und Galal, nnd Mathanja, der Sohn Mieha, des Sohns Siehti [nach anderer Aussprache: Sabdi Nehem. 11, 17], des Sohns Assaph [also aus den Kindern Gersom Kap. 7, 39 « Und Obadja [in Nehem. 11, 17 Abda genannt], der Sohn Semaja lSammuaL des Sohns Galal, des Sohns Jednihun [aus den Kindern Nierari Kap. 7- 44 ff.]; nnd Berechja [aus der Sänger-Abtheilung der Kinder Kahath Kap. 7, 33 ff.], der Sohn Assa, des Sohns Elkanch der [aber nicht in Jerusalem selbst, sondern nur in der unmittelbaren Nähe, dieser Stadt, nämlich] in den Dbrfern wohnete der Netophathiter [rich- tiger: in den Dörfern wohnete des Nerv- phatiters, d. i. in den zu Nethopha 2. Sam. 23, 28 gehörigen Dörfern Nehem. 12, 28]. 17. Die Pförtner aber ioder diejenigen Leviten, welche das Amt der Thorwärter oder Sehwellenhüter am Tempel bekleideten V. 22 ff.] waren: Sallnm sEsra 2, 42., auch Mesuilam geschrieben Nehem. 12, 25], Lilith, Talmon fNehenn 11, 19], Ahiman mit ihren Brüdern, nnd Sallnm, der Oberste füber fämmtliche vier Abtheilungen]. 18. Denn bisher hatten am Thor des Königs gegen dem Aufgang gewartet die Kinder Lebt mit agern. Der erste Theil des Verses dürfte vielmehr auf den am Schluß des Vorigen Verses enannten Sailum, den Obersten, und der andere Theih auf die vier übrigen Fhtskrwärter zu beziehen sein, so daß man zu übersehen a e· Und bisher ist er sdieser Sallum, der Pförtner] am Thor des Königs gegen Morgen [vgl. Kap. 27,14]; sie [Sallum, Aknb, Talmoiy AhimaUJ sind ZinThorhiiter für das Lager der Kinder evi. Letzteres ist ein Ausdruck, der an die kricgerifche Ordnung, in welcher zur Zeit Mosis der Stamm Lcoi um die Stiftshütte gelagert war (4. Mos 2, 2 Anm.), erinnert; während also der Oberste Sallum das ThorP auf dem Plan zu I. Kön. it, 36 inne hatte, hüteten die übrigen Vier, ein jeder mit der zu ihm gehörigen Abtheilung an den äußeren Thoren D, E, J, K. Jenes, das Ostthor des inneren Vorhofs (F), heißt das Thor des Königs, weil zu demselben der König, wenn er aus seinem Palast auf dem Zion zum Tempel kam, eingin und in der Nähe is. den Plan zu l. Kön. 6, is: H der Königssiand sich befand (1. Kön 8, 22 Anm.); auch ward es für ihn ausgeschlossem wenn er freiwillige Opfer bringen wollte, da es sonst nur am Sabbath und an den Nenmondstagen geöffnet war. 19. Und Sallnm [der eben erwähnte Oberste, in Kap. 27, I u. 14 Meselemja genannt], der Sohn Kote, des Sohns Abiassaph des Sohns Korah, und seine Brüder ans dem Hause seines Vaters, die Kothiter [ waren von Alters her nach Davids Anordnung] am Geschäfte des Amtes, daß sie war- teten an der Schwelle der Hütte [die David für die, neben seinem Palast aus Zion aufgestellte Bundeslade einrichtete Kap. I7, 1]; und [indem David diese Anordnung traf, schloß er sich einer alten Einrichtung an, denn] ihre [der KOrhitenJ Väter [waren schon zu Mosis und Josua’s Zeit HüterJ tm Lager des HErrn, daß sie warteten des Eikigilligs IZUV Skifkshükkex wie zwar in den 5 Bü- chern Mose nicht ausdrücklich berichtet wird, aber aus der mosaischen Bestimmung über. die den Kahathiten vorzugsweise obliegende Sorge für das Heiligthum 4. Mos. 4, 4 ff. vor; selbst sich ergiebt] 20. Ptnehas aber, der Sohn Eleasar sdes dritten Sohnes Aarons L. Mos. 6, 25], war Fükst über sie [diese Wächter des Eingangs, die Korahiten oder Korhiten, gleichwie sein Vater Oberster ge- wesen war über alle drei Obersten der oerschiede- nen Levitengeschlechter 4. Mos. Z, 32], darum, daß der HErr zuvor mit ihm gewesen war feinen be- sonderen Bund mit ihm und seinen Nachkommen ge- schlossen hatte-i. Mos. 25, 10 ff.]. 2l. Sarharja aber, der Erstgeborene] Sohn Meselemja [oder Sallum Kap. 27, 2], war Hüte: am Thor der Hütte des Sttfts kund zwar ward ihm die Aufsicht über das Tempelthor gegen Winter: nacht anvertraut Kap. 27, 14]. Mittheilungen über die Priester und Leviten. Nochmals das Haus Saul. 25 22. Alle diese [von denen in V. 17 die Rede war] waren auserlesen zu Hütern an der Schwelle, zweihundert nnd zwölf, die waren gerechnet in ihren Ddrfern [so hoch belief sich die Zahl derjenigen Pförtner, die in den Dörfern um Jerusalem her im Quartier lagen, während die Zahl der in Je- rusalem selbst wohnenden nur 172 betrug Nehem. n, 19]. Und David und Samuel, der Seher [Prophet]- ftifteten sie lstellten sie hinein in das Amt] durch ihren Glauben [nicht aus menschlich guter Meinung, sondern aus Antrieb des Geistes Gottes — nach anderer Auslegung: auf ihre Treue hin oder auf Treu und Glaubens 23. Daß sie und ihre Kinder hüten sollten am Hause des HErrn, nämlich am Hause der Hütte [denn nur eine solche erst war zur Zeit Samuels und Davids vorhanden, noch kein eigentlicher Tempel], daß sie sein warteten. Jn den früheren Büchern des alten Testanients ist nirgends von einem Antheil Samucks an diesen Ein- richtungen die Rede; wohl aber mag er die Gedanken, welche David hernach verwirklichte, in dessen Seele ge- legt haben, theils persönlich, als derselbe sich bei ihm in Nama aushielt (1. Sam. II, l8), theils durch seinen Schüler, den Propheten Gad (1. Sam. 22, 5). 24. Es waren aber solche Thorwärter gegen die vier Winde [an alle vier Seiten des Tempel- vorhofesj gestellet, gegen Morgen, gegen Abend, gegen Mitternacht, gegen Mittag [Kap. 27, 13 fs.]. 25. Ihre [der in Jerusalem wohnenden Thor- wärterJ Brüder aber waren auf ihren Dörfern [in der Umgegend der Stadt], daß sie svon dort] herein kämen, je des siebenten Tages, allezeit bei ihnen ZU seit! srichtigerx je des siebenten Tages von einer Zeit zur andern, bei ihnen zu sein, d. i. ihr Amt zugleich mit jenen zu verwalten, wenn die von Woche zu Woche wechseludc Reihe 2. Kön. 11, 5 ff. an sie kam] M. Denn die [die Tempelwache bildenden] Leviten waren diesen viererlei obersten Thorhütcrn vertrauet sstanden unter dem Oberbefehl jener vier obersten Thürhüter V. 17], nnd sie waren über die Kasten und Schähe im Hause Gottes shatten zugleich die Aufsicht über die Schatz- nnd Lager- kammern, welche in dem Anbau des Tempelgebäm des I. Kötn s, 5 ff. sich befanden]. 27. Auch blieben sie über Nacht um das Haus Gottes; denn es gebührete ihnen die Hut [dessel- ben], daß sie [für die. Nacht die Tempelthore schlössen und] alle Morgen swiederj aufthäten 28. Und etliche aus ihnen waren über das skostbarej Geriithe des Atnts swelches nur auf einige Zeit, wenn es gerade beim Gottesdienst ge- braucht ward, aus den Schatzkammern geholtwurde]; denn sie trugen es gezählet ans nnd strugen es, nach gemachtem Gebrauch, gezählet wieder] ein. 29. Und ihrer etliche waren bestellet über die [gewohnlichen] Gefäße, und über alles heilige Ge- räihe, über Semmelucehh über Wein, über Oel, über Verbrauch, über Räuchwert [Kap. 24, 28 f.; 27, 20]. 30. Aber der Priester Kinder machten etliche das [in 2. Mos. 30, 34 ff. nach seiner Zubereitungs- art beschriebene] Rcinchwcrk swelches also die Leviten nicht verfertigen durften, sondern es nur auszube- wahren hatten]. 31. Mathithja aus den Lehnen, dem ersten Sohn Sallnm, des Korhiters [insofern er durch sein hohes Amt eine besonders hervorragende Stellung unter dessen Nachkommen einnahm], waren vertrauet die Pfannen snebst derBereitung des heiligen Backwerks auf denselben 3. Mos. 2, 6; 6, 14 f.]. 32. Aus den Kahathitern aber, ihren [der LevitenJ Brüdern, waren setlichej über die Schau- brode ssie in der Z. Mos. 24, 5 vorgeschriebenen Weise] zuznrichtem daß sie sgemäß der gesetzlichen Bestimmung 2. Mos. 25, 30] sie alle Sabbath be- reiteten szur Auslegung durch den dienstthuenden Priester mit Beginn eines neuen Sabbaths bereit hätten] 33. Das [die in V. Ist-IS aufgezählten Leviten aus den Kindern Merari] sind die Sänger, die Häupter unter den Vätern der Leviten, über die Kasten ausgesondert [vou der Aufsicht über die Kasten V. 26 freigegeben]; denn Tag nnd Nacht waren sie drob [mit ihren Dienstleistungen für den heiligen Gesang] im Geschäfte [so daß sie zu an- dern Verrichtungen keine Zeit hatten]. 34. Das [die in V. 14—16 genannten Sän- ger mit den in V. 17 folgenden Pförtnernzugleichj sind die Häupter der Väter unter den Lebiten in ihren Gefchlechtern [Kap. 9, 28]. Diese wohneten zu Jerusalem. III· v. 35—44. Eh: im folgende« Jaiskyuni »» m, Untergang drg hausen Saul berichtet wird, erhalten wir non) einmal einen Einblick in die genealogischen verhält— nisse dieses Haus-F. obgleich diese schon oben Man. I, 29—39) bei Knfzanlung der Geschlechter der Henjaminiten uns vorgefnhrt wurden; dort aber diente der Stammbaum einem andern Zwecke als hier, wo er nur den Xlebergang zu der Grzahlung im It. Kapitel bildet nnd im Hinblick auf letzteren Krisen: bereits mit den Solinen Kzeks abge- brochen wird. 35. Zu Gideon wohneten Jeiel, der Vater Gideon, sein Weib hieß Maecha, sit. Und fein erster Sohn Abt-on, Zur, Iris, Baal, Ver, Nadab, 37. Gebot, Ahjo, Sacharja, Miiloth 38. Mikloth aber zeugete Simeam; und sie wohneten auch um ihre Bruder zu Jerusalem unter den Ihren. II. Ner aber zengete nie. Kiszeugete Saul. Sah! zengete Jonaiham Malchisnm Abinadab, Es- aa . 26 1. Chronika 10, 40—44. U, 1—14. l2, 1——4. 40. Der Sohn aber Jonathan war Meribaal. Meribaal aber zeugete Micha. 41. Die Kinder Micha waren: Pithon, Melech und Thaherea. 42. Ahas [sein Vierter Sohn] zeugete Jaera [Joadda]. Jaera zengete Alemeth, Asmaveth und Simri. Simri zeugete Moza. 43. «Moza zeugete Binea, deß Sohn war Ra- phaja, deß Sohn war Eleasa, deß Sohn war Azei. 44. Azel aber hatte sechs Söhne; die hießen: Asrikaun Vorher, Jisutaeh Searja, Obadja, Hauen; das sind die Kinder Azei. Das 11. (sonft 10.) Kapitel. Saucs Untergang im Streit wider die Philister. l» n.1—14. nie Geschicht: d» nönigkyums nat-ins, soviel davon nach dein Zweit: deo Buches erzählt werden soll, beginnt mit einem, den ausführlictteren Bericht in 1. Sinn. nah. 28—31 ooraugselzeuden btiioelilirte auf den Untergang SauPs und seiner Söhne im Streit wider die Philister; wie dieser Untergang die gereoste Strafe war für seine eblissethnn die er wider den HErrn gethan, so war sie in Gottes Hand zugleich das Mittel, das Königreich dem David zuzuwenden, den er seyen längst zum Fürsten über sein holt: sich ausersehn. 1. Die Philister lwelche in der Ebene Jesreel bei Aphek und Sunem sich gelagert] stritten wider Jsrael [das von dem Gebirge Gilboa zu ihnen herab kam, um sie von dort zu vertreiben]. Und die von Israel sweil Gott nicht mit ihnen und ihrem König war] flohen vor den Philistern [nach ihrem Lagerort zurück], und fielen [nun, weil sie auch bis dahin von dem siegreichen Feinde verfolgt wurden] die Erschlagenen auf dem Berge Gilboa. 2. Aber die Philister [welche es besonders auf den König und seine Familie abgesehen hatten, um diese in ihre Gewalt zu bekommen] hingen sich an Saul uud seine Söhne [und jagten un- ausgesetztj hinter ihnen her, und schlugen stödtetens Jonathan, Abinadab und Malchisucy die Söhne Sauks [welche mit ihm, dem Vater, in den Kampf gezogen, während der jüngere, Esbaal oder Jsbo- seth Kap. 9, 33., zu Hause geblieben war]. Z. Und der Streit ward hart wider Saul [da die Philisten nach Tödtung seiner Söhne, nun gegen ihn ausschließlich sich wandten]; und die Bogensehüszeu [die als leichte Truppe im Vorder- tressen kämpftens kamen an ihn, daß er von den Schlltzttl verwundet lviitd srichtigerx vorihnen er- zitterte, s. 1.Sam.31,3 Auen» sich keinen Rath nnd keine Hilfe mehr wußte, wie er seinen Versolgern entrin- nen sollte]. 4. Da sprach Saul zu seinem Wasfentrcigen Zeuch dein Schwert aus, und erstich mich, damit, daß diese Unbeschnittenen [die Philister] nicht kom- men nnd schändlich mit mir umgehen. Aber sein Wasfentreiger wollte nicht, denn er fürchtete sieh sehr [seine Hand zu legen an seinen königlichen Herrns Da nahm Saul sein Schwert, uud fiel ssiürzte sich selbst] drein. 5. Da aber sein Wassentrager sahe, daß Saul todt war, fiel er auch in’s Schwert, und starb. 6. Also starb Saul [nach unserer Rechnung tm J. 1055 v. Chr.], und seine drei Söhne, und sein ganzes Haus sbis auf einige dürftige Ueber- teile, die aber dann auch einer nach dem andern elendiglich umkamen 2. Sam. 2, 8 ff.; 4, 1 ff.; 9, 1 ff; 21, 1 ff] zugleich. Die drei in V. 2 namhaft gemachten Söhne Saul’s, darunter besonders Jonathan, starben wenigstens noch einen ehrlichen Tod auf dem Schlachtfelde. Daß dage- gen zwischen den beiden Selbstmördern, Saul und seinem Waffenträgcn ein großer Unterschied ist, liegt aus der Hand. An Saul sehen wir jene Böswilligkeih welche gegen alle Einwirkungen des Guten von außen und von innen (von Seiten des Gewissens) sich verhärtet, also die Verstocktheih die zwar keineswegs die Angst des Gewissens ausschließh wohl aber ihr Trotz bietet, und die zuletzt vernichtend gegen die Persönlichkeit selbst sich richtet und gerade darin dic ganze Lügeder Sünde be- kundet; an dem Waffenträgcr aber zeigt fich nur Mangel- an Erkenntniß, eine beziehungsweise gute Absicht sTreue bis in den Tod) bei einer an sich b ösen That, nnd daß diese die Schuld der Sünde mildert, giebt die Schrift vielfach selbst zu verstehen (1. Mos. 20, 5 ff.; Luk. 12, 47 f.; Röm. Z, 9; l. Tun. I, 13). 7. Da aber die Männer Israel, die im Grunde waren [in der Ebene Jesreel selbst, sowie im Westen nnd Osten derselben wohneten], sahen, daß sie [die Krieger des israelitischen HeeresJ gesloheu waren, und daß Saul nnd seine Söhne todt waren, verließen sie sans Furcht vor dem Feinde] ihre Städte und flohen, und die Philister kamen snoch an demselben Tage] Und wohneten drinnen [in dem ganzen nördlichen Theil des Landes, bis sie dann David wieder daraus vertrieb L. Sam. b, 15 ff.]. 8. Des andern Morgens kamen die Philister sstellten auf dem Schlachtfelde sich ein], die Er- schlagenen auszuziehen [auszuplü’nderti], uud fau- den Saul und seine Söhne liegen auf dem Berge Gilboa, 9. Und zogen ihn aus [pliinderten, was sie außer Krone uud Armgeschmeide, die schon ein Amalekiter entwendet hatte 2. Sam. I, 10., noch bei ihm fanden], und haben auf sein Haupt [fchlu- gen es ihm ab 1. Mos. 40, 191 und snahmeu ihm weg] seine Waffen sgleichtvie sie auch mit seinen Söhnen thaten], und sandten es [die Köpfe der vier Leichen und die ihnen ausgezogenen Waffen] in’s Land der Philister umher, und ließen’s ver- tündigen vor ihren Götzen und dem Volk swelchen großen Sieg sie über Jsraels König und sein Haus daoongetragen]; 10. Und legten seine [und seiner Söhne] Waffen [als Weihegeschenkj in’s Haus ihres Gottes [ihrer Götzerh der Astarten l. Sam. 31, 10], uud seinen [und der andern] Schädel hefteten sie Sauks Untergang und Davids Salbung zum Könige. 27 an das Hans Dagon’s [ihrer männlichen Gottheit Nicht. 16, 24 Anm.]. 11. Da aber alle die zu Iabes in Gilead höreten alles, was die Philister Saul gethan [und daß sie insonderheit auch seinen verstümmelten Leich- nam und die ebenfalls enthaupteten Leichname seiner drei Söhne an das Stadtthor von Bethsean auf der rechten Seite des Jordan angenagelt] hatten; 12. Makhten sie [denen wegen der einst von Saul erfahrenen Hilfe l. Sam. 11 sein und der Seinigen Andenken so theuer war] sich auf [bei der Nacht], alle streitbare Männer, skamen die 3—4 Meilen herüber nach Bethsean] und nahmen den Leichnam Saul-s nnd seiner Söhne sheimlich von dem Stadtthor hinwegL Und brachten siegen Indes, nnd begraben ihre Gebeine [nachdem sie Haut und Fleisch der Leichen zu Asche verbrannt hatten 1. Sam. 31- 121 unter der sgroßen und mächtigen] Eiche [oder Terebinthe] zu Indes, und fasteten [zur Bezeugung der öffentlichen Landes- trauer, die sie anlegten] sieben Tage. 13. Also starb Saul in feiner Missethah die er wider den HErrn gethan hatte [da er sich ver- ging] an dem Wort des HErrn [in Vetrefs der Verbannung der Amalekiter l· Sam. 15], das er nicht hielt, auch daß er [abgesehen von seinen übrigen Sünden, am Ende feiner Laufbahn, da nun die Stunde des göttlichen Gerichts über ihn da war] die Wahrsagerin fragte [1. Sam. 28]- la. Und fragte den HErrn nicht sdenn ob er wohl das anfangs gethan, hätte er doch durch das Schweigen Gottes sich nicht follen zu dem Zauberweibe treiben lassen, sondern vielmehr zur Buße und zum Suchen der göttlichen Gnade, und hätte wohl nun noch einmal fragen dürfen, so aber verhärtete er sich in feiner Sünde und wollte dem HErrn und seinem Gerichte Trotz bieten]; darum tbdietr er [der HErrJ ihn, und wandte sdurch seinen Untergang] das Königreich zu David, dem Sohn Isai. Das 12. (souft 11.) Kapitel. Daoid’8 salbung zum Könige. Seine Mahnung nnd sireiibure Helden. H« V.1——9. Mit silebergehnng der aehtehalb Jahre, die David über den Stamm Iuda allein herrschte, während die übrigen Stämme durch Jlbneks Wirksamkeit am Hause Sankt: festhielten (2. Sam. 2—4), geht unser Bericht so- fort iiber zu derjenigen Zeit, da die von Jsboseth be- herrsihten Stämme nach dessen Tode den Gutschluß fassen, zu David indes-knieeten, und deshalb ihre Jleltesien und Vertreter zu ihm nach tjebrou senden, um dort ihre Au— erbietnngeu ihm zu machen. In Folge dessen wird »denn David noch in seiner bisherigen Hauptstadt zum no ni g über ganz Israel gesalbtz dort) erkennt er nun auch die Uothioeudigteeitz eine besser gelegene Lenden: an) zu verskhasseitz und unternimmt deshalb einen Kriegszng wider dir Ielsnsiter in Jerusalem, die er ans der dortigen Burg vertreibt, um daraus) den Berg Zion zur Stadt Davids zu erheben. dgl. L. Sam. 5, l—10. 1. Und ganz Jsrael [in seinen Vertretern, den Aeltesten V. Z, welchen zugleich die Haupt- leute und Krieger der verschiedenen Stämme zur Seite stavdev Kap. 13- 23 ff] sammelte sich ksiebeii Jahre und fechs Monate nach Sauks Untergange, als inzwischen auch Abner und Jsboseth ihr Ende gefunden hatten, also um das Jahr 1047 v. Chr.] zu David gen Hebron [wo derselbe bisher schon über den Stamm Juda geherrscht hatte], und sptach [ihm das Königreich auch über die übrigen Stämme antragend]: Siehe, wir sind dein Bein Und Fell! Fleisch sdurch die Abstammung von denselben Erzvatern ebensowohl dir blulsverwandt 1.Mos.29, l4., wie jene deine Stammesgenossenz darum soll die zwischen uns und ihnen diese Jahre daher bestandene Trennung m zwei Parteien nunmehr ein Ende haben]. » 2. Auch vorhin, da Saul snochj König war, fuhretest du Israel aus und ein U. Sam. is, 13 ff. und warest da schon, wie wir nunmehr er- kennen, zum künftigen König des ganzen Volkes im Voraus bezeichnet]. So hat der DER, dein Gott [dessen erinnern wir uns jetzt, da das Ver- ständniß für Gottes Wort und Willen uns auf- gegangen], dir geredet: Du sollst mein Voll Israel sals ihr Hirt] weiden, und du sollst Fürst sein über mein Volk Israel. » Z. Auch [genauer: Also, wie eben gesagt worden] lamen alle Aeltesteu Jsrael znm Könige gen Hebron Und David machte einen Bund mit ihnen zu Hebron vor dem HErrn snahm daselbst in einer feierlichen Volks-Versammlung ihre Hul- digungen entgegen, gleichwle er auch seinerseits versprach, dem göttlichen Gesetze gemäß sie zu re»- gieren].· Und sie» salbeien sdureh Vermittelung des Hohepriesters ABiatharJ David zum König über Israel, nach dem Wort des HErrn durch Samuel [so daß damit der Befehl des HErrn an Samuel, David zum Könige über Jsrael zu salbeii l. Sam. 16, 1. 12., nun seine völlige Erfüllnng fand]. Nach Sauks Untergange schien es eine Zeit lang, als würde David das» ganze Reich nicht so leicht erhalten können; aber da er ftille ist, weiß Gott es so wundekbak einzurichten, daß« das Volk selbst feinen Schutz suchen und ihm das Reich bitlweise antragen muß. 4. Und David [seinen Beruf als König Jsraels erkennend, die Ueberreste der Cananiter vyllmdg aus dem Lande auszurotten] zog snach Beendigung der Krönungsfeier Kap. 13, 23—40 und nach glücklicher Besiegung der Philister in zwei Feld- zftgetk KaP-15- 8—17] hin und das ganze Israel [in einer Auswahl aus der gesammten waffenfähk gen Mannschaft der zwölf Stämme] gen Jerusalem, das ist Iebus [Jvs. 15- 63 Anm.]; denn die Je- bufitet tvohneten [dort, namentlich auf dem Berge Zion, noch mitten] im Lande fund David hatte 28 l. Chronika 12, 5———-18. schon längst sein Augenrnerk darauf gerichtet, dieser Ungehörigkeit ein Ende zu machen 1. Sam. 17, 54 Anm.] 5. Und die Bürger zu Jebns [auf die natür- liche Fefiigkeit der Stadt überhaupt und ihrer Burg insonderheit sich verlassend] sprachen zu David sals er mit seinem Heer heranrückte]: Du sollst uicht herein kommen fund bedienten sich dabei höhnischer Aeußerungen 2. Sam. S, 6]. David aber [um hier gleich im Voraus den Ausgang der Belagerung zu melden] gewann die Burg Zion, das ist [wie sie hernach genannt wurde V. 7] Davids Stadt. is. Und David [wegen der höhnischen Reden der Jebuftter sein Kriegsheer zu einem desto beherzteren Sturmangriss anfeuernd] sprach [desselben Tages, wo jene seiner Belagerung spotteten, zu den Haupt- leuten und Obersten, die unter seinem Befehl stan- den]: Wer die Jebusiter am ersten schlägt [die Mauern ihrer Burg am ersten ersteigt], der soll ein Hauptmann nnd Oberster [über das ganze Kriegsheer und also mein Feldhauptmann] sein. Da erftieg sie [die Mauern] am ersten Joab, der Sohn [der] Zetuja [einer Halbschwester Davids 1. Sam. 16, 10 Anm.], und ward [zum Lohn für seine Tapferkeit] Hauptmann suach unsere: Rede- weise: General-Feldmarfchall, nachdem er bis dahin schon eine ausgezeichnete Stelle unter Davids Haupt- leuten eingenommen hatte 2. Sam. 2, 13]. 7. David aber sals nun die Jebusiter vom Berge Zion vertrieben waren] wohuete auf det Burg [die gar trefflich zu einer Residenz für ihn sich eignete, da der Platz fo ungemein fest war und mehr im Mittelpunkt des Landes lag, als sein bisheriger Wohnort Hebron, gerade auf der Grenzfcheide der nun miteinander vereinten Haupt- theile»des ganzen Königreichs]; daher heißt matt sie Davids Stadt. 8. Und er banetc die Stadt umher sumzog den Berg Zion mit einer Ring: Und Befestigungs- mauer] , von Millo [der Hauptbastion in der Nord- west-Ecke des Hügels] an bis» gar umher fund be- fetzte innerhalb dieser Kreislinie den Hügel mit Häufern zu Wohnungen für die Kinder Jsrael]. Joab aber [der, gleichwie er zuerst die Mauern der Burg erstiegen hatte, so nun auch als neuernann- ter Feldhauptmann die Eroberung derselben in’s Werk setzte] ließ leben die Uebrigen in der Stadt s [diefenigen Jebnsiter, welche sonst noch zu Jeru- « salem, außer auf der Burg, wohnten]. Ossenbar soll diese letzte An abe andeuten, es sei zur Zeit Davids, welche in der Geschichte Jsraels durchweg eine neue Ordnung der Dinge begründete, von der mo- faischen Vorschrift, alle Cananiter zu tödten (2. Mof 23, 31 fs.; S. M. 7, 2), Umgang genommen. So ge- schah es denn, daß es dem letzten Jebusitettönig gestattet wurde, lich aus dem Berge Moria niederzulassen (Kap. 22, 15 ff.). Diese Schonung wird durch das sreiwillige Bekenntniß Arafncks zu Jehova und feinem Dienste aus das Schönste verherrlichtz und was Pf. Eis, 19 gepriesen wird: ,,selbst Widerfpenftige dienen zum Wohnen des Gottes Jehova,« ist durch keine Tbatfache so begründet, wie durch die Bekehrung des letzten Cananitcrfürstem der aufMoria, dem Tempelberge, anfäfsig war. fBaums garten.) 9. Und David fuhr fort und nahm zu snahm nach der Eroberung Jerusalems, dieser ersten Groß- that, die er als König über ganz Jsrael vollbrachte, immer mehr an Ptacht und Ansehen zu], und der HErr Zebaoth war mit ihm sauch bei seinen folgenden Unternehmungen] lll· o.10—47. zu: vieoseseyichie vor« David-s ach-sung zum Könige iiber ganz Israel und drr Eroberung Jeru- salems wird sofort ria Vcrzeikhniß seiner Helden angefrhlofsem di: in der ganzen Zeit seiner Regierung, uamentlim in der liriegkrisrhen Periode derselben, ihm kräftig znr Seite standen und seinen Beruf hinsirhtlikls der lleberwindung der äußeren Feinde Israel-i erfüllen halfen. Sie bildetest einen in drei Kla en getheilteu Ritter· »den, dessen erfl- Klasfe (lt1.1—19) man in zutreffen- dtr Weise mit den Großkrenzen der mittelnlterlitlsen Ritter· orden verglichen hat, die zweit: Klasse (V. 20—25) mit den Eomthncitz die dritte w. 26—47) mit den ge— wöhnlichen Rittern. vgl. 2.Sam. W, 8——39. 10. Dies [die von V. 11 an folgenden Na- men] sind die Obersten unter den Helden Davids, die [von Anfang feiner Regierung u. während des ganzen Verlaufs derselben] steh redlich mit ihm hielten [ihm kräftigen Beistand leisteten] tu seinem Königreich bei dem ganzen Israel [nachdem sie durch ihre früheren, ihm geleisteten Dienste es schon zuwege gebracht], daß matt ihn [wie in V. 1—3 erzählt worden] zum Könige süber alle zwölf Stamme] machte, nach den: Wort des HErrn über Israel [V. 2]. 11. Und dies ist die Zahl der Helden David-s [das Corps der Elite oder Auswahl unter ihnen, welches die Stelle von Rittern oder Adjutanten 2. Sam. 23, 18 Anm. bei dem Könige vertrat]: Jafabeam, der Sohn Hakhmoui fein Abkömnp ling des sonst nicht näher bekannten Geschlechtes Hachrnon Kap. 28, 32., Sohn eines gewissen Sab- viel Kap. 28, 2], der Boruehmste unter dreißigen [in dem ganzen Corps der Dreißigmänner oder der königlichen Adjutanten]; et« hnb [bei dem Kampfe wider eine überlegene Heeresmachtj seinen Spieß auf nnd schlug dreihundert auf einmal [indem er nicht eher wieder die Lanze senkte zum Zeichen, das; nun das Werk des Tages ein Ende habe Jof. 8, 26., als bis dreihundert — nach 2, Sam. 23, 8 achthundertt —— von den Feinden erlegt wor- den waren]. --—--"·) Dies ist allem Anschein nach die richtige Lesart, die Zahl ,,dreihundert« aber nur· aus Verfehen nach der ähnlichen That, die in V. 20 von Abifai berichtet wird, hier wiederholt worden. Luther dagegen erklärt die ver- schicdene Angabe so: »Wer einen Haufen von achthuns dert angreist und schlägt dreihundert todt, die fünfhundert aber in die Flucht, der hat sie alle 800 geschlagen« 12. Nach ihm [dem Range nach ihm am Einnahme Jerusalems. David’s Wohnung und streitbare Helden. 29 nächsten stehendJ war Eleas at, der Sohn Dodo [oder Dodai Kap· 28- 4], der Ahohiter seiner von dem Geschlecht der Ahohiteeqz und er war unter den dreien Helden szählte gleichfalls zur e rsten Klasse unter David’s Helden oder zu den Großkreuzens 13. Dieser war mit David szu Pas-Dam- mimsp oder Ephes-Dainim, zwischen Socho und Aseka], da sie [die Kinder Jsrael, zur Vergeltung des Hohns, der einst von den Philistern in der nämlichen Gegend ihnen widerfahren war l. Sam. 17, 1 ss., diesen ihrerseits] Hohn sprachen, und die Philister sich daselbst versammelt hatten zum Streit« [Und er erhub sich, indem das Kriegsvolk hinter ihm eben das Schlachtfeld verließ und sich nach dem Gebirge zurückziehen wollte, und schlug auf die Philister, bis daß seine Hand am Schwert erstarrete Und so verschaffte der HErr eine große Rettung durch ihn an diesem Tage, und das Volk kehrete von seiner Flucht wie- der, ihm nach zu plündern. —— Nach ihm war Summa, der Sohn Aga, der Haga- riter. Und die Philister versammelten sich zum Streit·] Und war [daselbst, wo sie sich gelagert hatten] ein Stück Ackers voll Gerste [nach 2. Sam. 23, 11: voll Linsenmjz und das [Kriegs-] Volk [der Kinder Jsrael] flohe lschon vor den Philistern]. «) Diese Worte stehen im Grundtext, welcher hier also lautet: Dieser war mitDavid zu Putz-Dam- mim, und die Philister hatten sich daselbst ver- sammelt zum Streit; Luther hat aber den Grund- text verlassen und statt jener Worte, die in Z. Saat. 23 sich nicht sinden, die dort vorkommenden: ,,da sie Hohn sprachen [den Philisterm die daselbst versammelt waren zum Streit]«, sich zur Richtschnur bei seiner Uebersetzung genommen, vermuthlich weil er an unserer Stelle eine falsche Lesari voraussetzte und DYJDH lesen zu müssen glaubte statt DIDJ OF; —— is) Von hier an ist offenbar eine Stelle von mehreren Zeilen ausgesallery indem das Auge eines Abschreibers von den Worten: »die Philister waren versammelt zum Streit« absprang auf die im He- brtiiscben ganz ebenso lantenden Schlußtvorte der aus· gefallenen Stelle. Da das alte Testament gleich den übrigen Büchern des Alterthums durch Abschriften fort- gepflanzt worden, so hat es auch trotz der großen Sorg- falt, mit welcher die von unbegrenzter Verehrung vor den heil. Schriften ersüllten Juden über seine unversehrte Erhaltung und Ueberlieferung machten, doch dem allge- meinen Loose aller alten Bücher nicht entgehen können, daß bei wiederholtem Abschreibcn mancherlei kleine Fehler in den Text stch einschlichen und verschiedene Lesarten entstanden. Bei vorurtheilsfreier Untersuchung zeigt sich aber, daß abstchtliche Entstellungen oder Verfälschungen des biblischeti Textes nirgend vorkommen, sondern die Fehler und Abweichungen nur in Jrrthümcrn bestehen, welche die Abschreiber durch falschcs Sehen oder Hören sletzteres beim Diktiren, z. B. 2.Sam.17, 25: ,,Jsrae- Hier« für »J6maeliter« 1.Chron. 2,17), durch Uutreue des Gedächtnisses (wenn man freier abschrieb und mehr dem Gedächtniß als dem Buche folgte, z. B. 2. Sam. 21, 8: ,,Michal« für ,,Merob«) und andere Mißverständ- nisse (so, wenn in dem folgenden V. 14 statt der Einheit: »trat, errettete, schlug« die Mehrheit gese tist), unwillkürlich und unabsichtlich begingen, wodur der wesentliche Inhalt der Schrift nicht gefährdet worden. IN) Die Abweichung der beiden Berichte ist um so er· stät-lieber, als im Hebräischen beide— Worte sich wenig unterscheiden: DIJWY (Gerste), Ists-IX» (Linsen), zumal wenn sie ohne Vocalzcichen geschrieben werden. 14. Und sie traten shier ist der Grundtext zu ändern: Und er, Sammet, trat] mitten auf das Stück, Und erretteten [errettete] es saus der Gewalt der Feinde], und schlugen [schlug] die Philister. Und der HErr gab [JsraeI] ein groß Hei! [durch diese seine Heldenthats 15. Und die drei aus den dreißig Vornehm- sten [die eben erwähnten Helden Jasabeam, Eleasar und Summa, um von ihnen auch noch eine ge- meinschaftlich ausgeführte Heldenthat zu berichten] zogen hinab zum Felsenh zu David in die Höhle [nach der Höhle] Adullam [nach welcher er stch bei dem Angriff der Philister, von dem später Kap. 15, 8 ff. berichtet werden wird, zurückgezogen hatte]. Aber der Philister Lager lag im Grunde Rephaim [der von der Südwestseite Jerusalems an eine Stunde lang sich nach der Gegend von Beth- lehem hinabziehts s) Heer. Jus-by, wofür in 2. Sau» 23, 13 steht; TYPJZFF (in der Ernte] 16. David aber war [nicht in der Höhle selbst verborgen, sondern hielt sich anH in der Burg [auf der Bergfestung des Hügels oder Felsens, in welchem die Höhle sich befandjz und der Philister Volk sein vorgeschobener Posten der Philister] war dazumal zu Bethlehem. 17. Und David [in seiner Bergfestung, wo ihm kein gutes Trinkwasser zu Gebote stand] ward lüstern snach solchem], und sprach lohne zu be- denken, was für Unheil er mit dieser seiner Aeuße- rung anrichten könnte, zu den Männern seiner Umgebung]: Wer will mir zu trinken geben [der- schaffeUJ des Wassers aus dem Brunnen zu Beth- lehem unter dem Thor [1.Sa1n. 9, 5 Anm.]? 18. Da tissen die drei [bereit, alles fiir ihren König zu wagen, selbst wo es sich nur um Be- friedigung eines augenblicklichen Gelüstes handelte] in der Philister Lager [brachen durch den, vor dem nördlichen Stadtthor aufgestellten Posten der Philister hindurchL und schöpften des Wassers aus dem Brunnen zu Bethlehem unter dem Thor, und trugen? [nach Adullam hinüber] und brachte-W zu David. Er aber [dem jetzt das Gewissen schlug wegen seiner Unbedachtsamkeit] wollte es [weil mit einem zu theuren Preis herbeigeholt und darum zu kostbar, als daß es zur Befriedigung der sinn- lichen Lust verwendet werden dürfe] nicht trinken, sondern goß es [auf die Erde] dem HErrn szu einem TrankopferL 30 I. Chronika 12, 19—47. 13, I. 19. Und sprach: Das lasse Gott ferne von mir sein, daß ich solches thue und trinke das Blut dieser Männer in ihres Lebens Fahr [dieses, von den Männern mit Gefahr ihres Lebens herbeige- holte Wasser, das so gut ist als wäre es ihr Blut]; denn sie haben-s mit ihres Lebens Fahr hergebracht( Darum saus dem von David selbst angeführten gewichtigen Grunde] wollte er’s nicht trinken [nicht aber etwa aus launenhafter Willkür, die bald dies, bald das will]. Das thaten die drei Helden sund bleibt die That als ein Zeichcn tapferen Muthes und großer Opserwilli keit in voller Geltung, obfchon der König von dem i m geleisteten Dienste keinen Ge- brauch machte]. V) Das mit Lebensgefahy mit Darangabe der Seelen crkauste Wasser wird den Seelen gleich gesetzt, die Seele aber ist nach Z. Mos. 17, 11 im Blute; solches Wasser trinken würde also nichts anderes sein, als das Blut der Männer trinken. 20. Abisai, der Bruder Joab [Kap. Z, 16], war der Bornehmste unter dreien [der Vornehmste einer andern Klasse der Helden David’s], Und er hub [in dem Gefecht mit einer überlegenen Fein- desmacht, dessen glückliche Beendigung ihm diese hohe Ehrenstelliing verschafsteJ seinen Spieß auf, und schlug dreihundert sähnlich wie Jasabeamin seinem Falle V. 11]. Und er war unter dreien berithmt [wurde in Folge dessen einer sehelosehah oder Trias, d. i. der zweiten Helden-Klasse, von David zugeordnet], 21. Und er, der dritte, herrlicher denn die zween [wörtlich: von den dreien unter zweien war er angesehen, d. i. er war angesehener als die übrigen zwei, die mit ihm zu derselben Trias gehörten], und war ihr Oberster, aber bis an die drei [der ersten Klasse, Jasabeam, Eleasar und Samma V. 11 ——14] kam er nicht Uondern stand seinem Range nach eine Stufe tiefer]. 22. Benaja, der Sohn Jojada sdes Priesters Kap. 28, 5], des Sohns Jshail [nach anderer Auslegung: des Sohns eines tapferen Man- n e s], von großen Thaten, von Kabzeel [im Stamme Juda Jos. 15, 21 gebürtig — derselbe, der in Kaki. 19, 17 als Oberster der Krethi und Plethi namhaft gemacht wird —- gehörte ebenfalls zur zweiten Klasse oder zu den Comthurn]. El: schlug zween Löwen [die beiden tapfersten Helden] der Moabiterz und ging [bei Gelegenheit eines Vor- falls, der in der Erklärung zu 2. Sam. 32, 20 näher auseinandergesetzt worden ist] hinab, Und schlug einen Löwen mitten im Brunnen zur Sehneezeit 23. Er schlng anch einen eghptischen Mann, der war fünf Ellen groß, und hatte einen Svieß in der Hand wie ein Weberbaunr [vgl. I. Sam. 17, 4 ff.]. Aber er ging zu ihm hinab [auf den Kampfplatg mit einem [bloßen] Stecken [bewafsnet]- und nahm ihm den Spieß ans der Hand, und er- würgete ihn mit seinem eigenen Spieß. 24. Das that Benaja, der Sohn Jojada, und war berühmt unter dreien Helden serlangte einen Namen oder eine Stelle in der scheloohah oder Klasse der Helden, von der hier die Rede ist], 25. Und war der herrliehste unter dreißigen shöher gestellt als die Dreißig oder die Ritter der dritten Klasse V. 26 ff.], aber an die drei [der ersten Klasse V. 11—14] kam er nicht. David aber machte saußerdem wegen seiner Einsicht und Klugheit] ihn zum heimlichen Rath [zu einem Mit- glied seines geheimen Raths]. 26. Die streitbaren Helden [der dritten Klasse, der der gewöhnlichen Ritter] sind diese: Asahel, der Bruder Joab’s [Kap. 2, 16]. Ei- hanan, der Sohn Dodo von Bethlehem 27. Samoth sodee Samma], der Haroritek [von Harod am Gebirge Gilboa gebürtig]." Heil-z, der Peloniter [d. i. aus einer nicht näher zu bestimmenden Ortschaft, nach 2· Sam. 23, 26 aus Beth-Pelet im S. des St. Juda Jos. 15, 27]. V) Dies scheint kein Schreibsehler, sondern nur eine andere Namenssorm für ,,Haraditer« zu sein, gleichwie z. B. der in 2. Sam. 8, 5 ff. genannte Hadadeser im Grundtext der Stelle 2. S. l0, 16 ff. und in unserem Vuebe ,,.hadareser« geschrieben wird. — «) Vor diesem Namen ist ein zweiter Held: ,,Elika, der Haraditew ausgefallem Vermuthlich in Folge eines Versehens, da schon der voraufgehende Samoth alo ein Haraditer oder Haroriter bezeichnet worden ist. - 28. Im, der Sohn Eies soder Jkes], der Thekoiter [aus Thekoa, südöstlich von Bethlehem]. Abieser, der Anthothiter [aus Anothot, nord- östlich von Jerusalem] 29. Sibechai, der Husathiter [Kap. 21, 4]. Jlai [in 2.Sam. 23, 28 Zalmon genannt], der Ahohiter [oon dem Benjaminitischen Geschlecht der Ahohiter, das sonst nicht näher bekannt ist]. 30. Maherei, der Netophathiter saus Ne- topha im Siidwesten von Bethlehenu dem jetzigen Beit Nettiks Heled, der Sohn Baena, der Ne- tophathiter sgleichwie Maherai aus Netopha]. 31. Jthai, der Sohn Ribai, von Gibea [Saul’s, im Stamme] der Kinder Benjamitu Benaja, der Pirgathoniter saus Pireathon, west- lich von Sichem]. 32. Hurai [richtiger: Hidai 2. Sam. 23, 30], von den Bächen saus der Thalniederung am Fuß des Berges] Gaas [bei Thimnathsheres im Stamme Ephraitn Richt. 2, 9]. Abtei, der Ar- bathiter saus Betharaba im nördlichen Theil der Wüste Juda Jos.15, S; 18, 22]. 33. Asmaveth, der Bahernmiter saus Ba- hurim, östlich von Jerusalem]. Eljahba, der Saalboniter saus Saalbim 1. Kein. 4, 9; Jos. 19, 42., nordwestwärts von Ajalon, im Stamme Dan]. 34. Die Kinder« Dasein, des Gisoniters [richtiger: Hasem, der Gisoniter, aus der sonst unbekannten Ortschaft Gison]. Jonatham Die Helden und Heerführer Davids 31 der Sohn Sage, der Harariter kaus .Harod, am nördlichen Fuße des Gilboa V. 27]. «) Durch ein Versehen sind die drei letzten Buchsia- ben des Schlußwortes im vorigen Verse THE-D noch einmal geschrieben und dann zu einen: selbständigen Worte IF; (Bne = Kinder) gemacht worden; denn es liegt klar zu Tage, daß in einem solchen Verzeiehniß, wo es sich um die Aufzählung einzelner Männer handelt, ursprüng- lich nicht in so unbestimmter Weise die Kinder oder Söhne eines sonst nirgend weiter erwähnten Mannes gestanden haben können. Sollte aber das Bne vor dem Namen Hasen! wirklich richtig sein und nicht auf einem Schreib- fehler beruhen, was wohl möglich wäre, so dars man aus dem eben angeführten Grunde das Wort keinenfalls übersetzen, sondern muß es als einen Theil des Namens ansehen: Bnel1asem. 35. Ahiain, der Sohn Sachcny der Harariten Eliphal [oder Eliphelet], der Sohn Ue. 36. Hepheh der Macherathiter saus Meacha, am Südwestabhang des großen Hermon 4. Mos. 32- 41 AUM«- gsbüktkgl Adia- der Peloniter* [nach 2. Sam. 23, 34: Eliam, der Sohn Ahito- phel, des Giloniters]. «) Der Name Ahia scheint aus Absicht gebildet zu sein, um darin die Worte: ,,Eliam, der Sohn Ahitophel« zu verbergen, das hinzugefügte der Peloniter aber bedeutet nicht die Herkunft des Mannes, sondern ist soviel als: »der Sohn des Mannes von dem wir nicht weiter reden wollen,« vgl. Ruth 4, 1 u. 2. Sam. l5, 31 Anm. 37. Hex-ro, der Carmeliter saus Carmeh südlich von Hebron]. Naerai, der Sohn Asbai srichtiger wohl nach L. Sam. 23, 35: Paerai, der Arbiter, aus Arab auf dem Gebirge Juda gebürtig] 38. J oel [Jegnal], der Bruder srichnger wohl nach Z. Sam. 23, 36: der Sohn] Nathatks seines Shrers v·on Zoba]. Mibehah der Sohn Hagri snaeh 2, Sam. 23, 36: Baui, der Ga- diter]. Daß bei den Namen dieser beiden Verse der Text in 2. Sam. 23 maßgebend, der an unserer Stelle aber nach jenem zu berichtigen ist, erhelll recht deutlich aus dem letzten Namen; denn WJFD (Mibehar) ist offenbar verschrieben fiir HJYP (aus Zoba), gehört also zum vorigen Satze: »der Bruder (oder vielmehr Sohn) Nathan (aus Zoba), und in Folge dieses Versehens, da einmal aus der Beifügung zu dem vorigen Namen ein eigener Namen geworden war, ist der Satz, in 2. Sam. 23, 36: »Ich-I Es; (Bani, der Gadite) in den audern verwandelt: Hist-f; (der Sohn Hagri). 39. Zelek, der Ammoniak. Naherai, der Berothiter [aUs Beeroth an der Westgrenze des Stammes Benjamin], Waffentriiger sdes Feld: hauptmanns] Spalt, des Sohns [der] Zeruja 40. Jra, der Jethriten Gareb, der Jeth- riter sgleichwie der vorige zu den Geschlechtern aus KiriathsJearim Kap. 2, 53 gehörend]. 41. Uria, der Hethiter [2.Sam.11,3 ff.]. Sei-ad, der Sohn Ahelai. 42. Adina, der Sohn Sisa, der Rnbenitey ein Hauptmann der Rubeniter [der Krieger aus dem Stamm Ruben], und dreißig waren unter ihm saußer ihm, dem Vornehmtun, besaß das Con- tingent dieses Stammes noch 30 andere Anführer] 43. Hauen, der Sohn Maeeha [oielleicht, wie in V. 36 zu fassen: aus Maecha gebürtig, vgl. 2. Sam. 23- 341 Josaphat, der Mathoniter [diese Angabe läßt sich nicht näher bestimmen] 44. Us ja, der Afthrathiter kaus der Stadt Astharoth, der ehemaligen Residenz des Königs Og zu Basan s. Mos. 1, 8 f.; Jos. 13, 29 ss.]. Sama und Jaiel, die Söhne Heilsam, des Akvetttcts seines, ans einer von den beiden Städten Aroär — entweder aus der am Flusse Anton, an der Südgrerize des Stammes Ruben Jos. 13, 15 f., oder aus der am oberen Jabok, nordöstlich von Rabbath- Ammon Jos 13, 24 f. —- gebürtigen Mannes] 45. Jediael, der Sohn Simri. Sohn, sein Bruder, der Thiziter fauch diese Vezeichnung läßt sich nicht näher bestimmen] 46. Glitt, der Maheviter [unbestimmbar]. s Jeribai und Josawja, die Söhne Elnaams Jethma, der Moabiter kaus dem von David überwundenen Heere der Moabiter Kap. 19, 2; 2. Sam. 8, 2 zu ihm übergetreten]. 47. Eliel, Obed, Jaösiel von Mezobaja [völlig unbekannt] Sind Davids ehelden gewürdigt worden, daß ihr Andenken verewigt würde, wie vielmehr werden die Na- men der Streiter Christi im Buche des Lebens erfunden werden! (J. Lange) Das 13. (sonft 12.) Kapitel. Davids Beistand an sireitbareii Iliäunern it« d. 1—22. Just das verzeih-aß de: Heide« David-s, die während seiner Königshrrrsrtfast ihm deg tijGrrn Kriege führen halfen, folgt ein iderzkichtiiß derjenigen Männer, die noch bei Lebzeiten Sankg von diesem net) ab- und seiner Fahne sikh znwandten, seine Kriegerfchaar immer mehr nrrgrdßcrten nnd sie zu einem Heere Gottes machten. Dir erste Klasse derselben tu. L—7) begreift Brnjaminitett und Männer ans Inder in steh, die zu ihm nach Zililag trennen, wohl noeh in der ersten Zeit seines dastgen Aufenthalts; die zweit-c Klasse W. it——18) waren Männer: ang Gad neblt einigen Männern ans Jnda nnd Gewinn-kalten, die während feines Aufenthalts in der Xlliiste Jnda ihn aufsuchten; die dritte Klasse (io.19—-22) endlich besteht ang sieben LUanassiten, die norh nor Sankg letzter stimmt, in welcher er fiel, dessen Sache verließen nnd zn David üliertraten I. Auch kamen diese [die im Folgenden näher sollen angegeben werden] zu David gen Ziklag U. Sam. 27, 6 ff.], da er noch verschcossen war vor Saul, dem Sohn Kis [vor Saul’s Augen oder in dem Bereich seiner Herrschaft sich nicht durfte sehen lassen 1. Sam. 27, 1]. Und sie waren auch [gleichwie diejenigen, von denen im vorigen Kapitel die Rede gewesen] unter den Helden, die 32 1. Chronika 13, 2-—39. zum Streit halfen [ihn bei den Kriegen, die er dazumal führte, zu unterstützen bereit waren], L. Und mit Bogen geschickt waren zu beiden Händen, auf Steine, Pfeile und Bogen [besser: Und geschickte Bogenschützem mit der rech- ten und linken Hand geübt mitSteinem sie zu fchleudern, und mit Pfeilen auf dem Bogen, sie abzuschießen [Kap. 9, 40; Richt 20, 16]. — Bot! den Brüdern [Stammverwandten] Saul-s, die ans Benjamin waren: Z. Der Bornehmste Ahieser und fsein Bruder] Zeus, die Kinder Same, des Gibeathiters kaus Gibea Benjamin I. Sam. 10, 5 Anm.]; Jesiel nnd Petri, die Kinder Asmavetb’s; Baracha und Zehn, der Anthothitcr saus Anathoth Kap. l2, 28]. 4. Jesmaja, der Gibeoniter [ans Gibeon Jof. u, 3], gewaltig unter dreißigen nnd über dreißig [Kap. 12, 25]. Jereutia, Jahesteh Jo- hanna, Josabad, der Gederathiter faus Gadara in der judäischen Niederung Jos. 15, 36]. Z. Elensai Ierimoth Bealja, Samarja, Sa- phatfa, der Harophiter [vgl. Nebeln« 7- 24]- is. Etwa, Jestja, Asareel, Joesey Jasabeann die Korhiter sNachkominen des Korah, Urenlels des Levi 4. Mos. 16,«3 Anm.]. 7. Joela und Sabadja, die Kinder Jerohams von Gedor [auf dem Gebirge Juda Jus. 15, 58]. 8. Von den Gaditertt [Angehörigen des Stam- mes Gab] sonderten sich aus [von den andern, welche es mit Saul hielten, und begaben sich] zu David in die Burg in der Wuste [1. Sam. 23, 14] starke Helden und Kriegsleuty die Schild und Spieß führten, und ihr Angesicht [kräftig und kühn anzusehen] wie der Löwen [2. Sam. l» 23]- Und [mit ihren Füßen] schnell wie die Rehe [Gazelle] auf den Bergen [2. Sam. Z, 1811 b. Der erste Escr, der andere Obadja, der dritte Eliab, » 10. Der vierte Masmannm der funfte Jeremja, 11. Der sechste Athai, der siebente Eilet, 12. Der achte Johanan, der neunte Ebsabad, 13. Der zehnte Jeremja, der elfte Machbani. 14. Diese« waren von den Kindern Gad [V. 8], Häupter im Heer; der Kleinste über hundert, und der Gkdßksic Übel? inltsctld [nach anderer und wohl richtigererAuffassungxeinerfürhundertderKleinsie, und der Größte für tausend, d. h. von den elf Helden konnte es der schwächste mit hundert, der stärkste mit tausend Mann aufnehmen Z. Mos.26, s; vgl. S. M. 32, 30]. 15. Die sind-s, die [dazumal, als sie von ihren Stammesgenossen sich trennten und durch Sauks Anhänger sich hindurchschlagen mußten, um zu David zn gelangen] über den Jordan gin- gen tin ersten Monden sdem Abib oder Nisan S. Mof 12, 2 Anm., also zur Frühjahrszeitjz da er voll war an beiden Ufern, daß alle Grunde eben [von gleicher Höhe mit dem darüber liegen- den Gesilde Jof 3, 15 Auen] waren, beide gegen Morgen und gegen Abend. 16. Es kamen aber auch von den Kindern Beujamin und Juda sihrer etlicheJ zu derBnrg [Berg- festnng] Davids [wo er zu jener Zeit sich aushielt] 17. David aber [der gerade in jener Gegend ebensoviel Haß und Verrath, als Liebe und Freund- schaft erfahren hatte l. Sam. 23, 15 ff; 26, I ff. und nun nicht wußte, wessen er stch zu diesen An- kömmlingen zu versehen hatte] ging heraus zu ihnen, und antwortete [in Beziehung auf das, was sie bei ihm· wollten, noch« ehe sie selbst fich dar- über geäußert hatten] und sprach zu ihnen: So ihr kommt im Frieden zu mir und mir zu helfen [wie schon so manche in solcher Gesinuung sich mir angeschlossen haben V. 2 ff., 8 ff.], so soll mein Herz mit euch sein [und auch ich werde treu zu euch halten]; so ihr aber louunt auf List und mit? wider zu sein [indem ihr gedenket, mich an meinen Feind, den König Saul, zu verrathen], so doch kein Frevel an mir ist, so sehe der Gott Unserer Väter [der die Seelen seiner Heiligen be- wahrt und sie errettet von der Gottlosen Hand Pf. 97- to] drein und ftrafe es [an euch, was ihr Böses wider mich vorhabt]. 18. Aber der Geist [der HErrnj zog an [senkte steh als ein Geist des tapferm, freudigen Muthes und der aufrichtigen, rückhaltlosen Hin- gebung herab Richi. 6, 34 auf] Amasah den Haupt- mann unter dreißigen [wohl weder der eine noch der andere von den beiden Schwestersöhnen Davids, Amasa und Abisai Kap. 2, 16. 17., wie manche Ausleger vermuthen, sondern ein sonst nicht näher bekannter Benjaminih der hernach als Hauptmann über dreißig im Heer dienete]: Dein sind wir, David, und mit dir halten wir’s, du Sohn Jsai lKAlQ 11, 14]. Friede, Friede [d. i. Glück und Heil] sei mit dir! Friede sei [aber zugleich auch] mit deinen Helfertt [die sich auf deine Seite schla- gen, die Partei deines Verfolgers verlassend]! Denn deitt Gott hilft dir [hat dir bisher schon in dieser schwerbedrängten Zeit sichtbar geholfen und wird dir, den er sich zum Fürsten über sein Erb- theil erwählet hat, gewiß einmal ein beständig Haus machen 1. Sam. 25, 28 f.]. — Da lindem auch ihn der Geist Gottes ergriff und allen Zweifel aus seiner Seele scheuchte] nahm sie David im, und setzte sie zu Häuptern über die Kriegsleutr. Diese Stelle bringt G. K. Riegel: in seiner Herzens· Postille aus sehr geschickte Weite mit dem Evangelium am 1. Adventssonntage (Matth. 21, 1-—9) in Verbindung und beschreibt den ersten Tag im Kirchenjahr als einen feierlichem allgemeinen Hnldigungstag Jesu Christo, dem großen König der Ehren. Erstens legen wir da unsererseits den Huldigungseid ab und schwören: »Dein sind wir, o Jesn, und mit dir halten wir’s, du König der Ehren-«; zweitens aber vernehmen wir auch zu unserer nöthigen Vorhaltung, wie der HErr Jesus scch königlich hierüber erklärt und theils unsere Huldigung Davids Anhänger a) noch bei Lebzeiten Saul’s, b) bei seiner Salbung in .Hebron. 33 gnädig genehmigt, indem er sprichtz »So ihr solches trenlich meiner, so soll mein Herz mit eurem Herzen sein,« theils großmiithig bezeugt: ,,so ihr aber aus List, Henchelei und Leichtsinttigiett dieses thut, so sehe Gott, mein Vater, darein und sirase es, indem ja kein Frevel an mir ist-« 19. Und von [dem Stamm] Manasse fielen [die nachher V. 20 bezeichneten Sieben] zu David, da er swie in l. Sam. W, 1 ff. ausführlicher berichtet wird] kam mit den Philistern wider Saul zum Streit, und half ihnen sgleichwohlj nicht. Denn die Fürsten ließen ihn [wieder, nachdem er mit feinen Männern bereits unter ihrem Heer ausgezogen war] mit Rath [in Folge von Ver: handlungem die sie unter einander gepflogen] von sich, und sprachen: Wenn er zu seinem Herrn Saul fiele, so möchte es uns unsern Hals kosten [1. Sam. 29, 4]. 20. Da er nun [nach solcher Entlassung] gen Ziklag zog [wo er dazumal zu Hause war], fielen [während seiner Rückkehr dahin] zu ihm von Ma- nasse Adna, Josabad, Jediael, Michael, Josabad, Etwa, Zilthai, Häupter über tausend in Manassa 21. Und sie halfen David wider die Kriegs- leute [die amalekitischen Streifhordeiy die während seiner Abwesenheit die Stadt niedergebrannt und ihre Bewohner hinweggeschleppt hatten 1. Sam. 30, 1 ff.]; denn sie waren alle [gleichwie die von V. 1 an Genannten] redliche Helden, und wurden Hauptleute über das Heer. — 22. Auch kamen alle Tage [in dieser letzten Zeit der Regierung Saul’s, ehe er bald darauf seinen Untergang fand Kap. 11] etliche zu David, ihm zu helfen, bis daß ein groß Heer saus denen, die sich ihm anschlossen] ward, wie ein Heer Gottes [1. Sam. 27, 7 Anm.]. V· u. 23—40. Ein weiteres derzeirhniß zählt diejenigen Krieger der verschiedenen Stämme auf, welrhe bei der Er— helsung Davids zum König über ganz Israel gegenwärtig und wirksam waren, giebt also eine genauere Beschreibung der Versammlung, von der in Kap.12, l—3 in allge- meinen Worten die Rede war. Die Aufzählung beginnt mit den zwei, in dem südlicheu Theile des Landes woh- nenden Stämnien Suda und Simon, an welche Eevi sirh anschtießy dessen Hanptbestandtheil wohl sihon von je her es ebenfalls mit David gehalten hatte; von Süden schreis tet sie dann in nördltcher Richtung fort zu den übrigen Stummen im westjordanischen ttande und schließt mit den drittehalb ostjordanischen stammen. 23 Und dies ist die Zahl der Häupter, ge- rüstet zum Heer, die snach Jsboseths Ermordung im J. 1047 v. Chr] zu David gen Hebron kamen, das Königreich Saurs zu ihm zu wenden, nach dem Wort des HErrn [welches den David zum Fürsten über ganz Israel verordnet hatte Kap. 12, 2]. 24. Der Kinder Juba, die Schild und Spieß trugen, waren sechs tausend und achthundert, gerüstet zum Heer. 25. Der Kinder Simon, redliche Helden zum Heer, sieben tausend nnd hundert. Dach epg Eil-etwas. 26. Der Kinder Lebt vier tausend und sechs- hundert. 27. Und Jojada svielleicht der in Kap. 12, 22 erwähnte Vater des Benaja], der Fürst [Heer- führ-er] unter denen von Aaron, mit drei tausend nnd sieben hundert. 28. Zadot, der Knabe [damals noch ein Jüngling, hernachmals Hoherpriester Kap. 7, 8; 1. Kön. 2, 26], ein redlicher Held, mit seines Vaters Hause, zwei und zwanzig Obersten. 29. Der Kinder Benjamin, Saul-s Brüder [Stammgenossen], drei tausend [eine verhältniß- mäßig geringe Zahl]; denn bis auf die Zeit hiel- ten ihrer noch viel an dem Hause Saul. 30. Der Kinder Ephraim zwanzig tausend nnd acht hundert, redliche Helden und berühmte Männer im Hause ihrer Väter. - 31. Des halben [zum Westjordanlande ge- hörigen] Stamms Manns s e, achtzehn tausend, die mit Namen genannt wurden [in die Listen als solche eingetragen waren], daß sie [im Namen des Stammes] kamen und machten David zum Könige. 32. Der Kinder Jsaschar, die verständig [in politischen Dingen klug und eirIsichtigJ waren und riethen [mit raschem und sicherem Urtheil er- kannten], was zu jeder Zeit [die Verhältnisse mochten sein, wie sie wollten] Israel thun sollte, zwei hundert Hauptlentez und alle ihre Brüder sder Klugheit dieser ihrer Anführer fest vertrauend] folgten ihrem Wort. « 33. Von Schulen, die in’s Heer zogen zum Streit, gerüstet mit allerlei Waffen zum Streit, funfzig tausend, sich m die Ordnung zu schielen einträchtiglieh [genauer: die mit einträchtigem Gemüth sich fest an einander schaarten]. 34. Von Naphthali tausend Hanptleute und mit ihnen, die Schild und Spteß sühreteu, sieben und dreißig tausend. 35. Von Dan zum Streit gerüstet acht und zwanzig tausend sechs hundert. 36. Von As s er, die in’s Heer zogen, gerüstet zum Streit, vierzig tausend. 37. Von jenseit des Jordan, »von den Rubeniterm Gaditern und halben Stamm Manasse, mitfalljjerlei Waffen zum Streit, hundert und zwanzig tau en . 38. Alle diese Kriegsleute, den Zeug zu ord- nen [eine förmliche Schlachtordnung bildend], kamen von ganzem Herzen gen Hebron, David zum Könige zu marhen über ganz Israel. Auch war alles andere Israel [soweit es nicht bei der Versamm- lang gegenwärtig war] Eines Herzens, daß man David zum Könige machte. 39. Und waren daselbst bei David drei Tage, aßen und tranken; denn ihre Brüder hatten für zubereitet sbrachten ihnen Lebensmittel herbei Nicht. 20, 10 Anm.]. VI» I. Z. Z 34 I. Chronika 13, 40. 14, 1—14. 15, 1—3. 40. Auch welche die nächsten um sie waren, bis hin an Isaschay Sebulon und Naphthal»i, die brachten Brod auf Eseln, Kameelen, Manlern [2. Sam. 13, 29 Anm.] und Riudern zu essen, Mehl, Fugen, Rosinen [1. Sam. 25, 18 ARIEL]- Weiu, Oel, Minder, Schafe die Menge; denn es war eine Freude in Israel [und suchte daher ein jeder an seinem Theile die Versammlung in Hebron zu einer recht festlichen und fröhlichen zu machen] Das 14. (sonft 13.) Kapitel. Abs und Einhacung der Lade« des Bundes- Is dul- 14. In Jerusalem als König über ganz Israel regierend faßt Ilavidden Gntschluß die Lade Gottes ans Kiriath-Searim, wo sie dazumal noch stand, nach seiner Stadt herübrrzuijolem versichert net) dazu des Einver- sländnisfes der ganzen Gemeinde seines Volks und schreitet unter ihrer seiheilignug zur Ausführung des Wertes. Als aber der HGrr den keniten llsa, well er unbrdachti samer Weise die Trade ungerührt, durch einen plohlichen Schlag vernichtet, fürchtet flth David, das Heiligthum in seine Uähe zu bringen uud seht sce noch unterwegs im hause Obedsilidanrs ab, bei dem mit ihr nun) der Segen des ijtkrrn eiuliehrt vgl. L. Sam. S, 1—11. I. Und David [der, nachdem er Jerusalem zur Hauptstadt seines Reiches erhoben Kap. 12, 4 ff., nun auch daran dachte, sie zum Mittelpunkt des Gottesdienstes für Jsrael zu machen, bei wel- cher Absicht nicht sowohl politische Klugheit als vielmehr göttliche Weisheit ihn leitete] hielt einen Rath mit den Hauptleuieu über tausend und über hundert, und» mit allen Fürsten kdcii Aeuesten de: verschiedenen Stämme, die vormals zu ihm nach Hebron ekommen waren, ihn zum König über ganz Israel zu salben Kap.13, 23 ff., und die er jetzt zu sich nach Je- rusalem beschied], 2. Und sprach zu der ganzen [in diesen ihren Häuptern und Vertretern bei ihm verfammelten] Gemeine Israel: Gefcillt es euch [was ich im Sinne habe, wie ich daran keinen Augenblick zweifeIeJ und ist-s von dem HErrn, unserm Gott [ein Ge- danke, den er selbst mir durch seinen Geist in’s Herz gelegt hat, wie ich denn auch dessen mit fröhlicher Zuversicht gewiß bin]; so laßt uns szu ungefäumter Ausführung solcher Absicht] aussehicken zu den andern, uusreu Brüdern sdie nicht mit uns hier zugegen sindJ in allen Landen Israel, und utit ihnen [zugleich hierher bescheiden] die Priester und Leviten in den [48] Stadien sdes ganzen Landeas da sie Vorstadte haben [4. Mos 35; Jus. 21], daß sie zu uns versammelt werden kund an dem Werke sich betheiligen können]; Z. Und laßt uns die Lade unseres Gottes [die seit ihrer Entführung durch die Philister noch immer den richtigen Standort nicht gefunden hat, sondern nur vorläufig in Kiriath-Jearim unterge- bracht worden ist 1. Sam. 4, 1 —— 7, l] zu uns wieder holen [und die Nachlässigkeit und Gleich: gültigkein die wir bisher gegen dies kostbare Kleinod unseres Volkes uns haben zu Schulden kommen lassen, endlich gut machen], denn bei den Zeiten Saurs fragten wir nicht nach ihr [gleich als wäre sie ein werthloses und entbehrliches Ding, meinten vielmehr, es sei fchon genug, daß wir die Stifts- hütte noch hätten, obwohl diese ohne jene nichts ist als eine Seele ohne Leib]. 4. Da [von der Kraft und Wahrheit dieser Vorhaltungen ihres Königs getroffen] sprach die ganze Gemeine [wie Ein Mann], man sollte also thun [und die Lade wieder holen]; denn solches gefiel allem Volke wohl. ,,Wahrlich, glücklich zu preisen ist jedes Land, das von einem frommen, gottcssürchiigen Könige beherrscht wird! Da begegnen einander Güte nnd Treue, es küssen sich Gerechtigkeit und Friede, und es bewährt sieh das Sprich- wort: Wie der König, so das Volk. Aber auch glücklich zu preisen ist jeder König selbst, der es nicht vergißt, daß über ihm noch ein größerer König, der König allcr Kö- nige, herrscht, dem er aus Gnaden sein Regiment ver- dankt, der ihm allein seinen Thron sichert und der über sein Thun und Lassen ihn einst zur Rechenschaft ziehen wird« Z. Also [dieser Verabredung mit den Häup- tern und Vertretern der Gemeine gemäß] versam- melte David skurze Zeit darauf] das ganze Israel, Voll Slhok Eghptklis sdem jetzigen Wady el Arbeit, als der äußersten Grenze des Landes im Süden Jos. is, s; 4. Mos. 34, s; 5. M. 8, 18 Auen] an, bis man kommt gen Hemath sbis zur äußersten Grenze im Norden 4. Mos.13, 22z 34, 8], die Lade Gottes zu holen von Kiriath-Iearim ketwas über 3 Stunden nordwestlich von Jerusalem] s. Und David zog koon Jerusalem] hinauf mit dem ganzen Israel [vertreten durch eine Aus: wahl von 30,000 Mann aus allen 12 Stäinmem während die übrigen, die sich ebenfalls zur Feier- lichkeit eingefunden, seiner Anordnung gemäß gleich unmittelbar an den Ort, von welchem aus der seierliche Fesizug geschehen sollte, sich begeben hatten] zu [der Stadt Baala, das ist] Kjriath-Jkgxim, wkjche liegt in Iuda lJos 15, 9], daß er von dannen herauf brachte die Lade Gottes, des HErrm der auf [dem Gnadenstuhl zwischen] den [zwei] Ehe: rubim siszet [1. Sam. 4, 4], da der Name ange- rufen wird [der HErr fein göttliches Wesen und Walten seinem Volke offenbart] 7. Und sie ließen die Lade Gottes [statt, wie in 4. Mos. 4 vorgeschrieben war, sie von den Le- viten auf den Achseln tragen zu lassen] auf einem smit Rindern bespannten] neuen Wagen führen [wie die Philister einst so gethan I. Sam. 6, 7 ss.], aus dem Hause Abiuadab kdcr aber damals nicht mehr am Leben war] Usa aber sein Enkel oder Urenkel des Abinadab] und sein Bruder [Ahio] trieben den Wagen [dieser vor der Lade hergehend und die Rinder lenkend, jener zur Seite der Lade einherschreitend, um auf sie Acht zu geben, wenn sie etwa wanken oder rutschen sollte] Abholung der Bundeslade aus Kiriath-Jearim. Usa’s Tod. David’s Palastbau 35 8. David aber nnd das ganze Israel spielten stanzten 2. Mos. 15, 20 Anm.] vor Gott [der vermöge des Zeichens seiner Gegenwart mitten unter ihnen war] her, aus ganzer Macht, [und zwar] mit Liedern [die gefangen] mit Harfen, mit Psalmen, mit Wanken, mit [Schellen, mit] Chmbeln und mit Posaunen [die dazu gespielt, geschlagen und geblasen wurden]. 9. Da sie aber kamen auf den szwischen Kiriath- Jearim und Jerusalem gelegenen] Platz Chidon [d. i. Platz des Unsalls oder Verderbens, auch ,,Tenne des Schlagens« genannt 2- Sam.6, 6], reeite Usa seine Hand aus, die Lade zu halten; denn die Rinder schritten [bei dieser Stelle] beiseit aus ssich einen besseren und bequemeren Weg zu suchen, und brach- ten dadurch die Lade zum Schwanken]. 10. Da erzürnete sentvraniitej der Grimm des HErrn über Usa, und schlug ihn [ließ ihn von einem plötzlichen Schlaganfall getroffen werden we- gen dieses Frevels], daß er [des göttlichen Ver- bote in 4. Mos 4, 15. 20 nicht achtenDJ seine Hand hatte ausgeteckt an die Lade swenn es gleich in guter Meinung geschehen war], daß et daselbst starb vor Gott [bei der Lade Gottes L, Sam. s, 7]. 11. Da ward David traurig sin große,Auf- regung versetzt], daß der HErr einen solchen Riß that an Usa [ihn so plötzlich und gewaltsam aus dem Leben hinwegrißjz und hieß die Stätte Werkz- Usa sRiß des Usa, während das Volk sie «Platz des Verderbens« V. 9 genannt hatte; diesen Na- men führt sie denn auch noch], bis auf diesen Tag. 12. Und David fürchtete sich vor Gott [und seiner unnahbaren Majestät] des Tages, nnd sprach [indem er nun selbst davon abstaud, sein Vorhaben durchzuführen]: Wie soll ich [ohne großer Ge- fahr mich auszusetzen] die Lade Gottes zu mir [nach dem Berge Zion] bringen? 13. Darum ließ er die Lade Gottes nicht zu sich bringen in die Stadt David [Kap. 12, 7]; sondern lenkte sie Ueitwärts von dem Wege hin] iu’s Haus Obed-Edom, des Githiters seines von Gath-Rimmon im Stamme Dan gebürtigen Le- viten, der nachmals Thorhüter bei der Lade wurde Kap. 16, 18. 24]. 14. Also blieb die Lade Gottes bei Obed- Edotn in seinem Hause [bis zu ihrer weiteren Ver- pslanzung nach der Stadt Davids Kap. 161 drei Monden. Und der HErr segnete das Haus Obed- Edonn und alles, was er hatte lunter andern Be- weisen seiner Huld auch wohl damit, daß die bis dahin unsruchtbar gebliebene Ehe des Mannes auf einmal eine fruchtbare und hernach noch eine recht kinderreiche wurde Kap. 27, 4 f.]. Laß dich, HErr Jesu Christ, durch mein Gebet be- wegen: komm in mein Herz und Haus und bringe mir den Segen. Nichts richten Müh und Kunst obn’ deine Hilfe aus; wo du mit Gnaden bist, tommt Segen in das Haus. (Joh. Heermanny Das 15. (fonst 14.) Kapitel. Daoiits Weiber, Kinder und Sieg wider die Philister. H« V.1——17. Ehe, unser Betirht in der weiteren Gefchichte von der Versetzung der Bundeslade uach Jerusalem fort- fährt, holt er zuvor die Geschiehten von Davids Palast— bau W. 1—2»), von dem Wachsthum seiner» Hauses: W. 3—7) und von seinen beiden Siegen wider die phi- liitcr (k1. 8—17), die er früher einstweilen bei Seite ge— lassen, um möglichst bald auf obige, dem ganzen Plane des werte; viel näher liegende Gesajikhte zu lionunen, hier, wo der dlnfall mit der Bundeslade selbst eine Unterbrechung in der Erztilfluug rechtfertigt-e, noch, nnd giebt durrh diese eingeschalteten itlitlheilungen zu erkennen, daß David , nicht weniger ein Gesegnete: des ijØrrn war, als Obed- Gdom, in dessen Haus: die. Lade Gottes drei Monate lang verblieb, ob ihm gleich sein Vorhaben mit der letzterer! fürs Erste nicht gelungen; denn glcithwie der HCrr ihm nach außen Freunde zustehen, die mit ihren Gaben und Kräften ihm bluteten, nnd sein Haue wachsen und sen) ausbreiten lich, so half er ihm auch wider seine ehema- ligen Freunde und jetzigen Widersacher, die Philister, zu kilnemgzwiefacheu glänzenden Siege. Vergl. L. Zum. Z, -— 5. I. Und Hiram, der König zu Thrus kim Lande der Phönizier], sandte [als er etwa im Jahr 1040 v. Chr. zur Regierung kam] Boten zu David [um ihm, da er als noch sehr junger Fürst der Freundschaft eines so mächtigen und an- gesehenen Nachbars gar sehr sich bedürftig fühlte, Anzeige von seiner Thronbesteigung zu machen; dieser aber benutzte die günstige Gelegenheit, mit dem König eines Landes, das reich an trefflichem Bauholz war und besonders geschickte Bauhaud- werker besaß, Unterhandlungen wegen des Baues eines seiner würdigen Palastes in der von ihm erwählten Residenz Kuh. 12, 7 f. anzuknüpsen], Und sgemäß dem, zwischen beiden Freunden ge- schlossenen Vertrag, sandte denn Hiram dem David hernachmals] Eedernholz, Maurer und Zimmer- leute. Ueber die Betriebsamkeit und Kunstfertigkeit der Phö- nicier s. zu 2. Sam. 5, U; über die Ceder und ihr Holz zu 4. Mos 24, 6. Der östliche, zum israelitischen Gebiete gehörende Libanon (Antilibauon) hat keine Ce- dcrn, sondern nur Tannen, Fichten und Cypresscm wohl aber der weltliche, in der Nähe Von Thrus gelegene. 2. Und David merkte [nahm an dem glücklichen Fortgauge auch dieses Unternehmens, gleichwie an dem seines früheren, da er Jerusalem von den Jebu- sitern eroberte Kav. 12, 9., sich ab], daß ihn de: HErr znm Könige über Israel bestätigt hatte; denn sein Königreich stieg auf« kward von dem HErrn immer mehr erhöhet] um seines Volks Israel willen [das er durch die Regierung eines Mannes nach seinem Herzen in recht überschwänglicher Weise segnen wollte]. s. Und David nahm [in verkehrter Nachah- mung der Sitte morgenländischer Königeh woraus z« 36 I. Chronika 15, 4—17. ihm jedoch hernach manches Herzeleid erwuchs] upch mehr Weiber fund Kebsweiber Z. Sam. b, 13., als die er bereits besaß Kap. Z, 1-——4] zu Jerusalem sum in der neuen Residenz auch desto größere Pracht und Herrlichkeit zu entfaltenL und zeiigete noch mehr Söhne nnd Töchter. «) Nicht wenige kleinere Züge giebt es in der Davi- dischen Geschichte, welche den irdischen Staub an den Füßen des großen Königs beweisen. (Baumgarten.) Zu unserer Sielle vgl. das Verbot in 5. Mos l7, 17. 4. Und die [Söhne, die] ihm zu Jerusalem geboren wurden, hießen [wie schon einmal Kap. 3, 5—9 angegeben wurde] also: Sammua foder Simea], Sobab, Nathan, Salomo ldiefe vier, dar- unter Salomo der erstgeborene war, Kinder der BachsebaL Glifua, Elpalet koder Eli- 5. Jebehar, phalet I.], » » is. Nogah [dieser jedoch, sowie der vorher ge- nannte Elpalet, in früher Jugend wieder verstor- ben], Nepheg, Jus-hin, » « 7. Elisamma, Baeljada [oder, nach anderer Namensform, Eliada], Eliphalet sII-- tmch dem Tode Elpaleks geboren und mit demselben Namen bezeichnet]. Die Namen der Söhne Davids haben eitel schöne Vedeutungem Gottes Gnadenwahl, Gottes Heil, Gottes Errettung, Licht, Glanz, göttliche Erhörung 1-i. dergl. Jch schließe daraus, daß David sich uber seine vielen Söhne gefreut, Gott gedankt und sie für lauter Gnaden- gefchenke Gottes angesehen hat; wie er dennnioch kurz vor seinem Ende Gott rühmt, daß er ihm so viele Söhne gegeben: Kap. 29, 5. (Reichel.) 8. Und sum hier noch eine weitere Mitthei- lung, und zwar aus der Zeit vor den eben er- wähnten beiden Thatfachen, eiUzUschaJtenJ da die Philister höreten, daß David zum Konige gesalbt war iiber ganz Israel [Kap. 12, 1 —3], zogen sie alle [aus ihrer, am Meer gelegenen ·Niederung] herauf [nach dem Gebirge Juda], David zu suchen [seiner Person sich zu bemächtigen und dadurch Jsraels Vereinigung unter dem Scepter eines so thatkräftigen und geschickten Regenten zu verhindern; denn die bisherige Zerfplitterung des Volks hatte allein es ihnen möglich gemacht, sich in der Ober- herrschast über das Land, die durch Sauks Nieder- lage ihnen zugefallen war Kap. II, 1——7., zu behaupten] Da das David [der dazumal noch nicht nach Jerusalem übergesiedelt, sondern noch zu Hebron war und nicht eher über die gesamm- ten Streitkräfte Jsraels verfügen konnte, als bis er sich durch einen glänzenden Sieg beim ganzen Volke in Ansehen gesetzt hätte] hbrete fund mit seinem verhältnißmäßig nur geringen Heer sich zu schwach fühlte, ohne Weiteres sich in den Kampf mit den Philistern einzulassenj , zog er aus gegen sie [wörtlich: vor ihrem Angesicht, vor ihnen weg, in- dem er, um nicht in ihre Hände zu sallen, seine Zuflucht nahm zu der Bergfeste bei Adullam 2. Sam. Z, 17]. 16, 1—-6. 9. Und die Philister [die von Jerusalem aus nach Hebron vorzudringen gedachten, woselbst sie noch immer den David vermutheten] kamen und ließen sich nieder im Grunde Rephaim lin der von der Südwestscite Jerusalems aus eine Stunde weit nach Mittag sich hinziehenden Bergrbenez denn diese Anf- stellung war gar sehr geeignet, die nördlicheii Stämme von David abzuhalten, daß sie ihm iiicht zu Hilfe eiletcn]. 10. David aber [der in schwierigen Lagen nichts ohne des HErrn Rath und Hilfe unter- nahm] fragte Gott sdurch die Weise des Lichts b. Mos 33, 8; 2. M. 28, 30], und sprach: Soll ich hinauf ziehen wider die Philister [sie anzu- greifen], und willst du sie in meine Hand geben? Der HErr fprach zu ihm kdurch den Mund des Hohepriestersp Zench hinaus, ich habe sie in deine Hände gegeben. 11. Und da sie [die Philister, von ihrem Lager aus] hinauf zogen gen Baaksprazim keine nachmals so benannte Oertlichkeit bei der Ebene Rephaim, um dem sie angreifenden David im Streit zu begegnen], schlug sie David daselbst. Und David [für den von ihm erfochtenen Siege dem HErrn die Ehre gebend] sprach: Gott hat meine Feinde durch meine Hand zertrennet [aus- einander gerifsen], wie sich das Wasser trennet [wörtlich: wie ein Durchbruch der Wasser, d. h. wie wenn das Wasser mit Gewalt durch die Dämme bricht und alles vor sich niederreißt]. Daher hießen sie [die Kinder Israel] die Stätte [nachmals] VaaLPrazim sHerr der Durchbrüche = Bruchhausen oder Brechendorf]. 12. Und sie [die Philisterj ließen [bei der eiligen Flucht, mit der sie sich auf- und davon machten] ihre Götter [die sie als ihre Schutzmacht mit in das Lager gebracht hatten] daselbst [zurückJ; da hieß sie David [der bei der Plünderung des Lagers sie darin vorfand] mit Feuer verbrennen [5. Mos. 7, 5. 25]. 13. Aber die Philister ldurch diese Niederlage noch nicht muthlos gemacht] machten stch wieder daran [herauszuziehen wider Juda und ihre An- schläge wider David auszuführenL und thaten sich kabermalsj nieder im Grunde [diephaim]. 14. Und David [der durch seinen früheren Sieg keineswegs iibermüthig geworden war, daß er jetzt auf seine eigene Kraft etwas hätte wagen wollen] fragte abermal Gott; und Gott fprach zu ihm: Du sollst [dies Mal] nicht [wie das vorige Mal] hinaufziehen [ihnen zu begegnen im Streit] hinter ihnen her-«, sondern lenke dich von ihnen, daß du an sie komniest gegen [-über] den Maul- beerbäumen [Baca-Sträuchern]. «) Die Worte des hebräischen Grundtextes bedürfen hier ivohl einer anderen Abtheilung als ivelche die her- gebrachte Accentuation an die Hand giebt, so daß man zu übersetzen hat: sondern hinter ihnen her lenke dich von ihnen, vgl. 2.Sam.5, 23. Daoid’s Kinder. Sein Sieg über die Philister. Zelt für die Bundeslade. 37 15. Wenn du dann wirst hhren das Rauschen oben auf den Maulbeerbcinmeu einhergehen sdas Geräusch eines Einherschreitens oben auf den Wivfeln der Bäume sich erheben], so fahre heraus zum Streit, denn Gott ist da vor dir ausgezogen [es ist dies das Zeichen, daß jetzt Gottes Heere zu deinen Gunsten sich aufgemacht haben], zn schlagen der Philister Heer [so daß dir nichts zu thun übrig bleibt, als die Geschlageuen zu ver- folgen und aus dem Lande hinaus zu treiben]. Merke du stets auf das Wehen des Geistes Gottes und rege dich dann auch hurtig zum rechten Kampfe: Ringe ruht, wenn Gottes Gnade &c. 16. Und David that, wie ihm Gott geboten; und sie ser und seine Männer] schlugen das Heer der Philister von Gibeon [im westlichen Theile des Stammes Benjamin, Jos. 18, 25] an bis gen Gaser [an der Südgrenze des Stammes Ephraim Jos. 16, 3. 5]. 17. Und David-s Name brach [in Folge dieses zwiefachen Stegs] aus in allen Landen sdaß man überall von ihm als von einem mächtigen und unbezwinglichen König redete, mit dem der HErr, sein Gott sei], und der HErr ließ seine Furcht seine Furcht vor ihm] über alle Heiden kommen [so daß er hernach getrosten Muths einen Angriff auf die Jebusiter in Jerusalem wagen konnte und auch Krie- ger aus den zu seinem Reiche neu hinzugekommenen Stämmen zu dieser Unternehmung seinem bisherigen Heer sich beigefellten]. Das 16. (souft 15.) Kapitel. Die Bundeslade wird an ihren Ort gebracht. III· d.1-—24. Jlnlinäpfend an den im Eingang des vo- rigen Knpitels erwähnten hlalnftbnn des David, mit wel- chem noch andere Bauten verbunden waren, namentlich auth die Errithtnug eines heltes zur Aufnahme der thun— deslade auf dem Zion, nimmt der heil. Gesthichtsctjreiher die mit Wenn. 14 einstweilen nbgebrorhene Geschichte von der dlebersiedelnng der Ende an die für sie bestimmte Stätte damit wieder auf, daß er zunächn die Vorbereitun- gen, die dies snial für ein besseres Gelingen des Werks getroffen wurden, nusführlither dnrlegt. David hat näm- lich inzwischen erkannt, daß das frühere Unternehmen darum von Haus aus ein verfehltes sein mußte, weil dabei non den, zum Dienst an seinem Heiligthum von Gott berufenen tteoiten abgesehen worden sei; deshalb bernft er diese sninmt den Priestern jetzt zu sich, beauf- tragt sie mit dem Tragen der Ende des HErrn nnd heißt he nicht nur lenitisrh Ich reinigen nnd heiligen, sondern auch musikalisch zu einer recht würdigen Knsrichtnng ihres Dienstes sitt) znbereiten I. Und er [David] bauete ihm sum dies hier nachträglich zu Kuh. 15, 1. 2 zu bemerken, ehe wir in der Kap. 14, 14 abgebrochenen Geschichte von der Ab- und Einholung der Lade des Bundes fortfahren, außer seinem königlichen Palast noch andere] Häuser in der Stadt Davids saus dem Berge Zion — Häuser für seine Weiber und Kinder, desgleichen das Haus der Helden Nehem. Z, 16], und bereitete [als er darnach den Ent- schluß faßte, das Heiligthum in seine unmittelbare Nähe zu versetzen, noch ehe er an die Ausführung desselben ging Kap. 14, I ff] der Lade Gottes eine Stätte [neben diesen Häusern], nnd breitete eine Hütte über sie lschlug ein Gezeit sit: sie auf nach dem Vorbild der Mosaischen Stiftshütte, die er aus mancherlei Ursachen, 2. Sam. s, 2 Anm. l, und vielleicht auch deswegen, weil sie einen Transport nicht füglich mehr aushielt, nicht ebenfalls von Gibeon I. Sam. 22, 19 Anm. herüber schafsen wollte]. 2. Daznnial [nun, als dem Könige angesagt wurde, daß der HErr das Haus Obed-Edom und alles, was er hatte, segnete um der Lade Gottes willen, die bei ihm untergebracht worden war Kap.14, 14., und hierdurch sich bewegen ließ, das unterbrochene Werk wieder aufzunehmen 2. Sam. S, 121 spkach David [der iuzwischen zur Erkennt- niß gekommen war, warum sein Vorhaben nicht gleich das erste Mal gelungen, sondern einen so schlimmen Ausgang genommen hatte, nämlich, weil man bei der Fortführung der Lade die ge- setzlichen Vorschriften nicht eingehaltenjx Die Lade Gottes soll [dies Mal, damit wir nicht wieder uns versündigen und Gottes Zorn und Gericht über uns herauf beschwören] niemand tragen ohne »die Leviteuz denn dieselhigen hat der HGrr erwäh- let, daß sie die Lade des HErrn tragen und ihm dienen ewiglich [4. Mos. I, 48 fs.; 4, 15; 7, 9]. Z. Darum [weil er bei seinen diesmaligen, dem Gesetz genau entsprechenden Veranstaltungen eines besseren Gelingens seines Vorhabens sich versichert hielt] versammelte David [abermal, wie vor 3 Monaten Kap. 14, 5] das ganze Israel gen Jerusalem, daß sie die Lade des HErrn sdurch Betheiligung an dem in dieser Angelegenheit an- zustellenden FestzUgeJ hinauf brächten [oon dem, bei Perez-Usa gelegenen Hause Obed-Edom’s] an die Stätte, die er dazu bereitet hatte IV. is. 4. Und David [um eben, wie V. 2 gesagt, die gesetzlichen Vorschriften in Betreff ihrer Fort- fchaffung dies Mal besser, als das vorige Mal, einzuhalten] brachte zn Hauf [sonderte aus der Mitte des ganzen, um ihn versammelten Israel aus] die [den Stand der Priester bildenden] Kinder Anton [2. Mos. 28, 1—5], nnd die [zum äußeren Dienst am Heiligthum verordneten] Leviten [4. Mos. I « ff.]. Z. Aus den Kindern Kahath [den: vornehm- sten unter den drei Leviten-Geschlechtern 4. Mos. 4, 1 ss.; 7, 9] Uriel, den Obersten sdes ersten Baterhauses in diesem Geschlechy vgl. V. 8——10], sammt feinen [den zu seinem Vaterhause gehörigen] Brüdern, hundert und zwanzig [Personen]; s. Aus den Kindern Merari [dem dritten Geschlecht der Leoiten 4. Mos 4, 29 fs.], Maja, 38 I. Chronika den Obersten sdieses nur ein Baterhaus bildenden GeschlechtsL sammt feinen Brüdern, zwei hundert und zwanzig; 7. Aus den Kindern Gersom [dem zweiten Geschlecht der Leviten 4. Mos. 4, 24 ff.], Seel, den Obersten [dieses- ebenfalls nur ein Vaterhaus bildenden GeschlechtsL sammt seinen Brüdern, hundert nnd dreißig; 8. Aus den Kindern Elizaphan fdem zwei- ten Vaterhaus des KahathitemGeschlechts V. 5], Samaja lvgr Kap. 25, 6], den Obersten kdieses VaterhauiesL sammt seinen kdazu gehörigen] Brü- , dern, zweihundert; Es. Aus den Kindern Hebron [dem dritten Vaterhaus der KahathiterL Stiel, den Obersten, sammt seinen Brüdern, achtzig; 10. Aus den Kindern Usiel [dem vierten Vaterhans des nämlichen Geschlechts], Amminadah den Obersten, sammt seinen Brüdern, hundert nnd zwölf sirn Ganzen also 862 Leviten] 11. Und David rief Zadok und Abjathar, den Priestern [den Obersten der beiden Priestergeschlecly ter Cleasar und Jthamar, welche beide, der eine zu Gideon, der andere bei dem König, in hohe- priesterlicher Thätigkeit standen Kap. 19, 16 f., daß sie näher an ihn heran treten sollten], und [ebenso] den Leviten sden V. 5——10 genannten Obersten der verschiedenen Leviten-Geschlechter], nämlich Uriel, Asaja, Irrt, Samaja, Eilet, Ammiuadabz 12. Und sprach, zu ihnen: Jhr seid die Häup- ter der Väter unter den Leviten [die Häupter der beiden, den Priester-stand bildenden, und die Häup- ter der sechs, den Stand der Leviten ausmachen: den Vaterhäuser und habt in dieser eurer Eigen- schaft auf die unter euch siehenden Brüder zu sehen, daß von ihnen alles genau beobachtet werde, was das Gefetz vorschreibt]; so heiliget nun ench und eure Brüder [dnrch Beseitigung alles dessen, was etwa von gesetzlicher Unreinheit euch anhaftet, und durch sorgfältigeVermeidung aller Berührung dessen, was da verunreinigt 2. Mos. 19, 10. 15], daß ihr die Lade des HErrn, des Gottes Israel [aus dem Hause Obed-Edom’s] heraus bringet, dahin [an die Stätte, die] ieh ihr bereitet habe [V. 1]. 13. Denn vorhin, da [wir die Lade von Kiriath-Jearim abholten Kap. 14 und] ihr nicht da waret [das Geschäft ihrer Fortschafsung nicht besorgtet, wir vielmehr uns dazu eines neuen Wa- gens nach dem Vorbild der Philister bedieneteu], that der HEry unser Gott, einen Riß unter uns, darum, daß wir ihn nicht suchten [seinem Heilig: thum uns nicht also naheten], wie sich’s gebührt snach dem Rechte, welches verlangt, daß die Lade; aus der Er thront, von Leviten getragen werde und nichts Unreines und Unheiligca in seine Nähe komme] 14. Also [dieser Aufforderung des Königs gemäß] heiltgten sich [denn auch wirktich, als sie is, 7—29. von ihm hinweggegangen waren] die Priester und Leviten [durch Waschungen und andere im Gesetz verordnete Vorbereitungen], daß sie die Lade des HErrn, des Gottes Israel, herauf brachten. 15. Und die Kinder Lebt sum dies, dem iGange der Erzählung etwas vorgreifend, schon hier auszuwerfen] trugen shernachmals V. 25 f.] die Lade Gottes sdes HErrn —- dies Wort fehlt im jetzigen Grundtext] aus ihren Achseln, mit den Stangen daran svermittels der an der Lade für diesen Zweck befindlichen Stangen 2. Mos 25, 13 f.], wie Mose geboten hatte, nach dem Wort i des HErrn [4. Mosc 4, 15]. 16. Und David sprach [ferner an dem Tage, an welchem er die Priester und Leviten um sich versammelt hatte V. 11--14] zu des: Oberste« der Leviten, daß sie sfür die beabsichtigte Feier der Einholung der Bundeslade] ihre Brüder zu Sän- gern stellen sollten mit Saitenspieleu [mit aller1ei, i den Gesang begleitenden Instrumenten] mit Psal- tern, Harfe-n und hellen Cymbeln [2. Sam. 6, 5 Anm.], daß sie laut sängen und mit Freuden fdasz ihr Gesang durch solche rnusikalische Begleitung recht laut erschallte und desto mehr die innere Herzens- freude bezeugte und erhöhte] 17. Da [dieser weiteren Anordnung des Kö- nigs gemäß] bestelleten die Leviten [zu Musik: meistern oder Führern der einzelnen SäUgerchiSreJ Heman, den Sohn Joel [eines Kahathiten Kap. 7, 33-—38]; und aus seinen Brüdern Assaph, den Sohn Verechja seines Gersoniten Kap. 7, 39-43]; und aus den Kindern Internet, ihren Brüdern, Ethan sauch Jedithun oder Jeduthun genannt Kap. 17, 41 f.; 26, 1; 2. Chron. 35, 15; Pf. 39, 1], den Sohn Kusaja [oder Kusi Kap. 7 , 44--47]; 18. Und mit ihnen ihre Brüder, des andern Theils [welche die zweite Ordnung der Chor- führer bilden sollten], ntimlich [folgende vierzehn:] Saeharja, Ben sdieses Wort, das ,,Sohn« bedeutet, ist ohne Zweifel nur ein Schreibfehler für den in V. 21 erwähnten Asasia], Jaesiet [in V. 20 ,,Ahiel« und Kap. 17, 5 ,,Jeiel« genannt] Se- tniramoth, Jehiel, Unui, Eliab, Benaja, Mai-sein, Mathitjm Etiphetejm Miknejm Obed-Edom, Jeiel, die Thorhnter swelche letztere zwei zugleich das Amt von Thorwärtern V. 23 f. überkamen]. l9. Denn [und zwar, wenn wir diese sieb- zehn nach den Jnstrumenten, die sie zu spielen hatten, näher classificiren wollen:] Hemmt, Assahh Und Ethan [die drei zuerst Genannten V. 17] waren Sänger mit ehernen Cymbetn helle zu klin- gen [waren bestimmt, mit hellklingendem ehernen Cymbeln den Takt bei den Gesängen anzugeben]; 20. Sacharja aber, Ahiel [oder, wie er V. 18 genannt wurde: Jaesiel], Semiramoth, schiel- Unui, Etiab, Maeseja und Benaja kdiese acht aus Die Bundeslade wird von David der zweiten Ordnung V. 18], mit Psalteru uqch- znsingeu [waren bestimmt, hinter den einzelnen Strophen mit ihrem Spiel auf dem Nebel- Insirument 1. Sam. 16, 16 Anm. einzusallens 21. Mathiihja aber, Elipheleja, Mitneja, Obed-Edotii, Jeiel und Asasta [die sechs übrigen der zweiten Ordnung V. 18] mit Harfcn von acht Saiten, ihnen vorznsingeti [waren bestimrnh auf ihrem achtsaitigen Kinnor 1. Sam. 16, 16 Anm. den Gesang zu begleiten]. Bei unsrer noch so mangelhasten Kenntniß von der Musik der alten Hebräer ist es sast unmöglich, über diese Dreierlei Bestimmungen ein sicheres Urtheil, das aus alli gemeine Anerkennung Anspruch zu machen hätte, abzu- geben; wir haben uns daher in der Erklärung einfach an Luthers Uebersetzung gehalten, werden aber die, bei den meisten Gelehrten der Gegenwart gangbar gewordene Deutung der Ausdrücke in den Bemerkungen zu Pf. s, 1 näher auseinandersetzen. 22. Chenanja aber, der Leviten Oberster, der Sangnieister, [wurde bestellt] daß er sie [die zur Absingung der Gesänge bestimmten Leoiten] unter- ioeisete zu singen sdieselben ihnen einübte oder den richtigen Ton, in welchem dieselben gesungen wer- den mußten, anstimmte]; denn et: war verständig sgeschickt zu solcher Einübung oder zu solchem Vor- singen] Auch bei diesem Verse herrscht über das richtige Verständniß der Worte große Unklarheit bei den Aus- - legern. Luther hat sich nach der Septuaginta gerichtet; es dürfte aber eine andere Auslegung oorzuziehen sein, wonach Chenanjm der Kap. 27, 29 als Vorsteher der- jenigen Leviien erscheint, welche äußere Geschäfte zu be- sorgen hatten, hier das Tragen der Lade zu leiten und die dazu verordneten Leviten in solchem Dienst zuvor zu unterweisen hatte. Alsdann ist der Vers zu übersetzen: Chenanja aber, der Leviten Oberster über das Tragen, (war besiellt) daß er sie (die ihm Untergebe- nen Leviten) unterweisete zu tragen; denn er war verständig skundig der Gebräucha welche bei dem Tragen der heil. Geräthe beobachtet werden inußtens » 23. Und Berechjch und Eliana waren Thor- diitek det Leide [wurden ebenso wie ObedsEdom und Jeiel B. 18 u. 24 zu künftigen Thorwärtern bestimmt und hatten jetzt, bei dem Festzugm die Ausgabe, die Lade bei ihrer Ankunft Vor der Zionsburg zu begrüßen und ihr die Thore auszuschließen 2· Sam. 6, 15 Anm.]. 24·. Aber ·Sebanja», Josaphat, ·Nethaneel, Ananias, Saehat1a, Bena1a, Glaser, die Priester, bliesen [als es nun wirklich zur Ausführung des Festzuges kam V. 26 sf.] mit Trommeten svon der Art, wie die in 4. Mut. 10, 2 vorgeschriebenen] vor der Lade Gottes; und Obed-Edom nnd Jgbia waren swie schon in V. 18 angedeutet] Thorhuter det Lade [und stellten sich dieser ihrer künftigen Be- stimmung gemäß innerhalb der Zionsburg auf, um die ihnen zugewiesene Sängerabtheilung bei Ausführung des Gesanges von Psalm 24, 8 und 10 auf dem achtsaitis gen Kinnor zu begleiten]. IV« V. 25 — Sau. l7, U. Gliintlich nnd ohne jegltrhen iinfall wird jetzt die kade Gottes aus dem hause Glied« feierlich nach Jerusalem gebracht. 39 Gdombz nach der Stadt David?- hinübergeskhasst nnd bei ihrer Ankunft ein Opfer vou sieben iartn nnd sieben Wtddern gebracht. Jlis he dann in der für ße bestimmten Hütte auf Zion niedergesetzt ist, veranstaltet David eine große Opfermahlzeit für alles both, das er nach beendig- ter Feier unter Segensgebet wieder nach Hause entläßt. Ihm selbst begegnet bei seiner Rämliehr in den Reinig- licheu Palast, wo ec aneh sein Haus segnet, der Spott seines Weibes mithin, die ihn bei der Einführung der teade vor derselben hat hüpfen nnd spielen sehen; wie er aber dadurch in seiner teiebe zu dem tjsrru und in der Freude an Gottes tljeiiigthnm sich nicht ßören läßt, so läßt er auch mlt diesem Tage nicht untergehen, war er zur Uerherrlirhuug des Dienstes Gottes unternommen, son- dern ordnet die Xeoiten zu Musikern nnd Thorwärteru sowohl bei den: neuen Heiitgihnm auf Zion, als bei dein alten auf der Höhe zn Gideon. Ugi.2..Sam.6,12—2Z. 25. Also lnach den im vorigen Abschnitt be- schriebenen Vorbereitungen] gingen hin [wesiwärts von Jerusalem] David nnd die Aeltesten in Jsrael, und die Obersten über die Tausende, herauf zu holen die Lade des Bandes des HErrn, aus dem Hause Obed-Edom mit Freuden sin feierlicher, groß- artiger Proeessions 26. Und da Gott den Leviten half, die die Lade des Bandes des HErrn trugen sdaß sie, ohne irgend einen Unfall zu erleiden, den Weg bis zu Ende glücklich zurücklegtenL opferte man soem HErrn zu Dank] sieben Farren und sieben Widder sgleichwie fchon beim Beginn des Zugs, nach Zurücklegung der ersten sechs Schritte, ein Nind und ein Yicilsgalb als Bitiopser dargebracht worden war Z. Sam. 27. Und David hatte einen leinenen Rock sein aus weißem Byssus gewebtes Oberkleid nach Art der Priester 2. Mos. 28, 40] an, dazu gllc Levi- ten, die die Lade trugen, und die Sänger [dies Wort scheint hier an unrichtiger Stelle zu stehen’] und Chenanja, der Sangtneister [riehtiger: der Fürst über das Tragen V. 22], mit Hm Säu- getn [und die Sänger V. 17 ss.]; anch W« David [znm Zeichen, daß er an diesem Tage sich als Haupt des priesterlichen Volkes Jsrael betrachte, über jenem Oberkleid, das auch die übrigen bei der Feier Betheiligten trugen] einen leinenen Leib- tock [ein aus eigentlichem Lein, nicht, wie das Oberkleid, aus blos baumwollenem Byssus ver- fertigtes Schulterkleid 2. Mos. 28, 42 Anm.] an. «) Nach unsrer Ansicht sollte DIJJMFUY erst einige Worte später an der Stelle stehen, wo wir jetzt blos DIJDWPU ohne das Bindewort i» lesen. 28, Also brachte das ganze Jsrael die Lade des Bandes des HErrn hinauf snach dem Berge Zion] mit Jauchzen, Posaunen, Trommeten nnd hellen Cymbelm mit Psaltetn und Harfen [2. Sam. S, 15 Anm.] 29. Da nun die Lade des Bandes des HErrn [nachdem sie die Thore der Burg passirt hatte] in die Stadt Davids [und also in die Nähe des 40 I. Chronika 17, 1-——43. königlichen Palastes kam], sahe Michal, die Tochter Saul [denn als solche, nicht als Gattin Davids, müssen wir sie hier bezeichnen, weil sie so wenig des letzteren sich würdig und so ganz nach dem Charakter ihres Vaters sich zeigte, bei dessen Zeiten man nicht nach dem Heiligthum fragte Kap. 14, Z] zum Fenster aus. Und da sie den König David sahe hüpfen nnd spielen csich Pdrsöntich bei den Freudentänzen und den musikalischen Ausführungen, unter welchen der Festzug vor sich ging, betheili- gen], verachtete sie ihn [weil er, wie sie meinte, seiner Würde als König so ganz vergäße und mit dem gemeinen Volk auf Eine Stufe sich stellte] in ihrem Herzen [und äußerte auch hernach, als David nach Hause kam Kap. 17, 43., gegen ihn selbst ihre spöttische Verachtung, zog jedoch damit Gottes Ungnade und Strafe sich zu Z. Sam. 6, 20 ff.]. Davids Lobgesang und Bestellung des gottes- diensiea 1. Und da sie die Lade des HErrn hinein- brachten [vollends in die Stadt Davids eingeführt hatten], sefzten sie sie in die Hütte, die ihr David [zur Seite seines Palastes] aufgerichtet hatte [Kap. 16, 1], und opferten [zur Weihe des neuen HeiIigthUmSJ Brandopfer und Dankopfer [auf dem im Vorhof aufgestellten Altar] vor Gott [der ja nun, thronend zwischen den beiden Cherubim auf dem Deckel der Bundeslade, an diesem Orte gegen- wärtig war]. 2. Und da David die Vrandopfer und Dank- opfer ansgerichtet hatte, segnete er das san der heil. Stätte versammelte] Volk in dem Namen des HErrn [indem er sein dankbares, übervolles Herz in einem brünstigen Lob- und Bittgebet ergoß]- 3. Und theilete [darnach] ans jedermann in Israel [der sich bei der Festfeier betheiligt haite], beide Männern und Weibern, ein Laib Brods 1. Sam. to, 3 Auen. 2]- und ein Stück Fleisches, und ein Nößel Weines [von dem, was für die Opfermahlzeit bestimmt war]. 4. Und et [David, der bei Gelegenheit der Einholung der Bundeslade einen Anfang gemacht hatte, die Gottesdienste seines Volks durch litur- gische Musik zu verherrlichen, erhob von da an dies zu einer bleibenden Einrichtnng bei dem neuen Heiligthum und] stellete vor die Lade des HErtn etliche Leviten zn Dienern sbetrauete für den nun regelmäßig vor sich gehenden Gottesdiensi eine Anzahl von Leviten mit dem Amte]- das; sie prei- seten [wdrtlich: erinnerten, nämlich Gott, seines Volkes zu gedenken, also Klage- und Bittgesänge, wie Ps. 38 u. 70, unter entsprechender Musik: begleitung zur Ausführung brächten] danteten nnd lobeten den HErrn, den Gott Israel fund ebenso Lob· und Danklieder zur Ehre des HErrn sangen, je nachdciit das iedesmalige religiöse Bedürfnis; zu der einen oder andern Art von Psalmen Veranlassniig gäbe]. Z. Nämlich Assaph [Kap. 16, 17], den ersten [ihn machte er zum Führer der ersten]; Sakhatja [Kap.16- 18], den andern [diesen machte er zum Führer der andern Abtheilungiz Jkiel [oder Jaesiel Kap. 16, 18., in Kap. 16, 20 Ahiel genannt], Semiramoth, Jehiel, Mathithjm Eliab, Benaja, Obed-Edom Und Jeiei ldie zu Sacharjcks Abthei- lung gehörten] mit Psaltern und Harfen [ihnen gab er den Beruf, theils mit ihrem Spiel auf dem Nebel an den geeigneten Stellen in den Ge- sang einzufallen, theils auf dem Kinnor denselben zu begleiten Katz. 16, 20 f.]; Assaph aber mit hellen Chmbeln [seine Abtheilung dagegen hatte die Bestimmung, mit hellklingenden Cymbeln den Takt bei den Gesängen anzugeben] is. Benaja aber [Kap. 16, 241 nnd Jehasiel [bisher noch nicht erwähnt] die Priester, swaren angewiesen] mit Trommeten, allezett vor der Lade des VUtldcs Gottes sum im Vorhof des treuen Heiligthums, bei Gelegenheit der Morgens, Abend- und Festopfey ein Geschmetter zu machen, wenn die Aus— führung geistlicher Gesänge es so mit fich brachte]. 7. ZU der Zeit [wo er so die« Gottesdiensie durch Verwendung des Gesanges und der Musik zu ihrer Verherrlichung neu gestaltete Kap. 26; Sir. 47, 11 f.] bestellete David zum ersten dem HErrn zu danken, durch Assaph nnd seine Brüder srichtete er vor allem diese Weise ein, daß die Assaphiten Lob- und Danklieder dem HErrn er- schallen ließen. Und zwar, um hier eine Blumen: lese aus den mancherlei Psalmen, die im Laufe der Zeit bis zur Errichtung des zweiten Tempels für diesen Zweck in gottesdienstlichen Gebranch kamen, zu geben, lauteten die Lob- und Dank- gesänge etwa so]: 8. Danket dem HErrn, prediget seinen Namen, thut kund unter den Völkern sein Thun. 9. Bürger, spielet und dichtet ihm von allen seinen Wundern. 10. Rühmet seinen heiligen Namen. Es freue stch das Her; derer,die den HErrn suchen. 11. Frager nach dem HErrn und nach seiner: Macht, suchet sein Angesicht allezeit 12. Gedenket seiner Wunder, die er ge- than hat, seiner Wunder und seines Worts. 13. Ihr, der Same Israel, seines Knechts, ihr Kinder Jakob, seine Auserwählten. 14. Er ist der Hektorn-«, unser Gott, er richtet in aller Welt. 15. Gedenket ewiglich seines Bandes, was er verheißen hat in tausend Geschlechter, IS. Den er gemacht hat mit Abraham, und seines Eides mit Jsaak; Michaks Spott. Daoid’s Opferrnahh Lobgesang und Ordnung des Gottesdienstes 41 17. Und stellete dasselbe Jakob zum Recht, und Israel zum ewigen Bunde; 18. Und sprach: Dir will ich das Land Canaan geben, das Loos eures Erbtheils; Ist. Da sie wenig und gering waren, und sremdlinge drinnen. 20. Und sie zogen von einem Volk zum andern, und aus einem Königreich zum an- dern Volk. 21. Er ließ niemand ihnen Schaden thun, und strafte Könige um ihrer willen. 22. Tastet meine Gesalbten nicht an, und thut meinen Propheten kein Leid [Ps. 105, 1—15]. . 23. Singet dem HErrn alle Lande, ver- kündiget täglich sein Heil. 24. Erzählet unter den Heiden seine Herr- lichkeit, und unter den Völkern seine Wunder. 25. Denn der HErr ist groß und fast löb- lich, und herrlich über alle Götter. 26. Denn aller Heiden Götter sind Götzen; der HErr aber hat den Himmel gemachr 27. Es stehet herrlich. und prcichtig vor ihm, und gehet gewaltiglich und fröhlich zu an seinem Ort. 28. Bringet her dem HErrn, ihr Völker, bringet herdem HErrn Elre und Macht. 29. Bringet her des« Errn Namen die Ehre; bringet Geschenke und kommt vor ihn, und betet den HErrn an in heiligem Schmuck. 30. Es fürchte ihn alle Welt. Er hat dendErdboden bereitet, daß er nicht bewegt wir . 31. Es freue sich der Himmel, und die Erde sei fröhlich; und man sage unter den Heiden, daß der HErr regieret. » 32. Das Meer braiise, und was drinnen ist; und das Feld sei fröhlich, und alles, was drauf ist. 33. Und lasset jauchzen alle Bäume im —Walde vor dem HErrn; denn er kommt zu richten die Erde [Ps. 96]. 34. Danket dem HErrn; denn er ist freundlich, und seine Güte wahrer ewiglich [Ps. 107, 1]. 35. Und sprechet: Hilf uns, Gott, unser Heiland, und fammle uns, und errette uns aus den Heiden, daß wir deinem heiligen Namen danken, und dir Lob sagen. Its. Gelobet sei der HErr, der Gott Israel, von Ewigkeit zu Ewigkeit; und alles Volk sage: Amen, und lobe den HErrn lPs los, 47 f.]. 37. Also [um ietzt wieder aus die Angabe in V. 4 ff. zurückzukommen] ließ er daselbst vor der Lade des Bandes des HErrn Assaph und seine Brüder [die zu seiner Abtheilung gehörigen Leoiten], zu dienen vor der Lade allezeit, einen jeglichen Tag fein Tagewerk [je nachdem das für jeden Tag vorgeschriebene Tagewerk es ersorderte]. 38. Aber Obed-Edom [und Hossa Kap· 27, 10] und ihre Brüder, [zusammen] achi und sech- zig, und Obed-Edom, den Sohn Jedithun, und Hossa sbesiellete er] zu Thorhüterm 39. Und Jeder, den [Hohe-] Priester saus der Linie Eleasar Kap. 7, 4 ff.], und feine Brüder, die szu ihm gehörigen PriesterJ ließ er vor der Wohnung des HErrn fder StiftShütteJ auf der Höhe zu Gideon [2. Sam. 8, 17J- 40. Daß sie dem HErrn täglich Brandopser theilen, anf dem [daselbst besindlichen, noch ans der Zeit Mosis herstammenden] Brandopferaliar, des Morgens und des Abends [2. Mos 29, 38 ff; 4. M. 28- 3 ff.]; wie geschrieben stehet im Ge- setz des HErrn saber auch die übrigen, von dein Gesetz des HErrn vorgeschriebenen Brandopfer dar: zubringenL das er an Israel geboten [vgl. 4. Mof. 26]; 41. Und mit ihnen Heman und Jedithun, und die andern [für den Gottesdienst in Gideon] Er- wählten, die mit Namen benannt waren [die aber einzeln aufzuzählen hier nicht noththut], zu danken dem HErrn, daß seine Güte ivcihret ewiglich kalso in derselben Weise mit Psalmen ihn zu preisen, wie das vor der Lade des Bunde-s auf Zion ge- schah V. 5 u. 37]. 42. Und mit ihnen [den andern Erwählten V. 41, wie bereits gesagt] Heman Und Jedithiim mit Trommeten nnd Cyuibeln zu klingen -[den Ge- sang zu begleiten] und mit Saitenspielen Gottes. Die Kinder aber Jedithuirs machte er zu Thor- hütern sbei der Stiftshütta gleichwie auch Obed- Edom, der Thorhiiter bei der Bundeslade, ein Sohn Jedithun’s war V. 38]. Der Cultus war also zur Zeit des David auf zwei Stätten, an welchen die Heiligthüiiier aus der inofaifchen Zeit aufbewahrt wurden, vertheilt. Die Bundeslade stand in Jerusalem: vor ihr dienten Assaph und seine Brüder als Sänger, Obed-Cdom und Hossa als Thor- wärter, und die V. 6 genannten Priesteu um die Trom- peten zu blasen. Das heiligeZelt und der Brand- opferaltar dagegen standen in Gibeon, wo Heman und Jediihuti als Sänger, die Söhne Iedithun’s als Thorwärtey und Zadot und feine Brüder als Priester dienten, um an diesem Ort die Braiidopfer dein Gefetze gemäß darzubringen· Daraus erklärt es sich, daß Sa- iomo in Gideon die tausend Brandopfer opferte (1. Kön. 3, 4); David aber besuchte, wie uns in Kaki. 22, 28 bis 23, 1 gemeldet wird, das Hciligthuin in Gibeon nicht, vielmehr brachte er auf dein Altar, welchen er in Jerusalem gebaut hatte, Brandopfer dar. (Bertheau.) 43. Also shier nehmen wir nach der Zwischeip bemerkung V. 4—42 den Faden der Erzählung in V. 3 wieder auf] zog alles Voll bin, ein jeg- licher in sein Haus; und David iehrete auch hin [nach dem königlichen Palast] sein Hans zu fegnen [wie er vorher über das Volk den Segen gesprochen hatte V. 2]. 42 1. Chronika I8, 1——25. Das 18. (sonst 17.) Kapitel. Der Tempelbait Davids wird eingestetleh und der Messias verbeißen. l« v. 1—14. Eine Reihe von Jahren später, als in Davids Regierung eine Zeit der stnhe vor auswärtigen Feinden eintritt, faßt der fromme König den gottseligen Entschluß, dein, was er bisher schon für das Heitigthunt des tjØrru nnd den Goltesdienst seines Volkes gethan, die Krone aufzusetzen und an Stelle des bloßen Bettes der Lade des Bandes des Hatten einen steinernen Tempel zu errichten. Der prophet Nathan, dem er seinen Entschluß nilttheilt, stimmt demselben von ganzen: therzen bei, empfängt aber in der darauf folgenden dlaiht eine Offenbarung des Ottern, daß nicht David selbst, sondern erst sein Sohn, der ans seinem Stuhle sitzen wird, das Wert: auszuführen berufen sei. vgl. L. Sam. 7, 1—16. 1. Es begab sich [nach Beendigung der Kriege, von denen im folgenden Kapitel die Rede sein wird], da David [nun ruhig und im Frieden] in seinem Hause wohnete [das er sich auf Zion ge- bauet hatte Kap. 15, J; 16, 1], sprach er zu dem Propheten Nathan [Kap. 2, 34 ff.]: Siehe, ich wohne [herrlich und bequem] in einem Erdent- hause, und die Lade des Bandes des HErru süber welcher er, der König aller Könige, zwischen Che- rubim thront] ist unter Tevpicheu sbefindei sich uoch immer unter einem bloßen Zeltez diesen Mißstand kann ich nicht länger ruhig mit ansehen, sondern ich ge- denke an die Stelle des Zeltes einen großen, palastartb gen Tempel zu setzen Pf. 132, 3 ff.]. 2. Nathan [nach seiner eigenen Meinung, noch ehe er Gottes Willen darüber erforscht hatte] sprach zu David: Alles, was in deinem Herzen ist, das thue; denn Gott ist mit dir. Auch Kinder Gottes können irren und falsch rathen, und die gute Absicht reicht noch nicht hin bei einem heiligen Vorsatz, sondern es kommt vor allcm zugleich darauf an, ob er auch dem göttlichen Willen gemäß sei. Wie oft gchts auch uns wie dem Propheten: wir mei- nen ganz das Reihte erwählt und getroffen zu haben, und doch niißlingt’s, und erst hinterher sehen wir ein, warum es inißlingen mußte. (Fr. Arndt.) 3. Aber in derselben Nacht [denn der HErr läßt die Seinen, wenn sie in Jrrthum gerathen, nicht darinnen beharren, sondern hilft ihnen bald wieder zUrechtJ laut das Wort Gottes zu Nathan sin einem Gesicht V. 15], und sprach: 4. Gehe hin und sage David, meinem Knechte: So spricht der HErrx Du sollst mir nicht ein Haus bauen [genauer: Nicht du sollst mir das Haus bauen] zur Wohnung [das du im Sinne hast; damit hat es so große Eile nicht, wie du in menschlich guter Meinung denkst] 5. Denn ich hab in keinem [festen,· steivernenl Hause gewohnt von dem Tage an, da ich die Kin- der Israel anssnhrete saus EgyptenL bis ans diesen Tag; sondern ich ·bin sdiese ganze Zeit daher] gewesen, wo die Hutte gewesen ist und die Wohnung smit ihr von einem Ort zum andern wandernd, wie es auch dem ganzen Charakter dieser Zeit entspricht] is. Wo ich Daher, seit ich mein Volk in Canaan eingeführt] gewandelt habe im ganzen Israel, hab ich auch [gleich als wäre ich dieses beständigen Umherziehens müde] zu der Richter einem in Israel je gesagt, denen ich gebot zu weiden mein Volk [und für dessen leibliche und geistliche Wohlfahrt zu sorgen], nnd gesprochen: Warum bauet ihr mir nicht ein Cedernhanss 7. So sprich nun Du, Nathan, nachdem du den König mit diesen Vorhaltungen darüber be- ruhigt hufs, als sei mit dem bisher unterlassenen Tempelbau von den früheren Geschlechtern etwas versäumt, das so schnell als möglich miisse nach- geholt werden, weiter] also zu meinem Knechte David sdamit er zugleich erkenne, daß seine Zeit nur erst die Vorbereitnngs-, nicht aber die Er- fiillungszeit schon selber ist zu dem Werke, das er sich vorgenommen]: So spricht der HErt Zebaothe Ich habe dich genommen von der Weide hinter den Schafen, daß du solltest sein ein Fürst über mein Voll Israel; 8. Und bin mit dir gewesen, wo du hin- gegangen bist, uud habe deine Feinde ausgerottet vor dir, und habe dir einen Namen gemacht, wie die Großen auf Erden Namen haben. I. Jch will aber [gleichwie ich so persönlich dich gesegnet, auch durch dich] meinem Volk Israel [mein Heil zuwenden und ihm] eine Stätte ldes Bleibens] sehen, und will es pflanzen, daß es da- selbst wohnen soll, und nicht mehr [so hin und her] beweget werde; und die bösen Leute sseine Wider- sacher und UUterdriickerJ sollen es nicht mehr schwächen, wie vorhin, 10. Und zu den Zeiten, da ich den Richtern gebot über mein Volk Israel ssie bestellete, dasselbe zu erlösen von denen, die ihm den Untergang be- reiten wollten]; und ich will [auch ferner, um es dieser Zeit der Ruhe und der völligen Erledigung von den bösen Leuten entgegenzuführen] alle deine Feinde demüthigeuz nnd veriicndige dir, daß der HErr dir [statt daß du ihm ein Haus hast bauen wollen] ein Haus bauen will sdas in die feruste Zukunft hineinreicht 2. Sam. 7, 16 Anm., da- durch dein Gliick und deine Herrlichkeit den höch- sten Gipfel erreichen wird]. 11. Wenn aber deine Tage» ans find, daß du ksterbendj bingehest zu deuten Vatern [wo sie nach ihrem Tode hingelangt sind], so lvill ich deinen Samen nach dir erwecken, der deiner Söhne einer sein soll, dem will ich sein Königreich bestätigen. 12. Der soll mir ein Haus bauen, und ich will seinen Stuhl bestätigen ewiglich sdaß mit dem Bau meines Hauses Hand in Hand gehe die Ewigkeit feines Reiches] 13. Ich will sein Vater sein, nnd er solt mein Einstellung des Tempelbaues Verheißung des Messias. David’s Dankgebet. 43 Sohn sein. Und ich ioill meine Barmherzigkeit nicht von ihm wenden [auch wenn er eine Misse- that thut, dadnrch er sich gegen mich vergeht], wie ich sie von dem gewandt habe, der vor dir sKönigj war [von Saul]; 14. Sondern ich tvill ihn sehen in mein Hans [dre Gemeinde Israel] und» in mein Konigreich ewiglich,·daß sein Stuhl bestandig sei ewiglich sun- vergcinglichen und ewigen Bestand habe]. « So large dem Volke Gottes der ruhige und unge- schmälerte esitz des vom HErrn ihm zum Erbe ver- liehenen Landes Canaan von seinen Feinden ringsum streitig gemacht wurde, so lange konnte auch die Woh- nung feines Gottes keine andere Gestalt als die eines Wanderzeltes haben. Ruhe und festen Bestand gewann aber das Reich Gottes in Israel erst durch David, als Gott ihm alle Feinde unterwars und sein Königihuin sest gründete, d· h. seiner Nachkommenschaft den Besitz; des Königreichs für alle Zukunft zusagte. Erst damit war die Zeit für die Erbauung eines festen Hauses zur Woh- nung für den Namen des HErrn oder die sichtbare Er« scheinung der Gegenwart Gottes unter seinem Volk ge- kommen. » Die Eroberung der Burg Zion und die Er- hebung dieser festen Burg zur Residenz des vom HErrn seinem Volke gegebenen Königs bildete den Anfang zur Befestigung des Reichcs Gottes. Die Bürgfchaft dauern- den Bestandes erhält aber dieser Anfang erst durch die öttliche Bestätigung des Königthums Davids für alle ukuuft Dies will der HCrr zuerst thun: er will dem David ein Haus erbauen, dann« soll sein Same das Haus des HErrn bauen. (Keil.) il· v. i5—27. trag-dem or: nrnig de» heim: grindige verhetßnng aus dem Munde des Propheten vernommen, begiebt er alsbald net) in das ijeiligthnm neben seinem Palaste nnd schüttet dort sein bewegten Her; vor Gott ans, indem er einestheils den tjErru preist für die an ihm und dem Volke Israel geschehenen Großthoteth an- derntheils um Erfüllung dessen, was er verliessen hat, ihn bitter. vgl· L. sum. 7, 17—29. 15. Und da Nathan nach allen diesen Worten und [nach alle diesem] Gesicht mit David redete [ihm genau das wiedersagie, was Gott in der Nacht durch ein Gesicht zu ihm gesprochen], 16. Kam der König David [in das von ihm errtchtete Heiligthum Kap. l7, 1], und blieb vor dem HErrn [um sein dankerfülltes Herz gegen ihn auszuschttttenL nnd sprach: Wer bin ich, HErr Gott, und was ist mein Haus, daß du mich bis hieher gebracht hast? 17. Und das [was Gutes alles du bisher schon an rnir gethan] hat dich noch zu wenig ge- ditucht [um es dabei bewenden zu lassen], Gott, sondern sdu] hast über das Hans deines Kiiechts noch von fernem Ziiiiinfttgen soon Dingen, die auf die weiteste Zukunft zielen] geredet; und du haft angesehen mich [nicht nach dieser geringen Person, die ich von mir selber bin, vielmehr] als in der Gestalt eines Menschen soder in der Per- son meines großen NachkommenL der szwar ein Mensch- aber zugleich auch] in der Hdhe Gott der HGrr ist. Nach andrer Auslegung bedeuten die Worte: Du hast mich angesehen sinit mir verkehrt) nach der Weise der Nienschen (d. h. wie nach deinem Gebot ein Mensch mit dem andern verkehren soll 3. Mos 19, 18., gleich als wäre ich deinesgleichen), der du doch in der Höhe Gott derHErr bist. Denselben Sinn legt man dann auch in die Parallelstelle 2. Sam. 7, II: Dies sdie in deinem Verhalten gegen deinen Finiechi gezetgte Liebe und Herablassung) ist das Gesetz, das für Menschen gilt (ricl)tet sich nach dem Gesetz, welches Menschen gegen Menschen befolgen sollen), der du doch Gott der HErr bist (und so unendlich hoch über mir siehest) Hengstenber bemerkt dazu: Wenn Gott der HErr in seinem Verhalten gegen den armen Sterblichen der Norm folgt, welche er den Menschen für ihr Ver- halten unter einander gegeben, wenn er sich hnldvoll und liebreich beweist, so muß das den, der sich selbst und Gott kennt, mit anbetender Bewunderung erfülleir 18. Was foll David mehr sagen zu dir sum dir seine dankbare Freude dafür zu bezeugen] daß du [ihn] deinen Knecht herrlich machest! Du er- kennest delueu Knecht [und weißt besser, als er selber, was für Gefühle jetzt sein Herz bewegen]. 19. .HErr, uni deines Knechts willen sden du zum Träger der über Juda einst ausgesprochenen Verheißung l. Mos. 49, 10 erwählet hast Kap. 29, 4]- nach deinem Herzen [die Absichten deiner Gnade numehr auch zu verwirklichen] hast du all solch große Dinge gethan s»zu thun dir vor- genommenL daß du kund thaiest alle Herrlichkeit [den ganzen Reichthum deiner göttlichen Weisheit, Güte und Treue]. 20. HErr, es ist deines gleichen nicht, und ist kein Gott, denn du, Von welchem [genauer: nach allem, was] wir mit unsern Ohren gehöret haben. 21. Und wo ist ein Volk auf Erden, wie dein Voll Israel, da [genauer: zu welchemj ein Gott hingegangen sei, sin demselheiq ihm ein Volk zu crlofeu, und [an demselben] ihm selbst einen Namen zu machen sdurch die überall hin sich verbreitende Kunde] von großen und schrecklichen Dingen [wie die, welche du geiban], Heiden ausznsioßen vor deinem Volk her, das du aus Eghpten erlöset hast? 22. Undhast dir dein Volk Israel zum Volke gemacht ewiglich; und du,-HErr, bist ihr Gott worden. 23.· Nun, HErr, das Wort, das du hast ge- redet nber deinen Knecht und iiber sein Haus [V. 11 ff.], werde wahr ewiglich, und thue, wie du geredet hast. 24. Und dein Name werde wahr und groß [besser: Ja, es werde wahr und dein Name in Folge dessen groß] ewiglich, daß man sage [es überall anerkenne und auch ossen ausspreche]: Der HErr Zebaoth, der Gott Israel, ist Gott in Israel lbeweist sich auch als den allein wahren und lebendigen Gott an diesem seinem Volke] Und das Hans deines Knechts David sei salso, wie du verbeißen] befiandig vor dir. 25. Denn du, Hatte, hast das Ohr deines 44 l. Chronika 18, 26. 27. Knechtes geöffnet [ihm zu wissen gethan, was er nimmer von sich selbst hätte wissen können], daß du ihm ein Haus bauen willst; darum hat dein Knecht ffein Herz, d. i. den Muth und den Trieb dazu] fanden, daß er vor dir betet. 26. Nun, HErL du bist Gott [der treue und wahrhaftige] und hast solch Gutes deinem Knechte geredet [an der Erfüllung wird es demnach gewiß nicht fehlen]. 27. Nun hebe [denn] an zu segnen das Hans deines Knechts, daß es ewiglich sei vor dir; denn was du, Hütte, segnest, das ist gesegnet ewiglich. Das 19. (soiift 18.) Kapitel. David bestelleh nach glücklich gesiihrten Kriege-n, timtleutu l. v. 1—13. Jtn die verheißung von der Mehrung nnd Befestigung seines Keimes, die David so eben aus dem Munde des Httirrn empfangen, schließt eine ubersichtliche Zusammenstellung derjenigen Kriege nnd Siege sich an, durch welche er dem Volke Gottes zur Ruhe verhals von allen seinen Feinden umher nnd dem Lande die ihm be- stimmte Ausdehnung gab. Durch dlnterwerfung eben dieser Feinde, die Israel hieher forteoahrend bekämpft hatten nnd sur dasselbe die »heiden« sehtechthin waren, wurde David das Vorbild jenes ewigen sronigz der ans seinem Geschlecht hervorgehen» und ansersiehen sollte, zn herrschen über die Heiden Rom. 15, 12). dgl. 2. Sam. l. Nach diesem [als Gott dem David seinen Willen wegen des Tempelbaues zu erkennen gegeben und ihn mit einer großen Verheißnng begnadigt hatte] schlug David [die Erhörung seines Gebets Kap. 18, 23 ff. in der nächstfolgenden Zeit» in immer reicherem Maße an den Siegen, die ihm geschenkt wurden, erfahrend] die Philister, nnd dkmüthigte sie sdaß sie von da an nie wieder die Oberhand gewinnen konnten],· und nahm Gath [die damalige Hauptstadt des Philisterlandes I. Sam. 29, 5 Anm.] und ihre Töchter [die von ihr Ob- hängigen übrigen Städte] ans der Philister Hand. 2. Auch schlug er die Moabiter kund brachte zwei Drittheile ihrer kriegsgefangenen wasfenfüh- renden Mannschaft um], daß die Moabiter David unterthanig wurden nnd [fortan] Geschenke brachten [Tribut ihm zahlten]. » Z. Ek schlug auch Hadadefey den· Konig zu Zoba in Hemath [nach Hemath in Syrien hin ge- legen], da er [David] hinzog, fein Zeichen aufzu- richten [seine Niacht zu befestigen] am Wasser Phrath sEuphrats it. Und David gewann ihm ab tausend Wagen, sieben tausend Reiter, nnd zwanzig tausend Mann zu Fuß. Und David [in Gehorsam gegEU DJE göttliche Verordnung Z. Mos 17, 16.- daß em israelitischer König nicht viele Rosse halten solle] verliihinete alle Wagen sinachte die Wagen- und Reitpferde unbrauchbar durch Zerhauen der Sehnen s) 19, 1——17. 20, 1-—5. an den Hinterfüßen und verbrannte die Wagen mit Feuers, und behielt snicht mehr als] hundert Wagen smit den dazu gehörigen Pferden] übrig [Jos. 11, 6. 9]. Z. Und die Speer von Damastns kamen dem Hadadeseu dem Könige zu Zoba [mit welchem sie in Bnndesgenosfenschaft standen], zu helfen. Aber David schlug derselben Svrer zwei nnd zwanzig tausend Mann; 6. Und legte Volk [eine militärische Befatzung] gen Daniaskns in Speien [1. Kön. 11, 23 f. Anm.], daß die Speer David nnterthiinig wurden, nnd brachten ihm Geschenke sjährlichen Tribut] Denn der HErr half David, wo er hinzog [so daß kein Feind ihm zu widerstehen vermochte]. 7. Und David nahm die güldenen Schilde, die Hadadeseks Knechte sVasallen und Dienstmannen] hatten fund bei ihrer Gefangennehmung ausliefern mußten] nnd brachte sie gen Jerusalem [wo er sie als Weihegefchente für den HErrn in den Tempel- schatz that]. 8. Auih nahm David ans den Stiidten Hadad- eser’s, Tibehath [oder BethaJ und Chnn soder Berothai 2. Sam. 8, 7., beide vermuthlich im Osten des Reiches Zehn, nach dem Euphrat zu gelegen] sehr viel Erzes [Kupfers], davon Salomo das eherne Meer nnd Säulen, und eherne Gefäße machte swie wir später bei der Geschichte vom Tempelban hören werden 2. Chron. 4]. 9. Und da Thogu soder Thoi], der König zu Hemath [nordwestlich von Zoba], hörete, daß David alle Macht Hadadefers des Königs zu Zehn, geschlagen hatte; 10. Sandte er seinen Sohn Hadoram zuni Könige David, und ließ ihn grüßen nnd segnen kbeglückwünfchenh daß er mit Hadadeser gestritteu nnd ihn gefchlagen hatte. Denn Thogu hatte [zu- vor] einen Streit mit Hadadeser [gehabt, der auch über ihn, gleichwie über die anderen Fürsten Sh- riens, die Oberherrschaft zu erlangen suchtez daher freuete er sich über die Niederlage seines bisherigen Nachbars und bot alles auf, den neuen Nachbar sich günstig zu stimmen] Auch alle giildene, sil- berne nnd eherne Gefäße fwelche Thogu bei Ge- legenheit dieser Begrüßung durch seinen Sohn als Geschenke überreichen ließ] 11. Heiligte der König David dein HErru mit dem Silber nnd Golde, das er kalte] den Heiden genommen hatte [gegen die er siegreich ge- stritten]; nämlich den sSyrern T. Sam. 8, 121 Edomiteen [V. 12. 13], Moabitern [V. 2], Ani- monitern [Kap. 20, 1——21, 3], Philiftern [V. 1; Kap. 21, 4 ff] und Amalelitern 12. Und Abisai, der Sohn state] Zernja [David’s Schwesterfohn und FeldherrL schlug der Edomiter [die während des Kriegszugs gegen Syrien in Palästina eingefallen waren und dort Davids Kriege und Siege, Regierung und Beamte. 45 große Verwirrung angerichtet hatten, f. Anm. 1 zu 2. Sam. s, is] im Salzthai [um Südende des todten Meeres] achtzehn tausend. 13. Und legte lim Verein mit feinem Bruder Joab, dem Oberfeldherrn Davids, der mit dem Hauptheer nach der Besiegung Syriens ihm nach- rückte] Volk [eine Befatzung] in Edoutcia, daß ffortanj alle Edemiter David nnterthanig waren. Denn der HErr half David [wie schon in V. 6 bemerkt, allenthalben], we er hiuzeg. ll. v. ist-17. dlach dieser übersicijtlicljen Zusammen— fletluug der siegreiche-i Kämpfe Davids tnit den Feinden seines Reiche; folgt ein kurzen Wort über den Wein, in welchem er aber ganz Israel regierte nnd ebenso durch seine verwaltung im Innern, wie durch seine Kriege nach außen, den Wohlpand deg Volkes; hob, nebst einer Auf— Ehre-H seiner nornehmsteu Beamten. dgl. 2.San1. s, 14. Also regierete David über das ganze Israel, und handhabete kals ein in den Wegen Gottes erfahrener Fürst] Gericht und Gerechtigkeit alle seinem-Volk [indem er zugleich nach den in Pf. 101 ausgesprochenen Grundfätzen zuverlässige Beamte sich auswählte]. 15. Jeab, der Sehn Zeruja Ueiner Halb- fchioester], war über das Heer. Josaphat, der Sohn Ahilnd, war Kanzler [2. Sam. 8, 16]. 16. Zadok, der Sohn Ahitob faus der Linie Eleafar Kap. 7, 50 ff.], und Ahimelech [fchon im Grundtext verschrieben für Ahimelech, f. Kap. 25, 3. 31], der Sohn Abjathar faus der Linie Jtha- mar], waren fdie fnngirenden Hohe-J Priester fda das Heiligthum damals noch ein getheiltes war Jof. 18, 1 Anm.]. Sausa [oder Seraja] war Schreiber [Staatsfecretair, der die Briefe des Königs schrieb nnd versandte]. 17. Benaja, der Sohn Jejada, war über die Crethi und Plethi fObersier über die königliche Leibwache]. Und die ersten Söhne Davids [die ihm zu Hebron geboren worden Kap. Z, 1 ff. und nun fchon ein reiferes Alter erreicht hatten] waren dem Könige zur Hand kaach andere: lieber- setzungzund die SöhneDavids waren die Ersten zur Seite des Königs, waren feine Harm- oder Palast-Minister] Das 20. (sonft 19.) Kapitel. David riichet sich an den höhnischen Amme-nigra. I« d. 1—15. Hieran reihet sieh der Bericht non dem größten nnd schwierigsien Krieg: aug Davids Regierungs— Zeit, den er wider aaewärtige Feinde geführt hat; das iß der aminonitisaysyrische Krieg. Bei dem Ab— leben den ihm befrenndet gewesenen Ancmouiternönigg ilahae nämlich schickt David an dessen Sehn und Umh- folger ijanou eine Eondnlenz-Gesandtsctjaft, welche dieser jedoch, non seinen Fürsten irre geleitet, auflg Schimpfs iichsie behandelt. wohl erkennend, daß er damit einen Racheitrieg non Seiten Davids; über ßch heranfbeschworen hat, dinget er ein starben shriscijea Heer sitt) zur Hilfe. Indessen, Jnab schlägt die Ihrer, die bei itledba ßch gelageet haben, aufs Haupt, and so sehen die Jlmmonitee sich genöthigt, hinter die Mauern ihrer Hauptstadt ßch znrüetkzuziehen Vgl. L. Saat. 10, 1—I4. 1. Und nach diesem [etwa um das J. 1037 o. Chr. G., vgl. Blum. zu 1. Kön. L, 11] starb Urahns, der König der Kinder stimmen, nnd sein Sohn fHanonj ward König an seine Statt. 2. Da gedachte David: Jeh will Barmherzig- keit thun an Hauen, dem Sohn Nahas findem ich mich als Freund und Nachbar gegen ihn erzeige]; denn sein Vater hat keormalsj an mir Barmher- zigkeit gethan fund mir bei dergleichen Ereigniffen, die mich selbst betrafen, feine freundschaftliche Ge- sinnung zu erkennen gegeben] Und [er, wie ge- dacht, fo gethan] sandte Boten hin [nach Rabbath AmmonL ihn zu trösten über feinen Vater kund zum Antritt feiner Regierung ihm Glück zu wün- fchen]. Und da die Knechte Davids in’s Land der Kinder Ammou kamen zu Hauen, ihn zu trösten [wegen des Hintritts feines Vaters ihm ihres Königs und Herrn Beileid zu bezeigen]; s. Sprachen die Fürsten der Kinder Ammen snach der Art böser .Rathgeber, die, was sie Gutes sehen, auss Aergste deuten Sie. 11, 32] zu Haupt» Meiuest du, daß David [in der That und Wahr- heit] deinen Vater ehre ver deinen Augen fund es ihm um ein freundnachbarliches Verhältnis; zu dir zu thun sei, darum], daß er Tröster zu dir gesandt hat? Ja [im Gegentheil], feine Knechte sind kommen zu dir, zu ferfchen [wie unsrer Stadt am besten beizukommen fei], ttttd umzukehren [um sie nachmals anzugreifen und zu zerftören], und [haben demnach diese angeblichen Tröster keine andere Absicht, als] zu verknndfchasten das Land [daher stehe dich oor]. - 4. Da nahm Hauen kdem leichtfertig ausge- sprochenen Wort ohne Weiteres Glauben fchenkend] die Knechte Davids [um in ihnen ihren König zu befchimpfen], und beschor sie fließ ihnen den Bart auf der einen Gesichtshälste herunter fcheeren], Und schnitt sz[1hnen]»1hre Kleider halb ab fvon unten auf] bis an d1e·Lendeu« fbis in die Schritt: gegendL Und ließ sie ffolchergefialt aufs Aergste gefchändeq gehen. Z. Und sie gingen weg [oon Rabba, wo sic eine so fchnöde Behandlung hatten erfahren miiffen], und ließen’s [als sie wieder herüber in ihr Land bis nach Jericho gekommen waren] David qnsqgku durch Männer [in welchem Zustande sie sich be- fänden und daß sie in demselben sich nicht könnte« oor ihrem König sehen lassen]. Er aber sandte ihnen fAntwortj entgegen fdaß er allerdings sic fest Uicht sehen wolle] — denn die Männer waren sehr geschandetsz Und der König sprach stieß bei seiner Antwort ihnen zugleich die Weisung geben]: 46 I. Chronika TO, 6—-19. 21, 1---3. Bleibet zu Jericho, bis euer Bart wachsez so kommt dann wieder lzu mir] is. Da aber die Kinder Ammon sahen knach der· Behandlung, die sie den eondolirenden Ge- sandten hatten widerfahren lassen, sich selber sagen mußtenh daß sie stanken vor David [großen Wider- willen gegen sie bei demselben angerichtet hatten, der einen Krieg von seiner Seite zur Folge haben «- wiirdc]; sandten sie hin, beide Hanon nnd die Kinder Ammon [der König sammt seinen Fürsten oder Landständen], tausend Ccntner [Talente] Sil- hkks [= ·2,6l8,000 Thlr. 2. Mos. 30, 13 Anm.]- Wagen nnd Reiter [und Fußvolkj zu diugen ans Mesopotamia [ans dem an der Mündung des Chaboras in den Euphrat bei Rehob oder Reho- both 1. Mos. 36, 37 gelegenen Syrien], ans Maecha [ans dem syrischen kleinen Staate Maecha, ». siidwestlich vom großen Hermon] nnd ans Zoba snordöstlich von Daruaskus 2. Sam. 8, 6 Anm.]; 7. Und dingeten [mit ihrem Gelde] zwei und dreißig tausend Wagen kund Reiter und Fußnote, theils aus Niesopotamia und Zoba, theils aber auch ans dem Lande Tob 2. Sam. 10, 6], und den König Maecha mit seinem [1000 Mann zäh- lenden] Volk; die kamen nnd lagerten sich [4 Mei- len südwestlich von Rabbath Ammon, der Haupt: siadt der Ammoniter] vor Medba soder Medaba 4. Mos 21, so; Jos 13, 9]. Und die Kinder Ammon sammelten sich aneh aus ihren Stadien, und kamen zum Streit inach der Hauptstadt des Landes, weil zunächst auf diese ein Angriff zu fürchten war] 8. Da das David hörete, sandte er hin [nach dem Lande der AmmOniterJ Joab mit dem ganzen Heer der Helden [mit den gesammten kriegsgeübten und tapferen Heer] I. Die Kinder Ammon aber waren ausgezogen [von Rabbath-Ammon, wohin alle ihre streitbare Mannschaft zusammengekommen war B. 7], und rüsteten sieh zum Streit vor der Stadt Thon Die Könige saus Mesopotamien, Maecha und Zoba] aber, die kommen waren [ihnen.zu helfen] hielten im Felde sauf der weiten, baumlosen Hochebene bei MedbaJ besonders [nm von da ans ihre Ope- rationen zu beginnen]. 10. Da nun Joab sahe, daß vorne nnd hinter ihm Streit wider ihn war sein Theil des feind- lichen Heeres vor ihm, der andere, zu seiner rechten Flanke aufgeiiellte aber dazu bestimmt, ihm im rechten Augenblick in den Rücken zu fallen], er- wählte er aus aller jungen szum Krieg aus: gehobenen] Mannschaft in Israel [ein starkes Corps], und rüstete sich gegen die Shrer sim Südwestens 11. Das übrige Volk aber that er unter die Hand Abisai, seines Bruders, daß sie sich rüsteten wider die Kinder Ammon kin Schlachtbekcitlchaft sich i i i i i 1 ii l i i i i i !l i! it xi il wider sie ausstelltem um sie einstweilen im Schach zu halten, während er mit den Syrern zu thun hätte] 12. Und sprach [zu Abisai, ehe er nach der Gegend von Medaba zu vorrückte]: Wenn mir die Syrer zu stark werden, so komm mir [mit einem Theil deines HeeresJ zu Hilfe; wo aber die Kinder Aulmoti [einen Angriff auf dich machen sollten und] dir zu start werden, will ich [von den Syrern umkehren und] dir helfen. 13. Sei getrost, und laß uns getrost smit tapferem Marthe] handeln für unser Volk und für die Städte unsers Gottes [daß nicht diese Heiden über das Volk und Land des HErrn herrschen, sondern unterliegen]. Der HErr [aber] thue, lvas ihm gestillt [denn der Sieg kommt allein von ihm und er wird gewiß die Feinde in unsere Hände geben 1. Sam. 17, 47]. 14. Und Joab machte sich herzu mit dem Volk, das bei ihm war, gegen die Syret zu streiten; nnd sie flohen [schon nach dem ersten AngrissJ vor ihm sda sie als von den Ammonitern erkaufte Hilfs- truppen weder besondere Begeisternng für deren Sieg hatten, noch im fremden Lande sich sonderlich vor der Schmach des Ansreißens schämeten]. 15. Da aber die Kinder Ammou sahen, daß die Shrer flohen, flohen sie auch sihrerseitsj vor Abisai, seinem sdes Joabj Bruder, und zogen [sich] in die sfeste und wohl verwahrlej Stadt [Rabba zurück] Joab aber sder es wegen des nahe bevor- stehenden Winters nicht mehr für gerathen hielt, die Stadt zu belagern, kehrete mit dem israeliti- isclilen Heer wieder heim nnd und] kam gen Jeru- ct km. II. so. l6——19. Die Speer, um die Uiederlagk ihrer bei iitedba in die Flucht grschlagrnen Trnppen wicdrr gut zu machen nnd non ihrer Tribntusiichtigleeit gegen Israel frei zn werden, bringen ans Hadadeseruz Betrieb aus jucsopotamien ein neues tljerr zusammen; dort) David, der mit der gcsammten ioraeltlischrn Krieggmaunschaft wider sie heranzieht, überwindet in einem siegreichen Treffen ihren Feldhauplinaun Sonn-Ia) und nutrrwirst sir dergestalt seiner Qberherrschasy daß sie fortan nicht mehr wagen, In teilt-zittern Ztmman Hilf: zu leisten. dgl. L. Sam. 10, Its. Da aber die Shrer [bei der Heimkehr der bei Medba flüchtig gewordenen Hilfstruppen V. 14] sahen, daß sie vor Israel geschlagen waren, sandten sie [nm einem Angriffe Davids auf ihr Land zuvorzukommen und das von ihm ihnen aus- erlegte Joch Kap. 19, 3 ss. wieder abzuschütteln] Boten hin [nach Mesopotamia], nnd brachten heraus die Shrer jenseit des Wassers [des Flusses Euphrat] Und Sopharh [in 2. Sam. 10, 16 Sobach ge- nannt], der Feldhanptmann [des bei der ganzen Unternehmung am meisten betheiligten] Hadadesetz zog sals Anführer] vor ihnen her. 17. Da das David angesagt ward, sammelte er zu Hauf das ganze Israel [die gesammte Kriegs- Die Ammoniter verhöhnen Davids Gesandte und werden dafür von ihm gezüchtigt 47 macht in Israel] und zog hinter den Jordan sum die Syrer an ihrem Sammelpunkte bei Helarm nordöstlich von Damaskus, anzugreifen]; und da er an sie« kam, rüstete er sich an sie [stellte er sein Heer in Schlachtordnnng wider sie auf] Und David [sage ich] rirstete sich gegen die Shrer zum Streit, und sie stritten mit ihm. «) Vieueichr ist org-Eis· (über sie) verschrieben sur Decke; (uach Helam); dann würde unsre Sielle noch genauer stimmen mit L. Sam. 10, 17. 18. Aber die Shrer flohen vor Israel. Und David erwürgete der Syrer siebentausend Wagen [700 Wagen mit je 10 Mann Bewaffnurig Z. Sam. 10, 18 Anm.], und vierzig tausend Mann ktheilsj zu Fuß stheils zu Roßjz dazu tödtete er Sophach, den Feldhauhlmann [der in Folge der erlittenen Wunden die Schlacht nicht überlebte]. 19. Und da die Knechte [Vasallenkönige] Hadadesers sahen, daß sie vor Israel geschlagen waren, machten sie [sammt ihm, ihrem Oberhaupt] Friede mit David und seinen Knechten [richtiger: und wurden seine Knechte, ihm unterthan und tributpflichtig] Und die Shrer wollten den Kindern Ammon nicht mehr helfen fsondern über- ließen sie im weiteren Verlauf des Kriegs Kav. 21, 1-—3 ihrem eigenen Schicksal]. Das 21. (sonst 20.) Kapitel. Davids Krieg nnd Sieg wider die Citnmonitec und Philister. m· d. l——3. Im Frühling den folgenden Jahren läßt David den Joub mit einer bedeutenden Streitmatht zur Belagerung Uabbtss augrkcrltety während er selbst in Jerusalem sammt-leiht; als es diesem endlich gelungen ist, der Stadt der Hauptsache nach Herr zn werden, rürtit der König mit neuen Gruppen ihm nach, die Grobernng zu vollenden, setzt sieh die ammonitisrhe Kiiniggnrone auf das Haupt nnd kehrt uach schwerer Jftthtignng der Am— moniter und mit reicher Keule siegreich nun) seiner Haupt— stadt zurück. Vgl. L. sum. 11, 1 — t2, 31. 1. Und da das Jahr um war, zur Zeit, wenn die Könige ausziehen lim Frühling des nächstfvb genden Jahres, zu der Zeit, wo die Könige nach der Ruhe im Winter die durch diesen nnterbroche- nen Kriegszüge wieder aufzunehmen pflegen) füh- teie Joab fauf Befehl des Königs] die Heermacht [vom Neueu aus in den Krieg], und verderbete soerwüstetq der Kinder Ammou Land, kam nnd belagerte [ihre, am oberen Jabok zu beiden Seiten des Flusses in einem engen Thal gelegene Haupt- findt] Rabbaz David aber blieb [was sehr verhäng- nifzvoll für ihn wurde, wie in 2. Sam. 11, 2 ff. ausführlich» mitgetheirt ist] zu Jerusalem. und Jvab schlug [nach etwa anderthalbjähriger Bela- gerung] Rabba [nahm den im Thale selbst gelege- « nen Theil der Stadt, die sogen. Wasferstadh ein] , und zerbrach sie ssd dess- die ans einem Hagel im sen-d- westen erbaute Festung sich nun auch nicht länger mehr haltJn konnte, zumal ihr jetzt das Wasser abgeschnitten war. Man hat es befremdlich gefunden, daß unser Bnch den in die Geschichte der Belagerung Rabbas verfloch- tcuen Siindenfall Davids (2. Sam. 11, 2——12, 25) und demgemäß auch die Strasgerichtc an seinem eigenen Hause, die er damit vcrschuldete (2. Sam. 13, 1—2U, 22), völlig mit Stillschweigcn übergeht, und hat den Grund darin finden wollen, daß der Verfasser des Baum, de: den großen König ganz besonders als Wiedckhckstcllek des Gottcsdienstes und als Ordner des levitischen und priesterlichen Dienstes zu feiern sich vorgenommen, es nicht für geeignet achien konnte, den Namen Davids durch Mitthcilitng jener Geschichten mit einem Makel zu behaftet» ähnlich wie Ensebius von Cäsar-ca, der Con- stantinus den Großen als den ersten kaiscrlichen Beschützer der Kirche preist, in seinen! Leben dieses Kaisers dessen Blutthaten verschwiegen hat. Aber darauf ist zunächst zu erwiederm daß der Chronist ja sich selber sagen mußte, wie er durch sein Stillschweigen jene Geschichte-i, die ein nachtheiliges Licht auf David werfen, doch un, möglich aus dem Gedächtnifz seines Volkes tilgen könnte; und dann berichtet die Chronik nicht blos ·die Volks- ziihlung Davids mit ihrer· Rüge und Strafe, sondern suhrt diese Sande des Kijnigs ausdrücklich auf eine Ein- gebung des Satans zuruck (Kap· 22, 1 ff.), uud beweist auch onst eine Höhe und Strenge des Urtheils, das; derjenige, der daneben auch die kleinlichcn Kiinfte des Wegnehmens oder Hinzufiigens für möglich hält, wunder- bar verwirrt sein muß. Vielmehr liegt der Grund der in Rede stehenden Erscheinung darin, daß der— Veksqsskk des Buchs der Chronika einen andern Zweck verfolgte, als die Verfasser der Bücher Samuelis und der Könige; nicht sowohl auf die Verbot-Jung, daß Gott seinem Visite die bestäudigen Gnaden Davids unverbrltchlich halten und crfüllen werde, als vielmehr auf den Tempclcultus und den lcvitischeu Gottesdienst hat er seinen Blick ge, richtet und dartun aus der Geschichte der Vorzeit beson- ders diejenigen Thatsachen in sein Werk ausgenommen, die über den Zustand des inosaischen Gottesdiettftes von den Zeiten Davids an bis zum Crxice Licht verbreiteten, während er die eigentlichen Familiengeschichtetn selbst dik- sentgcm »die sehr zu» Gunsten Davids und anderer, von ihm geruhmter Koncge sprechen (,z. B. Davids Groß- muth gegen die Familie Sauks 2. Sam. Kap- 9) übergeht. « Z. Und Dabidsder auf Ioab’s Veranlassung selbst, nach feierlichem Abzug von Jerusalem f. Pf« TO, gen Rabba kam, um die Eroberung derselben durch Einnahme der Festung zu vollen- den] nahm die Krone ihres Königs von seinem Haupt, und fand daran einen Centner Goldes schwer [ein Gewicht von einem Talent, d. i. 87 bis 88 preuß. Pfund Goldes], nnd Edelgesteine- Und sie ward David [bei Gelegenheit der feierlicheti Uebernahme der Oberherrschaft über das Land, für welche zunächst der 21. Psalm bestimmt war] auf sein Haupt gesehn Auch sührete er ans der Stadt sehr viel Raubes [mit hinweg]. 3. Aber das Voll drinnen [das in Kriegs- gsfavgevschaft gerieth] führete er heraus sooe die Stadt) und theilte sie stieß ihre Leim, z» Skmfz für die von ihnen an Israel verübten Grausam- keiten, aus einander reißen] mit Scigen und eiser- 48 I. Chronika 21, 4-——8. 22, 1——12. neu Haken und Ketten [vgl. Sprüchtkk 20, 26]. Also that David allen Stadien der Kinder Ammon [die gegen ihn gestrittett hatten]. Und David zog snach völliger Unterwerfung des Landes] sammt dem [Kriegs-] Volk [und unter Vorantragung der Bundeslade, die mit im Felde gewesen war Ps. 68] wieder gen Jerusalem. W. v. 4—«3. ver wes-tanzte des qtdmdditisktysyeisetsest Keiegs werden hier ans einer Chronik der Kriege Davids noch einige vorfiille ano den mit den sihilisiern geführien Kämpfen, allem Jtiischein nach denselben, non denen in keep. 19, i nur satnmarisclj die Rede war, alg Uathtrag beigefügt. Sie beziehen sirh alle drei aus Heldeuthatem die Davidv Krieger im Kampfe wider riesenhafte Philister ausgerichtet und damit die Groberung des Landes Canaan zum Ztbschlnß gebracht haben. Vgl. 2. Sam. Si, 15—22. 4. Darnacht [nicht etwa nach dem, was in V. 1-—3 erzählt worden, sondern der Zeitpunkt, von welchem an zu rechnen sei, bleibt unbestimmt, vermuthlich aber sind die in Kap. 12, 10 ff. er- wähnten Kriege gemeint] erhub sikh ein Streit zn Gaser lnordwestlich von Ajalon, das heutige el Kubab Jos. 10, 331 mit den Philistera Da- zumal schlug Sibechai, der Husathiter sein, von der nicht näher bekannten Ortschaft Husa Kap. 4, 4 gebiirtiger Held Davids Katz. 11, 29; 28, 11], den Sibai lrichtiger Sip ai zu schreiben, in 2. Sam. 21, 18 ,,Saph« genannt], der aus den Kindern der Riesen lvar lzum alten Riesengeschlecht der Rephaiten 5. Mos 2, 23 Anm. gehörte], und demnlhigte ihn [nach dem Grundtext: und sie, die Philister, wurden in Folge dieses Sieges über einen ihrer Stärksten gedemüihigts «) Jn dem ursprünglichen Berichh aus welchem diese Niitiheilungen entnommen sind, schloß sich, wie aus 2. Sam. 21, 18 hervorgeht, die vor-liegende Geschichte an die von Davids Errettung aus den Händen eines andern Rephaiten durch Abiiai an; letztere (2. Sam. 21, l5——17) hat aber der Vcrfasscr unscrs Bachs nicht mit aufgenommen. Z. Und es erhub sich noch ein Streit mit den Philistetn szu Gaser oder zu Gob, welches dicht dabei tdg 2. Sam. 21, 18 H. Da schlug Elhanan, der Sohn Jan, den Lahemi, den Bruder Gvliath’s [1. Sam. 17, 4 ff.], den Gathitet [einen Philister von Gath Jos. 13, 3 Anm. 2], welcher sehend, wie einst dieser sei« Bruder] hatte eine Spießstangn wie ein Weberbaum s. Abermal ward ein Streit [mit den Phi- iistern, und zwar] zu Gath. Da war ein großer Mann, der hatte je sechs Finger und sechs Zehen, die machen vier und zwanzig san der Zahl dieser Glieder, also ein sog. Bülfingey wie ja Menschen der« Art bisweilen vorkommen] nnd et war auch von den Riesen geboren [ein Abkömmling der Rephaitem gleichwie Sivai V. 4 und Lahemi V. 5], 7. Und höhnete snach Goliatlfs Art I. Sam. 17, 8 ff] Israel. Aber Jonathan, der Sohn Simea, des Bruders David [Kap. 2- 13 fi.], sching ihn [so lehr hatte Davids Hcldcngeist I. Sam. 17, 26 ff. auch seine Verwandten und Freunde zu lauter gewaltigen Kriegshelden umznfchaffen ver1nocht]. 8. Diese [drei, nebst einem hier nicht ge- nannten vierten, dem Jesbi-Benob 2. Sam. 21, 15 ff] waren geboren von den Riesen zu Gath sAbkömmlinge von dem auch in dieser, gleichwie in den übrigen Philisterstädten zurückgebliebenen Riesengeschlechtern Jos. 11, 221- nnd fielen dntth die Hand Davids nnd seiner Knechte. Das 22. (fonft 21.) Kapitel. Dreitägige Pestilfeaz durch Zahlung des Volks verursacht. l. ut — new. es, 1. Im letzten vierte! seine: hegte- rnng veranstaltet David, dnrrh Satan verleitet, eine Zäh- lung der sireiibaren Lklaunschaft seines volles nnd ver- wirkt damit Gottes Zorn über Israel. Zwar wird der sonst so fromme Kiinig gar bald wieder nüchtern aus des Teufels Sitten, von dem er gefangen« gewesen, und be- leeunt dem iljairrn seine Sünde; dieser leann aber gleich- wohl ihn nicht ungestraft lassen, sondern giebt ihm dir Wahl frei, welche unter drei plagen er ihm thun solle. David wählt diejenige, bei der er nrh ganz in Gottes thand weiß; schon evülhet die Zieh im ganzen Bande, and der Engel des HGrrn steht eben mit gezfsoetem Schwerte im ztdlorgen von Jerusalem, neu auch da zu verderben, als des tjairru Gnade auf Davids Gebet Einhalt gebietet. Auf der Tenne Ztrnan errichtet jeht David auf göttlichen Geheiß einen Jtltar und bringt dort Brandopfer und Dante— opfer dar: dag ist denn, wie er in Erleuchtung des heil. Geistes erkennt, die Stätte, wo der leiiuftige Tenspel ge— baut werden soll. vgl. L. Sam. 24, 1-—25. I. Und der Satan [dieser geschworene Feind Gottes und nimmer rastende Widersacher der Men- schen, der seine Lust darein setzt, zu verklagen und zu verdächtiges» zu verführen und zu verderben Hiob 1, 6 Anm.] stund wider Israel sdas Volk seiner Sünde wegen vor Gott, dem gerechten Rich- ter, anklagend und die Macht von ihm in Anspruch nehmend, Unglück über dasselbe zu bringen], nnd gab. sann, da ihm solche Macht nicht verweigert werden konnte, er aber des Königs als Werkzeug stch bedienen wollte, seine Absichten auszuführen] David ein, daß er Israel zählen ließ sdeud auch an diesem durfte er seine Macht beweisen, weil derselbe damals nicht ganz lauteren Herzens war, sondern anfing, nach hohen Dingen zu trachten] 2. Und David [so von Satans Eingebungen beseelt und den Gedanken folgend, die dieser bei ihm zur Reife gebracht] sprach zu Joab, nnd zu des Volkes Obersten sdie er bei sich versammelt hatte, um mit ihrer Hilfe die Vorbereitungen zur Verwirklichung seiner Pläne zu treffen, wenn er auch von den letzteren ihnen noch nichts mittheilte]: Gebet hin sin alle Stamme] ztihlet Jstaeb von Berseba [der äußersten Südgrenze] an, bis gen Dan [der äußersten Nordgrenze des Landes] nnd David verwirkt durch Zählung des Volkes den Zorn Gottes über Israel. 49 bringeks [das Ergebnis; eurer Zahlung der wafsen- fähigen Mannfchaft] zn mir, daß ich wisse, ivie viel ihrer ist. Z. Joab sprach [in richtiger Einsicht, wie vermessen David’s Vorhaben sei und wie er damit geradezu Gottes Strafgericht herausfordere, wie denn der HErr nicht selten, wenn seine Kinder auf verkehrten Weg verfallen, durch Leute sie be- schämt, die sonst weit hinter ihnen zurückstehen an Erkenntnis; der Wahrheit und Reife der geistlichen Erfahrung: Der HErr thue zu feinem Volk, wie sie jeszt sind, hundertmal so viel [wenn es dazu dienen kann, dir Freude zu machen wegen des Gedeihens und Wachsthums des Volksjz aber, mein Herr König, find sie nicht alle meines Herrn Knechte [bereit ihm zu dienen, wenn es gilt, fein Reich zu vertheidigen, und stark genug dazu, auch ohne daß uns die Zahl derselben bis jetzt genau bekannt ist]? Warum fraget denn mein Herr dar- nach [wie viel ihrer ist]? Warum soll sdurch Vornahme einer ausdrücklichen Zählung] eine Schuld ans Israel kommen [da der HErr diesel- bige nicht befohlen, ihr vielmehr nur Absichten zu Grunde liegen können, die dem Willen Gottes zuwiderlaufen] ? 4. Aber des Königs Wort ging fort [gab den Ausschlag] wider Joaik Und Joab [wenn auch mit Widersirebem doch dem königlichen Be- fehl sich fügend] zog aus [fammt den Hauptleuten des Heeres], und wandelte durch das ganze Israel [indem er zunächst das Ostjordanland von Aroär am oberen Jabok ans iiach Norden durchzog, dann herüber in das Westjordanland sich wendete und da den umgekehrten Weg von Norden nach Süden, bis hinunter nach Bersaba, einfchlug L. Sam. 24, 5 ff.], nnd kam [nach 9 Monaten und 20 Tagen wieder zurück] gen Jerusalem. Z. Und gab die Zahl des gezahlten Volkes David. Und es war des ganzen Israel elf hun- dert mal tausend [i,100,000J Mann, die das Schwert auszogen; und Iuda vier hundert mal siebenzig tausend [470,000] Mann, die das Schwert « auszogen swassenfähige Mannschafts h. Levi aber und Benjamin zcihlete er nicht unter diese sjenen Stamm nicht, weil er überhaupt feiner besonderen Stellung wegen von einer der- artigen Zählung mußte ausgeschlossen bleiben 4.Mos. i 1, 47 ff» diesen nicht, weil das Werk hernach nicht völlig zu Ende gebracht wurde]; denn es war dem Ioab des Königs Wort [gleich von vornherein] eilt Gtcllki [V. Z, und suchte er damit, daß er fchon seht, bei feiner Rückkunft nach Jerusalem, David das Ergebniß der bisherige« Zählung vorlegte, ehe er auch den letzten Stamm noch der Niusterung unterzog. sobald als möglich von der ganzen Sache loszukommens 7. Aber solches gefiel Gott übel [wie wir her- nach sehen werden V. 9 ff.]; denn er schlug Israel sum der Sünde Davids willen]. DächselW Bibelwerl 8. [Doch noeh ehe das geschah, erkannte der König von selber fchon seine schwere Verirrung, indem ihn das Gewissen schlug, als nun Joab das Ergebniß feiner Zählung vorlegte 2. Sam. 24, 10.] Und David sprach zu Gott: Ich habe schiverlich [in schtverer Weise] gesüiidtget, daß ich das gethan habe; nun aber nimm weg die Misse- that deines Knechts, denn ich habe fast [fehr Jof. is, 1 Anm.] tbörlich gethan. Der süße Traum war vorüber. Wie gern hätte er fest nicht ivissen mögen, wie mächtig er war! wie viel feliger hatte er sich gefühlt in seiner Unwissenheit, als jetzt in all seinen Kenntnissen! wie bereitwillig hätte er zurückgenommen nnd nngeschehen gemacht das Geschehene! O es ist ein eigenes Ding mit der Sünde: ehe man sie begehn träumt man sich goldene Zeiten, übersehwängliche Seligkeiten; aber ist sie begangen, so nimmt man zu seinem Entsetzen wahr, wie furchtbar man sich betrogen und ivie die Wirklichkeit doch ganz anders aussieht als das felbftgemachte Ideal. Die Lust wird einem nun zur Last, die süßesleii Genüsse bitterer Gallentrunh und was man sehnsuchtsvoll herbeigewiinschh Gegenstand des tiefsten Abtei-end. (Fr. Arndt.) 9. Und der HEtr redete [am Morgen des nächsten Tages] mit Gad, dem Schaner [Prophe- ten] Davids [der in Gemeinfchaft mit Nathan das prophetische Wächtew und Strafamt bei ihm führte und feine religiösen Einrichtungen leitete« Kap. 30, 29; 2. Chron W, 25], Und sprach [zu ihm durch Eingebung seines Geisies]: 10. Gehe hin, rede mit David, und sprich: So spricht der HEm Dreierlei lege ich dir fals Strafe für deine Sünde] vor, ekwcihle dir eins, das ich dir thue fund ich werde fchon, wenn du mit dem König nach diesem meinem Worte redest, dir weiter eingehen, welches die drei von mir ge- meinten Strafmittel sind, darunter er eins fich wählen foll]. «) Man hat ihnen eine besondere dienstliche Stellung am Hofe in dem Sinne zuschreiben wollen, als wären sie Davids Hofpropheten und eine Art königlicher Ge- : heimräthe gewesen; daß sie indessen init ihrem Ainte unabhängig dastanden und kein eigentliches Dienstver- hältniß zu dem Könige einnahmen, dafiir zeugt unter andern der Umstand, daß in keiner der Stellen, in denen Davids Beamte aufgezählt werden (2. Sam. s, 16., 20, 23; I. Chron 28, 32 ff.), Propheten vorkommen, obwohl dort selbst die Hohenpriester in der Reihe der königlichen Diener erscheinen. 11. Und da Gad zu David kam, sprach er zu ihm: So spricht der HEm Erwahle dir sunter den drei Strafen, die ich dir freistelle, diejenige, welche ich dir thun foll]: 12. Entweder drei Jahr Theutung oder drei Monden Flucht vor deinen W1dersachern, und vor dem Schwert deiner Feinde, daß dieh’s ergreife fund du nur mit äußerster Noth mit dem Leben davon kommest], oder drei Tage das Schwert des HErrn und Pcftilcuz tm Lande, daß der Engel des HErrn verderbe [Verderben anrichtes in allen , Grenzen Israel; so stehe nun zu [werde einig mit A. T. 1. Z· 4 50 I. Chronika 22, 13——30. 23, 1——5. dir darüber], was ich antworten soll dem, der mich gesandt hat. 13. David sprach zu Gad: Mir ist fast augst [denn eine Strafe ist an sich so schwer als die andere]; doch ich will in die Hand des HErru sallen [erwähle mir, wenn es nun einmal gilt, daß ich bestimmt für eine derselben mich entscheide, diejenige, bei welcher ich es unmittelbar und allein mit dem HErrn selbst zu thun habe], denn seine Barmherzigkeit ist sehr groß, und will nicht in Menschen Hände fallen [die, wenn sie zu Werkzeugen der göttlichen Zücbtigiing gebraucht werden, nur gar zu leicht vergessen, daß ste eben bloße Werkzeuze und Knechte sind, und über das rechte Maß und Ziel weit hinaus- gehen Jes. 10, 7i. 14. Da ließ der HErr Pestileuz in Jsrael kommen [denn bei dieser Plage war David ganz und ausschließlich in Gottes Hand, ohne irgend- wie in der Menschen Hände zu fallen 2. Sam. 24, 14 Anm.], daß sin der Zeit vom Morgen jenes Tages an, wo der Prophet Gad bei dem Könige gewesen war, bis zur Stunde des Abend- opfere] siebenzig tausend Mann fielen aus Israel. 15. Und Gott sandte [nunmehr, als so das übrige Land geschlagen war] den Engel sdurch den er sein Strafgericht vollstreckte] gen Jerusalem, sauch] sie [die Hauptstadt des Landes] zu verder- ben. Und in! Verderben snoch ehe dasselbe wirk- lich seinen Anfang nahm] sahe der HErr [durch den Anblick des betenden David und den Inhalt seines Gebets V. 16 f. bewogen] drein, Und [es] reuete ihn das Uebel [1. Sam. is, U AM- II, und ser- Einhalt gevietend] sprach zum Engel, dem Verderber: Es ist genug, laß deine Hand ab. Der Engel aber des HErrn stund lin dem Augenblick, wo solcher Befehl an ihn erging] bei der Tenne Arnan [oder Arafna], des Jebusiters 16. Und David [der zu derselben Zeit, wo der Engel wider Jerusalem heranzog V. löst, auf dem Altan des Königshauses sich befand —- denn dorthin hatte er alsbald nach dem Weggang des Propheten V. 11——13 mit den Aeltesten sich be- geben, um wachend und betend dem Gerichte Gottes eUtgegenzUgehenJ hub seine Augen auf sweil eine Erscheinung vom Himmel sich ihm be- merklich machte-J, und sahe [nun] den Engel des HErrn stehen zwischen Himmel und Erde, und ein bloß Schwert in seiner Hand ausgerectt uber Jeru- salem. Da ficl David und die Aeltesten [die bei , ihm waren und die jetzt], mit Saiten bedeckt ssammt ihm nach dem heil. Zelte neben dem königlichen Palaste gingeu], ans ihr Anilihsz 17. Und David sprach zu Gott: Vin ich es nicht, der das Volk zahlen ließ? Jch bin, derge- sitndiget und das Uebel gethan hat; diese Schafe aber [meine Unterthanen, denen du mich zu ihrem Hirten verordnet hast Kap.,12, 2], was haben ste gethan? HErr, mein Gott, laß deine Hand wider mikh nnd meines Vaters Haus, und nicht wider dein Volk sein zu plagen. [Jn gnädiger Erhörung dieses Gebets that denn, wie in V. 1512 erzählt wurde, der HErr Einhalt]. 18. Und der Engel snachdem er den Befehl empfangen: Laß deine Hand ab l] svrach zu Gad [der seit seinem Weggang von dem Könige V. 13 ebenfalls wachend und betend dem göttlichen Straf: gericht entgegengegangen war und ebenfalls die Erscheinung vom Himmel V. 15 bemerkte) daß er David sollte sagen, daß David [nach dem östlich von Zion gelegenen Berge Morija] hinauf gehen nnd dem HErrn einen Altar aufrichten sollte in der Tenne Arnan, des Jevusiters [um darauf mit Brandopfern und Dankopfern den HErrn seinem Volke zu versöhnen) 19. Also ging David hinauf [1. Kein. 6, 1 Arm. 2], nach dem Worte Gans, das er geredet hatte in des HErrn Namen sdenn was der Engel ihm geboten, war so gut wie ein Befehl Gottes des HErrn selber 2. Mos. 12, 23 Anm.]. 20. Arnan aber [um hier auf den in V. 158 beschriebenen Vorgang zurückzukommenL da er [bei der vom Himmel her sich bemerklich wachen- den Erscheinung] sich [gegeu Morgen] wandte svon wannen die Erscheinung kam] und sahe den Engel [zwischen Himmel und Erde stehen und das über Jerusalem ausgereckte Schwert in seiner Hand], und seine vier Söhne [die e: bei sich hatte] mit ihm, versteckten sie sieh [hinter den Zaun, womit die Tenne umfriedigt war]; denn Arnan draseh [dazumal gerade] Weizen [und war um dieses Geschäfts ivillen eben mit seinen Söhnen auf der Tenne anwesend]. 21. Als nun David [ivir nehmen jetzt den Faden der Erzählung in V. 19 ivieder auf] zu Arnan ging, sahe Arnan sdurch das Geräusch auf- merksam gemacht, daß jemand seinem Versteck sich nähere, aus demselben hervor], und ward Davids gewahr, und ging heraus ans der Teune [der: König zU bEgVüßeUJ- und betete David an mit seinem Antlitz zur Erde [1. Mos 33, 3 Anm.]. 22. Und David sprach zu Ottenau: Gieb mir Raum in der Tenne, daß ich einen Altar dem HErrn drauf baue; [du sollst ihn mir aber nicht scheUkeU- sondern] um vol! Geld swieviel er werth iß] sollst du mir ihn geben, auf daß [ich auf dem zu errichtenden Altar opfere und den erzürnten Gott versöhne, uiid also] die Plage vom Volk anf- höre. 23. Arnan aber sprach zu David: Nimm dir sumsonst und ohne Entgelt den gewiinschten Raum] nnd mache, mein Herr König, wie dirs gefcilltz siehe, ich gebe [dir auch unentgeltlichj das Rind swomit ich soeben Weizen gedroschen] zum Brand- opfer, und das Geschirr [den Dreschschlitten sammt den Jochen der Rinder] zu Holz, und Weizen zum Pestilenz in Israel. Dabei die künftige Tempelstätte bestiinmt 51 Speisopferz alles gebe ich’s swas du irgend be- darfst, ohne daß du es erst von mir zu kaufen brauchst]. 24. Aber der König David sprach zu Amen: Nicht also, sondern um voll Geld will ich’s kaufen; denn ich will« nicht, das dein ist, nehmen [und da- mit als mit meiner Gabe] vor dem HErrn [er- scheinen], und will-s nicht umsonst haben zum Brand- opfer [weil es sonst aufhören würde ein Opfer zu fein]. Jn jedem wahren Opfer findet eine Selbstentäußerung statt, der Opfernde legt ln seine Gabe etwas von seinem Selbst; damit hängt zusammen, daß kein wahres Opfer von fremdem Besitz dargebracht werden kann, sondern nur von solchem, was Eigenthum schon ist, oder doch fwie bei der Kriege-heute) als folches festgehalten werden könnte, und daß eben in der Willigkeih an dem eigenen Besitz das höhere Eigenthumsrecht Gottes anzuerkennen, ja ihm auch das Liebste hinzugeben, der ächte Opfersinn stch bewährt. (Qehlcr.) 25. Also gab David Aruan um den Raum Gold, am Geloicht sechshundert Seiel [»——— 525 Thlr.]. 26. Und David bauete daselbst dem HErrn [aus Rasen und Steinen] einen Altar, und opferte Brandopfer und Dankopfer sdaraufs Und da er sindem das Brandopfer auf den Holzstoß gelegt wurde] den HErrn anrief [er wolle das Opfer in Gnaden ansehen und seinen Zorn dadurch ver- söhnen lassen], erhörcte er ihn durchs Feuer sdas ebenso, wie in 3. Mof I, 24; 2. Chrom 7, I; 1. Kön. 18, 381 vom Himmel sfiel und den Holz: stoßj auf dem Altar des Brandopfers sanzündetes 27. Und der HErr sdein Lande nun versöhnt] sprach zum Engel, daß er fein Schwert in seine Scheide kehrete [und wieder oerfchwände, so daß die Plage, der schon vorhin Einhalt gethan wor- den war V. 15., jetzt völlig aufhörete vom Volke Jsrael]. 28. Zur selbigen Zeit, da David sahe, daß ihn der HErr erhöret hatte auf dem Platz Arnan, des Jebusiters, pflegte er [fortan] daselbst zu obfern sobgleich das bis dahin nicht die gesetzliche Opfer- stätte wars. 29. Denn die Wohnung des HErrn, die Mose in der Wüste gemacht hatte, und der sdazu gehörige] Brandopferaltat war zu der Zeit in [auf] der Hohe zu Gideon [Kap. 1,7, 39 f» und hätte er also eigentlich dort seine Opfer darbringen follen]. so. David aber konnte sbei der in V. 15 ff. erzählten Begebenheit] nicht hingeben vor denselben snach der Stiftshütte und dem Brandopferaltar zu Gibeon], Gott [daselbst durch Darbringung von Opfern] zu suchen lund dem Lande seine Gnade wieder zuzuwenden] so war er erschroclen vordem Schwert des Engels des HErrn kwclchcs e: eiligst abwenden mußte, so daß er nicht erst so weit zu gehen wagte; außerdem aber verwies ihn ja das Wort aus dem Munde des Engels V. 18 ausdriicklich auf die Tennc Arnan’s, das; er daselbst einen Altar errichten sollte, und hätte er darum auch gar nicht wo andershin sich begeben dürfen] Kahn 23. (22.), 1. Und David [in richtiger Erkenntniß dessen, was der HErr mit dieser ganzen eigcnthümliclsen Leitung, dadurch er von Gibeon abgehalten und auf die Teune Arnan hingetrieben wurde, ihm bezeugen wollte] sprach: Hie soll das Haus Gottes, des HErrn, sein sdas mein Sohn nach mir dermaleinst bauen wird Kap. 18, 12]; und dies der Altar zum Brandopfer sdem Volke] Israel. Dem David selbst war es nicht gestattet, den Tempel zu bauen; aber der Platz, in der von ihm eroberten und zum Mittelpunkt der israelitifchen Gemeinde erwählten Stadt, wo der Tempel sich einst erheben sollte, ward schon während seines Lebens bestimmt und durch gött- liche Zeichen geweiht. Nichts durfte bei der allerivichtigs sten Sache dem bloßen Zufall oder der mcufchlicheu Wills kür überlassen bleiben. Vgl. I. Mos 22, 13 Anat. Das 23. (foust 22.) Kapitel. Rothmeudige Vorbereitung zum Tempelbam II« b. 2 — Kaki· U, l. Die Vorbereitungen für den itiinstigrn Tcmprlban sind es, welche fortan alle Gedaus lieu nnd Maßnahmen Davids während der letzten Zeit seiner Regierung bestimmen, damit sein Sohn nnd kluch- folger Salomo bald narh Zutritt der Herrschaft das Wert: beginnen und ohne Hiuderntß vollciiden könne.- Gr sorgt also für die nöthigen Arbeiter und haust ktue Menge von lzamnaterial an; aber ertheilt auch in den lehteu Tagen seines Lebens, ehe er von hinnen scheidet, dem Salomo in feierlicher Weise den Auftrag zum Bau nnd befiehlt bei drittletzten Reime-lag, den er abhölt, dcn ver— saiuinelten ictetktssstätldety seinem Sohn: bei den! Baue zu helfen. 2. Und David hieß versammeln die Fremd- linge, die im Lande Israel waren sund theils aus den Ueberresien der früheren cananitischeu Völker: schaften, theils aus Kriegsgefangenen der über- wundeneu Nachbarvölker bestanden 1.Kön.9, 20 f.; 2- Chrom 2, 17 f.J, und bestellete saus ihnen] Steinmehem Steine zu hauen, [wie man künftig ihrer beFfUjcfteJ das Haus Gottes zu bauen [1. Kön. 5, 15 3. Und David bereitete [brachte zusammen] viel Eifens zu Nägeln an die Thüren in den Thema, und was zu nageln wäre [und zu Klavi- mern, womit die Balken u. s. w. unter einander verbunden werden könnten], und so viel Erzes [Kupfers], daß [die Menge desselben] nicht zu wagen war; 4. Auch Cedernholz ohne Zahl; denn die von Zidon und Tyrns brachten sfür Geld] viel Cedern- ? holz [vom Libanon auf dem mittelländischen Meere] « zu David. 5. Denn David gedachte [als er in den letzten ; Jahren seiner Regierung, wo er über den künfti- gen Thronfolger schon seine Bestimmungen getroffen, alle diese Vorbereitungen für den künftigen Tempel: 41I 52 I. Chwnika 23, 6—-19 24, 1——5. bau ausführte]: Mein Sohn Salonto ist ein Knabe l [noch ein Jüngling 2. Sam. 12, 24], und zart [mit seinen Kräften der wichtigen Aufgabe, die J ihm zugesallem nicht gewachfen]; das Haus aber, das dem HErrn soll gebauet werden, soll groß sein [1. Kön. 6, 2 Anm.], daß sein sres HErrUJ Name und Ruhm erhoben werde in allen Landen; darum will ieh ihm smit meinen Kräften zu Hilfe kommen und] Vorrath schaffen. Also schaffte David viel Vorraths vor seinem Tode kund sorgte wohl auch schon für die Verbreiterung des Hügels Morija 1. Kön. 6, 1 Anm.]. Als der HErr dem David die Verheißung gab, daß er seinen Samen nach ihm, der seiner Söhne einer sein solle, erwecken und diesem sein Königreich bestätigen wolle (Kap. 18, 11 ff.), hatte er keinen von Davids damali- gen Söhnen im Sinne, sondern einen, der ihm erst noch eboren werden würde; und daß Salomo dies set, ergab sich unzweidcutig aus dem Verhältniss, in welches der HErr zu demselben sich stellte, indem er ihn zu seinem Liebling erkor, und aus dem Namen, den in Beziehung daraus der Prophet Nathan dem jungen Prinzew bei- Iegte (2. Sam. 12, 24 f.). So konnte David der Barb- seba die eidliche Zusage ertheilen, daß Salomo den Thron erhalten solle (1. Kön. l, is. 30); cr that damit seinem ältesten Sohne Adonia keinen Abbruch, wie dieser sich einbildete (1. Kön. l, 5 sssL denn in Israel hatte Ich-wer, der Gottlönig, die Wahl des irdischen Königs seines Volks stch vorbehalten (5. Mos. 17, Ist, und er übte diese Wahl durch die Vermittelung seiner Propheten auch aus bei den drei ersten Königen Jsraels indem es hier besonders auf die, zur Darstellung seiner Rathschlüsse geeigneten Personen ankam. S. Und et rief fin den letzten Tagen seines Lebens, als er auch noch andere Aufträge ihm zu ertheilen hatte I, Kön. 2, I ss.] seinem Sohn Sa- lomo, nnd gebot ihm zu bauen das Haus des HErrn, des Gottes Israel, · » 7. Und sprach zu ihm: Mem Sohn, ich hatte es im Sinne, dem Namen des HErrn, meines Gottes, ein Haus zu bauen [Kap· 18, I ff.]. » s. Aber das Wort des HErrn kam zu mir fdurch den Mund seines Propheten Kap. 29, 3], und sprach: Du hast viel Bluts vergosscn, und große Kriege gefuhrt, darum lVgL Aufs« ZU 2. Sam. 7, U] sollst du meinem Namen nicht ein Haus bauen, weil du so viel Bluts auf die Erde vergessen hast vor mir [so daß ich es habe mit ansehen müssen]. » 9. Siehe, der Sohn,·der dir geboren soll werden, der wird em ruhiger Mann sein sals welcher slch der Segnungen ·des Friedens zu er- freuen hat]; denn ieh will ihn ruhen lassen von allen seinen Feinden umher; denn er soll smtt be- stimmter Beziehung auf den ganzen Charakter seinevRegierung 1.·Kön. 5, 4] Salomo sd i. friedsam oder frtederelch 2. Sam. 12, 341 heißen; denn ich will Friede und Ruhe geben uber Israel sein Lebenlaug [1. Kost. 11, 11 f.·]. 10. Der soll meinem Namen ein Haus bauen. Er soll mein Sohn sein, und ieh will sein Vater sein. Und ich will seinen königlichen Stuhl über Israel bestätigen ewiglich. 11. So wird nun, mein Sohn, der HErr mit dir sein, und wirst gliictselig sein sGlück bei dem Werke haben], daß du dem HEttn, deinem Gott, ein Haus bauest, wie er von dir geredet hat. 12. Auch wird der HErr dir geben Klugheit und Verstand [1. Kön. 3, 12], und wird dir Israel befehlen, daß du [in allen Stücken sein Beste§ wahrnehmestz nur mußt du für diesen Zweck es dein eifrigstes Bestreben sein lassen, daß du] hattest das Gesetz des HErrn, deines Gottes. 13. Dann aber wirst du [auch sicherlich, da Gottes Verheißungen mit dir sindJ glücklich sein, wenn du dich hättst [befleißigest], daß du thuest nach den Geboten und Rechten, die der HErt Mose geboten hat an Israel. Sei Darum] getrost und unverzagt, fürchte dich nicht, und zage nicht l5s Mel« 31- S; Ist— l, 7]- 14. Siehe, ich habe sauch bereits dem Werke, das du vollführen sollst, vorgearbeitet und] in meiner Armuth [da die unruhigen Zeiten meiner Regierung mir nicht soviel zufammenzubringen gestattet haben, als sonst wohl hätte geschehen mögen] verschafft zum Hause des HErrn hundert tausend Centner Goldes [26l8 Millionen Thlr«- s. 2. Mos so, 13 Anm.], und tausend mal tau- send Centuet Silbers [ebenfalls= 2618 Millionen Thlrjd dazu Erz und Eisen ohne Zahl, denn es ist sein zu viel fals daß sich eine Zahl für dessen Gewicht angeben ließe]; auch Holz und Steine habe ieh geschickt [herbeischaffen und zubereiten lassen V. 2 ss.], deß magst du noch mehr machen. «) Diese Summe, nach unsrer Berechnung zusammen 5236 (nach der Berechnung der älteren Ausleger 3300) Millionen Thaler, ist so ungeheuer groß, das; noch vor nicht gar langer Zeit die Schulden sämmtlicher euro- päischer Staaten damit hätten bezahlt werden können. Es ist aber alles darin inbegriffem was seit Samuel in den Schatz des Heiligthums gebracht worden war (Kap. 27, 28); die eigenen Sammlungen Davids dagegen sind in Kap. 30, 3 f. angegeben. 15. So hast du [auch, um diesen Mehrbedarf selbst dir noch zu verschaffen] viel Arbeiter, Stein- messen und Zimmerleute, [die] an Stein und Holz [zu arbeiten wissen], nnd allerlei Weisen [kluge und verständige Männer, die] auf allerlei Arbeit lsich verstehen]- 16. An Gold, Silber, Erz und Eisen ohne Zahl [2. Chrotp 2, 7]. So mache dich [da Mittel und Wege genug dir zu Gebote stehen, seiner Zeit, wenn du nun nach meinem Tode die Re- gierung angetreten] auf, und richte ed aus fdas Werk, das dir beschieden ist V. 10]; der HErr wird mit dir sein. Mit Beziehung auf diese Worte schrieb einem Geisti lichen bei Antriit seines Amtes und Gründung seines Hauswesens ein Freund Folgendes, das auch Andern zur Veherzigung gemeint ist: Uliache dich aus! Dei· Vorbereitungen zum Tempelbau 53 HErr hat dich gerufen: so gehe an sein heil. Werk im Namen des hErrnl Nichte es aus! Baue dein Haus dem HErrn, daß er drin wohne und walte; baue es auf den köstliehen Grund, außer dem kein an· derer gelegt werden kann. Baue dem HErrn das Haus; baue deine Gemeinde zu einer Behausung Gottes tm Geist, baue sie auf dem Grund der Propheten und Apostel, da Jesus Christus der Eckstein ist. Der HErr wird mit dir sein! Er hat dich berufen, er wird dir bauen helfen, daß du selig werdest mit deinem ganzen Haufe und deiner Gemeinde. 17. Und David gebot [auf dem letzten Reichs: tag, den er wegen des Tempelbaues anstellte Kap. 29, I ff] allen Obersten Israel, daß sie seinen! Sohn [zur Ausrichtung des Werkes] hülfeu. 18. Jst nicht der HErn euer Gott, mit ench [sprach er da zu ihnen, um Lust und Freudigkeit zur Sache in ihrem Herzen zu erwecken], und hat euch Ruhe gegeben [vor allen euren Feinden] um- her? Denn er hat die Einwohner des Landes [nun oöllig] in eure Hände gegeben, und das Land ist untergebtacht funterthan geworden 4. Mos. 32, 22. 291 vor dem HErrn und vor seinem Voll. 19. So gebet nun euer Herz-und eure Seele fmit allen euren Kräften dazu her], den HErrn, euren Gott, zu suchen. Und [insonderheit] machet euch auf und bauet Gott, dein HErrn, ein Heilig: ihnen, daß man die Lade des Bundes des HErru [die jetzt noch unter den Teppichen ist Kap. is, J] und die heiligen Gefäße Gottes [die jetzt nur erst im beschränkten Maße vorhanden sind] in’s Haus bringe, das dem Namen des HErru gebanet soll werden. Kap. 24 (23), l. Also lnach so gehaltener Vermahnung an die Obersten in Israel] machte David [wie wir später in Kap. 29, 1 —- 30, 22 ausführlicher erzählen werden] seinen Sohn Sa- lomo zum Könige über Israel, da er alt nnd des Lebens satt war. Das 24. (soust 23.) Kapitel. Der ceuiten Zahl, Ordnung und Amt· III« v. 2—32. Es in jedoch nicht blos der äußere Tem- pel, dessen Bau David in jeglicher Hinsicht vorbereitet, sondern er sorgt aneh sur die genaue Regelung und ver— theilaug der Geschäft: der gotteodiensllicheu personen oder der Krallen. Für diesen Zweit: nahm er zuudrderst in ösfeutlicher Rathsversammlung eine iktuflernng ihres He— flandes nach den verschiedenen Jlbtheilungem in die sie zersieleu, vor, indem er dabei schon von den Zwanzig- jährlgeu an zählen ließ, nnd iheilete nnn die 38,000 Mann, die net) ergaben, in vier Zernfgtelasfem von denen die erste 24,000, die andere sollst, die dritte 4000 und die vierte ebenfalls 4000 personen umfaßte- don der ern-u Klasse, die wir liurzweg als prieuergehilfen bezeich- nen wollen, in zuuächn die Rede. Z. Und David [um der von« ihm beabsichtig- ten Einrichtung durch Hinzuziehung der Repräsen- tanten der Gemeinde ein dffentliches Ansehen zu geben] versammelte febenfalls gegen Ende seines Lebens Kap. 27, 31., doch noch vor Abhaltung des letzten Reichstags Kap. 29, 1 ff.] alle Ober- sten in Jsraeh und die Priester und Leviten, Z. Daß mail die Levilen [behufs einer genau geregelten Vertheilung derselben auf die verschie- denen Zweige der gottesdienstlichen Verrichtungen] zahlete, [und zwar die amtsfähigenj von dreißig Jahren und drum« [4. Mos. 4, 3]; und·ihre Zahl war von Haupt zu Haupt, das starke Männer waren [also ungerechnet die Frauen, Kinder und Jünglinge] acht nnd dreißig tausend. ·) Diese Altcrsbestimmung ist hier nicht im eigent- lichen Sinne zu nehmen, als wären nur dieLeviten von 30—50 Jahren gezählt worden, sondern der Ausdruck soll blos im Allgemeinen die zum Amte tlichtigen bezeichnen. Nach 4. Mos 4 wären das die von 30 Jah- ren nnd drüber gewesen; allein wie Mose selbst in 4. M. 8, 24 für die Verhältnisse im heil. Lande, wo der Dienst der Levitcn körperlich ein leichterer war als in der Wüste, bereits von 25 Jahren an ihre Amtsfähigkeit rechnet, so griff David noch einige Jahre weiter zurtick und nahm schon die Zwanzigjährigen in Anspruch (V. 24 ff.), und dies blieb auch für die Folgezeit (2. Chron. Si, 17; Esra s, s) das gesetzliche Alter. a. Aus welchen wurden vierundzwanzigtausend verordnet, die das Wert am Hause des HErtu trieben fin der V. 28—32 näher beschriebenen Weise]; und sechstausend Amtleute und Richter [Kap. 27, 29]; 5. Und viertausend Thorhuter fKap. 10,17ff.]; und viertausend Lobsanger des Hlsrrnt [die ihn loben sollten] mit Saileuspielem die ich [sprach David, indem er die Bestimmung dieser vier Klassen, in welche er die 38,000 Leviten V. 3 theilete, den Obersten in Jsrael erklärte] gemacht habe Lob zu singen« [die Lobgesänge mit Instru- mentalmusik zu begleiten] «) Drei Klassen der Leviten also fdie Priesterdieney die Sänger oder Musiker und die Thorhütey sollten am Heiligthum selbst fungiren, die vierte Klasse dagegen fsilmtleute und Richter) hatte den auswärtigen Dienst; die Funktionen vererbten sich dann, wenigstens bei den am Heiligthum dienenden Klassen, in denselben Familien. Was nun die verschiedenen Klassen, die wir hier in der- jenigen Reihenfolge aufgezählt haben, in welcher hernach von ihnen gehandelt wird, nicht in der, welche in V. 4 f. beobachtet wurde, im Einzelnen betrifft, so ist zum Ver« ständniß des Folgenden dies zu bemerken: Die erste Klasse, die auch mit dem Namen »Leviten« schlechthin bezeichnet zu werden pflegte (Nehem. 12, 47; is, 5), lieferte den Priestern die Gehilfen bei den in V. 28 ff. aus- gezählten Verrichtungen; sie besorgte demnach die Reini- gung des Tempels, die Herbeischaffuug der Opfervorräthe, die Bereitung des Backwerks, namentlich der Schanbroda und zersiel Entsprechend den 24 Priesterilassen Kap. 25) in 24 Ordnungen, von denen neun auf Gerson, neun aufKahatb und sechs auf Mcrari kamen (V. 6 fs.). Aus dieser Klasse wurden vermuthlich auch die in Kap. 27, 20 ff. aufgezählten Verwalter der Schätze des Helligthums ernannt; ihr selbst aber waren wiederum für die niedri- gcren Verrichtungen beim Heiligthuni die siethinim (Kap. 10, 2 AnmJ als Diener beigegeben. — Die zweite Klasse, die der Sänger und Musiker, zersiel in 24 Chöre (Kap. 26, t ff·), deren jeder einen Vorsteher mit 11 Mei- 54 I. Chronika 24, 6-—Z2. 25, l. 2. stern aus der gleichen Familie an der Spitze hatte. Von den Chorführern waren vier Söhne Assaphs aus dem Gefchlechte Gerson’s, sechs Söhne Jeduthun’s oder Ethanllt aus Merari, vierzehn Söhne Heman’s, des Korahitem aus Kahathz der Dienst unter den 24 Chören wechselte wahrscheinlich wie unter den 24 Priesterklasseir —— Der· Dienst der dritten Lcvitentlasse oder der Thorwärtcr wurde als ein militärischer betrachtet, indem man die Anschauung von dem Lager Jehovcks in der Wüste ans· den Tempel übertrug. Jn Kap. 27, I ff. werden drei Thorwärterfamilien genannt; eine korachitische für die Ost· und Nordseite, Obed-Edom fitr die sitdliche und Hossa für die westliche Seite; jene also aus Kahath, die beiden letzteren aber aus Nterari (1. Kön. 25, 18; Jerenk 5·2, 24). Diese 3 Familien nun hatten beim Tempel täglich 24 Oberwtichter zu stellen, unter die man die 4000 Leviten dieser Klasse so wird vertheilt denken müssem daß auf jeden ca. 167 Mann kamen, also, wenn letztere nach den sieben Wochentagen wechseltem siir jeden Tag durchfchnittlich 24 Mann jedem Oberwächter zu Gebote standen. Die vierte Klasse, die der Amtteutc und Richter, über deren Bestimmung in Kuh. 27, 29 ff. nur kurz gehandelt und hauptsächlich dies bemerkt wird, daß sie sowohl für Angelegenheiten Jebovcks als des Königs verwendet wurde, gehörte dem Geschlechte.Kahath’s, und zwar den Linien Jezear und Hebron an. «) Wie die Tonkunst bei den heidnischen Völkern im Dienste ihres Götzendienstes stand (Dan. Z, 5 ff.), so beim Volke Gottes im Dienste des HErrn, des wahren, lebendigen Gottes. Zum Zweck der Verherrliclsung des Gotteedtenstes hat insbesondere David, der Mann, lieb- lich ntit Psalmen Jsraels t2. Sam. 23, 1) und selbst geschickter Sänger und Musiker, die Tempclmusik kunst- mäßig eingerichtet. Die Anfänge zu solcher tunstmäßig gepslegter heiliger Musik fand er schon vor in den Pro- phetenschnlen (1. Sam. 7, 2 Anm.), die ihre heiligen Gesänge begleiteten mit Psaltern und Pauken und Pfei- fen und Harsen (1. Sam. 10, 5); und welche ergreifende Gewalt die Musik auf die Gemüther ausübte, hatte er aus eigener Erfahrung an Saul erkannt, dessen bösen Geist er mit seinem Harfenspiel zu bannen pflegte (1. Sam. IS, 23). Dies wirksame Mittel der Geistes- ntittheilung (2. Kön. Z, 15) wollte er denn immer mehr dem ganzen Volke zu gute kommen lassen und traf nun nicht nur die in unserm Kuh. vorgelegten Einrichtungen, die eine Erweiterung und festere Gestalturig dessen sind, was er bereits bei der Ueberführung der Bundeslade nach dem Zion angefangen (Kap. IS, 16 fs·), sondern trat selbst auch als Erfinder und Verfertiger inustkalischer Jnstrumente auf, wie in obiger Stelle angedeutet (vgl. 2. Chron. 29, 263 Reh. 12, Bis; Amos 6, Z) und in dem apotrypbischen 15l. Psalm näher ausgeführt wird. (Jct) weidete, sagt David in diesem Psalm von stch, die Schafe meines Vaters; meine Hände machten Schalmeien, und meine Finger fügten zusammen Harten) Jus- befondere hat er den Nebel (Psalter) zu einer zehnsaiti- gen Lyra vervollkommnet sPs. 33, 2; 144, 9), wobei ihm offenbar die Bedeutsamkeit der Zehnzahl (1. Mos. II, 7 Anm.) vor Augen geschwebt hat. wie denn auch der Jehnsaitige Psalm« und ein ,,neues Lied« Wechsels begriffe bei ihm sind (Ps. 40, 4; 92, 4). s. Und David machte die Ordnung unter den Kindern Lebt, nämlich [unter den drei großen Ge- schlechtem, in welche sie zerfielenj unter Getson, Kahath und Merari may. 7, 1 u. us» und zwar zunächst so, daß er 9 Vaterhäuser der Gersonitem 9 Vater- häuser der Kahathiten und 6 Vaterhäuser der Merariten der Klasse der Priesterdiener zuwies, welche 24,000 Mann Umfaßte V. 4]. 7. Die sbeiden Hauptäste der] Gersonitcn waren swie in Kap. 7, 17 schon erwähnt]: Laödan sanderwärts Libai genannt] und Simei. 8. Die Kinder Laiidan [d. h. die Häupter der zu diesem Hauptaste gehörigen VaterhäuserJ waren [zunächii]: der erste JehieL [der andere] Setham und sder dritte] Juki, die drei. 9. Die Kinder aber Simei snicht des in V. 7 genannten, sondern eines andern, ebensalls dem Geschlechte Laedan angehörenden Simei] wa- ren: Salomith, Hasiel und Haran, die drei. Diese [die in V. 8 ausgeführten drei und die soeben namhaft gemachten drei] waren die Bornehmsten ldis S Häupter] unter den Vettern [den Vater- häusern] von Laedan 10. Auch waren diese Simei Kinder sdarunter ist aber nunmehr jener Simei in V. 7 gemeint]: Jahattz Sinn, Jeus und Bein. Diese vier waren auch Kinder Simei. 11. Jahath aber war der erste cunter den Häuptern der Vaterhäuser dieses GefchlechtesL Sinn der andere. Aber Jene nnd Bria hatten nicht viel Kinder, darum wurden sie für Eines Vaters Haus gerechnet ssodaß im Ganzen 9 Vaterhäuser aus Gerson auf die Klasse der Priesterdiener kamen] 12. Die Kinder Kahath [nach ihren Haupt: ästen Kap. 7, L. 18] waren: Amram, Jezehay Hebron und Usiel, die vier. 13. Die Kinder Amram waren [2. Mos. 6, 20]: Aaron und Mose. Aar-on· aber ward abgesondert [vgl. 2. Mos. 28, 1 ff.], das; er geheiliget würde zum Allerhetligsten szur Verrichtung der priester- liehen Geschäftes er und seine Söhne ewiglich, zu rauchern vor dem HErrn, und sdem Altar] zu dienen, und zu segnen in dem Namen des HErru ewiglich [4. Mos. 6, 22 ff; 5. M. I0, 8 —- von seinem Geschlecht und den dazu gehörigen Vaterhäusern wird daher erst in Kuh. 25, I——19 die Rede sein]. 14. Und Muse, des Mannes Gottes, Kinder wurden genannt unter der Leviten Stamm [bilde- ten das Geschlecht der nichtpriesterlichen Amramiten, welche zu den Leviten gehörten]- 15. Die Kinder aber Mose waren Gersom und Elieser [2. Mos. 2, 22; 18, 3 f.]. IS. Die Kinder Gersom: der erste war Se- buel [Kap. 27, 24]. - · Der andere Sohn Gersom’s, Jonathan, hat die Fort« führung seines Namens in den Geschiechtsregistertt dutch fein abgöttisches Thun und Treiben verwirkt (Richt.18, 30 Am. 1). 1.7. Die Kinder Eliesen der erste war Re- habja. Und Elieser hatte saußer diesem] keine andere Kinder. - Aber der Kinder Rehabja swelche nächst den Sebueliten das andere Vaterhaus der levitischen Amramiten bildeten] waren vie! drüber [d. i. überaus viel] Von der ersten Levitcn-Klasse, den Priestergehilfen 55 18. Die Kinder Jezehar [welche das hierher gehörige Vaterhaus des zweiten Geschlechts der Kahathiten V. 12 ausmachten] waren: Salomith der erste [Kap. 2, 31 Anm.]. 19. Die Kinder Hebron [Kahath’s dritten Sohns V. 121 waren: Jeria der erste, Amarja dfr andere, Jehasiel der dritte, und Jaimeam der v ekle. 20. Die Kinder Usiel [Kahath’s vierten Sohnes V. 121 waren: Micha der erste, und Josia der andere [zusammen also 9 Vaterhäuser aus Kahath: 2 zu Amram, I zu Jezehar, 4 zu Hebron und 2 zu Usiel gehörig, vgl. Kuh. 25, 20—25]. 21. Die Kinder Merart sdes dritten unter den drei Levitengeschlechtern V. S] waren [vgl. Kap. 7, 19] Maheli und Mast. Die Kinder Ma- heli waren: Eleasar und Kis. 22. Eleasar aber starb, nnd hatte keine Sühne, sondern Töchter; und die Kinder Kis, ihre Bruder, nahmen sie [nach dem Gesetz 4. Mof. 36, 6 zu Weibern und setzten dadurch das Geschlecht des Eleasar fort]. 23. Die Kinder Musi waren: Maheli [zu unterscheiden von dem Sohne Merarrs in V. 21], Eder und Irrt-rieth, die drei süber die sechs Vater- häuser aus Merari, vgl. die Bemerh zu Kap. 25, 30]. 24. Das sind die Kinder Levi unter srichtigerx nach] ihrer Väter Hiiuseru, und Votnehmste der Väter [die Häupter der VaterhäuserL die gerechnet wurden nach der Namen Zahl bei den Hauptern, welche thaten das Geschäft des Amtes im Hausedes HErrn [V. i4«]; von zwanzig Jahren und druber [s. Amt. zu V. 31. 25. Denn David sprach sum die neue Ein- richtung, da er schon auf die zwanzigjährigen Leviten bei seiner Aushebung zurückgrifs vor den Obersten zu rechtfertigen]: Der HErr, der Gott Israel, hat seiueui Volke Ruhe gegeben [so daß es nicht mehr mit der Stiftshütte von einem Ort zum andern wandern darf, wie vordem] und wird zu Jerusalem [wo ihm auf der Tenne Arnan ein festes, steinernes Haus gebaut werden soll] wohnen ewiglich ses hat also nunmehr der schwere Dienst, den die Leviten ursprünglich zu verrichten hatten 4. Mos. Z, 13 Aum., für immer ein Ende, und können darum auch jüngere Männer zum Dienst am Heiligthum herange- zogen werden] 26. Auch [später] unter den Levitcn wurden [von da an] geztihlet der Kinder Levt snicht mehr von dreißig Jahren und drüber 4. Mos 4, Z» sondern schon] von zwanzig Jahren und drüber, seben darum] daß sie [sortan] die Wohnung nicht [inehr, wie ehedem] tragen durften, mit all ihrem Geriithe ihres Auits. 27. Sondern nach den letzteu Worten David-s snach den Bestimmungen Davids, die er in der letzten Zeit seiner Regierung trat, war künftig das ihr Beruf]- 28. Daß sie stehen sollten unter der Hand der Kinder Anton [als Priestergehilfeiis zu dienen isn Haufe des HErrn im Hofe sim Vorhoses und zu den Kasten [den Kammern in dem Seiten- gebände des Tempels] und zur Reinigung, und zu allerlei Heiligthum [die verschiedenen heiligen Gefäße in Ordnung zu halten], und zu allem Werk des Amts im Hause Gottes lwas sonst noch an äußerer Dienstleistung für den Gottesdienst nöthig war], 29. Und zum Schaubrod, zum Semmelmehl, zum «Speisopfer, zu ungesiiuerten Finden, zur Pfanne, zu Rbsteu, und zu allem Gewicht und Maß sdas die Leviten aufzubewahren hatten, denn nach bestimmten! Maß und Gewicht wurde ja Mehl, Oel und Wein bei den Opfern verwendetJ; 30. Und zu stehen des Morgens, zu danken und zu loben den HErrn, des Abends auch also; 31. Und alle Brandopfer dein HErrn zu opfern [indem sie beim Schlachten und Enthäuten der Opferthiere und andern Geschäften des Opfer- dienstes zu helfen hatten] auf die Sahhathe, Neu- monden und Feste, nach der Zahl und Gebühr [wie sie durch das Gesetz für die Festtage bestimmt IV« 4s Mvs 28J- allewege vor denr HErruz 32. Daß sie swie in 4. Mos. 18, 3 ff. ihnen befohlen] warten der Hut an der Hütte des Stifts [an deren Stelle der Tempel treten sollte] und des [in das Heilige und Allerheiligste getheilten] Heiligthums und der Kinder Anton, ihrer Brüder [denen sie zum Geschenk überwiesen waren], zu dienen im Hause des HErrn. Das 25. (sonst 24.) Kapitel. Obersten im Heiiigthum »und ihre Diener. W« o. 1—31. an: tin-ans die deinem: de: 24 ow- nuugeu der ini Vorigen nach ihrem Jtiute beskhriebruen rrsien Levitcn-Klasse oder prtestergehilfen namhaft ge— macht worden, folgt zuvor eine Kugciuandersehuug übe: die 24 Ordnungen der Priester, an welche ja jene Levitcn- Ordnungen sirh anschlagen W. 1—19); darnach erst ver— nehmen wir die Namen der Vorsteher der letzteren W. 20 bis ZU, und das flud so ziemlich dieselben Namen, die uug schon in Lan. 24, 7»—13 begegnrtem nur daß uns die vor-siehet der vaterhauser aus Gerson Rad. 24, 7 bis 11) nicht nun) einmal mitgrtheilt werden. I. Aber dies ist die Ordnung der Kinder Anton [die in Kap. 24, 13 bei Seite gelassen wurden, weil sie den von den Levitcn abgesonder- ten Stand der Priester bildeten]. Die Kinde: Anton waren [2. Mos s, 23]: Rahab, Abihu, Eieasar und Jthaiuau 2. Aber Nadab und Abihu [vom Feuer des göttlichen Zornes getödtet Z. Mos. 10, I f.] stat- ben vor ihrenHVater svor dessen Augen], und hatten keine Kinder lso daß diese beiden Linien 56 I. Chronika 25, 3—29. des aaronitischen Geschlechts fchon jetzt erloschens Und Eleasar und Jthamar wurden Priester sund führten das priesterliche Geschlecht allein weiter fort]. Z. Und David ordnete sie also sdaß sie mit ihren zwei Linien unter den beiden Hohenpriesterri Kap.19, 16 als Häuptern zwei Hauptklassen bil- deten]: Zadok aus den Kindern Eieasar, nnd Ahimelech aus den Kindern Jthamar, nach ihrer Zahl und Amt. 4. Und wurden der Kinder Eleasar mehr fanden zu vornehmsten starken Männern shinsichtlich ihrer Vaierhäuser und der denselben vorstehenden Häupter], denn der Kinder Jthaurar. Und er ord- nete sie also ldaß er dem entsprechend auch die Häupter der 24 Priester-Ordnungen bestimmtejx nämlich sechzehn aus den Kindern Eleasar, zu Obersten unter ihrer Väter Haus, und acht aus den Kindern Jthaman unter ihrer Väter Haus. 5. Er ordnete sie aber swas die Reihe be- trifft, in welcher diese 24 Ordnungen auf einander folgen solltens durchs Loos, darum, daß beide ans Eieasars und Jthamaus Kindern [aus beiden Hauptklassein sowohl von Eleasars als von Jtha- war's Nachkommen] Obersten waren itn Heilig- ihnen, und Obersten vor Gott kzeithek das Hohe- priesterthum bekleidet hatten 4. Mos 25, 13 Anm., und er nun nicht in scheinbarer Parteilichkeit die eine Linie vor der andern begünstigem sondern den HErrn selbst über die Reihenfolge wollte entfcheiden lassen]. s. Und der Schreiber Semaja, der Sohn Nethaneel’s, aus den Leoiten [der das Register der Priester und Leviten führte, in welcher Ord- nung sie ihren Dienst zu verrichten hatten], beschrieb szeichnete die Namen der Häupter fe- ner 24 Ordnungen auf] vor dem Könige, Und vor den Obersten, und vor Zadok, dem seinen Hohe-J Priester, und vor Ahimelech, dem Sohne Abjathar [d»em andern HohepriesterL und vor den obersten Vatern unter den Priestern nnd Leviten sfo daß sie insgesammt sich überzeugen konnten, wie hier alles ordentlich und ehrlich zugehe, that die mit dem Namen beschriebenen Zettel in zwei Urnen und ließ hierauf abwechselnd das Loos ziehen]; nämlich ein Vaterhaus für Eleasar, und das andere fur Jthaman Die letzten Worte des Verses ergeben nach Luiher’s Uebersetzung die Vorstcllung, daß das erste Loos aus derjenigen Urne genommen wurde, in welcher die Namen der Häupter der Vaterhäuser aus der Linie Eleasar ent- halten waren, das zweite Loos dagegen aus der andern Urne, in welcher die Zettel mit den Namen der Häupter der Vaterhäuser aus Jthamars Linie sich besindenz dies Verfahren hätte dann achtmal stattgesnndem bis Jtha- mar’s Urne erschöpft war (f. V. 4) nnd fiir die letzten 8 Ordnungen nur noch Loose aus Eleasars Urne ge- zogen werdcn konnten. Es läßt stcb aber der Sinn obi- ger Worte auch so fassen, daß jedes Vaterhaus des Jthamar siir zwei Loosungen gelten sollte, daß also auf je zwei Häuser des Elcasar ein Haus des Jthamar folgte. Wurde daher mit Eleasar der Anfang gemacht, so würde die Aufeinanderfolge diese gewesen fein: l. u. 2. Loos — Eleasar, 3 Loos — Jthamar, 4. u. Z. Loos — Eleasar, 6. Loos —- Jthamar u. s. w. Nach dieser Auffassung werden wir im Folgenden erklären. 7. Und das erste Loos fiel auf Jojaribh das andere auf Jedaza sLinie Eleasar Kuh. ro, 10]. V) Dieser· Ordnung gehörte nachher der Priester Mathathias mit seinen Söhnen und Nachkommen, den Hasmonäerti bis auf Antigonus, den Herodes d. Gr. umbringen ließ, an il. Matt. Z, 1; vgl. die Schluß» bemerkungen zu den Büchern der Makkabäen Nr. 1——l1). Aber auch der bekannte jüdische Geschichtsschreiber Fla- vius Josephus rühmt sich, daß er reicht blos aus priesterliehein Geschlecht überhaupt entsprossen sei, sondern noch insonderheit, wenigstens von Seiten seiner Mutter, aus der ersten von den 24 Priesterordnungen abslamme und also dem Königsgeschlccht der Hasmonäer verwandt sei. Jm ersten Jahre des Kaisers Caligula (d. i. 37 n. Chr.) dem Matthias (mit dem Beinamen der Buckelige) in Jerusalem geboren, zeichnete er schon als Knabe durch seine Talente sich aus und ward zum Priester und Schriftgelehrien bestimmt. Er ließ sich nacheinander in die Gcmeinschaft der Pharisäer, der Sadducäer und in den Orden der Essener aufneh- men und brachte darauf noch 3 Jahre bei dem Einsied- ler Banns zu; bei seinem lebhaften, praktischen, aber auch ehrgeizigen Charakter zog es ihn jedoch am meisten zu der herrschenden rechtgläubigen Seele der Pharisäer hin, in deren Händen die eigentliche Leitung des Volkes war. Für sie entschied er sich daher und blieb ihr auch insoweit treu, als sich der spharisäismns mit grlechischer Geisiesbilduiig nnd einem in die große, vornehme Welt hineingezogenen Lebensgange vertrug. Jm J. 63 n. Chr. reiste er (unter ähnlichen Reiseabenteuern wie der Apostel Paulus einige Jahre zuvor) nach Rom, ward daselbst durch einen jüdischen Schauspieler des Kaisers Nero mit der Kaiserin Poppäa, einer Gönnerin des Judenthums, bekannt und reichlich von ihr beschenkt nach seiner Hei- math entlassen. Nicht lange nach seiner Rückkehr brach der Ausstand der Juden gegen die Römer aus fim J. 66 n. Chr.); er schloß sich demselben an und ward Be· fehlshaber in Galiläa, mußte scch aber schon im folgen- den Jahre bei der Einnahme von Jotapata (Jos. 19, M) den Römern ergeben. Seine Prophezeihung, da er dem von Ncro tritt Führung des Kriegs gegen die Juden beauftragten römischen Feldherrn Vespasianus die Kaiserrviirde vorausverkündigte, rettete ihm das Leben und gewann ihm die Gunst dieses Mannes, besonders aber seines Sohnes Titus; ihnen zu Ehren nahm er denn auch den Beinamen Flavius an, war bei der Be« lagerung und Zerstörung Jerusalems gegenwärtig, diente den Römern als Unterhändler zwischen ihnen und seinem Volk, und begab sich hernachnrals nach Rom, um seinen Studien zu leben. Als aber mit Domitian das Flaoische Kaiserhaus im J. 96 n· Chr. ausstarb, scheint er in keiner Verbindung mehr mit dem kaiserlichen Hofe ge- standen zu haben. Wann er gestorben, ist uicht genau zu ermitteln; wahrscheinlich hat er jedoch um 103 n. Chr. noch gelebt. Von seinen Werken sind uns erhalten: l) 7 Bücher über den fiidischeti Krieg, L) 20 Bücher jiidische Geschichte und Alterihumskundh s) eine Selbst· biogravhie als Anhang zu der vorigen Schrifn 4) 2 B. Streitschristen gegen Apion über das hohe Alter des füdischen Volks. Ueber die Stelle (Arci1æo1. XVI1l., s, 3), worin er auch des HErrn Jesu erwähnt, s. Joh.1, 51. s. Das dritte sLoos fiel] aus Hariui [aus der Linie Jthamar Esra L, 39; 10, 21], das vierte auf Seorim, Die Ordnungen der Priester. 57 s. Das fünfte auf Malchija [aus der Linie Elsas« Kc1p.10, IV, das sechste auf Mejaniin [aus der Linie Jthamar], 10. Das siebente auf Hakoz sEsra 2- Cl]- das achte auf Abia saus der Linie Eleasar], Zu der achten Ordnung, der des Abia, zählte auch der Priester Zacharias, der Vater Johannts des Täufers flink. l, 5). Da wir nun aus taimudischen Angaben, owie aus Josephus wissen, daß am 9. Ab (entsprechend unserm Monat August Z. Mos 12, 2 Anm.) des J. 70 n. Chr. der Tempel zu Jerusalem zerstört worden ist (am Abend des 8. Ab, als am Schluß eines Sabbath wurde das erste Feuer in den Tempel geworfen, am 10. dessel- ben Monats war dann die Zerstörung vollendet 2. Kön· 25, 8 Anm.), und daß Abends zuvor die erste Priester- klasse, die des Jojarib (V. 7), eben wieder ihren Dienst angetreten hatte, so ergiebt sich aus einer rückwärts an- gestellten Berechnung, daß im J. 6 o. Chr» in welches Jahr jene Verkündigung an Zacharias fällt, die Priester- ordnung Abia ihren Dienst das erste Mal in der Zeit vom 17. bis 23. April, das andere Mal in den Tagen vom 3. bis 9. October verrichtet habe. Am 23. April Abends verließ Zacharias den Tempel, konnte also am 24. zu Hause sein; indessen erkennen wir in der Tra- dition, welche die Empfängniß Johannis nicht aus diesen Tag, sondern 5 Monat später, nämlich auf den 24. Seht. verlegt, um der sonst noch bei der Berechnung in Be- tracht kommenden Umstände wtllen (vgl. Anm. zu Matth 2, Z) um so mehr etwas Richiiges an, als bei Zacharias und seinem Weibe überhaupt, gleichwie bei Abraham und Sarah, das Warten aufdieVerheißung wesentlich zu ihrer ganzen Stellung in der Heilsökonomie gehört, und werden uns später darüber ausführlicher aussprechen. Erst vom 24. Septbr. des J. 6 v. Chr. berechnen wir dann weiter den Ansangstermin für die in Luc. l, 26 angegebenen 6 Monate, halten fiir den Tag der Ver· kiindigung Mariä den 25. März und für den Tag der Geburt Christi den 25. December des J. 5 v. Chr. Der Leser aber wolle es sich nicht befremden lassen, daß wir Christum lassen geboren sein fünf Jahre vor Christi Geburt; es ist nämlich eine schon so gut wie ausge- machte Sache, daß unsere gewöhnliche Zeitrechnung um 4—5 Jahre zu spät rechnet (Matth. L, 1 Anat. 1). 11. Das neunte sLoos fiel] anf Jesua saus der Linie Jthamar], das zehnte auf Sechanja, 12. Das elfte auf Eliafib saus der Linie Eleasar], das zwölfte anf Jatim saus der Linie JthamctrL 13. Das dreizehnte aufHnpa, das vierzehnte auf Jesebeab [aus der Linie Eteasar], 14. Das fünfzehnte aufBilga saus der Linie Jthamar], das sechzehnte auf Immer [Kap. 10, 12], 15. Das siebenzehnte auf Hesir saus der Linie Cleasar], das achtzehnte anf Hapizez saus der Linie Jthamar], » » 16. Das neunzehnte auf Weiden, das zwan- zigste auf Jebestel saus der Linie E1easar], 17. Das ein und zwanztgste auf Jaehin kaus der Linie Jthamar], das zwei nnd zwanzigste auf Gesamt, 18. Das drei und zwanzigste anfDelaja saus der Linie Eleasar], das vier und zwanzigste anf Maafta [aus der Linie Jthamars II. Das ist ihre [der Kinder Aaron] Ordnung nach ihrem Amt [welchem zufolge ihnen obiag], zu gehen in das Hans des HErrn, nach ihrer Weise unter ihrem Vater Aaron sgemäß der Ord- nung, welche durch ihren Vater Aaron für sie festgestellt war], wie ihnen der HErr, der Gott Israel, [durch Mose und Aaron] geboten hat. Eine jede von diesen 24 Priesterordntingen hatte eine Woche lang den priesterlichcn Dienst zu verrichten, kam also nach je 24 Wochen oder 168 Tagen von Neuem (d. i. in jedem Jahre mindestens zwei Mal) an die Reihe; sie trat an und trat ab am Schlusse des Sab- bath, derselbe Wechsel fand aber auch bei den 24 Ord- nungen der Leviten, sowie bei den der Thorhütcr (Kap. 27, t—19) statt (2. Kost. 11, 5. 9). 20. Aber unter den andern Kindern Levi sdenjenigen Kahathiterm welche nicht ebenfalls Priester, sondern nur Priestergehilfen fein sollten Kap- 24, 12 ff.] war unter den Kindern Animus, [das Vaterhaus des in Kap. 24, 16 als Enkel Mosis von seinem ältesten Sohne Gersom genann- ten] Subael fdie erste Ordnung, welche aufgezeich- net wurde] Unter den Kindern Subael war [aber das Haupt zur Zeit Davids] Fehden. 21. Unter den Kindern Rehabja [dem andern Vaterhaus der von Mose abstammenden Amra- miten, welche unter der Leviten Stamm gerechnet wurden Kur. 24, 17] war der erst: Jesia [nicht zu verwechseln mit dem Leviten desselben Namens, der in V. 25 vorkommt] 22. Aber unter den Jezeharitetn [dem zweiten Gefchlecht der KahaihiterJ war [das Vater: haus] Slomoth [oder Salomith dasjenige, welches eine neue Ordnung, die dritte unter den Kahn: thitern, ausmachtes Unter den Kindern Slomoth [nun] war Jahath [das Haupt] 23. Die Kinder Hebron fdie dritte Abwei- lung der Kahathiter] waren [wie schon in Kuh. 24, 19 gesagt]: Jeria der erste, Amarja der an- dere, Jahesiel der dritte, Jakmeam der vierte sdies Geschlecht gab also zusammen vier Ordnungen her]. 24. Die Kinder Ufiel waren Micha [der die eine Ordnung dieses Geschlechts bildete Kap. 24, 20]. Unter den Kindern Mieha war sdas Haupt] Samir. 25. Der Bruder Micha [der die andere Ord- nung bildete Kap. 24, 201 war Zeile. Unter den Kindern Jesia war [das Haupt] Sacharja 26. Die Kinder Metari sdas dritte Geschlecht der Leviten, vgl. Kap. 24, 21—23] waren; Ma- gelisinnd Mast, deß cnämlich des Mast] Sohn war ctc il. 27. Die Kinder Merari von Jaesta, seinem Sohn [Enkei], waren: Soham, Sacnr und Jbri. 28. Maheli aber [der ältere von Merarrs beiden Söhnen] hatte szu seinem ältesten Sohne] Eteasarz denn er [richtiger: der, nämlich Eleasar Kap. 24, 221 hatte keine Söhne. 29. Von Kis [seinem andern Sohne, kommen also allein Nachkommen von ihm in Betracht] Die Kinder Kis waren: Jerahmeel 58 1. Chronika 25, 30. 31. 26, 1-—21. 30. Die Kinder Musi [die außer dem in V. 26 genannten Jaesia ebenfalls Vaterhäuser bildeten] waren: Mai-di, Eber nnd Jerimoibä Das [die von V. 20 an aufgezählten Namen] sind die Kinder der Lebtten, unter ihrer Vater Haus [wozu dann noch kommen die aus Katz 24, 7——11 hier nicht wiederholten 9 Vaterhäuser der Gersonitens V) Es ist fast nicht möglich, aus den Angaben in V. 26—30, wenn man sie mit Kuh. 24, 21—23 ver- gleicht, mit Sicherheit die scchs Vaterhäufer der Niem- riten, welche eben so viele Ordnungen der Leviteii erge- den, herauszuerkennen Vielleicht haben wir uns die Sache so zu denken, daß sitt) das VieraritemGeschlecht Viaheli in drei Vaterhäuserx Soham, Sacur und Jbri (V. 27) abzweigte, und das andere, Musi, in die drei Vaterhäuserx Mahelh Eder und Jcrimoth (V. 20). Oder aber der Name Maheli in B. 30 ist aus Verseben in dcn Text gekommen; ebenso auch in Kap. 24, 23., wo aber dann noch die Angabe »die drei« am Schluß des Verses als bloßer Zusatz eines Abschreibers zu tilgen wäre. An Stelle dieses Vaterhauses würden wir dann aus V. 29 Jehrameel setzen können, so daß Maheli durch ein Vaterhaus vertreten wäre (Jerahmeel V. 28 f.), Muse aber durch drei von Jaesia (Soham, Sacur und Jbri V. 26 f.) und zwei von seinen eigenen Söhnen (Cder und Jerimoth V. 30). 31. Und man warf für sie auch das Loos [um die Reihenfolge durch gdttliche Fiigung ent- scheiden zu lassen, in welcher sie] neben ihren Bru- dern, den Kindern Aaron [V. 1——19 ihr Amt verwalten sollten], vor dem Könige David, »und Zadok, nnd Ahimeiech, und vor den obersten Vatern unter den Priestern und Leviten [V. 6]; dem kleinsten Bruder eben so wohl, als dem Obersten Unter den Vettern fes wurde auf keinen Rang und Vorzug gesehen, sondern sie wurden alle einander gleich- gehalten und durch das Loos den 24 Priesterordnungen zugetheiit]. Die auf diese Weise bestimmte Reihenfolge der 24 Levitenordnungen und welcher Priesierordnung eine jede von ihnen zugefallem wird uns nirgend mitgetheilt. Das 26. (sonft 25.) Kapitel. Ordnung der heiligen Sänger· V» v. 1—31. Die zweite tilasse der tIeoiten (naa) der zu nah. 24, 5 Zum. 2 bezeichneten Ordnung) enthält die für vethertiichnng des Gottesdiensteg bestimmten S äager nnd itluiitter Sie bestand aus drei Mitteilungen, von weichen die erste zu Jissaph ans Gersoisg Geschlecht, die zweite zn Srdithnn oder Ethan ang Retorte, und die dritte zn theman ans Kahatifs Geschlecht geht«-etc· Kur diesen 3 Jtlitheitnngen wurden 288 Meister ernannt, odrr 24 olhotfiilirer und 264 Grsangeetinndigg denen dann die übrigen 3712 gewdiiiiiiriie Sänger in gleiihmäszigrr Weise zngetheiit wurden. 1. Und David sammt den Feidhanptleuten [den in Kap. 24, 2 erwähnten Obersten in Israel] spudette [bei derselben Versammlung, von der dort die Rede war, nach geschehener Musterung der Leviten] ab zu Aemtern szu dem Amt als Lob- sänger des HErrn zu dienen Kap. 24- 51 unter den Kindern Assapb, Heman und Jedithnn [richti- get: die Kinder Assaph, Heman und Iedithun], die Propheten mit Hatten, Psaltern nnd Chmbein [d. i. die Männer, welche in heiliger Begeisterung auf Harfen, Psaltern und mit Cymbeln künstlich zu· spielen verstanden]; und sie wurden gezählet Diese] zum Wert nach ihrem Amt sbestimmten Männer, und wird ihre Zahl im Folgenden näher angegeben werden] 2. Unter den Kindern Assaph [der ersten Klasse Knie. 7, 39——43] war Samt, Joseph, Ne- thanja, Asarela, sdiese vier] Kinder Assaph, [welche, wie gesagt] unter Assaph [als ihrem Führer stun- den], der da weissagte bei dem Könige kdessen Psalmen zur Ausführung brachte und zugleich selbst ein prophetischer Dichter war]. 3. Von Jedithun [oder Ethan, der anderen Klasse Knie« 7- 44—41]. Die Kinder Jedithun waren: Gedaijcu Zori, Jesaja, Hasabja, Mathiihja fund Simei V. 17, welcher Name aus Versehen hier ausgefallen], die sechse [stehend] unter ihrem Vater Jedithnn [als ihrem Führer-J, mit Hatfen lK0p— 16- 21], die da weissagten zu danken und zu loben den HErrn [deren begeistertes Spielen zum Gegenstand hatte das Danken und Lobbrin- gen dem HErrn]. 4. Von Heman [der dritten Klasse Kap. 7, 33—3i·3]. Die Kinder Hemau waren: Berlin, Mathan1a, Usiel, Schuri, Jerimoth Hananja, Ha- nant, Eiiatha, Gidaithi, RomamthbEsen Jasbeiasw Mallothh Hoihir nnd Mahesioth 5. Diese waren alle Kinder Hemmt, des Schauers des Königs [gleichwie auch Gad und Jedithun solche Propheten des Königs waren Kur. 22- 9; 2«ChWU- 35, 15] in den Worten Gottes, das Horn zu erbeben fbeide Sätze sind mit einan- der zu verbinden: und hatten das Amt, in gött- lichen Dingen oder zum Preis der Großthaten Gottes das Horn laut schallen zu lassenjz denn Gott hatte Heman [wie aus der Aufzählung der Namen in V. 4 zu ersehen] vierzehn Söhne und saußerdem auch] drei Töchter gegeben [so daß der Segen, von dem Pf. 127, 3 redet, in reichem Maße an ihm in Erfüllung gegangen war 1.Sam. 8, 3 Anm.]. is. Diese [in V. 2. 3 u. 4 bei Namen ge: nannten 4 —o— 6 —i- 14 = 24 Chorführer] waren alle unter ihren Vätern [den Kavellmeistern] Assaph, Jediihun und Heman [in drei Klassen vertheilt, und zwar in der Art, daß die zu Heman gehörende Abtheilung ans den Kahathitern bei den Musib anfführungen an hohen Festen, wo alle 24 Chöre vereinigt wurden, in der Mitte stund, die zu Assaph gehörende aus den Gerfoniten jener zur Rechten, die zu Jedithun oder Ethan gehörende aus den Merariten aber ihr zur Linken Kap. 7, Von der zweiten Leviten-Klasse, den Sängern und Musikern 59 33 ff. 39 ff. 44 ff.; und da hatten sie nun das Amt], zu singen im Hause des HErrn kund bei dem Gesang zu spielen] mit Chmbeln [2. Sam. 6, 5 Aum.], Psaltern und Harfen 11. Sam. 16- 16 Anm. 1], nach dem Amt im Hause Gottes kzum Dienst des Hauses Gottes] bei den: Könige [nach dessen Anordnung]. 7. Und es war ihte Zahl, [wenn man die in V. 2 ff. genannten Vierundzwanzig] sammt ihren Brüdern [rechnet], die im Gesang des HErru ge- - lehrt [und ihnen beigesellt] waren, [also diejenigen « in Anschlag bringt, die] allesammt Meister ldes Gesanges waren], zwei hundert acht uud achtzig. Auf jeden von den 24 Chorführertu I. Kinder Assaph (vier): 1. Samt, Z. Joseph, Z. Rathause« 4. Afarela, 11. Kinder Jedithun fsechsy · 5. Gedalja, S. Zöri, 7. Jcsajcn 8. Ha abja, I. Mathitja, 10. Simei, M. Kinder Heman (vierzehn): 11. Bukia, 12. Mathanja, 13. Usiel, 14. Sebuel, 15. Jerimoth, 16. Hananja, 17. Hananh 18. Eliatha, 19. Gidalthi, 20· Romainthi-Eser, 21. Jasbekasa, 22. Mallothi, 23. Hothir und 24. Mahesioth, kamen hiernach (da 288 = 24 X 12 ist) 11 Meister- sä11ger (Kap; 24, 5 Anm.1); dagegen betrug die Zahl aller leöitischen Sänger überhaupt, wenn man auch die hinzurechnen die nicht zu den Chorsiihrern und Meister« sängern gehörten, nach Kuh. 24, 5 viertausend. Ver- Zleieben wir nun damit die Reihe, in welcher diese 4 Ordnungen der Sänger und Musiker gemäß der Ent- scheidung durch das Loos aufeinander folgten (V. 9——81), mit der Reihenfolge der 24 Priesterordnungen in Kuh. 25, 7—18., so ergiebt sich folgende Tabelle (zur Linken die Priesterordnungem zur Rechten die Ordnungen der Sänger und Musiker; die bei letzteren beigeschriebenen Ziffern beziehen sich auf die oben mitgetheilte Uebersicht der Kinder Assaph’s, Jedithums und Heman’s): 1. Jojarib — Joseph (I, 2). 2. Jedaja —— Gedalja (1l, 5). 3. Harim — Sacur (l, 1). 4. Seorim — Jczri (oder Zori II, 6). 5. Nialchija — Nethanja (1, Z)- 6. Mejamin ——— Bulia (lIl, 11). 7. Hakoz — Jesreela (Asarela l, 4). 8. Abia —- Jesaja (l1, 7). 9. Jcfua —- Mathanja (11I, 12)· 10. Sechznja — Sitnri (1l, 10). 11. Eliasib —- Asareel (Usiel III, t3). 12. Jakim — Hasabja (lI, 8). 13. Hupa — Snbael sSebuel 1Il, 14). 14. Jesebeab — Mathitja (1l, 9). 15. Bilga — Jeremoth fJerimoth 1ll, i5). 16. Jmmer —- Hananja (11I, 16)· 17. Hesir —- Jasbekasa (Ill, 21). 18. Hapizez -— Hanani (11I, 17). 19- Pethaja — Mallothi (11I, 22). 20. Jeheskel — Eliatha All, 18). « 21. Jachin — Hothir (11I, 23). 22. Gamul — Gidalthi (l1l, 19). 23. Delaja — Mahesioth (11I, 24). 24. Maasia —- RomamthiiEser (11I, 20). Ossenbar geschah das Loosen in der Weise, daß man aus den vier Kindern Assaphs den sechs Kindern Jedis thun’s und den ersten vier Kindern Hemarks (zusammen 14sNamen) zwei Reihen zu je 7Namen bildete: zu der ersten gehörten die vier Söhne Assaphs und die Nummern 12—14 von Hemans Söhnen, zu der andern die sechs Söhne Jedithuns und von Hemams Söhnen Nr. 11. Mit der ersten Reihe beginnend, ward nun abwechselnd aus jeder Reihe ein Loos gezogen; so kamen auf die vier Söhne Assaph’s und die zu ihrer Ergänzung hinzuge- fügten drei Söhne Hemans die Stellen von ungeraden Zahlen (l, Z, 5, 7, 9, 11, 13), auf die sechs Söhne Jedithuns dagegen und den ihnen hinzugefügten ersten Sohn Hcmams die Stellen mit geraden Zahlen (2, 4, s, 8, 10, i2, 14). Die noch übrigen 10 Söhne He· 1nan«s (Nr. 15 —-24) kamen hierauf für sich allein iu’s Loos, welcheø einen ziemlich regelmäßigen Wechsel (15, 16,21, 17, 22, 18, 23, 19, 24, 20) ergab. Nach diesen Vorbemerkungen wird das Folgende leicht verständlich sein· 8. Und sie warfen Löös über ihr Amt sum die Reihenfolge, in welcher sie ihr Amkzu besorgen hätten, zu bestimmen, und thaten das] zugleich [in gleichmäßiger Weise, damit niemand als bevorzugt erschiene und niemand sich für zuriickgesetzt halten dürste], dem Kleinsten wie dem Größeften [Kap. 25, 31], dem Lehrer wie dem Schnur. Der letztere Ausdruck scheint besagen zu wollen, daß einem jeden von den 24 Chorsührern und den zu ihnen gehörigen 11 Nieiiiersängern zugleich die entsprechende Zahl von gewöhnlichen Sängern, welche bei 16 Ord- nungen 155 und bei 8 Ordnungen 154 betrug, zuge- theilt wurde; denn (16 X 12) —s-" US X 155) —i— (8 X 12) »« (8 »« 154) = 40o0. 9. Und das erste Löös fiel unter Assaph [V. L] ans Joseph [er, sammt seinen Brüdern und Söh- nen, den 11 ihm zugehörigen Meisiersängern V. 7, deren waren zwö1f]. Das andere auf Gedalja [V. 3], sammt seinen Brüdern und Söhnen, derer waren zwölf. 10. Das dritte auf Sacnr [V. 2], sammt feinen Söhnen und Brüdern, der waren zwölf. 11. Das vierte anfJezri lZori V. 3], sammt seinen Söhnen und Brüdern, der waren zwölf. · 12. »Das funfte anjNethanja [V. 2], sammt seinen Söhnen und Brndern, der waren zwölf. 13. Das sechste auf Bnkia [V. 4], sammt seinen Söhnen nnd Brüdern, der waren zwölf. 14. Das siebente ans Jesreela [Asarela V. 2], sammt seinen Söhnen und Brüdern, der waren zwölf. · 15. »Das achte auf Jesaja [V. 3], sammt semen Söhnen nnd Brudern, der waren zwölf. 16. Das neunte auf Mathanja [V. 4], sammt feinen Söhnen und Brüdern, der waren zwölf. 17. Das zehnte auf Simei [V. 3], sammt seinen Söhnen und Brndern, der waren zwölf. 18. Das elste ans Asareel [V. 4 usiel, vgl. 2. Köln» 15, 1 Anna. 2], sammt seinen Söhnen und Wundern, denwaren zwölf. · IV. »Das zwolfte auf Hasabja [V. 3], sammt seinen Söhnen und Brüdern, der waren zwölf. 20. Das dreizehnte auf Snöael lSebuet V. 4], sammt seinen Söhnen und Brüdern, der waren zwölf. 21. Das oterzehnte ans Mathithja [V. 3], sammt seinen Söhnen nnd Bruders» der waren zwölf. 60 1. Chronika 26, 22—31. 22. Das fünfzehnte auf Jeremotb lJerimoth V. 4], sammt seinen Söhnen und Brüdern, der waren zwölf. . 23. Das seehzehnte auf Hananja [V. 4]- sammt feinen Söhnen nnd Brüdern, der waren zwölf. 24. Das siebenzehnte auf Jasbeiasa [V. 4], samnfit seinen Söhnen nnd Brüdern, der waren zwöl. 25. Das achtzehnte auf Hanani [V 4], sammt feinen Söhnen und Brüdern, der waren zwölf. 26. Das neunzehnte auf Mallothi [V. 4], sama-i feinen Söhnen und Brüdern, der waren zwöl. 27. Das zwanzigste auf Eliatha [V. 4], sammt feinen Söhnen und Brüdern, der waren zwölf. 28. -Das ein nnd zwanzigste auf Hothir [V. 4], samnfit seinen Söhnen und Brüdern, der waren zwöl. 29. Das zwei und zwanzigste auf Gidalthi [V. 4], sammt seinen Söhnen und Brüdern, der waren zwölf. 30. Das drei und zwanzigste auf Mahefioth [V. 4], sammt feinen Söhnen und Brüdern, der waren zwölf. 31. Das vier nnd zwanzigsie auf Roniamthi- sEser [V. 4], sammt seinen Söhnen und Brüdern, der waren zwölf. Es ist dies ein für die Ueberfchriften und musikali- schen Bezeichnungem die in den» Psalmen vorkommen, überaus wichtiges, aber für ein eingehendes und zufam- menhängendes Verftändniß, auch außerst fchivieriges Ka- pitel Handeln wir zuerst von den drei Männern, die Lundius in feinem berühmten Werke: »Die alten südis schen Heiligthümer 2c.« die drei Kap ellmeifier Davids nennt, so wird I) Assaph aus dem Gefchlechte Ger- foms als Verfasser von 12 Psalmen (Pf. 50, 73—«83) erwähnt; sie gehören aber nur theilweis dem zu David's Zeit und in der ersten Hälfte der Regierung Salomos (vgl. Pf. 78, 69) lebenden Manne dieses Namens an, zuin größeren Theil der von ihm gegründeten Sange-r- familie, bei der Dichteranlage und Dichterlusi erblich ge- wesen zu sein fcheint (2. Chron. 20, 14 ff.; 29, 133 Esra 2, 41; Nehmt. 7, 44), und tragen alle mehr oder weniger einen prophetifchckichterlichen Charakter an sich. Henian, das Haupt der korachitischen Sänger- klasse, ebenfalls niusikalifch Und poetifch begabt, aber weniger ziini Davidifcheir Pfalnienfangeiz wie Asf»aph, als zum Dichter von Sinnspruchen »und zu Ergussen besonders tiefer und schwerer Klage, wie Ethan (Ps. 89i, geeignet (Pi. 88., vgl. Atem. zu 1. Kaki. Hi, Si; 14,·28), hatte an seinen Brüdern oder den zu· seiner Abtheilnng gehörigen Sängern einen Erfatz siir die ihm selbst man- gelnde Gabe. Bei diesen wurde es ·Sitte,»die eigene Person hinter die Einheit der Familie zuruckziiftellen; daher die aus dieser Säiigerabtheilung herftamnieiiden 12 Psalmen (Ps. 42—49. 84 u.85. 87 u. 88) auf die ,,Kinder Korah« zurückgefiihrt werden. Nicht als ,,Kin- der Heman« aber, sondern, wie eben gesagt, als »Kiiider Kerze-h« bezeichnen sie sich, um den Namen ihres ungliicks lichen Ahnherrn (4. Mof. 16) wetteifernd durch bessere gottesdienstliche Leistungen zu sühnen, und rechnen nun auch das Haupt ihrer Abtheilung den Hcman, zu ihrer Zahl (vgl. die Doppelüberfchrift zu Pf. 88). -— Z) Den f von Ethan in hohem Alter verfafiten 89. Pfalni haben i wir fchon vorhin erwähnt; es fcheint aber, daß er außer- dem auch der Erfinder einer eigenen Piusilb oder Sanges- weise war, von welcher er den so häufig von ihm ge- brauchten andern Nanien Jednthun oder (um den dop- pelten dunkeln Laut u zu vermeiden) Jedithiin (d. i. Lobemann) empfing, und sind um dieser feiner Erfindung willeii die Psalmen 33. 62 u. 77 ihm zur Einiibung überwiesen, iveil sie eben in feiner Weise zur Ausführung gebracht werden follten und darum auch von seiner Ab« theilung. Dies führt uns auf die, zum ersten Mal in der Ueberfchrift zu Pf. 4 uns entgegentretende Bezeichnung: vorzusingem die hernach noch 52 Mal (Pf. 5. 6. 8. 9. ll—14. 18—22. 31. 36. 39—42. 44—47. 49. 51——55. 57. 58. 60. 61. 62. 64—70. 75. 76. 77. 80. 8l. 84. 85. 88. 109. 139. 140.) vorkommt und der am bräuchlichsten gewordenen Erklärung nach soviel bedeutet als: dem Musik- oder Sangmeister zu über- geben (behufs Aufführun mit der unter ihm stehenden Sängerabtheilnngx sie szoll also die liturgische Bestim- mung eines Liedes oder die Aufnahine desselben unter die musikalisch zu begleitenden Gefangftücke des Tempel- Gottesdienftes ausdrücken Dazu kommt nun, gleichwie bei Pf. 4, so auch bei Pf. 54. 55. 67 u. 76 (vgl. Pf.61) noch die nähere Angabe: auf Saitenfpielein womit zii verstehen gegeben wird, daß das Lied unter alleiniger Begleitun von Saitenspiel zu singen ist (vgl. Habah s, 19). Zzei Pf. 6 u. 12 ist die Angabe noch dadurch erweitert, daß die Saitenfpielbegleitung in der tieferen Oetave (a11’ oitava hassen) geschehen soll (Luther: »auf acht Saiten-«, f. die Bemert zu Kap. l6, 20 f. u. Pf. S, 1). Verwandt damit ist die Bezeichnung bei den Psalmen 8,81u.84: auf der Gittith, worunter man entweder eine Gathitifche, also philistäifche Tonart zu verstehen hat, gleichivie es bei den Griechen eine lydifche, dorifche und phrygifche Tonart gab, oder aber ein in Gath (Jof. 13, 3 Anm.) erfundenes Jnstrumenh etwa eine Lyra fröhlichen Klanges, wie denn jene Psalmen auch wirklich fröhlichen, lobpreifenden Inhalts sind. Sehr fchwierig ist die Deutung der Beifchrifteii zu Pf. 58 u. 88. Dort hat Luther: im Chor um einander, und hier: von der Schwachheit der Elenden übersetzt; Neuere dagegen deuten den Ausdruck: ,,nach Machaluth«, wie er im Grundtext lautet, in dem Sinne von mesto oder anelante mer-to: nach schwermüthiger Weise, in schwermiitbiger Weise vorzutragen, und in der That ist der letztere Psalm der uächtlichste aller Psalmen, dieser aber, obwohl mit lichtem Saume, ebenfalls ein Nachtgemälde Vielleicht haben wir in dem eben be- fprochenen Ausdruck fcbon eine abgekürzte Bezeichnung eines andern, nach feinem Anfangsworte oder einem, in demselben vorkommenden Stichivorte (2. Sam. I, 18 Anm. l) benannten Liedes, nach dessen Melodie oder Tonart die beiden Pfalmengefungen werden folltern Jedenfalls aber gilt dies von den Beifchriften zu Pf. Z: sür das Erbe (genauer: in Bezug aiif die Erbschaft d. i. nach dem »die Erbschaft« genannten Liebe zu singen); zu .9: von der fchönen Jugend (eigentltch: nach »Sterben dem Sohne« — vgl. Pf. 48., wo das Schlnßworh das Luther: ,,wie die Jugend« übersetzt hat, vielleicht auf dieselbe Melodie hinweist: nach »Ster- beii«); zu Pf. 22: von der Hindim die frühe ge- jagt ivird (ivörtlich: von der ,,Hindin der Morgen- röthe«); zu Pf. 56: von der stummen Taube, un- ter den Fremden (ivörtlich: nach ,,Taube der Ver- stummung unter den Fernen«); zii Pf. 45 u. 69: von den Rosen (d. i. auf die Melodie ,,Lilien«); zu Pf. 60 u.80: von einem güldenen Rofenfpan zu lehren sriehtigerx nach «Lilie des Zengnisfes«, zu lehren) Vom gottesdienstlichen Gesang und der heil. Musik. 61 und: von den Spanrosen mach «Lilien, das Zeitg- niß«); zu Pf. 57, 58, 59 u. 75: daß er nicht um- käme lgenauer: nach der Melodie ,,Verderbe nicht«, s. Z. Mos s, 29 Anm.). Jndessen waren gewiß nicht blos die mit dem oben erläuterten Ausdruck: ,,vorzusingen« bezeichneten Pfal- men zur muflkalischen Ausführung beim Goltcsdienft be- stimmt, sondern aus diese Bestimmung weisen auch an- dere Venennungen hin. So vor allem die Benennung: Psalm (mismor) f. Pf. 3——6. 8. 9. 12. 13. 15. 19--24. 29—3l. 38—41. 47—5l. 62—-68. 73. 75——77. 79. 80. 82——85. 87. 88. 9·2. 98. l00. 101. l08—ll0. l39——14l. l43; Luther in der deutschen Bibel fügt das Wort meist aiich da hinzu, wo im Grundtext blos der Verfasser, ohne nähere Charakterist- riing des Liedes genannt wird, s. Pf. il. l4, l8. 25—28. 34—-37. 61. 69. 70. l03. 144, nur bei Pf. 72. 81 u. 138 läßt er’s ebenfalls mit der bloßen Angabe des Ver- fassers bewenden. Das Wort ist wahrscbeinlich ein erst von David in den Sprachgebrauch eingeführtcr Kunst- ausdruck und bezeichnet ein musikalisch eingerichtetes oder zum Saitenspiel zu singendes geiftliches Lied (denn für weltliche Lieder dieser Art hat die hebräifche Sprache den Ausdruck neginabs Bisweilen nun ist der Cha- rakter (Pf. 48. 66. M. 68. 76. 83. 87. 88. 92 los» vgl. Pf. 65 u. 75: ein Pfalmlied; Pf. l00: ein Dank- pfalms oder die Bestiinmung eines solchen Liedes (Pf. 30: zu fingen- von der Einweihung des Hauses; Pf. 38 u. 70: zum Gedächtniß) näher angegeben. Verwandt mit ,,Pfalm« ist der Ausdruck ,,Lied« (hebr. Schuh, welcher aber nie allein steht, sondern, weil an und für sich zu allgemein, theils mit dem Worte ,,Pfalm« verbunden wird (Luther: Psalmlted, s. Psalm 48 u. s. w.), theils ander-weite nähere Bestimmungen erhält (Ps. 30. 45. 46. 92· 120—l34). Ebenso steht mit ,,Pfalm« in Verwandtschaft die. Bezeichnung Lob fhebr. tehjllaln Pf. 145), welche soviel bedeutet als das griechische Hymnusz denn alle Psalmen haben Theil am Wesen des Hymnus, dessen Zweck die Verherrlichung Gottes ist, daher auch »der ganze Pfalter im hebt. Codex äußer- lich die Ueberschrifh Tehjlliin (Lobgefänge) führt. Als Gefammtausdruck für einen Haupttheih vielleicht den ältesten Beftandtheil der jetzigcn Pfalmensammlung er- scheint in Pf. 72, 20 der Name Gebet (hebr. tephillab); er begegnet uns dann auch in den Ueberschriften zn Pf. 17. 86. 90. 102. 142. Jene iimfassende Beziehung, was im Pfalter überhaupt steht, auch für das, was gar nicht die Form von Gebeten hat, erlangte der Name dadurch, daß das Wesen des Gebets der gerade und unverwandte Hinblick aufGott ist, und an diesem Wesen alle Psalmen ohne Ausnahme Theil haben, auch die von lehrhastem Inhalt; und wirklich ist in Pf. 142 der Ausdruck »Geber« mit dem Ausdruck »Unterweisung« in unmittelbare Verbindung gebracht. Unter letztcrein, Unterweisung (hebr. Maskil), der im Ganzen 13 Psalmen beigelegt wird (Ps. 32. 42. 44. 45. 52——55. 74. 78. 88. 89 u. l42) haben wir uns ein solches Lied zu denken, bei idelchem der Dichter gleich von vornherein die Absicht hatte, tiefe zuin Theil schwer verständlichc Belehrungen über Geheininisse des Glaubens zu ertheilt-n. Eine Unterweisung bietet also etwas zur Betrachtuiig zum frommen und sinnigen Nachdenken darxlst also etwas anderes als »Psalm« in der oben erläuterten Bedeutung des Wortes, daher die beiden Bezeichnungen niemals mit einander verbunden erscheinen. ist verwandt mit der »Unterweisung« das güldcne Kleinod (hebr. michtarryz damit ist ein Lied voll tiefen, der gemeinen Menge unzugänglichen Inhalts ge- meint, und sind init diesem Namen zusammen 6 Pfal- men (Ps. 16. 56-—60) als solche gekennzeichnet, die das Dagegen - i« l l i l aus den tiefsten Schachten des geistlichen Lebens zu Tage geforderte Gold des Glaubens zum Ausdruck bringen. Ueber die eigenthümliche Bezeichnung des 7. Pfaln1s: Schiggszjon (Luther: von der Unschuld) behalten wir uns das Weitere für die Erklärung des Pfalms selber vor. Neben den bisher besprochcnen 116 Psalmen giebt es aber auch 34 andere (Ps. l. 2. 10. Bis. 43. 7l. 9l. 93—97. 99. 104—l07. 11l-—ll9. 135-—l37. l46—15«), die gar keine Ueberfchrift haben; über zwei von ihnen haben ivir zu 4. Mof. 28, 8 bereits bemerkt, daß sie zu deii Wochcutagspfalmen gehörten (Pf. 93 Freltageb und Pf. 94 Ptittivochs-Pfalm). Was nun die Ausführung der litnrgifchen Musik betrifft, deren eigentlicher Schöpfcr David ist tdenn die Thora oder das Gefetzbuch Mosis enthält über die gottes- dienftlichen Uebungen des Gesango und der Musik noch gar nichis außer der Verordnung über den Gebrauch der von den Priestern zu blafendcn silbernen Trommeten: 4. Nlos 10); so war das dirigirende Instrument der von ihm angestellten drei Kapellmeifter die statt des Taktstocles dienenden Cymbeln, für welche es nach der zu Z. Saul. 6, 5 gegebenen Erläuterung wohl kaum einer Abbildung bedarf. Den Grundbestandtheil der den Gesang be- gleitenden Instrumente bildeten demnächst die Saiten- Instrumente (vgl. Kav 17, 42: Saitenspiele ,,Gottes«); doch kommen hier, da die in Dan. Z, 5 ff. genannten babylonifchen Instrumente dieser Art ff. 4. Mos 10, 2 Anm.) uns natiirlich nichts weiter angehen, nur der Kinnor (Harse) und der Nebel (Pfalter) in Betracht. Beide Arten von Instrumenten unterscheiden sich von einander dadurch, daß bei der einen die Saiten über den darunter befindlichen Resonanzboden hinliefen, wie bei unserer Cither und Guitarre; bei der andern da- gegen lief der Rrfonanzlörper um die frei (ohiieResonanz- fteg) schwingenden Saiten herum, entweder in Bogen- oder Winkelforim wie bei der Harfe, oder sie umschließend, wie bei der Lyra oder Leyen Wir geben hier nach egyptischeii Denkmälern unter l. zunächst Abbildungen von Instrumenten der letzteren Art, dein Nebel, und hernach unter 2. eine Abbildung von Instrumenten der ersteren Art, dem Kinnoix Bedenken wir nun, daß die Septuaginta das hebe. Wort Nebel mit ahoilrrjgrosg wiplog oberste: übersetzt (Liither: Psalter), so dürfte der gewöhnliche Nebel (Pf. 92, 4) wohl der Lyra (b), der Nebel asor fPfalter der Zehnzahlx Pf. 3·’, Z) dagegen mehr der eigentlichen Harfe (a) entsprochen haben. Llusgeheiid von der Bedeutung des Wortes Nebel (d. i. SchlauclD haben manche Gelehrte der neueren Zeit dieses Instrument nach Art des noch ietzt in Egypten und Arabicii so gebräuchlicheii Kussjr (f. Abbild. Nr. s) sich vorgcstellh Der Bauch desselben ist eine hölzerne Schüssel, unten niit einem kleinen Loche sei) und oben niit einem ausgespannten Fell (b), welchcs in der Mitte höher als an den Seiten, überzogen Zwei Stöcke (c), die oben durch einen dritten (d) verbunden sind, gel)cn schräg durch das Fell; fünf Darmsaiicn liegen über dem· selben auf einem Steg. Wirbel finde: man an dein Instrumente nicht, sondern jede Saite wird dadurch ge- stimmt, daß man mit ihr etwas Leinwand um den Querftock wickelr Es wird auf zweierlei Art gespielt, nämlich entweder mit dem Finger geknifseii, oder mit einein an der Seite hangenden Stücke Leinwand, auch wohl mit einer Federfpule (e), wird über die Saiten gcrissen. Man hat jedoch, ivie Delitzfch ganz richtig be1nerkt, sich die Vorstellung von den altisraclitifcheti Instrumenten nicht nach der bitnischeckigen inuhamedanischcii Mußt, sondern nach alten Berichtcn und Denkmiilerii zu bilden. Und nun stimmt zu der oben gegebenen Darstellung die Liecnerkung Augnstins Pf. 3?-3, 2 u. 43, 4., daß bei dem Pfalter der Rcsonaiizkörpen bestehend aus elncni 62 I. Chronika 27, 1——-11. hohlen und also klingenden Holz, sich oben befunden i und die Saiten in Form einer Schildkröte gleichsam überschildet habe, während die Cither (der Kinnor) den Resonanzkasten unterhalb der Saiten hatte. Daß der Kjnnor keine Harfe nach unserer Art, sondern vielmehr eine Art Guitarre oder Cither war, ergiebt sich unter anderem auch daraus, daß er auch im Gehen gespielt werden konnte (l. Sam. 10, 5; Z. S. 6, 5). Andere Erklärer kehren das Verhältniß zwischen beiden Arten von Jnstruinenten gegen die von uns hier gegebene Darstellung geradezu um und bezeichneii den Kinnok als Harfe und den Nebel als Laute oder Guitarrez dies stimmt allerdings besser zu der Lutherischen Ueber- setzung und verträgt sich gut mit derjenigen Auslegung von Kuh. 15, 20 s., wornach die Nebel die Sopraw stimme vertraten, die Kinnor aber, als um 8 Töne tiefer« den Vaßz jedoch läßt sich nach dem Stande der bisheri- gen Forschuiigen noch zu wenig ein klares und sicheres Urtheil gewinnen. Weitere Schwierigkeit bereitet das richtige Verständnis? des in dem Psalter 71 Mal vor- kommenden Miistkzeicheiis ,,Sela«. Fassen wir dies in der Bedeutung For-te (stark: s. Anm. zu Pf. Z, Z) denn die von Luther angenommene Bedeutung einer um dem stillen Nachdenken Raum zu geben, ist sprach- lich nicht sicher zu begründen und auch sachlich an vielen Stellen unzutresseiid -—, so sollte damit zu verstehen gegeben werden, das; hier das ganze Orchester mit einer ausrauschenden Musik cinzufallen habe, um die eben ge sungenen Worte recht nachdrücklicli hervorzuheben und gleichsam in das Gedächtnis; vor Gott zu bringen (vgl. die Verordnung in 4. Mos 10, 10 über den Gebrauch der heiligen Trommeten beim GottesdienstL Eine solche Verstärkung der niustkalischen Vlittel geschah durch Zu: i! l« is i: Pause, wo entweder der Gesang oder die Musik schweigt, J. sammenwirken aller beim Gottesdienst überhaupt bräuchi lichen Jnstrumente; doch geben die verschiedenen Bear- beitungen dieses Gegenstandes keinen genügenden Auf- schluß, um sich ein Bild davon machen zu können, und auch bei Pf. 150 bleibt es ungewiß, wie weit man aus den dort angeführten Namen Schlüsse machen darf auf den ewöhnlichen Gottesdieiist Will man aber an der von uther vertretenen Auffassung des »Sela« festhalten, so kann man sich die Sache so denken, das; bei den be- treffenden Stellen der Gesang schwieg und die Flöte mit ihrem Spiel eintrat; diese, am Ende einer Tonsolge fortklingend, gab ohne Zweifel am besten Vcranlassung . und Gelegenheit zur stillen Betrachtung Jndessen wird es von vielen Gelehrten bestritten, daß die Flöte schon früher beim Gottesdienst gebraucht worden (4·Mos.10, 2 Anm.). Hinsichtlich des alten Teinpelgesanges ist es eine gegenwärtig sehr verbreitete Ansicht, daß sich ein Ueber- bleibsel desselben erhalten habe in den acht gregorianischen Psalmentönem wozu als außerzähligen nur für Pf. 1l4 gebräuchlicher, in der protestantischen Kirche aber auch auf das Beneclictus (Lobgesang Zacharias’: Luk. l, 68—79) und das Magniticat (Mariii Lobgesang: LUL l, 46—55) übertragen» tonns peregrinus (Pilgerton) kommt. Wir könnewhieraus nicht näher eingehen, son- dern verweisen die Leser, die sich näher darüber unter- richten wollen, auf die Ausführungen von O. Strauß in seiner geschichtlichcn Betrachtung über den Psalter (1859) und die Bemerkungen von Armknechtx die l heil. Psalmodie (1855); außerdem aber sei es noch ge- stattet, aus G. Schilling’s Enchclopädie der Musik. L Wissenschaften (1836. III. S. 536) ein Wort anzuführen: »Von » dem enharinonischen und chromatisch en Tongeschlecht können die Hebräer zu Davids Zeiten (und Von der dritten Leviten-Klasse, den Thorhütern 63 dies ivar doch die glänzendste Periode der hebräischen Musih durchaus uoch nichts gewußt haben; denn ein- mal wird das enharinonische Geschlecht viel später er· fiinden, und dann wird das chromatische Tongeschlechh wenn wir auch dessen Alter bis zu Davids Zeiten hinaus setzen wollten, von den Lacedämonierkn unter welchen « ed zuerst aufkam, gleich nach scinem Erstehcn wieder verboten. Sie hatten demnach nur das diatonifche Tongeschlecht.« Die Zeit, wo Musik und Gesang der Leviten zu erschallen pflegte, war zunächst die des Morgen- und des Abendopfers und hatte da jeder Wochentag seinen eige- nen Psalm, wie wir zu 4. sJJkos 28, 8 näher auseinan- dergcsetzt haben; wenn der amtireiide Priester das Wein- opfer ausgoß, wurde ein Zeichen mit den Cynibeln ge· geben, und nun begann der Gesang der auf dem Sag- gesius (d. i. einer breiten Treppe von wenigen Stufen, welche aus dem Laien- in den Priestervorhof führte) stehenden Leoiten. Diese waren Sänger und Musiker zugleich; ihre Zahl bestand aus mindestens zwölf: 9 mit Cithern, 2 mit Harfen und einer mit der Chmbelz den Diskant vertratcn die unterhalb des Suggestuo stehenden Levitenknabem und nun wurde der Psalm in 9 Absätzen vorgetragen, die Pausen aber wurden duich Trompeten- stöße der Priester bezeichueh Das war die Einrichtung zur Zeit des zweiten Tempels, wobei wir allerdings nicht wissen, wie viel davon schon in der vorexilischen Zeit Gebrauch gewesen. Für gewöhnlich sang die Gemeine nicht mit, sondern sprach nur ihr Amen; iedoch fiel sie im Hallal (Ps· 1l3——118) und in einigen Psalmen nach dem ersten Satze mit dessen Wiederholung, nach dem folgenden mit Halleluja ein. Ein eigentliches respon- sorienartiges Singen fand dagegen ohne Zweifel Unter den Leviten selbst statt, indem entweder zwei Chöre sich gegenseitig antworteten, oder aber einem Vorsänger der ganze Chor respondirte. Früher mag das anders und die Betheiligiing der Gemeine selber eine größere gewesen sein (Kap. 17, 36; Pf. 2t3, 12; 68, 27; Jerem. 33, 11); denn das responsorienartige Singen ist in Israel uralt (2. Mof IS, 21) und wird i1ach dem Exil bei der Feier zur Einweihung der Stadtmauer ausdrücklich bezeugt (Nehem. 12, 27 ff.). Ein ausgedehnterer Psalmgebrauch fand demnächst am Sabbath und an den Festzeiten statt; besonders ist hier Pf· 81 und das vorhin erwähnte Halle! (Ps.l13-—ll8) zu beachten, welches an den drei hohen Festen, sowie am Kirchweihfetie und an den Neuiiiondss tagen gesungen zu werden pflegte. Das N. (sonst 26.) Kapitel. Bestellung der Ttjorhüteia Sctjalzmeisier und Richter. W— v. i—19. ers soigt die drin: aufs: on: di: v·- Thvrhsitey zu der ebenfalls 4000 Lrviteik gleichwie i zu der Klasse tät: Sänger iidnd Junge-it, Takt-wendet war— ; Man be nrste fiir je en ng so eher Thorlisitrrz jj d « · , da das Osttliot mit 6, das Uvrdthor mit 4, das Südthor war der Erstgeborene [ er vermoge seiner Ersige mit 4, das dabei brsindlirtie dorrathshaus ebenfalls mit il, lang zu werden, hätte in Anspruch nehmen können] » nicht da [wohl weil er frühzeitig verstorben war], den. das Wesllhor aber einschließlich des parliar wledcrnin mit 6 Mann zu besehen war; diesen Qberwäkhtcrn wurden dann die nöthigen Lilaiinsrhaftcu ans ihren Brüdern zu— getheilt. 1. Von der Ordnung foder Eintheilung] der Thorhüter [deren Zahl nach Kap. 24, 5 ebensalls « 4000 betrug, ist hierauf Folgendes zu bemerkens Unter den Korhiietn [aus den Koraehiteiy einem Z « i« i i ) i II !- sl i Zweige der Kahathiter 4. Mos. IS, 3 Anm.] war Meselemja sauch Sallum genannt Kap. 10, 19], der Sohn Kote, aus den Kindern Assaph koder genauer Abiassaph]. 2. Die Kinder aber Meselemja waren diese: der crstgeborene Sacharja [Kap. 10, 21], der au- dere Jediaeh der dritte Sabadja, der vierte Jathutel 3. Der fünfte Elam, der sechste Johanain der siebente Elioenai. 4. Die Kinder aber Obed-Edom keines Soh- nes Jedithun’s, aber nicht jenes Sängers Kap. 26, 3., sondern eines andern aus dem Geschlecht der Korhiter Kap. 17, 381 waren diese: der erst- gebotene Semaja, der andere Josabad, der dritte Joah, der vierte Sucher, der fünfte Nethaneeh Z. Der sechste Ammieh der siebente Jsaschay der achte Pegulthaiz denn Gott hatte ihn [den Obed-Edom, seit der Zeit, da die Bundeslade bei ihm niedergesetzt worden war Kap. 14, 14., mit vielen Söhnen] gesegnet. s. Und feinem Sohn Semaja [V. 4] wurden auch Söhne geboren, die im Hause ihrer Väter herkschten [zu Häuptern von ihnen abhängiger Vaterhäuser wurden]; denn ed waren starke Helden [die sehr gut zum Dienst am Hause des HErrn tich eigneten]. 7. So waren nun die Kinder Semaja kum sie jetzt auch bei Namen anzusühren]: Athui, Re- phael, Obed nnd Elsabad, deß lnämlich des eben genannten Elsabad] Brüder fleißige [oder starke] Leute waren [also den mit Namen aufgezählten anderen Söhnen des Semaja nicht nachsianden], Elthu und Samaehja 8. Diese [von V. 4 an Genanntenj waren alle aus den Kindern Obed-Edom, sie sammt ihren Kindern und Brüdern, fleißige Leute, geschickt zu Aemtcrn [zu dem Dienst, den sie verrichten follten], waren zwei und sechzig von Obed-Edom. 9. Meselemja fdessen wir oben V. 1 gedach- ten, ohne jedoch schon die Zahl der zu ihm ge- hörigen Leoiten anzugeben, was hiermit nachträglich geschehen soll] hatte Kinder und Brüder, fleißige Manna, achtzehn. 10. Hossa aber [der schon in Kap. 17, 38 angeführte ThorhüterJ aus den Kindern Merari fdes dritten Geschlechts der Leviten 2,Mos. 6, 161 hatte Kinder, den vornehmsten Simri — denn es burt das Recht, Haupt oder Vorsteher der Abthek darum setzte ihn sein Vater fwegen seiner beson- deren Tüchtigkeit, dadurch er sich vor den übrigen auszeichnen] zum Bornehinsten ——, 11. Den andern Hilkia, den dritten Tebalja den vierten Sacharja Alter Kinder und Brüder Hossa waren dreizehn. 64 l. Chronika 27, 12——30. 12. Dies ist die Ordnung der Thorhuter unter den Häuptern der Helden am Amt soder deutlicher:- Dies sind die Klassen der Thorhüter oder, um bestimmter zu reden, die Häupter der NiännerT denen das Wächteramt oblag], neben ihren [ihrer Aufsicht und Leitung unterstell- ten] Vordern. zu dienen iiu Haufe des Harren. V) Ueber die Schwierigkeiten. welche ihin die Bibel- übersetzung bereitet, schreibt Luther: Jch bekenne frei, daß ich mich zu viel unterwundeii habe, fonderlich das alte Testament zu verdentselieiix denn die hebräische Sprache liegt leider zu gar darnieder, daß auch die Jiiden selbst ivenig genug davon wissen und ihren Glossen und Dritten nicht zu trauen ist. Er benutzte bei seiner Ueber- setzung aus dem Grundtext die Scvtuaginta und die Vulgata, ferner die laieinischen Uebersetzungeii des Santes Pagniuiis feines gelehrten Dominikaners aus Lucca, 1- 1541 in Lhon) und des Sebastian Münster (geb 1489 zu Jngelheiin in der Walz, trat 1529 aus dem Franzistauerordeii zur Resormation über, ltit diesem Jahre Lieeneiat der Theologie zu Basel, -]— l552 an der Pest), von Commentaren besonders die glossn or— dinaria teine kurze fortlaufende Auslegung der ganzen heil. Schrift) von Walasried Strabo, Abt zu Reichenam T 849) und die Postille des durch seine hebräisehe Sprach- kenntniß ausgezeichneten Franziskaners Nicolaus von Lyra (gebiirtig aus der Normandie, Lehrer der Theologie zu Paris, s— 13l0)· Nun liegt« es auf der Hand, welche schwere und saure Mühe er besonders da haben mußte, wo es nicht blos galt, die hebräischen Schriftsteller zum Deutschreden zu zwingen und die unserer Muttersprache widersprechenden Formen des Grundtextes in reines und klares Deutsch zu übertragen, sondern auch, wie in alle den Kapiteln, die wir hier vor uns haben, ein genaues Verständnis der Zustände und Einrichtungen jener alten, von der Gegenwart so fern abliegenden Zeit zu vermitteln; daher wir uns über einzelne Mängel seiner Ucbersetzung gerade an solchen Stellen uicht verwundern dürfen, die jedoch verbessern zu wollen ein bedenkliches Unternehmen bleibt, so lange unsere Kenntniß aller dabei in Betracht kommenden Umstände noch selbst so mangelhaft ist. W) Als Häupter der in Kuh. 24, 5 zu 4000 ange- gebenen Thorwärter werden in V. 8. 9 u. 11 bezeichnet: 62 von Obed-Edom, 18 von Lliieselemjm I3 von Hossa, zusammen 93; aufQbed-Edom und Hossa kommen also im Ganzen 75. Das scheint der Angabe in Kuh. 17, 38 zu widersprechen, wo auf beide nur 68 gerechnet wer- den; allein an letzterer Stelle sind nur die Thorhüter vor der Bundeslade in Betracht gezogen, während es sich hier um die für den künftigen Tempel handelt. 13. Und das Loos ward geworfen, dem Klei- nen wie dem Großen [Kap. 26, 8], unter ihrer Vater Hause sfür ein jegliches der vorhandenen Vaterhäuser ward ein besonderes Loos gezogeu], zil eitlem Itglichctl Thvt [und so einem jeglichen von den Thoren des künftigen Tempels schon ini Voraus diejenige Abtheilung bestimmt, welche daselbst die Wache haben sollte] 14. Das Loos ffür das ThorJ gegen Morgen [f. D auf dem Grundriß zu l. Kön. 6, 361 fiel auf Mefelem1a»[V. 1]; aber seinem Sohn Sacharja [V. 2], dek ein kluger Rath seinsichtsooller Rath- geber] war fund darum ebenfalls einen eigenen Wachposten erhielt], warf man das lzweitel Loch, « und [dafselbe] fiel ihm gegen Mitternacht [E]; i ( 15. Obed-Edotn aber [von dem V.4 ff. ge- handelt worden, fiel sein Loos] gegen Mittag [.J], und seinen Söhnen bei dem [in der Nähe des Siidthores gelegenen] Hause Esupim [d. i. Hause der Sammlungen]; Unter diesem »Hhuse der Sammlungewt versteht man wohl am besten ein Vorrathshaus, vielleicht für die in Kav.10, 2 erwähnten Nethinim, obgleich sich nichts ålläheres darüber angeben läßt. Die Vulgata hingegen denkt an ein Versammlungshaus der Aeltesten, vermuth- lich well zur Zeit des letzten« Tempels der Hoherath auf der Mittagsseite desselben in der sog. Quaderhalle seine Sitzurigen abhielt (Matth. 2, 4 Anni.). Its. Und Supimt nnd Hoffa kaus den Kin- dern Merari V. l0 fiel das Loos] gegen Abend [K] bei dem Tier, da man gehet auf der Straße der Vrandopfer [richtiger: bei dem Thor Schal- leketh" an der von der Unterstadt empor- führenden Straße 2. Kiste. 23, 11 Anm. 2], da dlc Hut nebst! atldcttl steht! [da eine Wache ge- genüber der anderen angebracht werden mußte, weil bei diesem Thor auch der Ort Parbarx L, sich befand, der ebenfalls zu bewachen war V. 18]. «) Dieser Name begegnete uns in Kaix 8, 12 unter den Kindern Benfaminz es ist nun sehr zweifelhaft, ob er hierher gehört, da er unter den Thorhütern aus Merari bishennicht erwähnt worden ist. Bertheau ver. muthet, daß die Worte: »Und Samen« durch ein bloßes Versehen in den Text gekommen seien, weil das Wort »(·«L]upim« unmittelbar vorhergeht, der Vers also gleich tnit den Worten beginnen müsse: Und Hossa gegen Abend. — «) Jn 2. Kön. 1t, 6 ivird dies Thor das Thor Sur, d· i. Thor des Abweichens oder Seiten- ausgangsthor genannt, in 2. Chiron. 23, 5 dagegen das Grundthoy weil es hinunter in den Grund, in das Tyropöon oder Käsemacherthal führte. 17, Gegen dem Morgen [V. 14J make« dkk Leviten sechs fwohl vier für das äußere Thor D, und zwei für das innere« oder das Königs-That F, Kap. la, 18], gegen Mitternacht [V. 141 des Tages [d. i. an jedem Tage] vier, gegen Mittag [V. 15] des Tages kiäglichj vier;» bei Efupim ldem Vyttckthshaslse V. 15] aber je zween und zween [richtiger: 1e zween, weil das Haus zwei Eingänge hatte]. «) Andere dagegeii suchen den Grund, warum bei dem Ostthor sechs Hüter angesiellt wurden, darin, daß dies Thor wegen seiner hohen großen Flügelthüren be« sonders schwer zu regieren war. is. An Parbar aber gegen Abend [V. 16 waren] vier [Hi’iter] an der Straße san der Aus-en- fette, nach dem von unten emporführenden Wege hin], Und zween an Parbar [bei dem Orte dieses Namens] Hiernach hatten täglich 2j1 Hiiter (oergl. die Jn- haltsangabe zu unserm Abschnitt) die Wache; darunter aber haben wir« ohne Zweifel 24 Oberwächter zu ver- stehen, denen eiiic bestimmte Zahl von Unterwächtern äigefellö war (das Nähere darüber s. zu Kap. 24, 5 um. . 19. Dies sind die Ordnungen der Theil-krick, unter den Kindern der Korhitey und den Kindern Von der vierten Leviten-Klasse, den Amtlenteu und Richterw 65 Merari [denn aus diesen beiden Levitengeschlechtern waren sie genommen V. 1 u. 10]. VII« V. 20—28. Einen Anhang zu der ersten Klasse, wie schon in der Jlunnl zu Rad. U, 5 angedeutet, bil- den die Verwalter der Sihähe des HeitlgthiiiuV sie bestanden ans 3 Jtlitheiliingen naeh den 3 vrrlkhtkdeiieii Jirten dieser Schätze, doeh hatte die erste Zlbthellung zwei Vorsteher, während die beiden andern Jtbtheituiigeu unter je einem Fürsten standen. 20. Von den Lebiten sder einen, in Kaki. 24, 6 ff. erwähnten Klasse, also von den Priesterdieneriij aber war Ahia snach verruuthlich richtigerer Lesartk waren ihrer etliche] über die Schiitze des Hauses Gottes, und über die Scheine, die geheili- get wurden s»ogl. Anat. zu V. 28]. «) Der Name Ahia, der in den vorhergehenden Verzeichnissen nirgend vorkommt, fällt hier aus; dagegen übetsetzt die Scptliagintm Kot! ohne-cito« åö5Tcpo2oi13ra31-s; sie hat also statt III« gelesen Erd-me, was dem Zu- sammenhaiige weit besser entspricht· 21. Von den Kindern Laksdan, der Kinder der Gersoniten [wie in Kap. 24, 7 ff. nachgewiesen worden, nennen wir die zu Verwaltern der Schätze des Heiligthums bestimmten Geschlechter zuerst]- Vvu Laedan waren Häupter der Väter [die in der angeführten Stelle Vezeichneten], nämlich die Je- dichten. 22. Die Kinder der Jehieliten waren: Se- thaiu und sein Bruder Seel, sdiese also wurden gesetzt] über die Schätze sdes Hei-ligthums] des Hauses des HEcru. 23. Unter den Amramiteu, Jezehariten He- broniten und Usieliten [uin diese 4 Geschlechter der Kahathiten Kur. 7, 2 mit einander zu vertreten] 24. War [der von Amram hertIammendeJ Sebuel [Kap. 24»- 15»f.], der Sohn Gersouy des Sohns Mose, Furst uber die Schuhe. 25. Aber sein Bruder Elieser hatte [wie in Kap. 24, 17 bereits erwähnt] einen Sohn Rchabjcn deß Sohn war [wie dort noch nicht gesagt wurde] Jesaja szu unterscheideii von dem gleichnamigen PropheienL deß Sohn war Forum, deß Sohn war Stehn, deß Sohn war Seit-with. 26. Derselbe Selomith und seine Brüder sdie zu ihm gehörigen Leviten] waren über alle Schilsze der Gebctligten sderienigen Weihegeschenke], welche der König David snach dem, was er in Kap. III, 14 selbst von fich erzählt] heiligte, und snächst ihm, durch sein Exempel und seine Ermahnung dazu angeregt Kap. AS, 17 ff.] die obersten Vater unter den Obersten über tausend und über hundert, und die saubern] Obersten itn Heer sagt. Kap. 29, 14 ff. u. Kaki. 30, 1 fs.]. 27. Von Streiten und Ranben svon der in Davids Kriegeu gemachten Beute] hatten sie ed gehcitigt [Kap. 19- 7 ff.l, zu bessern swörtlickit stark zu machen, d. i. recht groß und herrlich auszubauen 2. Ehren. 2, 51 Das Hans des HErttn Dächselli Bibelwein 28. Auch alles, was Samuel, der Seher sder seiner Zeit schon den künftigen Tempelbau im Auge hatte Katx 10- 22 f.], nnd Saul, der Sohn Kio l1-SOI1I« 14, 47 f·]- und Almen dcr Sohn Ner [Saul’s Feldhaiiptinann 1.Sain. 14, 50 f.], und Zeus, der Sohn [der] Zcruja kDaoiiro Feldhaikpk Maus! 2. Sand 8- US]- gkhciliget hatten, alles Geheimste» war unter der Hand Sclomith und seiner Bruder. - Drei Arten von Schätzen werden in unserem Ab- schnitt unterschieden, deren Verwahrung verschiedenen Beaniteii anvertraut wurde. l) Die Jchielitem Se- thaiu und Joel (V. 21 s.), hatten die Aussicht über die Schätze des Gotte-wallten, weiche, nach Kap. 30, 6—8 zu schließen, durch sreiwillige Gaben zusammengebracht wurden; L) Sebuel (V. 23 s.) war Fiirst über die Schätze, welche durch die regelmäßige Abgabe des Kons- geldes (2. Mos 30, 11 sf.), durch die Lösegelder fiir die Erstgeborciien (4. Mos. 18, its) oder sllr Gelobtes (3. Mos- 27, I ff. — vgl. L. Köln 12, 4) ausiaeneiu 3) Selomith und feine Brüder (V. 25 ff) hatten die Aussicht über die Weihegesihenkcy welche auch in Köu. 12, «18 als eine besondere Abtheiliing der Tempelschätze erscheinen. Da Setham und Joel zum Geschlecht der Gersoniterh Sebuel und Seloinith aber zu dem der Kahathiten gehörten, so war das Geschlecht der Merarii ten bei der Verwaltung der Schätze nicht bctbeiligl; ebenso blieb bei dem Amt der Thorhilter (V. 1 ff) das Geschlecht der Gersoniten uubetheiligh in drin äußer- lichen Werk der Amtleule und Richter. (V. 29 fs.) dage- gen wurden ausschließlich Kahathiten herangezogen, ver- niuthlich weil man dies Werk für einen Ersatz, des lrlis heren ansah, da sie das Abbeechein Tragen und Aus- stellen des heil. Zeltes zu besorgen hatten, welches Ge- schäft init dein Bau eines festen Golteohauscs ja für immer hinwegsiei still· v. est-ge. Endlich die vier« Klasse, die a« Jtiutteiite und Riihtey aus liahatlsiterii der beiden Gesihlechter Iezear und ijebron bestehend, theilte sich in diejenigen, welche dlksseit deg Jordan iiii Wesllaiidg nnd in die andere, uielttse jenseil der! Jordan iiii Gebiet der drittehalb Stiiiiiine dag Juni zu verwalten hatten iiiid sowohl zu allerlei Geschäften des HErrn, als zum Dienst deg Könige bestimmt waren. 29. Unter den Jezehariten sder zweiten Ab« theilung der Kahathiten Kuh. 7, 16 u. is] war sder in Katz. l6, 22 n. 27 genannte] Chcnanja zum Werk draußen saliszerhalb der Stadt und des Tempels] über Israel sbestimmiL Aiutleute und Richter [voii denen in Kuh. 24, 4 die Rede war, wurden aus dieser Klasse entnommen] Lin. Unter den Hebroaiten aber sder dritten Abtheilung der Kahathiten Katz. 7, 16 u. 18] war Hasabja und seine Brüder, fleißige Leute, tausend und siebenhundert über das Auit sdie fesien Av- gaben an den Tempel beiziitreibeih welches Amt ebenfalls zu den äußerlichen Geschästeii im Hause Gottes gerechnet wurde Neliem U, 16., und zwar diese Abgaben beiziitreibeii ans] Israel, dtesseit des Jordan, gegen Abend saue- deni westsordaiik schen Lande Jos 22, 7], zu allerlei Geschäft des Dur« 1. s. 5 66 I. Chronika 27, 31. 32. 28, 1—24. HErrn swurden sie ferner gebraucht] und zu die- nen dem Konig is. V. 32]. Si. Jtem slateinisches Wort, so viel als: ferner, desgleichen], unter den Hebroniien [der nämlichen Abtheilung der Kahathiten V. «30] war [der in Kap. 24, 19 genannte] Jena, der Vornehmste unter den Hebroniten unter den Vätern [unier denjenigen Hebronitem welche Vaterhäusern vorstandens Es wurden aber unter ihnen gesucht sNachforschungen über ihren Ursprung und Bestand angestellt] und [als Ergebniß dieser Nachforschungen] fanden, im vierzigsten Jahr des Kdnigreichs David— [dem letzten seiner Herrschaft Kap. so, 27], fleißige Manner zu Jaeser in Gilead [in dem Lande jenseit des Jordan 4. Mos 21, 32], 32. Und ihre [richtiger: s eine, des vorhin genannten Jeria] Bruder, fleißige Mannen [be- trugen zusammen] zwei tausend nnd siebenhundert oberste Vater sHäupter von Vaterhäuserns Und David sehie sie swegen der an ihnen erkannten Tüchtigkeit und ihres hohen Ansehens] uber die Rai-kalter, Gaditer und den halben Stamm Ma- nasse [zu Aufsehern], zu allen Handeln sAngelegem huren] Gottes und des Konigs. Neben dem allgemeinen, der Chronik mit aller theo- kratischen Geschichtschreibung gemeinschaftlichen Zweckq dem Volke die Geschichte als Spiegel vorzuhalten zur Ermahnung zu treuer Anhänglichkeit an seinen Schutzi und Bnndesgott und zur Warnun vor sündlichem Ab- fall von ihm, hatte der Verfasser unsers Buchs noch einen besonderen Zweck; er beabsichiigte nämlich den eben erst aus dem Exile zuriickgekehrten Jsraeliten aus der Ge- schichte der Borzeit zugleich solche Nachrichten zu liefern, welche ihnen zur Regelung ihrer bürgerlichen Angelegen- heiten und besonders zur Anordnung des öffentlichen Gottesdieiisted von Werth sein konnten. Dazu konnte ihnen weder die Geschichte Saul’s, welcher für den Cul- tus nichts that, noch die Geschichte des Zehnstäminereichs, in welchem der gesetzliche Goitesdienft ganz abgeschasst war, etwas nähen. Dagegen mußten ihnen die Geschlechtss register (Kap. 1—10) mit den einzelnen, darin vorkom- menden historischen und topographischen Notizeir von großem Werthe sein; denn aus ihnen konnten sie ersehen, von welchen Geschlechtern sie abstammen, welche Be- sitzungen ihre Vorfahren vor dem Exil inne gehabt, die sie jetzt wieder einnehmen konnten, wer Priester, wer Levit, wer wahrer Jsraelit oder von ungewisser Herkunft war. Ebenso wichtig mußten ihnen aber auch die aus- führlichen und genauen Nachrichten über den Gottesdiensi (Kap. 23—27) sein; sie dienten ihnen zur Norm, nach der sie den Cultus einzurichten halten, und aus den Levitens und Priesterverzeichnisseki ersaheii sie, welche Fa- milien in der früheren Zeit die verschiedeiieii Arten des Dienstes am Heiligthum verrichtet hatten, und konnten also deren Nachkommen wieder zu demselben Dienste anstellen (Keil.) Das 28. (sonst 2’7.) Kapitel. Dnnidbs sowohl-ersten, Fürsten, ämileuie und Hofräthiu I· v.1-—24. Doch nicht dct Tempel allein und die gottes- dieusilichen Einrichtungen sind es, denen David in den lehten Jahren seiner Regierung alle Sorgfalt zuwendet, um seinem dlakhfolget eine Jutsiflmcg zu hinterlassrm die ihm die Ausführung binnen ieurzrr Zelt möglich macht; er sorgt auch, daß dieser in jeder Beziehung einen geord- neten Slaatolzauohalt vorsinde, de: ihm eine friedliche Regierung, dazu er berufen ist, gleich uau vornherein nehm. Indem uno zuerst berichtet wird, wag er zur Ordnung des-Kriegsheer» gethan, wird damit ein Verzeichnis der Fürsten, wciche den zwölf Stummen vorhanden, verbunden. 1. Die Kinder Israel aber [soweit sie dem König Kriegsdiensie zu leisten hatten] nach ihrer Zahl [bildeten zwar kein eigentlich stehendes Heer, aber dennoch eine bestimmte Anzahl von zusammen 288,000 Mann, und] waren [über sie gesetzt] Häupter der Väter, und [Hauptleute] über tausend, nnd über hundert, und Amtleute foder Schreiber 2. Mos. Z, 11 Auen] die ans den König war- teten, nach ihrer Ordnung, ab- und zuzuziehen [die sammt den ihnen untergegebenen Mannschaf- ten nbwechselnd Dienst beim König hattenL einen jeglichen Monden einer, sso daß] in allen Monden des Jahres [zusammen zwölf Divisions-Vorsteher nach einander an die Reihe kamen]. Eine jegliche ksoiche Division oder] Ordnung aber hatte vier und zwanzig tausend [Mann]. Es ist hier von dem israelilischen Nationalheer unter David die Rede (1. Sam. 14, 52 Anm.); daneben hatte er auch eine Leibwache (2. Sam. 8, 18) und eine Herde von 600 Mann (2.Sam.15, 18), aus welcher legeren die vorzüglichsten Helden (2. Sam. 23), auch die ber- anfiihrer der 12 Abtheilungen des Nationalheeres waren. 2. Ueber die erste Ordnung des ersten Mon- den l2s Mel« 12- 2 Anm-] war Jesabeam, der Sohn Sabdiel [ein Abkömmling des Geschlechts Hachmon Kap. 12, 11; Z. Sam. 23, 8]; und unter seiner Ordnung waren sgleichwie auch unter der Ordnung der im Folgenden namhaft gemach- M! Anführer V. 4 fs.] vier und zwanzig tausend. Z. Aus den Kindern aber Perez [also aus demselben Geschlecht, dem auch David seiner Ab- stammung nach angehörte Ruth 4, 18 is] war [er, dieser Jesabeam, und] der Oberste übel? alle Hauptleute der Heere im ersten Monden swährend der Oberste über alle Heere des ganzen Jahres Joab war V· 34]. 4. Ueber die Ordnung des andern Monden W« lEIeOsaD der Sohn? Dodai, der Ahohither sein Abkömmling des Geschlechts der Ahohithen sind· 12- l2; 2. Sam. 23, 9J, und Miiloth war Furst itber seine Ordnung; und unter seiner Ord- nung waren vier und zwanzig tausend. «) Unsireitig sind die in Paranthese eingeschalteten Worte durch ein bloßes Versehen ausgesallen und müssen im Terte hegeftellt werden· Z. Der dritte Feidhauptmann des dritten Monden, der Oberste kdieser Division] war Broccia, der Sohn Jo1ada, des Priesters; und unter seiner Ordnung waren vier und zwanzig tausend. Ordnung des Kriegsheeres Namen der Feldobersten und Stammesfürsten. 67 s. Das ist der Beuaja, der Held unter dreikk gen und uber dreißig sRitter aus der Klasse er Comthure Kap. 12, 22 ssx S. Sam. 23, 20 ff.]; un? bsegne Ordnung war itnter seinem Sohn Am- m a a . As JDek vierted im vierten Monden war a el da ’s Bru er [der aber längst todt war 2. Sagt. g, 18 sei, und uach ihm Strand, seit: Sohn; utitdfunlter seiner Ordnung waren vier und zwanzig an en . Um das Andenken dieses tpelden (Kap. 12, 26) zu ehrånb lsysattizkDavidb die direkt; voglscicåerfi hJlZsHTHiTIisiZneU e M Aktien. kkicill « Eil» et? U te am! dtear Sohn des Verstorbenetisz AehniicheerVerhältiiisse mögen zu Grunde liegen, wenn auch bei andern Divisionen außer dlejtäinkigteiiirtliichen General noch ein anderer Oberster ge- 8. hDer fünfte im fünften Monden war Samehut [oder Samoth Kap. 12, 27., auch Samma genannt S. Sam. 23, 11 f.], der Jesui- hitherz und nuter feiner Ordnung waren vier und zwanzig tausend. I. Der sechste im sechsten Monden war Frass-der FZhnLFP der Thelolter [Kap. 12, 28; . am. , . 10. Der siebente im siebenten Monden war Dein, der Peioniter [Kap. 12, 27; S« Sam. 23, 26], ans den Kindern Evhraintz und unter seiner Ordnung waren vier und zwanzig tausend. 11. Der achte im achten Monden war Si- bechai, der Husathiter [Kap. 12, 29., in 2. Sam. 23, 27 Mebunai ge1iannt], aus den Sarehitern [Kap. 4, 4]; nnd unter seiner Ordnung waren vier nnd zwanzig tausend. 12. Der neunte im neunten Monden war Abiesey der Anthothiter [Kap. 12- 285 ASCII-1- 23, 27], ans den Kindern Jemini sBeiiiamiii 2. Sam. 19, 16 An1n.]; ijndtnnfterdseiiier Ord- nung waren vier und zwanzg an en . 13. Der zehnte im zehnten Monden war Maherah der Netophatiter [Kap. 12, 303 Z« Sam- 23, 28], ans den Sarahitern s? 11]; und nntgr seiner Ordnung waren vier un zwanzig tan eii . 14. Der elfte im elftcn Monden war Be- naja, der Pirgathonitcr [Kap. 1"2- 315 2. Sums 23, 3o], aus den Kindern Ephraimz nnd unter seiner« Ordnung waren vier und zwanzig tausend. 15. Der zwölfte in: zwolften Monden war Heidah der Netovhathiter [inFKk1p. 12-s3(()SH0l;d und in 2. Sam. 23, 29 in oge eine chrei - fehlers Haleb genannt], aus [dem Geschlecht des Richiersj Athniel [Richt. I, 12 ff; Z, 9 fis; undf nziter seiner Ordnung waren vier nnd zwanzig an en . 16. Ueber die [zwölf] Stämme Israel aber ssidswiechiiläkr de]n StamdrkisLeltk näh das ;Jl))r·iest:r- geche t aron waren ee ie tamme aup er zur Zeit David-ei: Unter den Rubenitern war Fürst Eliesen der Sohn Sichri. Unter den Si- meonitern war Sephatja, der Sohn Maecha 17. Unter den Leviten war Hasabia, der Sohn Keluuei. Unter den saus diesem Stamm ausgesonderten und zum Priesteramt berufenen] Aaronitern war Zadok [Kap. 7, 12; 25, Si. 18. Unter Jnda war Eiihn soder Eiiab], aus den Brüdern Davids sund zwar dessen älte- ster Bruder 1.Sam. is, G; 17, 13. 28]. Unter Jsaschar war Amt, der Sohn Piichaei. 19. Unter Sebnlon war Jasmaja, der Sohn Obadja Unter Naphthaii war Jerimoth, der Sohn Asriel. 20. Unter den Kindern Ephraim war Hosen, der Sohn Ahasja Unter dem halben Stamm Mauafse sdiesseit des Jordan] war Seel, der Sohn Pedaja 21. Unter dem saubern] halben Stamm Manasse in Gilead sjenseit des. Jordan] war Jddo, der Sohn Sacharsa Unter Benjamin war Jaesiel, der Sohn Abner [1. Sam. 14, 50 f.]. 22. Unter Dan war Asareei, der Sohn Je- roham. Das sind die Fürsten der Stämme Israel. Es sind 12 Stämme aufgeführt; da aber eincsthcils der Stamm Lebt mitgczählt ist und anderniheils der Stamm Manasse nach seinen beiden Hälften doppelt zählt, so sind, um die Zwölfzahl festzuhalten, die zwei Stämme Gad und Asser außer Ansatz geblieben, was wohl dem Sachvcrhältuiß entsprichh indem Gad in bürgerlicher Hinsicht zu Halb-Manasse in Gilead und Affe: zu Naphthali gerechnet wurde. Jn Betreff der Reihenfolge scheint auf die geographische Lage der ver- schiedenen Stammgebicte Rücksicht genommen zu sein (vgl. Karte 1ll.). 23. Aber David nahm [als er die in Kuh. 22, 1 ff. berichtete Zahlung Jsraels vornehmen ließ] die Zahl nicht derer smit einst« die von zwan- zig Jahren nnd drunter salso noch nicht waffen- pslichtig 4. Mos 1, 2 f.; 26, L] waren; denn der HErr hatte geredet [den Erzväterti verheißen 1. Mel. 17; 26- 43 32- 12J- Israel zn mehren wie die Sterne ain Himmel seine durch- greifende Volkszählung bis herab zu den Jüngsten wäre also Verniesseiiheit und Vorwitz gewesen] 24. Joab aber, der Sohn Zeruja, der hatte [damals allerdings] angefangen snach des Königs Befehl von zwanzig Jahren an und drüber] zu zählen, und volletidete es reicht [doch brachte er die Zählnng tiicht zu Ende, indem die beiden Stämme Levi und Benfamin ungezählt blieben Kap. 22, 6], denn cs kam dartun sauch schon wegen einer solchen Zählung, weil sie nicht von dem HErrn befohlen, sondern von dem König aus eigener Piachtvoll- karnmenheit und im Dienste seiner Eitelkeit ange- ordnet worden warJ ein Zorn über Israel; darum kam sselbsij die Zahl [die Joab bereits angegeben hatte Kap. 22, b] nicht in die Chronika des Königs David [welche von den wichtigsten Ereignissen seiner Regierung handelt]. II» 68 I. Chronika 2»8, 25—-34. W, 1—7. il« v. 25—34. eurem: satt-ei act) en: verziert-nie der Beamten, welche Danidw Meinigen, sein Besitz— thum an Kentern, Wcinbergen nnd pslauzungem sowie seine ane Kindern, Minuten, Esrln und Saiafen be— behenden Heerden bemalt-ten; womit dann weiter ein Verzeichnis noch anderer Beamten verbunden in, das ein Gegentiürli bildet zu den ähnlichen Verzeichnlssen in Lan. l9, 14; D. Saat. s, 15 ff· n. 20, 23 ff. 25. Ueber den Schaß des Königs sder in Jerusalem verwahrt wurde] war Asmabeth, der Sohn Abtei; nnd über die Schåtze [die aus feinem Eigenthum] aus dem Lande saußerhalb der Haupt: findt] in Stadien, Dörfern nnd Schlössern seinsarn gelegenen, nur wenige Bewohner zählenden Ort- schaften 2. Kön. 17, 93 18, 8 einkamen] war Jonathaw der Sohn Ufta. · · W. Ueber die Aekekleute sdie auf den könig- lichen Domänen oder Krongütern stationirt waren], das Land zn bauen, war Esel, der Sohn Chelub 27. Ueber die Weinberge war Steuer, der Ramatbiter saus Narna im Stamme Benjamin I. Sam. i, 1 Anm.]. Ueber die Weiateller nnd Schåtze [vorhandenen Vorräthe] des Weins war« Sabdi, der Siphimiter saus Siphim im südlichen Theile des Landes 1. Sam. 30, 28]. » 28. Ueber die Oelgcirten nnd Maulbeerbanine [Syeomoren-Forste*"] in den Auen [in der Ebene Sephala Jos 9, 2 Anm.] war Baal-Hanan, der Gaderiter saus Gader oder Gador auf dem Ge- birge Juda Kuh. 12, 13; 15, 58]. Ueber den Oelschah [Oelvorrath] war Zeus. «) Schon in l. Köin I0, 27 hörten wir, daß die Sheomore oder der Maulbeerfeigenbaum (l. Mos 50, 26) besonders häusig in der Niederung längs der Küste des mittelländischen Meeres wuchs, und ihr leichtes, ungemein danerhaftes Holz zu gemeinen Bauten ver- wendet zu werden pflegte, während das Holz der Ceder zu Prachtbauten diente (Jes. I, l0). Den Blättern und dem äußeren Ansehen nach ist der Maulbecrseigens baum dem Niaulbeeebanm ähnlich; daher im Griechisehen und Lateinischen für beide Arten von Bäumen Verwandte Worte gebraucht werden womit-»aus oder unisonen-so- — sonnigen-on; sycomorus — mai-us) ja nicht selten wird letzteres Wort, auch bei den gricchischen Klassikern, für eksteres gesetzt, weshalb man bei Luk. 17, 6 nicht weiß, ob die Sycomore oder der Maulbeerbaum der in Palästina slch ebenfalls findet, wenngleich nicht so häusig als die Sycomore, gemeint sei (Luther hat übekall, selbst da, wo bestimmt die Syeomore genannt ist, nur »Ntaulbeer- baum« übersefh s. Lut l9, 4.) Als Vaterland des in das Feigenge chlecht gehörenden Maulbeerfeigeiibauins kticus sycomoriisz L) galt Egydten (Ps. 78, 47); er iebt einen trockenen Boden und kommt in Ebenen nnd Niedcrungcn am besten fort, fehlte dagegen in Ober- Galiläa Der knotige Stamm wird beträchtlich hoch (40—50 Fuß) und treibt sehr viele, slch weit ausbreitende, oft 40 Schrtt im Durchschnttt messende und reichlichen Schatten gehende Aeste; die Blätter haben eine schöne grüne Farbe, sind herzförmig und unten filzigz die lern- losen Früchte sctzen sich an: Stamme und an den größe- ren Aesten an, sehen gelblich aus und gleichen an Ge- stalt und Geruch den Fugen. Sie werden viel von geringen Leuten gegessen; um sie zur Reife zu bringen, muß man sie in der Gegend des Nabels mit einem scharfen Jnstrument oder auch blos mit dem Nagel etwas aufritzen, dann bekommen sie in 3—4 Tagen einen sehr süßen Geschmach an der Stelle der abgebrochenen Fcigen aber kommen alsbald wieder andere hervor, so daß der stets belaubte Baum bis siebenmal im Jahre Früchte trägt· Der Stamm des Baumes wird sehr dick und dieser selbst mehrere Jahrhunderte alt. Wenn in Kuh· 7, 14 seines Wcissagungsbuchs der Provhet Amos von slch sagt, er sei »ein Kuhhiete, der Piaulberren ablieset«, so ist, wenn man die Worte im Grundtext anficheh unter den Auslc ern streitig, ob der Propbet sieh damit als einen wohshabendcn Mann bezeichnen ivolle, der außer einer eigenen Heerde von veredelten Schafen und Ziegen auch eine Sycomorenpflanzuug besessen, aber dein Pliss- lichen Zuge des Geistes in großer Entscheidung gehor- chend sein bcquemes Leben verlassrn habe; oder ob er sich damit als einen in ärmlichcn Verhältnissen lebenden Hirten zu erkennen gebe, der nach Art der geringen Leute von Maulbeerseigen lebte und von sich selber gar nicht den Einfall haben konnte, als Prophet aufzutretem alle Weissagung sei vielmehr eine Gottesgabe von oben her, die da kommt, wie der HErr will und austbeild Offeni bar ist jedoch letzteres die allein richtige Auffassung und wird auch von den meisten Schristerklärerii der Gegen- wart festgehalten. - 29. Ueber die Weiderinder zu Saron [Jos. 9, 2 Anm.] war Sitrai, der Saroniter saus jener Gegend, die sich fo»trefflich zur Viehweide eignete, gebürtig] Aber uber . die Rinder in Gründen swelche über das ganze Land zerstreut in diesen oder jenen Thälern weideten] war Saphah der Sohn Adlau 30. Ueber die Kameele war Obilk der Js- maeliter. Ueber die Esel war Jehedja, der Me- ronoibiter saus dem sonst unbekannten Orte Me- ronoth]. «) Der Name bedeutet im Arabischen einen, der Kameele weidet. Auch Ausländcr befanden slch unter David’s Beamten; denn Odil war ein Jsmaeliterz und Jasis ein Hagariten vielleicht aber lag auch Meronoth in demjenigen Gebiet, welches David in Folge seiner Erobernngen tin Ostjordanlande der israelitischen Herr— schaft unterworfen hatte und das besonders für Schaf» Kameeli und Eselzucht sich eignen. » 31. Ueber die Schafe war Jasis, der Einga- riter»[Kap. 6, is, 19J. Diese waren alle Ober- sten uber die Guter des König David. Davids Besitzungeii bestehen aus dem, was den Reichthum eines Nomadensiirsten bildet, und zugleich aus dem, was dem Könige eines geordneten, auf der festen Grundlage des Ackerbaues und des geregelten Verkehrs ruhenden Staates die Mittel zur Behauptung und zur Befestigung der Herrschaft darbieten Nicht zufällig kann es fein, daß gerade zwölf Beamte ausgezahlt werden; die Verwaltung der königlichen Besitzthükner war nach 12 Abtheiluiigeit bestimmt, so daß die Zahl, die sonst so oft in den politischen und religiösen Einrichtungen des Volks als Norm hervortritt, auch für die Anordnung der hier in Betracht kommenden Dinge maßgebend war. (Bertheau.) « se. Jonathan aber, David-s Vetter [Ver- wandter d. i. Bruderssohn oder Neffe Kap. 21, 7], war der Rath, nnd Hofmeiftey und Kanzler sdie Worte sind, da nach Kap. l9, 16 Sausa des Königs Schreiber war, vielmehr so zu übersehen: Verzetchniß der Hof- und anderen Beamten Davids 69 war Rath oder Rathgebey ein verständiger und gelehrter Mann]. Und Jehieh der Sohn Hachmoni [d. i. ein Abkömmling des Geschlechtes Hachmom wie der in V. 2 genannte Jasabeam Kap. 12- 11], war bei den Kindern des Königs [als Erzieher und Pfieger]. II. Ahitophel [in der Zeit vor Absalom’s Empörung] war anch Rath des Königs [2, Sam. H, 31 Atem] Husai, der Arachitey war des Königs Freund [2. Sam. 15, 32 fs.]. 34. Nach Ahitophel [der sich selbst tödtete 2. Sam. 17, 23] war sRathgeber des Königs] Jojada, der Sohn Benaja soes Anführers der königlichen Leibwache Kap. 19, 17., der den Namen seines Großvaters trUgL Und [ebenso] Abjalhar [der Hohepriefter aus Jthamars Geschiecht Kap. 19- 16]. Jvab aber war Feldhanptmann [Kap. 19, 15]. Wenn hicr mit wenigen Ausnahmen andere Männer als in den Verzeichnissen Kap. 19, 15 ff; Z. Sam. 8, 15 ff; 20,-23 ff. vorkommen, so ist in Beirachi zu ziehen, daß theils Beamte flir andere Dienstzweige fein Rath- geber und einer, der bei des Königs Kindern war, kom- men in den übrigen Verzeichnissen nicht vor), theils Beamte, welche nach einander dasselbe Amt verwaltetety aufgezählt werden. Das 29. (fonst 28.) Kapitel. Davids letzter: Reichstag, wegen des Tempel- baues angestellt. I« V. l — Kap. 30, W. oilit ilebergehung der in l. Ahn. 1 mitgetheitten Geschichte von Jldoniers Use-tha- tiousversuch und der dadnreh veranlaßten Erhebung Sa- lonio’s zum Könige uoeh bei Lebzeiten des Vaters, weiche als Xamilieugesetsieizte in den Plan der Chraaiiea nicht hineingehörh wird von letzterer der in deu Königsbücheru nicht erzählte letzte Reichstag uns beschrieben, den David einige Zeit nach jener Erhebung Saloencss mit den Stammsiirsteu seines volles nnd den obersten Würden— trcigern seines Reiche; til-hielt. Er stellt da den versam- melten seinen von Gott zum Thronfolger bestimmten Sohn vor, ermahnt sie zum Halten der göttlichen Gebote, legt ihnen deu iian des Tempels an’s Herz, nliergiebt dem Salomo ein Modell desselben mit allem Material, das er zur Ausführung des Baues zusammengebracht hat, und fordert seine Umgebung zn einer Beisiruer dafür ans, welche aurh bereitwillig gewährt wird; darauf schließt er diese letzte seiner dtegiernngghandlungeu mit Lob nnd Dann gegen Gott uud mit einem großen Opfer-feste, bei welchem die versammetten Reime-stände Satan-o zum an- dern otial zum biiinig machen und ihn vor Srhova zum Xürsieu saiben. 1. Und David versammelte seinige Zeit, nach- dem er Salomo zu seinem Nachfolger ernannt hatte 1. Kost. 1, 5—53] gen Jerusalem [in sein Refidenzscizloß auf Zion Kap. 12, 8] alle Obersten Israel, namlikis die [in Kap. 28, It; ff; namhaft gemachieiq Fursten der Stamme, die Furstewder kzwslf Miiitärq Ordnungen, die auf den Konig warteten [und alle Monate einander im Dienst ableiten Kap. 28, 2 ff.], die Fürsten aber tausend nnd über hundert [die jenen untergeordneten Haupt- leute des Nationalheeres Kap. 28, 1], die Fürsten über die Güter nnd Das] Vieh des Königs and seiner Söhne svon denen in Kap. 28, 25 ff. die Rede gewesen], mit den Kåmmerera lsonstigen Hofbeamtens die Kriegsnninner [die in Kap. 12, 10 ff. außer den Fürsten der 12 Militairordnuns gen erwähnten Helden] und alle tahfere Männer. 2. Und David, der König [trotz der großen Schwäche, womit er in seinem Alter heimgesucht war J. Kön. I, 1-4], stund aus seinen Füßen [1. Kiin. 1, 53 Anrn.], and sprach [als er nun den Reichstag eriifsnete]: Höret mir zu, meine Brüder und mein Volk. Ich hatte mir vorgenom- men, ein Haus zu bauen, da ruhen sollte die Lade des Bandes des HErrn, und [die mit ihrem Gna- denftuhl 2. Mos 25, 17 ff. bestimmt ist zu sein] ein Faßschemel den Füßen unsers Gottes [Ps. II, Z; 132, 7; Jes. 60, 13; Klagei. S, 1], nnd hatte mich sdurch Anschafsung von allerlei Material Kap. 23, 2 ss. 14 ff.] geschickt zu bauen. Z. Aber Gott ließ mir sagen sdurch seinen Propheten 2. Sam. 7, 4 ff.]: Du sollst meinem Namen nicht ein Haus bauen; denn da bist ein Kriegsmann, and hast Blut vergessen [2.Sam. 7, 11 Aum.]. Das Kriegführen und Blntvergießcn ist objektiv und subjektiv soviel mit der Sünde verhängt, nnd wie Gott ein Gott des Friedens, nicht des Krieges ist, so tst das Kriegsührem wenn auch gottbefohlen und gottbelohnt, doch kein eigentlich positiv göttlichcs Thau. Friedliche Hände fchicken sich zum friedlichen Werke. (Merz.) Vgl. Virg- Aew 1l., 717 ff. 4. Nun hat der HErr, der Gott Israel, mich erwählet aus meines Vaters ganzem Hause, daß ich [in dem von mir abstammenden Geschlecht] König über Israel sein sollte ewiglich [so lange überhaupt ein eigenes Königthum in Jsracl be- stehen wird]. Denn et hat staut des Segens Jakobs 1. Mai. 49, 8 ff] Jnda erwahlet zum Fürstenthutm und im Hause Juda staut des an Samuel ergangenen Worts 1. Sam. IS, I] meines Vaters Hans, und unter meines Vaters Kindern hat er Gesallen gehabt an mir, daß er mich über Israel zum Könige machte [1. Sam. is, 12]- 5. Und [nun weiten] unter allen meinen Söhnen — denn der HErr hat mir viel Söhne gegeben [Kap. Z, 1 ff.] — hat er meinen Sohn Salomo erwähnt, daß er sthen soll aus dem Stuhl des Königreiehs des HErrn aber Israel [Kap. 23, 5 Atem] s. Und er hat mir geredet [Kap. 18, 11 ff.]: Dein Sohn Salomo soll mein Haus und seen dasselbe umschließendeu Vor-J Hof bauen; denn ich habe ihn mir erwahiet zum Sohn, nnd ich will sein Vater sein [2. Sam. 7- 14 f-; 12- 2513 7. Und will sein Königreich bestätigen ewig- lich, so er wird anhalten, daß er thue nach meinen 70 1. Chronika 29, 8-—21. so, 1—4. Geboten uud Rechten lwelche Zusage er denn auch bereits angefangen hat zu erfiillen], wie es heute stehet [2. Chron. s, 15]. 8. Nun vor dem ganzen Israel, der Gemeine des HEtrn [die ja erfährt, was ich jetzt zu euch speeche], und vor den Ohren unsers Gottes sder mitten unter uns gegenwärtig ist, lege ich euch die dringende Mahnung an’s Herzjx So haltet und suchet alle Gebote des HErrn, eures Gottes, auf daß ihr besihet das gute Land [das er den Vätern verheiszen und uns auch wirklich gegeben hat], und-fes] beerbet auf eure Kinder nach euch ewig- lich [5. Mos 4, 23 es; so, 15 ff.]. 9. Und du, mein Sohn Salomo, erkenne den Gott deines Vaters sDavid V. 20., der an die- sem so wunderbar sich verherrlicht und ihm alle- zeit geholfen hat 2. Sam. 22, 1 sf.], und diene ihtn mit ganzem Herzen nnd mit williger Seele. Denn der HErr suchet sprüfet und erforschetJ alle Herzen iPi 139, 1 ff; Apostg I, 241 und ver- stehet aller Gedanken Dichten* [schon zum Voraus, noch ehe sie sich bei uns regen, und besser als wir selbst sie einsehen mögen Joh. 2, 25]. Wirst du ihn suchen, so wirst du ihn finden [5. Mos 4, 29]; wirft du ihn aber verlassen, so wird er dich ver- werfeii ewiglich [2. Chron 15, -2]. 10. So siehe nun zu [und beobachte alles, was ich dir im Folgenden V. 11 ff. weiter sagen werde, aus Liebe zum HErrn auf’s Pünktlichsies denn der HErr hat dich erwählen daß du ein Haus bauest zum Heiligthum [in welchem die Lade des Bundes als das eigeutliche Heiligthurn beständig ruhe]; sei getrost llaß dich deine Jugend und die Größe des Vorhabens nicht abschrecken Kap. 23, 5——16] und mache es snach dem Vorbilde, das ich dir jetzt geben werde]. V) Das Wort dichten ist wie so manches schöne Wort, dem man die fremde Hcrkunft nicht inehr ansieht, durch die Kirche aus dem Latcinischen iu’s Deutfche ein- gehungert; es ist das lateinische die-take = diktireii oder zum Nachschreiben vorlagen, und bedeutet l) zunächst: das Ausgefonnene und geistig Geschaffeiie nieder· schreiben oder zum Niederschreibcn vorsagen, damit es gelesen oder gesungen werde. Daraus eiitwickelt sich Z) die Bedeutung: etwas schaffen, erdenken, ausfiniiem häutig mit dem Nebeiibegriff der bösen Abstcht (1. Mos 8, 21; Sirach17, 30; KlageL Z, 62; Röim 1, 2l); damit ist dann Z) eine weitere Bedeutung verwandt: sinnen, nachdenken (1. Kön. IS, 273 Sprüchiu 15, 28). 4) Im Niederhochdeitischeit hat es gewöhnlich den Sinn: Verse machen (Kap. 17, 9; 2. Chton. 23, 18; Pf. 7l, 24z 45, L; i08, 2); davon kommt a. der Dichter (1. Kön. 4, 3l), b. das Ge- dich! (Ps. 49, 5; Esra3,10). Jm Mitteihochdeutschen lautete das Wort tihten (wie überhaupt in frühe auf- eiiommenen Wörtern die mediti d sich zur tenuis r ortschiebt); darum schrieb Luther tichten, wie fiel) auch in den meisten älteren Bibelansgaben diese Schreibiveife noch vorfindet. 11. Und David gab sindem er die letzten Worte V. i0 sprachl seinem Sohn Salomo ein Vorbild feinen Grundrißj der Halle [1. Kön. S, 3], und seines sdes Tempels] Hauses [oder des eigent- lichen Tempelgebäudes I. Kön. S, Z. 4. 9], und der Gemächer [in dem Seitenbau I, Kön. 6 5 f.] und Seite [der Obergemächer über dem Aller- heiligsteii I. Kön. 6, 2 Anm.], nnd Kammcrn iu- wendtg [des inneren Raums der Halle und des Heiligen] und des Hauses des Gnadenstuhls sdes Allerheiligstem in welchem die Lade mit dem Gna- densiuhl aufgestellt werden sollte 1. Kön. S, 14 ff.]. 12. Dazu Vorbilder [oder Modellej alles ld»EsseI1J, was bei ihm in seinem Gemüthe war, namiich des Hofes am Hause des HErrn [der beiden Vorhöfe, von denen das Tempelgebäiide umschlossen sein sollte I. Köln 6, 14 sf.], und allet sim äuße- ren Vorhof anzubringenden I. Kön. S, 36 Anm.] Gemächer umher, [der Gemächer zur AitfbewahrUiigJ des Schatzes im Hause Gottes, und des Schatzes der Geheiligten [Kap. 27, 26 ff.]; »13. Die Ordnung der Priester und Leviten swte er nach dem, was in Kap. 24—27 davon berichtet wurde, sie festgesiellt hatte, übergab er ihm auch, nämlich in einem fchriftlichen Aussage] und [die Ordnung] aller Geschäfte des Amts im Hause des HErru [mit Bezeichnung der dazu er- forderlichen heiligen Gefäße]; 14. [Ferner iibergab er ihm in summarischer Aufzählung] Gold nach dem Goidgewicht swieoiel an Gewicht nöthig war], zu allerlei Gefclßen eines jeglichen Amts, und allerlei siibern Gezeug nach dem Gewicht, zu allerlei Gefaßen eines jeglichen Amis [Kap. 7, 50 f.]; 15. Und Gold zu [zehn] güideuen Leuchtern und [1())(7] guidenen Lampen [Kap. 7, 49], einem jeglichen Leuchter nnd seiner kaus sieben einzelnen Lampen bestehenden]- Lampe sein Gewicht; also auch zu silbernen Leuchtern gab er das Silber, zum Leuchter und seiner Lampe, nach dem Amt eines jeglichen Leuchtern M— AUch gab er zu gehn] Tischen der Schau: brode [1.· Kein. 7, 481 Gold, zu jeglichem Tisch sein Gewicht, also auch Silber zu kebensovielj sic- bernen Tischen Von silbernen Leuchtern und silbernen Tischen lesen wir sonst nirgend etwas im allen Testamciitez vielleicht aber gab es solche im Vorhofe der Priester, iveiiigstens berichten das die Rabbiiien voii den silbernen Tilschktk inan habe ans sie das Fleisch der Opferthicte ge eg. 17. Und lauter [feines] Gold zu Kreuelu sFleischgabeln l. Stirn. 2, 13], Becken [zum Auf: fangen des Bluts der OpferthiereJ und Kandel-i fsjaiinen oder Krügen 2.· Mos. 25, 29], und zu gtiidenen Becherty einem jeglichen Becher sein Ge- wicht, und [Siiber] zu silbernen Bechern, einem jeglichen Becher sein Gewicht; 18. Und zum Rciuchaitar U. Kote. 7, 481 Davids letzter Reichstag. Uebergabe des Tempel-Modells und Materials an Salomo. 71 das allerlauterste Gold, sein Gewicht; auch selber: gab er ihm] ein Vorbild des Wagens [auf dem Gott einherfährt Pf. 18, 11 oder des Stuhls, auf dem er thront Pf. 99, 1., nämlich] der [beiden] güldeuen Cherubim [1. Kost. s, 23 ff.], daß sie sich ausbtelteten und bedeckten oben die Lade des Bandes des HErru 19. Alles [fuhr David in seiner Rede fort, als er dem Salomo diese Vorbilder einhändigte] ist’s mir beschrieben gegeben [in einem eigenen SchriststückJ von der Hand des HErru, daß miclys sdieses Schriftstückj unterweisete alle Werke des Vorbiides [und ich genau wüßte, wie alle einzelnen Werke beim Bau auszuführen sind]. Sowie der HErr einst dem Mose das Vorbild zur Stiftshiitte gezeigt hatte (2. Mos 25, 40; 26, 30), so theilte er auch dem David durch Offenbarung das Vor- bild zum Tempel und seiner Einrichtung mit. (Keil.) Salomo baucte aus Gottes Befehl, nach dem Worte Gottes, seinem Vater David zugesagt (Kap· 18, 12), auch iebt ihm David das Modell oder Muster dazu; den elbst erwählien Gottesdienst und Werk mag er nicht. (Luther.) Fragt man nun, wie David den Abriß des Tempels empfangen, und was es für ein Abriß gewesen, so ist sehr wahrscheinlich, daß Gott denselben dem David entweder in einem nächtlichen Gesicht oder in anderer Offenbarung gezeigt habe, und daß ihm darnach auch von Gath und Nathan (2. Ehren. 29, 25) ein schrift- licher Abriß sei übergeben worden, welchen er nachher seinem Sohne zugestellt, daß er sich mit den Vaumeistern genau darnach richten möchte. Das ist gewiß, spricht Lundius, daß David von Gott eine vollkommene Be- schreibung des ganzen Tempels und aller Zubehör, da alles über alle Maße nett, deutlich und schön entweder abgeritzt oder geschnitzt gewesen, bekommen und seinem Sohne übergeben hat. Weil der Tempel eben also wie die Stistshütte des Messias Person, Amt und Reich und alle dahin gehenden Geheimnisse abschatten sollte, so muß auch an dem Tempel nichts nach eigenem Gefallen der Menschen gebauet werden: Hebt. 8, Z. (Starke.) 20. Und David [zu der Ermahnung in V. 10 zUrückkehreUdJ sprach zu seinem Sohn Salomo: Sei getrost»und unverzagt, nnd mache es [Kap. 23, 13. 16]; furchte dich nicht, und zage nicht. Gott, der HEry [der] mein Gott [und allezeit mein Schutz und Beistand gewefen], wird [auch dein Gott und] mit dir sein, und wird die Hand uicht abziehen, noch dieh verlassen, bis du alle Werke zum Amt im Hause des HErrn vollendest [vgl. H; Mos. 31, 6 ff.; Jos.«1, 5 sf.]. 21. Siehe da, die Ordnung [Abtheiluugen] der Priester nnd Lehnen, [die da verordnet sind] zu allen Aemtern im Hause Gottes [Kap. 24—27, und deren Oberste du auch hier gegenwärtig stehest V. 1], sind mit dir zu allen: Geschäfte, nnd [außer- dem stehen dir Handwerker und Küustler zu Ge- bote Kuh. 23, 15; 2. Chron. 2, 7., die da] sind willig und weise zu allen Aemtern [auszuführen- den Werkenjz dazu die Fürsten und alles Vol! [sind auch willig und dienstbereit] zu allen deinen handelt! [Verrichtungen]. Das 30. (sonft 29.) Kapitel. steuer zum Bau des Tempels. sulomas und Zadokbs Sendung. Daoiirs äbschieir I. Und der König David [nach dieser Zu- sprache an feinen Sohn sich wieder an die ver- sammelten Reichsstände Kuh. 29, I wendend] sprach zu der ganzen Gemeine: Gott hat Salomo, meiner Söhne einen, [zu meinem Nachfolger und zum Erbauer seines Hauses V. 2 ss.] erwcihlet, der noch jung und zart ist; das Werk aber sdas er ausrichten soll] ist groß, denn es ist uicht eines Menschen Wohnung, sondern Gottes des HErru [darum müssen wir ihn auf alle nur mögliche Weise dabei unterstützen Kap. 23, 5]. . 2. Ich aber habe aus allen meinen Kräften geschickt szurechtgemacht oder Borräthe angeschafft] zum Hause Gottes, Gold zu güldenem, Silber zu silberne-m, Erz zu ehernem, Eisen zu eisetnem, Holz zu hölzeruem Geräthe, Onixsteiue [2. Mos. 25, 7], eingefaßte Rubinen, und bunte Steine, nnd allerlei Edelgesteine szur Verzierung der Wände 2. Chron. Z, 6], und Marmelsteine sSteine von Parischem Marmor zum Belegen der Fußboden] die Menge. Z. Ueber das, aus Wohlgesalleu am Hause meines Gottes, habe ich eigenes Guts seinen von mir gesammelten Privatschatzs Gold und Silber, 4. Dreitausend Ceutner Goldes von Obhut, und sieben tausend Centuer lauteren Silberstz das gebe ich zum heiligen Hause Gottes, uber alles, das ich geschickt [zu allerhand Geräthen des Tem- pels angeschafsr V. 2] habe, [und gebe es für den Zweit] die Wunde der Hauser [der verschiedenen Gemächey Säle und Kammern Kap. 29, U] zu uberzieheu, «) Diese Summen (78,540,000 Thlr. Gold und l8,326,000 Thlr. Silber, s. 2. Mos 30, 13 Anm., dürf- ten etwa dem Vorrath an edlem Metalle gleich kommen, der in der Bank von England vorhanden ist. Man braucht aber nicht,·wie auch v. Gerlach thut, zu behaupten, die Zahlen schienen hier, wie überhaupt in diesen Büchern, entstellt und in’s ungeheure vergrößert zu sein; man hat vielmehr mit Abrah. Calovius (geb. 1612 zu Mohrukp gen m Ostpreußem ·]- 1686 als Professor der Theologie und Generalsuperintendent zu Wittenbergh den gött- lichen Swåen zu» bewundern, der dem auf den Thron ek- hobenen chafhirten so unermeßliche Schätze zugewandt hat. Vgl. Kuh. 23, 14). «) Außer Calovd Bin-is ists-tm- (Bibelerklarung) ist für unsre Zwecke von besonderer Wichtigkeit der im J. 1661 herausgegebene biblifcher Kalender, nach welchem man in jedem Jahr nicht nur die ganze heil. Schrift hinausbringem sondern auch die Sprüchwörter zweimal und die Psalmen pikkmqk lesen kann; der damalige Churfiirst Georg II, pflegte d»- nach aufs Gewissenhafteste feine Andacht zu verrichten. Wir geben hier eine Uebersicht nach den 12 Monaten; auf jeden Tag sind oft mehrere Psalmen und Kapitel, doch nie übe: vier ver-ordnet. Januar: Pf. 1-——67 u, 1, Mpß 1- 2. Mosc II; Februar: Pf. 68—119 u. L. Mojj 34 .- s· M. v; März: Pf. 120 —- Sprüchim u) u. s.Mos. 1o 72 I. Chronika So, 5—-22. — i. Sann M; April: Spriichtix 20 —- Pf. 37 u. l. Saat. 29 -— 1.Chroii.19; Mai: Pf. Its-mir u. I. Chron. 20 — Hiob It; Juni: Pf. Ins-M u. Hieb 22 —- Jerenn 16 (die Psalmen und die drei Salomonischen Schriften fallen hier wagt; Juli: Pf. 2I—88 u. Sei-cui. 17 —- Hosea a; Angnst: Pf. 89 —- Spritchtm 2 u. Hosen Z - Tobiä 9; September: Spriichnx s Pf. 4 u. Tobici it) «— Matilziii is; Oktober: Pf. 5—-70 u. Wiatih 17 — Aposig l7; November: Pf. 71-—1:t2 n. Apostg IS — 2· Theff s; Dezember: Pf. 133 ff., Preisiger und Hoheslied SaL s» uiid I. Ticnoth 1 «— Offenb. 22. Z. Daß gülden werde, was gülden, und ni- berii, was stlbern sein soll, nnd zu allerlei Werk [das] durch die Hand der Werkmeister soerfertigt werden foll]. Und wer ist nun [nnter euch, meine Brüder und mein Volk Kap. 29, 2] sreitvillith seine Hand heute dem HErrii zu slillen smit Bei- trägen für den Bau seines Hauses S. Mos 35, 4 M? Es ist ein kräftig Ding uni die Exempel, sie haben große Macht und Bewegung bei dem Volk: find die- selben gut, so ists ein Licht für den Menschen, Matth b, 16.; sind sie aber böse, so gedeihen sie zum AergernisL Matth 18, s. (Cramer.) s. Da waren die Fürsten der Väter [Vater- bäuscr], die Fürsten der Stämme Israel [Kap. 28, 16 ff.], die Fürsten über tausend und über hundert [Kap. 28, 1], und die Fürsten über des Königs Geschcifte [Kap. 28, 25 ff., die sämmtlich bei dem Reichstage gegenwärtig waren Kap. 29- 1], stei- willig [2. Mos. 35, 20 ff.]»; 7.« Und gaben kmachten sich avheischig zu geben] zum Amt im Hause Gottes szu dem beab- sictsiigten Bau] fünf tausend Centner Goldes [130,900,000 Thater], und zehn tausend Gülden [Dariken Z. Mos. 30, 13 Anna» = 75,000 Thlr.], und zehn tausend Centner Silbers [26,180,000 Ton] achtzehn tausend Centner sTalentej Erzes, und hundert tausend Centner Eisens 8. Und bei welchem lkvstbatel Steine [von- der in V. 2 genannten Art] sunden wurden, die gaben sie zum Schaß des Hauses des HErriy unter die Hand Jahieh des Gersoniten [Kap. 27, 21 H. 9. Und das Volk ward fröhlich, daß sie frei- willig waren sdie da Gaben bewilligteii, freuten fich über das, was fie gegeben hatten]; denn sie gabeirs non ganzem Herzen dem HErrn sreiwillig. lind David, der König, sreuete sich auch boch sdaß sie so bereitwillig sich zeigten, ihre besten Güter zur Beförderung der Ehre Gottes daran zu gcben], 10. Und lobete Gott, und sprach vor der ganzen Gemeine: Gelobet seiest du,- HErr, [du] Gott Israel, unsers Vaters, ewiglich. 11. Dir gebührt [wie sie denn auch thatsäch- lich di! gkbökU die Masestät [die höchste unver- gleichbare Würde] und Gewalt, Herrlichkeit, Sieg und Dank [dich soll man allein für den Allerhöchs sten erkennen und dir all Ehr und Lob zuschreibens Denn alles, tvas im Himmel und aus Erden ist, das ist dein ssintemal du alles erschaffen und alles in deiner Hand hast]. Dein ist das Reich [daß eigentlich du allein ein König zu heißen verdienest], und du bist erhöhet zum Obersten über alles il. Tim. 1, 17;6,15f.]". 12. Dein ist Reiehthum, und Ehre vor dir sReichthum und Ehre, wo fie bei Menschen sich finden, kommen von dir her Sprüchm Z, 16], du herrschest über alles; in deiner Hand stehet Kraft und Macht sdasz du auch dem Allerschwäche sten Kraft verleihen kannst, und daß wiederum der Allerstärkste ohne dich nichts vermag1; in deiner Hand stehet es, jedermann san dem du dich ver- herrlichen willst] groß und start zu machen"). «) Die jiidischen Schristerklärer legen den 11. Vers folgendermaßen aus: Dein, o HErr, ist die Größe fdeiui du hast die Welt erschaffeii), und die Macht tdenn du hast unsre Väter durch das rothe Meer aus Egypteii gesührt); Herrlichkeit (l)asi du an dem Sinai offenbart, nin deinem Volke das Gcsetz zu geben), Sieg (bast du davongetragen über Amaleh über Sihon und Og, und iiber die Cananitcr), Majestät (hast du be- wiesen, als du die Sonne und den Mond stille stehen hießest, bis dein Volk fiel) an seinen Feinden gerochen). Alles, sowohl im Himmel als auf Erden, ist das Werk deiner Hände; dn erhältst und regiersi alleDinge, und du bist erhöhet über alle Engel des Himmels, gleichwie auch iiber alle Könige der Erde. -— «) Mit dieser Lobpreisung Davids ist verwandt die Lobpreisung (Doxologie) am Schluß des heil. Vaterunsera (Matth. 6, l3). Letztere hat nun zwar ursprünglich nicht mit im Texte gestanden, sondern ist ein kirchlichliturgischer Zusatz; aber wenn der HErr auch die Worte iiicht selbst ver-fasset, so hat er sie doch, wie Claiis Harms (ein durchaus origineller Glaubensivecker in einer glaubensschivachem ein ganzer Charakter in einer in Halbheit zerfiosseneii Zeit, geb. 1778 zu Fahrstedt in Holsieiin «]- 1855 als Kirchenpropst zu Kiel) so trefflich beinerkt, frei gemacht und aus dem betendeii Herzen her- vorgcrnfem und hat sie bei ihrer Heiligkeit und Erbau- lidhkeit seit so vielen Jahrhunderten erhalten gleich dein Anfang und den sieben Bitten des Gebete. Luther im großen und kleinen Katechismus hat die Worte übergans gen, weil sie in der Kirche seiner Zeit (die Vnlgata ent- hält sie nicht) nicht bräuchlich waren; ans demselben Grunde werden sie anch vielfach bei der Abendmahlss feier nicht niitgesprochen 13. Nun, fHErrj unser Gott [der du uns vor allen Völkern der Erde zu deinem Eigenthum erwählet hAstL wir danken dir« [für alle deine bis: her uns erzeigten Wohlthaten, insbesondere auch dafür» daß du unsre Herzen beweget hast, unsern Reichthum williglich zu deinem Hause herzugebenL und rühmen den Namen deiner Herrlichkeit salle deine hohen und erhabenen Eigenschaftem in wel- chen du deine Herrlichkeit offenbarest]. 14. Denn was bin ich [ob ich gleich Vor so viel Tausenden einen Vorzug habe und über ein Mächtiges Koncgretch herrschen? und was ist ncetn Volk, daß wir sollten vermogen Kraft kaus uns Davids Lobpreisung Gottes und Abschiedswortr. selber das Vermögen und die Kraft besitzen] frei- willig zn geben, wie dies gehet [fo-eben von uns geschehen istjr Denn von dir ist-s alles kommen siiicht nur das selber, was wir haben, sondern auch die Lust und Freudigkeit, es wieder heraus- zugeben], und von dritter Hand saus dem Ver- mögen, das du doch zuerst uns dargereichtJ haben wir dir’s gegeben. 15. Denn wir find Fremdlinge und Geiste vor dir [haben dieses Land, das wir besitzen, nicht als Vollbürger zii eigen, sondern leben in dem- selben nur als solche, die ganz auf deine, ihres Grundherrn, Dulditng und Gasifreundschaft ange- wiesen sind 5. Mos. 25, 23; Pf. 39, 13], wie unsere Väter alle [bei denen dies Berhältniß der Abhängigkeit tioch deutlicher darin sich ausdriickte, daß , sie überhaupt keinen eigenen Grund und Boden hatten 1. Mos. 23, 4]. Unser Leben auf Erden ist wie ein Schatten [welcher wieder ver- schivindet, ehe man ficlys oersiehet Hiob 8, 9; 14, 2]- und ist kein Aufhaltenkwikhavcn unt-»das wir haben, nur so lange, ais du uns auf Erden be- stehen läfsest, und können darum nimmer auf den falschen Wahn verfallen, als vermöchten wir von dent Unsern dir etwas zu geben und uns ein Verdienst um dich zu erwerben] 16. HErr, unser Gott, alle dieser Haufe [an Gold, Silber, Edelsteinen u. s. w.], den wir geschickt [zufammengebracht] haben, dir ein Haus zu bauen, deinem heiligen Namen, ist von deiner Hand kommen, und ist alles dein. 17. Jch weiß, mein Gott [den deinem Geiste erleuchtet und durch eigene tägliche Erfah- rung überzeugth daß du das Herz hriifest [Kap« 29- 95 Pf« 7- l0], nnd Aufrichtigkeit sein Herz ohne Falschheit und Heucheleh wo deine Augen es entdeckenj ist dir angenehm. Darum habe ich dies alles [was ich meinerseits beigetragen zu dem Bau V. 2 ff] aus aufcichiigem Herzen freiwillig gegeben [und inich aufs Aeußerste vor allen falschen Absichten bei meiner Gabe gehütet]- und habe seht mit Freuden gesehen dein Volk, das hie vorhanden ist, daß es [bei den Beiträgen seiner- seits V. 6 ff. dieselbe Gesinnung an den Tag gelegt und] dir freiwillig gegeben hat [und so wird gewiß alle dieser Haufe V. 16 dir wohl- gefallen] 18. HErr, Gott unserer Väter, Abraham, Jsaai und Israel, bewahre [durch deinen guten Geist] ewiglich folchen Sinn nnd Gedanken im Her: zen deines Volks sdaß es allezeit in Aufrichtigkeit dir diene und aller Schalkheit Feind sei], und schicke ihre Herzen zu dir [1. Sam. 7, Z» daß sie auch künftig freiwillig und mit Freuden geben, wo es deines Namens Ehre erfordert]. 19. Und meinem Sohn Saiomo sals dem nunmehrigen Regenten deines Volks] gicb ein recht- Salomo’s Salbung 73 schaffen Herz; daß er halte deine Gebote, Zeugnisse und Rechte [wie ich ihn vorhin so eindringlich dazu ermahnt habe Kap. 29, 9J». daß ek’s shar- nach auch] alles thue [was ihm zu thun gebühret, wozu ihn dein Befehl in seinem Stande fiihret], und baue diese Wohnung, die ich geschickt [wozu ich so reichen Vorrath angeschafft] habe [fo daß er gleich in’s Volle hineingreifen kann, um den Bau nun auszuführen] Manche Gelehrte wollen es unglaublich finden, daß David schon soviel vorbereitet habe; Salomo würde sonst sehiveclich noch zu so großen Ziiriistiingen sich ge· drangen gesehen haben, tote sie in l. Kön. 5 beschrieben werden. Dagegen wird von anderer Seite mit Recht bemerkt, daß Salomo, ohne solche Schätze vorzusiiideiy nicht sobald nach dem Antritt seiner Herschaft den Bat: hätte ernstlich beginnen können. 20. Und David [es nicht dabei bewenden lasfend, daß er für feine Person Gott gelobet] sprach zur ganzen Gemeine [derer, die um ihn versammelt waren]: Lobet [auch ihr eUrerseitsJ den HErrn, euren Gott [und bekennet euch wenig- stens mit äußeren Geberden, da ihr’s füglich nicht mit Worten thun könnt, zu dem, was ich vor Gott geredet habe]. Und die ganze Gemeine lobte den HErrn, den Gott ihrer Vater sindem sie ihr ,,Amen« sprach zu Davids Gebet Kuh. 17, 361 ; und neigeten sich [dabei zur Erde] und beteten sauf diese Weise] an [einestheils] den HErrn [als den, welchem Majestät und Gewalt u. s. w. ge- bührt V. 11 f.] und fanderntheilsj den König [als unter dessen Regierung sie soviel Gutes ge- nossen 1. Kön. I, 31]: 21. Und opferteu [darnach, noch an demsel- bigen Tage- Schlachtq Opfer [3. Mos. I, 2 Anm.], nnd des andern Morgens opferten sie Vrandopfey tausend Farrn, tausend Widder, tausend Lämmer, mit ihren Traum-fern; und opferten kauch an diesem Tage Schiachn oder Dankopfer] - die Menge unter dem ganzen Israel [da ihre eigene Zahl, als die das ganze Israel net-traten, so groß war]. 22. -Und aßen und tranken desselben Tages vor dem HErrn mit großen Freuden sstellten Dank- opfermahlzeiten an, ihrer Gemeinschaft mit dem HErrn sich zu freuen S. Mos. 29, 34 Anm.]. Und. machten das andere Mal Salomo, den Sohn Davids, zum Könige [denn dessen erste Erklärung ziim Könige I. Kön. l, 38 ff. war mehr in der Eile und nur in Gegenwart der Bürger von Jerusalem geschehertL und salbeten ihn dein HErrn sin welches Namen er regieren sollte] zum Fürsten [2. Sain. 2, 4; H, 3], und Zadok [den einen von den beiden Hohenpriestern 2. Sam. 8, 17] zum [künftigen alleinigen hohen-J Priester [fo daß Saloino hernach um so mehr in seinem Rechte war, als er den Abjathar verstieß 1. Kön. S. 26 f.]· 74 l. Chronita so, 23—-30. 2. Chron. 1, 1—10. II« V. 23——30. Uns) einigen Bemerkungen über die allseitige Anerkennung, die Salouto gleich von vornherein als üöittg fand, so daß er sirh solch: nicht erst nach nnd nach erlkämpsen mußte, wie seine beiden Vorgänger, nnd über den glfntelirtsen und friedlichen Verlauf seiner die· gierung, sodaß er auch in dieser Beziehung herrlicher da- steht, alg die beiden Könige vor ihm, eilt dag Buch zntn Abschluß der Geschtchte Davids, indem es die Jahre seiner ijerrsrhaft näher angiebt, mit kurzen Worten von seinen: Tode berichtet und auf diejenigen Smriften ver- wrist, welche die Ereignisse seiner Zelt attsführlielsee dar- stellen. Vgl. 1. Ahn. L, 1——11. 23. Also [v»on allen Fürsten und Obersten Jsraels als nunmehriger König anerkannt] saß [von dem Tage an] Salomo ans dem Stuhl des HErrn sauf dem iöniglichen Stuhl, dessen der HErr ihn vor allen seinen Brüdern gewürdiget hatte Kap. 29, 5], ein König an seines Vaters Statt, und ward glüclsellg [hatte- wie die Geschichte her- nach weiter berichten wird, guten Fortgang bei dem Werke des Tempelbanes, das ihm aufgetra- gen war]; und ganz Israel war ihm gehorsam [so daß er gleich anfangs eine friedliche Regierung führen durfte]. 24. Und alle Oberste und Gewaltlge [von denen in Kap. 29, 1 die Rede gewesen], anch alle Kinder des Königs [des Adonia und seines noch- maligen Usurpationsversuchs 1. Kön.«2, 12 ff. hier nicht zu gedenken] thaten sich unter« den König Salotno [unterwarfen sich seiner Regierung]. 25. Und der HErr machte Salomo [im Laufe der Zeit] immer größer vor dem ganzen Israel, und gab ihm ein löblich Königreich, das keiner vor ihm über Israel gehabt hatte [2. Chron. 1, 12] 26. So ist nun sum nach diesem Vorblick auf die Zeit der Regierung Salomo’s wieder auf seinen Vater zurückzukommen, mit dessen Regie- rung wir es in diesem Buche zu thun gehabt haben] David, der Sohn Jsai, König gewesen über ganz Israel. 27. Die Zeit aber, die er König über Israel gewesen ist, ist vierzig Jahr soon 1055——10l5 o. Chr. G.]. ZU Hebron regierete et sieben lgenauerx 7721 Jahr, und zu Jerusalem drei nnd dreißig sgenauer 321J2] Jahr. 28. Und starb [1015 o. Chr] im guten Alter [70 Jahr alt], voll Lebens, Reichthums nnd Ehre sdes Lebens nun satt und statt des irdischen Reich- thnms und Ehre nach den Gütern der andern Welt sich sehnend I. Kön. 1, 1 Anm.]. Und sein Sohn Salomo ward [als David nun von hinnen gegangen und in seinem Grabe auf dem Berge Zion beerdigt war I. Kön. 2, l0 Anm.] König an seine Statt. 29. Die Gesehiehten aber des Königs David, beide die ersten und» letzten ssowohl die in seiner früheren Zeit sich ereignet haben, als die später oorgefallen], siehe, die sind geschrieben unter den Geschichten Samuel, des Sehers, nnd unter den Geschtehten des Propheten Nathan, nnd unter den Geschichten Gab, des Schaners, 30. Mit alle seinem Königreich, Gewalt und Zeiten soder Geschicken sind sie dort geschrieben] die unter ihm ergangen sind, beide nber Israel [selbst, dem Lande seines Königreichsj nnd [über] allen Königretchen in Landen sdie um Israel her: liegen und mit ihm in Berührung kamen, als Edom, Moab und Svrien]. Als Quellen, aus welchen der Versasser der Bücher der Chronika geschöpft hat, führt er zunächst ein mit verschiedenen Namen (a. Buch der Könige Juda und Israel: 2. Chron.25, 263 28, 26 — b. Buch der Könige Israel und Juba: 2. Ehren. 27, 7; 35, 27; 36, 8 — c. Geschichten der Könige Js- rael: 2. Ehren. 33, 18 —- d. Buch der Könige Israel: 2·Chron. 20, 34 —- e. Historie im Buch der Könige: 2. Ehren. 24, 27) bezeichnetrs größeres Geschtchtstvert an, welches ohne Zweifel im Wesentlichen dasselbe enthielt, was die in den Büchern der Könige citirteu Cheonika der Könige Juda und Chronita der Könige Israel (1.Kön. l4, 19 Anm. 2) enthalten haben, nur daß es ein Werk war, in welchem die Geschichte der beiden Reiche in ein Ganzes verarbeitet worden, wäh- rend jene Chroniia beide Reiche getrennt für stch behan- delten. Demnäehst werden mehrere prophetische Einzel- schriften namhaft gemacht: a. die an unserer Stelle vor· kommenden Geschichten Samuel’s, des Sehers, Geschichs ten des Propheten Nathan und Gcschichten Gab, des Schauersx b. Chronika des Propheten Nathan, Pro- phezeiurigen Ahias von Silo nnd Geschichte Jeddi, des Schaucrs, wider Jerobeam, den Sohn Nebatx 2. Ehren. 9, 29z c. Geschichten Semaja, des Propheten, und Jddo, des Schaueesx 2. Ehren. 12, 15; d. Ge- schichten Zehn, des Sohnes Hanand die er aufgezeichnet hat irrs Buch der Könige Israel: L, Chron- 20, 34; e. eine Schrift des Propheten Jesaia, des Sohnes Amoz: L. Chrorr 26, 22; f. das Gesicht des Propheten Jesaia, des Sohnes Amoz, im Buch der Könige Juda und Israel: 2. Ehren. 32, 32; g. Geschichten der Schauer (wohl richtiger: des Hosat): Z. Cheon. 33, 19. Von diesen 7 Einzelscliriften sind dte unter a u. b auf eführs ten nicht etwa die Bücher Samuelis und der Könige, wie ste jetzt uns vorliegen, sondern prophetische Schristen oder Sammlung-en prophetischer Aussprüche der enanni ten Männer mit vielen eingewebten historischen achrichs ten, die in das größere Geschichtsrverk Aufnahme gesun- den, dem Versasser der Chronik aber auch noch unmittel- bar vorlagen. Ebenso verhält es sieh mit den übrigen Einzelschristetp deren besondere Erwähnung bestätigt, was wir zu l. Kön. 14, 19 bemerkten, daß die dort cr- rvähnten Chronika nicht blos aus den öffentlichen Reichss Jahrbüchern und andern geschichtlichen Schriften der Zeitgenossen, sondern zugleichaus den vorhandenen pro« phetischen Schriften und Wetssagungen zusammengestellt waren. ——-Z-ULELX- Davids Tod. Salomcks Opfer. Seine Bitte um Weisheit und Erkenntnis 75 Das zweite tsurh der Chronilra (lI. Paralipomenonh Das l. Kapitel. saiomcks Weisheit unt) Reichthum I« V. l—-13. In summartscher d. i. nur; zusammen— sassender Weise wird uns ans der liegierungsgeschtrlzte Salomo? znvörderst non dein großen Oofer berirhtet, das er, von den Repräsentanten seines tlollceo umgeben, gleich in der ersten Zeit feiner Herrschaft zu Gideon ver— anstaltetez bei dieser Gelegenheit offenbarte ach ihm der HErr des Nachts in! Traume und gewährte ihm seine Bitte um Weisheit und Erkenntnis. sagte ihm aber auch noch mehr zu, als er gebeten, niiiulich kteirhthtcnc und Gnt und Ehre in siberreirhem Maße. Weil wir es eben mit einem summarisrhen Berirht hier zn thun« haben, so ist die Verhandlung Gottes mit Salomo in freier weise und in kurz zusatnmensassenden Worten von dem Verfasser unseres Euchs wiedergegeben; aussührlicher dagegen, dein Plane seines Werkes gemäß, setzt er die Bedeutung der Opserstätte zu Gideon in gottesdiensilictzer tzinsirht aus— einander. Vgl. I. tiön Z, 1——15. 1. Und Salomo, der Sohn David-s snachdem er im J. 1015 o. Chr. auf den Thron gekommen] ward [durch Handhabung strenger Gerechtigkeit an seinen und feines Vaters Widerfachern 1. Kön. 2, 12——46] in seinem Reich belrclftigetz und der HEry sein Gott [der ihn schon frühe zu feinem Liebling erkoren 2. Sam. II, 25., den aber auch Er von Kind auf gesucht und erkannt hatte 1. Kön s, 3], war mit ihm, und machte ihn [in: Laufe der Zeit] immer größer [fowohl nach innen bei seinen Unter- thanen, als nach außen, bei den umliegenden Völ- kern 1. Ehren. so, 25]. T. Und Salomo [als nun fein Vater gestor- ·ben war und er die Feier feines Regierungs- antritts durch ein großes allgemeines Opferfest begehen wollte] redete mit dem ganzen Israel sden hauptfächlichsten Vertretern der israelitifchen Ge- meinde], mit den Obersten über tausend nnd über hundert [1.Chr0t1· 14- l; 29- 1], mit den Rich- tern fund Amtleuten I. Chron 27, 29], nnd mit alleu Fürsten in Israel [1. Cbron 28, 16 ff.], mit den obersten Vätern sden Häuptern der Vater- häufer 1. Ehren. 24, 2 ff.], 3. Daß sie hin gingen, Salomo und die ganze Gemeine [in diesen ihren Vertretern] mit ihm, zu der Höhe, die in Glbtoil [in! Stamme Benjamin Nicht. 19, 13 Anna] war; denn daselbst war sfeit der Zeit des Königs Saul I. Sam. 22, 19 Anm.] die Hütte des Stifts Gottes, die Muse, der Knecht des HErrn, gemacht hatte in der Wüste. a. Denn die Lade Gottes sdie seit Elrs Zeit nicht mehr in der Stiftshütte sich befand 1. Sam. 7, 1 Anm.] hatte David herauf gebracht von Ki- rlath-Jearim, dahin [d. i. an den Ort, welchen] s er ihr bereitet hatte; denn er hatte ihr eine Hütte aufgeschlagen zu Jerusalem sneben seinem Palaste l. Chron. 14, 1 ff.; 16,1—17,1ff.]. Z. Aber der eherne Altar, den Bezalecl, der Sohn Uri, des Sohns Hur, gemacht hatte [2. Mai. 31, I ff.; 38, 1], war daselbst [nicht zu Jeru- salem, sondern zu Gibeon V. Z] vor der Wohnung des HErrn [1. Chr-on. 17, 42 AUm]; und Salomo, und die Gemeine pflegten ihn [den Harren, durch Darbringung von Opfern auf diesem Altar] zn suchen [während Davids Opferstätte in den letzten Jahren seiner Regierung die Tenne Arnan, des Jebufiters, war I, Ehren. M, 28 ff.]. s is. Und Salomo [mit den Vertretern der Ge- meine in Gibeon angelangt V. 3] opferte [brachte durch Vermittelung der Priester Opfer dar] auf dem ehernen Altar vor dem HEtrn, der vor der Hütte des Siifts stund, snämlichj tausend Brand- opfer [und ließ wohl bei dieser Gelegenheit den von ihm verfaßten 72. Psalm durch die levitifchen Tempelfänger zur Ausführung bringen l. Kön. 4, 32 Anm.]. 7. In derselben Nacht aber [welche auf den Opfertag folgte] erschien Gott Salomo [in einem TraumgesichtL und sprach zu ihm findem er ihn aussorderth in Beziehung auf fein Gebet um ein glückliches und gefegnetes Regiment sich näher zu erklären, was er unter einem solchen verstehe und welcher Gabe er dazu besonders sich bedürftig ftihle]: Bitte, was foll ich dir geben? 8. Und Salomo sprach-zu Gott: Du hast große Barmherzigkeit an meinem Vater David [Zeit feines ganzen Lebens] gethan, und haft [um besonders auch die so gnadenreich ihm gefchenkte Verheißung l. Chron 18, 11 ff. an ihm zu er- füllen] mich an seine Statt zum Könige gemacht. 9. So laß nun, HErr Gott, deine [Ver- heißungs-] Worte [noch weiter] wahr werden an meinem Vater David [1. Chwtd 18- 235 2. Chr· S, 17 und behüte mich in Gnaden davor, daß ich die fernere Erfüllung derselben nicht durch ein ver- kehrtes und dir mißfälliges Regiment verhindere]; denn du hast mich zum Könige gemacht über ein Voll, deß so viel ist, als Staub auf Erden fes konimt alfo auf meine åliegierungstveisa daß sie im rech- ten Geiste gefchehe, so außerordentlich viel an, und bin ich dazu bei meiner Jugend von» mir selber um fo we- niger geschickh je erhabener der Königsthron ist, den ich keårlilrxktizmh und je schwieriger die Aufgabe, die mir zuge- 10. So gieb mir nun Weisheit und Erkennt- niß, daß ich vor diesem [deinem] Volk kais ein 76 2. Chronika 1, 11-17. 2, 1——·12. Hirte 1. Chrotn 12, 2] aus- und eingeht [der sie recht und wohl, und tiicht auf falsche Wege führt]; denn lvet kann [es sei denn, daß er mit der nö- thigen Gabe dazu von dir ausgestattet werde] dies dein großes Voll sdeinem Gebote gemäß] richtet! [und regiereu]? 11. Da sprach Gott zu Salomo: Weil du das im Sinne hast, und hast nicht um Reichthum, noch um Gut, noch um Ehre, noch um deiner Feinde Seelen [daß ich ihr Leben in deine Hand mochte geben], noch um langes Leben gebeten swie unzählig Andere an deiner Stelle würden gethan haben]; sondern hast um Weisheit und Erkenntnis gebeten, daß du mein Vol! srechtj richten mögest, darüber ich dich zum König gemacht habe: 12. So sei dit [das, was du gebeten] Weis- heit nnd Erkenntnis; [auch] gegeben; dazu will ich dir swas du nicht gebeten, nämlich] Reichihnm und Gut und Ehre sebenfalls] geben, das; deines Gleichen unter den Königen vor dir nicht gewesen ist, noch werden soll nach dir. » 13. Also kam Salomo [gestärkt durch die göttliche Zusage und die Erfüllung derselben an seinem Herzen bereits inne werdend] Von der Höhe, die zu Gideon war, [mit denen, die ihn dahin be- gleitet hatten V. 2 f., wieder] gen Jerusalem, von der Hütte des Siifts [und veranstaltete auch zu Jerusalem ein Opferfest]; und [mit unvergleich- licher Weisheit und tiefer Erkenntniß, wie davon in I. Kön. Z, 16 ff, ein Exempel erzählt wird] regierete [er fortan] über Israel. ll. v. l4—17. sllm dem Erst: oorlänsig einen Begriff von dem Gut und lteikhthum Salomohz zu gehen, erzählt der Chroulsi schon jetzt, worauf er im geskhichtlichru Busoni· mrnhauge in Frau. 9, 25 ff. znrütieleomnieu wird, von dieses so grsegneien Königs wagen, lueitern und Ver— mögen. vergl. 1.Kön.10, Bis-Ell. 14. Und Salomo sammelte sum eine fried- liche Regierung sich zu sichern durch eine ansehn- liche Streitmacht, vermöge deren er jedem Angrifs auswärtiger Völker sofort mit Nachdruck begegnen könnte] ihn: Wagen nnd Reiter [in solcher Menge] daß er zuwege brachte tausend und vierhundert [Kriegs-] Wagen, nnd zwölf tausend Reiter; nnd ließ sie sbrachte sie zu einem Theil unter] in den Wagenslädten [die er angelegt hatte 1. Kön. 9, 19], und [zum andern Theil, namentlich die Rei- terei] bei deut Könige zu Jerusalem. 15. Und der König tnachte sdurch die außer- ordentlichen Reichthümer, die et: auf den Wegen des Handels, der Schissfahrt u. s. w. seinem Lande zttführteJ des Silbers und des Goldes so viel wie die Steine [auf dem Felde], und der Cedern, wie die Manlbeetbänme [Maulbeerfeigenbäume I. Chr. 28, 28 Anm.] in den Gründen [so daß man jenes kaum noch für werthvolles 8,)Jietall, und diese für kostbares Bauholz schätzte]. 16. Und man brachte Salomo Rosse aus Etlyplkn [mit welchem Lande er durch seine Ver- mählung mit einer egyptischen Prinzefsttt l. Kön. Z, I in besonders naher Verbindung stand], nnd allerlei Waare [die dort durch Handel nach dem Auslande abgeseszt wurde, als Linnen, Baumwolle und daraus verfertigte feine Gespinuste]. Und die Kaufleute des Königs [die den Handel für seine Rechnung betrieben] feinsten dieselbige Wann. 17. Und btachtcws sfür sesistehende Preise] aus Egybten heraus; je einen Wagen smit den dazu gehörigen 3 Pferden] um sechshundert Silber- linge [525 Thlr.], ein [einzelnes] Roß szum Reiten] um hundert und fünfzig sSekel oder 13174 Thlr.]. Also brachten sie auch [Wagen, Rosse und andere Handelswaaren] allen [von Salomo abhängigen] Königen der Hethiten und den sgleichfalls ihm un- terworfenen] Königen zn Shrien. Nach einer andern Punltation des hebräischen Wortes dnPD in V. 16 u. 1.Kön. 10, 28, welcher sowohl die Septuagittta als die Vulgaia folgt, war ein sonst nicht näher bekannter Ort Coa an der Grenze Eghpteus die Stätte, bis zu welcher die Handeisgegenstände aus jenem Lande gebracht und in welcher sie dann von Salomo’s Kaufleuten in Empfang genommen wurden. Das L. Kapitel. Jiotljwendige Vorbereitung zum Ilion des Tempels. M» v. 1—1s. Indem der Bericht jetzt übergeht zu Sa- lomo’s Tcmoklitam werden zuoörderst die Vorbereitun- gen in lzrtreff der Arbeiter und dann die verhand- lungeu tnil dem Könige thurani von Cyrus utltgetheiliz es wird dabei nun) des beabsichtigten palosihaues erwähnt, in den folgenden Kapiteln dagegen gedeutet der Chroulsi dieses andern Baues nicht weiter, sondern behält aus— schließlich den Tcmpelllau im Auge. Vgl. l. Mo. Z, 1—l8. l. Und Salomo gedachte sbeschloß bei sichJ zu bauen Zunächst] ein Hans dem Namen des" HErrn [auf dem Berge Morija Kur. 3, 1J- und sdemnächst auch] ein Haus seines Königreichs sein königliches Schloß auf dem Berge Zion I. Köze. 7, 1 ff.]. 2. Und Salomo swie wir hernach V. 17 f. noch ausführlicher berichten werden] zählte ab [von den Fremdlingen, die im Lande Israel waren, und die bereits sein Vater David zu Bauarbeitern am Tempel bestimmt hatte l. Chrom 23, 2] sic- benzig tausend Mann zur Last, und achtzig tausend Zimmerleute [und Hauer V. 18] auf dem Berge sdie das Holz fällen und die Steine brechen soll- ten], und drei tausend und sechs hundert Amt- leute [oder Aufseher] über sie sim Ganzen also 153,600 Mann V. 17]. Z. Und Salomo sandte sBoteUJ zu Hut-am, dem Könige zu Tyrus [der ihm zu seinem Regie- rungsantritt hatte Glück wünschen lassen und dessen Salomcks Reichthum Seine Vorbereitung zum Palast- und Tempelbau 77 Freundschaftsbeweis er nunmehr für seine Absichten VEUUSEU W0UtSl- und ließ ihm sagen«: Wie du mit meinem Vater David thatest, und ihm sandtest Cedern [oom Libanon], daß er ihm ein Haus dankte, darinnen er wobnete 11. Chron 15, 1., so versehe ich mich zu dir derselben Unterstützung bei dem Bau, den ich mir vorgenommen habe]; s) Wir haben also hier den Jnhalt dcssen, was Salomo mündlich dem Hiram (2. Sam.5, ll Anm.) sagen ließ, während uns in 1.Kön. 5, 3 ff. der Jnhalt seines Briefes mitgetheilt wird; oder, umgekehrt, in l. Köln 5, 3 ff. vernehmen wir die mündliche Auslassung der Gesandten, an unserer Stelle aber ist der Wortlaut des Briefes wiedergegeben. Auf diese Weise erklärt sich die Verschiedenheit des Berichts an beiden Stellen am einfachstem 4. Siehe, ich will dem Namen des HErrn, meines Gottes, ein Haus bauen, das ihm geheili- get werde, [in demselben] gut Råuehwerk vor ihm zu tauchten, und Schaubrode allewege zuzurichtem nnd sbei demselben] Vrandopfer des Morgens und des Abends, sfernerj auf die Sabbathe und Neu- moudeu, und auf die Feste des HErrn, unseres Gottes, ldarzubringenj ewiglich ftlk Israel [2. MosZ 30, 7 f.; 25, 30; 4. M. 28 u. 29]. d. Und das Hans, das ich bauen will, soll groß [reeht atrsehnlich und herrlich l. Kein. 6, 2 Anm.] sein; denn unser Gott ist größer, denn alle Götter [2. Mos. 15, 11; 18, U; 2. Sam- 7, 22; Pf. 86, 8]. S. Aber snicht das ist meine Meinung, ihm ein Haus zu bauen, dessen Räume seine Gegen- wart umschließen und auf einen Punkt beschränken sollten;- denn] wer vermag’s, daß er [in diesem Sinne] ihm ein Haus baue? Denn der Himmel nnd allet Himmel Himmel sdie Himmel in ihrem weitesten Umfange b. Mos 10, 14 Anm.] mögen ihn nicht versorgen [ihn in seinem unendlichen und über alles Creatürliche erhabenen Wesen nicht in sich begreifen l, Kön. 8, 27]; wer sollt ich denn sein, daß ich ihm ein Haus [zur Wohnung in der Art, wie ein Mensch in seinem Hause wohnt] baue? Sondern snur eine Stätte der Anbetung] daß man vor ihm rclnchere sverstehe ich unter dem Hause, das ich dem Namen des HErrn, unseres Gottes, bauen will]. Diese Worte sind ein nacbdrückliches Bekenntniß zu dem wahren und lebendigen Gott, die gerade einem Heiden gegenüber bei Gelegenheit eitles Tempelbalieen der Jsrael mit andern Völkern scheinbar gleichstelltty von großer Wichtigkeit waren. (v. GerlachJ Salomo, in- dem er dem Hiram aus seinem Schatze der rechten Er- tenntniß Gottes in sreundschaftlicher und scbonender Weise diese Wahrheit mittheilt, säet ihm das Geistliche und erwirbt sich so das Recht, dessen Leibliches zu ernten. (1.Cok. g, 11.) 7. So sende mit nun sdamit ich mein Vor- haben auch ausführen könne] einen weisen Mann, sver da verstehe] zu arbeiten mit Gold, Silber, Erz, Eisen, Seharlachen, Rosinroth, geler Seide l2s Mvs 25, 4]- und der da wisse auszugraben sSchnitzwerkverzierungen in Holz zu verfertigen l. Kön. S, l8. 23. 291 mit den Weisen [in die- sen Künsten ersahrenen Männern], die bei mir sind in Juda nnd Jerusalem, welche mein Vater David gefchiclt sfchon zu der Arbeit bestellt] hat [l. Chron. 23, 15 f., die aber noch eines obersten Werkmeisters zu ihrer Anleitung bedürfen Z. Mos 31, 1 ff.]. 8. Und seude mit [an Baumaterial] Cedttly Tannen sCypressen I. Ksn. 5, 8 Anm.] und Eben- holz [Sandelholz 1. Kein. 10, ll Anm.]« vom Li- banon. Denn ich weiß, daß deine Knechte das Holz zu hauen wissen auf dem Libanon. Und siehe, meine Knechte sollen mit deinen Knechten sein sum sich von ihnen bei der Arbeit des Baumfällens unterweisen zu lassen], 9. Daß man mir viel Holz zubereite; denn das Haus, das ich bauen will, soll swie schon oben gesagt V. s] groß und sondcrlich sein. «) Der heil. Schriftsteller hat hier gleich alle drei kostbare Holzarten zusammen genannt, die beim Tempel- bau verwandt wurden (1. Kdn. 10, 12), ohne darauf Riicksicht zu nehmen, daß das Sandelholz nicht vom Libanon kam. 10. Und siehe, ich will den Zimmerleutem deinen Knechten, die das Holz hauen sbeim Fällen und Zurichten des Holzes meinen Knechten behilf- lich sind V. 8], zwanzig tausend Cor [3055,ee- Wispel 2. Mos. l6, 36 Anm.] gestoßenen [vielleicht so viel als gemahlenen] Weizen, nnd zwanzig tausend Cor [also ebensovielj Geiste, und zwanzig tausend Bath [6511,ss Fuder 2. Mos. 29, 40 Anm.] Weins, und zwanzig tausend Bath [ebenso- viel] Oels geben. Es ist hier dasjenige namhaft gemacht, was Salomo den tyrischcn Arbeitern bewilligte; in 1. Kön. 5, 1l da- gegen ist ausgeführt, was er dem König für den Bedarf seiner eigenen Hoshaltung und als Kaufprcis flir das von ihm bezogene Material an Holz und Steinen zu gewähren halte. Beide Stelleu dürfen also nicht mitein- ander verwechselt und des gegenseltigen Widerspruchs befchuldigt werden. 11. Da sprach Hotaru, der König zu Thieres, dutch Schtift [ertheilte schriftlich dem Salomo seine Antwort, gleichwie auch dieser, außer der mündlichen Botfchaft durch seine Gesandten, sich schriftlich an ihn gewandt hatte], und sandte [eben- falls Boten] zu Salomo [mit dem Auftrag]: Darum, daß der HErr sder Gott Israel] sein Voll liebet, hat er dich über sie zum Könige gemacht. Wenn Gott einem Volke wohl will, so giebt er ihm fromme Obrigkeit; will er’s aber strafen, so nimmt er dicseldige hinweg: Sir· 10, 53 Jes. Z, 12. (Osiander.) 12. Und Huram sprach weiter: Gelobet sei der HErr, der Gott Israel, der Himmel und Erde gkumcht pqt U. Kaki. 5, 7 Anm.], daß er dem Könige David hat eilten weisen, klugen und ver- ständigen Sohn gegeben, der dem HEtrn ein Haus 78 2. Chronika 2, 13—18. Z, 1—14. baue, nnd sihm selbst] ein Haus seines Kdnigreichs [einen seiner erhabenen Königswttrde entfprechenden Palast V. 1]. 13. So sende ich ntin [in Erfüllung der ge- gen mich ausgesprochenen Bitte V. 7] einen weisen Mann, der Verstand hat, [nämlich] Hutam Abis [d. i. meinen Vater oder Rathgeber 1. Kdn. 7, 14 Anm.], 14. Der ein Sohn ist eines Weibes aus den Tdchtern Dan [einer gebotenen Danitin], nnd sein Vater ein Thier gewesen ist kden sie hernachmals geheirathet, nachdem sie ihren ersten Mann aus dem Stamme Naphthali durch den Tod verloren], der weiß [wie du einen Künstler dieser Art wün- ichestJ zu arbeiten an Gold, Silber, Erz, Eisen, Stein, Holz, Scharlaken, geler Seide, Leinen, Rosinroth und» zu graben kauszuschnitzenj allerlei, nnd allerlei kunstlich zu tauchen, was man ihm vorgiebt, mit deinen Weisen sdie du selbst dir aus- ersehen hastJ und mit den Weisen meines Herrn Königs David, deines Vaters [die dieser schon im Voraus dir bestellet hat]. 15. So sende nun mein Herr sKönig Sa- komd] Weizen, Gerste, Oel und Wein, seinen Knechten, wie er geredet hat [V. 10]: 16. So wollen wir das Holz hauen aus dem Libanon, wieviel es noth ist, und wollen es aus Flößen bringen im Meer [bis] gen Japho [1. Kein. 5, 9 Anm.]; von dannen magst du es kzu Lande] hinauf gen Jerusalem bringen. 17. Und Salomo zahlete alle Frenidlinge im Lande Israel [alle noch im Lande vorhandenen Ueberreste der Cananiter Katz. s, 20 f.] nach der Zahl [oder mit demselben Ergebniß der Zahlung] da sie David, sein Vater, zeihlete [1». Ehren. 23, 215 und wurden fanden hundert nnd funfzig tausend, drei tausend nnd seehs hundert [153,600 Mann] 18. Und er» machte aus denselben siebenzig tausend [Last-] Tragen und achtzig tausend Hammer: leute und] Hauer auf dem Berge, und drei tausend sechs hundert Aufseher, die das Volk zum Dienst anhielteu [V. 2]. Diese canatiitischen Frohnsclaven sind von den in l. Kön. 5, 13 f. erwähnten 30,000 israelitischen Frohm arbeitern wohl zu unterscheiden (vgl. 1.Kön. 9, 20 fis)- Letztere waren und blieben freie Jsraelitem welche iiur eine Zeitlang (4 Monate) im Dienste des Königs ar- beiteten und die übrige Zeit des Jahres ihr eigenes Hauoivesen beschicktein Die eananitischen Fröhner da- gegen waren Leibeigeiie nach Art der Heloteu in Sparta. Ueber sämmtliche eanaiiitische Bauarbeiler nun hatte Salomo eine große Anzahl Aufseher, die in verschiedene Klassen getheilt iverden. In den Büchern der Könige nämlich werden sic in die beiden Rangstufem I) Ober- Aufseher, deren 550 waren (1. Köln 9, 23), und L) Unter-Aufseher, an der Zahl 3300Manii (1.Kon. 5, 16), geschieden· Die Bücher der Chronika dagegen scheiden diese 3850 Ober- und Unterausfeher nach ihrer Abstammung in die beiden Klassen: cananitische Auf« seher, deren nach unserer Stelle 3600 waren (näinlich 3300 Unteraufseher und 300 Oberaufseher), und israe- litische Aufseher, an der Zahl 250 (aber sämintlich Oberaussehen Kap. 8, 10). Blicken wir von den Bli- ehern der Chronika aus auf die in i. Kön. 9, 23 ge- nannten 550 Ober-Aufseher zurück, so waren 300 von cananitischer und nur 250 von israelitischer Abkunft; die in 1. Kiste. 5, 16 angeführten 3300 Unter-Aufseher hingegen waren ausschließlich Cananiteu Es erklärt fiel) hiernach von selbst, warum die Gesammtsiimnie in beiden Büchern (l.Kön. 9, 23 u. 5, 16: 550 se— 3000 = 3850 — 2. Chron. 2, 18 u. 8, 10: 3600 —t- 250 = 3850) iibereinstimmi. Ueber die aus den Kindern Israel ausgehobenen Frohnarbeiter war nach l. Kön. 5, 14 Adoniram der Oberste. Das Z. Kapitel. lJom Thau des Tempels. IV. its. 1 bis Kuh. Z, l. Ztueh über den Tempeibuu ist der Bericht in unserm Buche nicht so ausführlich, wie in den tliöieigolsiicticrm sondern mehr sumniiiriskh gehalten; wenn wir jedoch aus letzteren Büchern ein vollständige- Bild non dem großartigen Bau, den Salomo qui-führte, bereits in der Seele tragen, macht der lenrze Bericht an unserer Stelle hinsiihtlich seines; Verständnisses lirine Schwierigkeiten. vgl. 1. Mo. s, 1—38; 7, 13—51. 1. Und Salomo fing [nach so getroffener Vor- bereitung] an zu bauen das Hans des HErrn, sund zwar] auf dem [dem Berge Zion östlich ge- genüberliegenden Jof. 15, 63 Anm.] Berge Ma- rija, der David, seinem Vater, [durch die Erschei- nung des Engels I. Chron. 22, 15 ff. als die Stätte, an welcher der Tempel erbaut werden solle] gezeigt war; welchen lVerg auch bereits] David zubereitet hatte zum Raum [für den künf- tigen Tempel durch den] auf dem Plah Mann, des Jebusiters [errichteten Altar] Außer in 1. Mof. 22, 2., wo der Name Morija von der bergigten Umgegend Jerusalems gebraucht wird, kommt dieser Name nur noch einmal im alten Testa- inent, und zwar bestimmter von dem südöstlichen unter den vier Hiigelry aus welchen Jerusalem lag, an unserer Stclle vor, indem zugleich durch die Hinweisung auf die Geschichte in 1. Chroin 22, 15 ff. bemerkt wird, wie da die Bedeutung des Namens (Gezeigtes des HErrn) sich vom Neuen bestätigte (,,der David gezeiget war«). Jn der Zeit bis auf David lag der Berg noch außerhalb der Stadt und war mit Fruchtselderii bedeckt; in dem letzten Jahrzehent der Regierung dieses Königs tritt dann »die Tenne Arafna« auf dem Berge als besonders wichtig hervor, und als hernachmals Salomo den Tem- pel dort erbaut und den Hügel mit dem Zion verbun- den hatte, umfaßt der letztere Name zugleich den Tempel- berg, wie überhaupt die ganze heilige Stadt. Jndem nun aber die Psalmisten und Propheten häufig die ganze heilige Stadt als Wohnung Jehovas oder doch den - Berg Zion mit Einschluß des Hügels Moriia unter dem Namen «Zion« verstehen (Ps.2, 6; 9, l2z 14, 2 u· s· iv.; Jes. 8, 18; 24, 23; Jerem.8, 19 u. s. w.), wurde dies Veranlassung, daß im Zeitalter der Makkabäer mit ,,Sion« geradezu der Teinpelberg bezeichnet wurde (1. 3).ltakt. 4, 37. 60; 5, 54z 7, 333 10, t1). 2. Er sing aber an zu bauen im andern Monden [d. i. im Monat Sis, entsprechend unserm Mai 2. Mos 12, 2 Anm.] des andern Tages, im Kurzer Bericht vom Bau des Tempels. 79 vierten Jahr feines Kbnigteichs satsv 1011 v. Chr. Geb., nachdem 480 Jahre seit dem Auszug der Kinder Israel aus Eghpten verflossen waren]. Z. Und also legte Salomo den Grund zu bauen das Haus Gottes [das eigentliche Tempel- gebäude, s. die Abbildung zu 1. Kön. 6, 1]: am ersten die Länge sechzig Ellen, die Weite [Breite] zwanzig Ellen. 4. Und die Halle vor der Weite des Hauses ber war zwanzig Ellen lang [fo breit wie das Tsmpelgtböude selbstT die Hbhe aber war hundert und zwanzig snaeh den Bemerkungen zu 1. Kön. 6, 3 u. 7, 21 wohl nur fünf und zwanzig] Ellen-«; und überzog es sdiese Haue] inwendig mit lauterm Golde. «) Leider hat der Zeichner, den wir mit dem Ent- wurf der Abbildung zu 1.Kön. 6, 1 beauftragt hatten, dieses Maßverhältiiifz nicht berücksichtigh sondern die Breite der Halle kürzer angegeben, als die des Tempel- hausesz es liegen dergleichen Versehen daran, daß die modernen Architekten so wenig von den jetzt geltenden Regeln der Baukunst sich lossagen und in die Grund- sätze der alten Architektur sich finden können, daher sie kaum zu bewegen find, die Ergebnisse der Worterklärung vdllig genau in einem Bilde darzusiellen. — IV) Die Lesartx hundert und zwanzig Ellen muß indessen sehr alt sein, da Herodes d. Gr. den Serubabelschen Tempel, der 60 Ellen Höhe hatte, noch einmal so hoch aufführen ließ, damit die 120 Ellen heraus kämen. F· Schlttßbemerkung zum l. Buche der Makkabäer: r. . Z. Das große Hans aber [d. i. den vorderen Theil des Tempelhauses oder das Heilige] spürt- dete er mit Taunenholz sCypressenholz 1. Kein. S, I5J- und überzog es mit dem besten Golde, und tnlachte drauf Palmen und Kettenwert [1. Kett. e, 29. s. Und überzog das Haus [inwendig]- mit edlen Steinen [1. Ehren. so, 2. 8]; das Gold aber swomit er Wände und Thüren überzog] war ParwalnnGold [wohl soviel als Gold aus Ophir 1. Kdtn I, 28 Anm.]. 7. Und überzog [in dem Hause] die Balken oben an san der Decke]- und die Wände, und die Thüren mit Golde; und ließ Cherubim fchnißen an die Wände saußer den Verzierungem die schon in V. 5 genannt wurden] 8. Er machte auch das Hans des Allerheilig- sten, deß Länge war zwanzig Ellen [1.Kön. 6, So] nach der Weite des Hauses [d. i. nach seiner Aus- dehnung in der Richtung von Norden nach Süden] uud seine Weite [die Breite in der Ausdehnung von Osten nach Wem-i] war auch zwanzig Ellen [ebenso die Höhe]; und überzog es mit dem besten Golde, bei fechshundert Centner [oder Talente ver- wendete er dazu]. s. Und gab auch zu Nägeln [zu den Stifter» womit die Goldtafeln über das Schnitzwerk an den Wänden und an der Decke V. 5 u. 7 befestigt wurden] fünfzig Stiel« Geldes am Gewicht; und überzog die Stile sdieObergemächer über dem Raum des Allerheiligsten I. Kdn. 6, 2 Anm.] mit Golde. ·«) Während die Angabe in V. 8: 600 Talente (= 15,708,000 Thlr.) zu groß erscheint, dürfte die hiesige Angabe: 50 Sekel (= 500 Thlr.) zu klein sein; die Septuaginta und Vulgata haben daher· letztere Stelle so verstanden, als sei zu jedem einzelnen Nagel oder Stifie ein Gewicht von 50 Sekeln Gold verwandt wor- den, was jedoch eine unzulässige Auffassung ist. ålliit mehr Wahrscheitilichkeit vermuthet Thenitts, daß, nach unserer Weise zu reden, bei Angabe der Talente eine Null hinzu» bei der der Sekel hingegen eine Nnll in Wegfall gekommen sei und man also in V. 8 zu lesen habe: 60 Centner (= 1,570,800 Thlr.), in 9: 500 Seiel (:-— 5000 Thlr.). Jn den Büchern der Kein. findet sich in Beziehung auf beide Punkte gar keine nähere Bestimmung. . 10. Er machte auch im Haufe des Allerheitig- sten zween [zu beiden Seiten der Lade aufzustellende l« Kövs S- 23 ff-J Cherubim nach der Bilduer Kunst [nach einer besonderen Art von Bildhauer- arbeit, die aber für uns sich Inicht mehr ergründen läßtL und überzog sie tnit Golde. 11. Und die Länge am Flügel an den Che- rubim [d. i. die Gesammtlänge aller vier Cherubims- slügel in ihrer ganzen Ausdehnung] war sgleichwie die Länge des Allerheiligsten selbst V. 8] zwanzig Ellen, daß ein Flügel seines solchen Cherub] fünf Ellen hatte, und rührete smit seiner Spitze] an die kein« Breiten-J Wand des Hauses, und fein sdesselben Cherub] anderer Flügel» auch fünf Ellen, hatte, und ruhrete an den Fluge! des andern Cherub. 12. Also hatte auch des andern Cherub ein Flügel fünf Ellen, und rührete smit seiner Spitze] an te [andere Breiten-J Wand des Hauses, und sein anderer Flügel [maß] auch fünf Ellen, und hing am Flügel des andern Cherub; 13. [Dasselbe Verhältniß fand auch in Be- ziehung auf den andern Cherub statt-J Paß diese Flüsse! der Cherubim [wie bereits zu Anfang des 11. V. gesagt] waren ausgebreitet zwanzig Ellen weit; und ste sdie Cherubim selbst] stunden auf ihren Füßen [zu beiden Seiten der Lade, auf de- ren Gnadenstuhl sieh ebenfalls zween Cherubim befanden D— MOL 25- 18J- und ihr Antliß war gewandt zum Haufe würts [gegen Morgen, wäh- rend die beiden Cherubim auf der Lade einander gegenüber standen und mit ihrem Antlitz auf den Gnadeusiuhl sahen]. 14. Er machte auch szwifchen dem Allerheilig- sten V. 8 ff. und Heiligen V. 5 ff.] einen Vorhang U· Kötd S, 32 AIML 21 von Geelwerk, Scharlakem Rosinroih [von dunkelblauem, dunkelrothem und carmesinrothem Purpur als Einschlagj und Lein- tverk [gezwirntem Byssus als Artfzugjz tlnd machte Cherubim draus sließ mit dem Einschlag damast- artig in den Aufzug Cherubim und andere Kunst: gebilde einweben 2. Mof. 26, 31 ff.]. 80 2. Chronika Z, IS. 17. 4, 1—22. Z, 1-—5. is. Und er machte vor dem Hause [im Portal der zum Temvelgebäude führenden Halle V. 4] zwo Säulen, [beide zusammen] fünf und dreißig Ellen lang; und der Knauf oben drauf sauf je- dersseinzelnen Säule] fünf Ellen [1. Kön. 7, 15 .]. Its. Und machte Kettenwerk fgleichwie das] zuln Chor [oor der Eingangsthür zum Allerheilig- sten 1.-Kön. S, 21], und that sie koiese ebenso gestalteten Ketten] oben an die Säulen [1. Kön. 7, 17]; nnd machte hundert Granatähfei und that sie an das Ketieutverk [sowohl an den oberen, als an den unteren Theil des Kettenwerks je hundert Granatäpfel V. 13]. 17. Und richtete die Säulen auf vor dem Tempel [in der zu demselben führenden Halle], eine zur Rechteu nnd die andere zur Linken; und hieß die zur Rechten Jachin [d. i. Er gründet], und die zur Linken Boas [d. i. in Jhm ist Kraft] Das 4. Kapitel. Von des Tempels zugehörigen Streifen. 1. Er machte auch einen ehernen Altar [1. Kon. 7, 23 Anm. U, zwanzig Ellen lang kund zwanzig Ellen] breit san seinem FußL nnd zehn Ellen hoch. L. Und er machte ein gegossen Meer kgroßes Wasserbecken i. Kön. 7, 23], zehn Ellen weit von einem Rande an den andern, rund umher [von gerundeter Form], und fünf Ellen hoch; rund ein Maß seine Schurj von dreißig Ellen mochte es umher begreifen [wenn man feinen Umkreis hätte messen wollen]. « Z. Und Ochfenbiider srichtigerx Coloqninten oder nach anderer Ansfassung: Blumenknospem s. 1.Kön. 7, 24 Anm.J waren unter ihm [unter dem oberen Rande des Meeres]; und es waren zwo Riegen ssolcher Coloquinten oder Blumen-J Knoten um das Meer her, das zehn Ellen weit war, die [welche Knoten] mit angegossen salso nicht nachträglichaufgelbthetj waren [wie die Granat- äpfel an den Säulen Kap. S, 16]. 4. Es stund aber [dies gegossene Meer] also anf den zwölf [darunter angebrachten] Ochsen, daß drei [oon den 12 Ochsen] gewandt waren gegen . Mitternacht, drei gegen Abend, drei gegen Mittag, ? nnd drei gegen Morgen, und das Meer oben auf ihnen; nnd alle ihr Hinterstes [dao Hintertheit sämmtlicher Ochsen] war inwendig feinwärts ge- kehrt nach dem Mittelpunkt des Meeres zu] 5. Seine Dicke war einer Hand breit By« rheinL ZollL und sein Rand war fetwas ausivärts gebogen] wie eines Bechets Rand, und Wette] eine aufgegangene Rose sden nech nicht völlig er- sehlossenen Kelch einer Lilie dar]; nnd es fdas Becken des Meers sammt dem unter den Ochsen befindlichen Possen] faßte drei tausend Baih [Wasser, s. 1.Köit. 7, 26 Anm.J. b. Und er machte zehn Kessel [mit eben so- viel Gestühlem von welchen sie getragen wurden 1. Kein. 7, 27 ff.], der somit] feszte er fünf zur Rechten [auf die Siidseite im Vorhof der Priester 1- Kön 7- 39]- und fünf zur Linien sauf die Nordseice], drinnen zn waschen, was zum Brand- ohfer gehöret sdas Fleisch und Fett der Opfer- thiere], daß sie [die Priester] es hiueinstießeu [in das, in diesen Kesseln besindliche Wasser, von de- nen sie so viele, als sie bedürften, an den Austritt zum Brandopferaltar setzten, und zwar Fleisch und Fett der Opfcrthiere hineinsiießem um es von dem Blut zu reinigen, ehe es in den Altarbrand kam]; das Meer [V. 2 ff] aber swar dazu bestimmt], daß sieh die Priester fvor Beginn ihrer priester- lichen Funetionen] drin wüslhetk 7. Er machte auch zehn güldene Leuchter, wie sie sein sollten snach dem Vorbild des Mofaischen Einen Leuchters L. Mos. 25, 31 ff. gearbeitet], und sehte sie in den Tempel [in den Raum des Heili- gen], fünf zur Rechten fauf die Südseite], und fünf zur Linken [auf die Nordfeite: 1. Kein. 7, 49]. 8. Und machte zehn Tische [nach Art des Mosaischen Einen Schaubrodtisches 2. Mos 25, 23 ff.], und that sie in den Tempel, fünf zur Rechten, und fünf zur Linien [ogl. die Beenern zu 1, Kein. s, 48]. Und machte hundert güldene Becken sSchalen zum Ausfangen und Sprengen des Bluts der Opferthiere 1. Kehrt. 7, 50J. 9. Er machte auch einen Hof für die Priester [1. Kein. 7, 36], und große Schranken keinen großen oder äußeren Vorhof für das Volk: I. Kiste. o, 36 Anm.J, und Thüren in die Schranken sdie zu diesem äußeren Vorhof führtenL und überzog die Thuren sdie Thürftilgelj mit Erz. l0. Und sehte das Meer [oon dem in V. 2 ff. die Rede war, in den Vorhof der Priester« V. 9] ans der rechten Ecke sauf der Südseite des Tem- pels] gegen Morgen zu sgegenüber der ösiliclien Seite des Tempels] tnittagwärts [1. Kein. 7, 39]. 11. Und Huratn sden der König von Tyrns ihm als Werkmeister gesendet hatte Kuh. L, 13 f.] machte [naehdem er die größeren Arbeiten aus Erz beendigt hatte I. Kön. 7, 15 ff» anch] Töpfe, Schaufeln und Becken [1. Kein. 7, 40]. Also voll- endete Hnram die Arbeit, die er dem Könige Sa- lomo that am Hause Gottes: 12. Nämlich die zwo Säulen mit den Bäuchen und Knäufen sCapitälenj oben auf beiden Säulen; und beide gewundene Reife, zu bedecken beide Bäuche der Knäufe oben auf den Säulen; 13. Und die vierhundert Granatässfel an den beiden gewundenen Reisen; ztoo Riegen Greuel- apfel an jeglichem Reif, zu bedecken beide Bäuche Versammlung der Aeltesten und Stammeshäupter zur Tempelweihe in Jerusalem. 81 der Knciufe, so oben auf den Säulen waren [Kap. s, 15 ff; 1.Kön. 7, 15 ff.]. 14. Auch machte er die Gestiihle, nnd die Kessel auf den Gestiihlen [V. s; 1. Kön. 7, 27 fs.]. 15. Und ein Meer, und zwölf Ochsen drunter IV. 2 fs.; 1. Kön.»7, 23 ff.]; Its. Dazu Tot-se, Sehanfeln, Krenel sgroße Gabeln] nnd alle ihre sdies Wort gehört schwer- lich in den Text, zu lesen dafür ist: alle sonsti- gen] Gefäße [V. 11; I. Kot« 7, 401 machte Hnram Abif [der Werkmeisten I. Kost. 7, 14 Anm.] dem Könige Salomo zum Hause des HErrn aus lanterem Erze 17. Jn der Gegend des Jordan [auf der Wests seite des Flusses] ließ sie der König gießen in dicker Erde, zwischen Suchoth und Zare atha [1. Kön. 7, 46 Anm.]. 18. Und Salomo machte aller dieser sehernen oder kupfernen] Gefäße sehr viel, daß des [dazu verwandten] Erzes Gewicht nicht zn forschen war [1. Kost. 7, 47]. 19. Und Salotno machte [außerdem] alles Gerälhe zum Hause Gottes ldas ans Gold anzu- fertigen war]: nämlich den güldenen [Räucher-] Altar [1. Kote. s, 20], Tisch nnd Sehaubrod dar- anf [den zur Aufnahme der Schaubrode bestimm- ten Hanpttisch, abgesehen von den neun Neben- tischen, vgl. die Bemerk. zu 1. Kön. 7, 48]; 20. Die [zebn] Leuchter mit ihren Lampen von lauterem Golde, daß sie brenneten vor dem Chor [im Raum vor dem Jlllerheiligstem d. i. im HeiligenL wie sich-s gebnhrt sin 2.· Mos. 27, 20 ff.; Z. M. 24, 1 ff. vorgeschrteben rst]; 21. Und die Blumen an den Lampen sdas Bliithenwerk 2. Mos 25, 33] und die Schnänzeu [2. Mos 25, 381 waren giclden, das war alles völlig svollkommenes oder reines] Gold [was dazu verwendet wurde]; 22. Dazu die Messer szum Putzen], Betten, Löffel nnd Näpfe II— Kötd 7, 501 waren lauter Gold. Und der Eingang und seine Thier [die] in- wendig [im TempelgebändeJ zn dem Allerheilig- sten [führ"te], and die Thur from] am Hause des Tempels [die aus der Halle in das Heilige führte] weidet! glildeti [wenigstens bewegten ste sich in gülde- nen Angeln 1.Kön. s, 31. 34., während die Thüren selbst aus Oelbaums oder Cypressenholz gefertigt und nur mit Gold überzogen waren Kap. Z, 7]. Kap. 5, 1. Also [wie in Kap. Z, 1 — 4, 22 erzählt worden] ward alle Arbeit vollbracht, die Salomo that am Hause des HGrrm Das Z. Kapitel. Einweihung des Tempels angefangen. [1b.] Und Salonto brachte hinein. sin das also fertige Haus] alles, was sein Vater David Dachse« Bibelweet geheiligei hatte, nämlich Silber nnd Gold, nnd allerlei Gercithe [1. Chron 19, 10 f.], nnd legte es in den Schatz im Hause Gottes [1. Kötn 7- 51]- V« v. 2 — san. 7, 11. Hehufs Einweihung des neuer- banten Tempels versammelt Salomo im sit. Saht seiner Regierung die Jieltesten und Siammhäupter seines vol— lies nakh Jerusalem, läßt die Bundeslade aus dem Ju- lerimszelte auf Zion nach ihrer Stätte im Jlllerheiligsten hinüberschassekn die bisher in Gideon aufbewahrte Stifts- hütte aber sammt ihrem Geräthe von den keviteu in den Qbergemtichern des Tempelhauses anterbringen. Eine Wollte, in welcher die Herrlichkeit des Htkrkn erscheint, erfüllt das Haus, als die Priester dasselbe nach Aufstellung der Lade verlassen, und dies wird der Ausgangspunkt für Satamtss Eobpreisnag des Hatten, worauf er dann sein horherfreutes nnd gottseligen Her; in einem längeren Gebet ergießt. Kaum hat er nur-gebeut, so fällt Feuer vom Himmel and verzehrt die Opfer ans dem stand— ovferaltar; damit ist dieser zur rechtmäßigen Opferstätte für ganz Israel vou»dem titxrru gewährt, und es be- ginnt nun ein siebeatagiges sen der Tempeln-Uhr, woran sieh das siebentagige Eanbhiitteufest mit einem achten Tage als gesehiirtjer Schlußfcier austhließt Jetzt erli wird das voll: vou seinem Könige wieder nach hause entlassen. vgl. 1. Kein. il, 1—66. Z. Da [als nach 20 Jahren seit Beginn des Baues der Tempel nun völlig fertig war, d. i. im J. 991 o. Chr] versammelte Salotno alle Aelte- sten in Israel, alle Hanptleute Borsten] der Stamme, Fnrsten der Vater sVaterhäuser 2. Mos. 6, 14 Anm.] unter den Kindern Israel gen· Je- rusalem, daß sie die Lade des Bandes des Hikrru hinauf [nach dem ueuerbauten Tempel ans MorijaJ brächten aus der Stadt Davids, das ist Zion Eixo FesssJeit Davids Zeiten sich befand I. Chrotn , . . Z. Und es versammelten sich zum Könige [seinem Befehle gehorchend] alle Männer Israel [die zu den Stammes- nnd Geschlechtshäuptern gehörten] anf’s Fest [der Lanbhiitten, dessen Feier nahe bevvrstaud Kur. 7- s]- das ist, im siebenten Monden [im Monat Ethanim oder Tisri, ent- sprechend unserm Oktober 2. Mos. 12, 2 Anm.]. 4. Und kamen alle Aeltesten [am 8. Tage dieses Monats nach der Stadt David’s auf dem Berge Zion, um zunächst bei der Uebertragung der Bundeslade nach dem Tempelhause V. 2-ge- genwärtig zu sein] Und die Levitent hnben die Lade auf, Z. Und brachten sie hinauf [nach dem Berge MorijaL sammt der [von Gibeon herbeigeholten] Hütte des» Stifts und alleln heiligen Geräthe, das in der Hutte war, und brachten sie mit hinauf [nach dem Tempelbergej die Priester, die Leviien [um sie an der für sie bestimmten Stelle als hei- lige Reliquie aufznbewahren]. «) Der etwas ungenaue Ausdruck hier nnd in V. 5 ist dahin zu verstehen, daß die Bundeslade von den Priestern, nnd zwar allem Anschein nach unverhiillh die Stistshütte mit ihren Geräthen aber von den Leviten getragen wurde (1.Kön.8, Z s.). List« l. s. s 82 s. Aber der König Salotno, und die ganze Gemeine Israel, [in ihren Vertretern, den Stammes- und Geschlechtshäuptern] zu ihm versammelt vor der Lade [als man sie aus dem Jnterimszelte 1. Chron. 17, 1 abholte], opferten [bei ihrer An: kunft im Priestervorhof auf dem dort aufgestelltcn Braut-Opferamt] Schafe nnd Ochsen soviel, daß niemand .zählen noih rechnen konnte [doch wurden diejenigen Opfer nur erst fertig gemacht, nicht schon angezündet Kap. 7, 1]. Der heil. Schrifisteller denkt hierbei zugleich an die: jenigen Opfer, welche auch hernach (Kap. 7, 4 ff.), also überhaupt bei der Telnpelweihe dargebracht wurden. 7. Also snachdem dies geschehen] brachten die Priester die Lade des Bandes des HErrn sdurch die«Tempelhalle, vor welcher sie dieselbe einstweilen abgesetzt hatten, und dann durch den Raum des Heiligen] an ihre Stätte in den Chor shintersien Raum] des Hauses, in das Allerheiligsth unter die Flügel der [zween] Cherubim [die Salomo dort hatte anfstellen lassen Kap. 3, 10 sf.], » 8. Daß die Cherubim ihre Flügel ausbreite- ten über die Stätte der Lade; und die Cherubim bedeckten die [in der Richtung von Nord nach Süd stehende] Lade, nnd ihre Stangen von oben her. Si. Die Stangen aber waren so lang, daß man ihre Knänfe sahe von der Lade [nach der rich- tigeren Lesart in l. Kön. 8, s: von dem Heilig- thum oder dem Raum des Heiligen ausJ, vor dem Chor swenn man unmittelbar vor der offe- nen Thür des Allerheiligsten stand]; aber außen [wenn man weiter vorn im Heiligen, nach der vorderen Thür zu, stand] sahe man sie nicht [1. Stdn. 8, 8 Anm., weil nach den Gesetzen der Per- speetive mit der größeren Entfernung auch der Sehwinkel spitzer wird]. Und sie war daselbst bis ans diesen Tag [bei der Zerstörung des Tempels aber wurde sie mit den übrigen kostbaren Geräthen verderbet Kap. 36, l9]. 10. Und war nichts in der Lade [selbst, ab« gesehen von dem, was neben derselben sich befand Hebt. 9, 4], ohne die zwo Tafeln, die Mose in Doreb [2. Mos 33, 6 Arm] drein gethan hatte, da der HErr einen Bund machte mit den Kindern Israel, da sie ans Eghpten zogen [2. Mos 40, 20]. 11. Und da die Priester herausgingen aus dem Heiligen [um das Räucherwerk zum Rauch: opser herbeizuholem und zwar sämmtliche Priester ohne Ausnahme], denn alle Priester, die vorhan- den waren, heiligten siih [um an diesem Tage ge- meinschastlich die priesterlichen Funktionen zu ver- seheUL daß auch die [in I. Chron. 24, 2 ff. er- wähnten] Ordnungen [nach welchen gewöhnlich rade an der Reihe war, den Priesterdienst versah] nicht gehalten wurden sweil es eben dies Mark galt, eine recht großartige Feier zn veransialten]; I 2. Chronika 5, 6-—-14. s, 1——18. 12. Und [um auch dies hier nachträglich zu dem in V. 7 Erzählten zu bemerken] die Levitelh mit allen, die unter Assaph, Heman, Jedithnn und ihren Kindern nnd Brüdern waren salso sämmt- liche in l. Chron. AS, 2 ff. aufgezählten Sänger- Avtheilungenh angezogen mit Leinwand laue Byssus gewebteii Oberkleiderii 1. Chron. 16, 27], sangen swährend der Einführung der Lade in das Aller- heiligstcJ mit Cvmbeln, Psaltern und Harfen [1. Chron. 16, 16 ss.], und stunden [im inneren Vor: hof] gegen Morgen des [Brandopfer-] Altare ff. den Grundriß zu I. Köln 6, 16], qub bei ih- nen hundert nnd zwanzig Priester, die mit Trom- meten bliesen"[1. Chron. 16, 24]; · is. Und es war, als wäre es Einer, der trommelete und sänge [so vollständig herrschte musi- kalische Harmonie] als hörete man Eine Stimme, zu loben nnd zu danken dem HErrn [vergl. den hierher gehörigen 132. Psalm]. Und da die Stimme sieh erhub sdie Musik laut erschallete] von den Trommeten, Cvmbeln nnd anderen Saiten- spielen [und den, den Gesang begleitenden Saiten- insirumentenL nnd von dem Loben des HErrn swomit das Volk den Psalmgesang beschloß]- daß er sder HErrJ gütig ist nnd seine Barmherzigkeit ewig lvlihret [wie denn dies die gewöhnliche Ant- wort war, womit das im äußeren Vorhof ver- sammelte Volk zu den von den Leviten gesunge- nen Liedern sich bekannte l. Chron. 24, 31 Anm., vgl. Kap. 7, Z; Esra Z, 11]; da [in demselben Augenblick, als auch die Priester herausgingen aus dem Heiligen V. II] ward das Haus des HErrn erfüllet mit einer Wolle, 14. Daß die Priester nicht stehen konnten, zu dienen vor der Wolke sfür jetzt nicht wagen durften, das Heilige wieder zu betreten, sondern ihr Räuchopfer erst später verrichten konnten]; denn die [in dieser Wolke erscheinende] Herrlichkeit des HErrn erfüllete das Hans Gottes ses damit sichtbarer Weise für den HErrn in Besitz nehmend] Das ei. Kapitel. Einweihung des Tempels fortgesetzt. l. Da sprach Salomo [hochersreut über diese thatsächliche Erfüllung des in Pf. 132, 8 ausge- sprochenen Gebets, sein Angesicht dem Tempel zu- gewandt]: Der HErr hat geredet zu wohnen im Dunkel [daß er seine Gegenwart durch das Zeichen einer solchen Wolke wolle zu erkennen geben 3. Mos. 16, 2; dies Wort nun, siehe jetzt ist es erfüllt z und der HErr da in seinem Heiligthum]. nur eine bestimmte Klasse von Priestern, die ge- T 2. Jch habe zwar [d. i. fürwahr, gewiß —- i besser umzustellen: Ja, fürwahr! ich habe] ein Haus gebanet dir [o HErrJ zur Wohnung, nnd einen Sis- da dn ewiglich wohnest [und also mel- Feierlieher Transport der Bundeslade in den Tempel. Die Herrlichkeit des HErru im Tempel. 83 neu Zweck mit diesem Bau in herrlicher Weise er- nichts. Z. Und der König wandte sein Antlitz [vom Tempel weg zum Volke], und segnete sbegrüszte mit einem SegeUswUnschJ die ganze Gemeine Israel, denn die ganze Gemeine Israel stund fund empsing so den Segenswunsch ihres Königs] 4. Und er soon dem Segensgruße zu einer Lobpreisung Gottes übergehendj sprach [weiter]: Gelobet sei der HErr, der Gott Israel, der durch seinen Mund meinem Vater David geredet [1. Chiron. 18, 4 ff.], und mit seiner Hand [mit seinem mäch- tigetr Willen nun auch jenes sein Wort] etfüllet hat, da er sagte: Z. Seit der Zeit ich mein Volk Israel aus Eghptenland geführet habe, habe ich snachdem das Volk von dem ihm verheißenen Lande Besitz ge- nommen] keine Stadt erwählet in allen Stämmeu Israel, in ihr ein Haus zu bauen, daß mein Name daselbst wäre; und habe auch keinen Mann erwäh- let, daß er [fiir immer und in allen seinen Nach- kommen] Fürst wäre über mein Volk Israel. s. Aber Jerusalem habe ich erwählct, daß mein Name daselbst sei; und David habe ieh er- wählet, daß er fmit seinem Samen nach ihm] über mein Voll Israel [König] sei. Merke hie, wie alles muß aus Gottes Befehl ge- schehen, auf daß ja niemand aus eigener Andacht Gottes- dienst anrichtez denn Salomo sie beide, die Stadt Jeru- salem uud die Person David, rühmet, daß sie beide von Gott erwählet sind. (Luther.) Was Salomo hier sagt, kommt in dieser Form in l. Chron. 18, 4 ff. nicht vor, sondern ist eine freie Behandlung des dort Gesagten, sowie des Wortes in l.Chron. 12, 2 und der Geschichte in 1 Chiron. 22, 15—23, l; über solche freie Behand- lung schon dagewefeuer Worte an einer späteren Stelle der Schrist s. die Bemert zu 2. Mos 20, 6 tdrittcr Abschnitt). 7. Und da es mein Vater David [in richti- ger Erkenntnis» daß mit dem bleibenden König: thum über Jsrael nun auch die rechte Zeit ge- kommen sei für ein bleibendes Heiligthum Gottes] im Sinne hatte, ein ssteinernecz festess Haus zu bauen im Namen des HErrn des Gottes Israel, 8. Sprach der HErr zu meinem Vater David: Du hast wohl gethan, daß du im Sinn hast, mei- nem Namen ein Haus zu bauen. - s. Doch du sselberj sollst das Haus nicht bauen, sondern dein Sohn, der aus deinen Lenden kommen [und nach dir auf deinem Stuhl sitzen] wird, soll meinem Namen das Hans bauen [vg1. I. Chiron. 29, 2 ff.]. 10. So hat nun der HErr sein Wort bestä- tiget [in tharsächlicher Weise-verwirklicht], das er Damals] geredet hat; denn ich bin aufkommen an meines Vaters David Statt, nnd sitze auf dem Stuhl Israel, wie er geredet hat, nnd habe ein Haus gebauet dem Namen des Ostern, des Gottes Israel; i 11. Und habe drein gethan die Lade [Kap. b, 2 ff.], darinnen [auf den beiden Gesetztafeln] der Bund des HErrn ist, den er mit den Kindern Israel gemacht hat. 12. Und er [der König] trat [nach dieser Lohpreisung Gottes] vor den Altar des HErrn [auf die morgenwärts von demselben für ihn er- richtete Kanzel — s. Grundrisz zu 1.Kön. S, IS: z], vor der ganzen Gemeine Israel [die so theils hinter ihm, theils zu seiner Rechten und Linken frch befand], und breitete sindem er mit dem Ge- ficht gegen der. Tempel sieh wendete] seine Hände aus sgen Himmel, um zn beten]. 13. Denn Salomo hatte eine eherne Kanzel gemacht und gesetzt mitten in die Schranken [in den inneren Vorhof], fünf Ellen lang und [fünf Ellen] breit, und drei Ellen hoch [1. Kön. 8, 22 Anm.]; auf dieselbe trat er liest, wie bereits ge- sagt] und fiel sauf derselben] nieder auf seine Kniee vor der ganzen Gemeine Israel, und breitete seine Hände aus gen Himmel, 14. Und sprach: HErr, Gott Israel, es ist kein Gott dir gleich, weder im Himmel, noch auf Erden [2. Mos. 15, 11]; der du hältst den Bund und Barmherzigkeit [alie gnädigen Bundesoerhek sangen] deinen Kuechtery die vor dir wandeln aus ganzem Herzen. 15. Du hast gehalten deinem Knechte David, meinem Vater, was du ihm geredet hast [daß sein Sohn nach ihm auf seinem Stuhl sitzen und dei- nem Namen ein Hans bauen solle V. 9]; mit deinem wahrhaftigen] Munde hast du es geredet, und mit deiner [rhatkräftigcn] Hand hast du es erfährt, wie es heutiges Tages stehet. 16. Nun, HErr, Gott Israel, halte smit derselben Treue auch fernerhin] deinem Knechte David, meinem Vater, was du ihm geredet hast, und gesagt: Es soll dir nicht gebrechen an einem Manne vor mir, der auf dem Stuhl Israel sitze; doehso fern dritte Kinder ihren Weg bewahren, daß sie wandeln in meinem Gesetz, wie du vor mir gewandelt hast. 17. Nun, HEry Gott Israel, laß [überhaupt und in jeder HinsichtJ dein Wort wahr werden, das du deinem Knecht David [in Beziehung auf sein Geschlecht, wie auf sein Volk] geredet haft. 18. Denn [ich weiß zwar, daß du nicht in derjenigen Weise in diesem Tempel wohnen, wie der Mensch in seinem Hause; oder] meinest du auch ssollte wirklich jemand so thöricht sein, sich einznbilden], daß Gelt [in so beschräukter Art] bei den Meuschen auf Erden wohne? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel [5. Mos. 10, 14 Auen] kann dich nicht versorgen snach deinem un: ermeßlicheri Wesen in sich begreifen], wie follt es denn das Hans thun, das ich gebauet habe? set« 84 2. Chronika S, 19—-42. 19. Wende dich aber [da ich .auf der andern Seite auch weiß, daß du verheißungsweise mit deiner Gegenwart an diese Stätte dich gebunden hast], HErt, mein Gott, zu dem Gebet deines Knechts und zu seinem Flehen, daß du erhörest das Bitten und Flehen, das dein Knecht [hente] vor dir thut, 20. Daß deine Augen [mit gnädiger Hut Und Fürsorge-J ossen seien über dies Hans Tag und Nacht, [als] über die Stätte, dahin du deinen Namen zu stellen geredet kversprochen I. Kön S, 17 Anm.] hast, [und erweise es als Stätte deiner besonderen Gegenwart schon gegenwärtig damit] daß du hörest das Gebet, das dein Knecht [im Folgenden] an dieser Stätte thun wird. 21. So höre nun das Flehen deines Knechts nnd deines Volks Israel, das sie [heute und in allen zukünftigen Tagen] bitten werden an dieser Stätte, höre es aber von der Stätte deiner [eigent- liehen und wirklichen] Wohnung knämlichj vom Him- mel, und wenn du es hörest, wollest du gnädig sein· 22. Wenn [also, um hier einige Fälle zu nennen, in welchen man an dieser Stätte zu dir beten wird] jemand wider seinen Nächsten sündi- gen wird [in den Verdacht gerathen wird, sich an anvertrautem Gut vergriffen oder sonst seinen Nächsten übervortheilt zu haben], nnd wird ihm [um von dem Verdachte sich zu reinigen 2. Mos. 22, 7 f. 10 f.] ein Eid anfgelegt, den er schwören soll; nnd der Eid kommt vor deinen Altar in diesem Hause U. die Bemerk zu 1.Kön. 8, 31]; 23. So tvollest du [dessen Name ja dabei angerufen wird] hören vom Himmel, nnd deinem Knechte Recht verschaffen [genauer: und wirken, d. i. mit deiner Macht eingreifen, und richten deine Knechte, sowohl den der Sünde Ver- dächtigen, als den, der den Verdacht geäußert und auf das Vornehmen der Beschwörung ange- tragen hat], daß du dem Gottlosen sweicher von beiden es auch sei] vergeltest nnd gebestseinen Weg auf seinen Kopf, nnd rechtferiigest den Ge- rechten [der entweder Recht gehabt hat mit seiner Anklage oder der unschuldiger Weise in Berdacht gerathen] und gebest ihm nach seiner Gerech- tigkeit 24. Wenn [in einem anderen Falle] dein Volk Israel lgemäß deiner göttlichen Drohung Z. Mos. 26, 14 ff.; d. M. 28, 251 vor seinem Feinde geschlagen wird, weil sie an dir gesundiget haben, und bekehren sich [die im Lande zurückges blieben sind], und belennen deinen Namen, bitten nnd flehen vor dir in diesem Hause; 25. So wollest du hören vom Himmel, und nädig sein der Sünde deines Volks Israel, und se [die in fremdes Land hinweggeführt worden] wieder i»n das Land bringen, das du ihnen und ihren Vätern gegeben hast. 7, 1—7. 26. Wenn [in einem dritten Falle] der Hint- mel zugeschlossen wird, daß nicht regnet, weil sie an dir gesündiget haben [3. Mos 26, 19; 5. M. 28, 23 f.], nnd bitten an dieser Stätte, nnd be- kennen deinen Namen, nnd bekehren sich von ihren Sünden, weil du sie gedemüihiget hast; 27. So wollest du hören im Himmel, nnd gnädig sein der Sünde deiner Knechte [der Kö- nige] und deines Volks Israel, daß du szuvördersq sie den guten Weg lehtest, darinnen sie sfortanj wandeln sollen, nnd kdarnach auch] regnen lässest auf dein Land, das du deinem Volk gegeben hast see] zu besiheu 28. Wenn [in einem vierten Falle] eine Theuerung im Lande wird, oder Pestilenz, oder Dürre, Brand, Heuschrecken, Raupen; oder wenn sein [Jsraels] Feind itn Lande [in das er schon eingedrungen] seine Thore belagert, oder irgend eine Plage oder Krankheit [das Volk heimsucht 5. Mos 28, 22 ss.], 29. Wer dann bittet oder flehet unter allerlei Menschen nnd unter alle deinem Volk Israel [es sei ein Einzelner oder das ganze Volk], so jemand seine Plage nnd Schmerzen fühlet [als Strafe für seine Sünde erkennet und nun diese bereuet], und seine Htinde ausbreitet zu diesem Hause; sit. So wollest du hören vom Himmel, vom Sitz deiner Wohnung, nnd gnädig sein, und jeder- mann geben nach alle seinem Wege, nach dem du sein Herz erkennest [ob seine Buße aufrichtig und ernst ist] — denn du allein erkennest das Herz der Menschenkinder [Ps. 7, 10] ——, » 31. Aus daß sie [fortan] dich furchten und wandeln in deinen Wegen alle Tage, so lange sie leben ans dem Lande, das du unsern Vätern ge- geben hast. 32. Wenn [in einem fünften Falle] auch ein Fremder, der nicht von deinem Volk Israel [son- dern ein Heide] ist, kommt ans fernen Landen unt deines großen Namens und mächtiger Hand nnd ausgeteilten Armes willen, und betet zu diesem Use- 33. So wollest du hören vom Himmel, vom Sisz deiner Wohnung, und thun alles, warum er dich anrufet; auf daß alle Völker auf Erden deinen Namen erkennen und dich furchteu, wie dein Voll Israel, und inne werden, daß dies Hans, das ich gebanet habe, nach deinem Namen genannt sei [ogl. Anm. zu I. Kön. 8, 43]. 34. Wenn [in einem sechsten Falle] dein Volk auszeucht in Streit wider seine Feinde des Weges, den du sie senden wirst [bei einem von dir gebo- tenen oder doch erlaubten Feldzuge], und zu dir bitten gegen dem Wege zu dieser Stadt [mit dem Angesicht zu der Stadt hingewendet], die du er- wählet hast, nnd zum Hause, das ich deinem Namen gebanet habe; Salomcks Lobpreifung und Gebet. Feuer vom Himmel verzehrt die Opfer. 85 35. So wollest du ihr Gebet und Flehen lzökfen vom Himmel, und ihnen zu ihrem Recht e en. sc. Wenn [in einem siebente« Fallej sie an dir sündigeu werden — stntemal kein Mensch ist, der nicht sündige —-, nnd du über sie erzürneft nnd gibst sie vor ihren Feinden, daß sie sie gefangen wegführen in ein fernes oder nahes Land [3. Mos. 26, 33 ff; 5. M. 28, 49 ff.; 30, 1 sf.]; 37. Und sie sich in ihrem Herzen bekehren im Lande, da sie gefangen innen sind, nnd belehren sich, nnd flehen dir im Lande ihres Gefängnisses, und sprechen: Wir haben gesündiget, missethan nnd sind gottlos gewesen [Ps. los, S; Dan s, 515 38. Und sich also von ganzem Herzen und von ganzer Seele zn dir bekehren im Lande ihres Gefängnisses, da man sie gefangen hält, nnd sie beten gegen dem Wege [in der Richtung hin] zu ihrem Lande, das du ihren Vätern gegeben hast, und zur Stadt, die du erwählet haft, und zum Hause, das ich deinem Namen gebauet habe [Dan. e, 10 f.J,. 39. So wollest du ihr Gebet nnd Flehen hören vom Himmel, vom Sih deiner Wohnung- nnd ihnen zu ihrem Recht helfen, und deinem Volk gnädig sein, das an dir gesündiget hat [und ihnen Barmherzigkeit geben vor denen, die sie gefangen halten, daß fte sie wieder frei lassen]. 40. So laß nun, mein Gott, deine Augen offen sein und deine Ohren aufmerlen auf das Gebet an dieser Stätte [V. 20]. 41. So mache dich nun auf, HErr Gott, zu deiner Ruhe, du und die Eade deiner Macht Laß deine Priester, HErr Gott, mit eil angethan werden, und deine Heiligen rch freuen über dem Guten. 42. Du, HErr Gott, wende nicht weg das Antlitz deines Gesalbten; gedenke an die Gnade, deinem Rnechte David verheißen Ueber diese letzten zwei Verse, die nicht cbenfalls an dieser Stelle von Salomo gesprochen wurden, sondern nur ein Rückblick sind auf das in Pf. 132, 8—13 u. 1 gesprochene Gebet (s. 1. Kön. 8, 6 Anm.), vgl. l. Chron 17, 8—36., wo ebenfalls eine Blumenlese aus den beim Gottesdienstc gebräuchlicheii Psalmen in die Er- zählung eingeflochten wird. Das "7. Kapitel. Einweihung des Tempels vollzogen. I. Und da Salomo ausgebetet hatte sund eben von seinen Knieen Kap. S, 13 sich erheben wollte], fiel [gleichwie einst bei dem ersten Opfer Aaroirs S. Mos 9, 241 Feuer vom Himmel, und verzehkete das [auf dem Brandopferaltar zurecht gemachte Kap. b, s] Brandopfer nnd andere Opfer; und die Herrlichkeit des HErrn [wie schon in Kap. 5, 11 ff. erzählt wurde] erfülle« [alsbald, da man die Bundeslade an ihre Stätte, in das Allerheiligste brachte] das Hans, 2. Daß die Priester nicht konnten hineingehen iu’s Hans des HErrn, weil die Herrlichkeit des Errn ficllete des HErrn Hans szu diesem ersten eichen der wirklichen Gegenwart Gottes kam denn jetzt jenes andere in dem vom Himmel fallenden Feuer, welches den Brandopferaltar zur legiiimen OPferstätte Jsraels heiligte]. 3. Auch sahen alle Kinder Israel sfür die ja beide Zeichen geschahen] das Feuer hetabfalleth nnd die Herrlichkeit des HErrn über dem Hause; nnd fielen fgleichwie Salomo bei diesen ersten Zeichen in ein fröhliches Dankgebet ausgebrochen war Kap. 6, 1 ff., so bei jenem zweiten Zeichen] auf ihre Kniee mit dem Antlitz zur Erde auf-s Pslaster sdes Vorhofs], und beteten an kihren so majestätisch wirksamen und doch so gnädig sich herablassenden Gott], nnd dankten kais nun der Königs-an sie herantrat und sie segnete und er- mahnete l. Kön. 8, 55 ff» in der auch sonst üb- lichen Weise ihrer Betheiligung am Gottesdiensij dem HErru, daß er gütig ist, und feine Barm- herzigkeit ewiglich währet. 4. Der König aber und alles Volk opferten [hierauf] vor dem HErtn [diejenigen von den in Kap. 5, 6 bezeichneten Opfer, welche für die nun- mehrige Feier bestimmt waren]. Z. Denn der König Salomo opferte [im Ganzen, an diesem ersten und den sechs folgenden Tagen des Festes] zwei und zwanzig tausend Ochsen, und hundert und zwanzig tausend Schafe kdie Opfer der Stammesfürsten und des Volks aber lassen sich, wie schon gesagt, nicht berechnenJZ nnd weiheten also das Haus Gottes ein, beide der König und alles Volk. is. Aber die Priester stunden in ihrer Hut [verrichteten bei der Feier, nach ihren Abtheilungen gesondert, das Amt, wozu das Gesetz sie verdand], nnd die Lebiien [begleiteten das gottesdiensiliche Werk] mit Saitenspieleu des HErrn smit den mu- sikalischen JnfirnmentenL die der König David hatte lassen machen [1. Chron- 26, 31 Arm-1- dem HErrn zu danken, daß seine Barmherzigkeit ewiglich währet, fund] mit den Psalmen Davids durch ihre Hand [die sie im Gesang vorzutragen hatten]; nnd die Priester bliesen Trommeten gegen ihnen [in besonderen Chören ihnen gegenüber auf- gestellt]- und das ganze Israel stund [im äußeren Vorhof und wohnete der heiligen Handlung an- dächtig bei]. 7. Und Salomo heiligte [für die Feier jener Tage] den Mittelhof, der vor dem Hause des HErtn war [den ganzen Raum des Priestervorhofs zwischen dem Brandopferaltar und dem Tempel- hause, s. den Grundriß zu 1- Kön. 6, 16]; denn 86 Z. Chronika 7, 8 s— 22. 8, l-—4. er hatte daselbst saus vielen kleineren, zu diesem besonderen Zweck errichteten AItärenJ Brandovfer und das Fett der Dankopfer ausgerichtet [oer- brannte darauf die Brandopfer und das Fett der Dankopfer] Denn der eherne Altar, den Salomo hatte tuachen lassen [Kap. 4, 1 nnd welcher für ge- wöhnlich die einzige rechtmäßige Opferstätte bildete], konnte nicht alle Braudopser, Spcisovfer nnd das Fett [der Dankopfer Z. Mos Z, 5 Atem-J fassen. 8. Und Salomo hielt zu derselben Zeit [nach- i dem er die Einweihung des Tempels in den Ta- gen vom 8 — 14. des Monats Ethanim oder Tisri vollendet hatte, noch] ein Fest Diiiinlich das auf den 15--2l. Tisri sallende Laubhiittenfest s. Mos 23, 34 f.] sieben Tage innig, und das ganze Israel, eine sehr große Gemeine, von sder äußersten Nord- grenze des Reichsl Heutath [in Shriens an bis an sdie änßerste SüdgreUzeJ den Bach Eghptens [4. Bloß 34, b. 8]. I. Und hielt am achten Tage san: 22.Tisri] eine- Versammlung kden in S. Straf. 23, 36 gebo- tenen Versamrnlungstag so daß die Gesammtfeier zweimal 7 Tage währete]; denn die Einweihung des Altars ists. 4——7] hielten sie sieben Tage, und das Fest [V. 8] anch sieben Tage sworauf dann noch als fiinfzehnter Tag die zu Anfang unseres Verses erwähnte Schliißfeier folgte] 10. Aber am drei nnd zwanzigsten Tage des siebenten Mottden ldes Ethaniin oder Tisri L. Mos 12, 2 Anm.] ließ er das Volk swieder heim] in ihre Hütten [nnd sie zogen dahin] fröhlich und gutes Miiths über allem Guten, das der HErr an David, Salomo und seinem Voll Israel gethan hatte. It. Also vollcndete Salouto [im Verlaufe von 20 Jahren seit dem 4. Jahr seiner Regierung Knie. 8, l] das Hans des HErru, und das Haus des Königs svon dessen Bau in unserem Buch nichts Näheres berichtet worden, wohl aber in i. Köln 7, 1—12]- und alles, was in sein Herz kommen war, zu machen im Hause des HErrn, nnd in seinem Haufe sbis zum October des J. 991 v. Chr..], giüctselig. U. v.12—22. tiarh einmal, gleichwie heim Jiulritt seiner Regierung zu Gibeoik so anch nun) oalltsrachtrin Teninclbait zu Jernsalenk ersihriiit der HErr dein Salaino, Z » » den HErru, ihrer Vater Gott, verlassen haben, s der sie ans Egvbtentand gefahret hat, und haben " sich an andere Götter gehangen und sie angeln-let, versteuert ihn dkr guiidigkii Erbiirnitg seines GebetI, das er tiki der Einweihung drg Tkiirnrls gesprochen, indcni rr ihm ans dir kinzetiieu Bitten iin tielonderen Antwort giebt, warnt alter auch in gar kreisten, bedratjliclieul Worten var dein Abfall von ihni; denn dieser werde alle drn im Grtkh darüber ausgesprochenen; Fluch nach sitt) ziehen. Vgl. l. Nu. 9, 1—9. 12. Und der HErr erschien Salomo sentweder nach dem ersien Tage der Tempelweihe oder nach sj der Schlußfeier des Lanhhiitteiifesteth also entweder s; nach dem Z. oder nach dem 22. Tisri jenes Jah- res 991 v. Chr» ebenso wie er ihni vor 23——24 i? Un· Jahren zu Gideon erschieuen war Kuh. l, 7 ff] E dein Vater David gewandelt hat, daß «» il ( t s! des Nachts sim Traum], und svrach zu ihm: Jch habe dein Gebet [Kap. s, 14 ff] erhöret, und diese Stätte sdas Haus, das du anfMorisa mei- nein Namen gebauet hast] mir erwtihtet zum Opserhause [5. Eines. !2, 5 ff] 13. Siehe, wenn ich den Himmel zuichließy daß nicht regnet, oder heiße die Heuschrecken das Land fresseu, oder lasse eine Pestilenz unter mein Volk kommen, 14. Daß sie mein Volk demselbigen, das nach meinem Namen genannt ist; und sie beten, und mein Antlitz suchen, und sich von ihren bösen We: gen bekehren werden; so will ich vom Himmel hören, und ihre Sünde vergeben, und ihr Land heilen. 15. So sollen nun meine Augen offen sein, und meiiie Ohren aufmerten auf das Gebet an dieser Stätte. Its. So hab ich nun dies Hans erwåhlet und geheiliget, daß mein Name daselbst sein soll ewig- lich, und meine Augen, und mein Herz soll da sein allewege. 17. Und so du wirst vor mir wandeln, wie « du thust alles, was ich dich heiße, und hältst meine Gebote und Rechte; 18. So will ich den Stuhl deines König- reichs bestätigen, wie ich mich deinem Vater David verbunden habe, nnd gesagt: Es soll dir nicht gebrechen an einem Manne, der über Israel Herr set. 19. Werdet ihr euch aber umkehrem und meine Nechte und Gebote, die ich euch vorgelegt habe, verlasseu, uud hingeben· und anderen Göttern die- nen, uud sie anderen; . 20. So werde ich sie auswurzeln aus meinem Lande, das ich ihnen gegeben habe; und dies Haus, das ich meinem Namen geheiliget habe, werde ich von meinem Angesicht werfen, und werde es zum Sprichwort geben, und zur Fabel unter allen Völkern. 21. Und vor diesem Hause, das das höchste worden ist, werden sieh entsehen alle, die vorüber gehen, und sagen: Warum hat der HErr diesem . Lande und diesem Hause also MitgefahrenH 22. So wird man sagen: Darum, daß sie und ihnen gedieuet; darum hat er allc dies Unglück über sie gebracht. Das 8. Kapitel. · salamas gebanete Städte, Herrschaft, Opfer und Schiffe. V. 1-—18. Weitere Bauten, die Saiaina nach dem Bau des Tciiiprlg nnd seines Palastes ausgeführt hat, Der HErr erscheint dem Salomo zum andern Male. 87 beziehen sitt) auf die Anlage von Lkiagazinstädttn nnd Stationspliihen fiir den Handel, auf die Errichtung von «: aiissallend aber ist es, daß wir außer unsrer Stelle und r 1..Köii. 9, 18 die Stadt sonst nicht mehr erwähnt finden, Frstungen im Bande und von iZiislhiiiiierii auf dem Eibm ; non nnd zu Jerusalem; feine Arbeiter dain hatte er sich ziimeisi aus den ilelierreiten der ehemaligen eauanitisihen Bevölkerung gebildet, während die Genossen seines Volks eine freiere Stellung zu ihm elnnahinca Ilaehdeni der liell. Schriftsteller noch einmal auf den san des Königs— Palastes 1iiid des Tempels zneüiligeiionimeik um in Ze- zietiiing auf jenen zu bemerken, daß nun auch Salomag egyptisihe Gemahlin in dag für sie bestimmte Harem ütiersiedctiy und in Beziehung aiif diesen, daß forihin der zu Anfang der Regierung Saloniisg noch tiestrheiide Gotteedienfi auf den Höhen aufhörte, berichtet er sittlich· lich von der in Gemeinschaft init dem tyriseiien König: non Ozean-Geiste aus unternommenen Schisffahrt nach Ophir. Vgl. 1. Nu. I, til-W. 1. Und nach zwanzig Jahren [oom vierten Jahr seiner Regierung an gerechnet Kern. s, 2], in ivelchen Salomo des HErrn Hans und sein Hans sKap.2, l] banetc svon 1011——991·v.Chr.], Z. Baue-te [befestigte] ersauch die Zwanzig] Städte fim Lande Galiläa], die Hutain [der König zu TVVUSJ Salomo [zurück-] gab snachdem dieser für eine Geldanleihe von 120 Talenten sie ihm abgetreten, er sie aber für zu gering befunden hatte 1.Kön. 9, 11 ff.], und ließ die Kinder Israel drinnen wohnen fstatt der bisherigen meist cananig tischen Bevölkerungf diese beiden syrifcheii Reiche, die schon von seinem Vater David mehr oder weniger abhängig gewesen waren l. Chron. 19, 3———1 1, feinem Reiche einzuverleiben], und bcfefiigte sie [die Hauptstadt beider Reiche, die Stadt Hemath, um die Reiche selber in seiner Botmäßigkeit zu erhalten]; . 4. Und banite Thadmor in der Wüste sin einer fruchtbaren Oase der syrtfchen Wüste gelegen 2. Saat. s, 6 Arm] und alle Kornsteidth die er bauelc in fdem vorhin erwähnten Reiche] Hemath i: praeticabcl war, weil sie durch die Wüste führte. weder bei iisjelcgenheit svrifcher oder assukischer Einfälle, « noch bei prophetischen Auosprüchcit über Speien. Dazu mag thcilweio die isolirte Lage beigetragen haben; zu« gleich dürfte dabei zu beachten fein, daß die Thadinoe berührende Straße für die, größtentheils aus Reiterei bestehenden assyrisehen und babhlonischen HeereAnßicht u er« dem ist es nur allzu wahrscheinlich, daß Thadmor, wie - überhaupt jene ganze Iyetsche Gebietserwerbung, nur verhältnißniäßig kurze Zeit in ioraelitischcm Besi e blieb; später theilte sie das Schtcksal aller vordera aiischen Länder und war nacheinander der Herrschaft der Asshrey Babylouiey Perser und slliacedonier unterworfen, biet sie dann uiiter den Seleuciden il. Matt. 1, l! Anm.) eine der berühmtesten Städte des Morgenlandeo wurde und allmälig in den fast ausschließlichen Besitz, des zwischen den Euphratläadcrn und dem mittelländiichen Meer ftatifiudendeu Handeisvertchr sich setzte. Lange Zeit entging sie dem Blicke der römischen Eroberm als zur Zeit des zweiten Triumviratö nach der Schlacht bei Philippi iim J. 42 n. Chr.) Antonius sie besuchen wollte, um ihrer Schätzc sich zu bemächtigen, mußte er unver- richteier Sache wieder abziehen, denn die Palmhrener hatten sich über den Euphrat zurückgezogen und stellten dort ihre vortrefflichen Bogcnfchützen vor sich auf. Wann sie endlich ein Theil des römischen Weltretchs wurde, läßt sich nicht näher bestimmen; dagegen sind uiehrfache Anzeichen vorhanden, das; mit dem Kaiser Hadrian (von 117———138 n· Chr. GJ diejenige Epoche beginnt, in welcher Palmyra vollends eine der ersten Z· Und Salomp zog gen Hcmajhzspha lum i Städte des Nidkgeliictiidcs gcwokdcil Uiid de! hclllpkiächs lichfte Theil der großartigen architektonischen Dentmäler entstanden ist, deren toiossaleRuinen fast einzig in ihrer Art sind. Ntit der zweiten Hälfte des dritten Jahrhun- derts u. Chr. trat dann die soviel besprochene interessante Episode (Zwisehenhandlung) aus der späteren römischen Kdifergefchichtc ein. Als nämlich nach der Gefangen- uehruuug des Kaisers Valerian durch den trculofen Perser Saporeo (259 n. Chr.) gegen das unwürdige Regiment feines Sohnes und Nachfolgcrs Gallienuö fast in allen- ij Prdvinzeu die Feldherren selbst zu Jmperatoren (Herr- Indem Salouio durch die Eroberuiig von Heinathi 7 Zoba an dieser nordöftlichcn Ecke feinem Reiche eine weitere Ausdehnung gab, kam auch die-von Phöuizien nach dein Euphrat führende Haudelofirafsc in seinen Be- sltz, und gründcte er nun tin Interesse des ungestörten Haudelsvertehrö verschiedene Vorrathoftädtc oder beseitigte Stationöpliitzky welche den Karavaneit gegen die Ueber- fälle räuberisiixcr sllsitftenbewohner einen sicheren Ruhe- punkt boten, den tlieiseiiden und ihren Lastthiereii Lebend- uuterhalt gewährten, vielteicht auch Lager für Waaren- vorräthe enthielten. Ein solcher Stationoplatz, der aber durch seine glücklicbe Lage, alo eine reichlich mit Wasser Verse-heim, durch besonders günstiges Kliiua und frucht- baren Bodcn ausgezeichnete Oase mitten in der großen Wüste, wohl auch als Vereiniguugopuiitt mehrerer Stra- ßen, iui Verlauf der »Seit die Bedeutung eineö Haupt- Haudelsplatzeo gewann, war Thadinoh bei Cjriechen und Römern Paliuyra genannt, nach den wahrschein- lichftcu Bcrechnungeii unter 34«,0 nördL Breite und 553j«——570 öftl. Länge gelegen (.Karte lV.). Ob das- selbe urspiinglich selbst zum Gebiete von Hemath gehörte, ob die Gründung der Stadt nicht erft durch Salomo gefcheheih sondern diese durch ihn nur ncugebaut und beseitigt worden ist, muß beides dahingeftellt bleiben; «? t"chcrn) sieh auswarfcn (die Zeit der sog. dreißig Tyrannen: E 26()——270 n. Chr) und fast der ganze Orient für die Römer verloren und den Persern anheimgefallen zu sein schien, war es der Fürst und Feldherr Scptimtus Qdenathuck aus einer der bedeutendsten paimhrenis schen Familien stanimend, der dem übermüthigen Sapores kräftigen Widcrstaiid leistete, ihm eine bluti c Schlacht lieferte und ihn bis zu seiner Residenz Ctesip on zurück- trieb. So war Odcnathus thatsächlich Herr des größ- ten Theils des Oriento geworden, eiguete zuerst den Königs« und dann den Kaisertitel sich an, und regierte mit großer Macht und Einsichh bis er im J. 267 n. Chr. durch die Mördcehaiid seines Brudersohnes den Tod fand. Jetzt ergriff seine Gattin, die muths und gelit- volle Zenobia im Namen ihrer uoch unmündigen Söhne die Zügel der Regierung, wußte nicht nur gegen die Perser, sondern auch gegen Gallienus und feinen Nachiolger Clauditte) II. sich zu behaupten, sa dehnte die Grenzen des palmyrenischen Neichs über einen Theil von Klcinasiem über Mcsopotaniien und bis in dad arabifche Gebiet hinein and und entriß durch einen ihrer Feldherren sogar Egyptslt DE! kökkikfchen Herrschaft. Aber damit hatte die Herrlichkeit Palmyrcko auch ihren Höhe· punkt erreicht, voii dem die Stadt mit einem Schlage wieder herabsantz denn als im J. 270 n. Chr. in der Person des Domitiuo Aurelianuo wieder eine frische Kraft den römischen Kaiserthron bestieg, war es eine von den 88 2. Chronika 8, 5——18. I, 1—9. vielen schwierigen Aufgaben, die diesem Herrscher zuge- fallen, auch dem palmvrenischen Reiche ein Ende zu machen. Unweit Antiochia in Syrien, und dann wieder bei Emesa geschlagen (in1 J. 272 ii.. Chr.), mußte Ze- nobia auf Patmhra sich zurückziehem ein Fluehtversuch während der Belagerung mißlang, sie gerieth in Aurelians Hände, der ste mit nach Rom zur Verherrlichung seines Triumphes nahm, die Stadt selber aber, die zuerst sich ergeben, hernach aber sich wieder empört hatte, wurde von den Römern zivar nicht zerstört, doch derart ge- plütidert und verwiistet, daß sie in Trümmer sinken mußte. Jm Uebrigen wurde der Zeiiobia eine ehrenvolle, ihrem Ran entsprechende Behandlung zu Theil; sie verbrachte den est ihrer Tage theils in Rom, wo ihr ein Palast eingeräumt war, tt)eils auf einem Landsitze in der Nähe von Tibur, verband sich durch Verheirathring mehrerer ihrer Kinder mit vornehmen römischen Familien und er- reiehte ein hohes Alter. Ausgezeichnet durch Schönheit und Bildung, durch Muth und Ausdauer, durch außer- ordentlich reges Streben und strenge Keuschheit, ist sie eine der vielbesprochensten Frauen, welche die Weltge- schichte kennt, und von dem italienischen Dichter Petrarka (-]— 1374 n. Chr.) in einem seiner Lieder gefeiert; doch bleibt es eine noch unentsehiedeiie Frage, welcher Religion sie angehörte, ob sie bei dem Heidenthum dem die ara- bischen Stämme angehörten, verblieb, oder zum Juden- thum übergeiretem oder aber, wie man auch behauptet hat, eine Christin geworden. Am ivahrfcheinlichsten dürfte ersteres sein, während letzteres eine ganz unbegrün- dete Annahme ist; vermöge einer sog. freisinnigen Rich- tung, der ste als Frau von besonderer Begabung und Bildung huldigte, wurde sie dann die Beschützerin des in der Kircheiigeschtchte unter den Antitrinitariern (Geg- nern der Dreieinigkeits-Lehre) bekannten Paulus von Samoiata, der erst nach ihrem Sturze seines Amtes als Bischof von Antiochien entsetzt werden konnte. Gegewärtig ist Palmyra, nachdem die Stadt ihren völli- gen Untergang durch ein Erdbeben im J. 1042 n. Chr. gefunden, ein elendes Dorf aus dürftigen Lehmhiitten innerhalb des Hofes des großen Sonnentempels, rings- herum aber ein ungeheures Feld von Namen, deren Pracht und Ausdehnung in das höchste Erstaunen setzen. Z. Er lSalomo] banete auch Ober- und Nieder-Beth-Hoton [auf der Grenze zwischen Ben- jamin und Ephraim Jof. 16, 3 fs.; is, 13 f.; 21- 22], das feste Städte waren [durch diese Be: festigung wurden] mit Mauern, Thüren und Riegelnz is. Auch Baelath sim Stamme Dan Jos. 19, 441 nnd alle Kornstcidte, die Salomo hatte, und alle Wagenstädte nnd sStädte der] Reiter, und alles, wozu Salomo Lust hatte zu bauen, beide zu Jerusalem und anf dem Libanon und im ganzen Lande seiner Herrschaft [vergl. 1· Kön g, 19 Anm.]. 7. sDie zur Ausführung dieser Bauten er- forderlichen Arbeiter aber verschasste er sich auf fol- gende Weise:] Alles übrige Volk von den Hethi- treu, Amoritern Pheresiterm Hevitern und Zehn: fttern, die nicht von den Kindern Jsrael ssondern eananitischen Ursprungs] waren, 8. Und ihre Kinder, die sie hinter fiel) ge- lassen hatten im Lande, die die Kinder Jsrael nicht vertilget hatten [Jos. is, 1 ff; Richr 1, 21. 27 ff.], machte Salomo zinsbar szu Frohnfklaoen Kav. S, 17 f.], bis auf diesen Tag. I. Aber von den Kindern Israel machte Sa- lomo svgL s. Eines. 25, 39 ff] nicht Knechte zu seiner Arbeit; sondern [nur Frohnarbeiter l. Kön. h, 13., oder] sie waren [soweit sie dazu nicht ver- wendet werden konnten] Kriegsleute, und über feine Fürsten [in l. Kön. I, 22 richtiger: seine Fürsten und Ritter], nnd [Hauptleute] über feine Wagen nnd Reiter. 10. Und der obersten Amtleute des Königs Salonto [seiner Oberauffeher von israelitifcher Ab- kunft] waren zwei hundert und fünfzig, die über dlls Volk hkttfchklctt gdie Arbeiter beaufsichtigtem wo· zu noch 300 Oberaufse er cananitischer Abkunft und 3300 cananitische Unteraufseher kamen Kuh. 2, 18 Anm.]. II. Und die Tochter Pharao sdes Königs Psusennes von Egyptem welche er geehelicht und einstweilen in einem der königlichen Häuser auf Zion untergebracht hatte 1.Kön. Z, l] ließ Salvmo [nach Beendigung seines PaIastbaUesJ herauf holen aus der Stadt Davids in’s Haus, das er für sie gebanet hatte. Denn er sprach sals er bei der Verheirathung mit ihr sie nicht in David’s Palast selber, sondern nur in einem der königlichen Häu- ser unterbrachte]: Mein Weib soll mir nicht woh- nen im Hause David, des Königs Israel; denn es ist geheiligeh weil die Lade des HErrn drein kom- men ist [1. Chrom 17, 1]. 12. Von dem an [da nun der Tempel ge- bauet und eingeweihet war] opferte Salomo dem HErrn Brandopfer auf dem Altar des HErrn, den er gebauet hatte vor der Halle fund nicht mehr auf der Höhe bei Gibeon Kap. I, 2 ff.]; 13. [Aber auch alle andern Opfer] Ein jeg- liches auf seinen Tag zu opfern [die täglichen Morgen- und Abendopfer], nach dem Gebot Muse, sferner die Opfer] ans die Sabbathe, Neumondeu und bestimmten Zeiten des Jahrs dreimal, nämlich aufs Fest der nngcfciuerten Probe, aufs Fest der Wochen, und auf-s Fest der Laubhütten swurden fortan nicht mehr auf den Höhen, sondern aus- schließlich auf dem Brandopferaltar im Tempel zu Jerusalem dargebrachts 14. Und er ftellete die Priester in ihrer Ord- nung zu ihrem Amt, wie es David, sein Vater, its-lebt hatte U— Chww 25- l ss-J- nnd dicLeviten auf ihre Hut, zu loben [1. Ehren. 26, 1 ff] und zu dienen vor den Priestern, jegliche auf ihren Tag [1. Ehren. 24, 26 ff] und die Thorhütec in ihrer Ordnung, jegliche auf ihr Thor [1. Chron 27, 1 ff.]. Denn also hatte es David, der Mann Gottes, befohlen [Nehem. 12, 24]. 15. Und es ward nicht gewichen vom Gebot des Königs über die Priester und Leviten, an allerlei Sachen und an den Schciheu [1. Chiron. 27, 20 ff.]. 16. Also [mit Durchfiihrung der von David in Betreff des Dienstes der Priester und Leviten Anlage von Magazinstädtem Handelsslationem Festungen und Lusthäusern Schissfahrt nach Ophin 89 getroffenen EinrichtUngeUJ ward bereitet alles Ge- schäft Saivmo [zu Ende gebracht alles, was Sa- lomo hinsichtlich des Gottesdienstes zu thun hatte] von dem Tage an, da des HErrn Hans gegründet ward, bis er’s vollendete, daß des HErrn Haus ganz bereitet [nunmehr erst völlig fertig] ward. 17. Da [nach dieser äußeren wie inneren Vollendung seines Hauptwerkes] zog Salomo [der jetzt auch an andere Unternehmungen denken durfte] gen Ezeon-Geber und gen Eloth, an dem Ufer des [Schilf-] Meers im Lande Edomüa 18-. Und Hurain sandte ihm Schiffe durch seine Knechtc-, die des Meeres kundig waren; nnd fuhren mit den Knechten Salomo’s in [nach] Ophir, und holten von dannen vierhundert und fünfzig Eentner Goldes [= 11,781,000 Thlr.] und brach- ten es dem Könige Salomo. Dieser Bericht weicht mehrfach von dem in l. Köm 9, 26 ff. ab. Unerheblich ist zunächst die Abweichung, daß nach unsrer Darstellung Salomo selbst nach Ezeons Geber und Eloth ging; denn der Bau der Flotte macht es an sich schon wahrscheinlich, daß er die beiden am älanitischen Meerbiisen nahe bei einander gelegenen Städte besuchte, um die erforderlichen Anordnungen an Ort und Stclle in eigener Person zu treffen. Schwieri er dagegen erscheint die Bemerkung, daß Hiram nicht b us, wie in I. Kön. I, 27 erzählt wird, seekundige Schisssleute mit den von EzeonsGebcr ausfahrenden Schiffen Salomcks ausgesendet, die dessen Leute in der Schisfsahrt unter- weisen sollten, sondern selbst Schisie von Tyrus aus nach EzconiGeber geschcifst habe, die dann mit Salomo’s Flotte zugleich ciusfuhren (Kap.9,21); denn von Thrus aus kann man nur zu Lande nach dem älanitischen — Meerbusen gelangen. Jndessen wäre es recht wohl mög- lich, daß die fertigen Schiffe in Stücke zerlegt und so nach jenem Hasenort gebracht worden sind, wofür manche Belege aus dem Alterthum (Arkjan. oxpeit Alex. V, p. 329 u. VII, P. 485 ed. Blanizz Plutarcli vita Anton. P. 948 ed· Prof. 1620; ThucyixL hell. Pe10p. IV, s) sich beibringen lassen; oder man muß annehmen, daß die Aiissendiing der phönizischen Flotte von dem persischen Meerbusen aus geschah Eine dritte Abwei- chung endlich, wenn in unserm Terte 450 Talente Gol- des, in I. Kön. 9, 28 dagegen nur 420 Talente ange- eben werden, erklärt sich leicht aus Verwechselung der ahlbuchstaben: J (-.—. 20) mit J (= 50). Das St. Kapitel. Salomo, non der Königin aus Urahien beschenkt, hat ein großes Einkommen. Hil- v. 1—28. In Folge der Fahnen nach Ovhir dringt das Gerücht von Salonias Zrgabnng mit einem ungewöhnlichen Maße von Weisheit auch zu der Königin von Sabäa im südiichrn Jtrabicn (1. Mal. 10, 7); sie leomnit zn ihm mit einem zahlreichen Gefolge, nm durch eine Unterhaltung mit ihm in iitäihselsprsiclicci seine Weis— heil zu erproben, nnd findet, daß hier das Gerücht noch weit hinter der Wirlilichlirit znriirtrbleibi. Indem sie die- jenigen gisiailirti preist, die beständig am einen solchen Mann weilen dürfen, nnd den HErtn lobt, der seinem Voller einen solchen König gegeben, iscrklsri sie Saioino ihre mitgebrachten Geschenk: and empfängt von diesem reiche Grgengrschentctz worauf sie in ihr Vaterland zurück— kehrt. daran schließen sich nähere Angaben über Salo- mobz Reichthümer nnd hilf-quellen, über die pracht seines: ijofhaltnng nnd die Herrlichkeit seiner« Königthnnia dgl. 1. arti. 10, 1—29. I. Und da die Königin von Reicharabieu [von Arabja feil-c, dem glücklichen Arabien] das Gerücht Salvmo [von seiner ungewöhnlichen Weis- heit] horete, kam sie mit sehr großem Zeuge [zahl- reichem Gefolge] gen Jerusalem, mit Kameelen, die Würze und Goldes die Menge trugen, und Edelsteine, Saloino mit Riithseln zu versuchen U. Kein. 10, 1 Anm.]. Und da sie zu Salomo kam, redete sie mit ihm alles, was sie [von dun- keln Räthselsprüchen ihm vorzulegen] im Sinne hatte vorgenommen. 2. Und der König sagte ihr alles, was sie fragte, und war Salomo nichts verborgen, das er ihr nicht gesagt hätte. 3. Und da die Königin von Reicharabien sahe die Weisheit Salomo, und das Haus, das er szum königlichen Palast flir sich] gebauet hatte, 4. Ddazu den Glanz seiner Hofhaltung:] Die Speise fur seinen Tisch, die Wohnung für seine Knechte, die Aeuiter seiner Diener nnd ihre Kleider, seine Schenkeu iMundscheUkevJ mit ihren Kleidern, und seinen Saal [Aufgang], da man sei] hinauf ging [aus seinem königlichen PaIasteJ ins Haus des HEktn [und der ein Werk ganz beson- derer Kunstarbeit war, vgl. jedoch l. Kön. 10, 5 Anm.], ionnte sie sich nicht mehr enthalten, Z, Und» sie sprach zum Könige: Es ist wahr, was ich gehoret habe in meinem Lande von deinem Wesen, nnd von deiner Weisheit. s. Ja) wollte aber ihren Worten nicht glauben, bis ich kommen bin, und hab es mit meinen Augen gesehen. Und siehe, es ist mir nicht die Hälfte gesagt deiner großen Weisheit. Es ist mehr an dir, denn das Gerücht, das ich gehöret habe. 7. Selig sind deine Männer, und selig diese deine Knechte, die allewege vor dir stehen und deine Weisheit hören. 8. Der HErn dein Gott, sei gelobet, der dich lieb hat, daß er dich auf seinen Stuhl zum Könige gesetzt hat dem HErrn, deinem Gott«. Es macht kder Grund dessen W, daß dein Gott hat Israel lieb, daß er ihn ff. v. a. es, das Volk Jsrael] ewiglich anfrichtez darum hat er dich über sie zum Könige gesetzt, daß du Recht nnd Redlichkeit [Recht und Gerechtigkeitj handhabest. «) Hier sagt die Königin von Saba viel mehr, als in 1. Kön. 10, 9 gemeldet wird; sic uennet hier den Thron Jsraels den Thron des HErrn, und erkennet, daß Salomo dem HErriH seinem Gott, zum Könige gemacht sei, d. i., er sollte nicht allein auf Beschl Gottes, als Unteriönig desselben regieren, sondern auch zuni Preise des HErem zur Beförderung des Dienstes und der Furcht Gottes. (Patrlck.) · 9. Und sie gab dem Könige szum Zeichen Ihre! hohe« Verehrung] hundert und zwanzig Cent- 90 Z. Chronika 9, 10——31. 10, 1-—-11. uee Geldes [= 3,141,6o0 Tblr.]- und sehr viel Wükze und Edclgesteinr. Es waren keine Würze skam nicht mehr soviel Specerei nach Jerusalem] als diese, die die Königin von Reicharabien dem Könige Salomo gab. 10. Dazu [um hier eine Bemerkung über andere Kostbarkeiten, die zu jener Zeit nach Jeru- salem kamen, anzuknüpfen] die Kncchte HnramV nnd die Knechte Salomo, die Gold ans Opbir brachten, die brachten auch Ebenholz sSandelholzj ; nnd Edeigesteine. It. Und Salomo ließ ans dem Ebenholz Treppen im Hause des HErrn und im Hause des Königs machen [1. Kein. 10, 12 Auen] und Har- sen und Psalter für die Sänger. Es waren vor- hin nie gesehen solche Hölzer im Lande Juda. 12. Und der König Salomo gab der Königin von Reicharabien alles, was sie begehrete und bat swofür sie bei Vesichtigung seiner Schätze srch be: sondern interessirte], ohne fabgesehen von seinem Gegengefchenk für das] was sie zum Könige ge- bracht hatte. Und sie wandte sieh, nnd zog in ihr Land mit ihren Knechten 13. Des Goldes aber [um hier wieder auf die Schifsfahrt nach Opbir und andere Hilfsqnellen des Reichthums zurückzukommen] das Salomo in Einem Jahr gebracht ward, war sechs hundert und sechs und sechzig Centner [·17,324,880 Thau]- 14. Ohne was die Krämer nnd Kaufleute brachten -[an Steuern entrichteten]. Und alle Könige der Arabey und die Herren in Landen kdic Statthalter der verfchiedenen Landestheile 1. Kön. - 4- 7 ff] brachten Gold nnd Silber zu Salomo. i 15. Daher machte der König Salomo szu desto prächtigerer Ausrüstung seiner LeibWächterJ zwei hundert [größere] Schilde vom besten Golde, daß sechs hundert Stück Goldes [= 8 Pilz. 24 LothJ auf einen Schild kam. , 16. Und drei hundert Tartschen skleikkere ; Schilde] vom besten Golde, daß drei hundert Stück I [4 Pfd. 12 Lord] Goldes zu Einer Tartsche kam. E 17. Und der König that sie in’s Haus vom Walde Libanon seine Abtheiliirig seines Palastes E 1. Köm 7, 5 Anm.]. Und der König rnachie [für die in seinem Palaste befindliche Thronhalle 1. Kein. 7, 7] einen großen elfenbeinernen Stuhl, nnd irberzog ihn mit lauterm Golde [1. Kein. 10 ; 18 Anm.]. 18. Und der Stuhl hatte sechs Stufen, und j einen güldeuen Fußschemel am Stuhl cauf dem « Postamerit des Stuhles], nnd hatte zwo Lehnen auf beiden Seiten um das Gefäße lden Sitz], und zween Löwen sals Signatur oder charakteristisches Merkmal des Hauses David] stunden neben den Lehnen, ; W. Und zwölf Löwen fals Symbol oder Sinn- Z bild der 12 Stämme Jsrael] stunden daselbst auf i, I i i i s den sechs Stufen zu beiden Seiten. Ein solches i sPrachtsiück eines Königsthronesj ist nicht gemacht i in allen Königreiehen ijener Zeit] 20. Und alle Trinlgefäße des Königs Salomo waren gülden; nnd alle Gefäße des Hauses vom z Walde Libanon waren lauter [feines3] Gold. Denn k das Silber ward nichts gerechnet zur Zeit Salo- T; nto’s sso daß man es gar nicht zu Geräthen für i die königliche Hofhaltiing verwendete] » 21. Denn die Schisse des Königs fuhren ans : dem Meer mit den Kneehten Humans, nnd [genauer: iDenn die Schisse des Königs, die nach Tharsis fuhren mit den Knechten Hurams I, Kost. 10, 22 Am] kamen in drei Jahren einmal this! UND tUViickL und brachten Gold, Sil- s ver, Elfenbeim Affen und spinnen. 22. Also [in Folge solcher überreichen Hilfs- quellen] ward der König Salomo größer, denn alle Könige ans Erden, mit Reichthum nnd Weis- heit [wie ihm Gott verheiszen hatte Kap. l, 11 f.]. 23. Und alle Könige auf Erden sähnlich wie die Königin von Reicharabien V. 1 ff.] begehrten das Angesicht Salomo’s, seine Weisheit zu hören, die ihm Gott in sein Herz gegeben hatte. 24. Und sie brachten ihm [von derselben Ver: ehrung, wie fee, getrieben] ein jeglicher sein Ge- schenk, silberne nnd güldene Gefäße, Kleider sRicht. 14- 19 Atem. 2]- Harnisehe [Waffenrüstungen], Witrze sinsbesoxidere auch echten Balsam, wie er später in den Gärten zu Jericho und bei Engeddi gezogen wurdeL tiiofse und Mäuler kMaulthierej jährlich [vgl. die Bemerk zu 1. Kön. 10, 25]. 25. Und Salomo hatte viertausend Wagen: l Pferde, und zwölftansend Reisigez nnd man that sie seinestheilsj in die Wagenslädlq nnd sbrachte sie anderntheils unter] bei dem Könige zu Jeru- salem [Kav. 1, le] · 26. Und er war ein Herr· über alle Könige sKönigreiehe oder Länder] von! Wasser [dem Euphrat im Nordostenj an, bis an der Philister Land kim Südwesienh und bis an die Grenze Egyptens sim Süden: I. Köln 4, 21]. 27. Und der König niachte [durch die außer- ordentlichen Reichthiilrrer, die er dem Land zu- führteJ des Sitbers so viel zu Jerusalem, wie der Steine sdie draußen im freien Felde überall herum- liegen], und der Cedern so viel, wie der Maul- beerbäume [Sycomoren] in den Gründen [Meeres- uiederung Kap. 1, 15]. 28. Und man brachte ihm Rosfe aus Eghptcn und [Werthgegenstände] ans allen Ländern [Kap. 1, 16 IX« v. 29——3l. Mit ilrlsergchiing der Ktsgötterrk tn welchr Salomo in Folg: feiner Liebe zu fremden Weibern in! Lilie: verfiel, nnd des göttlichen Strasnrthrilz welchen dcingenräsz über sein Haus crging (1. sehn. il, l-—-i0), eitt unser Verfasser, für« welchen Salomo seine Haupt· i Die Königin von Saba bringt Salomo Geschenke. Salomcks Reichthum und Tod. 91 brdrutung als Erbauer des Tempels hat, zum Klisailcrß der Geschichte dieses sonst so hochbegnadlgtecr Königs fort, ? indem er unter Verwetsung auf andere Schriften, wo mehr von ihm zu lesen, noch die Dank: seiner Regierung czngiclzts nnd sein Bei-rasende berichtet. Vgl. l. Mo. il, l—- · W. Was aber mehr von Salomo zu sagen ist, beides sein Erstes und sein Letztes [1.Chron. 30, 29], siehe, das ist geschrieben in der Chronila des Pro- pheten Nathan, und in den Prophezeiungen Ahia von Silo, und in den Gesichten Jaddi, des Schauers, wider Jerobeann den Sohn åliebat ssowie in der, aus diesen drei Einzelfchriften znsammengestellten Gesammtschrifh ,,Chronika von Salomo« 1. Kön. 11, 41]. 30. Und Salomo regierte zu Jerusalem über ganz Israel vierzig Jahr [von 1015—975 v» Chr-J— 31. Und Salomo entschlief mit seinen Vätern, und man begrub ihn in der Stadt David-s, seines Vaters [1. Kein. 2, 10 Anm.]. Und Rehabeam, fein [einziger] Sohn saußer welchem er nur noch zwei Töchter hatte 1. Kön. 4, 11. 15], ward König an seine Statt. Das 10. Kapitel. Trennung des Reiches; und Abfall der zehn Stämme, non Rehabeam verursaehct l- v. 1— nap.11,4. have« gikiky di· sank: de: Chronilea es ausschließlirh mit der Gesrhirhtr Davids und der diegenten ans seinem Hause zu thun, so daß sie die Gesehichte des jiehnsiämmrreichs gänzlich til-ergehen, so mußte doch dem Berichte über die Regierung Rehabeam? ebenso die Erwähnung des unter ihm erfolgten Jebsalls der zehn Stämme als Einleitung vorausgeschickt wer« den, wie dcm Berirhte von dem diegierungsautritte Davids in 1.Chrott. 12 die Erziihtstng von dem Untergange Sanks und seiner Söhne vorausgeht. Die Geschichte dieses Ell-falls nun, welche zugleich einen Theil der Regierungs— gesrhichte liehabeams bildet, wird ans derselben Quelle, ans welcher auch die tsücher der König: geschöpft haben, in zlemliehcr blebereiuliiinmuitg mit diesen mitgethriltz daher auch Beziehungen darinnen vorbeikamen, welche wir nnr ans dem dortigen Bericht verstehen können. vgl. l. Kön- 12, 1—24. I. Rehabeam sals er im J. 975 o. Chr. den Thron bestiegen und von Juda und Benin- min in Jerusalem sich hatte hnldigen lassen] zog [bald darauf] gen Stellen! sdcr Hauptstadt der r nordlichen Stämme]; denn ganz Israel sdas Volk dieser 10 Stämme] war gen Stchem kommen, ihn Daselbst] zum Könige zu machen [1. Köa 12- 1 Anm.]. « Z. Und da das Jerobeam hütete, der Sohn Nebel, dcr in Egypten war, dahin er vordem T Könige Salomo gcflohen war [1. Kost. 11, 40., daß dieser nun gestorben und sein Sohn Rehabeam E an seiner Statt König geworden sei]; kam ers wieder« aus Egypten sbis an die Grenze des Lan: ; des, um von da aus sogleich bei der Hand zu sein] ; Z. Und sie [die Aeltesten und Fürsten der 10 Stämme, die bisher schon im Einverständniß « mit ihm gehandelt] sandten hin snach seinem Auf- enthaltsort] nnd ließen ihn rufen. Und Jerobeam kam mit dem ganzen Israel kan dem für die Hul- digung bestirnmten Tage V. 1], und redeten mit Rehabeam, und sprachen smit trügerischem im Grunde doch nicht aufrichtig gemeinten Worten]: 4. Dein Vater hat unser Joch zu hart ge- macht suns mit zu vielen Abgaben und zu schwe- ren Frohndiensten gedrückt] So leichleke nun du den harten Dienst deines Vaters und das schwere Joch, das er auf uns gelegt hat; so wollen wir dir nnterthänig sein. Z. Er sprach zu ihnen: Ueber drei Tage kommt wieder zu mir [daß ich erst mir über-lege, was für einen Bescheid ich auf eure Rede euch geben kann] Und das Volk ging hin. s. Und der König Rehabeam rathfragte [zu- nächstj die Aeltesteu [die alten und erfahrenen Räthe], die vor seinem Vater Salomo gestanden waren, da er [noch] beim Leben war sund die er jetzt ehrenthalben noch einmal hören wollte, ehe er sie für immer entließeL und sprach: Wie rathet ihr, daß ich diesem Volk Antwort gebe? 7. Sie redeten mit ihm und sprachen: Wirst du diesem Volk freundlich sein, und wirst sie han- deln güiiglich [dich gnädig gegen sie erweisen] nnd ihnen gute Worte geben; so werden sie dir unter- thåuig sein allelvege swenigstens wirst du ihnen für jetzt den Vorwand zu einem Abfall abschnei- den, und für künftige ähnliche Fälle wird ja seiner Zeit sich Rath finden]. « 8. Er aber [aus Gottes Verhängnis- V. 15] verließ den Rath der Aeltesteu, den sie ihm e- geben hatten, nnd rathschlagte mit den Jungen, ie mit ihm ausgewachsen waren, nnd vor ihm stunden saus deren Zahl er seine Räthe sieh erwählt hatte an Stelle der Näthe seines Vaters] u. Und sprach zu ihnen: Was rathet ihr, daß wir diesem Volk antworten, die mit mir geredet haben, und sagen: Leichtere das Joch, das dein Vater auf uns gelegt hat? . Die Jungen aber, die mit ihm aufge- wachsen waren, redeten mit ihm swie ihr Ueber- muth und Unverstand es ihnen eingabJ und spra- chen: So sollst du sagen zu dem Volk, das mit dir geredet hat, und spricht: Dein Vater hat unser » Joch zu schwer gemacht, mache du unser Joch leich- ter; und sprich zu ihnen: Mein tleinster Finger ; soll dicker sein, denn meines Vaters Lenden sich habe die Kraft, wenn ich will, euch noch viel härter zu drücken, als mein Vater dies gethan hat; und ich will das auch]. 11. Hat nun mein Vater auf euch zu schweres Joch geladen; so will ich eures Jochs [noch viel] mehr machen. Mein Vater hat euch mit Peitschen 92 2. Chronika 10, 12——19. u, 1——17. gezüchtigetz teh aber [werde euch züchtigenJ mit Scorpionen [l. Kost. 12, 11 Anm. 2]. 12. Als nun Jerobeam und alles Volk zu Rehabeam kam am dritten Tage, wie denn der König gesagt hatte: Kommt wieder zu mir am dritten Tage [V. 5]; 13. Antwortete ihnen der König hart. Und der König Rehabeam verließ den Rath der Ae!- testen [V. 7], 14. Und redete mit ihnen nach dem Rath der Jungen, und sprach: Hat mein Vater euer Joch zu schwer gemacht, so will ieh’s mehr dazu machen. Mein Vater hat euch mit Peitschen gezüchtigetz ich aber fwilld thun] mit Seorpionen. Jch bin allerdings der SJJ2einung, daß Rehabeam nichts weniger Willens gewesen sei, als die Vorwürfe der 10 Stämme gegen seinen Vater zuzugebem vielmehr eben dadurch bewogen worden, die rauhe Antwort der gelinderen vorzuziehen, weil er die Beschwerde für un- billig hielt und übel empfand. Er wollte also mit dieser seiner Antwort sagen: Wo ihr euch bei der Regierung meines Vaters über ein hartes Joch beschweret, der doch euch und euer Land so gltickselig und reich gemachet hat, als kein Land auf Erden ist, wohlan, so follet ihr zur verdienten Strafe von mir erfahren, was ein hartes Joch ist· (Dietclmair·) 15. Also gehorchte der König dem Volk nicht sdaß er ihnen Erleichterung ihrer bisherigen Lasten zugesagt hätte]. Denn es sdieses unüberlegte und tyrannifche Verhalten Rehabeamsj war also von Gott gewandt, auf daß der HErr sein Wort be- stätigtetJ das er [nach 1. Kön U, 29 ff.] ge- redet hatte durch [den Propheten] Ahia von Silo zu Jerobeam, dem Sohn Nebat. «) Wer die Nase hart schnäuzey zwingt Blut heraus (Sprüchw. 30, 33), und ein hart Wort richtet Grimm an (Sprüchw. 15, I); Gott lässet es aber bisweilen zu, daß die Obrigkeit in Rathschlägen irrer, aus daß die vorhergegangeneti Sünden der Obrigkeit und des Volkes gestraft werden. (Ostander.) In. Da aber das ganze Israel sahe, daß ihnen der König nicht gehorchte [den Willen thatjz antwortete das Volk dem Könige, und sprach: Was haben wir Theils an David, oder Erbe am Sohn Jsai fdaß wir unbedingt gerade an dieses Königs- band« uns sollten für gebunden erachten]? Jeder- mann von Israel [gehe heim] zu seiner Hütte [wir werden ja schon Rath wissen zu einem andern König aus unserm eigenen Geschlecht]! So siehe nun du zu deinem Hause, David fdenn für uns hast du hinfort nicht mehr zu sorgen]! Und das ganze Israel [solcher Aufforderung ihres Stimm- führers gehorchend] ging in seine Hütten [und machte auf einer späteren Volksversammlung zu Sichem den Jerobearn zum König über die 10 Stämme 1. Kein. 12, 20], 17. Daß Rehabeam saußer über Juda und Benjaminj nur uber die Kinder Israel [aus» den zehn StämmenJ regierete, die in den Stadien Juda [als Eingewandertej wohnetem ») Juda war kein Wahlreieh so daß die 10 Stämme nicht schuldig gewesen wären, den König anzunehmen, den der Stamm Juda hatte, sondern der HErr hatte sich vorbehalten, den König zu bestimmen (1. Kön. 17,15); es war aber das Reich dem David und seinen Nach- kommen von dem HErrn verbeißen, nnd diese dem David durch Nathan ertheilte Verheißung (1. Chron. 18, 11 ff) konnte keinem Jsraeliten unbekannt sein, denn David hatte sie in der letzten Versammlung der Reiehsstände wiederholt (1. Chron. 29, 3 sf.), Salomo hatte sie bei der Einweihung des Tempels vor dem versammelten Volke ausgesprochen und den HErrn um Erfüllung der- selben gebeten (Kap. S, 4 fs.). Diese Verheißung wurde auch von David in mehreren Psalmen (Ps. 18, 50 s.; 21, 7 ss.; 61, 7 ss.) und selbst von andern Sängern (Pf. 89, 4 ff.; 132, 10 ff) ösfentlich gepriesen, ja sie diente den snefsianischeii Schilderungen in Pf· 2 u. 1l0 zur Unterlage; der Abfall der It) Stämme war mithin eine Empörung gegen das von Gott bestätigte Königs« haus Davids, daher auch Hosen (Kap. 8, 4) den Js- raeliten vorwirft, das; sie Könige gemacht hätten ohne Cstsottdund Fürsten eingesetzt, die der HErr nicht kenne. ( ei. 1»8. Aber der König Rehabeam [als jene Versammlung in Sichem in so stürmifcher Weise endigte V. 161 sandte Hadoram den Rentmeister [1. Kön 4, 6 den Aufgeregten nach, sie zu be- schwichtigenh aber die Kinder Israel sdurch den Anblick gerade dieses Mannes aufs Höchste ge- reizt] steinigten ihn zu Tode. Und der König Rehabeam [der ietzt für sein eigenes Leben Gefahr fürchtetej stieg frisch leitendes] auf seinen Wagen, daß er flöhe gen Jerusalem. 19. Also fiel [an jenem Tage] Israel ab vom Hause David [und ist es bei dieser Trennung geblieben] bis ans diesen Tag fda diese Historie schrtftlich verfasset worden]. Das 11. Kapitel. Rehabeam; Lkiriegsbereitsohast Städte, Bestäti- gung, Weiber: und Kinder. 1. Und da Rehabeam gen Jerusalem kam, versammelte er das Haus Juda und Venjamim hundert und achtzig tausend junger Maunsehafh die streitbar waren, wider Israel zu streiten, daß sie das Königreich fauch über die 10 Stämme] wie- der an Rehabeam brachten. 2. Aber des HErrn Wort kam zu Semaja, dem Mann Gottes [der dem Rehabeam als pro- phetischer Wächter zur Seite gestellt war Kap. 12, 5— 15J- und sprach: s. Sage Rehabeam, dem Sohn Salomo, dem Könige Juda, und dem ganzen Israel, das unter Juda und Bcnjamin ist [also auch den in den Stådten Juda wohnenden Jsraeliten Kap. 10, 17], und sprich: 4. So spricht der HErn Ihr sollt nicht hinauf ziehen, noch wider eure Brüder streiten; ein jeglicher gehe wieder heim, denn das [dieser Abfall eines großen Theils des Volkes vom Haufe Unter Rehabeam Abfall der zehn Stämme von Juda 93 Davids] ist von mit? [unter meiner göttlichen Zu- lassung, ja aus einem von mir verhängten Gericht] geschehen [und kann mit aller menschlichen Macht nicht mehr rückgängig gemacht werden]. Sie [an welche die Mahnung gerichtet war V. Z] gehorch- ten den Worten des HErrn, nnd ließen ab von dem Zug wider Jetobeam [den Israel inzwischen sich zum Könige gesetzt hatte]. H« v. 5———23· Es folgt hierauf eine tlamricht zunächst über die Anstalten, die Rehabeam zur Sicherung seines Reichs getroffen W. 5—12), sodann über den— Bnwaihs an Macht, den er dadurch gegen das nörd- likhe drein) gewonnen, daß die von dort vertriebeuen priener und keviten und treue Verehrer Sehovms aus allen Stummen sich dem südlikhen Reich anschtossen (v.13 bis 17), und hierauf über die Familieuverhiiltnisse des Königs w. l8—23). von allen diesen Dingen findet net) in den Köuigshächern keine weitere ckiliitheilung als daß in 1.Kön.12, 31 n. II, 33 s. Beziehung genommen wird auf das, was in unserm Kapitel, V. 13—17., zu aussährlikher Darstellung kommt. Z. Rehabeam aber ivohnete snachdem er sich einmal in die Abzweigung eines neuen Königreichs von dem früheren Bestande des ganzen Jsrael ge- funden hatte, ruhig] zu Jerusalem [ohne einen neuen Versuch zur Wiedererlangung des abgefalle- UeU Gebietes ZU MachenL Und bauete [nur, um gegen einen weiteren Abbruch seiner Macht sich sicher zu siellen] die Städte [welche besonders gegen aus- wärtige Feinde geschützt werden mußten] fest in Juda [dem Lande seiner Herrschaft]: s. Nämlich Bethlehem sRuth 1, 22 Anm.], Eihaut [jetztU1-tas, südlich von Bethlehem l. Sam. 9, 5 Anm.], Thekoa [2. Saat. 2, 1 Anm.], 7. Beth-Znr [2. Sam. L, 1 Anm.], Socho sdas jetzige shuweikeh, 3 M. südwestlich von Jerusalem, vgl. Kap. 28, 18], Adullam [1. Sam. 22, 1 Anm.], 8. Gath [die Stadt der Philister Jos. 13, 3 Anm., deren König seit David 1. Chron. II, 1 dem Reiche Juda unterworfen war Kuh. I, 26], Matesa [Jos. II, 44., vgl. 2. Chron. 14, 9], Siph [Jos. 15, 55; 1. Sake. 23,14 is; es, 2 f.], I. Adoraim sin 1. Makk. 13, 20 Ador ge- nannt, jetzt Dorn, eins der größten Dörfer im Distrikte Hebrom 1 M. südwestlich von dieser Stadt], Lachis [Jos. 10, 3 in der judäischen Nie- derungL Aseta [Jos. 15, 35 südwestlich von Jeru- salem], 10. Zareja soder Zarea im Stammgebiete Dan Jos. 19, 41; Nicht. 13- 2J- Ajalon sin dem- selben Stammgebiet Jos. II, 421 und Hcbtpu [südlich von Jerusalem 2· Sam. 2, I Anm.], welche sseit dieser Zeit] waren die sestesten Städte in Jnda nnd Venjamin [den: südlichen Reiches 11. Und sRehabeamj machte sie swie gesagt V. s] feste, und seßte Fürsten [eigene Comman- bauten] drein und Vorrath von Speise, Oel nnd Wein [sür den Fall einer Belagerung]. 12. Und in allen [den eben genannten funf- zehn] Stadien schaffte er Schilde nnd Sbieße szur Vertheidignng gegen feindliche Angriffe], und machte sie sehr feste. Und Iuda nnd Benjamin [nach dem Abfall der übrigen Stämme Kap. 10, 17] waren unter ihm. Des HErrn ziichtigende Hand ging nicht spurlos an Rehabeam vorüber; der Abfall von 10 Stimmen, in dem er des HErrn Züchtigung erkennen mußte, brachte ihn auf andere Gedanken, als die er anfangs gehabt, er besann sich eines Besseren und es folgte nun eine glückliche Zeit von 3 Jahren, da der König mit seinem Volk in Davids und Salomos Wegen wandelte. Von seinem vorigen Uebermnth gegen das Volk hören wir nichts mehr, vielmehr suchte er des Volkes Wohlfahrt und Sicherheit. Von seinem Vater hatte er Lust zu Bauten geerbt, aber nicht kostbare Paläste baute er, sondern Festungen legte er zur Sicherheit des Landes an, nach Siid und West errichtete er einen Gürtel von 15 starken Burgen, um gegen alle Gefahren geriisiet zu sein; er kannte Egypten wohl und wußte, woher seinem Reiche vornehmlich Gefahr drohe, daher suchte cr durch siete Kriegsbereitschaft derselben zuvorznkommem 13. Auch machten sich zu ihm die Priester und Leviien aus dem ganzen .Israel idem nörd- lichen Reiche] nnd allen ihren Grenzen. 14. Und sie verließen ihre Vorstädte und Habe sit. Mos. 35, 1 ff.; Jos. 21, 20 ff.] und kamen zu Iuda gen Jerusalem. Denn Ietobeam Und seine Söhne [oder Nachfolger im dortigen Königreich, die alle in seinen Wegen wandelten] verstießen sie, daß sie dem HErrn nicht Priester: amts pflegen mußten lweil sie zu dem abgöttischen Cultus, den dieser König einrichten, sich nicht ver- stehen wollten 1. Kön. 12, 31 Anm.]. 15. Er stiftete ihm aber [wie in 1. Kön. 12, 31 erzählt wird] Priester zu den Höhen, nnd zu den Feldteuseln [dem Dämonendienst, denn das war im Grunde jener falsche Gottesdienst s. Mos. 17, 7 Anm.], Und szu den beiden] Kälberth die er machen ließ. Its. Und nach ihnen [den Priestern und Le- vitens kamen ans allen Stimmen Israel sihrer nicht wenige], die ihr Herz gaben, daß sie nach dem HErrn, dem Gott Israel, fragten, gen Jeru- salem [und ließen sich bleibend daselvst nieder], daß sie opserten dem HErrm dem Gott ihrer Väter [vgl. Kuh. 15, 9; 30, 11]. 17. Und stärkten also das Königreich Iuda, nnd bestätigten Rehabeam, den Sohn Salomo, drei Jahr lang [bis dann diese Einwanderungen in Folge von Rehabeam’s Abfall Kap.»sz;2, 1 aufhör- ten; vorher aber fanden sie sehr häusig statt]. Denn sie [der König mit seinem Volk] wandelten in dem Wege Davids nnd Salomov drei Iahr svon 975 bis 972 v. Ehe] Die heilige Geschichte hat Recht, wenn sie solchen Zuwachs ans Israel eine Stärkung des Königreiches 94 2. Chronika II, 18-——23. l2, 1——16. Juda nennt: waren dort im schönen Siddimthale zehn Gerechte eine feurige Planet um fünf Städte mit allen ihren Bewohnern gewesen (1. Mos 18, 32), wie sollte nicht auch ein Zuwachs von treuen Knechten des HErrn ein Segen sein für das klein gewordene Reich? Und Jiida nioclite wohl inne werden, was sein voriger König gesagt hatte (Sprüchw. 15,16): Es ist besser ein wenig mit der Furcht des HErrn, denn großer Schuh, darinnen Unruhe ist. (Schlier.) - 18. Und Rehabeam snicht erst jetzt, sondern wohl schoii früher, iioch ehe er zur Regierung kam] nahm Mahelath, die Tochter Jeriiiioth, des Sohns David [von einer seiner Nebenfrauen 1. Chron. s, 9], zum Weibe, und Abihaih die Tochter Eliab, des [erstgeborenen] Sohns Jsai [und Bruders des Königs David I. Chron. 2, 13]. Dieser"Vers, wenn das Bindewort und vor dem Namen Abihail richtig ist idie Septuaginta setzt es hin- zu, im jetzigen hebräischeii Text dagegen steht es nicht), kann auch so übersetzt werden: Und Rehabeam nahm zuni Weibe Mahelath, die Tochter des Jeris moth, des Sohns David, und der Abihail, der Tochter Eliab, des Sohns Jsai, so daß nur von einer Frau die Rede wäre, von welcher sowohl der Vater als die Mutter angegeben würde; nach V. 19 u. 20 zu schließen, scheint diese Annahme die richiigere Ist. Die snämlich NTaheIathJ gebar ihm diese Söhne: Zeus, Semarfa und Saham. · 20. Nach der nahm er Maschch die Tochter sEnkelin 1. Kön. 15, 2 Anna] Abfalolmsz die« gebar ihm Abia, Athai, Sisa nnd Selomith. 21. Aber Rehabeam hatte Maöchm die Tochter Ahsaloms swelche stch durch besondere Schönheit auszeichneteL lieber, denn allc feine Weiber und Kebslveibey denn et hatte [indem er namentlich von dem Z. Jahr seiner Regierung an ein bedeu- tendes Harem unterhielt] achtzehn Weiber, und sechzig Kebsweibeez und zeugete acht nnd zwanzig Söhne, und sechzig Tochter. 22. Und Rehabeam setzte Ahn, den Sohn [der] Maöcha [aus Vorliebe zu ihr und wohl auch auf ihr Anstisten, ohne des göttlichen Verbots in H. Mos 21, 15 ff. zu gedenken] zum Haupt nnd Fürsten unter seinen Brudernz denn er gedachte ihn znm Könige» [zu seiiiemRachsolger auf dem Königsthron] zu machen [wie·denii derselbe her- nach wirklich in der Herrschaft ihm folgte Kuh. 13, 1 . . US. Und ersnahui zn [nach anderer Ueber- setzung: handelte klüglich, d. i. suchte die zurückgesetzten Söhne seiner ersten Frau aus andere Weise schadlos zu halten, damit sie seine Bestim- mung hinsichtlich der Erbfolge sich gefallen ließen]- nnd brach aus vor allen seinen Sonnen [v·erihei- lete seine Söhne, um Streit unter ihnen zu verhüten, und ließ sie getrennt von einander woh- iien], iu Landen Juda und Beiijaiiiiu in allen sum] festen Stadien [von denen in V. 5 ff. diespRede gewesen und zu deren Konimandanten er sie er- nanntejz nnd et gab ihnen Fnttetnng ssebensunters halt zur Bestreitung einer glänzenden HOfhaItUiigJ die Menge, und nahm sfür sie] viel Weiber sum sie in jeder Hinsicht zufrieden zu siellen Kap. 21, 2 f.]. Das 12. Kapitel. Rehabeam non sisali abgezogen. Hi« v. 1——16. tlachdrm Rehabeam in seiner Herrschaft sich befestigt hat, wird er üticrniüihig und sicher, füllt von dem HGrrn als iind läßt es gestrichen, daß alle Grüne! des heidnllchrn Gdtzcndtensicg in srlueni Reich: überhand nehmen; dafür folgt nun alsbald Gottes Strafgericht in einein srlndlichrn Ginfalle des rgnuttsctitn Könige Lisette, der alle seine festiingrii ihni nirgniintnt und auch wider Jerusalem heranzieht. Zwar deniiiihlgt siih der König niit seinen Obersten vor drin Herren, und dieser ,,skharst mit Maßen sein Geriiht,« will ihn nicht ganz und gar verlahems so daß es mit einer Plünderung der Schütze nnd einer zeitweiligen Tributzahlnng sein gewen- den hat; doch Rehabeam schitlit sein Her; auch jchi nicht, daß er den Hilirru suchte, nnd stirbt als einer, der in seinem Leben gewesen ist wie ein falschtrsogeu (Hos.7,16). vgl. l. Ahn. 14, 2t—3l· I. Da aber das Königreich Rehabeam bestsi- tiget und bekrciftiget ward, verließ er [im J. 971 v. Chr» theils durch das Vertrauen auf seine festen Burgen und den blühenden Zustand seines Reiches sicher gemacht, theils von der Königin- Mutter Nadma V. 13 und seiner Lieblingsgattin Matåcha Kap. 1I, 20 f. in nachtheiliger Weise beein- siußtj das Gesetz des HErru, nnd ganz Israel mit ihn! [denn es wurden Höhen errichtet, Säulen und Ascheren auf allen hohen Hügeln und uiiter allen grünen Zäuserif Fiufgesiellt und Hurer geduldet im Lande I. Kön. 2. Aber [die Strafe dafür ließ auch nicht lange auf sich warten; nämlich] inl fünften Jahr des Königs Rehabeam [970 v. Chr] zog herauf Sisai, der König in Eghvtem wider Jerusalem — denn sie hatten sich versiiiidigt am HErrn —, Z. Mit tausend und zwei hundert Wagen, und mit sechzig tausend Reitern, und das Volk war nicht zu zählen, das mit ihm kam ans Eghhtem Libyen [dem Lande der Leabim 1. Mos 10, 13], Snchiin [der Gebirgsgegend an der westlichen Küste des arabischen Meerbusensj nnd Möhren [Aethio- pien, s. Karte I.]. 4. Und er gewann die festen Städte, die in Juda waren [Kap. u, 5 ff.], nnd tain bis gen Jerusalem [die Hauptstadt des ganzen Landes] Z. Da szur Zeit der äußersten Bedrängniß, als alles eigene Können und Vermögen nun völlig zu Schauder: war] kam Semafa, der Propbet s1. Kein. 19, 21 Anm.], zu Rehabeam nnd zn den Obersten Juba, die sich swähreiid sie frühe! in den Festungen als Commandanten gestanden Kap. 11, l1., nach deren Einnahme] gen Jeru- salem versammelt hatten vor Sisal, und sprach zu ihnen: So spricht der Diskr- Jhr habt mich ver- Rehabeam vom HErrti abtrünnig geworden, wird vom egvptischen Könige Sisak gedeniüthigh 95 lassen, darum habe ich euch auch verlassen sund dahingegebens in Sisaks Hand. 6. Da demüthigten sieh die Obersten in Israel soder Juba] mit dem Könige, und sprachen: Der DE« ist gereiht san allem, was er über uns ge: bracht hat, denn wir sind gottlos gewesen Nehem. ’ 9, 33]. 7. Als aber der HGrr sahe, daß sie sieh de- ntüthigten, kam das Wort des HErtn szum andern Mal] zu Semaja und sprach: Sie haben sich ge- demnthigey darum will ieh sie nicht verderben sgänzlich ausrotten, wie sie wohl verdienet hätten]; sondern ich will ihnen ein wenig Errettung sEsra 9, 8] geben, daß mein Grimm nicht triefe [in vollen Strömen wie eine Sündfluth sich ergießeJ auf Jerusalem durch Sifak. « 8. Doch sollen sie [auf einige Zeit und bis zu einem gewissen Maße] ihm nnterthan sein [in- dem sie eine arge Plünderung sich müssen gefallen lassen V. 9], daß sie inne werden, was es sfüe ein gar ander Ding] sei, mir [in wahrer Furcht und treuem Gehorsam] dienen, sals von mir· und met- nen Geboten abweichen] und [nun müssen] den Königreichen in Landen dienen kvon den heidnischen Königen der umliegenden Länder sich knechten und tyrannisiren lassen]. Gott behält-ihm auch nach erfolgter Buße die zeit- lichen Strafen zuweilen vor, auf daß man zum Nach- denken komme und vorsichtiger werde: L. Sam. 12, 13 f. (Crainer.) 9. Also sgemäß diesem zweiten Worte des HErrm das Semasa ebenfalls dem Könige und seinen Obersten verkündigte] zog Sisak, der König in Eghpten, herauf gen Jerusalem, seroberte die Stadt] und nahm die Schähe im Hause des HErrn, nnd die Schåhe im Hause des Königs, nnd nahm es alles weg] [was in beiden Schatzhäusern vor- handen war] und nahm auch die giildenen Schilde, die Salomo sfür seine Trabanten Kap. S, 15 ff.] machen ließ. 10. An welcher Statt ließ der König Reha- beam [hernachmals, als Sisak unter Auferlegung eines jährlichen Tributs von Jerusalem wieder abgezogen war] ehetne Schilde machen, nnd befahl sie den Obersten der Trabanten, die an der Thiir des Königshauses hüteten [in: Portat des könig- lichen Palastes die Wache hatten, um sie dort auf- zubewahren 1. Kön. 14, 27J. II. Und so oft der König in des HErrn Haus ging soder sonst in össentlichem Aufzuge er- schienL kamen die Trabanten, nnd trugen sie [in- dem sie vor ihm hergingen], und brachten sie snach gernachtem Gebrauch] wieder in der Trabanten Kammer. » 12. Und weil er sich demüthigte [V. 6], wandte sich des HErrn Zorn von ihm, daß ktrotz dieser schweren Niederlage, die er erlitt, dennoch] i i nicht alles verderbet ward Mk« Pl. 89J« Dem! es war in Jnda noch was Gutes [das lautere Wort Gottes und der rechte Gottesdienst, dazu die lebendige Predigt durch die Propheten und eine Anzahl wahrhaft Gottesfürchtigers Um der festcn Grundlage willen, wclche der Jchovas dienst bei dem Bestand der gesetzliclien thcokratischen Ge- walten slegitiines Königthitm legitimes Priesterthum nnd legitiines Heiligthitins iniStaate hatte, bedurfte es, um ihn wieder igi seine iliechte einzusetzen, nicht blutiger Re- isolutioneir suniwssilznngenx sondern nur wiederholter Reformatioiien (Erneuerungen); der Kampf bewegte sich so mehr im Gebiete des Geistes, wurde aber eben darum durchgreisendcr und an Entivickelungsformcti reicher. Wie dadurch anch die Stellung des Prophetenthums tin Reiche Juba eine andere wurde, als im Reiche Israel, ist in der Anm. zu l. Kön. II, 21 erörtert worden. 13. Also [oermöge dieser gnädigen Verschw- nung Gottes] ward Rehabeam, der König, betraf- tiget in Jerusalem [erholete sich wieder von seiner Niederlage] nnd tegietete snoch eine längere Zeit nach SifaPs Abzuge]. Ein Und vierzig Jahr alt war Rehabeam, da er König ward, und regierete siebeuzehn Jahr [von 975——957 o. Chr] zu Je- rusalem tn der Stadt, die der HErr erwahlet hatte ans allen Stanimen Israel, daß er seinen Namen dahinstellete [Kap. s, S. 20.; er war also, trotz der unter ihm erfolgten Theilung des Reiches, noch immer großer Gnaden gewürdigt]. Seine Mutter hieß Nat-mit, eine Amiaonitln [1. Köw 14, 21 Anm.]. Ist. Und [das ist das Gesammtnrtheiy das über seine Regierung, ohnerachtet diese anfangs im guten Geiste geführt ward ·Kap. 11, 17., gefällt werden mußL er handelte nbel, und schielte sein Herz nicht srichtete es nicht fest darauf] daß et den HEMI suchte sdcnn nicht nur folgte aus jene drei guten Jahre eine Zeit schweren Abfalls V. I, sondern auch nach der Deinüthigung durch Sisak V. 2 ff. ver« achtete er den Rcichthum der Güte, Geduld und Lang- müihigkeit Gottes, die in seiner Errettung und neuen Bekräftigung ihm war zu Theil geworden V. 7 ff.]. Das ist die Unart vieler Menschem wenn Noth da ist, wollen sie sich bessern; ist aber dieselbe vorüber, so fahren sie in Sünden fort und treibend je. länger je ärger: Jcs. 26, 16 ff. (Starke.) 15. Die Geschichten aber Rehabeam’s, beide die ersten nnd die letzten [also seine ganze Regie- rnngszeit umfassend] sind geschrieben in den Ge- schichten Sema1a, des Propheten, und Jddo, des Schanets [1. Chron. 30, 30 Blum-J, nnd szivar find sie dort] aufgezeichnet [in dem Abschnitte: ,,Geschlechtsverzeichnissess; dazu ssinden sich daselbst] die Kriege Rehabeams und Jerobeanrs sdie sie, wenn auch nicht in offener Feldschlachh doch in beständiger gegenseitiger Befehdung mit einander führten] ihr Lebenlang. 16. Und Rehabeam entschlief skurz vor dem l. Ablb des J. 957 v. Chr] mit seinen Vätern. 96 2. Chronika 13, 1——20. und ward begraben in der Stadt David-s [1. Kön. 2, 10 Anm.]. Und fett! Sohn Abia soon seiner Favoritgemahlin Mascha Kap. 11, 20 ff.] ward König an seine Statt. Das is. Kapitel. äbia’8, Königs in Juda, Krieg und Sieg wider Ieroheany den Tliönig in Israel. I« V. l—20. Unter Abia, dem zweiten Könige in Juda seit dem Jlbfall der zehn Stämme, steigert sieh das feind- selige verhältnis der beiden Reiche bis zum offenen Kriege. Juden: nun die beiden Heere in der Gegend von Bethel einander gegenüber lagern, hält Jtbia oon dem Berge Jauiaraim ans eine lilag berechnete Ztnshrarhe voll thro- leratischrn Geistes an die Kinder: Israel; Serobeam will der Gefahr, die ihm drohet, wenn seinen Leuten dar Her; zaghaft werden sollte, dnriii einen Jtngriss oaa vor- nen uud hinten zuooriomniem aber der tjGrr isi mit Juda nnd verleiht diesem einen glänzenden Sieg, in Folge dessen Jlbia drei Städte des iiördlittien dteinies dem seinen ein- verleibt, darunter aneh iiiethel, den Hauptsitz des israelis tisehen Kälberdieusien 1. Jin aehtzehuteu Jahr des Königs Jerobeani Ivou Israel, d. i. im J. 957 v. Chr.] ward Abia König in Juda [Kap. 12, IS]- 2. Und regierete drei Jahr sbis 9551 zu Je- rusalem. Seine Mutter hieß Mirhaja [oder viel: mehr Mascha Kap. 11, 20 ff.J, eine Tochter [der Thamar, der Tochter Abfalom’s, und] Urieks von Gibea [welche von den 3 Ortschaften dieses Namens Nicht. II, 13 Arm. gemeint sei, bleibt unge- wiß] Und es erhub sich snachdem schvn zwischen Rehabeam und Jerobeam das Verhältniß gegen- seitiger heimlicher Befehdung stattgefuiiden Kap. 1·2, 15., nunmehr osfeuer] Streit zwischen Abia [im Reiche Juda] nnd Jerobeam [im Reiche Jstccels Kaum läßt sich sagen, von welcher Seite der Angriff zuerst erfolgte: ob König Abia sein altes»Recht auf das abgefallene Reich verfochten, oder der kuhne Jerobeam sein Reich mit Waffengewalt habe ausdehnen·wollen. (Schlier.) Für jene Annahme spricht, daß es in 3 uerst von Abia heißt: ,,er· rnstete stch zum Streit-«; für diese da egen müssen wir uns um der Vorhaltung in V. 8 wi en als die wahrscheinlichen erklären, und zwar um so mehr, da der HErr hernach den Wassen Abia-s den Sieg verleiht, was fchwerlich gejchehen fett! würde, hätte dieser nur denjem en Kampf wieder aufge- nommen, der seinem Vater unter agt wurde Kap. 11, 1-—4. Z. Und Abia rnstete sich zu dem Streit mit vier hundert tausend junger Mannjkhafh starke Leute zum Kriege. Jerobeani aber rnstete steh init ihn! zu streiten init acht hundert tausend junger Mauuschafh starke Leute. Diese Zahlen sind offenbar zu groß; dem! Ware« AUÖ im Reiche Juda und Jsrael soviel wassenfähige Männer, woran nicht zu zweifeln ist, so werden doch nichtalle in den Krieg gezogen sein. Und wollte man selbst dies an- nehmen, so konnten· doch zwei so ungeheure Heere auf dem Gebir e Ephraim nicht zum Gefecht kommen, und unmöglich .00,000«Manii fallen, wie m V. 17·gcsagt wird. War auch die Schlacht noch so blutig, so ist doch eine solche Niederlage unglaublich: die ganze Weltgeschichte kaiin keine zweite dieser Art nachweisen. Nun dient die Stelle l. Sam. S, 19 zum Beweise, wie bisweilen ganz uiigeheure Zahlen in deii biblifchen Büchern vorkommen, die aber nicht den Verfasserm sondern nur den Abschrei- bern (1.Chron. 12, 13 Auen. L) zur Last gelegt werden dürfen; selbst diese haben nicht absichtlich vergrößern wollen, vielmehr, gleichwie in einzelnen Stellen die Zah- leiifehler aus Verwcchselung von Buchstaben sich erklären lassen, müsseu wir auch hier eine solche annehmen, wenn wir gleich nicht mehr im Stande sind, den Fehler zu entdecken und die richtige Lesart herzustelleiu (Keil.) 4. Und Abia machte sals die feindlichen Heere sich einander gegenüber lagen] sieh auf oben auf den Berg Zeuiaraiuy welcher liegt auf dem Ge- birge Ephraiiu sum von dort aus eine Ansprache an die von Israel zu halten, vgl. Nicht. 9, 7], und sprach: Höret mir zu, Jerobeany und das ganze Israel. Jn Jos 18, 22 wurde eine Stadt des Namens Zemaraim angeführt, welche mehrere Ausleger an der Stelle des jetzi en es sumrah vermuthen, südlich von dem Wege zwi then Jericho und Jerusalem, ehe man bis ed Dem kommt (s. die Karte zu 1. Sam. 9, 5); sie wird aber dort neben Bethel und andern Ortschaften jener Gegend genannt. Es ist daher wahrscheinlichey daß dieselbe auch in der Nähe von Betheh wohl etwas südlich davon, gelegen habe. Der Berg Zemaraim wäre dann derjenige, auf welchem-die Stadt sieh befand; Abia, indem er mit seinem Heere dort lagerte, hatte da- mit die Grenze seines Reichs bereits überschritten. Ueber die Sprache, die er in seiner Rede führt, vgl. die Bem. zu 1. Köiu 15, 8. 5. Wifset ihr·nieht, daß der HEry der Gott Israel, hat das Königreich zu [oder über] Israel sgemäß der Verheißung in I. Chron 18, 11 ff.] David gegeben, ihm und seinen Söhnen einen Salz- bund [nach Weise eines Salzbundes, d. i. fest und unauflöslich Z. Mos. 2, 13 Anm.]? b. Aber Jerobeam, der Sohn Nebat, der Knecht [1. Kein. 11, 11] Salomo, Davids Soh- nes, warf sieh auf und ward seinem srechtmäßigenj Herrn abtrunnig [1. Kön. 11, 26], 7. Und haben sieh [hernachmals Kuh. 10, 1 ff.] zu ihm geschlagen lose Leute [Richt. 9, 4], und Kinder Belial’s» [5. Mos. 13, 13 Atem]- und haben sieh gestattet wider smeinen Vater] Reha- beam, den Sohn Salouio. Denn Rehabeam war [im Vergleich mit Salomo, gegen den sie nichts zu thun wagtery noch] jung [vgl. Sah. 12, is] und eines blodeu [scheuen und nachgiebigeu] Her- zens, daß er sich vor ihnen nicht wehrete. Mit dieser Darlegung des Sachverhältnisses, die der Wahrheit nicht völlig entspricht oder wenigstens Reha- beam’s uiibefonnenes und übermüthiges Verhalten in milderem Lichte darstellt, will Abia das Verhalten Jeros beaiirs noch gehässtger erscheinen lassen, als es an steh schon war. 8. Nun deutet ihr [indem ihr in eurer Feind- schaft noch weiter gehet und mit Wasfeugewalt uns aiigreiftJ euch zusehen wider das Rein) des HErru Das] unter den Sehnen David-s [ihm, dem dicken, Des Königs Abia von Juda Sieg über Jerobeam, Künig von Israel. 97 treu verblieben ist, und meiner, solchem Vornehmen könne ein glücklicher Erfolg gar nicht fehlen) weil euer ein großer Haufe ist, und [dabei vergesset ihr so ganz, daß ihr den HErrn nicht in eurer Mitte habt, sondern] habt [an seiner Stelle] güldene Kälber, die euch Jerobeam für Götter gemacht hat U. Kein. 12, 26 ff.]. 9. [Ja, so wenig habt ihr den Gott Jsraeks mit und für euch, daß ihr ihn vielmehr um der schweren Beleidigung willen, die ihr ihm angethan, gegen euch habt-J Habt ihr nicht die Priester des HErrn, die Kinder Aaron und die Leviten, ausgestoßen, und habt euch eigene Priester gemacht, wie die sheids nischen] Völker in [den umliegenden] Landen [Kap. U, 13 ff.]? Wer da kommt [ans welchem Stamme er auch sei 1. Kön. 12, 31., und Lust hat], seine Hand zu füllen mit einem jungen Farren und sieben Widdern [den im Gesetz 2. Mos 29, 1 ff. vor- geschriebenen Weiheritus der Priester an sich voll- ziehen zu lassen], der wird Priester derer, die nicht Götter sind [jener güldenen Kälber V. 8]. 10. Mit uns aber ist der HErr, unser Gott, den wir nicht verlassen [haben, sondern an dessen Rechten und Satzungen wir festhalten bis zu die- ser Stunde]; und [mit uns sind] die Priester, die dem HErrn dienen, die Kinder Anton, und die Leviten [steheu bei uns] in ihrem Geschäft [ver- richten noch den von dem HErrn ihnen aufgetra- genen Dienst], 11. Und [fo geschiehet bei uns noch das in S. Mos. 29, 38 ff. vorgeschriebene] anzünden dem HErrn alle Morgen Brandopfer und [ebenso] alle Abend, dazu [haben wir, wie es sein foll 2. Mos. so, 7] das gute Rciuchwerb und fhaben nach Z. Mai. 24, 5 ff] bereitete Brode auf dem reinen [mit Gold überzogenen] Tisch; und [es steht da in unserm Heiligthumj der güldene Leuchter mit seinen Lampen, daß sie alle Abend angezündet wer- den [3. Mos 24, 1 ff.]. Denn wir behalten die Hut des HErrn, unsers Gottes [den rechten, in Mosis Gesetz gebotenen Gottesdienst], ihr aber habt ihn [den HErrnj verlassen [darum hat er auch euch verlassen Kap. 24, 20]. 12. Siehe, mit uns [dagegen] ist [besser: sind] an der Spihe [unsers Heeres, anstatt der beiden güldenen Kälber, unter deren Schutz ihr ausgezogen seid V. 8] Gott und seink Priester, und [in deren Hand] die Trommeten zu trommeten [die zwei silbernen Lärmtrommetem die uns in’s Gedächtniß vor Gott bringen, unsern Feinden aber die gewisse Niederlage in Aussicht stellen 4. Mos. 10, 1 ff—; 31- 6], daß man wider euch ttommete [woraus ihr denn schon jetzt euch abnehmen könnt, was euer Loos fein wird]. Ihr Kinder Israel [laßt noch zur rechten Zeit euch warnen]- streitet nicht wider den HErrn, eurer Vater Gott; denn es wird euch nicht gelingen. Mancher ist wohl geschickn Andern zu rathen, und ist ihm selber nichts nütze: Sir. 37, 22 vgl. I. Chron· 22, B. s. 13. Aber Jerobeam [während Abia noch also redete, in kluger Weise dessen Unachtsamkeit be- nutzendj machte einen Hinterbalt umher [ließ eine Anzahl seiner Truppen heimlich um die von Juda als Hinterhalt herumgehen] daß er von hinten an sie kame [und gelang ihm diese Kriegslist auch so , vollständig] daß sie [die unter Jerobeam’s Anfüh- rung zurückgebliebenen feindlichen Truppenj vor Juda waren [gegen Mitternacht], und de: Hinter- halt sgegen Mittag] hinter ihnen. 14. Da sich nun [nachdem Abia seine Rede geendet] Juda uniwandte [von dem Feinde ange- griffen, demselben entgegenmarschirte], siehe, da war vornen und hinten Streit [merkte man auf einmal, daß der Angriff von zwei Seiten her erfolgte]. Da schrieen sie [die von Juda, in dieser großen Gefahr, gänzlich aufgerieben zu werden] zum HGrriy und die Priester [die sie bei sich hatten] ttomme- teten mit Trommeten [daß ihrer gedacht werden möchte vor dem HErrn, ihrem Gott 4. Mos. l0, 9]. 15. Und jedermann in Juda kjetzt muthig und getrost in den Kampf sich stürzend, weil man des göttlichen Beistandes sich versichert hielt] tönete [erhub ein Feldgeschrei]. Und da rdermanu in Juda tönen, plagte sschlugj Gott erobeam nnd das ganze Israel vor Abia und Juda [Richt. 20, 35 Anm.]. 16. Und die Kinder Israel flohen vor Juda, und Gott gab sie in ihre [in Juda-s] Hände, 17. Daß Abia mit seinem Volk eine große Schlacht an» ihnen that, und fielen aus Israel Er- schlagene fnnf hundert tausend junger Mannschaft [s. V. 3 Anm.]. 18. Also wurden die Kinder Israel gedemiithb get zu der Zeit [daß ihre Macht für jetzt völlig gebrochen war]; aber die Kinder Juda [welche vorher bedeutend schwächer waren als jene V. Z] wurden getrost [ihrer Uebermacht mit fröhlicher Zuversicht sich bewußt] denn sie verließen sich auf den HErrn, ihrer Vater Gott. 19. Und Abia jagte dem [fliehenden] serv- beam nach, und gewann ihm [mehrere an der Süd- grenze feines Reichs gelegene] Städte and, Bethel lJos« IS- 25 I. Köw 12, 29j mit ihren Tbchtern [den zu ihr gehörigen Ortschaften], Jesana [der Lage nach uicht näher bekannt] mit ihren Töchtern, und Ephrontt mit ihren Töchtern; 20. Daß Jerobeam furder nicht zu Kräften kam, weil [solange] Abia lebte lbis erst dem dritten König im Reiche Jsrael, dem Baissa, es gelang, jene Städte wieder zu gewinnen 17Kön. 15, 17]. Und der HErr plagte ihn [den Jeroveam], daß er [seit jener Niederlage V. 15 ff. an unheilbakek Krankheit dahinsiechte und 2 Jahre nach Abicks Tode, d. i. iin J. 953 v. Chr.] starb. 98 2. Chronika 13, 2l. 22. 14, 1-—i5. is, I. 2. ·) Consiritetioii und Bedeutung des Wortes ange- winiien (Nibelit eigen: wer ihrer Minne begehrte, der mußte unfehlbar der hoaigeboreiien Frau drei Spiele angeivinrten) kommen der des Wortes abgewinnen (vgl· 4. Mos. 2l, Eis; l. Kön 20, 23) sehr nahe. (Gritnm.) «) Der Ort ist natiirlich oerschiedeii von dem Ephron in Gilead (l. Matt. 5, 46 fs.), welches auf dem Wege zwischen Astharoth-Karnairn und dem Jordan, vermuth- lich an der Stelle der jetzigen Bergsestuiig Knlat er— Rubbuel in einem Engpaß lag; aber ebeusotvenig kann die Stadt an der Siidtvestgrenze des Stanurgebietes Benjamin auf dem Gebirge Ephroii (3os. 15, 9., vgl. die Karte zu l. Sand it, b) gesucht tot-even. Wir haben Vielmehr an das in Jus. l8, 23 u. l. Sara. 13, l7 er- wähnte Ovhra zu denken, toslcheo Robinsen an die Stelle des heutigen Taiyibeli (s. Karte til) verlegt, das aber wohl etwas weiter nach Süden, in der Gegend von Mirhrnas und Bcthaveit lag und einerlei ist mit dem in Joh. It, 54 erwähnten Ephrem (Karte V.). II« V. Ll »—- Kau l4, I. Zins der übrigen, fast drei- jährigen Rrgieriinggzelt Jibiag wird nur noch die Zahl seiner Weiber iind seiner Kinder angeführt, in Be· zlehiuig auf den Geist aber, in welchem er sein lstegiuicitl führte, auf eine proohetisrtie Schrift verwiesen, itin dar- naih sogleich seinen Tod zu meiden, sowie den Ort seine- Zegräbni ro und den itauien seines ilachfolgera vgl. l· san. 5, l——8. 2l. Da nun Abia [iit Folge dieses Sieges über Jsrael, den er mit Hilfe des HErrn, trotz seines mehr politisch klugen, als innerlich aufrich- tigen Bekenntnisses zu ihm, davongetragen] gestär- ket war, nahm et [zn den bisherigen Frauen, die er schon besaß, noch andere hinzu, so daß er zu- sammen] vierzehn Weiber [hatte], und zeugete zwei und zwanzig Söhne nttd sechzehn Töchter kund glaubte damit feinen Thron recht sicher gestellt zu haben, ohne zii bedenken, wie bald seinem Leben ein Ziel gesteckt sein könnte] 22. Was aber mehr von Abia zu sagen ist, und seine Wege, nnd sein Thon lwie er wandelte in allen Sünden seines Vaters Rehabeam itnd sein Herz nicht rechtschaffeii war an dem HErrin seinem Gott l. Kein. l5, 3], das ist geschrieben in der Historia des Propheten Jddo [1. Chron 30, 30 Auen] «) Dies ist ihr Herz, dies ist ihr Sinn, daß ihr Haus ewig bleibe, ihr Ehr’ und Würd auch iintncrliiii sich mehr« und wohl beileibe. Noch aber dennoch idnnen sie nichts überall erhalten; sie iniissen fort, und wie ein Vieh hinunter und erkalten. Das ist ein thöricht Wesen. iPaiil GerhardU Vgl. Pf. 49, 12 ff. Kap. 14, I. Und Abia entschlief sschon im J. 955 v. Chr., im dritten seiner Regierung] mit seinen Vätern, nnd sie begraben ihn in der Stadt Davids [l. Köu. 2, tO Anrn.]; nnd Assih sein Sohn, ward König an seine Statt. Zu deß Zeiten war [in Folge jenes Sieges über Israel Kein. II, 15 ss.] das Land stille zehn Jahr sbis 945 v. Chr., welche Friedensjahre denn theils zur Herstelluiig des rechten Gottesdienstes, theils zur Sicherung des Reichs durch neue Festungsbauten benutzt wurden V. 2 ff.]. Das 14. Kapital. Llssa schafft-i die Libgötierei ab, und sieget wider die Wahren. I« V.2—15. Von Asscks slljcihriger Regieranggieit wird uns zunächst das erste Jahrzrhent als ritt nach außen friedlliheg und nach innen löbtieheg geschildert; denn er beseitigt, wag von götzendienerischein wesen unter seinen Vorgängern eingerissen ist, legt feste Städt: an nnd ver- sliirtrt sein Kriegsheer. Welch frommer Gesinnung« war, beweist er darin, als iin ll. Jahr seines Könige-leh- der egyptlsche König Serah niit einem ungeheuren tseere ihn bekriegt: er nimmt da seine Zuflucht zu dein kjErru iin gläublgen Gebet, erlangt aber unu auch einen glänzen— den Sieg nnd bringt reiche Beute aus dein Felde mit heim. Vgl. I. Un. is, 9—l5. 2. Und Assa that [schon während der ersten 10 Jahre seiner Regierung, iioch entschiedener aber in den folgenden 5 Jahren, als der Propbet Asarja ihm zur Seite stand Kap. Z, l ff.], das recht war und dem HErrn, seinem Gott, wohlgefiel sdenn vor allen Dingen setzte er seines Vaters Mutter Maöcha ab von dem Amte einer Herrin Kap.v15, 16]; Z. lind that shierauf, nachdem er einmal mit der Regierungs-weise seiner beiden Vorgänger ge- brocheiiJ weg die fremden Altare [darauf man seit- her den Götzen geopfert hatte], nnd die Höhen [auf welchen dieselben standen], und zerbrach die sdem Baal errTchtetenJ Säulen, und hieb die Haine [die Säulen der Afchera Z. Mos. 16, 2t Anm.] ab; 4.. Und ließ [bei Gelegenheit einer ähnlichen Volksversammlung wie die, welche er 10 Jahre später· veranstaltcte Kap. 15, 9 ff] Juba sagen, daß sie» den HErrn, den Gott ihrer Vater, sitehteih nnd thaten nach dem Geseh und Gebot sehen, dem HErrm allein zu dienen b. Mos. 6, 133 10, 20]. Z. Und er that weg [gleichwie zuerst aus Jerusalem, »so hernach auch] aus allen Stadien Jnda die Hohen sdes Bank] und die [auf den Altären dieses] Götzen sbesiiidlichen Bilder oder Säulen Kaki. 34, 4]. Denn das Königreich war stillt Vol« ihm sgenoß während der ersten 10 Jahre seiner Herrschaft eines ungestörten Friedens, welche ruhige Zeit er nicht besser anwenden zu können glaubte, als zur Herstellung des rechten Gottesdiensiess 6. Und er banete swähreiid dieser Zeit, um sein Land auch nach außen hin zu kräftigen, da von Egyvten her ein neuer Einfall drohete, wie der zur Zeit Rehabeam’s Kap. 12, 2 ff] feste Städte in Juda [vgl. Kap. 11, 5 ff.], weis dqs Land stille, nnd kein Streit wider ihn war tu denselben Jahren; denn der HErr gab ihm Ruhe. 7. Und er sprach [bei einer Versammlung seiner Reichsständh die er zu sich berief, als er diese Bautetriii Angrisf nehmen wolltej zu Juba: Lasset uns diese Stadte [die ich euch eben nam- hafrgemacht habe] baaen,·und Mauern darum herfuhrew nnd Thurme, Thieren nnd Riegel [auf Abia’s Tod. Sein Sohn Assa beseitigt den Götzeiidiensi und besiegt Serah von Eghptem 99 und an den Mauern herrichten], weil das Land noch vor uns ist [wir uns noch frei darin bewegen können und Festungen anlegen nach unserm Ge- fallen]; denn wir haben den HErrn, unsern Gott, gesncht [V. 4]. und er hat uns [für einige Zeit] Ruhe gegeben umher [es könnte aber leicht ein Krieg darauf folgen, itnd haben wir erst den Feind im Lande, dann ist es zum Bauen zu spät]. Also sindem die Reichssiände seinem Vorhaben heil-flich- teten und ihn bei der Ausführung kräftig unter- stütztenj baueten sie, und ging [der Bau, da dem- selben kein Hindernis; in den Weg trat] glücklich von statten. - 8. und Ast« hatte eine Hiermit, die Schin I und Spieß trugen, aus Juda drei hundert tausend, und ans Benjamiiy die Schilde trugen, und mit dem Bogen konnten [1. Chron. 9, 40], zwei him- dert und achizig tausend; nnd diese szusammen 580,000 Mann] waren alle starke Helden. Christen Iniisseii in der geistlichcn Ritierschafh wenn sie von schweren Versuchungeii eine Zeitlang frei sind, die Zeit nicht mit Stillesitzeii zubringen, sondern stch in dem Gebrauch der geistlichen Waffen stets üben, auf daß sie bei künftigen Versnchungcn des Satan bereit sein und ihm Widerstand thun mögen: Ephcs.6, 10 f. (Starkc.) 9. Es zog aber [im J. 944 v. Chr] wider sie [die in V. 8 beschriebene Heereskraft des Reiches Juba] ans Setah [der zweite König der 22, Dy- nastie, Nachfolger des Sisak, bei Manetho Osm- chon genannt 1. Kön. 3, 1 Anm.], der Mohr [ein Aethiope von Geburt] mit einer Heerestraft [die aus Kriegern aller Nationen des ungeheuren Reichs, aus Egypterm Aethiopen und Libyern Kap. 16, s zusammengesetzt war] tausend mal tausend sallgeineiner Ausdruck für eine große, unberechen- bare Zahl Daii. 7, 10]- dazu drei hundert Wagen, und lainen bis gen Maresa leine der von Reha- beam gegen Egypten angelegten Fesiuiigen Kap. 11, 8., südlich von Eleutherovolis s. Karte 1Il.]. 10. Uiid Assa zog ans gegen ihn; nnd sie - [die beiderscitigen Heere] rüsteten sich zum Streit im Thal Zephathm bei Martia [in der schönen offenen Thalebene, die von Eleutheropolis bis nach ; Maresa sich hinzieht]. 11. Und Assa mcn sollte] rief an den HErrn, seinen Gott sdein er bisher so eifrig gedient hatte], und sprach: HEUZ es ist bei dir kein Unterschied [1. Saat. 14, S; I. Matt. s, 18], helfen unter vielen, oder da keine Kraft ist [uach anderer Auslegung: keiner ist neben dir, um zu helfen zwischen einem Mächtigen und Ohnmächtigem d. i. kein Anderen als du, kann in einem ungleichen Kampfe, · wie hier, dem schivächeren Theile helfen] Hilft uns, Wer, unser Gott; denn wir verlasseu uns aus dlch, nnd in deinem Namen sind wir tommen wider diese Menge [Kap. 20, 12]. HEry unser Gott, wider dich vermag iein Mensch etwas sdarum sals es nun zur Schlacltt kom- fürchten wir uns nicht, obgleich wir viel schwächer sind als unsre Feinde, wenn du nur mit und für uns streiten] 12. Und der HEcr ssolch gläubig zuoersichh liches Gebet zur Ehre seines Namens erhöreiIdJ plagte die Mohken [schlug sie gleichsam mit eigener Hand Kap. 13- 15»l vor Assa und Juba, daß sie strotz ihrer großen Uebermachtj flohen. 13. Und Assa, samint dem [Kriegs-] Volk, das bei ihm war, jagte ihnen nach bis gen Gerar [der Philistersiadt im äußersten Süden des Landes 1.Mos. 20, 1]. Und die Mohrcn [die Krieger des äthiopischen Königs V. I] fielen, daß ihr« keiner lebendig blieb fnach anderer Deutung: daß keine Erholung für sie war, sie nicht zu Athem kommen konnten, um sich zur Gegenwehr zu setzen]; sondern sie wurden geschlagen vor dem HErrn und vor seinem Heerlager [den Kindern Juba, die er selbst zum Siege führte]. Und sie Edle Kinder Juda] trugen sehr viel Raubs [Beuie] avon. 14. Und er [Assa sammt dem Volk, das bei ihm war V. is] schlug alle Städte um Gerar her sderen philistäische Bewohner sich dem Heere des Serah angeschlossen hatten]; denn die Furcht des HErrn kam über sie sdasz sie gar keine Gegenwehr wagteii]. Und sie [die Kinder Juba] beraubtett alle Diese] Städte; denn es war viel Ranbs drinnen. 15. Auch schlugen sie die Hütten des Viehes [die Nomadeiistämme in der südlich von Gerar gelegenen Wüste] nnd brachien sals Beute] Schafe die Menge nnd Kameelez und kamen [von da um- kehreiidj wieder gen Jerusalem. Das 15. Kapitel. ilssa fährt in feiner Jiirchenreformation fort. II« V. 1—19. Dem Iiegreirh aug dem Felde heimkehren- den König lioinnit drr prophet Jlsarja vor den Thorcn Jerusalem» entgegen, stiirkt ihn im gläablgen vertrauen auf Gott, der jetzt »so wunderbar geholfen nnd auch scr- ner lielfen werde, warnt aber auch vor eine: Zeit des Zwang, die zu Israrlg völliger Vrrmersung bis zu seiner endliiitett Zelirhrnng bevorsteht. Ver an ihii ergangenen Mahnung des Propheten, in dem angefangen« Werke der diirchenrrforitiation fortznfahrriy ltoinint Kssa in den itächflrn vier Jahren treulich nat-h, nnd lässt bei einer fcirrlithen Versammlung im dritten Monat des 15. Jahrt- seiner ltegiertiiig ganz Jnda und Benjaiiiin nebst denen, die ans den Stiiininen des nördliiijeii Rricheg iibrrgetrrtkn sind, sitt) verpflichten, treu aii Johann zu halten. 1. lind ans Asarjw den Sohn Oded [in Je- rusalem l. Kön. 19, 21 Sturm] kam [als das siegreich heimkehrend-e Heer Kap· 14, 15 sich de: Stadt näherte] der Geist Gottes. Z. Der ging hinaus Assa entgegen, und sprach i zn ihm: Hörer mir zu, Assa und ganz Juda und Benjamin Der HErr ist sieht] mit euch, weil ihr mit ihm seid; und wenn ihr sauch fernerhin] ihn suchet, wird er sich sweiterl von euch finden 7I l00 lassenz werdet ihr aber ihn verlassen, so wird er euch aueh verlassen. » » Z. Es werden aber [wie ich im Geiste vor- aussehe, solche Zeiten der Verlassenheit im höchsten Maße kommen und] viel Tage sein in Israel, daß kein rechter Gott, kein Priester, der da lehret, und kein Gesetz fein wird. 4. Und wenn sie [darnach, nachdem sie zur Erkenntniß ihres Abfalls gekommen] stch bekehren in ihrer Noth zu dem HErrn, »dem Gott Israel, nnd werden ihn fuchen; so wird er sieh finden lassen [5. Mos. 4, 29 ss.; Jerem. 29, 13 f.]. » Z. Zu der Zeit swenn jeiie gänzliche Ver- lassenheit von Gott V. 3 hereiUbrichtJ wird’s nicht wohl gehen dem, der aus- nnd eingehet sindem ihm Gefahr drohet auf allen Seiten] »Denn es werden salsdaiiiq große Getnmmel sein uber alle, die aus Erden wohnen [Matth. 24, 16 ff.]. s. Denn ein Volk wird das andere zer- sehmeißen, und eine Stadt die andere [Matth. 24, 7. 10]; denn Gott wird sie crsehrecken [verwirren] tnit allerlei Angst fund Bedrängiiif;, daher die Auflösung aller staatlichen Ordnung und der all- gemeine Völker- und Bürgerkrieg Jes. 9, 18 ff.]. Viele Ausleger. darunter auch solche, welche die Worte der Schrist im gläubigen Sinne deuten, beziehen die Verse 3—6 auf die Vergangenheit, etiva aus die Zustände in der Zeit der Richter oder auf die im Reiche Israel nach-dem Absall der zehn Stämme, und über- setzen demgemäß also: Z. Es waren aber viel Tage in Israel, da sie den wahren Gott nicht hatten, noch eineii Priester, der da lehrete, noch das Gefetz . . . . . s. Denn es zerschlug ein Volk das andere, und eine Stadt die andere; denn Gott hatte sie verwirrt mit allerlei Bedrängiiiß Andere dagegen, darunter namentlich Luther, sowie die Septuaginta, die Vulgata und die Nabbinem fassen sie als Weissagiiiig der Zukunft, was aiich nach den Worten des Textes allein richtig ist; nur beziehen sie dann einige aus das babyloniscbe Exil, andere aus den jetzigen Zustand des jüdifchen Volkes. Allein, obwohl das babylonifche Exil darin mit eingeschlossen ist, so können doch V. 5 u. 6 nur auf die jetzige Zerstreuung der Juden gehen, und ihre Erfüllung steht zum Theil noch bevor. Diese merkwürdige älteste Weissagiiiig davon, daßrmter großen Welterfchiitteruiigen die äußere Herr- lichkeit des Volkes Gottes ganz untergehen und nur ein kleiner Kern sich bewahren und den Lohn seiner Treue in eine bessere Zeit hinüberretten werde, liegt der Ver- kündigung Christi von der Zerstörung Jerusalems und dem We tgericl)t (Maith. 24 u. sur. 21) zu Grunde; sie tritt gerade hier ein, weil in Assas Verhalten ein Wendepunkt bevorstand, da er zu jener riugöttlichem welt- licbcn Staatsklugheit seine Zuflucht nahm (Kap. IS, 2 ff.l die dann Ahas wieder aufnahm (f. I. Kön 15, 15 Auen) und die schließlich zur Auflösung des Reiches führte, dies Verhalten aber ist das Vorbild des Unglaubeiis Jsraels zur Zeit Christi und des Abfalts der letzten Zeit. 7. Ihr aber ffuhr Asarja nach dieser Hin: weisung auf die schon fich anbahnende letzte Zeit zu Assa und ganz Juda und Benjamin fort] seid getrost, und thut fnachdem ihr so ernstlich ange- fangen habt, den HErrm euern Gott, zu fuchen 2. Chronika 15, 3—19. i IS, l. und seinen rechten Dienst wieder herzustelteii] eure Hände nicht ab, denn euer Werk hat seinen Lohn [daß, wie der HErr zu einem so großen Siege über den Serah und fein Heer euch verholfen hat, er auch ferner mit euch sein wird]. 8. Da aber Assa hdrete diese Worte, und die Weissagnng (Asarjci, des Sohnes) Oded, des Pro- pheten; ward er getrost swie ihn der Prophet er- mahnt hatte V. 7], nnd that [als er nun wieder heimgekehrt war nach Jerusalem, noch gründlicher, als es bisher geschehen war Kuh. 14, B. Z] weg die Greuel [des unter seiiien beiden Vorgängern eingerisseiieii Götzendienstes] aus dem ganzen Lande Juda nnd Benjamin, und aus den Stadien, die er [oder genauer: sein Vater Abia Kap. 13,19] gewonnen hatte auf dem GebirgeEphraim [Bethel, Jesana und Ephroiqz und erneuerte den Altar des HErrn, der vor der Halle des HErrn stund [nämlich den Brandopferaltar im Vorhof der Priester Kap. 8, 12]; 9. Und versammelte [als er im Verlauf von 3——4 Jahren« mit dieser Reinigung zu Stande war und das Psingstfest nahe bevorstand Z. Mos. 23, 22 Anm., behufs einer ausdrücklichen Er- neuerung des Bandes mit dem HErrnJ das ganze Juda und Benjautiu [in seinen Aeltesten und Ne- präsentantenh und die Fremdlinge bei ihnen aus Ephraim, Manasse und Simeon saus den 10 Stäm- men des nördlichen Reiches und aus dem Stamme Simeon, der eigentlich zu Juda gehörte, von dem aber viele Angehörige ihren Wohnsitz in jenem Reiche aufgeschlagen hatten Kap. 34, 6]. Denn es fielen [nachdem schon zu Rehabeam? Zeiten aus allen Stämmen Israel, die ihr Herz gaben, das; sie nach dem HErrn, dem Gott Israel, frag- ten, gen Jerusalem gekommen waren Kap. 11, 16 f., aus demselben Verlangen nach der Gemein- schaft mit dem wahren Israel] zii ihm aus Israel [dem nördlichen Reiche, das sich mit Unrecht diesen Namen angeeignet hatte l. Kön. 18, 35 Anm.] die Menge, als sie sahen, daß der HErr, sein Gott, mit ihm war. s) Andere nehmen an, daß der Krieg mit Serah (Kap. 14, 9 ff.) vier Jahre gedauert habe, wo dann allerdings die Zeitaugabe in V. 10 sich leichter erklärt; doch hat jene Annahme sonst wenig Wahrfcheinlichkeit 10. Und sie versamiiielten sieh gen Jerusalem des dritten Monden [des Sioan, entsprechend un- serni Juni 2. Mof. 12, 2 Anm.], im fünfzehnten Jahr des Königreiihs Assa [d. i. im J. 940 o. Chr] 11. Und opferten desselben Tages dem HErrn von dem Rande, den sie [oor 3—-4 Jahren mit beim-s gebracht hatten [von dem Kriegszuge wider die Möhren und die Nomadenstämme in der süd- lich von Gerar gelegenen Wüste Kuh. 14, 13 ff.], sieben hundert Ochsen nnd sieben tausend Schafe. 12. Und sie traten [auf’s Neue] in den Bund Vom Propheten Asarja ermahnt, setzt Assa seine Kirchenreformation fort. smit dem HErrn, der durch das götzendienerische Wesen der vorangegangenen Jahre so schmählich gebrochen worden war, und gelobten], daß sie suchten ssuchen wollten] den HErrlt, ihrer Vater« Gott, von ganzem Herzen und von ganzer Seele; 13. Und wer uicht würde den HErrn, den Gott Israel, suchen [sondern fremden Göttern nach- wandeln], sollte [gemäß der gesetzlichen Vorschrift 5. Mos. 17, 2 ff] sterben, beide Klein nnd Groß; beide Mann nnd Weib. 14. Und sie schwuren dem HErrn mit lauter Stimme lindern die heilige Feier von lautschallen- der Musik begleitet wurde] mit Tönen, mit Trom- meten und Posaunen. 15. Und das ganze Juda war fröhlich über dem Eide sder heilsamen Folgen wegen, die er mit sich führen werde, wenn sie denselben halten würden, und das zu thun war ja ihr ernster Vor- fatzjz denn sie hatten geschworen von ganzem Her- zen, und sie suchten ihn [den HErrnJ von ganzem Willen, und der ließ [denn anch in der That] sich von ihnen finden; nnd der HErr gab ihnen [gleichwie die 14 Jahre daher, so auch noch im laufenden J. 940 v. Chr. V. 19] Ruhe umher swährend im Neiche Jsrael schon im J. 952 Baäsa des Jerobeam Sohn Nadab umgebracht und sich felbst auf den Thron gesetzt hatte 1. Kön. 15, 25 ff.]. 16. Auch setzte Asfa, der König [um hier noch etwas ans dem Anfang feiner reformatori- schen Thätigkeit Kap. 14, .2 nachzuholen], ab Madam, seine [Groß-] Mutter sKan 11, 20 ff; 13, 2], vom Amt, das sie geftiftet hatte im Hain Miplezeth [vom Amt oder von der Würde einer Herrin, weil sie für die Aschera ein Götzen- bild sich gemacht hatte I. Kön.15,13 Anm.]. Und Assa rottete ihren Miplezeth soder Götzen] aus, und zerstieß szermalmte 2. Mos. 32, 201 ihn und verbrannte ihn im Bart) Kidron sbei Jerusalem]. l7. Aber die Höhen in Israel [die an ver- schiedenen Orten des Landes auf Höhen errichteten Altare, auf denen man zwar dem HErrn Opfer brachte, aber doch damit das Gebot in 5. Mos. 12, 1 ff. übertratj wurden uicht abgethanz doch [fällt das nicht dem König, sondern dem Volke zur Last, vielmehr] war das Herz Assa rechtschaffen sein Lebeulang [so daß, wenn er mit seinen Ab: stchten bei dem Volke hätte durchdringen können, anch diese Höhen würden gefallen sein]. 18. Und er brachte ein, was sein Vater [oon der im Kriege mit Jerobeam erlangten Beute Kap. 13, 16 ff. dem HErrnJ geheiliget [aber uicht an den Tempelschatz abgeliefert, sondern wohl zur Vermehrung des königlichen Schatzes angewandt] hatte, und [dazu] was et [selbst von dem den Mohren abgenommenen Raube Kap. 14, II] ge- heiligct hatte, in’s Hans Gottes, lnämlich1 Silber, Gold nnd Gefäße. 101 19. Und es war snach glücklicher Beendigung des Krieges gegen Serah Kuh. 14, 9 ff] kein Streit swieder, sondern Ruhe umher V. 15] bis in das funs und dreißigsle Jahr [seit der Trennung der beiden Reiche Kuh. 10, 19., d. i. bis in das fünfzehnte Jahr] des Königreiehö Assa l940 v. Chr.]. Wenn hier und in Kuh. 16, l der Verfasser der Chroniia nach der Trennung der beiden Reiche rechnet, was er doch sonst nie thut, so hat dies jedensalls darin seinen Grund, daß in der Queltenschrisn die er benutzte, auf diese Weise gerechnet war. Der Ausdruck: des Königreichs Assa ist hiernach als ein abgekürzter auf- zufassen für den vollständigerem desjenigen Köni retchs, in welchetn Asfa regierte, d. i. des Königreichs uda. Da nun Rehabeam 17 nnd Abia 3 Jahre regiert hat, so sind von der Zahl 35 hier und von der Zahl 36 in Katz. 16, I zwanzig Jahre in Abzug zu bringen, wenn man das betreffende Regierungsjahr Assa’s sindeu will. Das 16. Kapitel. Afscks dreifacher sündenfalc til« v. 1—14. mit dem 16. uegikkuugsjqhrk an: oei Jtssa ein wendepnntit in feinem verhalten zum Stifterin:- ren ein: als ihn da der gleichzeitig: König des ndtdllcheu Reichs, Kasse« mit Krieg übersieht nnd durch die ite- feftigung Ramcku ihm die Verbindung mit dem dtorden absrhneiden will, diuget er sich den Beistand des Syrero Benhadad mit dem Vermögen des Ttmvtlfchaizeg nnd des Königshansen Dieser nun fällt zwar in sanft« Gebiet ein und nöthigt ihn daduran die Befestigung diamcko auf- zugeben, so daß Jlssa mit dem zurücngelassenen Material zwei andere Städte befestigen und die Verbinduugsstraße nach Norden in Sikherhett bringen traun; aber so großen Vorthcil ihm dao Bünduiß mit tienhadad gebraiht zu haben fcheiut, so hat rr gleikhwohl thörlirh gethan und noch weit größer: borthcite ans der ihnud gegeben, um iloth für die Zukunft dafür einzutauschem weit er nicht den Hain-n zu seinem Bundesgenossen erwählt hat. Den Seher nimmt, der diese feine Sünde nnd Thorhcit ihm vorhält, seht Jtssa iu’g Stoctihaug und vergreift sich auch an andern Gerechten; dafür büßt er mit schwere: Krautk- heit au den Füßen in den beiden lehren Jahren seiner Regierung; als er dann nicht, wird ihm ein besonders; ehrenvolle-z Begräbnis zu Theil. vgl. l. Köu.15,16—24. 1. Im sechs und dreißigsten Jahr des König- teiehs [Juda, oder im 16. Jahr der Regierung] Assa [d. i. 939 v. Chr.] zog herauf Vassa, der [seit 952 regierende dritte] König [im Reiche] Israel, [die Unternehmungen Jerobeam’s I.] wider Juda [Kap. 13, 2 ff. wieder ausnehmend], und bauete [nachdem er die von Abia dem nördlichen Reiche abgenommenen und bisher auch im Besttze Assa’s verbliebenen Städte Kuh. 13, 19; 15, 8 von dem letzteren zurückerobert hatte, das 274 St. nördlich von Jerusalem gelegene 1. Saat. 1, 1 Blum] Raum [zu einer Festung um], daß et Assa, dem Könige Juba, wehrete ans- und einzuziehen Bem südlichen Reiche die Verbtndungsftraße mit dem orden abschnittc und dergleicheu Uebertr1tte, wie sie nun schon zwei Mal vorgekommen, Katz. It, IS; 15, 9, für die Zukunft verhinderte] 102 2. Chronika 16, 2——14. l7, l——4. Z. Aber Assa [statt den HErrn um seine Hilfe anzurufen, wie er im Kriege wider die Moh- reu gethan Kap. 14, It] nahm ans dem Schah im Hause des HErrn nnd im Hause des Königs » Silber und Gold, nnd sandte [mit diesem Geschenk Boten] zu BemHadad sdem ll., s. 1. Köln U, 25 Anm.], dem Könige zu Speien, der zu Da- mastns wohnen, und ließ ihm sagen: Z. Es ist ssei ebenso] ein Bund zwischett mir und dir, [wie ein Bund gewesen ist] zwischen meinem nnd dritten: Vater [1. Kein. la, 19 Olnnkjz darum hab ich dir Silber und Gold gesandt, daß du den Bund mit Bat-se, dem Könige Israel, sah- teu lassest [und dnrch einen feindlichen Einfall in sein Land ihn nöthigesth daß er von mit abzieht. Menschliche Vernunft hat inehr Lust zu gcschtvinden und listigen, als zu gottseligen Llnschliigem (Osiander.) Vicnschliche Anschläge, die wider Gott sind, lassen fich oft im Anfange wohl an, aber sie gereichen insgemetn zum Verderben: Sie. 20, d. (Starte.) it. Ben-Hadad gehorchie dem Könige Assa [ging auf das von diesem ihm angetragene Bünd- niß ein], und sandte seine Heerfütsten wider die Städte Israel; die schlugen Efon soder Zion, nördlich vom See Merom, s. Karte 1ll.]," Dan [das ehemalige Laisj und AbckMaim [oder Abel- Beth-Maecha 2. Stint. 20, 14], und gllc Kotg- slådte Naphihali [1. Kiste. O, 19 Anm».]. Z. Da Baesa das hbtete [daß sein eigenes Reich in so großer Gefahr siehe], ließ er ab Rama zu bauen; nnd hörete auf von seinem Werk sum von seiner Residenz Thirza aus dem weiteren Vordriugen der Syrer zu wehrcn]. 6. Aber der König Assa nahm zu sich das ganze Juba, und sie trugen die Steine und das Holz von Rama, damit Baesa banete sdie Stadt zu einer Festung einrichten wollte, von dort hin- weglz und er bauete damit svielmehrJ Geba W, St. nordöstlich] und Mizha [1 V« St. südwestlich von Rama zu Festungen aus, weil er so die von Jeru- salem nach Norden führende Straße von beiden Seiten beherrschte]. 7. Zu det Zeit sals Assa meinen, durch das Bündniß mit Benhadad seinem Lande wohl ge- rathenzu haben] kam Hananh der Seher [1. Kost. 19, 21. Anm.], zu» Affe, dem Könige Juba, und sprach zu ihm: Daß du dich auf den König zu Sh- rien verlassen hast, nnd hast dich nicht ans den HErrm deinen Gott, veklttsscn [ist eine schwere Sünde des Unglaubens, zumal du fa selber früher Katz. 14, 11 bekannt hast, daß bei dem HErrn kein Unterschied ist, helfen unter vielen, oder da keine Kraft ist]; darum ist die Macht des Königs zu Shrien sderen du ebensowohl würdest Herr geworden sein, wie der des Baesa, wenn du ans Gott dich verlassen hättest] deiner Hand entronnen fund wird später diese Macht deinem Reiche gar sehr gefährlich wer- den Kap. 28, 5 ff.]. 8. sWaritin aber hast du doch auf dcn HErrn, deinen Gott, dich nicht verlassen, gleich als hätte cr’s iticht oerciioctih dir wider Bacsa und seinen Vcrbiindetcm den Kiinig von Sinken, zu helfenlsj Ware« jkscht die Möhren und Libyer [die unter Serah wider dich heranzogeix Kur» 14, 9 ff] eine große Punkte, mit sehr viel Wagen nnd Vettern? Noch gab sie der DE» in deine Hand, da du dich auf ihn ver- tießest fund gleiclserioeise würde er auch jetzt dein Vertrauen belohnt haben, wenn du dich auf ihn verlassen hättests l 9. Denn des HErrn Augen schauen alle Lande sfchweifeti gleichsam auf der ganzen Erde umher], daß et? sirgendwo eine Gelegenheit zur Verherrlichttttg seines großen Namens sich er- spähe und] stärke ssich stark erweise für] dir, so von ganzem Herzen an ihm sind. Du hast thbrlich gethan sdaß du dich nicht an ihn und seine Hilfe gewendet, sondern Fleisch für deinen Arm gehalten hast Jerem. 17, 5]; darum wirst du auch von nun an [statt des bisherigen fried- lichen und gesegneten Regimentss Krieg haben. Von ferneren Kricgcm die Afsa in den übrigen 25 Jahren seiner Regierung zu führen gehabt, wird tiiclsts berichtet; die Worte gehen also wohl in Betreff QlsscUs selber mehr auf dcn inneren Unfrieden, der die spätere Zeit seiner Herrschast von der früheren unter- scheidet, außerdem abcr gerieth unter seinen nächsten Nach- folgern das Reich Juda in völlige Abhängigkeit von dem Reiche Israel (l. Kön. 15, 24 Anm.) und unter Ahas ward Jnda von Israel und Syriett gar schwer bedrängt (2. Köln 16, 5 f.). 10. Aber Assa ward zornig über den Seher [Hanaui], und legte ihn in’s Gefängniß [in das Haus des Blockes’«]; denn et· murkete [grollte] mit ihm über diesem Stück [daß er ihm seine Sünde und Thorheit vorgehalten"]. Und Assa nnterdrnclte [züchtiatc] etliche des Volks zu der Zeit [die ebenso, tote der Propbet, mit des Königs Handlungs- wcise im Kriege gegen Vatzsa V. 2 f. unzufrieden waren und dessen Verfahren mit Hanani mißbilligtens «) Gesängnißstrafe, wie wir zu 5. Mos. 25, 3 ben1ett(en, kommt im mosaisclseii Gesctz nicht vor (in Z. Mos. 24, 12 u. 4. M. 15, 34 ist nur von Gcwahrs fam bis zur Entscheidung die Rede), obwohl sie den Jsracliten von Eghvten her gar wohl bekannt war (l. Mos. 39, 20; 40, 3); hier haben wir den ersten Fall, wo sie aber uicht in Folge gerichtlichen Ertenntnisses ver- hängt wird, sondern im Dienste der Herrscherwilltiir gegen einen srciinüthigen Propheten steht. Die Gefängnisse nun, wie sie seit der uns nicht näher bekanntenZeit ihrer Einführung vorkommen, befanden sich an den Thoren (Jcrcm. 2(), 21 oder in den Wachthäufern bei den Pa- lästen der Könige (Jerem. 32, 2) oder in den Häusern der Obersten der Leibwache (l. Mos 39, 20 ff; Jerem. 37, l5. 20), und bestanden zum Theil in tiefen, wasser- leeren, aber schlammichten Gruben auf den Höfen dieser Gebäude und in unterirdischen Gewölben (Jerem. 37, I6). Die Gefangenen wurden mit Ketten gefesselt (2. Sam. s, 34; Jerem. 40 1), bei schwerer Hast auch in dcn Block und Halszivang gelegt (Jerem. 20, L; 29, 26); darunter haben wir uns ein, aus zwei Hdlzern bestehen· des Strafwerkzeug zu dritten, in welches Arme und Füße Assa erkaufi den Veistand des Syrers Benhadad wider Baäsa von Israel. Asscks Tod. 103 des Sträslings kreuzivelse hineingelegt und auch der Hals ringt-zwängt wurde. — «) Assas Empsindlichkeib die sein böses Gewissen verrieth, duldete keinen Wider- spruch; weil er des HErrn Wort nicht inehr vertragen wollte, miißte der Träger desselben seinen Freiiniith niit seinem Zorne büßen. (Schlier.) Alle Glieder einer Ge- meine, sowohl die Armen als die Vornehmen, ja die Höchsten in der Welt, sind ihren Predigern den Gehorsam schuldig; denn gleichwie die Hoheit in der Welt unter Gott sind und Gottes Diener (Röin. l3, i), so sind sie anch Gott zu gehorchen schuldig, solglicii auch iii dem Fall, wo er ihnen seinen Willen durch seine Diener und Prediger vorstellen lasset. Also, ob sie den Predigern in andern Stücken zu besehlen haben, so hat Gott hin— wiederum durch seine Diener ihnen zu belebten, und diese haben sie in Gottes Namen zu erinnern. Und zivar, weiches wohl in Acl)t zu nehmen, yclbeu obrigkciti liche Personen ihrem Gott in seinen Dienern zu gehor- chen nicht allein in dem, was ihr Leben, wiesern sie auch Menschen sind, aisgehetz sondern auch in ihrem Aint nnd Regimeiitsscichem sofern es das Gewissen betrifft. (Spener.) 11. Die Geschichteu aber Assa, beide die ersten und die letzten [Kap. 1«2, 15], siehe, die sind ge: schrieben iin Buch von den Konigen Juba nnd Jsrael 11. Christi. so, 30 Anm.]. 12. Und Assa ward szur Strafe für das, was er vor 23 Jahren dem Seher Hanani angethan V. 10] krank an seinen Fußen im neun und dreißig- sien Jahr seines Kbnigreiihs [916 v. Chr.], und seine Krankheit nahm sehr zu sdaß er gar arge Schmerzen ausstehen mnßte], nnd suchte snachdem er mit seinem Herzen sich einmal Gott entfremdet hatte] auch in seiner Krankheit den HErrn nicht, sondern die Aerzte [als könne deren Kunst auch ohne des HErrn Segen ihm helsen]. 13. Also [indem die Krankheit schließlich» zum Tode ausschlugj entschlies Assa mit seinen Vatern, und»starb im ein und vierzigsien Jahr seines Kdnigreichs [914 v. Chr-J» » 14. Und man begrub ihn m seinem Grabe, das er ihm hatte lassen graben [aushauen] in der Stadt Davids 11. Kost. 2, 10 Anm.]. Und sie legten ihn [als man ihn in dieser seiner Gruft bestatteri wollte] aus sein Lager, welchcs man san-] gesullet hatte mit gutem Rauchioert und allerlei Speeerei nach Apothckerkunst gemacht; und mach- ten ein sehr groß Brennen sverbranntcn bei seinem Leichenbegängniß allerlei Wohlgeriiche in besonders reichem Maße 2. Saat. Z, 31 Anm.]. Man hat aus den letztcn Worten unsers Verses schließen wollen, als sei damals dnrch die Verbindung mit den Phönizierii die Sitte ausgeiommem die Leich- name zu verbrennen, und habe diese Sitte unter den Vornehmen sich erhalten bis aus die Zeiten des Exils, tvo sie aus Rücksicht auf die Perser, die einen großen Abscheu davor hatten, wieder abgetomineir. Daß aber hier nur ein Auzlinden von wohlricchenden Stossen zu Ehren des Verstorbenen gemeint ist, geht deutlich aus Jerem. 34, 5 hervor (vgl. Anat. zu 1. SML St, I2)- — Asscks Tod verursachte etne allgemeine Trauer im Lande, er erhielt ein Leichenbegängtiish wte kein Fürst vor ihm, und sein Gedächtnis; blieb allezeit im Segen; kauin gedachte eine spätere Zeit seiner Fehler liber dem Guten, das der HErr durch ihn an Juda gethan hatte. (Schlier.) Das 1'7. Kapitel. Josaphat ist bei seiner igoltessnrchl gliioliselizs l« V. l—19. Uarh Jissirs Tod: besteigt sein Sohn Josa- phat den Thron stiller Väter, sorgt siir die Sicherheit des Reiches ituch außen durch Vcrniehruug drr festen Städte nnd Vcksttirlttiitg der iirlegsniaclih liißt aber nor allein auch die Förderung den rennen Goltevdieiisleg unter seinem Volli sitt) angelegt« sein, indem er noch gründ- lirlzer, als Assa dies nor ihm gethan, alten nngesrtzliilsrn Cnttna im Lande brttiiitiust und eine eigene Cominission tritt-ital, welche, die lirnutnlß des niosnisclirn Gesetzes zu verbreiten, die Städt: Judab durchztkhcn muß. Bei dir« sen frommen Bestrebungen ltoinnit der HErr ihm zu Hilfe durch die Jichtnug getoirtende Jilcciliistcllunxk dir er drn llnchbnrnöllicru gegenüber ibn einnehmen läßt nnd deren jsiitgeztzinc langjährigr Friedens-Zelt ist. vgl. l. Ein. W, l. Und sein sdes im J. 914 v. Chr. ver- storbenen Assa Kuh. l6, 13 f. und seines Weibes Asnba 1. Kön. 22, 42J Sohn Josaphat [d. i. Jehova ist Richter] ward sim 35. Jahr seines Alters] König an seine Statt, nnd ward mächtig [genaner: stärkte sich] wider sdas ReichJ Israel hin weichem seit 918 v. Chr. Ahab regierte, weil ei· be- ürchteit mußte, daß dieser oerstichen würde, die vonAbta dem nördlichen Reiche einst weggeciomn:cnen.Kap. is, 19 und von Assa behaupteten Städte Kap 15, 8 zurückzu- erobern und aufs Neue dem Reiche Iuda den freien Verkehr mit dein Norden abzuschneiden, wie Vaiåsa hatte thun wollen Kuh. l6, l sf.]. 2. Und cr legte sum wider derartige Ver- suche bei Zeiten gerlistet zu sein] Krlegsbvll in alle feste Städte Juba, und setzte Amtleute krichtigen militairische Posten, s. l. Ehren. 12, IS] im Lande Juba und in den Stadien Ehhraim, die sein Vater Assa gewonnen hatte [Kap. 15, 8., vgl. is, II: Bethel, Jesana und Ephron mit den davon abhängigen kleineren Ortschastens Z. Und der HErr war mit Josaphat sdaß sein Vornehmen ivohl von Statten ging und der König des nördlichen Reiches seiner Herrschaft nichts anhaben konntejz denn er wandelte in den vorigen Wegen seines Vaters David kdie aber darum nicht auch dessen nachherige Wege waren, weil seine Nachfolger mehrerntheils davon abwieheii], lilld stichle tlichl Baalltli sdie Götzen der canaaiiitischen Völkerschastew daß er an sie sein Herz hätte hängen nnd irgendwie götzeiidiencrisches Wesen in seinem Lande dul- den wollen 1. Kön. 22, 47., wozu allekdin s die legte Rcgiernngszeit seines Vaters Assa Kap. is, l ff. ihn leicht hätte verleiten kdniien], 4. Sondern den Gott seines Vaters [David, an dessen Vorbild als an ein rechtes Muster der Regierung er sich hieltL nnd wandelte in seinen sdes Gottes Davids] Geboten, und nicht nach den Werken sdes damals bis zu eigentlichem Götzem 104 S. Chronika l7, 5—19. 18, 1——3. dienst abtriinnig gewordenen l. Kön. 16, 29 ff] Jsrael. Z. Darum bestätigte ihm der HErr das König- reich ldaß sein Volk in Liebe und Treue ihm an- hingL nnd ganz Juda gab Josaphat sabgesehen von den gewöhnlichen, in den königlicheii Schatz fließenden Abgaben, auch freiwillige] Gefchenkiy nnd er hatte Reichihum nnd Ehre die Menge [Matth. 6, 333 1. Tim. 4, 8]. s. Und da sein Herz muthig ward in dcii Wegen des HErkn [ihm bei eigenem Wandel in den Wegen des HErrn auch die Freudigkeit des Herzens und die Festigkeit des Willens zu Theil ward, einen ganz reinen nnd mit dem Gesetz übereinstimmenden Gottesdienst im Lande wieder herznstellen], that er fürder [weiter 1. Sam. to, Z Anm. l, d. i. noch entschiedener und gründlichen als dies sein Vater Assa gethan hatte, der hernach in seinem Eifer wieder nachließ Kuh. l4, 2 ff.; 16, 1 ff] ab die Höhen und Haine aiis Juda [1. Kön. Z, 2 Anm., nur daß anch er bei dem Volke mit seiner Kirchenverbesferung nicht völlig durchdrang Kap. 20- 33]. . 7. Jiii dritten Jahr seines Königreichs [d. i. um das J. 911 v. Chr., wohl um dieselbe Zeit, wo im Reiche Jsrael die Its-jährige Theuerung begann, die der Prophet Elia angekiindigt hatte l. Kön. l7,» l ff·] sandte er [denn, durch solches Strafgericht im Nachbarlande desto mehr getrieben, die Kenntniß des göttlichen Gesetzes, an der es auch bei seinem Volke so sehr fehlte, auszubreiten] seine Fürsten [fünf angesehene Männer aus dem Laienstande nämlich] then-Heil, Obad1a, Sachar1a, Nathanael und Muhme, daß sie sthottes Wort und RechteJ lehren sollten in den Stadien Juda; 8. Und mit ihnen die sneuiij Leviten Semaja, Rathause, Sobadja, Asaeb Semiramoth Jonathan, —Adonia, Tobia und Tob-Adonia; und mit ihnen die spenden] Priester Elisama nnd Joram. S. Und sie [diese sechzehn, als Commissioii von Josaphat entsendeten Männer] lehreten in Juda und hatten das Gesetzbuch des HErrii kwze es in den 5 Büchern Mose niedergelegt istJ mit sieh; und zogen umher in allen Stadien Juda, und lehreten das Voll. Dies ist das erste Beispiel eines förmlich orggiiistri ten religiösen VolksnntereichteQ das in der heil. Schrift vorkommt. Während bis dahin das Volk mehr durch die genau vom Gesetz bestimmten Lebenseinrichtuiigeii und Gebräuche, durch die unmittelbare Anschauung der großen Thaten Gottes und des Wandcls seiner Knechte, als dnrch das Wort einer eigentlichen Predigt oder zu- fammenhängeuder Lehrvorträge, in das rechte Verhältniß u Gott gebracht und in einen Kreis von religiösen åtorstellungen hineinversetzt wurde, der es von allen Heiden wesentlich unterschied» genügten jetzt, se mehr dieser Kreis durch falschende Einmischung fremder Gottes- Dienste durchbrochen ivurde und die Förderung auch der Verstandesbildung als Bcdilrfniß sich erwies, diese ein· fachen Mittel nicht mehr; es ist daher ganz ein Unter- nehmen zur rechten Zeit, wenn Josaphat hier eine Com- mission abordnet, um die Städte Juda’s zu bereisen und durch ihren Unterricht die Kenntniß des Gefetzes im Lande zu verbreiten. Ohne Zweifel hatten dabei die fünf Laienmitglicder die äußeren Anordnungen zu be- sorgen, dic Leute zusammenzuberufen iind ihnen des Königs Willen und Absicht kundzuthum während die Leviten und Priester das Gesetz vorlasen und auslegtcm Später, nach seiner Rücktchr aus dem verungliickten Feldzuge gegen die Syrcr uiid iiach seiner Rettung aus augcnscheinliihcr Lebensgefahr suchte Josaphat diese Ein- richtung durch eine persönliche Vereisung seines König- reiches zu befestigen (Kap. 19, 4); und daß dieselbe in der nachfolgenden Zeit der Könige Juda-s, durch die frommen unter ihnen immer wieder erneuert, sich fort- crhielt, ja sog. Stifte oder religiöse Versammlnngshäusey das Vorbild der nach dein Exil dauernd begründeten Synagogem sich daraus entwickelten, dafür dürfte in den Worten des, bald nach der Zerstörung Jerusalems und des Tempels (2. Köln 25, 21 Anm.) verfaßten 74. Psalms: »Sie verbrennen alle Häuser Gottes im Lande» (V. 8) eine Andeutung liegen. Hierdurch, so scheint uns, gelang es endlich dem König .Histia, den Höhen« dienst, dem das Volk mit solcher Zähigkeit angehangen (1. Köln l5, 14 Anm.), zu beseitigen (2. Kön. 18, 4), weil dasselbe für sein, diesem Dienst zu Grunde liegen- des Bediirfniß in anderer Weise Befriedigung fand. 10. Und es kam ldurch Gottes besondere Ein- wirkung, der Josaphars Unternehmungen zur Sicherung seines Reiches V. 1 ff. und zur För- derung religiöser Erkenntniß in seinem Lande V. 7 ff. segnen und ihm namentlich zu letzterem Werke eine friedliche Regierung verleihen wollte] die Furcht des HErrn über alle Kbnigreiche in den Landen, die um Juda her lagen [sowohl über das Reich Jsrael im Norden, als über die Ammonitey Moabiter und Edomiter im Osten nnd Südosten], daß sie nicht stritten wider Josaphat. II. Und die Philister [im Westen des Reichs, welche unter den Königen Nadab und Ela dem Reiche Jsrael die Stadt Gibethon im Stamme Dan abgenommen hatten, ohne daß dieses sie ihnen wieder zu entreißen vermochte l. Kön. 15, 273 16, l6 f.] brachten [wenigstens einige Städte ihres Gebiets, namentlich wohl Gath mit den davon abhängigen Ortschaften] Josaphat Geschente kais jährlichen TribntL eine Last Siibers [soviel ein Lastthier zu tragen vermag, und erkannten damit von Neuem ihre frühere Abhängigkeit von dem Reiche Juda an l, Chron. l9, l; 2. Chr. I, 26; 1l, 8]. Und die Araber sarabische Nomadem siämme im Süden und Südostenj brachten ihm sals Tribut ihrerseits] sieben tausend nnd sieben- hundert Widder siährlichL und sieben tausend nnd sieben hundert Bbcke [sene von den Schaf-, diese von den Ziegenheerden]. 12. Also nahm Josaphat zu san Macht, Ehre und ReichthumL nnd ward imtner größer; nnd er banete in Juda Schibsfer [fesie Burgen] nnd Korn- städte [Sammelplätze für Lebensmittel, wie deren schon Salomo viele angelegt hatte Kap. 8, 4], . 13. Und hatte viel Vorraths in den Städten Fromme nnd friedliche Regierung Josaphat’s, des Sohnes Assa. 105 Juda [die er befestigt und mit Besatznngstruppen belegt hatte V.1 f., vgl. Kap. 11, 11], und streit- bare Männer und gewaltige Leute ltapfere Helden] zu Jerusalem [als seine Leibgarde]. 14. Und dies war die Ordnung unter ihrer Väter Haus [d i e Z a h! dieser zu Jerusalem stationir- ten Krieger, die nach ihren Vaterhäusern geordnet waren. Wir beginnen mit den Namen derer], die in Juda über die tausend Obersten waren sdie Oberbefehlshaber-Stellen bei den je tausend Mann aus dem Stamme Juda bekleideteu]: Adna, ein Oberster [der Oberste unter allen dreien], nnd mit gsm waren drei hundert tausend gewaltige ftapferej eute. II. Neben ihm war Johanna, der Oberste [der den zweiten Rang einnahm]; und mit ihm waren [unter seinem Befehl standen] zwei hundert und achtzig tausend [Mann]. M. Neben ihm [den dritten Rang einneh- mendj war Amasja, der Sohn Sichri, der Frei- willige des HErrnrz und mit ihm waren zwei hun- dert tausend gewaltige Leute. V) Was diese Ehrenbezeichnungx »der sich freiwillig hingegeben hatte dem HErrn« zu bedeuten hat, läßt sich nicht genau mehr sagen. Vielleicht war er, gleich- wie Jthai der Gethiter (2. Sam. 15, 19 ff·), von Ge- burt ein Ausländen der aber im Glauben an den HErrn, den Gott Jsraels, sich dem Josaphat zu Dienst ge- siellet hatte. 17. Von den Kindern Venjamin lüber die ans dem Stamme Benjaminj war Eljada, ein gewaltiger Mann [gar tapferer Held]; und mit ihm waren zwei hundert tausend, die mit Bogen und Schilden gerüstet waren fwie dem: von jede: die Bensaminiten ebensowohl als gute Bogenschützen sich auszeichueten I. Ehren. 9, 40; is, 2, als sie geübt waren im Gebrauch der Schleuder Richt 19, 22 Anm.]. l8. Neben ihm [als der zweite Oberbefehlss haber dieser AbtheilUngJ war Josabadz und mit ihm waren hundert und achtzig tausend gericstet zum Heer lSchwerbewafsnetes 19. Diese szusammen 1,160,000 Mann bil- dend —— 780,000 aus dem Stamm Juda, und 380,000 aus dem Stamme Venjamin] warteten alle auf den König sftanden als Leibgarde zu sei- nem unmittelbaren DienstL ohne was der König noch gelegt hatte in die festen Städte im ganzen Juda [d. h. wozu noch die übrige Kriegsmacht hinznkam, die als Besatzung in die verschiedenen Festungen des Reichs vertheilt war]. Das l8. Kapitel. Uosophafs Zug mit Ahnb wider die Ihrer. II« V. 1——Z4. sei einem Besuche, den Josaphat in set- nem 17. deegirrunggjahre dem König Jlhab in dessen - Hauptstadt Snmaria nennst, läßt er sirh von diesen! zu einem gemeiaschaftlimen xreldzuge wider die» Stadt Ra- moth in Gilead bewegen, um sie dem Syrerlednig Ben- hadad II. wieder abzunehmen. Obwohl er zuvor des ijErrn Wort begehrt und auch aus dem Mund: den Propheten micha dar« Wort dcr Wahrheit im Gegensatz zu dem Trugworte der Propheten Khabm zu hören be— kommt, erfüllt er dennoch das dem Schwiegervater seines Sohnes gegebene Versprerhen und zieht mit in den Streit; aber obwohl er in königlicher Kleidung an dem Kampf: Theil nimmt und dadnrch die Geschosse der Feind: aus sirh zieht, während Jthab sich verstcllt hat, um aller Ge- fahr zu entgehen, wird doch dieser von einein todtbrirp gendrn Geschofse traut, uud er selbst kommt durch Gottes skhähende Hände, die sitt) über ihn breiten, mit den! Erben davon. vgl. 1. Kön. W, 1-40. 1. Und Josaphat hatte fwie im vorigen Kap. ausführlicher erzählt worden] großen Reiehthntn und Ehretz und befreundete sieh [im 9. Jahre sei- ner Regierung, d. i. im J. 905 v. Chr-J mit Ahab [dem Könige im Reiche Israel, indem er dessen Tochter Athalja seinem Sohne Joram zum Weibe nahm]. V) Diese Wiederaufnahme des in Kuh. 17, 5 Ge- sagten soll Ahab’s große Bereitwilligkeit, mit dem Könige Judas aus ein solches Verhältnis; der gegenseitigen Verschwägerung einzugehen, erklären. Ueber den Beweg- grund ans Seiten Josaphat’s, die Verbindung mit dem Königshause in Jsrael in so bedenklicher Weise nachzu- suchen, s. Anm. zu 1.Kön.19, 21. 2. Und nach zweien Jahren« srichtigerx Und nach Verlauf etlicher Jahre, d. i. etwa 8 Jahre später, nachdem die Verschwägerung ge- schehen war, oder 897 v. Chr.] zog er [Josaphat] hinab zu Ahab gen Samaria sihn von Neuen: seiner Freundschaft zu versicherm vgl. I. Kön. 22, 2 Anm.]. Und Ahab sdem solcher Besuch gerade jetzt sehr gelegen kam, weil er für die Absichtem mit denen er sich trug, den Beistand des so mäch- tEen Königs von Juda gut gebrauchen konnte] ließ für ihn und für das Volk [Gefolge], das bei ihm war; viel Schafe und Ochsen [zu festlicher Bewirthung] schlachten. Und er sbei Gelegenheit einer Berathung mit den Großen seines Reichs,« an welcher er den Josaphat theilnehmen ließ I. Kön. 22, 3 f., nun auch mit der Sprache heraus- rückend, was er eigentlich im Schilde führe] über- redete ihn [mit allerlei verführerischen Vorhaltun- gen], daß er [mit ihm] hinauf gen Ramoth in Gilcad zbge cum diese Stadt, die de: König Veahadad in Shrien trotz der ihm auferlegten Friedensbedinguns geu 1. Kön. 20, 34 nicht herausgegeben hatte, demselben mit Gewalt der Waffen abzunehmen]. V) Die Worte des Grundtextes besagen blos: am Ende von Jahren, ohne die Zahl der Jahre näher zu bestimmen; die Vergleichung mit 1.Kön. 22, 1ff., wie auch mit den übrigen geschichtlichen Angaben, ergiebt nun die oben angedeutete Rechnung Z. Und Ahab, der König Israel, sprach [bei dieser Ueberredung] zu Josaphat, dem KönigexJuda: Zeuch mit mir [genauer: Willst du mit mir ziehen?] gen Ramoth in Gilead. Er [Josaphat, um so mehr dazu bereit, als es sich hier um Zu- rückeroberung einer Freisiadt Jos. 20, 8 handelte] 106 2. Chronika is, 4—-—34. 19, 1. 2. sprach zu ihm: Ich bin wie du, nnd mein Voll wie dein Voll, wir wollen mit dir in den Streit. 4. Aber Josaphat [der bei seinem frommen, gottesfürchtigetr Sinne gleichwohl nicht auf eigene Hand hin handeln, sondern zuvor der Zustimmung des HErrn sich oersichern wollte] sprach [weiter] zum Könige Israel: Lieber, frage heute des HErrn Wort saus dem Munde eines seiner Propheten, ob wir den Zug unternehmen sollen oder nicht]. Z. Und der König Israel sammelte der Pro- pheten [die er zur Verherrlichung des Kälber- diensies I. Köln. II, 21 Atem. an feinem Hofe hielt] vier hundert Mann, nnd sprach zu ihnen: Sol- len wir gen Ramoth in Gilead ziehen in den Streit, oder soll ith’s lasscn anstchens Sie swohl wissend, was für eine Antwort der König gern hören mochte, und einer Bedenkzeit, um des HErrn Wort zu erfragen, gar nicht erst bedürfend] sprachen [einstimmig]: Zench hinauf, Gott wird sie in des Königs Hand geben. s. Josaphat aber [dem mit Recht diese Ant- wort sehr verdächtig erschien] sprach szu Ahab]: Jst nicht irgend noch saußer denen, die du mir vorgeführt hastJ ein Prophet des HErrn hie, daß wir von ihm fragten [auch ihn höreten, was nach der ihm zu Theil gewordenen Offenbarung der HErr zu unserm Vorhaben sagt]? 7. Der König Israel sprach zu Josaphat: Es ist noch Ein Mann [hie, der die Gabe der Weissagung so zuverlässig besitzt], das; man den HErrn von ihm frage; aber ich bin ihm gram, denn er weissaget über mich ieiu Gutes, sondern allewege Böses, nämlich Micha, der Sohn Iemla [1. Kein. 22, 8 Anm.]. Josaphat sprach: Der König rede nicht also [sondern lasse gerade diesen Propheten herbeirufen]. Eigenwillige Nkenschen stehen fest auf ihrem eigenen Kopf und Willenz riichtsdestowcniger rufen sie Gott an, daß sein Wille geschehn was aber in ihrem Sinne nichts weiter bedeutet, als daß Gott seinen Willeti nach dem ihren einrichten möge. (Joach.Lange.) 8. Und der König rief seiner Kcimmerer einen, nnd sprach: Bringe eilend her saus seinem Ge- fängniß V. 25 ff] Wirtin, den Sohn Iemla. D. Und sAhabj der König Israel, und Io- saphat, der König Iuda, saßen swährend der Käm- merer hinging nach Michcks Gefängniß] ein jeg- licher auf seinem Stahl [auf dem für ihn hinge- stellten Thronsessel], mit [prächtigen] Kleidern an- gezogen; sie saßen aber auf dem IgeebnetenJ Plaß vor der Ihm, am Thot soor der Thorpfvttel zu Samaria [woselbst die ganze Verhandlung vor sich ginglz und alle Propheten sdie Ahab hatte kommen lassen B. 5] weissagten vor ihnen. 10. Und Zweite, der Sohn Cnaena seiner von diesen 400 Propheten] machte ihm sum die von ihm und feinen Genossen ausgesprochene Pro: phezeinng auch sinnbildlich darzUstellenJ eiserne Hör- ner und sprach: So spricht der Hist« Hiemit wirst du die Shrer stoßen, bis du sie anfreibest [1. Kön. 22, 11 Anm.]. 11. Und alle Propheten wcissagten auch also, und sprachen: Zeuch hinauf, es wird dir gelingen; der HErr wird sie geben in des Königs Hand. 12. Und der Bote, der hingegangen war, Micha zu rufen [V. 8J, redete mit ihm [auf dem Wege], und sprach: Siehe, der Propheten Reden sind einircichtig gut für den König; lieber [Richt. 4, 19 Anm 1], laß dein Wort auch sein wie der einen, und rede Gutes. 13. Micha aber sprach: So wahr der HEcr lebet, was mein Gott sagen wird, das will ich reden [und wenn ich auch mit meinem Wort ganz allein stehe und dem Könige nichts Gutes reden kann] 14. Und da er zum Könige laut, sprach der König zu ihm: Mich« sollen wir gen Rarnoth in Gilead in Streit ziehen, oder soll ich’s lassen anstehen? Er sprach: Ia, ziehet hinauf, es wird euch gelingen; es wird euch in eure Hände gege- ben werden [1. Kein. 22, 15 Anm.]. 15. Aber der König [der wohl verstand, daß Micha nur ironischer Weise also geredet hatte] sprach zu ihm: Ich beschwöre dich noch einmal, daß du mir nichts sagest, denn die Wahrheit, im Namen des HErrn 16. Da sprach et ssich jetzt bestimmt erklä- rend und den ganzen Ausgang des vom Könige beabsichtigten Unternehmens in einem prophetischen Gesicht darstellend]: Ich sahe das ganze Israel zerstreuet ans den Bergen, wie Schafe, die teineu Hirten haben [1. Kein. 22, 17 Anm.]. Und der HEer sprach: Haben diese keinen HErrns Es lehre ein jeglicher wieder heim mit Frieden. 17. Da sprach der König Israel sooller Ent- riistungj zu Josaphat [von dem er fürchtete, daß dieser durch Ptichcks Wort von dem Unternehmen sich möchte abschrecken lassen]: Sagte ich dir nicht [V. 7], er weissaget iiber mich kein Gutes, son- dern Böses? « 18. Er [Micha, der ProphetJ aber sprach: Darum [weil Ahab sich nicht scheut, mein Wort aus persönlicher Feindschaft gegen ihn herzuleiten] höret des HErrn Wort: Ich sahe den HErrn sihen ans seinem Stuhl, und alles himmlische Heer stund zu seiner Rcchten und zu seiner Linken spat. Anm. zu 1.Kön. 22, 22]. 19. Und der HErr sprach: Wer will Ahab, den König Israel, überreden, daß er hinaufziehe und falle zu Ramoth in Gilead? Und da dieser so, und jener sonst sagte; 20. Kam ein Geist hervor, und trat vor den HErru, nnd sprach: Ich will ihn überreden. Der HErr aber sprach zu ihm: Womit? U. Er sprach: Ich will ansfahren nnd ein salscher Geist sein in aller seiner Propheten Munde. Josaphars Bündniß mit Ahab und beider Kriegszug wider die Sorg-r. 107 Und er sprach: Du wirft ihn überreden und wirsrs ansrichtem fahre hin, nnd thue also. 22. Nun siehe [damit du erkennest, was es mit der vernieiittlichen Freundschaft deiner Pro- pheten in Wahrheit für eine Bewandtniß hat], der HErr hat einen falschen Geist gegeben in dieser deiner Propheten Mund, nnd der HErr hat Böses wider dich geredet. 23. Da sals Micha also redete] trat herzu Zidetia, der Sohn Cnaena svon dem oben V. 10 die Rede gewesen], und schlug Viicha auf den Backen, und sprach [in höhniscl)er und frivoler Weise]: Durch welchen Weg ist der Geist des HErrn von mir gegangen, daß er dnrch dich redet? 24. Micha sprach: Siehe, du wirst-s sehen, wenn [nun alles also kommt, wie ich gesagt habe, und] du [aus Angst vor der Verantwortung, die wegen deiner lügnerischen Prophezeihung dich treffen wird] in die innerste Kammer kommst, daß du dich verstecken. 25. Aber der König Israel sprach: Nehmet Micha, nnd lasset ihn bleiben bei Amen, dem Sladtvogt», nnd bei Ioas, dem Sohn des Königs sin dem unter ihrem Gewahrsam befindlichen Ge- fäUgUißJ; W. Und saget [ihnen in Beziehung auf die fernere Behandlung ihres Gefangenenjx So spricht der König: Leget diesen in’s Gefängniß, nnd speiset ihn mit Brod und Wasser der Trübsal, bis ich wieder komme mit Frieden sum dann weiter über ihn Gericht zu halten]. 27. Mieha sprach: Kommst du mit Frieden wieder, so hat der HErr tiicht durch mich geredet. Und er [indem er jetzt nach seinem Gefängniß zuriickgebracht wurde] sprach: Höret, ihr Völker alle [1. Köln 22, 8 Auen] 28. Also sohne von dem Unternehmen durch Michcks Wort sich irgendwie abhalten zu lassen] zog hinauf der König Israel, und Josaphat, der König Juda [indem- er sein Kriegsheer aus Juda herankommen ließ], gen Ramoth in Gilead. W. Und der König Israel [der doch einer geheimen Sorge, daß Viichcks Wort an ihm sich erfüllen dürfte, sich nicht erwehren konnte] sprach zu Josaphat: Ich will mich verkleiden nnd smit andern ais meinen königlichen Kleidern] in den Streit kommen sdamit die feindlichen Geschosse stch nicht alle nach mir richten]; du aber habe deine Kleider an sdenn du hast für dein Leben keine besondere Gefahr zu befürchten] Und der König Israel verkteidete sieh, und sie kamen in den Streit. sit. Aber der König zu Svrlen hatte seinen obersten Reitern geboten: Ihr sollt nicht streiten, weder gegen Klein, noch gegen Groß, sondern ge- gen den König Israel alleine. St. Da nun die obersten Reiter Josaphat sahen, dachten sie [da er königliche Kleidung trug], es ist der König Israel, und zogen umher snmringteu ihn von allen Seiten], ans ihn zu streiten. Aber Josaphat schrie tais er so auf’s Aeuszersie sich bedrängt sah, nach Hitfeh Und der HErr half ihm, und Gott wandte sie sseine Ver- folger] von ihm. 32. Denn da die obersten Reiter sahen, daß er nicht der König Israel war; wandten sie sich von ihm ab. 33. Es spannete aber ein Mann seiner von den gewöhnlichen Kriegern, der um den Befehl V. 30 nicht wußte, vielleicht der nochmalige Feld- hauptmann Naismati 1..Kön. 22, 34 Anm.] seinen Bogen ohngefähr, nnd schoß den König Israel zlvischen den Panzer und sden unter dem Panzer zum Schntz des Unterleibes angebrachten] Hengel l1«Kön« 22- 34 Avmi Da sprach er zu seinem Fuhrmann sWagenlenkerP Wende deine Hand [tenke um], und führe utich aus dem Heer [bei Seins; denn ich bin wund [verwundet]. 34. Und der Streit nahm zu des Tages sbeide Parteien stritten immer heftiger, da ihnen Ahab’s tödtliche Verwuuduttg beiderseits noch un- bekannt war]. Und der König Israel salle feine Kraft zusammennehmend, nachdem er den Pfeil schnell aus der Wunde gezogen] stund aus seinem Wagen gegen die Syrer bis an den Abend sden Stand der Dinge absichtlich verbergend], und starb [erst], da die Sonne untetging sworanf dann das israelitische Kriegsheer sich zerstreuete und den Kampf mit den Syrern am andern Tage nicht wieder aufnahm I. Kön. 22, 36]. Das 19. Kapitel. Josaphat non Sehn bestraft; destecket die Kirche und das weltliche Regimeni. III« V. l——11. Den nach Jerusalem unverletzt aus dem Irldzuge zurüelilioinnirndrn Josaphat straft der Zlrophrt Sehn darum, daß rr drm Gottlosen geholfen und geliebt hat, die den HErrn hassen, und rrmnntert ihn niiltetharer Weise, zu Dante für die erfahren: außerordentlich: Hilf: Gottes nun auch dessen wert: mit neuen! Gift: zu treiben. Das; thut dann Josaphat in der That, reift selbst in den! Lande umher, sein voll: wieder zn dem Hatten, ihrer Väter Gott, zu bringen, stellt überall eine dem gdttliujcu Grsrh entsprechende Rechtgpflrge her und richtet in Jeru- salem ein Olirrgerirlft zur Entscheidung schwieriger Rechts· falle ein. I. Josaphat aber, der König Iuda sden der HErr aus der fchweren Lebensgefahr, die während des Kampfes ihm drohete, so augenscheinlich ge- rettet Kot» 18- SIL kam mit Frieden sheil und unverletzt, wie die Weissagung Michas dies zuvor verkündigt hatte Katz. 18, 16] gen Jerusalem 2. Und es ging ihm sanf besonderen Antrieb des Geistes Gottes, als er mit seinen Kriegern den Thoren der Stadt sich näherte] entgegen hinaus 108 [vor das Thor, durch welches er einziehen sollte«] Zehn, der Sohn fsenes Propheten] Hauani [wel- chen einst Afsa in’s Blockhaus hatte werfen lassen Kap. is, 7 ff.], der [gleichfalls ein] Schauet El. Sinn. 9, 9 war"], und sprach zum Könige Jo- saphat*": Sollst du so [wie du bei deinem ge- meinfchaftlich mit Ahab unternommenen Kriegszuge gethan hast] dem Gottlosen helfen [in seiner Sache, von der du doch mußtest, daß der Wille des HErrn ihr zuwider sei Kap. 18, 16 ff.], und lieben fauf eine so enge Verbindung dich einlassen mit denen], die den HEtrn hassen [wie überhaupt in Beziehung auf das israelitische Königshans von dir gefchehen ist 1. Kein. 19, 21 Anm.]? Und um deswillen» ist über dir der Zorn vom HGrrni [wie du selber daraus erkennen magst, daß du nur mit genauer Noth demselben Schicksal entronnen bist, das den König Ahab ereilet hat]. V) Wäre Josaphat erst mit nach Sainaria zur Leichenbestattung Ahabs (1.Kön. 22, 37) gezogen, so wäre es das Nordthor Jerusalems, durch das er heim— kehrete. Wir nehmen indessen mit dem engl. Bibeliverk an, daß er gleich nach dem ausgelöften Treffen bei Ra- moth seinen Weg nach Jerusalem einfchlug, um Gott für seine wunderbare Errettung zu danken und von der engeren Verbindung mit dem israelitischen Königshause einigermaßen sich loszumachenz dann wäre er über den Jordan und die Stadt Jericho zurtickgekoinnien und also von Osten her eingezogen. — is) Jn 1. Kön. 16, 1 ff. sehen wir diesen Propheten im Reiche Israel unter Baösa wirksam; dorthin war er verinuthlich vertrieben, als König Assa seinen Vater ins Gefängniß warf, und von dort wiederum wandte Jehu stch nach dem Reiche Juda zurück, als sein Beruf für Jsrael erfiillt war. — VII) Gott schweiget nicht still dazu, wenn es seine Kinder versehen, sondern ist gleich mit seinen Gesetz- und Straf- predigten hinter ihnen her, es ihnen zu verweisen, damit sie sich bessern und Buße thun: 2.Sam.12, 1 ff. (Würt. Suinmarien). — f) Später entlud sich dieser Zorn des HErrn noch in weit fchwcrerer Weise über Jofaphars Haus (Kap.»21 u.»22); Josaphat war aber auch von Neuem in feine vorige Sünde gerathen (Kap. 20, 35 ff.). 3. Aber doch ist [auch] was Gutes an dir funden [das der HErr mit in Rechnung ziehen und seine Gnade nicht von dir kehren will, wenn du fortan immer entschiedener diesem Guten dich zuwendest, nämlichL daß du die Haine hast aus- efeget [die Ascherasäulen hiUweggeschafstJ aus dem ande, nnd hast dem Herz gerichtet, Gott zu suchen [Kap. 17, 3 ff.]. 4. Also [durch die Vorhaltung des Propheten V. 2 gewitzigtj blieb Josaphat zu Jerusalem sohne für jetzt mit dem Reiche Jsrael sich wieder zube- fassen]. Und er zog [gleichwie vor 14 Jahren Kap. 17, 7 ff.] wiederum ans unter das Volk, von Bersaba sder äußersten SüdgrenzeJ an bis »aus das Gebirge Ephraim süber welches die Nord- grenze des Reiches Juda hinweggingL und brachte sie [die Kinder Juda, soweit bei ihnen gossen- dienerisches Wesen aufs Neue» eingerissen war] wieder zu dem Mein, ihrer Vater Gott. 2. Chronika 19, 3—11. 20, 1—8. Z. Und er bestellete [nachdem die von David angeordneten Gerichte l. Chron. 27, 29 ff. im Laufe der Zeit vielfach in Unordnung gerathen waren] Richter iin Lande in allen festen Stadien Juda, in einer jeglichen Stadt etliihe [wie das Gesetz 5. Mos.16, 18 es vorschrieb]; 6. Und sprach zu den Richtern fihnen Mosis Wort Z. M. is, 19 f. einschärfend]: Sehet zu, was ihr thut; denn ihr haltet das Gericht nicht den Menschen [nicht in ihrem Aufträge und um ihren Willen in Geltung zu bringen], sondern dem HErrnz und er ist snnsichtbarer Weise] mit euch [gegenwärtig] im Gericht. e 7. Darum laßt die Furcht des HErrn bei euch sein, nnd hütet euch sdaß ihr nicht ein ungerechtes Urtheil fället], und thut es srichtet euer Amt also aus, wie ihr es vor Gott verantworten könnet]; denn bei dem HErrm unserm Gott, ist kein Un- recht, noch Ansehen der Person, noch Annehmen des Gescheuks [2. Mos. 23, 7 f.; 5. M. 10, 17 ff.]. 8. Auch bestellete Josaphat sals er mit den Männern seines Gefolges von der Reise durch das Land nach der Hauptstadt zurückgekehrt war, hier] zu Jerusalem [ebenso, wie in den einzelnen Land- städien V. 5, etliche] ans den Priestern und Lehnen, und [etliche] aus den obersten Vätern sHäuptern der Vaterhäuser] unter Israel, über das Gericht des HErrn [zur Rechtsentscheidung in den Sachen der Religion und des GottesdienstesL und über die Sachen [zur Rechtsentscheidung in bürgerlichen oder weltlichen Händeln], und ließ sie [da sie das in 5. Mos. 17, 8 ff. verordnete Obergericht bilden sollten] zu Jerusalem [dem Orte des Heilig: thums] wohnen; 9. Und gebot ihnen, nnd sprach: That also [wie ich gleich näher angeben werde V. 10] in der Furcht des HErrn, treulich nnd mit rechtem erzen. 10. Jn allen Sachen, die zu euch kommen [an euch gebracht werden] von euren Brüdern, die in ihren Städten wohnen kund von den dast- gen Untergerichten V. 5——7 eine Entscheidung nicht einholen können, weil die Sache für diese zu schwierig ist 5. Mos. is, 18 Anm.], zlvischeu Blut und Blut [wenn sich’s darum handelt, wie ein Mord oder Todtschlag anzusehen und welches Ge- setz von den in 2. Mos. 21, 12 ff. ausgeführten in Anwendung zu bringen ist], zwischen Geseh und Gebot [oder wenn Unklarheit über die richtige Auslegung bestimmter gesetzlicher Bestimmungen herrscht], zwischen Sitten und Rechten [oder wenn bei einer Rechtssache verschiedene Rechtsansichten sich geltend machen und es nun darauf ankommt, welche von ihnen die maßgebende sein soll], sollt ihr sie untcreichten [ihnen den nöthigen Bescheid geben 5. Mos. 17, 8 Anm.], daß sie sich nicht sdurch falsche Behandlung der in Frage stehenden Sache] Des Propheten Jehu Strafwort an Josaphat. Dieser ordnet Gottesdienst und Rechtspflege. 109 verschuldigeu am HErrn, und sin Folge dessen] ein Zorn über euch und eure Brüder komme. Thut ihm also [nehmt diese ench eben genannten AmtspfIichten in der Furcht des HErrn treulich wahr V. 9], so werdet ihr euch nicht verschnldigen. 11. Siehe, Amarja, der [Hohe-] Priester [I. Chr-IN« 7, IIJF ist der Oberste über euch in allen Sachendes HEktn swelche die Religion und den Gottesdienst betreffen] So ist [andererseits] Sa- badja, der Sohn Jsmael, Fürst im Hause Juba, [der Oberste über euch] in allen Sachen des Kö- nigs [welche das bürgerliche und siaatliche Wesen betreffen) So habt ihr [an diesen beiden Män- nern] Amlleute [Vorgcsetzte, welche das Gesammt- Colleginm in der rechten Weise leiten werden], die Levilen [aber, die nicht selbst zum Collegium gehören], vor euch [um aus ihnen euch Gerichts- diener, Schreiber und sonstige Beamte, deren ihr bedürft, entnehmen zu können]. Seid [also] ge- trost, und thut es sübernehmt das euch aufgetra- gene Amt ohne Sorge, ob ihr es auch auszu- richten im Stande seid]; nnd der HErr wird mit dem Guten [mit jedem unter euch, der es gut meint und mit rechtem Herzen die Sache angreift] sein sum ihn tüchtig und geschickt zu machen, vgl. Anm. 2 zu 5. Mos. 17, 9]. So lag dem Könige Recht und Gerechtigkeit am Herzen; sein Besuch in Samaria und der Ausgang jener ungliicklichen Schlacht (Kap. 18) hatte den König von Neuem zum HErrn und zum wahren Heil seines Volkes zuriickgebracht Ob dieser Eifer Bestand haben wird, Quch da Ahab nun todt ist? (Schlier.) Vgl. Ksap 20, 35 ff. u. L. Kön. Z, l ff» welche beiden Fhlilschßtxitkte der geschichtlichen Zeitfolge nach sich hier an« ic . Das 20. Kapitel. Jofapljaks Sieg wider die- Ammouiter und Jlkoabitelc W« V. 1——30. In einem der letzten Jahre seiner Ue— giernng erlebt Josaphat noch einen Einfall der Immo- niter, Lkioabitey Gdomiier und verschiedene: diilleersiälnme der syrisetparabisrlsen Wüste in sein Land, die es auf nichts Knderes abgesehen haben, als sich in Paläßina festzusetzen und die Kinde: Israel ebenso von dort ano- znrotlen, wie diese einst die Cauaniter vertrieben haben. In äußerster kiedrängniß —- denn die Feinde haben ihr Vorhaben sehr geheim zu halten gewußt, so daß Josaphat erst davon erfährt, als ße slhon im tiande sind — wen— det sieh der fromme König mit seinem voll: bei einein im Tempel zu Jerusalem abgehaltenen allgemeinen Buß- nnd Zetlag an den Hatten, und empfängt dort durch den Mund eines prophetischen Mannes ans den Kindern Jtssapij die tröslliche veriieißung, daß der HØrr für ihn streiten und er mit seinem Heer nichts zu thun haben werde, als Gottes Hilfe zu schauen und die Beute der Feinde nach Hause zu bringen. So geschieht es auch am andern Tage; denn während da die Kinder Jnda unter Vorantriit der leoitischen Sänger hinansziehen uach der ihnen gewiesenen Wüste Sernel, wo ße die Feinde treffen würden, reiben diese inxwiskhen in Folge einer göttliafen Wirkung, indem ße einer in dein andern ver— rätherei wittern, sitt) gegenseitig auf, nnd ihr kagerort wird zu einem großen Eeicheicfeldr. Drei Tage lang hat Josaphat mit den Seinen an der Øinsammlnng der Beute zu thun, am vierten Tage aber bringt er dem Hatten» die Opfer seines Danks Zuerst im Eobethat in der diahe des Schlachtfeidem nnd dann in dem Tempel zn Jerusalem. In den Züchern der Könige, die gerade über Josaphat sehr nur; handeln, findet sieh nichts von dieser schönen Geschichiq doch giebt es drei Psalmen, welche auf diese denliwürdige Begebenheit gedichlet sind. l. Nach diesem [etwa im Jahr 891 v. Chr» dein letzten der eigenen Regierung Josaphat’s, zwei Jahre vor seinem Tode 2. Kön. 8, 16] kamendje Kinder Moab, die Kinder Ammon, nnd mit ihnen von den Aninnimd [die vom Volk der Meuniter im Gebirge Seir Kap. 26, 7], wider Josaphat zu streiten sindem sie, um die Siidspitze des todten Meeres ziehend, von Edom aus in’s Reich Juda einfielen]. V) Gewöhnlich erklärt man diesen Ausdruck so: »V’o’lker, die von Amlnon ab oder jenseits der Ammo- niter wohnen-«, und denkt dabei an die in Pf. 83, 7s. genannten Völkersiämme des wüsten Arabien und des angrenzenden Speien. 2. Und. man seine Botschaft aus der von dem feindlichen Einfall zunächsi betroffenen Gegend] kam undsagte es Josaphat an, und sprach: Es kommt wider dich eine große Menge von jenseit des [todten] Meeres, von Speien-«, und siehe, sie sind zu Hazezon-Thamar, das ist Engeddi [1. Sam. 23, 14 Anm.]. it) Hier beruht dem Anschein nach die Lesart des Grnndtextes auf einem Schreibfel)ler; denn was Starke in seiner Synopse von einem am todten Meer gelegenen Speien sagt, ist leere Ersindung Statt III; haben wir entweder DJED (von Osten) oder DHFHD (von Edom) zu lesen. Will man jedoch die Tertiesart festhalten, so muß man erklären: von jenseit des (todten) Meeres, von (jenseit) Speien, nnd darunter den ganzen Land- strich verstehen, der im Norden durch Syrien, im Süden dnrch das todte Meer begrenzt war, also die große sprischmrabische Wüste (s. Karte 1v.). Z. Josaphat aber« [der da wohl wußte, daß es im Kriege überhaupt nicht auf die Menge und Tapferkeit des Heeres ankommt, sondern auf den Beistand des HErrn, und der in der jetzigen Lage, wo der Feind schon mitten im Lande war, ehe man von seiner Ankunft etwas gemerkt, nicht ein- mal seine Kriegsmacht schnell genug zusammen: ziehen konnte, um der ungeheuren Menge der mit einander verbiindeten Horden nur einigermaßen gewachsen zu sein] furchtete sich, und stellcte sein Angesicht sfaßte den gottseligen Entschluß] zu suchen den HErtn [an ihn sich zu wenden und um Er- rettung aus der schweren Bedrängniß ihn anzu- rufen], und ließ eine Fasten [3. Mos. 16, 31 Anm.] ausrufen unter ganz Juda [nnd zugleich melden, daß im Tempel zu Jerusalem eine feier- liche Zusammentnnft zum Gebet stattsinden solle]. 110 L. Chronika 20, 4-—20. 4. Und Juda sdas Volk zu Jerusalem] kam [an dem bezeichneten Tage im Tempel] zusammen, den HErrn zu suchen, auch kamen aus allen Stadien Juba sihrer oiele], den HErru zu suchen. 5. Und Josaphat trat unter die Gemeine Juda nnd Jerusalem, im Hause des HErrn, vor dem neuen Hofe [vor dem äußeren Vorhofes in welchem das Volk versammelt war, so daß er dem- selben gegenüberstaudL «) Der äußere Vorhof, wie wir in Kap. 4, 9 ge- hört, war schon von Salomo angelegt und init ehernen Flügelthürem auch wohl nach Davids Vorbild (1. Chr. 29, l2) mit Zellen n. s. w. versehen worden; später hatte man ihn dann, wie aus unserer Stelle hervorgeht, ent- weder erweitert oder neu gebaut, und das mag haupt- sächlich von Josaphat bei dem, was er für den Gottes- dienst that (Kap. 17, 3 ff.; 19, 4 fs.), geschehen sein, daher er auch der neue Vorhof hieß. Andere verstehen darunter den inneren oder Priester-Vorhof, indem Jo- savhatns Vater den Brandopferaltar hatte erneuern lassen (Kap. 15, 8); darnach wäre wohlJosaphat aus denKönigs- stand getreten (1. Kön. 8, 2·2) und hätte von da aus sein Gebet verrichtet. s. Und shtach [seine Hände gen Himmel ausbreitend Kap. 6, 1:).; 32, 20]: HEriy unserer Väter Gott, bist dii nicht Gott im Himmel und Herrscher in allen Königreichen der Heiden [2. Kön. 19, 1512 Und in deiner Hand ist Kraft und Macht [1. Chron 30, 1215 und ist niemand, der wider dich stehen möge [Kap. 14, 11]. g 7. Hast du, unser Gott, nicht die Einwohner dieses Landes vertrieben vor deinem Volk Israel; nnd hast ed [dieses Land, deiner gnädigen Ber- heißiing gemäß I. Mos. 12, 7; 13, l5; 15, 18 ff.] gegeben dem Samen Abraham, deines Lieb- habers, ewiglich? 8. Daß sie sseitdems drinnen gewohnet, und [nachmals] dir ein Heitigthum zu deinem Namen [Kap. S, 5. S] drinnen gebaiiet haben, und [bei Einweihung desselben Kap. 6, 28 ff] gesagt: I. Wenn ein Unglück, Schwert, Strafe, Pesti- lenz oder Theuernng über uns kommt, sollen wir [indem wir uns im Vorhof versammeln] stehen vor diesem [dem eigentlichen Tempel-J Hause vor dir, denn dein Name ist in diesem Hause, und schreien zu dir in unserer Noth, so wolltest du hören und helfen? 10. Nun stehe, die Kinder Ammon, [die Kinder] Mond und die sMeiiniter V. 1] voui Gebirge Seit, über welche sdurch deren Land] du die Kinder Israel nicht ziehen ließest, da sie ans Egyptenlaiid zogen, sondern mußten von ihnen weichen, und kdurftenj sie nicht vertilgen [5. Mos L« 1 fi-J; 11. [Die gedenken dieser ihnen bewieseneii Freundschaft und Schonung nicht.] Und stehe, sie lassen uns deß entgelten sbeweiseii uns Böses für Gutes], und kommen, uns ansznstoßen ans deinem i Erbe, das du uns hast eingegeben kzum Besiu gegeben]. 12. Unser Gott, willst du sie nicht richten suns ihnen gegenüber nicht zum Recht verhelfen]? Denn in uns ist nicht Kraft gegen diesen großen Haufen, der wider uns kommt [daß wir uns selber Recht oerschaffen könnten] Wir wissen nicht, was wir thun sollen [stehen im Bewußtsein unserer Schwäche ganz rathtos da], sondern unsere Augen sehen nach dir [die Hilfe allein von deiner Hand erwartend] 13. Und das ganze Jnda swähreiid der König also betete] stund vor dem HErrn [im Vorhof des Tempels, das Gesicht dem Heiligthuni zugewandt] mit ihren Kindern, Weibern und Söhnen kauf diese Bseise recht anschaulich und ergretfend, wenn auch ohne Worte bittend, daß ihre Kinder« und Weiber nicht weg- geführt, ihre Städte nicht zerstört, ihr Hciligthnm nicht verunreinigt und sie von den Heiden iiicht geschändet würden Judith 4, 9]. 14. Aber auf Jehasiel, den Sohn Sacharja, des Sohns Venaja, des Sohns Jehiel, des Sohns Mathanja svielleicht einerlei mit Nethanja l. Chr. 26, 2. 12], den Leviten, aus den Kindern Assahh [1. Chron. 16, 17 fs.], kam splötzlich und mit Macht] der Geist des HErrn [als Geist der Weis- sagung] mitten in der Gemeine sals dieselbe noch betend beim Tempel versammelt war-J, 15. Und sprach: Merlet ans, ganz Juba, und ihr Einwohner zu Jerusalem, und [da] der König Josaphat swas mir der Geist giebt auszusprechen]. So spricht der HErr zu euch: Ihr sollt euch nicht surchteu noch zagen vor diesem großen Haufen [dem gegenüber ihr allerdiiigs zu schwach seid]; denn ihr streitet nicht, sondern Gott [und bei dem ist ja kein Unterschied, helfen unter vielen, oder da keine Kraft ist Kap. 14, 11]. 16. Morgen sollt ihr zu ihnen hinab ziehen [nach der Wüste Engeddi I, Sam. 23, 14 Anm.]; und siehe, sie ziehen [da, wie ich im Geiste heute schon schaue, als wäre es sichtbare Gegenwart] an Ziz herauf svon dem Küsiensauin des todten Meeres den in einem Wady sich hinaufziehenden Bergweg Husåsah entlang], Und [ihr] werdet an sie treffen am Schilf in: Bach [in eben jenem WadhJ vor· der Wüste Jeruel [in welche er ein- mündet, siidösilich von der Wüste Thekoa]. 17. [Doch wird es eines Kampfes von eurer Seite gar nicht bedürfen] Denn ihr werdet nicht streiten in dieser Sache ssoiideein wie schon gesagt V. 15, der HErr]. Tretet nur hin und stehet [da als Znschaiier], und schet das »Hei! [die wunderbare i Hilfe] des H·Erru, der mit euch ist, Juda nnd Ie- « rusalem. Furchtet eiich nicht, und zaget nicht; « morgen ziehet aus wider sie, der HErr ist mit eiich. Dieser Jehasiel aus den Kindern Assaph, der hier also redet, ist allcm Anschein nach auch Verfasser des 83. Psalm, denn dieser bezieht nachweielich sich Josaphat, von den Ammonitern und andern Völkerfchaften bedroht, erbittet des HErrn Hilfe. 111 auf keine andere, als unsere Geschichte, und wurde ver- muthlich auch bei dem hier beschriebenen Gottesdiensie gsjsungeih vielleicht erst in dem Augenblicke aus dem -eifte des prophetischen Dichters geboren, als nun die Musik der Leviten begann, zu loben den HErrn, den Gott Israel, mit großem Geschrei gen Himmel 19), und dieser Musik als Text untcrgelegt Voni Grafen v. Zinzendorf, dem Stifter der Ttrüdergemeindh wissen wir, daß er viele feiner Lieder, und zivar inehrere seiner schönsten, in den Gerneindeversaininlungeii geradezu im- vrovisirte (aus dem Stegreif dichtcte); die Gedanken flossen ihm bei solcher Gelegenheit sironiweis zu, ,,ivie bei einem Fasse, daran man den Spund aufinacht,« und die Lieder waren die Begleitungsaccorde dessen, was ihin gerade das Her; erfüllte. Warum nun sollte es bei deiii Manne Gottes in unseren! Texte sich iiicht können ähnlich verhalten? ist doch überhaupt die Art, wie eine Predigt, ein Lied, ein Psalm, eine Weifsagung empfangen und geboren wird, noch in so mancher an- deren Hinsicht ein Geheiinniß Jn der Wissenfchaft bleibt z. B. ein Ziveifelsknoteiy wem eigentlich das im ganzen evangelischen Deutschland verbreitete Sterbelied: »Wer weiß, wie nahe mir mein Ende?« seine Entstehung verdankt. Für gewöhnlich schreibt man es der Gräsin Eniilie Jnliane von SchivarzburgiRudolftadt zu, und diese gottselige und wahrhcitliebeiide Frau H— 1706) hat bis zu ihrem Tode die llrheberschaft des Liedes mit großer Entschiedeiiheit fiir sich in Anspruch genommen. Auf der anderen Seite dagegen hat mit eben solcher Enischiedenheit der im J. 1646 als Dichter gekrönte und am 13. März 1732 als Superinteiident und Constftorialassessor zu Tonna verstorbene M. Mich. Pfeffcrkorn als Verfasser sich bekannt, indem ei« über die Entstehung des Liedes Folgendes berichtetx Am 19. September 1686 (es war gerade der is. Sonntag nach Trinit., aus welchen das Evangelium vom Jüng- lin zu Nain fällt) war der Herzog Johann Georg zu Eiseänach am Vormittag in der Predigt des Pfarrers Haussen zu Eckartshauseii gewesen, Nachmittags aber begab er fiel) auf die Jagd in den nahe gelegenen Forftz als er das Rohr eben auf einen vorbeirauschenden Hirsch anlegen wollte, rührte ihn der Schlag und er sank zur Erde nieder. Dieses außerordentlichen Falles wegen be- rief die fürstliche Wittwe den Gcshcimenrath Veit Ludwig v. Seckendorf (-s- 1692 als Kanzler der neu eingerichtes ten Universität zu Halle) von Nteuselivitz nach Eisenach, und kam bei seiner Rückkehr ini October nach Tonna, woselbst er den Supcrinteiidcnt Pfefferkorn zu sich in den Gasthof koininen ließ. Nach anderen theologischen Gesprächen kam er auch auf den erwähnten Todesfall. »Der selige Herzog hätte wohl nicht gedacht, so fuhr er fort, daß ihm auf der Jagd sein Ende so nahe wäre. Wer weiß, Herr Superinteiideiih wie lange wir noch leben? Jch habe vor einem Jahre im St. Jahre mei- nes Alters mich vcrheirathet an eine von Ende, weiß aber nicht, wie nahe mir mein Ende. Der Herr sei doch so gut, weil ihm die Verse fließen sPfefferkorn ist auch Verfasser des Liedes: Was frag’ ich nach der Welt nnd allen ihren Schätzeii?), und iuache mir aus meinen Worten, die ich Abends und Morgens bei mei- nein Segen brauche: Jch bitt’ dich, Gott, durch Christi Blut, inach’s nur mit meinem Ende gut! eine Arie; ich will sie bei meinen nunmehr hoben Jahren selbst brauchen und Andern empfehlen« So setzte Pfesferkorn das in Rede stehende Lied ans, indem er außer auf oie Worte feines Auftraggebers im l. Verse auch Beziehung nahm auf ein altes, um das J. 1510 gedichtctes Lied von den zehn Geboten: hin geet die Zeit, lier konipt der Tod; tlm allzeit recht, das ist: dir not. Offenbar also findet in Betrcss des Ursprungs dieses Liedes in ähnlicher Weise, wie bei Shakefpeared «Sommeriiachtstraum« und Andreas Grhphius »Peter Squeiiz«, ein mir-um exemplum synempt0seos, nach Casp. Wetzeks Ausdruck, ein merkwiirdiges Beispiel des Zusammentreffcns statt, und damit ist wohl der im vo- rigen Jahrhundert so lebhaft geführte Streit über den wahren Verfasser allein zu schliehtenz es ist das Lied eben von zwei Seelen zugleich vom Geiste Gottes empfangen. Wie das möglich sei, erlauben wir uns an einem anderen Beispiel nachzuweisen» das ein befrrundeter Geistlicher in Schlcsien vor Kurzem aus feiner eigenen Erfahrung uns initgetheilt hat. Derselbe schreibt: ,,Als ich noch in L. im Amt stand, hatte ich einst die Kirchenjahrcss schlußpredigt zu halten. Der Gottesdienst follte Abends 7 Uhr seinen Anfang nehmen. Am Abende vorher inachte ich mich an die Vorbereitung zur Predigt. Zum Text wählte ich nach längerem Suchen Offenix Joh. B, l4—22. Da die Zeit drängte, schrieb ich ohne weitere CommentariStudien u. dergl. meine Predigt schuell nie- der und schloß das Manuskript in’s Pult. Am nächsten Morgen machte ich einen Besuch bei einer Dame in meiner Gemeinde. Jin Gespräch sagte sie mir u. A.: »Was sie heut Abend predigen werden, weiß ich schon« Ich verstand nicht recht, was damit gemeint war. Nach« dein ich am Abende meine Predigt gehalten hatte, ließ mir die Dame (die übrigens als eine aufrichtige Jün- gerin des HErrn sich auch die kleinste Univahrheit zur Sünde gemacht haben würde) noch in der Kirche einen Zettel überreichen, auf dem genau Text, Thema und Theile meiner Predigt verzeichnet standen. Von mir später um Aufklärung gebeten, erzählte sie mir, daß sie bereits in der Nacht voin 30. zum 31. Der. den ganzen Kircheiifahrcsscislußgottesdienst durchlebt und von ihrem gewöhnlichen Kirchplatze aus meine Predigt wörtlich, wie ich sie am Abeude darauf wirklich gehalten, gehört habe. Auch nicht ein Wörilein habe gefehlt. Noch sei merkwürdig, daß sie schon in den letzten Wochen vorher zu drei verschiedenen Malen beim Aufschlagen der Bibel immer die Stelle Offenb. Joh. Z, 14 ff. getroffen habe. Statut· lich habe sie nicht gewußt, was das bedeuten solle. Zu bemerken ist noch, daß die betreffende Dame vor vielen Jahren während einer schweren Krankheit fomnambu- liste Zustände gehabt hatte. Seitdem war aber der- gleicheu nicht mehr vorgekommen« — Von unserm Liede giebt es übrigens einen Nebenterh dessen Lesarten hier initzutheiten ivir uns versagen müssen; doch wir fragen: Sollte nicht auch dieser zwiefache Text auf eine zwiefache Entstehung hinweisen? 18. Da beugte fiel) [im überwältigenden Ge- fühl des Dankes für die eben vernoinmene so tröst- liche Verheißungj Josaphat mit feinem Antlitz zur Erde; und ganz Juda und die Einwohner zu Je- rusalem [von dem gleichen Gefühl hingenommen] fielen bot? dem HEttn [nieder auf das Pftaster des Vorhofs Kap. 7, 3], und beteten den HErru an. 19. Und die Lcviten ans den Kindern der Kahathiter und aus den Kindern der Korhiter falso die beiden Sängerabtheilungen Heman und Assaph 1.Chron. 7, 33——43] machten sich auf sgleich als wäre der Sieg schon errungen, wie denn der 83. Psalm, den Jehafiel ihnen vorsprach und den sie mit ihrer Musik begleiteten, in der That ein Triuinphlied noch vor dem Kampfe isi], zu toben den HErrn, den Gott Israel, mit großem Geschrei gen Himmel. 20. Uud sie [ganz Juda und die Einwohner 112 2. Chronika 20, 21--36. zu Jerusalem] machten lam Uächstf0IgSk1dStI»Tage- der prophetischen Aufforderung V. 16 gemaß] sich des Morgens frühe auf, und zogen aus [von Je- rusalem] zu der [3—-4 Stunden südlich gelegenen] Wüste Thekpg [2. Sam. 2, I Anm., nicht zuni Kampfe, sondern um Augenzeugen zu sein des Heil des HErrn, der mit ihnen war V. 17]. Und da sie auszogen [am Wesithore der Stadt zum Auszug sich versammelten], stund Josaphat [da unter dem ThorJ nnd sprach: Hdret mir zu, Juda nnd ihr Einwohner zu Jerusalem. Glaubetan den HErrn, euren Gott,·so werdet ihr sicherseinz nnd glaubet seinen Propheten [V. 14 ff.], so werdet ihr Gluct haben. 21. Und er nnteriveisete das Volk cermahnte es noch mit mehreren andern Worten »zum gläu- bigen Vertrauen], und stellete die Sanger den! HErrn [bestellete die Jehova-Sänger, die levitischen Niusikers daß sie [auf dem Wege bis zur Wüste] lobeten im heiligen Schmuck, und vor den Geruste- ten [den Kriegern aus Juda und Jerusalem] her- zbgen und sprachen: Daniet dem HErrn, denn seine Barmherzigkeit wahrer ewiglich [mit Psalmen und Lobgesängen und geisilichen lieblichen Liedern den HErrn preiseten]. 22, Und da sie [in dieser Weise] anfingen mit Danten nnd Loben [und nun die 3——4 Stun- den Weges nach der Wüste dahinzogens ließ [in- zwischen draußen, im Heer der Feinde] der HErr [durch ein ähiiliches Eingreifen, wie in Richt 7, 221 den Hinterhalh der wider Juda kommen war [den von dem Feinde in den Hinterhalt gelegten Schwarin, welcher im rechten Augenblick das Heer Juda’s von hinten angreifen sollte, in arger Ver- blendung, gleich als hätte man die von Juda Vor sich], über die Kinder Ammon, Moabund die vom Gebirge Seir [also ihre eigenen Bundesgenossen] kommen, und schlugen sie lhiebett auf sie im]- 23. Da stunden die Kinder Ammon niid Moab wider die vom Gebirge Seit swider die Meuniter V. I, welche den Hinterhalt bildeten, weil siefür nichts anders, als für Verräther sie hielten], sie zu verbannen und zu vertilgen. Und·da sie die vom Gebirge Seit hatten alle aufgerieben, half einer dem andern lkämpstetl lebt, weil sie Um! auch einer gegen den andern mißtrauisch wurden, die Ammoniter wider die Moabiter, und diese wider jenes, daß sie sich [gegenseitig] auch verder- beten. Jn V· 22 ist Liithcrs Uebersetzung welcher in seiner Auffassung des Sachverhältnisses von der Vulgata sich hat bestimmen lassen (diese iibersetztx »Und da sie ansin- geii lobzusingem wandte der HErr den Hinterhalt jener gegen sich selbst, nämlich den der Kinder Ammon und Moab und vom Gebirge Seit, welche ausgezogen waren zum Kampf gegen Juda; und sie wurden gesch1agen) nicht genau; es niüßtc vielmehr heißen: Und da sie anfingen mit Singen und Loben, ließ der HErr einen Hintcrhalt kommen über die Kinder Am· mon, Moab und die vom GebirgeSeiy welche wider Juda gekommen waren; und (sie, die Kin- der Ammon u. s. iv.) wurden geschlagen. Unter diesem Hiuterhalt wörtlich: ,,iii den Hinterhalt Gelegte«) haben wir wohl von Gott gesandte Engelmächte sagt. Z. Köir 6, 16 ff.) zu verstehen, welche im Heere der feiiidlichen Völker Verwirrung anrichteten, daß sie, wie V. 23 erzählt, sich untereinander schlugen, zuerst die Ainmoiiiter und Mocibiter die vom Gebirge Seit, iind dann die Aninioniter die Moabiter und die Moabiter die Ammonitcr. Der Grund dieses wunderbaren gött- lichen Eingreifens ist der, daß es stch hier nicht um einen gewöhnlichen seindlichen Einfall in’s Land Juda handelte, sondern uiii einen Einfall init der Absicht, die Kinder Israel in ihrem eigenen Lande zu vernichten und dies Land fiir sich selbst in Besitz zu nehmen [vgl.V.11 mit Pf. 83, 5 u. 13). Allem Anschein nach war unter den Stämmen des wüsten Arabieiis bis hin nach Shrien eine ähnliche Bewegung entstanden, wie später, nur in größerem Umfange und in weiterer Ausdehnung, zur Zeit der Völkerwanderung; sie wollten ihre öden Steppen mit dem friichtbarcii Palästina vertauschen und versuchten das, was hernach ihren Nachkommen im Mittelalter ge- lang, denn da überzogen die Araber der Wüste solange Palästina, bis sie die Einwohner gänzlich verdrängten. Darum waren, wie aus der großen Beute, welche die von Juda machten (V. 25), hervorgeht, die Feinde mit Hab’ und Gut, mit Sack und Pack ausgezogen und hatten, um den Zweck ihres Einfalls zu verbergen (Vgl. V. 2 mit Pf. 83, 4), den ungewöhnlichen Weg um das todte Meer herum gewählt und auf diesem Wege die vom Gebirge Seir an sich gezogen. Hier mußte der HErr zu Hilfe kommen, uiii sein Erbe, das Volk Israel, nicht verderben zu lassen. 24. Da aber [nachdem dies vorgegangen] Juda gen Mizpe [auf die Watte, die Berghöhe 1«Sam« 7- 5 ANUQJ tam an der Wüste, wandten sie sich gegen den Haufen skonnten ste mit einem Blick die ganze Gegend übersehen, wo vorhin der große Haufe V. 12 gelagert hatte]; und siehe, da lagen die todten Leichuaiue auf der Erde [und zwar in solcher Menge], daß [dem Anschein nach Kap. 14, is] keiner entronnen war. . 25. Und Josaphat kam mit seinem [Kriegs-] Volk [in die Wüste Jeruel V. 16 hinab], ihren Raub anszutheiien [in Beschlag zu nehmen], und fanden unter ihnen so viel Güter und Kleider und köstlich Gewähr, und entwandten es ihnen, daß auch nicht zu tragen [man die Last kaum fortzubringen im Stande] war; und theilten drei Tage den Raub aus, denn es war sein viel [daher sie nicht so bald damit fertig wurden]. 26. Am vierten Tage aber kamen sie zusam- men im Lobethal [im Thal Bereohahqz dexm daselbst lobten sie den HEttn [für seine wunder- bare Errettung"]. Daher heißet die Stätte Lobe- thal bis auf diesen Tag. « «) Auf der Straße zwischen Bethlehem und Hebron, etwa 2 Stunden von ersierer Stadt entfernt, liegt ein Ort Bereikut mit einem gleichnamigen Wady (2. Sam. 2, 1 Anm.); dorthin, also etwas nach Nordwesten von dein Schlachtfelde ans, begab sich Josaphat mit feinem Volk, um die gerade Straße nach Jerusalem, schon der Josaphat oeranstaltet dem HErrn einen Dankgottesdienst für den verliehenen Sieg. 113 vielen Bagage wegen, zu gewinnen, zuvor aber einen seierlichen Dankgotteodienst zu halten. Wenn nun der Propbet Joel Kap. Z, 7. l7 die Stätte der großen gött- lichen Entscheidung, von der cr redet, das Thal Josa- phat nennt, so schwebt ihm dabei offenbar die zur Zeit Josaphats bewirkte, in unserem Abschnitt erzählte Ver- nichtung der Feinde Juda’s durch Gottes wnnderbares Eingreifen als— Vorbild des letzten Gerichts vor, und er braucht um so lieber diesen Ausdrurb als das Wort Josaphat zugleich bedeutet: ,,Jehova ist Richter-«. Weil nun aber das vom Propheten genannte Thal ohne Zweifel in der unmittelbaren Nähe von Jerusalem zu suchen ist (Sacharja l4, 3 f.), hat man nicht nur seit dem 4. Jahrh - den oberen Theil des Kidroiithals mit dem Namen ,,Thal Josaphat« bezeichnet (Jos. 15, 63 Anm.), sondern auch das an unsrer Stelle erwähnte ,,Lobethal« eben dahin besiegt; ersteres ist ganz in der Ordnung, letzteres dagegen laßt sitt) weniger rechtfertigen. — VI) Auch hier läßt sich das für den Zweck der Feier verfaßte Lied Uvch Uachtveiseii in dem 47. Psalm. Nicht nur heißt er ausdrücklich ein Psalm denKiiider Korah, und diese gerade werden unter den danials betheiligten Sängern in V. 19 unsers Kapitels ausdrücklicli mit namhaft ge- inacht; sondern wir gewinnen auch fiir die Worte in Pf. 47, 6 an dem hier uns vorliegenden Verse eine anz pasfende Situation. »Von dem Lobethal aus hielt ott nach vollbrachter Erlösung gleichsam seine Hiinmelsahrh wie das Heer in die heilige Stadt, so kehrte der Heer- fithrer zum Himmel zuriick.« Jiideni nun aber der Psalm durch eben dieses Wort in V. 6 zu einer Weissas gung aus Christi Hiinmelfahrt wird (vgl. das Lied von G. W. Sacer: Gott fähret auf· gen Himmel :c.), und diese vom Oelberg aus geschehen, liegt allerdings in der traditionellen Annahme, daß das Lobethal einerlei sei mit dem Thale Josaphat am Fuße des Oelbecgs ein sehr sinniger Gedanke, wenn auch jene Annahme in ge- schichtlicher Hinsicht wenig Wahrscheinlichkcit hat. 27. Also [nach abgehalteuem GOttesdienstJ kehrte jedermann von Juda und Jerusalem wieder tun [die Straße vom Lobethal nördlich hinauf], daß sie gen Jerusalem zögen mit Freuden kin der- selben feierlichen Prozession, in welcher sie vor 4 Tagen ausgezogen waren V. 21]. Denn der HErr hatte ihnen eine Freude gegeben an ihren Feinden sdurch den ebenso mühelosen als beute- reichen Sieg, den er über dieselben ihnen verschafft]. 28. Und zogen gen Jerusalem ein mit Psal- teru, Harfen und Trommeten kund begaben sich bei ihrer Ankunft in der Stadt sofort] zum Hause des HEtkn [um dort einen nochmaligen Dank- gottesdienst zu halten]. Dies Mal dient uns die äußere Reihenfolge der Psal- nien zum Fingerzeig, welches Loblied bei diesein aber- maligen Gottesdieiist gebraucht worden sei, nämlich der 48. Psalm. Jm 8. Vers dieses Pf. wird die Allmacht des HErrn, mit welcher er die Feinde vernichtet hat, derjenigen gleichstellt, womit er die Tarsisfchifse zcrbricht, und das ist eine offenbare Beziehung auf das göttliche Gericht, das Josaphat etwa 5 Jahre sriiher an stch ielbst erfahren, als er sich mit Ahasja von Jsrael zur Erneuerung der Handelsschifsfahrt nach Ophir verband (V. 35 ff.l; in V. I0 dagegen wird zurückgeschaut auf die erste Ver· sainnilung im Tempel, bevor nian gegen die Feinde aus- zog, also aus die Gefühle, von welchen die Herzen im Eingang unsrer Geschichte (V. 5 ff.) bewegt waren. TO. Und die Furcht Gottes sein Schrecken Dichters« Bibel-ver! von Gott Kap. l7, 10] kam über alle Köntgretche it! Landen [in den umliegenden Ländern], da sic horeten, daß der HErr wider die Feinde Israel gestrttten hatte. 30. Also [weil kein Volk sobald wieder etwas Feindseliges zu unternehmen wagte] ward das Konigteich Josavhaks [während der zwei Jahre, die er darnach noch unter Mitregentschaft seines Sohnes Joram in Juda herrscheteJ sttlle, und Gott gab ihm Ruhe umher [Kap. 14, s; 15, 15]. V· la. 3l—37. Zum Smluß der bisher aussithrltcher mit— gethellten Gefchtchte Iofavhaks folgt hier eine tlebersicht ubrr die Zeit, wie lange, und eine Eharaleterlflile des Geldes, in welchen: derselbe regiert hat, darauf aber eine nachtraglietje Mttiieiluug über den iu Gemeinschaft mit Khagfa vou Israel unternommenen, jedoch an Gottes tin- gunst gkfrheiterten Verlust) zur Erneuerung deo Handels mit wohnt. vgl. l. san. U, 4l—5l. 31». Und Josaphat [um hier wieder an den Satz M Kap- 174 l aUzUkUüpfenJ regierete über ZEISS, UUV IV« sUUf Und dreißig Jahr alt, da er Komg ward, nnd regierete funf und zwanzig Jahr lvOU 9145889 v« ChtJ zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Asuba, eine Tochter Stlht U. Kett. 22, 42 Anm.]. 32. Und er wandelte in dem Wege feines Vaters Assa [während dessen ersten Regierungs- 10hVeU·Kap. 14, 2 — 15, 39], nnd ließ [anders, als dieser Keil-« 16, 1 ff» bis zu seinem Ende] nicht[ davon, daß er that, was dem HErrn wohl e O Bd. Ohne, »die Höhen wurden nicht abgethan [wovon jedoch die Schuld nicht an ihm lag, son- dern an dem zähen Widerstande des Volks]; dem: das Volk hatte sein Herz noch ntrht gefchickt zu dem Gott ihrer Vater sdaß es zu völliger Treue gegen sein Gesetz sich hatte entschließen mögen 1. Köku 15, 14]. »34. Was aber mehr von Josap t ist, beide das Erste nnd das LeßtehshzuChsgiitk 30- 29]- siehe, das ist geschrieben in den Geschich- ten Zehn, des Sohns Hanani. die er aufgezeichnet hat m’s Buch der Könige Israel [1. Chroiu 30, 30 Anm.]. 35« Darnach [der geschichtlichen Zeitfolge nach etwa nach dem, was in Kap. 19 erzählt worden, also» im 17. oder 18. Jahr seiner Regierung] veretntgte sich Josaphat, der König Juda, mit Ahas1a, dem Kontge Israel, welcher war gottlos mit seinem Thun [1. Kaki. 22, 52 M. 36. Und er vereintgte sich mit ihm, Schjsfc ZU Mflchkth M? sit aufs Meer führen [große, mächtige Tarsis-Schiffe, zu weiter Seefahkt geeignet l. Kön. 10, 22 Anm.]; Und sik mgchzkn zje Sihisfe zu GzeowGaber [da das Land d» Epo- miter damals noch unter der Oberhoheit der Könige Judas stand]. « 114 2. Chronika 20, 37. 2l, 1——15. 37. Aber Eliesen der Sohn Dodava, von Maresa [Jos. 15- 441- iveissagte wider Josaphat, nnd sprach: Darum, daß du dich mit Ahas)a»ver- einiget hast, hat der HErr deine Werke zerrissen. Und die Schiffe wurden [bei ihrer Ausfahrt aus dem Hafen durch einen heftigen Sturmwind] zer- brochen, nnd mochten nicht auf-s Meer fahren keinen nochmaligen, von Ahassa vorgefchlagenen Versuch aber, das Werk von Neuem aufzunehmen, lehnte Josaphat entschieden ab »1. Kön. 22, 50]. Das 2l. Kapitel. Joranks Izrudertnoriu tibgiitterei. Strafe und elend-er Tod. l. v· 1—-—1i). Sosaphaks ihm auf dem Throne folgender Sohn Joram ist uinit nun) ihm, dem Vater, sondern nun) seinem, dem Hause Jthabv entslaminenden Weibe Athaija geartet. Kaum hat er sini in seiner Herrschaft hksksiigh so bringt er seine senig Brüder um und be— niännigt Un) ihrer Güter; darauf finden alle Greuel und Snseuel des abgöttisnien Wesens, wie en dazumal ini Rein» Israel im Sniwange ging, aun) im Rein» Jnda Eingang. Jlber snion nehmen nun) Gottes Strafgerichte ihren Anfang; denn Odem, das schon tangn auf Jlbfall von Jnda gesonnen, snifittelt das Jan) ab, nnd Jorani, indem er den Abfall mit seiner Kriegsmann— unterdrüneen will, wird in den isergen non Seit so völlig etngesnilosseitz daß er nur deren) einen nächtlichen Jlugfall sini nnd sein Heer zu retten vermag. » demnächst manit nun) Eibna In) unabhängig. Vgl. L. Ren. s, 16—-22. 1. Und Josaphat entschlief mit seinen Vätern kim J. 889 o. Chr.], nnd ward begraben bei seine Vclter in der Stadt David-s [1. Kot» 2, 10 Anm.]; und sein ferstgeborevstl Sohn Joram sden er schon im J. 897 und dann wieder 891 zum Mitregenten angenommen 1. Kdn. 22, 29 Anm.] wurde König an seine Statt. » » Z. Und er hatte sfechsj Bruder, Josaphats Söhne, smit Namen] Mann, Jehiel,·Saiharsa, Asarja [-hn], Michael und Sephatsaz diese waren alle Kinder Josaphat, des Königs. Juba. Jm Grundtext sieht: «des Königs Jsrael«, was aber hier, wie an einigen andern Stellen (Kap. 12, S; 28, 19· 27) nicht das nördlichc, sondern das siidiiche Reich bedeutet; Luther, um Mißversiändnissen vorzubeugen, hat ohne Weiteres ,,Juda« dafür geschriebem 3. Und ihr Vater [Josaphat]» gab ihnen viel Gaben von Silber, Gold nnd Kleinod, mit festen Stadien iu Jnda fzn deren Commandanten er sie ernaniite, ähnlich wie Rehabeam mit seinen Söhnen gethan Kap. 11, 22 f.]; aber das Konigreich gab er Jorani, denn der war der Erstgeborene [5. Mof. 21, 17 und lag ihm besonders auch um des Reiches Jsrael willen viel daran, demselben die Thronfolge zu sicherns 4. Da aber Joram auflam lzur Herlschaft gelangte] über das Königreich seines Vaters, und sein mächtig ward fin der Herrschaft desselben sich befestigt hatte]; erwurgete er seine Bruder alle mit dem Schlvett [weil er von ihnen Gefahr fürchtete-J, dazu auch etliche Obersten in Israel kdie es mit denselben gehalten hatten]. ·) Nach V. 13 waren diese Brüder besser und beim Volke beliebten, als Joram, voii dessen hcrrschsüchtiger und durch und durch heidnisch gesinnter Gcinahlin Athaija man das Schiimmste fürchtete. Schon bei Josaphars Lebzeiten mag sich ein Widerstreben im Volke gegen dessen utgemeinte, aber völlig verfehlte Pislitib mit dein Köiii s- hause in Israel sich zu befreunden, geregt haben. Jofu- phat suchte das Widerstreben dadnrch zu iiberwindem daß er den Joram zweimal in die Mitregcntschaft ein- setzte, indem er diese Mitregentschaft zugleich fiir eine gute Schule seines Sohnes ansehen mochte; als er nun aber gestorben war, schlug Jorani die Wege der phöni- zischen Könige (vgl. Arm. zu Z. Sam 5, l1 u. 2. Köln 10, IS) ein und schaffte seine Nebenbuhler bei Seite, indem er damit zugleich sich in den Stand setzte, ihrer Schätze sich zu bemächtigen. z. Zwei nnd dreißig Jahr alt war Jorani, da et König ward, Und tegierete swenn maii die beiden Jahre seiner zweiten Mitregentfchaft von 891——889 in Anschlag bringt] acht Jahre zu Je- rusalem sbis 884 v. Chr.], it. Und wandelte in dem Wege der Könige Jsrael, wie das Haus Ahab gethan hatte sdas dem Vaal und der Astarte diente], deiin Ahahis Tochter sAthalja 1. Kein. 19,21 Anm.] war sein Weib; und that, das dem HErrn übel gefiel sdenn auch in Jerusalem erhob sich uiiter ihm ein Baals- tempel, während der Tempel des HErrn in Ver- fall gerieth Kap. 23, 17 f.; 24, 5]. 7. Aber der HErr [wenn er auch, wie wir hernach sehen werden, den Joram um seines Ab- falls willen schwer ziTchtigteJ wollte sgleichwohlj das Haus David sdas in diesem Joram so schwer fich an ihm versündigtej nicht verderben sgänzlich untergehen lassen, vgl. Kap. 22, 10 ff., und zwar] um des Bandes willen, den er mit David gemacht hatte [1· Chron is, 7 ff.], nnd ivie er geredet hatte, ihm eine Leuchte zu geben, und seinen Kin- dern immerdar [Ps. 132, 17 — so that er auch Kap. 23, 1 ff.]. 8. sWas aber die über Joram ergangenen Ziichtigungen betrifft, so sind es zunächst diese:] Zu feiner Zeit fielen die fbisher von dem Reiche Juda abhängig gewesenen l, Köii. 22, 48 Anm.] Esp- miter ab von Jndlh und machteu über sich einen Heil-ständigen] König. 9. Denn Joram war [zwar, um die Abge- fallenen fich von Neuem zii unterwerfen] hinüber gezogen snach der edomitiichen Stadt Zair 2. Kein. 8, 211 mit feinen Obersten, Und alle fseine Kriegs-] Wage« mit ihm fdort aber war er völlig vom Feinde eingeschlossen worden], und hatte [nun, da- mit er durch den Feind sich hindurchschlüge und wenigstens sein Leben retteteJ sieh des Nachts anf- gemacht, nnd die Edomiter und die Obersten der sihn umzingelnden] Wagen geschlagen. Göttliche Strafoeriündigung an den brndermörderischen und abgöttischen Ioram. 115 10. Datum [weil so sein Feldzug zur Wieder- nnterwerfnng völlig mißlang und er nur mit Mühe der eigenen Niederlage entrann] fielen die Ede- miter ab von Juda, bis auf diesen Tag sdenn wenn auch unter Amazia, Usia nnd Jotham sie eine Zeitlang wieder unter Judas Botmäßigkeit standen, schüttelten sie doch dies Joch unter Ahas auf immer ab I. Mos. 27, 40 Anm.]. Zur selben Zeit [da er von den Philistern und Arabern hart bedrängt wurde V. t6 f.] fiel Libna [Jos. to, 29 Arm] auch von ihm ab. Denn er ver- ließ den HErrm seiner Väter Gott sdarum verließ der HErr auch ihn und gab ihn dahin in die Gewalt seiner Feinde] II« h.1l-—»20. Während die Küche: der Könige sonst nichts illäheres aus Datums Regierungs— und Lebens— geschichte berichten, sondern schon hier auf ihre Quellen— srhrtft verweisen, erzählt unser Abschnitt von einem Schreiben des schon in den Himmel entrüniten Propheten Elias, wclrhes an Darum, als er in seinem abgöttischen Thau und Treiben beharrt« gelangt sei nnd ihm große Plage sowohl an seinem voller, an seinen Weibern nnd Kindern, nnd an aller seiner habe, als aueh an seinem eigenen Leibe angedroht habe, und führt darnaih ans, wie diese weissagung nicht blos in ihrem ersten, sondern auch in ihrem zweiten Theile sieh erfiillt habe; denn jenes Strafgericht vollltrertiteu die mit einander verbundenen philiner und Jtraber bei einem Einfall iu’s Land, dieses dagegen vollzog sich durch eine entsetzliche Krankheit in den Gingeweidem welkher der König auch nach 2 Jahre unter großen Schmerzen erlag. vgl. L. Kein. B, W. N. It. Auch machte er sdamit seinen Avfall von dem HErrn V. 10 auf’s Schmählichsie bekundend] Höhen szur Pflege des phönizischen GöSendieUstesJ auf den Bergen in Juda, und machte die zu Jeru- salem sdurch Errichtung eines Baalstempels in seiner Hauptstadt] huren, und verführete salso sein Volk in ganz] Juda sdaß es fremden Göttern dienete]. 12. Es kam aber [da er so fein Wesen trieb und damit noch schwerere Gerichte Gottes, als die bereits ihn getroffen V. 9 f., herausforderte, eine Warnungsq Schrift zu ihm von dem Propheten Elia [aus dem Reiche Jsrael l. Kön. 17, 1 — 2. Kön. 2, 18], die lautete also: So spricht der HErr, der Gott deines Vaters David: Darum, daß du nicht gewandelt hast in den Wegen deines Vaters Josaphat [Kav. 17, 3 ff.; 19, 4 ff.), noch in den Wegen Assa, des sfrüherens Königs Juda [Kap. 14, 2 ff; 15, 8 ff.]; 13. Sondern waudelst in dem Wege der Könige Jsrael, nnd machest, daß Juda und die zu Jeru- salem huren [2. Mos. 34, 16 Anm.] nach der Hurerei des Hauses Ahab [V. 6 u. 11]; und has: dazu deine Bruder [die Söhne] deines Vaters Hauses erwürget [V. 2 ff.], die besser waren, denn du: 14. Siehe, so wird dich der HErr mit einer großen Plage schlagen, smit einer Plage] an dei- nem Volh an deinen Kindern, an deinen Weibern, und an alle deiner Habe [V. 17]: 15. Du aber [für deine eigene Person] wirst viel Krankheit haben, bis daß dein Eingeweide vor Krankheit heraus gehe saus deinem Leibe] vpu Tage zu Tage [d. i. nach Verlauf von 2 Jahren] Obwohl in 2. Kön. 2, l ff. die Zeit der Ausnahme des Propheten Elias in den Himmel nicht ausdkücktich angegeben ist, so geht doch aus dem ganzen Zusammen, hang hervor, das; diese Aufnahme um das J. 896 v. Chr. geschehen sei; mit denjenigen Auslegerm welche um der hier erwähnten Schrift willeii annehmen, Elias müsse in dem J. 88»7, »dem trennten des israelitischen und dem zweiten des sudciischen Königs Joram (vgl. die Ueber. sieht der Könige beider Reiche in der Auen. zu l. Körk 12, 24)·, noch auf Erden gewesen sein, können wir um so weniger uns einverstanden erklären, als die göttliche Drohung gerade dadurch, daß der Brief von einem nicht mehr im irdischen Leben befindlichen Propheten kam, einen viel tieferen Eindruck auf unsern Joram macheu und ihn desto leichter zu der Erkenntniß bringen mußte, wie der HErr der lebendige Gott sei, der seinen Odem und alle seine Wege in seiner Hand habe und ihn er- forsche und um alles sein Thun wisse· Umgekehrt aber lag eben hierin eine desto größere Versuchung zum Un- glauben: Joram und seine Hofleute konnten sich nun leicht unter einander bereden, diese Schrift sei nimm« von dem Thisbiteu, sondern nur das Machwerk irgend eines schwärmerisihen Prophetenschülers der den König mit dem Namen des gefürchteten Elias schrecken Woge» Und das war der Verfahrungsweise Gottes ganz gemäß, der annual, wo er es mit der Bekehrung und Errettung eines Menschen zu thun hat, deni Unglauben sowohl wie dem Glauben volle Freiheit der Entfaltung unt) Bethätignng läßt (2.·N?os. 7, 13 Anin.). Nun bleib: noch als Auskunft die von andern Auslegern beliebte Annahme: Elias, dem in der Zeit seiner Wirksamkeit leicl)wie so vieles Andere über die zukünftige Geschicht; fgcines Volks (1..Kön.19, l5 ff.), so auch Joram's Verhalten und die über ihn beschlossenen Gerichte offen. bart worden seien, habe diesen Brief noch vor sein» Hicnmelfahrt niedergeschrieben und einem der Propheten- schülee hinterlassem um ihn zur rechten Zeit dem abgötth schen König anszuhandigciu Da aber die Schrift offen- bar wie eine Stimme aus der andern Welt den: Jomm an’s Gewissen schlagen soll und, wie Krummacher sich ausdritckh als ein Brief neuesten Datums iin königlichen Palast zu Jerusalem anlangt, so liegt in dieser Annahme etwas der heil. Schrift Unwürdiges, was zugleich der ganzen inaiestiitischen Erscheinung des· Thishitkkz Und seinem großartigen Charakter widerspricht »Seit« ei« Mann wie Elias auch nach seiner Wegnahme noch ein. mal ans Erden reden, so mußte er es thun ans den Qliolkeii herunter: so harlnonirte es mit dem Ganze« seineo großartigen Lebensganges, und also ist es meinen, Dafürhalten nach auch wirklich geschehen. Wer dürfte sich genauen, die Grenze zu bezeichncn, bis zu welcher die Kraft und der Thätigkeitskreis der vollendeten Ge- rechten dort erweitert wird? wcr vernia zu bestimmen in welchem Maße auch sie an der Freiheit und Stäkks ihres HErrn und Hauptes droben Theil nehmen? O welch einen Schifsbruch werden einst unsre zeitlichen Vorstellungen von den himmlischen Verhältnisse« erleiden wenn diese einmal in entschleierter Wirklichkeit uns nah; treten! Unsere spiritualisiischen sgeistigens Ideen, wie werden sie an der Realität (Wirklichkeit) dek jcnfkikigekz Dinge zu Schanden werden! aber wiederum auch uufek menschlicher Materialismus (Hangcn an deui Stosslicheky 116 2. Chronika 21, 16-—20. 22, 1-——-12. an der göttlichen Geistigkeit der iiberirdiscben Gegenstände l« Jndessen liegt es auch der Anschauung der heil. Schrist (vgl. Ofsenlx 1, 1 ff. U. 19) durchaus nicht ferne, an- zunehmen, der verklärte «Elias habe den Brief einem Lebenden zu schreiben ausgegeben. (Sartorius.) Was den Inhalt dieser prophetischen Schrist selbst anlangt, so bemerken wir Folgendes: An seinem Volke sollte Jo- ram zuvörderst geplagt werden; denn er hatte an seinem Volke gesündigt, da er es sündigeii machte, und das Volk war der Plage Werth, da es an seinem Brudervolke Jsrael gesehen hatte, wie Gott die Missethat des Un- glaubens und Absalls strase, und sich doch durch Joram zu Unglaiiben und Abfall verleiten ließ. Noch emvsindi ticber sollte Joram geplagt werden an seinen Kin- dern, zur Rache der Blutschu!d, die er durch die Er- mordung der Kinder seines Vaters, seiner Brüder, auf sich geladen hatte; und seine Kinder, die in seinen Wegen wandelten, waren seiner Plage werlh. Noch empfind- licher wurde die Plage für ihn, wenn sie ihm seine Weiber raubte und es straste, daß er, Davids, Assa’s und Josaphass Sohn, der König von Juda, Ahabs Tochter, die schändliche Athalsa, abgöttisch und bluldiirstig wie ihre Nkutter Jsebel, geheirathet hatte. Noch empfind- licher tras ihn, der so geizig und habsiicktig war, die Plage, wenn sie ihm seine Schätze entriß und so es rächtcy daß er sich der Schätze seiner Brüder bemächtigte und so vieles auf Götzem und Teufelsdienst verwendete. Arn allerempsindlichsten aber ivurde er geplagt, wenn die Plage seine eigene Person betraf, wenn sie ihm eine nn- heilbare Krankheit in den Eingeweiden (dem Sitz des Erbarmens und Mitleidcns, wovon er sich nicht ließ bekriegt werden, als er seine Brüder und die Obersten Jsracls ermordete) verursachte, die ihn zwei Jahre quälen und nach Verlauf dieser zwei Jahre voll körper- licher Schmerzen tödten würde.« (Menken.) 16. Also sda der König trotz dieser so nach- drücklichen Warnung sich nicht bekehrete von seinen bösen Wegen] erweckte der HErr szur Erfüllung des ersten Theils der Weissagung V. 141 wider Joram den Geist der Philister [an der Westküste des Landes] und [der] Mater, die neben den Möhren liegen [im Süden wohnender arabischer Stämme]; » 17. Und [beide mit einander vereinigt] zogen herauf in Juba, und zerrissen sie [eroberten die Städte des Landes, sogar die Hauptstadt Jerusa- lem], nnd führeten weg alle Habe, »die vorhanden war im Hause des Königs, dazu seine Sohne und seine Weiber [ausgenommen die gottlose Athalja, die der HErr für späteres Gericht aussparte Kap. 23, 15], daß ihm soon seinen Kindern] lein Sohn überblieb, ohne Joahas [oder Ahassa Kap. 22, 1 ff] sein jnngster Sohn [und eine Tochter Jo- seba oder Jesabeath Katz. 22, 11]. 18. Und nach dem kais aizch W ZU seines Bekehrung nichts half] plagte ihn der HErr [in Erfiillung des zweiten Theils der Weissagung V. 15] in seinem Eingeweide mit solcher Krank- heit, die nicht zn heilen war. 19. Und da das wahrele von Tag zu Tage, als [deutlicher: bis daß] die Zeit zweier Jahre um war; ging sein Eingeweide von ihm mit [d. i. während oder in Folge] seiner Krankheit, und er starb an bösen Krankheiten sunter entsetzlichen Schmerzen]. Und sie machten [bei seiner Vestat- tung] nicht über ihm einen Brand, wie sie seinen Vätern gethan hatten [Kap. is, la; Jerem. 34, 5]. 20. Zwei und dreißig Jahr alt war er kwie schon in V. 5 gesagt], da er König ward, und regierele acht Jahr zu Jerusalem, und wandelte sum dies zu desio größerem Nachdruck ebenfalls noch einnial zu bemerken V. 6], daß nicht fein war. Und sie begraben ihn in der Stadt Davids sauf dem Berge Zion] aber nicht unter der Kö- nige Gräber· [1. Kön. 2, 10 Anm.]. Das 22. Kapitel. iiihasjiks Untergang. Uihasjcks Mordthat. I« d. 1——9. von Ahasja ist lianm etwas zu berichten, das er als König gethan; vielmehr lag er so ganz in den Händen seiner iklntter Jlthaliiy und diese mußt: lo uöllig mit Unthgkbern ans dem Hans: ihres Vaters ihn zu umgehen, daß jetzt Ilhalfs und Jsrheks Geist ans— schliesslich herrschte in der heil. Stadt. Gar bald aber soll das älter Khalss Hans heseljlossenr verderben auch das Königshans in Jnda ereilen: Khasja fällt dnrch die Hand desselben Sehn, der auch drin Königshnnsr iu Israel ein Ende macht. dgl. L. Mit· s, 25 —- 10, 17. 1. Und die [Bürger] zu Jerusalem machten zum König Ahasja, seinen jüngsten Sohn, an seine Statt. Denn die Kriegsleute [Streifhorden], die aus den Atabcrn [bei Gelegenheit des in Kap. 21, 16 f. erwähnten Einfalls in Juba] mit dem Heer [richtiger: in’s Lager] kamen [d. i. in einem wilden, stiirmischen Angrifs das israelitische Lager iiberrurnpelten], hatten die ersten [die älteren Söhne Joram’s] alle szuerst weggeführt Kap. 21,»17 und dann] erwurget; darum ward König sder jüngste, allein noch übrig gebliebene] Abels-ja, det Sohn Joram, des Königs Jnda 2. Zwei und vierzig [oder vielmehr: zwei und zwanzig 2. Kön. 8, 26 Anm.] Jahr alt war Ahasja, da er [im J. 883 o. Chr] König ward, und regierele ein Jahr zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Athalja, die Tochter sEnkeliiij Amri sienes Königs, mit welchetn ein eigentlich götzen- dienerisches Geschlecht auf den Thron Jsraels kam i. Kost. IS, 23 ff] Z. Und er wandelte auch sgleichwie sein Vater Joram Kap. 21, S] in den Wegen des Hauses Ahabz denn seine Mutter [Ahab’s und Jsebels gleichgesinnte Tochterj hielt ihn dazu, daß et gott- los war. « 4. Darum that er, das dem HErrn übel ge- fiel, wie das Hans Ahalu Denn sie [die ihm verwandten Mitglieder dieses Hauses] waren seine Ralhgeber uath seines Vaters Tode [und boten ihren ganze« Einfluß auf] daß sie ihn verderbeteu [in den Götzendienst des nördlichen Reiches hinein- Joram’s elender Tod. Sein Sohn Ahasja wird von Jehu getödtet. 1l7 zögen, womit sie dann in das Verderben des dor- tigen Königshaufes ihn verwickelten V. 8 f.]. Z. Und er wandelte nach ihrem Rath [da er gar schwachen, unselbständigen Charakters war]. Und erzog [noch in demselben Jahre, wo er zur Regierung gekommen] hin mit Forum, dem Sohn Ahab»s, dem sdamaligenj Könige in Israel, in den Streit gen Ramoth in Gilead wider Hasael, den König zu Shrieu [dic Stadt den Shrern wieder abzunehmen, was denn auch gelang] Aber die Shter schlugen Dem-anderen] Joram stm Streite], b. Daß er [mit Zurücklassung seines Heeres in Ramoth, von dort] umkehreth steh heilen zu lassen zn Jesteel [seiner Sommerresidenz l. Kön. 21, 1 Anm.]; denn er hatte lwie oben bemerkt] Wunden, die ihm geschlagen waren zu Rama [oder Ramoth], da er stritt mit Hasael, dem König zu Shrien. Und Afarja, der Sohn Forum-s, der König Juda, zog [bald darnach ebenfalls von Ramothj hinab zu besehen [besuchen, seinen Onkel] Joram, den Sohn Ahab’s, zu Jesreel, der [an seinen Wunden] krank lag. . 7. Denn es war von Gott [dem gerechten Richter, der die Sünde der Menschen mit Benutzung ihrer eigenen Entsehlüsse zu bestrafen pflegt] der Unfall zugefügeh daß er zu Joram käme, und also [her- nachma1s, wie in 2. Kön. 9 ausführlicher zu lesen] auszöge wider Zehn, den Sohn Nimsi, welchen der HErt ldurch einen Schüler Eliscks zum Könige über. Israel] gesalbet hatte, auszurotten das Haus A ab 8. Da nun Jehu [nachdem Joram von Israel getödtet, Ahasja von Juda aber nach Megiddo entkommen war] Strafe übte am Hause Ahab [nnd nach Vernichtung der Jsebel und der Prinzen des israelitischen Königshauses auch herüber kam nach Samaria 2- Kön. 1(), 12 ff.], fand et sauf dem Wege dahin bei einem, etwa 1 Stunde süd- lich von Dothan gelegenen HirteUhaUsJ etliche Obersten ans Juda und die Kinder der Brüder Ahasja, die Ahasja dieneten [hohe Aemter an feinem Hofe bekleideten, zusammen 42 Mann] nnd ertvütgete sie sließ sie von seinen Kriegsleuten niederhauen]. I. Und et suchte sals er nun in Samaria angekommen war] Ahasja fvon dem er wußte, daß er von Megiddo sich weiter hierher geslüchtet hatte] und gewann ihn [machte ihn auch wirklich an der Stelle ausfindig] da er sich versteckt hatte zu Samaria. Und er ward zu Jehu gebracht; der tödtete ihn [erschlug ihn mit eigener Hand, gestattete aber, daß feine Leiche auf einem könig- lichen Wagen hinübergeschasst würde nach Jerusa- lem 2. Kost. I, 28], und man begrub ihn sdaselbst in seinem Grabe mit seinen Vätern in der Stadt Davids 1. Kön. 2, 10 Anm.]. Denn sie sprachen [indem sie, trotz seiner eigenen Unwürdigkeih dennoch für eine so ehrenvolle Besiattung sorgten]: Er ist Ip- faphatss Sohn, der nach dem HErru trachtete von ganzem Herzen. Und es war [da seine Brüder früher schon umgekommen V. 6, seine Söhne aber noch ganz unmündigen Alters waren] niemand mehr aus dem Haufe Ahasja, der König würde ssogleich die Regierung hätte übernehmen können]. H· it. 10—12. Auf die Nachricht von dem Tode ihres Sohnes, wohl zu derselben Zeit, als dessen Eeikhe nach Jerusalem herübergetsracht und ehrenvoll bestattet wird, bringt Athnlja allen königlichen Samen um und reißt Krone und Thron im Reiche Juda an sich. lebe: des tjGrrn Hand hat unter dem Btutbade Davids Haus, dem die Uerheißung gehört, weuigheus soweit behütet, daß der jüngste von Khagjckg Söhnen, der Sängling Jung, darch die Klugheit seiner tjalbskhcvester Josabeath nnd die Treue ihres Gatten, des tiohepriestero Soiada, gerettet werden konnte. dgl. L. Ein. It, 1——3. 10. Da aber Athalja, die Mutter Ahasja [V. 2]- sahe, daß ihr Sohn todt war, machte sie sich auf, nnd brachte um allen königlichen Samen im Hause Juda saußer den Söhnen Ahasscks auch alle andern etwa noch vorhandenen männlichen Glieder des königlichen Hauses] 11. Aber Josabealh [oder Joseba], des Königs [Halb-] Schwester [2. Kein. 8, 26 Anm.], nahm Zeus, den [iüngsten, noch im ersten Lebensjahr stehenDenJ Sohn Ahasja, und stahl ihn unter den Kindern des Königs, die getödtet wurden [genauer: getödtet werden sollten], und that ihn mit seiner Amme in eine Schlafkammer sin die Vett- kammer des königlichen Palastes] Also verbarg ihn Josabeath die Tochter des Königs Forum, des [damaligen Hohe-J Priesters Jojada Weib — denn sie wo! lwie schvU bemerkt] Ahasja Schwester sum) stand also mit dem Königshause in unmittelbarer Beziehung] — vor Athalja, daß er nicht getödtet ward sbis sie ihn dann hinüberbrachte nach der beim Tempel besindlichen Wohnung ihres Ehe- gatten]. 12. Und er ward mit ihnen [bei Jojada und seinem Weibe] im Hause Gottes versteckt sechs Jahr, weil ssolangej Athalja Königin war im Lande svon 883—877 v. Chr.]. Das 23. Kapitel. Iojada suchet Ioas zum Könige. ättjalja wird getödtet; Iöaal zerstört-J. I· V— 1—-21- Uslchdtm Ztthslljn sechs Jahr regiert hat und der junge drin; nun in’o 7· Lebensjahr eingetreten ist, trifft der ttjoheortester seine Elnrichtungem um mit Hilfe von fünf Krieg-obersten, auf deren Treue er sich verlassen kann» und durch den Dienst der Eeviteu den rechtmäßigen König Ioas auf den Thron zu erheben, die Gewaltherrfcherin aber zu nützen. Die Eigenthum. 118 Z. Chronika 23, 1——21. 24, 1—9. tichiieit der hebräischen Geschichtschreibnng und insbeson- dere nun) der Darstellunggweise unseres ganzes läßt auf den ersten ulim eine Verschiedenheit zwischen unserm He— richt und dem in den Kiiuigcibüchern vermuthen, bei näherer Einsicht in die Meinung der heiligen Schriftsteller an beiden Orten ergiebt net) aber vollkommene Ueber- einflimuiung, nur daß uns bald hier bald dort genauere Ausdrücke begegnen. vgl. L. Kön. 11, 4—20. 1. Aber im siebenten Jahr 1877 v. Chr] nahm Jojada einen Muth sfaßte im Vertrauen auf des HErrn Beistand einen thatkräftigen Entschluß] und nahm die Obersten über hundert [fünf Kriegs- oberste], nämlich Asarja, den Sohn Jeroham, Js- mael, den Sohn Johanna, Asarja, den Sohn Obed, Maeseja, den Sohn Adaja, und Elisaphah den Sohn Sichri, mit ihm zum Bunde sfür den Zweck, die Athalja zu stürzen und den jungen Prinzen auf den Thron zu erheben]. 2. Die zogen umher iu Juba, und brachten die Leviien zu Haufe aus allen Stadien Juba, nnd die obersten Väter unter Israel [die Häupter der Vatekhanser im siidiichen Reichen, das! sie [auf den bestimmten Tag] kämen nach Jerusalem. 3. Und die ganze Gemeinde sals sie nun im Tempel sich eingefunden hatte] machte einen Bund im Hause Gottes [in Beziehung auf den jungen Joas, von dessen Rettung Jojada ihnen erzählte und dessen Recht auf den Thron sie anerkannten]. Und er [Jojada, indem er ihnen den Geretieten zeigte und in königlichem Schmuck oorstelIteJ sprach zu ihnen: Siehe, des Königs Sohn soll König sein, wie der HErr geredet hat über die Kinder Davids [dem göttlichen Befehl zuwider hat aber bisher ein Weib, und noch dazu eine Götzendienw rin über uns geherrschet]. 4. sDarauf den Leviten seine Befehle zur Ausführung des beabsichiigten Werkes ertheilend, fuhr er fort-J So sollt ihr nun also thun: Euer das dritte Theil, die des Sabbaihs antreten 11. Ehren. 25, 19 Anm.], soll»sein unter den Priestern und Leviteu, die Thorhuter sind an der Schwelle [am Eingangsthor für die Trabanten Z. Kön. 11, 6]. 5. Und das dritte Theil im Hause des Königs [richtiger: nach dem Hause des Königs hin, daß niemand von dort in den Tempel eindringe]; und das dritte Theil am Grnndthor [oder Thor schalle- keth 1. Ehren. 27, 16 Anm.]; aber alles Vol! soll sein im Hofe am Hause des HErrn [im äuße- ren Vorhof] s. Und daß niemand in das Hans des HErrn gehe [bis in den inneren Vorhof oordringe], ohne diePriester und Leviien, die da dienen,die srllen hinein gehen, denn sie sind Heiligthum sdazu gehei1igt]; und alles Vol! warte der Hut des HErrn Ibeachte die gesetzliche Vorschrift, welche ihm das Betreten des Tempels untersagt]. 7. Und die Levilen [die des Sabbaths ab- treten] sollen sich rings um den König her machen lund zwar in 2 Abtheilungen zwei Reihen um ihn bildend], ein jeglicher mit seiner Wehre in der Hand. Und wer in’s Haus gehet, der sei des Todes. Und sie solleu bei dem Könige sein, wenn er aus- und eingehet. 8. Und die Leviten und ganz Juda sdarunter oornehmlich die fünf Obersten, unter deren An- führung die 3 Theile der antretenden V. 4 f. und die 2 Abiheilungen der abtretenden Leviten B. 7 standen] thaten, wie »der Priester Jojada geboten hatte, und nahm ein jeglicher seine Leute, die des Sabvaths antraien, mit denen, die des Sabbaths abiraien. Denn Jojada, der Priester, ließ die zween Haufen [derjenigen, deren Tempeldiensi am Sabbath eigentlich zu Ende war V. 7] nicht von einander kommen [nicht von dannen gehen, sondern behielt sie noch in Dienst für den Zweck, den er vorhatte]. St. Und Jojada, der Priester, gab den [fünf] Obersten über hundert sdenen er die Leitung des Werks übertragen hatte V. l] Spieße und Schitde und Waffen des Königs David, die im Hause Gottes waren [zur Vertheilung unter ihre Mann- schaften aus den Leviten]; 10. Und stellete alles Volk [welches gleichsam die Trabanten des jungen Königs bilden follte, nämlich die beiden Abtheilungen der abtretenden Leviten] einen jeglichen mit seinen Waffen in der Hand, von dem rechten Winke! des Hauses bis zum linken Winkel, zum Altar und zum Hause wärts, um den König her [2. Kön. 11, 11]. 11. Und sie brachten swährend die drei Ab- theilungen der Aniretenden V. 4 f. ihre Posten an den beiden Weftthoren des Tempels und nach dem königlichen Palaste zu bezogen] des Königs Sohn hervor, und festen ihm die Krone auf, und das Zengniß sdie Abschrift des Gesetzes 5. Mai. 17, 18 f.], und machten ihn zum Könige. Und Jojada sammt seinen Söhnen falbeteu ihn, und sprachen: Glück zu dem Könige! 12. Da aber Athalja [vom königlichen Palaste auf Zion aus] hörete das Geschrei des Volks, das zulief und den König lobte ssegnete, ihm Glück zurief V. 11]; ging sie zum Voll im Hause des HErrn sum zu sehen, was dort vorgehe] 13. Und sie sahe, und siehe, der König stund an seiner Stätte im Eingang [auf dem Königs- stande, s. Grundriß zu I. Kön. S, l6: z], und die Obersten und Trommeter um den König; und alles Laudvolk war fröhlich, und blies die Trom- meten, und die Sänger mit allerlei Saitenspiel geschicit zn loben. Da zerriß sie ihre Kleider, und sprach: Aufruhr, Aufruhr! 1.4. Aber Jojada, der Priester, machte sich heraus [aus dem inneren Vorhof, wo er in der Umgebung des Königs sich befand] mit den Ober- Ahasjcks Sohn, Joas, wird zum Könige gesalbt, die Athalja getödtet und Vaal zerstört. 119 sten über hundert, die über das Heer [der Leoiten] waren, und sprach zu ihnen: Fiihret sie vom Hause über den Hof [nach dem Hofe des Königspalasies auf Zion] hinaus; und wer ihr uachfolget, den soll man mit dem Schwert tödten. Denn der Priester hatte befohlen, man sollte sie uicht tödten im Haufe des HErtn [um das Heiligthum nicht zu entweihen]. 15. Und sie legten die Hände an sie ksie nach der bezeichneten Stelle abzuflihren]; Und da sie kamen zum Eingang des Roßthors am Hause des Königs [2. Kön. 11, III, tödteten sie sie daselbst. l6. Und Jojada machte [hierauf, da nun die Gewaltherrscheritt beseitigt war] einen Bund zwischen ihm sals Stellvertreter des HErrUJ nnd allem Voll und dem Könige, daß sie des HErru Volk sein sollten. 17. Da ging [um den geschlossenen Bund sofort zu verhangen] alles Volk in’s Haus Vaals, und bracheu ihn ab, und seine Altäre und Bilder zerbrachen sie, und erwürgeteu Matham den Priester Baals, vor den Altären [2. Kön. 11, 18]. 18. Und Jojada sjetzt daraufBedacht nehmend, daß der regelmäßige Priester: und Levitendienst beim Cultus wieder eingerichtet würde] beftellete die Aemter im Hause des HErrn unter den Prie- stern und Leviten, die David verordnet hatte zum Hause des HErrn Brandopfer zu thun dem HErru, wie es geschrieben stehet im Geseh Most, mit Freuden und Liedern, durch David gedichtet 19. Und stellete [auch das Amt der Thor- wärter erneuernd] Thokhütet in die Thore am Hause des HErrm daß nichts Unreiues hinein käme an irgend einem Dinge. 20. Und er nahm die Obersten über hundert, nnd die Mächtigen und Herren im Volk [nach Z. Kön. 11, 19 die Leibwächter und Trabanten] und alles Landvolh und führete den König hinab vom Hause des HErrn, und brachten ihn durch das hohe Thor am Hause des Königs [durch welches man, wenn man vom Ternpelberge kam, in den Bereich des königlichen Palastes eintrat]; und ließen den König sich auf den löuiglichen Stuhl sehen [um ihm dort aufs Neue zu huldigens 21. Und alles Landvoli war fröhlieh, nnd die Stadt war ftille [so daß selbst die köuigliche Leib- wache bei den Vorgängen V. 8 ff. kein Hinderniß in den Weg legte]; aber Athalja [wie in V. 15 erzählt] ward mit dem Schwert erwürget Das 24. Kapitel. Ioa8’ kiililiche Thatem ältgöiierei. Strafe nnd Tod. H— v. 1—l6. Solang: der tijohepriester Sojada lebt nnd dem jungen König als treuer Uathgeber zur Seite ßeht (und dag war mindestens 30 Saht der July, fnhrt dieser ein Gott mohlgefälligeg nnd dem voller heilsamen dtegintent vor allem ließ Joag es sitt) angelegen sein, den higher ver- nachlässigten nnd Inehrfath schadhaft gewordenen Tempel zu reparirenz und obwohl seine ersten Maßnahmen für diesen Zweit: keinen Erfolg haben, läßt er dadurch sich nitht nkuthloy machen, sondern greift die Sache von einer andern Seite an, nnd eg gelingt ihm außer der eigent- licheu Tempelrepnratur auch eine Erneuerung der Tempel« geriithe Jtls hernach Jojada stirbt, ehren König und Moll: den so treuoerdientru tjohepriester noch im Tod: dadurch, daß fle seine Leiche in der königlichen Gralisiäite auf Zion mischen. vgl. L. Kön. IS, l — 16. I. Joas war sieben Jahr alt, da er König ward [Kap. 23, 1]; und regierete vierzig Jahr lVDtI 877——838· v. Chr] zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Zibsa soder ZiveaJ von Berseba 2. Und Joas that, was dem HErrn wohl ge- fiel, so lange der Priester Jojada lebte sdenn die- ser hielt zu allem Guten ihn an; nach dessen Tode aber übten die Obersten in Juda einen bösen Ein- fluß auf den König V. 17 ff.]. 3. Und Jojada gab»ihm zwei Weiber, und er zeugete Sohne und Tochter (s. V. 27). »4. Daruach snoch während der. Zeit, wo Josada den König leitete] nahm Jpgs vor, das Haus des HErru zu erneuern sdas besonders unter Forum, Ahassa und Athalja vielfach geschädigt worden war V. 7]; — Z. Und versammelte die Priester und Leviteu, nnd sprach zu ihnen: Ziehet aus zu allen Städten Juda und sammelt Geld ans dem ganzen Jsrael sin- dem ihr das Volk an die gesetzlichen Leistungen, die es an das Heiligthum zu entrichten hat und die bisher so schlecht eingegangen sind, erinnert], das Haus eures Gottes zu bessern jährlich; und eilet solches zu thun. Aber dieLeviten eileteu nicht ssondern die Sache blieb liegen bis in’s 23. Jahr des Joas]. is. Da rief der König Jojada, dem Vornehm- sten [der PriesterL und sprach zu ihm: Warum hast du nicht Acht ans die Leviten, daß sie ein- bringen von Juda nnd Jerusalem die Steuer, die Most, der Knecht des HErrn, gesetzt hat, die man sammelte unter Israel, zu der Hütte des Stifts [2. Mos so, 12 f.]? 7. Denn die gottlose Athalja und ihre Söhne haben das Hans Gottes zerrissen, nnd alles, was zum Hause des HErrn geheiltget war, haben sie an Baalim vermacht [darum thut es so hoch noth, daß diese Steuer mit den andern Leistungen an den Tem- pel recht nachdrücklich vom Volk eingetrieben werde]. 8. Da befahl der König, daß man eine Lade machte, nnd sehte sie außen iu’s Thor, am Hause des HErrn U. 2. Kön. 12, 9J; S. Und ließ ausrufen in Juda und zu Jeru- salem, daß man dem HGrru einbringen sollte die Steuer von Diese, dem Knechte Gottes, aus Israel gelegt in der Wnste Nach 2- KTM 12 hatte der König den Priestern be- fehlen, einen Theil ihrer Einkünfte zur Ausbesserung des 120 Tempels zu verwenden, und sie hatten dies nichtver- weigert; allein die Sache kam nie zur Ausführung, weil das einzeln einkommende Geld von den Priestern un- vermerkt wieder ausgegeben wurde, indem die täglichen Bedürfnisse für den Tempel und für ihren Lebensunter- halt ihnen keinen Ueberschiiß ließen uiid ihre übrigen Einkünfte durch eine unter den früheren götzecidienerischen Regierungen herrschend gewordene Gewohnheit und bei dem auch jetzt noch fortdauernden Höhendienst sehr schlecht entgingen. Daher traf der König unter freiwilli- ger Zustiinniuug der Priester die Einrichtung mit dem Kasten, welche den doppelten Zweck hatte: 1) daß auf diese Weise das Einkommen der Priester in den von dem König bestimmten Fällen von ihrem übrigen Einkommen abgesondert würde; Z) daß dadurch die Einnahmen viel reichlicher flösseip 10. Da freueten sich alle Obersten und alles Volk [gleichwie einst unter Mose L. M. 35, 20 ff; 26, 5 s.], und brachten es und warfen es in die Lade, bis sie voll ward. 11. Und weun’s Zeit war, daß man die Lade herbringen sollte durch die Leviten nach des Königs Befehl —- wenit sie sahen, daß viel Geld drinnen war —-; so kam der Schreiber des Königs, und wer vom vornehmsten Priester Befehl hatte, und schütteten die Lade aus, und trugen sie snachvem sie das Geld in Beutel gebunden und auf diese Weise gezählt hatten] wieder hin an ihren Ort. So thaten sie alle Tage, daß sie Geldes die Menge zu Hauf brachten. 12. Und der König und Jojada gaben es den Arbeitern, die da sehafften am Hause des HErrn [den für die Arbeit am Tempel bestellten Werk- meistern, und zwar auf Treu und Glauben, ohne eine Rechnungslegung von ihnen zu fordern]; die- selben dingeteu Steinmehen und Zimmerleute, zu erneuern das Haus des HErrnz auch den Meistern an Eisen und Erz, zu bessern das Hans des HGrrn. 13. Und die Arbeiter arbeiteten, daß die Besseruug im Werk znnahm durch ihre Hand; und machten das Haus Gottes ganz fertig und wohl zugerichteh und machten es feste. 14. Und da sie es [die nöthige Reparatur des Hauses, um welche es zunächst sich handelte] vollendet hatten, brachten sie das übrige Geld vor den König und Jojadaz davon machte man Gefciße zum Hause des HErrn, Gefäße zum Dienst und zu Brandopferw Löffel und güldene und silberne Geräthu Und sie ovferten Brandopfer bei dem Hause des HGrrn ailewege, so lange Jojada lebte sindem nun wieder ein regelmäßiger Gotiesdienst gehalten werden konnte] 15. Und Jojada [der Hohepriesterj ward alt, nnd des Lebens satt, und starb ketwa im J. 847 v. Chr.]; nnd war hundert und dreißig Jahr alt, da er starb. 16. Und sie begraben ihn [zu ganz besonde- rer Auszeichnung 1. Kön. 2, 10 Anm.] in der Stadt David-s unter die Könige; darum, daß er Z. Chronika 24, 10—24. hatte wohl gethan an Israel, und an Gott und seinem Hause. « III« v. 17—27. Raum ist Iojada todt, so kommen die Obersten in Siuda zu Joas und wissen ihn durch ihre sthnieiihlerisclirn Vorstellungen zu bewegen, das; kr den durch die Wirksamkeit dieses trrueu Hoheurirüerg besti- tigten Götzeudicnst non dienen: in seinem Lande gestattet; und als nun der tiErr seine Propheten sendet und König nud voll: zur Umkehr von diesem verderbticheu weg: vermahncii läßt, nehmen sie nicht nur rg niuit zu Ohren, sondern eg wird sogar Summa, riu dlaclilionsmr Iojada’g, unter Guthkißung deg Königg zwischen Tempel und Jiltar gesteinigt. Was er sterbend nimmst: »der tjErr wird es sehen nnd stimmt§ das kommt dann bald hernach zur Erfüllung; denn dir Ihrer, ob sie gleich mit geringer iUaitst wider Juda und Jerusalem heranziehen, srhlngrn dennoch das weit stärkere Herr drg Jung, weil der ijErr oou ihm und seinem Volk: gewichen ist. Nur mit seltene— rrn Opfern kann dir im Kampfe selbst sihwer verwun- dete König den Abzug des Feindes sitt) erkausem findet hernach ein gewaltsam» Ende durkh dir Hand zweier seiner hosbramten und wird, wenn auch in der Stadt Davids, dort) nicht unter der König: Gräber bedankt. dgl. L. Mo. is, 17—21. 17. Und nach dem Tode Jojada [der durch fein großes Ansehen bei König und Volk sie zeit- her in Schranken gehalten] kamen die Obersten in Juba, und beteten den König an sbaten ihn, uachdein sie ihn ihrer Ergebenheit versichert und zu der größeren Freiheit, welche ihm das Ableben des mürrischen Alten oerfchafft, ihm Glück gewünfcht hatten, um Religions- und Gewissensfreiheih wie sie sich ausdrückten, daß ein jeder seinem Gott dienen könne, welchem er wolle]; da gehorchte ihnen der König [willfahrete ihrem Ansuchen, in- dem er den Dienst der sidonischen Götter, wie er zu Joram’s, Ahasjcks und der Athaljasseiten in Brauch gewesen, wieder freigab]. Wer hätte denken sollcn, daß der Teufel den Joas so bald würde über den Hausen werfen, der so viele und herrliche Proben eines gottseligen Gemitths an sich hatte blicken lassen und von Kindheit an in dem Gesetz des ibErrn auferzogen war? Was wirft ihn aber darnieder? sticht Trübsal, nicht Anfechtung noch Unglück, sondern die Schmeichelei seiner Fürsten. So sind es denn nicht Hunger, nicht Elend, nicht Armuth, nicht Krankheit, nicht Bande und Gefängniß, nicht Feuer und Schwert u. s. w., die uns so leicht von Gott abziehen, sondern Reichthuim Ehre und Ansehen, Wollust und gute Tage sind mehrentheils die Gelegenheit und Ursache unsers Abfalln (J. Wcller.) 18. Und sie [nicht nur die Obersten, sondern auch das durch ihr böses Erempel verführte Volk] verließen das Haus des HErrn des Gottes ihrer Väter, und dieneten den Hainen [A s ch er en 5. Mos. 16, 21 Arm] nnd Gögen Da kam der Zorn [Gottes] iiber Jnda un Jerusalem, um dieser ihrer Schuld willen. 19. Er sandte aber sum die Gerichte seines Zorns von ihnen abzuwenden] Propheten zu ihnen mit den dringendsten MahnuugenL daß sie foon Joas regiert anfangs löblich, verfällt aber später in Abgötterei und Gottlosigkein 12l ihrer Abgötterei ablassen und] sich zu dem HErkn bekehren sollten; nnd die [von dem HErrn ge- sandten Propheten] bezengien sie [betheuerten ihnen, wie sie mit ihrem gottlofen Wesen sich Gottes Strafe auf den Hals laden würden]; aber sie nah- men es nicht zu Ohren [sondern trieben es nach wie vor]. 20. Und der Geist Gottes zog an [mit be- sonderem Feuereifer und Zeugenmuth Nicht. 6, 341 Sacharja, den Sohn Jojada, des [nun entschlafe- nen Hohe-s Priesters [V. 15 f·J. Der trat oben über das Vol! [indem er von dem inneren, etwas höher gelegenen Priestervorhof aus zu dem im äußeren Vorhof oersammelten Volke redete] , nnd sprach zu ihnen: So spricht Gott: Warum übertretct ihr die Gebote des HErrn [und beginnt damit etwas], das euch nicht gelingen koielmehr euch in’s Verderben stürzen] wird? Denn ihr habt den HErrn verlassen, so wird er euch wieder verlassen [Kap. 12, s; 15, 2]. 21. Aber sie [die Obersten sammt dem Volk] machten einen Bund [der Berschwörung] wider ihn [der mit solchen und vielen andern Worten ste bezeugte], und steinigtcn ihn, nach dem Gebot des Königs szu dem sie zuvor geschickt und bei ihm sich erkundigt hatten, was sie mit dem lästi- gen Strafprediger thun sollten], im Hof am Hause des HErtn [in dem Priesiervorhos in den sie ein- drangen und dort, in dem Raume zwischen dem Brandopferaltar und dem Tempelhause, den Frevel verübten, s. Grundriß zu l. Kön. 6, 16]. 22. Und der König Joas sals er so den Be- fehl oder doch die Erlaubniß zu Sacharjcks Stei- nigung ertheiIteJ gedachte nicht an die Barmherzig- keit, die Jojada, sein sdes SacharjaJ Vater, an ihm gethan hatte [da er Leben und Thron ihm rettete und zu einem Gott wohlgefälligen Regiment ihn anleitete Kap. 22, 10 —— 24, 3]; sondern ek- ioicrgcte [im allerschnbdesten Undankj seinen Sohn. Da er [Sacharja] aber starb, sprach er: Der HEtt wird’s sehen fdarein sehen 1. Chron. 13, U; Pf. 13, 4] nnd suchen [mein Blut von euren Händen fordern]. Diese Tödtung Sacharja’s ist der letzte Pro- phetenmord, von welchem uns die Getchichtsbücher des alten Testaments berichten, und das Gedächtniß dieses Frevels lebte in dein Bewußtsein Jsracls als Erinne- rung an eine der schwersten nationalen Verschuidungen bis in die spätesten Zeiten fort; daher ist es höchst wahr« scheiniich, daß in den Worten des HErrn Matth 23, 35« Las· 11, 51 dieser Sacharfa gemeint ist, daß also Jesus mit der Ermordung Abels, von welcher uns die ersten Seiten des alten Testaments erzählen, die Er- mordung Sacharfas welche auf den letzten Blättern des alten Tesiaments bcrichtet ist (in der hebräifchen Bibel stehen die Bücher der Chronika ganz am Ende 5. Mos 18, 22 Anm.), znsammenstellen wollte. Da nun aber der in Mattlx 23, 35 angeführte Saeharfa ausdrücklich ein Sohn Barachiä heißt, während er nach unserer Stelle ein Sohn Jojadad war, so muß man entweder mit Luther annehmen, daß Jojada auch noch den an- deren Namen Barachia (oder Barachfai führte, oder daß Joiada eigcntlich der Großvater, Baracl)ia dagegen der Vater gewesen (dafiir spricht besonders auch dcr Umstand, daß Jofada in einem Alter von 130 Jahren starb, Sa- charja aber erst in späterer Zeit, vom Geiste Gottes er· griffen, ais Propbet auftrat). oder daß die Worte »Ba- rachiä Sohn-«, die in Las. 11, 51 fehlen, ein bloßer Zufatz der Abschrriber seien und auf Verwechseluiig un- seres Sacharfa mit dem Propheten dieses Naniens be- ruhen, dessen Vater allerdings (ogl. Saal. l, l) Berechfa hieß. Einen ldiasen Zusatz konnten die Abschreiber un: so inehr für nöthig halten, als den Namen Sacharfa oder Zacharias mehr alo 20 biblische Personen tragen: Z. Kön. l4, 29z is, Z; Jes 8, Z; Such. 1, 1; Esra 8, 3.1i.16:l0, 26; 8, 4; 11, 4.5. l2; l. Ci)ron.6, 7; l0, 2l. 37; is, i8. U; 25, 25; 27, Z. il; 28,21; Z. Chron.17, 7; 2l),14; 2l,2; 24,20: 26-5; 29,i3; 34, l2z 35, 8; Lut- 1, 5., und in Beziehung auf· den zuletzt (Luk. 1, 51 genannten Zachaxiam den Vater Jo- hannia des Täufers, wohl frühzeitig fchon die Sage anfkam, er sei von Herodes im Tempelvorhof ermordet worden. Von den am Fuße des Oelbergs liegenden vier, mit einander in Verbindung stehenden Grabdenb miilerii s2. Sanu l5, 23 Anm.) ist das südlichste das des Zachariasx ein aus dem Fels gehauener Mono- lith (Einzelftein). nach drei Seiten von einem Umgang und senkrecht abgcschrägten Felswäiidem aus denen er hcrausgehaucn ist, eingeschlossem nach Westen hin aber freiliegend, wo eine gelbe Schicht, die den Kalkiteiit durchbricht, für die Fronte gewählt ist, so daß dieselbe gegen den blauen Kalisiein der rimschließenden Felswände grell abstirbt. Halbpfeiler springen an den Ecken vor, zwischen denen Halbsänlen mit jonifchen Capitälen den Fries tragen. Auf der Dccke erhebt sich eine vier- seitige Pyramide mit ebenen Flächen i2 Fuß hoch, die da aufhört, wo der Fels ein Ende nimmt. Dnrch die nördliche Felswand, welche dies Grabdenkmal umschließh führt ein verdeckter Gang nach dem Grabe des J akobus, dessen etwa 20 Fuß über« den: Boden heroortretendes Portai aus zwei Eckpfeilerm zwischcn denen zwei Rund« faulen, besteht: aus dieser Vorhalle führ: ein Thürchen zu drei hinter einander liegenden Grabkammerm Es soll diese Stätte zugleich der Zufluchtsort des Apostel Jako- bus gewesen sein in der Zwischenzeit zwischen dem Tode und der Auferstehung Jesu. . 23. Und da das Jahr um war sseit Sacharjas Steinigung und dessen letztes Wort V. 22 noch in lebendiger Erinnerung stand], zog heraus laus dem Reiche Jsrael, dessen König Joahas völlig von ihm geschlagen worden 2. Kön. 13, Z. 7] das Heer der Syret fiängs der Küste des mittel- ländischen Meeres], nnd kamen suachdem sie die Philisterstadt Gath eingenommen] in Jud« und [in die Nähe von] Jerusalem, und vctderbetetr [in mehreren Schlachten] alle Obersten im Voll [welche denn zuerst die gerechte Strafe für ihre Verführung des Königs V. 17 u. 21 fanden]; nnd allen ihren Raub [die bei ihren Leichen vor- gefundene Beute] sandten sie dem Könige [Hasael] zu Damaskns [welcher den Krieg nicht in eigener Person führte, sondern seine Feldherrn im Lande zurückgelassen hatte]. 24. Denn der Shrer Macht kam fzwarj mit sverhältnißmäßigj wenig Männern fwährend Joas 122 S. Chronika Tit, 25——27. 25, 1-—16. mächtige Heeressäulen ihm entgegensandte]- noch gab der HErr in ihre [der Speer] Hand eine große [Sieges-] Macht [der er mit aller Menge seiner Krieger uicht widerstehen konnte]; darum, daß sie den HErrn, ihrer Väter Gott, verlassen hatten. Auch übten sie sdie SvrerJ an Jvas Strafe [denn sie brachten ihm schwere Wunden bei und nöthigten ihn, ihren Abzug von Jerusa- lem mit Auslieferung der Tempelschätze sich zu erkaufen]. 25. Und da sie von ihm zogen, ließen sie ihn [im Hause Millo, dem Kastell der ehemaligen Davidsburg, wohin er sich zu seiner Sicherheit gefliIchtetJ in großen Krankheiten [wegen der em- psangeuen Wunden zurück]. Es machten aber [1——2 Jahre nachher] seine Knechte [zwei seiner, iu unmittelbarem Dienst bei ihm stehenden Hof: bearntenJ einen Bund [der Verschwörung] wider ihn, um des Bluts willeu der Kinder Jojada, des Priesters sjenes Sacharja, »von dem oben V. 20 ff. die Rede wars, nnd erwurgeten ihn ans seinem Bette, und er starb [2. Kön. 12, 21eAnm.]. Und man begrub ihn in der· Stadt David’s, aber nicht unter der Könige Grabe: [1. Kein. 2, 10 Atem] 26. Die aber den Bund wider ihn machten, waren diese: Sabad soder vollständiger JosabadL der Sohn Simrath, der Ammonittm nnd Josabad, der Sohn Simrith, der Moabitiu 27. Aber seine Söhne [wie diese hießen, und was sie gethan und erlebt haben] , nnd die Summa [der Steuer], die unter ihm szur Ausbesserung des Tempels] versammelt war szusammengebracht worden, V. 4 fs.], und der Bau des Hauses Gottes [der damit ausgeführt ward], siehe, die»stnd be- schrieben in der Historia tm Buch der Könige [1. Chiron. 30, 30 Anm.]. Und sein Sohn Amazia ward König an seine Statt. «) Die Worte des Grundtertes können den von der Vulgata und Luther ansgedrückien Sinn (die Septnas ginta übersetzt völlig anders, nach ganz anderer Lesarts nicht haben (es müßte dann statt III] heißen III: Eil)- sondern bedeuten wahrscheinlicin und die Menge der prophetischen Aussprüche wider ihn; obgleich wir von andern über ihn ergangenen gdttlichen Drohun- gen, als denen des Sacharsa, ntcht wissen, so wurden doch in V. 19 noch andere Propheten, als dieser, ermahnt. Das 25. Kapitel. Regierung Umazia’8, des Königs in Juba. l. v.1—13. Umazicks Regierung, gleinswte die seines Vaters Saus, läßt un) zuerst gar tressltch an, indem er den Dienst Gottes wieder herstetlt und auch bei Bestra- fung der Mörder seines dlaters das Gesetz des HErrn zu seiner Richtschnur: nimmt. dlnn isi er ein teriegerischer Mann und deutet zu gelegenen! Zeit daran, die unter Satan« von Juda abgesalleuen Edomiter seinem Reiche wieder zu unterwerfen. Gr hat dazu aus seinem Eande ein Heer non 300,000 Mann aufgebracht und nimmt dazu 100,000 Mann aus Israel in Sold. Kls aber ein Mann Gottes ihn daran mahnt, daß der HErr niait mit Israel sei, nnd auf Entlassung jener Söldner dringt, läßt er die hundert Talente Süden, für die er sie tu Dienst genommen, willig fahren, zieht mit seinem eigenen holt: getrost in den tiatnof nnd trägt einen großen Sieg übe: Gdom davon; doch sollen mittlern-eile die eutlasseueu Söldnee aus Eohraim ihm in’s Tand und richten dort viel Schaden an. dgl. L. Nu. 14, 1—7. I. Fünf und zwanzig Jahr alt war Amazia, da er König ward; und regieretc neun nnd zwanzig Jahr svon 838-—810 v. Chr] zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Joadan, von Jerusalem. 2. Und er that, was dem HErru wohl gefiel; doch nicht von ganzem Herzen [denn nachmals siel er, gleichwie sein Vater Joas, von dem HErrn ab V. 14 ss.]. Z. Da nun sein Königreich bekrästiget war, erwürgete er seine Knechte sdie Hofbeamten Sabad UND Jvsabad Kap. 24, 25 f.], die den König, seinen Vater, geschlagen hatten. 4. Aber ihre Kinder tödtete er nicht. Denn also stehet es geschrieben im Gesetz, im sfünftens Vuch Mose [Kap. 24, 16], da der HErr gebeut und spricht: Die Vater sollen nicht sterben für die Kinder, noch die Kinder für die Vater; son- jdertli ein jeglicher soll um seiner Sünde willeu ter en Z. Und Amazia sals er im J. 826 v. Chr. sich rüstete zum Streit wider die, unter Joram vom Reiche Juda abgefallenen Edomiter Kap. 21, 8 ss.] brachte zu Haufe Juba, nnd stcllete sie sgufs nach der Vater Hauseru, nach den Obersten uber tausend nnd über hundert lindem die Angehörigen der einzelnen Vaterhäuser besondere Abtheilungen unter den Obersten über tausend nnd über hun- dert bildeten], unter ganz Juba und Venjamin [traf er diese Heereseintheilung, wie sie der alt- israelitischen Verfassung entsprachjz und zählete sie von zwanzig Jahren und drüber, und fand ihrer [da das Reich seit Joram gar sehr geschrvächt worden war, nicht mehr als] drei hundert tausend auserlesen, die iu’s Heer ziehen mochten und Spieß und Schild führen konnten [während die Heeres- macht Josaphars eine viel bedeutendere gewesen Kap. 17, 14 fs.]. s. Dazu nahm er an ans Jsrael [dem nord- lichen Reiche] hundert tausend starke Kriegsleute sals MiethstruppenL um hundert Ceutner Silbers [261,800 Thlr., s. 2. Mos. 30, 13 Anm.]. 7. Es kam aber sbevor er in den Streit auszog] ein Mann Gottes [2. Kön. 19, 21 Anm.] zu ihm, und sprach: König, laß nicht das Heer [das du aus] Israel [gedinget hast] mit dir kom- men; denn der HGrr ist nicht mit Jsrael, noch mit allen Kindern Ephraitn sals welche ihn ver- Joas wird ermorden Sein Sohn Amazia thut anfangs, was dem HErrn wohl gefällt. 123 lassen haben und den Bildern dienen 2. Kön. 13, 10 f.]. 8. Denn so du kommst kwider Edom], daß du eine Kühnheit beweisest im Streit lweil du glaubst, mit Hilfe jener israelitischen Miethstruppen stark genug zu sein], wird Gott dich fallen lassen vor deinen Feindenk Denn bei Gott stehet die Kraft zu helfen und fallen zu lassen. «) Nach anderer liebersetznng lautet der erste Theil des Vcrses: Sondern so du ziehen willst, so thue es [allein, ohne jene MiethstruppenJ, sei tapfer im Streit sweil bei rechtem Vertrauen auf Gott dir der Sieg nicht fehlen wird]. Gott möchte [dagegcn, wenn du Fleisch für deinen Arm hältst und die tot-acti- tischen Miethstrnppen beibehältst] dich fallen lassen vor den Feinden. 9. Amazia sprach zu dem Manne Gottes: Was soll man denn thun mit den hundert Cent- nern, die ich den Kriegstnechten von Israel gege- ben habe [die kann ich ja nicht zurückforderm wenn ich die Miethstruppen wieder entlassen wollte, sondern müßte sie einbiißen]? Der Mann Gottes sprach: Der HErr hat noch mehr, denn das ist, das er dir geben [und damit den augenblicklichen Verlust dir reichlich ersetzen] kann. Was man Gott zu Ehren fahren läßt, das kann und will er vielsältig wieder erstatten. (Starke.) 10. Da fonderte Antazia [in gläubigem Ge- horsam gegen des HErrn Wort] die Kriegsknechie [oon seinem eigenen Heere] ab, die zu ihm aus Ephraim kommen waren [und entließ sie mit dem BescheidL daß sie an ihren Ort snach ihrer Hei- math] gingen. Da ergrimmete ihr Zorn [wegen der erfahrenen Beschimpfung] wider Juda sehr, und zogen wieder an ihren Ort [in die Gegend von Samaria] mit grimmigem Zorn lsielen aber von dort hernachmals raubend und plündernd in das Reich Juda ein V. 13]. 11. Und Antazia ward getrost sfassete im Vertrauen auf Gott, dem er gehorsam gewesen, guten Muth, daß er auch mit den verminderten Streitkräften den Sieg erlangen werde], Und süh- rete sein Voll aus, und zog ans in’s Salzthal ssüdlich vom todten Meere I. Mos. i9, 29 Anm.], und schlug der Kinder Seit zehn tausend [die todt auf dem· Schlachtfelde blieben]. 12. Und die Kinder Juda fingen ihrer kan- dere] zehntausend lebendig; sie führeten sie auf die Spitze eines Felsen, und stürzten sie von der Spitze des Felsen, daß sie alle zerborsten [und nahmen darauf Sein, die Hauptstadt der Edomiter, ein, welche Amazia aus Dank für den vom HErrn ihm verliehenen Sieg ,,Jaktheel« nannte]. 13. Aber die Kriegsinechta die Amazia hatte wiederum ziehen lassen, daß sie nicht mit seinem Voll zum Streit zögen [V. 10], thaten swährend seines Aufenthalts in Edom] sich nieder in den Siådten Juba, von Samatia [von wannen sie auszogen] an bis gen Beth-Horon [Jos. 10- 10 Anm.], nnd schlu en ihrer [der Einwohner dieser Städte] drei tausend, und nahmen viel Raubes [mit hinweg]. II« V. 14-—24. Eine schlinnne Beute hat Jimazia ans dem Kriege gegen die Edomiter mit heimgebracht; doo sind die Götter der Kinder von Seit, die er fortan zn seinen Göttern sitt) erwählt. Dazu ist er in Folge seines Sieger üliermnthig geworden und fordert den König Joas von Israel zum Kampfe heraus. So wenig er die Mahnung des irianneg Gottes, der jene Thoeheit ihm norgehalten, dearhtet hat, so wenig läßt er jetzt dnrrh Ioagf Antwort auf seine Herausforderung sirh war- ueur eo kommt zwischen beiden Königen zur Schlactjt bei sethsetneig die für Kmazia so nnglücicltch ausfällt, daß er selbst in Gefangenschaft get-seh, die Mauern seine: Hauptstadt muß sihleifen sehen und nur gegen Ausliefe- rung aller Sajätze deo Tempels nnd des Köntgghanses und gegen Stellung von Geiseln den Thron sitt) reitet. Vgl. 2. sein. 14, 8—14. 14. Und da Amazia wieder kam von der Edomiter Schlacht [V. 11 f.], brachte er swider das ausdrückliche Verbot Z. Mos. 7, 25 f.] die svon ihnen erbeutetenj Götter der Kinder von Seit lGötzenbilder des Milcorn 1. Kön. 11, 7 AUMY Mit Uach JerusalemL und stellete sie ihm zu Gottertt laufL und betete an vor ihnen, und rancherte ihnen. Was ihn dazu trieb, war derselbe Grund, aus wel- chem die Römer später regelmäßig ein ähnliches Ver- fahren beobachtetem durch den Dienst der Edocnitischen Götter wollte er ihre Macht sich versöhnen und das Volk unterthan erhalten. Ein schweres Vergehen für einen Diener Gottes, der schon ohnehin die Nichtigkeit jener Götzeri hätte glauben, nun aber an der Niederlage der Edomiter um so eher hätte erkennen sollen. (v« Gerlach.) Da war der römische Feldherr O. Fabius Maximus klüger, als Amazia, bemerkt V. Striegel sein Schüler Melanchthons Professor der Theologie auf der neuge- stisteten Universität Jena seit 1548); denn da er Tarent erobert hatte und gefragt wurde, was er mit den Göttern dieses Orts thun wolle, gab er zur Antwort: »Man lasse den Tarentinern ihre erzürnten Götter«, und fügte hinzu: »Was für eine Thorheit wäre es doch, einige Sccherheit von denjenigen zu erwarten, die sich selbst nicht retten können?« · In. Da ergrimmete der Zorn des HErrn uber Amazia nnd [er, der HErr, um ihn von seinen falschen Wegen zu bekehren, damit er nicht mit seinen Strafgerichten ihn heimsuchen müßte] sandte einen Propheten [wohl einen andern, als von dem in V. 7 ff. die Rede nur] zu ihm, der sprach zu ihm: Warum» snchest du die Götter des Volks lvvu Sen]- d1e ihr Volk nicht konnten er- retten von deiner Hand [und deren Ohnmacht und Nichtigkeit du damit genugsam hast kennen lernen]? 16. Und da er [der Prophetj mit ihm sdem Könige] redete, sprach er [der König] zu ihm [dem Propheten]: Hat man dich zu des Königs Rath gemacht sdaß du den Beruf dazu hättest, mir diese Vorhaltung zu tnachen]? »Höre auf sdich in meine Angelegenheiten zu mengen], warum 124 2. Chronika 25, 17—28. 26,1——15. tvillst du geschlagen sein? ssonst nöthigst du mich, daß ich von meinen Trabanten dich züchtigen lasse.] Da hörete der Propbet auf [ihm weiter mit Gottes Wort zuzusetzen: Matth. 7, 6], und sprach: Ich merke wohl, daß Gott sich berathen sbei sich be- schlossen] hat, dich zu Verderben, daß du solches gethan [die Götter der Kinder von Seir dir zu Göttern gestellet] hast, und gehorchest [nun auch] meinem Rath nicht fwas sicherlich den schon ent- brannten Zorn Gottes vollends auf dich herab- beschwören wird]. 17. Und Amazia, der König Juda, ward Raths sfaßte nach Berathung mit den Aeltesten seines Volks den Entschluß, das nördliche Reich zunächst wegen des Einfalls jener Miethssoldaten V. 13 zu züchtigett, zugleich aber auch einen Versuch zu dessen Wiederunterwerfung unter das Haus Davids zu machen], und sandte hinzu Joas, dem Sohn Joahas, des Sohns Sehn, dem sdamaligenj Könige Jsrael l2s Kötk 13- 10 ff·], und ließ ihm sagen: Komm, laß uns mit einander besehen sim Streite messen]. 18. Aber Joas, der König Jsrael, sandte zu Amazia dem Könige Juda, und ließ sauf die kecke Herausforderung] ihm [zur Antwort] sagen: Der Dornstrauch im Libanon sandte zu der Ceder im Libanon, und ließ ihr sagen: Gieb deine Tochter meinem Sohn zum Weibe; aber das Wild im Libanon lief über den Dornstrauch, und zertrat ihn [2. Kön. 14, 10 Anm.]. 19. Du [in diesem Stück dem übermüthigem nach hohen Dingen trachtenden Dornstrauch gleich] gedeuiestx Siehe, ich habe die Edomiter geschlagen [V. 11 f.]; deß erhebe! sich dein Herz, und suchest Ruhm [auch an mir zu erwerben, indem du dir einbildest, der Sieg könne dir nicht fehlen]. Nun bleibe daheim sdainit es dir nicht anch darin wie dem Dornstrauch ergehe, daß du zertreten werdest]. Warum ringest du [durch muthwilliges Krieganfam gen] nach Unglück [denn welchen anderen Ausgang kann. das haben als den], daß du fallest und Juda mit dir? 20. Aber Amazia gehorchte nicht sdaß er die Warnung beherzigt und sein Vorhaben aufgegeben hättejz denn es geschah von Gott [der aus ge- rechtem Gericht in der Absicht ihn und sein Volk oerblendete], daß sie gegeben würden in die Hand sderer von Jsrael], darum daß sie die Götter der Edomiier gesucht [und die Mahnung des Prophe- ten verachtet] halten [V. 14 ff] 21. Da [weil Amazia wirklich zum Kriege sich rüsieteJ zog Joas, der König Jsrael, [mit seinem Heere von Samaria] heraus, und besahen sich sgeriethen in Kampf] mit einander, er und Atuazim der König Juda, zu Beth-Semes, die in Jud« [3 Meilen westlich von Jerusalem Jos. 15- IF] liegt kund zwar nördlich von Beth-Semes, m einem weiten Bachthal]. 22. Aber« Juda [um des Zornes Gottes willen, der auf ihm lag] ward geschlagen vor Jsrael, und flohen ein jeglicher in seine Hütte. 23. Aber Amazim den König Juda, den Sohn Jana, griff Joas, der Sohn Joahas, der König Jsrael, zu Weib-States, und btachte ihn [auf sei- nem weiteren Zuge] gen Jerusalem [als Gefangenen mit], und riß ein die Mauern zu Jerusalem san der Mitternachtsseite des Zion] vom Thor Ebhtaim [in der Mitte] an bis an das Eclthor sim WestenL vier hundert Elleu lang. 24. Und alles Gold und Silber, und alle Gefäße, die vorhanden waren im Hause Gottes bei Obed-Edom [in dem, unter Bewachung der Levitenfamilie Obed-Edom l. Chron. 27- 15 stehenden Temvelfchatzej und in dem Schatz im Haufe des Königs, und die Kinder zu Pfande sdie von Aniazia, welchem er den Thron ließ, gestell- ten Geiseln], nahm er sbei feinem Abzuge von Jerusalem] mit sich gen Samaria. III« v. 25—2tl. Ver Hure, indem er den Zlmazia wohl hat zümtigem aber nirht verderben wollen, nimmt seinen dränget bald daraus durct) den Tod hinweg und liißt ihm non) eine fanfzehnjiihrtge Regierung-mit; dort) lesen wir nicht, daß er die Zeit ernannt habe, darinnen er heimgesumt ward, darum anct) Gottes Strafgeciaste an ihm fortgehen mußten, so daß er von seiner Niederlage sitt) niemals erholte und nun) die Frucht seines Siege- über die Edomiter wieder einbußte Man. As, 2). Ia die immer mehr sitt) steigernde tluzufriedenheit des volles führte endlich eine versthmöruug herbei, die ihm tm 54. Jahr seines Alters das Erben Welt. vergl. L. Ein. 14, l7—20. 25. Und Amazia, der Sohn Joas, der König Juda, lebte nach dem lnicht lange darauf, i. J. 824 v. Chr. erfolgten] Tode Tons, des Sohns Joahas, des Königs Jsrael, funfzehu Jahr sbis 810 v. Chr] 26. Was aber mehr von Amazia zu sagen ist, beide das Erste und das Leßte [1. Chiron. 30, 29], siehe das ist geschrieben im Buch der Könige Juda und Jsrael [1, Chiron. so, 30 Anm.]. 27. Und von der Zeit an, da Amazia von dem HErru abwich [V. 14 ff.], machten sie einen Bund wider ihn zu Jerusalem [2. Kein. 14, 18 Anm.]; er aber sseines Lebens in der Hauptstadt nicht mehr sicher] floh gen Laehis seiner befestigten Stadt in der judäifchen Niederung, auf dem Wege von Jerusalem nach Gaza gelegen]. Da sandten sie [die Verschworenem etliche aus ihrer Mitte] Fhm nach gen Lachis, und [diese] tödteten ihn da- elbst. 28. Und sie brachten ihn [oon dort nach Je- rusalem] aus Rossen [auf einem königlichen Leichen- wagen], nnd begraben ihn fwenigstens im Tode ihm noch alle Ehre erweisendj bei seinen Vaters: in der Stadt Juda [auf dem Berge Zion 1. Kön. 2, 10 Anm.]. Amazia, von Gott abfällig geworden und von Joas besiegt, wird gleichfalls ermorden 125 Das W. Kapitel. Usia räucheri und mird au8sätzig. l· V. 1—15. Während der Bericht deg nönigobuthg über Usia, den dug voll: Juda nach der Ermordung Kmazicrg auf den Thron erhob nnd der das kund non seiner smweren Niederlage wieder ausrirhtettz am ihm zu großer Macht und außerordentlichem Wohlstand zu verhelfen, über Ermatten spärlich ist, ergänzt der Chronist diese mehr andeutendeig als« eigentlich erzählenden dlaihrichteu aus seiner Quelle, einer nicht mehr erhaltenen Smrist des Propheten Jesajas, nnd stellt die glürlelicheir Thuteu und Unternehmungen dieses Königs, der zwar dem vor— bilde Davids uicht gleirhleatu, alter doch der besseren Könige Jud» einer war, gruppeumeise zusammen. vgl. L. nein. 14, 21 f. u.15, 1-——4. 1. Da nahm das ganze Volk Juda smit Uebergehung des ältesten Prinzen den am tiichtig- sien erscheinenden] Usia [oder Asarja 2. Kön. l5, 1 Anm. 2], der war sechzehn Jahr alt, und machten ihn zum Könige an seines Vaters Statt. 2. Derselbe banele sbefestigte, indem er die Edomiter auf’s Neue unterwatfj Eloth [die Hafen- stadt am nordöstlichen Ende des älanitischen Meer- busens 4. Mos. 20, 1 Anm.] und brachte sie wie- der an Juda, nachdem der König ssein Vater Amaziaj entfchlafen war mit feinen Vätern [denn in der zweiten Hälfte der Regierungszeit dieses Königs hatten die Edomiter sich wieder frei ge- macht Z. Kön. 14, 18 Anm]. 3. Sechzehn Jahr all [wie bereits gesagt] war Usia, da er König ward, und regierte zwei und fünfzig Jahr svon 810—758 v. Chr] zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Jechalsa, von Je- rusalem. 4. Und er that, das dem HErrn wohl gefiel, wie fein Vater Amazia gethan hatte [also nicht von ganzem Herzen und mit festem Bestand Kap. is, 2]. Z. Und er suchte Gott, so lange Sacharja lebte, der Lehrer in den Geschichieu Gottes [der in die Geheimnisse Gottes eingeweihte und Andere in der Furcht Gottes unterweisende Propbet L, Kön. 15, 3 Anm.]; und so lange er den HEtru suchte, ließ ihm Gott [seine mancherlei Unternehmungen zur Hebung der Wohlfahrt des Landes] gelingen. s. Denn er zog ans smit seinem Kriegsvolis und stritt wider die Philister; und zerriß die Mauern zu Gath [Jos. is, 2 Anm.], und die Mauern zu Jabue [Jos. l5, II] und die Mauern zu Asdod [1. Sain 29, 5 Anm.]; und bauete Städte um Addod [in dem eroberten Gebiet dieses Orts] und unter den Philistern [überhaupt- um sie durch eine darein gelegie Besatzuug in Unter- wiirsigkeit zu erhalten] . 7. Denn Gott half ihm wider die Philister [und andere benachbarte VölkerschasteuL wide: die Araber, wider die zu Gar-Bau! lnicht näher bekannt] , nnd wider die Menniter [im Lande Edom Richt. 10, is; 4. Mos. 21, l0 Anm.]. 8. Und die Ammoniter gaben Usia [Huldi- digungsd Geschenke, und er ward berühmt sdehnte seine Herrschaft OUSL bis man kommt in Egvpteu [bis zur Grenze dieses Landes]; denn er ward immer stärker und stärker sindem er einen Sieg nach dem andern erlangte] 9. Und Usia baueie Thürme zu Jerusalem sauf der die Stadt namentlich gegen Niitternacht schützendem den Zion umgebenden Mauer, nämlich] am Eckthor [an der nordwestlichen Seite Kap. 25, 23], nnd am Thallhor fnicht weit von dort, an der Stelle des jetzigen Jafsathores gelegen, s. den Carton zu Karte lIl.: 1J- Und an andern Ecken [an den einspringenden Winkeln der OstseiteL nnd befestigie sie fdurch Ausriistung mit allen Mitteln der Vertheidigung]. 10. Er bauete auch Schlbsser sThürmej in der Wüste lsüdösilich von Jerusalem, nach dem todten Meere zu, zum Schutze der dortigen Heer: den], nnd grub viel Brunnen [zu ihrer Versor- gung mit Wasser]; denn er hatte viel Vieh [in dieser Wüste, sowie auch anderwärts], beide in den Auen [in der Niederung zwischen dem Gebirge Juda und dem mittelländischen Meer] und auf den Ebenen sjenfeit des Jordan im Stammlande Rubenjz auch Aclerleute und Weiugcirtner au den Bergen und am Carmel [in den Fruchtgefik den der Ebene], denn er hatte Lust zu Acierwert 11. Und Usia hatte eine Macht zum Streit [in geordneten Haufen], die in«s Heer zogen, von Kriegsknechtem in der Zahl gerechnet snach einer ausdrücklich vorgenommenen MusierungL unter der Hand Jeiel, des Schreibers, und Maeseja, des Antlmannö, [welche beide Männer standen] unter der Hand Hananja aus den Obersten des Königs. 12. Und die Zahl der vornehmsten Väter unter den starken Kriegern war zweitausend und sechs hundert. is. Und unter ihrer Hand die Heermacht drei hundert tausend, und sieben tausend und fünf hundert l307,500J zum Streit geschickt tu Heere- iraft, zu helfen dem Könige wider die Feinde. 14. Und Usia schickte ihnen für das ganze Heer Schilde, Spieße, Heime, Panzey Bogen und Schleudersteinu 15. Und machte zu Jerusalem Brustwkhren iünstlich skünstliche Schleudertnaschinen oder Vati- sten’«], die auf den Thürmen und Ecken sein sollten, zu schießen mit Pfeilen und großen Steinen. Und sein Gerücht kam weit aus, darum, daß ihm sou- derlich geholfen ward [und er in allen seinen Un- ternehmungen ein außerordentliches Glück hatte], bis er mächtig ward. V) Alexander der Große hat zweierlei Belagerungs- geschiitze bei seinen Feldzügen gebraucht: das eine l26 2. Chronika 26, 16-—23. 27, 1——9. 28, 1——6. ins, wodurch ein Geschoß im Kernschuß geworfen wurde, wie gegenwärtig bei uns (seit Erfindung deo Schießpuloers im l4.Jahrh.) die Kugel aus der Kanone, hieß der Katapulh das andere (i)), mit welchem man mehrere Centner schwere Steine aus eine Entfernung von einer halben Viertelstunde im Bogenschuß werfen konnte, hieß gie kBaliste. An letztere haben wir wohl auch hier zu en en «« di. l6——23. Jttg Usia immer niachtiger geworden, verfällt er in Herzenshochmatm der in verderblichen thun— delu ausartet; denn er frevelt an dem Mitten, feinem Gott, indem er in dag Heilige der« Tempels eindringt, um anf dem Räiuhaltar zu räacherm Isaria, der Hohe— Priester, nnd achtzig andere Priester eilen ihm nach nnd wollen fein Beginnen verhindern; aber der König braust im Zorne wider sie auf — da ereilt ihn Gottes Gericht, denn cr wird auf der Stelle angfätzig und must fortan bis zu seinen! Ende im Sierhhaufe zubringen, ohne den Tempel je wieder besuchen und die Regierung selbst wie— der führen zu können. Jena; feine Leiche kommt nicht in die Rönigggrufy sondern wird in dem Felde daneben beigesetzt. vgl. L. Nu. is, 5-—7. 16. Und da er mächtig worden war [V. 15], erhub sich fein Herz zu seinem Verderben. Denn er vergriff sich an dem HErru, seinem Gott [indem er sich der stolzen Einbildung hingab, daß das Königthum das Recht des Priesterthums in sich schließe], und ging [um thatsächlich zu zeigen, wie die Priesierschaft nur als Stellvertreterin des Kö- " nigs ihr Amt vermalte, und dieser, wenn es ihm gut dünke, anch einmal selber als Priester fungi- re» könne] in den Tempel des HErrn, zu tauchen: auf dem Ränchaltan 17. Aber Asarja, der sdamalige Hohe-J Priester, ging ihm nach, und achtzig Priester des HErrn mit ihm, redliche Leute sdie insgesammt den Muth hatten, dem König entgegenzutretenjz l 18. Und stunden wider Usia, den König [tra- ten an ihn heraus, und sprachen zu ihm: Es gebührt dir, Usia, nicht, zu raachern dem HGrrn; sondern den Priestern, Aarons Kindern, die zu rcinchern geheiliget sind [4. samt. is, 7]. Gehe heraus aus dem Heiligthum, denn du vergreifest dich; und es wird dir keine Ehre sein vor Gott, dem HErrn [sondern wird sein Strafgericht über dich herausfordern 4. Mos. 16]. 19. Aber Usia ward zornig, and hatte ein Rciuchfaß in der Hand [womit er eben das Räuch- opfer verrichten wollte]. Und da er mit den Prie- stern wartete, fuhr der Aussag aus an seiner Stirn vor den Priestern, im ause des HErru vor dem Räuchaltar [neben welchem die ganze Verhandlung vor sich ging]. 20. Und Asarja, der oberste Priester, wandte das Haupt zu ihm, und alle Priester sals er bei dem plötzlichen Ausbrechen des Aussatzmaals vor Schreck znsammenfuhiL und siehe, da war et ausscitzig an seiner Stirn; und sie stießen ihn von dannen sbrachten ihn eilends aus dem Heiligthum hinaus, damit er es nicht durch längere Anwesen- heit oerunreiniges Er eilete auch selbst heraus zu gehen, denn seine Plage war vom HErrn [und hatte seinen Ucbermuth auf einmal gebrochen) 21. Also war Usia, der König, aussahig bis an seinen Tod, und wohnete in einem sondern Hause aussclszig [3. Mof is, 46]; denn er ward verstoßen stvar forthin ausgeschlossenj vom Hause des HErrn [und mußte auch von dem Verkehr mit Andern sich zurückziehens Jotham aber, sein Sohn, stund des Königs Hause vor, und richtete das Volk im Lande sals ersier Minister seines Vaters, in dessen Namen er die Regentschaft führte) 22. Was aber mehr von Usia zu sagen ist, beide das Erste und das Letzte, hat beschrieben der Prophct Jesaia, der Sohn Amoz sder im Todes- iahr dieses Königs die Prophetenweihe empfing 2, Kön. 15, 7 Anm.]. 23. Und Usia entschllef mit seinen Vätern, und sie begraben ihn bei seine Vater [aber nicht in der eigentlichen Königsgruft 1. Kön. 2, 10 Anna, sondern] im Acker bei dem Begräbnis der Könige [auf einem nahe dabei gelegenen Feldstückh denn sie sprachen: Er ist ausscigig [und soll nicht die geweihte Stätte mit seiner Leiche verunreinigens Und Heilsam, sein Sohn, ward König an seine Statt. Das N. Kapitel. Jotham macht die Ammoniter zinsliar. I« v.1—6. Jotham regiert 16 Jahre lang nber Sada in gottgefälligen! Handeln, indem er zwar, wie fein Vater, den tjöhendiensi nicht auszurotten vermag, aber dort; nicht, wie dieser, das Jlmt der Priester sieh anmaßt. Inn) Usia’s gute Regierung, Frevelmuth und Aussatz. Jotham’s frommes und weises Regimenr 127 feine Regierung dient dazu, Jnda zu hoher Macht nnd Blüthe zu erheben; denn er baut am Tempel nnd an der Stadtmauer, legt Städte anf dem Gebirge Juda und Burgen nnd Thürnie in Walddiririchleci an, dazu führt er erfolgreichen Krieg mit den Jimmoniterm die er zins- pflichtig macht, und richtet feine Wege vor dem Hatten, feinem Gott. Vgl. L. Nu· is, 32——35. 1. Jotham war fünf und zwanzig Jahr alt, da er [nach mehrjähriger Regentschaft an Stelle seines Vaters Kap. 26, 21 im J. 758 o. Chr.] König ward, und regierete sechzehn Jahr [bis 7421 zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Jerusa, eine Tochter Zadot 2. Und that, das dem HErrn wohl gefiel, wie sein Vater Usia gethan hatte, ohne, daß er nicht [wie dieser Kap. 26, 16 ff] in den Tempel des HErrn ging, und das Volk sich noch verder- bete fin seinem oerderblichen Treiben beharrete, indem es fortfuhr, auf den Höhen zu opfern und anzubeten 2, Kön 15, 85J. Z. Ei? bauete das hohe fan der Nordfeite des inneren Vorhofs befindlichej Thot am Hause des HErrn, nnd an der Mauer Ophel [die auch die füdliche Abdachung des Tempelberges in die Be- feftigungen Jerusalems hereinziehen folltejs bauete et viel [um so Stadt nnd Tempel gegen alle Angriffe von Süden und Osten zu schützen Kap. 26, 2]. 4. Und bauete die Städte anf dem Gebirge Juda, und in den Wäldern baueie er Schlösser und Thurme U. 2. Kön. 15, 35]. Z. Und er stritt mit dem Könige der Kinder stimmen, nnd er ward ihrer mächtig, daß ihm die Kinder Ammon dasselbe Jahr gaben hundert Cent- ner Silbers [261,800 Thlr., 2. Mut. so, 13 Anm.], zehn tausend Cor [2. Mof 16, 36 Anm.] Weizen, nnd zehn tausend [Cor] Gerfte f= 36,6i362z pr.Scheffe1]. So viel gaben ihm die Kinder Ammon auch im andern und im dritten he. is. Also ward Jotham mächtig; denn er rich- tete seine Wege vor dem HErrn, seinem Gott fbestrebte sich, fest und beharrlich vor ihm zu wandeln) H« V. 7—9. In setreff der übrigen Denlkmürdigtkeiten ans Iotham’s Regierung verweist der Verfasser auf seine gewöhnliche Quelle nnd fkhließt feinen Bericht iiber ihn mit den fchon oben gemachten Angaben über Beginn und Dauer feiner Regierung; feine dtnhestütte fand der fromme nnd wohlthäiige König an der ehrrnootlen Stelle der Köuigsgrnft Vgl. L. Nu. is, 36 —38. 7. Was aber mehr von Jotham zu sagen ist, Und alle seine Streite [die Kriege, die er außer dem in V. 5 erwähnten geführt hat], nnd »seiue Wege, siehe das ist geschrieben im Buch der Kouige Jsrael nnd Juda [1. Chron So, 30 Anm.]. 8. Funf und zwanzig Jahr alt war er [wie schon V. 1 gefagt], da er König ward, und re- gierete sechzehn Jahr zu Jerusalem [oon 758 bis 742 v. Chr.]. 9. Und Jotham eutfchlies mit feinen Vätern, und sie begruben ihn in der Stadt Davids [1. Kost. 2, 10 Anm.]. Und sein Sohn Ahas ward König an seine Statt. Das 28. Kapitel. Ilon Elsas, dem Könige in Iuda, nnd feinem gottcofen Wesen; l- v. 1—16. I» Ahas hat das nein; sum: seine: gan- losrfien Könige einen anf dein Thron, der ganz in den Wegen der Könige Ssraels wandelt. Das wird um fo oerderbticher für das than- Davids und das doll- Sud-I, als gerade in seine Zeit eine wichtige Entscheidung füllt durch die 8edrängniß, die dtezin von Shrien nnd peliah von Jsrael dem Reiche bereiten, anf der einen, und die verlortunde Aussicht, bei den! affhrischeu drei-he Hilfe zu siuden, anf der andern Seite. Zu dem sehr tenrz ge- faßten Bericht über den fhrifkhsephraimitifihen Krieg in den Büchern der Könige liefert unser Wert: iiemlith um· fang— nnd gehaltreiche Ergänzungen nnd erzählt nament- tirh ein fcljönes tsegebnih das der blutigen Kalaftrophe jenes Kriege durch den Einfluß eines Propheten in Øphraini folgte. dgl. L. Kön Its, l——9. l. Ahas ·war zwanzig Jahr alt, da er König ward, und regterete sechzehn Jahr foon 742—727 v. Chr.] zu Jerusalem, und that nicht, das dem FErrn wohl gefiel, wie fein Vater David kgethan at « 2.’ Sondern wandelte in den Wegen der Kö- nige Jsrael [indem er, gleichwie Joram nnd Ahasja Kap. 21, 6; 22, 3, dem Kälberdienst huldigtef Dazu machte er gegoffene Bilder Vaalim [führte also sogar den Baalsdienst in Jerusalem eiu]; 3. Und räucherte im Thal der Kinder Hinnom [1.Kou. i, 33 Anm.], und verbrannte feine Söhne [einen feiner Söhne 2. Kön. 16, 3 Anm.] mit Feuer, nach dem Greuel der Heiden, die der HErr vor den Kindern Jsrael vertrieben hatte [5. Mof. 18, 9 f.; 2.Kön.17, 15 ZU; 4. Und opferte nnd raucherte anf den Höhen, und auf den Hiigelm nnd unter allen grünen Bäu- men [bis er dann den Gottesdienst im Tempel völlig beseitigte V. 24]. Z. Darum gab ihn [als im J. 741 der fyrifch- ephraimitifche Krieg Jes. 7, l Anm. ausbrachj der HErr, sein Gott, in die Hand des Königs [Rezin] zu Shrien [der durch das Ostsordanland seinen Marfch nahm und dem er dort den Weg verlegen wollte], daß fce ihn schlugen, und einen großen Haufen von den Seinen gefangen wegfüisp reten, und gen Damasius brachten. Auch ward er gegeben unter die Hand des Königs [Pekah von] Jsrael [d·er von Norden her vordrang], daß er kPekahj eine große Schlacht» an ihm that. » Denn Peiah, der Sohn» Remalja, schlug in Juda hundert nnd zwanzig tausend anf einen 128 Z. Chronika 28, 7——27. 29,1. Tag, die alle redliche stapsere und kriegStüchtigeJ Leute waren; darum, daß sie den HErrn, ihrer Väter Gott, verließen [gab er sie in die Gewalt ihrer Feinde] 7. Und Siebel, ein Gewaltiger in Ephralm erwürgete Masse-ja, den Sohn des Königs seinen Prinzen des königlichen Hauses, nicht gerade einen Sohn des Ahas, dessen Kinder damals noch ganz klein waren], nnd Asritam, den Hausfürsten [einen hohen Beamten des königlichen HausesL und Eliana, den Nächsten nach dem Könige sseinen Premier-Minister]. 8. Und die Kinder Israel führeten gefangen weg von ihren Brüdern sden Kindern Juda] zwei hundert tausend Weiber, Söhne und Töchterz und nahmen dazu großen Raub von ihnen, nnd brach- ten den Raub gen Samaria. 9. Es war aber daselbst szu Samaria] ein Provhet des HErrn, der hieß Oded sein Zeit- und Geistesgenosse des Propheten Hosen 2. Kön. 14, 29 Anm.], der ging heraus, dem Heer entgegen, das gen Samaria kam [vgi. Kan t5, 1 ff.], und svrach zu ihnen: Siehe, weil der HErr, eurer Väter Gott, über Juda zornig ist, hat er sie in eure Hände gegeben; ihr aber habt sie erwürget, so grenlich, daß es in den Himmel reicher fund. Gottes Strafe herausfordert]. la. Nun gedeutet ihr die Kinder Juda und Jerusalems ssdenen der HErr nur auf eine kleine Zeit seine Hilfe entzogen hat] euch zu unterwerfen zu Knechten und Mägden. Jst das denn nicht feine neue, gehäuste] Schuld bei eueh wider den HErrn, euren Gott [gegen den ihr ohnedies schon so viele Verschuldungen habt]? It. So gehorchet mir nun sdamit ihr nicht in weit größere Strafgerichte Gottes verfallet, als von denen die Kinder Juda und Jerusalem ietzt betrossen smd], und bringet die Gefangenen wieder hin, die ihr habt weggeführet aus euren Brüdern; denn des HErrn Zorn ist über euch ergrimmt. 12. Da machten steh auf [aus der Umgebung des Propheten und des mit ihm vor das Thor von Samaria hinausgegangenen Volkes] etltehc unter den Vornehmsten der Kinder Evhraimx Maria, der Sobn Johanna, Verechja, der Sohn Mesillemoth, Jehisiia, der Sohn Salluut, und Amasa, der Sohn Hadlai, wider die, so aus dem Heer kamen straten dem mit den Gefangenen nach der Stadt kommenden Soldaten entgegen], 13. Und sprachen zu ihnen: Jhr sollt die Gefangenen nicht herein bringen; denn ihr ge- denket fbringet mit dem, was ihr vorhabe] nur Schuld vor dem HErrn über uns, auf daß ihr unserer Sünde und Schuld desto mehr machetz denn es ist zuvor der Schuld zu viel, und der Zorn über Israel ergrimmet. 14. Da ließen die Geharnlschten [eben jene Soldaten] die Gefangenen und den Raub vor den [vier, vorhin genannten] Obersten, und vor der ganzen Gemeine. 15. Da stunden aus die Männer, die seht mit Namen genannt sind [V. 12], und nahmen die Gefangenen- nnd alle, die bloß sihrer Kleidung beraubt] unter ihnen waren, zogen sie an von dem Geraubten, und tleideten sie, und. zogen ihnen Schuhe an, und gaben ihnen zu essen und zu trinken, und salbeten sie, und führeten sie aus Eselu alle, die schwach waren, und brachten sie gen Jericho zur Palmenstadt [Jos. 6- I Anna] bei ihre Brüder [bis über die Grenze des südlichen Reiches]; « und kamen wieder gen Samaria. Nach einein so gräßlichen Blutbade (V. 6 ff) ist eine solchc Machtäußerung der gewaltsam znrückgedrängiem durch Prophetenwort entflammten Vruderliebe nicht zu verwundern; ein älteres Seitenstück dazu ist die Ver« hinderung des Bruderkrieges durch Setnaja Kuh. il, 2 ff. (Delitzich.) Its. Zu derselben Zeit sals die Kinder Juda die zwei großen Schlachten V. 5 ff. verloren hat- ten und die siegreichen Heere der beiden verbün- deten Feinde gegen Jerusalem vorrückten 2. Kön. 16, D] sandte der König Ahas [die Verheißung göttlicher Hilfe» durch den Mund des Propheten Jesaia Jes. 7, l ff. ungläubig verachtend] zu den Königen von Assur, daß sie ihm hülfen [nnd Ti- glath-Pilneser, der König zu Assyrien, brachte ihm auch wirklich für den Augenblick Befreiung 2, Kön 16, 9, wurde jedoch später sein Dränger V. 20 f.]. il· v.17—27. de: nkieosksuxiansschkkitikk zutxn hieraus nun) andere Strasverhångnisse ans, die drn gottlosen näh— nig theils während des syrisclpeuhraimitischeu Krirgs selber, theils in Folge seiner Verbindung mit dem M— nige von Zissnrien trafen; aber das alles braune bei ihm auch nicht einen Anfang der blntltrhr zuwege, vielmehr nahm seine Goitlosiglieit immer nicht in, bis er vollstän- dig zu einem Helden ward, in roher Gemalt sich an drn Temurlgrräihen vergriss und die Trmpelthore schloß. vgl. L. hört. 16, 10—20. 17. lind es kamen abermal [richtiger: über dem, um die Bedrängniß des Ahas während des oben erzählten svrisclyephraimitischen Krieges voll zu machen] die Edomtter swelche der König Rezin von Syrien von der judäischen Oberherrschaft auf seinem Zuge durch das Ostjordanland bis an den älanitischen Meerbusen frei gemacht hatte 2. Kön. 16, 6], und, schlugeu Juda [in dessen Land sie eintielen], nnd führten etliche [gefangen] weg. 18. Auch thaten sich die Philister nieder in den Städten [die] in der Aue [in der Ebene Se- phela, f. Karte lll.] nnd gegen Mittag Juda [in dem sog. Südlande lagen], nnd gewannen Beth- Semes [3 Meilen westlich von Jerusalem], Ajalon [im Stammgebiete Dan Jus. II, 42J, Gedekoth svielleicht das jeßige German, südwestlich von Ekron Ahas Jotham’s Sohn, ein gottloser König. Der fyriichæphraitnitische Krieg. 129 Jos· 15, 361 und Socho [in der Niederung Jos. 15, 351 mit ihren Töchtern [den von ihr abhän- gigen kleineren Städten], nnd Thimna W, St. westlichvon Bethsemes, Grenzstadt zwilchen Dan und Juda Jus. 15, 10; 19, 43] mit ihren Töch- teilt, nnd Gimsp ljetzt Dsohimsih 3J4»Meil. süd- östlich von Lydda] mit ihren Töchtern, und wohne- ten drinnen. 19. Denn der HErr demüthigte Juda um Ahas willen, des Königs Juda, darum, daß er Juda [Kap. 21, 2 Auen] bloß labtriinnig 2. Mos. 32, 251 machte, und vergrisf sich an dem HErrn fnarh anderer Uebersetzung: darum, daß er zügellos handelte in Juda und arg sich versitndigte an dem HErrn]. 20. Und es kam lspäter, als dem fyrifchen Reiche durch die Assyrer ein Ende gemacht 2. Kön. 16, 9 nnd auch das Reich Israel gar sehr durch sie geschwächt worden war 2. Kön. 15, 29] wider ihn Tiglath-Pilneser, der König zu Asshrien sdefsen Hilfe er zuvor angerufen V. l6], der belagerte ihn fnun selber in seiner HauptftadtL aber er konnte ihn fvermuthlich weil die politischen Ver- hältnisse seiner Heimath zu einem baldigen Abzug ihn nöthigten] nicht gewinnen [sondern er mußte sich mit einem jährlichen Tribut begnügen, zu dem Ahas sich gegen ihn verpflichtete L, Kön. 16, 18 Anm.]. U. [So brachte das in V. 16 erwähnte un- göttliche Verhalten des Königs unfägliches Unheil über das Land.] Denn Ahas [um die asshrische Weltmacht zu feiner Hilfe wider Rezin von Syrien und Pekah von Israel zu gewinnen] theilte das Haus des HErrn, und das Haus des Königs nnd det Obersten [entnahm theils aus dem Tempel- fchatze, theils aus dem Schatz des Königs und der hohenBeamtem die im königlichen Palaste wohn- ten, das Silber und Gold], das er dem Könige zu Tlssnr gab [2. Kein. 16, 8]; aber es half ihm [wie vorhin V. 20 dargelegt worden] nichts. 22. Dazu in seiner Noth machte der König des Vergreifens am HErrn noch mehr kais dessen er bis dahin schon sich schuldig gemacht hatte], 2Z. Und opferte [wohl zu derselben Zeit, wo er, von den Shrern nnd Jsraeliten in seiner Haupt: stadt so hart bedränghim Thal der Kinder Hin: nom räucherte und seinen Sohn durchs Feuer gehen ließ V. 3] den Göttern zu Damastus, die [seiner heidnifchen Anschauungsweise nach] ihn ge: schlagen hatten [V. 5], nnd sprach: Die Götter der Könige zu Shrien helfen ihnen, darum will ich ihnen opfern, daß fte mir auch helfen; so doch dieselben ihm und dem ganzen Jsrael sgerade hier- durch, daß er fein Vertrauen und seinen Dienst ihnen zuwandte] ein Fall waren [zu immer schwe- rerer Versiindigung gereichten]. 24. Und Ahas [in Folge feiner Anlehnung an die asshrische Weltmacht zuletzt ganz in heidnisches DächfePs Bibelweth Wesen versunken] brachte [hernachmals] znhanf die Gefäße des Hauses, nnd sammelte szerstückte 2. Klio. 16, 17 f«] die Gefäße im Hause Gottes, nnd schloß [den Jehovadienst jetzt völlig einstellend, während er bisher denselben neben dem Bilder- und Götzendienst noch hatte bestehen lassen] die Thüren zu am Hause des HErrn, nnd machte ihm Altare in allen Winkeln zu Jerusalem. 25. Und in den Stadien Juda hin nnd her machte er Höhen, zu ränchern anderen Göttern; und reizte [mit all diesem gräulichen Unwesen] den HErrn, feiner Väter Gott [zu äußerstem Zorn]. 26. Was aber mehr von ihm zu sagen ist, und alle seine Wege, beide die ersten und letzten, siehe, das ist geschrieben im Buch der Könige Juda und Israel [1. Chron. 30, 30 Anm.]. 27. Und Ahas cntfchlief [im J. 727 o. Chr] mit seinen Vätern, nnd sie begraben ihn in der Stadt zu Jerusalem [an die Stelle, wohin Assa, Joram und Usia beerdigt worden waren Kap. 16, I4; 21- 205 26, 23]; denn sie brachten ihn [sei- ner gottlosen Regierung wegen] nicht unter die Gräber der Könige Israel sdie mit David in ein und dieselbe Gruft kamen l. Kön. 2, 10 Anm.]. Und sein Sohn Jehislia soder Hiskiaj ward König an seine Statt. Das W. Kapitel. Jehiskia richtet den reithten gottesdienfi wieder an. l· n. 1—-36. Ja» Hiskia wie: Jst-isten- geuquun im Es. Iahr seinen Alters den Thron besteigt, besindet hu) das bleich Juda in Folg: der lluglüciisschlägtz welche dahelbe unter Jlhar getroffen nnd zuletzt in die Abhän- gigkeit von Jtssyrien geführt hatten, in der äußersten politischen Ohnmacht, während im Innern durch die Herrschaft der Jtbgölterei nnd die damit zusammenhän- gende sittliche Entartung die Verkommenheit aufs Jlergfte gediehen. Demgemäß sehen wir Higleta eifrig ein zwie- fachen Ziel verfolgen: einerseits dnrth Beseitigung de- Götzendiensies nnd rjerflellnng der rechtmäßigen Gottes— dienftordnnng den religiöwflttlicheu Zustand des vollem; zn heben, andererseits durch Zlbschätlelnng des afshrtskijen Joche dem Lande die Selbständigkeit wieder zn gewinnen. Indem der prophetische Verfasser der Könignbümer diese zweite Thättglerit des frommen nnd non Gott gesegueten Königs hauptsächlich inbi Jlnge faßt, über seine erfor- matorische Thättglkeit dagegen nur snmmarisktj beeilt-let, ist en gerade die Gallura-Reform, bei welcher der Chronlli mit besonderen: Interesse verweilt. wir hören daher Inn-Ahn, wie bereits im erßen Monat den uaih seine: Theonbefleigung beginnenden neuen Jahres hiobia durch Priester nnd tlkeniten den Tempel reinigen läßt nnd nun unter feierlirhen Opfern, in welchen das Voll: seine Säude sühnt und dem ankern, seinem Gotte, seinen Pszanteldaäbringy den Sehonadirnst erneuert. vgl. L. Un. , . l. Iehiscia svollständige Form Jes l, I; Micha l, 1., wofür anderwärts die abgekürzte «Hiskia«] war funf nnd zwanzig Jahr alt, da er X. c. I, Z· 9 130 2. Chronika 29, 2——36. König ward, und regierete neun nnd zwanzig Jahr kvon 727—-698 v. Chr] zu Jerusalem. Seine Mutter hieß Abia, eine Tochter Zacbarja [2· Kötn 18, 3 Aum.]. Z. Und er that, das dem HGrrn wohl gefiel, wie sein Vater David [indem er dem HErrn be- ständig anbing und nicht hinten von ihm abwich]. 3. Er that auf die Thüren am Hause des HEtru [welche sein Vater Ahas zugeschlossen hatte Kap. 28- 241. im ersten Monden des ersten Jahrs seines Königreichs [im Monat Abib oder Nisan des J. 726 v. Chr., nachdem er etwa V, Jahr zuvor zur Regierung gekommenL nnd besestigte sie [baute sie aufs Neue und stellte ihre Aus- schmückung wieder her Z. Kön. 18, 16]. 4. Und brachte hinein die Priester nnd Le- viten, nnd versammelte sie auf der breiten Gasse gegen Morgen sauf dem östlichen freien Platz vor dem Tempel oder in dem inneren Vorhof Esra 10, 9], Z. Und sprach zu ihnen: Höret mir zu, ihr Lehnen: Heiliger euch nun [2. Mos 19, 10 f.], daß ihr heiliget das Hans des HErrn, eurer Väter Gottes, und thut heraus den Unflath salles gossen- dienerifchen Wesens] ans dem Heiligthnm C. Denn unsere Väter sAhas und seine Zeit- genossen] haben sieh vergriffen [an dem Heilig- thume Gottes], nnd gethan, das dem HErrn, un- serm Gott, übel gesällt, und haben ihn verlassen. Denn sie haben ihr Angesicht von der Wohnung des HErrn gewandt, nnd [ihr] den Rücken zuge- kehrt [indem sie den rechten Gottesdienst im Tem- pel völlig ausgaben]- 7. Und haben die Thier an der Halle [des Tempelhauses I. Kön. 6, 33 f.] zugeschlossen, und die Lampen ausgelöscht, nnd iein Rauchwert ge- räuchert, nnd kein Brandopser gethan im Heilig- thum dem Gott Israel [Kap. 24, 18]. » 8. Daher ist der Zorn des HErrn nber Juda und Jerusalem gekommen, und hat sie gegeben in Zerstreuung nnd Verwüstung [durch die Hand der Shrer, Ephraimitecy Philister, Edomiter nnd As- syrer Kap. 28, 5 ff. 17 if. 20 f.], daß man sie anpseist [auf’s Schnödeste oerachtet und seinen Spott mit ihnen treibt Jerem. 51, 37; Klagel. 2, 15], wie ihr mit euren Augen sehet. s. Denn siehe, um desselben willen sind unsere Väter gefallen durch’s Schwert, unsere Sohne, Töchter und Weiber sind weggesnhrt [Kap« 28, S. 8]. 10. Nun [damit wir aus solchem Elend mö- gen errettet werden] hab ich’s im Sinn, einen Bund zu machen mit dem HErrn, dem Gott Jsrael [indem alles Volk öffentlich zu neuem Gehorsam gegen ihn sich verpflichtet] , daß sein Zorn nnd Grimm sich von uns wende [und seine Gnade und Hilfe sich wieder zu uns kehre]. II. Nun, meine Söhne sihr Pkiestsk UND Leviten], seid nicht hinlässig [vielmehr erwecket euch, recht treu und eifrig euch zu erweisen in den Verrichtungen, die euch obliegen]; denn ench hat der HErr erwählt, daß ihr vor ihm stehen sollt, und daß ihr seine Diener und Räucherer seid. 12. Da [durch solche freundliche und eindring- liche Ansprache des Königs zu heiligem Eifer er- weckt] machten sich auf die Lehnen: Mahath, der Sohn Amasai, und Joel, der Sohn Asarja, aus den Kindern der Kahathitery Aus den Kindern aber Merari: Kis, der Sohn Abdi, und Asarja, der Sohn Jehaleleel Aber aus den Kindern der Gersoniter: Joab, der Sohn Simma, und Eben, der Sohn Joah 13. Und ans den Kindern Elizapham Simri und Jeiel. Und ans den Kindern Assaph: Sa- charja und Mathanja. 14. Und ans den Kindern Heman: Jehiel und Simri. Und aus den Kindern Jeduthum Semaja nnd Usiel. is. Und sie [diese 14 Häupter levitischer Fa- milien] versammelten ihre Brüder [die zu ihren Familien gehörigen Leoiten], nnd heiligten sieh, nnd gingen [nach vollbrachter Heiligung] hinein, nach dem Gebote des Königs sdas er entnommen] aus dem Worte des HErrn, zu reinigen das Hans des HErrn. Its. Die Priester aber gingen hinein inwendig in das Hans des HErrn [in das eigentliche Tempel- haus, wohin die Leviten nicht kommen durften], zu reinigen, und thaten alle Unreinigleit kdes Götzem dienstes], die im Tempel des HErrn funden ward, auf den Hof am Hause des HErrnz nnd die Le- viten nahmen sie aus, nnd trugen sie hinaus in den Bach Kidron [2. Kein. 23, 12]. 17. Sie fingen aber an am ersten Tage des ersten Monden [am I. Abib des J. 7261 sich zu heiligen; und am achten Tage des Monden gin en sie swie vorhin erzählt wurde] in die Halle es HErrn, und heiligten das Haus des HErru acht Tage [dabei wurde wohl auch die eherue Schlange zertrümmert 2. Kön. 18, 4J- nnd vollendeten es am sechzehnten Tage des ersten Monden. 18. Und sie gingen [nach vollbrachtem Werk] hinein [in den Palast auf Zion] zum König Hiskia sihm Bericht zu ersiatten], nnd sprachen: Wir haben sdeinem Befehle V. 5 gemäß] gereinigt das ganze Hans des HGrrn, den Braudopferaltar und alle seine Geteilt-e, den Tisch der Sehanbrode, nnd alle sein Geräthe, 19. Und alle Gefäße, die der König Ahas, da er König war, weggeworfen [dem heiligen Ge- brauche entzogen Kap. 28, 241 hatte, d« ex sich versimdigte, die haben wir zngerichtet [wieder in Ordnung gebracht] nnd [auf’s Neue für den gottes- dienstlichen Gebrauch] geheiligt; siehe, sie sind vor dem Altar des HEktn [dem Brandopferaltars Ahas Sohn, Hiskia, ein frommer König, stellt den Jehooadienst wieder her. 131 20. Da machte sich der König Histia [am andern Tage, dem 17. Abib oder Nisan] frühe auf, nnd versammelte die Obersten der Stadt, und ging [mit ihnen] hinauf zum Haufe des HErrn 21. Und brachten herzu sieben Farren, sieben Widder, sieben Lämmer fzum BrandopferL nnd sieben Ztegenböcie zum Sündopfen für das König- reich fdas königliche Haus], für das Heiligthum, und für Judaz under sprach zu den Priestern, den Kindern Aaron, daß sie opfern sollten auf dem Altar des HErrn. 22. Da schlachteten sie die Mutter, nnd die Priester nahmen das Blut, und sprengten es auf den Altar; und schlachteten die Widder, und spreng- ten das Blut anf den Altar; und schlachteten die Lämmer, nnd sprengten das Blut auf den Altar; 23. Und brachten die Blicke zum Sündopfer vor den König und die Gemeine, nnd legten die Hände auf sle [indem sie ein Bekenntniß der Sünden sprachen 3. Mos 16, 21].i 24. Und die Priester schlachteten sie, und ent- sündigten ihr Blut auf dem Altar kbestrichen mit einem Theile des Bluts die Hörner des Altars und gossen dann das übrige Blut an den Fuß des Altare aus Z. Mai. 4, 30], zu versöhnen das ganze Israel sauch das der nördlichen Stämme, da der Tempel das Gesammtheiligthum des gan- zen Jsrael war]. Denn der König halte befohlen, Brandopfer und Sündopfer zu thun für das ganze Israel fund so die Reinignngs- und Einweihungsk feier in gesetzlicher Weise zu vollziehens 25. Und er stellte die Leviten im Hause des HErrn mit Eymbeln, Pfalteru nnd Harfen, wie es David befohlen hatte, und Gad, der Schauer des Königs, und der Propbet Nathan; denn es war des HErrn Gebot durch feine Propheten [was David über den gottesdienstlichen Gesang der Le- viten oerordnet hatte]. 26. Und die Leviten stunden mit den Saiten- spielen Davids [1»Ch1«0U« 24- 5], und die Prie- ster mit den Trommeten. 27. Und Hiskia hieß sie Brandopfer thun auf dem Altar. Und um die Zeit, da man anfing das Brandopfer, fing auch an der Gesang des HErrty und die Trommeten, und [das Spiel] auf mancher- let Saitenspiel Davids, des Königs Israel [1. Kön. 10, 12 Anm.]. 28. Und die ganze Gemeine betete an; und der Gesang der Sänger, und das Trommeten der Trommeter währte alles, bis das Brandopfer aus- gerichtet war. 29. Da nun das Brandopfer ausgerichtet war, beugte sich der König, und alle, die bei ihm vorhanden waren, nnd beteten an. sit. Und der König Hiskia, sammt den Ober- sten, hieß die Leviten den HErrn loben mit dem Gedicht [den Psalmen] Davids und Affaph’s, des Schsllcts Und sie lobten mit Freuden, und neig- ten sich, nnd beteten an. 31. llnd Hjskia antwortete, und sprach: Nun habt ibr eure Hause gefüllt dem HEmc kmit Dak- bringnng der Opfer auf’s Neue von eurem Amte Besitz ergriffetqz tretet hinzu, und bringet her die Opfer und Lobopfer zum Hause des HErrn. Und die Gemeine brachte herzu Opfer Uid Lobopfer, und jedermann freiwilliges Herzens Brandopfer. 32. Und die Zahl der Brandopfer, so die Gemeine herzu brachte, war siebenzig Rinden hun- dert Widder, und zwei hundert Lämmer; und sol- ches alles zu Brandopfer dem Hütten. 33. Und sie heiligteu sechs hundert Rinde: und drei tausend Schafe. M. Aber der Priester waren zu wenig, und konnten nicht allen Brandopfern die Haut abziehen swas in diesem Falle mit zu ihrer Amtsoerrichtnng gehörte]; darum nahmen ste ihre Brüder, die Le- vtten lzu Hilfe], bis das Werk ausgerichtet ward, und bis sich die [noch übrigen] Priester heiligtkzk Denn die Leviten find leichter zu heiligen, weder« dte Priester fihre Heiligung . erfordert nicht soviel Umstande, als dte·der Priester; sie hatten aber auch sich berektwtlliger dazu gezeigt, als die bei Einführung des Götzendienstes durch Ahas mehr betheiligten Priester) H» Das Wörtchen weder ist urfprünglich eine Even. parattvbtldiing von dem Fürwort »wer-«, und bedeutete: »wer von zweien« (lat. uter). Jetzt wird es ausschließs lich als disjunctioes (trennendes) Bindewort gebraucht (weder — noch); zu Luther? Zeit bediente man sich aber des Wortes häufig auch nach einem im Hauplsatz stehenden Comparatin um die Ungleichheit auszudrückery wo wir jetzt »als« sagen (l. Mof 32, 10; Hiob 33, « l2; Spriichtvx s, 14; KlageL 4, J) 35. Auch war der Brandopfer viel mit dem Fett der Dankopfer und Trankopfer zu den Brand- opfern [und dies war ein fernerer Grund, wes- halb die Priester für sich allein mit dem Haut- abziehen nicht fertig werden konnten]. Also wqkd das Amt am Haufe des HErrn fertig [die Reini- gung und Heiligung desselben oollendet]. 36. Und Hisiia freute sich sammt allem Volke, daß man mit Gott bereit war worden [genauer: daß bereit gemacht hatte Gott das Volk, ihm soviel« Geneigtheit geschenkt zu dem beabsich- tigten Werk der Kirchenreformation]; denn es ge- schah eilend [uud doch zeigte das Volk so große Theilnahme]. Das 30. Kapitel. äusrufnng und Haftung des Passqtj H« U. l—27. sofort nach der Wiederhkrstrllnng des TM. ist«, Mit) III! Stil-U Stlklt ltkuer Regierung, veranstaltet kjtgliia eine allgemeine Feier: des pafsahfkstekg zu der auch die Kugehorigeu des nukh bestehenden, aber III· 132 2. Chronika so, 1-—27. schon durch schwere ilugläilisfchläge heimgesuihten Zehn— siämiuereichs einladet. Sie muß, da die gesetzlich bestimmte Zeit nicht hat eingehauen werden können, auf den zweiten Monat urrlegt und in der Form eines Uachpafsah ge- halten werdeu, auch finden sich aus dem nördlichen bieiihe nur etliche Theilnehmer ein, während die Mehrzahl die Einladung des frommen Königs verspottet und verlacht; überdies sind unter den Theiluehmern viele, die fiel) ge- setzlith nicht gereinigt haben und für die uui des HGrrn Verschouung gebeten werden muß. In! Uebrigen aber ist es ein gar herrliches, durch eine siebentägige Uachfeier verlängerten Heu, bei dem Gottes Geist die Herzen er— faßte und der über das volle gesurochene Segen hinein leaui nor Gottes heilige Wohnung iui Himmel. 1. Und Hiskia sandte [noch in der zweiten Hälfte des Monats Abib im J. 726 v. Chr] hin zum ganzen Jsrael [im Zehnstämmereiche, wo da- mais der etwas besser als seine Vorgänger ge- sinnte König Hosea regierte Z. Kön. 17, 2] und [in feinem eigenen Lande] Juba, und schrieb Briefe an Evhraim nnd Manasse [die beiden Hauptsiämme des nördlichen Reichs], daß sie kämen zum Hause des HErrn gen Jerusalem, Passah zu halten dem HErrn, dem Gott Israel. 2. Und der König hielt einen Rath mit sei- nen Obersten und der ganzen Gemeine zu Jeru- salem, das Passah zu halten im andern Monden swie das ja in Fällen der Noth ausnahmsweise gestattet war 4. Mos. s, 6 ss.]. Z. Denn sie konnten-s nicht halten zur selbi- geti Zeit [in dem für das Fest eigentlich vorge- schriebenen ersten Monat 2. Mos 12, 1 ff.], darum, daß der Priester nicht genug geheiligt wa- ren [um die ihnen obliegenden Functionen bei den Festopfern gehörig verrichten zu können], und das Volk noch nicht zu Hanf kommen war gen Jeru- salem sdenn bei der Tempelreinigung in Katz. 29 standen dem König nur die Obersten der Stadt Jerusalem zur Seite]. 4. Und es gefiel dem Könige wohl, und der ganzen Gemeine sdasz man das Fest auf den spä- teren Termin verlegte, statt die Feier desselben bis auf’s nächste Jahr zu verfchieben], s. Und bestelleten, daß solches ausgernfen würde durch ganz Jsrael von Berseba [der äußer- sten Südgrenze] an bis gen Dan [der äußersten NordgrenzeL daß sie kamen Passah zu halten dem HErrn, dem Gott Jsrael, zu Jerusalem; denn es war lange [seit der Trennung des Reiches nämlich V. 26] nicht gehalten [unter Betheiligung des ganzen Jsrael], wie es geschkieben stehet [indem das Gesetz verlangt, daß das Fest von der Ge- sammtheit des Volkes gehalten werden soll 2.Mos.12, 14; 23, 17]. s. Und die Laufer [Soldaten der königlichen Leibwache 1. Sam. 22, 17 Anm.] gingen hin mit den Btiesen von der Hand des Königs und seiner Obersten, dntch ganz Jsrael und Juba, aus dem Befehl des Königs, und sprachen [indem sie der brieflichen Einladung noch niiindlich ermahnende Worte hinzufügten]: Jbr Kinder Israel, bekehtet euch zu dem HErru, dem Gott Abrahants Jsaaks und Jsraebsz so wird er sich kehren zu den Uebri- gen, die noch übrig unter euch sind ans der Hand der Könige zu Assur [1. Chroka s, W; 2. Kost. 15, 29]. 7. Und seid uicht wie eure Väter und Brüder, die sich am HErru, ihrer Väter Gott, vergriffen, nnd er sie gab in eine Verwüstung, wie ihr selber sehet [Kap. 29, 8]. 8. So· seid nun nicht halsstarrig, wie eure Väter [die von dem Hause des HErrn und seinen Gottesdiensien stch abgewendet haben]- sondern gebet eure Hand dem HGrrni lsages ihm gleich- fam in die Hand zu, daß ihr ihm euch wieder unterwerfen und fernerhin ihm gehorsani fein wollet], und kommt zu seinem Heiligthum, das er geheiliget hat ewiglich, und. dienet dem HErrn, eurem Gott, so wird sich der Grimm seines Zorns von euch wenden. D. Denn so ihr euch bekehret zu dem HErrn, so werden eure Brüder und Kinder [die in die Gefangenschaft zu Assyrien abgeführt sind] Barm- herzigkeit haben vor denen, die sie gefangen halten, daß sie wieder in dies Land kommen. Denn der HGry euer Gott, ist gnädig und barmherzig, und wird sein Angesicht nicht von euch wenden, so ihr euch zu ihm beichtet. «) Aehnlich heißt es in dem Abendliedm Der Tag ist hin, mein Jesu bei mir bleibe te» im 4. Verse: Ver- geb es, HErr, was »mir sagt tnein Gewissen: Welt, eufel, Sünd hat mich von dir gertsseru Es ist mir leid, ich stell’ mich wieder ein; da ist die Hand, du mein und ich bin dein. 10. Und die Lciufer gingen von einer Stadt zur andern, im Lande Ephraim und Manasfy und bis gen Sebnlonz aber sie [die übrigen Bewohner jener Landestheilej verlachten sie und spotteten ihrer. 11. Doch etliche von Assey Manasse nnd Se- bnlvn [an denen Gottes Gerichte über Israel Buße und Glauben gewirkt hatten] deniiithiglen sieh, nnd kamen gen Jerusalem. 12. Auch tam Gottes Hand sauch wirkte sein Geist an den Herzen derer] in Juba, daß er ihnen gab einerlei Herz, zu thun nach des Königs nnd der Obersten Gebot [V. 2 ff» indem sie erkannten, daß folches an sie ergiug] aus dem Wort des HErrn [oder gemäß demselben] 13. Und es tam zu Hauf gen Jerusalem ein groß Volk, zu halten das Fest der ungesäuerten Brode im andern Monden, eine sehr große Ge- meine. 14. Und sie machten sich auf sbevor sie das Fest der süßen Brode hielten, die Stadt zu reini- gen von allem Sauerteig götzendienerischen Wefeus], nnd thaten ab die [oder Ahas errichteten "Kap. 28, 24 Brandopferq Altare, die zu Jerusalem waren, Allgemeine Passahfeier in Jerusalem. nnd alle Räuchwerle lRäncheraltärej thaten sie käm, åijnd warfen sie in den Bach Kidron [Kap. 9- 1 ; 15. Und schlachteten das Passah am vierzehn- ten Tage des andern Monden [V. 2]. Und die Priester und Lebiten [die bei der Tempelreinigung im ersten Monat sich trotz der Mahnung des Kö- nigs hinlässig erzeigt hatten Kap. 29, 34] bekann- ten ihre Schande lschäinten sich, da sie den Eifer des Volks sahen, ihrer SaumseligkeitL nnd heilig- ten sich, nnd brachten die Brandopfer zum Hause des HErrnz la. Und stunden in ihrer Ordnung sauf ih- rem PlatzeL wie sith’s gebührt sgemäß der ihnen vorgeschriebenen OrdnungL nach dem Gesetz Muse, des Mannes Gottes. Und die Priester shrengeten das Blut [der Osterlämmer, die geschlachtet wur- den V. 151 von der Hand der Leviten sindem diese es ihnen darreichten]. Es war diese Schlachtuug der Lämmer durch die Leviten und die Darreichung des Bluts eine Abweichung von dem gewöhnlichen Gebrauch, wonach die Hausväter selbst beides besorgtcn (4. Mos. 9, 5), aber eine Abwei- chung, die in den Umstiinden ihren Grund hatte. Vgl. V. 17 n. l8· 17. Denn ihrer waren viel in der Gemeine, die sich nicht geheiligt hatten [theils wegen der Kürze der Zeit, theils ans Nichtbeachtung des ein- mal außer Uebung gekommenen Gesetzes]; darum sehlachteten die Leviten das Passah für alle, die nicht rein waren, daß sie dem HErrn geheiliget würden [durch Besprengung mit dem Opferblnt ihrer Lämmers 18. Auch war des Volks viel von Ephraim Manasse, Jsaschar nnd Sebulon, die nicht rein waren; sondern aßen das Osterlamm sin diesem ihrem unreinen Zustandh also] flieht, wie geschrie- ben stehet [da nur levitisch reine Personen vom Fleisch des Dankopfers essen dürfen 3. Mos 7, 21; 4. M. 9, 6]. Denn Histia bat für sie sdaß der HErr ihnen solche Uebertretung des Ceremoniak gesetzes um der Zeitverhältnisse willen nicht als Sünde anrechnenwolleL nnd sprach [der gnädi- gen Erhörung seiner Bitte im Herzen versichert]: Der HErn der gütig ist, wird gnädig sein, 19. Wen, die ihr Herz schielen, Gott zu suchen, den HErrn, den Gott ihrer Vater, nnd nicht um der heiligen Reinigleit willen [und wird, wo solche Herzensstellung zu ihm vorhanden ist, darüber hin- wegsehen, wenn die Reinigkeit des Heiligthnms oder die levitische Reinheit fehlt]. Luthess Randgi. Gott siehet das Herz an: wenn das rechtschasfen ist an Gott, so fragt er nicht nach äußerlicher Reinigkeih die nach dem Gesetz heilig ist. M. Und der HErr erhdrete Hislia, nnd hei- Iete das Volk [wendete die in Z. Mos 15, 31 allen, die unrein von dem heiligen Fleisch genießen würden, angedroheteStrafe von denselben ab, daß niemand des Todes siarb]. 133 21. Also hielten die Kinder Israel, die zu Jerusalem snnden wurden, das Fest der nngescinen ten Brode sieben Tage mit großer Freude; Und die Leviten und Priester lobeten den HErrn alle [sieben] Tage mit starken Saitensbielen des HErrn [mit den Saiteninstrumentem die man bei den Lob- gesängen zu spielen pslegte]. 22. Und Histia redete herzlich [ermunternde, anerkennende Worte] mit allen Leviteu, die einen guten Verstand hatten am HErrn [durch ihr Spiel und ihre Kenntniß der heil. Musik sich auszeich- neten]. Und sie aßen das Fest über, sieben Tage, und opferten Dankopfer, und danleteu dem HErrn, ihrer Väter Gott. 23. Und die ganze Gemeine ward Raths, noch andere sieben Tage [zur Nachfeier, als eine Art Kirchweih- oder NeforMationsfestJ zu halten; und hielten auch die steben Tage mit Freuden. 24. Denn Hislia, der König Juba, gab eine Hebe sfreiwillige Gabe] für die Gemeine [um ihr diese Nachfeier zu ermöglichenL tausend Farren, und sieben tausend Schafe. Die Obersten aber gaben eine Hebe für die Gemeine, tausend Farren und zehn tausend Schafe. Also heiligten sich der Priester Viele sund trat ietzt nicht mehr der Uebelstand ein, daß die Kräfte denPriester zur Dgrbrinsung der so Zzahls reichen Opfer nkcht ausgereicht hatten up. 29,34; ,3]. 25. Und es freneten sich die ganze Gemeine Juba, die Priester nnd Leviteu, nnd die ganze Gemeine, die aus Israel kommen waren, un die Fremdlinge, die aus dem Lande Israel kommen waren, und die in Juda wohneten. AS. Und war eine große Freude zn Jerusalem. Denn seit der Zeit Salomo, des Sohns Davids, des Königs Israel, war [um der Theilung des Reichs unter seinem Sohne Rehabeam willen] sol- ches zu Jerusalem nicht gewesen kdieg jetzige aber glich in Beziehung auf Dauer, Reichthum der Opfer- gaben, Menge der Theilnehmer und sreudige Stimmung des Volkes dem von Salomo veranstalteten Feste bei der Einweihung des Tempels Katz. 7, 8 sf.] 27. Und die Priester nnd die Leviten [genauer: die Priester, die Leviteu, d. i. die Priester aus dem Stamme der Leviten] stunden ans [traten, als nun der Gottesdienst zu Ende war, an ihre Stelle] nnd segneten [in der 4. Mos. 6, 22 ff. vor- geschriebenen Weise] das Voll, nnd ihre Stimme ward erhbret, und ihr Gebet kam hinein vor seine heilige Wohnung im Himmel. Das 31. Kapitel. Abschussung der· tibgötterei. Fersorgung der· Priester: und Leviteu- lll- n. 1—21. nachdem iu Jerusalem sen-n di« nahen· Altare nun) vor der Feier des passah zerstört morden Man. sit, 14), machen jetzt, gleich nach dem Feste, alle Theilnehmer an demselben sie) auf, un« das ganze kund 134 2. Chronika 31, 1——21. 32, 1——3. vom Gdhendienn zn reinigen und die Götzenbilder hin- weg zn thun; darauf begiebt ein jeder sich wieder nach seinem iheimnthgork ijighia aber läßt die Befestigung der wiederhergesiellten gottegdiensllichen Ord- nungen und die Sicherung des unterhalten« priener nnd Eeviten seine nngelegentliche Sorge sein. Zu alle dem treibt ihn sein aufrichtig dein Halten ergeheneg Herz, nnd der HGrr lselennt sich nun) zu ihm nnd seinen Unternehmungen durch glücklichen Erfolg, den er ihm sihenlit, nnd dnrch einen dreizehnjährigen unge- störten Frieden, den er seinem lileirhe verleiht. I. Und da dies alles war ausgerichtet swas nach dem Gesetz zu einer folennen Feier des Oster- festes gehörteL zogen hinaus saus de: Stadt Je- rusalem] alle Jsraelitem die unter den Stadien Juba sunden wurden srichtigerx alle Jsraeliten, die zum Feste fich eingefunden hatten, zu den Städten Juda], und zerbrochen die Sau: len [darauf abgöttifche Bilder stundenL und hieben die Haine [Afcheren: 5. Mos. 16, 21 Anm.] ab, und brachen ab die Höhen und Altare aus dem ganzen Juba, Venjamiu Ephraim und Manasse [ohne daß man hier, im nördlichen Reiche, den Versuch gewagt hätte, dem heil. Eifer der durch die Festfeier Begeisterten einen Widerstand entge- genzusetzenL bis sie sie gar [vollständig] anstaunt- teu. Und die Kinder Israel zogen snachdem sie das Reinigungstverk vollbracht] alle wieder zu ih- rem Gut snach ihren Besitzungen] in ihre Städte. 2. Hisiia aber stellete die Priester und Lebiten in ihre Ordnung [wie sie von David gemacht worden war I. Chron. 24——-27], einen jeglichen nach feinen: Amt, beide der Priester und Leviten, zn Vrandopsern und Daniovfern daß sie dieneten, dauketen und lobeten in den Thoren des Lagers des HErrn [in dem Vorhof des Tempels 1. Chron. 10, 18 Anm.]. 3. Und der König gab fein Theil von seiner Habe [Kap. 32, 27 ff] zu Braudopfern des Mor- gens und des Abends, ·und zu Brandovfern des Sabbaths, und szu VrandopfeM W Neumondem nnd Festen; wie es geschrieben stehet im Gesetz des HEWI sd. i. zu alle den Vrandopfrrm die nach dem Gesetz 4. Mos 28, 3 f. 9. 11. 19 ff. darzubringen waren und deren Unkosten sonst aus dem Tempelschatz be- stritten wurden, dieser war aber dazumal völlig crschöpft]. a. Und er sprach zum Volk, das zu Jerusa- lem wohuele, daß sie Theil [den gesetzlich bestimm- ten Unterhalt 4. Mos. 18, 8 ff] gaben den Prie- stern und Lcviten, auf daß sie könnten desto härter anhatten am Gesetz des HErrn sden ihnen aufer- legten Verpsiichtungen ernstlich nachkommen, ohne durch eigene Arbeit ihre Lebensbedürfnisse sich ver- schaffen zu müssen] 5. Und da das Wort sdes Königs] auskam süberall in der Stadt bekannt wurde], gaben die Kinder Israel viel Erstlin e von Getreide, Most, Oel, Honig, und alleilei inkommeus vom Felde, nnd allerlei Zehnten brachten sie viel hinein. s. Und die Kinder Israel nnd Juba, die luußerhalb Jerusalem] in den Stcidten Juda woh- neten, brachten auch Zehnten von Rindern und Schasen, und Zehnten von dem Geheiligten, das , sie dem HErrn, ihrem Gott, geheiliget hatten, und machten hie einen Haufen, und da einen Haufen. 7. Jm dritten Monden fdem Siena, ent- sprechend unserem Juni 2. Mos. 12,-2 Anm., also unmittelbar nach vollendeter Getreide-Ernte] fingen sie an Haufen zu legen, nnd im siebenten Monden [dem Tisri = October, nach vollendeter Obst- und Wein-Ernte] richteten sie es aus [waren sie mit Darbringung der Erstlinge und Zehnten fertig]. 8. Und da Hiskia mit den Obersten hinein ging [in den Temvelvorhof sich zu überzeugen, ob der Ertrag des Dargebrachten für den Unterhalt der Priester und Leviten hinreiche], und sahen die Hausen, lobeten sie den HErrn, nnd sein Volk Israel sdenn der Befund der Untersuchung fiel gar sehr zu ihrer Zufriedenheit aus]. Si. Und Hiskia fragte die Priester und Leviten Um die Hausen [ob sie nicht mit den Jhrigen ihr Theil genommen hätten, da der Haufen noch so viele waren]. 10. Und Asarja, der Priester, der Vornchmste im Hause Zadok [Kap. 26, 17 — einen anderen Hohepriester dieses Namens s.1.Chron.7, 9. 10. 13], sprach zu ihm: Seit der Zeit man angefangen hat die Hebe [2. Mos. 25, 2 Auen-J zu bringen in’s Hans des HErrn sd. i. seit dem dritten Mon- den V. 7], haben wir [diese 4 Monat daher] ge- gessen, und sind satt worden, und ist noch viel iiberbliebenz denn der HErr hat sein Voll gesegnet, darum ist dieser Haufe iiberbliebeu It. Da befahl- der König, daß man Kasten [Zellen zur Aufbewahrung des Getreides und der Früchte] znbereiten sollte am Haufe des HErm Und sie bereiteten sie zu srtchteten die schon vor- handenen Kammern in den, den Vorhof umgeben: den Gebäuden zu Magazinen ein], 12. Und thaten hinein die Hebe, die Zehnten- nnd das Geheiligte, treulich [indem sie mit aller Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit verfuhren]. Und über dasselbe siiber den darin untergebrachten Vor- rath] war Fiirst [Oberaufseher oder Schatzmeisied Chananja, der Levitz und Simei, sein Bruder [Kap. 29, 14], der andere [Aufseher]; 13. Und Jehiel [Kap. 29, 14], Afasja, Nagath, Asahel Jerimotly Josabath Eilet, Jesmachicn Ma- hath [Kap. 29, 12] nnd Benajaz [diese zehn] waren verordnet von der Hand [richtiger: zur Hand, d. i. zu Gehilfen des] Chananja und [des] Simei, seines Bruders, nach dem Befehl des Königs Hisiia Aber Asarja war ein Fürst im Haufe Gottes [diese Worte sind mit den vorhergehenden zu EinemgSatze zu verbinden: und Asarja, des Fürsten im Hause Gottes V. 10]. Befestigung der wiederhergesiellten goiiesdienstlichen Ordnungen. 135 14. Und Kote, der Sohn Jemna, der Levii, der Thorhüter gegen Morgen [1. Chron. 10, 18J- war fAuffeherj nber die freiwilligen Gaben Gottes, die dem HErrn zur Hebe gegeben wurden [4. Mos b« 9], und über die allerheiligsten [3. Mof s, 6; 16 f.; 7, 6 f.]. « 15. Und unter seiner Hand [ihm untergehen] waren: Eben [Kap. 29, 12], Minjamim Feind, Semaja,« Amarja nnd Sachania, in den Siädien der Priester [1. Chron. 7, 57 ff.], auf sTreu und] Glauben [mit dem Amte betrant], daß sie [den gebührenden Antheil an den in V. 14 genannten Einkünfte« geben sollten ihren Brüdern, nach ihrer Ordnung kihren AbtheiiungenL dem kleinsten wie dem größten [sowohl denen, die wegen ihrer Ju- gend, als denen, die wegen ihres Alters nicht selbst zum Tempel kamen]; Its. Dazu denen, die gerechnet wurden für Mannsbilde von drei Jahr alt und drüber; sdiefe durften mit nach dem Tempel kommen und dort den ihnen zukommenden Antheil genießen] unter allen sfchon dienstfähtgen Leviteu], die in das Haus des HErrn gingen, ein jeglicher an seinem Tage zu ihrem Amt in ihrer Hut nach ihrer Ordnung [und von- denen ein jeglicher den ihm für jeden Tag aus esetzien Aniheil für den nach seinem Amt und seiner Abt eilung verrichteten Dienst empsing]; 17. Auch die für Priester gerechnet wurden im Haufe ihrer Vater, und die Leviten, von zwan- zig Jahren ·und drüber, in ihrer Hut nach ihrer Ordnung; , 18. Dazu die gerechnet wurden unter ihre Kinder, Weiber, Söhne und Töchter, unter der ganzen Gemeine. Denn sie heiligten treulich das Geheiligie. Mit diesem Verse soll ausgesagt werden, daß die V. 14 f. genannten Männer auch die Aufgabe hatten, die Kinder und Weiber der ganzen Gemeine oder Cor- poration der Priester und Leviten zu verzeichnen, um in geordneter Weise die Vertheilung der für diese be- stimmten Gaben vornehmen zu können, da sie bei der Vertheilung auf Treu und Glauben handelten (V. 12). II. Auch waren Männer mit Namen benannt unter den Kindern Aaron [angeftellt] , den Priestern, [die] auf den Feldern der Vorstädte [4. Mof. 35, Z ff. wohnen] in allen Stadien, daß sie Theil gäben allen Mannsbilden unter den Priestern, und allen, die unter die Leviien gerechnet wurden. 20. Also that Histia im ganzen Lande sgab dem Heiligthum seinen vorigen Glanz, den Priestern und Leviten ihres Lebens» Unterhalt und dem Volke die wahre Religion, die bisher wie begraben gewesen, zurück], nnd that, was gut, recht nnd wahrhaftig [Rbm. 12, 21 war vor em Hirten, seinem Gott. U. Und in allem Thau, das er anfing, am Dienst des Hauses Gottes nach den! Gefeh und Gebot [den rechten Goitesdienst und die Geltung des Gesetzes wieder herzustellenL zu suchen seinen Gott, das that er von ganzem Herzen; darum hatte er anch Gluck [bei seinen Unternehmungen] Was die Schrift ausdrücklich hier bezeugt, daß His- kia bei seinen gottesdiensilichen Maßnahmen von wirkli- chem Herzensdrang geleitet wurde, erhellt schon aus der Stellung, welche er persönlich den Propheten und ihrem freimiithig strafenden Worte gegenüber einnahmz charak- teristisch ist in dieser Hinsicht besonders der in Jerem. 26, 18 f. angeführte Vorgang, der noch in die ersten Jahre des Königs fallen muß. Wie aber bei dem Volke gleich- wohl durch die äußere Cultusreform als solche eine innere Umwandlung nicht erzielt wurde, darüber vgl. die Bemerk. zu 2. Kön. 18, is. Das 32. Kapitel. kgisiiicks wunderbare Izeschirmung wider Sanherib. IV« v. 1—2Z. In fummnrifcher weise, wie ulsernll da, too die Kdaigsliächer den Sachverhalt nnd Verlauf einer Begebenheit schon ausführlich dargestellt haben, wird hierauf von dem Einfall des asfyrifrisen Königs tu das Land Iuda berichtet. Anfangs ist tjioleia geirosirn Muihs und trifft alle Anstalten zur vertheidignug seiner Haupt— findt; als alter dann das feindlikhe Kriegsheer eine Stadt nakh der andern ihm weggenommen nnd er Sanherib? Abzug nun) mit schweren Opfern uithi hat erlkaufen leder- nen, dieser vielmehr Ergelsuug auf Gnade oder slnguade fordert unter höhnifeher Uerfooitnng des Gottes Israel, fucht er Wehr und Waffen im Gebet vor dem tiefem. stlnd da erfährt er nun) nach Gottes Znfage lo schnelle nnd wirksame Hilfe durch den Engel, der in der nänzsten dlaiht grokes Verderben in dem asshrisnzeu Heere anrich- tet, daß er niiht nur von feinem Ilräuger ohne eigene Mühe befreit wird, sondern auch geehrt nnd gearhiei dnüehl bei allen Völkern der dlarhdarfchnfi. Vgl. L. Un. 18, 13 — is, 37. I. Rath diesen Geschiehten [den in den drei vorigen Kapiteln mitgetheilten Dingen, die Hiskia bis zum Ist. Jahr seiner Regierung vornahm] nnd [nach seiner, bei Wiederherstellung des Gottesdien- stes bewieseUenJ Treue kam Sanherib, der König zu Olssur 12, Kön 15, 20 Anm·], nnd zog kais er im J. 713 v. Chr. die gegen Egypten gerich- teten Eroberungspläne feines Vorgängers wieder aufnahm] in Juda [um zunächst dieses Land wegen seines Abfalls von ihm zu züchtigen und seiner Botmäßigkeit völlig zu unterwerfen 2. Kön. 18, 18 Anm—], und lagerte sich vor die festen Städte [vgl. Kap. 11, 5 ff. mit Jes. 10, 28 ff.], uuh gedachte sie zu sich zu reißen fwas ihm hernach auch bis auf die beiden Städte Lachis und Libna gelang]. 2. Und da Hisiia sahe, daß Sanherib latu [mit feinen Heeressäulen ihm in’s Land zu fallen], und fein Angesicht stund zu streiten wider Jeru- salem [die Stadt zu erobern]; Z. Ward er Raths mit seinen Obersten, zu- zuderlen die Wasser von den Brunnen kdurch Ueber- deckung und Ableitung in unterirdische Kanäle zu verbergen das Wasser der Quellen], die draußen 136 vor der Stadt waren; und sie halfen ihm kiudem sie zur Beschaffung der erforderlichen Arbeitskräfte einen Aufruf an das Volk ergehen ließen] 4. Und es versammelte sich [in Folge dieses Aufrufs] ein groß Voll, und deckten zu alle Brun- nen und fließende Wasser mitten im Lande kden mitten durch das Land, wo Jerusalem lag, fließen- den Bach Gihon I. Kön. 1, 33 Anm.], und sprachen serkliirten das für ihre Absicht bei diesem Werke- vgl. V. 30J: Daß die Könige von Assnr [Sanherib’s Kriegsfchaarenj nicht viel Wassers finden, wenn sie kommen. Z. Und er [Hiskia, durch die Zusprache des Propheten Jesaia Jes. 10, 24 ff. im Glauben ge- stårktJ ward getrost, und öauete alle Mauern [um Jerusalem], wo sie lticlicht waren, und machte Thitrme drauf [zu besserer Vertheidignng der Stadt], und bauete draußen [um den nordwesilich vom Zion gelegenen Hügel Akra, s. den Carton zu Karte I1I.] noch eine andere Mauer, und öefestigte Millo [die Hauptbastion der Burg] an der Stadt Davids; und machte lzu gehöriger Ausrüstung feiner Krieger] viel Waffen und Schilde [vgl. Kap» 26, 14. 15 nebst Anm.]. C. Und stellete die Hauptlente zum Streit lvidet das Volk [versah fein Kriegsheer mit der nöthigenAnzahl von Anführern], und sammelte sie zu sich ans die breite Gasse sden Marktplatzy am Thor der Stadt lvermuthlich am Westthor Kap. 20, 20], und er redete herzlich [ermunternde Worte Kap. 30, 22] mit ihnen, und sprach: «) Bei den smorgenländischen Städte-n liegt der Marktplatz nicht mitten in der Stadt, sondern bildet einen fsreiån ålkzaum an oder Vor dem Thor (Kap. 18, 93 Nehem , . 1 ». · · 7. Seid getrost und frisch, snrchtet euih nicht, und zaget nicht vor dem Konige von Assnr, noch vor alle dem Haufen, der bei ihm ist; denn es ist ein größerer skann auch heißen: etwas GrößeresJ mit uns, weder [Kap. 29, 34 Anm.] mit ihm. 8. Mit ihm ist ein fleischlicher Arm [die große Menge seines Kriegsheeres, darauf er sich verläßt Jerem. 17, 5]; mit uns aber ist der HEN- unser Gott, daß er uns helfe und fuhre unsern Streit. Und»das Voll verlceßfich auf die Worte Hislia, des Königs Juda sdaß ihm der Sieg nicht fehlen werde]. Das von V. 2 an Erzählte fällt in die erste Zeit des assyrischen Einfalls in’s Land, und Hiskiä ermun- ternde Rede V. 7 f. beruhte theilweis noch ebenfalls auf fleischlichem Vertrauen; als daher Sanherib in raschem Lauf vordrang und eine Stadt nach der andern einnahm, ward der König selber zaghafh liesz durch Gesandte bei Sanherib um Frieden bitten und erlegte diesem auch die ungeheure Schatzung von 300 Talente-n Silber und 30 Talenten Gold (2. Kön. 18, 13 sf.). Sanherib, nachdem er das Geld empfangen, brach jedoch die Ueber- einkunft nnd forderte unbedingte Uebergabe der Stadt: dies ist der Zeitpunkt, bei welchern unser Bericht im fol- genden Verse zu erzählen fortfähet 2. Chronika 32, 4—33. I. Darnach sandte Sanherib, der König zu Assuy seine Knechte [den Feldherrn Tharthan nebst feinem Erzkämrnerer Rabsaris und seinen Erzschenken Rabsake mit einer großen HeeresMachtJ gen Jerusalem -—-—» denn er lag vor Lachis und alle seine Herrschaft mit ihm -— zu Hislia, dem König Juba, und zum ganzen Jnda, das zu Je- rusalem war, und ließ ihm [von dem oberen Teiche an der Westseite Jerusalems aus, bis wohin Hiskia drei seiner vornehmsten Beamten jenen Ab- gefandten entgegengeschickt hatte] sagen [indem der Sprecher Rabfake in klug berechneter Absicht haupt- sächlich an das, auf der Mauer der Stadt zuhörende Volk sich wendete]- 10. So spricht Sanherib, der König zu Assnn Weß vertröstet ihr euch, die ihr wohnet in dem belagerteu Jerusalem? 11. Hislia beredet euch, daß er euch gebe in den Tod, Hunger und Durst, und spricht: Der HErr, unser Gott, wird uns erretten von der Hand des Königs zu Assutu 12. Jst er nicht der Hislia, der seine Höhen nnd Altare weggethan hat, und gesagt zu Jnda und zu Jerusalem: Vor Einem Altar sollt ihr anbeten, nnd draus rciuchern? 13. Wisset ihr nicht, was ich und meine Väter gethan haben allen Völkern in Ländern? Haben auch die Götter der Heiden in Ländern mögen ihre Länder erretten von meiner Hand? 14. Wer ist unter allen Göttern dieser Hel- den, die meine Väter verbannt haben, der sein Voll habe mögen erretten von meiner Hand, daß euer Gott euch sollte mögen erretten ans meiner Hand? 15. So laßt euch nun Hiskia nlcht aussetzen [irre leiten 2. Kön. 18, 29 Anm.], und laßt euch solches nlcht bereden, und glaubt ihm nicht. Denn so kein Gott aller Helden und Königreiche hat sein Volk mögen von meiner und meiner Väter Hand erretten; so werden auch euch eure Götter nicht erretten von meiner Hand. 16. Dazu redeten seine sSanheribssj Knechte [vor allem der schlaue und gewandte RabsaEeJ noch mehr wider den HErrn, den Gott, nnd wider seinen Knecht Hislia 17. - Anch schrieb er [wie das alles in 2. Ksm 18 u. 19 und Jes. 36 u. 37 ausführlicher zu lesen] Wiese, Hohn zu sprechen dem HErrn, dem Gott Israel, nnd redete von ihm, nnd sprach: Wie die Götter der Heiden in Ländern ihr Voll nicht haben errettet von meiner Hand, so wird auch der Gott Hiskia sein Volk nicht erretten von mei- ner Hand. 18. Und sie [des Sanherib Gesandte V. S] riefen mit lauter Stimme auf jüdisch zum Volke u Jerusalem, das aus der Mauer war, sie furcht- sam zu machen und zu erschrecleu, daß sie die Stadt gewönueuz Hiskicks Beschirmnng wider Sanherib, seine Erkrankung, Selbstüberhebung und sein Tod. 137 is. Und redeten wider den Gott Jerusalems- wie wider die Götter der Völker auf Erden, die Menschen-Hände-Werk waren. 20. Aber der König Hiskia nnd der Propbet Jesaia, der Sohn Amoz, beteten dawider und schrieen gen Himmel. 21. Und der HEUI sandte [in der auf jenen Tag, wo das V. 17 ff. Erzählte vorsiel und Sanherib mit seinen Heeressänlen bereits wider Je- rusalem heranrückte, folgenden Nacht] einen Engel, der vertilgte alle Gewalttgen des Heeres, und Fur- sten, nnd Obersten im Lager des Königs zu Affen, daß er mit Scbaiiden wieder in sein Land zog. Und da ei! [später, etwa 15 Jahr nachher] in seines Gottes Haus ging, fällten ihn daselbst durch-s Schwert, die von seinem eigenen Leibe kommen waren sseine Söhne Adramelech und Sarezer]. 22. Also half der HErr Hiskia und denen zu Jerusalem aus der Hand Sanherib, des Königs zu Assur, und aller anderen, nnd enthielt sie vor allen umherX 23. Daß viel svon den benachbarten Völkern] dem HErrn Geschenke brachten gen Jerusalem, nnd Kleinode Hiskia, dem König Juba. Und er ward darnach erhaben vor allen Heiden sdaß er nicht nur bei ihnen in großem Ansehen stand, sondern. sie auch sich fürchteten, mit ihm in Streit sich einzulassen]. «) Wie ein Hirt seine Schafe hält wider die Wölfe und hütet, daß sie ehen hin und her zur Weide, also konnten die zu Jeru aleni auch aus- und einziehen stcher. (Luther’s RcinbglJ V« d. Sei-II. dlakh leiirzer faßt sieh der Ehronisi, indem er jetzt ans hisliiiss Krankheit nnd die Erhiirung seines Gebets um Wiedergenesung, ans ,die ans Habe! daherleouintende Gesandlseyast nnd die Uersuihnng zur Selbsiüberhebung, welcher der sonst so fromme König unterlag. zu sprechen kommt; er schreibt für Leser, die das alles ans andern sficheru schon wissen, so daß er’s nicht nachnials zu erzählen für nöthig hält, sprich: aber seine Gedanken zur Gattseliglieik wie der Geist Gottes sie ihm in’s Herz legt, darüber ans. Zum Sihlnsse folgen dann nach znsammenfasseude idlitthellnngen äber tjisleiws Reichthümer nnd glückliche Unternehmungen, gegen die sein Henehmen gegen die babylonischen Gesand- ten, als non welchen er sich gleichsam einen Jlugenbliai gefangen nehmen ließ, wie ein großer sllnfall erskheini; ferner über seinen Tod und Begräbnis nnd die Ehre, die ihm bei tiesiattnng seiner Leiche gezollt wurde. vgl. L. Hin. 20, 1—21. 24. Zu der Zeit snoch .in demselben Jahr 713 v. Chr» in welchem das vorhin Erzählte oorsieis ward Hiskia todtkrankz nnd er bat den HEctn sum Errettung vom Tode und Herstellung seiner Gesundheit]. Der getedete sversprach I. Kön. Z, 17 Anm.J ihm sdurch den Mund des Propheten Jesaia, daß ihm geschehen solle nach seiner Bitte], und gab ihm smit dem, was an dem Sonnen- zeiger des Ahas nach seiner eigenen Bestimmung vorging] ein Wunder szum Unterpfand]. 25. Aber Hiskia vergalt nicht, wie ihm gege- ben war; denn sein Herz erhob sich strotzdem daß er in seinem Gebet dem HErrn angelobt, in aller Demuth vor ihm zu wandeln Jes. 38, 15; wie es aber mit dieser seiner Selbsiüberhebung sich ver- hielt, darüber sehe man 2. Kön. 20, 12 ff. und Jes. 39, 1 f.]. Darum kam der Zorn über ihn, nnd über Juba, und Jerusalem sdenn ihm ward ein schweres Gericht gedrohet, das sein Volk und seine Kinder treffen würde Jes. 38, 5 ff.]. 26. Aber Hiskia demüihigte sich, daß sein Herz sich erhoben hatte, sammt denen zu Jerusalem; darum kam der Zorn des HErrn nicht über sie, weil Hiskia lebte [Jes. 38, 8]. 27. Und Hiskia hatte sehr großen Reiäithum und Ehre, und machte ihm Schäsze von Silber, Gold, Edelsteinen, Mütze, Schilden nnd allerlei köstlichein Geräthez 28. Und Kornhäuser zu dem Einkommen des Getreides, Mostes und Oels, nnd Ställe für allerlei Vieh, nnd Hiirden für die Schafe. 29. Und baute ihm Städte, nnd hatte Vieh, an Skhasen und Rinderu die Menge; denn Gott gab ibui sehr groß Gut. 30. Er ist der Hiskia, der die hohe Wasser: quelle in Gihon zudeckte, und leitete sie hinunter von abendwäris zur Stadt David-s IV. 3]; denn Hiskia war glüclselig in allen seinen Werken. Si. Da aber die Batschaften der Fürsten von Babel zu ihm gesandt waren, zu fragen nach dem Wunder, das im Lande geschehen war sworübek wir oben bei V. 25 nichts Näheres mittheilten, weil wir es als bekannt voraussehen durften], verließ ihn Gott also, daß er ihn versuchte, auf daß kund würde alles, was in seinem Herzen war sdies ist der einzige trübe Punkt in seiner sonst guten und glücklichen Regierungs 32. Was aber mehr von Hiskia zu sagen ist, nnd seine Barmherzigkeit salles Gute, was er am Hause des HErrn und an seinem Volke gethan hat], siehe, das ist geschrieben in dem Gesichte des Propheten Jesaia, des Sohnes Amoz, im Buche der Könige Juba und Israel [1. Ehren. 30, 30 Anm.]. 33. Und Hiskia entschlief mit seinen Vätern, nnd sie begraben ihn über die Gräber der Kinder David [an dem Wege, der zu jener Begräbnis;- stätte hinaufführtes Und ganz Juba, und die zu Jerusalem thaten ihm Ehre in seinem Tode [indem sie viele Specereien bei seinem Begräbniß verbrann- ten Kap.16, 14; 21, 19J. Das 33. Kapitel. Regierung Manassiss und liman’8. l« V. 1—-—20. Maeiasiss söiährige Regierung zerfällt in drei Abschnitte: l) die Heil seiner Galtlasigleeii (von 698———676), da er mehr als irgend einer der frü- 138 2. Chronika 33, 1——16. heren König: Jud« that, mag dem iiErrn iibel gefiel, und viel unschuldiges tilut vergaß; L) die Jteit seiner Gefangenfchaft (von 676—668), da er erkennen lernte, daß der tjErr Gott iß, nnd fein Her; zii ihm wandte; Z) die Zeit seiner Glaubenstreue (oon 668—643), da er die Greuel des bisherigen Götzen- dieusteg beseitigte nnd sein Reich nach außen sicher stellte, aherldoclismenig Frucht beim vollie fnjasftr. vgl. 2.1ndn. 2 , — . I. Manafse war zwölf Jahre alt, da er König ward, und regierete funf nnd funfzig Jahre zu Jerusalem [von 698—643 v. Chr] «) Den Namen Manafse (d. i. Gott macht ver- gessen: l. Mos. 41, 51) mag ihm sein frommer Vater bei seiner, 3 Jahr nach der tddtlichen Krankheit« (Kav. 32, 24 ff) erfolgten Geburt in der guten Abficht gege- ben haben, die Größe feiner Freude, durch welche ihn Gott alles seines bisherigen Leids wolle Vergessen machen, anszudrückeiy allein der Sohn hat seinen Namen ans ganz andere Art in der That erwiesen, indem er nicht nur felbst ein recht gottesvergessencr Mensch war, sondern anch Andere Gottes vergessen gemacht hat. (Starke.) Man mag wohl von ihm sagen, daß er der Schlimmste und Aergste unter seinem ganzen Geschlecht, und daß, während von seinen Vorfahren der eine dieser, der andere einer andern Sünde ergeben war, selbige alle zusammen bei ihm anzutreffen gewesen. (Grotins.) Z. Und [Manasse] that, das dem HErrn übel gefiel, nach den Greneln der Heiden, die der HErr vor den Kindern Jsrael vertrieben hatte; 3. Und iehrete fich um, und baute [beide Sätze find zu Einem zu verbinden: Und baute wieder] die Höhen, die fein Vater Histia abge- brochen hatte, und stiftete Baalim Wäre, und machte Haine sAscherafäulen 5. Mos. is, 21 Anm.), nnd betete an allerlei Heer am Himmel, und diente ihnen. » 4. Er baute auch [Götzen-] Altare im Haufe des HErcn, davon der HErr geredet hat: Zu Je- rusalem soll mein Name fein ewiglich. Z. Und [zwar] baute [er] Altäre allerlei Heer am Himmel [den Göttern des assyrifch-babhlo- nifchen Gestirndienstesj in beiden Höfeu am Hause des Hilf-ern. b. Und er ließ seine Söhne seinen feiner Söhne 2. Kot« 21, 6 Arm] durch-s Feuer gehen im Thal des Sohnes Hinnom [i. Kein. 1, 33 Anm.], und wahlte Tage [wider das ausdrückliche Verbot 5. Mos. 18, 10 ss.], und achtete auf Vogel- gescheit, und zauderte, und stiftete Wahrsager »und Zeichendentey nnd that viel, das dem HErru ubel gefiel, ihn zu erziiruen 7. Er feßte auch Bilder und Gößen [ein Bild der Aschera oder Astarte], die et machen ließ, in’s Haus Gottes [das eigentliche Tempelgebäude], da- von der HErr David geredet hatte, und Salomo- seinem Sohne [Kap. 6, 5 ss.; ·7, 16 ff.]:· Jn die- sem Hause zu Jerusalem, die ich erwählt habe vor allen Stummen Jsraels, will ich meinen Na- men fetzen ewlglichtz 8. Und will nicht mehr den Fuß Jsrael lassen weichen vom Lande, das ich ihren Vätern beftellt habe; so fern sie sich halten, daß sie thun alles, was ich ihnen geboten habe, in allem Gefcße, Ge- boten und Rechten durch Muse. «) Dies wird mit Fleiß hier wiederholet, zu zeigen, daß Manafse nicht nur die gnädige Verheißnug Gottes zu nichte gemacht, sondern auch mit solcher Einführung des verfluchten Götzendienstes in das Haus des HErrn nicht anders gehandelt habe, als wenn eine Ehebrecherin ihre Hurengesellen in das Ehebett ihres Mannes ein- fiihrte. (S. Schmid.) Si. Aber Manaffe verführte Juda nnd die zu Jerusalem, daß sie ärger thaten, denn die Heiden, die der HErr vor den Kindern Jsrael vertilgt hatte. 10. Und wenn der HErr mit Mauafse und seinem Volke reden ließ [dnrch die Propheten, wie z. B. Habakuh daß sie sich bekehren sollten, widri- genfalls er ihren Abfall auf’s Schwerste strafen würde 2. Kein. 21, 10—15], merkten sie nicht drauf sia sie vergriffen sich an den Propheten des HErrn und trieben ihr Wesen immer ärger 1. Kön. 21, 16]. 11. Darum ließ» der HGrr [etwa um das Jahr 676 v. Chr] uber sie kommen die Fürsten des Heeres des damaligen] Königs zu Afsur sAssarhaddon mit Namen 2. Kdn 15, 20 Anm.]; die nahmen Manafse gefangen mit Fesseln, und banden ihn mit Ketten, und brachten ihn gen Bade! [welches zu jener Zeit wieder unter asshrifcher Ober- hoheit stand S. Kön 20, 12 Anm.]. Etwas Näheres über diesen Einfall Assarhaddorks in das Reich Juda und die Wegführung Manassss nach Btibel läßt sich, bei der Dunkelheit der asshrischen Geschichte anch zu jener Zeit, nicht angeben; nur das sei hier bemerkt, daß vermuthlich die Einführun affhrifcher Coloniften in das entvölkertesehnstämmereicg (2. Kön. 17, 24) der Zeitpunkt unserer Geschichte ist (Jef. 7, 8). i 12. Und da er in der Angst war [die Angst feines Gefängnisses ihn auch in die Geivifsensangst wegen der von ihm begangenen Greuel und an- gerichteten Aergernisse hineintriebL flehte er bot dem Hatten, feinem Gott, und deinüthigte siih sehr vor dein Gott feiner Väter, 13. Und bat und flehte that. Da erhörte er [der HErr, fein Gott, dessen Ohr auf das Verlangen der Elenden merket Pf. 10, 17] sein Flehen, und brachte ihn wieder gen Jerusalem zu feinem Konigreichtiä Da erkannte Manaffe, daß der HErr Gott ist [und beschloß, ihm fortan in aller Treue zu dienen]. V) Nach B. 19 war das Gebet in den Quellenschrisi ten, welche der Chronist benutzt hat, mit enthalten, ohne daß er jedoch für ut befunden, es mitzutheileru Nun enthält unsere deutsche Bibel als letztes Stück der A o- ckyphu auch »das Gebet Manasse«, das in älterer eit für ächt gehalten und kirchlich gebraucht wurde, aber offenbar Ekst eit! tpätetes Erzeugniß nach Art der Buß- und Betpsalinen if: nnd in der griechischen Ueberfetznng Manasse’s gottlose Regierung, seine Gefangenschaft und Bekehrung. 139 des alten Teftaments gewöhnlich seine Stellung hinter den Psalmen hat. Auch bei den Katholiken wird es nicht für kanonisch angesehen, daher es in mehreren Ans- gaben der Septuaginta übergangen wird; doch schließen sich die Gedanken einfach und wohlgeordnet an einander, und in passender Weise wird auf die Lage des Betenden Beziehung genommen. Wahrschcinlich verdanken wir das Erzeugung, dessen zuerst in den aposiolischen Con- siitutionen seiner aus 8 Biichern bestehenden Sammlung kirchlicher Vorschriften aus dcm 3——5. Jahrh. n. Chr) Erwähnung geschieht, einem der griechischen Sprache mächtigeii Juden noch der vorchrisillchen Zeit, und thei- len wir es hier nach dem Wortlaut unsrer deutschen Bibel mit. Das Gebet Nanassg des Königs Juba, da er gefangen war zu Basel. l. HEVQ allmächtiger [alles beherrschenderJ Gott unserer Väter, Abraham, Jsaak und Jakab [2· Mai. Z, 6], und ihres gerechten Samens snicht ihrer Nachkommen ohne Unterschied, sondern nur derer, die im Glauben der Väter wandeln 1. Wes. 18, l9], 2. Der du Himmel und Erde, und alles, was drinnen ist, gemacht hast, Z. Und hast das Meer versiegelt sin bestimmte Grenzen eingeengt] mit deinem Gebot, Und hast die Tiefe verschlossen und versiegelt kso daß sie nicht, ihre Behälter überschreitend, verwüsten und verheeren kann, außer wenn du selbst für eine be- stimmte Zeit Schloß und Siegel hinwegnimmst I. Mos. 7, n; 8, U, 4. Zu Ehren deinem schrecklichen und herr- lichen Namen [sps. 111, 9], daß jedermann muß vor dir erschrecken, und sich fürchten vor deiner großen Macht. Z. Denn unträglich ist dein Zorn, den du dräuest den Sündern [5. Mos. 32, 223 Sie. 5, 7]. S. Aber die Barmherzigkeit, so du verheißest, ist unmäßig sohne Maß Pf. 103, 8 ff] und un- ausforschlich [Sik. D, 3]. 7. Denn du bist der HErr, der Allerhöchste über den ganzen Erdboden, von großer Geduld und sehr gnädig lPs sit, is; 145, 8]; und siraseft die-Leute nicht gerne, und hast nach deiner Güte verheißen Buße zur Vergebung der Sün- den fVergebung denen, die Buße thun 4.Mos. 14, 18]. 8. Aber weil du bist ein Gott der Gerechten, hast du die Buße nicht gesetzt den Gerechten, Abraham, Jsaak und Jakob, welche nicht wider dich gesiindiget haben. - Dieser 8. Vers enthält einen Gedanken der späteren Zeit, der fiel) auch durch Berufung auf Luk. l5, 7 nicht rechtfertigen läßt. I. Jch aber habe gefündigeh und meiner Sünden ist mehr, denn des Sandes am Meer [Ps. 38, 53 vgl. V. 4 des Liedes: HErty ich habe mißgehandeit —-]; und bin gekrümmet in schwe- ren eisernen Banden, und habe keine Ruhe; 10. Darum, daß ich deinen Zorn erweckt habe und— groß Uebel vor dir gethan, damit, daß Bchbsolche Greuel und so viel Aergerniß angerichtet a e. 11. Darum beuge ich nun die Kniee meines Herzens [nicht blos das äußere Knie, sondern meine Buße kommt aus tiefstem Herzensgrundeh und bitte dich, HErr, um Gnade. · Vgl. das Bußlied: Vor G’richt,HErr Jesu, steh ich te, und das andere: T» s · - Eint, du Brunnquell allkgksgnjdceliilusgkstsxdä höchstes 12. Ach- HErr, ich habe gesündiget, ja, ich habe gesündiget,» und erkenne meine Missethat W. 51, 5 f.]. 13. Jch bitte und flehe, vergib mir; o HEry vergieb mirs swas ich gesündigt habe]. I4. Laß mich nicht in meinen Sünden ver- derben, und laß die Strafe nicht ewiglich auf mir bleiben; » 15. Sondern wollest mir Unwürdigen helfen nach deiner großen Barmherzigkeit. So will ich mein Lebenlang dich loben. 16. Denn dich lobet alles Himmelsheem und dich soll man preisen immer und ewiglich. Amen. «) Vermutblich geschah dies nach dem Tode Anat. hccddvlss M! J« 688 v. Chr» als Samughes auf den Thron kam und seinen Regierungsantritt durch einen Gnadenakt feiern wollte (vgl. L. Kön 25, 27); Juden und Christen haben jedoch über Manassed Befreiung viel fadelhaftc Dinge erzählt, die wir hier nicht einzeln aufzählen wollen. 14. Darnach [als er nun wieder in feinem Königreich regierte] bauete er [zur Befestigung seiner Hauptstadt] die äußersten Mauern [die zur Einschließung des Hügels Akra schon von seinem Vater Hiskia errichtet worden waren Kap. 32, s] an der Stadt Davids von abendwarts an Gihon im Bach [von der Westfeite des Zion, vom Gihom thale an, nach Nordwesten hinauf und nach Nord- osten hinüber, s. den Carton zu Karte IIl.], Und da man zum Fischthor eingehet sbis an das in der nordöstlichen Ecke der Unter- oder Neustadt gelegene Filchthvtt Nr« 11], und umher an Ophcl kführte die Mauer dann weiter von der Nordostecke nach Süden um den fpitzen Ausläufer des Morijahügels, den Ophel herum Katz. 26, 9], und machte f» sehr hoch, und legte kzur Sicherung auch des übri- gen Landes] Hauptlente in die festen Städte Juda. 15. Und that weg die fremden Götter, und die Götzen aus dem Hause des HErru, und alle Alt-irr, die er gebauet hatte auf dem Berge des Hauses des HErtu und zu Jerusalem [V. 3 ff.]; und warf sie hinaus vor die Stadt swo sie im Bach Kidron vernichtet wurden Kuh. 29, 16; so, 14]. 16. Und richtete zu den Altar des HErru fden Brandopferaltar im Vorhof der Priester], und opferte drauf Dankopfer und Lobopferz und befahl Juba, daß sie dem HErrn, dem Gott Israel, dienen sollten. 140 2. Chronika 33, 17——25. 34, 1——21. 17. Doch opferte das Volk snicht ausschließ- lich auf dieser einzigen rechtmäßigen Opferstätte, wie zur Zeit des Hiskia Kuh. 32, 12., sondern wie unter den früheren Königen, auch] auf den Höhen, wiewohl dem HErrm ihrem Gott fund nicht den Götzens 18. Was aber mehr von Manasse zu sagen ist, und fein Gebet zu seinem Gott [V. 13], und die Rede der Schauer, die mit ihm redeten im Namen des HErtn, des Gottes Jsrael [V. 10], siehe, die find unter den Geschichteu der Könige Israel [1. Chron. 30, 30 Anm.]. 19. Und fein Gebet und Flehen, und alle seine Sünde und Missethah und die Stätte, darauf er die Höhen bauete nnd Haine und Göhen stiftete, ehe denn er gedemiithiget ward, siehe, die sind ge- schrieben unter den Geschichten der Schauer snach anderer Uebersetzung: in den Geschichten Hosai eines uns nicht näher bekannten Propheten] 20. Und Manasse entfchlief mit seinen Vätern, und sie begraben ihn in feinem Hause sgenauen im Garten seines Lusischlosses, das er sich auf dem Ophel hatte erbauen lassen, auch Garten Usa genannt 2. Kötu 21,18]. Und fein Sohn Amou ward König an seine Statt. il. v. 21—25. Anton regiert ganz in demselben Griflg wie sein vaier in den 22 Jahren seiner Gottlosigleeitz ohne daß es bei ihm, gleichwie bei Lbianassg zu einer Bekehrung gekommen wäre; er wurde aber auch schou nach 2 Jahren seiner Herrschaft von lhofbeamten umge- brakht, an denen das voll: im Lande seinen Tod rächt nnd seinen erst 8 Jahr alten Sohn auf den Thron erhebt, vielleicht mit llebergehuug riues älteren Weichen. Vgl. e. nun. et, ist-es. 21. Zwei und zwanzig Jahr alt war Amou, da er König ward, und regierete zwei Jahr [oon 643---641 v. Chr] zu Jerusalem. 22. Und that, das dem HErrn übel gefiel, wie fein Vater Mauasse gethan hatte sV. 2 ff.]. Und Amon opferte allen Götzen, die fein Vater Manasfe gemacht hatte, nnd dienete ihnen sindem er andere Bilder derselben Götter an Stelle der wieder zerstörten anfertigen ließs 23. Aber er demirthigie sich nicht vor dem HErrn, wie sich sein Vater Mauaffe fhernachmals V. 12 ff] gedemüthiget hatte; denn er, Anton, machte der Schuld viel shäufete Sünde auf Sünde]. 24. Und feine Knechte setliche von feineu«Hos- beamtens machten einen Vund wider ihn, und tödte- ten ihii in seinem Haufe [in dem Lustfchlvsse auf Ophel . 25. Da fchlng fbrachte um] das Volk im Lande alle, die den Bund wider den König Amou gemacht hatten. Und das Volk im Lande machte [vgl. Kap- 26, I] Josia, feinen Sohn, zum Kouige an feine Statt [ihn selber aber, den Amon, begrub man in der Gruft, die er sich neben der seines Vaters im Garten Usa hatte anlegen lassen]. Das 34. Kapitel. Iosia reiniget und bessert den Tempel. I· v. 1——13. J« Josiq besitzt i«- nkiky Jud« wem: einen frommen König, ja den frömmsien und treurlieu König, der nach David aus dem Thron gesessen hat. Zwar ist er noch sehr sung zur Regierung genommen, aber er sutht schon frühe den mitten, den Gott seines Vaters David, beginnt mit dem 12. Jahr seiner herrsthast die Reini- gung des Landes von den Götzengrenelu nnd bereitet eine lseuaratne des Tempels vor, die tm 18. Regierungs— Eahr7auch zur Ausführung kommt. dgl. L. Un. 22, 1. Acht Jahr alt war Josia, da er König ward, nnd regierete ein und dreißig Jahr zu Je- rusalem svon 641—610 v. Chr.], 2. Und that, das dem HErru wohl gefiel, und wandelte in den Wegen seines Vaters David, und wich weder zur Rechten noch zur Linien [vgl. 2. Kön. 23, 25 Anm.]. s. Denn im achten Jahr feines Köuigreichs, da er noch ein Knabe fein Jüngling von 16 Jahren] war, fing er sunter Leitung seiner frommen Mutter Jedida nnd gesetzestreuer Männer, die bis dahin die Regierung geführt hatten] an zu suchen den Gott seines Vaters David [vgl. 2. Kein. 22, 2 Anm.], nnd im zwölften Jahr ffeit dem J. 6291 sing er an zu reinigen Juda und Jerusalem von den Höhen, und Hainen, und Götzen, nnd gegosse- uen Bildern; 4. Und ließ [um hier gleich zusammenzufassem was er auch in der Folgezeit, namentlich von dem so wichtigen 18. Jahre seiner Regierung an, that] vor ihm abbrechen die Altare Baaliny und die Bilder oben drauf hieb er oben herab; nnd die Haiue lAfcheren 5. Mos. 16, 21 Anm.], und Götzen, nnd Bilder zerbrach er, und machte sie zu Staub, und ftreuete sie auf die Gräber derer, die ihnen geopfert hatten [2. Kön. 23, 6]; Z. Und verbrannte die Gebeine der Priester auf den Altären [2. Kein. 23, 14], und reiuigte also Juda und Jerusalem. s. Dazu in den Städteu Manassy Ephraim, Simeon [Kap. 15, 9] und bis an Raphthalh in ihren Wüsteu [d. i. Trümmern, denn sie selbst waren seit Salmanassar zerstört und verödet] um- her [2. Kön. 23, 15 ff.]. 7. Und da er die Altäre und Haiue [Ascheren] abgebrochen, und die Götzen klein zermalmet, und alle Bilder abgehaueu hatte im ganzen Lande Jsrael, kam er wieder gen Jerusalem. 8. Jm achtzehnten Jahr feines Köuigreicbs [auf dieses Jahr kommen wir jetzt insonderheit zu sprechen], da er das Land und das Haus sdes HErrn wenigstens theilweis] gereiniget hatte, sandte er Savhan, den Sohn Azalia sden Staatsfetretäe], und Maösejm den Stadtvogt [Stadthauptmann], und Joah, den Sohn Joahas, den Kanzler, zu Amon, ein gottloser Regent, wird ermorden Sein Sohn Josia, ein frommer und guter König. 141 bessern das Hans des HErrn, seines Gottes [nach- dem schon mannigfache Vorbereitungen hierzu ge- schehen waren]. O. Und sie kamen zu dem Hohenvriester Hiltia l1—ChVvU. 7- 13]. Und man gab ihnen das Geld, das zum Hause Gottes gebracht war sin ähnlicher Weise aufgebracht worden war, wie einst bei der Tempelreparatur unter Joas Kap. 24, 6 fs.], welches die Leviten, die an der Schwelle hüteten, gesammelt hatten von Manassa Ephraim und von allen Uebrigen in Israel, und vom ganzen Jnda und Benjamin und von denen, die zu Jeru- salem wohneten. 10. Und [s1e, die in V. 8 genannten könig- lichen Beamten] gaben’s unter die Hände den Ar- beitern, die bestellet waren am Hause des HErrn [den Baumeistern und Werkführerns Und sie [diese Baumeister und WerkfÜhrerJ gaben’s denen, die da arbeiteten am Hause des HErrn nnd wo es bausällig war, daß sie das Haus besserten [den gewöhnlichen Arbeitern]. 11. Dieselben [eben jene Baumeister und Werkmeister] gaben’s fort [ohne Weiteres, ohne hernach über Einnahme und Ausgabe Rechnung legen zu dürfen] den Zimmerleuten und Baulentem gehauene Steine und gehöfelt Holz zu kaufen, zu den Ballen an den Häuseru, welche die Könige Jnda verderbet hatten. Der zweite Satz im 10· Verse ist nach dem Grund- texte mit dem folgenden Verse zu verbinden: Und sie sdie Baumeister und Werkführerx die da arbeiteten am Hause des HErrm daß, wo es bausällig war, sie das Haus besserten, dieselben gaben es den Zimmerleuten re. 12. Und die Männer arbeiteten am Wert treulich. Und es waren iiber sie [als Oberauf- seherJ verordnet Jahath und Obadja, die Leviten ans den Kindern Merari Sacharja und Mesullam aus den Kindern der Kahathiten, das Werk zu treiben; Und waren sdiesen Oberaufsehern als .Unter- aufseher zugeselletj alle Leviten, die auf Saiten- spiel konnten [deren Zahl zu David’s Zeit 288 betrug und die um ihrer Kunst und ihres Amtes willen eine hervorragende Stellung unter den Leviten einnahmen 1. Chron. 26, 6 ff.]. 13. Aber über die Lastträger und Treiber zu allerlei Arbeit in allen Aemtern waren ans den Leviten die Schreiber, Amtleute und Thorhitter [1. Chron. 27]. II— U. 14—33. Indem bei Gelegenheit der Trutz-einpa- ratur das seit mehr als 70 Jahren verschwunden und vergessen gewesene Gesetzbuch des ljtlirrn gefunden und zum Könige gebracht wird, srhirlii dieser, entseht über die darin ausgesprochenen Drohungen, von denen er wohl erkennt, wie sehe man sich ihrer schuldig gemacht hat, eine Zoischaft an die propheiin ljulda und läßt fragen, wie man dem Gericht entrinnen möge. Die prophetin giebt nun zwar zur Antwort, daß das uirht mehr möglich sei nnd daß nnr seiner, des frommen Königs, verschont werden würde; dennoch bietet Iosia alles ans, was er zum Heil seines Vollis noch thun kann, läßt dasselbe im Tempel versammeln, ihm dort das Gesetz vorlesen und es wieder in den Bund mit dem ijErrn treten, wodurch er nun) soviel erreicht, daß die Göizengrenel vollends« ans dem Land: entfernt werden nnd das Volk dem ijGrrn dient, solange er lebt. Vgl. L. Kön- 22, li—23, 20· M. Und da sie [die in V. 8 genannten Be: amten des Königs, unter Betheiligung der Priester] das Geld [aus der Lade Kap· 24, 8 ff] heraus- nahmen, das zum Hause— des HErrn eingelegt war, sand Hilkia, der [Hohe-] Priester, das kseit vielen Jahren schon abhanden gekommene] Buch [beim Tempel aufzubewahrende Exemplar] des Gesetzes des HErrn, durch Mose gegeben. 15. Und Hilkia [indem er’s entdeckte und fo- gleich für einen werthvollen Fund erkannte] ant- wortete und sprach zu Saphan, dem Schreiber sStaatssekretär 2. Sam. 8, 17]: Ich habe das Geseszbuch fanden im Hause des HErrn Und Hilkia gab das Buch Saphan sdaß er darin läse und es dem König überbrächtes 16. Saphan aber brachte es zntu Könige, nnd sagte [zuvörderst, ehe er über den gernachien Fund berichtete, in Beziehung auf den eigentlichen Zweck seiner Sendung zum Tempel V. 8] dem Könige wieder [was er in dieser Hinstcht ausge- richtet], und sprach: Alles, was unter die Hände deiner Knechte gegeben ist, das machen sie. »17. Und sie haben das Geld zu Hans ge- schuttet, das im Hause des HErru fnnden ist, und haben’s gegeben denen, die verordnet sind, und den Arbeitern. 18. Und Saphan, der Schreiber svon dieser Berichterstattung dann übergehend zu der Mit- theilung des Vorfalls V. 14J, sagte dem König an, nnd sprach: Hilkia, der Priester, hat mir ein [besonders wichtiges] Buch gegeben sdas er bei dem Geldansschütten vorgefunden und das auch dir von großem Jnteresse sein wird]. Und Saphan las drinnen vor dem Könige swas für schwere Gerichte der HErr seinem Volke, wenn es von ihm abfiele, in Z. Mos. 26 u. b. M. 28 ge: drohet hat]. 19. Und da der König die Worte des Ge- setzes hörete, zerriß er [voll Entsetzen, weil das Volk durch seinen bisherigen Götzendienst sich aller dieser Gerichte in hohem Maße schuldig gemacht] seine Kleider [und weinete V. 27]. 20. Und der König gebot Hiltia [dem Hohe- prtesterJ nnd Ahiiam, dem Sohn Saphans [Jerem. 26- 24; 40- 5J, und Abdon lrichtiger nach 2. Kost. 22, 12: Achbor], dem Sohn Micha [Jerem. 26, 22; 36, 12]- und Saphan, dem Schreiber [V. 8. 15 fs.], und Asa1a, dem Knechte sLeibritterj des Königs [welche hochgestellten Männer er schleunigst zu sich berufen hatte], nnd spkqchz 21. Gebet hin [zu der Prophetin Hulda 142 2. Chronika 34, 22-—33. 35, 1—14. D— Kötn 22, 13 AIMLL fraget den HErru für mich, nnd für die Uebrigen in Israel, und für Juda über den Worten des Bachs, das fanden ist swas wir zur Abwendung der von ihm gedroheten Gerichte etwa thun können]; denn der Grimm des HErru ist groß, der über uns entbrannt ist, [darum] daß unsere Väter [sammt uns] nicht gehalten haben das Wort des HErru, daß sie thaten, wie geschrieben stehet in diesem Bach. 22. Da ging Hilkia hin, sammt den andern sdies vom König gesandt [waren], zu der Propbe- tiu Hulda, dem Weibe Sallum’s, des Sohns Tate- hath’s soder Thikwa], des Sohns Hasra soder Harhas], des Kleiderhüters sded Königs] die zu Jerusalem wohuete im andern Theil [Stadt- bezirk, d. i. in der Unterstadt], und redeten solches mit ihr. l 23. Und sie sprach zu ihnen: So spricht der HEry der Gott Israel: Saget dem Manne, der euch zu mir gesandt hat: 24. So spricht der HErr: Siehe, ich will Unglück bringen über diesen Ort sdie Stadt Jeru- salem], and die Einwohner sdes LandesL alle die Fläche, die geschrieben stehen im Bnch, das man vor dem Könige Juda gelesen hat; 25. Darum, daß sie mich verlassen haben nnd andern Göttern gerauchert, daß sie mich erzürneten mit allerlei Werken ihrer Hände smit den Götzen, denen sie gedient haben]. Und mein Grimm soll angezündet werden über diesen Ort, und nicht aus- geldschet werden [indem nun nicht mehr rückgän- gig gemacht werden kann, was ich zur Strafe zu thun beschlossen]. 26. Und zum Könige Juba, der each gesandt hat den HErru zu fragen, sollt ihr also sagen: So spricht der HErr, der Gott Jsrael, von den Worten [genauer: in Beziehung auf die Worte]- die du gehöret hast: 27. Darum, daß dein Herz [durch dieselbigen] weich worden ist, nnd hast dich gedemüthiget vor Gott, da du seine Worte höretest wider diesen Ort and wider die Einwohner, und hast dich vor mir gedemüthiget und deine Kleider zerrissen und vor mir geweinetz so hab ich dich auch erhöret, svricht der HErr. 28. Siehe, ich will [bevor es geschiehtJ dich sammeln zu deinen Vätern, daß du in dein Grab mit Frieden gesammelt werdest, daß deine Augen nicht sehen alle das Unglück, das ich über diesen Ort und die Einwohner bringen will. Und sie [die fünf Gesandten V. 20] sagten’s den! Könige wieder [was die Prophetin ihnen zur Antwort gegeben] 29. Da [um seinerseits nichts zu versäumen, was zu einer gründlichen Demüthigung des Volks und zu einer Piäßigung der über dasselbe be- schlossenen Gerichte dienen könnte] sandte der Kditig hin, und ließ zu Hanf kommen alle Aeltesten in Jada und Jerusalem. 30. Und der König ging san dem für das Werk, das er im Sinn hatte, bestimmten Tage] hinauf in’s Haus des HErru, und alle Männer Juda und Einwohner zu Jerusalem sdie er ein- geladen hatte V. 29], die Priester, die Leviten und alles Volk sdas sich freiwillig herzufand], beide Klein und Groß; and wurden vor ihren Ohren gelesen alle Worte im Buch des Bandes, das im Hause des HErru suaden war [ogl. die Bemerk zu 2. Kost. 23, 2J. 31. Und der König trat an seinen Ort [be- fand sich während dieser Verhandlung auf dem Königsstande im Vorhof der Priester-J, nnd machte einen Bund vor dem HErru [indem er zunächst seinerseits als seine Pflicht es anerkannte], daß man dem HErru nachwaudeln sollte, zu halten seine Gebote, Zeagnisse und Rechte von ganzem Herzen nnd von ganzer Seele, zu thun nach allen Worten des Bandes, die geschrieben stunden in diesem Bach. 32. Und stunden da srichtigerx Und ließ hierauf eintreten in denselben Bund] alle, die zu Jerusalem nnd in Benjamin vorhanden waren. Und die Einwohner zu Jerusalem sthaten von Stund an, wenigstens äUßerlichJ nach dem Bnnde .Gottes, ihrer Väter Gottes sindem gleich an die- sem Tage alle etwa noch vorhandenen Ueberreste des götzetidienerischen Wesens in der Stadt ver-- nichter wurden]. 33. Und Josia that [in den ferneren Jahren seiner Regierung] weg alle Greuel ans alleu Lau- den, die der Kinder Jsrael waren salso nicht blos aus seinem eigenen Herrschaftsgebien sondern auch aus dem des ehemaligen nördlichen Reiches V. 6], nnd schasste [unter Mitwirkung der Propheten, namentlich des Jeremias], daß alle, die in Israel snnden wurden sentsprechend dem Beispiel derer, die zu Jerusalem und in Venjamin vorhanden waren V. 32], dem HErru, ihrem Gott, dieneten. So lange Josia lebte, wichen sie nicht von dem HErru, ihrer Väter Gott swenn sie gleich inner- lich nicht bekehret wurden Jerem. Kap. 11]. Das 35. Kapitel. Josia hält Iiassalx und kommt um im Streit. Hi« di. 1—19. Zins die im is. iecgternnggjahe des Sohn, nach Reinigung des Bandes non dem götzendieaerischeu Wesen, nakh Reunratnr des Tempels nnd Erneuerung dee Bnndes mit dem HErru von dem König verausiaitete all— gemeine nnd genau den gesetzlichen Vorschriften ent- surceheade Feier des passafelteg geht unsre ver· fasset, gemäß der ganzen Bestimmung seines werter, ans— jährliche: ein und verweilt mit besonderem Interesse bei dem Dienste, den die Priester nnd Eeoiten uarh ihrem Jimte dabei zu verrichten hatten. Seine Beschreibung is! um so wirhtigeg weil sie in mehreren Punkten nnH ein vollständiger» Bild von den Vorgängen bei der Passa- Wiederaufsindung u. öffentliche Vorlesung des göttlichen Gesetzbuches. Vorschriftsmäszige Passahfeien 143 feirr giebt, nie die mehr unbestimmt gehaltenen Angaben der Bücher: Mesis in den daraus bezüglichen vorschriften nnd Mittheilnngen Vgl. L. sein. Es, 21—23. l. Und Josia [nachdem er von den Städten des vormaligen Zehnstämmereichs, in welchen er die Abgötterei abgeschafft, nach Jerusalem zurück- gekehrt war L. Kbn. 23, 211 hielt [noch in dem- selben l8. Jahre seiner Regierung, d. i. 624 v. Chr.] dem HErrn Passah zu Jerusalem, und schlachtete das Passah fgemäß der gesetzlichen Vorfchrift Z« MDL IT, l ff] im vierzehnten Tage des ersten Monden. 2. Und er stellte die Priester in ihre Hut [vertheilte sie in die verfchiedenen Ordnungen, wie sie von David festgestellt waren l. Chron. 241 und stärite sie zu ihrem Amte im Hause des HErrn [indem er zu einem treuen Dienst auf Grund des göttlichen Gesetzes sie ermunterte Kap. 29, 5 ff.]. Z. Und sprach zu den Leviten, die ganz Israel lehrten [Kap. 17, 8 f.; Nehem. 8, 9 u. 7] nnd dem HErrn geheiligt waren: Thnt die heilige Lade [welche unter der früheren abgöttischen Regierung von einem Ort zum andern getragen worden ist] ins Hans, das Salomo, der Sohn Davids, der König Jsraels, gebaut hat. Jhr sollt sie [ferner] nicht [mehr, wie bisher] anf den Schultern tragen [fondern ein für alle Mal anf dem für sie be- stimmten Platze stehen lassen, und dagegen eures anderweitigen Amtes desto eifriger warten] So dienet nun dem HErrn, eurem Gott, nnd seinem Volke Israel; 4. Und schiciet das Hans eurer Väter in eurer Ordnung, wie sie beschrieben ist von David, dem König Jsraels, und seinem Sohne Salotno. s. Und stehet sinsonderheit jetzt, wo es sich um die Feier des Passah handelt] im Heiligthnm nach der Ordnung der Väter Häuser, unter euren Brüdern, vom Volke geboren, auch die Ordnung der Väter Häuser unter den Leviten [also in der Weise, daß auf jedes Vaterhaus vom Volke oder der Laien nur ein Theil eines Vaierhanses der Leviten kommt]; s. Und schlachtet das Passah sdie Osterlämmer Katz. so, 16 ff.], und heiliget euch, und srhictet eure Brüder, daß fie thun nach dem Worte des HEtkn durch Muse [wie es mit der weiteren Be- handlung dieser Lämmer gehalten werden soll]. 7. Und Josia gab zur Hebe für den gemeinen Mann [der nicht selbst sich ein Lamm befchaffen konnte] Lämmer nnd junge Ziegen —— alles zu dem Passah für alle, die vorhanden waren — an der Zahl dreißig tausend, nnd drei tausend Minder, nnd alles [diese ganze Menge von 3000 Lämmern nnd 3000 Rindern ward gegeben] von dem Gute des Königs. 8. Seine Fürsten aber gaben zur Hebe frei- willig für das Volk, und fur die Priester nnd Lediten seine Anzahl von Lämmern und Rindern, die hier nicht näher angegeben werden soll, vgl. Kap. 30, 24. Es gaben aber auch die Priester- fütsten eine Hebe] — nämlich Hiliia, Sacharja und Jehiel, die Fürsten im Hause Gottes unter den Priestern — zum Passah, zwei tausend und sechs hundert (Lämmcr und siegend, dazu drei hundert Rinden 9. Aber Chauauja, Semaia, Nethaneel und seine Brüder, Hasabja, Stiel, und Josabad, der Leviten Obersten, gaben zur Hebe den Levitenznm Passah fünf tausend (Lämmer nnd Stiegen)- und dazu fünf hundert Minder. ·) Diese Worte: Lämmer und Ziegen stehen hier und V. 9 nicht mit im Grnndiertg sind aber ans V. 7 zu ergänzen; sie find deshalb in unsrer deutschen Bibel m Klammern eingeschlossen. 10. Also ward der Gottesdieust beschiclt; und die Priester stunden an ihrer Stätte, und die Le- viten in ihrer Ordnung, nach dem Gebote des Königs. II. Und sie schlachteten das Passah, und die Priester nahmen von ihren Händen, und sprengten, und die Leviten zogen ihnen [den Läcnmernj die Haut ab [Kap. 30, 16 f.]. 12. Und thaten die Brandopfer davon [son- dcrten darnach von den so geschlachteten und ent- häuteten Lämmern diejenigen Theile ab, welche in den Altarbrand kommen sollten], daß sie es gaben unter die Theile der Väter Häuser in ihrem ge- meinen Hanfen [den verschiedenen Abtheilnngen der Vaterhäusen in welche die Laien geschieden waren, darreichten und diese nun, in feierlichem Zuge dem Brandopferaltar sich nähernd, den Priestern es brächtenL dem HErrn zu unsern, wie es geschrie- ben steht im Buch Mose [3. M. s, 6—17]. S» thaten sie mit den Rindern auch soon welchen eben- falls nur die bestimmten Theile abgesondert wur- den zum Verbrennen, während das übrige Fleisch gekocht und verzehrt ward V. 13]. 13. Und sie tochten das Passah fdas Fleisch der Osterlämmer, nachdem so die Fetttheile auf dem Brandopferaltar verbrannt worden waren] am Feuer, wie stch’s gebührt [d. h. sie brieten es T· Not— 12- 7-—9j. Aber was geheiligt war sdas Fleisch der Rinderj koehten sie in Tit-sen, Kesseln und Pfannen [wie man mit dem Fleisch der Dankopfer zu verfahren pflegte]; und sie umh- ten’s eilend für den gemeinen Haufen fdamit dieser noch an demselben Tage Ostern essen könnte] let. Darnach aber bereiteten sie auch für sich und für die Priester. Denn die Priester, die Kinder Anton, schassten an dem Brandohfer und Fetten bis in die Nacht [weshalb fie keine Zeit hatten, das Passah selber für sich zu bereiten] Darum» mußten die Leviteu für sich, und fzugleich auch] fur die Priester, die Kinder Anton, znbereiteu 144 2. Chronika Bd, 15—27. 36, I——8. 15. Und die Sänger, die Kinder Assaplp stun- den an ihrer Stätte [wo sie die gottesdienstlichen Gesänge auszuführen hatten], nach dem Gebote Davids, nnd A.ssaph’s, und Henian’s, und Iebt- thun’s, des Schaners des Königs [1. Chron 26]- und die Thorhüter an alleu Thoren, nnd sie wichen nicht von ihrem Amte; denn die Leviten, ihre Brüder, bereiteten sdas Osterlammj zu für sie sdamit sie ihres Amtes ungestört warten könnten]. is. Also ward beschictt aller Gottesdienst des HErrn des Tages, daß man Passah hielt, und Btandopfer [oon den Fettsiücken der Osterlämmer und der Dankopfer] that auf dem Altar des iHErtty nach dem Gebote des Königs Josia 17. Also hielten die Kinder Israel saußer den Bürgern von Jerusalem und Juda auch die- jenigen Angehörigen des ehemaligen Zehristämme- reichs], die vorhanden waren, Passah zu der Zeit, und das Fest der ungefauerten Brode steben»Tage. 18. Es war aber iein Passab gehalten in Israel, wie das, von der Zeit an Samuel, des Propheten, und kein Köni Israel hatte solch Passah gehalten, wie Iosta hasfah hielt, und die Priester, Levtten, ganz Jnda, nnd was von Israel vorhanden war, und die Einwohner zu Jerusalem [dgl. 2. Kön. 23, 22]. « 19. Iin achtzebnten Jahre des Konigreichs Iosia ward dies Passah gehalten. IV« U. 20—27. itjieranf wird von JosiaUi Ende be- richtet. Jtlg Vharao dleeho von Egypten nach Cirrefintn ht, um in dem Kampfe zwischen Jtssyrien nnd Babylo- nien den lllortheil seinen Landen wahrzunehmen, nnd sei- nen Weg durch igraetitisches Gebiet nimmt, hellt Iosia in guter Meinung, aber verfehlter Politik sitt) ihm ent- gegen, wird in dem Kampfe bei iliegiddo sthwer ver- wundet nnd ertiegt seinen Wunden, noch ehe der Wagen, der ihn führt, Jerusalem erreicht. Hier aber wird seine Leiche unter besonders tiefer Klage des volles, der auch der Propbet Sereniiag einen Ztusdrnrle verleiht, auf dem Berge Zion behalte« nnd en wird eine Gewohnheit in Israel, besonders werth gehaltene Todte zn betrauern wie den Sonne. vgl. L. Hin. W, 24 sit. 20. Nach diesem, da Iosla das Hans zuge- richtet sden Tempel wieder zu regelmäßigem Gottes- dienst eingerichtetj hatte, zog lim J« 610 o.Chr.] Recht) sder II. dieses Namens], der Konig in Eghptett saus der 26. Dynasiiex 1. Kön. Z, l Anm.], herauf, zu streiten wider Carchemis am Phtath sin dem eben jetzt ausbrechenden Kampfe zwischen Assyrien auf der einen und Medien und Babytonien auf der andern Seite 2. Kön. 20, 12 u. 22, 2 Anm. bei Circesium am Euphrat feste Stellung zu nehmen]· Und Josia zog aus ihm entgegen [fein Vordringen nach dem Euphrat zu verhinderns · 21. Aber er [Necho] sandte Boten zu ihm, nnd ließ ihm sagen: Was hab ich mit dir zu thun, König Iuda? Ich komme jetzt nicht wider dich, sondern ich strelte wider ein Haus swider meinen Erbfeind, den König zu Asshrien], und Gott hat gesagt, ich soll eilen. Höre auf von Gott [wider- strebe nicht länger dem Willen Gottes], der mit wir ist, daß er dich nicht verderbe. Pharao Necho ll., der 15—16 Jahre regierte (etwa 614—598 v. Chr.), war ein Sohn Psammetichs I.; er hatte, wie sein Vater, die Wiederherftellun der eghptis schen Macht im Auge und schritt auf den egen dessels ben niit verstärkter Thätigkeit und Kühnheit vorwärts, ohne jedoch bedeutende Erfolge zu erreichen. Hatte sein Vater die Häfen des Nil-Dein den Ausländern geöffnet, so beabsichtigte Nccho, den Seehandel des Ptittelmeeres mit dem Verkehr auf dcni rothen Meer in unmittelbaren Zusammenhang zu setzeii und zu dem Zwecke beide Meere durch einen Kanal vom peluftschcn Nilarm bis zum arabischen Meerbuseti mit einander zu verbinden· Aber uachdem 120,000 Menschen bei der Arbeit umgekommen, ohne sie zu vollenden, erklärte ein Orakel dem Könige, daß er nur den Ausläridern zum Vortheil arbeite, worauf er das Werk liegen ließ. Aus seinen Befehl unternahmen später phönizische Männer vom rothen Meere aus die Umschiffung Afrika’s bis zu den Säulen des Herkules die sie in 3 Jahren vollendeteu Aber nicht blos auf die Werke des Friedens war Nechos Sinn gerichtet, fon- dern er wollte auch feinem Lande eine gebietende Welt- siellung über seine natlirlichen Grenzen hinaus verschaffen. Daher wurde ein Kriegssiotte erbaut, um Phönizien und Shrien unter die eghptistlse Herrschaft zu bringen und die immer mehr wachsende Macht des babhlonischen Königs Nabopolassar (2. Kön. 20, 12 Anm.) zu brechen; auf dieser Flotte landete er mit einein großen Heer nörd- ltch vom Karniel in der Bat von Akko und schickte an Josia, der ihm den Weg durch das israelitifche Gebiet verlegen wollte, die oben erwähnte Botschaft ab. Wenn Necho sich darin auf einen göttlichen Auftrag bereist, der ihm mit dem beabsichtigten Werk zu eilen gebiete nnd den Durchzug durch Palästina ausdrücklich gestatte, so ist dabei wohl nur an ein heidnischeo Orakel zu denken, das in seiner Unternehmung ihn bestärkt hatte; vou anderer Seite aber konnte Jofta durch die Aussprüche der Propheten feiner Zeit aiich in dieser Warnung eines heidriischen Königs eine Stimme Gottes erkennen, die ihn auf die richtige Politik hinleiten wollte (2. Kön. 23, 29 Anm.). Indessen, er überhörte diese Stimme, hielt an seinen eigenen Wegen fest und bereitete stch damit selbst seinen Untergang, wie die folgenden Verse erzählen. Wie aber auch Necho im J. 606 die Schlacht bei Car- chemis gegen Nebucaduezar verlor und aus gan Asien hiriausgeworfen wurde, haben wir in der Blum. zu .Kön. 23, 37 erzählt. Ihm folgte 8 Jahr lang Psammei tich Il., und dann Abels-s, in der Bibel Hophra genannt (2. Köln 24, 20 Anm.), der den König Zedekia zum Abfall von Nebucaenezar verleiten, ihm aber dann doch nichts helfen konnte und später seinen Thron an den Empörer Amasis Il. verlor. Dieser erhob durch verfchicdene wohlthätige Einrichturigen das Land zu einer hoher: Stufe des Wohlstandes, stellte sich aber auch in feindliches Verhältniß zu dem zu seiner Zeit emporkoms mende Perserreiche und veranlaßte dadurch den Zug! des Cialinbyfes gegen Eghpiem ohne jedoch den Einfa des letztercn in fein Land noch zu erleben. Das Weitere s. zu Esra 1, 4. 22. Aber Iosta wendete sein Angesicht nicht von ihm, sondern stellte sich [beharrte bei seinem Entschluß«], mit ihm zu streiten, und gehorchte nicht den Worten Nechos ans dem Munde Gottes, Josia fällt im Kampfe gegen Pharao Reihe. Die Könige Joahas und Jojakim,» Josia’s Söhne. 145 und kam, mit ihm zu streiten auf der Ebene sJess reel] bei Megiddsx «) Statt iyyrjlfiki (verstellete sich Kap. 18, 29) ist vermnthlich zu lesen Pszijlyki sstärkte stch). 23. Aber die Schühen [als es nun wirklich zum Treffen bei Megiddo kam] schaffen den König Jksiaz und der König sprach zn feinen Knechten: Fuhret mich hinüber [bringet mich fort von dem Kriegswagen], denn ich bin sehr wund. 24. Und seine Knechte thaten ihn von dem [Kriegs-] Wagen, und führten ihn auf seinem an- dern Wagen ffeinem gewöhulichen Reisewagen, der größere Bequemlichkeiten gewährte]- nnd brachten ihn gen Jerusalem; und er starb [noch unterwegs, bei Hadad-Rimon, eine kurze Strecke südlich von MEgkddOJ- und ward begraben unter den Gräbern seiner Väter [in einer Kammer bei jenen Grä- bern 1. Kön 2, 10 Anm.]. Und ganz Juda und Jerusalem trugen Leid um Jofia. 25. Jeremia [der den Verlust des Vol- kes in diesem seinem letzten frommen König be- fonders tief erkannte und im Geiste voraus fah, daß nun alle Herrlichkeit Jsraels dahin sei und das Gericht über Juda und Jerusalem nahe be- vorstehej klagte Josla [in einem eigenen, uns nicht erhaltenen Trauerliedejz und alle Sänger und Sängerinuen redeten ihre Klagelieder über Jofta, .bis auf diesen Tag, nnd- machten eine Gewohnheit draus in Israel Daß, wenn man Einen, der wohl eines längeren Lebens werth gewesen wäre, be- trauern wollte, man zu sagen pflegte: vEr ist zu betrauern wie Josia]. Siehe, es ist geschrieben unter den Kiagliederu. As. Was aber mehr von Josia zu sagen ist, und seine Barmherzigkeit [die Gutthay die er an seinem Volke gethan] nach der Schrift im Gesehe des HErrn [in treuer Befolgung desselben], W. Und seine Geschichtety beide die ersten und legten, siehe, das ist geschrieben im Buche der Könige Jsrael nnd Juda [1. Chiron. so, 30 Anm.]. Das Its. Kapitel. Von Iosicks Nachfolgerin und der öahytonischen Gefangenschaft. I- v. 1—4. Die nur Z Monate dauernde Regierung des Joahas wird uns ganz link; beschriebem ohne daß der Geist, in dem ne gesähtt ward, näher dargelegt würde; der Ehronisi geht sogleich über zu Ioahas Kbsetznng data) vharao diecho von tilgen-ten, der an dessen Stelle seinen älteren Bruder Elialkim unter dem Uamen Troja— leim ans den Thron des Reiches Juda erhebt. vgl. L. Un. W, 3t—35. I. Und das Voll im Lande [vgl. Kap. 26, i] nahm Joahas, den Sohn Josia [1. Chron 3, 15 Anm.], und machten ihn zum Könige an seines Vaters Statt zu Jerusalem. Dächseki Bibelwerh 2. Drei und zwanzig Jahr alt war Joahas [also 2 Jahr jünger als sein Bruder Eliakim V. 5], da er [im J. 610 v. Chr] König ward, und regierete drei Monden zu Jerusalem [im Geiste der abgöttischen Könige Juda’s 2. Kön. 23, 32].. 3. Denn der König in Egypten siener Pharao Necho Kap. 35, 20., der nach der Schlacht bei Megiddo sich in Syrien festgesetzt und sein Haupt: quariier zu Riblath aufgeschlagen hatte, von wo aus er auch Palästina beherrschte 2. Kön. 23, 37 Atem] setzte ihn ab zu Jerusalem, und büßte das Land um hundert Centner Silbers und einen Cent- ner Goldes [2. Kön 23, 33]. 4. Und der König in Eghpten mathte Elia- kim, seinen Bruder, zum Könige über Juda und Jerusalem, und wandelte seinen Namen sEiiakim in den verwandten Namen] Jojaklm. Aber feinen Bruder Joahas nahm Necho, und brachte ihn in Eghpten [woselbst er hernach ftarb]. II« v. 5—3. Inn) iiber Jojakinss elfjährige Regierungs· zeit ist unser Bericht sehr iknrz gehalten; er erwähnt zwar die erste Einnahme Iernsalenrs im S. 606, bei welcher auch Daniel deportirt wurde, übergeht aber die traurige Enge, in welche Iojaliim seit 602 v· Chr. durch seinen Abfall von nebncadnezar das Rein) versetzte nnd das Ende, das er genommen. vgl. L. Nu. U, I—7. s. Fünf und zwanzig Jahr alt war Jojakim, da er [noch im J. 610 v. Chr.] König ward, und regierete elf Jahr zu Jerusalem sbis 599], und that, das dem HErrn, seinem Gott, übel gefiel. s. Und Nebncad-Rezar, der König zu Babel, zog [nach der Schlacht bei Carchemis im J. 606 v. Chr» nachdem er den König von Egypten ge- schlagen und aus Asien herausgeworfen hatte, auf seinem Zuge nach diesem Lande] wider ihn herauf, [eroberte Jerusalem] und band ihn [den Jojakim] mit Ketten, daß er ihn gen Babel führete stieß ihn jedoch hernach gegen Stellung von Geiselu und Entrichtung eines iährlichen Tributs im Lande und in seiner Herrschaft 2. Kön. 23, 37 Anm.]. 7. Aug) brachte lschon damals] Nebucad-Nezar etliche Gefaße des Hauses des HErrn gen Babel, und that sie in seinen Tempel zu Babel. 8. Was aber mehr von Jojalim zu sagen ist [sein Abfall von Nebukadnezar seit dem J. 602 v. Chr. nebst dem kläglichen Ende, das er dann fand 2. Kaki. 24, 1 ff.], und seine Greuel, die er that, und die an ihm fanden wurden, siehe, die find geschrieben im Bari) der Konige Jsrael und Juda [1. Ehren. 30, 30 Anm·]. Und fein Seht! Jojachin ward König an feine Statt. III« v. 9 n.10. stritten in einer Zeit, wo in Folge der verwästnngen chaldäischer Schaaren die verwirrnng im liaude Juda nicht schreaelicher sein konnte, wird Jojas chin König an seines, in einem Kampfe wider jene schauten nmgeuommeneu valers Statt. Er thut, was A« T— I. Z· 10 146 Z. Chronika 36, 9-—21. dem chtlirrn übel gefällt, geräth aber snzon nun) 100 Tagen seiner Regierung in die Gewalt des Königs von sahn· lonten, der jetzt die Zestrnfnng der Könige Jndcks für ihren Abfall non ihm mit größerem dlansdrttni betreibt, nnd wird mit seinem Hofstaat nnd den vornehmsten seines volles gefangen nun) Habe! abgeführtz an seine Statt tritt sein Onkel Zideleia als letzter König Judas. vgl. g. san. ge, 8—17. 9. Acht lnach 2. Kön. 24, 8: achtzehn, s· Anms ZU Jerem. 22- 19] Jahr alt war Jofu- chiu, da er sim J. 599 v. Chr.] König ward, nnd regierete drei Monden nnd zehn Tage zu Jerusalem, und that swohl durch seine Mutter Pehustha zum Bösen angeleitet], das dem HEttn ubel gefiel. 10. Da aber das Jahr umtam [mit dem nächsten Frühjahr nach der Ruhe des Winters der Feldzug wieder eröffnet ward L. Sam. 11, 11, sandte htn NebucadMezar sseine Feldheeren nach Jerusalem, die Stadt in seine Gewalt zu bekom- men, was ihm auch, als er persönlich bei dem Belagerungsheer sich einfand, gar bald gelang] nnd ließ ihn sden König Jojachinj gen Babel holen mit den töstlicheu Gefcißen im Hause des HErru [und dem ganzen Kern der Bevölkerung], nnd machte Zidekia, seinen Bruder so. i. Vetter oder Vatersbruder I. Chron. s, 15], zum König: über Juda und Jerusalem. W. v.1t—23. König Zidekim obwohl er dem Nebukad- nezar mit einem Eid Treue und Unterwürfigkeit angelobt hat, fällt denuons im nennten Jahr seines Königreichs von der babnlonisnseu Qberherrlichlteit ab und führt da- durch das längst von den Propheten getoeissagte GerinJt über Juda nnd Jerusalem herbei. Der Verfasser unsers tiunses hat es weniger mit Darstellung der einzelnen lieu— stände und Ereignisse zn thun, als mit einer Erinnerung an des Volkes nnd seiner Fürsten nnd priester schwere versündignng gegen den Armen, welche um so größer war, als sie je nnd je durch Gottes Propheten zur inm- behr von ihren falschen Wegen waren gencahnt nnd von dem srhließlinjen Ztuggange ihres gottlosen Thnns nnd Treibens gemnrnt worden, sie aber hatten Gottes Wort oeranjtet und an seinen Propheten ihren itiuthwillect ge- trieben. Xlons sollte die Zeit des Gerinsis nun) nikhi länger währen, als bis die göttliche Strafgerenstigbeit befriedigt nnd die göttliche weissagung erfüllt war; nnd so greift unser Inn) mit seiner Erzählung aneh snjon in diejenige Zeit hinüber, mit der dann das nun) Esra her- nanf oom Ueuen zu erzählen anhebt, in die Zeit der Ze- sreiung ans dem Exil im erßen Jahr des Cyrus. vgl. L. Mo. 24, 18—25, sit. 11. Ein und zwanzig Jahr alt war Zideiia, da er König ward, und regierete elf Jahr zu Jerusalem [von 598—588 v. Chr.]. · · 12. Und that, das dem HErrm seinem Gott, ubel gefiel, and demnthigte sich nicht vordem Pro- pheten Jeremia, der da redete aus dem Munde des HEtrn svgl. die Bemerb zu 2. Kön. 24, 19]. 13. Dazu ward er sim 9. Jahr seines König- reichs, d. i. 590 v. Chr» s. 2. Kön. 24, 20 Anmj abtritunig von Nebucad-Nezar, dem Könige zu Rahel, der sbei seiner Einsetzung zum König B. 10] einen Eid bei Gott von ihm genommen hatte, nnd ward halsstarrig nnd verftoctte sein Herz, daß er strotz der Mahnung der Propheten, s. Jerem. 24. 29. 27. 28 u. s. w.] sich nicht be- iehrete zu dem HErru, dem Gott Jsrael. 14. Auch alle Obersten unter den Priestern, sammt dem Volk, machten des Sitndigens viel nach allerlei Greuel der Heiden sbesonders in den Zeiten der Könige Ahas, Manasse und Amon], und ver- unreinigten das Haus des HGrru, das er geheili- get hatte zu Jerusalem. » 15. Und der HErr, ihrer Vater Gott, sandte zu ihnen sMahnung und Warnung] durch seine Boten frühe sfrühzeitig und ost Jerem. 26, b; 29, II; 35, 14 f.]. Denn er schouete seines Volls, nnd seiner Wohnung [und wollte die Strafe nicht bald eintreten lassen, sondern das Gericht von Juda und Jerusalem wo möglich noch abwendens Its. Aber sie spotteten der Boten Gottes, und verachteten seine Worte, nnd tiffeten soerlachten Heset 33, 321 feine Propheten, bis der Grimm des HErru über sein Voll wuchs, daß tein Heilen mehr da war lJerem 30, 12J— 17. Denn er führete über sie [nach jenem Abfall Zidekicks V. 13 noch in demselben Jahr 590 v. Chr.] den König der Chaldciey nnd ließ sals nun die Stadt nach einer anderthalbjährigen Belagerung eingenommen wurde Jerem. 52, 4 ff] erwürgen ihre junge Mannschaft mit dem Schwert im Hause ihres Heiligthnms sdas sie vormals so gräulich entweihet, jetzt aber zu ihrer Zufiuchts- stätte erwählt hatten in der Meinung, daß sie da- selbst noch Errettung finden würden], und ver- schouete weder der Jünglinge uoch Jungfrauen, weder der Alten noch der Großvater; alle gab er sie in seine Hand [5. Mos. 32, 22 ss.]. 18. Und alle Gefäße itn Hause Gottes, groß und klein, die Schätze im Hause des HGrrm nnd die Schclße des Königs und seiner Fürsten, alles ließ er gen Babel führen ssammt dem König sel- ber, nachdem er ihn zur Strafe für seinen Meiueid V. 13 hatte blenden nnd zuvor seine Kinder und alle Fürsten Juda vor.ihm niederhauen lassen]. 19. Und sie [dte Chaldäer. unter Anführung des Obersten der iöniglichen Leibwachn des Nebu- sMAdcIvJ verbrannten das Haus Gottes, und brachen ab die Mauern zu Jerusalem, und alle ihre Paläste brannten sie mit Feuer ans, daß alle ihre iöstlicheu Gertithe verderbet wurden. » 20. Und set, der König der Chaldäer V. 17] fuhrete weg gen Bahn, wer vom Schwert über- blieben war; und sie [die Weggefiihrten sammt den im Lande Zurückgebliebenenj wurden sder Weissagung in Jerem. 27, 6 f. gemäß] seine sder Nebucadnezar] nnd seiner Söhne [nnd Nachfolger D. Kön- 25- 27 AUMJ Knechte, bis das König- Das jüdische Volk unter Jojachin und Zidekia nach Babel geführt und Jerusalem zerstört. 147 reich der Perser regierete sim J. 536 v. Chr« das medischqøersische Königreich an die Stelle des chaldäischchabylonischen trat« Dan. L, 39], 21. Daß erfüllet würde das Wort des HErrn durch den Mund Jeremia [das Land folle wüste und zersiöret liegen 70 Jahr Jexem. 25, I1 f.; 29, 10], bis das Land an seinen Sabbatheu genug hätte [alle die Sabbath- oder Ruhejahre nachge- bracht hätte, die seit dem Ende der Richterzeit" dem göttlichen Befehl in S. Mof. 25, 1 ff. zu- wider nicht gehalten worden waren, vgl. Z. Mos. 26- 34 f.]. Denn die ganze Zeit über der svon 606-—536 v. Chr. dauernden] Vetstötuug war Sabbath [genoß das Land die Feier oder Ruhe, die der HErr demselben ausbedungen, des Volkes ungehorsam aber ihm nicht gegönnt hatte], bis daß siebenzig Jahre voll wurden. «) Zu 2. Kön. 25, 27 haben wir eine Uebersicht über die Reihenfolge der chaldäischsbabylonifcheii Herrscher ge- eben, die mit Naboned oder Labynetus schloß. Der- Elbe war durch eine Verfchwörung der Großen wider Laborosoarchad, den Enkel åli.ebucadnezar’s, zur Regie- rung gekommen, konnte aber diese nur unter der Ober« hoheit Mediens behaupten, bis er dann mit andern Königen, namentlich mit Egypten und Lydien sich ver- band, um die Unabhängigkeit sich zu erringen. Kyaxas res 11., der, wie wir zu 2. Kön. 22, 2 gesehen, bei Laborosoarchads Sturz zuerst seine Hoheitsrechte an den chaldäischen Thron geltend gemacht, dann aber nach Medien in sein unmittelbares Reich sich zurückgezo en hatte, ordnete wider den Ausrührer seinen Großne en Cyrus (in Jes. 44, 28 ff· Kores genannt, vgl. I. Kön. 13, 2 Anm.) mit einem medisclypersischen Heere ab; letz- terer überwand auch einen nach dem andern von Nabos ned’s Bundesgenossen Gnsbesondere den König Kröfus von Lydien, bekannt durch sein Zusammentreffen mit dem Weisen Solon von Athen 2. Kön. 20, 13 Anm. 3) und besiegte hierauf die Babylonier in offener Feldschlachd nachdem er die im Norden der Stadt von Nebucadnezar zum Schutz wider die Meder aufgerichtete, den Euphrat und Tigris mit einander verbindende medische Mauer zerstört hatte. Naboned warf sich mit dem Rest seiner Truppen in die einen besonderen Stadttheil in Babel bildende Festung Borsippa, und die Babylonier konnten hinter ihren starken Mauern, die sehr große Fruchifelder nebst Vorrath aus 20 Jahre einschlossen, mit ziemlicher Sicherheit des medischen Belagerungsheeres spotten nnd brauchten nicht einmal einen Ausfall zu machen. Zwei Jahre hatte auch bereits die Belagerung gewährt, und noch war an keine Einnahme der Stadt, die von dem mitten durch sie hinfiießenden Euphrat in zwei Hälften getheilt und an beiden Ufern durch ungeheure Mauern mit ehernen Thoren geschützt war, zu denken. Da aber beschloß Cyrus, sie mit Hilfe des Wassers zu nehmen, gleichwie auch Ninive durch das Wasser gefallen war. Er ließ einen Theil des Heeres vor Babel mit dem Be- fehl zurück, wenn man den Euphrat so weit würde aus- trocknen sehen, daß man hindurchwaten könne, folle man durch das Flußbett in die Stadt eindringen; mit dem andern Theile aber zog er nach Sippara, wo sich das roße Staus und Bewässerungsbecken des Euphrat be- and, leitete durch einen Kanal das Wasser des Flusscs in dies Becken, von wo ans es dann feinen Abfiuß nach dem Tigris nnd in das Land hinein hatte, und legte so das Flußbett stir einige Zeit trocken. Jn Babel hatte man am wenigsten von der Wasserseite her einen Angriff erwartet; als daher die medischen Truppen während der Nacht in aller Stille von daher eindrangen, fanden sie die Wasserthore offen und wurden bald Herren der Stadt. Nach gewöhnlicher Annahme geschah dies im J. 538 v. Ehr. Cyrus erhielt zum Lohn für seine großen Dienste, die er dem Kyaxares erzeigte, dessen Tochter zum Weibe und die Zusicherung der künftigen Thron- ge; dazu kam es denn auch zwei Jahre nachher, und rechnet man deshalb den Anfang der medisclppersischen Monarchie erst vom J. 536. Es finden sich jedoch sehr verschiedene Angaben bei den griechischen Schriftstellern über diesen bedeutenden Mann, sowohl in Beziehung auf feine verwandtschaftlichen Verhältnisse zu dem medi- schen Königshausn als über das Ende, das nach sieben- jähriger Alleinherrfchaft (von 536—529 v. Chr.) ihn ereilte. Jn der Regel hält man sich bei Darstellung der Geschichte des Cyrus an Herodots Bericht, der nun einmal für den Vater der Geschichte gilt. Darnach hätte dem König Asiyages von Medien (2. Kön. 22, 2 Anm. am Schluß) einstmals geträumt, seine Tochter Mandane verlöre soviel Wasser, daß ganz Asien davon über- schwemmt würde, und die Traumdeuter hätten ihm das dahin ausgelegt, daß von feiner Tochter ein Sohn e- boren werden würde, dem die Herrschast über an A en beschiedensei. Um seine eigene Krone besorgt, ga A yages die Mandane einem geringen Perser Cambyses zum Weibe, nahm den von ihr geborenen Sohn Cyrus in Beschlag und beauftragte seinen Vertrauten Harpagus mit der Tödtung des Kindes; dieser aber setzte es blos aus, es ward von einem Hirten gefunden, von dessen Frau an Stelle ihres eigenen, kürzlich verstorbenen Kindes aufgezogen, und kam später an den Hof des köni lichen Großvaters, wo es auch bald an seiner Familienägnliche keit erkannt wurde. Der König, von den Traurndeutern wegen seines Traumes beruhigt, behielt nun zwar den Knaben bei sich, rächte stch jedoch in furchtbarer Weise an Harpagus für die Nichtbefolgung des damaligen Be- fehls; denn er bewirthete ihn an seiner Tafel mit dem Fleisch des eigenen Sohnes. Dafür nun ersah dieser sich den Cyrus zum Werkzeug seiner Rache aus, ent- deckte demselben, was in seiner Jugend mit ihm ge- schehen sei, und reizte ihn zur Empörung wider den Großvater; Astyages fiel in die Hände seines Enkels, der ihn mit Achtung bis an den Tod behandelte, das Reich kam jedoch von den Medern an die Perser, und es ist nun des Cyrus eigene Herrschsuchh der er dient, wenn er von einem Königreich zum andern zieht, es zu erobern, den Kröfus von Lydien überwindet, den Nabo- ned von Babylonien stürzt und noch viele andere Kriegs- züge ausführt, bis er zuletzt der Königin der Massagetcn Tomyris in die Hände fällt und ein schmähliches Ende nimmt. Diesen Angaben Herodots gegenüber haben wir uns um so mehr an die des Xenophon gehalten, als letztere nicht nur bcsser mit der heil. Schrift übereinstimmen, sondern auch durch eine neuerdings aufgefundene Tafel, nach deren Keilschrift Cyrus ein Sohn des Kyaxares gewesen, bestätigt werden. Das war er nun allerdings nicht im eigentlichen, unmittelbaren Sinne, vielmehr ist er auch nach Xenophon ein Sohn des persischen Statt- halters Cambyfes von Mandane, der Tochter des Astya- ges; insofern aber des letzteren Bruder und Nachfolger auf dem medischen Königsthron, Kyaxares II» ihn zu seinem Schwiegersohn und Nachfolger im medisclpbabys lonischen Königreich machte, kann er recht wohl dessen Sohn heißen. Xenophon läßt den großen König im Frieden und zu Hause sterben, während er allerdings auch nach Ktestas, einem dritten Schriftsteller, der uns von ihm erzählt, seinen Tod auf dem Schlachtfelde findet. Näheres über Perslen und die Könige der medischspersii schen Dynastre s· zu Esra 1, 4. 107 148 2. Chronika 36, 22. 23. Esra 1, 1—4. VI) Da nach je sechsJahren in jedem siebenten Jahr das Land dem HErrn einen Sabbath feiern sollte, so würden 70 Jahre die Sabbathjahre eines Zeitraums von zusammen 490 Jahren bezeichnen; in diesem Zeitraum würden, wenn das Gesetz in 3. Mos 25, I ff. einge- halten worden wäre, 70 Ruhejahre in jedem siebenten Jahre gefeiert worden sein. Rechnen wir vom Anfang des babylonischen Exils 606 v. Chr. zurück, so kommen wir mit jener Zahl auf das J. 1096 v. Chr., also in die Zeit, wo Samuel’s Richterihätigkeit zu Ende ging und bald hernach das Königthum errichtet wurde; dies stimnit sehr gut mit 2. Chron. 35, 18, zusammen nach welcher Stelle bis einschließlich auf die Zeit Saniuel’s, des Pro- pheten, das Passah dem Gesetze gemäß gefeiert, und also wohl auch das Sadbathjahr re elmäßig gehalten worden ist. Wenn hier das babyloniche Exil von Seiten der göttlichen Wiedervergeliuiig oder der strafenden Gerech- tigkeit des HErrn aufgefaßt wird, so· hatte es nach» Hesek 6, 8 ff.; Bis, 31 auch eine padagogische oder erziehliche Seite: dem übrig gebliebenen Volke sollte unter den Heiden gereuen alle ihre Bosheit ukd ihre Abgötterei. Und so sehen wir auch wirklich in er Gefangenschaft eine gänzliche Umgestaltung des Volkscharakters vor sich gehen, die zu den inerkwürdigsten Ereignissen in der Ge- schichte des Reiches Gottes gehört; was die wunderbar- sten göttlichen Offeubarungen, was eine Reihe der größ- ten göttlichen Gesandten, was die ganze Religionss verfassung mit allen ihren Anstalten in Canaan nicht hatten bewirken können, das bewirkte das babylonische Gefängniß, eine Volksbekehrung im Geiste des alten Testainents Denn während noch die letzten Propheten unmittelbar vor und zum Theil schon in der Verban- nung den Fang des Volks zum Götzendienst wie bis zum Wahn nn gesteigert darstellen, sindenwir nach der- selben uichts mehr davon und die iiachexilischen Prophe- ten enthalten nicht einmal mehr eine Warnung davor; ja, selbst in Abstellung weit geringerer Mißbrauche er- weisen sich die Lehrer und Vorsteher des Volks mit gutem Erfolg thätig Es trat ein, was die Propheten so oft vor·- hergesagt hatten, Israel schäinte sich seiner Buhlen mit denen es Freundschaft gehalten; und indem sie die Erfullung aller von dem HErrn ihnen gedroheten Strafen vor sich sahen, bekamen sie einen tiefen Eindruck von der Wahrhaf- tigkeit des lebeiidigen Gottes und seiner Propheten. 22. Aber im ersten Juli! ldst Allsknhettschsfti Kores, des ttonigs in Zkersien [d. i. im J« 536 v. Chr] daß erfullet wurde das Wort des HErrn durch den Mund Jeremia geredet sdamit der durch dieses Wort Jerem. 25, 1I f.; 29, 10., vgl. Dan. 9, 1 ff. bestimmte Endpunkt der Verstörung inne gehalten würde) erweckte der HErr den Geist mirs, des Koiiigs von Persieii [den er langst zuvor durch den Propheten Jesaias 44, 28 ff. als das Werkzeug zur Ausfuhrung seiner Rathschiusse bezeichnet hatte], daß et [den Beschluß faßte, das jüdische Volk wieder auf freien Fuß zusetzen und ihm nicht nur zum Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem die Erlaubniß, sondern auch die dafür nöthigen Mittel zu geben;’ daher er durch Heroldej ließ ausschreieii durch sein ganzes Konig- reich, auch durch Schrift sein sog. königliehes Edikt bekannt machenL und sagen: » W. So spricht mirs, der itonig in Peifieiix Der HEry der Gott vom Himmel [den Israel als seinen Gott bekennt, den aber auch ich für den König aller Könige auf Erden erkannt habe], hat mir alle ttbnigreiche in Landen gegeben fmich zum Herrscher über viele Länder — Persien, Medien, Babylonien, Kleinasiem Syrien, Phönizien und Palästina gemacht], und hat mir [durch das mir vorgehaltene Wort seiner Propheten und durch den inneren Trieb seines Geistes] befohlen, ihm ein Haus zu bauen zu Jerusalem in [dem meiner Herrschaft unterworfenen Lande] Juda swelchem Befehle ich denn hiermit nachkomme]. Wer nun unter euch [meinen Unterthanen, die ihr dies mein königliches Edikt hört oder leset] feines Volkes [d. i. ein Judej ist, mit dem sei der HEry fein Gott sgebe ihm das Geleit zu einer glücklichen ReifeL Und [er] ziehe hinauf sgen Jerusalem in Juba, und baue das Haus des HErrn, des Gottes Jsrael, vgl. Esra I, 1—4]. Jn diesen Worten ist schon angedeutet, was den Cyrus bewogen habe, die Juden aus dem Exil zu ent- lassen — nicht, wie viele neuere Gelehrte die Sache darstellen, politische Rückstchtem um den Platz, den die jüdische Colonie einnehmen sollte, vortheilhafter zur Bän- diguiig anderer besiegter Nationen zu benntzeii und namentlich für die in Aussicht genommene Eroberung Egyptens einen Stützpuukt zu gewinnen; der weitere Verlauf der Geschichte zeigt deutlich genug, daß man am persifchen Hofe ganz und gar nicht gesonnen war, die Juden wieder zu einem politischen Gemeinwesen erstarken zu lassen. Wohl aber war es von der größten Bedeu- tung, daß durch die Versetzung des Prophetenthums auf heidnischen Boden, namentlich in das Hauptgebiet der alten Mantik (Wahrsagungskunst), nach Babel, den Heiden selbst eine Leuchte des göttlichen Worts aufgerichtet und ihrenWahrsagern und Zeichendeutern Gelegenheit ge- eben wurde, mit der Offenbarung des lebendigen Gottes Zch zu messen. Der Kampf, den Jehova bei der Erlösung des Volks aus der eghptischen Knechischaft mit den Göttern Egyptens geführt hatte (s. Anm. zu Z. Mos. 7, 9. 13 und 22), kehrt hier auf höherer Stufe wieder: wo wirklich ein Wissen des göttlichen Rathes, der die Wege der Nationen lenkt, wo Weissagung künftiger Dinge zu siuden sei, soll das Heidenthum erproben und darnach die Realität sdas thatsächliche Vorhandensein und Wirken) seiner Götter bemessen. Diesen Kampf durchzusühren ist vorzugsweise Daniel berufen, und eine Siegesfrucht dieses Kampfes ist die Befreiung des Volkes durch Cyrus. Daß derselbe eine solche Erkennt- niß des lebendigen Gottes und ein solches rein religiöses Jnteresse für die Juden gewann, wird ganz erklärlich, wenn man erwägt, welche Stellung Daniel sowohl zu dem babplonischen (Dan. 2, 14 ff.; Z, 31 ff.; Z, 10 ff.), wie zu dem medischen Hofe (Dan. 6, I ff.) eingenommen und wie Cyrus den tiefsten Respekt vor ihm nnd seiner Prophetengabe gleichsam als Erbe überkain, als er Ba- bylon eroberte und dort ein Königreich der Perser er- richtete (Dan. 6, 28), wobei wir noch ganz außer Be- tracht lassen, ob nicht den beiden apokryphischen Stücken vom Bei zu Babel und vom Drachen zu Babel eine geschichtliche Thatsache zu Grunde liegen möchte. Das aber dürfte unzweifelhaft feststehen, daß des Josephus Mittheilung (Antt. XI» I. 2) von dem tiefen Eindruck, den Cyrus empsing, als ihm die Weissaguiig Jesaiä von seiner Person (Kap. 44, 28 ff·) vorgelegt wurde, und von dem sofortigen Entschluß, den er faßte, dieselbe auch zur Erfüllung zu bringen und so stih selber ein Ehren- denkmal in der Geschichte zu setzen, auf historischer Wahr- heit beruht, so wenigä auch sonst Josephus bei derartigen Angaben eine zuverl sstge Auctoritiit ist. «—-74Ju-—X—- König Cyrus von Persien entläßt die Juden aus der babnlonlschen Gefangenschaft. 149 Das Buch Efeu. Jm zweiten Buch Mose stand die nach dem Abfall des Volks errichtete Stiftshütte als Beweis da, daß der HErr ungeachtet der schweren Verständigung des Volks doch noch unter demselben wohnen wolle: im Buch Esra steht nach der Strafe eines langen und tiefen Absalls des Volks der zweite, durch Gottes Wunder an heidnischen Königsherzen möglich gewordene Tempel als Beweis da, daß der HErr abermals sein Bundesoerhältniß zu Jsrael gelten lassen und die Bundessegnungen über Jsrael kommen lassen wolle, bis er einmal im vollen Sinne unter Jsraeks Lobe wohnen kann (Pl· 22- 4)- Das l. Kapitel. Roms, oder Cyrus, entläßt die gefangenen Juden. I« v. 1—1l. Im erßeu Saht seiner Herrschaft läßt Ei) eng, König von persiem dar-h Ausruf und Skhrist in seinem ganzen Königreich bekannt machen, daß er von dem ljErrm dem Gott vom Himmel, der ihm alle Königreiche der Erde gegeben, den Befehl erhalten habe, ihm ein Hans zu bauen zu Jerusalem in Juda. Er fordert also die gefaugeuen Juden auf, in ihr Vaterland zurückzukehren und den Bau in Eingriff zu nehmen, und gebietet seinen ilnterhanem den in ihrer Mitte wohnenden Jlngehiirigen dieses dolkv dar Werk durch freiwillige Geschenke zu erleithtern. Diejenigen nun, deren Geiß Gott erweckt, bereiten ßih znr Reise nnd werden von ihren heidnlsrheu Ort-genossen in allerlei weise untersteht; dem Fürsten Serubabel von Juda aber läßt der König durch seinen Schatzmeißer slllthredath die heiligen Gefäße auglieferu, die Ueburaduezar einst ans Jerusalem fortgesührl hatte. 1. JIU ersten Jahr [der Alleinherrschaft des] Kores [oder, wie er bei den griechischen Schrift- siellern heißt, des Cyrus] des Königs in Persien [d. i. im J. 536 v. Chr. 2. Chron. 36, 20 Anm.], daß ersitllet würde das Wort des HErrn durch den Mund Jeremia [Kap. 25, 11 f.; 29, 10J, ek- lveckte der HErr sum hier den Faden der Er- zählung, der in 2.· Chron. 36, 22. 23 fallen gelassen wurde, fast mit den nämlichen Worten wieder aufzunehmen] den Geist [eben dieses, von ihm schon vor mehr als 170 Jahren auserkorenen Werkzeugs seiner Rathschlüsse Jes. 44, 28 ff» des] Kores, des Königs in Messen, daß er ließ aus- schreieu durch sein ganzes Königreich, auch [öffent- lich bekannt machen] durch Schrift [2. Chron. 30, 5 f.], nnd sagen: » · · 2. So spricht Kores, der Komg in Westen: Der HEryder Gott vom Himmel sgenauerx der Gott des Himmels, den Jsrael für seinen Gott bekennt und dem auch ich die Ehre gebe, daß er allein Gott sei unter allen Königreichen auf Erden 2. Chron. Z, 12; 2. Kön. 19, 15], hat mir snach dieser seiner Macht, Zeit und Stunde zu ändern und Könige ab- und einzusehen Dan. 2, 211 alle Königreich: in Landen gegeben [Jes. 45, l fs.], nnd er hat mir sdurch sein Wort Jes. 44, 28 f. und seinen GeistJ befohlen, ihm ein Haus zu bauen zu Jerusalem in Juda. s. Wer nun unter euch [meinen Unterthanen] seines Volls lJsmelj ist, mit dem sei sein Gott (Staudt.) [gebe ihm Segen zu einer glücklichen Reise] und er ziehe hinauf gen Jerusalem in Juda, und baue das Haus des HErru, des Gottes Jsrael. Er [dieser Gott des Himmels, in dessen Auftrag ich handele V. D] ist der Gott, der zu Jerusalem iß [hat dort eine Stätte der Verehrung sich erwählt Jes. 31, 9; darum eben fordere ich euch auf, ihm daselbst ein Haus zu bauen]. 4. Und wer svon den nach Babel einst Weg- geführten] noch übrig ist [und Lust hat, nach Juda jetzt zurückzukehretq an allen Orten, da er ein Fremdling ist [er befinde sich als Fremdling an irgend einem Orte meines Königreichs, wo es auch sei], dem [sollen zur Ausführung seines Vorhabensj helfen die Leute seines Orts [seine nichtisraelitk schen Ortsgenossen] utit Silber und Gold, Gut nnd Vieh [das sie zur Unterstützung für ihn unter sich aufbringen], aus freiem Willen [außerdem aber sollen sie auch für sich selbst freiwillige Gaben darbriUgenJ zum Hause Gottes zu Jerusalem [vgl. 2. Mos. 3, 21; 12, 35 f.]. Das südlich von Medien (2. Kön. 22, 2 Anm.) ge· legene Stammland der Perser, die selber sich Art er nannten und ein Zweig des arischen Urftammes waren, heißt bei den Griechen Parstsz in der Bibel aber wird es in den vorcxilischen Schriften nicht erwähnt, da Elam ursprünglich eine semitische Bevölkerung hatte (l. Mos 10, .2·2) und erst später dem eigentlichen Persten zuge- rechnet wurde. Noch jetzt führt es den Namen Fars oder Farslsiam wurde im Norden durch das zum Taurus gehörige Gebirge Parachoathras von Medien geschieden, grenzte im Osten an Karmanien (auf Karte IV. wegen Mangels an Raum nicht angegeben), im Süden an den persischen Meerbusen und im Westen an Sustana und Elam. Jn seinem nördlichen Theile ist es ein wildes Gebirgsland, voll steiler Höhen und tiefer Schlnchtcnz der Küstenstrich ist eine Sandebene, wegen Hitze und giftiger Winde nicht bewohnbar, im Binnen- lande aber giebt es viel trefsliche wasserreiche Thäler und Ebenen (darunter die von Persepolis), welche an Frucht- barkeit und mildem Klima ihresgleicheu suchen. Die Bewohner dieser Provinz, mit den Medern ohne Zweifel stammverwandt, theilten sich in mehrere Horden oder Stämme, unter denen drei edle waren, die der Pasari gaben, der Maraphier und der Maspier; nur diese wer- den als cnltivirt geschildert, die ackerbautreibenden und besonders die nomadifirenden Stämme in den Gebir en dagegen waren roh und ungebildet. Aus dem edel en Geschlecht der Pasargadem aus den Achämenidery stammte die königliche Familie ab, und diesem gehörte denn auch Cyrus an.- Die Könige, die sich gern König der Könige nannten, für abbildliche Stellvertreter der allmächtigen 150 Gottheit galten und einen nach dem Muster des himm- lischen Ormuzd- oder Lichireiches eingerichteten Hofstaat mit steben obersten Hofbeamtcn unterhielten, lebten, ihren Unterthanen unzugänglich in wohl verwahrten Palästen mit großen Gärten (ein solcher Königspalasi hieß »die Pforte« oder das Thor Esth l, Z· 6., der Garten aber, aus Parks mit Thiergärten bestehend, wurde »P(iradies« genannt), während des Frühlings zu Crkbatana, wäh- rend des Sommers zu Susa und während des Winters in Babylon. Außerdem sind noch zu erwähnen: Per- scp olis, mit einer prächtigen Burg der persischen Könige, in welcher große Schätze aufbewahrt wurden und wo seit Cambyses sich die Königsgräber befanden, und Pa- sargadä, in einiger Entfernung davon, die alte Haupt- stadt von Persis, wo Cyrus begraben liegt. Sein Grab- mal wurde noch Alexander dem Großen gezeigt; die Inschrift lautete: »O Mensch, ich bin Cyrus, der den Persern die Oberherrschast errang und über Asten gebot: beneide mich nicht um dieses Grabs« Wegen seiner Milde und Gerechtigkeit war er bei den Persern geliebt wie ein Vater; und auch bei Jesaias (Kap. 41, Z; 45, 13) erscheint er als »der Gerechte vom Aufgan «, den Je- hova erweckt hat »in GerechtigkeitC was a erdings zu- nächst auf diejenige Gerechtigkeit Gottes geht, womit er auch erfüllt, was er verheißen' hat, und auf den günsti- gen Ausgang sich bezieht, wclcher der gerechten Sache des Erweckten auf Schritt und Tritt begegnen würde, aber doch zugleich den Cyrus als einen König kenn- zeichnet, wie ihn kein Reich der Heiden weder vorher noch nachher gehabt hat. Jndem wir die Reihenfol e der perfischen Könige zuniichst überstchtlich zusammen ellen: I. Cyrus von 536——529 v. Chr. Cambyses v· 529——522. PseudoiSmerdis 522. Darius Hystaspis v. 521-—486. Xerres I. v. 486—465. Artaxerres I. (Longimanus) v. 465—424. Xerres II. 424 (45 T »e). Sogdianus 424 (6—7 Monate). Darius II. (Ochus oder Nothus) v. 423——404. Artaxerres II. (Mnemon) V. 404——364. 11. Artaxerxes IIl. (Ochus) v. I364——338. 12. Arses v. 338—336. 13. Darius Codomannus v. 336——331., geben wir demuächst eine kurze Darstellung der Geschichte dieser Könige, auf welche wir bei der folgenden Erklärung der Bücher Esra, Nchemia und Esther uns beziehen können und an welche dann zu 1. Matt. l, 1 ff., die Isr- schichte Alexanders des Großen sich anschließen wird. Bei seinem Tode hinterließ Cyrus 2 Söhne, von denen der ältere, Cambyses, in der Regierung ihm folgte, während der jüngere, Smerdis, Statthalter von Baktrien und der östliclien Länder wurde. Dieser Cambyses nun richtete seinen Eroberuiigsblick vornehm- lich nach Egyptem wo im J. 569» v.«Chr. Pbarao Hophra («2. Chr-on. 35, 21 Anm.) m einem Aufstande seines Volkes gegen ihn um Thron und Leben gekommen und der Anführer der Empörey Amasi»s, zur Herr« schaft gelangt war; aber noch ehe Cambyses mit» seinen Kriegsheeren dort ankam, war auf Amasis bereits sein Sohn Psammenit gefolgt, den dann Cambhses durch die schnclle Einnahme von Pelusium überraschie, gänz- lich bei Memphis schlug und ihn wegen entdeckter An- schläge gegen sein Leben Ochsenblut trinken ließ, bis er daran starb. Weitere Unternehmungen des Perserkönigs gegen die Cartbageh Ammonier und Aethiopier liefen unglücklich ab; in seinem Grimm darüber ließ der durch seine Grausamkeit zum Sprichwort gewordene Cambyses auch seinen Bruder Smerdis um’s Leben bringen, setzte 59Os9wk»P Esra 1,5-—-11. aber, um die Schandthat geheim zu halten, einen demsel- ben äußerlich sehr ähnlichen Ma ier Sphendadates zum Statthalter von Susa ein. Dieser, im Einverständ- niß mit den Magierin welche die Herrschaft wieder an die Meder bringen wollten, trat bald als der wirkliche Smerdis auf, schrieb einen dreijährigen Steuererlaß aus und wurde um so lieber als König anerkannt, je mehr Cambyses durch Blutdurst und Tyrannei flch verhaßt emacht hatte. Als letzterer wider ihn heranziehen wollte, starb derselbe noch in Syrien an einer Wunde, die er beim Besteigen des Pferdes sich unversehens beigebracht hatte; doch war die Herrschaft des Psendos (d. isfals schen) Smerdis nur von kurzer Dauer (8 Monate). Noch vor seinem Tode hatte nämlich Cambyses den Großen seines Reichs den Thatbestand, daß sein Bruder wirklich umgekommen und der vorgebliche Smerdis ein Betrüger sei, entdeckt, und diese ruhten nun nicht, bis sie den Betrüger beseitigt hatten, worauf die Verschwos reneii, lauter Stammhäupter der Pasargadem denjenigen aus ihrer Mitte auf den Thron zu erheben beschlossen, dessen Pferd, wenn sie am nächsten Morgen der auf- gehenden Sonne entgegenrittem zuerst wiehern würde. Das Loos traf, in Folge einer List seines Stallmeisters den Darius, Sohn des Hystaspes, aus dem Geschlecht der Achämeniden, welcher sein Recht auf den Thron durch alsbaldige Vermählung mit des Cyrus Tochter Atossa zu befestigen suchte. Dennoch hatte er Mühe, ehe er allgemein anerkannt wurde; namentlich empörte flch Ba- bylon gegen ihn, und konnte er die Stadt erst nach zweijähriger Belagerung durch die aufopfernde List des jungen Persers Zopyrus (Kap. 6, 18 Anm.) gewinnen, worauf er die festen Mauern derselben bis aus ein Vier- theil ihrer Höhe niederreißen und ihre 100 Thore zer- stören ließ. Von seinen ferneren Kriegszügen waren die gegen Egyptem Seythien und Griechenland unglücklich, erfolgreicher dagegen der, den er nach Indien unternahm; unter Zurüstungen zu einein neuen Kriege gegen Griechen- land, wo er namentlich die Schlacht bei Llltarathon gegen Miltiades verloren hatte, starb er, indem er den Erst· gebotenen seiner zweiten Frau, der Atossa, zum Nach« folger bestimmte. Dieser, Xerres mit Namen, suchte zuvor Eghpten wieder unter seine Botmäßigkeit zu brin- gen, ehe er dann (im J. 480) mit einer unermeßlichen Heeresmacht zu Wasser und zu Lande gegen Griechen- land ausbrach. Wir können hier auf die heldenmüthigen Kämpfe der Griechen bei Thermopylä, anf die Schlach- ten bei Salamis, Platäa, Mhcale und am Eurymedon nicht näher eingehen, fassen vielmehr den Xerres in’s Auge, der, durch seine vielen Niederlagen und durch immer zunehmende Schwelgerei den Persern verächtlich geworden, zuletzt von dem Befehlshaber seiner Leibwache ermordet ward. Nach ihm bemächtigte sich, da der älteste noch lebende Sohn als Statthalter von Bactrieii zu weit entfernt war, als daß er seinen Vortheil hätte wahr- nehmen können, Artarerxes mit dem Beinamen ,,Lang- band« (Longimanus) des Throns. Er war glücklich in seinen Kämpfen mit Libyen und Egyptem mußte aber, um sich den Frieden mit Athen zu erkaufen, der Herr· schaft über die Städte Kteinasiens entsagen und bei seiner Aussöhnung mit dem tief von ihm gekränktcn Statthalter Megabazus von Syrien sich die Bedingungen von die- sein vorschreiben lassen. Neben 17 unächten Söhnen hatte er nur einen rechtmäßigen, Xerres II., der zunächst in der Herrschaft ihm folgte; doch schon nach 45 Tagen erlag derselbe der Mordwaffe seines Halbbrtiders Sog- dianus, der auch die übrigen Söhne seines Vaters umzubringen edachte, als einer unter ihnen, Ochus von Hyrkaniem i m zuvorkam, sich seiner bemächtigte, in einem Aschcnthurme ihn erstickte und nun als König den Namen Darius II. annahm. Der ächte königliche Fürst Serubabel von Juda empfängt vom Könige Cyrus die heil. Tempelgefäße zurück. Same war ieht ausgefunden; daher des Darius l1. Beiname Nothus, d. i. der Unächte Auch befand sich bereits das Reich im Zustande großer Zerrüttungx die Statthalter der verschiedenen Provinzen empörten fiel) und konnten nur durch ehrlose Mittel im Zaum gehalten werden; Egyptem das seit der Eroberung durch Cambhi fes als persische Provinz- behandelt worden war, wußte seine Selbständigkeit wieder zu erringen; wenn aber von den Griechen dem per-fischen Reiche jetzt nicht mehr solche Noth wie früher bereitet wurde, so hatten die Perser dies nur deren eigener Zwietracht, worin sie während des Peloponnesischen Kriegs gegen einander wiithetem zu danken. Die folgende Zeit unter Artarerreo II., Artaxerres ll1. nnd Arses war eine Zeit noch viel größerer Verwirrung und innerer Auflösung durch gegen- seitige Befehdung im Schooß der königlichen Familie; als dann Darius Codomannus auf den Thron kam, hatte Pcrsien zwar einen edeln und kräftigen Mann um Herrscher, dem es vielleicht gelungen wäre, wieder uhe und Ordnung zu schaffen, wäre nicht gerade ihm es beschieden gewesen, den Zusammensturz des peksischen Reichs schon nach 5 Jahren seiner Regierung zu erleben und mit demselben selber zu Grunde zu gehen. d. Da [in Folge dieser Aufforderung des Kores B. 2 ff] machten sich ans szur Reise] die obersten Väter sdie Häupter der Baterhäuser oder der Geschlechter und ihrer verschiedenen Familien: gruppen 2. Mos 6, 14; 4. M. 2, 34 Anm.] aus Juda und Benjantin, und die Priester und Lehnen, [mit einem großen Theil ihrer Angehöri- gen, aber doch nicht] alle [ohne Ausnahme, ob- gleich in dem königlichen Edikt ein jeder, der zum Volke Gottes zählte, zur Rückkehr aufgefordert war, sondern nur diejenigen], deren Geist Gott erweckte, hinanfznzieheu und zu bauen das Hans dcd DEktU [zusammen 42360 Männer und 7337 Knechte und Mägde Kuh. 2, 64 ff.; unzählige Andere dagegen ließen durch irdische Interessen sich bestimmen, in Bade! zurüclzubleiben]. s. Und alle, die um sie her waren saußer den heidnischen Ortsgenossen auch die zurückbleiben- den Volksgenossenj stcirkten ihre Hand mit silber- nen: nnd güldeuem Gcrclthe, mit Gut und Vieh, nnd Kleinoden [womit sie die Auswandernden dem königlichen Befehl gemäß zur Reise in Stand setzten], ohne was sie freiwillig gaben. 7. Und der König Kores that heraus saus dem Götzentempel des Bei] die Gefäße des Hauses des HErrn die Nebncadällezar [einst, unter König Jojakim 2. Kön. 24, 1; 2. Ehren. 36, 7; Dan. I, 21 ans Jerusalem genommen, nnd in seines Gottes Haus [jenen Belus-Tempel] gethan hatte. 8. Aber tkores, der König in Westen, that [wie sich von selbst versteht, nicht persönlich] sie heraus [sondern] durch Mtthredah den Schaßnteistey und Dieser] zählete sie dar sdem Serubabel Kap. 2, 2 oder, wie er mit seinem am perstschen Hofe gebräuchlichen Namen hieß Kap. b, 14. les] Ses- dazat, dem [aus königlichem Geschlecht entsprosse- nen 1. Chron. Z, 191 Fürsten Jnda [nnd- bestell- ten Vorsteher der neuen Gemeinde]. 151 I. Und dies ist ihre sder herausgegebenen Gefäße] Zahl: Dreißig gütdene Becken soffene Schalen, welche bei Darbringung der Trankopfer gebraucht wurden], nnd tausend silberne Becken [von derselben Art und zu demselben Vehuf], neun nnd zwanzig Messer [zum Schlachten und Zertheilen des Opferviehes, nach anderer Erklärung: Gefäße zum Räuchern], 10. Dreißig gtttdene Becher [mit Deckeln ver- fehene Büchsen 1. Chron. 29, 171- nnd der an- dern silbernen Bccher sder silbernen Becher von einer anderen Gattung] vier hundert nnd zehn, nnd anderer [die wir im Einzelnen nicht näher bezeichnen wollen] tausend. 11. Daß aller Gefäße, beide gicldene nnd silberne, waren fünf tausend nnd vier hundert fnach der vorigen Angabe nur 30 —r— 1000 -l— 29 4- 30 4- 410 -k— 1000 = 2499z doch sind dabei 2901 noch andere Gefäße, als die am Schluß des 10. Verses genannten tausend nicht in Anschlag gebmchts Alle brachte sie Scsbazar soder Sera- babel] herauf snach dem Lande Juba] mit denen, die [nach V. 5] aus dem Gefängniß von Babel herauf zogen gen Jerusalem. Indem schon vor dem Exil, in der Zeit nach der Wegführung der 10 Stämme, die Glieder des hebräischen Volks als Juden bezeichnet wurden (Jerem. II, 123 34, J; 38, II; 40, U; Z. Kön. 16, 6; 25, 25), ward dieser Name seit der Rückkehr aus der Gefangenschaft, weil der bei weitem größte Theil der Zurückkehrenden Bürger des ehemaligen Reiches Jnda waren, immer ge· bräuchlicher. Jm Exil selbst nun war ihre äußere Lage, wenigstens nachdem sie gelernt hatten, unter Gottes gewaltige Hand sich zu demüthigen und eitlen Hoffnungen zu entsagen, keineswegs so drückend, wie es ans den ersten Blick scheinen könnte; die meisten sie- delten sich an, erwarben Güter und Wohlstand, mehrere wurden sogar an den Hof gezogen und zu Staatsämtern befördert. Man ließ ihnen ihre Vcrfassung, so daß sie unter Oberhäuptern aus ihrem Volk lebten nnd Richter und Aelteste aus ihrem Geschtecht hatten, welche sie nach ihrem Gesetz richteten; ebenso gestattete man ihnen freie Religionsübung, die stch jedoch, da ein Opferdienst nur bei dem Tempel erlaubt war, auf gottesdienstliche Ver- sammlungen mit Gebet und Schriftvorlesung beschränk- ten (vgl. die Bemerk. zu Nehem. 10, 39), und haben wir ein derartiges Gemeindegebet aus der letzten Zeit des Exils, genau dem Gebete Daniels in Kap. 9, 4 ff. entsprechend, im 106. Psalm vor uns. So im äußer- lichen Wohlstande lebend, fühlten nicht wenige in dem fremden Lande zuletzt sich so behaglich, daß sie der Heimath vergaßen und von der Erlaubniß des Cyrus, dahin zu- rückzukehrem keinen Gebrauch machten. Nur der geistlich esinnte Theil des Volks bewahrte ein Herz voll Sehn· sucht nach dem Lande der Väter, nach der heil. Stadt und nach den schönen Gottesdiensten des HErrm und voll der freudigen Gewißheit einstiger Rückkehn wie sich das in Pf. 137 so offen darlegt, und begrüßten den Eintritt dieser Erlösung mit jubelnder Freude, wie sie in Pf. 126 so unzweideutig sich ausspricht (doch gehören beide Psalmen ihrer Entstehung nach in etwas spätere Zeit, vergl. Anm. zu Kap. 4, 24 u. S, 18). Der jüdis schen Tradition zufolge waren es gerade die Niedri sten und Aermstem die zurückkehrtem während die Angesehw 152 Esra 2 , 1-—43. neren und Reicheren in Babel zurückblieben, was aller- din s viel Wahrscheinliehkeit für sich hat (Matth. 19, 23 .); daß jedoch auch Wohlhabende unter dcn Zurück· ekehrten sich befanden, zeigen die Angaben über die Beiträge zum Tempel in Kap. 2, 68 f. u. Nehem. 7, 70 f. Jn dem apokryphischen s. Buch Cum, das Luther nicht mit aufgenommen, wohl aber in einigen deutschen Bibeln g. V. in dem Weimarischen Bibelwerk oder der sog. hurfürsten-Bibel) nebst dem 4. Bnch Esra und dem s. Buch der Maktabäer den übrigen Apokryphen sich anschließy wird Kap. Z, I ff. erzählt, daß die Rückkehr auf den heiligen Boden des Heimathlandes im Anfang des Nisan des 2. Jahres ded Cyrus (dort «Darius« genannt) erfolgte und perstsche Reiterei die Wanderer, die sich in Babylon gesammelt hatten und dort in Ge- rneinschaft mit den Zurückbleibenden erst noch einen Freudentag hielten, geleitete, um sie in den Besitz Jeru- salem’s zu setzen; hier zerstreuten sich alsbald die An- kömmlinge und suchten die alten Erbsitze ihrer Familien wieder auf. Diese Nachricht ist um so willkommener, als. sich nun erst die Zeitbestimmung in Kap. Z, 1 u. 8 genügend erklärt; zu, beachten aber für das Verständnisz der weiteren Entwickelttngsgcschichte ist der Umstand, daß Cyrus lediglich die Erlaubniß ertheilt hattte, den Got- tesdienst wieder herzustellen, nicht aber die frühere Landesregierung wieder einzusetzen und ein eigenes selb- ständiges Gemeinwesen auch in politischer Hinsicht zu begründen, daher Serubabel überall nur als Statthalter oder Landpfleger (Kap. 2, 63), nicht aber als eigentlicher Fürst oder König erscheint. Das Z. Kapitel. Zahl nnd Register der wiederkehrende« Juden, und ihre steuer. il. v. 1—70. Es sorgt ein vekzeikyuik derjenigen Gefchlechtghänpter und vaterhäusey weinte von Habe! nun) Jerusalem zogen nnd naeh ihrer Jlnlennft daselbst in die umliegenden Städte nnd Qrischaften un) zerstreuten. Zu— erst werden neben Josua nnd Srrnbabel zehn andere Männer genannt, weinte die Vorsteher der neuen Ge- meinde bildeten Oh. l. 2), sodann« wird die Zahl der Männer deo vollieo Israel ungebändigt w. 2), weln)e dartun) nun) aufgezählt werden (t11.3-—-35); hieran schließen In) die prieürr W. 36—39), die Eeniteu sit. 40-— 2), die ttethinim nnd die Kinder der Erkenne Salomow w. 43—58); znleht folgen einige Geschlechter, tvelche tin) nin)t alo Irre-eitlen, nnd die Priester, die sin) nin)t als solche anoweisen konnten (d1. 59 — 63), worauf die Gesammizahl nebst der Zahl der biosse n. s. w. w. 64—67) nnd der Betrag der Zeislener zum Tempel— bon W. 68 sf.) angegeben wird. vgl. Nehem. 7, 5—73. l. Dies sind die Kinder ans den Landen saus der Landschaft Judäa oder den vereinigten Stamm- gebieten Juda und Bensamin Kap. 1, 5], die sim J. 536 o. Chr] herauf zogen ausdem Gefangniß, die [wenn auch nicht alle persönltch, so doch in ihren Vätern] Nebucad-Nezar, der König zu Dabei, szu vier verschiedenen Malen: im 4. Jahr Joja kim’s 606 v. Chr., unter Jojachin im J. 598, im 11. Jahr Zidekicks 588 v. Chr. und 5 Jahr später durch NebusarsAdan 2. Kön. 24, 1. 14; 25, 11; Jereun 52- 301 hatte gen Bade! geführet, und sdie ietzt wieder, und zwar nach einer Reise von etwa 4 Monaten Kap. 7, 8 s. im Anfang des J. 535 v. Chr. Kap. 1, 11 Anm.] gen Jerusalem und in Juda lauten, ein jeglicher in seine Stadt [dahin er seiner Abstammung nach gehörte oder wo er seinen Wohnsitz angewiesen erhielt]. 2. Und kamen mit [folgenden 12 Geschlechts: häuptern, welche die alte Eintheilung in 12 Stämme repräsentiren und der neuen Gemeinde zu Vor- stehern dienen sollten:] Serttbabel [Nachkomme des Königs Jojachin I. Chron. Z, 17 ff. und Fürst des Stammes Juda Kap. l, 8], Jesua [oder Josua, Sohn des Jozadak nnd Enkel des Hohe- priesters Seraja, den Nebucadnezar zu Riblath im Lande Syrien hatte niederhauen lassen 2. Kein. 25, 18 ff.; 1.Chron. 7, 14 f·; Hagg.1, I, Ver- wandter des Schriftgelehrten Esra, der aber jetzt noch nicht zur Gesellschaft der Answanderer ge- hörte, sondern erst später eine neue Colonie aus den babhlonischen Ländern nach Judäa verpflanzte Kap. 7, 1 ffL], Nehentta [nicht zu verwechseln mit Nehemia, dem Sohne Hachalja, der ebenfalls viel später erst in den Gang der Dinge eingriff Nehem. 1, 1], Serasa soder Asarja Nehem. 7, 7 fs·], Reelja [Naamsa], Mordochai swohl verschieden von Mardochai, dem Vormund der Esther Esth. 2, 5 ff., obwohl ältere Ausleger ihn für ein und dieselbe Person mit ihm halten], Bilfath Mtsper sMisperethL Btgelvai. Rehum [Nehum, s. 4. Mos I, 14 Anm.] nnd saußer dem zwischen Reelsa nnd Mardochai unerwähnt gebliebenen Nahemani auch] Baknm — Dies [was im Folgenden näher angegeben werden wird] ist unt! die Zahl der Männer des Volkes Israel [die mit den vorhin genannten Führern gen Jerusalem und nach Juda kamen] 3. Der Kinder Parkos zwei tausend hundert und zwei und siebenzig [2172 — in Nehem. 7, 8 ebensoviel]. 4. Der Kinder Sephatja, drei hundert nnd zwei und siehcnzig [372 — in Nehem. 7, 9 gleich- falls]. d. Der Kinder Arah, sieben hundert nnd fünf nnd fiebenzig [775 — in Nehem. 7, 10: 652]. s. Der Kinder Pahath-Moab svermuthlich Nachkommen eines Angehörigen des Stammes Juda, der einst Fürst Moabs war: I. Chron. 4- 22], unter den Kindern Jesua, [und] send, zwei tausend acht hundert und zwölf [2812 — in Nehem. 7, 11: 2818]. 7. Der Kinder Elam, tausend zwei hundert und vier und fünfzig 11254 —- ebenso Netz. 7, 12]. 8. Der Kinder Sathn, neun hundert nnd fünf und vierzig 1945 —- in Reh. 7, 13: 845]. I. Der Kinder Samt, sieben hundert nnd sechzig [760 -—- ebenso in Neh. 7, 14]. 10. Der Kinder Bani [Benui], sechs hundert nnd zwei nnd vierzig [642 — in Neh 7, 15: 648]. Verzeichnis der aus Babel znrückgekehrten Gefchlechtshänpter und Vaierhänfer. 153 II. Der Kinder Beut, sechs hundert nnd drei und zwanzig [623 — in Reh. 7, 16: 648]. 12. Der Kinder Asgad, tausend zwei hundert uudzwei und zwanzig [1222——- in Reh. 7, 17: 23221 13. Der Kinder Adoniiam, sechs hundert und sechs nnd sechzig [666 —- in Reh. 7, 18: 667]. 14. Der Kinder Bigevai, zwei tausend nnd sechs und funfzig [2056 — in Reh. 7, is: 2067]. H. Der Kinder Adin, vier hundert und vier nnd funfzig [454 ——in Reh. 7, 20: 655]. 16. Der Kinder Ater von Hiskia keinem be- rühmten Manne], acht nnd neunzig febenso in Neh. 7, 21]. « · 17. Der Kinder Vezai. drei hundert und drei und zwanzig [in Reh. 7, 23: 324]. 18. Der Kinder Jorah [oder Hariph — jener Name bedeutet Herbstregem dieser dagegen Herbst], hundert nnd zwölf [ebenso Reh: 7, 24]. 19. Der Kinder Hasunt, zwei hundert nnd drei und zwanzig [in Reh. 7, 22: 328]. Jn diesen Versen sind die Namen von Vatcrhäufern oder Geschlechtern aufgezählt, zu welcher Reihe auch die Namen in V. 31 u. 32 zu rechnen wären, wenn diese unzweifelhaft stcher sind oder doch an rechter Stelle stehen; in den folgenden Versen werden darnach Bewoh- ner von Städten und Dörscrn aufgeführt, die alle in der nächsten Nähe von Jerusalem lagen und wahrschein- lich die einzigen Plätze auf dem kleinen Gebiet der neuen Gemeinde waren, welche gleich nach der Rückkehr von einer größeren Anzahl Jsraeliten in Besitz genommen wurden. 20. Der Kinder Gihbar [von Gibeon Jos. 9, 3 ff] funf nnd nsnnzig sebenfo in Reh. 7, 25]. 21. Der Kinder Beth-Lehen1 sRuth 1, 22 Anm.s, hundert und drei und zwanzig. 22. Der Manner Netopha [füdwesttich von Bethleheny s. das Kärtchen zu l. Sam. I, 5], sechs nnd fünfzig [in Nehem. 7, 26 werden die Männer von Bethlehem und von Netopha zusam- men auf 188 angegeben, während ihre Gesammt- zahl nach unserer Stelle nur 139 beträgt) 23. Der Männer von Auathoth [Jos. 21, 18], hundert nnd acht nnd zwanzig kebenso Reh. 7, 27]. 24. Der Kinder Astnaveth [oder Beth-Asma- veth, vielleicht das heutige Hizmeh, nordöftlich von Jerusalem, f. das Kärtchen zu 1. Sam. I, 5], zwei nnd vierzig [Reh. 7- 28]- 25. Der Kinder von Kiriath-Arini [oder Kiriath-Jearim Jos. 15, 9] Caphira nnd Beeroth lJvf 92 l7], sieben hundert und drei und vierzig [Reh. 7, 29]. As. Der Kinder von Raum nnd Gaba [Richt. 19, 13 Anm.], sechs hundert und ein nnd zwanzig [Reh. 7, 30]. 27. Der Männer von Miehutas [1. Sam. 13. 2], hundert nnd zweiundzwanzig [Reh. 7, 31]. 28. Der Männer von Veth-El [1. Mos. 28- 11 Anm.] und Ai [Jos. 7, 2 Anm.], zwei hun- dert und drei und zwanzig [in Reh. 7, 32: 123J. W. Der Kinder Nebo [zu unterscheiden von dem in 4. Mos. 32, Z, 38 genannten Ort dieses Namens, daher das andere Nebo genannt, viel- leicht das jetzige Beit-Nubah, Es« Stunde nord- wesilich von Asalon], zwei nnd fün zig [Neh. 7, 33]. 30. Der Männer von Magbis, hundert nnd feehs nnd fünfzig [in Nehem. 7 fehlt dieser Vers ganz, auch ist uns kein Ort dieses Namens bekannt]. 31. Der Kinder des andern [von dem in V. 7 genannten wohl zu unterfcheidendenj Elnny tausend zwei hundert und vier und fünfzig [Reh. 7 3 Es findet stch hier dieselbe Zahl wie in V. 7; es liegt daher die Vermuthung nahe, daß die Angabe aus Versehen noch einmal wiederholt nnd das Wort andern nur durch eine Randbemerkung hinzugekommen ist. 32. Der Kinder Darin» drei hundert und zwanzig [Rehem. 7, 35]. Dieser Vers steht wohl an unrichtiger Stelle und ist urfprünglich auf V. 7 gefolgt. 33. Der Kinder Lod, Hadid nnd Ono [1. Chron. 9, 12; 1. Mark. 12, 38], sieben hundert und fünf nnd zwanzig [Reh. 7, 37: 721]. 34. Der Kinder Jereho sJericho Jos. s, 1 Anm.], drei hundert und fünf und vierzig [Reh. 7, 36]. 35. Der Kinder Senaa [unbekannt, von man- chen für eine sigürliche Bezeichnung Jerusalems gehalten], drei tausend sechs hundert und dreißig [Reh. 7, as: 39301 36. Der Priester: Der Kinder Jedaja [1. Chron 25, 7], vom Hause Seine, neun hun- dert und drei und siedenzig [Reh. 7, 39]. 37. Der Kinder Jntmer [1. Chron. 25, 18]- tausend und zwei nnd fünfzig [Reh. 7, 40]. 38. Der Kinder Pashur [Jerem. 20, I; 21, 1], tausend zwei hundert nnd sieben und vierzig [Reh. 7, 41J. 39. Der Kinder Harim [1. Chron. 25, 8], tausend und siebenzehn [Reh. 7, 42]. Bis zur Zeit des Esra (Kap. 8, 2) scheinen nur die 4 hier genannten Abiheilungen der Priester den Gottes- dienft der neuen Gemeinde besorgt zu haben. 40. Der Leviten [im engeren Sinne des Worts l. Chron. 24, 5 Anm. 1]: Der Kinder Jesua und Kadmiel, von den Kindern Hodavja, vier und siebenzig [Rehem. 7, 43]. 41. Der Sänger: Der Kinder Assaph, hundert und acht und zwanzig [Reh. 7, «: 148]. 42. Der Kinder der Thorhüten Die Kinder Sallum, die Kinder Stier, die Kinder Thal: mon, die Kinder Utah, die Kinder Hattita, und die Kinder Sol-at, allesatutut hundert und neun und dreißig [Reh. 7, 45: 138]. 43. Der Nethiniur[1.Chron.10, 2 Anm.]: Die Kinder Ziha, die Kinder Hasuhhm die Kinder Tal-and, 154 Esra 2 , 44 —- 70. Z, l——-4. «. Die Kinder Ketos, die Kinder Stehn, die Kinder Padua, 45. Die Kinder Lebana, die Kinder Hagaba, die Kinder blind. - as. Die Kinder begab, die Kinder Samled die Kinder Donau, 47. Die Kinder Giddel, die Kinder Gebot, die Kinder Maja, 48. Die Kinder Rezin, die Kinder Netoda, die Kinder Gestein, . 49. Die Kinder Use, die Kinder Passeah, die Kinder Bessai. äu. Die Kinder Asna, die Kinder Menniny die Kinder Nephussiuy II. Die Kinder Bakbnh die Kinder Hokus-he, die Kinder Harhur, 52. Die Kinder Bazelntin die Kinder Mehida, die Kinder Harfe, « öd. Die Kinder Betteln, die Kinder Sissera, die Kinder Thema, sei. Die Kinder Neziah, die Kinder Hatipha five-eh. 7, 46—561. Es find dies alles Namen von Abtheilungen der Leibeigcnen des Heiligthums, wie in Be iehung auf Ziha deutlich aus Nehem 11, 21 hervorgeht; darunter sind dann die Meunim Kriegsgefangene dieses Volkes (2. Ehren. 26, 7), ebenso die Nephussim Kriegs- gefangene des ismaelitischen Stammes Naphis (1.Mos. 25, 15), die übrigen aber Nachkommen der Gibeoniten (Jos. I, 27). 55. Die Kinder der Knechte Salomo [2. Ehren. 8, 7 f.]: Die Kinder Soiai, die Kin- der Sohhereth, die Kinder Pruda 56. Die Kinder Jana, die Kinder Decken, die Kinder Giddeh 57. Die Kinder Sei-heiser, die Kinder Heini, die Kinder Porhereth von Ze aim [d. i. Jäger von Hirschen], die Kinder Amt [Neh. 7, 57——59]. 58. Aller Nethinim, nnd Kinder der Knechte Salomo waren zusammen drei hundert und zwei nnd uennzig [Neh. 7, 6o]. 59. Und diese [die in V. 60 nach Vaterhaus und Geschlecht näher angegeben sind] zogen auch mit herauf: Mitheb Melah kbeide Worte sind keine Personen-, sondern geogravhische Namen und mit einander zu verbinden: von Thel-Melah], Tpkkhqtsa [von ThebHarsa — unter beiden Bezeichnnngen sind babylouische Gegenden zu ver- stehenL Cherub, Addon und Immer kdiefe drei Namen bezeichnen wahrscheinlich die drei Ortschaf- ten in den eben genannten Gegenden, welchen die drei Geschlechter in V. 60 angehörtenjz aber sie konnten nicht anzeigeu ihrer Väter» Hans, noch ihren Samen, ob s» aus Israel waren: s0. Die Kinder Delaja, die Kinder Todte, die Kinder Retoda, sechs hundert und zwei und fünfzig sNeh. 7, 61f.: 642]. til. Und von den Kindern der Priester: Die Kinder Habaja, die Kinder Hain, die Kinder Var- fillai, der aus den Tochtern Barsillai, des Gelen- ditets [2. Sam.17, 27; II, 32 ff.; 1. Kein. 2, 7], ein Weib nahm, nnd ward unter derselben Namen genannt [und sich, weil sie eine Erbtochter war, zugleich in ihr Geschlecht einschreiben ließ, aber eben damit seine priesterliche Hertunst verdunteltes 62. Dieselben suchten ihre Gebnrtsregister sang denen ihre israelitische, beziehungsweise priesterliche Herkunft hervorgehen sollte], nnd fanden keine; darum wurden sie vom Priesterthum los. Das Verbot, priesterliche Amtshandlungen zu volls ziehen und an denjenigen priesierlichen Einkiinften Theil zu nehmen, welche allein die im activen Dienst befind- lichen Priester zu beanspruchen hatten, schließt jedoch nicht eine Verzichtleistrcng auf die priesterliche Stellung überhaupt und auf die übrigen priesierlichen Einkünfte in sich, sondern stellte sie nur denjenigen Priestern gleich, die sich levitisch verunreinigt hatten (3. Mos. 22, 1 sf.), wie denn auch im Grundtext es wörtlich heißt: Da wurden sie für befleckt erklärt weg szu bleiben) vom Priesterthum (vom activen Priester-dieses» Jn ähnlicher Weise ward den in V. 59 s. genannten Ge- schlechtem, bei denen, da sie ihre israelitische Abkunft nicht beweisen konnten, die Vermuthung nahe lag, sie möchten zu den Nethinim gehören gvergi. den Namen Nekoda V. 60, der sich auch in V. 4 smdet), zwar die Rückkehr nach Jerusalem nicht verweigert, ja sie wurden als Glieder der neuen Gemeinde angesehen; sie blieben aber von der Ausübung der Rechte der Vaterhäuser in derlr Gemeindeverfaminlungen bis auf Weiteres ausge- o ssen. 63. Und Hathirsatha [richtiger: der Thie- saiha’, d. i. Statthalter, nämlich Serubabel, Kuh. I, 11 Anm.] sprach zu ihnen: Sie sollten nicht essen vom Allerheiligsten [3. Mos 21, 2 f. Anm.], bis ein Priester stnnde mit dem Licht nud Recht [und vermittelst dieses göttlichen Orakels die endgiltige Entscheidung treffen könnte, s. Anm. zu 2. Mos. 28, 30 u. 2· Kiste. 25, I7]. «) Das persische Wort Thirsathn kommt immer nur mit dem Artikel (hebr.11o.) vor und ist ein besonderer Ehrentiteh etwa wie unser jetziges ,,Excellenz« oder «Sr. Gestrengen« (Nehem. 7, 65 u. 70). Jn Habah I, l. Ist; 2, S. 22 wird er statt dessen Peche-h (d. i. Hinter der Herrschaft, Luther: »Fürsi«, anderwärts »Land- pfleger«, das jetzige «Pttfcha«) genannt. Beide Titel flighrgåann auch Nehemia (Neh.8, 9z 10, I; Z, 14. 183 64. Der ganzen Gemeine, wie ein Mann szu einer Gesammtzahl zusammengesaßtL war zwei und vierzig tausend drei hundert nnd sechzig [42,360: Nehem. 7, 66]. Zählt man die obigen Angaben zusammen, so ergiebt sich eine weit geringere Gesammtzahh l) Männer des Volks (V. 3-—35): 24,144 L) Priester (V. 36—39): 4,289 Z) Leviten (V. 40): 74 4) Sänger (V. 41): 128 s) Thorwärter (V. 42): 139 6) Nethinim und Knechte Salomo .43—58): 392 7) Ungewisser Abkunft (V. 59 f.): 652 29,818 Beisleuer zum Tentpelbam Aufrichtuug des Brandopferaltars und Feier der Lanbhütten 155 in Nehem 7 aber tommen 31,()89 Personen heraus. Nach Michaclis Vermuthung ist oben, bei den Einzel- angaben, erst vom TO. Lebensjahr an gerechneh hier, bei der Gesammtsumme dagegen schon vom 1·2. Jahre an; Andere nehmen an, die in V. 3 ff. Gezähltcn (29.818) wären die aus Juda und Benjamim die Uebrigen, die zu 42,360 (V. 64) fehlen (l2,542), seien aus den übrigen Stämmen gewesen. 65. Ausgenommen ihre Knechte nnd Mägde, derer waren sieben tausend drei hundert und sieben nnd dreißig; nnd hatten zwei hundert [Neh. 7, 67: 245] Sanger und Sangerinnen [welche, im Gegen- satz zu den heil. Sängern V. 41, durch ihren Ge- « sang zur Erhöhung der Freude bei weltlichen Lust- barkeiten beizutragen bestimmt waren], sitz. Sieben hundert und sechs und dreißig Rosse, zwei hundert und fünf und vierzig Mäuler sMaulthierej , 67. Bier hundert und fünf und dreißig Ka- Eeelln und sechs tausend sieben hundert nnd zwanzig c. its. Und etliche der obersten Väter, da sie kamen zum Hause des HErrn zu Jerusalem san die Stätte, wo vormals der Tempel gestanden hatte und jetzt ein neuer gebaut werden sollte], wurden sie freiwillig zum Hause Gottes, daß man-s fehte auf feine [vorige] Stätte; litt. Und gaben nach ihrem Vermögen zum Schaf; au’s Wert ein und sechzig tausend Güldeu [- 457,500 Thlr. 2. Mos 30, 13 Blum» nach Neh· 7, 70 nur 41,000 Gülden = 307,500 Thlr.] und fünf tausend Pfund [d. i. s))iinen] Silbers [- 218,Z331J3 Thlr., nach Nehem. 7, 70 ff. nur 4,70o Pfd. Sitbers = 205,233V,. Thlr.], und hundert Priefterröcke [nach Nehmt. 7, 70 ss. nur sieben und neunzig]. Es sind an unserer Stclle theils runde Zahlen (5000 statt 4700 Pfund Silbers, und 100 statt 97 Priester— röcken) ange eben, theils scheint ein Versehen sich einge- schlichen zu haben (61,000 statt 41,000 Güldeus 70. Also fehlen sich die Priester nnd die Le- viten, und etliche des Volkes, und die Sänger nnd die Thorhütcy und die Rethiuim in ihre Städte, und alles Israel in seine Städte. Das Z. Kapitel. Vom Izrandopserattan Fest der« Lanbhütteu und lgräiiduiig des Tempels. III« v. 1——13. Nachdem die neue Gemeinde im Verlauf der ersten 6 Monate seit ihrer detineleehr iu ihren wohn— tzeu einigermaßen sich eingerichtet hat, leommt sie am . Tisri in Jerusalem zusammen und stellt den Brand— ouseraltar auf seiner vorigen Stelle wieder her; es beginnt nun wieder der tägliche morgen— und Abend— Gottesdienst, daraus wird zur vorgeschriebenen Zeit das kaubhlitteufest begangen. stach Schluß des zseäes treffen die Vorsteher der Gemeinde ihre Vorbereitungen zum Tempels-an, dingen die dazu erforderlichen Arbeiter und verschaffen sitt) Steine und hol; vom kiliauom indem sie mit denen zu Stdon und Cyrus in Verhandlung treten. sie zum andern Monat des L. Jahres seit der Jinltunst im heil. Lande isl man dann so weit gediehen, daß der Grundstein des neuen Tempels gelegt werden kann. Dabei stehen die Priester und treviten mit Trommeten und Chtubeln nnd Saitenspiel, singen um einander mit kalten und isanlten dem Herren, daß er giitig is und seine Barmherzigkeit ewiglich währet älter Israel, und alles voll: sttmmet mit ein; aber viele der alten Väter, die den vorigen Tempel norh genannt, weinen laut, da sie den geringen Jtnsang dieses neuen Tempels sehen. 1. Und da man erlangct hatte den siebenten Monden [den etwa unsrem October entsprechenden Monat Tisri 2. Mos. IT, 2 Anm. des J. 535 v. Chr., in dessen erstem Monat die Rücklehr aus heiligen Boden erfolgt war Kuh. 1, 11 Anm.], und die Kinder Israel nun in ihren Städten waren [die Wohnungsverhältnisse der Zurückgekehrten wäh- rend der ersten 6 Monate Nisan, Jjfar, Sioam Thammuz, Ab und Elul sich geordnet hatten], kam das Volk zusammen, wie Ein Mann knoti- ständig und in allen seinen einzelnen Gliedern Kuh. 2, 64J, get! Jetilfilteiit [und versammelte sich bei dem, an der Ostseite des ehemaligen Tempelplatzes gelegenen Wasserthor Nehem. 8, I, s. den Carton zu Karte IIl.: 7., um für die in diesen Monat sallende Feier des Laubhüttenfestes die nöthigen Vorkehrungen zu treffen) 2. Und es machte fiel) anfssder in Kap. 2, 2 genannte HohepriesterJ Jefua, det Sohn Jozadah und seine Brüder, die [gewöhnlichen] Priester, und [der dort ebenfalls schon genannte Stammfürst von Juba] Serubabel, der Sohn Sealthiel, nnd feine Brüder [die zehn übrigen Vorsteher der Ge- meinde Kur. 2, 2]; und baueteu den Altar des Gottes Israel, Brandohfer drauf zu opsern [um zunächst das tägliche Morgen: und Abend-Brand- opfer wieder herzustelleu], wie es geschrieben stehet im Gesetz Muse, des Mannes Gottes [2. Mos 29, 38 fs.; S. M. g, 8 ff» 4. M. 28, 3 ff.]; s. Und richteten zu den Altar auf sein Ge- stühle sbaueten diesen neuen Altar aus der Grund- lage des alten, von Nebucadnezar zerstörten 2· Kön. 25, 9], denn es war ein Schrecken unter ihnen von den Völkern in Ländern [sie fürchteten sich vor den Völkern der Nachbarschafh daß diese ihnen bei Neugründung ihrer religiösen und bürgerlichen Verfassung hinderlich in den Weg treten möchten, darum suchten sie vor allem des Schutzes ihres Gottes sich zu versichert! und so schnell wie möglich den täglichen Gottesdienst wieder einzurichten], und opferten sauch wirklich noch an diesem Tage V. S] dem HErrn Brandopser draus des Morgens nnd Abends; 4. Und hielten [dann, während der Tage vom 15—21.Tisri] der Laubhütten Fest, wie ge- schrieben siehet [3- Mel. 23, 33 ff.]; nnd thaten Brandopfer alle Tage nach der Zahl, wie sich’s sgemäß den Vorschriften in 4. Mai. 29, 12 ff.] 156 Efra Z, 5—13. 4, 1—-3. gehührtz einen jeglichen Tag fein Opfer kam 15. Tisri 13 Farren u. f. w« am 16. Tisri 12 Farren u. f. w., am 21.Tisri7 Farren u. s. w., wozu noch das Opfer am 22. Tisri, als dem Tage der Schlußfeieiz kam]; d. Darnach [als der Laubhütten Fest nun völlig zu Ende war, hielten sie wieder einen regel- mäßigen Goitesdienst, soweit er in Darbringung von Brandopsern bestand, und opferten] die tag- iiehen Brandopfer [von denen fchon in V. 3 die Rede gewefen], und [die Brandopferj der Nen- monden [4. Mof. 28, 11 ss.1- und aller Fefttage des HErrn, die geheiliget waren kais des Sabbaths 4. Mof. 28, 9 f., des Passa’s 4. M. 28, 16 ff» des Psingstfestes a. M. 28, 26 ff., des Trommetentags 4. M. 29, l ff. und des Verföhnungstags 4. M. 29, 7 ff.], nnd allerlei freiwillige Opfer, die sie dem HErtn freiwillig thaten [3. Mof. 22, 17 ff.]. s. Am erften Tage des siebenten Monden [an welchem die Versammlung V. 1 stattfand und auf welchen der Trommetentag 3. Mof. 23, 23 ff. fiel] fingen sie an dem HErrn Brandopfer zu thun [weil noch an diesem Tage der eiligst dafür her- geftellte Altar zu Stande kam V. 2 f.]. Aber der Grund des Tempels des HErrn war noch nichi gelegt [daher auch jener Gottesdienst noch immer viel Mangelhaftes hatte und z. B. der große Versöhn- tag Z. Mof. is, l ff.; 23, 26 sf.; 4· M. W, 7 ff. noch gar nicht gehalten werden konnte]. Bei Gelegenheit dieser ersten Darbringung von Op- fern auf dem wieder hergestellten Brandopseraltar fcheint Psalm 107 gesungen worden zu fein, der zu jenen Opfern sich verhielt, wie die Seele zum Leibe und in dem uns überall noch die erste Freude und Begeisterung der Zurückgekehrten entgegentritt; die Gemeinde des HErrn feiert darin, wie Hengsienberg sehr treffend bemerkt, ihr Genesungsfest Aber dieselbe Gemeinde bei ihrer noch gar unvollkommenen Wiederherstellung -- schwach nach außen und in einer gedrückten Stellung gegen die Welt, dazu auch schwach nach innen, nur erst im theil- weisen Besitz des Landes und noch ohne Tempel —— be- durfte gar sehr der tröstlichen Ausrichtungz für solchen Zweck hat denn ein nicht näher bekannter heil. Dichter (vielleicht aber derselbe, dem der vorige Psalm an ehörts aus zwei Stücken älterer, und zwar von David Ferriihs render Psalmen, nämlich aus Pf. 57, 8—l2 n. Pf. 60, 7—l4, einen neuen in Psalm 108 zusammengestellt, welcher einerseits Gott preist für die Gnade und Wahr- heit, die er in der Zurückführung— seines Volks selber fchon bewiesen, andererseits aber auch ihn erinnert an die Erfüllung der demselben weiter gegebenen Verheißungem in denen Jsrael der beständige Besitz seines Landes und der eivisse Sieg über seine Feinde, die Nachbarvöltey zuge agt ist» · · 7. Sie [die Vorsteher der Gemeinde, indem sie wohl sofort nach Beendigung des Laubhüttem festes V. 4 Anstalten zum Tempelbau machtenj gaben aber sganz ähnlich, wie einst Salomo beim Bau des ersten Tempels verfahren war I. Kein. b] Geld den Steinmeizen und Zininierleuten kübrigen Handwerkerm welche gebraucht wurden], nnd Speise nnd Trank und Oel zu Zidon und zu Thrus [1. Kbn. s, 6 Anm.], daß sie [Steine zu Lande und] Cedernholz vom Libanon auf-s Meer gen Japho [bis in die Gegend von Joppe l. Kön. b, 9 Anna] brachten, nach dem Befehl stored, des Königs in Petfirlh at! sie gzemäß der von Cyrus ihnen ertheilten Erlaubniß zum an, die sie ermächti te, dergleichen Verträge mit den damals unter persif er Oberhoheit stehenden Phöuiziern abzuschließen]. 8. Im andern Jahr ihrer Zukunft zum Haufe Gottes gen Jerusalem [nachdem fie nach Jerusalem, der Stätte des zerstörten und nun neu wieder aufzubauenden Tempels zurückgekehrt waren, d. i. im J. 534 o. Chr» f. Kap. I, 11 Anm.], des andern Monden [des Jjfar oder Blüthenmonats, entsprechend unserem Mai 2. Mof. 12, 2 Anm.], fingen an [das Werk des Tempelbaues in Angrifs zu nehmen] Serubabel, der Sohn Sealthiel, nnd Jefiia, der Sohn Jozadah und die übrigen ihrer sin Kap. 2, 2 genannten] Brüder [oder Mitvow steherL Priester und Leviten, und alle, die snach der Aufzählung in Kap. 2, 3 ff] vom Gefängniß kommen waren gen Jerusalem, und ftelleten sfür diesen VehUfJ die Leviten von zwanzig Jahren nnd drüber [1. Chroin 24, 24], zu treiben das Werk am Haufe des HErrn [die Aufsicht über den Bau zu führen I, Chron. 24, 4]. I. Und Jesua [wohl nicht der Hohepriester dieses Namens, sondern der Vorsteher einer Klasse der Leoiten Kap. 2, 361 stund mit feinen Söhnen und Brüdern, nnd Kadmiei [der Vorsteher einer andern Klasse] mit feinen Söhnen smit den Levi- ten,« die zu feiner Klasse gehörten], nnd [also zu- nächst] die Kinder Juda [genauer: Hodawjm wie sie in Kap. 2, 40 bezeichnet wurden], wie Ein Mann [alle ohne Ausnahme], zn treiben [beaufsichtigen] die Arbeiter am Haufe Gottes; saußerdem aber noch die Angehörigen einer dritten Klassej nämlich die Kinder Henadad [Nehem. 10, 9], mit ihren Kindern und ihren Brüdern smit allen, die zu ihrem Geschlechte zählten], die Leviten [d. i. dies waren die Leviten, welche den Bau leiteten] 10.- Und da die Baulente den Grund legten am Tempel des HErrn [dem eigentlichen Tempel- gebäude I— Köw 6- 2 ff.], stunden die Priester Dabei] angezogen swie es die ihnen oorgefchriebene Amtstracht 2. Mof. 28 erforderte], mit Trommeten [von der in 4. Mof. 10, 1 ff. angegebenen Art], nnd [dazu] die Leviten, die Kinder Afsaph [Kap. 2- 41], mit Cyinbeln, zu loben den HErru mit dem Gedicht snach anderer Uebersetzung: nach — Anordnung] Davids des Königs Israel [2. Chron. 23, 18]. 11. Und fangen um einander [in zwei mit einander abwechselnden Chören] mit Loben und Danken dem HErrn, daß er gütig ist und feine Barmherzigkeit ewiglich ivcihret über Israel. Und alles [bei der Feier anivesendej Volk tbneie laut mit Loben den HErrn, daß der Grund ain Haufe des HErrn gelegt war. Grundfteinlegnng des neuen Tempels. Die Samaritaner wollen bauen helfen. 157 Die Ausleger verweisen hier gemeiniglich auf Psalm 136 als denjenigen Psalm, der damals gesun- en wurde; nnd allerdtngs eignete fich dieser Psalm mit einem 26 Mal wiederkehrenden Rcfraim »dem! feMS Güte währet ewiglich-«, welchen Refrain Dachsel (vergl. 1. Sam. 28, 11 Anm.2) den Blättern einer Blume vergleicht, die wohl einander gleich sind, aber, je zahl- reicher sie find, die Blume um so duftiger und angeneh- mer maehen, gar trefflich, daß auch das Volk an dem Lobgesange sich betheiligtr. Jndessen (vgl. Anm. zu«Kap. s, 18) möchten wie liebe: Psalm 115 hierher ziehen- der ganz ofsenkundig in die Zeit bald nach der Rückkehr aus dem Exil gehört und die Herzen des von seinen heidnischen Widersachern bedroheten Volks (vgl. V. 3 unseres Kap.) stärkt durch den Ausblick zu dem hErruz gewiß werde er die durch das setzt noch auf Israel laftende Elend gefährdeie Ehre seines Namens. retten. Wir meinen, daß, wenn dieser Psalm an zweiter Stelle esungeu wurde, die Erwähnung von Jsraels noch vor« gandenem großen Elend wohl die Veranlassung gewesen sein dürfte zu dem Geschrei des Weinens, welches nach V. 12 f. sich in das Jubelgeschrei mischte. 12. Aber viele der alten Priester nnd Leviten nnd obersten Väter, die das vorige svor nunmehr 54 Jahren zerstörte 2. Kön. 25, 8 ss.] Haus ge- sehen· hatten, und nun dies Haus vor ihren Augen gegrnudet ward, weineten ste laut kvorJammer über den armseligen Anfang, der schon setzt einen weiten Abstand zwischen dem neuen Tempel und dem alten erkennen ließ Hagg 2, s; Sach. 4, 10]. Viele landete Priester und Leviten und oberste Väter] aber [die jüngeren Alters waren und nicht sowohl an die Vergangenheit dachten, als vielmehr aus die Gegenwart sahen, daß nun doch die Hoff- nung auf Wiederherftellung des Tempels überhaupt fich erfiillt hatte] töneten mit Freuden, daß das Geschrei hoch erscholl; « · · 13. Daß das [übrige, bei der»Feier anwesende] Voll nicht erkennen konnte das Tonen mit Freuden vor dem Geschrei des Weinens im Volk sdas eine von dem andern nicht unterscheiden konnte, ja, bei dem Volke, das draußen, außerhalb des Kreises der Priester und Leviten und obersten Väter stand, blieb das Weinen fast ganz unbeachtetjz denn das Volk tdnete laut sjubelte mit lautem Jube1], daß man das Geschrei ferne betete. Es liegt hier die Annahine nahe, daß der neue Tem- pel gleich in seinen Maßverhältnissen viel kleiner ange- legt worden sei, als der Salomonifche; dem ividerspricht aber ausdrücklich die Stelle Kap. S, 3 f» welche inan nicht, wie Viele gethan haben, dahin verstehen darf, als seien die 60 Ellen Höhe von der Vorhalle nnd die 60 Ellen Weite von der Länge des eigentlicheii Tentpelgebäudes emeint, im Gegentbeil scheint der neue Tempel doppelt Po große Maße gehabt zu haben, als der alte (40 Ellen lichte Höhe und Breite für das Allerheiligste, 20 Ellen Höhe für die Obergemächen und je 10 Ellen Breite für die Seitengemächerx Wir müssen also »aii die son- stige Pracht und Herrlichkeit des Salomonischen Tem- pes denken, gegen welche die des neugegründeten den alten Priestern wie nichts zu sein dünkte; namentlich fehlten dem letzteren die Bundeslade, die bei der Zer- stdrung des ersteren vernichtet worden war, und mit derselben die Schechincy das sicbtbare Zeichen der gött- lichen Gnadengegenwath außerdein aber auch das heil. Feuer für den Beandopferaltar und das hohepriesterliche Yrim und Thummim (vgl. Kap. 6, 15 Anm.). — »Jn diesem elenden Leben find immer Freude und Leid unter einander; es sei die Freude bei einem Menschen so groß als fte wolle, so ist doch auch allemal etwas Trauriges untermischt. So wir aber uns in dem HErrn freuen (Philipp. 4, 4), so kann solches die zeitliche Traurigkeit dämpfen, daß man das Weinen vor der Freude nicht hört. Jm ewigen Leben hingegen wird kein Leid mehr fein, noch Geschrei (Ossenb. 21, 4), sondern Freude die Fülle (Pf. 16, 11) uiid liebliches Wesen zur Rechten Gottes ewiglich· (Würtemb. Suinmarien.) Das 4. Kapitel. igindernng des Tempelbauea von der Juden Feinden ungesielIet. IV· V. I—24. Kaum hat die aus eiugewanderteu hei- den und Ueber-teilen der Jsraeliteu besteheude tteoöllierung von Sau-nein gehört, daß von den Juden dee Tempel zu Jerusalem wieder gebauet wird, als sie auch sofort mit dem Anerbieten bei dee tsand find, ihnen bauen zu helfen; aber die Juden fühlen sikh veranlaßt, diese Hilfe entschieden von der tsund zu weisen. Dafür nun rächen sich die Samaritaner durch verleuinduugem womit sie die Juden den veesischeu Königen nie ein aufrüheetismeg und empörungelnsiigeg voll: vetdåchtig zu mnazeu wissen, nnd bewirken ein königlicher verbot, in Folge dessen der Sau eingestellt werden muß und dann 14—l5 Sah: (von 534 bis 520 v. Chr) liegen bleibt. l. Da aber die Widersacher kdee beiden in ihr Heimathsland zurückgekehrten Stämme] Juda und Benjamin [nämlich die von dem assyrischen König Assarhaddon um das J. 676 v. Chr. in das Gebiet der früheren 10 Stämme herüberver- pflanzten fremden Ansiedler, mit welchen sich die Reste der ursprünglichen Bevölkerung zu dem Wisch- volk der Samaritaner verfchmolzen hatten Z. Kött 17, 24 ff] höreten, daß die Kinder des Ge- fångnisses [eben die aus ihrem Gefängniß nun wieder entlassenen Judäer und BeUjaminitenJ dem Mein, dein Gott Israel, den Tempel baneten [wie im vorigen Abfchnitt Kap. 3, 8 ff. erzählt worden]; 2. Kamen sie zu Serubabel und zu den ober- sten Vätern [den übrigen Vorstehern der Gemeinde Kalt« 2- 21, und sprachen zu ihnen: Wir wollen mit euch bauen, denn wir suchen euren Gott [den HErrn Zebaoth], gleichwie ihr, nnd wir haben [den Götzen] nicht geopfert [oder nach anderer Auffassung, s. Z. Mos.11, 21 Anm.: nnd wir haben ihm, dem HErrn, eurem Gott, geop- fert], seit der Zeit Assar-Haddon, der König zu Assur, uns hat [aus Syrien und den Ländern am Euphrat] herauf gebracht fund mit einem Priester, der die Weise des Gottes in diesem Lande kennt, verforgt 1. Köln. 17, 24 fs.]. s. Aber Serubabel nnd Jesua, nnd die an- dern obersten Vater unter Israel antworteten ihnen: Es ziemet sich nicht uns und euch sin Gemeinschaft 158 Esra 4, 4—8. mit einander] das Haus unsers Gottes zu bauen [da wir eure Behauptung, ihr dientet demselben Gott, dem wir dienen, nicht als richtig anerkennen können]; sondern ivir wollen allein bauen dem HErrm dem Gott Israel [damit sein Dienst rein und unvermischt mitgötzendienerischem Wesen bleibe]; wie [denn auch nur in dieser Art das Werk dem bürgerlichen Necht entspricht und nicht Anderen zugleich, sondern] uns [allein] Kurs, der König in Peinen, kden Bau] geboten hat [Kap. 1, 3]. Mitten im Herzen von Palästina lag zur Zeit des neuen Testament-J, wie wir wissen, Samaria, eine Provinz von etwa 12 Stunden Länge in der Ausdeh- nung von Norden nach Süden, und 10 Stunden in der Breite von Westen iiach Osten. Der nördliche Grenzort war die ehemalige Levitensiadt En-Gannim (Jos. 19, 213 21, 29) am Siideude der Ebene Jesreel (2. Köii. I, 27 Anm·), die südliche Grenze bildete die Gegend von Silo (nach Josephus das jetzt nicht mehr nachweisbare Dorf Anuoth, das nach dem Oiiomasticon 3-—4 Meilen südlich von Sichem an der Straße nach Jerusalem lag); im Westen aber gehörte die Seekiiste bis nach Acco oder Ptolemais hinauf mit zu Judäa. Die Landschaft unifaßte also einen beträchtlichen Theil der ehemaligen Stammgebiete Ephraim und Jsaschay ja, schloß ersteres in den früheren Zeiten, mit welchen wir es hier zu thun haben, völlig in sich, indem sie da bis Bethel im Süden und bis an das mittelländische Meer im Westen sich erstreckte; die bis zuni Jordan reichende Ostseite aber bestand ans der südlichen Halfte des Stamnigebietes Jsaschar. Jn 1. Matt. I0, 30 er- scheint die Eintheilung des westlich vom Jordan gelege- neii Palästina tpalsestina cisjordaniciy iii die 3 Di- strikte Judäa, Samaria und Galiläa bereits als eine fertige Thatsachez wann sie entstanden, läßt sich genau nicht angeben, doch war sie schon durch die Stelle Jos- 20, 7 seit den ältesten Zeiten vorbereitet, wenngleich der Ausdruck: »die Städte Samaria« vor dem Exil (l. Kön. 13, 32) noch nicht darauf hinweist, sondern unter »Sa- maria« das ganze israelitische Reich versteht, welches« hier nach feiner Hauptstadt bezeichnet ist. Den Ueber- gang zu einer Bezeichnung der einzelnen Provinz, wie wir sie vorhin beschrieben haben, finden wir vielmehr erst in Z. Kön. 17, 24; hier ist es in der That iiicht das ganze ehemalige Gebiet der 10 Stämme, welches der assyrische König mit fremden Ansiedlern West, es sind eben nur die Städte des südlichen Theiles de» elben, welche die beidnifche Bevölkerung erhalten, desjenigen Theiles, der nach feinem Mittelpunkte Samaria heißt tm besonderen Sinne des Worts, während der iiördliche Theil, das nachherige Galiläa, noch von ältesten der alten Jsraeliten bewohnt war. Dieser siidliche Theil war durch den, der Eroberung der Haupistadt voran- gehenden Krieg und durch die Fortführung des bei wer· tem größten Theils feiner Einwohner besonders verwustet und bedurfte daher zunächst einer Besetzung mit neuen Ansicdlerm die von den späteren Judeii nach dem vor- nehmsten Orte ihrer Abstammung Cuthäer genannt wurden, um sie als Heiden zu keiinzeichiien Es ist nun die Fra e von Wichtigkeih ob auch unter ihnen noch Ueberresie der Jsraeliten vorhanden waren oder nicht. Für letzteres scheint einestheils zu sprechen, daß nach 2. Kön. 17, 6. 233 «18, 11 Salmanassar ganz Israel wegsührta und anderntheils, daß die Phyftognoinie»((5be- sichtsbildung) der jetzi noch vorhandenen Samaritaner durchaus gegen irgend welche israelitisihe Abkunft spricht. Indessen hat jene Wegführung sich ohne Zweifel nur auf die iüchtigen und brauchbaren Männer, sowie auf vie reicheren und vornehmsten Familien bezogen, die Gebrechlichen und Schwachen dagegen sammt dem nie- dri en Volk sind in dem Lande zurückgelafseii worden; viee auch mögen durch die Flucht sich der Gefangen- schaft entzogen haben uiid sind später zurückgekehrt. Dies geht aus Z. Ehren. 30, 4 ff. ii. Ist, 6. 9 hervor, wo Hislia auch zii den übrigen in Jsrael sendet, um sie zur Feier des Passah einzuladen, und König Jofia auch im Gebiet des ehemaligen nördlichen Reiches den Götzendtenst ausrottet und von dort Gelder für den Tempelschatz einsammeln läßt. Unter diesen israelitifchen Ueberresten im Lande Saniaria gab es, namentlich wohl seit der Reformation des Josia, solche, welche in religiöser Hinsicht sich dem Gottesdienst in Jerusalem anschlofsem daher ivir in Jerem. 41, 4ff. von 80 Männern von Sichem, von Silo und von Samaria lesen, die über die Zerstörung des Tempels trauern und nach dem ihnen noch immer heiligen Ort Speisopfer und Weihraueh bringen wollen (2.Kön. 25, 26 Anni.). Andere dagegen huldigten den Griindsätzen des Jerobeamsschen Stier- dtenstes (1.Kön. 12, 25 ff.), fühlten sich ganz befriedigt, als AssarsHaddon durch die Sendung eines Höhen: priesters den Cultus zu Bethel wieder herstellte (2. Kön. 17, 25 ff.), und vereinigten sich um so leichter mit den heidnischen Ansiedlern zu dem Mtschvolke der Samari- taner, als der bildliche Jehovadiensh wie er im nörd- lichen Reiche bestanden hatte, keinen so scharfen Gegen- satz gegen den Götzendienst bildete· Das Verlan en dieser Sainaritaner, am Tempelbau zu Jerusalem Theil nehmen zu dürfen, scheint von jener ersten Klasse der Jsraeliten ans egangen zu fein, welche den Jehovadtenst in Jerusalem» Für den einzig rechtmäßigen hielten nnd sein jetziges Wiederaufleben mit Freuden begrüßten; gleichwohl ward es nicht von ihnen an die Vertreter der neuen jiidischen Gemeinde gestellt, sondern von den fremden Colonisteii im Verein mit den zu ihnen sich haltenden Jsraeliten Ihnen lag weniger an einer Theilnahme am Tompelbau selber; wohl aber bildeten sie in den Städten Samarias und in andern Gegen- den westlich vom Euphrat ein eschlossenes Gemeinde- weseii unter eigenen Beamten H. 9 f. unseres Kap.), betrachteten sich als diejenigen, welchen die Leitung der öffentlichen Angelegenheiten in den Ländern dtesseit des Wassers voii Rechtswegen znstiinde, und wollten nun eine selbständige jiidifche Gemeinde, deren Entwickelung wesentlich aii den Besitz eines eigenen Tempels geknüpft war, neben sich nicht aufkommen lassen. Hieraus erklärt sich, warum die Vorsteher der letzteren nicht nur das Verlangen so entschieden von sich wiesen, sondern auch in ihrer Antwort so nachdrücklich darauf sich be- riesen, daß ihnen, und ihnen allein, die Erlaubniß zum Tempelbau vom pcrsischen König gegeben sei; denn solche Erlaubniß schloß zugleich die Befugniß in sich, die An- gelegenheiten der um den Tempel sich sammelnden Ge- meinde selber zu leiten. Hätte nian einmal die Theil- nahme am Bau zugestanden, so hätte man damit zu- gleich den freinden Anstedlern, die Jehova nur als den Gott des Landes neben ihren heidnischen Götzen, und den israelitischen Bilderdienerm die ihn in der abgöttis schen Weise des Jerobeam verehrten, einen um so über- wicgenderen Einfluß auf die religiöse Gestaltung der neuen jiidischen Genieinde eingeräumt, als diese beiden Parteien iii Folge ihres schon langjährigen Zusammen- wohnens im Lande und ihrer ausgebildeten Verfassung eine ansehnliche und ihrer politischen Bedeutung sich wohl bewußte Genossenschaft ausmachten Daß durch jene Verweigerung der Theilnahme am Bau einzelnen Jsraeliten, die zu dem Gottesdienst im Tempel zu Je- rusaleni als dem allein rechtinäßigen sich hingezogen Die von den Juden abgewiesenen Samaritaner verleumden jene und hindern den Ternpelbau 159 fühlten, eine Betheiliguii am Gottesdienst selber nicht versagt werden sollte, ver eht sich ja von selbst, und im Katz. s, 21 wird auf eine solche Betheiligung ausdrück- lich auch hingewiesen; aber damit trafen die Vorsteher der Juden gewiß das Richtige, daß sie den Jehova, der in Bethel unter dem Bilde eines Stiers und hier und da iu Höhenhäusern verehrt wurde, nicht für den Gott gelten ließen, dem sie in Jerusalem ein Haus bauen wollten, und gegen eine solche Verunstaltung des rechten Gottesdienfies durch Beiniifchung heidiiischen und esetzi widrigen Wesens mit allem Nachdruck sich verwahrtein Sie retteten damit nicht weniger ihre iiationale, wie ihre religiöse Selbständigkeit, obgleich daraus viele Nothstände für sie hcrvorgingen und erst nach langsährigen Kämpfen das angefangene Werk zum Ziele gelangte. »Nicht leicht hat irgend ein Volk solch eine Umwandlung an sich cr- fahren, als Israel in seiner Gefangenschaft. Dies Volk, das sonst jeder Abgötterei zugänglich gewesen und, so- bald nur die Festlichkeiten irgend eines Götzendienstes lockien, sich ihm alsbald hingegeben, hatte in der Ver- baiiiiung solch ein Grauen gefaßt vor allen Götzen, daß sie das Verlangen der Samariter rund abschlugeii und lieber einen Feind iii nächster Nähe haben wollten, als einen, wenii auch nur im Geringsten heidnischen Freund besi en.« (Schlier.) — Weiteres über das ge enseitige Ver ältniß zwischen Juden und Samaritanern zu Ne- hem. 13, 28. it. Da ssich rächend für die erfahrene Zurück- weisung V. Z] hinderte das Vol! im Lande kvon dem in V. l die Rede war] die Hand des Volkes Juda, und schrekiten sie ab iiii Bauen; sz s. Und dingeten Rathgeber wider sie [bestell- ten Sachwalter am persischen Hofe, welche es als gefährlich für die Ruhe und den Bestand des Reichs darstellen mußten, wenn durch den Bau eines neuen Tempels in Jerusalem Gelegenheit gegeben würde, daß dort wieder ein Volk der Juden zu politischer Selbständigkeit erstarkeL nnd verhin- detten [indem diese Sachwalter sich auch Gehör zu verschaffen wußten] ihren sder Juden] Rath, so lange ihres, der Konig in Weißen, [sowie dessen erster nnd zweiter Nachfolger Kuh. l, 4 Anm.] lebte, »bis an das Königreich Darii sHystaspiss des Konigs in Perfien [in dessen zweitem Regie- rungsjahre 520 v. Chr. der Bau dann wieder aufgenommen wurde, s. V. 24]. s. Denn da [uni hier zu übergehen, was zur Zeit des Cyrus selber geschahH bei seinem, im J. 529 v. Chr. erfolgten Tode sein Sohn Camby- fes unter dem von ihm angenommenen Chrentitelj Ahasvetos [d. i. Löwen- oder Heldenkönig"] Kvnig ward, im Anfange seines Konigreiehs salso noch ehe er den Feldzng gegen Egypten unternahm] schrieben sie eine Anklage wider die von Juda nnd Jerusalem. «) Wie es den Widersachern der Juden möglich fges worden, den Cyrus, der so sehr für den Tempclbccu Ich interesfirte, daß er nicht nur denselben für· ein» von Gott ihm aufgetragenes Werk erklärte nnd die sämmtlichen Gefäße dazu wieder heransgab (Kap. l, 2. 1l), sondern auch die Größe des neuen Heiligthums bestimmte und die Kosten des Baues auf die königlichen Schatzkammern anwies (Kap« 6, Z. 4), anderen Sinnes zu machen, läßt sich nicht näher angeben; nach Jes. 44, 28 sollte er es aber auch nicht weiter bringen, als bis zur Grün- dung des Tempels, und überdies steht nichts von einem sörmichen Verbot des Baues geschrieben, so daß also die eigene Hinlässigkeit der Juden, in die sie aus Man« fiel an Vertrauen aus Gott und aus Trägheit des Flei- ches versielen» (ogl. Kap. 5, l f.), einen großen Theil der Schuld tragt. — IV) Mit dem Namen Ahasverus wird sonst Cycirares I., Vater des medischen Königs Astyages und seines Bruders Chaxares lI. (Dan. 9, le, sowie auch der fünfte perstsche König Xerres l. (Est l, l) bezeichnet; an letzteren wollen denn auch hier einige Ausleger denken, so daß unter dem nachher enannten Arthasastha ebenso, wie in Kap.7, l u. Diesem. 2, l., des Xerres Nachfolger Artaxerxes l. (KaP. 1, 4 Anm.) zu verstehen wäre. Man muß danii den Abschnitt B. 6—-23 auf diejenigen Hinderuiigen beziehen, welche die Feinde Juda und Benjaniin hernachmals, als der Tempel unter Darius Hpstcispis längst fertig geworden war (Kap. S, l5), dem Wiederaufbau der Stadt und ihrer Befestigung mit Mauern und Thoren um das J. 446 v. Chr. Mehrm- 1, 3 Anrn.) in den Weg legten; und allerdings hat diese Auslegung, bei welcher der genannte Abschnitt als ein eingefchobenes Stück erscheint, welches gleich hier die auch später erfahrenen Anfeindungen der Juden von Seiten der Samaritaner erörtert, ehe die Erzählung in V. 24 wieder antnüpft an das, was in V. 5 gesagt wurde, vieles für sich und wird von den bedeutendsten wissen- fchaftlichen Schrifterklärern der Gegenwart als die allein richtige versuchten. Jndefsen haben wir sie um unserer Leser willen, welche sich schwerer in dieselbe finden wür- den, zumal dabei die Lutherische Uebersetzung theilweis geändert werden müßte, nicht zu der unsri en machen wolleii, sondern sind bei der unter den vraktifchen Bibel- auslegern herkömmlich gewordenen Annahmegebliebem daß mit Ahasveros der nächste Nachfolger des Cyrus, sein Sohn Cambyses, und mit Arthasastha dessen Nachfolger PseudoiSmerdis gemeint sei. 7. Und zn den Zeiten [feines Nachfolgers, des falschen Smerdis, der sich bei seiner Thron- besieigung im J. 5221 Atthahfaftha [d. i. starker König nannte] schrieb [schrieben] Bislaiiy Mithth bat, Tabeel nnd die andern ihres Raths swelche in Gemeinschaft mit den Geiiannten die öffent- lichen Angelegenheiten der Samaritaner leiteten], zu Arthahfasihiy dein Konige in Persien keine An- klageschrift ähnlichen Inhalts, wie die in V. 6 er- wähntes Die Schrift aber des Briefes war auf Shttfch smit aramäif en Buchstaben] geschrieben, und ward anf Shrif ansgelegt [war in ara- mäischer Sprache abgefaßt] Es ist hier schwerlich, wie meist angenommen wird, das von V. 8 an genauer mitgetheilte Schreiben gemeint; mit diesem Verse beginnt vielmehr ein chaldäifch geschrie- bener Abschnitt, der bis Kaki. s, l8 reicht, gleichwie wir auch in Kap. 7, l2——26 wieder ein chaldäisches Stück vor uns haben. Der Abschnitt ist, wie aus Kaki. 5, 4 sich ergiebt, von einem der Theilnehnier am Tempelbau unter Darius verfaßt und von Esra unverändert in sein Buch aufgenommen worden. 8. Rehuuy der Kanzler [wsrtlich: der Her: der Entscheidung, d. i. der das Amt eines Richters bei den Samaritanern bekleidete], nnd Simfah der Schteiber sder die amtlichen Schrift- stiicke aufzusetzen nnd auf’s Reine zu schreiben 160 Esra it, 9 — 24. b, l. hatte], schrieben sum hier noch einer dritten An- klageschrift aus der Zeit des Ahasveros und des Akthasastha ZU erwähnen] diesen Brief wider Je- rusalem, zu Arthasastha, dem Konige [in Persien]: . S. Wir lsind es, die den nachfolgenden Brief til-senden, nämlichd Rehum, der Kanzler, und Simsai, der S reiber, und [mit ihnen] andere des Rnths sdie brigen Beamten ihrer Genossen] von Dina, von Avharsach, von Tnrplat, von Persien, von Arnch, von Rahel, von Susan, von Dehn, und von Gan, 10. Und die andern sin Z. Kön 17, 24 ge- nannten] Völker, welche der große und berühmte Asnnphar [ein hoher Staatsbeamter des assyrischen Königs Assar-Haddon] herüber gebracht, und sie geseßt hat in die Städte Samaria, und Un] an- dere [Städte] diesseit des Wassers sdes Euphrat] nnd in Canaan [richtiger: und so weiter]. Der chaldäische Ausdruck: ngxtstsi wird von einigen für das Zeichen der Abkürzung slatetnischx etc» deutsch: u. s. w.), von Andern für die unbestimmt gelassene An- gabe des Datums oder der Zeit, in weicher der Brief eschrieben sei, gehalten. An das Land Canaan ist mit Zuther nicht zu denken, da dieses fxzzzz heißt; wenn aber nacl) der ersteren Auffassung zu den vielen aufgezählten Namen noch ein etc. (und so weiter) hinzukommt, so hat das in der Absicht der Briefschreiber seinen Grund, ihre Zahl recht groß und dadurch ihre Stimme recht gewichtig erscheinen zu lassen. U. Und dies ist der Inhalt des Briefes, den sie [die in V. 9 f. namhaft gemachten Völkerschak ten durch ihre obersten Beamten] zu den! Kpntge Arthahsastha sandten: Deine Knechte, die Manner [die du zu Beamten gesetzt hastJ, diesseit des Wassers und in Cauaan fund f o w euer, entbieien dir ihren Gruß] 12. Es sei kund dem Könige,·daß die Juden, die von dir [ans dem Lande fenseit des Euphrat, wo sie zu Babel gefangen gewesen] zu uns sm dies Land diesseit des Wassers] herauf kommen sind gen Jerusalem, in die aufruhrige keins-rühre- rifcheJ nnd bose Stadt, bauen dieselb1ge, nnd ma- then ihre Mauern, und fuhren sie aus dem Grunde [vgl. Anm. zu V. 7]. Bei der oben in praktischen: Jnteressedon uns fest- gehaltenen Ansicht, daß der Brief m dteZert des Pseudo- Smerdis gehöre, wo noch gar kein Anfang! zum Bau der Stadt gemacht war, muß man diese ngabe für eine abstchtliche Uebertreibung halten, welche in schlau- berechneter Weise die rein religiöse Angelegenheit des Tempelbaues zu einer politischen macht und den Stadt- bau dafür unterschiebt, überdies aber auch den Umstand in Anschlag bringt, daß bei den persischen Königen ein einmal gegebener Befehl nicht zurückgenommen werden durfte (Esth. 1, 193 8, 8), man also des Cyrus Edikt nur riickgängiå machen konnte, wenn man etwas An« deres an die telle setztr. II. So sei nun dem Könige kund, wo diese Stadt gebanet wird und die Mauern wieder ge- macht, so werden sie Schoß, Zoll nnd jährliche Zinse nicht geben, und ihr Vornehmen wird sschliesp lichJ den Königen Schaden bringen [nach anderer Auslegung: und das wird der königlichen Rentkammer Schaden bringen]. 14. Nun wir aber alle dabei sind, die wir den Tempel zerstöret haben fnach besserer Ueber- seßuug der schwierigen Worte: Nun wir aber doch das Salz des Palastes essen, d. i. in Amt und Brod des Königs stehen], haben wir die Schmach des Königs nicht länger wollen sehen; darum schielen wir hin, und lassen’s dem Könige zu wissen thun- 15. Daß man lasse suchen in den Chrouiien deiner Väter [deiner Vorgänger auf dem königli- chen Stuhl, der babylonischen Könige], so wirst du finden in denselben Chroniten und erfahren, daß diese Stadt aufrirhrerisch und schädlich ist den Königen und Landen, und machen, daß andere auch abfallen, von Alters her; darum die Stadt auch sunter Nebucadnezar] zersiörei ist. 16. Darum thun wir dem Könige zu wissen, daß, wo diese Stadt gebanet wird und ihre Mauern gemacht; so wirst du vor ihr nichts behalten diesseit des Wassers ssondern sie wird ganz Palästina wieder unter ihre Herrschaft bringen]. 17. Da [solcher verleumderischen Anklage ohne Weiteres Glauben schenkend] sandte der König eine Antwort zu Rehum, dem Kanzler, und Simsai, dem Schreiber, und den andern ihres Raths, die in Snmnria wohneten, nnd den andern jenseit des äsaskers [V. s» die lautete also]: Friede und ru . 18. Der Brief, den ihr uns zugeschictt habt, ist öffentlich vor mir gelesen. 19. Und ist von mir befohlen, daß man suchen sollte. Und man hat fanden, daß diese Stadt von Alters her wider die Könige soon Assyrien und Babylonien] sich empdret hat und sdaß beständig] Aufruhr und Abfall drinnen geschieht. W. Auch sind mächtige Könige zu Jerusalem gewesen» sDavid und Salomo], die geherrscbet haben uber nlles, das jenseiii des Wassers ist [in allen Ländern westlich vom Euphrat, Palästina und SyrienL daß ihnen Zoll, Schoß, nnd jährliche Zinse gegeben worden. «) Es ist dies von der Lage der persischen Residenz aus (Kap. 1, 4 Anm.) geredet. 21. So» thut nun nach diesem Befehl: Wehret denselben Mannern, daß die Stadt nicht gebanet werde, bis daß von mir der Befehl seine das ge- genwärtige Verbot wieder aufhebende Verordnung] gegeben werde. » 22. So sehet nun zu, daß ihr nicht hinlassig Xeriinuen seid, damit nicht Schaden entstehe dem ou ge. . Die Propheten Haggai und Sacharja 23. Da nun der Brief des Königs Arthalv sastha gelesen ward vor Rehum sdem Kanzler] nnd Simsai, dem Schreiber, und ihrem Rath [den übrigen Mitgliedern der sainaritanischen Behörde], zogen sie eilend hinauf gen Jerusalem zu den Juden, und wehreten ihnen mit dem Arm und Gewalt « sgenauerx mit Mannschaft und Heer]. 24. Da hbrete aus das Wert am Hause Got- tes zu Jerusalem, und blieb nach bis in’s andere Jahr« Dutii [mit dem Beinamen HystaspisL des - Königs in Persien sder von 521-. 486 v. Chr. H( regierte, also bis zum J. 520]. Daß während der Zeit des unterbtochencn Tempel« s baues und der Streitigkeiten mit den Samaritanern gleichwohl der Gottesdienst bei dein Brandopferaltar und die Feier der Feste (Kap. 3, 2 ss.) nicht wieder ein- gestellt ward, ja daß zu letzteren die in Davids und Salomod Zeit üblich gewordenen gemeinschafilicheii Pil- gerfahrtei1 nach Jerusalem sich neu belebten und beson- dere Bedeutung erlangten, erkennen wir aus den in dieser Periode entstandenen Psalmen, die zu den Liedern ,,im höheren Chor« gehören, wie Luther übersetzt hat, , oder nach anderer Deutun zu den Wallfahrtsliederw Hatte schon David, der mit seiner Gabe des heil. Ge- sanges allen Bedürfnissen des Volkes Gottes diente, für solche Wallfahrtslteder gesorgt (Ps. 122. 124. 131. l33), und Salomo sich auch darin ihm ange- schlofsen (Ps. 127. 132), so kam zu diesen beiden alten Sängern von Pilgerliedern jetzt ein dritter hinzu, der hernach seine Erzeugnisse mit denen seiner Vorgänger zu einem geordneten Ganzen, einein eigenen Pilgerbüch- lein (Ps. 120—-134), verband. Wir empfehlen daraus um Lesen an unserer Stelle Psalm 120. 121. 123. 25. 126. l28-——130 U. l34, welche uns einen tiefen Blick in die innere Herzensstimmung der neuen Gemeinde, in ihr Leid und Wehe, aber auch in ihre Hoffnungen und Gebete thun läßt; doch lernen wir aus Pf. 125 u. 128 zugleich, wie in Folge der getäuschteii Erwartung und des längeren Harrens sich einestheils eine trübe Muthlosigkeit der Gemiither zu bemächtigen anfing, und anderntheils das Verderben in Israel wieder aufzukeimen · drohte. Lesteres ist besonders für ein richtiges Verständs ; niß der Ge chte des Propheten Sacharia zu beachten, während ersteres uns das, was zu Anfang des folgen- den 5. Kuh. erzählt wird, begreiflich macht Die Ge- meinde im Ganzen und Großen scheint nämlich im Ver- « lauf der 14—15 Jahre ihres vergcblichen Wartens auf «; Jnhalte nach sich entsprechen. an den Gedanken gewöhnt zu haben, keinen Tempel zu 2 eine Zuriicknahme des Verbots in Kuh. 4, 21 slch zuletzt haben und auch keinen zu bauen, so daß, als mit dem Dpnastienwechsel in Persteiy wo iin J. 521 v. Chr. an Stelle des ermordeten Pseudosmerdis der Achiiinenide Darius l. trat (Kap. l, 4 Anm.), in größerem oder « geringerem Grade auch ein Shsteinwechsel verbunden war, sie nicht einmal den Versuch inachte, das unter- brochene Werk wieder aufzunehmen; da, weil selbst die Fkömmeren im Volk an der Erfülluiig der göttlichen Verheißung verzagteii, die andern aber sich so bequem als möglich einrichteten, sich Häuser baueten und Paläste hersielltem darüber aber des hEtreiphauses gänzlich vergaßen (Hagg.1, 4), wurden im 2. Jahr des Darius die Propheten Haggai und Sacharja erweckt, um durch das Ptvphekiiche Wort den Statthalter Serubabel zu unterstützem den gesunkenen Eifer für den Tenipelbau M« aUfsUfkkfchsU Und die Hoffnungen auf das Heil der Zukunft wieder zu beleben. D lchs el ’s Btbelwerl regen den Tempelbau von Neuem an. 161 Das 5. Kapitel. Fortsetzung des Tempelbauea V· v.1—·Lap.6,l2. Wir am Schluß der Bemerkungen zum vorigen Kapitel fihon angegeben, beleben die pro— phrten tjaggai und Sarharja den gefunlieuen Eifer der Juden für den Ttmpelbau auf's diene, und letztere: wird im L. Jahr des Zlariuo wieder in Kngrifs genommen. slnn aber lionimt Thatnah der persisctic kandpflegrr dies· seit des Euphrat, mit seinen iieamlen nach Jerusalem und fragt die Aktionen, deren dlamen er sirh iiotirt, wer ihnen dir Erlaubniß zum Bauen gegeben; er verwehrt dir Fortsetzung des Werkes nicht, berlrhtet jedoch die Sache an den König. von daher ltommt dann eine den Juden sehr günstige Entssheidnng, dir nicht nur den Weit-than gestattet, sondern ihn auch aus den Eiuliiiaftrn der Lands-haft fördert und den Bedarf für den Opfer— dienst gewährt. 1. Es iveissagteu aber [in dem Kap. 4, 24 erwähnten andern Jahr des Darius , zunächst seit dem ersten Tage des 6. Monats oder des Elul Z. Mos 12, ·1 Auen» entsprechend unserem September] Haggai [d. i. der Festlichh vielleicht einer der Greise, die noch den alten Tempel in seiner Herrlichkeit gesehen hatten Kap. Z, 12; Hagg. 2, 4, sonst aber nach seinen persönlichen Verhält- nissen nicht näher bekannt] lind [darnach, seit dem achten Monat oder dem Marchesoan Sach. 1, 1, auch] Sachatja [d. i. der HErr gedenkt 2. Chroiu 24, 20 ff. Anm.], der Sohn [Barachja, des Sohns] Jddo sdes Vorsiehers eines der mit Serubabel und Jesua aus dem Exil zurtickgekehrten Priesterge- schlechter, der diesem seinem Großvater später in dem Vorsteheranit folgte Nehem. 12, 4. 16, jetzt aber noch in ziemlich jugendlichem Alter stand Sach. 2, 4], zu· den Juden, die in Juda nnd Je- rusalem waren, iui Namen des Gottes Israel kund regten die Wiederaufnahme des unterbrochenen Tempelbaues in gar nachdrücklicher Weise an]. · Das in schmuckloser Sprache, aber nicht ohne rhetoi rtsche Lebendigkeit geschrtebene Buch des Hqggai giebt wahrschetnlich nur die Hauptgedanken seiner niündlichen Reden wieder und zerfällt in vier Abschnitte, von denen der erste und dritte, sowie der zweite und vierte dem In der ersten, am Ncumondstage des S. Monats gehaltenen Rede (Kap. I) rligt der Prophet die Vernachlässigung des Tempelbaues die in der herrschenden Noth keine Cntschuldi ung finde, da sich ja das Volk selbst prunkoolle Häu er erbaue; vielmehr sei die gegenwärtige Noth Strafe für jene Ver. nachlässigung DieseRede macht Eindruckz es wird in Folge derselben der Bau wieder aufgenommen, und der Prophet verheißt des HErrn Segen und Beistand. — Die zweite, am siebenten Tage des Laubhütteits festes gehaltene Rede (Kap. 2, 1——10), als der Tempel. bau seit fast 4 Wochen nun wirklich wieder in Gang s gekommen war, hat es mit der Niedergeschlagenheit des Volkes zu thun, wenn es den früheren Tempel mit dem, ivas der neue zu werden versprach, verglich; da tröstet z» denn der Prophey daß der HEcr noch nicht von seinem Volke gewichen sei, und verheißt in dessen Namen, daß die Herrlichkeit dieses neuen Tempels größer werden solle, als die des ersten gewesen. — Die dritte, gerade 162 Esra 5, 2——1 7. s, l—-5. 3 Monat nach Wiederaufnahme des Tempelbaues ge- haltene Rede (Kap. ·2- ll—20) führt den in der ersten ausgesprochenen Gedanken, wie in der bisherigen Noth, da Himmel und Erde ihren Dienst versagten, nur eine Strafe dafür gelegen, daß das Volk den Dienst seines Gottes gering achtete, weiter aus und weist an dem kürzlich so reichlich eingetretenen Frühregeii nach, daß der der bundcstreuen Gemeinde zugesagte Natursegen in der That nun wieder da sei. — Die vierte, an demselben Tage mit der dritten gehaltene Rede (Kap. 2, 2l-—"24), nimmt Beziehung auf die zweite, in welcher ein Er« schiiltertiverden von Himmel und Erde und eine gewalt- same Veränderung der gegenwärtigen Völkerivelt ver- kiindigt ward, und verheißt die Bewahrung des zur Zeit in der Person und Stellung Serubabeks repräsentirten Königthums Jsraels unter allen diesen Stürmen der Zukunft. Jrn Anschlusse an Haggah ivelcher in seiner 4. Weissas gungsrede den Sturz der Macht aller Königreiche der Vötter nnd die Bewahruiig Serubabeks bei dieser Ka- tastrophe prophezeit hatte, werden 2 Monate später (merk- würdig ist die häufige Wiederkehr des 24. Monatstags bei den Osfenbarungem welcht die Propheten empfingen: Dem, 10, 4; Hagsp Z, l. U. 213 Such. I, 7 —- Und zwar erfolgt bei Sacliarja, wie bei Haggai eine neue Offenbarung gleichmäßig am 24· Tage des dritten Monats iiach ihrer Berufung: Hagg 2, U. 2l vgl. mit Kap. 1,1; Sach. l, 7 vgl. mit V.1 —, f. darüber zu Sach. I, 7) von dem Propheten Sacharjm nachdem derselbe etwa ein Vierteljahr zuvor eine Berufung empfangen (Kap. I, l——6), zur Aiachtzeit sieben Visionen geschaut, welche ihm die zukünftige Entwickelung des Reiches Gottes bis zu seiner Vollendung in Herrlichkeit nach ihren Hauptmomenten enthüllen (»Kap. 1, 7 — 6, Si; dazu kommt eine, diese Gesichte abschließende syrnbolischc Handlung, welche die Vollendung des Reiches Gottes durch den die Priester« und Königswürde in feiner Per- son vereinigcnden Sproß des HErrn nachweist (Kap. 6, 9-15). — Zwei Jahre später (am 4. Tage des neun- ten Monats 518 v. Chr) empfängt der Prophet eine neue göttliche Offenbarung in Beziehung aus eine, von etlichen Judäern an die Priester und Propheten gerich- tete Frage; man war nämlich in Ungewißheit, ob jene nationalen Trauer- und Fasttage, welche einst zur Er- iiineruiig an die Zerstörung Jerusalems und die Ver» breiinuiig des Tempels eingeführt worden, jetzt, bei dem sichtbaren Aufblühen der Colonie, noch ferner beizubehalten seien Des HErrn Antwort lautet, daß er das Fasteii nicht aii sich selber schon als einen ihm wohlgefälligen Dienst aiifehe, sondern vor allem Gehorsam gegen sein Wort ver- lange. Habe er Israel nur wegen seines hartnäekigen Widcrstrebeiisgegen die durch seine Propheten ihm vor- gebalteiieii Gebote der (s)erecbtigkeit, Liebe und Wahrheit unter die Völker zerstreuen müssen, so wolle er fest» mit gwßeni Eifer der Liebe sich Zion und Jerusalem wieder zuwenden iind sein Volk mit reichem Segen begnadigen, wenn sie nur Wahrheit, gerechtes Gericht, Treue und Liebe gegen einander üben würden; in diesem Falle werde er cilser aiich die bisherigen Fasttage ihnen zii Tagen der Freude iiiid Woiine machen uiid an Jerusalem sich so del-herrlichen, daß viele und starke Völker kommen wür- den, daselbst den HCrrn Zebaoth zu suchen und anzu- bcien fKapx 7, l—8, 23). —- Diese Gottesossenbarung bildet das Bindeglied zwischen dein, was Sacbarja in seinen sliachtgeiictiten (Kap. 1, 7 — s, s) geschaut hat, und deii beiden Weissagiiiigeii drohenden Inhalts. die in Kap. 9 u. l« tibcr das Land Hadrach, den Sitz der wider- gdtilichen Weltmaclih und in Kap. 11—l4 über Israel ergehen; deiin sie legt einerseits dem Volke die Bedingung für die Erreiehung der in den Nachtgefichten in Aussicht · gestellten herrlichen Zukunft an’s Herz, und sie bereitet andererseits auf die Kämpfe vor, ivelche Israel nach Kap. 9—14 bis zur Vollendung des Gottcsreichs wird zii bestehen haben. 2. Da [dem prophetischen Wort gehorsaiIiJ machten sieh auf Sernbabeh der Sohn Scalthieh und Festen, der Sohn Jozadal [die beiden Vor- steher der Gemeinde Fiap Z, 2-], und fingen fvom Neuen Kap. Z, 8 ff] aii zu bauen das Haus Gottes zu Jerusalem, und mit ihnen fihiien zur Seite stehend] die sbeideii vorhin genannten] Pro- pheten Gottes, die sie stårkten [durch ihre Weissa- gungen Muth und Freudigkeit zum Werke in ihnen forderten und erhielten] Z. ZU der Zeit sals die Juden den Bau des Tempels nun wieder aufgenommen hatten] kam zu ihnen [vermuthlich durch eine neue Anklage der SAMOMOUOI veranlaßt] Thathnah der Laiidpflegrr [der perstfchen Länder] diesfeit des Wassers sdes Euphrat] Und SthavVosnai [der Schreiber] nnd ihr Rath [die übrigen ihnen zur Seite stehenden königlichen Beamten V. 6], und sprachen also zu ihnen: Wer hat euch befohlen, dies Haus zu bauen, und feine Mauern zu machen? 4. Da sagten wir [die wir beim Bau be- schäftigt waren Kap. 4, 7 Anm.] ihnen [nachdem wir die in V. 11——16 niitgetheilte Antwort ge- gePenL wie die Männer hießen, die diesen Bau thaten [damit sie mit diesen weiter verhandeln könnten] Z. Aber das Auge ihres Gottes lain auf die Aeltesten der Juden fzu ihrem SchusL daß ihnen uicht lohne Weite-see] gewehrt-i ward kweiter zu bauen, sondern daß sie damit einstweilen noch fort- fahren durften] bis daß man die Sache [in einem eigenen BerichtJ aii Darium gelangen ließe, und darüber eine. Schrift fkönigliche Entscheidung] wie- der käme. s. Dies ist aber der Inhalt des Briefes Thathtiai, des Laudpflegets diesfeit des Wassers, iind Sthar-Bosnai fdes SchreiberSJ und ihres Raths ldes Raths der fremden CoIoUistenJ von Apharfach [iind der übrigen Länder Kap. 4, 9 f.], die dicsfeit des Wassers waren, an den König Darum. 7. Und die Worte, die sie zu ihm sandten, lauten also: Dein Könige Dario alleu Frieden! 8. Es sei iniid dem Könige, daß wir [aus Veranlassung einer uns gemachten Anzeige V. Z] in das jüdische Land [in den Amtsbezirk Juba] gekommen sind zu dem Hause des großen Gottes [oder des Gottes vom Himmel, wie schon Kores, der König in Persien, den Gott der Juden be- - zsichvet hat Kap. I, 2J- welches man bauet mit allerlei Steinen [Ouadersteiuen], und Balken leget man in die Wände [Kap. e, 4 Anm.]- und das Wert gehet frisch von Statten unter ihrer Hand. d. Wir aber haben die Aeltesteu gefragt, und Wiederaufnahme des Ternpelbaues zu Jerusalem. 163 zu ihnen gesagt also: Wer hat euch befohlen, dies Hans zu bauen und seine Mauern zu machen? 10. Auch fragten wir, wie sie hießen, auf daß Wlk sik lkhre Namen] dir kund thaten. und haben [auf einem, diesem Vriefe beiliegenden VerzeichUißJ die Namen beschrieben der Männer, die ihre Obersten waren. 1l. Sie aber gaben [auf jene erste Frage V. 9] uns solche Worte znr Antwort: Wir sind Knechte des Gottes Himmels und der Erde, und bauen das Haus, das vorhin [ehe es durch Nebukad- nezar zerstört und unser Volk in die babylonifche Gefangenfchaft geführt ward] vor vielen Jahren gebauet war [viele Jahre hindurch als ein ge- banetes bestanden hat I. Kön. 8, 2 Anm.], das ein großer König Jsraels [Salomo] gebauet hat und aufgerichtet. « 12. Aber da unsere Väter den Gott vom Himmel erzürueten, gab er ste in die Hand Ne- bnead-Nezar, des Königs zu Pabel, des Chaldäers [2. Kein. 25, 1 fs.]; der zerbrach dies Hans, und fiihrete das Voll weg gen Pabel. II. Aber im ersten Jahr Kores, des Königs zu Pabel, befahl derselbe König Kores, dies Haus zu bauen [Kap. 1, 1 H] 14. Denn auch die güldenen nnd silbernen Gefäße iin Hause Gottes, die Nebucadäliezar aus dem Tempel zu Jerusalem nahm und brachte sie in den Tempel [seines Gottes] zu Pabel, nahm der König Kores aus dem Tempel zu Pabel, und gab sie [dem Fürsten Juda] Sesbazar soder Se- rubabelj mit Namen, den er zum Landpsleger sin diesem Amtsbezirk Juda] feste; 15. Und sprach zu ihm: Diese Gefäße nimm, zeuch hin, nnd bringe sie in den Tempel zu Jeru- salem, nad laß das [neue] Haus Gottes [V. is] bauen an seiner [des zerstörten Tempels V. 121 Stätte. 16. Da kam derselbe Sesbazar [vor nunmehr 15 Jahren herüber nach dieser Stadt], nnd legte den Grund am Haufe Gottes zu Jerusalem [Kap. Z, 8 ff.]. Seit der Zeit bauete man, nnd ist [wegen der dazwifchen getretenen Störungen Kap. 4] noch nicht vollendet [wir aber haben’s auf Geheiß des HErrn, unsers Gottes, jetzt von Neuem auf- genommen]. 17. Fu dieser Weise beriefcn sich die Aeltefien der Juden au einen von Kores empfangenen Befehl zu bauen, und haben wir, die Briefschteiver. deshalb ge- meint, sie nicht hindern zu dürfen, bis wir die Sache an dich, den König Darius, gelangen ließen V. 5]· Gefälli es nun dem Könige, so lasse er suchen in dem Sthahhause des Königs, das zu Pabel ist, « ob es [wirklich, wie die Aeltesten behaupten] von dem Könige Kores befohlen sei, das Haus Gottes zu Jerusalem zu bauen; und sende zu ans des Königs Meinung über diesem sseine Entscheidung, wie wir uns in dieser Sache zu verhalten haben]. Das ei. Kapitel. Voslfähruiig und Einweihung des Tempels. 1. Da befahl der König Darius kais dieser so ruhig gehaltene und ohne alle Verdächtigung ganz anders als der frühere Kap. 4, 12 ff. ver- faßte Bericht an ihn gelangte], daß man fucheu sollte in der Kanzlei, im Schaßhause des Königs [denu in diesem befanden sich zugleich die Reichs- archive, und zwar in derjenigen Kanzlei], die zu Babkl lag [der einen von den verschiedenen pcrsiscben Residenzeii Kap 1, 4 Anm., weil man hier ani ficheisicn Auskunft über Richtigkeit der Angabe in Kap. 5, 13 f. finden hoffte]. Jndesfen faiid sich im Archiv zu Babel das gefuchte Doeurnent nicht vor, wohl aber eine Nacbrichn Dorn« menie aus der Regierungszeit des Cyrus seien zu dcsto sicherer Aufbewahrung in der Friihjahrsresideni Ah- metha idem späteren Hamedan, von den Griechen Ekbas tana genannt) untergebracht worden. 2. Da fand man zu Ahmetha [Ekbatana] im . Schloß, das in Meden liegt [2. Kaki. 22, 2 Anm.], ein Buch; und stund also drinnen eine Geschichte [genauer: ein memoranclum, eine Denkwürdigkeitj schrieben: 3. Jm ersten Jahr des Königs Kores, befahl fee] der Konig Kores das» Hans Gottes zu Jeru- salem zu bauen an der Statte srichtigen als eine Stätte], da man opsert, und den Grund Dazu] zu legen, zur Hohe. sechzig Ellen, und zur Weite sBreiteJ auch sechzig Ellen [Kap. 3, I3 Anm.]; 4. Und drei Wunde [Lagen] von allerlei Steinen [richtiger: großen oder Quader-Steinen], und sdarauf] eine Wand von Holz-«; und die Kost [wcis es kostet Luc.14, 281 soll vom Hause des Kiiqigs faus dem Ertrage der im Lande westlich vom Euphrat» einkommenden Steuern] gegeben werden. b. Dazu die guldenen nnd silbernen Gefäße des Hauses Gottes, die Nebnead-Nezar aus dem Tempel zu Jerusalem genommen und gen Pabel gebracht hat, soll man wiedergeben, daß sie wieder gebracht werden in den Tempel zu Jerusalem an ihre Statt im Hause Gottes« [Kap. I, 7 ss.]. s) Auf den drei Schichten Quadersteinem die den unteren Theil der Uinfaffuiigsiiiauern des Tempelhaufcs bis zur Höhe von 30 Ellen bildeten, sollte also eine Lage Gebäu? von weiteren 30 Ellen Höhe folgen, so daß die Mauern nicht ganz niafstv waren. Jndessen fragt es M)- ob wir hier vollstandigen Text, oder nicht viel· mehr den abgerissenen Schluß des ganzen Bauprojekts vor uns haben, das mit der Vorhalle und der Vorhof- mauer (1. Kbru s, Z. 36) abfchloß; auch beim Salo- monifchen Tempel war der innere Vorhof aus 3 Reihen Quaderfteineii und einer Lage Cedernbalken errichtet. «) Bis hierher reichen die Worte des Memorandnm, ; das man im Archive der Burg zu Elbatana vorfand. T Es sollte nun weiter erzählt werden, wie Darius auf E Grund des vorgefundenen Documcnts ein Edilt an die ; Berichterftatter (Kap. 5, ei ff) erließ, ihnen den vpkgsp - fundenen Thalbefiand mittheilte und auf Grund des I Befehls des Cyrus nun feine Verordnung zur Ausfüh- i si kung desselben gab. Aber alle andern Punkte läßt unser U» 164 Esra S, 6—22. Erzähle: aus und geht ohne Weiteres zu dein letztcn »« Punkte, zu der Verordnung des Darius an jene seine ’ Beamten über. 6. So macht euch nun [ihr, die ihr um meine Entfcheiduiig ungefragt habt Kap. Z, 17] fern und bekümmert euch nicht mehr um das, was dort geschieht], du Thathnai, Landpflcger jenseit des Wassers, nnd Sthar-Bosnai, niid ihr Rath von Apharfach, die ihr jeiifeit des Wassers seid. 7. Laßt sie arbeiten am Haufe Gottes, daß der Juden Landpsleger und ihre Aeltesten das Haus Gottes bauen an seiner Stätte kwie König Korea ihnen befohlen V. 3]. 8. Aiich ist von mir befohlen, was man den Aelteften Jnda [in Wahrnehmung dessen, was dieser König weiter angeordnet hat V. 41 thun soll, zu bauen das Haus Gottes, namlich, daß man aus des Königs Gütern von den Renten jenseit des Wassers mit Fleiß nehme, nnd gelks den Leuten, und daß man ihnen nicht wehte. » s. Und ob sie [be-] dürften Kälber, Lammer, oder Böcle zum Brandopfer fdas fiel Dem Gott vom Himmel [bringen wollen] Weizen, Satz«« Wein nnd Oel, nach der Weise der Priester zu Jerusalem; soll man ihnen geben taglich fein Ge- biihr [ein bestimmtes Theil], nnd daß solches nicht biiilaiiig geichebez » 10. Daß sie opfern zum fußen Geruche dem Gott vom Himmel» und bitten für des Königs s Leben nnd seiner Kinder. U. Von mir ist solcher Befehl»geschehei»i. Und welcher Mensch diese Worte veraiidert [fie durch Zuwiderhandeln aufhebi], von deß Hause soll man einen Ballen nehmen, und aufrichten, und ihn dran hängen, und sein Haus soll dem Gerichte ver- fallen fein [genauer: zu einem Misthaufen gemacht werden 2. Kön. 10, 27; Dan. L, 5] um der That willen [da ja die Aenderung eines königlichen Befehls im Reiche der Perser fiir ein Majeftätsverbrechen gilt, s. Efth. l, »19 Blum. 1]. 12. Der Gott aber, der im Himmel wohnt, bringe um alle Könige nnd Volk, das seine Hand ausrecit zu andern und zu brechen das Haus Gottes zu Jerusalem. Ich, Darins, habe dies befohlen, aß es mit Fleiß gethan werde. Hi V. 13 — W. Hierauf geht der can rasch vorwärts nnd wird tin Mär; des J. 515 v. Chr. vollendet, worauf znrrst die Einweihung drg neuen Tempels folgt, und dann im Jlpril desselben Jahres, zu der im « Gesetz vorgeschriebenen Zeit, die Feier des passahfcsicn ; Es wurde dies ganz in gesetzlicher weis: gehalten, nnd « liethriligten sikh daran auch viele oou den iin kund: non friihrr htr seszhafteu«JHraeliten, welche ihre Verbindungen mit den Heiden abgebrochen: uiid Angehörige der neuen ; Gemeinde zu werden sich rntschlossen hatten. 13. Das frvas ihnen V. 6 f. befohlen wor- den] thaten mit Fleiß Thathnad der Landpfleger jenseit des Wassers, und Sthar-Bosnai, mit ihrem Rathe, zu welchen der König Darius gesandt hatte. 14. Und dic Aeltesten der Juden bauten, und es giiig von statten durch die Weisfagung der Pro- von ihnen fden Juden, die in Jerusalem bauen, dsecfsgseitlligiilfessgssjecxi »Dort? YSWJYLUXP ten] und dannen, und richteten auf, uach dem Be: fehle des Gottes Israel, nnd nach dem Befehle Kores, Darius niid Arihafastha fArtaxerxes 1.], der Könige in Perficii [deiin auch der zuletzt genannte König, ob er gleich damals noch gar nicht lebte, hat fich hernach um die iiidifche Gemeinde gar sehr verdient gemacht Nehem 2, I f.], 15. Und vollbrachten das Hans bis an den dritten Tag des Monden Adar feutsprechend unserm März L. Mos 12, 2 Anm., iind zwar im Jahr 51·5« o. ·Chr.], das war das sechste Jahr des Konigreichs des Konigs Darius fHystaspiss Eine genauere Beschreibung des zweiten oder des Scrubabelschen Tempels, etwa mit Zeichnung, wie sie von dem Saloinonifcheii beigebracht worden, läßt sich nicht geben, da über die Beschaffenheit dieses Baues ge- naue Nachrichten uns fehlen. Nur soviel sei bemerkt, daß laut 1. Matt. 4, 38 ff· der Tempel mehrere, wenig- fteiis 2 Vorhöfe mit Zellen oder Gemächern, Säulen und Thoren hatte, von welchen nach Sie. 50, l s. der äußere später erweitert, vergrößert und wahrfcheinlich auch befestigt wurde; ferner, daß laut 1. Mark. 4, 44 ff. iin iiiiieren Vorhof der Brandopferaltar nicht aus Erz, sondern aus Steinen erbaut war, und nach Sie. 50, 3 der von Serubabel, anstatt des chcrnen Meeres aus Steinen hergefiellte, später aber vcrfallene Wasferbehälter k von dem Hohcpriefier Simon in der Größe des Salo- monischen Werks aus Erz wiederhergestellt wurde; end- lich, daß laut l. Wall. l, 23 s.; 4, 49 im Heiligen sich nur Ein goldener Leuchter und Ein Schaubrodtisch zu beiden Seiten des Räucheraltars befand, während nach dem, was zu 2. Kön. 25, 17 bemerkt worden, das Aller- hciligfte ganz leer blieb und da an der Stelle der bei der Zerstörung des ersten Tempels mitverbrannteu Bun- deslade eine Steinplatte lagJauf welche der Hohepriefter am Berföhnungstage das Rauchfaß ftellte. Da in Hagg. l, 8 dein hebe. Worte JHYFFJ (und will meine Ehre er- zeigen) am Schlusse das H fehlt, dieser Buchstabe aber das Zahlzeichen für fünf ist, so haben dic späteren Tal« inudisten darin eine Andeutung gefunden, daß isin zwei- tcnTempel 5 Dinge gefehlt hätten: l. die Bundeslade, das heil. Feuer, 3. die Schechina 4. del· heil. Geist, das Uriin und Thiimmim oder das hohepriesterliche OrakeL is. Und die Kinder Israel, die Priester, die Leviten und die andern Kinder des Gefängnisses fdie übrigen von denen, die vornials in« der Ge- fangenschaft gewesen, nun aber daraus zurück: gekehrt waren] hielten Einweihung des Hauses Gottes mit Freuden; 17. Und opferteu auf die Einweihung des Hauses Gottes hundert Kälber, zwei hundert Läm- mer, vier hundert Böcie, und zum Siindopfer für ganz Israel zwölf Ziegenböcta nach der Zahl der Stämme Israels; 18. Und stellten die Priester in ihre Ord- Einweihung des neuen (serubabel’schen) Tempels und Passahfeier. ttung [einen jeden zu seiner Klasse, dahin er ge- hörteL und die Leviten in ihre Hut keinen jeden zu seiner Abtheilung, in welcher er sein Amt verrichten hatte], ztt dienen Gott, der in Israel ist, wie es geschrieben steht im Buche Mose. Es ist hier Psalm 118 zu lesen, welcher nicht sowohl bei der Feier des Laubhüttenfestes im 7. Monat des ersten Jahres der Heimkehy als nur erst ein einfacher Altar an heil. Stätte errichtet war (Kap. Z, 1 ff.), auch nicht bei der Grundsteiiilegung des Tempels im L. Monat des zweiten Jahres (Kap. Z, 8 sf.), als vielmehr bei der Einweihung des vollendeten Tempels im 12. Monat dcs sechsten Jahres des Darius gesungen worden ist, wie aus V. 19 f. des Psalms deutlich hervorgeht. Der- selbe zerfällt in 2 Hälften: V. 1—19 singt der von griestern und Leviien ahgeholte Fesizug, der mit den pferthieren nach dem einzuweihenden Tempel hinauf- zieht und zwar V. 1——4 beim Ausbruch, V. 5——18 auf dem Wege und V. 19 beim Eingang in den Tempel; V. 20—27 singt die den Festzug in Empfang nehmende und bewillkommnende Levitenschafn in V. 28 erfolgt die Antwort der Angekommenen und in V. 29 der Schluß- gesang aller. Delitzsch nennt das Lied einen Psalm im Gewinde- oder GuirlandensStyh in welchem Gedanke an Gedanke sich fügt, wie Zweig an Zweig, Blume an Blume, wenn man eine Guirlande windet. - Andere Psalmen, die theils für das Tempelweihfest selbst, theils stir das bald daraus folgende Passafesh von dem die » übrigen Verse unsers Kuh. erzählen, bestimmt waren, J sind wohl die Psalmen 95——100 u. 135—-137. Wir E können hier nicht näher auf sie im Einzelnen eingehen, : wollen aber wenigstens in Beziehung auf den zuerst und auf den zuletzt genannten Psalm noch etwas bemerken. Nach rabbinischer Tradition sangen bei der chaldäischen Zerstörung Jerusalems (2. Kön. 25, 8 s.) die Leoiten den damals schon vorhandenen (2. Kön. 24, 1 Anm.) 94. Psalm und waren eben bis zu den Worten des 23.Vsk :,,d·d · «Bs·ti. . . vektzzgszrziez Zszonsilseseznsenjnwsren ixentsskthessdraorzgheespä ; eine sortlaufende Geschichte nach den auf einander fol- ohne daß sie die Schlußwortu »der HErr, unser Gott, wird sie vertilgen« hätten aussingen können. Wie hatte fiel) das erfüllt im Laufe der in wischen verflossenen 73 Jahre, so daß das: »Kommet herzu, laßt uns dem HErrii srohlocken, und jauchzen dem Hort unsers Heils l« in Psalm 95, 1 nicht blos äußerlich, sondern auch innerlich an jene unterbrorhenen Schlußworte sich anreihtl Aber nicht blos war inzwischen das babylonische Reich gestürzt; Darius Hvsiaspis hatte neuerdings (im S. Jahr seiner Herrschaft) auch die Stadt Basel, die Verwüste- rin, mit Hilfe der aufopfernden List des Jünglings Zopvrus (er hatte sich selbst Ohren und Nase abge- schnitten und mit Geißeln zerfleischh um bei den Baby- loniern, die seit anderthalb Jahren der Bcla erung ihrer Stadt durch Darius spotteten, wenn er — ophrus — nun zu ihnen kommen und sich ihnen zum Anführer, den Rachsucht beseuere wegen der bei den Persern er- sahrenen Mißhandlungem anbieten würde, Glauben zu finden, erhielt auch wirklich eine anfangs geringe Befehlsi habersiellc, mit welcher er, der Verabredung mit den Persern gemäß, so glückliche Ausfälle machte, daß ihm endlich der Oberbefehl über die Vertheidigung der anzen Stadt anvertraut wurde, und öffnete nun, als arius mit seiner ganzen Macht heranrückte, diesem die Thore) u einer verwüsteten gemacht (Kap. 1,4Anm.). Mit eziehung darauf wird sie in Pf. 137, 8 f. »du ver- ftörte Ba ei« angeredet und demjenigen Gliick gewünscht, der ihr vergilt, was sie einst an Jsrael gethan. II. Und die Kinder des Gefiiiigiiisses is. V. is] 165 hielten Pafsah am vierzehtiten Tage des ersten Monden fdes Nisan 2. Mof 12, 2 Anm.]. 20. fSie konnten es aber ganz in geordneter « Weise thun, gleichwie man es einst bei dem unter Josua gefeierten Passah gehalten hatte Z. Chron. 35.] Denn »die Priester und Leviten hatten sich gereinigt, daß sie alle rein waren wie Ein Mann, und schlachteten das Passah fur»alle Kinder des Gefäng- ti·isses, und sur ihre Bruder, die Priester, und sur sich. 21. Und die Kinder Israel, die aus dem Gefiingnisse waren wieder gekommen, und alle, die [bisher verniischt mit den heidnischen Bewohnern des Landes gelebt, nun aber] sich zu ihnen abge- sondert hatteii von der Unreinigteit der Heiden im Lande sindem sie ihre Verschwiigerung und sonstige Verbindung mit denselben ausgaben], zu suchen den HErrm den Gott Israel, aßen sdas Oster- lamin am 14. Nisan], 22. Und hielten [darnach] das Fest der un- gesiiuerten Brode sieben Tage [bis zum 21. Nisan] mit Freuden; denn der HErr hatte sie fröhlich ge- macht, und das Herz des Königs zu Assur zu ihnen gewandt, daß sie gestartt wurden im Werk am Hause Gottes, der Gott Jsrael ist. Das folgende Kapitel versetzt uns sogleich in das 7. Jahr des perstschen Königs Arthafastha Ulrtaxerxes 1., s. Anm. zu Kuh. l, 4 u. 4, 7), überspringt also einen Zeitraum von 57 Jahren, ohne uns aus der übrigen Regiernngszeit des Darius und aus der Zeit des Xerres etwas zu melden, wie denn überhaupt die Bücher Esra und Nehemia nur einzelne wichtige Ereignisse aus der Geschichte der neuenGemeinde hervorheben, aber nicht enden Regierungen der persischen Könige zu geben beab- chtigenz Etwas Sicheres nun über diesen Abschnitt der jtidischen Geschichte laße sich nicht ermitteln; wir finden aber an dem Punkte, wo das Buch Esra (Kap. 7, 1 ff.) den Faden der Erzählung mit dem siebenten (458 v. Chr.), und das Buch Nehemta mit dem zwan- zigsten Jahr des Artaxerxes Longimanus (445 v. Chr.) wieder aufnimmt, die jüdische Ansiedelung im heil. Lande in starker Verkommenheit. Allerdings hatte sich das jiidische Gebiet gegen Süden hin weiter ausgedehnt (Neh. 11, 25 sf.); aber die Lage des Volks war eine höchst traurige. Die Willkiirherrschaft der persischen Statt- halter lasiete schwer auf ihm (Neh. 5, 15), im Jnnern herrschte Zerrüttung, indem die theokraiischen Ordnungen wieder versallen oder noch gar nicht wieder in’s Leben gerufen waren; die Lauheit des Volkes zeigte sich nament- lich in der Eingebung von gemischten Ehen mit den rin sum, ja theilweis inmitten des jüdischen Gebiets wohnenden Heiden. Der 85. Psalm zeigt uns, wie bei dem durch Maiigel und Elend allerlei Art gedrückten Volke, welchem der Abstand seines fetzigen äußeren und inneren Zustandes von der, zugleich mit der Endsehaft des Exils gehofften nationalen Wiederherstellung recht fühlbar geworden war, die Sehnfucht nach einer neuen Heilserweisung des HErrm seines Gottes, immer heißer und brennender wurde. Wie lange Serubabel und Josua mit ihrem Lebensalter in diese Zeit hineinreichem ist ungewiß; ebenso, wer dem ersteren in der Würde eines andpflegers gefolgt sei, ob die Juden überhaupt noch ferner einen eigenen Landpfleger hatten und nicht 166 Esra 7, I——6. vielmehr unter die Willkürherrfchaft der iiber Shrien gcsetzteii Satrapen gerieth. Von Josua dagegen wisseii wir, daß iiach ihm sein Sohn Jojakim, und nach diesem dessen Sohn Eliasib das Hohepriesterami be- kleidete (Nehem. l2,.10 ff·). Endlich, inwieweit die Ju- den in die, von den Perferkönigen gegen Griechenland gefiihrten Kriege verwickeli waren, läßt sich gleichfalls iiicht brnrtheilein da die Naehricht bei Herodot (Vl1. 89), wornach »die Phöni ier sammt den Syrern, die in Pa- lästina wohnen-«, 3 Schisse für Xerres ausriisteten, bei der Ungenanigkeit dieses Schriftstellers in Unterscheidung der betreffenden Länder zu wenig besagt. Jii die eben besprochene Zwischenzeit zivischen dem 6. u. 7. Kap. des Buches Esra fällt aber auch dasjenige Ereigniß, welches das Buch Esther erzählt und damit die Entstehung eines zur Zeit des neuen Testaments allgemein verbreiteten Festes der Juden, des sog. Piirim d. i. Fest des iioosesx Esth. 9, 24 ss.; s, 7 — im . Matt. t5, 36 MordachabFest genannt), erklärt Das Buch ist von einem im perfischen Reiche lebenden Juden geschi·icben, der den darin erzählten Begebenhei- ten nahe stand, beim Abschluß des Kanon ohne Beden- keii demselben einverleibt und von den Juden hernach in so großen Ehren gehalten worden, daß man es geradezu der Thorah oder dem Gesetze Mosis an die Seite stellte. Es erweist sich Quch in allen feinen Einzelheiten als durchaus glaubwiirdig und wahr, nnd hätte, wenn wir ’ in der Jüdin Esther, die im J. 478 v. Chr. Gemahlin des persischcn Königs Xerres wurde, jene Amestris wiedererkeiiiien dürften, von welcher Herodot fix, los) ais der Piutter der suecessionsfähigen Söhne des Xerres (Darius, Hvftaspes und Artaxerxes) uns erzählt, in heilsgeschichtlichcr Hinficht große Bedeutung; denn was dort in Siisa sich ereignete, war dann Gottes thatsäch- liche Erhörung auf die Gebete seines Volks im heiligen Lande, wie sie im 85. Psalm uns vorliegen, indem er durch Erhebung eines jüdischen Mädchens zur perstschen Königin sich ein, seinem Volke verwandtes und demsel- ben von Haus aus zngethanes Werkzeug zu den erbe- tenen Heilserweijuiigeii in dem König Artaxerres Lon- gimanus bereitete. Jndessen ruht jene Annahme auf zu unsicherem Grunde, als daß wir darauf bauen dürften; wohl aber können wir unbedenklich die Be- reitwilligkeit, welche Esra bei vielen der ·noch im perfischeii Reiche feßhaften Juden fand» init ihm» nach dein Vaterlande zurückzukehren, ais eine Nachwirkung jener Anfeindungen bctrachten, welche i5 Jahre zuvor die Juden durcb Hawaii, den Aaagiten erfahren. Durch i eine glückliche Wendung des Gesehickes waren sie damals dem Verderben entgangen; je weniger aber sie sich verber- gen konnten, daß nicht immer die Klugheit eines Mar- dachai und der Schutz einer Esshek dektlkskchkn GENUS« von ihren Häuptern abwenden ivürdeiy desto mehr muß- ten sie bei Zeiten aiif ihre Sicherheit Vedacht nehmen dukch Hcimkkhx auf vaterländifchen Boden. Und nun ist das Buch Esther in sich selber ein Beweis, ivie»not,h- wendig noch um gar anderer Gefahren willem IIAMIXch die ihrem Glaubensleben drohten, eine solche Heimkehr .- Ich Denn das Buch, indem es auch nicbt ein ein- « zvicgres Mal den Namen Gottes erwähnt, trägt ganz die Farbe der Gottentfreinduiig an sich- in welche die in Persieii zurückgebliebenen Juden zu oersiUkM drohten; die Höhepunkte, bis zu welchen die Gesinnung der»dari·ii geschilderten Charaktere es bringt, sind Eifer sur die Aufrechterhaltung der Ehre des fudisstpen Volkes ohne tieferes theokratisches Bewußtsein und außerliche Religio- sität ohne wirkliche Gottgeineinschafh Wahrlich es war hohe Zeit, noch eine zweite Colvniewon demKindern des Gefängnisfes aus ihrem Gefängnißlande hinwegzu- stthren und nach Canaan zu verpflanzem wenn nicht · Jsrael für seinen heilsgeschichtlichen Beruf verloren gehen sollte, zumal auch die bereits in das Land ihrer Väter Ziirückgekehrtsn ihrerseits in Gefahr standen, mit ihrer geringen Zahl iinter der Menge der mitten unter ihnen wohnenden Heiden sich zu verlieren! Zu dieser Erkennt: niß verhilft uns die Lectiire des Biiches Esther gerade an dieser Stelle, und können wir Lnthers Meinung nicht theilen, der das Buch für werth achtete, außer- halb des Kanon gestellt zu werden, so iveni es auch fonst für die unmittelbare Erbauung Sto bietet. Das '7. Kapitel. Efeu bekommt Erlaubnis; nnd Beförderung, den sotiesdiensi zu hast«-liest. V. 1-—28. Ini 7. Jahr der Regierung des vrrsistlseu Königs Jtrtarcrm Longiiiiciiins erhält in Folg: einer litt demselben geniarhteii oiiiigalir der Priester nnd Schrift— gelehrt: oisra die weilgreifriidße Vollmacht, eine neue Colonie von Igrarlltkn ans Znbrl nein) Juda nnd Sera- falem überznführrik alles für den Gotte-dient! Erforder- ltche von den nittznnehmknden freiwilligen Geschenken and den Erträgen einer titulierte zu bestreiten, für weitere Bedürfnisse den königlichen Staats-sehnt; bts zu einer be· stimmten tjiihe in Anspruch zu nehmen, tin Land: Jorael aber dem göttlichen Gesetz sowohl wie dem tiöuigliostii init allem Uachdrnkli Geltung zu verschaffen. Si: Kraft dieser Vollmacht versammelt er denn alsbald an dem Wasser Khoa in der gleichnamigen Eaiidfrhaft die Häupter seines Volkes, da auf deren Entschluß es ziiiiäihsi ankam; waren sie zur Reise bereit, so ließ sich ja erwarten, daß die Gefihlrctstrr und Familien, an deren Spitze sie standen, sirh ohne Zögern ihnen anschließen würden. l. Nach diesen [in Kap. l—6 erzählten] Geschichlen im Königreich [unter der Regierung] Arlhasaslha fArtaxerxes I., mit dem Beinamen Longimanusish des Königs in Persien [reg. von 465—424 v. Chr» s. Kap. l, 4 Anm.], zog herauf von Babel [wo bei der ersten Rückkehr unter Cyrus noch viele Juden zurückgeblieben wa- ren Kap. 1, 11 AnmHf Esra [zu deutsch: ,,Hilfe, Helfer«], der Sohn» Setaja [vgl. 1. Chron. 7, 3—15], des Sohns Maria, des Sohns Hiliia, 2., Des Sohns Salluni, des Sohns Zadoh des Sohns Ahitob, Z. Des Sohns Amarja, des Sohns Asarja, des Sohns [Johanan, des Sohns Asarja, des Sohns Ahimaaz, des Sohns Zadok, des Sohns glhitob, des Sohns Amarja, des Sohns] Meta- l , 4. Des Sohns Seraja, des Sohns list, des Sohns Brit, 5. Des Sohns Abifiia, des Sohns Pinehas des Sohns Eleasay des Sohns Anton, des oder- sten Priesters; s. Welcher war ein geschickter Sehriftgelehik irrt« im Gesetz Riese, das der Gott Israel ge- geben hatte. Und der König gab ihm alles, was er fordertei [wie der in V. 11 ff. mitgetheilte Brief an ihn bezeugtL nach der Hand des EIN-tu, seines l! Esra erhält Vollmachi vom persischen Könige in Beziehung auf Juda. Gottes, über ihm snach Gottes gnädiger Regierung, d« spm Vornehmen segnete und das Herz des T wesentlichen Vestandtheil den gottesdienstlicheii Versamm- Königs ihm günstig stimmte]. «) Jm J. 465 faßte Artabanus, Anführer der königlichen Leibwache, den Entschluß, die persische Krone an sich zu reißen, und ermordete in einer fiir die Aus- führung seines Vorhabens günstigen Nacht den Xerres, ging nun zu dem jüngsten von den drei suceesstonsfähigcn Prinzem Artaxerxes (der mittlere, Hystaspes, war als Statthalter von Baetrien abwesend), bezeichnete ihm feinen älteren Bruder Darius als den Thäter und ver- mochte ihn, den angeblichen Vatermord an diesem zu rächen; hierauf ließ cr den Artarerxes den Thron be- steigen, hoffend, dem noch sehr jungen Manne gelegent- lich die Herrschaft wieder nehmen und sich selbst in die Hände spielen zu können. Allein Artaxerxes kam hinter die Räuke des Artabanus und bezahlte ihm, wie er verdient hatte; darauf wußte er gegen seinen Bruder und Nebenbuhler Hystaspes sich zu behaupten, überwand ihn in einer blutigen Schlacht und ließ jetzt als allge- . mein anerkannter König sich die Herstellung besserer Ord- nung im Reiche und die Vermehrung der Einkünfte an- Ziegen sein, indem er zugleich durch seine Milde und roßmuth sich sehr beliebt machte. Er war der schönste Mann seiner Zeit und hat den Bei-kamen ,,Langhand« wohl nicht, wie gewöhnlich angenommen wird, wegen ungebührlicher Länge seiner rechten Hand, als vielmehr zur Vezeichnung seiner weitreichenden Macht erhalten. IV) Jst Esra unmittelbar ein Sohn jenes Hohe- priesters Seraja gewesen, welcher bei der Zerstörung Je- rusalems im J· 588 v. Chr. mit nach Riblath geführt und dort auf Befehl Neducadnezars getödtet wurde (2. Kön. 25, 18 sf.), so war er ein Onkel des Hohe- priesiers Josua (1. Chron.7, 15 Anm.), unter welchem die erste Rückkehr aus der babylonifchen Gefangenschaft vor nunmehr 78 Jahren geschehewwar (Kap. 2, I ff.), und stand zn der Zeit, um welche es hier sich handelt, wenigstens schon im 131. Jahr seines Alters. Diese An- nahme der älteren Ansleger hätte an« sich keine Schwie- rigkeiten und stimmt mit Esra’s Berufe als Wiederher- ftellers der bürgerlichen und gottesdiensilichen Versassung Jsraels (die Juden nennen ihn den zweiten Mose) sehr wohl überein; er könnte dann der in Nehem· 12, I ge- nannte Efra fein, der unter Serubabel mit der ersten jüdischen Colonie nach Jerusalem kam, müßte aber dar- nach wieder nach Babel zurückgekehrt sein, um unter den dort zurückzebliebenen Erulanten zu wirken. Jn- dessen erscheint sra hernach (Nebem. 8, I ss.; 12, 26 u. Its) gleichzeitig mit Nehemia noch im J. 445 v. Chr. wirksam, so daß er also ein Alter von etwa tät) Jahren erreicht hätte, was neuere Ausleger für kaum glaublich halten; daher ficht man ihn vielmehr für einen Enkel oder Urenkel des Seraja» aus einer anderen Linie als der, in welcher die« hohepriesterliche Würde sich forterbte, an, somit für einen Vetter des Josua. Mk) Das hebräifche Wort Sophsr bedeutet zunächst einen Schreiber, Secretär, und demgemäß einen Schrift« gelehrten insofern, als seine Hauptbeschäftigung zu- nächst im pünkilichen Abschreiben der heil. Schriften be- stand. Esra nun besaß ohne Zweifel eine eigene, von ihm selbst angefertigte Abschrift der Thorahx aber er machte, wie V. 10 von ihm bezeugt, dies Gesetz des HErrn auch zum Gegenstand seiner eifrigen Forschung bemühte sich, dessen Forderungen in’s praktische Leben einzuführen, und ward ein Gesetzeslehrer für das Volk, wozu seine Abkunft aus priesierlichem Stamme ihn ebenso berechtigte als verpflichten. Indem er dann weiter unter den tm Exil urückgebliebenen Priestern und Leviten seine Schüler sich eranzog (Kap. 8, 16 f.), diese zu Gehilfen s i 167 bei seinen nachherigen Lehrvorträgen in Jerusalem ver- wendete (-)iedem. 8, 7 ff) und solche Lehroorträge als lungen in den, wohl schon während des Extls aufge- kommenen Synagogen oder Schulen einverieibte, ver- einigte er in grundlegender Weise in seiner Wirksamkeit alles, was hernachmals die verschiedenen Schriftgelehrten beschäftigte; er wird daher mit Recht für den Begrün- der des iüdischen Schriftgelehrtcnthums angesehen, dessen weitere Entwickelung und allmältge Ausartung wir im Verlauf unserer späteren Bemerkungen näher darlegen werden. Spuren von der Verbreitung der Kenntniß der heil. Schriften im Volke finden wir zwar schon in der Zeit vor der babnlonischen Gefan enschaft, inwie- weit und auf welche Weise aber in die er Zeit die Prie- ster ihren Beruf, das Volk alle Sa un en, die der HErr durch Mose geredet, zu lehren (3. To. 10, ils, wahr- genommen haben, giebt uns die Geschichte, von dem vereinzelten Falle unter König Josaphat in Z. Ehren. l7, 7 ff. abgesehen, keinen Ausschluß. Und was die durch Samuel in’s Leben gerufenen Prophetenschislem die später eine festere Organisation im Zehnsiärnmereich durcb Elias und Elisa gewannen ff. Anm. zu I. Sam. 7, 2 u. 1. Kön· 19, 2l), betrifft, so waren das keine Theolo- genschulen, sondern Verbindungen zu geistlicher Ausbil- dung für ein kräftiges Eiuwirken auf die Zeitgenossen durch Wort nnd Weissagung und Pflanzstätten für die Weckung und Förderung einer lebendigen theokratii fchen Gesinnung im Volke, im Gegensatz zu den Ver- fiihrungeii zu dem Götzendienst der Heiden. Erst nach dem Exil, als die Prophetie zu erlöschen begann, wird das Studium des Gcsetzes Gegenstand der Schulgelehrs samkeit; die Stelle fchöpferischer Hervorbringung nimmt jetzt die Auslegung ein, und das Bedürfniß der Zeit ist die allseitige Verbreitung der Kenntniß der heil. Schrifs ten, theils durch Vervielfältigung genauer Abschriftew theils durch Verdolmetschung der heili en Bücher (ur- sprünglich blos der Thorah oder des esetzes, hernach auch .der übrigen Schriften) in den, statt des He- bräisehen nun allgemein unter dem Volke herrschend e- wordenen syroschaldäischen Dialekt, theils durch Vorleszen in den Shnagogem verbunden mit Erklärung und prak- tischer Anwendung in zusammenhängenden Lehrvorträgew is) Dieser Ausdrnck deutet darauf hin, daß Efra eine fchriftliche Ein abe bei dem Könige gemacht hatte, und der in V. 12 mitgetheilte Erlaß des Artaxerxes trägt auch ganz den Charakter eines Bescbeids auf jene Eingabe an sich. Nach dieser Akte, bemerkt Herzfeld (Braunschw. Landesrabbiners in seiner Geschichte des Volkes Israel (2. Band, S. 12), scheint Esra neben dem Wunsche einer ebersiedelung in größerem Maßstabe dem Könige vorgest llt zu haben, daß Judäa in einer übelen Lage fich befinde, sowohl weil aus Armuth der Einwohner der Cultus darniederliega als auch weil die Rechtspflege, welche den Juden gelassen war wie allen Untergebenen Völkern, meistens in den Händen von Männern sei, die des jüdischcn Gesetzes ganz unkundig wären; auch wird er nicht unterlassen haben, auf die einsiigen Verdienste der Juden um Cyrus und auf dcssen Gunst gegen sie, sowie auf die genosfene Freigebigkeit des Darius hinzuweisen und die Hebung des jüdischeu Culius als ein frommes Werk, desgleichen die Verbesse- rung der Rechtspslege in Juda als im persischen Inter- esse liegend darzuste en. Eine solche Eingabe war ganz eeignet, bei dem milden und um Ordnun in feinem s eiche bemühten Artaxerres eine gute Aufnahme zu sin- den; vielleicht kam dazu noch der Umstand, daß gerade, als Esra ihm diese Vorfiellung gemacht hatte, aus allen Kräften gegen das abgefallene und siegreiche Egdpten gerüstet wurde. Jn einer solchen Zeit mußte eine Ve- 168 . Esra 7, 7—-28. 8, 1—-10. günstigung des benachbarten Judäa, so unbedeutend dieses war, gut angebracht erscheinenz es ist sogar mögiich, daß Artarerres, welchem jener Arie zufolge Judäa viel- leicht mehr kostete als eintrug, die zahlreichen Juden in seinem Reiche aus diese Weise zu einer größeren An- hänglichkeit anfeuern wollte. 7. Und es zogen [auf Grund der eben er- wähnten Ermächtigung V. 6] heraus saus Babel] etliche det Kinder Israel sans dem Laienstande]- und der Priester, und der Leviteu, der Sänger, der Thorhüter, und der Rethinim [1. Chron 10, 2 Anm.], gen Jerusalem, im siebenten Jahr Arthah- sastha, des Königs [d. i. im J. 458 o. Chr] 8. Und sie kamen [unter Esrcks Anführung] gen Jerusalem im fünften Monden [Ab = August, s. 2. Prof. 12, 2 Anm.], das ist das siebente Jahr des Königs [also noch in demselben J. 458]. 9. Denn am ersten Tage des ersten Monden sNisan = April] ward er Raths, herauf zu ziehen von Bade! lworanf aber noch einige Zeit mit den Vorbereitungen zur Reise hin ging Kap. 8, 1 ff» bis diese dann am 12. Tage desselben Monats er- folgte Kap. 8- 31]- und am ersten Tage des fünf- ten Monden snach einem beschwerlichen Marsche von 14——15 Wochen] kam er smit seinen Colo- nisten] gen Jerusalem, nach der guten Hand Gottes über ihm sdie wider alle Gefahren auf dem Wege ihn in Schutz nahm Kuh. s, 31]. 10. [Die gute Hand Gottes aber, wie wir noch öfter zu bemerken Gelegenheit haben werden V. 28; Kap. 8, 18. 22. 31, war im ganz be- sonderen Maße mit ihm.] Denn Esta schielte sein Herz [hatte es fest darauf gerichtet], zu snchen das Gesetz des HErtn ses zu erforschen], und zu thun fes auch in das Leben einzuführen] und [dem Berufe eines Priesters gemäß Z. Mos 10, 11] zu lehren in Israel Gebote und Rechte [wie sie im geschriebenen Gesetz sesigesiellt sind]. 11. Und dies ist der Jnhalt des Briefes, den [w1e schon in V. 6 angedeutet wurde] der; König Artasastha gab Efeu, dem Priester, dem Sein-ist- gelehrten, der ein Lehrer war in den Worten des HErrn und seiner Gebote über Israel: 12. Arthahsasthm König aller Könige [Hesek. 26, 27; Dan. 2, 37J, Este, dem Priester und Schtiftgelehrten im Geseß des Gottes vom Himmel [Kap. i, 2], Friede und Gruß. 13. Von mir ist befohlen swird durch diese Vollmacht, die ich hiermit ausstelle, der Befehl ertheilt] daß alle, die da freiwillig sind in meinem Reich, [nämlich alle] des Volks Jsrael und der riester und Lehnen, gen Jerusalem zu ziehen, aß die mit dir ziehen, 14. sAls der du bist] Vom Könige und den sieben Rathsherren [Efth. 1, 13 ff] gesandt, sin der Eigenschaft eines königlichen Commissartus oder Visitatorsj zu besuchen Juda und Jerusalem sund nachzusehem wie weit die jetzt dort bestehenden , i l T bürgerlichen und religiösen Verhältnisse] nach dem Gesetz Gottes, das unter deiner Hand ist sschon eingerichtet sind oder nicht]; 15. Und sdazu ermächtigh daß du] mitneh- mest Silber und Gold, das der König und seine Rathsherren freiwillig geben dem Gott Israel, deß Wohnung zu Jerusalem ist [Kap. 8, 25 ff.], is. Und allerlei Silber nnd Gold, das du finden sdurch Anstellung einer Colleete, zu der ich hiermit Erlaubnißsertheilh zusammenbringerq kannst in der ganzen Laudschaft zu Bahn, mit dem, das das Voli und die Priester freiwillig geben zum Hause Gottes zu Jerusalem. 17. Alle dasselbe nimm, nnd laufe mit Fleiß von demselben Gelde Kälber, Lämmer, Böcie und Speisopfen und Tranirpfeh daß man ohfere auf dem Altare bei dem Hause eures Gottes zu Je- rusaleur 18. Dazu was dir nnd deinen Brüdern sden Priestern nnd Leviteu oder der geistlichen Behörde in Jerusalem, die über das für die Opfer und den Tempel bestimmte Geld zu verfügen hat] mit dem übrigen Gelde zu thun gesällt, das thut nach dem Willeic eures Gottes. 19. Und die Gefäße, die dir gegeben sind zum Amt im Haufe deines Gottes, überantworte vor Gott [in seiner Wohnung] zu Jerusalem. 20. Auch was mehr [über den Betrag der dir mitgegebenen Geschenke und CollectemErträge hinaus] noth sein wird zum Hause deines Gottes, das dir vorfällt auszugeben, das laß [nach Maß- gabe der denVerwaltern der öffentlichen Einkünfte im Lande jenseit des Euphrat gegebenen Weisung] geben aus der Kammer des Königs. 21. sHier folgt aber diese Weisung, wie sie wörtlich lautet-s Jch König Arthahsastha habe dies befohlen den Schaßmeistern jenseit des Wassers, daß, was Esra von euch fordern wird, der Priester und Sehriftgelehrte im Geseß Gottes vom Himmel, daß ihr das fleißig thut; 22. Bis auf hundert Centner Silbers [261,800 Thln 2. Mos. so, 13 Anm.] und auf hundert Cor [3662-, pr. Scheffeh s. 2. Mos. is, 36 Anm.] Weizen, und auf hundert Bath [1760 Berti. Quart 2. Mos. 29, 40 Anm.] Weins, und auf hundert Bath Orts, und Satzes ohne Maß swieviel man eben bedarf]. 23. Alles, was gehöret zum Gesetz Gottes vom Himmel, daß man dasselbe fleißig thue zum Hause Gottes vom Himmel, daß nicht ein Zorn komme über des Königs Königreich nnd feine Kinder. 24. Und euch sei kund, daß ihr nicht Macht habt, Zins, Zoll und jährliche Rente zu legen auf irgend einen Priester, Leviteu, Sänger, Thorhütey Nethinitn seinen von den Leibeigenen des Tempels 1. Chr-on. 10, 2], und Diener imHause dieses Gottes. Esra beruft die Häupter seines Volkes zur Rückkehr ans Babel. 169 25. Du aber, Esra [zu dem jetzt, nach der i Einschaltnng in V. 21——24, meine Rede zurück: kehrt], nach der Weisheit deines Gottes, die unter deiner Hand [in deinem Besitzes ist, setze Richter nnd Pflegey die alles Volk richten, das jenseit des Wassets ist, alle, die das Gesetz deines Gottes wissen [zu dem israelitischen Volke gehören, auch wenn sie außerhalb der Landsehaft Judäa wohnen]; und welche es nicht wissen kweil sie in der Zeit des Abfalls und der Verwirrung demselben ent- fremdet worden sind], die lehret es. 26. Und alle, die nicht mit Fleiß thun werden das Gesetz deines Gottes und das Gesetz des Kö- nigs, der soll sein Urtheil um der That willeu haben [je nachdem dieselbe geartet ist und Strafe verdient hat], es sei zum Tode, oder in die Acht [Ausschließung aus der Gemeinde], oder znr Buße am Gut, oder itrs Gefängniß. Hiermit wurde den Juden die Gerichtsbarkeit über ihre Volksgenossen auch in weltlichen Dingen übertragen. (Bertheau.) Vorstehende Acte war weit weniger durch die in ihr ausgesprochenen Vergiinstigungen Von Wich- tigkeit fiir die Juden, als wegen des amtlichen Charak- ters, mit welchem sie den Esra bekleidete (vgl. V. 14 n. 25). Ihm wurde weder die PaschahsWürde (Kap. 2, 63 Anm.), noch irgend ein anderes Amt übertragen (sonst wäre es irgend wo, besonders Nehem. 12, 26 er- wähnt); aber der ausdrückliche Auftrag des Königs, so- weit es unbeschadet der persischeii Herrschaft geschehen konnte, Judäa nach jüdisrheii Gesetzen einzurichten, war für einen Mann von Esra’s Gesinnung und Thatkrast hinreichend, um den fesien Grund zu der Richtung zu legen, welche von da an das Judenthum genommen hat. (.Herzfeld.) 27. Gelobet sei der HErr, unserer Vclter Gott ssosfühle ich, Esra, mich gedrungen, dem Voll- machtschreiben zuzufiigenL der solches hat dem Könige eingegeben, daß er das Haus Gottes zu Jerusalem zierete, 28. Und hat zu mir Barmherzigkeit geneiget vor dem Könige und seinen Rathsherren, und allen Gewaltigen des Königs. Und ich ward getrost, nach der Hand des HErrn, meines Gottes, über mir [V. 6 u. 9], und versammelte snoch in den ersten Tagen des Monat Abib oder NisanJ die Häupter aus Israel [an’s Wasser Aheva Kap. 8, 15. 31, um sie zu vermögen], daß sie mit mir hinauf zögen. Das 8. Kapitel. Esrcks Reise gen Jerusalem wird bellst-naht. II« V.1—36. Ei werden zunächst die Geschlechtshänptetz die der Aufforderung Esrcks Folge leisem, mit der jiahl ihrer Angehörigen ausgeführt; abgesehen von zwei prleflers geschlenstern und einem Zweig des hat! es David sind ro zwölf Häupter von vaterhäuseru niit 496 Manns-bil- den; et haben aber unter den am Flusse Jihva versam- rnelten sich-nein: keoiten eingefunden, so daß Esra erst zu den Vorsteher-n der Eeottenauslalt zu saiphia senden und Eeviten und dlethinim noch besonders veranlassen muß, seinem Zuge äu) anzuschließen. Mit bedeutenden Spenden, die er zusammengebracht, abrr ohne leönigliches Geleit, daa zu erlsittkn er für ungeeignet erkannt hat, kommt rr dann gliirtiliaf im Monat Ab in! heil. Lande an, urranstnltet nach einer dreitägigen Rast ein großarti- grg Opfer nnd liefert die niitgebraujien Gaben an den Trmpelsajah ab. 1. Dies sind die Häupter ihrer Vater, die gerechnet wurden [genauer: die Häupter der Vaterhäuser und die Geschlechter derer], die mit mir herauf zogen von Basel, zu den Zei- ten, da der König Arthahsastha regiercte [im J. 458 o. Chr» s. Kap. s, 7J. 2. Von den Kindern Zpinehas: Gersom kais Vertreter dieses Geschlechts, mit den zu ihm ge: hörigen Priesterns Von den Kindern Jthatnan Daniel [vgl. Nehem. 10, 6 ——- nicht zu verwech- sein mit dem Propheten dieses Namenss Von den Kindern David [des bekannten Königs Israel aus dem Stamme Juda]: Hattns 3. Von den Kindern Sechanja sdiese Worte sind zu den Schlußworten des vorigen Verses zu ziehen: Hattus, von den Kindern Sechanja, s. 1. Chiron. Z, 22J, der Kinder Pareos shiermit hebt also ein neuer Satz an: Der Kinder Pa- reos, einer anderen Abtheilung der Nachkommen des Sechanja Esra L, 3]: Sacharja, und mit ihmojMannsbilde gerechnet hundert und fünfzig 115 . 4. Von den Kindern Zpahath-Moab sKap. 2, 6]: Elioöuai [1. Chrokk Z, 23], der Sohn [Sk)ra]hja, und mit ihm zwei hundert Maunsbilde 2 0 . 5. Von den Kindern Sechauja: Der Sohn Jehasiel lhier war wohl die ursprüngliche Lesart: Von den Kindern Sathu Kap. 2, 8: Se- chanja, der Sohn Jehasiel], und mit ihm drei hundert Maunsbilde [300]. s. Von den Kindern Adin-Ebed: Der Sohn Jonathan fhier ist zu übersetzen: Von den Kin- dern Adin Kap.2,15: Ebed, der Sohn Jonath an], und mit ihm fünfzig Mauusbilde [50]. 7. Von den Kindern Elam [Kap. 2, 7]: Je- saia, der Sohn Athalja, und mit ihm siebenzig Mannsbilde [70]. 8. Von den Kindern Sephatja [Kap. 2, 4]: Sebadja, der Sohn Michael, und mit ihm achtzig Mannsbilde [80]. - 9. Von den Kindern Joab seinem Zweig des Baterhaiises Pahath-Moab V. 4, vgl. Kap. 2, 6]: Oöadjm der Sohn sehnt, und mit ihm zwei hun- dert und achtzehn Mannsbilde [218s. 10. Von den Kindern Selomith: Der Sohn Josiphja [hier war wohl die ursprüngliche Lesart: Von den Kindern Bani Kap. 2, 10: Selo- mith, der Sohn Josiphja], nnd mit ihm hundert nnd sechzig Maunsbilde [160]. 170 Esra 8, 11-36 11. Von den Kindern Bebai [Kap.2,11]: Sacharja, der Sohn Bebai, und mit ihm acht und zwanzig Mannsbtlde [28]. 12. Von den Kindern Asgad [Kap. L, 12]: Johanna, der snngste Sohn, und mit ihm hundert und zehn Mannslsilde [110]. 13. Von den leßten Kindern Adonilam sdie sich erst später, als die in Kuh. Z, 13 erwähnten, zu einem Vaterhaufe zusammenschlossen], nnd hie- ßen also: Eliphelet, Jeiel und Semaja, nnd mit ihnen sechzig Mannsbilde [60]. 14. Von den Kindern Bigewai [Kap. 2, 14]: Uthai und Sabud, nnd mit ihnen siebenzlg Manns- bilde [70]. Die Häupter der Vaterhänfer werden nicht nur mit ihren eignen Namen aufgezählt, sondern es wird auch immer gleich der Name des Geschlechts, welches sie ver- traten, hinzugefügt. Aufsallend nun ist, daß in V. 13 drei Vertreter der letzten Kinder Adonikam genannt wer- den, während sonst immer blos ein Vertreter vorkommt und nur noch in V. 14 zwei aufgezählt werden; die An« gelegcnhciten dieses Vaterhauses scheinen noch nicht ge- ordnet, und wer das Haupt desselben’sei, noch nicht bestimmt gewesen zu sein. (Bertheau.) Die Zahl der Laien betrug 1496 Mann; die Zahl der Priester ist reicht angegeben, doch muß sie nicht unbedeutend gewe- sen sein, da in V. 24 zwölf ihrer Fürsten erwähnt wer- den. Zwischen den Laien und Priestern werden dann besonders noch aufgeführt die Nachkommen des königli- chen Gefchlechts Davids; unter diesen befanden sich aber keine von denen, die, in Matth. I, 13 ff. und Luk. Z, 23 ff. als Vorfahren Jesu erwähnt werden, sondern diese waren schon unter Serubabel (Kap. 2) zurückgekehrt 15. Und ich versammelte snoch in den ersten Tagen des Monat Nisan] sie atks Wasser, das gen Aheva ssprich: Ahva — die spätere Land- schaft Ahwaz siidwesilieh von SUsaJ Jomtniz nnd blieben drei Tage daselbst. Und da Ich Acht hatte aufs Volk und die Priester sdie sich in Folge meiner Einladung eingefunden hatten, um sie zu mustern], fand ich keine Leviten daselbst. Während wir zu Z. Chr-on. 29, 34 (wsrtlich: »denn die Levitcn waren redlicher gewesen, sich heiligen zu lassen, denn die Priester-·) bemerkten, daß die Priester allem Anschein nach bei der Einführung des abgbttischen Gottesdiensies sich bis zur Zeit des Hiskia mehr als die Leoiten betheiligt hatten, läßt aus mehreren Stellen beim Propheten Hesekiel sich vermuthen, daß in den letzten Zeiten des Reiches Juda das Verhältniß ein umgekehrtes und da eine Verwirrung der priesterlichen und levitischen Dienstverhältnisse eingetreten war; wenig- stens läßt ohne eine solche Voraussetzung sicb Hesek 44, 9ff. u. 48, 11 kaum genügend erklären. Nachdem näm- lich der Propbet bereits in Kap. 40, 46; 43, 19 her- vorgehoben, daß unter den Leviten nur die Nachkommen Zadoks dem HErrn in priesterlichcin Dienste nahen sollen, wird in den vorhin an· esührten Stellen den Le- oiten als Strafe für ihren Lkbfall zur Abgötterei an· gekündigt, daß sie in dem neuen Tempel durchaus von allen Funetionen des Priesterthums ausgeschlossen und nur zu den niedri eren Dtenstleistungen beim Cultus ver- wendet werden so en. Ein ungünsiiges Licht wirst auf die Leviten darnach auch das, was en Kahn. 2 unseres Buches (V. 36 fs.) über die Riickkehr aus Babel be- richtet wird; es kamen nämlich mit Serubabel neben 4289 Priestern auffallend wenig Leviten (aus der 1. Klasse oder von den Leviten im engeren Sinne 74, aus der Klasse der Sänger l28, aus der der Thorwärter 139, zusammen 341) zurück. Und so zeigt sich denn auch seht, unter Esra, wenig Bereitwilligkeit zur Hei-nicht, da auch niemand von ihnen an dem bezeichneten Sam- melplatz der neuen Colonie sich eingefunden hat. Man kann, um diese aussallende Erscheinung zu erklären, mit Herzfeld annehmen, daß die Leviteu, die nach dem Obigen bereits vor dem Exil der Abgötterei mehr als die Prie- ster zugethan gewesen sein müssen, sieh in demselben noch viel stärker mit den Heiden vermischt haben; aber es L. kann auch jene, nach dem Pentateuch (4.Mos.16, 1 ff) bis aus die älteste Zeit zurückgehende Eisersucht gegen die Bevorzugung des aaronitischen Geschlechts eingewirkt haben. Nach einer jüdischen Tradition soll Esra die Leviten für ihre Saumseligkeit hernach damit bestraft haben, daß er ihnen den Zehnten entzog und denselben den Priestern zutheiltez aber Nehmt. l0, Zsz is, 10 spricht entschieden dagegen. (Oehler.) Its. Da sandte ieh sum doch nicht ohne Levi- ten, deren ohnedies so wenig in Judäa schon vor- handen waren, dahin zu kommen] hin Eliesetz Ariel, Semaja, Elnathan, Sand, Elnatham Nathan, Saeharja und Mesullany die Obersten shäuoter aus den Reihen derer, die sich auf meine Einla- dung in Ahva schon eingefunden hattenJ, nnd Jo- jarib, nnd Elnathan, die Lehrer sgesetzeskundige Priester, die zugleich mit dem Unterricht in Gottes Wort sich befchäftigten Kap. 7, 6 Anm.]; 17. Und sandte sie ans zu Jddo, dem Ober- sten, gen Casphia, daß sie uns holeten Diener im Hause unseres Gottes; Und ich gab ihnen ein, was sie reden sollten mit Jddo nnd seinen Brüdern, den Neihinim [Leibeigenen des Tempels, die zu seiner Genossenschaft sich hielten], zu Casphim Die Lage des Orts Casphia (genaner: Casiphia) ist wohl an dem Flusse Choaspes, nördlich von Susa, zu suchen. Dort scheint ein Collegium oder eine An« stalt sich befunden zu haben, in welcher eine größere Anzahl von Leviten als Genossenschaft beisammen lebte und sich mit der Erforschung des Alterthums und des Gesetzes ihres Volkes beschäftigte; an der Spitze dersel- ben stand Jddo und besaß einen großen Einfluß, so daß Esra durch seine Gesandten sich eben an ihn wendete, um seinen Zweck zu erreichen. 18. Und sie brachten uns, nach der guten Hand unseres Gottes über uns, einen klugen Mannaus den Kindern Mahelh des Sohns lMerari 2. Mos. S, In; 1. Chiron. 7, 19, des Sohns] Leut, des Sohns Israel, Serebja, mit seinen Söhnen nnd Vrudern, achtzehn; 19. Und Hasabja nnd mit ihm Jesaia, von den Kindern Metarh mit seinen Brüdern und th- ren Söhnen, zwanzig; 2»0. Und von den Nethinim, die David und die Fursten gaben zu dienen den Leviten [1. Ehren. 10- 2 Anm.J, zwei hundert nnd zwanzig, alle mit Namen genannt [in eigenem Verzeichniß nament- lich aufgeführts 21. Und ich ließ daselbst am Wasser bei Adern eine Fasten ausrufen, daß tvir uns dernnthigten Ankunft Esrcks und seiner Gefährten in Jerusalem. 171 vor unserm Gott, zu snchen smit Gewißheit sei- ner gnädigen Erhörung im Gebet und Flehen zu ersteren] von ihm einen richtigen Weg fauf wel- chem die Reise glücklich und ohne Hinderniß zurück- gelegt werden könne] für uns und unsere Kinder, nnd alle unsere Habe. 22. Denn ich schämte mich, vom Könige Ge- lett und Reiter zu fordern, uns wider die Feinde fdie räuberischen Beduinen] zu helfen auf dem Wege [durch die syrisclyarabische Wüste, s. Karte IV] Denn wir hatten dem Könige gesagt: Die Hand unseres Gottes ist zum Besten über alle, die ihn suchen; nnd seine Stärke und Zorn über alle, die ihn verlassen sdarum wollten wir ihm auch unsern Glauben an dies Wort durch die That beweisen, indem wir auf menschlichen Schutz oerzichtetens W. Also [in eben dieser Absicht, menschlichen Beistand entbehren zu können] fasteten wir, und suchten sonhes an unserm Gott fdaß seine Hand zum Besten über uns sein wolle]; nnd er hörete uns. Jm lebendigen Glauben an Gottes Schutz und Leitung hat Esra feinen Zug angetreten, und will nicht unnützer Weise Menschenhilfe suchen; die Sache sollte eben vor diesen Heiden, die dem Reiche Gottes näher standen als andere, recht attgenscheinlich als Gottessache erscheinen. Aber seiner und der Gefährten Sündhastigs keit sich bewußt, sucht er bußfertig Gottes Gnade. Ein Zengniß davon, wie ächt der Grund war, welcher durch Esra aufs Neue gelegt ward. (v. GerlachJ 24. Und ich sonderte sbevor wir zur Reise ausbrachetij zwölf ans den obersten Priestern: Se- relhja und Hasabja, und mit ihnen ihrer Brüder sc U; 25. Und wog ihnen dar das Silber und Gold, und Gefäße zur Helle [zum WeihegeschenkJ dem Hause unseres Gottes, welche der König und seine Rathsherren und Fürsten, und ganz Jsrael, das vorhfauden war, zur Hebc gegeben hatten [Kap. 7, 15 .]. 26. Und wog ihnen dar unter ihre Hand sechs s hundert nnd fünfzig Centner Silbers f= 1,701,700 Ihre. 2. Mos. so, 13 Anm.]; und an silbernen Gefäßen hundert Centner [= 261,800 Thlrqz und an Golde hundert Centner f= 2,618,000 Thlr.]; 27.» Zwanzig güldeue Becher, die hatten tau- send Gulden [Dariken zu 7 V, Thlr., an Werth]; und zwei gute eherne köstliche Gefäße, lauter wie Gold [so gut vergoldet, daß sie wie feines Gold glänzten]. 28. Und sptoch ZU ihnen [den 12 Priester: fürsten, indem ich alle diese Kostbarkeiten zu sorg- fältiger Verwahrung ihnen übergab]: Jhr seid heilig dem HErrnz so sind die Gefäße anch heilig, dazu das sceigegebene Silber und Gold des HErrn, eurer Väter Gott. Tit. So wachet und bewahret es, bis daß ihrs darwäget vor den obersten riestern und Lehnen, nnd obersten Vätern unter srael zu Je- rusalem, in den Kasten [in die SchasZkamniernJ des Hauses des HErrn 30. Da nahmen die Priester· nnd Leviten fdenn den 12 Priesterfiirsten hatte Esra eben so viele Leoitenobersie zu Gehilfen beigegeben] das gewogene Silber und Gold nnd Gesäßeh daß sie es brächten gen Jerusalem, zum Hause unseres Gottes. «) Der Gesammtwcrth aller dieser Kostbarkeiten, die zwei stark vergoldeten ehernen Gefäße abgetan-net, betrug nach unsrer Schätzung »4,589.000 Thln sperzfeld bringt etwas über eine Million weitiger heraus); es war dies eine erneuerte Erfüllung der Besehen-trug, die den Kin- dern Jsrael bei ihrem Auszug aus Eghpten geschenkt worden war (2. Mos Z, 2l). 31. Also brachen wir auf von dem Wasser Aheva sV. 151 tm zwölften Tage des ersten Mon- den, daß wir gen Jerusalem zögen. Und die Hand unseres Gottes war über uns, nnd errettete uns von der Hand der Feinde und die ans uns hielten auf dem Wege, 32. Und kamen gen Jerusalem kam ersten Tage des fünften Monden Kuh. 7, II, und blie- ben daselbst drei Tage sehe wir an Ausrichtung der uns obliegenden Geschäfte gingen Nehetn.2, l1]. 33. Aber am vierten Tage ward gewogen das Silber nnd Gold und Gefäße in’s Hans unseres Gottes, unter die Hand Meremoth, des Sohns Nein, des Priesters [daß derselbe es in Verwah- rung nehme]; und mit ihm [ward es übergeben] Eleasar, dem Sohn Pinehasz und mit ihnen Jo- sabad, dem Sohn Jesuaz nnd Noadja, dem Sohn Braut, dem Levitenz 34. Nach der Zahl und Gewicht eines jeg- lichen sward alles, was oben V. 25 ff. genannt worden, übergeben], nnd das Gewicht ward zu der Zeit alles beschrieben. » 35. Und die Kinder des Gesängnisses, die aus dem Gefä gnlß kommen waren, opferten sbald nach ihrer An"unft, gemäß dem Befehl des perskschen Königs Kur. 7, 171 Brandopfer dem Gott Jsrael; zwölf Farren für das ganze Jsrael, sechs und nennzig Widder, sieben und siebenzig Lämmer, zwölf Böcke zum Sündovserz alles sward geopfert] zum Vrandopfer dem HErtn [so daß nichts davon zu Opfermahlzeiten verwendet wurde]. 36. Und sie überantworteten des Königs Be- fehl [wie er in Kap. 7, 21—24 mitgetheilt wor- den] den Amtleuten des Königs [dem persischen Satraven oder Statthalter, unter welchem Palä- stina stand], und den Landhstegern diesseit des Wassers [den Cioilbehördens Und sie [der Statt- halter sowohl wie die Landpsleger] erhnben das Vol! und das Haus Gottes sunterstützten beide nach Maßgabe des königlichen Befehls]. Jn V. 35 haben die 12 Farren und die 12 Böcke deutlich eine Begiehung auf die 12 Stämme des Volks; auf diese Zahl egte man überhaupt bei der Neugrtins dung der Gemeinde ein großes Gewicht, wie denn auch 172 Efra I, in V. 3—14 zwölf Häupter von Vaterhänsern an der Spitze ihrer Geschlechter aufgeführt wurden, damit diese für eiii Abbild der Gemeinde Jsraels in 12 Stämmen erkannt würden. Die 96 Widder find = 12 x 8; die 77 Lämmer aber bilden eine verstärkte Steigerung der Sieben, der heil. Bundeszahi. —- Zn V. 36 bemerken die Württeinb Suminariein Des Königs Arthahsastha Amtleute leuchten hier mit einem iguten Exempel allen Beamten vor. daß sic des Hauses Gottes und seines Volks sich treulich follen annehmen, ihr Bestes suchen nnd befördern und sie erheben. Diese heidnischeri Amt- lente werden dermaleinst am süngsten Tage vielen hun- dert Amtlenten bei den Christen vorgehen, ivelche, ob sie wohl Befehl haben und wissen, wie sie sich gegen Gott und den wahren Gottesdienft, auch seine Diener nnd sein Volk verhalten sollen, doch solches gar sehlecht in Acht nehmen und vielmehr sich befleißigem sie zu unterdrücken denn zu erheben (Maith. 11, 20 fs.]. Das it. Kapitel. Esrrcs Iseichd und Isußgebet U«- d.1—-15. Einige Zelt narh den bisher erzählten verfallen treten einige Oberste des volles mit der Klage vor Ofen, daß die im Lande wieder anfäßig gewordenen Kinder Israel, unter ihnen auch Priester nnd sei-lieu, nnd die Hokhgesiellten gerade am meinen, vielfach in ehe- lirher Verbindung lebten mit Frauen ans heidnifetfem Gefnjlettzh Efeu, in heftigem Schmerz darüber, zerreißt feine Kleider, rauft sich das Haar nnd sitzt starr da bis zur Zeit des Ilbendopfersz dann begiebt er sitt) nach dem Tempel, fällt hier vor dem HGrrn auf feine Knie: nnd legt mit ausgebreitejen Händen ein ans tiefster Seele stammende- Siindenbelienntuiß im dlanien der ganzen Gemeine ab. l. Da das alles [was meine nächste Obliegen- heit iiach der Ankunft in Jerusalem war] war ausgerichtet [das Geld mit den Gefäßen abgelie- fert, das Opfer dargebracht und das königliche Edikt den Amtlenten nnd Landpsiegern übergeben Kap. 8, 33 fs.], traten [doch nicht sogleich, son- dern erst 4-—5 Monat später Kap. 10, 9, als in- zwifchen der Sommer und Herbst vergangen und noch manche andere Einrichtung getroffen war] zu mir die Obersten [welche mit mir aus Babel herübergekommen waren Kap. 8, 1 fs.] u d spra- chen: Das Voll Israel kdie Laien] und ie Prie- ster und die Leviteu ldie wir hier, von der ersten Rückkehr unter Serubabel her Kap. 2, 1 ff» schon ansäßig im Lande vorgefunden haben] sind nicht abgesondert von den [heidnifchen] Völkern in sden umliegenden] Ländern [wie es doch] nach ihren Idieser Völker] Gkcutln [sein sollte: 2. Mos. 34, .15 f.; 5. M. 7, 3 f.], nämlich der Cananltcn IHethiter, Pheresiten Jebnfitey Ammoniten Mon- biter, Egypter nnd Amoriterz 2. Denn sie haben derselben »Töehter genom- men, sich und ihren Söhnen, und den heiligen Samen [des Volkes Gottes] gemein gemacht mit den Völkern in Ländern. Und die Hau der Ober- sten und Rathsherrn sstatt dem Unwesen zu stenern] 1—14. war [vielmehr] die vornehmste in dieser Missetha [indem gerade sie den andern mit ihrem bösei Erempel vorangegangen sind und am meisten in solche verboteiie Ehen sich eingelassen haben] Allem Anschein nach war der Mißbrauch in Folg davon eingerissen, daß es in den von der jüdischen Colonie besetztcii Gebieten zu wenig Mädchen des eige- nen Volkes gab, als daß die Männer, die mehrere Frauen haben wollten, sie daraus hätten nehmen können. (Cle- rikus.) Der Einklang der Liebe fordert auch deii Ein· klang des religiösen Lebens: ein lebendiger Christ kann nicht die engste Lebens- nnd Liebesgeineinschaft eingehen mit denen, die Christum nicht kennen und nicht wollen, und es muß an der Glaubenstreue eines Christen von vornherein gezweifelt werden, der vor solcheni Ehebund- nisse nicht zurückscheuh der sich zu voller Lebenss und Liebesgeineinschaft hingeben mag an einen ungläubigen Weltmenschen Solche vermeintlich Glänbi e lieben eben die Welt mehr als Christnm nnd verkaufen ihren HErrn um klingende Silberlinge. Gemischte Ehen zwischen Personen von» wesentlich verschiedenem kirchli- chen Bekeiintniß sind an stch ein unnatürliches Verhält- niß, meist nur auf dem Einklange der Gleichgiltigkeit gegen die Kirche ruhend, und fast immer ein wirkliehes sittliches Unglück. Allerdings stehen gläubige Christen verschiedener Bekenntnisse einander viel näher als den Nichtchristen und den ungläubigen Weltmenschem und glückliche und heilbringende Ehen sind unter ihnen mög- lich, aber doch nur selten; denn der Ursachen zu Miß- helligkeiten und Entfremdungen sind da so viele, und besonders bei der Erziehung der Kinder die Schwierigi keiten eines Einklanges so groß, daß es wohl nur Wenigen gelingen wird, stets einen rechten Frieden zu bewahren und eine ungetrübte Einheit des frommen Familien eistes herzufiellem Eine evangelische Gattin oder Hutte: kann es nur mit Schmerz sehen, wenn ihr Gatte oder ihre Kinder vor Heiligenbildern knieen und von der evangelischen Lehre als einer Ketzerei reden. Solche Ehen sind, auch chriftlich geführt, doch eine fortwährende Quelle von tiefgreifenden Leiden; die christliche Ehe soll aber das irdische Leid zu tragen Kraft eben, nicht es selbst durch geistliches Leiden steigern. Las Verhältniß der bloßen Dnldung ist innerhalb der Familie etwas Krankhaftes: Kinder, Eltern nnd Gatten wollen Ein Herz und Eine Seele sein, nicht blos einander dulden. Nicht blos die römische, sondern auch die evangelische Kirche sind in ihrem Rechte, ivenn beide solche gemischte Ehen abzuwehren streben. (Wuttke.) Z. Da ich solches hütete, zerriß ich saus großer Betrübniß und heftigem Unmuth über solchen Greuel] meine Kleider und meinen Rock [das Unter- wie das Obergewand 2. Mos 12, 34 Anm.], nnd raufte mein Haupthaar und Bart aus [5. Mos 14, 2 Arm-1- und saß einsam [verstört, in stum- mer Trauer vor mich hinstarrend, vgl. Jos. 7, 6 fs.]. 4. Und es versammelten sich zu mir svoii denselben Gefühlen ergriffen und mein Herzeleid theilendj alle, die des HErrn Wort, des Gottes Israel, fürchteten, [und der schweren Gerichte ge- dachten, welche] um der großen Vergreifniig ivillen [über die Gemeinde kommen würdenjz und ich saß einsam bis an das Abendopfer kbis zu der Zeit, wo im Tempel das tägliche Abendopfer zugerichtet wurde 1. Kön. 18, 29]. Die große Vergreifung wegen der Fremden Töchter. Esrcks Beicht: und Bußgebek 173 Z. Und um das Abendopfer sNachmittags 3 Uhr, wo viel Volks im Vorhof des Tempels sich zU Versammeln pflegte] stund ich auf von mei- nem Elend [in welchem ich bisher dagesesseii], und zerriß findem ich mich ebenfalls hinauf nach dem Tempelvorhof begab, zum zweiten Mal] meine Kleider und meinen Rock ksodaß das Volk recht deut- lieh erkennen konnte, wie tief mein Schmerz und meine TVAUSVL und fiel [in Gegenwart aller, die dort beisammen waren] auf meine Kniee, und breitete meine Hände aus zu dem HErrn, meinem Gott [1. Kön. 8, 22], b. Und sprach: Mein Gott, ich schäme mich nnd scheue mich [wenn anch in diesem Falle ohne eigene persönliche Schuld, so doch als Mitträger der Sünden meines Volks überhaupt mich wissend Jos 7, I Anm. 2], meine Augen aufzuheben, zu dir mein Gott [Luk. IS, 13]; denn unsere Misse- that ist uber unser Haupt gewachsen [Ps. 38, 5], und unsere Schuld ist groß bis in den Himmel [2. Chron. 28, 9]. 7. Von der Zeit unserer Väter an sind wir in großer Schuld gewesen, bis auf diesen Tag, und um unserer Missethat willen sind wir und unsere Könige nnd Priester gegeben in die Hand der Könige in Ländern [Afsyrien, Riemen, Baby- lonien und Perfien Nehem. 9, 32], in’s Schwert, in’s Gefängniß, in Raub und in Scham des An- gesichts, wie es heutiges Tages gehet [noch bis zu diesem Tage der Stand der Dinge ist Dan. 4 9, fs.]. 8. Nun aber ist ein wenig und plöhlieh [ge- nauer: einen kleinen Augenblick Jes.26, 20 —- die kurze Zeit von der Befreiung aus Babel durch Cyrus bis zur gegenwärtigen Stunde] Gnade von dem HErru, unserm Gott, geschehen, daß uns [dem gesammteti Israel, als dem Volke der Ver- heißungj noch etwas Uebriges fein kleiner Rest von dem einst so zahlreichen Volke] ist entronnen, daß er uns sin der kleinen Gemeinde, die er wie- der herüber, nach dem Lande der Väter verpslanzt hat] gäbe einen Nagel an seiner heiligen Stätte [Jes. 22, 23 f.1, daß unser Gott unsere [in der Nacht des Unglücks trübe gewordenen] Augen er- leuchtete [indem er sie den Anbruch des Tages der Rettung und der wiederkehrenden Gnade sehen ließ] und gäbe uns fdie wir schon wie erstorben waren] tin wenig Leben, da wir [noch bis auf diesen Tag] Knechte sind [der Könige in Ländern V 7] s. Denn wir sind Knechte [seit unserer Ge- fangenschaftL und unser Gott hat uns sobwohl er uns in die Gerichte seines Zorns dahingegeben, dennoch] nicht ffür immer] verlassen, ob wir [gleich] Knechte sind, nnd hat Barmherzigkeit zu uns ge- neigt bordeu Königen in Peinen, daß sie uns das Leben lassen suns vom Neuen als ein eigenes Volk zu leben vergönnt haben], nnd [genauer: um zu] erhöhen das Haus unseres Gottes, und anfrichten seine Berstörnng les aus seiner Ver- störnng wieder aufzurichien], nnd gebe uns [ge- nauerz und daß sie, nämlich die Könige in Per- sien, uns geben] einen Zaun in Jnda und Jeru- salem [an Juda und Jerusalem eine ummauerte Wohn- stätte, innerhalb welche: wir, geschiigtvor dem Zudrang der Fremden und den Angriffen der einde, nach unseren! eigenen Gesetz unser Leben einrichten können] 10. Nun was solleu wir sagen, unser Gott, nach diesem [da dem also ist, womit solleu wir unt? rechtfertigenL daß wir deine Gebote verlassen ci cn 11«. Die du durch deine Knechte, die Prophe- ten, geboten hast, und gesagtS Das Land, darein ihr kommt zu erben,»ist ein unrein Land, durch die Unreinigkeit der Voller in Landern in ihren Greueln, damit sie es hie und da voll Unreinigkeit gemacht haben. » 12. »So sollt ihr nun eure Töchter nicht geben ihren Söhnen, und ihre Töchter sollt ihr euren Sohneu nicht nehmen, und suchet nicht ihren Frie- den noch Gutes ewiglich sdasz ihr durch Verschwä- gerung mit ihnen sie erhalten und aufs Neue wolltet emporkommen lassen], ans daß ihr mächtig werdet, und esset das Gut im Lande, nnd beerbet es auf eure Kinder ewiglich. «) Eine prophetische Stelle dieser Art giebt es nicht, es kommt aber auch dem Csra ebensowenig, wie auf bestimmte Worte des Gesetzes, auf eine bestimmte Per- sönlichkeit, durch welche Gott seinen Willen ausgesprochen, sondern nur auf diesen Willen selbst an, und der war ja iii Worten, wie 5. Niof 7, 1 ff. deutlich genug erklärt. Durch die freie Zusammenfassung des Inhalts ver- schiedenec prophetischer Aussprüche entsteht lzier ein Ge- setz, welches nicht nur in die Form mosaischer Gesetze hineingebracht, sondern auch durch die Worte: »Das Land, darein ihr kommt es zu erben oder in Besitz zu nehmen,« in den Rahmen der eschichtlichen Verhältnisse hineingestellt wird, welche zur eit des Mose bestanden. Gewiß, eine merkwürdige Erscheinung, in welcher wie eine Aeußerung der Ueberzeugung erkennen, daß die spä- teren Gottesmänner, wenn sie dem Willen Gottes einen Ausdruck verschafften in bestimmten Gesetzen, eigentlich docb nur die Aufgabe hatten, die alte Offenbarung im Gesetz des Mose zu wiederholen, und deshalb berechtigt waren, aus den Verhältnissen der mofaifchcn Zeit heraus zu reden: Nehemszh 8 f.; 8,»14 f. tBcriheauJ Vgl. uber die freie Wiedergabe fruher dagewesener Stellen an späteren Stellen der heil. Schrift das Wort von Schultz im Z. Abschnitt der Vemert zu 2. Mos Yo, 6. 13. «Und nach dem allen [d. i. nach dem schwe- ren Ge»rtchtJ, das uber uns kommen ist, nin nn- serer bosen Werke und großer Schuld willen, hast du, unser Gott, [gleich:·vohl] unserer Mtssethat ver- schont, und hast uns eine Rettung gegeben, wie es da steht [vgl. V. 7 n. 8]. 14. Wir aber haben uns umgekehrt und deine Gebote lassen fahren, daß wir uns mit den Völkern 174 Efra I, 15. 10, 1-—28. dieser Greuel befrenudet haben. Willst du denn über uns zürnen swirst du da, wenn wir so von Neuem deine Gebote brechen, nicht über uns zür- nen], bis daß fes ganz und] gar [mit uns] ans sei, daß nichts Uebriges noch keine Errettung sei? 15. HEru Gott Israel, du bist gerecht sdeß sind wir selber uns ein thatfächlicher Bewetsjz denn wir« sind [weil du als gerechter Gott das früher so große Volk mit Strafen heimgesucht und feiner Sünden wegen fast ganz vernichtet hast] scheel-lieben, eine Errettung snur noch wie ein letzter übrig gebliebener Rest, wie ein wunderbar gerettetes HiiicfleinL wie es heutiges Tages steht. Siehe, wir sind vor dir in unserer Schuld snoch liegt die alte große Verfchulduttg auf uns, und nun ist eine neue dazu gekommen, um welcher willen wir fürchten müssen, daß du uns ganz und gar verderben wirsi]; denn um deßwillen ist nicht zu stehen vor· dir swir kommen so, wie es mit uns bestellt ist, nicht vor deinem Gericht vorbei, können ihm nicht entrinnen]. Das 10. Kapitel. Die fremden Weiber werden nun den Israeliiett abgesondert. V· V. 1—44. Während Efeu noch weinend nnd hingestreeltl oor dem Gotteshause daliegt, sammelt net) um ihn ein großer Haufe, der ebenfalls in Thränen nnd Wehtilage wegen des drohenden Zornes Gottes ausbricht; da tritt Sachanfa an Efeu mit der Zusprache heran: Es sei wahr, was er von der Uecslindignng des Volkes geredet, alter dort) sei Gottes Zorn noch abzuwenden, wenn man fiel) entschließen wolle, die fremden Frauen und die ntit ihnen erzeugten· Rittder fortzuschicleenz er solle nur mnthig un die Spitze treten, so werde es ihm an dem Erfolg nicht fehlen. Das geschieht denn auch. Efeu läßt alle an— wesenden Häupter! der Miene« tkeviten und des Volkes sitt) eldlich oerofltchtem nun) Samaujus Vorschlag zn han- deln; alle Männer des Landes werden uarh Jerusalem berufen, und hier wird eine Connnisston eingesetzt, welche das Wert: der Kuosloßnug der fremden Frauen in die Hand nimmt und binnen drei Monaten and) wirklich zu Stande bringt. 1. Und da Esra also betete und [seine und seines Volkes Sünde] bekannte, weinete und vor dem Hause Gottes lag [auf seinen Knieen mit zu dem HErrn ausgestreckten Händen Kuh. 9, 5], fammelteu sich zu ihm aus Israel eine sehr große Gemeine von Männern, Weibern und Kindern; denn das Volk weinete sehr [und fühlte seinen Schmerz mit]. 2. Und Saehanja, der Sohn Jehiel, ans den Kindern Elam swohl eines andern Jehiel, als des « in V. 26 genanntenL antwortete und sprach zu Efeu: Wohlan, wir haben uns an unserm Gott vergriffen, daß wir fremde Weiber aus den Völ- iern des Landes genommen haben. Nun, es ist noch Hoffnung in Israel über dem [und noch nicht Es Nehem. 12, 10 f.]. soweit gekommen, daß der HErr uns gar verder- ben werde Kap. 9, 15, wenn wir nur wieder gut machen, was wir böse gemacht]. Z. So laßt uns nun einen Bund machen mit unserem Gott, daß wir alle Weiber, und die [Kin- der, die] von ihnen geboren sind ssoweit sie noch der mütterlichen Pflege bedürfen und noch nicht das Alter erreicht haben, um selber für vollsiäm digen Eintritt in die Gemeinde sich zu eutscheiden], hinaus than nach dem Rathe des HErrn sbessen meines HerrnH des Efra], nnd derer, die die Gebote unseres Gottes fürchten, daß man thue nach dem Gefeh V) Man lese »Ich! statt Ists, wie auch die Septuas ginta übcrseFt us; X» Paris-»; die Vulgata dagegen, nach der Luther ch richtei, hat: juxtu voluntaiem Domjni. 4. So mache dich auf, denn dir gebührks [die Sache in die Hand zu nehmen]; wir wollen mit dir sein. Sei getrost, nnd thue es sgehe fest und vertrauensvoll an’s Werk Jof. l, s; I. Ehren. 23, 16]. Aus altteftamentlichem Standpunkt war diese Tren- nung von den fremden Weibern und die Ausftoßung der mit ihnen erzeugten noch unmiindigen Kinder volli kommen dem Willen Gottes gemäß; anders dagegen verhält es sich bei christlichen Eben. Wenn da von bis- her nngläubigen Chegattcn der eine erst während der Ehe zum Glauben kommt, während der andere noch im Unglauben verharret, ist die Bewahrung der Treue des ersteren Pflicht; er darf von dem ungläubigen Gatten seinerseits stch iricht trennen, sondern er hat die sittliche Aufgabe, durch liebende Treue gegen diesen und gegen seinen himmlischen HErrn die Ehe selbst zu heiligen, und soll unter Gebet und Fürbitte lrachten, den ungläu- bigen Theil für Christum zu gewinnen (1. Cor. 7, 12 sf.). d. Da stund Esra auf [von feinen Knieen, ohne jedoch jetzt schon die Stelle vor dem Haufe Gottes zu verlassenL und nahm einen Eid von den obersten Priestern nnd [den obersten] Leviteu nnd dem ganzen Israel [von allen Fürsten unter den Laien], daß sie nach diesem Wort sdas Sa- chanfa geredet V. 3] thun solltetn Und sie schwu- ren [denn Sachanja hatte wirklich in ihrer aller Sinne geredet]. s. Und Esra stund auf vor dem Hause Gottes lV. 1]- und ging in die Kammer Johanna, des Sohns Eliastb swohl eines andern als jenes Eliasib, der zu Nehemicks Zeit Hohervriester war Und da er daselbst hinkam sum dort zu übernachten], aß et kein Brod, nnd traut kein Wasserz denn er trug Leide um die Bergreifung derer, die gefangen gewesen [und nun aus dem Exil zurückgekehrtj waren. 7. Und sie [die Obersten der Priester und Le- viten und die Fürsten des Volks V. 5] ließen aus- rufen durch Juda und Jerusalem zu allen Kindern, die gefangen waren gewesen [aus dem Exil wieder heimgekehrt waren], daß sie sich gen Jerusalem versammelteu. Die heidnischen Weiber werden von den Jsraeliien ausgestoßen 175 8. Und welcher nicht läme in dreien Tagen IF Usch M! Rskb lVeschlussej der Obersten und Aet- testen, deß Habe sollte alle verbannt sein szum Besten des Tempels eingezogen werden Z. Mos. 27, 21. 28], und er abgesondert von der Gemeine der Gefangenen [Kap. 7, 26; Nehem. 13, 28]. b. Da versammelieu sich alle Männer Juda und Benjamin gen Jerusalem in dreien Tagen, das ist, im zwanzigsten Tage des neunten Monden [oder des Chisleo = Dezember 2. Mos. 12, 2 Anm.J. Und alles Volk saß auf der Straße [dem freien Plane] vor dem Hause Gottes, und zitterten um der Sache tvtllen [deren Ernst und Bedeutung ihnen schon durch die Strenge der Strafen, die auf den Nichtbesuch der Versammlung gesetzt wor- den waren V. 8, nahe trat] und vom Regen [denn es war eben dazumal gerade die anhaliendste Negenzeii im Jahres 10. Und Efeu, der Priester, stund auf, und sprach zu ihnen: Jhr habt euch vergriffen, daß ihr fremde Weiber genommen habt, daß ihr der Schuld Israel noch mehr machict sals sie ohnedies gewesen Kapsz 9, 6 ff.]. 11. So bekennei unn dem HGrrn, eurer Vä- ter Gott [enreSünve], und thut sein Wohigefallen [das, was in diesem Falle ihm wohlgefällt], und scheidet euch von den Völkern des Landes, und von den fremden Weibern. 12. Da antwortete die ganze Gemeine, und sprach mit lauter Stimme: Es geschehe, wie du uns gesagt hast. 13. Alter des Volkes ist viel [das hier gegen- wärtig ist], und regnicht Wetter, und kann nicht haußen stehen [im Freien, um die Sache gleich jetzt zu Ende zu bringen]»; so ist’s auch nicht eines oder zweier Tage Wert; denn wir haben’s viel gemacht solcher Uebertretung [indem ihrer gar viele unter uns sind, die fremde Weiber genommen haben]. 14. Laßt uns unsere Obersten destelleu in der ganzen Gemeine, daß alle, die tu unseren Stadien fremde Weiber genommen haben, zu bestimmten Zeiten kommen, und die Aeitesten einer jeglichen Stadt, und ihre Richter mit, bis daß sdurch gründ- liche Beseitigung des Aergernisses] vou uns ge- wendet werde der Zorn unseres Gottes um dieser Sache wtllen Die Meinung ist diese: weil zur Entscheidung der vielen zur Sprache kommenden Fälle eine längere Zeit erforderlich sei, und die zahlreiche Versammlung, zumal wegen der je igen Jahreszeit, doch nicht so lange bei- sammen blei en könne, solle diese einstweilen wieder auseinander gehen; dagegen sollten die Oberster« oder Fürsten der anzen Gemeinde in Jerusalem anwesend bleiben. Zu i neu sollten dann alle aus den verschiedenen Städten des Landes, und zwar jedesmal die Männer einer Stadt zu einer vorher bestimmten Zeit, kommen, und mit diesen zugleich die Aeltesten und Richter dieser Stadt, um die nöthigen Ausschlüsse ertheilen zu können. II. Da wurden [zu Commissarien] bestellet Jouathau, der Sohn Asahei, und Jehasja, der Sohn Tikwa, über diese Sachen, und Mesuiiam und Sabihai, die Levtten, halfen ihnen sals Bei: sttzer]. Its. Und die Kinder des Gefänguisses [die aus dem Exil wiederkommen waren] thaten also [die Männer einer jeden Stadt fanden sich zu der für sie bestimmten Zeit vor der Comrnissioii ein]. Und der Priester Esra, und die vornehmsten Väter unter ihrer Väter Hause snnter deren Geleit sie sich OkUgsstelltJ, und alle jeht Benannie [V. 15], stheideten sie; und [ste, welche die Commission aus- machtenj setzten sich am ersten Tage des zehnten Monden [des Tebeth oder Januar, also etwas über 8 Tage später, nachdem die Gemeinde-Ber- sammlung V. 9 ff. sich wieder aufgelöst hatte], zu forschen diese Sachen. 17. Und sie richtetems aus an allen Männern, die fremde Weiber hatten, am ersten Tage des ersten Monden sdes Nisan oder April im J. 457 v. Chr.]. 18. Und es wurden fnnden unter den Kindern der Priester, die fremde Weiber genommen hatten, nämlich unter den Kindern Jesua, des Sohns Jozadat, und seinen Brüdern [also unter denen, die dem hohepriesterlichen Geschlecht angehörten san. S, 36 ff.]: Maesejcn Eliesey Jariin und Ge- a II. Und sie gaben ihre Hand drauf, daß sie die Weiber wollten ausstoßen, und zu ihrem Schuld- gpfeltcztejifujn Widder für ihre Schuld geben [3· Mos. 20. Unter den Kindern Immer: Hattani nnd Sebadja. 21. Unter den Kindern Harim: Maeseja, Ein, Seutaja, Jehiei und Usta. 22. Unter den Kindern Pashur: Eiiosnan Maesejm Jsmael, Reihaneeh Josabad und Eleasa. 23. Unter den Leviien [Kap. Z, 40]: Josa- bad, Simei nnd Kelaja —- er ist der Kiita swie er gewöhnlich genannt wurde Nehem. 8, 7; 10, 101 ——, Print-ja, Juda nnd Eiiezer. 24. Unter den Säugcrn [Kap. 2, 41 f.]: Eiiasiin Unter den Thorhüterm Sallum, Teieui und Uri. 25. Von Israel [aus dem Laienstande Kap. T, 3 ff] unter den Kindern Panos: Ramjty Jena, Maiehia, Me1amin, Eleasan Maichta nnd Benaja. W. Unter den Kindern Eiam: Mathanja, Sacharja, Jehiei, Abdi, Jeremoiit und Elia. 27. Unter den Kindern Sathu: Eiiodnah Eiland, Maihanjm Jeremoth, Sabad und Oisisa. 28. Unter den Kindern Bebai: Johanna, Hananja, Sabai und Aihiai. 176 Ein« 10, 29-»44. Nehemia l, 1—1t. 29. Unter den Kindern Banix Mesnllanyk Mallnch, Adaja, Jasnb, Seal und Jene-weih. 30. Unter den Kindern Pahath-Moab: Adna, s- Chelai,Venaja, Maeseja, Maihanjm Bezaleeh Benui und Manasse 31. Unter den Kindern Harimx Elieser, Zehn, Malchim Semaja, Simeon, 32, Benjamin, Mallnch und Semarja -33. Unter den Kindern Hasnm: Mathnai, Maihaiha, Sabad, Eliphelei, Jeremai, Manasse und Simei. 34. Unter den Kindern Bani: Mai-TM, Am: ram, Hart, 35. Benaja, Bedja, Chelui, Nase, Meremoth Eliafrb, Mathanfm Mathnah Jaesam Bani, Braut, Simei, Selemja, Nathan, Adaja, . Machnadbah Sasni, Sarai, Asareel, Selcnija, Summa, Sallum, Amarja nnd Joseph. O ANDRE-SCHMO- PPPSDPCNO 43. Unter den Kindern Nebe- Jeiel, Ma- thithja, Sabad, Sebina, Jaddai, Joel und Benaja. 44. Diese hatten alle fremde Weiber genom- men; und waren etliehe unter denselben Weibern, die Kinder getragen [geboren] hatten. Manche verlegen in die Zeit von 12 Jahren, welche zwischen unserer Geschichte und der in Nehem. 1 erzähl- ten ocrlies, den Abschnitt Nehem. 8, l—- 10, 39, und nehmen nach Josephus (Antt. x1., Z. 5«) an, daß Esra noch vor Hieheuiiad Ankunft gestorben sei. Allein, wenn auch jener Abschniit von Esra verfaßt sein sollte, wie es allerdings der Fall zu sein scheint, so muß man doch, um jene Annahme zu rechtfertigen, weiter die Voraus- setzung machen, in Nehem. 8, 9 u. t0,1 sei die Erwäh- nung des Nehemia ein bloßer Zusatz von späterer Hand, und hat noch immer die Stelle Nehem.12, 36 gegen sich, wo Esra ebenfalls als mit Nehemia gleichzeitig lebend ausgeführt wird; was aber das Zeugnis; des Josephus betrifft, so beruht dies lediglich auf einer, aus dem Z. (apokryphischen) Buehc Esra geschöpften Muthmaßung wo der Abschnitt Nehem. 8, 1fs. unmittelbar auf Esra 10, 44 folgt und Nehemia unter dem Namen Arno-scien- erscheinh welchen Namen Josephus auf eine ganz andere Person gedeutet hat. - - Das Euch illehemia Hatte nach dem Buche Esra das Reich Gottes seinen Boden und sein Heiligthum wieder bekommen, so bekam dasselbe nach dem Buche Nehemia die heilige Stadt wieder, das Vorbild von Offenb. 21, 2, nnd den Ort, wo später ein großer Theil der neutestamentlichen Geschichte sich zutrug. Das 1.»Kapitel. Iiehemicks gebet sür die Kinder« Israel. V. 1—1l. siehe-via, einer von den Muudschenlieec des nersischen Königs Jlrtarerkes I., empfängt durch seinen Bruder: tjanani Nachricht von dem Zustande Jerusalems, wie die Mauern der Stadt auseinander gerissen und die Thore mit Feuer verbrannt seien. tlir ist aufs Tiefste darüber gebeugt und schütlet sein bewegten Her; im Ge- bet und Beteennlnik nor dem tjcsrrn aus; da er aber als königlicher Beamter nicht ohne Erlaubniß seines irdis « schen Herrn nach Jerusalem eilen nnd zur Hebung des Uothstaicdes seines Volkes etwas thun traun, ersieht er sicy zugleich von Gott, daß er ihn Gnade finden lasse vor Jlrtarerres und dessen wirksame Unterstützung ihn! znmrndr. I. zählt werden wird] find die Geschichteir Nehemia [d. i. Trost oder Tröster des HErrnL des Sohns T! drucks nicbt erwehren, daß hier von Ereignissen jüngster Hachalja snach Einigen ans priesterlichem Geschlechh nach Anderen, und wahrscheinlich richtiger, aus ;- Dies swas in den folgenden Kapiteln er: sl I. dem Stamme Juda, vielleicht sogar von könig- I: licher Abstammung]. Chislen lChislev = Dezember 2. Mos 12, 2 Anm.] des zwanzigsten Jnhrs [der Regierung des Es geschah im Monden « i i i (Staudt.) Artaxerxes Longimanus Esra 1, 4 Blum» d. i. im J. 445 v. Chr.], daß ich war zu Snsan auf dem Schloß [des Königs, wo derselbe während des Sommers zu residiren pflegte]; 2. Kam Hanani, einer meiner [leiblichen] Brüder [Kap. 7, 2], mit etlichen Männern aus Juda [mit denen er aus Jerusalem kiirzlich zurüc- getehrt wars. Und ich fragtxssin wie es den Jn- den ginge, die errettet und u rig waren von dem Gefängniß, und wie es zu Jerusalem ginge? s. Und sie sprachen zn mir: Die Uebrigen von dem Gefängniß [die Niitglieder der wiederher- gestellten Gemeine im Lande Juda] sind daselbst im Lande in großem Unglück und Schmach; die Mauern Jerusalems sind zerbrochen, und ihre Thore mit Feuer verbrannt fEsra 6, 22 Anm.]. Man kann sich beim Lesen dieser Worte des Ein- Zeit die Rede sei und dazumal eine neue schwere Peli- fung über das Volk in Juda gekommen war. Diejeni- gen Ausleger nun, welche den Abschnitt Esra 4, 6-23 auf die Zeit unter Xerres I. und seinem Sohne Aria- xerxes l. beziehen (s. Anm· 2 zu Esra 4, 6), erklären sich die Verhältnisse folgendermaßen. Die Juden hatten den Versuch gemacht, Jerusalem zu befestigen, ein Ver« Nehemias Klage über den Verfall der heiligen Stadt und sein Gebet zu dem HErrrn such, der bei dem durch Csra im Volk geweckien Streben, in strenger Absonderung von den heidnisclieli Nachbarn sich aus dem Grunde der mosaischen Ordnungen in sich abzuschließely leicht erklärlich ist und bei der freund- lichen Gesinnung, welche der persische König in der Sen- dung Esras bethätigt hatte, einen günstigen Erfolg versprach; hierdurch wurde aber das Mißtrauen der per- sischen Beamten geweckh sie crrvirkteri bei Artaxerxes das Verbot der Befestigung Jerusalems, und dies wurde auch sofort durch gclvalttliätige Zerstörung des bereits Gebauteiy wobei die feindseligen Nachbarvölker eifrigst Hilfe leisteten, vollzogen. Wir setzen denselben Thatbe- stand voraus, wenn wir auch oben, zu Esra 4, 6 ff» bei der gewöhnlicher: Erklärung geblieben sind; der 85. Psalm, welcher« von rnanchen Schrifterklärern in diese Zeit verlegt wird, ist von uns zu Esra S, 22 herange- zogen worden, vielleicht aber gehören hierher Psalm 129 u. 130. 4. Da ich aber solche Worte hütete, saß ich [oom Schmerze ÜberwäItigtJ nnd weinele, und trug Leid zween skann auch heißen: mehrere] Tage, und fastete und betete vor dem Gott vom Himmel kEsra l, S; 9- Z]- 5. Und sprach: Ach HErh Gott vom Him- mel, großer nnd schrecklicher Gott, der da halt den Bund und Barmherzigkeit denen, die ihn lieben und seine Gebote halten [Kap. 4, 14; g, 32; Dass. 9, 4; 5.Mos. 7, S. 2l]; s. Laß doch deine Ohren anfmerken und deine Augen offen sein sals welche in der Noth verschlossen zu fein scheinen Pf. 130, 2], daß du hörest das Gebet deines Knechts, das ich nun vor dir bete Tag und NachtJ für die Kinder Israel, deine Knechte, nnd bekenne die Sünden der Kinder Js- rael, die wir an dir gethan haben; und ich und meines Vaters Hans haben auch gesündiget sEsra 9, s; Dan. 9, 6. 8]. e 7. Wir sind verrückt sdurch eitle Dinge vom rechten Wege abgefÜhrtJ worden«, daß wir nicht gehalten haben die Gebote, Befehle und Rechte, die du geboten hast deinetnKneehte Mosr. «) So iibersetzt Luther nach der Vulgata svanitate secluoti sumus), welche statt liest Nach jener Lesart aber muß man übersetzen: Wir haben sehrischlecht gegen dich gehandelt. 8. Gedenk aber doch des Worts, das du dei- nem Knechte Mose gebotest [5. Mel« 28- 643 30, 1 ff.], und sprachesn Wenn ihr euch vergreifet, so wtll ich euch unter die Völker streuen. il. Wo ihr euch aber beichtet zu mir und haltet meine Gebote und thut sie, und ob ihr ver- stoßen wiiret bis an der Himmel Ende sbis in die fernsten Gegenden, wo das Ende des Himmels die Erde zu berühren scheint]: so will ich euch doch von dannen versammeln, nnd will euch brin- gen an den Ort, den ich erlvcihlet habe, daß mein Name daselbst wohne. 10. Sie [die jetzt wieder- in Juda und Je- rusalem wohnen] stud doch ja [wenn auch bis zu dieser Stunde nur ein sehwaches Abbild der vori- Dächierso Biber-par 177 gen theokratischen Gemeinde] deine Knechte und dein Volk, die du erlöset hast durch deine große Kraft und mächtige Hand [und damit wieder zu dem alten Jsrael gernacht, das du einst aus der eghptischen Knechtschaft erlösetest]. 11. Ach HErr, laß deine Ohren aufinerken aus das Gebet deines Knechtes [Neheniia], nnd auf das Gebet deiner Knechte sder itbrigen from- men Jsraeliteu], die da begehren [ihre Freude daran haben] deinen illamen zu fürchten; nnd laß deinem Knechte heute gelingen swas er zum Besten deines Volks sich vorgenommen Kap. 2, 1 fs.], und gieb ihm Barmherzigkeit vor diesem Manne [dem König Artaxerxes I.]. Denn ich war des Königs Schenke seiner von den Mundschenken des Königs und konnte nur mit und durch ihn etwas thun; daher betete ich also, wie eben gesagt]. Das 2. Kapitel. Iieljemia erlangt gemalt nnd Bein-se, Jerusalem zu bauen. II— to. 1—20. Erst mehrere Monate später findet Uehemia Gelegenheit, seine 2lbsicht, die Mauern Jerusalem«- wiedcr zu bauen, dem prrsischeic König vorzutragen nnd dessen Erlaubniß dazu zu ern-irren. Mit illollmakhtobriesea an die paschao diesseit des Euphrat versehen, nnd selbst zum pascha von Judäa ernannt Mino. Z, 14), rein er denu nach Jerusalem, erregt aber hicr mit seinen Plänen sofort den Widerspruch und Spott etliche« den Kindern Israel feindselig gesinnler Männer. Daher fängt tr seit: wert; ganz im Stillen an, reitet in einer mondhellen llacht mit etlichen Begleiter-n um die Stadt, sich non den: Zustand drr Ding: nnd über die Ausführbarkeit des Unternehmens; durch eigene Anschauung zn-uuterrimten, und hält bald darnach eine vollesorrsammlung in welche: er seine Pläne vorlegh Die Genossen seines Volks Mut— men seinen Jlbsichteu bei und schreiten zu deu nöthigen Vorbereitungen, die Widersacher dagegen spalten und verdärhtigeuz doch Uehemia weist sie mit ihrem Gerede mauuhaft zurück. 1.» Im Monden Nisank des zwanzigsten Jahrs des Konigs Arthasastha kalso 3—4 Monat nach dem im vorigen Kap. erzählten Vorgange"], da Wein vot ihm stund sund die Reihe nun wieder an mir war, das Amt eines Mundschenken bei ihm zu oerwalten], hnd ich den statt] Weit: [ge- füllten BecherJ auf, und gab demKouige [1.Mos. 40, 13. 21]; nnd ich sahe ttauriglichm vor ihm. i) Nach hebräischer Zählung ist dies der erste Monat des Jahres (2. Mos 12, 2 Anrn.), und zwar hier des J. 444 v. Chr. Das 20. Regrerungssahr des Königs dagegen, wie dies bei Zahlung der Regieruugszeit beid- nischer Könige Gebranch war, wurde schon vom l. Tisri (Oktober), dem Anfang des bürgerlichen Jahres, also ein Halbjahr früher an gerechnet (Kap. I, 1). — «) Warum Nehemia erst so viel später an den König sich wendete, erklärt sich daraus, daß bei einem Herrscher der giinstige Augenblick abgewartet werden mußte; über- dies aber siedelte Artaxerxes wohl erst zu dieser Zeit nach Schloß Susan über (Esra l, 4 Anm,). «— Ists-s) »Im» A. c. I. s. 12 178 Nehemia 2, 2—20. Z, I. riglicl)«, nicht: ,,traurig«, wie man jetzt in vielen Vibelausgaben liest, hat Luther nach dem Vorgang der Vulgata (quasi 1angujdus) iibersetzh da im Grundtext eigentlich steht: »ich war nicht traurig vor ihm«, d. i. ich suchte meine Traurigkeit niederzukämpfetn wollte sie mir nicht anmerken lassen, er merkte sie aber doch. Wir werden auch anderwärts (.Historie von der Snsanna und Daniel: V. 54 ss.) Gelegenheit haben, darauf hin- zuweisen, wie neuere Bibelansgabcn durch Modernisirung mancher nicht mehr gcbriiuchlichen Sprachformcn nichts weiter erreichen, als daß sie die Feinheit und Genauig- keit der Lutherischen Uebersetzung verwischen. 2. Da sprach der König zu mir: Warum siehest du so übel? Du bist ja [doch] nicht [etwa] krank? Das ists [ossenbar] nicht [da du dein Amt mit sonst gewohnter Rüstigkeit verrichteft], sondern du bist fchwermüthig Jch aber fürchtete mich fast [Jos. is, 1 Anm.] sehr [stand in banger Erwartung, wie der jetzige Augenblick der Ent- scheidung ablaufen würde] Z. Und sprach zum Könige: Der König lebe klviglich lDcIIL 2, 4; Z, 9]; sollt ich nicht übel sehen? Die Stadt, da das Haus des Begrcibnisses fder Begräbnißortj meiner Väter ist, liegt wüste nnd ihre Thore sind mit Feuer verzehret [Kap. l, Si. 4. Da sprach der König finden: er sich bereit erklärte, etwas für Jerusalem zu thun] zu mir: Was forderst du denn? Da seinen Augenblick im stummen Gebete VerharreUdJ bat ich den Gott vom Himmel set: wolle jetzt das Herz des Königs lenken Sprüchm 21, 1], Z. Und sprach [darnach] zum Könige: Gescillt es dem Könige nnd deinen Knechten vor dir seich- tiger: und erscheint dein Knecht dazu ge- eignet vor dir], daß du mich sendest in Jnda zu der Stadt des Begräbnisses meiner Väter, daß ich sie baue? 6. Und der König sprach zu mir, und die Königin, die neben ihm saß: Wie lange wird deine Reise währen? und wann wirst du wiederkommen? Und es gefiel dem Könige swie ich sofort aus seiner und seiner Gemahlin freundlichen Frage abmerken konnte], daß er mich hinsendete. Und ·ich setzte ihn! eine bestimmte Zeit [bis zu welcher ich wieder bei ihm zu sein gedächte, vgl. Kuh. 13, 6], 7. Und sprach zum Könige: Gefällt es dem Könige, so gebe er mir Briefe an die· Landpfleger jcnseit des Wassers, daß sie mich hinubet geleiten [ungehindert durch ihr Gebiet ziehen lassen 5. Wiss. T, 30], bis ich komme in Jndaz · « 8. Und Briefe an Asfaph, den Holzfntsten [Forstverwalter] sdes Königs litt! Lande JUVUL daß er mir Holz gebe zu Balken der Pforten am Palast, die im Hause fzu Balken der Thore der Burg, die zum Tempel gehört, viel- leicht der nachmaligen Baris oder Burg Antonia, s. Schlußbem zu J. Makkabäen Nr. It, d.] nnd an der Stadtmauer sind [und zur Mauer der Stadt, um die erforderlichen Thore darin anzu- bringen) nnd zum Hause, da ich [in meine Amts- wohnung als Pascha oder Landpslegerj einziehen soll. Und der König gab mir [die erbetenen Briefe und VoUmachtenJ nach der guten Hand meines Gottes über mir sEsra 7, 6]. s. Und da ich kam zu den Landpflegern jen- seit des Wassers i, gab iih ihnen des Königs Wiese. Und der König sandte shatte gesendet] mit mir die Hanptlente nnd Reiter [die ich dann zu meinem Dienst in Jerusalem bei mir behielt]. V) Nach Josephus hieß der damalige Statthalter von Syrien und Phönicien Adiios, welchem aber noch be- sondere Landpfleger in den einzelnen Bezirken unter- geordnet waren. 10. Da aber das hörete Saneballat, der Horoniter [von Veth:Horon’ Jos. 10, 10 f. Anm.], und To»bia, ein ammonitischer Knecht sder Befehle- haber des Ammoniterlandes"], verdroß es sie« sehr, daß ein Mensch sein so geringfügiger Mensch, wie ich nach ihrer Meinung sei] kommen wäre, der Gutes suchte für die Kinder Israel. «) Manche verstehen den Ausdruck in dem Sinne: von Horonaim (jenseit des Jordan Jes 15, s; Jerem. 48, Z) gebürtig. Es herrscht aber auch sonst viel Unklarheih wer dieser Saneball at eigentlich ewefen, da das, was Josephus von einem Manne dieses Esiamenm den er einen Cuthäer und persisehen Statthalter Sama- riens nennt und in die Zeit des Darius Codomannus versetzt, uns erzählt Hatt. XI» 7· 2 u. 11. 8), daß er nämlich seine Tochter an Manassh Bruder des Hohen- priesters Jaddua, verheirathet und für ihn den samari- tanischen Tempelcultus auf Garizim eingerichtet habe, au»f theilweifer Verwechfelung zu beruhen scheint (v l.»das Nahece zu Kuh. 13, 28). Herzfeld in seiner Geschichte des Volkes Israel hält ihn für den Vorgesetzten der Stadt Vethihoronz andere erkennen in ihm den Prä- fekten des Moabiterlandes, gleichwie Tobia der des Ammo- niterlandes gewesen sei. — VII Es läßt sich vermuthen, daß Tobia früher ein amntonitischtr Sclave gewesen, der aber dann die Freiheit erlangte und bis ur Würde eines verslfchen Beamten in seinem Heimathlande sich emporschwang Jndessen braucht man den Ausdruck »Knecht« keineswegs in dieser Weise zu pressen; vielmehr mochte das der herkömmliche Titel für die Vorgesetzten kleinerer Distrikte sein, gleichwie ja unser jetziger Titel «Minifter« ursvrünglich ebenfalls einen Diener bezeichnen Von Tobias Umtrieben, die um so gefährlicher waren, weil er selbst sammt seinem Sohne mit vornehmen Familien in Jerusalem sich verschwägert hatte, werden wir hernach weiter hören (Kap. 6, 17 ff.; 13, l ff.). — TM) Zu den beiden Genannten gehört als dritter der arabische Hänptling Gosem (V. 19). Diese drei schei- nen es auch gewesen zu fein, welche vorzugsweise dte Zerstörung der Besestigung Jerusalems betrieben hatten, von der in der Auen. zu Kap. 1, 3 die Rede war. 11. Und da ich [etwa Ende Juni des J. 4441 gen Jerusalem kam, und drei Tage [vgl. Esra 8, 32] da gewesen war, 12. Machte ich mich [aus Vorsichh um den beabsichtigten Bau vor den vorhin genannten Widersachern möglichst geheim zu halten] des Nachts auf, nnd wenig Männer [die zu Fuße mich be- gleiteten] mit niirz denn ich sagte reinem Menschen, Nehemia erwirkt vom persischen Könige die Erlaubniß, Jerusalem wieder auszubauen. 179 was mir mein Gott eiugegeben hatte zu thun an Jerusalem; und war seben weil meine Begleiter zu Fuß gingen] kein Thier mit mir, ohne sdas Pferd Kap. 7, 68; Z. Mos. 17, 16 Anm.], da iih auf ritt. 13. Und ich ritt zum Thalthor [an der West- seite der Stadt, s. den Carton zu Karte III.] ans bei der Nacht, vor dem Drachenbrunnen [in der Richtung auf den Drachenbrunnen oder den unte- ren GihomTeich l. Kön. 1, 33 Anm. zu], nnd [gelangte] an das Mistthorz und that mir wehe sich bemerkte überall zu meinem großen Schmerz], daß die Mauern Jerusalems zerrisseu waren nnd die Thore mit Feuer verzehret. 14. Und ging [ritt] hinüber zu dem Brunnen: thor, und zu des Königs Teich [2. Saat. 17, 17 Anm.]; nnd war da [weil die Trümmer allzudicht beisammen lagen] nicht Raum meinem Thier, daß es unter mir hätte gehen können [ich mußte also absitzen und den Weg zu Fuße weiter verfolgen]. 15. Da zog ich [mit desto größerer Mühe, weil] bei Nacht [,] den Bach lKidron in nördlicher Richtung] hinan, nnd that mir wehe, die Mauern also zu sehen; und kehrete um swandte an der Nordosiecke der Stadt mich nach Westen herum], u-nd kam zum Thalthor wieder heim soon wannen ich ausgezogen war V. 13]. Its. Und die Obersten [in der Stadt] wußten nicht, wo ich hinging, oder was ich machte; denn ich hatte bis daher den Juden, nnd den Priestern, den Rathsherren nnd den Obersten, nnd den andern, die sspäter mit] am Wert arbeiteten, nichts gesagt [damit meine Absicht nicht vor der Zeit ruchbar und den Widersachern V. t0, mit denen viele von den Obersten es hielten Kuh. 6, 17 ff» ver- rathen würde] 17. Und sprach [erst jetzt, nachdem ich mich von der Ausführbarkeit meines Planes überzeugt und die Mittel und Wege dazu sorgfältig bei mir überlegt hatte] zu ihnen [den in V. 16 genannten, zu einer eigens berufenen Volksversammlung mit eingeladenen Häuptern]: Jhr sehet das Unglück, darinnen wir sind, daß Jerusalem wüste liegt, und ihre Thore sind mit Feuer verbrannt; kommt, laßt uns die Mauern Jerusalems bauen, daß wir nicht mehr eine Schmach seien sden uns feindlich ge- sinnten Nachbarn Kuh. 4, 4 f.]. 18. Und sagte ihnen an die Hand meines Gottes, die gut über mir war LEUDEM sie mein Vorhaben bisher so angenfällig begünstigt hatte], dazu die Worte des Königs, die er mir geredet [und damit den Wiederanfban der Mauern aus- drücklich genehmigt] hatte. Und sie [mit dem ihnen vorgelegten Plane eiUverstandenJ sprachen: So laßt uns ans sein [und das Werk in Angriff « nehmen]. Und tvir baneten strafen die zum Bau nöthigen Vorbereitungen während des Monats Juti], und ihre Hände wurden gestärkt zum Guten sdaß sie rüstig und eifrig die Sache augrisfen]. 19. Da aber das Saneballat, der Horoniten und Todte, der amnionitisehe Knecht, und Gosem, der Arabet sHäuptling derjenigen Araber, welche nicht lange zuvor die Edomiter aus ihrem Lande nach Nordwesteii gedrängt und deren Wohnsitze für sich selbst in Beschlag genommen hatten l. Mos. 27, 40 Anm.] höreten, spotteten sie unser, und verachteten uns, nnd sprachen: Was ist das, das ihr thut [ihr habt wohl gar ein großes Unter- nehmen vorJZ Wollt ihr wieder von dem Könige [in PersieUJ abfallen sweil ihr die Stadt zu be- festigen gedenket Kap. S, 6]? 20. Da antwortete ich ihnen, und sprach: Der Gott vom Himmel wird uns gelingen lassen [was wir in seinem Namen zu unternehmen ge- denken]; denn wir, seine Knechte, haben uns anf- gemachh nnd bauen [haben, eben als seine Knechte, sowohl das Recht zum Bauen, als die sichere Aussicht auf Gelingen des Werkes]; ihr aber [die ihr nicht mit zur Bundesgemeine gehört] habt kein Theil, noch Recht, noch Gedcichtntß in JsiaeL Das Z. Kapitel. Der Bau zu Jerusalem gehet an. W· d.1—32. Uorh in den ersteu Tagen des Monat August Raum, 15) beginnt dann der wirkliche tiau der Mauern und ihrer Thore, und wird uns hier ein über— sichtlirtser Bericht über diejenigen gegeben, welche die einzelnen Abschnitte der Mauer von einein Thor bis zum andern wiederherstelltem Dieser Bericht beginnt mit den, das Sihasthor und die Mauer von da nach Uordeu hinauf banenden Priestern, nnd schtießt mit den, von Süden her bis zum Sihafthor baueudeu Golf-schmieden und Gewürz- händlern; er nimmt also seinen Ausgangspunkt an der ilordostsritr des Tempels (eg ist hier überall der Carton zu Karte I1I. zu vergleiihen), verfolgt die Richtung zuerst nach dlordrn hinaus, dann nach Westen hinüber, hieraus narh Süden hinunter, weiter nach Osten hinüber, und nnn wieder nach tlordrn hinauf, den Gndpnnlit mit dem Ausgangspunkte zusammenwirkend. I. Und Eiland, der Hohepriester [Sohn des Jojakim, des Sohnes Josua Kap. 12, 10], machte sich auf mit seinen Brüdern, den sgewbhnlichens Priestern, und baneten [auf dem, aus den Zeiten vor der Zerstörung Jerusalems noch vorhandenen Grunde] das Schasthor fentsprechend dem seht: gen Stephansthoy durch -welches noch heutigestags die Beduinen ihre Schafe zum Verkauf in die Stadt treiben]; sie heiligten es [gaben ihm als- bald, nachdem sie es fertig gebauet, die feierliche Weihe] und seßten seine Thürlenj ein [Kap. 6, 1]; sie heiligteu es aber bis an den Thurm Mea [und baneten von da noch ein gut Stück in nörd- licher Richtung weiterh nåuilich bis an den Thurm Hauaueel [in der Nordostecke der Stadt] U« 180 Nehemia Z, 2—32. 2. Neben ihm [dem Eliasib und seinen Brü- dern, den Priestern] baueteu die Männer von Jerichoz auch bauete neben ihm sdas vierte Stück, welches die Fortsetznug des eben erwähnten dritten bildete] Sachut, der Sohn Jtnri srnit den Männern seines Geschlechts] Z. Aber das Fischthor san der Nordseite von Bezetha] baueteu die Kinder Seuaa sEsra 2, 35]; sie deckten es sdnreh eine Balken-Ueber- lageL und schtm W« TM ein« Dazu] Schlösser i bauete Sallum, der Sohn Halohes, der Oberste nnd Riegel szum Verschluß des Thoress 4. Neben sie sweiter nach Westen zu] bauete Meremoth, der Sohn 1lria, des Sohnes Hakoz svgl. V. 21]. Neben sie [in zweiter Linie] bauete Mesullam der Sohn Berechjm des Sohnes Riese: sabeel saus einer sehr augeseheueu Familie in Jerusalem Kctp« S, 18]. Neben fee [in dritter Linie] bauete Zadok, der Sohn Padua. Z. Neben sie [in oierter Linie] baneien die von Thekoa [2. Sam. Z, 1 Anm.]; aber ihre Grtvaliigen [die Vornehmen dieser Stadt] brachten ihren Hals nicht zum Dienst ihrer Herren kzeigten sich dem Nehemia und der Behörde in Jerusalem nicht willfertig, indem sie der Arbeit sich nicht mit unterzogen] Randgl Die Armen müssen das Kreuz tragen; die Reichen geben nichts. h. Das alte Thor szwischeri dem Fischthor und dem Thor Ephraim Kap. 12, II] bauete Jojada, der Sohn Passeah, nnd Mesuilam, der Sohn Vesodjaz sie. derlten es, und setzten ein seine Thier, und Schlösser und Riegel. 7. Neben sie baueteu Melathja von Gibeon lJvs 9- 3], und Jadon von Merouo swohl in der Nähe von Mizpa I. Sam. 9, 5 Aum. ge- legen] Männer von Gideon und von Mizpa, am Stuhl sznm Amtsstuhl oder Gerichtsbezirk gehörig] des Landpslegers diesseit des Wassers [Kap. 2, 9., während andere Theile der Stadt Mizpa unter dem Statthalter Nehemia standen V. 15 u. 19]. 8. Neben ihm bauete Usiel, der Sohn Har- haja, der Goldschmied lzur Jnnung der Gold- fchmiede zählends Neben ihm bauete Hananja, der Sohn der Aholheker [oon der« Juuuug der Salbeuhändler]; nnd sie baueteu aus [die Befesti- gungen] zu Jerusalem bis an die breite Mauer [oon hier an war ein Stück lang kein Neubau nöthig, weil dieser Theil der alten Mauer einsi nicht mit zerstört worden war]. Die ,,breite Mauer« ist wohl das Stück, roelches der israclitische König Joas 400 Elleu lang hatte nieder» reißen lassen (2. Kön 14, 13), bis es dann Von Usia Bär-its) und stärker wieder aufgebaut wurde (2· Chrom D. Neben ihm bauete Rephaja, der Sohn Hur, der Oberste des halben Viertheils sBezirks oder Landgebietesy das] zu Jerusalem lgehörtet 10. Neben ihm bauete Jedaja, der Sohn Hatnmaph, [die Strecke der Mauer, die] gegen seinem Hause über [lag]. Neben ihm bauete Hattns, der Sohn Hasabenja 11. Aber Mantua, der Sohn Harim, nnd Hasub, der Sohn Pahath-Moab, baueteu zwei Stücke und den Thurm bei dem Ofen [den Ofen- thurm]. 12. Neben ihm [in der Richtuug nach Süden hinunter, an der Westseite der Stadt entlang] des saubern] halben Biertheils zu Jerusalem szu Jerusalem gehörigen Laudbezirks], er mtd seine Töchter [die in seinem Bezirk liegenden Dörser und Ortschaften] 13. Das Thalthor sKap. 2, 13] bauete Hanun, nnd die Bürger von Sanoah [Jos. 15, 34]; sie baueteu’s und setzten ein seine Thür, Schlbsser und Riegel, und tausend Ellen an der Mauer bis an das Mistlhor [wareu noch in gutem, baulichem Stande; diese brauchten also nicht hergestellt zu werden] 14. Das Mistthor aber bauete Pialchim der Sohn Rechab lJereur 35, 2 ff.], der Oberste des Viertheiis der Weiugärtner kwohl richtigem des Bezirks von Beth-Hakerem oder Werd-Che- rem auf dem Frankeuberg Jerem· 6, 1]; er« bauete es, und setzte ein seine Thier, Schlösser und Riegel. is. Aber das Brnnneuthor bauete Sallunu der Sohn Chal-Hose, der Oberste des Biertheils zu Mizpa ldes einen Landbezirks von Mizpa 1. Sam. 9, 5 Anm., welche Stadt selber zum Amtsbezirk des syrischeu Landpslegers gehörte V. 7]; er bauete es und declt’ es, nnd setzte ein seiue Thür, Schlbsser nnd Riegel, dazu die Mauer am [gegeniiberliegenden] Teieh Seloah [2. Sam. 17, 17 u. 1, Kein. 7, 26 Atem] bei dem Garten des Königs, bis an die Stufen, die von der Stadt David herab gehen. 16. Nach ihm bauete Nehemia, der Sohn Asbnk [nicht zu oerwechseln mit dem Verfasser unsers Bachs, dem Sohne Hachalja Katz. 1, 1], der Oberste des halben Viertheils sdes einen hal- ben Landbezirksj zu Vethzur [Jos. l5, 58], bis gegen die Gräber sden Eingang zu denselben] über, und bis an den Teich Asuja suach anderer Ueber- setzungx bis an den künstlich oder kürzlich ange- legten Teich], und bis an das Haus der Heiden [auf dem Zion] 17. Nach ihm baueteu die Leviteu, swelchen vorstand] Rehum, der Sohn Bari. Neben ihm bauete Hasabja, der Oberste des seinen V. 18] halben Viertheils zu Kegila [Jos. 15, 44 Anm.], in feinem Viertheil [mit den Leuten seines Bezirks] 18. Nach ihm baueteu ihre Brüder [welchen vorstandj Bavai, der Sohn Heuadad, der Oberste des [andern] halben Viertheils von Kegila Der Bau der Mauern und Thore der heiligen Stadt nimmt seinen Anfang. 181 19. Neben ihm bauete Eier, der Sohn»Jesua, der Oberste zu Mut-a, zwei Stücke [richtiger: ein zweites Stück — das erste Stück ist wohl in V. 15 oder in V. 7 zu suchen, wenigstens haben dort ebenfalls Männer von Piizpa gebauet], den Winkel hinan gegen dem Harnisehhanse [Zeug- hause]. Wir müssen bei dieser Beschreibung die Angaben viel- sach so lassen, wie sie dastehen, ohne etwas Niiheres über die Oertlichkeih welche uns zumal im Thropöom zwischen xdöem Zion und Morija, sehr unbekannt ist, bestimmen zu nnen. 20. Nach ihm aus dem Berge [genauer: den Berg hinan — nach anderer Lesart: mit Eifer] bauete Barnch, der Sohn Sabai, zwei Stärke [richtiger: ein zweites Stück —— das erste ist aber nirgends angegeben] vom Winkel bis an die Hausthür sder Wohnung) Eliasih des Hohen- priesters sV. 1]. 21. Nach ihm bauete Meremoth, der Sohn Uria, des Sohnes Hakoz, zwei Stücke kein zwei- tes Stück —- das erste Stück s. in V. 4J von ixri Fausthür Eliasib bis an«s Ende des Hauses la b. 22. Nach ihm baueten die Priester, die Mein- ner aus den Gegenden wörtlich: des Kreises --—— vielleicht ist die Umgegend von Jerusalem, etwa bei Anathoth, gemeint) 23. Nach dem bauete Benjamin nnd Hasnb, gegen ihrem Hause über. Nach dem bauete Maria, der Sohn Maeseja, des Sohnes Ananja, neben seinem Hause [denn bei diesem Theil der Mauer, der sich um den Ophel herumgezogen zu haben scheint, wohnten wegen der Nähe des Tempels meist Priesters U. Nach ihm bauete Braut, der Sohn Hera- dad, zwei Stücke [ein zweites Stück —— das erste Stück ist vielleicht in V. 18 zu suchen und der Name Benui einerlei mit Bavaij vom Hause Asarja bis an den Winkel und bis an die Ecke. 25. Palah der Sohn Usai, gegen dem Winke! nnd dem hohen Thurm, der vom Kbnigshause [einem Regierungsgebäude auf der Südostseite des TempeIpIatzeSJ heranssieht, bei dem Ketkerhose [Kap. 12, 39 Anm.]. Sohn Pareos. 26. Die Nethinim [l- Cbww 10- 2 Anna] aber wohnten am Ophel bis an das Was s erthor gegen Morgen, da der Thurm heraussiehet [die gegenüber dem hervorspringenden Thurm]. Ihre Wohnungen, die wir aus dem Cartou zu «! Karte 1Il. südlich von dem Tempelplatze angegeben haben, E. zogen sich, wenn wir diese Angabe hier noch genauer bezeichnen sollen, von der Slidostseiie des Platzcs nach der Ostseite herum und lagen theilrveis aufdcm östlichen Hiigelabfalh also iuorgeinvärts vom Wasserthor W. Nach dem snach Pedaja in V. 251 baueten die von Thetoa zwei Stücke sein zweites Stück — das erste s. in V. 51 gegen dem großen Nach ihm Pedaja, der " Thurm, der heraussieheh nnd bis an die Mauer Ophel [die Stelle ist etwa an der Südosiecke des Tempelplatzes zu suchen]. 28. Aber von dem Noßthor an [die Be- schreibung geht hier nach der Ostfeite des Zion zurück und verfolgt einen andern Theil der Mauer, die über das Tyropöon nach dem Ophel führte] baueten die Priester, ein jeglicher gegen seinem Hause. 29. Nach dem bauete Zadoh der Sohn Zwitter, gegen seinem Hause. Nach ihm bauete Semaja, der Sohn Sechan1a, der Thorhutey gegen Morgen. 30·. Nach ihm bauete.Hanan1a, der Sohn Selem1a, und Hannn, der Sohn sales-h, der sechste [Sohn, nämlich des Zalaph], zwei Stucke sein zweites Stück — das erste s. in V.13]. Nach ihm bauete Mesnllam, der Sohn Berechja, gegen seinem Kasten [gegenüber der, unter seiner Ver: waltung stchenden Tempelzelles 31. Nach ihm bauete Mantua, der Sohn des Goldschmieds szur Jnnung der Goldschmiede ge- hörig], bis an das Haus der Nethinim nnd Krämer [wo diese ihre Niederlage für die Bedürfnisse des Tempels hatten], gegen dem Rathsthor und bis an den Saal [die Erhöhung] an der Ecke seine nicht näher zu bestimmende Oertlichkeits 32. Und zwischen dem Saal an der Ecke zum Sehasthor shinaufj baneien die Goldschmiede und die Kramen Die Ausbesserieng der Befestigung an der sich, von der Begeisterung mit welcher Nehemia das Werk betrieb, fortgerissen, gleichzeitig die Priester nnd die Leviten, die Bewohner Jerusalems nnd der beiden Landbezirke Jeru- salems unter ihren Vorsteherm die Jnnungeii der Gold- schmiede und Gewtirzkrämcr, die Bewohner der Städte Judas und ihrer Bezirke, jedesmal unter ihren Vorsteherm betheiligten, ging ausnchmend rasch von stattein in 52 Tagen ward sie vollendet Aber trotz der gleichzeitigen gemeinschaftlichen Arbeit würde die Herstellitng der Be« srstignng nicht so sihucll zu beschaffen gewesen sein, wenn es sich um mehr als um eine Ausbesserrrng gehandelt hätte. An den Thoren scheint fast nur die Wiederhcrstelliiiig des Holzwerks an den Mauern die Ausbesserung von Rissen und einzelnen niedergerissenen Stellen nöthig gewesen zu sein; die Thiirine waren stehen geblieben, wahrscheinlich auch die stärkeren Festungswcrie der Thore. (Bertheau.s Das 4. Kapitel. Der Jiau geht auch unter Hindernisse-I satt. IV« v. t—23. tiachdem schon bei-n Beginn des Bauer: Saitrdaltat nnd die übrigen Widersacher des Unternehmens der Juden gespaltet, diese aber znucichst nur nilt Waffen des Gebete; sitt) dagegen geschützt halten. gehen die Feinde in ihrer Bosheit weiter, als sie nnu erfahren, daß dir Martern bereite bis zur halben thiihe wieder aufgerichtet sind, nnd beschließen einen liriiiitittjeu ilebersalk unt dir tltaimiden zu rrmürgeu und das Wert; zu verhindern. Die dloth steigt jetzt aufs Höchste, indem theils den Bauen- dkn selbst di: Tau ihrer Jtrtseit zu viel wird, theils von ihren volle-genossen im Eandr wiederholt brnnruhigende 182 Nehemia 4, I-—18. Nachrichten über die von Seiten der Widersaktier drohenden Gefahren einlansem da unterbricht liehemia fiir einige Zeit den Bau, um Anstalten zur Jlbinehr deg Jlngrisfg zu treffen; darnach aber, obschon jetzt die schlimmste Ge- fahr überwunden schiert, trifft er alle nur erdentilictieu vorflkhisniaßregelm uni während der nnii fortgesehten Jlrbeit den Feinden eine plötzliche tleberrunipelung un— niögtich zu Musen, nnd bleibt mit den Männern seines Gefolgeg Tag und ttiicht in Waffen. 1. Da aber Saneballat sder in Kap. 2, 10 erwähnte Rädelsführer unsrer Widersacher, indem wir an das in Kuh. 3 beschriebene Werk der Wiederhersiellnng Jerusalems uns begeben wolltenj hörete, daß wir die Zllianern baneten, ward er zornig und sehr entrustet, und sseinem Aerger zunächst durch höhnische Reden Luft machend] spottete sei] der Juden, 2. Und sprach vor seinen Brüdern [Gesinnungs- genossen, die er zu einer gemeinsamen Berathung zusammeiiberief] nnd vor den Mächtigen sden Hauptleuten der KriegsrnachtJ zu Samaria: Was machen die ohnmiichtigen Juden sdaß sie. nicht können ruhig sich verhalten]? Wird man sie so lassen [wenn sie immer wieder etwas Neues an- fangen]? Werden sie opfern smeinen sie ViEUEicht, durch Opfer und Gebet ein Wunder Gottes her- beizuführen, das über alle Schwierigkeiten ihnen hiiiweghilftji Werden sie es einen Tag [in einem einzigen Tage] vollenden [wie es doch geschehen müßte, wenn sich nicht Andere darein legen sollen]? Werden sie swie sie zu hoffen scheinen, durch ein GotteSwiinDerJ die Steine lebendig machen, die Stanbhanfen [geworden] und verbrannt sind [so daß diese ohne ihre Arbeit und Mühe sich selbst aus dem Schutthaufen aufmachen und der Mauer einfilgen]? s. Aber Tobia, der Ammoniter [K·ap. L, 10J- neben ihm fliehend und feine Rede mit weiterem Spott bekräftigend] sprach: Laß sie nur bauen [was sie zu Stande bringen, können doch »nur leichte, schwache Mäuerlein sein]; wenn Fuchse hinauf zbgen [gegen die wieder aufgebaute Stadt], die zerrissen wohl sschoii mit ihrem leisen Auftreten] ihre steinernen Mauern [es bedarf dazu gar nicht erst kräftiger Männerhände, wie sie uns zu Ge- bote stehen]. 4. sSolchem Gespött unsrer Feinde setzten wir denn in aller Stille unsre Gebete entgegen, deren Inhalt etwa dahin ging, vgl· Pf. 79:] Höre, unser Gott, wie verachtet sind wir! Kehre ihre Schmach sdte sie uns anthun] auf ihren Kopf, daß du sie gebest in Verachtung ini Lande ihres Gefiingnisscs [sie gleichfalls in ein fremdes Land, wie vormals mit uns geschehen, lassest abgeführt und daselbst verspottet und verhöhnet werden]. 5. Decke ihre Missethat nicht zu svor deinen Augen, daß du sie wolltest ungestraft lassen], und ihre Sünde vertilge nicht vor dir lvkelmehk be- wahre sie in deinem Gedächtniß, um sie ihnen seiner Zeit zu vergelten]; denn sie haben [init ihren Spott Und Lästsitedetij die Banleute gereizet [genauer: angesichts der Baueuden deiiien Zorn erregt, d. i. össentlich vor den Bauleuten deinen Zorn herausgcforderh und da kannst du nicht still dazu schwels gen, weil es gilt, die Ehre deines Namens zu retten]. Es fragt sich, ob Nehemia recht daran thut, daß er wider seine Feinde betet, und ob dies nicht streite mit der Liebe, die man seinen Feinden schuldig ists Antwort: Wir haben allerdings für diejenigen, die eigentlich unsre besonderen oder Privatfeinde sind, also zu beten, daß sie Gott bekchre und ihnen alsdann Gutes für das uns angethane Böse erweise, niemals aber haben wir uni eine Rache wider sie zu beten. Was aber Feinde Gottes, seiner Wahrheit und seiner Kirche sind, da haben wir auch zwar zu beten, daß sie Gott bekehre und ihnen Buße gebe; aber doch sollen ivir dabei beten, daß, wo sie sich nicht bekehren wollen, Gott ihrem Muthwillen starren, ihnen die Hände binden, ihnen dasjenige, was sie zu Anderer Schaden mißbraucheiy entziehen, und wo iiichts Anderes helfen will, sie endlich stürzen nnd wegnehmen wolle, gleichwohl allemal auf die Art, wie er es als das Beste erkenne. (Starke.) s. Aber wir baneteii snachdem wir so durch Gebet uns gestärkt, munter und getrost, ohne uns weiter an das Gespött unsrer Widersacher zu kehren] die Mauern, niid fügten sie ganz [nach ihrer gan- zen Längenausdehnung um die Stadt herum] an einander bis an die halbe Höhe. Und das Voll sder Bauenden, wie sie in Kap. 3 bei Namen genannt sind] gewann ein Herz zu arbeiten sdaher eben der Bau so rasch und gut von Statten ging] 7. Da aber Saneballat, nnd Todte, nnd die Araber [Kap. 2, 19], und Ammoniter, und Asdo- diler sBewohner der Stadt Asdod im philistäischen Küstenstrich Jos. 13, 2 Aiim.] höreten, daß die Mauern zu Jerusalem zugeinacht sihrer Länge nach schon so weit gediehen] waren, nnd daß sie [die Kinder Juba] die Lucien angefangen hatten zu büßen [wieder gut zu machen, auszufüllen ——— vgl. das Wort: ,,Li"ickenbüßer«], wurden sie [nach ihren neidischen und boshaftigen Herzen] sehr zornig, 8. Und machten allesanimt einen Bund zu Hauf sverschworen sich mit einander] daß sie kamen, nnd stritten wider Jerusalem, nnd machten drinnen einen Jrrthnm kiichteten durch plötzlichen Ueberfall eine Verwirrung in der Stadt an] 9. Wir aber [ich, Nehemia, und die übrigen Leiter des Baues] beteten zn unserm Gott [daß er uns Beistand schaffe wider unsre Feinde] nnd stellten Hut [Wachposten ans] über sie san einer Stelle, wo die Feinde gehörig beobachtet werden konnten] Tag nnd Nacht [iind rüsieten uns so, außer mit den geistlichen Waffen des Gebets, auch mit der nöthigen menschlichen Vorsicht] gegen sie [nm einem etwaigen Aiigriff sogleich begegnen zu können] 10. Und Jnda [die mit dem Bau beschästigte jüdische Volksgemeindd sprach sdurch Vertreter, die sie an mich abordiiete, zu mir]: Die Kraft Der Bau wird durch von außen drohende Gefahren für einige Zeit unterbrochem 183 der Träger ist zu schwach, nnd des Staubs ist zu viel [die vorhandenen Arbeitskräfte, nachdem sie durch die ausgestellten Wachposten so geschwächt worden, reichen nicht mehr hin zur Wegräumung des durch die Zerstörung der Mauer aufgehäuften Schuttes]: wir können [da zum eigentlichen Bau die Kräfte uns gänzlich fehlen] an der Mauer nicht banen [so hatte ich selbst meinen Volks- genossen gegenüber mit Hindernissen zu kämpfen] 11. Unsere Widersacher aber sdieser Umstaud gestattete durchaus nicht, die Wachposten einzuziehen und dadurch mehr Arbeitskräfte zu gewinnen] ge- dachten: Sie [die Juden] sollen’s nicht wlssen noch sehen [daß wir einen Ueberfall gegen sie im Sinne haben], bis wir mitten unter sie kommen, und swollen dann, wenn nun der heimliche Ueberfall gelungen] sie erwörgen nnd das Wert hindern. 12. Da aber die [nicht beim Bau beschäftigten, sondern daheim gebliebenen] Juden, die neben ihnen [den uns auflauernden Feinden] wohnten [und also Gelegenheit hatten, ihre Absichten gegen uns zu merken], kamen [nach JerusalemL und sagten’s uns wohl zehnmal [immer und immer wieder l. Mos. 31, 7 Anm., welche Gefahr uns drohe] aus allen Orten, da sie [im Lande] um Uns tvvhtletens fund wir also durchaus nicht mehr zweifelhaft sein konnten, daß wir alleUrsach hätten, auf einen Zusammenstoß mit den Feinden uns gefaßt zu halten, deshalb den Bau für jetzt aufzugeben und die Vertheidigung der Stadt zu unsrer nächsteu Aufgabe zu rnachen]; " «) Jm Grundtext steht hier die Z. Person, welche den Auslegern große Schwierigkeit bereitet at, so daß sie eine Vertauschung mit der Z. Person für nothwendig ehalten haben, und auch Luther drückt in seiner Ueber- setzung die Z. Person aus. Allein die 2. Person läßt sich recht wohl beibehalten; man übersetze darnach den andern Theil des Verses: und sagten zu uns wohl zehnmal: Von allen Orten, daß ihr zurück- kehret zu uns! und verstehe dies dahin, daß die Juden im Lande, welche nach Jerusalem kamen, die dort beim Bau beschäftigten Volksgenossen in dringendster Weise erwähnten, den Bau im Stich zu lassen und zu ihnen in ihre Heintath zurückzukehren, damit sie nicht ferner sich der größten Gefahr aussetztem 13. Da stellte ich seinestheilsj unten an die Oerter hinter [jenseit] der Mauer [Vertheidiguugs- geschosse] in die Graben [wo sie eine natürliche Deckung hatten, und stellte« anderntheils] das Volk nach ihren Geschlechterm mit ihren Schwer- tern, Spießen und Bogen sdiesseit der Mauer in Reih und Glied], 14. Und [ich] besah es [hielt eine Musterung über die beiden Aufstellungen], und machte mich auf [die Streiter zu einem tapferen Kampfe zu ermitthigenh und sprach zu den Rathsherren und Obersten [die an der Spitze standen und die Ver- theidigungsmaßregeln leiteten], nnd dem anderen Volke [das unter ihrer Anführung stand]: Fnrehtet euch nicht vor ihnen lunsern Widersachern]; ge- deutet an den großen schrecklichen HErrn kder für euch streitet 5. Mos. 3, 22; 20, 3 f.; 31, 6], und streitet [getrost und unverzagt] sitt« eure Brüder, Söhne, Töchter, Weiber und Häuser [denn auf nichts anderes haben es die Feinde abgesehen, als auf die Vernichtung unsrer ganzen Gemeinde] V) Diese beiden Worte stehen ebenfalls im Grundtext; es ist also von einer doppelten Aufstellung die Rede, nur fehlt bei der ersten die Angabe des Objekts (des Gegenstandes) der Aufstellung, weshalb der Satz einer Ergänzung wie oben bedarf. II. Da aber unsere Feinde höreten, daß uns ivar kund worden [was sie wider uns im Sinne hatten, nämlich uns unvermuthet zu überfallen], machte Gott ihren Rath zu nichte sindem sie ihren Plan, der bei unserer Bereitschaft zum Kampfe keinen Erfolg mehr versprach, nun aufgaben]. Und wir kehrten alle wieder zur Mauer, ein jeglicher zu seiner Arbeit. la. Und es geschah hinfürder swährend des weiteren Bauens an der Mauer, die nur erst bis zur halben Höhe gediehen war V. 6], daß die Jünglinge [die zu meinem Gefolge gehörigen Knappen V. 23; Kap. 5, 10 u. 16] die Hälfte thaten die Arbeit [zur einen Hälfte sich mir am Bau betheiligtenh die andere Hälfte hielten Spteße, Schilde, Bogen nnd Panzet [standen wider fernere Angriffspläne der Widersacher nicht nur selber ge- rüstet da, sondern bewachten auch die Waffen der andern, die da baueten]; nnd die Obersten stunden hinter dem ganzen Hause Juba, 17. sNämlich hinter denen,] Die da balteten an der Mauer [so daß ein jeder von den Obersten die Leute seiner Abtheilung sogleich unter seine Führung nehmen konnte, wenn die Abwehr eines feindlichen Angriffs nöthig werden sollte], nnd [was nun die Bauenden im Einzelnen betrifft, so waren diese zunächst solche, welche] trugen Last von denen, die ihnen aufluden salso theils; Las]- träger zur Hinwegräumung des Schutts und Her: beischaffung der Ntauersteinz theils Auflader]; mit der einen Hand thaten sie die Arbeit, und mit der andern hielten sie die Waffen keine« Wukfspickz da bei ihnen die eine Hand zur Noth ausreichte zum Hinein- rasfen des Schultcs und der Steine in die Tragkörbe nnd zum Fortschaffen dieser mit Henkcln versehenen Körhes 18. Und fdemnächst die andere Abtheilung bestand aus denen, welche das Mauerwerk auf- führien;] ein jeglicher [nun], der da banete [mauerte], hatte [weil er beide Hände zum Werk gebrauchte, dagegen nicht viel sich zu bücken nöthig hatte] sein Schwert an seine Lenden gcgürteh und bauete also; und der mit der Posaune blies [ein Trompeter, um im Fall der Noth den bei der Arbeit Beschäftigten das Signal zu schneller Vereinigung geben zu können], war neben mir [der ieh an der Spitze jener Abtheilung der Knappcii V. 16 stand, welche mit voller Waffenriistung versehen und dazu bestimtnt war, den ersten Angriff auszuhalten]. 184 Nehemia 4, 19—-23. 5, 1-——-15. 19, Und ich [als ich diesen Trompeter neben mir aufstellte] sprach zu den Rathsherren nnd Obersten, nnd zum andern Volk [Kap. Z, 16]: Das Werk ist swegen der langen Ausdehnung der Mauer um die ganze Stadt herum] groß und weit, iind wir sind zerstreuet auf der Mauer sbei den verschiedener! Abtheiliiiigsstückeii Kap. 3 be- schäftigtL ferne von einander kund konnex: da aus vielen einzelnen Priukteti von dem Feinde angegriffen werden, ohne das; sitt) voraussehen läßt, aus welchem Punkte der Angriff erfolgen wird] 20. An wclchem Ort ihr nun die Posaune lauten kdas Signal geben] hbret, dahin versammelt euch zu uns [zu mir und meinen Knappen]. Unser Gott wird für uns streiten sdaß den Feinden ihr Vorhaben nicht gelingen soll]; 21. So wollen wir am Werk arbeiten lbesser wird am Schluß des vorigen Berses ein Punktum gesetzt und mit diesem Vers ein neuer Satz, be: gonnen: So, nach so getroffener Verabredung, arbeiteten wir nun am Werk] Und ihre [der zu meinem Gefolge gehörigen Kuappen V. l6] Hälfte [als ausgestellter Wachposien] hielt die Spießh von dem Aufgang der Morgenrbthe bis [zu der Zeit, da] die Sterne hervor kamen lvom frühen Morgen bis zum späten Abend]. 22. Auch sprach ich zu der Zeit snoch eine andere Vorsichtsmaßregel ergreisend] zum Volk: Ein jeglicher lstatt daß ihr euch am Abend, nach geschehener Arbeit, auf die umliegenden Ortschaften zerstreut] bleibe mit seinem Knaben [Brirschen, den ei: als Handlanger bei sich hat] über Nacht zu Jerusalem, daß wir des Nachts der Hut und des Tages der Arbeit warten findnn wir so Leute genug sind, u1n auch während der Nachtzeit Wachposien aus- zustellen und doch abwechselnd des Schlafes zur Stär- kung für die treue Arbeit genießen zu können] 23. Aber ich und meine Brüder sdie Ange- hörigen meiner Familie nnd nieines Geschlechts] und meine Knaben sdie jüdisclseti Knavpen meines Gefvlges V- 161, nnd die Männer an der Hut hinter mir [die von der persischeii Regierung mir. zur Verfügung gestellte Manuschast Kuh. 2, 9], wir zogen sdie ganze Zeit während des Baues nach des Nachts] unsere Kleider nlcht aus; ein jeglicher svon uns] ließ das Baden aasteheii snahiti sich nicht einmal Zeit, des Abends vom Staube und Schtveiße durch ein Bad sich zu reinigen] Hiermit wird Vorigebildeh wie Lehrer und Predigcr ani Hause des HEiiu in der streitenden christlichen Kirche arbeiten sollten; das; sie mit eilicr Hand bauen und er- - bauen die Gemeine Gottes auf dcu Grund der spro- pheten und Apostel (Ephes. Z, 20), tritt der andern aber I halten das Schwert des Cseistes (EPhes.6, 7; Tit« I, J)- damit die Feinde abzutreibeii und ihnen zu widerstehen. sCaloviusJ Die Christeii sind zugleichvArbciter und Kriegsleutez mit der einen Hand bauen, mit der andern kämpfen sie, und werden von dem Schall des Evange- liums bald zu dem einen, bald zu dem andern Orte s berufen. Sie sind weit herum in der Welt zerstreut; « aber sie bilden Ein Heer und sollen bereit steben, gegen den gemeinschaftlichen Feind wie Einer zu stehen, wo nur immer« der Angrifs geschieht. (v. GerlachJ Das 5. Kapitel. Iieheniia thut die Beschwerden des Volkes ab. V« v. 1——t9. noch während der Dauer: des Baums erhebt sich noli Seiten der unteren Stände in der Gemeinde, die vorzugsweise zu der Arbeit herangezogen wurden, in der Thcurnng jener Zeit aber für hu) nnd dte Ihrigen ntcht die uolhwendigsleii Lebensmittel zu beschaffen wußten, eine Beschwerde wider die Vornehmen nnd Begütrrtem diese halfen ihnen mit Geld nnd Grtreide nur aus, wenn sic ihnen ihre Grundstücke urrpfändeten oder ihre Söhne und Töchter zur tkeibelgciisttzaft übergaben, und über— traten so Gottes Gesetz, welches fiir Zeiten der Noth den Wohlhabenden berleaguuug des eigenen Vorthrils und Barmherzigkeit gegen die akuten tzriider gebot. Uehemia nun, der durch sein eigenes Beispiel srhnn hinlänglich « gezeigt, welches das rechte Verhalten unter den damaligen Umständen war, greift mit Uaclidrnrli in die Verhältnisse. ein und stellt die Beschwerden der Armen ab, indem er die Reichen feierlich verpflichtet, fernerhin aller Bedrückun- geu sich zu enthalten. l. Und es erhub sich setwa in der ersten Hälfte des Monats Elul oder September Kuh. 6, 15] ein groß [Klag-] Geschrei des [gemeinen, armen] Volks und ihrer Weiber wider ihre Bruder, die Juden [die Vornehmen, Retcheren —— Klage wegen der Härte, wouiit diese in der theuren, nahriingsloseii Zeit, wo so viele Hände dem Landbau und anderen Gelder- beu entzogen wurden, sie driickten]. Die Theurnng konnte auch ohiie Mißwaclss hervor« gebracht werden dadurch: l) daß die ringsum wohnen- den seindlichen Nachbarn keine Zufuhr von Cjetreide nach Jerusalem koniinm ließen; L) daß des Baues wegen viele Juden aus der Umgegend nach Jerusalem gekom- men waren, wodurch die Zahl der Verzehrenden zuge- nommen hatte; Z) daß viele ihren sonstigen Geschäften nachzugehen verhindert waren, weil sic an dein Bau der Mauer theilnehmen hinhielt. sVertheiruh 2. Und waren etliche sunter den Beschtoerdei sührern], die da szu den Proletariern oder besitz- losen Bürgern gehörend] sprachen: Unserer Söhne und Töchter sind viel swir haben viel« Kinder, aber nichts zum Leben]; laßt uns [dieselben verpsätiden und] Gctreide sum sie] nehmen und [dadurcl) Lebensmittel zu] essen suns verschassen], das; wir leben sund nicht Hungers sterben müssen]. 3. Aber« etliche sdie wohl einen Besitz» aber nicht den ausreichenden Ertrag davon hatten] sprachen: Laßt uns unsere Vetter, Weinberge nnd Hanser [die wir haben] versehen, und sum das Geld, das wir dafür lösen] Getreide nehmen szum Lebensunterhalt] in der Theu1'ung. 4. Etliche aber sprachem Laßt uns Geld entlchnen auf Zinse dem Konige sum den von dem persischen Könige uns auferlegten Zins entrichten zu könnenL auf unsere Aerler nnd Weinberge [3. Mos 25, 14ss.1. Fortsetzung des Baues. Nehemia steuert den Bedrückungen der Armen. 185 Jn diesen Versen kommt dreicrlei Klage vor: l) die ? Klage derjenigen, welche gezwungen worden waren, ihre Kinder für Speise zu verkaufen (V.·2); Z) die Klage anderer, welche ihre Felder verpfändet hatten, damit sie Lebensmittel bekommen möchten (V. 3); Z) die Klage solcher Personen, die, wie es scheint, zwar im Stande waren, ihre Familien zu ernähren, aber nicht auch, die königliche Schätzung zu bezahlen, wobei die Reichereti ihnen nur auf übermäßige Zinsen Geld vorstrecken wolls ten und dazu auch ihre Felder zum Unterpfand nahmen. (Gesellsch. der Gottesgelehrienh Z. [Es wäre aber wohl billig, die Reichen unter uns streckten uns, was wir bedürfen, auch ohne das von] Denn unserer Brüder Leib ist wie unser Leib, und ihre Kinder wie unsere Kinder sund hat bei uns, die wir allzumal Gottes Volk und Abrahams Kinder siiid, keiner vor dem an- dern einen Vorzug]; sonst swenn die Reichen nicht mit uns handeln wollen nach diesem Grundsatz, sondern nur gegen Pfand uns darleihen] würden wir unsere Söhne und Töchter unterwerfen dem Dienst swas sich doch für Glieder des Bundesvolks nicht ziemet Z. Mo] 25, 39 ff.], Und sind [leider] schon unserer Töchter etliche unterworfen, und kann] ist kein Vermögen in unseren Händen sso daß der Uebelstand noch weiter uin stch greifen würde, wenn die Reichen unter uns nicht billiger gegen uns verfahren] auch würden unsere Aecier und Weinberge der andern. is. Da ich aber ihr Schreien und solche Worte hütete, ward ich sehr zornig sdaß die Reichen so wenig sich hielten nach dem Gesetz des HErrn] 7. Und mein Herz ward Raihs mit mir snach längerer sorgeuooller und schmerzlicher Erwägung fiihlte sch Mich veranlaßt] daß ich schalt die Raths- herren nnd die Obersten, und sprach zu ihnen: Wollt ihr sgegen das ausdrückliche Verbot in 5. Mos. 23, 20 vgl. 2. M. 22, 251 einer auf den andern Witcher treiben? Und ich brachte eine große Gemeine wider sie ssetzte eine Gemeinde- Versammlung wider« sie an, um ihr Verhalten zum Gegenstand der öffentlichen Verhandlung zu machen] 8. Und sprach zu ihnen: Wir sich nnd an- dere Mäitner meiner Gesinnung, die wir kürzlich aus Babylon zurückgekehrt sind] haben unsere Brüder, die Juden, erkenn, die den Heiden ver- kauft waren, nach unserm Vermögen sdaniit ihnen die Rückkehr in’s Vaterland möglich würde]; und ihr wollt auch eure Brüder verkaufen, die wir zu Uns gekauft haben [haben wir deßwegen Geld ge- geben und sie frei gemacht von den Heiden, daß ihr sie wiederum unter euch selbst verkaufen und leibeigen machen sollt]? Da schwiegen sie, und fanden nichts zu antworten szu ihrer Rechtfertigung vorzubringen] 9. Und ich sprach: Es ist nicht gut, das ihr thut. Solltet ihr nicht in der Furcht Gottes wan- deln um der Schmach willcu der Heiden, unserer Feinde sdaß die Heiden, unsere Feinde, nicht Ur- sach hätten, wegen solcher Unbarmherzigkeit gegen unsere eigenen Brüder uns noch mehr zu schmähen]? 10. Jch und meine Brüder und meine Knaben haben ihnen auch Geld gethan [geliehen], und Ge- treide; den Wucher aber haben wir nachgelassen skein Uebermaß oder Zinsen von ihnen begehrt] 1l. So gebt ihnen nun heutiges Tags wieder ihre Meter, Weinberge, Oelgcirten und Häuser, nnd serlaßt ihnen künftighin] den Hnndettsten am Gelde, am Getreide, am Most und am Oele, das ihr an ihnen gewuchert habt swie ihr bisher ein Procent Uebersatz zu dem, was ihr ihnen darge- liehen, genommen habt]. Dies l Procent ist wohl als Zins für jeden Monat zu verstehen, so daß im Ganzen 12 Procent herauskom- men; wenigsiens war dies eine nicht selten vorkommende Verzinsung im Alierthunn 12. Da sprachen sie: Wir wollen-s wieder- geben [dieAecler, WeinbergwOelgärten und Häuser] nnd wollen sfltr die Zukunft] nichts svou dergleichen Uebersatz oder Wucher] von ihnen fordern, nnd wollen thun, wie du gesagt hast. Und ich rief den Priestern sdaß sie Zeugen sein sollten bei der nun folgenden weiteren feierlichen Verhandlung] nnd nahm ssin Gegenwart der Priester] einen Eid von ihnen [den Rathsherren und Obersten] daß sie also thun sollien. 13. Auch schüttelte ich siu symbolischer Hand: lung] meinen Busen ans ssaßte mein Gewand mir beiden Händen, brachte es an meine Brust, so daß es hier gleichsam eine Tasche bildete, machte die Bewegung des Llusschütteliis], und sprach sindem ich das wieder· ausgebreitete leere Gewand zeigte] Also schüttete Gott aus jedermann von seinem Hause nnd von seiner Arbeit, der dies Wort nicht handhaben daß er sei ausgeschüttelt und leer sivie dies uiein Gewand jetzt ist] Und die ganze cttcmcinc sprach smein Wort bekräftigend]: Amen; nnd lobt-ten den HErrn ssür den glücklichen Erfolg, womit er meine Bemühungen, den Armen wider die Bedriicktingen der Reichen zu helfen, gekrönt hatte]. Und das Volk that also [die das Ver- sprechen in V. 12 abgelegt, die hielten es auch] 14. Auch von der Zeit an, da mir befohlen ward, ein Landpfteger zu sein im Lande Juda [Kap. Z, 8], nämlich vom zwanzigsten Jahr an bis in das zwei nnd dreißigste Jahr des Königs Aethe- sastha, das sind zwölf Jahr svon 445-—433 o.Chr.], nährete ich mich und meine Brüder nicht von der Landpsteger Kost [die rechtlich durch eine von der Gemeinde aufzubriugendc Summe mir zugestanden hätte]. 15. Denn die vorigen Landpflegcr, die vor mir gewesen waren sEsra 6, 22 Anm.], hatten das Voll beschweret, nnd hatten von ihnen genom- met! Brod und Wein swieviel sie zu ihrer Hof: 186 Nehemia b, 16——19. S, 1-—-15. haltung brauchten], dazu auch stäglichj vierzig Sekel Sishkks [- 35 Thlr., s. L. Mos. so, 13 Anm.]; auch hatten ihre Knaben [die Knappen ihres Ge- foIgeoJ mit Gewalt gefahren über das Volk sallertei Erpressungen stch erlaubt]. Jch that aber nicht also, um der Furcht Gottes willen. 16. Auch arbeitete ich an der Mauer Arbeit [indem ich den schwersien Theil dabei, die Fürsorge für den Bau und die Bewachung der Arbeiter, wie in Kap. 4 erzählt, übernahms und kaufte keinen Acker swas ich zu meinem Vortheil hätte thun können, wenn ich in der schweren Zeit eine Pfandforderung hätte geltend machen wollen]; Und alle meine Knaben mußten daselbst an die Arbeit zu Haufe kommen [Kap. 4, 16]. 17. Dazu waren der Juden nnd Obersten hundert und simfzig an meinem Tische, sum) außer diesen 150 Gemeindeoorstehern noch andere Juden] die zu mit kommen waren aus den Heiden, die UM llllb he! find sdie aus denjenigen Gebieten des Landes, welche noch im Besttze der Samaritetz Philister, Araber und anderer Völkerschasten sich befanden, von den dortigen Heiden sich absonderten und zur Gemeinde in Jerusalem sich hielten: sie alle fanden in meinem Hause gastsreundliche Ausnahme] 18. Und man machte mir szur Bewirthung so zahlreicher TischgästeJ des Tages einen Ochsen, und sechs erwählte Schafe, nnd Vögel, und je in- wendig [innerhalb] zehn Tagen allerlei Wein die Menge. Noch forderte icl) nicht der Landvfleger Kost, denn der Dienst war schwer auf dem Volk [um des befchleunigten Mauerbaues willen in der thenren Zeit]. 19. Gedenke mir, mein Gott, zum Besten alles, das ich diesem Voll gethan habe kwic du, mein Gott, weißt, daß ich des Volkes Beste in allen Dingen treulich und aufrichtig wahrgenommen habe, so denke du auch meiner im Besten und laß mich deiner Fgeubellund Fürsorge empfohlen sein, .s. Kuh. is, 14. Das 6. Kapitel. Iiehetuia treibst durch seine Vorsichiigiieii die Hindernisse atn Werke« zuriich VI. v. 1—19- Da Saneballat und die mit ihm verbun- denen Feind: durch offen: Gewalt nichts ausgerictjtet haben, vielmehr die oilaurra um Jerusalem nun bis auf die Fluge! der Thore bereits fertig sind, versuchen sie mit List den Uehrmia in ihre Hände zu lauten, wohl tu der Jtbsichn sitt) nun) seiner Beseitigung in Zesih der norh nicht vollständig befestigten Stadt zu setzen und die eben ansgrbesserten Mauern wieder zu zerstören, auf daß sie so mit Erfolg der selbhstäudigen Entwickelung der judi- schen Gemeinde entgrgenzuwirlern vermochten. Indessen, dlehemia lehnt wiederholt eine Einladung zur Zusammen— ltuuft in der Ebene tun, weit er die tjiutergrdauttrn seiner Widersacher durihschauk mit Berufung auf seine hinab· leötumiichteeit von dem werter, das er verbot, ab. Ida schictet Saneballat seinen Kanonen mit einer offenen Au· telage an ihu ab; aber auch jetzt läßt sitt) dlehemia tu den ihm gestellten blitzen nicht fangen, obwohl selbst falsche Propheten und angesehene Fnmilicuhciupter tu Juba dem Saneballat und Tobia in die Händ: arbeiten. blau) 52 Tagen feil Beginn des ttaurs wird die Mauer am 25. Tage des Monats Elul noch in demselben Jahre 444 v. Chr. fertig. I. Und da Saneballat, Tobia und Gosem, der Araber [Kap. 2, 19], und andere unserer Feinde [die Asdoditer und andere Bewohner der philistäischen Landschaft Kap- 4- 7] erfuhren, daß ich die Mauer gebauet hatte, und teine Litcle mehr dran wäre, wiewohl ich die Thüren zu der Zeit noch nicht gehäuget hatte in den Thoren legt. Kap. 7, 1 · ) 2. Sandte Saneballat nnd Gosem snnn mit List oersuchend, was sie mit Gewalt nicht hatten erreichen können] zu mir, und ließen mir sagen: Komm, und laß uns sbehufs einer gegenseitigeu Verstänvigungss zusammen kommen in den Dörfern, in der Fltiche Ono [im Thale On , jetzt Kett· Anna, IV, Stunden nördlich von Lydda 1. Chron. I, 12]. Sie gedachten mir aber Böses zu thun sindem sie meinten, auf diese Weise mich in ihre Hände locken und dann bei Seite schaffen zu können]. Z. Jch aber sihre Absichten durchschauend und ihrer List jene Klugheit eutgegensetzenn welche mit dem rechtschafsenen Wesen der Kinder Gottes sich wohl verträgt Matth. 10, IS] sandte Boten zu ihnen, und ließ ihnen swie es auch in der That stch also verhielt und dies keineswegs ein bloßer Vorwand war] sagen: Jch habe ein groß Geschäft snämlich den Bau der Mauern Jerusalems] ans- zurichten, ich kann nicht hinab kommen; es möchte das Wert nachbleiben, wo ich die Hand abthcite nnd zu euch hinab zöge. 4. Sie sandten aber wohl viermal zu mir auf die Weise [mit der in V. 2 angegebenen Anf- forderungh nnd ich antwortete ihnen auf diese Weise [mit derselben Ablehnung wie in V. 3]. 5. Da sandte Saneballat zum fünften Mal zu mir seinen Knaben sdenjenigen Knappem dessen er sich bei amtlichen Vorladungen zu bedienen pflegte] mit einem offenen Briefe in seiner Hand. is. Darinnen war geschrieben: Es ist vor die Heiden kommen, nnd Gosem kder doch gewiß um seiner angesehenen Stellung willen ein glaubwüw diger Zeuge iß] hat es gesagt, daß du und die Juden gedeutet [oon der Oberherrschaft der Perser] abzufallen, darum du [auch] die Mauer hattest, und du wolleft ihr König sein in solchen Sachen [ge- nauer: wie es heißt, wie man dir Schuld giebt]; 7. Und du habest dir Propheten bestellet, die von dir ausschreien sollen zu Jerusalem, und sagen: Er ist der König Judas. Nun, solches wird vor den König kommen [und dir eine schwere Verant- wortang zuziehens So komm nun, und laß unn mit einander kalhsthlagen [wie der dir drohendes Der Bau wird, trotz der Ränke der Widersacher, von Nehemia glücklich zu Ende geführt. 187 Gefahr einer Anklage bei Artarerres vorgebeugt werden kann"]. V) Wie zu Kuh. I, 1 bemerkt, siammte Nehemia vielleicht aus königlichen! Geschlecht Dieser Umstand konnte dann der hier gegen ihn ausgesprochenen Ver- dächtigung zur Unterlage dienen; möglich, daß auch wirk- lich derartige Aussprüclm wie sie hier angedeutet werden, aber nicht von wahren, sondern von falschen, auf Seiten der Feinde stehenden Propheten vorlagen, etwa von dem in V. 10 erwähnten Semaja und der in V. 14 ge- nannten Noadja -—— It) Wenn sich die Feinde am aller- freundlichsten stellen, soll man sich am allernieisten vor ihnen hüten. (Osiander.) 8. Jch aber sandte zu ihm [dem Saneballat], nnd ließ ihm sagen: Solches ist nicht geschehen, das du sagest [als hätten wir Juden in Absichn uns wider den König von Persien zu empören und von ihm unabhängig zu machen]; du hast es aus deinem Herzen erdacht. 9. [Jch hatte aber meinen guten Grund, warum ich die Worte des Saneballat geradezu für eine listig erfundene Lüge erklärte] Denn sie alle wdllten uns furchtsam machen, nnd gedachten: Sie sollen die Hand abthnn vom Geschäfte, daß sie nicht arbeiten sdariim wollen wir sie in Angst setzen’««]. Aber ich starkte desto mehr sdurch brün- stiges Gebet] meine Hand [se mehr sie unsre Hände von dem Werke abzuziehen versuchten]. «) Seine aufrichtige Gottessiircht und kindliche Ein- falt verleiht dem Nchemia ein klares, helles Auge, alle Machinationeii (hinterlistigen Anstiftungen) der Feinde sogleich zu durchschauen »Was aller Verstand der Ver- ständigen nicht sieht, das sieht oft in Einfalt ein kindlich Gemüth.« 10. Und ich kam leinige Zeit nach den in V. 1 ff. erzählten Vorgängen] iu’s Hans Semaja svermuthlich Priester der 23. Ordnung 1, Chron. 25, 18], des Sohns Delaja, des Sohn Mehetabeel [der mich hatte zu sich rufen lassen, weil er an- geblich mir eine wichtige Mittheilung zu machen hatte]; und er hatte sich vetschlossen [hielt sich unter dem Vorwande levitischer Unreinheit in seinem Hause zurück, weshalb er auch nicht zu mir ge- kommen war, sondern mich zu sich entboten haite], nnd sprach: Laß uns zusammen kommen im Hause Gottes mitten im Tempel, und die Thüren des Tempels zuschließen [um auf diese Weise dein Leben vor den Nachstellungen deiner Feinde sicher zu stellen]; denn sie werden kommen dich zu erwürgen, und werden bei der Nacht kommen, daß sie dich erwürgen 11. Ich aber sprach: Sollt ein solcher Mann [wie ich, der seinen bestimmten Beruf von Gott empfangen und in allen Dingen ein gutes Ge- wissen hat, überhaupt] fliehen [Jes. 28, 1612 Sollt ein solcher Mann, wie ich bin [der nicht priesiew lichen Geschlechis istJ- in den Tempel gehen, daß er lebendig bliebe sda ja kein Laie denselben de- treten darf 4. Mos. 18, 717 Jth tvill nicht hinein gehen [damit ich mich, abgesehen von der Schimpf- lichkeit der Flucht überhaupt, nicht auch noch an dem HErrn versündige, indem ich sein Heiligthum betrete]. 12. Denn ich merkte [weil er inir etwas rieth, was wider Gottes ausdrückliches Verbot war], daß ihn Gott nicht gesandt hatte [5.Mos.13,1 ssJ. Denn er sagte wohl Weissagung auf mich sgab göttliche Offenbarung vor, als solle er mich war- nen], aber Tobia und Saneballat hatten ihm Geld gegeben [daß er auf irgend eine ihm geeignet scheinende Weise mich zu Grunde richten sollte]. 13. Darum nahm er Geld, ans daß ich mich fürchten sollte, nnd also thiin swie er mir rieth] und sündigen [durch Betretung des Tempels], daß sie ein böse Geschrei hatten, damit sie mich lcistern möchten soesserx uqd hatte ich gesandt-it, so wäre es, dies mein Sündigen, ihnen gewesen zu einem bösen Geschrei, damit sie mich lästern möchtcn und bei dem Volke uni alles Ansehen bringen]. 14. Gebeine, mein Gott, des Tobia und Sane- ballat nach diesen seinen Werken fund vergilt ihnen nach ihrer Bosheit gegen mich]; auch der Ptopheiin Noadja [sonst nicht näher bekannt], und der andern Propheten, die mich wollten abschreclen [und in ähn- licher Weise ihr schändliches Spiel trieben, wie zur Zeit des Jeremia nnd Hesekiel die salschen Pro- pheten]. Jn der christlichen Kirche wird mehr Schade und Unheil durch Ehrgeiz, Falschheit u1id Neid von Freun- den, die der Kirche Gliedmaßen sein wollen, angerichtet, als von öffentlichen Feinden; darum hüte fiel) ein jegli- cher vor seincm Freunde: Jereuu s, 4; 12, 63 Micha 7, Z· (Cramer.) 15. Und die Mauer ward [also, da ich mich durch nichts am Baue hindern ließ] fertig am fünf nnd zwanzigsten Tage des Monden Eint [eni- sprechend unserm September 2. Mos. 12, 2 Anm.], in zwei und fünfzig Tagen [vom Z. August des J· 444 v. Chr. an gerechnet]. Dafür, daß diese Angabe die richtige sei, und nicht die des Josephus, wonach der Bau 2 Jahr 4 Monat gedauert hätte, kommt in Betracht: l) die Nothivens digkeit der Beschleunigung des Werkes, aus welche Ne- hemia immer und immer wieder hinweist; 2) der Eifer und die verhältnis-mäßig sehr große Anzahl der Bauendeiy denn die ganze Gemeinde, sowohl die Bewohner Jeru- salems, als auch die Männer von Jericho, Theloa u.s.w. hatten sich zu gemeinschaftltcher Thätigkeit vereinigt; Z) die Art der Thätigkeih denn eine so angcstrengte Arbeit und so rinunterbrochene Wachdienste, wie sie in Kap. 4 beschrieben werden, konnten wohl 52 Tage hin. durch, schwerlich aber während eines längeren Zeitraums fortgesetzt werden; 4) der Umfang des Werkes, bei wel- chem kein Neubau aufgeführt zu werden brauchte, Vikt- mehr es sich nur um eine Wiederhersiellurig des hier und da Zerstörtcm nm eine Ausbesserung von Rissen handelte. Das Material um Bau lag überall da; es kam nur darauf an, die teine aus dem Schutte herauszusuchen und die beschädigten Stellen damit auszufüllem und zwar läßt sich die ganze Längenausdehiiung der Mauer auf nur etwa 8000 engl. Fuß (ungef. V, deutsche Meile) 188 Nehemia s, 16—-19. 7, 1-—53. berechnen· (Bertheau.) So hat auch Alexander d. Gr die Viauern dcr neuen Stadt Alerandria, die doch 60 Stadien (17, deutsche Meilen) lang waren, binnen 17 Tagen ausgeführt. (Starke.) Diese ganze Geschichte ist ein Vorbild von dem Werte « der Resormatioii im 15. Jahrh und der endlichen An- erkennung der evangelischen Kirche auch von Seiten ihrer Widersacher. 16. Und da alle unsere Feinde das höreten sdaß das Werk trotz aller Schwierigkeiten, die sie demselben bereitet, nun doch zu Stande gekommen sei], fürchteten sich alle Heiden, die um uns her waren seben jene Samariter, Ammoniter nnd Philister, die unsso feindlich entgegengetreten waren], i und der Muth sihre Macht nnd List noch weiter an uns zu versuchen] entficl ihnen; denn sie merk- ten, daß dirs Werk von Gott war [und. wir nach der langen Zeit der Schmach nnd Erniedrigung nun wieder der Gnade und Hilfe des HErrm un: seres Gottes, uns zu erfreuen hatten]. 17. Auch zu derselben Zeit [wo ich so ineine Noth mit den Feinden von außen hattes waren [mir Noth von innen, innerhalb der Gemeinde selber, bereitenDJ viel der Obersten Juba, deren Briefe gingen zu Tobia [dem Befehishaber des T Atnmoniterlandes Kap. L, 10 Anm. 2], uud von Tvbtn zli thlicli ssic unterhielten mit Tobia einen leb- haften brieflichen Verkehr, um eine Verständigung zwi- schen ihm und mir herbeizuführen, womit sie aber doch nur meinen Bestrebungen hinderlich in den Weg traten]. 18. Denn ihrer waren viel in Judex, die ihm geschworen [seine Freunde und Bundesgenosseiq waren; denn er war ein Schwager sEidam oder Tochtermanti Richt II, l0 Anm.] Sqchanjcn des Sohns Arah seines vornehmen Juden ans dem Geschlechte Arah Esra 2, 5], und sein Sohn Jo- hanan hatte die Tochter Mesiillaun des Sohns Ve- dnrch diese Vcrschtvägerriiig war dann Tobia auch mit dem Hohepriestcr Eliasib verwandt Kuh. II, 4]. Tobia, der einflußreiche königltche Beainte im Lande Amme-n, trat wahrscheinlich zugleich als Vertreter der von den Nachkommen der Bewohner des früheren nörds lichen Reichs geltend gemachten Rechte ans, hielt deshalb mit den Angehörigen der neuen Gemeinde, welche die Verbindung mit den Reste-n der israelitischen Bevölkerung in den Gebieten der früheren israelitischcn Staaten aus- recht zu erhalten suchtcii, zusammen, und widersetzte sich den Bestrebungen des Esra und Siehe-new, eine streng abgeschlvssene jiidische Gemeinde zu gestalten. (Vcrtheau.) til. Und Idie Freunde Tobias sagten sum mich zu einer Annäherung an ihn zu bewegen] Gutes bou ihm vor mir sindem sie mir seine guten Eigenschaften und löblichen Absichten rühmten], und brachten meine Reden aus zu ihm sreiztcn aber, da sie nieine ablehnenden Aeußerungen ihm wieder hinterbrachtem ihn zu desto bitterer Feind: schaft gegen mich]. So sandte denn Tobia Briefe [zu mir, die Beschuldigungen nnd Vorstellungen derselben Art enthielten, wie der Brief des Sane- ballat V. 5 ss.], mich abzuschreckeiu Was Paulus in 2. Gott. 11, 26 von falschen Brü- dern schreibt, das hat auch Nehemia in seinem Theil erfahren; und ist es wohl eins der schwersten Leiden treuer Knechte Gottes, wenn sic sehen inüssen, daß ihre ; Religionsverivandten, ja wohl zuweilen ihre Collegen s (Amtsgeiiosseii), die mit ihnen an einem Werke arbeiten, mit den Feinden Christi und seiner Kirche in einem nachs theiligen Einverständniß stehen, und doch als getreue nnd fiir die Ehre Gottes streitenden Biitglicder angesehen sein wollen. (Calooiiis.) Das "7. Kapitel. Wächter der Stadt, Zahl nnd sgeschenlie des Volks. HI- v.1-73. Nachdem nun die Stadt von ordentlichen: Mauern wieder umschlossen ist und die Thore mit This— reu versehen werden können, sorgt Uehemia auch für Arn-among derselben· Eil-dann bernst er eine verfassun- luug des volles, am die Kiigetiörigeu desselben »Hu ver— zeichuen und ans dieser Grundlage Jtnhatteu zu einer zahlreicheren Bevölkerung Jerusalems zu fressen. sei den Vorbereitungen zu dieser Versammlung findet er das Verzeichnis derer, welche zur Zeit Josuaw uud Streut-aber- anz der Gefangcuschaft znräctigktiehrt waren, uud theilt es in zieinlini wörtlicher ttrberciastimniiing mit dein Ver· zeichniß in Gsra Frau. 2 hier mit. l. Da wir nun die Mauern gebaut hatten, hängte ich die Thiir sdie Thorflügeh in ihre Angeln einjz und wurden bestellt die Thorhiiier, Sänger und sübrigenj Leviteu swelche das Haus Gottes zu bewachen, das Oeffnen und Schließen seiner Thore zu besorgen und den Gottesdienst zu oer- herrlichen hatten, unter den jetzigen Umständen aber auch am geeignetsien schienen, die Bewachuiig » , der Städt mit zu übernehmen) kechsa soeriniithlicli des in Kap. Z, 4 erwähnten Priesters « oder des in Kap. Z, 80 namhaft gemachten iHeoitciU H über die zur Vertheidigung Jerusalems aufgebotene ; MaUUschaftJ meinem Bruder Hanani sKap. I, 2], Z und Hananja, dein Palastbogt zu Jerusalem [Coin- 2. Und ich gebot siibergab den Oberbefehl mandanten der nördlich vom Tempel liegenden Festung Knie. 2. s] — denn er war ein treuer ; Mann, und gottesfürchtig vor vielen andern —, Z. Und sprach zu ihnen: Man soll die Thore Jerusalems nicht aufthun, bis daß die Sonne heiß wird; nnd wenn man noch arbeitet, soll man die Thiir zerschlagen und Verriegeln svor dem jedes: maligen Oessnen und Verschließen aber sollen die Wachen schon auf ihrem Posten sein; zugleich übers zeugt euch allezeit genau, daß die Thore auch rich- tig und fest oerschlossen seien]. Und es wurden sfür die Vewachung der Stadt während der Nacht] Hiiter bestellt aus den Bürgern Jerusalems, ein jeglicher auf seine Hut und nui sein Haus sdic einen auf ihre Wachposten an den Thoren, die an- dern vor ihren Häuserns 4. Die Stadt aber war weit von Raum und Nehemia ordnet die Bewachung der heiligen Stadt und die Zählung ihrer Einwohner an. 189 groß, aber wenig Volk drinnen, nnd die Häuser waren nicht gebaut [nur erst zum Theil gebaut, so daß es noch viel hänserleere Plätze gab]. Z. Und mein Gott gab mir in’s Herz, daß ich versammelte die Rathsherren und die Obersten nnd das Volk, sie zu rechnen sein Verzeichnis; der aus der Gefangenschaft Zurückgekehrten aufzuneh- men, nm dadurch die Grundlagen für weitere Maßnahmen zur Vermehrung der Bevölkerung zu gewinneu]. Und ich fand ein Register ihrer Rech- nnng sein schon früher aufgestelltes Verzeichniß derer], is. Die vorhin herausgekommen waren aus dem Gefängniß, die Nebneed-Nezar, der König zu Dabei, hatte weggesührt nnd zu Jerusalem wohn- ten und in Inde- ein jeglicher in seiner Stadt, 7. Und waren gekommen mit Serubebel, Iesua, Nehemie, Aserje, Reamje, Mehrwert, Mardochai, Bilfan, Mispereth, Vigevai, Nehum und Baeue [ogi. Esra 2, 1 ff]. Dies ist die Zahl der Männer von: Volke Israel. » 8. Der Kinder Pereos waren zwei tausend hundert und zwei und siebenzig. 9. Der Kinder Sephatja, drei hundert und zwei nnd siebenzig 10. Der Kinder Arah, sechs hundert und zwei und fünfzig. 11. Der Kinder Pehath-Moab, unter den Kindern Iesua und Ioab, zwei tausend acht hundert und achtzehn. 12. Der Kinder Eleny tausend zwei hundert und vier und fünfzig. 13. Der Kinder Sathn, acht hundert nnd fünf und vierzig. 14. Der Kinder Seceai, sieben hundert nnd ztg. 15. Der Kinder Braut, sechs hundert und acht nnd vierzig. 16. Der Kinder Bebei, sechs hundert und acht und zwanzig. 17. Der Kinder Asgad, zwei tausend drei hundert nnd zwei nnd zwanzig. 18. Der Kinder Adonikain, sechs hundert nnd sieben nnd sechszig. 19. Der Kinder Bigevei, zwei tausend nnd sieben und sechzig. 20. Der Kinder Adin, sechs hundert und fünf nnd fünfzig. 21. Der Kinder Ater von Hiskich acht und uennzig. 22. Der Kinder Hasnm, drei hundert und echt nnd zwanzig. W. Der Kinder Vezei, drei hundert und vier und zwanzig. » 24. Der Kinder Hariph, hundert nnd zwols. 25. Der Kinder Gideon, fünf und nennzig. 26. Ver Männer von Bethlehem und Nein-he, hundert nnd acht und achtzig. « i 27. Der Männer von Anethoth hundert und acht und zwanzig. 28. Der Männer von Beth-Asmeveth, zwei und vierzig. 29. Der Männer von Kiriath-Ieerim, Ce- phire nnd Beeroth, sieben hundert und drei und vierzig. 30. Der Männer von Reme und Gabe, sechs " hundert und ein und zwanzig 31. Der Männer von Michmes, hundert nnd zwei und zwanzig. , 32. Der Männer von Beth-Ei nnd Tit, hun- dert uud drei und zwanzig. 33. Der Männer vom andern Nebo, zwei und fünfzig. 34. Der Kinder des andern Eiern, tausend zwei hundert und vier und fünfzig. 35. Der Kinder Harim, drei hundert und zwanzig. · · » Its. Der Kinder Iereho, dreihundert und snnf nnd vierzig. 37. Der Kinder Lob, Hedid und Ono, sieben hundert nnd ein nnd zwanzig. 38. Der Kinder Seneer, drei tausend neun hundert nnd dreißig. 39. DiePriester: Der KinderIedeja, von! Hause Iesua, neun hundert und drei und siebenzig ritt. Der Kinder Immer, tausend und zwei nnd funfzig. 41. Der Kinder Pashuy tausend zwei hundert und sichert und vierzig. 42. Der Kinder Harinu tausend nnd siebenzehn. 43. Die Levitem Der Kinder Iesua von Kadmiel, unter den Kindern Hodue, vier nnd siebenzig. » 44. Die Senger: Der Kinder Assepln hundert und acht nnd vierzig. 45. Die Thorhirter waren: Die Kinder Sallnnv die Kinder Eiter, die Kinder Theitnon, die Kinder Aknb, die Kinder Heute, die Kinder Sobai; allesemmt hundert und acht und dreißig. 46. Die Nethinim: Die Kinder Ziba, die Kinder Hesuvha, die Kinder Tebeoth, 47. Die Kinder Keros, die Kinder Sie, die Kinder Pedon, 48. Die Kinder Ltbene, die Kinder Hegeba, die Kinder Snlmai, 49. Die Kinder Hauen, die Kinder Giddel, die Kinder Gebet, 50. Die Kinder Mein, die Kinder Rezin, die Kinder Nekode, 51. Die Kinder Gesam, die Kinder Use, die Kinder Pesseah, 52. Die Kinder Bessah die Kinder Megnniuy die Kinder Nephussin II. Die Kinder Beibuh die Kinder Heiuvha, « die Kinder Harhur, 190 Nehernia 7, 54—73. 8, 1. 54. Die Kinder Vazlith, die Kinder Mehida, die Kinder Harfa, 55. Die Kinder Barte, die Kinder Sissera, die Kinder Thamah, 56. Die Kinder Neziah, die Kinder Hatiphm 57. Die Kinder der Knechte Salomo waren: Die Kinder Sotai, die Kinder Sophereth, die Kinder Prida, 58. Die Kinder Iaela, die Kinder Darkon, die Kinder Giddel, 59. Die Kinder Sevhatja, die Kinder Haut, die Kinder Pochereth von Zebaim, die Kinder Amen. 60. Aller Nethinim und Kinder der Knechte Salomo waren drei hundert und zwei und nennzig. 61. Und diese zogen auch mit herauf: Mithel, Meiah, Thel, Harfe, Cherub, Addon nnd Immer; aber sie konnten nicht anzeigen ihrer Väter Hans, noch ihren Samen, ob sie aus Israel wären. 62. Die Kinder Delaja, die Kinder Tobia nnd die Kinder Neloda waren sechs hundert nnd zwei nnd vierzig. 63. Und von den Priestern waren die Kinder Habaja, die Kinder Heim, die Kinder Varfillai, der ans den Töchtern Varfillai, des Gileaditers, ein Weib nahm, und ward nach derselben Namen genannt. litt. Diese suchten ihrer Geburt Register, nnd da sie es nicht fanden, wurden sie los vom Priester- t m 65. Und Hathirsntha sder Statthalter Seen- babeIJ sprach zu ihnen: Sie sollten nieht essen vom Allerheiligsten, bis daß ein Priester aufkäme mit dem Licht und Recht. its. Der ganzen Gemeine wie Ein Mann warizwei und vierzig tausend, drei hundert und ftchz g; 67. Ausgenommen ihre Knechte nnd Mägde, derer waren sieben tausend, drei hundert und sieben und dreißig; und hatten zwei hundert und fünf und vierzig Sänger nnd Sängerinnen. 68. Sieben hundert und sechs nnd dreißig Rosse, zwei hundert nnd fünf nnd vierzig Mäuler [Manlthiere], litt. Bier hundert und fünf nnd dreißig Kameele, sechs tausend, sieben hundert nnd zwanzig Esel. 70. Und etliche der obersten Vater gaben zum Werke. Hathirsatha sSerubabelj gab zum Schatze tausend Gulden, funfzig Becken, funf hun- dert lPfunv Silbers"] und dreißig Prtefterrocln «) Diese Worte siud aus Verschen schon im Grund- text ausgefaliem 71. Und etliche oberste Väter gaben zum Schaf; an’s Wert zwanzig tausend Gulden, zwei tausend und zwei hundert Pfund Silbers. 72. Und das andere Volk gab zwanzig tausend Gulden, nnd zwei tausend· Pfund Silbers, und sieben und sechzig Prtesterrockr. 73·. Und die Priester und die Leviten, die Thorhuter, die Sänger, nnd etliche des Volkes, und die ·Nethinim, und ganz Israel, fehlen sich in ihre Stadte. Nach diesem aus derselben Denkschrist, ans welcher auch Esra Kam 2 entnommen ist, hier mitgethcilten Ver- zeichniß bricht der weitere Berichh welche Maßnahmen Nehemia zur besseren Bevölkerung getroffen, hier plö lich ab; die Fortsetzrtng folgt erst in Kuh. 11, so daß up. 8--10 als ein cingesehobenes Stück erscheint. Das 8. Kapitel. Jiehemiu und Esra richten den goltesdienst an. I· V. 1—1il. Jtis einige Tage nach Vollendung des idiancrbanes tnit dem dieumondstag des siebenten Monats ein gesetzlicher, durch heilige Versammlung nnd ein heson« deres Xestoufer zu seiernder Fesitag herheiliommh stellt dir auf dem freien Platz am wasserthoy auf der Ostseite des Tempels versammelte Gemeinde an den Schriftgelehrten Ofen, der jeht aus einmal wieder thätig in die Geschichte eingreift, das Ztnlirgem ihr Vorlesungen ans dem Gesch- bnthe des HTrrn zu halten. Dies geschieht denn auch in Gegenwart von 13 Priestern von einem eigrns her- gertchtelen tliaiheder herab, und 13 Eeviten mischen sirh unter das Volk, wiederholen diesen: die gelesenen Ali— schnitte nnd legen he ihm aus; das Voll: aber, durch die Vorlesungen zu tiefer Trauer iiher seine Sünden ern-echt, traun nur mit Mühe bewogen werden, an diesem Tage nicht zu weinen, sondern des Ersten, seines Gatten, sieh zu freuen. — Jlm andern Tage wird das Vorlesen wieder— holt, und handelt es sieh dabei auch um die gesetzlichen Vorschriften für das canbhiitlenfelh um nun dies wirst- ltch mit wohnen in staut-hätten, wie in der ganzen bis— herigen Øesrlfirttte Jsraels noch nicht geschehen, begehen zn können, werden schon seht die erforderlichen Vorberei- tungen getroffen. Darnach wird das Fest 7 Tage lang unter großer Freude gehalten nnd mit der norgeschriehh neu Schlnßfeier am it. Tage beschlossen. I. Da nun snachdem am 25. Eint oder September des J. 444 v. Chr. die Mauern fertig geworden, auch die Thüren in die Thore einge- hängt und die Wächter bestellt waren Kuh. S, 15; 7, 1 ff.] herzu kam der siebente Mond sTisri oder Oktober 2. Mos. 12, 2 Anm.], nnd die Kinder Israel in ihren Städten waren [Kap. 7, 73], ver- sammelte sich san dem als Festtag zu begehenden ersten Tage dieses Monats, dem sog. Trommeten- tag 3. Prof. 23, 25 AnmJ das ganze Volk, wie Ein Mann, auf die breite Gasse sden Marktplatz 2. Chron. 32, 6 Atem] vor dem Wasserthor san der Ostseite des Tempelberges, s. den Carton zu KME III« 7J- und sprachen sin Folge eines Be: schlusses, den sre unter stch gefaßt hatten, an diesem Tage ans Gottes Wort sich erbauen zu wollen] zu Efeu, dem Schriftgelehrteu fEsra 7, 6 Anm. 2 u. 3], daß er das Gesehbuch Muse holete [seine Abschrift des Gesetzesh das der HErr Israel ge- boten hatte [und das nach der Verordnung b. Mos. 31- 9 ff· am Laubhüttenfest eines jeden Erlaß- jahres den: Volke öffentlich vorgelesen werden sollte]. Das Volk bittet Esra um Vorlesung aus dem Gesetzbuche des HErrw 191 Jn Esra 10, 44 wurde der Bericht von Esra’s Thätigkeit mit der Geschichte von der durch ihn bewirkten Ausscheidung der fremden Weiber vorläufig abgebrochen; wir hörten nichts von ihm aus der Zeit der nächsten 12 Jahre bis zur Ankunft Nehemias im heil. Lande, nun aber wurde unsre Aufmerksamkeit vorerst aus den Letzteren gelenkt in Kap.1-—7 unsers Bachs. Während jener 12 Jahre erhielten vermuthlich die Feinde der neuen Colonie die Oberhand, lähinten Esra’s, auf die Her- stellung einer abgefchlossenen Gemeinde gerichtete Thätigs kcit und wußten den Bau der Mauern Jerusalems zu hintertreiben. Je weniger unter so ungünstigen Verhält- nissen es dem Esra gelang, dem mofaischeii Gesetz wieder volle Geltung im praktischen Leben zu verschaffen, desto mehr, so scheint es, machte er sich jetzt mit dem Ab« schreiben und Sammeln der heil. Schriftwerke seines Volks zu thun. In der Zeit vor dem Exil waren die wichtigsten und bedeuisamften Bestandtheile der heil. Schrift, die eigentlichen Urkunden des Bundes Gottes mit seinem Volk, welche seine Rechte und Gesetze ent- hielten, im Allerheiligsten des Tempels zur Seite der Bundeslade niedergelegt worden (5. Mos 31, 9 u. 263 Jof 24, 26 f.; 1. Sam. 10, 25), nicht blos, um sie so vor Verfälfchung oder Untergang zu sichern, sondern mehr noch, damit der HErr im Fall der Uebertretung seiner Gebote strafend gegen das Volk einfchreite. Daß daneben die 5 Bücher Mosis nebst andern Schriften, die zwar nicht im Tempel niedergelegt worden, aber doch als vom Geiste Gottes eingegeben sich beglaubigt hatten, durch Abfchriften unter dem Volke verbreitet und bekannt waren, dafür liefert die Thatsache ein ganz unverwerfs liches Zeugniß, daß alle Propheten und heil. Verfasser in ihren Schriften die enaneste Bekanntschaft mit dem Gefetz und dem gefchichztlichen Jnhalt des Pentateuchs kund geben und die Kenntniß desselben auch bei dem Volke voransse en, und daß gleicherweife die späteren Propheten häu g Bezug auf die Weissagungen ihrer Vorgänger nehmen, manche Von ihnen sogar Kenntniß der Psalmen, der Sprüche, des Buches Hiob und der hisiorischen Schriften verrathen; insbesondere hat Jere- mias in feinen Weissagnngen nicht nur das Gesetz, soii- dern auch alle früheren Propheten nnd heil. Schriften für seine Zwecke benutzt, und Daniel hat prophetisehe Schriften gelesen (Dan. 9, 2). Gleichwohl findet sich in der vorexilifchen Zeitperiode nirgend eine sichere Spur einer geschlossenen Sammlung oder eines bestimmten Kanons der heil. Schriften« denn der Ausdruck in Dan. 9, 2: »die Bücher« bezeichnet nur eine, aus den Um- ständen bekannte Sammlung heil. Schriften, ohne Zweifel eine Privaisammlung prophetifcher Werke, die Daniel besaß, von der wir sedoch nicht wissen, wieviel außer jener Weissagung Jereiniä: Kap. 25 sie sonst noch um- faßte. Der Ausdruck darf also nicht auf den K on des Alten Testaments, der nach seinem Abschluß se» first-ice (Bib1ia) oder or! yzioeqrorik sdie Schrifh 9J2atth. 22, 29) hieß, bezogen werden. Die vorhin angedeuteten Anfänge von Sammlung heiliger Schriften konnten vielmehr auch ohne einen bestimmt abgeschlossenen Kanon genügen, so lange einestheils das Heiligthum des HErrn noch be- stand, wo Jehova selbst in majestäiischer Herrlichkeit über den Cherubim thronte und niemand ohne Gefahr zu sierbeii wagen durfte, das Heilige anzuriihren oder auch nur zu sehen, und solange anderntheils noch Propheten als Wächter Zions vorhanden waren, deren lebendiges Zeugniß, wie zur Unterscheidung alles wahrhaft Heiligen von allem mit menschlicher Schwäche und Unlauterkeit Behaftetem so auch zur Unterscheidung der göttlich ein- egebenen Schriften von den Erzeugnissen irdisch-mensch- Picher Weisheit ausreichte. Anders aber wurden die Verhältnissq als seit der Zerstörung des ersten Tempels die Bundeslade fortan für immer fehlte (2. Kön. 25, 17 Anin.); denn wenn auch nach der Rückkehr aus dem Exil der Tempel wiederhergeftellt wurde, so ging doch diesem neuen Heiligthum, eben um der fehlenden Bundes- lade und Schechina willen, jene Garantie für die Erhaltung der Schrift ab, welche das frühere dargeboten hatte. Dazu kam, daß nunmehr die Zeit nahe bevor· stand, wo nach gölilichem Rathfchluß, damit das Volk immer mehr zur Erkenntniß feiner Erlöfungsbedürftigkeit geführt würde, diesem bis zur Erscheinung des Welt- heilandes das Prophetenthum entzogen werden sollte (1. Matt. L. 27); denn nun mußte an die Stelle des lebendigen Worts, das früher als beständige Richtschnur des Glaubens und Lebens dem Volke zur Seite gestan- den, eine andere Richtschnur treten, die jene gewisser- maßen ersetzte, nämlich ein Kanon heiliger Schrift. Wir zweifeln nicht, daß Gottes Geist selber es gewesen, welcher den Esra in der Zeit, von der wir reden, trieb, an die Herstellung eines Kanons als einer, von der übri- gen Literatur streng gesoiidertcn und in sich abgefchlossenen Sammlung heiliger Schriften zu denken. Allerdings ist es nur eine Legende, wenn in dem apokrhphischen 4. Buch Esra Kap. 14 erzählt wird, daß dem Esra durch gött- liche Jnspiration (Eingebung) außer andern, blos für die Eingeweihten bestimmten Schriften, auch die 24 Bücher des alten Testaments mitgetheilt worden seien, damit er dem Volke fie erhalte. Dennoch liegt der Sage ein gefchichtlicher Kern zu Grunde: dieser Mann ist es ge- wesen, der die bis dahin vorhandenen heil. Schriften feines Volks von dem Untergange rettete und zu einer Sammlung von kanonisehem Ansehen zusaminenstellte Hierzu war um so mehr gerade jetzt die rechte Zeit, als einestheils die Wiederherstellung des Heiligthums und des Gottesdienstes von selber schon das Bedürfniß nach einer vollständigen Sammlung der, bei der Wegfiihrung des Volks in die Verbannung mit zerstreuten heil. Schriften der alten Gotiesmänner erweckte, und anderntheils das mit dem Exil beginnende Aussterben der althebräischen Sprache, an deren Stelle nun je länger je mehr das Aramäische trat, die Gefahr mit sich führte, daß die alten heil. Schriften dem im Exil aufgewachfenen und in’s Vaterland zurückgekehrten neuen Gefchlecht zuletzt ganz uiioersiändlich werden und schließlich in völlige Vergessenheit bei ihm gerathen würden, wenn sie nicht noch im letzten Zeitraum, ehe es zu spät war, von Schriftgelehrten gesammelt und als Kanon hingesiellt würden, um darnach auch in Uebersetzuiigen in die arai mäische Volksfprache der Nation zugän lich gemacht zu werden und dieser zugleich eine Bürglzchaft für unver- falschte Wahrheit der in neuem Gewande ihr dargebotenen heil. Schriften zu leisten. » Wenn in 2. Makk 2, 13 dieselbe Thätigkeih die wir hier demEfra zugeschrieben haben, von Neheinia aus- gefagt wird, so sindet dies seine Erklärung darin, daß ersterer die Herstellung des Kanons jetzt nur vorbereitete, das· Werk selber aber erst später durch gemeinschaftliche Thäiigkeit beider Männer zu Stande kam· Zu dieser vorbereitenden Arbeit Esra’s rechnen wir außer der Sammlung und Zufammenstellung der bisher vorhan- denen heil. Schriften auch die Ergänzung derselben durch diejenigen beiden Schriften, die ihn selber zum Vsklasssk habe« — die Bücher der Cljronika auf der einen, und das Buch Esra auf der andern Seite. Außer den, theils im Heiligthum niedergelegten, theils dort nicht aufbewahrten, aber ebenfalls unter außerordentlichem Bei- ftande des Geistes Gottes geschriebenen Urkunden ab es ja von jeher noch andere, namentlich für die Ge chichte wichtige, welche auch erhalten werden mußten, aber mit Auswahl, oder nachdem sie durch eine neue Redaetioii unter einen wahrhaft theokratischen Gestchtspunkt gestcllt 192 Nehemia 8, 2-—-18. worden, so daß Jehovm sein Walten, seine Gerechtigkeit, feine Gnade und Treue itberall stcb zeigte. So gab es schon zu sJJiosis Zeit ein «Biich Von den Streiten des HErrtW (4. Mos. El, t4); hernach niiter Josua bis in die Zeiten Davids hinein ein ,,Buch des Froiniiieli« sjJos. 10, is; Sam. I, 18), und unter den folgenden Königen nati- allgeineiner orientalischer Sitte chronikartig fortgesiihrte Ikteichsaiinaleii (1. Kön. 14, 19 Neun. 2). Ju welcher Weise nun derartige anderweite Bücher für den Zweck der heil. Geschichtftttreibitiig benutzt werden konnteii, hatte Mose an seinem eigenen Beispiel gezeigt; konnte auch nicht das Ganze als Beltandtheil des Fianon aufgenommen werden, so ivar doch Einzelne-J von Wich- tigkeit, oder es konnte fiir den weiter forfchenden Leser daraus Lieztig genommen werden. Aus Grund dieser anderweiten Urkunden hat denn Esra von Gesichtspitnkten aus, die für seine Zeit von besonderer Bedeutung, aber in den bisher vorhandenen heil. Schriften noih nicht sattsam zur Geltung gebracht waren, eine Csesehichte der ganzen vorexiiisäsen Zeit, theils in Mittheillilig von Ge- schlechtsregisterm theils in aussiihrlicher Erzählung, in den beiden Büchern der Chronika zusammengestellt und bis ans den Punkt, da Israel aus deni Lande seines Exils in die Hetmath wieder zurückkehren durfte, fort- geführt. Mit demselben Punkte, nämlich mit dem Edikt des Cyrus von Neuem beginnend, hat er darnach auch die Denkwürdigkeiten der nachexilischeii Zeit bis zu dein Jahr seiner Rückkehr nach Palästina in dem nach ihni benannten Buche beschrieben. Als dann Nehemia mit seinem eigene« Buch, dem Buch Neljeinicn als Fort- setzer dieser Dcnkwürdigkeiteli von dem J. 445 v. Chr. an hinzutrat, trat Esra an unsrer Stelle, gleichwie mit er- nenerter Thätigkeit für das össentlichc Leben seines Volks, so wiederum als Erzähler ein; denn wie schon zu Esra 10, 44 bemerkt, ist der Abschnitt in Nehmt. 8, l —- 10, 39 höchst wahrscheinlich· nicht von Nehemia, fondernbon Esra verfaßt. Wie sehr aber des Letzteren schriststellerischa auf die Erhaltung und Verbreitung des Wortes Gottes gerichtete Thätigkeit auch im Volke das Bediirsniß nach genauerer Bekanntschaft mit demseiben geweckt hatte, dafür zeugt das in unserm Verse sich anssprecheude Ver- langen, den Sehriftgelehrten das Gesetzbuch des HErrn lesen zu hören, das der HErr Jsrael geboten. 2. Und Esra, der Priester [Kap. 7, 11., diesem Verlangen des Volks mit Freuden ent- sprechend]- brachte das Geseh sdie Rolle des Ge- setzbuches, aus der er vorlesen wollte] vor die Gemeine, beide Manner und Weiber, nnd alle, die es vernehmen konnten sdie Kinder, deren Alter sie fähig machte, zuzuhören und das Gelesene zu oerstehenL am ersten Tage des siebenten Monden [4. Mos. 29, 1———6], Z. Und las drinnen sin der von V. 4 an beschriebenen Weise] auf der breiten Gassty die vor dem Wasserthor ist [V. 1], von licht Morgen an bis auf den Mittag [also etwa 6 Stunden lang, doch in verschiedenen Pausen, während welcher die Leoiten die gelesenen Abschnitte auslegten V. 7 f.], vor Mann und Weib und wer [oon den Kindern] es vernehmen konnte. Und des ganzen Volks Ohren waren [in andächtiger Stille] zu dem Gesetzbuch gctehtet » » 4. Und Esra, der Schristgelehrtn stund kbek dieser Vorlesung] ans einem holzetnen hohen snach Art eines Katheders eiUgerichteteUJ Stuhl, den sie s [ihm vor dem Eingang in den äußeren Vorhof des Tempels in der Richtung auf den öftlich davor liegenden Marktplatz zu] gemacht hatten zu Predi- genz und stund neben ihm [auf dem Gerüst des KathederIJ Mathithscn Selna, Anaja, Uria, Hilkia und Macseja ssämmtlich Priester, vgl. Kap. 3j zu seiner Rechten; aber zu seiner Linken Pedaja, Misael, Mantua, Hasnm, Hasbadana, Sacharja Und Mesullam sebenfalls Priester« — sie dienten aber zu bestätigenden Zeugen der Verhandlungt Z. Und Esra that [indem ietzt die Vorlesung beginnen solltcs das Buch auf vor dem ganzen Volk; denn er tagte soermöge seines erhabenen StaUdorteSJ über alles Volk; und da er’s aufthat, stund alles Volk swie noch jetzt die chrisiliche Ge- meine bei der Liturgie oder dem Altardienst des Geistlichen und der Vorlesung des Predigttextes aufsteht) it. Und Esra [bevor er zur Vorlesung über- ging] lobetc [in einem feurigen Dankgebet, etwa wie das in 1. Chron. 17, 8 ff.; 30, 10 fs.] den HErrn, den großen Gott. Und alles Volk ant- wortete: Amen, Amen, mit ihren Händen empor sindem sie ihre Hände emvorhoben]; und netgeten steh snach gesprochetieln Amen bis auf den Bodens Er? beteten den HErrn an mit dem Antlitz zur r e. 7. Und Jesua, Band Serebja, Jamin, Akuly Sabthai, Hodia, Maeseja, Kinn, Maria, Josabad, Hanan, Plaja und soerstäiidlicher wird der Sinn, wenn man nach Plasa ein Komma seht, das Wörtchen »und« wegläßh nnd auf ,,Leviten« wieder ein Komnia folgen läßt — jene 13 Männer sind eben die Leviten, von denen die Rede ist] die Leviten machten das Volk, das; es ans-s Gesetz merkete [indem sie nach jedem Abschnith der ge- lesen wurde, im Volke auf- und abgingen und diesem das Vorgelesene erklärtenjz und das Volk stund aus seiner Stätte sauch während dieser Er- klärungs 8. Und sie lasen im Gesetzbuch Gottes klärlich nnd verståndlich [wiederholten zunächst das Gelesene in deutlichem Vortrag und setzten dann die Aus: legung hinzu], daß ntan’s [auf Seiten des Volks] verstund, da man’s [oon Seiten Esrcks und der Leviten] las. s. Und Neheinia, der da ist Hathirsatha [der damals Statthalter oder Landpfleger war, Esra 2, 63 Anm.], nnd Esra, der Priester, der Schrift- gelehrte, und die Lehnen, die das Volk aufmerken machten, sprachen zu allem Volk sals dieses in Folge der gelesenen Schriftstellein in welchen schwere Strafen Gottes für die Uebertreter des Gesetzes gedrohet waren, anfing zu weinen und zu trauern Esra 10, 1 fs.]: Dieser Tag sals Neumondstag des siebenten Monden 3. Mos. 23, 24 f.] ist heilig dem HErtn, eurem Gott kund also ein Das Volk wird tief ergriffen von dem Vorgelesenen. Großartige Feier des Laubhüttenfesies. 193 Freuden- undkein Trauertag]; darum seid nicht traurig, und weinet nicht. Denn alles Volk weinete, da sie die Worte des Gesetzes höreten [und ihrer Uebertretung gedachten, womit sie sich gegen das Gesetz verfündigt hatten] 10. Datum sprach et [Nehemia, zugleich mit den Andern V. 91 zu ihnen: Gebet hin, und esset [wie an einem Festtage sich geziemt] das Fette lfette Kuchevl und triutet das Suße Isüß gemachte Getränke]; nnd sendet denen anch Theil, die nichts für steh bereitet haben [der: Armen unter euren Bekannten, damit auch sie sich freuen Philipp. 4, 4 f» vgl. 5. Mos. 16- 14]; denn dieser Tag ist heilig unserm HErrnz darum bekümmert euch nicht, denn die Freude am HErrn swie sie in der Freude an seinem Tage sich ausspricht] ist eure Stärke [indem ihr euch in seiner Gnade und Gemeinschaft ja sicher und geborgen fühlen dürft] 11. Und die Leviten stilleten alles Volk, und sprachen: Seid sttlle shört auf zu weinenJ- denn der Tag ist heilig, bekümmert euch nicht [soridern haltet den Tag als einen Freudentag]. 12. Und alles Volk ging hin fein jeder in sein Haus oder in seine Herberge], daß es sehe, tränke, nnd Theil [Speiseporiionen] sendete sden Armen], und eine große Freude machte; denn sie hatten die Worte verstanden, die man ihnen hatte kund gethan [die Aufforderung des Nehemia, des Esra und der Leoiten hatte sie zu der Einsicht gebracht, daß sie den Tag in festticher Freude be- gehen müßten]. is. Und des andern Tages [am 2. Tage des TisriJ versammelteu sich die obersten Väter unter dem ganzen Voll, nnd die Priester und Levtten [wieder, wie schon am 1. Tage V. l] zu Esra, dein Srhriftgelehrtem daß er sie die Worte des Gesehes unterrichtete. let. Und sie fanden [da an diesem Tage auch die Stellen Z. Mos. 23, 33 ff. u. 5. M. 16, 13 ff. gelesen wurden] geschrieben im Gesetz, das der HErr durch Mose geboten hatte, daß die Kinder Jsrael in Lauhhütten wohnen sollten auf das Fest im siebenten Monden [d. i. auf das, vom 15. bis 2l. Tisri währende Lanbhüttenfest Z. Mos. 23, 43 Anm.]. 15. Und sie ließen es [damit schon jetzt die nöthigen Vorbereitungen zu einer dem Gefetz ent- sprerhenden Feier des Festes getroffen werden könn- ten] laut werden, und ausrufen in allen ihren Stadien und zu Jerusalem, nnd sagen: Gebet hinaus auf die Berge und holet Oelzweige ssweige vom wirklichen oder edlen Oelbaum) Balsatuzweige [Zweige vom Oleaster oder wilden Oelbaum 1.Kön. s, 31 Anm. 1], Mhrtenzweigy Palmen- zweige und Zweige von dichten Bäumen [als z. B« von Bachweiden s. Mos. 23, 40], daß man Laub- hütten mache, wie es geschrieben stehet. Dächsells Rhein-ert- 16. Und das Volk ging hinaus, und holeten, und machten ihnen Laubhütten, ein jeglicher auf seinem Dach [auf dem platten Dach seines Hauses] nnd in ihren Höfen, und in den Hbfen am Hause Gottes, und auf der breiten Gasse [dem Markt- platzj am Wasserthor [V. 1], und auf der breiten Kasse am Thot Ephraim [s. den Carton zu Karte l.: l3]. 17. Und die ganze Gemeine derer, die aus dem Gefängniß waren wieder kommen, machten Laub- hütten, nnd wohneten drinnen kwährend der Tage des Festes]. Denn die Kinder Jsrael hatten seit der Zeit Josua, des Sohns Nun [der sie in das ihren Vätern verheißene Land eingeführt hatte J0s· I, 1 ff] bis aus diesen Tag nicht also ge- than [das Fest in so allgemeiner Theilnahme des ganzen Volkes und mit so begeisterter Freude, so daß man auch wirklich während der Tage des Festes in Hütten wohnen, gefeiert, wenn man auch in den früheren Zciten allerdings es hielt l. Kein. 8, 65 f.; 2. Chron. 7, 8 ff.; Esra 3, 4]; und war eine sehr große Freude. Von da an wurde das Fest immer mehr für das größte und herrlichste Fest des ganzen Jahres angesehen und durch verschiedene Gebräuche und Ceremoniem die man seiner Feier hinzufügth immer großartiger eingerichtet: Z. Mos. 23, 43 Aum.. 18. Und ward [der zunächst nur auf das Laubhüttenfest des Erlaßjahres sich beziehenden Vorschrift in 5. Mos. Si, 10 ss. gemäß, in der V. 4 ff. beschriebenen Weise] im Gesefzhuch Gottes gelesen alle Tage, vom ersten Tage [des Festes, dem 15. Tiers] an bis auf den letzten kden 21. Tisri]- und hielten das Fest sieben Tage, nnd am achten Tage [dem 22. Tisrij die Versammlung [als Schlußfeier Z. Mos. 23, 36 Anm.], wie fich’s [wegen des ausdrücklichen Gebots Z. Mos. 23, 36 u. 4. M. 29, 35 ff.] gebühret. Auffallend ist, daß des auf den 10· Tisri fallenden großen Versöhnungstages (3. Mos. 16, l ff.; 23, 26 ff.; 5. M. 29, 7 ff.) keine Erwähnung geschieht, wie denn eine Spur von der Feier dieses Tages in keinem der Geschichtsbiicher des alten Testaments (auch in 1.Kön. 8, 65 f.; 2. Chron. 7, 8 ff.; Esra Z, I ff. eiteln) sich sindet und einer solchen erst in den apokryphifchen Büchern (Sir. 50, 6 ff.; Z. Matt. l, 11) gedacht wird. Dies hängt ohne Zweifel mit der stillen Begehung des Tags, die, ab esehen von dem Fasten des Volks, ganz an das Heiligthuni gebunden war und keinen Anlaß zu beson- derer Erwähnung bot, zusammen, erklärt sich aber in Esra 3 Von selber daraus, daß der hohepriesterliche Sühnakt vor Erbauung des Tempels gar nicht in vorgeschriebener Weise vollzogen werden konnte; an unsrer Stelle hat vielleicht der Umstand, daß dem nachexilischen Tempel die Lgunikeslade fehlte, die Wiederhcrstelluttg des Festes ver« z ger . Das 9. Kapitel. Des Volke; öffentliche Buße. U. v. 1—37. Der auf die Schlnßfrier am h. Tage des taulihüttrnfetlea folgende M. Tini wird als ein ge— U» T« 1. s. 13 194 Nehemia I, 1--32. wdhnltchee Tag hingebracht; am Tit. Tage desselben Monate kommt dann die sasiende nnd tranernde Gemeine, um dem Gefühle der treue und Buße über ihre Sünden, das an jenem iienmondgtage (Kap.li,1ff.) ne übermannt hatte, aber nnt des irendenmaraietera dieses Festtagen willen einnweiien zurückgedrängt worden war, einen ge- meinschaftlichen, entsprechenden Lin-denen zu geben. Drei Stunden lang dauert an diesem Tage die iiorlesnng ans dem Gesetz; darnach erfolgt innerhalb der andern drei Stunden der Saß— nnd töeiehtaiih indem die tkeoiten von ihrem Standort ans zuerst in saß— und tiitlliedern den tjtkrrn ansehen, sich der siindigen und seine Gnade suchen- den Gemeine wieder zu erliarmen, hierauf in End— und preisgesängen den diamen seiner Herrlichkeit erhöhen in einem längeren Gebet-liebe, das mit einem Sünden— beltenntuiß schließt und die Bereitwilligkeit von Seiten der Gemeine erklärt, in dag rechte Hundes— und Dienst— verhältnis zu Gott Zutun-antreten. 1. Am vier nnd zwanzigsten Tage dieses Monden sdes Tisri, nachdem der 23. Tag ohne heilige Versammlung hingegangen war] kamen die Kinder Israel [wiederum an heiliger Stätte] zu- sammen [nnd zwar dies Mal, in Wiederaufnahme ihrer früher auf Nehemia’s, Esrcks und der Leviten Zureden Kap. 8, 9 ff. unterbrochenen BUßtraUerJ mit Fasten, und Sitten, nnd Erde ans ihnen [5. Mos. 14, 2 Anm.]; 2. Und souderten [weil die Gemeine allein mit ihrem Gott verkehren und recht eigentlich ihre Angelegenheiten mit ihm ordnen wollte] den Samen Jsrael von allen fremden Kindern ktrafen die ge- naueste Vorsorge, daß nur vollbürtige Glieder des Bundesvolks in der Versammlung gegenwärtig waren], und traten hin nnd bekannten ihre Sünden und ihrer Väter Missethat [stellten sich auf, um ein feierliches Bekenntniß ihrer und ihrer Väter Sünde zu thun] Z. Und stunden auf an ihre Stätte sblieben an ihrem Plane auf dem Markte vor dem Wasser: thor Knie. 8, 1 u. 7 stehen], nnd man las [vor ihnen, ähnlich wie in Kasx s, 4 ff.] im Gesch- bnch des HErrn, ihres Gottes, viermal des Tages [genaner; ein Viertheil des Tags, d. i. 3 Stunden lang 2. Mos 12, 2 Anrn.]; nud sie bekannten [nachdem dieVorlesungen beendigt waren], und beteten an den Hirt-ern, ihren Gott sit: der von V. 4 an beschriebenen Weise], viermal des Tages [abermal ein Viertheil des Tages] 4. Und die Lediten lals dies öffentliche Be- kenntuiß der Sünden in den andern 3 Stunden nun vor sich gehen solltej stunden auf in die Höhe [traten auf die für sie bestimmte Bühne], nämlich [die Führer der verschiedenen Abtheilungen:] Jesua, Bart, Kadmieh Schaum, Bnni soder Binui Kap. 10, 91, Serebja, Bani [dieser Name ist wohl nur aus Versehen noch einmal wiederholt] und Chenani, und schrieen [in einem von ihnen ausgeführten Ge- sange von Buß- und BittPsaImenJ laut zu dem DEtrty ihrem Gott sfür die ganze Gemeine] Z. Und die Lediten lAnführer von Abtheilum gen der Leviten], Jesna, Kadmieh Bart, Hafabanjm Serebja, Hodia, Sebanja, Pethahja swohl andere, als die in V. 4 angeführten, wenn auch theilweis dieselben Namen wiederkehren] sprachen [nach Be- endigung der Buß- und Bittgesänge]: Stehet auf, lobet sann, in gewisser Zuversicht der gnädigen Crhörung der so eben ausgesprochenen Bitten] den Hütten, euren Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit; nnd man lobe den Namen deiner Herrlichkeit [o HErr], der erhöhet ist, mit allem Segen und Lohe snach anderer Uebersetzung: der erhaben ist über alles Lob und Preis, viel zu hoch, als daß er nach Würden könnte gelobet und ge- priesen werden]. b. [Darauf begann denn der Lob: und Preis- gesang:] DER, du bist’s allein [der den Namen ,,HErr« verdient], du hast gemacht den Himmel nnd aller Himmel Himmel [5. Mos. 10, 14 Anm.] mit alle ihrem Heer [Sonne, Mond nnd Sternen am sichtbaren, den Engeln aber im unsichtbaren Himmel] die Erde, und alles, was drauf ist, die Meere, und alles, was drinnen ist [Apostg. it, 24; 14, 15J; dn machest alles lebendig swae auf Erden und im Meere lebt]- und das himmlische Heer [der heiligen Engel] betet dich an [Ps. los, U; 148, 2 J. 7. Du bist der Wer-Gott, der da Abram erwahlet hast, und ihn von Ur in Chaldiia ausge- führt [1. Mos. 11, 31 f.], und Abrahant genannt [1. Mos 17, 5], 8. Und fein Herz treu sgläubig I. Mos 15, 61 vor dir fanden, nnd einen Bund tnit ihm gemacht, feinem Samen zu geben das Land der Cananitey Hethitey Amoriter,Pheresiter, Jebusiter nnd Girgofiter [1. Mos. 15, 18 ff.]; nnd hast dein Wort gehalten, denn dn bist gerecht sin Er- füllung der einmal gegebenen Zusagen b. Mos 32, 4; Pf. Eis, 4]. n. Und du hast angesehen das Elend unserer Väter in Egypten s2. Mai. I, n; s, 7 f.], nnd ihr Schreien erhbret am Schilfnteer [2. Mai« M, m; 15, 4], 10. Und Zeichen nnd Wunder gethan an Zharao nnd allen feinen tin-echten, nnd an allem olt feines Landes [5· Mai. s, 22]; denn dn er- kannten, daß sie [die Egypterj stolz wider sie waren sunsere Väter übermüthig behandelten] nnd hast die einen Namen gemacht, wie es heute gehet [denn noch jetzt wirst du als der Gott gepriesen, der in damaliger Zeit Zeichen und Wunder gethan] 11. Und haft das Meer vor ihnen zerrissen, daß sie mitten int Meer trocken dnrchhin gingen, nnd ihre Verfolger in die Tiefe verworfen, wie Steine in mächtigen Waffern [2. Mos 14,21 f.; 15, 5. 10. 19]; 12. Und sie gesichtet des Tages iit einer Woltenfanitz nnd des Nachts in einer Ienerfiinlq Des Volkes ösfentiiche Buße über seine Sünden. 195 ihnen zu leuchten auf dem. Wege, den sie zogen [2.Mos.13, 21; 4. M. 14,14; Ps.78,14.53]. txt. Und bist herab gestiegen auf den Berg Siuai, und hast mit ihnen vom Himmel geredet, nnd gegeben ein wahrhaftiges Recht, und ein rechtes Gesetz, und gute Gebote und Sitten [2. Mos. 19, 18; 2. M. So, 1 ss.; Z. M. 4, 36]. 14. Und deinen heiligen Sabbath ihnen kund gethan; nnd Gebote, Sitten und Gesetze ihnen ge- boten durch deinen Knecht Mose [2.M. 16,23; 1, 7]; II. Und ihnen Brod vom Himmel gegeben, da sie hungerte, nnd Wasser aus dem Felsen lassen gehen, da sie dürstete [2. Mos. 16, 4; 17, s; Pf. 105, 40; 78, 24 f.]; nnd ihnen geredet, sie sollten hiueingehen nnd das Land einnehmen, darüber du deine Hand habest, ihnen zu geben. is. Aber unsere Vater wurden stolz und hals- starrig, daß sie deinen Geboten nicht gehorchten [Jer. 7, 26; 17, 23], 17. Und weigerten sich zu hören, und gedachten auch nicht an deine Wunder, die du an ihnen thatest; sondern sie wurden halsstarrig nnd warfen ein Haupt auf [4. Mos 14, 4], daß sie sich [wieder] wendeten zu ihrer Dienstbarteit [welche ihnen doch vorher unerträglich vorgekommen war] in ihrer Ungeduld. Aber du, mein Gott, vergabest, und warest gnädig, barmherzig, geduldig, nnd von großer Barmherzigkeit, nnd verließest sie nicht. 18. Und ob sie wohl ein gegossen Kalb machten nnd sprachen: Das ist dein Gott, der dich ans Eghptenland gefnhrt hat, nnd thaten große Läste- rungen [2. Mos. 32, 1 ff.]; · 19. Noch verließest du sie nicht in der Wuste, nach deiner großen Barmherzigkeit, und die Wolken- säule wich nicht von ihnen des Tages, sie zu führen ans dem Wege, noch die Feuersaule des Nachts, ihnen zu leuchten ans dem Wege, den sie zogen. 20.» Und du gabest ihnen einen guten Geist [in den Worten, die Moses anch von da an zu ihnen redete], sie zu unterweiseuz und dein Man wandtest du nicht von ihrem Munde; nnd gabest ihnen Wasser, da sie dürstete [4. Mos 20, 8], 21. Bierzig Jahr versorgtest du sie in der Wüste, daß ihnen nichts mangelte [5. Mos 2, 7]. Jhre Kleider veralteten nicht, und ihre Fuße zer- schwollen nicht [5. Mos. 8, Hi; 29, 4]. 22. Und gabest ihnen Königreiche nnd Völker, nnd theiltest sie hie nnd daher [nach bestimmten Grenzen im Osten, Süden, Westen und Norden], daß sie einnahmen das Land Sihon, des» Königs zu Hesbou, und das Land Og, des Konigs in Basan [4. Mos 21, 24. 35]. 23. Und vermehrtest ihre Kinder, wie die Sterne am Himmel, nnd brachtest sie in’s Land, das du ihren Batern geredet hattest, daß sie ein- ziehen nud es einnehmen sollten [5. Mvss 1, 10; 7, 12 fis Jos. I, us. . 24. Und die Kinder zogen hinein, nnd nahmen das Land ein; »und du demüthigtest vor ihnen die Einwohner des Landes, die Cananitey und gabest sie in ihre Hände, und ihre Könige und Völker im Lande, daß sie mit ihnen thaten nach ihrem Willen 25. Und sie gewannen feste Städte, und ein fett Land [4. Mos. 13, 20], und nahmen Häuser ein, voll allerlei Güter [5. Mos. e, 11], aus- gehauene Brunnen, Weinberge, Oelgärten, nnd Baume, davon man isset, die Menge, und aßen, und wurden satt nnd fett [5. Mos 32, 15; Ja. 5, 28], und lebten in Wollnst, durch deine große Güte. 26. Aber sie wurden ungehorsam, und wider- strebten dir, und warfen dein Gesetz hinter sich zurück, und erwürgeten deine Propheten, die sie bezeugteii, daß sie sollten sich zu dir bekehren, und thaten große Lasterungen. » 27. Darnmgabest du sie in die Hand ihrer Feinde, die sie augsteten [Richt. 2, 6 fs.]. Und zur Zeit ihrer Angst schrieen sie zu dir; und du erhörtest sie vom Himmel, und durch deine große Barmherzigkeit gabest du ihnen Heilande, die ihnen halfen ans ihrer Feinde Hand [Richt. Z, 9. 15]. 28. » Wenn sie aber zur Ruhe kamen, verkehrten sie sieh ubel zu thun vor dir. So verließest du sie in ihrer Feinde Hand, daß sie über sie herr- schrien. So bekehreten sie sich dann, nnd schrieen zu dir; und du erhöretest sie vom Himmel, iind äkrlisttetest sie nach deiner großen Barmherzigkeit em al, 29. Und ließest sie bezeugen sdurch den Mund der vielen Propheten zur Zeit der Könige], daß sie sich bekehren sollten zu deinem Geseh Aber sie waren stolz, nnd gehorchten deinen Geboten nicht, und sündigten an deinen Rechten, weiche so ein Mensch thut, lebet er darinnen [3. Prof. 18, 5 fsz »Hesek« 26- 11], nnd wandten ihre Schulter tveg [indem sie, wie ein Rind gegen das Auflegen des Jochs sich stemmt Hof. 4, 16., so die von dir gegebenen Gebote nicht auf sech nehmen wollien], und wurden halsstarrig nnd gehorchten nicht. 30. Und du hieltest viel Jahr über ihnen [deinen Gnadenbund anfrecht Pf. 36, 11; 109, 125 Jerem.31,3]- und ließest sie bezeugen durch deinen Geist in deineu Propheten [2. Chron. 24, 19 f.; 36, 253 Jerem. 35, 15]; aber sie nah- men’s nicht zu Ohren. Darum hast du sie gegeben in die Hand der Völker in Ländern [Ps. 106, 40 f.]. 31. Aber nach deiner großen Barmherzigkeit hast du [ivie du verbeißen Jerem. 5, 18; 16, 28; Hesek So, 17] es nicht gar ans mit ihnen ge- macht, noch sie verlassen; denn du bist ein guädiger und barmherziger Gott. 32. Nun, unser Gott, du großer Gott, mächtig und schrecklich, der du haltst Bund und Barmherzig- keit [Kap. 1, s; z. Mos 7, 21J, qchtk uicht 137 196 Nehemia s, 33-38. to, 1—39. gering alle die Mühe, die uns getroffen hat, und unsere Könige, Fürsten, Priester, Propheten, Väter und dein ganzes Voll, von der Zeit an der Könige zu Assur fmit welcher die Herrschaft der heidnischen Könige begonnen hat], bis auf diesen Tag. 33. Du bist gerecht an allem, das du über uns gebracht hast; denn du hast recht gethan; wir aber sind gottlos gewesen. 34. Und unsere Könige, Frieden, Priester und Väter haben nicht nach deinem Gesetz gethan, und nicht Acht gehabt aus deine Gebote und Zeug- nisse, die du ihnen hast lassen zeugen. 35. Und sie haben dir nicht gedienet in ihrem Königreich, und in deinen großen Gütern, die du ihnen gabest, nnd in dem weiten und fetten Lande, das du ihnen dargelegt hast, und haben sich nicht bekehret von ihrem bösen Wesen. 36. Siehe, wir sind heutiges Tages Knechte; und im Lande, das du unsern Vätern gegeben hast, zu essen seine Früchte und Güter, siehe, da sind wir Knechte innen sindem wir ganz von der Ge- walt der persischen Könige abhängen]; 37. Und sein Einkommen sErtragj mehret sieh fnicht uns, den rechtinäßigen Besitzern des Landes, sondern] den Königen, die du über uns gesetzt hast, um unserer Sünden willenz und sie herrschen über unsere Leiber sindem sie uns zu Kriegsdiensten in ihren Heeren heranziehen] und [über unser] Vieh findem sie unsrer Zugthiere zu ihren Unterneh- mungen sich bedienen] nach ihrem Willen, und wir sind in großer Noth [da hilf du uns denn, wenn es dir also gefällt, wiedewheraus und las; uns von Neuem ein selbsiständiges Volk werden]. Nach einer andern Terteintheilung, als der Luther gefolgt ist, schließt mit diesem Vers das 9. Kap- und der Lobgesang ab; darnach beginnt mit dem folgenden 38. Verse ein neues Kapitel, und die Geschichtserzählung geht weiter. Dieser Eintheilung schließen auch wir uns an, da das Ganze dabei verständlich» wird; nur bedarf festzurärän einer kleinen Aenderung der Lutherschen Ueber- til. V. Zlt —— Rad. 10, It. Es wird hierauf ein förm- lirher Vertrag festgesetzt nnd von dieheniia nnd den Händ— tern des volles naterschrieben und vollzogen; darin ver- pflichtet sitt) die ganze Gemeine im Allgemeinen, in Gottes Gesetz zu warrdeln, verspricht aber außerdem im Beson- deren, ans Beobachtung derzenigen Gebote, deren Fiesol- gnng dazumal vorzugsweise schwer, aber auch im hoctzsten Grade wichtig war, mit aller Strenge zuhalten. Es sind das die Gebote von der Enthaltung von fremden åpekbernb non de; Ginehalilißijrrgh der Salibathsrråhechuud It nrecht ainng es ra a res — unter a en, e xttnalis itår tdlordergrnnd des theoltratisktzen Lebens der emr ne an en. 38. Und in diesem allen [besser: bei oder nach diesem allen, was wir am 24. Tage des siebenten Monden schon vorgenommen hatten V. 1 fs.] machen smachtenj wir einen festen Bund sperpflichteten uns in einem förmlichen gegen- seitigen Vertrag zu treuer Befolgung des gött- lichen GesetzesL und schreiben [unterschrieben den schriftlich abgefaßten VertragL nnd lassetrs fließend] unsere Fürsten, Leviten und Priester fnachdem sie ihren Namen auf das Doknment gesetzr hatten, zu desto nachdrücklicherer Bestätigung] vetstegeltn Das 10. Kapitel. Versiegelung des erneuerten Mundes. 1. Die Betsiegeier aber [die das Vertrags- Document unterschrieben und mit ihrem Siegel im Namen der ganzen Gemeine verschlossen] waren: Nehemia Haibirsalha [der Statthalter oder Land- pfleger], der Sohn Hachalja [Kap. l, 1], nnd Side- iia fvermuthlich ein dem Landpsleger zur Seite stehender hoher Beamte, etwa sein Schreiber, vgl. Esra 4, 9], 2. Seraja, Asarja, Jerernia- Pashur, Aventin, Mantua, Hattns, Sebanja, Mannes» Damm, Meremoth, Obadja, Daniel, Ginthon, Baruch, Mesnllam, Abia, Mejamlm Maasjm Bilgai und Seuraja, das waren die Priester fdie damaligen Vorsteher der Priestev klassen]. Daß Esra nicht mit genannt wird, erklärt sich von selbst, da er nicht zu den Häuptern gehörte, die im Namen der von ihnen vertretenen Geschlechter oder Ab- theilungen die Unterschrift leistetein Anffallend aber ist, daß der damalige Hohepriester Eliaslb (Kad· Z, 1) fehlt; vermuthlich war er und ein Theil der Priester mit den strengen Maßregeln des Efra und Nehemia nicht einverstanden (vgl. B. 30 mit Kuh. 13, 28), daher auch überhaupt nur 21 Priesterklassen vertreten waren statt 24. I. Die Leviten fVorsteher der LeViteriXlassenJ aber waren: Jesna, der Sohn Asanja, Biuui unter den Kindern Henadad’s, Kadmiel, 10. Und ihre Brüder: Seehanjm Hodia, Klita, Plain, Hanan, 11. Micha, Rehob, Hasabja, 12. Satt-ne, Serebia, Sebanja, 13. Hodia, Baui und Beatrix. 14. Die Häupter im Volk waren [vgl.Kap. 7 ZEsra 2]: Panos, Pahath-Moab, Einen, Sathu, C . Boot, Asgad, Bebai, . Adonta, Bigvai, Adin, Vier, Hislia, Asur, Hodia, Hasum, Bezai, Haku-h- Anathoth, Neudaü Rings-ins, Mesnllarry Heile, Mesesabeeh Säbel, Jaddua, Maria, Donau, Anaja, Hosen, Hananza Hasub, ANDRER-HGB .-..·o Z wwwwlsipisdsdpsks IN-Pp9SO» Die ganze Gemeine verbindet sich zu treuem Wandel in Gottes Geboten. 197 24. Halohes, Pilha, Sobeh 25. Rehum, Hasabua, Maeseja, es. Ahn, Hanan, Annae, 27. Mallnch, Harim und Baena. 28. Und das andere Vol! salle Mitglieder der Gemeine, von den Vorstehern der Priester- und Leviten-Klassen und den Häuptern der Vater: håztset sbgeschevL Priester, Leviten, Thorhutey Sauger, Nethinim U. Chr-m. 10, 2 Arm] und alle, die sich von den Völkern in Landen gesondert hatten zum Gesetz Gottes [die Nachkommen der nicht mit iu’s Exil geführten Jsraeliten, welche sich der neuen Gemeine angeschlossen hatten Esra S, 21], sammt ihren Weibern, Söhnen und Töch- tern, alle, die es verstehen konnten svon den Söhnen und Töchtern also die, welche schon ein reiferes Alter erreicht hatten Kap. 8, 3]. W. Und ihre Mächtigen nahmen-s an für ihre Brüder [richtiger: Diese alle schlossen sich an ihre Brüder, die Vornehmen unter ihnen, d. i. erklärten durch ihre Zustimmung die Von den in V. 1 ff. genannten Vorsiehern und Häuptern übernommene Verpflichtung aus- drücklich als für sie verbindlich an]. Und sie kamen, daß sie fchwuren und sich mit Eide ver- hflichteten, süberhaupt] zu wandeln im Gescß Gottes, das durch Muse, den Knecht Gottes, ge- geben ist, daß sie hielten und thun wollten nach allen Geboten, Rechten und Sitten des HErrm unsers Herrschers; 30. Und [dazu insonderheit] daß wir den Völkern im Lande unsere Töchter nicht geben, noch ihre Töchter unsern Söhnen nehmen wollten s2. Mos 34, les; b. M. 7, 1 ff; Esra 9, 2]; 31. Auch wenn die Völker im Lande am Sabbathtage sin die Stadt] bringen Waare und allerlei Fütterung zu verkaufen, daß wir-s sum das Sabbathsgesetz 2. Mos. 20, 9 f. nicht zu brechen] nicht von ihnen nehmen wollten auf den Sabbath und san den] heiligen Tagen san welchen nach 4. Mos. 28 u. 29 Festoersammlung statt: finden und keine Arbeit verrichtet werden soll]; und daß wir suach Maßgabe der Vorschriften in s. Mos. 25, 1—7 u. s. M. 15, 2 ff.] das siebente Jahr allerhand Beschwerden frei lassen wollten [also da die Früchte den Armen lassen, keine Schuld einmahnen, die Knechte wieder srei geben u. s. w.]. IV« V. 32—-39. Hierauf werden noch einige Bestimmun- gen verabredet, welche darauf ausgehen, die Ordnung und den uunutetdroajenru Fortgang deg nach den Vor— snsristeu des Gesetzes nun wieder eiugerichteten Gottes— die-the- auctz für die Zukunft sicher zu stellen. 32. Und swirJ legten ein Gebot auf uns slegten uns die Leistung aufL daß wir jährlich einen dritten Theil eines Sekels s= 874 Gr.] gaben zum Dienst im Hause unsers Gottes sent- weder, wegen Armuth der Gemeine, an Stelle des in 2. Mos so, 13 ff. bestimmten halben Seins, oder als ein Mehr zu dieser Steuer hiUzUL » 33. Ramliclnzu Schaubrod, zu täglichen! Speisopfeh zu taglichem Brandohfer [sowie zu den BrandoPferUJ des Sabbaths, der Neumonden und Festtage, nnd zu dem Geheiligten, und zu Süudopfem damit Israel versbhnet werde sogL 4- MOL 28 U« 29J- und zu allem Geschäfte im Hause unsers Gottes [wenn an demselben etwas gebauet oder ausgebessert werden miißte]. s4. Und wir warfen das Loos unter den Priestern, Leviten und dem Volk um das Opfer des Holzes, das man zum Hause unsers Gottes bringen sollte jahrlich sdie Reihenfolge festzusetz2n, in welcher wir dies Holz zu liefern hätten, nnd zwar ste festzusetzenj nach den Hausern unserer Vater, auf bestimmte Zeit, snämlich das Holz zur Unterhaltung des Feuers, das da bestimmt ist] zu brennen auf dem Altar des HErrn, unsers Got1t;sl, wie es im Gesetz geschrieben stehet s3. Mof. d, - 35. Und sahrlich zu bringen die Erstiinge unsers Landes s2. Mai. 23, 19; 34, 26; 5. M. 26», 2 ff] und die Erstlinge aller Früchte auf allen Bäumen [3. Mos. 19, 24; 4. M. 18, 13], zum Hause des HErrnz sit. Und die Erftlinge unserer Söhne und unseres Biehes, wie es im Gesetz geschrieben stehet [2. MOII 13, 2 ff.; 4. M. 18, 15 ff.], Und die Erstliuge unserer Rinder und unserer Schafe; daß wir das alles zum Hause unsers Gottes bringen gllen den Priestern, die im Hause unsers Gottes enen. 37. Auch sollen wir bringen die Erstlinge unsers Teiges und unserer Hebt, und die Früchte allerlei Baume, Most und Oel den Priestern in die Kasten am Hause unsers Gottes s4. Mos 18, 12]; nnd den Zehnten unsers Landes den Leviten, daß die Leviten den Zehnten haben in allen Stadien unsers Ackerwerts s4. Mos 18, 21 f.]. 383 Und der Priester, der Sohn Aaron’s, soll mit den Leviten auch an dem Zehnten der Leviten sAntheilJ haben, daß die Leviten den Zehn- ten ihrer Zehnten [4. Mos 18, 26 ff] herauf bringen zum Hause unsers Gottes in die Kasten [Zellen] im Schahhattse [2. Chron. 31, 11]. 39. Denn die Kinder Israel und die Kinder Levi sollen die Hebe des Getreides, Mosts und Oels herauf in die Kasten bringen. Daselbst sin den Zellen] sind die Gefaße des Heiiigthums, und sdaselbst sind auch] die Priester, die da dienen, UND di! Tdvthüter und Sänger sfür deren Unter- halt alle die Früchte und Gaben, welche in die Zellen abgeliefert werden, bestimmt find; und nun 198 Nehemia 11, 1—32. wollen wir auch redlich und treu die für die Auf- rechthaltung des Gottesdienstes und den Unter- halt der am Heiligthum Dieiienden erforderlichen Abgaben dorthin bringen], daß lvlt das Haus unsers Gottes nicht Verlassen [denn sonst würde dieses bald in Verfall gerathen]. Die bis über das Exil zurückreichende und während desselben noch weiter entwickelte Sitte (2. Kön. 4, 2«2; Esra l, 1l Anm.), an Sabbatheii und Festtagen sich zu gemeinsamer Erbauung aus Gottes Wort zu ver- sammeln, und zwar zitiiächst nur in geräumigen Zitnmerii von Privathäuserm fand durch die iii Kap. 8 erwähnten, von Esra veranstalteten feierlichen Vorlesungen aus dem Gesetz und seine Bemühungen um Belehrung des Volks immer weitere Verbreitung, und manche Einrichtung des späteren Synagogenwesenih wie wir es zur Zeit des neuen Teftamentes antreffen (Luk. 4, l6 Anm.), z. B. die Auslegung des Vorgelesenen durch einen eigenen Erklärer (vgl. Kuh. 8, S) und die Abhaltung auch von Wochengottesdiensten am Montag und Donnerstag, wird auf ihn als Urheber zurüclgesührt Dagegen die Her- stellung besonderer, für diese Versammlungen bestimmter Bethäusen der sog. Svnagogen oder Schulen, ist erst eine Frucht des von den Maikabäern im Kampf gegen die von Antiochus Epiphanes beabsichtigte Ausrottung der mvsaischen Religion unter ihren Glanbeiisgenossen geweckten neuen Eifers für das Gesetz; bis dahin traten die regelmäßigen Versammlungen zu Gebet und Lesung der heil. Schrift zu bestimmten Zeiten, an bestimmten Orten des Landes und in bestimmten Lokalen gegen den eigentlichen Tempelgottesdienst noch gar sehr in den Hintergrund, daher ihrer auch in den Büchern der Mat- kabäcr noch keine Erwähnung geschieht. Das 11. Kapitel. Register der neuen Einwohner in der Stadt und aus dem Felde. I« d. 1—36. llach Beendigung des kanbhtittenfesies nnd deg allgemeinen Zusi- nnd tseitages der Gemeine, oon denen uns der, dem Gsra als titriclsterstattkt augehörige Abschnitt in Kuh. ii—10 erzählte, nimmt nun lieheniia seine Thätigtictt für verniehrung der Einwohnerschaft Jerusalems Nah. 7, 4 ss.) wieder auf. Seine itlitthris lnng darüber (v. l u. L) ist zirinlich link) und uimt all- seitig verständlich ; soviel sirh daraus ernennen läßt, waren die Obersten des aiif dem Land: wohnenden volles am rrßcn bereit, ihren wohnsitz nun) Jerusalem zu verlegen, bei dein übrigen Volti dagegen inußte ers! eine Decima- tion data) das Eoos vorgenommen werden, worauf aller- dtugo non) etliche Hanowirihe sitt) freiwillig der lieber— siedclung ansrhiosseii und dafür große Jtncrliennnng fanden. Der liutzcn iiiitlheiinug folgen hierauf iderzeichnisse der gesammien Gemeine, wie zu dlehciiiias Zeit sie ihren Bestand hatte (v. 3), nnd zwar zuerst (v. 4—24) ein Verzeichnis der in Jerusalem wohnenden Häupter, sodann (v. 25 Bis) riu Verzeichnis der versank-denen Kreis: des Enndgebietoz in Hinsichi auf diese versteht ev sitt) dabei oou selbst, daß einem jeden Kreise auch ein Haupt vor— stand, nur daß die diamen dieser Häupter nicht aufgeführt werden. l. Und die Obersten des Volks fwelche bis dahin auf dem Lande ihren Sitz gehabt, in Folge der von mir gegebenen Anregung Kuh. 7, 4 f. aber sich bereit erklärten, nach der Stadt überzu- siedeln] wohneteu zu Jerusalem fnahmen auch wirklich bald darauf ihre Wohnung daselbst]. Das andere Voll aber swelches sich weniger zu einer solchen Uebersiedelung geneigt zeigte, weil es auf dein Lande besser sein Fortkommen zu haben glaubte] warfen [um von außen her über sich entscheiden zu lassen, wer aus ihrer Mitte zu dem Umzug sich würde verstehen müssen] das Loos darum, daß tmlet sie] zehn fWirthen oder Hausoätern Jos. 7, IS] ein Theil iu die heilige Stadt zogen, da zu wohnen, und neun Theile in den Stadien fauf dem Lande zurückblieben; indessen schlossen stch den so von der Decimation Betroffenen auch etliche Freiwillige an]. 2. Und das Voll segnete alle die Männer, die freiwillig waren zu Jerusalem zu wohnen [wegen ihres, von Selbstoerleugnung und Opfer- freudigkeit zeugenden Entschlusses, da ja die Stadt um der Nachstellungen der Feinde willen so sehr einer zahlreichen und thatkräftigen Bürgerschaft bedurfte] Es war den meisten Juden bequemer, auf dem Lande umher in den wüste liegenden Gegenden hie und da sich anzubauen, und nur den Reichereii war es möglich, von Jerusalem aus die ferner liegenden Aecker verwalten zu lassen; es war daher ein Opfer, welches diejeni en brachten, die in der Hauptstadt sich niederließen, welxche ohne ein solches leicht ganz hätte können von Einwoh- nern entblößt werden. (v. GerlachJ Z. Dies sind die Häupter in der Laudschaft sdea Amtsbezirts Juden, die zu Jerusalem wohn- ten. Jn den Städteu Juda aber wohn-te ein jeglicher in seinem Gut, das in ihren Stadien war; nämlich Israel fdie Laien] Priester, Lehnen, Nethlnitu lTempelknechte l. Chron. 10, 2 Anm.] und die Kinder der Knechte Salomo [2. Chron. 8, 7 f.]. 4. Und zu Jerusalem wohnten saußer etlichen der Kinder Ephraim und Manasse 1. Chron. 10, «3] etliche der Kinder Juda und Beujamiu [auf die es hier zumeist ankommt] Bot! den Kindern Juda [haben wir zwei Häupter. namhaft zu machen]: Athaja [in l. Chron. 10, 4., welches Kuh. hier überall zu vergleichen ist, Uthai genannt], der Sohn» Usia, des Sohns Saiharja, des Sohns Amarsm des Sohns Sephatja, des Sohns Maho- leel, aus den Kindern Parez [l. Mos. 46, 12; 4. M. 26,»20]; Z. Und Masseja [in 1. Chron. 10, 5 Asaja genanntL der Sohn ·Varuch, des Sohns Chal- Hose, des Sohns Hasa1a, des Sohns Asaja, des Sohns Jojarilh des Sohns Sacharja, des Sohns Silottl feines Nachkommen des Sela; das dritte Geschlecht in Juba, Serah, kommt hier nicht zur Berücksichtigung f. 1. Chron. 10, 6]. s. Alle: Kinder Panz, die zu Jerusalem wohneteiy waren vier hundert und acht und sechzig, redliche Leute. Namen der Volkshäupter in Jerusalem und in den Landkreisen 199 7. Dies sind die Kinder Benjainim Sonn, der Sohn Mesnllaim des Sohns Joed, des Sohns Pedaja des Sohns Kolaja, des Sohns Maeseja, des Sohns Jthieh des Sohns Jesaja; s. Und nach ihn! Gubai svermuthlich der in I. Chron. 10, 8 genannte JebnejcsL Saiten, stets: tere beiden, zu einem Ganzen unter dem Namen Gabai-Sallai verbundenen Geschlechter zusammen] neun hundert nud acht nnd zwanzig; s. Und Irrt, der Sohn Sichri, war ihr Vorsteher sVorsteher der Bewohner ans den zwei Stämmen Juda und Benjamin], und Juba, der Sohn Hasnna über das andere Theil der Stadt [die in 2. Kiste. 22, 14 erwähnte Unterstadts - 10. Von den Priestern wohneten szu Jeru- salem] Jedaja, der Sohn Jojarib svermuthlich sind die Worte: »der Sohn« zu streichen, so daß blos: Jojarib zu lesen wäre; vgl. l. Chron. 10, 10], Serchio. 11. Seraja sin l. Chron. 10, 11 Asarja genannt], der Sohn Hinter, des Sohns Mesnllam, des Sohns Zadol, des Sohns Merajoth, des Sohns Ahitob, war Fürst im Hause Gottes stdaupt einer Priesierabtheilungs 12. Und seine Brüder, die iui Hause schasfteiy derer waren acht hundert und zwei und zwanzig. Und Adaja, der Sohn Jcrohaiiy des Sohns Platja des Sohns Amt, des Sohns Sacharja, des Sohns Pashny des Sohns Malchja is. Und seine— Bruder, Obersten unter den Vätern, waren zwei hundert nnd zwei nnd vierzig. Und Ama ai fin 1. Chron 10, 12 Maesni ge- nannt], er Sohn Ascireei, des Sohns Ahusah des Sohns Mestllemoth des Sohns Immer, 14. Und seineBrüder, gewaitige Leute, waren hundert und aeht nnd zwanzig [ogi. 1. Chron. 10, 13]. Und ihr [der sämmtlichen von V. l0 an ausgeführten sechs PriesterkIassenJ Vorsteher war Sabdiel, der Sohn Gedoiim. 15. Von den Leviten: Sesmaja, der Sohn Hasub, des Sohns Asriiam, des Sohns Hasel-ja, des Sohns Buni, is. Und Sabthat und Josabad, aus der Leviten Obersten, an den außerlichen Geschäften im Hause Gottes [1. Chron 27- 29 is]- 17. Und Mathanja, der Sohn Micha, des Sohnes Sabdi, des Sohns Assaph, der das Haupt war, Dank anzuheben zum Gebet, und Bakliuija der andere unter seinen Brüdern, und Abda, der Sohn Sammua, des Sohns Galai, des Sohns Jedithun il. Chron. 24, 5 Blum. 1]. 18. Alter Lcviteu in der heiligen Stadt waren zwei hundert und vier nud achtzig. is. Uud»die Thorhütey Aiub nnd Thalmon nud ihre Bruder, die in den Thoren hüteten il« Chr-»U- 27- 1 ff.], waren hundert und zwei und fiebenzig 20. Das andere Israel aber, Priester und Leviteu, waren in allen Städten Juba, ein jeglicher tu seinem Erbtheil [vgl. V. 25 ff.]. 2l. Und die Nethinim [1. Chron. 10, 2 Auen] wohneten an Opheis Und Ziha und Gispa gehorten zu den Nethinim [vgi. Esra 2, 43]. 22. Der Vorsteher aber über die Leviieu zu Jerusalem war Usi, der Sohn Baui, des Sohns Hasabja, des Sohns Mathanja des Sohns Micha. Aus den Kindern Assaph waren Sänger um das Geschäfte im Hause Gottes [bei Abhaltung des öfsentiichen Gottesdienstes der Gemeine]. 23. Denn es war des Königs kArtaxerxes von Persien Esra s, 8 ff.] Gebot iiber sie, daß die Sänger treulich handelten [ihr Amt ordentlich ausrichteten und dafür auch ihren gefetzlichen unterhait empsingenL einen jeglichen Tag fein Gebühtn 24·. Und Pethahja der Sohn Mesesabeeh aus den Kindern Ser»cih, des Sohns Sude, war Be- fehlshaber des Konigs zu allen Geschäften an das Volk [der Commissarius des persischen Königs fiir alle Angelegenheiten der Gemeine und hatte wohl neben dem Landpsteger seinen Sitz in Jerusalem]. 25.» Und der Kinder Juba, die außen auf den Dorfern auf ihrem Lande waren, wohneten etliche zu Ki.riath-Arba soder Hebron 1. Mos 23, 2] und in ihren Töchtern [den von ihr ab- hängigen OrtschaftenL nud zu Dibon kDtmona Jos 15, 221 und in ihren Toihtern, und zu Kab- zeei [Jos. 15, 21] und in ihren Ddrfern, As. Und zu Jesua [kommt nur hier vor], Motada [Jos. 15- 26], Bethpalct [Jos. 15, 27], 27. Hazarsual [Jos. 15,»28J, Berfeba [1. Mos 21, 1 Atem] nnd ihren Tochtern, 28. Und zu Ziilag [Jos. 15, 311 und Mpchkkkg skommt nur hier vor], und ihren Tbthterm 29. Und zu Enrimuion, Zarega, Jereniuth, 30. Sanoah, Adullam und ihren Dorfern, zu Lachis und auf ihrem Felde, zu Asela und in ihren Töchtern [Jos. 15, 32—39]. Und lagerten fich von Betseba [im äußersten Süden] an bis an’s Thal Hittnom san der Südseite von Jerusalem l. Kdn. l, 33 Anm.]. Zur Zeit des Hohenpriestrrs Josua und des Seen. babel gehörte nur die Umgegend von Jerusalem zum Gebiet der neuen Gemeine (Esra Z, l9 Anm.); in Kap. 3 unsers Vuches erstreckte dann ihr Gebiet sich schon etwas weiter nach Süden, hier aber berührt dasselbe nun wieder die änßerste Südgrenze 31. Die Kinder Benjamiu aber von Gaba [im Norden von Jerusalem an Nicht, 19, 13 Anm. 2] wohneten zu Michmas [1. Sam. 13, 2J, Aja [Ai Ist· 7- 2 Blum-J, Weib-El [1. Mos.12, 8; 28, 11 Anm.] nud ihren Töchtern, 32. Und zu Auathot [Jos. 21, 18J, Nph [1. Sam. 22, 19 Anm.], Ananja [unbekannt], 200 Nehemia 11, 38-36. 12, 1—37. 33. Hazor [2. Sam. 13, 23 Anm.], Rama lJOiT 18, 25J, Githaim l2s Sams 4- Z]- 34. Hadid, Ziboim, Neballah 35. Lob, Ono [Esra S, 33; l. Chron. 9, 12], nnd im Ztmnierthal [an der Nordseite von Jeru- salem 1. Chron. 4, 14], Bis. Und etliche Leviicn, die Theil in Juda hatten seiner älteren Einrichtung gemäß zu Juda gehörten] wohneten unter Benjamin Das 12. Kapitel. Namen der Priester: und Deuiten Einweihung der Stadt. Ordnung der heiligen Vsleger. II· V. I———26. Ztn die Verzeirhnisse im vorigen Kapitel schließen net) weitere Verzeieliuisse an; nämlich zuerst soletje der Klassen der Priester und tceniten zur Zeit des hohen— nriesters Josua mit Angaben über die hoheprlesterliche Iaiuilie til. l—1l) und der Häupter der Priester zur Zeit des ljolyenoriesierg Jojaleiiu W. l2——21). Darauf folgen Uaetprichten über verzeiehuisse der Häupter der treoilen und Priester w. 22 f.) nnd kurze uszählung der Häupter der tlteniten (i1. 24 f.), zum S luß dann ein: abschließende siluterschrist W. Ah. 1. Dies sind die Priester und Leviten, die mit Serubabel, dem Sohne Sealthieh und Jesua berauf zogen kaug Babylon Kap. 7, 7 ff.; Esra S, 1 ff.]: Sei-am, Jerem1a, Esra [vgl. Kap. 10, Z. Amarja, Malluch, Hattus, Z. Sechanja, Rehnm [wohl richtiger Harim V. 15, vgl. Esra 2, 39], Merernoth, it. Jddo, Ginthoi, Abja, Z. Mejamin, Maadja, Bilga, 6. Semaja, Jojarib, Jedaja, 7. Sallu, Amor, Hillia, und Jedaja kvielleicht der in Kap. U, 12 genannte Adaja]. Dies waren die Häupter unter den Priestern nnd ihren Brüdern, zu den Zeiten Jesna szusammen zweiundzwanzig] Ilnter Josua kehrten nach Esra 2, 36—39 nur vier Priestcrtlassen zurück; diese wurden aber dann allecn An- schein nach in mehrere Klassen getheilt, und nun werden an unsrer Stelle diejenigen Klassen mitgetheilh welche schon zur Zeit Josuad und Serubabeks bestanden. 8. Die Leviteu aber waren diese [ogl. Esra 2, 40—42]: Jesna, Venni [der Sohn Hanadad Kap. Z, 24], Kadmieh Serebja [Kap. 8, 7; 9, 4; 10, 12], Juda [vielleicht einerlei mit Hodaia Kap- 8, 7 ; 10, il] und Mathanja [Kap. 11, 17j, über das Dankamy er und seine Brüder. d. Bakbuija [Kap. 11, 17J und Unni [ogl. I« Chww IS, 201. ihre Brüder, waren um sie zur Hut. 10. Jesua [der Hohepriestey bis zu dessen Vater Jozadak vgl. Esra Z, 2 die Reihe der Hohenpriester in l. Chrou. 7, 14 fortgesetzt wurde] zeugete Jpjakim [V. 12 u. 26], Jojatim zeugete Eliasib shohervriester zur Zeit des Nehemia Kap. s, 1; 13, 4], Eiiasib zengete Jojada [von Jo- sephus ,,Juda« genannt, vgl. Kap. 13, 28], 11. Jojada zcngete Jonathan [in V. 22 Jo- hanan genannt], Jonathan zeugete Jaddna [Hohen- priester zur Zeit Alex-andere des Großen] 12. Und zu den Zeiten Jojakint waren diese oberste Väter unter den Priestern kHäupter der verschiedenen Priesterklassen]: Nämlich [ogl. V. l ff.] vonSeraja war Merajaz von Jeremja war Ha: nan a; ils. Von Esra [in Kuh. 10, 2 Asarja ge- nannt, vgl. Anm. 2 zu Esra 7, 11 war Mesullamz von Amara war Johananz la. ou Malluch war Jouathau sder in V. 2 hieraus genannte Hattus wird an unsrer Stelle übergangen]; von Sebanja [in V. 3 Sechanja genannt] war Joseph; 15. Bon Harim [in V. 3 RehUmJ war Adnaz von Merajoth [in V. 3 Meremoth] war Betten; 16. Bon Jddo war Sacharja [ein und die- selbe Person mit dem Propheten dieses Namens Esra 5, l; Such. 1, 1]; von Giuthou sGinthoi V. it] war Mesullamz 17. Von Abja war Sichri; von Mein-erin- Moadja [vgl. V. 51 war Piitaiz 18. Bon Bilga war Sammuaz von Semaja war Jouathanz 19. Bon Jojarib war Mathnaiz von Jedaja war Usi; . 20. Bon Sallai [V. 7 Salluj war Kallaiz von Amoi war Eber; 2l. Bon Hiltia war Hasabjaz von Jedaja war Nethaneel 22. Und zu den Zeiten Eliasib, Jojada, Jo- hanan und Jaddua [s. V. 1o f.], wurden die obersten Bäier unter den Leviten und die Priester beschrieben [die letzten von diesen, unter den ver- schiedenen Hohenpriestern ausgestellten Verzeichnisse bezogen sich auf die Häupter der PriesterkIasseUJ unter dem Kbnigreich Darins, des Persers [d. i. Darius 1lI. mit dem Beinamen Codomannuss Dieser Vers enthält wohl Zusätze, die von späterer Hand zu den ursprünglich von Nehemia gebrauchten Worten hinzugefügt worden sind. Vgl. 1. Ehren. Z, 21 Anm. 23. Es wurden aber die Kinder Lebt, die obersten Väter, beschrieben in die Chronik-i, keine Zeitgeschichte die] bis znr Zeit Johanna, des Soh- nes Eliasib [herabreichte, in den Kanon der heil. Schrift aber nicht mit aufgenommen ist]. 24. Und dies waren sum hier zu dem Ver- zeichnisse in V. 8 ff. einen Nachtrag beizubringen] die Obersten unter den Levitem Hasabja, Serebja, und seien, der Sohn Kadmieh und ihre Brüder neben ihnen, zu loben und zu danken; wie. es David, der Mann Gottes, geboten hatte, eine Hut Namen der Priester und Leoiten und ihrer Häupter. Einweihung der Stadt. 201 neben der andern [1. Ehren. 26, I f.; 2. Ch. 29, 25J. 25. Mathanjm Batbuijm Obadja swaren die Häupter der drei großen, anch nach dem Exil be- stehenden Sängerfamilien Assaph, Heman und Jeduthnn Kap. U, 17; dagegen] Mefnllautz Tas- mon und Aiub waren Tborhüter an der Hut, an den Sehwellen in den Thoren [1. Christi. 10, 135 Efra 2, 42; Nehem. 11, 19]. 26. Diese [die in V. 12—21 u. V. 24 f. genannten Häupter der Priester: und Levitenklaffenj waren zu den Zeiten Jojatim, des Sohns Jefna, des Sohns Jozadah nnd zu den Zeiten Nehemia, des Landpflegers, nnd des Priesters Efeu, des Schristgelehrten iiis d. 27—43. Jln den Berlin! non dem, wao nach den vorangehenden beiden Jlbsajnitten zur Vermehrung der Einwohnerschaft Jerusalems geschah, schließt sitt) nun der von der Einweihung der Stadtmanern, die wohl nn- mitlelbar nach jenen Maßregeln, vielleicht tm Anfang deo I. 443 v. Chr. vorgenommen wurde, an. Uehemia läßt die erinnern von zwei großen Danleehdren besteigen, welche beide, den tllnzng um die Stadt von einem und demselben pnntete im Westen beginnend, der eine nord- wärts, der andere südwärtn sitt) wendend, im Osten beim Tempel zusammentreffen nnd nun die heilige Feier unter zahlreichen Opfern und laut tönendem Snbelgesang be· gehen. Zu beaihten ist dabei, daß hinter dem einen Danteehor an der Spitze deg demselben folgenden Kugel: Efeu, der Sehristgelehrtg hinter dem andern Ilanteehor an der Spitze deo andern Zuges Uehemim der Lands-siegelt, einherziehtz beide Ltlänner erskheinen hier so renst als die, welthe gemeinschastlich an dem Werke der dlengestab tnug nnd Reinigung der Gemeine gearbeitet haben, an dem werter, welches mit der Einweihung der Mauern eitäe Jirt von Abschluß und die Zärgschasi seiner Dauer et lett. 27. Und in der Einweihung der Mauern zn Jerusalem [als der für die Einweihung derselben bestimmte Tag herankamj suchte man [von Seiten a der Behörde durch ausgesendete Boten] die Leviten ans allen ihren Orten [wo sie ihre Wohnsisze auf- geschlagen hatten, da in Jerusalem selbst nur ein kleiner Theil von ihnen ansäßig war Kuh. It, 15 fs.], daß man sie gen Jerusalem brächte, zuhalten Ein- weihung, in Freuden, mit Danten, mit Singen, Cvmbeln, Psaltern nnd Harsen [1. Ehren. 14, 8; 16, 16; 25, 1; 2· Eh. W, 18]. 28. Und es versammelten sieh die Kinder der Stiuger [die den 3 Sänger-Abtheilungen zugehö- rigen Leviten], und [genauer: sowohl] von der Gegend um Jerusalem her, nnd [als auch] von »den Hdfeu Netophathi [von den offenen Orten bei Netopha, 3 M. südwestlich von Jerusalem, f. die Karte zu 1. Sam 9, 5], TO. Und vom Hause Gilgal lvon Beth- Gilgal oder Gilgal schlechtweg Jof. s, 6 Anm. 2], und von den Aecketn [Feldmarken] zu Gibea [ge- nauer: Geba Nicht. I9, 13 Anm. 21 und Abma- Vetb lEira 2- 2413 denn die Sänger hatten ihnen Hbfe gebanet um Jerusalem her. 30. Und die Priester nnd Leviten teinigten sich lEsra S, 20], nnd rcinigten das Voll, die Thore und die Mauer [welche darnach auch ge- weihet werden sollte]. 31. Und ich ließ [als nun die Stunde der Einweihung herbeigetommen] die Fürsten Juda [von dem Verfammlnngsplatz am Thalthor Kuh. 2, 13 ans] oben ans die Mauer steigen, und be- stellete zween große Dantchdry die gingen [in ihrer einen Hälfte — von der andern Hälfte wird her- nach V. 38 ff. die Rede sein] hin zur Rechten oben auf die Mauer zum Mistthor wärts satso nach Süden herunter, um sich dann ösilich hinüber zu wenden und darnach hinauf nach dem Tempel- platz zu ziehen, vgl. den Carton zu Karte Ill.]. 32. Und ihnen seien, diesen ersten Dankchor bitt-enden Männern] ging nach Hosaja, nnd die Hälfte der Fürsten Juba, 33. lind sdie PriesterkIassenJ Afarja, Esra, Mesnllamh 34. [Und darauf folgte die Hälfte der beiden Stämme] Juba, Benjamiu, salsdann kamen wieder 2 Priefiertlassenq Semaja und Jeremia [Kap. 10, 2 ff; l2, 1 ff.], 35. Und [nunmehr] etliche [wohl sieben V. U] der Priester Kinder mit Trommeten» sdenen schlossen sich die levitischen Sänger an]: nämlich Sachetti-i, der Sohn Jonathan, des Sohns Semaja, des Sohns Mathanja, des Sohns Mich-tin, des Sohns Saume, des Sohns Assahbz sit. Und seine Bruder, Semaja, Asareeh Milalai, Gilalai, Maul, Nethaneel nnd Juba, Hauen-i, mit den Saitensvielen David-s, des Mau- nes Gottes; Efra aber, der Sehtiftgelehrth vor ihnen [vor den von V. 32 an Genanntenj her sindem er unmittelbar nach dem Dankchor V. 31 an der Spitze des nachfolgenden Zuges einherschritt], 37. Zum Brunnenthor warm. Und gingen neben ihnen [auf dem Wege, der ihnen gerade gegenüber war] auf den Stufen zur Stadt Davids die Mauer hinauf zu dem Hause Davids hinan", bis an das Wasserthor gegen Morgen. ·) Vermuthlich sind hier nur zwei Priestcrklassen gemeint: die eine Afarja, welche auch Esra hieß, und die andere Mesulla m. — «) Beim Brnnnenthor ver- ließ demnach der Zu» die äußere Mauer, wandte sieh nach den Stufen, an welchen man am öfilicheti Abhang des Zion zur Davidsftadt ausstieg, verfolgte den von diesen Steifen gebildeten Ausstieg bis zur nördlichen Mauer zwischen Zion und Morija, ging von hier aus iiber den Platz des alten Königspalastcs und gelangte über die, vom Zion nach dem Tempelberg führende Brücke, am Tempelgebäude vortiberziehenn bis zum Wafserthoea Was man unter dem Haufe Davids zu verstehen hat, ob den Platz, wo Davids Palast gestanden nnd wo noch Bauiiberreste vorhanden waren, oder nach einem nngenaneren Ausdruck den Platz des ehemaligen Salo- monischen Palastes, bleibt ungewiß; soviel aber ergiebt 202 Nehemia 12, 38-—47; IS, 1-—3. stcb aus unsrer Stelle, daß nicht, wie Theuius annimmt (2. Sam. 5, 11 Anm.), Davids Palast an dem niedri- en Ostrande des Zion nach Süden zu gestanden hat, oudern in dem uokdwestlichen Theile des Berges, nicht weit von der alten Jebuslterburg, wohin uns anch die Tradition verweist. · 38. Der andere Daulchor ging gegen ihnen Uber [in entgegengesetzter Richtung von dem ersten Chor V. 3l, also zur Linken oder nach Norden htnaufL nnd ich [Nehemia, der Landpfleger V. 261 ihn: nach, und die Haifte des Volks die Mauer hinan zum Ofenthunu hinauf, bis an die breite Miit. sit. Und zum Thor Evhraim hinan, und zum alten Thor, und znm Fischthoh nnd zum Thurm Hananeeh und zum Thurm Lilien, bis an das Schafthorz und blieben stehen im lierierthon Wo das Kerierthor gelegen habe, ist unter den Gelehrten streitig. Einige verlegen es ans die Nordscite des Tempelhlatzes und trennen es von dem in Kuh. B, 25 erwähnten K«erkerhof, den man entweder in der Nähe des ehemaligen Salomonilchen Palastes auf Zion oder an der Sildostseite des Tcmpelpiatzes sticht; andere neh- men für beide die letzlerwährite Stelle an und denken sich den Zug der zwei Danichöre so, daß beide ans der Ostmauer des Tempels einander begegneten, hier an einander vorübergingen nnd sieh dann einander gegenüber ausstellien, der erste auf dem sreien Platze beim Wasser« thor, der zweite beim Kerker-thue. Auf diese Weise wäre auch die ganze Osiseiie des Tempelplatzes mit umzogen und die an derselben befindliche Mauer mit geweihet worden, was bei der ersten Auffassung, wenn das Kerker- thor im Norden des Tempelplaszes angenommen wird, nicht der Fall gewesen wäre; es bleiben hierbei noch so manche schwierige Fragen, die sieh aus Kuh. 3 und an- dern Stellen ergeben, ungelösl, bis vielleiiht einer späteren Auslegung es gelingt, in alle diese Sachen größere Klar- heil zu bringen, und es auch uns dann möglich wird, den Carton zu Karte Ill. in befriedigender Weise abzu- sehließem während er bis fetzt noch viel Unbeslimmtes und Unsicheres enthält. 40. Und stunden also die zween Danlchbre [ein jeder mit dem zu ihm gehörigen Zuge] im [genauer: beim] Hause Gottes sd. i. ans dem freien Platze östiich vom TempelgebäudeL und ich nnd die Hälfte der Obersten sder Gemeine, näm- lich die andere Hälfte im Vergleich mit der in V. 32 genannten] mit mir;· 41. Und die Priester, namlich Eijaiim, Mas- feja, Minsamiey Mielaja, Eiiosnah Sachar1a, Vananjm mit Trommeten sentsprechend den ,,etlichen Priester-Kiudern« in V. 32]; 42. Und sdazu 8 Abtheilungen von levitischen Sängerm wie beim ersten Chor V. 36., nämlich] Madsejm Seuiaja, Eleafay Usi,·Johanan, Maiehia, Eiam nnd Afar. Und die Sanger sangen laut, und Jesrahja war der Vorsteher fgleichwie Sacharia Vorsteher war der 8 Adtheilungeu des ersten Chors V. 35]. its. Und es wurden desselben Tages große Opfer gtvbfktt lElta s, 17], uud waren frohileh sEsra S, 225 2i Ehren. 20, 2713 denn Gott hatte ihnen eine große Freude gemacht, daß fiel) kauchj beide [die an der Versammlung auf dem freien Platz vor dem Tempel theilnehmendenJ Weiber und Kinder freueten, und man horeie die Freude Jerusalems sdas Singen nnd Spielen und Jubeln der in Jerusalem versammelten Gemeine] ferne [weithin Esra 3, 13]. Wir machen hier auf die fünf Halleluja-Psalmen aufmerksam, mit welchen der Psalter zu Ende geht, und die in der Liturgie des zweiten Tempels ein besonderes Halleluja bildete-n und einen Bestandlheil des täglichen Morgengebets aus-machten, ausdrücklich unterschieden von dem am Passah und andern Festen zu recitirenden großen Halle! (Ps. 1l3—1l8); wir kueinen Psalm 146-150. Vielleichh daß Pf. 146 schon älter ist, wie denn die Septuaginta diesen und die beiden folgenden Psalmen den Propheten Haggai und Sacharsa als Verfassern zuschreibt; aber Pf. 147—150 drücken ganz unverkenn- bar die Stimmung der EsrasNehetnianischen Wiederher- stellungszeit aus. ,,Jn Pf. 147 wird Gott gedankt für die Wiederherstellung Jerusalems, welches nun wieder eine Stadt mit Mauern und Thoren ist; in Pf. 148 für Wiederherslellung der nationalen Selbständigkeit; in Pf. 149 für die Wiederhersielluug der siegesfreudlgen Wehrhaftigkeit des lange wehrlos gemachten und schimpfi lich geknechteten Volkes. Jn Pf. 150 endet dann der Psaiter mit einem volltönenden Finale; das »Wohl dem« des Anfangs (Ps. l, l) ist nun zum Hallelusa geworden, in welchem alles feufzende Flehen untergegangen Gede Gott uns allen solchen Ausgang! Er, der Dreimal- heilige, lasse alle unsre Klagen und Bitten durch gläu- biges Amen hindurch einmiindeu in ein ewiges Halleluja l« weist-ich) W« v. 44- new. is, Z. ums: seyn-e n» mu new. u degiunendrn Abschnitte folgt noch eine liurze siilttheiluug til-er die Anstellung von Aussehen! bei den zur Ansamm- lung der an die Priester und Eeoiien zu entrichteudru Angaben, welche unn von Seiten des voll» wieder reich— lich flossen, sowie iilser Ausführung der im Gesetz gebote- roijeii Zkusschließung der Fremden von der theoliralisuiru eme ne. 44. Zu der Zeit wurden verordnet Männer szu Aufsehern] über die Schahlaslen sZellen oder KammernL da die Orden, Erstlinge und Zehnten innen waren ßiufgesammelt und aufbewahrt wur- den Kur« 10, 37 sf.], daß sie sammeln sollten von den Aectern und um die Städte, auszuthellen nach dem Gesesz für die Priester und Levilen [daß sie darin aufspeichern sollten von den Aeckern um die Städte oder den Feidmarken der verschiedenen Orts fchasten die gesetzlichen Antheile für die Priester und Leviten, vgl. 4. Mos. is. Eine solche Ein- richtung aber wurde um so nöthiger, se reichiicher die Gefälle für den Urtterhalt der Priester und Leviten nun wieder eiugingen]; denn Juda hatte eine Freude an den Priestern und Lehnen, daß sie stunden, 45. lind warteten der Hut ihres Gottes [in Besorgung des Gottesdiensteeq und dkk Hut de: Reinigung [in Ausrichtnng aller der Dienstleistum gen, die sieh auf Reinheit und Reinigung bezogen] Und die Sänger und Thorhirler stunden snun Anstellung der Tempelstener-Einnehmer. Ausschließung der Fremden aus der Gemeine. 203 wieder im Dienst des Gottesdienstes und des Tem- pels] nach dem Gebot Davids und seines Sohns Salomo s2. Chron. Z, 14 f.]. its. Denn zu den Zeiten Davids und Assaphs wurden gestiftet die obersten Sänger, und Loblieder, und Dank zu Gott [1,Chron. 26, 1 ff.]. 47». Aber ganz Israel gab den Scingern und Thorhiitern Theil zu den Zeiten Sernbabel und Neheniia, einen jegliehen Tag sein Theil; nnd sie gaben Geheiligtes für die Leviten sdie erste Klasse der Leviten, die Priesterdiener 1. Chron. 24, 5 Anm.], die Leviten aber gaben Geheiligtes für die Kinder Aaron [4. Mos. 18, 26 ss.]. Das 13. Kapitel. Tliehemiubs Eise-r in Verbesserung der Polizei, des Iiirchem und häuslichen Wesens. l. Und es ward [wie bereits in Kap. 8, l ff. gescheheUJ zu der Zeit gelesen das Buch Mose vor den Ohren des Volks; und ward fanden drinnen [nämlich in s. Mos. 23, 3 ff.] geschrieben, daß die Amnioniter nnd Moabiter sollen nimmermehr in die Gemeine Gottes kommen; » 2. Darum, daß sie den Kindern Israel nicht zuvor kamen mit Brod nnd Wasser, und dtngeten wider sie Bileain, daß er sie verflnchen sollte; aber unser Gott wandte den Fluch in einen Segen [4. Mos. 22, 2 ff.]. » Z. Da sie nun dies Gefeß horeten, schieden sie [dasselbe in strenger Weise zur Ausführung brin- gendj alle Fremdlinge von Israel sgleichwie man fchon bei der allgemeinen Buß- und Betversamm- lung in Kuh. J, 1 ff. einen Anfang dazu gemacht hatte]. Gleichwie nach Esra 6, 22 ein ganzer Zeitraum von 57 Jahren übersprungen wurde, so erfahren wir auch hier nichts Näheres über die Zeit von 444—433 v. Chr; bis zu letztgenanritem Jahre währete Hiehemicks erst- maliger Aufenthalt in Judäa (Kap. Z, 14), dann begab er sich nach Persien zuni Könige Artaxerres zuriick uiid erstattete diesem den ihm befohlenen Bericht (Kap. 2, 6). Jcn folgenden Abschnitie sehen wir ihn hierauf zum zweiten Male in Judäa anwesend; fortan wirkte er jedoch allein, da Esra jedenfalls schon in der Zeit von 444 bis 433 mit Tode abgegangen war. Am schmerzlichsten ver- missen ivir aus dieser Zeit nähere Andentungeii über die Thätigkeit beider Männer in Beziehung auf Feststellung des Kanon (Kap. 8, 1 Anm.), namentlich über die sog. große Synagoge Zwar haben eben· wegen dieses gänzlichen Mangels an biblischeii Yiachrichteii darüber viele die ganze Sache in das Reich der Fabel verwiesen; von anderer Seite fedoch wird mit vollem Rechte aner- kannt, daß den rabbinifehen Aliosageii etwas Geschicht- liches zu Grunde liegt, wenngleich jene Aussa en man- cherlei tlngcreiintheitcn enthalten, die erst die Lzrsindisiig einer späteren Zeit sind. Die wichtigsten Stellen, in denen der großen Shnagoge Erwähnung·geschieht, find folgende. Zuerst heißt es: »Moscs erhielt das Gcsetz vom Sinai; er übergab es dein Josua, Josua den Aet- teften, die Aeltesten den Propheten, die Propheten den Männern der großen Shnagoge.« Letztere bildeten sonach ein Collegiuim eine Gemeinschaft von frommen und schriftkundigen Männern, welche die treue und gewissen- hafte Erhaltung der väterlichen Religion zu ihrer Lebens- aufgabe gemacht.hatten; und wenn nun als ihr oberfter Grundfatz das Wort berichtet wird: ,,umgebt die Thora mit einem Zaun«, so geht dieser auf L. Mos. l9, 12 f. anspielende Ausspruch ciu genaue Feftsiellung des Textes uiid Sammlung der Traditionen über denselben, wodurch eben ein Zaun ucn das Gesetz gebildet wurde. An einer andern Stelle lesen wir: »Die Weisen haben uns hinter- lassen die Thora, die Propheten und die Hagiographem verbunden zu einem Ganzen-«; und dann weiter: »Wer hat diese (in der heil. Schrift alten Teftaments enthalte- nen) Bücher geschrieben? Antwort: Moses hat den Pentateuch und das Buch Hiob geschrieben, Josua sein Buch und 8 Verse im Deuteroiioniium (5. Mos. 34, 5—-12), Samuel die Biicher Samuelis, das Buch der Richter und das Buch Rath, David niit Hilfe einiger Andern (Heman, Jedithiin, Affaph und die Kin- der KorahJ den Pfalter, Jeremias fein Brich, die Klagelieder und die Bücher der Könige, Hiskia und fein Collegium (Sprüchw. 25, l) den Jesaias, die Sprichwiirteiz das Hohelied und den Prediger, die Männer der großen Shna oge den Hesekieh die zwölf kleinen Propheten, den aniel und das Buch Esther, Esra sein Buch und die Gefchlechtsre ister in der Chronik, und Nehemia beendigte die CsronikW Offenbar ist in diesem Sasze das Wort »schreibeii« nicht blos in dem Sinne von verfassen, sondern zugleich in der weiteren Bedeutung: ,,redigiren, für den Driick (hier: für die Aufnahme iii den Kanon) zurecht machen« gemeint; und nun er iebt sich als die Ansicht der Talinudisien über die Ent ehung des Kanon die, welche auch die älteren christlichen Theologen im Ge en· satz zu der, iinter den neueren so viel verbreiteten or« ftellung hegten. Während nämlich die letzteren anneh- men, die heil. Schriften hätten bis auf Esra’s Zeit herab veninzelt in den Händen von Privatpersonen existirt und wären dann erst gesammelt und zu kanonifcher Auciorität erhoben worden, gehen die Talmudisten ganz richtig davon aus, daß- wie Moses die Thora zur Seite der Bundeslade nieder-legte, so auch die folgenden prophetifchen Schriften theils durch die Propheten selbst, theils durch andere theokratische Auctoritäten sogleich nach ihrer Redactioit zu lanonifchem Ansehen erhoben wur- den, wodurch mit der Reduktion der letzten Bücher der Kanon voii selbst vollendet nnd eschlossen war. Die Thätigkeit der großen Synagoge be and hierbei nach der zutresfenden Ansicht des jiidischen Sprachforschers Elias Levitix (geb. 1468, gest. 15l9 n. Chr) in der Verbindung der heil. Schriften zu einem Ganzen und in der Ein- theilung dieses Ganzen in die drei, schon zu 5. Mos. 18, 22 angegebenen Theile. Indem« man die einzelnen Bücher weder nach der Zeitfolge, noch nach der Gleich« artigkeit ihres Jiihaltes ordnete, sondern nach der Stel- lung, welche ihre Verfasser zu Gott und zur Theokratie, und sie selbst nach Geist und Inhalt zur göttlichen Offenbarung einnehmen, ließ man die Tlioru (5 Bü- cher Mosis) als die Fundainentalurklinde der altteftameriti lichen Offenbarung den ersten Rang einnehmen, sodann in zweiter Reihe die Schriften der P rop h ete n (Nebijm) folgen, welche theils in historischer Weise die in der Ge- fchichte des Gottesvolls sich vollziehcnde Offenbarung darstellen (vordere Propheten: Josua, Richter, Bücher Samuelis und Bücher von den Königen , theils die den göttlichen Thaten zur Seite gehende s eissagung oder die fortschreitende Enthüllun des göttlichen Rathschlusses enthalten (spätere Prop eten: Jesajas, Jeremias, Hesekich Hosen, Joel, Amos u. s. w.); in dritter Reihe 204 Nehemia 13, 4--14. endlich ftellte man die übrigen Schriften Ohr-thu- bim) zusammen, welche entweder von Nichtpropheten oder wenigstens nicht in prophetifchem Geistc und Be« rufe verfaßt, theils die aus den Offenbarnngsthaisachcn und Weissagungen geschdpsten Wahrheiten und Lehren in lhrischen Gesängen oder Betrachtungen aussprcchen spoetische Hagtographcm Psalmen, Sprüche, Hiob, Hoheslied, Klagelieder, Prediger), theils ihre fiir die Theokratie bedeutsame Lebensführung mit den ihnen zu Theil gewordenen Offenbarungen lBuch Daniel), theils die Geschichte der Vorzeit oder Gegenwart nach besonderen Jnteressen beschreiben (historifche Hagim graphen: Rath, Bücher der Chronik, Efra, Nehemia und Esther) Das gemeinsame, im Unterschied von der Thora einerseits und den prophcttschen Gefchichtsi und Weissagungsbüchern andrerseits sie zu einer dritten Klasse kanonischer Schriften Verbindende Merkmal der Hagios graphen oder heil. Schriften ist also dieses, daß sie für die Theokratie weder die grundlegende und mustergtltige Bedeutung der Schriften Mosis haben, noch auch un- mittelbare Erzeugnisse der erhaltenden und fortbildenden Wirksamkeit der Propheten find, sondern auf dem, durch übernattirliche gbttliche Offenbarung bereiteten »und ge· heiligten geistigen Boden des alten Bandes erwachsen und im Allgemeinen oder ihrein Hattptitihalte nach we- niger aus unmittelbarer göttlicher Eingebung hervor- gegangen, als hauptsäclzlich für mittelbare Erzeugnisse der göttlichen Offenbarung, für Produkte des durch Ge- fetz und Prophetie in Jsrael erzeugten geistigen und göttlichen Lebens zu halten sind, welche zur inneren und äußeren Erbauung der Theokratie bestimmt waren. s Nach dem bisher Gesagten haben wir unter der großen Shnagoge die Genossenschaft der schriftkundigetr Männer zu verstehen, die nach dem Exil an der Spitze der neuen Colonie standen, um fitr sie und in ihr die Repräsentanten und Träger der Gcsetzestraditioii zu sein und ihre kirchlichen und biirgerlichen Verhältnisse neu zu ordnen. Nach dem Talmud und andern rabbinischen Schriften ift Esra, wo nicht Stifter, doch jedenfalls seiner Zeit Präses dieses Collegiums gewesen; vor ihm haben Josua und Serubabel mit ihren, in Esra 2, 2 genann- ten zehn Gefährten, sowie die Propheten Haggai und Sacharja dazu gehört, mit und nach ihm aber auch Nehemia, Maleachi, Mardochai (Esth. 2, l) ff. T) u. a. m» und als das letzte Glied dieser lleberlieferitngskette wird Simon der Gerechte genannt, Sohn und iliachfolgcr des Hohenpriesters Onias I. (um das J. 300 v. Chr·). Ihren Bestand hatte demnach diese Körperschafh welche in mehr freier Weise eine Art theologischssitridische Fami- tät bildete, in dem Zuwachs an neuen und gesetzestreiien Männern, vorzugsweise prtesterlicliem leoitisclpeii und da- vidischeti Stammes, die Esrcrs Thätigkeit der bis dahin noch wenig organisirten und wieder in Mißbräuche zu· rückgefallenen Gemeine zuführt» über die auffallende Erscheinung aber, daß die Schriftgelehrteii dieser Zeit bei ihrer weitoerzweigten Thätigkeih da sie mit Herstellung liturgisther Ordnungen, Feststellung des Kanons und des Bibcltertetz Auslegung der Schrift und Einführun in’s praktische Leben. und Entfcheiduug schwieriger Gesetzes- fragen sich beschäftigten, nicht nur keine schriftlichen Denk· male hinterlassen haben, sondern daß auch die Namen der Einzelnen nicht überliefert worden sind, bemerkt Jost in seiner Geschichte des Judenthums: Fast möchte es nicht sehr gewagt sein anzunehmen, daß die Männer der großen Shnagoge sich’s zum Grundsatz emacht haben, nichts von ihren Erklärungen niedcrzus reiben, um der heil. Schrift keine andere Schrift zur Seite zu setzen (Pred. 12, IT) und um keinerlei Anspruch auf das Ansehen einer Persönlichkeit zu gründen und keine Schulstreitigletten zu oeranlassen. I« d. 4—9. Juden! unser such ietzt aus diejenigen Vor— gänge übergeht, die ans der Zeit des zweiten Aufent- halts dirhemiii in Indäa zu berichten sind, theilt es zu— nächst mit, wie während seiner Abwesenheit von Jeru- salem der Hoheorirslrr Eltaßls dem Jlnnnonttrr Todte: eine Zelle tu den vorhöseu des Gotteshausrs zur Wohnung eingeräumt hatte, welrhe dieser, wenn er in Jerusalem, set es in Grsctzcisleik sei es zum Besuch seiner Verwandten, sich aushielt, als Quartier benutzte. Gleich narh seiner Jtutrunst in der Stadt ließ Ueheruia alles hausgeräth des Tot-la aus der Zelle hinanswrrsrn und gab diese ihrer rechtmäßigen Bestimmung zurück. 4. Und vor dem svor der Zeit, von welcher in Folgenden! nun weiter berichtet werden soll V.«6 ff] hatte der [Hohe-] Priester Eliasib [der Sohn Jojakim und Enkel Josua Katz. 12, 10] in den Kasten am Hause unsers Gottes geleget das Opfer Tobta weniger: hatte Eliasib, de: gesetzt war iiber die Zellen des Hauses unsers Gottes, über die Gemächer in den Nebengebäuden des Tempels die Aufsicht führte, sieh mit Tobia, dem Befehls- haber des Ammoniterlandes Kap.2, 10 Anm. 2, be· freundet oder verschwägerts Z. Denn er hatte ihm einen großen Kasteu gemacht [richtiger: Und er hatte ihm eine große Zelle, wohl durch Zusammenlegen meh- rerer kleinerer Zellen , eingerichtet und zur Wohnung eingeräumt]; und dahin hatten sie zu- vor gelegt Speisopfey Weihrauclh Geräth« und die Zehnten vom Grunde, Most und Oel, nach dem Gebot der Lehnen, Sänger nnd Thorhilter [genairer: die gesetzliche Gebühr der Leoiten und der Sänger und der Thorwärter I. Ehren. 24, 5 Ancn.], dazu die Hebe der Priester [Kap. 12, 47]. Der Hohepriester Eliastb, obwohl er dem Werke der Wiederherstellung der Mauern seine Theilnahme nicht entzogen (Kav. Z, 1), war dennoch den Bestrebungen des Efra und Nehemia auf strenge Scheidung der jiidii fcben Gemeine von den Fremden (V. l ff) nicht günstig, sondern stand auf Seite derer, dte sich in dieselbe ein- drängen wollten tKan 6, 17 ss.); daher treffen wir sei- nen Namen auch nicht unter denen, dte an jenem Bußi und Beitage in Karl. 9 das Doeument (V. 38) unterschrieben (Kap. 10, l sf.). Jnwiefern er mit Tobia sich verschwägert hatte, läßt sich genau nicht sagen; vielleicht war er mit jenem Priester oder Leviten Me- sullam (Kap. 3, 4. so) verwandt, dessen Tochter Tobia's Sohn Johanan gefrett halte (Kap. is, 18). s. Aber in diesen: allen Damals, als das eben Gemeldete geschah] war ich nicht zu Jeru- salems· Denn im zwei und dretßigsten Jahr Ar- thasasthea des Königs zu Bade! sder als Inhaber des perstschen Thrones auch über Babhlonien herrschte, d. i. im J. 433 v. Chr. Esra I, 4 Anm.J, kam tch zum Könige sihm den mir befohlenen Be- richt Kap. 2, 6 zu erftattenL Und nach etlichen Tagen swörtlichx am Ende von Tagen"] et- toarb ich vom Könige serlangte ich von ihm« die ErlaubnißL 7. Daß ich [zum zweiten Mal Kap. Z, 8] gen Jerusalem zog. Und trh merkte [richtete, als Nehemia beseitigt bei seiner 2. Ankunft in Jerusalem mehrere inzwischen eingerissene Mißbräuche 205 ich in Jerusalem ankam, meine Aufmerksamkeit daraus, daß nicht gut war, das Eliasib an Tobia gethan hatte, daß er ihm einen Kasten machte seine Zelle einrichtetej im Hofe am Hause Gottes; 8. Und verdroß mich sehr [solche Ungebühr], nnd warf alle Gerathe vom Hause Tobia hinaus vor den Kasten [die Zelle, in welcher Tobia sich häuslich niedergelassen], I. Und hieß [befahl den PriesiernL daß sie die Kasten [die mehreren kleinen, zu einem Ganzen für Tobia vereinigten Zellen durch levitische Cere- monien von der geschehenen Entweihungj reinigtenz und ich brachte wieder daselbst hin das Gercithe des Hauses Gottes, das Speisopfer und Weihranch fzu dessen Aufbewahrung die Zellen bestimmt waren]. V) Jn die Zeit der Abwesenheit Nehemicks Von Je- rusalem, die wir nach Anm. 2 auf 23 Jahre berechnen, fällt allem Anichein nach die Wirsamleit des Propheten Maleaehd Es sind ganz dieselben Mißstände, welche bei diesem Propheten, wie in den nachstehenden Versen unseres Kapitels bekämpft werden: das heirathen beid- nischer Weiber, die naehläfsige Entrichtung des Zehnten, die Verwahrlosung des Gottesdienstes (vgl. Mal. L, 10sf. mit Nehem. 13, 23 ff; Mal. 2, 8 mit Nehem.13, 15 ff; Mal. Z, 7 ff. mit Nehem. its, 10 ff.). Dabei hat er es zu thun mit einem Geiste des Mißmuths, der sich des Volkes bemächtigt hatte. Als Juda heimkehrte aus der Gefangenschaft, als der Tempel gebaut und selbst die Mauer der Stadt wiederhergeftellt war, da meinte jeder- man, die verheißene Herrlichkeit der messianischen Zeit stehe vor der Thür und das Reich Gottes müsse nun mit Macht hereinbrechenz als aber von alle dem nichts geschah und alles beim Alten blieb, als Juda seinen Nachbarn noch ferner ein Geschrei war und auch jetzt noch als ein armseliges, machtloses Reich dastand, da ging ein Geist des Murrens und der Unzufriedenheit durch das ganze Volk. Mit diesem mißmuthigen Volke nun hat der Prophet ein ernftes Wort zu reden; des HErrn Tag hatte er ihnen zu verkiindigen, der allers dings kommen würde, aber als ein Tag des Zornes über alles, das dem HErrn mißfällig sei. Dabei ver- mahnt er jedoch zugleich festzuhalten an dem Einen, was noth thut, und auszuhalten im Glauben an des HErrn Verheißnngem die zu seiner Zeit gewiß noch erfüllt idee- den sollten. Uebrigens ist Maleachi derjenige Propbet, mit welchem das alttestamentliche Prophetenthum feine Eudfchaft erreiehte. Mit der Verheißung des göttlichen Boten, der in der Kraft des Elias dem zu seinem Tem- pel kommenden HErrn den Weg bahnen werde (Mal. Z, l. 23), verstummt die Weissagitiig bis nach 400 Jah- ren in eben diesem Boten (Jo)annes dem Täufer) dce Prophetie noch einmal aufleuchtet, um dann, hinweisend auf die bereits ausgegangene Sonne des Heils (Joh. B, 30), die Zeit des alten Bundes zu schließecu Es) Jn der Regel faßt man diesen Ausdruck dahin aus, daß nianetwa den Zeitraum eines Jahres darunter versteht, und läßt den Nehemia schon im J. 432 v. Chr. nach Jerusalem zurtickkehren Jndessen konnten in dem Zeitraum eines einzigen Jahres slch wohl nicht wieder so viele und so bedeutende Mißbräuche, wie die. mit denen Nchemia bei seiner zweiten Rückkehr nach Judäa zu kämpfen hatte, einschleichenz außerdem aber führt in Dem. I, 25 das Ende der ersten 7 von den dort ge- weissagten 70 Jahrwochem wenn wir letztere mit dem Jahr der Rückkehr Efrcks 457 v. Chr. (Esra 7, ·7) be« ginnen, bis aus das J. 408. Daher stimmen wir der- ieni en Rechnung bei, welche Nehemias zweite Ankunft in Zudäa auf das J. 410 v. Chr. verlegt; inzwischen war der Hohepriester Eliasib verstorben und sein Sohn Jojada bekleidete das Amt (vgl. V. 28). —- "«·) Jn Persien war 424 v. Chr. Artaxerxes I. nach eince Re- gierung von mehr als 40 Jahren gestorben; nach ihm hatte Xerres 1I. nur 45 Tage, und Sogdianus nur 6—7 Monate den Thron inne, bis dann Darius Il. sOchus oder Nothus) sich des Reichs beinächtigte sEsra l, 4 Anm.). Dieser, der von 423—404 v.Chr. regierte. wäre also, nach der in Anm. 2 angegebenen Berechnung des Jahrs der zweiten Ankunft Nehemiä in Judäa, der hier gemeinie König. il- v. 10—14. wankend d« now-kunnte m neuem« von Jerusalem hatte ferner die Gemeine die sitr die keuittn lsruimmten Gaben nicht mehr kingelieferi uud dadurch eine dluterbremung des heiligen Dienstes veranlaßt. Inn) hier stellte er die gehörte Ordnung wieder her. 10. Und ich erfuhr, daß der Leviteu Theil ihnen nicht gegeben war fwie doch bei meiner frü- heren Anwesenheit dies der Gemeine war aufge- geben worden Kap. 10, 35 ff.]; dethalben die Le- viten und Sänger [um sich ihren Lebensunterhalt selbst zu beschaffen] geflohcn waren, ein jeglicher zu feinem Acker, zu arbeiten swodurch natürlich der Gottesdienst in Versallgerathen war]. 1t. Da schalt ich die Obersten [welche für die regelmäßige Einlieferung der Gaben der Ge- meine zu sorgen hatten], und sprach [zu ihnen, als die mit ihrer Nachlässtgkeit die Unterlassung des Gottesdienstes verschuldet hatten]: Warum verlassen wir das Hans Gottes? Aber ich versam- melte sie sdie LevitenJ und stellete sie an ihre Stätte finden: ich zugleich die Gemeine zur Erfüllung ihrer Verpflichtungen gegen sie anhielt]. 12. Da brachte ganz Juda die Zehnten von: Getreide, Most und Oel zum Schatz [tn die Zellen des Gotteshausess 13. Und ich setzte über die Schätze Selemja, den Priester, und Zadok, den Schriftgelehrten [rich- tiger: Schreiber, der das Verzeichniß der ein- gelieferten Gaben anzufertigen hatte], nnd aus den Leviten Pedaja, und unter ihre Hand Hanau, den Sohn Saume, des Sohns Mathanjcu denn sie wurden für treu gehalten, nnd ihnen ward befohlen, ihren Brüdern [den Priestern und Leoitenj aus- zutheilen. t4. siebente, mein Gott, mir daran, und tilge nieht aus meine Barmherzigkeit, die ich an meines Gottes Hause und an seiner Hut [dem ihm zu leistenden Dienst, durch Herstellung der gesetz: 1ichen Ordnung] gethan habe. III« v. 15—22. weiter fand Uehemia bei einer tut-schau im wkirhlillde der Stadt und in der Umgegend mehrfache Gelegenheit, wahrzunehmen, wie die Entheiligung de« Sabbathi während seiner Abwesenheit ordentlistj zur politi- fttte geworden war. Er griff nun) da ein, theils mit Ermahnnugen und Mantuas-gen, theils mit geeigneten Maßregeln: zur Jlbskhaffuug der drunter. 206 15. Zur selben Zeit lals ich einst eine Reise machte, um in der Umgegend der Stadt und im Lande nach dem Rechten zu sehen] sahe ich in Iuda Kelter treten [Nicht. s, 11 Anm. 21 auf den Sabbaih, nnd [anderwärts] Garben [Getreide] herein bringen, und Esel beladen mit Wein, Tran- ben, Feigen nnd allerlei Last [Marktwaare] zn Jerusalem bringen auf den Sabbathtag sum dann am folgenden ersten Wochentag schon frühzeitig feilbieteu zu können]. Und ich bezeugte sie des Tages, da sie die Fütterung verkanften sihre Waare nun feil boten, daß sie nicht wieder des Sabbath- bruches sich schuldig machen sollten]. is. Es wohueten auch Three drinnen [in der Stadt]; die brachten Fische und allerlei Waare, und verkaufien es auf den Sabbaih den Kindern Juda nnd Jerusalem [nnd verleiteten sie dadurch ebenfalls zum Sabbathsbruchs 17. Da schalt ich die Obersten in Juba, und sprach zu ihnen: Was ist das böse Ding, das ihr thut sdaß ihr dergleichen zulasset, ohne einzu- —greifen], nnd brechet den Sabbaihtags 18. Thateu nicht unsere Väter also [wie in Jerem.«17- 19 if« tu leien], und unser Gott füh- rete alle dies Unglilck svon welchem wir seit den Tagen der Chaldäer heimgesucht sind] über uns und über diese Stadt? Und ihr machet des Zorns über Israel noch mehr, daß ihr den Sabbath brechet sEsra 10, u. 15]. is. Und da die Thore zu Jerusalem aufge- zogen waren vor dem Sabbath [noch bio nach Sonnenuntergang, womit der Sabbath begann, offen siandenL hieß ich die Thüren zuschließen, und befahl, man sollte sie nicht aufthnn, bis nach dein Sabbaih [bis nach Sonnenuntergang am folgenden Tage] Und ich bestellete meiner Knaben [Kap.4, 17; d, 10. 161 etliche an die Thore, daß tnan keine Last sWaaren oder Lebensmittel] herein brachte am Sabbathtage [da die Thore nicht völlig geschlossen, sondern nur angelehnt waren und also leicht geöffnet werden konnten]. 20. Da blieben»die Krämer und Verlänfer mit allerlei Waare uber Nacht draußen vor Ie- rusalem, einmal oder zwei let-zeugten aber damit gleichwohl mancherlei Unruhe nnd Störung]. 2l. Da zengete ich ihnen, und sprach zn ihnen: Warum bleibet ihr uber Nacht um die Mauer? Werdet ihr es noch eins [noch einmal Richc 16, 281 thun, so will ich die Hand an euch legen. Von der Zeit an kamen sie des Sabbaths nicht. 22. Und ich spra zu den Lehnen, die rein lvateu szuvor meiner ufforderung zufolge für» den Zweck »sich eigens gereinigt hatten], daß sie iamen lind huieieu der Thore [richtiger: daß sie kämen zu den Wttchtekn der Thore], zu heiligen den Sadbaihtag sum mit einem Segenssprnch oder sonst in feierlicher Weise den Beginn des Sabbaths Nehemia 13, 15—31. anzukündigens Mein Gott, gedenke mir deß auch, und schone mein nach deiner großen Barmherzigkeit. W. V. 23—31. Ungefähr zu derselben Zeit, wo Uehemia nach dem vorigen Abschnitt für eine strengere Feier dee Sabbathg Sorge getragen, besnaste er die Juden, weiche Frauen auo Jigdom Kiumon nnd moaii geheirathet hatten, hielt ihnen ihr Unrecht vor, bestraste auch, die am meisten in dieser Hinsicht net) schuldig gemacht, und beschwor ne, fortan ihre Söhne nnd Tdrhier nicht mit Fremden zu ver- heirathen, indem rr, an Salomohi Exempel erinnern, aus den gefährlichen Einfluß, den die fremden iranen auiiibtrn, hinwiea von den Söhnen des hoher-richten Sojuda aber stieß er einen, der mit dem tjoroniten Sane- baltat verschwcigert war nnd von dieser Verbindung nicht lassen wollte, ans der Gemeine. Es folgt der Schluß des iltucho iu einigen zusammrusassrnden Sätzen. 23. Ich sahe auth zu der Zeit sbei Gelegen- heit derselben Visitationsreise, die ich dnrch das jtidische Gebiet auf dem Lande machte V. 15] Juden- die sihrem Eid und Bund zuwider Kuh. 10, 29 f—] Weiber nahmen [genommen hatten] von Addod sder Philisterstadt Jus. is, 2 f.], Am- mon und Mond. 24. Und ihre Kinder redeten die-Hälfte [wie viele ihrer nämlich dergleichen Ausländerinnen zu Mtittern hatten] Asdodisch [oder Ammonitisch oder Moabitisch], und konnten nicht Iüdiseh reden, son- dern nach der Sprache eines jeglichen Volks soon der oben genannten Art redeten ste]. 25. Und ich sihalt sie [die Männer, welche also sich versündigt hatten], nnd flnthte ihnen [dräuete ihnen Gottes Zorn und Gericht, wenn e sie von dieser Verbindung mit den Fremden nicht abließen], nnd schlug etliche Männer, und raufte sie [ließ durch die Richter sie nach dem Gesetz Z. Mos 25, 2 f. aushauen und raufte ihnen zum Zeichen meines tiefen Unwillens das HaupthaarL und nahm einen Eid von ihnen bei Gott: Ihr sollt eure Töchter nicht geben ihren Söhnen, noch ihre Töchter nehmen euren Söhnen, oder euch selbst [5. Mos. 7, 3]. 26. Hat nicht Saume, der König Israel, daran gesündiget [daß er viele auslandische Weiber liebte l« Kötn 11, 1 ff.]? Und war doch in vielen Heiden kein König ihm gleich il· Kötd Z, 12 U, und er war seinem Gott lieb [2.Sam.12, 24 f.], nnd Gott seßte ihn zum König über ganz Israel [1. Kön. 4, 1], noch machten ihn die ausländischen Weiber zu sündigen [1. Kaki. n, 3J. 27. Habt ihr das nicht gehören daß ihr sol- ches große Uebel thut, euch au unserm Gott zu vergreifen mit ausländischen: Weibernehmen kmit dem Nehmen ausländischer WeiberJT Der Sinn ist: Wenn der mächtige König Salomo nicht Macht genug hatte, den Einfluß der fremden Wei- ber niederzuhaltem und wenn er, der Liebling Gottes, in seinem Verhäliniß zu Gott keine Schutzwehr hatte gegen die Sünde, zu welcher sie ihn oerleitctenz ist es da nicht in Bsiehuug auf euch ganz unerhört, daß ihr ein so großes nrecht thut? (Vgl. Esra 10, 2.) Nehemia steuert der Entheiligung des Sabbaths — Schlußbemerkungem 207 28. Und einer aus den Kindern Jojada, des Sohnes Eliasilh des Dohenpriesters [Kap- Z, I; 12, 10 f.], hatte sich befreundet mit Saneballah dem Hotoniten [und geschworenen Widersacher der Gemeine Kap. Z, 10; 4, I. 7; S, 1]; aber ich jagte ihn [weil er fein Weib nicht entlassen wollte] von mir saus Jerusalem u. dem seid. Gebiete hinaus]. Der jüdische Geschichtsschreiber Josephus (Arch. XI, 8». 2 f.) verlegt diesen Vorgang in die Zeit des letzten persischen Königs und des Hohenpriesterihutns Jaddua (Kap. 12, 10), so daß er also etwa 75 Jahre später sich ereignet habe; abgesehen aber von diesem chronologischen Jrrihum, der wohl davon sich herschretbt, daß Josephus den Jaddua mit dem Sohne desselben, Jonathan oder Johanan Kap.12, 11. 22., und demzufolge den Darius Nothus mit dem Darius Codoknannus verwechselte, ent- hält seine Miitheilukig noch manche nähere Angabe. Darnath hieß jener Sohn des Jojada und Enkel des Eliasib Man asse; er hatte die Tochter des Saneballat, mit Namen Nikaso, geheiratheh grilndete nach seiner Ausstoßung aus der jüdischen Gemeine mit Hilfe seines Schwiegervaters den Tempel auf dem Berge Garizim und erhielt das erbliche Hohepriesterthum in der samarts tanlschen Gemeine, wobei denn viele Priester, die von ihren ausländischen Frauen sieh ebenfalls nicht lossagen wollten mit ihm gemeinschastliche Sache machten. Diesen Tempei zerstörte Johannes Hyrkanrts um das J. 129 v. Chr., doch blieb der Berg die Anbetungsstätte der Samaritaner bis in die Zeit des neuen T. (Joh. it, 20), wenn aurh ein eigentlicher Tempel nicht wieder dort erstand. W. Gedenke an sie suach deiner strafenden GerechtigkeitL mein Gott, die des Priesterthnms los sind geworden [dasselbe befleckt und entweiht haben], nnd sstch schuldig gemacht haben eines Bruchsj des Bnndes des Priesterihums nnd der Le- viteu [den du mit Aaron und dem Samen Levi gemacht hast, vgl. Mal. 2, I sf.]. Je höher der geachtet ist, der da silndiget, se größer wird auch seine Sünde geachtet nnd desto mehr Aergers ntß richtet er an. (Osiander.) 30. Also reinigte ich sie [die in der erneuerten Gemeine zurückbleibenden Kinder Israel] von allem Plttsceiudischen [den fremden Weibern V. 23 sf.], und stellete die Hut der Priester nnd Leviten [be- stellte Wachen der Priester und Leoiten] einen jeg- lichen seinen jeden von den zu den Wachen Gehö- renoenj in seinem Geschafte [Kap. 12, 44 ff. ; 13, 131 ; Si. Und [bestellte Männer] zu opfern das Holz [zur Darbringung des Hohes] zu bestimmten Zeiten [Kap. 10, 341 und [für] die Etsttinge [Kap. 10, 35 ff., also Männer, die für die ge- ordnete Ablieferung der Gaben und Erstlinge zu sorgen hatten]. Gedenke meiner, mein Gott, im Besten [vgl. V. 14. 22; Kuh. 5, 19]. Der Hauptendzweck in alle unserm Thun soll sein, daß der HErr unser im Besten gedenke und zu den Sei· nigen uns zähle- (Württemb. Summ.) Mein lieber Gott, gedenke meiner im Besten jetzt und allezeit te· (Lied von Erdmann Neumeistey dem strengen Eiferer für lutherische Rechtgläubigteid -s- 1756 in einem Alter von 86 Jahren) Ueber Nehemicks Ende ist nichts Nähcres bekannt; doch hat er wohl die Zeit bis um J. 408 v. Chr. nicht lange überlebt. Mit diesem Fahre beginnt nach der 49sährigei1 kümmerlichen Zeit, in welcher die Gassen nnd Mauern Jerusalems wieder gebaut wurden, der lange osfenbarungslose Zeitraum von 62 Jahr- wochen, von welchem Daniel in Katz. 9, 25 redet und der bis auf Christum, den Fürsten, reicht 408 v· Chr. — 26 n. Chr-J. Aus diesem Zeitraum ammen die sog. apokryphischen Bücher, eine Benennung, die in ihrem jetzigen Sinne erst durch Hieronymus eingeführt worden, während man urspriinglich Geheimschristen dar- unter verstand, wie die Häretiter (Jrrlehrer) sie hatten und geheim hielten, oder unechte, untergcschobene Bücher, deren Verfasser man nicht kannte und deren Inhalt mit der biblischen Wahrheit nicht übereinsttmmta Aus jenen Apokrhphen nun, wie sie unsrer deutschen Bibel als An- hang beigegeben sind, sehen wir, was die jüdische Fröm- mig eit nach dem Aufhören des prophetischin Geistes und nach Abschluß des Kanons aus den heil. Sclartften menschlicher Weise gelernt hat. und sind die Bächlein, die hier aus dem Worte Gottes ausgeslossem nicht schlechthin zu verachtem zumal so mancher Spruch daraus in das praktische Leben der Kirche, in ihre Lieder und Predigten übergegåtn en ist. Aus der andern Seite frei· lich haftet diesen üäjern auch manches Jrreleiiende und Schiidliche an, weshalb die Dordrcchter Shuode vom J. 1618 bestimmte, daß sie, zur Belehrung über den Unterschied derselben von den kanonischen Büchern, mit einem besonderen Titel und einer Vorrede versehen, auch mit kleineren Typcn edruckt und mit Randaumerkungen ausgestattet werden iiolltem in denen die Widersprüche mit der heil. Schrift hervorzuheben seien. Ju Beziehung aus die Geschichte Israels während der (oben erwähnten) ofsenbarungslosen Zeit verweisen wir auf die Erklärun der letzten beiden Kapitel bei Daniel (Kap.11 n. 12); sie wird eine Heranziehung des I. Bachs der Makkabäer nöthig machen, das wir als Brücke benutzen werden, um aus der Zeit des alten Testaments in die des neuen Fest. hinüberzuleitem Schlußbetnerlenugen zn den Dächern Chr-antun, Gsra nnd Mehemia g Die beiden Bücher der Chronika bilden im hebräischen Kanon und nach ihrer ganzen Anlage nur Ein Buch unter dem Titel: Zeitereignisse Gibt-e hajamim); damit soll ohne Zweifel angedeutet werden, daß sie eine allgemeine, bis aus die ersten Anfänge des Volkes Gottes znrückgeheude Geschichte der jtldischett Gemeine darzubieteu bestimmt sind. Statt dieses etwas unbestimmten Ausdrucks steht in der griechischen Uebersehung (Septuaginta) die Bezeichnung: Eaq«2.«--5»k»a, d. i. Uebriggelassenes oder Reste alter historischer Denkmiiler, die durch den sammelnden Fleiß des Verfassers dem Untergange entrissen worden; nnd der Jnhalt des Vuchs entspricht dieser Bezeichnung in der That, doch ist der- selbe, wenn auch verschiedenen Denkmälern entlehnt, nach einem sehr bestimmten Zweck zusammengestellt und ausgewählt. Beschäftigt mit der Wiederherstellung eines durch langwieriges Elend tief get-amtl- thigten Staates, vorzüglich aber mit der gewissenhaften Erneuerung der alten heiligen Institutionen 208 Esther 1, 1——5. und einer gründlichen Reform der kirchlichett Verhältnisse im Gegensatz zu früherer Willkür und straf- barer Geseßesübertretunm mußte nämlich das Jnteresse des Verfassers, als welchen wir in der Anm. zu Nehem. 8, 1 den Schriftgelehrten Esra erkannt haben, hauptsächlich auf den Glanz der alten, mit hohen Verheißungen dastehenden Davidischen Dynastie, sowie auf die heil. Satzungen der Vorzeit und das, was einst zum Tempeldienst und Cultus gehört hatte, gerichtet sein. Andere, darunter auch Hieronymus, saßten dagegen jenes griechische Wort in der Bedeutung: Uebergangenes oder Ergänzun- gen, weil das Buch eine Menge geschichtlicher Nachrichten enthält, die in den andern Geschichtsbüchern nicht gefunden werden; er selber, Hieronymus, aber gab dem Werke den Namen Chronicon, und wollte es damit als ein Tagebuch der ganzen heil. Geschichte sphronjcon totius divinae historiaey kennzeichnen. Von da an erlangte dieser Name in der römischen Kirche Geltung und ist auch in die lutherische Kirche übergegangen. Die Theilung des Ganzen in 2 Büchcr gehört der Septuaginta an, und die Vulgata hat sie angenommen, gleichwie auch unsre deutsche Bibel sie befolgt; doch war ver- muthlich schon in den hebräischeti Handschriften nach den Worten in I. Chron. 30, 29 f. ein Absatz. Weil das 2. Buch der Chronika in Kap. 36, 22 fast mit denselben Worten schließt, mit welchen das Buch Esra in Kap. 1, 1 ff. anfängt, das Buch Esra aber wiederum mitten in der Geschichte abzubrechen scheint, ohne sie zu einem wirklichen Abschluß zu führen, so nehmen nicht wenige Gelehrte an, die Bücher der Chronika hätten mit Esra und Nehemia zusammen ursprünglich ein ein- heitliches, von demselben Verfasser und nach demselben Plane gearbeitetes Ganze gebildet. Allein ab- gesehen davon, daß sich gar kein Grund denken läßt, warum ein Später-er das ursprünglich zusammen- gehörige Ganze lieber auseinandergcrissen hätte, so läßt sich das Abbrechen der Bücher der Chronika mit einer nurtheilweisen Mittheilung des Edikts des Cyrus ohne weitere Darlegung, was dasselbe für Folgen gehabt, nur dann begreifen, wenn schon vor der Abfassung dieser Bücher der Abschnitt in Esra I, 1 — s, 22 existirtez bis zu diesem Abschnitt, ihn in seinem Anfange kurz wiederholend, konnte der Verfasser der Chronik nun recht wohl sein Werk fortführen, das Weitere gleichsam mit te. (u. s. w.) dem Nachlesen dort überlassend. Was nun aber den eben angeführten Abschnitt selber betrisst, so enthält er nicht nur, wie schon zu Esra 4, 7 bemerkt, ein chaldäisches und von einem der Theiluehmer am Tempelbau verfaßtes Stück, sondern bietet auch in Kap. 2 eine schon vorgefundene Urkunde dar. Der Verfasser des B. Esra hat ihn dem zweiten Theile seines Werks: Kap. 7, 1 — 10, 44., darin er von sich selber erzählt, oorangestellh um eine einheitliche Geschichte von der Zeit der Rückkehr aus der Gefangenschaft an bis zum Schluß des J. 457 v. Chr. zu Stande zu bringen, und für diesen Zweck den zweiten Theil eng an den ersten angeschlossen, indem in Kap. 7, 1 die Erzählung dem Grundtext zufolge mit den Worten anhebt: »Und nach diesen Geschichten«. Das Buch Nehemia enthält in Kap. 8—10 ein, allem Anschein nach ebenfalls von Esra ge- schriebenes Stück (Kap. 8, »1 Anm.), wurde aber von dem Verfasser unverändert seiner Schrift ein- verleiht. Als diesen Verfasser nun haben wir den Mann selber, nach dem die Schrift ihren Namen führt (Nehemia), kennen gelernt; und er schrieb sein Werk wohl erst im späteren Alter. Wenn die Alten zum Theil mit Esra zusammen es als Ein Buch rechneten, oder doch als das 2. Buch Esra zählten, so hat das einerseits in der Zusammengehörigkeit des Jnhalts seinen Grund, andrerseits in der nun einmal gäng und gäbe gewordenen Zählungsart der biblischen Bücher alten Testaments, deren Zahl man aus 22 resp. 24 bestimmte. Zu dem 1. Buch Esra (unser jetziges Buch Esra) und dem L. Buch Esra (unser Buch Nehemia) kommt in der apokryphischen Literatur noch ein Z. u. 4. Buch Esra hinzu (Esra 1, 11 Anm.). Ersteres, vermuthlich von einem griechisch redenden Juden des 2. Jahrh. v. Chr. in Egypten geschrieben, erzählt die Geschichte des Tempels und des Gottesdienstes von Josua bis Esra herab, wobei es über Serubabel noch manches beibringt, was in den kanonischen Büchern nicht steht, am Schlusse aber mitten im Satze abbricht; letzteres, das allem Anschein nach einen hellenistischen Juden Paläftincks gegen Ende des 1.Jahrh. n. Chr. zum Verfasser hat, ist apokalypti- schen Jnhalts (Dan. 7, I Anm.): Jm 30. Jahre nach der Zerstörung Jerusalems empfängt der über das traurige Schicksal seines Volks bekümmerte Esra in Babylon, auf seine unter Fasten und Gebet an Gott gerichtete Klage, warum Gott sein Bundesoolk so schwer strafe, in 6 Visionen durch den Engel Uriel Aufschlüsse über das Ende des gegenwärtigen Zeitlaufs, über die schweren Gerichte, die dem Ende voraufgehen, über den Sturz des letzten Weltreichs, das durch einen aus dem Meer auf- steigenden und seine Schwingen über die ganze Erde ausbreitenden Adler mit 12 Flügeln und 3 Häuptern symbolisirt wird, und über die Gründung eines neuen herrlichen Zions durch den Messias, welcher die wider ihn streitenden Feinde ohne Schwert und Waffe überwindet und die Frommen sammt den verbannten 10 Stämmen sammeln und in Frieden regieren wird. Jn einer 7. Offen- barung giebt dann eine Gottesstimme dem Esra noch Aufschluß über das Ende der Zeiten und ertheilt ihm den Austrag, die verlorenen heil. Schriften seinem Volke wiederherzustellen. Der König von Persten veranstaltet seinen Großen ein prächtiges Fest. 209 Das lliuch Esther. Es sind zwei Perioden der nachexilischen Geschichte, welche uns in den Büchern Esra und Nehe- mia vorgeführt werden; was zwischen ihnen liegt, was snach ihnen folgt, hat keine theokratische Be- deutung und ist darum nicht Gegenstand der heil. Geschichtschreibung. Nur das Buch Esther hat noch Aufnahme in den Kanon gefunden; denn es zeichnet den Zustand der Exilirten in Persien und bildet so eine Ergänzung zu den Erzählungen Esra’s und Nehemicks aus dem heil. Lande, indem es die andere, am Schauplatz des Weltreichs sich begebende Seite der nachexilischen Geschichte des Gottesvolks charakterisirt Das l. Kapitel. lfaflhi wird megen verachteter Mahlzeit non Utjnsneros verstoßen, I· U. 1—-9. Marmor, der König von per-neu, giebt im Z. Jahr seiner Regierung in seiner liesidenzsnsn seinen Großen nnd Gewnltigen ein Fest von nie geschenkt prakht und Fülle; dasselbe währt 180 Tage. Uns) diesem Haupt« fest beginnt ein treuer; von 7 Tagen für die Bewohner der Residenz, welche in einem Gehege des tiöuigltajen partie aufs üpnigsie bewirthet werden. jin gtrinjer Zeit giebt auch die Königin vnsthi im Palast den Weibern deo Hofes Gnsitnähleiu 1. Zu den Zeiten Ahasverost [d. i. Xerxeg l» welcher von 486—465 v. Chr. regierte, s. Esra I, 4 u. 4, 6 Anm.], der da König war von Indien sbis wohin schon sein Vater Darius Hystaek pis vorgedrungen] bis im die Mohten [bis an das südlich von Egypten gelegene Aethiopien, welche beide Länder schon des Cyrus Nachfolger Cam- byses angegriffen, Xerxes selber aber neuerdings völlig unterjocht hatte], über hundert und sieben und zwanzig Länder kühn: 127 Vecwaitungsvezikke in 20 Satrapieen oder Statthalterschaftem so daß die Zliktisssglrrng in Dan. 8, 3 s. sich nun vollständig ersüllt a e . «) Diese znerst von Scaliger (geb. 1540 zu Agen im südl. Frankreich, bei seinem Aufenthalt zu Paris, wo er während der Schreckensscenen der Pariser Blnthochs zeit so ausschließlich mit seinen schriftstellerischen Arbeiten beschäftigt war, daß er weder von dem tobenden Lärm der Bewasfnctem noch von dem Geschrci der Weiber nnd Kinder und dem Aechzen der Verwundeten und Ster- benden etwas wahrnahm — zur Protest. Kirche über- ·etreten, später Professor an der reform. Universität zu Lenden, berühmt ais Begründer eines deirchgebildcten chronologischen Systems) aufgestellte Ansicht, daß unter Ahasveros König Xerres l. zu verstehen sei, wird jeFt von den Geschichtsforschern sowohl wie von den Schri t- auslegern als die allein richtige fast allgemein anerkannt. Nur vereinzelt (z. B. in Flüggss Lehrbuch der bibl. Geschichte) taucht hier und da noch die Meinung von Nickes auf, welcher unter Ahasveros den medischen König Cyaxares, Sohn des Phraortes (2. Kön. 22, 2 Anm.) versteht (vgl. Dan. 9, 1); sie beruht auf einer, wenn auch nahe liegenden, doch jedenfalls irrthümlirhen Ausfassun der Stelle in Kap. 2, 5 f. Für jene erstere Ansicht a er spricht nicht allein die oben angegebene Ausdehnung» des persischen Reichs Gerad. VII, I) nebst andern geschichtlichen Umständen, sondern vor allem auch die Gleichheit des Charakters des Ahasveros in unserm Dseldseks stinkt-at. (Auberlen.) Buche mit dem grausamen, launenhaften, schwelgerischen und zu unsinnigcn Maßregeln geneigten Despoten Xerres (l-Ie1·od. VII, 35. 373 IX, l07; Inst. hist. II, 12; strabo XlV, 634). — sit) Nur in unsrer deutschen Bibel fehlt der Nachsatz; im Grundtext dagegen ist der l. Vers mit dem 2. verbunden: Und es geschah in den Tagen Ahasveros — er ist der Ahasveros, der König war von Jndien bis Aethiopien, hundert nnd sieben zwanzig Be irke: in eben diesen Tagen, im dritten Jahr seines König- reichs, da er auf seinem königlichen Stuhlsaß zu Schloß Susan, machte er bei ihm ein Mahl re. 2. Und da er snach glücklicher Beendigung des Kriegs gegen Egypten und Aethiopienj atif seinem königlichen Stuhl saß, zu Schloß Snsan [wo er einen Theil des Jahres, nämlich den Sommer, zuzubringen pflegte Nehem. 1, 1], Z. Jm dritten Jahr seines Kbnigreichs [d. i. im J. 483 v. Chr» als er eben den Feld: zug gegen Griechenland im Sinne hatte], machte et bei ihm [in Susanj ein Mahl [glänzendes Fest] allen seinen Fürsten nnd Knechten, nämlich den Gewaltigen in Persien nnd Meden [der gesammten Leibwache von etwa 14,000 Mann], den Land- pflegern [Statthaltern der Provinzen] nnd Obersten in kseinen Ländern [den Fürsten über die 127 Be- zir ei, . 4. Daß er szugleich auch] sehen ließe den herrlichen Retchthnm seines Köuigreichs nnd die köstliche Pracht seiner Majestät viele Tage lang, nämlich hundert nnd achtzig Tage. Nach Beendigung des Feldzugs gegen Egypten be- rief Xerxes im Z. Jahr seiner Regierung alle Großen seines Reichs nach Susa, um mit ihnen den Feldzng gegen Griechenland zu beraihen (Herod.V1l, 8); daraus erklärt sich das hier erwähnte, 180 Tage, d. i. ein halbes perstsches Jahr dauernde Fest, indem die perstschen Könige gern bei Gclagen Staatsrath hielten und wichtige Au. gclegenhciten abmachtem Uebrigens waren die Perser allgemein im Alterthum, wie zum Theil auch heute noch, we en ihrer Prachtliebe, Feinschmeckereh Trunksucht und rinännigen Verschwendung für Schmausereien berüchtigt (Heroci. I, 33)· Z. Uud da die Tage ldes halbjährigen Festes] aus waren, machte der König swohl aus Freude über den glücklich zu Stande gekommenen Be«- schluß, den Feldzug gegen Griechenland wieder aufzunehmen, und weil ihm seine hochfliegenden I. er. I. S. 14 210 Esther l, 6—-22. Pläne schon so gut wie verwirklicht erschienen] ff des Königs— Ahasver-is fabgetrennt von den ein Mahl allem Volk, das zu Schloß Sosan war, ff Männern] beide Großen und Kleinen [oom Vornehmsteii bis zum GeringstenJ sieben Tage lang im Hof; des [sehr kunsireichenj Gattens am Hause des Königs. Die die königlichen Paläste in Persicn uingebenden Paris und Thiergärten (Paradiese) werden von den : I: ii i i « ) - Alten sehr gepriesen. So erzählt Xenophoiy das; Cyrus is« in Sardes einen Garten gehabt, den er eigenhändig - bebaut und mit fast allen Bäumen bepflanzt habe. Als er ihn einst dem Lysander zeigte und dieser die Schön- heit, Ordnung und Größe der Biiunm die Güte des Z Bodens und die Lieblichkeit des Blumendustes bewun- derte, versicherte Cyrus, er habe alles besorgt und geord- net; nie setze er sich zu Tisch, ohne vorher im Garten gearbeitet zu haben. s. Da [im Hofe oder Gehege des Schloß- gartens] hingen [im Kreise herum, sehr feine]k weiße, tothe [richtiger: banmw ollene] nnd gelbe [genauer: pnrpurblaue] Tücher foder Vor- hänge], mit [weiß-] leinenen und scharlateneii spat: purrothen] Seiten [Schnüren] gefasset in silbernen Ringen fwelchej auf san weißen] Marnieifcinleii J? [befestigt] waren [alfo daß je 2 Säulen einen z; weißen oder blauen Vorhang einschlossem und die weißen Vorhänge mit purpurrothem die blauen mit weiß-leinenen Schnüren geziert waren] Die Bcinke sniedrigen Polster, auf denen man nach asiatischer Sitte bei der Mahlzeit lagerte] waren giilden und fuhren-«, sund standenj auf Pftaster von grünen, weißen, gelben und schwarzen Murmeln [genauer: von Alabaster und Marmor nnd Perlmutter und Schildpath etwa als Mo- saikarbeit] gemacht. «) Auch im Fcldzug gegen Griechenland gebrauchte Xerres, um seinen Reichthuin zu beweisen, Lagerbäiite aus Stoffen, aus Gold- und Silberfäden gewirkt, welche er und seine Feldhereen mit sich führten, und die nach- her die Beute der Griechen wurden (Herod. 1X., 81). 7. Und das Getränke trug man in güldenen Gefäßen [Dan. b, 3], und [zwar] immer [wieder] andern und andern Gefcißen swie denn die Perser auf den Besitz recht vieler Trinkgefäße großen Werth legten], nnd königlichen Wein [wie der König selbst ihn zu trinken pflegte] die Menge, wie denn der König vermochte. 8. Und man sehte sfürj niemand [fest], was er trinken sollte swährend sonst das Trinken nur auf Befehl oder Aufforderung der Hofbeamten geschehen durfte]; denn der König hatte allen Vor- stehern in seinem Hause befohlen, daß ein jeglicher [unter ihnen] sollte sbei der Bedienung der Gaste] thun, tvie es ihm [dem einzelnen Gaste] wohl ge- fiele [fodaß es jeglichem frei stand, so viel und so oft zu trinken, als er wollte]. St. Und die Königin Vnsthi [die Lieblings- gemahlin des Ahasoeros und Hauptfultauin Neh. 2, s] machte szur selbigen Zeit] auch ein Mahl für die Weiber svon Susa], im königlichen Hause v Hi II« v. t0—22. Jim seyn« Tage, kn- die Jcuggkiqffkuheii ihre höazsic Höh· rrrelazt hat, befiehlt Kliasorroe seinen 7 Versihnitteueiu die Königin Vaslhi vor ihn zu bringen, um den Völkern und Obernen ihre Schöuheit zu zeigen. Indessen, die Königin wetgert sich, diesen: Befehle nach— zntioiiimeu Altar-vorm, der darin kiue jener Unverschämt- heiten erblickt, woran die Geschichte der prrsifetzeir Köni- ginnen so reich ist, trägt der Sitte und Verfassung den Reichs gemäß die Sache seinem, der Gesetze nnudlgeu Staate-roth vor, worauf dann eins der Mitglieder dessel- ben dag Grgebniß der gemeinschaftlichen Berathnng dahin auospriuztx nicht allein wider den König habe vaslht ge- freoelt, sondern auch wider alle Fürfleu und Unterthanen, da der Königin Beispiel alle andern Frauen zur Ver— achtnng ihrer Männer verleiten und viel dliihell anrichten werde. Gg sei also ein unoerbtüchlirticg Gesetz zu er— lassen nnd im ganzen Reiche benannt zu machen, welches die Versioßung der Vasihi frnsetzez eine solche tiönigllche Brliauntmachung werde die Frauen im ganzen weiten Reiche veranlassen, ihre Manne: zu ehren. Demgemäß verfährt deuu auch der König nnd ertäßt außerdem noch besondere Schrelben mit der Weisung, das; jeder Mann in seinen: Hause das Regiuient haben solle. 10. Und am siebenten Tage sdes Vo1tsfestes, bei welchem die Fürsten und Satrapen ebenfalls . noch anwesend warenJ, da der König [sammt seinen Gästeih wie es bei perstschen Zechgelagem besonders am Schluß derselben, immer der Fallj gutes Miiths [trunkeii, und daher iibermüthig und wollüstig geworden] war vom Wein, hieß et Me- hunam, Bisthm Hatbonasz svgi Kap. 7, 9], Bimbo, Abagtba, Sethar und Charcas, die sieben Keim: inerer sEunuchen oder VerfchnitteneL die [als Kaminerherreiij vor dem König Ahasver-is die- neten , 11. Daß sie die Königin Basihi holeten vor den König [in ihrem königlichen Schmuck, nament- lich] mit der königlichen Krone seiner Art Tnrbam der oben spitz zulief und in die Höhe stand], daß er den Völkern und Fursten zeigete ihre Schöne; denn sie war schön. «) Die Zahl sieben, sagt Heeren, tonnnt bei den Persern fast in allen ihren össentlichen Instituten vor, wo eine Mehrheit erforderlich war; es war daher sehr wahrscheinlich bei ihnen eine heilige Zahl ff. V. 14). Die oben genannten Kämmcrer sind Verschnittena welche das Amt hatten, den Frauen die königlichen Befehle zu überbringen und überhaupt den Verkehr des Königs mit den Frauen zu vermitteln; und wie dem Könige Ver« schnitt-site zur Verfügung standen, so hatte auch die Königin ihre eigenen Eunnchcn (Kap. 4, 4 ff.). 12. Aber die Königin Vasthi wollte nicht kommen nach dem Wort des Königs durch seine Kämmerer [obwohl sie recht gut wußte, daß es des Königs eigener Befehl war, der an sie ge: langten. Da ward der König sehr zornig, nnd sein Grimm entbrannte in ihm sdenn es schien ihm unerträglich, daß all seine Pracht und Hoheit mit der schimpflichen Verschmähung von Seiten eines Weibes endigen follte"]. Vasthi, die rechtmäßige Gemahlin des Perserlönigs wird von diesem verstoßen. 211 «) Es war allerdings persische Sitte, die rechtmäßigen Gemahlinnen zur Tafel zu ziehen und mit ihnen ge- nieinschaftlich zu speisen; sobald aber die Trunksucht er- wachte und überhand nahm, entfernten sich dieselben und überließen« den Kebsweibern und Buhlerinnen den Maß. Daher sieht es Basthi mit Recht als eine Be- leidigung an, was der König ihr zumuthch sie wird dadurch in die Klasse der Kebsweiber gestellt, und ioill nun ihre Würde als Königin und Frau um so weniger aufs Spiel sehen, als ihr dergieichen Beispiele von der Schatnlosigkeit trunkencr Perser den Frauen gegenüber, wie lberodot (V.,18f.) eins erzählt, gewiß bekannt waren. — ") So endet das große Weltfest mit aller seiner Weltherrlichkeit und Weltfreude mit einem tiefen und unheilbaren Riß in der eigentlichen Mitte des Reichs, in dem königlichen Hause· tBaiimgartetih 13. Und der König sprach zu den Weisen [den 7 Staatsräthen V. 14 und den Magiern nnd Sternkundigen Dan. l, 20], die sieh auf des Landes Sitten sunddie Eutscheidung schwieriger RechtsfäUeJ verstunden — denn des Königs Sachen [die StaatsangelegcUheiteUJ mußten [nach der Ver: fassung des Reichs] geschehen [verhaiidelt werden] vor allen Verständigen ans Recht nnd Händel [die das Gesetz auszulegen und anzuwenden wußten]; » 14. Die Nachsten [unter diesen Gesetzkundigenj aber bei ihm waren Charsena, Sethar, Adiiiatha, Tharsis, Meers, Marsena und Memncham die sieben Fürsten der Perser nnd Meder sEsra 7, 14; Jer. 52, 25], die das Angesicht des Königs sahen satte- zeit freien Zutritt zu ihm hatten, während es sonst schwer war, Zugang zum Könige zu erlan- gen] nnd saßen [als höchste Würdenträger] oben an im Königreich —, - 15. Was ftir ein Recht swas nach Recht und Gesetz] man an der Königin Vasthi thun sollte, darum, daß sie nicht gethan hatte nach kem Fort des Königs durch seine Kamnierer V. 1 . 16. Da sprach Mentncilan snach vorgängiger Berathung mit den übrigen Weisen, in feierlicher Versammlung] vor dem Könige und Fürsten: Die Königin Vasthi hat nicht allein an dem Könige übel gethan, sondern anclsan allen Fnrsten nnd an allen Völkern IUnterthanenJ in allen Landen des Königs Ahasveros » 17. Denn es wird solche That der Konigin auslolnmen zu allen Weibern, [also]» daß sie sdurch solches Exempel verführt] ihre Manner verachten vor ihren Augen, und werden sagen: Der König Abasveros hieß die Königin Vasthi vor sieh tom- wen; aber sie wollte nicht swie svllten wir noch dies Herrschaftsjoch ertragen ?]. 18. So werden nnn salsbald You da an, wo die Sache ruchbar wird] die Fntstinnen in Persien nnd Meden [die in der Nähe des Hofes leben und zuerst Kunde von den Vorgängen da- selbst erfahren] auch so sagen zu allzu Fursten des Königs, wenn sie solche That der Konigin boten; so wird sich Verachtens [von Seiten der Frauen] nnd Zorns [von Seiten der Männer] genug heben [erheben]. 19. Gescillt es dem Könige, so lasse man ein königlich Gebot von ihm ausgehen nnd schreiben nach der Perser und Meder Gesetz sgenauen unter die Gesetze der Perser und Meder], welches man nicht darf iiberiretenk [den Inhalts] daß Vasthi nicht mehr vor den König Ahasveros komme [sondern für immer verstoßen sei]; nnd der König gebe ihr Königreich [ihre königliche Würde] ihrer Nächsten [irgend einer andern] die besser ist, denn sie [nnd die du leicht aussindig machen wirst]; 20. Und sgesrhieht es] daß dieser Brief [Be- fehl] des Königs, der [von ihm] gemacht wird, in sein ganz Reich- welches groß ist [nnd also gar viele Frauen umfaßt] erschalle, [so wird der König in aller Augen Genugthuung erhalten und der übte Einfluß der That der Königin verhindert werden, also] daß alle Weiber ihre Männer in Ehren halten, beide unter Großen nnd Kleinen [Alten und Jungen "]. ») Die Regierung der alten Perserkönige war durch« ans despotisch, und der Wille des Monarchen das höchste Gesetz; daher, was einmal mit des Königs, als Stells verireters des Gottes Ormuzd, Namensunterschrist nnd Jnsiegel als Edtkt bekannt gemacht war, nicht wieder aufgehoben werden konnte (Dan. 6, 8). -— Aus die Erlassuiig eines solchen Geletzes dringen die Rathgeder offenbar, um es dem Könige unmöglich zu machen, die Vasthi wieder zu Gnaden aufzunehmen, da sie ihre Rache fürchten mußten, wenn sie zu neuer Macht und neuem Einfluß gelangen würde. (Bertheau.) —— «) Anstatt daß die Bescheidenheit etwas Geschehenes das Zorn er- wecken ivill, sucht zum Besten zu deuten und nicht ge- hässig auszulegen, so richtet dieser Hosschmeicliler sich nach den Asfekten seines Herrn, bringt ihn aus den Thorheiten in die Unsinnigkein und gießt Oel in’s Feuer. Aber die Regierung Gottes, die aus allem etwas Gutes weiß zu bringen, ist auch hierunter soweit zu erkennen, daß sie diesen Rath zu einem guten Zweck zu lenken wußte. (Berleb. B.) 21. Das gefiel dem Könige nnd den Fürsten; nnd der König that nach dem Wort Memnchans 22. Da wurden »Briefe sEdiktej ansgesandt in alle Lander des Königs, in ein jeglich Land Usch still« Schkiik lgsichklebevL und zu jeglichem Volk nach seiner Sprache sühersetztl daß ein jeg- licher Mann der Oberherr in seinem Hause sei [sein svlle]; nnd ließ reden [nnd daß ein jeglicher Mann in seinem Hause rede] nach der Sprache stlnkd Volks [nnd nicht nach der seines Weibes, wenn gs eine LslSiftllgnd;rinFwäre, ivie dgsttder Uzåvercöniith und ’e err u er rauen zur i e tm ei e t hkattehNehem 13, 24]. g mach Nach anderer Interpunktion lassen sich die letzten Worte des Verses besser so übersetzen: und daß ein jeder reden kseiner Frau befshlenl solle, was ihm angemessen chetnt sihr also auch jederzeit befehlen könne zu kommen, und sie genöthigt sei, dem Folge zu leisten]. M« 212 Esther 2, 1—16. Das 2. Kapitel. Esther wird zu königlichen Ehren erhoben. I« v. 1—18. Jlls nach einiger Zeit der Zorn des Ahas- veros steh gelegt hat nnd er der hastht in titeue über die gegen sie begangen: Härte gedeutet, ohne daß eine Möglichlcett zur Wiederoereinigiing mit ihr thut noch offen stünde, fchlagen die um feine Perwn beschäftigten Hof— beamten ihm vor, aus allen Ländern feines Kiinigreichg die fchönsten Mädchen augfucheu und in das liiinigliche Harren znSufau bringen zu lassen, daiuit dort der Groß— lkamuterherr ihre Sehmsiclnmg in herlidmmlither Weise vollziehe nnd er darnach eine von ihnen zur Königin an beruhigt« Stelle erhebe. Ver Vorschlag findet Beifall nnd kommt zur Ausführung; die Jungfrau aber, die zu dieser Würd: emporfletgt, ist Esther, itrfprünglicij Hadasfu ge— nanut, die pslegetochter des Jjuden Mardochai, nnd ver- anstaltet der König am Tage ihrer Erhebung ein großes Freudeufest im ganzen Reiche. l. Nach diesen Geschtchteth da der Grimm des Königs Ahadbctos sgcgen seine frühere Ge- rnahlin Vasthi] sich gelegt hatte suud er, aus dem Uebermuth seines Weinrausches erntichterh zur Be: sinnung über das, was er gethan, kam], gedachte er an Vastht, toas sie gethan hatte, und was [.Hartes] ubet sie»[durch ein unverbrüchliches Ge- sen] beschlossen wart. » » » 2. Da sprachen die Knaben des Königs ffeme Hofcavaliere -—— zu unterfcheiden von den Käm- merern und Staatsräthen], »die ihm dieneten: Man suche dem Könige junge schone Jungfrauen; 3. Und der Kontg bestelle Schauer sBeanrte zu diesem ZweckJ tu allen Landen feines König: retchs, daß sie allerler junge schone Jungfrauen zusammenbringeri gen Schloß Snsan, in’s Frauen- Zimmer« [in den Frauenpalast oder HarernL unter die Hand fund ArissichtJ Hegai, des seinen vgl. V. 141 Konigs-Kammerers [f. Kap. 1, 10·Anm.], der der Weiber wartet [ehe sie zum Könige kom- men], und Derselbe] gebe ihnen Ihren [den könig- lichen Frauen nöthigen] Gefchntttck skoslbare Sal- ben und andere Mittel zu ihrer Reinigung und Zubereitung für das königliche Beilager s. B. 1»2]. 4. Und weiche Dirne-«( dem Könige gefallt, die werde Königin an Vastht Statt. Das gefiel dem Könige, nnd that also. V) Das Wort Frauenzimmer tonrdc in dcr älte- sten Zeit fast nur in dem Sinn von ,,Fraucrigctnactt, Ort, wo sich vornehme Frauen aufhalten und arbeiten-«, zu- weilen auch als Bezeichnung einer Anzahl von Frauen, die in einem Frauengemach zusammcuwohuen oder zu· fammeugchörem wie die weibliche Dienerschast oder das Gefolge ciner Fürstin, gebraucht. Jn beiderlei Sinn, am meisten aber im ersten, gebraucht auch Luther das Wort. Jm 17. Jahrh. sing man dann an, mit ,,Fraucn· Zimmer« überhaupt Frauen, gewöhnlich vornehme, ge- sittcte, auch wenn. sie nicht zusammenwohnteip zu be· zeichnenz in der Mitte dcs vorigen Jahrhunderts endlich übertrug man den Begriff auf eine einzelne gebildete, feine Frau, sprach daher auch von »Frauenztinmern«, und heute ist dies ursprüuglich vornehme Wort so herab— gesunken, daß eine gebildete Frau nicht mehr ,,Fraucni Zimmer« heißen will. (Grimm.) —- ") Die ursprüngliche Bedeutung von Dirne, die auch Luther noch festhält, ist: »Mädchen, Jungfrau«, im Gegensatz von ,,Knabe« (s. V. 2) d. h. Jüngling f. Am. Z, 7; l. Mos 24, 16 u. Htob 40, 24. Erst am Ende des vorigen Jahrh nahm der Begriff die Nebenbcdeutung dcr Liidcrltchkeih Leichtfcrtigkcit an. Vgl. das zu Nicht. 5, 30 über das Wort ,,Metze« Gesagte. 5. Es war aber ein jüdifcher Mann zu Schloß Snsan, der hieß Mardochai skeinesfalls derselbe, der nach Efra 2, 23 Nehem. 7, 7 mit Serubabel uach Jerusalem zurückgekehrt war], ein Sohn Jair, des Sohns Simei, des Sohns Kish des Sohns Jemini [d. i. ans dem Stamm Ben- jamin], »Es. Der« [d. h. dessen Familie] tnit weg- gefnhret war von Jerusalem, da Jechaufa [oder Jo1acht»n], der Konig Juda srm J. 599 v. Chr] weggesuhret ward, wclchen Rcbuiad-Nezar, der König zu Bahn, wcgsuhrete [2. Kost. 24, 15. 16]. «) Es stimmt mehr mit dem Charakter unseres Buches tiberein, anzunehmen, der Verfasser wolle nicht gerade den Vater, Ctroßvcttcr und Urgroßvater Mardachais an- geben, fonderu außcr der gewöhnlichen Anführung des Namens seines Vaters Jair noch an zwei tu der heil. Geschichte bekannte Männer unter seinen Vorfahren cr- innern, an Simei, den Sohn Gerad, ans dem Hause Saul’s, wclchcr David fluchtc (2. Sam. 16, 5 ff; 1. Körn 2, 8. 36—46) und an Kis, den Vater Saul’s, den Bcnjaminitcn (1. Saul. 9, I; 14, 51; 1. Chron- 8, 33), damit der Leser gleich erkenne, daß Mardachai und also auch Esther, seine Couslney aus dem königlichen Geschlechte des Saul seien. (Bertheau.) —- ") Es ist keineswegs nothwendig, daraus, daß nach der Gramma- tik das Pronomen »der« allerdings aufMardachai, das Subjcct des vorhergehenden Satzes, bezogen werden muß, zu folgern, Mardachai sei sclbsl mit Jojachiir schou nach Babel gekommen, woraus folgen würde, daß er zur Zeit der Begebenheit unseres Buchs unter Xerres etwa 120 Jahre, seine Cousine Esther wctrigstctis 50 Jahre alt gewesen set. Wie auch jetzige Nachkommen vou fran- zösischen Ausgewanderten sagen würden: »Wir slnd aus- gcwandcrt zur Zeit Ludwtgs XlV.«, und niemand glauben würde, sie. sclbst seien damals herüber-gekommen, so kann auch Mardachai hier mit seinen Vorfahren, die wirklich mit Jojachin nach Babel kamen, zusammen« gefaßt sein. 7. Und er war ein Vormund kund Pflege- vater] Hadassa [d. h. Myrthe]- die ist [die be- rühmte] Esther [welchen persischen Namen —- gleich dem griech. daran, Stern —— sie später bei ihrer Aufnahme in’s Frauenhaus mit ihrem ursprüng- lichen vertaufchte], eine Tochter seines Vetters [feines Vatersbruders Abihail V. 15]; denn sie hatte weder Vater noch Mutter. llnd sie war eine schone und feine Dirne. Und da ihr Vater und Mutter starb, nahm sie Mardaehai auf zur Tochter. 8. Da nun das Gebot und Gefeh des Königs laut ward, nnd viel Dirnen zu Haufe gebracht wurden gen Schloß Susan unter die Han Hegat [v»gl. V. 3]; ward Esther auch genommen« zu des Konigs Haus, unter die Hand Hegah des Huters der Weiber. Esther, die schöne jüdische Jungfrau, «) Diese Aufnahme geschah vermuthlich nicht gegen Mardachais Willen, vielmehr inochte er selber sein Miins del angeboten habeii, um nach klugen Menschengedaiikeii seinem Volke zu iiiitzeir Da können nun Mardachai und Esther in dieser Sache keineswegs Von aller Ver- siindigung freigesprochen werden. »Die Vielweiberci war nie erlaubt nnd geschah auch bei deiii weiblichen Geschlecht nicht ohne alle Versündigung Die ehelichen Bündnisse mit abgöttischen und heidnischeii Personen siiid auch voii Gott jederzeit geinißbilligt worden. Die vor- hergegangenh unrechtmiißige Verstoßung der Vasihi hätte ebenfalls einige Betrachtung bei der von Esther gegebenen Einwilligung verdienen« (Engl. BibelwerkJ Etwas anderes aber ist’s, daß der HErr auch diese nicht sünd- lose Handlungsweise zur Verherrlichung seines Namens und zur Erhaltung seines Volkes zu benutzen weiß. 9. Und die Dirne gefiel ihm, und sie fand Barmherzigkeit vor ihm ssie erwarb sich seine Gunst] Und er eilete mit ihrem Geschmack kmit dem An- sang ihrer zwölfmonatlichenVorbereitung V. 12 f.], fund] daß er ihr ihren Theil [von guten Speisen Dan.1, 5] gäbe [wie es ja Sitte war, daß solche Jungfrauen abgesondert von den übrigen aßen und bessere Speisen erhielten], und sieben feine Dirnen von des Konigs Hause szu ihrer Bedienung und Begleitung als Ehrendamen] dazu. Und er that sie [alsdann] mit [diesen ihren] Dirnen an den besten Ort [in die PrachtgemächerJ im Frauen- Zimmer swo die, welche bestimmt wurden, zum Könige zu kommen, sich aufhalten mußten] 10. Und Esther sagte ihm nicht an ihr Volk und ihre Freundschaft [ihre Verwandtschaft mit Dnardachaqz denn Mardachai hatte ihr geboten, sie sollte es nicht ansagen Mardachai war sich wohl bewußt, daß Esther als iüdisches Mädchen schiverlich eine so freundliche Behand- lung erfahren würde, wenn man ihre Abkunft ersiihre, und war ferner sich bewußt, in ivelch’ unüberwindlichem inneren Gegensatz das Weltreich zuin Gottesreich stehe; und obwohl er sich von der Erhöhung der Esther etwas Gutes für das Volk Gottes versehen mochte, bildete doch das Bewußtsein jenes Gegensatzes den Hintergrnnd feiner Seele (V. 20 Anni.). 11. Und Mardachai wandelte [in ebenso treuer Fürsorge für seine Pslegetochter, als sorgsainer Beobachtung dessen, was für die Zukunft und das Wohlergehen seines Volks von großer Wichtigkeit werden konnte] alle Tage vor dem [geivöhnlich mit Mauern umgebenen und für Männer selbst nicht betretbareIiJ Hofe am Frauen-Zimmer [V. 3], daß er svielleicht durch ihm befreundete Kämmerer] erfiihre, ob·es Esther wohl ginge, und was ihr geschchen wurde [ob auf sie nicht vielleicht die Wahl des Königs fiele]. » » » 12. »Wenn aber die bestimmtgZeit einer seg- lichen Dirne kam, daß sie zum Konig Ahasveros kommen sollte, nachdem sie [wie ·es Gebrauch war] zwölf Monden im Frauen-Schweinen gewesen war [ihre Körper-Reinigung und -Pflege besorgt hatte]- denn ihr Sehmucken [Y. 3] mußte snach Vorschrift] so viel Zeit haben, nanilteh sechs Monden kzur Er- kommt an den Hof des Perserkönigs 213 höhung der Geschmeidigkeit und Schönheit des Körpers] mit Balsam nnd Mhrrhen smit kosibarem, wohlriechendem, kräftigendem Mhrrhenöl zum Sal- ben der Haus, und sechs Monden mit guter [wohl- riechender] Spezerei [oder Balsam, zur Entfernung seglichen üblen Geruchs und zur Kräftigung und Erfrischung der Haut im heißen Klima], so waren denn die Weiber geschmückt sbesserx und mit ande- ren Wohlgerüchen zum Schmücken der Frauen] ——; 13. Alsdann [ivenn an sie die Reihe kam] ging eine Dirne zum Könige, und welche sKostbarkeiten an SchmucksachenJ sle wollte, mußte man ihr geben, die mit ihr srichtigew damit sie so, nach eigener Wahl geschmückt] vom Frauen-Zimmer zu des Konigs Hause ginge. 14. Und wenn eine des Abends hinein kam, die ging des Morgens von ihm in das andre Frauen-Zimmer [in einen andern Palast, in dem die strenger bewachten Kebsweiber des Königs wohnten, und der geschieden war von dem Jung- fMUEUPUIOstJ unterdie Hand Saasgas des kan- dern vgl» V. Z] Kontgs-Kamuterers, der Kebs- weiber ·Huters. Und sie mußte fdurftej nicht wieder zum Kouige kommen; es liistete denn den König knach ihr], und ließe sie mit Namen rufen. 15. Da nun sim 7. Jahr des Xerres, nach- dem sie nach der ersten Zusammenberufung wieder mit den übrigen Jungfrauen auf mehrere Jahre entlassen worden war V. 16. 191 die Zeit Esther-s herznkam, der» Tochter Abihail, des Vetters [V. 7] Mardachah die »er zur Tochter hatte aufgenommen, daß sie zum Konige kommen sollte; begehrte sie nichts soon Kostbarkeiten zum Schmuck aus eigener Wahn, denn was Hegai, des Königs Kåmmereu M Wtibrt lJUUSfVTUENJ Hiiter, sprach swomit sie sich schmücken sollez ihm überließ sie es]. Und Esther fand [um ihrer Einfalt und Schönheit willen] Gnade bei allen, die sie ansahen. ungeblendet vom Glanz· nnd von der Hoheit, ver- achtete die noch zarte Jungfrau dieses alles; init edler Einfalt nahni sie, nicht aiislesend, ivo sie auch nicht ge. fordert hatte, den Schmuck, den der Oberkämmerer ihr brachte. Als sie über alle Gemahlinnen des Königs zur Königin erklärt worden: da hing ihr Herz noch immer, nicht etwa nur mit Dankbarkeit, sondern mit kindlichem Gehorsam an ihrem frommen Oheim (Vetter) und Pflege. vater, wie zur Zeit, da er als kleines Mädchen sie erzog. sStolbergJ » Welch Herz also gesinnct ist, träget ohne Gefahrlichkeit Schmuck, denn es träget und träget nicht, tanzet und tanzet nicht, lebet wohl und lebet nicht wohl. Und das sind die himmlischen Seelen, verborgene Bräute Christi; aber sie sind selten. Denn es schwer ist, nicht Lust zu haben in großem Schmnck und Prangen. (Luther.) » »16. Es ward aber» Esther genommen zum Könige Ahasveros in’s tonigliche Hans im zehnten Mon en ldes iüdiichen Jahren, der da khebreiischj heißet Tebeth [vom Neumond des Januar bis zu« dem des FsbVUOtL im siebenten Jahr seines Konigreichs lsm J. 478 o. Chr] 214 Ende: 2, 17—2s. Z, l. 2. 17. Und der König gewann Esther kreist-als] lieb über alle sseine eigentlichen Gemahlinnen und Kern-J Weiber, nnd fand Gnade und Barmherzig- keit sGunst und Gewogenheitj vor ihm vor allen saus dem Reiche versammelten] Jungfrauen. Und er sehte die iönigliche Krone [s. Katz. 1, 11] auf Haupt, und machte sie zur Königin an Vasthi « a Aus der Geschichte jener Zeit erklärt sich vollionimeiy warum ztuiscben der Verstoßung der Vasthi und der Er— hebung der Esther zur Kiinigiii gegen 4 Jahre dazwi- schen liegen; denn nicht nur verging einige Zeit, ehe des Xerres Zorn gegen Vastht sieh legte und cr Schritte zur Erivählung einer treuen Königin that, sondern es folgte auch, bevor er von den in’s Frauenhaits aufgenomme- nen und dort siir sein Ehebett zugerichteten Mädchen eine nach der andern zu sich kommen ließ, im J· 480 v. Chr. der gegen Griechenland besehlosscne Krieg mit seinen Vorfällen bei Thermophlä, Artemisiutu und der entscheidenden Sceschlaclit bei Salamis, worauf Xerres, unter Zurücklassung des Mardonius, nach Asien zurück- eilte und zu Sardes die Erinnerung an die erfahrene Schmach in Wollitften itnd Sehwelgereien zu ertränken suchte. Von hier aus mag er auch den Befehl nach Susa erlassen haben, die bei seinem Aufbruch gegen Griechenland im J. 481 entlassenen Jungfrauen wieder zu versammeln, um nochmals eine Zeit der Schniückung oder Reinigung durehzumachen (V.19); als bernach die Nachricht von dem Schicksal seiner Laiidtruppen bei Platäa und von- der an demselben Tage verlorenen Seeschlaelht bei Myeale bei ihm anlangte, begab er sich gegen Ende des J. 479 nach Sardes, und im Anfang des folgenden Jahres, welcher Anfang aber noch in den Kreis seines 7. Regierungsjahres sällt, erfolgte dann die Vermähluiig mit Esther. Jn dieser Esther haben nicht wenige Ausleger ohne Weiteres jene Amestris wieder erkennen wollen, von der Herodot (IX., 109) uns erzählt und die als Mutter der 3 Söhne des Xerres: Darius, Hhstaspes und Artaxerres bekannt ist. Dagegen nun sprechen vielerlei Umstände; denn Amestris war schon mehrere Jahre früher des Xerres Gemahlin und ließ (nach Herod V1I, l14) in ihrem Alter zu Ehren des unterirdischen Gottes zwei Mal 7 Kinder lebendig be- graben. Jndessen halten wir es für mehr als wahr- scheinlich, daß die griechischeii Sehriftsteller (außer Herodot auch KtesiaiZJ vieles auf diese Amesiris übertragen haben, was geschichtliäs auf. 2—3 Gemahlinnen sich vertheilt, und daß wir bei ihr ebensoivohl an Vasthi, wie an Esther, und wohl noch an eine dritte, nicht näher be- kannte Frau zu denken haben; Söhne der Vasthi dürften Darius und Hystaspes gewesen fein, während Artaxerxes Sohn der Esther war. Will man dagegen einwenden, daß nach Herodot (lll., 84) diejenigen Königinnen, deren Söhne successionsfähig (zur Regierungsnaciifolge befähigt) sein sollten, blos aus den sieben ersten persii schen Geschlcehiern gewählt werden durften, so erwiedern wir, daß eben darum Mardachai seiner Base so nach- drücklich eiiischärfte, ihre jüdische Abkunft nicht zu ver- rathen, und daß hernach Artaxerxes l. nur in Folge der listigen Anschläge des Artabanus, des Anführers der königlichen Leibwachq zur Regierung gelangte (Esra 7, l Anm. 1). 18.» Und »der Konig machte ein groß Mahl allen seinen Fnrsten und Knechten —- das war ein Mahl um Esthers willen szur Feier ihrer Erhebung zur Königin] ——; und ließ die Länder ruhen kerließ ihnen die Steuern, oder vielleicht besser: veran- staltete einen Ruhetag im ganzen ReichL nnd gab lönigliche Geschenke san Getreide und Speise] aus. II. v. 19—23. ilni seiurni pflegeletnde besser mit Rath zur Hand gehen zu lednnen tu ihrem gefährlichen neuen verhöltuih und ihren hohen Stand ruoindgltch für da- wohl des volle» Gottes fruthtbar zu machen, läßt ßih mardacliah sobald Esther mit den anderen Jungfrauen wiederum in den ltönigliclfen harren berufen wird, unter die Zahl der ijofbeamteu aufnehmen. da gelingt es ihm, ßch durch Entdeckung einer gefährlichen versihwös ruag gegen das Erben des Königs großes verdienst um diesen zu erwerben. 19. Und da man knach der Rückkehr des Kö- nigs aus Griechenland im J. 478] das andere Mal Jungfrauen versammelte sum das vor 4 Jah- ren Begonnene zu beenden V. 15. 16], saß [ge- nauer: wohnete] Matdachai salsein Hofbeamteiz etwa als Palastaufseher] tin Thore soder im Pa- laste, welcher im Orient, wegen der Wichtigkeit seines tiefen, für königliche Gerichtssihungen be- stimmten Thores, auch kurz »die Pforte-«, »die hohe Pforte-«, wie noch seht in der Türkei, ge- nannt wurde] des Königs. » Der heil. Schriftsteller greift hier beim Beginn eines neuen Abschnitts in die Zeit vor dem in V. 15 Erzähl- ten zurück. Es scheint, daß Mardachad wenn Esther überhaupt auch das erste Mal im J. 483 schon unter die Jungfrauen aufgenommen worden ist, was aus der Erzählung nicht deutlich hervorgeht, die Art und Weise, wie er sich früher aus der Ferne nur um seine geliebte Tochter hatte bektimniein können, für unzureichend er- kannt habe und sich jetzt bei der zweiten Versammlung unter die Hofbedienten habe aufnehmen lassen, was ihm um so leichter gelang, als er nach 2. Kbru U, is. 16 aus vornehmer Familie war; denn nur Glieder einer solchen konnten solche Aemter bekleiden. 20. Und Esther hatte noeh [immer] nicht qu- gesagt ihre Freundschaft [s. P. 10], noch ipk Vptk [auch nachdem sie zur Königin erhoben worden war"]; wie ihr denn Mardachai [weil er die Zeit der Vorsicht und Wachsamkeit für sie beide noch nicht vorüber glaubte und wohl wußte, daß die Gunst der Welt leicht in Haß umschlagen kann, von Neuem] geboten hatte. Denn Esther that [in kindlichem Gehorsam, der nichts Eigenes will, auch setzt noch] nach dem Wort Mardaehah gleieh als da er ihr Vormund war. «) Daß Esther nicht blos bisher, sondern, wie es scheint, auch bis zur eigentlichen Katastrophe Kap.7, 4 ff. ihre xüdische Abkunft unmöglich vor dem Könige und Haman habe verheimlichen können» wird von denen, welche die Wahrheit unserer Erzählung beanstaudeiy durchaus mit Unrecht geltend geinacht, da Esther gar keinen Anlaß hatte, ihre »Herkunst früher zu offenbaren, weil Xerres danaeh gewiß eben so wenig fragte, als andere Sultane nach derspherkunft ihrer Favoritinuem Hainan aber als Großvezier ·mit deni königlichen purem nichts zu schaffen hatte. (Ketl.) 21·. Zur selbigen Zeit, da Mardochai im Thore M KVUW W U· V· 19J- wurden zween Keine- inerer [oder Ennuehen s. Kuh. I, 10 Auen] des Esther wird Königin; ihr Vetter Mardachai entdeckt einen Mordanschlag wider den König. 215 Königs, Blgthan nnd Theres, die der Thür sdes Palastes] hüteten, sgegen den König, der vermuth- lich nach seiner launenhaften Willkür sie tief gekränkt hatte] zornig, und trachteten ihre Hände an den König Ahasveros zu legen. 22. Das ward Mardochai kund [vtelleicht, in- dem er in ihrer Nähe schlief und sie belauschte, nach Josephns Angabe dagegen durch den jiidischen Sklaven des einen von den beiden Berfchworenem mit Namen Barnabafus], nnd et sagte es an der Königin Esther, nnd Esther sagte es den: Könige in Mardachai Namen. 23. Und da man solches forfchete, ward es [fo] funden fwie Mardachai gesagt hatte] Und sie wurden beide an Bäume gehängt [d. h. nach persifcher Sitte gekreuzigt], nnd ward fzum ewigen Angedenken dieser Errettung des Königs] geschrie- ben in die [Reichs-] Chronita der Könige. Herodot Will, 85) bestätigt es, daß die Namen der Wohlthäter des Königs in eine Reirhchronik eingetragen worden seien, wie er auch erzählt, daß Xerres aus dem Zuge gegen Griechenland stets Schreiber um sich gehabt habe, die die Thatcn der Perser alsbald in eine Chronik hätten auszeichnen müsseir. Das Z. Kapitel. Humans Ehrgeiz und Iölutdüksiigßeit I· v. l——15. nachdem in alter Stille in Eßher ein Sand zwischen der höthßen Stelle der Weit und dem dlollie Gottes geknüpft ist, zeigt es ßch plöhlieh, wie richtig skiardachai die Tage der Dinge benrtheilt hat. ihr-man, der Jtgagittz wird inzwischen der Liebling des Königs nnd als solcher mit der höchsten Würd: des Reichs be— kleidet. Jedermann muß ihm als dem Stellvertreter des Königs göttlich: Ehre erweisen. Jtls stlardachai aus Furcht vor Gott sich dessen weiser-l, wird dieser voll Grimm und beschließt, nicht blos iitardathah sondern sein ganzes Voll: zu vertilgen. Durch das Evas erieundet er den günstigsten Zeitpunkt für das ezlutbad Dann stellt er dem König mit heuchiertscher Liliene die Schäd- ; lichlieit des gehaßten vollees vor und snkht ihn durch das » Versprechen, seinen Schatz dadurch mit einer großen Summe Geldes zn fällen, zur Bewilligung seines Planes zn be- wegen. pieser schenkt seinem Liebling nicht blos die an· gebotene Summe, sondern giebt ihm auch volle tdlacht über seine Unterthanen. Alsbald wird der Befehl zur nieder— mehelung aller Juden am is. Jidar des J. 473 durch Staatsboteu in alle prooinzea gebracht. I. funbesiiinmte Zeit, jedenfalls aber mehrere Jahre] Nach diesen Gefchirhteu machte der König Ahasveros Haman großts den Sohn Medatha, den Olgagitertts nnd erhöhete ihn nnd freie seinen Stuhl über alle ijene sieben] Fnrften, ie sals hschste Staatsräthej bei ihm waren [alfo daß Haman als Großvezter der unmittelbare Stellvertreter sdes Königs ward]. «) Die Versiitnmung, welche Xerres über den miß- lnn enen Feldzug gegen die Griechen empfand, läßt uns ver ehen, wie er, der nach seiner Rückkehr die Regierungs- geschäfte gänzlich mächtigen Eniporkömmlingeiu wie einen: Hanian, überließ, zu folch unstnnigen gott- losen und grausamen Gewaltthaten seine Zustimmung geben konnte, wodurch der beste Theil feines Volks dem Untergang preisgegeben wurde. Aber, wie allezcit, so hat auch diesmal der HErr bereits das Heilmittel zu- bereitet, ehe cr den Seinigen etwas Widerwärtiges be- gegnen läßt. —- ") Ebenso, wie sorgfältig angeinerkt wird, daß Mardachai durch Simei aus dem Haus des Kis flammte, also mit dem Haufe des Königs Saul in Verwandtschaft stand, so wird andererseits immer wieder« holt, daß Hawaii, der gewaltige Feind der Juden, ein Agagiie ist (f. V. 103 Kap. ,- 3. 5; 9, 24), ohne Zweifel, weil wir in ihm einen Nachkommen jenes ainalekitifchen Königs, welchen Saul bekämpfen sollte, aber verschont hatte il. Sam. 15, 20. 32), erkennen sollen, mithtii einen Genossen des Volks, dem Jehova ewigen Krieg angctündigt (2. Mof. 17, 15. 10; 4. M. 24, 20), und schließlich einen Edomiter (l. MoL Bis, l2. 16), also einen Urfeiud des israeiitifchen Namens. (Baamgarten.) — Die Geschichte unseres Buches wäre hicrnach ebensowohl eine Erneuerung der uralten Feind« schaft Amaleks wider Israel, als eine Erfiillung der Verheißung Gottes (2.Mof.17, 8 ff.) auch an seinem Volke in der Verbannungz diese heilsgeichichtliche Be« deutung des Bachs springt noch mehr in die Augen, wenn wir in Mardachai einen Abkömmling des ersten Königs Jsraels erkennen und dabei auf die Stelle 4. Mof. 24, 7 achten. 2. Und alle Knechte des Königs, die in: Thore « des Königs waren [alle Regierungs- und Hofbe- amtens beugten die Kniee nnd beteten Hantan kais den Stellvertreter des den Gott des Lichts und Lebens, Ormuzd, offenbarenden Königs] an; denn der König hatte es also geboten [eben weil es nicht blos der gewöhnliche, niorgenländische ehrerbietige Gruß fein sollte, sondern eine Uebertragung der nur ihm gebührenden Anbetungs Aber Matdachai [der wohl wußte, daß Gott allein die Ehre ge- bühre, und allen Götzendienst verabscheute 5. Mos. 27- l5] beugte die Kniee nicht, und betete nicht an. Nicht blos die gewöhnliche, morgenländifche Bezeu- gung der Ehrerbietung durch Niederlassen auf ein Knie, wie sie sich durchs ganze alte Testament sindet und von den frömmsten Männern geübt wird, wird fiir Haman und den König beansprucht, sondern eigentliche abgöttische Verehrung als eines sichtbaren Gottes, wie es denn durch viele Zeugnisse des Alterthums genügend bewiesen ist, T daß die alten Perser den König als Gott verehrten. Nicht blos die Christen der ersten Jahrhunderte weigerten sich derselben Sache, als von ihnen verlangt wurde, die Bildnisfe der Kaiser göttlich zu verehren und vor ihnen Weihrauch zu opfern, und gingen dafür freudig in den Tod; auch nicht blos Daniels Freunde in Babel ver- weigerten die abgöttifche Verehrung des goldenen Bild- nisses und ließen stch in den Feuerofen werfen (Dan. Z, 5 ff.), sondern so ar auch Heiden glaubten, die für den Perserkönig ge orderte Anbetung nicht leisten zu dürfen. So ist’s bekannt, daß die Athener einst über Timagoras das Todesurtheil aussprachen, weil er dem Darius eine so tiefe Ehrenbezeugung erwiesen; daß die Spartiaten sieh weigerten, sich vor dem persischen Köni niederzuwerfem weil es nicht in der Griechen Brauch set, Menschen also zu ehren, und daß, als Alexander der Große später von feinen Macedoniern dieselbe öttliche Verehrung beanspruchtm wie die Perser sie den rüheren Königen ewtefen hatten, sieh diese aufs Entfchiedenste 216 Esther Z, 3--15. dagegen siräubtem -— Daß aber Mardachai, auch auf die Gefahr des eigenen stchereren Berderbens hin, ohne Menschenfurcht seinen Gott bekennt und die schwere Versuchung, die Fleischtöpfe Eghptens und die Gunst eines mächtigen Großen und eines gewaltigen Weltherv schers der Schmach des Volkes Gottes vorzuziehen, wohl besteht, ifi etwas Großes und Bewundernswürdigcs, worin stch zeigt, daß in ihm die Zeit der Strasgerichte über sein Volk wahre Gottesfurcht nnd wahren Glauben, der die Welt überwindet, gewirkt hat. Wo solche Treue ist, da ist auch die allmächtige Hilfe Gottes gewiß. — Jn dieser Verweigerung der abgöttifchen Anbetung liegt daher, wie v. Gerlach mit Recht sagt, der Angelpunkt unserer ganzen Gefchichte. s. Da sprachen des Königs Knechte, die im Thore des Königs waren, zu Mardachaix Warum übcrtrittst du des Königs Gebot [willst du etwas Besseres sein, denn wir alle]? 4. Und da sie solches täglich zu ihm sagten, und er ihnen nicht gehorchte snicht auf sie hörte, sondern seinem Thun treu blieb], sagten sie es [halb aus niedriger Schmeicheleh halb aus götzen- dienerifchem Eifer und teuflischem Haß gegen die Bekenner des wahren Gottes] Hamau an, daß sie sähen, ob solch Thau Mardochai bestehen würde [ob die ihnen von Mardachai gegebene Recht: fertigung feines Thuns vor Haman und dem König gelten und es ungestraft bleiben werde]; denn er hatte ihnen gesagt, daß er ein Jnde sder die Götzen nicht fürchte, sondern Gott allein lobe und ehre] wäre. 5. Und da Haman sahe ssich selbst davon über- zeugte], daß Mardochai ihm nicht die Kniee beugen, noch ihn anbctete, ward er voll Grintms S. Und verachtete es [in seinem Hochmuth], daß er an Mardachai [den er ja ohne Weiteres als einen Uebertreter des königlichen Gebotes hätte hinrichten lassen können] allein sollte die Hand legen, denn sie hatten ihm das Volk Mardochai angesagt [worans er sah, daß es nicht perfönlicher Haß und Verachtung Mardachars gegen ihn sei]; sondern er trachtete das Volk Mardaehah alle Juden, so im ganzen Königreich Ahasveros [zerstreut] waren [und auch alle wiederum in Paläsiina woh- nenden], zu vertilgen [weil eben sein Grimm gegen die ganze Gesinnung, deren Träger Mardachai war, sichrichtete]. 7. Im ersten Monden [in den ersten Tagen desselben s. V.12], das ist der Mond Ntsan [vom Neumond des April bis zu dem des Mai]- im zwölften Jahr des Königs Ahasveros 1473 v. Chr-J- lvard das Looöi lpersifclx Pur, wonach auch das, die wunderbare Errettung aus dieser Drangsal feiernde Fest der Juden später Purim genannt ward, vgl. Kap. 9, 26; 2. Matt. is, as] geworfen [von den MagiernJ vor Haman sum von den Göttern zu erkunden, welches der giinstigste Zeit- punkt zur Ausführung des Mordplans wäre], von einem Tage aus den andern, und vom serstenj Monden bis fes endlich] aus den sdreizehnten Tag des] zwölften Monden [traf und denselben als günstig bezeichUetEL das ist der Mond Adar svom März bis April] «) Der Gebrauch des Loofes war im Alterthum sehr ausgebreitet und hochgeschätzh (Ueber das Loos beim Volk Israel und unter den Christen s. Jos. 7, 18 Anm.) Bei den heidnifchen Völkern des Alterthums, wie auch der Jetztzeih wurde das Loos (meist mittelst Würfelky fast bei jeder wichtigern Unternehmung, wie z. B. bei der Wahl zu einem wichtigen Amte, besonders aber bei gefahrvollen Dingen, als Mittel zur Offenbarung des Willens der Götter, geworfen. Hier nun bei Haman erwies fiel) recht deutlich das Wort in Spr.16, 33 als wahr: Das Loos wird geworfen in den Schooß, aber es fällt, wie der HErr wtll. ,,Wurde nicht der elende Teufelsknecht durch fein eigenes Loos entsetzlich geäfft, weil es Gott so haben wollte? Jm ersten Monat wird’s geworfen und fällt auf den letzten Durch diesen Auf· fchub einer so unmenschlichen Execution bekam das ganze Volk Frist und dadurch bequeme Gelegenheit, sieh nach Möglichkeit dagegen in Verfassung zu setzen und Ge- sandtfchaft in die Ferne zu schicken zu ihrem Protector und Bundesgenossen in der Höhe« (Berleb. B.) Denn es ist schwer zu glauben, daß Haman ohne-das Loos diese lange Frist den Juden gutwillig gelassen hätte, etwa um ihnen Zeit zu geben, ihre Person und ihr Eigen- thum durch Flucht in’s Ausland zu sichern. 8. Und Haman [nachdem er den ganzen Plan bis auf des Königs Einwilligung fertig hatte] sprach fheuchlerifch das Jnteresse des Staates vor- gebend, schlau die Lüge mit Wahrheit mischend und auf die Eitelkeit und den Ehrgeiz des Königs klug rechnend] zum König Ahasveros: Es ist ein [einziges] Volk [so nichtswürdig, daß ich feinen Namen nicht nennen mag] zerstreuet, und theilet sich unter alle Völker in allen Landen deines Köng- michs, und ihr [von ihnen für allein giltig ge- haltenes und streng beobachtetesJ Gcsetz ist anders, denn aller Voller [und sind also ein durchaus fremdartigen die staatliche Ordnung störender Be- standtheil im ReichL und thun nicht nach des Konigs Gesetzen ssmd Rebeilen]; und ist dem Könige nicht zu leiden [seiner Herrfcherwürde nicht gezie- mend], sie also sruhig gewähren] zu lassen. 9. Gefallt es dem Könige, so schreibe er [so befehle er durch ein königlich Edict], daß man ks utnbriugez so will ich [zum Ersatz der dann aus- fallenden Steuern desselben aus dem uns als Beute zufallenden Eigenthum des Volks] zehntausend Centner sTaientej Silbers [26,180,00o Thlr., s. 2. Mos so, 13 Am] dartvägen unter die Hand der Amtlente, daß man es bringe in die [Schatz-] Kammer des Königs. · Die Vorwürfe, welche Haman gegen das Volk Gottes erhebt, betreffen, soweit sie Wahrheit enthalten, alle sei- nen heilsgesrhichtlichen Beruf, seine Vorzüge, wodurch es wahres Volk Gottes war. Haman haßt als iichiea Werkzeug des Teufels in ihm das Göttliche, er haßt sie als Kinder Gottes. Daher ist’s natürlich, daß feine Vorwürfe und Verleunidungen ganz ebenso allezcit gegen die Gläubigen erhoben worden sind. Der Welt ist’s ein Dorn im Auge, daß die Gläubigen, obwohl weit Der königliche Giinstling Hanian erwirkt den Befehl zur Tödtung aller Juden. 217 hin und her zerstreut, doch eine auss Engste zusammen- hängende Gemeinde der Heiligen sind, ein wahres Volk; daß sie sich von ihr unterscheiden wollen durch ihr ganzes Denken, Reden und Thun; daß sie, wie die Welt sagt, besser seiii wollen, als andere Menschen. »Daß die Gläubigen nicht nach des Königs Gesetzen thun, ist immerdar die Hauptanklage gewesen bei dein antichrists lichen Hausen, wovon Hanian ein Abbild; die Kinder Gottes müssen Ausrührer, Friedensstörer, die sich keiner Ordnung unterwerfen, wovon das gemeine Wesen nur beunruhigt wird, sein. So haben sich auch Christus und·die Apostel iniisseii ansehen lassen. (Liik. 23, L. 5.) Es ist aber eine Unwahrheit über alle Unwahrheiten Denn das Vornehinste in solchen Seelen ist der Gehor- sam und die Unterwerfung unter die Gebote Gottes, wodurch sle alles, das Gute, wie das Böse, das ihnen widerfährt, als von ihm kommend, willig annehmen· Ihre Gelassenheit unter allen Willen Gottes ist das größte Zeichen ihres Gehorsams. Und dennoch giebt man ihnen Ungehorsani schuld. Denn die Menschen wollen, sie sollen ihnen gehorsam sein in Dingen, da sie doch unmöglich jemand anders als Gott gel)orchen kön- neu. (Berleb. B) Neben dem diabolischen Haß gegen Gott und sein Volk und seiner Mordlult zeigt sich hier eine niedrige Großprahlerei in Hawaii. Er verspricht, eine so enorme Summe zu liefern, um den König zu locken, gewiß nicht in der Meinung, die Summe aus der eigenen Tasche zu zahlen; und doch woher wußte er, wie viel ihm die Beute einbringen werde, zumal bei der Raubgier der Satrapeiis Er rechnete wohl gleich daraus, daß der König das Anerbieten nicht annehmen würde, und ivollte ihn nur veranlassen, ihm selbst die Beute gaiiz zu überlassen. 10. Da that der König seinen Ring sdurch dessen Jnsiegel Hainan diese und andere Befehle als unwiderrufliche Gesetze erlassen konnte] von der Hand, und gab ihn Hamen, dem Sohne Medatha, dem Agagiter, der Juden Feind. « 11. Und» der Konig sprach zu Hainen: Das Silber sei dir [zum Gefchenk] gegeben sfür dem Verdienst um die Ruhe und Sicherheit des Staates], dazu das Volk, daß du damit thust, was dir gefallt. Wem ein solches Blutbad oder solch ein Mordvlan unmöglich scheint, der denke nur an die Pariser Blut- hochzein Ludwig XIV. gab ja auch durch Aufhebung des Edicts von Nantes zur Vertilgung einer fast ebenso großen Menschenmenge (ebensalls seiner besten Unter- thanen) seine Erlaubniß. (Richter.) Es wäre allerdings kaum glaubhaft, daß eiii Regeln, selbst ein asiatischer Despot, einen Theil seiner Unterthanen der Willkür eines Güiistlings Preisgeben konnte, ohne nur die geringste Untersuchung vorhergehcn zu lassen, wenn uns nicht Herodot (VIl, 35.37; Vlll, 109) den Charakter des Xerres ganz so schilderte, wie er hier erscheint. 12. Da rief man den Schreibens [Esra 7, 6 Auen] des Königs am dreizehnten Tage des ersten Monden; und ward geschrieben, wie Haman befahl, an die Fursten lSatrapen oder General-Gouverneure Dein. 6- I] des Königs, und zu den Landpflegern [den unter den Satrapen fiehenden Kreisbeamtem die besonders die Geldabgaben erhoben Reh. 2, 8] hin nnd her in den Ländern [Provinzen],·und zu den Hanhtlenten fden Kriegsoberstenj eines jeglichen Volks in den Landern hin und her, nach der Schrift eines jeglichen Volks nnd nach ihrer Sprache [Kap. 1, 22J, im Namen des Königs Ahasveros, und mit des Königs Ringe vcrflegelt [vgl.Kap.1, 19 Anm.]. Das Buch Esther ivar durch seinen Jiihalt besonders aiiziehend fiir die Phantasie und Griibelei der egyptischen Juden; diese haben daher viele Umschmelzungen und Ausschinückungen damit vorgenommen, iiiid giebt es nun eine Menge von apokryphischen Zusätzeii dazu, welche die vermeintlichen Liicken desBtiches ergänzen und die dort erwähnten, aber nicht mitgetheilten Actensiücke nach- liesern wollen, jedoch mit deii Angaben desselben in mehr« sachcn Widerspruch treten und auch unter sich in keinem eiiiheitliclien Zusammenhange stehen. Luther hat sie unter dem Titel Stücke it! Esther mit Recht den Apocryphis zugewiesen, indem er in Beziehung aus sie und die da- mit verwandten Zusätze zuin Buche Daniel bemerkt: ,,Wir haben solche Kornblunien ausgerauft, und doch, daß sie nicht verbinden, hier in sonderliche Würzgärtlein oder Beete gesetzt, weil dennoch viel Gutes, und sonder- lich der Lobgesang Benedicite drinnen funden wird.« Das erste, aus 4 Versen bestehendeKapitel dieser Stücke in Esther nun, welches wir hier zu lesen enipsehlcn, theilt in etwas gespreizter Sprache den Befehl des Königs (hier, gleichwie in der Seutuagintm Vulgata und dem- gemäß auch in der katholischen Kirche, für Artarerxes Longimanus gehalten) an die 127 Satrapen seines Reiches mit, das unter den Völkerschasten des letzteren vermischt lebende und mit seiner eigenthiiinlichen Weise dein Lande zum Nachtheil gereicheiide Volk der Juden am 14. Tage des 12. Monats mach dein kanonischeii Buch Esther Knie. Z, 133 8, I2; O, I. 17 war der 13. Tag dazu bestimmt) ohne Erbarmen mit dein Schwerte umzubrin- gen. Aber dieser Brief widersprlcht durch sich selbst schon der ganzen Darsielluiig des Hergangs in unserm Ab« schnitt, wonach der König nicht unmittelbar, sondern nur Haman in des Königs Namen das Edict erließ. » 13. Und die Briefe wurden gesandt durch die Lanser snach Herodot V, 14; VIlI, 98 Aggaren genannt, welche die königlichen Botschasteri mittelst schneller Pferde oder Maulthiere von Station zif Station befördertenjjn alle Lander des Königs, zu vertilgen, zu erwnrgen nnd umzubringen alle Juden, beide Jung»nn»d Alt, Kinder »und Weiber, auf Einen Tag, namlich auf den dreizehnten Tag des zwölften Monden, das ist der Mond Ader, und ihr Gut zu rauben. 14. Also war der [Haupt-] Inhalt der [V. 12 genannten, an alle Beamten gesandteUJ Schrift, daß ein Gebot svon den Beamten] gegeben wäre [wer- den sollte] in allen Landern [in jedem einzelnen BezirkL allen Völkern zu eröffnen, daß sie auf denselben [13.] Tag sdes Monats Adar] geschickt [bereit] wären szur allgemeinen Niedermetzelung der Juden]. Es wird nur der allgemeine Inhalt des königlichen Befehls angegeben, weil der Leser sich aus V. 13 leicht das Genauere entnehmen kann. 15. Und die Lciufer gingen ans eilend nach des Königs Gebot. »Und zu Schloß Snsau ward angeschlagen ein fgleichesj Gebot. Und der König und Hamen saßen [unterdeß] und tranken; aber die Stadt Snsau [in welcher wohl besonders viel Juden wohnten s. Kuh. 4, Its] wach im [auf’s Heftigste bestürzt, weil man mit Recht die äußerste 218 Esther 4, l—- 17. Gegenwehr von Seiten der Juden, und damit ein allgemeines Blutbad beforgte]. Lasset euren Muth nicht sinken, o ihr gläubigem zer- streuten Freindlinge hin und her! Es ist eine Hilfe aiif der Bahn, deren sich wenige versehen. Aber ihr inüßt erst noch darum kämpfen, mit Gebet, Hoffen, Glauben, und in allen Proben fleißig das Angesicht des HErin zu fnchen nicht unterlassen. (Berleb. B) Das 4. Kapitel. Trauern und sfaslen Mardochai und der Juden. II« V. 1—8. In tiesher Trauer und mit lauten Alagia über diesen Letoedbefeht tioinmt iiiardaaiai durch die Stadt hin bio in die ticihe deo liönlgliaien Palastes. Die Kleider, die ihui Esther sendet, damit er sich in den Stand sehe, zu ihr in den Palast lionimen zu dürfen nnd sie über die Ursaeh seiner Wehiilage zu bencichrlclitigein nimmt er nicht an, sondern theilt ihr durih einen Kämuierer alles mit, was geschehen, nnd fordert sie dringend auf, beim Könige ffir ihr voll: iim Erbarmen zu flehen. I. Da Niardachai [der ja täglich im Thore des Königs sich aufhielt und da leicht Gelegenheit fand, von den Vorgängen im Palaste sich Kennt- niß zu verschaffen Katz. L, 19. 21] erfuhr alles, was geschehen war [nicht blos was öffentlich bekannt gemacht war, sondern auch die Verhandlung zwi- schen dem Könige und Haman Kein. s, 8 ff.], zer- riß er feine Kleider svoru an der Brust], und legte einen Sack [ein grobes, härenes Bußgewandjlan nnd [streute] Asche [auf sein Haupt l, Mos. 37, 34; 5. M. 14, 2 Auen] nnd ging hinaus mitten in die Stadt, nnd schrie laut nnd kläglich. 2. Und [doch war er auch in dieser aller-I tiefsten Betrübniß nicht ohne Licht und Rath, son- dern] kam lbis auf den freien Platz] vor das Thor des Königs [um ivomöglich Esther Nachricht von seinem Leid zu geben]. Denn es mußte [durfte 2. Sam. is, 33; i. Kote. 2, 271 niemand zu des Königs Thor eingehen, der einen Sack anhiitte sweil nach Meinung der Perser von der heiligen Person des den höchsten Gott osfenbarenden Königs jede Trauer als ein Zeichen des verunreinigeiiden Todes fern gehalten werden mußte, 3. Mof. 10, 6; 21, I f.]. 3. Und in allen Ländern, an welchen Ort des Königs Wort und Gebot gelangete, war ein groß Klagen unter den Juden, und viele fasieteu, weineteu, trugen Leide nnd lagen in Scieken nnd in der Asche. . 4. Da kamen die Dirnen ff. Kap. 2, 9] und ihre [der Esther zum Dienste bestellten] Kiimmerer und sagten? ihr an [weil sie, wenn auch nicht mit der jüdifchen Abkunft der Königin bekannt, doch um ihre Verwandtschaft mit dem oft mit ihr verkehrenden Mardachai wußten und glauben muß- ten, daß dessen Trauer auch sie nahe berühren werde] Da erschrak die Königin sehr [denn sie vermuthete alsbald, daß hier ein großes Unglück «! geschehen sei, das auch sie nahe angehe]. Und sie sandte Kleider, daß Mardochai Dieselben] anzöge und den Sack von ihm abiegte kund so alsbald in den Palast käme, ihr Näheres über das Vor- gefalleiie mitzutheilen]; er aber [wollte nicht eher das Trauergewand ablegen, bis zur Abwendung des drohenden Verderbens seines Volkes etwas ge- schehen sei, und] nahm sie nicht. 5. Da rief Esther Hathach, unter des Königs Keimmerern, der vor ihr stund [ihr vom König zur Bedienung gegeben war], und befahl ihm an Mardochai, daß sie erstehn, was das wäre ksein Einhergehen in Trauer bedeutete], und warum er so thate. · · s. Da ging Hathach hinaus zu Mardachai an die Gasse [auf den freien Plan] in der Stadt, die [der] vor dem Thore des Königs war. 7. Und Mardachai sagte ihm alles, was ihm begegnet weite [um deßivillen er Trauer angelegt habe], und kbesonders auch] die Summe des Sil- bers, das Hamen geredet hatte in des Königs [Schatz-] Kammer darzuwiigcm um der Juden willen, fie zu vertilgen sgleichsam als Kaufpreis für die königliche Erlaubniß, die Juden auszurotten, was noch die kränkendste und schändlichste Seite an der ganzen Sache -war]. 8. Und gab ihm die Abschrift des Gebote, das zu Susan angeschlagen war, sie zu vertilgen, « daß er es Esther zeigen, und ihr ansagete, und geböie ihr, daß sie [nöthigenfalls ohne vorherige Anmeldung, iim nicht von jemand zurückgewiesen » zu werden] zuni Könige hinein ginge, und thate eine Bitte an ihn um ihr Volk sdenn nun sei die rechte Zeit da, ihm auch ihr Volk und ihre Freund- schaft anzusagen Kap. 2, 10]. Die griechische Uebersetzung fügt folgende Worte hinzu, die Mardachai Esther habe sagen lassen: Sei eingedenk der Tage deiner Niedrigkeit, ivie du von meiner Hand erzogen worden bist; denn es hat Damm, der Nächste nach dem König, gigen uns zum Tode geredet. Rufe den HErru an undsprich beiin König für uns; errette uns vom Tode! Hi« v. 9——17. Esther ioeigert hu) anfangs, ihr Leben beim kiönig anf’o Spiel zu sehen, da bei Todeoslrafe ihm nieniand nngerufeu nahen dürfe, wird aber durch die eindringliihe Vorstellung Kiardaehaia es werde, wenn sie schweige, dem voller Gottes eoo anders her Rettung, über sie aber und ihr Hans Gottes Strafgericht kommen, nbers wunden nnd entschließt sich, nun) vorherigein dreitägigeni Fasten, den König anzuflehen. b. Und da Hathach hinein kam, und sagte Esther die Worte Mardochai, 10. Sprach Esther [vor dem Gedanken, ihre jüdische Abkunft dem König nunmehr offenbaren zu inüssen, zurückschreckend und in Menschenfurcht befangen] zu Hatt-arti, und gebot ihm an Mardaehah 11. Es wissen alle Knechte sBeamtenj des Königs, daß, wer zum Könige hineiagehey inwendig Auf Mardachais Drangen beschließt Esther den König um Erbarmen anzuflehen. 219 it! den finneren Vor-] Hof [wo der König auf dem Throne sitzt und mit seinen höchsien Staats- räthen Rath zu halten pflegt f. Kaki. Z, 1], er sei Mann oder Weib [ja felbst seine eigene Gemahlin] der nicht fvorher beim Könige angemeldet oder von ihm besondere] gerufen ist, der soll stracks Gedois [nach festsiehendem, für jeden ·giltigerii Gesetz] sterben; es sei denn, daß der Konig sein girldtnes Sccpter fdas Zeichen seiner Mcciht über Leben und Tod] gegen ihtt reiche [ausstreckeJ- damit er lebendig bleibe. Jch aber bin nun sschonj in dreißig Tagen nicht gerufen zum Konige hinein zn lommen [es ist also auch keine Aussicht da, daß der König meiner gedenke und ich in nächster Zeit zu ihm gerufen werde]. Es war allerdings keine geringe Prüfung des Glau- bens und der Erkenntitiß ihrer Stellung zum Volke Gottes und zum Gott der Verheißung für Esther, gerade in diesem Augenblick dem Könige zu offenbaren, auch sie gehöre zu dem verachteten, gehaßtcn Volk, das er den: gänzlichen Verderben preis egeben habe, und von ihm die Znrücknahme oder Ver inderung des gegebenen un- verbriichlichen Gesetzes, wobei die Ehre seiner königlichen Majesiät auf dem Spiele stand, und damit auch den Sturz seines Großveziers und Giinstlings zu verlangen. Es ifi daher nicht zu verwundern, wenn das weibliche Geinlith gewaltiger Schrecken über solche Zumuthttng und Furcht vor einem solchen Unternehmen ergreift. Schwerlich hätte auch Efiheks Bitte allein den Sturz Humans herbeigeführt; vielmehr fügte es der fiir fein Volk waehende HErr, daß der König an jenes Verdienst Mardachais uin sein Leben erinnert wurde (Kap.6,1ff.). 12. Und da die Worte der Esther wurden Mardachai angesagh is. Hieß Mardachai fden Känimerer HathachJ Esther wieder sagen: Gedenke nicht, daß du Mein] dein Leben errettest, weil du tut Hause. des Königs « bist, vor saurer] allen Juden saach deine idaigiiche Würde wird dir keinen ficheren Schutz, gegen den Haß Humans, dem deine jüdische Abkunft schon zeitig genug hinterbracht werden wird, und gegen den allen Juden ohne Ausnahme geltenden Pliordbefehl gewährcn]; Ist. Denn wo du wirft zu dieser fdes HErrn Volk in der Verbannung mit dem allgemeinen Untergang bedrohendeti] Zeit schweigen, so wird sdas zwar für das Volk Gottes, dem die nicht trügende, ja gewiß sich erfüllende Verheißuug ge- geben ist, nichts austragen, vielmehr wird] eine Hilfe nnd Errettung aus einem andern sweit ho- heren und mächtigeren] Ort [von deni himmlischen Throne des Gottes, der da hilft, und des HErrii- HErrm der auch vom Tode errettet] den Juden entstehen [alfo daß ein heiliger Same trotz aller Feindschaft der Weltmacht doch durch das Blutbad hindurch gerettet werden wird], nnd dn und deines Vaters Hans werdet fweil du aus Kleinglauben und Menschensurcht dich geweigert hast, auch mit Hingabe deines Lebens dein Volk zu bekennen und zu rechter Zeit zu reden, bei dem allgemeinen Morden dennoch] umkommen. Und wer weiß, ob [ia, ich bin unzweifelhaft gewiß, daß] du um dieser Zeit willen swo die Feindschaft der Weltmacht gegen das Volk Gottes auf’s Höchste gestiegen] zum Königreich fzur königlichen Würde] gekommen bist? »Wie wundervoll und stark war doch dieser Glaube des Nlardachah welcher durch alle gegenwärtigen trüben Wolken hindurch sah und mitten in dem dickstcii ringe- wilter einen fröhlicheii Strahl der Erlösung erblickte! Er sah den Tag ihres allgeineineii Untergangs bestimmt; er wußte, daß die Gebote der Perser uiiividerrufiich waren; er wußte aber auch, daß ein bliessias koinincii sollte, und er war so bekannt mit Gottes zusammenhän- genden Verheißuitgcm die er seiner Kirche gethan, daß er tin festen Vertrauen darauf, ohne die Drohungen der Menscheti zu fürchten, mitten durch alle diese grausamen Anschläge hindurch, Jsraels Errettung schon erblickte. Der Sieg, der alle Furcht und alles Toben der Welt überwindet, ist unser Glaube« — l. Verzuge nicht, du Hiiiislein klein, obschon die Feinde willens sein, dich gänz- lich zu verstören, und suchen deinen Untergang, davon dir wird recht angst und bang: es wird iiicht lange währen. L. Tröste dich nur, daß deine Sacly ist Gottes, dem besiehl die Naciy und laß es ihn schlecht (d. i. ledig- lich) walten; cr wird durch feineiiGidcoi1(Richt.6,13), den er wohl weiß, dir helfen schon, dich und fein Wort erhalten. s. So wahr Gott Gott ist und fein Wort, muß Weit (urfprüitglich: Papst), Teufel und Hölleni psort, und was dem thut anhangen, endlich werden zu Schand und Spott. Gott ist init uns, und wir mit Gott: den Sieg ivoll’ti wir erlangen. (König Gustav Adolphs Feldlied und Schwanengesang vor der Schlacht bei Lützen am 19. Norm. 1632, auf feinen Befehl von seinem Bcichtvater Joh. Fabricius in Reirne gebracht.) 15. fDiefes gewaltige Wort Mardachctis welches den ewigen Gegensatz zivischen dem siciche der Welt und dem Reiche Gottes in ganz bestimmter Gestalt ausrichteiix wirkte aisoaid entscheidend auf] Esther [; sie] hieß Mardachai antworten: · 16. So gehe hin, nnd verfammle alle Juden, die zu Susau vorhanden sind, und fastet fnr tiiich, daß ihr nicht efset und iriniet in dreien Tagen weder Tag noch Nacht [deinüthiget euch iii auf- richtiger Buße und hebet heilige Hände iii unab- läsfigem Gebet auf zu dem dreiinal heiligen Gott für mich und das ganze Volk, auf daß der uns rette, ohtte den weder mein Bemühen, noch die Gunst des höchsten irdischen Thronesettvas hilft]’; ich und meine Dirnen [s. Kap. 2, 9] wollen auch also fastcnA Uiid also [mit gläubigem Gebet und heiligem Muth geriistetJ will ich [im Vertrauen auf meinen himmlischen König] zum Könige hinein gehen wider das Gebot; komme ich um, so ioinme ich Um [gerit will ich mein irdisches Leben hin- geben im Dienste meines Gottes und feines Volkes] 17. Mardochai ging hin [-weg von dem freien Platze vor dem Palaste] nnd that alles, was ihm Esther geboten hatte. · «) Auf· solchen königlicheti Befehl der Esther haben die Juden in Susan int Monat Nisaii, dem Feftmonai des Passah, drei Tage gefastet, wie einst Daniel in dem· selben Monat der heiligen Freude drei Wochen lang in Vabel gefastct hatte (Dan. 10, I-—4). Daniel nun ek- fuhr, daß feine gottsuchende Enthaltsamkeit eine Wirkung gehabt hatte innerhalb der himmlischen Sphäre (s.Kap. 220 Esther d, 1-- 14. S, l. 10, 12 f.), und die Juden in Satan, Mardachai und Esther crlebten es, daß ihr aus dem Gefühl der Noth und Gefahr hervorgegangenes streii es Fasten eine heilsame Wendung an der höchsten Sie e des Erdkreises hervor- brachte. (Baumgari»en.) -—-· «) Die griechische Ueber· setznng der Septuaginta schiebt hier zwei recht gute Ge- bete ein, welche Mardachai und Esther während der drei großen Bußy Bet- uiid Fasttage zum HErrn empor- gcsaiidt hätten. Man lese sie am Schlusse unserer Be- arbeitung des Buches Esther, wie sie dort aus den apokryphischen Stiickeii in Esther Kap- 2 u.3 wieder- gegeben sind. Das 5. Kapitel. Esther gehet zum Könige. und sjainan slcllet Llllardaohai naoh dem Leben. l» n. 1—3. ni- irnyck am inne« nag- vkim nöaige erseheinh findet sie bei ihm eine gnädige Aufnahme; »ja er stellt ihr, noch ehe er ihr Begehren weiß, die Gemah- rung desselben in sichere Aussicht; sie bittet aber den König, mit Haiuan zu dem an diesem Enge von ihr be« reiteten Mahle zu iioinuiem Jllg der König sie hier um ihren Wunsch fragt, iiersprtcht he, wenii er und Haiiian ain morgenden Tage wieder bei ihr speisen wollten, den· selben uiitzutheilem 1. Und am dritten« [Fast-] Tage zog· sich Esther snach Ablegung ihrer Bußgcwänderj könig- lich an, und trat swährend die Juden wahrscheinlich noch sastetenJ in den Hof am Hause des Königs inwendig is. zu Kap. 4- 11] gegen [-über] dem Hause des Königs sum hier zu warten, bis der König sie bemerken würdes »Und der König saß ans seinem königlichen Stuhl im ioziigllchen Hause, gegen [-über oder vor] der Thnr ·des Hauses [etwa in einer Thorhalle, die sich noch im Hause selbst befand, so daß er von hier aus den vor dem Hause liegenden inneren Vorhof und die darin Versamrnelten überblickeii konnte, s. Kap. 2, 19]. «) Da die Untcrredung Mardachais mit Esther wohl am Nachmittage des ersten Fasttages Statt fand, »diese Audtenz der Esther beim Könige aber am Vormittag des dritten Tages, so sind unter den drei Fastta eii nicht volle dreimal 24 Stunden gemeint, sondern· Nächte und W, Tage, also etwa 40 Stunden; eine Zeitrechiiuiig wie die beiden drei Tagen zwischen der Grablegung und Auferstehung des HErrm 2. Und da der König sahe Esther, die Königin, stehe« im Hofe, fand sie Gnade vor seinen Augen. Und der König reekte den goldenen Scepter [Kap. 4, 11] in seiner Hand gegen Esther. Da trat Esther herzu, und ruhrete die Spitze des Seepters an [vielleicht, indem sie es, wie die lateinische Ueber- setzung zufügt, ehrfurchtsvoll küßte]. Statt der schlichten, wahrheitsgetreuen Erzählung dieser zwei Verse schmückt die gricchische Uebersetzung der Septuaginta das Erscheinen der Esther vor dem Könige mit allerlei unwahrscheinliehem zum Theil »sog»ar das Gefühl verletzeiiden Zü en aus, die das Gefahrliche des Unternehmens noch besser hervorheben sollen, in einem weiteren apokrhphischen Zusatz, den die Stücke in Esther unter Kap. 4 wiedergeben. — Andererseits ist auf unsere Stelle in dem Liede von Wolfg Ehristoph Des-let: Mein Jesu, dem die Seraphinen re. Beziehung genommen, wenn es am Schluß des 2. Verses heißt: Reicly deinen Sccpter ineiner Seele, die sich wie- Esiher vor dir neigt und dir als deine Braut sich zeigt; sprichz Ja, du bist’s, die ich erwähla s. Da sprach der König [freund1ich] zu ihr: Was ist dir, Esther, Königin? und was forderst du? [denn gewiß nur der Wunsch, ein dringendes Anliegen bei mir vorzubringen, hat dich bewogen, wider das Gebot zu mir zu kommen.] Auch die Hälfte des Königreichs soll dir [auf deinen WmischJ gegeben werden [Mark. 6, 23J. 4. Esther saus der Erfahrung davon über- zeugt, daß die Zeit des Mittagessens die günsiigste Zeit sei, den König um etwas so Großes zu bitten, wie sie auf dem Herzen hatte] sprach: Gescillt es dem Könige, so komme der König und Hamen heute zu dem Mahl, das ich zubereitet habe [so will ich dann dem König meine Bitte vortragen]. Z. Der König sprach [zu seinen Dienern]: Eilet, daß Hamatt sherbetkouime und] thue, was Esther gesagt hat. Da nun der König und Haiiian zu dem Mahl kamen, das Esther zugerichtet hatte, is. Sprach der König zu Esther, da er snach vollendeter Mahlzeit] Wein getrunken hatte lbeim Weiiigelage in fröhlicher Stimmung sich befand]: Was bitteft du, Esther? Es soll dir gegeben wer- den. Und was forderst du? Auch die Hcilfte des Königreiehs es soll geschehen. 7. Da antwortete Esther [die mittlerweile an gewissen Zeichen erkannt hatte, daß noch nicht die rechte Zeit für ihre große Bitte vorhanden sei«], uud sprach: Meine Bitte und Begehr ist: 8. Hab ich Gnade gefunden vor dem Könige, nnd so es dem Könige gefeillt, mir zu geben meine Bitte und zu thun mein Vegehrz so komme der König und Haman smorgen wiederum] zu dem Mahl, das ich sur sie zurichten will; so will ich morgen thun, was der König gesagt hat snämllch mein Begehr aussprechen]. «) Durch Gottes selbsteigene Fügung erkennt Esther, daß noch nicht die rechte Zeit, mit ihrer Sache hervor· zutreten, gekommen sei. Jhr Glaube schaut klar die Hilfe vor der Thür, läßt sie aber ahnen, daß sie mit dem entscheidenden Wort noch warten müsse. Und gerade in der zwischen deii beiden Mahlzeiten liegenden Nacht tritt durch die Erinnerung des Königs an Mardachai die eigentliche Weiidung in der Lage der Dinge ein. Das ivar Gottes Finger, der für sein Volk wachte. — Daß Esther beide Male Hamaii mit einladet, ist eine That großer Klugheit. Sie verhindert dadurch, daß Haman Verdacht schöpfe und Gegenanstalten treffe; zu- gleich aber wird dieser Feind des Reiches Gottes durch diese zwcimalige hohe Ehrenbezeugung seitens der Kö- iiigin so vollkommen in seinem Hochmuth und seiner Sicherheit eingewiegt, daß er, gänzlich blind, in dem Galgen sich sein Verderben selbst ausbaut H· v. 9——14. iljamam ooin Mahle der Königin kommend, hat den Reiher, mardaehak welcher nicht einmal vor ihm ansnehtz zusehen. Daraus lilagt er seiner Frau und seinen Freunden, wie die Gunst des Königs und der Kö- Humans Haß gegen die Juden steigert sich durch neue Kränkung seines Ehrgeizes 221 nigin ihm nicht genügten, so lange er den Mardochai noch sehen müsse. Diese rathen ihm, vorläufig schon einen hohen Balken aufzurichten und gleich morgen früh des Königs Genehmigung einzuholen, den Mardochai daran zu lireuztgen, nnd dann frei von Sorgen zum Mahle der Königin zu gehen. I. Da ging Haman des Tages [da er bei der Königin gespeist hatte] hinaus sans dem PalasteJ fröhlich nnd gutes Mnths [über solche hohe Ehren- bezeugung durch die Königin] Und da et sahe Mardochai [der seit der Znfage der Esther, beim Könige für ihr Volk bitten zu wollen, um so siegcsgewisser nnd getroster geworden war und nach Ablegung seiner Trauerkleider wieder sein Amt verrichtete Kap. 4, 2 f.] im Thore des Königs, daß er snicht nur nicht ihn anbetete, sondern] nicht seinmal vor ihm] aufstund sals dem bittern Feinde des Volkes Gottes], noch sich vor ihm bewegte [besser: noch dabei irgend welche Furcht bezeigte, weil er, durch das dreitägige Gebet gestärkt, der gewissenHilfe Gottes sich getröstete], ward er voll Zornes uber Mardochai. » 10. Aber er enthielt sich [ihn alsbald zur Verantwortung zu ziehen] Und da et heim kam, sandte er hin, nnd ließ holen seine Freunde kwohl jene sieben höchsten Staatsräthe Kap. 1, 14], Und fein Weib Setes [um vor ihnen seinen Aerger auszuschütten und mit ihnen Rath zu halten]. 11. Und erzcihlete ihnen die Herrlichkeit seines Reichthums, nnd die Menge seiner Kinder sseiner Söhne« Kap. 9- 6 ff.], und alles, wie ihn der König so groß gemacht hätte, und daß er ulzer die Fursten nnd Knechte des Königs erhaben wart. «) Wenngleich Herodot berichtet, die Perser hätten nächst dem Waffenruhm nichts für begehrenswerthcr ge- halten, als den Vesttz einer recht großen Anzahl Söhne (Haman hatte ja wirklich 10 Söhne, was freilich den iüdischen Auslegern nicht genug schien, weshalb sie von 208 Söhnen desselben fabelu), so bleibt es doch immer besremdlich, wie Haman in dieser Versammlung, in der sein Weib doch eine Hauptrolle spielt, und im Zusammen« hang mit lauter Dingen, die ihm sein jiingstes Glück gebracht, anch die Menge seiner Söhne nennen kann. .Man hat daher vermntheh daß hier der hebräische Text nicht ganz ursprünglich ist, zumal da die besten Hand« schrificn der Scptuaginta gleichfalls nicht: »die Menge seiner Söhne-C sondern: »die Größe seines An- sehens« iibcrsctzcm so daß vielleicht ursprünglich: II) IF) (werow panaw), Und nicht: H; II; (wer0w baut-w) gestanden hat. 12. Auch sprach Hamen: Und cJa sogar] die Königin Esther hat niemand lassen kommen mit dem Könige zum Mahl, das sie zugerichtet hat, ohne mich; und bin anch morgen [wiederum] zu ihr geladen mit dem Könige. · 13. Aber an dem allen habe ich kein Genüge, so lange ich sehe den Juden Mardochai am Königs- thpc sihen [und mir die Ehre, die mir gebühret, trohig berweigerns Was für ein gar kleiner Umstand kann alles Ver« nügen derjenigen zu Boden schlagen, welche dem An- sgehen nach den höchsten Gipfel menfchlicher Glückseligkeit erstiegen haben! Haman hatte an seinen unermeßlichen Reichthümern und an der Ehre und Herrlichkeit des pcrsischen Hofes einen Ekel, und das aus keiner andern Ursache, als weil sich eine Privatperson weigerte, sich vor ihm zu bücken, ungeachtet ein einziges Wort bei dem Könige hinlänglich gewesen wäre, feinen Feind in den Staub zu legen, wenn sein Hochuiuth und sein Zorn seine Vernunft nicht so sehr verblendet hätten, daß er mit nichts Geringerem, als mit der Vertilgung des ganzen Volkes zufrieden sein wollte. (Engl. BibelivJ 14. Da sprach zu ihm sein Weib Seres sals Wortführerin der Uebrigen Kap. 6, 13 Anm.], und alle seine Freunde: Man mache fjetzralsbaldj eilten Baum [d. i. Kreuz] fünfzig Ellen hoch, und [da, Hawaii] sage [gle1ch] morgen [friih,vor dem Mahle] dem Könige, daß man Mardochai [öffent- lich vor ·aller Augen, zur höchsten Beschimpfung] daran hange [oder kreuzige. Denn ohne Zweifel wirst du leicht des Königs Genehmigung dazu er- haltenjz so kommst du [dann] mit dem Könige fröhlich sdeiiies Aergers und deiner Sorge ledig] zum Mahl. Das gefiel Haman [der, wie alle Feinde Gottes, von Ehrfucht besessen, gänzlich ver- blendet war] wohl, und ließ snoch an demselbigen Tage] einen Baum zurichten. Wenn der Gottlosen zeitliche Glückseli keit gan fest und unbeweglich zu sein scheint, und wenn sie die Unfchuls digen am meisten unterdrücken, alsdann ist ihr Fall und Untergang am alleruäehsten, und sie machen durch ihre Urivorsichtigkeit und Bosheit, daß das Unglück nur desto schnellcr iiber sie kommen muß. (Osierivald.) Das 6. Kapitel. Mardochai wird zu hohen Ehren erhoben. III-» v. 1-—14. Gerade in der nacht nach diesen Tagen laßt der vou Schlaslosigleeit gequälte nönig sich uns dem Buch: der Zeitgesriztetzteu vorlesen und wird an die der— dieuste deo Ldiardachgi erinnert. Jlls am folgenden Hier— gen Haman zum nonige kommt, um seinen btaclzeulan gegen enardartzat zum ioollzuge zu bringen, legt der König ihm die Frage vor, was man einem Manne thun rauhe, den der tiontg gerne ehren wolle, und stumm, in seinem Stolze wähnend, leelneu andern könne der König meinen, als ihn selbst, nennt die auoerlesensten liönigltctzeu Zins— zeichnungem die er daun sofort an dem Juden Mardochai eigenhandtg zur Ausführung bringen muß. tlnmnthig und verhüllten Hauptes leehrt Haman in sein Haus zurück. Aber auch hier findet er lkeinen Trost; vielmehr sprechen ihm seine ver-trauten die böse Jzthuuug seines baldlgen Sliirzeg nun. Jn tiefer dlerhimmuug vergißt ijauian die hohe Ehre des Mahlen bei der Königin und muß durch die leöniglictzen Kömmerer dazu geholt werden. 1. Jn derselben Nacht szwischen der ersten und zweiten Mahlzeit der Königin, wachte der Hüter Israel, der nicht schläft, uoch schlummektz über das Leben der Seinen, Matth. 10, 29 f., nnd durch seine weise Fügung] konnte der König 222 Esther 6 , 2-·14. nicht schlafen-«, und hieß die Chronila und die Historien [wörtlich: die Gedenkbücher der Tagesgeschichten , in welche alle besonderen Ereignisse im Reiche, sonderlich auch die Wohl- thäter des Königs eingezeichnet wurden Kuh. 2, 233 Arme] bringen. Da die wurden vor dem Kontge gelesen, · 2. Traf sichs sdurch Gottes wunderbare Fü- gnug, daß neben manchem anderen auch vorgelesen wandl- da geschrieben war, wie Mardachai hatte angesagt, daß die zween Kcimmerer des Klznigs, Bigthan und Theres, die an der Schwelle huteten iThiirhüter des Palastes waren], gcttachtet hatten, die Hand an den König Ahasveros zu legen [Kap. 2, 23]. s. Und der König sprach: Was haben wir sgemäß unserer Gewohnheit, unsere Wohlthäter königlich zu belohnen] Matdachai Ehre nnd Gutes dafür« gethan? Da sprachen die Knaben des Königs, die· ihn: dieneten [Kap. 2- T]- Es ist ihm titchts geschehen« «) O Gott, wie gut ists, sich auf dich in der Er« tvartuiig deiner Hilfe zu verlassen! Du wachesi beständig für die dir gelassetren Seelen! Und ob du gleich so lange wartest, bis die Dinge auf das Höchsie gekommen sind, um den Glauben desto mehr zu üben, und damit man an deinem Scbutz nicht möge zweifeln können, so kommst du doch allezcit denselbtgen zu rechter Zeit zu Hilfe. ——— Was ist wohl natürlichen als dies, daß ein zrönig nicht schlafen kann und sich daher etwas vorlesen läßt? O diese ganz natürliche, aber doch wunderbare Führung ist's, die das Herz derer, die solche erfahren, so sehr in Freude setzeti Sie ist allen andern Seelen verborgen. Diese weise, göttliche Vorsehung ist allen denen, die sich noch selbst leben, unbekannt. (Bcrleb.B.) «) Es zeuget gleichfalls von einer ganz besonderen göttlichen Vorsehung, daß die Belohnung des Mardachai bis auf diese Zeit verschoben worden, da er sowohl als seine ganze Nation zum Verderben bestimmt war, und daß die Erinnerung seiner geleisteten Dienste ein Mittel sein mußte, derselben Barmherzigkeit zu beweisen, die Ehre aber, so ihm erwiesen wurde, demjenigen zu einem tödtlicheii Verdruß gereichte, der den Untergang der Juden ausgcwirkt hatte. (Engl· Bibeltvh 4. Und der König sprach: Wer [von meinen Staatsräthen] ist im [Vor-] Hofe [damit ich un- verweilt Befehl gebe zur Belohnung dieses meines Retters]? Denn Hantatt war [schon früh morgens] in den Hof gegangen, draußen vor des Konigs Hause [in den äußeren Vorhof — eine Wartehalle, wo die Rathe, vielleicht abwechselnd, den ganzen Tag anwesend sein mußten, um stets des Winkes des Königs, zu ihm zu kommen, gewärtig zu sein, heute aber trug er sich noch mit der besonderen AbsichtL daß er dem Könige sagte, Mardachai zu hängen an den Baum, den er ihm zubereitet hatte. s. Und des Königs Knaben sprachen zn ihm: Siehe, Haman stehet im Hofe. Der Kontg sprach: Laßt ihn herein [in meine königlichen Gemacher] gehen. , is. Und da Haman sooll Hoffnung, nun sein Ziel gewiß zu erreichen] hineinkam, sprach der König zu ihm: Was soll man dem Manne« thun, den der Kontg gernenollte ehren? Hamen aber gedachte in seinem·[ektlen, hochmüthigenj Herzen: Wem sollte der Kontg anders gerne wollen Ehre thun, denn mer«? «) Daß Ahasveros hier dcn Namen nnd die Nationa lität Mardachais verschweige, ist einesthetls vom HErrn gefügt, zu desto größerer Demüthigung und offenbarerem Sturz Hainat1’s, dieses Feindes Gottes, anderntheils aber ein Zeichen, daß Ahasvcros bereits anfängt, ihn zu durchschauert und ihm feine Gunst zu entziehen. »Es ist wahrscheinltäu daß schon setzt der Himmel seiner Hof- gunst sich dem Haman trübte; aber der König wußte noch nicht, daß Esther eine Tochter des Volkes wäre, dessen Unter ang auf Humans Eingebung befohlen worden. Erfuhr er dies, so mußte das Gewitter aus- brechen, so mußte der Wettersirahl das Hattpt des Mannes treffen, dem noch eben Von rachsüchtigen Hoffnungen des Ueberrnuths geschwinde« hatte.« (Stolberg.) «) Der Hochmuth bezieht alles auf sich; denn er sieht in der ganzen Welt nur eine große Maschine, deren älliittelpuntt er selbst tst. So binden sich die Gottlosen trosz aller ihrer schlauen Berechnun en und bittereu Feindschaft gegen die Gläubigen gar o t selbst eine Zucht- ruthe zur eigenen Demiithigung, sa zum eigenen Ver« derben; sie graben Gruben für die Frommen und fallen darein (Ps.7, 16). 7. Und Hantan [dem es nicht zweifelhaft war, daß ihm sein Glück hold sei und noch weitere Ehren auf ihn häufen ·wolle] sprach zum Könige: Den Mann, den der Kontg gerne tvollte ehren, 8. ·Soli man herbringen, daß man ihm könig- liche Kleider anziehe, die der Kontg psiegt zn tragen, und das Roß, da der Kontg anf reitet, nnd daß man die konigliche Krone anf sein knämlich des Restes? Haupt lese— · d. Und man soll solch Kleid und Roß geben m» die Hand eines [der vornehmsten] Fürsten des Kommt, daß derselbe den Mann anziehe, den der Kontg» gerne ehren wollte, und führe ihn anf den: Roß in der Stadt Gassen [umher], und lasse rufen vor ihm her: So wird man thun dem Manne, den der Kontg gerne ehren wollte."" «) Haman kann gar nicht rasch genug alle die Ehren« bezeugungen auszahlen, die er sich wünscht. Zwar nimmt er den Mund sehr voll, aber doch wünscht er nichts, was nicht in Pcrfien zuweilen üblich gewesen wäre. Der König sollte ihn nunmehr durch einen öffentlichen Act als vollen Stellvectrcter des Königs proelamirem Wunderbar ists, wie auch hier die Wahrheit unserer Erzählung durch die griechischen Schriftsteller, sowie durch neu entdeckte verftsche und asshrische Denkmäler be- stätigt wird. Wie die persischen Könige nach den erstes ren ihren eigenen königlicheii Wein (Kap. I, 7), ja sogar ihr eigenes, nur für ihren Gebrauch bestimmtes könig- liches Wasser hatten, so waren überhaupt alle Dinge des täglichen Gebrauchs des Königs von allem Profanen und Gcnsöhnlichen als heilig abgesondert (so daß ein Hofdiener sogar den Tisch, von welchem Darius Codos mannus gegessen hatte, heilig nannte nnd weinte, als er Alexander den Großen seine Füße darauf legen sah). Jnsbesondere aber galt das Gewand, sowie die turbans Harnan muß dem Mardachai die selbstgehofften hdchsteii Ehren erzeigen. 223 ähnliche Krone, die der König»trug, als mit der gött- lichen Würde des Königs eng verwachsen, so daß der jüngere Cyrus seinem Bruder Artaxerxes, weil derselbe das heilige königliche Gewand an hatte, nicht einzugreifen wagte. Nicht um die Bekleidung mit dein gewöhnlichen inedischen Ehrengeivand, ioelchcs nach der Verabredung der sieben Verschworenen gegen das Leben des Ntagiers Smerdis der Mörder jährlich vom König erhalten sollte (-Herod. IlI., 84), auch nicht um Zusendicng irgend eines kostbaren Kleides, wie es noch jetzt bei orientalifcheii Königen Sitte ist, handelt es sich also hier, sondern um die einmalige Bekleiducig mit dem eigenen kostbaren Ge- wand des Königs, dem Symbol der göttlichen Königs- würde, als höchste Ehrenbezeuguiig. —— «) Nach dem Grundtext ist hier unzweifelhaft gemeint, daß die Krone oder das Diadcm eine Zierde des gleichfalls mit der königlichen Würde eng zufammengedachten Pferdes, das nur der König ritt, sein soll, nicht die eigentliche könig- liche Krone zur Zierde des Hauptes Mardachai’s, die V. 9 gewiß nicht vergessen wäre. Es läßt sich von vornherein voraussetzem ,,daß das königliche Reitthier als Schmnck das Zeichen des Königthuins an sich trug, und wirklich erblicken wir auf den assvrischensBildiverken nicht selten Pferde des Königs, und, wie es scheint, auch der Vornehmen, auf deren Haupt ein in drei Spitzen auslaufender Schmuck sich findet, den man siiglicli für ein Diadem halten kann; auf den persischen Bildwerken scheint auch ein solcher oder ähnlicher Schinuck aiif dem Kopfe des köiiiglichen Pferdes vorzukommen, doch ist er nicht ganz deutlich zu erkennen. (Bcriheaii.) Neben dem köntglichen Gewand nnd Reitpferd mit der Krone fordert Haman für den zu Ehrenden einen fürstlichen Führer und Herold. Auch dies bestätigt Xenophon Eliach ihm hatten die persischen Könige die Sitte, sich von einem hohen Fürsten oder Satrapeii auss Pferd heben zu lassen. Daß aber die Ehrenbezcuguiig von einem Herold als Hochgeehrter des Königs ausgerufen zu werden, etwas tm Orient Uebliches war, zeigt die Geschichte Josephs in Eghvten (1. Mos 41, 43). —- «") Haman spricht sich damit sein eigenes Urtheil. So straft Gott stets die Welt durch ihren eigenen Hochmuth; denn er vernichtet die Sünde nicht, sondern läßt die Sünde durch Sünde überwinden. to. Der König sprach zu Hamen: Eile nnd nimm das Kleid und sdas so geschinücktes Roß, ivie du gesagt haft, und thiie also an Mardachah dein Juden, der vor dem Thore des Königs fihet, nnd laß nichts fehlen an allem, was du gesagt hast [V. 6 Anm. 1; Luk. 2, 52]. 11. Da nahm Hamen das Kleid und Roß, und zog Mardochai an, und fuhrete ihn auf der Stadt Gassen, und tief vor ihm her: So wird man thun dem Manne, den der König gerne ehren wollte. Gleichwie Gott die Feinde seines Sohnes zum Fuß- schemel seiner Füße machet, wodurch er noch mehr. er- haben wird, also niacht er es in Ansehung aller seiner Freunde auch. Diejenigen, die sie eine Zeit lang unter dem Gewicht ihres Hasses und ihrer Berfolgungen unter« drücktem werden endlich selbst unter der Last ihrer Herr· lichkeit unterdrückt und müssen ihnen zum Sicgeszeichen dienen. (Berleb.B.) 12. Und Mardochai [den diese hohe Ehren- bezengung nicht hochmtithig und sicher machte] kam [ganz wie zuvor] wieder an das Thor des Königs. Hamen aber [den der Höhe seines Hochmuth- schwindels in die Verzagtheit herabgestürzt] etlete zu Hause, trug [voll tiefster Beschämuiig nnd Trauer] Leide mit verhülltem Kopfe, is. Und erzcihlete seinem Weibe Seres und seinen Freunden allen [Kap. o, 101 alles, was ihm begegnet man« Da sprachen zu ihm feine lFtEUUds- UäMHch Die! Weisen [oder Magier, deren ja auch viele unter den Rathgebern des Königs waren Kuh. J, 13, und die vieles aus der wun- derbaren Geschichte des Volkes Gottes von alten Zeiten her, besonders aber aus Daniels Zeit am babhlonifchen Hofe gehört hatten und etwas von der besonderen Begnadigung und dem allmächtigeii Schuhe dieses Volks ahnen mochten] niid sein Weib Seres: Jft Mardochai vom Samen der Juden", vor dem du zu fallen angehaben hast; so vermagst du nichts gegen ihn ser sieht unter höhe- rem, nnsichtbarem SchutzL sondern du lvirft [noch vollends] vor ihm fallen. «) Wie schnell folgt doch bei der gottlosen Welt auf die höchste Freude, die ihr ewig zu währen sedebit, das tiefste Leid, das doch im Keinie schon in ihrer Freude verborgen lag, wie auch hier bei Haman (vgl. Kuh. 5, 10-—13 mit V. 13). —- Wie schon aus dem ersten könig- lichen Ediet (Kap. l, 22s hervorgeht, war in dem durch die Vielweiberei entnervten Reiche der Uebercnuth der Weiber zu einer eigentlichen Wciberherrschast gediehen. Daher wird schon in Kuh. 5, 14 das Weib Hamams zur Berathung einer höchst wichtigen Angelegenheit von ihm herangezogen, und ihr Ansehen wiegt so schwer, daß die übrigen Rathgeber kein Bedenken tragen, der Mei- nung des Weibes beizutreten; ebenso bestätigt Seres hier die Meinung der anderen. Und Esther hat einen so großen Einfluß auf die Staatsangelegeiiheitem das; sie »in ihrem Namen Befehle an alle Juden im persischen Reiche erläßt: Kap. 9, 29——32. — «) Obwohl Hanian auch schon bei der ersten Unterredung (Kap. 5, l3) den Mardachai einen Juden genannt hat, so kommt es doch jetzt erst in Folge der außerordentlichen Wendung der Dinge den Freunden zum Bewußtsein, daß Mardaclmi ja zu dem merkwürdigen, zwar gehaßten, aber wegen seines unsichtbaren Schutzes auch gefürchteten Volk der Juden gehöre. 14. Da»fi»e aber· noch mit ihm redeten, kamen herbei des Konigs Kammerer und trieben Hauian [der in seinem Kummer diese höchste Ehre, deren er sich Tags zuvor noch gerühmt hatte, gänzlich vergessen] zum Mahle zu kommen, das Esther zu- geriehtet hatte. Das 7. Kapitel. Hanian uiird an einen Bau-n gehängei. IV— v. l—10. Jll- drr König nnd tjaman wiederum bei der Esther speisen nnd rrsterer wieder nach ihrem Begeh- ren fragt, offenbart sie ihm ihre jüdisehe Ilblennft und bietet ihn, sich mit ihrem ganzen unglärteiichcn dotlie znsqmmksp fassend, er moge ihr nnd ihrem volle: das Erben schenken, das von tjanian zu verderben beschlossen sei. während der iiber diesen plau tjamanbz auf? höchst: aufgebrachte Konig in den Garten geht, wirft fah ijainan der Königin: zu fußen nnd sieht um sein Erben. iber König, der dazu 224 Esther 7, 1-—10. 8, 1-——7. kommt, legt ihm böse Jlbstkitten unter und besiehlt als— bald, ihn hinznrichtem woraus rr nach dem Antrag eines Kännnererg an den für irlardachat errichteten Zaum ge— hängt wird. I. Und da der König mit Hawaii kam zum Mahl, das die Königin Esther zugerichtet hatte; 2. Sprach der König zu Esther des andern Tages [auch an diesem zweiten Tage], da er Wein getrunken hatte lwährend des Weingelages nach der Mahlzeit]: Was bittest du, Königin Esther, daß man dir-s gebe? und was forderst du? Auch das halbe Königreich, es soll geschehen [Kap. 5, ej. Sowie Mardachai auch nach der ihm widersahrenen königlichen Auszeichnung bescheidet: in seine Stelle zurücktrith so ist auch an Esther nichts zu spüren von einer Ueberhebung wegen des bisherigen glücklichen Ge- lingens ihres Auschlagsz sie weiß sich noch immer fort stehend vor der Hattptentschcidung (Baumgarten.) Z. Esther, die Königin, antwortete nnd sprach [indem sie nunmehr, nach Gottes Leitung, im richtigen Augenblick ihre Abkunft dem Könige offen: harte, s. Kap. 2, 20 Anm.]: Hab ich Gnade vor dir fanden, so gieö mir mein Leben um meiner Biiltlte willen, nnd mein Volk um meines Begehrens W M. 4. [Zu solcher Bitte bin ich durch große Lebensgefahr genöthigt.] Denn wir sind sum schnöden Geldgewinnstj verkauftts ich Und lneiu Volk, daß wir vertilget, erwurget nnd umgebracht werden; nnd wollte Gott, wir wurden doch [wirk- lich] zu Knechten nnd Mägden sin ScIaoereiJ ver- lauft, so wollt ich schweigen, so wurde [doch wenig- stensj der Feind [der solches gegen uns augezettelt hat] dem Könige nicht [durch Verkürzung an seinen Steuereinnahtnen von dem ganzen Volk, ohne es je ersehen zu können] schaden [oder richtiger: so würde ich als gegen eine blos äußere Bedräng- niß meines Volks geschwiegen haben; denn nicht ist der Feind es Werth, daß ich den König durch meine Anklage beunruhige und beleidige]. «) Es thut der Wahrheit der Aussage der Königin keinen Eintrag, daß der Kauspreis vom König vcrschmäht und Haman geschenkt worden ist; denn neben dem Hasse gegen das Volk Gottes war die Gier nach dem Gelde der Juden in Haman jedenfalls die Hauptlriebfeden s. Der König Ahasveros redete, und sprach [aufgeregt und hastig] zu. der Königin Esther: Wer ist der? oder wo ist der, der solches ssiraf- würdige Majestätsverbrechem das Leben meiner geliebten Gemahlin zu bedrohen] in seinen Sinn nehnten dürfte, also zu thun? is. Esther sprach: Der Feind und Widersacher smeines Volks, der solchen Mordplan angesiiftetJ ist dieser böse Hamen. Haman ecttseßte sich vor dem Könige und der Königin. Einigertnaßen muß der König gewußt haben- daß das von ihm durch köntgliches Cdict der Ausrottung preisgegebene Volk das jüdische sei; ebenso aber mußte die Erinnerung an seine Lebensrettuttg durch einen Juden ihn bereits aufbringen gegen den, der die königliche Gunst und Schwäche so emtßbraucht hatte. Die nun ihm werdende Kunde, das« nicht blos sein Lebensretten sondern sogar seine liebste Gemahlin zu diesem Volke gehörten, das er auf Ueberredung Humans dem Ver- derben preisgegeben, mußte uatürlich seinen vollen Zorn gegen diesen listigen und boshasten Rathgeber zum Aus· brach bringen; ja, je weniger ein Xerres geneigt war, die Schuld an dem Mordbefehl vor allem in sich selbst zu suchen, um so tnehr mochte er jetzt den ganzen Plan als besonders gegen die Königin gerichtet ansehen, die er gewiß so sehr liebte, daß dadurch seine bisherige Abnei- gung gegen das jiidische Volk gänzlich schwand. 7. Und der König stund auf vom Mahl nnd vom Wein in seinem Grimm, nnd ging in den Garten [Kap. i, 5 Anna] am Hause [um in der freien Luft seine Aufregung über solchen Mißbrauch seiner königlichen Person durch seinen höchsien Minister zu bewältigen und über die demselben gebührende Strafe nachzudenken]. Und Hamen stund auf [genauer: blieb da]- Und bat die Königin Esther um sein Leben; denn er sahe, daß ihm ein Unglück kdie Todesstrafej vom Könige schon bereitet [für ihn schon beschlosseu] war [Be«- gnadigung also vom Könige nicht, außer durch Esthers Fürsprache für ihn zu erwarten stand]. 8. Und da der König wieder aus dem Garten am Hause in den Saal, da man gegessen hatte, kam, lag Haman [auf seinen KnieeUJ an der Bank [oor dem Polster], da Esther atts saß [etwa so, daß er seine Arme flehend nach ihr ausstreckte]. Da sprach der König kim höchsien Zorn, der blind ist auch für das Augenscheinlichste, und ohne der Königin nur einmal Zeit zu lassen, Haman zu entschuldigen]: Will er sdieser Mensch zu seinem hochverrätherischen Unternehmen noch das weitere unerhörte Verbrechen hinzufügen und] die Königin würgen [der Königin Gewalt authun] bei mir im Hause? Da [alsbald hierauf] das Wort [der Befehl, Haman zum Tode zu führen] aus des Königs Munde ging, verhüllten sie [die Henker] Hamen [als einem zum Tode verurtheilten Ver- brecher, nach der Sitte des Alterthums] das Antlitz. Damit begann bereits die Hinrichtung, bei der wohl auchthöhere Beamte, wie die Kämmerm zugegen sein M cli 9. lind Harima, der Kämmerer einer vor dem Könige [Kap. I, 10], sprach: Siehe, es siehet Vereint] ein Baum in Humans Hause fünfzig Ellen hoch, den er Mardachai gemacht hatte, der Gutes für den König geredet hat [indem er den Anschlag gegen das Leben des Königs enideckte]. Der König sprach: Laßt ihn daran hängen streu- zigen]. 10. Also hängte man Haman an den Baum, den er Mardachai gemacht hatte. Da legte sich des Königs Zorn U. Pf. 7, 15 ff.; 9 te; 34, 22; 37, 12 f. 35. se; Spn s, 22z u, 8. 283 15, 25—; 24, 163 26, 27]. Der König läßt Haman an den für Mardachai errichteten Baum henken. Die Kämmerer mögen wohl von dem Uebermnth Humans auch viel zu leiden gehabt haben, so daß sie bei dieser Gelegenheit gern ihre Anklagen gegen ihn vor- brachten und als Beispiel seines selbstherrseherischen Ueber- mnihs die Errichtung jenes Kreuzes in seinem Hause mel- deten. — Daß Esther nicht Fiirsprache für Haman einlegte, sondern ihn ohne Einrede zum Tode fiihren ließ, ist im Geringsien nicht Hartherzigieit oder Grausamkeit zu nennen. Sie weiß, daß der Haß der Weltmacht gegen Gottes Reich in Hanian eoncentrirt ist, daß ein tinveri föhnlicher Gegensatz zwischen der Gesinnung Humans und der des Volkes Gottes besteht; sie weiß, daß sie nicht aus persönlicher Rachsucht eines unoersöhnlichen Herzens, sondern nach vorheriger tiefer Demüihigung und aus Liebe zu dem Volke Gottes und zu dessen Verheißnng, an die sie glaubt, den heiligen Kampf gegen dieses Werkzeug des Feindes Gottes, des Teufels. unternom- men hat. Hätte sie ihm sein Leben gerettet, so hätte sie sich derselben Sünde schuldig gemacht, die Saul beging, als er den Amaiekiterkönig verschönte, so hätte sie das fernere Schickfal des Reiches Gottes der schwankenden und leicht wieder umschlagenden Dankbarkeit der gottlosen Welt anzuvertrauen versucht, statt dem Gott, der ver— heißen hat, seine Feinde zu vertilgen nnd sein Volk zu seinen: Ziele zu führen. Der Geist, aus dein hier Esther handelt, ist kein anderer, als der des ganzen alten Testamentes, damit aber des Reiches Gottes über- hat-di: ist dieser ein unversöhnlichen ungerechter Rache- eist, wie die glanbensfchwacha die Sünde geringschätzende etztzeii wähnt, nun dann ist auch Esihers Gesinnung eine solche. Das s. Kapitel. Die« Juden haben Erlaubniß, sitt) an ihren kfeinden zu rächen. I« v. 1 — l7. Der König srhruitt Esther das Hans ijnmanw und rrhrbt ihren krttrr Mnrdaettai zu seinem miniflrr. Jlli darnach Esther drn König ansieht, den von tsamau erlassenen Mordbrsrhl grgrn ihr Voll( zurucitzunehmrm ltnnn rr ihr zwar dirsr sittr nicht gewähren, aber rr gestattet den- zitardachay nach seinem Gutdünltrn ebenfalls tin Gesetz zu erlassen, zum Schuh seines Volkes. Da wird durch rin lköuiglichrs Grsrh in allen prooiuzrn be— bannt gemacht, daß dir Juden gleichfalls aiu is. Jldar bereit srin sollen, sich gegen alle, dir fir nngrrisru wurden, zu wehren, mit der Befugniß, ihre Feinde auszurotten und ihr vermögen zu rauben. ttebrr diesen iiefehl ent- steht brl den Juden solche Freude, daß sie den Tag, an wrlaskm sir ihn hören, mit großen: Iubrl feiern; bri dru ktjridru aber solkyr Furcht, daß viele Juden werden. 1. Au dem Tage [Kap. 7] gab der König Ahasvttoö swelchem nach persischen Gesetzen das Vermögen des Hingerichteten zufiel] der Königin Esther das Haus Hamen-s, des Judrnfeiudes sfammt seinem ganzen großen Vermögen, s. 2. Sam. 1S- 4]. Und Mardachat laut [trat ein unter die Zahl der höchsten Staatsräthh die allezeitj vor den König lkommen konnten Kap. l, 14]; denn Esther sagte sihmj an, wie er ihr zugehörete swie er sie als Vetter und liebevoller Pflegevater so sehr nahe anginge]. S. Und der König that ab seinen Fingerreif Imit dem königlichen StaatssiegelL den er von Dächseki Bibel-Irrt. 225 Hatnau hatte genommen [Kap. 3, 10], nnd gab ihn Matdathat [und machte ihn damit zu seinem ersten Minister] Und Esther seßte Mardochai tzUM VSVWAILEVJ über das Haus [und Vermögen] Haut-m [womit er nicht nur eine neue hohe Ehre, sondern auch reiches Einkommen empfing] Z. Und Esther fwar es nicht genug, daß sie und Mardachni nun mit irdischen Ehren überhäuft und vor jeder Lebensgefahr gesichert waren, son- dern sie] redete weiter lindem sie ebenso wie Kap- 5, 1] vor dem Könige [erschien], und fiel ihm zu Füßen, und ftehete ihn smit Thräneu], daß er wegihäie die Bosheit Hautan, des Agagiterki sdas durch den bösen Rath Humans verhängte Urtheil abwenden] und seine Anschläge, die er wider die Juden erdacht hatte. Die Seele der ganzen Handlung unseres Buches ist die feste und starke Liebe, mit welcher beide, Mardachai und Esther, von Anfang bis zu Ende sowohl in den entscheidenden Momenten, als in dem ruhigen Bestaude ihrer sürstlichen Ehre nnd Macht ihr Volk umsassen und festhalten. (Baumgarten.) 4. Und der König sals nun Esther zu solcher Bitte wiederum in den inneren Vorhof zu ihm kam] reckte das gitldene Scehtet zu Esther [Kap. 4, 11; 5, 2]. Da stund Esther [auf dies Zeicheu der Gnade des Königs] auf, und trat vor den König, d. Und sprach [weil es sich um etwas so Großes, wie die Zurückuahme eines königlichen Gefetzes, handelte, zagend, und oftmals von Neuem anfetzend]: Gefcillt es dem Könige, und habe ich Gnade fanden vor ihm, und ist-s gelegen sfcheinrs wohlgerathen] den! Könige, und [falls] ich ihm gefalle stvohlgefällig bin in seinem Augen]; so schreibe man stn die ProvinzenL daß dir Vriefe der Anschläge Hamen, des Sohns Medatha, des Agagittts, [diese Briefe, die doch nichts anderes sind, als eitt Werk der boshaften Ränke dieses Judenfeindes, zurückgegeben und damit die Mord- befehleJ widettufen werden, die er geschrieben hat, die Juden umzubringen in allen Landen des König« h. Deut! wie kann ich [den Schnterz ertragen zu-] zusehen dem Uebel, das mein Volk treffen würde? und wie kann ich zusehen, daß mein Ge- schlecht [mein eigen Fleisch und Blut] umkomme? «) Ein Beweis, daß Esther nicht von Blutdurst und Rache gegen die Anhänger und Gesinnungsgenossen Humans erfüllt ist, liegt darin, daß sie diese Bitte stellt. Hätte sie ihr gewährt werden können, so wäre alles weitere Blutvergießen vermieden worden. 7. Da sprach det König Ahasver-us sdurch jenes thörichte Herkommen außer Stande, auf diese Bitte einzugehen] zur Königin Esther, und zu Mardochai, dem Juden sder sich mit ihrer Bitte vereinigt hatte]: Siehe, ich habe [euch bewiesen, wie wohlgesinnt und zugeneigt ich eurem Volke set. I- Z. 15 226 Esther 8, 8—I7. 9, 1—10. bin; denn ich habe] Esther das Haus fHab und Gut des] Hawaii gegeben- und ihn hat man an einen Baum gehänget, darum, daß er seine Hand hat an die Juden gelegt [ihr könnt also nicht zweifeln, daß ich ihr Verderben nicht will]. 8. So fehreibet nun ihr für die Juden fgleicherweise wie Haman einst gegen sie solche Vollmacht von mir erhielt], wie es euch gefällt [ein gleiches unverbrüchliches Gesetz] in des Königs Namen, nnd versiegelt es mit des Königs Ringe saber die Briefe Humans zurück-zunehmen ist un- zulässig]. Denn [fnhr der König fort] die Schrift, die in des Königs Namen geschrieben und mit des Königs Siegel versiegen worden, mußte [besser: muß oder darf] niemand widerrufem u. Da wurden sdurch Mardachais gerufen des Königs Schreiber zu der Zeit im dritten Monden, das ist der shebräischej Mond Sivan, am drei und zwanzigsten Tage [also 70 Tage nach Erlaß des ersten Befehls Kap. Z, 12 ff.]; und wurde geschrieben, wie Mardachai gebot fund zwar] zu den Juden [noch besonders, damit ein feind- feliger Beamter den Befehl vor ihnen nicht ver- heimlichen könnte] und zu den Fürsten, Landvflegerii und Hauptleuten [Kap. 3, 121 in [den] Landen [Bezirken] von Indien an bis an die Möhren, nämlich hundert. nnd sieben nnd zwanzig Länder; einem jeglichen Lande nach seinen Schriften, einem jeglichen Volk nach seiner Sprache, und den sim ganzen Reiche zerstreuten] Juden nach ihrer Schrift nnd Sprache [Kap. I, I. 22]. 10. Und es ward geschrieben in des Königs Ahasveros Namen, und mit des Königs Ringe versiegen. Und er sMardachaij sandte die Briefc durch die reitenden [Eil-] Boten auf jungen Mäu- leru [besser: auf Renneru aus dem könig- lichen Gestüte Kap. 3, 15], 11. Darinnen der König den Juden [die» Er- laubniß] gab, [überall] wo sie in sden] Stadien waren, sich zu versammeln und zu stehen sur ihr Leben, und ffalls sie in Folge des ersten Befehls von den Anhängern und Gesinnungsgenossen Ha: man’s angegriffen würden] zu vertilgen, zu er- würgen und umzubringen alle Macht [al1e Mann: schaftJ des Volks und Landes, die sie [etwa] ängsteten [am Leben bedrohetenL sammt den Kin- dern und Weibern [derselben], und ihr Gut [als von Rechts wegen auf des Königs Befehl Hin: gerichteten statt an den König abzuliefern, sich zum Ersatz für die erlittene Angst nnd SchMachJ zu rauben, 12. Auf Einen Tag in allen Ländern des Königs Ahasveros, nämlich am dreizehnten Tage des zwölften Blenden, das ift der Mond Adar seben an dem Tag, auf welchen die Ermordung aller Juden befohlen war]. Dies königliehe Gebot ift oft so iuißverstanden wor- den, als hätten die Juden plötzlich Erlaubniß bekommen, so viel Perser, als sie wollten zu tödten, und man hat großen Anstoß an der Unwahrfcheinlichkeit genommen, daß ein König von Persien einem doch immer verhaßter» fremden Volke dies hätte gestattet! follen. Allein wäh- rend das frilhere Ediet Humans die Juden allerdings dem Belieben ihrer Widerfaclter völlig preisgab, sollte dieses ihnen nur die Vertheidigungsivaffcn in die Hand geben. (v. Gerlacbh Nichts anderes konnte Mardachai zur Erhaltung der Juden ausbeuten, als die Gcfiattung, fich zu wehren, weil das Ediet, wodurch den Völkern, welche dem Ahasoerus gehorchten, befohlen ward, sie einzugreifen, nicht widerrufeii werden konnte. Deunoch war dieses Mittel, sein Volk zu schützen, ein sehr gefähr- lichcsz denn es war ja den andern Völkern, unter denen es lebte, keineswegs gewachsen, und sehr leicht konnten die Juden deu io viel zahlreicheren unterliegen. Aber wohl konnten diese Völker, wenn sie erfuhren, es sei deu Juden von dcm König erlaubt worden, sich und das Jhrige mit dem Schwerte zu fchiitzerp hieraus leicht schließen, daß dem Könige keineswegs eiu Gefalleu ge- fchehc mit der Ermordung der Juden, tvenngleich er ste früher befohlen, da ja die Juden das Recht erhielten, zu den Waffen zu greifen. So war es ziemlich wahr- fcheiulich, daß kein heftigercr Angriff auf die Juden werde gemacht werden. Ohne Zweifel ift unter den Juden auch bekannt geworden, was am königlichen Hofe zu ihren Gunsten geschehen sei, und allen war es klar, daß Ahasveros, wenn es ihm nach dem Herkommen erlaubt gewesen wäre, das crste Edict zum Verderben der Juden sichcr widerrufeu hätte; nun aber, da dies nicht geschehen konnte, war für die Juden wenigstens so viel als möglich gesorgt. So ist’s nun nicht zu ver- wundern, daß die andern Völker sich nicht mit allen Kräften auf die Juden stiirzteru während sie sie doch sonst leicht zu Boden getreten hätten. (Clericus.) —- Gott schiebt oft die Hilfe auf, nicht darum, daß er keine erzeigen will, sondern damit er deu Glauben iibe und uns desto mehr erwecke, ihn anzurufen; danach auch, daß er uns die Rettung desto süßer mache und auf eine große Noth auch eine große Freude schaffe. (Bcrleb. B.) 13. Der [Hanpt-] Jnhalt aber der sebeu ge- nannten] Schrift ner, daß ein Gebot kvon den Beamten] gegeben ware [gegeben werden solle] in allen Landen, zu set-J öffnen allen Völkern, daß die Juden auf den Tag geschickt sein sollten, sich zu rathen an ihren einden sdie sie angreifen würden Kap. Z, 14]. Auchhiey wie Kap. s, fügt die griechische Ueber- setzung die vorgebliche Abschrift dieses königlichen Befehle als weiteres apokryphifches Stück von sehr schwiilstigein Stvl und mit mancherlei Unrichtigkeiten ein. Vergl. Stücke in Esther Kap. 6. 14. »Und die reitendcu Boten auf den Mäuler-i [den könrglichen RennernJ ritteu aus schnell und eilend nach dem Wort sBefehlj des Königs, und das Gebot ward zu Schloß Susan angeschlagen [s. Kap. Z, 15]. 15. Mardachai aber ging [nach so günstigem Ausgang feiner Sorgen und nach einem so großen Siege der Sache des Reiches Gottes seine hohe Freude anch öffentlich kund thuend] aus von deu: Könige iu königlichen [seinem nnnmehrigen Stande eines ersten Ministers angemessenen] Kleidern, gelb [besser: oca ur dir] und weiß, und mit einer großen, Mardochai ertvirkt vom Könige einen Gegenbefehl zum Schntze seines Volkes. 227 irldenen Krone, angethan mit einem weißen] s« einen- und [rothen] Purpurmanteh nnd die Stadt Snsan [wo viele Gegner Humans und Freunde der Juden lebten] Janchzete und war fröhlich [iiber sblche, für die Juden günstige Wendung der Dinge] Gottes Wille war es, daß Mardachai also erhöhet ward, damit die gesangenen und verbannten Juden, wie einst in Joseph und jiingst in Daniel, so jetzt in Mar- dachai einen Trost hätten, wenn sie sähen, daß einer aus ihrem Volke bald über die Eghpter. bald über die Chaldäen bald über die Perser ein Herr sei. (.Hierotiyn1us.) 16. Den Juden aber [in Snsaj war ein Licht [nach langer Finsternis; schwerer Bedrängtiiß und AngstL und Freude, und Wonne, und Ehre kommen [denn man beeilte sich, ihnen, den Günstlingen des Königs, Ehre zu erweisen]. ·17. Und in allen Landen [Provinzen] und Stadien [derselben], an welchen Ort sauch nur] des Königs Wort und Gebot gelangte, da ward Freude und Wonne unter den Juden, Wohlleben und gute Tage sfröhliche Gastmähler und Festtage über solchen wunderbaren Beweis der Fürsorge des allmächtigen Gottes für sein Volk], daß viele der Völker itn Lande stheils zur Sicherung ihres äußeren Lebens durch Angehörigkeit an dies be- günsiigte Geschlechh theils auch weil sie hier deut- lich und klar den Arm des lebendigen Gottes er- kunnten] Juden wurden; denn die Furcht der Juden kam nber sie. Was ist begreiflichen als diese Furcht vor den Juden? Denn nicht nur die große Macht und das hohe An« sehen, welche Mardachai bei detn Könige hatte, hielt selbst die mächtigstcn Feinde der Juden in Schranken, sondern es wurde auch alles das, was über die Ge- schichte nnd die Begnadigung der Juden von alten Zeiten her von Mund zu Munde ging, durch die hohen Ehren- bezeugungen, die Esthenund Mardachai widcrsuhren, ohne Zioeisel neu aufgefrischt nnd sing an, das Gemüll) aller Perser mit unheimlicher Furcht zu beschleichew lBaumgartenJ Wie damals im Vorbild, so werden in der letzten Zeit, wenn Israel vom Antichrist errettet und durch roße Bußkänipfe zu seinem Jehooa, Christus, be· kehrt ein wird, Schaaren der Heidcnvölker zu dem Christusglanben des wahren Israel sich wenden. Rönu il. (Rrchter.) Das 9. Kapitel. Die. Juden stellen nach geäbtee Rache ein sfreudensest an. U« v. t—19. Jltg nun am festgesetzten Tage der lang norbereitete Kann-f lonbrlttjtz richten die Juden, unterstützt non den königlichen Beamten, ein großes iilntbad unter ihren Feinden, den Anhängern der Gesinnung Quinctius, an, rühren atser dag vermögen der Ermordeten nicht an. liie dlachrisht non der Zahl der in Snsa Ermordeten über-bringt der König der Eflher und fragt sie nach ihrem weiteren Wunsche. Da btttet sie, das auch der ist. Jldar znr Ermordung der non) übrigen Feind: in Snfa gestattet werde, nnd daß Humans: ermordete Söhne öffentlich am Kreuz anfgrhängt werden. Daher leant to, daß die Indrn in den Städt-n den is. Adar, die Juden auf den! kaude dagegen den is. nie Stege-fes feierten. l. Jm zwölften Monden, das ist der Mond Adar, am dreizehnten Tage sim Laufe des Monats Mars, den des Königs Wort nnd Gebot bestimmt hatte, daß man’s thun sollte [uämlich, daß an demselbigen die Perser die Juden ermorden, die Juden aber den Angrifi mit den Waffen abwehren follten]; eben desselben Tages, da die Feinde der Juden sdie von gleicher gottfeindlicher Gesinnung, wie Hamam beseelt waren und sich das Recht, die verhaßten Juden zu ermorden, nicht nehmen lassen wollten] hofftcn, sie zu übermütigen, wandte sich-s [durch Gottes wunderbaren Beistand] daß die Juden ihre Feinde überwtlltigen sollten. 2. Da [an diesem is. Adar nämlich] ver- sammelten sich die Juden in ihren Stadien fzu gemeinsamer NolhwehrL in allen Landen des Königs Ahasveros, daß sie die Hand legten an die, so ihnen übel tvollten [und sie in tödtlichem Hasse angrifsen]. Und niemand soon diesen ihren HassernJ konnte ihnen widerstehen; denn ihre Furcht war über alle Völker kommen salso daß sie verzagt waren und bald Unterlagen, s. Kap. 8, 17 Anm.]. Z. Auch [noch ein äußerer Umstand trug zu diesem wunderbaren Sieg bei; nämlich] alle Ober- sten in Landen, uud Fürsten, und Laudpfleger [s. zu Kap« 3- 121 und Amtleute des Königs [überhaupt alle, die ein königliches Amt trugen], ethubcn sunterstütztenj die Juden [sei es durch Soldaten, sei es durch allerlei Vortheile in Wassen und gün- stigen Oertlichkeiten]; denn die Furcht [vor] Mat- dachai sdem mächtigen ersten Minister des Reichsj kam über sie [also daß sie nur den zweiten Befehl befolgten] it. Denn Mardachai war groß im Hause des Königs, und sein Gerücht erfcholl in allen Ländern, wie er zuuähme und groß simmer größer] würde. Z. Also schlugen die Juden an allen ihren Feinden mit der Schwertschlacht seine Schlacht mit der Schärse des Schwertes], nnd ivütgeien und brachten um, und thaten nach ihrem Willen an denen, die ihnen feind waren. s. Und zu Schloß Susau erwitrgten die Juden und« brachten um fünf hundert Mann. 7. Dazu erwürgten sie Parsandatha,Dalphon, Aspathm 8. Poratha, Adalja, Aridathm u. Parmasthcu Avisah Aridah Bajesathm 10. Die zehn Söhne Hamen, des Sohns Medatha, des Juden-Feindes [in denen sich die Gesinnung des Vaters fortgeerbt, und die da- durch den übrigen Feinden Mardachass und der Juden als Leiter und Stützen gedient hatten]; aber an seine Igenauen die] Güter [aller dieser Ermordeten in Susan] legten sie [obwohl sie die königliche Erlaubniß dazu hatten] ihre Hände nicht. Nicht ohne bestimmte Absicht wird dreimal (oergl. V. 15 u. 16) hervorgehobem daß die Juden im streng- lsr 228 Esther 9 , 11—-—29. sien Gegensatz, gegen die Gesinnung Humans, der fiel) die zu erwartende Beute im Voraus schenken ließ, ihre Hände an die Gitter der Erschlagenen nicht gelegt hätten. Denn die Juden waren sich bewußt, daß es sich nni einen heiligen Kainpf zkvischeii dem Nciihe Gottes und dem Reiihc der Finsternis- handle, dcn sie durch das Lliisstrccken ihrer Hände nacl) jenen Gütern nicht ent- heiligen dürften. Es befeelte sie nicht iiiedriger., gemeiner Trieb zur Rache gegen ihre Todfeinde, sondern ihr Kampf, ziiiiächst aus ihrer völlig-en Berechtignng zur Nothwehr hervorgehend, entwickelte sich, da nur solche gegen sie aufstandcin die sie im Sinne Hanians ais Gottesvolk liaßten, zu einem Gottesgericht über die Feinde des Reiches Gottes, wie es in der Geschichte des alten Bun- des öfters vollzogen wordcn ist, nnd wie es sich am Ende der Tage in vollkommner Weise aii allen Feinden Gottes wiederholen soll. — Nirgends wird erzählt, daß die Juden auch die Weiber und Kinder ermordct hät- ten, ivic ihnen der königlichc Befehl zugestand, und es ist selbstverständlich, daß nur solche getödtet wurden, die ihr Haß gegen die Juden, ihr Zorn über die Hinrich- tung Hanians dazu trieb, sich selbst ins Verderben zu stürzen. Wer aber den uuversöhnlichen Gegensatz, zwischen sker Gesinnung Hainaiis und der Gesinnung, die ini Reiche Gottes herrscht, aus eigener Erfahrung kennt, wird sich nicht darüber wundern, daß in einein Reichc von vielleicht 100 Millionen Einivohnern in ungefähr 75,000 Menscheii die Feindschaft so cnergisch und mäch- iig war, daß sie alles daran setzten, um die gehaßten Anbeter des allein wahren Gottes woinöglich doch aus- zurotten; dei- wird auch keinen Anstoß daran nehmen, daß von den Juden im ganzen großen tlieiche und in der ungchrucreii Hauptstadt Sufa so Viele getödtet wurden. Das Zusammenwirken so vieler günstiger, offenbar vom HCrrn selbst geleiteter Umstände, zumal die ihnen von der geordneten Obrigkeit gegebene Erlaub- niß, mußte in den Juden die Ueberzeugung wirken, daß das durch die gebotene Nothwehr, in unerwarteten von Gott selbst gewirkter Weise hevorgegangene Blut- bad ein ernstes Gericht Gottes über seine Feinde sei, wodurch er diesen vergalt, was sie an seinem Volke aus Uebcriniith gcfrcvclt hatten, wodurch er den Stecken zerbrach, womit cr sein eigen Volk gezüchtigt hatte. 11. ZU drtsclbigen Zeit sirn »Laufe des 13. Adar] kam die Zahl der Erwiirgten gen srichtigerx in dem] Schloß [der Hauptstadt] Stifan vor den König. 12. Und der König sprach zu der Königin Esther: Die Juden» haben zu Schloß Susan fuuf hundert Mann erwurgct und umgebracht, und die zehn Sohne Hamairszwas werden sie snun gar] thun in den andern Landern des Königs? Was biitest du, daß maii dir gebe? und was forderst du frisch] mehr, daß man thue? Man hat sich darüber verwundert, daß Ahasveros so sorglos ist bei der Niedcrmetzeluiig so vieler Perser. Aber wie viele der bcstbezeugten Ereignisse, welche aus der Geschichte eines älteren oder neueren Tyrannen er- zählt ioerdcn, könnten in Zweifel gezogen werden, wenn man nichts glauben wollte, worüber man sich mit Recht verwundern muß? Man bedenke nur, daß Ahasoeros gerade zu dieser Zeit gegen Haman und alles, was mit ihm znfammenhing einen tödtlichen Haß gefaßt hatte, dagegen Esther nnd Mardachah sowie dem ganzen Volk der Juden höchst gewogen war. Eine solche Leiden· schastlichkeit nnd Verwirrung des Sinnes aber, wie sie einen Tyrannen und leichtfertigen Menschen von der Art des Ahaovcros zu ersassen vermag, niöchte wohl niemand zu« schildern vermögen. Außerdem konnte er sich leichtlich bei dem Gedanken beruhigen, daß die Perser, welche von den Juden getödtet würden, aus freien Stücken in die Gefahr gelaufen seien. (Bauin- garten.) 13. Esther swelche durchMardachai wohl er- fahren hatte, daß noch viele bittere Feinde der Juden und Anhänger Humans und seiner Söhne in Sufa seien, die am is. Adar nicht zu Falle gekommen waren und nur auf die günstige Ge- legenheit warteten, in der sie neue Feindschaft gegen das Volk Gottes einspinnen könnten] sprach: Gefällt es dem König, so lasse er auch morgen die Juden zu Susan thun nach dem heutigen Gebot sgerade so wie heute, und] daß sie die zehn ser- mordetenJ Söhne Humans an den Baum sdas Kreuz] hängen [als Warnungszeichen für die noch nicht gedemiithigten Feinde der Juden, und damit es öffentlich kund werde, der König felbst habe sie hinrichten lasseii]. Nach dem Zcugiiiffe Herodoks war es Sitte in Persicm die Körper der Hingerichteten noch aci’s Kreuz zu schlagen. 14. Und der König hieß also thun. Und das Gebot sfür den Kampf am 14. wie am is. Adar] ward zu Susan angeschlagen, und die zehn Söhne» Hamairs wurden san das Kreuz] ge- hänget. 15. Und die Juden vetsamuielteu sitt) zu Susau [auch]»am vierzelinten Tage des Monden Adar, und erwurgeteu zu Susan dreihundert Mann; aber [auch] an ihre Güter legten sie ihre Hand nicht. 16. Aber die andern Juden lii den Ländern des Königs kamen [auch] zusammen, nnd stunden sur ihr Leben, daß sie. sind] Ruhe schasfeten vor ihren Feinden, und erwiirgeteii ihrer Feinde fünf und siebeiizig tausend, aber au ihre Güter legten sie ihre Hände nicht. 17. Das geschiih am dreizehnten Tage des Monden Adar, und ruheteu am vierzehiiten Tage desselbeu Monden; den machte man sschon damals gleich] zum Tage des Wohllcbens [gemeinschaftlicher Festfeier mit Gastmählern] und Freuden. 18. Aber die Juden zu Susan waren zufam- meu kommen, beide am dreizehnten und vierzehnteu Tage, und ruhetcn seist] am fünfzehnten Tage; und den Tag machte man zum Tage des Wohl- lebend und Freuden. II. Darum machten [besser: machen noch fortwährend] die Juden, die auf den Dörferii und Flecken tvohueten wohnen, — einen andern Tag, als die iii den größeren Städteiu wie Susa, Je- rusalem u. a. Wohneiidem nämlichj den vierzehn- ten Tag des Monden Adar zum Tag des Wohl: lebens uiid Freuden, und [es] sandte sseudet dann der Sitte gemäß] einer demaudettt Gefchtttle [von Speisen, besonders die Reicheren den Acr- Die Juden üben Vergeltung an Humans Anhängern. Stiftung des Purimfestes 229 ineren, damit sich jeder freue, vgl. Nehmt. 8, ro. 12]. III- v. Ost-Es. Unthdeni die Gesehlihte der Errettung des volles beendet ist, wird nun erklärt, wie die Gedenk- stier dieses grasen Grelgnisfn in Folge eines Sihreibrns des sdiardarisai an alle Juden als ein neues Fest für alle stammenden Geschlechter eingeführt und allgemein aner- lianut worden in. 20. Und Mardochai beschrieb« diese Geschichie und sandte die Briese srichtigen sandte Briefe mit dieser VeschreibUngJ zu allen Juden, die in allen Ländern Ahasdcros waren, beide nahen und fernen, U. sMit dem Zwecke] Daß sie sals Satzung] auuähmen und hielten den vierzehnten nnd fünf- zehnten Tag des Monden Adar sahrlich, 22. Nach den Tagen, darinnen die Juden zur Ruhe kommen waren von ihren Feinden, und uach dem Monden, darinnen ihre Schmerzen in Freude, nnd ihr Leid in gute Tage berichtet war; daß sie dieselben halten follten fnr Tage des Wohllebeus [der GastgelageJ nnd Freuden, nnd sdaß dann] einer dem andern Geschenke [oon Speisen] schicken, nnd ·[besonders] den Armen mittheilen [follie]. V) Darnaeh ist der Verfasser des Briches wohl ein anderer als Mardachaiz denn derselbe unterscheidet sich und sein Buch eben durch diese Bemerkung von Mardaehai und seinem Brlefc R. Und die Juden uahiuend an, daß sie fbesserx wie sie anch schon gleich den ersten 14. n. 15. Adar] angefangen hatten zu thun, und das [folgende ist der kurze Bericht dessen, was] Mar- dachai zu ihnen schrieb: , 24. Wie Damm, der Sohn Medatha, der Agagitey aller Juden Feind, gedacht hatte, alle Juden umzubringen, und das Loos spersifchz Purim] werfen lassen, sie zu schrecken und umzubringen; 25. Und wie Esther zum Könige gegangen war nnd geredet [richtiger: und als es vor den König kam, daß Haman solches sinne, be- fahl er], daß durch Bricfe seine bösen Anschläge, die er wider die Juden gedacht, auf seinen Kopf getehret würden; nnd wie man» ihn nnd seine Söhne an den Baum gehanget hatte; 26. Daher sie diese Tage Pnrim nannten, nach dem [persischen] Namen des Looses [Pur, welches Haman für die Vertilgung des Volkes Gottes geworfen hatte],’ nach allen Worten dieses [den Hergang der Sachen am Hofe beschreibenDenJ Briefes sMardachaks s. V. 20], Und [nach dem] was sie selbst gesehen hatten, nnd [nach dem] was an sie gelanget war swas sie unmittelbar: getroffen hatte]." «) Da im Grundtext hier ein neuer Satz beginnt, hegen Hanptsatz V. 27 folgt, so muß statt Komme« be er ein Seinikolon oder Punkt stehen. «) Hier sehe man ein Konima statt des Puuitum N. Und die Juden richteteu es auf [richtiger: nach diesem allen — richteten es die Juden auf, stelltev sie teils, und nahmen es fals Geier] auf sieh, und auf ihren Samen, und auf alle, die sich fals Profelhten von den Heiden] zu ihnen thaten [besser: in Zukunft zu ihnen thun wür- den, also] daß sie sdies Gefetz von dem Purim- fest] nicht übergehen fnie wieder außer Kraft kom- men lasscnj wollten, [nämlich das GesesJ zn halten diese zween Tage jährlich, wie die [-felben von Mardachai in dem Vriefe als Fest zur Erinnerung an jenes große Ereigniß] beschrieben nnd [in Be- zug auf den Zeitpunkt] bestimmt wurden [besiimmt worden waren]; 28. Daß diese Tage nicht zu vergessen, sou- dern zu halten seien bei liiudstiiiderm bei allen Geschlechteru in allen Ländern und Stadien. Es sind die Tage Pnriuy welche nicht follen übergau- gen werden unter den Juden, und ihr Gedäihiuiß uicht umkommen bei ihrem Samen. Nach einer im Talmud vorhandenen Sage follen stch die Juden zu Jerusalem, darunter viele Propheten, anfänglich geiveigeri haben, das Purimfest in die Reihe der von Gott selbst geordneten Feste aufzunehmen. Jn der That unterscheidet sich dassclbe ja auch wescnilich von jenen; es war zunächst mehr ein iiaiionales, als religiöse-I Fest, und seine Feier wurde erst später mit Gottesdienst abgehalten, besonders mit mehrinali em Vorlesen des Buches Esther. Als ein solches alb iiationales, halb religiöses Fest dauert es noch bis auf den heutigen Tag fort und wird da, wo die Juden noch nach ihren alten Sitten leben, mit sehr anstößigen, ausschiveis senden Gebräuchen gefeiert. So verkehrt nun auch die Uebertreibung der Werthfchäsutig des Buches Esther, nnd so übler Natur die Fest eicr bei den Juden fein mag, so unbercchtigt ist die Geringschätzung des Buchcs und des Festes bei vielen peotestantischen Theologenz »denn in der ursprünglichen Geschichte und Stiftung des Festes ist von der späteren Wclilichkcit desselben nichts zu finden: da ist eine reine nationale Freude, die sich durch den bedeutsamen Zug ankiindi t, daß das Bewußtsein der Einheit nnd Gemeinschat sich durch gegenseitige Geschenke und durch Gaben an die Armen Genüge thun« Wenn aber unter dem ,,Feste der Juden« in Joh· Z, I das Purimfest gemeint ist, wie sehr viele ausgezeichnete, ältere, wie neuere Gelehrte dafür halten, so wollte der HEry indem er dieses Fest mit seiner Gegenwart in Jerusalem bcehrte, damit zu verstehen geben, »daß diese Fristung seines Volkes unter der Herrschaft des persischeii Weltreichs erst dann eine Genüge geweihte, wenn sie den durch ihn selber ver- miitelten Jnhalt des ewigen Lebens in sich aufnehmen würden. Zu dem Ende heilt er den tranken Mann ain Teiche Bethesdcy als eine Darftelluiig feines gebundenen Volkes, und sprach dazu das Wort von dein in ihm selber beschlossenen ewigen Leben. (Baiimgarten.) Daß das Pnrimfcst schon sehr frühe allgemein eingeführt worden ist, beweist auch 2. Matt. 15, Bis, wo das »Mardochäus- fest« ais allgemein anerkanntes und gefeiertes erwähnt wird; ebenso bezeichnet es Josephus (Antjqu. xl, s. is) als ein von den Juden der ganzen Welt gefeiertes Fest. IV— d. 29——·32. Uakh ein zweites Sairetbeu erliegen idlardnafni und Esther an alle Juden, nach welchem man in den purem-Tagen auch fasten nnd wehklagen sollte. W. Und die Königin Esther, die Toihter Abi- hail, und Mardachah der Sude, sihriebeu niit ganzer 230 Esther. 9 , 30--32. i0,1-—3. Gewalt [mit allem Nachdruck, damit jedermann diese ernsten Vorschriften mit gleicher Bereitwillig- keit annähme, wie die Bestimmungen über die ftöhliche Fsstfeier am l4. u. is. Adar], zu de- stätigen sum als Gesetz zur Anerkennung zu brin- gen] diesen andern Brief [d. h. seinen Inhalt] von [der Art und Weise der Feier der] Putint [-festtage]; sit. Und [er, MardachaiJ sandte die Briese sin denen das von Esther und ihm selbst erlassene Ausschreiben bekannt gemacht wurde] zn allen Juden in den hundert nnd sieben und zwanzig Ländern des Königreichs Ahasberos, siudem er in ihnen] mit freundlichen und treuen soffenen nnd herzlicheUJ Worten soon ihnen sorderte]: St. Daß sie bestatigten diese Tage Pariser, ans ihre bestimmte Zeit [daß sie über einzelne, bestimmte Zeiten der Purim-Tage Anordnungen der Art träfen]«; wie Mardochai, der Jahr, sin jenem mit Esther gemeinschaftlich erlassenen Aus- schreibeUJs über sie bestcitigt hatte [in Bezug auf sie Anordnungen getroffen hatte], nnd die Königin Esther; [und ganz so] wie sie sMardachai und Esther selbst] auf ihre Seele nnd ihren Samen sfür sich selbst und ihre Nachkommen] bestätigt hatten die Geschichte sbesserx die Vorschriften] der Fasten und ihres Schreie-is kais» soutenauch sie, die Juden außerhalb Susas, eine für alle Juden giltige Satzung feststellen, daß die PurimsTage nicht nur ein Freudenfest sein sollten, sondern daß an einem dieser Tage oder vor diesen Tagen ein Bußtag mit Fasten und Weh· klagen stattfinden solltessis -««) Da ein Nebensatz der Art und Weise, wie die Anordnungen getroffen werden sollen, in V.-32 fol t, so steht hier besser ein Komm. — «) Daher halten uns jetzt die Juden am 13. Adar die sogenannten Esther-Fasten. 32. Und Esther befahl, die Geschichte dieser Pnrim zu bestatigen, und in ein Buch zu schreiben [genauer: Und der in dem Ausschreiben V. 29 enthaltene Befehl der Esther und des Mar- dachai stellte diese auf das Fasten und Weh: klagen bezüglichen Purim-Vorschriften fest, und er ist ebenso, wie die ganze Geschichte des Mardachai und der Esther geschrieben in dem bekannten Buche]. Aus diesem Buche bat dann der Verfasser unseres Buches Esther als ans einer sicheren, gleichzeitigen Ur- kunde geschöpft. Das 10. Kapitel. Mardochai wird gerühmt. V· n. l——3. Inn: Schluß folgt nun) einer kurzen lin- » dentnug über die weitere Regierung des König« Ihne- nerurk die in der illsronilc der medisetynersisctsen Könige ausführlich» beschrieben sei, nun) eine Bemerkung über sitarduehnfe hohe Stellung, nnggeseictsnetrn Ruhm nnd sonstige verdiknste um sein volle. l. Und der König Ahasberos legte [nach diesen Zeiten, weil durch den großen Krieg gegen Griechenland sein Staatsschatz erschöpft war] Zins soder Tribut] auf das [Fest-] Land, and auf die [kleinasiatischen] Inseln im Uigäischen und mittel- ländischen] Meer [denn so mächtig und ausgedehnt war sein Reich, daß es sich oom äußersten Osten bis zum europäischen Festlande erstreckte] 2. Aber [es würde zu weit führen, noch mehr übersAhasoeros nnd sein großes Reich zu sagen; denn] alle Werte» seiner Gewalt uud Macht, nnd die große Herrlichkeit Mardachah die thut der« Konig gab: siehe, das ist geschrieben in der Chro- niia [den Reichsannalenj der Könige in Mcdgn nnd Persien [Kap. 2, 23; es, 1]. Da diese Reichsannalen nicht auf uns gekommen sind nnd Xerres sehr bald nach den Ereignissen des Buches Esther durch Artabanus ermordet wurde (s. Este. 7, l· Anin.), so ist's leicht erklärlich, warum uns die heidnischen Schriftsteller nichis iiber Mardachai und Esther und besonders über jene Adartage berichten. Z. sAber es ist nicht verwunderlich, daß sogar die Reichschronik über die Größe Mardachaks be- richtet.] Denn Mardachah der Jede, war der andere nach dein König Ahasveros ssein erster Minister und Stelloertreter], nnd swar ebenso] groß unter den Juden, und angenehm shochgeehrt und geliebt] unter der Menge seiner Bruder, kais] der sur» sein Volk Gutes sachte, und redete das Beste sur allen seinen Samen ssein ganzes Volk im persischen Reich, also daß es während seines Lebens Ruhe und Friede hatte und seinem Gott in aller Gottseligkeit dienen konnteJ. Eine Folge des großen Einflusses der Esther und des Mardachai mag es gewesen sein, daß Artaxerxes Lougtmanus der Nachfolger und Sohn des Xerres, auch wenn er nicht der Sohn der Esther gewesen, den Juden so ünstig und geneigt war, daß unter ihm Esra und Ne emia ihre Neformation in Jerusalem ausrichten konnten. Es fol en nun in der Septuaginta noch einige and. krypdische usätze: a) die Nachricht, wie das Buch Esther zuerst nach Eghpten gekommen, vgl. Stücke in Esther Frau. 53 b) die Erzählungoon einem Traumgesichta iuelches Mardachar tm L. Jahr des Artaxerxes trichtiger Ahasoeros) gehabt und welches ihn die große Gefahr der Juden und ihre siegbaste Errettung schon voraus. sehen ließ; a) die Darstellnng, wie jener Traum sich ek- fülit habe. Beide Zusätze sinden stch in Kap. 7 und 8 der Stiicke in Esther. Wir geben hier noch nachträglich aus den apokrhphischen Stücken in Esther die in der Anna. 2 zu Kuh. 4, 16 s. erwähnten beiden Gebete mit nollstiindigem Text und einigen (eingeklammerten·) Erläuterungen: Verordnung eines Fastens Mardachaks hohe Stellung und Verdienste um sein Volk. 231 Mardochäus Gebet. » Und Mardochlius betete zum HErrn und erzählte s edachte an) seine Wunderwerke (der Errettung des LFoiks in den vergangenen Zeiten), und sprach: HCrr Gott, du bist der allmächtige König; es stehet alles in deiner Macht, und deinem Willen kann niemand widerstehen, wenn du Israel helfen willst. Du hast Himmel und Erde gemacht, und alles, was drinnen ist. Da bist aller HErr, und niemand kann dir widerstehen. Du weißt alle Dinge, und hast’s gesehen, daß ich aus keinem Trotz noch Hossarth den stolzen Haman nicht habe anbeien wollen; denn ich wäre bereit, Jsrael zu gut, (als Zeichen der Huldigung und Untewürfigkeiy auch seine Füße williglich zu küssen; sondern hab es gethan aus Furcht, daß ich nicht die Ehre, so meinem Gott gebühret, eiuem Menschen gäbe, und niemand anders anbeiete, denn meinen Gott. Und nun, HErr, du König und Gott Abrahams, erbarme dich über dein Volk; denn unsere Feinde wollen uns vertilgen und dein Erbe, das du von Anfang gehabt hast, ansrotten. Ver- achte dein Häuflein nicht, das du aus Eghpten erlöset hast. Erhöre mein Gebet, und sei gnädig deinem Volk, und wende unser Trauern in Freude, auf daß wir leben und deinen Namen preisen, und laß den Mund nicht vertilgen derer, so dich loben. Und das ganze Israel rief aus allen Kräften zum HErrn, denn sie waren in Todesnöthem Der Esther Gebet. Und die Königin Esther kehrete stch auch zum HErrn in solchem Todeskamps Und legte ihre königlichen Kleider ab und zog Trauerkleider an, und für das edle Wasser und Balsam (die sie in Tagen der Freude zur Erhaltung ihrer leiblichen Schönheit gebrauchtej streuete sie Asche und Staub aus ihr Haupt, und demüthigte ihren Leib mit Fasten; und an allen Orten (ihres Palastes), da sie zuvor fröhlich gewesen war, raufte sie ihr Haar aus. Und betete zu dem Gott Israel und sprach: HErr, der du allein unser Köni bist, hils mir Elen- den. Ich habe keinen anderen heiser, denn dich; und die Noth ist vor Augen. Jch habe von nieiiieni Vater gehör-et, HErr, daß du Jsrael aus allen Heiden geson- dert, und unsere Väter von Alters her znm ewigen Erbe angenommen, und ihnen gehalten, was du geredet hast. Wir haben vor dir gesttndiget; darum hast du uns über- geben in unserer Feinde hand« HErn du bist gerecht; denn wir haben ihre Götter geehret. Aber nun lassen sie ihnen nicht dran begnügen, daß sie uns in großem Zwang halten; sondern ihren Sieg schreiben sie zu der Nkacht ihrer Götzen, und wollen deine Verheißung zu nichte machen und dein Erbe ausrotten, und den Mund derer, so dich loben, verstopft-n, und die Ehre deines Tempels und Altars vertilgen, und den Heiden das Maul anfthun, zu preisen die Macht der Götzen und ewiglich zu rühmen einen sterblichen König. HEry gieb nicht deinen Scepter denen, die nichts sind, daß sie nicht unsers Jammers spotten; sondern wende ihr Vornehmen über sie, und zeichne den, der das tvider uns anrichtet Gedenk an uns, HErr, und erzeige dich in unserer Noth, und stärke mich- HErr, du Konig aller Götter und Herrschaften. Lehre mich, wie ich reden soll vor dem (starken und furchtbaren) Löwen sdem Königs; und wende sein Herz, daß er unserm Feinde gram werde, aus daß er selbst sammt seinem Anhang umkomme. Und errette uns durch deine Hand, und hilf mir, deiner Magd, die keine andere Hilfe hat, denn dich, HErrn alleine, der du alle Dinge weißt, und erkennest, daß ich keine Freude habe an der Ehre, die ich bei den Gott- losen habe, auch keine Lust an der heidnischen und frem- den Heirath. Du weißt, daß ich’s thun muß, und nicht achte den herrlichen Schmuck, den ich auf meinem Haupt trage, wenn ich prangen muß, sondern halte es wie ein unrein Tuch, und trage es nicht außer dem Gedränge (wenn ich als Königin erscheinen muß). Auch hab ich nie mit Haman egesseii (Gal. L, 11), noch Freude gehabt am königli en Tisch, noch getrunken vom Opfer- wein (so daß ich mich an der erehrun der Götzen und ihren Opfern verunreinigt hätte s. 1. or. 10, 21). Und deine Magd hat sich nie gefreuet, seit ich bin hier- her Ibracht bis auf diese Zeit. Ohne dein allein, HErr, du ott Abrahams. Erhöre die Stimme der Verlasse- nen, du starker Gott über alle, und errette uns von der Gottiofen Hand, und erlöse mich aus meinen Nöthem Schinßbrmeriinngen zum Dache Esther. Die Glaubwürdigkeit des Buches Esther ist in neuester Zeit vielfach verdächtigt worden. Aber ,,alle Einwürfe sind entweder aus Unkenntniß der Sitten des altpersischen Reichs und der Denk- und Handlungsweise seiner despotischen Herrscher hervorgegangen, oder wurzeln in Mißdeutungen des Buches, dessen Jnhalt nicht blos in dem unstreitig in Persien entstandenen und durch eine— ähnliche Begebenheit veranlaßten Purimfeste einen historischen Kern enthält, sondern auch bei genauer Erwägung der per- fischen Sitten und sorgfältiger Beachtuug des Charakters eines Xerres in allen Einzelnheiten sich als glaubwürdig und geschichtlich wahr erweist« (Keil.), zumal da es sich mehrfach auf urkundliche Quellen beruft (s. Kap. I, 20. 29 sf.; 10, 2; vgl. mit Kalt. 2, 23; 6, 1) und sich in seinen Angaben überall der größten Genauigkeit und Bestimmtheit besieißigh Da auch die Sammler der kanonischen Bücher des A. T. das Buch unbedenklich unter die Zahl der heiligen Schriften (0hethubjm, Hagiographqp ausnahmen; da auch die Kirchenvätey wenngleich sie keine Erklärung des Buches geschrieben haben, doch den Werth desselben wohl erkannten und sein Verbleiben im Kanon der christlichen Kirche als unzweifelhaft ansahen, so wird das harte Urtheil Luther’s über das Buch, außerhalb des Kanons gestellt zu werden, uns nicht hindern, »der es für werih achtete, es auch ais eme Schrift von Gott ein- 232 Schlußbemerkungen zum Buche Esther. gegeben und nütze zur Lehre, zur Strafe, zur Besserung, zur Züchtigung in der Gerechtigkeit (2. Tim. 8, 16), wie alle anderen Bücher« des A. T. zu betrachten. Der Verfasser desselben ist nicht Mardachai. wie aus Katz. 9, 20 Anm.; V. 23—-27. 32 deut- lich hervorgeht. Die Kirchenväter riethen aus Esra oder den Hohenpriester Jofakim oder die Männer der großen Synagoge (Nehem. II, 3 Anm.). Da derselbe sehr genau mit Susa und den Verhält- nissen des persischen Reicheö bekannt ist, die Hauptcharaktere so treu schildert und alle Namen der betheiligten Personen so sorgfältig angiebt, so muß er nicht sehr lange nach den Begebenheiten, jeden- falls noch während des Bestehens des persischen Reiches, und zwar in Persien selbst, gelebt und sein Werk verfaßt haben. — Großen Anstoß hat es von se her«erregt, daß das Buch Esther «zwar Raum hat, den persischen König 187 nnd sein Königthum 26 Mal zu nennen, aber Gottes auch nicht einmal gedenkt« Man wird jedoch nicht leugnen können, daß Esther und Mardochai in allen von ihnen erlebten Ereignissen ein wunderbares Walten der Vorsehung des allmächtigen Gottes, ihres Bundes- gottes, anerkennen (vgl. Kap. 4, 14 u. ö.). Daß sie aber den lebendigen Gott, an den sie glauben und vor dessen Angesicht sie ihr innerliches Leben führen, nie nennen, darin folgen sie, um hier Baum- garten’s zwar nicht allseitig zutreffende, aber doch in mehrfacher Hinsicht beachtenswerthe Bemerkungen anzuführen, der schweigsamen Verborgenheit, in welcher der HErr selbst unter den während des Exils vorhandenen Verhältnissen, da die Stimme der Propheten und der den Willen Gottes verkündenden Hohenpriester verstummt war, da das Volk überhaupt im Gegensatz zu seiner an Beweisen der gött- lichen Wundermacht so reichen Vergangenheit sich im Stande der Weltverborgenheit befand, sich gehalten hat. , Druck von Groß, Barth u· South· (W. Friedrichj in Breiten. Anhang Geschichtsbuch aus den Apokryphen: Das 1. Buch der Maccabäer «» — - »; KCDYAIVM Anhang. Vx-«-»-x,», Das erste Buch der Makkabäus. (Apokryphisch, f. Nehem. 13, 31 Anm.«·) Dies Buch ist auch derer eins, so man nicht in die ebräischen Biblien zählet, wiewohl es fast eine leiche Weise hält mit Reden und Worten, wie andere Biicher der heil. Schrift, und nicht unwürdig gewesen wäre ginein zu rechnen, weil es ein sehr nöthig und niitzlich Buch ist, zu verstehen den Propheten Daniel im 11.Kapitel; denn dasjenige, so Daniel weissagt im genannten Kapitel von dem Greuel und Ungltick des Volkes Gottes, so zukünftig sein follte, desselben Erfüllung beschreibt dies Buch, nämlich Antioehum den Cdlen, und wie Daniel spricht: »die kleine Hilfe und große Verfolgung von den Heiden und falschen Juden« die zur Zeit der Maceabäer geschehen ist. Derhalben es uns Christen auch nützlich ist zu lesen und zu wissen; dieweil derselbe Antiochus eine Figur oder Bild des Endechrisis gehalten wird, der solche Greuel und Zerstörung des Gottesdienftes zu Jerusalem und im jüdischen Lande, nicht fern vor Christi Geburt und erster Zukunft, angerichtet hat, lernen wir daraus den rechten Endechrist erkennen, der vor der andern und letzten Zukunft Christi die Christenheit auch verivüsten und den Gottesdienst zerstören follte, auf daß wir nicht erschrecken sollen, wenn wir es also erfahren und vor unsern Augen sehen, sondern den Trost empfahen und feste halten, daß wir sammt der Christenheit dennoch erhalten und endlich errettet werden müssen, es sei das Wirthen wie groß es wolle, und der Teufel so zornig als er immer kann. Das 1. Kapitel. Von Uniioohus des Edlen gottlosigtieit und Tyrannei. I. V. 1-—10. Die Erzählung beginnt mit einer kurzen Uebersictjt über die Geschichte des griechisch-ma- cedonischen Reichs von Alexander«- des Großen Zug nach Asien an bis zur Bildung der vier setbsisiandigen Reiche. die aus seiner Hinierlassenschast hervorgingen (334 ——-301 v. Chr) 1. Alexander [mit dem Beinamen der Große, geb. 356 V. Chr.]», der Sohn Philipp-i, Konig zu Maeedonien von 336·——d23 v. Chr.], der erste Monats) aus Graeia oder Griechenlanu der an Stelle der medischmerstfchen ædziige AEen geherrscsljtd hat-s, ibst Frlisijahr · . r. au gezogen an ein an e iun ace- donien], und hat große Kriege [in Asienj geführet, die festen Städte erobert- und der Perser König Dariuui ädeäiåll., mit deihai BeiiåacibikeicilptCcildonkäilinus,lis.dE ex; , »Um» in me reren a· en ge a en a ur er seines Reiches sich beznächtigtejz g bzchibernach andere Kouige in allen Landen unter fiel) ge ra ; » Z. »und ist immer fortgezogen, und hat alle Lande und Koingreiche ein cito-innen. 4. Und hat si niemand wider ihn setzen dürfen; nnd hatte ein gewaltig gut Kriegsvolt Wie die Geschicke Jsraels in den bisherigenstJahrs hunderten in die der asiatischen Weltreiche verflochten waren, so follte das Volk Gottes, um seinen Niissionss beruf »an den Völkern des Erdkreises noch weitgreifender und tiesgehender zu crfiillen, nunmehr auch in die von Westen ausgehende Völkerbeweguiig hineingezogen und aus seinem Winkel hervor wieder aus den weltgeschichts (Luther.) lichen Schauplatz gestellt werden. Es beginnt jetzt die Zeit jenes dritten Weltreiches, das im Traumbilde des Nebucadnezar (Dan. L) unter dem ehernen Bauch und Lenden dargestellt wird, mit dem Auftreten des Ziegen- bocks von Abend her, den Daniel in seinem Gestchte (Dan. s, 5 sf.) schaute, nämlich mit Alexander dem Großen. Dieser, in derselben Nacht (im Juli 356) eboren, wo die Flammen den Tempel der Diana zu Fkphesuez das größte Heiligthum auf asiatischem Boden (2· Macc- 1, 14; Apostg. 19, 24 fs.), verzehrten, war ein Sohn Philipps 1I. von Macedonien (reg. RGO—- 336 v. Chr.) und seiner, durch Geist und Schönheit aus- gezeichneteiy aber auch sehr herrschs und rachsüehtigen Ge- mahlin Olympias, wurde seit dem is. Lebensjahre von dem berühmten Pbilosophen Aristoteles (geb. 384 v. Chr.) erzogen und sündigte schon in früher Jugend den gewalti- gen Herrscher und Kriegshelden an, der künftig aus ihm werden follte. Sein nachmaliges Leben hat mehr wie das irgend eines Andern dargethan, daß selbst bei den größten Naturanlageu der Besitz einer ganzen Welt den Hunger der Seele nicht zu stillen vermag; er hat aber mit seinem Eroberungsgang zugleich, wenn auch nur mittelbar und ihm so wenig als der damaligen Welt bewußt, jenem ewigen Gute den Weg gebahnt, das allein die Seele sättigen kann. Kaum 20 Jahre alt, als sein zum Qberanführer der Griechen ernannter Vater, sich eben zum Kampf gegen die Perser rüstend, mitten unter den VermählungssFeierlichkeiten seiner Schwester Cleopatra mit dem Könige Alexander von Epirus von einem gewissen Pausanias erniordet worden war, bestieg er dessen Thron und nahm zunächst dessen Werk in der Heimath auf; darauf, nachdem er zum Reichsverweser in Europa den Antipatey einen Feld- herrn und verirauten Freund seines Vaters, bestellt hatte, brach er —— nicht von bloßer Eroberungslust, sondern mehr noch von dem Streben geleitet, die besten Kräfte «) Die Stellen, bei welchen die apokryphis ch en Bitcher in vorlieg. Bibelun besprochen werden, sind folgende: l) Das Bnch Judith: S. Ahn. 22, g; u) Die Weisheit Salomonis: 1.Kön. it, 34 u. 1.Macc.1, U; s) das Buch Tot-ist: Anton. n, 2s; a) das Buch Jesus Sirach: 1.Macc. 1,11; o) das Vuch Brauch: Jerem. «, i; s u. i) das i. u. 2. Buch der Maccabäer (an vorliegender Stelle); s) Stitcke in Esther: Esth.3,12; 4, n; o, a; s, is; 1o,3; v) Historie von der Susanna und Daniel: Dan. 1 , 20; 10 u. U) vom Be! zu Bube! und vom Drachen zu Pudel: Dan. 6,«2s; tu) das Gebet Asariä: Bau. Z, U; is) der Gesang der drei Männer im Feuer: Dan. I, us; 14)das Gebet Manaffa L. Chrorn Bd, 13. 2 I. Maccabäer l, 5 -——8. der asiatischen Völker dem griechischen Geiste dienstbar zu machen —- mit 30,000 Mann u Fuß und 5,000 Rei- tern zur Eroberung Asieus auf, setzte von dem Thracis schen Chersones über den Hellespont nach Abpdus über Cl. Karte IV.), eroberte die Stadt und stieß an dem Flusse Granjkus auf die persisehe Heerescnachh über welche er durch seinen persönlichen Hcldenmuth einen entscheidenden Sieg erfocht. Jndem er jetzt die Westküste von Kleinasien in der Richtung von Nord nach Süd durchzog und die Städte Sardes, Ephesus, Milet u. a. sich unterwarf, darauf der Südküste diesseit des Taurus sich versicherte, erzrvang er von Perge aus den Durchs gang durch diHBerge von Pifidien nach Phrvgien und ruckte Von Celana, dem Hauptsitze der großphrygischen Statthalterfchaft, nach Gordiutn, der ehemaligen Hauptstadt dieses Landes vor, um dort sein, durch die vielen zurückgebliebenen Besatzungen vermindertes Heer wieder auf die frühere Stärke zu bringen und vor dem weiteren Krtegsznge durch Erfüllung eines alten Götter- spruchs den Glauben an seine göttliche Bestimmung bei den Seinen zu erhöhen. Jn der Burg zu Gordium nämlich stand ein, vom altphrygisehen König Midas her· rührender Wagen, an dessen Joch ein Knoten aus Bast vom Cornelkirfchenbaum so künstlich derschlungen war, daß man weder den Anfang noch das Ende des Rie- mens entdecken konnte. Von diesem zum Sprüchwort gewordenen Gordischen Knoten nun sagte ein altes Orakel, daß dem, der ihn löse, die HerrfchaftAiiens zu« fallen würde. Alexander ließ sieh den Wagen zeigen, untersuchte den Knoten, und als er dessen Ende nicht finden konnte, zog er das Schwert und zerhieb ihn. Der kühne Schwertstreicln sagt Drovsem war Aleranders würdig und für die Zukunft bedeutsamer, als die müh- samste Geduld; ja, mit dieser hätte er aufgehört, der Ueberwiuder Asiens zu fein, nur sein Sehwert vermochte das Unentwirrbare zu entwirren, vermochte den todten Völkerknäucl und das Joch Ascens zu lösen. Der wei- tere Zug ging hierauf über den Halys durch Cappadociem und von da in südöstlicher Richtung nach dem mittel- ländischen Meer hinunter zu den eilicischen Pässen ober- halb Tyanaz die Belassung, welche dieselben vertheidigen sollte, floh bei seiner Annäherung; und so gelangte Alexander ohne Aufenthalt nach der eilieischen Hauptstadt Tarsus (Avostg. 22, 3). Hier zog er sich durch ein Bad in den kalten Wellen des Cydnus, der durch Tarfus strömt, eine gefährliche Krankheit zu, ward aber durch den aearnanischen Arzt Philippus wiederhergestellh Eben war er auf seinem Zuge, östlich an der Küste hin, bis Mallus gekommen, als er die Nachrtcht erhielt, daß der König Darius in eigener Person mit einem ungeheuren Heere vom Euphrat her im Anzuge sei und bereits bei Oncltä, nur zwei Tagereisen von den syrischen Päsfen stehe· Sosort zog er um den Jsstfchen Meerbrtsett her« um und lieferte dem Perserköuig der uukluger Weise feine günstige Stellnng bei Onchä verlassen hatte, im November des J. 333 v. Chr. die Schlacht bei Jssus, in welcher dessen Schätze und Familie in seine Gewalt fielen. Darius knüpfte jetzt Unterhandlungen mit Ale- xander an, und später noch einmal, um die Seinigen zuriickzuerhalten und den übrigen Theil feines Reichs bis an den Euphrat vor dem unbezwinglichen Sieger zu retten; dieser aber, der nicht auf halbem Wege stehen bleiben wollte, wics.alle Anerbietungen zurück und voll- endete hiermit, sowie mit der weiteren Geschichte seiner Kriegsthateln das in Daniels Gesicht Kuh. 8, 7 pro- phctiseh von ihm gezeichnete Bild. Um durch die Weg- nahme hönizicns, dieses unerschöpflichen Zeughaufes für Per en, und durch die Besetzung Egyptens sich die Erobcrung Oberasiens zu erleichtern, zog Alexander nun- mehr dnrch Syrien nach jenem ersteren Lande, wo Ara- dns, Tripolis, Sidon und alle anderen Städte sich willig unterwarfen, Tyrus aber erst nach einer äußerst schwies rigen Belagerung von 7 Monaten genommen werden konnte (vgl. Jes. 23, 1 Annt.). Alsdann rückte er im September des J. 332 gen Palästitta vor, dessen jüdische Einwohner aus Dankbarkeit gegen Meilen, durch wel- ches Juda feine politische Selbstständigkeit wieder erlangt hatte, sieh sammt den Samaritanern geweigerh die Ma- cedonier bei der Belagerung von Tprus durch die an- befohlenen Zufuhren zu unterstützen Samaria kam dem Zorne des Siegers mit schneller Unterwerfung zuvor; aber auch Juda suchte und fand Gnade bei ihm. Nach dem Bericht des Josephus nämlich ging der damalige Hohepriester Jaddua sNehenn 1·2, 10 f.) in vollem Priesterschmuck, von den übrigen Priestern und den Levi- ten begleitet, in feierlichem Zuge dem Alexander, als er der Stadt sich näherte, entgegen; dieser wurde von dem Anblick um so mehr betroffen, als er einige Zeit zuvor ein Traumgesicht gehabt, worin ihm der nämliche Prie- sterzug vorkam und ihn mit der Berheißung großer Siege begrüßte. Er gewährte nicht nur die gegen ihn ausgesprochene Bitte um Gnade und Verschonung in der huldreichften Weise, sondern soll auch im Tempel zu Je«- rusaletn dem Gotte Jsraels ein feierliches Opfer ge- bracht, von der ihn betreffenden Weissagung Danieks Kenntniß genommen und den Juden die Beibehaltung ihrer religiösen Eigenthümlichkeit und für das Sabbathi jahr völlige Steuerfreiheit zugesagt haben. Auf dem weiteren Zuge nach Egypten leistete noch Gaza, diese starke und günstig gelegeneGrenzfestung des füdrvestllchen Palästina, dem siegreichen Eroberer tapfer-en Widerstand, bis auch sie nach mehreren heftigen Stürmen sich erge- ben mußte. Jn Egppten selbst wurde Memphis mit leichter Mühe genommen, und am mittelländischen Meer auf einer öden Erdzunge zwischen dem mareotischen See und dem Meer die Stadt Alerandria erbaut, die stch bald zum Hauptsitz des Welthandels und der geistigen Bildung erhob. Nachdem Alexander auf den weltbe- rühmten Tempel des Jupiter Ammon in einer lieb- lich gelegenen Oase der libpschen Wüste besucht, brach er im Frühjahr 331 von Memphis wieder nach Phönicien auf, strafte unterwegs das aufständisch gewordene Sa- maria und langte zugleich mit seiner Flotte in Tyrus an, um dafelbst zu dem Zuge nach dem Euphrat sich zu rüsten. Aber auch Darius hatte unterdessen aus dem inneren Asien ein ungeheures Heer zusammenge- bracht und erwartete damit seinen Gegner jenseit des Tigris, während am Euphrat nur kleinere Beobachtungs- Corps aufgestellt waren. Letztere zogen sich, als das macedonische Heer von nur 40,000 Mann Fußvolk und 7,000 Reitern von Tprus her auf der gewöhnlichen Heerftraße über Thapsakus an den Euphrat kam, zurück, so daß Alexander ungehindert den Fluß überschrith nord- östlich über Nisibis an den Tigris vorrüekte und jetzt südlich herunter sich aufBabplon zuwandte; doch· schlug er plötzlich eine andere Richtung ein, als er Kunde von des Darius Stellnng erhielt, setzte 16 Meilen oberhalb dem heutigen Moful über den Tigris und stieß bei dem Dorfe G augamela, 10Meilen von der Stadt Arbela in Affyriem mit der perstschen Völkermacht zusammen. Er erfocht abermals einen glänzenden Sieg, durch den er der persischen Macht den Todesstoß versetzte und die oben angeführte Weissagung bei Daniel fast bucbstäblieh in Erfüllung brachte; Darius aber flüchtete über Arbela nach Ekbatana. Der nächste Preis dieser entscheidenden Schlacht war für den Sieger die Einnahme von Ba- bplon, wo er 30 Tage lang sieh aushielt; dann brach er nach Susa, der zweiten Hauptstadt des Reiches, auf, eilte von hier aus über den Pasitigris nach Perse- polis und Pasargadä, damit nicht der Feind die Alexander d. Gr. von Maeedoniem Kriegszüge und Tod. 3 ungeheuren Srhätze aus den dortigen Königspalästen und Königsgräbern fortschaffen könnte, brannte den er- steren Ort in einer Anwandelung trunkenen Hoehgesühls nieder, wendete sich ietzt gegen Ekbatana, wo er die bisher erbeuteten Schätze im Betrage von 180,000 Ta- lenten (å. 2618 Thlr.) unterbrachte, und erreichte in 1l angestrengten Tagemärschen die Stadt Rages in Medien (Tob· l, 16). Inzwischen hatte Darius durch dieselben Gegenden seine Flucht weiter nach dem Cas- pisehen Meere zu genommen, wurde aber von feinctn eigenen Verwandten Bessus in goldene Ketten gelegt, indem dieser durch Auslieferung des Flüchtlings an Alexander sich die Herrschaft über einen Theil von Astcn zu verschaffen hoffte; als Alexander solche Treuloftgkeit uhr, eilte er mit einem kleinen auserlesenen Heer dem Verräther nach, itm den Gefangenen aus feinen Händen zu befreien, Vessus aber wußte dem Darius noch soviel Wunden beizubringen, daß Alexander ihn bereits entseelt vorfand, als er den Königliehen Wagen einholte. Wir können hier die weiteren Kriegsthaien unsers· Helden, wodurch er auch Parthien und Hhrkaniem Arten und Drangiana und alle die übrigen Länder, durch welche sein Eroberungszug ihn führte, der maeedonischen Herr- schaft unterwarf und selbst nach Indien vordrang, bis zu seiner Nückkehr von dort im Februar 324 v. Chr. durch— Gedrosien und Carmanien bis Susa, übergehen, da sie für das Verständnis; der Schrist nicht unmittelbar von Bedeutung sind, bemerken aber in Beziehung auf den Plan, den er je länger je mehr bei feinen Hand- lungen und Einrichtungen verfolgte, durch Gründung einer Univerfalmonarchie die Verschmelzung des Morgen· landes mit dem Abendlande vorzubereiten, daß er damit an ein Werk ging, das »gkvßen Krastmenschem die sich selbst ihr Gott sind, stets als ein erstrebenswerthcs Jdeal erschienen ist, das aber Der, der allein wahrer Gott ist und eine gewisse Scheidung so verscbiedenartiger Völker so lange dulden will, bis die wahre Einheit und Einig- keit im Gcisi auf geiftigem Wege eintreten kann, immer wieder als eine Thorheii hat in sich zerfallen lassen.« Z. Als er nun die Köttigreiehe innen hatte, ward er stolz, Und fiel Laus Gottes gerechtem Gericht, der die Stolzen demüt igt Dem. 4, 341 in Krankheit; s. Da er aber merkte, daß er» sterben wurde, 7. Forderte er zu sich feine Furftcu sKriegsoberften oder Marfchälleh die mit ihm von Jugend auf erzogen Beine ugendkameraden und Theilnehmer aller seiner riegst aten gewesen] waren, und setzte sie zu Haupt- leuten über die Länder fnach dem Grundtext: ver- theilte sein Reich unter sie] bei feinem Leben. 8. Hernach ist Alexander stm »J. 323 v. ,Chr.] ge- storben, als er regieret hatte zwolf Jahr fund acht Monatel · · , Als Alexander während seines Aufenthalts in Egyp- ten den Tempel des Jupiter Ammon besucht hatte, kam er heiter zurück und versicherte feinen Gefährten, die Antwort des Gottes auf seine an ihn gerichtete Frage set ganz nach seinem Wunsche ausgesallen. Fortan trugen sich die Maeedonier mit den wunderbarsten Ge- rüchten über das, was ihr König erfahren; er sei für einen Sohn des höchsten Gottes erklärt und ihm die Weltherrschaft zugesichert worden. Wenn nun auch Alexander dergleichen Gerüchte bisweilen belächelte, so schwieg er doch in der Regel geheimnißvoll dazu: nach des Darius völliger Besiegung aber umgab er sich mit aller Pracht eines persischen Königs, stellte sich den Perfern als ein höheres Wesen dar und befahl zuletzt selbst den Maeedoniern die Adoration (götiliche Vereh- rung) gegen ihn. Darum ist unser Erzähler ganz in seinem Rechte, wenn er von Selbftüberhebung des mäch- tigen Eroberers redet, dessen Glaube wie der seines Lehrers Artstoteles nur verneinender Art war. Wenn er nun bei diesem seinem Seepticismus ssweifeln an wirklich vorhandener Wahrheit) dennoch auf das Orakel jenes Gottes ein großes Gewicht legte, daß er den äu- ßerst beschwerlichen Weg dahin (durch fchreckliche Sand- wüsten, wo beständig die Gefahr des Verschmaclttens drohte und Schlangen und Raben die einzigen Weg- weiser waren) sich nicht abhalten ließ, und er hernach den Tempel aufs Reichste beschenkte, so haben wir schon zu l. Saat. 28, 7 gesehen, daß des Unglaubens natür- licher Sohn der Aberglaube ist; wenn er aber dem Hohenpriester Jaddua gegenüber auch andrerseits die Empfänglichkeit für wahrhaft göttliche Eindrücke bekun- dete, so ist das die nätnliche pfvchologische Erscheinung, die hernach der ebenfalls seeptisch gesinute Pontius Pi- latus dem HErrn Jesu gegenüber bietet(Joh.18,28sf.). —- Nach seiner Rückkehr von dem Zuge durch Parthiem Hhrianien u. s. w. bis Jndien, womit wir oben die Geschichtserzählung abgebrochen haben, feierte Alexander unter den mannigfachsten Lustbarkeiten zu Schloß Susa seine eigene Verntählitng mit 2 persischen Königstöchtern und die seiner Fürsten mit vornehmen Persekinnetiz diese Vermählung sollte ein Abbild sein von dem großen Einigungs- und Verfchrnelzungswerk zwischen dem Abend- und Morgenlanda dessen Vollbringung er stch zu seiner Lebensaufgabe gemacht hatte. Den Schlußstein des Festes bildete zufällig ein Schauspiel eigenthümlicber Art, das wohl geeignet gewesen wäre, einen tiefen Eindruck auf die Zuschauer hervorzubringen und sie ihres eigenen Todes zu erinnern, wenn nicht das allgemeine Wett- trinken dieser Tage den Eindruck sofort wieder aus der Seele verwischt hätte; dafür aber brachte eben dieses, nachher ganz ungestört fortgesetzte Wetttrinkett Vielen den wüstesten Tod, während das« Momente mori (gedenke, daß du sterben mußt), das Alexander von dem Schau- spiel in unmittelbarer Weise mit hinwegnehmen mußte, binnen Jahr und Tag sich an ihm erfüllen sollte. Wäh- rend des Zuges nach Jndien nämlich hatte Alexander in Texila jenseit des Indus das Wesen und Treiben der indischen Büßer kennen gelernt; einer derselben schloß dem macedonisehen Heere sich an und erwarb sich durch seine Weisheit und ernste Frömmigkeit bei dem König und seinen Kriegern allgemeine Verehrung. Dieser nun, Kalänus mit Namen, fühlte ftch jetzt, bei den Ver- mählungsfeierlichkeiten in Susa, zum ersten Mal in seinem Leben krank und beschloß, um dem Weiterumsichs greifen der Krankheit, welche die Ruhe des Geistes siören würde, durch freiwilligen Tod zuvorzukommeru nach der Sitte seines Landes sich öffentlich zu verbrennen. Da alle Gegenvorstellungen vergeblich waren, so befahl Alexander, den Flammentod dieses ,,Heiligen« mit aller Pracht zu feiern. Es wurde ein Scheiterhaufen errich- tei, das ganze Heer versammelte sich um denselben im Glanze feiner Waffen, und nun trat der Greis an die Stufen heran, um von den Umftehenden Abschied zu nehmen, wobei er ihnen noch seinen Gruß an den König, der aus Mitleid dem Schaufpiel nicht hatte beiwohnen wollen, mit den Worten auftrug: ,,zu Babylon werde ich ihn bald wiedersehen« Aus dem Holzstoß angekom- men, betete der Bramine knieend gegen die attfgehende Sonne, und bald darauf schlugen unter dem Schmettern der Trompeten, dem Schlachtruf der Soldaten und dem Gedröhn der Elephanten die Flammen über dem Haupte des Mannes zusammen, der in diesen Tagen der sinn- lichsieit irdischen Freuden der einzige war, dessen Sinn auf das Ueberirdische, wenn auch in verkehrter Weise, gerichtet war. Ueber IX; Jahr später, in der Nacht vom letzten Mai zum ersten Juni des J. 323 o. Chr., als Alexander von Babylon aus, das er zum Herrschersiiz und Mittelpunkt seines Reichs gemacht hatte, eben mit 4 I. Maecabäer I, 9—-11. dem Plane umging, auch Arabien iii den Bereich seiner Univerfalmonarchie hineinzuziehen, überfiel ihn ein Fieber, das ihn sofort »an’s Lager fesselte und immer heftiger wurde, so daß die am s. Juni anberaumteAbfahrt der Flotte, die seinen weitgreifenden Plänen dienen sollte, aufgeschoben werden mußte. Da er am Morgen des 7. Juni fein nahe bevorftehendes Ende inne wurde, ließ er die Ofsiziere aller Grade sich versammeln, von denen er dann mehrere an’s Bett rief und ihnen die Rechte bot· Es kam da auch die Frage zur Sprache, wem er sein Reich hinterlasse; denn in seiner Familie war nie- mand, welcher den Thron vermöge eines klaren Anrechts sofort hätte besteigen können. Seine Gemahlin Roxane, Tochter des Oryartes, wegen ihrer Schöuheit die Perle des Mor enlandes genannt, war noch fchwanger und ebar erst 3 Monate später einen Sohn, den man lerand er W· (Aegeus) nannte; außerdem hinterließ der König einen unächten Halbbrudeh Arrhidäus, der aber blödsinnig war, einen natürlichen, uoch unmün- digen Sohn Herkules, eine verwittwete Schwester Cleopatra, seine Tante Cnnane und seine Mutter Olhmpias Nach der Nachricht einiger Schriftfteller nun soll er auf jene Frage geantwortet haben: »dem Tüchtigften«; glaubwilrdiger aber ist die andere Mit- theilung, daß, weil ihm die Stimme versagte, er feinen Siegelring vom Finger zog und ihn dem Perdikkas, seinem ersten Leibwächter und Befehlshaber der adeligen Reiterei, gegeben habe, um diesen damit zum Reichs- verweser zu ernennen. Die Aussage an unserer Stelle, er habe sein Reich unter seine Fürsten vertheilt, findet stch zwar« bei arabischen und persischen Schriftstellerm sowie bei späteren griechischen und lateinischen Gefchichti schreibern, beruht aber mehr aus einer Zurückführung dessen, was hernach thatsächlich geworden, auf die eigene Willensbestimmung des Sterbendem als aus gefchicht- lichcr Wahrheit· Am Morgen des 10. Juni ließen dann die das Schloß umdrängenden Macedonier sich nicht mehr halten; sie wollten ihren großen König noch ein- mal sehen, und gingen nun nach erhaltener Erlaubniß unbewafsnet und mit allen Zeichen tiefster Erfchüiterung Mann für Mann vor dem Lager des Todtkrankeii vor- über, der mit einem schwachen Neigen des Hauptes sie grüßte. Am Abend des folgenden Tags war er, der in einer Regierungszeit von nur 12 Jahren und 8 Monaten Unglaubliches geleistet, eine Leiche. 9. Nach seinen: Tode ist das Reich auf seine Fürsten kommen, die nahmen die Länder« ein, ein jeglicher Haupt- znaiin seinen· Ort sdasjenige Reichsgebieh das Alexander ihm Zuertheilt hatte]. I . Und niachten sich lim Verlauf der nächsten 22 Jahre] alle zu Königen, und fes] regiereteu sie und ihre akhkoinmeu lange Zeit sbis zuletzt ihre Reiche eins nach dem andern dem großen Römer-Reiche einverleibt wur- den].· Und sind große Kriege· zwischen ihnen gewesen, und ist alleuthalben in der ganzen Welt [in Folge ihrer lan jährigen Kriege gegen einander, sowie durch ihre In gegen Frevel und Gewaltthatenj viel Jammers or en. Nach Alexanders Tode wußte Perdikkas, dem der sterbende König seinen Siegelring übergeben hatte, stch im ReichsverwefersAmt dadurch zu behaupten, daß er seinen Nebeubuhler Melanger, den Oberansührer des Fußvolks tödten ließ; hierauf vertheilte er die wichtigsten Provinzen des weiiläusigen Reichs als Statthalter- schaften unter die vornehmsten Befehishaber des Heeres· Ptolomäus Lagi (d. i. Sohn des Lagus) erhielt Eghptcn mit dem rasch aufblühenden Alexandria als Hauptstadt; Laomedon das zwischen dem Euphrat und Mittelmeer gelegene Speien; Antigonus bekam Großphrhgiem Lucien, Pamphilienz Leonnatus Klein- phrygien oder Myfienz Eumenes Cappadocien und Paphlagonienz Lysimachus das macedonische Thra- cien mit dem Cherfonesz PvthonMedienz Peucestes Pcrsis; und Craterus in Gemeinschaft mitAntipater sollte Macedonier. und Griechenland verwalten· Aber die unheilvollften Streitigkeiten begannen noch in dem nämlichen Jahre, und gewaltige Kämpfe durchriittelten 50 Jahre lang die Länder des macedonifchen Macht- bereichs auf das Furchibarstc. Schon im J. 321 büßte Perdikkas auf einem Zuge gegen Egpptetn wo Ptole- mäus sich selbstständig zu machen suchte, sein Leben ein; die Königin-Wittwe Roxane aber hatte noch vor der Geburt ihres Sohnes einer andern Gemahlin Alexan- der’s ans Furcht, daß auch sie vielleicht schwangcr sei, das Leben nehmen lassen, bis später sie selbst, sowie alle andern Sprossen des Königliehen Stammes, den egen- seiiigen Befehdungen um die» Macht und Herrscha t, den sog. Diadochens (d. i. Nachfolger-) Kriegern zum Opfer fielen. Wir wollen diese Kriege dem Leser nicht einzeln vorfiihren, wie ste wirklich in der Welt allenthalben viel Jammers angerichtet haben, sondern erwähnen nur. daß, nachdem bereits im J. 306 die bedeutendsten Machthaber den Königstitel angenommen hatten, mit der Schlacht bei Jpsus in Phrhgien im J. 301 v. Chr· die Thei- limg der von Alexander geftifteten macedonifckyasiatischen Monarchie in 4 verschiedene Weltreiche, wie sie in Da- niel’s Gesicht Kap. 8, 8 vorausgesagt werden für immer entschieden. Diese sind I) das egpptische unter den Ptolemäerm Z) das syrische unters den Seleucidem 3) das macedonisch e, zunächst unter Cassanden der seinem Vater Antipater im J. 319 gefolgt war, 4) das thracifchc unter Lystmachus Die Kämpfe der nächst- folgenden Zeit entschieden über das Vcrhältniß, in wel- ches sie unter einander treten sollten; für unsern Zweck aber handelt es sich ausschließlich um die beiden erstge- nannten Reiche, zwifchen welchen Palästina, das ,,werthe Land,« wie es bei Daniel heißt, gelegen und in deren Gefchichte es mit seiner Geschichte verwickelt war· II. v. 11—29. mit ueeecgchrcccg der Geschick» der rein« Reiche, in weiche die Juden nach der geographifctsen Lage ihres Landes niiiten hineingesiellt waren, des Ptolemäu- Reichs in Eggpten und des Schneiden-Reiches in Sgrien sagt· Dust. 1t), geht die Erzählung sogleich näher ein aus denjenigen König des letztgenannten Reiches, um den es sich hauptsächlich handelt, auf Antiochus Epiphanes (reg. von 176-164 v. Chr.), den achten unter den Seleucidem Bald nach seinem Regierungsantritt gelangte in Judäa unter Führung des in’5 Hoheprieflerthum eingedrnngeneu Jason sron 175—172 v. Chr.) die griechisch gesinnte Partei zur Herrschaft, welche an die Stelle der heimischen Religion und Sitte die der Heiden zu setzen suchte, hie» dann im J. 170 seine Kriege mit Eggpten ihm Gelegenheit boten, nach Je— rusalem zu kommen, wo ein anderer Gindringling Mine- laus (von172——163) sich gegen den von ihm uerdrangtin Jason nicht mehr zu halten vermochte. hier wuthete er in entsetzlichen: Weise gegen den Tenipel nnd Gottesdiensi der Juden und richtete grosser» herzeleid nnd wehklagen hei allen Gesetze-streuen im votke an. Damit begann sich zu erfüllen, was in Don. 8, 9 ff. geweissagt worden. U. Von dieser Fürsten einen: svon Antiochus III. oder dem Großen, König von Syrien, aus den; Ge- schlecht der Seleucidei»i, reg. 2237187 v. Chr.] ist »ge- boren eine schädliche hose Wut el ljener freche und heim- tückifche König, Von dem in an. 8·, 23; U, 2l»sf· die Rede ist], Antiochus, genannt [Epiphanes·, d. i.] der Edle soder ErlauchteL der zn Rom»ein Geifel Unter- pfand des Gehorsam-s] gewesen ist sur seinen Ba er, den großen Antiochus. Und dieser Antiochus, der Edle, sing au zu regieren iui hundert und sieben und dreißigsteu Der Seleueide Antiochus Epiphanes, König von Speien. 5 Jahr des griechischen Reichs [nach der mit dem 1.0kto- ber des J. 312 be innenden Zeitrechnung der Seleu- ciden Date. 11, 5 nm., also tm J. 176 v. Chr.]. Jn den heil. Schriften alten und neuen Testaments sinden wir nur an ein Paar Stellen Spuren einer eigentlichen Aera oder Zeitreclinung was mit dem hohen Alter mancher ihrer Bestandtheile, ihrer praktisch-erbau- lichen Bestimmung und ihrem Charakter als Volksbuch zusammenhängt; dabei kommt in Anschlag, daß die Völ- ker des Alterthums in ihrem öffentlichen und bürgerlichen Leben überhaupt keine Aeren zu ebrauchen pflegten, deren Aufstellung vielmehr den Geifchichtssorfchern und Chronologen überlassen blieb. Jm Pentateuch ist bis zu den Zeiten Jakobs die Chronologie auf’s Engste mit der Genealogie verbunden; als hernach die Jsrae- liten unter eigenen Fürsten standen,« datirten sie ihre Jahre nach diesen; später, als sie von fremden Völkern unterjocht wurden, nach den fremden Herrschcrm Mit der fvrischen Oberherrschaft nun empsin en die Juden zugleich die Aera der Seleuciden, an un rer Stelle das griechische Reich oder die Herrschaft der Griechen ge- nannt, weil das Reich der Seleuciden als eine Fort« setzung des griechischen Reichs Alexanders des Großen angesehen wurde. Die gewöhnliche Epoche (Zcitscheide) dieser Aera ist der Herbst (Tisri) des J. 312 v. Chr., und darnach rechnet auch das 2. Buch der. Maecabäer nicht, wie Andere annehmen, vom 1. Tisri 311 an, so daß dies Buch ein ganzes Jahr weniger zählte, als die gewöhnliche seleuetdische Aera; in Beziehung auf das 1. Buch der Maecabäer dagegen « weist Wieseler nach, daß dies das Epochenjahr 12 beibehält, aber seinen Jahresanfang nach römischer Weise vom Herbst (Tisri) auf den Januar (Tebeth: 2.Mos.12, 2 Anm.) verlegt, während Andere meinen« es verlege den Jahres-Anfang nach jiidischer Weise auf den 1. Nisan (April). Wir können auf diese, unter den Gelehrten streitigen Fragen nicht näher eingehen, haben vielmehr oben gleich das J. 176 v. Chr. als das Anfangssahr der Regierung des Antiochus Eviphanes (nicht 175 v. Chr» wie man schreiben müßte, wenn man 137 von 312 abzieht) an- gesetzt; es ist aber die letzte Hälfte dieses Jahres zu ver- stehen. Nach Alexander des Gr. Tode im J. 323 er- hielt, wie zu V. 10 erwähnt worden, die Statthalter- schaft über Shrien Laomedom ein sriedlicher und stil- let Mann, der aber nach des Perdikkas Fall im J. 321 dem Feldherrn des Ptolemäus Lagi, Nikanory wider- standslos erlag. Die Juden und Samaritaner nun wollten von der Herrschaft des Ptolemäers nichts wissen; doch dieser nahm das stark besesiigte Jerusalem durch Ueberrumpelung, indem er den Umstand benutzte, daß die Juden am Sabbath des Kampfes sich zu enthalten pflegten, ließ die Mauern der Stadt niederreißen nnd eine große Zahl Gefangener nach Egypten führen (320 v. Chr.). Indessen war hiermit die Herrschaft Egyptens über Paläsiina noch lange nicht begründet; denn als Antigonus im J. 315 Herr von Asien geworden war, zog er zunächst gegen Ptolemäus und entriß ihm Syrien und Phöniziem und erst 3 Jahre später (312 v. Chr.) vermochte Ptolemäus durch den Sieg bei Gaza, den er über des Antigonus Sohn, Demetrius Poliorketes, da- vontrug, diese Länder wieder zu gewinnen. Damals soll er die Juden so freundlich behandelt haben, daß viele ihm freiwillig nach Egypten folgten. Doch im nächsten Jahre verlor er wieder, was er sich errungen, und mußte in dem, gegen Ende dieses Jahres (3l1 v. Chr.) geschlossenen Frieden seine Herrschaft auf Eghpten und die angrenzenden Länder Libhens und Arabiens beschränken lassen; mit der Schlacht bei Jpsus im J. 301 aber kam er von Neuem in den Besitz Cölesvriens, Phöniciens und Palästinas, und von da an blieb Judäa fast 100 Jahre lang unter der friedlichen und milden Herrschaft der 3 ersten Ptolemäer (Ptolcmäus 1.: 323 —284; Ptolemäus 11,: 284—247; Ptolemäus III.: 246—221 v. Chr.). Nur einmal während dieser Zeit war das Land auf einige Jahre in der Gewalt des Seleueus I. von Shrien (312—281 v. Chr.), der jedoch gleichfalls die Juden sehr begiinftigte und sie zu Nieder- lassungen in Antiochia und andern Städten seines Reichs veranlaßte (Dan. 11, 5 Anm.); die Zeit, von welcher an es dann völlig in den Besitz der Seleuciden gelangte, rechnet man vom J. 203 v. Chr. (Dan.11,14 Anm.). Antiochus der Große, welcher damals über Syrien herrschte, suchte die Juden durch viele Vergünstigungen an die syrische Herrschaft zu fesseln; er ließ ihren Tem- pel ausbessern, befreite die Priester und Leviten von der Kopfsteueu ja ganz Jerusalem 3 Jahre lang von allen Abgabem die er auch auf die folgenden Jahre ermäßigie, und gebot allen Nichtjuden den jüdischen Gottesdienst u achten. Auch versetzie er 2000 jüdifche Familien auf feine Kosten aus Mefopotamien in die verschiedenen festen Städte Kleinasiens und beschenkte sie dort mit Ländercien und anderen Vorrechien. Von diesen Fami- lien stammten diejenigen Juden ab, die nachher in der Apostelzeit zu den Gliedern der ersten christlichen Ge- meinden in Kleinasien gehörten, und mußten also die damaligen Verwickelungen in der Heidenwelt dazu bei- tragen, das Heil anzubahnen, das der erlösende Gott der Menschheit zugedacht hatte, von welcher nur erst ein so kleiner Theil, und auch dieser erst im abschattenden Vorbild ihn kannte; aber verlockt durch die großen Ver- günsiigun en, welche das jiidische Volk unter Antiochus dem Gro en und seinem Nachfolger Seleucus IV. ge- noß, nahm bei demselben auch andrerseits die Hinnei- gung zu den griechischen Sitten so überhand, daß sehr viele in seiner Mitte den Glauben der Väter als nicht mehr zeitgemäß verleugneten und sich den gebildeten Hei- den in Sprache, Gestttung und Freidenkerei gleich zu stellen suchten. Dies ist der Gegenstand, mit welchem unser Abschnitt in den folgenden Versen es zu thun hat; ehe wir indeß unsern Verfasser weiter erzählen lassen, haben wir zuvor noch zwei Punkte näher zu besprechen, die dem Leser zu einer genaueren Einsicht in die Zeit- verhältnisse gegenwärtig sein mü en: einmal, wie es um die Juden außerhalb ihres aterlandes, in der sog. Diasporm bestellt war, und dann, welche Zustände in ihrem eigenen Lande oder in Palästina selbst sich im Laufe der Zeit herausgebildet hatten. . Mit dem Ausdruck Diaspora, d. i. Zerftreuung (Joh. 7, 35; l. Petri l, 1; Jak. 1, 1), der aus der griechischen Ueberse ung der Stellen 5. Mos so, 43 Pf. 147, 2 und »ses. 49, 6 stammt und bereits in 2.Macc.1, 27 gleichsam zu einem Eigennamen gewor- den ist, wurde die Gesammtheit der außerhalb Palästina lebenden Juden« bezeichnet, und deutet der Ausdruck darauf hin, daß der Jsraelit Heimath und Bürgerthum eigentlich nur auf dem heiligen Boden hat, entfernt von demselben aber sich nur als Fremdlitzg und Pilgrim (1. Petri L, II) betrachten soll. Die iaspora nun war eine doppelte: eine aramäisch redende und eine griechische (Joh. 7, 35). Erstere hatte ihre Sitze jenseit des Euphrat, wo alle von fruchtbarem Gebiet umgebenen Städte in Babhlonien und den andern Provinzery mit Ausnahme eines kleinen Theiles, jüdifche Bewohner hatten; ihre Hauptpunkte bildeten die beiden Städte Nisibis und Nearda, doch kommt die babys lonische Diaspora, so wichtig sie später siir die Aus« bildung des Judenthums wurde, für jetzt noch weniger in Betrachn Um so größer ist die Bedeutung der zwei- ten, die in den um das Mittelländische Meer gelegenen Ländern steh ausbreitete und die Geburtsstätte jener ein- 6 1. Maecabäer l, 11. (Anm.) flußreichen Form des Judenihums war, welche man mit dem Namen Hellentsmus (dem Griechenthum sich anbe- quemendes Judenthum) bezeichnet Jhre Gebiete waren I) vor allem Eghpten mit der Hauptstadt Alexan- dria, und Libyen mit derHauptstadt Cyrene Schon Alexander der Gr. hatte bei der Erbauung Alexandrias den Juden erlaubt, in der neuen Stadt zu wohnen, und ihnen macedoiiisches Bürgcrreclst daselbst zugesichert; denn ihre unbeugsame Treue gegen ihr Gesetz hatte ihm Bewunderung abgenöthigt, und auch seinen Nach- folgern entging es nicht, daß ein Volk von solcher Gol- tesscheu und solch strengen Grundsätzen über den Eid, wenn man sich durch Schonung seiner religiösen Eigen- thtlmlichkeit seiner Znncigung würde versichert haben, als besonders zuverlässig bctrachtet werden dürfe. Allem Anschein nach waren es indessen blos handel- und ge- werbetreibende Städter, die in der Hcimath kein liegen- des Eigenthum besaßcn, welche damals in Alexandrien sich niederließen. Ihre Anzahl wurde bedeutend ver· mehrt durch Ptolemäus sagt, als derselbe, wie schon oben angedeutet, eine große Colonie aus Judäa dahin verfehle, deren günstige Lage noch viele nachzog. Dieser König legte denn auch den Grund zu der cyrenäischen Ausiedelung indem er, um seine Herrschaft in Libyen zu befestigen, eine Abtheilung Juden dorthin sandte· Die Zahl dieser jüdifchen Coloniften mehrte sich bald so sehr durch ganz Egpptew Cyrene und die libvschen Städte, daß sie zur Zeit Christi eine Million betrug und in Alerandrien allein von 5 Theilen der Stadt zwei Theile ausschließlich von Juden bewohnt wurden. Bei ihrer ältührigkeit und Bcdiirfnißlosigkeit vermehrte sich aber außer ihrer Zahl auch ihr Wohlstand; ihre Beschäftigung waren, wenn auch vorziiglich, doch keineswegs ausschließ- lich Handel und Gewerbe, vielmehr pflegten sie auch den Landbau, ja, einige legten sich auf das Seewesen, andere thaten Kriegsdicnste und gelangten theilweis sogar zur Stelle von Heerfithrern Jn religiöser Hinsicht nun nahmen die Vornehmen und Gebildeten unterihnen eine anz eigenthümliche Richtung an, die man mit dem siamen der alexandriiiisctnjüdifchen Religionss philofophie bezeichnet und die später ihren Einfluß auch auf die Gestaltung der christlichen Theologie zu Alexandria geltend machte, wo auf der Grundlage einer ursprünglich ganz einsachen Katechumenen -Anstalt seit "dcr zweiten Hälfte des 2. Jahrh. n. Chr. eine speculas tioiwisfenschaftliche Schule, eine Art theologisches Semi- nar sich erhob. Um nämlich an diesem blühenden Sitze der griechischen Literatur ihre Religion gegen die Spötte- reicn der griechisch Gebildeten zu vertheidigem glaubten die gebildeten Juden zu Alexandria auf deren Stand· Punkt eingehen zu nitissenz dabei gewannen sie die da- mals dort herrschende Platomsche Philosophie (des griech. Philosophen Plato, geb. 429 v. Chizs innerlich lieb und trugen nun nach den Grundsätzen einer auch bei den Griechen beliebten allegorisirenden Erklärungsiveisa welche von dem unmittelbaren Wortsinn der heidnischen Götterfagen einen tieferen geistigen Untersinn unter- fchicd, platonische Jdeen in das alte Testament hinein, indem sie das ein Eindringen in den Geist der heil. Schrift nannten. Die Gemäßigien irnter diesen jüdifchen Jdealiften betrachieten zwar die Geschichte und den Buch- staben der Schrift ebenfalls nur als sinnbildliche Hülle allgemeiner philosophischer Jdeen, in deren Erforfchung sie das Ziel der zur höheren Religionserkenntniß beru- fenen Vollkommenen erblickten, suchten aber dabei doch, im Gegensatz zu den Ueberspannten, welche ihre ver- meintlich tiefere Erkenntniß geradezu dem Volksglaubcn entgegensetztem auch den Buchstaben und das Aeußeee der Religion möglichst in Ehren zu halten. Der haupt- fächlichste Repräsentant der alexandrinischsjlidischen Reli- gionsphilosophie ist hernach der um’s J. 20 v. Chr. gebotene, aus priesterlichem Geschlecht entsprofsene und mindestens 60 Jahr alt gewordene Philo, dessen Lehre vom Logos sWort Gottes) als einer eigenen, von Gott unterschiedenen Person vielleicht die Veranlassung gewesen zu dem, was St. Johannes im Eingang seines Evan- gelii von dem Fleisch gewordenen Sohne Gottes sagt; wir finden aber» auch schon in der ersien Hälfte des 2. Jahrh. v. Chr. unter den alexandrinischen Juden einen Schriftsteller, der sich der vorhin beschriebenen alle· gorischen Erklärungsweise bediente, jenen Aristobulus, an welchen das Scndschreiben in 2. Mace. I, l0 ff. ge- richtet ist. Er war, wenn auch schwerliclx wie er in der eben angeführten Stelle genannt wird, Lehrer, so doch sicherlich Rathgeber und Glinstling des Ptolemäus Vl. von Egvpten (l8l—l45 v.Chr.) und hat diesem seinem Gönner seine Auslegung des Pentateuchs gewidmet. Während nun Luther und mehrere andere bedeutende Männer der älteren proteftantifchen Kirche den Pbilo als Verfasser des apolrhphischen Buchs der Weisheit betrachten, dürfte mit ungleich größerer Wahrscheinlichkeit dieses Buch dem Aeistobulus zugescbrteben werden, doch so, daß er es erst unter dem folgenden Ptolemäey des Philometor Bruder, nämlich unter Euergetes 1l. oder Phyfeon (145—-1i7 v. Chr.) verfaßt hat. Wenn es den Namen des Königs Salomo an der Stirn trägt, als ob dieser Weise unter den Königen felbst es zum Unter- richt der Fürsten und Regenten geschrieben hätte, so ist dies doch nur als dichterische Einkleidung anzusehn, um den im Buche enthaltenen Weisheitslehren desto größeren Nachdruck zu geben if. 1.Kön. 4, 34 Anm.) — 2)«Jn Syrien wurde besonders Antiochia am Orontes ein Stützpttntt des südischen Hellenismusz die Juden, die von Anfang an einen bedeutenden Besiandtheil dieser von Seleucus Nikator gegründeten Stadt bildeten, ge· nossen hier, wie in Alexandria, gleiche Rechte mit den Griechen, hatten ebenfalls ihr eigenes Oberhaupt und durften selbst Profelhten machen. — Z) Jn Kletnasien geht die Begründung der Diaspora hauptsächlich auf Antiochus den Großen zurück, der, um die unruhi en Lydier und Phry ier im Zaum zu halten, 2000 jtidiizche Familien ans Ngesopotainien und Babylonien in die wichtigsten Plätze des Landes versetzte, ihnen Häuser und Aecker anwies und neben freier Neligionsübung auch eine zehnjährige Stenerfreiheit bewilligte. —- 4) Von der kleinasiatischen Küste aus ging dann der Zug der Diasi pora nach den Jnseln des ägeifchcn und mittel- ländischen Meeres (Cydern, Creta, Delos, Kos, Euböa u. s. w.); von den Ländern des kaspischen Mee- res aber, wohin schon gegen Ende der persischen Periode Juden deportirt worden waren, verbreiteten diese nach- nials sich weiter nördlich und westlich, namentlich nach Thracien und Macedonietu -— 5) Wie weit in Griechenland und Italien vor der römischenZeit die südische Diaspora sich ausdehnte, läßt sich nicht be« stimmen; aus den losgekauften oder wegen ihrer Un- brauchbarkeit entlassenen jüdischen Kricgsgefangenen war durch Zufluß feeigeborner Juden aus Palästina, Grie- chenland und andern Gegenden in Rom eine zahlreiche Gemeinde erwachsen, welche ihre Wohnfitze in einem eigenen Judenquartier jenseit der Tiber hatte· Auch sie genoß volle Freiheit des Goitesdicnstes und war im Proselhtenmachen nicht unglücklich, muß auch bald zu Wohlstand gelangt sein, da die jährliche Tempelsieuer der italienischen Juden» bei Cicero pro Flocco cap. 28 für etwas Beträchtliches erklärt wird. —- Merkwürdig ist nun, wie, während andere Völker, unter den Stürmen sener Zeit auseinandergeweht, spurlos untergegangen find, bei der jildischen Diaspora trotz ihrer ungeheuren Ausdehnung der nationale Zusammenhang so wenig JüdischeDiaspora. Alexandrinisclyjüdische Religionsschnla Synagogem Verzchn der Hohenpriesten 7 gelockert wurde, daß vielmehr überall das zu politischer Unselbstständigkeit verurtheilte Judenthum als eine in sich gefchlossene natioiiale Macht dem Heidenthum sich gegenüberstelltu Begixnsiigt wurde diese Bewahrung der Nationalität durch die freie bürgerliche Stellung, welche den Juden von Alexanders Nachfolgern in ihren Reichen· eingeräumt wurde, in welcher Hinsicht die Ordnung der jüdischen Verhältnisse in Alexandria zum Vorbild edient zu haben scheint; hiernach bildeten nämlich die Enden in den größeren Städten selbstständig organisirte Gemeinden mit eigenem AeltestensRath und unter eige- nen Verstehe-m, beziehungsweise unter einem Ethnarchen . aus ihrer Mitte, welcher Verwaltungsbeainter und Rich- ter zugleich war. Was aber von ungleich größerer Be- deutung war: diese in der heidnischen Welt zerstreuten Gemeinden bildeten doch alle einen großen kirchlichen Verband, dessen Radien (Halbmesser), so sehr auch der Umkreis sich erweiterte, in der heil. Stadt zusammen- liefen, die deswegen von dem vorhin erwähnten Philo gepriesen wird als Meiropolis (Mittelpunktsstadi) nicht des einen Landes Judäa allein, sondern der meisten Län- der der Erde. Das lokale reli iöse Bedürfniß wurde befriedigt durch Vereinigung zu ebet und Unterweisung im Gefetz in den Shnagogenz doch die einzige Opfer- stätte des Volks war der Tempel zu Jerusalem. Die dortigen täglichen Opserhandlungen begleitete der Jude in der Ferne mit seinem Gebet; nach Jerusalem gingen die Wiillsahrten an den Jahresfestem dorthin wurde aus der ganzen Diaspora die jedem erwachsenen Jsraeliten obliegende Tempelsteuer durch besondere Hieropompen (zum Heiligthum AbgeschickteJ entsendet, die weder Weite noch Beschwerlichkeit des Weges scheuen durften und denen nach Umständen ein starkes schützendes Geleit bei- egeben wurde. Dieser Zusammenhang des Volks mit feinem heil. Mittelpunkte, der in seinem religiösen Glan- ben und in der Anhänglichkeit an das väterliche Gesetz es erhielt, konnte selbst durch die Zeiten gräuelvoller Zerrüttung, welche über das heil. Land kamen, nicht zerrissen werden; und so steht das Judenthum inmitten der heidnisehen Welt der Rath- und Hoffnungslosigkeit, die durch letztere hindurchging mit der Gewißheit gegen- über, daß es in seinem Gott eine Zukunft hat und daß diesem noch alle Kniee sich beugen und alle Zungen huldigen müssem Was hierauf die Juden in Palästina betrifft, so bildeten diese seit ihrer Rückkehr aus dem Exil einen Von der Welt abgesonderten, aber auch von den Weltwirren zunächst unbcirrtem in sich selbst geschlossenen Tempel- oder Ktrchenstaah Es kommt hier hauptsächlich auf die Reihenfolge der Hohenpriesier seit Jaddua (Nehem; 12, 10 f.), welcher bis aus die Zeit Alexander? des Gr. (V. 4 Anm.) hinabreichh an: ihre Namen stehen fest, desto schwieriger ist jedoch die Bestimmung der Zeit, während welcher sie amtirt haben. Wir geben nachstehend ein Verzeichniß mit Angabe ihrer Amtsveri waltung nach inuthmaßliiher Berechnung, und knüpfen daran die Mitiheilung der wichtigsten Ereignisse dieser Zeit, bis dann die Erklärung der folgenden Verse zu weiteren Aufschlüssen uns veranlaßt. 1. Onias l. (Sohn des Jaddna): 321—3l0 v. Chr. 2. Simon I. (Sohii des Onias1.): 310—291 » s. Eleasar (Bruder d. Simon 1.): 29I-276 ,, 4. Manas s e (ebensalls Bruder des Simon): ...........·.276—250 « Z. Onias I1.(SohndesSimonI.): 250——219 ,, S. SimonIUSohn d. Onias ll.): 2l9—-199 ,, 7. Onias 111. (Sohn d,SimonIl.): 199—175 » Jn diesen Männern tritt das hervorragende Ansehn, welches die Hohepriesierwürde unter den Juden nach dem Exil immer mehr gewann, weil das Volk in politischer Beziehung von den Fremden abhängig geworden war, dagegen aber in seinem religiösen Weseirseine höchste Bedeutung erlangte, in einem immer größeren Glanze hervor. Hatte schon bei der Rückkehr aus der babyloi niscben Gefangenschaft der Hohepriester Josua neben dem davidischen Statthalter Serubabel unter persischer Herr· schaft eine Stellung von ungefähr gleichem Ansehn ein· genommen, so wurde die davidifche Statthaltersmaft in der Folge durch die Fremdherrschaft allmählig bis»zuin Verschwinden herabgedrückt; in demselben Verhaltniß aber mußte bei der jetzigen Richtung des Volks die prie- sterliche Würde bis zur hterarchischen Auctoritat sieh aiisgestalten, ganz ähnlich wie sich das Ansehn des Papstes in Rom unter dem Sinken der politischen Macht des byzantinischen Hofes tin Abendlande ent- faliete. Demgemäß theilt man die 3 Hauptperioden der alttestamentlicheii Theokratie ein in die Theokratie I) unter provhetischsrichterlicher Form (von Mofe bis Sa- muel), Z) unter königlicher Form (von Saul bis zum Exil), Z) unter priesterlicher Form» (von Serubabel bis aus das Erlöschen der maceabaischen Linie). «— Gehen wir von Onias l» über den uns nichts weiter berichtet wird, sogleich über zu seinem Sohn Simon I., mit dem Beinamen der Gerechte, so· ist dieser ohne Zweifel unter dem, in dein apokryphischen Buche J. Sirach Kap. 50 erwähnten Simon zu verstehen, der dort namentlich wegen seiner Verdienste· um die Ver- schönerung des Tempels gepriesen und in seiner ganzen Amtsverwaltung so überschwänglich verherrlicht wird, daß er als ein einziges Musterbild dasteht; auch Jose- phus rühmi seine Frömmigkeirgegen Gott und sein menschliches Wohlwollen gegen die Mitbürgeh im Tal- mud vollends ist er ein hochgefeierter Name, und rechnet man gewöhiilich bis u ihm den Fortbestand der sog. großen Synagoge (Ne em. 13, 3»Anm.), so daß unter ihm der Kanon der heiligen Schriften alten Tesiaments seinen Abschluß erreicht hätte. Bei seinem Tode war sein Sohn Onias noch unmündig, weshalb die Hohe- priesierwiirde aus seinen Bruder Eleasar überging Unter ihm ist der Sage nach die Uebersetzung des alten Testaments in’s Griechische tdie sog. Septuaginta oder Alexandrina) zu Stande gekommen. Aus den verschie- denen Schriftsiellerm die darüber berichten, ergiebt sich etwa Folgendes: König Ptolemäus lL von Egyptem der fast noch mehr als sein Vater Pt. Lagi ein Freund der Künste und Wissenschaften war und der, das von diesem zu Alexandrta gegründete Museum, wo Gelehrte zu ihren Forschungen Unterhalt und Muße, aber auch eine gut ausgesiaitete Bibliothek finden sollteiy bedeutend er- weiterte, kam in einer Uuterredung,» die er mit seinem Minister und Oberbibliothekar Demetrius Phalereus über die, beiden so sehr am Herzen liegende Vermehrung des Alexandrinischen Büchervorraths hatte, auch an die Gesetzess und Religionsbücher der Juden zu sprechen; Demetrius pries sie als von sehr wichtigem Inhalt und eines Platzes in der Königlichen Bibliothek wohl Werth, da sie aber in hebräischer Schrift und Sprache geschrie- ben seien, die bei aller Verivandtschaft mit der sprischen doch viel Eigenthümliches habe, so würde» die Ueber- setzung derselben ihre großen, wenn auch nicht unüber- windlichen Schwierigkeiten haben. Dei: König entsehloß sich, an den Hohenpriester in Jerusalem zu schreiben und diesen, unter Beifügung außerordentlich reicher Ge- schenke für den Tempel, um Zusendung von spraehi und gesetzeskundigen Leuten zu bitten, worauf dennaueh Eleasar geeignete Männer (zusammen 72, aus jedem Stamnie sechs) mit einem kostbaren Exemplar des Ge- setzbuches nach Alerandrien abordnetez sie wurden mit großer« Ehren von Ptolemäus empfangen, der mit vie- eni Interesse selber von der mitgebrachten Schriftrolle 8 1. Maccabäer I, 12——I5. Einsicht nahm, und bekamen außerhalb der Stadt einen ftillen, mit allen Bequemlichkeiten ausgestatteten Ort kauf der Jnsel Pharos) für ihre Arbeit angewiesen. Als e dann dieselbe vollendet (der Sage nach, binnen 72 Tagen) wurde die Uebersetzung in Gegenwart anderer Juden, welche sich damit einverstanden erklärten, vor- gelesen und sorgfältig in der Bibliothek aufbewahrt; reich belohnt kehrten die Uebersetzer in ihr Vaterland zu- rück. Diese Geschichte wird von Seiten ihrer Zuver- lässigkeit und Wahrheit vielfach angefochten, zumal-man- ches mit den Zeitverhältnissen nicht zusammenstimmt und anderes in fabelhafter Weise ausgeschmückt ist; in- dessen können wir hier aus die Ansichten der Gelehrten über die wirklicheEntstehungsart der Septuaginta nicht näher eingehen, sondern bemerken nur noch, daß diese Uebersetzung des alten Testaments in’s Griechische jeden- falls fchon unter Pf. Philadelphus zu Alerandrien be· gonnen und, wenn auch nicht unter seiner Regierun , so doch nicht lange nachher vollendet worden ist. AufUeas sär folgte noch immer nicht der inzwischen zum Manne herangereifte Sohn des Simon, sondern ein zweiter Bruder des letzteren, Manassez erst nach dessen 26jäh- riger Amtsverwaltung kam der nun schon alternde Onias IL an die Reihe. Zu seiner Zeit, etwa um das J. 240 v. Chr., kam im «38. Jahr seines Alters, unter der Regierung des Ptolemäus Euergetes, der sei- nem Namen nakh nicht näher bekannte Enkel eines ge- wissen, sonst ebenfalls nicht weiter bekannten Jesus, Sohnes des Sirach, nach Egypten und übersetzte die, zu Jerusalem in hebräischer Sprache geschriebenen und den Salomonischen Spriichwörtern nachgebildeten Weis- heitssprüche seines Großvaters in’s Griechische Sie führen im Griechischen den Titel: Die Weisheit Jesu, des Sohnes Sirach, in der Vulgata den Namen Ecc1esjasricus, d. i. der Kirchner oder das Kirchenbuch, weil man sie bei dem Mangel an Erbauungsbüchern vorzugsweise zum Lesen empfohlen und gebraucht wur- den; in unserer deutschen Bibel nehmen sie unter der Aufschriftx Das Buch Jesus Sirach die vierte Stelle unter den Apokryphen ein. Sie umfassen das ganze Gebiet der praktischen Weisheit und der von ihr unzer- trennlichen Gottesfurcht, welche nach ihrem Ursprung und Wesen, ihren Kennzeichen und Folgen, sowie nach ihrer Verwirklichung im Leben in einer reichen Samm- lung von Sprüchen mit Regeln und Rathschlägen für das richttge Benehmen in den mannigfaltigsten Verhält- nissen des religiösen, bürgerlichen und häuslichen Lebens beschrieben und eingeschärft wird; diese Sittensprüche und Lebensregeln ftnd nach einer oft ziemlich losen Gedan- kenverbindung an einander gereihet und mehrfach von zusammenhängenden Betrachtungen und Gebeten durch- zogen, bisendlich die Belehrung in zwei längere lob- preisende Betrachtungen der Werke des HErrn in der Schöpfung (Kap. 42, 15 — 43, 37) und in der Ge- fchichte Jsraels (Kap. 44, I — 50, 3l) ausläuftund mit einem Dankgebete des Verfassers schließt (Kap. 51). Noch immer liest das Volk dieses Buch, das so leicht verständlich ist, und so reichlich alle Verhältnisse des täg- lichen Lebens beleuchtet, gern; viele aber wollen gerade deshalb nicht, daß es der heil. Schrist beigegeben werde, weil sie meinen, das Christenvolk werde dadurch von den proph. und apost. Schriften des A. u. N. Test ab- gezogen; eine Befürchtung, die wir nicht theilen, sagen Vielmehr mit Luther: es ist ein nü lich Buch für den ge- meinen Mann, denn auch alle sein leiß ist, daß er einen Bürger u. Hausvater gotte"sflirchtig, fromm u. klug tnache. AufOnias H» der von Josephus wegen seiner Hab- sucht übelberichtet wird, folgte sein» Sohn Simon Il. Gleich in die ersten Jahre der Amtsverwaltung dieses Simon, auf den nicht wenige Ausleger das im Sirach Kap. 50 Gesagte beziehen und darnach die Abfassung, oder doch die Uebersetzung des Buches Jesus Sirach in viel spätere Zeit verlegen, als vorhin von uns geschehen ist, fällt der Sieg des Königs Ptolemäus Philopator von Eghpten über den König Antiochus den Großen von Syrien bei Raphia an der Grenze zwischen Palä- stina und Egypten [Dan.11, 13 Anm.). Da nun er- zählt das s. Buch der Maceabäer, das Luther ebenso wenig wie das 4. B uch unter die Apokryphen der deutschen Bibel aufgenommen, weil beide Bücher in die abendländische Kirche fast gar keinen Eingang ge- funden haben und daher auch in der Bulgata sich nicht sinden, wie Pt. Philopator wenige Tage vor der Schlacht durch die Treue des Juden Dosithens vor dem Mord- anschlage eines ehemaligen eghptischen Anführer-s Theo- dorus, der fiel) aber auf-Antiochus Seite geschlagen, behütet, und nach dem glücklich erfochtenen Siege, gleichwie von den übrigen Städten Cölesvriens, so auch von Jerusa- lem wegen dieses seines Sieges beglückwiinscht worden sei; übe: solche Theilnahme an seinem Glück erfreut, besuchte er darauf viele cölesvrische Städte und kam so auch nach Jerusalem. Als er hier in dem Tempel opferte, gerieth er auf den Einfall, das Jnnere desselben sehen zu wollen, und ließ sich von seinem Vorsatz durch. alle Gegenvorstellungen der Juden nicht abbringen. Da fielen die Priester, Simon an der Spitze, auf die Erde nieder, flehend zu Gott um Abwendung der ihrem Hei- ligthum drohenden Einweihung, und alles Volk schloß sichdem Gebete und Wehklagen an; und siehe! indem der König auf das Heiligthnm zuschreiteh um es zu be- treten, wird er wie wie von einem gewaltigen Fieber· schauer durch Gottes außerordentliches Eingreifen durchs schüttcrh daß er sprachlos und an allen Gliedern ge- lähmt zu Boden sinkt nnd eiligst weggetragen werden muß. Der Tempel blieb hierdurch vor Entweihnng bewahrt; doch Philopaton nach Alerandria zurückgekehrt, wüthete nun wider die Juden in Egyptem ließ denen, die sich weigerten, ihre Religion zu verlassen, das Zeichen des Bacchusdienstes aufbrennen und den Zutritt zu allen Würden und Ehrenstellen versagen, und beschloß zuletzt, sie ganz auszurotten. Dreima verhinderte Gott durch wunderbares Dazwischentreten die Ausführung seines Befehls, da sie, mit Weib nnd Kind in eine Rennbahn eingeschlossen, von trunken gemachten Elephanten zer- treten werden sollten, bis der König, in Folge dieser Zeichen und Wunder aus einem Verfolger in einen Freund der Juden umgewandelt, sie gastlich bewirthet(- und ihnen die Erlaubniß ertheilte, ihre abtriinnigen Volksgenossen zu tödten. Die Erzählung, obgleich theilweis auf gefchichtlichen Thatsachen beruhend, trägt doch im Einzelnen den Charakter einer in’s Wunderbare ausgeschmückten Legende an sich und ergeht sich gar sehr in geschraubten und dunkeln Redensarten, in dichterischen ungewöhnlichen Worten und enthält viel schwülstige Ausdrücke und gezierte Wendungeku das Buch ist ein Erzeugniß des verdorbenen alexandrinischen Geschmacks der Hellenisten aus dem naelpmaccadäischen Zeitalten Wie weit der Hohepriester Simon bei den Bewegungen, die in seiner Zeit vorfcelen, indem da die Herrschaft über Palästina von den Ptolemäern auf die Seleuciden über- ging (Dat»t. 11, 14 Anm.), betheiligt gewesen, läßt sich nicht ermitteln. Mit seinem Tode kam das Amt auf seinen Sohn Onias IlI., einen Mann von milder Gemüthsart, der das Ansehen des göttlichen Gese es gegenüber der shrifchen Partei unter den Juden, die ch jetzt immer entschiedener ausbildete, aufrecht zu halten suchte, darüber aber mit dem Priester Simon, dem da- maligen Hauptmann des Tempels und vornehmsten Vertreter jener Partei, in Zerwürfniß gerieth. Hier hebt das s. Bart) der Maeeabäer seine Geschichtserzählung Einführung heidnischen Wesens in Judäa unter dem Hohenpriester Jason. 9 mit dem Abschnitte Kap. 3, 1 ff. an. Dies Buch giebt sich in seinem Vorwort (Kap. 2, 20 ff.) und Nach- wort (Kap. 15, 37 ff.) als eine für den Zweck der Er- bauung zurecht emachte Bearbeitung des Geschicbtsi Werkes eines gewissen Jason von Chrene, welches in 5 Bücher« die Zeit von 176-im v. Chr. beschrieb, zu erkennen, schickt aber in Kuh. 1, 1—2, 19 zwei Schreiben der palästinenstscheti Juden an die eghptischen voraus, in welchen diese zur Mttfeier des Festes der Tempelweihe eingeladen werden und auf welche wir später zu sprechen kommen. Nach Herzfelds sehr wahr- scheinlicher Vermuthung dürfte jener Jason derselbe sein, welchen nach Kuh. 8, 17 in unserm I. Maccabäerbuch Judas Makkabäus mit Eupolemus als Gesandten nach Rom schickte, um dort ein Bündniß nachzusuchen; der aber den Auszug aus seinem Worte in dem 2. Macca- biierbuche anfertigte, war allem Anschein nach ein helles nistischer Jude, der zu Jerusalem oder doch in Palästina um die Mitte des l. Jahrh. v. Chr. lebte. Luther sagt von dem Buche: ,, Es sollte billiger das erste, denn das zweite Buch heißen, weil es etli(he Geschichte-i meidet, die vor des I. Buches Geschichten geschehen sind, und nicht weiter kommt, denn auf den Judam Macca- bäum, d. i. bis in das J· Katz. des I. Buchs; man wollte es denn heißen, ein anderes Buch, und nicht das andere Buch (a1ium vel aljenum ereilte-et, non sscundum). So billig nun das l. Buch svllte in die Zahl der heil. Schrift genommen sein, so billig ist dies andere Buch herausgeworfen, obwohl etwas Gutes drinnen stehn« Jn Beziehung auf den vorhin ange e- benen 1. Abschnitt nun, Kap. 3, 1——40, verweifen wir zunächst auf die Schilderung des Seleueus 1V. von Svrien zu Dan. 11,.20; derselbe hatte nach dem dort Gesagten während seiner Iljährigen Regierung f187——176 v. Chr.) fast ausschließlich mit Gelderpres- ungen es zu thun. Als daher der Priester Simon aus Rache egen Onias, unter dessen segensreichem Hohe- priestert um die heil. Stadt eines tiefen Friedens und der Tempel einer reichgesüllten Schatzkammer sich er« freuten, dem iykischen Statthalter von Cölesyrieii und Phönieiem mit Namen Apollonius, eine iibertriebene Meinung von der Größe dieses Tetnpelschatzes beige- bracht, und durch Apollonius wiederum Seleucus Mel- dung davon erhalten hatte, schickie der König den Helio- dorus, seinen Reichskanzler oder ersten Ntiiiisien nach JØtUfUIcM, um den Schatz in Beschlag zu nehmen. Jn Jerusalem angekommen ist Heliodorus durch keine Bitten und Vorstellungen des Hohenpriesters zu bewegen, von der Vollziehung des Königlichen Befehls abzustehnz als er dann in den Tempel sich begiebt, um sich der dem Schatz anvertrauten Gelder, die zumeist in Depositen von Wittwen und Waisen besteht, zu bemächtigen, er- hebt sich allgemeiner Jammer, man vereinigt sich zu ge- meinschaftlichem Gebet um göttlichen Schutz für das dem Tempel anvertraute Gut, und dieser bleibt auch nicht aus. Jm entscheidenden Augenblick wird Heliodor durch eine übernatürliche Erscheinung, einen Reiter in oldener Rüstung und 2 Jünglinge, geschlagen und inuß Für todt aus dem Tempel getragen werden; Onias aber bringt auf Bitten seiner Freunde ein Opfer fiir ihn dar, und die zwei Jünglinge melden es ihm, wem er seine Rettung verdankt. Er kehrt hierauf, den lebendigen Gott erkennend, in seine Heimath zurück und Verkündigt dem König die großen Thaten des HErrn und seine mächtig waltende Gegenwart im Tempel zu Jerusalem. Hierauf wird uns in Katz. 4, 1——6 weiter erzählt, wie Simon den Onias als Anstister des den Heliodorus ge- troffenen Unfalls verleumdete und, von dem Statthalter Apollonius unterstüyh sein verderbliches Treiben bis zu Mordthaten steigerte, weshalb« der Hohepriester Onias sich zum Könige nach Antiochieii begab, um diesen zum Einschreiten zu veranlassenz wir erfahren jedoch nicht, welche Folgen dieses Gesuch gehabt, vielmehr schließt sich" in Kap. 4,«7-9 unmittelbar daran der Bericht von des Seleueus 1V. Tode im J. 176 (auf gewaltsame Weise durch denselben Heliodorus herbeigeführt, von welchem vorhin die Rede war: Dan.11,20Anm.) und dem Regierungsantritt Antiochus (IV.) des Edlen (Dan. 11, 21 Anin.). Bei diesem wußte sich Jason, des Onias Bruder, das Hohepriefierthum für eine hohe Summe, die er dem König bot, zu erschleichem und zu- gleich erbat er sich die Erlaubniß, sein Vaterland aus dem Grunde gräcisiren zu dürfen; denn er hing ganz und gar griechischer Sitte und Religion an, wie er denn auch seinen eigentlichen Namen Jesus oder Josua be- reits in den griechischen Jason umgewandelt hatte. Er fand bei seinen Bestrebungen in der angegebenen Rich- tung einen zahlreichen Anhang in derjenigen Partei zu Jerusalem, deren Führer vorhin der Priester Simon ewesen war, der Partei der ,,aller Religiösttät ledigen, sgelbstsüchtigen Wiihler,« von· welcher die nun folgenden Verse im I. Kuh. des I. Maccabäerbuches reden. 12. Zu dieser Zeit waren in Israel böse snichtswiw digde Z. Mos 13,13] Leute, die hielten an bei dem Voll, un« spracheiu Lasset uns einen Bund machen suns ver- brüdern, in Beziehung auf Verfassung und Sitte uns verschmelzens mit den Heiden umher [den« Syrern, Phönicieriy Egyptern und Griechen], und ihre»Gottes- dieusie annehmen; denn wir haben viel leiden musseu seit der Zeit, da wir uns wider die Heiden gesetzt haben. Die im alten Testament so häufige Vorstellung vom Nationalungliicb als Untreue gegen Jehova verdrehten diese Verfithrer in’s Gegentheil Sie meinten, ihre Religion und religiöse Verfassung, besonders die durch dieselbe gebotene Absonderung von den andern Völkern habe ihnen deren Haß und Verachtung, und dadurch unsiigliches Unglück zugezogen; und das hatte allerdings einen Schein der Wahrheit fiir sich, insofern die Juden eben um des Gegensatzes zu den Heiden willen, in welchen ihr Gesetz sie stellte, den Heiden wiederum zu einem Gegenstand des Hasses und der Verachtung wurden (adversus omnes alios liostile Odium: Tau. hist. V, S, 2). II. Diese Meinung gefiel ihnen sdem weltförmig gesinnten Theile des jiidischen Volks] wohl. » 14. Und tvnrdeinetliche vom Volke Zu: Kouige ge- fand[ sum bei ihm einen ausdrücklichen efehl zu Gun- sten ihrer Ab ichten auszuwerfen und sich so eine Schuh: wehe zu ve chaffen ge en die altgläubigen Volksge- nossen, indem nach mo aischem Gefetz der Götzendienst mit dem Tode bedroht war 5. Mos. 13, 12 ff.]; der befahl ihnen, heidnische Weise anzufaheiu Nach der oben angeführten Stelle: 2. slliacc 4, 7 war es Jason, der, indem er sich die hohepriesterliche Würde bei Antiochus Epiphanes erschlich, zugleich sich Vollmacht erthcilen ließ zur Einführung griechischen Wesens in seinem Vaterlande. Dasselbe that hernach sein Bruder Menelaus in Gemeinschaft mit den Söh- nen eines gewissen Tobias. h» fis. Da richteten sie zu Jerusalem heiduische Spiel- au er an, Ein solches Spielhaus (griech. your-einend) war ein zu Kainpfspielen und körperlichen Uebungen aller Art (als Ringen und Faustkampß Laufen, Springen, Versen, Schleuderm Bogenschießen u. s. w.) bestimmter weitläu- siger Raum, der verschiedene Baulichkeiten Umfaßte und mit den Bildsäulen der griechischen Götter und Bas- reliefs (Gemälden in halberhabener Arbeit) ausgeschmiickt war; in diesen Ghmnasien (nach unserm jetzigen Sprach- ebrauchx Turnhallem deren Errichtung in gewisser Hin· seht auf eine ähnliche Tendenz hinausläiify übte sich die 10 I. Maeeabäer 1, 16—19. Jugend, auf welche man es hauptsächlich abgesehen hatte, um allmälig ein anderes Geschlecht heranzubildem Aus 2. Mace. 4, 10—-—17 erfahren -wir, daß Jason ein Spielhaus zu Jerusalem in ganz schamloser Weise gerade unter der Burg, d. i. angesichts der Stadt Da· vids, des gefeiertsten und gottgetreueften Königs Jsraels, errichten ließ; dort erhielten die vornehmsten und kräf- tigsten Jünglinge eine gymnaftifche Erziehung nach Art der Griechen, iidten sich besonders auch in Handhabung der Wursscheibe (Luiher: des Balles), und selbst die Priester im Tempel, wenn das Zeichen zum Beginn der Spiele gegeben ward, ließen die Bedienung des Altars im Stich und eilten nach der Paläftra oder Ringschula um ain Zuschauer: sich zu ergötzem Die aber so ihrer Väter Sitten fahren ließen und dagegen die heidnifchen für köstlich hielten, mußten es hernach büßen und em- pfingen Gottes Strafe dnrch eben die, welchen sie solche Spiele wollten nachthunz denn (dieser Spruch wird mit Recht in unsere Bibelausgabe als ein ElJterkspruch durch den Druck hervorgehobem es ist mit Gottes Wort nicht zu schcr·zen, es findet sieh doch zuletzt. Hi. Und Diese; hielten die Beschneidung nicht mehr [genauer: zogen ich wieder VOrhaiitJ und fielen falsoJ ab von: heiligen Bunde sden Gott einst mit Abra- hum aufgerlchtet 1. Mos 17, 9 ff.], nnd hielten sieh als die Heiden» nnd wurden ganz versteckt sgenauert ver- kauften sich 1. Kön. 21, 20), alle Schande und Laster zu treiben. «) Damit sie in den Bildern und bei den gymnastischen Uebungem die zum Theil mit nacktem Körper ausgeführt wurden, den Spöttereien der Heiden entgehen möchten, such- ten die, welche der Beschneidung sich schämten, auf künstliche Weise wieder Vorhaut zu ziehen, um als unbeschnitten zu erscheinen; dazu fühlten auch hernach, zur Zeit des neuen Teftaments, manche zum Christenthum übergetretene Juden sich versucht, was ihnen aber Paulus als ungebührlich unter- sagt (t. Cor. i, 18.). Jn L. Maea 4, 18——50 finden wir eine nähere Auseinandersetzung der Ereignisse, die fieh im Verlaufe der nächsten 5 Jahre (von 175——170 v. Chr) zutrugen. Jason, sich ganz als ein Grieche gerirend, entsandte bei Wiederkehr der auch zu Tyrus gebräuchlichen olhmpischen Kampffpiele (1. Cor. 9, 24 Anm.) eine Anzahl nach antiochenifcher Sitte gemodelte Juden von Jerusalem nach Tut-us, woselbst auch der shrische König sieh einge- funden hatte, und gab ihnen, welche die Stelle der bei fol- chen Gelegenheiten üblichen Staats-Abgeordneten von Seiten des jüdilchen Volks vertreten sollten, 300 Drach- men (vermuthlich sind alexandrinische gemeint n 14 Gr. -- 140 Thlr.) als Beitrag zu dem großen Herkuless Opfer mit; diese aber schämten sich einer solchen Ver- wendung des Geldes und ließen es auf die Ausrüstung der Flotte überweisen. Einen weiteren Beweis von fei- nem heidnifchen Wesen und Treiben und zugleich von seinem verderblichen Einfluß auf die Hauptstadt gab dann Jason im J. 173 v. Chr» als Ptolemäus VI. von Egypten, nachdem er 8 Jahre lang unter Vormund- fchaft seiner Mutter Cleopatra gestanden, mit deren Tode zur Regierung gelangte (Daii. il, 24 Anm.), zu den bei folchen Gelegenheiten üblichen Feierlichkciten von allen befreundeten Staaten Gesandtschaften mit Glück- wiinschen nach Egvpten kamen und auch der König von Syrien den Apollonius, Sohn des «Menestheus, für diesen Zweck nach Alexandrien entsandte. Antiochus hatte es dabei zugleich auf eine Vormundschaft über den erst 14jährigen Pt. Philometor abgesehen; er erfuhr jedoch bei der Rückkehr seines Gesandten, daß nicht nur die beiden Egnpter Eulöus und Lenöus sich der Vor- mundschaft bemächtigt hätten, sondern daß diese auch Feindfeligkeiten gegen ihn vorbereiteten, um ihn zur Herausgabe Cöleshriens, Phöniciens und Palästinas zu zwingen, welche Länder einst der Cleopatra bei ihrer Verlobung mit Ptolemäus V. zur Nlitgift versprochen worden waren. Noch sah« er für jetzt sich außer Stande, mit Eghpten auf einen Krieg fich einzulassem wohl aber kam er herüber nach jenen Ländern, um auf einer Rund« reife durch dieselben mit Hilfe außerordentlicher Frei e- bigkcit, die er entfalten, die Herzen der Einwohner fzür fich zu gewinnen und die Hafenstadt Joppe gegen einen Angrtff der Egvpter zu befestigen. Von hier aus be- suchte er auch Jerusalem, und die Stadt bereitete ihn auf Jason’s Betrieb einen sehr glänzenden Empfang: niemand ahnete, wie fchrecklich dieser Gast b’ei feiner nächsten Wiederkunft fein werde. Ehe aber diese im J. 170 V. Chr. erfolgte, ward inzwischen Jason seiner Hohepriesterwürde verlustig. Ein angesehener Priester Onias nämlich, welcher den Namen Menelaus ange- nommen hatte, Bruder des fchon mehrmals erwähnten Priesters Simon, war von dem Hohepriefter an den Antiochus abgefchickt worden, um demselben die jährlichen Abgaven zu überbringen und über einige Angelegenheiten Vortrag zu halten; der ehrgeizige Mann wußte jedoch den König für sich einzunehmen und gegen das Ver- fprechen einer um 300 Talente erhöheten Jahresabgabe fiel) die Verleihung der Hohepriefterwürde bei ihm aus- zuwirken Bei feiner· Rückkehr nach Jerusalem gelang es ihm nicht, sich auch in Befitz der crschliehenen Würde zu sehen, da Jason einen sehr bedeutenden Anhang hatte; er mußte dazu erst eine Hilfsmacht von Antiochus herbeiholem worauf denn Jason zu den Ammonitern entfloh, von dem Hohepriesterthunie verdrängt, gleichwie er selber seinen Bruder Onias, der seitdem zu Antiochien ani Orontes sich aushielt und vermuthlich der dortigen jüdischen Gemeinde Vorstand, davon verdrängt hatte. Nicht wie ein Hoherpriesteh sondern ungesiüm wie ein roher Tyrann und grimmig wie ein wildes Thier, ver- waltete jetzt Menelaus fein Amt; aber die versprochenen Jahresgelder führte er nicht an Antiochus ab, obwohl Sostratus, der Befehlshaber der sprischeii BesaFung in Jerusalem, ihn schon mehrmals an die Bezah ung er- innert hatte. Als nun Antiochus von seinem ersten Feldzuge in Egypten im J. 171 nach Shrien zurück· kehrte (Dan. It, 24 Anm.), ließ er beide, außer dem Menelaus auch den Sostraius vor sich fordern, indem er bei letzterem ebenfalls eine Säumigkeit in Erfüllung feiner Pflichten vor-aussehn; sie fanden aber den König nicht mehr in Antiochien vor, dieser war vielmehr zur Dämpfung eines Aufstandes nach Cilieien geetlt und hatte einen gewissen Andronikiis als einstweiligen Reichss verwefer hinter sich zurückgelafsen. Mit Andronikus war Menelaus bald einig; bei feiner Abreise von Jeru- salem hatte er heimlich eine Anzahl goldener Geräthc aus dem Tempel mitgenommen, die meisten davon fchon unterwegs in Tyrus und andern Stiidten verkauft, die noch übrigen schenkte er jetzt dem Reichsverwefer. Der in Antiochien sich aufhaltende frühere Hohepriester Onias- riigte den fchweren Frevel und begab sich darnach nach der Vorstadt von Antiochiem Daphne (2. Sam· 8, 6 Anm.), wo bei dem Tempel des Apollo und der Artemis eine Freistatt fich befand und er vor Nachstellungen sicher zu sein hoffte; indessen Menelaus, theils um an Onias sich zu rächen, theils um eine Wiedereinsetzung desselben in’s Hohepriefterthum unmöglich zu machen, überredete den Andronikus, ihn aus dem Wege zu räumen, was dieser denn auch in hinierlistiger Weise that. Alles Volk, Juden wie Heiden, waren über die Unthat ent- rüstet; selbst Antiochus, der jetzt wieder aus Cilicien heimkehrte, beklagte den Tod des würdigen und so jäm- merlich umgekommeneu Mannes und ließ den Andronis kus nach Entkleidung von allen feinen Würden und Des Antiochus Kriege mit den Ptolomäern in Eghpteru 11 öffentlicher: Beschimpfung an derselben Stelle hinrichten, wo er den Onias crstochen hatte. Wie der König der. Menelaus aufgenommen, wird nicht berichtet; doch muß dieser sich mit ihm verständigt haben, da er in feinem Amte blieb. Während dieser Vorgänge in Shrien hat- ten aber auch in Jerusalem Unruhe-n stattgefunden Lytt- machus, des Menelaus Bruder, während dessen Abwe- senheit das HohepriestevAmt verwaltend, setzte im Ein- verständniß mit ihm die Tempelberaubungen in so schamloser Weise fort, daß sich das Volk wider ihn zu- sammenrottete, und als er eine Schaar von 3000 Be· wasfneten zu seinem Schutze aufbot, diese mit Steinen, Stangen und andern Gewaitmitteln auseinandertrieb und den Lvsimachus selbst nahe bei der Schatzkammer des Tempels erschlug Als nun bald darauf Antiochus nach Thrus kam, um seinen zweiten Feldzug gegen Cgvpten vorzubereiten, kamen dort drei Abgeordnete des Hohenraths zu Jerusalem zu ihm mit einer Anklage des Menelaus auf Tempelraub. Letzterer· scheint noch im Gefolge des Königs sich befunden zu haben; er ver- mochte zu seiner Vertheidiguiig nichts vorzubringen, wohl aber wußte er einen Giinsiling des Antiochus, den Ptolemäus, nach gewöhnlicher Ansicht der Ausleger den- elbeii, der in I. Mart. 3, 38 ein Sohn des Dorvmei nes heißt und in 2. Mart. 8, 8; 10, 12 als Statt- halter von Cölesorieii und Phönicien vorkommt, auf seine Seite zu bringen, welcher den König bestimmte, den ållieuelaus freizusprechem dagegen die drei Abgeord- neten als falsche Ankläger hinrichten zu lasscn, worauf Menelaus mit Hilfe seiner Gönner am shrischen Hofe sich ferner im Hohepriesterthum behauptete, darin aber desto ärger es trieb, je größere Summen er jenen Gön- nern für die ihm geleisteten Dienste zu zahlen hatte. Jn 2. ,Macc. 5, 1-—23 wird demnächst berichtet, wie zu der Zeit, in welcher Antiochus seinen zweiten Feldzug gegen E ypten zur Ausführung brachte iim J. 170 v. C ·, Dan. 11,— 28 Anm·), 40 Tage hinter einan- der kriegerische Erscheinungen am Himmel als Vorzeichen schrecklicher Schickfale für Jerusalem sich gezeigt hätten (andere Beispiele solcher kriegerischen Himmelserscheinun- gen, wie sie die Volksphaiitasie fast aller Zeiten und Völker als Vorzeichen schwerer Kriegsübel und großer politischer Erschiitterungen will wahrgenommen haben, s. in Beziehung auf den Anzug der Teutoiien bei Flut. Marias, cp. XVI1., in Beziehung auf die Zerstörung Jerusalems bei Joseph. h. jud.VI., 5.3 — vgl. dazu, was Humboldt im Kosmos I., 145 von einem von der Erde pyramidal aufgestiegenen Zodiakallicht sagt, das man 1509 v. Chr. in Mexico 40 Nächte lang ge- » sehen), und wie noch während der Anwesenheit des Königs in Egvpten auf das falsche Gerücht von seinem Tode hin der aus dem Hohepriesterthiim vertriebene und nach dem Arnmoniterlande flüchtig gewordene Jason mit 1000 Mann vor Jerusalem gerückt sei, die Stadt ein- genommen, seinen Gegner ålJtcnelaus zur Flucht nach der Oberstadt genöthigt und ein schreckliches Würgen unter feinen Mitbürgern angerichtet habe, ohne jedoch das Hohepriesterthum wieder zu erlangen; vielmehr eilte Antiochus auf die Nachricht von diesen Unruhcn, weil er einen Abfall Judäcks von seiner Herrschaft fürchtete und sich seinen Ritckzug nicht wollte gefährden lassen, sofort von Alexandrien mit einer Heeresmasht nach Je- rusalem heran. Jetzt ergriff Jason die Flucht zu den Ammonitermwandte sich von da zu dem König Aretas von Arabien, aber auch dort nicht mehr sicher, irrte er eine Zeitlang von Stadt zu Stadt, bis er zuletzt von Egypten aus nach Europa überging, beiden Spartanern als Stammverwandter seines Volks (vgl. 1. Macc. 12, 23 Anm.) ein Unterkommen suchend, und fand daselbst einen sihimpfiichen Tod. Antiochus selber, nachdem er Jerusalem mit Gewalt eingenommen, richtete hier ein roßes Blutbad an, beraubte den Tempel und ließ bei einem Abzuge nach Antiochien zwei Amtleute in Palä- stina zurück, den Phrygier Phiiippus il. Maea 6, ist) zu Jerusalem, und den Andronikus (zu unterscheiden von dem in Z. Man. 4, 3 ff. erwähnten Reichsoerweser dieses Namens) zu Garizim, um die Juden und Sa- maritaner gerade da, wo am ersten neueunrnheii zu befürchtcn standen, an den beiden Stätten ihres Gottes- Dienstes, durch eine Schreckensherrschafh in welcher dann Philipvus das Meiste leistete, im Zaum zu halten. Diese eben beschriebenen Zeitcreigiiisse sind es denn, auf welche sich die folgende Stelle in dem vorliegenden 1. Maccabäerbuche bezieht. 17. Als nun Antiochus sein Reich geivaltiglich innen hatte fnachdem er den Usurpator Heliodorus beseitigt und die Sgrer für sich gewonnen, auch die Anerken- nung als önig Shriens an Stelle seines Neffen De- metrius von Seiten der Römer erlangtbatte Dan.11, 21 Anm.], unterstund er sich, das Königreich Eahpteu swo im J. 173 v. Chr. der bis dahin von seiner Mutter Cleopatra bevormundete Ptolemäus VI» mit dem Beinamen Philorneton die Regierung» übernommen] auch an fiel) zu bringen, daß er beide Kot« reiche hatte; 18. Und zog szu dreien Malen, zuerst im J. 171 P. Chr» dann im Frühjahr 170, und zuletzt im Früh- jahr 168:»s. Dan. 11, 24. 28. 30 Anmj in Eritis-ten, wohl gerustet mit Wagen amentlich Sichelwagen get-Hof. 14, 7 Anni.], Elephanieiixt Reisigen und viel l M; 19. Und kriegte mit Ptolemäus, dem Könige Eghptens sdas erste Mal mitPtolemäus Philometon das zweite Mal mit Pt. Physeom des ersteren Bruder, der in- zwischen sich des Reichs bemächiigt hatte]. Aber Ptole- mäus lder VII. oder Phhseom um hier des ersten Feld- zugs vom J. 171 nicht weiter zu gedenken, sondern gleich auf den vom J. 170 v. Chr. überzugehen] strich- tete fich und floh, und sind viel Eghpter umkommen. «) Mit dein Elephanten wurden die Hebräer erst näher bekannt, als sie zur Zeit des niaecabciifchen Freiheits- kampfes in den Heeren der Seleueiden dergleichen Streit- Elephanten zu bekämpfen hatten. Nachdem nämlich diese Thiere früher schon in Indien, dann auch in Persien zum Krieg abgerichtet und verwendet worden waren, kamen sie seit Alexander« dem Er. auch in Vorderasien und selbst in Europa für solchen Zweck in Gebrauch. Sie trugen dafür einen hölzernen, mit Gurten angefchnallten Thurm auf dem Rücken» in tvelcheni 3——5 Soldaten fiel) befanden; die An- gabe von 32 Mann in Kuh. s, 37 beruht entweder auf falscher Lesart oder hängt mit dem hin und wieder über- treibenden Charakter unsers Bachs zusammen. Der Lenker der einzelnen Elephanten hieß der «·,Jnde»r« (·Lutl)er: Mvhr), da Jndien das Vaterland dieser Thiere ist; uber den ganzen Elephanteiizeug aber war ein eigener Commandant gesetzt (2.Mace. 14, i2). Jn der Schlachtordnung waren sie durch die ganze Linie vertheilt, indem immer je zwei zwischen den verschiedenen Heeresabtheilungem wie Thürme der Mauer entlang standen (Liv. XXXVI1I.,40; Appjicrh syr.32), und dienten, auf beiden Seiten durch ein paar Hundert Sol- daten gedeckt, hauptsächlich dazu, die feiudlichen Reihen zu durchbrechen und besonders die Pferde fcheu zu machen. Um siezum Angriff zu reizen, wurden sie durch künstlichen Wein und andere geistige Getränke trunken gemacht; oder man hielt ihnen diese ihre Lieblingsgetränke, wozu namentlich auch ein aus Maulbeerfaft bereitetes gehörte, blos vor, ohne es ihnen wirklich zu reichen, weil sie so, erst liistern gemacht, nun desto wüthender wurden. Nach der Schlacht bei Mag- nesia (Dan. 11, 19 Anin.) gehörte es zu den Friedensbedini gungeth welche die Römer Antiochus dem Gr- auferlegten, daß er keine Kriegselephanten mehr hielte; daß die Bedingung 12 I. Maccabäer I, 20—56. nicht gehalten wurde, erreichten die shrifchen Könige wohl »durch Vestechung vornehmer Römer, und der römische Senat drückte ein Auge zu, wenn die shrische Flotte und Eier-han- ten-Cavallerie in ihrer alten Gestalt wieder hergestellt wurde, um bei gelegener Zeit wieder eine Ursache zum Kriege zu be . U 20. Und Autiochus hatte die festen Städte iu Eghp- ten eingenommen, und groß Gut da geraubt uud davon gebracht sindem er zugleich den Pt. Philometor, als dessen Vormund er sich gerirte, wieder in die Herrschaft einsetzte]. 21. Als aber Antiochus in Eghpteu gefieget hatte, uud wieder heim zo , im hundert uud drei und vierzizfteu Jahr [der syrischeii åeitrechnung oder tm J. l70 V. hu, . V. 11 Anm.], reisete er dnrch Israel [um das Land einer Herrschaft wieder u unterwerfen, da ja dort der ehemalige Hohepriester ason einen Ausstand erregt atte], 22. Und kam gen Jerusalem mit einem großen Boll [vgl. Arim. zu V. 16],· 23. Und ging [wie in 2.Maec··5, 11—23 ausführ- licher erzählt wird] trotziglich sgleich als vermöge er, mit dem allmächtigen und allem wahren Gotte in Fre- velthaten an dessen Tempel und Volk es aufzunehmen] in das Heiligthum, und ließ wegnehmen deu goldenen Altar, Leuchter uud was dazu gehbret sals Oelgefäßa Lichtscheeren und Näpfe], den Tisch, darauf die Schau- brode lagen, die Becher, Schalen, die guldenen Kelleu [löffelförmigen, mit einem Stiel versehenen Pfannen, die beimstäuchopfer gebraucht wurden] den Vorhang, die Kronen »[die man als Weihgeschenke aufgehangt hatte] uud guldeueu Skbmucl am· Tempel; uud zerschlug es alles lschälte alles Gold von den Wänden und den sonstigen mit Gold über ogenen Gegenständen ah], 2 . Und nahm das ilber, und Gold, und ioftliche Gefäße, uud die verborgenen Schatze [die beim Tempel als Depositengelder aufbewahrt wurden Z· Mart. Z, so If] so viel er fand, nnd fuhrete es mit sich in sein a u . s25f Uuletlifeßülgiel Lege tödäeienö uud låisterlichde Gebote llU cU cU te SVMU l e e cU clU , M eilen er den HErrn und sein Vol schmähete und sich rühme, dicken Cgott uliilkd gären Dienst noch ganz vertilgen zu wo e an. , . Tät. Da war im ganzen Israel, uud wo sie wohnetety grotzzsersileetdihürsten sMitglieder der obersten Landes- behörde] trauerten; die Aeltesten sKreisvorsteher nebst den Alten im Volk], Jungfrauen uud Frauen sahen Iamgtsemaklzlauu uud Weib klagten« »29J Und das ganze Land wardbetriibt von wegen der Wiithereh die darin geschah; uud das ganze Haus Jakobs war voll Jammers. I1I. v. 30—v2. Zwei Jahre um) dem en« exziihcieik ex· slen Attentat auf Jerusalem überfällt ein Groflbeamter des Antiochus- hintertistiger weise die Stadt, richtet ein grosse- Kkutbad und arge Verwüstung daselbst ou und kaflt bei fei- nem Ahzuge oon dort eine heidnifche Befatzuug in der von ihm befestigten Burg Davids, d. i. auf dem fudwestkiasen Hügel Zion, zuructh welche von da aus nicht nur raubt nnd plündern sondern auch den Tempetherg iihermachh um den Gottesdieuft zu stören und zu hindern. Die Bürger: von Jerusalem fliehen, und die heilige Stadt ifl ganz und gar in den Hunden der Fremden. 30. Und nach zweien Jahren sim Sommer des J. 168 , v. Chr.] sandte der König [nach Beendigung seines 3. Feldzugs gegen Cgypten Dan.·11, 30 Anm.], einen Hauptmann cmit Namen Apollonius] in Juba, der kam « war, so jäuimerlich und mit einem großen Kriegsvolt [von 22,000 Mann] gen Jerusalem, 31. Und begehren, man sollte ihn einlassen, so wollte er keinen Schaden thun ssondern sich friedlich gegen die Feevohiier der Stadt derhalten]; aber es war eitel erug. » 32. Da sie ihm nun glaubten, nnd ließen ihn ein, ubersiel er [an einem Sabbath, aii welchem die Juden eine Gegenwehr für unerlaubt hielten Kuh. 2, 34] Sltadt verratherifclh uud erschlug viele Leute von rae ; » 33. Und pliiuderte die»Stadt, uud verbrannte die Hausen riß die Mauern nieder, 34. Und fuhrete Weib uud Kind uud Vieh wes; 35. Und befesgte die Burg »Davids sden erg Zion] mit starken auern uud Thurmetu Eis. Und besetzte sie mit einem gottloseu Haufen, der snachdem Apollonius selbst auf seinen Posten als Statt- halter alles Landes westlich vom Jordan zurückgekehrt war, unter Anführung des Philippus Kein. , 14] allen Muthwilleu drauf ubte; 37. Und raubeteu Waffen und Speise aus der Stadt Jerusalem, uud schasftens auf die Burg [nach dem von ihnen befestigten Zion welchen die Juden erst nach F? Jzheefi wieder in« ihre Gewalt bekamen Kap. l i 38. Uud belagerteu [von] da lang] das Heiligthuiih und lauerten auf die Leute, die ia den Teui el gingen; nnd fielen heraus aus der Burg iu das Heil gthuuu den Gottesdienst zu wehren; 39. Und Vergossen viel unschuldiges Blut bei dem Heiligthum uud entheiligten es. 40. Und die Bnrger zu Jerusalem flohen we [wohl zu· den benachbarten VblkerschaftenÆ und die reuideu blieben zu Jerusalem, uud die, so da elbft geboren waren, mußten weichen. Die heilige Stadt eine Wohnstätte der Fremden, den eigenen Kindern aber eine fremde: gewiß das Herbste für ein theokratisches Gemiithl Grimm) 41». Das Heiligthum ward truste- die Feiertage wur- den eitel Tranertagy die Sabbathe eitel Jammer, uud alle ihre Herrlichkeit ward zunithtr. 42. Wie herrlich uud hoch Jerusalem zuvor gewesen elend mußte es dazumal sein. Wenn in L. Mark. 5, 24——27, welcher Abschnitt zu unserer Stelle zu vergleichen ist, schon jetzt Judas Maccabäus iu den Vordergrund der Scene tritt und seines Vaters Matathias (1. Mart· L, I ff.) gänzlich geschwiegen wird, so hängt dies mit dem Plane und Umfange des 2. Maccubäerbuches zusammen, welches nicht rein geschichtliche Belehrung über die in ihm er- zählten Begebenheiten beabsichtigh sondern die Geschichte für den Zweck der Lehre und Vermahnung in religiöser Hinsicht verarbeitet, dabei aber die specielle Absicht ver- folgt, deu egyptischeii Juden die gebührcnde Ehrfurcht vor dem Tempel in Jerusalem einzuflößerh als der ge- setzlich alleiii berechtigten Stätte des Gottesdteusiea und so gleich anfangs die Aufmerksamkeit der Leser auf Judas, den Wiederhersteller des Tempels, hinlenlen will. Dabei ist es kein Widerspruch, wenn es von diesem Judas in V. 27 heißt, daß er mit ,,ueun Brüdern« in die Wildniß und das Gebirge entflohen sei, während er riach I. Mute. Z, 2 ff· nur 4 Brüder hatte; denn die Worte des Gkundtextes föånoerög arm) 7x«i-11-ssr«g) besagen weiter nichts, als daß Judas mit denen, die sicb ihm anschlossew eine Gemeinschaft von 10 Personen gebildet habe (vgl. 2. Petri Z, 5: selbacht), müßten also genaue: übersetzt sein: ,,mit neun Andern« IV. V. 43—68. Antiochus, nachdem er von den Unter« Des Autiochus Verfolgung der gesehestreueu Juden in Jerusalem. l3 nehmungen gegen Gggpten aus Beseht der Römer« hat ab· siehen müssen, schreitet jetzt dazu, den griechischen Curio-», dem er mit fanatischer Vorliebe huldigt, in feinem ganzen Reiche einzuführen, erlöst! ein darauf beziigliches Edilit und trifft zu dessen Durchführung seine Maslregeln namentlich in Beziehung auf die Juden, deren Gottesdienst ja am nieisien seinen Absichten im Wege stand. Es sind hierbei einige Zeitangaben (V. 57 u. 62) zu beachten, wetche wegen der Weissagung in Don. 8, 14 besonders in Betracht kommen. Von den Juden nun sagen viele sich gar willig den Anord- nungen des Königs» und ueiliben in Genieiiischast mit den Fremden alle nur erdentitichen Steuer; andere dagegen blei- ben sest und wollen lieber sterben, als den heiligen Bund brechen. 43. Und Antiochus ließ snach seiner Rückkehr aus Egyptem das er auf Befehl der Römer hatte räumen müssen] ein» Gebotnusgehen durch sein ganz Königreich, daß alle Voller Deiner yerrfchaftj zugleich einerlei Got- tesdiensl halten fund« hinfort keinen andern Gott als den olhmpischen Jupiter verehren] sollten. 44. Da verließen alle Völker ihre Gesetze, und wil- ligten in die Weise des Antiochus. ·4Tk. Und viele aus Israel [die bisher schon dem griechischen Wesen angehangen V.12 ff.] willigteu anch täirkibiutnud opferten den Götzen, und entheiligteii den a a h. 4b. Antiochus sandte auch sallem Vermuthen nach Ende Oktober desselben Jahres 168 v. Chr. , Kap. S, 16 Anm.] Briefe gen Jerusalem und in alle Städte Juba fdurch ei ene, dahin ab esendete Boten], gebot, da steder Heiden ottesdienst annehmen sollteu, H il47fb Und die Brandes-set, Speisopsey Sundopfer im e ig um, » 48. Sabbathe nnd andere Feste abthun; 49. Und befahl, daß man das eiligthum fdurch den darin auszuübenden heidnischen ottesdienstf und das heilige Volk Israel fdurch völlige Gleichstellung mit den heidnischen Völteriä czntheiligeu sollte. » 50.» Und lie ltare, Tempel und Gohen aufrichtet» und Saufleisch opsein, nnd andere unreine Thiere fwie heidnische Völker sie wohl anch ihren Göttern opferten, in Beziehung auf die Juden aber hatte die Anordnung solcher Opfer noch die besondere Absicht, das Volk Gottes» »zu verhöhnen und das Gesetz des HErru in feinem Innersten Wesen zu verletzeiif » 51. Und die Beschneidung fdas Zeichen des Bandes mit dem HErrn l. Mos 17, 10 ff.] verbot er, und ge- bot die Leute gewohnen zu allea Gceuelu findem man sie mit allen rten von unreinen Personen, als Au»- sätzi en, Menstruirenden u. s. w» und von unreinen Sachen, als Leichem Aafen u. s. w., auf gewaltsame Weise in Verbindung brächte], daß sie Gottes Gesetz und Recht vergessen, und andere Weise fnämlich die des griechischen HeidenthumV annehmen sollteu » 52. Und wkr Antiochus nicht gehorsain sein wurde, den sollte man todten [ohne Weitere-«; niederstechenf Während seines Aufenthalts in Rom hatte Antiochus dort den Dienst des obersten Gottes der Griechen und Römer, des Jupiter ( riech Zeus) kennen gelernt. Derselbe hatte auf dem cgapitoliuw dem einen oon den sieben Hügeln, auf welchen die Stadt erbaut war, da, wo jetzt die Fratiziskanerkirche steht, unter einem Dach aus vergoldetem Erz eine Bildfäula thronend auf einem Sessel von Gold iind Elfenbein und mit den Abzeichen seiner Macht, Donnerkeih Adler und Herischerstab ge- schmückt, und hieß darnach Jupiter Oapito1jnus. Ebenso verbreitet wer der Dienst dieses Gottes durch ganz Grie- chenland, wo der attische Bildhauer Phidias feine Stanke, ein Bild männlicher Würde, das er, durch Homers Schilderung in II. I., 528 begeistcrh in colossaler Größe darin er, entworfen hatte, zu Olympia in der Landschaft Elis aufstellte; daher die Bezeichnung Jupiter Olympius (2.Macc.6, 2). Das ist nun der Gott, dessen Cultus Antiochus nicht nur durch Verehrung oon Weihgeschens keii an die ihm schon gewidmeten Tempel und durch Errichtung neuer Tempel in Athen und in seiner Haupt- stadt Antiochia eifrigst fördern, so daß der römischeGw sgzchichtfchreider Livius (XL1., 20) ihm deswegen großes ob spendet, und den er recht eigentlich zu seinem Gott erwählte, sondern mit dem er in seinem, an Wahnsinn grenzendeii Hochmnthe zuletzt sich selber gleichstelltez da- her er stch geradezu Gott nennen ließ, und gleichwie jener den Beinamen »Nicephorus«, der Siegbringende, führte, legte er denselben Beinamen auch fich zu. Dieser sich selbst vergötternde fanatische Hochmutlx welcher ihn trieb, alle asiatischen Götter und deren Dienst abzu- schaffety nameutlich aber den Cultus der am meisten in Asien verehrten Anaitis oder Mylitta (Dan. 11, 37) zu stürzen und den des Jupiter Olympius dafür an die Stelle zu setzen, womit er tm Grunde nur seine eigene Anbetutig in seinem Reiche allgemein machen wollte (2. Mace S, 7), ist es denn auch, was ihn zu einem Typus oder Vorbilde des Antichrist (2. Thess. 2, 4) stempelt (Dan- 8, 27 Anm.). Es ist sehr glaulich, daß der König gerade da zur Durchführung des zu einer Art sixer Jdee bei ihm gewordenen Planes, den Cultus des olympischen Zeus in seinem Reiche aufzurichten schritt, als er, von den Römern gezwungen, seine Ab« sichten auf Eghpten vor der Hand ausgeben mußte und er für seinen uuruhi en Charakter nun ein anderes Ziel bedurfte, in dessen erfolgung er eine gewisse Befriedi- gung finden könnte; es ist aber auch leicht ertlärlich, warum die weltlichen Schriftfteller von diesen seinen nunmehrigen Bestrebungen uns nichts berichten, da sie ihre Bedeutung hauptsächlich nur für das Reich Gottes hatten. Jn den übrigen Prooinzen des syrischen Reichs brachten die Befehle des Königs wenig oder gar keine Bewegung hervor; denn Heiden waren natürlich leichter zu vermögen, die eine Gottheit gegen die andere einzu- tauschen, und bei ihnen lief das Ganze nur darauf hinaus, daß der griechische Cultus in der Hauptstadt »auf einige Zeit das Uedergeivicht erhielt, in den übrigen Theilen des Landes aber, je nach ihrer geringeren oder größeren Entfernung oon Antiochiem mehr oder weniger äuszerliche Aufnahme fand, um sofort wieder auf seine vorige Stufe zuriickzusinketh sobald diese ,,köiiigliche Grille« durch eine andere verdrängt wäre. Ganz ver- fehlt ist es, wenn von manchen Auslegcrn behauptet wird, Antiochus wäre viel zu jovial, zu leichtsinnig und gutmüthig gewesen, um in dem Grade grausam gegen die Juden wegen ihres Gottesdienstes zu sein, wie uns hier und im Folgenden erzählt wird; solche Behauptung zeugt nur von Mangel an pbvchologiscber Erfahrung überhaupt und an Tiefe religiöser Einsicht insonderheit. » 53. Dies Gebot ließ er ausgehen durch sein ganz Königreich, nnd derordnctc liiber die verschiedenen Pro- vinzen desselben] Haut-time, die das Volk zwingen soll- ten, solcheszu halten. 54. Diese richteten in Juda [wo er elnen alten Mann von Athen — nicht wie Luther nach der Vulgata in 2. Macc. 6 1 übersetzt: von Antiochien —- zum Aufseher bestellt atteJ Opfer an, und geboten die u halten [indem jedermann zu den für die ein elnen ezirke bestimmten Opferståtten sich einzufinden hätteL 55. Und viele vom Volt fielen ab von Gottes Gesetz zu ihnen. » 56. Alleu Muthwillen trieben sie im Lande, und ver- jagteu das Volk Israel, das; es sich vkrbergeu und ver- stecken mußte in die ohlen, als die Fluchtigen Zu vergleichen it hier der Abschnitt Z. Mart. s, 14 l. Maccabäer I, 57——-68. 2, 1——14. 1—9, woraus wir erfahren, einmal, daß, als die Feind- seligkciten gegen die Juden durch jenen alten Athencr eröffnet wurden, die Samaritatter, um denselben sich zu entziehen, in Abrede stellten, an Geschlecht und Re- ligion mit den Juden verwandt zu fein, und die Er- laubniß sich ausbaten, ihren Tempel aitf Garizim dem Jupiter Xenios CBeschützer der Fremden) weihen zu dür- fen, und dann, daß der datnalige Statthalter von Cöle- syrien, Ptolemäus, für alle Juden, welche außerhalb Judäcks in seiner Provinz angefiedelt waren, ebenfalls den Befehl erließ, an den heidntfchen Opfern und Auf- Zügen Theil zu nehmen. » 57. Jm hundert und funk und vierzigften Jahr [der yrischen Zeitrechnung, d. i. im J. 168 v. Chr» s. sz am. zu V. U] ani fnnfzehnten Tage des Monats Casleu sCbzslev = Dezember 2. Mos 12, 2 Anm.], ließ der Konig Antiochus den Greuel der Verwü- stungj auf Go tesAltar sehen, nnd ließ in allen Städ- ten Juda snach grieehischer Sitte vor den Hausthüren den Göttern Hermes Apollo und Dionysus, als den Beschirmern der Häuser und StraszenjAltiire aitfrichten, 58. Daß utan öffentlich in Gasseu, und ein jeder vor feinem Haufe räueherte und opferte. V) Der Attsdcuck ist entnommen aus Dan. n, 31 u. 12, It, welche prophetische Weissagung sich nunmehr er- füllte, während derselbe Ausdruck in Matth U, 15 sich auf Dan. s, 27 bezieht und etwas Anderes, wenn auch Ver- wcindtes meint, als woran hier zu denken ist; denn hier ha- ben wir es entweder, wie die älteren Ausleger wollen, mit einer Bildsiiule des Jupiter Olymp-ins zu thun, die im Tempel aufgestellt, oder, was wahrscheinlicher ist, mit einem kleineren, diesem Gotte geweiheten und mit dem Embleåm desselben, einem Adler geschmiickteti Altar, der auf dem Brautopferaltar errichtet wurde. Ein Greuel heißt der- selbe als Gegenstand des religiösen Abfcheus, da er ja ein götzendienerischer war; Grenel der Verwüstung aber wird ei· genannt, weil damit das Heiligthum des HErrn verwit- stet und der Dienst des lebendigen Gottes in einen Dienst der fremden Götter verkehrt wurde. Wichtiger noch als das Datum der Errichtung des Altars (t5. Chislev), ist das« set- ues erstmaligen Gebrauchs (25. Chislev: V. 62), wie denn überhaupt der 25. Tag des Monats bei den Heiden dem Zeus besonders heilig war; ebenfalls am 25. Chislev wurde nilmlich drei Jahre später der neue Brandopfer-Altar, den Judas Maccabiius an Stelle des alten, von den Heiden ge- schiindeten errichten ließ, in Gebrauch genommen (Kap. s, 36 ff)· 59. Und cAntiochusj ließ die Bücher des Gefetzes Gottes zerreißen nndverbrennein » » 60. Und alle, bei denen man die Bucher des Bandes gkttes fand, und alle, so Gottes Gefetz hielten, todt- agen. ist. Und das thaten sie mit ihrem Kriegsvoli alle Monat, wenn das Volk zusammen kam in die Städte. Man führte. also an einem bestiinmten Tage in jedem Monat diejenigen, bei welchen eine Gefetzesrolle gefunden worden war und die man bis dahin eingeketkert hatte, zum Tode ab; es geschah dies offenbar in der Absicht, ein ab- schreckendes Aufsehen in den einzelnen Stiidten zu erregen. t32. An: fünf und zwanzigsten Tage des Monats [Chtslev] ohferten sie auf dem Altar, den sie szehn Tage Zuvor V.57] hatten aufgerichtet gegen [-über] dem Altar es HErrir » its. Die Weiber, welche tshre Kinder befthnitten [be- schtrkeiden ließen], wurden getodtet, wie Antiochus geboten a e 64. Die Aelteren wurden in ihren Hånfern erteilt-get, und die Kinder; drinnen aufgehenit snach dem griech. Grundtext: Die Kinder wurden an ihren, der Mütter, Hälsen aufgehenkt, die Häuser: geplün- dert, und die, welche die Beschneidung der- richtet hatten, getödtet]. » its. Aber viele vom Volk Israel· waren bestandig und wollten nichts Unreines lnamentlich kein Schweine- fleisch, zu dessen Genuß man sie zwingen wollte] essen, 66. Und ließen fich lieber todten, denn daß sie sich verunreinigten; » » · 67. Und wollten nicht vom heiligen Gesetz Gottes absallen, darum wurden sie umgebracht. Hier ist der Abschnitt 2· Mute. S, 10 ——7, 42 zu lesen, wo uns einzelne Geschichten aus jener Verfol- gungszeit, besonders die von dem bekenntnißtreuen Schrtftgelehrten Eleafar und dem Märtyrertode einer Mutter (in der iüdifchen Legeude Mit-sann in der katho- lischcn Salomonis genannt) und ihrer sieben Söhne. mitgetheilt werden. Diese Gcschichten sind ausgewählt, um den iodesfreudigen Glaubensmuth an Bcifpielen so- wohl des höheren Alters (Eleasar’s und der ålJiuttrr), als auch der Jugend (der 7 Brüdei), sowohl des Ge- lehrtenstandes (Cleafar’s), als auch der Laien (der Mutter und ihrer Söhne) zu veranschaulicheti und für etwaige Fälle zur Nachahmung zu empfehlen; sie find aber nicht rein ihatsächlicln sondern in dichterisclpdramatischer Weise erzählt, und dient zur Dramaiisiruitg des Hergangs be- sonders die Anwesenheit des Königs in Jerusalem bei der zweiten Geschichte sammt den Verhandlungen mit ihm, denn eine solche Anwesenheit ist mehr als zweifel- haft. da Antlochus den— Befehl zur Ethntsiruttg des Volks fzur Einführungdes Götzendiensies in Israel) auch nach Z. Mart. S, 1 ff. nur aus der Ferne erließ und blos durch seine Beamten zur Ausführung brachte. Jn der christlichen Kirche wurden diese Glaubenszeugem obfchon noch dem alten Bunde angehörig, dennoch dem heil. Chor der Plärtyrer für Christus beigezählh weil Christus auch Urheber des alten Teftaments sei, für welches sie gestorben, und das neue Testament mittelbar fchon im alten enthalten war. » 68. Und es war ein großer Zorn aber Israel [Dan. 8, 12 u. 19]. Das 2. Kapitel. Von des Matathias Wehßlage und Eifer über das väterliche gesetz. I. V. 1—-14. Wir werden nun mit demjenigen Manne näher bekannt gemacht, der den Anstatt zur ntaccabaischen Erhebung gegeben and der Ilhnherr ili des« Geschlechts der Maccaliiter oder der has-martert, wie ste auch genannt wer· den. Es» isl dies der Priester mntathias von Mai-in, der mit seinen 5 Söhnen von Jerusalem nach seiner heimath sich zuritcttgezogen hat and mit ihnen aufs Tiefste die Schmach nnd das Elend, wovon die heilige Stadt betroffen worden, in Wort und auslerer Tracht bedingt. 1. Es Jvar aber Ezu der Zeit, von welcher in Kuh. 1, 43 ff. die Rede war] ein Priester, Matathias cd. i. Geschenk Jehova’s, ähnlich wie der griech. Name Theodor = Gottesgeschenkj , der Sohn Johannis lhebn Johanau Z. Kötr. 23, 30 AnmJ , des Sohnes Sinieons cdefsen Vater nach Josephus Ante. X11., 6,1 As amonäus hieß], aus dem Geschlecht Joariin coder Jojcirib,» der» ersten unter den 24 Priesterklassem die David eingerichtet hatte l. Ehren. 25, 7 Anm.], bot: Jerusalem cvon wo er sich gleich andern Gesetzes-treuen, wegen der dort eingeri enen Greuel hinweg begeben hatte Kap.1,40], der wohnete [mit feiner Familie] auf dein Berge cin der, nach Eufebius’ Angabaan der Straße von Jerusalem nach Joppe nahe bei Lhdda Des Priesters Matathias Wehklage über die Schmach und das Elend der heil. Stadt. 15 s. Karte 1lI. -—- Helegenen Bergstadt] Modin caus wel- cher er stammte .»70], » 2. Und hatte just· Sohne: Johannes, mit dem Zu- nauten Gaddis cvielleicht s. v. a. der Beglückte, oder, wenn er den Beinamen mit Beziehung auf sein Schick- sal Knie. 9, 36 erhielt, der UmgangeneL Z. Simon, mit dem Zunamen Thasi kvielleicht = Thadschn d. i. das Gras sproßt hervor, es wird Früh- ling, mit Beziehung auf den unter ihm nun wieder etlangten Freiheitsstand der Juden Katz. is, 11 ff.], 4. Judex, tnit dem Beinamen Maccabäus [d. i..Ham- mer, als bildliche Bezeichnung der die Feinde zertrüm- mernden Tapferkeit] Z. Und Eleazar [d. i. Gotthilfh mit dem Zunamen Anton [richtiger: Auaran oder Auran, der das Thier von unten durchsticht Kap. s, 43 ff.], und Jonathan, mit dem Zunamen Apphus cder Verstelley der Schlaue]. Die Reihenfolge, in welcher drei von diesen Söhnen hernach an der Spitze des Volkes gestanden, und die Zeit, in welcher sie geherrscht haben, ist diese: 1« Jndas9(3iå)4): v. 166— 160 v. Chr. (Kap. s, 1 «« - · - 2. Jouathaa (V. 5): o. 160-—143 v. Chr. may. 9, 23 «— 12, 54) Z. Simon (V. 3): v. 143-135 o. Chr. (Kap. 13, l — 16, 24). Nach dem zuerst Genannten heißen sie niitsammt ihren Nachfolgern in der Fiirstenwürde (vgl. die Schluß« deiner-L) für gewöhnlich die Maecabäer, und ist die oben (V. 4) gegebene Erklärung dieses Beinamens die gewöhnliche, indem man dabei an Karl Mai-tell, den Großvater Karls des Großen, erinnert, der den Namen Martell von seinem, über die Saracenen bei Poitiers erfochtenen Siege (732 n.Chr.), indem er da mit einem Streithainmer auf die Feinde dreinschlug, erhielt. Die andere Bezeichnung Hasmonäeiy die hauptsächlicb in der jiidischen Literatur gebräuchlich ist, leitet man von dem Urgroßvater des Matathias (s. V. l) ab, oder.man führt sie auf den Ausdruck DIHPYYIJ (chaschmannjm) in Pf. AS, 32 zurück, worunter Fürsten, Magnaten, Großwitrdenträger zu verstehen sind. Das 2. Macca- bäerbuch enthält über den dlltatathias selber keine Mit- theilungen, sondern beginnt in Kap.5 nach einigen Vor- bemerkungen die weitere Geschichte gleich mit Judas Sieg über Nikanor (1. Macc. Z, 38 ff.). s. Diese jammerte sehr das große Elend in Juda und Jerusalem cdas mit der Unterdrückung der wahren Religion über das Land gekommen war]. 7.» Und Matathias klagjetn Ach, daß ich dazu scho- ten hin, daß ich meines s olts nnd der heiligen sstadt Zerstorung sehen muß, und [soll] dazu still sitzen Lohne dem Gxeuel wehren zu konnen], un die Feinde ihren Muthwillen treiben lassent - s. Die Fremden» haben das Hetligthnm innen, und der Tempel Gottes ist wie ein verdammter Mensch can Zåmss man ungescheut allen Hohn verübt Matth. 26, .]. I. »Seiuen Schmuck cdie heiligen Gefäße] hat man tveggefuhret·lKap. 1,·2·«:’s f.]. Die Alten cim griech. Text: Die jungen Kinder] findauf den Gassen er- schlagen, und die jun e Mannschaft ist von Fremden er- stocheu rKan 1, 60 f.]. ·1(2. Das Reich ist allen Heiden cals Midinaiterm Philisterm Edomiterm Ammoniterm Moabiterm Grie- chen u. s. w., wie viele ihrer i»m syrischen Heere die- neu] zu Theil worden, die es stimmen. » II. Alle seine Herrlichkeit ist weg. Es war eine Konitziin nun ists eine Magd. 1 . Siehe, unser Hellcgthntm und unser Ruhm und Preis [alles, was wir Herrlichegixund Schönes hatten] ist weg; die Heiden habend verwaltet. .» »13. Wen sollte [unter solchen Verhältnissen] noch gelusteu äu leben? · 14. ndsMatathias cim tiefen Sxhrnerz seiner Seele] zerriß seine Kleider, er» und seine Sohne »[5. Mos 14, 2Anm.], und zogen Sacke [grobe, blos mit Armlöchern versehene Obergewänder ohne ordentlichen Schnitt I. Mos 37, 345 2. Sanr. 3, 31; 1. Körn 2l, 871 an, und trauerten sehr. Die frommen, gcsetzestreuen Juden, deren Vorgänger und Führer Matathias wurde, treten hernach (V. 42 u. Kan 7, 13; 2. Mute. l4, S) unter dem Namen cha- sidim (nach griechischer Form: ,,Asidäer«, deutsch: ,,Fromme«, Pf. 12, Z; l6, 103 31, 243 79, Z) aus. Sie bildeten schon vor der maceabäischen Erhebung eine eigene Klasse von solchen, die gegen das eindringende Heidenthum sich zur Erhaltung und Pflege des väter- lichen Glaubens enger an einander angeschlossen nnd als fbrmliche Partei organifirt hatten, während Andere, zu denen auch die maccabäische Familie zählte, zwar die Gesinnung dieser Partei theilten, jedoch nicht unmittel- bar zu ihr gehörten. Da nun ietzt mit der höchsten Noth zugleich die Stunde der Entscheidung gekommen schien, fielen die Asidäer demjenigen Manne zu, welcher zu der Hoffnung berechtigte, daß er die heil. Sache kräftiger als jeder Andere vertreten werde, unserm Prie- ster von Wohin, nnd nachihm seinen Söhnen; so ver· schwanden sie eine Zeitlang unter der allgemeinen Schaar der Glaubenskämpser und Vaterlandsvertheidii get, bis sie später einmal (Kap. 7, 13) wieder ihren eigenen Willen als Partei geltend zu inachen suchten, zuletzt aber in ahsondernder Weise sich auf stch selbst zu- rückzogem wo sie bald, als ihre vormaligen Führer, die Maccabäen selbstftändige Fürsten geworden waren, einen hartnäckigen und oft blutigen Widerstand gegen dieselben eröffneten, bald, als die Fremdherrschaft des Jdumäers Hekodes unter römischen Schuh ssch an die Stelle dieser Vertreter des eigenen Volksthiims zu setzen suchte, für die letzteren Partei ergriffem Wir erkennen da bereits jene Pharisäer (d. i. Abgesonderte) in ihnen, die im neuen Testament geradezu zur politischen nnd kirchlichen Sekte geworden sind: anfangs die Stützen nnd Ptleger ernster Gesetzesbeobachtung und aufrichtiger gesetzlicher Frömmigkeit, aus deren Mitte die bedeutendsten Schrift- gelehrten hervorgingem geriethen sie seit Ende des Macca- bäischen Zeitalters mehr und mehr in Buchftabendtenst, Werthschätznng äußerlicher Werkgerechtigkeit und bloßen Schein des gottseligen Lebens , indem sie die Menschen- satzungen ihrer Schulgelehrsamkeit über Gottes Gebote erhoben. Die Entstehung dieser Partei als einer ausgebilde- ten Sekte ist nicht bestimmt in der Geschichte nachzu- weisen sJosephus erwähnt ihrer zugleich mit den Saddm cäeru zuerst unter dem Hohevriester Jonathan um das J. 145 v. Ehr.); aber die Richtung, welcher sie folgte, prä te sich wahrscheinlich bald nach Wiederherstellung des jüdiichen Gemeiuwesetis im Zeitalter Esras und Nehes mia’s ans und ist ihrem Charakter nach die Potenzirung (Steigerungs des gesetzestreuen Judenthnms, wie es in der Leidensschule des Erils zuerst gereiftund später uach Ueberwindung der in Israel eingedrungenen Sucht, sich den Griechen gleich zu stellen, in Paläftina zu scstem Bestand gekommen war. II. v. 15—30. use: ums, in niodin eieisc rnacaiczias mit den Seinen nor der Versuchung znni Abfall nicht verschont. Bald, nachdem in Jerusalem des sgrisctjen Königs» Absichten soweit zur Durchführung getionimem dass ihnen dort liein widerstand mehr begegnet, zieht· eine Art JnqnisitionssComi mission auch nach den Landsleuten, mu überall die Leute zu: 16 I. Maccabäer 2, 15——-70. Befolgung der königlichen Befehle anzuhalten; sie Kommt nach jenem Gebirgssiadtchen und will vor allen den angesehe- nen Priester bewegen, den Andern mit seineui Beispiel vor— anzugehen nnd auf dem schon bereitftehenden Göhenallar zu opferu tliatathias weist nicht nur die Zuniuthung ent- schieden znrticli, sondern geröth auch, als ein Jude seine Ermahnung zur Treue gegen den Gott der Vater thatfachs lich uerhöhuend zum Altar schreitet, um das» Opfer zu voll« ziehen, in solchen Eifer, das? er den Abtriinnigeic sammt den! Anführer der Commission erschlägt. Gleichwie nun Gr mit seinen Söhnen aufs» Gebirge flüchtet, so entweichen andere Fromme mit ihren Familien und ihrer Habe in die wiisien Gegenden, die nach dem todten Meere zu liegen. 15.»Da nun des cKöni s] Antiochus Hauptleutecvon denen m Kost. 1, 53 die ede war] auch dahin kamen, die, so geflohen waren in die Stadt Modin, auch zu dringen, von Gottes Gesetz abzufalleu nnd zu opfern und u rciuchern [in der Weise, wie es der König befohlen hatte Karl. 1, 43. 50 f.], 16. Da fielen viele vom Volk Israel zu ihnen lin- dem sie thaten, was Antiochus haben» wollte]. Aber Matathias und seine Sohne blieben lebendig. 17. Und die Hanptleute des Antiochus sprachen zu Matathias: Du bist cvermö e deines Ansehens und Einflusses als Priester] der ornehziiste nnd Gewaltigste in dieser Stadt, und hast viel Sohne und eine große Freundschaft; » » » · 18. Darum tritt erstlich lzuerst] dahin can die von uns fxir den Zeus errichtete QPfeFstätteJ und thue, was der Kouig geboten hat, wie alle Lcinder caußerhalb a- lästinas, die der syrischen Herrschat unterworfen ind Kap. 1, 44] gethan haben und die eute Juda, so uoch zu Jerusalem cnicht von dort geflohen oder daselbst getödtet Knie. 1, 56. 66] sind; so »wirst du» nnd deine Sohne can Antiochus] einen gnadi en Koui haben, rsidb begabet werden mit Gold nnd ilber un großen a en. 19. Da sprach Matathias frei heraus cmit lauter Stimme]: Wenn schon alle Lander [dem] Antiochus»ge- hgvrsani wären, nnd jedermann» abfiele von seiner Va er esetz, und willigten in des Königs Gebot: » »20. So wollen doch ich, und meine Sohne nnd Bruder nicht vom Gesetz »unserer Vater cibfallen. 21. Da sei Gott sur sdaß wir seinen Bund ver- lassen sollten]! Das wäre uns nicht gut, daß wir von Gottes Wort und Gottes Gese abfieleu. 22. Wir wolleu nicht wi igen in» das Gebot Des] Antiochus, nnd wolleu nicht opferu sseinem Gotte], nnd vozi unserm Gesez abfallen, nnd eine andere Weise au- ne wen. »Es. Da er also ausgeredet hatte, » ging ein [·gottes- vergessenerJ Jude · cum zu zeigen, wie wenig die eben ehörten Worte Eindruck auf ihn gemacht, und ihre Ziraft auch bei Andern zu schwachen] hin vor ihrer aller Augen, nnd opfert den Gehen auf dem Altar zu Modiu, wie der Konig eboteu gut e. 24. Das sah Matat las, und gehet csolcher Trotz und FrechheitJ ihm durchs Herz, und ein Eifer entbrannte um das Gese ; » » » 25. Und lief hinzu, und todtete bei dem Altar den Juden und den Hauptmann des Antiochus, und warf den Altar um, 26. Und eiferte um »das Gesetz, wie Phineas that dem Zainri [hebr. SimriJ , dein Sohn Sa ouii [hebr. Salu, vgl. 4. Mos. 25, 6—15]. Josephus nennt an der einen Stelle diesen Haupt- mann Apelles, an einer andern aber Bacchidesz wahr« scheinlich meint er mit beiden Namen ein und dieselbe Person Ante. X11., S, 2; b. jud. I., 1, 2 s.). 27. Und Matathias schrie laut durch die ganze Stadt: Wer um das Gesetz eifert und den Bund cGottes , den er in demselben mit uns oufgerichtet hat] halten» will, der ziehe uiit mir aus der Stadt cwo man uns zwingen will, das Gesetz zu tibertreten und den Bund zu ver- l ssen]. a« 28. Also flohen er und seine Söhne aufs Gebirge gMagh.bsi-t, 16], und verließen alles, das sie hatten, in er a . i 29. Und viel frommer Leute cwelche an Gerechtigkeit und Necht hielten V. 14 Atem-J zogen ihres-theils] hinaus» in die Wüste [Juda, wo es in den alksteinbev gen viele Höhlen gab 1. Sam. 23, 14 Blum-1- 30». Und hielten fich da cvon Kräutern» und Wur- zeln sich nährend] mit Weib und Kind und ihrem Vieh; denn die Thrannei war allzn groß geworden. III. V. 31—Il8. Die in die Wüste gestehen, werden dort von einer aus Jerusalem wider sie anriiitienden Schaar der dortigen sgrischen Besatzung weil sie weder zum Abfall nom Glauben, noch zum Widerstand am Saböath sich verstehen mögen, in jämmerlich» Weise umgebracht. Als lliatalhias mit seinem Anhang davon hört, beschlieslt man, lilinftig aueh am Sabbath, wenn es nöthig werden sollte, wider die Feinde sich zu vertheidigem und indem nun immer mehr Anhänger sich um ihn sammeln, eröffnet Matathias einen förmlichen Krieg wider die Atitrunnigeu seines Volks, zer- stört die heidnifchen Altare im Lande, stellt die Beschneidung wieder her und oertheidigt Gottes Gesetz wider die Gewalt- maslregeln des sgrischen Königs. 31. Da aber des Königs Antiochusq Voll zu Jeru- salem cdas nach der Mitthei ung in Kuh. l, 30 ff. da- selbst] in der Stadt Davids lfein Lager aufgeschlagen hatte] hörete,. daß etliche sich wider des» lioni s Gehot setzten, und sieh aus den Stcidteu gethan hatten, ch heim- lich in die Wüste zu verstecken und aufzuhalten, nnd daß viel Volks u ihnen ezogen war [V. 15·ff.]; » 32. Erhuben sie ch eilend cbon Jerusalem in großer Schaar aUTbrechendJ am Sabbath, e zu uberfalleuz II. Und ließen ihnen cdurch Abgesandte, die zu ihnen in die Höhlen ab eordnet wurden] sagen: Wollt ihr noch ni»cht gehorsam ein! Ziehet heraus und thut, was der König geboten hat; so sollt ihr sicher sein kund soll euch kein Leid geschehenl » 34. Darauf antworteten sie: Wir wolleu nicht her- ans ziehen cum zu thun, was ihr derlangt], gedenken auch den Sabbath nicht zu entheiligeu cindem wir etwa an diesem Tage uns gegen euch mit Waffen ewcilt weJeen wollten; denn indem wir damit »das Ge ot in 2 s of. 20, 9 f. iiberträteiy würden wir ja ebenfalls thun], wieder König gebeut cnämlich den Sabbath und andere Feste abthun ap. I, 48]. » 35. Und die draußen [vor der Höhle, die v»on , e- rusalem herabgekommen waren V. 31 f.] sturiue en [hierauf] den Felsen; » 36. Und die drinnen cihremVorsatz getreu bleibend] wehreten sich nicht, warfen nicht einen Stein heraus, machten auch den Felsen nicht zu, 37.. Und sprachen: Wir wolleu also sterben in unserer Unschuld cgvewissenhaften Treue gegen Gottes Gebot]; Himmel un Erde werden Zeu en sein, daß ihr uns niit Gewalt und Unrecht umbriuge . » 38. Also wurden die drinnen am» Sabbath til-erfreuen, und ihr Weib und Kind nnd Vieh cwohl mit« dem Schwert und nicht, wie Josephus berichtet, durch Feuer und Rauch eines vor der Höhle angeziindeten Holz- stoßEsJ umgebracht bei tausend Personen. 39. Da Matathias nnd seine Freunde» ldie aufs Ge- birge geflüchtet waren V. 281 solches höreten, hat es ihnen sehr weh, » 40. Und sprachen unter einander: Wollen wir alle Matathias eisert für den HErrn und bringt eine Erhebung der Frommen zuwege. Sein Tod. 17 thun, wie unsere Brüder, und uns [aus übertriebener Aengstlichkeit in Beobachtung des Sabbathsgebotsj nicht wehren wider die Heiden, unser Leben nnd Geseh zu retten; so haben sie uns leichtlich ganz vertil et sfie dürfen ja nur immer, wie es in diesem Falle ge chehen, uns am Sabbath überfallen].» 41. Und beschlossxn bei ihnen: So man uns am Sabbath angreifen wurde, wollen wir uns can demselben ebensowohh wie an jedem andern Tage] »wc.hren, daß wi»r nicht alle umkommen, wie unsere Bruder in den Hohlen ermordet sind. Bei diesem Beschluß handelte es sich lediglich um die Defensive (Vertheidigung), und so hat man es her- nach auch gehalten: Kap.9, 44 ss.; im jüdischen Kriege unter Titus dage en scheuete man sich nicht, auch die Ogenxsxve fzlngri ) am Sabbath zu thun (Joseph. b. 42. Und es sammelte sich zn Hauf eine große Menge der Frommen [V. 14 Anm.], die alle besiaudig blieben im Gesetz; 43. Und kamen zu ihnen czii Matathias und sei- Heu Freunden V. 391 alledie, so vor der Thrannei o . en. 44. Darum riisteten sie sich auch cso daß sie ge- radezu eine Truppenmacht bildeten], und erschlzijkien lvermöqe des Rechts, das ihnen das Gesetz 5. of. 13, I— ff; 17, 2 ff. verlieh 1. Kur. 18, 40 Anna] viel Gottlose und Abtrüuuige caus Jsrael Kap. 1, 12. 551 in ihrem Eifer nnd Zorn; die Uebri en aber cvon diesen Gottlofen und Abtriinnigen, sovie ihrer nicht erschla- en wurden] gaben die Flucht und entrannen zu den Leid-Zeit] [den fyrischen Machthabern in Jerusalem 45. Daruach zog Matathias und seine Freunde etrost umher im Lande Israel, nnd riß die Altäre kwelche dem Zeus u Ehren hin und her errichtet wor- den waren V. 15 if] wieder nieder, 46. Und beschuitt cnöthigte die jttdischen Eltern zu beschneiden] die Kinder, so [in Folge des Verbots Kap. I, 51. 63 uoch unbesrhnitten waren, . 47. Und ri en die Gottlosen [die übermüthigen Feinde] an si rer Tyrannei V. 30 Einhalt zu thun]; und es at ihnen swie vom folgenden Kapitel an wei- ter erzä lt werden wird elungen, 48. Daß sie das eiyeh er ielten wider alle Macht der Heiden und »[ihrer, der yrer] K"onige, daß die Gottlosen nicht uber sie Herren wurden [sondern das Werk der Religionsänderung zuletzt aufgeben mußten]. IV. u. ii9—70. Ein-a nach Verkauf eines Jahres seii seiner Erhebung sieht der hachbetagie Mataihias sein Lebens- ende herbeikommen; er richtet da noch eine Ermahnung an seine Sohne, sie im Grausen sterbend und ihnen die-Fort- führung der» begonnenen Kampfes an’5 Herz regend, bestellt zum Führer an seine Statt den Judas und znni obersten Rathgeber den Simon, und stirbt zu grober Trauer sur die Gesetzes-treuen in Israel; sein Grab wird ihm in seiner Vaterstadt tuadin hergerichtet. 49. Da aber Matathias sehr alt war [und über- dies die Anstrengungen des letzten Jahres seine Kräfte nur desto fchneller aufrieben], sprach er vor seinem Tode cals er dessen Nähe fühlte 1. Mos 47, 29; I. Köir Z, I] zu seinen Sohnen: Es ist große Tyran- uei und»Verfolgung , und ein großer Grimm nnd harte Strafe nber uns kommen lganz so, wie es in Dan.8, 19 geweissagt worden]. · 50. Darum, lieben» Sohne, eifert um das Geseh und waget euer Leben sur den Bund unserer Väter; 51. Und gedeutet, welche Thateu unsere Väter zu ihren Zeiten gethan haben; so werdet ihr rechte Ehre nnd einen ewigen Namen erlangen [denn die-Treue im Bekenntniß des HErru bleibt, wie die heil. Geschichte unsers Volkes zeigt, nicht- unbelohnt Sirt. 44, 1 ff.]. 52. Abrahani ward versucht, und blieb feste im Glauben; das ist ihm gerechnet worden znr Gerechtigkeit [«1. Mof 22, 1 ff.]. » 53. Joseph hielt das Gebot in seiner Trubsal sda er von Potip ar’s Weib verfucht ward l. Mok 39, ;9sf-]], nnd ist Herr in Eghpten worden El. Mo . 41, 4. Piuehas, unser Vater [der Ahnherr unsers priesterlichen Geschlechtsl , eiserte Gott zu Ehren, »und erlangte den Bund, daß das Priesterthum auf ihm bleiben solite [4. Mos 25, 7 f. Io ff.]. 55. Josua richteteden Befehl aus, der ihm gegeben war ist. Mos. 2Y, 15 ff.; Jos I, 2 ff.]; darum ward er der oberste Furst in Israel [Jof. 23, 1 sf-]· · · 56. Ealeb gab Zeugnis; [»von der Vortrefflichkeit des gelobten Landes, um die falsche Aussage der übrigen Kundfchafter zu entkråften], und strafte »das Volk [wegen seines K einmuthes 4. Mos 13, 28 ff.]; darum hat er ein besonder Erbe erlanget [Jof. 14, 6 ff.]. 57. David blieb» treu und rechtfchaffen an Gott [wie ihm des; Zeugnis? gegeben wird» in I. Kön.15,5]; iigrum crbte er das» Konigreich ewiglich [2. Sam. 7, ff.]. . 58. Elias eiserte um »das Gesetz s1. Kön. 18, 1 ss.], und ward gen Himmel gefuhret [2. Kön. Z, I ff.]. 59. Anania, Azaria und Misael laubten [bewahr- ten die Glaubenstreue gegen den ott ihrer Väter], nnd wurden ans» dem Feuer errettet sDan 3, I ff.]. 60. Daniel ward von wegen seiner Unschuld errettet von den Löwen lDan s, 1 ff.]. · til. Also bedeutet, was zu jeder Zeit [in allen Zeitaltern der heil. GeschichteJ geschehen ist; so werdet ihr Finden, daß alle, so auf Gott vertrauen, erhalten w e er n. 62. Darum fürchtet euch nichtbor der Gottlosen Trotz; denn ihre [wie dieses Kdni s Antiochusz und seiner HelsershelferJ Herrlichkeit ist oih und Wurmer swird zu Staub und eine Speise der Würmer, wie ihr eigener Leib Pf. 83, 11]. · · » · its. Heute schwebet er sder freche und iibermuthige König] empor, morgen liegt er darnieder, und ist nichts mehr, so er wieder zur Erde worden ist, und sein Vor- iåehmen ist zu nichte worden [Sir. 10, 9 ff; Pf. 146, 64. Derhalbem lieben Kinder, seid Unerschrocken und haltet fes ob dem Gesegx so wird euch Gott wie- derum herrlich machen [V. 1]. · 65. Eiter· Bruder Simon V. 3]» ist weise» sein Mann von Einsicht und klugen ·nschla en], demselben gehorchet, als einem Vater svaterlichen athgeber]. 66. Judas Maccabäus »[V. 41 ist start und· ein eld, der soll Hauptmann ·seia, und den Krieg fuhreii wider alle Macht der Heiden und Könige, das Gesetz zu erhalten V. 48]. 67. Und fordert zu euch alle, so »das Gesetz halten. Rächet die Gewalt an eurem Voll geubetz · its. Und bezahlet die Heiden, wie sie verdienet haben: und halte mit Ernst ob dem Geseh · 69. Daruach snachdem »Matathias also seine Söhne ermahnt und ihnen seinen letzten Willen kund ethan hatte] segnete er sie, und ward versammelt zu Peinen Vatern l. Mof 25, 8 , » » 70k Uisid stårb iZi hniger unzfeclisl uikli visrzigsten Jar der ri en»eire nun ap. , ., .i.im J.h166 v. Ehr] Und die— Sgöhne begraben ihn in 18 I. Maccabäer 3, 1—28. seiner Väter Grabe zu Modiii cV. U; und ganz Israel trauerte sehr um ihn. des Beginns der Macca- Aus dieser Schilderun bäisihen Erhebung ergiebt eh die Reinheit nnd Gerech- iigkeit derselben. Keinerlei Consoiration (Verschwörung) oder selbstsüchtiges hinterlistiges Treiben, wie die Führer der hellenisirenden (zum griechischen Heidenthum sich neigendenJ Gegenparthei sich zu Schulden kommen lie- ßen, war ihr ooraufgegangen; sie war nur die gewalt- sam hervorgerufene Nothwehr gegen einen bereits meh- rere Jahre in ruhigem Dulden ertragenem nun aber unerträglich gewordenen Glaubensdrnch die unmittel- barste Wirkung der glühendsten religiösen Begeisterung. (Grimm.) Das s. Kapitel. Von der Zllriegsrlisiung des Judas Mnooabäiis und seiner Feinde. I. v.1-——9. Indem die Erzählung seht zu der» Judas« Maccabäus Auftreten übergeht, schiitii sie, ehe sie von dessen Thaien im Einzelnen berichtet, eine zufommenfassende Uebersicht derselben unter lobender Anerkennung seiner gro- Heldenmuthigtiein womit er der gerechten Sache sich annahm, und seiner Verdienste, die er um Israel- Befreiung von der heionisctien Tgrannei sich erworben, voraus. I. Und Judas Maceabäus sdes Matathias dritter Sohn Katz. 2, 4] lau: [im J. 166 v. Chr] .au seines Vaters Statt als Führe: der wider die syrische Glau- bensunterdrü ung ämpfenden·Partei, wie der Vater selbst bei seinem Sterben dies so angeordnet hatte an. 2 66 . 2. Flug seine Brüder [ ohannes, Simon, Eleazar und Jonathan Kap. 2, 2 .] und alle, die sich zum Vater ehateu hatten, halfen ihm [in den 6 Jahren seiZIerfHUhrersIaft Kap.h9, l; ff.] sflvlildezchdieb right; un neu e wie erna au ’rier ei werden WIrdJ mit Lreudeu sfreudi eni Mut ]. r e » gsdgs erzeugte [desni·ichi?i;r] ddie FiikerenßerEllg- rei »en a en, ie er au ri e e ern »o gro» e re sxveit arg» lixgtLKer zog in Eeinersii tjzarnåsch isniichthcillds eiu enz« ni er rieger ein er, on ern ween e , und kschuhte sein Heer mit seinem Schwert [in offenem Kampfe, blos durch seine persönliche Tapferkeit, ohne in Jestuiågen und verschanzten Lagern einen Riickenhalt zu aben . 4». r war freudig smuthi und unerschrockenj wie ein Lizwe [1. Mos. 49, 9 u. of, tu n wie ein junger uralten- der Lowe, »so er etwas ja t wie ein junger-Löwe, der im Gefühl seiner Jugendkrat noch weniger sich beikommen laut, als ein alter, und laut aufbriillt, wenn er seine Beute erblickt und über fie herfallen will Amos.3, 4]. » b. Er suchte sverfolgte und spürte auf] die Ab- trunutgeu und die Gottlosew [die Heiden sammt ihren Zelfershelferm den abtrünnigen Juden und feindseligen achbarvölkernL die das Volk dran en vom Geseh ab- zufallen, und strafte nnd verbrannte sie [Kap. 5, Z. 44], b. Daß alleuthalbeiz seine Feinde vor ihm erschraken und flo en, uud die· Ahruimigen wurden gedänipft aß sie » ni t mehr die Oberhand hatten , uud er atte Glut! und Sieg» sdas Werk der Be eiung von der syrischen Thrannei ging unter seiner Führerschaft gut von ftatten . 7. Das verdroß viele Köui e [die syrischen Könige sowohl, mit denen er es zu t un hatte — Antiochus IV» V. und Denietrius 1,: s. Tau. 11, 5 Am. -—, als deren Statthalter iui Lande , denn er bereitete ihnen viel Sorge und Noth]; aberJakob [dem gesetzes- treuen Theile des Volks] war es eine Freude, un ihm Felder] ein ewiger Ruhm und Ehre. 8. Er ztäsg durch die Städte Juba, uud vertilgte darinnen die ottlosen [V.5ä, daß er deu Zorn [Gottes, der über das Bundesvolk ereingebrochen war Kap. I, 68] vou Israel abwenden. » » s. Uud»er war alleiithalbeu iui Lande beruhmh daß alle Uiitcrdruelteii zu ihm liefen [nach dem griechischen Text: Und er ward genannt bis an’s Ende der Erde Kap. 5, 63 f» und sammelte, die sich verloren hatten]. · Der Krieg, welcher von den Juden geführt wurde, war das, was man in neuerer Zeit einen Guerilla-.tkrieg Eleinkrieg oder Landsturm) nennt. Ohne Hauptsehlachten zu liefern, durchzogen die Streiter in kleineren Abtheilungen das Land, ermüdeten den Feind durch kleine, meist mit Vor- theil gelieferte Gefechte, nahmen schwach besetzte Orte ein, sammelten die heil. Schriften und brachten sie in Verwah- rung. — Bei dem traurigen Schicksal der ganzen Nation und bei dem fast giinzlichen Darniederliegen der Theokratie, besonders unter der Oberherrschaft des Antiochus Epiphaneh konnte neben allem Schmerz der gläubige Jsraelit doch noch Hoffnung auf bessere Zeiten schöpfen und die Erwartung nahender Hilfe festhalten, wenn er in den Schriften Mosis und der Propheten neben der Drohung auch die Verheißung der göttlichen Gnade fand, die seinem Volke immer wieder aufhelfen wollte. Vornehmlich aber konnten die Weissaguik gen Daniel-z ein Leitfaden durch die Verwirrungen dieser drcingfalsoollen Zeit sein; denn in ihnen war der Gang, welchen es mit den Schickfalen Jsraels seit dem Sturze der perslscheu Monarchie genommen, Schritt vor Schritt gezeich- net, fo daß kein früherer Zeitraum der israelitischen Geschichte mit allen seinen Hauptbegebenheiten so deutlich im Voraus vor Augen gestellt war. Jm u. Kapitel des Daniel find es die beiden Reiche, das shrische und egyptischq die nach ihren wechselnden Ereignisscn und gegenfeitigen Verhältnisseti geschildert werden. Wenn nun ein aufmerksamer Beobachter, ein Priester oder Schriftgelehrten den Verlauf der Gefchichte mit den Worten der Weisfagung verglich und die fortschrei- tende Erfüllung der letzteren durch die erste wahrnahm, so konnte und mußte das die Glaubenszuversicht in ihm erwecken und befestigen, auch das werde verwirklicht werden, was die Weissagung über das Auftreten des großen Nachkommen Davids verheiße, und die Ankunft desselben werde nicht über die« ebenfalls im Voraus bestimmte Zeit ausbleiben, welche jedoch erst eintreten sollte, wenn eine alles oerschlingende und alle Reiche in sich aufnehnieude Weltinonarchih die der Römer, begründet fein würde. (Liseo.) II. V. 10—26. Zunächst werden uns» zivei Siege von Judas» berichtet: den einen ersoctjt er über Apolloniu5, den Meridarchen oder Theilsiirsten von Summa, den andern, noch glänzendem, uber Beten, »den tliilitairbefehlshaber von Colesgriem bei Both-heran; beide waren zwar nicht auf species- ten Besehides Königs wider ihn ausgezogen, wohl aber fühl« ten sie als seine Beamten sich veranlasst, seinem willen Geltung zu versctiassen und die Juden zum Gehorsam gegen ihn zu zwingen. 10. Da egen der Sammlung der zum Widerstand egen des ntio us Absichten Entschlossenen unter Indus? Führerschaft V. 9 egenüber] brachte sder zu »ap. 1·, 30 erwähnte syrisge auptmann] Apollouius [in seiner Cigenschat als ilitairgouverneur von Sainaria] ein groß eer zusammen, vou Heiden und von Sainaria, wider Israel zu streiten fund dessen Widerstand zu brechen] 11. Da Judas das hbrete, zog er gegen ihn, nnd that eiue Schlacht mit ihm, und erschlug hu [nach des Judas, Mattaihias Z. Sohn, wird Führer im Kampfe der Frommen gegen die unterdrücken 19 Josephus Bericht eigenhändig, was jedoch wohl nur eine Ausschmückung der Geschichte ist] und einen großen Hausen Feinde mit ihm, die Uebrigen aber flohen. 12. Und Judas gewann den Raub strug mit den Seinen eine reiche Beute davon], und nahm des Apol- lonius Schwert, das sührete er hernach sals Denkmal seines ersten Sieges] sein Lebenlang 13. Darnach da Serou, der Hauptmann uShrieu sMilitairgouverneur in dem nördlich von alästina gelegenen Theil des shrischen ReichsJ hörete, daß die Frommen sim iildischen Lande] sich zu Juba hielten und daß ein groß Volk bei einander war, sprach er: 14. Jch will Ehre einlegen san diesem aufständi- schen Volkes daß ch im auzen Königreich gepreiset werde lals der, der den Ausstand gar bald unterdrückt Fries; nnd will Judas und seinen Hausen, der des onigs Gebot vergcbtet, sihla en. 1 . Darum rusiete er ch, nnd og mit ihm eine roße Macht svon den im jüdischen ande selbst vor- andenen Heidens daß sie sich an Israel räiheten swegen der mancherlei Niederlagem die sie bisher erlitten hatten], und kamen bis an Beth-Horon [Jos. 10, 10 Anm.]. 16. Da zog Judas gegen ihn mit einem kleinen en aus . ·17. Als sie [des Judas StreiterschaareUJ aber die Feinde sahen, sprachen sie: Unser ist wenig, dazu sind wir matt von Fasten snach dem griech. Text: matt, da wir heute noch nicht gegessen haben]: wiesollen wir uns mit einem solcheu großen und starken Hausen chlageux is. »Aber Judas sprach: Es» kann wohl geschehen, daß wenige einen großen Hausen überwinden: denn [wie einst Tonathan ganz richtig gesagt hat l. Sam.14, 6] Gott ann eben so wohl durch wenige Sieg geben, als durch viele. · » 1»9. Denn [wie es an andern Stellen der heil. Schrift heißt: Sprüchm 21, 31; Ps.33, 16 f.; 1.Sam. 17, 47]der Sieg kommt vom Himmel, und wird nicht durch große Menge erlangen 20. Sie trotzen aus ihre große Macht, und wollen uns, unser Weib und Kind, ermorden und berauben. 21. Wir aber müssen uns wehren und für unser Leben und Geseh streiten. Darum wird sie»Gott vor unsern Augen ver- tilgen; ihr sollt sie uicbt inmitten. 23. Da er also ausgeredet hatte, griss er die Feinde an, ehe sie fixlys versahen, und schlug den Serou und sein Volk in die Flucht, Und sagte sie von BetlnHoron [dem Engpaß, durch · welchen einst auch Josua die 5 Könige der Amoriter vor sich hergetrieben Jos 10, 10] herunter ins Blachfeid [nach der am westlichen Abhang des Berges gelegenen Ebene, s. das Kärtchen zu 1. Sam. 9, 5], und schlug acht hundert zu Tode; die Uebrigen flohen iu der Phi ister Land. 25. Also kam ei»ue Fnrcht in alle Völker umher vor Juda und seinen Brüdern. 26. Und in allen Ländern sagte man von Juda und seinen Thateu, und es kam auch vor den Köni [Antio- chus, der zu Antiochia residirte Kap. I, 11 iim.]. Es ist mehrfach die Frage aufgeworfen und ausführlich erörtert worden, ob die maccabäische Schilderhebung eine rechtmäßige gewesen sei und nicht vielmehr dem Gebote Christi in Matth As, 52 widerstreite Diese Frage berührt eins der schwierigften Gebiete der christlichen Sittenlehrg die von dem Nothrecht und der Nothtvehn Jenes beruht darauf, daß das rechtmäßige Verhalten gegen den Nächsten sich nichtzbestimmt nach dessen Willen, sondern nach dem Willen des göttliihen Gebots, und wird überall da geübt, wo man einen Andern in einer, keine Zögerung iind«Um- schweife zulassenden Lage zwingt, um seines eigenen Wohls, um seiner Rettung willen etwas zu thun oder zu unterlassen (l. Mos. 19,..16); diese dagegen beruht auf dem Rechte und der Pflicht der Abwehr des Bösen von sich und von der Gesellschaft und der strafenden Bewältigung desselben. Jndem aber solches Recht und solche Pflicht dem Einzelnen nicht sowohl um seiner Selbsterhaltung als um der Erhaltung der sittlichen Ordnung willen zusteht, alle Nothwehr also nur im Namen der Obrigkeit geschieht und lediglich das thut, was die Obrigkeit in dem vorliegenden Falle zu thun hätte, wenn sie zur Stelle wäre, so giebt es keine sittliche Nothwehr durch Gewalt gegen die von der Obrigkeit selbst angewandte Gewalt, auch wenn diese eine ungerechte wäre. Was nun die maccabäischeu Zeitverhältnisse betrifft, so hätte das hohe- priesterliche Amt das Recht und die Pflicht gehabt, das Volk vor der Religionsbedrückung des syrischen Königs in Schutz zu nehmen; seit der Verdrängung des Onias Ill. war aber das Hohepriesterthum in die Hände von Eindeinglingen ge- rathen, und die Maccabäer thun in der That nur, was die rechtmäßige Obrigkeit zu thun gehabt hätte und auch gethan haben würde, wenn sie nicht aufgehoben gewesen wäre; für ihre Berechtigung, sich des bedrückten und verfolgten Volkes anzunehmen, legt ihre priesterliche Herkunftp so meinen wir, ein besonderes Gewicht in die Wagschala Jn der Geschichte der deutschen Nefornration ist die Frage über das Recht der Nothwehr in tiefgreifender Weise zur Sprache gekommen nach dem Schluß des Reichstages zu Augsburg im J. 1530., als es sich bei den Verhandlungen zu Schmalkalden darum handelte, ob den proteftantischen Fürsten eine gewaltsame Vertheidigiing ihrer Unterthanen wider den Kaiser, wenn er Maßregeln zur Unterdrückung des evangelischen Glaubens er- greifen sollte , erlaubt sei. Bugenhagen hatte schon im.J. 1529 sich für Bejahung dieser Frage entschieden, während Luther damals die Anwendung von Gewalt gegen den Kaiser: noch unbedingt verwcirf; später jedoch erklärt auch er: ,,es ist ja kein Zweifel, ein jeder Vater ist schuldig, nach feinem Vermögen Weib und Kind wider öffentlichen Mord zu schützen, und ist kein Unterschied zwischen einein Prioatmörder und dem Kaiser, so er außer seinem Amt unrecht Gewalt und besonders öffentlich oder notokie (ofs’enkundig) unrechte Gewalt vornimmt« 1II- v. 27—37· Auf die nachkichi ooa des Judas. siegen bringt Antiochus Epiphanes seine ganze Kriegsmacht zusam- men, um den Widerstand der Juden mit aller Gewalt zn brechen; da er aber in Geld-roth sich befindet, geht er selber mit einem Cheil des tjeeres in den Osten seines Reihe, den erschbpsten Finanzen durch Tribnierhebung und Erpresi sangen wieder aufznhelsem den andern Theil dagegen über— giebt er dem Lunas, den er sur die Zeit seiner Abwesenheit zum Reichsverweiser diesseit des Euphrat und zum Vormund seines» noch uumnndigen Sohnes» bestellt, und ertheilt» ihm den Auftrag, den Ausstand in Judaa gänzlich zu erhielten, die Juden aus ihrem Lande auszurotten und dasselbe mit neuen Colouisieu zu bevölkern. 27. Da nun solches alles Antiochus [in seiner Re- sidenz zu AntiochiaJ hnrete, ergrimmete er sehr, und schickte Lwährend er bisher dem Aufstande in Judaa nur geringe Beachtung zugewendet oder doch zur Un- terdrückung desselben die gewöhnlichen Streitkrafte, die er daselbst hatte, für ausxeichend gehalten] aus nnd ließ ausbieteu im auzen Königreich falle wafsensahige Mannschaft], un brachte eine große Mach zu- samtnen, 28. Und griss [um des guten Willens der Trup- pen sich zu verficherm da ihnen seit länger der» Sold sehr unregelmässig aus ezahlt worden] seine Schohe an [holte aus dem ·taats chatze hervor, so viel Geld da- rin noch vorräthig war], und ordnete Sold aus ein 20 1. Maceabäer S, 29——60. 4, 1—5. Jahr, und gebot, daß man stets sollte Herüstet sein sin- dem er besilrchtete, daß auch andere ölker sich wider ihn erheben möchten] 29. Da er aber sahe, daß er nicht Gelds genug hatte, und daß» das Land von we en des Krieges, den er nun lange gesuhret wider das esetz snicht allein das der Juden, sondern auch anderer Nationen, in deren Gerechtsame und Einrichtun en er sich so schwere Ein- griffe erlaubte], nicht viel ge en konnte; » 30. Beforgte er, er vermöchte die großen Kosten langer nicht zu tra en, wie bisher, da er Sold und Ga en aus egeben rette, mehr, denn alle Konige vor ihm [in vercschwenderifcher Freigebigkeit] · · Darum ward er betrubt csehr unruhig im Geist, wie er seinen Finanzen wieder aufhelfen sollte], und og in Perfieu [in die jenseit des Euphrat gelege- nen rovinzen seines Reichs] dasselbige Land znschätzen ldurch Veitreibun der riickftändigån Steuern] und Geld aufzubringen cdurzi Erpressung, eraubung der Tem- pel und andere Gewaltmaßregeln]. IT. Und ließ im Lande einen Fürsten cvornehmem aus königlichem Gefchlecht stammenden ManziL mit Namen Zkhfias den machte er zum Hauptmann uber das gan e Kouigreich, vom Eu hra an bis an Eghpteuz Z. Und befahl ihm einen Sohn, den ungen An- tiochus [den nachmaligen König Antiochus V» mit dem Beinamen Eupator Kap. 6, 15. 17], dieweil lfiir die ganze Zeit, da] er außer dem Lande sein wurde. 34. Und ließ ihm die Hälfte des Kriegsvolts und der Elephanten [Kap. 1, 18 Anm.], nnd that ihm Be- fehl von»allen Sachen [die er ausrichten sollte], auch von Judaa nnd Jerusalem; 35. Daß er mehr [Kriegs-] Volks rals bis »jetzt dort gewesen] dahin schiileu sollte, auszurotten die ubri- gen Leute in Jsrael und Jerusalem; sit. Und das Land den Fremden auszutheilem und Heiden allenthalben darein zu sehen. 37. Jm hundert und sieben und vier igsteu Jahr [d»er syrischen Zeitrechnung d. i. 165 v. Chr] zvyg der Kouig aus von seiner Sta tAxitiochia [Kap;1,11 nm,] uber den Euphrat hinauf in die obersten Lauder tjenseit des Flusses]. IV. V. 38——60. Lgsiaz zufolge des« ihm vom Könige zu- rlietigelassenen Auftrags, sendet gegen Iudaa ein Heer von 47,000 Mann Fußnote; nnd Reiterei unter Ptolemäus als« Otieranfuhrer nnd den beiden Generaten Ritianor und Gor- gias; letztere fallen dann mit der halste dieser Streitmacht in Iudaa ein und lagern sich in der Ebene tiei Ilnimacy Judas aber. trifft mit seiner schaue; die religiösen nnd militairifcheii Vorbereitungen zum Angrisf nnd lagert sitt) südlich vom Standort des Feindes. 38. Aber Lhfias [der als Reichsverwefer sich nicht selber an die Spitze der Unternehmung wider Euda und Jerufalem»V. 34 ff. stellen konnte] wählte e liihe Furften, desKonigs Fxeniide sGunftlin e], zn Haupt- leuteu: namliih Ptoleniaus, den Sohn or menis smit dem Beinamen Makron, vormals eghpticher Statt- halter Von Ehherrn, welche Jnfel er aber im ersten Feldzug des Antiochus gegen Egypten an diesen ü er- gab daher er bei demselben in hoher Gunst stand Z. ebenso. 10, 12 f.1, Nikauor kSohn eines gewissen atroklus ·2. Maca 8, 9 »und Gorgias [von dem in up. 4 weiter die Rede ein wird]; sit. Und gab ihnen vier-Hi tausend [40,000] Mann u Fuspß und sieben tausend [·, 00] zu Roß, daß sie das and Juda sinit Krieg] nberzfiehen sollteu und die Juden ansrotten, wie der Kouig be ohlen hatte. Erst hier tritt das ZMaccabäerbIich in Kap.8 wieder mit erzählend ein; alles Bisherige ist in die wenigen Verse 1—7 zufammengefaßh in V. 8—15 aber folgt ein Bericht, der die Sache theilweis anders darstellt, als hier, namentlich steht dort nichts von Ly- fias, der den— Ptolemäus mit den beiden Generalen nach Judäa entsendet habe, sondern der Commandant Phi- lippus zu Jerusalem wendet fich an den Statthalter Ptolemäus von Cölefhriem und dieser entsendet den Nitanor und Gorgias mit 20,000 Mann. Wir folgen in der Hauptsache dem an unsrer Stelle vorliegenden Bericht, ergänzen aber aus dem andern dies, daß der Oberbefehlshaber Ptolemäus mit der Hälfte der Armee in seine Statthalter-ei Cölefhrien sich begab, dagegen die Ausführung des ihm gewordenen Auftrags mit 20,000 Mann, die dazu ausreichend schieneih dem Ni- kanor und Gorgias überließ. 40. Nachdem sie nun cNikaiior und GorgiasJ mit diesem Heer [den unter ihrem Befehl stehenden 20,000 Mann 2. Macc. 8, 9] aus ezogen waren, lagerten sie fich erstlich bei Animao [ni t zu verwechseln mit dem lecken Emmaus in Las. 24, 13., sondern es ist die tadt Nicopoliss an der Straße wischen Jerusalem und Joppe gemeint] auf dem Blachfzelde cin der dorti- gen Ebene]. «) Dieser Ort ist von Jerusalem 160 Feldwegs (Stadien) = 4 deutschen Meilen entfernt; die in neuerer Zeit ihn noch immer, wie schon Eufebius und Hieronymus (Jos. 10, 29 Anm.), für einerlei mit Emmans halten, lesen daher- in Luh U, 13 statt sechzig Feldrveges die Zahl 160., es ist aber ganz undenkbam daß die beiden Jiinger den weiten Weg bis Jerusalem noch einmal an demselben Abend sollten zu- rückgelegt haben, um rechtzeitig zur Abendversammlung der Elfe (Luk· 24, II) einzutreffein zumal der Weg zu den müh- seligsten im ganzen Lande gehört. Der Ort wurde —von Quintilius Varus verbrannt, zur Zeit des Heliogabal im J. 223 n. Chr. aber unter dem Namen Niiopolis Neustadt) wieder aufgebaut. » 41. Da solches die Kaufleute in den Landen umher höreten, kamen sie in das Lager, und brachten viel Gelds mit sieh, die Kinder Israel [welche dem feindlichen Heer als Kriegsgefangene in die Hände fallen würden] zu kaufen, daß sie ihre Knechte fzu weiterem Verkauf als Sklaven] sein müßten* Und aus S rieu cim engeren Sinne des Worts] und von andern eideu snamentlich den PhilisternJ zog ihnen [den beiden Anführern Mia- nor und Gorgias] mehr Kriegsvolk zu seine große Skhaar von Freiwilli en, die aus Haß gegen die Juden mit dem Heere des önigs sich vereinigten] «) Nach 2. Maca 8, 11 hatte Nikanor die Kauf- leute in den Seesiädten zii dem Sklavenkauf aufgefordert, um mit der Kauffumme den vom Könige an die Römer « noch schuldigen Tribut zu bezahlen; für je 90 Kriegs- gefangene sollteu sie ein Talent= 2618 Thlr zahlen, fiir einen also etwas über 29 Thln 42. Da nun Judas und seine Brüder sahen, daß die Verfolgung» liest] großer ward, nnd daß die Feinde [be- reits] an er Grenze [nicht weit von da, wo sie mit den Ihren fich aufhielten und der We unmittelbar ngch Jerusalem führte] lagen, und verna men, daß der Kouig geboten hatte, gan Juda zu vertilgen [V. 35 ff.], 43. Waren sie unerzschroileiymud vereinigten sich, sie wollten ihr Volk retten und sur die Heiligen [nach dem griech. Text: für die Heiligthiimem die heilige Stadt und den Tempel und die daran geknüpfte Re- ligionsverfassung] streiten. 44. Darum brachten sie ihr Kriegsvolt zusammen, daß sie bei einander» wären und warteten, wenn man die Feinde angreifen mußte daß sie auih mit einander bete- ten um Gnade und Hilfe von Gott. Der syrische Reichsoerweser Lysias sendet eine große Krigsmacht gegen die Juden. 21 45.» Aber die Zeit [d. i. i»i der Zeit] war Jerusa- lem wuste, und wohnete kein nrger mehr da« nnd das Heililgthum war entheiliget mit dem Gegen, der darein Feste e war [Kap. I, 5 ; Dan. 8, 13]. Und die Hei- en hatten die Burg innen, und war zille Herrlichteit von Jakob weggenommen, nnd man horete da weder Pseiseu noch Harsen [Kap. 2, 7 ff.]. 46. Darum [weil die beabsichtigte Gebetsversamw lung nicht an der gewohnten heil. Stätte, im Tempel zu Jerusalem, eschehen konnte] kam das Volk zusammen gen Mispnth Ei. Mi pa im Stamme Benjamin], egen Jerusalem uber 1. Sam. 7 5 Anm.]. Denn srael mußte vor Zeiten zu Mist-ais anbeten [es war die Stadt ur Zeit Samuels eine pfer- und Gebets- Bitt? Jsrael gewesen 1. Sam. 7, 5 sf., vgl. Richd 47. An diesem Ort» tamen sie seht auch zusammen, sasteten dasnnd zogen Sacke an, sirene en Asche ans ihre · aus-irr, nnd zerrissen ihre Kleider [zur Bezeugung i rets tiefen Herzeleids und ihrer Demüthigung vor V 48. Und trugen hervor die Bücher» des Gesetzes, welche die Heiden suchen ließen, ihre Gokeu darein zu schreibe-rund zu malen ssie vor Gott aus reitend, das; er mit eigenen Augen den an seinem heil. Wort ver- übten revel sehe, ähnlich wie es Hiskia mit dem gotteslåterlichen Briefe des Sanherib gemacht hatte . Kön. 19, 14 ff.]. Jn den französischen und böhmischen Protestantenverfok gungen wurden die Bibeln der Protestanten von den Katho- liten theils verbrannt, theils in Sümpfe versenkt, theils mit Koth iiberzogem ebenso entweihten die Heiden das Gesetzbuch der Juden, um sie zu verhöhnen, und malten die Bilder ihrer Götzen darauf, um es ihnen zu einem Gegenstand des Ab- schens zu machen. » 49. Sie brachten auch dahin die vriesterlichen Klei- der, die Erstlinge und Zehnten« nnd machten Ra- Zitrciserz nielche ihre bestimmte Zeit halten mußten [4. V . 50. Und schrieen kläglich gen Himmel: Wo sollen wir diese hinsuhren [welche die vor eschriebenen Lei- stungen an den Tempel thun wollen ? 51. kWir mitssen hier leider mit einem bloßen Nothbehef uns begnü en.] Denn dein Heiligthnm ist verunreinigeh deine Pr ester sind verjagt. 52. Und stehe, alle Heiden empören sich wider uns, daß sie gis gauzbvertilgem Du weißt, was sie wider uns m nn a en. . 53. Wie ltbnnen wir vor ihnen bleiben, du helsest uns denn, unser Gotti bit. Darnach ließ Judas das Voltxzu einem allge- meinen Fast- und Bettag Joel l, 1 ; 2, 1. l ] zu- sammen rufen mit der Posaune 55. Und machte ein Feldregtmeat stheilte seine Schaaren in Bataillone, Compagnieen und Corporab schaften, und ordnete jeder Abtheilung die nöthigen Anführer zu , Obersten, Hauktleute und Weibe! [Feld- webel, die fi er 10 Mann ge etzt waren Richt 20, 10 A .]. VII. Auch ließ er ausrufen, daß diejenigen, so Hän- ser baueten, oder stritten, oder Weinberge pslanzetem oder die voll Fnrcht waren, wieder eim ziehen mochten, wie solchen das Geseh erlaubet [5. of. 20, 5 ff] »57. »Darna»ch zogen sie [die Berge stidwextlich Von Mizpa hinabgeigend fort, und schlugen ihr ager auf g sgäimao [ . 40] gegen Mittag ssudwestich von der a . 58. Und Judas er schon am andern Ta e die Feinde angreisen wo te, ehe weitere Heeresma en zu ihnen stießen] vermahnete sein Haus 6000 Mann beste- hendes»2. Mart. 8, 16 Kriegs- Bolk Zgeniäk der Vor- iiiicicksteiin UFeÆTIFckFF « dißffthinixitisiu Ieiiiistesteideusliii streiten wider« diese Heiden, die uns nnd unser Heiligthnm gedehlsien uasveirsiiceeidlicher sbesser gerathen] daß wir in: Streit« umkommen, denn daß wir solchemJauimer an unserm Volk nnd Heiligthtiitiiiisehenzi l m d 60. Aber was Go m mme w , as ges eh ehe fes aerathe zum Tode oder zum Leben . Sam. 15, 21]. Das 4. Kapitel. Von des Judas Sieg wider sorgt-is, und seiner Ikirchenresormatioik V. v. 1—25. wahren» Goxgias mit eine: starke« Heeres- abiheitung gegen Judas ausreicht, um ihn in seinem Lager unversehens zu übersehen, ist dieser mit seinen Leuten bereits» gegen Rikanors Lager vorgerückt; und während Gorgias in der Meinung, Judas sei nach dem Gebirge entstehen, ihn dahin verfolgt, greift derselbe den Ritianoe bei Ammao an und zerstreuet sein Heer. Jlts et dann zuructiläehrg Kommt auch Gor- giag von seiner oergebtishen Versokgung wieder; es kommt aber gar nicht zu einem zweiten Kampfe, sondern Gorgiaz durch des» Rilianor Niederlage erschreckt, siukhtet sich nach dem Westen hinüber. Die Juden plündern nun das seindliche Lager und machen reiche Beute, woraus sie in ihre heimathsi slätte zurückkehren. s 1. Und Gorgias cder zweite von den beiden feind- lichen Genera-ten] nahm [auf Befehl des Nikanor, wel- cher mit der Hauptmacht einstweilen noch bei Ammao stehen blieb] snns tausend zu Fuß« und tausend steisiga die besten [die man hatte], nnd rurlte bei Nacht lfin der Voraussetzung daß Judas mit seiner vom Mar ch des vorhergehenden Tages Katz. Z, 57 ermüdeten Schaar noch auf keinen An rifs erüstet sein würde] heimlich hinan an der Juden ager Evas auf gebirgigem Terrain, etwa in der Gegend von Chessalon Jus. 15, 10 sich befand, — s. das Kärtchen zu 1. Sam. 9, 5»J, 2. Sie unversehens zu nberfallen; und suhreten deu ausen [dieses detachirte Corps von zusammen 6000 ann] etliche, die aus der Burg [zu Jerusalem Kap.1, 35 f.] in Besahung gelegen cund als der Gegend kun- dige Wegweiser eigens on dort herbeigeholt worden] waren. J. Aber Judas er dnrch Kundschafter oder durch die ihm ergebenen ewohner der Gegend xechtsteitig von dem beabscchtigten Ueberfall des Gorgias ach- richt erhalten hatte] war zuvor aus mit dem besten Pausen fmit den tapfersten »und» entschlossensten Leuten einer Schaar, während die iibrigen ihm· langsamer nachriickten], daß er eher kaute cbevor Gorgias ihn erk reichen kdnnte], nnd die Feinde im Hauptla ex bei Ammao, wo Vikanor mit 14,000 ann stand Uber- eilete, und schluge sie, 4. Dieweil fwie er laubte — doch täuschte er sich in dieser Voraussetzung . 7] sie noch cfitr Geht an keinen Kampf denkend, sondern schon von orgias Unternehmen sich einen guten Ausgang PersprechendJ zerstreuet hiuuud her» lagen lohne ordentliche Einthei- ung und Kriegsbereitschaft]. · » Z. Da nun Gorgsias svon seinen Wegweisern nach der Bergge end bei hessalon geleitet V. U. au Judas svorheriges Lager kam nnd niemand da and sweil 22 1. Maccabäer 4, 6-—41. Judas, wie eben erzählt, mit seinen Leuten dasselbe bereits verlassen hatte], og er ihnen nach in das Gebirge ver- muthlich in die egend von Mizpa, woselbst der ot- tesdienst Kap». s, 46 ff. abgehalten worden war], und meinte, sie waren vor ihm gestehen. S. Aber Judas cauf diese Weise durch Gottes Fügung einstweilen vor dem Gorgiasschen Corps icher gestellt] eilete, daß er morgens frnhe iirs Blatt)- feld käme [den Pikanor dort zu überfallen] mit drei tausend Mann fmit welchen er voraus marschirte, ge- fol t von den andern Dreitausend V. 3], die doch Eins- gesgmmh die einen wie die andern] keinen Harnisch ur vollständigen Kriegsrüktung hatten], ohne alleiu i re [gewöhnlichen,· bürger ichen] Kleider und [ein] Schwert can der Seite]. 7. Da sie nun lbei ihrer Ankunft im Blachfeld] sahen, daß die Feinde [anders, als sie erwartet atten V. 41 wohl gerustet waren mit Harnisch sSchild, anzer und Heim] und hatten einen starken reisigen Zeug [in der Reiterei, die das Lager von allen Seiten deckte], nnd waren rechte Kriegsleute sdes Kampfes gewohnt und gut einexereirt]; 8. Sprach Judas zu seinem Volk sdem bei solchem Anblick der Muth zum» Angrisf eråtlxallen wollte]; Fnrchtet euch nicht vor dieser roßen enge, und vor ihrer [so Gefahr drohenden] acht erschre et nicht. J. Gedenlet wie untere Väter im rothen Meer er- rettet· sind, da ihnen Pharao mit einem großen Heer iiacheilete [2. Mos 14, 9 ff.]. 10. Laßt» uns gen Himmel rufen« so wird uns der PErr auch guadig sein [gleichwie er unsrer Väter sich er- armete], und an den Bund gedenken, den er mit unsern Vätern [am Sinai] gemacht hat lund für dessen Auf- rechthaltung wir streiten], und wird unsere Feinde vor unsern Augen vertil en. 11. Und alle eiden sollen inne werden, daß Gott ist fes einen Gott giebt], der sich Israel annimmt, sihml hilft und [es] errettet. 12. Da nun die Heiden sahen, daß Judas [der,.als er sseine Gesammtmacht von 6000 Mann bei sich hatte, die elbe in vier gleiche Haufen theilte, an deren Spitze er mit seinen drei Brüdern sich stellte 2. Mace. 8, 22] gegen sie kam, 13. Zogen sie auch aus dem Lager, Jndani anzu- reifen [seinen An rifs zurückzuschlagens Judas aber ieß trommeten [4. Mo . 10, 9J, 14. Und grisf die einde an; nah die Feinde wur- den in die Flucht geschlagen, daß sie nber das Vlachfeld ctheils nach Norden, theils nach Süden] flohen und die letzten erstocheu wurden. · · 15. Denn Judas Lsagte ihnen nach bis gen· Assare- moth [nach anderer !esari: Gazerom d. i. Gaser oder Geser Jos. 10, 33; I. Köln 9- 15 ff·], und this] an’s Feld· Edoms gegen söstlich »von] Asdod und Jam- uia lzwei Städten an der philistäischen Meeresküste s. Karte 11I.]; und blieben todt bei dreitansend Mann fnach 2. Maee. 8, 24 bei 9000 Mann]. «) Feld Edom ist nicht zu verwechseln mit dem Lande der Edomiter im Südosten von Palästincy sondern es ist derjenige Theil der judäischen Niederung südlich von Nikopolis gemeint, bis zu welchem vor nicht langer Zeit die Jdumäer vorgedrun- gen waren und sich daselbst ansässig gemacht hatten (Hesek. 35, Ja; se, s; 1.Mos. 27, 40 Anm.). 16. Da aber Judas wieder umiehrete [von der Verfolgung der Feinde] gebot er seinem Volk, »17.- Und sprach: Jhr sollt Ifür jetzt n»och] nicht lundern sim La er des vertriebenen eindes bei tbmmaoL denn w r miisseu [zuvor] noch ene Schlacht un. 18. Gorgias und sein Haufe ist vor uns im Gebirge [V. 5]; darum bleibet in der Ordnung, und we ret euch swenn ihr nun von ihm ange rissen werdet]. » award, so»ihr [auch] diese Feinde ges lagen habt, ionnet ihr plundern sichet, und ohne Fahr [Jes. s, 24« Anm. 1]. Its. Da Judas [noch also redete, [siehe, da] thut sich ein Hause ans dein dst ich vor ihm liegenden] Gebirge hervor [eben jenes orps des Gorgias, das von sei- nem Streifzuge nach dem Hauptquartier zurilckzukehren im Begriff stand]. 20. Und Gorgias lnoch ehe er herangekommen] sahe [schon von der Höhe aus], daß» seine Leute sdie 14,000 Mann unter Nikanor, die bei Ammao zurück- geblieben] geschlagen waren und das La er verbrannt; denn er sahe den Rauch gaufstei en vom ager, welches Judas hatte in Brand tecken assen], davon konnte er abnehmen, was geschehen war. 21. Dazujahen sie Jndain und sein Kriegsvolt im Fzlachfeldq gerustet zur Schlacht; darum erschra Gorgias e r, . 22. Und slo in der Heiden Land [nach der phili- stäischen Meeresküste]. 23. Also [ohne daß er erst nöthig ehabt hätte, auch dem Gorgias eine Schlachi zu liekiernj lehrete Judas wieder um, das Lager zu plundern sdas man vorhin noch unberaubt gelassen hatte V. ·17 Hi, und eroberte einen großen Raub fzumal auch die St aven- gindler Kaki. , 41 bei der allgemeinen Flucht in . 14 ihre Baarschaft hatten zurücklassen mitssen 2. Maee. 8, 25], viel Gold, Silber, Seide, Purpur [d. i. seidene und purpurne Gewänder] und groß Gut [an Gefäszem Vorräthen u. s. w.]. 24. Darnarh zogen sie eim [in die gewöhnlichen Standquartiere wohl bei odin Katz. 2, 70], dankten und tobten Gott [auf dem Marsche dahin] mit Gesanlg von Psalmen und geistlichen lieblichen Liedern, vg. s. 60 n. 108] und sprachen [nach dem auch sonst viel gebrauchten Wort bei Psalmgesang l. Chrom 17, 34]: gntet »dem HErrnx denn er ist sreundlich, und seine Gute wnhret ewiglich. Aus diesen Tag hat Israel herrlichen Sieg a . Von den Abweichungen des Berichts in Z. Mart. 8, 16—-32 ist besonders zu bemerken, zunächst, daß dort von dem Seitenzuge des Gorgias nichts erwähnt wird, und dann, daß die Verfolgung von Nikanors Leuten nicht allzuweit hätte geschehen können, weil mit dem einbrechenden Abend die Sabbathfeier eingetreten war. diese beging man mit Loben und Preisen, und vertheilte erst am Tage darauf die gewonnene Beute, von welcher die Armen, Wittwen und Waisen ihr Theil erhielten. Jn ersterer Hinsicht beruht die Abweichung nur auf einer ungenauen Darstellung des SachoerhältnifseQ welche sich mehr mit der religiösen Ansprache des Judas zu schaffen macht, als mit seinen militairischen Leistun- gen; in der anderen Hinsicht aber beruht sie auf einer Auslafsung an unsrer Stelle. Die Meldung ooin Ein« tritt des Sabbaths hätte nach V. 23 ihre Stelle gehabt; das, was in V. 24 vom Danken und Loberi Gottes gesagt ist, geschah eben am Sabbath, die Heimkehr am daraus folgenden Tage, nachdem die Plünderung des Lagers und die Vertheilung der Beute gescheheu war. VI· u. 26—35. Aus. Luxus, de: sgeische ueichsoecwesetz von dem tlliplingen des judaischen Feldzuges hört, bringt er eim folgenden Jahre ein neues Heer von 60,000 Mann Fnlzvolli und 5000 Reitern zusammen und kommt nun selber herüber« ins Land, wird aber sei Beitjznr von Judas» Judas besiegt die fyrischen Heere unter Gorgias und Nikanor und ein neues unter Lysias 23 ebenfalls« auf-s Haupt geschlogem so das! er wieder abzieht, um Verstärkung aus Sgrien herbeizuhoteii 26. · Die· Heiden aber, »so entronnen waren vor allem die beiden Generale Nikanor und Gorgias se ber, zum weni sien der erstere von welchem im griech Text der teile 2. Max. »so ff. ausdrücklich erzählt wird, daß er in verstellter Kleidun aus Judäa entkom- men sei], kamen zu L. fias cnach ntiochien, der Haupt- stadt des syrischen eichs, von wo aus derselbe die b entlichen Angelegenheiten leitete], und sagten ihm, w e es ihneu [·mit der Kriegftthrung in Judä·a] egan- gen war cdabei fich dahin äuszernd, daß· ,die Haben einen hil eichen Gott hätten, und aus diese Wei e un- verwund ar seien«]. » » 27. Als Lesias solches· horte, waxd er sehr betrnbt, daß nicht Sgerat en war, wie es der Konig befohlen hatte [Kap. Z, 4 fs., und· gerieth er wegen der Verantwor- tSung für das Mißlingen des Unternehmens in große or e]. Zu Z. Meter. 8, 30—32 folgt auf die Geschichte von Niianors Niederlage ein Abschnitt, der im griech. Text noch aussührlicher lautet, als in unsrer deutschen Bibel, aber schon darum, weil die Juden darin bereite als im Wiederbesttz von Jerusalem erscheinen, gar nicht in die jetzigg ondern erst in eine spätere Zeit gehört l. Mace. Z, 6 .; 7, 8ff.). Dagegen ziehen wir hier« er Z. Mach 10, 12· 13., worin uns einige Nachrichs ten über Ptolemäus Makron gegeben werden. Es ist ja ganz natürlich, daß Lysias zunächst diesen Mann, der zumOberbefehlshaber über das gegen Juda entsendete Heer von ihm bestellt worden war, der aber nur einen Theil desselben zur Expedition verwendet, mit dem an- dern Theil dagegen nach Cblesyrien sich zuriickgezogeti hatte, zur Verantwortung zog; es ist auch sehr erklärlich, wenn Ptolemäus gerade jetzt wegen seiner, den Juden günstigen Gesinnungen als Verräther oerdächtigt wurde, und es verstand sich, nachdem derselbe seinem Leben durch Gift ein Ende gemacht hatte, nunmehr von selbst, daß Lhsias die weiteren Unternehmungen gegen die Juden fortan selber in die Hand nahm. 28. Darum cum ge en alle Verantwortung stch u schittzen und die Sa e nun selber zum Ziele zu führen] brachte Lssias im folgenden Jahr [165 n. Chr·.] wiederum viel K: egsvolk zusammen [indem er aiich die 20,000 Mann des tolemäus·an sich so J, sechszig tausend Mann zu uß und· fnnf taufen eifige, ie Juden zu vertilgen [was, einer Meinung nach, mit folcher Heeresmasse ohnfehl ar gelingen müsse]. 29. Dies Heer zog cdie Küste am mittelländifchen Meer·entlcing, dann durch die judtlische Niederuiisj in Jdumaa cgleichwie m V. 15 ist nicht das Land dom zu verstehen, sondern das von den Edomitern bis nach ebron hinaus in Besttz genommene Siidland 1. Mos 7, 49 Anm.],» uud la ere sich bei Betsznra [Bethzur, 4 Meilen südli von erusalem, — . Karte IIL u. 2. Sinn. 2, 1 unt-J. Dahin lam Judas auch mit zehn tausend Mann. · so. Da er aber sahe, daß die Feindejo eiii groß Vol! hatten cwährend ihm selbst nur eine geringe Macht zu Gebote stand], betee er [statt Eich dadurch schrecken» zu lassen], »und sprach [der gro en Thaten Gottes gedenkend, wie zur eit der Väter oft mit ge- ringen Streitkriisten etoa tige Feinde überwunden worden waren]: Lob ei dir, du Heiland Israel, der du durch die Hand deines Kuechis David den großen Riesen erschlagen hast U. Sam. 17], nnd haft ein ganz Heer der Heiden egeb·eu in die Haude Jonathans, Sanls Sohns, uu feines Knechte [Waffentrttgers: l. Saat. 14]. II. Jth bitte dich, du tuollest diese unsere Feinde auch cwie in jenen beiden Fällen geschehen] iu die cinde deines Volks Jsrael geben, daß sie mit ihrer acht und Reisigeu zu Schaudeu werden. 32. Gieb ihnen cwie vorhin dem Gorgicis und seinem Haufen V. 21] ein erschrocken und verzagt Her Yo. Schlage fie nieder mit dem· Schwert derer, so di? liebiefn cuåid sktirddietn Gyksetz ftrkeiten], dasi dich loben un vie en ae o eueu amen innen. b·?·--»t.· tDafrngwMgrisf er sie an. Und Lhfias verlor e un an en nun. 35. Da aber Lhsiat sahe, daß die Seinen flohen, un? Saß diebJädeikJuisiergsirolcleä wargij xiziååaßufike rei arm, e e e. um. oder ehrlich zu sterben; so« er ab gen Autioihizm wie- derum Krie svolt aufzubringen, und die Juden noch stärkt Z« iZJee«ziesp1«1[VFl« FZYY Sdnwssdiseks Ib st U . ctcc. —- Wlt at c c ck e Feldzug de; Lhgasstggiiflptek jeditztilzusiziid idiestVerhskilgnisse · ' oaree we eer eim zrivleniekierrfia Fkeldzutkzne Kap. 13)gsiatthe«itten; außerdem ist die Erzählung mit tagenhafiem Stoff versetzt und leidet an Uebertreibungen und geschiihtlichen Ungenauigkeitem Eis· dss überhaupt bei diesem zweiten Buch öfter der ct l . M. v. sit-ei. Jo ais-her Eoischiosseaheit benutzt Judas» die Zeit der Abwesenheit des Lunas, um in Jerusalem den Tempel wieder herzustellen nnd mit neuen Gerathen versehen zu lassen. Darüber vergeht der Sommer und Herbst; als aber der Monat This-tei- herbeigetiommeitz ist das Werk der Erneuerung des Heikigthnms so weit zu Stande, dass an eben demselben Tage dieses» Monats, an welchem nor drei Jahren das ersieGohenopfer aus dem von Antiochus errich- teten Greiiel der Verwüstung dargebracht worden, nun wie- der das erste Jehouaopfer geschehen kann. Das Fest des neuen Altar-s wird hieraus 8 Tage lang gehalten; darnach befestigt man den Tempelberg und die Stadt Bethzun so. Judas aber· und feine Brüder cftlr jetzt vor einem weiteren Angriff von Seiten der ·Syrer sicher sich wissendJ sprachen: Dieweil unsere Feinde verjagt sind, so laßt uns hinauf ziehen und das Heiligthum wieder reini en [von den Greueln, welche die Heiden dort au- geri tet haben]. 37. Darum kam das Kriegsvolt alles zusammen, und zogen iiiit einander auf den Berg Siou Bd. i. Mo- ri"a, auf welchem der· Tempel stand· 2. C· ron. 3·, l nm., die Burg Davids auf dem eikentlichen Zion dagejen war noch von den Syrern esetzt V. 41 u. . Und da sie sahen, wie das Heiligthnm verwüstet war, der Altar entbeil get, die Pforten verbrannt, und daß der Flut; umher swelcher den inneren und äußeren Vorhof ildete mit Gras bewachsen war, wie ein Wald oder Gebir e zum Zeichen, wie lange nun schon· kein gtililttesdienså mesr gehalten worden], und der Priester . e en era eu aren; · sit) Da zerrissen sie [aus Unwillen und Herzeleidj Kle·id·e·k, ist; hatten eine große Klage, streneten e an re an er, 40. Fieleu nieker auf ihre An esichte, »und bliesen [damit ihrer gedacht werde vor dem Eiern, ihrem Gott 4. Mos 10, 91 Trommeten, nnd schkieeu ge« HIUUULU cum Rache wider die Frevler am Heiligthums 41. Und Judas tväglte einen Haufen, den Feinden in der Var cKap. I, 3 f] zu wes-PM- das sie nicht kerßaus sie en, dieweil er das Heiligthum reinigen e e. 24 l. Maccabäer 4, 42--61. z, 1——19. 42. Und nahm dazu Priester, die sich nicht vernu- reiuiget hatten Ednrch Betheiligung am Thun und Treiben der Heiden], sondern beständ g im Gesetz geblie- ben waren. » 43. Diese reinigten das Heiligthnuy und trugen den Greuel [Kap. 1, 571 und die unreinen Steine cwovon der götzendienerische Brandopferaltar errichtet war] weg an nnheilige Orte svielleicht in das Thal Thophet Z. Kbn 23, 10 oder überhaupt an einen Ort, wohin der Unrath der Stadt geschafft wurde]. 44. Dieweil auch der Altar des Brandopsers ent- heili et war sdurch den Greuel der VerwiistungL hiel- en fle Rath, wie sie es damit halten sollten. 45. Und fanden einen guten Rath, nämlich, daß man ihn gar? einreißen sollte, das; nicht Aer erniß davon käme, diewei ihn die Heiden entheiliget baten; darum ward er ganz eiugerissem 46. Und verwahreten diese Steiuesans dem Berge— bei dem Hause an einem besondern Ort, bis ein spom Geiste Gottes unmittelbar erleuchteter] Prophet kamt, der63enzeigete, was man damit thun sollte [vgl. Esra , Sie waren zweifelhaft, ob der Brandopferaliar in Folge des früheren heiligen Gebrauchs auch fernerhin als heilig zu gelten habe, oder aber, ob er durch die Darüberbauung des Götzenopferaltars als verunreinigt zu betrachten sei; die letz- tere Ansichr trug zwar den Sieg davon, aber das Urtheil über die Bestimmung der Steine behielt man göttlichen Wei- sung vor. 47. Sie nahmen aber andere neue un ehanene Steine, wie das Gesetz lehret [2. Mos 20, 5], nnd baueten einen neuen Altar, gleichwie der zuvor gewesen war [den man einstweilen beseitigt hatte]. 48. Und baueten das Heiligthnm [Tempelgebäude] wieder [indem sie »reparirter·i, was schadhaft geworden war], und die Stuhle ldie inneren Räume des Gebäu- des], und die Priesterzellen im Hause twelche den Vor- hof einschlossenjz · » » 49. Und ließen neue heilige Gefaße machen, »den giildeneu Leuchter, den Rauchaltar, und den Tisch sKap. l, 23]; uud brachten’s wieder in den Tempel. 50». Und stelleten das Räuchwerk aus den Altar, nnd zundeten die Lampen aus dem Leuchter an, daß sie im Tempel leuchtetem 51. Aus den Tisch legten sie die Probe, und hän- eten die Vorhangeaus [die beiden, Theile des Vor- hangs der das Heilige vom Allerheiligsten schied], nnd richteten den Tempel ganz wieder an. 52. Und am suns und zwanzigssteu Tage des neunten Monden, der da heißt Casleus hislev, entsprechend unserm Dezember Z; Mos 12, 2 Anm.] ,» im hundert uud acht und vierzigsteii Jahr cder syrischen Zeitrech- nuiig, d.»i., wenn man das zu berücksichtigt, im J. 165»v. Chr.], 53. Stunden fie srnh ans und opferten wiederum nach dem Gesetz ans dem Altar des Brandopsers Evas in Z. Mos 29, 38 ff. vorgeschriebene tägliche El) orgen- opfer darbringend, vgl. 4. M. 28, 8 Anm.]. 54. Das ist das erste Opfer gewesen das wieder im Tempel gehalten worden ist] nach der eit, als die Heiden das Heiligthum vernureiniget haben [mit dem Opfer, von we chem in Kam 1 , 62 die Rede war-J; und ward dieses Opfer wieder angerichtet mit Gesang, feifeu, Harsen und Chinbeln san demselben Tage des- elbigen Monats, an welchem 3 Jahr zuvor jenes eidnische Opfer geschehen war].» 55. Und alles Volk fiel nieder auf das Angesicht, beteten an uud lobten den HErrn im Himmel, der ihnen Glut! uud Sieg gegeben hatte. - Kap. 1, 11 Bemerkte » 56. Und hielten das Fest des neuen Altars acht Tage, und opserten daraus Braudopser nnd Dankopfer mit Freuden; » 57. Und schmiickten den Tempel lau seiner Vorder- fette] mit guldeuen Krauzeu und Schildeu, uud machten neue Thore nnd sehen. 58. Und war sehr große Freude im Volk, daß die Schande von ihnen genommen war, die ihnen die Heiden [mit Zertretung ihres HeiligtbnmsJ angelegt hatten. 59. Und Judas und seine Brüder, uud alles Volk Israel [vertreten durch Abgeordnete oder durch die in Kap. I, 26 erwähnten Fürsten und Aeltestene beschlos- sen, daß man jährlich vom suus und zwanzig ten Ta e an des Mondes Casleu acht Tage sgleickzwie das Lau - hüttenfest·3. Mos 23, 361 des neuen A tars Fest auch Kirchweihe in un rer deutschen Bibel genannt Z. are. l, 9; Joh 10, 2 ] halten sollte mt Freuden und Dauksagung Was das Fest des neuen Altars oder der Tempel- weihe, dessen Stiftungsgeschichte uns hier vorliegt, anbe- trifft, so kennzeichnet es sich nicht nur durch die achttägige Dauer, sondern auch durch die in 2. Mart. 10, 7 erwähn- ten Gebrauche als eine Nachbildung des Laubhüttenfestes. Das Fest war von Anfang an .nicht an Jerusalem gebunden und wurde in der Folgezeit besonders durch Erleuchtung de: Shnagogen und der Häuser gefeiert, indem am ersten Tage ein Licht, an jedem folgenden eins mehr angezündet wurde. Von diesem Lichtfest der Juden hat man mehrfach die Licht- meß der katholischen Kirche hergeleitet; Andere betrachten als eine Umbildung desselben die chrisilichen Weihnachten, deren erster Tag. allerdings der 25. Dezember ift,- wie der erste Tag der Tempelweihe der 25. Chisleu 60. Und sie baueten feste Mauern und— Thiirine um das Heiligthum ans dem Berge Sion [Morija], das; die— Heiden das Heiligthuin nicht einnehmen uud verwiisteu konnten, wie zuvor [Kap. 1, 37 sf.]. til. Und Judas legte Krie svolk darein, das Heilig- thum zu bewahren. Er besest te auch Vethzura, daß das Volk eine Festung innen atte gegen Jduinaa sin dem zu V. 29 angegebenen Sinne des Worts] , darin fxe sich aushalten nnd wehren konnten [wider die beab- sichtigten weiteremAngräsfe der Syrer V. 35, die an den Edomitern einen nhalt und, an- ihrem Gebiet einen Stützpunkt hatten für ihre Operationen gegen Judäa]. Der entsprechende Abschnitt 2. Mart. 10, 1-—9 verlegt die Geschichte von der Reinigung dcs Tempels und der Stiftung des Kirchweihfestes hinter die Zeit, wo Antiochus starb; es hängt dies mit der ganzen An- lage des 2. Maccabäerbnches zusammen, welches hier seine erste Hälfte (abgesehen von dem Vorwort in Kalb. I, 1 «—- 2, 18. und dem Nachwort in Kap.15,38—40) beschließt und dafür einengeeigneten Ruhepunkt haben wollte. Wenn daneben aber die Zeit von »der Entweis hung des Brandopser»altars- bis zum Tage der Wieder- herstellung auf zwei Jahre angegeben wird, so steht dies ·tm Widerspruch mit der geschichtlichen Wahrheit, und ist dieser Widerspruch nicht mit den älteren katho- lischen Auslegern durch allerlei Unzutreffende Ausglei- chungsversuche zu beseitigen, sondern einfach anzuerken- nen. Bemerkenswerth ist noch die Mittheilung wie man sich für den neuen Altar wieder eine Art göttlichen Feuers durch Reiben oder Aneinanderschlagen von Stet- nen verschafft habe (2. Mos 9, 24; 2. Chron- 7,1 ff.), welche Mittheilung aber mit dem sa enhaften Character des Bnchs zusammenhängt (vgl. 2.Hlacc. l, 18 ff. mit Esra 6, 15 Anin.). . Judas stellt den Tempel wieder her, befestigt den Tempelberg und züchtigt die Edomiter. »25 Das Z. Kapitel. ckeciierer Sieg des Judas wider die efeiiide VIII— V. 1—8. Unmittelbar nach dem Feste der Tempel· weihe hat es Judas mit den Edomiteriy Basanitern und Ammonitern im Stiden und Osten des indischen Landes zu thun, um sein Volk von deren »Dructi und Gewaltthaien zu befreien; er unternimmt glückliche Streifziige gegen sie und gewinnt im Østjordanlande Jaeser mit ihren Tochtersiadten I. Da aber die Heiden umher [in Jdumäa, Phili- stäa, Ammonitis u. s. w.] höreten, daß der Altar wie- der auftgerichtet uud das Heiligthuuigereinig et war, er- krimme en sie fgeinäß ihrer Zindfeligen Ge innung, die ie von jeher gegen das olk Gottes gehegt hatten] c - 2. Und nahmen vor, das ganze Geschlecht Jakobs auszurotten [vgl. Z. Chron. 20, 1 ff. Einl.]; und fingen an, alle Juden an ihren Grenzen zu tödten. Z. Aber Judas zo in Jdumcia wider die Kinder Esciu [die sich des e emaligen Mittagslandes von Judäa bemächtigt hatten 1. Mos 27, 40 Anm.] und iibersiel sie zu Arabath [d. i. Akrabbim oder Skorpio- nenstiege, s. Karte II. u. 4. Mos 34, 5 Anm.], da sie die Kinder Israel [welche in dortiger Gegend wohnten] bela ert hatten, und schlug viele Jdumcier todt, und plun erte sie. Auch in 2. Mute. 10, 15——23 wird ein glücklicher Zug gegen die Edomiter unmittelbar nach der Tempel- weihe berichtet, aber, gleichwie diese, in die Zeit des Antiochiis Eupator verlegt und in anderem Zusammen- hange sowie mit einigen Specialitäten, die wir hier nicht einfügen können, erzählt. 4. Dieweil auch die Kinder Beans srichtiger Kinder B»äan, vermuthlich ein Beduinenstamm an der West- seite der Arabcih, etwa da, wo aus Karte II. das» Geh. Sapher verzeichnet steht, in dessen Nähe es noch jetzt einen Dschebel e1-B8yänel1 giebt] ans den ldort bor- beiführenden Straßen [von Ailah nach Hebron und Jerusalem] utrene und Mord llgetrieben hatten wider srael sin räuberischen Ueberfä en]; i Z. at es i neu Judas auch gedacht, und belagerte und verbannete e, und verbrannte ihre Burg Hauf dem Berge, wohin sie nach ihren Raubanfällen si zurück- zuziehen pflegten] mit allen, so darin waren. 6. Darnach zog er wider Animon sjenseit des »Ost- jordanlandes s. Karte Ill.i], die» waren wohl gerustet, uud hatten viel Krieglsvolk und einen Hauptmann Tim- theus [unter dessen nführung sie ebenfalls viel Be- drückung gegen die Juden ausübten]. Es bleibt ungewiß, ob dies ein einheimischer Führer war, der den griechifeben Namen angenommen hatte, oder, wenn die Aminoniter unter syrischer Oberherrschaft standen, der syrische Statthalter, oder nur ein ihnen vom shrischen Hofe zu ihrer kriegerischen Leitung gesand- ter General. Das Z. Maccabäerbuch gedenkt zweier syrischer Feldherren des Namens Tymotheueh aber in ganz anderen Situationen, als die hier beschriebenenz des einen in Kap. 8, 30. 32; 10, 24. 32. 37., des au- dern in Kap. 12, 2. I0. 18. (Grimm.) 7. Darum that Judas viel Schlachten mit ihnen und hatte Sieg. 8. Und gewann die Stadt Ja er sJadser 4. Mos. 21 32], mit andern umliegenden lecleu sidie zur» Stadt gehörten] Darnach zog er wieder heim n Jndaaiiu « IX. v. 9—5ii. no« zwei Sein« zugieich kommt nach-ishr, wie schlimm es den unter Heiden wohnenden Jgraeliten durch diese ergeht: zuerst von jenseit des Jordan in Gilead, und dann aus dem diesseitigen Lande in Galilaaz da theilt sich Judas mit seinem Bruder Simon in die Arbeit, indem er diesem das« Werk zur Befreiung der Bruder in Galilaa austragh sich selber in Gemeinschaft mitIonathan aber den Feld· zag nach Gilead verliehest, während in Judaa die Beiden Männer, Joseph und Maria, mit der Weisung zurückgelassen werden, nur das Land zu sctsiihen und zu regieren, aus die Bekämpfung von Feinden dagegen sich nicht einzulassen. Beide Feldzuge laufen sehr glücklich als; sowohl Simon in Galiläa als Judas in Gilead, namentlich aher der letztere, sind siegreich gegen die Heiden und kehren mit den aus jenen Landschaften gereiteten Juden in die Hcimaih zurück, wo im Tempel zu Jerusalem ein Danlägottesdiensi veran- staltet wird. 9. Es waren aber die Heiden anch auf in Galaad soder Gilead jenseit des Jordan, dem ehemali en Stammgebiet Von Ruben, Gad und· OstkMana e] wider Israel an ihrer Grenze [wider die in ihrem Ge- biet wohnenden Jsraeliten], sie zu vertilgen; aber das Volk [eben dieser Jsraeliten] floh aus die Burg ·Dat·he- mau Ihrer» Lage nach nicht· näher bekannkvielleicht einerlei mit dem ismaelitischen Thema: Hiob 6, 19 Anm., nach Ewald dage en das jetzi eDäma im Hauran]. »10. Und schrieben svon da aus» an Judas und seine Bruder« also: 11. Die Heiden umher haben sich alle versammelt wider uns, daß sie uns· alle nmbringenz ihr Hauptmann ist Thiniothens cder in 2. Mart. U, 2 ff. genannte, s. Am· u V.-»6], und wollen unsere Burg, darein wir gesiohen sind, staunen. 12. Darum bitten wir, du wollest uns zu Hilfe kommen, und uns retten; denn unser ist wenig, enn die Feinde haben viele umgebracht, · 13. Und zu Tubizi [im Lande Tod: Nicht 11., s] bei tausend Mann getodtet, und ihre ·Weiber, Kinder und Guter [alle bewegliche Habe mit Jnbegriff der ViehheerdeUJ weggefnhren 14. Da mark diesen Brief· las, kamen mehr [andere] Boten ans Galilaa cim ndrdlichen Theildes Wektlaxv des] die zerrisseii ihre Kleider fzuin Zeichen, da sie eine Schreckensnachricht überbrächten], 15. Und sagten kläglich cunter vieleniWehklagenL daß die Heiden aus»allen Stadteu umher mit Macht Galilica uberzogeu hatten, aus Ptolemais [Jo. 9, 2 Anm.], Thrus und Shdon l2. Sam 5, 11 nrn·.], und daß ganz Galilaa voll Feinde ware [nach dem Grie- chifchem und aus Galiläa der Heiden oder Ober- Galiläa Matth. 4, 15], Israel auszurotten. 16. Als nun Judas und das» Volk solches höreten, hielt man Rath, wie sie ihrenBruderu [sowohl denen in gjiletcid als denen in Galiläaj in dieser Noth helfen onu en. 17. Und Judas befahl seinem Bruder Simon [Kap. 2, 3], daß er»ihm einen besondern Haufen wählen sollte und in Galilaam ziehen, die Bruder da zu retten« so worin: er und sei;- Vruder Jouathas cJouciihcm help. Z, 5] in Galaad ziehen. 18. Und machte Joseph, den Sohn Jacharia, und Azaria [beide Männer find sonst nicht weiter bekannt] zu Haugtleuten uber das» ubrige Volk daheim swas zu- rilckblei en sollte],· Judaam cinzwischen vor etwaigen Angriffen von Seiten andrer Feinde] zu bewahren. 19. Und befahl»ihneu, sie sollten das Volk regieren cdurch Leitung der bürgerlichen AngelegenheitenL und nicht ausziehen, die Feinde anzugreifen, bis er wieder 26 I. Maccabäer Z, 20—-—65. käute lweil theils ihre Kriegsmacht zu gering, theils aber auch ihr Kriegsgeschick noch zu wenig erprobt war. g0. Und Simon zog [der Vereinbarung in V. 17 Gemäß] in Galiläa mt drei tausend Mann, Judas in alaa mit acht tausend. » 21. Da nun Simon in Galilaa kam, that er viel Schlachten mit den Heiden, nnd iiegte, und jagte sie bis gen Ptoleniais an das T or, 22. Das; bei drei ansend Heiden uniiaineiiy und Simon plunderte sie kdie gefallenen Feinde] W, Darnach kam er wieder zu seinen» Brüdern in Galilaa, nnd zu Arabaig [d, i. in der südlich vom See Gene areth gele enen T alniederung des Jordans] und hieß e [damit fie nicht neuen Bedrückungen von Sei- ten der Heiden ausgesetzt; wären] »Mit Weib und Kind mit ihm in Judaa ziehen, und suhreie sie dahin niit großen Freuden. » 24. Aber Iudas»Maceabaiis, und Jonathas, sein Bruder, zogen [um hier auch die weite »Hälfte der Er- ählung ixi V. 20 weiter FrtziifÜZreUI iiber den Jordan in die Wuste sin die bde ochebene, die von Rabbath- Ammon siidwärts bis zum Arnon sich erstreckt und östlich in die arabische Wüste sich verläuft, s. Karte 1lI.], drei Tagereisen lzu etwa 7 Stunden s. Mos 19, 37 Anm.] 25. Da kamen zu ihnen die Fliabathciey und em- fingen sie freundlich nach dem Griechischent Da tra- ken sie auf die Näbathäer,»die ihnen fried- ich entgegenkamenh nnd [dieselben] zeigten ihnen an, wie es ihren Brndern in» Galaad [V. ginge; 26. Und daß viele gesanglich weggefn ret waren gen Barafa sauch Bossora oder Bo ra genannt, aber nicht die Stadt dieses Namens in dom 4. Mos 20, 17 Anm. ist gemeint sondern eine andere im ehema- ligen Stammgebiet Blinden, nördlich vom Arnon, deren Lage ich jedoch nicht näher bestimmen läßt erem.48, 24], osor loder ·Bezer·5. Wes· 4, 4i·i’; Jo. 20, 8], Aliuia vielleicht einerlei unt Beer-Elim 4. Mos 21, 16; Je. 15, 8], Kasbou lim Griech Chasphor ge- nannt], Mageth [oder Maked, »ebe·nso unbekannt wie Kasbon, vielleicht aber einerlei mit dem nachinaligen MachärULJ und Astharotlyguiuarua m [an der Ostgrenze des Stammes anasse»4. of. 21, 30 Anm.], welches eitel große nnd feste Stadte waren; » · 2 . D»aß auch viele in andern Stadien in Galaad gefangen lagen. Darum beschlossen sie» daß sie Morgens alsbad dieselbigen festen Stadte nberziehen und sinrmen wollten [im Griechischen lautet der Text hier und zu Anfang des 26. Verses anders] Die Nabathäer find ein, von Nabajotcx Jsmaeks ersi- geborenem Sohne (t. Moss 25, 13), herkommender arabi- sehe: Vollsstamm, der theils ein Normadenleben führte, theils einen bedeutenden Zwischenhandel trieb, fiir sehr reich galt und in den ersten Jahrhunderten vor Christo zu einem bedeutenden Culturvolkesich erhob. Auf Karte IV. sind die Wohnsise desselben nach den Angaben der Schriftsteller aus der Zeit nach Christo in der Gegend des älanitischen Meer- buseno bei-zeichnet; zu 1. Was. 27, 40 haben wir bemerkt, daß sie zur Zeit der Maccabiier Besiß genommen hatten vom Lande der Edomiter, und Petra wird bei Strabo u. A. als ihre Hauptstadt gerechnet Der Haiiptbestandtheil derselben aber ist wohl vornehmlich in der syrifclparabischen Wüste zu suchen, nordöstlich bis an den Euphrat hin reichend und siidwestlich bis in die Nähe der in V· 26 genannten Städte. Jn Jesc so, 7 werden neben ihnen die mit ihnen stamm- verwandten Kadareuer genannt als ebeufalls reiche No- meiden. · 28. Und· Judas lniit seinen 8000 Mann] kehrete sin Folge dieser Nachrichtenl um fvon dem Marsche cguf Fzclrltshenkanl V. Ja, das Eiefer lkinelin us? Oxeiikn e e nrn eue aereieu i er u- wiirts nachageiiz am meistengseiner Hilfe bedürftigen Stadien zu wenden], und siürmete die Stadt Bosor bis. 26], eke fie [die die Stadt inne habenden Heiden] ch’s versa en, und eroberte sie, und ließ alle Manus- gltdedtdriuuen ersten-en, und plunderte und verbrannte die a . 29. Darnach reisete er fort bei Nacht lsich wieder ilisgchthder voTgeZJSZDtraPe V.B2«zdweizdlend] tzu der Burg a eman · , a eine ru er e ager waren. 30.Udd rdsM sdikimseer kanns«åkisiiskf.ilåsx,skiåTissijåliiiiTiixis Velagerungsmaschinen 2. Ehren. 26, 15 Anm.] tru en sherbeischafftenj und deu Sturm [auf die Feste] an ngen; 31. lind war in der Stadt ein kläglich Geschrei [von Seiten der Velagerten], das in den Himmel seläzilletescäind mit dem Getöse auf Seiten der Belagerer i M! e . 32. Da vernia nete Judas sein Volk, daß sie gapferj ilkreslsäiideå sin litierhStaiztsstzceften wollten, ezu re en au er ewa irer ein e. II. Und machte dr’ S i [Schl cht f R«cht. 7, II; llz Saäiin El, uiiilizegigss sieasdikxållfieeltäigletred nrn im ·· e an in nrni un e um Zzeicheu des- Auixxisfål treu-meins; und« das Von im drei Hausen] schrie aut [ein Kriegsgeschrei erhebend], fiuddbetextyk [in elåeiå dsiieEsem KriegFgeJschreiGIiZitt welchem ie en amen e rrn anrie en zu o . 34. Als aber d s He r Tniothei [d d« Bl e- gungNDethemlaixsålltletitetleäåzz III] sig)«e, dearß stände Hex« en e e cca e e a merer a. , iiicht uainmsojijist fuhr-is] hintei ihneiri wart: flohen siepsaus Schreck vor ihm] und wurden [von ihm, der sie nun verfolgte] hart geschlageiy daß aus ihnen diesen Ta bacht taufen lMannj todt [auf dem Kampsplatzs e en. 35. Daruaih zog Judas snordwestlich fich wendend] It: Masphaygkwoh einerlei mit Mizpa oder Ramotly klegd ·5.B sos Z; K, siubriuleitesz uiåd Rbertsebilke ei wie oor .· , un e ae ann e iSiiunen tödten, und pliiiiderte nnd verbrannte die 36·. Dariiach gewann er Kasbon [V. 26], Magens, Bodsor lgohätriehti er Lgzaras a oder BozraJ und die anern a ein aaa. - Z7. Aber Tiniotheus s« H ptm n V. 11 . F] kra tthe niedern-ist päiulegljreorß åiger zgiitslagiiincin reizt? aere een aon eener aon,ni gest; vikiäspliagniiiijci oder Asthiiiyrgth V. 43], Jenseit des a s ier ma . 38. Da« schiiite Judas Kundschafter hin, und» ließ besehen, wie stark die Feinde waren, und wie sie lagen. Die e sagten ihm wieder, daß ihrer eine große Menge ware ans allen Heiden umher; Zu. Daß sie anih Kriegsiuechte aus Arabien bei sich hätten, denen sie Sold mußten geben; und daß»sich das» Her jeiigizldäftVgdchs gelagerä Wie, snnsidwakjen gern e zur a . arum zog u a au er e. 40. Und Tiiiiotheus s rach zu seinen Hauptleutem Wenn Judas an den Ba kommt uiid·so·iiinthig ist, daß er hernberzie en darf [nach dem Griechischenz Da iskkiimfilspå HEFT? uiek,«s-?.kegi7kk"siiki’isä Bache näherte: enxi er zuerst ge en uns heriiberkommtL so ionueu wir ihm uiht wider- stehen, sondern er wird uns schlagen. Des Judas siegreiche Kämpfe in Gilead und seines Bruders Simon in Galiläa. 27 41. Wenn er· sich »aber fürchtet, und darf nicht [ ergraut sich nicht] uber den Bach herum; so wollen kvchk uher das Wasser [gehen], und ihn angreisen und agen. Des Timotheus Urtheil hat nicht, wie Calmet meint, in Aberglauben seinen Grund, sondern in der Erfahrung, daß der Angreifende in der Regel im Voriheil ist. Jm vor- liegenden Falle konnte aber« auch die Oertlichkett für die Juden, als den an Zahl schwiicheren Theil, den Kampf auf der einen Seite des Flusses gefährlicher machen als auf der andern. (Grimm.) Beinahe sollte man denken, die Officiers seien mit Tiniotheus nicht gleicher Meinung gewesen und haben den Uebergang über den Bach fiir zu gefc’ihrlich ge- halten; dadurch gewann Judas Zeit, ihnen zuvorzukommen Eine Gefahr muß bei Passirung des Bachs gewesen sein. (Michaelis.) 42. Da nun Judas an den Vach kam, siellete er die Priester [richtiger: die Amtleute 5.Mos. TO, 5; Ins. 1, 10] at; das Wasser, und gebot ihnen, si»e sollien alles Volk hinuber treiben, daß sie die Feinde hulfen schlagen; und niemand sollte dahinten bleiben. 43». Da nun also Judas und sein Heer erstlich [zu- erst] nber das Wasser kamen, flohen die Feinde, und ließen ihre Wehre fallen, nnd kamen in einen Tempel Hier Göttin AthargatiIJ in der Stadt Karnaim [um Zu- ucht bei dem Götzen zu snchen]. 44. Aber Judas eroberte die Stadt, und verbrannte den Tempel nnd alle, die darin waren; und Karnaiin ward zerstoret, und konnte sich nicht schützen vor Judas. 45. Darnacliszließ Judas saus demselben Grunde, aus welcheni Simon ebenso in Galilaa gehandelt hatte V. 23] alles Volk Israel, das in Galaad war, Klein und Groß, »Weib und Kind, zusammen kommen, daß es mit in Jndaa zo e. 46. Und aus dem egLe kamen sie zu einer großen, festen Stadt, Ehhron [2. hron. IS, 19 Anm. ], die an der Straße srichtigerx in einem Engpaßl lag, da man durch mußte und nicht neben hinziehen sweder zur Rechten noch zur Linken aus-biegen] konnte. 47. Nun wollten die Leute zn Ephron Juden: uicht dnrchlassem 48. Sondern machten sich in die·Stadt, nnd hielten die Thore Zu. 49. A er Judas sandte zu ihnen, sagte ihnen Frieden zu, nnd bat freundlich, 50. Daß man sie dnrchließez denn ihnen sollte kein Schade von den Seinen eschehen« er» begehrte nichts, denn allein durchzuziehen xvgl 4. os. 20, 1·7; 21,22]. slxbkrssdie von Ehhron wo ten sie [schlechterdings] nicht e u a en. Der Widerstand der Stadt erklärt sich, wenn nach 2. Mart. 12, 27 Lhsias von da war. (Ewald.) 51. Da ließ Judas ausrufen im ganzen Heer, daß das Kriegsvolt eine Ordnung machen sollie und den Sturm anlaufen, ein jeder Haufe an seinem Ort. Also sturmeten sie die Stadt den ganzen Tag und die ganze Nacht, und eroberten sie. 52. Und Judas ließ »ersten-en alle Manusbilder drinnen, pluziderte und zerstorete sie,»und zog durch uber die todten llorher hin. Und» kamen uber den Jordan auf das Vlachseld gen Bei san uber sgegenuber von Beth- san 1. Sam. 31, 10 nm.]. Eis. Und Judas trieb das Vol! fort Ezum riistigen Vorwärtsmarschiren an], das sich dah nien saumete khinter dem Hauptheere zurückblieb], nnd tröstete sie sermahnte um geduldigeii Ausharrenj die ganze Reise aus swo fie sortwährenden Plänkeleien ausgesetzt waren], bis er sie in’s Land Jndaa brachte. 54. Da zogen sie ans den Berg Sion [den Hügel Morijm auf dem der Tempel lag Kalt. 4, 37 mit großen Freuden, und ohferien Vrandohfer sgum aiik dafür], daß ihnen Gott Sieg gegeben, un fie mit Freuden wieder heimgebracht hatte. » » Der Zug des Judas nach Gilead ist wahrscheinlich Eins mit dem in 2. Mark. 12, 17—-31 berichieien, aber in dic Zeit des Aiiiiochus Eupator gesetzicn oft- jordanischen Feldzuga auf welche Annahme besonders die Vergleichung von V. 43 f. mit 2. M. 12, 21. 26—- von V. 46-—51 mit 2. M. 12, 27 f·, und von V. 52 mit Z. M. II, 29 führt, so unähnlich sich auch im Uebrigen die beiden Berichte sind. (Grimm.) X. V. 55-——68. Die beiden Obersten der zum Schatze Judacrs zuriicligelasseuen tllauuscijasy durch das Gerücht non den heldenthaien der maccaöaischen Bruder aus den Gedanken gebracht, es ihnen nach zu thun in Ausführung grober Werke zur Befreiung des Landes, wagen dem ihnen gegebenen Befehle zuwider auch ihrerseits einen Feldzug, und zwar gegen. die in Iahne stationirten Truppen des Gorgia5, müssen aber ihre Vermessenheit mit einer schweren Niederlage stillen. Als darnach Judas» non seinem Streifzuge nach Jerusalem znrlicligelcehrt ist, was nach Z. Narr. 12, 31 zur Zeit des psingllsesles geschah, bekämpft er theils» die clödomiier im Süden nnd gewinnt hehren wieder, theils« wendet er sich nach Westen gegen die philistey um auch nach dieser Seite hin die Grenzen des heil. Landes wieder herzustellen. 55. Dieweil aber [wie im vori en Abschnitt erzählt worden] Judas und Jonathas»in alaad waren, und Simon, ihr Bruder, in Galilaa vor Ptolemciis 56. Und Joseph, der Sohn Zacharias, und Azaria, die Hauptlente ider Truppen in Judäa V. 18f.], höreten von ihrem Sieg und großen Thaten, sprachen sie [vom Ehrgeiz MtacheltJ · » 57. ir wollen anch Ehre einlegen, nnd dieHeiden um nns her angreisen. » 58. Und geboten ihrem Kriegsvolh daß sie sollten ans sein, und zo en ge en Jamnia sodenJabne an· der Küste des mittelländischen Meeres, dahin der syrische Statthalter der Niederung, Gorgias, nach der durch udas erlittenen Niederlage sein Standquartier derlegt atte Kap. 4, 15. 22]. 59. Da zog wider sie heraus [eben dieser] Gorgias uiit seinem Heer, so. Und schlug den Joseph und Azaria in die Flucht, nnd ja te sie bis in’s Land Jnda sbis dahin, wo das Gebirge uda sich erhebt, welches die Grenzscheide wischen Judäa und der philistäischen Niederung bildet]. nd Jsrael verlor den Tag viel Volks, namlich bei zwei tausend Mann; ist. Darum, daß sie Judas und seines Bruders Befehl nicht gehorcht hatten, und sich aus eigener Ver- niesseuheit un erstanden, einen Ruhm zu erjagen, 62. So ch nicht die Leute waren, denxn Gott verliehen hatte, daß Jsrael durch sie geholfen wurde. its. Aber Judas und seine Brüder wurden groß geachtet bei dem ganzen Jsrael und bei allen Heiden; M« Und wo man fie nennete , wurden sie gepreiset · 65. Und Judas [nachdem er von der Expedition in V. 24 . nach Jerusalem zurückgekehrt war und nun den lan fa te, ganz Judäa wieder in den Besitz seines Vo kes zu ringen] zo aus mit seinen Briidern wider die Kinder Esau egen itta [woselbst sie sich festgesetzt hatten, vgl. ap. 4, 15 nm.], nnd eroberte Hebron [2. Sain. 2, 1 Anm.] und d»ie Flecken umher, nnd verbrannieihre Mauern und Thurme snach dem Griechischem ihre Burg oder Feste und deren Thürmes - · 28 I. Maeeabäer 5, 66—68. 6,1—20. sit. »Und le rete um in der Heiden Land [d. i. in der Philister and Jos 13, 2 Anm.] gen Samaria snach anderer, jedenfalls richti er Les-unt: Marisf a Zgerssliaresa Jos. 15, 44; 2. Cgrom U, 8; 14, 9 ff.; f P. Da find viel Priester umkommen, welche auch zu kuFn waren und die Feinde ohne Rath und Befehl angri ein* its. Daruach og Judas gen Asdod in der Heiden Land lgegen die Hhtlisterftadt Asdod Jos. 13, Z; , 46» f.; 1.»Sam. 5, I ff.; Z. Chron 26, 6], und riß »die Gotzeualtare ein, und verbrannte die Götzen, nnd plun- Ldkerdte die Stadte, und kam wieder heim iu’s Land U II« V) Zu vergleichen mit dem Jnhalt dieser beiden Verse ist der Abschnitt: 2. Man. 12, 32—46., wo- nach der Feldzug in der Heiden Land wider den Gor- gias und sein Heer gerichtet war. Bei Marcfa wäre Gorgias beinahe in die Hände. der Juden durch die Kühnheit eines Reiters Dositheus gerathen, der harte Kampf mit ihm aber wurde endlich zum Siege gewen- det durch Gebet und Psalmengesang des Judas; als Ursach, weshalb auf Seiten Jsraelo viele (nach dem vorliegenden Bericht hauptfächlich Priester) in der Schlacht fielen, ergab stch hernach bei Bestattung der Leichen, daß sie auf der Brust unter dem Unterkleid heid- titsche, von Jamnia bezogene Amulette getragen hatten. Judas ließ hernach im Tempel zu Jerusalem Sünd- opfer für sie dar-bringen, daß ihnen ihre Sünden ver- geben und sie der Auferstehung der Gerechten nicht ver- uftig würden. Diese apokrhphische Stelle gilt in der katholischen Kirche für eine Bestätigung ihrer Lehre vom Fegfeuey von der Kraft der Fürbitte für die Verstorbe- nen und der Zulässigkcit der Seelenmessen. · Das Ei. Kapitel. Von Untioohus des Edlen Tode. XI. u. 1—16. wahren: is: dee erstes: nackte des Jahres» 164 o. Chr. die im vorigen Kapitel erzählten Begebenheiten im indischen Lande sich strittigen, wird Antiochus Gpiphanes in den ositichen provinzen seines Reiches, wohin er sich mit einem Theile seines» Heeres zur Steuererhebung und Brand· schatzung begeben hat, vom Tode ereilt. Die näheren Um· skande in Beziehung auf sein Ende und die Anordnungen, die er. zuletzt noch hinsichtlich der Thronsolge nnd der Reichsoerwesersctsalt getroffen, werden sachgemah erft hier mitgetheily weil die Nachrichten davon ersk jetzt, Ende Juni des vorhin genannten Jahres, nach palasiina gelangten, wiewohl der Tod selber bereits um die Mitte des Monats Mai erfolgt war. 1. Da aber der König Antiochus oben im König- reich hin nnd er reisete ldie hochgelegenen Provinzen des syrischen eichs jenfeit des Euphrat in der Absichh Geld zusammen zu bringen, mit der» andern Hälfte seines» eeres durchtzog Kap. 3, 37sz], orete er von der beruhmeu Stadt lnnais [s. v. a. and chaft Eli·- mais, da eine Stadt dieses: Namens es ni t giebt] in Zperfiem da»ß viel Gold und Silber und großer Reich- hnin da warez « Z. · Und daß im Tempel [der Göttin Nanäa oder Artemcs 2. Mace.1, 13. — in oder be: tvelcher Stadt der Tempel fiel) befand, »läßt sich mcht näher angebenkj goß Gut» und die guldenen Kleider, Haruiiche und »childe waren, die der Sohn Philcpph Ale ander, der Honig aus Maeedouiem ahin gegeben atie Man. ,1 41. f) Vielleicht ist dieAngabe in 2. Macc- 9, 2 richtig, daß der Tempel in Persepolis (s·. Karte IV) sich befand, da in V. 1 an unsrer Stelle das ,,Elimais« überhaupt un- haltbar ist, und aus einer Zeit stammt, wo man eine Provinz dieses Namens nicht mehr kannte, sondern bei dem Wort an eineStadt dachte. Z. Darum lau: Antiochus vor die Stadt, sie zu erobern nnd zu pluudernz aber die in der Stadt waren verwarnet 4. Darum waren sie auf, fich zu wehren. Und Antiochus konnte nichts fchasfen, sondern mußte wieder iilbziehtem und iehreie unt gen Babylon mit großem nmu 5. Da [auf dem Rückzu e gen Babylon, uach den: griech. Text noch in Versen, wohl bei der Stadt Tuba, Iüdöstlich von Susa, s· Anm. zu V. 16] kam ihm Bofchafh daß fein Heer, das er» ins Land Juda gesandt hatte [Kap. 3, 34 ss.], gefchlagen war»e [Kap. 4, 1 J; h. Und daß Lhfias hätte fliehen mufseu, und aß die Juden in seinem Lager groß Gut und »Viel Waffen gewonnen, damit fie steh hernach beffer geruftet hatten, und machtiger worden waren [Kap. 4, 26—35], 7. Un hatten den Grenel aus dem Tempel zu Jerusalem geworfen, und das Heiligthum wieder mit festen Mauern bewahret, wie zuvor, dazu auch Bethznra befestiget [Kap. 4, 36—61]. » 8. Da Antiochus solches harrte, erschrak er sehr, und ward hoch betrubt, legte fich nieder und ward vor Leid krank, daß fein Vornehmen nicht gerathen war. 9. Und blieb lange in dieser Stadt cohne seine Absicht , nach Babylon zu reisen V. 4, ausführen u könnenjz denuder Kummer [die Sghwermutlz die i n befallen hatte] ward je langer je roßer, und machte i u [der Umstand] fo schwach, daß er sa e, daß er sterben muß e. 10. Darum forderte er feine Freunde zu sich, und sprach Zu ihnen: Ich tauu keinen Schlaf mehr haben, vor gro em Kummer und Herzeleid, das ich habe. II. Ach wie hat sichs so gar mit mir nmgbekeg . So lang ich regieret habe, hab ich Freude un te gchahh und bu den Meinen ankh lieb und werts ewe en. g »Natürliche Gutmüihigkeii kann dem Antiochus nicht ab- gesprochen werden, und populär zu fein, wenigstens insseinem ntichsten Kreise, war er bis zur Liicherlichkeit bestrebt gewesen. « 12. Aber nun bin ich so herzlich betrübt, und ge- denke an das»Uebel, das ich zu Jerusalem gethan ha e; da ich alle guldene und silberne Gefaße aus den! Tempel wsggfuhrleteål ließ unschuldige Leute in Jndaa todten [ an. , . . II. Daher kommt mir jeßt alles Uuålüch und Zins; in einem fremden Lande von dieser raurigteit er e n. Gehörte gleich Persien zu seinem Reiche, so war er doch schon als Grieche dort nicht populäry außerdem aber war er als Tempelräuber dahin gekommen und konnte als ein von Gott Gestrafter auf keine Theilnahme an seinem Schicksal bei den Landeeeiikwohnern sich Rechnung machen. 14. Und er forderte [da ja Lysias Kap.«3, 32 f. »ein Vertrauen verfcherzt Ratte] einen seiner Freunde, hilippns ·[’2. Mace.·9, 2 ; ·5 22;» s, 11; 8, 8., der r m viellercht auch die Nachrichten in V. 5—7 über- bracht h»atte], den verordnete er zum Hauptmann [Ver- weferJ uber das ganze Kouigreielx 15. Und gab ihm szum Zeichen oessenj die Krone, Mantel und Ring, und befahl ihm, feinen» Sohn, den jungen Antiochus, aufzuziehn: und in das Kouigreich ein- sit « , Pelz? Darnakh starb Antiochus in derfelbigen Stadt im hundert und neun und vierziæfieu Jahr sder assyri- schen Zeitrechnung oder 164 v. hr.]. Folgen des Ungehorsams der Obersten in Judäa. Bestrafung der Philister; 29 Jn dem entsprechenden Abschnitt 2.Mace.9, 1—-29 isi die Geschichte in einer bis in’s Einzelne gehenden Darsiellung erzählt, die mehrfach von der unsrigen ab- weicht, aber einen so abenteuerlichen und phantastischeri Charakter an sich trägt (Antiochus pliindert den Tempel in Persepolis, wird aber von den dortigen Bürgern verjagt; er zieht nun nach Ekbatana, wo er die schlim- men Nachrichteii aus Judäa erhält, und indem er dahin eilen will, die Juden zu ztichti en, wird er unterwegs von heftigen Kolikschmerzen ergri en, fällt in Folge dessen vom Wagen und zerschlägt sich hierbei fast alle Glieder; als er hernachmals bei lebendigem Leibe verfaulen muß, will er ein Jude werden und sich bekehren, was ihm jedoch nichts mehr hilft, weil Gottes Zorn zu hart über ihn gekommen; so schreibt er wenigstens noch einen sehr gnädigen Brief an die Juden und empfiehlt diesen sei- nen Sohn und Nachfolger zu freundschaftlichcm Wohl· wollen), daß wir keine Veranlassung sehen, den hier vor- liegenden einsacheu und naturgemäßen Bericht zu ver- lassen und uns an jenen zu halten, zumal der Verfasser des 2. Maecabäerbnches mit sich selbst in Widerspruch tritt, wenn man bei ihm Kap- 1, 14 ff. mit Kap.3,9ff. vergleicht. Offenbar hat er an ersterer Stelle die Ge- schichte von dem Ende des Antiochus Epiphanes mit der ähnlichen vom Ende seines Vaters, Autiochus des Großen verwechselt, und ergiebt sich auch hieraus, gleichwie aus der zu Kuh. 4, 61 bemerkten Unrichtigkeit in Betreff der Zeitdauer, eine große Unzuverliisfigkeit seiner An aben. Unter den weltlichcn Schriftsiellern hat am aussügrlichsien von des Antiochus Tode Polhbius (um 146 v. Chr) berichtet. Derselbe meidet ebenfalls, daß Antiochus unglücklich in seiner Erpedition nach den öst- lichen Ländern war und heruach zu Tabä in Persien gestorben sei, seine Krankheit aber betrachtet er als eine Strafe der Götter für die Entweihung des Tempels der heidnischen Göttin Artemis und bezeichnet sie als Wahn- sinnz insofern hierin nur eine verschiedene Auffassung der nämlichen Thatsachen liegt, können wir recht wohl des Polhbius Bericht als übereinstimmend mit dem unsrigen, und diesem zur Bestätigung dienend, ansehen (Dan. 8, 24). Von besonderem Jnteresse wegen der Zeitbestimmung über die Drangfal der Juden unter Antiochus Epiphas nes, die uns bei Daniel zuerst in Kap. 8, 14 und dann in Kuh. 12, 11u.12 entgegentritt, ist das Datum des Todes dieses Königs; doch ist dasselbe geschichtlich nicht enau bekannt, sondern muß aus jenen prophetischcn teilen erst erschlossen werden-eine Sache bei welcher dann gar mancherlei Berechnungen aufgesiellt worden sind. Jndem wir zuvor erinnern, daß wir in Dan. 8, 14 die 2300 Abend-Morgen von 1150 ganzen Tagen ver- stehen, lassen wir nachstehend diejenige Berechnung folgen, die sich uns als die einfachste und natürlichste ergeben hat. Nur willkommen kann es uns hierbei sein, daß, während der Aufstellung des Greuels der Verwüstung eine Zeit von 45 Tagen vorausgeht, eine gleiche Zeit auf den Tod des Antiochus erst folgt, ehe die Nachricht dauon in Judäa eintrisft und dort eine neue Wendung der Dinge hervorbringt; es ist das ein Parallelismus der Geschichte, wie solcher öfters vorkommt und in unzähligen Exem- Peln auch bei außerbiblischen Welibegebenheiten sich nachweisen läßt, in der Bibel aber, wo den Zahlver- hältnissen ein so großes Gewicht zukommt, auf ein be- sonderes Walten der göttlichen Vorsehung hinweist. Noch sei bemerkt, wie mit dem Tode des Antiochus sich für Jsrael um so mehr die Aussicht auf eine bessere Zukunft eröffnete, als die nun folgenden Thronstreitigs keiten in Syrien den Kampf gegen dieses Reich wesent- lich erleichterten, und schließlich dazu führen mußten, daß Judäa zu völliger politischer Selbstständigkeit gelangte. Tage: a. Von Abstellung des täglichen Opfers bis zur Aufstellung des Greuels der Verwüstung (Kap. i, —.46—-57) oder vom Ende Oktober bis Mitte Dezember 168 v. Chr. 45 d. Von da bis zum ersten Gö- tzenopfer am 25. Chislev (Kap. 1, 62) . . . . . .. 1o c. Von da bis zur Reinigung (Dan. 1290 des Tempels nach 3 Jahren 8,14) (Dan. oder am 25. Chislev 165 12, 11 v. Chr. (Kap. 4, 52 ff) ..1095 d. Von da bis zu des Antio- chus Tode (um die Mitte des Mai 164 v. Chr.) 140 e. Von da bis zum Eintreffen der Nachricht von diesem Tode in Palästina . . . . . . . 45 sa- 1335Tage(Dan.12,12). 1150 XII. v. 17—63. Arg» die Borsten» von dein erstere« des Antiochus Cpiphanes nach Antiochien in Sgrien gelangt, setzt Lgsias, um einer Reichsverweferfchaft des philippus (V. 14 f) zuoorzukiommem den jungen Antiochus auf den Thron und giebt ihm den Beinamen Gupator (Dan. 11, 5 Anna) Jn Judaa nun will« Judas die sgrifctje Burg auf dem Berge Zion zu Jerusalem zerstören und unternimmt eine förmliche Belagerung; indem der König davon Nachricht erhält· eilt er in Begleitung des Lgsias mit einem sehr grossen Heere herbei und dringt auch wirklich uber Bethzuig das sich wegen Hungers ihm ergiebt, bis nach Jerusalem vor, auf welchem Wege ihm Judas von Bethzora aus zwar einen ziemlichen Verlust bereitet und fein Bruder Gleafar mit Aufopferung des eigenen Lebens das sgrische her: in Verwirrung zu bringen versucht, aber gleichwohl vermögen die Juden dies Mal nichts wider den über-mächtigen Feind, und wurde ohne Zweifel non diefem auch die Festung des Tempelberges erllürmt worden fein, wenn nicht Lgfias, weil sein Tiebenbuhler philippns inzwischen sich der Reichsuer- weferschaft bemächtigt hatte, es vorgezogen hatte, nach An- tiochien mit dem heere zuriichzueilen und mit den Juden Frieden zu schließen. 17. Da nun Lhsias fder Reichs-verweset, den An- tiochus W. bei seinem Aufbruche nach den Ostlåndern vormals in Antiochien zurückgelassen Kap- 3, 32 f.] hören, daß der König todt fund ein anderer Neichsn verweser von ihm ernannt Kap. s, 14 ff.] war, machte er [iu»schlauer Weise seinen Vortheil wahrnehmend] zum Kouig cvon Speien] den Sohn Antiorhi des Edlety en jungen [erst 9 oder, wie Eusebius an iebt, 14 Jahr alten] Antiochnm [den V.], dessen Zuchtme ster [Jugend- erzieher Gut. 3, 24 f.] er gewesen war, und nannte ihn Eupator [d. i. der von einem edlen Vater Ab- stammende]. 18. Nun thaten szu derselben Zeit, wo dieser Regierungswech el in Shrien vorging] die Heiden, so die Burg aus Sion noch innen hatten [Kap. 1, 35 f.; 4, 60], em Volk Israel im Heiligthnm [auf dem ge- enüberliegenden Berge Morcja] viel Schaden [indem Fee den Zugang zum Tempel zu hindern und den Gottesdienst in demselben zn stören suchten]; denn sie hatten eine gute Fesinn [an jener Burg die ihnen und allen Feinden der uden zum Rücken alt diente]. 19. Darum nahm Judas vor»- fie zu bete-gern, da- mit er sie vertilgen zerstören mochtn 20. Und das [ riegs-] olk fdas er unter fseinem Befehl hatte] kam zusammen im hundert und fun zigsten 30 J. Maccabäer S, 21-—-53. Jahr [der shrischen Zeitrechnung d. i. nach unsrer ahlungsweise 163 v. Chx.], nnd brachten davor allerlei riegsruftnng und Geschutz [wie man’s damals hatte 2. Chron Zu, 15 Anm.]. 2l. Und etliche Heiden svon der dortigen syrischen BesatzUngJ kamen aus der Burg [entkamen aus der Ums chlingung, der Circumvallationslinie, welche Judas mit seinen Schaaren um die Festung gebildet hatte], daß sie zum Könige [nach Antiochienj ögen, Zilfesbei ihm] n suchen. Zu diesen thaten sieh· viel btriinnige aus srael [die es mit den Heiden hielten Kap. 1, 12 sf.]. die zogen mit ihnen zum Könige, und sprachen sals sie bei i m ankamen : ·22.» Warum willt du· nicht trafen swas Judas mit seinen Anhängern wider dich unternimmt] und unsere Bruder sdie ihm schon» zum Opfer gefallen sind Kap. L, 44; Z, 5 f. u. a.] racheni 23. Denn wir wollten deinem Vater sAntiochus EpiphaneSJ uuterthan, und feinen Geboten [in Betreff der Annahme des griechischen Gottesdienstes Katz. 1, 431 gehorsam sein. 24. Da fiel unser Volk svon Matathias nnd sei- nen Söhnen qiifgestacheltj von uns ab; nnd wo sie unser einen [die wir es mit den Syrern halten] er- « griffen, tödteten sie ihn und theilten unseriErbe sals willkommene Beute] unter fich lKap. 2, 23 sf.]. 25. Und plagten nicht alleiu uns sin Jerusalem] sondern trieben solches im ganzen Lande. · 26. Und feist belageru sie die Burg in Jerusalem [in der Absicht . sie zu erobern [und zu erstören], und haben, das Heiligthnm und Bethzura befesiigt sdas Land Känzlis äaöonfizersyrischen Oberherrschaft frei zu machen up. , .. 27. Wo du Inun] nicht eilen wirft, ihnen zu weh- ren, werden sie [immer] starker werden und» [der und deiner Obmacht] mehr Schadeu thun, nnd wirst sie [zu- letzt] nicht mehr bezwingen können. Nach 2. Macc. 13., welches Kapitel bei diesem nnd dem folgenden Abschnitt zu vergleichen ist, wäre das Haupt dieser abtrünnigen Juden der Hohepriester Menelaus (Kap. 1, 16 Auen) gewesen, der wohl seit der Wiedereroberung des Tempels durch die Juden (Kap. 4, 36 ff) außer Landes sich befand; er hätte aber durch Gottes Zugang, statt Aufnahme bei Antio- chus, vielmehr den Verbrechertod in der syrischen Stadt Veröa (zivischen Antiochien und Hieropolis, s. Karte IV.) mittels des »Schuckelrades« (eigentlieh hat Luther »Univ- lanffend und schuckeld — d. i. schuckelicht — Rad« iibersetzy gefunden, welches über einem, 50 Ellen hohen und mit glühender Asche gefüllten Thurme sich befand; auf dieses wurden die Delinquenten gestellt, und konnte nun jeder, wer Lust hatte, die Maschine drehen (dies ist unter dem ,,rädern« gemeint, welches Wort Luther hier in einem, von dem gewöhnlichen Sdrachgebrauch ab- weichenden Sinne gewählt hat), bis die Berbrecher einer nach dem andern, ja, in Folge des Drehens einer den andern hinabstoßend, in die glühende Asche fielen und dort elendiglieh umkamem W. Da der Köni folches hörete, ergrimniete er sehr, und ließ [durch Was, der eigentli die Seele der ganzen Bewegung » war] zusammen fordern feine Fiirften und Hauptleute uber das Fußvoli nnd uber die Reisi en, H. Und nahm fremde Knechte sMiethsfoldatenj an aus lden umliegenden Königreichen Pergamus Bithy- nien u. s. w. und aus] den Inseln [Cypern, Modus, Creta ic.], · , 30. Und brachte sauf diese Wege] zusammen hun- dert tausend Mann zn Fuß, zwauzg tausend zn Roß, nnd zwei nnd dreißig Eies-bauten, zum Kriege gewöhnet sabgerichtets Während Josephus in B. Jud. l., 5 die syrifche Macht nur auf 50,0.00 zu Fuß, 5000 Reiter und 80 Elephaiiten schätzt, hat er in Amt. XII» 9, 3 dieselbe Angabe wie hier. Letztere nun könnte sehr übertrieben erscheinen; indessen ist zu bedenken, daß Lysias nicht nur mit den Juden es zu thun hatte, deren streitbaee Mannschaft seit der von ihnen in Kap. 4, 28 ff. erlittenen Niederlage bedeutend gewachsen und im Kriege nun fchon viel erfahrener war, sondern auch gegen den aus Persien mit einem ansehnlichen Heer heran- ziehenden Philippus (V. 55 ff) sich vorsehen mußte; des- halb strengte er die Kräfte des Reichs aufs Aeußerste an, und war es ihm da durch Anwerbung voii Miethstrnppen allerdings möglich, eine so große Stceitmacht zusammenzu- bringern » Eil. Dies Heer [nachdem es durch Cölefyrien die Küste des mittelländifchen Meeres hinab bis in die Gegend zwischen Jabne und Ammao Kap. 3, 40 vor- gedrungen und nach 2.Macc.13, 10 ff. schon in dieser Gegend von Judas überfallen worden war] zog durch Jdnuiäa [in dem zu Kap.4, 15. 29 u. 61 angegebenen Sinne]; nnd da sie an’s Land swo das jüdische Gebiet anfing] kamen, beiagerten sie [die von den Juden befe- stigte Stadt Kap.»4, 61] Bethzura und machten davor mancherlei Kriegsrustung zum Sturm [vgl. Kap.»5, 30]; aber die Juden [welche die dortige Besatzung bildeten] fielen heraus, und verbrannten diese Werke, nnd stritten ZtteZSlYichJIso daß der Sturm für jetzt noch nicht gelang 32. Und Judas sin Jerusalem, um, wenn Beth- ura doch noch von den Syrern genommen werden sollte, diesen das Vordringen bis zur Hauptstadt des Landes zu wehren] zog ab von der Var Siou [die er in Belagerungszustand versetzt hatte vg .V.18fs.], nnd kam mit dem Heer gen Bethzachara sjetzt Besitz-Maria, zwischen Damim und Gedor auf dem Gebirge Juda Ziegen, s. Karte lII.,»1sz, d. Meilen nordwestlich von ethåurkgegeu des Königs Lager. 3 . a war der König sals er Nachricht hiervon erhalten] des Morgens frnhe auf vor Ta e, und fuhrete nicht in Person, sondern durch seine eerführerj das eer svon dem einstweilen nur ein kleiner Theil vor ethzura zurückblieb] an die Straße vor Vethzachara [den, in dem dortigen Engpasz lagerndeii Judas mit seinen Schaaren aufzureibenL nnd ließ die Schlachb ordnung machen und troninieten szum Aufbruch blafen], 34. Und stieß] die Elephauten mit rothem Wein unddMaulbeersaft bespruheu [nach dem Griech. ihnen diese Getränke zeigen oder dorhalten Kap.1 18 United, sie anzubringen [wie wir Jetzt sagen: aufzubringen] und zu erzurnen, Bd. Und theilten die Eies-harrten in die Haufen svertheilten sie unter die verschiedenen Schlachtteihen], also, daß je zu einem Elephanten tausend Mann zu Fuß in eisernen Heimen und Harnischen [Schiippenpanzern] undbfünfhundert Pferden smit ihren Reitern] verordne WUc M. Its. Diese warteten also auf den Eies-harten, daß sie nicht von i m wichen rfondern nach ihm genau beim Kampfe si richteten]; nnd wohin man den Elephanten wandte, da mußten sie auch hin. Der griech Text driickt aus, das sowohl der Elephant in den vorher angestellten Erereitien gehörig an die Manu- schaft und Pferde gewöhnt worden war, um von denen des Feindes sie zu unterscheidein als auch die Mannschaft und die Pferde vollständig auf den Elephanten eingeitbt waren; an Gestaln Geruch und Gebrüll des letzteren mußten nament- licihddie Pferde erst gewöhnt fein, damit sie nicht scheu w r en. Antiochus Euvator unter Vormundschaft des Lysias dringt von Bethzur bis nach Jerusalem vor. 31 37. Und trug ein jeder Elevhaut einen hölsernen Thurm cder mit Gurten wie ein Sattel auf einen " Rücken befesti t war], darin waren je zwei und dreißig cursprüng ich at es dafür vielleicht ge eißem je zwezi bis drei«] rieger und [außerdem] der Mohr Re- nauerx Indien, so [Jes. 29, 7 Auen] die Be ie regieren. «) Ein Thurm fiir 32 bewaffnete Soldaten wiirde einen Umfang haben, für welchen der Riicken des Elephanten nicht lang und breit genug wäre; auch soll der Elephant höchstens eine Last von 3200 Pfd. tragen können, auf dem Marsche und in der Schlacht aber nur die Hälfte· Nun trugen auch wirklich nach andern Nachrichten (I«iv. XXXVII., 403 Hin. hist. n. VIII» 73 Aeliajx AnimaL XIlI., 9) die Elephantenthiirme außer dem Führer nur vier oder drei Streiter, und noch jetzt werden in Jndien nicht mehr als 4—5 Mann ihnen aufgeladen. Man nimmt daher an, daß ent- weder im hebe. Text ursprünglich DIE! WEI- fzwei oder drei) gestanden habe, woraus ein übertreibender oder der Sache nicht kundiger Abschreiber DIIM ERNST! (zwei und dreißig) gemacht habe, oder es habe im griech. Texte statt o nai- rgioinodroe oi orolezroilwsg fzwei und dreißig Kämpfende) ursprünglich— gestanden öde) F rast; einen-tot; weisser-Hure; (zwei oder drei mit Wurffchießen Kämpfendel Wenn Sehmieder in v. Gerlachs Bibelwerk äberfetzh und waren auf allen zwei und dreißig Krieger, so darauf stritten, so erweckt dies den Schein, als hätte jeder Elephant nur ein en Krieger getragen, da die Gesammt- zahl dieser Thiere zwei und dreißig betrug (V. 30); wenn er aber für ,,Jndier« schreibt Jndian er, so ist das aller- dings eine noch jetzt in Asien übliche Ansdrucksweish obwohl für uns, die wir unter Jndianern die Urbewohner von Nord- amerika verstehen, leicht mißverständlich. » Den ubrigeu reisigeu Zeu tdgenigen Reiter, die nicht auf die in V. 35 angeåe ene eise verwendet wurden] orduete er auf beiden eiteu Eber ebenfalls bei den Elephanten nicht zur Verwendung ekommenen Fußsoldaten], das Fußvolk zu bewahren, aß es nicht ertreunet cvon dem Feinde durch einen Angriff in den lanken auseinander esPrengtJ würde. » IV. Uud da die ouue ausging, und schien aus die uldeueut Schilde cdes syrischen Fußvolksx leuchtete as ganze Gebirge davon, als wäre es eitel Feuer cdenn die an den Schilden sich brechenden Sonnenstrahlen wurden nach den Bergen hin zurückgeworfen]. Güldene Schilde (von massivem Golde) erscheinen sonst nur als Eigenthum der Fiirsten (2. Sam. s, 7; l. Körr. to, 16 f.) oder als eine Ehrengabe, die man an jemand zur Auszeichnung verleiht (Kap. n, U; 15, 18); es könnten also hier nur vergoldete verstanden werden, oder vielleicht sind eherne gemeint, die aus der Ferne sich aus- nahmen wie goldene, obwohl auch diese zu den Ausnahmen gehörten (1. Sam. n, s; I. Kön. u, 27) und nur von den Schwerbewaffneten getragen wurden. 40. Und des Köuis Heer zog ein Theil loben] auf dem Gebirge, ein Theil heran er iui Blachselde cin der Ebene], in guter Ordnung, und vorsichtiglich cjeden Augenblick auf einen Angriff gefaßt] 41. Und wer sie hörete, der eutsefzte sich vor dem grausamen Getoue und der großen Menge nnd Getuuuneh as sie mit den: Harnisch nnd Eisen machten scnach dem Griechischem vor dem grausamen Getöne, das der Marsch dieser großen» Menge verursakhta und vor dem Getümmel oder Gekliry das sie mit ihren Waffen und den eisernen arnischen machten]; denn es war ein sehr groß und woh gerustet Voll. 42. Und Judas zog auch cwie sie ge en ihn in guter Ordnung heraUzogenJ gegen sie in feiner Ord- uuug,»sich zu wehren, nnd schlug sechs hundert todt ans des Kouigs Heer. 43. «Uud einer, genannt Eleafan der Sohn Saura [nach richtiger Lesart: Und Eleasar, genannt Auaran oder Auran, « der Bruder des; Judas Kap- 2, V, merkte einen Eies-harten, der war hoheruud besser gerustshgzcetin die andern, und dachte, der Konig ware arau .; 44. Und wagte sich, daß er das Vol! Israel erret- teteM und einen ewigen Namen erlaugete, 45. Lief mit» großer Kuhuheit hinzu, drang durch die Feinde, und todtete ihrer viel auf beiden Seiten. 46. Und machte sich unter den Esel-harten, und stach ihn, daß der Elehhant umflel auf ihu nnd starb, und Natürlich] schlug hu Dieser] auch todt. «) Die gewöhnliche Lesart Elsoigocg ö Zorne-nur«, nach der die lateinische Uebersetzung und Luther sich richten, be- ruht auf falscher Buchstaben-Abtheilung, da es vielmehr heißen muß: Elsoigoidog Dido-dein. —- "·) An sich wäre des Eleasar Vermuthung ganz richtig gewesen, da die Könige auf dem größten und kliigsten Elephanten in den Streit zu ziehen pflegten (Arrian. v» 18; Flut. Alex. 60), und dieser auch besser geriistet war, als die übrigen; nur hatte der junge Antiochus den Zug nicht mitgemacht, sondern be- fand sich bei der vor Bethzur zurückgebliebenen Heeresab- rheilung. — Eis) Hätte der König sich wirklich auf dem Elephanten befunden und wäre mit umgekommen, so würde nicht nur das shrische Heer von einem panischen Schrecken ergriffen, sondern auch Lysias in feinen Entwürfen und Unter- nehmungen gegen die Juden gelähmt worden sein, da er nun nicht mehr unter Auetorität des Königs handeln durfte, viel- mehr die Ankunft des damals noch in Rom weilenden Thron- erben (Kap. 7, l) abzuwarten hatte. 47. Dieweil aber die Juden sahen, daß des Königs Heer eine solche große Macht war kgegen die ihr e- ringes Streiterheer nichts auszurichten vermöchteL lviFeu sie beifeits, und ließen die Feinde auf dies Mal von sich koRne in einen weiteren Kampf sich mit ihnen einzu- a en]. Nach Joseph. hell. Jud. l» I, s erlitten die Juden dies Mal sogar eine Niederlageund zogen geschlagen sich auf die Landschaft Gophna (vielleicht einerlei mit Aphni im Stamme Benjamin Jos. is, U) zurück; nach u. Mart. 1:3, 22 dagegen hätten sie abermals den Sieg davongetragen. 48. Darum og des Königs Heer fort gen Jerusa- lem, und kam in Judaa tin das Herz diefes Landes, um von da aus es sich böllig zn unterwer en]. 49. Aber die ans Bethzura cwelche von dem dort zurückgebliebenen Theile des syrischen Heeres V. 33 uoch ferner belagert worden waren] konnten Hnn ers halben nicht langer darin cin dieser Festung] blei en; denn es war das siebente Jahr, darin man die Felder mußte feiern lassen [ein Sabbathjahr während der Zeit von Anfang Oktober 164 bis dahin 163 v. Chr» s.»3. Elltof 25, I ff.]; und sie» erlangteu Geleit vom Könige, daß sie sicher heraus mochten gehen [erlangten unter Bedingung der Uebergabe der Festung die Ge- währung freien Abzugsk »50. Da nahm der ouig Bethzura ein, und legte Kriegsvolk darein, diese Festung zu bewahren. 51. Und zog sauch mit dem übrigen Theil des Heeresj fort gen Siou cbis wohin der Haupttheil schon vorhin vorgedrungen war V. 48], und belagerie das Heiligthum eine ange Zeit, und richtete dagegen auf allerlei Geschuxn 52.» Es wehrete sich aber das Voll Israel in: eilig- thum viel »Tage,· und machten auch Geschutz und rie s- rustung wider die Feinde cdieses Volk, gleichwie früher die Besatzung von Bethzura V. 49]. öd. Es hatte aber auch nicht zu essen, dieweil es das flebeute Jahr war; und die fremden Juden, so ans 32 I. Maccabäer 6, 54—63. 7,1——17. d»er Heiden Ländern iu Judiia um Sicherheit willen ge- fn ret waren cKap. Z, IS. 45], hatten den Vorrath a en verzehren ·» 54. Und »wnrden der Heiligen [der gesetzestreuem für das Heiligthum kämpfeuden Juden] »sehr wenig, denn sie starben Hungers [nach dem Griechischem »Und blieben im Heiligthum zu dessen Vertheidigung nur wenige Männer, weil der Hunger über- hand nahm]; darum mußten sie [die Andern, welche nicht daselbst bleiben» konnten] von einander ziehen, nnd sich in andere Stadte theilen. Nachdem vielleicht, wenn man aus 2. Chrom Dis, 21 einen Schluß ziehen darf, schon mit Ende der Richterzeit die regelmäßige Feier des Sabbathjahres unterlassen worden war, geschieht in Nehem. 10, 32 der Wiederherstellung derselben seit der Riickkehr aus der babylonischen Gefangenschaft ans- drücklich Erwähnung. Aus der vorliegenden Stelle nun läßt fich erkennen, daß ein Sabbathsjahr stattfand vom Herbst 164 bis dahin 163 v. Chr. Dies stimmt mit anderweiten An- deutungen bei Josephus (Antt. XIlI., s, 1 n. 7, 4; X1V., is, 2 u. XV., i, s2), wouach auch von me— 135 (vgl. Kap. 16, 14 ff) und von 38——37 v. Chr. ein solches Jahr gewesen sein muß, überein, ebenso mit der jiidischen Tradition, die da behauptet, daß das der Zerstörung Jerusa- lems voraufgehende Jahr (68—69 n. Chr) ein Sabbaths- jahr gewesen sei. Nun fiel, wie wir seiner Zeit sehen wer- den, das Auftreten Johannis des Täufers (Matth. Z, 1 ff ; Mark. I, 1 ff) und etwa ein Halbjahr spclter die Taufe Jesu durch Johannes (Luk. s, 21 ff.) in die Zeit vom Herbst 26 bis dahin 27 n. Chr. Dies war ebenfalls ein Sabbathsjahy und ein solches war ja auch in der That wegen seiner be- sonderen Heiligkeit und der Ruhe von aller Feldarbeit vor- zugsweise geeignet, die Gemiither auf religiöse Dinge hinzu- lenken. 55. Mittlerzeit vernahm Lunas, das; »hilippns,dem des Königs Vater Antiochus den ungen onig und das Reich bei Leben befohlen hatte [ . 14 f.], 56. Wiederkommen war aus »Persien und Medeu mit dem Kriegsvolk,» das der Konig svor 2 ahren Kap. 4, 37] dahin gefuhret hatte, und daß sich Ph lippns des Regiments unterstund sjdie Leitung der Staats: eschäfte für sich als rechtmäßigen Reichsverweser in nspruch uahm]. 57. Darum eilete er [Lystas, um in der ange- maßten Herrschaft »17 »sich zu behaupten] weg»aus Judaa wieder in’s»Kouigreich cgen Antiochia m SyrienL und svrachygum Konige und zu den Hanptlentem Wir leiden hie oth,»nnd haben tin diesem Lande, dessen Aecker heuer nicht bestellt worden sind V. 49. 531 nichts zu essen, nnd verlieren viel Leute; und dieser Ort cder Tempel auf Morija V. 513 istsehr fest [Kap. 4, 60., so daß wir noch lange Zeit »mit der »Belagerung hinbringen können], so» wir doch dgheinrnothigere Sa- cheu zu thnu haben, Frieden im Kouigreich zu erhalten ldasz nicht Philippus die Gewalt an sich reißeL 58. Laßt uns Frieden mit diesem Volk machen, 59. Und zulassen daß sie» ihr Geseh halten, wie zu- vor; denn sie zuruen und streiten allein darum, daß wir ihnen ihr Gesetz abthnn wollen. 60. Diese Meinung gefiel dem Könige und den Fürsten wohl. Und der Kouig schickte zu beten, einen Frieden mit ihnen anfzurichtem 61. Da sie aber [die nur wenigen Mannschaften der Juden, die den» Tempel noch besetzt hielten» V. 54., nachdem sie eine eidliche Versicherung des Königs und seiner Magnaten erhalten hatten, daß ihnen und» der Stadt kein Leid geschehen solle] heraus kamen aus ihrer Festung, zog der Konig hinein. 62. Und da er sahe, daß sie so fest war, hielt er seinen Eid nicht, sondern gebot, die Mauern umher wie- der einziireißeeu Cz. Darnach zog er eilend weg en Antiochim Da vernahm er, daß sich Philivpus da ausgeworfen hatte sur einen Köui [nach dem Griechischen richtiger: zum Herrn oder eichsverwesers Mit den: striit»er, und eroberte die Stadt wiederum cworaus dann Antiochus V. etwa tnoch ein Jahr unter Vormundschaft des Lhsias regier e]. Das 7. Kapitel. Von des Judas Sieg wider Jlilianolz XIII. V.1——24. Ein Jahr später bemächtigt in Sytien der an:- Rom entftohene Demettins sich des Königs-throug- und sendet aus Ilnstisten der heidnisch gesinnten parthei in Israel, insbesondere des nach der hohenvriesterwurde trach- tenden Atcimug den Bachidees mit einem Heere nach Indem; Animus und Bachides finden, während Judas ihre hinter-list durchschaiit und sich zurnciiziehtz mit trügerischeu Voespiegetuikgen bei den Schrisrgetehrten und Frommen Glauben und verschaffen sich so leichten Eingang in Jeru- salem, kehren aber bald die bdse Seite hervor zu grober Gnttauschung der Leichtgkaubigein Indem dann Bachides nach sgrien znrbcliliehrn die Krieg-»macht aber bei Akcimus znruciitaszu bekommt unter diesem die griechisch gesinnie Partei wieder dieObethand und begeht viele Grausamkeiten an ihren anderggesinnten Volk-genossen, so— dasz diese sich vom Neuen erhebt. »1. Im hundert nnd ein »und fiinfzigsteu Jahr cder syrischen Zeitrechnung oder im J. 16 v. Chr.] kam Deinetrius, Selenei cdes Seleucus IV. mit dem Bei: namen Philopator, reg. 187——176 v. Chr.] Sohn, von Rom wiederum in sein Kbnigreich, nnd nahm eine Stadt ein an: Meer [nach Z. Macc. 11, 1 die Stadt Tripolis am mittelländischeu Meer, Karte IV.] mit wenig Volks und regterete da als Kouig cbis es ihm gelingen würde, das syrische Köuigreich ganz in seine Gewalt zu kommen]. Z. Und da er ceiiiige eit später anch wirklich sein Ziel erreichte und] in de Hauptstadt Antioehia kam, sing das Krtegsvolt Antiochnin nnd Lhsiaiiu dieselben Demetrio zu uberantworteiu Z. Da aber solches Demetrio angezeiget ward, gebot »er,« man sollte sie nicht vor seine Augen kommen a ssen. 4. Darum tödtete sie das Kriegsvolk cauf eigene Hand »hiu, wohl wissend, daß dem Demetrius damit ein Dienst geschehe]. Nicht lange vor seinem Tode im J. 176 v. Chr. hatte Seleucus IV» wie wir zu Dan. 11, 20 bemerkt haben, um seinem erst 9 Jahr alten Sohne Deme- trius eine rbmische Erziehung zu geben, diesen gegen seinen Bruder Antiochus IV. ausgewechseltz letzterer aber, statt seinem Neffen den syrischen Thron zu lassen, riß ihn, als Seleueus noch in demselben Jahre von Heliodorus vergiftet wurde, an sich, ohne daß die Römer dagegen Einspruch erhoben (Dan. 11, 21 Anm.). Als dann aber Antiochus IV. selber im J. 164 v. Chr. starb (Kap· 6, 16), machte Demetrius sein Erbrecht auf den syrischen Thron beim römischen Senate geltend; der jedoch wollte lieber ein Kind (den ersir9 oder 14 Jahr alten Antiochus V«) in Speien herrschen sehen, als einen selbstständigen Mann, und ertheilte dem nun schon 21 Jahr alten Demetrius abfchläglichen Bescheid· Da fand dieser 2 Jahre später unter Mitwirkung des in Rom sich aufhalienden griechischen Geschichtsschreibers Der shrische König Demetrius sendet auf Anstiften des Alcimus u. A. ein Heer nach Jerusalem. 33 Polybius Gelegenheit, auf einem karthagischen Schiffe nach Shrien zu entkommen, wo er dann zunächst in Tripolis als König austrat und bei den dortigen Sh- riern um so leichter Anerkennung erlangte, als des Lysias und einiger andern der vornehmsten Reichsbeamten schlechte Regierungsweise ihnen wie den übrigen Unter- thanen das Königthum des Antiochus Eupator verhaßt gemacht hatte; der römisehe Senat, der erst einige Tage nach des Demetrius Flucht dessen Entweichen inne ge- worden war, begniigte sich damit, ihm eine Gesandt- schaft nachzuschicken und durch diese die Entwickelung der syrifchen Verhältnisse beobachten zu lassen, um je nach Gesallen einzugreifen oder nieht. Nachdem nun jener bald hernach auch Apamea in seinen Besi be- kommen und seinen Anhang immer mehr verstärkt satte, rückte er gegen Antiochien vor, gewann die Stadt und bekam durch seine Leute, wie oben erzählt wird, den Antiochus und Lysias in seine Gewalt; kluger Weise ließ er beide Gefangene nicht vor sich, sondern überließ seinen Freunden, was sie mit denselben anfangen woll- ten, denn als sie nun von diesen umgebracht wurden, war er seinen Nebenbuhler los, ohne dem römischen Senate wie der öfsentlichen Meinung gegenüber dem Vorwurf, seinen Neffen umgebracht zu haben, zu begeg- nen. Er wurde hierauf von den Römern anerkannt, von den Syrern aber durch den Beinamen Soter sder Retter) ausgezeichnet; gegen die Juden sandte er nach und nach vier Kriegesheere ab (das erste unter Bachides V. 8 ff., das zweite unter Nicanor V. 26 ff., das dritte ebenfalls unter Bachides Kap- 9, I ff., das vierte unter demselben Feldherrn Kuh. L, 60 ff.), war iåem Frunke ergeben und regierte 12 Jahr (Dan.11, 5 um. . Da nun Demetrius das Reich innen hatte, . Kanten zu ihm [gleichwie vormals« zu Antiochus Eupator Kap. 6, 21 ffsl viele gottlose nnd abtriinuige Leute aus Israel; und war der vornehmste unter ihnen Alcimus, der wäre gerne Hoherpriester worden. s. Diese vertlagten Iudani »und ihr eigen Volk, und sprachen: Judas und seine Bruder haben alle, so dir wollteiti gehorsam sein, umgebracht oder aus unserm Lande ver1ag. 7. Darum sende jemand dahin, dem du vertrauest, und laß besehen, wie fie uns und des Königs Land Zerdferbet haben, und laß sie und allen ihren Anhang ra en. 8. Darum machte der König Bacchidem, seinen Freund, der iui Reich gewaltig war» und dem der König viel vertrauen, zum Hauptmann uber das ganze Land diesseit des Euphrat, » D. Und schielte mit ihm den abtrunnigen Alcimus, den er zum Hohenpriester geniacht hatte; und befahl«ihui, das Volk Israel zu strafen. Es ist dies nach Vcrdrängnng der rechtmäßigen Hoherpriefter im J. 175 v. Chr. (Kap. 11 Anm.) nun bereits der dritte Eindringling szuerst Jason, dann Menelaus) in diese Würde; mit seinem Tode im J. 160 (Kap. 9, 54 fs.) blieb das Hohepriestcrthum 7 Jahr lang ganz unterbrochen, bis mit Jonathan (Kap. 10, 20 f.) die Reihe der hasmonäischen Hohepriester aus der Priesterklasse Jojarib beginnt. Alcimus nun (griechi- scher Name für Eliakim 2. Kön. 23, 34) wäre nach Jofephus (Antt. X1I., 9, 7) schon von Antiochus Eu- pator nach des Menelaus Hinrichtung zum Hohenpriester ernannt worden, und hiermit würde der unserm Kuh. pa- rallel laufende Abschniit: 2.Macc. 14,1-—14 stimmen, wonach Alcimus das hohepriesterliche Amt schon früher verwaltet hätte, wegen feines Abfalls zur Zeit der Ver- folgung aber desselben verlustig gegangen wäre; indessen »bleibt dafür in den früheren Zeitverhältnissem wie wir sie kennen gelernt haben, gar kein Raum, dagegen hat des Josevhus Angabe mehr Wahrscheinlichkeit fiir sich, daß Alcimus die früher ihm zugeficherte Würde, die er aber nicht hatte antreten können, nunmehr in Geltung bringen wollta Wie in derjenigen Zeit, in welcher wir jetzt stehen, der Sohn oder Enkel des Onias 1II., wel- cher ebenfalls Onias hieß, mit Priestern und Leviten nach Egypten entfloh und dort von M. Philometor die Erlaubniß zur Errichtung eines eigenen Tempels in Leontopolis erlangte, ist zu Jes. 19, 19 bereits mitgetheilt worden. 10. Und sie lBaechides mit Alcimus und den gottlosen und abtrünnigen Leuten aus Israel V. 8 f. u. V. 5] zogen iirs Land Juda mit einem großen Heer, u schickteu Botschaft zu Juda und seinen Brüdern, vom Frieden »Ja handeln; nnd ftellten sich, als wollten fie Frieden mit i neu halten. 11. Aber es war eitel Betrug [indem sie die Juden blos stcher machen und dann unversehens über sie herfallen wollten]. Darum glaubte ihnen Judas [seiner- seitsj nicht; denn er sahe« daß sie» wohl gernstet waren und ein großes Heer mit ftch fuhreten fwas so gar nicht zu den friedlichen Absichten stimmte, die sie Vor- gabens Judas scheint darauf, weil er, wie der folgende Vers zu erkennen giebt, gerade bei denjenigen, auf vie er sonst im Volke sich gestüht hatte, mit seiner Meinung nicht durch- dringen konnte, mit nur wenig Anhängern von Jerusalem abgezogen zu sein und sich in’s Gebirge zurückgezogen zu haben, bis er seine Zeit ersah, wieder thätig in die Entwicke- lung der Angelegenheiten einzugreifen (V. 23 f.). 12. Aber viel Priester [ihrerseits, welche in ihrer Liebe zur Ruhe und Bequemlichkeit argloseren Herzens waren] kamen zu Alcimus und Bacehides, und viele von dgl! Frocmmen cden sog. Assidäern Kap. 2 , 421 iu J Mc ; 13. Die versahen ftch Gutes zu Fslleimus und be- gehreten Frieden kwenn sie nur billige Zugeständ- nisse, wie die in ap. 6, 59 angedeuteten, erlangen könnten], 14. Und sprachen: Alcimus ist ein Priester ans dem Geschlecht Aaronsxtt er wird uns keine Untrene beweisen. V) Im Griechischen lautet dieser und der folgende is. Vers: Aber viel Schriftgelehrte kamen zu Alcimus und Bachides, billige Zugeständnisse zu suchen; und von den Kin- dern Jsrael waren die Frommen die Ersten, welche Frieden von ihnen (dem Alcimus und Vachides) begehrten. Zu den Schriftgelehrten dieser Zeit gehören die beiden Jofex Jose, der Sohn des Joözer aus Zereda, und Jose, der Sohn des Jochanan aus Jerusalem; beide waren Schüler des Anti- gonus von Soeho (um 190 v. Chr.), der wiederum selber ein Schüler Simons des Gerechten gewesen sein soll (Kap. i, u Anm.). Mit ihren strengen Ansichten iiber Absonde- rung (parascl1) von allem unreinen und Gemeinen sind sie die Vorläufer des Pharisciisiniis und der erste von jenen fiinf Schristgelehrten- oder Schulhäupter-Paaren, die als Träger: der orthodoxen Tradition in der letzten Zeit vor Christo sich auszeichnetem Ihnen folgten nämlich 2) als Zeitgenossen des Johannes Hyrkanusx Josua, Sohn des Perechjca und Ni- thai aus Arbela in Galiliia, in deren Lehrsätzen zuerst der Gegensatz gegen den Sadduciiismns hervortritt; darnach s) in der Zeit des Alexander Jannäus: Simon, Sohn des Sche- tach, und Juba, Sohn des Tabbai. die sich um die Wieder- aufrichtung der in Verfall gerathenen Rechtspflege Verdienste erwarben; ferner a) in der Zeit der letzten Marcabäer und in der ersten Zeit der Jdumäerherrschaft die beiden Prosely- tensöhne Schemaja und Abtalion, deren Schulen von vielen außerpalästinensischem namentlich babylonischen Juden 34 1. Maccabäer 7, 15——50. besucht waren; endlich H) die beiden, schon zu 5.Mos. 24, 4 erwähnten Schulhäupter Hillel und Schammai. «) Nach Josephus (Antt. XX» 10, 1) war Alcimus vom Geschlechte Aar-one, aber nicht von derselben Priester- familie mit Menelaus I5. Und Aleimus sagte ihnen [den Schriftgelehrten und Assidaern] Frieden zu, iiud that einen Eid und spxdqtln Wir wollen euch und eure Freunde iiicht be- ei igen. 16. Da sie ihm also glaubten kund ihn nun ohne Be- denken in die Stadt einziehen ließen], ließ er sech ig aus ihnen svon denen er wußte, daß sie am meisten Ein uß im Volk hatten und am meisten bei Verfolgung seiner Ab- sichten ihm hinderlich in den Weg treten würden] sangen, nnd todtcte sie alle aiif Einen Tag, wie die Schrift spricht« [P«s. 79, 2 u. 3J: 17. Das Fleisch deiner ciligen haben sie den Thieren gegeben, sie haben lnt Vergossen um Jeru- iijalembumhey wie Wasser; nnd war niemand, der sie e rn . Si) Jn diesen Worten liegt ein deutliches Zeugniß, daß damals der alttestamentliche Kanon längst zum Abschluß ge« langt und als heiliger, von der späteren Literatur streng ge- fonderter Codex anerkannt war; Psalmen ans dem Zeitalter des: Maccabäen wie sie von so vielen neueren Schrifterklarern angenommen werden, giebt es also im Kanon nicht, konnte doch selbst das Buch des Jesus Sirach (Kap. i, u Anm.) trotz seiner Anspriiche auf prophetische und kanonische Bedeu- tung (Sir. U, 34 ff) keine Ausnahme mehr finden, weil man damals fchon bei den palästinensischen Juden zwischen der alten heiligen Literatur und der neueren profanen einen bestimmten Unterschied zu machen wußte. 18. Darum [in Folge dieser hinterlisti en und grausamen That des Alicimusq kam eine se r große Furcht und Schrecken in das Volk, welches klagte, daß weder Glanbenoch Treue in Alcimiis wäre; denn er hielt seinen Eid nicht [und niemand konnte da wissen, wie arg er es noch weiter treiben würde]. » 19. Und Vaechides sals er erfuhr, daß viele Juden ihr Leben durch die Flucht zu retten suchten] zoglveg von Jerusalem, und belagerte Bethzeiha [im Griechischenx Bazeth, d. i. Olivenort —- entweder ist ein nahe bei Jerusalem gelegenes sonst nicht weiter bekanntes Dorf, oder aber der Hügel Be etha, der hernach zur Stadt selbst gezogen wurde Joi.15, 63 Anm., gemeint] und sandte aus, und ließ viele fangen, so zuvor steh an ihn ergeben, nnd von wegen der Untrecie [V. 16] wieder von ihm flohen, nnd ließ ihrer viele todten, die wars er in eine große Grube. 20. Darnach besahl Barchides das Land Alcimo, und ließ Krie svolk bei ihm, und er zog wieder zum Konige cnach ntiochien]. 21. Und Alcimus [auf die bei ihm zurückgelassene Truppenniacht fich stützend] unterstund sich mit Gewalt Hoherpriester zu» werden. » » Und hangete an sich alle Abtruniiiae in Jsrael sdie es mit seinen Absichten, griechisches Wesen einzu- führen, hielten] , uud brachte das Land Juda mit Ge- walt unter· sich, und plagte das Volk Jsrael sehr hart. » 23». Da nun Judas sahe, »daß Aleimus nnd die Ab- trunnigen aus Jsrael viel großern Schaden in Jsrael thaten sals selbst die fremden Syrer], 24. Zog er sindem sich nun viele von den gesetzes- treuen Juden wieder zu ihm schlugen] abermal» umher durch das ganze Land Juba, und strafte die Abtrunnigeiy und wehrete i neu, daß sie nicht mehr also im Lande hin und her ziehen durften [Kap, 2, 5 f.]. » Das 2- Maccabiierbuch in dein zu B. 9 angeführten Abschnitt (Kap. 14, 1—14) weiß von einer Absen- dung des Bachidcs nach Judäa nichts, sondern nennt mit Uebergehting desselben gleich Nikanor als denjenigen, der unter Demetriiis die syrischen Feldziige wider die Juden auszuführen hatte. XIV. V. 25—50. Ja Folge abermaliger Beschwerde des Akcimus ttber die Zustände in Judua sendet Demetrias einen seiner Feldherren Nittanoy der schon unter Ilntiochus Gpiphanes den Krieg wider die Juden geführt hatte, in’5 Land mit grosser Heere-»macht ab; derselbe versucht zuerst durch hinterlist den Judas» Maccabaus in seine Hunde zu beklommen, da ihm aber das« nicht gelingt, ltommt es zu einer Schlacht bei Kavhar-Salama, in welcher er eine Nie« derkage erleidet, so dass er aus Jerusalem sich zariicläzieheii must hier begiebt er sich eines Tages, demAnscheine nach in friedlicher Absicht, von der sgrischen Festung auf Zion nach dem Tempelberg hinüber und wird von den Priestern und Aelieslen znvorliomniend empfangen; er fordert die Aug« lieserung des Judas nnd seiner Schaar nnd schwört, da ihm das tialtirlich nicht gewährt werden kann, das Heiligthtim verbrennen zu wollen. In der darauf folgenden Schlacht bei Bethihoron ist er einer de: ersten unter denen, die da fallen; das sgrische Heer erleidet eine schwere Niederlage, Judas aber seht ein jährliche-» Danltsest wegen dieses Siege- ein. 25. Da aber Aleimns sahe, daß Judas und sein Volk wieder gewaltig war, und daß kr ihnen nicht wider- stehen konnte; zog er wieder zum Kouige lnach Antio- chien, bei dem er schon einmal gewesen war V. 5 ff.], undt verklagte sie [den Judas und seinen Anhang] r h« - » 26. Darum sandte der König einen großen Furstem Nilanor [wohl denselben, von dem schon in Kap. Z, 38 ff. die Rede war, der aber später nach Rom ging unb dort die Partei des Demetrius ergriff], dahin, der dem Vol! Jsrael svon der früher erlittenen Niederlage her Kap. 4, 3 ff.] sehr gxam war; nud gebot ihm, das Volk Jsrael ganz zu vertilgen [Kap. 3, «5 f.]. 27. Und Nitanor zog mit einem großen Heer gen Jerusalem, und schickte spon der Burg Sion aus Boten zu Juda und seinen Vrndern betruglich, die si stellen folltcehm als wollte er Frieden mit ihnen halten, nnd pre en: 28. Wir wollen Frieden mit einander halten, ich nud ihr; und will mit wenig Bolt kommen friedlich, daß ich dich anspreche seine persönliche Zusammenkunft mit dir halte, dabei keiner von dem andern etwas zu be- fürchten hat]. . 29. Also kam Nikanor zu Juba, nud sie empsingen ssich gegenseitig in freundschastlieher Weise] und sprachen einander friedlich an; aber es war svon Seiten des Ilikanon der im Geheimen Kriegsleute bereit hielt] bestellt, daß man den Judas da sahen sollte. 30. Dies ward Juba sdurch solche, die es wohl mit ihm meinten]·vcrknndschaftet», daß Nikanor darum zu ihm kommen wäre, ihn mit diesem Betrug zu sahen; arnin hutete er sich vor ihm srettete sich vor ihm durch schleunige Flucht] und wollte nicht mehr zu ihm kommen [auf der leichen Zusammenkünfte fich ferner mit ihm nicht ein assen]. Ju Z. Vince- 14, 15—3O ist zuerst von einem Zusammenstoß der Strcitmacht des Judas mit dem Heere des Nikanor bei dem sonst nicht weiter bekannten Flecken Dessa die Rede, in Folge dessen Nikatior Re- spekt vor den Juden bekommen und ein wirklich freund- schaftlich Vcrhältnlß mit Judas vermittelt, ja ihn be- wogen hätte, sich zu verheirathen, indem er zugleich ihm eine Ehrenstelliing im Lande anwies und die Anssicht auf die Hohepriestcrwürde eröffnete; darnach aber hätte das alles auf das Aleimus Betrieb, der den Nikanor Ein neues Heer unter Nikanor wird bei Bethhorou von Judas gefchlagen u. Nikanor getödtet. 35 beim König Demetrius verklagte, sich geändert, und Vikanor hätte nun, um dem König zu willfahren und nicht seine Ungnade sich zuzuziehem den hinterlistigen Versuch gemacht, den Judas in seine Gewalt zu be- kommen. Diese ganze Darstellung enthält aber viel Un- glaubliches und erscheint als eine tendenziöse Entstehung des wahren Sachverhaltes oder beruht auf Sagen, die später zur Verherrlichung des Judas im Volksmunde sich gebildet hatten. 31. Und da Nikanor merkte, daß sein Vornehmen war» offenbar worden, zog er wider Juba [der allem An- schein nach südlich von Jerusalem im Gebir e seine Streitkräste zusammengezogen hatte], und t at eine Schlacht mit ihm bei KaphawSalama seinem sonst un- bekannten Orte jener Gegend]. 32. Da verlor Nikanor bei fiiiif tausend Mann, und sein Heer mußte fliehen anf Davids Burg Ein Je- Zuxgle3ii, woselbst ja die Syrer noch ihre Festung inne a en. sit. Darnach kam Nikanor anch zum Heiligthnni auf den Berg Sion »[genauer: Morija]. Und die Priester nnd Aeltesten giu en heraus snach dem Vorplatz des Tempelss ihn etc» lich zu empfahen, nnd ihm zu zeigen, daß sie sur den Konig große Qp er thäten und aso als gfue gnäeorshanen desselben sich verhielten «zerem. 29,7; ra , «. » 34. Abex Nikanor verspottete fie mit ihrem Gottes- dienst, und lasierie und entheiligte die Opfer, 35. Und schwur einen Gib, nnd sprach [in seiner Wuth geradezu etwas Unmögliches foxdernd]: Werdet ihr» mir Judam und sein Heer nicht iiberantworten in iueine»Haiib, so will ich dies Hans verbrennen, sobald ich glulllieh fnachdem ich selbst den Judas und seine Schaar in meine Gewalt gebracht habe] wiederum her- komme; und zog weg» mit großem Grimme fzunächst nach de»r Burg Davids .32 sich wendend, bis er dann mit seinem Heere nach Beth-Horon aufbrach V. 39]. 36. Aber»die Priester gingen hinein [in das Heilig- thum, auf dessen Vorplatz die Verhandlung mit Nika- nor stattgefunden hatte] und traten vor dem Altar im Tempel, und weiueteu nnd sprachen: 37. Ach, HErn dieweil du dieses Haus erwählet hast, daß maudiih da anrusen iind von dir predigen soll snach dem Griechischenx daß dein Name darüber enannt werde, daß es sei ein Haus des 8 eggeigå und des Flehens deinem Volke I. Kön. ! · t 38. So bitten wir bich.»du wolleft an diesem Nilu- nor nnd seinem Heer Rache nben, und daran gedenken, daß sie dein Heiligthuui und dich gelästert haben; nnd wollest sie ans dem Lande verjagen und vertilgen. Zu vergleichen ist hier 2. Mart. 14, 31———46, wo zugleich von einem Aeltesien zu Jerusalem, Rhazis mit Namen, einem strengglänbig und patriotisch gesinn- ten, bei seinen Mitbürgern sehr beliebten Manne er- zählt wird, der sich durch grausigen Selbstmord seiner durch Nikanor angeordneten Verhaftung entzog. Die Belebung dieses Selbstmordes von Seiten des Erzäh- lers ist von der protestantischcn Polemik mit Recht als Grund gegen die Kanonicität des Vuchs geltend ge- machi worden; die Katholischen aber, wenn sie den Rhazis mit dein Beispiele Simsoirs (Richt. 16, 30 ff.) und Sauls (1. Sam. 31, 5) entschuldigen wollen, be- denken nicht, daß Simsons That einer militairischen Selbstaufopferung fiir’s Vaterland gleich steht, Saul dagegen in Verzweiflung endete. Es macht sich viel- mehr an jener Stelle des Buchs »die heidnischchetoisehe Ansicht, wie wir sie nennen können« geltend, wie sie ins Judenthum derjenigen Zeit, aus welcher das Buch stammt, bereits eingedrungen war, so daß z. B. Jose- phus zu wiederholten Malen die Selbftentleibung Phasael’s, des Bruders Herodes des Großen, als He- roismns preist. . Und Nikanor [um nunmehr den Judas und seine Schaar selber aufzuheben» V. 851 zog von Jeru- salem weg», und lagerte sich bei Beth -Horon 1272 M. nordwestlich von Jerusalem , s. das Kärtchen zu 1. Sam. 9, 5., vgl. Kap. Z, 15]. Da kam noch ein Heer aus Syrien zu ihm, ihm» zn helfen. » 40. Aber Judas lagerte sich gegen ihm sihm gegen- über] bei Adasar [nahe bei Gophneh etwa Si, M. nörd- lich von Beth - Horon gelegen, s. Karte I1I.] mit drei tausend Mann, und betete zu Gott, und sprach also: . HErr Gott, da dich die Boten des Königs Sennaherib llisterten, schiiitest du einen En el, der schlug tkgit lhäinberåäing funf und achtzig tausend ann [2.Kbn. f - · 42. Also schlage diese unsere Feinde heute vor un- sern Augen, nnd richte diesen Niiaiior nach seiner großer: Mifsethat, daß andere Leute erkennen, daß du ihn arum Wirst: hast , daß er dein Heiligthum gelastert hat . ]. 43. Und am dreizehnten Tage des Monden Adar Eber März 2. Mof 12, 2 Ani»n., einem denkwiirdigen age in der jüdischen Geschichte Esth Z, 7. 13; 8, 11 f.; 9, 1 ff.] thaten fie eine Schlach mit einander, und Nikanor kam zum allerersten um. 44. Und da sein Heer solches sahe, warfen sie die Waffen von sich nnd flohen. » » 45. Aber Judas jagte ihnen »nach eine Tagereise von Adasar bis gen Gazazt und ließ irommeten [nach unserer Ausdrucks-weise: die Sturmglocken låuten], 46. Daß das Bolt aus» allen Flecken umher auf dem Lande heraus zii ihm tiefe, und hulfe die» Feinde schlagenx iinb sie] kamen zu Juba, nnd hielten sich wie- der zn ihm. lso ward das Heer» Nikanors geschlageih und kam niemand davon [indem die Verwirrung zuletzt so groß wurde, daß einer den andern umbrachte]. «) Diese Stadt der Philister (Jos. is, s) liegt viel zu weit südlich; nach dem Griech. ist vielmehr an Ges er (in Kurs. 4, 15 Assaremoth genannt) oder aber, was noch mehr fltr sich hat (Kap. 13, 54 Anm.), an das heutige Yazür zu denken. » » » 47. Und Judas plunderte sie [die Feinde], und fiihrete den Raub mit sich weg. Den: Nikanor aber ließ er den Kopf abhauen und die »»r·echte Hand, die »e»r zum Eib ausgereclet hatte, da er laiterte und dem Heiligt ni»n bxohete [V. 34 f.]; und ließ beide, Kopf nnd Hand, mit fuhren, und zu Jerusalem anfhangeu snach Jofephus dem östlichen Thor des Tempels gegenüber, welches davon den Namen ,,Niknnorsthor« empfangen» habe]. 48. Da ward das Volk wieder sehr frohlich, nnd feierten diesen Tag mit großen Freuden. » 49. Und verordiieteu, daß man fahrlikli »»biesen Tag [an welchem Nikanor umgekommen und sein Heer so völlig auggerieben sei], namlich den dreizehnten Tag des Monden dar, feiern sollte. » 50. Also ward wieder Friede im Lande Juba eine kleine Zeit fetwa 4 Wochen Kap. 9,»l ff.]. » Jn Z. Mace 15, 1—-37 ist diese Geschichte von Judas Kampfe mit Nikanor noch durch mancherlei Nebenumstände ausgeschmückh von denen namentlich das Gesichtz welches Judas vor der Schlacht gehabt und seinen Leuten erzählt haben soll, wieder ganz die Vor« liebe des Verfassers für abenteuerliche Wundererscheis nungen, die einen von den, in den kanonischen Büchern erzählten Wundern durchaus verschiedenen Character an sieh tragen, bekundet. Mit L. Ware. 15, 38—40 folgt dann das Nachwort des Buches, entsprechend dem 36 1. Maccabäer 8, 1-——16. Vorwort in Kap. 2, 20—33. Wie nun gleich in Kap. 1 , 1 — Z, 19 die beiden, dem Vorwort vorausgehen- den Briefe der palästiiiensischen Juden an die eghptis en, eren we wir on in er um. zu . s are. sch d Z ck sch d A I M 1, 11 angedeutet haben, durch höchst verdächtige Zeit- angaben und offenbare Unkenntniß der Zeitverhältnisse (Kap. l— 10) , durch historischeJrrthümer und fabel- hafte Legenden stch charakterisiren (Kah.1,·13 ff, ls ffzz 2, 4 ff.), so verlieren auch die geschichtlichen Mittheis langen des Haupttheile; selber durch mancherlei histori- sche und chronologische Jrrthünieu sowie durch übertrei- bende Ausschiiiiickiirigen den Anspruch aus unbedingte Glaubwürdigkeit; das Buch ist offenbar in einer Zeit geschrieben, wo die Sage sich schon vielfach die »reine historische Anschauung umwölkt und ein mythischer Schimmer sich um die großen Persönlichkeiten und Be- gebenheiten jener Heidenzeit gelegt hatte, allem Anschein nach von einem zu Jerusalem lebendeii Juden der pharisäischen Partei, der» sich zur Abfassung durch die Beobachtiing bestimmen ließ, wie der Besitz des eigenen Zeiäipels in dLeontopoli3(V.d7 Aiåmh del? leghåotischen Ju en nur azu gerei te, as entra ei ig um in Jerusalem zu vernachlässigem Wenn es hiernach mit seiner Entstehung schwerlich über die Mitte des 1.fJajl))rlg. vztcshu zuglckrtkickitf sg uint so an, a mi einem ii a e e m weier a i auf deii Tod des Nikanoe und die Stiftung des Nikas norfestes im J. 161 v. Chr. hinabreicht, ja, nach der Zgemgksiickiyig its? ßKau 1ß5, 38 zisik schließenT wo es Hm rie i en ei t, da von ikanor’s « ode an ie Stadt Jerusalem von den Hebräern behauptet wor- den sei, die schweren Unsälle, welche bald darauf den jüdisehen Staat und die» heil. Stadt trafen (l.Macc.·9)- gar nicht zu kennen scheint. Dies laßt sich aber leicht erklären, wenn, wie Herzfeld vermuthet, jener Jason, dessen Geschichtsiverk der Verfassee bcuiitzta ein und der- selbe Mann ist mit demjenigen Jason, den Judas mit Eupolemus zusammen zur Gesandtschaft nach Rom ver- wendete (Ka»p.8,«-17ff.); denn nachdem er von Rom zu- rückgekehrh inzwischen aber Judas umgekommen und der Nothstand in Judäa aufs Höchste gestiegen irae, zog er in sein Vaterland Cyrene sich zurück uiid schricb seine 5 »Bücher über die Geschichte von l76»— 161 v. Chr., mikh dem hSieglc übleeroålclikitßnor sie abs2clhließend, deF aber na me r as Ja reii den uszug aus einem Werke oerferti te, konnte sich mit einer blos bis dahin reichenden Gesxchichte vollkommen zufrieden geben, weil in den Tagen, da cr lebte, die späteren Ereigiiisse vor den früheren, epocheinachcndeii Ereignissen unter Antio- chus Epiphanes und seinen beiden nächsten Nachfolgern längst in der Erinnerung iierwischh ja vielleicht absicht- lich (wegen der seitdem mit den Römern angeknüpften Verbindung, deren Obmacht immer lästiger zu werden THIS) »Amt«-DIE« iklxksilswIkEkså’-T"s«såTk"zTiiTYIFTSL , e aussehmückenden Sagen für diese späteren Ereignisse mehr gab. Daß nun aber, was in dem Auszuge aus Jason’s Werke, den das Z. Maccabäerbuch darbietet, von Jrrthümern und Uebertreibungen sich vorfindet, nicht dem Jason selbst, sondern dem, der den Auszug geiiiacht hat, zur Last fallt, ergiebt sieh hiernach vo felbst: letzterer wollte eben, wie er in 2. Ware. 2, As; 15, 39 s. selber sagt, es lustig und also, inaihem daß man’s gern lese, daruni veeflocht er in seinen Auszug so manche Sage, die zu feiner Zeit in Umlauf war, oder zog dein Berichte Jasonss vor, was als mündliche Tradition ins Polksbewußtsein übergegangen war. Auf mundlicber Tradition beruht wohl auch, wenn der Apostel in Hebt. 11, 35 schreibt: »Die andern aber sind zerk schlagen und haben keine Erlösung angenommen, aui daß sie die Auferstehung, die besser ist, erlangeten,« so daß wir nicht anzunehmen brauchen, es werde in dieser Stelle auf Maca 6,19 snach dem Griechischem Ezsoigoipog Frei rö reife-korrigi- 7r9o6iJye, Eleasar schritt freiwillig zur Marterinaschiue hin, aus welcher er wie auf dem Fell einer Trommel ausgespannt werden sollte) und 7, 24 ff. angespielt, Vielmehr begegnen sich hier das ’2. Maecabäerbuch und der Hebräerbries in Benu- tzuug derselben Quelle, der von Mund zu Mund gehen« den Ueberlieferiing. Zu dem nach dem Exil aufgekommenen Festen der Juden, dem Purim (Esth. 9, 20sf.) und dem Teiiipelweihfefte Cl. Macc. 4, 59), tritt hier ein drittes: der NikanorsöTag am 13· Adar oder März; daß er noch jetzt von den Juden unter dem Namen Klein - Purini gefeiert werde, wie manche Gelehrte be- hauptet haben, ist ein durch den jüdischen Gottesgelehrs ten Dav. Cafsel berichtigter Jrrthum, vielmehr scheint derselbe sich kaum einige Jahrhunderte in Geltung er« halten zu haben. Auffalleud aber ist, daß an unsrer Stelle des auf den is. Adar fallenden sog. Esther-Fasten (Esth. 9, 3l Anm.), sowie der auf den 14. u. 15. Ader verordneten PnrtmsTage keine Erwähnung geschieht, während dagegen in Z. Macc.15,37 der letzteren unter dem Namen MardochäussFest gedacht wird. Es ließe sich hieraus schließen, daß zur Zeit der Abfassung des 1. Maccabäerbuchs die Feier des Piirinifestes tii Palä- sjina noch nicht üblich, ja vielleicht das Buch Esther selber noch gar nicht dort bekannt geivesen und also erst später dem Kanon beigefügt worden sei; indessen wäre dieser Schluß doch zu voreilig , da für den Erzähle! keine unbedingte Nbthigung vorlag, jenes Festes zu er- wähnen, wie denn auch Josephus, zu dessen Zeit es doch erwiesenermaßen allgemein verbreitet war, seiner bei dieser Gelegenheit nicht gedenkt. Ueberdies wie wir zu Kaki. 9, 3 sehen werden, war das J. 161 v. Chr» um das es sich hier handelt, höchst wahrscheinlich ein Schaltjahr, und das Purim wurde da gar nicht im fAdau sondern erst in dem darauf folgenden Veadar ge- eint. Das 8. Kapitel. llaii Oudifs Bündnis; mit den Römern. XII. V. 1—82. So glücklich iiun aber auch Judas« in feinem Kampfe wider die fgrisihen Heere bisher gewesen war, fo hatte er es gleichwohl weder zu einer festen Basis für feine liriegerischen Unternehmungen, noch zu einer festen bürgerlichen Ordnung im Lande briugeii Kannen; jeder folgende Kampf konnte vielmehr, zumal die heidiiisch gesiniite Partei im eigenen Voll-te noch immer fo starb, fein Anhang unter den Gefetzegireiieii aber, wie fich liurzlich (Kap. 7, 12 it) gezeigt hatte, nicht immer zuoeilcifsig war, alle erreichten Erfolge mit Einem Schlage wieder veriiictjten Darum liommt er auf den Gedanken, durch auswiirtige Hilfe sein Ziel sich zu sichern, und tiniipst Verbindungen mit dem römischen Seuate durch eine Gesaiidtfcljast nach Rom an, um dieses mächtige und, wie er ineiiilz ebenso gerechte als treiigesinnte Voll? flir ein Bliiidnisl zu gewinnen; der römi- fche Senat geht auch darauf ein und verspricht, dem Deine· trius eine Warnung zugehen zu lassen, aber dein Judas, wie wir im folgenden Kapitel sehen, hat das Bündnis! nichts» genützt, die Rachricht vom Abfchlusl desselben hat ihn nicht einmal mehr am Leben getroffen. I. »Es hörete aber Judas von den Römern, daß fle sehr iiiachtig wären uiid fremde Voller gern in Schust nägineiy die Hilfe bei ihnen suchten, uiid daß sie Treu: mi Glauben hielten [V. 12]. Judas hört von den Jiömern soviel Gutes, daß ihn nach ihrer Vundesgenossenschaft verlangt. 37 · Z. Denn et hören, wie ehrliche [herrliche, ruhm- reichekThaten sie lbor 28 Jahren, 189 v. Chr» durch den» onsul »Cn. ·Manliu3"«- Puls? gethan wider die Gallier [die in diekleinasiatische andschaft Galatien eingedrungenen allischen Stämme], welche sie be wim- gen nnd unter ich gebracht hatten [so das; dieselben nicht mehr andern sich so furchtbar machen konnten], 3.· Auch welche· große Kriege sie in Hispania soder Spanken gegen die Karthaginienserj gefuhret hatten nnd die Bergwerie erobeit,»d·ci man- Gold und Silber lgrabå [indem ZlxieAgarfthcågänietBser ndacg Lderd SkXlcitcht ei. ctmci M! . . r. 1 lief! O. clU ci Vc cU mußtenL nnd daß fie viele Länder, ferne »von Rom, mit Fzroßseyeflgåpeåuieitigtjelitind Ernst gewonnen hatten und [in in i en; it. Daß sie auch viele gewalti e Könige, die ihnen in ihr Land mit Macht gezogen nd jnzie Porsenna, xshteirglytkixfchiei.uz.t]e, gsiceächlagven iitnd verjagt hatten und ihre r ge ra ; 5. Und daß sie neuli sim J. 197 bei Kynoske- plzciillilixyjp den lkoniglvon Kithim sgikicedonxen Kåix ]1, 1], um en ., reg. von · ——17 v. hu und Feruach seinen Sohn Persen [Perseiis, im J. 16;z v. Chr. bei Pydna Dan 11, 30 Anm.] uberwunden hatten: is. »Auch »von denigroßen Antiochus EAntiochus III.], dem Konige »in Asia jin Shrien und K ein-Asien], der wider die Romer gezogen war mit hundert nnd zwanlzig Eies-bauten, mit großem reisigeii Zeu und Wagen; a er· die Romer hatten sein eer [im . 189 v. Chr. bei Mcignesia Dein. 11, 19 S nun] gesch sitzen, . Und ihn gezwungen, daß er um Frieden bitten mußte; und haben ihm und seinen Erben nach ihm eine große Sxltaktuug Ivon 2272 Millionen Thlr.] aufgelegh ···ie sie jahr ich cinnerhalb »der nächsten 12 Jahre in jahrlichen RateeIJ den Roniern geben mußten; dazu mußte er den Romern Geiselii schicken sunter welchen Viel) sLeiiszchSghey FJer nachherige König Antiochus Epi- tINe l e cM . s. Sie nahmen ihm auch Jouien, After· und Lhdieiy die edelsten Zauber, und gaben sie [weni stens zum Theil] dem Konige Euineneö cdem II., K. von ergamuss ·9 » Es setzten sich auch die Griechen [nach dem Griechiselyem »die aus Griechenland, worunter wohl die Epiroten gemeint find, s. zu V. 16] mit großer Macht wider sie sin der Absicht, ihrer Wettbewe- chaft »ein Ende zu machen — es ist hierbei zngleich an Philipp I1. und Perseus yon Macedonien gedacht]. »10. Aber sie schiclten einen Hauptmann wider die Griechen [den Consul L. Aemilius Paulus-J; d»er schlug sie, und nahm das Land ein, nnd ließ in Stadien die Feuers: ieiederfreißem daß sie mußten Frieden halten ge or am ein. 11. Solchen Ernst erzeigten sie gegen alle iszhre Feinde, daß sie alle diejenigen bezwangen, die» sich wider sie setzieu cso namentlich auch die Karthaginienser in Nordafrikm von denen sie die Inseln Sieilien, Sar- dinien Urid Corsrka an sich brachten]. 12. Aber mit »den Freunden und Bandes enossen hielten sie guten Frieden, und hielten Glauben V. 1], und waren machtig iiud gefiirchtct in alleu Landen. 13. Wem sie halfen, der ward geschuht und erhalten bei seinem Kouigreich; welchen sie» aber trafen wollien, de; ward von Land nnd Leuten verjagt; und wurden sehr maihtig. 14. Und war solche Tugend [der Selbstentsagung und Vaterlands-liebe] bei ihnen, daß sich keiner zum Koni e machte; es war auch ein Kbni da [der lebens- läng iche und umimschränkte Gewalt esessen hätte], IS. Sondern der Rath [mit einem lateinischen Worte: Senat, d. i. Verein der Aeltesten], das waren drei hundert und zwanzig srichtigerx dreihundert, seit 123 v. Chr. aber sechs-hundert] Mann, die regiere- ien wohl sberathsehla ten mit einander über alles, was das Volk uiid sein ohlergehen betraf]. « les. Und jährlich weih te man einen Hauptmann lrxchtigerx zwei Consuln], der lder eine im Verein mit dem andern] in alleu ihren Landen zu gebieten hatte, dem mußten sie alle gehorsam sein. Und war keine Hosfart Neid noch Zwietracht bei ihnen. Jndem wir hier einen Plan von der Stadt: iliom zur Zeit des Filicrihumyn z. folgen lassen und ziinächst die auf demselben vorkommen· den Abkürzungen erläutern, knüpfen wir daran eine Ge- schichte Roms und der Römer in derjenigen Periode, iim welche es sich hier handelt. I. C. = Mons Oapit0linus: der Capitolinifche Hügel mit dem Capitolium und dem Tempel des Jupiter. ll. Q- Ms. Qujrina1is: Quirinalischer Hügel, auf welchem jeht ein pöipstlicher Palast steht. III. P. MS. Palatinuw Palatinifcher Hügel. . MS. Aventinusr Aventinischer Hügel. . MS. Vimjnaljsu Viminalischer Hügel. .Ms. Esqujlinuw Esquilinischer Hügel. Cis-e. MS. Gar-has: Cälins (spr. Ziiliics)-.Hügel. . Aqua Vjrgo sunterirdifche Wasserleitung). Aqua Crobra, jetztx Mai-austrat. (Wasserleitung.) C0l0sseum. (Größtes Theaters Circus Maximum Haiiptrennbahtr. . Mausoleum Aug-used K. Augustus-Grabmal. Moles Hadrianh Grabmal Kaiser Hadrians, jetzt die piipstliche Eiigelsburix Praet0rium: Richthaus (Phili"pp. i, 13). Castrense : Soldaten - Lager. via Appiac Straße des AppiuT via Oampanac Straße nach Campanieir. via F1aminja-. Eiauptsiraße nach Nord-Italien) . . via Nomentanek (Straße nach dem QuiriualJ v. O. vie, 0stiensis: Straße nach Ostia. Anio oder Taster-ins, Nebenfluß der Tiber. Forum: Marktplatzp MS. var. — Moos vatjeanuiæ Eli-Hügel am rechten Ufer der Tiber mit dem Vatikan, einem päpstlichen Pa- laste, und der Peterskirche mit den Gräbern der Apostel Petrus und Paulus. MS. Jan» Pons J. — Famulus-Hügel und -Briicke. Hsssksstzs FFOJPP ZHHJZ Zions-Es weis« o« - Hei» 38 1. Maccabäer 8, 17——21. Wir sehen uns um so mehr veranlaßt, auf die Ge- schichte der Römer hier etwas näher einzugehen, als das von ihnen gegründete Weltreich unter denen, die in Nebucadnezars Traumgesicht (Dan. Z, 33. 40 ss.) vor- kommen, als viertes erscheint und so schon in Hinsicht auf die erste (Luk. 2,»1 ss.), vornehmlich aber auf die zweite Zukunft Christi (Dqu· 7, 7 ff. 19 ss.) von be. sonderer Wichtigkeit ist. —- Gegründet ist die, am linken Ufer der Tiber in Jtalien gelegene, auf sieben Hügeln (Offenb. 17, 9 — die beiden Hügel jenseit der Tiber sind erst in der Kaiftrzeit zur Stadt gezogen worden) erbauete Stadt Rom im J. 754 (nach Varro: 753, vgl. 2. Kön. 15, 36 Anm.) v. Ehr. G. von den Zwil- lingsbrüdern Romulus und Reuters, deren Vater, wie die Sage erzählt, der Kriegsgott Mars gewesen. Ro- mulus erschlug den Bruder und führte das Werk der Gründung der nach ihm benannten Stadt mit Eifer fort, eröffnete daselbst eine Freistatt siir Fliichtlinge aller Art und wußte durch den Raub der Sabinerinnen (Richt. 21, 23 Anm.) feinen Bürgern auch Weiber zu verschassetk Nach ihm regierten noch 6 Könige (Numa Pompiltus, Tullus Hosiilius, Aneus Martius, Tarqui- nius Priscus, Servius Tullius, Tarquinius Superbus), von denen der letzte im J. 509 V. Chr. (zu einer Zeit, wo nicht lange zuvor der Bau des zweiten Tempels von Jerusalem vollendet worden: Esra S, 15 ss.) ver- trieben und nun an Stelle des Königthums eine andere Staatsverfassung, die Republih eingeführt wurde. An die Spitze traten da zwei Consuln (d. i. die Be- rather), die immer nur auf je ein Jahr gewählt wur- den, so daß man nach ihnen die Kalenderjahre rechnete. Jm Felde herrschten sie mit unumschränkter Gewalt, durften aber mit dem Heer als solchem die eigentliche Stadt nicht betreten, damit sie nicht in Versuchung ge- riethen, sich der Königsgewalt zu bemächtigen (V. 14); in bürgerlicher Hinsicht dagegen waren sie lediglich die Obwalter der öffentlichen Angelegenheiten, indem sie nur die Staatsbeschlüsse auszuführen hatten. Einer von beiden, der immer aus den älteren Geschlechtern sein mußte, galt für den höheren; insofern ist das in V. 16 unsers« apitels Gesagte zwar ungenau, aber doch nicht ganz unrichtig. Die ständige Staatsgewalt war in den Händen des Senats, wie in V. 15 angedeutet wird; er verwaltete die Finanzen, richtete über öffentliche Ver- brechen, schlichtete die Streitigkeiten der Bundesgenossen und schickte Gesandte an fremde Völker. Andrerseits aber hatte auch die Gemeinde ihren Antheil an der Gesetzgebung und Regierung, indem sie über die Grund- gesetze des Staats Beschluß faßte, die Ausübung der vollziehender! Gewalt überwachte, die Kriegserklärungen oder Friedensschlüsse bestätigte und über die Staats- würden verfügte. Jn den nächstfolgeiiden 240 Jahren bewegt stch die Geschichte der Römer hauptsächlich um zwei Punkte: nach außen erweiterte sich das Herrschaftsgebiet durch siegreiche Kriege mit verschiedenen Völkerschaften soweit, daß es am Schluß dieses Zeit- raums ganz Italien Umfaßte, nach innen entwickelte sich die Verfassung immer mehr zu einer genauen Ab- grenzung des gegenseitigen Verhältnisses zwischen den Patriziern und Plebejern oder den Adels- und Volks- geschlechtern Eine wichtige Epoche tritt mit den drei punischen Kriegen, in deren Zeit auch die Kriege mit Spanien, Maeedonien, Shrien, GrieWenland und die Unternehmungen wider die Galater fallen, von 264 —l34 n. Chr. ein. Wir erinnern uns, wie im 9. Jahrh. v. Chr. die phönizische Königstochter Dido an der Nordküste von Afrika, der Jnsel Sicilien gegenüber, die Stadt Karthago gründete (2. Kön. l0, 36 Anm.); sie»lag mit ihrem Bergschloß Byrsa auf einer felsigen Höhe zwischen zwei Vorgebirgem im Hintergrund eines geräumigen, für zwei Häfen geöffneten Meerbnsens und Umfaßte das ganze Gebiet des jetzigen Tunis· Schon frühe ward sie die wichtigste unter den übrigen phöni- zischen Pflanzstädten der afrikanischen Nordkiisie wie Utika, Adrumet, Hippo, Thapsus u. s. w., ja gelangte bald zu einer Oberherrschaft über dieselben, und gründete selbst nun wieder» Colonieen, außer in Nordasrika auch aus den Inseln Malta, Gozzo, Clba, Sardinien, Cor- sika und auf der Nordwestküste Siciliensz im südlichen Spanien hatte sie zuerst bloße Handelsbeziehungen zu den dortigen phönizischen Pflanzsiädtem die einen Städte- bund mit dem Vorort Cadix unter einander bildeten, allmälig aber wurden alle diese Städte von Karthago abhängig, das auch an der Westküsie Spaniens sich fesisetzte und in den Silber-gruben dieses Landes sehr er- giebige Vergwerke eröffnete. Seit 480 v. Chr. gingen die Vrrsuche der Karthaginiensey deren Streben auf Alleinhandel und die ausschließliche Herrschaft im Westen des Mittelmeers gerichtet war, hauptsächlich dahin, der Jnsel Sicilien sich zu bemächtigen; dieselben wurden aber immer wieder durch die Beherrscher von Syrakus, znletzt durch Pyrrhus, König von Epirus swesilich von Thessalien und Maeedonienx der als Schwiegersohn des Agathokles ein Anrecht auf die Jnsel zu haben glaubte, vereitelt. Nachdem dieser die Sieilianer in einer Weise bedrückh daß er sich bei ihnen nicht mehr stcher fühlte, sich wieder nach Italien gewendet und hier im J. 275 eine schwere Niederlage von den Römern (bei Benevent) erlitten hatte, griff Karthago auf der Jnsel wieder ungehinderter um sich, die Mamertincr in Messana (an der Nordspitze Siciliens, der Südwestspitze Italiens gerade gegenüber) riefen die Römer zu Hilfe, und es kam nun zuni ersten punischen Kriege svon 264——241 v. Chr.), der nach wechselndem Glück mit einer Nieder- lage der Karthager endete, welche fortan Sicilien räu- men und harte Friedensbedingungen eingehen mußten. Die reiche und herrliche Insel, wegen ihrer Fruchtbarkeit hernach die Kornkammer Italiens genannt, ward so die erste römische Provinz, d. h. die erste außepitalische Landschafy die zu einem Staatssteuergute eingerichiet wurde; der Besitz derselben ist die Grundlage für Rom’s Weltherrschast geworden, welche allinälig die verschieden- artigsten, neben den Römern bestehenden Völker und Reiche als Flüsse und Bäche in einem einzigen Strom zusammenfaßte, um nach Gottes Abslchten dem Heile, das die Völker bis an der Welt Ende erleurhten sollte, eine unbehinderte Bahn zu machen. Indem hierauf Karthago für den harten Verlust, den es an Sicilien und bald hernach an Sardinien und Corsika, die es ebenfalls an die Römer abtreten mußte, erlitten, in dem gold- und silberretchen Spanien sich zu cntschädigen und in das Jnnere dieses Landes einzudringen suchte, auch wirklich bereits bis an den Ebro seine Besitzuiigen ausgedehnt hatte, wandte die griechische Pflanzsiadt Sagunt sich um Schutz gegen sie an Rom; noch schien es dem Hasdrubal, der damals Feldherr der Kartha- ginienser war, nicht an der Zeit, mit Rom zu brechen; als aber Hannibal, dieser Mann von außerordent- lichem Feldherrntalent und hoher staatsmännischer Be- gabung im J. 219 v. Chr. Sagunt zerstörte, entspann sich der zweite punische Krieg svon 218——201), in welchem Hannibal, von Spanien aus zuerst die Pyrr- näen und dann die Alpen überschreitend, die Römer in Italien selbst angriff und in mehreren Schlachten mamentlich bei Cannä im J. 216) ihnen sehr schwere Niederlagen beibrachte. Jn den folgenden Jahren wendete sich das Glück, wenn auch nicht auf einmal nnd nicht ohne mancherlei Wechselfällq so doch je länger desto entschiedener zu Gunsten »der Römer; sie stegten auf Sicilien, in Spanien und Jtalien, die Karthager eigentlichen Bithhnien empfangen, Jiidä Gesandtschaft nach Rom zur Schließung eines Biindnisses mit den Römern. 39 aber, weil P. Cornelius Scipio von Spanien aus ihnen in ihr eigenes Land cingefallen war, riefen den Hannibal zurück, es kam zur Schlacht bei Zamaund in dieser zu einer entscheidenden Niederlage für sie , der dann ein äußerst naehtheiliger Friedensfchluß folgte. Jetzt hatten die Römer zuvörderst es mit Philipp II., König von Maeedoniem der mit Antiochus III. von Syrien zu einer Theilung Eghptens stch verbunden hatte im ersten macedonischen Kriege (von 200 -—196 v. Chr.), aus welchem zu V.5 der Schlacht bei Khnoskephalä (im J. 197«) gedacht wurde (Dan. 11, 13 u. 14— 17 Anin.), zu thun; demnächst mit Antiochus IlI. oder Großen im syrischen Kriege (von 195—189 v. Chr."), dessen Ausgang die für An- tiochus so unglückliche Schlacht bei Magnesia war (V. 6 ff.); und hierauf wieder mit Perseus von Macedonien im zweiten macedonischen Kriege (von 171-——168 v. Chr.), dem der Sieg bei Phdna (V. 5) ein Ende machte. War nun gleich Macedonien erobert, so ward es doch der damaligen römischen Staatskunst gemäß nicht sofort in eine römische Provinz verwandelt, sondern erst dazu vorbereitet; dagegen lief; noch in dem- selben Jahre der Conful Aemilius Paulus seine Soldaten zur Belohnung dafür, daß sie in dem Kriege gegen Miacedonien so gute Qltannszucht gehalten, in Epirus, von wo Perseus Unterstützung erhalten hatte, 70 Städte auspliiiidern und zerstören , und nahm 150,000 Menschen als Sklaven mit hinweg: dies fcheint die Thatsache zu sein, worauf das in V. 9 f. Gesagte sich bezieht. Während des vorher erwähnten syrischen Kricgs bekämpften die Römer gleichzeitig unter dem andern Consul die Gallier oder Galater im nörd- lichen Phrhgien (am mittleren Theil des Flusses Halhs, s. Karte 1V.). Es ist dies eine ausgallischen und cel- tischen Stämmen gemischte Völkerschafh die nach einem verheerenden Zuge durch das nördliche und mittlere Griechenland um’s J. 276 v. Chr. in Asien eingefallen war, von dem bithynischen Könige Nicomedes als Lohn für geleistete Kriegsdieiiste ein Gebiet östlich von dem durch besiändige Kriegszüge dies dann erweitert hatte, seit dem J. 240 aber durch Attalus von Pergamus auf Galatien sich beschränkt sah; neuerdings hatten sie im Bunde mit Antiochus dem Großen den König von Pergamus an- gegriffen und wollten auch nach des Ersteren Niederlage sich nicht unterwerfen, bis Cn Manlius Vulso in meh- reren Treffen sie schlug und ihr Land den Besitzungen des Eumenes zutheilte. Daraus wurde in V. 2 hinge- wiesen (das Weitere s. zu Apostg. 18, 23). Die Staatseiukitnite waren in Rom durch die den Besiegten abgenommenen Schätze und die ihnen auferlegten Ab- gaben jetzt so gewachsen, daß den Bürgern selber alle Steuern erlassen werden konnten; eine weitere Beute ließ aber stch erwarten, wenn, wie leicht vorauszusehen war, das unter die Ueberwachung des numidischen Königs Masinissa gcstcllte Karthago, des schweren Druckes endlich müde, aus Verzweiflung zu den Waffen greifen sollte. Wirklich kam es auch zu einem dritten punischen Kriege (von 149——146 v. Chr.); er endigte mit der Zerstörung und gänzlichen Vernichtung Kar- thago’s durch Scipio Afrikanus den Jüngern — eine Erfüllung des einst von Noah über Canaan ausgesprochenen Fluches (1. Mof 9, 24 ff.)! Jn dem- selben Jahre wurde auch die Stadt Corinih in Grie- chenland durch den Consul L. Mummius zerstört und das ganze Land unter dem Namen Achaja in eine römische Provinz verwandelt; dreizehn Jahre später (133 v. Chr.) fiel auch Numantia in Spanien durch denselben Scipio, der Karthago vernichtet hatte, in Asien aber erhielten die Römer durch ein Erbverrnächtniß Königs Attalus III. von Pergamus die Anwartschaft auch auf dieses Reich und konnten es im J. 129 v. Chr. unter dem Namen Afia ihrem eigenen ilieiche als neunte Provinz einverleiben. Die weitere Geschichte behalten wir uns bis zu den Schlußbemerkungcn unter Nr. 9 vor. Wenn nun an der vorliegenden Stelle über den Charakter und das staatsmännische Verhalten der Römer ein so günstiges Urtheil gefällt wird, so liegt darin eine gewisse Naivität und Treuherzigkeih die vom äußeren Schein stch blenden läßt und arglos die Men- schen nimmt, wie sie sich geben, indem sie von den Künsten einer selbstsüchtigem wohl berechneten und schlau verdeckten Politik keine Ahnung hat. Anders urtheilt ein jüdischer Geschichtsfchreiber der neuesten Zeit, wenn er schreibt: »Ohne Widerspruch kann das ganze Ver- fahren Roms in diefcr Epoche, während der ersten Hälfte des L. Jahrh v. Chr» angesehen werden für ein sllieisterstück der Politik und der diplomatifchen Kunst in Verbindung mit kriegerischer Thatkrafh Man ist·er- staunt und erschrocken iiber die Gewandtheit und Bieg- famkeit, wrlchc damals von den Römern entfaltet wur- den, um Vcrbündete zu erwerben und ihre Feinde zu theilen, über die Schnelligkeit, mit der sie jedes Volk im pasfendsten Augenblick angriffen und mit der sie der be- siegten Nationen fich bedienten, um wieder andere zu verderben, mochten diese auch befreundet und verbundet und ihre Unterstützung ihnen bis dahin noch so noth- wendig gewesen fein« 17. Und Judas wählte Enpolenium, den Sohn Jo- hannis, des Sohns Jakobs, und Jason, Eleasars Sohn; und sandte sie gen Rom, mit den Romern Freundschaft und einen Bin: zu machen,» » » · 18. Das; sie ihnen halten, daß das» Konigreich Israel nichrunterdriickt wurde von den Griechen nach dem Griechischenx daß sie das Joch VDU IHUHU nehmen sollten, weil sie sähen, daß das Ko- nigreich der Griechen Israel Knechtschaft auflegte]. « » Ueber die Grenze des von ihmbeschriebenen Zeitraums hinausblickenn gedenkt auch das 2. Maceabäerbuch in Kuh. it, 11 dieser Gesaudtschaft und erwähnt des Capo- lemus Vater, Johannes, als eines Werkzeugs, dessen Jason bei seinen Gräcisirungsbestrebungen (Kap. i, 14 Anm.) sich bediente. Die Stelli kann jedoch auch dahin verstanden werden, daß Johannes die von Antiochus IlIsp oder dem Großen den Juden bewilligten Gnadenrechte vermittelt habe; daraus wiirde hervorgehen, daß die Familie der griechifchen Sprache iiicichtig war. Dasselbe gilt in Beziehung auf die Familie des Jason, in welchem wir· den zu Kap. 1- I! erwähnten Jason von Chrene wieder erkennen; denn ver- muthlich ist jener ,,Antipater, Sohn des Jason ,« den her- nach Jonathan zur Erneuerung des Bündnifses »nach Rom sandte (Kap. 12, 16), keines andern als eben dieses Jason Sohn. Jn Judiia war die Kunde fremder Sprachen damals noch wenig verbreitet; man mußte alfo zu Dolmetschern und Gesandten vornehmlich der hellenistischen Juden sich be- dienen. 19. Diese ogen gen Rom einenweiteu Weg lds man in den intermonaten nur in der Nahe der Küsten fahren konnte und viel Zeit brauchte, ehe man an Ort und Stelle gelan te postg. 27, l· 9; W, 1l1sff.], und kamen vor den ath [V. 15], und spWchEU ci b: 20. Judas Maceabäus und seine Bruder und» das jüdische Voll haben uns zu euch gesandt- einen Frieden und Bund init euch zu machen, das; ihr uns in Schutz nehmen wollet, als Freunde und Bundesgenossen. » 21. Das gefiel den Römern lbei der ganzen Rich- tung ihrer damaligen Politik]; 40 1. Maccabäer 8, 22-—32. 9, 1——25. 22. Und ließen den Bund [den sie mit dem judi- schen Volke schlossen] auf inessingene Tafeln schreiben, welche ste gen Jerusalem schiclten, Zu einem Gedachtniß des aus erichteten Friedens nnd nndes. Und lautete [derselbe also: » » 23. Gott gebe den Roniern nnd den Juden Glucl und Frieden [in lateinischer Sprachez Quod bonum, kaustum feljxque sit; populo Romano ei; genti Ju- daeorum] u Land nnd zu Wasser, und behüte sie vor Krieg und einden ewiglich, » » 24. Wo aber die Roiner Krieg baben wurdenzu Rom, oder in ihren Landen und Gebieten [den Provin- zen ihres Reichs]; » 25. So sollen die Juden den Roinern getreulich Hilfe thun, darnach es die Noth fordert; 26. Und sollen der Rouier Feinden nicht Speise, Waffen, Geld, Schisse nnd andere Dinge guschictem Dieses fordern d»ie Romer von den Juden, und ollen die Juden solche Stucle treulich halten ohn allen Betrug und Auszug [s. v. a. Ausflucht oder Ausnahme, gemäß der, in Urkunden des 16. Jahrlx häufig vorkommenden Formel: ohne allen Auszug und Widerredes 27. »Dagegen auch» sandrerseitgs so die Juden Krieg haben wurden, sollen ihnen die Ronier getreulich helfen, darnach es die Noth fordert; 28. Und sollen»der Juden Feinden nicht Speise, Waffen, Geld, S»chisse oder andere Dinge zuschiclen. Das sagen die Romer zu, und wollen solchen Bund treulich nnd ohne Betru halten. » 29. Also ist»der und zwischen den Roniern nnd den Juden aufgerichtet. 30. So aber hernach [so stand weiter in dem Bundesinstrumgnt als angehängte Clausel] dieser oder jener Theil bedachten mehr Stukle dazu zu seyen, oder etwas Rändern, unddavon zu thun; das soll jeder Theil acht haben lmit Bewilligung des andern dazu zu setzen oder davon zu thun]. Und was sie dazu setzen oder davon thun werden, soll alles siet und feste gehalten werden. » » » 31. »Daß auch der Konig Demetrius an den Juden Gewalt ubet [wie eure Gesandten uns berichtet haben —- so ließen die Römer noch mündlich den Juden sagen], davon haben wir ihm geschrieben also, Warum plagest da unsere Freunde »und Bundesgenossen? » 32. Wo sie »weiter nber dich klagen werden, so mnsseu wir sie schrieen, und wollen dich zu Lande nnd Wasscr angreiseu. Hätte Judas die Persidie (Treulosigkeit oder Schänd- lichkeit) der römischen Politik gekannt, würde der Wunsch nach einem Biindniß mit den Römern ihm nicht bei- gekommen sein. (Michaelis.) Indessen, schwergeknechtete Völker pflegen solche, erst aus weiterer Ferne drohende Gefahren über der lockenden Aussicht auf augenblickliche Befreiung von den benachbarten oder einheimischen Zwingherrn unbeachtet zu lassen. (Grimm.) Ferner aber ist der Abschluß dieses Bündnisses ein Beweis, wie tief diese Zeit des Volkes Gottes, trotz seines neuen Aufschwungs hinter dem reinen Muthe der besseren Zeiten seines Alterthums zurückbliebz denn jeder bessere alte Prophet würde es widerrathen haben. (Ewald.) Das 9. Kapitel. Jonathas kommt an die stecke seines Erschlagenen Bruders Judas. XVI. V. 1—-22. Bevor jedoch des Judas Gesandte mit dem sur den Augenblick so günstig scheineciden Ergebnis) ihrer Sendung von Rom zurück-kehrten, hatten inzwischen die Angelegenheiten von Judaa die traurigste wendnng ge« krummen. Als nämlich die Nachricht von Rilinnotks Tode nnd der Vernichtung seines— Heere-z» an König Demetrins gelangt, läslt dieser den Passiv-IS, den er schon sriiher ein- mal mit der Kriegsiihrung wider die Juden betranet hatte (Kap. 7, 8 ff.), von seinem Standort in »Colesgrien nnd phonizien gegen das-Land versuchen; ek- tiommt zur Schlacht in der nordwestlich von Bethel gelegenen Gebirgsgegenu ivenn anders die in der Erzählung gegebenen Orts-bestim- mungen richtig von uns» verstanden sind, in derselben unter- liegt aber Judas Maccabuus gänzlich mit seiner, bis aus 800 Mann zusammengeschmolzenen Streitmachtz stillt selbst in dem Treffen, in welchem er mit tolllänhnem heldenmoth gekochten, und wird von seinen Brüdern Ionathas nnd Simon zu Modin begraben. 1. Mittlerzekzt swährend Eupolemus und Jason noch auf dem ege nach Rom begriffen waren Kap. 17 ff.], da Demetrins cin Antiochien Kap. 7, 4 ff.] vernahm, daß Nikanor mit seinem Heer geschlagen nnd umkommen war, sandte er wiederum sgleighwie das erste Mal im Frühjahr t62 v. Chr.] in udaa diese zween, Baechides und Aleiniiis; nnd mit ihnen fein bestes Kriegsvolt das in Schlachten pflegte auf der rechten Seite zu stehen Lnach dem Griechischenx und mit ihnen den rechten Flügel, d. i. denjenigen Theil seines Heeres, der rechts vom Euphrat nach dem mittelländi- ftcheixlMeere zu, also etwa in Cölesyrien und Phönicien an 2. Diese zogen gen Galgala [nach Josephus wohl s. v. a. Galiläa], nnd belager en nnd eroberten Masloth in Arbela [die Ver höhlen bei Bei -Arbeel an der Westseite des galiläi chen Meeres Ho . 10, 14 Anm.], und todteken da viel Leute. Z. Darnaeh im hundert nnd zweiund fiinfzigsien Jahr [der syrifchen Zeitrechnung, d. i. 161 v. Chr. , iin ersten Monden [Nisan, vielleicht gegen Ende desse - ben], zogen sie gen Jerusalems« 4. Und von dannen gen Berea snach anderer Lesarn Beerzath, wohl das heutige Bin-e! Zeit, V, Stunde nordwestlich von«Gophna], mit zwanzig tausend Mann zu Fuß, und zwei tausend zu Roß. «) Die Zeit zwischen dem is. Adar (März": Aas-· 7, 48 ff.) und dem Ende des Monat Nisan (April) erscheint auf den ersten Anblick zu kurz für das, was in V. 1—3 unsers Kapitel-s erzählt wird. Indessen- habeti wir uns die Sache wohl so zu denken, daß Bachides nicht erst von Syrien aus nach Jndäa abgeschickt wurde, sondern mit der von ihm befehligten Kriegsmacht in Syrien und Phbnizien stand, so daß es nur einiger Tageinclrsche bis nach Galiläa bedurfte; an ihn zunächst hatte Alcimus die Nachricht oon Nikanors Niederlage gebracht, dieser meldete sie dann weiter bei De- metrius, wirkte vom Könige einen Befehl zum Einriicken der Truppeti des Bacchides in Judäa aus und überbrachte letzterem solchen Befehl, was alles den Zeitraum von etwa 4 Wochen ausfüllte Nun liegt aber die schon von Michaelis aufgestellte Vermuthung nahe, daß das J. It« v. Chr. bei den Juden ein Schaltjahr war, in welchem Falle auf den Adar noch ein Veadar folgte (2. Mof 12, 2 Anm.) und die Zeit vom is. Adar bis Ende Nison nicht ca· tsWochem sondern mehr als 10 Wochen betrug; somit blieben immer noch 6 Wochen übrig für den Zeitraum vom Einrückeit des Bachides in Galilcla bis zu seinem Vordringen nach Jerusalem. Wenn es nun so gut wie fest steht, daß als Schaltmonat nicht der Veadar, sondern vielmehr der Adar von den Juden betrachtet und demgemäß auch das Purimfest urspriinglich nicht in« diesem, sondern in jenem als dem eigentlichen Schlußmonat gefeiert wurde (spciter hielt man es anders, indem in Schaltjahren zu) ei Feste dieser Art gefeiert wurden, Das jüdische Heer von den Syrern unter Baechides gefchlagenz Judas stirbt den »Heldeniod. 4l das kleine Purim iin Adar und das große im Veadar), so würde sich von selbst erklären, warum in Katz. 7, 43 ff. weder des EsthespFaftens noch der Feier des Purimfestes gedacht wird; obige Vermuthung erhält hierin eine sehr starke Stütze. Z» Und Judas lagerte sich bei Laisa swohl nicht dem in Jes.10, 30 genannten Ort dieses Namens, sondern da im Griechischen bald Eleasa, bald Alasa steht, dürfte die ursprüngliche Lesart vielleicht Adasa oder Adasar bei Gophna Kap. 7, 40 sein] mit drei tausend Mann. b. Da aber sein Volk sahe, daß die Feinde eine solche große Macht hatten, erschraken sie, nnd flohen da- von, daß nicht mehr bei Juda blieben, denn acht hundert nun. 7. Da Judas sahe, daß sein Heer nicht bei einan- der blieb, und· doch die Feinde auf ihn drangen sein Gefecht also nicht zu umgehen war], ward ihm bange. Und da er sahe, daß er nicht Raum so. i. Zeit] hatte, sein Volk zu trosteu und wieder gusammen zu bringen; s. Sprach ·er in dieser Angt [die ihn zu tollkuhner Verzweiflung trieb] zu den Uebrigen: Auf, und laßt uns versuchen, ob wir die Feinde angreisen und schlagen mochten! J. Aber sie wollten nicht, nnd wehreten ihm [such- ten ihn Von seinem Entschlitß abzubringenL und spra- chen: Es ist nicht m»oglich, daß wir etwas schaffen; sondern laßt uns auf dies Mal weichen, und wieder ab- ziehen, uud unsere Bruder, die von uns gelaufen sind, wieder· zusaninieu bringen: dann wollen wir wiederum an die Feizide ziehen nnd fie augreifen, jetzt ist unser viel zu wen g. 10. Aber Judas sprach: Das sei ferne, daß wir fliehen sollten! Jst unsere Zeit »kommen, so wollen wir ritterlich sterben um unserer Bruder willen, und unsere Ehre nicht lassen zu Sehanden werden. 11 Und die Feinde waren auf, und machten ihre Ordnung also; Jni Vorzug waren die sSchleuderer und Bogen-J Schutzen, nnd die besten Krieger stunden vorn an er Svitze Der reisige Zeug [1.Kön.4, 26 Anm.2] war getheilt in zween Haufen, aus jeder Seite cdes schweren FUßVoIkZJ einer. 12. Der Hauptmann Bacchides war auf der rechten Seite. Mit dieser Ordnung zogen sie daher, mit großem Geschrei nnd Trommeten. 13. Da ließ Judas auch trouimeten, und zog nieste, und that eine Schlacht von Morgen an bis auf den Abend, daß die Erde bebete von deiu großen Geiunimel [vgl. Katz. 10, 50]. 14. Da nun Judas sahe, daß aus der rechteu Seite Baechides selbst sammt der großen Macht war; da griff er daselbst an, er und die andern, die ihr Leben wagten, und erschreclten fie, 15. Und schlugen denselbigeii Haufen auf der rechten Seite in· die Flucht, und sag en ihnen nach bis an den Berg bei Asdod [im Lande der Philister Jus. 13, 3]. Es dürfte dies schwerlich die richtige Lesart fein, da der Weg vom Schlachtfelde bis nach Asdod iu gerader Richtung sich auf 8 d. Meilen belciuft; Josephus nennt dafür den ,,Bei«g Aza« oder ,,Azara«; eine d. Meile uördlich von Bir- Zeit, das wir in V. 4 unter Berea verstanden haben, liegt ein Berg, auf welchem jetzt ein Dorf Namens Atara sieh befindet, vielleicht ist dieser Berg gemeint. 1b. Da aber die auf der linken Seite fdes feind- lichen Heere-s] solches sahen, daß Judas ihnen [denen auf dem rechten Flügel V. 14 s.] nachjagie; eileten sie dein Juda auch nach. 17. Da mußte sich Judas gegen diese kehren, und wehrete sich lange. Und geschah da eine harte Schlacht, dSiisitviele verwundet wurden nnd uuikauien auf beiden ei en, 18. Bis Judas anch zuletzt umkanu Da flohen die Uebrigen. z II. Und Jonathas nnd Simon fKan Z, 3 u. 5] nahmen den Leichnam ihres Bruders Judas lindeni es im Getümmel des Kampfes ihnen gelang» denselben fortzuschaffen nnd begrubeu ihn in seiner aier Grabe szu Modin ap. 2, 70]. 20. Und alles Volk Jsrael trauerte uiu Juda lange Zeit, und klagten ihn sehr, nnd sprachen: ··21. Ach daß der Held umkommen ist, der Israel ge- fchutzet und errettet hat [2. Sam. 1, 19 ff.]. 22. Dies ist die istoria [Geschichte] von Juda. Er hat aber sonst no viel mehr großer Thaten ge- ähadm welche um der Menge willen nicht alle beschrceben n An Judas Ruhme haftet kein Flecken irgend einer Art. Männer von gleichem Muthe, von gleicher Tapferkeit, glei- cher Vaterlandsliebe gab es viele; auch an solchen fehlt es tiicht, welche, wie er, zehnfach iiberlegene Feinde schlugen und »zerhc"immerten.« Aber er that es mit ciukriegerischeiy ungeübteii Leuten, und immer vom Neuen, und that es iu- mitten abholder, zum Theil verriiiherifcher Stammgenossem Und nach solchen Erfolgen, während der religiöse Rausch des Volkes es nicht blos gcduldet, sondern ohne Zweifel auch sehr gern gesehen haben würde, wenn er zum Fiirsten und Hoheupriefter sich erhoben hätte, blieb er so fern von jedem Ehrgeiz, als wollte er thatfiichlich zeigen, in welcher Rein- heit einer heiligen Sache gedient werden miisse (Herzfeld.) I. V. 23—53. Nach des Judas heldentode steigt der Roth- ftand aufs höchste; denn nicht nur gewinnen die abtrüunis gen Juden mit den Sgrern völlig die Oberhand, sondern dazu kommt eine hungersnoth welche die Treugefinnten anfler Stand fehl, irgend etwas zu ihrer Befreiung zu unternehmen; endlich aber ermannen sich diese nnd erwühlen des Indus« Bruder Jonathas zu ihrem Oberhaupt nnd Ftihrer (160 v. Chr.). Derselbe, um den Rachftelliingen des Bacchides zu entgehen, zieht sich mit seinen Anhängern in die tvufte Chelioa siidöftlictj von Jerusalem zurück, lagert dann am See Ilsver jenfeit des Jordan und sendet von hier aus seinen Bruder Johannes mit der beweglichen Habe zu der ihm besrenndelen Valleerfchaft der Rabathaer ab, wo er fce am besten aufgehoben glaubt; unterwegs» aber wird Johannes mit seinem Zuge von den Kindern Jambri bei Madaba aufgegriffem er selbst getödtet und fein Gerathe er- beutet Dafür nimmt Jonathas an einem hochzeitsziige der Kinder Janibri blutige Rache, kehrt reich beladen mit Beute an seinen vorigen Lagerort znriicii und ftbftt nun hier auf Bacchides und dessen Krieg5macht; er bringt ihm zwar einen Verlust von1000 Mann bei, kann aber in der fumpfiigen tiiederiing des Jordan sich nicht halten, weshalb er mit feinen Leuten durch Schwimmen an das weftliche Ufer sich hinüber-reitet nnd wohl die Wufte Theleoa wieder zu feinem Znftnchtgort erwählt, Bacchides dagegen beseitigt eine Anzahl Städte, um Meister des Landes» zu bleiben, nnd sucht die Ruhe durch Geifelu fich zu sichern. 23. Nach den: [noch im J. 161 v. Chr. erfol ten] Tode Juda wurden die gottloscn und abtrunnigeu eute ldie derselbe bisher« niedergehalterd wieder gewaltig im ganzen Land Israel. 24. Und zu dieser Zeit war großer Hun er in: Lande, daß sich alles Volk den: Bacchides ergab iiindem es nichts wider diesen und den von ihm in’s Hohe: priesterthum eingesetzten Alcimus zu thun wagte]. 25. Da erwählte Baechides gottlose Männer [von der Partei der abtrünnigen Juden] , die machte er zu 42 1. Maccabäer 9, 26—71. Amileuteu [in den verschiedenen Qrtfchasten des Landes-J; 26. Und ließ allenihalben des Juda [ehemaligen] Anhang und Freunde surhen, und vor sich bringen, daß er sich an ihnen sfizr die früher den Syrern eigefüg- ten Niederlagwi mehrte, und seinen Muthwillen an ihnen ubete [durch Verhbhnung ihres religiösen Glaubens] » 27. Und war in Israel solch Trnbsal und Jammer, des leichen nicht gewesen ist, seit daß man lmit dem Er- lösigen der Weissagung zur Zeit des Nehemia] keine Propheten gehabt hat. Es ist dies aber nur eine uienschliche Meinung des Ge- schichtaschreibersq auf dem Standpunkt der göttlichen Offen- barung war die Höhe der Trübsal bereits mit des Antiochus Tode überschritten: Kap. s, 16 Anat. 28. Darum kam des Juda Anhan [nach jüdischer Tradition 4 Monat nach dessen Tode? zusammen, und sprachen zsg Jouathasx 29. ach deines Bruders Judas Tode haben wir niemand mehr seines gleichen, der iins schntze wider un- sere Feinde saus den eigenen Volksgenosserq und lwider Edeln syrischen MachthaberJ Bacchides, die uns ver- o en g . » 30. Darum wählen wir dich an sein; Statt zum Fursten und Hauptmann, diesen Krieg zu fuhren. 31. Also ward Jouathas ihr Furst, und regierete an seines Bruders Statt. 32. Da solches Baechides inne ward, ließ er ihn [den Jonathas, von dem er fürchtete, es möchte ein neuberspziaccabäus in ihm erstehen] sucheu, daß er ihn um ra e. 33. Als aber Jonathas und Simon, sein Bruder, solches merkten, flohen sie und alle, so bei ihnen waren, in die Wuste Thekoe [an der Westseite des todten Meeres bis nach Jerusalem hinauf 1. Sann 23, 14 Anm.], und schlngeu svon da aus weiter ziehend] ein Lager am See Aspar [bei der Lakune dieses Namens, welche vermuthlich im nordöstlichen Winkel am Einfluß des Jordan in das todte Meer lag, gebildet von den, in Regenzeiten sowohl vom Jordan als vom todten Meer über die Ufer geworfenen Gewässerns 34. Solches vernahm Baechides [im griech Text steht noch dabei: am Sabbathtageh und machte sich auf und zog wider sie [auch hier steht. im Griechischen ein Zusatz: über den Jordan vgl. V. 43]. 35. Nun hatte Jouathas seinen Bruder Johannes, einen Hauptmann, [mit der unter seinem Befehl stehenden Mannschaftj zu seinen Freunden, den Nabathäern[Kap. 5, 27 2lnm.], gesandt, sie zu bitten, das; sie ihre Habe und Gitter [nebst den Weibern und Kindern] in ihre Stadt nehmen und bewahren wollteu. Its. Aber die Kinder Jambri zogemans Madaba 4. Mos 21, 30., s. Karte 11I.], und uberfielen den ohanues,» nnd singen ihn, und nahmen alles, das er niit fich fuhrete, nn brachtens in ihre Stadt. Was fiir «e»iue Völkerschaft unter diesen »Kindern Jambri« zu verstehen sei, läßt sich nicht sicher bestimmen; entweder bezeichnen sie einen arabischen Beduinen-Stamm, oder aber, da andere Handschriften ,,Ambi·i« dafür lesen, haben wir an die Nachkommen der Amoriter zu denken, denen in ältester Zeit diese Gegend östlich vom todten Meer gehörte und die sie gegenwärtig wieder in Besitz hatten. 37. Darnach ward Jonatha und Simon, seinem Bruder, veriundschafteh daß die» Kinder Jambri eine große Hochzeit anrichteteu, nnd wurden die Braut holen von Nadabath seiner sonst nicht weiter vorkommenden OrtschaftJ mit.große»r Pracht [Richt. 14, 11 Anm.]; denn sie· war eines Fursten Tochter ans Canaan keines cananitifchen Magnaten der dortigen Gegend]. 38. Nun gedachte Jonathas und Simon, daß diese i rege Brudglr Tttzlzzitkussttfnachgem sie ihn figegciingeki . ., au eo e a en; arum zogen e nan, Knddveustecktkwhich neben den Berg, und lauerten auf die in er Jam ri. 39. Da unndentsrciutigam dahekgog mit seinen Freunden und mit viel Vol s nnd Gu ern [ enauen Geräthe, worunter wohl die Wageip und astthiere zu verstehen sind, mit denen die Mitgift der Braut abgeholt werden sollte], mit Paukeu nnd Weisen, und kostlichem Schmuclz · 40. Da fielen Jonathas und Simon ans dem Ge- birge heraus, und griffen sie an, und schlngeu viele todt, daß die Uebrigen in’s »Gebir e entrinnen mußten, nnd raubten alle ihre Guter als Waffen, Wagen und Zugthieres · 41. Da ward gfiir diese Kinder ambri] aus der gochlzeit ein Herzelei , nnd aus dem feifeu ward ein euer. 42. Also nichten diese ldes Jonathas Leute] den Mord, an ihrem Bruder lJohannesj begangen; und kehreten wieder um, nnd zogen an den Jordan [wo sie vorhin gelagert hatten V. 33]. » 43. Nun kam Bacihides auch an den Jordan, mit einem großen Heer, am Sabbath san demselben Sab- bathtage, an welchern er die Nachricht von Jonathacks dortiger Lagernng empfangen V. 34]. » 44. Da sprach Jonathas zu seinem Volk: Auf, und rustet euch Zur Schlacht! Denn jeht kbnuet ihr nicht stille hier legen, wie zuvor [wo uns die Gefahr noch nicht so unmittelbar nahe war]. 45. Denn die Feinde find da, und wir müssen uns swenngleich heute Sabbath ist Kap- 2, 41] wehren, weil wir doch nicht entrinnen können. Denn wir haben Feinde vor uns [die SyrerJ und hinter uns [die Kinder Jambri aus Madaba, welche uns wegen deß, was wir an dem Brautzuge gethan haben, verfolgen]; so ist der Jordan ans einer Seite, anf der andern sind Lachen [Sümpfe] und Gebirge. 46. Darum sollt ihr fchreien gen Himmel, daß ihr von den Feinden errettet werdet. 47. Und sie griffen an, und Jonathas schlu nach Baechides [nach dem Griechischen: streckte tseine Hand aus, den Bacchides zu schlagen, was wohl nicht unbedingt von einem persönlichen Angriff gemeint ist, wie Josephus die Stelle verstanden hat]; aber Baechides wich zuruct 48. Da sprang Jonathas und sein Bolk sden gün- stigen Augenblick dieses Ziiriickweichens rasch benntzendj in den Jordan, und kamen »aber das Wasser; und Bac- chides’ Bolk war nicht so fuhr, daß »sie sich lzur Ver- folgung jener] iu’s Wasser begeben hatten fso daß diese Zeit gewannen zu entwifchen Ins. 2, 7 Aiim.]. 49. Und sind auf diesen Tag [bei dem Handge- menqe von V. 47 umkommen aus dem Heer [des] Baechides tausend aun. 50. Darum [weil vor»der Hand sich nichts weiter thun ließ] zo Bacchides wieder ab, und kam en Jeru- salem, und fing an die Stadte im Lande zu efesti en. Er ließ Thore nnd hohe Mauern bauen um Jergicho [Jos. 6, 1 Anm.] , Auimao [in der judäischen Niede- rung Kap. 3, 40] , Beth-Horon [Kap. 3, 15 ff: Jof 10, 10 Anm.1, »Beth-El [1. Mof 28, 11 Anm.], Tham- natha lwohl Thimnath-Serah auf dem Gebirge Ephraim Eos. 15, 50], Phara soder Pireathon»Richt. 12, 13], »opo [Beth-Tapuah Jof 15, 53., zwei Stunden west- lich von Hebron]; . 51. Und legte Kriegsvolk darein in die Besahuug die Jsrael sollten plagen. Ionathan wird Führer. Sein Bruder Johannes kommt um. Simon besiegt den Bacchides 43 52. Desgleichen ließ er befestigen Bethzura [Kap. 4, 29], Gaza [d. i. Gazara Kap. 7, 45] und die Burg zu Jeriisalem;»und legte auchKrtegsvolk darein, un versorgte sie mit Speise [Proviantj. 53. Und nahm der vornehmsten Leute Kinder zu Geiseln, und behielt sie ans der Burg zu Jerusalem lals Unterpfänder des Gchorsams]. II— V. 54—73. Der Hohepriester Alcimn5, indem er eben daran geht, die Mauern des inneren Teinpelvorhoss nieder— reislen zu lassen, wird vom Sihlage gerührt und stirbt eines» plötzlichen Todes. Der sgrische Feldhauplniann Bacihideg liegietit sich hieraus nach dem sgrischen Hofe znriicli und lallt Judäa zwei Jahre lang in Ruhe; darnach alter rufen die heidnisch Gesinnten unter den Juden von Neuen: ihn in ihr Vaterland, da sie ineinen, ek- werde niit Einem Schlage gelingen, den Jonathas und seinen Anhang zu vernichten. Indessen halten sie in ihrer Erwartung sich getäuscht: Jonathag ist anf seiner hat, fängt 50 Mann von den Un· gesehenfteu seiner Gegner und lallt fie todten, Befestigt den Flecken Bethbesen in der Wüste Iuda nnd macht non da aus glnctiliihe Augsalla in Folge deren die Zahl« seiner Streiter sich ansehnlich vermehrt; ebenso hat sein Bruder Simon Glncti im Kampfe wider Bacchides, so dasl dieser alle weiteren Unternehmungen wider Judaa ausgielit und, nachdem er mit Ionathas Frieden geschlossen nnd letzterer in tliichmas sich festgesetzt hat, das Land sur immer ver- leiht, worauf dann eine tangere Ruhezeit slirdas Voll: Gottes folgt. 54. Im hundert und drei und fiiufzi sten Jahr sder syrischen Zeitkechauizg, d. i. 160 v» Eins, im andern Monden [nämlich· im Monat» Jijar 2.· Mos. 12, 2 Anm.], gebot Alcimus, auch die iiiweudigsten Mauern des Vorhofs die ucichsten vor dem Tempel, welche die heiligen Propheten hatten bauen lassen, einznceißeu Die meisten Ausleger denken hier an die Planet, tvelche den Vorhof der Heiden von dem der Jsraeliten schied, indem Alcimns den Unterschied zwischen Heiden und Juden habe auf- heben wollen Diese Scheidewand war aber damals wohl lange schon beseitigt; es scheint vielmehr die Mauer zwischen dem Vorhof der Priester und dem des Volks (1. Kön. s, 36 Anm.) gemeint zu sein, die ebenfalls fallen sollte, daher Luther ganz richtig ein auch eingeschoben hat. Wenn es heißt, daß »die heiligen Propheten« diese Mauer hätten bauen lassen, so kann dabei an Haggai und Sacharja ge- dacht sein, die beim Bau des Serubabelschen Tempels sich betheiligt hatten; doch galt ja überhaupt die ganze Einrich- tung und Ausführung des Tempelbaues für ein Werk götilicher Eingebung und Begeisteriing sEsra s, 1 ff., 2. Mos. as, 2 ff» 55. Und da man solches anfing [in Ausführung zu bringenL strafte Gott den Animus, daß das angefangene Werk wieder verhindert ward; denn der Schlag ruhrte ihn, daß er nichts mehr reden konnte tin Beziehung auf die Fortführung seines frevelhaften Unternehmens] oder etwas ordnen und schaffen von seinen Sachen [in Beziehung auf seine Privatangelegenheiten eine legt- willige Verfügung treffen]. 56. Und starb also mit großen Schmerzen sunter Krämpfeii und Zuckungen] 57. Da aber Bacchides sahe, daß Alcimus todt war, og er wieder weg zum Konige [weil dem Befehle der dir-er Kap. 8, 1f. gegenüber sich nun nicht mehr die Ausrede machen ließ, als gålte es, inJudäa die gesetzliche Ordnung aufrecht zu erhaltens Da ward Friede nnd Ruhe iui Lande zwei Jahre [von 160 ——158 v. Chr.]. » 58. Aber dieAbtrunuigen im Lande hielten fnach Verlauf dieser Zeit] Rath, und sprachen: Jonathas nnd sein Anhang sitzen stille, und haben Frieden, und sind sicher csich keiner Fexndseligkeiten mehr» verfehends Laßt uns Bacchidem wieder fordern, der konnte sie Ietzt [wo sie auf Gegenwehr so gar nicht vorbereitet sind] in Einer Nacht alte sahen. 59. Also zogen sie zu Bacchides snach Cölesyriein wohin dieser seit seiner Entfernung aus dem Lande V. 57 sich zurückgezogenh nnd sagten ihm ihren Rath. 60. Da machte sich Bacchides auf mit einem großen Heer, und schickte Bricfe heimlich zu seinem Anhang im Lande Juba, das; sie swie jene Rathgeber V. 58 f. dies als so leicht ausfiihrvar ihm dargestellt hatten] Jena- thas und alle, so bei ihm waren, sahen sollten. Aber dieser Anschlag ward Jonathas verkundschaftek darum fchasften sie nichts [fo gern sie auch den Befehl des Bacchides zur Ausführung gebracht hätten) » til. Sondern lim Gegentheilh Jotiathas sing bei funszfig, die» Vornehmsten des abtrunnigen got loseu Hau ens, und ließ sie tödten. » » 62. Darnach wichen Jonathas und Simon und ihr Volk in die Wuste swestlich vom todten Meere V. 33], in einen zerstorten Flecken Vethbeseu [griech. Bethbas i, vielleicht ist das nachherige Mafada genieint Joseph. b. »j»zid.flstll., 8, 3]; den bauete er wiederum, und machte i n e . 63. Da nun Bacchidcs solches vernahm, war er auf mit feinem ganzen Heer, und ließ den Juden [die es mit ihm und seiner Sache hielten] auch aufgebieten sdaß sie neben den regulåren syrifchen Truppen eine Art Landsturm wider Jonathas und seine Leute bil- den sollten]; 64,» Und zog vor Bethbesew und belagerte es lange, nnd sturmete es, und machte Geschnh und Kriegsriistung davor. 65. Aber Jonathas feinen geeigneten Augenblick zum unbemerkten Ausfall aus der Festung, die er stark genug wußte, um der Belagerung zu trotzen, fiir wei- tere Unternehmungen benutzend] befahl die Stadt seinem Bruder Simon, und er zog mit einem Haufen heraus, 66. Und schlug Odareu [den Häuptling eines No- madenstainmesl und desselbigen Bruder, und die Kinder Phaseron lebenfalls Nomadenhorden jener Gegend, sonst nicht weiter bgkannU in ihren Hütten. Diepteil es ihm aber also gluctte, liefen mehr Leute [von Sgiten der dgefetzestreiieii Juden] zu ihm, daß er starker war . 67. Mittlcrzeit siel Simon auch aus der Stadt smachte einen Ausfall] in der Feinde Lager, und ver- brannte die Kriegsrustnng [der Belagerer V. 64], 68. Und schlug den Baechides iu die Flucht. Und Bacchides harmte sich sehr, daß sein Anschlag und Zug vergeblich war; » » litt. Uiid ergrimniete sehr uber die abtrunnigen Juden, die ihm gerathen hatten, wieder in dgs Land zu kommen [V. 58 f.]; und ließ ihrer viele todten, und rustete sich, wieder weg in sein Land zu ziehen sweil er die ganze Sache, für die er bisher so viel Opfer ge- bracht hatte, als eine verlorene aufgeben wollte] 70». Da Jonathas solches·vernahm, schickte er stillg- lich dieVerstimmung des syrischen Feldherrn zu feinem Vortheil benutzendj Boten zu ihm, einen Frieden mit ihm zu mncheu [wohl auf denselben Grundlagen wie in Kap. G, 60],· und bat ihn, daß er den Raub iind die Gefangenen fdie er an Leuten von seinem Anhang bisher gemacht] wieder ledig geben wollte. 71. Das bewilligte Bacchides gerne nnd that solches, wie; Jouathas begehrete, nnd schwur ihm einen Gib, daß er ihn sein Lebenlaiig nicht mehr beletdigeu tvollte swenu 44» I. Maccabäer 9, 72. 73. 1.0, 1—29. nur das» Land feinen Pflichten als syrische Provinz getreulich nachkommen würde . 72. Und gab ihm den aub nnd die Gefangenen aus Juda wieder ledig, nnd iehrete um, nnd zog in fein Land, nnd lam ivon da an] nicht wieder in das Land Juba. 73. Also ward wieder Friede in Israel etwa 5 Jahre lang]. Und Jonathas wohnete zu Ma mas knordöstlich von Jerusalem Jef 10, 28], und re ierete ha [·in einer ähnlichen Stellung wie die alten ichter ie eingenommen] aber das Voll, and vertilgete die Abtrunnigen and Israel. Was Jonathan jetzt erreichte, scheint sich auf die Er- laubniß beschränkt zu haben, mit seinen. auf ein kleines Häuflein zusaminengeschmolzenen erklärten Anhängern in- nerhalb des kleinen Gebiete von Michmas unbehelligt zu leben und dieselben nach eigener Verfassung und Sitte zu regieren, alle Abtrünnigen aber ans diesem kleinen Kreise auszuschließen, natürlich unter der Bedingung, fich weder Uebergriffe noch Sieuerreste zu Schulden kommen zu lassen. Jm Uebrigen blieben die Verhiiltnisse Palästina’s, wie sie waren; wie groß im übrigen Theil des Landes, namentlich in Jerusalem selber, die Zahl derer sein mochte, die es im Herzen mit dem alten Glauben hielten, so war doch in Folge der Kriegoleiden die zum Nkartyrium bereite Begeiste- rung längst der Apathie (Gleichgiltigkeit) und der Liebe zur Ruhe gewichen, und sie fügten sich nun in die Mach: der Verhältnisse. (Grimm.) « Das 10. Kapitel. Von dem Bündnis; Lllexandeus und des Demeirius mit Jonathaa III. v. 1—50. wide: da: sgcirchcn Kann; Dem-triu- I. erhebt sich Alexander, ein angebliche: Sohn des Antiochus Epiphanes, als Gegenbanig nnd setzt sich in ptolemais fes1; da sucht zuerst Demetrius den Jonathas sur sich zu gewin- nen durch Gewährung einer gewissen 5elbsistandigßeit, mit noch grösleren Verguustigncigen aber, namentlich durch Ver— keihung der hohepriesietwurde erstrebt und erlangt Alexander dessen Freundschaft, und die Juden lassen von »der Partei, die sie in wohl verllandenem Interesse ergriffen haben, sich nicht wieder abbringem als Demettius durch ganz unerhörte Zngeslandnisfe seinem Gegner sie abspenslig zu machen ver- sucht. Während nun Jonathas am Lanbhiittensesl des J. 153 v. Chr. zum ersten Mal als Hoherpriester fungirt und darnach ein Heer zusammenbringt, Kommt es zwei Jahre daraus zwischen Demetrius und Alexander zu einem ent- scheidenden Treffen, in welchem der erstere umtiommt nnd der letztere den syrischen Königsthron sitt sich gewinnt. 1. Ja: hundert nnd feih igfien Jahr [der fyrifchen Zeitrechnun , d. i. 153 v. Chr. tam Alexander, Antiochi des Edleu von dem in Kap. 1, 11 —- 6, 16 erzählt worden ist] Sohn· fwenigstens gab er sich dafür aus] nnd nahm [au die syrifche Kbni skrone Anspruch er- hebend] die tadt Ptolemaib kam mittelländischen Meere Kap. 5, 151 ein, and regierete da. Z. Da aber Demetrius [der bisherige König von Syrien Kap. 7, 1 ff.] folchee vernahm, btachte er ein groß Heer zusammen nnd zog wider Alexander, ihn zu verfa en. Z? Darum fchrieb Demetrins an »den Jonathaih nnd sagte ihm zu, er wollte Frieden mit ihm halteirund wollte ihm alles Gute thun ldurch Verleihung eines Irr-Essen Grades von Macht und Selbftftändigleit 4. Denn er dachte: Es ist besser, daß ich ihn zu- vor an mich bringe, ehe denn er fich zu Alexander schlage wider mich; , 5. Darum, daß ich seinen Bruder unigebracht habe [Kap. I, 1—22], dazu ihm nnd seinem Voll viel Leidee gethan habe [Kap. 7, 4 —— I, 72]. DemelriusL von dem wir schon angedeutet, daß er dem Tranke ergeben war, überließ sich je länger je mehr der Schwelgereh während Günstlinge statt seiner regiertenz es war dies aber ein Regimcnh welches ihn nicht blos bei dem eigenen Volke verhaßt niachte, fon- dern auch die benachbarten Könige Ptolemäus Philo- metor von Egvptexn Ariarthee von Cappadocien und Attaluo von Pergamus in hohem Maße gegen ihn aufbrachta Nun suchte er der Freundschaft der Römer sich zu vergewisferm indem er seinen Sohn Demetriuo nach Rom fchickte, um ihn dort erziehen zu lassen, der Senat nahm denselben aber so geringschätzig auf, daß die Begleiter sogleich wieder mit ihm abrcisienz dadurch waren nun auch die Römer gereizt, und die hinter-listigen Anschläge der übrigen Feinde konnten fortan zum Sturze des Demctriuo sich hcrvorwagcm Auf Anstiften jener drei Könige richtete ein ehemaliger Günstling von An· tiochuo Epiphaiies in Babylon einen Menschen von ge· ringer Herkunft aus Rhodus gebürtig, NamenSBalaQ der dem umgebrachten jungen König Antiochuo Enpas tor (Kap. 7, 4) sprechend ähnlich fah, dazu ab, dir Rolle eines Sohnes dee Epiphaneo zu spielen, und stellte ihn nebst einem Mädchen Laodice als nachgelassene Kinder jenes früheren Könige von Shrien dem römi- fchen Senate vor; dieser erkannte sie auch dafür an, versprach dem Baue, dem man den Namen Alexander gegeben hatte, seinen Beistand zur Erlangung des shtischcn Throns und gebot den römischen Bundesge- nossen ihn bei Ergreifung der ihm verliehenen Rechte zu unterstützen. So hatte Demetrius I. allerdings einen sehr schweren Stand, als Alexander Balas in Ptolemaim wie unser Bericht erzählt, oder in Shrien selbst, wie die weltlichen Schriftsieller mittheilen, festen Fuß faßte, und es erklärt sich von selbst, wenn er nun alles aufbot, fich der Hilfe des Ionathas zu ver- sichern. b. Und Demetrius fauch zur Ausführung seines Entschlusses V. 3 schreitend] schrieb an JonathaD und erlaubte ihm findem er ihn zum Fürsten von Judäa unter fyrifcher Oberhoheit erhob;s, Kriegsvolk anzuneh- men und zu halten, nnd Kriegsruftnng zu machen, and daß er fein Bandes enoß fein sollte; nnd befahl, daß man die Geifeln an? der Burg sdie Bacchides dorthin gebracht hatte Kap. s, 53] dem Jonathas wieder ledig geben follte. 7. Darum kam Jonathas gen Jerusalem, nnd ließ diese Briefe vor allem Volk un vor denen in der Burg [durch einen Parlamentär oder Unterhändler, den er dahin entfendete] lesen. 8. Da sie nun höreten, daß ihm»der König erlaubte Krie svolk anzunehmen, sind Kriegsrnftung zu machen, nnd aß ihn der Honig fur feinen Bundesgenossen hielt; furchteten sie fich sehr vor ihm, 9. Und aben ihm die Geifeln ledig; nnd Jonathas gab sie den ltern wieder. 10». Also fing Jonathas an zu Jerusalem zn wohnen, nnd die Stadt w eder n bauen und zu bessern, 11. »Und ließ die auern wieder aufrichtet» nnd den Berg Sion lden Tempelberg Morijaj wieder befestigen [ leichtvie Judas Maccabäus ihn einst befestigt hatte ap. 4, 60., nur daß hernach die Syrer treuloser Weise die Befestigungen wieder aiiederrissen Kap. 6, 621 mit guten fiarten Mauern von eitel Wertftnckem Vündniß mit Alexander, des Demetrius Gegenkönig. Jonathas wird Hohevriesten 45 12. Also ward Jerusalem wieder fest ebauet 13. Und die Heiden in den Flecken, ie Vacchides hatte lassen fest machen [Kap. 9, 50 ff.J, flohen davon weg in ihr Land. 14. Allein Vethgura snördlich von Held-on] behiel- ten sie innen. Und ahin liefen die Abtrunnigen; denn daselbst hatten sie ihren Aufenthalt. Es blieb aber auch die Burg auf Zion (Kap. l, 35 ff.) noch immer in den Händen der syrischen Besasunizp wie Josephus ausdriicklich bemerkt und aus V· 32 sich ergiebt. Jn Betreff der Befestigung des Tempelberges ciußert sich Michaelis also: Jonathan muß einen sehr guten Blick in der Befestigungskunst gehabt haben; denn Jerusalem also befestigt, daß der Tempel gleichsam Citadelle der Stadt war, ist eine der größten Festungen der alten Welt gewor- den, deren Eroberung selbst den Römern bei drei Belage- rungen (unter Pompejus, Sosius und Vespasian) viel Zeit und Mühe gekostet hat. 15. Da nun Alexander vernahm, daß Deznetrius bei Jouathas Freundschaft suchte, und horete die loblicheu Schalen, die Jonathas und seine Bruder sm den Kriegen wieder die SyrerJ gethan hatten, sprach er szumal er weder von den drei Königen, die 1hm zum Werkzeug ihrer Ränke ge en Demetrius gemacht, noch von den Römern wirlli unterstützt wurde]: · 16. Des redlichen Ebtauues gleichen sder uns soviel wie dieser nützen könnte] siudet man nicht; darum wol- len wir ihn: schreiben, daß er unser Freund nnd Bundes- genoß werde. » · » u« 17. Uud schrieb thut ltm Herbst desselbrgen Jahres] a V: 18. Der König Alexander entbeut seinem Bruder [1. Kost. I, 13 Arm] Jonathas seinen Gruß. 19. Wir horen dich preisen fnr einen trefflichen Mann, und werth, daß du unser Freund seiest. 20. Darum se en wir dich [da seit des Alcimus Tode Kap. 9,«54 . das Amt eines Hohenpriejters nun schdn 7 Jahr lang erledigt istj zum Hohenprtester uber dein Voll, und sollst des Konigs Freund heißen, und schicken dir hiermit cals Ehrengabe, wie Fürsten sie einer dem andern zu senden pflegen] einen urvur [-Mantel] nnd giildene Krone [Esth. 8, 15]. Darum lbvloälbest du dich treulich zu uns halten, und unser Freund c M. 21. Also zog Jouathas [indem der Brief wohl erst nach dem großen Versöhuungstage am 10. Tisri in åcerusalem eintraf und er also nicht da schon als oherpriester das Amt verwalten konnte] an das prie- sterliche Kleid im hundert und sechzigsteu Jahr [V. I: 153 v. Chr] im siebenten Monden ldem Tisri 2.Mos. 12, 2 Anm.], am Lauberhuttensest sdas auf den 15. ——21. Tag dieses Monats zu feiern einsiel»], und brachte ein Heer zusammen, und ließ vjel Kriegsrustung machen Michaelis tadelt den Jonathan, daß er von des Denietrius Anerbietungen alle Vortheile sich angeeignet habe (V. 7 ff.), ohne die dadurch bedingten Pflichten zu erfiillety und jetzt wie in einer Auction dem höchsten Bieter sich feil gebe. Es komme hinzu, daß er einige Jahre vorher mit Demetrius einen feietlichen Frieden geschlossen habe (.Kap. s, 70 sf.), desgleichen, daß Alexander, auch wenn er wirklich des Antio- chus Epiphanes Sohn gewesen wäre, doch deshalb keinen rechtmäßigen Anspruch auf den syrisrheu Thron gehabt habe, sondern allein Demetrius als Sohn des ältesten Sohnes des Antiochus III. Allein Jouathatss Verhalten ist nicht nach dem christliclspgermanischen Legitimiilsbegriff, sondern nach mosaischein Staatsrecht zu bemessen. Nach letzterem (5. Mos. 17, 14 ff) konnte Jonathan weder den Alexander noch den Demetrius als legitimen Herrn über« das heil. Land aner- kennen; nur die Gewalt der äußeren Umstände konnte ent- scheiden, wie lange fremden Eroberern als Werkzeugen des prüfenden oder strafeudeii Jehova zu gehorchen und in diesem Falle freilich auch für sie zu opsern und zu beten sei (Kap. 7, 33). Nun hatten aber die Juden nach Kap, 7, 15 ff. bereits die schlimme Erfahrung gemacht, daß unter Deme- trius gegebene Versprechungen nur solange gehalten wurden, als man es für gut fand; unter solchen Umständen war es dem Jonathan nicht zu verdenken, daß er diejenige Partei ergriff, von welcher sein Volk wenigstens noch nichts Uebeles erfahren hatte und welche insofern größere Vortheile verhieß, als Alexander im Namen der Nömer kam und in ganz Syrien die besten Erwartungen von sich erweckt hatte. Wenn es dem staatsklugen Jonathan schwerlich entgehen konnte, auf wessen Seite die Wagschale des Sieges sich neigen werde, so würde er unverantwortlich gehandelt haben, wenn er um des früheren Driingers Demetrius willen sein Volk der Rache des muthmaßlichen Siegers und dem Uebelwollen der römi- schen Schutzherrn hätte preisgeben wollen. (Grimm.) Daß Jonathan kein Bedenken trug, die Hohepriestertviirde zu über- nehmen, rechtfertigt sich ebenfalls; nicht nur gehörte er der- jenigen Linie aus Aarons Nachkommen an, welcher das Hohepriesierthum von Gott für bestiindige Zeiten zugesagt war (4. Mos. 25, 12 f.), nämlich der des Eleasar (.Kap. 2, I; I. Ehren. 25, 7), sondern es hatte auch der legitime Erbe dieser Würde sich selber thatsiichlich von dem recht- mäßigen Heiligthum ercommuncirh indem ja, wie zu Kuh. 7, 4 bemerkt, vor 8 oder 9 Jahren des ermordeten Onias I1I. Sohn oder Enkel, der ebensalls Qnias hieß, zu Ptolemäus nach Egypten entflohen war und dort einen eigenen Tempel zu Leontopolis gegründet hatte. 22. Da aber Demetrius cder schon glaubte, den Jonathas für sich ewonnen zu haben V. sfsJ solches vernahm, ward er ehr betrubt, W. Daß csein Gegner] Alexander die Juden von ihn: abweudete zu sich und dadurch stärker ward sdenn in der That fing Jonathas bereits an, Kriegsschaaren für Alexander zusammenzubringen und Wasser: anzu- schaffen]; und bedachte, 24. Er wollte i neu auch freundlich schreiben nnd Ehre und Gut cno in viel höherem Maße, als sAletxander dies gethan] verbeißen, daß sie ihm Hilfe zu- cl M. i gEs erweckt ein eigenes Gefühl zu sehen, wie hier der Erbe des Seleukus Nikator und ein Mann, den Rom und drei Könige aufgestellt hatten, aber vermöge einer Politik voller Schlangenwindungen nicht gehörig unterstütztem sich gegenseitig überbietelh um den Veistand eines Völkchens zu erlangen, welches zehnmal seit zwei Jahrzehnten dem Unter- gange nahe war. (Hexszfeld.) 25. Und schrieb ihnen sdem Volke selber, indem er den Jonathas ganz außer Betracht ließ] also: Der Kontg Demetrius eutbeut den Juden seinen Gruß. 26. Wir haben gerne gehör-et und ist uns eine große Freude, daß ihr nicht von uns absallet zu unsern Feinden, sondern haltet mit allen Treuen an uns. Es ist das nur eine sogen. captatjo benevolentiae (eine höfliche Redensart), um die Juden für sich zu gewin- nen; denn nicht blos verschweigt er, was er bereits weiß, daß die Juden sich auf Alexandeks Seite geschlagen haben, sondern nimmt sogar das Gegentheil davon an. 27. Darum bitten wir, ihr wollet also forthin treu- kithf an mir halten und euch nicht von mir wenden l! M. 28. Diese eure Treue wollen wir vergelten, und euch viel Burden erlasseu, und mehr Freiheit geben und Gnade thun. 29. Und erlasse jetzt alleu Juden [sowohl denen in Jerusalem und Umgegend, als den übrigen] den Schoß Erste Kopfsteuer], den Zins vom Salz sdas aus dem s asser des todten Meeres gewonnen wird Kap. 11, 35], 46 1. Maceabäer 10, 30——67. die Kroiisteuer [Kap. 11, 39], den dritten Scheffel vom Getreide, die Halste die mir vom Obst gebuhret Die Auferlegung einer so drückenden Abgabe, wie des dritten Theils der Saatfrucht und die Hälfte der Obstbaunv Ernte, und noch dazu in Geld, ist nur unter orientalischem Detgpsodtisxnusculrid der eknorxiigi Vegschwånxipngf und Finagik no ie er seeuci en er .ari , ire r wingung a er nur bei einer Fruchtbarkeit möglich, wie sie damals und noch zur Zeit Jefu in Valästiiia statt hatte. Daß von der Baum- frucht mehr als von Getreide und Hülsenfriichten entrichtet wurde, begreift sich leicht, indem bei jener die Alissaat weg- fällt und die Bestellung weniger Mühe und Kosten ver- ursacht. (Gi«imm.) 30. Bou diesen Bürden soll nun forthin »das Land Juda und die drei Bogteien so dazu geboren, in Landen Fanxgria und Galilaat befreiet sein allezeit ff. zu V) Der Sinn dieser, auch im Griechischen nicht ganz er- klärbaren Worte dürfte vielleicht dieser sein: und die 3 Be- zirke, welche von Saniaria dazu geschlagen sind, iiäinlich Ephraim, Lhdda nnd Ramathaim, und Galiläa, wo auch Juden wohnen. 31. Und Jerusalem soll heilig und frei sein lgemäsz seinem Charakter als gine heilige, Gott geweihete Stadt frei sein] von allen Burdew Schoß und Zehnten. 32. Jch will auch die Burg zu Jerusalem wiederum räumen lassen, und dem Hohenpriester umgeben, daß er sie einnehme, und Leute darauf lege, wen er will, sie zu e wahren. 33. Und alle gesungene Juden in nieiiiem Königreich solleii ledig elasfen werden und frei»feiu, und follen sie und ihr Vieh vom Schoß besreiet sein. 34. Auch sollen sie Freiheit haben, in alle meinem Königreich ihre Sabbathe, Nciiuiondeu nnd andere be- stimmte Feste zu halten; 35. Und drei Tage» vor und nach dem» Fest von jedermann unverhiudert sein an ihrem Gottesdienst sdaß sie die Reise zu den drei hohen Jahres-festen hin und zurück bequem machen können] sit. Und man soll dreißig tauseudMann in Jndäa wählen; denen will ich Sold geben, wie meinem andern Kriegsvolh nnd sie solleu in die festen Stadte des Ko- uigs verordiiet werden lals Besatzuiigs 37. Und aus ihnen sollen gewählet werden etliche, die der Kouig sals Auszeichnung »für die von ihnen gelei- steten Kriegsdieiiftej in seinen hochsten Handeln als ver- traute Raihe gebrauchen wird. Die Juden solleirauch nicht fremde, sondern eigene Hauptleute haben, aus ihnen gewählt, daß sie ihr Gefetz halten mogen wie im Lande Juda. 38. Und die drei Vogteiin im Lande Samaria und Galiläiy so zu Judäa gehören» sollen niemand untertgau sein, denn allciu dgm Hohenpriesten das; man wisse, aß er alleiu Herr daruber sei. Genauer lautet der Vers: Und die drei Bezirke, welche zu Judäa vorn Lande Sainaria geschlagen worden, sollen zu Judäa gethan und gerechnet werden, als wenn sie eins mit ihm wären, und keiner andern Gewalt gehorchen, als der des Hohenpriesters. Der von Luther aufgenommetie Zusatz »und Galiläa« gehört der syrischen Uebersetzung an, ist aber ohne Zweifel falsch; vielmehr verhält sich die Sache so, daß die drei, schon in V. 30 erwähnten und in Kap. 11, 34 namentlich ausgeführten Bezirke bisher ein Zankapfel zwischen den Juden und Samaritanern gewesen, durch dieses Dekret des Königs aber fiir immer den Juden zugesprochen sein sollen. 39. Die Stadt Ptolemais und die Landfchafh so « von denen Demetrius die erste gewann. dazn gehört, gebe ich dem Tempel n Jerusalem u den Kosten, die auf das Opfer gehen. z z 40. Ich will auch jährlich fiinTehn tausend Sekel Silbers L= 13,150 Thln Z. Mos. O, 13 Anni».1 von meinem eigenen Einkommen verschaffen zum Gebau des Tempels. 41. Und was iih von Alters her snach dem, was die persischen Könige vormals Esra B, 9; 7, 20 ff.; 8, 25 und demnächst auch die früheren Herrscher als Zuschuß zum Tempelaufwand gewährt haben] aus meinen Aeuitern schuldig gewesen, zum Tempel zu geben, das soll ihnen forthin gereicht werden. 42. Und die fiinf tausend Sekel Silbers [= 438314 Thlr.J, welche meine Amtleute von des Tempels Ein- ihmmeu entwendet haben, sollen den Priestern wiederum jahrlich folgen. Nach dem Griechischem welche meine Amtleute genom- men haben von den Vediirfnissen des Tempels als jährliche Steuer, auch diese sollen erlassen sein, da sie den dienstthuenden Priestern ge- hören. " 43. Es soll der Tempel auch diese Freiheit haben: Wer in ineiuem ganzen Königreich eine Strafe verwirlet hat und fliehet in den Tempel, der soll da slcher sein mit Leib uud mit Gut. » 44. Zum Gebein» und Besserung des Tempels nnd der Mauern und Thurme zu Jerusalem, » 45. Und sonst im Lande, will der König die Kosten auch legen von seinem eigenen Einkommen. Die Schenkung von Ptoleinais an den Tempel zu Jeru- salem (V. 39) war von Demeirius schlau darauf berechnet, alle eifrigen Anhänger dieses Tempels entschiedener von Alexander abzuwenden« welcher in jener Stadt seine Resideuz hatte. Uebrigens hat Demetrius wohl schwerlich daran ge- dacht, alle diese Zusicherungen nach erlangtem Siege treulich zu halten, wie denn auch die Juden ihnen keinen Glauben schenkten. 46. Da man aber diesen Brief Edeln] Jonathas und dem Volk las, wollten sie ihm [dem Demetriusq nicht trauen, und nahmens nicht an swas er ihnen ver- sprach und dafür von ihnen Verlangte], denn sie wußten wohl, welche Uxitreue nnd graufame Thrannei er zuvor gegen Israel geubet hatte; 47. Und beschlosseu, dem Alexander Hilfe zu thun, der zuvor [noch ehe Demetrius dasselbe gethan] Freund- schaft bei ihnen gesucht hatte nnd Frieden zugesagt fund sonach ohne Zweifel es aufrichtiger meinte]; diesem thaten sie Hilfe sein Lebenlang. Des Deinetrius erster Brief (V. s) hatte dem Sona- thas blos die Befugniß ertheilt, Kriegsvolk anzunehmen und die Geiseln zuriickzuholeik während dagegen Alex nnder’s Brief (V. 18 ff) unter Ehrengaben eines Freundes um Freundschaft nachsuchte und dem Jonathan das Hohepriestek thum verlieh. (Calov.) 48. Da nun Alexander und Demetrius [im J. 151 v. Chng wider einander zogen, 49. Un angrifsenz da floh Deinetrius Heer, und Alexander eilete ihm nach; 50. Und thaten eine granfame Schlacht vom Mor- gen an bis an Abend, und Demetrius ward deufelveu Tag erschlagen cnachdem er 11 Jahr lang den syrifchen Thron inne gehabt hatte] Die letzte Münze von Demetrius Soter trägt die Jahres- zahl 162 (nach syiischer Zeitrechiiung, = 151 v. Chr-P ebenso die erste von Alexander Valas; daß dies das Jahr des Regierungswechsels gewesen sei, wird auch durch V. 57 unsers Kapitels bestätigt. Nach Justinus (XXXV., I, m) fanden zwischen beiden Thronbewerberti 2 Schlachten statt, Nachdem die ver- Demetrius fällt in der Schlacht und Alexander Balas besteigt den shrischen Thron. 47 biindeten Könige den Alexander in Stand gesetzt, aufs Neue im Felde zu erscheinen, war, wie aus Josephus (Antt. XlIl., 2, it) hervorgeht, Denietriue nahe daran, auch diese Schlacht zu gewinnen; sein linker Flügel hatte bereits einen Theil der Feinde iiiedergemacht oder in die Flucht geworfen und ihr Lager geplünderh da aber wurde der rechte Flügel, bei ivelcheiii Demetisius selber sich befand, zum Weichen gebracht Bei einem nochmaligen verzweifelteu Vordringen gerieth Demetrius mit seinem Pferde in einen Morast; iiachdeni dies gefallem wehrte er noch lange sich zu Fuß, bis er end- lich, von vielen Wunden bedeckt, zusamiiiensaiik N. v. 5i-—66. nun) nie» Tini-aussteigen; oewikiii sich Alexander Balas uin des eggplischen Königs» Ptole- mäus VI. Tochter Kleopatra und erhält fiezur Gemahlin. Zur Hochzeitsfeier in ptoleinais findet anch Jonathas aus Illeicaiiderki Einladung sich ein, Tiber-reicht beiden Königen und ihren Freunden ansehnliche Geschenke und wird von Illerander niit hohen Ehren ausgezeichnet, während dagegen die Abgeordneten seiner jiidischen Gegner mit ihren Klagen wider ihn liein Gehör finden, sondern schinahlich abgewiesen werden. 51. Daruach ibald nach dem glücklichen Ausgang der Schlacht wider Demetrius Soter V. 49 f.] sandte Alexander svon Antiochien aus, wohin er nunmehr seine Residenz verlegt hatte] Boten zu Ptolemäus [Vl. oder Philometow Daik 11, 5 Anm.], dem Konige in Eghptem mit dieser Werbnug: 52. Rachdeni ich wieder in mein Reich kommen bin ldas mir, dem rechtmäßigen Thronerbeu, nach des An- tiochus Eupator Tode von Demetrius »entrissen worden war Katz. 7, 4], und sitze ans dem koaiglichen Thron, uiid habe das Regimeut wieder an mich gebrcichh und habe Demetrium verjagt, und mein Eibiand wieder er- obert 5:3. Begehte ich Freundschaft mit dir zu machen, und bitte dich, du wollest mir deine Tochter* cKleopatra V. 57] zur Ehe geben; 54. So will iib mich cgeu dich al»s dein Eidam halten, und dankbar fein, un ihr eine iouigltihe Leib- ziichttt [s. v. a. LeibreiIteJ verordnen. «) Ptolemäus Philomeioiz der s· König von Eghptem war, wie dies nach der Sitte jenes Landes zuldifsig erschien (Dan. 11, 6 ff.), mit seiner eigenen Schwester Kleopatra (Dan. «, so Anna) vermählt; die Tochter aus dieser Ehe hieß wie die Mutter, überhaupt war der Name ,,Kleopatra« im eghptischeu Königshause jener Zeit sehr gebräuchlich. VI) Das Wort Leibziicht ist zufammengesetzt aus ,,Leib«, im mittelhochdeutschen Sinne s v. a. Leben, und »Zucht«, mittelhochdeutsch gleichbedeutend mit Nahrung teigenilich »die Erziehung, Aiiferziehiing,« dann das zur Auf- erziehung Nothwendige). 55. Daraiif antwortete Ptolemäus sin einem eigen: händigen Schreiben], und iviiuschle dem Alexander Glas, dizß er wieder in sein Vaterland kommen war, nnd sein Kouigreich erobern » » sitt. Und sagte ihm zu, das zu thun, wie er Ein Beziehung auf die Verschwägerung init ihm] begehret hatte; nnd begehren, er wollte zu ihm gen Ptolemais mitten, da ivollten sie einander selbst aiisprechen sfich perzdnlich einander begrüßen Katz. 7, 29], und die Hei- rat vollziehen. » » » 57. Jui hundert und zwei und sechzigsteii Jahr so. i. noch im J. 151 v. Chr.] zog Ptolemäus [der Verab- redun . 56 gemäß] mit seiner Tochter Kleopatra aus Abt-ten, nnd kamen gen Ptolemais [am mittellam dischen MeerI » « 58. Dahin kam ciuch der Konig Alexander svon Antiochieu]. Und Kleopatra ivard dem Alexander ver- wähnt, und die Hochzeit ward mit großer königlicher Pracht gehalten. » 59. Und der Kouig Alexander schrieb Jouathas, nnd forderte ihn zu sich [der Vermählun sfeier als Freund un? hoher Würdenträger des syris en Reichs beizu- wo nenL 60. Da kam Jonathas mit großer Herrlichkeit kivie das nun einmal der diplomatische Anstand erfordertej gen Ptolemais Zu bgiden Konigeu, und schenkte ihnen nnd ihren Freuii en lostliche Gaben von Gold und Sil- ber, und fand Gnade bei ihnen [Kap. 11, 24]. til. Und etliche Abttüuuige aus Israel kamen dahin, den Joziathas zu verklageu; aber der König wollte sie nicht boten; «62. Sondern befahl, daß Jouathas seine Kleider ab»lå»ge»;i und einen Purpur anziehen solltez welches also e a . g 63. »Da setzte ihn der König neben sieh« und befahl seinen Fursteu, daß fie mit ihm iu der Stadt umherzie- hen sollten, und ausrufen lassen, daß ihn niemand ver- klagen sollte oder sonst beleidigen [Eith. 6, 9 ff.]. Noch jetzt ist es Sitte orieutalischer Könige, hohen Staatsbeamten, Vasallem Statthalter-n, Gesandten, Gelehrten als Ehrenauszeichnung zwar nicht einen Purpur, aber doch ein überaus kostbares Kleid, Khila genannt, nach den Be- richten der Reisenden 500 Livres, oft bis 80 Dukaten, bis- weilen auch gegen 15,000 Thlr. an Werth, zu schenken, in- sonderheit ciuch solche, die sie von einer Anklage öffentlich und feierlich lossprechen wollen, mit einem solchen Pracht- gewande angethan durch die Residenz führen zu lassen. (Grimin.) » bit. Da aber seine Berkläger sahen, daß ihn der Kunig so hoch ehrete, daß er ihn hatte einen Purpur eißen anziehen, und solches von ihm aiisrufeu ließ, flo- eii sie alle davon. » 65. Und der Kouig that ihn: große Ehre, und ließ ihn schreiben unter seine vorne nisten» Freunde cwährend er bis dahin ihn nur für einen seiner Freunde über- haupt hatte gelten»lasseii], uud machte ihn um Haupt- mann [s. v. a. kdniglichen General oder ilitairgoin derneurj und zum uachsten Rath lzum Meridarchem d. i. Theilfürsten oder Statthalters 66. Daruach zog Jouathas wiederum gen Jerusalem mit Freuden» undiii gutem Frieden swahrend Alexander in Ptolemais blieb]. V. V. 67——89. Gtiva 5 Jahre bringt Alexander Balag in ptolemais in träger Schwelgerei uiid unziictitigeni Treiben zu, die Regierung seinem Giinslliiig Ammonius iiberlassend, der durch Gewalllhätiglieiteii allerlei Art die Sgrer gegen seinen lioniglichen Gönner erbittert. Da (148 v. Ehre) erhebt fich als Gegenlionig Demetrius ll., ein Sohn des Denietrius Beter, landet mit einem in Kreta angeworbeneii Heere in Citicien (s. Karte lV.), Alexander aber eilt aus die Nachricht hiervon nunmehr nach Ilntioihiem seinen Thron zu schützen. Jndeui auch Ilpolloiiiuksp der Statthalter von Cölesgriem sich slir Deiiietrins erlilärt iind mit einem gro- sden Heer vor Jamnia sich lagen, tioniint es zwischen ihm und Jonathaiu den er anfangs» zum Beitrilt aufgefordert, we« gen seiner dessalsigen weigerutig aber dann höhnisch behandelt hatte, zum Kampfe in philisläa Jonathan nimmt Jamnia ein, schlagt iiiit Hilfe seines Bruders Simon den Apolloniugk neriviiftet Ilsdod uiid die Tiachbarsiadie und empfängt hul- digende Ausnahme bei den Bürgern von Ali-baten: sur diese gläckilictjeii Erfolge zeichnet ihn Alexander von Neuem aus und beschenlit ihn mit dem Besitz von Eliron und ihrem Gebiet. »ti7. Im» hundert und fünf und sechzigsten Jahr [der shrischen Zeitrechnung = 148 v. ChrJ kam der Insch- 48 1. Maccar-net 10, 68-—89. 11, 1—19. herige Kap.11,19 Kbuig Demetrius sder 11., mit dem Beinamen Ni anor], des vorigen Demetrius lvon dem in Kap. 7, 1 — 10, 50 die Rede war] Sohn, ans ssjreta [wo er Truppen angeworben hatte] in sein Erbionigreich szunächst in Cilicien landend]. Beim Ausbruch des Krieges mit Alexander Vcilas (V. 48 ff.) hatte Deinetrius 1. feine beiden Söhne nebst großen Schaden bei einem Freunde zu Knidus in Karten in Sicher- heit gebracht; den jüngeren werden wir später alg»l5. König von Syrien unter dem Namen Antiochus VII. (Sidetes) kennen lernen (Kap. 15, 1 ss.), den älteren aber unterstiitzte ein Verwandter Lasthenes in Karten bei seinen Unter- nehmungen gegen Alexander. Ein andrer Giinstling des letzteren, außer dem obengenannten Ammonius, war jener Diodotus oder Tryphon, der hernach noch eine große Rolle spielte (Kap. n, 39 ff.). its. Da erschrak Alexander sehr, und legte sich gen Antiochien skehrte dahin zurück] 69. Aber Demetrins hängete den Apollonius an sich, den Hauptmann in Nieder-Shrien, der brachte ihm ein Kriegsvolk zusammen, und lagexte sich zu Jamnia soder Jabne am mittelländischen Meer Kuh. 4, 15]. Und sandte zu Jonathas, dem Hohenpriester [V. 20 f.], nnd ließ ihm sa en snachdem derselbe sich geweigerh ebenfalls von lexander abzufallen Und auf die Seite des Demetrius zu treten]: 70. Niemand thut uns Widerstand, denn du allein, nnd machst, das; man mich verachtet slals könnte ich mit dir nicht fertig werden, wenn es gi t, dich zu zwingen zu dem, was ich will]. Du trog-est wohl im Gebirge [weil du dortdich für unitberwindlich hältst]; 71. Aber willst dn eine redliche That thun, so ziehe herunter in das Blachfeld und laß uns [da] mit einander versuchein 72. Wenn du fragen wirst , wie stark wir sind, ich nnd die Andern, so mir nzieheu und helfen cnämlich die philigtäischen Seestädtei; so wird man dir sa en: Jhr wer et uicht bleiben können vor»diesen Leuten sden Philistern], von welchen eure Vater zwei Mal in ihrem fggenen Lande geschlagen find [1. Sam. 4, 10; 31, 1 «. 73. Viel weniger kannst du im Blaehselde vor sol- chem großen Voll zu Roß und Fuß [wie iches zu mei- nem 3 efehl habe] bestehen ssondern würdest, wenn du nur mit mir dich messen wolltest, gänzlich aufgerieben werden] ,·da [in dem Blachfelde der philistäischen Nie: derung hier] keine Berge und Felsen sind, dahin man fliehen lonnte kund solche Zufluchtsftätten sind ja doch deine einzige Hilfe] « » » · 74. Da Jonathas solches Rahmen horete [indem die Syrer so auf ihre Eitosse und Reisige, als die in der Ebene unüberwindlicii wären, trotzeten l. Kön 20,23], erznrnete er, und wahlte ziehn tausend Mann, und zog aus von Jerusalem; und ein Bruder Simon kam zu ihm, ihm zu helfen; und lagerten sich vor Joppe setwa 3 Meilen nördlich von Jamnia l. Kön. 5, 9 Anm., um vorerst durch Besitznahme dieser Stadt sich den Rücken frei zu machen] 75. Aber die in der Stadt Joppe ließen ihn nicht ein; denn Apollouiiis hatte Volk darein gelegt in die Bei-Gang; darum stnrmete sie Jonathas 76. Da erschraken die in der Stadt, und thaten die Thore aus. Also eroberte Jonathas die Stadt ohne. s 77. Da Apollonius dies vernahm, legte er sich vor Joppe mit drei tausend Reiiigeiy uud mit einem großen Fußbolt Und stellete sich snachdem er einige Zeit da- vor gelegen, ohne die Stadt anzugreifenL als wollte er weg gen Asdod seine andere Philisterstadh 6 Meilen südlich hinunter] ziehen Les geschah dies aber lediglich in der Absicht], daß er Jonathas heraus »lockte aus das Vlachseld; denn erhalte einen großenteisigeu Zeug, deß trostete er sich sweil er meinte, mit diesem auf ebenem Felde dem Jonathan weit überlegen zu sein und ihn jedenfalls schlagenzu können] 78. Jonathas [nun, der wohl ahnete, daß hier eine Kriege-list im Spiele sei] eilete ihm nach gen Asdod, und zssogstdaher vorsichtiglich in seiner Ordnung, gerustet zur a ; 79. Aber Apollonius hatte hinter sich im La er sbesserx in einem Versteck] hemlich tausend Reiige gelassen [die dem Jonathaz wenn er dem Appcllm nius na etzen Witwe, p ötzi in den ü en a en s·llt]chs ll·ch· Rck fll V en . 80. Nun merkte Jonathas, daß Leute hinter ihm heimlich versteckt waren; darum, da sie an. sein Volk kamm- hielt Jonathas in seiner Ordnung indem er seine Streiter eine feftgeschlossene Kampfrei e bilden ließ mit dicht an einander gehaltenen Schilden, daß die feindlichen Geschosse ihnen nichts: schaden könnten] 81. Da schosseu die Reisigen den ganzen Tag vom Morgen an bis aus den Abend, ans das Volk [ohne daß sie dasselbe hätten zum Wanken bringen können], bis ihredPferde svon dem langen Umherschwärmenj mude wur en. 82. Darnach nahm Simon [der in der Reserve Geblieben war] sein Heer, und griff die Feinde an. a flohen die Reisigem deuu ne waren mude; 83. Und sauch die Fußsoldaten vom Hauptheer des Appolloniusj wurden zerstreuet hin und her in: Felde, »und flohen gen Asdod und eileten in den Tempel des Gotzen Da on ]·Rich»t. 16, Las; I. Sam. s, 1 ff.], chxt Leben da als an einer heiligen Zufluchtsstattd zu re en. 84. Aber Jonathas pliinderte die Stadt Asdod nnd die Fleclcii umher, nnd znndete sie an. Er verbrannte auch den Gotzentempel mit allen, so darein geflohen waren. 85. Und die Summe der Erschlagenen und Ver- brannten zusammen war bei acht tausend Mann. 86. Darnach zog Jonathas mit »dem Heer snoch weiter siidlich hinunter] vor Askalon seine andere Stadt der Philister Jos. 13, 3]. Da gingen lpor dem sieg- reichen Helden sich fürchtend] ihm die Vur er aus der Stadt heraus entgegen, und ergaben sich, un empfiu en ihn mit großer Pracht [indem sie auch Geschenke ihm darbrachtem seine Gunst zu gewinnen] 87. Also zog Jonathas wieder gen Jerusalem mit seinem Heer und Raube [der Beute, »die er in dem Kriege gemacht hatte]; 88. Und da Alexander [der mittlerweile nach Eili- cien aufgebrochen war, um dort den Gegenkönig De- metrius zu bekämpfen, ohne jedoch ihm beikotnmen zu können» Kap. 11, 14] solches hören, ehrete er Jonathas noch hoher [als vormals V. 61 ff.]. 89. Und sandte ihm einen giildenen Gürtel [richti- er: eine gitldene Spange, das Oberkleid auf der s ruft o»der Schulter zusammenzuhaltenh wie man allein eines Kouigs gebotnen Freunden cseinen Verwandten] giebt. Dazu chenkie er ihm Aktaron [Ekron, ebenfalls im Gebiet der Philister Jus. 13, 3], und das dazu e- hört, zum Eigenthum Idaß er die Einkünfte die er Stadt beziehen sollte, während sie hinsichtlich der Ver- ibdlalltgling und Gerichtsbarkeit unter syrischer Herrschaft ie . Alexander I., obwohl von den Maccabäern kräftig unterstützt, unterliegt d. Gegenkönige Demetrius Ell. 49 Das 11. Kapitel. Von des Ptolemäus Tyrannei wider seinen Tochtermann Alexander. VI. V. 1-—19. Hatte Appolloniiig mit seinen im vorigen Abschnitt erzählten Unierxiehmiingen in phglisliia herumh- liih dem eggplisctjen Konig den weg verlegen wollen, wenn dieser etwa zum Beistand seines Schwiegersohnes herbeieilen wurde, so erfahren wir hier, wie Ptolemäus VI. jetzt wirklich ans Eggpten durch die philisiaisctie Tiiedernng her- anzieht, in die sgrischen Handel sich einzumischen; doch ist seine Absicht vielmehr die, die Ohmactjt « über das sgrische Reich zu gewinnen nnd zu seiner Krone noch eine zweite hinzuzunehmem weshalb er in den Kiisieustadtem durch die er zieht, eine eguptisctje Besatzung zuruailaszt Sein Weg führt ihn zuerst nach Asdod, wo die Einwohner sich ohne Erfolg über Jonathan bei ihm beschweren; dieser trifft vielmehr in Iopve mit ihm zusammen nnd giebt ihm srenndschastlictjes Geleit bis an Sgriens Grenze. In Sgrien selbst verbindet sich Ptolemäus mit Denietrius II. (denc er seine Tochter zum Weibe giebt) gegen Alexander; in dem darauffolgenden Treffen wird nun Alexander geschlagen nnd tionimt als Flüchtling in Ilrahien um; auch Ptolemäus findet unmittel- bar daraus seinen Tod, Demeiriug dagegen gelangt zum Besitz von ganz 5grien. 1. Und der König in Eghpten cPtolemäus v1.] brachte Volk zusammen, so viel des Saudes am Meer ist [Jos. 11, 4; Nicht. 7, 12; I. Sam. II, 5 u. s.w.], nnd viele Schiffe; und unterstund flch, das Reich Ale- Kandersmit Yetrug an sich zu bringen, daß er beide ontgreiche hatte [wie denn von jeher zwischen den Königen von Syrien und Egypten Streit bestanden hatte, indem jeder von beiden nach dem Befitz des andern trachtete]. 2.» Darum» zog er in Syrieu mit diesem Schein, als tcime er wie ein Freund cum seinem Schwie ersohn Alexander gegen den Dexnetrius Beistand zu eifteu]. Da that man ihm alleStadte auf, und zogen ihm ent- gegen, und empfingen ihn herrlich; wie denn Alexander eohlxn hatte, dieweil dieser cnämlich Ptolemäus] sein Schtvaher cSchtviegerbater Nicht. 19, 10 Anm.] war. Z» Aber· in welche Stadt Ptolemäus kam, da ließ er fmtt Beziehung auf den Zweck, den er eigentlich bei diesem ganzen Kriegszuge verfolgte V. l] einen Hausen« Kriegsvolt darin zur Besatznng Nach anderer Darstellung kam Ptolemäus zuerst wirklich iu der Absicht, seinem Schwiegersohn zu helfen-; er wendete sich erst gegen diesen und schlug sich auf des Demetrius Seite, als er von des Alexander Unfähigkeit zur Regierung sich über- zeugt oder aber, wie Josephue (vgl. Liv. Epjn so) mittheilt, zu Ptolemais erfahren hatte, daß Ammonius ein Atientat gegen sein Leben unternommen, und Alexander sich weigerte, den Günftliug ihm auezuliefern (V. 11). 4. Und da er cnach seinem Auxbruch aus Egypten ziinächstJ sen Asdod [Kap. 10, 84 .] kam, zeigten sie ihm, wie ouathas »den Tempel Dagous, dazu die Stadt, verbrannt und verwustet hatte, nnd wie die todten Leich- uame hin und her zerstreuet lagen, und Hagel aufge- worfen waren am We e, darunter man die Erschlagenen mit Haufen begraben atte. Z. Und sagten dem Könige, daß Jonathas »diesen S»chadeu gethan hatte, dgniit te ihm eiueu uugnadi en Konig machtem Aber der Konig schwieg stille dazu swei er seine Entgchlieszuug für· jetzt noch frei erhalten und erst nach Ma gabe der weiteren Entwickelung der Umstände sich bestimmen wollte]. is. Und Jonathas zog anch dem Könige entgegen gen Joppe sKap.10,74]; »du sprachen sie einander au [Kap. 10, 56], und blieben uber Nacht da bei einander. 7. Und Jonathas eleitete den Köni bis an das Wasser, genannt Eleut erus [den Grenz uß zwischen Phönicien und Syrien Z. Sam. 8, 6 Anm.]. Darnach zog er wieder heim gen Jerusalem. Z. Und der König Ptolemäus nahm die Städte ein bis gen Selencia am Meer [westlich von Antiochien in Shrien, nicht zu berwechseln mit Seleucia am Tigris Dan.»11, 5 Anm.], und unterstund stch, Alexander zu vertreiben. · 9. Und schickte Boten zu Demetrius, daß er zu ihm kommen sollte, einen Bund mit ihm zu machen; so wollte er ihm seine Tochter geben, die Alexander szum Weibe, und von ihr schon einen Sohn, Namens Antioshus V« III] hatte, und wollte ihm helfen, daß er Konig wur e. 10. Und sprach, es hätte» ihn gereuet, daß er Ale- xandro die Tochter gegeben hatte. 11. Und gab»Alexandro Schuld, er hätte ihm uach deui Leben uud Königreich getrachtet [s. Anm. zu V. 3j. 12. Er erzeigte auch seinen Haß öffentlich, nnd wandte sich von Alexander, und nahm ihm die Tochter, und gab sie Demetrio. » 13. Und da Ptolemccus gen Auiiochien kam, setzte er beide Kronen auf, des Reichs E hpteu und des Reichs Afien [s. v. a. Syrien Kap. 8, ]. Obwohl sich nicht verkennen läßt, daß unser Erzähle-r dem Alexander das den Juden erwiesene Wohlwollen mit entschie- dener Vorliebe ver-gilt, daher auch über dessen offenkundige Schwächen und Mißliebigkeiten bei seinem Volke das tiefste Schweigen beobachtet; so ist es doch andrerseits auch sehr glaubhaft, daß Ptolemäus, um sich zum Lehnsherrn von Shrien zu machen und seinem Reiche wieder Cöleshrien und Phönieiem die früher zu Eghpten gehört hatten, einzuver- leiden, sich wirklich so verhält, wie hier mitgetheilt wird, daß er nur in eigenniitziger Absicht nach Shrien kam und fiir Demetrius sich entschied, weil er in diesem ein »fügsames Subjekt, tvelches sich unter dem Titel eines Königs von Syrien zum Vasall und Mündel der eghptischen Krone her- geben wtirde,« zu erkennen glaubte. 14. Aber der König Alexander war dazumal in Cilieienz denn etliche Städte waren daselbst von ihn: ab [- und dem Demetrius zu-] gefallen. 15. Da er nun von Ptolemäus hörete cdaß dieser ebenfalls sich auf des Demetrius Seite gefchlagen], g er wider ihn, mit ihm zu kriegen. Aber Ptolemaus Zvar stark geriistet, und zog ihm entgegen, und verjagte n. 16. »Und Alexander floh in Arabiea daß» er da sicher ware [wie er denn auch vor jenem entfcheidenden Treffen V. 15 seinen Sohn, den noch sehr jungen Antiochusz in diesem Lande bei dein Fürsten Diok es, dessen Sohn und Nachfolger Jamblichus hieß» V. 39, Zinterggtårtcxcht hatte]. Aber der Konig Ptolemäus war e r ma i « hu. Dgiiam lies- 3«idiei, der Acri-ei kbei weichem der fluchtige König eingekehrt war] , seinem Gast »dem Alexander, den Kopf abhaueu, und schickte ihn dem Kouige Ptolemäus. 18. Und Ptolemäus starb am dritten Ta e hernach. Da wurden die Krieger, so Ptolemaus in te Stadte eleget hatte IV. 3], auch umgebracht vom Volke in den Etädten [so daß jeder» Rest der neu aufgedrängteu egyptifchen Herrschaft wieder verschwands 19. Also nahm Demetrius sunter dem Beinameu Nikator, des: Siegreiche] das Reich ein tin hundert 50 1. Maccabäer und sieben und sechzigsten Jahr [der syrifchen Zeitrech- nung, d. i. im J. 146 v. Chr. Nach Josephas (Antt. X111., 4, s) war Ptolemäus von seinem, in der Schlacht durch das Gebriill eines Ochsen scheu gewordenen Pferde abgeworfen, von den Feinden schwer am Kopfe verwundet und nur mit großer Mühe von feiner Leibwache gerettet worden. Hierauf hatte er 4 Tage sprach- und besinnungslos gelegen; erst am 5. Tage kam er wieder zu sieh, sah seines Feindes Kopf mit großem Vergnügen, und starb bald darauf. Der von unserm Erziihler angegebene dritte Tag ist folglich der s. Tag, nachdem er Alexander-V Kopf empfangen, und der siebente oder achte nach seiner Verwundung (Griinm.) Das in V. 19 angegebene Jahr wird bestätigt durch die erwähnte Gleichzeitigkeit des Todes von Piol. Philometoy welcher nach dem astronomischen Kanon des Ptolemäus (eines berühmten Niathematikers aus Pelusium in Eghvtem der um die Mitte des 2. Jahr-h. n. Chr. zu Alexandrien lebte und sich namentlich um die Astronomie große Verdienste erworben hat) in jenes Jahr zu sehen ist; ferner durch die Münzen Alexander? I., dessen letzte das Seleneidenjahr Hei, und seines Sohnes Antiochus VI. (,V. 39 f. 54 ss·.), dessen erste 177 nach fytischer Zeitrechnung geschlagen ist. sWteselerJ Nach Philometors Tode bestieg Pt. Phhscon den egyptischett Thron, den er schon fruher em- mal, erst allein, dann gemeinfchaftltch mit seinem eben ge- nannten Bruder, 6 Jahre lang (oon 171—I65 v. Chr» s. Dan. 11, 28 u. 30 Anm.) inne gehabt, abermals und besaß ihn noch 29 Jahre; er war aber körperlich nnd geistig ein wahres Scheusal, so daß man den Veinamen »Eure-- getes« (Wohlthiiter) II» den er sich selbst beilegte, in das Gegentheil ,,Kakergetes« (Uebelthiiter) verwandelt hat. VlL v. 2o—-37. Die Zeit dek Thwusteeiiigeeiken i« Sgrien benuht Jonathan als günstige Gelegenheit, die furt- scise Zwingsesle aus dem Berge Zion zu belagern und die dasige Besahung aug- Jerusakeni zu vertreiben. Alte» er dar— uber von der heidnisch gesmnten Partei seines Voliig bei dem inzwischen ans den Thron geiäommenen Demetrins II. verklagt und von dem letzteren nach ptotemaig beschieden wird, weisz er den König dermaslen sur sich einzunehmen, dass dieser ihn nicht nur in der hohepriesterwurde und den nötigen Ehren besiatigg sondern auch den Juden mehrere von denjenigen Rechten und Freiheiten in uriiundlicher weise zu- geslehh die schon sein Vater denselben beim Auftreten des Alexander Balas ungeboren hatte. 20. Zu dieser Zeit [wo in Syrien die in V. 8 ff. erzählten Ereignisse vorfielen] brachte Jonathas sein Vol! im Lande Juda zusammen, die But zu Jerusalem [d1e noch immer in den Händen der syriiychen Besatzung war] wieder zu erobern [wie schon sein Bruder Judas dies versuxin hatte Kap. 6, 18 ff.]; und ließ Bollwerke und Gefchuh l2. Chr. 26, 15 Anmd davor aufrirhtew » 21. Da zogen etliche Abtriinnige saus sraels zum Kouige Demetrius cnachdem dieser in Be Itz des syri- schen Thrones gelangt war V. 19, und verklagteu den Jonathan und sagten, daß er die urg belagert hätte. 22. Da erziirnete der König sehr, und zog eilend gen Ptolemais [am mittelländischen Meer Kuh. 10, 56 ff.], und schrieb Jonathas , daß er die Burg nicht belagern sollte, nnd sollte eilend zu ihm gen Ptolemais kommen; da wollte er mit ihm von etlichen Sachen reden cnament- lich, wie es mit dem Verhältnis; von Judäa zu Syrien künftig bestellt fein solle]. 23. Da aber Jonathas diese Botschaft kam, ließ er Froh des ihm ertheilten Befehls nicht ab von der Be- ageruug, und wählte etliche eltefte in Israel und Priester, die mit ihm iehen sollten, nnd machte fich auf und wagte sein Leben Eva ja, wenn es ihm nicht gelang, 11, 20—51. den Demetrius zu beschwichtigen, die ganze Reise sehr übel für ihn ablaufen konnte]. 24. Und nahm viel köstlicher Kleinode mit sich von Gold, Silber un Kleidern, und zog gen Ptolemais zum Koui e, und fand [ebenso, wie vormals bei Alexander Jmdih ei dem König von Egypten Kap. 10, 60] Gnade es m. 25. Da ihn nun die Abtrüauigen feines Volks [gerade so wie damals Kap. 10, 61] verklagieth 26. Hielt ihn der König ehrlich, wie er nvor»ge- Zaltfetu war, und that ihm große Ehre vor a en seinen ur en 27.« Und bestätigte ihn in seinem Hoheuvriesteramt und in allen andern Ehren, die er bisher gehabt hatte, ZFIcdsshJielt ihn sur feinen vornehmsten Freund [Kap. 10, Es muß dem Jonathan viel Beredsamkeit zu Gebote ge- standen haben, um den König für sich umzustimmen und die fortgesetzte Belagerung der Burg zu entschuldigen Wußte er etwa die Treue der Vesatzung gegen Demetrius zu ver- dächtigem als habe sie es mit Alexander oder Ptolemäus gehalten? oder überzeugte er den König, daß es für ihn weit oortheilhafter sei, es mit der altgliiubigen Partei der Juden zu halten? Aber freilich mögen auch die, gewiß auch an die einflußreiche Umgebung des Königs angebraehten Ge- schenke ihre Wirkung nicht verfehlt haben. (Grimm.) 28. Jouathas bat auch den König, daß er dem gan- en Judäa, und den dreien Vo teien in Salnaria und aliläa [den drei von Samar a zu Judäa geschlagenen Bezirken Katz. 10, 30] den Schoß erlassen· wollte;· und erbot slch, um diese Freiheit [wohl als jährlichen Tribut] zu geben drei hundert Centuer Geldes cm syrcschem Go de ä 34332 Thltn = 103,125 Thlr.]. ·29. Das willigte der König, und gab Jouathas Brcefe daruber, die lauten also: 30. Der König Demetrius entbeut feinem Bruder [Kap. 10, 18] Jonathan und dem jndischen Volk seinen i? u . « 31. Wir senden euch eine Abschrift des Wiese, den wir an unsern Vater sgenauert Vetter, Verwandten Kap. 10, 67 Anm.], en Lastheues svermuthlich hatte ihn Demetrius seit seiner Thronbestetgung zum Statt- halter von Cölefyrien erhoben],»euret halben eschrieben haben, daß ihr folches wissen moget [nach unsrer: Aus: druckswetfa zu eurer Kenntntßnahmes 32. Der König Demetrius entbeut Lasiheues, sei- nem Bater U. Kön. 7, 14 Anm.], seinen Gruß. 33. Wir gedenken unsern Freunden und treuen Bun- desgenossen, den Juden, Gutes zu thun von wegen ihrer Treue nnd Freundschaft gegen uns sdie sie uns an den Tag gelegö habenfs » » » 3 . arnm o vestatjgeu wir, daß» die» Neste! zu Jerusalem das gau e Judaa und die drei Sta te, Abbe- riuta griechischer ame fiir Cphratm oder Ephrem, eine tadt 2 Meilen nordöstlich von Jerusalem Joh. 11, 541 und Lhdda soder Lod 1. Chrom 9, 12 und Ramathat lRamathatm Zophim 1. Sam. I, 1 am» 2 Stunden nördlich von Jerusalem] uud ihre Zugehoty inne haben sollen. «) Um der hier ausgesprochenen Schenkung willen heißt diese Stadt, deren Name in »Arimathia« wieder auflebte, bei Las. 23, 50 f. die ,,Stadt der Juden«- 35.» Wir erlassen»ihuen auch alles, das sie zuvor dem Könige haben jahrlich geben weissen: Getreu-e, Obst, Zehnten, Schoß, Salzzius Kronfteuen Salz gewannen die Hebräer ohnstreitig aus dem so reich- lich mit Salz geschtvcingerten Wasser des todten Meeres, wovon nach den jährlichen Lachen und Gruben umher eine Jonathas leistet dem Demetrius 1I. Nikator erfolgreiche Hilfe gegen Trhphom 51 große Menge zurückbleibt und verdunstet (Hesek. 47, U; Zeph 2, 9). Auf gleiche Weise erhalten die heutigen Araber ihr Salz aus diesem See, und sie treiben damit über ganz Speien einen einträglichen Handel. (Winer.) 36. Von diesen alleu folleu sie forthin befreiet feind; und solche Freiheit foll ihnen fest und stet gehalten Wct M. Die schon von Demetrius I. angebotenen aber aus guten Gründen nicht angenommenen Vortheile (Kap. 10, 28 ff) wurden also jetzt, wenigstens zum Theil (Kap. 10, 29 f; 38), von dessen Sohne ihnen wirklich gewährt, während andere allerdings außer Betracht blieben (Kap. 10, 3o—37; 39 —— irr-J. 37. Dieses Briess Abschrift fauf einer ehernen Tafel Kctlx S, 221 soll man Jonat ci geben, daß man’s ldies Dokument der gewährten ergilnstigungetd auf den heiligen Berg sim Vorplatz des Tempels] stelle, als an euen ehrlichen und öffentlichen Ort [wo jedermann es lesen kann]. Die Worte können jedoch auch auf eine Hinterlegung der Urkunde an einem für dergleichen Zwecke bestimmten Ort in den zum Tempel gehörigen Gebäuden gedeutet werden. Vlll v. 38-—53. uoch in demsecseu Jahr» 146 v. Chr» ais Deineirius 1I. die infaiidisshen Trtippen entfällt, with· rend er die ausländischen liei sich behält, und dadurch eine grasle Mislsiimmiing der Sgrer gegen sich erregt, versucht Trgpham ein parteigilnger des vorigen Königs» Ilteranders l. (Kap. 10, 67 Anm.), in dessen nachgelasseneng nach ganz fangen( Sohne Antiochus einen Gegeulianig auszustellen. Da versichert sich Demetriiis des Beisiandes des Janathan, der soeben an ihn wegen Znritcnziehung der sgriscijen Besatzungen aus den indischen Festnngen geschrieben hat, indem er ihm ausler Gewährung seines Gesuchs auch nach andere Vergän- sligungen in Aussicht stellt. Ianuthas leistet dem König auch wirklich wider die aussiandischen Antiochener erfolgreiche Hilfe, dieser aber« hält von seinen Versurechungen keine einzige. 38. Da nun der König Demeirius sahe, das; im ganzen Koni reich Friede war, und sich niemand mehr wider» ihn se te; da ließ er das Kriegsvolk von sich, das tat Kouigreich daheim Laus Syrien selber gebürtig] war, einen jeden wieder iu seine Stadt: aber das fremde Kriegsvolh das er in den Jnseln Laus Kreta, sowie aus Rhodus, Chpern u. s. wJ hin und her angenommen hatte, behielt er bei sich; darum ward ihm das einlan- ische Vok sunter dem noch viele Soldaten aus der Zeit des Demetrius 1. und der früheren Könige sich befanden, wegen solcher Zurücksetzung] sehr graut. Nach den tveltlichen Schriftstellern war es vornehmlich die Härte und Grausamkeit, sowie audrerseits die Trägheit, welche Demetrius in seiner Regierungeweise sich zu Schulden kommen ließ, wodurch er die Mißstimmung der Antiochener gegen sich erregte. . 39. Da aber Tritt-hatt, ein Hauptmann, »der etwa Bd. i. vormals, ehedem Röm. 7, 9; 1. Petri B, 201 es Alexanders Freund gewesen way* sahe, daß das Kriegsvolk einen Haß wider den Konig Demetrius ge- fasse hatte» zog er zu« dem Araber Emalkuelii sdes Diones Sohn und Otckchforgek V. 1sJ,der den junges: damals etwa 4 Jahr alten] Antiochus, den Sohn exauders, erzog. 40. Bei diesem hielt er an, daß er ihn: den Knaben eben fehle; so wollte er ihn wiederum in seines Vaters eich einsetzen. Und sagte dem A·raber, wie und warum das Kriegsvolk den Kbuig Demetrius hasseteu kund» also Ausstcht vorhanden wäre, daß der Plan gelingen wundes» Und blieb also eine Zeitlang bei dem Araber sweil dieser für Jetzt auf die Sache noch nicht eingehen, sondern erst noch günstigere Zeitverhältnisse abwarten wollte V. 54]. «) Tryphorh d. i. Schweige« so hieß er erst später, nachdem er des Thrones sich beinächtigt hatte (Kap. is, s! f.), sein eigentlicher Name aber war Diodorus; zu Apamea erzogen, hatte er sich den Giinstlingen des Alexander Valas zu empfehlen gewußt, und toar so Hauptmann geworden. H) Der Name wird sehr oerschieden gefchriebem bei Diodor heißt er Jamblichum bei Josephus Malchus, was mit dem hehr. melech (.König) zusammenhclngt und wohl s. v. a. Jöniglicher Mann« bedeutet. 41. Miitlerzeii [während »di»es in Syrien sich.zu- trug] schrieb Jonathas dem Kontg Demetrius, und bat ihn, er wollte denen ,» so auf der Burg czu Jerusalem Kap. l, 8·5 f., sowie xn den Festungen Kap. 9, 5»0 ff.] lagen» gebieten, zu weichen und thut die Burg zu ranmen und einzugehen; denn sie thaten Jsrael viel Schadeu Jonathas aber hatte die in V. 20 unternommene ! elagerung der Burg zur Gegenleistung gegen die ihm zugestandenen Vergünstiguiigen V. 27 ff. wieder aufheben müssen) 42. Da schrieb Demetrius dem Jonathas also: Nicht allein dieses, so du begehrest, sondern viel mehr Ehre und Gutes will ich dir und deinem Volk thun, o bald ich kann. 43. Aber jetzt bin ich iu roßer Fahr [Jes. Z, 24 Anm. 1]. Darum thue so wo lau mir, und schicke mir Hilfe; denn alle mein [einheimisches] Kriegsvolk ist von mir abgefallen, und seht sich wider mich lauf- das fremde V. 38 aber kann ich allem mich nicht ver- lassen]. 44. Darum schielte ihm Jonathas drek tausend guter Kxiegerz die kamen gen Antiochia zum Konnte, und der Konig ward ihrer Zukunft snicht im zeitlichen, son- dern im räumlichen Sinne, s. v. a. Ankunft: Esra Z, 8; Apostg 7 , 52 u: a.] sehuerfreuet ldenn seine Noth war eben aufs Höchste gest1egen]. 45. Nnu richtete sdeutlicherx Es richtete näm- lich in Folge der in V. 38 angedeuteten Mißftimmungj das Vo l in der Stadt einen Atrfriihr an, »bei hundert und zwanzig tausend Mann cindem auch, wie es scheint, von den ausländischen Truppen sich manche zu »den Antiochenern geschlagen hatten) und wollten den Konig todtschlagen. » 46. Aber der Koni floh in seine Vur . Da sen ein, und wollten d e Burg nahm das Volk die Ga statuten. » 47. Darum forderte dar Konig [wie in V. 43 ge- sagt] die Jadeiu ihn zu schutzem a liefen die Juden alle dem Konige u, und theilten sich in die Gassen; 48. Und »ers lugen deuselbigen Tag hundert tausend Mann, nnd zundeten die Stadt an, und plunderten sie. Also retteten sie den Kouig. « 49. Da nun das Volk in der Stadt sahe, daß die Juden der Stadt msichtig waren worden, verzagteu sie, und schrieen zum Konige, und» baten um Frieden; » 50. Daß die Juden aufhoreteiu das Voll zu todten, und die Stadt nicht ganz wüste machten. 51. Da ward Frieden, und legten die Juden· ihre Waffen »von sich, und wurden hoch geehrt vom Kouign und geruhmt im ganzer: Reich, und zogen wieder he m gen Jerusalem, und rachteu groß Gut mit sich, das sie un Kriege gewonnen hatten. Auch Diodor erzählt, daß Demetrius die gegen ihn übel- gesinnten Antiochener durch eine fremde ansehnliche Streit- macht in Schranken zu halten und gewaltsam zu entwassnen 52 1. Maecabäer 11, 52——74. 12, 1. 2. suchte; einen Theil der Widerspenstigen ließ er unter den rechtlichen Formen hinrichten, andere in ihren Häusern mit Weibern und Kindern niederstechen Als über diese Gran- samkeit ein großer Aufruhr entstand, ließ er den größten Theil der Stadt niederbrennem die des Aufruhr-s Verdiiohtigen bestrafen ünd ihr Vermögen eousisciren (einziehen). 52. »Da unn Demetrius wieder sicher war, und das Reich mit Ruhe inne hatte; » 53. Hielt erjjonathä der Dinge keines- die er ihm sins V. 421 verheißeu hatte, und wendete fieh anz von hm, und» ward ihm undankbar sur feine Wohlt at, und erzeigte ihm alle Untreue. XX- v. sie-m. Jetzt, wo de: Ausstand i» uniiochien zwar gedanipfg die Gemiithei aber gegen Demetrius noch viel erbitterter geworden als vorher, geht der Ilraber Emalliuek ans Tryphous Plane ein, giebt ihm deu jungen Antiochus heraus und dieser erscheint niit dem Knaben als nunmehrigem König in Sgrien, wo er bald grossen Anhang sur ihn gewinnt, deu Demetrins in die Flucht schlagt nnd der Hauptstadt Aniiochien sich beniactstigt Auch den Jana- than und seinen Bruder Sinkon bringt der neue König auf seine Seite; erslerer zieht jenseit des Jordan Verstärkung an sieh. gewinnt Asliaton und Gase, dnrchziehi das Land bis Dame-lin- uud schkagt die Trupuen des Demetrius in Ga- kitaa, letzterer dagegen bekommt inzwischen die mit sgrischen Soldaten belegte Festung Bethzura im Süden Jndairs durch Eapitukatiou in Besitz nnd legt iudisches Kriegsvolti hinein. 54. Nicht laue hernach [alfo noch im J.146 v. Chr-J kam Trhpbou wiederum [wie er schon einmal versucht hatte, einen Gegenkönig lgegen Demetrius in Alesanders Sohne V. ·39 aufzuste en] mit-dem jungen Antonius. Dieser Antiochus ·ward Kouig funter dem Namen· Antiochus— VI» mit dem ·Beinamen Deus, auf Münzen Epiphanes Dionysius genannt], und setzte die Krone auf [zu Apamea am Orentes, nördlich von Hamath, s. Karte IV.]. 55. Und taui Zu ihm alles Kriegsvolh welches De- metrius benrlaubt atte. »Da fie nun mit Deuieirius der no das fremde Kriegsvolk zur Verfügung hatte » . 381 mitten, schlugen sie ihnju die Flucht, und ver- sagten ihn [worauf er dann, wie Josephus angiebt, in Cilicien sich festsetztes 5b.· Und Trhvhon nahm die Elebhauten [welche Demetrius hatte mnssen im Stich lassen], und gewann Autiochiem · 57.» Und der Junge Antiochus fchrieb [von da aus] Jonatha, nnd beftatig e ihn in feinem Hoheiipriefteramk und willigte, daß er ie vier Städte [genauer: Bezirke, außer Judäa auch Ephron, Lydda und Arimathia V. 341 besitzen und behalten sollte und des Konigs Freund sein [Kap. 10, 2o. 65; 11, 27]. · 58. Und sandte ihm güldene Gefäße, nnd erlaubte ihm, Gold sgoldenes Service, wie wir zu sagen pflegen] Zu Tische zu brauchen swas nur Personen von sehr ohem Stande erlaubt war] und Purpur und einen goldenen Gurte! feine guldene Spange Kap. 10, 20. 9] zu tragen. II. Und Simon-» den· Bruder Jouathasx machte er zum Hauptmann [Militairgouverneur] ,uber das Land von virus [genauer: von der tyrischen Leiter, 2«l, Meilen nördlieh von Ptolemais, s. Karte Ill.] an bis an Eghhten [bei Rhinocolura s. Karte Il.]. bit. Da nun Jonathas sum zunächst im eigentlichen Syrien aus den von Demetrius entlassenen Truppen grpszere Schaaren um sich zu sammeln, ehe er die Philistäische Meeresküfte dem neuen König unterwürfe, wie er sich vorgenommen] auszog über den Euphrat Fichtigen den , worunter aber hier nieht,-wie onst bei den biblischen Schriftstellerm der Euphrat, sondern der Jordan zu verstehen ist] und in die Stadte umher kam; da zo ihm zu alles Krtegsvolt in Shrien, ihm u helfen. Un da er smit der vermehrten Streitmacht ich nunmehr nach Phi istäa wendend] vor Astalon sum, giu en ihm die Burger entgegen, und em- siguggåij ihn ehrli , un ergaben fieh sgleichwie in Kap. Si. Darnach zog er breiter· südlichs vor Gazaz aber die von Gaza wollten ihn uicht einlassem darum belagerte er die Stadt, und verbrannte die Vorftadte umher, und vliiuderte sie. 62. Da baten die von Gaza um Frieden. Und Jonatbas machte einen Frieden mit ihnen, und na m etliche ihrer Kinder zu Geifelu, und fchiclte sie gen e- rufalemz er aber lnachdeni er so der Philisterstädte Zch versichert, die gleich anfangs Kap. 10, 69 ff. für e- metrius Partei ergriffen hatten und« auch zetzt zu ihm gehalten haben würden, wenn sie nicht für den neuen König gewonnen worden wären] zog fort durch das Land sdiesfeit und jenseit des ordanJ bis gen Damas- ins [um auch dort für die Sa e des» Jungen Antiochus thätig zu sein]. » » b3. Da er aber horete, daß des Konigs Demetrius Hau tleute mit einem großen Heer in Kedes in Galiläa [Jo. 12, 22; 20, 7] ouiuien waren, die Lande einzu- nehmen, die ihm der Kouig eingethan hatte lnach ande- rer Lesarh als die Luther befolgt und die Stelle nach seiner-Auffassung mehr umschrieben als wörtlich über- setzthat: ihn von seinem Vornehmen abzuwen- den oder zum Abzug von Damaskus zu nöthigen]; 64. Da zog er wider sie, nnd lief; feinen Bruder Simon iui Lande sbesser ist der letzte Satz als Plus- quamperfekt zu fassen: seinen BruderiSimon aber hatte er bei dem uge nach Damaskus V. 62 im Lande uda zurü « gelassen] · öd. er zzg vor Betlxizura fnbrdlich von Hebt-on, das schon seit ntiochus . eine syrische Besatzung atte Kap. is, 50., unter Demetrius l. aber noch stär- .er befestigt worden war Kap. 9 , 52 und auf dessen Eroberung, weil die Stadt den Schlilssel zu Judäa von Jdumäa her bildete, jetzt viel ankamk und bela- gerte es lange Zeit fo hart, daf- sie nicht eraus fallen nisten. bis. Darum baten sie vom Hunger bedrängt] uui Frieden. Und Simon ma te Frieden mit. ihnen, und lief; sie frei abziehen, und nahm die Stadt ein, und legte Kriegsvolt [von feiner eigenen Mannschaftj darein in die Befatzung · 67. Aber ouathas [um auf ihn V. 64 nach dieser Zwischenbemerkung wieder zurückzukommen] zog mit feinem Herr an den See Genefara fGenezareth Jos.»3, 1 Anm.], und war Morgens fruhe auf, und taui tin- dem er zwischen dem See Merom und dem See Ge- nezareih den Jordan ÜberschrittJ iii das Blathfeld Hliizar cauf der Westseite des Merom-Sees Ins. , U. 68. Da zogen die Heiden kdie ausländifchen Söld- ner des Demetrius 1I.] gegen ihn ini Blachfelde, und hatåent ei1iiLeInJ Haufen verfieclt im Gebirge cNaphthali . ’ar e .. 69. Da nun Jouathas den andern Haufen [der im Blachfelde ihm eiitgegeUzogJ augriff, fiel der versteckte Haufe heraus ans dem Gebir e, und griff auch an. 70. Da floh das anze eer Jonat as; und blieb niemand, deuu allein te Haus-Mute, aitathias, der Sohn Abfalomh und Judas, der Sohn Kalphi fmit den unter ihrem Befehl stehenden Streiterschaarens Des Demetrius Treulosigkeit gegen Jonathan. Dieser verbündet sich mit d. Gegenköuige Antiochus VI. 53 71. Da zerriß Jonathas cvor schwerem HerzeleidJ feituk Kleider, nnd streuete Erde ans sein Haupt, und eee, 72. Und rennete die Feinde wiederum an, und schlug sie in die Flucht» cbewirkte durch seine Entschlossens heit, das; die Feinde im ersten Augenblick diesem Stoß auswichenl r 73. Da nun sein Volk, das zuvor gestehen sschon auf der Flucht begriffen V. TO] war, solcheö·fabe, iebreien sie wieder um, Joiiaiha zu »helseu, nnd jagten den Feinden nach bis gen Kedes in ihr Lager. Und sie machten da auch ein Lager cum wenigstens» zu zeigen, daß sie das Feld behalten hatten, wenn sie auchden Feind aus seiner fe ten Stellung nicht zu vertreiben vermochtenl 74. Und sind diesen TcY umkommen bei drei tau- send Heiden. Daruach zog Jonathas wider gen Jeru- salem lweil er seine nächste Aufgabe nun erfüllt laubte, dem neuen König für; seine Vergünstigungen . 57 ff. fich dankbar zu beweisen]. Das 12. Kapitel. Jonathas erneuert-er Bund mit den Römern und 8partanern. X. v. 1—23· Indem Judaa unter den sgrischen wirren nun soviel Selbslslaudiglieit gewonnen, um dieselbe auch nach aussen hin geltend zu machen, liniipst Jonathau theils in diesem Interesse, theils für den Insekt, von dem fortwäh- renden Wechsel der sgrischen Könige und ihrer Latinen stir die Zukunft noch groszere Unabhängigkeit zu erringen, nach mehreren Seiten hin Verbindungen an; jenem ersteren Jn- leresse sollte die Erneuerung eines schon früher eingekeiteten Freundschaft-verhältnisses mit den Spartanern dienen, dem weiter gehenden anderen Zwectie aber die Erneuerung der Bundesgenossenschast mit den Römern. Die Reise der von ihm abgeordueten beiden Gesandten geht natürlich zu« nächst und in erster Linie nach Rom; auf dem Rucliwege aber sollen sie auch Sparta berühren, und wie nun das Schreiben Ionathans an die Spartaner zur tliittheilung hemmt, so auch das vor 40 Jahren von Areus an Onias gerichtete schreiben, ans weiches jenes Bezug nimmt. 1. Da aber Jonathas sahe, daß er nun Raum ge- wonnen hatte cum die Selb tständigkeit seines: Landes einigermaßen geltend zu machen, und der rechte eit- punkt da sei, sur eine künftige noch größere Unab än- gigkeit vom syrischen Reiche Vorkehrung zu tresfen], wählete er etliche kden Numenius und den Antipator V. 16], die er gen Rom sandte, den Bund mit den Römern zu vernenen [den sein Bruder Jonathas vor 15 Jahren geschlossen Knie. 8, 1 ff.], und wiederum auszurichten. Z. Er schrieb auch denen von Sparta [V. 5 ff.], und an andere Orte mehr. Unter den mancherlei Versuchety den dunkeln Namen Sepharad in Obadja 20 zu deuten, scheint derjenige noch immer am nieisten für sich zu haben, welcher denselben auf das griechische Wort Sparta zurückführt; esist dies die Hauptstadt der Provinz Lacouica im Südosten des Pelor-on- nes sder jetzigen Halbinsel Motten) und zugleich der spar- tanischen oder lacediimonischen Republih am westlichen Ufer des Eurotas (jetzt Basili-Potamo, der Königssiußx zwischen diesem und einem Vorsprung des Berges Tahgetus, auf mehreren iHügeln ohne planmäßige Verbindung der Häuser und Straßen erbaut, mit einem Umfange von ils, d. Meilen. Volke· Dorthin mag die jüdische Diasporcy von der wir zu Kuh. I, n gehandelt haben, ebenfalls vorgedrungen sein, indem vielleicht, wenn aus obiger Stelle bei Obadja (vgl. Joel s, U) ein Schluß erlaubt ist, zuerst jerusalemische Bürger durch die Phönizier als Sklaven dahin gebracht worden waren; diese jiidischeu Colonisten in Sparta nun, um mit den Eingebun- nen ein freundliches Verhältniß zu erlangen, erzählten ihnen nicht blos von der großen Verbreitung und hohen Bedeutung ihres Volks, sondern redeten ihnen auch eine gemeinsame Abstammung der Juden und Spartaner (vgl. V. 21 mit 2. Mart. s, g) ein, ähnlich wie aus demselben Grunde die Juden zu Pergamus den dortigen Eingeborenen vorredetety daß schon zu Abrahams Zeiten ihre beiderseitigen Vorfahren mit einander befreundet gewesen waren (Joseph. Antd XIV» to, 22). Was dabei als Anhalt diente, läßt sich ebenfalls nur vermuthen, und da liegt dies am nächstem mehrere Städte auf der Jnfel Creta waren von Spartanern erbaut worden, dort aber gab es einen Berg Ida, wo der griechi- schen Mhthologie zufolge Zeus erzogen ist, und nun wurden die Namen Jdäer und Judäer für gleichbedeutend genommen Plan. hist. V, 2). Neue Schwierigkeiten erheben sich bei der Frage, zu welcher Zeit wohl der spartanische König Aruns, wie in V. 7 f. erzählt wird, mit dem jüdischen Hohepriester Ouias ein Bundesverhältniß angeknüpft haben könnte. Der Hohenpriester dieses Namens giebt es drei, von denen 1. von 321-—310., II. von 250—21g nnd 1lI. von 199-—175 v. Chr. fungirte; ebenso kennen wir auch zwei spartanische Könige des Namens Areus — I. regierte von 309——265., II. starb als achtjähriges Kind im J. 257 v. Chr. Hiernach könnten allenfalls Areus I. und Onias I. gemeint sein, obgleich auch da die Zeit nicht völlig zutrifft; aber wenn man auch das Viiudniß mit größerem Recht, als es in der That der Fall ist, in die Zeit von 310 — 300 v. Chr. verlegen könnte, erscheint es doch ganz unglaublich, daß zu der Zeit, in welcher wie mit unsrer Geschichte uns befinden, jenes vor mehr als 150 Jahren geschlossene Bünd- uiß hätte wieder angeknüpft werden können, wir miissen viel- mehr auf jüdischer Seite an Onias Ill. uns halten und zusehen, was in der spartanischen Geschichte sich dem Ent- sprechendes auffinden läßt. Nun zeigt uns die ausgeartete Stadt Sparta seit dem Tode des Tyrannen Nabis im J. 192 v. Chr. nur Anarchie und Parteihäuptm deren einer ein gewisser Areus von ränkesüchtigem Charakter war (Po1yb. leg. 42. 46; Dis. XXXIX., 35 ff.; Pia-neun. VII» s, 2). Wenn dieser in V. 7 und 20 als ».ikönig« bezeichnet wird, so beruht das entweder auf einem Jrrthum der Juden, welche in jedem, der an der Spitze eines Staa- tes stand, einen König erblickten, oder aber darauf, daß der- selbe, um den Juden mehr zu imponirern stch selbst diesen Titel beigelegt hatte; wenn dagegen in V. 20 der griechische Text zu Anfang liest: Dritt-Tons, so liegt hier eine falfche Buchstabenabtheilung zu Grunde, indem vielmehr zu lesen ist- Tioyg (das erste Wort gehört dann an den Schluß des 19. Verses und ist mit Pressa-Sizii» zu verbinden), und wenn in V. 7 der griech Text denselben Mann Horai-Zog nennt, so ist dies nur verderbt für Tag-sing = Hase; oder ging. Als um das J. 186 v. Chr. bald die Eghpter um die Freundschaft der Achäetz bald diese um den Beistand jener nachsuchten, scheint denn auch Areus in seinen Käm- pfen wider die Achäer eine Vundesgenofsenschaft in Egyptens unmittelbarer Nähe für sich ausgesucht zu haben an den Juden, über deren politische Wichtigkeit aus naheliegenden Gründen sich täuschend; so wenigstens erklärt sich am leich- testen das in V. 19 ff. mitgetheilte Schreiben an den Onias. Die angeknüpfte Verbindung blieb zunächst ohne weitere Folgen; jeht aber erinnert sich Jonathan derselben nnd stellt sie nach etwa 40 Jahren wieder her. Nun war allerdings fast ganz Griechenland neuerdings in eine römische Provinz verwandelt Gab. s, 16 Anm.); allein gerade Sparta er- freute sich auch nach dieser Katastrophe einer sehr freien 54 1. Maecabäer 12, 3———45. Stellung und war nur zu freundfchaftlichen Leistungen an Rom verpflichtet, so daß ein Vertragsverhältnis; niit Judäa um so weniger über feine Berechtigung hinaus ging, als die Juden ja zu Rom selbst in das Verhiiltniß von Bundesge- nossen eintratein Z. Da nun die Boten gen Rom kamen, gingen sie vor den Rath [oder, wie er in lateinischer Sprache hieß, Senat Kap. 8, IF] und sprachen: Jonathash der Hohepriestciy nnd das judisctie Volk haben uns gesandt, den Bund, so zwischen uns etwa [d. i. vormals Katz. 11, 391 geinacht ist, wiederum zu verneueiu 4.» Und die Römer gaben ihnen Briefe nnd Geleite lGeleitsbriefe an die Behörden und Fürsten der Orte, welche sie auf der Rttrkreise zu passiren hatten], das; sie sicherwiederum heimzogen lunter polizeilichem und mi- litairischem Schutz, den man erforderlichen Falls ihnen zu gewähren hätte]. 5. Und also· schrieb Jouathas denen von Sparta cwelche Stadt die Gesandten auf dem Heimwege be- rühren folltenlx d. Jonat»has, der Hohepriester,»und die Aeltesteu des Volks, nnd die Priester, nnd das jndischeBolk, eiitbieteii ihren Brudern, denen von Sparta, ihren Gruß. 7. »B·or etlichen Jahren. letwa 186 v. Chr.] hat euer Konig Areus an unsern Hohenpriester Onias ge: schrieben, aß ihr unsere Bruder seid; wie denn derselb ge Brief [also] lautet [wie die hier beiliegende Abschrift V. 20 ff. befagt»]. » · s. Und Onias empfing euren Boten [nach Jofephus hieß er Demotelesd ehrlich lmit aller gebührenden Ehre Kap. 11, 26j, und nahm die Freundschaft und den Bund an, davon im Vriefe geschrieben war. » 9. Wiewohl wir nun jetzt utclit fremder Hilfe be- durfen, und Trost haben an Gottes Wort, das wir täg- lich lesen luiid das uns bei treuem Gehorsam gegen das göttliche Gefetz des: göttlichen Beistandes auch ohne meuschliche Helfer versichert]; 10.» Doch gleichwohl senden wir Botschaft zu euch, die Bruderschaft und Freundschaft zwischen uns zu ver- neiien und zu heil-nigra, daß wir derselbigen nicht ver- gessen: denn ·es ist nun eine lange Zeit [wohl an 40 Jahre], das; ihr zu uns geschickt habt. 11. Darum wisset, das; wir allezeit an Feierta en nnd an allen andern Tagen, so man opfeit [au Sabba- then und SteumorideuL in unsern; Gebet und» Opfer euer gedenken: wie sichs denn gebohrt, der Bruder zu gedenken lmid wir selbst in Beziehung auf die das get Fu, unter deren Botmäßigkeit wir feufzeten Katz. ·« is! und eure Ehre und Wohlfahrt ist mir eine U re e. 13. Aber wir haben iiiittlerzeit grosJeNoth gelitten, nnd schwere Kriege gehabt mit den Königen ninhcr iso- tvohl mit den Syrerry als den benachbarten Völker- schaften blind. Si. 14. Wir haben aber euch und andere unserer Freunde nnd Bundesgenossen Eals z. B. die Römer V. 16j nicht bemnhen wollen in diesen unsern Krieger. II. Denn wir hohen Hilfe vom Hiinmel gehabt; und Gott hat nnsgeschiitzet wider unsere Feinde, und die Feinde untcrdrncit 16. Dieweil wir aber jetzt diese unsere Boten, Nu: meziius, den Sohn Antiochi, und Antipateu den Sohn , Jafons [Kap.8,17f»,Anm.], zti den Romerii senden, die , Freundschaft nnd Vundniß init ihnen wiederum zu ver- « neuen« 17I Haben wir ihnen dabei befohlen, daß sie auch zu euch ziehen sollen, und euch untern Gruß sagen, und diesen Brief iiberantworten, unsere Brüdersihaft zu ver- UcUkU. IS. Und bitten um Antwort snach dem Griechi- schen: Nun werdet ihr gut thun, uns hierauf zu antworten) i 19. Dies» aber ist die Abschrift des Wiese, welchen silreiis der Kontg zu Sparta, uns etwa [ehedem B. Z] gesandt hatte: » 20. Arius, der Kouig zu Sparta, entbeut Orkan, dem Hohenpriesten seinen Gruß. · 21. Wir finden in unsern alten Schriften [in einer Schrift, was nicht gerade soviel als »in der Staatschrkznik« besagen will], daß die von Sparta nnd Juden Bruder sind, dieweil beide Voller von Abrahani herkommen. 22. Nachdem wir nun solches wissen, bitten wir, ihr wollet uns schreiben, wie es euch gehet. 23. Und so es euch gefällt, so soll unser Vieh, Hab und Gut, nnd was wir vermögen, sein, »als wire es euer eigen; nnd das eure soll sein, als ware es unser eigen. Dies haben wir befohlen euch anzuzcigeii rund damit ein Bündnis; anzubieten]. Von der in V. 1s erbetenen Antwort der Spartaner lesen wir nichts; dagegen findet sich eine solche in Kuh. U, 20 ff., die einestheils so sich anliißh als ob man Jonathaii noch nicht geantwortet, anderntheils aber nicht an diesen, sondern an seinen Nachfolger Simon gerichtet ist. Jndessen erklärt sich dies von selbst, wenn, wie in Kaki. 14, 16 an- gedeutet wird, die beiden Gesandten eben Nom verlassen hat- ten, als ihnen die Nachricht von Jonathas Tode nnd von der Nachfolge seines Bruders Simon zukam; sie mußten da erst wieder umkehren und in" Rom um Uebertragung des Bundesverhaltnisses auf Simon nachsiicheiy in Sparta aber, wohin sie hernach kamen, wurde die Antwort gleich aus die- sen ausgestellt. Nur bleibt unklar, welche Verhiiltnisse die Erledigung der ganzen Angelegenheit solange hingehalten haben; denn wenn auch, wie wir annehmen, Jonathan über- haupt erst kurz vor seiner Gefangenschaft (V. 48) die Boten abordnete, unser Abschnitt also seine richtige Stelle in chro- nologischer Hinsicht erst hinter dem Folgenden (V. 24—·38) hat, so bleibt doch ininier noch von Abordnung der Gesandt- schast iui J. 143 o. Chr. bis zu ihrer Riickkehr im J. 141 ein sehr bedeutender Zeitraum. . XI. u. 2o—38. Zu; die Fett-hats« des her-nigra riisisigs Denielriiis II. init slcirtierer Mastit als srliher gegen Jana- thas heranziehen wollen, konimt dieser ihnen zuvor und lugert sitt) in unmittelbarer Nähe non ihnen diesseits des Flusses; Elenlherus im Lande haiiiath; es tionnnt aber nicht zur Schlucht, indem der Feind sich heimlich über den Flut) ziirhctizieht und durch eine Rrirgslill selbst feiner Verfolgung entgeht. hieraus fchtiigt Jonathan den cirobischen Stanmi der Zebedaer und kehrt über Daniasliiis nein) Jerusalem sittlich, wo er init seineni Bruder« Simon zusammentrifft, der inzivischeii an der philisltiischeii Küste die Sache dek- Iliiliochus ivahrgeuoiiinieii nnd das dem Dencetritis geneigte Joppe eingenouinien und mit einer Besatziing belegt hat. Nun geht man daran, Feslungen in Judita zu erbauen, so· wie die Mauer« uon Jerusalem zu erhöhen nnd die sgrische Besatzuiig auf der Burg des Zion non allen! Verkehr ab- zuschneidenz während Jonalljiin die Leitung der Arbeiten in Jerusalem übernimmt, besorgt Siinon den Bau der Feflungeii iin Lande und bringt in Beziehung auf Ildida das Wert? wirtilich zu Stande. 24. Darnach [nach dem, was in Katz. 11, 54 ff. erzählt worden ist, s. Anm. zu V. 231 horete Jonathas, daß Demetrii Hauptleute wiederum init großerer Machh derzii zuvor [Kap. 11, 63], kamen und wolltrn ihn aber- zie en. Jonathas erneuert das Biindniß mit Sparta und Rom, und baut Festungen im Lande. 55 25. Darum zog er aus von Jerusalem wider sie in das Land Hemaih sam Orontes in Syrien 2. Sam. 8, 6 Anm.]; denn er wollte nicht harren, daß sie ihm zu- vor in sein Land fielen. 26. Da« er nun Knndschafter in der Feinde Lager sandte, iamen sie [die Kundschafter, mit der» Nachricht znrüclj nnd sagten, daß die Feinde beschlossen hatten, diese acht ihn zu nberfallen. « » 27. Darum ebot Jonathas seinem Heer Abends, daß»sie wachen un die ganze Nacht ini Harnisch und gerustetsein sollten; und verordnete Leute nm’s Lager umher in die Schildwachk 28. Da»aber die Feinde sahen, daß Jonathas zur Schlacht gerustet war, lau: sie eine Furcht an, daß sie arifbracheu und wegzogen. Und daß man ja solches nicht merken sollte csondern vielmehr glauben, sie seien noch im Lager, um eine Verfolgung abzuwenden], ließen sie viel Feuer im Lager hin und her machen. 29. Darum dachte Joiiathas kindem er wirklich sich tänschen ließ] nicht, daß sie wegzogen, bis Morgens fruh; denn er sahe die Feuer hin nnd her im Lager. 30. Morgens aber cals er nun seinen Jrrthirm inne wurde] Iagte er ihnen nach» und konnte sie nicht ereilen; denn sie waren bereits uber das Wasser Eleu- iherns [an der Grenze von Phönizien und Syrien Kerls. 11, 7]« . 31. Da iehrete sich Jonathas gegen die Arabey welche heißen Zabdäi lindem Landstrich Zebdjnh etwa 4 Stunden nordwestlich von Damaskus in der Rich- tung nach dem Eleutherus], schlug nnd pluuderte sie; Z. Und iehrete ftch wieder gen Damastum und verheerte [uach· dem Griechischenr durchzog — ohne den Nebenbegrisf des VerheerenHJ das Land alles um- her cbis er wieder nach Jerusalem kam]. « 33. Simon aber zog czu derselben Fett, wo Jana- thas diesen Streifzug im Norden ausfü rte] gen As- lalon [in der Philister Land], nnd in die festen Städte dabei« darnach lehrete er sich gegen Joppe kam mittel- litndischen Meer]. » Z4. Denn er vernahm, daß sie sich wollten des De- metrius Hanptlenten ergeben ser aber wollte sie in Un- terwürfigkeit unter Antiochus VI· erhalten] Darum ·lain er zuvor, und nahm Jopve ein, nnd legte Kriegs- voll darein, die Stadt zii bewahren. 35. Darnach [u derselben Zeit, wo Simon diese Thaten im Südweiten aus-führte] kam Jonathas [von seinem Zuge nach Norden V. 32] wieder heim, und hielt Rath mit den Aeltesten im Volk swohl einerlei mit der Senats-Versammlung, in welcher das Schreiben V. 6 ff. aufgesetzt itzurde], daß man etliche Städte be- festigen sollte in Judaa cum das Land besser gegen alle Angrifse von außen schützen zu können] ·» Zu. Und die Mauern zu Jerusalem hoher machen, nnd zwischen der Burg und er Stadt eine hohe Mauer bauen, daß die» Stadt von der But ab esondert wurde, daß die [noch immer vorhandenen iyris en Besatzungs- truppen] aus der Burg nicht in die Staht heraus sallen könnten, »und daß man ihnen nichts zufahren nnd ver- laufen mochte lsoudern sie durch Hunger genöthigt wür- den, endlich abzuziehenjk 37. Da nun das olk zusammen kam, nnd ausin zu bauen, dieweil die Mauer uber dem Bach lKidrozss gegen Morgen verfallen war, baueten sie dasselbige Stucl wieder, das da heißt, Kaphnata svermuthlich an einer sumpgigen Stelle jener Gegend gelegeig · 3 . Und Simon [seiiierseits, der s on in V. 33 f. als Hauptmann über das Land von Tyrus an bis an E ypten Knie. 11, 59 gehandelt] bauete die Burg Adida csadiw Esra 2, Eis; Nehem. 11, 84., dstlich von LyddaJ zu Sephela [in der Ebene dieses Namens Jus. 9, 2 Anm.], und machte sie fest, nnd bewahrete sie mit einem starken Thon « An Jonathan erkennen wir deutlich das Bestreben, sich und fein Land völlig unabhängig von der fyrifchen Ober- hoheit zu machen, daneben aber als treuen Freund und Bei- stand desjenigen Königs in Shrien sich zu beweisen, für dessen Sache er gewonnen war; wir können ihn nach Lage der Verhältnisse wegen folcher Stellung, die er annahm, nicht tadeln, da er fo nur diejenigen Rechte, die ihm Antio- chus VI. beigelegt hatte, in wirklichen Gebrauch nahm und Ernst damit machte, daß sie aber von Trhphon nicht so ernst gemeint waren, sondern dieser nur als ein Mittel zu feinen Zwecken ihn gebrauchen wollte, war nicht seine Schuld. XII. v· 39—reqp. is, «. Indem Tkgpizoki es jetzt a» der Zeit halt, seinen wohl längst schon gehegien Plan, sich selber des sgrischen Throns zu bemächtigen, zur Ausführung zu bringen, und von Jonathaii befürchtet, dieser nidge ihm dabei ein Hindernis) in den Weg legen, loctit er denselben durch allerlei iriigerische Vorspiegelangen nach ptolemais und nimmt ihn da gefangen; die dann nach Galilau zur Ver- nichtniig seines» Anhangs ausgescndeten Cruppen finden ent- schlosfeaen Widerstand und müssen unverrichteler Sache wie· der umkehrt-it, in Judaa aber tritt Simon an seiner» Bru- ders Stelle, welcher sich beeilt, die Befestigung Jerusalems zu vollenden, und die Besaiznng von Joppe verstirbt. 39. ·Nun hatte Trhhhon [wohl gleich anfangs, als er» das in Kap. 11, 39 .u. 54 Erzählte that] vor, das Kvttigteich Asien an sich n bringen und die Krone ans- kusehenz und den sangen» uns-mirs, den König, zn tödten xmd sur diese Plane schien ihm sent, im J. 143 v. Chr» die rechte Zeit gekommen] 40.» Diewel er »aber besorgte, Jonathas [der treu zu Antiochus VI. hielt] würde es wehren nnd wider ihn ziehen, trachtete er nuch darnach, wie er Jonathas sahen nnd niubrtngen inochte Darum zog er gen Beth- san LZ Stunden westlich vom Jordan l. Sam. Si, 10 Anm., weil er von dort aus Gelegenheit zu finden hoffte, des Jonathas sich zu bemächtigen]. 41. Da» kam Jonathas [indem er glaubte, es gälte abermals einen Feldzug wider die Parteigänger des Demetrins I1.,»wie in Kap. 11, 63 ff.; 12, 24 ff.] auch dahin mit vierzig tausend Mann wohl gerüsten 42s D« Ah» TkVpbvU» sahe, daß Jonathas eine gxoße Macht» bei sich hatte, furehtete ei« sich, und durfte nichts osfentlich wider zhn vornehmen; 43. Sondern empfing ihnherrlich smit vielen Ehren: bezeugungenL und befahl ihn feinen Freunden ehrlich u halten fdaß sie ihm ebenfalls alle Auszeichnung iollten zu Theil werden lassen], und gab ihm Gefchenlex und gebot· seinem Heer, daß sie Jonathas gehorsaiic sein sollteu, wie ihm selbst. 44. Und sprach zn Jonathas: Warum machst di: dein Volk» cder 40,0()0 Mann, die du mit dir gebracht] solche Muhe, so · wir doch keinen Krieg fjetzt vor uns] haben svielmehr ich in ganz anderer Absicht nach Beth- san herübergekommen bin 45 ? 45. Laß sie wieder heimziehen Allein wähle dir wenig Leute, die bei dir bleiben, undXench mit mir gen Ptolemais sanrmittellåndischen Meer ap.10, 39. 60 ff.]. Diese Stadt will ich dir eingehen, und die andern festen Stadte san der Kiiste entlang nach Joppe, welche Stadt mit den weiter darunter gelegenen du bereits in deiner Gewalt hast Kap. 10, 76; 12, 33. 38], nnd will dir alles Kriegsvoll nnd Aintlente befehlen; denn ich sziunß wiederum wegziehen [nach dem eigentlichen Syrien, und da mdchte ichzuvor das ganze Kitftenland unter deine Verwaltung stellen, um es in sicheren 56 1. Maccabäer 12, 46-———54. 13, 1-——42. Händen zu wissen] Auch bin ich allein derhalben jetzt zukommen; darum wollest du mit mir knach Ptolemais iniiber-] ziehen. 46. Ionathas laubte ihm, und ließ sein Volk von sich heimziehen ins and Juba; 47. Und behielt allein drei tausend bei sich- davon srhickte er zwei tausend in Galiläa [diese Landschaft gegen einen etwaigen Einfall der Anhänger des De- Fetrius zu schützen], das eine Tausend aber zog mit m. 48. Da nun Ionathas in die Stadt Ptolemais kam, ließ Trhphon [mit seiner wirklichen Absicht V. 40 jetzt herVortretendJdie Thore zuschließen, und nahm Ionathas gefangen, nnd ließ seine Leute erstechen. 49. Und schiclte Fußvoll nnd Reistge in Galiliia, aufs weite Feld, das andere Kriegsvolk Iouathä ldas dieser nach Galiläa entsendet hatte V. 471 auch umzu- innen. 50. Da sie aber cdiese 2000 Mann] vernahmen, daß Jouathas gefangen und [wie das Gerücht ging, obwohl das hernach ssch nicht bestätigte Kap.13, 12 sf.] umkommen war sammt seinen Leuten, berniahiiten sie einander szu tapferem WiderstandeL und rusteten fich zur Schlacht, nnd zogen getrost [genauer: dicht an- einander gedrängt oder in fest geschlossenen Glie- deriäj gegen die Feinde. l. Da aber die Feinde sahen, daß es ihnen ihr Leben gelten sollte fes um einen Kampf auf Tod und Leben sich handelte] dieweil sich diese [mit dem Muthe der Verzweiflung] wehren wollten; 52. Kehreten sie wieder um, nnd ogen weg. Da zog das Voll [jene Mannfchast in Galilåa] an wie- derum heim ins Land Inda mit Frieden lohne da man das Geringste gegen sie unternommen hätte] und klagte deu Jouathas [von dem sie meinten, er wäre bereits gefallen V. 501 und die andern, die mit ihm umkommen waren; und ganz Israel traaerte sehr um Ionathas. 53. Und alle Heiden umher singen an das Volk [Jsrael] zu pochen und zu plagen swie sie das allezeit thaten, wenn» Israel m Nöthen fich befand] und spra- chen unter einander]: . Sie haben kein Haupt [an JonathasJ und keinen Schntz can einem von den beiden syrischen Kö- nigen, weder an Demetrius noch an Antiochus] mehr; nun wollen wir sie iiberlziehen und ansrotteu, und ihren Namen ans Erden verti gen [Kap. 5, 2; Pf. 83, 5]. Das 13. Kapitel. Von Ionathus Tod und Begräbnis, und wie i Simon, fein Bruder, abgespiegel- 1. Da nun Simon ldes Ojonathas einziger noch lebender Bruder] horete, daß rhphon ein groß Heer bei einander hatte, das Land Iiida zu ubeiziehen und zu verderben sdurch Verwüstung und Unterdrückungx 2. Und sahe, daß dem Volk sehr bange und angst war; kam er faus der Sephela, wo er dazumal sich befand Katz. II, 38] gen Jerusalem, Z. Und trostete das Volk, nnd sprach: Ihr wisset, welche sxhwere Kriege ich iiud »meine Bruder und mein Vater sur das Gesetz und Heiligthum gesuhret haben; und habt die Noth gesehen, darin ganz Israel ge- wesen ist: « » 4. In welcher um Israel willen alle meine Bruder umkommen sind [Kap. 6,43 fs.; g, 18 u. 36ff.; 12,50], nnd lebt keiner mehr, denn ich. Z. Nun»begehre ich meines Lebens uicht zu schonen in dieser Trnbsal; denn ich bin nicht besser, denn meine Bruder, nnd begehre es nicht besser zu haben, denn sie [Kap. 9, 10; l· Kön. 19, 4]; » c b. Sondern will mein Volk, unser Heiligthuny und unsere Weiber nnd Kinder rachen. Denn alle Heiden umher sind auf uns ergrimmt, nnd rotten sich zusammen, uns zu vertilgen [Kap. 12, 53]. 7. Von diesem Trost ftröfttichen Zufpruch] kriegte das [vorher so geångstete nnd verzagte V. L] Volk wieder ein Herz, und fassete einen Muth; s. Und antworteten daraus, und schrieen: Du sollst unser Hauptmann sein, an Iudas»und Iouathas, deiner Bruder, Statt unsern Krieg zu fuhren [Kap. 9, 28 sf.]. b. Und wir wollen dir gehorsam sein iu»allem,· das du uns heißest [wie wir denn zugleich zum Hohepriester Kchlerlråckzlzlen an deines Bruders Statt Knie. 10, 20f.; . D, » 10. Da forderte Simon das Kriegsbolt zusammen. Auch schaffte er, daß man eilend die Mauern zu Jerusa- leni ausbaucn mußte, daß die Stadt ganz umher wohl bewahret nnd fest ware. 11. Und schickte Jonathas, den Sohn Llbsalomi [Kap.11, 70], mit einem Heer gen Ioppe cworin zwar schon eine judische Besatzung lag Katz. IF, 34., doch hielt Simon diese nicht für stark genug, die Bewohner der Stadt an dem Abfall zu Trhphon zu verhindern] Und Ionathas trieb die Feinde fwelche es mit Tryphon hielten] aus Ioppe, und behielt die Stadt inne. XIIL V. t2——30. Tcgphon rüctit jetzt mit großer Heeres- macht gegen Iudaa heran und führt den gelungenen Jana- thaig der keineswegs, wie sein Bruder Simon und das jü- dische Volk glaubt, schon umgetiomnieii ist, mit jictiz er er· bietet fich auch, gegen Zahlung von 100 Talenten nnd Slelliing non Geifeln den Gefangenen frei zu geben, halt aber, als seine Bedingung erfüllt wird, sein Versprechen nicht. Als» er dann durch rasche Grobernng Jerusalems die Unlerwersung des Landes mit Einem Schlage bewertistelligen will, lallt Simon weder auf dem geraden Wege über Adida noch aus dem Umwege über 2ldar ihn heran; ebenso gelingt es wegen Ungnnsl des wetters ihm nicht, der sgrischen Be- fatzung in der Hauptstadt Proviant zuzuführen, sondern er« mal! durch Gilead nach Sgrien sich zurückziehen. Jn Ba- fihaniaienseitdes Jordan tödtet er den Ionalhan mit seinen Söhnen; Sinion aber errichtet den Eltern und den gefallenen Brüdern ein weithin sichtbares und Bedeutsames Denkmal zu Uiodin 12. Da zog Trhphou von Ptolemais aus [wo er seit der hinterlistigen Gefangennahme des Jonathan Kap. 12, 48 noch immer sich aufhielt] »Mit großer Macht, einznsallen in das Land Juba, und fuhrete Iona- thas gefangen mit sich. 13. Aber Simon zog gegen ihn» und lagerte sich vorne am Blachfelde bei Addus [bei der aus einem Hügel in der Ebene gelegenen Burg Adida Knie. U, sei» um Jerusalem gegen einen Ueherfall zu· decken, da der Ort in ftrategischer Hinsicht von Wichtigkeit war]. 14. Da aber Trhphou vernahm, daß Simon an seines Bruders Ionathas» Statt Hauptmann worden wcire IV. 8 sf.], nnd gedachte sich mit ihm zu schlagen fer aber sich nicht getraute, ihn u liberwältigenk da sandte er sum wenigstens einen ortheil von ihm zu ziehen] Boten zu Simon, und ließ ihm sagen: 15. Ich habe Ionathas von wegen einer Summe Geldes, die er dem Kbuigeschuldig geblieben ist ans den Aenitern [die er als Hoherpriester und Fürst Judäcks bekleidete] behalten; . « Tryphon nimmt treuloferweise den Jonathan gefangen und tödtet ihn, ebenso den Aniiochnsk 57 16. Willst du mir nun hundert Centner [2. Mos. 30, 13 Anm.] schiclezn nnd seine zween Söhne zii Gei- feln geben, daß er nicht von uns abfalle und sich darnach wider uns setze, wenn er los worden ist, so will ich dir ihn ledig Beben. " 17. iewohl aber Simon wohl merkte, daß es eitel Betrug fund die Angabe V. 15 ein leerer Vorwand] war, schaffte er dennoch, daß dem Trhvhon das Geld und die Kinder geschickt wurden, daß das Voll nicht nber ihn klagte, . » » 18. Jonathas hatte derhalben ninssen umkommen« daßll er ihn faus Geld- oder Ehrgeiz] nicht hätte lösen wo en. 1I. Darum schielte er dem Trhphon die Kinder sammt den hundert Centuerm Aber Trhphoii hielt nicht Glauben, nnd wollte Jonathas nicht ledig geben. » 20.. Dariiber og auch Trhphon fohne sich auf einen Kampf mit imon bei Adida einzulassen] fort, daß er smit Umgehung der Burg von Süden aus, wisze schon früher die yrischen Heere diesen Weg »ge- wahlt»hatten Kap. 4, 29; 6, Si] in das Land kaine und mochte einen Schaden thun [durch Ueberrumpelung der Stadt Jerusalem] nnd zog neben dem Lande daher auf der Straße, die gen Ador sjetzt Dorn, 1 M. süd- wejtlich von Hebron 2. Chroin 11, 9] gehet. Aber Simon war ihm mit seinem Heer stets auf der Seite, und wo er herein· fallen wollte, da wehrete ihm Simon fvolikt ]dem Gebirge Juda aus, das er umgehen wo e. 21. Es schickteu anch die auf der Burg [welche die syrische Besatzung zu Jerusalem bildeten] einen Boten BizTrhphon, daß er durch die Wiiste sThekoa an der estseite des todten Meeres] zu ihnen ziehen sollte, ehe sich’s Simon verfuhr, nnd sollte ihnen Speise ufnhren lasseu [denn sie waren von aller Zufuhr abgeichiiitten Kap. 12, 36 und litten jetzt große Noth]. 22. Darum wollte Trhphon mit feinem ganzen reifigen Zeug eilend auf sein, und zu ihnen kommen. Aber in derselbi en Nacht fiel ein sehr tiefer Schnee, der verhinderte hu, daß er nicht kam. Darnach zog er fauf dem Wege südöstlich um das todte Meer tHerZiJIIiJ in Galaad cdas Land jense.it des Jordan Kalb. Der gegen Ausgang Oktobers in Paliistina beginnende Friihregen gestaltet sich bisweilen im Januar und noch öfter im Februar zu Schnee, der jedoch selten iiber einen Tag liegen bleibt; aber es waren dadurch die Wege unkenntlich nnd schlüpfrig geworden, nnd in Gräben und Hohlwegen war die Reiterei großen Gefahren ausgesetzt. » 23. Und bei Baschama ließ er Jonathas mit seinen Sohnen todten, die wurden da begraben. Jofephus nennt den Ort Baskcy seine Lage in Gilead läßt sich aber nicht näher nachweisen. Nach Herzfeid wäre er einerlei mit Basek oder Besek (Richt. I« 3 ff.)· U. Darnach zog Trhvhon wiederum in sein Land [Syrien] weg. » 25.» Da schickte Simon dahin [nach Baschania], und ließ seines Bruders Leichnain holen, nnd legte ihn in seines Vaters Grab zu Modin [Kap. 2, 70; 9, 19]. 26. Und ganz Israel trauerte kliiglich um Joiiathas lange Zeit. 27. »Und Simon ließ ein hohes Grab von gehaue- nen Steinen machen seinem Vater nnd seinen Brüdern, 28. Und dgrauf [auf diesen steinernen Unterbau] setzen sieben Saulen fgenanert PyramidenL eine neben der andern; dem Vater, der Mutter, nnd den vier Brnderu [die· siebente aber für fiel) selbst in der Hoff: nung, hier einst anch seine letzte Ruhestätte zu finden] 29. Und ließ große Pfeiler umher bauen, daran er ihren Harnifch hängete sin erhabener oder eingegrabener Arbeit anbringen ließ] znm ewigen Gedachtniß. Und nber dem Harnisch ließ er gehauene Schiffe sals Sinn- bild der durch die Eroberung Joppes anch über See- städte erlangten Siege] setzen, die man auf dem Meer sehen konnte. » 30. Dies Grab zu Modin stehet noch auf diesen Tag swo dies geschrieben wird]. I. v. sei-un. Da Trgpyon jetzk wikniich seiueusskchk z» Ausführung bringt, den jungen Aniiochus uniliringen lallt nnd sich selbst die fgrische Königs-wurde anniasln so wendet 5inion, der Judiia inzwischen überall beteiligt hat, sieh dem König Denielrius 1I. wieder zu, sohnt sitt) mit ihm ans nnd erholt von ihm Stenersreiheit und den Rang eines Unlerfnrsien von Indem. Von dieser Zeit an rechnet Judaa seine Freiheit von der sgrischeii Gewoltherrschaft nnd nimmt eine eigene Jahresrechniiiig (2lera), wenn auch nur auf kurze Zeit, an. 31. Aber Trhphou fiihrete den jungen Antiochus betriiglich hin nnd her im Lande, bis daß er ihn· fim J. 143 v. Chr] heimlich [mit Hilfe der Aerzte, die er durch Bestehung für fiel) gewonnen] todtete. 32. Darnach setzte er [sich] selbst die Krone auf, und ward König in Asien [bis 139-v. Chr] nnd plagte das Land (Juda) hart lnach dem Griechischem richtete groß Unglück auf Erden an, indem er viele Grausamkeiten verübte]. » » 33. Aber Simonbaneie und befestigte viele Stadte im Lande Jnda mit dicken Mauern und»hoh·eu Thnrmen nnddsttarkeii Thoren, und schaffte Speise in die festen Sta e, 34. Und schictte Boten zu dem Könige Dcmetrins [dem 1I., den er jetzt, nach Antiochus Tode, fiir den rechtmäßigen König von Syrien anerkannte], und bat um Erlafsung der Last, die ihm Trhphon aufgelegt hatte; denn Trhphon trieb eitel Raub und Mord ini Lande [und war ein Thronräubey aber kein König]- 35. Darauf antwortete Demctrins, nnd schrieb also: öd. Der König Demetrins entbeut dem Hohenpriester Simon, und den Aeltesten, und dem indischen Volk feinen Gru . 3ß7. Die goldene Krone sammt den Palmen, die ihr mir geschiclt habt, haben wir einpfan en, nnd sind bereit, einen guten Frieden mit euch zu ma en, und den Amt- leuten zu schreiben, dar sie euch erlassen alle Last, die wir euch» zuvor zu erlassen zugesagt haben [Kap. 11, 30 ff.; 52 f.]. · » 38. Und was wir euch verheißen haben, das soll trenlich, stets und fest ehalten werden. Alle Festungen, die ihr gebauet hat, so t ihr behalten nnd inne haben. 39. Und vergeben euch, was ihr mittlern-eile wider uns ldurch Unterstützung des Gegenkönigs Antiochus VI.] gethan habt. Die Kronstener [Kap.10,29] nnd andern Schosd so Jerusalem hat geben mufsen, erlassen wir euch. 40. Und welche uns dienen fdurch Eintritt in unsre Leibgarde Katz. 11, set] wollen, die wollen wir anneh- men. Und soll zwischen uns guter Friede und Einigkeit sein. · «» , 41. Im hundert nnd siebenczigftcn Jahr fder syn- schen Zeitrechnung, d. i. im ». 143 V. Chr] ward Jsrael erst wieder frei von den eidenf » 42. llnb fing an zu schreiben in ihren Briefen und Geschichtem also»:» Jm ersten Jahr Siuions, des Hohen- pricsters und Fnriten der Juden» V) Die Meinung ist nicht, daß sie unbedingt selbstständig wurden, denn die shrischen Könige behielten die Oberhoheiy 58 1. Maccabäer 13, 43«—-5—t. wie nicht nur der ganze Ton des vorstehenden Schreibens, sondern auch der Lauf der folgenden Geschichte, insbesondere der dem Simon beigelegte, einen Unterfiirsten bezeichnende Titel Ethnarch (Kap. H, 47; 15, 1 f) beweist. (Grimm.) IN) Daß nach dieser Aera wirklich gerechnet wurde, sehen wir nicht nur ans Kao u, 27., wo das dritte Jahr Simons erwähnt wird, sondern auch aus mehreren sama- ritanischen Münzen, auf denen sie erscheint. Doch scheint sie nur kürzere Zeit gebraucht zu sein, da auf den uns erhaltenen Münzen nur die 4 ersten Jahre erscheinen; die Juden kehrten dann wieder zur seleucidisrhen Aera (Kap. I, u Anni.) zurück. (Ws"eseler.) II. V. !l-3—54. Mit guten: Erfolg belagert Hieraus« Simon die Stadt Gazara oder Gafer und gewahrt den capilus lireuden Einwohnern freien Abzug; er lallt die Stadt von heidnisiheni Wesen reinigen, zieht feierlich in dieselbe ein nnd bevölläert sie mit glanbenstreueii Juden, wie er denn auch sich selbst einen Pallas! dafelbst erbaut. Ebenso ver« mag die auesgehuiigerte Besalzuiig der Burg zu Jerusalem sich niiht langer« zu halten und erhält freien Abzug; die Burg wird ebenfalls gereinigt nnd znni Jlndeiilien an die feierliche Besitzergreisiing derselben ein jährlicher» Fest gefeiert. Sinioas Sohn Johannes wird von ihni zum Anführer der Trnppen bestellt und nimmt seinen Sitz zu Gazara 43. Zu dieser Zeit belagerte Simon die» Stadt Gaza siiach Josephust Gazara Kiyo. 9, 52]», und richtete auf davor Bolllverke und Gesamte, und sturmete die Stadt, und eroberte einen Thurm lindem er einen hölzernen Rilftthurm an denselben anlegtes 44. Und dieselbigeu, so auf dem Thurm waren sseine Soldaten, die den Thurm eingenommen und so einen Weg zum Eint-ringen sich geöffnet hatten], spran- gen in die Stadt. Da erschrak das Volk in der Stadt, und verzagte ganz; 45. Und liefen niit Weib und Kindern auf die Mauern, nnd zerrissen ihre Kleider, und schrieen laut, und baten Gnade, nnd sprachen: 46. Strafe uns nicht nach unserer Bosheit, sondern sei uns gnädig; so wollen wir gerne gehorsam sein. 47. Dieses jammerte Simon, daß er sie nicht tödtete. Aber er gebot ihnen, wegznziehen aus der Stadt, »und ließ die Hauser wieder reinigen, darein sie die Gohen gestellet hatten. gis. Darnach zog er hinein in die Stadt, und danlte und lebte Gott; uud ließ alle Greuel wegthiin und ans-« retten; und setzte Leute hinein, die Gottes lsseseß hielten; End niåichte die Stadt fest, und bauete sich selbst ein -ans arein. V M. Und dkelssyrischeii Blesatzrinlgzstrixppeisiå auf der arg zu Jernaeni waren. m Fo ge er on von Jonathaii getroffenen Jjiatznahinen Kuh. IT, Bis] bela- gert, daß niemand aus: oder einkommen, und da weder aufen noch verkaufen konnte; und litten so großen Hun- ger, daß viele Hungers sterben mußten. F TO. Dgrum Fiefefiicky sieDzuthSiziåon, End bagn iåm rie en, un erga en i . a a neu Simon iia e, und ließ sie leben; aber sie mußten aus der Burg weg. loljnd Simon ließ die Burg wieder reinigen von allen reue u« T 513 Isxxdd nah-R fide eiln augdrei und gvaiidzigstea age es an ern on en des ssayzentspre en etwa unserm Eljlaih ini hundert nnd Ein und siebeidzigsteu Jahr sder syrischeii Zeitrechnung, d· i. 141 v. hi«.]. Und zog darein mit Lobgesang nnd Palmenzlveigeii sdeu Zei- chen der Freude bei festlichen Aufzitgen July. 12, 18], 14,1-———24. und allerlei Saitenspiel; und dankte Gott, daß sie dieser großer: Thrannei aus Israel waren los geworden. Mit einem griechischen Worte, das auch in das Chaldiik fche übergegangen ist, heißt diese Burg Akte« Sie wurde zur Zeit des Mataihias unter Antiochus Epiphanes erbauet und mit einer syrischen Vesahung belegt, die dann gegen die Frommen im Lande auszog (Kap. I, 35 ff.; 2, Z! ff.); mit ihr hatten die Heiden die Stadt in ihrer Gewalt (.Kap. Z, 45), daher Judas bei der Teinpelreinigung sich erst gegen sie decken mußte (Kap.s 4, 41); er belagerte sie dann vergeblich (Kap. a, 18 ff.), nnd Antiochus Eupator eroberte von da aus wieder den Tempel (Kap. 6, 51 ff.); Nikaiioiy bei KaphawSalaina geschlagen, zog sich in sie zurück und be- schimpfte den Tempel (Kap. r, 32 ff.); Bacchides beseitigte noch mehr die Akra und hielt Geiseln in ihr gefangen Gab. g, 52 f.), die Jonathan hernach durch Demetrius l. zurück- erhielt (Kap. to, 6 ff.); lehterer wollte auch die Burg sel- ber dem Jonathan übergeben, dieser aber wendet sich dem Alexander Balas zu und belagert die Burg (.lkap. to, sie. n, 20 ff.); er kann die Zurückziehung der dortigen Besa- tzsing von Demetrius ll· nicht erlangen und schlägt sich des- halb auf die Seite seines Gegenkönigs Antiochus VI. Nah. 11, 41 ff.), darnach zieht er eine Mauer zwischen der Stadt und der Burg und schneidet die Besatzung von aller Zu- fuhr ab (Kap. 12, 35 ff.); Tryphon vermag derselben nicht zu helfen, und so ergiebt sie sich an Simon Man. is, 21 f. 49 ff ). Josephus nun verlegt diese. Burg, deren Ujåhrige Geschichie (von les-141 v. Ehr) wir hiermit zufammen- gestellt haben, iu die untere Stadt oder nach dem non-west- lichen von den vier Hügelm auf welchen Jerusalem lag, nnd wird darnach dieser Hügel noch immer Akra genannt (Jos. 15, 63 Anm.); er erzählt dann weiter, daß Simon, indem er die Burg schleifen ließ, den Berg so habe erniedrigt, daß von dem Schutt die Schlucht zwischen der Akra und dein Tempelberg ausgefüllt werden konnte und nun der Tempel über jene Höhe hinwegragtk Indessen folgt hier Josephus einer Tradition, die weniger Glauben verdienen dürfte, als die Erzählung unsers Buches, wornach die Burg auf dem Zion sStadt Davids) erbaut war. . 52. Uiid sSimons gebot, daß man diesen Tag jähr- lich mit Freuden begehen sollte. l Dieser Festtag wird von Josephus nicht erwähnt; er ist also jedenfallsbald wieder in Wegfall gekommen. 53. Und auf dem Berge bauete er Mauern um den Tempel umher unter der Burg, und machte ihn noch fester suach deni Griechischem Und er befestigte den-Tempelberg neben der Burg noch mehr], und [Simon] tvohnete droben sverniiithlich in der Burg Paris, der nachherigen Antonia, s. Schlußbem Nr. U, cis» er nnd die, so er bei sich hatte [die zu sei- nem Hausstande gehörigen Personens 54. Und dieweil er sahe, daß sein Sohn Johannes snachxnals Hyrkanus l. genannt, s. Schlußbenu Nr. 41 ein tuihtiger Mann war, machte er ihn zum Hauptmann über alles Kriegsvolh nnd ließ ihn zu Gaza sGazara V. 431 wohnen. « Weil Johannes Hyrkaiius dort wohnte, entging er her- nach (Kap. Hi, 11 ff) dem Mordanschlage seines Schwagers Ptolemäus. Wir haben unter dem biblischen Gafer oder Gefer (Jos.10, us; 12, te; 16,3;21,21) das jetzige e1 Kubäb verstanden, an der Straße von Ramleh nach Jerusalem; wenn Andere dagegen bei diesem Namen an das jetzige Yazürz 1 Meile siidöstlich von Joppe auf dem Wege nach Lhdda denken, so niöchte dieser Ort vielmehr die Stelle des in unserm Buche (Kap. 7, 45; 9, 52; 14, M; 15, 28. 35) öfters vorkommenden Gaza oder Gazara sein. Jn Beziehung auf Assaremoth in Kap. 4, 15 ist dort da Nöthige bereits gesagt. Simon, Jonathans Bruder und Nachfolger, erobert die Burg Zion. Andauernder Friede im Lande. 59 Das 14. Kapitel. Nun Simons friedlicher Regierung. III· V. 1—-15. Etwas später, als die Burg zu Jernfaleni in die hande der Juden uberging, aber noch in demselben Jahre, unternimmt Denietrius II. eiiien Kriegszug gegen die sjarther, iim nach gtiichliiher Beendigung desselben mit ge« slarkiten Kräften den Krieg gegen Trgphoa fuhren zii hon- iien, er geriith aber in die Gefangenschaft des Iioiiigs Ur- faces; indem so Judiia Ruhe vor diesem Demetriiis hat, der seine Versprechiingeiy die er dem Simon gemacht (Kap. is, 33 sf.), wohl bald würde gebrochen haben, wäre er in senem Fetdzug glücklich gewesen nnd des Trgphoii niäihtig geworden, liann Simon mit der angesangenen Befestigung von Stiidten ungehört fortfahren nnd überhaupt feinem eLande in allerlei Hinsicht zu einem Wohlstand verhelfen, dessen man sich seit lange nicht mehr zu erfreuen gehabt. J. Jm hundert und zwei· und fiebeixigsteu Jahr [der ivrnchxn Zeitrechnunm d. i. 141 v· he] ruftete net) der Koiiig Demetrius cder II. dieses Namens, s. Bau. 11, 5 Ame-i- uud zog iu wieder: fder eine« Provinz des damals sehr mächtig gewordenen parthischen Reichs, das er aber nur für ein Vasallenreich von Speien ansah] up: Hilfe wider den Tryphon sum durch Zpilfstruppem die er von dort an sich ziehen wollte, ich stark genug zu machen zur Bewältigung seines Gegiicrs Tryphon]. Z. Da aber Arsaces lder VI. dieses Namens, an- derwärts Mithridates I. genannt·-, der König in Zersteu ·uud Wieder« vernahm, daß i m Demetrius ins onigreich gezogen war, schickte er einen Haiipiuiauii aus wider ihn, iiud befahl, daß er ihn faheu und lebendig zu ihm bringen solltc. Z. Dieser Hauptmann schlug des Demetrins Voll, »und fing ihn, und brachte ihn feiizeui Kbuiga dem Ar- faces. Da hielt ihn Arfaces gefanglich, und ließ ihn [l0 Jahr lang] bewahren [indem er ihn jedoch gut be- handeltz sogar seine Tochter Rhodoguna mit ihm ver- mahite ·und iin J. 130 v. Chr. ihn wieder in sein Königreich einließ: Schlußbem Dir. 4, a]. 4. Da tain das Land Juda zu Ruhe, nnd blieb guter Friede, so lange Simon lebte swenigstens gab es erst gegen Ende seines» Lebens wieder Kånipfe mit deni syrischen König Aniiochus VII» vgl. Kind. l5, 25 F. · lind Simon regierete sehr wohl, nnd that dein Lan e viel Gutes, daß sie ihn gerne zum Herrn hatten sein Lebeiilang 5. Auch eroberte er mit großen Ehren die Stadt Jus-be· sam mittclländischeii Meere Kap. 10, 74 ff.], uuddiesllnfurt dabei sdie er zu einem förmlichen Hafen eiiirichteteL von dannen er aufs Meer in die Inseln schiffen konnte. · b. Und gewann feinem Volk mehr Land, und uiachte die Grenze weiter, nnd crledigte viele from Volk der Juden], die· ziivor unterdruitt und gefangen waren fund brachte sie in’s Vaterland zurück) · 7. Er hatte Ga a [Gazara Kcip. 13, 45 u. 54j TUUO und Bethziira szKau ll, 65 f.1, nnd die Burg zu Jerusalem, und hat sie wieder gereiuiget [Kap.13,49 ff.]; und durfte sich niemand wieder ihn setzen. s, Jedermann baneie fein Feld in gutem Frieden; nud das Land war fruchtbar, und die Bäume trugen wohl. » 9.· Die Aeltesten saßen im Regiiiciit unvechinderh nnd hielten gute Ordnung; und die arger besserteu fiel) lebt II« Ihrer· Nahrung, und schafften Waffen und Bor- rath zum Kriege. 10. Simon schaffte auch in Stiidten Vorrath von Korn, daß sie zur Noth lfürden Nothfail einer Bela- gerungg genugsam bersorgt wirren; und war beruhmt in aller s elf. · 11. Er hielt-Frieden im Lande, daß eitel Freude in Israel war. » 12. Und eiu jeder besaß seinen Weinberg und seinen Garten mit Frieden,·uud durfte sich nichts besorgen; denn niemand durfte sie i··ibcrzieheu. · 13. Und die Kouige in Shrien konnten ihnen die Zeit nicht mehr Schaden thun. » · 14. lind er hielt Recht im Lande, und fchiitzte die Armen unter feinem Voll wider Gewalt, uudftrafte alles Unrecht, iind vertilgte die Gottlosein · 15. Das Heiligthiiiii richtete er auch· wiederum her·r··lich an, und ließ mehr heilig Gerathe darein ma en. IV— V. t6——2—ll. Die Erzählung kehrt hier zu der Ge- schichte von der Gesandtschaft des Jonaihan nach Rom und Sparta, von der in Rad. 12, 1 ff. berichtet wurde, zuruciå nnd beweist, wie noch wiihrend der Ilnivefeiiheit der Ge- sandten iii jenen Stadien die Nachricht von Jonathairs Untergang an sie gelangt nnd so auch zu den Ohren der Römer uiid Spartaner gelangt sei; von beiden Seiten sei nuii das Bnndesverhiiltiiisl auf Simon, des Jonathan Nach« folget ini hohepriesierthiiiii und in der Fuhrersihast Israel-s, übertragen worden und namentlich von Sparta ein einge- hendes Ilutwortsihreiben eingeiausem nach Rom aber sendete Simon ein Ghrengeschenli, des Ulohlivoilens dieser seiner wichtigsten Bundesgenossen sich zu versichern 16. Und da uiau zu Rom und zu Sparta jwohl durch die Gesandten Numenius nnd Llntipciter selber, die erst im J. 143 v. Chr. am Ziel ihrer Reise an- langten] hörete, wie Jonathas umkommen war [Kap.12, 39 ff.], war es jedermann leid. 17. Da aber die Römer höreten, daß Simon, sein Bruder, Hoherpricster war, und das Land inne hatte, nud die Feinde verzagt hatte sKap. 13, 1 fj.]z · 18. Berneiieten sie den Bund, den ne zuvor· mit Judas [Kap. 81 und Joiiathas [Kap. 12], feinen Bru- dcru, gemacht hatten, und schrieben ihn auf uiifsiugeue Tafeln, und schickteus ihm. 19. Diese Sct)rift las man zu Jerusalem vor dem Volk. 20. Auch fchriebeu die von Sparta sdie dortigen Archonten oder Ephorem welche an dei- Spitze der Staatsberwciltuiig staiideni an Simon also: Der Ratt) und Bnrger zn Sparta ciitbieteii dein Hoheupriefter Si- mon, uiid den Aeltefteu, iiud den Priestern- nud dem ganzen indischen Voll, ihren Briiderm ihren Gruß. 21. Eure Boten sind· zu uns kommen, iind haben uns angcfprochcm und er ahlei, daß ihr eure Feinde ge- damvft habt mit großen - breit, und niiu guten Frieden habt; das ist uns eine große Freude. 22. Wir haben auch in unser öffentlich Stadtbucli fchreibeii lassen, was sie geworbeu haben, also: Der Juden Boten, Niiuieuiuch der Sohn sllutiochi. nud Anti- pater, der Sohn Jasons [Kap. 12, les, find zu uns kougmew zii verneueii die Freuudschaft zwischen den Juden un aus. 23. Und wir haben beschlossen, daß man diese Boten ehrlich fmit allen Ehren] eiiivfaheii follte, und ihre Rede in unser Stadtbuch schreiben lassen zum ewigen Gedacht- gis. Diese Antwort schrieben sie dem« Hohenpriefter imou. 24. Darnacl) sandte Simon den Numeuius wiederum gen Rom, einen großen goldenen Schild dahin zu bringen, aufend Pfund lgenauerx Minen d 1 Pfund 13 Both 60 1. Maccabäer 14, 25—49. l5, 1-——14. slxz Du. 3. Mut. 19, 37 Anm.] schwer, und den Bund zu erneuern [besser: fest zu machen]. Dergleichen Ehrengefchenke bekamen die Römer auch sonst von ihren Bundesgenossen als Zeichen ihrer Ergebenheit; aber auch sie selber machien den Bundesgenossen zuweilen folche Geschenke (Cic. in Von-« aot.1I. Lii).lv., 29, ist; Liv. XXVII» 4). V. v. 25—o9. nachdem der kriege und weise Simon, dessen besondere Gnadengaben schon sein Vater Matalhiag richiig erkannt und gewürdigt hatte (Rap. T, 65), dar: Volli wie- der von einem Erfolg zum andern bie- zur Erringnng eines gewissermaßen setbfistitndigen Regienents geführt hat, über— tragt dieses in danlibarer Anerkennung der Verdienlle der inaccabnischen Familie, nnd insbesondere dieses dritten Helden aus derselben, auf ihn die Vsiirde eines« Prieslerfurslem die auch auf alle feine Nachkommen bis dahin forterben soll, wo von Gott durch deu Mund eines Propheten weitere Entscheidung getroffen werden wurde. In einer seierlichen Volksversammlung wird der Beskhtulz darüber gesellt, und in ehernen Tafeln, die man an Sausen anf dem Cenipekberg anheften wird der durch eine Aufzählung jener Verdienste motioirte Beschtulz pnbticirh auch eine Abschrift davon im Tempetarihine niedergelegt. 25. Da nun die Römer die Botschaft höreten, sprachen fie ·[nach dem Griechischem Da nun das Volk, nämlich das in Jerusalem, nicht das in Rom, solche Dinge hörete, wie gut Simon für dessen Wohlfahrt sorge, sprach es]: Wir sollen billig dem Simon und seinen Kindern eine Ehre thun. 26. Denn er und seine Brüder haben sich ritterlich Walten, und Jsrael Welt-ehrt, nnd die Feinde vertrieben. arum willi ten die omer, daß die Juden sollten frei sein sdiese orte gehören noch zum vorangehenden Sage, und steht im griech Texte blos: und ihm, dem Volke srael, die Freiheit verfchciffts Und dieses ließen e fabermals nicht die Römer, sondern die Ver- treter des Volks zu Jerusalem] auf mesfin ene Tafeln srhreibeiy daß man es an die Pfeiler auf em Berge Sion anheften sollte. Die Beziehung dieser beiden Verse auf die Römer, die Luther in seine Uebersetzung aufgenommen, beruht auf einem alten Mißverstiindniß des Textes, das auch in der Vulgata sich findet; es ergiebt aber jene Beziehung keinen hieher gehörigen Sinn, sondern es ist von dem jüdischen Volke selber die Rede. 27. Diese folgende Schrift [so begann die Urkunde in ihrem Eingange] hat man gestellet am achtzehuten Tage des Monats Elnl letwa unserm September ent- sprechend Z. Mos 12, 2 Anm».], im hundert und zwei und sieben igften Jahr [der syrischen ZeitrechnuugL im dritten Jahr des Hohenhriesters Simon [Kap.13,41 f.], 28. Zu Suraniel seinem Versammlungsplatz inner- halb des TempelbezirkZJ in der roßen Versammlung der Aeltestem der Priester und des olis ans dein Lande Juda: Jedermann fso lautete darnach die Urkunde selber] sei tnud und offenbar, daß in den großen schive- ren Kriegern die in unserm Lande gewesen sind, 29. Simon, der Sohn Mattathias,» aus dem Ge- schlecht Jarib [Kap. 2, 1], nnd seine Bruder, ihr Leben gewagt haben nnd den Feinden ihres Volks Widerstand gethan, daß» das Heiligthum und Gottes Gefeß nicht Bektilget wurde; und ihrem Volk große Ehre erlanget a en. 30. Denn sum hier der Verdienste des Judas Makkabäus nicht weiter zu gedenken, sondern sogleich mit Simons unmittelbarem Vorgänger zu beginnen] Jonathas brachte das Volk wieder zusammen, und fassete Tzs 2Fepiinent, nnd ward Hoherpriestcr [Kap. s, 73; 31. Da er aber heruaih starb, da kamen die Feinde wieder, und wollten das Land verderben, nnd das Hei- ligthnm verwnsten [Kap. 12, 39—54]. » 32. Da machte sich Simon auf, and fuhrete den Krie wider unsere Feinde, und schaffte unsern: geer Wa en, nnd .gab ihnen Sold von seinem eigenen eld und Gut [Kap. 13, 1—42]. » II. Und beseitigte die Stadte im Lande Juba, nnd Uns-besondere die ftrategisch so wichtige Festung] Beth- zura an der »Greiize, darauf die Feinde zuvor ihre Wassen und Kriegsrustnng hgttenz und legte Juden darein in die Bcfatzuag lKap. 4,· ]. 34. Er befesti te auch Johpe gegen dem Meer [Kap. 14, 5], und Gaza gegen Asdod can der Grenze des Gebiets von Asdod, der Philisterstadtx Jus. 13, 2 Anm.]; denn Gaza cGazaraj war zuvor der Feinde Festung gewesen; aber Simon eroberte es, nnd seczzte Juden darein, und machte ein gut Regiment daselbst [ up. 13, 43—48. 54]. 35. Dieweil nun das Voll die große Treue Simons erfahren hatte sso hieß es hierauf in der Urkunde weiter], nnd wußte die Wohlthah die er dem Volk that; wahlte ihn das Volk zu ihrem Furfien und Hohenvriesier von wegen seiner Frommigteit und Treue, die er dem ganzen Voll erzeigte, und in alle Wege Fleiß aniehrete, einem Volk Gutes zu thun. » sit. Denn zu seiner Zeit gab Gott Glut! durch seine Hände, daß die Heiden aus unserm Lande und von Jeru- salem und aus der Burg vertrieben wurden, »daranf sie sich enthielten, nnd fielen heraus, nnd verwufteten das Heiligthum und verstoreteu den reinen Gottesdieusi. 3 . Aber Simon eroberte die Burg, nnd legte Juden darein, die Stadt Jerusalem und das Land» zn schonen, nnd vauete die Mauern zu Jerusalem hoher [Kap. 13, 49—53]. » » » , IS. Und der Konig Demetrius bestatigte ihn un Hohenvriefieramh » » 39. Und hielt ihn fur seinen Freund, und that ihm große Ehre [Kap. 13, 34—40]. « 40. Denn er vernahm, daß die Romer der Juden Botschaft ehrlich gehöret hatten, nnd hatten einen Bund måt ihuleäi gåmfafchh und sie in ihren Schuh genommen c up« , —; ·» 41. Und daß das jndifche Volk und ihre Priester gewilliget hinten, das; Simon ihr Fnrst und Hoherpriefter sein sollte fur und fur, so lange bis ihnen Gott den rechten Propheten cvon dem in 5.» Mos. is, 15 ff. die Rede ist] erweckte [und nun dieser die Kbni s- und PofhepriSestecswiårdk2iifi] sich vereinigen würde If. 110, .; a . , . ; 42. Daß er auch Hauptmann sein follte, und sollte das Heiligthnm lzewahren nnd Amtlcute sehen im Lande, sinkt: alle Kriegsrustuiig und Festuugen in seiner Gewalt a en; 43. Und soll ihm jedermann gehorfam sein, nnd alle Gebote sollen in seinem Nizmen ausgeåeiu nnd soll tra en Purpur nnd goldene Starke lzum « eichen seiner füritlichen Würdes 44. Dieses alles soll treulich und fest gehalten werden vom ganzen Voll und allcn Priestern, und soll sich niemand dawider sehen. Es soll auch niemand Macht haben, das Volk zusammen zu fordern im Lande Eine Volksversammlung außer in seinem Namen »und uftrage zu berufens oder Purpur und goldene Gurte! fSpangen Kap. 11, 58] tra en, denn er allein. 45. »Wer aber dawider andelzi, oder sich unter- stehen wurde, diese Ordnung zu zerrutten oder abznthuu, der soll im Bann sein. Antiochus V1I., des gefangen. Demetrius1I. Bruder, rückt gegen d. Thronusurpator Tryphon in’s Feld. 61 4s. Also gelobte das ganze Volk, dem Simon ge- horsani zu sein. 47. Und Simon willigte darein, und ward Hohn- hriesier uud Fürst [griecb. Ethnarch oder Volksfürst . Schlußbem Nr. Z, Zus.] der Juden. 48. Und das Volk befahl, daß man diese Schrift auf messizigene Tafeln schreibeu sollte, und follte dieselbi- gen aushangsu auf dem Uuigang am Tempel an einen offentlicheu it; 49. Und eine Abschrift in den Schatzkasteu legen, daß sie Simon und alle seine Nachkommen allezeit zu finden wußten. Die Urkunde reicht bis zu diesem Verse, doch ist die Rede nicht in der dafür passenden Form fortgefiihry sondern geht in den Ton der Erzählung über, wie sie denn wirklich zugleich ein Beticht über die vom Volke gefaßten Beschlüsse ist; doch ist manches in »den Tånör ssnhalt — nicht zu ver- wechseln mit Tönöy höhere Mannsstimme) aufgenommen, was anscheinend einer späteren Zeit angehört, die Urkunde also nicht in ihrem ursprünglichen Wortlaut, sondern in freier Fassung wiedergegeben. — In V. 41, den wir der Ausfassung Luthers und anderer Gottesgelehrten gemciß er- klärt haben, würde dieser Erklärung zufolge sich die messia- nische Hoffnung klar und deutlich genug aussprechen; doch dürfte diejenige Auffassung, welche die Worte auch hier, wie in Rad. a, 46 versteht: bis ein zuverlcissiger Pro- phet (deni voller Glaube zu schenken sei) austreten würde, um des fehlenden Artikels willen unbedingt vorzuziehen sein. Darnach wäre in unsrer Stelle nichts weiter enthalten, als daß man in jener Zeit, die sich selbst als eine von der Weis- sagung verlassene erkannte (.Kap. 9, 27) , die Hoffnung auf eine neue Erweckung der prophetischen Gabe nicht aufgegeben hatte; dagegen scheint die messianische Erwartung, die unzer- trennlich verknüpft ist mit dem Verlangen nach Erlösung, während der Bliithezeit der maccabäischen Dynastie, die eine theilweise Verwirklichung der prophetischen Verheißungen brachte, geruht zu haben, bis sie in der Zeit des Verfalls dieser Dhnastie desto mächtiger auflebte (s. Schlußbem Nr. 7). Das 15. Kapitel. Mie ungleich Antiochus und die Römer gegen die Juden sich erzeiget VI. V. 1-——14. weil jetzt Demetriiis II. in Gefangenschaft der parther sich befindet, so tritt dessen jtingerer Bruder Antiochus VII» non 5ida in Pamphgliem wo er erzogen war, Sidetes genannt, als» rechtmasliger Chronbemerber gegen den Usurpator Trgphon aus, gewinnt den indischen priestersiirslen Simon durch Bestätigung seiner bisherige» Rechte, denen er noch da:- Rechn eigene Münzen schlagen zu lassen, hinzufiigh indem er zugleich gtosle Auszeichnungen des» indischen Voll-es und Tempels in Aussicht stellt, sur sich und drängt den Trgphon bis nach Dora an der phdnicischen Küste zurück, wo er ihn sowohl aus der Lands, als« aus der Seeseite belagert. Der weitere Verlauf dieser Geschichte wird dann in Abschnitt VIII. erzählt werden. · l. Es schrieb auch der König Autiochus [der VIL dieses Namens-L Demetrii fdes L, von dem in Kap.7, 9 u. 10 die Rede gewesen Sohn [und Bruder Deme- trii II., von dem wir in ap.10, 67 — 14, 3 gehört haben], aus den Jufclu lvon der Jnsel Rhodus, wo er die Gefangennahme seines Bruders» erfahren hatte] an Simon nnd das jüdische Boli fnach dem Griechifchem an Simon, den Priester und Volks.fürsten« der Juden Kuh. "14, 47., und an das ganze Bolk], also: Z. Der König Antiochus eutbeut dem Hohenhriester Simon und dem judifchen Voll [im Griechifchen wie bei V. H seinen Gruß. » Z. achdem mir etliche Aufruhrer sTryphon und seine Anhänger] mein Erblbnigreich genommen haben, 4. Gedenke ich es wieder einzunehmen, und wieder auf die rechten Erben zu bringen. Und habe darum fremd Kriegsvoli angenommen, und Schiffe machen lgiffeu, und will in das Konigreicb ziehen, daß ich »die Aufruhrer strafe, die großenSchaden in meinem Kouigreich thun nnd viel Stadte wuste gemacht haben. Antiochus irrte damals noch auf den Inseln umher, in- dem zuerst keine Stadt aus Furcht vor Tryphon ihn auf- nehmen wollte, bis er dann in Rhodus seine ersten Maßregeln znr Erftreitung des syrischen Throns treffen konnte; dies (14o o. Chr.) ist die Zeit, in welcher er den vorliegenden Brief schrieb, weil ihm noch viel an des Simon Unterstützung gelegen war. Später dagegen änderte sich der Stand der Dinge. 5. Darum sdamit ciuch du bei diesem meinem Vzorhaben mir beiftehest] erlasse ich dir alles, so dir die Konige silivor erlassen haben [Kap. 13, 37 ff.], h. nd gebe dir Gewalt, eigene Munze in deinem Lande zu schlagen, - 7. Und Jerusalem nnd das Heiligthum sollen frei fein. Du sollst auch behalten alle Zeitungen, die du ge- bgiuet und bisher inne gehabt hast, nnd alle Kriegs- ruftung, die du gemacht hast. » » 8. Und erlasse dir erstes, so man dem Kouige schul- dig ist, oder sonst dem Konige gebuhrt, von dieser Zeit an fur und for. » Und so wir unser Kouigreich wieder erobern, wollen wir dir und deinem Volk nnd dem»Tempel noch groszere Ehre thun, daß ihr im ganzen Konigreich sollt geruhmet werden. Von den auf Simorss Befehl geprägten Münzen sind verhältnismäßig nicht wenige in europäischen Münzcabinetten erhalten, und zwar silberne in ganzen, halben und vierte! Sekeln, und eherne mit althebräischer, der samaritanischen ähnlicher Schrift; das Bild des Fürsten oder das des Lehns- herrn ist vermiedery dagegen tragen sie passend gewählte und zierlich ausgefsihrte Sinnbilder, und sind theilweis mit dem Prcigungsjahr versehen. 10. Im hundert und vier und fiebenzi steu Jahr [der fyrischen Zeitrechnung, d. i. 189 v. hr.] kam Antiochus fragt. V. 1] wieder iu sein Erbland Und alles Kriegsvolk fiel ab von Trhhhon zu ihm, und blieb sehr wenig bei Trhphon · » Die zurückgelassene Gemahlin Denietrius des 1l., Kleo- patra (Kap. to, 51 ff.; u, 9 sf.), welche in Seleucia am Meer sich aushielt, hatte des Antiochus sich angenommen, ihm Hand und Thron angeboten und so das Uebergewicht über Tryphon verschafft. 11. Da ihm nun der xlibnig Antiochus nachzog, floh er gen Dora au’s Meer [Jos. 11, 2 Anm.] 12. Denn er sahe, daß es mit ihm ans war, und daß das Kriegsvolk von ihm absiel. 13. Aber Antiochus zog ihm nach gen Dora mit hundert nnd zwanzig tausend Mann zu Fuß, nnd acht tausend zu Roß, « 14. Und belagerte die Stadt [welche aus» einer Land- und einer Seestadt bestand] zu Land und zu Wassey daß niemand aus oder ein konnte. VIL v. 15—2ic. um diescksc Zeit, w» Simon das im vorigen Ilbsctznitt mitgetheilte Schreiben des Antiochus em- psing, kehren auch seine Gesandten, die er mit einem Ehrenge- schenk an die Römer abgeordaet hat Month, 24), von Rom zu« rücti und überbringen an mehrere Könige, viele Länder, Inseln und Stadte Abschristen von Beinen, worin diesen der Abschlusl 62 1. Maccabäer 15, 15——41. 16,1—15. des Bundnisses zwischen Rom und den Juden gemeldet nnd ein diesein Biiicdnisl entsprechende- Verhalten gegen die leh- teren zur« Pflicht gemacht kund. 15. Um diese Zeit kamen von Rom Numenius sdes Antiochus Sohn Kuh. 12, 161 nnd die andern, so mit ihm gesandt waren [Kap. 14, 24], und brachten Briefe an die Könige und Herrschaften, welche [wenn anch uicht gentau dem Wortinhalh doch dem Sinne nach] also an en: 16. Lucius, Consul zu Rom, entbeut dem Könige Ptolemäus [dem VIL von Eghptem s. Date. 11, 5 Anni.] feinen Gruß. » 17. Simon, der Hohepriesten und das iudischeVolk haben Boten zu uns gesandt, dieFreundschaft und Das] Bundniß zwischen uns zii versteuert. »· » 18. Und haben uns»dabei einen gnldeneu Schild von tausend Psundeii geschickt. · 19. Darum [um auch unsrerseits uns als kreue Bundesgenossen zu erweisen] schreibeu wir an die Konige nnd andere Herrschaften, daß sie nichis wider die Juden thun sollen, und sie nnd ihre Stadte und Land nicht Fbllerziehenz daß sie anch niemand wider sie helfen o en 20. Denn wir haben den Schild von ihnen auge- nommen [und sie damit als unsre Freunde und Bun- desgenossen anerkannt] 21. Wo anch etliche Uiigehorfanie aus ihrem Lande zu euch geflohen wären , so wollet dieselbigeu dem Hoheupriester Simon zustellen, daß er sie nach seinem Geseh strafe. » » » . 22. Also haben wir auch geschrieben an den Konig Denietrius cden 11. von Syrien], an Attalus svon Per- gamus], an Aretas sAriarthes VL von Kappadocien], an Arsaces sdon Parthien Kap. 14, 2], 23. Und in alle Lande, anch Sampsaci [nach Sampsames oder Samsun an der Küste des schwar- zen Meeres-J, und deueuzn Sparta [Kap. 12, 2], gen Deliis ceine der cykladischen Jnseln], Mhndtts [Hafen- stadt in Karienh Siehon sivestlich von Corinth], Karien ssiidwestlichste Landfchaft KleinasiensL Samos sJnsel an der Küste von JoUienJ , Panihhhlien skleinasiatische Provinz am Mittelmeer], Lhcien szwischen Pamphhlien und Karien], Halikaruassus sdie größte Stadt in Kariens Rhodus sJiiseban der kafrischen Küste], Phaselis an der Grenze zwischen Lyeien und Pamphylien], os Jnscl gegenüber Von HalikarnassusL Side lStadt in - amphylienL Gorthna [Stadt· auf K·re»ta], Knidus Karische Stadt aus der Halbinsel Knidia],· Chprus Jnksel im niittelländischen Meer] und Chrene [in Nord- afri a . DE. Und dieser Priefe Abfchrifthaben wir gesandt dem Hohenpriester Simon, und dem iudischen Volk [da- mit sie wissen, was wir zu ihren Gunsten euch befohlen ab e . Im J. 141 v. Chr. waren Confulii in Rom Lucius Cäcilius Metellus undAppius Claudius Pulchen der Verfasser unsers Buches kennt aber überhaupt nur einen Consul (Kap. 8, 16), er giebt das Schreiben in freier Re- produktion wieder, wie fchon daraus hervorgeht, daß die Römer ihre Stacitsfchriften uicht im Namen des Consuls, sondern des Senats und des römischen Volks ausstelltem VIII. V. 25——Kap. 16, 10. Im Fortgang der Belagerung von Dorn (s. Ilbschn V1·) schlagt Ilniioctsus die von Simon ihm zngesertigte Hilfe ans, und beim Steigen seiner Macht des letzteren nicht mehr bediirsend widerrust er die sriiheren Zngesianduisse und fordert die Riictigabe der Burg von Ie- rusalem sowie der auherhalb Judokas von Simon in Besitz genommenen Stadte oder eine anperordenilich hoch bemessene Entschädigung: Da Siniou diese Zumnthungen sittlicher-eilt, kommt es zum Krieg, den des» Antiochus Feldherr Tende- baus in der phicisiaischen Ebene erst-start; die beiden Sohne des Siinon aber, Johannes und Judas, die der greise Vater mit Führung des» Krieges- beaciflragg tragen einen entschei- denden Sieg davon und verschaffen deni Lande Ruhe. 25. Mittlerzeit sum hier auf die in V. 14 abge- brochenen Geschichte zurückzukommen] brachte Antiochus cnachdem er den Krieg gegen lseinen Nebenbuhler wegen Cinbruch des Winters einstwei en hatte aufgeben müssen, ini folgenden Frühjahr] noch ein ander Heer vor Dorn, die Stadt harter zu belagern, und machte Kriegsrustuug davor und stnrmete die Stadt heftig, daß Trhphon da- kinnen verschlossen war, und konnte weder ein- noch ans- omuien. 26. Und Simon sder von ihm« gebegten Erwartung V. 5 entsprechend] schickte dem Antiochus zu Hilfe zwei tausend Mann, gut auserlesen Volk, nnd viel Gold und Silber, nnd Waffen. 27. Aber Antiochus lder jetzt glaubte, der Juden entbehren zu können] nahm solches uicht an, und hielt nicht, was er zuvor gesagt hatte [V. 5 ff.], und wandte sich ganz von Simon; i 28. Und sandte seiner Freunde einen, genannt Athe- nobins, zu ihm, daß er mit ihm handeln sollte, und also sagen: Ihr habt eingenommen Jopve und Gaza [Ga ara Kap. 13, 11. 43 ff.], und die Burz znFernsaleui ["ap. 13, 49 ff.], welches alles zu meineni Königreich gehört, 29. Und das Land » umher berheeret, nnd große Schadcn in meinem Königreich [in dem zu meinem Königreich gehörigem Lande Palästincåg gethan, nnd mir mein Erbland lsoweit es sich auf aäftina erstreckt] genommen. 30. Darum sordere ich die Städte wieder von euch, die» ihr mir genommen habt, und allen Schoß der Stadte, welche ihr inne habt außer dem Lande Juda- 31. Wo ihr mix aber solrhes nicht wieder nstelleu wollt, so gebt niir fnr die Stadte fiinf hundert »entner cTalente . Mos 30, 13 An·m.] Silbers, und sur den Schadcn und Schoß anch fiinf hundert Ceutuen Wo ihr mir aber dies anch» uicht gedeutet zu thun, so wollen wir euch smit Krieg] iiberzieheir. 32. Da nun Atheuobins, des Königs Freund, cbei Gelegenheit dieser seiner Sendung V. 281 gen Jerusa- lem kam, und sahe das herrliche Wesen Stnions und» die Pracht mit Gold und Silber, und wie er sonst gerustet war, wunderte es ihn sehr, und hielt ihm vor, was ihm der Konig befohlen hatte. 33. Darauf gab ihm Simon diese Antwort; Das Land, das wir wieder erobert haben, ist unser vaterlich Erbe und gehort sonst niemand. Unsere Feinde aber habest es eine Zeitlang mit Gewalt nnd Unrecht inne a 34. Darum haben wir jetzt das Unsere wieder zu uns gebracht, und niemand das Seine genommen klagt. Richn 11, 12ff.1. » 35. Daß du aber klagest darubcr, daß wir Jo he und Gaza eingenommen haben, ist diese Ursach: an thut daraus unserm Lande und unserm Volk großen Schaden. Doch wollen wir dafur be ahlen hundert Centnet Darauf gab Atheuobius keine» ntwort; » 36. Sondern urnete, und zog wieder davon zum Könige, und sagte ihm Simons Antwort, und von seiner Herrlichkeit, und was er gesehen hatte [wie dieser bloße Vascill sich ganz wie »ein sel stständiger Fürst gerirte]. »Da ergriminete der Konig sehr. 37. Trhphou aber [von »dem in V. 25 berichtet wurde, wie hart er von Antiochus in Dora bedrängt Antiochus VII. Treulosigkeit gegen Simon. Desjsetzteren besiegen des Ersteren Heerfüghrerz 63 ward] uiachte fich davon auf dem Wasser, und floh gen Orthofia keiner phönizischen Küstenstadt nördlich von Tripolis .Karte IV.]. » , » » Eis. Da machte der Konig lweil eine weitere Be- lagerung Dorcks nun ziicht mehr nöthig war] Geade- bcium zum Hauptmann uber das Land am Vieer tdas fyrmphönicische KüstenlandL und ließ ihutein Kriegs- volt zu Roß und Fuß, · 3 . Und befahl ihm, daß er sich lagern sollte an der Grenze Judaa’s; und sollte da befestigen die Stadt Kedron svielleicht ist Gederoth in der Ebene Sephela 2. Chron. 28, 18 gemeinth und ldurch Befestigung derselben] eine Festung bauen am Gebirge sJuda, als Siützpunkt der Unternehmungen gegen Judåa]; und sollte den Juden in’s Land sallen. Aber [er selbst] der Konig jagte dem Tryphon nach, ihn zu san en kund wurde seiner auch wirklich in Apamea habhaft, wo er ihn dann hinrichten ließ]. 4 Da nun Cendebäus [dem ihm gewordenen Auftrage zufolge gen Jamuia soder Jabne unterhalb JoPpeJ kam, It er die Juden an, verheerete ihr Land, und ligß viel olis mitbringen; und sing viele Leute, iciåd Pföihrete sie weg, und bauete die Stadt Kedron «41. «Und legte ein Kriegsvolk darein, daß sie da»an der Grenze sollten heraus sallen und die Straßen wiiste machen, wie der Konig befohlen hatte. »Das 16. Kapitel. Fa« des Ptolemäus Jiiordlhai. aii seinem Schmäher Simon begangen. l. Darum zog Johannes von Gaza soder Gazara, woselbst er seinen Sitz hatte Kap.13, 54j hinauf [nach Jerusalem] zu seinem Vater Simon, und zeigte ihm »an, daß ihnen Ceadebans in’s Land gefallen ware und hatte Schaden gethan. » ·» 2. Da forderte Simon seine zween altesteu Sohne [außer welchen er noch einen dritten mit Namen Ma- tathias V. 14., nach Josephus aber auch noch einen vierten besaß] vor sich, Judas und Johannes, und sprach zu ihnen: Jch und meine Bruder, und meines Vaters Haus, haben von Jugend auf bis zu dieser Zeit Kriege efuhret wide; die Feinde des Volks Israel: nnd Gott gut uns Glas» gegeben, daß Jsrael ost durch unsere ande errettet ist. Z. Dieweil ich aber nun alt »und schwach bin; so sollt ihr an meine und meiner Bruder Statt treten, und sollt ausziehen und fiir euer Voll streiten. Gott wolle « euch vom Himmel helfen und bei ench sein! 4. Und er ließ im Lande wählen zwanzig tausend Mann, und etliche Reisi e [die erste Cavalierie unter den maccabäischen Für ten]. Mit diesem Hausen zogen Johannes und Judas wider Cendebitus, nnd lagen uber Nacht zu Modin [Kap. 2, 1]. Z. Morgens aber, da sie von Modin ins Blachfeld kamen, zog ein groß Heer zu Roß und Fuß· gegen sie daher. Nun war ein Bach soielleicht der jetzige Wady Kurs, ein Nebenfluß des Nein« Rubin] zwischen bei- en eeren. it. Da zo Johannes an den Bach, und kebreie fich g en die Fe n e. Da er aber sahe, daß das Volk eine äpeu hatte, sich in das Wasser zu begeben, da wagte er slih erstlich hinein, und kam uber das Wasseu Da der Hau e dieses sahe, folgten sie ihm nach. . Darnach machte Johannes seine Ordnung zur Sapia-Ist, nnd ordnete die Reisigen swelche sonst die Flanken zu decken hatten , ini vorliegenden Falle aber noch zu ungeiibt traten, um dazu verwendet zu werden] neben das Fnßvolt frichti er: mitten in das Fuß: dolk hinein]. Aber die eiude hatten viel einen mach- tigern reisigen Zeug. 8. Da aber Johannes troinnicten ließ mit »der Priester Posaunen s·4- Mos 10, 8 f.], und die Feinde angrisf, da gab Cendebäiis die Fliicht sammt seinem Heer, und wurden viele verwundet und erstorben; die Uebrigen aber flohen in einen festen Flecken fin die Kuh. 15, 8 f. genannte Festung Kedron]. Si. Ju dieser Schlacht ward Judas, Johannes Bru- der [V. 2], auch verwundet; aber Johannes jagte den Feinden nach bis an die Festung Kedrou 10. Und die Feinde fdie in Kedroii keinen Einlaß fanden, weil man fürchtete, der nachdringeiide Johan- nes werde auf diese Weise der Stadt Herr werden] flohen auf die Festnngeii [Wacht»thttrme], auf dein Lande bei Azod [oder Asdod, fiidweftlich davon gelegen]. Da verbrannte Johannes dieselbigeii Festangeu foder vielmehr WachtthürmeL daß den Feinden bei zwei tau- seiid Mann umiamen lCendebäus aber sah nunmehr« sich genöthigt, die Festung Kedron ebenfalls aufzugeben und si in sein Land Kuh.15,38zuriickzuziehen]. Darnach zog Johannes wieder heim ins Land Jiida mit Fiekgu gilts] nahm seinen Wohnsitz wieder in Gazara IX. v. 11—24. Etwa 3 Jahr somit, ais Simon mit zweien feiner Söhne aus einer Visiialiaiisreife dnrih das Land auch naih Jeriiho lionimy wird er sammt diesen von feinem Tochter-Mann ploleiniiaz dem Krieggoberlien jener Gegend, auf dessen Burg Daß verratherischer Weise umge- bracht; Diese-winkt, dessen Ilbsicht dahin geht, durch Besei- tigung der tjasmoiiiier selbst in den Besitz der Fürslenwürde von Jadäa zu gelangen, trachtet auch dem zu Gazara sich aufhaltendenJohanne5il1.1) nach dem Leben; allein dieser, rechtzeitig non dem Vorhaben unterrichtet, lioninit den wider ihn ausgefandlen Mai-dein zuvor und lallt sie selber um— bringen. woraus er an die Stelle des« Vaters» tritt. Aus» seiner Regierung-Zeit berichtet das Buch niihts Ruhmes, sondern verweilt auf Jahrblicherg die ek- dariiöer gebe. 11. Es war aber »[um jene Zeit] ein Hauptmann fMilitairbefehlshaberj uber das Land Jertcho [Jos. 4, IS; 6, 1 Anm.], mit Namen Ptolemäus, der Sohn Fzlgobi fåuf Griechisch Erastus Apostg.19, 22J, der war e r i re . 12. Und czwar schrieb sich» fein Reichthum daher:] der Hohepriester Simon hatte ihm eine Tochter szum Weibe und dieser eine reiche Ausstattung] gegeben. 13. Darum ward er stolz und trachtete darnach, daß er [an Stelle des Schwiegervatersj Herr im Latide würde fwobei er auf die Zustimmung des, durch die Wieder- lage des Cendebäus den Hasmönäern abhold gesinnten Antiochus rechnen mochte]; und unterstund sich ffaßte den abscheulichen Plan], den Simon und seine Söhne mit List umzubringen. 14. »Da nun Simon umher zog im Lande Juba, das Regiment zu besehen und Z? bestellen [nach seiner Regentenpflicht die öffentlichen ngelegeiiheiteu zu ord- nen und überall nachzusehem ob es auch recht und wohl stände im Landes, und gen Jericho kam mit weeu Sohueu, Matathias und Judas, im hundert und lieben und· fcebenzigsten Jahr« fder syrischen Zeitrechnunxy d. i. 136 v. Chr.], iui elfteu Monden, welcher heißt Zahl] centsprechend unserm Februar 2· Mof 12, 2 um. ; - 15. Da empfing sie der Sohn Abobi « in sein Burg, welche heißt Dust« und richtete ihnen ein herrlich 64 l. Maccabäer 16, 16—24. Mahl zu cals wäre es ihm darum zu thun, ihnen Zreundschaft und Ehre zu erzeigenjz aber es war eitel etrug, denn heimlich versteckte er Kriegsvolt darein [2. Sam. Z, 23 . . «) Nach Josephus (Antt. XlII., 8, 1 u 2 vgl. XIII., 7, 4) begann in dem, auf den Tod des Hohepriesters Simon folgenden Herbst ein Sabbathjahm nun haben wir zu Kasx Ei, 54 gesehen, daß ein solches stattfand vom Herbst 136 bis dahin 135 v. Chr. Hieraus ergiebt sich, wie Wieseler nachweist, daß nach dem l. Maecabäerbuche (Kap. I, tl Anker) die syrische Zeitrechnung nicht erst mit dem Tini, sondern schon mit dem Januar des J· 312 v. Chr. beginnt; wäre jenes der Fall, so müßten wir die Zahl 177 von 312 abziehen und gewönnen das J. III« v. Chr» welches auch wirklich die nteisten Geschichtserzähler für den Tod des Simon ansetzen, damit aber kämen wir in das oben angegebene Sabbathjahr selber hinein, was dem Zeugniß des Josephus widersprichd ziehen wir dagegen von 313 ab, so erhalten wir den Februar 136 v. Chr. — «) Visweilen benennen die Hebräer den, von dem sie schimpflich reden wollen, blos von seinem Vater, wie z. B. Saul für David pflegt zu sagen (ogl. l. Sam. 2t, 30): Sohn Jfai. (Michaelis.) Tit-«) Nach der Brunett. zu Jos. 6, 1 war Jericho wohl etwas nördlicher als das jetzige Erim, und zwar an der Quelle von Ain es sultan (2. Kön 2, 19 AnmJ gelegen; ohngefähr 1 Stunde nordwestlich davon, am nördlichen Ab- hange des Quarantaniaberges, besindet sich eine andere Quelle, bei der noch Spuren von alten Grundmauern vorhanden und die den Namen Ain Dür- führt (s. das Kärtchen zu 1. Sam. g, 5). Jndem nun im Mittelalter eine Bergfeftung der Tempelherren zwischen Jericho und Bethel erwähnt wird, haben wirohne Zweifel an dieser Stelle auch die obenge- naunte Burg Dok zu suchen. 16. Und da Simon und seine Söhne fröhlich waren, und wohl etruukeu hatten, machte sich Ptolemäus auf mit seinen Meinen, und nahmen ihre Waffen, nnd fielen ein u Simon ob [s. v. a. iiber odex bei] dem Mahl, und ichiugeu ihn sammt den zween Sohueu sMatathias und Judas] und Knechteu todt [1. Kbn 16, 9 f.]. 17. Diese schändliche Untreue that Ptolemäus in Israel [dem heiligen Volke, welchem dadurch ein Schandsleck angehängt wurde 2. Sam. 13, 121 , nnd that ihm [dem Simon, seinem Schwiegervater] solche Bosheit sur seine Wohlthat [V. 12]. 18. Darnach schrieb er solches dein Könige Autiochns [VII. mit dem Beinamen S1detes, Kuh. 15,1ff.], und bat, daß er ihm Kriegsvolt zu Hilfe schielen wollte, das Land und die Städte mit aller Nutzung sfür sich wieder] einzunehmen fund ihn selber zum Vasallenftirften zu ernennen] 19. Er sandte auch einen Haufen gen Gaza [rich- tiger Gazara Kuh. 14, 34; 15, 28], den Johannes lwelcher daselbst sich aushielt und nicht mit bei dem Gastmahl in Dok gewesen war] umzubrin en, und schrieb an die Haubtleute sdieser Stadt], daß e zu ihm kommen lund seine Partei ergreifen] sollten, so wollte er ihnen großen Sold und Geschenke geben. 20. Auch schielte er Krie svolk, Jerusalem und das Heiligthum sfür scchJ eiuzune wen. 21. Aber ein Bote kam zuvor gen Gaza sGa ara V. »19], der sagte Johannes, das; sein Vater und seine Bruder umkommen wären, und daß beftellet ware- daß man ihn auch umbringen sollte. 22. Da Johannes solches hütete, entseßtes er flch sehr, und ließ die Leute sahen, die geschickt waren, ihn umzubringen. Und da er befand, daß sie ihn wollten ermordet haben stvirklich in der Absicht gekommen waren, ihn zu ermorden], ließ er sie tödten. 23. Was aber Johannes hernach swährend der 31 Jahre seiner Regierung, s. Schlußhem Nr. 4] weiter gethan hat, und die Kriege, die er gefuhret hat, und wie er regieret und ebauet hat, 24. Das iit alles beschrieben in einem eigenen Buch von der Zeit seines Regiments, so lange er nach seinCeiöt ]Vater Hoherpriester gewesen ist svon 136— 105 v. r. . Schliißbemerleungen zum 1. Buch der Maccabäen Die im letzten Verse erwähnten Annalen oder Jahrbücher über die Regierungszeit des Johannes, mit welchem es im Hause der Hasmonäer Sitte wurde, sich einen griechischen Namen beizulegen, und der demgemäß sich Hyrkanus nannte, waren viclleicht bis Ende des 16. Jahrh. v. Chr. noch vorhanden; wenigstens versichert der im J. 1599 verstorbene katholische Theolog Franz Sixtus von Siena (sixtus senensjs genannt), daß er in der Bibliothek des gelehrten Dominikaners Santes Pagninus zu Lyon das Manuscript eines Buchs der Maccabäer in griechischrr Sprache, welches die Geschichte von 31 Jahren Umfaßte und mit den Worten begann: ,,sllach dem Tode des Simon ward Johannes, sein Sohn, Hoherpriester an seiner Statt« gesehen habe, es ist aber diese Bibliothek bald hernach verbrannt. Offenbar nun hatte der Verfasser unsers l. Maccabäcrbuches diese Annalen schon als fertiges Ganze vor sich, da dergleichen Jahrbücher über einen Fürsten nicht eher in öffentlichen Gebcauch kamen als einige Zeit nach dessen Tode. Es fragt sich aber, wie lange nach der Zeit des Hyrkan und unter welchem seiner Nachfolger unser Buch geschrieben sei, und da liegt wohl die, freilich nur kurze Regierungszeit gleich des ersten Nachfolgers (s. hernach unter Nr. 5) Aristobulus I. als die geeignetste nahe genug, um sich für diese zu entscheidenz hier warfen sich, wie Ewald sagt, bereits die ersten sinsteten Wolken über die neue Gegenwart, und cs mußte desto mehr zum Bedürfniß werden, die Erinnerung an ihre erste reine Heiterkeit schriftlich zu yiren, außerdem aber, da über die ersten drei Hasmonäer noch keine Annalen vorhanden waren, sah der Verfa er sich veranlaßt, die Jahrbücher über Hvrkan durch einen Bericht über die Ereignisse der vorausgegangenen 3——4 Jahr· zehnte zu ergänzen. Daß er sein Buch ursprünglich hebräisch geschrieben, wie Origenes und Hieronymus bezeugen, wird durch den sprachlichen Character desselben bestätigt; frühzeitig wurde es dann, vermuthlich von Egypten aus, in’s Griechische übersetzt, und auf diese Uebersetzung gründet stch die malte. von Hieronymus unverändert gelassene lateinische Uebersetzung, die aber im Laufe der Zeit mancherlei Abänderungen theils in Abweichungen, theils in Auslassungen oder Zusätzen serlittcn hat. An sie schließt Luther sich an. Wer der Vcrfasser des Buche! gewesen set, läßt sich nicht mehr erörtern. Seiner religiösen Richtung nach gehört er nicht, wie der des Z. Maccabäerbuchs, der orthodoxen Partei der Pharisäer, aber auch nicht der freisinnigen der Sadducäer an, sondern nimmt mehr eine vermittelnde Stellung ein; er erzählt im Ganzen treu und glaubwürdig, wenn auch nicht auf Grund eigener Erlebnisse, so doch der Zeit, über die er berichtet, noch nahe genug stehend, um sich genaue Kenntniß derselben zu verschaffen, und mit Benutzung von Aufzeichnungen einzelner wichtiger« Creignissh die bereits vorhanden waren, und öffentlicher Aktenstück, die ihm zu Gebote standen. Simons Ermordung durch den Schwiegersohm Sein Sohn Johann e s folgt ihm in der Regierung. 65 Für die weitere Geschichte der Juden nicht nur während der übrigen Zeit der Hasmonäen sondern auch unter den ihnen folgenden Herodianern sind wir hauptsächlich an Josephus gewiesen, der von Seiten seiner Mutter selber aus dem Geschlecht der Maccabäer stammte und bei dem letzten jüdifchen Kriege betheiligt war (1. Chron. 25, 7 Anm.). Nachstehend folgt eine Darftellung dieser Gefchichte bis auf den Tod Herodes des Großen mit manchen, für das Verständniß des Neuen Tesiaments wichtigen Erläuterungen, wobei wir die zu l. Macc- 2, 5 angesangenen Nummern (1. Judas: v. 166—161 v. Chr., 2. Jonathan: v, 160—-143 v. Chr» Z. Simon: v. 143-——136 v. Chr.) weiter fortführen. 4. Johannes Hhrianus: v. 136——105 v. Chr. a. Nachdem dieser, wie .in Kuh. 16, 22 erzählt wor- den, die wider ihn ausgesandten Mörder umgebracht, eilte er voll Vertrauen, beim Volke Theilnahme zu sin- den, worin er sich auch nicht täuschte, nach Jerusalem; kaum aber, war er eingezogen, als auch schon Ptole- mäus, seine eigenen Leute (Kap. 16, 20) überholend, durch ein anderes Thor einrücken wolltc, von den Ein« wohnern aber zurückgewiesen wurde, weshalb er wieder in das Kastell bei Jericho sich zurückzog. Jetzt übernahm Hhrkaw wie wir im Folgenden den Johannes mit Be- ziehung auf seinen Beinamen kurzweg nennen werden, wobei aber der Leser vor einer Verwechselung mit Hhrkan II. (s. Nr. 9) sich in Acht nehmen muß, die hohepriesterliche Würde und zog dann mit einem schnell zusammengerafften Heere gegen Ptolemäus, den er in Dok belagertez zwar kam es nicht zu einer Ersiiirmung des Kaste s, wohl aber mußte Ptolemäus zu dem da- maligen Herrscher von Rabbath Ammon, Zenon Kotylas entfliehen, und dieser Nebenbuhler schien beseitigt. Doch nun hatte Hyrkan es mit dem König Antiochus VII. von Svrien zu thun, der nicht umsonst von Ptolemäus sich hatte herbeirufen lassen (Kap. 16, 18); noch im Som- mer des nämlichen Jahres zog er wider Judäa heran, drang siegreich bis Jerusalem vor und belagerte die Stadt bis zur Zeit des Pasfafestes im folgenden J. 135 v. Chr. Da bat Hyrkan um einen siebentägigen Waf- fenftillsiand behufs einer ruhigen Feier des Festes (Jose- phus redet vom Laubhüttenfest, es ist aber dies wohl nur ein Versehen, wie schon daraus hervorgeht, daß für letzteres Fest ein achttägiger Wasfenstillftand erforderlich gewesen wäre); Antiochus bewilligte ihn nicht nur, son- dern sandte auch zum Feste einige Stiere mit vergolde- ten Hörnern, sowie goldene und stlberne Becher voll mancherlei Spezereien. Diese Hochherzigkeit trug ihm bei den Juden den Beinamen Eusebes sder Religiöse, Fromm) ein, ckmuthigte aber auch den Hyrkan zu weiteren Unterhandlungen mit dem syrischen König, in Folge deren es zum Friedensfchluß kam. Zwar mußte Hyrkan die Waffen ausliefern, auf Joppe undandere Ortschaften (Kap. 15, 28 ff.) verzichten, 500 Talente zahlen und Geifeln stellen, unter welchen auch, wie Josephus, der aber anderwärts überhaupt nur drei Söhne des Simon zu kennen scheint (Kav. 16, 1 vgl. mit Amt. XIIL 7, 4.), berichtet, ein Bruder von ihm sich befand; indessen behielt er seine Würde, und den Juden ward ihre freie Religionsiibung gewährleistet. sltachher entstand sogar ein Freundschaftsverhältniß zwi- schen beiden; Hyrkan hatte im Grabgewölbe des David (1. Kötn 2, 10 Anm.), das er öffnen ließ, einen sehr bedeutenden Schatz vorgefunden, womit er Miethstrufp pen anwerben ließ und nun den Antiochus auf seinem Feldzug wider den Partherkönig Arsaces begleitete. Hier soll er bis Hyrkanien vorgedrungen sein, und weil er diese Provinz für Antiochus eroberte, den Beinamen Hyrcunus bekommen haben. Der Feldzug lief schließlich ungünsiig für Antiochus ab; «Arsaces entließ im J. 130 v. Chr. den gefangenen Demetrius II. (Kap. 14, Z) aus seiner Hast, damit er dem Antiochus in seinem eigenen Lande zu schaffen mache, und dieser, anfangs in mehreren Treffen Sieger, fcel im Beginn des Winters, nachdem er 9 volle Jahre den fvrischen Thron inne ge- habt. Abgesehen davon, daß er dem Wohlleben fröhnte, war er einer der tapfersten und edelsten Seleucidenfürsienz nach ihm herrschte sein Bruder Demetrius II. zum zwei- ten Mal (Dan. 11, 5 Anm.), nachdem er aber durch Härte sich gar sehr verhaßt gemacht, wurde er von einem aus Egypten gegen ihn entfendeten Kronbewerber Zabi- nas, der sich für einen Sohn des Alexander Balas aus- gab, bei Damaskus eschlagen und kam, in Thrus ver- gzelölich eine Zuflucht Juchenw im J. 127 v. Chr. um’s e en. Zufah Aus der Geschichte von dem Feldzuge wider die Parther erwähnt der Geschichtschreiber Nico- laus von Damaskus, auf den Josephns sich beruft, einen Umstand, der in chronologischer Hinsicht auch für Bestim- mung der wichtigsten Zeitpunkte im Leben Jesu und der Apostel von großer Bedeutung ist; wir führen ihn hier un- sern Lesern vor und knüpfen daran die nöthigsten Bemer- kungen über die Form des jüdischen Jahres zur Zeit Jesm Auf jenem Zuge bat nämlich Hyrkan den Antiochus, daß man wegen eines Festes, an dem die Juden nicht reisen dürften, 2 Tage rasten möchte, und Antiochus ging auf die Bitte ein. Es sei das Pfingstfest gemeint, seht Josephus hinzu, und zwar sei dies in dem betreffenden Jahre auf einen Sabbath gefolgt; daher die Bitte um zwei Tage Rast — der erste wegen des Sabbathz der andere wegen des unmit- telbar darauf, also an einem Sonntag folgenden I. Pfingst- tages. Nun ergiebt sich aus näher angestellten Berechnungen zunächst, daß es sich hier um das Pfingstfest des J. 130 v. Chr. handelt, und dann, daß in dieses Jahr um die Zeit der Frühlingsnachtgleiche der eine Neumond auf den U. März 1 Uhr Morgens, der andere auf den 9. April 4 Uhr Abends fiel; demnach war der 1.Nisan = 11. April, der 16.Nisan = 26. April, und da dieser Tag in jenem Jahre ein Sonn- tag war, so war auch nach der Verordnung in Z. Wes. 23, 15 ff.; s. M. 16, 9 f. der 1. Tag des Psingstfestes ein solcher. Hat man nämlich den I. Nisan eines gegebenen Jahres richtig bestimmt, so kennt man damit auch alle fol- genden Tage des jüdischen Festkalenders, indem rücksichtlich der Festtage die praktische Regel gilt, daß der IS. Nisan mit dem Pfingstfeste und dem ersten Tage des Kirchweihfestes (Kap. 4, 59 Anm.), der U. Nisan mit dem Neumond des Tisri (dem jetzigen Neujahrstage) nnd dem ersten Tage des Hüttenfestes der is. Nisan mit dem Neumond des Adan der III. Nisan mit dem Verföhnungsfeste und der So. Nifan mit dem vorhergehenden Purimfeste (Esth. 9, 28 Anm.) auf einen und denselben Wochentag fällt; für die Bestimmung des 1. Nisaik selber aber dient das von Prof. Wurm in Stuttgart (-s- 1833) angegebene Verfahren zur Richtschnur: Man berechnet aus astronomischen Tafeln fiir den Meridian von Jerusalem den wahren astronomischen Neumond, welcher unmittelbar vor dem Frühlingsvollmondu d. h. vor demjeni- gen Vollntonde kommt, der zunächst auf die Friihlingsnachk gleiche (im l. Jahrh. auf den 23. März) folgt; zu dieser gefundenen Zeit der wahren Conjunction oder des ersten Neu- mondes addirt man beiläufig 24—48 Stunden oder im Durchschnitt Pf, Tag, fo hat man den altjüdischen I. Nifan nach der Phase oder nach dem sichtbaren Neulicht bestimmt. Der gegenwärtige, erst im 4. Jahrh. n. Chr eingeführte jüdische Festkalender weicht von dem zur Zeit Jesu geltenden mehrfach ab, indem derselbe das Ziel verfolgt, gewisse Fest - 66 Schlußbemerkungen zum I. Maccabäerbuche tage nicht mit gewissen Wochentagem z. B. den l5. Nisan uicht mit dem 2., 4. u. S. Wochentage znsammenfalleu zu lassen , so daß also der Todestag Christi in keinem einzigen Jahre auf den Freitag fallen könnte, während Christus et- wiesenermaßen in der That an einein Freitag gestorben ist. Wir werden seiner Zeit sehen, daß das Todesjahr unsers HErrn das Jahr 30 n. Chr. Geh. ist, und geben nun hier, um uns später darauf beziehen zu können, einen jüdischen Festkalender der älteren Zeit für die Jahre vom 1. Nisan des J. 28 bis zum 6. Sivan des J. 30 n. Chr» wobei die Zahlen l, 2, 3 u. s. w. die Wochentage nach christlicher Reihenfolge (Sonntag, Montag, Dienstag u. s. w.) bezeichnem F Monat und Datum Zahl der F« des jüdifchen des julianischen E« Monats- Z Kalenders Kalender-s. g Use« 28 l. Nisan circhlicher 16. März 3 30 NeUjahrZtagJ 7. Risan äSsNtllfåkves 22. März 2 eu a r e e 14-—2i. Nisau (Fest 29z Yzkikz lbis 2—-2- d "ß B d ) » p " 1.ZTFYLU«ZHJMDFP1Z, is. April« s 29 um. 14.Jjjar (Nachpassa: 28. April 4 4. Mos. 9, 6 ff.) » ägivauwfi st Fa; T 30 . tvau ng en . at 1.T 13. « 1- 29 . «mnmz 12. 2 30 1.Ecu1 11. August 4 29 LTisri 9. September 5 30 10. äisri (Versöhn.-18. - 7 S 15—:F«1.Tisri (Laub- 23·—29. Sep- 5——4 . I r «— u a Oe r 22 Ytsteiicchr ßt Homsbiid 5 LMarchesvau g 9 Oktober 7 29 l. Chislev 7. November 1 30 25. Cllpsslev (Kirch- 1. Dezember 4 W 1. Teebeth 7. Dezember 3 29 2. Felästh Ezchluß der 8. Dezember 4 . w 29 l. Czlxbaiel ) 5. Januar 4 30 1. Adar I. 4. ebruar 6 30 LAdar U. S. ärz I 29 13. xlldar (Nikauors-18. März 6 «) . 14.5Lcl[l?ar(Purim) 19. März 7 Schaltjahr zu 384 Tagen. 1. Nifan 4. April 2 30 14d— 2s1. Fugu) (Fest 17.——24.April 1——l er . ! o e 1. Jjjac r 4. Mai 4 29 I. Sivan » 2. Juni 5 3«) S. Swan (Pfmgsten)7. uni 3 i« iimmms Zi Eis— ? 38 . . r i. Ein! so. August 3 29 1. Tisri 28. Septbu 4 30 10. Tisri (Versöh- 7. Oktober 6 nungstag) 15—21. Tisri (Lclub- l2.—18. OR. 4—3 22hjkiijtitserti)(Schlußtag) 19 Okt b 4 . . o er 1. Marchesvau 28. Oktober 6 29 H Monat und Datum Z Zahl d» J des jiidischen des julianischen Z« Monwb g Kalenders « Kalenders. gz MAS- 1. Chislev AS. November 7 30 25. Chislev (Kirch-20. Dezember 3 weih) l. Tebeth 26. Dezember 2 29 2.Tebeth (Schluß der 27. Dezember 3 Kirchwei ) 30 1. Sehnt 24. anuar 3 30 i. Adar 23. ebruar 5 29 13. Adar (Nikanors- 7. ärz 3 tag) 14. Adar (Purim) 8. März 4 Gemein Jan zu 354 Tagen. I. Nifan 24. März 6 30 14—21. Nifau (Fest6.——13. April5—5 der süßen Probe) 24. Nif an 16. April 1 1. Jjjar 23. April 1 29 26. Jgjar 18. djeai 5 l. Sbau 22. Mai 2 30 6. S1van(Pfcngsten)27. Mai 7 Wenn hiernach der Todestag Christi auf Freitag, den 7. April, sein Auferstehungstag auf Sonntag, den 9. April, und die Himmelfahrt auf Donnerstag, den 18. Mai fällt (mit Pfingsten verhält sich’s anders, als wir Christen rechnen, weil wir die 50 Tage vom Ostersonntage an zählen, wäh- rend die Juden die Zählung mit dem Garbentage, also einen Tag früher begannen), so fragt sich’s, indem der chriftliche Festkalender die Wochentage festhält, ohne auf das Datum Rücksicht zu nehmen, wann einmal ein Jahr kommen wird, wo beides zusammentrifft, sowohl der Wochentag als das Datum. Es giebt nun eine mechanische Regel, um Ostern für jedes Jahr zu berechnem Man dioidirt die betr. Jahres- zahl (z. B. tun) zunächst durch 19 und nennt den Nest I) a, dann durch 4 und nennt den Rest (= Z) b, ferner durch 7 und nennt den Rest (= 2) c; hierauf nimmt man a (d. i. in unserm Falle II) ueunzehnmal (=l7l), addirt dazu dreiundzwanzig (= 194), dioidirt durch dreißig und nennt den Rest (=l4)d; jetzt nimmt manb (in unserm Falle s) zweimal (= 6), e (in unserm Falle 2) viermal (-—— 8), d (in unserm Falle u) sechsmal (= 84), addirt zu diesen 3 Produkten vier (6 -I— 8 -I- 84 —l- it = 102), dividirt die Summe durch sieben und nennt den Nest (= 4) e; rechnet man nunmehr· zum 22. März die beiden Reste d und e (in unserm Falle 14 -s- it) hinzu, so hat man in diesem Datum (40 März= 9. April) den Ostertag- Das Jahr 1871 ist also ein solches, wie wir es suchten; im Laufe des jetzigen( l9.) Jahrhunderts kehrt aber der Fall nur noch einmal, nämlich im J. 1882 wieder. b. Jm J. 129 v. Chr. bckriegtcHyrkan das Land Samaria; die Hauptstadt Sichem wurde mitsammt dem Tempel auf Garizim (Nehem. 13, 28 Anna) zer- stört und den Samaritanern nur ein Altar aus jenem Berge gestattet, wo ste anbeten und opfern konnten. Neunzehn Jahr später wurde dann auch nach zwölf- monatlicher Belagerung die 274 Stunden vor Sichem gelegene, seit der Zeit Alexanders des Gr. wieder aufge- baute und mit Griechen und Shrern bevölkerte Stadt Samaria durch Hyrkans Söhne Aristobulus und Antigonus eingenommen und die ganze Landschast zu einer jüdischen Provinz gemachh an welche sieh eine Reihe von Seestädten bis nach Galiläa hin anschloß. Auch nach Jdumäa trug Johannes Hyrkanus seine stegreichen Waffen; er schleifte Adora und Marissen die Hyrkan erobert die Landschaft Samaria und zerstört den Tempel auf Gariziirn 67 Fefticzixgen Edgmsåsusrxlki nistet-wag ism dJ. E; is csshri die «; umäer er e nei un ie as er e eipie ign Zwtcgnggwekifer Fekehrutnghkindder III-Höher; Gegchisclstes o a e yr an te wei e en en ane er a mo- näer verwirklicht und ihrengi Werke die Krone ausgesetzt; Fukåäatwar in feiixlr Selbgständigdkegtgesxiätxktddieglatckp a: aa en waren erwun en un te i en ei en unter David und Salomo schienen wiebzergekehrt »Was es ihm ermöglichte, eine solche Stellung zu erringen, idvar Znftagdd der»hSchwkc;iche· im! syriscgxendslieicllskketk enn on iia » reisa riger e ierui mu e er o erwähnte Zabinas oder AlerandEr II. gieinein Sohne des Demetrius, Antiochus VIII. Cmit dem Beinamen Grypus)·, und dieser wieder nach einer längeren Regie- rung feinem Halbbrudex Antiochus IX. (tvoii Eyzis Zäkmziiäsåkskkfisiikkkk tät; ZZTETTLuåtskkRpidsåskikiiz des Tempels die Burg Baris (mit Beziehung auf Fässer-Es, Sckfo gfgnantlzyywindwelchterdderhhohecgrgstjezs i e mu an ewa r ur e un te erna - des d. Gr. zur Burg Antoiiia timschuf (Nr.13, d). Fosedphiisthrühmttstctbon Yrkgm erdhåibzinstseikiher Peirjfbon ie rei eo rai en em er, a ur en um er fein Volk, das Hohepriefterthum und die Prophetie ver- einigt; letzteres bezieht sich darauf, daß er einer Sage nach während des Feldzugs seitier Söhne gegen Samaricn als er im Tempel sein hohepriesterliches Amt verwalten, eine Stimme gehört, die ihn versichert habe, feine Söhne hätten soeben einen Sieg erfochten, worauf er hinaus- egangen sei und die empfangene Mittheilung dem ver- ixammelten Volke Verkündigt habe, wie er denn auch An- deres aus hoherer Eingebung geredet haben foll. Zusatz. Es führt uns dies auf die sog. Vath-Kol (d. i. Tochter der»Stim·iiie), eine Form der göttlichen Offen- barung, von der die jüdischen Rabbineii viel zu erzahlen wissen und die bei Erklärung des neuen Testaments mehrfach »in Betracht kommt (vgl. Joh. i2, 28 ff.). Jm Talmud heißt es: ,,Unsre Rabbinen haben ilberliefert, daß seit dem Tode des Haggai, Sacharja und Maleachi der heilige Geist von Jsrael genommen ist; nichts desto weniger gebrauchten sie doch noch eine Bath-.Kol.« Was man nun sich darunter dachte, eht aus R· Menahetiss Bemerkun in seiner Aus- legung dges Pentareuch’s hervor, worin driiierlei Grade der göttlichen Offenbarung (vgl. S. Mos is, 22 Anm.) unter- schiedeii werden: »Der erste Theil der Prophezeiung wird fis-U) (Weissagung T. Ehren. is, s; Nehem. s, n) ge- nannt, und haben die Propheten, ans welcher der Friede sei, selbigen erlangt; der zweite Theil wird AJIPFJ ist-R (hei- liger Geist) genannt, welcher von David, Salomo, Daniel und den übrigen Frommen erlangt worden, und ist selbiger unter der Weifsaguitg; der dritte Theil wird Eis? II; (Tochter dei- Stimine) genannt, und ist dieselbe »unter dem heil. Geist. Ihrer sind die Weisen Jsraels, nachdem der Geist der Prophezeiung aufgehört, theilhaftig geworden, und hat sie nieniand gehört als diejenigen, welche mit Weisheit und Frömmigkeit gekrönt waren, dadurch sie auch verborgene Dinge gesehen haben (Dati. 10, 7).« Ein andrer Rabbi erklärt denn weiter: »Die Eghpterin Hagar (t. Mosc is, 7 ff) und Maiioah und sein Weib (Richt. is, 2 fs.) waren nicht Propheten, weil jene Stimme, welche sie hörten oder welche in ihr Jnneres herabkam, nur nach Art der Bath-Kol war, deren unsre Weisen häufig Erwähnung thun, nnd wo- mit es sich fv verhält, daß auch diejenigen sie begleiten kann, welche nicht vorbereitet sind« Hiernach würde wohl auch die Stiiiime Gottes, welche Samuel zum ersten Mal vernahm (t. Sam. Z, 4 ff.), sowie die Stimmen in 5. Mos it, In. se; i. Kön. is, 13 u. a., unter den Begriff der Rath-Ko! fallen. Osfenbar ist dieser Begriff einer, der Seele von außen kommenden und in der Sinnen- welt iviederhallenden himmlischen Stimme in einer Zeit erwachsen, wo man das Bewußtsein der Gottver- lassenheit für die Tage der Gegenwart lebendig in sich trug und das Bediirfiiiß nach einer neuen Scherhiiia (2. Mos.40, 35-, i. .Kön. s, 12 Anm.) empfand; inwiefern ihm auch etwas Wahres zu Grunde liegt, zeigt sich in den merkwürdigen Stimmen der letzten Zeit des zweiten Tempels, welche auch die innerlich noch nicht angeregte Menge gleich den Wundern Jesu und seiner Apostel auf den erschienenen Messias und sein Reich hinweisen sdllten, bis sie über der verstockten und zum Verderben reifen Stadt unmittelbar vor ihrer Einnahme und Zerstörung mit dem in überirdischer Gewalt aus dem Innern des Tempels erschallenden letzten Rufe: ,,Lasset uns von hinnen ziehen» verstummten ff. zu Apostgz 28, Mk. c. Je besser es dem Hyrkan gelang, seine Herr chast nach außen hin auszudeuten, desto schwerer ward je länger je mehr sein Stand gerade derjenigen Partei e- genüber, welche die Maccabäer um ihrer Verdien e willen zur höchsten Würde erhoben hatte, wir meinen die nationale Gesetzespartei oder die Partei der Frommen in Jsrael (Kap. 14, 25 ff.). Als er einst nach einem errungenen Siege beim fröhlichen Mahle saß, soll er im ftolken Gefühl einer gelösten Lebensaufgabe (er stand da- ma s schon in hohem Alter) die anwesenden Gäste ge· fragt haben, ob ihn Einer der gerin sten Gebt; esvers letzung zeihen könne; unerwarteter Weiie erhob einer von den frommen Gästen, Eleasar mit Namen, und er- klärte ihm, wie er erst dann völlig gerecht ein würde, wenn er das Hohepriesterthum aufgäbe und ch mit der Würde eines Fürsten begnügte, weil seine Mutter einmal in seindlichen Händen als Gefangene gewesen, fein reines Gebltit also nicht seststehe utid dieser Umstand nach S. Mos 21, 13 ff. ihn vom Hohepristerthum ausschließu Hyrkan übergab den Mann, dessen Aussage in Betreff seitier Mutter sich als unwahr erwies, dem Svnedrium oder Hoheiirath zur Bestrafung wegen Majestätsbeleidis gung, dieser aber erkannte demselben nur die bekannten ,,vierzig Streiche weniger eins« (5. Mos. 25, 3 Anm.) zu, und so wandte jener von den Pharisäern ab sicks den Saddncäern zu; doch hatte solcher Uebertritt keine weiteren Folgen, so daß die Rabbinen von der Sache nur als von einer menschlichen Schwäche des sonst in gutem Andenken gebliebenen Hohenpriesters reden und weder von einer Verfolgung der Pharisäer noch von EiHfctzung eines sadducäischen Spnedriums etwas wi en. Was die Gegensätze dieser beiden theologischen Schulen, der Pharisäer und Sadducäer betrifft, von denen im neuen Testament sooft die Rede ist, so erschei- nen zur Zeit Jesu und der Aiiostel die Pharisäer vor· zugsweise als Heuchler und Scheinheiligu die mit Bei« märtteln und Betriemen in den Straßen Jerusalems einherstolziren und ihre Almosen und Gebete vor den Augen der Menge zur Schau tragen, aus der Fröm- migkeit ein Gewerbe gemacht haben und, felbst voll Fanatisnius und Aberglauben fteckend, beides in Andern nach Kräften ausbeuten. Das aber ist nur ein Zerr- bild, zu welchem das Pharisäerthum in seinen ordinärs sten Erscheinungen herabgesunken war: sein eigentlicher Ursprung liegt wo anders, wie ja Paulus noch auf sei- nem späteren Standpunkte als Christ sich bezeugen darf, daß er schon in seinen pharisäischen Tagen dem Gott feiner Väter nach bestem Wissen nndGewissen gedienet habe, und wie es auch fonst noch rechtschaffenq wahr- haft fromme Männer (Joh. s, 1 ff.; ·Apostg. 5, 34; is, b) unter den Pharisäern gab. Wir haben schon oben (Kap. 1, 14 Anm.) über ihre Entstehung aus der Partei der Ohasidjzii berichtehund bleibt uns nur noch übrig, hier auch ihre theologischen Grundfätze kurz zu 68 Sehlußbemerkungen zum l. Maceabäerbuche tharacterisirenx l) Außer den schriftlichen Urkunden des alten Testaments erkannten sie auch die mündlichen Ueberlleferungen tder Aelteften Auffätze Mattlx 15, Z) als Richtschnur für das religiöehgesetzliche Leben an und legten gemäß ihrer Anhänglichkelt an den Buchsiaben des Moral- und Ritualgesetzes und der väterlicher: Tra- dition der gesetzlichen That und dem genau abgewogenen Ceremoniell einen hohen Werth bei; indem sie selbst mit ängstlicher Sorgfalt und in kleinlichem Geiste die äu- ßerlichen Religionspflichtem als Fasten, Gebete, Wasehuni en, Zehntabgabe und Almosen beobachtetem zeigten sie ch dem Volke gegenüber voll Ernst und Eifer für das heilige. 2j Jedem Menlchen ist itach ihrer Auffassung der« heil. Schrift sein Schicksal von Gott bestimmt, und er kann demselben nicht ausweichen, den göttlichen Welt- plan niemals stören; innerhalb der Grenze dieser Schick- sale aber bewegt er stch handelnd mit dem Bewußtsein der Freiheit und seine Tugend ist sein Verdienst. s) Von dem Dasein höherer Geister (der guten und bösen Engel) waren ste überzeugt, ebenso von einer mit Vergeltung verbundenen Unsterblichkeit der menschlichen Seele, und zwar so, daß die Seelen der Bösen auf ewig in der Hölle zur Bestrafung eingeschlossen bleiben, die der Frommen aber nach Genuß eines seligen Zwischenzus siandes in andern, Verklärten Leibern in’s Leben zurück- kehren (Apostg. 23, S. 8). Dagegen nun die Saddn- eäer verwarfen alle Satzungen und Traditionen neben der Thora und erkannten allein das schriftliche Gesetzs gls maßgebende Auctorität an, ließen zwar auch die übrigen von den 22 Büchern des alten Testaments als öttltehe Schriften gelten, wurden aber durch ihre Oppo- stian gegen die pharifäischen Satzungen bald soweit ge- trieben, daß sie die Auferstehung der Todten, den Glau- ben· an Lohn und Strafe nach dem Tode und die neuere Entwickelung der Engellehke preisgaben, während ste ursprünglich wohl auch daran festgehalten hatten· Ihren Namen leitet man gewöhnlich her von einem gewissen Zadok, Schüler des in der Z. Hälfte des Z. Jahr-h. v, Chr. lebenden Antigonus von Socho, der den Lehr- satz seines Meisters, man müsse die Tugend ohne Rücks steht auf Belohnung üben, bis zur Ableugnung des jen- seitigen Vergeltungezustandes und eines andern Lebens überhaupt ausgebeutet haben soll; und in der That waren die Sadducäer größtentheils Menschen, die in gemächlichem Genuß irdischer Güter dahinleben wollten, deren Ziel ein bürgerlich rechtschassenek Wandel war und deren Sehnsucht nicht über das was diese Welt ihnen hin, hinausging Be: dem, vom Tradiliongglaubtsn be- herrschten nnd durch den Frömmigkeitssctsein leicht zu blendenden Volke standen die Pharisäer, bei den Vor« nehmen und ålieictsen hingegen die Sadducäer im größ- ten Ansehen, doch waren die Anhänger beider Richtungen so- vielfach unter einander verschlungen, daß sie sitt) in einer und derselben Familie beqegneten und in öffent- lichen Aemtern und Würden die einen kleben den andern wirkten. Letzteres gilt insbesondere auch in Beziehung auf das Hohcpriestetthuin und den Sitz im Hobenrath oder, mit enteilt freutdest Wort, im Svnedrium San- hedrin). Was nun diesen, den idohenrath betrifft to führen die Talmudisten den Ursprung dieter einssußreiwen Behörde, die zu Jiritsalem ihren Stz hatte und zu deren Befugnisse-n die Rechtesachecu die eilten ganze» Stamm. oder einen salscbin Propheten oder den Hohen- prtestcr oder einen wilkkürltclten Krieg betrafen sowie die Angelegenheiten des jüdisclten Klrcbeittvesenex als die Be· »st»imcttung der sieutnottde und die siisttetziiltg gottesdiensts lieber· Einrichtungen gehörten, auf die Zeiten Grolls tu« srück (4. M. It, 25 u. 5. M. 17. 9 Annt.), ihre wirk- Mbk Cvkstchllng fällt aber wohl erst in die Zeiten der Has»monäer. åliäheres über die Zusammensetzung, die Zeit und den Ort der Sitzungen und den Gerichtsgang behalten wir uns zu Matth 2, 4 vor. Zufad Als eine dritte unter den religiösen Par- teien der Juden, die neben denen der Pharisäer und Sab- ducäer bestand, wird noch die der« Essiier oder Esfener von Jofephus und Philo genannt, in den Apolrhphen des alten und den biblifchen Bücher· des neuen Testaments aber ge- schieht ihrer keine Erwähnung. Sie lebten um die Zeit Christh etwa 400 an der Zahl, theils von den übrigen Juden abgesondert in eigenen Colonieii am todten Meer, theils in Stcidten und Dörfern mit Andern zusammen; vom Tempel wegen ihrer Verwerfung der Opfer ausge- schlossen, bildeten sie einen besonderen Orden mit fester Or- ganisation, und geschah die Aufnahme in denselben nur nach einem doppelten Noviziat Wer aufgenommen zu werden begehrte, lebte zuerst ein Jahr lang noch außerhalb des Or- dens nnd erhielt ein Beil als Sinnbild der Arbeit, einen Schutz als Hindeutung auf die Waschuttgem welche die Essener mit einen: Schurz umgürtet vorzunehmen pflegten, und ein weißes Kleid als Ordenstracht; hatte er nun in dieser Zeit die erforderlichen Beweise von Enthaltfamkeit ge- geben, so trat er dem Orden näher durch Theilnahme an den Waschungem aber erst nach nochncaligem Verlauf eines Jahres erfolgte die Aufnahme mittelst« eines Eides, in welchem der Eintretende feierlich sich verpflichten, Gott zu ehren, Gerechtigkeit zu üben, niemand vorsätzlich zu sehnt-en, den Ober-en zu gehorchen und nichtg von den Geheimnissen des Ordens zu verrathen, aber nun auch für immer dem Schwören entfagtr. Die Ordensglieder selbst theilten sich nach der Zeit ihres Eintritts in 4 Klassen, die aufs Sie-engste von einander wie Kasten gefchieden waren, sonst aber lebten sie in völliger Gütergemeinschafh kauften und verlauften nicht unter einander, sondern einer theilte dem andern mit, was dieser bedurfte, wenn er’s hatte; der Gesammtkasse standen Aufseher vor, und auch Nichtessener wurden durch Liebesgaben unterstützt Enthaltsanikeit und Arbeitsamkeit characterisiren ihre Lebensweise; aller Luxus war verbannt. Vergnügen galt als etwas Böses, der größere Theil verwarf die Ehe, ebenso waren alle auf den Krieg bezüglichen Ge- werke und alle auf Erwerbung von ilteichthuln gerichteten Beschäftigungen verbannt, man trieb nur Ackerbau und friedliche Künste, begann den Tag mit Gebet und redete vor Sonnenaufgang nichts Weltliches, arbeitete bis zur fünften Stunde (ll Uhr), vollzog hierauf heilige Waschungen in kal- tem Wasser, und es folgte nun eine einfache, mit religiösen Gebrauchen durchzogene Mahlzeit. arbeitete dann wieder bis zur Abenddiimmerung und schloß mit einer zweiten ähnlichen Mahlzeit den Tag; den Sabbath hielt man streng und faudte Weih -Gefchenke zum Tempel nach Jerusalem, verwarf aber, tvie schon erwähnt. die blutigen Opfer. Woher die Essäer ihren Nanten haben, läßt sich nicht mehr ermitteln; am meisten Wahrfcheinlichkeit hat noch diejenige Erklärung für sich, die auf das aiamstifche asam sheilens zuriickgehh so daß der Name soviel wäre als »die Heilenden«, wie denn auch die egnptischett Therapeuten ntancherlei Verwandtschaft mit den oalcistineitsischen Esskiern zeigen. Auch uber die Zeit der Etttftehung dieser Sekte laßt sich nichts Gewisses sagen; ver- inuthlich haben sie sich, gleichwie die Pharisäer, aus den Chusicljm durch ein, noch iiber den Pvatisiiismus hinaus gewnveg Streben nach Reinheit und Strenge total» 2, 29 ff) clltwlckell 5. Aristobulus l: v 105—l04 v. Chr Bei seinem Tor-e hatte Hyrkan 5 Söhne hinterlassen, von denen zwei wir sit-on be: den Kämpfen gegen die Samaritaner lNlc 4, b) dem Namen nach kennen gelernt haben. Der Vater selber versprach sich nichts Gutes« von ihnen; daher er im Testamente seine Ge- mahlin zur eigentlichen Regentim den ältesten Sohn Aristobulits aber blos zum Nachfolger im Hohe« Die theologischen Schulen. Aristobulus I. und Alexander I., Hyrkans Söhne und Nachfolger. 69 priesterthum eingesetzt hatte. Bald zeigte es sich. wie in den Adern dieser Enkel des Simon nicht mehr das Blut der hochherzigen Freiheitskämpfer für den Glauben der Väter, sondern eher das , der durch alle Greuel der Schande und des Verbrechcns berüchiigten Despoten rollte; denn— Artstobulus ließ die Mutter nebst dreien von seinen Brüdern einsperrem ließ jene, wie man sagt, verhungern, den Antlgonus aber, welchen er zuerst zum Mitregenten angenommen hatte, hernachmals umbrin- gen. Dies geschah nach einem Feldzuge gegen die Im- -räer und Trachonitem die am Fuße der füdlichen Aus- läufer des Antilibanon gegen Osten wohnten; diese Ver- größerung des Reiches nach der eben bezeichneten Rich- tung hin ist die einzige Unternehmung während seiner kurzen Regierung, er kehrte krank aus dem Feldzuge heim und starb auf der Burg Paris, indem, wie es scheint, Gewissensqualen mit äußeren Swrecknissen ver- bunden sein friihzeitiges Ende herbeiführten. Sonst ist von ihm noch zu bemerken, daß wegen feiner großen Hinneigung zu griechischem und sremdländifchem Wesen er den Beinamen eines Griechenfreundes erhielt, und daß, während Vater und Großvater nur den be- scheideneren Titel eines Ethnarchen sVolksfürsienx Kuh. 14, 473 15, l f.) geführt, er den eines Königs annahm. Ja heilsgeschichtlicher Hinsicht ist dies ein Uebergriss in die Gerechtsame des Jgauses Davids, dessen mit der babhlonlschen Gefan enschaft gefallenes König- thum dereinst in dem Mef as wieder aufleben sollte, und wenn dessen Reich auch nicht ein Reich von dieser Welt sein sollte, so durfte inzwischen jede Fürstenwürde in Jsrael doch nur die Gestalt einer Jnterimsregie- rung annehmen, wenn man nicht geradezu die messianische Verheißung verleugnen und erfticken wollte; daher auch in politischer Hinsicht der Königstitel bei den Juden keinen Bestand hatte, vielmehr büßten gleich die Has- monäer in Hyrkan II. (Nr. J) ihn wieder ein, und von den Herodianern hat auch niemand weiter als Herodes der Große (Nr. II) ihn ordnungsmäßig geführt. Zufah Der Titel Et"hnarch, welcher uns auch in g. Cor. ll, 32 begegnet, bezeichnet überhaupt einen, an des Fürsten Stelle über einen Volksstamm oder eine Provinz regierendeu Beamten, also, wenn dieser mit fürstlicher Würde bekleidet erscheint, einen Vasallenfitrstem der zu einem an- dern Flirsten in Abhängigkeitsverhästniß steht. Aehnlich ver- hält es sich mit dem Titel Tetrarch (Vierfürst: Luk. s, l; Maul» la, l), der von der Eintheilung Thessaliens in 4 Landbezirke sich herschreiby hernach überhaupt einein Für- sten über den kleineren Theil eines Landes gegeben wurde, mochten nun dieser Landestheile mehr oder weniger als vier sein, und im römischen Sprachgebrauch einen unter römischer Overhoheit mit beschränkter Souveränität über ein kleineres Land herrschenden Vafallenfürsten bezeichnet. Doch steht, wo es auf genauere Charaeterisirung nicht ankommt, allerdings auch für ,,Volks- oder Vierfürst« bisweilen das Wort ,,König« (Matth. g, 22; u, 9). s. Alexander l. (Jannäus): v. I04——77 v. Chr. . Des Aristobulus Wittwe Alerandra (s. Nr. 7), eigentlich Salome heißend, wählte nach dem Tode ihres Gatten unter ihren drei noch immer gefangen gehaltenen Schwägern denjenigen ans, der beim Vater gerade am wenigsten beliebt gewesen war, und bot ihm Freiheit und Krone mit ihrer Hand an; die andern beiden Ge- fangcnen dagegen wurden das Opfer dieses Bündnisses Alexander nun, wie er mit griechischem Namen sich nannte, während er mit seinem hebräischen Namen Johanan oder Johannes hieß, der dann in das Wort Jannäus umgewandelt wurde, hat in seiner 27jährigen Regierung, von einer tollen Kriegsluft beseelt, die ihn trotz aller schweren Niederlagem welche er sich zuzog, doch niemals ruhen und rasten ließ, zwar die Grenzen des jiidifchen Staates einigermaßen erweitert, aber auch den Riß, der durch das jiidifche Staatsleben hindurch« ging, immer größer gecnachtz anfangs zwischen der fad- ducäischen und pharisäischen Richtung eine vermittelnde einnehmend, entzweiete er zuletzt mit den Pharisäern sich dermaßen, daß die politische Gährung aufs Höchste stieg. Ein ritueller Streitpunkt zwischen beider. Parteien war bisher· schon die alte Sitte gewesen, am Laubhtlts tenfest aus einer stlbernen Schale eine Wasserlibation darzubringen (3. Mos· As, 43 Anm.): die Sadducäer vermißten hierfür einen zureichenden Grund im Gesek, und Alexander scheuete sich nicht, als er einst am Lau - hiittenfeft als Hohepriester fungirte, das Wasserz anstatt aus den Altar, an den Boden zu schürten. Alsbald sing das Volk an zu schreien und mit den Citronen, die sie zur Verherrlichung des Festes bei der Hand hatten, nacb dem ketzerischen König zu werfen; dieser aber rief schnell seiue ausländischen Sölduer herbei, es entstand ein Kampf, in welchem der Altar eine seiner Spitzen verlor, das Heiligthum mit Blut befleckt und 6000 Juden ge· tödtet wurden. Seitdem bestand ein tödtlicher Haß zwischen dem König und dem von den Pharisäern ge« leiteten Volke; ja nach einem unglücklichen Kriege, den Alexander gegen den König von Arabien, d. i. von »dem ganzen Wüstenlande in der Umgebung von Pein, ge- führt und darin nichts als das nackte Leben gerettet hatte, kam es zwischen dem Volke und den Söldnern des Königs 6 Jahre hindurch zu einer Reihe von Mehr« lesen, die 50,000 Juden das Leben kofteten, aber auch Alexanders Macht zu Grunde richteten· Nun rief die pharisäische Partei denKönig Demetrius Euchärus von Damaskus zu Hilfe; doch Alexander, obwohl bei Sichem bereits so völlig geschlagen, daß er flüchtigzim Gebirge umherirrte, wußte neuen Anhang zu gewinnen und überwältigte bald die von Demetrius im Stich ge· lassenen Pharisäer. Nachdem er auch die letzte Festung derselben, das feiner Lage nach nicht näher bekannte Bethome erstürmt hatte, ließ er, während er mit seinen Buhlerinnen zu Tische liegend dem Schauspiele zusah, 800 Gefangeue kreuzigen, zuvor aber ihre Weiber und Kinder vor ihren Augen niedermetzeltn Jetzt hatte er freilich Ruhe vor feinen Gegnern; doch fühlte er selbst, daß sein Haus auf die dem Volke entfremdetem freigeii sterifch gesinnten Saddueäer auf die Dauer sich nicht würde stiltzen können. Als er daher im letzten Jahre seiner Herrschaft auf einem Feldzuge nach dem Qstsor- danlande erkrankte, rieth er seiner Gemahlin, die er zur Herrscherin für den Fall seines Todes einlegte, mit der pharisäifchen Partei sich auszusöhnen. Sie solle, sagte er ihr, sein Ableben dem Heere solange verheimlichem bis die Festung, welche eben belagert wurde jRagaba mit Namen, vermuthlich etwas nördlich von Mahanaim gelegen), genommen sei, dann fchnell seinen Tod bekannt machen und die siegreichen Truppen im Triumphe nach Jerusalem zurückführem hier die Häupter der Pharisäer versammeln, ihnen seinen Leichnam zeigen und nun freistellen, ob sie ihn wollten unbegraben himverfen oder ehrenvoll bestaitenz sie selber aber, so solle sie weiter er- klären, werde fortan nur nach pharifäischen Grundsäkzen die Staaisangelegenheiten leiten. Alerandra befo gte diesen Rath nach dem bald darauf eingetretenen Tode ihres Gatten aufs Pünktlichftez die Pharisäer aber, froh, daß sie aufs Neue zur Herrschaft gelangen sollten, hielten eine öffentliche Lobrede auf Alexander, der Judäcks Macht so vergrößert habe, daß es nun wieder vom Berge Thabor im Norden bis an den Bach Egyptens im Süden. und vom Mittelmeer im Westen bis gen Gilead im Osten reiche, und veranstalteten ihm ein prächtiges Leichenbegängniß « — 70 Schlußbemerkungen zum I. Maccabäerbuche Es war ganz in ihrem Sinn, daß 7. Alexaiidrin v. 77-—68 v. Chr. die fürsiliche Würde fich selber vorbehielt, die hohepriei sterliche aber auf ihren ältesten Sohn Hyrkanus liber- trug, von dem als einem trägen und gesinnungslofeii Mann am wenigsten ein Eingriff in die Staatsangeles genheiten zu befürchten stand. Daß eine Königin an er Spige der Regierung stehen follte, war nun zwar seit den eiten der Athalja (2. Kön. II, 1 fs.) etwas unerhörtes bei den Juden; indessen ließ man sich’s um so eher gefallen, als damals gerade in dem benachbarten Egypten derselbe Fall sich immer vom Neuen wieder- holte. Alerandra rief denn alsbald die des Landes ver- wiesenen Pharisäer zurück, beförderte nur solche, die dieser Partei angehörten, zu Ehrenstellem dagegen wur- den die Häupter der Sadducäer aus Jerusalem ver- wiesen; um jedoch, wenn man der letzteren wieder be- - dürfen follte, sie sogleich bei der Hand zu haben, wur- den ihnen ehrenvolle Militairposten anvertraut. Gesetz und Recht nahmen jetzt wieder einen geordneten Ver- lauf, pharisäische Gebräuche wurden neu eingerichtet, auch die allgemeine Tempelfteuer, welche in den vielsäh- rigen Unruhen nicht hatte beigetrieben werden können, zur regelmäßigen Ordnung ausgestaltet; dazu kam, daß das Land reicher Erntcn sich erfreute, und noch der Talmud rühmt die großen Getreidekörney die zur Zeit der Alexandra auf den Feldern Judäa’s gesammelt wurden. Sie verstand es wohl, schieibt Josephus. mit den Geschäften im Großen umzugehen, sammelte immer mehr Truppen, bis sie das Heer verdoppelt und nicht wenige ausländifche Miethfoldaten im Dienst hatte, wo· durch sie nicht blos ihre Macht im Jnnern verstärkte sondern auch fremden Fürsten furchtbar wurde; so herrschte sie über Andere, während sie selber von den Pharisäern beherrfcht wurde. Zufatz So sehr indessen die Juden unter der Regie- rung dieser Frau, die sie wegen ihrer pharisiiischen Gesinnung sogar die «heilige« Königin genannt haben, äußerlich sich wohl fühlten, so fühlten doch die frommen Seelen im Volke, wie doch das Königthutn der Hasmontier nur ein menschliches Machwerk und von dem des verheißenen Messias aus Davids Reich noch weit entfernt sei, daher die Sehnsucht derselben schon jeht gar sehr der Zukunft sich zuwenden. llnd so rei- chen denn auch die Beiden, welche uns bei der Darstellung Christi im Tempel begegnen, der greife Simeon und die sitjtihrige Prophetin Hanna (Luk. 2, 25 ff.), mit ihrer Jugend in die Zeit des Alexander Janncius und seiner Nach- folgerin, der Alerandrsi zuriick. 8. Ariftobulus I1.: v. 68——s3 v. Chr. Alexaudra hatte, als sie nach neunjähriger Regierung, und nun selber 73 Jahr alt, in eine schwere Krankheit fiel, die Krone ihrem vorhin schon genannten älteren Sohne Hyrkauus zugedacht, und die Pharisäer begün- siigten natürlich das Vorhaben; inzwischen aber ver- fchaffte sich der jüngere Sohn Aristobulus großen Anhang unter den Sadducäern und gelangte in den Besitz mehrerer Feftungen Nach der Mutter Tode nun kam es zwischen beiden Brüdern zur Schlacht bei Jericho, in welcher viele von Hhrkaifs Leuten zu Aristobulus übergingen, so daß dieser den Sieg erlangte; der Bru- der mußte sich entschließen, ihm die Königskrone sammt der Hohepriefterwürde abzutreten, und zog sich in’s Privatleben zurück. Er würde feinem ganzen Character nach sich auch gern mit feinem Loos begnügt haben; indessen trat ein Mann in’s Mittel, den wir etwas näher in’s Auge fassen müssen. Zum Statthalter von Jdumäa hatte einst Alexander Jannäus einen reichen und an esehenen Jdumäer, der aber durch Annahme der Beizchneidung zum Judenthum übergetreten war, mit Namen Antipas erhoben; dessen Sohn, der ehr- geizige Antipater nun, der in Hyrkans Vertrauen sich einzuschleichen gewußt» hatte, brachte diesen durch Ver« mittelung der Pharisaer fast mit Gewalt zur Flucht nach Petra, der Residenz des Königs Aretas von Zkikjkikikieskksikikiahdteisi Fkkksptzifmgikskhkiåwsiäix »Es? U ( Bewegung, und der allgemeine Haß, den Aristobulus sich bereits zugezogen, erleichterte ihm den Angriff auf Jerusalem; erst vor dem Tempelberge fand er längeren Xkzgxsgxsssrge gxgsssiixisgsgssszerzss , err ca ru e n Legat des Pompejus, von Damaskus, bis wohin «er iu den damals von den Römern gegen Syrien gesiihrten Kriegen vorgedrungen war, auf des Ariftobulus Hilferuf herbeieilte und den Arabern den Abzug befahl. Dei« Streit der beiden Brüder begann aber aufs Neue, als Pompejus nun selber nach Damaskus kam und die Huldigung der benachbarten Fürsten entgegeunahnr Arisiobulus ließ dem machtigen Romer eine goldene Weinrebe im Werthe von If« Millioncn Thlr. tiberreicheu, um ihn für feine Sache zu gewinnen; doch für Hhrlan iåigte dher bereddte ålttånd Antipatepfx Jud isvellil desseii wä e zu er o e eines römichen Va a enkönigs besser zu passen schien, als der thatkräftige Character feines Bruders, neigte wirklich Pompejus sich auf die Seite Hyrkan’s. Sobald Aristobulus das gewahr wurde, eilte er nach Jerusalem und rüstete sich zur Ge- genwehr; da er aber wohl einsah, daß er gegen die tiiörnersich nicht zu halten vermöge, versuchte er per- sonlich im römischen Lager Unterhandlungen anzuknüpfem wurde jedoch mit zweien seiner Söhne und 2 Töchterngei gnlgen genomomenf sinds es sålzgts nuzi gink dreimonatlåchä eagerung zeru a em . a ren ie er ganzen ei wurde keine der gottesdienstlichen Verrichtungen von den Priestern ausgefetzh selbst da nicht, als der Feind schon den Tempelberg ersiürmte und ein· furchtbaresGemetzel imchTgmspesgporhof» cänrächäete — eiuetKagblisttiggeitöhdke an e ompeju r aunen erreg e. ie er er r e nichts von dem Schmuck nnd den Weihgefchenken des Tempels, dagegen ließ er sich nicht zurückhalten, das Heiäige åiznd Allerheiligsie zu betreten, wo er zu seiner gro en erwunderung «kein Bild Gottes, sondern ein leeres Heiligthum« antraf; die römischen Schriftfteller können seine Mäßigung nicht genug preisen (0ic. pro Flacco), auf Seiten der Juden aber bildete sich die Meinung, daß dies der letzte Sieg in verlangen Reihe der Großthaten des Pompejus gewesen«· sei eine Strafe Gottes wegen der Verletzung seines Heiligthums Der Stadt wurde ein jährlicher Tribut auferlegt, Hhrkati zum Inhaber der geisilichen und weltliehen Herrfchaft ei·ngesetzt, ohne jedoch den Titel eines Konigs fuhren zu durfen, und das Gebiet Judaas auf denjenigen Um- fang, den es vor den Zeiten der maecabäischen Fürsten Zeiss-siegs- a r ,g«soeu, aenirie Freiheit verloren und sind Unterthanen der Römer ge- worden; der Grund ist jedoch tiefer zu suchen und darf Zxzietsixtilt Wort vertrauten Leser nicht erst nach« Zusatz I. Nach Josephus (..Antt.»XIV.·, 4, s) ge- schah die Croberung durch Pompejus »m- dritten Monat lder »Belagerung), an dem Hauptfasttage (d. i. am großen Versohnungstage Z. Pius. le, 29 ff., dem to. Tisri), wah- rend der 179. Olhinpiade, unter den Consuln C. Antonius und M. Tullius Cicero«- also im J. s:- v. Chr. Nun giebt dersxelbe Sclirjhftftelxrt(Fntl;j,chXIV.,d IF, itzvweiter an, ddaß zu er ntimi en )ei nämi im ri en onat, an em Hauptfasttage des Jahres oder am 10·Tisri) 27 Jahr später Herodes der Große Jerusalem eingdnommen habe (vgl. Nr. 10)· Alexa ndra, Alexanders I. Wittwe, Regentin Söhne u. Nachfolger: Aristobulus II. u. Hyrkan II. 71 Es ist wichtig, hierfür· die richtigesJahreszahl zu finden, weil wiedernm 34 Jahr später Herodes d. Er. starb und dessen Todesjahr bei der Bestimmung des Geburtsjahres Christi in Betracht kommt. Nach gewöhnlicher Rechnungsweise nun wäre das in Frage stehende Jahr (63——27 -.=36) das J. 36 v. Chr; es ist aber hier auf die jüdische Rechnungsweise (1. Kön. 12, 24 Anm.) zurückzugehem darnach die Zeit vom 10. Tisri 63 bis 1. Nisan 62 = 1 Jahr ist, ebenso die Zeit vom I. Nifan bis to. Tisri 37 = i Jahr, und da nun die dazwischen liegende Zeit 25 Jahr beträgt, so müssen wir jene Eroberung durch Herodes vielmehr auf’s J. 37 v. Chr. ansehen. Es war das, wie wir zu Kap. 6, 54 angegeben haben, ein Sabbathjahr, und stimmt alsosssdie Berechnung mit der Angabe des Josephus (Ani;t. XIV ·, Its, 23 XV., I, 2). daß um des Sabbathjahres willen sowohl während der Belagerung als nach der Eroberung große Noth in Je- rusalem herrschte. Was dann weiter Herodis Tod betrifft, so- ift dieser erfolgt, nachdem kurz vorher eine Mondfinsterniß sich ereignet hatte blos. Antiz XVI, ei, 4), auf seinen Tod aber folgte erst noch eine siebentägige Leichenfeier und dann trat sogleich das Passa ein; dies führt uns in Anfang April des J. 4 v. Chr , in welchem Jahre nachweislich in der Nacht vom 12. auf den is. März eine für Jerusalem sichtbare Mondfinsterniß sich ereignete (Anfang 1 U. 480 Ende 4 U. I2«). Hiernach zählt die Dionysische Aera, nach welcher wir Christen seit mehr als einem Jahrtausend rechnen (sie kam im J. 525 n. Chr. zuerst auf, erlangte aber erst nach und nach allgemeine VerbreitungL mindestens 4 Jahr zu wenig (Nr. 9, e. Zus.) Zusatz 2. Bevor Pompejus in die jüdischen Staats- angelegenheiten eingriff, hatte er"s im vorangehenden J. 64 v. Chr. mit dem syrischen Reiche zu thun, dem er durch Einverleibung in das römische Reich ein Ende tnachte. Es hat weiter kein Interesse, die letzten Könige in Shrien der Reihe nach auszuführen, nachdem Judäa selbstständig gewor- den war und nichts mehr mit diesem Lande zu thun hatte; wohl aber kommt die Reihenfolge und Amtszeit der römischen Statthalter sLutherc Landpflegey von Speien, die von da an das Land verwaltet haben, wegen der Zeitbestimmung in Lnk 2, 2 fiir die biblifche Geschichte näher in Betracht. Sie ist um die Zeit der Geburt Jesu folgende: I) Sentius Saturninns . . . . v. 9 v. Chr. 2) Quintilius Varus . . . . . . - 6 - Z) Cajus Cäsar (Adoptivsohn des Kaisers Augustus) . . . - 1 - s) Volufius Saturninus . . . . - 4 n. Chr. S) Sulpirius Quirinus. . - 6 - s) Cretieus Silanus . . . . . . - 11 - 7) CnejusPiso . . . . . . 17 - Wenn es nun bei Lukas in der angeführten Stelle heißt: Diese Schasung war die allererste (von denen, die im jüdischen Lande gehalten worden sind), so giebt es aller- dings noch eine zweite, nämlich die, von der in Apostg. s, 37 die Rede ist; wenn es dann aber weiter heißt: und ge- schah zu der Zeit, da Cyrenius Landpfleger in Syrien war, so würde diese Bestimmung wohl zu jener andern Scheidung, welche den Judas aus Galiläa um das J. 6 n. Chr. zu einem Aufstande veranlaßte, passen, aber zu unsrer ersten, in deren Zeit die Geburt Christi fällt, paßt » sie nicht, denn Chrenius, d. i. Sulpicius Ouirinus, war erst to Jahr später, wie obige Tabelle zeigt, Statthalter von Styx-ten. Da hat nun ein Gelehrter der jetzigen Zeit nach- zuweisen versucht, daß, weil Cajus Cäsar, den wir oben unter Nr. 3 aufgeführt haben, nicht sowohl Statthalter von Syrien, als außerordentliche: Gesandter des Kaisers war. mit der höchsten Vollmacht zur Ordnung der asiatischen Angelegen- heiten versehen, zu seiner Leitung und Verathung ihm ein Mann, der zugleich als Statthalter von Shrien fungirte, beigegeben worden sei; das waren nach einander zuerst Sulpicius Quirinus (v. 4-—1 v. Chr.), dann Markus Lol- lius so. s v. Chr. — 2 n. Chr.), und hierauf C. Mar- cius Censorinus (v. 2 —- 4 n. Chr.). Somit gäbe es eine erste und eine zweite Statthalterschaft des Cyrenius oder Quirinus, und hätten wir bei der Geburt Christi an die erste zu denken: noch unter der Statthalterschaft des Sen- tius Saturninus und seines Nachfolgers Quintilius Varus (desselben Römers, der hernach die schwere Niederlage im Teutoburger Walde a. 9 n. Chr. erlitt) hätten die Vorbe- reitungen zur Ausführung des kaiserlichen Gebots begonnen und den Joseph und die Maria zur Reise nach Bethlehem veranlaßt, aber erst unter der des Nachfolgers der beiden Vorgenannten wären sie zu Ende gediehen, und Lukas hätte nun die ganze Schatzung nach demjenigen Statthalter be- zeichnet, der durch die nachherige zweite Schatzung einen be- sonderen Namen im Orient erlangt hatte. So die Meinung jenes Gelehrten, der die Worte des Evangelisten (s. nachher), in- dem er sie über-fest: »diese Schatzung war die erste, wäh- rend Quirinius Statthalter von Syrien war-«, dahin versteht: Diese Schwung, bei der Christus geboren ward, ist die erste von den beiden, die Quirinus gehalten hat, gewesen. Indessen erscheint uns doch eine solche Auffassung der Worte des Grundtertes spcsey r) oiaroyporcpiiz arger-is» syst-ers) spiegel)- sisiiowog das; Zug-lot; lind-Mino) nur dann zulässig, wenn es sich um eine einzige, zusammenhängende Statthalterschaft des Cyrenius handelte; lagen aber einmal zwei Statthalter- schaften dieses Namens zu v e rschiedenen Zeiten vor, so konnte der Evangelist sich nicht so ausdrücken, wenn er das sagen wollte, was man hier in seinen Worten gesagt findet. Wir ziehen darum eine andere Auslegung vor, die wir an der bete. Stelle mittheilen werden; hier aber sei noch eine Aeußerung aus dem in Rede stehenden Werke (Zumpt: Das Geburtsjahr Christi) mitgetheilt, die wir uns gern an- eignen: »Die Frage nach dem Geburtsjahr Christi hat für die Wahrheit der christlichen Lehre keine unmittelbare Ve- deutung; mag dasselbe früher oder später angesetzt werden, es ergiebt sich daraus nichts weder für noch gegen die gött- liche Sendung Christi. Indessen, es hat einerseits ein mensch- liches Interesse, die Lebensumstände des Stifters unserer Re- ligion auf das Genaueste zu erkunden, andererseits würde die Wissenschaft der Geschichte ihre Aufgabe verkennen, wenn sie nicht demjenigen, der auf die Entwickelung der Menschheit den größten Einfluß geübt hat, eine besondere Aufmerksam- keit und alle ihr zu Gebote stehenden Hilfsmittel zuwenden wollte, Ein mittelbares Jnteresse an der Frage über das Geburtsjahr Christi haben dann die Untersuchungen der neueren Gelehrten geschaffen. Man glaubte die Unmöglichkeit zu erkennen, die Angaben der Evangelieu mit den sonst glaubhaft überlieferten Thatsachen der alten Geschichte zu vereinen: daraus zog man den Schluß, die ersteren seien ungeschichtlich, und bauete auf diesen Schluß weitere Folge- rungen. So hat diese, urspriinglich auf einen einzelnen Punkt beschränkte Frage eine, für die Glaubwürdigkeit der ganzen Eoangelien bedeutende und fast entscheidende Wichtig- keit erhalten» 9. Hyrkanus II.: v. 63—40 o. Chr. Ehe wir in unserer Darstellung der Ereignisse in Judäa weiter gehen, setzen wir zunächst, um dem Leser das Verständniß zu erleichtern, die oben bei Kap. 8, 16 mit dem J. 134 v. Chr. abgebrochene Geschichte der Römer fort. a. Jn Folge der ungeheuern Erwerbungen von Ländern und Schätzem welche die Römer in ihren Kriegen gemacht, hatte die römische Republik je länger je mehr in gesellschaftlicher Beziehung zu einer Bürgerschaft sich umgestaltet, welche den grellen Gegensatz, üppigen Reichs thums auf der einen, und feiler Armuth auf der andern Seite bei gänzlichem Mangel eines betriebsamen Mittel- standes uns zeigt —- ein Ziel, dem die bürgerliche Ge- sellschaft auch zu dieser unsrer Zeit mit Riesenschritten 72 Schlußbemerkungen zum 1«. Maccabäerbuchr. entgegengehh was wir nach den Weissagungen der heil. Schrift auch als ein Zeichen dafür ansehen müssen, daß, wie ein ausgezeichneter, nun bereits heimgegangener Gottesgelehrter schreibt, die Glieder des Antichrisis sich mächtig dehnen im Mutterleibe der Menschheit, um bald vollendet an’s Licht zu treten; wir haben solcher Zeichen noch manche andere im Verlaufe unserer Bibelerklärung anzumerken Gelegenheit genommen. Jn politischer Hinsicht nun behielt die römische Republik äußerlich noch länger die Form der Demokratie oder Herrschaft des Volkes, innerlich aber ging ste zuerst in eine Oligarchie oder Herrschaft weniger Machthaber, hernach in eine Timokratie oder Herrschaft der machihabenden Reichen über, bis zuletzt das nicht zu lösende Mißverhältniß zwischen einer herrschenden Stadigcmeinde und einem beherrschten Welttheil, der durch große stehende Heere in Gehorsam gehalten werden mußte, die Umwandlung des« ganzen Staatencomplexes in eine Monarchie oder Jherrschaft eines Einzigen herbeiführte. Um sich zu be- reichern und durch Reichthum sich in Rom eine einfluß- reiche Stellung zu verschaffen, diente der bevorzugten Klasse des Geburiss sowohl, als des Amtss und Geld- adels die Verwaltung einer Provinz zu einem Haupt- mittel; wenige nur erhielten sich in diesen Aemtern von Unrecht frei, die meisten mißbrauchten ihre Statthaltereien zu Gelderpressungen aller Art, und konnten dies um so leichter, da die Civils und Militairgewalt in ihren Hän- den vereinigt war. Dieses Erpressungsübel wurde noch durch die verkehrte Art vermehrt, wie die Siaatseinkünste erhoben wurden. Auch die Römer, wie früher die Perser, legten in den unterworfenen Ländern Einfuhv und Aus- suhrzölle aus; wie aber die Athener und andere griechische Staaten, um das Beamtenpersonal zu ersparen, ihre Staatsgefälle in Pacht gaben, bald an einzelne Personen, bald an größere Gesellschasten, wenn das Vermögen eines Einzelnen für den Umfang der Pacht nicht ausreichte, . so hatten es auch die Römer im Brauch, daß die Abgaben nicht unmittelbar vom Staat erhoben, sondern gegen eine runde Summe an den Meistbietendem in der Regel auf ein Lnstruni Cseitraum von 5Jahren), verpachtet wurden. Dieser Staatspachtungen bemächtigte sich der durch Reichthuin einflußreiche Ritierstandz sie stellten ihrerseits wieder Unterbeamte in den Grenzstädien nnd Häfen der Provinzen an, wozu sie bald ihre Freigelassenen und Sclaven, bald Eingeborene benutztew Lastete nun schon die Habsucht der Staatspächteiz besonders wenn sie von Statthalterm wie Verres (von 73—70 v. Chr. in Siciliety und Piso (s. oben Nr. 8, Zus- 2), unter- stützt wurden, schwer auf den Provinzem sc suchten auch ihrerseits die Unterzöllner bei dem Geschäft sich zu be- rcichern und waren, abgesehen von dem Gehässigen ihres Geschäftes an sich, das Hemmuug des Verkehrs und mancherlei Plackereien im Gefolge hatte und wobei sie sich ein rücksichtsloses Durchwühlen der Waaren und Oessnen der Briese erlaubten, wegen mancherlei Unge- rechtigkeiten und Beträgen-neu, die sie sich zu Schulden kommen ließen (allzuhohe Berechnung der Abgabcn, falsihe Eintragung in die Zollregister, Vestechungen u. dgl.), nicht mit Unrecht im ganzen römischen Reiche übel angesehen, so daß der durch seine Jdyllen nnd poetischen Dialoge berühmte svraeusanische Dichter Theo- krit (um 214 v. Chr) aus die Frage: welches sind die reißendsten unter »den wilden Thieren? die Antwort giebt: in den Bergen die Bären und Löwen, in den Städten die Zöllner und Anfpassen Zuf a s. Bei den Juden finden sich schon während der eghptifchqitoleinäifchen Periode Beispiele von Ver- pachtung der Steuern an den Meistbietendenz s yrische Ab- gaben sind dann in Kap. to, ge; «, as; is, 39 ver- zeichnet, und Pachtung der landesherrlichen Renten in ein- zelnen Distrikten war auch jetzt nicht ungewöhnlich Mann, 28; 13, 15). Den Römern wurde Judäa zuerst durch Pompejus tributpslichtig, doch scheint das Land damals noch nicht jährliche Steuern nach Rom entrichtet zu haben, son- dern unterlag den willkürlichen Erprefsungen dort stativnirter oder durchziehender Fcldherrew Die ordentlichen Abgaben erhoben die einheimischen Fürsten, und hatten vielleicht diese jährlich einen Tribut nach Rom zu zahlen; ihre Einkünfte flossen theils aus Domainem theils aus Grund- und Er- werbsteuerm theils aus Zöllem und unter den Hirodiern bestand auch eine sehr drückende Stadtaccism Als aber erst einzelne Theile, dann ganz Judäa unmittelbar römifch ge- worden wann, mußten die Juden die Grund- und Kopfsteuer entrichten, auf welche die Frage in Matth 22 , .17 sich be- zieht, und die Zölle , welche an den Handelsstraßen (befon- ders von Damaskus nach Ptolemaiy und in den Seehäfem auch aus dem Vertrieb des Balsams und der Vaumwolle, bedeutend waren, wurden wie anderwärts verpachtet. Damit bekam denn Palästina das Zöllnerwes en in feiner ganzen, oben beschriebenen Gestalt; die Juden aber, mehr noch als ein anderes Volk das römische Joch mit Widerwillen tragend und jede Berührung mit andern Völkern verabfchauend, er- klärten jeden Jsraelitem der sich zu einer solchen Einnehmew stelle hergebe, nicht nur für untüchtig zu gerichtlichem Zeug- ntß und für ausgeschieden aus der kirchlichen Gemeinschaft, sondern auch die ganze Familie, aus welchem ein Glied Zöllner wurde, galt fiir beschimpfn Aus der Kasse eines Zöllners soll man kein Almosen nehmen, kein Geld bei ihm auswechselm in verschiedenen Stellen des neuen Testaments werden dergleichen Leute mit Sündern, Hurern und Heiden, im Talmud auch mit Straßenräubern und Niördern zufam- menstellt. Daß in dem, an eine: Haupthandelsstraße gele- genen und an Balsam und Palmen reichen Jericho wegen der starken Ausfuhr und des Transithandels der Stadt ein ,,Oberster der Zöllner« (Luk. I9, 2) angestellt war, haben wir zu Jos. s, 1 bemerkt; es ist aber darunter nicht ein römischer Staatspächter, sondern ein jiidischer Haupteontro- leur zu verstehen, der das von den Unterbeamten bei ihm Eingegangene an den römischen Generalpiichter abzuliefern hatte. b. Wie aus die, im Vorigen dargelegte Weise die römischen Großen immer geldreicher wurden, so häufte sich auch in ihren Händen fast aller Landbeßtz in Italien, indem sie nicht nur die Staatsländereien, deren Inhaber sie waren, als ihr Eigenthum betrachieten und behandel- tcm lOUWU auch die daranstoßenden kleineren Privat- güter freier Bürger durch Kauf, Wuchey List, manchmal auch durch Gewalt an sich zu bringen wußten, so daß die ausgedehnten Landgüter mancher dieser Adelssamilien unsern Herrschaften oder Fürstenthümern glichen. Davon niachten sie einen Theil zu Parkanlagem den andern ließen sie durch Sclaven bewirthschastem deren sie eine große Menge hielten; der größte Theil der Bürger aber war sowohl ohne Landeigetithunn als auch ohne Arbeit, deshalb der Käuslichkeit um so zugänglicher und gleichsam auf Gcschenke und Bestechungen angewiesen. Um nun wieder einen sittlich geordneten, durch Antheil an Güter- besitz den verderblichen Vestechungen weniger zugänglichen Bürgerstand herzustellem schien eine neue, gleichmäßigere Vertheilung des jetzt nur in wenigen Händen befindlichen Landbesitzes nothwendig, und die grachischen Reform« versuche in den Jahren 134—121 v. Chr. hatten eine solche sich zum Ziel gesteckt; mit der Bekämpfung des itngehetteru Widerstandes aber, den der Eigennutz und die Habsucht ihnen entgegensetztem entwickelten sich revo- lutionäre Kräfte, und es folgte eine Reihe von Erschüts terungen, die nur mit dem Untergang der republikanischen Staatsform enden konnten. Jn den inneren Kämpfen der jetzigen Periode nun unterscheiden sich die für Stan- desinteressen streitenden Parteiungen von den früheren Geschichte Roms im letzten Jahrhundert vor Chrißi »Geburt. » z 73 wesentlich dadurch, daß sie von jetzt ab blos durch ein- zelne hervorragende Machtmenfeheth an welche sich die getheilte Masse der Reichen und Armen hing, repräsen- tirt und so die Kräfte des Staats nur zum Vortheil einiger Weniger ausgebeutet wurden. Der erste Bür- gerkrieg brach im J. 88 v. Chr. bei Gelegenheit des ersten, wider Mithridates, König von Pontus in Klein- allen, zu führcnden Krieges aus, als Snlla (wird auch Shlla geschrieben) vom Senat den Oberbefehl in diesem Kriege erhielt, der bereits 70 Jahr alte Marias aber, das Haupt der Volkspartei, begierig nach den Lorbeeren und dem Gewinn eines solchen Kampfes, denselben für sich in Anspruch»nahm, und endete erst nach 10 Jahren, wenn wir bis auf Sulla’s Tod hinausgehen, der a. 78 v. Chr. an der Phtiriasts (Läusesucht) erfolgte. Mit dem nächstfolgenden Jahre tritt Cnejus Pompejus, Gemahl einer Stieftochter des Sulla und von diesem wegen seines ausgezeichneten Feldherrntalents mit dem Beinamen »der Große« geehrt, durch den von ihm gegen den Marianer Sertorius in Spanien geführten Krieg in den Vordergrund der Geschichte; er brachte dann auch den Sclavenkrie unter Spartacus in Italien, nachdem Licinius Crassus diesen Anführer bereits geschlagen, vollends zu Ende, siegte im J. 67 über die Seeräuber auf dem mittelländischen Meere, und wurde demnächst, nachdem die Widersacher mit ihren Ränken dem Lueullus (demfelben, dessen schwelgerische Sitten, obwohl er sonst ein mild und rnenschenfreundlich gesinnter Mann war, den Ausdruck »luculltscher Luxus« zum Sprüchwort ge« macht haben) die Fortführung seines Werkes in Afien abgenommen hatten, mit der Beendigung des Krieges gegen Mithridates von Pontus und Tigranes von Ar- mcnien betraut. Jm Verlaufe dieses Feldzuges, wo es abermals sich zeigte, wie er es verstand, eine Ernte ein- zudringen, die Andere vor ihm gezeitigt, und wie sehr die Lust ihn beherrschie, Städte und Könige vor sich, als Roms Stellvertreter, im Staube zu sehen, machte er a. 64 v. Chr. der Seleucidenherrschaft in Syrien ein Ende und kam im folgenden Jahre, wie oben bereits erzählt, auch nach Judäaz darauf wurden die Angelegen- heiten in Pontus geregelt, in Rom aber sah man der Rückkehr des Mannes, von dem es hieß, daß er die römische Macht auf eine bis dahin unerhörte Höhe ge- bracht, einerseits mit Furcht, andrerseits mit Hoffnung entgegen. Unter den 324 vornehmen Gefangenen, die bei dem, gegen Ende des J. 61 v. Chr. von ihm ge- haltenen Triumphzuge seinem Wagen voraus lagen, be- fand stch auch Aristobulus mit 2 Söhnen und Töchtern. » c. Von nun aber fand Pompejus bei seinem Streben nach der höchsten Gewalt im Staate einen gefährlichen Nebenbuhler an Julius Cäsar, einem ans reichem, alipatricischem Gefchlecht entsprosscnem um’s J. 100 v. Chr. geborenen, mit ungemeinen Gaben ausgeftatteten Manne von hohem Wuchs und mit schwarzen, lebhaften Augen, in dessen auflösendein und wiederum schaffendem Genie sich der Inbegriff der das alte Römerthum zer- seszenden und umgestaltenden Kräfte darstellen sollte. Vermöge seines Scharfblicks erkannte dieser Mann wohl, daß sich die römische Republik überlebt habe, und er erfaßte den Plan, eine Partei durch die andere zu stür- zen, um dann selbst über beiden zu dem Ziel, das sein Ehrgeiz ihm gesteckt hatte, emporzusteigen; und so trat er im J. 60 v. Chr. mit Pompejus und Crassus in einen geheimen politischen Bund —- das erste Triu m- virat oder der erste Dreimännerbund genannt — zu- sammen, bei dem die Verabredung zu Grunde lag, sich insgeheim gegenseitig auf alle nur mö liche Weise zu unterstützen, öffentlich aber, wenn es ein müßte, um die Gegner zu täuschen, in scheinbaren Gegensatz zu einander zu treten« Es war das »ein Bund der Klug- heit mit dem Ruhm und dem Reichthum, durch welchen der Eine stetgen, der Andere sich behaupten, der Dritte gewinnen wollte-C Wir übergehen die Entwickelungs- geschichte dieses Bandes, der schließlich damit endete, daß, nachdem Crassus a. 53 im Feldzug gegen die Parther gefallen war, Cäsar und Pompejus mit einander in Conslikt geriethen, und die Folge davon war ein zrv eiter Bürgerkrieg (von 49-—-46 v. Chr.). Bei Cäsars Einrücken aus Gallien, das er eine Reihe von Jahren als Statthalter verwaltet hatte, in Italien, das er nur mit einer Lcgion betrat, entfloh Pompejus aus Rom, überließ nachher Jtalien selbst seinem Gegner, um von Griechenland aus den ganzen Orient wider denselben in Bewegung zu setzenz unterdessen sicherte sich Cäsar den Besitz Jtaliens, eilte iiber die Pyrenäen nach Spanien, wo er die Legionen des Pompejus schlug, rückte dann im Verein mit seinem Verwandten Antonius, von dem nachher weiter die Rede sein wird, in Thessalien ein, wo es zu der verhängnißvollen Schlacht bei Pharsalus (48 v. Chr.) kam. Pompejus verlor die Sehlacht gänz« lich und setzte nach längerem rathlosem Umherirren nach Eghpten über, fand aber dort seinen Tod durch Meuchels mord; unterdessen war Cäsar über den Hellespont nach Kleinasien geeilt, um dieses Land dem Gegner zu ver- sperren, dann von Rhodus aus mit einem kleinen Heer unter Segel gegangen, und erschien nun 3 Tage nach des Pompejus Tode vor dem Hafen von Alexandrim Hier brachte man ihm das Haupt des Ermordeten an Bord, um sich dem Sieger damit zu empfehlen; dieser jedoch wendete mit Abfcheu von solchem Anblick sich weg und betrachtete dagegen mit Thräuen der Wehmuth den Sicgelring seines unglücklichen Gegners, der ebensalls nicht der Zweite im Staate hatte sein wollen und durch einen solchen Tod ihn an sein Strebeziel, der Erste zu sein, hatte bringen rntissen Jn Eghpten ordnete Cäsar den obschwebenden Thronstreit zwischen Ptolemäus Dio- nysius und seiner Schwester Kleopatra zu Gunsten der letzteren und ihres jüngeren Bruders, und lebte mit ihr in einem Umgange, dessen Frucht die Geburt eines Kindes (Cäsarion) war. Während dessen waren in Kleinasien, in Afrika und in Rom Bewegungen vorge angen, die den Fortgang der Sache Cäsars in Frage, ellen konn- ten; er begab stch zuerst über Shrien nach Kleinasiem nahm in Antiochien die Huldigungen vieler Gesandten aus der Umgegend an und beschenkte den Antipatey der ihm von Judäa aus Hilfe nach Eghpten zugeführt hatte, mit dem römischen Bürgerrechh indem er zugleich den Hhrkaiius in seiner priesterlichen und fürstlichen Würde bestätigte, doch so, daß Antipater als Procurator ihm zur Seite stehen sollte (47 v. Chr.). Nach gliicklicher Beilegung der gefährlichen Bewegungen im Orient begab sich dann Cäsar nach Rom, stellte auch hier die durch Antonius und Dolabella gestörte Ruhe wieder her, be· siegte hierauf die Pompejaner in Asrila und weiter in Spanien, womit dieser Biirgerkrieg der 170,000 Menscher: das Leben gekostet, fein Ende erreichte Bei seiner Rück« kehr nach Rom begrüßte man den im Triumph einziehen· den Cäsar als Imperator oder Oberbefehlshaber der ganzen Kriegsmachh welchen Titel er auf Lebenszeit führen und auf seine Nachkommen sollte vererben dürfen, machte ihn zum Consul auf 10 Jahre und zum Diktas tor auf Lebenszeit, und übergab ihm die freie, rechen- schaftslose Verfügung über den Staatsschatz. Er hat denn auch vermöge der ihm, wenngleich niehtdem Namen, doch der That nach zustehenden Alleingewalt in kurzer Zeit Einrichtungen geschaffen, die auf Verbefserung der Gesetze, der Rechtspflege und der inneren Verwaltung, sowie auf Hebung des Handels und des Ackerbaues, auf Herstellung der Ordnung und Sitte, auf Pflege der Künste und Wissenschaften abzwecktenz da er aber mit 74 . Schlußbemerkungen zum I. Maccabäerbuche dem Wesen der Alleingewalt sich nicht begnügte, sondern auch nach dem Namen und den äußeren Zeichen derselben strebte, ohne jedoch sieh offen und fest gleich selbst zum König zu erklären, womit wohl mit einem Male das Schreckbild des Königthums sich verloren hätte, so behielt das Schattenbild der Republik noch einen Schein des Lebens, und es fanden sich junge, theils ehrgeiziszge, theils schwärmerische Gemüther, die dessen Vertheidigung zu unternehmen wagten. Es kam eine Versehwörung zu Stande, in Folge deren Cäsar am 15. März des J. 44 ,v. Chr. durch Meuchelmord fiel. d. Nach Cäsar’s Tode ergriff Antonius, dessen wir schon oben gedachtem das Ruder; in seinem Testament aber hatte Cäsar den Sohn seiner Schwestertochter Attia, der nach seinem Vater Cajus Octavius hieß (geb. 63 v. Chr.), zu seinem Adoptivsohn und Erben erklärt, und dieser, sich in Folge der Adoption statt Octavius Octavian nennend und nach dem Adoptivvater die Vornamen Cajus Julius Cäsar sich beilegend, kam bald aus Apollonia in Jllhrien, wo er dazumal als Reiter- oberst sich aushielt, nach Rom, um seine Rechte geltend zu machen. Jm weiteren Verlauf der Begebenheiten kam es zuerst zum Kampfe zwischen beiden bei Elltiitina im diesseitigen Gallien (43 v. Chr.), indemselben Jahre jedoch zu einer Vereinigung zwischen ihnen und dem Lepidus, die man das zweite Triumviratnennt und die eine noch gräßlichere Schreckenszeih als jene in den Tagen des Marias und Sulla, für Rom herbei- führte; die drei nahmen hierauf eine neue Ländervertheis lung unter sich vor, wobei der schlaffe Lepidus freilich kaum in Rechnung kam, kämpften in» dem dritten Bürgerkriege vom J. 42 gegen die Republikaner Brutus und Cassius, deren Heere sie in d»er Schlacht bei Philippi in Macedonien vernichteteir. Wahrend aber darnach Octavianus in Jtalien durch die Umtriebe der Fulvia, der Gattin des Antonius, einen äußerst schwierigen Stand hatte, stöhnte der letztere zuerst in Asien seinen Lüsten und lag dann in Eghpten ganz in den Netzen der Kleopatra, bis es zwischen ihm und seiner Frau» zu einem heftigen Austritt in Athen kam, der sur Fulvias ohnedies von den wildesten Leidenschaften zerwiihltes Gemüth von so nachtheiligen Folgen war, daß sie nicht lange. hernach in Sicyon starb. Schon ietzt (um 40 V, shk.) ließ es sich zu einem offenen Ausbruch der Feindseligkeiten zwischen Antonius und Octavianus an, es erfolgte jedoch, weil beide Theile llrsache hatten, fur jetzt noch den Krieg zu vermeiden, eine Aussohnung in Brundusium, einer berühmten Hafenstadt an der Südod- seite von Italien; der Friede ward besiegelt durch die Bermählung des Antonius mit Octaviairs jüngerer Schwester Octaoia, der schönsten und unstreitig tugend- haftesten Römerin ihrer Zeit, und beide Triumvirn zogen in Rom ein, wo sie über ein Jahulang in· äußerlich gutem Vernehmen lebten. Dies ist die Zeit, m welcher auch Herodes, wie wir hernach sehen werden, nach Rom kam nnd vom Senate die Bestallung zum Könige von Judäa empfing (.l0seph.Antt. XIV, 14,5). Nach einiger Zeit begab sich Octavian zur Unterdrückung von Auf- ständen nach Gallien, Antonius aber zur Bekämpfung der Parther wieder nach dem Osten; indessen überließ letzterer seine Aufgabe einem Unterfeldherrn, ging seinen Lüsten nach zuerst in Griechenland, dann in Laodicea, wohin er sich die Kleopatra hatte kommen lassen, und reizte die Gemiither durch das Unwesen, das er später in Egypten trieb, als sei Rom’s Macht und Größe nur für seine Buhlerin vorhanden, zum heftigsten Unwillen gegen sich. So kam es, nachdem Lepidus schon a. 36 v. Chr. von Oetaoian verdrängt worden war, vier Jahre darnach zwischen den beiden andern Gliedern des ehe- maligen Triumvirats zum vierten Bürgerkriege, f dessen Ausgang die für Octavian siegreiche Seeschlacht bei Aetium (auf der rechten Seite des zwischen Epirus und Griechenland gelegenen ambracischen Meerbusens) im J. 31 entschied; Antonius, bei Kleopatra in Alexan- drien seine Zuflucht suchend, nahm sich das Leben, Octa- vian aber fand in Egvptem das er zur römischen Pro- vinz machte und unter feine ganz besondere Aufsicht nahm, so unermeßliche Schätze vor, daß er alle von ihm geniachten Schulden bezahlen, seine Freunde belohnen, sämmtliche Bürger beschenken und bei allen den Antritt seiner Alleinherrschaft (im J. 30 v. Chr) unter dem Titel eines Jmperators sdieser Titel = Kaiser ist die griechische Form für Cäsar) zu einem freudigen Ereigniß machen konnte. Unter den Auszeichnungem die der Senat in der Folge ihm zuerkannte, gehört auch der Beiname Augustus, der ihn als ein über die Menschen erhabenes Wesen bezeichnen sollte; war Grausamkeit und unbarm- herzigkeih wodurch er ehedem seine Gegner auf dem Wege zu seiner Größe nieoertreten zu müssen geglaubt, dazumal mehr ein seinem Ehrgeiz von außen aufgedrungenes Mittel zum Zweck, als eine Folge eigener Lust am Bösen, so wandte er nach Erreichung des Ziels jenes Mittel nicht mehr an, sondern ließ an dessen Stelle Milde und Güte walten, wie er denn überhaupt nach dem Gelingen seiner Usurpation weniger seinen Ehrgeiz als das Wohl des Volkes vor Augen hatte. Das römischeReich, das unter seiner Herrschaft im Westen das atlantische Meer, im Osten den Euphrat, icn Norden— die gallische Nord- küste und die germanische Donau, im Süden den Atlas und Nilfall zur Grenze hatte, enthielt 25 Provin en; von diesen standen Spanien mit Portugal, Galsiein Rhätien, Vindelicien, Noricum, Pannoniem Macedoniem Achaja, Eghpten, Phöniziem Shrien und Cilicien als noch nicht völlig beruhigte oder auch von unruhtgen Nachbarn bedrohte Provinzen unter des Fürsten unmit- telbarer, von ihm als Jinperator zu bestellender Ver- waltung und hatten eine größere militärische Besatzung, die itbrigen, sog. senatorischen Prooinzen wurden von dem Fürsten, dem Senat und dem Volke gemeinsch aft- lich besetzt und von Proconsuln ohne Militairgewalt verwaltet, die durch das Laos immer nur auf Ein Jahr ewählt wurden. Alle diese Provinzeii erhielten jetzt in- sofern ein glücklicher-es Loos, als sie zur Zeit der Republit gehabt, weil nun für alle Verwaltungsbeamte bestimmte Gehalte festgesetzt und die Eintünfte unmittelbar abge- liefert wurden, die aus den cäsarischen Prooinzen an den Fiseus oder die fürstliche Kammer, die aus den senatos rischen Provinzeii an das Aerar oder den Staatsschatz. So einer geordneten und redlichen Verwaltung sich be- fleißigend, ließ Augustus es sich auch angelegen sein, die Ausgaben für alle Zweige des Staatsbedürfnisses in eine geregelte Uebersicht zu bringen und die Provinzialgefälle auf ein bestimmtes Quantum festzustellem Z u s a s. Jn das Bereich seiner desfallfigen Maßnahmen gehört ohne Zweifel auch die Schatzuug, von der in « Heut. 2, 1 f die Rede ist nnd die dort von einer späteren (Apostg. Z, 37) deutlich unterschieden wird. Es ist darunter eine allgemeine Vermefsung und Verzeichnnng des Reichs zu verstehen, deren Endzweck eine für das ganze Reich gleich- mäßig abgewogene Steueroerfassitng war. Wir haben sonst nur wenig genauere Nachrichten darüber, doch berichtet Dio Cassius, daß schon unter Julius Cäsar eine Vetmessung des ganzen römischen Neichs begonnen, und nachdem dieselbe 32 Jahre fortgesetzt war, unter Augustus vollendet worden sei; und Cassiodor sSecretair des Ostgothen-Königs Theodorich s— 577 n. Chr) sagt in einem Schreiben, das er im Namen seines Königs erließx ,,Zu Augustus Zeiten wurde der römische Erdkreis nach den Aeckern eingetheilt und in einer Schätzung beschrieben, damit niemandem sein Befitz unsicher bleibe, wel- chen er gemäß des von ihm zu zahlenden Maßes an Steuern Geschichte Roms unter Kaiser Augustus und seinen Nachfolgernspspwm 75 übernommen hatte« Zu dieser Schwung, bei der es sich zunächst nur um die Provinzen handelte, da die Rechtsver- hiiltnisse der römischen Bürger in dieser Hinsicht noch andere waren, mag allerdings, wie Lukas anzudeuten scheint, der Befehl um die Zeit der Geburt Jefu ausgegangen fein; denn Augustus stand damals in der vollen Blüthe feiner Herrschaft und fast das ganze Reich befand fich in tiefem Frieden, was gewiß die günstigste Zeit zu umfassenden Werken des Friedens und einer inneren festen Organisatirn war Hatte nun der tributpflichtige König Herodes fchon seine königliche Würde aus den Händen Roms empfangen, mußte er hernachmals in allen wichtigen Dingen an Augustus berichten und durfte ohne dessen Zustimmung weder Krieg anfangen noch Frieden schließen, war er selbst bei Schlichtung der Streitigkeiten in seiner Familie und hinsichtlich der Giltigkeit seiner letzten Willensbestimmungen ganz von dem Kaiser« abhängig, so wird es auch nicht befremden, daß, ungeachtet er dem Namen nach die Stellung eines römifchen Bundesgenossen einnahm, er dennoch die anbefohlene Srhatzung ur Ausführung zu bringen hatte, bei welcher sein Land in irklichkeit einer römischen Provinz gleich gestellt wurde, nur daß die Ausführung mit aller irgend möglichen Berücksichtigung der provinziellen und nationalen Eigenthümlichkeiten der Juden durch Herodes selber und feine Beamten geschah. Mit der späteren Schatzung unter Quirinus (im J. 6 n. Chr.) verhielt es sich anders: diese war nicht mehr eine bloße Katastrirting der Personen zur Feststellung der Wehr- und Steuerkraft des Landes. fon- dern eine eigentliche Vermögensschätzung, ward von dem syrifchen Statthalter im Zusammenhange mit der nunmehrigen Unterwerfung Judäcks unter die unmittelbare römische Herr- schaft vollzogen und geschah jedenfalls in andern, die jiidische Eigenthümlichkeit nicht mehr berücksichtigenden Formen, wes- halb sie auch einen Aufstand in Galiläa unter Leitung des Judas, aus Gamala in Gaulomitis gebürtig, zur Folge hatte, indem dieser den Leuten einredete, daß es den Juden als dem Volke Gottes überhaupt nicht erlaubt sei, den heidnischen Römern Abgaben zu zahlen. e. Besondere Brühe hat Augustus sich auch gegeben, der überhand nehmenden Ehelosigkeit bei den Römern zu steuern und den Sinn für häusliches Glück wieder zu erwecken; er hatte aber so wenig Erfolg, daß nicht einmal sein eigenes Haus von der Zuehilosigkeit jener Zeit verschont blieb. Seine angebliche erste Ehe mit Claudia, der Stieftochter des M. Antonius, ward eigentlich nie vollzogen, da er mit ihrer Mutter Fnlvia zerfiel Die nachherige Gemahlin Scribonia, von we eher er eine Tochter hatte, die berüchtigte Julia, verstieß er, um sich mit Livia, der Frau des Tiberius Claudius New, zu vermählen, die dieser ihm abtreten mußte; sie brachte ihm außer dem einen Sohn Tibe- rius in der Frucht, die sie noch unter dem Herzen trug, einen zweiten Stiefsohn Drusus zu, er selbst jedoch hatte mit ihr keine Kinder. Zu seinem åliachfolger hatte er den hosfnungsvollen Marcellus, seiner Schwester Octavia Sohn, bestimmt, den er mit der Julia ver- wählte; als derselbe im 20. Lebensjahr (viel1eicl)t am Gift der Livia im J. 23 v. Ehe) starb, machte er den hochverdieiiten Agrippa zu feinem Scbwiegersohru und in den Kindern dieser Ehe, Cajus und Lucins Cäsar lebten neue Hoffnungen in ihm auf, allein auch sie star- ben sammt ihrem Vater einer nach dem andern dahin, und nun stand den Absichten der herrschsüchtigen Livia nichts mehr im Wege. Der gebeugte, kinderlose, kränkelnde Greis ließ sieh bereden, den von ihm längst durchschauten schlci- spenden, tückischen Tiberius an Kindes Statt anzunehmen. Er vermählte ihn ebenfalls mit derJulia und nöthigte ihn, den Sohn seines verstorbenen Bruders Drusus, den bekannten Germaniens, zu adoptirenz die Julia aber aus Haß gegen den ihr aufgedrungenen Gatten überließ sich so sehr den Ausschweifungen, daß der Kaiser sie nach einer Insel-bei Campanien verweisen mußte. Durch einen von Augustus selbst veranlaßten Senatsbeschlnß wurde Tiberius zu Ende des Jahres 11 n. Chr. zum Mitregenten erhoben; zur Alleinherrschaft als Kaiser ge- langte er dann mit dem Tode des Augustus, welcher im August des J. 14 n. Chr. G. zu Nola erfolgte. Zus a s. Jn Luk- 3, l werden die Regierungsjahre des Kaisers Tiber-ins, wie viele Ausleger mit Berufung auf eine Stelle bei Josephus [Anit. XVIII, 6, to) annehmen, von seiner Ernennung jukn Mitregenten an gezählt, so daß also Johannis des Täufers Auftreten in das Jahr 26 n. Chr. fiele, was mit dem zu Kuh. u, 54 Bemerkten gut zusammenstimmd Dagegen beruht die üblich gewordene Zeit- rechnung des Dionysius hauptsächlich mit darauf, daß man in obiger Stelle »das 15. Jahr des Kaiserthums Tiberii« von dem Beginn seiner Alleinherrschaft datirte, und da nun Jesus nach Luk. s, 23 damals in das so. Jahr ging, also das 29. Lebensjahr eben, wie man annahm, zuriickgelegt hatte, so kam man auf den Schluß des J. 1 v. Chr. als die Zeit der Geburt unseres HErrn und Heilandes, wobei noch in Betracht kommt, daß man nicht sowohl die wirkliche Geburt zum Anfangspunkt der christlichen Zeitrechnung nehmen wollte, als seine inearnatio oder Fleifchweroung im Schooße der Jungfrau Maria. « » f. Von Kaiser Tiberius, der Mitte März des J. 37 n. Chr. starb und also über 221J, Jahr regiert hat, erwähnen wir nur, daß, abgesehen von dem, was uns über die Kindheit und Jugend Jesu erzählt wird, der Jnhalt der Evangelien und der ersten 5 Kapitel der Apostelgeschichte unter sein Kaiserthum fällt. Jhm folgte der im Soldatenlager ausgewachsene Sohn des im J. 19.n. Chr. um ebrachten Germaniens Cajus Cäsar- dessen Beiname Ealigula (Stiefelchen) gebräuchlicher geworden; im 8. Monat seiner Regierung (von 37——41 u. Chr.) befiel den ohnehin Schwächlichen eine Krank- heit, die sein Gehirn zerrüttet zu haben scheint, denn die Geschichte weiß nachher nichts als Tollheiten und Grau· samkeiten, die zuletzt seine Ermordung herbeiführten, zu erzählen. Jetzt kam sein Oheim, ein jüngerer Bruder feines Vaters, mit Namen Claudius an die Reihe (von 41—54 n. Chr.), den seine Nichte und nachherige Gemahlin Agrippina vergiftete und nun ihren Sohn aus erster Ehe, den Nero (von 54—68 n. Chr.), auf den Thron erhob. Jn die Zeit dieser letztgenannten 3 Kaiser (Caligula — New) fällt der weitere Inhalt der Apostel- geschieht« sowie der schließliehe Märtyrertod des Apostel Paulus. Mit Nero erlosch die Nachkommenschaft der Claudier; der von Gallien aus von den Soldaten aus den Thron gesetzte 72jährige Galba hielt sich nicht viel länger als 7 Monate (vom Juni 68 bis Jan. 69) und mußte dem O tho, oormaligen Statthalter von Portugal, weichen, doch dessen Herrschaft war noch kürzer (Jan. bis April 69), indem die Legionen am Rhein ihren Feldherrn Vitellius zum Kaiser erklärten und nach Italien führten. Er war der größte Fresser, den es je gegeben, und hat in den 8 Monaten seiner Herrschaft (April bis Dezbn 69) bei 49 Millionen Thln durchge- bracht. Da riefen die Legionen in Eghptem Shrien und Judäa den im Kriege gegen die ausständischen Juden siegreichen Titus Flavius Vespasianus zum Kaiser ans (von Ende 69 bis Juni 79), dem dann sein Sohn Titus (bis Sept.81), und diesem fein Bruder Domi- tianus (81s—96 n. Chr) folgte. Er ward von feiner « eigenen Gemahlin und dem Befehlshaber der Leibwache erwürgt und an seine Stelle der edle Greis Nerva (vom Sept.96 bis Jan. 98) gesetzt; der nahm den als Mensch und Feldherrn ausgezeichneten Trajan zum Sohn und Mitregenten an, und dieser regierte nach seinem Tode etwas über 19 Jahre (98——117 n. Chr.). Unter Domitian soll der Apostel Johannes nach Pat- 76 Schlußbemerkungen zum» l. Maecabäerbuche ;nossverwiesen, unter Trajan aber 100 Jahr alt gestor- en ein. Kehren wir jetzt znr Gefchichte Judäa’s zurück, so haben wir. ja unter c bereits gesehen, wie Cafus Julius Cäsar im J. 47 v. Chr. auf seinem Zuge durch Syrien nach Kleinasien das Regiment im jüdischen Lande bestellte. Der dem Hyrkan 11. als Leiter zur Seite gestellte Jou- mäer Antipater übte denn fortan die höchste Gewalt auch in Wirklichkeit aus, während der erstere sie nur dem Namen nach besaß, und ernannie von seinen 4 Söhnen den ältestern Phafaäl mit Namen, zu1n Befehlshaber von Jerusalem, den andern, erst 25 Jahr alten Herodes, dagegen zum Befehlshaber über Ga- liläa. Letzterer richtete hier seine ganze Thkitigteit aus Ausrottung der sog. Räuber, d. i. solcher Juden, die der neuen Ordnung der Dinge sich nicht fügen wollten, sondern auf eigene Hand hin den Krieg fortsetzten und in förmlichen Banden Räubereien und Bedriickungen aller Art begingein Dadurch erwarb er sich die Liebe der Einwohner, sowie die Freundschaft des Sextus Cäsar, eines Verwandten Cäsars des Großen, da- maligen Statthalters von Speien, erregte aber auch die Eifersucht des Hohenrathes in Jerusalem und der pharifäischen Parthei, so daß er als einer, der Juden ohne Urtel und Recht getödtet habe, vor Gericht geladen wurde. Herodes stellte sich, aber in hinlänglich starker Begleitung und mit fürsilicher Pracht ausgestattet; keiner der Beisitzer des Synedriums wagte es, öffentlich als sein Antläger aufzutreten, und Hyrkan war selbst ihm zur Flucht nach Damasius behilflich. Doch nun ge- langte er durch die Freundschaft des Sextus Cäsar zur Stelle eines Truppenbefehlshabees in Cöleshrien und Samarien, zog mit seinem Heere gen Jerusalem und konnte nur durch das Zureden seines Vaters und seines Bruders zum Abzuge bewo en werden. Als hierauf nach Cäsars Ermordung Cassius die Statthalterschaft von Shrien erlangt hatte und dieser auch nach Judäa kam, um 700 Talente Tribut zu erheben, lieferte Hero- des seinen Antheil aus Galiläa zuerst ab und gewann damit den Cassius gänzlich für sich; für weitere Dienst- leistungen ernannte ihn dieser später zum Landpfleger in Cölesyrien und eröffnete ihm sogar Ausstcht auf den Königsthron in Judäa. Jn dieser Zeit wurde sein Vater von einem gewissen Malchus durch Gift aus dem Wege geräumt; Hyrkanlis der im Stillen zu des letztes ren Anhängern zählte, konnte der Rache der beiden Söhne seines ehemaligen Freundes nur dadurch ent- gehen, daß er fden jüngeren derselben, den besonders thatkräftigen Herodes, mit der schönen Mariamne, seiner Enkelin, Verlobte. Aber ehe die Vermählung, in deren Jnieresse der Bräutigam feine erste Gemahlin Doris und den mit ihr erzeugten Sohn Antipater verstieß- zu Stande kam, ward dieser mit einer Gefahr bedroht, die leicht seinen völligen Sturz hätte herbei- führen können. Der eine von den beiden Söhnen Ari- stobuks II. nämlich, Antigonus, nachdem er längst aus der römifchen Gefangenschaft (s. Nr. 8 n. Nr. 9, b) entkommen war und schon früher seine Ansprüche auf die Fürstenwürde in Juda, jedoch ohne Erfolg, eltend ge- macht hatte, gewann jetzt die in Vorderasen immer weiter vordringenden Parther für sich, und ihrem Könige, bei dem er fiel) im Hauptquartier zu Damaskus befand, gelang es, den Hyrkanits sammt des Herodes Bruder Phafaäl in feine Gewalt zu bekommen; nur mit Mühe war Herodes selber nach der an der Wefiseite des todten Meeres gelegenen Festung Masada entkommen, wo er seine Braut unter dem Schutz einer 800 Mann starken Besatzung znrückließ, um nach Rom zu eilen und dort bei Antonius und Octavianus (s. unter d) Hilfe zu suchen. Dem in die Hände der Parther gerathenen Hhrknn ließ Antigonus die Ohren abschneidem damit die hohepriefterliche Würde an! iinmer sür ihn verloren sei (3. Mel. 21 , 16 ss.), Phasaäl dagegen brachte sich selbst um’s Leben; und so ward nun er, der eben genannte 10. Antigonus: 40——37 v. Chr» von dem Hohenrath und einem großen Theil der Bür- gerschaft begünstigt, zum König ansgeruseru erhielt sich auch längere Zeit in der fürstlichen und hohepriefterlichen Würde, obgleich der römische Feldherr Venttdius die Parther über den Euphrat zurückdrängte und Hetodes noch in demselben Jahre mit einer, durch Antonius und Octavianus beim römischen Senat ihm ausgewirkten Beftallung zum König von Judäa aus Rom zurück- kehrte. Diesem kostete es viel Mühe und Anstrengung, "ehe er sich in wirklichen Besitz der Königsherrschast seyen konnte. Zuerst mußte er mit einem Heere, das er schnell gesammelt hatte, der Hafenstadt Joppe sich bemächtigen; daraus rückte er vor Masada, um die Seinen von des Antigonus Truppem durch die sie hart bedrängt wur- den, zu befreien; die dann erfolgende Belagerung Jeru- salem's mußte er aber wieder ausgeben, weil der An- führer derjenigen Truppem welche die Römer im Lande zuriickgelassen hatten, es mit Antigonus hielt, und sich mit der Einnahme von Jericho begnügen. Gegen Ende des J. 39 wandte er sich nach Galiläm vernichtete hier die Anhänger feines Gegners und schloß nunmehr dem Antonius sich an, dem er während des J. 38 bei Eroberung der Stadt Samosata am rechten Ufer des unteren Euphrat (s. Karte IV.) besonders auch durch seine persönliche Tapferkeit wirksame Hilfe leistete. Nach feiner Rückkehr hatte er es vom Neuen mit den An· hängern des Antigonus in Galiläa zu thun; er schlug sie in Gemeinschaft mit Sosius, den Antonius zum Statthalter von Svrien ernannt hatte, so gänzlich, daß er schon jetzt auf Jerusalem losgegangen wäre, wenn nicht der heftig eintretende Winter ihn daran gehindert hätte. Als er dann mit Beginn des J. 37 vor die Mauern von Jerusalem rückte, um die Stadt zu bela- gern, reiste er während der Vorbereitungen dazu nach Samaria und feierte dort die Vermählung mit seiner Verlobten Mariamne; die Belagerung selbst währen, von der Zeit ihrer Wiederaufnahme an gerechnet, drei Monate, bis Jerusalem an demselben Tage (dem10.Tisri oder großen Versöhnungstagy von ihm erobert wurde, an welchem die Stadt und der Tempel 27 oder genauer 26 Jahre zuvor von Pompejus war eingenommen wor- den (s. Nr. Z, Jus. 1). Erbittert über die lange Be« lagerung richteten die römifchen Soldaten ein furchts bares Blutbad an; der schon an efangenen Plünderung aber that Herodes damit Einha i, daß er ans feiner eigenen Kasse Belohnungen unter dem Heere vertheilen ließ. Antigonus wurde gefangen zu Antonius nach Antiochien abgeflihrh der ihn erst zu seinem beabsichtigten» Triumphznge in Rom auffparen wollte, doch hernach auf Herodes Betrieb mit dem Beile abthun ließ —- der erste Fall, daß ein römischer Besehlshaber egen einen König in dieser entehrenden Weise verfuhr. toch befand sich Hyrkanus in parthischer Kriegsgefangenschaftz zwar wurde er jetzt daraus befreit, und Herodes behandelte ihn bis zu seiner Hinrichtung im J. 30 (s. Nr. U) mit Achtung, zur hohepriesterlichen Würde aber gelangte er nie wieder, sondern dazu wurde ein aus hohepriester- lichem Geschlecht stammender Jude Hananeeh der in Babylonien sich aushielt nnd eigens von dort herbeige- holt ward, erhoben. Von nun an beginnt die Zstjährige Königsherrschaft des Herodes, gegen deren Ende der ver- heißenc Mefsias Jsraels geboren ist (Matth. 2, I; Luk. Z, I ff.); denn nun war das Scevter von Juda ent- wendet und damit die von der Weissagnng (1. Mos 49, A n t i g o n u s wird enthauptet und der Jdumäer H e r o d e s besteigt den jiidifchen Königsthron. 77 10 Anm. Z) angegebene Zeit erfiillt (vgl. auch Anin. 2 zu 5. Mos 17, l5). It. Herodes der Große: 37—4 v. Chr. Er besaß große Vorzüge des Geistes und des Kör- pers, die aus ihin einen Segen für seine Unterthanen hätten niachen können, hätte nicht die maßloseste, über alles sich hinwegsetzende iind aller sittlichen Grundlage ent- behrende Selbstfucht den Segen vielmehr in Fluch ver- wandelt. Aus diesem Egoismus erklärt sich alles Große, aber auch aller Grenel feines Lebens: aus ihm ging jene Thatkrast hervor in Verfolgung seiner Zwecke, jene Klugheit, niit der er seiii Ziel zu erreichen wußte, jenes vekschwckldetische Aiohlthuii an feinen Freunden, aber auch jenes Ntißtrauen und jene unmenschliche Grausam- keit, mit der er selbst die verfolgte, die feinem Herzen am nächsten waren. Und wie in ihm die Selbstsucht in aller Nacktheit und Widerwärti keit hervortritt, so zeigt sie sich fast in noch höherem rade in feinen Umge- bun»gen, und wird dadurch wieder für ihn selbst die härteste Strafe. (Arnold.) Wir theilen das, was wir aus feiner Geschichte zu erwähnen haben, um hernach, bei der Erklärung des neuen Testaments leichter darauf verweifen zu können, in verschiedene Abschnitte ein. a. Noch war bei seiner Thronbesteigiing ein männ- licher Sproß der Maccabäersamilie in Ariftobulus, dem Bruder der Mariamne, vorhanden. An diesen 17jährigen Jüngling knüpften sich die Hoffnungen der Volkspartei; und Hcrodes, von allerlei Ränken seiner Schwiegermutter Alerandra, die ihrem Sohne die Herr- schaft zu vecfchafsen suchte, umsponnen, sah sich genö- thigt, ihn zum Hohepriester an Hananeels Stelle zu ernennen, wußte aber noch in demselben J. (35 o. Ehr) dutch List de« schönen und bei dem ganzen Volke so beliebten Schwager um’s Leben zu bringen. Er lud ihn nämlich zu einem Fest in Irrtum, wo er einen prachti vollen Palast hatte bauen lassen, und ließ ihn beim Baden in den Teichen der dortigen Gartenaiilagen durch feine Hofleute heimtückisch ertränkem Wegen dieser Uebelthat sollte er bei Antonius, der damals bei der Kleopatra in Eavpten weilte, sich rechtfertigen; als er zu dieiem abreista übergab er die Regierung seinem Oheiin, dem zweiten Gatten seiner Schwester Salomc, Jofcphus, mit dem Befehl, seine Schwiegermutter Alexandra und fcine Gemahlin Marianinc unter strengen Gewahrsani zu halten und beide, falls ihm ein Unfall zusticßa zu tödten; Jofephus aber verrieth den geheimen Auftrag den beiden Frauen, und als nun Herodes un- versehrt zurücktehrtin faßte er gegen Mariamna die selbst Eh« Vktkkvkssitlschaft um jenen Befehl bei isielegcnheit zärtlicher Aenßerungcn gegen sie ihm entdeckte, den Ver- dacht, als stände sie zu Jefephus in einein verbotenen Verhältnis. In seiner Eifersucht ließ er dies-en hinrichten nnd die Alexandra streng bewachen; ob er nun glech der Ntariaiiine erklärte, ihr verziehen zu haben, so war doch die Ehe auf beiden Seiten vergiiter. Zum Hohe- vriester ward nach Aristobiils Tode abermals Hananael eingesetzt. b. Die Schlacht bei Aciium (im J. 3l v. Chr) entschied zwischen deii beiden Alebenbuhlern Antonius uiid Octavianus zu Gunsten des letzteren und wandte diesem, wie wir gesehen haben, im folgenden Jahr die Alleiiiherrsctiaft im römischen Reiche zu, so daß er nun- mehr den Kaisertitel untcr dem Namen Augustus (L"uk. 2, l) annahm. Da Herodes bisher zu den Freunden des Antonius gezählt, so veranlaßte Alexandra ihren greifen Vater Hyrkaiius, zu dem König Aretas von Arabien zu fliehen und von da aus« weitere Verfuche u machen, um die Gunst. des Augustus sich zu ver- schaffem der Ansihlag wurde aber vereitelt und Hyrkanus aus Herodis Befehl noch in demselben Jahre hingerichtet. Dagegen eilte nun Herodes, den neuen Kaiser sichges neigt zu machen, stellte auf der Jnsel Rhodus sich ihm vor, machie hernach noch einmal ihm seine Aufwartung in E« unten, und erhielt denn hier die Bestätigung seiner "öiiigswücde; ja Augustus, von dem scheinbar so offenen und biederen Wesen des Herodes, der sich un- verhohlen für einen bisherigen Freund und Helfer seines Wohlthäters bekannte, dieselbe Freundschaft und Treue aber nunmehr, nachdem jener sich selbst aufgegeben habe, dem Sieger zuwenden zu wollen erklärte, ganz für den- selben eingenommen, vergrößerte sein Gebiet um ein Bedeutendes und schenkte ihm die aus 400 Galliern bestehende Leibwache der Kleopatra, die sich uach des Antonius Tode ebenfalls umgebracht hatte. Während feiner Abwesenheit hatte er dies Mal die Mariamne und Alexandra unter die Obhut des Jturäers Soömus gestellt und diesem einen gleichen Auftrag- wie früher dem Josephus, ertheilt. Auch Soämus entdeckte sein Geheimniß den Frauen, und Herodes kam abermals hinter die Verräthereh als bei seiner Rückkehr ihm Miß- trauen und Kälte auf Seiten seiner Gemahlin be- gegnete. Natürlich mußte Soömus mit dem Leben büßen; doch auch die Mariamne ließ Herodes , durch feines Schwester Salome und feine noch lebende Mutter wider sie aufgestachelh von einem ganz von seinem Willen abhängigen Richtercollegium zum Tode verur- theilen. Sie starb (im J. 29 v. Chr) mit dem Hel- denmuthe einer Maccabäcrinz kaum aber war sie hin- gerichtet, als Herodes wegen ihres Verlustes in einen wilden Schmerz der Verzweifelung aus-reach, sich eine Zeit lang einschloß und dann wieder auf der Jagd sich Zerstreiiung zu verschaffen suchte. Als nun vollends eine Pest viele Menfchen hinwegraffte, sahen das Volk und er selbst eine Strafe Gottes darin; er zog sich nach Samaria in die tiefste Einsamkeit zurück und fiel dort in schwere Krankheit. Jeszt glaubte Alerandra die Zeit gekommen, sich der Herrschaft bemächtigen zu können, und versuchte die Besatzung der Stadt auf ihre Seite zu bringen; der kranke König indessen erholte sich wie-s der, und Atexaiidia siel ebenfalls seiner Rache zum Opfer. Von dem maccabäischen Hause waren jetzt nur noch zwei Sprößlinge übrig in den beiden Söhnen der Niariarnnn Aristobulus und Alexander, die der Vater später zu ihrer weiteren Ausbildung nach Rom that in dao Haus des Asinius Pollio; ivir kommen in dem Abschnitte e wieder auf sie zu sprechen. c. Während so in Herodis Familie eine Greuelthat der andern folgte und er sich immer mehr zum Gegen- stand des Abscheus machte, suchte er seine Herrschaft durch völligz Hingabe an seinen Gönner in Rom zu befestigen, erbitterte aber nur desto arger fein eigenes Volk durch Einführung römischer Bildung und Sitte im Lande. In Jerusalem wurden Gyinnasiem ein Theater und ein Auiphitheatcr zu Gladiatorenipielen gebaut, und dazu Schauspiel» und Tänzck aus Noin verschrieben; ja selbst am Tempel hing er Siegeszeichen mit Bildern zum Andenken an die Thatcn des Kaisers Au ustiis auf. Es führten diese Unternehmungen, die den uden nur ein Greuel sein konnten, eine Verschwörnng wider sein Leben herbei, an welcher sogar ein Blinder Theil nahm, nur um seinen Patriotisniiis zu beweisen, da er zur Ausführung des Borhabens selber natürlich nichts bei- tragen konnte; das Complott wurde verrathen und Hcrodes lief; die 10 Verfchworenen unter allerlei Ntartern hinrichten; doch das Volk rächte sich an dem Verräther, indem es ihn in Stücke zerriß. Jetzt suchte der, seines Lebens nicht mehr sichere König durch eine Menge Festungen sich zu schützen, die er überall entweder neu anlegte oder besser Qusbauta So maihte 78 i Schlußbemerkungen zum 1. Maccabäerbuche er Samaria, das seit der Zerstörung durch Hhrkanus I. (Nr· 4) zwar wieder aufgebaut, aber noch ohne Mauern Weste? zuTeinerlstarken Feste, erbauteS daselbst einen heid- ni en empe und nannte die tadt zu Ehren des Kaisecgsh Auguftusz siesbnste (jetzt sebustiyeh = Augusim die i· abene. wichen Ptolemais und Joppe, ziem- lich gleich weit von beiden Orten entfernt, lag am mit- telländischen Meer ein ursprünglich den Phöniziern ge- höriger Hafenorh mit Namen Stratonsburg; in 12 Jahren baute Herodes den Ort von weißen Steinen u einer prächttgen Stadt um, versah diese mit einem cheren Hafen und naniite sie, als er ihre Vollendung im ZZOJcBhrsisZiiIer Rehgierunsgllmit Kampfspieletähdie alte « »Ja r wieder olen o ten, feierte, zu ren des Kugiserschcaesareaömit dem Beinamen Patzästiniy zum nter ied von äsaisea Pliiljppi am nße des großen Hermonx Auch sonst errichtete Herodes in seinen Bauten, gleichwie dem Kaiser Augustus, so den Gliedern seiner Familie Ehrendenkmälerx nach ihm selbst aber benannte er die prächiigen Bauten auf dem Frankenberge Ost-Odium: I. Sam. 9, 5 Anm.). Indem er bei alle diesen Bauten, zu welchen auch die ZFZFZ ««Ei«III?essitkiwähskå,"då«ski" J«""i7««Z’«FZT , g e, e ungen m gegen etwaige Aufstände zu verschaffen und die Gunst seines xsmigltslenbSchigmgerrlk ztu jichzm ähat erdzuglclilctip einer ra ie e un au u ein en ge un wo e über die innere Pein, die ihn quälte, sieh hinweghelfem denn die Welt seiner Wünsche hatte er gewonnen, aber das Wohl seiner Seele verloren. Zur Bestreitung sol- chen enormen Aufwandes mußte er nun freilich das Land mit drückenden Abgaben belasten; doch zeigte er sich auch wieder bei allgemeinen Landesnöthen für das WzhlKdeziizftVolkss läesorgtfigidt half denoslgoghstckåilden na r en a · m die e ei (etwa im z. v. r.) sgloß er cigie nlsnefElhe siynit der Tochlterß des sJzriesters imon, ie e ena s ariamne ie und i m den Herodes Philippus, den nachmaligen Gatten der Herodias (Matth. 14, 3), gebar; dem Schwiegervater machte er zum Hohepriester an Stelle eines gewissen Sein, Sohn des Fabi, der dem unter a angeführten Hanannel gefolgt war. Zusatz. Auf Simon folgte später Matthias, Sohn des Theophilus, der in den Aufruhr des Gesetzeslehrers dieses Namens (s. unter e) sich mit verwickelte und um die Zeit der Geburt Christi abgefeht wurde; an seine Stelle trat Joazar, Sohn des oben genannten Simon. Hatte schon Herodes das Bestreben, die hohepriesterliche Würde durch öfteren Wechsel »khrer»Jnhaber herabzudrückem so thaten» her- nach, als Judaa romischnProvinz geworden, die syrischen Statthalter dasselbe; es amtirte von 7—i 4 n. Chr. H ann as, Sohn eines gewissen Seth, ihm folgte auf kurze Zeit Js- mael, Phabis Sohn, dann Eleaser, Sohn des Hannas, dann nach einem Jahr Simon, Sohn des Komithus, und wieder nach einem Jahr Joseph Kaiphas, des Hannas Schwiegersohrh der von 25—37 n. Chr. das Amt bekleidete, worauf später noch 5 Söhne des Hannas die Würde inne hatten. Weiter haben wir noch zu bemerken, daß Herodes außer der oben genannten Mariamne, Tochter des Simon, noch eine Reihe anderer Gemahlinnen hatte« von denen für die biblische Geschichte besonders die Samaritanerin Mal- thaee und dieJernfalemerin Kleopatra in Beti·achtkommen. d. Aus Prachtliebe und Baulust einerseits, andrer- seits aber auch, um das durch die Einführung römischer Sitten· und durch die Errichtung heidnischer Tempel gegen ihn erbitterte Volk sich wieder günstiger zu stimmen, vielletcht aber auch, wie schon Calvin vermuthet hat, um die Erfüllung der Weissagung im Hagg 2, 7 ff. äußer- lich zu verwirklichen und damit das Kommen des Reiches Gottes aufzuhalten, schritt Herodes im 18. Regierungs- jahre, d. i. am Schluß des J. 20 v. Chr. (im Monat Chislely am Fest der Tempelweihej zur Ausführung seines schon länger gehegten Planes, den von Serubabel erbauten Tempel (Esra 6, l4 ff.), der in der letzten Zeit mehrmals als Festun gedient hatte (s. No. 8 und 10) und der Ausbesserung Pehr bedürftig war, von Grund aus umzubauen. Anfangs erregte sein Vorhaben bei den Pharisäern großen Widerwillem weil sie befürchtetem es werde, wenn der Tempel einmal abgebrochen sei, bei den unruhigen Zeiten nicht so bald ein Neubau zu Stande kommen; er wußte jedoch den Bau in so zweck- mäßiger Weise vorzubereiten, daß man diese Befürchtung aufgab und thätig mit Hand an’s Werk legte. Indem 1000 Lastwagen iind 10,000 geschickte Arbeiter zu Gebote standen, auch 1000 Priester in Holzs und Steinarbeiten vorher gehörig unterwiesen worden waren, wurde der alte Bau stüclweise eingerissen und der Neubau von Grund aus ausgeführt. Jn IV, Jahren wurden das Tempel- hans und in 8 Jahren die Vorhöfe fertig; an den äußeren Umgebungen des Tempels wurde dagegen von Herodis Nachfolgern noch lange fortgebaut, so daß das ganze Werk erst unter Agrippa II. im J. 64 n. Chr. beendigt wurde. Eine nähere Beschretbung dieses, aus großer irdischer Pracht, aber ohne Sinn für die heil. Shmbolik erbauten sog. herodianischen Tempels ver- sparen wir uns zu Las· 1, l1. Zugleich mit dem Tem- pel ließ Herodes aber auch die von Hyrkanus I. befestigte Burg Baris wiederherstellen nnd wandelte dem Mar- cus Antonius zu Ehren ihren Namen in Antonia um. Wie die Darstellung auf Karte V ergiebt (s. Neues Test. 1), reichte diese Feste südwärts in die Moriafläche hinein; auf der Nordseite war sie durch einen tiefen künstlichen Graben vom Hügel Bezetha (Jof. 15, 63 Anm.) getrennt, dessen östlicher Auslänfer wahrscheinlich der jetzige Teich Bethesda ist, während die westliche Fort- setzung durch die noch heutzutage tief liegende via dolo- rosa (b —- g auf Karte V) hinlief. Von allen Seiten war der 50 Ellen hohe abschüsstge Felsen mit ganz glatten Steinen belegt, theils zur Zierde, theils damit jeder, der hinaufzuklimmcn oder hinabzusteigen versuchte, abgleiten müßte. Das Jnnere der Feste hatte die Räumlichkeiten und die Einrichtungen eines Palastes, das Ganze aber hatte das Ansehen eines Thurnies, der auf den vier Ecken wieder mit vier Thtirmen besetzt war; der an der Süd- ostecke war 70 Ellen hoch, so daß man von ihm aus das ganze Heiligthum übersehen konnte. Hier nun be- fand sich stets eine Besatzung, anfangs des Herodes, später von römischen Truppen, welche» an den drei Hauptfesten verdoppelt wurde, um einem etwa ausbrecheni den Ausstand der Juden sogleich mit Nachdruck entgegen- treten zu können; diese Burg Antonia ist es denn auch, in deren Lager oder Soldatencaserne Paulus bei seiner Gefangennahme gebracht wurde (Apostg. 21, 34. 37; 23, M. 32). Seinen Köiiigspalast erbaute sich Herodes an der Stelle, wo jetzt die aus prächti en Quadern in gothischem Stil erbaute protestaniifche Christuskirche und das evangelische Diatonissenhaus steht, also an der Nordwestseite des Zion, während die Maccabäer ihren Palast auf der uordöstlichen Seite dieses Berges gehabt hatten, etwa da, wo Salomo’s Paläste gestanden (1. Kön. 7, 1 ff.). Die älteste Mauer Je- rusalems, welche den Berg Zion bis zum Tempel- berge begrenzte, hatte an ihrer Nordseite drei von Herodes aufgerichtete, nach einem seiner Freunde, einem seiner Brüder und einer seiner Frauen benannte Thürmh den Thurm Hippikus (das jetzige Pisaner - Kastell 2. Sam. 5, 9 Anin.), den Thurm Phasaälis (s. Nr. I) und den Thurm Mariamne (Nr. 11, b); Titus hat hernach bei der Zerstörung der Stadt sie als Denkmale der mächtigen Befestigung Jerusalems stehen lassen. Namentlich war Umbau des serubabelschen Tempels. Herodes d. Gr. Gräuelthaten u. schreckliches Ende. 79 der Hippikus besonders hoch und von wunderbar sester Bauartz die Quadern, aus denen er bestand, waren 20 Ellen lang, 20 E. breit und 5 E. hoch und so geschickt verbunden, daß man hätte glauben können, der ganze Thurm sei ans Einem Felsen gehauen. Nördltch und füdöstlich von diesen drei Thürmen befand sich der iii Rede stehende Palast, umgeben von einer 30 Fuß hohen Mauer, welche grüne Plä e, Gehölz und Cisternen ein- schloß, und aufs Prächtig te und Beauemste eingerichtet; er war aus Marmor erbaut und enthielt Sprisezimmey in welchen 100 Menschen zu Tisch lagern konnten. Zusah Gleichwie hernach, als Judiia und Samaria unter unmittelbar röniischer Herrschaft standen,»die Landpfleger ihre gewöhnliche Residenz in dem Palast des Herodes zu Cäsar-en Paliiftina hatten (Apostg. W, 33 ff.), so bewohnten sie bei ihrer Anwesenheit in Jerusalem den eben beschriebenen Palast; hierher verlegen denn viele Ausleger das in der Leidensgefchichte unsers HErrn erwähnte Nichthaus des Pilatus (Matth. 27, M; Joh is, 28), die kirchliche Ueberlieferung dagegen weist dasselbe an der Stelle nach, an welche wir oben die Burg Antonia verlegt haben, und macht es zur ersten Station der via dolorosa, d. i. des 1220 Schritt oder V« Meile weiten Schmerzensweges den Jesus von jenem Nichihause aus nach Golgatha geführt wurde. Wenn wir es nun gleich für richtig erkennen, daß Pilatus damals mit seiner Familie in Herodis I. Palaste wohnte, und wohl auch Hei-oder 1l., so oft er nach Jerusalem auf das Ostersest kam, daselbst Quartier nahm, so hat doch jedenfalls die Gerichts- verhandlung mit dem HErrn nicht dort, sondern in der Burg Antonia stattgefunden. Von da hat Pilatus Jesum zu Herodes hinauf (vgl. den Grundtext in Luk 23, 7 u. 15) in seines Vaters Palast geschickn wiederum aber hat von Herodis Pa- laste aus des Pilatus Weib zu ihni hinab geschickt, um ihn vor einem ungerechten Urtheilsspruche warnen zu lassen (Mateh. 27, i9). e. Jm J. 16 v. Chr. reiste Herodes nach Rom, um die beiden Söhne der hasmonäischen Mariamne, Aristobul und Alexander, die er dort hatte erziehen lassen (s. Abschnitt b am Schluß), zurück zu holen. Augustus, der» vor Kurzem ihm die nordöstlichen Provinzen Trachos nitis, Batanäcrund Hauranitis geschenkt hatte, einpsing ihn init großer Zuvorkommenheitz als er aber die Söhne heimbrachte, zeigte sich im ganzen Lande ern so großes Interesse siir die beiden Jünglinge, daß es seiner Schwester Salome lcicht gelang, sein Herz mit Argwohn zu er« füllen und ihn zur Zurückberufung seines Sohnes Anti- pater (s. bei Nr. I) an den königlichen Hof zu bewegen; gleichzeitig verheirathete er den Aristobul mit Berenice, der Tochter seiner eben genannten Schwester aus erster Ehe, und den Alexander mit Glaphyra, Tochter des Königs Archelaus von Kappadociem »Ein Dämon verwüstet mein Haus«, sagte Herodes einst selbst, und diesen Dämon hatte er, abgesehen von dem eigenen bösen Geist des Mißtraueiis und der Herrschluchy tn jenem Antipater IlI., einem Scheusale von Bosheit, in seine Nähe gezogen; es begann jetzt ein Spiel der Jntriguen und der gegenseitigen Berdächs tigun en, das bis in’s Einzelne zu verfolgen uns zu weit iühren würde. Zunächst wendete es sich gegen die beiden Söhne der Mariamne, Artstobulus und Alexan- der, die auch endlich, nachdem die Versöhnung mit dem Vater einmal durch den Kaiser selbst, das andere Mal durch Archelaus von Kappadocien bewirkt worden war, ihm Unterlagen nnd 32 Jahre nach der Vermählung des Herodes mit ihrer Mutter Mariamne an demselben Orte, wo die Hochzeit gefeiert worden war, hingerichtet wurden lim J. 5 V. Chr.). Nun aber richtete sich des Königs Verdacht gegen Antipater selbst» den er zum Nach olger eingesetzt und nach Rom geschickt hatte, sich da die Bestätigung der Thronfolge zu holen; m seiner Abwesenheit kamen dem Vater die unzweideutigsten Be- weise in die Hand, daß Anttpater ihm nach dem Leben stelle. Als derselbe nach. Jerusalem zurückkehrte, war Herodes eben mit dem Statthalter von Syriem Quin- tilius Varus, im Gespräch; er ließ sofort ihn festnehmeni und übergab ihn einem Gericht, das andern Tages unter seinem und des Varus Vorsitz gehalten wurde. Das Todesurtheil ward gesprochen , und die Akten wurden zur Bestätigung des Urtheils nach Rom gesandt; der tssfährigekzcrodes aber, von der Aufregung erschöpf , sank auf ein schmerzliches Krankenlager und verschob die Hinrichtung bis zu seiner Genesung. Diese Krankheit war die sogenannte Wurmkrankheit (Apostgesch. 12, 23); Wurmgeschwüre, meist an den Scham· theilen beginnend tSir 19, 3), aus denen, wenn sie ausbrechen, Maden hervorkriechen (Jes. 51, 8). Wie er den römischen Adler auf Münzen prägen ließ und über« haupt alles that, um die Juden an dessen Anblick zn gewöhnen, so hatte er ihn auch zuganz besonderem Aergerniß über dem Tempelportal anbringen lassen; da benutzten denn die jüdischen Eiserer für der Väter Gesetz und Sitte die Zeit seiner Krankheit zu einem Emph- rungsversuch als dessen Anstifter uns die beiden Gesetzess lehret: Matthias und Judas genannt werden, nnd als sieh nun das Gerücht von dem Tode des Königs verbreitete, stürzten die Ausrührer aller Furcht ledig in Schaaren zum Tempel, um zuerst den römischen Adler von dort zu vertilgen. Doch die königlichen Truppen eilen herbei, nehmen 40 Ausständische gefangen, und diesen wird nun der Prozeß gemacht; den Haupt- rädelsführer Matthias mit mehreren andern ließ Herodes lebendig verbrennen, und ist dieser Mann vermuthlich jener Theudas, den Gamalicl in Aposig. 5, 36 nennt, da der hehr. Name ,,Matthias« gleichbedeutend ist mit dem griech ,,Theodotus« Gusammengezogen in Thcudas, Gottgegebeney Gottesgabe), und der Ausdruck: ,,er gab vor, er wäre etwas ,« sich wohl darauf bezieht, daß er sein Volk, ähnlich wie die Maecabäen vom Druck der heidn. Fremdherrschast befreien wollte. Jn der Nacht, wo die Hinrichtung stattfand, ereignete sich die Mondsinsterniß vom l2.x13. März des J. 4 v. Chr. (Nr.8, Jus. 1). Aber Herodes befand sich da nicht mehr in Jerusalem, son- dern hatte sich, um Heilung von seinem surchtbaren Leiden zu finden, seit Anfang des Monats März in die warmen Bäder nach Calirrhoö an der Ostseite des tod- ten Meeres (1. Mos. 36, 24 Anm.) bringen lassen (die Ankunft »der Weisen aus dem Morgenlande und die Flucht mit dem Jesuskinde nach Eghpten sällt hiernach in den Februar, solange der König noch in Jerusalem war); von hier aber, wo seine Krankheit nur schlimmer geworden war — seine Eingeweide wurden vom Feuer einer inneren Hitze entzündet, die Füße schwollen schmerz- haft an, schreckliche Zuckungen durchbebten alle Glieder, daß ihn niemand bändigen konnte, und die leidenden Theile gingen noch bei lebendigem Leibe in Fäulniß über -, ward er schon nach einigen Wochen nach Jericho geschafft und versuchte hier in der wahnsinnigen Wuth seiner Schmerzen sich selber das Leben zu nehmen. Ein Geschrei des Entstehens, als man noch zur rechten Zeit dazu kam, erfüllte den Palast, und es ver- breitete sich abermals das Gerücht, er sei gestorben. Diesen Augenblick benutzte Antipater zu einem Befrei- ungsversuclx aber eben war von Rom die Erlaubniß zu seiner Hinrichtung eingelausen. ,,Bringt ihn um,« schrie der Kranke laut, als die Wache ihn von Anti- paters mißglücktem Fluchtversuch benachrichtigtez es ge· schah, und nun ordnete Herodes, nachdem er bereits den dritten Sohn dem Tode geweiht, zum letzten Mal sein Testamenh das alsbald nach seinem Ableben an Augustus zur Bestätigung gelangen sollte. Nicht lange 80 Schlußbemerkungen zum l. Maccabäerbuche vorher hatte er aus allen Städten des Landes die Angesehensten san 6000 Personen) zu sich nach Jericho beschieden, und als sie dort angekommen, in der Renn- bahn einfperren lassen, indem er seiner Schwester Sa- lome und deren Gemahl Alexias den Austrag eriheiltu sie alle nach feinem Tode niederhauen zu lassen, damit sein Sterbetag doch nicht ohne Thränen in Israel vor- über-ging« der Tod erfolgte dann unter den fürchter- liehsten Schmerzen 5 Tage nach Antipaters Hinrichtung, Salome nnd Alexias aber fanden gerathen, jenen Auftrag nicht auszuführen. Es war dies in den ersten Tagen des April a. 4 v. Chr. Sein Sohn Archclaus, den ihm die Samaritancrin Malthaee geboren, veranftaltete ihm noch ein siebentägiges Todtenfestz unmittelbar dar« auf nahmen die 7 Tage des Osterfestes ihren Anfang. Zu besserem Berständniß aller dieser und der bei Erklärung des neuen Testaments noch mitzutheilenden Ereignisse in Herodis Familie geben wir hier einen Stammbaum der Herodianey da, wie Hierony- mus sagt, viele aus Unkenntniß der Geschichte und Ber- wechfelung derselben Namen in Jrrthum gerathen. A.Antipater1.: sein Bruder hieß Jofephnh seine Gemahlin war Kypron ans Arabiem von ihr hatte er 4 Söhne und l Tochter: f l « X l. L. B. 4· 5. Phasaälus I. Herodes d. Er. Josephus Pheroras Salome Sohn: f. It) (blied im Hampfe (Statthalter verheirathen 1) mit Cosiobarus — Tochter: Phasaölus II. gegen AntigonusJ von PeräaJ Berenice I. svergL B. I.-c). (vgl. B. l.2o,.) L) mit Josephus, des Vaters Bruder. Sohn: Antipater II. (B. I. b)- 3) mit Alexias, Freund des Herodes B. Herodes I. oder der Große. l. (zuerst vermählt mit :) . Doris. Mariamne I. (Hasmonäerin) Antsxtixinlll Kinder aus dieser Ehe 2 Töchter und 2 Söhne: r . « a. b. c. d. « Salampsio Kypros Aristobulus I« Alexander a. (vermählt mit (vermählt mit Antipater Il.) spermählt mit Verenice I.) (vermählt mit Glaphyreh Tochter de« Zither-gesät: Il.) Kinde » Archelaus vgl) Rappe-dorten) : r: in er: 1. Antipater IV. 1. Herodes Agkippa I. l. Alexander b. Z. Herodes a. (Apostg. 12, 1 ff· — vgl. C) 2. Tigraned Z. Alexander c. 2. Aristobulus II. (.ttöni von Armes-ten) 4. Alerandrm Z. Herodes b. g S· Kypros Utönig von Chalcih vermählt mit (vgl. c’-.) Berenice Il. —- 0. a. —- u. Olympias — B. II. 4. c.) 4. Herodias spermählt mit Heu-des o» den sie verläßt und Herodes II. heirathet). Z. Mariamne a. II. (darnach vermählt mit:) «- 3 ——-—H Mariamne II. Eochter des Simon) S n: Herodes e. (Philippus: Matth·14,3). a. b. Herodes Il. (Antipag) Las. J, c; Archelaus iMatth 2, 22 er entführt die Herodias und ent- hauptet Johannes den Täufer) " der Wittwe Alexander« in) T 4. 5. M alt h a c e (Samaritanerin) Kleopatra Kinder: 2 Söhne und (ane Jerusalem) 1 Tochter. »« « Kinder: Olhmpias a. Philipp« (Luk. Z, 1 — —- verheirathet mit Glaphyrcy (B. I. Z. c) vermählt mit Salome) b. Herodes d. O. Herodes AgrippaL . (Sohn Ariftobuks I. — vgl. B. I. 2 c.) war vermäglt mit Kypros (Tochter Phafaälg II. — vgl. B. I. 2·o.). a. b. Berenice II. Mariamne b. (vermählt mit Herodes b: Apostg 25. 13 ff) der Ä c. d. Drusilla (von Anzug, König von Emesiy Herodes Agrippa Il. geschiedem heirathet sie den Landpfleger Felix: Apostg U, 24 ) (Apoftg. 25, Im) Druck von Gruß, Barth u. Coknp. (W. Fkiedrich) in Breslaiu Das Alte Testament Der zweiten Hälfte oder der Lehr- und prophetischen Bijcher erste Abteilung: Hiob bis Hohelied Salomos «-«.--- - H OVO Das Buch Hieb. Das Bnch Hiob handelt diese Frage: Ob auch den Frommen Unglück von Gott widerfahreL Hier siehet Hiob fest, und hält, daß Gott auch die Frommen ohne Ursache, allein zu feinem Lob peiniget, wie Christus Joh. am 9. Kap. V. 3 von dem, der blind geboren war, auch zeuget Da- wider setzen fich seine Freunde, und treiben ein groß und lang Gefchwätz, wollen Gott Recht erhalten, daß er keinen Frommen strafe; strafe er aber, so müsse derselbe gesündigt haben, und haben so ihre weltlichen und menfchlichen Gedanken von Gott und seiner Gerechtigkeit, als wäre er gleich wie Men- fchen sind, und sein Recht wie der Welt Recht ist. Wiewohl auch Hiob, als der in Todesnöthen kömmt, aus menschlicher Schwachheit zu viel wider Gott redet und im Leiden fündiget, und doch darauf bleibet, er habe solch Leiden nicht verfchnldet vor andern, wie es denn auch wahr ist. Aber zuletzt urtheilet Gott, daß Hiob, indem er wider Gott geredet hat, im Leiden unrecht geredet habe; doch was er wider seine Freunde gehalten hat von seiner Unschuld, vor dem Leiden, recht geredet habe. —— Also führet dieses Buch die Historie endlich dahin, daß Gott allein gerecht ist, und doch wohl ein Mensch wider den anderen gerecht ist, auch vor Gott. Es ist aber uns zu Trost geschrieben, daß Gott seine großen Heiligen also läßt straucheln, sonderlich in der Widerwärtigkeit Denn ehe daß Hiob in Todesangst kömmt, lobet er Gott, über den Raub seiner Güter und Tod seiner Kinder. Aber da ihm der Tod unter Augen gehet, und Gott sich entzeucht, geben seine Worte Anzeigung, was für Gedanken ein Mensch habe (er sei wie heilig er wolle) wider Gott; wie ihm dünket, daß Gott nicht Gott, sondern eitel Richter nnd zorniger Tyrann sei, der mit Gewalt fahre und frage nach niemands gutem Leben. Dies ist das höchste Stück in diesem Buche. Das verstehen allein die, so auch erfahren und fühlen, was es sei, Gottes Zorn und Urtheil leiden, und seine Gnade verborgen fein. Das 1. Kapitel. Stoffe; Widerwärtigßeit nnd Geduld. I« v; l—5. hieb, ein Stamnieefiirst der schien, in durch feine große Gotte-samt nnd seinen Qteichthnnt weit und breit hochangesehern Jn seiner reich gefegneten Familie, die in geineinschaftltctjen Mahlen ihre gegenseitige Diebe nnd Einigkeit beweist, regiert er als Patriarch nnd prie- fier mit heiligen: Ernst. 1. »Es war ein Mann in: Laube Uzis der hieß Dieb«. Derselbe war schlecht nnd recht [ging mit einfältigem Herzen den geraden Weg, den Gott ihm zeigte, ohne sich krumme Schleich- wege zu erlauben, und war gegen andere fried- fertig, wohlwollend und billig Pf. 25, 21; Spr. 1,3; Jes. 26, 7], gottesfurcbtig [die Gottesfurchy als der Weisheit Anfang, bestimmte ihn in all seinem Thun], nnd meldete das Böse [so daß fein Leben mit feinem Glauben an die überlieferte Gottesoffenbarung übereinstimmte]. «) Die Bestimmung der Lage des Landes Uz hat darum besondere Schwierigkeih weil dieser Name für das Land jedenfalls fchon sehr frühzeitig außer Gebrauch kam, oder wenigstens noch andere Namen für dasselbe daneben bestandecy die später allein in Gebrauch blieben. Zwei Ansichten machen sich in Bezug auf die Lage desselben geltend: I) Man verlegt das Land Uz an den Ostabhang des Edomitergebirges Seit oder in das peträifche Ara- bien, wegen der Stellen Kuh. 1, 15. 17; Jerem. 25, 20z KlageL 4, 2i. Warum iedoch die Sabäer gerade kein dem Lande Uz nahe wohnender Voltsstamm sein können, s. Anm- zu Kap. l, 15; in Jerem. 25, 20 dagegen wird das Land Uz gerade streng von dem Lande Edom (D1·. M. Luther.) (V. 21) unterschieden; in Klagel 4, 21 endlich, wo von der Tochter Edorn die Rede, die im Lande Uz wohnt, will dieser Zusatz eben andeuten, daß man hier nicht an das im Gebirge Seir wohnende Edomitervolk zu denken hat, vielmehr waren einzelne Edomiterftämme in das durch die Assyrer zur Zeit der Zerstörung des Reiches Israel entvölkerte Land Uz eingewanderh die nun zum Unterschied von den eigentlichen Edomitern mit jenem Ausdruck bezeichnet werden. L) Am wahrfcheinlichsten ist die Annahme, daß unter ,,Land Uz« das ztvischen dem See Genezareth nnd dem östlichen Basaltgebirge Oschebel Haar-m) gelegene Hauran (4. Mos 32, 33 Anni.) zu verstehen sei (vgl. Karte Ill.). Dorthin ver- weist uns erstlich die in schr hohes Alterthum reichende Tradition. Jn der Mitte der Landschafh südöstli(i) von Damaskus, liegt eine Stunde südlich von der Stadt Nawa das »Grabmal Hiob’s« und in seiner Nähe das wohl bis in den Anfang des B. Jahrh. zurückreichende Hiobsklofter. Dort zeigt man dem Reifenden mit tiefer Ehrfurcht den Felsen, gegen welchen sich Hiob gelehnt, das Wasserbeckem in welchen! er sich nach seiner Heilung gebadet habe. In der ganzen Umgegend dieser von vielen Pilger-n besuchten und hochverehrten Hciligthiiiner ist Hiob ein allbekanntey hochstehende-r Heiliger, dessen Ge- schichte mit Vielen Legenden ausgeschmückt ist. Es läßt fich annehmen, daß auch vor Erbauung des Klosters die hl. Stätten vielleicht schon viele Jahrhunderte Gegen- stand der Verehrung und der Pilgerfahrten waren. Die Ueberlieferung, welche in diese Gegend die Wohnstätte Hiobs verlegt, reicht demnach in eine Zeit hinein, wo man noch klar wissen konnte, wo das Land Uz zu suchen sei. —- Ein weiterer Grund für diese Lage der Hcimath Hiobs liegt in dem Namen us. Dreimal kommt im alten Testament dieser Name als Bezeichnung einer Person vor: l. Mos, 10, 23; 22, 2l; Eis, 38· Am wahrscheinlichsten nun ist der erstgenannte, der Sohn Arani’s, des Stamnivaters der in Shrieii und Mesopos 2 tamien wohnenden Aramäer, der Ahnherr der Unten, auch der Hiob’s. Danach stammt Hiobs Gotteserkenntniß aus der Uroffenbarung, aus dem Hause Noahs dessen Sohn Sem und seine åliachkominem zu denen auch Arani, Uz und Hiob gehörten, dieselbe am reinsten bewahrten. Gleich wie jener Melchisedek, König von Salem, zur Zeit Abrahanss ein solcher war, der die Gottesosfeiibarung als Tradition aus dem Hause Noahs rein und lauter bewahrt hatte (1. Mos. 14, 20 Anm.)- sv auch der ihm vielåeicht gleichzeitige Hieb. Jn diese älteste Patriarchenzeit iveisen uns auch alle Verhältnisse, in denen er lebte. «) Der Name Hiob soll nach den Einen »Ange- fochtener« oder »Ausharrender« bedeuten, sodaß in seinem Namen schon eine Weissagung aus das sgauptereigiiiß seines Lebens enthalten wäre; ebenso wie bei anderen, von Gott besonders zu Trägern seiner Offenbarung be- rufenen Männern des alten Testaments, deren EBätcr, durch Gottes Geist erleuchtet, eine Weissaguiig in den Namen ihrer Kinder aussprachen Nach Anderen da- gegen hat der Name Hiob keine mit der Geschichte des Mannes in Beziehung stehende Bedeutung. —- Die Frage, ob Hiob und seine Freunde als gefchichtl e Personen und die ganze Erzählung von dein Erlebniß Hiobs und von seinen Famitienverhältitissen als wirklich so geschehen anzusehen seien, ist ivichtig und einflußreich für die ganze Betrachtung des Buches. Die Annahme, daß Hiob und seine Freunde und ihre ganze Geschichte dithterisclie Erfindung seien, zurückzuwciseiy bestimmt uns zunächst die uüchrerne Betrachtung von Heseh 14, 14. 20., wo Hiob neben Daniel und Noah als besonders leuchs tendes Exempel der Gottseligkeih und seine Person und Geschichte als Allen wohlbetannt hingestellt wird· Der Provhet hat offenbar Hiob und feine Geschichte als ebenso wenig von der Dichtung erfunden angesehen, wie Daniel nnd Noah und ihre Geschiclsta Derselbe Fall ist mit Jak. 5, 20· Ferner aber widersireitet es dem Wesen der ältesten Völker durchaus, Personen zu crdichten. »Das Erfinder: einer Geschichte von vorne an, das Her- vorziehen einer Person, die doch gefchichtlich sein soll, aus dem bloßen Kopfe des Dichtenden ist, weil äußerst gezwungen nnd entfernt liegend, dem Alterthum aller Ttölker so völlig fremd, daß es sich erst in den letzten Jahrhunderten einer alten Literatur allmälig bildet, vollständig aber nicht früher als in der neueren Zeit hcroorgetreteiiist.« (Eivald.) Jn Hiobs Geschichte eine Erfindung sehen hieße demnach, die alten Zeiten nach unserem jetzigen abstrakten Bilduugsstaitde messen und behaupten, es sei in allen Zeiten so gewesen, wie es jetzt ist. Hiob war vielmehr ein ivirklichcr Noinadenfürst sentitifclieii Stammes, in welchem, und zwar in Hiob als eineni der Stammeshäupter vorzugsweise, die alten semitisclsen Gottesiraditioiien feststandcn Dieser Stammes- fürsi niacht init seinen Freunden eine Erfahrung, die vorher ihrctn Volk fremd gewesen war, tiäntlich, das; Gott gegenüber kein Menschenrecht oder An- spruch bestehe, daß Gott vielmehr da, wo Nei- gung vorhanden, mit ihm zu vordern, statt anzunehmen, was erschickt, im Rechte. sei, auch mit den schwersten Strafen zu züchtigen; daß der Mensch sich also im Annehmen jeder Strafe als Gottes Dienstniann bewähren müsse. Diese neue, große Erfahrung theilte sich dem ganzen Volke « jener Liäiivter mit und vererbte sich als heilige Sage von Csescltlerlst zu Geschlecht, kam endlich auch von den usitischcii Aramäern sSyrern) zu dem Volke Israel, unter welchem ein vom Geiite Gottes erleuchteten hoch- begnadigter Sänger die geschichtlichh heilige Sage in dies unter wund-erbarmt, kunstreiches Gedicht umgeschaffen hat. Die Entstehung des Stoffes des Bachs Hiob haben wir uns demnach ebenso zu denken, wie die Ent- Hiob I, 2———6. ftehung der weltlichen Sagen, deren Kern stets ein ge- schichtliches Ereigniß und Erlebniß eines Zltolks oder Fslkstslddesselbeii bildet. »Hiob hat nicht also geredt, wie es iii seinem Buche geschrieben stehet, sondern hats gedacht; denn es redet sich nicht also in der Anfechtung und Persuchuiig doch ists· also ergangen init der That nnd tm Werk. Dazu ist solche Historie von Hiob alt und »sehr gemein und jedermann wohl bekannt gewesen bei Salomonis Zeiten. — Jch halte sein Buch für eine rechte H»istoria.« tLutherJ Auch sogar die Grund« bestandtheile der in den Dialogeii (Ziviegespr(«icheii) verarbeiteten Ansichten über die Ursache des furchtbaren Leidens dieses hochgeachtetcii frommen Patriarchen sind alte Ueberlieferuiig (.K"eil.) 2. Und [Hiob] zengete [da sich der den Frommen oerheißene Haus: und Ehestandssegen Pf. 127 u: 128 an ihm erfiillte] sieben Söhne unddrei Tochten Eine so große Anzahl von erwachsenen Söhnen und sonstigen Blutsoerivaiidten (Fi"ap. l9, 17 Auni.) ver« mehrte das Ansehen Hiobs bei seinen Stammesgenosfem wie noch setzt ein einzeln Stehendey Verivandtenloser bei den Arabern und Syrerii zu keinem Ansehen gelan- gen, iiberhaupt nichts Großes unternehinen kamt. 3. Und seines Biches waren siebentansend Schafe, dreitausend Kameete sRicht. S, 5 Anm.], fünfhundert Joch Riuder und fünfhundert Eselinncn «, und sehr viel Gesittdesssp san Pfliigern allein 500, für jedes Joch einer V. 15 Anm.]; und et: war herrlichey denn alle, die gegen Morgen tvobneten ein durch Weisheit nnd Gottseligkeit hoch angesehener atriarch unter den östlich von Paläsiina, nördlich bis zum inittleren Lauf des Euphrat, südlich bis zum glück- tichen Arabien wohnenden Stjsecrn und Arabernspsts «) Hier erscheint Hiob als ein Mann von fürstlichem Reichthum, an dein sich auch die Mrheißung l. Tun. 4, 8 erfüllt hatte. Jm Alterthuin nun berechnete man bei den Morgenländern den Reichthum eines Mannes nach der Zahl seines Zugs und Lastvichesz was in dieser Beziehung von Hiob erzählt wird, toeift uns ebenfalls in die von der Tradition bezeichtiete Gegend des feucht· barsien Theils von Hawaii, in die sogen. Untern, in einer tinfrurhtharen Wüste dagegen oder in einem Ge- birge, wie Edoni, ttätte er mit einer solch außerordent- lichen Anzahl von Ackervieh gar nicht leben können. Sein Besitz muß vielmehr aus mehreren Quadratmeilen Ackerland bestanden haben; dort trieb er den Ackerbau nach der noch jetzt in Shrien und Palästina üblichen kunstlosen Art, welche einen vierjährigen Turnus nöthig inacht, indem die Ackcrflur in 4 Theile getheilt, von die« sen aber in jedem Jahr nur eiiier bcstellt wird, während die übrigen brach liegen. Was die Eselinnen betrifft, so ist der weibliche Esel, wie Wetzftein berichtet, freilich dreimal so theuer, als der inäiinliche, aber durch die Fiillen auch tilitzlichey und wird darum von den Reichen iii Hauran fast ausschließlich gehalten. Ohne Esel aber könnte man dort gar nicht das Land bebauen, da die Felder oft weit von einander entfernt liegen, die Stiere aber die Pfliige auf dem Rücken tragen, man also der Esel zum Transport der Aussaat bedarf, gleichwie sie auch das Getretde zur Ntiihte schaffen nnd zum Tra en des Grases, des Holzes u. s. w. verwandt werden. ie Kanieele hingegen bringen die schwereren Lasten der Ernte heim oder dienen zum Transport in die größeren, entfernten Städte des Inneren und der Küste. -—- ’"«) Bei dem zahlreiche« Gesinde Hiob’s haben wir nicht an be· zahlte Tagelöhner, auch nicht an Gutsknechte zu denken, Hieb, ein gottesfürchtiger und angesehener Stammesfürst der Usiten. 3 sondern es waren sog. Viertler, d. h. solche, welche bei der Niederlassung eines angesehenen Mannes sich ihm auschlossen nnd für ihre Arbeit ein Vierte! der Ernte bekamen, während sie an den Herrn des Dorfes, welcher für ihre Wohnung und Bekösiigung sowie für alles zum Ackerban Ersorderliche sorgen mußte, die anderen drei Viertel abzugeben hatten. Hiob lieferte ihnen also sowohl die Pflugstiere und die Transportthiere sKameele und Esel), als das Llckekgeriith Das Vcrhältniß dieses Ge- sindcs m Herrn war ein sehr inniges; sie gehörten zu den Kindern des Hauses. (Wetzstein.) —- ’"') Diese alle schieden sich in solche, welche umherziehend vom Raub lebten (Beduineii: Nicht. S, 3), und solche, di? bfeste Wohnsitze hatten und Ackerban und Viehzucht tr e en. 4. Und seiueSöhne fals sie sammt den Töchtern unter väteriicher Zucht und Vermahnung herangewachsen waren] gingen snach morgeniändi- scher Sitte] hin nnd machten Wohlleben khielten zur Pflege geschwisierlichen Umgangs Tischgesellschaften in wöchenilicher Abwechselungb ein jegiicher in seinem Hause auf seinen Tag [an demjenigen Tag der Woche, auf welchen ihn die Reihe traf]; und sandten hin [nach dem Hause der Mutter, wo diese mit den Töchtern in siiller Zurückgezogenheit lebte] und luden ihre drei Schtoesteriy mit ihnen zu essen nnd zu trinken. b. Und wenn ein Tag des Wohilebens um tvar [richtiger: wenn die Tage dieser gemein- schaftlichen Mahlzeiten unter allen sieben Söhnen die Runde gemacht hatten] sandte Hiob [am Abend des siebenten Tages, des Sonn- abends] hin [zu ihnen], und heiiigtc sie fließ sie durch äußere Reinigung mit Waschungen u. dgl. 2. Mos II, 10 und innerliche Bereitung sich rüsten auf die bevorstehende heil. Feier], nnd machte sich [am nächsten Tage] des Morgens frühe auf, nnd opferte Brandopfer is. Mos. i, 2 Anm.] nach ihrer aller Zahl lbrachte für jeden einzelnen ein besonderes, ihm geltendes Opfer dar, indem der Segen dieser sieben Brandopfer zugleich den drei Töchtern zu gute kommen sollte]. Denn Hieb [so sehr er auch der geschwisterlichen Liebe seiner Kinder sich freute] gedachte [doch auf der andern Seite, wie leicht der schwache Mensch gerade bei seiner Fröhiichkeit das rechte Maß iiberfchreitet und seines Gottes vergißt, und sprach bei sich selbst]: «« Meine Söhne möchten [ohne es selbst zu merken] »» gesiindiget nnd Gott gesegnet sihm Vater gesagt s oder den Abschied gegeben] haben in ihren Herzen s [darum will ich sie versöhnen, ehe ihre Schuld ; immer mehr sich haust, und zu Gott sie zurückführen, : ehe die Kluft größer wird]. Also that Hiob alle Tage [so oft die Runde von Neuem beginnen sollte, d. i. an jedem ersten Wochentage, dem Sonntage] Es entspricht durchaus der vorgesetzlichem patriarcha- lischen Zeit, daß das Stamineohaupt und der Hausvatcr als gottverordneter Priester die Sünden der Seinigen, auch die ihm nicht bekannten Sünden des Leichtsinns, bei Gott mit Opfer veesühnt —- So soll sich in jedem Hause die Einheit des Hausvaters mit den Seinigen darin zeigen, daß er für sie um Vergebung der Sünden betet. — Du Hausvatcr, thue isjleiclies an deinen, in die Welt und ihre Thorheiten sich verliebenden Kindern. (Pfafs.) Daß die Familienfeier auf den Morgen des Sonntags fällt, ist ein bemerkenswertl)es Vorspiel der neutestamentlichen Sonntagsseier in der vorgesetzlichen Zeit, welche das Vorbild der nachgesetzlicheii neutestas menilicheii ist. (Delitzsch«) ll· o. s—12. set» verklagt gin- vxi can, du; sein: Frömmigkeit doch nur Eigennutz nnd Eohnsurht zu ihrem eigentlichen Grunde habe, nnd empfängt von dem tjtlkrrn die Erlaubnis, ihn durch allerlei Beiden in Versuchung zu führen. s. Es begab sich aber auf einen shimnilischen Versammlungs-J Tag [jedenfalls unmittelbar vor dem V. 13 ff. bezeichneten Tage, also auf einen Sabbath]- da die Kinde: Gottes kdie heiligen Engel] kamen und vor den HErrn traten [Rechen- schaft abzulegen von ihrem Thun und neue Befehle zu empfangenL kani der Satan fsener Widersacher Gottes und der Menschen 1. Chron. 22, 1 und Verkläger der Gläubigen Offenb.12, 10., der Teufel] auch unter ihnen. Nirgend in der hl. Schrift wird uns eine besondere Belehrung über die Natur und die Thätigkeit der hl. Engel gegeben; auch hier wird von ihnen so- wohl, wie vom Satan, als von einer bereits bekannten Sache der göttlichen Heilserkeiintniß geredet. Das Ver- ständniß dafür, daß eine zahlreiche Geisterwelt den HErrn des Himmels und der Erde umgehe, seine Befehle zur Schöpfung, Erhaltung und Regierung der Welt, sowie zur Aufcrbattung seines Reiches auszurichtem stamint aus dem Paradiese, da der Meusch noch ein vollkommen klares Auge für die göttlichen Dinge hatte; ebenso wie das Bewußtsein von einer gottfeindlichen Macht aus der Erfahrung des Siindenfails entsprungen ist. Aber dies uranfängliche Verständniß wurde durch die Sünde immer mehr etrübt, also daß diejenigen unter den ans Noahs HanFe ausgewanderten Völkern, welche wir Heiden nennen, nur die, freilich sehr verkümmerte Ek- innerung behielten, daß hinter den einzelnen Erscheinun- gen in der Natur- nnd Menschenivelt persönliche Geist- wesen stünden, die sie aber losrissen von dem über Alles inächtigen Gott und zu selbständigen Göttern machten (1. Corinih 8, S; 10, 20). Der Menge der griechjschem römischen, altgermanischcn Götter z. B. werden von den alten Heiden verschiedene Gebiete ihrer Wirksamkeit zuge- schriebeu, so beiden Griechen dem Poseidon das Meer, dem Apollo das Licht,der Ceres der Ackerbaiy bei den Germanen dem Thonar der Biitz u»nd Donner, dem Ziu der Krieg, der Freia das Familienlebem der vielen niederen Gottheiten wie Eisen, Nixen, Zwerge. die sie sich über einzelne Baum, Flüsse, Haine re. gesetzt dachten, zu geschweigen· Jn der von Gott sonderlich auserwählten Familie des Heils jedoch wurde jene uranfängliche Erkenntnis; durch die Erfahrung von Engelerscheinungen gestärkt, gereinigt und entwickelt. Selbstverstiindlich treten diese Geiftwesen dann am deutlichsten aus der Unitchtbarkeit hervor, wenn die Verwirklichung des Rathschlusses Gottes einen größe- ren Schritt vorwärts thut. Sie werden in der hl. Sehr. mit verschiedenen Namen bezeichnetz bald heißen sie Kinder Gottes saußer an unserer Stelle noch Hiob 2- l; 38, 75 Pf· W, I; 89, 7) wegen ihrer durch Heiligkeit und Macht mit Gott verwandten Natur und 4 Hiob 1 , 7—-—12. ihrer engen Zusammengehörigkeit init Gott; bald G ei st er, weil sie an keinen irdischen, menschlichen Körper gebunden sind CMatth 22, 30; Mark. 12, 25), sondern je nach ihrem Gefel)äft und Auftrag eine Gestalt anzunehmen Macht haben (Ps. 104, 4 u. Hebr. I, 7. 14); ebenso der Teufel und seine Eiigcl (Mark. 1, 26; 7, 25; Matth. 10, l; 1·2, 433 Ephes 2, Z; S, 12 u. a.); bald Hei- lige, weil sie von Sünde und Tod unberührt sind sso Hiob 5, l; Pf. 89, 6. 8; Sach. 14, 5); ani gewöhn- lichsien Boten oder Engel (öiwstor), weil sie die Be- fehle Gottes in der Natur- und Menfchenwelt ausrichten (Matth. 8, 9). Häufig versteht man auch den Ausdruck: Götter (2. Mof. 15, 11; Pf. 97, J) von den Engeln, weil das, was sie thun und reden, als von Gott gethan und geredet betrachtet werden kann und sie »feine un- mittelbaren, ihm gleichsam transparenten Organe zur Vollziehung seines ewigen Rathschlusses« sind. Aus Jef. 24, 233 Dan. 4, 14; 7, 9. 107 Offenb. 4, 4; Pf. 89, 8 und unsrer Stelle muß man schließen, daß die Menge der guten Geister in den engeren Rath der Eugelfürsten (Gabriel, Michael u, s. w.) und die viel Tausend mal Tausend derer, welche die in diesem heil. Gottesrathe gefaßten Beschliisse ausführen, zu unterschei- den sind. Diese letzteren nun, denen in der hl. Sehr. sowohl das Walten über die einzelnen Dinge in der Natur (Joh. 5, 4; Hebr. l, 7z Offenb. 14, 18), als der Dienst zur Aufrichtung des Reiches Gottes im Großen (Joh. 1, 51) und im Einzelnen (Luk. Its, 223 Pf. 34, 8) zugeschrieben wird, sehen wir hier (V. S) in hl. Versammlung um ihren Gott und HErrn stehen, der darum Gott Zebaoth (d. i. der himmlischen Heerschaaren l. Sam. 1, 3 Anm.) genannt wird. —- Diese Lehre der hl. Schrift hat die hohe Bedeutung, daß uns dadurch offenbar wird, wie unser Leben im Mittelpunkt einer großen Geistcrwelt sich bewege, das; insbesondere unser Kampf gegen die Sünde nicht ein Kampf des Einzelnen, sondern ein Kampf in der ganzen, weit über die Erde hinaus reichenden Geisterwelt ist, sodaß der Fall, die Sünde des Einzelnen nicht etwa ein Sieg der Sünde iiber das eine Individuum ist, sondern zugleich ein Sieg des Bösen in der ganzen Schöpfung; und um- gekehrt: mit unferem Sieg über die Sünde siegen nicht etwa nur wir, sondern unser Sieg »ist ein Sieg in der ganzen Geisterwelt, — er ist ein Siegesfeft im Himmel (Luk. 15, 10). So wird uns dadurch unsere freiere, höhere Stellung in der Gesammtschopfung aufgeschlossen und jeder Schein einer gedrückten Veretnfamung der Gläubigen wird hinweggenommen Besonders aber fallt von dieser Lehre aus erst das rechte Licht aufdie Lehre von dem Wunder. Die Naturwclt hat zwei Seiten: eine, vermöge deren sie unveränderlicher Weise unter sieh zusammengebundcn ist, die andere, vermöge deren sie offen ist für den freien, göttlichen Gnadenwillen, also daß hinter den scheinbar eisernen Htaturgefetzen hl. Engel- mächte stehen, die Gottes gnadigen Willen· zur Erlösung der Welt ausführen: Matth. 8, 9. (Vilcuar.) Den unzählbaren Wirkungen in der Welt eutsprecheii auch die unzählbaren Schaaren der geschaffenen Geister (Offeub. 5, 11). —- Auf die Frage, warum wir in der Gegenwart der Kirche so wenig Erfahrung von Engelerscheitiungeii und deni sichtbaren Walten der guten Geister haben, muß die Antwort lauten, daß die stetige, lebendige Gnadengegenivart des hl. Geistes und die stetige, gott- menschliche Gegenwart des HErrn Christlts m feiner Kirche uns alle Engelerscheiiiiiiigen vollkommen ersetzen, daß ferner die Missionsgeschichte uns aus der Heiden« weit, wo die Kirche init jener Gegenwart noch nicht aufgerichtet ist, Von glaubwiirdigeii Engelerscheiiiungen berichtet, daß endlich am Ende der Tage nach der Offenbarung Johannis das sichtbare Walten der heil. Engel wieder wie zur Zeit Christi deutlich hervortreten zu sollen f eint. Auch atan erscheint unter den Kindern Gottes vor dein HErrm cinestheils weil all sein gottfeindliches Thun unter Gottes heiligein Willen und feiner Znlassung steht und er, wenn auch gegen seinen Willen, von feinem Handeln Rechenschaft ablegen muß; andernthcils, weil Satan und seine Engel so lange ein Recht haben, vor dem HErrn die Gläubigcn zu verklagery als noch eine unvergebene Sünde in der Gemeinde Gottes vorhanden ist (Qffenb. 12, 10). Einst, wenn die Zeit gekommen ist, daß die Gemeinde ganz heilig und rein dasteht und die Erlösung, der auch er dient, ganz oollendet ist, wird kein Raum inehr für ihn in dem Himmel, ivo er bis dahin, so zu sagen, noch ein Rccht hat zu sein (Ephes. is, 12), gefunden werden, und er wird hinuntergestürzt auf die Erde (Offenb. 12, 7—12), um auch von dort bald in den Feuerpfuhl geworfen zu werden. — Die Er- kenntniß von einem widergöttliclsen Willen nnd einem persönlichen, niächtigen Geist, der, selbst nur sündig, alles, was Gott nnd Gottes ist, hasfe, mußte nach jener ur- anfänglicheu Erfahrung im Siindenfall in dein Maße bei den Gläubigen wachsen, als das Reich Gottes in feiner Entwicklung fortschritt. Wo und wann dies Reich im Großen und Ganzen in der Geschichte der Mensch- heit größeren Boden gewinnt, wo und wann eine ein- zelne Seele der Sünde energifch absagt und Gott die Ehre giebt, da tritt Satan selbst mit Berfolgungen und Versuchungen auch deutlicher hervor und iiberläßt das Wirken nicht mehr den ihm Untergebenen, niederen bösen Geistern, über deren Wirksamkeit zu 5. Mof. 32, 17 und l. Sam. IS, 14 gehandelt ist. Solche bedeutsame Zeiten in der Geschichte des Reiches Gottes war die Zeit Davids und Salomo"s, wo in dem Volke das Gesetz; Gottes wirkliches Leben geworden und der heidnische Götzendienst gänzlich beseitigt war. Alsbald sehen wir (2. Sam. 24, I vgl. mit I. Chron·21,1), daß der Satan David zu jener Volkszählung verführt. Gottes Zorn über den welteroberuiigsfüchtigen Hochmuth des Mannes nach seinem Herzen ließ dem Satan die Versuchung zu; uiid die Männer Gottes zur Zeit Davids und Salomos befchäfti ten sich ganz besonders damit, die Thütigkeit des Teusels und seiner Engel in gläubigem Denken zu erforschen und darzulegen, eben deshalb, weil sie zu dieser Zeit der Höhe des Reiches Gottes mehr Anfech- tungen von dem Reich der Finfterniß zu erdulden iind also auch mehr Erfahrung von demselben hatten, als ihre Vorfahren. Daher sinden wir in unserem Buche, das höchft wahrscheinlich auch aus Salomos Zeit stammt (fiehe am Schluß), zum ersten Male den neuen Namen «Satan«, d. i. Widersacher, Feind, für den mächtigsten unter den bösen Geistern; ebenso Pf. 109, 6 und in den Sprüchw. Salomos Danach begegnet uns der Name Satan als ein bekannter wiederum in Sach 3- t f.; denn auch die Zeit der Rückkehr des Volks aus dem babyL Exil und des Neubaues des Tempels war eine Zeit hoher Bedeutsamkeit in der Geschichte des Reiches Gottes. Satan will dort das Hohepriesterthitiin aus dessen Be« stand das gesaiiimte Leben des Volkes Gottes ruht, zu Gruiide richten, weil gerade dies am nieisten feine Hm—- fchaft gefährdet. Auch jeder große Versöhnungstag an welchem der Hohepriester das Volk von allen seinen Sünden reinigt, also der Herrschaft Satans entreißt, bringt den bösen Geist in Erinnerung: vgl. 3. Mos IS, 10 Anm. — Als aber der erfchien, in welchem stch der Rathschluß Gottes erfüllte, Jesus Christus, der geht«. men ist, die Werke des Teufels zu zerstören, da mußte diesem Haupte der Gemeinde Gottes auch der Fürst der Finsterniß in solcher Deutlichkeit und Sichtbarkeit entgegen« treten, wie der ewige Gott selbst stchtbarer und greisbarer Der HErr erlaubt dem Satan, den Hiob durch Leiden in Versuchung zu führen. 5 Meiisch geivordeii war, und mit um so größerer Kraft, als feiiie Herrschaft im höchsten Maße gefährdet war. Jn den drei großen Vetsuchungen in der Wüste, iin Garten von Gethsemane und am Kreuz suchte Satan deii zu fällen, dessen ganzes Werk im Kampfe gegen das Reich der Siinde und des Teufels bestand. Ebenso klar tritt zur Zeit des Lebens des HErrn Christus das Wir- ken der Dämonen auf· Wenn nun auch durch den Tod und die Auferstehung des HCrrn die Macht Satans nnd seiiier Engel gcbrochen ist, so ist sie doch so lan e noch nicht zerstört, als das Erlösungswerk noch ni t volleudet, als uoch Sünde in der Gemeinde Gottes ist, und wird am Ende der Tage, da sich das Reich Gottes vollendet, ebenso sichtbar wieder hervortreten, wie zur Zeit Christi. —- Der Artikel vom Satan und seinem Reiche ist nicht ein Artikel des Glaubens und des Trosies, sondern des Schreckens und der Furcht. (Vilmar.) J. Der HErr aber sprach [tadelnd und im Zorn] zum Satan [und fragte ihn]: Wo kommst du her? [nicht als ob er nicht gewußt hätte, wo Satan gewesen, sondern um durch die Frage ihn auf Hiob zu führen, dessen Herzensschaden er besser kannte, als Satan, und den er, um ihn davon zu heilen, in Satans Hände zu geben und ver- suchen zu lassen beschlosfen hatte.] Satan antwor- tete dem HErrm und sprach: Jch habe das Land [die weite Erde] umher-« durchzogen sauszuforscheiy wo Sünde bei den Gläubigen vorhanden sei, um sie vor dich zu bringen] V) Jn der Rastlosigkeit und Unstetheii, dem ziellosen Unfrieden offenbart stch die Verdammniß Satans und der Fluch der Welt, die sich von dem Gott des Friedens und der Ruhe losgerissen hat: vgl. 1. Mos. 4, 12 und die Sage vom ewigen Juden. 8. Der HErr sprach zu Satan: Hast du nicht Acht gehabt [deiue scharfen Augen gerichtetsauf meinen Knecht Hieb? Denn es ist sein Gleichen nicht im Lande, schlecht und recht, gottesfurchtig und meidet das Bose [V. 1]. So veranlaßt der HErr selber den Satan zur An- klage Hiob’s, indem er ihm die Frömmigkeit desselben vorhält, wohl wissend, daß im Herzensgrunde Hiob’s eine von ihm anerkannte Sünde vorhanden sei, die sich wohl der Menschen Augen, aber nicht dem schaksen Blick und Geruch des bösen Geistes entziehen konnte. ,,Selbst anklagen also —- dies uns zum Troste —- darf Satan den Frommen nicht selbständig, sondern nur im Auftra Gottes, der ihn seit seinem Fall dazu bestimmt hat, au die geheimsten Sünden aus den Gläubigen hervorzulockem So muß er gegen seinen Willen, der darauf gerichtet ist, die Gläubigen vollkommen zu stürzen, dem heiligen Willen Gottes, die Gläitbigen zur Erkenntniß ihrer Sünde zu bringen nnd davon zu reinigen, dienen« (Vil- man) Gott überwindet durch den Teufel den Teufel in unserm Herzen. (Diedrich.) 9. Satan antwortete dem HErtn [unfähig, wahre Frömmigkeit auf Erden anzuerkennen, als- bald auf Hiob’s Sünde eingehend], nnd sprach: Meinest du, daß Hiob umsonst [aus lauterer Liebe, ohne auf Lohn zurechUenJ Gott fUtchtetY Dem Teufel ist’s ganz gewiß, daß keine Creatur Gott um seiner selbst willen lieben könne. Creatur sein scheint ihm immer Grund genug, Gott zu hassen und nur seine Gaben mitzunehmen. Das ist zugleich der Sinn aller Weltmenschem nämlich den und auch die- jenigen am meisten zu hassen, von deiien sie das höchste Gut empfangen haben, weil sie sich durch die Liebe nicht vcrpslichteii lassen wollen. Nimmer verpflichtet sein, das neitnen sie ihre Freiheit. Ja, das ist des Teufels Frei- heit mit Heulen und Zähneklappen in der änßersieii Wüstenei Wünsche dir nicht solche Freiheit, sondern lerne die Seligkeit empfinden, allen Heiligen verpflichtet zu sein, und Gott selbst am allermeisten, und in höchster Weise durch Jesum Christum. (Diedrich.) 10. Hast du doch ihn, sein Haus und alles, was er hat, rings umher sdurch den mächtigen Schutz deiner Engel] verwahretz du hast das Werk seiner Hände gesegnet, nnd seiu Gut sbesonders seine Heerde] hat steh ausgebreitet siiber die Maßen gemehret] im Lande. sVerstaud es sich da nicht von selbst, daß er dich dafür ehrte?] U. Aber recke deine [strafende] Hand aus, nnd taste an svernichte durch mich] alles, was er bat; was gtlt’s, er wird [von der Herzenssiiude der Lohnsucht zum vollkommenen Abfall von die fortschreiten und] dich ins Angesicht segueu [sich öffentlich und ohne Scheu von dir lossagen]? Was gilt’s, d. i. ich schwöre, daß du dich irrst — sagt Satan; denn sein Wesen ist’s ja, selbst der Lügner von Anfang, Gott zum Lügner zu machen (l. Mos. Z, 4). 12. Der HErr sprach zu Satan sdas Körn- lein Wahrheit im Munde des Lügners anerkennend]: Siehe, alles, was er hat, sei in deiner Hand; ohne alleiu an ihn selbst [an seinen Leib und sein Leben] lege deine Hand nicht. Da ging Satan svoll Freude am Verderben und in der Hoffnung zu siegen, eilends] aus von dem HErrn. Jst das nun folgende Leiden Hiob’s eine Ver- suchung oder eine Prüfung? Um diese, für das Ver- ftändniß des ganzen Buches so wichtige Frage zu lösen, müssen wir beide Begriffe kürzlich darlegen. — Gleichwie die Läuterung edlen Metalles einestheils die Schlacken ausscheidem aiiderntheils den edlen Kern zum Vorschein bringen soll (Pf. its, 10), so kann dasselbe Leiden bald eine Versuchung, bald eine Prüfung sein. Für das Wesen der Prüfung ist im A. T. Abraham Hauptvori bild. Sie soll dazu dienen, den Gläubigen auf eine höhere Stufe der Heiligung emporzuhebeiy seinen Glau- ben, seine Liebe und Geduld zu stärken und hell auf- leuchten zu niaehen. Dein in einem Priifungsleiden Stehenden ist daher Gott in seiner Gnade völlig nahe, und er hat mitten in der Angst inneren, uiizerstörbaren Frieden; sein Gebet wird ihm fühlbar erhört, sein Lob Gottes hört nicht auf, wie dies z. B. Pf. 42 und 66 darzustellen geeignet lind. Solche Prüfungsleiden sind die Leiden und der Tod der hl. Märtyrer« die durch sie vollendet wurden. Die Versuchung aber besteht darin, daß unter Gottes Zulassung der Metischenmörder es unternimmt, den Menschen von Gott hinwegi und auf seine, des Lügners von Anfang, Seite zu locken und zu drängen. Für den Menschen nach dem Fall ist mithin die Anfechtung als ein Strafakt Gottes anzusehen, durch welchen der Mensch inne gemacht werden soll, daß in seinem verborgensten Jnnern der Feind Anknüpsungss punkte für sein Locken und Drängen finde; es soll durch s Hin» i, i3——22. 2, i. die Versuchung die verborgene Sünde zur Erscheinung, sodann zur Erkenntniß und endlich zur Ueberwindung gebrach: werden. Gott und der Teufel wollen zwar in der Sache eins und dasselbe: die Versuchung; im Erfolge aber wollen sie das fchlechthin Entgegeiigesetztn will Gott durch die Versuchung das Freiwcrden von der Sünde bei dein Menschen bewirken, so will der Teufel das untergehen des Lllienschen in der Sünde erreichen, wie ja dies schließlich in dem Tode des Ptenfcheiisohiies zur vollsten Erscheinung gekommen ist. Da nun Gott in der Versuchung zeitweise die Hand abthut von dem Gläubigen und sein Angesicht vor ihm verbirgt, so er- scheint dem, in solchen Leiden Stehenden Gott als ein ferner, fremder Gott, der da schweiget und das Gebet nicht zu erhören scheint. Unter den folche Erfahrungen schtldernden Psalmen tritt ganz besonders Pf. 88 hervor, der bis zu einzelnen Ausdrücken so genau mit dem im Buche Hiob Dargestellten übereinsttmmt, daß man daraus mit Recht den Schluß gemacht hat, der Verfasser dieses Psalms möchte wohl auch das Buch Hiob geschrieben haben (l. Kön. 4, 31 Anm.). Außerdem ist die Geschichte David’s und der Ausspruch des HErrn über die Apostel (Luk. 22, 31) in Bezug aus das Wesen der Versuchung lehrreich. Ganz besonders aber soll das Buch Hiob ,,diesen Kampf Gottes mit Satan nnd Satans mit Gott um eine Menschenseele, die Gottes ist, den Kampf einer im Glauben stehenden Menschenseele mit Gott, mit dem Satan und mit stch selbst« für alle Zeiten hinstellen als ein Vorbild für den Seelenkampf aller wahrhaft gläubi- gen Christen, die nur darum einen so schweren Kampf wie Hiob nicht erleben, weil sitt uns die Versuchung durch Christum, der in allen Stücken versucht worden (Hebr. 2, I8; 4, 15), bereits überwunden und in ihrer Kraft gebrochen ist, sobald wir den leidenden HErrn im Glau- ben ergreifen. —- Man hat wohl gemeint, es ividerstreite der Frömmigkeit und thue der hohen Verehrung der Heilsträger im Reiche Gottes Eintrag, daß sie noch in Versuchung gerathen sollten (Johannes der Täufer im Gefängniß) Aber es beruht diese Ansicht auf Verken- nung des Wesens der Versuchung, die gerade nur wahr- haft Gläubige trisst, nicht die Welt, die nichts zu ver- lieren hat. Je stärker der Glaube, desto mehr Ver- suchung, wie das Beispiel Luthers zeigt. — Es kann Hiolks Leiden und sein daraus folgender Seelenkaiiwf keine Prüfung im obigen Sinne fein; denn ihm ist Gott kein snaher, offenbarer, sondern ein ferner, verborgener Gott. Nicht sein Glaube, seine Liebe zu Gott tritt an’s Licht, sondern die Lust, mit Gott zu rechten, von ihm Anerkennung seiner Frömmigkeit und Gerechtigkeit zu fordern, Gott der Ungerechtigkeit zu beschuldigen. Hiob wird so wenig im Leiden zu ftärkerein Glauben empor· gehoben, daß er vielmehr der Anfechtnng unterliegt, ohne jedoch von Gott abzusallen und ihn in’s Angesicht zu segnen, wie Satan zuversichtlich gehosst hatte. Und dies sein Festhalten an der Gottcserkenntniß, feine Geduld (Jak. 5, I) macht es möglich, daß ihn der HErr zuletzt noch errettet und so seinen heil. Zwcck, Hiob von seiner verborgenen Sünde zu reinigen, doch erreicht. (Vilinar.) Eben weil Hiob’s Leiden ein Bußleideiy kein Heiligungs- leiden, keine Prüfung war, thut er am Schlnsse (Kav· 42, 2—6) Buße und wird wieder begnadigt Darum kann auch Hiob nicht unmittelbar, sondern nur insofern als Vorbild des HErrn Jesu Christi angesehen werden, als auch Hiob’s Kampf ein Kampf des Weibessamens mit dem Schlangensamen ist, welcher in Kopfzertretung der Schlange durch den HErrn endet. Des HErrn Versuchung aber kann fo wenig wie die des erstcn Adam, die beide ohne Sünde waren, mit der Hivb’s verglichen werden, aus dem eine verborgene Sünde hervorgetrieben werden sollte- IIL V. 13—22. hiob wird durch Satan aller Habe nnd aller seiner Kinder beraubt, nnd nreisrt nun) tin tirsfleu Schiner; den tjakrru für solch: Zärhtlgung 13. Des Tages aber, da seine Söhne nnd Töchter aßen und tranken Wein in ihres Bruders Hause, des Erstgeborenen [mit welchem die Reihe von neuem begonnen hatte, also am ersten der Woche, dem jetzigen Sonntag B. 5]; 14. Kam ein Bote zu Hiob [der am Morgen desselben Tags erst in dem feierlichen allwöchent- lichen Hausgottesdienste all seine eigenen und seiner Kinder Sünden durch Opfer versöhnt hatte und darum der Gnade seines Gottes um so gewisser war-J, nnd sprach: Die [500 Joch] Rmder vflngten und die [500] Eselinnen gingen neben ihnen an der Weide: 15. Da steten die [Sabäer, ein semitisches No- madenvolk, gemischt aus Nachkommen des Jaketan 1. Mvs 10, 28 und aus Nachkommeii des Abra- ham von der Ketujra l. Mos 25, s] aus Reich Atabien [dem petraischem ösilich von dem· Gebirge Seit] herein, Und nahmen sie [alle Stiere und Esel]- nnd schlugen die spewaffneten und sich weh- renDenJ Knaben [Pflü»ger] mit der Scharfe des Schwertes; nnd ich bin allein entronnen, daß ich dir-s ansagtn Ein reichcr Landbebauer in Hauran mußte, in alter Zeit wie noch jetzt ohne Schutz von der Landesregierung mit allen benachbarten Noinadenstainiiiem deren Raube- reien er zu» fürchten hatte, Verträge schließen, ·d. h. sich zu einem jährlichen Tribut (Getreide und Kleider) ver- pflichten Darum übersallen hier sehr entfernte Stämme, die Sabäcr aus dem weiten Süden, die Chaldäer aus dein fernen Osten, mit denen Hiob natürlich keine Ver- träge haben konnte, dessen Besitz. Nur so entfernte Stämme, die weder vorher noch nachher mit Hiob und seinen Landsleuten zu thun und also keinerlei Vücksicht zu nehmenhattenJoniiten es wagen, so ungewohnliclye Grausamkeiten, wie den Raub der Pflugstiere und den Mord der Pflüger, auszuüben. Sitzt der Beduine ein- mal auf d»ein Pferde, so ift es ihn! einerlei, ob eine Reise l0 Tage langer oder kürzer ist, wenn er nur Wasser sur stch und sein Thier findet. Dies fanden beide Raub« züge zur Zeit des Winters, im Januar und Februar, wo die Winterregen in Haiiran Triche bilden. Jn die· sen Monaten pflegt auch das von den Wiuterrezzen er- wcichte Brachlaiid gepflügt zu werden. Zur Ueberwältis gung von 500 Pflügern, die bewaffnet ivaren —— sonst wären sie nicht alle gesallen —, gehörten doch immer« hin 2000 Reiter —- eine Zahl, die nur im Winter einen solchen Zug unternehmen konnte. Jede ländliche Arbeit wird von den ·,,Viertlern« (s. oben)· der Ordnung wegen immer gleichzeitig vorgenommen, indem der Herr des Gutes oder Dorfes allabendlich Von dein Dache seines Hauses das gemeinsame Pensum des nächsten Tages aus- rufen läßt. So erklärt sich, wie die 500 Pflüger gleich- zeitig aus ein und derselben Ackerflur beisammen sein nnd mit einander erschlagen werden konnten. (Wetzstetn.) 16. Da der noch redete, kam ein andere: nnd sprach: Das Fentt Gottes [ein Feuer- und Schwefel- regen, hier durch die von Gott zugelassene Macht Satans 2. Thess. 2, 9; Offenb. 13, is, wie bei Hiob’s standhafte Frömmigkeit beim Verlust aller seiner Habe und Kinder. 7 Sodom und Gomorrha, vgl. 2. Kön. l, 10. II; Lief. 9, 54; Offenb. 20, 9, durch die Allmacht Gottes geschehen] fiel vom Himmel, und verbrannte kdie 70001 Schafe nnd wie] Knaben ldie sie hüte- ten] und verzehtete sie; und ich bin allein entron- nen, daß ich dir-s ansagte. 17. Da der noch redete, kam einer und sprach: Die Chaldcier saus Ntesopotamiem von Chesed, dem Sohne Nahor’s 1. Mos. 22, 23 abstammend] tauchten drei Spitzen soder Haufen 1. Mos. 14, 155 Richt 7- 16· 20], und iiberfielen die [3000] Kamme, und nahmen sie, und schlugen die Knaben sdie HüterJ mit der Schärfe des Schwertes; und ich bin allein entronnen, daß ich dirs ansagta 18. Da er noch redete, kam einer und sprach: Deine Söhne und Töchter aßen und tranken im Hause ihres Bruders, des Erstgeborenen [V. 13]. 19. Und siehe, da kam ein großer [von keinen Hindernisseiy auch nicht von Bergen aufzuhaltenden an Kraft stets wachsender Sturm-J Wind von [jcnseit] der UyrischenJ Wüste her, und stieß auf die vier [das Ganze zusammenhaltendeiq Ecken des Hauses und warf’s auf die Knaben kdeine 10 Kinder-J, daß sie starben; nnd ich bin allein entronnen, daß ich dir-s ansagte. Satan weiß wohl, wie schmerzlich es den Eltern ist, wenn es ihren Kindern übel geht; darum hat er seine Freude daran, wenn frommer Eltern Kinder in’s Un- gltick gerathen. (Starke.) An Einem Tage ist Hiob alles dessen beraubt, was ihm als Gabe Gottes galt, seiner Heerden nnd mit diesen seiner Knechte, die er nicht blos als Besitz schätzt, sondern für die er auch ein siihlendes Herz hat svergl. Kuh. 31), zuletzt auch des Liebsten —— seiner Kinder. Der Satan hat Elemente und Menschen aufgebotem um Schlag auf Schlag allen Besitz Hiob’s zu vernichtem Daß Slltenscheii und Völker vom Satan zu feindseligen Unternehmungen getrieben werden können, siehe Offenb.20, 8. sDelitzschJ Der Teufel richtet Hader, Mord, Aufruhr, Krieg an, item Ungewitter, Hagel, das Getrcide und Vieh zu verderben, die Luft zu vergisten u. s. w. iLutherJ Kein Ungliick kommt allein, d. h. Gott versucht die Seinen so, daß ein Schlag dem andern folgt und das Schwerste zuletzt kommt, daniit wies zu ertragen verniögem (Vilmar.) 20. Da [als er sogar den Tod seiner liebsten Kinder hörte] stund Hiob [nicht mehr im Stande, den Schmerz niederzuhalten Jon. s, 6] auf, und zerriß sals Abbild seines zerrissenen Herzens l. Mos. 37, 34] fein Kleid [vorn an der Brust bis an den Gürtel Jos. r, 6], und raufte [schnitt ab, als Abbild vom Verluste des Theuersten] sein Haupt [-Haar vgl. Jerem. 41, Z; Mich. 1, 16"J, Und fiel fstch demüthigend unter die gewaltige Hand Gottes] auf die Erde, und betete [den Gott, dessen Gnadenwille 2. Perris, 9 sich ja auch in diesen schweren Schlägen offenbarte] an, «) Die Aeußerung tiefen, herzzerreißenden Schmerzes ist berechtigt und von Gott gewollt, wenn nur der Schmerz recht tief, d. h. Sündenschmerz ist und er im Gebet aus der Tiefe vor Gott hingetragen wird. Stoische Resignation (Verzichtleisiung auf able Gefühlsäußerung nach Art de: Stoiker) ist heidnisch und eine Leugnung der Sünde und der Nothwendigkeit der Buße. (Vilmar.) 21. Und [Hiob] sprach [nachdem er all seinen Schmerz in Gottes Herz ausgeschüttet und Trost gefunden hatte, den HErrn gar anders segnend, als Satan gehofft hatte]: Jch bin nackend [ohne etwas von mir selbst zu besitzen, arm und bloß] von meiner Mutter Leibe [wo stch die geheim— nißvolle Bildung des ersten Menschen aus dem Schooß der Erde abbildlich wiederholt Pf. 139, IS] gekommen, nackend [ohne etwas mit von hinnen zu nehmen] werde ich wieder dahin fin den mütterlichen Schooß der Erde, gemäß dem Fluche 1. Mos Z, 9] fahren [Pred. s, 14; 1. Tun. s, 7; Sir. 40, 1]. kaltes, was ich hatte] gegeben, der HErr [nicht der blinde Zufall, auch nicht der Teufel für sich] haks genommen [und weiß, warum er’s ge- than, ob ieh’s gleich nicht völlig erkenne]; der Name des HErrn [der sich mir in diesen Trüb- salen so deutlich offenbart] sei gelobet -[über Alles, was er thut und thun wird; denn ich begehre nichts, als daß sein Wille in mir Vollkommen geschehr. Dieser göttliche Wille ist mir lieber, als alles, was ich auch immer besttzen mag]! Heiliger und gerechter Gott! wappne uns mit Ge- duld und Cilauben auf die Stunde der Anfechtung, da· mit, wenn du Kreuz und Leiden über uns kommen lässest, wir deine Zuchtruthe küssen, mit Geduld in dem Kreuze ausharrem wider deine Zucht nicht murren, den Verlnst des Zeitlichen gern ertragen und deinen Namen loben und preisen. Amen. 22. »Ja diesem allem fwas ihn bis jetzt be- trossenJ sundigte Hiob nicht und that nichts Thit- iichcs wider Gott findem er nicht, wie nachher, Gott Ungerechtigkeit zufchrieb und verlangte, der HErr solle ihm seine Frömmigkeit auch hier schon belohnen, indem er vielmehr ietzt erst recht sich bewußt ward, daß sein Gott das höchste Gut sei]. So bestand Hiob bis ietzt also die Versuchung voll- ständig und machte jede Hoffnung Satans zu Schandem Die Ausdauer und Geduld, welche Jak. 5, 11 von ihm riihmt und zum Vorbilde hinstellt, kann sich aber nicht, oder tiicht hauptsächlicb aus diese Bewährung Hiob’s beziehen, sondern muß seine ganze Geschichte»bctresfen. Und zwar zeigt Hiob dadurch jene Geduld sitzend-»O, daß er auch im Murren und Hadern an seinem Gott sesståälttund sich gerne vor ihm demüthigt, als er ihm er ein. Das Z. Kapitel. sind, am Leibe gejtsageh wird verachtet und besuchst. IV« V. l—6. Satan erneuert sein: Jtnitlage wider Hinl- nnd empfängt vom ijErrn die Erlaubniß, auch dessen Person zu schädigen. 1. Es begab sich aber des Tages, da die Kinder Gottes kamen und traten vor den HErrm daß Satan auch unter ihnen kam und vor den HErrn trat lauch Rechenschaft von seinem Thun Der HErr hat-s 8 Hieb 2, 2-—13. abzulegen und neue Befehle zu empfangen Kuh. l, 6——12]. Z. Da sprach der HErr zn dein Satan: Wo kommst du her? Satan antwortete dem HErrn nnd sprach: Jch habe das Land umher durchzogen. 3. Der HErr sprach zu dem Satan: Haft du nicht Acht auf meinen Knecht Hiob gehabt? Denn es ist fein Gleichen im Lande nicht, fchlecht und recht, gottesfurchtig, und meidet das Bose, Und hält ftrotz der großen und vielen Trübsale] noch fest an seiner Frömmigkeit san seinem un- verrückt auf mich und sein ewiges Heil gerichteten Sinn]; du aber hast mich bewegt sihn zu seiner Läuterung so hart zu schlagen; aber durch sein gläubiges Ausharren ist dir nun bewiefen], daß ich ihn ohn Urfach [oergeblich und ohne allen Er- folg für dich] verderbet habe. Bis dahin, und anch im Folgenden bis zur Ankunft der drei Freunde, ist das Leiden für Hiob eine reine Prüfung, eine Bewährung seiner Frömmi keit, die er vollkommen besteht (vgl. Kap. I, 21; Z, 1 ), nicht ein Anlaß zum Abfall, wie Satan erwartet hatte, sondern zur Verherrlichung Gottes in seinem Knecht. Wir haben also in dem Ausdruck ,,ohn Ursach« nicht, wie die meisten Ausleger meinen, einen stark vermenschlichendem ein Zugeftändniß des HErrn, er habe sich vom Satan irre führen lassen, enthaltendem sondern vielmehr einen Satan verurtheilenden, richterlich strafenden Ausspruch des HErrn zu sehen, der uns schon ahnen läßt, daß nicht blos diese Prüfung, sondern auch die in Kap· 3 ausbrechetide Versuchung schließlich mit der Verherrlichung Gottes nnd der Schmach Satans enden werde. (Vilmar.) Satan verliert im Buch Hiob einen Prozeß, welcher nur ein Vorspiel des aller rößten Prozesses sein sollte, da das Gericht über die Iäelt ergangen und der Fürst der Finsterniß hinausgesioßen worden ist. (Gaupp.) 4. Satan antwortete [voll zuversichtlichen HohneSJ dem HErrn, und sprach: [Man sagt im Sprichwortq Haut fgiebt der Mensch] für Haut [er ist zufrieden und erträgt es ruhig, wenn er durch einen kleineren Schaden vor einem größeren bewahrt wird]; und alles [ja sogar das Liebste, Gesinde, Vieh und Kinder], was ein Mann hat, läßt er für« sein Leben fdaß er dies nur davon bringt]. So lange ein Ellienfch tiicht durch Erduldung von Schmerzen am eigenen Leibe, ja durch willige Dahin- gabe seines Lebens in den Tod bewiesen hat, daß wahre Liebe in seinen! Herzen wohne (Phil. Z, 7; l. Joh. Z, l6; 4, 9), so lange ist er tiicht ficher vor der im tiefsten Grunde des Herzens eingewurzelten Selbstsucht, welche auch bei dem schwersten Verluste hoher Lebensgüter sich doch darüber freut, daß der eigene Leib noch erhalten geblieben ist, nnd sieh, anch bei großer äußerer Trauer und scheinbarer Ergebung, darum eben leichter zufrieden giebt. Darum ist stille Ergebung bei fchwerer Krankheit und heftigen Leibesschmerzen ein viel besserer Beweis für wahre Gottesliebe, als fiilles Dulden von anderen Ber- luften. Darin zeigt sich am ineisten das entsetzliche Ber- derben des menschlichen Herzens, daß auch der jammer- vollste Tod des Nächsten für den Menfchen noch etwas Befriedigendes hat, weil er sich in tiefster Seele mit dem eigenen Leben noch tröstet. (Vilmar.) Z. Aber recke deine Hand ans, und taste sein Gebein und Ficiseh [durch Krankheit, Schmerzen, ja den leiblichen Tod] an; was gilt-s, [nicht ich, sondern du wirst verloren haben, und] er wird dich [ohne Furcht und RÜcksichtJ in’s Angesicht segnen [Kap. 1, 11J« Satan wittert in der tiefsten Tiefe des Herzens Hiobs jenen feinen Egoismus, der oft sogar im gottergebcnftcn Herzen verborgen liegt. b. Der HEtc [aber, ein besserer Herzens: kündiger als Satan, sah noch viel mehr neben der aufrichtigen Gottesfurcht und Liebe anch diesen Keim der feinen Selbstfucht in Hiob und] sprach sum seinen Knecht zur Erkenntniß dieser Grund- sünde und zur Ueberwindung derselben zu bringen] zn dem Satan: Siehe da, er sei in deiner Hand sdie meinige will ich eine Zeit lang von ihm ab- thun]; doch schone seines Lebens. »Daß Satan anch Macht über das irdifche Leben eines Menschen bekommen könne, hat sich im Tode des HErrn Jefu offenbart. Aber gerade dies höchste Maß seiner Feindschaft gab ihm selbst den Todesstoß.« — Von V.7 an kommt Satan im anzen Buche nicht wieder vor, eben weil Hiobd Versu )ung durch fein Festhalten an seinem Gott und durch Gottes gnädige Errettung mit tder Besiegung Satans und der Heiligung Hiobs ende. V· v. 7—10. Satan bringt zwei weitere schwer: Trübsal: über Hieb, den Aussatz nnd den Spott seine« Weiber. 7. Da fuhr der Satan ans von: Angesicht [von dem Ort der Offenbarung der Herrlichkeit und ewigen Kraft und Gottheit] des HERR, und schlug Hiob mit bösen Schlvåten fdem schwarzen oder knolligen Aussatz, der furchtbarsten Art dieser Krankheit Z. Mos. 13, Z; 5. M. 28, 27 Anm.] von der Fußsohle an bis auf seine Scheitel [so das; der ganze Körper wie mit einer Kruste überzogen war]. 8. Und er [Htob] nahm einen Scherben nnd schabte sich sum das unerträgliche Jucken der Haut zu mildern und den Eiter zu entfernen], und saß [als ein Unreiner außerhalb des Dorfes] in der Asche [in tiefer Trauer über den Verlust feiner Kinder Jon. Z, 6]. Die wahrhaft göttliche Traurigkeit empfindet alle Trübsal als Strafe für die Sünde, deren letztcr Sold der Tod, die Rückkehr zum Staube, zur Afche ist; darum pflegten im Alterthrim die Trauernden sich in Asche, als dem Bilde des Todes, zu se en oder das Haupt damit zu bestreucn (f. V.12)· — n der überaus fruchtbaren Landschaft Hauran pflegte der Dünger als für den Ackerbau unnütz auf einen bestimmten Platz vor der Qrtfchaft gebracht und von Zeit zu Zeit verbrannt zu werden; auf einem folchen Afchenharifen mag Hiob ge- sessen haben. (Wetzstern.) St. Und sein Weib [Kap.19, 17., durch ihre Gottlosigkeit ein williges Werkzeug des Satan] sprach zu ihm: Haltst dn [setzt, nach der Erfah- rung solchen Lohnes für deine Gottesfurchtj noch Hiobd Prüfung— wird durch Spott und Mitleid ihm zur Versuchung 9 fest au deiner Frömmigkeit? swas meinest du, daß Gott nach deinem Gebete frage? Je mehr du schreist und rufest, je größer deine Noth und Elend wird. Fürwahr, Mann, du hast einen feinen Gott! Wo ist nun dein Gott, von dem du so viel Rüh- mens machtest?] Ja, segne Gott slaß ihn fahren Kap. l, Z; Tod. 2, 15, 221 und ftird sder Tod, das völlige Vergessen kann dir allein Ruhe gebenjl Das sind die rechten Mordstöße des Teufels, wenn er uns zu unserem Leiden noch Hohn beut und spottet und brauchet dazu nicht landfreiiide Leute, sondern unsere liebsten besten Freunde, denen wir Leib und Leben an- vertrauet hatten, die uns billig trösten sollten und uns das liebe Kreuz durch ihren Trost und Piitleideii sollten tragen helfen. Das beißet und gehet durch Mark und Bein, alle Adern und Blutstropfen im Leibe. seh. Wellen) Warum ließ ihm der Teufel dies Weib? Weil er sie für eine gute Peitsche hielt, ihn empsindlicher als sonst durch irgend etwas zu plagen. (Chrhsosiomus.) Sie rühmet, wie ihr Herr, der Teufel, das bequeme Leben der Gottlosen (Kap.21, 7; Pf. 73, l2) und stellt Gott als einen auf Menschenglück neidischen Dämon (1. Mos 3, 5) hin. 10. Er aber [auch diese schwere Züchtigung als Prüfung bestehend] sprach [mit völligem Gott- vertrauen] zu ihr: Du redest, wie die ncirrischen Weiber reden [die von Gott nichts wissen, seine Wege nicht verstehen wollen und darum ruchlos handeln]. Haben wir sbisherJ Gutes [lauter Wohlthatenj empfangen von Gott, nnd sollten das Böse [die Trübsale und Widerwärtigkeiten, die er nun über uns verhängt] nicht aneb annehmen? lJst er nicht immer derselbe in all seinem Thau? Jab I, 17; Röttr s, 28]. Jn diesem allen ver- sündigte sich Hiob nicht mit seinen Lippen [wie er nachher that, sondern alle diese Leiden waren ihm eine Prüfung, durch welche sich seine aufrichtige Gottesfurcht und Ergcbung offenbarte]. VI« v. II—1Z. Drei Freunde Sinne, auch nsilische Stam- menfiirstem iiommen zu ihm nnd bewirken, indem ße nu- bewnßt dem Satan ebenfalls zu Werkzeugen dienen, durch ihr stummen Mitleid, daß die erfahreueu Crübsalr für Hieb aus einer Prüfung eine verfurhnng werden. 11. Da aber die drei Freunde Hiob’s hdretenr alle das Unglück, das über ihn kommen war, kamen sie, ein jeglicher aus seinem Ort, Eliphas von Themansh Bildad von Suahsst und Zophar von Nimm-s. Denn sie wurden eins, daß sie kamen, ihn zu klagen nnd zu trbstenH fund trafen an einem bestimmten Ort zusammens «) Gerüchie verbreiten fich unter den bekitteneu aras bischen Wiistenstämmen mit der Schnelligleit telegraphis fcher Depefchem (Delltzsch.) —- ") Wir kennen drei Ortschasten des Namens Thema (Theman): 1. Theman in Edom, berühmt durch die weisen Sinnsprüche seiner Bewohner (4. Mos 2l, 10 Anm. 2); 2· Thema, eine ismaelitifche Stadt an der großen Karawanenstraße aus Jemen in Westarabien nach Syrien (Kap. 6, 19 Anm.); Z. Tbeman am Ostabhang des Haurangebirges, 2 Ml. nördlich von Busan (Kap. 32, 2 Anm.), noch jetzt ein stattlicher Ort, 8——9 Meilen östlich vom Hiobskloster entfernt. Wenn nun auch I. Chiron. I, 36 Glis-has, der Edoinitey Vater des Thcinan genannt wird, so kann uns dies, da der Name Eliphas so gut wie Theman öfters vorgekommen sein wird, nicht bestimmen, die Hei· math des Freundes Hiob’s in das edoinitische Theman zu verlegen, da das Hauranische mit unserer Annahme der Lage des Landes Uz so gut stimmt und auch die Namen der anderen Freunde sich in Hauran finden. -— Wlij Suah ist setzt nicht mehr ein Stadtname, sondern Bezeichnung eines Laudstrichs, die Ebene Suwet, süd- westlich von der Narrn. Hier liegt das an einem reizen- den See, dem sog. Quellensee (durch welchen ein Neben« fluß des Jarmuk fließt), gelegen« von einer schbncn Ebene uingebene Kastell Muzerib, wo schon im frühesten Alterthum wie noch fetzt von den Arabern und anderen Morgenliindern zweimal im Jahre ein großer Markt abgehalten wurde. Diese fruchtbare Gegend, etwa 4 Stun- den südlich vom Hiobsilostey ist nach alten Zeugnissen die Heimath Bildads — f) Naema (die sachliche) kommt als Städtename in Syrien und Palästina wohl ein dntzend Mal vor. (Wetzstein.) Auch nördlich vom Quellensee, nicht weit von Edrei, wo Og von Basan geschlagen wurde, liegt ein Rai-me, welches gut passen würde. —- H-) Alle drei Freunde sind Städtebewohner. woraus sich erklärt, daß sie, als dem Weltvcrkehr mehr hinge eben, die Gottestraditionen der Urzeit nicht so treu bewa rt haben, wie Hiob. 12. Und da sie ihre Augen aufbuben von ferne, kunnten sie ihn [in der durch den Ausfatz bewirkten furchtbaren Entstellung auch der Gesichts- zügeJ nicht, und» huben auf ihre Stimme und wei- ueten, und ein jegliche: zerriß sein [Ober-] Kleid, und sprengeten Erde auf ihr Haupt gen Himmel swarsen in himmelschreiendem Schmerze Staub in die Höhe und ließen ihn von da aus ihre Häupter zurücki fallen und sich den ganzen Körper davon beschmutzen 5. Mai. 14, 2 Anm.; 1. Sam. 4, 12]. 13. Und saßen mit ihm saußerhalb der Ort- fchaft unter freiem Himmel] auf der Erde [doch in ziemlicher Entfernung von ihm, um seiner Un- reinheit willen] sieben Tage und sieben Nächte [folange als man um einen Todten zu trauern pflegte l.Mof. 50, 10; l. Sam. Si, 13], und redeten [überwältigt von dem schrecklichen Eindruck, voll tiefen, stampfen Staunens] nichts mit ihm skein liebreiches Trosiwort, wodurch ste dem ver- zweifelnden Schmerzesausbruch in Kap. 3 hätten vorbeugen können]; denn sie sahen, daß der sLeibes- und Seelen-] Schmerz [Hiob’s] sehr groß war. Betnitleidet zu werden von seines Gleichen ist ein be- kannter Reiz zur Ungeduld, und zwar für den ein desto heftigerer Reiz, ein desto schärferer Stachel, welcher seines Gleichen gegenüber als ein Mann vollendeter Gerech- tigkeit, auf welche er stolz sein durfte, dagestanden hatte, nunmehr aber als ein Aussätziger sich als tief unter ihnen stehend ansehen muß. Hiob empfindet nunmehr erst sein Unglück im vollsten Maße und empfindet seinen Genossen gegenüber nichts als sein Unglück. Dies und nichts mehr ist demnach der Inhalt des 3. Kapitels Nun erst kommen seine Freunde mit ihren Vorwürfem nnd nun erst in Fol e dieser Vorwürfe tritt die Ver- suchung im vollen aße ein. Die Versuchung Hiob’s wird durch seine Freunde bewirkt; sie locken durch ihr Dasein zunächst die ausschließliche Rich- tung seiner Seele auf sein Elend, sodann durch ihre 10 Vorwürfe nach und nach das Behauplen seiner Unschuld, das Klagen über das arge Mißverständnis; seiner Freunde, das Rechten niit ihnen und endlich das Rechten mit Gott aus ihm heraus. tin Kleinen! dige Leidcnde, zumal leibliche Kranke, welche, so lange sie unangeredet, unbesprochem unbelrittelt bleiben, auch geduldig und gotterergcben bleiben; sobald aber unpassen- des, weltlicbes Bcsprcchen ihres Zustande-s, unzutreffeip des, wcltliches Trösten, verkehrtes, wenn auch noch so gut gemcintes Nachfragen nach Ursache iind Veranlassung des Uebels, kurzsichtiges Vermuthem woher dasselbe wohl komme u. s. w., an sie herantrith werden sie ungeduldig, krittlich, ja erbittert und grimmig. Einsani zu leiden ist für eine starke Seele unvergleichbar viel leichter, auch stttlich viel oortheilhaften als zu leiden unter den leidigen Tröstern Freilich wiegt bei Hiob der sittliche Vortheih daß er zur Erkenntniß und Reue der durch die Freunde heraufbeschworeneii Sünde, der feinen Selbstgerechtigkcit kommt, den sittlichen NachtheiL daß diese Sünde durch sie erweckt wird, auf. (Vilmar.) Die kunstvolle Anlage unseres ganzen Buches zeigt sich besondere in seiner Gliederung nach der heil. Drei- l« Hiob Z, ah . Bd. Der Prolog sEingaiig oder Vorwort): Die ge« fchicbtliche Einleitung Kuh. 1 u. L, wiederum je in 3 Abschnitte sich zerlegend. B· Die Reden: Katz 3——41. I. Das Weclåselgespräch Hiobs und seiner 3 Freunde: K Z— 1 ap· . l) Der troftlose Ausdruch der Klage Hiobs über sein Elend; der Anfang der Versuchung: K. Z. Z) Der Streit und Widerstreit zwifchen Hivb und dcn 3 Freunden; die Entwickelung der Ver« suchung zur vollen Stärke: Kap. 4——«26. n. Erster Gang dcs Streitesx die anhedende Vcrwickelung Kan 4—14: or. Eliphatk Rede und Hiob’s Antwort Kav- 4—-7; s. Bildads Rede und .hiob’s Antwort Kuh. 8—10; J. Zophars Rede nnd Hiolrs Antwort Kuh. 11—14·, b. zweiter Gang des Streite-s (die steigende Verwickelung) Kuh. 15-—2l: w. Cliphas Rede und Htobe stlntwort Kuh. 15—17, P. Bildads Rede und Hiobd Antwort Kuh. 18 u. is, J. Zophars Rede und Htobs Antwort Kot» 20 u. 21; c. dritter Gang des Streits (die auf’s äußersie gestiegene Verwickelung) Kap. 22—26: or« Eliphas Rede und Hiobs Antwort Kaix 22——24, « F. Bildads Rede und Hiobs Antwort Kuh, 25 u. 26. Z) Hiob’s letztes Wort zu den Freunden Kap. 27 31 l1. Elihws Auftreten und drei strafende Reden gegen Hiob und seine Freunde, die begmnende Losung des Räthfels: Kuh. 32—37. · lll. Gottes Erscheinen und sirafendc Reden gegen Drob, die Lösung des Räthselsz Katz. 38 41. C. Der Epilog sAusgang oder Tltachivortx Der ge- schichtliche Schluß, die Buße und Wiederbegnadigung Hiolss Kuh. 42. Den gewaltigen Entgegnungen Hiobs ge enübeth der bei dem unerschütterlichen Bewußtsein seiner chuldlosigs lett in den Reden seiner Freunde weder Trost, noch Zu« Wie ost machen wir· ähnlichc Erfahrungen «» Wie oft treffen wir auf goitergebena geduli , ! zcr werden, der zweite im Z. Gang des Streits nur noch 1—-—12. rechtweisung noch neue Belehrung über die göttlicheWelt- regicruiig und die geheime Ursache seines cntfetzlichen Lei- dens finden kann, offenbaren die Freunde alliniihlich im- mer deutlicher das Ungenügende ihrer Beweisführung, indem ihre Reden mit jedem Gang inhaltslecrer nnd kür- einen allgemeinen Satz zu wiederholen, der dritte gar nichts mehr vorzubringen weiß. (Keil.) Wir glauben endlich noch daran erinnern zu müssen, daß tn dem Piaßr. als die Reden Hiob’s das mit Sünde verbundene, ja aus der Sünde hervorgehende Ringen einer gläubigen Seele in der Glaubensanfechtung darstellen und in dem Maße, als die drei Freunde von ihrer falschen Anschau- ung über die Ursachen der Leiden in der Welt aus Luft- ftreiche gegen Hiob führen, auch die einzelnen Aussprüche in ihren Reden, aus dem Zusammenhang gerissen, nicht als Offenbarung der ewigen göttlichen Wahrheit genom- men werden dürfen. Das Z. Kapitel. Diebs Mehlilage urid Ungeduld. dlachdriii ro Satan gelungen in, durch dao dumme, lrosiesariiie und uorwnrfguolle Dasitzeii and Beiuttlrtdeu der Freund: Hiob ans seiner Gottergelieiiheit hrrauoznrrißen und das cob Gottes und den Dank ans feinem Herzen und von seinem Mund: zu nehmen, sieht tjiob ulcttlo mehr, als fein großes Elend. Er hat das Gefühl der tiefsten Gott— orrlassenhelt und darum drs völligen dlriwrrlhro des irdi- fihen Lebens, und fein: in der Versuchung geängstele Seel: bricht in solch heftig« famierzllriie Klagen gegen Gott, der ihm nur noai der fairerlilich allniächttgk ihni ferne und fremd: Gott des Zorne-z und des blinden Grfchlairo iß, ans, daß dir siiudlirhe Verwünschung feines kebrno anf dein Rand: der Gottegvrrgeffruheit htngrhh l« o. i—»10. reinen» ski n« staat, im in; empfangen, der Tag, da ich geboren ward! l. Dartiach [nach diesem siebentägigen Schwei- gen der Freunde] that Hiob [am achten Tage dem bedrängten, schmerzerfüllten Herzen] seinen Mund aus und vekfluchle swünschte ewig vernichtet] seinen Tag fden Tag seiner Geburt, damit aber auch diese selbst]. Obwohl Hiob in dem Folgenden Gott keineswegs ins Angesicht segnet, sondern vielmehr von diesem mit unsicht- baren Fäden festgehalten wird, so sündigt er doch schwer; denn er wünscht sich den furchtbaren Fluch der vollkommenen Vernichtung welchen der HErr Christus dem wünscht, durch welchen des Atenschen Sohn verrathen wird (Matth. 26, 24). Aber auch diese Sünde bereut Hiob, sobald ihm der HErr erscheint, und sie wird ihm nach feiner Buße verziehen. 2. Und Hiob sprach fals Antwort anf das Schweigen der Freunde]: Z. Der Tag musse verloren sein kund gänz: lich zu Grunde gehen], darinnen ich geboten bin, und die Nacht, da man [genauer: die Nacht, welche als einzige Zeugin ihrem Gott und Schöpfer meldete und] sprach: Es ist ein Männ- lein empfangen. » 4. Derselbe Tag miisse finster [in die Finster- niß vor der Schöpfung zurückgebannt] sein, nnd Gott von oben herab fder droben, über dem Wech- Hiob verflucht den Tag feiner Geburt. ll sel des Tags und der Nacht, des Lichts und der Finsterniß erhaben, thronet] müsse nicht nach ihm fragen sihn durch sein allmächtiges Schöpferworh »Es werde Licht» aus der Nacht hervorzurufen], kein Glanz [der aufgehenden Sonne] müsse übe! ihn sihn herauszuführerq scheinen! H. Fiufterniß nnd Dunkel [der UrnachtJ nnissen ihn ubertvåliigen [und als ihr Eigenthum zurück: fordernL und dicke Dunkle] Wolken müssen über ihm bleiben kdaß er das Licht nicht sehe], und der Dampf am Tage [alles, was irgend vermag, einen Tag zu verdunkeln, z. B. Sonnensinsiernissd mache ihn [meinen Geburtstag] gråßlich lschrecke und verscheuche ihn]! Ein Stückchen von diesem Wunsch erfahren wohl Viele an schweren Trauertagen »An den Sterbetagen unserer Liebsten beleidigt uns aller Glanz in der Natur und alle Freude anderer Personen: wir wollen unserer Stimmung angemcssen lieber die ganze Welt in Trauer- slor gehitllt sehen; denrrtn solcher Verhlillung fchemt sie uns dann wahrer zu fein« (Dtedrich.) 6. Die Nacht [jene meiner Empfängnißj niiisse ein Dunkel einnehmen ssie ganz zu verschlingen, daß kein Tag aus ihr geboren werden könne], nnd [der aus ihr hervorgehende Tag] müsse sich nicht unter den Tagen des Jahre kdes lieblicheii Sonnen- lichtes] freuen, noch in dieZabl be: kdas Jahr umkränzenden] Monden kommen smitgezählt zu werden]l 7. Siehe, die Nacht müsse einsam fund un- frUchtbarJ sein [also daß nie wieder eine unsterb- liche Seele in ihr empfangen werde] nnd kein Jauchzen süber ein neugeborenes Kindlein] drinnen sein! 8. Es [mögen] verfluchen sie die Verfluchet des Tages« [daß sie zur besonderen Ungliicksnacht werde], nnd die da bereit [und fähig] sind zu er- lvecken [und aufzuregen] den Lebiaihalstt sdaß er die Sonne meines Geburtstages versinstere]. «) Aus der Gescbichie Bileam’s (4. Mos 22, 2 ff.) wissen wir, daß die Alten einem Zauberer die Macht zu- trauten, ein ganzes Volk zu versluchen Ju ähnlicher Weise gab es auch Zauberei» denen die Macht zugeschrie- ben wurde, Tage zu besondern Unglückstagen zu machen, also, daß man nichts Wichtiges an ihnen unternahm. So lesen wir. in Missionsberichtem daß die heidnischen Betfchuanenneger in Südafrika auch» glauben, ihre Zau- berer vermöchten besondere Regenta e oder Ungliickszeiten durch Zaubersprüche zu schaffen. ie Möglichkeih daß die mit satanischen Kräften wirkenden, im Heidenthum ja besonders mächtigen Zauberer (vergl. die zur Zeit Mo- sts in Aegyptety allerlei Schaden anrichten konnten, ist nicht zu bezweifeln. — «) Unter Leviathan ist hier nicht sowohl das Krokodil (41, 20 ff.), als irgend ein Unge- heuer, eine Schlange oder ein Drache zu verstehen, den, wie man vielfach im Alterthum glaubte, die Zauberer durch mächtige Zaubersprüche aufreizen konnten, das ihm verhaßte Licht der Sonne und des Mondes zu verschlin- en und fo eine Sonnen« oder Mondsinsterniß hervorzu- ringen. »Bei allen Völkern sind Sagen von großen, eschuppten und geflügelten Drachen mit großen feurigen ugen, einem langen, sich ringelnden Schweif, eidechsens artigen Krallenfüßen und einem weiten, bezahnten Rachem aus dem er eine pfeilfvitzige Zunge streckt und Feuer spat, mit 3 oder mehr Köpfen — vorhanden, wie z. B. der Fafuir in der altnordischen 9)tythologie: sein Heulen schallt weithin, er haust in Höhlen, wo er auf Gold und Schätzen liegt und sie hütet; er ist den Menschen feind- lich und tödtet sie lnit seinem Feuerathem Der deutsche Name für dies Ungeheuer ist Lindwurm, der griechische Drache fand-»was« (Grimm.) Ganz besonders feindlich ist der Drache dem Licht. So sieht man an dem Portal der Jaiobskirche zu Regensburg unter andern Bildwerken auch 2 Drachen, die im fchncllften Laufe Sonne und Mond verfolgen und schon halb im Rachen haben, womit die Versinsteruiig der leuchtenden Gestirne angedeutet wird. Aehnliche Vorftellungeir über den Ursprung der Finster- nisse durch Drachen oder Dämonen haben auch die Inder und Chinesen So machen die Eingeborenen Algeriens noch jetzt bei einer Sounen- oder Mondsinsteriiiß wildes Getöse mit Trommeln und kupferneu Becken, damit der Drache seine Beute fahren lasse. Diese heidnischen Sa- gen von den Drachen beruhen nicht auf Jvillkiirlicher Phantasie-«, sie haben einen tiefern Grund, die Drachen sind dämonische Wesen zugleich und bergen dunkle Er« innerungen an den in Gestalt einer Schlange die ersten Eltern um ihre Gottesherrlichkeit betrügenden bösen Geist, der dem Lichte, wie dem Gott des Lichtes Feind ist und darum auch gern die Gestirne zerstörte (Offenb. 12, 3), und in der hl. Schrift oftmals Schlange oder Drache genannt wird. 9. Ihre [den Tag ankündendeii Viorgen-] Sterne mussen finsterjein in ihrer sdieser ineiner Empfängnißnachtj Danimerung swenn sie däm- mernd zum Tage werden will]; sie hoffe aufs [Tages-] Licht, nnd [es] komme nicht; nnd musse nicht sehen die Augen-Brauen [-Wimpern] der Morgenrothe [die als das Augenlid Kap.41, 10., des goldenen Sonnenauges einzelne goldene Strah- ten, ihre Wimpern, emporschießt und dann sich erhebt]! 10. sDarumJ Das; sie nicht verschlossen [un- fruchtbar gemacht] hat die Thut meines [Mutter-] Leibes und nicht verborgen das [nun hereingebro- chene] Ungluck vor meinest [dann nicht vorhande- nen] Augen. Ein Ausschütteii auch des bittersten und ungestümsten Schmerzes wenn er einmal auf dem Grunde des Her- zens liegt, ohne daß man mit falfchen Trostgrüciden sich zufrieden stellen läßt, ist dem HErrn lieb, da Wahrheit die Grundbedingung aller Gemeinschaft mit ihm bildet; ein solches Austoben des Schmerzes ist ihm wohlgefälli- ger als stumpfe Gleichgiliigkeit oder Unwahre Ergebung. (v. Gerlach.) Vergl. Anm zu Kap. I, 20. U» b.11—19. Wenn ist) aber dennoch habe geboten mer— den müssen, warum bin irh nicht gleich nun) winkt: Ge- burt geflorben nnd allem Elend entzogen worden? 11. Warum bin ich nicht gestorben von Mutter- leib an [als ich dort noch verborgen lag]? Wa- kumebin ich nicht umkommen, da ich ans dem Leibe am. 12. Warum bat man [mein Vater voll Freude] mich auf den Scbooß gefeht [mich als sein Kind zu begrüßenjt Warum bin ich [oon meiner Mutter] mit Brüsten gesaUgetZ 12 Hier: s, 13—26. 4, l-——7. 13. So lage ich doch nun nnd wäre stillc, schlicse [im Grabe] nnd hätte Ruhe. txt. Mit den Königen und Rathsherren sdie den Königen am nächsten stehen und ihre Stelle vertreten] auf Erden, die [für ftch auf die Zeit ihres Todes] das Wüste [nicht zum Wohnen für Menscheu Bestimmte, d. i. gewaitige Grabkammern oder Pyramidenj bauen. 15. Oder mit den Fürsten, die Gold fdie Fülle] haben und ihre sderen SchaH Häuser voll Silber sind falso daß sie ohne Mühsal leben können]; its. Oder wie eine unzcitige [verfrühte] Ge- burt [welche in der Erde] verborgen [wird], und [also daß ich] nichts sohne dies elende Dasein] wäre; wie die jungen Kinder, die das Licht nie gesehen haben sfondern vor oder bei der Geburt gestorben sind] «) Die Pyramiden sind jene auf dem linken Ufer des Nil in Mittelägyptcrt bei dem Dorfe Gizeh befindlichen, ursprünglich bis zu 8005 jetzt doch noch bis zu 450« ernpors steigenden Steinberge, wclche die ägyptischen Könige als Grabkammern für sich bauten. »Die Phramidenbauey die Millionära die Fehlgeburtcn und die Todtgebornem sie alle sind den Leiden dieses Lebens entrückt in ihrer Grabesrnhe, mag ihr Grab eine von der Nachwelt an- gestaunte Ruinc oder ein aufgefcharrtes und dem Erd- boden wieder gleichgemachtes Erdloch sein. (Delitzsch.) 17. Daselbst [in der tiefen Stille des Grabes und Todes] müssen doch aufhören die Gottlosen [deren Gedanken wie die Wellen des ungestümen Meeres Koth und Uuflath auswerfen, die keinen Frieden haben Jes. 57, 20] mit Toben; daselbst ruhen doch, die [wie ich] viel Muhe gehabt haben; 18. Da haben doch mit einander sauf gleiche Weise, wie alle anderen] Frieden die Gefangenen, und hören nicht »die szur Arbeit herrisch treibende] Stimme des Draugersz 19. Da sind beide Klein» und Gros- sganz gleich], Knecht und der von seinem Herrn steige- lassen ist [genauer: und der Sclave ist frei von feinem Herrn] Für Niemanden ist der Tod blos Befreier vom irdi- schen Elend und Ruhespenden Jhn als» solchen stch her- beiwünschen ist daher für jeden eine Sünde. Und doch ist es ein großer Unterfchied, ob die gottlose Welt aus Lebenssattheit und Leerheit an Leben aus Gott es thut, oder ob die Heiligen, wie Hiob, Jeremia (20, 14-—18), Elias (1.Kön. 19, 4) und Jonas (4, 3.8) trotz ihres im Herzensgrund verborgen liegenden Glaubens, m schwerer Anfechtung und in herzzerreißendem Schmerz es thun. Den Tod f·o, wie hier Hiob, als einen Zustand, der wei- ter nichts giebt, als stumme Stille, anzusehen, ist nur im furchtbarsten Ringen und Kämpfen gegen den zHErrn, der den Seinen eine Zeit lang verlassen und mit Trüb- fal heimgesucht hat, oder im Abfall vom lebendigen Gott möglich, . 7, 9 f. Anm. Aus dem Seelenzustand, in welchem eh hier Hiob befand, können wir sehen, was es heißt, ewiglich von Gott in der Höllenangst verlassenfein, d u auch ahnen, wieviel es dem heil. Gottessohne ge- ko et hat, uns zu erlösen, da er rief: Mein Gott, mein Gott, warum haft du mich verlassen! — III« V. 20——26. tiioli lkehrt mit seiner Klage wieder za seiner gegenwärtigen kloth znrüktc mit der vorwnrfnnollen Frage, wozu überhaupt denen das Erden gegeben sei, für die en nur Elend nnd dlnglüktr bringe. 20. Warum ist das Licht gegeben den Müh: seligen [die nichts als Trübsal ersahren], Und das Leben den betrübten Herzen? Hiob redet von Gott, ohne ihn zu nennen, so wie Einer finstern, abgewandten Blickes von einem gefürchte- ten Feinde redet, oder von einem Gewaltigem von dem er nicht weiß, wie er mit ihm steht. (Ebrard.) Gott crscheint ihm durch die Vorspicgclung Satans als ein tückifcher Dämon, der zwecklos manche Menschen quäle und dazu lasse geboren werden. 21. Die des Todes [sehnfüchtig] warten, und [er] kommt nicht, und grüben ihn wohl [genauer: lieber] ans dem Verborgenen sals große Schand, Hiob glaubt, daß alle schwer Leidenden sich in gleicher Versuchung und gleicher Empfindung der Gottverlassen- heit befinden müßten, wie er. 22. Die sich fast [gar sehr Jos. 13- 1 Anm.] freuen und sind fröhlich, daß [wenn] sie sent-lich] das Grab [und damit Ruhe nnd Frieden] be- kommen, 23. Und [warum ist das Leben gegeben mir] dem Manne, dcß Weg [des Lebens] verborgen sihm selbst unbegreiflich und von Gott unbeachtet] ist, und Gott vor ihm [vor welchem Gott] densel- ben bedeckt fden Gott von allen Seiten so mit Unglück umzäunt und eingepfercht hat, daß er weder sieht, wohin fein räthfelvoller Leidensweg führt, noch auch die liebe- volle Hand Gottes bemerken kann, vgl. 19, 8; Klagel- 3, 1. 5. 7. 917 24. [Wie groß ist doch mein Elend !] Denn wenn ich essen soll, muß ich sstatt Brod zu essen] seufzen [Ps. 42- 4]- und mein Heulen sahret heraus wie Wasser [alfo daß ich nichts genieße, sondern Weinen und Klagen über meine Schmerzen und meine Gottverlaffenheit mein tägliches Essen und mein Trank ist]. 25. Denn das ich [jedesinal] gefürchtet habe, ist [alsbald] über mich gekommen, und das ich [oftmals] sorgte, hat mich sfiets alsbald] getroffen. Wie ist es dem Satan gelungen, durch die Versuchung selbst die Erinnerung Hiobs an fein früheres geduldiges Hinnehmen aller Trübfale aus der Hand feines Gottes zu trüben! Aber es if: dies die Erfahrung allee versuch- ten Kinder Gottes, daß sie in der Anfcchtun , um sich felbfi zu rechtferti en, der früher bewiefenen rgebung in den gnädigen Wi en ihres Gottes nicht gedenken. 26. War ich nichtglückscligs War ich nicht sein stilles Hatte ich mchi gute Ruhe? Und doch kommt Unruhe. Im Grundtext ist hier keine Frage und keine Erin- nerung an die frühere Seligkeit seines Lebens mit Gott vorhanden. Es heißt vielmehr: Nicht feierte ich und nicht rafietc ich und nicht erholte ich mich, da kommt das Toben, nämlich immer neuen Schmerzes, immer neuer Versuchung. Ununterbrochen dauert das Elend, der Schmerz, das Leiden; es lässet mich nicht zum Aufathmen kommen — und doch kommt immer Neues Anfangende Steigerung der Versuchung Hiob’s durch Eliphas’ I, Strafrede. 13 dazu. Wozu soll darum dies Leben, schlimmer als der Tod? Nicht länger ertrag’ ichs! Nimm es von mir, o Gott! — Die in diesem Kap. auf einander folgenden Stufen des sündigen Haders mit Gott in der Versuchung, das Verwünschen der Geburt, das sehnsüchtige Herbei- wünschen des Todes und die Vergleichung des Lebens mit dem Tode kommen immer wieder im Leben schwer Angefochtener vor. (Vilmar.) Das 4. Kapitel. Elistljas fängt an, tjioö zu bestrafen. Durch diesen Jlusbruch der verzweifelnden Klage bei tjivb bewogen, beginnt der älteste Man. 15, 10) unter den zum Tränen geltommeuen, aber Unfähigen Freunden, Eli- phae, von seiner irrigen Anschauung über die Ursachen schwerer Leiden ans, ijiob jetzt im Anfang non) gelinde darauf hinzuweisen, daß es bei ihm doch wohl derselbe Fall sein müsste, wie er es stets gesehen habe: nur solche, die freventlich gesündigt, würden nun) so hart bestrasn Ohne diese seine Meinung offen auszusprechen, nellt er ,,mil dem zuversishtltctten Pathos des Jtlters und der Miene eines Propheten« herzlos, stolz, steif und ltalt verständig, ohne ein warmes wart wahren Trostes und warmen Miigefühlg mit dem so entsetzlich Leidendeu zu ital-en, eine Reihe von Grfahrnugssätzen nnd ßttlikhen Zelehrnngen ans, deren Lin— wenduug aus sich selbfl er Ljiob überläßt. Er erinnert ihn an die allgemeine Sändhaftiglieit des Menschen nnd die Vergänglichkeit seines Lebens als Folge davon, um hieb zn veranlassen, die von ihm vermeintlich begangene nnd verhehlte Sünde zu bekennen. Denn uermesseae Tboren nur gingen durch ilngliitit unter; wer aber dem khGrru seine Sünde beltennr, den erhöhe er wieder zu seiner Zeit. I« U. 1-—11. nachdem Gliphas den tjiob daraus hinge- gewiesen, wie sehr seine sorlsen geänßerte Ungeduld und verjweiflnng dem fräher von ihm selbst den Leldrnden so oft gespendeten Trost widersprethtz läßt er die ver— muthnug durchbiirlten, seine früher bewiesene Gottseliglteit müsse irgend einen empsindlichen Stoß erfahren haben, weil ßets nur die groben Sünder, von Gottes Zorn ge- troffen, dahiuschwändeta 1. Da antwortete [auf solche Bewillkomm- nung Kap. s] Eliphas von Theman [Kap. 2, 11 Auen] nnd fprach smit viel Bewußtsein seines: Weisheit, aber mit geringer Erfahrung von Kreuz und Triibsal]: 2. Du hast-s vielleicht nicht gern sund es macht dich vielleicht uoch ungeduldiger und mürri- scher], so man versucht mit dir zu reden; aber wer kann [deinen einsichtslosem ungerechten Klagen gegenüber] siclfs enthalten [wenn er ein besser Versiäudniß deines Leidens hat]? Z. Siehe, du hast [früher, als du noch als ein reich begiiterter und hochgeehrter Patriarch viele Unterthanen hattest, deren Seelen auf deine Seele gebunden waren] viele [über ein etwa von ihnen degaugenes Unrecht oder über den rechten Weg zum Frieden mit Gott] unterweiset nnd litt Fqlgs von Triibfalen] lasse [und muthlose] Hände gestarit lJei 35- II; - 4. Deine strostreichej Rede hat die [in der Versuchungj Gefallenen aufgerichtet, nnd die svor dem Zorn Gottes über ihre Sünde] liebenden Kniee hast du beirciftiget » Z. Nun es sdie TrübsalShEZeJ aber an dich kommt, wirst dn weich [verlierst dein festes Herz und willst es nicht ertragen]; und nun es dich [kaum] trifft ssondern nur anrührt], erschrickst dn sund kommst außer Fassung]. Der Teufel giebt’s ihm ein, daß er so giftig ist und redet doch davon, wie der Blinde von der Farbe, weiß nicht anders, als weil Hiob die hl. Schrift konnte aus· legen und die Betrübten fein mit Gottes Wort trösten, er würde nun gar vollkommen fein, ohn alle Schwachs heit, Gebrechen und Mängel. Also thun noch heutiges Tages die unerfahrenem ungebrochenen Klüglinge, die so zarte Ohren haben, daß sie sich gar leichtlich an dem Seufzen, Wehklagen und Un eduld der betrübten Ange- foehtenen är ern. (H. Wellers So riefen auch die Ju- den dem H rrn am Kreuze zu: Er hat andern geholfen und kann ihm selber nicht helfen! Mart. 15, 31. Die Unsähigkeit des leidigen Trösters, Hiobs großen Schmerz zu begreifen, zeigt sich auch darin, daß er das Leiden ver- kleiuert und die früheren Verluste Hiobs, besonders seiner Kinder, ganz aus den Augen setzt. »Wer trösten will, muß in die Seele des andern eingehen, denselben Schmerz empfinden und mit dem andern weinen können« (Vil- mar.) Es ist aber eine ganz besonders schwere Versu- chung, in großen Trübsalen von den nächsten Freunden nicht verstanden zu werden, sondern einsam und allein beizustehen. is. Jst das deine [Gottes-] Furcht, dein Trost, deine Hoffnung und deine Frömmigkeit? Jm Grundtext ist die Stellung der Worte und die Interpunktion eine andere. Daher auch der Sinn etwas verschieden: sWar nicht früher immer und] Jst nicht [noch jetzt] deine Gottesfurcht und deine Fröm- migkeit dein Trost und deine Hoffnung? Hast Du nicht, will Eliphas sagen, bis auf heute behauptet, auf deiner Gottesfurcht und Frömmigkeit beruhe alle Sicherheit deines Lebens, alle Hoffnung auf Segen in diesem und in jenem Leben? Die unausgesprochene Schlußfolgerung, die er macht, würde lauten: Da nun der ganze Bestand deines Lebens und Gutes zusammen« gebrochen ist, so muß deine Frömmigkeit irgend einen be· denklichen Schaden genommen haben. 7. Lieder, gedenke sbesinue dich auf deine Er: fahrung im Lebeu], wo ist [es je vorgekommen, daß] ein unschuldiger [der stch vor muthwilligen Sünden gehütet und unsträflich eiuhergegangen ist] umgekommen [wäre, durch so große göttliche Straf- gerichte, wie du sie jetzt erfahren]? Oder wo find die Gettchten [die ihren von Gott ihnen gewiese- neu Weg gradeaus ohne schtvere Versündignng verfolgen] je [von Gott durch so schwere Trübsale, wie sie dich jetzt getroffen] veriilgei? Den Frommen und Gerechten soll es billig wohl gehen; du aber steckest in Unfall bis über die Ohren. Daraus folgt, daß du ein gottlo er Mensch bist. (H. Weller.) Wir sehen, die Freunde . iobs gehen von dem im gesammten Alterthum seit dem Stindenfall feststehen- den wahren Saß aus, daß alle Trübsale auf Erden gött- liche Strafen für die Sünde eien. Aber ste theilen da- bei den ebenfalls im hohen lterthum weit verbreiteten Jrrthum, an dem auch selbst Hiob zum Theil noch klebt, als ob in jedem einzelnen Fall, wo schwere Leiden, be. sonders der den Menschen so entstellende Aussatz oder 14 Hioo 4, 8——21. s, i. 2. ähnliche, die zerstörende Macht der Sünde deutlich offen- bareiide Krankheiten aufträteu, diesen nothwendig schwe- ren Vergehungen und Verbrechen, deren unmittelbare göttliche Strafen sie seien, zu Grunde liegen müßten. Daß die Leiden dieser Zeit auch Prüsungen zur Erstar- kung des göttlichen Lebens im Menschen oder Versuchun- gen zur Reinigung voii verborgenen Herzenssünden fein könnten, war ihnen verborgen. Diesen Jrrthuin fahren zii lassen, dazu sollte dem Hiob und den Freunden gerade seine Versuchung dienen. —7 Da dieser Jrrthiim eigentlich auf mangelhafter Cinsicht m die Schwere und Größe der Sünde überhaupt beruht, so ist er mit Hiob und seinen Freunden keineswegs ausgestorben, sondern ist stets dem natürlichen selbstgerechten Herzen» die liebste Meinung, darin es sich gern spiegelt, und die falschen Propheten ha- ben diesen Satzx ,,ivo großes »Uug»liick», da muß große Sünde sein; wo Glück- da Frömmigkeit« ohii Unterlaß getrieben und sich damit »der Welt angenehm gemacht· Aber es ist gewiß, daß viele Unschuldige und Gerechte leiblich umgekommen siiid (1.·Mossz 4,» 8; Pf. 44. 10), daß die Gottlosen oftmals in gliicklichem Wohlstande leben, uiid daß die meisten Kinder Gottes durch große Leiden zur Herrlichkeit eheii, ja daß die» höchste Schön- heit vor Gott Gottes ohn am Kreuz ist. 8. Wie ich wohl fojtmals in meinem Leben] gesehen habe, die »du Muhejoder Ungerechtigkeits pstiigten und Ungluck sBosheitj saeten, und ernten sdie ernteten] sie sdie schon auf Erden über sie kommende Strafe] auch· ein, g. [A1so] Daß sie durch den Odem Gottes sden Tod und Verderben über den Sünder brin- genden Anhauch Gottes] sind» umkommen, und vpm Geiste seines Zotues vertilgen sEr bedarf keiner großen Veranstaltungen und starken Anstren- gnug dazu, fein bloßer tlnwille und Entschluß, den: selben zu erweisen, isthinläiiglich genug, alle feind- liche Gewalt zu vernichten.]» Das Bild vom Pflüger» Seien, Eijnten (Spr. 22, S; Hof. 10, 13, Gal. 6, S) soll zeigen, »wie nothwendig aus der Sünde die Strafe folge. —»— Meinest Du nicht, diese giftigen Mordstichehaben den lieben, frommen Hiob mehr ekränkt und gequält, als die Krankheit an ihr selbst? Zsenn David kommen wär, Paulus oder Luther, die hätten anders mit ihm geredt. Er hätte dies Stück sha- ren sollen für die sichern, gottlosen, verruchten Weltkins der. (H. WellerJ 10. Das Briillen der Löwen und die Stimme der großen Löwen [eine mähnenlose Abart des Löwen —- smd znm Schweigen gebracht], und die Zähne der jungen Lowen sind zerbrochen; II. Dei? Lowe [irret hungrig umher und] ist umkommen, ldaruml daß er nicht mxhr that, das er] raubet, nnd die Jungen der Lotven sdie ganze raubgierige Brut] sind zerstreuet. « Die verschiedenen Gattungen des Lamm, der im Al- terthum in Asien ungleich zahlreicher und weiter verbrei- tet war, als gegenwärtig, sind hier das Bild der Gott- tosen; ihre Gier nach Geld und Gut, Leben und Blut des Nächsten, ihre Unbändi keit und ihr Tro au ihre natürliche Kraft finden im öwen ihr Gegenbi d· ( ben- so auch ihr Herr, der Teufel s. I. Petri S, 8). Aber so gewiß, wie der Löwe mit seiner Brut umkommh fo ge- wiß erreicht auch den Gottlosen mit all den Seinen die Strafe schon hier auf Erden: das ist der Sinn der bei- den Verse. ll. U. 12—21. Mit den Worten einer gätilicheu Offen- barung, die ihm in nächtlicher Still: su Theil geworden, hiitt Etiphcis dein Hiod vor, wie tirin Grsctjövß nicht ein— mal die Engel, vor drin tjErrn besteht; der Mensch alter, der vom Staub: hcrlioiiime und wieder zu ihm lichte, gehe iim seiner Sünde willen zu Grunde, weit nein-Wein- hcit bei ihm ist. Kirch in Hirt) hat die Weisheit ans« gehört, schließt er, darum vkrgehet er also. 12. Und zu mir ist süber die Ursache des Unglücks auf Erden] kommen ein heimlich [nicht vielen zu Theil werdendes, von der Vernunft nicht leicht begriffeUesJ Wort seiner Offenbarung V. 17 bis 21], iind mein sinneresj Obr hat ein Wdrtlein sein leises, himmlisches Gesichter, ein ahnungsoolles Gelispell aus demselben [aus dieser hohen Offen- barungs empfangen. 13. Da ich Gesichte* betrachtete in der Nacht [während meine aus mancherlei Träumen sich ent- spinnenden Gedanken ihr verschlungenes Spiel trie- ben], wenn der [tiefste] Schlaf aus die Leute felllt [und auch ich im tiefsten Schlafe lag und in den tiefstJeU Grund meines Seelenlebens zurückgesunken war ; 14. Da kam mich Furcht und Zittern an, nnd alle meine Gebeine erschraken swie es dem sündigen Menschen zu geschehen pflegt, wenn er, der Unreine, ein Gesicht von göttlichen Wesen hat Dem. 7, 15]. «) Wie man sich den Vorgang bei dieser im Patriar- chenzeitalter häutigen Weise der Gottesosfenbarung (Theo- phanie) durch Traumgesichte im Unterschied von den hö- her stehenden eigentlichen Gesichten (vjsiones), wie sie Muse, Jesaja u. a. empfingen, zu denken habe, s.1.Kön. 22, 22 Anm. 15. Und da der Geist sGottes in Gestalt eines sanften Windhauchsss toie l.Kön. is, 12; Apostelg. 2- 21 vor mir über ging, stunden mir soor heili- gem Schauer —— es durchrieselte mich —J die Haare zu Berge an meinem sganzenj Leibe. « n der ebräi« en und rie i en « ra e i für ,?G;ist« iindhxtziridlz ein undg daseilcphe Wocri stknchsk griech. pneumah vorhanden, weit der reinigende, erqnickende, belebende und erwärmende, aber auch zerstörende und tödtende Lufthauch eine irdische Erscheinungsform und ein Aooiid des göttlichen Geistes ist. its. Da stund ein Bild vor meinen sinneren Geistes-]«Augen, nnd ich kannte seine Gestalt nicht sweil ich es keiner menschlichen oder irdischen Er- scheinung vergleichen konnteJ; es war still fund nur leise fäuselnde Laute kamen zu meinem inne- ren Ohr; eben darum waren es nicht äußerlich hörbare, sondern nur in tiefster Stille meinen Geist berührende Worte], nnd ich hörete eine Stimme: 17. Wie mag ein Mensch gerechter sein, denn Gott? oder ein Mann reiner sein, denn der ihn gemacht hat? Nach dem Grundtext kann hier sowohl eine Ver lei- chung zwischen der Gerechtigkeit und Reinheit eines en« schen und der Gottes, wie es Luther nach der Vulgata Eliphas läßt in seiner Rede Zweifel an der Frömmigkeit Hiob’s durchblickem 15 nimmt, als aiich die allgemeine Sündhaftigkeit aller sterb- lichen Nieuscheii ausgesprochen sein, wie die meisten neue- ren Ausleger es sassen, indem sie übersetzeiir Gibt es einen sierblichen Menschen, der vor Gott ge- recht wäre, oder einen Mann, der vor seinem Schövfer rein dastünde? Für diese Auffassung ent- scheidet einmal der ganze Zusammenhang des Kapiteleh in welchem Eliphas dem Hiob noch nicht den Vorwurf, er halte sich für gerechter als Gott, machen, sondern nur nachweisen ivill, wie a1is Sünde stets Strafe folge; dann auch der übrige Inhalt der hier von Eliphas mitgetheil- ien Gottesoffenbarung in welcher· die allgemeine Sünd- haftigkeit aller Nienschen und das ihr entsprechende To- desverderben dargestellt werden soll. Der Redner will also sagen: Niemand ist Gott gegenüber ohne Sünde, also auch du nicht. 18. Siehe, unter seinen [himmlischen] Knech- ien sden guten Geistern, die gehorsam seine Be: fehle ausrichten Pf. 1()3, 20] ist keiner ohne Tadel sohne Mangel gegenüber dem heiligen, alliveisen und allmächtigen Gott, also daß er aiif sie sein Vertrauen nicht zu setzen vermag; denn wenn sie auch ohne Sünde sind, so sind sie doch blos Ge- schöpfe], nnd in feinen Boten sden heil. Engeln Pf. 104, 4] findet er [der über alle Kreatur weit Erhabene] Thorheii Unvollkommenheit im Ver- gleich mit sich selbst] Nur dadurch, daß sie theilnehmen am göttlichen We- sen, nicht dadurch, daß sie stch mit Gott messen, vermögen die himmlischen Geister als Gerechte zu erscheiiiein (Augusiinns.) 19. sWenn nun schon die heiligen, sündlosen Geister weit abstehen von dem allerheiligsten Gott] Wie viel mehr die in leimenen Hansern [gebi·ech- lieben, zum Abbruch bestimmten Hütten, d. i. sterb- lichen Leibern l. Mos. L, 7; Z, l9; Weish. 9, 153 2. Cdr. H, l] wohnen, und welche smit ihrem ganzen Wesensbesiand] anf Erden [aiif den Staub, von welchem sie ursprünglich genommen sind bei der Schöpfung und zu ivelchem sie gemäß dem Fluche zurückkehren] gegründet sind, sund so] wer- den [die Leiber der sündigein fluchbeladenen Men- schen] von den Würmern gefressen [genaner: so leicht wie die Würmer und Motten zer- malmet und zertreten] werden. 20. Es währet [ihr Leben] vom Morgen bis an den Abend sgleich dem der Eintagsfliegen, eine kurze Frist], so werden sie [die Fluchbelades neu, oftmals plötzlich] ausgehauen; nnd ehe sie es gewahr werden [und zu Herzen nehmen, daß es Gottes Zorn isi über ihre Sünde, durch den sie. sbo bislötzlich dahin müssen Pf. 90, 7], sind sie gar il U’ 21«. Und ihre Uebrigen vergehen, und sterben auch unversehens. Luthers Uebersetzung schließt sich hier ebenfalls der Vulgata an, verwischt aber den ursprünglichen klaren Sinn. Der Vers lautet wörtlichx Jst’s nicht also fswie V. 20 gesagt ist]? wird ihr [der durch ihre Sünde chnell dahin schwindenden Kinder des Staubes] Zelt- seil [die das Leibeszelt ausgespannt und stehend erhal- tende Seele] an ihnen den Mäuschen, an welchen sie mit wunderbaren Fäden haftetj abgerissen, so ster- ben sie sgleichwie ein Zelt dann sofort zusammensiürzy wenn das Zeltseil an den Zeltpflöcken weggerissen wird], und nicht in Weisheit, [— sie sterben eines bösen, schiiellen Todes, weil sie durch Gottes Heimsuchun en sich nicht zur Buße über ihre Sünde, zur Gottesfur t und zur wahren Weisheit Pf. 90, 12 haben führen lassen]. Hier schließt der Jnhalt der dem Eliphas zu Theil gewordenen Gottesoffenbariing. Er hat sie mit großer Feierlichkeit und Ausführlichkeit vorgetragen, einestheils iim die eigene Person dadurch hervorzuheben, anderntheils um an Hiob desto mehr den Anspruch zu machen, sie auf sich anzuwenden. Aber, obwohl sie ewige Wahrheit ausspricht, so enthält sie doch in der That nichts, was Hiob nicht selbst wissen konnte, nichts auch, was ihm Trost geben konnte. Denn einerseits soll sie Hiob sagen: ,,Wenn alle Menschen vor Gott unreiii sind, kommt ihnen und also auch dir nicht zu, eben in dieser ihrer Sünde zunächst die Ursache ihres Leidens zu suchen? (v. Gerlach.) — eine auch von Hiob erkannte Wahrheit lvergl Kap. U, Z. 3; 14, 1ff.) — andererseits aber deutet Eliphas init den letzten Worten: »und nicht in Weisheit« auf die besonders groben, unbußfertigen Sünder, die plötzlich dahin schwinden, hin, und dies paßt gar nicht aiif Hieb, mußte ihn vielmehr noch mehr reizen. Das Z. Kapitel. Eliphas fährt in seiner Bestrafung fort. til· v.1—7. kaum« ruqykixkii ins, sah« Ein-h«- im, was diese Gollegosseubarung ausspricht. Wer darum, wie du thust, dein allein Gerechten nnd Erhabtnen wider- steht, der muß ein gottoergesfeiier klar: sein. Solchen geht es also, daß ne, wenn auch trohrud iin Glück, uiit allen ihren Kindern uud ihren: Gut zu Grunde gehen. von Qhngesähr liomnit nie solkheo klnglüiin 1. Nenne mit einen sunter den Menschem den du als Anwalt herbeirufen kiZnntestJJ was gilt-s, ob du einen findest, [der dir auf deinen Hilferuf antworte und dir’s anders sage, als die Gottesoffenbarulig in Kap. 4, 17——21, und dir wider den allein gerechten Gott beistünde]? Und siehe dich um irgend nach einem [unter den] Hei: ligen sden heil. Engeln Katz. l, 6 Anm.; Sach. l4, 5; auch sie werden dir nicht helfen, wenn du dich nicht dem allein Gerechten als der Ungereehte unterwirfst]. Siehe do , wie ein die a i en die en S rii e- fiihrei habemchdaß nfian die geilixen ausrufen soll?- ges gilt ihnen« alles gleich viel; was sie denken, das muß die Schrift ihnen halten und lehren. (Luther.) Z. Einen Tollen [rnchlosen, sich nicht um Gott kümmernden Menschen] aber erlvürget wohl [und bringet sicher in’s Verderben] der Zorn [Unmuth und Verdruß über Kreuz und Leideii], und den Albernen [der gegen Gottes Willen und seiner Seelen Heil gleiehgiltig ist und gern Gott metsiert Spr. M, is; 22, Z] tödtet sinachet gänzlich zu SchandenJ der Eifer [und Groll über sein Geschich womit er Gottes Gericht noch mehr herausforderts 16 Hist» z, 3—19. »So hast auch du Fetham o Hiob, und wirst dir da- durch gänzliches Verder en zuziehenxt — Aiich dies Wort verfehlt seines Zieles, da Hiob kein Toller und Alberner genannt werden konnte. Z. Ich lfelbftj sah [z. B.] einen Tollen IV. 2] eingeldlitzelt lfest und ficher in blühendem Glückss stand und darum zuoersichtlich Gott verachtend], und ich fliichte plbhlich feinem Hause fweissagte ihm bei mir plötzlichen Untergang durch göttliche Straf- gerichte, und konnte bald darauf sehen, wie der göttliche Fluch über ihn gekommen war: da be- stätigte ich in meinem Herzen den Fluch Gottes]. 4. Seine Kinder fmitgetroffen vom Fluche] werden ferne sein vom Heil fhilflos jeder Gewalt- that preisgegeben] nnd werden [mit Ungerechtigkeit] zerschlagen [im gerichtlichen Streit niedergetretenj werden im Thor ff. 1. Mof 19, 1 Anm.; b. M. 21, 19 u. a.], da kein Ertelter fder sich der verlasses nen Waisen gegen die nngerechteii Verkläger an- nähme und sich für sie oerdürgte] fein wird. s. Seine Ernte wird essen der Hiingrige fweil des Tollen Besitz, gleichsam von Gott für vogelfrei erklärt ift], und die Gewappneten werden ihn holen [nach besserer Lesart: und selbst aus den die Aecker umzäunenden Dornhecken holt er, der Hungrige, sie, die Ernte oder geernteten Früchte, weg], nnd sein [den Kindern hinterlassenes Erbe und] Gut werden die [nach· fremdem Gut] Dut- stlgen fund in allerlei Schleichwegen Verfchlagenen wegfchnappen und] aussaufen. Da V. 4 u. 5 noch Erzählung von de! Etfülllxng des V. 3 dargestellten Fluches uber den fTollen und feine Familie sind, so sind die Futura sseitsormen sur »die Zukunft) richtiger als Jmperfecta (Formen der erzahi lenden Vergangenheit) zu fassen. Daß solche schrecklichc Strafgerichte zuweilen über einen gottvergesfenen Frevler und sein Haus hereinbrecheiy also daß an ihm selbst der HErr Seinen siarken Arm offenbaret und seine unbußi fertigen Kinder in Armuth und Schande Versinken-» be- zeugt das Wort Gottes und die Erfahrung aller Zeiten. Aber Eliphas macht aus dem von ihm erlebten einma- ligen Fall den falschen Schluß, daß redet« dervvn großer! Trübfalem wie z. B. Hiob», getroffen werde, auch· ein be- sonders schwerer Frevler sein müsse» und es scheint, als wolle er Hiob sogar zu Gemüthe fuhren, ob nicht etwa die über sein Haus ergangenen Gerichte Gottes die Wir- kung eines besonderen göttlichen Fluches seien. · s. fund dies Verderben des Tollen und fei- ner Kinder eiitsprach Gottes heiliger Weltordnung.] Denn Miihe fund Verderben] ans der Erde [vo·m leeren Nichts] uicht [hervor-] gehet, lind Unglnck fgleich dem Unkraut, von ohngefahrj nlchl Wsichlkk [wie man im Sprichtvort richtig sagt: Pon Nichts kommt nichts; das Unglück kommt einem nicht angefiogen]; » » 7. Sondern der Mensch wird lIU SUNDEU und als Folge davon] zu Ungluck geboten fund zwar folgt so nothwendig das Unglück auf die SündeL wie die Vogel [nach der in ihnen liegen: den Natur] schweben fsich erheben, um] empor zu fliegen [nach anderer, angemessenerer Fassung: wie die Kinder der Flamme, die Funken, nach der ihnen innewohnenden Nothwendigkeit in die Höhe fliegen]. Allerdings sagt der HErr z. B. 2. Mos. 21, 24: Auge um Auge, Zahn um Zahn te. und spricht damit für die sündige Menschheit setn strenges Reichsgefetz aus, daß die Sünde stets ihre entsprechende Strafe finden soll- aber ivann er die Strafe über den Sünder bringen will, sagt er nicht. Wenn deßhalb einen Menschen göttliche Strafen treffen, so sind das wohl stets Folgen der auch in ihm wohnenden Sünde, aber nicht immer Strafen für eine bestimmte schwere Vergehnng, die der Betrof- fene begangen haben müßte, also daß man mit Eliphas die unausgefprochene Anwendung aufHiob machen könnte: Solltest du nicht auch eine verbor ene, schwere Verständi- zutzg Zeglcinfcfzen haben? Vergl. besonders sue. is, 2 ff.; o. , . IV« di. 8—16. Da ca nun so ist, daß Strafe nein Sünd· vol-aussetzt, so rathe ich nun) dir. dich Gott wieder zu— zuwenden, ihm drin Her; im Zelienntniß anøznsrtiüttenz dann wird et, der große lllundrrthätey anih dich wieder zum vorigen nnd zn norh größerem Giürli emporheben. Dsinlist du dich aller weiser nnd gerechter, als er ist, so wird er dich gänzlich nützen; denn nur dein Deiniithigen hllst er ans der Noth. 8. [Du bist unwillig über dein Leiden] Doch ich [an deiner StelleJ lvill jeht vol! Gott redet! [genauer: würde mit Reue und Buße mich Gott wieder zuwenden und im Beichtgebet zu ihm reden]- und von ihn! handeln [ihm meinen ganzen Handel, meine Sünde und meinen Schmerz vor- legen]. v 9. Der große Dinge thut, die sin ihrer un- ergründlichen Tiefe und Bedeutung] nichl zu [er-] forschen sind, und Wunder, die nicht zu zählen find [fowohl in der Natur Kap. I, 10, als in der Menfchenwelt Pf. 71, 193 sollte der nicht im Stande sein, auch dich nach deiner Bekehrung wieder zur früheren Glückseligkeit zurückzubringenVz 10. Der den [erquickenden] Regen aufs [dürre, lechzende] Land giebt nnd lasset Wasser kommen auf die Straßen [die Fluren, also daß sie fich wieder in Grün kleiden Pf. 104, l3 ff.; 147, 8; JeL 5, 24]; 1l. Dei« die sin Erkenntniß ihrer Sünden Deinütbigen und] Niedrigen kaus ihrer Trübsals grobe] erhbheh und den [über ihre Verschuldungj Belriibten fund tiefes Leid Tragenden, also daß sie sich in einen Sack kleiden] empvthilfl szu iieuem Heil und Wohlstand Kap. 30, 28; Pf. 35, 143 Matth. 5, 4]. Alle Gleichnisse und Bilder in der heil. Schrift setzen voraus, daß die Vorkommnisse in der Naturwelt denen iii der Menfchenwelt genau entsprechen. Die ge- sammte anßermenfchliche Schöpfung als die niedere Stufe ist ein Abbild der Menschenwelt als der höheren Stufe, wie diese wiederum ein Abbild der himmlischen Welt als der höchsten Daseinsstufe ist. Denn Gott der HErr hat feine ewigen göttlichen Gedanken in seine Schöpfung und ihre, wenn auch noch so unscheinbaren Ereignisse einge- Eliphas ermahnt Hiob, Gott seine Sünden zu bekennen. 17 wirkt. So entspricht das betrübte, nach der Gnade Got- tes schreiende Nienschenherz dem dürren, von der Sonne verbrannten Ackerland oder einer Wiese. Gottes Gnade und Trost, die der heil. Geist im Herzen bezeugt, durch welche es verjüngt und mit Segen überschüttet wird, ent- spricht dem Regen, der Gras und Blüthen von Neuem heroorireibt. — Solche Bilder, in ihrer Tiefe erfaßt, ge- ben nicht blos einen Blick in den gefammten Organis- mus der göttiichen Wirksamkeit in der Seligkeitswelt und Eliaturwelh sondern sie schließen auch alsbald das Ver- ständniß für die höheren Dinge auf durch Darstellung der entspkechenden bekannteren, niederen Dinge. (Vilmar.) 12. [Aber] Er macht zu nichte die Anschläge fund Hoffnungen] der Listigeu [die auf ihren eige- nen Gedanken, ihrer eigenen Weisheit beharren und nicht Gott die Ehre geben Jes. 44, 25], daß es fetwas wahrhaft Segenbringendes] ihre Hand nicht ausführen kann; 13. Er fährt die [Selbst-] Weisen [die in ihrem Eigendünkel und ihrer Sclbstgerechtigkeit ohne Gott weise sein wollen Jes. 5, St; l. Cor. Z, 191 in ihrer Liftigkeil [obwohl sie ihre Pläne aufs Feinste und Klügste angelegt haben und mei- nen, es könne ihnen nicht fehlschlagem ihre Zwecke zu erreichen; aber, der im Regimente sitzet und keines Menschen Rath bedarf, durchkreuzt ihre klug ausgefponnenen Pläne und läßt ihnen das Gegen- theil von dem, was sie hofften, begegnen], und stittzct süberstürzet oder oereitelt] der Verlehrten Rath fdas Vorhaben derer, die heimliche Schleichwege gehen und glauben, ihre Verfchlagenheit könne des Ziels nicht verfehlen] 14. Daß fie fdiese so klugen Leute, nun doch ganz rathlos] des Tages [obwohl es sonnenklar vor ihren Augen liegt, welche Wege sie gehen müssen] im Fiuftetniß laufen [die verkehrtesten Wege ein- schlagen und also beweisen, daß, wer Gottes Wege nicht gehen will, zuletzt, wenn Gott feine Pläne zu Schanden macht, auch den gefunden Menschen: verstand, die Fähigkeit der natürlichen Betrachtung der Dinge, einbüßet], und tappen soon Gott mit Blindheit geschlagen] im Mittag sgerade da, wo es am klarsten ist, was sie zu thun haben], wie in der Nacht [alfo daß sie, die Weisen, nicht wissen, wo aus noch ein b. Mof 28, 29; Pf. 19, 17; Jes. 59, 10]; Das ist seine Weisheit, daß ihm Niemand zu klug und zu weise sein kann· Alle Anschlä e, die wider Gott, sein Wort und dessen Diener und a e lieben Christen werden vorgenommen, darüber müssen die Stifter und Anfänger zu Grund und Boden gehen. (H. Wellen) Welch ein Trost ist das, daß alle, auch noch so kluge Feindschaft dazu dienen muß, das Reich Gottes aufzu- bauen! 15. Und [besser: Dagegen] hilft [der All- mächtige] dein Atmen [dem feine Sünde leid thut, der ein zerbrochenes Herz hat und von Trübsal und Feindschaft bedrängt ist] von dein Schwert, nnd von ihrem Munde soon dem Schwert aus ihrem Munde, von den Verieumdungein Drohungen, Spott und Hohn, mit denen die Gottlosen, ais mit scharfen, oerwundenden Waffen auf den Armen losfchlagenL und von der Hand fder offenen Ge- waltthat] des Mächtigen; l6. Und [so] ist [noch immer der Allmächtige Helfer] des Armen Hossnung [indem er ihm ge- wißlich aus den Nöthen helfen wird], daß die Bos- heit [wenn nun des Armen Hoffnung eintrifft] wird ihren Mund fbefchämtj müssen zuhalten fund oerstummen]. Der Arme hat sonst nichts, deß er sich trösten kann, und daran halten, ohne Gottes Wort, Verheißungen und Zusage, als daß Gott tm ersten Gebot also spricht: Jch bin der HEriy dein Gott. Daraus schöpft ein betrübt Herz einen Muth, und äelinget ihm, daß er wunderlich hindurchkömmt (H. We er.) V· d. 17 — N. Wirst du nun die Strafe Gottes ais ge- reiht anerkennen nnd deine Sünde ihm bekennen, so wird er dich auch wieder heilen und aug aller vorhandenen und zukünftigen dioth herauoreißem Ia uorh mehr: der ganze Segen, der aus der Gerechtigkeit ruht, wird wieder über dich kommen und über dir bleiben bis an dein selige- Ende im hohen Alter. 17. Siehe, selig ist der Mensch, den Gott [für begangene Sünden] strafet sum ihn zur Er- kenntniß, Buße und Umkehr zu führen Pf. 94, 12; Spia 3, 11 f.]; darum tveigere fauch du] dich der Züchtigung des Allmächtigen nicht [und halte sie nicht für ungerecht durch Ableugnung deiner Sünde, Sptd Z, ll. 123 Jes. 20, 16]. Es ist alles Gutes unter dem Kreu verborgen. Und daher kommt's, daß Gott seine lieben inder in diesem Leben mit so mancherlei Kreuz angreift und «e lieber er einen Menschen hat, je mehr er in dieser Wet ihm auf- legt. (Luther.) 18. Denn er verleitet sdurch große und schwere Strafen für die Sünde], und verbindet [auch wieder, wenn man Buße thut, als der rechte Arzt, durch inneren Seelentrost und äußere, mächtige Hilfejz er zerschmeißet [manche Stirne, darauf man seine Hoffnung fetzte ohne ihn], Und seine Hand heilet [oor allem durch Vergebung der Sünden b. Mos- 32, 39; l. Sam. 2, 6; Pf. 68, 20; 118, 18; Hof. 6, 1]. is. Aus sechs Ttübsaleu [die er zur Strafe über dich oerhängte] tvitd et dich fnach aufrichti- ger Buße] erretten, und in der siebenten [und wenn selbst noch mehr, sieben, über dich gekommen wären — wirklich werden hernach V. 20-ff. sieben Trüb- fale genannt] witd dich kein Uebel rühren [kein Gericht des Verderbens treffen dürfen]. Es wird dir kein so groß Kreuz und Herzeleid begeg- nen, daraus dir Gott nicht helfen werde und dich väter- lich erretten, bis daß du deinen Lauf vollendest mit Freu- den. Dann wird dir Gott ein sanft und selig Stünd- letn bescheeren, daß du süß und lieblich in dem HErkn hristo einschlafeft (H. Weiter] Diese friedlichen und für sich schönen Worte in V. l7——19 erhalten durch die Beziehung auf das vorhergehende ( V. 12 ff.) einen Sinn, durch we chen sich die herbe Stellung des Eliphas gegen 18 Hioh s, 2o-—27. S, 1-—11. den leidenden Freund am schärfsten ausprägt. Es lauert auch hier im Hintergrunde die selbstgeniigsame Härte des Eliphas (Schlottmann.) W. In der Thenrung wird er dich vom Tode erlösen [wie das Exempel Eliä und der Wittwe zu Sarepts zeigt], und im Kriege von des Schwerts Hand [wie es fieh am Propheten Elisa 2. Kön. 6 erfüllte, vgl. Pisa, is; 34, to; 37, 19. So; Spim 10, 3]. Sprichst du aber: Es kommen dennoch viel frommer Leut oft jämmerlich um? Antwort: Das geschieht als- dann, wenn sie ihren Lauf vollzogen und das Ziel ihres Lebens, von Gott gestecket, erreicht haben, und werden aus sondcrlichem Rath und Bedenken Gottes aiis dem Jammcrthal gerückeh daß sie vielem Bösen entgehen und das Uebel nicht sehen sollen. (H. Weller.) 21. Er wird [deiiie Zuflucht sein, dahin du immer fliehen kannst Pf. 90». l» und wird so] dich verbergen vor der sso schmerzen-en] Geißel der Zunge sder Berleumdiing und Afterrede Pf. II, 21, daß fie dir an deinem guten Namen nicht fehadez und wird dir geben], daß dn dich iitcht furchtest dor dem sdurch Verwüstung im Krieg dir drohenden] Verderben, wenn es kommt. 22. Jin Verderben [bei Verwüstung deiner Fluren dnrch Feinde] und [darans folgendem] Hunger wirst du sdieser Leiden] lachen, und M) vor den wildcii Thieren im Lande nicht furehten [sondern wirst aller Gefahren unter dem Schutz deines Gottes spotten Pf. 91, 13]. » 23. Sondern dein [Friedens-] Bund wird [bei du mit dem Schöpfer aller Dinge im Frieden stehn] sein mit den Steinen ans dem Felde Halse: daß keine Unfruchtbarkeit mehr deine Fluren drückt]- niid die wilden Thiere ans deui Lande werden Frie- den mit dir sals dem oollkominen Gerechten] halten. Es enthalten diese Worte eine weissagende Jdlhnung von der durch die Propheten l·Jes. 11,6;»60,25 f·; Hkskh 34, 25; Hof. 2, 20 f.; Rom. 8, 20 J.»;«Offb. 6, 21.) vielfach geiveissagten Rückkehr des paradiesifchen Zu- standes in der Natur am Ende der Zeiten nach Ueber- ivindung aller Süiideund Ungerechtigkeih aus ivelcher Ia auch die Unsruchtbarkeit der· Erde (1. PM- 3- 18») UND alles Schädliche in der ursprünglich sehr guten Schopiung als göttlicher Fluch gefolgt ist. » · « 24. Und wirst erfahren, daß deine Hutte fweil in deinem Herzen immer Gottesfriede wohnt, auch äußeren] Frieden hat, und wirst deine Behansnng vkkspkgcn fdein Hab und Gut iii allen· seinen Theilen inulteriid besichtigeii], und nicht sundigen fuicht fehlgehen, keinen Mangel finden, weil Gottes reichster Segen in Folge deiner Bekehrung auf dir ruht]; 25. Und wirst erfahren, daß deines Sainens sden dir der HErr von Neuein schenkt] wird viel werden, iiiid deine Nachkommen wie das Gras auf Erden [also daß sich »an dir der Schöpfungssegen 1. Mos. l, 28 reichlieh erfüllt]; W. Und wirst im Alter snach vollkommen vollendetem Tagewerk und in voller Reife] zu Grabe kommen, wie svöllig reife] Garben szur Tennej eingefnhrt werden zu seiner Zeit. Frühzeitiger Tod ist ein besonderer Fluch der Sünde gvergl Pf. l02, 25; Spn 10, 27); hohes ruhiges Alter csondere Gnade und Segen des HErrn (2. Mos. 20, 12). Diese ganze liebliche Darstellung des Sehn es und Se- gens Gottes (V.19—26) leidet nur an dem rrthuiiy den Eliphas überhaupt in Bezug auf das Verhältnis) von Sünde und Strafe, Gerechtigkeit und Wohlstand hegt; auch hier fetzi er, weil ihm eine tiefere Erkenntniß der Sünde und überhaupt die rechte geistliche Erfahrung ab- geht, voraus, daß es bei einen: Gerechten und Gottver- söhnten gar nicht anders sein könnte. Wenn gar keine Sünde mehr auf Erden seiii wird, dann wird’s also sein; aber bis dahin müssen alle Kinder Gottes durch große Aengste hindurch gerettet werden. (Röm. 8, 28.) 27. Siehe, das haben wir [drei Freunde] er- forschet [und ist aus unserer Erfahrung geredet], und ist also [wie ich in Kuh. 4 u. 5 gesagt habe, daß nämlich überall, wo große Strafe ist, auch große Sünde verborgen sein muß, und nur durch buß- fertiges Bekenntniß die Strafe wieder beseitigt und der frühere Glückssiand wieder erlangt werden kann]; dem gehorche [es thut dir Noth, da bei dir derselbe Fall sein inazi], und merke dn dtr’s. Hier spricht fiel) zu giiterletzt der Weisheitsdünkel des Eliphas noch einmal in concenirirter Weise aus. (Schlott- wann) Das is. Kapitel. ikjioifs Verantwortung wider Eliphaa Jiuf den Vorwurf des Glis-has, Hiob habe in unmäßiget Klage nnd uugerekhtferltgtcm ttninuth nnd Groll über fein Leiden sieh auogelasfen Gan. 4, 5; 5, 2), schildert tjiob nochmals die Tiefe seines Elends nnd die Schmere deo Jiorneo Gottes, der auf ihm laßt, und wilnfcht siih fehnltchki einen balbigen Tod, da feine Kraft doih fihon aufgerieben sei und er nirgends Trost habe. Dann wendet er sich, da Ellohao zugleieh im Namen der Anderen gesprochen Man. 5,27), gegen die Hütte und Trostroariiiulh feiner Freunde, von denen er doih nichts alg Wort: der Wahrheit verlangt habe. Im zweiten Theil seiner Rede Man. 7) lionniit er wieder anf die Giitfehliehlieit fetiiea jammeroollen Zustand» alg einer ruhelosen Todesiiiarter ohne Hoffnung und wendet sieh dann in einem oorwurfooolleig Schonung nnd Errettung durch den Tod forderndrn Gebete zu dein Listen. Es zeigt sieh hierbei, wie Etwas, der oor allem auf die Tiefe de- Schirierzes Hiobw hätte eingehen sollen, durch feine harte, angereihte Rede und durch fein: Aufforderung zur Buße wegen nicht begangene: Sünden, für ijiob die Verfuihung verltürlit und ihn auch oon der Buße für feine wirklich: Sünde nur weiter htnnirggescheiicht hat. l· v. i—--i3. aiimiikii i» di: merk: mein» ais-a- os- grrlseii, fo würdest du auch meine lrosllofeii Zilageredeu verliehen. Nicht ohne genügenden Grund habe ieh folihe geführt. Ja mein Leiden ist fo gräßlich, daß Gott with· für nielne Gotteofiirclil nicht besser belohnen liünnte, als durch schnelle und baldige Verniititnng was foll ich leben, da all meine Kraft dahin ist und Gott inieh orrtaffeii hat? 1. Htob antwortete [in noch größerer Ge- müthserreguiig]» nnd sprach: 2. Wenn man meinen Jammer kmeinen Un- inuth über meine große Trübsal, über welchen du Hiob schildert die Tiefe seines Elends und wünscht sich baldigen Tod. 19 mich Kap. b, 2 so heftig getadelt] mögt, und mein Leiden zusammen in eine Wage legte kalso daß mein Jammer in der einen, mein Leiden in der andern Wagschale zu liegen kämen]; s. So würde es [mein LeidenJ schlverer sein, denn [der unermeßliche] Sand am Meer; darum ist’s umsonst [eitel, unbedacht und verwegenL was ich rede. Hiob gesteht hier theilweise zu, daß er sich in seinem Schmerzensausbruche (Kap.3).besonders in der Versluchung seines Lebens versündigh findet sich aber zur Genüge darin entschuldigt, daß Gott so übermäßig großes Leiden über ihn verhängt und ihn verlassen habe. Solche Entschuldigung der Sünde durch die Lage und Umstände liegt dem Men- schen stets nahe, besonders wenn er durch Krankheit schwer angefochten ist. a. Denn die Pfeile des Alluicichtigen sseine sicher treffenden, schwer verwundendeii Strafgerichte vgl. Kap. 34, S; b. Mos. 32, 23; Pf. 7, II; is, 15; 38, s; Hesek 5, 161 stecken in mir fund haben mein Leben zerstört], derselben Grimm [oder giftige Gluthszs d. h. der in meinen Leiden sich ofsenbarende Zorn meines fern von mir getretenen Gottes, durch welchen, wie dnrch Gift, mein inner- stes Leben, mein Friede, zerstört, mein Herz aus- gebrannt ist] sånft ans meinen Geist [besser: säufet aus mein Geist, hat er gänzlich einge- sogen Pf. 88, 17]; und die Schrectnisse Gottes sind [wie ein, auf den zum Widerstand Unfähigen Feind einstiirmendes Kriegsheer] anf mich gerichtet; «) Die Bogenschützen des Alterthums pflegten, wie noch jctzt die Jndianer, ihre Pfeile glühend zu machen und u vergiften. Mit solchen sichern Bogcnschiitzen wird der Err in seinen Gerichten über den Sünder oft ver- Zichenz aber auch Satan in seinen Verderben drohenden ersuchungen (Eph· 6, 6). Für Hiob sind es in Wahr« heit mehr giftige, feurige Pfeile Satans, die ihn so weit gebracht, Gottes nur, sofern derselbe es Satan zugelassen und seine Hand eine Zeit lang von seinem Geliebten abgethan hat. »Das ist aber allererst das höchste Leiden, wenn wir damit angefochten werden: Siehe, Gott ziirnet mit dir. Da zaget Fleisch und Blut, und der Teufel schiiret getrost zu, daß solch Feuer im Herzen je länger, je größer werde« (H. WellerJ Jn großen Anfechtungen nimmt Gott alles dem Menschen, was er ihm zuvor gegeben hat, und will den Menschen recht in sich selbst zum Grunde weisen, und will, daß der Mensch sehe und er- kenne, was er von ihm selbst habe und vermöge, und wie er sich in dieser Entziehung seiner Gnade halten wolle. Hie wird recht der Mensch von Grund gelasscn, daß er nichts weiß von Gott, noch von Gnade, noch von Trost, noch von allem, das er zuvor gehabt. Denn cs wird ihm alles entzogen, verborgen und genommen, daß der Mensch dann nicht weiß, wo er sich hinwenden oder keh- ren soll. Jn dieser Entziehung ist dem Menschen hoch von Ndtheiy daß er sich könne halten, als es Gott von ihm haben will, daß er sich könne überlassen dem freien Willen Gottes und seinem Urtheil. tZTaulerJ Z. [Meinet ihr, ich klage umsonst? Auch] Das Wild sder Waldefel s. Anm. zu Kap. 39,·5] schreiet nicht, wenn es Gras hat; der Ochse blotet nicht, wein« er sein Futter hat. kWekm das This: seinen Schmerz und seinen Mangel in Klagen laut wer· den läßt, sollte es der Mensch, den sein Schöpfer ver- lassen, nicht dürfen? Es ist eine schlechte Kunst, Gott vertrauen, und getrost und gutes Muthes sein, wenn es gut geht.] s. Kann inan auch kFcidesj essen, das unge- salzen ist? oder wer mag kosten das [gefchmacklofe, schleimige Ci-] Weiße uni den Dotter? sSolche Zuinuthung an Einen stellen, wäre ebenso wider- sinnig, wie euer Verlangen, daß ich bei meinen: bittern, freudlofen Leiden schweigen und es gedul- dig hinnehmen soll]. 7. Was meiner Seele [fcüher] widerte kauch nur] anzuknhten snämlich der Aussatz nnd alle ihn begleitenden Umstände Kap. 7, 4 sf.], das ist meine Speise vor Schmerzen [besser: ineine ekel- hafte Speise, der Aussatz mit seinem Schmuh ist mein mich anwiderndes tägliches Brod] 8. O! daß [doch] meine lschonin Kap. 3 ver- borgen ausgesprochene] Bitte geschahe, nnd Gott gabe mir [den Tod], weß tch hoffe [und erfehne als Ende meines Leidensjz I. Daß Gott anfinge [in meinen Wunsch ein- zuwilljgenj und zerschiuge mich, und ließe seine kallmachtigej Hand gehen nnd zerscheiteite mich [indem er gleich einem Weber meinen Lebensfaden abschniJtte Jes. 38, 12; vgl. Kap. Z, 19 Anm.; Z, 21 . Es ist natürlich, daß man die Erhaltung des Lebens suchet« denn die Natur sleucht Noth und Tod, weil sie zum Leben geschaffen ist. Wenn aber das hohe Seelen. gedränge und die schwcre Unruhe sich findet durch die Hand Gottes, so wird begehren daß Gott nicht länger lasse leben, daß er zerschlage und zerschcitere durch den Tod und nicht schone, auf daß des Jammers und Elen- des ein Ende werde. (Egard.) Mit dergleichen Ge« danken werden alle Gottesfiirchtigen angefochten zur Zeit der Anfechtung, als würden sie nimmermehr daraus er- rettet werden, dieweil sie Mittel und Wege nicht ersehen können, noch mit der Vernunft fassen, wie Gott die Sei. nen aus dem Ofen des Elendes führe. (Weilcr.) 10·. So hatte ich noch Trost, und wollte bitten in meiner Krankheit, daß er nur nicht schenkte. Hab ich doch nicht verleagnet die Rede des heiligen. Nach dem Grundtext genauer: So wäre [auch im Tode] mir das doch noch ein Tro’ — a i würde svor Freude] aufhüpfen fund frohlockcns an? im schonungslosen [Todes-]Schinerz —, daß ich die [von meinen Vätern mir überlicfcrten Offenbarungen und] Worte des Heiligen nicht verleugnetbabr. So kämpfen in Hiob zwei Seelen, eine, die in schwe- rer Versuchung sich von Gott fern und verlassen weiß und sich den Tod als Endiger alles Jammers hcrbeischnh iind eine, die an Gott festhält, deren Trost die ewigen Worte ihres Gottes sind. So lange diese Seele noch kämpft, wird Satan nicht siegen. 11. [Denn] Was ist meine [blos menschliche] tkkaft [Leibcs und»der Seelen gegenüber diesem iihermenfchlichen Lelden], daß ich snoch länger] nloge dkhaktten [und dies Leiden geduldig ertragen f0Ut2? Jst sit Ukcht schvn sv bingeschivundeiy daß ein baldiger Tod mir nur das Willkommensie sein kann]? und welch ist mein sgewisscej Ende fals 20 Hiob s, 12—-29. nur der Tod], daß meine Seele geduldig sollte sein [und nicht den Tod, sondern Verlängerung des qualoollen Lebens wünschen]? Fleisch und Blut in der Noth ist wie eine han ende Wand und zerrissene Mauer, welche dnrch die gewa tigen Anstöße leicht niedergeworfen wird. (Egard.) 12. Jst doch meine Kraft nicht steinern, so ist mein Fleisch nicht ehetn [daß sie der übergroßen Macht meiner Heimsnchung ewig widerstehen .könnten]. Hiob vergleicht seine Trübsal einemHatnmendetn weiche Sachen nicht widerstehen können, wohl aber Steine oder Stahl, Kupfer te. 13. Habe ich doch nirgend keine Hilfe knie- mand, der mir helfen oder mit Gottes Wort mich trösten und mir herzlich zusprechen könnte; meine Freunde verlassen mich, und Gott ist mein Feind geworden], und mein Vermögen cnoch ferner zu leben] ist [oon mir hin-] weg [gescheucht. Wes: halb sollte ich da ruhig sein und warten?] II· V. i4—30. Ihr aber, die ihr mir früher liebe Freunde uad Brüder waret, zeiget eint) nun auch untreu nnd ohne Werth, gleirh den Gicßbäctjety die im Winter wohl an— gesehn-allen sind, aber in der Sonuengluth augtrorlinen und jeden, der auf sie rechnet, täuschen. Und doch habe ieh nur Trost und Jinfrichtnng von eukh erwartet! Statt dessen habt ihr nichts als ltebelekre Vorwürfe. versucht es doch auf andere Weise mir Zutun-kreisen, und glaubet nicht, daß ich gottlos geworden! 14. Wer swie ihr] Barmherzigkeit [und herz- liches Mitleid] seinem [vom »Leid so tief gebeugten] Nächsten weigert, der verlasset des Allmachtigen Fntchi saus welcher so nothwendig brüderliche Liebe und Erbarmen hervorgeht, wie aus dem Feuer die Wärme 1.Joh. 4, 20 ff; Gal. 6, 1.]. Eine andere, den Grundtext natürlicher wiedergebende Uebersetzung ist: Dem Unglücklichen gebührt Er- barmen, sonst verläßt er sdcr vom Ungliick Getrof- fene die Furcht des Allmächtigen sbis jetzt habe ich e noch nicht verlassen, wie ihr wähnen aber begeg- net mir von euch solche Lieblosigkeih so kann sie mich in den Abgrund stürzen, wovon mich Liebe nochzurückhalten könnte] 15. Meine [wie] Brüder [oon mir geliebten Freunde und Stammesgenossens gehen »verachtlich vor mit [und meiner großen Trübsal] nber [und täuschen meine Hoffnung, Trost an ihnen zu haben] wie ein [oon den Bergen herabstürzendey oon den Winterwasseru angeschwellter Gieß-] Bach, wie dir sreichiicheiq Wasferströme sder Gießbäazh welche in ihren Thälern oder Wadrysj vornberflteßeti [und hinschwindeu]. » · · 16. Doch, welche sieh vor dem Reif seltenen, uber die wird der Schnee fallen. Nach dem Urtcxt wörtlich: 16. Schwarzgetriibt waren sie sdie Gießbåche im Frühling] vom [fchmelzenden] Eis, in sie [oder ihre ThälerJ barg sich der [im Thauen zusammenfallendej Schnee [also daß sie hochanschwollen und über ihre Ufer traten und man wohl hoffte, auch im heißen Sommer, wenn man dessen mehr bedürftig ist, ihres Wassers sich bedienen zu können. Aber« es war nur fremdes, erborgtes Wasser; denn] 17. Zur Zeit, wenn sie [die hochangeschwolle- nen Gießbäche in den Thälern] die Hihe sdes Sommers] drücken wird [oder: drücket], werden sie vetschniachicn [und plötzlich zu nichts], nnd wenn es heiß wird, werden sie vergehen [und ver: schwinDeUJ von ihrer Stätte. 18. Ihr [solcher im Frühling dahinfiuhtender] GießbächeJ Weg [oder Bette] gebet beifeit ans [und schlängelt sich seicht in der Ebene hin]; sie treten auf das Ungebahnte nnd werden umkommen [besser: sie d. h. ihre sich immer mehr mindernden Wasser steigen in nichts in Dunst auf und verschwinden] Hauran ist ganz besonders reich an solchen tief ein- schneidenden Thälerm so daß diese überaus schöne Ver- gleichung Hiob besonders« nahe lag. 19. Sie sehen auf die Wege Thema, auf die Pfade des Reich Arabia warten sie. Nach dem Grundtext wörtlich: Schmachtend blicken hin Themas' Karawanem Saba’s Wanderzüge hoffen auf sie (um Thiere nnd Men- schen durch Wasser wieder zu erquicken) «) Thema (Kap. 2, 11, Anm.), an der uralten Ka- rawanenstraße aus Südarabien nach Hauran und Da- maskurh östlich vom Gebirge Gilead, war mit seinem weit berühmten Brunnen (Jef.21,14), aus welchem zur Be- wässerung der Palmenpflanzutigen und Saaten 90 wech- selnde Zugkameele einen beständig fließenden Bach klaren und kühlen Wassers noch jetzt heben, im Alterthum wohl der Knotenpunkt der von S. nach N. und von O. nach W. gehenden Handelt-Züge. Besonders ging eine rößere Karawane periodisch aus Südarabien (Saba) na Hau- ran zu dem großen Sommermarkt in Muzerib (Kap. 2, 11 Anm.) oder nach Bofra, an welcheKaratvane auch Hiob hier wohl denkt. (Wetzstein.) 20. Aber sie sdie nach Erquickung im Sonnen- brand lechzenden Karawanenj werden zn Schnnden werden [und bitter enttäuscht], wentrs am sicher- sten ist [wenn sie am sichersten auf die Gewässer der Gießbäche rechneten], nnd sich schämen [und befchämt wieder umwenden] müssen, wenn sie da- hin [in die ausgetrockneten Wadyksj kommen. Eure Liebe war ehedem groß in Worten, gleich jenen überströmenden Wahren, aber auch ebenso unrein, wie sie, nur angenommen und erhenchelh wie jene erborgten Schneegetoässerr Nun das Unglück über mich gekommen ist und sie sich bewähren soll in der Gluth der Leiden durch erquiekendcu Trost und Zuspruch, da steht sie als äffende Lüge da, jenen Bächen gleich, die auch, wenn die Sonnengluth auf sie brennt, ihre triiben erborgten Flu- then verlieren und eintroekuen Sir. 6, 8. (Hahn.) 21. sAlfo bin auch ich ein nach Freundestrost lechzender, aber getäuschter Wanderer] Denn ihr seid nun zu mir geiommens und weil ihr Jammer [und gkoße Tkiikisslsbstzej seyn, fnkchtet ihr ench [und schrecket zurück] «) Luther übersetzt so nach der Vulgata und Septuas E guten, die eine von der gewöhnlichen slectio 1-eceptn) Hiob klagt seine Freunde der Treulosigkeit an. 21 schwankt auch zwischen is zu ihm und ist«-« nicht. Da ersteres keinen, auch nur entfernt guten Sin1i gibt, so ist es wohl richtig, zu übersetzen: denn auch ihr seid ietzt zu nichts geworden, d. h. eure Unfähigkeih wahre, selbstlose Freundschaft zu üben und göttlichen Trost u spenden, eure Unversnchthcit und geistliche unerfahren- deit hat stch nun vollkommen offenbaret. Der Vorwurf, den Hiob seinen Freunden hier macht, ist durchaus gerechtfertigt Unglück, das andere, wenn auch liebe Personen trifft, zurückzuschreckew »für die eigene Unversehrtheit vor allem zu sorgen und sich derselben zu freuen; andererseits waren die Vorwürfe, die die Freunde dem so schwer Getroffenen gegenüber allcin hatten, im Grunde nichts Anderes, als die Salvirung ihrer eigenen Person und deren Unantastbarkeit. Hiob erfährt hier übrigens das- selbe an seinen Freunden, was Satan aus ihm selbst herausgewittert hatte. Vgl. Anm. zu Kap. 2, 4. 22. sHabe ich denn schon irgendein Opfer von euch verlangtij Habe ich [zu euch je] auch gesagt: Bringet sGeschenke zu meinen Gunsten, etwa einem Richter oder sonst einem Mächtigen zu ihrer Bestechungj her, und Von eurem [sauer erworbenen] Vermögen fchenket mir [etwas zu meiner Befreiung aus dem Leiden]- 23. Und [habe ich etwa gebeten und gesagt :] errettet inich aus der Hand des Feindes [oder etwa meine Heerden aus der Hand der Chaldäer und Sabäer], und erlöset mich [durch eine Lösesumme] ans der kgewaltthätigenj Hand des Tyrannen? [So habe ich nur mitfühlenden Trost von euch verlangt] ’ 24. sStatt dessen habt ihr blos Beschuldigung und Anklage für mich. Wenn denn wirklich eine schwere Sünde die Ursache meines Unglücks ist, wie ihr meinet, so] Lehret mich [denn], ich will [euch zuhören und] schweigen, nnd was uh [von begangenen Sünden etwa] nicht weiß, das unter- tveiset mich fund decket mir aus]. 25. Warum tadelt ihr die rechte Rede? Wer ist unter euch, der sic strafen könnte? Die Vulgata, welcher Luther bei diesem Vers in der Uebersetzung folgt, muß in der erstcn Hälfte desselben eine andere Lesart vor sich gehabt haben. Nach dem Grund- text lauten die Worte: Wie eindringlich sstark und kräftig, den wunden Fleck des Herzens treffend, darum auch wahren Trost und Heilung schaffend] sind doch Re- den der Wahrheit« Worte, welche aus gleicher Er- fahrung geboren, den e der Wahrheit einhalten]! Aber was strafet eine Strafe wie eure? ssie er- bittert nur oder geht im besten Fall über die Köpfe hin, weil ihr ohne Verständniß meines tief innerlichen Leidens und ohne selbsteigene Erfahrung nur eure hergebrachte Meinung festhaltet]. «) Trost, Aufrichtun , Ermunterun oder Stra e nnd Tadel, die nicht aus der Erfahrung der ünde und nade geboren sind, darum nicht concret und faßbar ins Herz des Hör-enden dringen, sondern nur allgemeina abstracte, angelernte Phrasen sind, tichten nicht nur nicht aus, was sie sollen, sondern erbittern auch noch. »Es thuts nicht, daß ein Predi er oder Beichtvater alletn viel Sprüche auf einander anzie e; er soll sehen, wie er dem Kranken und abweichende Lesart befolgten. Die gewöhnliche Lesart z » Denn einmal ist es»dem na- · türlichen, selbstsitchtigen Menschenherz» eigen, bei großem E " Odck Betrübten seine Gedanken treffen möge und ihm diesen- rigen Pfeile durch Gottes Wort aus dem Herzen ziehe. Dazu gehört eine gelehrte Zunge, daß er wisse, die Mü- den mit dem Worte Gottes zu erquicken und mit Vernunft die zerbrochenen Herzen zu verbinden« (Weller.) 26. Ihr erdentet Worte, daß ihr nur strafet, nnd daß ihr nur panstet [mit aufgeblasenen Backen in großsprecherischer Weise hervorbringet] Worte, die mich verzagt machen sollen. Auch hier folgt Luther der lateinischen Uebersetzung Nach dem Hebt. lautet der Vers wörtlich: Worte den- ket ihr zu rügen? Und doch gehören dem Winde eines Verzweifelten [dem aller Muth entfallen ist] Worte ssie verfliegen rasch und dürfen nicht mit der Wage gewogen werden, wie die Worte eines andern Men- schen. Jhr seid nicht im Stande, durch eure strafenden Reden mein Herz zu wahrer Buße zu erweckenz denn ihr bleibet beiden Schinerzaiisbrücheii meiner tief zerrisse- neu, schwer angefoehtenen Seele stehen, ohne die Ursachen meines Leidens und den Schmerz recht fühlen nnd mit- empfinden zu können! und doch solltet ihr wissen, daß einem so tief Betriibtem wie mir, manches Wort entfährt, das nicht mit gewöhnlichen Maß gemessen werden darf]. Hiob hält also die Verfluchung seiner Geburt (Kap. Z) für »in den Wind geredet-«, für keine oder weni - siens eine ganz unbedeutende Sünde. Er ist demna , wie auch aus dem Ende seiner Rede hervorgeht, noch weit entfernt davon, zu erkennen, daß gerade dieser un« gebrochene Trotz seine schwerste Sünde st 27. [Jn eurer Lieblosigkeit würdet ihr auch vor dem Aergsien nicht zurückbeben:] Ihr fallet uber einen armen Waisen soder besser: Selbst über eine Waise, die doch das Mitgefühl aller Menschen erregt, würdet ihr das Loos werfen, etwa um sie, wie es im Alterthum vorkam, nach dem Tode ihres durch Schulden euch verhafteten Vaters an Zahlungsstatt anzunehmen], und grabet eurem Nachsten Gruben [genauer: und würdet selbst den Freund verhandeln und zum Sklaven machen sehen, ehe ihr ihn lösetet]. 28. Doch [ich will gern eiire fühllosen Reden vergessen] weil ihr habt angehabenA sehet ans mich [und suchet mit mehr Liebe den Zustand meines Herzens und mein Leiden zu verstehen], ob ich vor euch seuch tun Angesichtj mit Lngen bestehen werde [tndem ich so zuoersichtlich meine Unschuld behaupte und, wie ihr meint, mein Leiden über- treibe. Jch würde doch wahrlich nicht euch in’s An- gesicht dergleichen behaupten, wenn’s Lügen wären ?]. «) Luther übersetzt dies Wort mit der Vulgata, als ob es von THE! (anheben) herkäme, während es offenbar von By: (wolle1i), abstammt, so daß die Stelle wörtlich lautet: ,,es beliebe euch doch,« und also eine dring- liche Bitte an die Freunde enthält, von ihrer vorgefaßten Meinung, er sei ein schwerer Sünder, abzn ehen und lie- bevoller auf ihn und seine Worte einzuge en, bevor er im heftiger werdenden Streit und Schmerz sich verirren möchte. W. sHebet doch noch einmal an und] Aut- wortet, was recht ist [und nicht mit böswilliger Veschuldigungh meine Antwort wird noch recht 22 Hieb S, so. 7, 1-ll. bleiben [genauer: Hebet noch einmal an, meine Gerechtigkeit und Gottesfurcht be- stehet noch und ist noch unverändert wie früher]. so. Was gilts, ob meine Zunge Unrecht habe [sollte ich nicht beurtheilen können, wenn in meinen Klagen Knie. 3 Verkehrtes und Sündliches spare] und mein Mund Böses vorgehe lsollte mein Mund oder mein Gaumen nicht mehr den Frevel unterscheiden können, daß ich ihm nicht Einhalt thun sollte, wenn er in meinen Klagen sich äußerte]? Das 7. Kapitel. Oioiks Klage über der Menschen Elend. III« v. l——6. Vao Ltenfchenleben iIi fo weit entfernt, von einer überall fichtboren, hetfenden nnd rettenden Gnadenwlrttfnniiieit Gottes erfüllt zu fein, wie du be- hauptet! Gan. Z, 9-—16), daß es vielmehr nichts als iiainnf nnd Jtiütisal ist. Doppelt aber iti das ineintge mit Trübsal gesättigt. Darum will ict) nicht, wie da von inir verlange, demüthig fct)iueigen, sondern meiner Erbitterung in Klagen gegen Gott Luft machen. I. Muß nicht det Mensch [gleich einem Krieger] itnniek im Streit [mit mancherlei An- fechtungen, Drangsalen und NöthenJ sein aus Erden U« Kap- 14- II. und seine [Lebens-] Tage sind looller Mühseligkeitj wie eines Tagldhnets [der sein Brod mit saurer Arbeit um Lohn suchet vgl. l. Con IS, III? 2. Wie ein Knecht sitt) sel)net nach dem Sanct- ten fdes Adern-ej, nnd ein Taglöhner, daß seine Arbeit ans sei fund Ruhe und Arbeitslohn ihm zu Theil werde]; Also, will Hieb sagen, ist das Beste am mühevollen Dasein des Menschen, daß es ein Ende hat. Auch der Arbeitslohn kommt Hieb nur als das Ende der Arbeit in Betracht. Z. Also hab ich [im vollen Maße das Loos der Ldtcnschheit iheitendj wohl ganze Monden ver- geblich gearbeitet [genauer: Also habe ich für mich eitle, meine Hoffnung auf Errettung stets täitschende Monate zum traurigen Erbtheil empfangenL und elender Nächte sind tnic viel [zugezählt] worden. Nicht sagt Hieb, wer ihm viel solcher Nächte zuge- zählt habe, weil ihm sein ehedem gnädiger Gott nun als blind waltendes Geschick und ehn Urfach quälender Dä- mon vorsieht. Jn der Leideserm aber spricht sich der flklsdarike aus, wie ohnmächtig er dieser Macht gegenüber- c c. 4. Wenn [oder so oft] in) micl) [zu Bette] legte [und hoffte mich zu erholen von meinem Elend-J, sprach ich [doch bald wieder in meinem Herzen]: Wann werde icl) sendlich wieder] auf- stehen? [o, wär nur erst wieder die Zeit dazu bat] lind darnach rechnete ich, wenn es Abend toollte werden sgenauen wann wird endlich wieder entfliehen die Dunielheitsk denn ich war ganz ein Scheusal jedermann, bis es finster ward [genauer: und ich wurde satt des Hin- und H erw älzens auf meinem Lager bis zur Morgen- Dämmerung l. Sam. so, 17, da ich vor Schmerzen und innerer Unruhe den Schlaf nicht sinden konnte]. Hie hasi du das Herz, Sinn und Muth, Gedanken und Wert aller derer, so in großer und langwieriger Be- schwerung am Leib und an der Seelen sind, denen ist Zeit und Stunde lang; und gleich wie ihre Noth schei- net ctn ewiger Anblick zu sein, der nimmermehr kein Ende habe, so diinket sie auch Zeit und Stunde lang. Am Tage wünschen sie die Nacht, die Nacht wiederum begeh- ren sie des Tages und haben keine Ruhe vor unaussprech- licher Angst uud Schmerzen. Es ist aber die Erfahrung so großer Anfechtung eine Empfindung des ewigen Todes und ein Spiegel, tote es in der Hölle zugehen wird, da das Gewissen in den Gottlesen wird jämmerlich zagen und der Zorn Gottes über ihnen bleiben. Und das wird das rechte Herzeleid über alles Leid sein und viel mehr brennen als das höllische Feuer, wenn einem jeglichen sein eigen Herz absagen und ihn überzeugenwird, daß ihm nicht Unrecht geschehn (Weller.s Der Christ aber soll in sol- cher Anfechtung beten: Und ob es währt bis in die Nacht und wieder an den Morgen, doch soll mein Herz an Gottes Macht verzweiseln nicht noch sorgen. (Luther: Aus tiefer Noth) Z. Mein Fleisch ist [gleichwie ein Kleid den Leib] um und utn [dedecket,] tvntmicht fund mo- derig; denn in den Geschwüren meines Leibes haben sich Würmer erzeugt vgl. Kuh. 17, l4; II, 265 24- 201 und kothicht [also daß meine Haut die Fleischfarbe verloren und die fahle Erd- farbe angenommen hat], meine Haut ist süber den Geschwüren stets wieder] vetschrutnpft [und überzieht sich mit Schorfj nnd ist Idann immer wieder aufgebrechen und] zu nichte [oder ftüssigj worden [indem die Geschwüre von neuem anfingen zu eitern b. Mos. 28, 22 Anm.]. s. Meine [Lebens-] Tage sind leichter kund fchnellerj dahin geflogen, denn eine Weberspiite [denn ein Weberschifflein an dem Aufzug des Ge- webes hin- und widerfährt vgl. I. Sam. 17, 7 Anm.], und sind [so fchnellj vergangen, daß kein Aufhalten dagewesen ist [und ich nun ohne alle Hoffnung auf Erlösung aus meinem Elend, als durch den Tod, bin]. H· V. 7—21. darum wende ist) nein) zu dir, so llndre dort) mein Leiden, gedeuiie doch, daß es lieiie zweites (irdifel)eo) Leben nun) dem Tode giebt, nnd daß in) bald auf immer dahin bin; darum eben will in) mein Weh ohne Uüeliiialt auglurecheni wag habe in) dir gethan, daß du mich mit Schrektien übern-Fuss, also daß let) nicht länger leben mag? wag« vermag ein Sterbliche: die zu thun, daß du ihn ohu Aufhören heim- fnciisii hab in) gefiindigt -- warum nerglebß du intr nicht die Schuld nnd tciffelt von nitr ab, ehe in) in den Staub hinabstnliet 7. Gedenie [doch, o mein Gott], daß tnein Leben ein [schnell dahin fahrender] Wind [vergl. Pf. 78, so; so, to; Jan 4, 141 ist, oud weine Hiob’s Klage über des Menschen Elend. Augen nicht [in dies Leben] wiederkommen fwenn sie sich einmal geschlossen haben, um noch einmal], zu sehen fund zu genießen] das smannigfaltige] Gute [das uns auf Erden aus deiner göttlichen Barmherzigkeit quillt, deine selige Nähe zu spüren und dich mit Opfer und Gebet zu loben und dir zu danken vgl. Pf. 6, 6]. 8. Und kein lebendig Auge ldas mich ietzt noch sieht, und das ich noch sehe] lvird mich swenn ich in die Grube gefahren bin] mehr sehen fund mir aus meiner Noth helfen können]. Deine Augen [iogar, o HErrJ sehen mich an, darüber Vergeht tch [genauer: und ich bin nicht mehr da, d. h. selbst wenn du deine Augen wieder in Gnaden auf mich richten wolltest, mich aus meinem Elend zu retten, wirst du mich bereits im Tode, wo ich deiner Güte und Barmherzigkeit tiicht mehr genießen kann, sinden und mir nicht mehr helfen können, ohne durch ein besonderes Wunder; aber noch nie ist ein Mensch aus dem Tode in dies Leben zurückgekehrt] it. [Gleichwie] Eine Wolke vergehet und fähtet [unwiederbringlich] dahin; also, wer keinmal] in die Hölles [oder das Todtenreich, den scheel] hinunter fährt, kommt nicht wieder fin dies Leben] herauf [wo man dir danken und dich preisen kann], 10., Und kommt nicht wieder in fein Haus sder lieben HeimathL und sein Ort [da er zuvor gewohnet hat] kennet ihn nicht mehr [als seinen Herrn und hat nichts mehr mit ihm zu schaffen, vgl. Kalt. 8, is; Pf. 103, 16]. «) Das Wort Hölle (hebr. Scheol) bedeutet im A. T. zunächst nicht den Ort der Verdammten, sondern der abgeschiedenen Seelen; das deutsche Wort Hölle kommther von der nordischen Göttin Hela, die von den alten Ger- manen als Beherrscherin des Todtenreichs gedacht wurde. Der Zustand, welcher die Gläubigen des alten Bandes im Todtenreich erwartete, wird uns außer an dieser Stelle noch in Kuh. Z, 11—19; 8, 18; 10, 2lf.; Pf. S, 6; 30, to; 88,12f.; 115,17; Jes 38, l8 u. a., zwar als » ein Zustand der Stille und Ruhe von der Arbeit und ’ Mühe und dem Elend dieses Lebens, aber auch des trost- losen, schattcnhaften Halblebens ohne Lob Gottes und Dank gegen ihn, ohne die Möglichkcih seine selHge Nähe zu genießen, geschildert. Solche Aussagen des . Testa- ments sind nicht etwa Zeichen eines mangelhaften Begriffs von dem Leben der Seele nach dem Tode oder von ihrer Unsterblichkeit Keine Heilslehre des A. Testaments ist aus menschlichem Nachdenken entsprungen oder durch das- selbe entwickelt worden, wie diese Meinung voraussetzh son- dern alle Lehren sind aus Gottesthaten und Offenbarungen hervorgegangen. Solange das Gefetz herrschte, das dem Menschen den Fluch und den Tod verkündete, solan e der HErr Christus durch seinen Tod noch nicht die acht genommen hatte dem, der des Todes Gewalt hat, konnte der Zustand der Seelen im Tode nur ein solcher sein, wie ihn obige Stellen darstellen und wie ihn in Ueber-ein- ftimmung mit der hl. Schrift die der Offenbarung am nächsten stehenden heidnischen Götterlehren beschreibeii (vergl. A. Homer Odhss. IX, 20——325). Auch der Glaube an die erheißung änderte an ihm nichts Wesentlichesz denn die Berheißung wies den Gläubtgen zunächst auf diese Erde als den Ort, wo sie sich erfüllen werde; hier auf Erden war deshalb vor allem die Stätte der Ge- tneinschaft mit ihm, der unter seinem Volke über den « Verheißungen an Abraham erfüllt 23 Cherubim throntez hier war die Stätte der Versöhnung durch Opfer, des Lobes, des Dankes und dcr crsehnten Erlösung. So lebte die Seele des Glänbigeu zwar auch tm Tode fort; denn der HErr, der sich Gott Abrahams Jsaaks und Jakobs nennt (2. Mos s, G; 4, 5), ist kein Gott der Todten, sondern der Lebendigen tMatth 22, 31ff.), und Abraham wurde zu seinem Volk im Tode versammelt (1. Mos 25, 1.8), obwohl er nicht in ein Grab mit ihnen zu liegen kam (vcrgl. 1. Mos 49, 33; 4. M. 20, 24 ff.; Pred t2, 7), auch warein Unter.- schied zwischen dem Leben des Gerechten und dem des Ungerechten im Tode vorhanden (4. Mos. Es, 10); aber doch war der Zustand der Seele auch des Gerechten kein seligen besriedigter, wie er es jetzt siir den ist, dcr bei Christo, dem auserstandenen Ueberwinder des Todes und Todtenreiches ist, wenngleich auch dessen Seligkeit erst in der Auferstehung des Fleisches vollendet wird; es war vielmehr sein Zustand der der ungebrochcnen Herrschaft des Todes. Wir Christen können demnach jetzt, wo durch den Tod und die Höllenfahrt des HErrn eine gänzliche- Veränderung in dem Leben der Todten eingetreten ist, also, das; die Gottloscn einen Vorschmack der ewigen Pein, die Gläubigen die, wenn auch noch unvollendetcy Selig- keit haben, jene Stellen des A. T. über das Todtenreich nicht mehr auf unsern Tod anwenden, da derselbe für uns die Thür zum Leben, nicht zu einer trostlofen Todes- stille ist. —- Aber auch im A. T. war von Anfang an auf Grund der Verheißung vom Schlangentretcr die be- stimmte Hoffnung in den Gläubigen vorhanden, daß eine Zeit kommen werde, wo die Hcrrschaft des Todes und dieser traurige Zustand im Todtenreich aufhören tret-de. Abraham hätte nicht mit solcher Zuversicht seinen Sohn Jsaak, an den die Erfüllung aller Verhcißnngcti gcbunis den war, in den Tod hinzugeben sich entschließen können, wenn nicht sein Glaube ein Glaube an die Ueberwindniig des Todes und der Auferstehung der Todten, auch Jsaakm gewesen wäre, wie dies Hebr. 1l, 17——19 ausdrücklich sagt. Jakob bezeugt dem König von Egyptem daß sein eigentliches Lehen nicht in seinen irdischen Lebensjahren beschlossen sei, auch nicht mit dem Tode zu Ende gehe, sondern daß er jenseit dieses Lebens der Pilgrimschaft einem Leben in der Heimath entgegenseha das kommen wird, wenn der Tod und sein Reich vernichtet und alle fein werden. Dies neue Leben nach der Auferstehung der Todten preist Da- vid (Ps.17, 15, vergl. Pf. 73, 24 ff; 139, 18; 49, IS: « 16, 10). Diese Zeit schaute ferner Hiob Katz. 19,25ff.;· Hofea 13, 14; Jes 26, 19; Ezech. 37«, l—14; Dan. 12, 2 mit immer größerer Klarheit. — Daß aber Hiob meist nur die eine trauri e Seite des Lebens nach dein Tode betrachtet, und si Anfangs nicht dcr Hoffnung der dereinstigen Uebcrwindung des Todes getröstet, hat seinen Grund in dem Wesen der hohen Versuchung, in der er war, in ihrem Unterschied von einer Prüfung. Die von, ihm empfundene Gottverlassenheit war zu sc r ein Vor- schmack der ewigen Angst und Pein, als daß er während derselben hätte im Stande sein sollen, jene große, auf feste Verheißungen Gottes gegründete Hoffnung ins Herz zu fassen und sich mit ihr recht zu trösten. —— Wie Christen haben also, falls wir nicht an den auferstandcnen HErrn glauben, nur ein hoffnungsloses Dasein nach dem Tode, nicht aber eine sogenannte Unsterblichkeit, wie die Welt fabelt, zu erwarten. 11. Darum [weil Glück und Heil nur auf Erden vorhanden ist und ich die gewisse Aussicht habe, bald an den Ort der Hoffnungslosigkeit zu kommen,] will auch ich meinem Munde nicht weh- ren, ich will reden von laue] der Angst meines 24 Hiob 7, 12—21. s, 1--4. Herzens, und will [lante Klage] heranssagen von [aus] der Betrübnis meiner Seele. 12. Bin ich denn ein Meer fwie etwa der große Nilstromh an dessen Ufern man Wachen aufstelln um sein Steigen zu beobachten und seine iibertretenden Wasser alsbald in Kanäle zu zwingen] oder ein Wallfisch firgend ein Meerungeheuen wie das Krokodil, gegen das man Wachen aus- stellt, um alsbald, wenn es sich hier oder dort zeigt, mit vereinten Kräften es anzugreifens Kann denn von mir armen, gebrechlichem vergänglichen Menschen irgend eine Gefahr für dich ausgehen], daß du mich so verwahrest [mich mit Leiden um- giebst, wie in ein Gefängniß legst als einen Uebel- thäter, und mit Schrecken überhäufsL sobald ich mich frei bewegen nnd neuen Muth fassen will]? V) Auch sonst wird der Nil in der hl. Schrift und von heidnischen Schriftstellern ein See oder Ocean ge- nannt, vergl. Kap. 41, 22. »Die Bilder unseres Buches sind meist eghptischeii Ursprungs« to. Gerlach.) is. Wenn ich gedachte, mein Bette soll mich trösten fund meinen Schmerz mich vergessen lassen], mein Lager soll fdurch ruhigen Schlummer] mir’s leichtern fund meine Klage lindern]; 14. Wenn ich mit mir selbst rede* kund in Ruhe mich sammeln will]; so etsehreclst du mich mit [angstoollen] Träumen, nnd machst mir Grauen [durch schreckhafte Nachtgesichte, wie sie mit dem Anssatz gewöhnlich verbunden sind], 15. Daß meine »fdurch Athemloscgkeit gequälte] Seele [oftmals] lvunscht flieberj erhangen fund durch einen plötzlichen Erstickungstod alles Elends entledigt] zu werden, nnd meine Gebeine den Tod fgenauer: und meine Seele lieber den schnellen Tod empfände, als solch ein Leben im blo- ßen Gerippe]. «) Diese Worte stehen nicht im Grundtext, sondern - sind von Luther hinzugefügt, wahrscheinlich indem er ein im 13. V. übergangenes Wort zu V. 14 zog und dem Sinne nach wiedergab «Ach wie bange und angst wird dem Menschen, wenn er Gottes ewig Gericht fühlet, das dünket ihm ganz unerträglich zu sein und wollt nur gerne davon fliehen-« (Weller.) 16. Jch begehre nicht mehr fund mich ekelt, noch länger also] zu leben it« selbst wem! ich ewig leben könnte; was soll mir ferner dies Leben? ich hasse es; denn es ist elender als der Tod] Höre auf von mir, denn meine [Lebens-] Tage sind vergeblich [fruchtlos, ein zwecklos verfliegender Hauch] gewesen. « » Den hochbetrübten Seelen, welche wie Htob (vergl. z; Z, 19; 9, 21), Elia, Jona, in der schweren Anfechtung s« des Ekels und Ueberdrusses am Leben stehen, rath Dr. s; M· Luther; Ein solcher soll 1) seinen· Gedanken nicht s: trauen und folgen, sondern andere, die tm Glauben stark und ohne Anfechtung sind, hören; 2) bedenken, daß Gott das Leben gegeben und er dem Willen Gottes vor allem « gehoksam sein muß; s) den Diener des göttlichen Worts ; rufen und ihn: das Herz ansschnttenz 4) das hochwakdige i« v Sakrarnent und dichl. Absolntion suchen: Z) nicht allein mit seinen Gedanken bleiben, sondern die Gemeinschaft der Heiligen aufsuchen; s) durch geistliche, liebliche Lieder den Teufel vertreiben. — Ganz verschieden von dieser, auch Gläubige treffenden Versuchung ist der Lebensiibev druß der Welt, der ans dem Abfall vom lebendigen Gott und der Zerstörung der Leibes- und Geisteskräfte durch die Sünde und die weltlichen Vergniigungen entspringt und oftmals mit dem Selbstmord endigt. 17. Was ist ein [elender, hinfälliger] Mensch fund was hat er für eine Wichtigkeit], baß»du ihn Ho] groß fund gefährIkchJ achtest, nnd betrun- merst dich mit ihm [indem du dein Herz und Sinn aus ihn richtest]? » » · 18. Du suchest ihn tagluh fvon Neuem mit Trübfalen und Leiden] heim, nnd versnchest ihn alle Stunde fund Augenblicke, indem du auch alle seine Gedanken dnrchforschesi, ob er nichts dir Feindliches sinne]. So große Aehnlichkeit diese Worte mit Ps. S, 5 ha- ben, so verschieden ist der Sinn, den Htob in sie legt. »Dort wird gesagt, daß Gott den winzigen Menschen göttlich und königlich hoch unter den Creaturen gestellt )at und durch immer neue Gnadenerweisungen auszeichs net; hier, daß er, statt ihn zu ignoriren, zu viel aus ihm macht, indem er ihn, den nichtigem zu immer neuen Lei- den ausersieht.« (Delitzsch.) Hiob vermag es in seinen Leiden nicht zu fassen, daß gerade in steten Heimsuchuw en sich die größte Liebe Gottes zu seinen Kindern offen- rt. II. Warum thust du dich nicht von mir fhorest nicht auf, mich im Zorne anzublickeu], nnd liissest nicht fvon mir] ab fmit unausgesetzter Angst und Pein], Eurer] bis Daß] ich keinmal] meinen Speichel fhinunter] schlingt« fund mal Athem hole vergl. Katz. 14, S; Pf. 39, 14]? «) Noch jetzt ein arabisches Sprichwort 20. Hab ich [wirtlich] gesüudigt swas ja möglich ist, obwohl ich mir keiner schweren Ver- - sündigung bewußt bin], was soll fund kann] ich E farmseliger, nichtiger Mensch] dir fmit einer Sünde für einen Schaden] thun fan deiner von keiner Finsterniß, keinem noch so großen Frevel erreich- baren Seligkeit und HerrlichkeitL o dn Menschen- håtetk fder du trotzdem ohn Unterlaß uns Arme beobachtest auf allen Wegen]? Warum malhst du mich fder ich dir ja doch nichts in den Weg legen kann], daß ich auf dich stoße fund dir also ein Anstoß und Aergerniß bin] nnd bin mir selbst eine Last« fdie ich durch den Tod abschiitteln « möchte]. «) Dieser Ansdruck, der hier von Hiob in siindigem Groll als bitterer Tadel gegen Gott geschleudert wird, ist in Pf. 121, 4; Jes 27, 3 eine Bezeichnung des die Sei· nen treu beschiitzenden HErrn Es ist aber derselbe treue Gott, der das eine Mal seine Gläubigen vor Unheil und Schaden bewahret, das andere Mal durch Leiden aus der Sünde retten will. —- ") ursprünglich stand hier: Wa- rum bin ich dir zu Last geworden fderen du dich durch fortgesetzte Schlage» entledigen zu wollen scheinsijs So überse t auch die griechtsche Uebersetzung und es paßt dies ohne weise! besser in den Zusammenhang, wurde Bildad’s l. Rede. Er beschuldigt Hiob offen der Heuchelei. 25 aber von den alten füdischen Gelehrten geändert, weil sie die ursprünglichen Worte für lästerlich hielten. U. Und [wenn wirklich eine von mir be- gangene Sünde mein schweres Leiden ver: ursachi hat] warum vergibsi du mir kda ich dir doch keinen Schaden mit ihr zugefügt haben kann] meine Missethat nicht, und nimmst nicht weg meine Sünde [und mit ihr auch deine Strafen]? Denn [bald] nun werde ich mich saufgerieben von deinen Zornesruthenj in die Erde [den Staub der Ver- wesung] legen; und ivenn nian mich morgen suchet sgenauer: wenn du dann nach mir spähst um mir noch zu helfenJ- werde ich nicht [mehr] da sein. ,,Hiob kommt immer tiefer in die Gedanken und redet hart wider Gott«; er ist weit entfernt, seine eigentliche Sünde recht zu erkennen nnd Buße zu thun; er hält seine Sünde für unbedeutend und klein und beschuldigt Gott der grausamen Ungerechtigkeit, weil er etwas so hart bestrafe, das ihm doch keinen Schaden gebracht, ,,iiicht ahnend, daß gerade dieser leichtsinnige Trost eine große Sünde ist«. Das 8. Kapitel. igiod niird non Izildad der isseiichecei beschiildigt Da sich die Freunde in ihrer zuuersiasilichen Hoffnung Man. s, 27), tsiab werde sich auf die griiadliche Aussprache des Eliphag hin Grau. 4 n. 5) alsbald fiir überwunden er- klären, getäuscht sehen, so tritt iinn Zildad, der gedanken- ärmere nnd norslchtigere unter ihnen, auf und sticht, theils mit eigenen, scheinbar schauenden, in Wahrheit aber tief verletzenden Worten, theils und hauptsächlich niit weisen Llnssorüctjen der varzeit die von ijiab in seinen letzteu Warten Man. 7, 17 —--21) verbargen angegrissene göttliche Gerechtigkeit, die sietg die galtlosen Sünde: strafe, die Ge- rechten aber sihnhe nnd erhalte, zu vertheidigen Im All— gemeinen führt er die Gedanken des Eliuhae weiter aus, deutet aber schon osfener daraufhin, daß Hieb eine schwere Stände begangen haben müsse, deren Strafe er jetzt erfahrm « I« v.1—7. Wie lange willst du tu so heftigen iind doch nnbesonuenen Worten Gott der Ungerechtigkeit selben? ilnd darh hast du ja im Untergang deiner Kindes: lilar nor Augen, wie gerecht er richtet. Das sollte dir viel- mehr ein warnrudea Beispiel sein, daß du selbst dich nach bei Ketten zu ihm bestehen, ehe ea auch für dich zu spät ist. Wirst du dich aber mit reuigem nnd demüthigeni Herzen wieder zu Gott wenden, so wirst du auch siehe: wieder zu Glück, ja zu weit größerem Glürti gelangen. l. Da antwortete sauf solche kecke Anklage Gottes durch Hieb] Bildad von Saal) [Kap. 2, 11], nnd sprach svoll erfahrungslosen Weisheitdünkels, dem auch das Räthsel von Hiods Leiden eine klare Sache dünkte]: 2. Wie lange ivillst du solches sgotieslästew liche Zeug] reden? und [wie lange soll] die Rede deines svermessenenj Mundes so einen stolzen Muth haben sdaß du gleich dem Sturmwind heftig daher- brausende Worte aussprichst, die doch nur windig und niehtig sind]? Z. Melnest du [denn wirklich, wie du es in deiner Rede nicht undeutlich zu verstehen gegeben KEUQ 7, 12—21], daß Gott sjemals und irgendwo auf Erden] unrecht richte [also daß er jemals einen Gottesfürchtigen mit so schweren Strafen heimsuche oder einen Gottlosen lange ungestraft lasse], oder der Allmaehtige das swas vor ihm, dem Heiligen, sur] Recht [iind Gerechtigkeit gilt] verkehrt! [vgl. Kap. 34, l0 f.; 1·Mos. 18, 25; Dan. I, 14; Rönn Z, 6]? Diesen WFrtcn Bildads, wie sie dastehn, widersprechen zu ivolleip ware frevelhaftc Gotteslästerung. Es ist un- zweifelhaft gewiß, daß»Gott, welcher selbst heilig nnd ge- recht ist·, nur gerecht richtet auf Erden. Aber der Sinn, den Bildad mit seinen Worten verbindet, ist durchaus irrtg und beruht wieder auf »der falschen Grundanscham ung der drei Freunde nber die Ursachen der Leiden nnd Tritbsale aufErden ff. K. ·4). Für sie ist dic Gkkechtixk keit Gottes die blos außerlich und vor allem auf Erden vergeltende Aber diese Aiisicht beruht auf einem tiefen Mangel an Erkenntnis; des eigenen Herzens und an rech- ter Erfahrung- Pielinehr stchrGottcs Gerechtigkeit im engsten Bunde mit·seiner Heiligkeit uiid seiner Liebe und äußert sich cbensowohl darin, daß er den Gottlosem der Gottes Gnade, Liebe und Leben verschmäht, schon hier auf Erden, sicher aber nach dem Tode dem Unglück, Verderbeii und dem ewigen Tode preisgiebh als auch da- rin, daß er die Sünder durch allerlei Strafen zur Buße ruft und den Gläubigen durch mancherlei Versnchunged und Prufungsleiden heiliget, endlich daß er den Getreuen mit dein Gnadenlohn des ewigen Lebens beschentt Daß Gottes Liebe und Gerechtigkeit so innig geeint sind, bat freilich erst der Tod des Lammes Gottes ganz kund ge- than, wird vom Einzelnen erst in der Zeit der Vollen- dung aller Dinge· ganz· klar geschaut werden, aber auch das A. T. ist weit entfernt von der äußerlichen Vergel- tungstheorie der drei Freunde, durch welche »das Geheim- niß der göttlichen Fuhrutigen in diesem Leben nicht nur nicht gelu»ftet, sondern ganzlich zerstört wird-«. — Als» stos- pern herein alle »sichern, ungebrochenen Geistey die nie keine Snnde gefuhlt haben, noch geschmeckt Gottes Ge- richt. Aber die hl. Schrift zeugt dagegen: Welchen Gott lieb hat, deii züchtigt er. Und so die nur sollten einen ånädigen Gott haben, die in diesem Leben gute, geruhtge age haben, so folget, daß die hl. Patriarcheiy Prophe- ten, Apostel und Marthrer alle von Gott verstoßen wa- ren. (Weller.) 4. [Gott»richtet nie ungerechtz vielmehr:] Haben deineSohne [and Töchtersvor ihm [wider ihn, den Heiligen, frevelhaft] gesundigt sund das rnusfen sie doch sedesfalls gethan haben, obwohl Ichs Ulchk EVEN; »so hat er sie verstoßen suiio in gerechtem Strafgericht nieder-geschmückt] uui ihrer Missethat willen [und so die nothivendige Folge ihres Frevels über sie gebracht s. Joh, 9, 2 F; Luk. IS, 2—5]. So urtheilt die Welt noch immer aus dem Erfolg über das Recht oder Unrecht einer Sache. —- »Das Maß der Schuld nach dem Maß der·Leiden zu bemessen, ist nur da begründet, wo der Zusammenhang zwischen spe- ziell« Sünde» Und spezieller, Strafe klar und unwider- sprechlich vorliegt« (Philippi.) Jst es aber möglich, daß einem Menlschenrtivas Herzdurchbohrenderes gesagt wer. dstlkamd a s daß let« Vater, seine Mutter, seine Kinder den Straftod der Sünde gestorben seien! Man darf so etwas 26 Hiob 8, 4——22. nicht sagen, selbst wenn es handgreiflichc Thatiache zu sein scheint, am wenigsten einein ohnehin schon bis zum Tode betrübten, fchwcrgcpriiften Vater. Bildad aber stützt sich nicht auf Thatsacheiiz er weiß nicht, daß Hiobs Kin- der gottlos gewesen sind, sein richtended Urtheil hat keinen anderen Grund, als das Reehenexempek Wer jähen, schrecklichen Tod stirbt, muß ein großer Sünder sein, Gott hat Hiobe Kinder solchen Todes sterben lassen, also re. sDelitzschh Z. [uud auch dich konnte Gott nur dann in diese Leiden stürzen, wenn du gegen ihn fün- digtest:] So du aber dtch bei Zeiten sehe er dich gänzlich verstößt, mit ernster Buße] zu Gott thust, Und dem Allmachtigen sdeiiie Piissethat bekenuest und zu ihm um Gnade und Abwendung der wohl- verdienten Strafen] stehest [vgl. Katx 5, 8; Jes. 55, G; I. Köu. 8, 33 ff.; 2. Cor. 6, 2], h. Und [wenn] du sdann nach solcher Buße] so rein [obne Falsch und Heuchelei, Pf. 32, 2] und fromm bist sKap. l, 1. 8., wie du früher immer zu sein behauptetest und wir auch von dir überzeugt waren]; so wird er [dann ohne Zweifel dein Gebet erhören und wieder] auftvachen zu dir [um stets als treuer Hirte und Hiiter Pf. 121, 4 Wache über dir zu halten]- und wieder atifrichten [uud in ihren früheren gesegueten Zustand zurückbringeu] die Wohnung iim deiner Gerechtigkeit willen [ge- uauer: die Wohnung deiner Gerechtigkeit, in welcher dann nichts als Gerechtigkeit, Glück und Seligkeit walten wird vgl. Kap. 5, 19 ff.]; Die in Glück nnd Wohlstand sich befinden, meinen, sie seien die fröninisten und liebsten Kinder Gottes, und wollen daher der Anderen Lehrer und Nteister sein. Wie manche wissen sehr fein von der Buße, Gottfeligkeit und Tugend zu reden, auch wohl ganze Bücher davon zu schreiben, und sind doch ferne von der Erfahrung und verstehen nichts von der heilsamen Uebung uud Prüfung der Frommen. (Berleb. Bibel) 7. Und was du zuerst [ehe du in dies un- gtück geriethen] wenig [Kap. l, Z] gehabt hast, wird hernach [durch den erneuerten Segen Gottes] fast [uud über die Maßen] zunehmen [also daß dir, wenn du deinen von Gott dir neu geschenkten Glücksstand mit dem aufänglichen vergleichsL dieser wie nichts und winzig klein erscheinen wird] Diese Prophezeiiing Bildads ist allerdings au Hiob wahr geworden (Kap. 42, 12); aber auf gar anderem Wege, als Bitdad erwartete. Im Reiche Gottes ist’s stets umgekehrt als in der Welt. Jn ihm ist die spätere Zeit stets herrlicher als die frühere, da folgt Freud auf Leid, die Krone aufs Kreuz. H« v. 8—19. Höre dort) auf die Stimme der Atti-Eiter, die dies aiig dem tiefen Senat; ihrer langen Erfahrung vcrliüiideik daß das Lebensglück der Gotttofeu fo ver- gänglich ist, wie die papyrusftaude oder das Ullfchilß unter denen der Sumpf aus-trocknet, oder wie ein Spinn- geiorbtz das leicht zerreißt, oder wie das üppig ranltrndtz aber ebenso schickt! verdorreude Schttuggewächs (vgl. die Berufung auf das kiakytgesichttieitltliphaa nap.4,t2-—2l). ; Gras U» M» «, 2 hoch empor] Wachs» ob» s. sDn hast vorhin Katz. 7, S. 7. 9 geklagt, i li i i i l i i i s i aller Menschen Gltick und Leben fahre schnell da- s hin; aber nicht wir wollen dich belehren Kap. s, 24., sondern unsere Urväter, denen du eher trauen wirft, sollen dir sagen, daß es nur den Gottlosen also ergehet]. Denn frage [nur] die vorigen Ge- schlechter [die vor uns gelebt und auf uns ihre Erfahrungen vererbt haben], und nimm dir vor [uud schicke dein Herz mit Fleiß dazu] zu forschety swasJ ihre [der vorigen Geschlechterj Väter [die Erzoäter des Menschengeschlechts ivähreud ihrer so viel längeren Lebensdauer über des Lebens wich- tigste Fragen an tiefen, weisheitsoollen Erfahrun- gen gesammelt haben ogl. b. Mos. 4, 32; 32, 7]. It. Denn wir smit unserer Erfahrung] sind [in Vergleich mit den Urzeiten dieser Väter] von gestern her swie gestern erst geborne Kinder ohne Erfahrung] und wissen nichts ssondern müssen auf ihre Lebeusweisheit achteu]; Unser Leben ist sgegen die Länge ihres Lebeusaltersj ein [schnell ver- gehendes] Schatten s: und Eintagslebeu vgl. Kap. 14, 2sz Pf. 144, 4; 1. Chron. 29, 15; Pred. s, 12; 8, 13] aiif Erden [vgl. Kap. 4, 21 Aum.]. Das) Gegenthcil von dieser Wahrheit, daß wahre Weisheit nur aus langjähriger Erfahrung vieler Gene- rationen geboren werde, und daß die einzelnen Zeiten für sich nur ein maugelhaftes, unbedeutender; Wissen zu Stande zu bringeii vermögen und deshalb verpflichtet sind, die Ueberlieferungen der Vergangenheit treu zu be- wahren und aus ihnen weiter zu bauen, behauptet das Zeitalter der Revolutioneiy auch unsere Zeit, die sich des höchsten Fortschrittes und dcr höchsten Bildung rühmt und mit Verachtung aus die abergläubischh düstre alte « Zeit herabschaut. Wer aber so, wie unsere Zeit, mit der Vergangenheit bricht und selbstiveise ist, mit dem wird die Nachwelt auch uiieder brecheu. »Es muß vielmehr der Einzelne die von dcr gesammten Vergangenheit im Laufe der Jahrhunderte errungene und oon Geschlecht zu Geschlecht vererbte Weisheit in sich aufnehmen, wenn er das Wesen der Dinge verstehen will«. (Hahn.) So soll der gläubige Christ die Erfahrungen, welche die Kirche Christi während vieler Jahrhunderte des Kampfes init der Sünde und dem Jrrthum gemacht und in ihren Beienntnissen niedergelegt bat, ihr nachcrleben und so « zu rechter Gewißheit des Glaubens und wahrer Weis- heit gelangen. 10. Sie werden [besser im Staude sein, als wir] diclrs [in] lehren, und dir [zu] sagen kdaß Verderben nothwendig auf Sünde folge], und « swerdenj ihre Rede [die nicht aus windigen Wor- ten des augenbticklicheu Einfalls wie die deine, vgl. Katz. 6, 26; 8, 2., besteht, rechtJ ans ihrem Herzen [uud der lebendigen Erkenntnis; einer reichen Erfahrung] hervor bringen. 11. Kann auch [spricht die Weisheit der Urzeit] das Schilf sder Papyrusstaude in Egypten Z. Pios 2, 3; Jes. 18, 2; 35- 71 aiifwachsen, wo es nicht feucht stehet [weil der in Folge der Nilüber- fchweinmung entsiaudene Sumpf, in welchem allein es gedeiht, im Sommer vertrockiiet]? oder [Nil-] Wasser [wenn dies nach zurückgetreteuer Ueber- schwemmung wieder abtrocknetjr Bildad spricht von dem vergänglichen Glück der Gottlosen und von Gottes Gerechtigkeit. 27 IT. Sonst [wenn ihm sein Lebenssaft in der Feuchtigkeit entzogen wird, auch] wenn’s [eben] noch in der [vollen] Blüthe [und grünenden Kraft] stehet, ehe es [noch reif zum Gebrauch ist und] ab- gehanen wird, verdorret es, ehe denn [und schnelle! als alle Gräser, die] man [zu] Heu machet [vgl. Pf. 129, 6 f.]. 13. So gehet es allen denen, die Gottes ver- gessen [solange die Lebenskraft der Gnade Gottes ihnen beistehet, wachsen und gedeihen sie wohl im Glück; aber sie haben, gleich der Papyrussiaude, zu schwache Wurzeln in der Gnade Gottes ge- schlagen und fallen von ihm ab, vgl. Kalb. Si, 14; « darum sendet er den Sonnenbrand der Trübsale über sie und entzieht ihnen die Lebenskraft, die sie erhielt, dann gehen sie unrettbar und schnell zu Grund]; und die Hoffnung der [frevelhaften] Heuchler fes werde ihr Glück noch fortbestehn] wird verloren sein [und gänzlich fehlschlagen vgl. Kuh. 11, 20; Spr. 10, 28]. 14. Denn [alles, worauf er] seine Zuversicht [setzte, und womit er kühnlich seinem Gott Trotz bieten zu können wähnte] vergehei [und wird gleich dünnen Fäden leicht von ihm durchschnitten] und seine Hoffnung ist eine [auch durch leise Berührung schon zerreißendej Spinnwebe [vgl. Jes. 59, 5]. 15. Er [der Gottvergessene] verlasset sich [wohl, gleich der im Neste sitzenden Spinne] aus sein [Spinnen-] Haus, und IdasselbeJ wird doch nicht bestehen swenn der Sturmwind der göttlichen Strafgerichte an seinen morschen Stützen rüttelt]; er wird [schon senkend noch versuchen] sich dran [zu] halten, aber sdasselbe wird] doch nicht stehen [zu] bleiben [und dem Verderben der göttlichen Strafe zu widerstehen vermögen, vgl. Matth. 7, 26 f.; Pf. 37, 35 f.]. is. Es hat wohl Fritchiy ehe denn die Sonne kommt [richtiger: Wohl strotzt er, der Frevler, gleich einer üppigen Schlingpfianze, noch eine Zeit lang vom Safte unter und trotz dem sengen- den Schein der Sonnejz nnd Reiser [oder weit hin reichende Ranken] wachsen saus ihm] hervor in seinem Gatten kin welchem er sieht, und über sein ihn umgebendes Land hin]. So breitet sich der Frevler aus, seine Familie toächstz sein Reichthuuy seine Ehren, sein Eiuflukz nehmen zu. 17. Seine Saat stehet dicke bei den Quellen [richtiger: Sogar über Steingeklitfte und Mauerwerk schlingen sich hin seine rankenden Wurzeln; auch das schwersie Hemmnis; seines Glücks überwindet der Gottlose], und sein Hans [stehei] ans Steinen [genauer: und w oh lgefällig schaut er auf das Gemäuer von Steinen herab, das er umschlungen hält und als ein festes Gebäude des Glückes ansieht]. « 18. Wenn er [der HErrJ ihn aber tmit feinen Zorngerichtenj verschlinget sgleichwie wenn die brennende Sonne dem Rankengewächs all seine Lebenskraft, das Wasser, aufsaugtj von seinem Ort [und sein so unbeweglich geglaubtes Glück zerstört) wird er sder von der Pracht des Gottlosen doch so geehrte Heimathsorh die nächste Umgebung desselben, ihn noch nicht einmal bemitleiden, son- dern verleugnen und] sich gegen ihm stellen, als tennete er ihn nicht [und dem von Gott geächteten Sünder jegliche Hilfe versagen vgl. Spr. 24, 16]. 19. Siehe smerke auf, o Hiob, vielleicht gilt’s auch von dir!], das ist die [vergängliche] Freude seines Wesens [und Wandels und das traurige Ende seines anscheinend so herrlichen Glücks: nichts, nicht einmal ein mitleidiges Andenken an ihn blei- bet übrig; aber weder die üppigen Schlingpfianzem noch die Frevler sterben darum aus] und [es] werden andere aus dem Staube [der gestürzteii Gottlosen empor-J wachsen [die aber, ohne besseren Grund, gleiches Schicksal, wie er, haben werden vgl. Pf, 73, 12. 18. 19]. Hier schließen die Aussprüche der erfahrenen Altdor- dernz unter den ans der Natur Eghdtens und Llrabieris her genommenen Bildern derselben ist das letzte darum für das Verständniß schwierig, weil die Schlingpflanze und der Frevler, Bild und Gegenstand fortwährend ver- mengt werden. Daß aber Vildad diese an sich so wah- ren Sprüche dem Hiob vorhält, muß diesen nothwendig noch mehr aufbringen und noch tiefer in die Versuchung führen; denn mit Recht kann stch Hieb seinen Freunden gegenüber seines gottseligen Wandels und seiner Unschuld rühmen, während sie aus bloßer Vorliebe für ihre ein- mal gefaßte Meinung von der Gcrechtigkeii Gottes, ohne von bestimmten Sünden bei Hiob etwas zu wissen, selbst heuchlcrisch ihn der Heuchelei beschuldigen Doch scheint Bildad selbst jetzt noch zu fühlen, er sei zu weit gegan- gen; denn er wendet die Sprüche nicht streng auf Hiob an, sondern lenkt schonend ein. III· V. 20—22. Siehe, Gott isi stets gerecht; so darfst auch du vertrauen, daß er dich, falle: du diaj bußfertig unter seine Strafen beugt, wieder zur Freude nnd zum Glück znrurirbriageu wird. Thnsi du dies aber nicht, so mirs! du das Geschirr aller Frevler theilen. 20. Darum siehe [und nimm dir zu Herzen] daß Gott nicht [nach ungerechter Willkür vgl. Kapi 7- 12 ff] verwirft die Frommen kdie auf- richtigen Herzens ihn suchen], und erhält nicht [dnrch seinen BeistaUdJ die [gewaltthätige] Hand der Voshafiigen [dadurch, daß er sie ungestraft gehen und gedeihen ließe], U. [Nein, wenn du dich wieder zum HErrn bekehrst- so hoffe getrost, es wird nicht lange wäh- ren,] Bis daß dein Mund [der jetzt so voll Klage und Hader gegen Gott ist] voll Laihens werde, Und deine Lippen [durch Gottes neu aufgegangene Gnadensonne] voll Janchzens [über den reichen Segen, den dir der HErr von Neuem giebt Pf. 12(3, 2J. 22. Die dich aber hassen« [und sich deiner Trübsale freuen) werden smii tiefer Beschämung deine Wiederbegnadigung sehen und selbst] zu 28 Hiob, I, 1——11. Schanden werden [Ps. 35, 2sz los, 29; 132, 18., darum folge ohne Zögern unserer Mahnung und wende dich wieder Gott zu; denn es bleibt dabei: Die verstockten Sünder schlägt er gänzlich zu Boden], ltttd der Golllosctt Hülle wild nicht bestehen. ·) Bildad gibt sich scheinbar ernstlich Piühe·, zu glau- ben, Hiob sei kein Frevler, und demselben zu zeigen, nicht 7 sie hasseten ihn, wie Hiob (Kap. 6, 15 ff) angedeutet, sondern andere. Das 9. Kapitel. Hiolfs Verthoidigutcg wider Izicdaix tztiphqs hatt: (t.inp. 4 u. 5) in vielen Beispiel-n aus— geführt, daß das Handeln Gottes auf tFrden stets von seiner Gerechtigkeit Zeuge, insofern er den »Sunder.zu Boden sioße, den Frommen aufrecht halte nnd satt-he. tscldad l)ntte diese so iibkl verslandene Gereshtigkeit Gottes noch klarer gegen tiiob behaupte: than. s, Z. M) und besonders bitter sur tjtob an dessen Kindern nan)gewiesen, und beide hatten non dieser Gruudnnschannug aus»den Schluß gezogen, nun) stol- müsse sen) um deßwillen decnuthigeu, seine nerborgene Sande bekennen nnd zur Gottcsfureht zurncttkehren Sinn) Ljiob kennt bis jeht keine andere Gerechtigketl Gottes, als die der Freunde; aber während ihnen das diäihsel von ijiob’s Erideu in ihr gänzlich grliist scl)eint, wurde es sur »Sieh nur non) verwickelten denn in der That iß er kein Suuder tm Sinne der Freunde, nnd mit dieser Grnudvoraussehuug fällt nun) ihre ganze Weisheit uber die Gerechtigkeit Gottes aus Erden. Daß aber die Leiden nun) prüfungen und vkksnchnngetk ja bei den Frommen nur solche seien, ist ihnen sowohl, wie tjiob verhüllt. Die»fetne Sellsstgerechtig keit und Eohusucljh die Grundlage fur eine soln)r Kuß-in von der Gerechtigkeit Gottes, verhindern Stab, weiter zu sehen. In ßch selbst kann er, durn) eigene und der Freunde Schuld, die Ursache seiner Beiden nirht finden, er weiß stn) unsn)uldig, so muß sie nothwendig in Gott allein liegen. Snson in seiner vorigen Rede Gan. 7, 17 sf.) t)atte er ver- sagt, fein nein« so zu erblsircvzicbt geh« er Maus) il offen und folgerichtig zur Jlasfuhrung des Satzes aber. Gott muß und kann. nur in dem Sinne gerecht sein, »daß nein manch, nun) der unlotuldiglte sucht, ibm gcgeuisbet aufkommeu oder Renzt erlangen kann. Seine Gerechtigkeit muß die blinde Wttlbur des uugerechteu Sntintsals sein. So zieht et ans den Behauptungen der Freunde de« tliititgklb gksktzteu Schlnß und schlägt sie mit ihren eigenen Waffen. Jlber nun) in diesen tief ergrcifendem anfangs troizigen Gan. 9), dann versagten than. 10) klug« and KUKIUSSU gegen Gott, in denen er soweit gkhks Mk kk flckl spgtlk M iuöglichkeit vorßcllt, es man)e Gott vielleicht Freude, den Menschen also zu peinigen, kommt es»doch nin)t dazu, daß kk Gott fahren läßt, wie der Teufel wunscht, sondern gerade das, daß Gott sen) als sein Feind ihm gegenuber stellt und ihn verlassen hat, daß srlu Gebet nin)t durn) den din)ten neue! de: teuflischen ueesnchung hindutchdticsoeu kann, ist ihm das btuerträglichsitz und er will nicht erblassen, zu fragen, warum Gott ihn verstoßen, bis er sen) wieder zu ihm kehre und ihn segne, sollte er nun) eine verrenkte Hnfte,»ja den telblichen Tod, davontragen. Uilk flkhl U» TO« MS! W« wieder begnadigen, bevor er in dies dunkle ttand hinab— fahre. —- Gs bildet diese Rede tjiobs die Mitte des crßeu Ganges nnd in mancher Hinsintt die Hohe der Versuchung; denn es iß dem Teufel gelungen» dem tsiob Gott so vor· zumuten, wie er selbst von ihm halt: nls einen neidisnteu, tiicktscheu Damon voll » seist: und Gekkoxtigtkkie Dem sinken» aber itls gelungen. die eigentlich: Stiude in hieb, die ferne Selbngerenztiglteit Ei« «« Hm« «« oh« Gift« T und Größe Gottes würde das so unendlich weit « von ihm abstehende Geschöpf sein]. und das Rentten mit Gott, der ihm seine Frömmigkeit nicht also vergitt, wie er erwartet, an’s Dicht zu locken. I« di. l——l0. mit bitterer Ironie nimmt tilob die se— hnuotung der Freunde von der unbedingten Gerechtigkeit Gottes in allen seinen Werken auf Erden auf nnd leitet ihnen daraus das grade Gcgenthetl ab: In, Gott iß flets und an allen Orten im kenn; denn er ist ein über· mnchtigen altes an Klugheit sibertresfender Gott; darum kann ein elendes, ohumächtiges Gesntöof ule elu Recht gegen ihn geltend machen, nun) wenn es non) so schuld— los wäre. ilm dies auszuführen, schildert er vor allem die fnrn)tbnre Jlllgewalt Gottes ans der Erde nnd am Himmel, dabei wrtteisernd mit Gliphas Lan. Z, 9—l6. 1. Htob antwortete, nnd sprach: 2. Ja [ja, ihr habt ganz Recht], ich weiß « fast [sehr] wohl, daß fes] also ist [wie ihr von der Gerechtigkeit Gottes saget Kuh. 8, 3. 20. Richtiger verhält es sich aber mit ihr vielmehr also], daß eilt [sterblicher, ohnmächligerJ Mensch nicht [als] tcchtferlig [oder gerecht zu] bestehen [ver-] mag [in einem Rechtsstreitj gegen Gott [und nie Recht bekommt gegen ihn]. Einen Llnsprucln ein Recht hat allerdings kein Eiiiensch bei Gott (vgl. die »Arbeiter itn Weinberg am Sonntag ScptuagJz aber nicht, wie Hiob in seiner großen Betrübuiß sich aus-malt, weil der Abstand zwischen Schöpfer und Geschöpf so unendlich groß ist, sondern well wir allzumal verlorene und verdammte Sünder sind, nnd weil Gott die vollkommene Liebe ist, aus deren Hand wir Alles, auch den letzten Odcmzug, als Geschenk nnd Gnadengabe mitDattlksagrtttg annehmen müssen — Hiob macht einen ebenso schwcrwiegenden Fehler, wenn er die göttliche Allmacht von seiner Gerechtigkeit und Güte trennt und sie zur bloßen blinden Naturmacht herabselzh als die Freunde, wenn sie die Allmacht und Gerechtigkeit vermcu en. »Vielmehr ist Gottes Allmacht, weil sie über allen s esen steht, auch gerecht gegen alte und liisset einem jeden zukommen, tvao ihm gebührt (vgl. Frau. M, 10). So lange aber ein Mensch die wahre Ur- suche eines großen SchmerzeG der ihn iiberwälligh noch tiicht erkennt, bleibt ihm nichts anderes übrig, als seine Leiden alo bloße Aeußcrung der Allmacht Gottes auf- usasscu.« Der Gläubigc des neuen Bnudes kann eilte folchc Stufe der Versuchung nicht mehr erleben, weil er in der Hingabe des Sohnes Gottes unwidersprcchlich sieht, daß Gott vor Allem die Macht der Liebe ist s,,O Wunder-lieh, o Liebes-macht, du kannst, was nie kein Mensch gedacht, Gott seinen Sohn abzwingettxt Ger- hardt: »Ein tiämtnleitt geht«), tdie uns nichts Böses gönnen kann. »Er, als mein Arzt und Wundermanm wird mir nicht Gift elnschenken sür Arzenei-« sRodigast: Was Gott thut, das ist 2e.) s. Hat er sder armselige Menfch] Lust [und würde er es jemals sich erkühnen] mit ihm sdem über alles Mächtigen und Schrecklichen über ein Unglück, das er ihm zugesendeh zu rechten und] zu heitern, so kann er ihm auf tausend innrer- snchungsfragen über seine Schuld oder Unschuld, die sein göttlicher Richter ans seiner großen Klug- T heit ihm verlegen würde] tiichl eins antworten lso erschreckt und in sich vernichtet durch die Macht Hieb schildert die furchtbare Allgewalt Gottes. 29 4. Er ist [so] weise sdasz er Frage auf Frage stellen und siets noch Sünde in uns entdecken kann] nnd [so] mächtig sdaß er jeden Versuch eines Sterblichen, ihm gegenüber ein Recht geltend zu machen, zu Boden schlagen kann]; wem ist’s je gelungen sungestraft zu bleiben], der sich [in feind: lichen Widerstand] wider ihn gelegt [und ihm ge- droht] hat? Z. Er versetzt lschwere, große] Berge sdurch Erdbebem Bergstürze oder gewaltige Fluthem daß sie einsiuken und zu Thälern werden], ehe [und schneller als] sie es inne werden«, die er sdaß er sie] in seinem Zorn szum Gericht über die Sün- der] nmkehret [vgl. Pf. 97, s; Offenb. 6, 14; l6, 20; Hiob 14,«18]. s. [Ja, noch mehr :·] Er [be-] wegei [und macht dnrch gewaltige Erdbeben erzitternJ ein Lauf-«« [den ganzen Erdballj aus seinem [ihm von Gott in der Schöpfung angewiesenen] Ort [im Welten- raum Kap. 26, 7], daß seine [innersien] Pfeil« [auf denen das Ganze ruhet Kap. 38, 6; Pf. 104. s] zittern [vgl. Osfenb. 20, It; Jes 13, 13]. "«) Es entspricht der überaus hohen nnd kiihnen dich- terischen Sprache des ganzen Buches, daß die Berge hier als Persönliche Wesen gedacht sind, die durch ihren eigenen Umsturz unversehens überrascht werden. ’··’·«) Die älteren Ansleger deuteten die Berge nnd Länder aus große Reiche der Welt, wie das ntedopersiseha das inacedonischh das römische, deren Hochtnuth durch Gottes Macht plötzlich zu Fall tam (vgl. Sach. 4, 7; Jes. 40, 4; 24, 20), wie auch der HErr Jesus große Hindernisse des Reiches Gottes als Berge bezeichnet (Matth. 17, 2oz 21, 21; 1. Cor. 13, 2). 7. Er spricht [sein allrnächtiges SchöPfernIortJ zur Sonne, so gehet sie nicht auf« [und leuchtet nicht, sondern versinstert sich durch Sonnensinsten nisse oder starke Gewitterwolkens und versiegelt sdnrch Wolkenmasswi die Sterne [daß sie die Nacht nicht erhellen vgl. Amos 4, 13]. «) Man kann hierbei sowohl an die gewöhnlichen, durch die Itaturgesetze geregelten Verdunkelungen des Sonnenkörpers denken, als an die aus der Geschichte des Reiches Gottes bekannten Wunder, wie die egyotische Finsternis, das Wunder itsn Thale Ajalon und am Char- freitag; denn beide siud ja durch denselben wunderbaren Gott, obwohl zu verschiedenen Zwecken, hervorgebracht und gleich sehr zu bcivunderin 8. Er breitet« [wie zn Anfang bei seinem Schöpfungswerkj den sdie Erde gleich einem Zelt überdachendenj Himmel ans allein snur durch seine Schöpferkraft vgl. Jes. 44, 243 40, 22; Pf. 104- Es, und gehet aus den [zum Himmel sich thürmenden Pf. 107, 26., unbändigenj Wogen des Meeres [wie auf festem, ebenem Boden einher; das der Erd d d Men en feind eli e » auch e un m« sch s gst E Sturmesbrausen vor-] uber [und iiberschüttet mich und gewaltigste Element beugt sich unter seinen HEMI Jvh« S, 19J- «) Die Praesentja V. 5—10 wollen sagen, daß alle diese, die schreckliche Piajestiit Gottes zeigenden Dinge, obwohl zur Zeit der Schöpfung oder in der Vergangen- heit geschehew doch ewig gegenwärtige, sich stets wieder- holende und unisergänglichc Thaten Gottes sind. 9. Er machet den Wagen* [oder großen Bären] am [nördlichexi] Himmel, und Oriontt [auch wohl Jakobsstab genannt, am Siidrande der nördlichen HalbkugelL und die Glucke soder das Siebengestirn der Plejaden am östlichen Him- mel], und die [in unabsehbare Weiten sich ver- lierenden, uns verhüllten Bilder der] Sterne gegen Mittag [auf der südlichen Halbkugel vgl. Kap. 38, 31 f.]. «) Das herrliche, nie untergehende Sternbild in der Nähe des Polarsternm aus 7 großen Sternen bestehend, (daher auch das große Sicbengestirti oder septentrio genannt) hieß bei den Römern und Griechen der Wagen von seiner einem Wagen ähnelnden Gestalt, bei den Arabern und Juden Asch, d. h. Todtenbahre, aus gleichem Grunde. — ») Orten, hebt. Cesjl, d. i. Thor, weil die Sage ging, daß ein gegen Gott sich empörendeth thörichtcr Herrscher (vielleicht sinnt-ad) zur Strafe an den Himmel versetzt worden set, wie auch dem Namen Orion eine ähnliche Sage bei den Griechen zu Grunde liegt. 10. [Siehe, o Eliphas daß ich in Anerken- nung der Größe und Majestät Gottes mit dir übereinstimme s. Kuh. 5, 9; es ist, wie du gesagt:] Er thut große sseine Allmncht dem Menschen stets MS Herz TUlSUDeJ Dinge, die svon mensch- ltcher Vernunft] nicht zu set-J forschen sind, und Wunder [in der Natur- und der MenschenweltL deren keine Zahl ist. Bergstiirzw Erdbcbem Sonnensinsternissa Gewitter, das vom Sturm gepeitschte Meer, die unendlichen Ferne-n der Himmelsriiume und die glänzenden Sternbilder sind lauter Dinge, die durchaus geeignet sind, den: Menscheir recht seire Ohnmacht gegenüber dem majestätischen Gott fühlen zu tnachen. Absichtlich führt Hiob dem Eliphas gegenüber, der Gottes Allmacht mehr in lieblichen Bil- dern dargestellt hatte, gerade solches an, um dann aus der so dargestellten AllinachtGoites die den Behauptun- gen der irrennde entgegengesetzte Folgerung zu ziehen. Wer tiicht glaubt, daß der in diesen Naturdingen sich offenbarende derselbe HErr ist, der aus Liebe zum Men- schen Alles geschaffetn der auch der Sünder in Liebe sich erbarmt und Mensch ward, da wir noch Feinde waren, der kann in der That aus diesen Ereignissen der Natur Gott nur als sinstere, furchtbare Naturgewalt erkennen. H« v. 1l--24. Auch mich lianu er daher troh meinen Rechte. leicht übern-einigen, ohne daß Jemand ihm deshalb Vorwürfe marhen kann. Können( doch die gewaltigsten nreatnren vor ihm nicht bestehen, geschweige ich Elendetc wollte er sich auch mit mir tu einen Uekhtgstrelt einlassen, würde er mirh dort) nicht anhören, ja vor seiner Ueber- utarht würd: meine vertheldtgiingk selbst wenn ich Recht hätte, zu einer Selbstanlilage werden. Dennoch bin ich in Wahrheit unschuldig; aber das ist eins — Gereiht: nnd Frevler vertilgt er gleicherweise, ja oft genug giebt er den Gottlosen die Uebermacht 1l. Siehe [da], er gehet [auch] vor mir [mit in unsichtbarer Gewalt mit Unglitcksschlägen], ehe ich-s gewahr werde; und set] verwandelt sieh [ge- nauerx schwebet eilends an mir vorbei mit heimlichen Schrecken] ehe ich’s merke. 30 Hiob 9, 12——3l. 12. Siehe, wenn er sall unser Glück mit fortreißend] geschwind hiiifåhreh wer [unter allen Kreaturenj will fes wagen] ihn wieder [zu] holen fund von seiner Gewalt zurückziihalten]? Wer will [ihn zur Rede stellen und] zu ihm sagen: Was machst du foder warum läsfest du uns deinen Zorn also fühlen? vgl. Jes. 45, 9; l. Sam. L, 10; Röm. 9, 20]. is. Er ist sein aUgewaltigerJ Gott, seinen Zorn [wenn er einmal seinen Verderben bringen- den Lauf begonnen] kann niemand stillen [erst dann, wenn er ganz vollführet hat, was er in seinem Zorn beschlossen, lässet er von ihm ab: vgl. da- gegen Pf. 78, 38]; unter ihmnilljsen sich [sogar] beugen die stolzen Herren sdie ubermenschlichem mächtigen Wesen, die es in der Urzeit unternah- men, gegen ihn fiel) zu einpören]. Nach dem Grundtext: die Helfer R ahabs d. h. Ra- hab und feine Genossen. Unter Rahab wird in Pf. 87, 4; Jef. 30, 7 Eghptem Pf. 89, il; Jes 5l, 9 ein Meer« Ungeheuer, wie Leviathaih verstanden, so deutet die Septuaginta das Wort auch an unserer Stelle und Kap· 26, 12 f. Cigentlich heißt das Wort: Troß, Ueberinuth, und es ist offenbar, daß Eghpteii diesen Namen als Ur- bild der Gott und Gottes Reich trotzig anfeindeiiden Weltmächte führt. Es kann aber hier weder ein Meer- un eheiier, noch Egypten gemeint sein, sondern es muß aus ein in der Geschichte der Offenbarung allbekauiiles Ereigniß einer großen, gewaltigen Empöruiig gegen Gott hingewiesen sein. Statt nun eine unbestimmte Sage von Empörerm die zur Strafe an den Himmel versetzt worden seien, wie die Septuagiiita hier durch den Zu· fatz »unter dem Himmel« andeutet, anzunehmen, scheint es natürlich» zu glauben, daß Hiob hier auf die vor- zeitliche Auflehnung Satans und feiner ihm dienstbarcu Dämonen, deren Abbilder die hl. Schrift in Egypten und den Mem-ungeheuern sieht, anspiele. 14. Wie sollte ich sohnmöchtiger Mensch] denn [im Stande sein] ihm smit Erfolg zu] ani- lvotten fgesetzt auch, ei· stüiide mir·Rede]- nnd sdie rechtenj Worte [zu] finden gegen ihn? » 15. Wenn ich auch gleich Recht habe [hatte], kann skönntef ich ihm deuiioch sticht· antworten [wenn er fich auch berbeiließe, mit mir» in einen Rechtsstreit einzugehenL sondern ich mußte sbei dem, der beides, mein Anklciger und Richter ist] um mein Recht flehen. » is. [Selbst den Fall gefetzt:] Wenn ich« ihn schon anrnse fund aufsordertesz zum Gerichtssireit zu kommen], nnd er mich ethoret fund wirklich er- fchiene], so glaube ich doch nicht«, daß er meine Stimme höre [meine Verantwortung anhören und annehmen würde; seine unendliche Erhabenheit würde solche Herablasfung nicht dulden]. «) Also wunderlich gehen die zwei, Hoffnung und Verzweiflung, unter einander beiden Angefochtenem daß sie auch, ob sie wohl Gott anrusen und erhöret werden, dennoch solches nicht fühlen, also daß sie sich dünken lassen, ihre Stimme sei noch nicht erhöret worden. Und das ist ein großer Trost, daß auch in den Heiligen Klein« rnillhtgkeit und Zappeln des Herzens unter dem Kreuz ist. (M. Luther.) i 17. Denn er sahret fzur Strafe dafür, daß ich mein Recht gefordert] Tiber mich mit Ungestüm [würde statt mich anzuhören, mich vielmehr gänz- lich zermalmenh nnd macht mir Dann] der kdurch seines! ZOVU gsschlagenenj Wunden snur noch] viel [inehr] ohn Ursach [da ich doch unschuldig bin]. 18. Er laßt meinen Geist sich nicht erquicken [genauer: Er würde als der Uebermächtige im Rechtstreit mich nicht einen Augenblick Athem schöpfen lafsen], sondern macht smachtef mich fbis zum UeberrnaßJ voll [bitterer] Betrübniß 19. [Denn] Will man kes auf] Macht [au- kommen lassen], so ist er zn mächtig [genauer: so spricht er: Siehe, hier bin ich! Wer will es mit meiner Macht ausnehmen?]; will man [auf] Rtcht lAUsptuch erhebend, ioet will mein Zeuge sein [genauer: Wer will, spricht er, mich vor Gericht fordern und gegen mich zeugen]? 20. Sage ich [genauer: Würde ich zuihm iagEUL daß ich gerecht [im Rechte gegen ihn, der mich ohne Schuld verstößet] bin, so detdamniet et mich doch [so würde mein eigener Mund mich verurtheileii müssen, weil ich dem Uebergewaltigen gegenüber nichts Rechtes zur Behauptung meiiies Rechtes vorzubringen wüßte]; bin iih fromm, so macht er mich doch zu Uiirecht [auch selbst, wenn ich unschuldig wäre, würde er mich mit Schuld also überhäufen, daß ich als schuldbeladener Sün- »der dasiünde]. Gott gegenüber muß das Geschöpf immer Unrecht haben; aber nicht· hat Gott, wie Hiob meint, weil er so über Alles mächtig ist, auch stets Recht, sondern weil in ihm die ewige, wahrhaftige Gerechtigkeit wohnet. · 2l. Bin ich denn fromm lnun aber bin ich in Wahrheit unfchuldig3 habe keine, einer so großen Strafe entsprechende Sünde begangen], so [besser: dennoch] darf sich’s meine Seele nicht annehmen ssondern muß sieh selbst Lügen Hafen, dieweil sie so Schweres über sich gekommen sieht. —- Darum wiederhole ich, was ich vorhin, Kap. 7, is» gesagt habe:] Ich begehre keines Lebens mehr. ') »So ist’s denn also dem HErrn gelungen- aus dem mit sich» selbst und mit Gott ringenden Herzen Hieb? seine eigentliche Grundsiindn die seine Selbstgereclitigkeih den Stolz auf die Frömmigkeit und das Verlangen, Gott solle sie auch anerkennen, klar an den Tag zu bringen (vgl.Kap.10.15). Bevor ein solches Geschwirr einer innerlicheiy anerkannten Sünde ganz reif geworden und seine ganze Schädlichkeit und Bösattigteit an den Tag getreten ist, kann es auch nicht von dem himmlischen Arzt geheilt werden. Dann aber reinigt der göttliche Weingartner seine Reben, auf daß sie mehr Frucht bringen. 22. Das ist das Eine, das ich gesagt habe [genauer: Es ist einerlei —- behaupte ich darum — ob einer gerecht oder gottlos ist]: El! bringet sdurch gleiche Strafgerichte] un: beide den Frommen und Eben] Gottlosen sagt. Pred. s, 2 mit Pf. 7Z, 2---16]. Hiob’s Sünde, seine feine Selbstgerechtigkeih wird von Gott offenbar gemacht. 31 Gegen diese Behauptung Hiob’s, durch die er seii1en Freunden direkt wiedersvrichh tritt nachher Elihu am schärssten aus (ogl. Kap. 34, 9; 35, 2l)· Wahr ist’«o ja sreilich, daß die gleichen Gerichte über die Frommen und übel· die Gottlosen ergehen. »Aber da fragt sichs: Jst denn Gott iiber beide zugleich zornig, dieweil die From- men sowohl inlissen helfen das Bad auogieszeiu als die Gottlosen? Antwort: Die leibliche, zeitliche Strafe ge- reichet den Christen zii allein Guten, den Gottlosen aber zu ihrem Verderben. Den Gottseligen ist’s keiii Zeichen des göttlichen Zorns, sondern nur den Gottlosen Die Christen verzagen auch darum nicht, ob gleich der Leib sich hier quälen und iingsten must. Denn sie wissen, daß sie aus dem Jainmerthal weggxrasft werdet» damit sie das zukünftige Elend nicht sehen nnd koniineii zur Ruhe in’o Paradies« (Weller.) unverzagt· und ohne Grauen soll ein Christ, wo er ist, stets sich lassen schauen. Wollt ihn auch der Tod aufreiben, soll der Muth dennoch gut und fein stille bleiben. —— Kann uns doch kein Tod nicht tödten, sondern reißt unseren Geist aus viel tausend Nötheiy schleußt das Thor der bittern Leiden und macht Bahn, da man kann gehn zu Himinelssreudew (P. Ger- hardt: Warum sollt ich mich denn grämen) 23. Wenn er atthebt [init seinen Gerichten] zu gelbem, so dringet er [im Zorne] fort bald sbiss zum [plötzlicl) oerderbenden] Tode, und spottet [noch obendrein] der Anfechtung fund Verzweiflung] der unschuldigen [die er mittrisst, wie es z. B. mir ergangen. Daraus sehet ihr, daß es oor ihm gleichgiltig ist, ob einer gerecht oder gottlos ist]. Siehe dagegen Pf. 1l8, 18; Hab. 4, 23 Klagel. 3- 31—-33; Z. Sam. 24, 14. Nichts Härteees sagt der schwer angefochtene Hiob im ganzen Buch. 24. sNoch mehr :] Das Land [gar manches Land] aber wird gegeben unter die Hand [und Gewalt] des Gottloseu seines frevelhaften Fürsten; und wie Gott selbst nicht gerecht, sondern durch seine Macht richtet, so geschiehrs von ihnis, daß er ihre»[der schon so gestrasten Länder] Richter unierdrucle [eigentlich: ihr Angesicht verhülle, daß sie Recht und Unrechi nicht mehr unterscheiden und für dieses gegen jenes entscheiden können] Jsks nicht also? Wie sollte es anders sein? [Wer anders als Gott wäre die Ursache solchen Jammers s] »Wie hat sich doch Gottes Gestalt vor Hidbd Augen verzerrtl Nur die Allmacht des Despoteii ist übrig ge- blieben! Wie kalt und fremd ist ihm Gott geworden!« lll. V. 25——35. So sind cinch meine Tag: des Glücks schnell dahin geflogen, und Gottes Zorn läßt nicht einen Augenblick ab von mir, daß ins ininj einmal erheitertr. « In) soll ein Frevler sein, darum müssen ja alle meine ; Bemühungen, nun) zn rechtfertigen, vergeblich sein. Denn ; Gott ist ja nicht uieineagleikljcm daß in) einen höhern z Schledgrichter gegen ihn ausrufen könnte. Wollte ei: aber niir eine kurze Zeit seinen Zorn von mir wenden und mir Ruhe gönnen, fo wollte in) mich snjon tenstfertigen II. [So habe auch ich, wie die ineisien Schuld- losen, unter der blinden Gewalt Gottes zu leiden.] Meine sfrüher glücklichen] Tage sind schneller ge- wesen, denn ein Lciufer koder Eilbote vgl. 1. Sam. 22, 17 Anm.]; sie sind geflohen und haben nichts Gutes nicht«. 26. Sie siixil sschnell] vergangen, wie die starken [Raub-] Snnsfetj [dahinschicßenJ, wie ein faus der Hohe herabstotzenderj Adler fleugt zur Speise soder Beute]. «) Warum spricht er aber: Jch habe nichts isslutes erlebt, so er doch der Ptäclitigste unter allen, die gegen Morgen wohneten, gewesen ist? Antwort: Wenn ein Mensch, der in Nöthen steckel, an die vorigen Jahre ge— deutet, ist’s ihm, wie wenn es ihin geträumt hätte. Denn unser Leben ist so angethan was hin ist, davon haben ivir nichts mehr, was kommen soll, wissen wir auch nicht. Allein den gegenwärtigen Anblick fühlen wir, er sei gut oder bös. Jsss gut, so denket der· Nteitsckh es wird in Einigkeit nicht Noth haben, ist aber Angst und Noth vor· banden, so nehiiien die traurigeu Gedanken das Herz (wenn es« dazu noch Gottes Zorn fühlet) dermaßen ein, das; wir alles Guten vergessen. (Wcller.) —- «) Nach dem Grundtext sind Papyrusschisse gemeint, die aus Papyruss schtlf sehr leicht gebaut waren und schnell dahinslogen, und mit denen man den Nil weit hii1auffubr, indem sie an den Wassersallcn des Nilzusaiiimengeklappt und getragen wurden. —-- Hiob vergleicht die schnellsten Dinge aus der Erde, un Wasser und in der Luft, von denen doch jedes folgende noch »sehneller ist als das ihm vorangehende, mit den vorbeigeeilteii Tagen seines lsjlücks »27. Wenn ich szu weilen] gedenke, ich tvill meiner Klage vergessen, und meine [traurige, schjnerzreichej Gebehtde lassen fahren, sguten Muth fassen] und mich erquicken; 28. So furchte ich [gleich wieder] alle uikiuk Schmerzen [und schandere aiigsterfüllt vor ihnen zurück; nnd der schärfsie Stachel in ihnen ist] iveil1ch·iveiß, daß du so HErn mich verlassen hast und] mich nicht unschuldig sein lassest [darum ich auch nicht svossen darf, meines Leidens ledig zu werden] Hienzeigt sich’s, wie Hiob von seinem Gott nicht lassen will noch kann, wenn auch er ihn verlassen hat. »Er redet nicht von Gott, ohne zii Gott aufzublick«en; obwohl von Gott sich abgestoßen fithleiid, bleibt er doch an C5ott.« 29. Bin ich denn gottlos [soll ich es nun einmal fein], warum leide ich denn solche vergeh- liche Plage [und mühe inich umsonst ab, mich zu rechtfertigen und um Errettung zu bitten] Nach dem Grundtext wörtlich: Jch soll sund muß nun einmal) ein Frevler sein (weil der iiberinächtige Gott es so beschlossen hat), wozu sollte ich mich denn da noch nntzlos abniiihii tmitHilferufen um) Betheueruiig meiner Unichiildss —- So iveehselt in dck armen, angcfochtcneii Seele Ebbe und Fluth, Verzagp heit und Trotz. « » 30. Wenn »ich mich gleich mit Schneewcisset wnsche, und reinigte meine Hande mit dem Brun- nen [genauer: mit Laugensalz vgl. Jer. 2, 22]; 31.. So wirst kwürdestj du mich doch trinke» it! ldieJ Koth l-GVUbeJ- und les] werden [wür- den vor] mir meine Kleider [zurückschandern, durch mich so besudelt zu werden und mir] scheusltch au- steheii. kszuso würd« kujk die gkiinoiichste Reinigung und Rechtfertigung vor dir nichts helfen; denn du wür- dest nach deiner Allinacht es doch dahin zu bringen 32 Hiob o, 32-·35. l0, 1-—17. wissen, daß meine vollkominensisllnschrild in scheusliche Unreinheit sich verwandelte] 32. fEs müssen ja wohl alle meine Be: mühungen, meine Unschuld vor ihm zu beweisen, vergeblich sein;] Denn ek ist nicht tnein gleichen [sondern er ist der allerhöchstr. alltnächtige Richter und Kläger zugleich«s- Dem ich [wie einem gewöhn- lichen Menschen] antworten möchte, [und,] daß wir vor Gericht mit einander kämen. 33. [Denn] Es ist unter uns kein Schieds- mann sder unser beider Sache prüfen und ent- scheiden könnte, wer Recht oder Unrecht hat], noch sein höherer Richterj der seine Hand zwischen uns beide [genauer: uns beiden auf’s Haupt] lege sum kraft seiner höheren richterlichen Macht den Frieden zwischen uns zu gebieten] 34. Er [der HErrJ nehme saber nur einmal] von mir feine Ruthe [die Schmerzen und die Krankheit, mit denen er mich fort und fort schlägt] und lasse sein Schrecken sseine niederschmetternde Majestät ferne] von mit [fein, daß ich aus der Betäubung durch seine Allgervalt mich sammeln könne] 35. Daß ich möge lfreisvüthigl reden sund mich von allen Beschuldigungen reinigen] und mich nicht vor ihm [in feiner furchtbaren Allmacht] fürchten dürfe; sonst kann ich nichts thun, das für s mich sei [wörtlich: denn nicht also schuldbeladeit bin ich bei mir in meinein Gewissen, daß ich vor ihm, wenn er sich zu mir herabläßt und auf eine Stufe mit mir tritt, mich fiirchten und verstummen iniißtes Das 10. Kapitel. rgiod lilaget iider seinen Jammer. il. o. t—17. In) on: meine« tret-ku- ahkkdküsnzy darum will ich auch meiner Klage gegen Gott freien Laus lassen: Warum bist da mir so feind geworden? Inn, weit es dir Freude taucht, deine eigenen Geschöpf: zu quälen, oder biß du gleich einein lenrzscthtigen Menschen, der die wahr— heit sticht durehsctiaitH Ueint Du mußt ja wissen, daß to) lieiu Frevler bin. Oder hast du darum mich so wein— J derbar geschaffen nnd so gütig erhalten, um nein) nun « desto mehr deine Gewalt fühlen zu lassen und zu er- «« drunten, nnd mich, sobald ich- einmal roage, mein Haupt zu erheben, deßo grausamer ans-ständen? 1. Meine Seele betdtenßt sund ekelt Kap. 7, 16] mein [kummervolles] Leben [denn ich habe keine Hoffnung mehr, daß Gott mir wieder gnädig werde und mein Leben noch länger währe]; ich will Darum] meine Klage [über mein Leiden und sonderlich meinen größten Schmerz, daß Gott so ohne Ursach über mich zürnt] bei mit· saus meinem « innersten Herzensgrundf gehen lassen smag auch daraus werden, was da will], und [will] reden von seine; der] Vetrübniß meiner Seele [vgl. Kap. 7, 11 , 2. Und swill freimüthigj zu Gott sagen: Vetdaaime mich nicht [und laß deinen Zorn nicht wie über einem gottlofen Frevler immerdar über mir bleibenjz laß michs wissen, warum du mit mir haderst [uud womit ich’s so gröblich verschul- det habe, daß du mich so hart züchtigst]. Z. Gefällt dirs [und thurs deinem Herzen denn wvhl], daß dn seinem armen unschuldigen] Gewalt thust und mich verwirfst, den deine Hände [so kunstvoll Pf. 139, 15] gemacht haben, und machest sdabeij der Gottlosen Vornehmen sund RathschlägeJ zu Ehren finde-n du Segen und Ge- deihen dazu giebst und ihr isilück mehrest und erhältst, Pf. 73, 4 ff? Aber solche lieblofe. willkürliche Laune isi doch undenkbcir bei dem, der solche liebevolle Sorgfalt schon auf die Bereitung des ållienfciten verwendet] 4. Hast du denn auch sleischliche Augen swie die inenschlichety die fich durch den äußeren Schein blenden lassen und nicht tiefer zu blicken vermögen, daß du mich für schuldig hältst, ob ich’s gleich nicht bin], oder siehest du, wie ein Mensch siehet sder sich durch Liebe oder Haß in seinem Urtheil bestimmen lässet]? sAuch das ist doch nicht mög- lich, denn du siehest das Herz an vgl. I. Sam. is, 7.1 5. Oder ist deine [Lebens-] Zeit [so kurz], wie eines Menschen Zeit sdaß du nicht erwarten kannst, bis meine Schuld sich offen und unzwei- deutig herausgestellt haben wird, und meinst, mir sobald als möglich ein Eingeständviß derselben ab- foltern zu müssen]? oder deine Jahre [so wenige] wie eines [sterblichen, irrenden] Mannes Jahre [vgl. Pf. 102, 28]? s. Daß du nach meiner Missethat smit so peinlichem Verhör durch Qualen und Schmerzen] » sragest, nnd [so sorgfältig] snchcst meine [von dir vermuthete] Sande? 7. So dn doch fnach deiner Alltvissenheit wohl] weißt, wie sdaßj ich nicht gottlos sei sund keinen, dein strenges Verfahren gegen mich rechtfertigenden Frevel begangen habe, und] so doch niemand [auf Erden oder im Himmel Pf. 139, 7 ff] ist, der aus deiner [allrnächtigen] Hand erretten möge [so sich wirklich ein sirafwürdiger Frevel bei mir her- ausstellte, also, daß du nicht zu besorgen brauchst, ich entginge dir oder du erlebtest die Rache nicht ; mehr]. Die Möglichkeiten zur Erklärung ihrer großen Trüb- sale, welche die angefochtene Seele Hiobo aufstellt, gibt die an dem gerechten, gütigcn, ewigen, allwissenden und allmächtigen Gott sesthaltende geduldige Seele in ihm (Kap. 6, 10 Anm.) ets wieder auf. Gerade bter und im Folgenden zeigt ch recht das, wenn auch noch o matt flackernde Glaubensfünkleim das der HErr ni t auszulöschen verheißen hat. s. Deine Hände haben mich smit liebevoller Kunst und Sorgfalt] gearbeitet, und fzu vollkom- mener, harmonische! SchöUheitJ gemacht alles, was ich ntn Und unt bin snach allen einzelnen Glied- maßen und nach meiner ganzen Gestalt]; nnd fnun veruichtesi du dein eigen Kunstwerk wieder und] Hiob’s anfangs trotzige, dann verzagte Klagen und Anklagen gegen Gott. 33 betsrnkest mich so [ganz und] gar [in’s Verderben vgl. V. 3; Pf. 119, 73; 139, 14]. I. Gcdcnle doch, daß du mich [aus lauterer Liebe, ehe ich noch von dir und von mir wußte, ohne mein Zuthun nnd aus unscheinbarem An: fang durch deine ewige Weisheit] aus Leimen fder Erden, wie den ersten Menfchen, dessen Schöpfung du an jedem Menfchen im Mutterschooße wieder- holst, vgl. Kap. 1, 21; 33, 6; Pf. 139, is, kunst- voll] gemacht hast, und [doch] wirst [willst du] mich wieder [vor der Zeit] zu sStaub der] Erden machen [ogl. 1.Mos. 3, 1912 Der Leidende, dem es an der tiefsten, innerlichsten Sündenerkenntniß noch fehlt und der die Spur des Glaubens an Gottes Gnade theils durch eigene Schuld, theils durch Mtßleitung Anderer verloren hat, ist bestän- di in Versuchung, Gott als ein mißgiinstiges, zerstörungs- lusiges Wesen anzusehen. Daher die heidnische Ansicht vom Neide der Gottheit, vom unverschuldeteu Falle auch der Lieblinge der Götter, wenn sie für diese Welt eine zu hohe Stufe des Gliicks erstiegen (vergl. .Homer’s Jlias VI, 200f. Und Schillers Ring des Polykrates). Nur das gläubige Festhalten an Gottes u nverdienter Gnade, sonst nichts, läßt uns in der Welt überall die Spuren der erhaltenden, fiirsorgenden Liebe erblicken. (v.Gerlach.) Der Teufel ist uns Menschen, sonder-lich den rechten Chrisiem so mörderlich feind, daß er sie gern alle Stun- den, ja Augenblicke wollte itmbringen Daß es aber nicht geschieht, das macht Gottes Llussehem welcher feinen Engeln besiehlet, daß sie uns bewahren auf allen unseren Wegen, daß er uns keinen Schaden thun kann, auch nicht ein Härlein ausraufen, Gott erlaubss ihm denn. Denn Gott sieht Vieltausendmal genauer und fleißiger auf die Seinen, denn keine Mutter aus ihr einiges Kind sehen kann, ja so genau sieht er auf uns, daß er auch alle Haare auf dem Haupt zählen Und solches Aufsehen Gottes geschieht Tag und Nacht, alle Stunden und Augenblicke. (H. Wellen) 10. Hast du mich nicht [bei meiner geheim- nißvollen Zeugnng] wie Milch gkmollen sin das Gefäß des mütterlichen Schooßes gegossen], und wie Käse lassen gerinncn [geben nicht also auch die Uranfänge meines Lebens von deiner Güte und Barmherzigkeit Zeugnis; vgl. Pf. 139, 16]? 11. Du hast mir Ijim Mutterleibe] Haut und Fleisch sals ein Kleid der Seele] angezogen, mit Beinen [Knochen] und Adern [genauer: Sehnen] hast du mich kdurchflochten und] zusammengefüget fund hast mich so von der Ungestalt zur Voll- kommenheit eines Menschen in weiser Ordnung gefördert] 12. Leben [hast du mir gegeben] nnd fGnade und Liebe durch unzählige] Wohlthat hast du an mir swährend meiner ganzen Lebenszeit] gethan, und dein Aufsehen [deine fürsorgende Obhut hat von Mutterleibe an] bewahre! meinen [Lebens-] Odem lVgL Pf. 139, is; Apostelg 17, 28]. 13. Und wiewohl du solches [deine Wohlthat Und gnädig« Fürsorge jetzt] in deinem Herzen ver- bitgest sund nichts nach mir zu fragen seheinst], so weiß ich doch gewiß, daß du deß gedentst [und nachmals wieder beweisen wirst] So deutet Luther nach der lateinischen Uebersetzung. Nach dem Grundtext und Zusammenhang iedoch kann der Sinn nur folgender sein: 13. Und ftrotz all dem, was du in Liebe an mir gethan] bargest du solches smich ohne ursach zu quälen und zu verderben, was V. l4———17 aUSführtJ in deinem Herzen? Jch erfahre nun sdaß dein eigentlichey verbot-gener Wille ein stmz anderer war], daß dies dir in deinem Sinn lag. Wie in diesem Verse, so sind auch in V. 14—17 die Formen der Gegenwart als erzählende, in die Gegenwart fortdauernde Vergangenheit zu fassen. 14. [Jedesmal] Wenn ich [während meines vergangenen Lebens aus Schwachheit] såndige [sün- digte, wie es ja nothwendig vorkommt Pf. II, 13], so mertest du es sdir als-J bald sbelauertest und beobachtetest mich genau, damit dir kein Fehltritt von mir entgingeL und lässest iueine Missethat nicht ungestraft [sondern wolltest alle Sünden auf- häufen und auf einmal heimsuchen]. 15. Bin [Wäre] ich gottlos [und hätte ein vorsätzliches, schweres Vergehen auf mich geladen], so ist mit aber [-mals] wehe [genauer: dann wehe mir! ich hätte von Rechtswegen dem ver- dienten Verderben anheimfallen müssenjz bin [wäre] ich gerecht sund wäre unschuldig großer Missethat geblieben], so darf ssolltej ich mein Haupt [doch] nicht aufheben [meine Gvttseligkeit in einem glück- lichen Leben zu genießen, sondern sollte trotzdem als ein Frevler geplagt werden], als der ich [jetzt] voll Schmach bin und sehe mein Elend. Its. Und [versuchte mein Haupt im Bewußt- sein der Unschuld und zur Behauptung meines Rechts sich dennoch zu erheben:] wie ein aufge- teckter Löwe [der gierig seine Beute verfolgt] jagest du mich [gleich], und handelst wiederum greulich mit mir [wolltest immer wieder in ausgesuchten Qualen deine wunderbare Allmacht an mir schwa- chen Menfchen beweisen vgl. Jes. 38, 13; Jerem. 25, 37 f.; Hof. s, 14; 13, 7 f·]. 17. Du erneuest deine Zeugen wider mich swolltesi immer neue Leiden über mich bringen, die gegen meine Unschuld Zeugniß ablegen und mich als Sünder hinstellen sollten], und mqkhst deines Zorns viel simmer mehr] auf mich; es zerplagt mich eins über das andere mit Haufen [richtiger: immer frische Kriegsschaaren von Schmerzen, die sich in stücmischem Angriss auf niich einander abldsen, und ein Kriegsheer sind wider mich, d. h. während das Hauptheey der Grimdstpck aller meiner Triibsala dein Zorn, immerdar bleibet]. »Daß der Vater und Freund sich dem Ansehen nach hält als ein Löwe» und Trzranm der da jagct, pIagek, schlägci, und das eine Urtheil uber das andere komme» - lässet, das ist zum heilsamen Ende gerichtet. Er liimmt ein fremd Werk vor die Hand, das »er zerbricht, zerstößey zerreißen auf daß er zu seinem· eigenen Werke komme, d. i. baue, be ere·, helle. Und hie siehet Gott nicht an, was unserem leifche wohl oder wehe thut, sonder« was ihm nützt. Er jagt als ein Löwe, daß er das Fleisch 34 Hier) to, 18——22. 11, l———12. dämvfe und seine Unart bezwiugez cr grcifet hart an, daß er dcmüthige, er wiederholet feine Schlägc, machet des Zornes viel, daß eins über das andere plagt, auf daß der Mensch ihm selbst und der Welt absterbe. (Egard·) V. v. til-W. Hatten du aber solches bei meiner Er« schasfnng schon im Sinn, warum schenktest dtt mir dann das Leben, warum ließest du tttikh geboren werden? d) daß dn doch wettigkeno eine kurze Ruh: mir gönntesh ehe ich in das ewige Dunkel der tlnierwelt hinuntersahrel 18. Warum hast du mich saber, wenn du solche Vernichtung über mich zu bringen schon im Anfang beschlossen] aus Mutterleibe szum Leben] kommen tassensck Akt) daß ich [noch im Mutterleibe] wäre umkommen nnd mich nie kein Auge gesehen halte [Vgl. Kap. 3, l3]; 19. So wäre ich, als die nie [auch nicht nach den ersten Anfängen bei der Empfängnisq gewesen sind, [wäre] von Mutterleibe zu Grabe gebracht [worden, ohne das Licht gesehen zu haben vgl. Kap. Z, 16]. Hier lehret utts das Exempel Hiobs, daß auch große, heilige Leute leichtlich sallet1 und greulich stindigcn, wenn Gott der HErr beginnet seine Hand ein wcttig von ihnen abzuziehen. (H. Weller.) 20. Will denn nicht ein Ende haben mein kurzeö Leben [genauer: Sind nicht wenige meine noch übrigen Tage, ists nicht unzweifel- haft gewiß, daß meine Auflösung nahe ist?]; Und [will es] nicht von mit lassen [genauer: drum laß nur ein wenig mit deinen Plagen ab vott mir], daß ich ein wenig erquickt würde, 21. Ehe denn ich hingebe ttnd komme nicht wieder, namlich inss Land der Finsterntß und des Dunkels sdes Todesschattens], · · 22. JW Land, da es [wie m der Mitter- nacht] stockdtck finster ist [da die Seelen ausgeschlossen und ferne sind von dem Lichte deiner Gnade nnd deines Lebens], und da keine Ordnung ist sweit nichts von deinem Lichte erleuchtet wird und durch dasselbe keines von dem andern zu unterscheidett ist, wie hier auf Erden], da es scheinet sda der hellste Tag so istJ- wie das IdichtesieJ Dunkel [anf Erden vgl. Kap. 3, 17 f.; 7, 9 f. Anm.]? Auf derselben Gedankenreiha tvelche Hiob hier (V. 13—22) in schwerer Versuchung verfolgt, beruht auch die Jrrlehre von der unbedingten Gnadenwahl (Calvin und Beza), nach welcher für den zur Verdatnmniß Erwähls ten alle Gnadenerweisungen Gottes durch Wort und Sa- krament cbenfalls nur Schein und nur Spiegel der Ver- dammniß sind. —- Jedoch gehen die Gottes unwürdigcn Gedanken auch in dieser Rede nirgends so weit, daß Hiob Gott, den er sich als erzürnten Feind vorstellt, als Feind lästere. Er kcbrt Gott nicht den Rücken, sondern ist ihm zugewendet im Gebet. Er ist voll Anbeinng Gottes, voll Ehrfurcht vor seiner Macht und Majestäh helles Auges für Gottes große, wunderbare Thatcn in Natttr- und Menschenwelh für die Schöpfermacht und Güte der Vor- sehung, die er selbst erfahren. Ucberatl scheinet noch das Glaubensfünklein hindurch, zu dessett Erlöschen es auch nicht kommt. Nur hat die Versuchung ihm das Leibes- antlitz Gottes mit einer schwarzett Wolke umzogen, so daß ihm nur die Machtseite Gottes zugekehrt bleibt. CDOIEBlchJ Das 11. Kapitel. Hiob utird non Zojtljar der Heuchelei beschuldigh voll Verdruß über die langen znverslchilicitett Reden tjiobw wagt eg der jüngste Freund, der attfltranseudtz leiden— sehaftlittte Bot-hat. ohne sich atts eine Gottegosfenbarttng nützen zu ltöttnetu wie Eltphack ohne sich ans dir Weisheit der Zellen zu berufen, wie Zitdad, blos atts die eigene Ein— steht hin, gegen den armen Kngefochtenen anfzntretetn Er greift den Wunsch Hintre, Gott möge sich mit ihm attf einen Rethtgstreit einlassen, aus nnd wiederholt ihn mit der ver· sicherung, dann werde stclfg zeigen, wie Gottes Allmacht und Herrlichkeit, die Hiob den anderen Freunden als Stütz- ttuuttt gänzlich entzogen, auf seiner Jtttwissenheit ruhe; diese werde ihn bald seiner Thorheit nud Sünde überfahren, ja zeigen, daß Hieb? Sünde ttoth viel größer sei als seine Strafe. Qsfener als Gtiuhag ttnd Zildad weist Jtophar darauf hin, daß tjiob ein grober, heimticher Sünder sein ntüsse, ohne jedoch die wirkliche Sünde desselben bezeichnen zu ledernen. Auch er verheißt zwar Hieb, falle derselbe seine Sünde von sich thue, neues Glück, aber schon mit weit größerer Jweidentigkeit nnd Beschränkung. Während Glis-has Man. 5, N) kaum eine geringe Warnung anhängig Zildad unr das Gegentheit kurz eintnischte Gan. s, 20. 22), fügt Zophar in V. Ei) bereits ein heftigen Drohwort an, welches aus die non) hesttgeren in Aar. 15, 18 u. 90 vorbereitet. I— la. 1-—6. Soll denn all dein Geschwiitz keine wider· tegnttg finden? Gtanbst du etwa, dadurch, daß du nie- ntaud zu Worte kommen lässest, dein Recht gegen Gott zn beweisen? o) daß dont Gott gemäß deinem Wnasthe selbü dir antwortete, so würdest du bald deine Schttld nnd die Gerechtigkeit dritter Strafe anerkennen müssen! l. Da antwortete [der jüngste, unerfahrenste und heftigste ttnter den Freunden] Zophar von Nacma [vgl. Kap. 2, 11 Anm.], nttd sprach: 2. Wenn einer lange« redet, muß er nicht auch seinen, der es unternimmt, seinen Wortfchwall zu erwiedcrm cui-J hören? Muß denn ein Wcischer immer Recht haben"? lMeinest du, dadurch Recht zu behalten, daß du immer das letzte Wort zu behalten suchst?] «) Es ist nicht schwer, zu erklären, warum die Reden der Freunde gegen die Hiob’s verhältnißmäßig so kurz sind. Jener eine sehr allgemeine Lehrsatz von der Ge- rcchtigkeit Gottes ist das einzige Thema, das sie in immer neuen Variationen wiederholen, während Hiob an seinem Herzen, welches durch unmittelbare Erlebnisse in die äußerste Erregung versetzt ist, einen unerschöpflichen Ge- dankenquell hat. —- "t »Ein an fiel) sehr wahrer Sah; aber daß Zophar in Hiob nur einen rechthaberischen Dis- putanten sieht, geht von der lieblosestett, ungeistlicbsten Verkennung des leidenden Freundes aus« Ein bloßer Wortschwath ein prahterisches Geschwätz sind ihm die Ausbrüche eines schwcr bedrängten Herzens! Wie völlig unfähig ist doch Zophar, den emüthszustand eines An- gefochtenen zu verstehen und ihm zurecht zu helfen! s. Müssen sdenns die Leute [wenn du ver- lUchiL sie todt ZU reden« zUJ deinem großen [groß- prahlerischem bodenlosen] Schwakeu schweigen, [so] Zophar beschiildigt in seiner I. Rede Hiob noch entschiedener der Heuchelei. 35 daß du [unfer und Gottes durch Behauptung deiner Unschuldj spottest, und niemand dich [durch den Beweis der Unsinnigkeit deiner Behauptungen] be- schaute? · » 4. Du sprichst: Meine Rede [oder Behaup- tung, Gott handle nicht überall nach Gerechtigkeid sondern vielmehr nach seiner Allniacht] ist rein [wahr und unwiderleglich], und lautet [unschuldig] bin ich vor deinen Augen [o HErr, das weißt du recht wohl, und das Leiden bringst du über mich ohn Ursache, aus Grausamkeit Kap.»10, 7. 16]. 5. Ach, daß sdochj Gott ssich darauf einließe, was du selbst gewünscht hast Kap. S, 34 f., und] mit dir redete, nnd thcite seine Lippen sgegen dichj auf, 6. Und zeigete [dir] die hcimliche sverborgene Fülle seiner] Weisheit fund Erkenntniß der Men- schenherzensl Denn er hatte wohl noch mehr· an dir zu thun [genauer: und bewiese dir, daß ihr Wesen das Doppelte von deiner kurzsichtigen Weisheit ist und auch da Böses erkennt, wo der Mensch nur Gutes zu sehen meint], ans daß dn wissest, daß er deiner Sünden nicht aller gedenkt [sondern du wohl noch tausendmal härtere Strafe verdienet hättest] Solche tröstliche Leute, wie dieser Zophar ist, sind alle die, o nichts von geistlichen Anfechtungen wissen. Und das i der vornebmsten Ursachen eine, warum Gott der HErr hohe, treffliche, gottesfürchtige Lehrer der Kir- chen stch mit so mancherlei Anfechtungen in diesem Leben schlagen und plagen lässet, auf daß sie den armen und angefochtenen Herzen zu Hilfe kommen, die Kranken ver- binden, die Elenden trösten. Wer das kann und die Gabe hat, hat größere Gaben, denn der, so die Geister iiuterscheidet und die Feinde der Wahrheit mit starken Gründen widerleget. Denn wenn man ein angefochte- nes Herz durchs Evangelium gewinnen tröstet und zurechte bringet, ists ja so ein großes Wunder, als wenn man es von den Todten wieder anserwecket hätte. (H. Weller.) il. o. 7—12. iakima du dem: wir-ais» dir; mit cis-in messen und so tief lilirlien zu können, wie er in seiner unermeßlicheu Weisheit? Wer will ihn tadeln, wenn er die Frevler vor sein Gericht zieht? Lilie: ro ist schwer, daß ein Chor, wir du, zur Besinnung kommt. 7. Meinest du, daß du so viel wissen, als Gott weiß, und wolleft alles so vollkbmmlich treffen, als der AllniächtigeR Glaubst du das tiefe, ver- borgene Wesen und den Urgrund Gottes erforschen zu können, daß du behaupten, so genau zu wissen, aus welchen Beweggründen er handelt]? 8. Er [genauer: Seine Vollkommenheit in unerreichbarer Erkenntniß, Macht und Gerech- tigkeit] isi höher, denn der Himmel: was willst du [dagegen] thun? [ivie gering ist dem gegenüber dein Vermogenq Tiefer, denn die Hblln was kannst du wissen [wie steht’s dagegen mit deiner Weisheit]? D. [Ja. seine Weisheit ist] Länge-r, denn die Erd: [in ihrem gesammten UmfangL und breitet, denn das [endlose] Meer. [Wer also will es wagen, sich in der Erkenniniß der Dinge, der Menschen und des eigenen Herzens mit ihm zu messen?] Aehnlich bescbreibet Paulus (Ephes. Z, 18) die Größe der Liebe Gottes, die sich der Sünder erbarmte und den Ratbschluß der Erlösung faßte, nach den 4 Richtungen der Höhe, Tiefe, Länge und Breite. Und Johannes sagt uns (l. Joh. 4, I. 16), daß das inrcerste Wesen Gottes die Liebe sei. Jn ihr also fließen alle Eigenschaften Got- tes zusammen. Auch seine verborgene Weisheit und Alls wissenheit, wie sie sich im Leiden Hiobs offenbarte, ist durch seine eriösende Liebe, die uns von Sünden reiniget und heili et, eleitet. Dieser Urgrund des Wesens Gottes, der in shriksito aufgedeckt daliegt, ist Zophar natürlich noch verborgen. Statt aber mit der Unerforschlichkeit Gottes, wie er sie hier so schön darstellt, rechten Ernst zu machen und sie vor allem für sich selbst gelten zu lassen, glaubt er in stolzem Selbstbetrng nur Hiob habe nöthig, solcheo zu bedenken und sich demüthig vor der Allwissenheit Gottes zu beugen, und thut, als habe ei« selbst die Weisheit Gottes durchschauh und dürfe darum urtheilen, alle diejenigen, welche Gott züchtige, seien da- rum auch besonders schwere Sünder. 10. sNiernand kann daher behaupten, wenn ihn Leiden treffen, er werde ungerecht von Gott behandelt:] So er« sie umiehrete [genauer: Wenn Er, der überall in der Natur und Menschenwelt gegenwärtig ist und allmächtig und gerecht wirket und schafft, einherfähret und Schuldige antrisst]. oder sie verbntge sund sie in Haft nimmt], oder in einen Haufen wnrfe sgenauerx und vor s ein göttliches Gerichtsverhör ruft], wer wilPs ihm wehren fund behaupten, er thue Unrecht]? Zophar spielt in diesem V. auf die Worte Hiobs (Kap. 9, 11. 12) an, wo derselhe die erdrückeiide, will- kürliche Allmacht Gottes mit ähnlichen Worten schildertin Indem nun Zophar diaallwissende Strafgerechtigkeit Gottes darstellt, will er Hiob mit seinen eigenen Worten schlagen. Es liegt dabei das Bild vom weltlicheu Ge- richtsverfahreii zu Grunde, wo der Schuldige aus der Untersuchungs-haft vor die versammelte Gemeinde (den Haufen) geführt wurde und von ihr sein Urtheil empsing ogiob ist nach Zophars Ueberzeugung auch ein solcher, der von dem allwissenden Gott in feiner Schuld ertappt worden ist, und die 3 Freunde halten sich, scheints, für die Gerichtsvcrsammlung durch die Gott den Hiob verhörct Wer aber möchte ihn, nieincn sie, unschnldig sprechen, da ihn Gott durch seine Plagen schuldig ge- sprochen? il— Dem! et ldst HEVVJ kennet die loscn [heuchlerifchen] Leute [durch und durchs, er siehet die Untugeud sauch wenn sie, wiechei dir, noch so sehr unter dem Schein der Gottseligkeit verborgen «ist], nnd follt es nicht merken [und ahnden]? stach anderer, besserer Auslegung gehen diese letzten Worte auf die Tiefe der Erkenntnis Gottes, und sind dann wieder zu geben: ohne lange darauf zu achten —- er hat nicht nöthig, den Menschen lange zu beobachi ten, uin zu wissen, ob er etwa im Geheimen siindige; denn cr durchfchauei den ganzen Nienschen und prüfet Herz uiid Nieren, und jede Sünde uiid Gottes Wissen um sie sind gleichzeitig (Pt- 7- 105 26, L; Jein il, 20). 12. Ein unniitzer Mann blahet sich; nnd ein gebotener Mensch will sein wie ein junges Wild. se Hist» u, 13—20. II, 1——10. Luther deutet so nach dem Vorbild der Septua inta und Vulgata. Aber der eigentliche Verstand der Tsorte und ihre Bitterkeit für Hiob geht dabei verloren. Der Vers lautet wörtlich: Aber es ist solchen Heuchlerm wie auch du einer zu sein cheinst, nicht zu hcl en, denn ein hohler, an wahrer ottesfurcht baarer ann wird so wenig Zjekwitzigh als je der unbändige Wald- esel zum ensehen umgeboren wird (s. Katz. 39, 5sf.). Dieser Vorwurf der Hohlheih den der leidenscha t- liche Zophar mit diesem Sprichwort dem Hiob ma t, weil derselbe bis jetzt in nichts den Freunden gewichen ist, fällt auf ihn selig! und seine beiden Genossen zuriick, die da glauben, dur solch hohle, haltlose Lehre von der Strafgerechtigkeit Gottes ein angefochtenes Herz mit Trost und Licht erfüllen zu können. Hiob leidet hier dasselbe, was die Kinder Gottes von jeher von der Welt haben hö- ren miissen, daß sie nämlich Ftnsterlinge und Hohlköpfe seien; aber sie trösten sich mit I. Kot. 3, 19. Hi· d. 13—20. Wenn du dich aber aufrichtig zu Gott wendest nnd von deinen Freveln dich relnigit, wirst du getrost dein Antlitz erheben, bei überfshwängtichem Gtiicti des früheren tkeides vergessen und ohne Furcht des er— neuerteu Segen-z genießen können. Frevler aber ninssen verfkhmachlem und ihre Hoffnung ist hoffnnngslofer Tod. 13. Wenn du [aber von deinem Troß ab- gelassen und] dein Herz [in aufrichtiger Reue] hättest« szu Gott] gerichtet, nnd deine Hände fim Gebet und Flehen um Vergebung] zu ihm aus- gebreitet [ogl. Pf. 51, 12; 78, 8; 1.Sam. 7, 3; Jst— 1- 1615 «) Jm Grundtext ist V. 13 u. 14 nicht von Dingen der Vergangenheit die Rede, sondern von dem, was Hieb gegenwärtig nothwendig thun müsse, wenn sich die Ver- heißungen V. 15ff. erfüllen sollen. 14. Wenn du die Untngend sden Frevel] die in deiner Hand ist, hättest ferne von dir ge- than sdurch Wiedererstattung und Versöhnung, als der nothwendigen Vorbedingung der Erhörung deinbes Gebets], daß in deiner Hütte kein Unrecht hlie e: 15. So möchtest du sfrei und ungehindert vgl. Kuh. 10, S] dein Antlitz aufheben ohne seinen verborgenen] Tadel [der durch ähnliche Strafge- richte, wie sie jetzt über dich verhängt sind, offen- bar würde], und würdest [in deiner Gerechtigkeit] fest fwie ans Erz gegossen] sein, nnd dich nicht [vor neuen Strafen zu] fürchten sbrauchen vgl. Kap. 9, 35]. 16. Dann würdest du der [gegenwärtigen] Mühe fund deines großen Leids] vergessen, und [ihrer] so wenig gedenken, als des Wassers, das vorübetgehet [wenn es vorübergeslossen und keine Spur von ihm zurückgeblieben ist]. 17. Und die Zeit deines Lebens san dessen Ende du schon zu sein glaubtest, und das für dich in so grauenhafte Finsterniß auslief vgl. Katz. 10, 20 ff] würde [sonnenheller] ausgehen, wie der Mittag; und das Finstere [das jetzt dein Leben umheult] würde ein lichter Morgen werden [ogl. Kap. 10, 21]. 18. Und dürftest dich deß trösten swirst als- dann getrost sein], daß sweil gewisser Grund der] Hoffnung sauf festen Bestand deines Glücks] da set [isl]; du würdest mit Ruhe ins Grab kommen [richtiger: und forschest du nach und musierst dein Hauswesen Kuh. 5, 24, so wirst du getrost dich zur Ruhe niederlegen, weil du alles in gutem, keine Gefahr drohendem Stande finden wirst]. 19. Und du würdest [gleich der friedlich lagern- den Heerde 3. Mos. 26, 6; Zeph. Z, 13] dich [voll Vertrauen auf den Schuß deines Genus, in wel- chem du Ruhe gefunden] legen, und niemand würde dich fdurch feindliche Angriffe auf dich oder die Deinigenj ansschreeien sdürfenjz und viele würden fdemüthig und vertrauensvoll um deine Hilfe] vor dir stehen [Ps. 45, 13]. 20. Aber [wisse, daß solches alles dir nur widerfahren wird, wenn du dich aufrichtig zu Gott bekehrest; denn] die Augen der Gottlosen werden sohne Hilfe in ihrem Unglück geschaut zu haben] verschmachtew und werden [dem Verderben] nicht [zu] entrinnen [oer-] mögen sweil alle Ret- tungsanker aus dem Elend ihnen entschwinden]; denn ihre Hoffnung wird ihrer Seele fehlen sges name: denn ihre einzige, ihnen übrige Hoffnung ist der Seele Aushauch —— ein elender, jämmerlicher Tod ist ihr einziges Erbtheill Auch du, o Hiob, hast als deiner Seele einzigen Wunsch den Tod herbeigesehnt und hast dich damit selbst als einen Frevler offenbart. Jhn allein hast du auch zu erwarten, falls du nicht deine Sünde von dir thust!] Das wahre Mittel, um nicht nöthig zu haben, steh zu fürchten, ist nicht, daß man sich durch seine eigene Gerechtigkeit erheben und besesti en müsse, sondern daß man sich Gott so überlasse, das er selber unsere Ge- rechtigkeit sein könne. Das Mittel, um nicht zu fallen, ist, daß man so niedrig sei und Vernichtigeh daß man nicht hinunterfallen könne. (Berleb. Bibel.) Die großen Verheißungem die Zophar ibt, können auch abgesehen von ihrer Verklausulirung iob keinen Trost geben, weil sie so hoch sind, daß sie auf Erden sich nie erfüllen. Das 12. Kapitel. Hiod fängt an, sich wider Zophnr und die an- deren ckeeunde zu verantworten. Durch den uelsermuth und die 2lnmaßung, mit welrher Zovhar den Kngefochtenen behandelt hat Man. U, 2 f. 12), wird Hist) veranlaßt, in der nun folgenden ausführlichen Gegenrede gegen alle drei Freunde (Kao.12, is, 14) einen großen Schritt vorwärts zu thun. nachdem er lilar erkannt, daß er non den Freunden gar leetnen Trost zu erwarten habe, fängt er an, das Urtheil der Freunde von dem dir— theil Gottes iiber ihn zu sinterfkljeiden und sirh von ihnen, als vernähen Ilerzten und Eksgeuadvoliatrn Gottes, abs und Gott zuzuwenden, von dem er, trotzdem er ihn als feinen Feind betrachtet, doch noeh Recht zu benommen zuoersichtlich erwartet. Indem er sieh so ans der Gottesferne zu größe- rer Gottesniihe hlndarrhringh ten-hie! in ihn: sogar eln Hoffnung-Wahl, eine dunkle Erinnerung aus dem Glaubens. Hiob’s Gegenrede an alle drei Freunde. 37 lin)t in früheren, glütlelichen Tagen aus, daß den) vielleicht non) dem Tode eine neue titegnadtgusig Gottes ffcr ihn zu erwarten sei. Tiber non) in die Todesnachh in der er sen) nein, zu groß, als daß dies Licht die tlacht des Todes durch— dringen könnte; non) in er fern von der Eösnug des Räthsels seiner Leiden, weil er non) nicht im Stande in, seine din- sn)nld den Freunden gegenüber oon seiner tlnschnld Gott gegenüber zu scheiden. -—— Zuerst manjt er Man· is) mit bitterem thohn den Freunden ihre vertneintlinje Weisheit zu Sn)anden, dann Rad. II) nellt er ihre tintümtiglieih Gottes Sanjwalter zu sein, mit sn)arfer Strafrede blos; nnd daranf(nap.14) wendet er jin) Gott zu nnd fährt anfangs trohig, dann verzagt seinen iiennsnreit mit ihm. l« v. 1—10. In» hinkt san) sie, im aueiukgku sent; de: Weisheit zu sein; aber altes, was ihr nun) von der Ge- ren)tigleeit, Allmacht und Jillwissenheit Gottes, unter die in) nein) beugen solt, lehren wollt. weiß in) wohl und non) besser als ihr. Zwar macht ihr’s, wie alle Frevler, die in sicherenc Glänie sind, nnd oerannet nein) unschuldig dluglüniltchem aber in) will eneh den) zeigen, wie arm- selig enre Weisheit in. slicleet don) nur ans die nreaiuren um enn): sie lehren jeden, dan ein mächtiger nnd weiser Gott alles geschasfen hat, dan alles von ihm abhängig in. I. Da antwortete Hieb [den dreien, sonderlich dem Zophar, nachdem jeder einmal geredet], nnd sprach [mit bitterem Schmerz und Spott]: L. Ja [wahrlich], ihr seid die [rechten] Leute [in denen die Weisheit des ganzen Volks, ja der ganzen Menschheit beisammen ist, vgl. Kap. 8, 9], mit euch [wenn ihr sterbetJ wird [darum anch] die Weisheit [aus-] sterben. Z. In) habe so wohl ein [verständiges] Herz, als ihr svgl Knie« 11, 12 Arm]- uud bin nicht geringer [an Einsicht] denn ihr sbrauche mich darum vor euch noch nicht zu oerkriechen]; mtd wer [in aller Welt] ist, der solches [alles, was ihr zur Vertheidigung Gottes von seiner Gerechtigkeit, Macht und Allwissenheit vorgebracht] nicht wisse? a. Wer swie ich] von seinem Nächsten sun- schuldig] verlaehet [und verspottet] wird, der wird Gott sum Hilfe und Trost] entrissen, der wird [wie er nie der Eienden Schreien verschmäht, auch] ihn erhörenI Der Geren)te [der Gottes Willen in allem zu seiner Richtschnur macht] nnd Iromme [in dessen Herzen wahre Gottseligkeit wohnet] muß [allezeit] verachtet stinkt-«« . «) Die erste Hälfte dieses Versen hat im Grundtext einen etwas anderen Sinn. Sie lautet genau: Ein Spott der eigenen Freunde muß ich sein, ich, der ich sailezeit in brüustigem Gebet] Gott anrief und von ihm erhört wurde. —- ") Das sehen wir aufs öchste an Christo, da er in höchster Vollendung seines ehorsjams und seiner Gerechtigkeit am Kreuze hängt. Wer i jemals so höhnisch und bitter verlacht gewesen, wie er in seinem größten— Leide? Davon müssen alle seine Abbilder auch etwas an sich tragen; denn sie sind der Welt ein Räthseh und sie meint über solche leicht trium- phiren zu können, »ja sie freut sich ihrer Tugend gegen solche Leidende (Diedrich.) s. Und sein Gerechter im Elend] ist ein [glimmend Docht und] verachtet Lichtlein* vor den Gedanken der Stolzeu kdie in sicherem Glücke lebevb stehet aber, das) sie sin) daran ärgern. «) Das hebe. Wort THE? fnßten die meisten älteren Auslegey wie Luther, in der Bedeutung Fackel, Leuchte, und legten etwa aus: »der Unglückliche ist eine wegge- worfene Feuersackeh die alles verdirbh was sich ihr nä- hert; jedermann flieht und verachtet sie.« Jedo ist un- zweifelhaft, daß das Wort aus zwei Theilen beste t: Ist) ungtiichMißgeschick und S, dem Zeichen dee Dativ (dkii- ten Falles) Auch in der zweiten Hälfte des Verses ist die Uebersetznng Luther-s ungenau· Der ganze Vers lau- tet darnachx 5. Dem [der unschuldig im] Unglück [ist,] ge- bühret Verachtung nach der Meinung des sim siche- ren Glück] sorglos Lebenden, sie ist salsbatdj bereit für die, welche mit ihren Füßen wanken [in Gefahr sind, in Verderben und Unglück zu stürzen Pf. Eis, 17]. is. [Dagegen] Der [gewaltihätigen, räuberi- schen] Berstörer Hütten sLand und Leute] haben die Fitlle [Ruhe und Sicherheit], imd [wohlgebor- gen sind, die da] toben wider Gott thitrstiglich sdie ihn mit ihren Freveln frech herausfordern, 1.Mos. 34, 25 Anm.]; wiewohl es ihnen Gott in ihre Hände gegeben hat [richtigek: und die ihre Faust, ihre Macht und Gewalt, für ihren Gott halten, den wahren, lebendigen Gott aber trotzig ver- achten Hab. I, II. Seht, solche sind meist die Glück- lichen in dieser Welt, anch ihr möget zu ihnen gehören] 7. [Da ihr aber glaubt, an Weisheit und Gerechtigkeit hoch über mir zu stehen, so-will ich euch doch zeigen, daß eure Weisheit eine sehr all- tägliche ist:] Frage doch das Vieh, das wird dinys lehren, und die Vögel unter dem Himmel, die wer- den dirs sagen. 8. Oder rede mit der Erde sbetrachte sie und all ihr Gewürm nachdenklichL die wird dich’s leh- ren, und die Fische im Meer werden dirs erzählen. sAlle Geschöpfe predigen ja laut und vernehmlich die alles menschliche Wissen und Vermögen über- ragende Allmacht und Weisheit ihres Schöpfers, vgl. Kap.11, 7—9.] 9. Wer weiß solches alles nicht swelcher ver- nünftige Mensch erkennet an allen diesen Kreaturen nicht], daß des HErrn Hand das [alles, was uns umgiebt, als allweiser SchöpferJ gemacht hat [und noch immerdar erhält und regiert, vgl. Hebt. 11, Z; Jes.41, 203 66, 212 10. [Wer erkennet nicht,] Daß in seine: sali- mächtigen] Hand ist die Seele alles des, das da lebet salles niedere Leben der Thiere], und her Geist alles Fleisches eines jeglichen salles höhere Leben der Menschen? Von ihm hat alles seinen Ursprung und Bestand, von ihm ist darum alles schlechthin abhängig] Sehet, will Hiob sagen, dies alles erkenne ich wohl und will Gottes Größe und Erhabenheit über die Welt no herrlicher schilderiy als ihr alle· Aber solche Be- tra tungen der Natur und der darin geossenbarten Schöpfermacht Gottes vermögen ein Menschenherz nicht 38 Hiob 12, i1—25. 13, 1-—4. zu siillen und ausznfüllen Wohl jeder erkennt, daß über den mannigfaltigen Geschöpfen ein mächtiges, hohes We« sen thronen muß, aber solche Erkentniß kann mir armen Angefochtenen nichts nützen. Das bloße Gefühl gänzli- cher Abhängigkeit von einem mächti en Schöpfer drückt uns mehr nieder, als daß es uns er ebt und tröstet. — Wie wenig verstehen doch diejenigen das tiefe Bedürfniß des inenschlichen Herzens , welche mit Schleiermacher den Glauben für das« Gefühl der schlechthinnigeii Abhängigkeit halten! Bleibt es doch dabei schließlich gleichgiltig ob sich einer vom blinden Schickfal, dem tiirkischeit Fatum, oder von dem wahren Gott, dem Vater unsers HErrn Jesu Christi, abhängig weiß. Wie wenig wissen auch die von der tiefen Sehnsucht des Menschenherzens nach per- sönlicher Liebe Gottes, die meinen, eine Anbetung des Schöpfers in der Natur sei schon ein genügender Gottes- dienstl Nur die Offenbarung Gottes in Christo lehrt die Schöpfungsoffetibarung Gottes wieder recht verstehen. Die Herrlichkeit des persönlichen, allein wahren Gottes findet nur der in der Natur, welcher aus dem natürlichen Abfall seines Herzens und der durch Undank entstandenen Geistesversiristerttng erlöst, aufs Neue mit Gott in Ge- meinschaft getreten ist und die rechte Gotteserkennttiiß schon zuvor wieder gewonnen hat. (Philippi.) II· v. 11——25. Kaki) eure Sprüche der Jlitvordern von der Wirksamkeit Gottes in der klatnri nnd menschenwelt vermögen mir kein Einst, keinen Trost zu geben. Uicht nngeprüfi soll man sie anwenden. Allerdings flndet sich bei den Jtlten Weisheit; aber die vollkommene Weisheit isi allein in Gott. Höret doch, wie in) selbst ans; eigener Erfahrung und ans der steberliefernng der Vorzeit ihn aig den nuergrundlich Weisen nnd irnwiderstehlich Maus— tigen euch schildern rollt. 11. dPriiset nicht [billig] das [geistige] Ohr« die funs in weisen Erfahrungssvrüchcii von der Vorzeii liberliesertej Rede, nnd [geiiauer: gleichi wie] der Mund fchmeclet die Speise swelche ihm zitiräglich sei, welche nicht]? » 12. Ja, bei den Großvatern ist lauer-rings] Weisheit, nnd der Verstand serfahrungsreiches Ver- stäriDnißJ bei den Alten. 13. [Aber] Bei ihm sGottj ist sdie höchste] Weisheit und [die unerforschliche] Gewalt, Rath und Verstand. Vermöge seiner Weisheit erkennt Gott die Dinge in dem Grunde ihres Wesens und in der Wirklichkeit ihres Daseins, vermöge seines Rathes ist er nie unt die besten We e zur Erreichuiizåz des Zieles verlegen, vermöge des Verstandes weiß er ahrcs und Falsches, Heilsaines und Verderbliches gründlich zu durchschauen und zu unterschei- den, vermöge seiner Macht vermag er die Pläne, Rath- schlüsse und Entscheidungen seiner Allweisheit unbehindert und unhintertreiblich durchzusetzen (Delitzsch.) Alle mensch- liche Weisheit ist höchsiens ein Ausfluß, ein Schatteu der göttlichen Weisheit. Diese aber ist uns in seinem heiligen thenren Worte gegeben, dnrch welches darum der Mensch recht geivitzigt werden kann. (Ps. 19, 8.) 14. Siehe, wenn er smenschliche Bauwerke, nsie Städte nnd ReicheJ zerbricht, so hilft tein Bauen; wenn er jemand [in einen Kerker] der- schleitßt, kann niemand lgegen seinen Willen das Gefängniß wieder] ansthutu .l5. Siehe, wenn et füber einem Lande zur Strafe] das Wasser [in den Wolken] versehleufh so ivird’s alles dürre [ogl. 1.Kön. 17, l. 's; Jes. 44, 27]; und wenn ers anslaßt kund Fluthen der Ueberschwemmung sendet], so kehret es das Land [in greulicher Verwüstung] um. 16. Er ist start, und führet es [alles mit vollkommener Weisheit] aus. Sein [in seiner all- mächiigen Hand] ist, der da irrer, nnd der da sznm Jrrthum, zur Sünde] vetsühret [Also stehet auch die Sünde in jeglicher Gestalt unter ihm und muß seinen Plänen und Absichten dienen.] 17. Er sühret die Klngen [die weisen Be: rather des Volks gefangen hinweg, ohne das; ihre Macht und Weisheit sie schützen kann], wie einen Raub fund beraubet sie all ihrer Ehren], und machet die Richter toll kiiiunnt ihnen den Nechtsveki stand. also daß ihre vernieiiite Weisheit, mit der sie die Staaten zu lenken glaubten, zu Schanden wird und ihre Herrschaft ein Ende hat Jes. l9, 11 ff; 4U, Es; 44, 25]. 18. Er löset auf der Kdnige Zwang fmacht ihrer Herrschaft und Autorität ein Ende, indem er sie vom Throne stößth und giirtet mit einem Gürtel sStrick] ihre Lenden ssiihrt sie gefesselt in die Gefangenschaft] Wenn unser HErr Gott Land und Leute strafen will wegen der Undankbarkeit gegen sein liebes Wort oder anderer greulicher Sünden halber, so nimmt er von ihnen hinweg fromme nnd gottesftirchtige Regentem daß sie ent- weder gefangen hinweggefiihrt werden oder in gutem Frie- den nnd Ruhe von dieser Welt ihren Abschied nehmen. (Weller.) 19. Er führet die Priester [Priesterfürsien, wie Melchisedek ooii Saum, Jethro von Midian, in die Gefangenschaft fort], wie einen Raub [und beraubt sie all ihrer Ehren], und lcisset es fehlen den Festen [Völkerii und Fürsten, die unüberwindi lich zu fein, unerschütterlich fest auf dem Thron zu sitzen scheinen, er stürzet sie doch] 20. Er wendet weg die Lippen der Wahr: hastigeu sder bewährtesten Redner und Rathgeben so daß sie nicht mehr zu rathen und zu helfen wissen], und nimmt weg die Sitten [besser: den guten Rath nnd das einsichtige Urtheil] der Alten [Jes. 44, 25]. 21. Er schüttet Verachtung auf die ibis da- hin geliebten und geehrten] Inrsten [und Edeln Pf. 137, 39 f.], nnd macht den Bund [den Gürtel] der Gewaltigen sder Helden im Kampf] los fdaß ihr weites Gewand ihnen um die Knie schlottert und sie kraftlos und zum schlagfertigen Kampf unfähig werden Jes. 5, 27; 2. Kön. 1, 8]. So kommt also alle äußere Macht und Ehre nnd alle innere Begabung und Stärke vom HErrn. Er gibt und nimmt sie wieder nach seinem allein giltigen, alles bedingenden heiligen Willen. Wenn sich da er un- sere deutschen Könige »von Gottes Gnaden» s reiben, so ist dies der Ausdruck christlicher Demuth »vor dem Gott des Erbarmens an welchen die Herrscher, wie die Beherrschten in ganz gleicher Weise gebunden sind-« und nicht ein Ausdruck des Hochmuths wie die verworrenen nnd nach Herrschaft lüsternen Köpfe unserer heutigen Re- Hiob macht zunächst mit bitterem Hohne den Freunden ihre vermeintliche Weisheit zu Schneiden. 39 voluttonshclden wähnen. »Die Macht der Herrscher und Re cntcn hängt nicht von ihrer Geburt, nicht von ihrem Besitz auch nicht von den Constitutionen (Verfassungen) und von der Macht der Völker, sondern einzig und allein von Gott ab«; und wenn ein Fürst anfängt, das »von Gottes Gnaden « fortzulassen oder hinzuzufügen: »und durch des Volkes Willen-«, so ist dies das Gegeiitheil von christlicher Dcmuthz denn er will dann seineMacht nicht blos als Gefchenk aus Gnaden empfangen haben. »Ehe die Herrscher sich· als Herrscher fühlen, müssen sie sich als Diener, nämlich als Diener Gottes, der ihnen ihre Macht, um sie liebevoll und kräftig zu gebrauchen, als ein freies Geschenk ohne ihr persönliches Verdienst und, Gott ge- genüber, ohne ihr persönliches Recht gegeben hat und es ihnen ebenso wieder nehmen kann« 22. Er öffnet die finsteren Gründe sgenauerx Er bringet tiefVerborgenes, geheime, ver- brecherifche Pläne und Greuelthaten und stumme Sünden, aus der Finsterniß, in der sie ge- schehen sind, an’s Licht, damit sie gerichtet wer- den], und bringet heraus das [im tiefsten] Dunkel lGeschehenej an das Licht [denn es ist kein Fädchen so fein gesponnen, es kommt doch endlich an die Sonnen]. 23. Er macht etliche softmals eine Nation] znnt großen [berühmten] Volk [das über viele an- dere gebend, und bringet sie wieder um lstürzet es wieder von seiner Höhe hernieder, wie solches an allen Weltreichen vom assyrischen bis zum römi- schen zu sehen ist] Er breitet ein Volk ans smachet es zahlreichL Und tteibet es wieder [in die Gefangenschaft anderer Völker, wie das Volk Israel] weg. 24. Er nimmt weg [die rechte Einsicht und] den Muth den Obersten [Häuptern, FürstenJ des Volkes im Lande [iiidem er sie um ihrer Sünden willen bethört und verblendet], nnd macht [daß] sie irre lgehenj auf einein Umwege [in der Ein- öde], da kein Weg ist slässet sie auf Wegen gehen, da keine Hilfe und kein Heil für ste und ihr Volk zu finden ist], 25. Daß sie srathlosj in der Finsterniß tappen ohne Licht [vgl. Kur. 5, 14], nnd macht [daß] sie irre [gehen], wie die Tknnlenen [die wanken und schwanken, bis sie fallen; denn er macht solche Fürsten trunken aus dem Kelch seines Zornes vgl. Jes. 19, 14; 24, 20]. Die drei Ausdrückn irren, in der Finsterniß tap- pen, taumeln sind von großem Nachdruck Durch den ersten wird dasjeni e Verhalten angezeigt, wenn ein Mensch den rechten stieg verloren und sich bald auf den, bald auf jenen begibt, seinen Zweck zu erreichen. Durch den andern aber, wenn man mancherlei Ausgänge sucht, seinem Uebel zu entkommen. Durch das Taumeln end- lich wird bezeichnet, wenn man allenthalben von Hilfe entblößt ist und daher in ein solch Labyrinth und Ver- wirrung geräth, woraus nichts anderes, als das gänzliche Verderben und der unvermeidliche Untergan folgen kann. Denn wie es einem Trunkenen gehet, der iich bald hier, bald da anhält, bald wieder fällt, hernach stch wieder auf- richtet und auf diesen und jenen zustößt, endlich aber doch niedergestoßen wird, so geht es auch denen, die Gott stürzen will. Es muß alles wider sie sein, ja sie ge« rathen in Verzweiflung, verzagen an sich selbst und geben alles auf. Und daran äußert stch gar deutlich die rich- terliche Gerechtigkeit Gottes, nach welcher er seine Gnade entzieht, in Thorheit hingibt und des Verstandes beraubt. (Coccejus.) —- Diese Schilderung in V. 14—-25 ist durch« aus ein Nachtgemälde von Katastrophen, welche Gott über die Mächte der Natnix und Mensehenwelt herbei- führt, entfprechend deni nächtlichen Gemüthszustand, in dem Hiob sich besindet, und der Katastropha die er selbst erlitten. Wie die Freunde ihn durch ihre Schilderungen nicht zu trösten vermochten, so ist auch seine eigene Schil- derung völlig trosilos Denn die Weisheit Gottes, von der er redet, ist nicht die weltordnende Weisheit, zu der man Vertrauen fassen kann, und in der man die Bürg- schaft hat, alle Lcbensräthsel früher oder später herrlich gelöst zu sehen, sondern diese Weisheit ist eher etwas Abschreckendes als Anziehendes, es ist die abstrakte Erha- benheit über alle geschöpfliche Weisheit, welche daraus folgt, daß er die Weisheit der Weisen zu Schanden macht. Von der Gerechtigkeit Gottes aber redet er gar nicht; denn in dem ausschließenden Sinne der Freunde kann er ihr Walten nicht anerkennen, und von der Liebe Gottes redet er so wenig, wie die Freunde; denn wie diesen der Blick auf die göttliche Liebe durch die Einseitigkeit ihres Lelzrsatzes benommen ist, so ihm durch das ihn jetzt anz erfullende Gefühl des göttlichen Zorns. Weder die Got- tesidee der Freunde, noch die Hiobs ist die reine, unge- trübte Goitesidee des alten Bandes. Denn die Freunde denken sich Gott als den· Absoluten, der nur nach Gerech- tigkeit, und Hiob denkt ihn sich als den Absoluten, der nach«der Willkür seiner Machtvollkommenheit handelt. (Delitzsch.) Das II. Kapitel. Hieb fährt in seiner Verantwortung fort. m« V.1»—ll. Eure Weisheit in, wie ihr senkt, eine gar aliiagliche nnd sagt nichts tleneg für mich. weil ihr euch aber durchaus unfähig zeigt, mir Cleriden anf- znhelfen, so will in) mich ganz von enoj abwenden nnd Gott allein mein Recht nnd meine Klage vortragen. Ihr aber sollt wissen, daß Gott eure Sünde, da ihr gegen besseres Wissen enrh selbst belügi und Gottes Sache mit ungerechten Mitteln sähe-i, nicht ungestraft lassen wird. 1. Siehe, das swas ich euch soeben Kap. 12, 14»——25 geschildertj hat alles mein [eigenes] Auge [wahrend meines vergangenen Lebens] gesehen, und mein Ohr [hat solches auch von den Vätern überkommen und] gehütet, nnd hab es [oft im Herzen bewegt und] verstanden. Z. Was ihr wisset, das weiß ich salsoj auch, und bin [an Verständniß des Waltens Gottes auf Erden] nicht geringer, denn ihr [wie ich euch vor- hin gesagt habe Kap. 12, 3]. Z. Doch [es verdrießt mich und nützt mir nichts, noch länger mit euch darüber zu streiten, warum mich doch Gott in dies Unglück gebracht hat; darum] wollt ich gerne Fieber] wide: den genauer: zu m] Alliiiachtigeu reden, nnd wollte gerne mit Gott techten [ja sehne mich desto mehr, ihm meine Sache darzulegen und vor ihm mich zu rechtfertigen, je mehr ihr mich zurückstoßet]. 4. sDarum will ich euch auch fahren lassen z] 40 Hiob is, 5—26. Deut! ihr deutet es fiilsehlich [als sei ich ein von Gott bestrafter Frevler, und beweiset euch damit als Lügenanslicker], und seid alle unnüße Aerzte [die mir keine Arzenei zur Heilung meiner tiefen Herzwunden reichen können] Gleichwie ein Arzt des Ntenscheii Leib pfleget und wider allerlei Krankheiten einen Vorrath an Arzenei hat, so ist ein jeglicher treuer Lehrer der Seelen Arzt. Es muß aber ein Arzt ein freundlicher und weiser Mann sein, er muß eines jeden Patienten Eigenschafh Natur und Gebrauch seines Lebens und Wandels wissen, daß er viel anders umgehe mit einem großen, starken Erwachsenen, als mit einem von schwacher Complexion (Leibesbeschaf- fenheit). Also soll ein jeglicher rechtschafsener Lehrer, der Seelen Arzt, geschickt sein, daß er wisse, wie er mit wil- den, ruchlosen und sichern Nienschen umgehen solle, daß er sie gewinne, aber auch, wie er den betrübten und zer- schlagenen Herzen freundlich, mit gnadenreichen nnd tröst- lichen Sprüchen begegnen, wie der HErr Jesus that Matth. 9, 12; Joh. 20, 17; Luk. 7, 50· (Weller.) s. Wollte Gott, ihr schwteget [gänzlich, da ihr meine Sache doch nicht zu begreifen vermöget]; so würdet ihr [durch stilles Nachsinnen über Gottes wunderbares, unbegreifliches Thun wenigstens den Anfang machen] weise [zu werden vgl. Spu 17, 28; Pred. Z, 7; Sir. 20, 1. 7]. Verwandt damit ist der Spruch: ,,sj tacujsses, phi- Iosophus meinst-Eises« (hättest du geschwiegen, wärest du weise geblieben), und der rabbinische Ausspruch: Das Abmiihen im Begreifen ist Begreifen. s. Hörer doch meine Strafe süber eure tho- richten Reden] und merket auf die Sache, davon ich rede [genauer: auf die Vorwürfe meiner Lippen gegen euch]. 7. Wollt ihr Gott vertheidigen [und seine Gerechtigkeit zu retten suchen] mit Unrecht [indem ihr mir solches andichtet, trotzdem ihr wissen, daß ich kein vorsätzlicher Sünder bin], nnd fur ihn szu seinen Gnnsten, um ihm zu schmeichelnj List brauchen [die Täuschnng euch erlauben, Gottes Gerechtigkeit mit Ungerechtigkeit zu stützen]? 8. Wollt ihr swie ungerechte Richteu durch seine Größe und Macht euch lpestechen lassen und] seine Person ansehen? Wollt ihr Gott sals Lügen: advokaten mir gegenüber] vertreten? Immer ist eine Verstümmclung der Wahrheit, wenn sie auch scheinbar zur aufrichtigstcn Ueberzeugung wird (wie bei Sektirern und falschen Propheten)·, mit einer inneren Unwahrheit verbunden. Man schließt sich init Gewalt die Augen gegen alles dasjenige zu. »was der ge- liebten Meinung widerspricht, man beschwichtigt das Ge- wissen mit einem angeblichen Eifer für Gottes Ehre (wie einzelne Jesuiten »in majorern Dei glorjamtt selbst Un- zucht nicht für strafbar halten), während doch durch eine Abstcht, die zu verfolgen man sich selbst erst einreden muß, ein unredliches Verfahren nicht gut gemacht werden kann. (Schlottmann.] — Hiob spricht, so wie er denkt und wie ihm zu Muthe ist, auch wohl jedem Menschen in seiner Lage zu Muthe fein würde; feine Freunde sprechen dagegen, wie wenn sie im Geheimen pon dein Machti- gern behorcht würden, über dessen Sache sie Recht sprechen, und bei dem sich durch ihr Urtheil in Gunst zu setzen, ihnen mehr am Herzen liegt als an der Wahrheit. Diese ihre Tücke, Dinge zum Schein zu behaupten, von denen sie doch gestehen mußten, daß sie ste nicht einsahen, und eine Ueberzeugiing zu heucheln, die sie-in der That nicht hatten, sticht gegen Hiobs gerade Fteimilthigkeih die sich so weit von falscher Schmeichelei entfernt, daß sie an Vermessenheit grenzt, sehr zum Vortheil des letzteren ab. (Kant.) 9. Wirds euch wohl [er-] gehen, wenn er [den Grund euerer Herzen prüfend durchforscht und] cuch richten« wird? Meiner ihr, daß ihr sauchj ihn sder doch das Herz ansieht, nicht blos was vor Augen ist, über mich und meine Sachej täuschen werdet, wie man« einen Menschen tciuschet [wie ihr euch selbst und Anderen glauben macht, ich sei ein boshafter Sünder]? Andere finden hier den Sinn: Meinet ihr, daß ihr seiner spotten könnet (indem ihr etwa saget: zu deiner Ehre haben wir Lügen erdichtet) wie man eines Men- fchen spottet? Er lässet seiner nicht spotten (Gal. 6, 7). «) Gott richtet uns, wenn er unsere Herzen mit dein Hammer des Gesetzes zerschmettert, und lässet dem Sa- tan zu, daß er unsere Sünde, die wir gethan haben, uns Vor die Augen stellet und die greulichen Exempel des göttlichen Zorns uns vorhält, wenn uns Gott recht lässet fühlen seinen Zorn und Höllenangst, daß uns darüber die ganze, weite Welt zu enge wird. (Weller.) 10. Er wird euch [ösfentlich, vor Aller Augen überfiihren und] strafen, wo ihr Person ausehet [und, wie ihr meint, zu seiner Ehre, Falsches be- hauptet, während ihr doch] heimlich [im Verbor- genen eueres Herzens vom Gegentheil überzeugt. seid]. 11. Wird er euch nicht erschrecten salso daß ihr zitternd und bebend dastehn werdet], wenn et [einst] sich wird hervorthnn [offenbaren in feiner Hoheit und Heiligkeit, die zur Rechtfertigung ihres Thuns keiner Vertuschung der Wahrheit bedarf, vor welcher nichts Unlauteres bestehen kann], nnd seine [durch die Offenbarung der heil. Majestät Gottes erweckte] Furcht wird [sie nicht] über enth fallen [daß ihr betäubt und unfähig werdet, euch zu verantworten]? IV· d. 12——19. Ente itrweiggründe halten nicht Stich; dran: laßt inicls in Ruh, so will ich allein Gott mein lnecht vorstellen, wenn ich auch den Tod dafür erleiden sollte. Was hilsrn mich, mein Erben zu schonen, da to) doch bald sterben werde? wenn er mir gestattet, nor ihm mich zu rechtfertigen, so ist mir das skhon gleich Sieg. Denn Recht werde ist) sicher behalten. 12. Euer Gedächtniß [die Menge eurer Sinn- sprüche, mit denen ihr mich warnt und ermahnt] wird verglichen werden [ist gleich] der sschiiell ver- fliegenden, unhaltbaren] Asche, nnd euer Rücken [eure Schutzwehr, hinter der ihr Gottes Wahrheit und Gerechtigkeit gegen mich vertheidigen wollt] wird wie ein Leimeuhaufen sein swird sich vor Gottes Gericht so zerbrechlich nnd nichtig erweisen, wie eine Lehmschanze]. II. [Darum belästigt mich nicht länger nnd] Schweigct sstill vor] mir, daß ich rede fund meine Der Freunde Untiichtigkeiy Gottes Sarhwalter zu sein, wird von Hiob mit Scharfsinn blosgestellt 41 Sache vor Gott verfechte]; es soll mir nichts fehlen [genauer: mag mir auch zur Strafe für meine Kühnheit widerfahren, was da will]. 14. Was soll irh mein Fleisch fgleichwie ein Raubthier seine Beute] mit meinen Zähnen beißen fund davontragen. Warum sollte ich mein Leben ängsilich zu retten suchen, indem ich das vor Gott nicht ausspräche, wozu mein Herz mich drängt], nnd meine Seele fals kostbaren Besitz] in meine Hände legen fund ängstlich wahrenJT Nach anderer, besserer Auslegung lautet die zweite Vershälftet Nein, ich nehme meine Seele in meine Hände (fetze sie ohne Todesfurcht aufs Spiel) Vergl. Nicht. 12, Z. 15. Siehe, er konnt] wird mich doch erwür- gen, und ich kanns nicht erwarten« ffondern harre schon fort und fort seines Todesstoßesjz doch will ich [vorher wenigstens] meine Wege fdie ich wäh- rend meines vergangenen Lebens seinem Willen gemäß gewandelt bin] vor ihm strafen [rechtferti- gend darlegen]. is. Er wird ja mein Heil sein fes gereichte mir ja schon zum Heil und Sieg, wenn ich nur von ihm angenommen und angehört wnrde]; denn es kommt kein Heuchler fden sein eigen Herz ver- dammt] vor ihn. ·) Die Vulgata und nach ihr z. B. auch die englische Ueberfetzung geben diese Worte: Ob mich der HErr gleich tödten wird, so will ich doch auf ihn hof- sen. sPs 23, 43 Spr. l4, 32). Gar manche gläubige Seele hat aus diesen Worten Trost und Stärke auf dem Todbette geschöpft· Die gottselige Sängerin des Liedes: ,,Jesus, meine Zuversicht«, Louise Henriette von Bran- denburg, die Gemahlin des großen Kursiirftetn wählte sich bei ihrem Tode am 18. Juni 1667 dieses Wort zu ihrem Leichentext 17. Hdret [nun aufmerksam] meine Rede [darin ich Gott mein Leben darlegen will], nnd meine Auslegung fdie Beweisführung von meiner Unschuld schaue] vor euren Ohren. 18. Siehe, ich habe das Urtheil schon gefällt [genauer: ich habe Alles zu meinem Rechts: streit mit Gott zugerüstet und bin auf alle Fragen gefaßtjz ich weiß [aber], daß ich fund kein anderer] werde [Recht behalten und vor ihm] gerecht funschuldigj sein. II. [Ja, ich bin von meiner Unschuld so überzeugt und meines guten Rechtes so gewiß, daß ich sage :] Wer [in aller Welt] ist, der mit mir rechten fund die Beweise meiner Unschuld widerlegen] will? Aber nun fwenn dies geschieht, dann] muß ich sehtveigen fwill mich für überwun- den und als gerecht bestraft bekennen] und fwillig im Tode] verderben. v« O. L0—2li. Wenn du, o Aste, unn meine itiilte er- hiirst und mir nahe von meinen Schmerzen und Freiheit gewährsh so rollt ich freitniilhig dir antworten und dich fragen. So sage mir, um eoelcher grasen Verbrechen willen du mich so verfolgt! und dich vor mir verbirgn Macht dirs; etwa Freude, einen dutth Krankheit und Schmerzen schon völlig Eutlträstrlen so zu bestrafen? Stndlli vielleirht die Sünden meiner Jugend, um derentmtllen da mich wie- einen Gefangenen selten-it, obwohl ich schon sast ein Raub der Verwesung geworden bin? Zu. Zweierlet thn mir nur nicht fo HErrL so will ich fes wagen, mit dir zu streiten und] mich vor dir nicht verbergen ffondern getrost von meinem Leben dir Rechenfchaft ablegen] 21. Laß deine [sirafende] Hand [Ps. 32- 41 ferne von mir sein fgieb mir nur eine kurze Ruhe von meinen Schmerzen, daß ich meine Gedanken sammeln möge]- und dein Schrecken sdeine in jedem Geschöpf Grauen erregende Majestät und HerrlichkeitJ erschrecle fbetäube und verwirre] mich nicht [um etwa damit dem Streite ein Ende zu rnachen vgl. Kap. 9, 34 f.]. 22. fGewährst du mir diese Bitte, so] Rufe mir [dann und beginne du den Streit], ich will dir antworten; oder ich will fden Anfang machen zu] reden, antworte do mir. Hiob versetzt sich so lebhaft in die Erfiillung seines Wunsches, Gott möchte ihm perfönlich gegenüber treten, daß er die ganze Verhandlung mit Gott so darftellt, als wäre derselbe ihm erschienen und habe ihm überlassem den Anfang gu machen. So wird aber aus seinen Wor- ten eme Ank age Gottes. 23. Wie viel ist meiner Missethat und Sünde [Hab’ ich denn so greulich nnd schwerlich wider dich geffündigh daß du mich so hart züchtigftp Laß nncb wissen meine Uebertretung nnd Sünde. Nach dem Hcbräischetr bezeichnet Sünde das Abwei- chen vom fchmalcn Wege zur engen Pforte, Missethat das Handeln aus einem zwiespältigem verkehrten Herzen, Uebertretung das Handeln aus absichtlicher Bosheit 24. Warum verbirgst du dein Antliht [ent- ziehst mir deine Gnade und Hilfe und erhörst MFM Gebet Utcht MehrL und hältst mich für deinen Feind fden du mit zornigem Muth verfolgen und vernichten müssest vgl. Pf. is, 2 f.; 10, is? ·) Gottes Antlitz ist seine gnadenreiche Gegenwart, Hilfe, Rath, Trost, Güte, Freundlichkeitz denn darin wird Gott erkannt. Wenn aber Gott dies Antlitz ver- birgt, nicht seine Gnade und Liebe zu erkennnen giebt, so weiß die gläubige Seele nicht, wie sie mit Gott dran ist, fo ist ihr angft und bange; denn aus dem klaren, Astgcsichte Gottes schopfet sie Trost und Freude. 25. Willft du wider ein fschon welk] fliegend Blatt so ernst sein fGefällt es dir, mich, der von Jugend auf den Keim des Todes in sich getragen und den» du durch solche Leiden kraftlos gemacht hast, ganzlich zu vernichten], nnd einen dürren [Stroh-] Halm fder dir doch keinen Schaden mehr zufügen kann] verfolgen? 26. lUUd DOchJHUsi dU tvzl Denn du schrei- best mir an fverhangst als Richter über mich btttereJ Betrudntß sohne daß ich sie verdienet habe] nnd wtllst mich nmbringen um der Sünden willeu meiner Jugend fdie ich dir schon oft abgebetcn 42 Hiob IS, 27. 28. 14, l—l5. habe Pf. 23, 7., und die du nach deiner Gerech- tigkeit mir doch nicht mehr zurechnen und als auf- gehäufte Erbschaft abbüßen lassen dürftest]. Eine jede Zeit unseres Lebens, eiii jedes Alter hat seine sonderlichen Anftöße und listigen Anläuse des Teu- fels. Die Jugend sicht der Satan an mit Bosheit, Schalkheit und Un ehorsam gegen die Eltern; die Jüng- linge und Erwaåsencn mtt Fluchen, Gotteslästerung, Spielen, Sausen, Unzucht, Hoffarth, Pracht u. dgl. Die nun zu ihren Jahren kommen sind, führet er auf den Berg, und weifet ihnen die Reiche der Welt und ihre Herrlichkeit; dies alles will ich dir Beben, spricht er, so du niederfällst und mich anbetest. ie Alten und Ver- lebten wollen ar verhungern, und je weniger sie Zehrung bedürfen, je fiiißiger sie die Schüssel suchen. (Weller.) 27. Du hast meinen Fuß [wie man einem Verbrecher thut] in seinen] Stock [Apostelg. 16, 24] gelegt sdaß ich vor Schmerzeii weder vorwärts noch rückwärts kann], und hast [wie bei einem Gefangenen] auf alle meine Pfade Acht sdamit ich deinen Martern nicht »entlaufe], und stehest auf die Fußstapfen meiner Fuße [genauer: furchest einen Kreis um meine Fußsohlen, daß sie nicht weiter, als bis zu den von dir gezeichneten, engen Grenzen sich bewegen kdnnen]«; 28. Der ich [den du wie einen schädlichen Verbrecher bebandelstj doch wie ein faul Aas [von selbst bald] vecgehe, und wie ein Kleid, das die Motten fressen [bald zerfallen werde]. «) Die Bilder schließen sich an die Krankheit an. Sie hinderte am Gehen, bei jedem Tritt aber war es, als ob sie von einem Beobachter gezählt und belauern als ob die Fußtapfen mit einem eingegrabenen Ring umzogen würden. (v. Gerlach.) Das 14. Kapitel. Von des menschlichen Lebens Richtigkeit. W« v. 1——12. Bugesianden aber auch, ich wäre ein gro- ber Sünder, so ist es iiiir doch unbegreiflich, wie du über den Menschen, dessen Leben so linrz und sorgenvoll ist, und der, weil einem silndigen Geschlecht aiigehdrig, im— möglich siiudeiirein sein kann, ein so geltrenges Geriitit üben kannst, ohne ihm inmitten seiner lceideu auch nur die geringe Ruhe eines Tagelöhnerg zu gönnen; über den Menschen, dem du ein fesibegrenztes Leben-Hirt ge- stern! hast, und der, einmal geßorbem auf ewig nicht in das Leben znrürliliehtr I. Der Mensch vom llchwacheiil Weibe list Sünden empfangen, Pf. 51- 7-- UND Mit Schmfv zen] geboren list schon von Geburt an ohnmächtig zu Schmerzen bestimmt und unrein-J lebt kurze Zeit [70 Jahre und wenn es hoch kommt 80 Jahre Pf. 90, to; I. Mai. 47, 9],«iiii»d ist voll Unruhe sund reichlich mit Widerwärtigkeiten überschüttet], 2. Gebet anf wie eine Blume [Ps.»103, 15; Jes 40, e; 1. Speer. 1, 24], nnd fallt snach kurzer Blüthe welk] ad»[Ps. 90- 5 ff«J, flencht, wie ein [unsteter, verganglicher] Schatten [Kap. 8, I; S, 25; Pf. 102, 123 144, 43 Pred. 7, 1], und dleibet nicht [sondern muß unaufhaltsam dahin]. Z. Und du thust [bei alle dem] deine salles durchschauenden] Augen über solchem san sich schon so elenden Gemächte] auf fseine Sünden immer- dar zu belauern und zu bestrafen; an mir aber, der doch ebenso elend, wie alle anderen, ist, thust du mehr, als an allen anderen, so] daß dn mich vor dir sdem Niemand entrinnen kann] in das Gericht ziehest [und als strenger Richter iioch zu besonderen, schrecklicheu Strafen verurtheilst, ohne mir zuzulassen, meine Unfchuld vor dir zu er- weifen]. Der hiinmelauftrebeiide Trotz, mit welchem Hiob in vorigem Kap. gegen den Gott, der ihm als willkürlicher Herrscher erscheint, seine Unschuld darzuthun versuchte, ist hier, åleich als wenn er von Gott ins Gefühl seiner; bit- terii ·chmerzen zuriickgeschleudert wäre, in klagende Ver- zagtheit umgewandelt. (De·litzfch.) — Auch das alte Hei: deiithum und die ungläubige Welt weiß um diese Kla e über die Verganglichkeit und Hinfälligkeit uiid die reise Plagedes meuschlichen Lebens; besonders ist das deuts e Vol slied voll von diesem Weh. Aber es ist etwas gar anderes, wenii der Glaube davon redet, als wenn der Unglaube oder· Halbglaube es thut. Jn des letzteren Munde wird eine jede solche Klage zur Anklage Gottes, der den Menfchen nnd die gesammte Kreatur also ge- schaffen; der Mensch aber wird von ihm zu einem b o- ßemålkaturwesen herabgese t, das ohne Verantwortung dasur ist, daß es so schne verbleibt, abgeschnitten wird und verwelket Wo dagegen der Glaube, welchem die Erkenntnis Gottes und des eigenen Herzens beiwohnt, uber das kurze, elende »Leben und den Tod klagtxklagt er zugleich über dieSünde des eigenen Herzens, die an- gebori1e und persönliche Sünde, die diesen Jammer ustand des Lebens, die Folge desZornes und Fluches ones, verfchuldet hat, und er weiß, daß die Sünde, die er mit Ren und Leid betrauerh und der Tod, den er im eignen Herzen erfahren, in Dem aufgehoben, versöhnt und ver- nichtet ist, der durch seinen Tod unseren Tod getödtet hat und einst alles wieder neu und unvergänglich machen wird. Darum sieht der Glaube auf seines eignen Lebens Elend und das· durch seine Sünde verschuldete Weh der Natur zwar mit tiefem Siindenschmerz, aber zugleich auch mit herzlicher Freude der zukünftigen Welt hin. Hiob nun » spricht obige Worte, die sich der Unglaube und Nationa- ; lismus zum Ausdruck feiner Hoffnungslosigkeit so gern j aneignen im Zustand der Versuchung und, wenii auch s nicht ohne Erkenntnis; der» Sündenschuld, so doch mehr z als Klage gegen Gott, »nicht aus Haß und Widerwillen gegen Gott, sondern aus Schivachheit des Glaubens und f ödigkeit des Herzens« unter so langwierigcni Kreuz ist «; er so voll Klage und Wehmuth«. Es dürfen also seine s Worte nicht ohne Vorsicht» und nur uiitcr Hinzunahme von 90, 7. 8 zur Erlauterung der Hinfälligkeit des niensch ichen Lebens gebraucht werden. —- »Hiob kanns nicht elend gtenug beschreiben und allen Jammer, wie er an ihm selb ist, ausstreichen, nimmt ein Gleichniß über das andere, unddas alles thut er darum, daß er Gott dem HErrn damit das Herz nehme und vom Gerichtsftuhl zu dem Gnadeustuhl bei ihm appellire.« (Weller.) 4. Wer lvill einen [von jeglicher Sünde] Reinen finden [Ps. 51, 7; Joh· Z, 6; Rom. s, 12; Ephes S, 3] bei denen, da keiner rein ist? sWie kannst du alfo mich, der doch keine größere Schuld auf sich geladen hat, als alle anderen unreinen, dennoch mit größeren Strafen nnd besonderen Qualen heiiiifuchen? Sollten wir nicht isielmehry da vollkvmniene Reinheit Hiob wendet sich von seinen Freunden ab und, anfangs trotzig dann verzagt, Gott zu. 43 einein Adaniskiiide unmöglich ist, deine Nachstcht und Milde verdienen 's] Z. Er hat sum der Sünde willen] seine [von dir] bestimmte Zeit [des Todes und kann nicht ewig leben], die Zahl seiner Monden [die er hier leben soll] stehet bei dir [in deiner Macht, in deinem weisen Rath]; du hast [ihm] eitHZiel sseines Lebens] gesetzt, das wird er nicht aber- geheu [hinausfchieben können] Die Meinung Hiobs ist nicht, daß Gott von Ewig- keit her eines jeglichen Rienschen Geburtss und Todes- stunde in einem unabänderlichen Rathschluß vorausbe- stimmt und sestgefetzt habe, wie die Heiden und Mohas inedaner und auch viele sichere Namenchristen sich’s vor- stelleu, sondern er will sagen, daß um der allgemeinen Sünde willen Gott auch allen bestimmt habe zu sterben, nnd zwar nach kurzem Leben, ohne die Mö lichkeit für irgend einen, dem Tode zu entgehen (vergl. s. 39, 5). Jene heidnische Vorstellung würde den Gedankengang (s. o.) ganz unterbrechen und widerstrettet den klaren Worten der heil. Schrift (2. Mos 20, 12; 5. M. ZU, 203 1. Kötn 3,14; Pf. 55, 24; Jes· 38, 4s. u. a.). Wohl aber kann dies Wort Hiobs auch dazu gebraucht werden, den Trost auszusprechen, daß unser Leben und Sterben in Gottes guädiger und allmächtiger Hand ruht (vergl. Pf. Eil, l6). Es ist, sagt Luther, der Christen höchster Trost, daß ste wissen, ihr Todesstündiein stehe in keines Tyran- nen, noch in keiner Kreatur Händen, auf daß sie stch nicht zu sehr fürchten vor dem Tode, sondern scheiden da- hilrk von dieser Welt, wie die Kinder, wenn es Gott ge- fä i. is. [Darum] Thne dich sdoch wenigstens wäh- rend dieser engen Grenzen des Lebens] von ihm [nnd wende deinen gestrengen, strafenden Blick von dem schon genug Geplagten Kap. 7, 19]; daß er swenigstens so viel] Ruhe habe [als ihm sein geerbtes Elend übrig lässet], bis daß seine Zeit komme, deren er wie ein Taglöhner wartet fgenanen bis er erfülle wie ein Taglöhner seinen Tag. —« Wie gering ist die Freude und Ruhe im Leben eines Tagelöhners, der im Schweiße seines Angesichts sein Brod issetl "Ein solchcs Leben ist das aller Men- schen, die vorn Weibe geboren sind, wenn du ihnen nicht noch besondere Lasten aiiflegst, wie mir Pf. 90, 10. Soll- test du aber dem Menschen nicht wenigstens diese Tage- löhnerruhe gönnen?]. 7. [Denn] Ein Baum hat sdoch noch] Hoff: nnng, wenn er schon smit der Axt über der »War- zu] abgehalten ist, daß er sieh wieder veraudere [in neuen Wurzeltrieben sich verjünge], und seine Schbßlinge hören nicht auf [emporzuschießen]. s. Ob [gleich] seine Wurzel in der Erde veraltet, und sein Stamm tu sdem Staub] der Erde erstirbt; L. So skann er doch seine vor Altersschtväche versiechte Lebenskraft wiedergewinnen und dann] grünet -er [wiever, neubelebt] voui Geruch des Wassers [in seiner Pähe], und [sein junger Trieb] wachst daher, als wate er [als ein Setzling frisch] gepslanzt · Das Bild vom wiederaussprossenden Baume lag Hiob in seiner Heimath Hain-an sehr nahe· Das Abhauen der Bäume, um einen neuen und erhöhten Nutzen aus ihnen zu ziehen, ist im Ostjordanlande ein wichtiger Theil der Gärtnerei. Wenn die Rebe nach 60 bis 80 Jahren ihre Fruchtbarkeit verliert und anfängt zu faulen, so wird sie im Januar knapp über der Erde abgehauen. Das erste Jahr trä t sie wenig oder nicht, treibt aber neue Ranken und urzeln. Die folgenden Jahre träi sie reichlich, denn der Weinstock hat sich verjüngt· G eiches eschieht mit dem Feigenbaum und der Gratian. Der fallkiußbaunnträst nach hundert Jahren nicht mehr reichlich; er wird ohl und faul. Dann wird er 3»—5 Ellen iiber der Erde abgehauen. Die neuen Triebe schie- ßen bei guter Bewässeruiig des Baumes in einem Jahre mit ungemeiner Ueppigkett und tragen schon im zweiten. Ebenso bei der Citroniy Csche, Maulbecre· Aber stets ist der ,,Geruch des Wassers« eine Hauptfacha (Wetzstein.) 10. sWie viel trostloser ist dagegen das Ende des MenschenlebensU Wo ist aber der Mensch, wenn ei· [einmal dahingestreckt] todt [daliegt] und umkommen nnd dahin ist? »11. sEr ist, einmal »gestorben, hoffnungslos dahingeschwunden :] Wie ein Wasser aiislciuft ans dem See [und nie in ihn znrückkehrt], und wie cin Strom versiechet nnd sauf immer] vkktkpckqkt [vgl. 2. Stirn. 14, 14; Jes. 19, 5]. 12. So ist [au»ch] ein Mensch, wenn er sich sein: Ukak zum Tode hin-J legt, und [so] wird [er] nicht lzu neuem Leben] aufstehen, und wird nicht wieder] ausmachen, so lange der Himmel bleibt sauf ewig mcht vgl. Pf. 72,»7. 17; Pf. 89, so; Ists« 31, 35 f-J, noch von seinem [Todes-] Schtqf swieder zu neuem Leben] erweckt werden [vgl. Kuh. 7, l0 Anrn.]. VII· d. its-W. b) daß du miai doch im Todtenreliii verbergen und zu deine: Zeit wieder daraus hervorruft-i wolltest, wie gern wurde ich dann auch ietzt geduldig gar-harren! Jtlier du Ilrasst miry eriiariiinugslag noch ist-er meine Schuld hinaus und inachst mir jegliche hoff— using zuniastm Du grbrauchst deine litt-erwacht gegen print) und stoßen uiich hinab in die frendenlose Untern-ein IS. Ach, daß du mieh snicht ewiglich im sin- ftereii Lande des Todes lassen wolltest, sondern mich] in der· Holle ·[s. Kap. 7, 9 Anm.] verdeck- te»st nnd [«wie »in einem Gezelt Pf. 27, 5] ver- hargest, bis dein Zorn [der jetzt schwer auf mir lastetl sich lege, und sehest mir ein sfest bestimmtes] Ziel, daß du sdanach wieder in Gnaden] an mich denkest! 14, [Aber] Meiuest du, ein todter Mensch werde wieder leben fzu neuem Leben auferstehenjri [O! wenn es so wäre,J Jch hatte tågiich sich wollte geduldig ausharren alle Tage] dieweil ich [hier in Leibes und der Seele Schmerzenj stteitc [vgl. Kuh. 7, 1., und so lange ich im traurigen Todrenreiche zubrächte], bis daß sendlichj meine Fierändetnng [meine Erlösung aus dem Tode] Witwe« » läi lVjsJ Daß dn wollest mir swieder gnädig sein und mich aus der Finsterniß des Todtenreiches hervor-J rufen, nnd ich [wollte]«dir [dann mit Freuden] antworten, nnd [du] weilest würdest] 44 Hiob l4, 16—22. 15, 1——11. das Wer! deiner Hände nicht ausschlagen fsouoeen dich vielmehr in deiner unverlcugbareiy göttlichen Liebe, die ich ia so oft erfahren, nach ihm sehnen, ihm deine Rechte reichen und wieder an dich ziehen vgl. Jes 54, 7. 8]. Its. sWelch eine selige Hoffnung’ wäre das!] Denn du hast schon fgeuauen jetzt] meine Gange [alle] gezcihlet fund belauerst mich fort und fort wie einen gefangenen VerbrecherJHaber du wollest ja nicht Acht haben auf meine Sande [genauer: und hältst deinen Zorn nicht zurück über meiner Sündes is) Von dem durch die Versuchung umnachteten Glau- benslichte Hiobs aus bricht hier auf kurze Zeit ein tröst- licher Lichtstrahl hervor und spricht sich zunächst als Wunsch aus, daß doch eine Auferstehung aus dem Tode moglich sein möchte; alsbald aber übermannt die schreckliche Ge- genwart die Hoffnung auf eine so selige Zukunft, bis dann im Kap. 19 dieser Lichtstrahl von Neuem hervor- bricht und dieser Wunsch zur vollen Gewißheit, daß eine Frlltöfung aus dem Todtenreiche eintreten werde, sich ge- ci c. 17. Du hast [alle] meine Uebertretung fdie ich von Jugend auf begangen, s. Knie. 13, W» gesammelt und gleich kostbaren Kleinodien] in einem Biiudleiu [auibe!vahrt- s« Hof· 13- 12; 5- Mel« 32, 34., und] vetsiegeli [um mir nun, statt alles zu vergeben, alle Sünde auf einmal hetmzuzahlen], nnd [nicht allein das thust du, sondern] meine Missethqt fhast du auchs zusammeugefasset [genauer: willkürlich größer gemacht,» als ne Ist, UND strafest nun an mir Sünden, die ich nie begangen abe . h 1]8. sAber du solltest doch vielmehr milde und nachsichtig gegen mich sein, da auchdas Festeste, Stärkste nnd Dauerhafteste dem endlichen Untergang nicht widerstehen kanu.]» Zerfallt doch ein Berg [uachdem einmal Vergsturze begonnen haben, immermehr] nnd vekgehet sendllch ganz)- mid eiii Fels fsieht nicht unerschütterlich fest, son- dern] wird von seiiieiii Orte versetzt. · II. Wasser waschet [eudlich] Steine weg [höhlet sie aus, wenii es fortwährend auf sie trau- fe1t], und die Tropfen ldes strömende« Regens] flbhen die fschweres Erde weg; aber [erst vollends] des [fchwachen, stervlichens Menschen Hoffnung sauf eine zukünftige Erlösung aus allein Elend] it ver- loren [wenn du ihn unaufhörlich mit Strafen überhiliifsts · » 20. Denn dn Jgebrauchst gegen ihwdeine Uebermacht und] stoßest ihn gar um lsür immer aus dem Leben hinaus in den Tod], daß er dahin fährt; veriittderst sein Wesen sindem du ihn durch den Todeskampf und die Verwesung verzerrst und eutstellst], und lässest ihn fahren lstößesi ihn gewalt- sam von dir weg]. » » · 21. Sind seine [fruher von ihm geliebten] Kinder [auf Erden] in Ehren, das weiß er fdort im Lande der FiUsternißJ nicht; oder ob sie geringe sind [und kümmerlich leben], deß wird er nicht gewahr ses kümmert ihn, den Todten, nicht, Pred. J, b. 6]. 22. Weil er das Fleisch au sich tragt, muß er Schmerzen haben; und weil seine Seele noch bei ihm ist, muß er Leide tragen. Nach dem Grundtext richtiger: Nur um ihn selbst hat sein Fleisch Schmerz, und um ihn selber trägt seine Seele Leide. — Eitel Schmerz und Trauer ist des Todten Dasein, und lediglich seines eige- nen Fleisches Schmerz, seiner eigenen Seele Trauer e- schäftigt ihn. Er hat weder Raum fiir Freude, noch be- rührt ihn Andercr, sei es auch seiner Nächstew erfreuen- des oder betriibendes Geschick (v. Hosmannh Es hat die Angst des Herzens und große Noth Hiob so einge- nommen, daß er vom Tode redet, wie die Weltkiiider pflegen, wie es denn einem jeglichen geht, daß ihm in großen Nöthen und Aengsten bisweilen ein Wort ent- fährt, das der hl. Schrift und dem Glauben nicht gemäß ist. (Weller.) i— Das Rechten Hiobs mit Gott in Kap. 13 u. 14 ist ebenso grauen- als jamrncrerregend Grau- enerregend,» weil seine Persönlichkeit in titanenhafter Weise sich wider Gott aufiehnh und jammern-regend, weil der Gott, wider« den er ankämpfh nicht der recht erkannte, sondern der vcrkannte Gott ist, das Gespenst, welches die Anfechtung vor sein trübes Auge gestellt hat. (Delitzsch.) Das 15. Kapitel. Eliphas will aus Hieb einen Heuchler machen. In dem nun folgenden zweiten Gang des Streiten zwi- schen lhiob iiud den Freunden treten letztere, wiederum Gliphas in allem voran, heftiger uud deutlicher mit ihren dorwürfen und Zcfchuldiguugea gegen lijiob auf nnd stellen ihm nur noch die eine Seite ihrer früheren Kur-einander- fetzuugen über Gottes Gerechtigkeit, nämlich den Untergang der Frevler, vor Zeugen, damit ei: in dicfem Spiegel sich selbst erkenne. Sie glauben sich dazu berechtigt und ver- pflichtet, weil hieb alle ihre Zurechtweifnugen und Trölluns gen zurärligewieseiy iiud nur deßo zuorrßchtlictjer feine Un— schuld auch Gott gegenüber behauptet, Ia fogar denselben zum Uectitgsirrit troz ihrer Wuruungeu herausgefordert hat. In diesem feinem, in der That fündlicheu Trotz und Hader mit Gott sehen sie den lilarea Beweis dafür, daß er ein wirkliche: Frevler ist and die Zuverfirhtliclflteit der tie- theueruug feiner ilufihuld nur erheuihelt nud als kiß ge- braucht, nm sie zum Schweigen zu bringen. Dadurch wird denn der Streit noch verwickelten Iltie Freunde, die sich selbst immer mehr die Möglichkeit nehmen, ljiobw Groll-tha- zufiaad zu verstehen, werden heftiger und bitterer, bringen aber tieine wesentlich neuen Gedanken hervor, sondern be— wegen fiih fleto in dem nun viel enger gewordenen Uteife ihrer Vetgeltungslehrn Defto weiter dehnen ße ihre weni- gen Gedanteeu uns. lljlob aber, der schon brav. 14 in Folge dessen, daß Gott sich auf feine Herausforderung nicht ein— gelassen, iv Verzagtheit zuriiaigefuulien ist, muß es sich gefallen lassen, statt Gottes die Freunde, von denen er fiel; fihou gänzlich abgewendet hatte, wieder auzuhdrein i« U. 1—16. Wie liauu ein Weiser fo wiudig und stör- mifih reden und alle Ehrfurcht ans den Jlngeu scheue! Deine eigenen Reden beweisen, daß du ein gottlofer Heuchler bist. nnd worauf ruht deuu deine stolze Gr- heliuug iibrr uns? ltiß du etwa der erste dneufm und darum voll hoher Weisheit, also daß auch unsere Troß— grüude dir nicht geuiigen können? lind wer giebt dir dag Recht, gegen den Höiilßeu fo Zorn zu frhnanben? sit! du etwa rein und heilig und nicht vielmehr einer, dem die Sünde das tägliche Acad ist? Eliphas 2. noch vorwurfsvollere Rede gegen Hiob. 45 l. Da antwortete szum zweiten Mal] Eliphas von Thelnan [der ansehnlichste, auch wohl älteste unter den Freunden] und sprach: Cliphas fiihrt wohl gar viel schöne, herrliche Sprüchq aber er brauchet sie nicht recht; denn Hiob war nicht aus dem Haufen, dem solche Drohung und Donnervlitze gelten. (Weller) 2. Soll ein weiser Mann [der du doch sein willst vgl. Kap. 12, 3; 13, I. 2] so ansgcblasene [hohle] Worte swindiger Weisheit] reden, und feinen Bauch« so blcihen mit losen sstürmischen und doch inhaltsleeren] Reden [ogl. Kaki. 8, 2]? V) Unter Bauch verstehen das Buch Hiob (s. Kap. 32. 18 f.) und die Spriiche Sai. hiiiisig das Junerste, das Centrum im Pienscheih wo alle streifte der Seele, des Leibes und des Geistes vereinigt sind, von wo sie aus-strömen, die Geburtsstätte und den Liusgaiigsort der Gedanken und Empfindungen, Worte und Werke, sowohl der guten, als der bösen. Sonst bezeichnet die hL Sehr. ziemlich dasselbe mit dem Worte ,,.Herz« (vgi. Joh 7, 38). Z. Du strasest [uns und verantlvortest dich] mit Worten, die nicht langen, und dein Reden ist kein nütze. sWas hat es für einen Zweck, daß du so aufpochsi und gegen Gott und uns so auf- brausest? Du beweisest damit doch nicht deine Unfchuld.] « · · 4. [Ja, noch mehr!] Du hast fm deinen Reden] die Furcht [Gottes, die höchsie, geoffenbarte Wahrheit s. Pf. 19, 10] fahren lassen [genciuer: vernichtet, indem du Kap. 9, 22—24; 12, 6 die Gerechtigkeit und Heiligkeit Gottes, die Grund- lage aller wahren Religion verdächtigst], und redest zu verächtlich [ohne die schuldige, anbetende Ehr- furcht] vor Gott. 5. Denn deine Missethat [die dn begangen hast und nun oerheimlichen willst] lehret deinen Mund also ftrotzige Reden führen; aber gerade deine zügellosen und gottlosen Worte beweisen, wie schlimm es um dich steht], nnd [du] hast seben um deine Sünde zu verbergen] erwählt eine schall- haftige Zunge [eineverschniitzte,heuchlerische Redeweise, indem du, um die Schuld und Anklage von dir abzu- wälzen, uns Freunde selbst alo Lügner und falsche An· klüger, ja sogar Gott als ungerecht hinzustellen suchst] · S. [Darum brauche ich mir nicht die Mühe zu nehmen, dich zu widerlegen und deine Sünde zu beweisen; denn] Dein [eigener] Mund wird dich verdammen [deine frevelhaften Reden sprechen als Richter das Schuldig über dich]; deine Lippen sollen dir antworten [klagen dich laut an; was bedarf’s da noch anderen Zeugnisses?]. Wenn Eliphas Hiob berechncnde Schlauheit vor- wirft und so seine ilnschnldbetheuerulig als einen bloßen Advokatenkniff ansieht, so ist dies so ungerecht als mög- lich und muß ihm sein Gcmlith aufs äußerste entsrems den. —— Der Knoten des Streites wird dadurch immer vcrivickelter, daß Hiob die Freunde mehr und mehr in ihrer falschen Ansicht bestärkt durch seine allerdings theil- weise (wie Kuh. 9, 22) siindlichen Reden. (Delitzfch.) 7. [Du maszest dir an, allein Recht zu haben und spottest unserer Weisheit, willst klüger sein, als wir; woher käme dir denn so hohe Weisheit?] Bist du svielleicht als] der erste Mensch geboren sder unmittelbar aus Gottes Hand hervorging und darum die höchste menschliche Weisheit und die tiefste Einsicht in die Geheimnisse der mit ihm geschaffenen Welt besaß vgl. l. Mos 2, 20]? Bist du [etwa ein höherer Geist, wie die Engel, und also] vor allen Hügeln sder gesammten irdischen Schöpsung] empfangen [Und zur Welt gebracht s. Kap. 38, 4 f.]? 8. Hast du [etwa damals vor der Schöpfung aller Dinge] Gottes heimlichen Rath gehütet? und ist die Weisheit selbst geringer, denn du [ge- nauer: und hast da Weisheit von der ewigen Weisheit s. Spr. 8, 25. 30 an dich gerissen, sodaß du nun wissen kannst, wie der Höchste seine Schöpfung einzurichten und Alles mit Weisheit und Gerechiigkeit in seinem Rathe zu regieren beschlossen hat vgl. Jer. 23, 18]? it. Was weißt du, das wir nicht wissen? was verstehest du, das nicht bei uns sin unserem Ver- ständniß vorhanden] sei? [Also ists pure, blinde Anmaßung, wenn du dich in deiner Weisheit über uns stellest Kap. 13, 2.] 10. [Und wenn du dick) auf die Belehrungen deines Vaters und der Altvorderen berufen willst Kap. IS, 1., so wisse :] Es sind Graue und Alte« [mit einem reichen Schatz von Erfahrungen auch] unter· uns [in unseren Stämmen und Gauen], die langer gelebt haben, denn deine Vater [gekiauck: denn dein Vater; jeder von denen könnte dein Vater fein, und sie haben uns die Weisheit mitgetheiln die wir dir entgegengebalten haben. Ists darum leicht berechtigt, daß wir von dir erwarten, daß du auf uns hörst?]. «) Es heißt: Witz kömmt nichtspvor Jahren. Wohlam in Weltsachcn hat das seinen Bcscheid, daß die Alten verständiger und klüger sind, denn die Jungen. Aber in Gottes Sachen fehlet es weit, da liegt’s nicht am Alter, geschwinden Kopf« Kunst, Weisheit, daß die es allein in Religionsfachen recht treffen könnten, sondern es gehört dazu die Gnade Gottes, die Geister zu prüfen, ob sie aus Gott sind, und daß Gottes Wort ein rechter Ernst sei einem jeden, er sei sung oder alt, ic- Das ist wahr, wenn zu der Gabe, die Geister zu prüfen, die Erfahrung auch kommt, daraus werden treffiiche Theologein (Weller.) 11. Sollten Gottes Tröstnngenr [seine tröst- lichen Verheißungen, die wir dir gegeben haben, auf die Zeit, da du dich bekehrest] so geringe vor dir gelten fund ists recht von dir, sie übermüthig zurückzuweisenTt Aber du hast irgend noch ein heimlich Stncl bei dir [richtiger: und die Worte, welche wir in Sanstmuth und Lindigkeit mit dir gesprochen, sind sie unwerth, von dir be- achtet zu werden, daß du so leidenschaftlich darauf entgegnest?]. «) Eliphas zweifelt nicht daran, daß sein und seiner Freunde Wort Gottes Wort sei Oft aber wird auch das, was göttlich lautet, doch durch die falsche Anwen- 46 Hist» is, 12—32. dung wieder ungöttlich, sodaß stch der HErr sticht dazu bekennen kann. CDiedrichJ 12. [Ja, noch wehrt] Was nimmt dein [trotziges, hoehmüthigesj Herz vor [wohin, zu welchen Beleidigungen des Höchsten reißt es dich hinjt was siehest du so stolz? sMan sieht es deinen rollenden Augen an, wie heftig dein Gemüth gegen Gott bewegt ist.] 13. Was seszt sieh dein [Zorn schnaubender] Muth wider Gott, daß du solche [ungestüme] Rede fgegen ihn] aus deinem Munde [ausbrechen] lässest? 14. sWie viel besser wäre es, wenn du die Ursache deiner Leiden statt in Gott in dir selbst suchtest Denn] Was ist ein [sterblicher] Mensch, daß der sollte rein [von Sünden] sein, und daß et [vor Gott] sollte gereiht sein [Und dafür erkläret werden], der vom Weibe sFleiseh vom Fleische] geboren ist lvgli K0p« 4- 17; 14- 412 15. Siehe sich habe dir’s schon einmal ge- sagt Kap. 4, 18., selbstl unter seinen Heiligen [den reinen Geistern im hinimlischen Heiligthnm Kap. S, l] ist keiner ohne Tadel sfelbst auf fee kann er sich nicht ganz verlassen] nnd die Himmel [da die reinen Geister wohnen Katz. 38, 7] sind nicht rein vor ihm [dem: beide, Essgcc und Hin-met, sind endliche Geschöpfe nnd darum nicht über die Mög- lichteit der Sünde und Vesieckuiig schlechthin erhaben; auch sie besitzen all ihre Kraft und Tugend nur in ihm nnd durch ihn vgl. Karl. 25, 5]. Its. sWenu es aber schon der in der Sünde empfangene und geborene Mensch sich nicht heraus- nehmen darf, gegen Gott zu murren,] Wie vie!- meht ein Mensch, der sdurch tägliche Uebertretung des heil. Gebotes Gottes vor Gott und Menschen] ein Grenel und schnöde fdurch eigene Verfchuldung durch nnd dureh verdorben] ist, [ja] der [mit un- ersättlicher Lust und Begierde] Unrecht sänfi wie Wasser: [dem das Sündigen so zur anderen Natur geworden ist, daß er ohne dasselbe so wenig leben mag, als der Durstige ohne Wasser]. Auch Hiob hatte die Erbsiiiidc im Menschen nicht geleugnet (s. Karl. 14, 4); aber hatte gerade auf sie den Anspruch gegründet, daß Gott den Peenschen nicht noch besonders strafen dürfe; daher sieht sich Elivhas veran- laßt, die rnenschliche Sündhaftigkeit noch einmal, aber mit grelleren Farben Hiob vorzumalenz aber es ist un- möglich, daß seine Worte Hiob zur Buße· erwecken, weil hinter ihnen der Gedanke lauert, Hiob sei nur deshalb von Gott so schwer gestraft, weil er ein besonders gren- licher und schnöder Sünder sei. II« v· l7—-35. List: doch, lch will dir ans meiner eigenen Erfahrung und nattf der klirwnrdigeu ilebrrliefrrnng mcinrr non fremdem, fnjädlichrm Eiuflnß noch unberühr- teu Väter das ktben eines gottuergeffeuen irenlrrs fehlt— dem, und es wird dir nicht fchwcr fallen, in feinen Handlungen und Susirttfalen dein eigen Bild zu erkennen: Ulittcn in der Blüthe feines Glnnes wird er non den Schrertebildern feines bösen Gewisiens verfolgt nnd oon der Jlnga vor der Strafe für seine Frevel gequält nnd erlirgt tndlich tnit feinem dkeiehthnnn feinen Kindern nnd feiner ganzen Hausgenossenschaft dem Zorne Gottes und feinen gereihten Gerichten. 17. Jch tvill dit’s zeigen sdaß es keineswegs so ist, wie du Kap. 9, 22 behauptet, daß Gott Fromme und Gottlose gleicherweise zu Grunde richtet], höre mir zu; und ich tvill dir erzählen, lvas ich gesehen [ostmals selbst erlebt] habe; 18. [Und zwar stimmt meine Erfahrung darin genau mit dem] Was die Weisen sunter teils] gesagt haben, und ihren Vätern uicht ver- hehlen gewesen ist [richtiger: ohne Hehh laut und offen haben sie es verkündet als eine Weis- heit, die sie von ihren Vätern her empfangen haben], W. [Von den Vätern,] Welchen [in alter Zeit noch] allein das Land sin welchem wir jetzt vermischt mit anderen Stämmen wohnen] gegeben ist [genauer: war, so-] daß [noch] kein Fremder funter ihnen koohnte und] durch sie gehen muß snnter ihnen verkehren durfte. Ihre Anschauungen waren also noch nicbt von fremdem, schädlichein Einfluß berührt, sondern bernhten auf einer echten, voltsthümlichect Ent- wicklung und auf selbstfiändiger Erfahrung, verdienen darum auch desto mehr Gehör] Eliphas spricht hier den unbestreitbaren Erfahrungs- satz aus, daß, je selbftständiger und nnvermischtcr ein Volk ist, desto gesiinder und gediegcner seine geistige Ent- wicklnng, desto reiner seine Ueberlicfernng der Erfahrun- gen der Vorzein ,,Selbst europäilche Völker, namentlich die Scandinavier, bieten in Sitten, Sprache, Sagen u. s. w. Belege dazu» Noch mehr galt von jeher unter den Morgenländern Unvermischtheit des Stammes als der höchste Adel desselben. Gerade dad Land Hauran verlor diesen Vorzug wohl schon frühe; denn »als die gefegnetste Provinz Svriens ist es von den ältesten Zeiten an bis auf die Gegenwart immer der Zankapfel der Habsucht gewesen nnd hat nicht nnr seine Herren, sondern selbst seine Bevölkerung oft gewechselt« 20. fDas aber ist das Bild des Freolers:] Der Gottlose bebet sein Lebenlang [in der Angst und Unruhe seines schuldbeladenen Gewissens I. Mos. 4, 14; M. 28, Ob; Jes. 48, 2-2; 57, 20 f.], nnd dem sgewaltthätigeUJ Tyrannen [der sich dor Gott und Menschen nicht scheut] ist die [bestimmte, festbegrenzteJ Zahl seiner Jahre snach deren Ablauf er dem unentrinnbaren Gericht Gottes anheimfällt] verborgen [von Gott vorbe- halten] 2l. Was er sauch immer] höret [selbst das Rauschen des fallenden Blattes Z. Mos. 26, 36], das schtecket ihn sdas malt ihm seine stete Furcht vor der Strafe als drohende Gefahr eines feind- lichen Ueberfalls aus]; und tvenn’s gleich Friede ist [Und er in sicherem Glücke lebt], fürchte! er sich [doch], der Verderber [der Gottes Strafe an ihm vollziehe] komme [über ihn]; 22. Glaubet nicht, daß er möge dem [sinsiern] Unglück [des Untergangs, der ihm sicher bevorsteht] entrinnen, nnd versiehet sich immer des [Rache-] Sehtvetts [Gottes, für das er bestimmt ist, wie Eliphas schildert das Leben eines gottvergessenen Freolers 47 ihm fein eigenes, an der Möglichkeih dem Unglück zu entgehen, verzweifelndes Bewußtsein sagt]. 23. [Mitten im Uebersiuß quält ihn der Ge- danke, er werde noch einmal an den Bettelstab kommen, und] Er zeneht [in Gedanken schon] hin nnd her nach Brod, nnd dünket ihn immer, die [von Gott über ihn verhäUgteJ Zeit seines Unglitcls sei vorhanden [darum erwartet er voll Argwohn von jedem seinen Todesstreichs 24. Angst nnd [innere Herzens-J Noth Lieber- fallen und] schrecken ihn, und schlagen ihn nieder spacken ihn an mit unheimlicher Machts als [wenn] ein König sihnj mit einem Heere lumringte und zum Kampfe forderte] Zu dieser Darstellniig der Gewissensqiialen des Frev- lers vergleiche die ähnliche, meisterhaste Schilderung in dem Selbstgespräch Richard? 1lI. von England in dem gleichnamigen Schauspiel Shakespearerz (V. 3). 25. Denn er hat seine Hand sempörerischj wider Gott fund seine heil. Ordnung in der Welt aus-J gestreckt, und wider den Allmächtiger! sich gesttcinbet [in srecher Auflehnung, wie ein «Ge- wappneter gegen ihn angestürmt]. Mit Absicht stellt Eliphas diesen Grund für das den Gottlosen treffcnde Unglück voran, um Hiob, den er bei diesem Emvörer gegen Gott im Auge hat, zu veranlasscm sich selbst zu erkennen. Ah. Er läuft mit dem Kopf sgenauer: mit frech aufgerecktem Halse] an ihn [den allei- nigen HErrn und König der Welt an, unbeküm- mert um Gottes heil. Gesetz, nur seine eigenen Gelüste zur Richtschnur seines Handelns nehmend] nnd sicht halsstarrig wider ihn. Genaue-c: Und rennt gegen ihn an mit den dichs ten Buckeln seiner Schilde, er versehanzt sich hinter seinem Trotz und Hochmuth und macht sich unempsind- lich (genau wie Hiob that) gegen jegliche Warnungss stimme Gottes, seines Gewissens und seiner Freunde. 27. Er brüstet sich wie ein fetter Wanst [wört- lich: denn er bedeckte in fleischlichem Wohlleben sein Angesicht mit seinem Fette, also daß es ein roher, geistloser Fleischklumpen ward, auf den nichts, kein noch so ernstes Wort, keine war- nende Strafe, mehr Eindruck macht], nnd macht sith [seine Lenden im Dienste roher Sinnenlustj fett nnd dick [ogl. Pf. 73, 7]. 28. Er wird aber wohnen [genauer: weil er ohne Scheu seine Wohnung aufschlug] in verstörten Stadien küber die Gott selbst in Folge ihrer himmelschreienden Sünden das Gericht der Verwüstung gebracht und den Bannsiuch, daß ste nie wieder aufgebaut und bewohnt werden sollten, ausgesprochen hatte-J, da keine Häuser sind, sondern aus einem Hausen liegen [genauer: in Häusern sich niederließ, welche nach Gottes strafrichterlichem Urtheil nicht wieder bewohnt werden sollten, welche von Gott bestimmt waren, Trümmerhaufen zu bleiben vgl. Jos. s, 263 I. Kön. 16, 34]. Gerade im Wiederansbaii gebannter Orte offenbarte sich am meisten die gottlose, die Heiligkeit nnd Gerech- tigkeit Gottes verachtende Gesinnung des Frevlers. — Solche, der Ueberlieserung nach durch göttliches Straf- gericht untergegangene, häufiger umgestürzte Dörser und Städte sind am Rande der Wüste (Arabiens) nicht sel- ten. Es sind Dörseiy in denen, wie man sich erzählt, die Grundgebote der Religion Abrahams frevelhaft über- treten worden sind. So wird die Stadt Babylon nie- mals von einein semitischcii Stamme kolonisirt werden, weil sieh an sie der Glaube knüpft, sie sei wegen Nim- rod’s Abtall von Gott und Gewaltthiiiigkeit gegen dessen Liebling Abraham zerstört worden. Die von den Stäm- men des pcträischen Arabiens auch in den Jslam über- gegangene Sage von der Verödung der Stadt Higr (im peträischen Arabien) wegen Widcrspenstigteit gegen Gott wird jedermann abhalten, in jener merkrvürdigen,»aiis tausenden, zum Theil kunstvollen Felsenwohliungeii be- stehenden Stadt zu wohnen; ohne sich umzusehen und Gebete slüsternd eilt der Noinade, ebenso wie der große MeikasPilgerziig hindurch, ans Furcht, durch den gering- sten Verzug in der verfluchten Stadt der göttlichen Strafe zu versallen lWctzsteinJ 29. sWeil er aber so übermüthig sich Gott widersetzt und sein Wohlleben auf den von Gott oerfluchten Trümmern fremden Glücks sucht, so entgeht er auch sicher nicht dem Gericht Gottes schon auf Eroemj Er wird nicht reich bleiben, und sein Gut [weil durch Ungerechtigkeit und gegen Gottes Gebot erworben] wird nicht bestehen, nnd sein Glück wird sich nicht ausbreiten im Lande srichtiger: nicht wird sich zur Erde senken der R eichthum solcher Frevler; derselbe gleicher nicht einem Baume, dessen sruchtbeladene Aeste vor Schwere zur Erde sich neigen]. 30. Unsall wird nicht von ihm lassen [er wird nicht dem sinsteren Verderben entrinnen] Die Flamme [der oersengenden Sonnenstrahlen] wird seine Zweige bemerken, nnd durch den Odem ihres Mundes ihn wegfressen [genauer: nnd er wird vor dem Zornhauch seines, des HErrn, Mundes vergehen Kap. 4, 9; Jes. II, 4; 40, 7; 2. Thess. z, 8]. »Von« Zorne Gottes getroffen, vergeht der Frevler, einein Baume gleich, dessen Zweige die Flamme weg· sengt, so das; er eingeht« 31. Er wird nicht bestehen, denn er ist in seinem eiteln Dünkel betrogen srichtigen er treue nicht auf Böses, erwarte nicht Glück und Heil von seinen Sünden — er betrüget sich damit nur selbst ——], und eitel [Böses, Verderben und Untergang] wird sein Lohn [den ihm die Sünde einbringt] werdet! [vgl. Spr. 22, 8; Jerem. 12, l3; Hof. 10, 13; Sie. 7, Z; Gal. S, 7 ss.]. 32. Er wird ein Ende [mit SchreckenJ neh- men swenn nun jener Lohn, jener betrügerische Eintausch für seine Sünde ihm zu Theil wird], lbenn’s ihm uneben ist [wenn sein naturgemäß» Todestag noch nicht da ist], nnd sein [Palm-J Zweig [seine Familie, die aus ihm, dem stolzen Palmbaum hervorgewachsen ist] wird nicht grünen ssondern auch dahinwelten]. 48 Hiob 15, 33—35. 16, 1-—I3. 33. Er wird abgerissen werden fgenauerx er, der HErr, wird sie, die Angehörigen des Frev- lers, abreißeuh wie eine unzeitige Traube vom Weinstoch und wie ein Oelbanm seine Blüthe ab- tvirsl [l. Köm 6, 31 Anm. Noch ehe sie Früchte angesetzt haben, wird der HErr die Kinder des Gottlosen niederwerfen, daß sie sammt dem Fa- milienhaupte umkommen] Der shrische Oelbaurn trägt das l., Z. u. 5. Jahr reichliche Früchte, ruht aber das 2., 4. u. S. Jahr aus. Zwar blüht er in diesen Jahren auch, aber fast sämmt- liche Blüthen sallen, ohne Beeren anzusehen, ab. Die Olivenernte ist daher in solchen Jahren eine sehr dürf- tige. Was den Weinstock anlangt, so wird in Syrien alljährlich eine enorme Masse Trauben im unreifen Zu- stande verbraucht. Sowie die Beete nur die Größe einer Erbse erlangt hat, werden in den Haushaltungen fast alle Arten von Speisen mit der Säure derselben zube- reitet. (Wetzsiein.) sit. Denn der sruchlofenj Heuchler Versamm- lung lFamilie und ganze Verwandtschaft] wird einsam bleiben fgänzlich veröden]; und das Feuer [des Zornes Gottes] wird die Hatten [derer] fressen, die Geschenke szur Besiechung] nehmen sdurch Un- recht und Gewaltthat ihren Glücksstatid aufbauen]. 35. Er fein jeder dieser heuchlerischen Gott- tosen] gehet schwanger mit Unglück fdas er ande- ren fort und fort ersinnt], und ihr· Bauch [alle ihre durcheinander gehenden Gedanken, Gefühle und Bestrebungen vgl. V. Z] bringet Fehl [ar- beitet an Betrug, womit sie andere, vor allem aber sich selbst, betrügen vgl. Pf. 7, 15; Jes. 33, II; 59, 4; Hof. l0, 13]. Selbstbetrttg ist das letzte Wort dieses mit so grellen Farben ausgeführten Bildes, das flir Hiob ein Spiegel« seiner selbst und seines theils bereits erlittenen, theils bevorstehenden Geschicks sein soll: Hieb soll wissen, daß das, was sein Jnneres erfüllt, eine große Lüge sei. (DDIktzsch-) Das Its. Kapitel. Hieb bozeuget seine Unschuld. Jluch an der nnn folgenden Rede tjtob's zeigt es ßa), daß die vfrhaudluug im zweiten Gange des Streits heftiger, verwiitrrlter nnd mehr und mehr zur Entscheidung hindrän- gend geworden ist. Sr ungererhtkr nnd liebloser die Freunde gegen Hieb werden, desto größer und schrenkliafer erscl)eiut diesem sein Leiden. Gr überbietet sich in den furrhtbarfieti Bildern, um den plöhlicheu Wrchsel zu schildern, den die über ihn hereingebrochenen Trübfale zur Folge gehabt haben. Wir wissen aus dem Giugaug des Zum, daß Hiob nicht unsthntdig in dies tlktiden genommen iß, sondern daß gerade die Reinigung von unerltanntrn Herzensschiidett den ihm so gnädigen Gott veranlaßten, ihn Satan zn überlassen. Jlber wir wissen auch, daß Hiob seinen Freunden und der ganzen nngliinbigrn Umgebung gegenüber, die lteiu dirrständniß für die hähere Gerechtigkeit vor Gott haben, allerdings ansehnl- dig in diesem Elend iß, daß es für ihn leeln Straflrideu für grob: vergehungem sonder eine Versuchung ist. Wenn daher der Ilnglanbr nnd dir eisilichr Blindheit über ihn, das gerechte Kind Gottes, das reine ijändr fort und fort zu seinem Gott aufhob, den Kopf srhiittelt, spottet und höhnt, das Man! aufsperrt nnd ihm, als einem von Gott Gelt-raf- trn und Genrartcrten, Zaxitrnslreictfe giebt, wenn hiob ßlh den Händen drr Sünder preisgegeben weiß und unter die dlebrlthäter gerechnet sieht, so erfährt er dies alles, ebenso wie die übrigen Gerechten des Alten Hundes, als Vorbild des einzigen Gerechten, deo Eannnes Gottes, wenn er auch nicht in dem Maße ein Typus (Uorblld) aus den tljGrrn Jes um Christum ist, wir dir eigentlichen tljeilsträgen Darum stimmen so viele Stellen seiner Rede, wo er sein Leiden beschreibt, mit den passionspsalmrn W. 35. l09, mit Des. 53 und mit den Erzählungen von dem Eeideu des hErrn in den Gvaugelirn überein. Dies ist das Glut, worauf wir besonders in den folgenden dirdru aufmerksam sein müssen. Jindrruthclls durchbricht gerade jetzt im tief· sten Seeleulridein wo er fiel) gleicherweise von den oitenfihen abgeftoßen und von Gott verstoßen fühlt, der sehwnche glim- meude Glutibensfnnlte in thiobv Herzen die dunttlrn Wolken, welche das guadenreiche Itutllh Gottes ihm verhüllen, und dringt htudurct) zum barmherzigen Herzen Gottes, also daß er bit) vom Gott des Hornes und Grimmes, drr ihn als Feind angefallen und dem Teufel und der Itngliinbigen wie halbglänbigcn ittlasse preisgegeben hat, auf den Gott der rrmtfertigeudeu Gnade beruftz rr ßeht diesen seinen Grlösry drr ihn als unschuldig großer obiissethat rrchlfrrtigen wird, schon in drr Höhe und stehet ihn an, daß er bürg- schaft für ihn leisten solle bei dem Gott, drr ihn als einen Sünder« behaudle, und betheuert, daß alle Schmerzen, ijohn und Spott, ja selbst der Tod ihm nur dazu dienen sollen, daß er desto fester an seinem Gott halte nnd geduldig auf ihn hoffe. hierin aber in Hieb ein leuthteudrs Vorbild für jeden Gliiubigen und dir wahre Gottesgemeindg dir aush in der tiefsten Erniedrigung und nreuzgestaly in ver— höhuuug und Verfolgung von dem Gott, der über ihre Ver— sündigungrn zürut nnd ßr züchtigt, zn ihrem barmherzigen hohem-richtet, der nun) allrnthalben versucht ist, fliehen nnd ßeh durrh die schwersten Leiden uirht von ihrem Gott hin— wegtreibeu läßt, sondern nur desto fester an ihm hält. l· v. 1—l7. Genug habe in) nun dergleichen von euch gehört. wäret ihr an meiner Stelle, wollt ich wohl auct) so herzlos euren Träßer spielen. Jtbrr wie sehr bedürfte ich wahren Trosiest Dem: ob ich selber rede oder schweige, es tröstet mich nicht. Dort) will ich, wenn auch ermattet, klagen, wie sein Zorn mich mitten im Glüolt überfallen nnd zermartert hat, obwohl ich lerin Unrecht begangen und meiu Gebet zu ihm aus reinem Gewissen kam; wie er miet) dem Gespött drr itugläubigen und dem Hohn der falschen Freund: preisgegeben hat, also daß is) in die tiefste Trauer versunken bin. 1. Hieb [der nun wohl sah, daß alle Be- theuernugen feiner Unschuld die Freunde nicht zu überzeugen vermochten, sondern nur in ihrer un- richtigen Meinung bestärktenJ antwortete, und sprach: 2. Jch habe solches [was ihr mir da vor- prediget, damit ich Buße thun foll für Sünden, die ich nie begangen, nun fchon] oft [und über- reichlich von euch allen] geh»or·et: Jllt seid allzumal seiner wie der andere] leidtge Tröster [die mir mein schweres Leid nicht nur uicht tragen helfen, sondern durch Anklagen und Vorwürfe sogar ver- mehren]. »Eure seelsorgerische Praxis ist wohl streng nach eurer Lehre eingerichtet und von tnenschlicher Klugheit einzugehen, aber ohne gcistliche Erfahrung, ohne Ver- siändniß vom Kreuz, von der Versuchung, von der Pein der Sünde und des Zornes Gottes. Denn nur ein Hiob schildert sein Leiden und betheuert seine Unschuld. 49 recht zerbrochenes, gedemüthigtes und zerschlagenes Herz weiß auch fein säuberlich mit einem anderen in seiner Anfechtung umzugehen. Wer was erfahren hat, der kann auch einem anderen Betrübten glauben und hat eine gelehrte Zunge, die Müden recht zu trösten.« s. Wollen [denn] die losen swindigem wahren Trosies und Nuhens für mich baaren] Worte [wie ich eure Reden wohl mit größerem Rechte nennen könnte, als ihr die Meinigen, vgl. nah. 15, 2., noch immer] tein Ende haben? oder ivas macht dich so frech swas an meiner Jammer- gestalt kann dich so aufreizenL also [immer wieder dasselbe] zn reden [und mich armen, bis zum Tod betrübten Mann zu kränken]? 4. Ja) könnte auch wohl [so ohne warmes Mitgefühl und wahres Verständnißj reden, tvie ihr. Wollte Gott, eure Seele wäre keinmal] an meiner Seele Statt; ich wollt soder könnte dann wohl] auch ntit [schönen, aber herzlosenj Worten an euch skunsireiche Redensarten aneinander] sehen, nnd mein Haupt also lfchadenfrohj über euch schät- teln [wie ihr thut und dabei denkt: Was muß dvch Hiob für ein großer Sünder sein, daß ihn Gott mit so schwerer Strafe heimsucht; vgl. Pf. 22, 8; 109, 25; Jer. 18, 16; KlageL 2, 15; Matth. 27, 393 Mark. 15, 29]. s. Ich wollt euch sauch so] stärken [wie ihr mich, blos] mit dem Munde, und mit meinen Lip- hen trösten [ohne daß das Herz dabei wäre; dann würdet ihr wohl erkennen,»wie häßlich euer Ver- halten gegen mich ist]. » s. Aber [ach, wie gerne würde ich wahren Trost annehmen! denn] wenn ich [selber] schon rede [und meinem Herzen durch Klage nnd im Gebet Luft mache], so schonet mein der Schmerz [doch] nicht [und lindert sich nicht]; lasse iciys [aber] anstehen [und fresse mein Leid schweigend in mich Pf. 39, 3], so gehet er sauchj nicht von mir. 7. Nun aber [kann ich weder mit Worten meinen Schmerz lindern, noch schweigend ihn er- tragen; denn seht] matht er [der mir zürnende Gott] mich lnilde fhat er mit seinen Zorngerichten mich so erschöpft, daß ich ohnmächtig erliege], nnd fkeine Seele, die inir lieb ist, ist nahe, mich zu trösten; denn er hat] berstöret alles, was tch bin [genauer: meine ganze Hausgemeindes Die Einzigh die ihm in seiner furchtbaren Einsam- keit hätte beistehen können und müssen, sein Weib, war eistig todt für ihn, sie war aus die Seite seiner Seelen- Peinde getreten (vgl. Kuh. 2., I; 19, 13 ff.). s. Er hat mich [an meinem ganzen Leibe] runzlicht gemacht [vgl. Kap. D, 7 Anm.], nnd Das] zeuget wider mich salso daß ich allen, die mich sehen, als ein bestrafter Sünder erscheine vgl. Kap. 10, 17J, nnd mein Wldershrecher lehnet sich wider mich ans, nnd antwortet wider mich. Die zweite Hälfte dieses Verses hat Luther nach der Vulgata also übersetzt Das Wort MJY bedeutet aller- dings auch lügen, uerlenmdem wonach die Vulgatat »der lügenhafte Verleumder« deutet. Aber nach der Grnndbedeutung des Wortes: »ein-gehen« wird es hier besser nach der ähnlich lautenden Stelle Pf. 109, 24 in der Bedeutung: ,,Abzehrung« gefaßt, so daß dann eine ähnliche Folge des schwarzen Aussatzen wie in der ersten Hälfte, genannt würde. Danach übersetzen die neueren Auslegerx Und es isi wider mich aufgetreten meine Abzehrung und verklagt mich offen in’s Angesicht (als einen auogemachiem von Gottes Ge- richt getroffenen Verbrecher Vgl· Kap.4, 7 Anm.). Denn je weniger irgend eine äußere Ursache, wie Erbiichkeit oder Ansiecknng, für die Krankheit Hiob’s vorlag, desto klarer mußte er seiner Umgebung als ein von Gott Be· strafter erscheinen. I. Stil! [d. i. Gottes] Grimm [zer-] tkißkt smich gleichwie ein wiithender Löwe, vgl. Kap. 10, IS; Hof. S, 1], und der mir gram ist [wört- lich: und sein Zorn verfolget mich und er] beißet svoll grimmen Zornes] die Zähne über mich zusammen [Ps. 35, IS; 112, to; Klagen 2, 16J; [als] mein Widersacher fnutelt [er] mit seinen Augen ans mich swetzet seine Blicke, um mich bald zu durchbohren]. Die Formen der Gegenwart in V. 8 u. 9 schildern Ereignisse der Vergangenheit, die in der Gegenwart noch fortdauernz denn Hiob will beschreiben, wie es zu diesem elendenZustand, in dem er nun dauernd sich be- findet, mit ihm gekommen ist. 10. Sie [aber, die mir ehedem untergehen waren, meine Frömmigkeit haßten nnd neidifch waren auf den göttlichen Segen bei mir, freuen sich dieses meines Sturzes;] haben ihren Mund szum Hohn und Spott Pf. 22, 8; 35, 21] auf- gesperrt wider mich, nnd haben mich schmählich sunter SchmähreDenJ auf meine Backen geschlagen kJel so, s;- Joh. 18,22; 19,3J, sie have« csich zusammengerottet wider mich und] ihren Muth mit einander an mir getühlet [s. Many. 27, 27]. 11. [und nicht genug, daß ich seinen Zorn gegen das Zeugniß meines Gewissens auf mir lasten fühle] Gott hat mich [auch nochJ übergeben dem suebermuth der] Ungerechten, und hat mich in der Gotilosen Hände kommen lassen sdaß sie jetzt höhnisch über mich trinmphiren s. Jes. 53, 12]. 12. Jch war reich [lebie in glückiicher Zu- friedenheit und Ruhe, reich begnadigt vom HErrn und hochgeehrt von den Menscher] aber er hat mich [mitten in meinem Frieden iiberfallen und gänzlich] zu nichte gemacht; er hat mich beim Halse genommen, [in die Höhe gehoben] nnd [mit aller Gewalt] zerstoßeiy und hat mich ihm zum Ziel auf- gerichtet [nach welchem er all seine Zornpfeile: Krankheit, Schnierzem Feindschaft, Krieg, Hohn und Spott, Verlust des Liebsten und Besten, inne- ren Unfrieden, abschießen wollte KlageL Z, 12]. · is. Er hat mich umgeben mit seinen Schützen [genauer: Es haben mich seine Pfeile um- schwirrth er hat meine Nieren zerspalten smein innerstes Leben mit seinen Zorngeschossen verwun- 50 vers, er hat meine Galle sdurch solche Todeswuku den] auf die Erde geschüttet sdaß mein Saft ver- trocknete, wie es im Sommer dürre wird Pf. 32, 43 Klagel 2, 12]. 14. Er hat mir eine Wunde über die andere gemacht; et ist [gleichwie gegen eine Mauer] an mich gelaufen, wie ein Getvaltiger [ein gewappneter Held, und hat mir eine Bresche auf die andere geschvsssvl II. Jch [aber] hnhe [darauf in tiefster Seelen- traUerJ einen Sack« um meine [mit harter Kruste iiberzogene und verunstaltete] Haut genährt, und habe [mein Haupt mit Staub und Asche bedecket lind damit] mein Horn kaltes, was ich bisher an Macht und Ehre besaß] in den Staub gelegt [und besudelt, wie es ja zu Schanden geworden war] V) Ein Trauergewand von groben, wahrscheinlich schwarzen Ziegenhaarem vgl. 1. Mos 37, 34 Anm. Its. Mein Antlitz ist [überroth und] geschtvollen von Weinen, und meine Augenlider sind sdadurch fast bis zur Erblindung] verdunkelt [uud mit Todes- schatten umlagert vgl. Pf. 6, 8; 38, 10; KlageL Z, 17]; 17. Wiewohl kein Frevel in meiner Hand ist sich mich rein weiß von schnöder Ungerechtigkeit and Gensaltthat], und mein Gebet ist rein sohne Heuchelei aus einem gläubigen Herzen hervorge- gangen, also daß ich nicht noth hatte, wie über ein fchweres Verbrechen Buße zu thun und Leid zu tragen vgl. Kap. 12, 4; Jes. 53, 9]. El· v. 18 — DE. Wenn ich nun den Tod erleiden werde, dann utiissr nceiu unschuldig vergosfenes Blut immerfort um uache und Zewrisung meiner ilnsrhnld zu dem Gott emporsehreiettz den sthon jrht mein thränendes Zeuge be- reit sieht, fiel: meine Unschuld zu Zeugen nnd einzutreten, während meine Freunde meines ringt-irrte spalten. O inöge er en thun, ehe mein kurzer Erben ablänftl 18. Ach, Erde [du Zeugin aller Ungerechtigkeit und Bosheit, die auf dir geschieht], verdecle mein sunschuldig vergossenes] Blut swenn ich nun sterben werde] nicht ssondern laß es nuaufhörlich um Rache Hesek. 24, 7 f. und Entdeckung meiner Un- schuld zu Dem schreien, in dessen Augen der Tod seiner Heiligen werth gehalten ist Pf. ils, 15]! und mein Geschrei sdas von meiner Seele im ver- gosseneu Blute ausgehet] müsse [wie Abels l. Mos. 4, 10 und aller getödteten Gerechten Lnc. 11, 50 s.; Offenb 6, 8 ff., ja. wie Christi Blut Hebr. 12, 244 zum Throne deß empordringen, der ge- recht richtet, und] nicht Raum lkeine Ruhestättej finden [da es unerhört und ungerochen verstnmmen miißte]! « Das Blut, als in welchem die Seele ist (3. Mos 17, 11), ist Gottes besonderes Eigenthum; er tvill es, wo es unschuldig zur Erde vcrgossen wird, heimsuchrn, und die Erde wird es nicht aufsaugen, bevor es von Gott erochett ist. Unbedeckt und fort und fort um Rache fchreiend liegt es da; so auch das Blut des aller- Hiob us, 14—-22. 17, 1--7. höchsten Gerechten, des unschuldigen Gotteslammes. Sein Blut schreit stellvertretend zum Vater: Barmher- zigkeit! Barmherzigkeit! für die ,· welche, vom Teufel er- schlagen, gerne leben möchten; aber es ruft: Rache! Rache! gegen die, rvelche ihn verwerfen und abermals kreuzigen. Aus sein am lantesten schreieudes Blut isi aber das aller Gerechten, die von Abel an unschuldig getödtetwordeti sind, ein Vorbild. Auch ihr schreiendes Blut wird erhöret werden, wenn auch erst am Ende der Tage. —— Zu wem aber soll Hiob’s Blut um Rache schreien nnd gegen wen? Zu dem Gott, der nach seiner Meinung ihn als blutdürstiger Feind verfolgt und tm Begriffe steht, ihn zu tödten? Welch ein kühner Glaube ringt sich aus der mit Todesnacht umdüsierteu Seele empor! Ja, gewiß, Gott selbst wird sein Bluträcher sein (Kap.19, 25); aber nicht der Gott, den seine Ver- suchung ihm vorgemalt hat, sondern der rva re barm- herzige Gott, der nicht ans ungerechter Willkür, sondern aus Liebe ihn in dico Triibsalsfeuer geführt hat, und den Hiob’s Glaubenslicht jetzt deutlicher und immer deutlicher zu erkennen beginnt. — Der Gott, der iob als eilten Schuldigctt dem Tode preisgiebh und der ott, der ihn sund wenn es erst nach dem Tode wäre) nicht ungerechtfertigt lassen kann, treten auseinander und schei- den sich, wie Finsterniß und Licht aus dem Chaos dcr Anfechtung heraus. (Delttzsch.) 19.» Auch Ueht schon, da ich· noch lebe] siehe da, mein Zeuge [der große, herrliche Gott] ift im Himmel [bereit, meine Unschuld zu offenbaren]; und der mich tenuei [und bessercals alle vertreten kann] ift. in der Höhe [vgl. Kap. II, 25]. 20. Meine Freunde [die am ersten unter den Menschen meine Unschuld bezeugen könnten und niüßtenj find meine Spötter; aber mein [sehn- süchtrg aufschauendesj Auge thranet zu Gott [dem allerbesten Freunde] U. Wenn ein Mann ibnnte mit Gott rechten, wie ern Menschenkind mit seinem Freunde! Der Vers sieht in innigem Zusammenhang mit dem vorhergehenden und enthält das Verlangen des zu Gott thränenden Auges. Derselbe lautet genau nach dem Grundtext: 21. szu ihm siehet mein GiaubensaugeJ Daß er smein gerechter und barmherzigen Fürfprecher und Blute-Wer] entscheide für smichJ den sunschuldig verfolgten] Mann fund meine Unschuld darIegeJ ge- genüber [dem] Gott Idee« mich mit seinen Zorngerichs ten überschüttet i)at,] und für [mich,] das [von Allerx so verachtete] Menschenkind gegenüber seinem Freunde [d. i. den drei Freunden und ihren Genossen, die mich ais einen bestraften Sünder ansehen und mir die Buße eines Gefallenen predigen] Dies ist ein gar hoher und geistlicher Wunsch aus Hiob’s Herzen, der ihm vom heil. Geist einge eben ist. Er bekeunet, daß Gott felbst es ist, der ihn o in den Staub geworfen hat: nun wünscht er, daß Gott selbst sich auch seiner gegen Gott annehme und ihn vor Jhm selber rechtfertige Dies ist ein guter Wunsch denn der ist in Christo erfüllt, und das Geheimniß unserer Recht- fertigung vor Gott gegen Gott geht durch alle wahre Offenbarung. (Diedrtch.) Vgl. L. Cor. Z, 18. II. 22. Aber sacht daß er dies mein Flehen er- hörete, ehe] die [wenigen, mir zum Leben] bestimm- Hiob’s schwach glimmendes Glaubenslicht wird stärker. 51 ten Jahre find szum Ende] kommen swas nun in Bälde geschehen sein wird]; nnd ich gehe [dann] hiu [in das sinsiere Reich der Schatten] des Weges, den ich nicht wieder kommen werde [vgl.Kap.10, 20. 2l]. .So wird Hiob hier Propbet des Ansgangs seiner eigenen Leidensgeschichth und über seinem Verhältnis g« Gott und den Freunden, von denen jener ihn dem ode eines Schuldigen preisgiebt und diese ihm das Urtheil eines Schuldigen sprechen, schwebt die nun durch die Finsternis hindurchgcbrochene Gestalt des Gottes der Zukunft, von dem Hiob gläubig erwartet nnd ersieht, was der Gott der Gegenwart ihm entsteht. (Delitzsch.) Die Kraft des Zeugnisses des heiligen Geistes in seinem Her en erweist in diesem gläubigen Dnlder sich über- mä its, nicht nur wider den Augenschein und das sinn- ltche esühl, sondern auch wider die wirklichen Offen- barungen des göttlichen Zornesz sein Vertrauen beharrt dabei, daß aller seiner Leiden ungeachtet der scheinbare Widerspruch durch niemand anders, als durch Gott selbst endltch werde gelöst werden. Dieser leuchtende Glaubens- blick ist aber hier und im Näehstfolgeudelr nur wie ein schnell aufblitzendes, aber wieder in die Nacht unter- tauchendes Licht (vgl. Katz. 14, 13 ff.); die folgenden Klagen offenbaren von Neuem ein dumpfes Htnstarren in die Verzweiflung. Dennoch aber kehren solche Glau- bensblicke im Folgenden noch immer stärker wieder und deuten auf den anfangenden Gewinn, den Hiob aus seinem Leiden schon jekt og, und auf die Lösung des ganzen, großen Näthse s hin. (o. Gerlach.) Das U. Kapitel. sind erzählt sein Elend nnd Unschuld noch weiter. M· V. l——5. Tod und Verwesung stehen mir bevor, nnd die Freunde höhnen mein; drum, o Gott, werde du mein siirge bei dir selber! Wer anders, als du, leiinnte meine Rechtfertigung mir versprechen? Denn meine Freunde Iud verblendet; darum wirst du sie nicht über mich trtumohiren lassen, sondern vielmehr gerecht bestrafen. I. Mein Odem ift schwach [und zeigt schon mein herannahendes Ende durch Erstickung an s. Kap. 7, 155 19- 17], und meine [Lebeno-] Tage sind ahgeiiirzt fgenauerx erloschen], das Grab ist da [nur ein Schritt noch trennet mich von ihm Pf. 88, 4]. » Z. Niemand ist von mir get-rascher, noch muß mein Auge darum bleiben in Betrübnis. So nach der Vulgata; nach dem Grundtext genauer: 2. Wahrlich, Verhöhnung umgiebt mich sdeun was anders, als Spott und Hohn über mein Unglück ist’s, wenn ihr mir, dem Sterbendem Vorspiegelungen von einem langen, glücklichen Leben Macht«-«] und mein Auge muß dazu [noch] bei ihrem Hadern sihren gehctfsigen Reden] Verweilen [ohne sich erquicken zu können] z. Ob du gleich einen Bürger für mich wolltest sehen [genauer: Darum wende ich mich von ihnen hinweg zu dir, o Gott! O sehe doch ein Un- terpfand meiner Unschuld ein, sei du Biirge für mich bei dir selber« Kap.16, Si; Pf. III, 1225 Its« IS« 1413 wer will [fonst] für mich [Bürgschaft zu leisten durch Handschlag mir] geloben fals du selbst, o Gott]? L) »Gott ist in zwei Personen gedacht, als Richter einerseits, der Htob wie einen Strafwiirdigen behandelt, und andererseits als Bürge, gnadenreicher Fitrsvrecher und Erbarmen welcher vor dem Richter für die Unschuld des Leidenden sich vervfändet und gleichsam Caution stellt.« Ein wunderbar dcutliches Vorbild der Piittleri schast des HErrn Jesu Christi, »der Genugthuung durch Gott vor Gott« (vgl. L. Cor. Z, l8 f.; . Joh. 2, 1 . Allein zu dir, HErr Jesu Christ, mein Hoffnung steht aus Erden! Jch weiß, daß du mein Tröster bist; kein Trost mag mir sonst werden. Von Anbeginn ist nichts erkorn, auf Erden war kein Mensch geborn, der mir aus Nöthen helfen kann: ich ruf dich an, zu dem ich mein Vertrauen han. V. l. (Joh. SchneestngJ 4. [Von Menschen, selbst von meinen Freun- den kann ich solches nicht mehr erwarten, denn] Du hast lzur Strafe für ihre felbstgerechte Heuchelei] ihrem Herzen den [rechten] Verstand [von dem Zustand meines Herzens und von der Bersuchung in Trübsalen, wie durch einen Vorhang] verlock- »gcu, darum wirst du sie nicht [über mich] erhöhen süber mich triumphiren lassen dadurch, daß du am Ende ihren Wahn von meiner Schuld öffent- lich bestätigtest]. s. Er titbmet wohl seinen Freunden die Uns- beute [richtiger: Wer, wie ihr, seine Freunde als Beute öffentlich ausbietet und preis- giebt Kuh. 6, 27., der wird für solche treulose Verleugnung der Liebe der göttlichen Vergeltung nicht entgehen, sie wird ihn auch an seinem Lieb- sten strafen]; aber seiner [genauer: dessen] Kin- der Angen werden verschmachien [sich auch vergeb- lich nach Liebe und Erbarmung umsehen vgl. Kap. u, 20; 2. Prof. 20, 5]. W· v. 6—16. Gott hat mich zur Verachtung der Welt gemacht; darum verzehre ich mich in Gram, und die Frone-neu entsetzru Ich. So) aber halte fea au meiner Gerechtigbeii nnd werde nur noch stärker in meinem Gott. fanget nur von Ueurm an mit euren verheisungovolten tlußuredigtenz ihr bleibt doch Thurm. Ita- Grgentheil von euren Hoffnungen tu schon eingetreten und vermitte- ltrht sich immer mehr; meine einzige Hoffnung ist du: Tod, und das tu lkeine Hoffnung. s. Er [d. i. Gott] hat mich [und meinen Namen] zum Spriihlvort [damit man einen von Gott gestraften Heuchler höhnisch bezeichnet] gute: den Leuten [in meinem Lande] geseszt [ogl. Kap. 12- 4; Ps·44- 155 69- 12J- UUD lich] muß ein Wunder [ein Gegenstand des allgemeinen Abscheus, den man in’s Angesicht verspeit] unter ihnen sein [Matth. 27, 29. 30]. 7. Meine Gestalt fsonderlich mein Auge, des Leibes Licht] ist [in Folge dieser tiefen Herab- würdigung und SchmachJ dunkel worden fund er- loschen] vor sGram und] Trauern [Kap.16, 16], nnd alle meine Glieder find [steisch- und kraftlos] 52 Hist» 17, 8—-1s. 18, 1—-4. lvie ein Schatten [der nur Schein ist und kein bleibend Wesen hat, vgl. Pf. S, 8; 31, 10]. 8. Darüber werden die Gerechten »[wenn sie meine elende Jammergestalt erblicken] nbel sehen [erstaunen und sich entseßen, wie solch Räthsel zu lösen sei, daß ein Frommer von Gott so geplaget wird, vgl. Pf. 73, 16; Jes. 52, 14], nnd die unschuldigen [die sich von der Welt unbefleckt er- halten haben] werden sich sehen sinnerlich aufge- bracht fühlen] wider die Heuchler sdaß es ihneii trotz ihrer Gottlosigkeit so gut gehet Pf. 73, 12 ff.]. D. Der Gerechte ·[aber, der, wie ich, von Gott zur Hölle geführet wird und seinen Zorn erfahrt, zittert uiid bebt zwar an Leib und Seele unter den Schlägen des Alleinheiligem aber er] wird seinen fnach seiner innersten Erfahrung zur Seelen Seligkeit führenden] Weg [der Gottseligkeit und Wahrheit fest] behalten, nn der [seinen auf Herzens- erfahrung ruhenden Glauben bis zu solchen Zeiten großer Anfechtung in einem Wandel] von reinen Händen fbewährt hat,] wird sgeradedurch das liebe heilige Kreuz] stark bleiben [und seines Lebens Wurzeln noch tiefer in Gott und sein heil. Wort hineinfchlagens Mit solchen Worten bewährt Hiob, wie alle, die durch ähnliche Vcrfuchungen hindurch vollendet werden, die göttliche Geduld, die Jakobus (Jak. 5, It) selig preist, schlägt die Hoffnung Satans, daß Niemanduus wahrer Liebe zu Gott fromm sei und durch Trtibsal bald ziini Abfall gebracht werde (Kap. 2, 5) zu Boden und straft den Vorwurf der Werkzeuge Satans, der halbgläubi en Scheinfreundh als zerftöre er die ivahre Gottesfurcht (Kap.15,4) Lü en (vgl. Pf.73, 23-sz;26). Je größer Kreuz, te ftärksrer laube; die Palme ivachset bei der Last; die Süßigkeit fieußt aus der»Traube, wenn du sie wohl gekeltert hast; im Kreuze wachfct uns der Muth, wie Perlen in g·c·salzncr·Fluth. (Benf. Schmoll- Je größer Kreuz, je naher Himmel —- V. 3). Wenn auch die Gerechten, sagt Calviih den Weg, den sie be- treten. mit Dornen und Disteln übersäeh von Felsen nnd Gruben gehindert sehen, sollen sie doch im Dienste Gottes beharren. Wenn es nicht so wäre, welche Be« Währung und Prüfung unseres Glaubens würde Vor- handen fein? Wenn unser Weg durch einen lieblichen, ergötzlichen Garten führte« wenn wir nur Angenehmes im ganzen Leben erführen, wer könnte dann behaupten, er diene Gott von Herzen? Wenn uns aber Gott das Gegentheil von dem, was wir wünschen, zusendet, also daß wir bald durch Koth, bald über Berge und Felsen, bald durch Dornen, bald durch Gruben hingehen müssen und doch kein Ende unserer ·Mühen erreichen, das ist eine schwere Versuchung für die, wclche Gott mit ganzem Eifer dienen. Und warum ist’s so sehr schwer? Weil ivir noch nicht ckgcleriit haben, uns selbst gänzlich zu ent- sagen. Wer fi aber noch nicht gewöhnt hat, alle feine Gefühle und feinen ganzen Willen dem Dienste Gottes änzlich zu unterwerfen (wcnn es ihm auch recht schwer ällt), der weiß noch nicht ganz, was erecht und gläubig sehe« heißt, -— Hieb erscheint im Li te des N. T. als ein Vorbild desjenigen, welchcr gleicherweise leidet, damit Satan fein Recht bekomme, woran er u Schandcn wird· welcher auch ein Leiden zu tragen hat, das an stch Wesen und Gestalt des Zornes Gottes, aber in Gottes Liebe seinen Beweggrund und Endzweck hat; der ebenso von den Menschen vertannt und verhöhnt wird, um zuletzt erhöht zu werden und fürbittend für die einzutreten, die ihn höhnten und verkannten, wobei freilich der unendliche Abstand zwischen dem Vorbild und Urbild nicht zu vergessen ist. (Delitzsch.) Vergl. Eint. zu Kuh. 16. 10. Wohlan [denn], so [will ich auch fest- stehen in meinem Gott, den ich so manches liebe Mal erprobt habe; ihr aber, die ihr mir eine goldene Zukunft irdischen Wohlergehens ver-heißer, falls ich eurem Rath und Willen folge] lehret euch [nur] alle [wieder] her [zu mir] nnd konltnei [wieder mit euren Bußpredigten]; ich werde doch keinen Weisen [der Gottes Heil recht kennete und die tiefe Bedeutung der Leiden für die Gläubigen aus der Erfahrung verstünde,] unter ench finden. 11. [Jhr verheißet mir ein langes Leben, falls ich meine von euch vermuthete Sünde be- kenne und Buße thue; aber fehet ihr denn nicht, daß] Meine [Lebens-] Tage find vergangen, meine Anschläge [und Hoffnungen für dieses Leben] find fdurch Gottes Schwert, das mich verwundet hat, zerschnitten und] zertrenneh die [ganz mit mir verwachsen waren und als Lieblingswünfchd mein Herz besessen haben. fJch habe sie längst aufge- geben und habe nichts mehr zu hoffen für dieses Leben]. 12. Und [sie, die mich fast fchon Geftorbenen so thöricht zu trösten unternehmen] haben ans der Nacht [des Unglücks, die mich umgiebt] Tag [fonnenhelles Glück, das sie mir für die Zukunft verbeißen] gemacht, nnd ans dem Tage Nacht [ge- nauer: und sagen, lichter Tag sei nahe, während immer dichtere Finsternis; des Todes, dem ich mit schnellen Schritten entgegengehe, hereinbricht]. 13. Wenn ich gleich lange harre [wenn irgend welche Hoffnung noch in meinem Herzen wohnt], so ist [es die auf meine Auflösung; denn es ist] doch die Hölle [Kap. 7, 10 Anm.] mein Haus [darin allein ich Ruhe vom Schmerz der Seele und des Leibes finden werde], nnd tin Finsternis fdes Todtenreichss ist [von mir in Gedanken fchon] mein Bette gemacht: la. Die Verwesung heiße ieh sfchonj meinen Vater, nnd die Wurnier meine Mutter nnd meine Schtvestet sMeiii elender Zustand hat mich mit dem Moder und den Würmern so vertraut gemacht, daß sie mir nichts Schreckendes mehr haben; ich bin mit ihnen aufs nächste verbunden und werde ihnen baldigst ganz zufallen] 15. Was [in aller Welt giebks für mich auf dieser Erde sonst noch zu hoffen, und worauf] soll ich fnochjs harren? nnd wer achtet mein Hoffen lwer von euch kann ernstlich daran glauben, die von euch mir vorgefpiegelte Hoffnung noch erfüllt zu sehen]? 16. Hinunter iii die [festverfchlossene] Hölle wird es [mein Hoffen, das allein ich noch hege, Bildad’s L. Rede gegen Hieb. 53 baldigst] fahren und [dort] tvird [es zusammen] mit mir im Staube [der Vernichtungj liegen sda wird dann diese meine Hoffnung des Todes zum Tod aller meiner Hoffnung werden]. Gerade in dieser Hoffnungslosigkeit zeigt sieh Hiob’s Glaube tn seiner rechten Größe. Er eht dem Tode entgegen und erliegt dem Tode allem Ankichein nach als ein Sünder, während er doch sich als Gerechter weiß. Jst es nun da nicht Glaube und Treue gegen Gott, daß er, ohne um Genesung zu Reben, sich an dem Einen enügen läßt, daß Gott sich zu ihm belenne? Die Ver- geißungen der Freunde hätten auf anderem Grunde ruhen müssen, wenn er die Freudigkeit haben sollte, sie sich zuzueignen. Er fühlt sich unabänderlich dem Tode preisgegeben, und wie aus der Tiefe des Hades, in den er hinabstnth streckt er nach Gott seine Hände aus, nicht daß er ihn dem Leben erhalte, sondern daß er ihn vor der Welt für den Seinen erkläre. Soll er auch sterben, nursden Tod eines Verdammten will er nicht sterben. Und sollte es ihm dabei um die Rettung feiner Ehre zu thun sein? Nein, zuletzt um die Ehre Gottes, der den, der in aller Treue ihm zugekehrt ist, unmöglich wie einen Frevler verderben kann. (Delitzsch.) Das 18. Kapitel. Rildad ntischet Hist) unter die gottlosen Von der L. Rede Zitdad’s, des zweiten Freundes, gilt dasselbe, was von der L. Rede des Eltphas (nap.15); auch nnd es wesentlich des Eliohas Gedanken, die sildad, nur anders geformt, anssuhrt Die Schilderung des gänzlichen Untergangs des Frei-tm, die auch er ohne jegliche sei— mtschung einer derheißuug sur den Fall der ttmlrehr hiobs (ugl. Lan. it, W) giebt, iß schanerlich grelt, feierlich pathe- ttsch, wie es dem gesireugen tinßprediger mit mengte, stolzer Kmtsuiieue uud nharisäiscljem Selbltgefiihl zukommt. nichts— destowruiger in sie sit-du und, an sich betrachtet, auch wahr; uumahr wird sie nur due-h die Zuwendung aus hieb, die Zitdad setbß durch verdeckte, aber doch leicht erkennbar eiugrsiochteue Ziige aus dem Schiaesal titolrs und seiner Kinder macht. I· d.1—lt. wie lange willst du uns als thdrilht ver— achten nnd gegen die göttlich: weltordnung leidenschaftlich anstiirnieni Ver Frevler geht doch zu Grunde; darauf ist alles in der Welt angelegt. I. Da antwortete Bildad von Suah [Kap. 2- 11 Anm., verdrießlich über die lästig langen Reden Hiob’s und aufgebracht durch den Vorwurf der Berblendung Kap. 17, s] nnd sprach: T. Wann ivollt ihr« [du und deines Gleichen, die ihr euch für die allein Gerechten und From- men ausgebt und alle anderen für gottlos und einstchtslos haltet vgl. Kap. 12, 2] der [langen] Rede [endiich] ein Ende« machen? Merlet doch swerdet erst vernünftig, wie wir drei, die wir in unserem Urtheil gänzlich übereinstimmenL darnach wollen tvir Miteinander] reden [und werden uns eher verstehen]. ·) Bildad beginnt hier zu begreifen, daß hinter Hiob eine große Schaar Gleichgesinntey nämlich die ganze wahre Gemeinde des HErrn, deren Herrlichkeit auch unter einer Jammergestalt voller Trlibsale und Ver« suchungen des Satans verborgen ist, stehtsz Jhr gegen- iiber hat die Welt zu allen Zeiten neben ihrer gerühm- ten Rechtschasfenheit ihre Weisheit, Bildung und Auf« klärung geltend gemacht. —- ") Das hebräiscbe Wort DIYYP wird von den Neueren einstimmig nicht von Ho» (das Ende), sondern von PHJH abgeleitet und nach dem Arabis en mit ,,Jagd« wiedergegeben, womit auch die Ue ersetzung der Vulgata übereinstimmi. Dann wäre der Sinn: Wie lange wollt ihr aus Worte Jagd machen, aus bloßer Freude an Worten, wenn sie auch noch so gehaltlos wären, fortreden, und nach Worten haschen, die keinen Nutzen haben (vgl. Kap. 8, 23 19, 2)? und es läge also das Bild von der Freude. die das Jagen auf das Wild an stch gewährt, auch wenn es wenig oder keine Aus· beute liefert, zu Grunde. Z. Warum werden wir [ drei von deines Gleichen] geachtet wie [unverniinftiges] Vieh, nnd find so unrein [besser: verdammt oder vernagelt] vor euren Augen fdaß unsere beste Weisheit von euch für Thorheit gehalten wird Kap. 17, 4. 1017 4. Willst du vor Bosheit bersten? [Du thust dir selbst den größten Schaden; denn du zerfleischest selbst — nicht Gott thut es, wie du Kap. 16, 9 meinst —- dein eigen Leben mit solch leidenschaft- lich zornigem Gebahren gegen das über dich ver- hängte Geschick, unter das du dich bußfertig beugen solltesi]. Meinest du, daß [Gott seine unabänder- liche sittliche Ordnung, nach welcher Frevler stets zu Grunde gehen] unt deinetwillen [aufheben sollte? Du kannst das doch so wenig erwarten, als daß] die suach Gottes Weltordnung zur Wohnung der Menschen bestimmte] Erde [dir zu Gunsten von ihnen] verlassen werde, und der [wie Gottes Ord- nung selbst feststehendej Fels von seinem Ort soci- nem Unmuth zu Gefallen] versehi werde? Luther’s Randglosse: Gott wird’s mit dir nicht anders machen, denn mit allen anderen, und seine Weise nicht lassen um deinetwilleiu —- Allerdings ändert aber Gott der HErr um feiner auserwählten gläubigen Kin- der willen, denen er die Verheißun gegeben hat, auch seine nach dem scheinbar eisernen, fe stehenden Gesetz der Vergeltung eingerichtcte Weltordnung, aber nur in Christo, der ihre Strafe auf sich geladen. Nach Bildad’s und seiner Gesinnungsgenossen Willensmeinung wäre es nie zur Erscheinung der Freitndlichleit und Leutseligleit Gottes in dem HErrn Christo ekommem Wenn nun der Teufel oder seine Helfershel er einem im Trübsalsi ofen schwitzenden Kinde Gottes so mit dem Gesetze dro- het, so soll es antworten- »Mein HErr Christus, mein Erldser und mein Heiland, hat mich durch sein rosen- farbenes Blut in der Taufe von allen meinen Sünden abgewaschen und mir seine Unschuld und Gerechtigkeit aus Gnaden geschenkt und mich zum Miterben seiner himmlischen Güter gemacht. Daß mich nun mein lieber Gott so hart an reift, das thut er nicht als ein Feind, sondern ais ein ater, er meine« väterlich und herzlich; denn so hat er mit seinen Heiligen allen von Anbeginn umgangen und gespielt. Denn ob er wohl auch feine Kinder um der Sünden willen züchtiget und straft, so will er dennoch Vater bleiben und sein väterlich Herz nicht von Rnen abwenden und gegen die zeitlichen Strafen und uthen läßt er ihnen vie herrlicher, geistlicher Wohlthat widerfahren.« (Weller.) 54 Hin) 18, 5—21. b. Auch [wenn du noch so sehr tobsi und eine Umkehr der göttlichen Ordnung forderst, wird’s doch beim Alten bleiben: es] wird [stets] das Licht der Gottlosen verlbfchen [ihr Glück, als dessen Abbild der Araber im Sprichwort noch jetzt die in seinem Zelte brennende Lampe beirachtet, neigt sich plötzlich dem Untergange zu], und der Funke [genauer: die leuchtende Flamme] seines Feuers [das trau- liche Wärme und Helle in feiner Wohnung ver- breitete] wird nichi [mehr] leuchten. s. Das Licht wird [dann] finster werden in seiner Hütte, und seine Leuchte [die an der Decke seines ZeIiesJ über ihm [hänget] vetlöfchen [vgl. Kap. 21, 17; 29, Z; Pf. 18, 29]. 7. Die Zngcinge feiner Habe srichtigen feine sicheren, kräftigen Schritte, mit denen er bis- her bei der Ausführung seiner Bosheit sorglos und ohne ein Hinderniß zu kennen, einherging] werden [in Folge feines sich zu Ende neigenden Gcückastandesj schmal werden kweir er nicht mehr wagt, rasch vorwärts zu schreiten, in steter Furchi, an etwas zu stoßen und zu fallen], nnd sein [eigener, ohne Gott« gefaßter, übermüthiger] An- schlag swodurch er seine Machi zu vergrößern und die Gerechten zu unterdrücken unternimmt] wird ihn stillen. 8. Denn et ist [genauer: wird -—- gegen seinen Willen und doch] mit seinen [eigenen] Füßen in sden Fang-J Strick sder göttlichen Ver- geltung] gebracht [rennt selbst in sein Unglück] und wandelt [ohne es zu wissen, fortwährend] im [genauer: über -—— das von Gott selbst ihm ge- flochtenej Reh [h»in, also daß er sich plötzlich san- gen und zu Falle kommen wird]. I. Der [Fall-] Strick wird seine Fersen lplöss lich packen und fest] halten, und die Thirrstigen [vgl. Kuh. 12, s; richiiger: die Schlingen] werden ihn erhaschen [und fest knebeln, daß ihm keine Möglichkeit bleibt, wieder zu entkommen] 10. Sein Strick ist [von Anfang an für ihn] gelegt in die Erde, nnd seine Falle auf feinen Gang sdaß er sich, er mag beginnen, was er will, end- lich dem Verderben selbst ausliefern muß]. II. Um und nnt wird ihn [se näher ihm der Untergang rückt] schrecken plöftliehe Furcht [Schreckens- Gedanken und -Erscheinungen als Vorgefühl des Kommenden], daß er nicht weiß, wo et hinaus foll [weil ihn solche Anzeichen feines Sturzes, wie Gespenster, auf Schriit und Tritt verfolgen und scheuchen, vgl. 3. Mos. 26, 36]. Also ist alles in der Welt darauf angelegt, den Frevler mit Schlingen und Fallen zu umgeben, in die er, nach welcher Seite er fich auch wende, sallen muß, anz ähnlich, wie Biidad auch in seiner l. Rede in dem ilde des ohne Wasser rasch vertroeknenden Schilfes leichfam die Naturnothwendigkeii des Untergangs der Frevler hinsielitr. (Schlotiinaiin·) II« V. til-It. per srlsreneiirhsie cod trisst deu Frevler, selbst seine Wohnung wird durch Jersörungglträfte net— nur«-set; and) sein Geschlecht nnd sein Gedächtnis wird ein-gerettet. stille seine Zeitgenossen erschretiien nnd sei-an- dern vor seinem Schüssel. 12. Hunger wird« seine [ecnzige] Habe« sein, und Unglnei wird Ihm bereitet fein nnd anhangetn «) Die Zukunsisformeit in diesem und allen folgen- den Versen bis zum Schiuß des Kapitels sind nach dem Grundtext Formen der Gegenwart; es wird in ihnen eine lebendige Schilderung der von Stufe zu Stufe fortfchreitenden, gänzlichen Vernichiung des Gotilofen gegeben. — IV) Das Wort sie, von Luther hier mit ,,Habe« übersetzn bedeutet allecdings gewöhnlich «Kraft, Besitz, Habe«. Jedoch paßt diese Bedeutung hier weder recht in den Zusammenhang, in welchem von dem wirk- lichen Eintritt des Untergangs des Frevlers die Rede ist, noch auch in den Parallelismus (f. Z· Sam 1, 27 Auen-A Es ist deswegen sie am besten nach der spri- schen Ueberfetznng als unvollständige Schreibart (scrjptio defectiveah für site, zusammengezogen aus sitz swie niD aus Weg) in der Bedeutung ,,Unheil, Untergang« zu nehmen. Jn der zweiten Vershälfte giebt Luther iyssgs ,,zu seiner Seite« frei wieder durch ,,cs wird ihm anhangen«. syst; bedeutet aber auch ,,Schaden, Fall«, so Pf. 35, 153 38, 18. Da nun die Septuaginta auch in diesem Sinne are-Ende Skala-os- überfetzt und diese Bedeutung des Wortes weit besser in den Zusammen- hang paßt, als »Ja: Seite«, so ist es wohl besser, mit den neueren Auslegern darnach zu übersetzen: 12. Sein Untergang ist hungrig nach ihm seilet herbei und überfällt ihn schnell], und das Unglück sieht bereit zu seinem Fall fihn zu Fall zu bringen] 1s. Die Starke sdie starken Glieder] feiner Haut wird verzehrei werden«, und feine Stärke sseine Glieder] wird verzehren der Fnrst des Todesit «) Luther übersetzi hier die passive Form, während im Grundtext ebenso, wie in der zweiten Vershälfie die active steht; dadurch ward er auch irre geleitet, »die Stärke« als Subject zu fassen, was doch in beiden Vershälsien »der Fürst des Todes« ist. Es geht aber so sowohl die Kraft und Schönheit des Verfes, als theilweise der rechte Sinn verloren. ·— IN) Nach dem Hebt« ,,Ersigeborner des Todes« Die Krankheiten sind als Kinder des Todes gedacht, wie auch die jetzigen Araber sie rioch nennen; diejenige Krankheit aber, die alle Krankheiten an Schrecklichkeit und Gefährlichkeit überragt, ist »der· Erstgeborene des Todes« genannt; denn m ihr ist die ganze Zerstörungskraft des Todes, wie im Erstgeborenen die ganze Kraft seines Erzeu ers enthalten. Weil bei den Semiten die Macht und Wgrde stets auf den Erftgeborenen vererbie, so wurde die Be« zeichnuiig »Erstgeboreliet« überhaupt als Ausdruck des Superlaiivs gebraucht, wie z. B. Jes· 14, 30. Bildad versieht hier unzweideutig unter diesem «Erst eborenen des Todes« den schwarzen Ausfatz, die Giedeksrash krankheii, von der Hieb« ergriffen war, und konnte diese schreckiichsie Krankheit mcht passender bezeichnen. Ihren etgeniltchen Namen scheuen sich not) je i die Araber im gemeinen Leben auszusprechen, um ni i irgend welchen »luch von ihr zu erben. Es zeigt sich hier, wie Bildad m der ganzen Schilderung Hiob vor Au en hat und ihm sein Schicksal vormalen .will. — Z« wörtliche Uebetsctzting des Verse« würde demnach lauten: »Es Bildad schildert den Untergang des Frevlers. 55 gilfztddie Gläedär sbeiiier Hart? es frißtbseiäie ie e der r e okene es odes«, wo ei ie steigernde: Wiederholsng des Zeitworts ausdrücken foll, des! diöllserszizrufiigedes dseilzesrctåiirchesckdieget Krankheit ,, ma g,a r run ganz: «g re. 14. Seine Hoffnung [alles, worauf er, der Haåisvkxiteriüåiz dahicgtnochdsein Beörtraugi setzte, wa i ng i ma e un zu ’nen o nun- gen berechtigte, wiesseine Kinder, sein Reichthum :c.] wird ans seiner iitte gerottet werden und sie [die über ihn herfallenden, unsichtbaren: unheim- lichen Mächte des göttlichen VerhangnissesJ werden ihn [den von fcheußlicher Krankheit schonhalb ge- gessesiienüFrevlerbslelTst, agecilwtrtiocjlåj inSsgnetrxi aue rig ge ieeni, Im r ri, langsam und feierlich, aber sicher und unhinter- treiblich, wie einen Verbrecher zur Richtstätte fort-] treiben zum [Tode, dem] Könige« des Schrecteiis [von dem er schon langeworher in den verschieden- sien Gestalten gequält worden ist s. V. 11]. W F) Der fjolti0wird» hier Hersonåfzeitt mlfssserfkiåiliclsjzess een are ,wie. .au inJe. , « . 49, 15, nicht eals ob einzbefonderer Gott der unterweil, wie bei den Griechen Plato, hier gedacht würde. Nach der Offenbarung hat in der Unterwelt, wie überall, der allmächtige, einige Gott die alleinige Herrschaft. Er hat aber seinen geschaffenen Geistern, den guten wie den bösen Engeln, Wirkun skreise übertragen, darin sie seine geredet-le« ZTYUYZYL die åikkicsiuadcisi skeerkodkgsezuJYiiieelk Wirkuitgsstätte empfangen, und er wird daher in Hebt. 2, 14 ,,Der, der des Todes Gewalt hat«, in Offenb. 9, 11 »der Verderber« Chebräisch Abaddoiy genannt· «König des Schreckens« könnte demnach sowohl der Tod selbst im Gegensatz zu den Kindern, besonders dem ,,Erst eborenen des Todes-«, wie hier, als auch Satan, »der ürst des Todes-«, genannt werden· II. In seiner [nun ganz leer gewordenen] Hütte wird niihts [was ihm zugeshörh nur! eåwFi Schakale, Nesseln und allerlei Gepenster vg. e. is, 20 ss.; 27, 10 f.; 34, 11 sf.; Zeph. 2, I] bleiben [und sich länger aufhalten]- übe! seine Hütte wird [um sie ewiglich als von Gott ver- guclgjteef igigoeriåiährfibare Statt? Kap. HYHSF Auge. . o. . zu ezei nen vom rrn e Himmels herab Feuer und] Sthwefel [wie]über Sodom und Gomorrha 1. Mos 19, 24 f. ge- streut werden [wie du, o Hiob, solches auch bereits an deinen Heerden und Knechten erfüllt siehst Kap. l 16]. Das, Schreciltchste für den Semiten ist die Verwü- stung seines Hauses, d. h. wenn alle Angehörigen der Familie dem od oder dem Elend verfallen, ihre Wohn- stätte verödet und ihre Trümmer das Spriichwort klinftii SZLJETZIFHJFZåkkäkisiikäiikikkkähpklkik2dslkKiiiitmlsi der Gedanke an die Verwtistnng seines Hauses, das VYglöFhteJ seines gastlichen Heerde« ein entseszlicher. etz en. Its. Von unten werden [an ihm, dem früher so stattlichen, stolzen Baume vgl. Kap. 8, la; 15, so. 32 f.] verdoereii seine Wurzeln [er, der Frevler selbst, der seinem ganzen Hauswesen Halt, Kraft nnd Nahrung gab], nnd von oben [wird] abgeschnitten seine Ernte [geiiauer: s ein G ezw eig, seine Kinder und Kindeskinder, die er selbst, die auch schon abgestorbene Wurzel, überleben muß. Auch dies siehst du, o Hiob, bereits an dir und deinen Kindern erfüllt Kap. I, 19]. Randgl Luther’s: Wurzel heißet er alles, was in der Erden gepslanzet ist, Ernte alle-s, was oben aus- wächfeh es sei Korn, Oel, Wein &c. 17. sNicht allein aber des Frevlers Familie wird mit Stumpf und Stiel ausgerottet, sondern auch] Sein Gedächtnis wird vergehen im Lande [da er wohnte], und fee] wird keinen Namen fdurch welchen sich fein Andenken forterben könnte] haben auf der Gasse faußerhalb seines Landes, in der von nicht ansässigen Wanderstämmen durch- zogenen Wüste] 18. Er wird [von der ihn verfolgenden Macht der göttlichen Vergeltung] vom Licht [des Lebens, des Glückes und des Ruhmes] in die Finsternis? [des Todes, des Unglücks und der VergesseUheitJ vertrieben werden, und vom [bewohnten] Erdboden verstoßen werden [so daß er, der einst so Berühmte, gänzlich unbekannt wird]. is. Er wird keine Kinder haben- nnd keine Neffen [Enkel, s. l. Mos 21, 23, wie das lat. nepos] unter seinem Vol! [denn er wird mit Sproß und Schoß ausgerottet]; es wird ihn! keiner tidetbleiden in seinen Gütern [der etwa dem allgemeinen Un- tergang der Familie entrinnen und sich im väter- lichen Erbgut wieder niederlassen könnte]. M. Die nach ihm kommen, werden sieh über seinen Tag [des Verderbens, der s ein Tag im be- sonderen Sinne ist und bleibt] entsehenz nnd die vor ihm fvor seiner Nachwelt gewesen sind, also des Frevlers eigene Mitwelt] sind, wird eine Furcht fund Schauder über solch ein Gottesgericht] an- kommen. Es hat große Schwierigkeit, unter den cadmonikn hier nicht nach dem gewöhnlichen Sprachgebrauch die Vorfahren des Frevlers, sondern die Vorfahren seiner Nachwelt, also seine Zeitgenossem zu verstehen. Aber die Vorfahren des Frevlers selbst können stch unmöglich über dessen Untergang entsetzen Daher überse en viele neuere Ausleger cadmonjm und achaisonim efser wörtlich: Die östlieh und westlich von ihm, dem gerichteten Frevler, Wohnendem alle seine Zeitgenossen fern und nah, erschrecken über ihn. 21. Das ist die fVerwiistung der fluchbelade- neu] Wohnung des ungerechtes» nnd dies ist die [Strafe der] Stätte des, der Gott nicht [erkennen will und darum auch nicht] achtet. [Erkenne nun, o Hiob, deines eigenen Lebens und Schicksals Bild darin l] Vgl. zum Ganzen: Kan 5, 5 Am. — So pfleget der leidige Teufel aus unserem Unfall und Elend, darin wir stecken, wider uns zu urtheilen und zu sehließent Siehest du nicht, daß Gott auf dich zornig ist, es würde 56 Hier» is, 1—17. dir sonst viel anders gehen? Aber solch Schwert muß man durch Gottes Gnaden ihm nehmen, und ihm da- von dte Spitze bieten: Hörst du, gleich darum greift mich und andere Gott also an, nach dem Spruch Paulix Wenn wir gerichtet werden, so werden wir vom HErrn gezücbtigh daß wir nicht mit der Welt umkommen. (H. Wellen) Das 19. Kapitel. Hieb redet von seinem Elend, und seinem Trost non der Auferstehung. ljiobw Klagen und Grwiderungen tnerden nnn immer wehmüthtgey aber je mehr ihm alte utenschltchen Stützen entschwludem je mehr die Z Freunde selbst das rein mensms lict)e zliitgefühl mit dem dnra) ein so völlig dunkles biet— häugniß tteidrnden verleugnen, deflo empfünglicher wird er für den Wahrhaften, göttlichen Trost, nnd es bewährt sia) an ihm das Wort: ,,Selig sind, die geistlich arm sind« (Malth. 5, 3). hiob sieht ja) von allen verlassen, blos dem Gott überlassen, der ihn als einen Feind behandelt und in den sliissethatertod verheißt; da ireibt's ihn mäa)»tig, wieder zudem Gott zu fliehen, den er früher als so gnadig nnd barmhersig kennen gelernt hat, und er dringt gerade in dem Jlugenbtiay da er das tiefste Gefühl der vollkom- menen blertassenheit hat, zu dem Gott und hGrrn htudura), der zwar dem Tode anheimgiebt, aber auch vom Tode er- rettet und Tod nnd Hölle selbsi zu überwinden uerheißeu hat. So vollendet flch hier in der Mitte des wunderbaren Roms, was lhiob von Lan· 14, 13 ff. an immer deulllaser nnd heller geschaut nnd gehosft hat. — »Es vereinigt diese hoa)traglsa)e üede die tiefste Erniedrigung und Demuthtgnng nnd die höazsie Erhebung; die äußerüe ljosfnungsloßgkeit und die schwellendsie Hoffnung und seligsie Gewißheit; sie steht nicht blos in der Mitte des mensajttcheu Streits, son- dern bewirkt auch dessen vültigüe Gntslheidung zu Gunsten htob’s, weil in ihr an) die beiden spitzen im Innern sind's, der ltnglaube (oder besser der angefochten« alte Glaube) und der keimende höhere Glaube, am scharfsten so berühren, daß dieser endlich, obwohl tin) selbst non) nia)t vollkommen klar, mit Gewalt unwiderstehlich hervorbringt nnd Ha) be— hanc-let, wenn aua) noa) ohne Uersohnung mit seinem Gegen— theit.« (Gwald.) l. v. 1—6. Eure Zeschntdiguugkn und heftigen Ziugrlffe sind mir eine Seelrnmarten hab la) mich wtrttlim ver— fündigt, so lsibz meine Same, nnd ihr habt kein man, euaszu lltastern über mta) auszuwerfen. Wenn ihr aber darauf besteht, daß la) um schimpflicher Sünden willen lcide, und ße mir doa) nicht nachznwrisen vermoget, Ja muß la) dem gegenüber geradezu behaupten, daß es ni t das biet; meiner Sünden ist, darin la) gefangen liege, sondern Gottes ungerea)te Gewallthah die ihr biet; über mich geworfen hat. 1. Hieb antwortete [im Gefühl größter Ver- lassenheit], nnd sprach: 2. Was swie lange noch] blagel·iht· doch meine Seele [die an stch schVU sp Uvsagllche MUM und äußere Qualen erduldet], ltttd pettltgct mich [bis zum Tode] mit Worten sliebloser Anklage und mit schreckenden Bildern vom Geschicke der Gottlosen]? · s. Jhr habt mich nun Unzen] zehnmal« sbcs zum Uebermaß genügend] gehohneh nnd scheinet euch nicht, daß ihr mich also amtteibet tdurch die Zuversichh mit der ihr eure Beschuldigungen vor- bringt, in Staunen versetzt] V) Zehn ist von wegen der menschlichen Fingerzahl die Zahl des menschlich Mö lichen und von wegen ihrer Stellung am Ende«der Zahlzenreihe die Zahl des Vollen- deten. (Delitzsch.) Vgl. 1. Mos. 31, 7 Anna; l. Sam. 1, 8; Osfenix T, 10. it. Jtte ich swtrklich und ist irgend eine Ver- sündigung in mir, die ich nicht erkenne] so irre ich [ja] mir [alleln zur Strafe, und ihr habt deß- wegen noch kein Rechh mich so lieblos zu behan- deln und euch zu Richtern über mich zu erheben]. Nach Anderen wäre der Sinn: Meine Sünde wird ja nicht so groß sein, daß ihr es für eure Pflicht halten mllßteh daflir Sorge zn tragen, daß sie nicht euch sclbst oder andere anstccte und vorführe, sondern auf mich allein beschränkt bleibe. Z. Aber ihr erhebt each wahrlich wider mich, nnd scheltet mich zn meiner Schmaa). Die beiden Vershäiften stehen zu einander im Ver- hciltniß des Vorder- und Nachsa es und lauten enauz Aber wollt ihr euch wirllt ) über mich er eben [und über mich zu Gericht sttzen], so weist mir docb swenigsieits mit stichhaltigen Gründen] nach, wo meine Schmach [die ich durch grobe Frevel auf mich geladen] liegt. sDas wäre dann doch eure nächste und erste Pslicht vgl. Kein. 6, 24]. b. sAber ihr oermöget nicht, meine Schmach nachzuwcisenz darum so] Metket [es] doch einst [d. i. einmal, endlich, s. Nicht. 16, 28],· daß ses nicht meine Sünden sind, die mich in dies Unglück gestürzt haben, sondern daß] mit Gott [allein trotz meiner Unschnld diese Strafen wie einem schweren Verbrecher aufgeladen hat und mir damit also] Uttkechl thut lmein Recht beugt], und [er] hat mich ssammt meinem Rechte und meiner Freiheit] mit seinem Jagestricl umgeben [nicht aber ists das Neh der göttlichen Vergeltung für Verbrechen, in das ich gefallen, wie Bildad wähnt Kap. 18, 8 ss.]. Hte redet nicht der Glaube, sondern Fleisch und Blut. Denn wenn der llnsall überhand nimmt und Gott seine Hilfe verzeucht, da murret Fleisch und Blut wider Gott und giebt ihm Schuld, er sei ungerecht, er halte nicht seine Zusage Denn Gott hat ja verbeißen, er wolle die Unschuld retten, und dieweil das nicht balde geschieht, wie wir ängstlich begehren, so tobet und murret der alte Adam wider ihn, als halt er nicht, was er zusage und gehe viel anders mit uns um, denn sein Wort laute. Und solche Gedanken klopfen auch bei dem Heiligen an, wenns mit ihm am höchsten stehet. (H· Weller.) II V. 7—20. üiinnet ihr leugnen, daß Gott ei la, der mia) llnfajuldigen übern-sättigt, wenn ihr sehet, wie er meine Ehre und meine Hoffnung mir genommen, wie er Schaaren von tlnfüllen gegen mich entbietet, meine nüchs sien verwandten, Freunde, Knecht: und Mägde, fetbfl mein Weib und meine Mut-verwandten mir entfremdeh ja meine vertrantesien Freunde in Folge dieses Elend: umgewandelt hat? . 7. Siehe, ob la) schon schrete über Frevel [Gewaltthat, die mir wider Recht angethan wird], Hiob beruft sich auf den Gott der rechtfertigendem erlösenden Gnade. 57 so werde iih doch nicht sweder von Menschen, noch von Gott] ethbretz ich rnfe [nach Hilfe-J, nnd [es] ift sfür mich] lein Recht skeine unparteiische Unter- suchung und Entscheidung meiner Sache] da. 8. Er hat meinen [Lebens-] Weg [wie eines Gefangenen in enger Haft, mit Leiden] verzånnet [vgl. Kap. Z, 233 13, 27; KlgL s, 7———9], daß ich nicht kann [frei mich bewegen und] hinüber gehen, nnd hat Finsternis auf meinen Steig ge- stellet sdaß ich keinen Ausweg finden kann]. D. Er hat meine Ehre [nämlich meine Ge- rechtigkeit, die mein Ehrenkleid nnd mein Ruhm vor Gott und Menschen war vgl. Kap. 29, 14., durch solche Strafen, die mich als Verbrecher hin- stellen] mir ausgezogen, und die Krone [gerechten Gerichts und Urtheils, das jedermann bei mir suchte und fand f. oben] von meinem Haupt ge- nommen [also daß ich nun dem Schimpf meiner Umgebung preisgegeben bin]. 10. Er hat mich [meine Leibeshittte vgl. L. Kot. 5, l] zerbrochen um und um san alten Gliedmaßen, wie man ein Haus von allen Seiten niederreißtL nnd läßt mith [hin-] gehen sin den Tod; und schon jetzt ist nur noch ein Schatten von Leben in inir], nnd hat [gewaltsamer Weise] ausgerissen meine Hoffnung sauf Errettung aus meinem Jammer], wie einen Baum [mit allen seinen Wurzeln, also daß seine grünen Blätter verwelken müssen vgl. Kap. 14, 19]. il. Sein Zorn ist über mich ergrimmei swie ein verzehrend Feuerj, und er achtet mich fiir seinen [gefährlichsten] Feind [in welchem alle Feindschaft gegen Gott vereinigt ist]. 12. Seine Ktiegslente [d. i. die Schaaren äußerer und innererLeiden vgl. Kap. 10, 17] sind mit einander szu oereintem Angriff auf mich, wie aus eine empörte Stadt, los-] kommen, nnd haben ihren Weg* seinen Angriffswall] über sgenauer: wider] iuich gepflastert, nnd haben sich iini meine Hütte per gelagert sum mich zu ängstigen und zu besti:rmen"]. i «) Die Belagerung einer Stadt begann im Alter- thum mit der Errichtung einer Circumvallationslinin um den Belagerten die Zufuhr ab uschneideiy und mit der Aufwerfung eines der Festung sich nähernden Wams. War nämlich die Festung auf einer natitrlichen oder künstlichen Anhöhe erbaut, so legte man aus Erde, Steinen oder Bäumen eine schiefe Ebene an, die den Gipfel der« naiürlichen oder künstlichen Anhbhe erreichte, und die Belagerer waren dann im Stande, ihre Ma- schinen an den Fuß der Mauern zu bringen. Diese: Weg war nicht selten mit Backsieinen belegt und bildete einen gepflasterten Weg, auf dem gewichtige Ma- schinen ohne große Schwierigkeit fort ezogen werden konnten. (Keil und LahardJ — «) er kann wohl noch mehr von seinen Nöthen sa en, als Hiob hier sagt? Wenn unser Leiden also auch H ob’s Leiden gleich ware, so konnten wir nach diesem doch nicht mehr oerzweifelm weil ja Hiob geholfen isi und seine Leiden zu höchsten Ehren geworden find. (Dtedrich.) II. Er hat [dadurch, daß er mich vor aller Welt wie einen schuldbeladenen Verbrecher gestraft hat,] meine sleiblichenj Brüder ferne von mir ge- than sdaß sie mich als einen Gottgeschlagenen fliehen Pf. 69, 9], nnd meine Verwandten [die mich genau kennen und lieb hatten] sind mir sgänzlichj fremde worden. 14. Meine Nächsten [die schon das gemein- same Blut mir verbindet] haben sieh [mir] ent- zogen [Ps- 38- 12], und meine Freunde [die meinem Herzen nahe standen und mir aufs ge- nauste bekannt waren] haben mein vergessen. 15. Meine Hausgenossen [die Sklaven, die ich in den Schuh meines Hauses aufgenommen, und die mir vor allen Dank und Gehorsam schuldig waren s. 2. Mof Z, 22] und Juki» Mägde [die in meinem Hause geboren sind und mir sonst in Liebe und Verehrung zugethan waren] i achten mich fitt fremde sfür einen Menschen, der gar nicht in’s Haus gehört und ihnen nichts zu sagen hat], ich bin unbekannt [wie ein gänzlich Fremder, Fernstehenderj vor ihren Augen. Its. Ich rief meinem Knechte [meinem Leib- sclaven, der, in meinem Hause geboren und er- zogen, mir sonst alles an den Augen absah und meines Winkes gewärtig war, dem ich auch mein volles Vertrauen schenkte vgl. 1. Mos. 15, 2], nnd er antwortete mir nicht [und verweigerte mir, der ich ietzt seiner Stütze doppelt bedürftig bin, seinen Dietlstlz ich mußte [zn] ihn: flehen mit eigenem Munde staut und dringlich, während ich sonst nur zu befehlen brauchte]. »Der schwarze Aussatz oder die Gliederfraßkranks heit ist noch jetzt in Arabien die gefürihtetste Krankheit, welcher gegenüber alles menschliche Mitleid aufhört. Jn der Steppe wird selbst der größte Machthaben der mit dieser Krankheit behaftet ist, mindestens eine halbe Stunde weit oocn Zeltlager entfernt, wo ihm ein kleines, schwarzes Haarzelt aufgestellt und eine alte Frau, die keine Ange- hörigen mehr hat, zur Bedienung gegeben wird, bis er stirbt. Niemand besucht ihn, selbst seinenächsteii Ange- hörigen nicht Er ist verworfen als ein von Gottes Zorn Getrosfener. (Wetzstein.) 17. Mein Weib [Kap. 2, 9] fiellei sich fremde [K(1P« US·- 7J, lvenn ieh rufe srichtigerx hat Ekel vor meinem, in Folge scorbutischer Geschwiire im Munde stinkenden Odem vgl. Kap. 7, 15; 17- 1]; ich muß flehen [zu] den Kindern meines [Mutter-] Leibes [meinen leiblichen Brüdern, die mit mir dieselbige Mutter haben; auch sie scheue« sich vor mir, weil solch itbler Geruch von den verfanlenden Gliedern mich umgiebt]. Noch jetztbezeichnet das Wort data in Syrien nicht den Mutterleib selbst, sondern dieGesammtheit aller derer, welche auf den Mutterleib einer Ahnfrau zurück. geführt werden. txt-P IF; braucht deshalb durchaus nicht »meine Kinder(- zu bedeuten, noch weniger »meine Entel«, sondern heißt entweder »meine Brüder« oder ,,alle meine Blntsverwandteiiit 58 Hier» ro, 18-27. 18. Anch die jungen Kinder— [anderer Fa- milien meines Stammes, die sonst voll Ehrfurcht auf mich sahen] geben nichts smehrj anf mich; nnd wenn ich [mit Mühe und unter Schmerzens- gebehrden mich zn erheben versuche und] tnich wider sie sehe [sie für ihren Spott über mich armen, betrübten Mann zu strafen]- it) geben sie mir bdse Worte [höhnen mich noch mehr]. 19. Alle meine Getrenen sdie in meine ge- heimsten Pläne und Absichteii eingeweiht waren] haben Grenel an mir, und die in) lieh hatte [denen ich manche Liebe bewiesen, und die anch mir, solange ich in Glück und Ehren lebte, Liebe zeig- ten, wie ihr 3 Freunde] haben sich [nun, da ich in Jammergestalt vor ihnen stehe, ohne Mitleid zu fühlen von mir abgewandt, ja als meine Feinde] wider mich getehtet Auch darinnen müssen die liebsten Kinder Gottes öfters ihrem Oberhanpte Christo ähnlich werden, als welcher in seinem Leiden auch von allen Menschen, sogar von seinen liebsten Jüngern und nächsten Angehörigen verlassen worden ist: damit ste lernen aus keinen Mien- schen bauen, sondern allein auf den lebendigen Gott, der Glauben hält ewiglich link. 2l, 16. (Zeis.) 20. Mein Gebein hanget an meiner Haut nnd Fleisch [ich bin so sehr abgemagert, daß man durch die Haut und das wenige Fleisch hindurch die Knochen fühlen und sehen kann vgl. Kuh. 7, 15; Pf. 22, 18; »102, 6; Klgl. Z, 4; 4, 8], und kann meine Zahne mit der Haut smeiner Lippen] nicht mehr] bedecken. Die zweite Vershälfte lautet wörtlich: »und ich bin nur entkommen mit der Haut meiner Zähne«- Unter der Haut der Zähne können die Lippen nicht wohl verstanden werden, weil das ehe. für sie dentlichere Bezeichnnngen hat und dieselben onst nirgend so umschrieben werden, aber auch nicht dassZahnfleisch, weil dies ja gerade bei dem schwarzen Aussatz durch Geschwüre sehr bald verfault und bei Hiob bereits jenen stinkenden Odem verursacht hat, der sein Weib von ihm treibt. Nur die um die bloßgelegten Zahnwurzeln herum besindliche setue Zahnhauy der sog. Periost, kann gemeint sein. —- «Währeud einerseits manche Körpertheile über- mäßi angeschwollen sind sdurch Hvpertrophie der Zellrni we e), ist sein übriger Körper furchtbar abgemagert, insonderheit das Zahnsleisch zerstört und von den Zähnen hinweggeschwunden, und nur der Periost um die Zähne herum ist ihm noch eblteben und die einzige übrig- gebliebene Umkleidung siiner gelockcrtelr und hervorstehen- den Zähnc.« (Delitzsch.) III» is. A—29. O so erbarrnrt ihr tun) wenigsten- weiurr tu weinen: Elend und lasset ab von euren un· gerechten« tlesrhutdignugeni 0 das wein laut-o Krug-if von meinem unschuldigen Leiden zuru ewigen Grdåchtuis nnd zn meiner dtrrluserllguug bei der dlactzwelt mit un— anolösitxltcher Swrist la Felsen eingegraben würde! Jtber in) weis, daß Eise: lebt, der nun) non) besser rechtsertti gen wird· Derselbe wird mich, nun) wenn ist) nun ge— starben sein werde, ano dem Todten-rein) anferweaieu und deren) seine wledrrgesazenltte Gnade and dtechtsertiguug vor aller Welt mit seliger Freud; erfüllen. Des will to) harren. DE: aber sttrrtjtrt euch, daß eint) nicht tu derer sicher bevor hrnden Herrn« schwere Strafe sitt rnre falsche Jtntilage freie! 21. Grbarmet euch mein, erbariuet euch wein, ihr meine Freunde [die ihr ja doch zu mir ge- kommen seid, mich zu trösten, und nun auch wenigstens bei mir in meinem Jammer ausge- halten habt, während all die Meinigen mich ver- leugnen und verlassen], denn die [gewaltige] Hand Gottes hat mich gerühret [und mit schwerer Plage belastet; drum machet mir diese Last nicht noch schwerer durch Lieblosigkeits Indem fiel) Hiob seinen ganzen jammervollen Zustand (V. 7—20) noch einmal in's Bewußtsein ruft, drängt sich ihm dieser tief wehmüthtge und erschütternde Ausruf um Erbarmen auf die Lippen. So hat er bis jeßt noch nicht zu den Freunden geredet, und wir erkennen darin ein Zeichen, daß sein Tro , seine ungdttliche Kraft auch den Freunden gegenüber ch zu brechen beginnt. Er weiß sich unschuldig; aber er gründet kein Recht mehr auf diese Unschuld, sondern fleht das Mitleid und die Gnade der Freunde an. Früchte zu tragen. 22. Warum verfolget ihr uns) gleich so wohl als Gott smaßet euch Rechte an, die Gott allein, dem wahrhaftigen, ewigen Richter, zukommen, während es euch besser anstltnde, schon aus blos menschlichem Mitgefühl auf meine Seite zu treten], und tönnet sgleich wilden Thieren] meines Fleisches nicht satt werden ssondern zerfleischet es mit nn- ersättlicher Gier durch Verlenmdung und Andich- tung von Sünden, die ich nie begangen]. 2s. Ach, daß meine Reden sin denen ich euch meine Unschuld und meine Reinheit trotz allem diesem Elend so oft und doch so vergeblich bezeugt habe, nieder-J geschrieben würden! Ach, daß sie doch in ein Buch [zusammen-] gestettet würden [vgl. Kap. 31, 35 Anm.]! U. [Ach, daß sie zu noch größerer Unver- gänglichkeitj Mit einein eisernen Griffel soder Meißel] anf Blei sgenauerr sodaß die Buchstaben mit Blei ausgegossen würden], nnd zn ewigen! Gedtichtniß [oon meiner Unschuld für die späteste Nachwelt] in einen Fels gehauen würden! [O, es würden die kommenden Geschlechter gewiß gerechter urtheilen, als ihr thut!] W. Aber swenn ich auch vor den Menschen gerechtfertigt würde, so würde dies mein nach Ge- rechtigkeit hungerndes und dürstendes Herz doch nicht befriedigen ;] ieh weiß [und glaub es feste], daß mein Erlbser sder rechte Gan! 4. Mos 35, 12., der meine Gerechtigkeit an’s Licht brin- gen und meinem unschuldig vergossenen Blute Genugthuung verschaffen wird Spr. W, II» droben im Himmel s. Kuh. 17, 19 als ewiger, gerechter Zeuge] lebt; ssetzt zwar verfolgt er mich mit seinem Grimm und hat mich der ungerechten Verleumdung und dem Leiden eines Missethäters preisgegeben, aber es wird sein Zorn vorübergeheuJ und er wird mich heruach ans der Erde anferlveeleuz W. Und werte darnach mit dieser Seine Versuchung fängt an . Hiob redet von dem Trost der Auferstehung. 59 meiner Haiitniiigeben werden, nnd werde in meinem Fleisch Gott sehen [wenn er einst seine Berheißung erfüllen und sich aller seiner Gerechten im Tode annehmen s. Pf. 22, 27. 30 und den Tod sammt dem Todtenreich durch den Tod, die Höllenfahrt und die Auferstehung des Menschensohnes überwinden und zerstören wird Kap. 7, 10 Anm.]. Die luthersche Uebersetzung von diesen sehr tiefen, aber sehr schwierigen Versen 25—27 ründet sich aus die Ueberseßun der Septuaginta und Lgulgata und ist sbesonders in 25 u. 26) weniger eine wörtliche Ueber- setzung, als vielmehr eine ekklärende Unischreibung des Sinnes. Die genaue Uebersetzung von V. 25 und 26 lautet: 25. Aber ich weiß, daß mein Erlsser lebt, und als Letzter [der vor Allem gewesen und nach Allem sein wird s. Jes. 44, 63 48, 123 41, 4., dessen Wort in Ewigkeit nicht vergeht, wenn aller Feinde Wort schon längst verklungen ist] wird er auf dem Staube [der Verwesung, der ich nun bald, als ein Missethäter geachtet, anheimfallen werde, vgl. Kap. 17, 16z M, U; A, 26., als Retter meiner Un- schuld und majestätischer Zeuge für meine GerechtigIeitJ sich erheben [uiid wird mir die Krone des Sieges über alle Feindschaft aussetzen]- 26. Und nach meiner Haut, welche sie sdie Schmerzen und die Krankheit] also zerrissen haben [wenn diese schon ietzt allenthalben aufgebrochene Kap. 7, Z» nur noch an den Knochen hcingeiide Haut im Tode zerstdrt ist], und ledig meines sschon jetzt ab- fallenden, durchsichtigen Kap. is, 253 16, s] Fleisches [wenn ich in’s dunkle Todtenreich hinabgefahren bin], werde ich Gott schauen. 27. Denselben smeinen Gott und Erlöser] werde ich [der ich jetzt verspottet und verachtet dem Tode eines Missethäters entgegengehe] mit· szum Heile, zu ewiger, seliger Freude] sehen [denn er wird mich für sein gerechtes Kind er- klären und wird mir die Fülle seiner Gnade und vollkouimene Herrlichkeit und Seligkeit schenken], nnd meine Augen [die sich jetzt zum Tode eines Frevlers schließen, dann aber zur Seligkeit eines Gerechtsertigten wieder auferweckt und verklärt sein werden] werden ihn [in seligster Befriedi- gnug] schanenc nnd iein Fremder fkeiner von allen denen, welche sich seht so zuversichtlieh darauf verlassen, Gott sei aiif ihrer Seite, wäh- rend sie doch seine Wahrheit verdrehen und mich verleumden und verfolgen, werden es erleben, daß er sie rechtfertigt und ihre Sache bestätigt]. Meine Nieren sind verzehret in meinem Schooß kmein Herz verschmachtet vor Sehnsucht nach solchem Anblicke Gottes]. «? Wie Gott das allersehsiistcy lieblichste und sreuden· reich e Gutund Wesen ist, so wird auch seine Anschauung aufs Lieblichste erquicken· Gott wird sich in das Auge, so ihn immer ohne Aufhören ansiehh kraftiglich ergießen und es erfreuen mit allen Freuden seines Antlitzesz denn er will stch selbst lganz ohne Maß und ohne Mittel mit« theilen, er will A es in Allem sein und einem jeglichen Heiligen Alles sein. (Egard.) Es haben sich über diese wichtige ptophetische Stelle (V. 25—27) hauptsächlich drei Ertlärungsweisen geltend geniaihti l) Seit Chrpsostomus vcrstehen viele christliche und« udische (diese freilich »nur aus Feindschaft gegen den Chri usglauben, ivie David Kimchi selbst naiv eingesteht) die Worte dahin, daß Hiob in ihnen nur die Hoffnung aussprächa Gott der HErr werde noch während seines Lebens auf Erden ihm erscheinen, ihn vor den Freunden rechtfertigen, wieder heilen und in den früheren Gnaden- stand zurückversetzeiy wie es ja später auch wirklich geschah. Aber dieser Deutung steht einmal die im Buch Hiob fast durchgehende Bedeutung von Izu-by ,,über dem Staube« und nicht »auf Erden« entgegen; dann aber besonders, daß Hiob in allen seinen Reden die Gewißheit seines Tot-fes, cliyitirgesigisß ager bdisechißiißflficilstiig der Båsedergenesuiig aus pri . a io te i doch no auf Erden die Erscheinung feines Erlösers, die Rechtfertigung und Wiederbegnadiguiig erlebt, ist. etwas, was er gar nicht ho en konnte, eine Belohnung seiner Geduld und seines G aubens über all sein Bitten iiud Verstehen, und ein Unterpfand, daß die höhere Hoffnung einer zukünftigen Erlösun aus dein Tode und einer seligen Auferstehun ihm an szzu Theil werden werde. »Und diese seine Ho - nung hat sich erfullt, indem er Gott den Erlbser in den Hades ein reten geschaut und durch ihn zum himmlischen Anschaueii Gottes einporgefiihrtistM — 2) Das älteste Ver. Fåtsixsäåilkäåsikåsspniknkzskkgi EFEMLEUZEI P? S? on er u a aun von Luther angenommen und «erweitert. Nakih ignen sällzedHiZ thiier die Aufserssehuizgz txjscisrrn Jesii C risti a ie e ngiing un as i e ener ei enen der- einstigen leiblichen Auferstehung im Geiste vorgun Wie schon bemerkt, ist die Ueberletzung Luthers als eine freie Auslegung im Geist und Sinn unseres allerheiligsten Glaubens ginsdenllsslugzersginddeneßn ;inziås;ehen. Jedoch muß man um a no e er än ni er orte u ewinnen, mehr« als von Luther und den Alten gescheliemg den Zu« sammenhang des ganzen Bachs und die heilsgeschichtliche Zeit, in we cher sie· gesprochen wurden, in Betracht siehen Dilecks thutils »F) digseßiii Ei; buntes» des: neuerendiAriLsriegcrii, we e ur ei en, a ier ie o nun e o in Kap. 14, »13—15 »und 16, 18—21 nogy duiitel aussprach, it? its-FIFFFZZFETFETUDZEUVZ H"T""««i3 Vspcåsrxisiiz , reun en em o e Unglaubeneh ja dem Tod eines Verfluchten aus unbe- Fkk fkzkkkskkkkiikß"sks3kkdxkksåikkjbx«k,""kk«""sih" THE« it« e er orru en un vora er Welt rechtfertigen werde. Zunächst ist also hier dies on seit der Verheißung vom Schlangentreter von den e- rechten der Urzeit festgehaltene und durch ihre Versuchuw gen und Fpriifungen immer klarer entfaltete Hoffnung ginsertderleiisistiggi Hlzesie uns; desd Todesbund Zekxssisrnlsig e ro oen oesuanes amitaer u er Miit e· ung einer vo kommnen Gerechtigkeit) erklärung des eibes und ewigen Vereinigun mit Gott ausge- sprochen. Daß Hiob aber solche Hosniun mit Rücksicht sei. sent-»diese »Wir» Mspst fresse-exis- .—— ie o c emenenun e eim au- ben an die in ihrem ott und Heiland Jesu Christo bereits geschehene Ueberwindung des Todes und der dlle steh; igsshgr der Tod iiiud dieh Auferstehung des ßhßlirån ur a rung m egenen erzen ene unum s e Thzitsiägile Ein-Werks ist, wird selgstveästsindlich diese åltsste un i e eiaun von er eeun des oes nicht lesen können, o negdessen zu gedeiitenk der in sich dies bereits erfiillt hat und dereinst an allen Gläubigen 60 Hiob II, 28. 29. 20, 1—12. erfüllen wird. Mittelbar und dem Hiob unbewußt ist demnach in unseren Versen allerdings alles das auch aus- gesprochen, was Luther darin findet, und wir werden uns freuen, daß sowohl Luther, als Hieronymus die Stelle so« herrlich ausgelegt hat, daß ferner das Licht dieser Worte in vieler Gläubigen Herzen ein Feuer zur trium- phireriden Verherrltchung ihres Heilandes in Liedern an· gzündet hat; wir denken an das köstli e Lied Paul erhardksx ,,Jcl) weiß, daß mein Erlöser ebt« und das der Luise Henriette von Brandenburg: »Jesus, ineine Zuversicht.« Sie enthalten die beste, weil tiefste Ausle- gung unserer Verse. Es ist bei dieser Stelle aufgefallen, daß Hiob nach den allerdüstersten Schilderungen seines Leidens und, nach- dem er (z. B. K. 14, 14) gefragt hat: ,,Meiuest du, ein todter SJJtensch werde wieder lebend« ja, erade in dem Augenblick, wo er die allergrbßte Verlassen eit von Gott und Menschen gefühlt und ausgesprochen hat, diese so siegesgewi e, hellleuchtende Hoffnung einer Rechtsertt ung nach dem ode und im Grunde einer seligen Auferstehung ausspricht. Aber gerade dieser scheinbare Widerspruch, dieser Wechsel im Kampf der beiden Seelen (vergl. K. s, 10 Arm) in Hiob gehört um Wesen der Versuchung Es verhält sich mit den Erfahrungen der Gläubigen ge- rade so, wie mit den Erfahrungen und Kämpfen, die die anze Kirche ge en Heidenthum und Judenthum zu be- sehen hat. Erszt dann wird von ihr eine Jrrlehre voll- kommen besiegt und die von den Aposteln überlteferte Glau- benswahrheit in vollbewußter Klarheit erfaßt und in einem für alle Zeiten giltigen Bekenntuiß von der neu- gemachten Erfahrung niedergelegt, wenn die Lgijge und die Feindschaft gegen Gottes Wahrheit alle ihre öglichs leiten erschöpft und sich in ihrer gänzlicheit Schädlichkeit geoffenbarh zugleich aber auch die rechle Erkenntniß in der Kirche sich vollendet hat. Ebenso kann erst dann bei dem in der Versuchung stehenden Glänbigen der. im Her· zen wohnende Glaube zu einem neuen Siege und zu neuer Klarheit hindurchdrtngem wenn die Sünde, die im Herzen unerkannt chlummerh durch den Verfuchungskampf hervorgetrieben i, alle ihre Schaden und Jrrthümer offenbart und sich eben so zugespitzt hat, wie der unter demselben Kampf erstarkende Glaube. Wie der Glaube trotz seines äußeren Unterliegens bei Hiob wächst, zeigt die Siufenfolge von Kap 14,13—15« 16,18—21; 1 , 25—27. Das find die Früchte des Äeinigungsprozesses der Versuchung und sie lassen uns ahnen, daß der Hiob nach der Wiederbegnadigung nicht mehr derselbe sein wird, wie der vor dem Eintritt der Versuchung, daß viel- mehr sein Von den Vätern ererbter Glaube an den leben- digen Gott, die Schwere der Sünde und die dereinstige Ueberwindung des Todes im Kampfe eläutert, gereinigt und geklärt sein wird; sonderlieh der laube an die Auf- erstehung wird ihm eine unumstößliche Gewißheit sein, nachdem er selbst Zkistltch und, so zu sagen, auch leiblich auferstanden ist. her noch ist er jekzt für den Sieg nicht rei ; er muß noch demüthigey selbst oser Gott sich hin- ge en, ehe er begnadigt werden kann. Darum schlagen die Wellen des ampfes auch wieder über die emporge- tauchten Jnseln des stärker werdenden Glaubens zusam- men, und jene hellen Sterne, die einen neuen Morgen der geistlicl)en Auferstehung weissagen, tauchen schnell wie- der unter in den wogenden Kampfeswellen 28. Denn [genauer: Wenn] ihr fprethet [in eueren Herzen denket]: Wie [mit welchen Mitteln und auf welchen Wegen] wollen wir ihn verfolgen, nnd speiset: damit wir] eine Sache zu ihm finden [die Ursache seiner Trübsal in seinen Stin- den findenIT 29. [So] Fiirchlct euch vor dem [Rache-] Satwerl fGottes Kap. 15, 22]; denn das Schwert ist der Zorn übel« die Missethat [genauer: Denn glühender Zorn Gottes trifft solche Ver- schuldungen, die die Strafe des göttlichen Schwertes verwirken, wie eure Verdrehung der göttlichen Wahrheit und eure Verleumdungen gegen mFchJ, aaf daß ihr wisset kund bedenken, daß seknstj ein Gericht sei [in welchem Alles offenbar werden wird] Das 20. Kapitel. Zopharllz Rede, non der gottlos-an unheständigem Stück. Var ersrhütterude Flehen und die freadige Glaubens· zuversicht ljiobdz hat auf das her) Jophar’H, des dritten Freundes, gar leeiueu Eindruai gemacht, hat ihn vielmehr nur uoa) mehr aufgebracht, weil er fiel) data) tjiolka Rügen and feine Androhung des Gerichleg Gottes geliräulit fühlt, und weit ihm dle Slegeszaversicht Hirt« gerade ein neu-ei- fur dessen Schuld ist» Jluch rr hatt ev uia)i mehr an der Be noch die mogtichketHeiurr senkt-rang bei thiols vorauszusehen und ihm trotltiaie verheißangku vorzu- halten. pem, wie er meint, vernoaitea Frevler hält auch er mit beredter Junge ein fa)anrrlia)eg Schreclttitld vom hanreu und plolzlichen dtnlergaug des Gottlafem wobei er tjloli im Jtuge hat, vor, um ihn damit elseufo abzustimmen, wir Hirt) dies bri»den Freunden zu verfnchen schien. Oli- wohl manchcs Saione und Wahr: in feiner Rede enthalten la, fo ruht daa) alles auf falschem Grunde und wird la seiner Anwendung auf tjiob znr Enge, dient deshalb ancl) nur dazu, sowohl sichs, als der Leser: her) noch mehr von den Freunden abzuwenden. ltophar iß der jüngste, er— fahrungalofrhe und aufliraufrndlie Freund; rr fortan lieiae eigenen Gedanken ans, sondern was er von anderen gehört, und das iibertrrilit er, um desto mehr Eindraac zu machen, je voller er den Mund nimmt. Es in fein letzter vrrsurh gegen hiob etwas auaznrimlcm seine Weisheit geht zuerst zn Ende, fein fo rafa) aafloderndea Feuer erllfcht am ernrn dem uuerfchiipfllchem immer freudiger-en tjiob gegenüber. I« V.1—5. war« vvu fola) fchimpflichen Drohungen zu halten la, drh sagt mir mein inneres Man den rechten Zesa)rld: es lieaatigt act) mir die uralte Wahrheit, daß Frevler trat) all ihrem Sol-et doa) schnell untergehen. 1. Da antwortete szum zweiten und lehten Male] Zophar von Naetna U. Kap. 2, 11 Anm.; Kap- 1l Elnl.], und sprach [mit Heftigkeit und Ueberschätznng der eigenen, erfahrungslosen Einsicht]: F. Darauf sdaß du uns sogar mit Gottes Gstzcht dwhst Kett »19- 28 f-1 muß la) antworten smeine Gedanken drangen mich dazu], nnd kann nichtharren [genauer: und zwar durch mein unmittelbares Gefühl in mir, das mich das Rechge eråeiidnenitlläßt]. b» i b f n . It W gctllc stell, tvct Mc its« d strafen and tadeln, denn der Geist meines Ber- staaåesch soll fnr mich antworten. a dem Grundtext richtig : B w is (d « zum Schrmpfe gereicht) mueßr ich hrörxnz does) svorn göttlichen Li te erleuchtete) Geist gibt mir aus Zophaus 2. und lehte Rede gegen Hieb. 61 (der Fülle) meiner Einsicht heraus Bescheid swas von dir und deinen beleidtgettden Reden zu halten ist). Obwohl Zophar so großes Gewicht auf seine Einstcht und sein instinktives Gefühl für Recht und Wahrheit legt, so sagt er doch nur dasselbe, was seine Genossen schon oft vorgebracht haben, ohne auch das geringste Verständ- niß für Gottes Wege mit Hiob zu zeigen. »Die Welt ist unerschöpflich darin, st in ihrer Weisheit zu wieder- holen, wenn ste auch se r abgeschmackt tst.« Zugleich haben wir an Zophar ein Beispiel, »daß der Mensch nirgends beredter ist, als wenn er seine gekränkte Ehre zu vertheidigen hat, daß er aber auch nir ends mehr Ge- fahr läuft, die maßlosen Gebilde natürli er Aufwallung für höhere Eingebun en oder doch für schlagende Abset- ttgungen aus der Fü e besserer Einsicht heraus zu halten. Zophar ist einer jener Feuerköpfe, welche vorgeben, für die in Gefahr stehende Religion zu kämpfen, während ste für ihre beleidigte Eitelkeit kämpfen« (Delitzsch.) 4. [Wie?] Weißt du nicht [was doch jedem Weisen eine unumstößliche Wahrheit« ist]- daß [es] allezeit lsoweit man denken mag] so gegangen ist, seit daß Menschen auf Erden gewesen sind, s. Daß der Ruhm [der Jubel] der Gottlosen [be-] stehet nicht lange, und die Freude des Heuch- lers [wenn er auch viel von seiner Frömmigkeit redet] lvåhtei einen Augenblick? lDurch deinen triumphtrenden Jubel über uns Kap. 19, 23 f. beweisesi du aber deutlich, daß auch du zu dieser Menscheuklasse gehörst]. «) Nicht sowohl die aus die Ersahrun egründete Thatsachh daß der Frevler stets schon an? rden ge- straft werde, sondern der Glaube daran stand und steht noch jetzt unter den außcrilfraelitis en Wüstenstäm- men semitischer Absiammun fe . Die er Glaubenssatz ist auch das Einige, was ophar festhält und ausein- anderle t. Es i dirs aber jedenfalls auch unter dem Volke srael weit verbreitet gewesen und ist noch jetzt überall da verbreitet, wo man das eigene Herz und die Heilswege Gottes nicht erkennt oder erkennen will. Die- sen verderblichen Wahnglauben zu zerstören, ist ja im Grunde auch der Zweck des Buches Hiob. II« V. 6—16. Iler Frevler fällt und verschwindet, wenn er auch noch so holt) nehm, spurlos. Seine Kinder nnd er ttourineu in’s Unglück, er selbst endet in seiner Jugend— kraft. Wenn er auch seine Bosheit und ihre Früchte wie eine letebliaggsueise iui Mund: festhält, so Joird sie ihm doch in seinem Munde zu Gift, uud sein Leib traun ste nicht behalten; ja das Gift tödtet ihn. b. Wenn gleich seine Höhe sseine Macht und sein Ansehen] in den Himmel reichet, und sein Haupt [nach seinem eigenen Dünkel] an die Wol- ken richtet [Jes. 4- 13 f-]; 7. So witd er doch znleht [vollends und spur- los] umkommen, wie ein Koth sKothkuchenhausench der nach und nach verbrannt wird und gänzlich verschwindet] daß die, vor denen er ist angesehen worden [die ihn in seinem Wohlstande gesehen haben], werden sbesiürzt durch seinen schnellen Untergang] sagen: Wo ist er? sEr ist spurlos dahin! 2. Kön. s, 37]. ·) Jn Hauran und Arabien ist noch jetzt, wie im Alterthum, die Sitte, aus dem ausgetrockneten, geruchs losen Mist der frei weit-enden Kühe, durch Mischung des- selben mit Wasser und Häckerling runde Kuchen zu for- men und zu pressen, um sie, ähnlich unsern Lohkuchen, als gutes, die Hitze lange bewahrendes Breniimaterial zu gebrauchen. Die Flamme derselben ist gänzlich geruchlos und die Asche so rein wie Holasche, so daß in ihrer Gluth allerlei gebraten wird. an nennt diese Kuchen ,,Gellen« Fuss) und schichtet sie, nachdem ste im Sommer etrocknet, im Anfang der Regenzeit in einen kreisrunden Bau von 10—12 Ellen Höhe innerhalb oder außerhalb des Hofes auf, um sie dann nach und nach zu verbrau- chen. Diese Sitte liegt unserm Bilde zu Grunde: ,,Gleich- wie der thurmhohe Gellenhaufen doch endlich spurlos verschwindet, fo auch der noch so hoch empor gesite ene Frevler« H ndeutungen auf dieselbe Sitte sinden steh: 1.Kön.14, l0; Heseb 4, l5; Zeph. 1, 17. 8. lSchnell und spurlos] Wie ein Traun! [der kein bleibend Wesen hat] vergehey so wird er auch nicht funden werden; und wie ein Gesicht in der Natht sdas ein bloßes äffendes Gebilde der Einbildung istJ verschwindet [er, fortgescheucht von dem Zorngericht Gottes Pf. 73, 20]. 9. Welch Auge ihn [in seiner dereinstigen Große] gesehen hat, wird ihn nicht mehr sehen, und seine Stätte wird ihn nikht mehr schauen [Kap. 7, 10]. 10. Seine Kinder werden swenn nun ihr habsüchtiger Vater gestorben, bei den durch seine ungerechte Bedrückung Verarmtenj betteln gehen [sie zu besänftigen und auszusöhnen suchen, indem sie ihnen das Geraubte wiederersiatten], und seine Hand loitd ihm Mühe zu Lohn geben [genauer: wird durch seine hinterlassenen Kinder sein durch Gewaltthat und Betrug erworbenes Vermögen wieder herausgeben müssen an die, welche seine Habsucht an den Bettelstab gebracht hat; so werden seine Kinder und er in ihnen keinen Ge- nuß vom ungerechten Gut haben]. » 11. Seine [Ge-] Beine werden seine heimliche Snnde wohl bezahlen [besser: waren voll Ju- gendkraft, auf die er sich trotzig verließ]-, und werden [besser: aber sie, seine ungebrochene Kraft, wird] sieh mit ihm [noeh in der Blüthe seines Lebens] in die Erde sin den Staub der Verwe- sung] legen swenn er durch einen bösen, schnellen Tod von hier abgefordert wird]. 12. Wenn ihm die Bosheit swte z. B. Hab: sucht und Betrug] gleich in seinen! Munde wohl schmeckt ldaß er sie gleich eitlem Leckerbissen immer im Munde behalten und sich daran ergötzen möchte], wird sie doch ihm in seiner Zunge fehlen. [richti- ger«: wenn gleich erste unter seiner Zunge verbirgt, um sie recht aus dem Grunde zu ge- nießen,] «) Vers 12 u. 13 sind nach dem Grundtext Vorder- sähe, deren Nachsatz V. 14 folgt. Zophar beschreibt, wie »der Frevler mit immer steigende: Lu dem Reiz der Sünde sich htngiebt, der Genuß ihm a er plötzlich zum Verderben wird, unter dem Bilde einer süß schrneckendem den Gaumen kitzelndem aber den Leib oergiftenden Speise« (Spr. Sal. 5, B; 9, 17.) 62 Hieb 20, 13-—-29. U. Sie wird aufgehalten, und ihin nicht ge- stattet, und wird thin geivehret werden in seinem Halse. sNach dem Grundtext richtiger: Wenn er sie, seine böse Lust, gleich schonend pflegt und nicht los läßt nnd sie zurückhält drinnen in seinem Ganmen,] U. [So wird die Strafe ihn doch alsbald nach dem Genuß der Sünde treffen :] Seine Speise [die Bosheit, die er als lieblich schmeckendes Brod hinnnterschlang und vollbrachte] inwendig im Leibe [in seinen Gedärmen, wo sie ihre Frucht gebiert Jan 1, 151 wird sich verwandeln in sgiftigej Otterngaiie [und nicht Freude und Vortheih son- derii plötzliches Verderben wird sein Lohn sein nach kurzer Freude] II. Die Güter, die er sdiirch nngerechte Mittel Hilslosen abgepreßt und] verschlungen hat, ninß er [wie wenn er sich an Vergiftetem ver- griffen] wieder ausspeien; nnd szwarj Gott wird [mit seinem Flnchgericht ihn überfallen und] sie aus seinem Bauch [heraus] stoßen sdaß er ihrer nicht genießt, sondern sie znrückgeben und endlich darüber verderben muß] la. Er wird der Ottern Galle sangen [besser: Denn ei· sog das Otterngift der bösen Lust mit Gier in sich hinein]; nnd die Zunge der Schlange wird ihn [darum auch mit ihrem gif- tigen Biß] tödten sin ewiger Verdammniß]. Randglosse Luthers: Er wird tödtlich Hetzeleid und Jammer leiden und alles Guten beraubet werden. III· V. l7—29. Er bleibt nicht nur ausgeschlossen von den Segnungem die den Frommen zii cheil werden, san— dern ums auch das durch tiedrättenng Jiiiderrr Erioorbene herausgeben. Ihm, dem dlnersättlichem wird nichts iilirig bleiben. erlitten tin dlelzerfiuß trifft ihn die Noth, und er muß das Feuer der göttlichen Strafe heenntersctzlingen Jlni einer Gefahr grräth »er in die andere. Alle: scheint In; gegen ihn zu verschworen: Himmel und Erde treten feindlich gegen ihn auf. per votlige vertan seiner that-e ist dcii dein dinchlosen von Gott lieschiedene Theil. 17. Er wird nicht sauf den Gipfel einer be- ständigen Glückseligkeit gelangen- mit dauernder Freude zu] sehen» [und mit frohem Muth zu ge- niesen] die Strome, noch »die Wasserbachq die von Honig und Butter [eigentlich: dicker, geroiinener Milch —-— reichlich] stießen lgtgichlsszsgls u Di «l. Schrist vergleicht · un ·onig a em zeiilicheenlyStegen, deß wir »in diesem Leben bedürfen, welche Güter Gott der HErr seinem Volke zugesagt, so sie in seinen Geboten wandelten. Den» Gottlosen und lieber- tretern aber drohet er, daß er diesen Segen allen ihnen nehmen will. Ei. Wellen) is. Er wird arbeiten saber das mühsam Gr- worbene wieder herausgeben müssen] ,· nnd swird daher auch] deh nicht genießen seigentltchz Wird es nicht gierig hinunterschlingen], nnd seine Gitter wer- den anderen [zu Theil; genauer; so groß auch seine durch Handel und Gewinnsucht zusam- mengescharrten Güter sind, so wird es doch dahin kommen], das er deren nicht froh wird süber ihren sicheren Besitz frohlocken kann] In. Denn er hat sgewalithatigj unterdrückt nnd [dann im Elend hilflos] verlassen [liegen lassen] den Armen; er hat Hanser zu sich gerissen [ohne Anspruch an sie zu haben], die er nicht er- banet hat [genauer: aber er wird sie nicht zum Bewohnen ausbauen können nnd also keinen Gewinn voii seinem Raube haben, wie Ahab vom Weinberge Naboth's l, Kön. 21]. 20. Denn fein Wanst konnte nicht voll werden [seine Alles verschlingende Gier kannte keine Zu- friedenheit und kein Genüge], nnd [so] wird ser aiich] durch sein köstlich Gut nicht entrinnen [auch sein Ltebstes und Bestes nicht davon bringen nnd vor dem eigenen Verderben erretten können Zeph. 1, 18J. 21. Es wird seiner Speise nichts iiberbletben [genauer: es gab nichts, was seiner Freß- gier entging, er verschlang alles ohne Scho- nunglz darnui wird [auch] sein gut Leben sfein Wohlstand] keinen Bestand haben. 22. Wenn er gleich die Fiille und genug hat, wird ihm doth angst werden smitten ini Ueberstuß, wenn sein Glück den höchsten Gipfel erreicht zu haben scheint, wird er plötzlich durch Ungliicksfälle in Armuth nnd Noth geratheii]; allerhand Mühe [genauer: die Hand aller Mühseligen und Nothleidendenj wird iiber ihn kommen sum an ihm, dem unbarmherzigen Reichen, die eigene Noth nnd Armuth zu vergelten]. 23. [Ja,] Es wird ihm der sim Genuß irdi- scher Güter unersättliche] Wanst einmal vgl! wet- den, nnd szwar Gott selbst wird ihn sättigen mit seinen Strafgerichten; denn] er wird den Grimm seines Zornes über ihn [in ihn, in seinen Wanst, hinein] senden lKlaget I, 1313 er wird über ihn sFener des göttlichen Zorns, ivie iiber deine Heer- den, o Hiob, bereits geschehen] regnen lassen seinen Streit [besser nach dem Arabischem in sein nn- ersättlich gieriges Fleisch Zeph. I, 17 hinein]. 24. Er wird kvielleicht cui-J fliehen vor dem eisernen Harnisch [den in der Nähe, im Handge- menge, verderblichen WaffenL nnd saber dennoch] der sauch weithin ireffeiideJ eherne Bogen wird ihn verja en [genauer: auf der Flucht von hinten dnrchbo ren; also »wenn er dem Regen ent- rinnen will, wird er in den Bach fallen, ob er schon vor dem Rauch entflieht, wird er doch in’s Feuer fallen«]. 25. Ein bloß sentbloßtesj Schwert wird durch ihn ausgehen; und des Schwertes Mk, der ihm bitter sein wird, wird uiit Schienen iiber ihn fahren. Die Uebersetznng Luthers, die hier theils aus der Vul- gatm theils auf der Septuaginta nnd den jüdiscben Aus: cgungen ruht, stößt auf uniiberivindliche Schwierigkeiten. Zophars Rede von dem unbeständigen Glück und dem plötzlichen Untergang des Gottlosen. 63 Zu qizy müßte »Gott« Subject sein: ,,Er, Gott, zücket (entbldßet)«; das Schwert OF) müßte als Odject er- gänzt werben, und dies ergänzte Object müßte zum fol- genden des: «es gehet heraus« wieder Subjekt sein. Alle diese Schwierigkeiten fallen weg bei der Uebersctznng der neueren Auslegertn die auch viel besser in den Zusam- menhang mit V. 24 paßt. · 25. Er [der im Rücken dont Pfeile Gottes durch- bohrt daliegende Frevler] zieht sdas vorn zur Brust herausdringende GeschOßJ heraus [um noch einmal dem Tod und Gericht Gottes zu entgehen]; da kommt? hervor aus dem Leibe [es gelingt ihm, das Geschoß heranszureißenL aber der Blitz [die blitzende Pfeil: spitze kommt hervor] aus seiner Galle ff. Kap. its, 13, sie hat die Gallenblase zerrissen, also daß sich die Galle nach innen entleert und augenblicklich der Tod ersolgt]; da ziehen heran über ihn Todesschauer [und auch dieser letzte Nettungsversuch endet mit dem Gegentheih mit einem jammervolles! Tod]. » ophar vergleicht Krankheiten mit Waffen und Ge- scho en, durch welche Ntenschen verwundet und dem Tode überliefert werden. Die eigentlichen, gewöhnlichen Krank- heiten greifen den Menschen aus der Nähe an; sollte der Frevler durch der Aerzte Kunst ihnen entgehen, so wird er desto weniger der Pest und den Senchen entfliehn, weil er, durch seine Sinnenlüste gebrochen und entnervt, ihre Gewalt nicht aushält« (Coccejus.) Tit. »Es ist keine Finsternis? da, die ihn ver- decken mochte [richttger: Eitel Finsierniß nnd Unheil ist von Ihm, dem göttlichen Richter, auf- bewahrt für das, was er rücksichtslos hab- gierig zusammengescharrt hat und aufgesparth also daß nicht blos der Frevler selbst, sondern auch alle seine Vorräthe und Schätze untergehen]. Es wird ihn fden Gottlosen selbst] ein Feuer koon Gott angezündet Kur. 1, Its] verzehren, das nicht svon Menschenj ausgeblasen ist lsvndern unmittel- bar von Gott wird er gerichtet, z. V. durch das Zorn: feuer des Aussatzesh nnd wer [oder was immer] übrig ist in seiner Hutte [und etwa den anderen Ver- hängnisseti entronnen ist], dem tviriss ubel gehen fdenndas Feuer des Gerichtes Gottes wird’s rein verzehren und abweiden]. V) Jm Hebräischen ist cin Wortspiel zwischen »du-s.- munit und »Ist-plain« — »aufbewahrt« und «aufgespart« vorhanden, um aus udrücken, daß Gott, der gerechte Richs irr, für den Gottlosem der seine Güter nicht aus Gottes Hand annehmen wollte, ebenso Strafen sammelt, wie er mit Verachtung der Gebote Gottes Schätze sammelte. (Nom. T, s; Jar s, 3.) · W. Der Himmel wird seine Missethat eröff- nen staut Zeugen, daß der Gottlose des Gerichtes Gottes schuldig istJ- nnd die Erde wird sieh wider litt! sksclt so werden Himmel und Erde ihre Kräfte vereinigen, i n, der nicht werth ist, daß ihn die Erde trägt. daß ihn des Himmels Licht beschenkt, hinwegzu- tilgen; aber deine Hoffnung, o Hiob, daß Himmel und Erde deine Unschuld bezeugen werden, Kaki. is, is. i9s wird dich täuschen]. · 28. Das Getteide salles was ex] in seinem Hause sausgespeichert hat] wird weggesnhret werden, ses wird] zerstreuet lwerden oder wie Wasser zer- rinnenJ an Tage seines fgöttlichenj Zorncs Ida er heimsucht des Frevlers Missethaten]. 29. kSiehej Das ist der Lohn eines gottloscn Menschen bei Gott [der von Gott ihm zugetheilt wird], und [dieß] das Erde seiner Rede bei Gott [das Erbe, das von Gott, dem Gerechten, ihm zuerkannt wird vgl. Kuh. i8, 21]. Wie gar verschieden ist dies Loos von dem Loose nnd Erbthgil der Heiligen im Licht, das dn für dich erwartest, o "o ! Es ist klar, daß Zophar bei der anzen Schilderung immer Hiob im Au e hat; denn die arstellung der gött- lichen Strafen läßt eh meist auf Hiobs Krankheit und seine früheren großen Trübsale anwenden. Es fcheint danach, daß Zophar hier auf das Dränigen Hiobs hin, die Freunde sollten ihm eine bestimmte S nde be etchnein die ste bei ihm vermutheten, den Verdacht ausspri t, Htob habe seine Reichthümer durch Bedrückun der Armen und durch allerlei Betrug und Ungerechtigeit zusammenge- bracht »So fchonungslos sucht Zophar das neue Ver- trauen, welches Hiob zu Gott faßt, zu ersticken und den Glauben, der unter der Asche der Anfechtung emporschlagh zu dämpscn Die Methode Zophars ist seelenmdrdertsch, er sucht das aus dem Gefühl des Todes teimende Leben zu tödten, statt es zu stärken« (Delitzsch.) Das Si. Kapitel. gibt) widerlegt die Rede« Zofihaiks non dein Glück« und der Strafe der gotllosetr Die folgende Entgegnung tslobw gilt allgemein allen Freunden, besonders aber Bot-hat. Die höhere Ruhe, die lschon can. 19 eine innere dlntwundtnng in hlob ankündigte, eherrfcht im Verborgenen auch diese Rede. tjtob thut tu derselben wiederum einen Schritt vorwärts zur rechten it— ntüthooerfassung, die Lösung deo Uäthfrli seiner Leiden aus Elihtro und des hErrn stund: auszunehmen. Gedtäagt von den immer kühne: nnd heftiger werdenden Jlultlageu der Freunde, von den immer einseitiger und furchtbarer, darum aber auch unwahrer werdenden Itarnellungea ihrer rohen Vergeltung-lehre, wodurch fie trotz deo freudigen Jtufflaklrerno deo Glaubengfnnlteno in tjiob Gan. ist, 23 sf.) ihn geradezu alo einen nubarmherzigem ttuoerbehcrliclseu idlifsrthäter hluüellem sagt er fith jetzt von ihrer uugkifls ltchen, auf der Srllsftgerrchitglreit ruhenden Vergeltung-« thront, von der auch er ja liio jeht noch gefangen gehalten war, gänzlich los und spricht, zwar entsetzt, aber ruhig, redlich nnd lelar dao aus, wag schon lange sein Sauerei bewegt nnd hier nnd da (s. Lan. it, 23 f.; W, S) schou durchznbrechen versucht hat, nämltth das fiir ihn furchtbar dunkle, übermenschliche Räthftl deo häutigen Wtderfprachs zwischen der Gesinnung nnd Handlung-weise nnd dem Er— gehen der Menschen auf Erden. Co ist dies ein Fortschritt in Hieb: »denn dao ganze dichte, unzerthettte Dunkel, toelrhei thn beitritt, wird zum erstenmal: flitfsiger nnd bewcglichey atg wolle ro sich durch die höhere Ahnung nnd durch das Gefühl feiner eigenen Unzulänglichkeit zertheilen.« sind wenn htob auch durth die von den Freunden wieder ver· slärltte versnnsung in feiner Darlegung jenes Widerspruch« ülsrr das Mai der wirlttichen Erfahrung htnani tibertreibt nnd sieh gegen Gott nnd seine Gerechtigkeit verfiindlgh fo 64 Hier» 21, 1-—25. enthält dort) seine Schilderung weit mehr äußere nnd innere Wahrheit, als die der Freunde, und sein Her; ist voll ern· sten hasses gegen die so gltimbringende Gottloslgtteit I« V. t—6. tjdret mich noch einmal ruhig an; ich will can) etwas sagen, was all euren hohu gegen mich und eure Widerrede versiununen machen soll. mein her; er- bebet iiber das Enisetzlictfg das ich eint) sagen werde. l. Hioh antwortete [mit bewußter Ueberlegen- heil, obwohl wieder übermannt von der Finsterniß feines LeidenräthselsL nnd sprach: 2. Hörer doch [horet, ach höretj zu meiner Rede, nnd lasset euch rathen fgenauen und das soll mir gleich wahrem Trost von euch fein; denn eure bisherigen Reden follten wohl Trofireden sein, waren aber vielmehr Qualen und GeißelhiebeI Z. Vertraget mich [und unterbrechet mich sticht] daß icl) auch rede [und eure Behauptungen von der Bestrafung der Gottlofen nach der Erfahrung beleuchte], und spottet daruacl) [wenn ihrs noch wagen werdet] meiner lals eines von Gott be- straften Bösewichts, besonders du, "o Zophar, dessen hefiige Anklage Kap. 20 eine offenbare Verhöhnung meiner fiegesfreudigen Hoffnung Kap. 19, 23 ff. war]. 4. Handele ich denn [in meinen Klagen noch] mit [irgend] einem Menschen [und nicht vielmehr mit Gott, da ich doch längst schon die Hoffnung aufgegeben habe, von Menfcheiu tvie ihr, menfch- liches Niitgefühl zu erfahren; oder welcher Grund ist vorhanden], daß mein Muth hierin [wenn ich mich und so viele andere Frvmme so schrecklich leiden sehe] uicbt sollte unwillig fein? s. [So] Kehtet ench [nun aufmerksam] her zu mir; ihr werdet sauer sehen lgewaitig erstau- nen, wenn ich nun nach meiner Beobachtung dar- slellen werde, was meinen gerechten Unwillen so erregt], und die Hand aufs Maul legen [mit euren Vorwürfen und erfahrungswidrigen Be- hauptungen verstummenj müssen. o. Wenn in) daran san das in der Welt herrschende, dunkle RäthfeIJ gedenke, so ersthrecle ich, und Zittern kommt mein Fleisch an. II« V· 7—2b. Wie ganz anders, als man nach eurer Meinung erwarten sollte, isi das Eooe der Frevler be— schaffen, trotzdem sie nichts von dem HGrrn wissen wollen und seiner Verehrung suottent Dennoch hat mein Her; Kirschen vor ihrer Gesinnung. Jlber wie selten trifft sie die verdiente Strafe! vertucist ihr mich ans das Schirlisal ihrer Kinder, welche Gerechtigkeit isi das, die denjenigen die Strafe nicht fühlen läßt, der sie oerwirltt hat? Ihr schreit-et Gott vor, wie er die weit regieren müsse. Ell-er tu der Wirklichkeit handelt er ganz anders. i. Warum leben denn die Gottlofen [immer- d» is» K»- 20- 5J- werden alt und nehmen zu an Guteru lPi 73, 3 f. 12; Hab. I, is; Mai. s, 13 ff; Ja. 12, 1 H? . . 8. Ihr« Same ist sicher [vor jedem Unfall] um sie her [ohne daß der Tod oder fonst eine Trennung sie von ihren Kindern trennt], nnd ihre ffpäterenj Nachtdmmlinge sind [in sicherem Glück] del ihnen [ich aber bin von dem HErrn aller rneiner Kinder beraubt] o. Ihr Haus hat Friede sdie Fülle und ist sicheu vor der Furcht [vor schrsckevdem Uns-III. nnd sdas aus gutem Grund; denn] Gottes [ftra- fendej Ruthe sKtagel Jer. Z, l] ift nicht über ihnen [wie sie mein Haus gänzlich verstöret hat]. to. Seine Ochsen lciffet man zu sdamit sie die Kühe befpringen], nnd see] mißrath ihm [dem Ochsen] nicht fdaß er sie befruchte]; seine Kuh ialbet [leicht], nnd ist nicht unfruchtbar sbringet keine Fehlgebrtrt]. It. Ihre sder Gottlosenj jungen Kinder sihre Buben] gehen aus [in’s Freie, um sich zu tum- meln, so zahlreichJ wie eine Heerde, nnd [alle] ihre Kinder ldclen [hiipfen und springen fröhlich umher; ich aber muß ein armer, verwaifier Vater 12. Sie [die Gottlofen selbst] janehzen szu jeder Zeit] mit [lustigem Spiel von Hand-J Partien nnd Harfen [oder CithernL nnd sind srdhlich mit [unter dem Schalle von] Pseisrn sHirtenflöten oder Schalmeyen vgl. 4. Mof. 10 2 Anm.]. 13. Sie werden fkeineswegs vor der Zeit dahingeraffh wie Eliphas Kap. 15, 32 behauptet, sondern werden] alt bei guten Tagen sindem sie den Becher der Freuden und des Glücks bis auf den letzten Tropfen genießen], nnd [dann, wenn endlich ihr Stündlein kommt] erschreclen [fie] lanm einen Augenblick vor [dem Tode und vor] der Hölle [f. Kuh. 7, 9 s. Anm., sondern sinken ohne langwierige Krankheit, ohne Todeskampf in’s Grab] Randglosfe Luther’s: Sie leben bis an den Tod wohl, und da isl’s um einen bösen Augenblick mit ihnen zu thun, so find sie hindurch. Ich aber muß so lange Zeit Schrecken und Unglück leiden. 14. [Sie] Die docl) snach der geringeren Zahl mit dem Munde, nach der größeren mit der That, allefammt aber im Herzen] sagen zn Gott [ihrem Wohlthäter]: Hehe dich von nnd, wir wollen von deinen Wegen [und Ordnungen, in denen zu wandeln du den Menschen geboten] nicht wissen; [Wir kennen einen viel angenehmeren, weicheren und ebneren Weg, der Freude und Luft gewährt.] . · » 15. Wer ift der Allmachtcge swer weiß, ob es überhaupt einen solchen giebt Pf. l0, 4], daf wir ihm fmit Daraugabe so vieler Luft und Freude des Lebens] dienen sollten [in Gehorsam gegen fein Wort und feinen Willen]? oder was sind lvit’s gebessert fwas bringt es uns für Nutzen nnd Vortheil], so loir ihn anrnsen [mit Beten, Loben und Danken Mal. Z, 412 Hiob’s Widerlegung der Rede Zophar’s. 65 Es enthalten diese Worte die Grundzüge der Gesin- nung der Abgesallenen aller Zeiten, besonders auch un- serer Tage, in denen der große Abfall der letzten Zeit be- gonnen hat. —- Trachtet man nicht, die Gedanken von Gott und göttlichen Dingen als Freudenstörey die nur melan- cholisch machen, aus dem Herzen zu verjagen? Schämet man stch nicht, von Gott und Christo zu reden in an- sehnlichcn Gesellschaften? das mag ja wohl heißen: Hebe dich von uns! An dergleichen Discursen von geistlichen Dingen, die gar zu langweilig und ernsthaft, haben wir kein Belieben! Das gehört für die Klöster und in die Kirche. Kann nicht ein Profit oder Verlust von einem Batzen mehr bei den Menschen ausrichten, als wenn ihnen ein Befehl des lebendigen Gottes aus der heil. Schrift vorgehalten wird? O verzweifelte Bosheit des menschli- chen Herzens, wer will dich ergründen, als dein Schöpfer, der dich gut gemacht hatte, und dein Richtety der dich urtheilen wird, daß du so bös worden bist! O undank- bare Creatur, womit hat Gott dergleichen um dich doch verschuldetl (Berleb. Bibel) Its. Aber siebe, ihr Gut sihr sorgtoses Glück] stehet nicht in ihren [eigenen] Händen [als hätten sie es dnrch sich selbst erlangt und könnten es nach Willkür festhalten, sondern Gott ists, der’s ihnen gegeben, der’s ihnen auch nehmen kann]; darum [aber] soll der Gottlosen Sinn [wenn er auch Glück zu bringen scheint, mich doch nicht verleiten, wie sie, Gott in’s Angesicht zu segnen, sondern ich hasse ihre Gesinnung mit ganzem Ernst, und sie soll] ferne von mir sein. 17. [Und wie steht es nun mit der von euch so gerühmten gerechten Bestrafung dieser schreien- den Undankbarkeit der Gottlosen gegen ihren himm- lischen »Wohlthäter?] — Wie [selten doch] wird« die Leuchte der Gottlosen swie du, o Bildad, Kap. 8- 5 f» meinstd verldschety und [wie selten wird] iht Unglück splötzlich hereinbrechend] über sie kom- men [wie Bildad wiederum behauptet Kap. 18, 12]! sWie selten kommt es doch vor, daß] Er wird Herzeleid srichtigerx Fallstricke —- wie Bildad Kap. 18, 8 ff. sagt] anstheilen sals ihr Erbtheil Kap. 20, 29 ihnen auf ihre Wege vertheilen, daß sie zu Falle kommen müssen] in seinem [gerecht vergeltenden] Zorn[!]. «) In diesem und dem folgenden Verse stnd die Zeit- formen der Zukunft aufzufassen als Formen der absoluten Gegenwart, die ausdrücken soll, daß es jetzt so ist und in Zukunft stets auch so sein wird, ähnlich, wie Kap. 18, 12 ff. 18. [Wie selten kommt es vor, daß] Sie [schon hier auf Erden] werden sein wie Stoppeln [kurzgeschnittenes Stroh oder HäckseIJ vor dem Winde, und wie Spreu, die der Sturmwind weg- snhret sdaß Gottes Strafgerichte sie also treffen, daß keine Spur, wie ihr sagt, von ihnen zurück- bliebe !]. Gedrängt durch die iibertriebenen Schilderungen der Freunde geht Hiob hier fast über das Maß der wlrklichen Erfahrung, die Pf. 1, 4; 35, 5 allgemein hinstellt, hinaus. 19. [Jhr werdet mir hierauf zwar entgegnen :] Gott behält desselben sdes Fee-viere] Uugluck ans dessen Kinder sdaß er an denen des Vaters Misse- .Pred. s, 2212 that heimsuche. —— Aber, ist’s auch recht, daß den unschuldigen die Strafe des Schuldigen trefse?]. Wenn er [der HErrJ es ihm [selbst, der ihm seine Güte so gedankt hat] vergelten wird smit em- pfindltchen Strafen], so wird man es inne werden sdaß er ein gerechter Richter ist]. Die zweite Vershälsie lautet stach dem Grundtext genauer: Er [der Allmächtigej vergelte es ihm selbst [Und nicht seinen unschuldigen Kindern] daß er’s em- pfinde stvie Straf und Pein auf Sünde folgen müssen] 20. Seine [eigenen] Augen werden [besser: mögen] sein Verderben sehen, und vom Grimm [d. i. aus dem Zornkelch Jes. 51, 17. 22; Jer. 25- 155 Ossenlx 14, 10] des Alltncichtigen wird [genauer: mag] er [selber] trinken. 2l. Denn lver wird Gesallen [ein Interesse] haben an seinem Hause nach ihm kwenn man selber gestorben ist, sonderlich der Gottlose, was liegt ihm daran, wenn seine Kinder nach seinem Tode für seine Frevel büßen müssen, vgl. Kap. 14, 21; Und die Zahl seiner Monden wird kaum halb bleiben lrichtigerx wenn die Zahl seiner eigenen Monde durchschnittem Kap. s, 9; 27, 8., vollendet, und er selbst in’s Grab gesunken ist?]. Hiob versündigt sich hier durch ein unziemliches Meistern Gottes und versällt von dem entgegengesetzten Interesse aus demselben Fehler, den er im folgenden Vers den Freunden oorwirft. 22. Wer will [wagen] Gott lErkenntniß zu] lehren [wie er als Regierer und Richter der Men- schen verfahren miisse —- thnt ihr’s nicht, indem ihr behauptet, Frömmigkeit und Gottlosigkeit be- lohne und bestrafe sich immer schon hier auf Erden, während die Erfahrung so oft das Gegentheil zeigt? -— thn], der [doch] auch die Hohen sdie über alles Jrdifche erhabenen himmlischen Geister Vgl· Kaps 4- 183 15- 153 251 21 lUkllck dessen Walten wir ohnmächtige Erdengeschöpfe uns also erst recht beugen müssen, auch wenn es uns unbegreiflich und schlechthin räthselhaft erscheint]? 23. [Sein Walten ist ein gänzlich anderes, als ihr in eurem selbstgerechtem kurzsichtigen Dünkel euch einbildetxj Dieser [obwohl ein gottvergesse- ner Frevler] stirbt [, bis an sein Ende] srisch nnd gesund in allem Reichthum und voller Genüge, 24. Sein Melkfaß ist [stets] voll [vom Vor- rath au].Milch, und seine Gebeine werden [in Folge von solcher stets reichen, üppigen Nahrung] gemtistet Mit Mark [genauer: das Mark seiner Knochen wird getränket, also daß sein Körper innerlich strotzt von Lebensfrische, Kraft und Wohl: gefühl]. 25. Jener aber [obwohl er Gottes Wege«ge- liebt und seinen Namen bekannt hat] stirbt [nach- dem er] mit betritbter Seele soie Bitterkeit schwe- rer Leiden durchkostet hat vgl. Kap. 7, 11; 10, 1], 66 Hioo ei, 2e—34. 22,1-—11. und hat nie mit Freuden gegessen [besser: nie des Glückes genossen vgl. Kap.9, 25 Anm.]. M. Und [dann — wenn sie nun gestorben] liegen ssie Beide, der Frevler wie der Fromm, einander] gleich utit einander in sdern Verwefungs- staube] der Erde, nnd Würmer decken sie [beide] zu. sWo ist dann die Vergeltung, von der ihr fort und fort prediget? vgl. dagegen Pf. 49, t5.] m« v. 27—34. Ja) verstehe wohl, wag ihr mir mit allen euren Schitderungen in boghaster weise zu verstehen geben wollt. Tiber ihr braucht euch blos an viel ersah- rene Wanderer zu wenden, um zu hören, daß es alter Orten glfuttliche Frevler giebt. Selbst im Grabe sind sie non) geehrt! So nnd also alle eure angeblichen Trösluni gen Trug nnd Unrecht. 27. Siehe, ich kenne [und durchschaue] eure [Hinter-] Gedanken [bei euren sich stets wieder- holenden Schilderungen von der Bestrafung der Gottlosenj wohl, und euer frevel Vornehmen wider mich [wie ihr durch gleißende, heimtückische Schluß: folgerungen mich mit Gewalt zu einem nach feinen Thaten belohuten Frevler stempeln wollt]. 28. Dcuu ihr sprechet [Kap. 8, 22; 15, 34; 18, 18. 21 und beziehet es nicht undeutlich auf mich]: Wo ist das Haus des [einst so mächtigen und gtücklichen tyrannischen] Fürsten? und wo ist die Hütte sdos PMchtgczsltL da die Gotttosen seinsi in so sicherem Glücke] wohnetenTs sHat nicht Gott in ihrer Verstörung klar ihre Schuld be- wiesen?] 29. Redet ihr doch davon, wie der gemeine Pöbel; nnd merket nicht, was jener Wesen bedeutet. Nach dem Grundtext richiigerz Habt ihr denn nicht sdie jedem sich darbietendc Stimme der Erfahrung darüber vernommen? habt ihr nie] die weitgereisten Wanderer sdie mit den Karawanen aus fernen, frem- den Landen zu uns kommen und uns gern erzählen, was sie dort erfahren und beobachtet haben] gefragt? Ihre [von ihnen erzählten] merkwürdigen Geschichs ten [die euch Beispiele genug zur Widerlegling eurer einseitigen Behauptungen liefern] könnt ihr doch nicht leugnen? . 30. Denn [sagen diese] der Böse wird be- halten [bleibt gar oft verfchont] auf den Tag des Vetderbens [an dem Tage, wenn Gott über das Land oder die Stadt Strafgerichte sendet], und anf den Tag des Grimmes san dem Tage, da Gott seinen Grimm über ein Land ausbrechen lässet] bleibet er fgenauerx wird er, wie durch höherer: Schutz, der Gefahr entzogen und aus ihr hinweggeleitet, während der- Gerechte sogar zuweilen umtornmt]. Z1« Wer will [bei alledem wagen, den mäch- tigen Frevler zur Rede zu siellen und ihm in’s Angesicht zu] sagen, was cr verdienet, wenn man-s äußerlich ausiehet [wenn man seinen gottlofen Wandel nach göttlichen Gesetzen beurtheilt]? Wer will [nun gar sich unterstehenj ihm [mit der That zu] vergelten, was er kfort und fort nach seinen Ge- lüsten Gottloses] thut? lEs heuchelt und schmei- chelt ihm ja ein jeder, so lange er im Glück und Ansehen siehet; niemand wagt ihn zu strasen. Wer soll’s auch thun, wenns Gott nicht thnt?] · 32. Aber [d. i. im Gegentheih sagen die er- fahrenen Reisenden weiter] er wird sselbst noch im Tode hoch geehrt; denn er wird von seinen Freun- den und Schmeichlern mit feierlichem Gedräng] zum Grabe [das.auch besonders prachtvoll ausge- stattet ist] gerissen srichtigexw geleitet] und muß bleiben bei dem Haufen [kichtigek: und selbst übe: dem Grabhügel hält er in einem glänzenden Denk- mal noch Wachc und verkündet, obwohl todt, doch laut den nachfolgeuden Gesehlechterm wie rnächtig, reich und geehrt er gewesen. Wie ganz anders ist also sein Ende, als du, o Bitt-ad, Kuh. 18, l7 beschreibsi!]. 33. Es gesiel ihm wohl der Schlamm des Baches [richtiger: Jhm sind bei solchen Ehren- bezeugungen süß, leicht und sanft, di-e Schollen des Thalesc worin fein Grabhügel sich wötbet; bis über den Tod hinaus ist sein Loos also gleich dem, das ihr Freunde dem Gerechten für alle Fälle in Aussrcht stellet], nnd sdaß er überhaupt einmal den Tod erleiden muß, ist doch nichts son- derlichesz denn] alle Menschen [ohne Ausnahme] werden ihm [in den Tod hinab] uachgezogem nnd derer, die vor ihm gewesen sind [und ebenfalls haben sterben niüssen] ist keine szählbarej Zahl. «) Vgl. das lateinische: sit ei ten-a levjs (die Erde sei ihm leicht] 34. [Sehet nun:] Wie tröstet ihr mich [in allen euren Reden von der Gerechtigkeit Gottes] so vergeblich [mit leeren, fruchtlosen Worten, die nicht nur nicht trösten, sondern nur bittere Schmer- zen oernrsachen], und [wenn ich nun] eure Aut- ivort [aus meine vielfältige Betheuerung der Un- schuld mit diesen allgemein bekannten Erfahrun- gen vom Gegentheil eurer Weisheit vergleiche, so bleibet nur der Schluß: sie er-] findet sich [als] llllkkcht Eals trculose Verständigung gegen mich betrüb- ten Mann und gegen Gott, dessen Wahrheit ihr, unter dem Scheine, sie zu vertheidigen und zu rechtfertigen, vielmehr verdrehet und vertehret]. Das 22. Kapitel. Glis-has ziehet Hiohs kfrömmigkeit abermals in Zweifel. Die uuleugbaren Thatsachecy die tftiob in seiner tehteu, zu dein nun begtnueuden dritten Kreislauf des Ge- spräetjs übertetteudeu Rede ans der Erfahrung herau- gezogrn hat, haben den Xretmden ihre fleisehlirtje Theorie von einer irdischen Vergeltung der Bosheit gänzlich zu Schneiden getaucht. Es bleibt ihnen nun nicht; übrig, als entweder zu schweigen nnd Hiob den Sieg gänzlich zn über— lassen, oder das Kenßerste zu wagen, wodurch bewiesen werden träume, daß bei ihm ihre Lehre oou der Vergeltung dennoch gelte: ,,ste niüssen endlich dar« ganz liuht nnd nu- Des Eliphas Z. und letzte Rede wider Hieb. 67 verhüllt aussprechen, wag sie bisher so völlig unumwunden und ausführlich auszureden sich noch schämten; sie müssen ihm bestimmte, einzelne große Sünden vorwerfen, die er nach ihrer Meinung vor seinem keiden verübt habe, wie sie zwar ihrer Voraussetzung nach alo gewiß annehmen, aber nimmer beweisen können. Freilich beremtigt fle nach ihrer Knsmaiiung der Ding· die letzte diede Htobd dazu, wo er so offen die göttlinie Gerechtigkeit vermißt hatte, alg wäre er selbst ein Sünder, und insofern treibt Hiob sie selbst zu diesem Jteaßcrflem aber sie lassen sich so zu Be· hauotuvgen verleiten, die erst die völligste Verwirrung ihnen abzwingk und die, nicht bewiesen, ihnen bald die schmäh- lirhsie iliederlage bereiten niüsseiifi (Guiald.) Je mehr aber der wiederum begiunende Gliphao fühlt, daß sie ermatten nnd vor dem großen Iiäthsrh das sie vergeblich zu durch« hauen snthten, soivte vor der Gewalt Htolko oerstumniea niüssen, desto mehr fühlt er sitt) gedrungen, von dein smlüpfrigen Wege, den sie betreten, nnizulenlren nud im Gegensatz zu ihrer Weise im zweiten Gang des Streits wiederum versöhnende Ertnahnnugen nnd glänzende Ver— heißungen hinzuzufügen. Aber diese sind nur Wiederholun- gen voa schon einuial im zweiten nnd ersten Kreis des Gesorüehs Gesagtenu ,,Klso erschöpft Gltvhag hier, dao lehle Mitte! versuchend und den letzten neuen Gedanhen in Bewegung sehend, zugleich alle früheren Gedanken und Mittel, und zum letzten male den Eingriff erneuend und alles Sagbare zusammenfassend, liehrt er schou siufenweise znm Jlnfaug zurüor nnd offenbart so, daß die Freunde ihr Gebiet durchlaufen haben und ermattet Ruhe wünschen müssen« (Gwald.) I· di. t—1t. Gott urtheilt uicht nach eigenem Interesse; die Strafe muß dich also deiner eigenen Srituld wegen getroffen haben: du hast deiiie armen Brüder hartherzig behandelt nnd als übermüehtiger Großer insbesondere Wittwcu und Waisen bedrüctiu Darum hat dies derber· den dich getroffen, das du aber noch immer nicht mit rechten Jlugen anzusehen scheinß I. Da antwortete Eliphas von Themau [Kap. L, It; 4, I; 15, 1., erbittert durch die ruhige Ueberlegeiiheit nnd Kühnheit Hiob’s], und sprach [mit leidenfchciftlicher Erregtheih die eine baldige Niederlage ahnen läßt]: 2.· Was [be-] darf Gott eines Starken, und was iiutzt ihm ein KliigcrZ Geuanert Kann denn Gott sdem ewig Seligen nnd AUgenIigfanieIiJ Nutzcn bringen ein Mann [dnrch feine Frömmigkeit oder Schaden zufügen durch goitloses Wesens? Nein, es niitzet [nur] stch irlber der Verständige fder sich demüthigt und in Gottes- furcht lebet]. u. Mcineft du, daß [es] dem Allmiichtigen gefalle [besser: einen Vortheil briuge], daß du dich fo fromm machst fgenauerx wenn du gerecht bist]? oder was hilfks ihn, ob du deine Wege« gleich ohne Wandel sTaoel und Anstoß] ach- tcst [besser: einrichtest]? lDas ist doch ohne Zweifel nicht der Fall; dennoch redest du, als ob Gott den Menschen nicht nach ihrem Thau, son- dern so, wie es ihm selber Vortheil oder Schaden bringt, vergeltelj Es zeigt stch darin eine großaclige Kunst des hoch- crleuchteten Veifassero unseres Banns, daß er die Freunde häufig Sätze aussprechen läßt, die an sich und außer dem Zusammenhang mit Hiobd Geschick die herrlichsten Wahrheiten find, in diesem Zusammenhang aber als verkehrt und falsch fich ausiveiscir 4. Meineft du, er wird sich vor dir fürchten [richtiger: er würde durch deineGottesfurcht oerannlaßt], dich zu ftrafen und mit dir vor sfeiu gerechtes] Gericht [zu] treten? Z. Ja, deine Bosheit ist zu laußer Maßen] groß, nnd deiner Miffethat ift kein Ende. [So getviß als der HErr den Menfchen nach ihrem Thun vergilt, fo gewiß habe ich auch ein Recht von der Größe deines Leidens auf die Größe dei- ner Sünde zu schließen.] b. [Darum, wenn du es vgl. Kap. 21, 27 nicht anders haben willst, so follst du deutlich ge: nug vernehmen, was allerdings unsere Meinung von dir ist: ja,] Du hast [in der Zeit deines Glücks] etwa deinem fdir verfchuldetenj Bruder sFreunde oder Nächsten] ein Pfand gtstlommeu [hast ihn ausgepfänded ohu [dringende] Ursach [vgl. Kuh. 24, Z. S; 2. Mvs 22, 25 f.; 5. M. 24, 6. 27; Hefek. 18, 7. 16], du haft den Nacieudcii [die kaum ihre Blöße zu decken vermochten] die Kleider ausgezogen [um dich bezahlt zu machen] 7. Du hast die Nisideu [die vor Durst fast verichmachtetenj nicht getrcliiict mit Wasser, und haft dem Hungrigen sobwohl er dich darum an- fIehteJ dein Brod versagt [Matth. 25, 42]; 8. Du hast [im Vertrauen auf deine Faust] Gewalt im Lande geübct Uahest das Land, in das du doch fremd einwandertesh als dein eigen an, verdrängtest die rechtmäßigen Besitzer bald durch ossene Gewalt, bald durch Hinterlist oder richtetest sie zu Grund], und htåchtig drinnen gesessen« shast dich mit dein Wachfen deines Ansehens und deiner Macht je mehr und mehr ausgebreitetjz Si. Dir Wittwen [die nun hilfestehend zu dir als dem Einflußreichsten kamen] hast du leer lassen gehen sja wohl von deinem Hof gejagt], und die Macht [die letzten Kräfte und Stützen] der Waisen zerbtocheuit [und sie so dem Untergange preis- gegeben, vgl. Kap. 29, 13; 24, Z; 2· Mof. 22, 2l f.; b. M. 24, 17. 19; Pf. 94, 6]. V) VI) Eliphas geht in diesen beiden Zeitwörtern nach dem Grundtext aus der zweiten Person in die dritte über, um Hiob in feiner Selbstsucht desto obfectivety wie er einst war und jetzt noch ist, zu beschreiben. 10. [Mit folcher uiimenfchlichen Unbarniher- zigkeit hast du die Gerechtigkeit Gottes herausge- fordert;] Darum bist du [nun, wie dir schon Bildad Kap. 18, 8 ff. gesagt hat] mit Stricken umgeben [fo daß du keinen Ausweg mehr siehst und dem Verderben rettungslos anheimfallen mußt], und Furcht [Schreckniß, die dir deinen Untergang voransverkündigetj hat dich [oftmals] plötzlich er- schtockeu sals Vorfchmack deines schrecklichen Endes]. It. [Oder] Sollteft du denn wirklich] nicht die sdich bedrohende] Finsternis [des Süudertodes als gerechte Vergeltung für deine Missetbatenj 68 Hist» 22, 12-—30. sehen, und die Wasserslnth dich nicht bedecken [wsrt- lich: und die Wasserfluth vgl. Kuh. Z, 10; Pf. 32, s; 69, 2 nicht merken, die dich zu be- decken droht]? Allerdings zeigt Hiob in allen seinen Reden, daß er vollkommen die Größe seines Kummers und Elends er- kennet, aber nicht in dem Sinne des Eliphas, nämlich als Strafe für grobe Vergehen. — Jst es nicht greu- liche Heuchelei und Ungerechtigkeit, gegen besseres Wissen und Gewissen, einem Bruder die schändlichsten Sünden wie Habgiey tinbarmltcrzigieit und Mammonsdienst vorzuwerfen und sich dieselben als zweifellose Thatsachen vorzuredeiu ohne sie auch nur mit einem Worte beweisen zu können, und das Alles zur Ehre Gottes, um dessen gefährdete Gerechtigkeit zu retten? »Das zeigt, wie nahe theoretischer Jrrthum und praktische Lüge aneinander grenzen!« H. v. 12—20. Du siehsi wohl Gottes Grhabenheih du scheinst aber .den falschen Schluß daraus zu ziehen, daß er sitt) um die Menschen nicht bekümmert. Gedeulist du nicht des schweren Gerichts, welches sitt) die Sünde: der derzeit eben iii Folge solcher Gedanken zusagen? Die Frommen führt Gottes Güte auf andere Gedanken, und he freuen sich, wenn sie den Untergang der Bösen schauen. 12. Siehe, Gott ist hoch droben im Himmel [und überfchaut aus dieser seiner Erhabenheit über der Erde Alles, was in seiner Schöpfung vorgeht], und siehet die Sterne droben in der Höhe sgenauerx siehe nur die höchsten Sterne über uns — wie erhaben sind sie! nnd selbst über ihnen weit hoch oben thronet der HErr]. 13. Und dn [machst daraus den trügerischen Schluß und] sprichst: Was weiß [und bekümmert sichJ Gott [in seiner unendlichen Höhe um das, was hier auf Erden Gutes oder Böses geschieht]? Sollt er, das im Dunkel ist [richtiger: durch das Wolkendunkel hin, das ihn von der Erde absperrt], richten können [vgl. Pf. 10, 11; 73, 11; 94, 7; Jes. 29, 15; Hesel 8, 12]? 14. Die Wolken sind seine Vordern, und [er] siehet nicht sdas Treiben der Menschenkiiided nnd kraft-J wandelt im Umgang [im Gewölbe] des Himmels [den allein er regiert]. Weil Hiob in den Gcfcbicken der Menschheit die- jenige gerechte Vertheilung von Glück und Unglück, die die Freunde rühmen, nicht wahrnehmen kann, so zieht Eliphas daraus den Schluß, das? Hiob überhaupt die göttliche Vorsehung leugne, und legt ihm die Meinung in den Mund, Gott habe sicb nach der Erfchaffiing der Welt in die seligen Himmelsräiiiiic zurückgezogen und lasse die Welt wie ein aufgezogenes Uhrwerk ihren Lauf vollenden, ohne sich weiter um das Einzelne in ihr zn bekümmerm Diese Gottes unwürdige Anschauung ist schon seit der Zeit der Sündfluth von den Gottlosen als Rnhekissen ihres sie verklagenden Gewissens erfunden worden, wurde von den Propheten des Alten Tesiaments oftmals gezüchtigh dann von der heidnischen Philosophcni sehnte der Epieureer in ein System gebracht und war im Grunde auch die Lehre des vulgären Rationalismus, wie auch alle die, die ihren Bauch zum Gott gemacht haben, ihr gern huldigen Hiob aber war weit entfernt, die Einzelfürsorge Gottes leugnen zu wollen; er hatte nur die Räthsel, die er in der Weltregterung sah, offen ausgesprochen. Vielmehr hätten die Freunde nach ihrer Gesinnung zu dieser Aiischaiiung hinneigen müssen. 15. Willst du der Welt Lauf achten [der: fluch- würdigen Weg der Vorwelt einhalten], darinnen die Ungererhten [die heillosen Menschen zur Zeit der Sündfluth] gegangen sind [die auch, wie du, meinten, der gerechte Gott achte ihrer Sünden nicht, und sein Gericht herausforderten 1. Mos. 6, 12; l· Petr. Z, 2012 16. Die vergangen [und hingerafft worden] find, ehe denn es Zeit war [also ganz anders, als du Kap. 2i, 13 behauptet hastL nnd das Wasser [der großen GerichtsflUthJ hat ihren Grund [und Boden, auf dem ihre Häuser, die sie für ewige Zeiten gebaut zu haben glaubten, standen] weg- gewaschen. 17. [Und gerade sie waren solchej Die zn Gott [so] sprachen [wie du von denen sagst. wel- chen in der Welt ungetrübtes Glück beschieden sei Kap. 21, 13 f.]: Heb dich von uns, was sollte der Allmiichtige ihnen [d. i. Leuten, die wie wir gesonnen sind und der Welt Lust und Freude ge- nießenj thun snützen oder helfen] können? 18. So et doch [dessen Sorge für die Men- schen sie leugnen, es gerade war, der] ihr Hans saus lauter Güte, um sie zur Buße zu locken Röm.2, 4] mit Gütern füllen? Aber swehe über solch schnöde Undankbarkeitl auch ich sage mich los von dieser frevelhaften Gesinnung, wie sie jene bestraften Sünder hegten, aber auch von allen denen, die wie du Gottes gerechtes Regiment leugnen, und sage :] der Gottlosen Rath [Gesin- nnng und Vornehmen] sei ferne von mir [Kap. 21,1 . 19. Die Gerechten werden fes] sehen [daß die göttliche Rache die Ruchlosen verfolgt Pf. 107, 42], nnd steh [über die, wenn auch lange aus- bleibende, doch desto gloreichere Offenbarung feiner Geeechtigkeit Pf. 58, u] freuen, und der Unschul- dige [der so lange von ihnen verfolgt und gequält wurde] wird ihrer [die da glaubten, festzustehen wie ein Palast, und fich nie in den Sinn kommen ließen, daß Gott sie plötzlich stürzen werde] spotten [indem er zu ihnen saget: — vgl. Pf. 2, 3 f.]. 20. Was gilts, ihr Wesen wird verschwin- den srichtigerx Fürwahr, vertilgt ist unser Widersacher, der uns fo lange übermüthig be- handelte], Und ihr sunserer Feinde] Uebrtges [wird] das Feuer verzehren sinke« Reichthum und uevekfluß hat das Gcrichtsfeiier Gottes gefresseir —— Daraus, daß auch dir, o Hiob, bereits solches begegnet ist, kannst du abnehmen, daß unsere Vorwürfe gegen dich nicht so grundlos sind, als du meinst]. ill- o.21—30. versah» die) doch mit Gott, s» wird es dir wieder wohlergehelr. nerachte die irdischen Sonne, so wirst dn Gott selbst als höchflen Schatz erlangen, so wirst du freudig dein Antlitz erheben, nnd dein Gebet für biet) nnd selbst für andere wird Grhörnug finden. Eliphas beschuldigt Hiob fälschlich grober Sünden. 69 21. So vertrage dich nun mit ihm [durch aufrichtiges Bekenntniß deiner Sünden, die dich jetzt von ihm scheiden, und durch Reue und Leid um dieselben], nnd habe Frieden [so wird Ruhe und Frieden in dein Herz und dein Haus wieder einkehren]; daraus wird dir viel Gutes [Glück und Wohlstand, vor allem aber Erlösung von dei- nen Leiden] kommen. 22. Höre [mit willigem Ohre] das Geseß [die Lehre und Ermahnung, die du durch mich] von seinem Munde [ve»rnimmst; nimm mein Wort als Gottes Wort, was es denn wirklich ist, auf], nnd fasse seine Rede [sest, zur fruchtbaren Befol- gung] in dein Herz. 23. Wirst du dich lgründlich] bekehren zn dem Allmächtigew so wirst du gebauet [so wird dein jetzt so zerstörter Glücksstand wiederhergestellt und reicher Segen dir wieder zurückgegeben] wer- den; und [= aber nur, wenn du alles das, was du mit] Unrecht [erworben hast, wirst] ferne von deiner Hütte thun [denn erst dadurch wirst du den Ernst deiner Bekehrung beweisen], 24. So wirst du für Erde Gold geben [ge- nauer: wirf dein vieles gediegenes Gold, auf das du bisher so sehr dein Vertrauen setztest, hinweg in den Staub], nnd für die Felsen güldene Btlche [richtiger: und dein Ophirgold 1.Kön. 9, 28 Anm. in das Geröll der Bäche Matth. S, 33]; 25. Und der Allmåchtige wird [dann selbst] dein [nnvergängliches] Gold fein, nnd Silber wird dir zugehäuft werden [genauer: und der HErr wird dir Silber von höchstem Glanze werden Pf. 73, 25]. W. [Denn] Dann [wenn du dich von Herzen bekehrt haben wirst] wirst du skeinen Gefallen mehr finden an irdischem Gut, sondern] deine Lust [und herzinnige Freude] haben an dem Allulächtigen und dein Antlih [das du jetzt im Bewußtsein deiner schweren Sündenschuld, die dich von Gott scheidet, senken mußt, wirft du dann wieder getrost und heiter] zu [deinem mit dir versdhnten] Gott anf- heben [Kap. 27, 10; Pf. 37, 4; Jes. 58, 14]. 27. So wirst du ihn [mit kindlichem Ver- trauen] bitten, uud er wird dich hören [Jes. 65, 24; Pf. 91, 15., nicht wie fest, wo du klagen mußt, von ihm nicht erhört zu werden Kap. 19, 7]; und wirst deine Gelübde sdie du thnst für den Fall der Erhörung deines Gebets, dankbar] bezahlen [denn er wird stets deine dann gerechten Wünsche erfüllen, vgl. Pf. 50, 14; 56, 13; 116, 14]. 28. Was du wirst vornehmen, wird er dir lassen gelingen; und das Licht wird auf deinem Wege scheinen falso daß du deines Zieles nimmer verfehlen kannst Jes. 58, 8. 10; Pf. 112, 4; Spr. 4, 18]. 29. Denn die sich demuthigen die erböhet er; unfd wer seine Augen uiederschlagt, der wird ge- llc M. Diese mit der Vulgata übereinstimmende Uebersetzung kann ans dem Grundtext nicht gerechtfertigt werden; der Sinn ist dort ein anderer: Gesetzt [aber], daß sie [nämlich: deine Wege, einmal] abwärts gehen [und Unglück dir drohet], so wirst du [in frommem MUiheJ sagen: Jn dieHöhel und er [der Allmäch- tige selbst] wird dem, der [wie du, dann kumrnervoll und besorgt] die Augen niederschlägt, aufhelfen [und deine Sachen wenden] 30. Und [sogar] der [nicht«] unschuldige [der nicht, wie du, nach deiner Belehrung, ohne deine Schnld, sondern um seiner Sünden willen in’s Unglück gerathen ist] wird [durch deine Für: bitte] errettet werden, er wird aber errettet werden um seiner [richtiger: deiner] Hände Reinigkeit willen« [um deßwillen, daß du, der bei Gott in Gnaden sieht und wahre Gerechtigkeit besitzet, für ihn eintrittst Las. 22, 32]. V) Die Alten wußten mit dem hier stehenden se; gar nichts anzufangen. Die Septuaginta, Vulgata und Luther lassen es ganz weg, die englische Uebersetzung verwechselt es mit dem gleichlautenden seze = die Insel. Aber, wie das Rabbinische und die Namen Isebe1, Icaboel (1. Sam. 4, 2l) zeigen, ist es die ans suze = Jus ver« kürzte Negaiion (Verneinnng). — «) Wie wenig ahnt Eliphas, daß er der erste sein wird, für den Hiob für- bittend bei dem HErrn eintreten muß (Kap.42, 8)! Ebenso wie die früheren Verheißungen der Freunde, so ruhen auch alle diese aufdem falschen, Hiob von vornherein allen Trost raubenden Grund schändlicher Beschuldi ungen von Ver- brechen, von denen sich Hiob frei weiß, sdwie aus Selbst- gerechtigkeit und Heuchelei. —- So verlieren auch die heiligfien und wahrsten Worte ihren Werth, wenn sie nicht zur rechten Zeit geredet sind, und die länzendste Bußpredigt bleibt wirkungslos, wenn sie von pharisäischer Lieblosigkeit dietirt ist. (Delitzsch.) Das 2·3. Kapitel. Hiob lierust sich um feines guten gewissen-s willen aus gottes Richterstuhl. Gegenüber den verwegencm leidenschafllicljeu Knlelagen des Glis-has bewahrt Hieb in feiner Grwidernng (nap.23 u. U) seine einmal gewonnen: innere Ruhe. Er hat es ja längst aufgegeben, die Freunde zum Mitleid zu bewegen oder sie non feiner Unschuld zu überzeugen; er weiß, daß jede Brthenerung feiner Unschuld sie nur noch mehr in der Meinung befestigt, er sei ein bereits ganz oerstorttler Sünder. Darum versucht er gar nicht, Gliplsas unmittelbar zu wider- legen, ja er redet ihn leanm einmal an. Ziber doch hat die Eiebloscgleeit desselben den Kampf der Versuchung in der Seele iljiob’s wieder so sehr aufgeregt, daß die gläubig alieharrende Seele in ihm fast unterliegt. Zwar iskg eine Folg: feines wieder gewakhsenen vertrauen:- zn Gott, daß er auf die heftigen Zlnlelagen hin von dienen! wünscht, vor feinen Gott treten zu dürfen und feine Unschuld darlegen zu können. Sinn) ist er überzeugt, sein Gott werde ihn gewiß anhören und rechtfertigen; aber bei diesem Verlangen äußert sich doch auch seine Sellifigerektjltgleeit und cohnfnchtz die 70 Hiob as, 1—17. 24, 1——5. wirliliits in ihm vorhandenen, aber noih nicht erkannten Herzengsüadeitz uui derctwillen der ijErr ihn dem Satan überlassen hat, wieder doppelt starb, nnd diese gerade sind die Seite, an denen Satan seine Seele gefesselt hält; sobald ne ciug seinem Herzen schwinden werden, wird auch die Versuchung aufhören. Durch sie sieht er im weiteren ver— lanf seiner Rede Gan. M) in Gott wieder den ülierniäctii tigen Gewalthaber und ans Erden ein greallcheg Durch— einander ohne einen Schein non gerechter Wettregieruiig Jlber auch in diesen Schilderuugen, so sehr ne von der Sünde selbstgerechten Grolls durchzogen sind, liegt viel Wahr— heit und Aufrichtigkeit. Gg ist Redlichkeit, daß er diese ihn zittern machendeii Wahrnehmungen offen ausspricht, nnd nicht zu leugnende Thatsaclsen hellt er dem von Eliphao herangezogeneu Beispiel der Situdflntli gegenüber. Jlnch hat er mehr Recht, auf diese scheinbaren Widersprüche gegen eine gerechte Weltregiernng hinzuweisen, als Glis-has, dem ljiob dao große Weltgericht der Sfindflntli als Spiegel nor— zuhalten. Daher auch der siegreiche Erfolg dieser Schilde— wagen. Wenn schon die in brav. 21 gegebenen Beispiele von ungestraft-n Greueln in der Welt die Freund: fast ganz rein-treten, so schlägt die non Hiob in Lan. 24 eifrig verfolgte Fortsetzung jener Vorstellungen he vollends zu Boden. I— v. 1—9· Jluch jetzt noch trolze ich euch mit bitterer Klage. Zieh, daß ich vor seinem Thron erscheinen könnte, wie wollte iih ihm mein Recht darlegen! sllnd gewiß, er würde nicht nun) seiner slleberiiiacht mit mir handeln, sondern mir Recht gehen. Uua aber lianu in) ihn nir- gends finden und erreichen. 1. Hieb antwortete [mit wieder wachsender Anfechtung seiner Seele], tind sprach: Z. Meine [klageude] Rede bleibet sauch jetztJ noch [obwohl ihr mich so heftig» darüber angreist und zur Buße VerrnahUtJ betrubt [trotzig, in ungeminderter Stärke; denn eure Beschuldigungen sind ungerecht und eure Bußpredigien unberechtigt], meine Macht ist schwach über meinem Seufzen [richtiger: auch jetzt noch liegtmeine Hand« schwer aufmeinem Stöhnen, nnd es drängt mich, ihm Luft zu machen] «) Viele Erklärer fassen diesen Aiiadriick gleichbedeu- tend mit: »Gottes strafendc Hand, die ich erfahrc« iind geben den Gedanken so: ,,Auch heute noch trotzet meine Klage, obwohl Gottes Hand mein Seufzen nicht zum vollen Ausbruch kommen läßt» Dafür scheint auch die Septuaginta zu sprechen, die geradezu: «seine Hand« übersetzt. Aber sowohl der Sprachgcbranch, als vor Allem der Parallelismus begünstigt mehr die von uns angenommene Uebersetzung. Z. Ach, daß ich wüßte, wie ich ihn sden Gott, der allein mich rechtfertigen und mir aus dieser Fitisterniß heraushelfen kann und wird] finden und zu seinem [Richter-] Stuhl kommen möchte; it. Und das Recht vor ihm sollte verlegen sdann würde ich die Rechtssache, die ich gegen euch, meine ungerechten Anklägey und gegen ihn, der mich Unschuldigen so schlägt, habe, vor ihm darlegen], nnd [würde] den [= meinen] Mund voll Strafe svoll Beweise für mein Recht und meine Unschuld] fassen. Z. Und [ich möchte wohl] erfahren die Rede, die er mit: sauf meine Vertheidigung hin] ant- worten, und vernehmen, was er mir sogen kwie er meinen Klagen gegenüber sich verantworten] würde! 6. Will er [würde er wohl] mit großer [lleber-] Macht mit mir rechten [Kap. 9, 3412 Er stelle sich nicht so gegen mir [genauer: Nein, nur achten würde er auf mich und willig meine Selbstvertheidigring anhören]; 7. Sondern [er] lege mirs gleich vor, so tvill ich mein Recht gewinnen. Nach dem Grundtext richtiger: Alsdann swenn er sich so von mir finden ließe und sich gnädig zu mir herabiieigteJf würde sich’s aiisweisem daß ein Rechtscha sener sder seine Wege treu bcivahret hat] mit ihm rechtet, und ich würde auf immer [nnd gänzlich] meinem Richter entgehen und von meiner unverdienten Strafe befreit werden] enn man den Ausdruck desselben Wunsches in Katz. 9, 34 f.; is, 21 ff. mit den Versen 3-—7 vergleicht, to wird es rccht deut- tich, wie der Trotz Hiobo gegen Gott inzwischen nach« gelassen und sein glänbiges Vertrauen in Folge seiner Abwendung von allem menschlichen Trost geivachsen ist. 8. Aber [das gerade ist mir das Schwerste, daß mich Gott also oerlassen hat nnd sich von meinem Flehen nirgends finden läßt; denn] gehe ich nun smit sehusüchtigen Blicken] stracks vor mich [d.·i. nach Osten] so ift er n·icht·da; gehe ich zurnck [nach Westen] so spare ich ihn nicht; O. Jst er zur Linien [d. i. im Norden, mit seinem göttlichen Walten], so ergreife [erreiche] ich ihn nicht [mit meinen BIickeUJZ verbirgt et sich zur Rechten so. i. im Süden) so sehe ich ihn [auch] nicht. Auch der HErr Christus erfuhr diesen höchsten Gipfel der teuflischen Versuchung, er jedoch ohne Sünde, für uns, da er am Kreuz schrie und sprach: Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen! H« V.10——17. Liebe er mich nor sich erscheinen, ich würde gewiß treu und gehorsam von ihm erfunden wer- den. Unn aber vernichtet er mich nach seinem unbegreif- lichen, unwlderbehlimen Rathsctztiih dlnd eben darum, weil er sein Antlitz so vor mir verbirgt, nicht wegen meines tliigliielii an nnd für sich, zitiere uud zage ich. 10. Er soerbirgt sich] aber fallenthalben vor meinen Blicken, damit er mich nicht anhören, mein Recht mir zugestehen und die strafende Hand von mir abziehen müsse; denn er] kennet meinen svon meinem Gewissen mir bezeugtenj Wandel wohl. Er versuche [prüfe] mich, so will [werde] ich sgewißlichj erfunden werden wie das Gold. 11. Denn ich sehe meinen Fuß auf feine Bahn [die er mir nach seinem Worte voraiigeht], und halte feinen Weg, und weiche nicht ab [5. Mos 17, 11], Die Formen der Gegenwart in V. II u. 12 sind nach deni Grundtext erzahlende Vergangenheit, indem Hiob darstellen will, wie er in der vergangenen glück- lichen Zeit seinen Wandel geführt habe. · 12. Und [ich] trete nicht von dem Gebot seiner Lippen; und bewahre die Rede seines Mun- Hiob beriift sich um seines guten Getvissens willen auf Gottes Richterstiihl 71 des sals einen theuren Schatz] mehr, denn ich schuldig bin [richtiger: mehr als das, was mein eigener, sündlicher Wille mir eingiebt vgl. Rönu 7, 23]. 13. [Und dennoch entzieht] Er lsich mir un- aufhörlich und] ist einig [bleibet bei dem Einen, mich als einen Verbrecher zu bestrafen und in’s Verderben zu verstoßen] wer will ihm antworten [richtiger: wer will ihn davon zurückbrin- gen vgl. Kap. 9, 12; n, 1012 Und er kder unumschränkte Herrscher] macht [vollbringt] es, was er will [was seine Seele einmal beschlossen hat und zu thun begehret]. Wie ganz anders lautet es, wenn Paul Gerhardt singt: »Dein ew’ge Treu und Gnade, o Vater, weiß und sieht, was gut sei oder schade dem sterblichen Ge- blüt; und was du dann erlesen, das treibst du, starker Held, und brin st zii Stand und Wesen, was deinem Rath ge ällt.« Siehe ferner V. 4 u. 5 in «Besiehl du deine Wege« — Gott hat hier für Hiob wieder die Larve des Feindes. Sein Vertrauen zu Gott ist wieder von allerlei argen, argwbhnischen Ge- danken überwuchert Er erscheint ihm als Gott der absoluten Willkür, welcher straft, wo kein Grund zu strafen ist. sDelitzschJ 14. Und wenn er mir gleich vergilt, was ich verdienet habe srichtigen ja, vollführen wird er, was er mir einmal zugedacht und über mich verhängt hat]; so ist [besser: und es ist] sein [= von ihm] noch mehr dahtnten knoch größere Qualen, als die jetzigen, hat er offenbar im Sinn über mich zu bringen, ehe er mich gänz- lich zerschmettert] 15. Darum [aber weil er sieh also in Feind: schaft und Zorn gegen mich wendet nnd sein Antlitz vor mir verbirgt, so] erschtecke ich [in tief- ster Seele] vor ihm lPL 30, 8; 104, 29]; und wenn ich’s merke krecht überdenke, wie er meine Liebe und Treue mit Haß und Verfolgung ver- gilt], so fürchte ich mich [ja es graut mir] vor ihm lJes. 33- 14J» is. Gott sselbstj hat mein Herz blöde [ver- zagt und« muthlos] gemacht, und der Allmiichtige [selbst] hat mich [so] erschrcclet Dadurch, daß er mich verlassen und seinen Zorn über mich aus- geschilttet hat]. 17. Denn die Finstcrniß [meiner äußeren Trübsal, meiner Krankheit und großen Verluste] machks kein Ende mit mir sdie ists nicht, um deretwillen ich mich innerlich so vernichtet fühle], und das Dunkel will vor mir nicht verdeelet werden [genauer: und nicht ist’s über mein Antlitz, mein jammervolles Aussehen, das von äußer- ster Finsterniß eingehüllt ist vgl.Kap.22,11., daß ich so verzweifelt dastehe]. »Was mir alleii Muth bricht« was die eigentliche Quelle meiner gänzlichen Verzagtheih das ist nicht die mich verhüllende Finsternis, mein Elend als solches; tiicht die Betrachtung meiner selbst, dieser Leidensgestaltz erfüllt mich mit Schaudey sondern der Gedanke an Gott, der Gedanke, einem von ihm beschlossenen Verhängnisse an- heimgefallen zu sein, dessen Ursache und Zweck ich mir nicht erklären, dessen Gerechtigkeit ich nicht zu erkennen vermag« Das 24. Kapitel. lion gottes verbarg-Hier, doch gerechter Regierung, der Frommen Elend und der gottlosen gläcii betreffend. Hi· U. 1—l2. Martin: sehen die Diener Gottes nicht die Osfenbarnngen seiner Gerechtigkeit? Da vielmehr vor der klebermacht der Frevler die Eeidendeu ganz ans dein Eande fliehen iniisseiu Die einen müssen in der wilde, die anderen durch schtrchtgelohnte ieldarbeit kümmerlich ihr Leben stillen. Aufs; Schonnngslosrste üben die Mäch- tigen ihrer( Vrniti ans; ans dem Lande nnd in den äialdltzeiu uberall bemeriit man das dnrth sie verbreitete · . L· Warum sollten die Zeiten dem Allmächti- gen nicht verborgen sein [genauer: warum sind nicht den Vösen Zeiten der Strafe von dem Allmachtigen in seinem Rathschluß vorbe- halten]? Und die ihn [aus Herzenserfahrung] kennen [und seine Wahrheit und sein Recht lieb habt-Id- lWstUmJ seht« lsie dvch] seine Tage sder Offenbarung gerechteu Gerichts über die Gottlosen, s. Heset 30, Z; Jes. L, 12] nicht W. »Das räthselhaste Verhän niß, lch ih sichtbare Schuld anheimgefallgen istkvefühektil Ziff) HEXE: aus die Betrachtung des entgegengesetzten Räthsels, daß namlich die Bosenauf Erden so ganz ungestskt ihk Wesen treiben, jegliche Unthat veriiben dürfen ungestraft, und daß Gott nicht darauf zu achten scheint.« So fol e nun die Beschreibung der sittlichen Greueh welche, weih. rend die Freunde eine überall ersichtliche göttliche Ver. geltungbehaupten (Kap. 22, 19. 20), es im Gegentheil unbegreiflich machen, warum Gott der HErr nicht Ge- richtstage zur Abrechnung mit den Gottlosen hält. Z. Sie·[die Frevler auf Erden] treiben di: Grenzen zurcicl sund vergrößern so mit Gewalt ihren Vsesitn vgl. 5. Mos 19, 14; 27, 17; Hof. Z, 10; Spu 2?, 28; 23- 10], sie rauben die Heerden und weiden sie sohne Scheu öffentlich] Z. Sie [nicht ich- wie ihr Kap· 22; 9 mi- gerecht behauptet] treiben der Waisen seinzigenj Esel weg, und» nehmen der Wittwen Ochsen [mit dem sie zur außersien Nothdurst ihren Acker be- stellten] zu Pfande [vgl. 5. Mos. 24, 6. I0]. « 4.· DieArmen mussen [vor] ihnen saus ihrem bisherigen Eigenthum] weichen ssodaß sie heimath- un·d rechtlos umherschweifen müsseu], und di; Diirftigen im Lande müssen sich svor ihrer Ge- waltthatj verkriechen. 5. Siehe, das Will) in der Wüste ehet heraus, wie sie pflegen, frnbe zum Raube, da sie Speise bereiten fiir die Jungen. Erst die neueren Aiisleger haben erkannt, das; Htob von V. 4 an und in der ähnlichen Stelle: Kuh. 30, 72 Hieb 24, s—24. 1—8 höchst wahrscheinlich aus die Ureinwvhner von Hauran hindeutet, die, von späteren Einwanderern ge- waltsam verdrängt, im Haurangebirge und der daran- stoßenden Wüste als Troglodyten (Höhlenbewohner) ein elendes Dasein srisieten und von den nunmehrigen Herren des Landes als Sclaven und Unreine behandelt wurden. Aehnliches Schicksal erfuhren auch viele andere Urein- wohner des Alterthums (s. Plinius hist. nat. V. s; XXXVIL s; strabo XII-«, Hemd- IV. 183), wie z. B. die Horiten die vor den Edomitern im Gebirge Seir wohnten und von diesen unterjocht wurden; ferner die Ureinwohner von Indien, die Parias, deren Abkömmlingn die Zigeu- ner, in ihrem Leben und Treiben mit den V. 5--8 ge- sehilderten Unglücklichen viel Aehnliches haben; ferner auch die Bitten-in Wales u. s. w. — V. 5 beginnt nun die Schilderung des .elenden Vagabundenlebens dieser unglücklichen Verstoßenen Derselbe lautet nach dem Grundtext: b. Siehe, [wie] wilde Esel [Kap. M, 5—-8, die wüste, entlegene Gegenden heerdenweise durch- streifen] gehen sie UchaarenweiseJ in ihrem [ge- wohnten] Tagewerk aus, um nach Beute szur Stillung ihrer. Hungers] zu spähen; die [dde] Steppe [mit ihren dürftigen Wurzeln und Kräutern] dient ihm [jedem einzelnen Hausvater unter den armseli- gen HerabgeEommenenJ zur Speise für die [arn ersten hUngIigenJ jungen Kinder. 6. Sie [die Erwachsenen unter ihnen] ernten szur Herbsizeit im Dienste eines reichen Gutsherrn] aus dem Acker alles, was erträgt srichtigert f Ein, des reichen Herrn, Viehfutter, ein], und lesen den Weinberg [nach], den sie mit Unrecht haben [richtiger: der d es Gottlos en, ihres Unterdrückers und nunmehrigen Brodherrn, Eigenthum ist]. Sowohl die Viehfutterernte, als auch die Nachlese der suätgereistett Trauben sind geringe Arbeiten, bei denen der Reiche von den mit mißtrauischen Augen betrachteten Vagabunden keinen großen Schaden nehmen kann, bei denen diese Armen selbst aber auch kaum das Leben sristen und ihre Blöße nicht bedecken können, wie B. 7 sagt. , 7. Die Nackenden lassen sie liegen swörtlichx Nackend übernachten sie ohne jegliche KleidungL und lassen ihnen keine Decke im Frost, denen sie die Kleider genommen haben [ge- nauer: und nicht haben sie eine Bedeckung im Froste des Winters] - 8. Daß sie sich mussen zu den Felsen halten sin Felsenhöhlen zusammenkauernL wenn ein Platz- regen von den Bergen auf sie geußt sdaß sie«da- von triesen]; weil sie sonst keinen Trost stemen Zusluchts- und Bergungsort] haben. Nachdem Hiob das Bild der durch ewaltthätigc Eindriuglinge Herabgekommenen beendigt hat, geht er nun wieder zu dem Treiben der Gottlosen, wie er es in V. 2——4 zu zeichnen begonnen, zurück. 9. Sie reißen sunbarmherzigj das [noch zarte] Kind von den Vrusten ssecner MutterL uud maehens zum Waisen [richtcger: obwohl es vaterlose Waise ist, um es zum Selaven zu erziehen und sich damit bezahlt zu machen], nnd machen die Leute arm mit Psänden kindem sie ihnen das Letzte, was sie anhaben, für ihre For- derungen wegnehmen]. Da Hieb schon V. 3 von der Unbarmherzigkein mit welcher die Frevler das einzige Velitzthum der Armen Händen, redet, so nehmen neuere Ausleger das Wort ZYIJ hier in der allgemeinen Bedeutung: »fchändlich, verderblich handeln«, zumal da die Verbindung von St; mit Syst psänden sonst nicht vorkommt. Dann wäre der Sinn der zweiten Vershälftn »und handeln an den schon für sich Leidvolleu schändlich, schurkisch«, indem sie ihnen auch noch harten Sclavendienst aus- erlegen. 10. Den Naclenden lassen sie ohne Kleidung gehen, und den Hungrigen nehmen sie die Garben. Genauer: Nackend gehen sie [die von ihren un- barmherzigen Gläubigern zu Leibei enen gemachten Ar- men, in schtverer Arbeit zur Beza lung ihrer Schuld] dahin ohne sdafür auch nur] Kleidung szur Deckung ihrer Blöße von ihnen zu erhalten], und tragen sselbst in der Uebersluß bietenden Erntezeitj hungrig die Garben [sür ihre harten Herren] So nutzen diese Frevler mit himmelschreiender Härte ihr Recht auf die Arbeitskraft des zahlungsunfähigen Armen aus und ge- währen ihm auch bei der härtesten Arbeit nicht einmal das, was selbst dem Vieh nicht versagt werden soll (s. 5. Mos 25, 4). 11. Sie [die reichen» Frevler] zwingen sie, Oel zu machen aus ihrer eigenen-·« Mahle [richti- ger: zwischen ihren, der Herren, Mauern, die ihre Oelgärten und Weinberge einschließen, und wo die Armen unter steter Aussicht sind] und ihre eigene [der hartherzigen Reichen] Kelter zu treten, nnd lassen sie doch Durst leiden klassen nicht zu, daß die Armen von dem aus der Kelter in die Kufe absließenden Most ihren Durst löschen] «) Luther fand hier den Sinn, daß die reichen Herren die ihnen Verschuldeten zwängen, ihre eingeernteten eigenen Oliven und Trauben aus ihrer Gläubiger Keltern zu tot-essen, damit diese erst eine Portiou Oel und Wein zur Bezahlung der Schuld davon wegnähmen. Allcin davon ist im Grundtext nichts angedeutet. 12. [Und gleicherweise wie aus dem Lande himmelschreiende Bedrückung der Hülslosen herrscht, so in den Städten die Greuel der Tyranneixä Sie lgewaltthätige BösewichteJ machen die [Kriegs- Leute in der Stadt seufzend sermordeu und rich- ten die männlichen Bewohner der Städte, die ste in ihre Gewalt bekommen, hin, sodaß deren Stöh- nen weit außer der Stadt gehört wird], und die smit dem Tode ringendenJ Seelen der Erschlagenen [der schwer Verwundeten] schreiend [rufen vergeb- lich nach Hilse]; und Gott [beachtet diese aller Orten vorhandenen, seiner Weltordnung hohn- sprechenden Schandthaten gar nicht, hindert sie nicht und] stürzet sie [solche Frevler] nicht. sAlso treiben die Gottlosen ihren Muthwillen össentlich und es gelingt ihnen, sie verdienen die schwersten Gerichte und gehen ungestraft aus. Von Gottes verborgenen doch gerechter Regierung, der Frommen Elend und der Bösen Glück. 73 IV« V« 13——25. Jtndre Frevler sind ihrem Wesen Um) Eint« des Lichts; daher treiben sie in der nacht U« böseo Spiel; sie sind feindlich dem Tage, aber vertraut mit den Schreciien der nacht. ilnd nnd sie endlich eines leichten, schnellen Todes gestorben, so versinajt man frei- lich ihr Erbe und ihre Thaten und vergiht ihrer; aber eine Strafe für ihre Frevel erreicht sie nicht; vielmehr snjeniit ihnen Gott ein langes Leben, reitet sie ans Todes— gefahr nnd giebt ihnen zuletzt ein rasches Ende. Wer wagt es, dies alles zu leugnen. 13. Datum find fie [richtiger: Andere sind in ihrem innersten Wesen] ahtriinnig worden vom [Tages-] Licht [dem Abbild des höheren, himm- lischen Lichtes Joh. Z, 20., das sie vor Allem im Herzen hassen, daher denn ihre Werke auch Werke der Finsterniß Röm...13, 12 sindL und kennen feinen sdes LichtesJ Weg [den die Gerechten gehen] nicht [wollen nichts von ihm wisseu], und kehren nicht wieder zu [genauer: weilen nicht auf] seiner [des Lichtes] Straße [denn sie fühlen sich da nicht wohl und heimisch, darum fliehen sie sie vielmehr] 14. Wenn der Tag Raum] anbricht, stehet auf der Mörder slauert in finsterem HinterhaItJ und erwiirget den Armen und Dirrstigen [der ein- sam und wehrlos die Straße ziehet Pf. 10, 8 ff.]; nnd des Nachts [da Niemand unterwegs ist, dem er auflauern könnte] ist er wie ein Dieb [spielt er die Rolle des Diebes]. 15. Das Auge des Ehebrechers hat [genau] Aug! auf das feinbrechcndej Dunkel [Spr. 7- 9], un fpricht sim Herzen]: Mich fiehet kein Auge [Jes. 29, 15; Sir. IS- 155 23- 25]; und [er] verdeckel fein Antlisz sdaß man ihn nicht erkenne] 16. Ja: Finstern bricht er [der Dieb] zu den Hausern ein. Des Tages verbergen sie fich mit einander, nnd scheuen das Licht swollen mit ihm keine Gemeinschaft haben]. 17. Denn wo ihnen der Morgen kommt, ists ihnen wie eine Finsterniß [besser: Denn ihnen allen gilt die tiefste Nacht, wenn sie eintritt, als Anbruch des MorgensL denn er fühlet [ver- stehet sich genau auf] das Schrecken der Finsterniß sdasz ihm nichts in ihr zustoßen kann, worauf er nicht vorbereitet wäre. Sie alle aber, die inder Stille und Verborgenheit der Nacht ihr Werk treiben, werden ebenso wenig gehindert nnd gestraft, wie die oben beschriebenen Tyrannen, die am hellen Tage öffentlich sreveln]. 18. Er sein solcher öffentlicher oder nächtlicher Frevler] fahre! [wenn dann sein Tod herankommt] leiehifertig sleicht und schnell] wie· sein SchiffJ auf einem Wasser dahin; seine Habe wird [wohlJ geringe [richtiger: verflucht] im Lande sdaß Niemand sein nachgelassenes Grundstück bebaue und bewohne, um der daran haftenden himmelschreienden Sün- den willen vgl. Kap. 15, 28 Anm.], und [er] bauet seinen Weiuber nicht kkichiigen Doch er selbst wird nicht vom luch und von der Rache ge- troffen; denn er lenkt nicht mehr in den Weg zu seinem Weinberg ein, um wie früher seine weit ausgedehnte Besitzung zu überschauen und seine Sklaven zu überwachen; er ist längst dahin, und es hilft nichts, daß man nun die Rache, die während seines Lebens Nie- mand auszuüben wagte, an dem nimmt, der nichts mehr davon fühlt] II. [Denn] Die Hölle [die Todtenwelt] nimmt weg, die da [während ihres Lebens also gröblich ununterbrochen] sündigen [so schnell, unvermerkt und leichten Kampfes vgl. Kap. 21, 13], wie die Hitze [der Frühlingssonnd nnd Dürre [des schnell aubfsatiigendeii Sandbodens] das Schueeivasser ber- ze re. 20. Es werden sein vergessen die Barmher- zigen- seine Lust wird wurmicht werden [richtiger: Es vergissetsein selbst die Mutter, die ihn gebar; es sangen ihn mit Lust aus die Würmer des Grabes], fein wird nicht mehr [mit Liebe und Theilnahme] gedachh et wird zer- brochen werden wie ein fauler Baum ssein frevel- hafter Sinn wird zerbrochen wie ein Baum, der umstürzt]. 21. [Das ist seine Strafe nach dem Tode! Aber was ist das gegen die Schandthaten, die er während seines Lebens beging?] Er hat beleidigt [genauer: rein ausgeplündert] die Einfatne, die nichi gebiert [also keine Söhne hat, die sie gegen Gewaltthat schützen könnten] und de: [hiIf- tosen] Wittwe kein Gutes gethan, 22. Und swas thut nun Gott während des Lebens der Gottlosen, um seine von euch so ge- priesene vergeltende Gerechtigkeit zu beweisen? Nichts. vielmehr hat er] die Mächtigen cdie auf ihre Macht und ihren Alles in Furcht haltenden Frevelmuth trotztenj unter sich gezogen [richtiger: an langem Leben erhalten] mit feiner Witt- lichen] Kraft [statt sie mit derselben zu Boden zu schlagens Wenn er stehet, wird er seines Lebens nicht gewiß fein [richtiger: ja, ein solcher Böse- wicht siehet sogar wieder in neuer Lebenskraft auf, wenn er selber fchon am Leben Ver- zweifeltez so hilft ihm Gott durch die größten Gefahren sicher hindnrch]. 23. Er [Gott] macht ihm wohl selbst eine Sicherheit sverleihet ihm ein sicheres, ruhiges Leben und giebt ihm allerlei], darauf er sich [ge- tro»st] berlasfez doch« [besser: und es] sehen seine luccmltch: Gottes] Augen auf ihr [der Frevler] Thun ssodaß ihnen alles gelinget vgl. Kap. 10, 3]. 24. Sie sind eine kleine Zeit erhaben, und werden zu nichte und unterdrückt und ganz und gar ausgetilget werden [genauer: Sie steigen hoch empor, werden reich und mächtig bei ihren Frevelthalem und dann ist’s nur eine kleine Zeit der letzten Krankheit und des Todeskampfes lzKazx Si, 23., s» sind sie dahin, sinke» hin in’s Grab und werden nicht etwa durch 74 Hist» 24, 25. eine außerordentliche Todesart als Sünder ge- brandmarkt, sondern wie alle anderen in’s Todtenreich versamineltjz und, [damit nichts fehle an ihrem Glücke, so kommt der Tod nicht etwa vor der Zeit, in der Blüthe ihres Lebens, wie Eliphas Kap. 22, 16 behauptet, über sie, son- dern] wie die erste Blüthe [richtiger: wie das reifgeioordene körnerreiche Haupt] an den Lichten, werden sie [im reifen Greisenalter] abgeschlagen« werden [s. Kuh. 2t, 17 Anm.]. «) Liither erkannte in diesem ganzen Abschnitte nicht, daß Hiob in seiner großen Anfechtung die wirklich vor- kommenden Gerichte Gottes über offenbare Verächtcr seines Gesetzes ganz und gar aus den Augen setzt und den Freunden nur die durch die Erfahrung auch wohl zu belegeiide Thatsache entgegenhälh daß nach dem Augen- schein die Frevler oftmals sogar unter der besonderen Obhut Gottes zu stehen scheinen. Hiob versündigt sich hier, aber nicht aus Haß gegen Gott, sondern aus Eifer- sucht für Gottes Ehre, als Freund Gottes. Jst es ihm doch selbst so schrecklich, dies alles nothgedrungen aus- sprechen zu müssen, daß er Gott kaum einmal mit Namen nennt, wo er ihn meint. — «) In Shrien pflegt man das reif gewordene Korn nicht unten, sondern oben unter« der Aehre abzuschneiden und das Stroh stehen zu lassen, um es zur Düngung des Ackers zu verbrennen. 25. Jsrs nicht also? Wohlaiy wer [von euchj ivill mich Lugen strafen, und bewahren, daß weine Rede [voin Glücke der Gottlosen] nichts sei? Das 25. Kapitel. Vor cgolt sind alle Menschen Sünder. Durch diese ausführtiihe Darlegung iinleugbarer That- sachen von zum Theil vor ihren Zeugen täglich vorgeheudeii frevelthatein die ungestraft bleiben, sind die Freunde vollends in Verwirrung gerathen, und tjiob steht ihnen als Sieger gegenüber. wenn sie auch nicht rings-stehen, daß die Schau— zen, die sie gegen ihn aufgeworfen haben, startie tireschen erlitten haben (vgl. Rad. is, litt, so vermag doch tiildad so wenig, als Etwas, die angeführten Thatsachen zu wider— legen oder überhaupt noch etwas ileueg zu sagen; Joohar zieht es vor, ganz zu schweigen, nnd so ertiläreu sie sich thatsächltch für unfähig, zur Auflösung des Rcithsels vom Leiden der Frommen etwas beizutragen oder Hiob auch nur Trost zu geben. Was kiildad in den wenigen, an sich schdncn und wahren, aber »Mehr einem iiürlizugw als Ita- grisfssignal gleicheudeu« Worten sagt, ist nur die Wieder· hoinng solcher Gedanken, die Glis-has schon inehrmats Gan. it, ji«-El; is, 14——16) vorgebracht hat, und die tjiob dirrchaus nicht leugnet. iiildad schämt seh, die unbeweiss baten, leichifertigeu Jlulilugen des Gliphas gegen Hiob noch fortzusetzen und will ijiob nur noch einmal warum, bei seiner Forderung, mit Gott in’s Gericht zu treten, den un- endlichen Jlbsiand des Geschöpf-z vom Schdiifer in süiidlictirm hoojmiith zu übersehen. Und darin haben feine Wort: ihre Berechtigung. V. 1—6. Unter Gott, den Jlllgewultigrttz mässeu Ich alle himmlischen Geister fügen, wie sollte der elende Mensch fein vermeintlich gebeagtes Recht durchsehen? Gott, der allein heilige, überstruhlt an Reinheit selbst die glänzend— lieu Geschöpfe des Himmels, wie sollte der fäudige, der Zierksesikigg preisgegebeiie Mensch sich ihm zur Seite sieben iir en 25, l-—6. 26, 1—l1. I. Da antwortete Bildad von Snah [Kap. Z, U; s; 18], und sprach szagend und unsicher]: 2. Jst nicht die Herrschaft und Furcht sdie Schrecken verbreitende Herrschergewalt] bei ihm, der sdurch sein Schiedsgericht und seine Bestrafung der Empörer sogar] den [am Anfang der Schöpfung gestörten] Frieden macht swiederherstelltj unter seinen Höchsten [den mächtigen Geistern in der himmli- schen Welt vgl. Kap. Z, 8 Anm.; I, 13 Anm.; ge, 12. 1312 Es liegt im Zwecke unseres Buches, öfters auf die uranfäiigliciie Empörung Satans und seiner mit ihm verbundenen Engel gegen Gott, auf ihre Erfolglofigieit und das über sie crgangene Gericht hinzuweisen. Denn aii Hiob’s Geschichte soll gezeigt werden, wie Gottes gesammtes Walten in der Welt ein von seiner Liebe und Weisheit eiugegebenes ist, wie daher jeglichcr Ver· such der Einpörung gegen ihn unberechtigie nnd erfolg- lose Thorheit ist. 3. Wer will seine Kriegsleute [die himmli- schen HeerschaareiiJ zählen? und über welchen [ein- zigen unter diesen zahllosen Geistern] gehet nicht auf [erhebet sich nicht] sein sAlles an heiligeni nnd reinem Glanze überstrahlendes] Licht? sAuch die reinen Geister, die doch des Lichtes Natur an sich tragen, müssen sich also beugen vor seinem allein reinen Wesen vgl. Kuh. 4, 18 f.]. 4. Und ivie mag [da nun gar] ein [schwacher, sterblicherj Mensch gerecht vor Gott sein kund ein vermeintlich gekränktes Recht vor Gott bean- spruchen]? und wie mag [im Vergleich mit diesem, selbst über die reinsten Geschöpfe hoch erhabenen Gott] rein sein eines Weibes Kind kweiches Fleisch vom Fleisch in Sünden empfangen und geboren ist? Wie kannst also auch du, o Hiob, dich für so rein und unschuldig achten, daß du es wagen dürftest, dich mit dem in Streit einziilassen dessen Richterspruch den höch- sten Geistern als unuinstößlich gilt]?- Z. Siehe, fselbstj der Mond scheinet noch nicht [helle in Gottes, ewiges Licht ausstrahlendew Augen], und die [weithin glänzenden] Sterne sind kiu ihrem LichteJ noch nicht rein vor seinen Augen [s. Kaix is, 15]. s. Wie viel weniger ein [ohnmächtiger] Mensch, die Made [das Abbild der VerwesungL nnd ein Menschenkind, der [im Erdenstaub lebende] Wnrick [s. Kap. 4, 19; 15, 16]? Es ist eine außerordentliche Feinheit des Dichters, daß er die letzte Rede der drei Freunde rein gehalten hat von directcn Veriehrtheiten und in sie gleichsam altes dasjenige gesammelt und coneentrirt hat, was in den Reden der Freunde Wahres lag. (Ebratd.) Das W. Kapitel. Hiob preiset goties Majesiät viel· herrlicher, als Izildad Si: seiner groben Schlaßrede Gan. Dis-It) beweist sich tjiob in allen Stücicen als Sieger iiber die Unwahrheit, tliigereihtiglieit nnd Xieblosiglieit iii den Freunden, zeigt aber Bildad’s Z. und letzte Rede. Hiob’s große Schlußrede an die Z Freunde. 75 auch zngleith seine eigene völlige diaihlosiglteit nnd seine tlnsähiglkeih das von ihtn lilar erkannte nnd redliel) ans— gesprocheue Rälhsel zu lösen, weil er non) nicl)t seine wirst— licl)e tjer)enssünde, ernennen dann, sondern seine tlnsctsuld gegenüber den dorwärsen der Freund: zugleich als sein Recht gegen Gott nimmt· Junäcyst san. As, der Entgeg- nung aus Zildadn Rede, bricht er ntit glaubensvoller til-ht- aattnng der siir seine Vernunft nnlögbaren nnd skhreailichen Räthsel in der Welt in einen lauten tkobpreis der Jtllm acht Gottes ans nnd benieiset damit, daß er weit besser die Gr- hnbenheit Gottes erkenne und sitt) seines großen Jlbslandes vom Schöofer mehr bewußt sei, als Hildad meint. I« v. 1—4. wie nnhlos nngehiirig sind deine, non) dazu erborgten Worte! 1. Hiob sunwillig darüber, daß Vildad, statt feine und der beiden Anderen Niederlage ehrlich einzugestehen, sich auf Gedanken zurückziehh die auch Eliphas schon mehrmals vorgebracht und von Hiob nicht nur nicht geläugnet, sondern weit tiefer und besser erkannt und dargestellt worden sind] antwortete [spöttisch] nnd spraa): T. Wen! stehest du bei? [genauer: Wie hilf- reich siehest du bei] dem, der [nach deiner Mei- nung] keine Kraft hat sseine Leiden zu tragen und aus seiner Anfechtung zu entkommen!]? [Wie trefflich] hilfst du dem [empor], der snach deiner Ansichq keine Stärke in Armen hat? [!] Z. Wem giebst du Rath? [genauer: Wie verständig giebst du Rath] dem, der [wie du in deiner Weisheit rneinstj keine Weisheit [keine Ein- sicht in die Vereinigung der göttlichen Gerechtigkeit mit den Leiden der Frommen oder dem Glücke der Gottlosen] hat? [!] nnd swiej zeigest [du] einem Mcichtigem wie et’s ausführen solls [richtiger: und wie tiefeWeisheit hast du in so reicher Fülle, mit so vielen Worten, daß du zu reden aufgehört hast, ehe du noch recht angefangen, ge- offenbaret!] 4. [Oder, um ernster zu reden:] Für wen redest du sglaubst du etwa, mir geantwortet, mich getroffen und belehrt zu haben mit deinen Worten]? und für wen gehet der Odem [genauer: wes; so gewaltig begeisiernder Hauch gehet aus] von dir [doch wohl nicht Gottes Geist, von dir, der du blos des Eliphas Worte und Geist geborgt hast]? il. v. 5—14. Siehe, in) will dir zeigen, daß auch in) so gut, wie du, nnd wohl non) besser, Gottes erhabene, Ehrfurcht gebietende xrkiajcslät ltenne nnd zu preisen ver— hehr Gan. I, 4——10; 12, 13—25). Seine Gewalt gehet über die dnnltle hinteren-eh, wie über die ganze sithlbare Ober-weit, nnd zwar über die Gewässer in der Höhe, wie über alle seindlithen mit-hie in der Höhe nnd Tiefe. Jlber von der ganzen Größe seiner Erhabenheit können wir nur eine Ahnung haben. Z. sNicht blos die den HErrn utngebenden reinen Geister in den himmlischen Höhen, s. Kap. 25, 2. Z» sondern auch] Die Riesen [richtiger: die Schatten der Verstorbenenh ängsten sich [und erbeben im Jnnersien vor ihm, dem allgegenwärtig Wirkendem tief] unter den [mäch- tig fluthenden Meeres-] Waffen! [Ephes. 4, 9], und fden ungeheuern] die bei [= in] ihnen woh- nen [auch die mächtige Wassersluth vermag die Wirkungen seiner Macht nicht zu verschlingen und ihn von der Unterwelt zu scheiden] «) Luther verwechselt hier die beiden Wurzeln HHJ hoch sein, wovon DIdFYJ = die Riesen, und IF] schlaff sein, wovon hier Ewig) in der Bedeutung »Schatten« herzuleiten ist. is. [Denn auchj Die [dunkle, tief verborgene Kap- 10, 21 f] Hölle [Kap. 7, 10 Anna] ist anfgedeelt vor ihm [vor seinem alles durch: dringenden Blick Hebt. 4, 13], nnd das Verder- ben [der Abgrund, da das Verderben wohnet Kost. 28, 22; Spr. 27, 20; Pf. 88, 121 hqt keine Deele [vielmehr kennet er sie so genau, wie seine übrige Schöpfung vgl. Kalt. 38, 17; Pf. 139, 83 Spr. 15, 11]. 7. Er breitet [kraft seiner einmal schaffenden und stets erhaltenden Schöpfermacht immerdar] ans die Mitternacht [den Himmel, der vom Nor- den, vom Polarsterm her fich über der Erde wölbet, an welchem der große Bär, die Plejaden und der Orion Katz. 9, 9 leuchten, und der- selbe lehnet fich] nirgend at! [sondern schwebet über dem leeren Nichts], und [ebenso] hänget [er] die Erde [im weiten Weltenraum] at! nichts [auf. Also zeuget das ganze Weltall durch dies höchsie unter allen Schöpfnngswunderm daß es frei in der Luft schwebet und allein von Gottes allmäch- tiger Hand getragen wird, von seiner Größe] 8. Er fasset das Wasser zusammen in seine Wolken, nnd die Wolken zerreißen darunter [unter so großer Last] nicht. [Er machet, daß der Regen nicht auf einmal die Erde überfluthe und verderbe, spUdetU läßt ihn sich nach seiner Weisheit und Güte tropfenweise ergießen Spr. 30, 4]. I. Er hält [genauer: verhüllet] seinen Stuhl [machet, daß man die Außenseite seines Thrones, deren Abglanz die wolkenlose Himmels: bläue ist vgl. Jes. 66, l» nicht stehet], und szwqrj breitet [er z. B. in der Regenzeit des Friihjahrsj seine [zahlreichen, schwarzen] Wolken davor, 10- Ek bit! Rings-J nm das Wasser sdes weiten Weltmeers] ein Ziel seine feste Grenze] gesetzt, sdaß es seine Wellen schlägt] bis Dahin, wo] das Licht sammt [= neben] der Finsternis; vergehe ssich von der Finsterniß scheidet]. Es ichcint hier die alterthümliche Vorsiellung zn Grunde zu liegen, daß die Erde eine Scheibe und vom Ocean utnströmt sei, jenseits dessen die Region der Fin- sterniß beginne. (Delitzsch.) 11. Die Säulen des Himmels [die himmelan ragenden Berge, die das Hirnmelsgewölbe zu tragen scheinen] zittern nnd entseßen sich vor feinem 76 Hier» 2e, 12—14. 27, 1—-8. Schelten [wenn er, der Allgewaltige, in Blitz und Donner der Kreatur feine göttlichen Befehle ertheilt Nah. 1, 5]. 12. Vor feiner [= dnrch feine Schöpferq Macht wird das Meer plötzlich nngeftum [Jef. 51, 15; Jer. 31, 35]- und vor feinem [= durch seinen tiefen] Verstand erbebet sich die Höhe des Meers [richtiger: zerschmettert er Rahab s. Kap. 9, 3 Anm., jenes dämonische Ungeheuer, das in ungesiümer Empörung, die im Toben des Meeres ihr Abbild hat, gegen ihn sich auflehnt]. 13. Am Himmel fzerstreuen sich die finsterert Wolken und] wird’s [wieder] schön [leuchtet wieder das klare Sonnenlicht am azurblauen Gewölbe] dnrch seinen Wind findem er seinen fchöpferischen Geisthauch, dessen irdische Erfcheinung der Wind ist, über den Himmel hinsendet], und seine Hand bereitet [richtiger: durchbohret] die gerade [richtiger: die -fliichtige] Schlange fdamit ste die von ihr umschlungene, versinsterte Sonne wieder frei lasse und die Erde sich wieder der ganzen Lichtfülle des großen Sonnenlichtes erfreuen könne]. Auch hier, wie Katz. 3, 8 (s. die Anm.) und 9, 3 weifet Hiob auf eine sinstere Naiurmacht hin, die, ab· gefallen von Gott, vor Allem das göttliche Licht und dessen Abbild, das irdische Sonnenlicht, haßt nnd ver- folget. Die fliichtige, nach der Sonne fchnell hin· schießende Schlange, um sie zu verschlingen, ist dasselbe Wesen, wie der Leviathan (Kap. s, 8), der von den Zauberern gegen das Licht aufgereizt wird, und das Volk fah in dem Sternbild der Schlange, das, aus vielen kleinen und großen Sternen bestehend, zwischen dem kleinen und großen Bär fast um den ganzen Polars kreis des Himmelsgewölbes sich hinwindet, das Abbild derselben. Gottes Macht und Herrlichkeit offenbart stch also auf ähnliche Weise in dem Ungestüm des aufgeregten Meeres und in der Aufheiterung des wolkenbedeckten Himmels, wie darin, daß er den Trotz der ihm feind- lichen Macht der Finsterniß bricht nnd die von ihr ver- ursachte Sonnenfiusterniß aufhören macht. 14. Siehe, also gehet sein Thun [im Großen und Ganzen; nur die äußersten Umrisse seines herrlichen und allmächtigen Waltens in seiner Schöpfung können wir sehen und andeutend schil- dern]; aber davon haben wir [Menfchen mit un- serer geringen Fassungskraft nur] ein gering Wört- lein fein wie aus weiter Ferne zu uns dringendes Gelispel, das selbst undeutlich, doch ein herrlich tiefes Wort ahnen läßt] vernommen. Wer [unter allen Menschen] lvill [sich] aber [unterfangen] den [vollen] Donner [die ganze Fülle der Offen- barung] seiner [Schöpfer-] Macht verstehen [und ausreden zu können Pf. 92, S; 104, 24; 139, l7]? Mit einem erhabeneren Worte konnte Hiob sein tiefes Gefühl von der alles menschliche Wissen iibersteigenden göttlichen Herrlichkeit nicht ausdrücken Hier ertönt in Wahrheit ein Nachhall jenes fernen göttlichen Donners selber. (Schlottmann.) Je würdiger der Schilderung diese: Schluß ist, von desto größerem Gewicht ist sie selber: denn unsere Betrachtung der Werke Gottes nützet uns nichts, wenn wir nicht am Ende den Schluß ziehen, daß fie über unsere Fassung und Empfindung hinaus« gehen und so groß und erhaben seien, daß wir von ihnen gleichsam geblendet werden müssen. (Caloin.) . Das 27. Kapitel. Viel) hält, seine Unschuld zu retten, den kfrommen und Heuchler gegen einander. Seht, da die Freund: fcimmtlich verstummt find, gewinnt tjiob ihnen gegenüber feine völlige Ruhe wieder nnd hält nun an ße alle eine belehrend: und ermahuende Schlnßrede von besonderer Schönheit nnd Tiefe Gan. 27 u. 28). Zunächu wiederholt er zur Bestätigung feines Siegeg non) rlumal die Behauptung feiner völligen Uufchuldz dann aber fühlt er net) in Folge dessen, daß er feiner feligen Gemeinschaft mit Gott gedeutet, in feinem Gewiheu gedrungen, feine früheren Jleußerungen vom Glünke der Frevler auf das rechte Maß, über das er, durch die einseitigen Behauptungen der Freund: fklbst gezwungen, in der Hitze drg Streiten hinausgegangen war, zurückzuführen. Er will ihnen fehl nicht mehr leug- nen, daß ja allerdings das gewöhuliche Schinefal und der eigentliche Ausgang der Gotttofen unglüncfrlig sei, wein ihnen dann aber uan), wie thöricht es von ihnen sei, aus dieser richtigen seobachtnng den Schluß zu ziehen, jeder, der sitt) im llnglünk befinde, urüffe darum nun) ein Gottlofer fein, weil ja der Grund des dluglürlco bei den Frevler-n der fei, daß fie die göttliche Weisheit uin)t hätten, di: nur dnrn) Gotteofurcht zu finden sei. Wolle man daher über dag Ge- fnnne eines ertcnfchen urtheilen, fo fei es vor allen( nöthig zu fragen, ob derselbe in Gotteofurcht fleht. — Obwohl ttjiob tu diefrr Rede non) nicht den Schlüffel dazu findet, was für eine Bedeutung nun das Weiden eines Frommen, alfo nun) das fcinige, hat, fo gewinnt er dort) die reihte Stellung zu den Freunden wieder, zeigt an) wilde gegen die ilcberwundeaen und bietet ihnen gletchfam die Hand, mit ihn: zusammen redlich die köfnng des fie alle befchüftigrndeu dtäthfelo zu san-en. Er selbst kommt dieser Lösung zugleich näher: dato) den begeifierteu Eobpreio der Weisheit Man. 28), wodntrh er litt) von dleuem dessen gewiß macl)t, daß der, wttchrr durn) Gottegfurcht den Fuudort der Weis· heit trennt, aun) gewiß vor dem Schictkfal der Frevler be— wahrt bleiben und von Gott, der perfönlinnn Weisheit, ftlbfi die Offenbarung des Zweite« feiner Leiden empfangen werde. l« V. 1—10. So wahr Gott lebet, es iß lautete Wahr— heil, wenn in) zu tun) sage, daß in) kein Frevler bin, sondern mit gutem Gewissen in diesem Elend mich finde. Wer: min) dennoch zu einem Gottlofeu iuaohen will, der beweist, daß er felbft ein folnzer ist. Kann wohl jemals rtn Sünder fo voll Hoffnung auf die Rechtfertigung Gottes fein, während tr dem elendefteu Tode tntgrgeugehn wird er in Erübfalen fo festhalten an dem Gott, der ihn fn)lägt, wie ihr bei mir sehn? l. Und Hiob fuhr [getrost und freudig] fort [zu allen 3 Freunden zusammen zu reden], Und hnb an seine SptuchN [seine Ausfprache in ge- hobener, feierlicher StimmungL und sprach: «) Mit Absicht wird diese und die folgende Rede Hiobs Kap. 29 ff. als weisheitsvoller Spruch wasch-il) bezeichnet. Es ist ähnlich, tvie wenn noch jetzt die Araber und auch wohl wir im Deutschen am Schluß einer Rede oder Beweisführung einen kernhaften, aus· gewählten Ausspruch aus der Erfahrung des eigenen Herzens oder auch eines anerkannten Weisen zur Zufammensassung alles früher Gesagten und letzten Hiob’s Lobpreis der Allmacht Gottes. 77 Bestätigung und Vesiegelung der behaupteten Wahrheit zu gebrauchen pflegen. 2. So wahr Gott lebtk der mir mein Recht sdas mir nach meiner Frömmigkeit zukommt] nicht gehen lässet ssondern aus den Augen setzet, indem er mich wie einen Frevler hinstellt und behandelt], und sso wahr] der Allmäebtige [lebet], der meine Seele smein Herz in seinem tiefsten Grunde bitter] betrubet [vgl. Kap. Z, 20; 7, 11]; «) Bei dem lebendigen, allmächtigen Gott beschwört Hiob die Wahrheit dessen, was er sagen will. Aber wie kann er hoffen, daß dieser Gott seiner Wahrhaftig- keit Zengniß geben werde, da er zugleich klagct, er stelle ihn durch das Elend Vor den Menschen als einen Sün- der hin, strafe ihn also durch die schweren Trübsale fort- während Lügen? Wir haben hier wieder eine jener Stellen, in denen die durch die Anfechtung zerrtssene Seele Hiobs in Gott einerseits seinen zornigen, feind· lichen Verfolgey hinter diesem aber den wahren, gerech- ten Gott, der ihm vormals gnädig gewesen und auch wieder gnädig sein werde, siehet (ogl. Kuh. 16, l8 Anm.). Z. [Jhr dürfet dieser meiner schon so oft wiederholten, nun aber auch eidlich bekräftigten Aussage V. 4 gern Glauben schenken] So lange [besser: weil] mein Odem [in welchem sich die ihrer selbst bewußte, lebendige Seele offenbart, noch ganz] in mir ist, und das Sehnanben [d. i. der mein ganzes Wesen belebende] von Gott [mir eingehauchte Geist noch] in meiner Nase ist [ich also noch bei voller Lebens: und Besinnungskraft bin]· Ä. Meine Lippen kdas beschwöre ich] sollen [wie früher, so auch fest] nichts Unrechtes reden, und meine Zunge soll keinen Betrug sagen. sNicht ist’s Heuchelei, wie ihr meint, sondern reine Wahr- heit, was ich jetzt noch einmal wiederholen und fest behaupten will:] Nicht einen Vorsatz, in seinem künftigen Leben immer die Wahrheit zu reden, sondern eine Bekräftigung der Wahrheit der nun folgenden Behauptung von seiner Unschuld spricht Hiob hier ans. s. Das sei ferne von mir, daß ich [mich durch eure Vorwürfe und mein großes Elend so in Schrecken und Verwirrung bringen lassen sollte, daß ich] ench [und eueren Beschuldigungety als wäre ich um grober Verbrechen willen in diesem unglückj Recht gebe; bis daß mein Ende kommt [also nie und nimmer] will ich nicht weichen von [der Behauptung] meiner Frömmigkeit [meiner Reinheit von alle dem, das ihr mir vorwerst]. 6. Von [der Behauptung] meiner Gerechtig- keit, die ich habe, toill ich nicht lassen Uondern wie früher, so auch jetzt und immerdar daran fesi haltenjz mein Gewissen* beißt [tadelt] mich nicht [um eines einzigen Tages] meines ganzen [vergangenen] Lebens halber. «) Hiob leugnet damit durchaus nicht, daß er sich dennoch in Worten und Gedanken versündigt haben könne; von groben Versündigun en der That nur spricht ihn sein Herz, der Sitz seines ewissens, gänzlich frei. Es kann daher aus dieser Stelle mit nichten gefolgert werden, als set es irgend einem Menschen aus Erden, der in Sünden empfangen und geboren, möglich, voll- kommen gerecht zu leben. Auch ist ,,Gewissen« hier nicht in dem heutzutage von Halbgläubigen und Ungläiibigeii oielsach gemißbrauchten und aus der heil. Schrift nicht zu beweisenden Sinn einer untriiglichen Richtschnur des mcnschlichen Verhaltens oder der höchsten und einzigen rtchterlichen Autorität auf Erden zu verstehen. Dieser Verstand vom Gewissen ist nicht nur unbibliseh, sondern sogar antichristlich, weil dabei das Versöhnungsopsfcr des HErrn Christi und die Rechtfertigung allcin aus dem Glauben zerstört werden. Nur das vollkommen geheiligte und erleuchtete christliche Gewissen könnte so verstanden werden; aber wo wäre der Christ zu finden, dessen Gewissen so geschärft wäre, daß auch der letzte sündliche Gedanke von seinem Gewissen gerügt würde? Das wiedergeborene und im Verlauf des Kampfes der Heili ung mehr und mehr sich verschärsende Gewissen des hrtsten läßt sich kaum von dem dem Christen ein— wohnenden heil. Geiste unterscheiden; dagegen das Ge- wissen aller derer, die nicht durch Buße und Glauben erneuert sind, ist ein mehr oder weniger sd«lafendes, trügerisches, jedenfalls böses, d. h. unversöhntes Gewissen. Hiob nun, der trotz all seiner Selbstgerechtigkeit ein hoch· erleuchtetes, in Gott feststehendes Kind Gottes war, kannte so wenig, wie die übrigen heiligen Männer des Alten Bandes, einen höchsten Richter in der Stimme des Gewissens, sondern sein höchster Maßstab waren die Worte des Heiligen (Kap. s, 10). Er kann auch hier naeh dem Zusammenhang von V. 5 u. 6 nur meinen, daß sein Herz nichts wisse von den groben Versündignns gen, die die Freunde als die Ursache seines Elends an- nehmen. 7. sNicht ich] Aber [wohl] mein Feind [der mir mein Ehrenkleid und meine Krone Kap. 29, 14 rauben will] wird [eben dadurch] erfunden werden sales] ein Gottloser, und der sich kdurch Verleum- dung und Verfolgung meiner Seele] gegen mich anflehn·et, [als] ein Ungeteehter [der auch Gottes Feind ist] Es ist dies ein für alle Zeiten des Reiches Gottes giltiges Wort. Diejenigen, welche den HErrn Christum zu einem Sünder und Gotteslästerer machten oder ma- chen; die, welche seine Gläubigen um seines Namens willen verfolgen, erweisen sich dadurch als solche, die un- fähig sind, wahre Gerechtigkeit und göttliche Wahrheit von der Finsterniß zu unterscheidem und die das Licht hassen, und rufen damit das göttliche Strafgericht auf sich herab. - 8. lNimmermehr kann jemand, der nicht selbst gottentfremdet ist, mich für einen Frevler haltend Denn was ist [wohl] die Hoffnung des Henchlersss daß er so geizig ist [richtiger: wenn der HErr seinen Lebensfaden nun am Tage des Todes abschneidet], nnd Gott doch seine Seele hinretßet [in der Todesstunde. seine Seele aus der Scheide des Leibes herauszieht? Kann ein solcher sie wohlauf Gott gründen, dem er doch längst schon den Abschied gegeben hat? Gewiß nicht! Seht ihr denn aber nicht, daß ich auch dem drohenden Tode gegenüber die Hoffnung aus meinen Gott nicht fahren lasse vgl. Kuh. 19, 25 sf.]? «) Luther’s Randgl.: Heuchler heißt in diesem Vuche allenthalben falsche Menschem wie sie alle sind vor Gott ohne Glauben. 78 Hioo 27, 9—23. 28, l. I. Meinesi du, daß Gott fein [aus Furcht vor der Strafe eUtstehendesJ Schreien szu ihm cr-] hören wird, wenn die [Todes-] Angst über ibu kommt fund alle andere Hossnung und Hilfe ihm entschwindet]? 10. Wie kann et [der sich von Gott losge- rissen hat] au dem Allutächtigen sin so großen Trübfalem wie die meinigen sind] Lust haben lsich seiner Gemeinschaft und seiner gnädigen Aushilfe getrösten], und [kann er] Gott etwa [in jeder Lage des drangsalvollen Lebens] erwiesen? Mein, ein solcher betet überhaupt nicht, gefchrveige denn, daß er erhörlich beten könnte, während ihr mich ununterbrochen meinem Gott mein angftvolles, gequältes Herz alisfchiits ten höret und mich von ihm innerlich zu immer neuer Hoffnung gestärkt sehst. Wer aber, ichon am Rande des Grabes stehend, noch so unerschütterlich fest an Gott, seinem Erlöser, hält, der beweist dadurch schon, daß er kein Frevler sei] Hieb soricht hier den Hcuchlern vier herrliche Vor- rechte der Gläubigen gänzlich ab; nämlich l) die leben- dige Hoffnung; 2) die gniidige Erhörung des Gebetsz 3) das Wohlgcsallein Vergnügen und Freude an Gott; 4) das anhaltende, beständige Gebet oder gläubiger Um- gang mit Gott. (Starke.) Offenbar wird es Hiob hier, indem erseinen Leidenszuftaiid mit dein eines Heuchlers vergleicht, recht klar, welchen Trost, welchc Tragkrash ja welche geiftliche Freude mitten in: Leide, die jenem fremd bleiben müssen, er aus der Gemeinschaft mit Gott schöpfen kann, und so den Unterschied der Gottessiirchs tigen und Gottlofcn bei der Wurzel erfafsend, gestaltet sich auch seine Ansicht von der äußeren Erscheinung des Gefchickes Beider anders als früher. (Delitzfch.) il· o. 11—23. So; will euch liklkhkku übe: di: wein-ke- nung Gottes; ihr selbst habt sie allerdings richtig beob- achtet; aber welche verkehrt: Schlusse habt ihr daran- ans mein Schirtifal gezogen! Va- Geschlrctit der Ruch- losrn gehet gänzlich unter; set-ne Schätze fallen dem Gr- terhten zu, sein Haus wird zu suchte; er selbst geht zn Grunde, Gott selbst verfolgt ihn, nnd der allgemeine Spott trifft ihn. 11. Ja) will ench lehren von der Haut-Hunge- weise] Gottes [damit ihr einsehet, wie verschieden mein Geschick von» dem eines Frevlers »ist]; nnd was bei dem Allmachtigen sals Richtschnur seiner WeItregierUUgJ gilt, will ich liegt, da ihr mir ruhig zuhöretj nicht [mehr] verhehlen. 12. Siehe, fes» in wahr] ihr Herbst] haltet euch alle fut klug [richtiger: habet es richttg be- obachtet]: warum gebet ihr denn ftrotzdem in eitler Verblenduug] solch unuuhe Dinge [in Bezug auf mich, der ich doch so ganz und gar nicht die Kennzeichen eines Gottlosen an mir trage] vor? Die Waffe, die die Freunde so oft gegen ihn gebraucht haben, die Schilderun des Geschtckes der Gottlofem in welchem Spiegel er ch selbst erkennen sollte, wendet Hiob nun im Folgenden gegen sie selbst für sich, da- mit sie daraus erkennen, er sei kein Gottlosen Er leugnet damit nicht etwa wieder, was er in Kuh. 21 u. 24 ausgeführt hat, daß Frevler oftmals lange glücklich, Fromme unglücklich gewesen seien, sondern die neu crrungene Ruhe und Gewißheit der unendlichen Seligkeit in der innigen Gemeinscl)aft mit Gott dringet ihn, auch die andere, früher aus Noth von ihm ver« fchwiegene Seite im Geschick der Frevler, ihr nothwen- digerweife doch endlich über sie hereinbrecheiidcs Verder- ben, jetzt hinzuzunehmcw Unwillkiirlich macht er ihnen so ein Zugcfiändniß und wird der Wahrheit in ihren Behauptungen gerecht, entreißt ihnen aber zugleich jeg- lichen Vorwand zu üblen Vermuthliiigen und Beschnli digungen. 13. [Allerdings] Das ist [wie Zophar Kuh. 20, 29 richtig gesagt hat] der Lohn eines gottlosen Menschen bei Gott [der vom Gerichte Gottes ihm schließlich doch einmal zugetheilt wird], und das Erbe der Tyrannen [aller ungerechten Bedrücker], das sie von dem Allnniehtigen nehmen werden. 14. Wird er viel Kinder haben, so werden sie des Schwertes sein; und seine Nachtömmlinge [seine in der gottlosen Gesinnung verharrenden Kinder-nieder] werden des Vrods nicht satt haben [ogl. Pf. 37, 25J. 15. Seine knochj Uebrigen sNachkommenj werden im Tode sgenauerx von der Pest] be- graben werden [an ihr sterben und nicht feierlich zu Grabe geleitet werden, sondern so liegen blei- ben, wie die Seuche sie hingestreckt hat, also gleich: sam von der Pest selber verscharrt werden]- und seine Wittweu [die durch solche schnell einander folgende offenbare Strafgerichte Gottes Gatten und Kinder verloren haben] werden saus Furcht vor dem Zorne Gottes kein Mitleid mit ihnen empfinden, nicht nach der Sitte traueru und] nicht weinen. Schwert, Hungersnoth und Pest (Cholera) sind nach der gefammien heil. Schrift die drei großen Strafmiichtcy die Gott der HErr zur Strafe für den Abfall und die Gottlosigkeit aufbehalten hat (s. 5. Mof 3«2, 24 f.; Irr. l4, 12; 2t, 10; Heseh 5, 12; Ofsenb. 6, 4-—8). 16. Wenn er fin seiner Habgierj Geld zu- sammenbringet [in solcher Menge] wie [der Staub der] Erde, und sammelt [in seiner Prachtliebe so viele] Kleider* wie Leimen sKoth der Gassen vgl. Sach. O, 3]; 17. So wird er es wohl smit Mühe und Unruhe] bereiten; aber [er wird keinen Genuß davon haben; denn] der Gerechte [durch dessen Bedrückung er alles gewann] wird ed IschIießIichJ anziehen, und der unschuldige kder zuletzt doch Sieger bleibt] wird es [als eine den Gerechten zufallende Beute] austheileu [ogl. Pf. 39, 7 ; Spr. 13, 22; 28, 8; Pred. 2, 26; Matth 5, 5]. «) Wie im christlichen Europa, so auch im Orient kennzeichnet sich seit ältester Zeit die innere Losgelösthcit von Gott durch die Kleiderpracht und die Herrschaft der Mode. Von einem arabischen Dichter des Ntittelalters z. B. wird erzählt, daß er 100 ganze Anzügh 200He1n- den und 500 Turbaiie hinterließ! l8. Er bauet [wohl] sein Haus [als einen Palast mit prächtigen Quadern auf; und doch vor Gottes Gericht ist’s so gebrechlich und leicht zer- störbarJ wie eine Spinne [wie das dünne, aus Von dem Jrrthume, daß der unglückliche stets auch ein Gottloser sein müsse. 79 den Wollenfäserchen der Kleider gebildiete Gewebe einer Worte, welches durch Rütteln oder Schlcsp gen des Kleides sogleich zerreißt vgl. Kuh. 8, l4], nnd wie ein [Weinbergs-] Hitter [nur für die kurze Zeit der Traubenreife] einen [leicht zusammen- geschlagenen] Schauer machet [ogl. Jes. 1- S]- 19. Der [gottlose] Reiche, wenn er sich legt, wird er’s nichtniitrassen [genauer: wird sich am Abend schlafen legen und noch nicht vom Gerichte Gottes weggerissen sein]; er wird [am Morgen] seine Augen aufthttn, nnd da wird [er] nicht sein. ,,So nahe, wie Abend und Morgen berühren sich bei dem Frevler der reichste Besitz und gänzliche Verniclp tungz er legt sich eines Abends nieder noch im vollen Besitz seiner Reichthümer, nicht ahnend, daß es das letzies mal sei; er schlägt eines Morgens die Augen auf, nicht daran denkend, daß er ste öffne, um sie noch denselbigen Tag auf immer zu schließen.« 20. Es wird ihn Häher] Schrecken sdes Todes] überfallen, wie [alles überströmende, fortreißende] Wasser [-fiuthen Pf. 18, 5; 32, S; Its. 8, 7], des Nachts swenn er am unbesorgtesten ist] wird ihn das Ungewitter [genauer: ein Sturmwind — mit Allgewalq wegnehmen. 21. Der [von der Wiiste herkommende, ver- derbenbringende , fortreißende und ausdörrende] Osttviud [Kap. z, 19; Jes.27,8;»Hgsek.17, in] wird ihn wegfuhren, daß er dahmfahrt [in die Hölle], nnd [mit] Ungestüm wird set, nämlich der Ostwind] ihn Von seinem Orte [von dieser Erde hinweg] treiben. 22. Er [der gerechte Gott selbst] wird solches über ihn führen [Und auf ihn schleadern], nnd wird sein nicht schonen; es wird ihm alles aus seinen Händen entfliehen [richtiger: vor seiner strafen- den Hand wird er vergeblich hierhin und dorthin fliehen] 23. [Und nicht einmal das Mitleid seiner Mitbürger wird ihm dann zu Theil werden, wenn er so von Gott selbst gerichtet wird, sondern] Man wird [schadenfroh] mit den Händen ilaphen sin die Hände über ihm klatichen], Und [voll Hohn] über ihm zisehen [ihn hiuwegzischen von dem Orte], da er gewesen ist. sDas wird fein Grabgeleite und die Trauer sein, die ihm, dem von der Erde flie- henden, nachfolgem vgl. Jetu 49, 17; Klagel. 2, is; Zeph 2, 15]. Wie wohl über-legt ist die Schilderung V. 13 ff. im Munde Hiobsl Während der Dichter die Freunde in ihre Schilderungen des Frevler-Geschicks geflissentlich Züge aus Hiobs Widersahrnissen einflcchten läßt, sindet sich in Hiob’s Schilderung kein einziger Zug, welcher· ftch mit seinem eigenen Geschicke deckt, sei es mit dem bereits erlebten oder gar mit dem, welches sein Glaube ihm in Aussicht stellt. Denn so ähnlich auch das schwere Geschick, das ihn betroffen, dem Strasleiden eines Frev- lers sieht, kann er es doch nicht als solches anerkennen und spricht ihm auch die Kennzeichen eines solchen ab, da er ja mitten im Leiden an Gott festhält und seiner Rechtfertigung zuversichtlich entgegenhofft (Delitzsch.) Das 28. Kapitel. Lob der Weisheit an Hatt und Menschen. III« v.1—l1. Zelle edlen Metalle weiß der Mensch durch eigene Anstrengung zn finden und in dunkle: Tiefe auf- znsnürctn Fern von Mrnschenlssittkn bricht rr einen Sthacht nnd steigt mit Lebensgrfahr hinab in den Srhooß der Erde, dir ihm oben Gelrcide hervorbringt, die cr unten wir mit Feuer durchwühlt, zur Stätte des ltosibareu Gesteins auf einem Pfade, den lrein Vogel erspäht, itcin Raubthier zu betreten wagt. Dort unten wühlt er die Berge unt, dringt in gesnaltrnen Gängen zu dem cdlcu Gestein ltindurrtj und führt eg durrh wohlnerflopfte Stellest hinaus and; Tageslirtjt I. lDies unglückselige Endgeschick des reichen Gottlosen, welches in Kap. 27, 13—23 geschildert worden, ist aber ein wohloerdientes; denn’«] Es hat das [von dem Frevler so geliebte und zusam- meUgescharrteJ Silber [Kap. 27, 16 ff. in den Bergwerken] seine Gänge [da man es aufspüren kann] nnd das Gold seinen [Fund-] Ort, da man es schmelzt srichtigerx das Gold, das man von dem tauben Gestein mittelst Schlämmuiig läutert"]. «) Der Zusammenhang zwischen diesem und dem vorigen Kapitel ist von den Auslegeru sehr verschieden aufgefaßt worden. Da jedoch unser Kapitel nach dem Grundtext mit ,,Denn« beginnt, so ist’s am uattirlichsten anzunehmen, daß ausgeführt werden soll, warum das im vorigen Kapitel geschilderte Strafgericht über den Frevler ergehen müsse Der Gottlofe, sagt Hiob, der in seinem Leben Gold und Silber, irdisches Glück und Wohlergehen für das höchste Gut hielt, muß endlich nothwendigerweise zu Grunde gehen, weil es dem Men- schen zwar möglich ist, alle verborgene Herrlichkeit der Erde durch eigene Anstrengung und Kühnheit zu ge- winnen, nimmermehr aber, die allein ewig am Leben erhaltende, darum auch alle Schätze der Welt über- treffende Weisheit durch sich selbst ohne Gott zu erlangen. Sie kann nur der geben, der sie von Anfang besaß, von dem sich der Frevler doch losgesagt hat, und nur dnrch Gottesfureltt empfangen werden. —- Mittclbar dient aber diese Ausführung dazu, zu beweisen, daß einer, der, wie Hiob, trotz des allergrößesten Leidens an der Gottesfurcht festhalte und den Fitndort der wahren Weisheit kenne, nimmermehr ein Gottloser sein könne, daß sein Leiden also wesentlich anders beurtheilt werden müsse, als das des Gottlosen — Das W. Kapitel kann auch als selbstständigcs Ganzes betrachtet werden, darin Hiob ein herrlicher; Bekenntniß von dem Grunde und der Triebfeder feines ganzen Lebens, von der Grund- esinnung seines Herzens ablegt und mit einem begei- Fterten Triumphgefang aus die Weisheit twir könnten sagen: auf den seligmachenden Glauben) die ganze Ver- handlung mit den Freunden abschließt. Das Ganze ist die beste Auslegung des Wortes des HErrn: Was hlilfe es dem Menschen, wenn er die ganze Welt gewänne und nähme doch Schaden an seiner Seele. — Die ge- naue Srbilderuitg des mühsamen, aber lohnenden Berg- baues (V. 1——ll) muß dem Verfasser unseres Buches jedenfalls nahe gelegen haben. Aus dem ganzen Buch geht hervor, daß er Egypten bereist und genau kennen gelernt hat. Dort sind sowohl auf der Sinaihalbinsel, als aueh im eigentlichen Cghpteii durch die neueren Reisenden uralte Kupfer» Eiseni und Goldbergwerke (in Radien) entdeckt worden, die sowohl zur Zeit des Ver- so Hirt» 28, 2——17. fassers, als Hiob’s selbst schon betrieben worden sein können. Ebenso sind, auch schon im hohen Alterthum, im Edomitergebirge und im peträischen Arabien, Gold- und Eisenbergwerke ausgebeutet worden, und Haurau hat bis heute Reichthum an verschütteten Bergwerkep stollen und an Minen von Eisenerz —- «"«) Dieser Vorgang, welcher an den hohen Werth des geläuterten Goldes erinnern soll, wird von dem berühmten siciliani- schen Historiographen Diodor (zur Zeit des Kaisers Augustus) folgendermaßen beschrieben: Zuletzt nehmen die Techniker den zermahlenen Stein und legen ihn auf eine breite Tafel, die ein wenig abhängig liegt, und gießen Wasser darauf, welches die erdigen Theile aus· wäscht und fortschwemmy während das Gold auf dem Brette liegen bleibt. Diese Arbeit wird öfter wiederholt, wobei Anfangs die Masse mit den Händen sanft ge- rieben wird. Dann driicken sie mit dünnen Schwämi men leise darauf und ziehen so alles Erdige und Lockere an sich, so daß der Goldstaub ganz rein übrig bleibt. Endlich nehmen es andere Techniker nach Maß und Gewicht zusammen, schürten es in thönerne Tiegel nnd thunrine angemessene Masse Blei, Salzkörner, ein wenig Zinn nnd Gerstenkleie dazu, legen einen genau schließenden Deckel darauf, verstreichen ihn sorgfältig mit Lehm und lassen es so fünf Tage nnd fünf Niichte un- aufhörlich im Ofen sieben. Hierauf lassen sie es ab- kühlen und sinden sodann von dem Zuschlag nichts im Tiegel, sondern nehmen das reine Gold mit wenigem Abgang heraus. 2. Eisen bringet man [herauf] aus [dem Staub im Innern] der Erde, und and den Stet- nen schmelzet man [Kupfer-] Erz [aus]. Z. Es wird je des Finstern etwa ein Ende, nnd jemand findet ja znleszt den Schiefer tief ver- borgen. 4. Es bricht ein solcher Bach hervor, daß, die darum wohnen, den Weg daselbst verlieren; nnd fällt wieder, und fchießt dahin von den Leuten. is. Man bringet auch Feuer unten ans der Erde, da doch oben Speise auf wächst. Nach dem Grundtext lauten die Verse 3——5 genauer: Z. Der Finsterniß sim Innern der Erde] machet man ein Ende [indem der Bergmann das lichrlose Erd- innere aufwühlt und lichter] Und bis in die äußersten Tiefen durehforfchet man das Gestein, [das] in dich- ter Finsterniß und im Todesschatten [daliegt]. 4. Man bricht einen ssenkrecht in die Tiefe gehen- den, von Felswänden umschlossenen] Schacht aus sum ein- und auszufahren], fern Von dem [auf der Ober- flache des Erdboden-s] Wandernden. Da hangen sie [die kühnen Bergleute, mit dem Grubenlicht an der Stirn, an einem Seil] , vergessen vom Fuße [eines Jeglichen, der oben einhertritt], schweben [in dem Schacht], fern von sterblichen Menschen. b. Die Erde [droben] bringet [dem Menschen] Nahrung hervor, [aber damit begnüget er sich nicht] auch ihr Jnneres zerwühlt er smit seiner Berg- mannsarbeit], wie [mit] Feuer [so gewaltsam und zerstörend, wie wenn Feuer in einem Hause ausbricht und unaufhaltsam alles verzehrt] s. [Solch Durchwühlen der Erde lohnt aber mit dem reichsten Funde; denn] Man findet [in den Gesteinen des Erdinnern] Sapphir sden him- melblauen Edelstein 2. Mos. 24, 10; Heseh l, 261 an etlichen Orten, unb kebendafelbst auch] Erden- ilöße [Erzstusen], das-rinnen] Gold ist swelehes durch Schmelzen aus ihnen gewonnen wird] 7. Den Steig [in diese geheimste Werkstätte der Natur] kein [noch so scharfblickeUderJ Vogel [genauer: Aar] erkannt hat, nnd tetn snoch so tief hinabrei(hendes] Geiers-Auge gesehen. 8. Es haben die stolzen Kinder [die kühnen und starken Raubthiere, die sonst die geheim- sten Schlupfwinkel aufspürew ohne eine Gefahr zu fcheuenj nicht darauf getreten, nnd ist kein Löwe [so sehr er auch sonst alle Thiere an Kühnheit übertrifft] drauf gegangen. 9. Anch legt man [wenn man dann auf solch gefährlichen, verborgenen Wegen in’s Erdinnere gelangt ist] die Hand an die [kieselharten] Felsen [sprengt sie und räumt sie hinweg, um zu dem edlen Gestein zu gElMIgeUL nnd grabet [wühct so] die Berge [von Grund aus] um. 10. Man reißet Bäche ans den Felsen krick)- tiger: man gräbt unten im Innern der Erde hierhin und dahin sich spaltende, wagerechte Stollen durch die Felsen hindurch], und alleö, was töstlich [an Steinen und Erzenj ist, siehet [alsdann] das Auge sdes muthigen Berg- Manns] 11. Man wehret dem Strom des Wassers [man verstopfet die in die Grubengänge oder Stollen einsirömenden und die Ausbeutung hin- dernden Grubenwasser, indem man sie vermauert oder in Wasferbecken sammelt oder durch Wasser- rinnen nach außen leitet, so daß sie nicht im Geringsten durchsickernL nnd bringet salsdann das KostbarsteL das verborgen drinnen [in: Berg- werk] ist, airs Licht [der Oberfiäche der Erde]. W· v. 12—22. Jlber obwohl der meusch das Verbot— grabe und Konbarsie der irdischen Welt ausznsuchen nnd aufzufinden vermag, so traun er dort) die Weisheit weder im Land: der Lebendigen, noch in der Tiefe des Meeres siuden und mit allen seinen Schätzrn uirht erben-sen. Kein lebendiges Wesen siehet ne, und die Untern-sit hat nur ein Geriiryt von ihr vernommen. 12. Wo tvill man aber [die Alles an Werth übersteigende] Weisheit* [das Berständniß der Wege Gottes in der Welt und mit dem eigenen Herzen] finden? nnd wo ist die Steine des Ver- standes [der Erkenntnis; deß, was gut oder böse, Wahrheit oder Lüge ist]? «) Bedenkt man, daß das ganze 28. Kuh. zu seinem Hanptzweck hat, nachzuweisem daß der Gottlose verloren gehen müsse, weil er die Weisheit nicht besitzhnicht aber den, die Unerforschlichkeit der in der Welt waltenden göttlichen Weisheit zu zeigen, so ist klar, daß unter Weisheit hier nicht eine Eigenschaft Gottes verstanden sein kann, son- dern eine von Gott selbst in dem Menschen gewirkte Gesinnung, vermöge deren er recht erkennt, was Gottes Hiob’s Lobpreis der Weisheit Gottes. 81 Wille an ihn sei, wer er selbst sei, und wie er mit sei- nem Gott versöhnt werden möge. Vers 24———28 zeigt dann, wie solche Weisheit des Menschen nur der Aus« siuß und der Schatten der ewigen, göttlichen Weisheit selbst ist, nach welcher Gott alle Kreaturen geschaffen, durch die er sie immerdar erhält und zu dem von Ewig- keit gesteckten Ziele hinleitet (vgl. Spr. Z, 19. 20; 8, 22——3l). Diese Weisheit des Menschen ist kein theo- retisches, unfruchtbares Wissen, sondern eine aus Furcht und Liebe zu Gott hervorgehende Beschaffenheit des Herzens, die sich allezeit in einem gottseligen Leben offen- hatt. Gott selbst giebt sie, der Mensch aber empfängt sie durch anhaltenden erhörliches Gebet, durch gläubige Versenkung in Gottes Wort und durch das Ausharren im Kreuz (orati0, means-tue, tenratios Dann ent- spricht er dem heil. Ideal, nach welchem und zu welchem hin auch ihn Gott erschaffen, und er hat Antheil an der göttlichcn Weisheit. Die dann in seinem Herzen Woh- nung machende Weisheit ist aber im tiefsten Grunde von der weltliehen Weisheit geschieden. Diese ist, nach Jakobus, irdisch, hat ihren Ursprung, ihren Geburts- nnd Hetmathsort auf der Erde, auf dem Erdboden, kriecht gleichsam nur über der Erde hin, ohne höher und tiefer zu blicken, enthält nur Erdbestandtheile, vergäng- liche Elemente und eine Menge Schlacken. Sie kann sich allerdings aus sehr nothwendige und nützliche Ge- biete der Erde beziehen, es kann ihr eine sehr reiche und scbarse Urtheilskrast eignen, sie kann sich auch sehr geschickt darsiellen und fassen. Sie kann stch erstrecken über das ganze Gebiet der Erdkunde, also als reiche Naturkenntniß sich entfalten, als poetische Genialitäh Staatsweisheit und gründliehsie Gelehrsamkeit erscheinen, wie dies in seltenem Maße auch auf außerchristlichem Boden sich findet. Aber sie darf nicht beanspruchem noch kann sie es, die Weisheit und die Einsicht im voll- kommensien Sinne zu sein. Jhr Charakter ist und bleibt — irdisch. Zum Anderen ist diese Weisheit psychisckh d. h· sie nimmt ihren Ausgangspunkt nicht vom Geist, sondern von der Pshehe, näher bezeichnet von dein im Blntlcbcn des Menschen wurzelnden Da- sein, wie sich dieses in Empsindungem Regungen und Erregungem Affe-den, als Gelüst und Begier nach den in das Sinnenbereieh sallenden und ihm schmeichelnden Dingen, als Speise, Trank, Geschlechtslush Haß, Neid, Streit te. kundgiebt, aber auch mit Bezug auf die tem- veramentliche Charakterseitq sowie aus Willen und Ent- schluß, Wissen und Erkennen, Dichten und Trachten. Die daraus hervorgehende und darauf sieh beziehende Weisheit ist, wenn auch in vielen ihren Aeußerungen natürlich berechtigt, doch immerhin materialistischer Art und erscheint als Ausfluß eines in der Sünde befange- nen Lebens. — Zum dritten ist diese Weisheit däm o- nisch, steht im Zusammenhang mit dem Reich und der Macht der Dämonen. Diese aber suchen ganz eigentlich, gerade als Geister, die in der Luft herrschen, die von ihnen ausgehende Vergewaltigung, Bedrückung, Ver- heerung und Verstörung als die Weisheit dieser Welt in die untere Welt einzupsianzen und einzusenken und sich damit ihren eigenen Bestand und Besitz zu sichern. Der Teufel und die Dämonen besttzen ein umfassendes Wissen, welches aber die Quelle alles Abschenlichen und Schrecklichen wird, weil nicht die Art des Besitzes und der Anwendung es adeit. Daher verstört diese dämo- nische Weisheit den inneren nnd äußeren Lebensbestand des Menschen. — Die rechte Weisheit aber kommt nicht von unten, sondern von oben, steigt aus der himm- lischen Region zu dem Menschen nieder, stammt nicht aus Fleisch und Blut der Menschen. Sie ist nach Ja·- kobns: l) rein; stammt sie doch aus dem keiner Stinde nahbaren Gesarnmtleben und Lichtglanze Gottes. Z) Sie ist unvermischt; denn sie soll reine, heilige, ge- weihte, priesterliche Herzen machen. Aus dieser ihrer Reinheit entspringen alle anderen Eigenschaften. Z) Sie ist friedfertig; denn der Gott, aus dem sie ist, ist kein Gott der Unordnung, sondern des Friedens, und beruft zum Frieden. Wo sie eingeht, da macht sie fried- fertiges Wesen, stellt dar den höchsten, unversehrten Glücks- stand, die Jntegrität (Vollsiändigkeit) des ganzen Men- schen als vollcndeten Friedensban Darum äußert sie sieh auch 4) als Nachgiebi keit, Sanstmuth, Milde und Güte, als frommer eidensji und Dulderiinm als Gelassenheit im Bewußtsein seliger Beschränkung, Erniedrigung und Entleerung So ist sie denn auch 5) gefügig, geschmeidig, gesällig, gern eingehend auf die Gedanken nnd Wege Anderer, und lässet ihr sagen. Dazu ist sie S) voll Erbarmen und voll guter Früchte, in werkthätiger Ausübung selbsterfahrener Erbarmung Endlich J) schließt sie von sieh aus alles Zweifeln, Zwicfältige und Zwiespältige, alle Sonderung und Sonderlichkeitem allen Sectirergeiit und alle Heuchelei. Alle diese in der Weisheit sich findenden wesentlichen Eigenschaften bewirken den Himmelsfrtedem welchen keine Menschenweisheit hat, noch geben kann, schaffen wirklich sriedfertige Herzen. (Chr. MiiilerJ 13. Niemand [von allen sierblichen, natür- lichen Menschen] weiß, wo sie [die wahre Weis- heit] liegt [richtiger: um welchen Preis sie einzutauschen ist, und wollte ihn einer auch noch so hoch bestimmenL nnd ssiej wird nicht sun- den im Lande der Lebendigen swenn einer auch die ganze sichtbare Oberwelt durchwandern wollte, er würde damit doch nimmer diese tiefinnerste Er- kenntnis; des Wesens aller Dinge erlangen]. 14. DenAbgrnnd [tief im Jnnern der Erde, aus welchem das Meer und alle sichtbaren Ge- wässer gespeist werden] spricht: Sie ist in mir nicht; nnd das [weite Welt-J Meer [wollte es einer nach der himmlischen Weisheit durchsuchenj spricht: Sie ist nicht bei mir. — 15. Man kann nicht [gediegen, nnvermischt] Gold um sie geben, noch Silber seinigen, sie zu bezahlen. Weder Gelehrtheit noch Reichthuni berechtigen an sich zum Empfang der himmlischen Weisheit, vielmehr kann auch der Blödeste und Aermste sie erwerben. Its. Es gilt ihr nicht gleich ophirisch [vgl. I. Kön. 9, 28 Anm.] Gold oder köstlicher Onhx sein Edelsiein von blasser Farbe, wie ein mensch- licher Fiugernageh dnrch den das Fleisch hindurch- schimmert I. Mos. 2, 12; 2. M. 28, 9., oder der Berhll von meergrüner Farbe mit Uebergängen bald in’s Wasserblanh bald in’s Gelbe Offenb. 21- 201 und Sapphir [s. V. 6]." 17. [Ja, diese Weisheit ist unerschwinglich erhaben auch über die werthbollsten irdischen Schätze:] Gold nnd Demant sgenauerx und Glas] mag ihr nicht gleichen, noch [kann man] um sie gulden Kleinod sallerlei zierlich Geräth von Gold] wechseln. «) Dieses schon früh an der phönizischen (sidonischen) Küste aus Kieselerde gewonnene und von den Alten 82 Hist: 28, 18—28. 29, 1—-13. zu sehr geschätzten Trinkgefäßen, Schalen und Schüsseln verwendete Produet wird hier neben das Gold gestellt, da es die Alten als sehr kostbar hielten, weswegen z. B. weder Fenster, noch Spiegel ini Orient aus Glas ver· fertigt waren (Kap. 37, 18). 18. Ranioth nnd Gabis [hebr., wahrscheinlich Korallen und KrysiaItJ achtet man ferwähnt man neben ihr gar] nicht. Die Weisheit ist höher zu wägen snur um weit höheren Preis zu erwerben] denn Perlen [Spr. Z, 14. 15]. 19. Topasius sder blaßgrüiie Chrysolith 2.Mos. 28, 17] aus Llliohrenland sdem südlich von Egypten gelegenen Aethyopiew wo die Topaseiiiiisel im rothen Meer ihn lieferte] wird ihr nicht gleich ge- schätzt, inid das reinste Gold gilt ihr iiicht gleich sdaß man sie damit aufwiegeii könnte]. 20. Woher kommt denn snnn aber] die Weis- heit swenn ste an all den genannten Orten nicht zu finden, init diesen am höchsten geschätzten Kost- barkeiten nicht zu erwerben ists? und tvo ist die Stätte des Verstandes? sWohitt muß üch denn der Mensch wenden, um sie zu erlangen, da er doch ohne sie weder in diesem, noch in jenem Leben glücklich und selig sein kann?] 21. Sie ist verholen vor den Augen allet Lebendigen saller geschaffenen Wesen; keins unter allen, auch der Mensch nicht, kann von sich aus die Frage V. 20 beantworten und durch sich selbst wahre Weisheit erlangen], auch verborgen den [schärfer und weiter als ein Menschenauge blicken- den] Vögeln unter dem Himmel fsie haben dennoch nirgends den Sitz der Weisheit entdeckt] 22. sHier auf Erden, in der Schöpfung Gottes, kann man überall ihre Leben und Segen verbreitenden Spuren erblicken; aber] Die Ber- danimniß [das Land des Verderbnis] und der Tod [das Todtenreich] sprechen: Wir haben mit unseren Ohren [nur] ihr Gerücht gehören ,,Denen, die von Gottes Gemeinschaft ausgeschlosscii sind, kommt von der Weisheit nur ein dunkles Hören- sageii zu.« Keine Kreatur also, weder des Hinweis, noch der Erde, noch unter der Erde kann uns zur wahren Weisheit verhelfen. V. v. 23——28. tlnr Einer, Gott, der Kttwissende und Jltlgegrnwäriigg trennt auch der Weisheit Hundert. Jltg er riiisi den itlächtkii der status: ihr Gesetz not-schrieb, da offenbarte er seine Weisheit in der Schöpsung uiid zeigte dem Menschen in der Gottessurcht den Weg zur Weisheit. 23. Gott [allein] weiß den Weg [auf wel- chem ein Mensch] dazu szu dem Besitz der selig- machenden Weisheit gelaiigt], niid lennet ihre Stätte. · 24. Denn er stehet die Enden der Erde und schauet [in seiner wirksamen Allgegeiiwartj alles, was unter dcni Himmel ist. [Wie sollte er nicht auch Weg und Stätte der Weisheit keunenij 25. [Jst doch die Weisheit der Maßstab, nach welchem, und das Ziel, aus welches hin er alle Kreaturen schuf:] Da er dem Winde sein Ge- wicht inachte [das Gesetz, wie stark und wuchtig er zu jeglicher Zeit wehen sollte, bestimmte], und setzte dem Wasser [in den Wolken, auf Erden und im Meer] sein getvisses Maß [seine Grenzen, die es nicht überschreiten darf]; 26. Da er dem Regen ein Ziel ssein Gesetz und Bedingnis» wie er entstehen, wann er fallen soll] machte, und dem Blitz nnd Donner den Weg [das Gesetz ihrer Entstehung, ihres Orts, ihrer Zeit, ihres Grades]: 27. s Da sahe er sie sersah und erwählte er die Weisheit als das Jdeal und das Vorbild, nach welchem er alles ordnete], und erzählte soffen- barte er] sie [in den Werken seiner Schöpfung, indem er ihnen allen das Siegel der Weisheit aufdrückte Röm. 1, II. 20], bereitete et sie [stellete er sie hin, um nach ihr und durch sie die Welt und sonderlich die Menschheit zu schaffen und zu leiten], nnd erfand serprobte und bewahrte] sie sals das Mittel, durch welches er die Welt höchst vollkommen gebildet hatte, und durch welches er sie auch sicher ihrem ewigen Ziele zuführen wollte], 28. Und sprach Damals] zum Menschem Siehe, die Furcht des HErrn saufrichtige Buße, Selbstverlengnung und Demuth], das ist Weisheit [durch sie niacht die göttliche Weisheit, durch welche die Welt geschaffen, Wohnung in dir, daß du Antheil an ihr UiMMstJZ nnd meiden das Böse fder aus solcher Furcht Gottes entspriiigende heilige Wandel], das ist Verstand [das giebt rechte Ein- sicht, wie man vom ewigen Tode errettet werden möge Spiz Z, 7; 16, 6; I, 7; Pf. 111,10]. Jii dem Glauben an den Sohn Gottes, in welchem alle Schätze der Weisheit leibhaftig wohnen, ist diese Gottesfurcht erfüllt; in ihm hat der Mensch auch rechte Weisheit. — Mit dieser klaren und tiefen Erkenntniß ist Hiob dicht vor die Thiir der Lösung seines Leidenräthsels gelangt, er hat es bewährt, was in Kap. 1, 1 von ihrn erzählt wurde. Wenn er nun auch noch einnial in das Dunkel der Versuchung hinabsinkh so ists doch nimmer uiöglich, daß Satan siegt, weil Hiob alle Bedingungen besitzt, nm durch das das Räthsel licbtende Wort Elihus und Gottes den Mangel an Weisheit zu überwinden und an sich selbst vollkommen zu erfahren, ivas er in Katz. 28 so begeistert gepriesen hat. Hiob spricht hier »die erhabensten Worte, welche die Gegner ebenso über- raschen müssen, wie sie ihn selbst als den nicht blos ge- waltigen, sondern auch wunderbar bescheidenen Sieger darstellen, der hier erst dadurch, das; er im äußeren Siege sich selbst besiegend zu höherer Klarheit weiterstrebt, die Krone des wahren Sieges davonträgt.« Das 29. Kapitel. Hist) erzählt seine vorige egliioßseligläeit In einer drcithetttgen Schliißrede Man. W. sit. II) legt nun tsiob noch etnniat, alles früher zerstreut Gesagte zu· sammrnfasseiiik das ganze Elend seiner Enge beredl dar, seine frühere Glückseligkeit Matt. 29), sein gegenwärtiges Hiob erzählt nochmals von seiner früheren Glückseligkeit. 83 großes llnglücte Man. sit) und seine vollkommene Unschuld an diesem entsehlichen Wechsel Man. Its. tiicht mehr heranssordernd nnd tetdenschastlich tobend, sondern in voller, tiefer Wehmuth und in dem ßeghaften Bewußtsein seiner völligen Gerechtigkeit stellt er sitt) non) einmal die ganze Größe des ihm unlösbaren itüthsels vor die Seele. Je tiefer er selbst im therzen ernannt hat, was und wo die wahre Weisheit sei, je mehr er sich bewußt ist, sie im Erben bewiesen zu haben, um so entsehlicher empfindet er den Widerspruch, sich im llnglüni eines Solchen zu befinden, der ans mangel an Weisheit verloren geht. In dieser seiner ausführlichen Kuseinandersehnug seines bisherigen Lebens offenbart sich aber neben der hohen nnd vor Men- schen nntadelhaften Gerechtigkeit auch dertiese Sehade seines Herzens, die Selbstgerechtigleeit nnd der Anspruch au Gott, einen seiner Frömmigkeit entsprechenden Lohn stets zu ge- nießen, um dessentwitlen ihn Gott in die macht der ver— snchung durch Satan geben mußte. hiob ist nun nun) zwei Seiten reif für die Xösnug des Räthsels geworden: er ist sich non neuem bewußt geworden, wie selig es sei, auch im größten Glend an Gott fest zu halten, wodurch es un- möglich geworden ist, daß Satan noch siege; aber auch die tkohnsuchl iu ihm ist reif geworden nnd offen an’s tcicht getreten. So führt diese dtede den vollen Abschluß der bis- herigen Vermittelung uud die tleberleiiuug zur Lösung des Riithsels herbei. l- v. 1—11. o, daß m) von) war: wie sendet, da in) durch Gottes Hut selbst in der Gefahr sicher wandeln konnte, da in) bunt) Gottes Freundsthaft in der Mitte der Meinigen eines gesegneten tteichthums genoß; da mir, wenn ich unter dem Thore erschien, von Jung nnd Jllt Ehre zu Theil wurde, ja, da dort selbst die Alter— vornehmsten vor mir mit Reden inne hielten nnd Alles nein) glücttlim pries. l. Und Hiob hnb [in großer Wehmuth] aber- tnal an seine Sprüche [seine feierliche Aussprache vgl. Kap. 27, 1 Anm.], nnd sprach [seinen frü- heren großen Glücksstand und sein jehiges Elend darlegend]: Z. O, daß ich [wieder so gIitckseligJ wäre, wie in den vorigen Monden, in den Tagen, da mich Gott [so offenbar] behütetez Z. Da seine Leuchte über meinem Haupte sstrahlendj schien, und ich bei seinem [Gnaden-] Licht [auch] in der Finsterniß [der drohenden Ge- fahr getrost und sicher einher-] ging [Jef. 60, l; Pf» 23- 413 it. Wie ich war zur Zeit meiner Jugend [richtiger: meines Herbstes, meines reifen Mannesalters, wo ich den reichsten Segen Gottes in Gesundheit, Kindern, Ehre und Gütern ein- erntete Sit 33- 17]- da Gottes Geheimniß sseine traute Freundschaft und sein beseligender Umgang] über meiner Hütte [eiu gnadenreicher Schutz und Schirmj war. 5. Da der Attmcichtige non) mit mir war, nnd meine Kinder nrn mich her. S. Da ich meine Tritte wusch in Butter [in Sahne badete], und [selbst] die Felsen [dicht bei] mir Oelbciche goßen kungesucht und in über- strömender Fülle mir alle Segnungen Gottes zu- flossen vgl. s. Mos. 32, 13]. 7. Da ich saus meinem Hause] ausging zum [Stadt-] Thore [hin] in det [richtiger: in die] Stadt [hinauf"], und ließ meinen Stuhl auf der Gassc bereiten sstelite ihn aus dem weiten Platze inner- halb des Thoreo, wo die Verhandlungen der Richter und die Versammlungen des Volks stattzufinden pflegten, auf s. 5. Mos 16, is; Hiob 5, 4J; «) Wir haben uns Hiob als einen großen Grund« bcsitzer außerhalb, aber in der Nähe der Stadt, diese aber, wie im Alterthum gewöhnlich, auf einer Anhöhe gelegen zu denken. 8. Da [ich dorthin zur Gerichtssitzung oder Rathsversammlung der Stadtältesten, in welcher ich Sitz und Stimme hatte, kam und] mich die Jungen [die den Berathungen zuhörten] sahen, nnd sich versteckten lsich in ehrerbieiiger Schüchterm heit vor mir in den Hintergrund zurückzogen] nnd die Allen lauter: den Gliedern der Raths- versammlnng, die ihre Plätze schon eingenommen hatten] vor mir [wieder] aufstunden [und stehen blieben, bis ich selbst mich niedergelassen]; 9. Da [selbst] die Obersten [die vornehmsten Stammesfürstem falls ich eintrat, nachdem die Verhandlungen schon begonnen hatteu,] anfhbreten zu reden [um mir das Wort zu überlassen], und legten die Hand ans ihren Mund soerharreten in respectvollem Schweigem um meinen Rath zu hören]; 10. Da die Stimme der Fürsten smeiner Rede gegenüber] sich verkroch» und ihre Zunge an ihrem Gaumen klebte snach mir nichts weiter zu reden wagte, weil sie durch meine Rede sich völlig überzeugt und unvermögend fühlten, besseren Rath zu ertheilen]. 11. Denn welches [= wessen] Ohr [auch nur] mich [von mir, von der Segensfülle meines Reichthums, meiner Macht und meines Glücks] hütete, der vreisete mich selig; nnd wclches Auge mich [selbst in der Volksversammlung] sahe, der rühmte mich sbezeugte es laut, daß Gott mit mir «]. II« V. 12—-20. Denn in) errettete und erfreute alle Ge- drüncten und erwies an ihnen meine Gerechtigkeit. Ja) erschien daher auch den tlothleidenden als die allernächste Stütze, während ich die Frevler vernichtete. Darum glaubte ich auch die Fortdauer meines Gtiintes hoffen zn dürfen. 12. [Mit so großem Segen überschüttete mich Gott,] Denn ich errettete [mit meinen reichen Mitteln an Macht und Reichthum] den Armen, [der im Druck und Elend sich befand, und] der da sum Hilfe] schrie, nnd den Waisen, der keinen Helfer [mehr auf Erden] hatte [ogl. Pf. 72, 12]. 13. Der Segen den, der verderben sollte sver schon am Rande des Verderbens stand und durch mich noch gerettet wurde] kam über mich; Und ich ersrenete das Herz der Wittwe [denn, des 84 Hist» 29, 14——25. 30, 1-—6. Beistands ihres Ehegatten beraubt, fand sie dafür in mir einen Ersatz] · · 14. Gerechtigkeit war mein Kleid, das ich auzog wie einen Rock [Ps. 1·32-»9; Jes 61- 1015 und mein Recht war mein furftlieher Hut. Luther zieht hier ,,ivie einen Nock« noch zum ersten Versglied, während es nach dein Grundtext zum zweiten gehört. Wöktlich lautet der Vers: Gerechtigkeit [d·ie völlige Beugung des eigenen Willens Unter Gottes heil. Willen und sein (s.tesetz] zog ich an als einzKleid fsle war die Grundgesinnung meines Herzens, die mich ganz und gar unihüllte und in Allem bestimmte] und sguch] sie zog iiiich an ssie war so verwachsen mit mir, das; sie in mir Gestalt und Wesen gewonnen zu haben, steh in mir zu offenbaren schien, ivie das den Körper zunächst umgebeiide Unterkleid bei den Orientaleir die eigentliche Gestalt des Nlrnschen recht hervortreten laßt]; Wie ein Oberlleid sein weites,»Schiniick»iind Ehre verleihendes PraehtgervandJ nnd ein slirstlieher Hut fdie von Priestern, Fürsten und Kbiiigen getragene Kopf- binde oder Turbaii] war mein Recht smeine stets Recht und Billigkeit streng walten lassende Entscheidung, der Ausfluß meiner Gerechtigkeit; dies mein Schmiick zu Aller Wohlgefallem wie einen König sein Königs- mantel und seine Krone schmiickt]. 15. Jch war des Blinden Auge, nnd des Lahmeu Fuße· [ich erfetzte durch meine helfende Liebe allen Hilflofen ihre Mangel]- 16. Jch war ein Vater der Armen [Pf. 68, 6]; und welche Sache ich nicht wußte [richtiger: und die Rechtsfache o·on solchen, die ich nicht kannte, wies ich nicht etwa eigennützig und par- teiifch von der Hand, sondern nach] die erforscht-e ich [ebenfo genau und streng, wie wenn es die Sache von Freunden wäre]. 17. Ich zerbrach [machte sehonungslos un- fchädlichj die Baelenzahne des laewaltthatigenj Un- gckkchtem nnd riß den Raub [der Armen, den er schon in Sicherheit glaubte, wieder] ans feinen Zähnen [vgl. Pl« Z« s; 58- 7J— · 18. Jeh gedachte sdarum auch mit Rechts: Jch will [werde derinaleinst] in meinem Neste sim Kreise meiner Lieben] erfterben fund sie werden mir die letzten Liebesdienste und die letzte Ehre erweisen] und meiner [Lebens-] Tage viel machen wie [der unzählbare] Sand« [ain Meere] 19. sJeh hoffteq Meine Saat ging anf am Wasser [richtiger: meine Wurzel wird alle Zeit offen stehen für’s Wasser, daß siees zur steten Kräftigung des Stanims und der Zweige eikisaugeJ, nnd der serfrifchendej Thau blieb nber meiner Ernte kkichtigckupikd nächtigekpixrxinachis herabkommeii und liegen bleiben über meinem Ge- zweig. Jch hoffte, mit meiiiein ganzen Hause allezeit einein Baume zu gleichen, dein von allen Seiten, von der Erde und vom Himmel, reichlich Lebensfäfte zu- ströiiien, sodaß er nicht vergehen kann, sondern aufs Licviichsie gedeiht vgl. Kap- 18- lsl 20. Meine Herriichteit sineine Ehre und mein Ruhm vor Gott und Menfchenj erneuete sich immer an mir swird stets wieder frisch werden und iiieht mit meinen Jahren welken]; nnd mein Bogen sdas Sinnbild der ManneSkraftJ besserte sich in meiner Hand fwird sich stets wieder verjüngen und neue Spannkraft erlangen] s) Das im Hcvkeiischcu stehende Wo« Bin («-i201), welches Luther mit »Sand« übersetzh hat nach einer vielftiinniigeii jiidischen Ueberlieferuiig hier die Bedeutung des Vogels Phönix. Dieser Wiindervogeh voii dem uralte egybtische und arabisclie Sagen viel zu erzählen wissen, soll nach einein 500jährigen Leben in seinem aus Weihrauclk Mvrrhen und Aroineii gebanten Neste sieh selbst verbi-ciii1eii, uin dann alsbald aus der eigenen Asche verjüngt wieder zu erstehen. Vgl. Herodot II. 73; Tucitus nun. VI. 28; Clemens epjsu I· ad Co1-.25; Tertultian de resurin c. 13. Die beiden Letzteren sehen ini Vogel Phönix ein Vorbild aus die Auferstehung zuin ewigen Leben, das heidnische Alterlhnin sah in ihm ein Sinnbild der wechselnden, stets sich verjilngenden Zeit. —- Es ist nicht daran zu zweifeln, daß der Verfasser unseres Buches mit dieser alten Sage bekannt gewesen, und es würde eine Anspielung auf dieselbe in den ganzen Zusammenhang vortresslieb passen. Danach hoffte Hiob, stets sich verjiingend bis in’s höchste Alter fortzuleben, dann gleich dem Phönix auf feinein Neste zu sterben und in seinen Kindern auch seinen Tod zu überdauern, wie auch V. 19 ff. diese Hossnung weiter ausführt (Jes. 40, 3I). —— Es ist eine Schivachheit, die aueh den Heiligsten je und je geniein gewesen, daß sie eine unrechte Meinung gefaßt von der zeitlichen Gliickseligkeii. Es ist aber so viel weniger zu verwundern an den Gläubigen, die ziir Zeit des A. T. gelebt haben, weil sie vor und unter dem Gesetz sehr viele Verheißungen hatten von zeitlicher und leiblicher Glückfeligkeih die ein Vorbild fein sollte anf die geistlicheii und ewigen Güter Hebr. I, U. (Veileb. Bibel) Aus solchen Hoffnungen Hiob’s leuchtet nicht undeutlich heraus, daß Satan nicht gänzlich sich getäuscht hatte, wenn er Hiob vorwarf er diene Gott um Lohn. III· V. 21—25. Sie liorchtkn begierig auf uieliie leide nnd anf meinen Rath. Waren sie hoffnungslos, ich lächelt: lhnrn Muth zu nnd ließ miiti iiieht rntmuthlgeiu in) war wie ein allgemein verehrt« König, Jedem Ratt) uiid Trost crthcllend. 21. Man hörte mir saufmerksam lauschend und voll Verlangen nach echter Weisheit] zu, und fchwiegen, und warteten aus meinen Rath [geiiauer: und sie warteten darauf, was ich sagen würde, ohne mich zu unterbrechen, und fchwiegen zu meinem Rath, weil sie ihn stels für den besten erkannten] 22. Nach meinen Worten redete niemand mehr sum etwa meinem Rath zu widersprechen]; und meine Rede troff sträufeltej anf sie. sWie ein fanfter Regenschauer das dürre, dnrstige Erd- reich erquickt, so siärkte und befriedigte meine Rede ihre Verlangenden Herzen Z. Mof 82, 2]. 23. Sie warteten auf mich fund mein zu Herzen dringendes Wort] wie anf den sdie junge Saat im Herbst durchfeuchtenden Früh-J Regen, und llechzeiid] sperreten sfie nach meinem Worte] ihren Mund auf, ais swenn die reifende Ernte im Frühjahr ach] nach dein Abendregen foder Spät- Von der großen Verehrung, weiche Hiob früher allgemein genoß· 85 regen sehnet, damit sie vollends ausreisen könne s. B. Mos 26, 5 Anm.]. 34. Wenn ich sie anlachte, wurden sie nicht zu tubne darauf; und das Licht meines Angesichts machte mich nicht geringer. Nach dem Grundtext richtiger: Jch lachte ihnen [getrost und wohlgcmuthj zu, wenn sie sim Ungliick waren und] kein Vertrauen smehrs fassen konnten, und das Licht meines Angesichts smein von Ruhe und Heiterkeit leuchtendes Angesicht] machten sie nicht fallen sverniochtcn sie, so verzweifelt auch scheinbar ihre Lage war, so trostlos und hoffnungslos sie selbst sich fühlten, nicht inuthlos nnd traurig zu machen; ich wußte stets noch Rath zu schasseits 25. Wenn ich zu ihrem Geschäfte tvollie kom- men, so mußte ich oben an sihen srichtigerx Jch erwählte den Weg für sie, den sie einschlagen mußten, um der gefahrvollen Lage zu entfliehen, und saß da als ein Oberhaupt, dessen Rath und Leitung jedermann sich gern überiieß]; und wohnete sunter ihnen] wie ein König unter kleinen] Kkiegslnechlen sdie als Ehrenwache um ihn ge- schaart jedes Winkes und Wortes von ihm ge- wärtig smd], da ich tröstete [al1e], die Leide trugen. Jn einem solchen, wie man zu sagen pflegt, edlen Stolze dieses Fürsten Gottes liegt zwar Wahrheit, aber dennoch ist sie getrübt durch die Unkenntniß der tieferen Slindhastigkeih welche der Verkläger mit scharfeui Blick an ihm erspäht hatte; diese ist es, welche Hiob noch fehlte, ungeachtet seiner Leiden, weshalb sie eben ihm nöthig waren, und er auch nunmehr noch gcdernüthigt werden muß. (o. Gerlach.) Das 30. Kapitel. hieb klaget übel« sein Elend und Anfechtung. IV. v. 1-—8. Seht aber verspottet mich junges, etrndrg Gesinde! der allrrnirdrigsien Irrt, ausgrhungcrtrg Volk, das sich von den arrnsrilgstrn pflanzen der öden Wüste rrtiährn Ernte, die, krick-gestoßen aus der Gesellschaft drr Menschen in Höhlen hausen nnd unter drin Wüsten- gesiränthe dem viel) gleich krächzen. I. Nun aber swelch entsetzlicher Wechsel vom höchsten Ansehen zur kränkendsten Verachtung! denn schadenfroh und höhnisch) lachen mein, die junger sind denn ich, welcher Vater sschons ich ver- achtet hatte, zu stellen unter meine Schafbnnde [die mir zu gering und unfähig waren, selbst so niedrige Dienste auszurichten, wie meine Schäfer- hunde]. Wie in Kap. 24, 4—8, so wird auch hier (V. l—-15) das herabgeiommene Geschlecht der Ureintvohner von Hauram die von den einwaudernden Usiten uuterjocht und in die anstoßende Wüste neben dem Haurangebirge zurückgedrängt wurden, geschildert. Aber während dort Hiobs Absicht war, ein Beispiel der schwer zu lösenden Räthsel des göttlichen Weltrcgirnents in ihnen aufzustellery so soll diese nun folgende Schilderung des elenden Lebens dieser Art Zigeuner (V. I—8) dazu dienen, die rohen Angriffe, die Hieb von diesen Alieroerachtetsicn zu erdulden hat (V. 9—l5), nach der ganzen Größe der darin lie- gendcn Kränkung an’s Licht zu steilen. Denn je weniger Hiob den Uribarinlserzigcir zugehört, welche das Miß- geschick dieser Cleriden, statt es möglichst zu mildern, nur eigenntitzig ausbeuten, um so unverantwortlicher ist die schnöde Beharrdlung, wclchc er jcszt von ihnen erfährt, indem sie, welche uach Proletarierrveise ihn schon als Reichen hassen, sich nun der Zertrümmerung seines Glücks— standes freuen. (Delitzscl).) Z. [Nun gar aber die Nachkommen solcher verachteter Väter! Sie sind Plenschenj Wrlcher Vermögen sum Lohn mir zu dienen mit ihrer Händearbeit] ich für nichts szn gar nichts brauch: bar] hielte, [oon Jugend auf ausgemergelte Tauge- nichtse,] die nicht [einmal] zum steifen, kräftigen Mannes-J Alter kommen konnten. Da hier und weiter bis V. 8 Zustände geschildert werden, die Hiob fort und fort vor Augcn hat, so sind die Formen der Vergangenheit zugleich als Formen der Gegenwart zu fassen. 3. [Wie sollte es auch anders sein können? Sie] Die vor Hunger nnd Kummer einsam flohen in die Einöde [richtiger: die — ausgedörrt, die Wüste benagen, sich kümmerlich und müh- selig von den spärlichen und schlechten Lebensmitteln nähren, die sie ihrer Behausung, der unfrucht- baren, sonnoerbrannten Wüste, abgewinnen], neu- lich verdorben und elend worden [genauer: vie von Alters Oede und Wüstenei ist]. 4. Die da san ihren wüsten Wohnplätzem um sich das Leben zu fristen] Nesseln [wilde Melde’] ausranflrn [die sie] um die Büsche [den Sjhsirauch s. 4. Mos 32, 33 Anm., herumlagernd finden]- und Wachholderwurzel [richtiger: Wurzel von Retem- oder« Ginsterstrauch s. 4. Mos. 33, 18 Anna] war ihre Speise; «) Die strauchartige Melde (Salzkraut oder auch Meerportulais ist eine Küstew und Wüstenpslatizcz deren Knospen und junge Blätter von Armen im Orient ge- pflückt und gcgcssen werden. 5. Und wenn sie die herausrissery ianchzten sie drüber, wie ein Dieb. Nach dem Grundtext wörtlich: Z. Aus der Gesellschaft [der MeUschenJ wet- den sie [sobald sie sich etwa aus ihren entlegenen Schlupfrvinkeln des Gebirg-Z» und der Wüste hervor- wagen und sich in Ortschaften des platten Landes oder in Städten blicken lassen, wieder] verjagt "[so allge- mein verachtet und geflohen find sie], Und mal! schlelt ihnen nach, wie über Diebe. 6. An den grausamen Bächen sin den schauer- lichsten Schluchtens wobneten sie, in den Lin-ern« der Erde und sitt] Steinriszen soder Felsenhöhlen des die Wüste begrenzenden Gebirgess «) Das hebt. Wort für Löcher oder Höhlen (cl1okim) hat die Ausleger darauf geführt, unter der hier und in Kuh. 24, 5 ff. geschilderten Menschenklasse die von den Edomitern unterjochten Urbewohner des Gebirgö Seit, die Horitey zu verstehen und den ganzen Schauplatz der Geschiclste Hiobd in diese Gegend zu verlegen; jedoch 86 Hist: so, 7—-23. führt das Wort aber-im, Höhlen ebensowohl auf Hauran OF) d. i. Höhlenlandschafh und es bleibt also das Wahrschcinlichftu daß das noch jetzt in Resten existircnde kleine, scl)iviichiiche, unansehnliche Geschlecht der Trache- niten, auch Stämme des Geklüsts genannt, in Hauran hier zu verstehen sei, auf das nach Wetzsteins Beschreii buiig desselben die Schilderung Hioiss genau paßt. 7. Zwischen den [Sth-] Vüschcn [dem oft Tagereifen weit ausfchließlichen Gewächs der Steppe, das ihnen etwas Nahrung, Schatten und grünes Lager bietet] riefen sie skreischen sie gleich den Wildeseln, s. Kap. 24, 5 in thierischen, unver- ständlicheiy durch den Hunger und Mangel ihnen ausgepreßten Tönen], nnd Unter den Dtsteln [oder Brennnesfeln] satnmelten sie [richtiger: sind sie ordnungslos durcheinandey dem Vieh gleich, hin- gegossen, gelagert]; 8. [Sie,] Die Kinder [ruch-] lofer und ver- achteter [ehrlofer] Leute, die die Geringften im Lande waren [genauer: Die hinausgepeitfcht worden sind aus dem Lande]. l« v. 9—15. Seht ad» — iim iky iixc akspöit ge— worden. Zeller Sande ledig, behandeln sie mich auf die schinachvollste weise. Ja, wie ein feiiidlicher Hcerhaufe ritetien sie gegen mich heran nnd laufen Sturm gegen mich· Weine Ehre und mein Glürti ist dahin. 9. Nun [aber] bin ich [der ich früher stets mitleidige Fürsorge für sie trug, in meinem großen Elend] ihre [dieser an Leib und Seele herab: gekommenem rohen Menschen V. I—8] Saiten- spiel [der Gegenstand ihrer Spottlieder Pf. 69, is; KlageL 3, 14] worden, und muß ihr Mährleiu [ihr Gerede d. i. einer, von dem sie viel und mit schadenfrohem Hohn zu schwatzen haben] sein. Da hat es ohne Zweifel geheißen: Siehest du, wie Gott den Tyrannen ftrafet, den Unterdrücker allcr Frei- heit, den großen Hausen, der sich so großer Gewalt angemaßt, den Heiligenfresserl —- Denu so pflegen lose Leute von frommen SNenschcn und Lehrern, auch gott- seligen Obrigkeiten zu reden, sonderlich wenn fic fallen. Denn sobald einer liegt, will g1eich alles aiif ihm herum· springen. (Berleb. Bibel) 10.« Sie [die felbst so Elenden, kommen auf ihren Raubzügen her zu mir und] haben ein Grenel an mir, und machen sich ferne von mir [bleiben voll Abscheu in der Ferne stehen], Und schonen nicht vor meinem Angesicht [richtiger: mir in’s Angesicht] zu fpeicn ff. Kap. 17, s; Jes. 50, 6]. 11. Sie haben mein Seil ausgespannt [rich- tiger: Denn er-, der Allmächtige, hat mein Seil* des Lebens, welches mein Leibeszelt aus- gespannt hielt (f. Kap. 4, 21 nach dem Grund- text), aufgelöst], nnd mich zu nichte gemacht [mich der Ohnmacht des Todes preisgegebens und das Meine abgezäumet weniger: Darum lasse« sie, diese frevelhasten Landstreicheu ohne Scheu vor inir, vor dem sie doch ehedem Respect hatten, den Zügel schießen, darum bin ich nun die Zielsclseibe ihres ent- zügelten Uebermiiths]. «) Eine andre Lesart sjjthro nach dem Olietjl), statt des Keri jithry würde für die erste Bershälfte die Ueber- setzung verlangen: Er, der Allmächtige, hat sein Seil (die Sehne seines Bogens) gelöst (d. i. seine Zornpseile auf mich abgeschossen s. Kap s, 4). Aehnlich hatte auch Luther nach der Septuaginta und Vulgata anfänglich übersetzt. Beides, sowohl das Bild voin Leibeszelh als auch das von den göttlichen Zorupfeilen ist schon einmal da gewesen, jedoch scheint die oben befolgte Uebersetzung die natürlichere zu sein. Beiden Uebersetzungen ist der gleiche Sinn: Gottes Hand ists, die mir auch diese fchiverfte Demüthigung auferlegt hat, daß diese Menschen alle Scham gegen niich ausgezogen haben und wie die wilden Thiere auf mich losgehen IT. Zur Rechten, da ich grünen, haben sie sich wider mich gesetzt [genauer: Zur Rechten, als meine Ankläger als eines bestraften Missethäters Pf. 109, S; Sach.3,1 erhebt sich die junge Brut, jenes lose Gesindeh die übeln Nachkommen sittenloser Väter V. 1 wider michL und [sie] haben meinen Fuß ausgeftoßen ksie kommen, meine Füße wegstoßend, mir Schritt für Schritt näher, drängen und belagern mich, wie eine feindliche Stadt, mich höhnend und quälend], und haben uber mich einen Weg gemacht sgleichsaru einen Be- lagerungsdamm wider mich aufgeworfen vgl. Kap. 19, 12 Anm.], um mich [gänzlich] zu verderben [mir mein Unglück, meiiie Verlassenheit recht zum Bewußtsein zu führen und zu oollenden]. . Hiob vergleicht sich in V. 12-—14 mit einer Festung, die unfähig ist, den feiiidlichen Angriffen Widerstand ent- gegenzusetzeiy und erftürmt wird. Wir haben uns dabei stets zu vergegenwärtigen, daß Hiob nach der Ueber- lieferung auf einem Schutthaufen im Freien außerhalb der Gehöste liegt. Diese Schutthaufen in Hauran ent- stehen nach Wetzsteims Schilderung durch die Aufhäusung des trockenen, nicht mit Stroh vermengten Mutes, der meist allmonatlich einmal verbrannt wird, weil die frucht- bare, vulkanische Erde keiner Düngung bedarf. Die so entstandenen Aschenhaufen werden durch die Regengüsse zu festen Erdhügelu (mezbele genannt), die sich nach und nach so vergrößerm daß sie den Bewohnern der Ortfchaften als Watte oder ais lustiger Versammlungs- platz an schiviilen Abenden dienen. »Dort spielen die Kinder, dort liegt der Verlassene, der, von ekelhafter Krani- heit besallen, nicht in die Wohnungen der Menschen ge- lassen wird, des Schutzes seiner Kinder und Knechte be- raubt, feinem Weibe zum Ekel, seinen Geschwiftern ein Absehen, von aller Pflege und Obhut treuer Liebe ver- lassen, schntz- und wehrlos der grausamen Schadenfreiide jener herumschiveifenden Zigeunerhorden preisgegeben« tDelktzlchJ 13. Sie haben meine Steige fauf denen ich ihnen etwa noch hätte entfliehen könnenszerbtvchenz es war ihnen so leicht mich zu beschadigen, daß sie keiner Hilfe dazu durften kkichiigeu sie heifen zu ineinein Verderben, sie, denen selber kein Helfer ist, die selber so elend und von jedermann ver- achtet sind; und doch lassen sie an mir ihren gefühllosen Uebermuth aus] 14. Sie sind [gewaltfam auf mich los-] konnuen, wie [Sturmlaufende] zur weiten Lücke Hiob schildert fein gegenwärtiges großes Unglück. 87 [durch eine große Vresche in der Mauer Kap. IS- 14] herein, und sind ohn Ordnung daher ge- fallen fsie wälzen fich unter Krachem wie wenn die durchbrochene Festungsmauer über den Stürmenden unter Getöse zusammenbrichh gegen mich heran, um an mir ihre rohe Lust zu befriedigen]. 15. [So ist das Maß meiner Leiden voll:] Schrecken hat fich gegen mich gelehnt, und [der- selbe] hat verfolget [und] wie der Wind [hinweg- gefcheUchtJ meine Herrlichkeit, und wie eine laufende Wolke meinen glückseligen Stand [befser: schnell und spurlos wie eine Wolke schwand hin mein gliickseliger Stand]. VI« V. Its-W. Seht aber vergeh ich in nie endendem Schmerz. schlaff hängt mein Gewand nm den immer mehr abzehrenden Körper; ich bin von Gott in den Koth geworfen. vergeblich frhreie ich zu dir, o Gott, dn bleibst hart gegen mich, ja dn entfährsl mich wie im Sturmwind, nnd dein Ziel ist die Untern-elf. « 16. Nun abe»r [vgl. V. 1 u. 9] geußt fich ans meine Seele uber mich [besser: in mir, fich Verzehrend in unendlichem Schmerz Pf. 42, 5], und mich hat ergriffen [und hält ohne Aufhören fest] die elende Zeit. 17. Des Nachts sda alle Schmerzen durch Nuhelosigkeit fich steigern] wird durchbohrt [oon der Krankheit zerwühItJ mein Gebein allenthalben [wörtlich: von mir hinweg, also daß die fau- lenden Glieder sich Vom Leibe ablösen]; Und [die Würmer« in den GeschwürenJ die mich jagen srichtigen nagen], legen sich nicht schlafen. ·) Jn den Geschwüren des ElephantiasisiKranken bilden sich häusig Würmer; auch die syrische Sage von Hiob’s Leiden berichtet von den Würmern, ,.denen Hiob zur Weide ward-«, und beim Grabe Hiob’s in Hauran werden auch jetzt noch die angeblich versteinerten Wür- mer gezeigt und von den Pilgern hochverehrr Wetzstein erzählt von seinem Besuche daselbst: Während meine Leute an dieser Stelle (bei dem Felsen, an toelchen sich Hiob während seiner Krankheit gelehnt haben soll) ihr Nachmittagsgebet verrichteten, brachte mir der Schein) Said eine Handvoll länglich runder Steinchen und Schlacken, welche die Sage als die versteinerten Würmer bezeichnete, die ans den Schwären Hiobs auf die Erde gefallem »Nimm sie dir«, sprach er, »zum Andenken an diese Orte mit; sie mögen dich lehren, im Glücke Gott nicht zu vergessen, und im Unglücke nicht mit Gott zu hadern.« 18. Durch die Menge der Kraft [die über- große Macht Gottes] werde ich anders und anders gekleidet sentstellt fich in Folge der gänzlichen Ab- magerung meines Leibes (s. Kap. 7, 15; 19, 20 Anm.) mein Obergewand, indem es nicht mehr, wie früher, gesunde, vollkräftige Glieder in schönem Faltenwurf bedeckt, sondern schlicht und in geraden Falten am eingefallenen Körper herabhängt]; und man giirtet mich damit, wie mit dem Loche meines Rockes [genauer: und es, mein Oberkleid, um- gürtet mich, umschlieszt den abgezehrten Leib so eng, wie der Kragen an dem Kopfloche meines engen Unterkleides oder Hemdes]. 19. Man [richtiger: Erj der Allmächtige] hat mich in den Koth getreten [besser: hinge- schleudert], und gleich geachtet [richtiger: und ich bin gleich geworden] dem Staub und Asche’«·. V) Es ist sehr charakteristisch und natürlich, dafzHiob ost- inals von Gott redet, ohne ihn zu nennen, weil siir den schwer Angefochtenen der furchtbarste Gedanke der ist, daß Gott sein Feind und Verfolger eworden, darum vermeidet er, den sonst so geliebter: kamen Gottes in solch schmerzlichem Zusammenhang zu nennen. — «) Die Haut des Elephantiasiskranken färbt sich erst stark roth, dann nimmt sie eine schwarze Farbe an; es bilden fiel) aus ihr Schuppen, wie Fischschuppen, und die risstge, dunkelsarbige Oberfläche des Körpers gleicht der Erdkrusta cDklktzschh 20. Schreieich zu dir [um Hilfe]- so ant- lvortest du nur nicht; trete ich hervor, so achtest du nicht» auf mich [richtiger: stehe ich und harre deiner Erhörung, so siarrst du mich feindlich an, mich hilflos stehen lassend]. V) Luther hat diese Verneinung aus der ersten Vers- hälfte heriiberziehen zu dürfen geglaubt, was jedoch un- möglich ist, weil ein ganzer Satz dazwischen steht. 21. Du bist ssiatt mich durch Erhörung meines Gebets zu trösten und mir beizUstehenJ mir saus einem einst gegen mich so gütigen Gott] verwan- delt in einen Grausame-r, nnd zeigeft deinen Gram [neuhochdeutsch: Grimm] an mir mit der Stärke deiner Hand. Ach nein, mein lieber Hiobi Die sollte noch viel schwerer fallenl Keine Kreatur, sondern nur ein Gott, mag die Schwere des göttlichen Arms ertragen. Du, o gekreuzigter Herr Jesu Chrisie, hast die Stärke dieses Arms allein tragen mögen! (Berlcb. B) 22. Du hebest mich auf [reißest mich fort aus meinem glückseligen Leben» in eine schwindelnde Höhe des unglücke], und lasseft mich auf dem [Sturm-] Winde [reißend schnell in den Abgrund dahin] fahren, und gerfchmelzest mich lraftiglich [richt(ger: lässest mich zerrinnen im Getose des Sturms]. 23. Denn ich weiß [welches Ziel du bei dieser Unglücksfahrt hast], du wirst mich dem Tode über- antworten, da ist das bestimmte Haus aller Leben- digen [in die Unterwelt willst du mich führen, das Haus, da alles Lebendige zuletzt fich versam- melt]. Hier sehen wir, daß Hiob in der Weise, wie er früher zu Gott geredet, noch keineswegs eine Schuld erkennt, da ja Vielmehr jener frühere Ton, wenn anch gedämpfs ter, doch noch immer verständlich genug wiederklingt. (Schlottmann.) « « vlls di. 24—3l. Sollte es einem tun; Unglück Stürzen- den nicht gestattet sein, seine Hand, wenn auch vergeblich, nach Rettung unozuflremem zumal wenn er selbst Mitleid mit hlngluttcliojen gefühlt hat? Mich aber traf dao nn- erwartetfie Leid, also daß ich meine Wehltlage felbn 88 Hier» so, 24—3o. El, 1--—15. öffentlich nicht zuriiklrhalten nannte, nnd jetzt glrirh den Wiisientlsirrrn Trauerlötie aussieht. Denn mein ganzer Fell« riet-zehrt sich in zfieberglnttn und all« meine Freude ist in Klage verwandelt. 24. Doch wird er nicht die Hand ansstrecken in’s Beinhaus nnd werden nicht schreien vor sei- nem Verderben. Nach dem Grundtext wörtlich: 24. IJch weiß, ein elender Tod steht mir bevor; er soll mir je eher je lieber sein —-] Doch -- streckt man nicht [nach noch] im Sturze seine Hand [nach Rettung] aus? Oder sollte einer bei feinem Untergang sehen] darüber süber solch großes Weh] nicht Klagegeschrei erheben dürfen? fWas könnte natnrberechtigter sein als dies ?] 25. [Oder sollte ich im eigenen Leiden nicht zu demselben berechtigt sein, was ich bei der Noth Anderer stets empfand?] Ich weineie ja in der harten Zeit [über die schweren Tage, die Andere trafen], und meine Seele jammerte der Armen. 26. [Mein Weh, aus dem hervor ich um Hilfe schreie, ist aber über die Maßen groß; denn] Jch erwartete [nach meiner Frömmigkeit mit RechtJ des Guten [der Fortdauer meines Glücks] und kommt das Böse; ich hoffte aufs Licht [hoffte, sein Licht werde ohn Aufhören über meiner Hütte scheinen], und kommt Finsternis. 27. Meine Eingeweide sieden [vor Seelen- angst und Fieberglut], nnd hören nicht auf; mich hat fwie ein übermächtiger Feind] überfallen die elende Zeit. 28. Jeh gehe« schwarz [in Trauerkleider ge- hüllt] einher, nud brennet mich doch keine Sonne nicht [besfer: und verborgen hat sich mir die Sonne des Heils s. Kuh. 29, 3]; ich stehe ssogar] auf in der Gemeine fmitten unter vielen äijiensclsenL und schreie skann meine Wehtlage selbst da nicht unterdrücken] «) Hiob denkt hier besonders an die Zeit zurück, da er aller seiner Güter und zuletzt auch seiner Kinder be- raubt, aber noch nicht vom Aussatz ergriffen war, daher auch noch frei herumgehen konnte. Daher sind die Formen der Gegenwart hier strenger als Vergangenheit zu fassen. 29. Jeh bin [mit meinem kläglichen Geheul] ein Bruder der Schlangen [richtiger: der Scha- kale Richt. 15, 5 Anm.], und ein Geselle der Straußen [Kap. 39, 18 ff. worden Mich. l, 8; Jes. 43, 20]. Ueber die Klagetöne des Straußes erzählt ein engli- scher Reisender: Wenn die Straußen im Anlauf und Kampf begriffen sind, machen sie zuweilen ein wildes, grimmtges und zischendes Geräusch mit ihren ausge- blascuen Kehlen und offenen Schnäbelm ein anderes Mal, wenn sie auf geringeren Widerstand treffen, haben sie cine gluckende und gackcrnde Stimme gleich unserem Hausfcderviehz sie scheinen sich über die Furchtsamkeit ihres Gegncrs zu freuen und zu lachen. Während der einsamen Nachtzeit aber, als ob da ihre Stimmorgaue einen ganz vcrschiedenen Ton bekommen hätten, erheben sie oft ein kläglichcs nnd greuliches Gedröhm welches zuweilen dem Löwengcbriill ähnelt und zuweilen mehr den heiseren Stimmen anderer Vierfüszlen besonders des Vullcn und Stint-es, gleicht. Jch habe sie oit stöhnen gehört, als ob sie die peinlichstcn Schmerzcn litten. 30. [Denn] Meine Haut über mir ist schwarz worden swörtlichx ist schwarz worden von mir hinweg, d. h. und löset stch von mir ab, s. V. 19 Anm.], und meine Gebeine sind [im innersten Mark] verdorret vor sFieber-] Hitze. 31. Meine Harfe ist [darum] eine Klage worden, und meine Pfeife soder Schalmei] ein Weinen [wie das Schluchzen Weinender vgl. Kuh. 2l, 12; Klagei. 5, 15]. »Es ist fein und sinnig vom Dichter, diese letzte und tiefste Klage Hiob’s so in wehmüthiger Trauertnusik verhallen zu lassen« Das Si. Kapitel. sinds unsiriisiicher Mandel. Wil- h. 1—12. und von; onli- iky dies-n ptrtztichku Wekhsel meines Geschicht( in ltetner Weise verschuldetl Denn im Hinblick. ans das furchtbare Strafgericht des allwisfenden Gottes hatte la) nitr’o zum unverbriichlichrn Gesetz gemacht, alle böse Las! zu nntrrdrutleen und habe auch wlrleltas niemals ein dlnrrcht mir erlaubt, besondere niemals gröbltrts Ehrbrnch getrieben. 1. Jch babe [oorlangst] einen Bund gemacht mit meinen Augen sihnen als strenges Gesetz ein für alle mal vorgefchriebenL daß ich nicht [mit lüstern» BegeHrLichkeitJ achtete auf eine Jungfrau. [Matth. Z, 27 f.; Sir. 9, 5. 8; l. Mos. 39, 9.] Die Freunde hatten Hiob besonders zweierlei zum Vorwurf gemachh die Lieblosigkeit gegen Arme und Sehwächere (s. bei. Kap.22, 6—9) und den Trotz. nnd das übermütbige Vertrauen auf die eigene Kraft und den eigenen Reichthum (vgl. Kuh. 15, 25 —— 28). Der ersten Beschuldiguktg stcht in diesem Kapitel V. 13—23, der zweiten V. 24—40 gegenüber. Während Hiob früher aus die erfundenen, ungerechtcn Beschuldigungen gar nicht näher einging, legt er hier vor Gott und vor Nienschen sein ganzes bisheriges Leben in seiner hohen Reinheit und Heiligkeit nach diesen Seiten hin dar. Die erste Strophe (V. 1—12) aber geht noch tiefer, da zeigt er, wie sclbst die böse Lust von ihm als verdamm- lich erkannt und bekämpft worden ist. Die Augen sind dabei als das Hauptwcrkzeug der bösen Lust statt aller anderen Sinne genannt, ohne daß damit die anderen Sinne als von diesem Bande ausgeschlossen gelten soll- ten. Die von der Sünde getrübten Augen fassen zu« nächst nur die äußeren Gestalten der Dinge ohne ihren inneren Gehalt und ihre göttliche Bestimmtheit auf; diese Augenlush die alle Kreaturen nach ihrer äußeren Erschei- nung in den Dienst der Sünde zu ziehen sucht, schreitet, je nachdern sie steh auf das andere Geschlecht ooer auf das Leben, Gut, Ehre des Nächsten richtet, zur Fleischeslust und Hoffahrt fort. Im Grundtext wird es noch deut- licher, daß Hiob zunächst sagen will, er habe allc böse Luft bekämpft. Da lautet der Vers: ,,Meinen Augen schrieb ich einen Bund vor. Und wie hätte ich achten sollen auf eine Jungfrau«» Unter aller Art von Augen» lust führt er die unreine Geschlechtslust besonders auf, Hiob’s verborgene Sünde, seine Selbstgereehtigkeit und Lohnsuchy wird offenbar. 89 als die am tneisten zur Vergötterttng der Kreatur bin- führt; von der Tbatsünde der Fleischeslust ist erst in V. 9 ff. die Rede. — Wenn man nun auch von hoher Bewun- derung ergriffen werden muß, daß sich mitten im Alten Testament, sogar außerhalb der Fanrilie des Heils eine solche Reinheit des Herzens, eine solche Heiligkeit des ganzen Wandeln findet, wie sie Hiob hier mit Schwitrcn etheuert, so darf man doch nie vergessen, daß der Haupt- zweck dieses Kapitels nicht darin liegt, das hohe Jdcal des Lebens Hiob’s etwa als nachahmenstverthes Vor- bild vor den Augen dcs Lesers zu entfalten, sondern vielmehr darin, zu zeigen, wie trotz der fast unerreich- baren Höhe der Heiligkeit dieses Knechtes Gottes Hiob’s Herz doch an einem schweren Schaden krank gewesen sei, daß er närnlich seiner Gerechtigkeit auchstets froh sein, sie in einem glücklichen Leben genießen und von Gott formell anerkannt wissen wollte, wie es darum strafende, reinigende Liebe gewesen, die ihn in die Hände Satans zur Versuchung gab. Jenes zeigt sich schon an den furchtbaren Flächen, die er auf sich herabruft für den Fall, daß er lügt. Jeder dieser Fliiche ist eine Anklage gegen Gott. Es zeigt steh aber auch darin, daß ein Hauptstilck in diesem großen Bekenntniß Hiobs fehlt, nämlich, daß er auch allezeit in den Willen seines Gottes sich recht ergeben habe. Z. [Und hätt’ ich’s gethan,] Was giebt mir aber [richtiger: was hätte mir wohl gege- ben] Gott zn Lohn [als verdientes Loos] von oben? nnd was fitr ein Erbe IhätteJ der Allmachtige smir Frevler gegen jungfräuliche Unschuld wohl] von der Höhe [zttertheilt]? - Z. Sollte nicht billiger der Ungerechte solch Unglück haben, und ein Ucbelthclter so verstoßen werden? [Nach dem Grundtext: Trifft nicht Verderben den Frevler, und Untergang die Uebelthäterrj 4. Siehet er [Gott] nicht meine Wege [auch die geheimste sündliche Regung des Herzensh Und zählet [er nicht] alle meine Gange [auch wo Men- schen mich nicht sehen]? [Weil ich also seiner gerechten Strafe, die alle Unkeuschen trifft, und seiner Allwissenheit mir wohl bewußt war, kämpfte ich alle sündliche Lust nieder] 5. Hab ich gewandelt in Eitelkeit [im Wohl- gefallen am Nichts, am Schein, an innerer Un- lauterreitjr oder hat mein Fuß geeilet zum Betrug? 6. So wcige man srichtigerx er, Gott] mich anf rechter Wage [auf der Wage strengster Ge- rechtigkeit], so wird Gott erfahren meine Frömmig- keit smeirien untadelhaften Wandel in seinen Ge- boten]. 7. Hat mein Gang gewichen ans dem [schma- len, allein rechten] Wege, nnd mein Herz meinen Augen nachgefolget [in Begierde nach fremdem Eigenthum, es mit List und Betrug zu erwerben], nnd ist etwas [irgend ein Schaudfleckj in meinen Hcittden beliebet: 8. So müsse ich seien, nnd ein anderer fresse es, und mein Geschlecht [besser: mein Gesproß- tes im Gefilde] mitsse swie das Sprichwort sagt, s. Joh. it, 371 entwurzelt werden. sDann möge Gott nach strengster Wiedervergeltung auch all mei- nen Besitz mir rauben vgl. Kap. 27, 16 f.; 3- Mos. 26, 163 Z. M. 28, 30]. I. Hat sieh mein Herz lassen reizen zum sEhebruch mit einem verehelichtenj Weibe» nnd habe [ich jemals] an meines Nachsten Thur ge- lanert sbis er ausgegangen, um dann mit seinem Weibe Schande zu treiben Spr. 7, 8 ff.; Kuh. 24, 15]; 1t). So müsse mein Weib von einem anderen geschcindet werden swörtlichx einem anderen mahlen, als Magd hinter der Mühle, die sich zu allem gebrauchen lassen muß, dienen 2. Mos. ; g, 53161 nnd andere mnssen sie beschlafen [5. Mos. «Hiob·lebte in Monogamie (Einehe), wie es auch jetzt noch arabische Stämme in Syrien giebt, die sich nicht zum Jslam und seiner schandbaren Vtelweiberei (Polygamie) bekennen, sondern an der ,,Religion Abra- ham’s« sDin Ähren-un) festhalten, 1l. Denn das swas ich in solchem Ehebruch begangen hätte] ist ein Lasters« sein SchimpfL und eine Missethat für die Richter cdie vor sie gehört und von ihnen mit schwerer Strafe belegt wird b. Mos. 22, 22]. «) Unsere heutige Bedeutung des Wortes Laster als ,,einer habitttell oder herrschend gewordenen Neigung zu einer Handlung, die wider Vernunft und Gottes Gebot streitet«, ist noch sehr jung und darf nicht ohne Weiteres auf den Gebrauch des Wortes bei Luther in seiner Bibeliiberfetztrng und seinem Katechistnus über- tragen werden. Jtn Mittelhochdeutscheu und auch noch km 16-J(Ihtb11t1d- heißt «Laster« so viel als: Schmach, Schimpls »lästerlich« = schimpflich, wie noch heute im Zeit- wort ,,lästern« = schimpfen, schmähen zu erkennen ist. Vergl. die Erklärung der siebenten Bitte: »und andere große Schande und Laster-«, wo diese beiden Wörter als Synonymen (als von gleicher Bedeutung) zur Verstär- kung des Begriffs dienen. » 12.» Denn das [solch eine ehebrecherische That] Ware ein snicht verlöschendesj Feuer, das sden Ebebtkchrtl bis in’s sewigej Verderben [verfolgte und] verzehren, nnd all mein Einkommen answnr- zelie smich um all mein Hab und Gut bringen würde vgl. Spr. 2, 18; s, 27 —-85; 7, 26 f.; s, 18; Sir. 9, 9 f.]. IX« v. 13—23. Wenn lch gegen meine Diener-sinnst hart gewesen; wenn ich gegen Jlrtnr und Verlasseue liebte- geltandklh wenn tm durch meine Macht dag Recht truteri dritctct halte, so möge into) die verdiente Straf: treffen! 13. Hab ich verachtet das Recht meines ttncchts meiner Magd, wenn sie eine Sache wider mich en« 143 Was wontc tch thun, wem: Gott sitt; aufmachte smich vor sem Gericht zu ziehen]? und was wurde ich antworten, wenn er heimsuehte kmeine Sünde untersuchte]? 15. Hat ihn smeincn Knecht, meine Magd] nicht auch der [-se1b:ge Gott] gemacht, der mich im Mutterleibe machte, und bat ihn im Leibe eben 90 Hier, or, its-se. so wohl bereitet? kOdcex und hat uns beide nicht künstlich bereitet im Mutterschoße ein und derselbe? Macht uns also nicht unsere gleiche Entstehungsweise durch gleiche göttliche Schöpfermacht ohne unser Zuthun zu gleichberechtigten GeschwisiernH Die Heiden gestanden einem Sclaven kein Recht zu gegen seinen Herrn, der die Macht über Leben und Tod über ihn hatte; Hiob aber begab sich dessen freiwillig auct Liebe zur Cicrechtigkeih so daß er entweder durch andere Richter oder Schiedsrichter einen Streit entscheiden ließ oder durch eigene Mäßigung gerecht schlichlete. (Scultetns.) Auch betrachtete Hiob feine Diener nicht, wie die heuti- gen Namerichristem als bloße »Arbeitskräste«, sondern als persönliche Wesen, die auch einen Willen und eine unsierbliche Seele besitzen (Ephes. 6, 9). 16. Hab ich den Dürfligen ihre Begierde sihre sehnsüchtigen WünscheJ versagt, und die Augen der Wiltwen [W ittw e] lassen verschmachten [indem ich den von ihr unter Thränen ersehnten Beistand ihr nicht brachte, Kap. 29, is; Sir. 35, si18 f.]? «) V. 16——21 sind als Vordersatz anzusehen, der die Bedingungen angiebt, unter welchen Hiob solche Strafen über fich herabrufh wie sie der Nachsatz V. 22 f. enthält. Die Fragezeichen hinter V. 16 ff. wären demnach besser mit Semikolen zu vertauschen. V. 18 nur ist ein ein- geschalteter Zwischensag 17. Hab ich meinen Bissen allein gegessen, und hat nicht der Waise auch davon gegessen? 18. Denn ich habe mich von Jugend auf sgegen ihn, den elternlosen Waisen] gehalten wie ein [liebender, sorgIicherJ Vater; und von meiner Mutter Leibe an habe ich ssce die stützelose Wittwe] gern gelrdstet seigentlicht an der Hand geleitet, wie einer seine kranke, greife Mutter führt. Solche mitleidige Liebe war mir wie angeboren Jak. 1, 27]. 19. Hab ich jemand sehen umkommen, daß er kein Kleid hatte [einen Verkommeuen gesehen ohne Kleid], und den Armen ohne Decke gehen lassen cJes 58- 71? 20. Haben mich nicht gesegnet seine szuvor nackten, nun durch mich bekleideten] Seiten [oder Lenden], da er [an ihnen] von den Fellen meiner Lämmer erwärmct ward? 21. Hab ich meine Hand an den kwehrlosenj Waisen gelegt [ihn zu Boden zu schlagen], lveil ich mich sahe im Thore so. i. im Gericht s. Kap. 29, 7] Macht zu helfen smächtige Hilfe] haben [weil ich vermöge meines Ansehens darauf zählen konnte, gegenüber meinem hilfloseu Ankläger vor Gericht Recht zu bekommen und freigesprochen zu werden]; 22. So falle meine Schulter [mit dem Ober- arm] von der Achse! saus dem ste tragenden Nacken mit den SchulterblätternL und mein Arm [mit dem ich so schändlich sündigte, daß ich mich des Nackten nicht erbarmte und den Hilflosen unbarm- herzig schlug] breche von der [Arm-] Röhre [d. h. gänzlich entzwei]. 23. Denn ich fürchte Gott, wie ein Unfall über mich [wörtlich: Denn Schrecken käme für solche Schaudthaten ilber mich, Verderben Gottes], und sich] könnte seine Last sseine stra- fcnde Majestäh wo fte mich zur Rechenschaft zöge] nicht ertragen. X· v. 24—4o. nie have in, qui mein: Sarg: kiu gan- loses vertrauen gesetzt, noch micl) heimlich zur Verehrung der Sonne und deo inotideg hingewandt. Ueber das Unglürle nieineg Feinden habe in) mich nie hochmiithlg gefreut, vielmehr allen Menschen Freundlichkeit und stei- gebige Gastlichkeit erwiesen. nicht ist mein Gewissen be— schwert mit heimlichen Freveln, die ich inich scheuen müßte offenbar werden zu lassen· G daß dort) Gott selbst zwischen mir nnd meinen Gegnern entscheiden wolltet Wie wollte ich sreimüthig nnd znoeesichtlich mein ganzes Leben ihm darlegen und mich reinigen! Wenn aber, wie sie sagen, gewaltthätige Bedrnctinng an mir hattet, unn so mögen nun) nun) ihre Vcrwünschnugen treffen! 24. Hab ich das Gold zu meiner Zuversicht gestellet, und zu dem Goldilumpen [dem reinen, unvermischten Gold Kap. 28, 16. 19] gesagt: Mein Trost [bist du, zu dem ich mein Vertrauen hab« Pf« 52- 9J? V) Wie V. l6 ff» so sind auch V. 24—27 Bedin- gungssätza die den Vordersatz zu dem in V. 28 liegen- den Nachsatz bilden; ganz ebenso V. 29——34, wozu der die herabgerufeiicn Strafen euthaltende Nachsatz ganz unausgesbrochen bleibt, weil die im Verlauf der Rede immer heftiger werdende innere Erregtheit Hiob es nicht dazu kommen läßt, auszusprechen, was die Sünden, von denen er sich frei weiß, verdienetein Die Fragezeichen hinter diesen Bedingungssiitzen sind ebenfalls mit Semi- kolen zu vertauschen. 25. Hab ich mich getreuer, daß ich groß Gut hatte, und meine Hand allerlei so. i. Reichthum in UeberflUßJ erworben hatte? [Auch dies schon wäre Abgötterei V. 26 gewesen Kot. Z, 5.] 26. Hab ich [die Sonne] das [große] Llcht [der Welt Kap. 37, 21 mit abgöttischer Verehrung] angesehen, wenn es helle leuchtete [wie es leuch- tende Strahlen wirft], nnd den Mond, wenn er voll ging [wie er in voller, sanfter Majestät durch die stille Nacht feierlich dahinwandelt]? 27. [Und] Hat sich mein Herz [durch solchen Anblick] heimlich bereden [verlocken und bethöreu] lassen, daß meine Hand meinen Mund iüsse sund ich solchen Handkuß den leuchtenden Gestirnen, sie zu grüßen und göttlich zu verehren, zuwarf]?«i 28. Welches ist [oder: Das wäre] auch eine Missethat sur die Richter [s. V. 11]; denn damit hatte ich verleugnet Gott von [besser: dort] oben [indem ich vor Menschen zwar heuchlerisch Gott bekannt, insgeheim aber meinen Reichthum und die Gestirne zu Abgöttern gemacht hätte vgl. 5. Mos. 4, l9z 17, 2—7]. J) Die Anbetnng der Gestirne des Himmels ist überall die älteste und verhältnißmäßig noch reinste Gestalt des Hcidenthums und geschah in Speien, Vorderasten und Griechenland durch Zuwerfen von Handkiissen (ogl. Schluß der Reden Hiob’s. 91 Tacitus hist. Hi. 24). — Jn der Umgebung Hiob’s mochte öffentlicher und heimlicher Abfall zum Götzendienft schon ztemlich weit verbreitet sein, dem gegenüber er nn- beweglich feststand im überlicferten Glauben der Väter an den einen, wahren Gott, den Schöpfer« Himmels und der Erde. Es mochten sich viele seiner Stainmesgenossen einreden, die Verehrung der Gestirne könne wohl be- stehen mit dem alten Glauben; wie auch heutzutage Viele meinen, die Anbetung des Menschengeistes (dcs Genuss, des Ruhmes der eigenen Nation oder der Naturwunder vertrüge stch mit dem Glauben an den einigen Meister, Christum. Wie es nun dem bekehrten Christen ein schwerer Kampf ist, sich ganz rein zu er· halten von diesem götzendieiierischeu Zeitgeist und nicht verwickelt zu werden in den sich stets mehrenden Absall, so mag auch Hiob’s Kampf in diesem Sttick kein leichter gewesen sein. . 29. Hab ich mich Uchadeiifrohj gefreuet, wenn-s meinem Feinde iibel ging, uiid habe sich] mich [im Herzen frohlockendl erhoben, daß ihn Unglück betreten hatte [Matth. 5, 4312 30. Denn [besser: NeinJ ich ließ meinen Mund nicht suudigeu, daß er wunschte einen Flnch [zu einem bösen, schnellen Tod] seiner [haßerfüllten] Seele [2. Prof. 23, 4; Spr.»24, 17; 25, 21»f.]. 31. Haben nicht die Manne: [die] in meiner Hütte [mir als Gesinde dieneten und Augenzeugen des Lebens in meinem Hause waren] müssen sagen: O,»wollte Gott, daß wir von seinem Fleisch nicht gesattiget wurden [kichiigek: Wo wäre auch nue Einer zu finden, der sich nicht gesättigt hätte an seinem freigebigen Tische von seinem Fleische, dem Fleische seines Schlachtviehesi — Wir hatten den Auf- trag von unserem Herrn, jeden ohne Unterschicd, der daher kam, auch feine Feinde, eintreten zu lassen und zu speisen]. 32. Draußen [auf der GasseJ mußte der Gast [d. i. der Fremdling] nicht lüber Nacht] bleiben, sondern meine Thur that ich dem Wanderer seich- tiger: nach der Straße hin] auf ssodaß jeder herein kommen konnte und Pflege und Herberge bei mir fand]. Noch bis auf den heuti en Tag setzen die Araber, " namentlich die Beduinem i ren größten Ruhm in die Tugend der Gastfreuiidschaft Viele arabische Sagen berichten von göttlichen Strafgericbtem die Veräihter der Gastlichkeit getroffen (vgl. Hebt. 13, L; 1. Petr. 4, 9; Röm. 12, 13). 33. Hab ich meine Schallheit [etwaige schwere Sünden offenen Abfalls, die nach meiner Freunde Meinung die Ursache meines’Leidens wären] wie -ein Mensch frichtigerx wie Adam, der seine Sünde vor Gott verbarg und Entschuldigungen vorzuwenden suchte 1. Mos. Z, 12; Röm. 5, 14; Hof. S, 7·] gedeckt, daß ich heimlich [im Herzen] iåieigkyälltissethat verbarge [Pf. 32, Z. 5; Joh. 34. Hab ich [um solcher Frevelthaten willen Ursache gehabt] mir grauen [zu] lassen vor [dem Urtheil] der großen Menge [des niederen Volkes und hat die Verachtnng der Fremidschaften smeiner Verwandten und Standesgenossen] mich svon offenem Bekeuntniß einer schweren Schuld] abge- schreckt? Ich blieb stille [besser: blieb ich etwa um eines solchen geheimen Bannes willen still zu Haus], und ging nicht zur Thur [hin-] ans. [Nein, frank und frei konnte ich jedermann unter die Augen treten und brauchte, weil ich die Sünde fürchtete, das Urtheil der Menschen nicht zu fürchten. lind doch haben die Freunde nicht aufgehört, mein Elend als Strafe für verhcimlichte Schande hinzusiellen l] 35. Wer giebt mir einen Vethörey daß meine Begierde der Allmächtige erhöre, daß jemand ein Buch schriebe von meiner Sache? Nach dem Grundtext richtiger: 35. O hätt’ ich einen, der mich swiltig und geneigt] anhören [und weil er rechter Herzenskündiger ist, auch gerecht richten] wollte! Siehe, hier [in diesem meinem letzten, großen Bekenutniß von meinem Leben] ist meine Unterschrifst [unter Alles was ich früher zu meiner Vertheidigung gesagt habe, zu dessen BestätEgUngJL Der Allmächtige antworte mir kund entscheide nun zwischen mir, der ich mich unschuldig weiß in dieser Trübsal, und meinen Freunden, die mich als bestraften Frevler hinstellen]! Siehe, hier ist die Schrift [die Anklageurkundes welche schrieb" mein Widerpart [die meine mich verfolgenden Freunde in ihren Reden aufgestellt haben *"]! ») Das hebe. Wort itzt (taw) bedeutet eigentlich das kreuzförmige Zeichen X, ivelches die ursprüngliche Ge- stalt des letzten Buchstabens im phönizischshebräischen Ali-habet n war; dem! auch «Zeichen de: untekschrifr Unterzeichnung«, weil das Kreuzzeiehen seit den ältesten Zeiten bei den des Schreibens Unkundigen die Stelle der Namensunterschrift vertrat, wie ja auch jetzt noch 3 Kreuze als giltige Unterschrift vor Gericht zugelassen werden. — «) Da wir überall sonst wahrnehmen, wie gervissenhaft der Verfasser des Buches Hiob die Sitten und Gebrauche deuPatriarchenzeit darstellt, ohne auch nur einmal Geliräuche seines eigenen Zeitalters auf die Zeit Heut« zu übertragen, so ist nicht zu zweifeln, daß er·hiermit· (V. 35) behauptet, daß bereits das Zeitalter Hiob’s mit denurkundens und Bücherschreibkunst bekannt gewesen sei, wie er» auch in Kap. 19, 23 f. demselben die· Bekanntschaft mit der Kunst, Jnschrifteu auf Denk. iikaler iu when« zufchre1bt. — «) Die Ausdruckeweise dkeseetVerses ist aus dem oricntalischen und besonders egyptischcn Gerrchtsverfahren entlehnt, wo der Ankläger ein Anklagelibell und der An eklagte eine Vertheidigungss schelft mit seiner die Wahr eit seiner Ausfagen beglau- brgenden Unterschrift dem »Nicht» vorzulegen hatten. Hiob will sagen: »Nun ist meine Sache spruchreih beides, die Anklage meiner Freunde liegt gleichsam urkundlich, deut- lich und klar »vor, als auch hier meine ausführliche Ver« theidigung mit einer letzten Namensuuterschrifn Möchte nun ein gerechter Richter entscheiden! 36. [Würde der Allmächtige sich herbeilasseiy zu richten zwischen mir und meinen Anklägern,] So tvolli iclys [das Buch, die Anklageschrift meiner Feinde, siegesgewißjs auf meine Achseln nehmen smich ihrer wahrlich nicht schämen, sondern sie als Zeichen meiner Ehre umlegen s. Jes. 9, 5; 22- VI, Und mit les] wie eine [aus vielen über- 92 Hioo 31, 37-4o. 32, l-l4. einander sich erhebenden Diademen bestehende, be- sonderd prachtooUeJ Krone urnbindetn 37. Jch wollte [Jhm, dem HerzeUSküUdigerJ die Zahl meiner Gänge ansageu siiber alle meine Schritte und Tritte im Leben Rechenschaft ablegen], Und [im Bewußtsein meiner Unschuld und meines gewissen Sieged voll Freimuth] wie ein Fürst wollt ich sie datbtlngeu srichtigerx wollt ich ihm nahen]. Eis. Wird [aber, wie meine Freunde mir vorwersen Kot» 20, 19 ff.; 22, 6—9] mein [weithin ausgedehntes] Land sdas ich bebaut] wider? mich [zu Gott um Nache] fchreien, lind [werden] mit einander seine [des Akt-ers] Fnrchen [= irgend welche von seinen Furcheu] weinen süber mich als einen gewaltthätigen Tyrannen, der sie ihrem recht- mäßigen Herrn entrissen]; sit. Hab ich seine Früchte unbezahlt [ohne das Land rechtmäßig gekauft zu haben] gegessen, nnd das Leben der Aeierlevte sauer gemacht [rich- tiger: und das Leben seines Besitzers etwa gar ausgeblasen, ihn ermordet, um sein Land an mich zu bringen]; 40. So smöge all mein Land der Fluch gänzlicher Unfruchtbarkeit treffen, sodaß] tvachfen mir Distelu für Weizen, und Dornen [richtiger: . Unkraut] für Geiste. Die Wette [oder Reden] Hiolrs swomit er vor den Freunden und vor Gott seine Unschuld zu beweisen suchte] haben eilt Ende. Jn dem Augenblick, da Hiob (V. 34) daran gedenkt, daß die Freunde ihm schimpfliche Frevel Schuld gegeben haben, die er aus Furcht vor der Verachtung, die ihn treffen würde, verheimlichen müsse, steigt seine innere Cmpörung im Bewußtsein seiner Uuschnld und Reinheit zum höchstcn Grade (V. 35 ff.). Danach sucht er (von V. 38 an) seine vorige Ruhe, wie sie der Schlusz aller seiner Reden verlangt, wiederzugewinnen. Darum be- ginnt er noch einmal mit seinen Unschuldsversicherungen gegenüber dem Hanptoorivurf der Freunde, er habe slch habsüchtig und geivaltthätig bereichern Das 32. Kapitel. Elitju zürnet über das stillschweigen der Freunde Zions. Seht, nachdem die 3 Freunde von hiob überwunden sind, er selbst aber doch nicht im Stande gewesen ist, die wahre Bedeutung seiner Leiden aufznsindem tritt ans dem Kreis der um hieb nnd seine Freund: versammrlten Zu— hörer ein Unbekannter hervor, der die verderbnlß des menschlichen Herzens und die göttliche tjrtlsvrdnuug besser erkannt und an sich selbst erfahren hat, als Hivb und die Freunde. — Es ist oben (5iav.1, 12 Kam) bereits gesagt worden, daß der Insect: des ganzen Buches darin liege, zu zeigen, wie die Leiden der Geronnen oftmals Versuthangen zum Jwerti ihrer Reinigung von verbarg-treu ijerzensscttitden seien, und in Hiobv Gesthtkhte für alle Ketten ein Vorbild für das wesen der Versnrhnng aufzustellen· tiiob war vor Gott vom Satan über solche non ihm anerkannte Herzens— schädeu angelilagt worden und von ihm dem bösen Geist übergeben worden, damit dieser Herzen-schade unter dem Versuchungsteiden kräftig hervorlrete, vou ijivb erkannt und überwunden werde. Hieb zur Ertieuntniß seines inneren Schadens zu bringen, ihn zur Buße und damit zum rethien tlcrstüudniß seines Leidens zu führen, ist nun der Zweck der 3 Reden Etihus Sie bilden den lI- Abschnitt des Haupltheils des ganzen Buches und bereiten die Erscheinung des HGrrn selbst vor, indem sie Hiob zum setzte-eigen nnd zur Anerkennung seiner Versüudlgnng führen. Wie riu Johannes der Täufer bereitet Elihn ijiobs Her; zu, durch die Erscheinung und die sie begleitenden und deutenden Reden des hGrrn znr vollen Buße nnd wiederbeguadtgnng zu gelangen. ysiolrs Srlbtigcrkctztigkeit hatte sich in seinen Reden in einer dreifacher: Versündlgung offenbart, einmal, indem er bis zuletzt in nagcslümer weise Gottes Ersshrinung lierbeiwünsctittz sodann, indem er die vollkommene Offen- barung göltlicher Gerechtigkeit in dem Wrltlanf nicht ohne Vermrsseuhrit in Zibredr liebte, endlich indem er zwischen der göttlichen marht und Güte einen Zwiespalt annehmen zu müssen glaubte. Danach zeigt Glihu zunächst in seiner ersten Rede Man. 32 n. Z3), wie Gott sah in Gesichten und auch in Lrldensschioiungen hinlänglich den Menschen offenbare, freitirts nitht, um sie in ihrer Vermrssenheii zu bestürmt, sondern um vom hochmuth den Mann zu scheiden-«« I« V.1—14. Gtihttz der bisher voll Unmuths geschwiegen, hebt nun also an: Meiner Jugend wegen habe ich euch. die Greise, von denen irh die höchste Weisheit zu ver— nehmen erwartete, reden lassen; aber ich sehe, daß nicht das Alter, sondern der Geist Gottes Weisheit und rechtes Urtheil verleiht; darum beschloß auch ich zu reden· Ich habe erwartungsvoll eure Beweisführnugeu angehört, bis ich sah, daß ihr Hieb nicht zu wider-legen vermögen Denker nur nicht, nur Gott könne ihn überwinden; ihr werdet vielmehr sehen, daß sich noch andere Dinge gegen ihn sagen lassen, als ihr bisher vorgebracht habt. I. Da höreten die drei Männer anfHiob zu antworten, weil er sich für gerecht hielt [nnd keinerlei Zusammenhang zwischen seinem Leiden und seiner Sünde zugestehen wollte]. Z. Aber Elihu [d. i. ,,mein Gott ist er«], der Sohn Varacheeks [d. i. ,,Segne, Gott!«] von Bad« [von dem aramäischmrabischen Volksstamm der Busiten, deren Stammvater Bad, der Sohn Nahor’d, des Bruders Abrahani’s", war, s. 1. Alles. 22, 21; Jer. 25, 23], des Geschlechies [von der Familie] Rom, ward zornig, daß er seine Seele gerechter hielt, denn Gott sindem nämlich Hiob jeden Zusammenhang zwischen seinem Leiden und seiner Sünde leugnete, beschuldigte er Gott, der ihn doch mit Leiden belastet, der Ungerechtigkeit vgl. Kuh. 40, 8]"-". «) Die am Ostabhang des HaurangebirgeC As, St. südlich von This-man gelegene Stadt Busan erinnert mit ihrem Namen deutlich an Bad, womit sowohl der Name des Volkostammco, als einer diesem angehörigen Stadt bezeichnet sein kann. — Jst sie die Heimath Elihu’d, so paßte ihre Lage trefflich zu der Heimath Hiob’d und seiner 3 Freunde (vgi. Knie. Z, 11 Antn.). — «) Wenn es richtig ist, das; der Name Uz auf den Sohn Ara1n’s, deo Svhneo Sem’o (l, Mof i0, 22 f.), und nicht auf den ältesten Sohn Nahord (l· Mos. 22, 21) zurückzuführen ist, rvie in Kuh. l, 1 Anm. nachzuweisen versucht wurde, und daß der Name Buo auf den zwei- ten Sohn Nahvos zurückgehh so ist Elihu danach nahe Clihu’s l. Rede. Nicht das Alter, sondern Gottes heil. Geist verleiht Weisheit. 93 verwandt mit Abraham und der auserwählten Familie des Heils, so ist damit auch erklärt, woher es kommt, daß Elihu die Ueberlieseruiig der göttlichen Wahrheit besser bewahrt hat, als Hiob und seine Freunde, die Stammeshäupter der Usiten. Cllhu kennt die Wege seines Gottes, er kennt den tiefen Schaden des vernich- lichen Herzens und den innigen Zusammenhang zwischen Sünde und Trübsal. Daher zählten die alten Juden ihn mit Recht zu den 7 Propheten, die, ehe Israel das Gesetz, empfing, den Völkern der Welt Gottes Willen kund thaten. — IN) Die Selbstgerechtigkeit meint alle ihre Obliegenheiten gegen Gott erfüllt zu haben. Und da sie in den Leiden, wclche Gott auf Grund der Siind- hastigkeit verhängt, und die nur aus derselben gerecht- fertigt werden können, nur ungerechte Willkür erblicken kann, so läßt sie Gott in dem Verhältnis zu dem Bien- schen als ungerecht erscheinen und kehrt also das natür- liche Verhältnis; des Schöpfers zu seiner Kreatur völlig um. Damit ist der Zugang zu dem Quell alles Trostes abgeschnitten nnd der Rückkehr des Heils der Weg ver- sperrt. (Heiigftenberg.) s. Auch warder [ElihuJ zornig über seine drei Freunde, daß sce keine Antwort fanden kwenn Hiob von seinem unsträflichen Wandel aus sein Leiden unbegreiflich fand], und doch Hiob verdam- mkten findem sie nichts Anderes vorzubringen wußten, als daß sie leugneten, was er von sich sagte, und Gotilosigkeiten ihm andichteten]. 4. Denn Elihu hatte [in zurückhaltender Be- scheidenheit schweigendj geharret, bis daß sie mit Hioh szu Ende] geredet hatten fund sonderlich, bis daß Hiob seine Schlußrede beendet hatte]; weil sie falle viere] alter waren, denn er. Z. Darum, da er [nach Beendigung der letzten Rede Hiob’s Kap. 28-—31] sahe, daß sHiob nichts mehr zu sagen wußte und auch] feine Antwort [auf diese Rede] war im Munde der dreien Männer fweil sie eben das vorliegende Räthsel nicht zu lösen wußten]- tvard er zornig. « 6. Und so antwortete [denn] Elihn, der Sohn Barachecks von Bad« [nachdem er glaubte, dem, was ihm als Jüngling gezieinte, Genüge geleistet zu haben] und sprach: Jch bin jung, ihr aber seid alt; darum habe ich mich geschenkt, nnd gefurchtet meine Kunst-«· an euch zu beweisen feuch mein Verständniß von den Heilswegen Gottes zu zeigen]. s) Das Wort Kunst (vom altdeutschen kimnen = kennen) gehört zu den vielen Wörierm deren Bedeutung sich im Lauf dcr Zeit sehr verändert hat, sodaß man ohne Kenntniß der ursprünglichen Bedeutung ihren Ge- brauch bei Luther in seiner Bibelüberseszung nicht mehr versteht oder mißversteht. »Kuns"t« bedeutet ursprünglich: Vcrftändniß Wissenschaft und die darauf gegründete tech- nifche Geschicklichteth während wir« setzt nur das letztere und »die Wissenschaft des Schönen« darunter verstehen, bei welcher Begriffabestimniung aber das Wort »Wissen- schaft« auch bereits nicht mehr in feiner ursprünglichen Bedeutung, die fast nur noch auf dem Lande bekannt ist, gebraucht wird (vgl. Apostg 26, 24z l. Timoth. 6, 20). 7. Jch dachte: Laß die Jahre [die lange Er: fahrung und reifes Urtheil haben] reden, nnd die Menge des Alters laß Weisheit beweisen. 8. Aber der [vom heil. Geist erleuchtete und geheiligte] Geist [des Menschen] ist [es] in den Leuten [auf den es vor allem ankommts und der fdem Menschen einivohnendes Odem des Allmäch- tigen macht sie berstaudig sin den Wegen Gottes Spr. Z, 6]. 9. Die Großen [d. i. die HochbesahrtenH find nicht [allezeit und« nothwendig] die Weiseftem und die Alten verstehen nicht [immer] das Recht swie ich jetzt an euch sehe]. V) Von Anderen wird hier das hebräisclse Wort (rabim) »die Vielen, die große Menge« übersetzt. Auch dies gäbe einen treffenden Sinn; denn in geistlichen Dingen gilt noch viel weniger als in politischen Fragen das Wortti Des Volkes Stimme ist Gottes Stimme. »Majoritäten sind in der Kirche ohne Bedeutung, und auch das Alter hat auf dem geistlichen Gebiete durchaus nicht die Bedeutung, die ihm in Dingen des gewöhn- lichen Lebens gebührt. Ein unerfahrner Jüngling mit dem Geiste Gottes ist klüger wie helle Haufen nnd greife Häupter, dazn noch Korhphäeii der Weisheit ohne denselben« (Hengstenberg.) Jst der Umstand, daß Elihu jung ist, ein vom Dichtcr erfundeuey so ist es eine feine Wendung des Dichters, daß er den an Stolz kranken Hiob, sowie die hochmüthigen und auf ihr Alter (Kap. 15, I0) pochenden drei Freunde durch einen Jüngling läßt zurecht gewiesen werden; ist jener Umstand ein be- reits vom Dichter sin der heil. Sage) vorgefundenen dcr Geschiclite selber angehöriger Zug, so haben wir an- statt der feinen Wendung des Dichters die weise Fügung Gottes darin zu bewundern. (Ebrard.) 10. Darum [weil es nicht auf’s Alter, son- dern auf göttliche Weisheit ankommt] will ieh auch reden sgenauerz sage ich:]; höre mir zn [o Hiob]. Jch will meine Kunst auch sehen lassen swill zeigen, daß ich rechtes Versiändniß davon habe, warum Gott über Fromme auch Leiden bringt]. 11. Siehe, ich habe geharret, daß ihr [3 Freunde] geredet habt ssolches reden möchtet, wodurch ihr Hiob widerlegen oder trösten und be- ruhigen möchtet]; ich habe aufgemerkt aus euren Verstand [ob ihr rechten Aufschluß und Verständ- niß des vorhandenen Räthfels gäbet; habe gehorcht] bis Daß] ihr trafet die rechte Rede [Wort«e, die im Stande wären, Hiob’s Unrecht und Gottes Gerechtigkeit an’s Licht zu stellen]. · 12.· Und habe Acht gehabt ans euch kalso daß mir kein Wort entging]: aber [so angestrengt ich auch aufhorchtej siehe, da ist keiner unter euch, der Hiob ftrafe [mit Worten zurechtweise] oder feiner Rede sseinen aufgeftellten Behauptungen treffeiIdJ antworte. 13. Ihr werdet vielleicht szu eurer Entschul- digung] sagen: Wir haben die Weisheit [über- legene Weisheit bei HiobJ getroffen [der mußten wir weichen und daher verstummen], daß Gott ihn verstoßen hat, und sonst niemand srichiigerx Gott vermag ihn aus dem Feld zu fchla- gen, kein Menschl seine Hartnäckigkeit gehet über Menfchenkräfte]. 14. Die Rede thut mir nicht genug [wört- 94 Hiob 32, 15—22. 33, 1—14. lich: Und doch hat er, Hieb, mir gegenüber, soviel ich gehört habe, nicht solche weisheitsvolla nnwiderlegliche Reden aufgestellt, vor denen man, wie ihr meint, verstummen müßte]; ich will ihm [daher auch] nicht so nach eurer Rede smit solchen über das Ziel hinausschießenden Worten, wie ihr sie oft wiederholt habt] antworten [son- dern einen ganz anderen Weg zu seiner Wider- legung einschlagen] Es ist nicht ohne Absicht, daß Elihu die Freunde in dieser ersten Strophe unmittelbar anredet, während er in der folgenden Strophe (V.15—22) gicichsam objektiver in der dritten Person Von ihnen redet, um sich dann ganz v)on ihnen ab direct an Hiob zu wenden. (Schlott- wann. II· V. l5—22. Sinn) nansdem die Freunde verstummt waren, habeich non) geraume Zeit geschwiegenz seht aber drängt minz der Geist zu antworten: Mein Junkers macht sitt) Luft, wie junger wein in den Schlänchen So will in) denn ohne xfnrnjt nnd Menseheugefälltglteit reden. 15. Ach! sie sind bestürzt sdnrch Hiobs küh- nes Pochen auf seine Unschuld], Jönnen nicht mehr antworten, sie können nicht mehr reden kwörtlichx der Stoff und die Worte find ihnen aus- gegangen]. Its. Weil ich denn fauch nach Hiobs großer Schlußrede lange vergeblich auf ihre Erwiderung] geharret habe, nnd sie konnten nicht reden — denn sie stehen still nnd antworten nicht mehr —, 17. [So] Will doch [auch] ich mein Theil [meines Theils, soviel es mir gegeben ist] ant- worten, und will meine Kunst beweisen smein Ver- ständniß kund thnn]. 18. Denn ich bin der Rede [d· h. von Worten zur Widerlegung Hiohs und Nechtfertigung Gottes] so Voll, daß mich der Odem [Gottes, der meinen Geist erleuchtet und mich belehret hat, was ich ver- kiinvigen soll] in meinem Bauche lmeivem Inneren s. Kuh. 15, 2 Anm.] ängstet fund gegen meinen Willen zur Aussprache dränget]. 19. Siehe, mein Bauch fmein JUUEMJ ist wie der Most, der zngestopfet ist sund auf-s hef- tigste in seinem Schlauche gährend, sich Luft zu schaffen sucht], der die neuen Fässer zerreißet [wörtlich: es, mein vom Geiste Gottes erfülltes Herz, möchte bersten gleich neuen Schläu- chen«, d. h. gleich Schläuchen, in denen neuer, junger, noch nicht ausgegohrener Wein ist, vgl. Matth 9, 17]". 20. Ich muß reden, daß ich Odem hole [meinem vollen Herzen Luft mache], ich muß meine Lippen aufthun, und antworten. «) Zum Aufbewahren und Transport von Flüssig- keiien, wie Milch, Wasser, Wein, gebrauchte man im alten Orient, wie noch jetzt, nicht hölzerne Fässer, son- dern iederne Schläuche, gewöhnlich aus Ztegenhäutem be: denen das Raube nach innen gekehrt war. — IV) Viele ältere und neuere Ausleger habcn aus V. 17—19 gegen Elihu den Vorwurf jugendlicher Selbstüberhebung und Eitelkeit erhoben. Es beruht aber dieser Vorwurf bei allen auf dem Völligen Mißverständiiiß der Person und Aufgabe Elihub nnd ans dem Bestrebem aus Hiob einen vollkomme- nen Heiligen zu machen, im Grunde auf dem Mißverständ- uiß der ganzen inneren Anlage des Bucheek Wollte man Elihuks Person und Reden aus dem Buche hinaus- thun, so fehlte geradezu das Herz desselben, der Knoten« Punkt, auf welchen alle früher geschürzten Fäden hinaus- laufen. Das selige Gchcimniß der selbsierfahrenen Rechti fcrtigung des armen Sünders ans lauter Gnaden, die Quintessenz aller Worte Elihu’s, erfüllt sein ganzes Herz; er kann nicht anders, er muß davon reden (Aposielg. 4, 20); zumal aber hier, wo es gilt, einem angefochte- nen, gequälten Kind Gottes aus seiner Versuchung herauszuhelfen und Trost und Frieden wiederzuschaffem fühlt er sich vom heil. Geistc innerlichst getrieben, das offen darzulegen, was ihn der HErr aus Gnaden hat erfahren lassen, was ihm selbst so reichen Trost gegeben hat· Er kann sich dem Drängen des Geistes nicht ent- ziehen, auch wenn er wollte (vgl. Ja. 20, As. Der heil. Geist ist in ihm wie ein gährender Most, daß sein volles Herz zerspringen würde, wenn er nicht für Gottes Wahrheit und Gerechtigkeit einträte. Keinerlei Vorwurf kann ihn daher treffen, hat er doch alle Alten vollkommen ausreden lassen und noch lange gewartet, ob sie nichts mehr zu sagen haben würden, bevor er beginnt, die tiefe, seligmachende Weisheit zu eröffnen. Der Größe dieser Weisheit cntspricht aber die Länge der Einleitung zu deren Aussprache. 21. Ja) will niemandes Person ansehen skeine Partei nehmen, sondern ohne Scheu einem jeden sein wahres Angesicht zeigen], nnd will keinen Menschen [aus Menschengefälligkeit auf Kosten der göttlichen Wahrheit] ruhmen [und ihm schmeicheln]. 22. Dennjch weiß nicht, wo ichs thate, ob mich meiuSchopfer snichtj nber ein Kleines hin- nehmen wurde [besser: Denn aufSchmeicheln versteh ich mich nicht. Leicht würde mich mein Schöpfer um solcher Sünde willen in einem bösen- fchnellen Tod dahinraffen]. Das 33. Kapitel. Eiihn oerttjeidigei igoites gerechtigkeit. Ill- v. 1—— 7. Hieb, höre mich an, denn in) werde ans— rikhtig und lilar reden. Jtnkh in) bin Gottes Geschöpf; wenn dn also kannst, so antworte mir. sei mir kann trittst, wie lsei Gott, der von mir anogehende Sehrenien dich ank Antworten hindern. 1. Höre [nun] doch, Hieb, meine Rede, und merke [sorgfältig] auf alle meine Worte [in ihrem ganzen Zusammenhang; denn nichts, was nicht zur Sache gehörte, will ich reden] 2. Siehe, ich thue meinen Mund auf und meine Zunge redet [bereits] in meinem Munde. sSchon habe ich meine Rede begonnen und muß sie auch vollenden; dabei bin ich mir des Gewichts und der Verantwortlichkeit meiner Worte wohl bewußt] Bei der Eigenthünilichkeit der Stellung, die Elihu einzunehmen im Begriffe ist, ist’s ganz in der Ordnung daß er, indem er sich nun an Hiob selber wendet, nicht gleich unmittelbar die Sache angreift, sondern erst durch Gott redet vielfach zu den Menschen: 1) Jn niichtlichen Gesichten. 95 einige ernste, aber zugleich liebevolle Worte sich den Weg zu dcssen Herzen bahnt (Schlottmann.) 3. [Du hast mit Recht gerade, ausrichtige Worte von deinen Freunden verlangt Kap. s, 25 Anm., siehe nun,] Mein Herz soll recht saus ganz aufrichtigem Sinn«] reden, und uieine Lippen sollen den reinen Verstand kwirkliche Einsicht in das schwere Räthsel deines Lebens, wie sie aus der Aufrichtigkeit des Herzens hervorgeht] sagen. V) ,,Elihu ist von der inneren Unwahrhaftigkeih wo- durch die Freunde sündigten und dem Leidcnden wahren Trost zu bringen unfähig wurden, frei. Gerade das aber, worin den Dreien gegenüber Hiob’s Stärke be- stand, die Aufrichtigkeit und Geradheit des Herzens, macht Elihu zu einem Gegner, der Hieb zu überwinden wohl im Stande ist, an dem Hiob deshalb auch erleben wird, was er selbst (Kap. 6, 24. 25) zu den Freunden gesagt, er wolle gern schweigen, wenn sie ihn belehren und ihm zeigen würden, worin er geirrt habe« (Vgl. Kap. 13, 8 Anm.) 4. Der Geist Gottes hat mich [wie dich] gemacht, und der Odem des Allmachtigen hat mir [wie dir] das Leben gegeben [1. Mos. 2, 4]. 5. Kannst du [daher], so antworte mir sdenn ich bin dir vollkommen ebenbürtig, ein Mensch, wie dUJz schicke dich gegen mich szum Kampfe an], und stelle dich sin Bereitschafis C. Siehe, ich bin [von] Gottes sMacht ab- hängig] eben so wohl, als du; und aus Leimen bin ich smch lVOm himmlische« Töpfsti gemacht is« Knie. 4, II; 10, 9]. 7. Doch darfst du vor mir nicht erschrecleu [wörtlich: siehe, du hast nicht nöthig, von mir, wie von Gott, zu besorgen, meine Uebermacht und furchtbare Majestät werde dich erdrücken und nicht zu Worte kommen lassen; nein, mein Schrecken soll dich nicht betäuben]; und meine Hand soll dir nicht zu schwer sein sdich nicht niederdrückens Es ist bewundernoivürdig, mit welcher hohen Kunst die Reden Elihud an die verborgensten Fäden des ganzen Gedichts angeknüpft sind. Hiob hat sich zu wiederholten Malen (ogl. Kuh. I, 34; 13, M) darüber beklagt, sein Recht vor dem Allmächtigen nicht darthun zu können, weil er vor diesem, selbst wenn es möglich wäre, sein Angesicht zu sehen, als schwacher Sterblicher würde ver- siummen müssen. Jn Elihu hat er nun einen Menschen, wie er selbst ist, gegenüber; es hindert ihn nichts, sich gegen dessen ohne Haß ausgesprochcne Vorstellung zu verantworten. (Schlottmann.) Eine andere feine Ver- knüpfung s. oben in der Anm. zu B. 3. IV· V. 8—18. Du, o Zion, hast gesagt, du seiest unschul- dig; Gott oerleehre dein Recht. Dazu ist Gott zu groß. Jlukh hast du Unrecht, wenn du behaupten, er rede nicht zu dem Menschen. Gott redet vielfach zu ihm, zuerst ia nächtlichen Gesichten. Sein Zweit: daliri ist, den Menschen von allerlei Essen« besonders vom Hothmuth zu reinigen uud dadurch vom Untergang zn retten. 8. Du hast [unleugbar] geredet vor meinen Ohren [so daß es jedermann hören und verstehen kvnvteL und die Stimme deiner Rede mußte ich hören: 9. Jch bin rein, ohneMissethat, unschuldig, und habe keine Sande [keine Schuld liegt auf mir, um deretwillen mich Gott strafen müßte s. Kap. 9, 21; l6,17; 12, 4; 10, 7; 13,18. 233 23, 10 ff.;«27, 5 f.]; sz · 10. Siehe, er hat eine Sache keinen Anlaß zum Streit] wider mich [er-] fanden, darum achtet er mich sur seinen Feind; kund wen e: aumächtig ist, so kann ich ihn nicht hindern; wenn es ihm beliebt, so grausam zu sein, mich wegen kleiner Sünden so zu bestrafen, kann ich ihn freilich nicht hindern vgl. Kuh. 10, 13—17; 13, 24z 19, 11; 30, 2i.J 11. Er hat meinen Fuß in Stock gelegt, und hat alle meine Wege verwahret [Kap. 13, 27J» Elihu hält sich hier streng an das Thaisächliche was er mit eigenen Ohren gehört hat; daraus hebt er die- jenigen Worte Hiob’s, entweder wörtlich oder sie dem Sinne nach zusammenfasseiid, hervor, in welchen fiel) Hiotks Grundsünde, die Selbstgerechtigkcih der Stolz auf sein heili es Leben, am meisten offenbart. Wie ganz anders verfu ren die Freunde, die aus Hiob’o Leiden allerlei trügerische Schlüsse zogen und Sünden erdichte- ten, die ihm in der That fremd waren! 12. Siehe, eben daraus schließe ich wider dich, daß du nicht recht bist [genauer: Siehe, über deinen früheren Wandel will ich iiicht richten, sondern das Urtheil Gott anheimstellenz aber d a tin, daß du in solchen Worten auf deine Gerechtigkeit siolz bist und sie über Gottes Gerechtigkeit erhebst, hast du gewißlich nicht Recht; darauf will ich dir jetzt erwidern und dir zeigen, daß darin ein Krebsschaden deiner Seele zum Ausbruch ge- kommen ist, aus dem bei dir alle anderen salschen Behauptungen entspringen-J; denn Gott ist mehr, weder [= denn] ein Mensch [wie wäre es ihm möglich, daß er je ungerecht handelte! Der Menschen Art mag es sein, in feindlichen Gzlüsten sich gegenseitig zu quälen; aber dazu ist Gott zu hoch und erhaben; get ihr? geht Alles aus der Tiefe seines heiligen Wesens erbor . «) Elihu sucht die Sünde nicht in diesem oder jenem einzelnen Vergehen, sondern in der verborgenen Selbst- überhebung jedes menschlichen Herzens. — Hiob hat also jedenfalls Sünde begangen. Aber erst, nachdem ihn das Unglück und Leiden betroffen. Das Unglück kann also nicht die Qualität sden Charakter) einer Ve- strafuiig gehabt haben. Das Unglück ging dem Aus- bruche der Sünde voraus. Gewiß, dem Ausbruche Aber die Sünde selbst, als habituelle sals Zustand des Herzens), war zuvor schon in Hiob da. Das Leiden dient also, sie zum Ausbruch zu bringen-sie hervorzutreiben, damit Hiob sie erkennen und be- reuen und überwinden sollte. (Ebrard·) 13. Warum willst du mit ihm zanken [wie hasi du ein Recht dazu, mit ihm darüber zu zan- ken], daß er dir nicht Rechenschaft giebt alles feines Thnns sdaß er sich nicht mit dir, wie du forderst, zu einem Rechtssireit herbeilässet vgl. Kuh. 23, 5]? 14. Denn wenn Gott einmal etwas beschleiißh so bedeutet er’s nicht erst hernach. 96 Hieb as, 15--25. Nach dem Grundtext richtiger: 14. Dvch nein — [Gott redet wirklich mit dem Menschen, freilich nicht auf solche Herausforderung hin und zur Bertheidigung seiner Rathschlüsse und Handlungen; ja], Gott redet in Einer Weise und in zweien, nur beachtet man’s nicht [und nimmt es nicht zu Herzen. Also liegt es allein an dir, daß du seine Sprache nicht hdrst]. 15. ssuersi redet er zu dem Menschen] Ja! Traum des Gesichts in der Nacht [genauer: im Traum, im Nachtgesicht, im schlafenden oder wachenden Zustand während der stillen Nachtzeit s. Kap. 4, 13 Anm.], wenn der [tiefe] Schlaf auf die Leute fcillt, wenn sie schlafen auf dem Bette; IS. Da öffnet er das Ohr der Leute sbereitet sie zu zur Aufnahme seiner BußmahnungL Und schreckt fiel, und züchtiget sie [richtiger: und be- siegelt, prägt ihnen auf immer unvergeßlich ein, die Warnung an sie], «) Luther übersetzt mit der Vulgata und Septuag., als hätte er eine Lesart, wie Erst-is, Piel von Inn (schrecken), statt DhlJY Ical von Un« (besiegeln), vor sich gehabt. 17. sSolehes Reden im Traum thut er aber nicht, um des Menschen Neugierde zu befriedigen oder um seinen Gerechtigkeitssiolz zu bestärken, wie du verlangst, sondern im GegentheilJ daß er den Menschen von feinem UündlichettJ Vorhaben wende, nnd beschirme ihn vor der Hoffahrt lfcheide und reinige ihn von hochmüthiger Selbstüberhebung], 18. Und [also] vetschonet sGonj seiner sin der Gefahr der unbußfertigen Selbsigerechtigkeit schwebendens Seele [und rettet sie] vor dem Ver- derben [des frühen Grabesmnd ewigen Todes], nnd feines Lebens, daf- es nicht 1n’s Schwert sitrs göttliche Gericht eines frühen Todes] falle. shast du nicht etwa auch schon solche mahncude und warnendc Stimmen Gottes aus deinem Lager in der Nacht gehört und hast sie nicht verstehen wollen? s. Kein. 7, 13.] Der Traum ist nur ein Scheinbild des wachen Lebens, ein Schemen, welches verflicgh wenn man er- wacht. Darum ist das Zerrinuen des Traumes beim Erwachen ein in der Schrift beliebtes Gleichniß spurloser Vernichtun . Aber dieser vorherrschend illusorische (täu- schende) C arakter des Traumes hat doch auch seine Kehrscite Das Träumen ist ein Erfahrungsgebieh wel- chem auch eine weit über die Bedeutungslosigkeit des Scheins hinausliegende iutellectuclle (geistige), ethische (sittliche), und geistlichc Bedeutung zukommt. Da Geist und Seele wie Wesen und Offenbarung zusammenhängen und da die Eigenthümlichkeit des Menschen als solchen in der Wechsclbcdingung seines Geifteslebens und Leibes- lebens durch das Band beider, die Seele, besteht, so ist es zwar nicht möglich, daß mit dem Zurückgehen der Seele und ihrer leiblichen Seibstdarstelluug auf die Wurzeln ihres Ursprungs nicht zugleich ein Zurückgehen des Geistes erfolge. Man kann unbedenklich sagen, daß wenn der Mensch schläft, auch sein Geist schlafe, insofern er sich nicht so, wie im Wart-leben, nach außen kaut-giebt. Aber andererseits gilt vom Geiste auch, was die Schrift (Ps. 121) von Gott sagt, daß er nicht schlummert und nicht schläft. Wie die Thätigkeit der Seele und des Leibes im Schlafe nicht aufhört, sondern nur sich modi- sieirt (einschränkt), so noch weniger die des Geistes. Es geht Vieles im Bereiche der Seele nicht nur, sondern auch des Geistes im Schlafzustande vor, woraus wir erst wachend zurückschließen können. Nicht allein viele poettsche und mnsikaltsche Erfindun en, auch viele wissctischastltche Löfungen und geistliche Erkenntnisse sind im Schlafe empfangen und geboren worden. Die Tiefe des Inneren des Menscheu, in welche er schlafend zurückgesunken ist, birgt weit mehr, als ihm selbst offenbar ist. Zu diesem Reichthum gehört auch das den Nienscheti ohne bewußte Motive (Gründe) leitende und warncnde und Znkünstiges wahrgebeude Ahnungsvertnbgem welches im Schlaf« zustande, wo die äußeren Sinne gebunden sind, häufig entbunden wird und in den Fernen der Zukunft webt. —- Eine andere bcdeutungsvolle Seite des Träumens ist die ethische. Es ist nicht allein die Außenwelt mit ihren abklingenden und abdätnmeraden Nachwirkungen, welche sich im Traume darstellt, sondern auch unsere ge- sammte angeborene und erworbene Subjectivitäh Der Mensch hat sich im Traume wie im Spiegel vor sich. Und nicht blos Beschaffenheit und Inhalt der Seele nebst dem Zustande des Leibes, auch Beschaffenheit und Juhalt des Geistes kommen im Traum wie in einer Bilderschrist zur Erscheinung. Jst der Mensch sarkifch (fleischlich) bestimmt, so hört, wenn er bewußtlos schläft, das actuelle Siindigen auf, obwohl es im Grunde nur bis zu seinem Qu-ell zuriickgesiaut ist. Sobald aber mit dem Schlafe slch Träumen verbindet, wird der Geist eine Beute des seinem Licht entzogenen, vom Fleische und der Selbstheit untgctriebeneik finstern und feurigen Lebens der Seele, und aus ihrer Selbstsucht, ihren selbstsüchti- gen Trieben, ihrer von Selbstsucht umgetriebenen Unruhe gestalten sich im aöekzen allerlei sündliche Bilder, oft in Verbindung mit Beflcckung des Fleisches. Jst der Mensch dagegen göttlich bestimmt, so entfinkt, wenn er einschläsh sein Geist in Gott, aus dem er entsprungen ist; er ver- kehrt mit Gott und befindet slch mit seinem Sinnen bei Gott wie beim Einschlafem so auch noch beim Etwachem —- Eine dritte bedeutungsvollc Seite der Träume ist die geistliche: sie können auch Bereich und Mittel eines direkten und speciellen Verkehrs Gottes mit dem Men- schen zu sonderlichen individuellen oder allgemeineren Zioecken werden. Wir theilen die Träume in dieser Hin· sicht in Gcwissectsträume und Osfenbarungsträume Das Gewissenszeugniß, welches ohnehin schon im Gewissen des Menschen unterweisend und urthcilend all sein Thun begleitet, kann sich zu innerlich wahrnehmbaren Vorgän- gen zwischen Gott und den Menschen objectiviren und erweitern ff. I. Mos 20, Zlz Matth. 27, 19). So Hiob 4, so auch Hiob 33 an unserer Stelle. Träume bringen den Menschen zur Erkenntniß sein selbst und dessen, was sein wartet. Sie prägen den Bußruf recht tief und unvergeßlich in sein Herz und bcsiegeln so das GnadenwerkGottes am Menschen. — Es giebt aber auch Träume, mittelst welcher durch Gottes- oder Engelsstimme dem Menschen Gottes speciellcr Wille kund wird, wie er ihn allein aus dem geschriebenen Worte Gottes und den durch das Gewissen dargckeichten Gestchtspunkten und Motiven nicht erkennen könnte, und Träume, mittelst welcher dem Menschen zukünftige Ereignisse vergegenwärtigt werden, deren Voraussicht wegen ihrer Specialität und ihrer Beziehung zu Gottes Rathschluß und dessen heilsgeschichts licher Vollsührung weit über die Grenzen des Ahnungs- vermögens hinausliegt und steh von dessen Acußerungss weise wesentlich ttnterscheidet — Solche Träume, welche, wie alles Göttliche das Beweisthum ihrer göttlichen Gott offenbart sich dem Menschen 2) in Leidensschtckungem 97 Herkunft in sich selbst tragen, sind ein wesentliches Glied in der Kette der zeitlichen Heilsverwirklichung Die Schrift erzählt ihrer eiiie ganze Menge. Von diesen provhetischen Traumgesichteii sind die Wachgestchte wohl zu uiiterscheiden; beide Male siiid die äußeren Sinne ge- bunden; aber bei jenen ist die Bindung die iiatürliche Erscheinung des Schlafs, bei diesen die außerordentliche Folge einer Gotteswirkung (Delitzseh.) V· v.19—-33. Gott spricht ferner zu deni Menschen durch schwere, unerträgliche Krankheit, so daß sein Einsehen schwindet und er dein Tode naht. Wenn dann aber der Mittler-Engel seiner sich annimmt, so erlangt er wieder Gnade, wird verjüngt, nnd Gott erhört sein Gebet. Früh— lich traun er dann den Menschen Gottes Gnade vernün- dtgen. Das alles that Gott zu wiederholten Malen, um den Menschen ooin Verderben zu erretten. — Kannst du hiegegen etioao einwenden, so rede. Sonn laß mich weiter reden und höre Weisheit von mir. l9. fNoch eindringlicher aber redet Gott zu dem Menschen auf folgende Weisexf Ei: straft ihn szüchtigett ihn heilsam] mit Schmerzen auf seinem Bette, nnd alle seine Gebeine heftig [wört1ich: und anhaltender Kampf« der gestörten Lebenskräste ist in seinen Gebeinen]; 20. Und richtet ihm sein Leben so zu, daß ihm vor der Speise fselbst vor dem Brode, der nothwendigen Bedingung der Existenz] ekelt, und seine Seele, daß sie [selbst ihre Lteblingsspeisenj nicht zu essen Lnst»hat. · « 2l. Sein Fleisch verschtvindet, daß er nicht wohl sehen mag [richtiger: sodaß»es, das Fle1sch, unansehnlich stritt-J, nnd seine [Ge-] Beine werden zerschlagen, daß man fie nicht gerne an- siehet fbesserx daß sie vor Abmagerung kaum noch zu sehen sind], 22. Daß seine Seele nahet zum Verderben, nnd sein Leben zu den Todten srichtigerx den Würgengeln Pf. 78, 49; 2. Sam. 24, 16., den Engeln, welche von Gott den Auftrag haben, den Menschen zu tödten, wenn er nicht dem Todes- verhängniß durch Buße ziivorkommtf V) Elihu stimmt mit deii Freunden darin überein, daß er in allen Leiden Strafe erblickt, aber er weicht dariii von ihnen ab, daß er dein Leiden noch eine andere Seite abgewinnt. Es giebt ein Leiden, das nicht blos in der göttlichcn Gerechtigkeit seinen Ursprung hat, das zugleich aus dem Prinzip der Liebe fließt, iiiid das daher auch über den Gerechten verhängt werden kann, ja das über ihn verhängt iverden muß, damit er die auch ihm noch anklebende Siindhaftigkeit erkenne und von ihr gereinigt und zu höherer Heilsfähigkeit geführt werde. Dem Begriff der bloßen Strafe stellt also Elihu den der Ziichtigung entgegen, in den sich die neuere Zeit gar wenig firiden"tann. Sie weiß gewöhnlich nur von der Prüfung, meist ohne dabei sich etwas recht bestimmtes zu denken. ishengstenhergJ Würde Gott blos zu dem (gleichsain theoretischen und abstrakten) Zwecke, uin dein Satan zu beweisen, daß Frömmigkeit auch in schlechten Tagen ausdauere, dem Hiob so schweres Leiden ge- schickt haben, würde dies Leiden also nur den Cha- rakter einer Prüfung und fiir Hiob selbst gar keinen speziellen nnd individuellen Zwcck gehabt haben, so bliebe etwas Anstößiges und Räthselhaftes daran hängen; man begrisse wenigstens nicht, warum das Leiden nicht alsobald nach der zweimaligeii glänzend brstandenen Prüfung (Kap. I, 21; 2, 10) von Hiob genommen wor- den sei. (Ebrard.) Nun aber kennt die ganze heil. Schrift einen strengen Unterschied zwischen Prüfungs- leiden und Reinigungss oder Versuchungsleiden — Zwei Mittel in der Hand Gottes zu solcher Reinigung führt Elihu beispielsweise an: Traumgesichte als Beispiel fitr die innerlichen Mahnungen, und schwere Krankheit als Beispiel schmerzlicher Heimsuchungem »Die innerlichen Mahnungen sind nur das Vorspiel der Heimsuchuiigeii und sollen für sie den Boden bereiten. Wer aufrichtig in den Wegen des HErrn wandelt, wird es erfahren haben, das; schweres Kreuz selten den Unvorbereitcteii trifft, daß es gewöhnlich in eine Zeit fällt, wo das Herz sich besonders nach oben gezogen fühlt, daß es aber auch selten ausbleibt, wenn ein solcher kräftiger Zug der Gnade sieh verspüren läßt«« (Hengstenbekgs) — Die einzelnen Züge zu dem Bilde der schweren Krankheit nimnit Elihu absichtlich aus Hiob’s Krankheitszustaiid, um ihm als- bald damit in’s Herz zu rufen, Gott wolle auch bei seiner schrecklichen Krankheit nichts anderes, als seine Seele retten. IV) Wenn in den Beziehungen und Wechselbeziehungen der leihlichen nnd seelischen nnd geistigen Kräfte Friede herrschh so ist der Mensch gesund, was, seit die Sünde sich der Menschheit bemächtigt hat, nie in absoluter (nn- bedingter), imnier nur in relativer Weise der Fall ist. Krankheit ist Aufgelösibeit dieser relativen Harmonie. Sie ist keine parafitische (dem"Organisinus fremde) Lebensgestald die sich neben der das Leben des Menschen constituirenden (bestimrneiiden) eindrängt, sie ist partielle oder totale, größere oder mindere Verfeindung dieser selbst unter einander. (Dclttzsch.) 23. So dann ein Engels, einer [der] aus tausend [d. i. unter allen himmlischen Wesen her- vorragt und eiiizig in seiner Art ist], mit ihm redet [für ihn, den von Gott Gezüchtigtein als Mittler und Vertreter da ist], zu Verkündi- gen dem [also gedemüthigten] Menschen [durcl) innere OffenbarungL wie er solle recht thun [wie er auf dem Wege der Buße und des Glaubens von Sünde und Tod loskommen könnej; 24. So wird er [der Gott der fich erbar- menden Liebe] ihm ffalls er diese Botschaft aus des Mittlers Munde annimmt nnd die Hand des Glaubens ausstreckh wieder] gnädig sein und szu dem himmlischen Mittler] sagen: Er soll erlöset werden lwörtlichx erlöse du ihn aus der schwe- ren VersnchungL daß er nicht hinunterfahre in’s Verderben; denn ich habe eine Versöhnung swomit seine Sünde getilgt und seine Schuld zugedeckt wird, für ihn] fanden [Hebr. 9, 12]. 25. fund der also in Wahrheit Gerpchtfertigte und durch Buße niid Vergebung der Sünde inner- lich Gereinigte wird dann auch von seinem schinerz- lichen äußern Leiden befreiet und] Sein Flcjsch [das jetzt von Geschwüreii und Würmern zerfressen ist] grüne srichiigerx grünet] wieder, wie in der süppigetl Frische der] Jugend; und laß ihn wieder jung werden [richtiger: und er kehret zurück zu feinen Jünglingsjahreiq denn doppelt er- stattet Gott, was er aus Liebe genommen Pf. 103, 5]. 98 26. Er [der WiederbegiiaDigteJ tvird Gott [hinfort im Gebet] bitten sum was er will]; der wird sdann nicht mehr ferne von ihm sein, wie in den Tagen der Versuchung, sondern all sein Gebet erhören und] ihm Gnade erzeigen, nnd [er, der wieder gnädige Gott] wird Ahn] sein lvormals so dicht verhülltes Kalt. 34, 29] Antlitz sehen lassen mit Freuden salso daß sein ganzes Herz auf- jauchzeih und wird dem Menschen nach seiner Gerechligkeit [sowie er durch Buße nnd Glauben die wahre Gerechtigkeit gesucht hat, auch seinerseits ihm mit reichem Segen] vergelten. 27. Er [der nun erst recht iii Gott ruhende Mensch] wird smit lautem Lob des wunderbaren, aber Alles zu seiner Ehre und unserer Seligkeit hinausführenden Gottes] vor den Leuten bekennen und sagen: Jch wolltc gesundiget und das tltecht verkehiet haben, aber es hatte mir nichts genußet [richtiger: Jch hatte gesündiget und das Nechte, was vor Gott gerecht und wahr ist, ver- kehret, und es ward mir nicht nach meinem Verdienst vergolten Pf. 103, 10]. 28. Er hat meine Seele saus der· Sünde und der VersitchUUgJ erlöseh daß sie nicht suhre itrs Verderben, sondern mein Leben das Licht sahe [wörtlich: und mein Leben labet fich nun an dem Lichte der mir wieder sichtbar und fühl- bar gewordenen Gnadengegenwart Gottes]. «) Als der Erlöfer hat sich Gott vollkommen erst im neuen Bunde durch die Nienlchwerduiig Gottes in Christo geoffenbartz annähernd aber auch schon im alten Bunde, wenn er zu den Menschen fiel) herabläßt und ihnen in nieiischenähnlicher Gestalt, in Gestalt eines Engels erscheint (1. Mof «17, 1; 18- l; 2. M. Z, 23 Nicht. is, 12 u. ö.). An diesen Engel des HErrn tder sicher nicht blos den Patriarchem sondern allen seinitischen Geschlechtern bekannt war] denkt Elihu hier. — Hiob soll nach einer Suhne fur seine Sünde suchen. Und diese Sühne, durch welche Gott versöhnt werden soll, hat nicht er zu leisten —— sich selbst versöhnen Wollen, seine Stinde selbst gut machen wollen, sei es durch Buße, sei es durch gute Werke, ist der allerfeinste, gefahrlichste und verkehrtesie Stolz —— Gott selbst hat dem Men- schen den rechten Versöhner uiid Vertreter und Fürsprecher bereitet. Der, welcher dem HTVV Nscht ichassh lebt spgk K» 19, 25) — allerdings, nur daß er in ganz anderer Weise, als Hiob es sich gedacht, Recht schafft. Es ist »der Engel des HErrrrO es· ist der sich zu den Menschen in Liebe herablassende Gott selber, der Gott, welcher den Vätern die Verheißung der zukünftigen Erlösung gab, der nänilichc, welcher im neuen Bunde die Erfüllung gab, indem» er —— nicht blos in Enaelsgestalt auf Augenblicke erschien, sondern in Jesu Christo Mensch geboren wurde und in die inenschliche Entwicklung einging, uud sündlos unser Men- schenleben init durchlebt hat, tind schuldlos für uns den Tod erlitten hat. Es ist der, welcher alles das auch gelitten hat, was Hiob litt, nnd iioch viel mehr — nämlich nicht ein Länterungsleidein sondern den absolut iiiiverschuldcteii Tod und zwar den Martertod an: Kreuze; es ist der, welcher das geleistet hat, was Hiob nicht leistete, welcher nämlich, da die ganze Welt ihn als einen Verbrechen Gotieslästerey Sabbathschändey Aufruhr-er, Hiob 3Z, 26-——33. 34, 1—8. Schwärmen Thoren ansah —- ihn ansah als einen, der »von Gott geschlagen und gemartert wäre« (Jes. 53, 4) —— nicht in Worte des Unmuths ausbrach, und nicht denTag seiner Geburt verfluchte und nicht seinen Vater der Ungerechtigkeit antlagte und iiicht denen, die ihn verkanntein Strafgerichte anwünschte; der vielmehr ,,seinen Mund nicht aufthat, wie ein Lamm, das zur Schlacht- baiik geführt wurde-«, der zu allem Weh und Leid sprach: »das ist für mich-«, und zu allem Guten und Segen: ,,das ist für euch-«. —- Elihu hat die Gestalt dieses Jesus Jinmaiiuel noch nicht gekannt, wie wir sie kennen; er hat nur das däinmernde Morgenroth jener treuen, erbarmendcm erlöseiiden Gottesliebe gekannt, deren voller Tag erst in Christo erschienen ist. Aber herrlich uiid voll seliger Ahnung muß sie doch auch schon gewesen sein, jene Erscheinung des ,,Engels des HErrn«, wie sie den Patriarchen zu Theil ward; und in seliger prophe- tischer Ahnung sieht daher Elihu den Engel, den Ein- zigen aus Tausenden, als einen erbarmendeii Vertreter über Hiob schweben, sieht, wie er bereit ist, dem in Uti- klarheit und Jrrsal gebundenen Manne, der so sehr der Gerechtigkeit vor Gott ermangelt, Gerechtigkeit zu schenken, da ,,er für ihn eine Sühiie gefunden hat«. Welche Sühne? Worin sie bestehe? Elihu weiß das noch nicht. Er ahnt es nur, vom Geiste Gottes er- leuchtet, daß der herablassende Erbarmer in der Flille seiner Gnade das Mittel werde ausfindig gemacht haben, das, was dem Menschen an Gerechtigkeit iriangelt, durch feine Gerechti keit zu ersetzm Wir wissen, welche Sühne er gesunden hat. (Ebrard.) Es ist in den wunderbar tiefen, köstlichen Worten dieser Verse 23—28, welche mit Kuh. 17, 3 und 19, 25 ff. eine heil. Drei- heit von messianifchen Weissagungen des Buches aris- machen, zugleich die Bekehrungss und Rechtfertigungsi gefchtctitc eines jeden armen Sünders vor Gott darge- stellt. Was hier Elihu vom Mittlerengel sagt, thut jetzt der heil. Geist an ieglichem bußfertigen Sünderherzem der unterweiset ihn über den Weg der Buße und des Glaubens und vertritt ihn mit unaussprechlicbem Seufzen. Aber die hohenpriesterliche Fiirbitte des HErrn Christi ist’s, die es zu unserer Rechtfertigung konimen läßt. Denn um seines Blutes willen rechnet Gott der Vater uns die Sünden nicht zu und bekleidet iins mitdem Rocke der Gerechtigkeit. Solche lebendige Erfahrung der Recht« fertigung, wie sie Elihu darstellt, hat aber als nächste, nothweiidige Frucht das Lob Gottes und die Verkündi- gung der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit Gottes unter den Sündern (vgl. Pf. 51, 15. 17; Pf. 32, 8 f.). 29. Siehe, das alles [daß er innerlich mit Traumgesicht warnt, und daß er in solch schwere Trübsal führt] thut Gott [nicht alle Tage, oftmals an einem Menschen, sondern nur] zwei oder drei mal an einem jeglichen kdckm solche außer- gewöhnliche, unmißverständliche Rede des erbarmenden Gottes rette: entweder schnell oder verstockt schnell; hilft seine Giiadenarbeit zum ersten Male nicht, so kommt er wohl zum zweiten, auch zum dritten Male; dann aber folgt das Gericht] 30. Daß er seine Seele herumhole ans dem Verderben, und erleuchte ihn [genaner: sie] init dem Lichte der Lebendigen [besser: des wahren Lebens aus Gott, also daß sie selbst licht, rein, heilig nnd selig werde]. Siehe hier den Schliissel zum ganzen Buch, den Schlüsse! zum Räthset der Anfechtungen aller Gerechten, zum Geheimniß des lieben Kreuzes! —— Alle, die wahre Sänger, Liebhaber und Nachfolger Christi sein wollen, Eiihusg 2. Rede. 99 die müssen ihr Kreuz tragen in dieser Zeit, es sei welcherlei es wolle; denn fliehet man eins, so fällt man in’s andere. Fleuch, wohin du woUest, und thue, was du wollest, es iiiuß gelitten sein. Es ist so klein oder groß Kreuze nicht, Gott leget seine Hand unter und träget die Bürde am schiversteii Theil, dadurch ivird der Mensch so fröhlich und ihm das Kreuz so leicht gemacht, daß ihm nicht dünken daß er je gelitten habe; sobald aber Gott unter der Bürde weggchet, so bleibet die Bürde des Leidens in ihrer Sicherheit und Bitterkeit· Darum hat der Sohn Gottes, Christus Jesus, das schwerste Joch getragen in der aller- schwersten Weise, und haben es ihin alle nachgetragcin die seine liebsten Freunde gewesen sein. Denn niemand das mit Worten aussprechen mag, wie ein unaussprech- lich Gut im Leiden verborgen ist, denn Gott aus lauter Liebe und Treue das Kreuz aufleget, auf daß er dadurch seine Freunde zu sich ziehe, Christo gletch mache, und das; sie ihrer Seligkeit nicht beraubt werden Röm. 8, Es. — Es fällt nichts so klein auf uns, es ist alles von Gott zuvor angesehen, daß es also sein soll und nicht anders, und dafür soll man Gott danken. Denn Gott verhängt das allergrößeste und schwersie Leiden über die, so ihm lieb sein; der böse Feind leget dem Menschen auch viel heimlicbe und verborgene Stricke, daß er ihn in guten Tagen stürze- Darum will unser lieber Gott seine Auserwählten aus großer Liebe und Erbarmung in dieser Zeit ohn Unterlaß kreuzigen, in rnancheu ver- borgenen fremder Weise, die uns oft unbekannt ist, und will ihnen keinerlei Ding in dieser Welt lassen zu Liebe werden, auf daß die bösen Geister keine Gewalt über sic haben, sie zu betrügen und von Gott abzufiihren O wüßten wir, wie das Kreuz uns zu Gott führen, und was für große Ehre darauf folgen würde, und wie behende es den bösen Geist von uns triebe, wir liefen viel Pieilen Weges dem Kreuz entgegen. Denn Leiden und Kreuz ist so edel und nütze, daß unser lieber Gott alle seine Freunde ohne Leiden nicht lassen will. (Joh. Arndi.) 31. Meile auf, Hieb, and höre mir zu, und schweige serwäge dies still in deinem Herzens daß ich streitet] rede. 32. Haft du aber was fTrifiiges dawider] zu sagen, so antworte mir knur ·freimüthcg, ich will gern ausmerkenjz sage her, bist dii recht, ich lvilPs gern hören [genauer: sprich; denn gar gern möcht ich dich, statt dich tadeln und rügen zu müssen, rechtsertigens . II. Hast du aber nichts [was du mir ent- gegen halten könntest]- so höre mir zu, und schweige, ich will dich die Weisheit lehren kvik zeigen, weiche Wege Gottes Weisheit mit ihren Kindern gehet, und wie wir, falls wir durch Gottesfurcht selbst weise geivor- den, auch die dunklen Wege Gottes wohl verstehen könuen]. Hiob schweigt nnd gesteht damit ein, daß Elihu Recht, er selbst Unrecht habe: dies der Anfang feiner Buße. Das 34. Kapitel. Elihu schilt die Reden sinds, und fährt fort, igottes gerechtigkeit zu oertheidigetr. di: zweite ijaiiutoersundignug deren sich ihiob in seinen Reden schuldig gemacht hatte, und tu welcher sein verbor- grnrr Grrechtiglititgsiolz zum Vorschein geleoniinen war, be— Iaud darin, daß er in seinem eigenen Erben nnd im Welt— lauf die Gerechtigkeit Gottes vermißt und Gott damit zu eine: blinden diatutmawt herabgedrückt hatte, daß ei: ferner im Zusammenhang damit die Behauptung aufgestellt hatte, es nütze dem Menschen seine Gotlseltgteeit nichts, er werde doch wie ein Gotllofer behandelt. ibagegeu richtet sich die zweite Rede Glihiihz Man. 34 n. 35). Ganz anders· als die Freunde, orctheidigt Glthn die von tjiob in den beiden obigen sich ergänzenden Behauptungen angegrisfenc Gerechtigkeit Gottes: er versucht nicht, die vielen Riithscl in der Meufcheugeschictjte verstandesmäßig zu lösen, etwa dar-h angereihte tzefctintdigangkn derer, die sie betreffen, sondern er erweist Gottes Gerechtigkeit aus seinem gesamm- ten ewigen göttlichen Wesen, aus seiner Weltschöpfnug nnd Weltrrhaltuug aus seinem Unparteiischen Weltgericht. Dei: Kern auch dieser zweitheiligeu diede ist der wiederholte Hin— weis darauf, daß nur rechte innere idemfiihigung den men- fchen nor solchen frevelhafteu Gedanken behüte nnd von ihnen reinigt. I· ils. 1——9. thöret mir zu, alle, die ihr Einflcht habt! blrtheitt mit mir über day, was thiob behauptet hat: Gott handle ungerecht in seinem Weltregimeni und dem Menschen helfe feine Frömmigkeit nichts. I. Und Elihu antwortete [hub von Neuem aii], Und sprach: 2. Hörst, ihr iwahrhaftl Weisen kdie ihr hier um uns versammelt seid] meine Rede, und ihr Verständigen, mertet auf mich. « Z. Denn das Ohr priifet die Rede, and = gleichwiej der Mund schmeclei [und unter- scheidet] die Speise [urtheilt ihr also mit vereinten Kräften über das, was ich nun sagen will s. Kap. 12, 11J. 4. Laßt uns ein Urtheil [das Rechte —»— prüfen und] erwahleu [1. Thess. 5, 21], daß wik erkennen unter uns [gemeinfchastlich], was gut sei. 5. Denn Hieb hat [Kap. 13, 18; 23, 10; 27, 7; 27, 2] gesagt: Jch bin gerecht [im Recht] mid Gott weigert mir fSchuidlosen dennoch] mein Recht ssetzt es aus den Augen und behandelt mich wie einen Gottlosen]; 6. Jch muß sgegen mein besseres Wissen] lügen swenu ich meine Unschuld betheuere, weil sein Zorn und Gericht über mich das Gegentheil aussagt und mich schuldig spricht], ob ich wohl Recht bebe is. Kur« 9- 20], und iiiu gcquaiet kunheiibar verwundet] von meinen Pfeilen lden Zornpseilen Gottes, die mir so großes Weh ver- ursacht haben s. Kap. 6, 4; 16, 9; 19, 11], ob ich wohl nichts verschuldet habe swas mich von seiner Gnade hätte scheiden können s. Kap. 13, 23 f.]. 7. Wer ist [wo in aller Welt istJ ein solcher sschuldlosep frommer Mann] wie Hieb, der kdeksp noch] Spottetei sLästerung gegen Gott] triuket wie Wasser ssich in ihr so wohlgefällh daß sie ihm eine wahre Erquickung istJ? 8. Und [der in seinen Reden gegen Gott] auf dem [-felben] Wege gehet mit den Uebelthätern und wandelt [voll Unmuths gegen Gott in Gesell- schaftJ mit den gottloseu Leuten? Niemand kann von der Geineinschaft an der Sünde der Gottlosen rein gesprochen werden, wer in Worten und Thaten sich den Uebelthäteru gleichstellt, wenn er 100 auch in anderem Sinn und in anderer Absicht redet. (Coeecjus.) 9. Denn er sHiobJ hat [Kap. 9, 22. 29; 21, 7 ff.; 24, 1 ff. im letzteii Grunde] gesagt: Wenn jemand schon fromm ist, so gilt er doch nichts bei Gott [eigentlich: es hilft dem Men- fchen nichts, wenn er Freundschaft hält mit Gott und gottselig ist vgl. Kuh. 22, 2]. H- v. 1l)—2l). Gott tiann nicht nnrerhl handeln. Er allein ists ja, drr aus freier Lieb: alle Ordnungen in drr Welt gegründet hat nnd erhält. tlnr so größer: Ver— mcsseiihcll ists, einen solchen Herrscher durch falschen Vorwurf zu lüstern; übt er doch tilier Hohe und tliedere gleiches, Unparteiischen Gericht. tu. Darum höret mir [nun] zu, ihr weisen Leute [s. V. 2]: Es se! fern; kund ist ganz U«- denkbar], daß Gott sollte fsemalssgottlos sein sböswillig handeln], und der Allmachtige ungerecht [wie Hiob behauptel]; · 11. Sondern [im Gegentheilj er vergilt dem Menschen darnach er verdient hat, und trifft einen jeglichen nach seinem Thun lPL 62, 13; Ephes 6, 8; l. Kor. 3, 8]. » 12. Ohne Zweifel, Gott verdammet niemand tnit Unrecht fgenaux handelt nie böswillig] und der Allmachtlge benget das Recht nicht. Der Satz, den hier Elihu noch einmal genau positiv nnd neaativ ausspricht und der folgenden Beweisführung voransicllh ist im Allgemeinen derselbe, wie derjenige, rvclchcn die Freunde so oft dem Hiob entgegenhieltem aber ihre Beweisführung ist gänzlich vetschieden von der Elihu’s· Sie glaubten den Beweis so leicht wie ein Rechenexempeh arbeiteten aber mit ihrem oberfläclilichen Begriff von der Gerechtigkeit Gottes Hiob in die Hände, der, ivie fee, diese Eigenschaft Gottes von den. anderen losriß und als ganz zusammenfallend mit der als Will- kür aufgefaßlen Allmacht hinstellte Clihii dagegen zeigt vorerst, wie die richtig aiifgefasste Allmacht Gottes aller- dings eins sei mit der göttlichen Gerechtigkeit. Schon aus Erden ists so, das; die allerhöchste irdifche Macht auch die nnparteiifchstn gerechteste ist, die jedem zukommen läßt, was ihm gebührt, während Gleichfichende an Macht auch meist die ungerechteftcn gegen einander find. Im allerhdchsten Maße muß Gottes Allmacht, weil sie über allen gcfxllasfenen Wesen steht, auch vollkommen unpar- teiisch und gerecht gegen alle Wesen sein und jedem zu- kommen lassen, was ihm gebührt. Wahrend also Hiob Allmacht und Gerechtigkeit vermengte, zeigt Elihii die wunderbare Harmonie dieser und aller Eigenschaften Gottes, die gleich vielen Radien von demselben Centrum ausgehen. Wo seine Allmacht ist, da ist auch seine Güte, da auch seine Gerechtigkeit. IS. We: hat [ihm die Regierung und Ver- sorgung alles dcfzL das ans Erden ist, vcrordnet sals Pflicht auserlegt]?» nnd wer hat ·den ganzen Erdboden gesetzt falliiiachtig in’s Dasein gerufen? Hat Gott nicht selbst aus freier Liebe Alles ge- schaffen und also selbst sich die Sorge seiner Er- haltung in gleicher freier Liebe auferlegt]? 14. So er [der Menschspj siclys wurde unter: winden [solche Sorge zu üben], so wurde er aller Hiob 34, 9-32. sGeschopfes Geist und Odem zu sich sammeln flieblos an sich reißen]; «) Luther bezieht hier nach der Vulgata issis auf den Menschen und macht ihn zum Snbjeet in beiden Theilen des Verses Nach dem Zusammenhang ist jedoch ohiie Zweifel Gott Subjekt uiid VII; reslexiv zu fassen. Auch stehen die beiden Vershälften zu einander tm Ver- bältniß der Coordination (Gleichartigteit) nnd sind die Vordersätze zu V.15. Der Vers lautet demnach richtig: 14. Wenn Gott aus sich selbst nur richtete sein Herz [nur an sich selbst dächte, nur sich selbst liebte und versorgen woute], seinen Odem und seinen Hauch wieder an sich zöge fund also die Wer: von seiner Liebe ausschldsse]: 15. Alles Fleisch würde mit einander vergehen, nnd der Mensch würde wieder zn Asche werden. [Gottes selbstsuchtlose, uneigennützige Liebe und Güte ists also, die Allem das Leben gegeben und fort und fort erhält, wie sollle er nun nicht der allgerechte fein?] 16. Hast du nun Verstand szu scheiden zwischen Wahrem und Falschem], so höre das [nun Fol- gende] und merke auf die Stimme meiner Rede. 17. Sollte einer darum das Recht zwingen, dasi er’s hasset [besser: Wäre es möglich, daß einer die Welt regierte und in den Fugen hielte, der das Recht hasfet; müßte nicht alle Ordnung fich auflösen, wenn-der Weltregent nicht zngleich der vollkornmenste Liebhaber des Rechts und der Gerechtigkeit wäre]? Und daß dn stolz bist, solliest dn darum den Gerechten verdammen? fRichtigen oder willst du es wagen, den mächtigen Gerechten, der als der Allmächtige zugleich auch der Allgerechte ist, zu verurthcilen und der Ungerechtig- keit zcihenJ Wie widersinnig und frevelhaft zugleich wäre dcisl]« 18. Sollt einer [je sich unterfangen dürfen, ohne schwere Strafe] zum Könige [zu] sagen: Du toser [nichtswürdiger] Mann; und zu den füber Viele erhabenen] Fürsten: Jht Gottlosen? sWemi nun schon auf Erden mit dem höchsten Regiment auch die höchste Vollkommenheit der Gerechtigkeit und Güte verbunden sein muß nnd Niemand wagen darf, diese allerhöchste Ehre des Fürsten anzutasten, wie viel weni- ger darf man den König saller Könige der Ungerechtigteit und Parteilichkeit zeihen!] 19. [Jhn,] Der doch nicht ansiehet sbevorzugtj die [oon Nlenschen gefürchtete und geehrtef Person der Fürsten, und [er-] iennet den Herrlichen sden Edelgeborenem Reichen] nicht mehr san]- denn deu Armen; denn sie sind alle [der König wie der Bettler] seiner Hände Werk [uiid haben also alle gleich nahen Anfpruch auf seine Schöpferhuld]. 20. fLässet er nun vielleicht Große und Mäch- tige ungestraft gewähren? Neun] Plöszlich müssen die Leute [auch die mächtigsten Weltbeherrscher mit ihren Völkern hin-J sterben, und zu Mitter- nacht [im tiefsten Schlafe, ehe sie iioch das herein- brechende Gericht gewahr werden s. Mark. 13, 351 Elihu vertheidigt gegen Hiob Gottes Gerechtigkeit. lot erschreeten [hintauineln] und Vergehen; sja selbst] die Mächtigen [die Fürsten] werden kraftlos weg- genommen sgenauerx durch unsichtbare Gotteshand hinweggerafft, nicht durch Menschen: hand] ils. v. 2l——28. Amt) als der Allwissend: übt Gott durch— ano gerechtes Gericht; kliemand leann sich ever-seinen Augen verbergen, er liennet jeden durch und durch vor aller Untersuchung, und sliirzet auch die sklächtigslrn plötz- lich nieder. Also leenuet er die werter der Menschen and bezeugt das durch sein offenkundiges Gericht. Degen ei den) oftmals; die Gewaltigcii gerade daraus an, sein Gericht über sich herbeizuführen. 21. sAnch seine Allwissenheit fchließt bei ihm alle Parteilichkeit aus:] Denn seine Augen sehen auf eines jeglichen Wege, und er schanet alle ihre [auch noch so verborgenen] Gänge [ohne sie erst vorher unterfuchen zu müssen] 22. Es ist keine Finsterniß noch stiefstesj Dunkel, daß sieh da möchten [vor feinen heiligen Augen] verbergen die Uebelthclter [-ps. 139, 11 f.]. 23. Denn es wird niemand gestattet, daß er mit Gott rechte. Nach dem Grundtext richtiger: Denn er [Gott] braucht nicht sivie ein menschlicher Richter] lange auf einen Menschen zu achten, damit er vor Gott sich stelle zum Gericht. Er kennet vielmehr einen jeden ohne jegliche vorausgegangene gerichtliche Untersuchung; auch bei dir, o Hiob, bcdarfs einer solchen nicht, wie du wähnst und forderst. 24. Er bringet der Stolzen viel um, die nicht zu zählen find [richtiger: er zerschmettert Gewalthaber ohne vorherige Unterfuchung ihres ihm ohnehin offenbaren gottlosen Treibens] nnd setzet [alsdann] andere lwiirdigere RegeUteUJ an ihre Statt; 25. Darum [fo kann man eben daraus er- kennen,] daß er [durch und durch] kennet ihre [dieser Mächtigen bösen] Werke, nnd [darum] kehret [er] sie sund ihr ganzes Reich] um des Nachts süber Nacht, in kürzester Frist und wenn sie am sichersten sind, also], daß sie [die Schuldig- sten, die an der Spitze von allem standen, bei solchem Umsiurzj zerschlagen werden. 26. Er wirft die Gottlosen über einen Haufen, da mans gern siehet. Nach dem Grundtext genauer: Wie sgeineine] Misse- thäter peitscht er [der allwissende, gerechte Gott] sie [die bisher als unverleszlich augesehenen und nun so gesiürzien Fürsten schmaehvollj aus, an einem Orte, da es Alle schen. 27. [Denn] Darum, daß sie von ihm lihrem SchöpferJ weggewichen sind [richiiger: Denn darum eben sind sie vonihm abgewichen, abgefallen] nnd verstunden [beachteien] seiner [von ihm jedermann, fonderlich aber ihnen vorgezeich- neten] Wege keinen; 28. Daß [= damit] das [angstvolle] Schreien der [von ihnen gequälten] Armen mnßte vor ihn « kommen, und er das Schreien der Elenden hütete. [Jhr ganzes Thun und Treiben legte es darauf ab, durch himmelschreiende Ungerechtigkeit seine strafende Gerechtigkeit herauszufordern]. IV« V. 29-— Z7. unerreichbar für menschliche Jlnlilage und menschlichen Troß wattet Gott über Völker nnd Ein— keine, und nichts; wendet seine gereiht: Strafe ab, nie drmiithigc Buße mit Bitte un: Enthciltung der anerkannten Sünden. Soll sich nun Gott in seinem vergeltendkn Walten etwa nach dein unzufrirdetien oticisicrn anmaßeuder und doch raihloser Menschen ruhten? iiiömte dich doch Gott noch schwerer versuchen, damit du das schwere ilnrriht solcher Eäsierreden einsähestl 29. Wenn er fdann auf solche Nothschreie der Elenden mit seinem Gericht einschreitet und ihnen] Friede [vor den ungerechten Gewalthabern] giebt, wer will fund kann ihn darob] verdammen [und der Ungerechtigkeit beschnldigen]? Und wenn er [vor solchen Bedrückerm wie überhaupt vor Verächtern seiner Gerechtigkeit, im Zorn] das Antiitz verbirget [seine Gnade von ihnen nimmt und sie straft Pf. 13, 25 10, 1J, wer will fes mit seinem menschlichen Trotzen durchsetzen] ihn swieder zur Gnade zu wenden »und fein gnädiges Antlitz zu] schauen unter den Volkern und Leuten? Fest-ger- um: solches, daß er sein Antlitz verbirgt und eine Gnade nicht erirotzen läßt, thut er über ganze Völker so gut, wie über Einzelne. Auch du, o Hieb, glaube nicht, ihm seine Gnade abtrotzcn zu können l] sit. Und lFlßt über sie regieren einen Heuchler, das Volk zn drangen. sNach dem Grundtext richtiger: Das thut er aber zu dem Zweck, damit ruchlose Menschen nicht mehr regieren, und daß sie nicht mehr seien Fallstricke des Volkes — solche, durch deren böses Beispiel und schlechtes Regiment ganze Völker in’s Verderben gestürzt werden. Beweist er damit nicht auch seine Liebe zur Gerechtigkeit?] Unter den vielen Erklärungen der beiden Verse 29 u. 30 heben wir noch eine hervor, die auch wohl dem Zu« sammenhang entspricht: Wenn er aber stille ist und die Gebete der Elenden nicht erhörh wer darf ihn deshalb der Ungerechtigkcit beschuldigen? Wenn er sein Angesicht zornig von ihnen abkehrt und sie nicht aus der Trübsal errettet, wer will ihn durch Trotzen zwingen, wieder gnädig zu sein? Ganze Völker und Einzelne erfahren das. Aber auch dies thut er nur, um der Ungerechtigkeit zu sieuern, d. h. um zu seiner Zeit die ungerechten Be« drücker zu stürzen und die Unterdrückten von ihren Ver- fiihrern zu befreien. 31. Jch muß für Gott reden, nnd kann-s nicht lassen. Nach dem Grundtext richtigerx » 31. sDaß er aber folche Strafe über die Sünder bringt, isr vollkommen gerechte] Denn sagte wohl einer [von diesen, denen er sein Antlitz verbirgt, in demüthiger Beugung unter seinen gerechten Zorn] zu Gott: Jch habe mich überhobem ich werde [seine:- hin] nicht übel thun. 32. Hab ich’s nicht getroffen, fo lehre die michs besser sgenanerx was ich nicht erkenne, 102 meine verborgenen Sünden Pf. l9, 13; 90, 8., lehre du, o Gott mich]; hab ich unrecht ge- handelt, ich will’s nicht mehr thun. [Durch solch ein Bußgebet hätten sie sein Gericht noch abwenden können. Also bleibet er gerecht, daß er sie um ihres Hochmuths willen strafte.] 33. Man wartet der Antwort von dir sdaß du uns sagst, wie Gott nach deiner Meinung Gericht über der Menschen Ungerechtigkeit üben soll], denn du verwirsst alles shasi besonders an seinem Walten in der Welt gemäkelt]; und dn hasks angefangen [eine andere Ausübung der Ge- rechtigkeit Gottes auf Erden zu wünschen], nnd nicht ich ssvielmehr bin ich vollkommen zufrieden mit der Offenbarung seiner Gerechtigkeit]. Weißest du nun [et-] was [das mehr einer gerechten Ver- geltung entspricht, als was ich dargelegt habe], so sage an. Der Vers lautet im Grundtext wörtlich: Soll er nach deinem Sinn Vergeltung üben? [So muß ich dich frageu;] denn du hast [die Art, wie Gott sie wirklich übt] verschmäht, also hast du zu bestim- men [wie Gott handeln soll], nicht ich; und was du weißt, sprich aus! 34. [Alle] Weise Leute [die hier um uns versammelt sind] lasse ich mir sagen [besser: wer- den gewiß zu mir sagen], und ein weiser Mann gehorchet mir [besser: der mir aufmerk- sam zugehört hat, wird zugestehen] 35. [Und sagen:] Aber [in der That] Hiob redete mit Unverstand swenn er im göttlichen Walten keine Gerechtigkeit fand] Und seine Worte sind nicht klug [ohne die rechte Einsicht in die Tiefe der eigenen Sünde und des väterlichen Willens Gottes]. 36. [O Gott,] Mein Vaterti laß sdochj Hiob sdurch Leiden] versucht werden bis airs Ende [bis auf’s äußerste, aufs gründlichste, damit er durchaus gereinigt werde von dem tiefen Herzens: schaden, den er an sich zeigt]; darum, daß er sich zu unrechten Leuten kehret [mit dergleichen sündigen Reden sich in die Gesellschaft der Gottlosen begiebt]. V) Das Wort Des( heißt im Hebräischen allerdings ,,ineiii Vater-«; allein, abgesehen davon, daß diese Anrede an Gott im alten Test. von einzelnen Personen kaum einmal vorkommt, so hat sie gerade in diesem Zusammen- hang auch offenbar etwas Abstoßeiides Schon die vor Christi Geburt cntstandenc chaldäische Paraphrase der Targumiin leitet dies Wort aus dem Syrischeii ab, und auch heute noch wird in Hauraii eine ähnlich lautende Redeweise im Sinne von »Ach, ich bitte« ge- braucht. Darnach wäre zu übersetzen: Ach, daß Hiob versucht werde te. 37. Er [Hiob] hat iiber seine Sünde dazu noch gelastert szu seiner anfänglichen Herzenssünde des selbstgerechten Stolzes noch Lästerreden gegen Gott zugefügtk darum laß ihn zwischen uns ge- schlagen werden, und darnach viel wider Gott plaudern kkichtigekx Denn e: ktntscht ohne Sehen Hiob sit, 33—37. Bd, 1—16. und Furcht vor Gott unter uns, seinen Freunden und allen Zuhörendem in die Hände, spottet und höhnet über Gottes Gerichte und inachet der ungeziemens den Reden wider Gott viel]. Das 35. Kapitel. Elihirs fernere Rede oon gottes gerechtigkeit. V« la. 1-—8. Siehesi du darin dein Ruh! nnd deine Gr- rethtigiteih daß du die tsrnchttosiglteit menschlicher: Gott— seligleeit brhauptesti Miene. doch nur ans zurn hohen tjinimeb so mußt du dich ja überzeugen, daß der Mensch mit seiner Frömmigkeit und mit seinen Sünden nicht Gott, sondern mir flth selbst nähen oder sihadru traun. 1. Und Elihu [wandte sich ietzt zur anderen Seite« des Angriffs Hiob’s auf die Gerechtigkeit Gottes in seiner WeltregierungJ antwortete [hub wiederum an], und sprach: « «) Die in diesem Kapitel widerlegte Behauptung Hiob’s von der Nutzlosigkeit wahrer Gottseligkeit ist im Grunde nicht ein Neues, sondern nur die Anwendung der Behauptung, in Gottes Weltregierung offenbare sich nicht die göttliche Gerechtigkeit, er zürne in gleicher Weise iiber Gute, wie iiber Böse, ans einen einzelnen Menschew Deshalb ists wohl auch das Richtige, wenn viele Aus- leger Kapitel 33 u. 34 als eine Rede zusammen- fassen. Auf diese Weise erhält man 3 ziemlich gleich große Reden Elihiss von 50, 52 und 56 Versen. »2. Achtest du das [V. Z] für recht, daß du sprichst: Jch bin gerechter, denn Gott sand besteht darin deine große Gerechtigkeit, deren du dich gegen Gott rühmst, daß du eine so lästerliche Behauptung aufsiellst, wie V. 3 folgt]? s. Denn sbesserx daß ——] du [Kap. 9, 22. 29; 21, 7 ff.; «24, 1 ff. vgl. Kap. 34, 9] sprichst: Wer gilt bei dir [o Gott«] etwas [wenn er auch gerecht isi]? Was hilst’s [mir mehr zu einem glücklichen, ruhigen Leben], ob ich mich ohne Sünde mache [als wenn ich auf der Sünder Wege gehe]? «) Nach dem Grundtext liegt in diesen, dem Sinne nnd den Folgerungen nach angeführten Worten Hiob’s eine nicht ganz so arge Lästerung, wie nach Luthers Uebersetzung. Dort lautet es: »daß du sprichfh was es dir [Hiob] nütze wenn du gerecht bist]? Was bringt es mir mehr ortheil, als weniiich stin- digte?« Jn der Lebhastigkeit der Rede führt Elihu die Behauptung Hiobs zuerst in indirecte» dann in direkter Redeweise an. 4. Ich will dir [darauf] antworten ein Wort sdas dich widerlegen wird], nnd deinen Freunden [deinen Genossen, den gottlosen Leuten, denen du dich durch solche Reden gleichstellst vgl. Kap. 34, 8. 361 mit dir. 5. Schaut [doch einmal] gen Himmel [dem erhabenen Throne des AllmächtigenL und siehe, [welch ein Abstand zwischen menschlichem Handeln und dieser Hoheit Gottes!] und schaue an die Wolken, daß sie dir zu hoch sind [wie hoch erhaben sie über dir» und uns allen sind Jes 57, 15]. s. Suudigest du, was kannst du mit ihn: Nur die rechte innere Demüthigung bewahrt den Menschen vor frevelhaften Gedanken. l03 machen [ihm, dem über aller Himmel Himmel weit Erhabenen anthun]? Und ob deiner Misse- that sauch noch so] viel ist, was kannst du ihm [dem ewig Seligen, dem Lichte, in dem keine Finsterniß ist, für Abbruch] thun [an seiner un- getrübten Seligkeit Apstgesch. 17, 1512 7. Und ob du [gletch] gerecht seiest, was kannst du ihm [dem Allgenugsamen durch deine Frömmigkeit] geben? oder was wird er von deinen Handelt nehmen [das ihm Vortheil bringen könnte]? 8. Einem Menschen, wie du bist, mag wohl etwas thun deine Bosheit iauf dich selbst nur fällt es zuriick, wenn du gottlos bist1- Und [nur] einem Mensrhenkinde [dir, dem Menschenkinde kann] deine Gerechtigkeit sniitzenk Wie thöricht also ist deine Behauptung, es sei gleichgiltig für den Menschem ob er gerecht oder gottlos sei vgl. Kap. 7, 20; II, 2 f.]. «) Jn Kap. 7, 20 hat Hiob einen ähnltchen Ge- danken ausgesprochen, aber nicht um Gottes Herrlichkeit und Seligkeit zu preisen, sondern murrend und, um seine eigene Sünde zu verkleinerm Eliphas aber batte in Kap. 22, 2 f. diesen Gedanken zu dem falschen Schluß verwandt, daß Hiob, weil Gott nicht aus eigenem Jnteressc lohne oder strafe, wegen verborgener, schwerer Verbrechen leiden müsse. Elihit nimmt diesen von beiden so falsch angewandten Satz wieder auf und zeigt, welche tiefe Wahrheit und großer Trost darin liege. — Elihtt vorzuwekfery er wiederhole hier schon Dagewesenes, ist thöricht oder boshast. Können doch zwei Menfchen ein und dieselbe Behauptung aussprechen und ganz Ent- gägentgksetztes meinen (,,si duo idem die-unt, non est: 1 am« . VI· V. 9-—16· Daß aber viele arme tinterdräkiite ver« geblith nach Errettung rufen, hat darin seinen Grund, daß sie zwar über das Unrecht klagen, aber nicht erustlich naitj Gott fragen nnd mit inbrünstigem Gebete zu ihui flehen. Jinkh du, o Hieb, tilagti mit Unrecht über die tlichterhörnug deines Gebein. Deine Sache in ihm wohl bewußt, und er wird dich erretten, sobald du geduldig huren. Statt dessen aber hänsst du nnnfitze Reden· S. sWoher kommt es denn aber, daß, wenn Gott wirklich das Unrecht haßt und stets bestraft, dennoch so manche Klage der Unschuldigen über Gewaitthat und Bedrückung ungehört verhallt?] Dieselbigeu Utdgeti [allerdings zum Allmächtigerd schreien, wenn ihnen viel Gewalt geschieht, und sängsilich um Hilfe] rufen über den [gewaltthätigen, gottlosen] Arm de: Großen. 10. [Aber er kann ste nicht erhören und er- retten; denn] Die [-selben, obwohl sie unschuldig sind] nicht [ernsitich] darnach fragen, wo ist Gott, mein Schöpfer so wenn ich ihn nur habe, seine Nähe nur verspürei er], det [doch] das Gesange Macht in del? Nach! sder den Seinen auch in der dunklen Nacht der Trübsal ein fröhliches Herz und Loblieder seines heil. Namens in den Mund giebt dafür, daß seine Gnade stets den Hosfnungsftern der gewissen Hilfe durchi leuchten lässet], 11. [Er] Der uns [doch] gelehrter [zum rechten Beten] macht, denn das Vieh auf Erden [das- ja auch zu ihm, als seinem alleinigen Helfer, schreiet Pf. 104, 21; Joel l, 20], nnd weiser [darin, wo allein das Heil zu suchen ist], denn die Vögel unter dem Himmel kdie ihn doch auch anrusen Pf. 147, 9]? sAber man will eben nnr Hilfe haben, ohne ihn als den alleinigen Gerechtetk und barm- herzigen Helfer anerkennen und sich recht vor ihm demü- thigen zu wollen.] 12. Aber ste werden da auch schreien [oesser: Dann, wenn es so mit ihnen steht, schreien sie freilich zu Gott] über den Hochmnth [die iibermüthige Gewaltthat] der Bösen, und [= aber] et [der Allmächtige, vor dem nur ein zerbrochenes Herz gilt] wird ste nicht ernsten. 13. Denn Gott wird [und kann] das Gitle [ein Herz, das dessen, was allein wahren Werth vor »Gott hat, der Buße und des Glaubens, baar ist, und ein aus solchem Herzen kommendes Gebet] nicht erhdrem nnd der Allmcichtige wird es ssolch leitå Gebet] nicht ansehen [sich dadurch bewegen zu a en]. 14. sAuch du, o Hiob, klagsi darüber, du werdest nicht erhört:] Dazu sprichst du, du werdest ihn nicht sehen [besser: aber, wenn du auch sagst, du schautest ihn nicht, wenn du auch wirklich, wie du sagst, nicht erhöret wirst und seinen hilfreichen Arm nicht stehst-J. Aber es ist [= den- noch ist] ein Gericht vor ihm fund deine Sache, von der du glaubst, er kümmere sich nicht um dieselbe, liegt ihm, dem gerechten Richter, vor, und es wird gewißlich die Zeit kommen, wo er gerecht entscheidetL harre sein nur [mit Geduld und festem Vertrauen auf seine gewißlich eintretende, gerechte Entscheidung], 15. Ob sein Zorn so bald nicht heimsucht, nnd sich nicht annimmt, daß so viel Laster da nnd. Nach dem Grundtext richtiger: Nun aber, da sein Zorn nicht [alsbald die Gottlosigkeit und ungerechte Bedrückung] heimsucht, so soll er snach deinem vor- schnellen Urtheil] sich nicht viel kümmern um den Frevel [nnd der von ihm gering geachteten Ungerechtig- keit ihren Lauf lassen]! Its. Datum [weil es nach seiner Meinung mit der Gerechtigkeit Gottes so bestellt ist] hat Hiob seinen Mund umsonst sohne Grund, weil ja das gerade Gegentheil von dem der Fall ist, was er voraussetzt, unmuthig und übermüthig] auf- gesperrt, und giebt [viel] stolze Thetding [=- un- niitze Worte, s. 2. Mos. Si, 22 Anm.] vor mit Unverstand [indem er weder sein eigen Herz, noch Gottes Gerechtigkeit recht versteht]. Das M. Kapitel. efernerer Beweis des: gerechtigkeit, ticlmaoht und Weisheit satte-s. In seiner bewunderunggwiirdigru dritten deed e Gan. 36 u. 37i schreitet Giihn zn dem hochsien fort, ma- er dem 104 ijiob znr Strafe und zur Ilnfrichtiing zu sagen hat. Er weiidet sieh darin zur dritteii tsaiiptuerfiiiidigiiiig Mond, daß derselbe zwischen der göttlichen Kllinactit nnd Giite einen Zwiespalt gesetzt nnd erstere als bloße Willkür, die thue, was ilir einsalle, hingestellt hatte. Zins der Geschichte der iticnsrliem wie ans der weiten ilaturwelt bringt er überein— stlniiiieiide Beispiele non der innigen Einheit der Jlllinactit, Diebe nnd Gerechtigkeit Gottes. iloih einmal legt er dabei das Versuetinngslctden als das Tlina der erbarinenden, rettenden Siiuderlietie Gottes zum Zweit; der Reiuigniig der Gerechten von ihren verborgenen tjerzenssihäden dar nnd locliet Hieb, solchen giiiidtgeii Willen Gottes an sich geschehen zu lassen nnd nicht durch die tiihe des Witterung-J- feiiers sich znin Hohn gegen den heil. Gott nnd ziini vollen Abfall treiben zn lassen. nor deni auch er nicht sicher sei. Wiihreiid er die Einheit der Allmacht nnd »Liebe Gottes preisct, zeigen sich ain Horizont dte ersten Spuren eines lierraip nahenden Gewitters. Vn schildert er, »von heiliger Sehen nnd Ehrfurcht vor dem heraiinnlienden, erhabeneii Gott er- füllt, in liiihneii, großen, abgebrocheueu Bildern, iiiit nnter der Gen-all des Staunens nor der sich inniier mehr eiilsal- teiiden Herrlichkeit des großen Gottes gleichsam sloclieiider Siiraihe«, die Größe des Jllliiiiictitigeli und doch t3iirnilierzi- gen, ermahnt Hieb noch einmal zu ernster Dennillitgiing nnd schweigt, nin Gott die thatsäctilictie Gutsihetduiig zn überlassen. · I· V. l—12. noch weiter ums; ich Gott gegen bin) recht— fertigen. Zins der weiten Welt will iih dazu die Mitte! nehmen und lautere Wahrheit sollst da non mir hören: Der mächtige Gott uerschniiilit den armseligrn Menschen nicht; er nimmt sich der Frommen gegen dir Frevler aii und bringt sie zn Ehren. wenn sie aber von der tloth betroffen werden, so will sie Gott dadurch noni Ueber- niuth reinigen; es hängt dann von ihrem Verhalten ab, ob sie zu noch höherem Gliicli gelangen, oder ob sie niiter- gehen. I. Elihn [nachdem er eine Zeit lang geschwie- gen, jedoch vergeblich auf eine Erwiderung Hiob’s gewartet hatte] redete weiter, uiid sprach: 2.» Hatte mir fund höre mich] noch ein wenig [an], ich will dir’s zeigen swie sehr du im Jer- thum bist, wenn du meinst, in Gottes allmächti- geui Walten offenbare sich nicht seine Gtite]; denn ich liabe noch von Gottes Wegen [= in Bezug auf Gott nnd seine Offenbarung in dieser Welt] was zu sagen. Z. Ich tvill [dazu] uieincn Verstand smeine Weisheit und meine Beweise] weit saiis dem weiten Bereich inenfchlicher Schicksale und der Natur] holen, Und meinen [durch Erfahrung in seinem Umgang mir wohlbekannten] Schdpfer be- weisen, daß er recht [gegen dich im Recht] sei. 4. Meine Reden follen ohne Zweifel nicht falsch snicht trügerisch, innerlich unwahr, wie die der 3 Freunde s. Kuh. 3, 7. 8 Aum.] fein, mein Verstand soll ohne Wandel vor dir sein genauer: ein Uasträslicher in der Erkenntnis stehet vor dir; du kannst mir ruhig vertrauen, denn meine Er- kenntniß Gottes ist liicht durch Selbstbetrug getrübt, son- dern durch felbsteigene Erfahrung erprobt und gereinigt] 5. Siehe, Gott verwirft die Mächtigen nicht srichtigerx Siehe, Gott ist gewaltig und ver- fchmähet, verachtet doch niemand, auch nicht Hier) se, 1-—19. das Geringste unter seinen Geschöpfen]; denn et ist anch l= vielmehr] mächtig an Kraft des Her- zens [an durchdringeudetm Herzen und Nieren prüfendem Verstand nnd an Weisheit, also daß er Recht undwllni recht alleuthalben nnd gründlich durchschauen kann iund sich in Gnade und Liebe auch des Rechteo des Schwächs sten annimmt s. Kuh. 34, 10]. Elil)u will sagen: Es ist ja wahr, daß Gott alls mächtig nnd der vollkoinmensie Beherrfcher der Welt sei, als der da thun kann, was er will. Aber diese Allmacht isi weit entfernt, blos physische Uebermaciit iiber den schwachen, ohnmäclitigen Menschen zu fein, wie dii wähi1st, also daß er ohne Ursache thäte, was er thut, aus bloßer Willkür nnd niir deßwegen, weil er die freie Machtdeizii hat. Nein! er verwirft iitcmandes Recht, sondern mit seiner Macht ist zugleich die vollionimenfth herablassende Liebe, Gnade, Barmherzigkeit, Weisheit nnd Gerechtigkeit gepaart. Weil nun alle göttlichen Eigenschaften blos die Strahlen derselben Sonne sind, so können sie einan- der nicht widersprechen. Als der Allmächtige ist er stets auch der Glitige und Gerechte und als der isåiitige ist er zugleich der Allinächtigin — Diese tiefe Wahrheit ist das Thema für die ganze folgende Rede, das Etibu nun naeh allen Seiten erweist und mehrfach auf Hiob und sein Leiden erinahnend anwendet. 6. Den Gottlosen erhellt er nicht [am Leben und im Glücks sondern« hilft dem Elenden-« [dem, der aus dem Elend der Sünde und der Noth des Lebens zu ihm seine Zuflucht nimmt] zum Rechten szu seinem Rechte, indem er ihm seine Sünde vergiebt und ihn ans den Händen seiner Unterdrückcr errettet Pf. 33,e 18; 113, 7 f.]. «) Elend ist, wer sich selbst verleugnen welcher hun- gert nnd dürstet nach der Gerechtigkeit, Gott als seine Burg ergreift, deni Uebel nicht widerstehen sondern sich unter Gottes gewaltige Hand beuget. (Coccejns.) 7. Er wendet seine sGaade und Hilfe spen- denden] Augen [auch] nicht leinen Augenblick] vol! dem Gerechten sdem Cleriden, der durch die Er- kenntniß seines Elendes anch wahrhaft gerecht vor Gott ittjz und die Könige srichtigeri sondern mit Königen] läßt er [sie, die GerechteUJ sitzen auf dem Thron immerdar, daß sie hoch bleiben see machet sie nicht allein aus Sündern zu Gerechten, sondern erhebt sie anch ans der Noth und Niedrigkeit zu den höchsten Ehren, schon auf Erden, besonders aber vor feinem Angcsichh da sie ihin gelten als Könige und Priester vgl. dte Geschichte Josephs und I. Sam. 2, 8; Pf. 113, 7. 8; l. Pein 2, 9; Offenb. S, 10). 8. Und wo site, die Elenden oder Gerechten, als] Gesangene liegen in Stöcken swörclichx in Ketten, in äußerer Bedrängniß durch Verfolgung und Unterdrückung von den Gottlosen], nnd ge- bunden mit Strieien elendiglieh svon Banden schwerer Krankheit des Leibes oder der Seele durch Gottes Verhängniß gequälet werden vgl. Pf. 107, 10]; it. So vertiindiget er ihnen sdurch solche TrübsalL was sie gethan haben kda will er sie zu erneuter, tieferer Buße über ihre Sünde führen], und [zeiget ihnen] ihre Untugend, daß sie mit Ge- walt gefahren haben [genaner: ihren Frevel des Elihus Z. und letzte Rede. 105 von ihnen anerkannten geistlichen Hochmuths und der Sicherheit ihres Herzens] 10. Und öffnet ihnen [in solchen Zeiten der Anfechinng] das [inuere] Ohr zur [willigen An- nahme seiner väterlichen, heilsamen] Zucht, und sagt ihnen, daß sie sdie ihnen noch anklebende Sünde erkennen und bereuen und] sich von dem Unrechten bekehren sollen [vgi. Kap. 33, 16]. II. Gehorchen sie sindem sie sich demüthig beugen unter seine gewaltige Hand] nnd dienen ihm [vollbringen seinen väterlichen Willen, indem sie Buße thun und sich von den verborgenen Sünden reinigenL so werden sie kerrettct aus der äußeren Noth und inneren Anfechtung] bei guten lglücklkcheti und gesegnetenj Tagen alt werden, und utit Lust [in inniger Herzensfreude an seiner er- neuten und erhöhten Gnade und seinem wieder- erlangteu Segen] leben. 12. Gehorchen sie [aber] nicht sseinem Buß- ruf, beharren sie in der Sünde, von der er sie reinigen wollte, und lassen sich durch die Züchtk gnug zum völligen Absall verleiten] so [wird sich die väterliche Liebesruthe in eine göttliche Zorn- ruthe verwandeln, ihr Läuterungslciden in ein Strafleiden, und so] werden sie [endlich] in’s [gött- liche Rache-J Schwert fallen und sdurch sein Straf- gericht ewig] vergehen, ehe sie es gewahr werden [besser: ohne zur Erkenntniß ihrer Sünde ge- kommen zu sein]. II« v.13—21. Die ttnchlosen nur lassen steh durch Gottes Züchtigung zum Groll treiben und gehen unter; die Frommen aber reitet er durch ihre noth- So will er auch dich aus der tloth zu noch höheren! Glürlee flinken, wenn du dasselbe nicht durch dein vcrmesseneg ttichien verscherzest Laß dich nicht znr Easlerung verleiten nnd meine nicht, deine untnuihgoolle Klage werde dich erretten. Stütze dich nitht selbst mnthmtllig inh- Verderben! 13. Die Heuchler [uur, d. h. die in ihrem gottentfremdeten, verstockten Herzen sich noch nie von der Sünde zu Gott gewandt haben], wenn sie der Zorn [Gotted] trifstss schreien sie nicht [in bußfertigem Gebete um Vergebung und Errettung zu ihm], wenn sie [in den von ihm über sie ver- hängten TrübsaIenJ gefangen liegen; 14. [Und] So wird [= muß denn] ihre Seele [weil sie Gottes Gnadenabsicht an ihnen selbst vereitelt haben, das Strafgericht Gottes, in das sich dann seine Ziichtigung verwandelt, erfahren und] mit Qual sriehtigew noch in ihrer Jugend- frische] sterben, nnd ihr Leben sdurch Gottes Zorn dahinfahren] unter den Hurern kwie die, weiche sich den heidnischen Greueln der Unzucht zu Ehren der Astarte oder des Baal hingeben und darum auch vom gerechten Gerichte Gottes vor der Zeit hinweggerafft werden vgl. 5. Mos Es, 17. 18; l. Kön. 3, 16 Anm.; 14, 24; 15, 12; 22, 473 2. Kiste. 23, 7 Anm.]. V) Der Zusammenhang mit V. 12 ist folgender: Wer den gnadeurcichen Willen Gottes, den er ihm in der Anfechtung kund thut, nicht erkennt, ihm nicht gehorcht: und nicht demüthig zu ihm fleht, sondern im Leiden mit Gott grollt, der beweist eben dadurch, das; er kein Ge- rechter, sondern ein Frevler ist. —— Nach diesem Zusam- menhang, sowie nach dem Hebt. kann» V. 13 tricht vom Zorn Gottes die Rede sein. Tsdz Dig- heißt vielmehr: Groll hegen oder fassen, und der ganze Vers lautet wörtlich: Die frcvelhaften Herzen sum] fassen Groll sgegcn den Gott, der sie heimsucht] flehen nicht sum Vergebung und neue Gnade] wenn er sie [in Banden schwerer ZüchtigUUgJ fesselt. 15. Aber den Elenden [der sieh demüthig unter die Zucht des Allnrächtigen beugt und willig duldet] wird er aus seinem Elend [womit er ihn belastet] erretten snachdem er an ihm seinen heili- gen Willen erreichts und dem Armen sder in sich keine Hilfe findet] das Ohr szur Erkenntnis; seiner heiligen Wege und willigen Annahme seiner Zucht] öffnen in sder] Tritbsal [also daß eben das gedul- dig getragene Elend und die Trübsal selbst das Mittel zu ihrer Herzensreinigniig und Errettung werden] 16. [Ja,] Ei: wird [= will auch] dich swie jeden von ihm gezüchtigten Gerechten] reißen aus dem weiten Rachen der Angst, die keinen Boden hat srichtigerz locken ans der Vedrängniß Rachen, die dich setzt zu verschlingen droht, in die Weite, dahinter keine Drangsal mehr ist, zu ungestörtem, stcherem Glück s. Pf. 4, 2]; und dein Tisch wird Ruhe haben, boll alles Guten [wörtlich: und die Besetzung deines Tisches soll voll Fettes werden, iippige Fülle soll durch Gottes Segen wieder in dein Haus einkchren Pf. 23, 5. Gerade durch die Stimme der Schn1erzen, die er über dich ge- bracht, locket er auch dich zu solchem Glück] 17. Du aber machst die Sache der Gotilosen gut, daß ihre Sache nnd Recht erhalten wird snach dem Grundtext: Doch bis ietzt ist solch ein gnä- diger Ausgang deiner Leiden noch nicht unzweifelhaft gewiß; des frevelhaften Richtens über Gottes Walten in dieser Welt bist du voll geworden; sol- ches Richter! und Strasgericht der Verwertung grenzen dicht aneinander, reichen einander dieHände, und auf das eine folgt leicht das andere] 18. Siehe·zu, daß dich nicht bielleicht Zorn beweget»habe», jemand zu plagen, oder groß Ge- scheni dich nicht gebeuget habe. koeach dem Grund. text: Denn dein Uumuth, dein leidenschaftliches Toben gegen die göttliche Zuchtruthq — daß er dich ja nicht verlocke, weiter treibe zum Hohn, zur Lästerung gegen die göttliche Majestäh und die Größe des Löse- geldes, daß du meinest, das Lösegeld oder der Preis deiner Wiederbegnadigung nämlich das stille, detniithige Dulden der dir von ihm auferlegten Leiden, sei unmäßig groß, möge dich doch ja nicht vom rechten Weg ab- bringen und dich verleiten, Gott ganz den Abschied zu geben; wahrlich, du würdest dem Gerichte Gottes tiicht entgehen] Ist. [Was soll dir solches ungestüme Rechten mit Gott nützen?] Metnest du, daß er deine Ge- walt achie,» oder Gold, oder irgend eine Starke oder Bermogen kkichtigeu meinen du, daß dein ge— 106 Hieb se, 2o—33. 37, 1—-4. waltiges Schreien und Klagen dich hinstellen werde, wo keine Bedrängniß ist, sondern freier Raum, und alle Anstrengun en deiner natürlichem trotzigen Kraft dich aus dem Lxlend befreien und dir wieder zum Glück verhelfen werdens? 20. [O, hüte dich!] Du darfst der [= jener schrecklichen] Nacht [des ewigen Verderbens ja] nicht begehren swie du Kap. Z, 3 ff.; 7, 15. »16 u. s. gethan], die Leute an ihrem Ort zu nberfalleu srichtigerx die Nacht, die da auch Völker von ihrer Stätte hinwegzuschlingen im Stande ist! Du weißt wahrlich nicht, was du thust, wenn du wünschesn von der Nacht der Vernichtung verschlungen zu sein, und das göttliche Gericht so herausforderst Wenn ganze Völker selbst von solcher Todesnacht hingerafft werden, wie viel leichter der Einzelne! Darum sehne sie nicht herbeijl U. Hüte dich, und kehre dich nicht zum Un- recht [zum Frevel solcher Herausforderung des göttlichen Gerichts], wie du denn vor Elend au- gesangen hast [richtiger: wie du denn daran mehr Lust hast, als am siillen, demüthigen Dulden und Beugen deines stolzen Herzens unter Gottes gewaltige Hand]. Du hast das Kreuz gern abschütteln und lieber sün- digen, als das Kreuz geduldig tragen wollen· Elihu tadelt also das vorige Leben .Hiob’s nicht, wie die an- deren Freunde gethan; sondern er zeigt ihm nur, wie er aus Ungeduld unter dem Leiden sich an Gott versiindigt habe; doch auch dies rechnet er ihm nur als eine Schwach« heit an, warnet ihn aber, sich zu hüten, daß dieser An- fang der Abweichung von Gott nicht überhand nehme, also daß er ganz von Gott darüber abfalle. Und so beweise: sich Elihu hier als einen mitleidigen und ver- ständigen Arzt. (Starle.) lll- v. 22——33. Einen so uuoergieikhlichen kehret muß der Mensch demüthig preisen, zumal in tjinblikte aus dessen wunderbare Werke in der Natur, deren unersorschliche Ordnung, wie sie besonders herrlich in der Bildung des Gewitters hervortritt, das aus den Segen sär die Frommen nnd ans die Strafe für die Gottlosen in gleiche: Weise angelegt ist. 22. Siehe, Gott ist zu hoch in seiner Kraft [in seinem allmächtigen Thun, als daß der Mensch die Wege, welche er geht, zu beurtheilen vermöchte, geschweige ihm Unrecht vorwerfen dürfte, wie du gethan, vgl. V. 17 n. d. Grundtext u. V. 21]; wo ist ein [so liebevoll sich herablassender, weise erziehender, geduldigerj Lehrerk wie er ist [Ps. 25, I; 94, 12]'t V) ,,Nachdem im Vorhergchenden die göttliche Liebe besonders als die tragende und erziehende dargesiellt worden ist, so wird das daraus entstandene Bild trefsend in der Benennung Gottes als des großen Lehrers der Menschen zusammengefaßt.« W. Wer [hat ihm vorgeschrieben, was er thun soll, und wer] will über ihn heimsuchen seinen Weg sihn zur Verantwortung über sein Walten ziehn]; und wer will [es wagen] zu ihm [zu] sagen: Du thust unrecht? [Neiu, Niemand hat ihm die Regierung der Welt übertragen, also ist er auch niemand verantwortlich und niemand etwas zu leisten schuldig.] 24. [Anstatt ihn, dessen Gedanken und Wege so überschwänglich erhaben sind über Menschen: Gedanken und nur in sich selbst den Maßstab ihrer Beurtheilung haben können, selbstklug zu tadeln und zu meisiern,] Gedenke svielmehr daran], daß du sein Wer! [all sein weises Thau] nicht wissest [richtiger: hoch preisestL wie die Leute singen [wie es ja von den Menschen allgemein in Lob- liedern besungen wird. Du solltest lieber auch in solches Lob Gottes einstimmens 25. Denn alle Menschen [die seinen Namen fürchteUJ sehen das [sehen mit ehrfürchtigem Stau- nen, mit Lust und Wohlgefallen dies sein weises und gerechtes Walten in der Welt], die Leute schauetks Von ferne snur undeutlich und in seinen all- emeinen Umrissen und können dte wunderbare Majestät seines Wesens und Thuns nur ahnen. Und auch dies schon erweckt ihr Staunen und ihren Lobpreis, wie here· lich mag sein klar geschautes und begrifienes Thun sein vgl. Kuh. 26, 14J. 26. Siehe, [welche mannigfaltige Herrlichkeit entfaltet er in den Werken seiner Schöpfung, wie viel Ursach geben sie uns, sein Lob zu vermehren! ja] Gott ist groß [in all seinem Thau] und [für uns Menschen in seiner ganzen Erhabenheit und Größe] unbekannt sunfaßbarjz seiner Jahre Zahl kann niemand forsehen see ist von Ewigkeit zu Ewigkeit derselbe allmächtige, gütige und gerechte Gott]. 27. [Denn] Er macht das Wasser zn kleinen Tropfen, nnd treibt seine Wolken zusammen zum Regen [wörtlich: Er zieht empor die Wasser- tropfen, die Dünste, die hernach als Wasser- tropfen herabfallemniedersickernsie als Regen statt des vorher zu ihm emporgestiegenen Dun- stes]. 28. Daß die Wolken stießen [ihn, den Regen, herabrieseln lassen) und triefen sehr ans die Men- schen [ihn träufeln auf viele Menschen]. Als ein Beispiel der unersorschlichen Herrlichkeit Gottes in der Natur, das vorzugsweise den Menschen erwecken kann, seine Macht zu erheben, schildert Elihu hier und im Folgenden das Gewitter. Dazu scheint ihn zu ver- anlassen, daß er in der Ferne ein solches sich vorbereiten sieht. Denn im Orient Verkündigt der Nebel, der wie in Rauchsäulen über den Bergen aufsteigt, gewöhnlich das kommende Gewitter. — Zugleich ist ihm aber das Gewitter ein besonders ergreifendes Naturbild der beides, Strafe und Segen, enthaltenden Anfechtun en, Schrecken, Versuchungeiu Läuterungen Gottes über eine Heiligen. Dazu sa t Luther: Wenn man die Anfechtungen erst ansieht, scheinen sie sehr traurig, erschrecklich, und als wären sie den Verheißungen gar ungleich. Aber der Ausgang reimt sich doch endlich mit Gottes Worte, welches fest und unbeweglich bleibt. Gleichwie es pflegt zu gehen, wenn sich plötzlich ein Ungewitter erhebt; da läßt es sich auch ansehen, daß der greuliche Donner und Blitz Himmel und Erde, Ntenschen und Vieh drohe, daß alles über einen Haufen fallen und untergehen solle. Von der innigen Einheit der Allmacht, Liebe und Gerechtigkeit Gottes. l07 Aber es bringt so gar kein Hinderniß oder Veränderung, daß es auch das Land feuchtet und fruchtbar macht. 29. Wenn er vornimmt die Wolken ausza- breiten, wie sein hoch Gezelt fis-Mich: Vollende- muß man seine unergründliche göttliche Erhabenheit be- wundern, wenn man merket aus die schnelle Aus- breitung der anfangs so winzig kleinen Gewitter- Wolken I. Kiin. 18, 44 und auf das Krachen seines Gezeltes, der dichten Wolkenmassem hinter denen feine ålliajesiät wie in einer dicht geslochtenen Hütte sich birgt, aus denen der rollende Donner hervorschallt Pf. 18, 12J. so. Siehe, so [= dann] breitet er aus seinen Blitz [eigentlich: sein LichtJ über dieselben [nämlich die Wolken, richtiger: über sich, indem er das große Himmelsgewölbe über stch durch un- aufhörliches Wetterleuchten weithin erleuchtet], und bedecket alle Enden [eigentlich: Wurzeln] des Meeres smit seinem Lichte, indem er es durch und durch bis in seine Tiefen mit den stammenden Blitzen erleuchtet«]. «) Die Blitze, die bei einem Gewitter, zumal einem nächtlichem in die Meerestiefe hinabsahren, verwandeln, wie die am Meere Wohnendett bezeugen, das Wassers meer auf Augenblicke gleichsam in ein Flammenmeen 31. sAuch in solchem seine Allmacht offen: barenden Wetter aber beweiset er sich als der Gerechte und Gütige zugleich.] Denn damit schreckt sbestraftJ er [als gerechter Richter] die Leute [= ganze VölkerL nnd giebt doch [auch durch eben dasselbige Wetter] Speise die Fülle [indem er die Fluren befruchtet]. » 32. Er deelet den Blitz wie mit Handen [eigentlich: bedecket mit Licht beide Hände, füllet seine beiden Hände mit Blitzstrahlen als mit Geschossens und heißt es doch wiederkommen [richtiger: nnd gebietet darüber, giebt ihm Wege und Bahn nach seinem heil. Willen an, als ein sicher treffender* Schiitze].» 33. Davon zenget sein Geselle, namlich des Donners Zorn in Wolken bkichtkgekx Ihn, den also in Gnade und Gerechtigkeit ch herrlich beweisenden, meldct an sein Donnergeroll, das Heerdenvieh sogar, daß er im Gewitter im Anzuge ist, indem es dann ängstlich sich zusammendrängt und sich zu ber- gen sucht’1·’««]. it) Von V. 30 an wird alles von Wort zu Wort schwerer zu übersetzen. Fast jeder Erktärer hebt nur je eine Seite des Gewitterbildes hervor, die ihm besonders bedeutsam erschien. Die meiste Schwierigkeit macht aber das hier stehende Wort LIJPOLY Während die von uns angenommene Uebersetzung dem ursprünglichen Sinn von we) = treffen, part. hjphil = »der treffen Machendq d. i. der sicher Treffeude«, folgt, nehmen viele andere Ausleger das part. hiptx in der Bedeutung von: »fcind- selig Tressender, Widersacher« und übersehen: Er ge- bietet dem Blitz gegen den Widersacher, näm- lich, daß er ihn zu Boden schlage. -—- Ist) »Das Vieh ahnt nicht nur den nahenden Regen, sondern sagt auch, bevor noch die Wolken in die Höhe gestiegen sind, vor- aus, daß sie emporsteigen werden«« — Ueber diese und andere Fltaturschilderungen unseres Buches sagt der geist- volle kathol. Theolog Gügler: Die Natur steht hier überall noch in ihrer furchtbaren, gleichsam an das Chaos rührenden Urgestalt vor der Seele; es sind die Riesen- gebirge, die brausenden Wassey der ausgespannte Him- mel, die Sonne, die Sternbilden die als Wunder ohne Zahl leichfam auf das Gemüth einstürntem es find die auiigedeckten Abgründe, die hingebreitete Nacht, der an nichts hängende Erdball, das in Wolken gesammelte Wasser, die behenden Himmelssäulem der Donner und der an alle Weltenden leuchtende Blitz, es send nicht zu zählende Dinge, nicht auszuforfchende Wunder, die das aufgeregte Denkvermögcn beschäftigen; die Natur liegt in ihrer Urgrötie und Urtiefe vor dem staunenden, rin- genden Gemüth sllnterdeß ist das Gewitter nahe herbeigelommem die Blitze leuchten, die Donner rollen.] Das M. Kapitel. Hatte-s Majestät mird aus dem Iduch der Jkatur erkannt. IV« v. 1—13. mein ganzes Her; erbebet ob dieses maje- stälisttten Srhalles des rollenden Donners nnd der rasch einander folgenden Blitze. tlnerforschlichr Wnndcrmarltt offenbart der herrliche Gott darinnen. Ebenso auch in den übrigen Ordnungen der natur, im Früh— nnd Spat- regen, in der wiuterzeih deren xnlarht Menschen und Thier: empfinden, im Sturm, in der Kälte, im Eis. Jllleg lenkt er nach seiner Weisheit zur Strafe oder zum Segen seiner Geschöpfe. 1. [Ja,] Deß [d. h. ob dieser furchtbaren Majestät Gottes, die uns in dem eben jetzt tosen- den Donner und zuckenden Blitz entgegentritt] ent- setzt sich mein [zitternd] Herz, nnd bebet [von seiner Stätte]. Die innere Angst, die sast alle Menschen, sowie auch die Thiere, bei einem Gewitter mehr als bei irgend einem anderen Naturereigltiß überkommh möchte allein schon zur Genüge beweisen, daß die heil. Schrift Recht hat, wenn ste an vielen Stellen (vgl. besonders Pf. 18) das Gewitter als eine ganz besondere, deutliche Offen- barungsweise der Herrlichkeit und Majcstät Gottes, des Schöpfers nnd Richters der Welt, hinstellt. Z. lEmpsindest du dabei nicht dasselbe, wie ich?] Lieber, hdret doch, wie sein Donner zitrnet [wörtlich: tobet], und was für Gespräch [wvrt- lich: GemurmelJ von seinem Munde ansgehet. d. Er siehet unter allen Himmeln [richttger: Er leitet ihn, den Donner sammt dem Blitzstrahl, unter dem ganzen, unermeßlich weiten Him- mel hin zu dem von ihm bestimmten Ziele], nnd sein Blitz scheinet auf die sbis zu den] Enden der Erde [ohne doch des Orts zu verfehlen, dahin ihn Gott gesendet] - 4. Demnach [hinter demselben, dem Buße, her] britllet der Donner, und er [der HErr] don- nert mit seinem großen Schall [mit dem Schalh der feine Majestät verkündet], und wenn sein Donner gehört wird, kann man’s nicht aufhalten [richtiger: hält er sie, die Blitze, nicht auf, sondern läßt sie Schlag aus Schlag am Himmel lenchten]. 108 Hiob 37, 5-—20. 5. Gott donnert mit seinem Donner greultch [wörtlich: wunderbarlich, so daß man über feine Erhabenheit erstaunen muß] und thut [iiber- haupt überall- und an allen seinen Kreaturen auf Vielfache Weise] große Dinge, und wird doch nicht etknnnt sDiiige, die wir in ihrer wunderbaren Gottes- tiefe, ihren Ursachen und heiligen Zwecken nicht begreifen. Wie vielmehr sollteii wir uiis bescheiden, seine geheimen Wege, die er niit den Seinigen gehet, gänzlich verstehen zu wollen! Sie sind allesammt wunderbar, aber doch selig] Elihu spricht fortwährend unter den überwiiltigenden Eiiidriickeii des Prachtvoll heranziehenden und sich bereits entladenderi Gewitters, aus ivelchem dann der HErr selbst sich offenbaren will. Dabei ist ihm dasselbe offen- bar ein Sinnbild der oft so dunkeln Heilsivege Gottes in Triibsalen und Anfecl)tungen. Auch in Hiob’s Leben war Blitz auf Blitz, Donner auf Donner gefolgt; aber er soll deß gewiß sein, das; kein Schlag von ohngefähr kommt, der HErr selbst ist, wie im Gewitter, so auch bei feinen Anfechtungen gegenwärtig und lenket selbst die Schläge zu ihrem Ziel. Zorn und Gnade sind wie im Gewitter, so auch in der Anfechtung beisammen. Der HErr will Hiob in dem Unwetter, das ihn getroffen, segnen und neu begnadigen, Hiob aber steht in der über ihn gekommenen Angst nur den auch bereitstehendcn Zorn; — Das vor seinen Augen stehende Gewitter erinnert Elihu auch an viele andere, bedeutsame Wunderthaten Gottes in der Natur, zu denen er bereits in der zweiten Hälfte von V. 5 übcrleitet. Aber die Eindrücke des Gewitters auf sein Gemüth sind zu mächtig; darum kehrt er univillkiirlich immer wieder zu ihm zuriick (s. V. 11 u. 14). s. Er spricht zum Schnee, so» ist er bald auf Erden, »und zum Platzregew so ist der Platz- regen du mit Milch! [wörtlich: und zum Regen· gusse und zum Gusse seiner gewaltigen Regen —- spricht er: Falle hernieder zur Erde! Sein allmächs tiges Wort genügt auch, die Wunder der rauhen Jahres- zeit herbeizuführen. Er spricht ein Wort, so tritt der einhaltenden starke Frühregen nach der Herbstnacblglcichz dann die im Orient (besonders in Hauran) oft verheeren- den Schneefälle und der Spätregen nach der Frühlings- nachtgleiche ein]. » 7. Alle Menschen hat er m der Hand, ais verschlossen [richtiger: aller Menschen Hand versiegelt er dann, in solcher Winterszeit, daß sie sich nicht zur gewohnten Arbeit vor Frost öffnen kann und sich die Menschen in ihre Häuser und schiitzenden Winkel vor den eisigen Winden und Regengüssen zurückziehen müssen], daß die Leute lernen, was er thun kann fwoktiichx das; atieMeus schen, die er geschaffen, zur Erkenntniß kom- men, er sei derjenige, der dies Alles thue, in dessen Hand Schnee und Regen, Feldarbeit und Witterung und die Folgen der Witterung beruhen s. V. l3 Anm.]. « 8. [Und selbst] Das wilde Thier sdas Wild des Waldes kann sich nicht der Winterkälte er- wehren; es] gehet in die Höhle, nnd bleibet sun- thätig, wie der Mensch- oft sogar im Wtntersch f] an seinem Ort [Ps. 1o4, 22]. » 9. Von Mittag her [genauer: aus weiter, verborgener Ferne der großen arabischen Wüste im Südosten von Hauran s. Kap. 9, I] kommt szu dieser Zeit des Winters] Wetter [heftiger, sengender Sturmwind« vgl. Kuh. l, 195 Hof. 13, 15], und von Mitternacht [genauer: o on den die Wolken zerstreuenden und klaren Himmel brtngenden Nordwindeii] Kälte. «) Der Ostwind ist in Sorien und Arabien am häusigsteii im Winter und bei Friihlingsanfang, wo er bei längeren: Anhalten die junge Vegetation verfengt und ein Hungerjahr erzeugt, weshalb er auch Samum (der verödende) heißt. Er ist trocken, regt das Blut auf, beeiigt die Brust, verursacht Unruhe und Angst, schlaslofe Nächte oder böse Träume. Ptcnsch und Thier fühlt stch bei seinem Wehen schwach und krank. Stürme sind beim Ostwind selten; bringt aber einmal der Ostsvind einen Sturm, so ist dieser seiner heftigen Stöße wegen meistens schadenbringentn Er entwurzelt die größten Bäume. (Wetzstein.) 10. Vom Odem Gottes ldem kalten Nord- wind, den Gott über die Gewässer sendet vgl. Kap. 4, 15 Anm.] kommt Frost [befser: Etd], nnd große Wasser, wenn er aufthaueu läßt [rich- tiger: und des Wassers Weite, seine aus- gedehnte Flnth, wird eingeengt durch des Eises Bande] 11. Die dicken Wolken scheiden sich, daß es helle werde, und durch den Nebel bricht sein Licht. Nach dem Grundtext richtiger: Auch beschweret er "der Allniächtige, in Sommerszeiten, wie wir es eben fetzt vor aussehen] das Gewölk mit Wasserfälle und breitet weithin aus die Wolken seines Lichts [die blitzesschwangeren Wolken) 12. [Und] Er« kehret swendetj die [Gewitter-] Wolken srings am Himmel herum, bis sie über VEM OM stsheUL wo er [als ein allweiser Steuer- mann sie] hin [haben] tvill, daß sie ssich daselbst entladen und] schaffen Alles, was er ihnen gebeut kbald Segen, bald Strafe], ans dem Erdboden. V) Viele Ausleger ziehen hier Nin-if besser aus das vorhergegangene Erz· die Wolken, statt auf Gott, sodaß dann die erste Vershälfte lautet: »Und sie, die Ge- wttterwoltein drehen stch ringsumher am Himmels- gewölbe unter seiner allweisen Leitung. Der Sinn ·ist jedoch ziemlich derselbe, wie bei der Uebersetzung Luther’s. II. Es sei aber ein Geschlecht oder uber ein Land, so man ihn barmherzig findet. Nach dein Grundtext: Bald zur Strafe süber die Sünder] bald seiner Erde zu Gut, bald aus Barmherzigkeit sgegen die Gerechten] läßt er sie [die Gewttterwolken] stch entladen. Was Elihu hier vom Gewitter sagt, daß es vom allmächtigeiy gerechten und gütigen Gott nach seinem Willen geleitet werde und es nicht vom Zufall abhängig sei, wohin es treffe, gilt in seinem und der ganzen Offen- barung Sinn aucb von allen anderen Naturereignisseiy den klcinsten, wie den größesten. Alle Mächte der Natur stehen nach der Lehre der heil. Schrift in der Hand ihres Schöpfers, und er lenket sie allesammt zur Er- füllung seines heil. Willens, der auf nichts anderes geht, als die Welt zu erlösen und im Menschen sein Ebenbild wiederherzustellen Darin bestehet seine Vorsehung. Auch das kleinste Ereigniß in der Natur ist nicht zufälliger Gott lenkt alles in der Natur zur Strafe oder zum Segen seiner Geschöpfe 109 Art, sondern dienet ihm zum Aufbau feines Reiches, zur Seligkeit des Neenschem als des Centruins der ganzen Natur. Die Natur hat eben nicht, wie die ungläubige Welt und die von ihrer Weisheit trunkene Philosophie und Naturwissenschaft träumt, ihre von Gott losgelöftein unabänderliehen Gesetze, deren Vollzug in keiner Ver- bindung stünde mit der menschlichen Sünde und der menschlichen Gerechtigkeit und Gottseligkein Die uns zu- gekehrte Seite der Natur mit ihren scheinbar undurchbreehs aren Gesetzen der Nothweiidigkeit ist nie zu denken ohne die dem allmächtigen und barmherzigen Gott, dem Schöpfey Erlöser und Heiliger des Menschen zugekehrte Seite der- selben mit ihren Gesetzen der göttlichen Freiheit, die der Ausriehtung der Seligkeit des Nienscheii dienen. — Die Naturwelt hat, so zu sagen, unzählige ofsene Stellen, erade da, wo sie uns im undurchbreelsbaren Zusammen- hang stehend erscheint, wo die Seligkeitswelt mit ihren eigenen Gesetzen für unsere blöden Augen nur von Zeit zu Zeit, in Wahrheit aber stets und überall hindurch- schaut. Eine solche stets osfene Stelle der Naturwelt ist der Mensch; jede Erhörung seines Gebets, jede Wirkung Gottes in und an ihm ist ein solcher Durchblick der Gesetze der Freiheit; ja die ganze Naturroelt ist stets nnd ganz offen für die Seligkeitswelh ihre beiderseitigen Gesetze verhalten sich wie coneentrifche Kreise. Alle so- genannten Wunder sind daher keineswegs eine augen- blickliche Durchbrechung des eisernen Naiurmechanismus auf welche stets eine Wiederherstellung desselben folgen müßte, sondern ein fiir unsere Blindheit einmal besonders sichtbar gewordenes Durchleuchten der weit höheren Ge- setze der Natur, denen die niederen, festftehenden dienen. (Vilmar.) Alle Dinge und Ereignisse der Naturwelt find demnach nicht Folgen« eines blinden Elliechanismns sondern eines gerechten , gütigen und barmherzigen Willens, der uns selig machen will. V« di. 14 — 24. So wenig du die wunderthateu Gottes; in der tlatnr begreifen kannst, so wenig darfst da ungestraft dteh erdreisten, ihn über feine Weltregieriiiig zu meinem· Wenn gleich du jetzt im Dunkeln lata-tust, so iß’g doch ein kleines, daß Gottes Sonne dir bald wieder leuchten Er ist unbegreiflich und unwichtig, aber nie ungerecht. wahrhaft Weise fürchten ihn daher. 14. Da merke auf, Hieb, siehe [still], und vernimm fstnne nach· über] die Wunder Gottes [in der dich umgebenden Natur, so wird es dir nicht fchwer sallen, von der Weisheit und Gerech- tigkeit in Gottes Walten auf dich und dein Leiden- räthfel einen Schluß zu machen]. 15. Weißt du, wenn szu welchen Zeiten und aus welchen Gründen] Gott solches [was ich droben V. 6—13 geschildert] über sie bringt [genauer: zu thun vornimmt], und fsonderlichj wenn er das Licht [die BlisZstrahIenJ seiner Wolken läßt hervorbrechen [kannst du von diesen und von allen Wuuderthaten Gottes mehr begreifen, als das; sie geschehen und da sind]? 16. Weißt du, wie fiel) die lschwereiq Wollen [-massen] ansstrenen [richtiger: unter dem Himmel in der Schwebe erhalten]? Welche Wunder die Vollkommenen wissen [richtiger: oder verstehst du dich fonst auf die Wunderdinge dessen, der an Weisheit und Verständniß der Aller- vollkomrnensie ist?]. U. sBegreifst du selbst nur, wie es kommt,] Daß deine Kleider warm sind kwie du es eben jetzt empfindest]- wenn das Land [da du wohnestJ still lUUd schwül] ist vom Mittagswiiid [dem Süd- Wind, der dem Gewitter vorangeht Lief. 12, 55]? 18. Ja, dn wirft [ohne Zweifel, nach deinem trotzigen Gebahren zu schließen] mit ihm sin gleicher fchöpferischer Kraft] die Wolken ausbreiten sden dünnen Aetherhimmel ausspannen], die [fo wunder- bar] fest [rein und glänzend da-] stehen, wie ein gegossener [Metall-] Spiegel. Das ganze Alterthum hatte nur Spiegel von polte- tem Metall (2. Mos 38, 8), gläserne kommen erst im is. Jahrhundert vor. — Alexander von Humboldh der große Meister der Naturschilderutiep sagt in Bezug auf die in unserem Kapitel und besonders hier vorhandenen großartigen Naturanschaiiungenx »Die meteorologischen (Witterungs-) Processe, welche in der Wolkendecke vor- gehen, die Formbilduiig und Auflösung der Dünste bei verschiedener Windrichtung, ihr Farbenspiel, die Erzeugung des Hagels und des rollenden Donners werden hier mit individueller Anschaulidikeit beschrieben; auch viele Fragen vorgelegt, die unsere heutigePhhstk (Naturlehre) in wissen- schastlicheren Ausdriicken zu formuliren, aber nicht be- friedigend zu lösen vermag. -— Wo die Natur kärglich ihre Gaben spendet, schärft sie den Sinn des Ptenschem daß er auf jeden Wechsel im bewegten Luftkreise wie in den Wolkenschichten lauscht, daß er in der Einsamkeit der starren Wüste, wie in der des wellenschlagenden Oceans jedem Wechsel der Erscheinungen bis zu feinen Verboten nachfpürt Das Klima ist besonders in dem dürren und felsigcn Theile von Palästina geeignet, solche Beobachtungen anzuregeii.« II. Zeigt uns [doch], was wir [Menschen] ihm [dem so wunderbar herrlichen Gott, dessen Wunderthaten in der Natur wir noch nicht einmal begreifen] sagen sollen sum ihm zu beweisen, daß roir’s mit ihm in Bezug auf seine Weltregierung aufnehmen können]; [ohne Zweifel wirst auch du eingestehen müssen, daß ihm gegenüber nichts ge- ziemt, als zu schweigen] denn wir werden nicht dahin tetchen [nichts vorbringen können, das uns berechtigte, uns neben ihn zu siellenj vor Finster- niß [unseres Verstandess Hier (V. 18 u. 19) klingt schon der Ton erhabener Jronie an, der hernach in noch gewaltigerer Weise in den Reden Jehova’s wiederkehrt; aber die Jronie ver- stuinmt vor dem Schauer der Ehrfurcht, der bei dem Gedanken an die göttliche Majestät den Redenden selbst durchbebt. (Schlottmann.) 20." Wer wird ihm erzählen [besser: Soll ihm, dem Heiligen, der sein von Niemandem spotten läßt, etwa, wie man’s einem ålJienschen thut, jemand erzählen] daß ichi sein Mensch mit verfinstertem, kurzsichtigem Verstand, murrend und meisiernd über nnd wider ihn und seine all- weise Weltregierung] rede? [Wahrlich, Schrecken ergreift mich bei dem bloßen Gedanken, ich sollte mich unterfangen, gegen fein Regiinent in der Welt zu murren, und gar noch wünschen, daß meine Worte vor ihn kämen, wie du oftmals ge- ll0 Hieb 37, 20— 24. as, 1—6. than hast.] So jemand redet, der wird verschlun- gen [besser: Oder, was dasselbe wäre, sollte jemand wünschen, von ihm für sein unehr- erbietiges Raisonnireri in’s ewige Verderben ver- fchlungen zu werdend] 's) Elihu stellt stch in der Lebhaftigkeit seiner Wider- legung an Hiobs Stelle und vergcgenwärtigt sich, wie furchtbar für ihn das wäre, was Hiob gethan. Es muß dies auf Hiob einen doppelt tiefen Eindruck machen. —- Elihu ist nun auf der Höhe seiner Widerlegung ange- langt. Von jctzt an lenkt er sanft erlnahnend nnd trö- stend zum Schluß und faßt noch einmal alles Vorige zusammen. 21. Jeht [freilich, da dicke, schwarze Gewitter: wolken den Himmel bedecken] siehet man das Ltcht [der Sonne] nicht, das [doch] in den Wolken s= am AetherhimmelJ helle leuchtet; wenn aber snur einmal] der Wind wehrt, so wird’s [wieder] klar fund alles freuet sich wieder des Sonnen- lichts, das um nichts an Klarheit vermindert ist]. Siehe, also hat sich auch dir die helle Sonne der Gnade Gottes eine Zeitlang hinter den Wolken der An: fechtung verhüllt, ohne das; doch deshalb Gottes Liebe zu dir vermindert wäre; aber jeden Augenblick kann sie sich dir wieder enthüllen und um so· herrlicher strahlen, wenn du nur stille sein und demüthig warten wlllst 22. Von Mitternacht [aus den dunkeln Schach- ten des geheimnißvollen Nordens««] kommt Gold [vermag der Mensch durch feine Kraft Gold, das edelste irdische Gut, an’s Licht zu fördern) zn Lob Vol: dem schtccklichctt Gott [richtiger: aber über Gott liegt schauererregende Majestät-««k; er ist in seinem Walten für uns unerforschlich, nur demüthiges Warten und Furcht gebühret uns da, nicht aber die Meinung, wir könnten mit unserem Trotz in sein Wesen und Thun eindringen]. «) Jn der Anschauung der Alten ist der Norden die eigentliche Region des Goldcs: dort bewachen Greise die Goldgruben der arimaspischen Berge, wie Herodot Gib· 1ll., 1t6) erzählt, dort vom KaukasusiEngpaß an die gordväischen Berge entlang wird Gold von unbezähmi ten Völkerstämmcn gegraben (Plinjus hist. nat. V1., I1), und bei den Sc l en von Ameisen zu Tage gefördert (PliniuS Xxxl ., 4); aber als der fabelhaft ergiebigste Haupifundort des Goldes galt das nördliche Aslen mit dem Altaigebirge fDelitzschJ — «? Nun) dem Grund- text kann in diesem Vers entweder shnonymer oder anti- thelischer Parallelismus (s. Anm. zu 2, Sam. l, 27) gefun- den werden. Jm ersteren Fall wäre der Vergleichuugopunkt der umhüllte Glanz des Goldes sowohl als Gottes; dann schließt sich der Gedanke an den vorhergehenden Vers an. In: zweiten Fall stiinde die Möglichkeit der Auffindung des edeln Goldes im verborgenen Norden im Gegensatz zur Unmöglichkeit der Erforschung des in seiner Wellregierung rathfelhasterp herrltchen Gottes: derselbe Gedanke, den auch Hiob (Kap· 28) ausgeführt, ohne ihm aber für slch Folge gegeben zu haben. Dann schließt fiel) der Vers mehr an den folgenden an. Wir haben uns filr die letztere Erklärung als die leichten, verständlichere entschiedcn. 23. Den Allmcichtigeu aber [und feine Rath- schlüssej mögen sie [richtiger: wir, die von Finster- niß Umhülltenj nicht begreifen, [ihn,] der so groß ist au Kraft; denn er wird von seinem Recht und guter Sache nicht Rechenschaft geben [kichtigek: aber, trotz seiner alles vermögendeii Kraft und furchtbaren Maiestät können wir allezeit des) gewiß sein, daß sein Walten recht und gut sei; denn Recht und Gerechtig- keitsfülle, d. h. die Gerechtigkeit in ihrem ganzen Umfang, beuget er nicht; er ist die vollkommenste Ge- rechtigkeit, die mit schonender Liebe und Menschenfreund- lichkeit jedermann sein Recht zukommen läßt] . Elihu kehrt somit hier am Schluß seiner Rede zu dem Thema, von dem cr ausgegangen ist, und das er in reicher Fülle durchgcführt hat, wieder zurück. »Gott beugt nicht das Recht und bedrücket Niemand« ist ja recht eigentlich der Hauptgedanka welchen Elihu dein Hiob in’s Herz flößen will, und welcher sogleich in der herab- lassenden Erscheinung des HErrn seine thatsächliche Be- stätigung findet. 24. Datum [weil in ihm eine so volle Har- monie zwischen Allmacht, Gerechtigkeit und Güte ist] umfsen ihn furchten die Leute [besser: fürch- ten ihn auch alle Menschem die das erkennen, und beugen sich gern unter fein gerechtes Regiment]; nnd er fürchtet sich vor keinem [achtet in seinem göttlichen Walten auf NiemandL wie weise sie [in ihren eigenen Augen auch] find. [Menschlicher Dünkel und hochmüthiges Meistern kann ihn in seinem gerechten und liebevollen Regiment nicht irre machen, sondern fordert nur sein Strafgericht heraus] Noch einmal bezeichnet Elihu ernst warnend die eigentliche Herzensfünde Hiob’s, die ihn hindert, stch unter das Walten Gottes zu beugen. — »Mit einer gewissen Hast, mit einer heiligen Scheu hat er die letzten Worte gesprochenz er verstummt vor dem immer näher gekommenen Gewitter«- Das IS. Kapitel. galt preis-et selbst seine Allmacht und Weisheit. Glthnd Reden haben nach zwei Seiten hin die Erschei- nung des tJGrru selbst vorbereitet: einmal durch 3üchtiguug, indem flr Hiob den Grundfchadrn seines Herzens« aufdeclcten und den göttlichen Zweit: des versuohuuggletdcuV nämlich die Reinigung von verborgenen Sünden, and sticht siebten; zweitens durch Belehrung, indem sie die volle Harmonie zwischen der Allmacht, Gerechtigkeit und Güte Gottes be— wirken. dluumehr tritt der Hosen: felbst, so oftmals von ijiob zum dtrmtoflrrit herbeigcrnfeu lzuleht Lan. It, 35 sf.), aus den Gewittcrwollteu hervor, und bringt, freilich ganz anders, alo es ljiob friiher erwartet, die tlkösuug der ganzen Vermittelung, nnd zwar wiederum in Z deutlich von einander grschiedkueu Reden Man. sit, 1-—3li; sit, 39 — II, sit; 40, 7 — 41, 26). Diese Lösung geschieht vom thGrrn aber nicht durch eine eigentlichr Belehrung über das Recht oder Unrecht tjiobbz oder durch eine iltertheidigung seines Thurm. Eine solche wäre im Munde Gottes unpassend gewesen: einem König: gleich, der feinen Unterthanen von seinen Handlungen lecine ttectzeufchaft giebt, läßt er fich auf Gr- iirteruugeu über sktue räthselhafte Führung nicht ein. Dazu war eben Elihu als wahrhrilggetresier Mund Gottes vorher aufgetreten. Zluch will der tjGrr mit feinen Reden nicht blos bestätigen, wag Elihu gesagt hat; nur mittelbar dräclet er auf dar wahre, was Glthu geredet, und auch, was tu khtobbi Worten enthalten war, das Siegel der Zenätigung Die Erscheinung des hGrrn selbst alo Thatsache ilko viel· mehr, die den ganzen Streit entscheidet; ne, nicht das Gott selbst antwortet dem Hiob aus einem Wetter. 111 tielehreude in den Reden, isl die tiauptsansr. Die die Gr- snseinung begleitenden dkeden haben nur. die Aufgabe, diese selbs zu deuten, in wunderherrlinsen Bildern darzulegen, daß er der ist, als welnsen ihn Glihu gesnstldert, nämlins die Vereinigung höchster Wanst nnd Weisheit mit barmher- ziger Eiche, die soweit davon entfernt ist, tin) um ihr Ge- snsöpf uinst zu kümmern, daß fle sogar in der niederen Kreatur für alles Einzelne gesorgt hat; die sins dem liühnen Tadler anns ninst als ,,zersnstnetternder Richter«, sondern in liebreinser slserablassung offenbaren will. Durns sotnsen unmittelbaren Eindrnni des tiefsten Wesens Gottes wird in thatsünslinser weise das Dunkel entfernt, das non) auf xsiob’s Seele ladet, und er selbst zur vollen Buße über die nunmehr von ihm erkannten Herzenssüitdem womit er ja bereits durns sein Snsweigen auf Glihulls Strafworte den Anfang gewann, geführt. Erst jetzt, da ijiob den Eiern, seinen Heiland, gesehen, erlangt er volle Befriedigung, ja einen viel höheren Frieden, als er früher besessen. -— Die Soranse in den Reden Gottes ist so prånslig, erhaben und tiefergreisend, daß das, was thiols Man. Si. 12 u. As) und Elihu Man. 36 u. N) früher zur verherrllnsung der Offen- barung Gottes in der dlatur gesagt haben, versnswindeh gleinswie ein sernes kispeln vor dem vollen Donner, wie thiob selbst Gan. As, til) sagt. »Das tieevundernswürdige in ihnen in das frisnje, ltühne Spiel mit allen Bildern der Snsöpfung Zuerst wird die ganze Snsöofuug mit allen den Künsten, die seit ihrer Entstehung in ihr walten, überblickt, dann die mannigfansen Gestalten der Thier: mit ihrem bunten Wechsel und ihrer unter dem Inseln der Willkür verborgenen Bwentmäßiglieitz endlins werden noch insbesondere zwei Thier— lkolosse geschildert, die vorzugsweise geeignet sind, den men- lsinsen zum Gefühl seiner Qhnmanst und Unwissenheit zu ringen. F· v. 1—15. Auf! rüste dins, mir, den du getadelt, zu antworten! Kannst du Auskunft über Snsöpsung und Gründung der Erde geben? über Snsöpsnng nnd tie- greuzung des Meeres, über heranfsülsrung des morgen— linsts über die Erde? 1. Und der HErr sJehovatj antwortete Hiob [der nunmehr Ruhe und Offenheit des Herzens für diese Herablassuug des HErrn gewonnen hatte, auf die Behauptung seiner Unschuld und der Un- gerechtigkeit der über ihn verhäugten Leiden] aus einem [richtiger: aus dem — unterdeß vor den Augen und Ohren der Streitenden herausgezoge- neu] Wetter [Gewittersturm", s. Kap. 36, 30; 37, 2], nnd sprach [laut und vernehmlich aus der Gewitterwolkh nachdem Stille in der Natur ein- getreten war]: V) Es hat eine tiefe Bedeutung, daß im geschicht- lichen Prolog (Kap.1 u. Z) und von hier an in der Lösung des Ganzen nur der Gvttesnauie Jehova ge- braucht wird, während im rnenschlicheii Streit (Kap. 3—37) nur die Namen El, Bloalg schadai (Gvtt, der Allmächtiges vorkommen. Letztere Namen, zusammen mit B1ol1jm, bezeichnen das göttliche Wesen als die Fülle und Quelle alles Lebens, allcr ålliacht und Kraft, aller Seligkeit nnd Heiligkeit, aller Herrlichkeit und Ma- jestät; Jehova dagegen als dcn Barmherzigen und Gnäs digen, als den Erlöser und Heiland, der, um den ge- fallencn Meufchen ans feinem Verderben zu erretten nnd zu sich heranzuziehen, sich seiner Herrlichkeit entäufzert und zum Menschen sich herabläßh Demgemäß wird da, wo für den im Seelenkampf der Versuchung schwe- benden Hiob Gott wesentlich ein ferner« Gott, ein alls mächtiger Herrscher und Riehtee ist, der erstere Name gebraucht; wo aber von dem die Rede ist, der Hiob in das Leiden führt, um ihn von seiner Sünde zu erlösen, der sich gnädig herabläßt, um ihn zum Gewinn der vollen Buße nnd Wiederbegnadigung zu führen, da ist der Name Jehova an seinem Platz. —- ") Warum der HErr in einem Gewitter erscheint, ist zum Theil schon aus dem zu Kap. 36,28 Gesagten ersichtlich. Das Gewitter und dcr die Luft reinigende Sturm (ganz be- sonders in Palästina und Speien) ist ein Naturereigniß, das in seiner zerstörenden nnd zugleich reinigenden und reichlich segnenden Wirkung dem sirafenden und erlösen« den Walten Gottes in der Menschenwelt durchaus ent- spricht, daher auch ganz besonders geeignet erscheint, ein Offenbarungsmittei des majestätischem ehrfurchtgebiei tenden, aber anch barmherzig erlösenden Gottes zu fein. Dem Hiob erscheint der HErr ebenfalls sowohl als Richter, der den iibermüthigen Tadler demiithigen nnd in seine Schranken weisen, aber auch als Gelöset, der den bußfertigen Sünder in der Wahrheit rechtfertigen und in den Gnadenstand zurückversetzeu will (vgl. 2. Mos 19, l6—19; I. Kön. II, It; Heset l, 4). 2. Wer ist der, der so fehlet in der Weis- beit [wörtlich: der für sich und Andere den wohl vorbedachten Rathschluß der göttlichen Liebe, die die Sünder durch Trübsal und Leiden von der Sünde scheiden will, verdunkelt], und redet so mit Unverstand [dadurch, daß er so einsichtslose Reden über meine göttlichen Heilsabsichten im Leiden führet]. Z. Gütte deine Lenden [schürze deine langen Gewänder zur Bereitschaft mit einem Gürtel anf], tvie ein [Kriegs-] Mann [und tritt mit mir in Kampf, was zu können du ja längst sehnlich ge- wiinschh Kap. 9, 35; 13, 22z 14, l5; 31,37]; ich will bin) fragen* [über die Dinge meiner Welt- regierung, die du getadelt], lehre mich [ob du wirklich so weise bist, daß du über mein Thnn urtheilen kannsi]. «) Jndem der HErr sich mit Hiob auf eine Ver- handlung in Frag und Antwort einliißh thut er dennoch keineswegs, was Hiob gewünscht hat, sondern etwas an- deres, worauf Hiob gar nicht gedacht hat. Er überrascht ihn mit Fragen, die ihm mittelbar das Unrecht und die Widersinnigkeit seines heranofordernden Auftretens zum Bewußtsein bringen solleu. (Delitzich.) Jn diesen Fra- gen liegt oftmals göttliche Ironie oder heiliger Spott, die nolhwendige Offenbarung der uuvertetzlichety ewigen Seligkeit des maieftätischen Gottes dem steh überhebetrs den, scibstwcisety schwachen Menschen gegenüber (s. Pf. 2,4). 4. Wo waresi du, da ich die Erde grüudetes sWarfi du etwa zugegen oder gar selbst dabei thätigs Gs scheint so; drum] Sage mir [wie’s dabei herging], bist du so klug [so voll Einstcht in den Plan der göttlichen Weltordnung Pf. 102, 26]? Z. Weißt du, wer ihr das Maß» sihres Um: fangs fest-J gesetzt hat? oder wer nber sie eine Richtschnur [zur Herftellung ihrer betvundernswüw digen Ordnung und kunstvollen Ebenmäßigkeiq gezogen hat? is. Oder worauf stehen ihre Füße sPseiler oder Grundsteiue, über denen der ganze Wunder- 112 Hiob as, 7—21. bau frei schwebet] verfenket [alfo daß sie in Ewig- keit nicht wanket Kap. 26, 7; Pf. 104, 5 s.]? oder wer hat ihr einen Eckstein sder alle Theile des großen Hauses zusammenhält] gelegt? 7. Da mich [damals beim Anbruch des großen Schöpfungsmorgensj die Morgensterne [d. i. all die hellglänzenden Gestirne des Himmels, die an diesem Morgen bereits fnnkelten’] mit einander lobcten, und jauchzeten alle Kinder Gottes [der gaiize Chor sder seligen Geister, der Engel Kap. I, 6. Sie alle freueten sich derweisheitsvollen Gründung der Stätte, da mein ewiger Rathfchluß der Liebe sich verwirklichen follte, und sangen wäh- rend der Vollendung des herrlichen Bauwerks meiner Allmacht und Weisheit das Dreimalheilig: und du willst mich meistern"!]. «) Die Morgensterne können nichis anderes fein, als die Lichtrvelteii des Himmels, als die Sterne, die jede heitere Nacht uns am Himmelsgewölbe in ihrer Pracht ergläiizen läßt. Sie heißen aber Morgensierne —»nicht Abendfterne ——, weil es für die Anschauung des heiligen Dichters Morgen war, als Gott die Erde zu gründen begann. Jhr Jauchzen und ihr Jubeln, mit dem sie den anbrechenden Schöpfnngsinorgen feierten, ist aber kein anderes, als die stille und doch so bercdte Sprache, mit der diese Gotteswelten die Ehre ihres Schöpfers verkünden, voii wclcher auch der heilige Sänger des 19. Pfalms redet. —- Die Morgenfterne und die Kinder Gottes waren, nach der Voraussetzung unseres Verfes, also fchon vorhanden, ehe die Erde gegründet wurde; —- sie waren, wenn ivir diese Angabe mit der mosaischen Schilderung (1. Mos 1) combinirem schon vor dem Sechstcigewerk vorhanden. Dies scheint ein Widerspruch gegen den mofaifchen Schöpfungsbericht zu sein. Denn während nach der Schilderung des Sechstageiverks Sonne, Mond nnd Sterne erst ain 4. Tage, nach der Bildung der Atmosphäre, des Pieeres und Feftlandes in die Hlininelsoeste gcfetzt werden, ist nach der Schilderung des Buches Hiob der ganze Sterneiihimmel mit all seiner Pracht und Herrlichieit fchon vor der Gründung der Erde vorhanden und ein lobprcisender Zeuge des Erdenbaues Doch dies ist nur ein scheinbarer Wider- spruch· Denn das vierte Tagewerk handelt nicht von der Erfclsafsuiig und Bestimmung der Gestirne an sich, sondern nur davon, ivas sie für die Erde sind, ivie und wann sie dazu gemacht wurden. Wenn nun im Buche Hiob gelehrt wird, daß die Sterne schon vor de·r Gründung der Erde vorhanden waren, so beruht· diese Differenz auf einer wohl zu vereindarendcn Verschieden« heit der Auffassung derselben Sache von verschiedenen Seiten. (Kurfz.) Aus der Zusammenstellung der Nlvrgeiisterne und Kinder Gottes haben viele ältere und neuere Aiisleger den Schluß gezogen, daß unter den Morgensiernen nicht eigcntliche Sterne, sondern die hinun- lischen Geister selbst gemeint seien, die wegen ihrer aus- gezeichneten Gaben der Natur und Gnade iiiit den im« mer leuchtenden, nie vcrduntelten Sternen verglichen würden; andere haben angenommen, daß uin dieser Zu- sammenstellung willen ein geheimnißvoller Zusammen- hang zwischen den heiligen Engeln und Sternen statt- finden inüsse, das; die» vor denepechstageiverk gcschaffe- ucn Fixsterne etwa die Wohnstatten der heiligen Engel seien. Da es jedoch hierüber an bestimmter Offenbarung fehle, so werden wir wohl thun, die volle Einsicht in das Verhältnis; der heiligen Engel zu den Gestirnen auf die Zeit zu verschieben, da wir bei ihm sind und seine ewigen Gedanken zählen nnd klar durchschauen werden (Ps. 139, 17. 18). Jedenfalls ists das am nächsten Liegende, an unserer Stelle eigentliche Sterne zu verstehen und die Liihtfiillh in welcher die Morgenfterne bei Grundlegung der Erde strahlten, als einhelligen Jubel gelten zu lassen. VI) Die Schöpfung der Erde ist hier in einem er- habenen Bilde dargestellt als Erbauung eines Hauses; zuerst wird die Grundfteinlegung vorbereitet, dann wer« den die Maße bestimmt, die Verhältnisse des Gebäudes nach der Richtfchriiir geordnet, darauf die Grundsteine eingesenkt, der die beiden Hauptfeitcn des Gebäudes tra- gende und bindende Ecksiein gelegt, und endlich von der ganzen großen Familie des Hausherrn darüber ein Freudenfest unter großem Jubel gefeiert. Alles dies sieht und ahnet der Mensch nun, da es fertig dasteht; aber da er es nicht hat machen sehen oder nachahmen kann, so möge er die Gesetze der Schöpfung in Demuth lernen, aber nicht tadeln wollen. (v. Gerlachh 8. Wer hat fdamals am Anfang] das [weite Welt-J Meer niit feinen fes eindämmenden] Thü- ren [den beiderseitigen Ufern zum Schutze des Festlandesj verfehlossen, da es [aus dem Inneren des noch chaotifehen Erdkörpers] hetaiisbtach [her- vorging] wie sein neugeborenes Kindlein] ans Mutterleibe? 9. Da ich’s [anfangs noch] »Mit [mächtigen] Wollen [um-] kleidete faus denen es erst nach und nach, als der Wasserdunst nach oben stieg, in feiner Besondcrheit sich darstelltes nnd in trieben] Dunkel einwlcteltn wie tnWindelnK 10. Da ich ihm [dem überinüthig in’s Un- endliche weiter strebeiiden, jungen Ocean] den Lauf brach [ihm Gewalt anthuend eine feste Grenze feste] mit meinem Damm snäinlich den abgebro- chenen, schroffen Felswänden seines Beckens], und sehte ihm [durch rneine AUmachtJ Riegel und Thur salfo daß es nun trotz der Flachheit seiner Ufer sich nie über das Festland ergießt] 11. Und sprach [zu dem ungern in die Schram ken sich fliegenden, wild tosenden Element]: Bis hieher sollst du kommen und nicht weiter ssollen fluthen deine Wasser über die den Menfchen zu- getheilte Erde]; hie [au deinen festabgegrenzten Ufern] sollen sieh legen deine stolzen Wellen» «) Jch glaube nicht, das; je ein größeres Bild von diesem Elenieni gegeben sei, als da es hier Kind wird, und es der Schöpfer der Welt mit Windeln kleidet. Es bricht aus den Klüften der Erde, wie ans Miitteri leide, der Ordner aller Dinge redets als ein belebtcs Wesen, als einen stolzen Erdbezwinger mit wenigen Worten an; und das Meer schweigt und gehorcht ihm ewig. (Hcrder.) — «) Wenn diese Worte oftmals gegen den Ueberinuth der Ptenscheir gebraucht werden, so geschieht es mit Recht, wenn man an der Voraus· setzniig festhält, daß in der Natnrivelt dieselben Vor« gänge vorhanden find, wie in der Pienfchenivelt Das Meer ist in der Natur ein Abbild der Ungestüinhelt, des Zorns, der Gewaltthätigkeit und Zerftörungsfucht des Menschen; ja es erscheint in der heil. Schrift oft- mals als etwas, was in der Botmäßigkeit eines wider Gott streitenden Geistes steht (vgl. Offenb 21, 1). Das Quellwasser dagegen ist die Darstellung der Gnade Gottes, des Friedens, des Wortes Gottes, ja Christi selbst. (Vilmar.) 1. Rede: Gottes Schöpfung zeigt höchste Macht und Weisheit mit Barmherzigkeit geeint. 1l3 12. Hast du bei deiner Zeit [seitdem du am Leben bistJ dem Morgen sschon einmal] geboten [daß er emvorsteige], nnd der [damals bei der Schöpfniig zum ersten Male strahlenden, nun aber täglich wiederkehrenden] Morgenrdlhe ihren Ort [von wo aus sie das Licht über die ganze Erde verbreitet] gezeiged II. Daß [von ihr, der MorgenrStheJ die Ecken soder Zipfel] der Erde [gleichwie eines Tep- pichs] geiasset, und die Gottlosen [die über Nacht sich darauf gelagert, aus dem Teppich der Erde] heraus geschüttelt würden? 14. Das Siegel wird sich wandeln wie Lei- men [richtiger: Daß sie, die Erde, sich in Folge des Morgenanbruchs wandle, wie Siegelthoiy dem, vorher eine formlose Masse, der aufgedrückte Siegelring ein bestimmtes Gepräge giebt], und sie [die vorher in’s Nachtdunkel gehüllten und darum verschwominenen einzelnen Formen und Gegen- stände der Erde] stehen wie ein [Fest-] Kleid ssich nun dem Auge deutlich und unterscheidbar dar- stellen, wie die bunten, mannigfaltigen Figuren eines schön gewirkten Gewandes]. 15. Und den Gottlosen wird [durch den Sonnen: aufgang] ihr [Lieblings-] Licht fnämlich das Nacht: dunkel, das für sie, die Feinde des wahren Lichts, bei ihren Werken der Finsierniß dasselbe ist, was für andere Menscheu das Tageslicht Kap. 24, 17 ; Joh. Z, TO] genommen werden«« [so daß sie ge- nöthigt sind, sich in die Verborgenheit zurückzu- ziehen], und der Arm der Hoifahrtigen [richtige.r: der schon znversichtlich geschwungene Arm des Frevlers, um die Frevelthat zu vollbringen] wird [durch das alles beleuchtende und ihm die Schrecken des Gerichts vormalende Tageslicht] zerbrochen werden spnschädlich gemachtJA «) Die Futnra dieses Verfcs sind, da noch immer die augenblicklichen Folgen des aubrechcnden Tageslichts geschildert werden, als Präfeiitia zu fassen. — «) »Hast du semals solches alles aus eigener Macht durch die Morgenröthe auszurichten vermocht, so daß du im Stande wärest, auch diese heilige Gottesordiiniig in der Welt in ihrer Tiefe zu verstehen?« — Offenbar wird hier das natürliche Licht als eine sittliche Macht hingestellt, die im Kampfe steht mit der Fiiisterniß und ihren Werken. Das natürliche Licht ist nicht blos ein Abbild, sondern auch ein Werkzeug und Triiger des ewigen, göttlichen Lichts, durch welches uns göttlichcs Leben, Gcrechtigkeit und Seligkeit zu Theil wird, durch welches in uns und außer uns der Kampf gegen die Macht des Reichcs der Finsternis? geführt wird. -—— Was so an jegiichem Morgen durch das natürliche Licht ausgerichtet wird, das wird am jüngsten Tage im höchsten Sinne geschehen. »Dann wird die Erde ganz von allen Gottlosen befreit und in neuer verllärter Gestalt erscheinen« durch die Macht des göttlichen Lichts. H«- V. 16-—30. nennst du den Weg zu den Quellen des Meeres und den Pforten der unterweil, zu dcr Wohnung des Xieyts und der Finsternis, zu den dorräthen des Sinne« nnd des Hagen, zu dem Ursprung des Blitzes und des Sturms-indes? Kennst du die Bahnen, ans wei- itien der Regen die ganze Erde, auch ihre wiiflen Theil: ers-sieht? Kennst dn den Ursprung des Regens, des Sinnes, des Eises, des Reises? Its. Bist du in den Grund des Meeres [wo es aus seinen Quellen hervorsprudeltj kommen, und hast [du] in den Fußstapfen [eigentlich: den änßersten Abgründen] der Tiefen [des Erd- innern] gewandelt? 17. Haben sich dir des Todes [tief unter des Meeres äußersten Gründen Kap. 26, 5 f. verbor- geue] Thore je [in deinem Leben] aufgcthgux oder hast du gesehen die Thore der Finsternis; [des Todtenreichs, also daß du sagen könntest, welch ein Zusammenhang bestehet zwischen Tod und Leben, Unterwelt und Oberwelt]? 18. Hast du vernommen [hast du volle Ein- sicht davon] wie breit die Erde sei shast du auch jemals die ganze Weite und Ausdehnung der Erde genau erforscht und überblickt, so daß sie nnd alle ihre verborgenen Gründe dir stets gegenwärtig sind, wie mir, und du auch wohl wissest, in wel- chem verborgenen Zusammenhang die Dinge auf der Oberfläche der Erde mit deren äußersten Tiefen lieben» Sag an, weißt du solches kwonach Vers 16—18 fragen] alles? sNur dann hättest du ein Recht, die Gerechtigkeit meiner Weltregierung zu meistern. Vgl. Kap. 37, 18 Anm.] II. Welches ist der Weg [dahin], wo das Licht wohnet swelches ist sein geheimnißvoller. wun- derbarer UrspruugL sind sweißt du] welches sei der Finsternis [Wohii-] Stcitte [d. h. wodurch sie, die Feindin des Lichts, entstanden sei]? 20. Daß du mbgest abnehmen seine Grenze [wörtlich: Daß du sie, diese beiden Mächte der Natur, zu bringen vermöchtest zu ihrer Grenze, sie erscheinen zu lassen auf ihrem Ge- biete, welches sie täglich zu erleuchten und zu versitistern babcnL nnd nennten] merken [grüno- lich kennen] die Pfade zn seinem [besser: ihrem] Hause lum sie näiniich in demselben zurückzuhalten] Das Licht wird hier, ivie in l. Mos. 1., als eine selbstständige, von seinen Trägern, den leuchtenden Him- melskörpcrin unabhängige Naturmacht betrachtet, worin bekanntlich die iieucre Forschnng init den unmittelbaren Anschauungen der Urzeit übereinstimmt (Schlottmann.) 21. Wnßtest du, daß du zu der Zeit soiltest geboren werden? nnd wie viel deiner Tage sein würden? Nach dcni Grundtext: 21. Du weißks [gewisi, wie diese geheimnis- vollen Gewalten entstanden sind], denn damals [am Schdpfungsanfang, wo Licht und Finsterniß als unter- schiedliche, von einander abgegrenzte Naturmcichte in die entstehende Welt eingeführt wurden] wurdest du geboren, und die Zahl deiner Tage ist groß! Vergl. über die göttliche Jronie die Anin. zu B. Z, Nur der ewige Gott, der nicht, wie der Ptenscln von der Erde abhängig ist, sondern über ihr nnd all ihren Verhält- 114 Hiob 38, 22——38. nissen steht, der sie in allen ihren Theilen und Kräften geschaffem kann sie auch ganz iibcrblickeit und den tiefen Zusammenhang und die geheimnisvolle« Ursachen und Lllurzelii aller Verhältnisse dieser Erdwelt verstehen 22. Bist dn gewesen sgekommen bis zu den Vorrathohäusernsh da der Schnee herkommt, oder hast du [die VorrathsFamiUernJ gesehen, wo der Hagel herkommt kdaß du wußten, welche letzten Gründe und Zwecke diese Naturerscheiililiigeii in Ineiner Weltregieriuig haben], 23. Die ich habe Verhalten simmerdar zu sparen pflegej bis auf die Zeit der Trubsal ffiir die Zeit, wo ich Noth über die Menschen kommen lassen will zur Strafe für ihre Siinden], und auf den Tag des Streits und Kriegs [da ich meine Widersacher öffentlich angreifen und zitchtigen will? Mußt du nicht in diesen und allen Naturgewalten gleichermaßen die Allmacht wie die Gerechtigkeit meiner Weltregierung erkennen vgl. V. 13. 15]? Im Orient, besonders in Palästina und Syriciy ist starker Schneefall und Hagelwetter seltener als bei uns; treten sic aber ein, so geschieht dies meist mit solcher Heftigkeit und ist Init so verderblichen Folgen verbunden, daß sie sbesonders der Schnee) viel offenbarer ein gött- liches Strafgericht in sich tragen, als bei rules. So wird z. B. aus dem Jahre 1860 von einem furchtbaren Schneefall in Hauran berichtet, dnrch welchen zahllose Schaf» Ziegeni und Kameelheerden nnd viele Menschen umgekommen sind. (Vgl. L. Mos. I, 22z Jos.10, U; Jos. 28, 17;· 30, 30; Helet 13, 13; Hagg. 2, 17; Pf. 18, 13 s; 78, 47 f.; Sie. so, 35). 24. Durch welchen Weg kund auf welche Weise ver-] theilet sich das Licht [so wunderbar schnell und gleichmäßig von seinem Quellort aus über alle Theile der Erde], und [wie geschieht es, daß] anffcihret der Ostwind auf Erden kausströmet von seinem Ursprung her über die Erde hin? Kannst du dieGesetze der Vertheilung beider aus ihren Wegen berechnen, wie ich sie allmärhtig, gerecht und weise lenke]? 25. Wer hat [vou Anfang an] dem sgewaltig fluthenden] Platzregen seinen Lauf sgleichioie in einem Kanal vom Himmel herab] ausgetheileh nnd den Weg dem Blitze nnd Donner [angewiesen, daß er bald hier, bald dort nach nieitieni gerechten Willen einschlägt], 26. Daß es snach meiner väterlichen Fürsorge nicht blos dem stolzen Menschen zu gute] regnet ksondern sogar] aufs [ode] Land, da niemand ist, in der Wüste, da kein Mensch ist? 27. Daß er sder segenbringende Regen auch] füllet die Eindden und Wildniß, und macht, daß sin den so unfruchtbaren Gegenden] Gras tvächset sdamit meine, kein einziges Geschöpf versäumende Liebe auch von den die öde Steppe bewvhneuden Thieren empfunden werde]? 28. Wer ist des Regens Vater soermag ir- gend ein Mensch, etwa du, o Hiob, ihn, der alle Geschöpfe so erquickt, hervorzubringenR Wer hat die Tropfen des freichlich nährendeu] Thanes ge- zenget ssteht es in irgend eines Geschöpfes Macht, ihn herabträufeln zu lassen]? W. Aus weß [Mutter-] Leibe ist das [be- wundernswürdigq Eis [von je hervor-J gegangen? Wer hat den Reif unter dem Himmel sder vom Himmel herabträuft] gezeugeh 30. Daß das Wasser kvor Kälte] verborgen wird wie unter Steinen wörtlich: erstarret und das Aussehen hat wie Steine], nnd die Tiefe oben [die Oberfläche der Oslieerestiefe sich zusammen: ballet und] gestehet?’«« [Vermagst du die letzten Ursachen aller dieser Wunderdinge zu erforschenis Jsks nicht meine Allmacht, Gerechtigkeit und Güte, die das Alles hervorbringt, ordnet und regieret?] «) »Gestehen« ist das verstärkte ,,stehen« und be- deutet im Mittelhochdelitscloen und älteren Neuhochdeuts schen ,,bestehen bleiben, Stand halten«, welche Beden- tung jetzt verloren gegangen ist. Vergl. ,,geliegen« in 1.Sam. 4, 19; l. Kön. Z, 17 Atem. til-«. v. 31—38. vkkakoa im di: schöpsuug uud Leitung der Gestirne und dku Einfluß des Himmels aus die Erde? Vermagst du den Wolken nnd drin Gewitter zu gebieten? Kannst? dn die Gabe der Ahnung des Znlrsinftlgeu cr- arm St. Kannst du die Bande der sieben Sterne lvder Pleiaden Kap. 9- 9] zusammenbindeu kmachst du es, daß dieses Häuflein Sterne in solch weiser und unverrückbar fester Ordnung sich allabendlich wieder zusammensindetTs oder das Band des [mit goldenen Nägeln am Himmel gefesselten Empörers] Orion [allmorgentlich] auflösen [wenn er, seiner Bande gleichsam ledig geworden, vom Himmel verschwindet]? 32. Kannst du den Morgenstern srichtigerx die 12 Sternbilder des Thierkreises, s. 2. Sam. 23, 5., in denen die Sonne auf ihrer das Jahr beschreibenden Himmelsbahn je einen Monat wie in Stationshäusern herbergtJ hervor: bringen [so daß ein jedes von ihnen erscheinetj zu seiner Zeit [am Abend nach Sonnenuntergang und am Morgen vor Sonnenaufgang am Himmel« sichtbar wird]? oder den Wagen sden großen Bären s. Katz. 9, 9 Anat. Z] am Himmel über seine Kin- der ssammt seinen Kindern, den 3 Sternen in seinem SchtvanZeJ führen [seine Bahn am Him- mel hin leiten]? Das Sternbild der tzizz (der Todtenbahre oder des großen Bären) wird von den Arabcrn und Hebräer-n als die Mutter der sie umgebenden Sterne, besonders der 3 Sterne im Schwanzey betrachtet. 33. Weißt du, wie der Himmel zu regieren ist skennst du die weisen Gesetze, denen der Himmel unterworfen ist in Bezug auf den Aufgang und Untergang der Sonne, die Bahnen der Sterne, wovon Vers 31 u. 32 redet, den Mond, das Kommen und Schwinden der Wolken u. s. w.’]? Jn allen Naturerfcheiuungen offenbart sich Gottes Weisheit und Güte. 115 oder kannst du ihn iiieistern sseinen Einfluß beur- theilen und bestimmen, den er] ans Erden [hat, daß Tag und Nacht, Sommer und Winter, Regen und Sonnenschein durch ihn eutstehen vgl. 1. Mof l, 16; Jer. 31, 35; Pf. 136, 7—9? Predigt er nicht laut, daß ihn ein allmächtiger, weiser und gütiger Gott geschaffen hat]? «) Es giebt dieser Vers somit an, welchen Zweck die Verse 31 u. 32 haben. Der gestirnte Himiiiel und die Betrachtung der Weisheit und Herrlichkeit Gottes, die er predigt, muß einen gesunden Menschen ebenso sehr deniüthi- gen, als zum Lobpreis des wunderbaren Gottes stimmen. ,,Zivar gilt es auch hier, daß die Kreatur in dem Tone antwortet, in dem sie gefragt wird, und ein le. Lande: fand in allen Sternregioiien Gott nicht. Wer ihn aber, wie er soll, schon vorher gefunden, der findet die Züge seiner Hand iii der leuchtenden Sternenschrist wieder, und die großartigen, zum Taumel der Bewunderung hinreißenden Entdeckiingen der Wissenschaft werden bei aller Bewunderung des Menschengeistes, dem solche Macht gegeben ist, doch auch wieder in den Staub beu- en vor dem, der das Heer der Sterne hervorführt und e alle bei Namen nennt. (H. A. Daniel.) Aitch von der Astronomie gilt, was Huinboldt von unserer heutigen Physik sagt, daß sie »die Fragen Gottes in wissenschaft- licheren Ausdrücken zu formiilirem aber nicht befriedigend zu lösen verinag«, daß unsere Zeit in der Kenntniß der Bahnen der Himmelskörper und der Bewegung dersel- ben jene Zeit des Kindesalters der Menschheit übertrifft, aber die letzten bewegenden Ursachen nicht besser anzu- geben iveiß, ja an Tiefe der Gesammtauffassuiig des Weltalls hinter der Urzeit zuriicksteht Ist. Kannst du dritten Donner [richiiger: deine laut gebietende Stimme] in der Wolle hoch hetfuhten [zu den Wolken» hoch droben am Himmel erheben]? oder wird dich die Menge des Wassers bedecken [also daß dich auf deinen Befehl ein Schwall von Wassern im Platzregen bedecket]? 35. Kannst du die Blitze auslassen [aussen- den], daß« sie hinfahren swohin du ihnen gebietest] und szu dir] sptechem Hie sind wir ssende uris!]·? Its. Wer giebt sdern Menschen] die Weisheit [daß er Zukünftiges vorausahnet] in das Verbot- gene»[ivörtlich: in die«Nieren"]? Wer giebt vetstandige Gedanken srichtigerxnind wer hat dem Hahiie" Einsicht verliehen, zu unter- fcheiden zwischen Tag und Nacht und zu merken ans den Wechsel des Wetters]? «) Während ivir uiis gewöhnt haben, alle Geistes- thiitigkeit in’s Gehirn zii verlegen, Versetzt die heilige Schrift und das Altcrthuni überhaupt die verschiedensten Affeete der Seele in die einzelnen Organe des Leibes- inneren; so die An it, den Schineryp das Mitleid, das barmherzige Mitgeiiihl in die Eiiigeweide (DIDIJYJ, visit-syst, exists-zwar) s. Irr. 4, is; Klagel.1, 20; Jes. S, 11; Jein St, TO; die Bitterkeit, giftigen Neid und Zorn in die Leber (jnjeco1-e) und Galle (Apos1rlgeseh. 8, 23); die zartesten und innigsten Empfindungen mau- nigfacher Art aber in die Nieren UIHIHZY nimsx it) das tiefinnerste Weh (Ps.« 73, 215 Hiob 16, 13); tiefste Sehn- fucht (Kap. 19, 27); das Ahnungsvermögen an unserer Stelle, wo sowohl der Parallelismus, als der Zusammen- hang, in welchem von den Einflitsseii der Himmelskräfte auf den Menschen die Rede ist, es nahe legt, an der in Pf. 51, 8 vorhandenen Bedeutung von VIII; = Nieren festzuhalten und als das Organ des Aliuiingsueriiiögeiis zu fassen. — Diese uns fremdartige sbctraiiituiikzsioeise der heil. Schrift wird jedoch durch die eigene Erfahrung von dem niannigfaltigen Einfluß der Geistestluitigleit und der Affecte auf die Leibesorgaiie virlfach bestätigt und auch »von der medicinischen Wissenschast nicht ge: läugneh obwohl sie ihre Unfähigkeit bekennt, diese Ei—- fahrungsthatsachen zu erklären« Nach der heil. Schrist ist eben »das Herz das Centrum, von wo aus die Seele in räumlich sich osfeiibareiiden aber raumloser Weise all- gegenivärtig den Leib durchwaltet.« (Delitzsil).) «] Das schwierige sph- wird von der Vulgata ans Grund alter rabbiiiischer Ucberlieseriing mit gallus = Hahn übersetzt. Bei deii Juden war diese Auslegung der zweiten Hälfte unseres Verses (quis dedit gallo inte1ljgentiam: Vulg.) allgemeiii, wie das rabbinisclie Morgengebet: ,,Gelobet seist du, HErn unser Gott, du König der Welt, der du dem Hahne Verstand gegeben, Tag und Nacht zu unterscheiden!« beweist, und sie inöchte sprachlich und sachlich die siclierste sein, während Luthers nach dem Vorgang älterer christlicher Gelehrten ange- nommene Deutung des Wortes siydx mit «Gedankcn« (wer gab deinen Gedanken Verstand) sowohl den Zu- sainmenhang, als die Ableitung des Worts, als das Fehlen des besitzanzeigendeii Fiirworts gegen sich bat. Alle alten Völker betrachten den Hahn als den Wetterprophetem in welchem sich unter den Vögeln die Schdpfcrweisheit ganz besonders offenbart. Die Griechen iibten eine be- soiidere Hahnenwahrsagereh so daß man Körner auf die Buchstaben des Alphabets legte und von einein Hahn wegfressen ließ; auch die Römer ahnten Göttliches iii ihm. Auch Mahomed gebot ihm zu huldigen, als dein Wächter, der die himmlischen Heerschaareii zu ihreiu Dienst erweckte. »Weithin schallt sein Schrei, wie scharrt- terndes Erz. Vor ihm fliehen die Unholde der Nacht (es sollen, sagt Prudentius, die Dämonen, die voll Freude am nächtlichen Dunkel uinherfchivärmeii, vorn Hahnenschrei erschreckt, zerstiebensz es hört ihn auf dein Nteere der Schiffer und der Wanderer auf eiusainem Pfade, uiid Freude kommt in ihre Seele, denn cr bezeugt der Menschen heimische Nähe. Den Denker weckt ei· zur frühen Arbeit und den Frommen zuni Gebet, er schreckt den Uebelthäter, ruft den Leichtsinnigen zur Reue, verkündet dem Landmann des Regens Erqnickung und dein Kranken den tröstendeii Morgen. Wenn Orion auf die Himmelswacht zieht und auf der anderen Vögel Gesitticli der Thau noch perlt, so ist er schon riihrig, läßt sein Jauchzen erklingen. Ja, ein Heilsbote ist der Hahn (Ein Schauer: steht er immer auf der Höhe, um von fern vorauszuschaiien, was da kommen wird, sagt Gregor d. Gr.) und nimmer genug zu preisen. .Sein Ruf zerreißt des Schluinmers goldenen Trug und strafft die träge Sehne zur Arbeit, Kainpf und Sieg« (Masius.) 37. Wer ist so weise, der die Wolken erzählen [= abzählen] könnte [tvörtlich: Wer zählet die Wolken mit Weisheit ab, so das; ihrer nie zu wenig, nie zu viele sind]? Wer kann die Wasserschliinche am Himmel verstopfen srichtigerx iimlegen, daß sie sich eutleereii und reichlicher Regen vom Himmel ströme], 38. Wenn [So daß] der Staub sdes sonn- verbrannten Erdbodensj begossen wird, daß er zu Haufe läuft, nnd die Klöße [die Sei-eilen, vom 116 Regen festgemachtJ aneinander kleben? [Offenbart sich nicht auch darin meine Allmacht, Güte und Weisheit, daß ich den Regen gebe nach den Be: diirfnissen der ErdeIJ Das 39. Kapitel. Un den Thieren leuchtet goites unersorschliche Weisheit hervor. Hieb beliennet seinen Fehler. F· V. sit-Lan. 39, a. inriiie Ktiiiiachh Güte und Weisheit niaazks auch, daß die stärksten, wie die schmäetis sten Thiere, der Löwe wie der Ruhe, ihren ltutrrhali finden; daß auch die fläehtigsteii Thiere, wie Geniseii und htndinuen zu rechter Zeit gebären. Nachdem der HErr dem Hiob seine Wunder im Him- mel, auf Erden und im Meer vorgesiellt hat, führt er ihn in diesem zweiteii Abschnitt seiner Reden (Kap. 38, 39-—-39, 30), dessen Anfang Luther durch den Be- ginn eiiies neuen Kapitels andeutet, von den leblosen Geschöpfen zu den lebendigen, in das Thierreiöh und zwar stellt er zuerst einzelne Thiere nach geivissen Be- ziehungen neben einander, nach ihrer Ernährung und Zeugung, nach ihrer Zahmheit und Wildheit; dann fchildert er (von V. 13 an) drei besonders eigenthüinliche Thiergestalten. — Mit bewnnderiiswürdiger Kürze und Lebendigkeit wird hier die Macht und Weisheit Gottes, wie sie sich in der Schöpfung der Thierivelt offenbart, vor unseren Blicken entfaltet. Ganz besondere) charaktes ristische Thiergestalten werden ausgewählt iind mit ihrer Eigenthümlichkeit so geschildert, daß man sie vor Augen zu sehen glaubt. Jn allem aber soll tiichts anderes dargethan werden, als die in den Erweifungen der gött- lichen Sehöpferiraft verborgene Weisheit, das reiche Spiel dieser Weisheit in xden Gestalten der Schöpfung und zwar als Offenbarung der unendlichen Herrlichkeit Gottes selbst« (Schlottmann.) 39. Kannst du der Löwin [dem stärksten aller Raubthiere] ihren Raub zu jagen geben sbesondera wenn sie nicht blos für sich, sondern auch für ihre Jungen zu sorgen hat], nnd die jungen Löwen [wenn sie schon selbst aus Beute ausgehen, in ihrer Gier] sättigen, 40. Daß [Wenn] sie sieh [nach ihrer von mir ihnen gelehrten Weise] legen [niederducken] in ihre [Lager-] Stätte, nnd ruhen in der Höhle, da sie [auf die ihnen von mir befchiedene Beute] lauern [vergl. Pf. 104, 2l]? 41. Wer bereitet dem sschwachen und häß- lichen, scheinbar so unbedeutenden und verachteten Bettelmanm dem] Raben [mit derselben fürsorgen- den Liebe, wie, dem König der Thiere, dem mäch- tigen Löwen] die Speise, wenn feine Jungen zu Gott rufen [Kap. 35, 11; Ps.147, 9], nnd fliegen irre, wenn sie nicht zn essen haben? [Luk.12,34. Bin ich’s nicht, deß väterliche Güte alle Sehnsucht und Klage seiner Geschöpfe hört und die Großen und Starken, wie Kleinen und Schwachen mit gleicher Liebe umfasset? Wie sollte ich das Ge- schöpf meines Ebenbildes verfäumenU Hieb 38, 39—41. II, 1--13. Kup. 39, 1. Weißt du fund führst du durch deine Weisheit herbei] die Zeits wenn die [fcheuen] Gemfeu auf den Felsen [die Steinböcke oder Felsen- gemsenJ gebären? oder haft du gemerkt, wenn die Hirsche [die flüchtigen Hindiniieid schwanger gehen [genauer: kreisen? — Jst dir noch nicht meine Weisheit und Vaterzärtlichkeit in Sinn gekommen, wenn du stehst, wie diese in größter Einsamkeit lebenden, vom Menschen nicht einmal beobachteteiy geschweige denn hilfreich unterstützten Thiere, trotz der großen Gefahren, die ihren Gebnrten drohen, sicher und leicht gebären]? 2. Hast du [jemals] etzåhlet fabgezählet und bestimmt] ihre Monden, wenn sie voll werden [die sie bis zur Geburt vollbringen müssen]? oder weißt du die Zeit, wenn sie gebären? kHast du ihnen durch deine schöpferische Weisheit die Dauer ihrer Trächtigkeit festgesetzt und machst du es, daß sie nicht fehlgebären, sondern ihre Zeit iniiehalten]? Z. Sie beugen sich fkrümmen sieh zur Erde], wenn sie gebären, uiid reißen sieh [wörtlich: lassen ihre Jungen durchbrechenL und lasset! llchUEll und gesamtes] ans ihre Jungen. · V) Nicht ist die Meinung Gottes, daß der Mensch nicht wissen könne, um welche Zeit diele Thiere Junge werfen, sondern das; er, wenn er auch glcich die äußeren Erscheinungen glücklich beobachtet hat, doch nicht das göttliche, schöpferische Erkennen, welches von der retten« den, helfendcn Liebe erfiillts und eine Offenbarung der ewigen Weisheit ist, besitzt, 4. Ihre Jungen werden [dennoch, obwohl sie unter solchen Gefahren uiid mühelos geboren werden] feist, and mehren sieh in: Getreide [wer- den groß ohne alle menschliche Fürsorge in freier WUDUlßJ- und gehen [bald ebenso wie die Alten in die Weite hin-] aus, nnd ioinmen nicht wieder zu ihnen [den Alten, weil sie sich schon bald selbst forthelfen können] ll7«- v. 5—1g. we: in» dem wildes-i di: rieth-u gege- beii, daß er des Treibens nnd Eiirineiig tu der Stadt spalten kann? Wer hat den Oryr so unbiiiidig und frei- hritgliebend geschaffen, daß er nicht wie der Stier zur Zlriierarlieit zu zwingen ist? 5. Wer hat das [fchnellfitßige] Wild [den Wild-del« Kap. 1l, 12; 24, b; l. Mos 16, l2] so frei lassen gehen, wer hat die Bande des Wildes [des menfchenfcheuen Fliiclstlingsj aufgelbset ldaß er sich nicht, wie der zahme Esel, von Menschen: hand bändigen läßt], s. Deut ich das Feld [die wüste, waldlose SteppeJ zum Hause gegeben habe, nnd die Harz- reicheJ Wüste [wo es an Salz oder Natron zu lecken liebt] zur Wohnung? 7. Es verlacht svoll Freude an der ihm von Gott gefchenkten Freiheit] das Getümmel der Stadt; das Poehen lSchelten und Toben] des Treibers Z. Rede: Gottes Weisheit und väterliche Güte offenbart sich auch in der Thierweln [der den zahmen Esel, »den Bruder des wilden, tyrannisch zur Arbeit zwingt] hort es nicht. · 8. Es schanet nach den Bergen, da seine Weide ist [da findet es Kräuter uiid Wasser], und suchet [sorgfältig], wo es gtun ist sund begnuget sich für das Gut der Freiheit gern mit der arm- lichsten Nahrung. — Erkennst du nicht auch darin meine Schöpferweisheih daß ich so ganz ähnlich scheinenden Thieren so entgegengesetzte Natur» und Eigenschaften gegeben habe, und daß doch ein je·- des an seinem Platze meine Schöpferherrlichkeit preiset"?]. V) Der wilde Esel (0nager, asinus ferne) sindet sich auch ietzt noch in der syrischiarabischeii Wüste nnd überhaupt in den waldlosein öden Steppeii Vorderasiens und der Tartarei in großen Heerden beisammen. Um dieser feiner waldlosen Heiinath willen ist auch der Name »Waldesel« kein zutreffender für ihn. Er ist fchmutzigs elb mit weißem Bauche, ein Einhufer und Langohr; fein ungehörnter Kopf ähnelt dem der Gazellh nur daß er viel größer ist;»die Haare haben das Sprode der Rehhaarn und das Thier bildet den Uebergang vom Hirschi und Rehgeschlecht zum« Esel. An Schönheit des Wuchses, Proportion der Glieder, vorzüglich aber an Schnelligkeit, welche ganz außerordentlich sein nnd die des schnellsten Pferdes übersteigen soll, läßt es den zah- men Esel iveit hinter sich. — Trotz der Schwierigkeit und des Halsbrecherischen sind die Noinaden doch der WildefebJagd leideiifchaftlich ergeben. Da die Ankunft eines Rudels, das immer aus mehreren Hunderten be- steht und stets von einem inännlichcn ,,Nudelihier« an- eführt wird, durch eine viele Stunden weit sichtbare tanbwolke verrathen wird, so· erheben sich von alten Seiten so viele verfolgcnde Reiter, daß «die Thiere ge- wöhnlich zerstreut und einzelne »durch die Hunde und Kugeln erreicht werden. (Wetzstein·) -—; »Es) Offenbar sollen diese Gegenüberstellungeii von Thiergestalten Hiob auch darauf führen, an ähnliche rathselha te Erscheinun- gen der Schöpferweisheit Gottes in der Menschenwelt zu denken. — Es ist unriiöglich, daß ein Mensch Gottes Rathschlüsse erforfche, warum er das eine oder andere so macht, oder warum er den einen Menschen mit sanf- terer, schmtegsainerer Natur begabt, die anderen dagegen unbändig wild und rauh sein läßt. Mit jenen handelt er milder, diese schlägt und züchtigt er. Alles dies hängt von seinem Willen, seiner unersorschlicben Fürsorge ab. (Mercerus.) O. Meiiiest du, das [unb·äiidige, wilde] Ein- horn« werde fsich einlassenj dir [zu] dienen, nnd werde [wie dein Zugstier über Nachtj bleiben an deiner Krisis-e? 10. Kannst du ihm dein Joch keigentlichx dein LeitseilJ anknüpfen [wie dem Zugstier], die Fntcheu lmit der Pflugschaar] zn machen, [oder kannst du es zwingen], daß es hinter dir szur Seite dir folgend, wohin du es am Lenkseil führst] brache [die ausgeworfenen Schollen mit der Egge lockerej in [den Thal-] Gründen? lDas unge- zähmte Thier, das nur in Bergen hauset, wird sich nie dazu verstehen!] 11. [Ver-] Magst du dich ans es Izu] verlassen, [dakum] daß es so start» ist? und wirst ldu] es dir lassen arbeiten [ihm deine Feldarbeit überlassenJZ 117 12. [Ver-] Magst dii ihn: [zu] trauen, daß es deinen sausgesäetenj Samen sals reife Erndte] dir wieder [ein-] bringe nnd in deine Scheune [auf deine Tenne"] sammle? sWillst du etwa, weil du das Räthsel so großer Verschiedenheit so ähnlicher Thiere, wie Einhorn und Stier, nicht verstehst, es tadeln?] V) Zu deni bereits (5. Mos 33, 17 Anin.) über das Einhorn Gesagten fügen ivir hier noch Folgendes bei: Weder das Rhinoceros, noch der Auerochs (bos ums) oder der Wiesent kann damit gemeint sein; denn diese Thiere waren den Bewohnern von Palästinm Arabien und Egypteii völlig unbekannt· Ebenso wenig der Büffeh welcher zähmbar ist und von Ostindien an bis nach Ungarn und Jtalien als Hausthier benützt wird, auch erst in jüngerer Zeit aus Jndien iiach Westasien und Europa gekommen sein muß, während unsere Stelle ein bekanntes und unzähmbares Thier im Sinne hat. Da Vers 10 vermuthen läßt, daß ein im Gebirge lebendes, unzähmbares, wildes Thier gemeint sei, und da man noch jetzt in Shrien mit regem eine Antilopenart be- zeichnet, so fassen die neueren Ausleger das hier genannte Thier als eine Antilope und zwar entweder als die antilope leuc0ryx, größtentheils weiß mit gelbem Nücken und gelbem Streifen im Gesicht, oder als die aniilope okyx mit weißen Füßen und in länglichen Flecken schwarzgestreiftcn Beinen, oder, da unsere Schil- derung durchaus ein dem Pslugsiier äußerlich ähnliches Thier ooraussetzh als die antilope bubaljsn Alle drei Arten finden sich in Arabien, Egvpten und besonders im Inneren von Afrtka. Unter den wenigen Sänge- thieraiten, erzählt der Afrikareisende Dr. Vo el, die in den ausgedehnten Wüstenstrecken Nordafrikcks i re Existenz zu fristen vermögen, ist die Kuh-Antilope Giitjlope bubalis), der sogenannte ,,wilde Ochse-«, eines der an- fehnlichsten Aii Größe einen Hirsch übertreffend, ähnelt sie in der Bildung ihres Kopfes und ihrer ganzen Ge- stalt sehr einein Rind, obschon ihr Bau etwas schlanke: ist. Ebenso verinag sie auch eine bedentendere Schnel- ligkeit zu entwickeln und setzt sich, in die Enge getrieben, mit ihren leierförmig gebogenen Hörnern sehr erfolgreich zur Wehre, indem sie ihren Feind, wie der Ochs, empor- zuschleudern sncht. In ihrer Gesellschaft findet sich auch eine andere große, stämmige Antilope, der Wadan oder Andad (oryx gazellax Beide ziehen sich am liebsten in die gebirgigeii Bezirke der Wüste zurück, in denen ihnen geschützte Thäler mit Krautwuchs und wenig be- suchte Brunnen Unterhalt gewähren. —- Eine dieser An- tilopeiis oder Orhxarten habeii ivohl auch die alten Ueber- setzer mit ihrem »Einhorn« bezeichnen wollen. Vielletcht aber haben sie wirklich eine Abart von Antilope mit einem aus zwei Knochenkernen über der Stirn sich erhebenden, verwaehsenen Horne gekannt und im Auge gehabt. W« n. i3—18. Sich: da des-Strauß, ein neu-staates« meiner Schöpferiveighcitt Gewiß, du hättest ihn anders geschaffen! IS. Die Federn des Pforten« sind schöiien denn die Flügel und Federn des Storchs [richtiger: Fröhlich flattert und prächtig anzuschauen ist der Flügel des weiblichen Straußesz ist aber fromm seine Schwinge und Feder, wie die des Storches? gebraucht auch er seine Fittige so zur Sorge für seine Jungen, wie der Storch, dem er sonst in Bau und Farbe so ähn- lich ist?], 118 Hist: so, l4—30. 14. [Neiii, wie sehr unterscheidet sich viel- mehr von dem für seine Brut liebevoll -besorgten Storeh der Straußlj Der seine Eier auf der Erde liisset sder bloßen Erde überläßt], nnd laßt sie die heiße Erde ausbeuten srichtigerz und über dem Staube des heißen Wüsienfandes briitet er, der weibliche Strauß, seine Eier aus]. Die Vorstellung, als ob der Strauß seine Eier nicht felbft alte-dritte, liegt also nicht im Grundtext, sondern beriiht nur auf ungenauer Kenntniß. 15. Er vergisset [dabei], daß fie iiidchten soon Menschenfußs zertreteu werden, und ein wild Thier swie die Hyäne, der Schakal oder die wilde Katzes sie zerbreche ssie zerstampfeix kanns— Its. Er wird so hart gegen feiueJuiigen, als wären sie nicht fein, achtet es nicht [groß, ahnt es auch nicht und fiicht es nicht abziiwenden], daß er umsonst arbeitet svergebiiche Mühe gehabt hat mit dem Legen und Brüten der Eier, indem er einen großen Theil derselben entweder zertreten oder rauben läßt]. » 17. Denn Gott hat ihm die Weisheit ge- nommen [wörtlich: hat ihn der Weisheit ver- gessen lassen], und hat ihin keinen Verstand skein Herz für seine Brut] mitgetheilte» sEe ist also Gottes Werk, daß der Strauß so handelt; unter seiner Obhut und Pflege werden die jungen Thiere doch wieder ebenso groß und stark, wie die Alten. Ja, ,,fciiie vergeßliclie Dunimheit wird Weisheit des Schdpfers, niit der dieser ihn bei seinem scheiien, furchtsamen Leben in der Wüste so gütig bedacht»hat. Wäre er nachden- kender und iveichen so würden ihm seine zurückgelasseneii Jungen wchthuii.«]» · 18. [Wenn ihm Gott aber auch solche Für: sorge versagt hat, so hat er ihm eine andere wun- derbare Eigenschaft mitgetheiltj Zu der Zeit, wenn er sdies große, fchwerfällige Thier, die heransprem genden Reiter geivahrend] hoch [voii seinem Neste einpor-] fahrt, erhohet er sieh sbesserx und stch zum Laufe anpeitscht], und [richtiger: so] bet- iachet [er mit seinem pfeilschnellen Schwebelaufj beide Roß nnd Mann ssie werden ihn nie einholen]. Luther hat das ihm unverstäiidlichc hehr. Wort DEYJJ wohl deshalb init »Pfait« übersetzt, weil er den Veryciclsiiiigspunkt mit dein Storeh in der Schönheit dei Federn suchte. Dxzsi sreiianims heißt eigentlich das tsirkeeiscsi und ist hier, wie die ganze Schilderung be- weist. potiifihcr Name« für die Straußcnhciine, die so gciiaunt wird wegen ihres durchdringend kretschendeii Gesetzt-ers bei Vcrtlieidigiiiig ihrer Eier gegen Raub- thicrc, besonders die Hyänm und beiin Auffiicheii des Steaußenhahnes (Kap. 30, 29 Anni.). Sie wird hier mnspieliingsiveise — denn cliiisida ist sowohl Eigen- fchaftswort mit der Bedeutung fromm, als auch Nanic fiir den Storch —) init dein Storch verglichen. Mit deniselben hat der Strauß sowohl den langgestrcckten Bau, als auch die schwarze und weiße Farbe der Schwuiigfederm sowie die Neigung zum gcselligen Leben grineiin Während aber der Storch von seiner liebe- vollen Sorgfalt für die Jun en den Namen ehe-sing, »die fromme« (pis ewig) führt (aiis welchem Grunde cr auch als der Lieblingsvogel Hiildii’s, der germanischen Göttin des ehelichen Glücks, erscheint), zeigt sich der Strauß seinen Jungen gegenüber sorglos, ja hart, so daß er dadurch sprichivörtlich war (Klagel. it, 3). — Fassen wir kürzlich die Züge aus dem Leben des Straußcs, aus die es hier ankommt, zusammen, sowie ältere und neuere Reifeiide ihn beobachtet haben. Dei: Strauß ist niir in deii unfruchtbarsten, einsamstcn Wiisten hei- misch, so besonders in der shrischsarabisclyen Wüste. Hier fcharren die meist zusamnienivohucndeii Hennen in den bloßen, ansgelockerteiy heißen Saiidboden ihre Nester, und jede legt etwa 30 Eier. Jst das Nest voll, so legen sie ihre Eier unordentlich um das Nest herum. Jn der ersten Zeit des Brütens verläßt die Henne ihr Nest häufig, ia Jägern gegenüber stets; ist aber die Zeit des Aufbrechens der Eier nahe, dann verläßt sie die Eier nicht mehr. Auch briitet sie nur des Tags und ab- wechselnd mit dein Männchen, des Nachts aber thut dies das Männchen allein, um die Aiigrtffe des Schakals und der wilden Katzen abzuwehren, welche den Eiern gierig nachstellen. Häufig findet man kleine Raubthiere neben den Nestern erschlagen; denn das Männchen ver« läßt seine Jungen niemals und scheut keiiie Gefahr, während die Henne sehr ängstlich ist und in ihrer Furcht alles im Stiche läßt. Als Grausamkeit gegen die Jun- gen kann gelten, daß der Strauß jene uni das Nest herumgelegten Eier den Raubthiercn und Nieiischen zur Beute überläßt, ja später sie auch als Nahrung für dtc ausgekrochenen Jungen benutztg die Alten selbst zertretrci zu diesem Zweck ihre Eier. Ferner, daß sie, sobald sie bemerken, daß das Nest entdeckt ist und daß ein Mensch oder ein Raubthier dabei gewesen, die Lage der Eier verändert oder wohl gar davon mitgenommen hat, als- bald selbst ihr Nest zerstören, alle Eier zertretcn und an einem andern Ort ihr Nest anlegen. Wenn man da- gegen nur ein Paar der umherliegcudeii Eier wegnimmt und die Fiißfpur sorgfältig wieder zuscharrh so bleibt der Strauß beim Nest, und dasselbe kann einein Menschen ein wahres Borrathshaus eines angenehmen Nahrungs- mittels werden. Ein Zeichen derselben Dummheit des Straußes ists, daß die Henne, wenn sie von den Eiern verscheucht ist, immer mit lauteni Geschrei den Hahn aussucht, der sie dann iiiit Gewalt zuin Nest zurückbringt. Der Jä er, der siih inittlertveile in den Sand einge- graben hat, tödtet dann mit eiiiem glücklichen Schuß oft beide im Neste; ferner daß sieh der Strauß bet Wind- stille reitendeii Jägern gegciiilbey statt zu fliehen, gern hinter Hügeln und in Vertiefungen des Bodens zu ver- stecken sucht. Dagegen ist’s iinivahr, daß er, falls er nicht mehr entfliehen kann, den Kopf in den Sand ver- steckt. unterstützt ihn bei der Flucht der Lustzug, so spannt er die Federn des Schwanzcs gleich einem Segel auf und entloinint unter beständigem Rudern mit den ausge- breitcteii Flügeln seinen Versolgern mit Leichtigkeit. ’"·) Die Duniinheit des Straußes ist bei den Ara- bern fprichwiirtliclx Obwohl man dem aiich Züge von Klugheit des Siraiißcs entgegenstellen kann, wie das; er bei der Schärfe seiner Sinne im Freien stch nicht bei« koiiiinen läßt, oder daß er den Ort seines Nestes dadurch, daß er nie in gerader Linie auf dasselbe zueilt, zu ver- heimlicheii sucht, so hat doch jene Auffassung von seiner Dummheit nach dem Totaleindruck ein größeres Recht. fWetzsteiiis H«- t1. t9-—25. Siebe ferner die heldriihsfie Schönheit nnd die iiiiaufhaltsaine Kriegglitst des Srhlachtenrosfee an, weilt) ein herrlicher; Beispiel der Macht, Weisheit und tjrrrlichlieit seines Schöpfers ist rot Daß der thörichtw aber iii der Größe mit dem Kameel (dal)el« auch struthio came1us), in der Schnelligkeit Strauß, Pferd nnd Adler sind neue Beweise von Gottes Schöpfcrweishein mit dem Pferde iveiteisernde Strauß von dem klugen, muthigetn arabischeu Pferd verfolgt wird, leitet zu einer Schildekung dieses Thieres über, die alle anderen ähn- lichen Beschreibungen desselben an majesiätischet Ein« fachheit und edler Schönheit übertrifft. Den Jsraeliten mußte das Pferd um so bewundcrungsrviirdiger und edler erscheinen, als sie es nur als Kampfroß, nie als Zugthier kunnten, in welcher Eigenschaft es bei uns oft so tief herabgewiirdigt wird. II. Kannst du dem Roß ssolchej Kräfte geben kais ich ihm gab], oder seinen Hals zieren mit seinem Gefchrei [seinem Gewieher, richtiger: mit der flatternden Mähne]? 20. Kannst du es [mit solcher Leichtigkeit und Kraft] schrecken [beffer: hüpfen oder galoppiren machen, in Sätzen bald nach rechts, bald nach links] wie die Heuschrecken [Joel L, 4 fs.]? Das ist Preis seiner Nase, was schrecklich ist [wört1ich: schrecklich isi die Pracht seines Schnaubens mit den Nüstern — Schrecken stößt es dem Men- schen ein, geschweige daß«er es dem Rosse hätte verleihen können]. NandgL Lnther’s: Es ist nur desto trotziger nnd muthiger und schnaubet, als riihmers sich, wo schrecklich Ding, als Streit nnd Krieg vorhanden ist. U. Es stratnpfet [ungeduldig auf das Zeichen des Angrisss wartend] auf den Boden [in der Ebene, da der Kampf entbrennen soll], und ist freudig mit Kraft fhüpfet im Gefühl seiner Kraft freudig anf], nnd zencht ffrdhlichen Siegesmuths] aus, den Geharnischter! entgegen. 22. Es spottet der Furcht [die es bei seinem Reiter noch wahrnimmt], nnd erschrickt nicht, nnd flencht vor dem [nun bald ihm entgegenblitzew den, feindlichen] Schwert nicht, 23. Wenn gleich wider es swortlichx über ihm] llinget der Kdchey und glänzet beide Spieß und Lanze [seines Reitersz dennoch jagt es furcht- los, stolz und rasch dahin]. - 24. Es zittert nnd tobet foor Ungestüm und zornigem MuthL nnd scharret indie Erde [rich- tiger: und schlürfet den Boden, jaget so schnell dahin, daß lange Strecken vor ihm so plötzlich verfchwinden, als ob es sie gierig ver- schtängeL und achtet nicht der Trommeten Hall shält nicht mehr Stand, wenn das Schlachthorn schallt]. Virgil Gent-g. Ill., 83 f. fast wörtlich ebenso: — Tum si qua sonum procui arme« cis-dem, Sigm-e ioco nagt-it, micat auribus et; tremit Artus. 25. sJedesmatj Wenn die Trommete fast [d. i. mit Macht er-] klinget [und die Streiter zum neuen Angriff ermuntert], spricht es: Hut [wiehert es freudig auf und jauchzt voll Kampf- luft]; nnd riecht den [nahen] Streit [fchon] von ferne sehe noch der Zusammenstosz erfolgt ist], [ahnet schon im Voraus] das Schreien der Fürsten [das bald erfolgende donnernde Commando der Feld- herrnj and Jauchzen [das Schlachtgefchrei der 119 « Kämpfer, das die Lofung zum Angriss giebt. Dann stürzt es sich auch selber begierig in den Kampfs Obgleich das arabische Pferd sanft ist wie ein Lamm und keiner anderen Führung bedarf, als der Halfter, so sprühen doch, sobald es den Kriegsruf seines Stammes hört uud den zitternden Speer feines Reiters erblickt, ; seine Augen Feuer, die blutrothen Niistern öffnen sich I weit, der Hals krümmt sich, und Schweif und Aiähne heben sich empor und breiten sich im Winde aus. (Layard.) V«- v. 26——30. wie wunderbar la der Trieb der Raub· nährt, nach Süden zu ziehen; wie lciihn ihr lliflen auf den hiichsten Klippen, wie durchdringend ihr Stint tu die tiefsten Ebenen! As. Flenget der Habicht durch deinen Ver- stand [deine weisheitsoolle Anordnung so hoch em- por, bald mit mächtigem Fltigelschlag bald ruhig schwebend], nnd breitet [er nach einem von dir ihm verlieheneu Trieb allherbsilichj feine Flügel [aus, um] gegen Mittag [in die toärmeren Län- der zu ziehen]? 27. Fleuget der Adler aus deinem Befehl so hoch, fund ists auf dein GeheißL daß er fein Nest in der shöchstcnj Höhe macht? Das hebe. Wort nescher bezeichnet alle Adlerarten und begreift auch die Geier mit ein. Uebrigens gilt es nicht blos Von den Geiern, sondern auch von den Adlern, z. B. dem mächtigen Golds oder Steinadler, daß sie da find, wo Aas ist; nur fchon verweste Leichname verab- schenen sie. »Sie ziehen hinter den Karawanen her und stürzen sich auf jedes gefallene Kameel oder sonstige verendende Geschöpf, welcheo von den Karawanen zurück- gelasseu wird« Der Adler in seinem aufsteigenden Fluge, mit feinem Königsblick, in seiner Königsburg, in seiner Blutgiey in seiner räuberifchen Allgegenwarn beschließn ein König des gesiederten Reiches, wie der Löwe als König der Erdenthiere anfing. (Herder.) 28. Jn Felsen wohnet er sder Adler], und» bleibt [horstet] auf den Klippen an Felsen sauf Felszacken] nnd in festen [Wacht-] Orten [Jerem. 49, 16]. 29. Von dannen schauet er smit scharfem Späherblickj nach der Speise [in den tief unter ihm liegenden ThalgründenL und feine Augen sehen ferne fselbsi in entfernte Ebenen. Auf das Erspähte aber schießt er pfeilschnell aus der Höhe herab und erhebt sich alsbald wieder mit der Beute bis in die Wolken nnd trägt sie heim für seine Jungen]. so. Seine Jungen sausen [= schlürfeuj Blut swie Wasser]; und wo ein Aas ist, da ist er [Hab. 1, s; Matth 24, 28]. VFY v. 3t-—35. Den tljGrrn weiteres Sirafmori nnd Hist« Antwort. Die hebr· Bibel beginnt mit diesem Vers das 40. Frass. Allein die alten Uebersetzungem Septuaginta und Vul- gata, denen auch Luther folgte, haben Recht, wenn sie V. 31-—35 als Schltißivorte zur Rede Gottes (Kap. 39) rechnen. « 120 Hiob so, 31—-35. 40, 1——-11. 31. Und der HErr snachdem er sein wunder- bares, oft scheinbar ividersprechendes, aber doch planvoll weises Walten in der Natur vor Hiob ausgebreitet hatte] antwortete Hieb fder im Be- wußtsein, von allen diesen Wundererscheinungen auch nicht eine erklären, geschweige denn hervor- bringen zu können, verstummt war, von Neuem], und sprach: 32. Wer mit dem Allmächtigen hadern will, soll’s ihm der nicht beibringen? Und wer Gott tadelt, soll’s der nicht verantworten? [richtiger: Will nun noch fernerhin mit dem Allmäch- tigen hadern der Tadler? Der, welcher Gott zurecht weiset, als ob er alles besser wisse und oerstehe, wie du, beantworte das, was ich ihn soeben aus meinem Walten in der Natur gefragt habe! So will ich dir zugestehen, daß du ein Recht habest, über ineine Leitung der menfchlichen Geschicke, dieser weit höheren Stufe meiner Weltregierung, zu urtheilen.] Schon darin lag für Hiob eine tiefe Beschämung daß Gott mit ihm über ganz andere Dinge zu reden begann, als über sein Recht oder Unrecht. Aber noch eine tiefere darin, daß Gott gleichsam das ABC-Buch der Natur anfschlägt und den sJJieistercr seines Waltene daran zu Schanden macht. Daß Gott der allcnächtige und allweise Schöpfer und Regierer der Welt sei, daß die Naturwelt über menschliches Kennen und Können erhaben und voll wunderseltsamer göttltcher Schöpfuns gen und Einrichtungen, voll von csteheimiiissen und Ueberschwänglichkeiten sür den Unwissenden und ohn- mächtigen Menschen sei, das weiß Hiob, auch ehe Gott redet, und doch muß er es jetzt hören, weil er es nicht recht weiß; denn die Natur, die er als Predigerin der Schöpfers und Hnrrschermacht Gottes kennt, die ist auch eine Predigerili der Deinuth, und so erhaben Gott der Schöpfer und Herr der Naturwelt über Hiobs Metstern ist, so erhaben ist auch über dasselbe der Urheber seines Leidens. Das Neue an der Rede Jchovas ist die Be- ziehung, in welche Hiob ihui an sich nicht fremde Er- kenntnisse zu dem Geheimnis; seines Leidens und seinein Verhalten gegen Gott in diesem seinem Leiden zu setzen genöthigt wird. Dersenigh der nicht eine einzige jener Fragen aus dem Bereiche des Eliatiirliclxen zu beantwor- ten weiß, vielmehr überall die Macht nnd Weisheit Gottes anstaunen und anbeten muß, der muß lieb, wenn er davon die Anwendung auf sein oermessenes Urtheilen über den Urheber seines Leidens macht, als ein winziger Thor erscheinen. sDelitzschJ 33. Hiob aber antwortete dem HErrn [im tiefsten Gefühl der Beugung vor ihm] , Und sprach: 34. Siehe, ich bin zu leichlfertig gewesen [genauer: Jch bin zu gering und ohnmiichlig solch tiefer Weisheit und Herrlichkeit, wie sie sich in deinen Naturwundern offenbart, gegenüber], was soll ich [dir auf deine Fragen] antworten? sEs würde nur Thörichtes sein.] Ich tvill [viel- mehr mit Beschämung und Ehrerbietung] meine Haut) auf meinen Mund legen [Kap.21, 5; 29, 9]. 35. Jch habe swohlj einmal smich unterfan- gen und habe murrend wider den HErrn und seine weise und gerechte Regierung] geredet, darum tvill ich nicht mehr [wagen, uochmals zu] anstim- teu [anzuheben mit sündlicher, thörichter Nede]; hernach wörtlich: zum zweiten Male] will ich’s nicht mehr thun sdenn deine Weisheit und Macht erkenne ich nun in der That und Wahr: heit und beuge mich willig und demüthig]- O Wunder der Liebe und Langmuth Gottes! — Wie lange hört er Hiob’s kecke, heransfordernde Reden an und schweigtl Und als er dann zu reden beginnt, schlägt er Hiob nicht durch Machtsprüche zu Boden, sondern handelt mit ihm, als einem Kinde; er examinirk ihn aus dem Katechismus der Naturtvelt und läßt ihn steh selber sagen, daß er in diesem Examen durchfällt cDskkdschJ Das 40. Kapitel. Spiegel giittcicher Allmacht an dem Ieicht-Muth. Das fzußbrkeulltnih welches Hieb auf die beiden erßeu Jlbfchnilte der Reden Gottes ablegte, war non) kein voll- kommener« sondern konnt: noch mehr eine Beugung unter die große Mann nnd Weisheit Gottes, wie sie ihm aus den wundern tu der diatur vou iicuriu lebendig zum gewußt· fein genommen war, fein, wobei er die Ueberzeugung der eigenen dlnfrhuld in feinen! Leiden und des iiiaugrlo an Gerechtigkeit iu der Wrltrrglrrultg Gottes dort) neu) fest— hslleu konnte. Vor allein aber kam es darauf an, daß istob die ganze Größe feiner »vermcffenl)eit, deren er silh durch Zweifel anGotlrs Gerechtigkeit in der Welt halt: fchnldig gemacht, nud damit zugleich der in feinem Herzen cingrwurzelten Selbftgerrchtigkeit und Eohnflcrt)t,"erkanute, bereute und not dem tjEtrn bekannte. Diese Vertiefung srinrr begonnenen Buße zu bewirken, ilt dir Tit-saht drg nun folgenden dritten Zlbfchuitto der Reden Gottes. Karl) hier wieder geht der ijErr dcn weg, der feiner Ehre und Würd: allein angemessen war. Mehl auf ein Rennen läßt er sitt) mit Hieb ein, sondern zeigt ihm an den beiden gewaltlgficn ungeheuern der Tl)irrwrlt, dem Flußpferd und Kroliodih daß der Mensch, wktiher nicht einmal im Stande sei, solch: Gefehdpfe zu biindigen, non) viel weniger verluögtz dtc Zofrn zu lirßrafcn und Gerekhtighcit auf Grden zu üben besser, denn der Leim-for, daß vielmehr nur derjenige, der die allrrhochste inakht besitze, dessen Schöpfrrliraft un) in fo verfmwendcrischer xlsiille in solchen ttefeuhaftru Thieren offenbare, aueh nothwendig die allerhiilhfle Gerrrhtigkeit br- filzkn nnd üben its-nie. Wer aber wil feiner vermeinten Gerechtigkeit liiafl auch die Kraft, das Böse niederzufuzlas gen, verbindet, der full auch nie wagen, feine Gerechtigkeit neben die des allein mächtigen und gerechlru Gottes zu stellen, sondern full sitt) ohne wldcrredr demüthigm — Erst dikfe Rede Gottes; bringt in Hiob die volle und tiefe Gr- keliuiuiß der uollkolnlnrtten Vereinigung von Weisheit, zdluihl und Gerechtigkeit in Gott zum Durchbruch und damit die aufrtrhltge Kuß: und das vorbehalllofe Bekennluiß feiner Sünd: der unverständigen Verdunkelung des dtalhfchlusfeo Gottes zur Reife. F— V. 1—l9· Stuf, rüste dich zum Kampfe wider miihl Willst du es wagen, meine Gereihtiglteit in Vergeltung des Giltea und oiifen in dweifel zu ziehen, so zeige mir ern, daß du tm Stande bitt, inlt gleicher Macht wie ich die Welt zu regieren. Waifne dich dort) einmal mit dei- ner Hoheit und vernichte alle Frevler nnd stolzen iu der Weil, fa will la) diuz loben. Dort) siehe nur den sehe— matt) (dag Nilpferd) an, diefco Meisterwerk unter meinen Sonst-fangen, und tserfsiety es einmal, ei mit osfener Ge- Des HErrn weiteres Strafwort an Hiob und dessen Antwort. 3. Rede des HErrn 121 mal! zu sangen, so wirst dn deiner Ohnmacht inne werden, und ans) die Bestrafung dkg Bösen gern mir überlassen. 1. Und der HErr sJehooa s. Kap. 38, 1 Anm.] antwortete Hiob [auf sein erstmaliges, doch noch nicht genügendes Buszbekenntnisy um seine Buße zu läutern und zu befestigen und alle Eigen- » gerechtigkeit in ihm zu Schanden zu machen] aus einem srichtiger: aus dem noch immer über Hiob’s Haupt stehenden, aber zum Schweigen ge: kvmmcllenj Wetter sGetvittersturm Kaki. 36, so; 37, 2J, und sprach: 2. Gürte- wie kin [Kriegs-] Mann deine Lenden [schürze deine langen Gewänder mit einem Gürtel auf und mache dich bereit, mit mir in den Kampf zu treten]; ich will dich fragen swie du an meiner Statt das Böse strafen nnd vernichten tvürdestL lehre mich sob du die Macht besitzest, eine bessere Gerechtigkeit in der Welt zu üben Kap. 38, 3]. · Z. Solltest dn snngesiraft es wagen dürfen, nicht bloß gegen mich zu murren, sondern sogar] mein Urtheil smein Gericht, das ich über das Böse in der Welt übe, und also meine Gerechtigkeit im Weltregiment zweifelhaft zu machen, ja abzuleug- nen und damit] zn nichte [zu] machen, und mich sals einen Ungerechten zu] betdammenis sank] daß du [selbst in deiner Meinung] gereiht seiest sund als einer dasteheft, dem von mir schweres Unrecht in seinem Leiden gethan worden sei]? «) Die Selbstgereclttigkcit ist stets ein mehr oder weniger bewußter Angrifs auf die vollkommene Gerech- tigkeit Gottes. »Wer gegen Gottes Züclttigiingcn sich stlbst zu vertheitigcn strebt, versucht das Urtheil dessen, der ihn schlägt, zu v;tnichten; denn wenn er ableugnen daß er um der eignen Schuld willen geschlagen werde, was thut er anders, als die Gerechtigkeit dessen, der ihn schlägt, anfingen? Also auch der fromme Hiob, indem er seine Schuld bei den Ziichtigungcn nicht sindcn konnte, auch nicht begriff, daß eben diese Züchtigungcti ihm ein Anlaß zur Befestigung in der Heiligung sein sollten, glaubte, er werde mit Unrecht geschlagcn.« (Grcgor d.Gr.) Nur die aufrichtige, tiefe Rette nnd Buße über die eigene Sünde crkcnnet auch die Gerechtigkeit Gottes in feiner Wcltregierung vollkommen an (Ps. 51, 6; Wcish 12, 12 ff.). - it. Hast du [denn] einen Arm wie Gott seinen göttlichem mit vollkommener Allmacht aus- gerüsteten Arm, daß du an meiner Statt, und gerechter als ich, die Welt regieren könntests und kannst dn mit gleicher Stimme donnetn sdeinen Befehlen und Rechtsentscheiditngen auf gleiche Weise, wie Gott, und noch besser, Nachdruck geben], wie er thut? sDenn wer gerechter isi oder sein will, als ich, der kann und muß an Macht nicht ge- ringer sein. Denn die höchste Gerechtigkeit und Weisheit und die höchsie Majestät und Macht sind stets in inniger Vereinigung] 5. Sthmüeke dich sdoch einmal] mit [gott- gleEcherJ Pracht nnd erhebe dich [wörtlich: und mit richterlicher Hoheit]; zeueh diih löblich und herrliih an sglcichwie ich als Regierer nnd Richter der Welt mit Masestät bekleidet bin; so will ich sehen, ob du im Stande bist, die Welt besser zu regieren und zu richten, denn ich]. 6. Streut [oder: Gieße] ans den Zorn [ge- nauerz die Fluthen] deines Grimms [über diese Welt voll Frevel, sowie du von mir verlangst und an mir es vermissesijs schaue sdoch einmal mit niederschmetterndem RichteraUgeJ an die Hoch: tnüthigen, wo sie sauch innerer] sind nnd dcniüthige sie san meiner Statt] 7. Ja, schaue snur mit richtendem Blick] dtc Hochmitthigett sderen Bestrafung du in meinem Regiment so sehr vermißt hast, an; dein bloßer Blick muß doch schon genügen, sie zu zerschmetternL wo sie sauchj sind, nnd beuge sie snieder]. nnd mache die Gotilosen dünne sstürze ihrer viele urplötzlich zu Boden, an dem Orie], wo sie [gerade] sind. 8. Bcrschatre sie mit einander in der Erde sin dem Staub des Grabes, daß sie nie wieder zum Vorschein kommen], und vetseule ihre Praxis! [richtiger: banne ihre stolzen Angesichter] in’s Verbotgene sdcs Todes und Schattenreiches, daß sie ganz ans der Welt verschwinden]: 9. So will ich sder ich bis jetzt dich nur tadeln muß] dir auch bekennen, daß sdu nicht blos stark in eingebildeter Gerechtigkeit und im Tadeln meines Regiments bist, sondern daß] dir deine rechte Hand helfen kann sdasz du wirklich so Großes vollführen kannst, wie ich, und daher wohl ein Rccht hast, meine Wcltordnung die dich in solche Trübsal gebracht, anzuklagen und deine Unschuld und Gerechtigkeit über die meinige zu erheben] 10. sDdch ich will dir an zwei Thieren, die wie du nur Geschöpfe von mir sind, einmal zeigen, wie ohnmächtig du bist.] Siehe, dct Beheuioth sdas Nilpferd, hippopotamus amphibius L."], den [das] ich neben dir [ebenso, wie auch dich] gemacht habe, frißt Heu sGras und Kräuter], wie ein [zahmer] Ochse. sDanach sollte man denken, er sei ein schwaches Thier] 11. [Aber] Siehe [doch], seine Kraft ist strotzdem eine rieseUhafteJ in seinen [feisten] Leu- deu, und sein Vermögen [seine ungehenerlichc Stärke] im Nabel srichtigerx in den Flechsen, Ntuskeln und Bändern] seines Baumes. «) Die Kirclienväter fasztcn sowohl den Bebt-matt» als auch den Lcrsiathaii (V. 20 ff) als Sinnbildcr des Satans; auch Luther sagt: Darunter beschreibt er die Gewalt und Niacht des Teufels und seines Gcsindecy des gottloscn Haufen in der Welt. Wenn nun auch keine direkte Beziehung auf den Satan darin vorliegt, so liegt ne doch im ganzen Zusammenhang, in welchem von de: Unfähigkeit .L)iob’s, das Böse besser zu beherrschen und zu überwinden, als der HEm die Rede ist. Znnächst sind aber unzweifelhaft Thiergestalten aus egyptischent Anfchauungskreio gen-eint, wie wir ja auch sonst oftmals im Buche Hieb auf egvptlsche Bilder gestoßen sind, die wohl ans der eigenen Anschauung des heiligen Dichters 122 Hin» 40, l2——2l. herstammte-n. —— Der Name Behemoth ist höchst wahr- scheinlich aus der altegyptischeti Sprache entlehnt, in welcher dasselbe Wort siehe-man sp der, elie Ochse, man des Wassers) lauten würde. Dies eghptifche Wort ist so in’s Hebräifche unigeivandeld daß es zugleich die den Begriff innerlich vcrftärkende Niehrzahl von ntzijp (t)e- liiäma das Thier) ist und also so viel als «Jnbegriff alles Großen im Thierreicl)« bedeutet. Aelterc Ausleger verstanden unter dein Vehemoth deii Elephanteiiy auf ihn paßt jedoch vieles in der Beschreibung nicht, und obige Ableitung des Worts aiis deiii Egvptifeheii hat es unzweifelhaft gemacht, daß das sogenannte Nili oder Flußpferd gemeint sei, welches die Ariiher und Egyptey weil es wenig Aehnlichkeit mit einem Pferde hat, passen- der den «Wasserochseii«« nennen. Den Namen »Nil· pferd« hat es daher, weil es früher auch den Nil bis iii seine sljtündiiiigen hinein stark bevölkert hat. Die Römer benutzten das gewaltigc Thier zu ihren Kampf- schaufpielen und ließeii es mit dein Krokodil kämpfen; allein in Folge der unablässigen Jagden auf dasselbe unter den römischen Kaisern verfihivaiid es aus dem unteren Nil, und die Römer mußten auf dieses aufregende Schauspiel verzichten. Gegenwärtig findet es sieh noch im weißen uiid blauen Nil uiid fast allen anderen afrii kaiiisehen Fltifsen und Seen· —- Das Nilpferd hat einen unförmlicheu Körperbau, oftmals 14—17 Fuß lang, 7 Fuß hoch, einen tvalzenförmigen Rumpf von ungcheuerem Umfang, und eine Schwere von 15-——20 Cent- net. Der sehr große Kopf sitzt fast ohne Hals am Rumpf, die Ohren sind klein und zugespitzt, die Augen ebenfalls klein, dumm hinitierend, die Schnauze sehr roß und breit, der Rachen außerordentlich weit geöffnet. Es besitzt eine gewaltige Stärke, sodaß es selbst mittel- große Flußsehiffe sammt ihrer Mannschaft und Ladung emporheben und umwerfen oder mit seinen Hauern zer- trümmern kann. Dennoch ist es ein eigentlicher Pflanzen« fresser; im Allgemeinen scheu, fällt es nur selten andere Thiere oder Nienschen an. Dann aber sind ihm die 4 gewaltigen Eckzähne der Kiefern, von denen wenigstens die unteren bei ausgewachsenen Thieren eine Länge von mehr als 2 Fiiß erreichcn, eine furchtbare Waffe. Mit ihnen zerrnaluit es selbst Rinder zu Brei. Ein Reisen- der berichtet, daß ein Nilpferd 4 Zugochfen zermalmte, welche ruhig an einem Schöpsradc standen. -— »Fiudet es im Wasser genug Weide, wie z. B. in den pflanzen- reichen, seenartigen Stcllen des Bat-r el Abiad (des weißen s)’til), so verläßt es auch zur Htachtzeit das Strom- bett nicht oder nur höchst selten. Es frißt dann bei Tage und bei Nacht von den im Strome selbst wachs senden Pflanzen, wenn es eben hungrig ist. Besonders dieiit ihm der durch die Sinnigkeit längst vergangeneix schier vergessencr Völker geheiligte, als Bild der Gottheit betrachtete Lotos (nicht zu verwechseln mit dem Lotos- baiime), der herrliche, königliche Bruder unserer stilli liebltchen Wasserrosa zum Fraß« Ein sressendes Nil- pferd ist ein wahrhaft eielhafter Anblick. Auf· die Ent- fernung einer Zehntelmeile kann man das Ausreißcn des Racheiis mit bloßen Augen sehen; in einer Entfernung von etwa hundert Schritten nimmt man deutlich alle Bewegungen beim Fressen wahr. Der ungeschlachte Kopf verschwindet in der Tiefe und wühlt unter den Pßanzen herum, der fiel) auflösende Schlamm trübt das Wasser weit hin; dann erscheint das Viel) wieder mit einem Maul voll, bezüglich großen, dicken Bündel ab- erifsener Pflanzen, legt ihn auf die Oberfläche des asfers und zerkaut und zernialint ihn nun langsam. Zu beiden Seiten des Mauls hängen die Ranken und Stengel der Gcwächse lang heraus, und grilnltcher Pflarizensaft läuft, mit Speichrl untermischt, beständig über die wulstigen Lippen herab. Einzelne halbzcrkaute Grasballcii werden ausgestoßcn und von Neuem ver- fchliingeiiz die blöden Augen glotzen bewegungslos in’s Weite, und die fußlangeii Stoß- und Cckzähne zeigen sich in ihrer ganzen Größe.« —- Dagegcii in Flüssen, die steile Ufer haben und die inn ihres rafchereu Laufes willen keine Seenbilduiig und reicheren Pflanzcuivuchs gestatten, wie der Balns cl Asisiikli sdcr blaue Mit, ist das Thier genöthigt, an’s Land zu steigen, um zu weiden. ,,Ctwa eine Stunde iiach Sonnenuntergang, dem in den Tropen bekanntlich fast zauberiscl) schnell die liebte, schöne Nacht folgt, entsteigt es mit größter Vorlicht lauschend und spähend deiii Stroine und klcttert, fo plump es auch ist, an dcii fteilsteii Uferpfadeii hinan. Jm Urivald sieht man des Eltilpferds Wege überall, wo der tlicichthuni der Pflanzeuwclt giitc Weide verspricht; in der Nähe be- wohnter Ortschaften richtcn sich die Pfade nach den Friichtfeldern. Hier fällt es verheerend in diese ein; hier wird es, trotzdem es nur Pflanzen frißt, zum schädlichsteii tiiid gesährlichsten Thiere« 12. Sein [des Behemoth oder Nilpferds kurzer, etwa l Fuß langer, sehr dicker und harter, glatter und mit kleinen Schiippen besetSterJ Schwanz fireckct fund beweget] stch fobwohl so plump, doch leicht und willkürlich] wie eine Cedet fderen Aeste der Wind beugen, die Adern seiner Schain starren wie ein Ast [richtiger: die Sehnen und Muskeln seiner nur 2 Fuß laiigen, aber oben 2 Fuß im Umfang messendeu Schenkel sind ein dichtes Geflecht, wie Baumstämmh stark genug, den coloffalen Rumpf zu tragen]. 13. Seine Knochen sind sobwohl dünn, wie bei allen Wasferthierem doch] wie fest Erz, seine Gebetne sdas gesammte, den Fleisehberg tragende KnochengerüsteJ sind wie eiserne Stätte. 14. Er ist der Anfang der Wege Gottes sder Erstling oder das Meisterstück unter seinen Schöpfer: werken«]; der ihn gemacht hat, der greift ihn an mit feinem Schwert [richtiger: der reichte ihm sein Schwert, stattete es mit einem riesigen Gebiß von übereinander stehenden Schneidezähnen" aus, mit denen es die Fluren wie mit einer Sichel abmäht]. V) Das Nilpferd ist in der That das größte unter allen bekannten Thieren, im Durchschnitt selbst größer als der Elephaiih so zu sagen, ein Ueberbleibsel aus den Urweltsthierem in denen sich die Schöpferkraft Gottes in besonders maiestätischen verschwenderischer Weise offen· barte. — H) Ein Eckzahii des Nilpferdes, an Gestalt und Schärfe dein egyptifcheii gekriimniten Schwerte ähii- lich, erreicht oft die Länge von über 2 Fuß und die Schivere von 15 Pfund. Das aus diesen Zähnen ge- wonnene Elfenbein ist sehr hoch geschätzt iind wird schon an Ort und Stelle theuer bezahlt. 15. Die Berge [die das Thier trotz seiner Ungefchlaehtheit mit Leichtigkeit erklimmt V. 11 Anm. 21 tragen ihm [in ihren Urwäldern man- nigfaltige, üPPiJßJ Kräuter [die ihm neben den Stromgewächfen zur Nahrung dienen], nnd alle wilden Thiere spielen daselbst fbei dem so gewal- tigen und doch so harmlosen, und wenn es nicht gereizt wird, ungefährlichen Thier]. 16. Er liegt fEs liegt, wenns feinen Hunger auf Das gewaltige Flußpseru ein Spiegel göttlieher Allmacht und inenfchliclser Ohnmacht. 123 den Bergen gestillt hat] gern im Schatten, [rich- tiger: unter schattigen Lotosbäumenh oder] tu! Rohr sdes Uferrandes] und im Schlamm [im suinpsigeii Flussej herbergst-UT V) Der Lo los· oder Dumbaum wächst in Palästina, Syricu und Eghpteii an heißen, feuchten Niederungeii und erreicht eine bedeutende Stärke und Höhe. Er trägt kleine, gelbe, wohlschiiiecketide Aepfel — Eis) Bei Tage verlassen die Nilpferde nur an ganz menschenleeren Orten das Wasser, um in der Nähe des users, theils im seichten Wasser, theils auf dein Lande selbst, sich einem träumerischen Halbschlurnnier hinzugeben. Dabei grunzen die inäniilichen Thiere von Zeit zu Zeit, wie unsere Schweine es anch zu thun pflegen, wohl als Zeichen großer Behaglichkeih Gegen Abend critarkt das Grunzen zu einem C5ebriill, und die ganze Heerde taucht spielend auf und nieder im Strome. 17. Das Gebüsch sder Lotosbäume] bedeckt ihn mit seinem Schatten, und die Bachiveiden be- decken ihn. · 18. Siehe, er schlucktnn sich den Strom, nnd achteks nicht groß [richtiger: Siehe, bricht gewaltsam» des Stromes Fluth hervor, dringt sie mit ihren Wellen auf dasselbe ein, es erzittert nicht und achtet’s nicht groß’]; laß! sich danken, er wolle den Jordan mit seinem Munde ansschöpfen [richtiger: es bleibt wohl- gemuth, wenn auch ein Jordan bis zum Maule auf dasselbe eindringts «) Die Nilpferde schwimmen mit erstannlichcr Lcichi tigkeit, tauchen auf und nieder, bewegen. sich rucki und stoßweise, wenden sich nach allen Seiten hin gewandt und schwimmen in gerade: Richtung init dem besten Rnderboot in die Wette. Jch habe bei ruhigem Schwim- men des Thieres niemals eine heftige Ruderbervegiing desselben wahrnehmen können; das Wasser um das schwimmende Tllilpferd bleibt vielmehr glatt und unbewegt. (Brehni.) —- HJ Der Jordan wird hier als Gattunge- name gebrauchn um den Begriff eines gewaltigen, zeit- weise hoch anschwellenden Stromes durch Hinweis auf einen dem Schauplatz der Gcichiihie nahen Fluß beispiels- weise zu erläutern. II. Noch fährt man ihn niit seinen eigenen Augen, nnd durch Fallstricke dnrchbohret man ihm seine Nase. Luther iibersetzt so nach der Scptuagiiita und Vul- gata, aber sowohl dem Zusammenhang, als der Erfah- rung zuwider; denn das Nilpferd ist nur höchst schwierig zu erlegen und nur mit List z1i fangen. Der Vers ist vielmehr eine ironische Aufforderung Gottes an Hiob und jeden seinesgleichen und enthält den eigentlichen Zielpunkt und Nerv der ganzen Schildernng, die dem Hiob seine Ohnmacht selbst Geschöpfen gegenüber zu Gemüth führen soll· Der Vers lautet nach dem Grund· text: 19· Nun fang es einmal einer smit offener Gewalt] unter seinen Augen swird es dies geschehen lassen?], es durchbohre doch einmal einer mit Sptenkeln sdie zusammenklappem mit denen man sonst wohl selbst große Thiere überlistet] seine sdes Nil- pferdsj Nase! Ueber die Schwierigkeit, das Nilpferd zu fangen oder zu erlegen, sind alle älteren und neueren Reisenden einig. »Ohne Fccierivasseik wclche sehr schwere Büchienkngeln schießen, selbst ans geringer Entfernung, hat die Jagd auf dies Ungeheuer fast gar keinen Erfolg. Jede Büchsen- kugel durchbohrt den Panzer des Krokodils; aber sie ist viel zu schwach, als daß sie die zolldicke Haut und den mehr als zolldicteii Schiidel des Nilpferdes durchdriiigeri könnte· Von 25 Flintenkiigclm erzählt der Afrikarcisende Rüpell, in einer Entfernung von etwa 5 Fuß auf den Kopf des Unthiercs geschossen, hatte nur eine die Haut und den Knochen bei der Nase durchbohrt; bei jeglichem Schnaubeti spritzte nun das Thier reichliche Blutströme auf unsere Barke; alle anderen Kugeln waren in der Dicke der Haut sitzen geblieben. Wir bedienten uns endlich eines Stank-where; aber nur, nachdein 5 seiner Kugeln, in einer Entfernung von wenigen Fuß gefeuert, die schrecklielsste Verwüstung in dein Kopfe nnd Körper des Thieres angerichtet hatten, gab der Koloß seinen Geist auf. — Gewöhnlich aber haben die Eingeboriien nur Harpunen und Wurfspieße, mit wclchen ihnen die Jagd auch nur durch Aufbietung von gewaltiger Kraft, t«ist, Verschlagenheit und Geivandtheit klingt. Andere Eingeborue gebrauchen wohl auch die Lsis , daß sie spitzige, angebrannte Pfähle auf einem Bergstege des Nilpferd-es einraiurnen, welche es beim hinaufsteigen nicht beinerkt, während es nachher, nachdem es sich mit reichlicher Nah- rung gefiillt hat, und indem es sich beim Hinabsteigcii von dein Gewicht seiner Schwere hinreißeii läßt, sich selbst aufspicßt Das 41. Kapitel. Isieschreibung non des Beoiathans größte, Ilkachi nnd Stärke. ««- Lasu eilt, 20 —- 4l, L. Oder oerinagst du etwa den Eentathan edag Kreta-dil) zu sangen? Weder mit-Güte, noch mit Gewalt mirs! du es in deine Händ: bekommen. wenn nun niemand es mit diesem Gesihsps aufnimmt, mer will dann cnit Gott den kann-s wagen oder Rechts· ansprsictse an ihn erheben ?t 20. Kannst du den Leviathant sdas Kroko- dil f. Kap. Z, 8 Anm., aus dem Wasser heraus-J ziehen mit dem Hamen, nnd seine Zunge« mit einem Strick san welchem ein Angelhaken oder Hamen befestigt ist] fassen [kannst du machen, daß das Krokodil in den Angelhaken einbeißt, wie man doch andere Wasserthiere, die Fische, leicht fängt]? V) Leviathan bedeutet eigentlich »ein gewnndenes llngethüin« und kann sowohl eine Schlange (Kap. 3,8), als den Walsiich sPs. IN, 26), sowie auch das Krokoi dil ·(wie Pf. 7H1, l3;·Jes. 27 als Sinnbild EgVptenO bezeichnen. Einen eigenen Namen für das Krokodil besitzt die hebe. Sprache itichtz die Ejvpter nannten es Text-such, auf welchen Namen der eil. Dichter nach dem Grundtext and) anspiclt Cis-Dr) thjmsohoclis Nach Letzterem und nach der ganzen Schilderung ist es un- zweifelhaft, daß hier nicht der Walsilckh iondern das Krokodil als zweites egyptisches Nilungehener meint sei. — «) Das Krokodil bat eine verhältnismäßig sehr lange Zunge, die es aber gar nicht heransstrecken kann, weil der hervorstehende Wulst am Boden der Mundhöhle angewachsen ist. 21. Kannst dn ihm [wie man’s mit Fischen zwmacheii pflegt] «ciiie Angel [genauer: einen Ring an einer Binsenschnurj in die Nase legen, 124 Hiob 4o, 22——28. 41, l——15. nnd mit einer Stachel foder einem ringförmigeu Haken] ihm die [Kinn-] Backen durchbohreu. Noch ietzt herrscht bei den Nilsischern die Gewohnheit, die gefangenen Fische an das Land zu ziehen, ihnen einen eisernen Ring durch die Ktnnbacken zu fteckein an diesen aber ein Seil zu binden, denselben am Ufer zu befestigen und darauf die Fische wieder iu’s Wasser zu werfen, wodurch es möglich wird, dieselben lebendig zu verkaufen. 22. Meineft du, er werde dir viel Flehens machen oder dir henchrln sdir freundliche, schmei- cheliide Worte geben, daß du ihm seine Freiheit nicht rauben tnöchtest]? 23. Meineft du, daß er einen Bund mit dir· machen werde, [also] daß du ihn [wie deine Hans- thiereJ immer zum Knechte habest [und er dir arbeite, wie der Stier]? 24. Kannst du sihu abrichten und] mit ihm spielen, wie mit einem Vogel? oder ihn deinen Dirnen [deiuen Töchtern zum Spielzeug mit einem Seil am Bein an-] binden? 25. Mcineft du, die Gesellschaften [oder Ziinfte der Fischer] werden ihn sfaugeii und] zerfchneiden [richtiger: Handel mit ihm, wie mit den Fischen, zu treiben im Stande sein], daß er svon ihnen] unter die sphönizifchenj Kaufleute [als ein einträglicher HanDelSartiFelJ zekthkilet wird? Tit. Kannst du das Netz fulleu mit seiner Haut [richtiger: seine mit undurchdringlichem Schildpanzer bedeckte Haut mit Wurffpießen anfüllen], und die Fischreuseu unt seinem Kopf [richtiger: und seinen gleichermaszen unverwand- baren Kopf mit Fisehharpunem wie man sonst wohl größere Fische fängt]? 27. Wenn du deine Hand an ihu legst, so gedenke, daß Dies] ein Streit sei, den du nicht aus- führen wirst [genarier: Leg’ nur einmal deine Hand an dasselbe; duivirst an den Kampf denken müssen, und nie wirst du’s wieder- thun, die Lust dazu wird dir gänzlich vergeheii]. 28. Siehe, seine [d. i. eines jeden, der mit ihm den Kampf wagt] Hossnung [es in seine Hände zu bekommen] wird ihm fehlen swird ihn täufchen]; und wenn et fein [des Krokodils auch nur] ansichtig wird, fchlvtnget er [der tollkühne Jäger, vor starrem Schreck] sich dahin [wörtlich: wird einer denn nicht schon bei feinem Anblick hiugestreckt?]. Unter den vielen Krokodilarteiu die die alten Egppter kannten swährend man jetzt nur noch 5 Gattungen kennt) ist bei dieser Schilderung an«das größte zu denken, an das Thier in seiner Vollkraft Diaunperiviindbarkcit der gepanzerten Haut, der furchtbare, bis hinter die Augen imd Ohren geössnete Rachen mit den« langen, spitzen Zähnen, die ungeineine Behendigkeit seiner Bewegungen und Wendungen im Wassey W« «« Sumpf UUV Nkvskäid die gewaltige Stärke, die es in dein den ganzen übrigen Körper an Länge tibertrefsenden Schwanze besiht (VVU welchem ein Schlag genügen soll, um einem Hirsche alle 4 Beine zugleich zu zerschmettern) das feine Gehör und der scharfe Geruch, endlich überhaupt die große Lebens- zähigkeit und Kraft des Geschöpfs —- alles das machte schon im hohen Alterthum, und macht noch ietzt die Krokodiljagd zu einer der gefährlichften und schwierigften Bitt gewöhnlicher! Angeln nnd Harpuuen ivar es damals und ist es jetzt unmöglich, das Thier zu iiberwältigem Die kiihnste Art der Krokodiljagd in unseren Tagen haben einige Negerftäinmiy die, mit nichts als mit einein Dolchc bewaffnet, unter dasselbc in’s Wasser tauchen und ihm den nur init weichen, gelblichen Schuppen bedeckten Bauch durchbohren. Jni Fall eines Fehlstoßes vermögen sie sich freilich nur dadurch zu retten. das; sie dein wüthenden Thier das äußerst empfindliche Auge aus· stoßen oder niit dem Daumen ausreißen — Die Nach« richten über die Möglichkeit, selbst dies furchtbare Reptil (Eidechfeuart) bis zu einem gewissen Grad zu zähmen, sind nur unsichere. Kuh. 41, 1. Niemand ist so [toll-] kühn, der ihn [der es, das Krokodill, obwohl es nur ein Geschöpf ist, durch einen feindlichen Angriff ungestraft] reizen darf; fund nun gar] wer fiu aller Welt] ist denn, der vor mir [der ich doch dem Behemoth und Leviathan ihre unüberwiud- liche Kraft aiierfchafsen habe und selbst über alles mächtig bin] stehen sfeindlich als Ankläger gegen mich austreten] könnte? sSollte davor nicht feder zurückschaudern ?] Z. Wer sunter allen meinen Geschöpfen] hat inir was zuvor gethan sirgend eine Wohlthat mir erwiefen], daß ich’s ihm vergelte salso daß er einen Rechtsanspruch dafür an mich hätte, und ich ver- pfiichtet wäre, ihin aus Dankbarkeit Gutes zu er- weisen]? Es ist mein, was unter allen Himmeln [d. i. unter dem ganzen Himmel] ist [ich habe es alles mit meiner allmächtigen Kraft aus lauter Güte und Barmherzigkeit geschaffen; ich bin darum auch der alleiuige HErr über alles, und niemand hat ein Recht, sich über sein Schicksal als über eine Ungerechtigkeit zu beklagen Röm. 11, 35; 5. Mos. 10, 14; Pf. 24, l; 50, 12]. Hier der Schlüsse! zum Verständniß des Zwecks, welchen die Schilderung der beiden Thiergestalten hat. —— Hiob ivollte Klägeiz nnd der HErr sollte der Be« klagte sein, und Hiob hoffte, es Gott als sein Wider· sacher abzugeivinncir. Aber ebenso denken alle, die wider Gott murren. Welche Thorheitl Wer vor einem großen Witrm, den Gott erschaffen hat, den Muth sinken lassen muß: wie sollte er dem Schöpfer etwas abgeivinnen, dessen Gerechtigkeit so groß ist als seine Kraft? Und wer will die Rechte Gottes übersehen? Menscheii geben einander etwas, wovon sie eine Vergeltung fordern können, und der geringste Sklave, der feinein Herrn einen Nutzen schasst, darf denken: mein Herr« ist in seinem Gewissen verbunden, gütig mit mir «uinzugehen, und wenn er’s nicht thut, so ist's unbilligz aber bei Gott ists nicht so. Jhin hat niemand etwas zuvor gegeben, das er wieder vergelten müsse. Seine Rechte sind also nicht enger eingeschränkt, als sein freies Wohlgefallen. Wer etwas von ihm fordern will, hat keinen anderen Grund, als seinen Willen, und darf es nicht anders, als durch Bitten begehren. Sein ist, was unter allen Himmeln ist, und zwar ist es im vslligsteu Verstaude sein. Vom Nichts an ist alles sein, Form und Materie, Eigenschaften und Wesen, alles ist sein. — Hiermit wird Das Krokodih ein ferneres Wunder göttlicher Allmacht und Weisheit. 125 denn dem Menscheit aller Grund, mit Gott zu rcchlein weggenommen; denn iver mit dem anderen rechten ivill, muß den Beklagten in eine Verbindlichkeit gesetzt haben und ihn aus diesem Grunde der Unbilligkeit iiberfiihrein oder er muß ein Eigenihumsrecht zum Grunde haben und aus demselben seine Klagen herleiten. Aber: »Es ist ja, HErr, dein Geschenk und Gab mein Leib und Seel und was ich hab in diesein armen Leben-«, sagt Martin Schalling in: ,,Herzlich lieb hab ich dich« Was bleibt dem Menschen also übrig? Aller Grund zum Rechten schwindet ihm. Er ergebe sich also in den Willen Gottes und sei froh, daß Gott, dessen Willen niemand Schranken setzen kann, Liebe ist, und also uach seiner Natur erne ivohlthnt, gern hilft nnd an Barmherzigkeit Wohlgeallen hat. (Roos.) O wie tief ist hierin aber die Bosheit und Hoffahrt des menschlichen Herzens! Wie nimmt es sticht alle Wohlthaten Gottes nur so bin und verschlingt sie in eigener Lust und Hoffahrn als hätten sie sie nie von Gott entlehnet oder enipsaiigem sondern gerandet! Danket ihm doch fast niemand, wie sich’s ebiihret, fiir alles Gute: sondern die meisten meinen aus s lindheit, es müsse so sein, Gott sei es ihnen so schuldig. (Berleb. Bibel) MS U. Z-12. Doch hör: weiter non der Stätte· und Schdnhcit des keviaiiian sdes Eitolcodlm weilt) furcht- bares Gebiß! wie regelmäßig und sei! lsi stiii Panier! sen-under: die licht» jener— nnd rciuchcihnllchcn Grscheis nungen an seinem Kopfe! s. Dazu muß ich kdirj nun knoch weiter] sagen, wie groß lseiiie Glieder unt-J, wie mächtig und wohigcschasfen sschöngestaltetj er ist [damit du die unbegreifliche Fülle meiner Schöpferherrlichkeit noch besser erkennest]. it. We: kaiin ihm sein Kleid sdie Oberfläche seines SchUppenpaUzecsJ entdecken? Und wer darf es wagen, ihm zwischen die sgewaliigens Zähne [seines Ober- und Unterkiefersj zu greifen? 5. Wer kamt die [weitgespaltenen] Kittttbacken seines Aiitlitzes aiisthuii? Schreckllch stehen seine svon den Lippen unbedeckten, für jeden sichtbaren] Zähne sini Rachen] umher. h. Seine stolzen sknorrigen 4 Naekenschilder und seine in 6 Reihen stehenden, viereckigen, schmutzig grünen Rücken-] Schlidpeu sind wie feste Schilde [d1irch die kein Geschoß, selbst keine Kugel so leichi hindurchdringts fest und enge in einander [gefchlossen, wie durch fest verschließendes Siegel]. 7. Eine rührt an die andere, daß nicht ein Liistlcln dazwischen gehet [eindriugtJ. 8. Es hängt eine an der andern, und hatten sich zusammen [in fast undurchdringlichen Frigen], daß sie sieh nicht von einander trennen. Si. Seiu Riesen [wenn er sich am Lande sonnt und den aufgesperrten Rachen der Sonnen: seite zukehrt«] gläuzet wie ritt Licht [indem die Sonne in die feinen Theile des beim Niesen aus- gestoßenen wässerigen Schleims hineinscheint]; seine [kleiuen, nahe bei einander und schräg stehenden] Augen sind [von stechendem Glanz und durchfuiikeln selbst das Wasser mit einein röthlichen Schein] wie die Augenlider [genauer: die Wimpern vgl. Kap. s, 9J der Morgenröihespc «) Gar ost sahen wir das Thier im Sande liegen, den Nachen weit aufgesperrt und dein warmen Sonnen· sirahl zugewendet, während die kleinen Vögel, wie die zierliche Vachstelzn ruhig in dein dunkeln Todesschluude herumspaziertein um aus dein Waffe-krachen einige Wär· mer herauszupicken lDieterici.s — Es) Auch unter den egyptischen Hierogivphen bezeichnen zwei Kroiodilsaiigen den Morgenanbruch 10. Aus seinem Munde fahren sivenn es lange unter dem Wasser gelegen und heftig Athem schöpfevd eniporrauschts Fackeln, and feurige Fun- kett schießen sunaufhorlichj heraus. il. Aus seiner Nase sseinen weitgeöfsileten NaseiiIöcherIiJ gehet salsdann unter erschiitterndem Gekrach dicker, heißer] Rauchsheroors wie vpu heißen Topfen und Kesselu [wie wenn solche, mit Wasser angefüllt, im Rachen des Thieres über einem stark rauchenden Binsenseuer stünden] 12. Seit! Odem ist lso heißt, wie lichte Lohe [also daß, träfe er erloschene Kohlen, diese wieder zu glühen anfangen würden], und aus seinem Munde gehen Flammen. Diese Schilderung des aus dem Rachen und den Nasenlöehern hervorschießenden und im Sonnenglanz wie feurig erschciiiendeiy heißen Odems des Krokodils ist so naturg·etreu, daß der Augeuzeiige deutlich daran zu erkennen ist. U«- V. 13——25. Die furchtbar: Stärlie des Kroliadllo macht srlissi Helden trzitteriy alle Arten von wassm richten nichts gegen dasselbige aus. Spuren seiner Stärke läßt es selbst im Wasser und Schlamm zurück; rI ist der König unter den sioizeslen Raubthiere-i. 13. Er hat einen starken Hals; und ist feine Lust, wo er etwas verderbet [wörtlich: A uf s e i n e m Halse übernachtet, wettet immerdar die Stärke, und vor ihm her tanzt der Schrecken; jedermann, der seiner ansichtig wird, wird muthlos und nimmt Reißaus] 14. lSelbstj Die [bei anderen großen Thieren schlaff und schlotterig herabhängenden] Gliedmaßen [= Theile] feines Fleisches sdes Halses und BaiicheSJ hangen [dicht] an einander, und halten hakt an ihm [wie von Metall gegofsen], daß et nicht zerfallen kann srichtigerx ohiie zu want-en. Auch die Haut der fieischigen Theile seines Körpers ist sehr dicht und mit starken Schuppen bedeckt] 15. Sein Herz ist so shart und unerweichbar, als ob es von gegossenem Erze iväre,] hatt wie ein Stein, und so fest [so gußstahlartigs wie kiq Sitte! vom untersten Mühlstein sder von sonder- licher Härte sein muß, weil er die Wucht und Reibung des oberen aushalten muß] Das Krokodil hat einen unbeugsamen Muth und eine solche Lebenszähigkeih daß selbst tödtliche Wunden sein Herz nicht so bald zum Stillstand bringen können. —«Fiirst Ptickley der eine mehrjiihrige Reise durch Nord. afrika gemacht und dieselbe in einem großen Werke be- 126 Hin) 41, 1(;—25. 42, 1—9. schrieben hat, erzählt, daß man einem von ihm erlegten Krolodile bereits den größten Theil der Edaiit abgestreift uiid die Einaeiveide herausgenommen hatte und eben damit beschäftigt sont, die Knochen aus dcii Beinen zu lösen, als das Thier noch einen letztcn galoanischcn Schweifsclilag gab, der den dichteii Kreis der Uinstehen- den wie Spreu auseinanderfegie und einen derselben zu Boden warf. 16. Wenn cr sich swenn es sich, aus seiner Ruhe ain Ufer aufspringend] erhebt, so kutschen sich ffelbstj die Starken; und wenn er daher bricht, so ist keine Gnade da [richtiger: und vor Schrecken verfehlen sie mit ihren Waffen, mit denen sie das Thier tödten wollen, des Ziels]. 17. Wenn man zu ihm will mit dem Schwert, so regt er fich nicht [besser: Wenii man es trifft mit dem Schwert, so haftet’s nicht, sondern jeder Schlag prallt ab]; oder mit Spiefn Geschoß nnd Panzer svielleicht richtiger nach dem Arabis en: und Harpunef 18. Er achtet Eisen wie Stroh, und Erz wie faul Holz. 19. Kein Pfeil wird ihn verjagen, die Schleuder- steine find [ihm gegenüber] wie Stoppcln [besser: wie Spreu, die der Wind leicht entführt]. 20. Den Hammer [genauer: Die Keule] achtet er wie Stohpeln [wie Spreu]; er spottet der behenden sauf ihn zu raiifchendenJ Lanze [Kap. 40, 28 Anin.]. 21. Unter ihm [am unteren Theil seines Schwanzes] liegen scharfe Steine [stehen überaus spitzige, wie Scherben scharfe Schnppen hervor]- und fährt über die scharfen Felsen wie über Koth [richtiger: und es breitet einen, unten mit eisernen Spitzen versehenen, Dreschschlitten aus auf dem Schlamms Wenn das Krokodil am Ufer im Schlamm liegt, fo prägen sich diese spitzen Schuppen so in den Morast ein, daß es anssiehh als ivitre ein Dreschfchlitten darüber hingezogen worden (ogl. Jes 28, 27). 22. Er macht sBei seinem pfeilschnelleii Hin- schießen durch die Wasferftäche macht es], daß das tiefe Meer [die Tiefe des Nil«] siedet wie ein [Koch-] Topf, nnd rührt es [den Nil in seiner schlammigen Tiefe] in einander, tote swennj man fin einem Salbentopfef eine Salbe menget". V) Noch heute wird der Nil von den Beduineii ein Meer Wahr) genannt nnd gleicht auch einem solchen, wenn er aus etreten ist (vgl. Kuh. 7, 12 Anm.). »Es) Nicht los trübt das Krokodil das Wasser, sondern es htnterläßt auch aus seinen zwei Driisen auz Schwaiize einen starken Moschusgeruch. As. Nach ihm shinter ihm drein] leuchtet der Weg sden es im Wasser durchzogen hat, mit einem weißen Streifen], er macht dic Tiefe [die Wasserfluth des Nil] ganz grau [also daß man sie für silbergraues Haar halten mdchte]. 24. Auf Erden sunter den Geschöpfen Gottes] ist ihm niemand zu [ver-] gleichen; er ist [von seinem Schöpfer] gemacht ohne Furcht svor allem sonst wohl Schrecken Erregenden] zu sein. 25. Er verachtet alles, was [aus Erden] hoch ist; er ist ein König über alle Stolzen füber alle noch so stolz einherschreitendeii Raubthiere] Es ist von tiefer Bedeutung, daß der HErr gerade den Behemoth und Leoiatham die sonst in der heil. Schrift, bei den Propheten, die Siiinbilder des hoch- inüthigem Gott und seineni Plieiche feindlich gegenüber stehenden Egdpteiis sind, dazu wählt, um Hiob seine Ohninacht zuin Bewußtsein zu bringen. Wenn auch Hiob selbst den dahinter liegenden Gedanken nicht ver· standen hat, so können wir, die wir die Geschichte des Reiches Gottes und die Propheten vor uns haben, doch daraus abnehmen, daß der HErr zugleich sagen will, wie zur Ueberwiiidung des Reiches der Finsternis; und der Weltmaclft ganz andere Nlacht und Weisheit nöthig sei, als der über die zeitweilige Macht des Bösen und die ihin unbcquein werdende Herrschaft des Reiches der Finsternis; niurrendm turzsichtige Mensch sich träumen läßt. Das 42. Kapitel. Hiob wird auf rechte« Buße non Hatt wiederum gtüctisetig gemacht. Ver Hain: hat nun feinen Zweit: erreicht, Ljiob ist ge—- bronfrm Dir Offenbarung der Herrlichkeit Gottes oder der innigen Harmonie zwischen feiner Allmacht, Gerechtigkeit, Güte nnd Weisheit hat ijiob zur vollkommenen Grtieniitnlß feiner Ohnmacht, feiner drohe: gehegtkn Herzen-fänden, der Selbslgrrcctftigtieit und drg feinen Honfinntlig der bittern Wurzeln feiner vcrniessenru Reden gegen den schreit, ge— bracht. Sein: eigene Gerechtigkeit ist ihm zu Staub und Jtsctfe geworden, er erkennt nnd betirunt feine Schuld vor Gott, und so tiann ihm nun auch zu Theil werden, roao er früher fo fiiirnitfcti und ln fo oerliehrter Wolfe begehrt hatt: Gier. its, St; It, 35 ff)- dir Anerkennung feiner Un— schuld gegen die falschen Vorwürfe feiner Freunde. nach— dem er fo innerlich durch Buße nnd Vergebung gereinigt und seine Hoffnung Rad. 19, Es) iibrr Bitten nnd Ver— stehen erfüllt worden ist, uanideiii er nun) die rechte Haupt— friiktit der mißt, die oetgebcndr Lieb: gegen fein: Feinde, dargebracht hat, liann nun die Vorbildung Glthu's, daf- feinr Buße die Wiederkehr dr- tjeilg und Gliinirs zur Folge haben werde, in Erfüllung gehen. Der zu weit größere: Herrlichkeit emporgehoben: Knecht Gottes nicht dann fiir alle Zellen atg leuctileudes Beispiel der erliarnienden klebt Gottes. dir die Gerechten durch Leiden und Vrrsnctfungtn zur Vollendung führt, da. l. o. 1—6. Hist« nur: u: staat: qui nahe. l. Und Hiob [der iiun Gottes alleinige Ge- rechtigkeit nnd den Zweck seines Leidens klar er- kannte] antwortete dein HErrn [mit tiefster Beu- gung seines Herzeiis], nnd sprach: 2. Ich erkenne snun aus deiner herrlichen Offenbarung in neuer, nie geahnter Klarheit], daß du alles verlangst, und lein Gedanke ist dir dkkdvkgclt fgenauert kein Nathfchluß ist dir un« ausflihebar. kein für uns noch fo räthselhaftes Wert deiner Allmacht in der Natur, kein noch so schwerer, für uns dunkler Weg, drii du mit uns gehst, ist ein Plan« lesen, willkürliches Thun einer blinden Naturgewalh die über uns ioaltete, sondern alle deine Werte und Rath- Hiob thut rechte Buße. Auch feine Z Freunde demüthigeu sieh und erlangen Vergebung. 127 schlüsse, auch die schwersten Leiden, die du über uns Ver· häugst, sind eitel Weisheit, Güte und Barmherzigkeit. Ja: Weg’ hast du allerwcgen, an Mitteln fehlt dir’s Zieht; dein Thun ist lauter Segen, dein Gang ist lauter icht!]. Z. [Du slraftest mich mit Recht mit jenen Worten, die du Kap. 38, 2 sprachst:] Es ist ein unbesonneaer Mann, der seinen Rath meint zu verbergen [richtiger: Wer iti’s, der da ver: dunkelt den weisheitsvollen Rathschluß ohne Einsicht] Darum beienne ich smit Ren und Scham], daß ich habe unweislich lohne Verständ- niß und thöricht über solches geurtheilt und] ge- redet, das mir zn hoch ist sbesserx war], und [ich] nich! Versteht [besser: nicht verstand. Jch hatte keine Erfahrung davon, daß die Trübsale der Gerechten den so hohen, heiligen Zweck ihrer Reinigung nnd Vollen- dung in der Gottseligieit haben, und doch meinte ich urtheilen zu dürfen] «) Hiob wiederholt hier vor sich hin zu seiner Selbst· beschiitnung und Selbftstrafe das mächtige Wort, woinit der HErr bei seinem ersten Auftreten Hiohs Vermessem hett straste, und eignet fiel) damit alles das an, was der HCrr ihm vorgehalten hat. 4. [Drum] So erhbre [mict)] nun, laß mith sjetzszt ganz anders rnit dir] reden; ich will dich süber die Geheimuisse deiner Allmacht, Weisheit und Gerechtigkeit] fragen, [be-] lehre mich [noch weiter über sie]. Auch diese Worte nimmt Hiob aus dem Munde des HErrn (Kap. 38, Z; 40, 2) und bekeunt sich in Reue zu ihnen, als wollte er sagen: Jch habe in meiner Anfechtung viel thörichte und siindliche Fragen gethan nnd Zweifel ausgesprochen über meine Sünde und deine Gerechtigkeit; dafür hast du mich mit Recht dnrch die mich tief befchämeudetr Fragen gestraft. Nun aber will ich in Demuth und heiliger Sehnsucht nach tieferer Er« kenntniß deines Wesens dich fragen; führe mich noch weiter in die Tiefen deiner Geheimnissc 5. Jeh habe [bisher] dich [besser: von dir — nur] mit den Ohren snach HörensageUJ ge- höre! swie es mir von den Vätern überliefert war, und so glaubte ich an dich ohne tiefere Her: zensersahrung von deinem innersten Wesen], nnd mein Auge siehet dich auch nnn kjctzi ad» hast du selbst dich mir geossenbaret und nun erst habe ich wahr- haft und lebendig selbst erkannt nnd geglaubt, daß du bist ein gereihten gütige-r und weiser Gott] Während die heutige, vom wahren Leben aus Gott abgewendete Welt im hothmiithigeir Dünkel auf ihre Kultur, Wissenfchast und Bildung den Grundsatz aus- stelit, daß das Denken nnd Speculircn des einzelnen Subiects die Quelle wahrer Gottescrkennttiiß sei, lehrt dieser Vers und mit ihn: die ganze heilige Schrift, daß nur die persönliche Herzensersahriing von den Wohl- thaten Gottes, von seiner siinderivergeveuden Gnade und Barmherzigkeit, uns die Erkenntnis; des Wesens und der Heilsthaten Gottes ausschließt. S. Darum skhuldige ich mich [der Ungerech- tigkeit und thörichten Vermessenheit und verab- scheue im tiefsten Herzen meine begangeneu Sün- den], nnd thue smit wahrer göttlicher Traurigkeit] Buße it! Staub Utth Asche ich setze mieh in Staub und Asche zum Zeichen, daß i ) mich selbst ftir Staub und Asche halte, auch niich wcrth achte, von dir in Staub und Asche verkehrt zu werden, vgl. Kap. L, 8 Aruns Beruerkeiisdverth ist die Ziiirze der Rede Hiobs im Gegensatz gegen seinen früheren Redcflrisk Die Tiefe der Empfindung und besonders die gricndliche Buße ist in ihren Aeußerttngen einfach, und das Wort gleicht in ihr einem eng und knapp anfchließendeii Gewande. (.Hengsieuberg.) H· v. 7—9. Hintre« Rechtfertigung nnd der Freunde Be— strasung nnd Versöhnung. 7. Da nun der HErr diese Worte mit Hiob geredet [uud das reuige Bußbekenntniß desselben in Gnaden angenommen und ihn seiner Schuld ledig gesprochen] hatte, sprath er sum Hiob auf Grund solcher Sündenvergebung nun auch vor den Freunden zu rechtfertigenj zu Eliphas »von Theman sals dem ältesten nnd einsichtsvollstem der den anderen stets vorangegangen war]: Mein Zorn ist ergrimmt über dich, nnd über deine zween Freunde; denn ihr habt nicht recht snichrarifrichtig und wahr Kap. 13, 7 Anm.; 33, 3 Anm.] von mir geredet, wie mein Knecht Hieb sdem ich diesen Ehrennamen nun in neuem, vollem Sinn beilegen kann. Jhr habet, um nur Gottes Gerechtigkeit retten zu können, die Wahrheit preisgegeben und Hiob wider besser Wissen und Gewissen verurtheilt, eine lügnerische Vertheidigung, die mein heiliges Wesen haßt] 8. So [foll er nun, selbst begnadigh euch ein priesterlicher Mittler eurer Wiederbegnadigung werden-J nehmet nun seine besonders feierliche, mir wohlgefällige Opfergabe, nämlich] stehen U· Mos 35- 26 Anm.] Farren nnd sieben Widder, und gehet zu meinem Knechte Hieb, nnd opsert Brandopfer szur Sühne] für eneh [Kap. J, 5J, nnd laßt meinen Knecht Hiob für euch bitten sdaß ich eure Opfer gnädig annehme und euch die Sünde vergebes Denn ihn fund nur ihn, den ihr als einen von mir gestraften Frevler geachtet habt] lvtll ich [gnädig] ansehen [uud auf seine Fiirbitte soll» es geschchenj, daß ich euch nicht sehen lasse, wie ihr Thorheit begangen habt sdaß ich euch eure begangene Thorheit nicht entgelten lasse]; denn Ihr habt nicht recht sausrichtig und wahr] von mir geredet, wie mein Knecht Hieb. Wer sieh selbst erhöhet, der soll erniedrigt werden, und wer sich an der Tafel des Reiches Gottes obenan setzt, muß den Ruf vernehmen: Weiche diesem. » it. Da gingen hin Eliphas von Theman, Bcldad von Sand, und Zophar von Naema sinnen, wenn sie sich auch versündigt hatten, doch Gottes Gnade und Wohlgefalleit mehr als alles galt], und thaten, wie der HErr ihnen gesagt hatte. Und derHErr tat-e lgnädigj auHioh kund nahm die Sühnopfer aus feine Ftirbitte ans. 128 Hist» 42, 10—-—17. Elihws wird nicht weiter gedacht. Der Sprecher Gottes tritt zurück, da Gott selbst redet in Wort und That. Lob kommt ihm nicht zu. Er hat nur geredet, was Gott ihm gegeben. Er hat kein Verdienst, er hat nur zu danken fiir die hohe Gnade, daß Gott ihn ge- würdigt hat, Träger seiner Offenbarungen zu sein und seinen irrenden Bruder von dem Jrrthtim seines Wegs zurückführen zu können. »Wenn ihr alles gethan habt, so spreche« wir sind unniitze Knechte;« die Crfillliiug dieser Anforderung macht Gott seinen Dienern dadurch leichter, daß er sie selbst recht gründlich als unniitzc Knechte behandelt. (Hengsteubcrg.) lll- v. til-17. di: wckdkkykkakuuug des rotem: Glases— slandes und der Ausgang Siena. In. Und der HErr wendete das Gefängniß Hioifs sdas Elend, in welchem er gefesselt lag], da er bat für seine Freunde sdie doch seine Feinde gewesen waren, womit er denn den vollgiiltigen Beweis seiner Bekehrung lieferte]". Und der HErr gab Hieb zwiefältig so viel, als er gehabt hatte« [ogl. Jes.61, 7]. J) Wenn hier die vergebende Liebe gegen die Be- leidiger geradezu als die Bedingung der Wiederher- stellung Hiob’s erscheint, so haben wir die alttesianieuts liche Grundlage für den Vlussprucli des HErrnt So ihr den Menschen ihre Fehle vergeben so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. (Malth. 6, 14 s·; 18, 35; 5, 44; Las. s, 37). —- Hi Gott entblößet eine Seele nicht, um sie nackend zu lassen, sondern um ihr die Eigenheih die sieh in die Dinge, wovon sie Gott bekundet, eingemischt hatte, zu bcciehmeir Darnach giebt er ihr seine Gnaden und Gaben zwcisältig wieder, in- dem er sich ihr selber giebet. (Berleli. BibelJ 11. Und es kamen nun sda er genesen und doppelt reich gesegnet war, wieder] zu ihm alle seine Brüder und alle seine Schwestern, und alle, die ihn vorhin [in seinem früheren Glück] kannten [und in seinem Elend so schmählich verlassen hatteu], nnd aßen mit ihm in seinem Hause [denn er ver- zieh auch ihnen gern ihre Selbstsucht, nachdem ihm verziehen und so große Liebe Gottes zu Theil geworden war], nnd kehrt-ten sich zu ihm [ge»nauer: und gratulirten ihm zu der Wendung seines Schicksalah nnd trbsteten ihn sfkeiiich zu spät] über alletn Uebel, das der HErr über ihn hatte kommen lassen. Und ein jeglicher gab ihm einen schbnen Groschen [wsrtlieh: eine Kesita 4 Seici 1. Mos 33, 19], und ein gütdeu Stirn- band [genauer: einen güldenen Ring für Nase oder Ohr 2. Mos 32, 2]. Auch dies war ein vom HErrn kommender Segen, daß ihm wieder alles Ehre erweisen mußte. 12. Und der HErr segnete hernach Hiob mehr, denn vorhin, daß er suach und nach] triegte vier- zehn tausend Schafe, und sechs tausend Kamme, und tausend Joch Rinde« und tausend Esel [ogl. Kap I, 3]. 13. Und kriegt: swiederum wie früher] sieben Söhne nnd drei Töchter [also daß seine Kinder im Ganzen 20 waren; denn die vor ihm Ent- schlafenen waren ihm nicht verloren, sondern desto sicherer bewahrt 2. Sam. 12, 23]. 14. Und [man] hieß hie erste [seiner Töchter] Jetnina [d. i. Taube, nach der Schönheit ihrer Augen], die andere Kezias lodcr Kassia d. i. die DuftigeL und die dritte Keren-Hapnch" [d. i. Schminkhortt = höchste Schdnheits «) Kezia ist ursvriiuglich der Name einer aroinatis schen Rinde, welche den wohlriechenden Salben als ein Bestandtheil beigemischt wurde und von einem in Indien und Arabien wachsenden Baume oder Strauche herkam. Der Name bezeichnet die Tochter als besonders anmuthig «) KeremHapuch ist eigentlich das Augcnschniiiiks biichschetn ein hörnerties oder hornartig geformtes Büchs- chen zur Aufbeivahrung der schwarzen Schminkew wo- mit die ntorgeiiläiidischen Frauen den Rand der Augen- lider und die Augenbrauen zu bemalen pflegten. 15. lind wurden nicht so schöne Weiber fun- den in allen Landen, als die Töchter Hist-s. Und ihr Vater gab ihnen [wiederum, wie seinen ver- storbenen Töchtern] Erbtheil unter ihren Brüdern sdas eben so groß war, wie das ihrer Brüders Anders wurde dies später bei den Jsraeliten durch die Gesetzgcbitiig (T3. Mos 27, 8 ff.). 16. Und Hiob lebte nach diesem hundert und vierzig Jahr, salsoj daß cr snochj sahe Kinder. und Kiudeslinder bis in das vierte Glied. 17. Und Hiob starb alt und Lebens satt 11. Mos es, 8; as, 29]. Es ist darüber gestritten worden, ob Hiob ein Vor- bild oder Typus auf den HErrn Jefum Christum ge- nannt werden dürfe; da er doch so vielfach geschwaukt habe, ja zum Theil wohl sogar unterlegen sei in der Versuchung, die ihn betroffen. Aber auch die anderen Vorbilder des alten Bandes, wie Abrahakn, Jfaak, Jakob, Joseph, David, Salomo waren unvollkomnrenq siindige Menschen, die die Triibsale, Verfolgungen und die Erniedrigung, welche sie mit zu Typen machen, nicht ohne mannigfache Schwankungen durchlebt haben. Daß Hiob, gegenüber den heftigen bitteren Anfeindungen Satans und seiner Werkzeuge, bei allem Schwanken Geduld und Ausdauer bewies (Jak. 5, U) und den Gott, der ihn schlug, nicht iu’s Angesicht segnete, son- dern mit seiner innersten Seele stets fest an ihm hielt, also das; auch gar oftmals der Glaube aus der Asche hervor in hellen Flanirnen emporschlitg und zu prophetischett Blicken steh erhob, daß er gerade in Folge der Aufein- dung Satans in solch tiefe Erniedrigung hinabstieg und von dem HErrn zur höchsten Hierrlichkeit erhoben ward, daß er ftir seine Feinde bat und ihnen um seiner Mittleri schaft willen verziehen wurde, — das alles sind Züge, die Hiob wohl als einen Typus auf den Heiligen Gottes hinstellen, bei dessen ganzem Leiden der Satan stets im Hintergrunde war, von der edomitischen Verfolgung eines Hcrodes bis zu seiner Gottverlassenheit am Kreuz; der allenthalben versucht ward, gleichivie wir, doch ohne Sünde. Bziihreiid das eine außerisraelitische Vorbild, Melchisedek, weissagexid auf die in Christo vereinigten Aemter hinweist, ist das neidete, Hieb, durch seinen Gang aus großer Herrlichkeit durch tiesstes Leiden zu neuer, größerer Herrlichkeit eine persönliche Weissagung auf das Leben des einzigen Knechtes Gottes in den 3 Ständen seiner oorweltlieiyen Herrlichkeit, seiner Erniedrigung und seiner Erhöhung, daß er einen Namen empsing, der Die Wiederherstellung des äußeren Glücksstandes Hiob’s und dessen Tod. — Schlußbemerkungen 129 über alle Namen ist. — Dies gleichsam die göttliche, Erweckung, und dann kehrt er in Huld und Gnade zu· reichsgefchichtliche Seite an unserm Buche; die andere I rück zu ihrem Gefängniß. Das geschah z. B» da Juda Seite bleibt die, daß es den Entwickelungsgang jedes in das Exil nach Babcl geführt und dann in Freuden Gläubigen und der ganzen Kirche durch Versuchungen heimgeleitet wurde. Das wird am herrlichsten geschehen, zum Zweck der Reinigung zur Herrlichkeit darstellt. wenn an die Stelle der streitenden Kirche zuletzt die »Gott züchtigt die Kirche, aber er übergiebt sie dem trinmphirende tritt. Die zeitliche Wiederherstellung ist Tode nicht; er sendet ihr, nachdem er sie durch seine im Buche Hiob Bild, Vorspiel und Unterpfand der Heimfuchungen vorbereitet hat, den Geist der Buße und ewigen« Schlußbetnerteungen zum Wachs: Dich. Wie die Psalmen erst da und alsdann volles Versiändniß finden (s.Anm. zu Pf. 5,13), wo und wann in das Leben des Christen Erfahrungen eingetreten sind, welche den Zuständen entsprechen, auf welchen die Psalmen fußen, während dieselben da, wo es noch an jenen Erfahrungen fehlt, verhältnißmäßig gleichgiltig lassend selbst an sonst gläubigen Herzen vorübergehen, ebenso verhält es sickb nur in sehr gesteigertem Grade, mit dem Buche Hiob. Nur sehr schwere Leiden vermitteln das Verständniß für dieses Buch, und doch nur den Anfang des Verständnisses; ein volles Verständniß findet sich erst da ein, wo auch der spitzige geistige Stachel, welcher außer dem leiblichen Leiden im Herzen vorhanden ist und eigentlich den Kern des Leidens bildet, empfunden worden ist. —— Man muß nicht blos gefragt haben, sondern von der furchtbaren Frage durch und durch erschüttert, ja zerrissen und zermalmt worden sein: Warum hat Gott das an mir gethan? Ungläubige, sogenannte Maulchristen, fragen allerdings auch so, aber die Tiefe und die Schrecken des Kampfes mit Gott empfinden sie nicht; sie hadern entweder, und hadern nur, ohne daß daneben, wie bei Hieb, die alte rechte Erkenntuiß von Gott durch den Hader«hindurchblitzte, und den Hader zu einem, möglicher Weise fegensreichen Kampfe führte; sie hadern bei recht schmerzlichen Schlägen mitunter ihr ganzes Leben lang, und fahren schließlich sogar, Verwünschungen und Gotteslästerungen auf den Lippen, hadernd in das Todtenreich (ogl. Bürger? Lenore). Auch bei dem Gläubigen, wenn es ihm nicht gelingt, einen faßbaren Zusammenhang zwischen seinen Thatsünden und den Schlägen Gottes aufzufinden .und er so schnell über den Abgrund hinweg- kommt, treten in solchen Fragen oft Perioden wahrhaft seelenzerschneidender Zweifel ein, bis endlich die Erkenntuiß durchdringt, daß eben in dem Fragen und in der noch unüberwundenen Neigung zu diesem Fragen die Sünde lag, welche durch Gottes Schläge, durch die von Gott zugelassene Versuchung, zur Erkenntniß und Ueberwindung gebracht werden sollte. (Vilmar.) Luther schreibt in einem Briefe vom J. 1530 über die Schwierigkeit der Uebersetzung des Buches Hiob: ,,Jm Hiob arbeiteten wir also, Mag. Philippus, Aurogallus und ich, daß wir in 4 Tagen zu- weilen kaum 3 Zeilen konnten fertigen. — Lieber, nun es verdeutschet und bereit ist, kann’s ein jeder lesen und meistern, läuft einer jetzt mit dem Auge durch 3 oder 9 Blätter und stößt nicht einmal an, wird aber nicht gewahr, welche Wacken und Klötze da gelegen sind, da er jetzt über-hin gehet, wie über ein gehöffelt Bret,- da wir haben müssen fchwitzen und ängstigen, ehe denn wir solche Wacken und Klötze aus dem Wege räumten, auf daß man könnte so fein daher gehen« —- Dennoch hat seit feiner Zeit die größere Erforschung der hebräischen Sprache und ihrer Dialecte (besonders des Syri- schen und Arabischen), die Bekanntschaft mit den gelehrten jüdischen Auslegungen, die Aufdeckung der Natur und Entzifferung der Denkmäler und Jnfchriften Egyptens, Syriens und Palästina’s, sowie der gerade durch Luther, sowohl in der lutherischen und reformirten, als römischckatholischen Kirche er- wachte Wetteifer der Erforschung der Tiefen auch dieses Buches es möglich gemacht, an vielen Stellen zu einem besseren Verständniß hindurchzudringen, als es mit Luther’s Uebersetzung möglich ist. Daher waren auch wir genöthigt, mehr als uns lieb ist, von der Uebersetzung Luther’s, die trotz der vielen noch übrig gebliebenen ,,Klötze und Warten« ein lautes Zeugniß seines tiefen Verständnisses von der hohenpoetifchen Herrlichkeit der ,,reisigen und prächtigen« Sprache des Buches ist, abzuweichem Wer der hocherleuchtete Verfasser dieses ebenso schwierigen, als tiefsinnigen und künstlerisch vollendeten Werkes sei, ist uns weder durch die Schrift, noch durch Tradition aufbehalten worden. Die größten Werke des Geistes (wie z. B. Homer’s Odyssee und Jlias, das Nibelungenlied, die Gudrun, der Heliand) haben ibren Ursprung stets in der stillen Verborgenheit und nicht am geräuschvollen, tiefer Herzens- erfahrung feindlichen Markte des Lebens. Die Talmudisten und nach ihnen die meisten Kirchenväter haben die Meinung aufgestellt, das Buch fiamme aus Mosis Zeiten, oder Mose felbst, und zwar vor der Gesetzgebung auf Sinai, etwa während feines Aufenthalts bei Jethro in Midian, habe das Werk verfaßt. Man wäre wohl nie auf diese Meinung gekommen, wenn man sich nicht von der hohen Kunst des Dichters hätte täuschen lassen, daß er jegliche Anspielung auf das mosaische Gesetz, auf die 130 Psalm l, 1—6. Weissagung und auf die Geschichte, die religiöse Sitte und den Kultus des Volkes Jsrael aufs sorg- fälligste vermeidet und Hiob und seine Freunde aus dem patriarchalischen Jdeenkreis, gemäß den Sitten und Anschauungen eines Abraham, reden läßt. Darum eben haben Viele das Buch noch weiter hinauf in die Zeit Abraham’s versetzt; allein dies ist eine Verwechselung der Lebenszeit des Verfassers mit der Zeit Hiob’s und seiner Freunde. Vielmehr zwingt die hohe dichterische Vollendung des Bachs als Ganzes, die Herrlichkeit seiner Sprache, der weite, universelle Blick, mit welchem der Dichter sich über die engen Grenzen der alttestamentlichen Gottesgemeinde erhebt und seine Anschauungen aus allen Ländern des Umkreises, sonderlich aus Arabien und Eghptem mit der Genauigkeit eines Augenzeugen, hernimmt, endlich die Erinnerung daran, daß gerade Salomo’s Zeit sich »der denkenden Vertiefung in die Osseiibarungsreligionch der Beleuchtung aller Weltverhältnisse mit dem Lichte der göttlichen Weisheit und der Beantwortung gerade solcher Fragen, wie die nach der Ursache der Leiden der Ge- rechten, mit besonderer Vorliebe hingab (s. 1. Kön. 4, 31 Anm.), s—- alles dies zwingt dazu, nur und allein die Salomonische Zeit, die Zeit der höchsten Blüthe hebräischer Poesie und besonders der Spruchpoesm zu welcher das Buch Hiob gehört, als die Zeit der Abfassung dieses Buchs anzunehmen. Doch wir können der Person des Verfassers noch etwas näher kommen. Die an Hiob’s Versuchung gemachte neue wichtige Erfahrung des ganzen usitischen Volksstammes, daß Versuchungsleiden gerade über den Gottesfürchtigsten oftmals kommen, um ihn von verborgenen Herzensschäden zu heilen, diente allen nachfolgenden Geschlechtern dazu, daß sie dieselbe nacherleben sollten. ,,Allezeit erlebt eine Person eine große Wahrheit als eigene Erfahrung, aber so, daß alle nach ihr Kommenden diese Erfahrung ihr nach erleben können; die Erlebnisse wiederholen sich dann und sind insofern Erfahrungen ganzer Reihen von Menschen, aber sie sind ursprünglich doch nur Erfahrungen des Einen, Ersten; solche Erste sind es, die wir große Menschen nennen. So verhält es sich auf politischem Gebiet z. B. mit den Gründern von Staaten, aus dem Gebiete der Dichtung mit dem Volksliede und dem Epos, aus dem kirchlichen Gebiete mit Athanasius, Augustin und Luther.« (Vilmar.) Was Athanasius von den beiden Naturen in Christo, Augustin von dem Wesen der Sünde, Luther von der Rechtfertigung des armen Sünders vor Gott zuerst erfuhren, sollen wir ihnen nacherleben.— Einer »von denen, welche Hiob und seinen Freunden jene Erfahrung von dem Wesen aller Versuchung durch Satan mit besonderer Tiefe zur Zeit Salomo’s nacherlebten, war der Versasser des Buchs Hiob. Auch ,,er hatte irgend ein hartes Leiden, eine schwere Anfechtung erfahren; auch er war einmal in seinem Leben zu jener gegen Gott stürmenden Verzweiflung versucht worden«, die er in seinem Gedicht mit so wunderbar tiefer Kenntniß des menschlichen Herzens, und bereichert durch die mannigfaltigen Erlebnisse des Volkes Jsrael seit der Errettung aus Egypten, in so ergreifender Weise darstelln Merkwürdig ist nun, wie sehr die Psalmen 88 u. 89 sowohl nach dem Stoff, den ste behandeln, und der Ausführung desselben in den einzelnen Gedanken, als auch selbst nach einzelnen Ausdriicken mit dem Buche Hiob übereinstimmen. Daher vermuthen neuere Gelehrte, daß der Verfasser des 88. Psalms, Heman, der Esrahite, der Zeitgenosse Salomo’s (1. Kön· 4, 31), es gewesen sei, der die, durch den regen Verkehr der Salomonischen Zeit mit dem Ausland auf ihn gekommene heilige Sage von Hiob’s Leiden mit einem eminenten schöpserischen Geiste, ausgestattet mit der reichsien Kenntniß fremder Länder und Völker, besonders Egyptens, in Folge größerer Reisen oder längeren Aufenthalts daselbst, und unter hoher Erleuchtung des heiligen Geistes zu einem Stück seiner eigenen Seelengeschirhte verarbeitet habe. »Der ebräische Poet und Meister dieses Buchs,« sagt Luther, ,,sei er nun gewesen, wer er wolle, hat solche Versuchungen und Anfechtungen gehabt, gesehen, erfahren und also beschrieben. Und es scheinet und läßt sich ansehen, daß es ein großer, trefflicher Theologas gewesen muß sein, der dies Buch gemacht und geschrieben hat, er sei, wer er wolle.« Auch er hält dafür, derselbe habe zu Salomos Zeiten gelebt. Diese Zeit war auch am meisten geeignet, die Poesie des Volkes Gottes im Hoheulied und Hiob mit dem geisilichen Drama, der vollendetsteu Stufe aller Poesie, zu bereichern. Denn so gut als Göthe’s Tasso, kann auch Hiob ein Drama genannt werden. Auch in ihm ist der Mangel an äußerer Handlung durch Reichthum und Bestimmtheit der Charakterzeichnung ersetzt; wenigstens steht Hiob auf der Grenze der lyrisclydidaktischen und der dramatischen Poesie. — Ja, das Buch Hiob ist das Drama im universellsten Sinn; denn es ist das Drama, das im Grunde alle die- jenigen erleben müssen, die da selig werden. »Der Weg, den Hiob gehen mußte, um zum Frieden zu gelangen, —- es ist derselbe, den auch wir gehen müssen; einen anderen giebt es nicht. Das stolze Herz muß gebrochen werden. Und darum ist das Buch ein heiliges Kunstwerk, ein Buch, nicht blos voll Geistes, sondern voll heiligen Geistesz eiu Werk, das nicht blos gelesen, nicht blos studirt —- ein Werk, das durchlebt sein will« (Ebrard.) Verschiedene Herzensstellung und Lebensrichtung der Gerechten und der Gottlosen 131 Der Mutter. Jn diesem Buche sindesi du das ganze Leben der Menfchen abgebildet, die Stimmungen der Seele und die Regungen der Gedanken, und etwas Reicheres als dies Buch kann nicht gefunden werden. Mag zur Reue und Buße Bedürfniß da fein, mag Drangsal und Versuchung dich befallen haben, tnagst du der Verfolgung und Nachstellung entronnen sein, oder in tiefe Trübsal gestürzt: über alles und jedes kannst du hier Belehrung finden und in den Worten des Psalters es Gott vortragen. Der l. Psalm. Lehre von derdglüaäseligiieit der Frommen und Strafe der goitiosen Ali eine Art Vorwort zu dem psaiter überhaupt, dessen gesatnmte Eehre nnd Ermahnung in eine bnrze Summa zusammensassend, zeigt uns der l. Psalm, wao für ein Unterschied sei zwisthen dein Gerekhten nnd Gott- iosen, nnd zwischen dem, der Gott dienet, und dem, der ihm nicht dieuet final. 3,18), damit dem keser giebt) an der Schwelle oor Augen gestellt werde, auf welches die! die menschlichen ejaudiungen wie Pfeile müssen gerichtet werden. I- v. 1. g. ver merken: la innerlich tm: neu Gott— tosen geschieden durch seine ganze Denk— nnd handlungs- weise; er meidet aber auch äußerlich die Gemeinschaft init ihren werben und ihren Gesellschaften, und hat da· gegen seinen kebeuogrnnd in dem Gesetz des Ersten. 1. Wohl demZder nicht wandelt in: Rath der Gottlosen ssich nicht auf die nichtswürdigen Anschläge derer, die, weil sie von Gott nichts wissen mögen, von ihren unruhigen Leidenschaften und sleifchlichen Begierden sich treiben lassen, «einläßt], noch tritt auf den Weg der Sunder [noch die Handlungsweise der Verächter und Uebertreter der göttlichen Gebote befolgt], noch siszh da die Spötter sthen snoch weniger in der Gesellschaft solcher, welche Gottes nnd seines Wortes und Gerichts geradezu spotten, sich wohl und heimisch fühlt]; 2. Sondern hat Lust zum Gesetz des HErrn [sondern dessen Herzenszug hingeht nach dem Gesetz des HErrn, also daß die Rechte des HErrn ihm köstlicher sind denn Gold und viel feines Gold, nnd süßer, denn Honig und Honigseim Pf. 19, 11; no, 72], nnd redet von seinen: Gesetz Tag nnd Rath! [der daher auch dieses Gefetz in feiner Seele be- wegt unter dem Geräusch des Tages und sinnt ihm nach in der Stille der Nacht, um es immer tiefer in fein Herz, einzusenken und immer besser sein Leben darnach zu gestalten Pf. US, 97—102; Jos. 1, 8]. II. v. 3-——5. sei dieser seiner grundversrhiedenen Herzens— stelinng und Eebenorichtnng üeht der Gerechte ganz andere da in der Welt, alo die Gottlosen; nämlich wie ein wohl— get-ahnet, frnchttragendey immergriiner Zaum, während die iottiosen mit ihrem Beben nur Spreu sind, die der Wind oerwehet, nnd endlich gar an- der Gemeine der Gerechten auigesthceden verstu- (Athanastus.) Z. Der ist wie ein Baum, gepflanzet an Wasserbcichem der sweil es ihm nie an Nahrung gebricht] seine Frucht bringet zu seiner Zeit [ste nicht vor der Zeit fallen läßt, sondern ordentlich zur Reife brinatL nnd seine Blätter kweil eben feine Wurzeln an unversteglichen Wasserbächen liegen] verweilen nicht [wenn es im Sommer rings- her dürre wird], nnd was er [der solchem Baume gleichende Gerechte] macht, das getätb wohl sdenn des HErrn Segen ist mit ihm, weil des HErrn Wohlgefallen mit seinen Anfchlägen und Unter- nehmungen fein kann]. Das immer rieselnde Wasser, das des Gerechten Mark besruchteh ist das Wort Gottes; die Früchte, die er bringt, sind gute Werke, in Gott gethan. Dasselbe Lebenswasser aber, das ihn fruchtbar macht, hält ihn auch innerlich und äußerlich frifch in der Hitze der An- echtung. (Jerem. 17, 7 f,; Pf. N, 13 sf.) 4. Ader so [wie ein im wohlgeschirmten Thal- grnnd stehender, an Wasserbächen gewurzelterBaumJs stnd die Gottiofen nicht; sondern [das gerade Gegen-- thsil von dem —- ste sind] wie Spreu, die der Wind dcksitciik [ohne Wurzel nach unten, ohne Frucht nach oben, ohne Lebenskraft und Lebensfrische in ihrem Inneren, lose auffiiegend auf der Tenne dieses Lebens und, sobald ein Windstoß der Anfechtung unter sie fährt, alsbald ais leichte Waarein die Höhe fliegend und von Im» Binsstoß hinweggetrieben Hiob 21, 183 Pf. Bd, s; of. , . «) Man vergl. das über die Dreschweife der Alten zu 5. Mos 25, 4 und Ruth Z, 4 Bemerkte Z. Darum [wegen dieser ihrer inneren Nichts- würdigkeit und äußeren Haltlosigkeitj bleiben die Gottlosen nicht tm Gericht, noch die Sünder in der Gemeine der Gerechten Eisen« sie auch eine Zeit lang, so lange- es gerade windsti ist, ihre Stelle behaupten, und eine Zeit lang, so lange Gottes Langmuth sie trägt, die Segnnngem die fein Volk erfährt, rnitgenießen dürfen, so ist es doch auf der Stelle um ihren Bestand geschehen, wenn ein Gericht Gottes hercinbrichh und das letzte Gericht wird sie endiich auf immer aus der Gemeine der Gerechten ausfcheiden und als Spreu mit ewigem Feuer verbrennen Matth 25, 32; Z, 12]. M« v. s. An beiden, den Gerechten sowohl wie den Gott- losen, oerherrlicht sich dao gerechte walten der Listen, nur in durrhaao entgegengesetzter weise, entsprechend ihrer durchaus entgegengesetzten Art nnd Gesinnung. · s. fEin so verschiedenes Loos der beiden Menschenklassem wie es eben beschrieben wurde, 132 Psalm 2, 1-11. ist in sich selber nothwendig und kann nicht ans- bleiben.] Denn der HEtr tennet den Weg der Gerechten [und weiß, daß dieser Weg Jhn zum Ziele hat, darum läßt er ihren Weg sein Ziel» auch unfehlbar erreichen]; aber der Gotlloseu Weg [wie er seiner ganzen Richtung nach nach unten, in die Tiefe und Finsterniß hinab gehet, kann natur- gemäß auch keinen andern Ausgang nehmen als den, daß er] vergesse! .[in die Nacht und Tiefe sich verliert, ohne das blos vorgespiegelte Ziel wirk- lich zu erreichen] i Vergl. Paul Gerhard’s Lied: Wohl dem Men- schen, der nicht wandelt re. — Am Ende dieses Psalms will ich ermahnen, welches auch viel heilige Väter, als Athanasius und Augustinus, gethan haben, daß wir die Psalmen nicht schlecht dahin singen oder lesen sollen, als gingen sie uns nichts an; sondern wir sollen sie also lesen und singen, daß wir daraus gebessert, unser Glaube gestärket und in allerlei Nöthen unser Gewissen möge gestärket werden. Denn der Psalter ist nichts anderes als eine Schule und Uebung unseres Herzens und Ge- müths, wie dasselbe gefinnet und geneigt ist oder ja fein soll. Darum lieset der den Psa ler ohne Geist, der ihn ohne Verstand und Glauben liest. (Luther.) Der Z. Psalm. Meissagnng oon Christo, dem ewigen König, seinem Reiche und dessen ckeinden Und) dem Ginleitunggspsalm oon rein lehrhastem Cha- ralrter folgt jetzt ein durch nnd dnrai prophetischee Psalm, . ein Trinmohiied zu Ehren Christ, des Gesalbten des Mitten, an dessen uneeschätterlicijey von Gott gegründete- Herrschaft aller trotzige Widerstand nnd alle non) so unge- stüme Auflehnung endlich zerschellen muß, so daß seinen Feinden nur gerathen werden kann, sich lieber freiwillig nnd zu ihrem eigenen Besten unter sein Regitnent zu beugen. l« d. 1—-3. vom sein: de: wcissagukkg kennt, sit-met « der heil. Sänger: die Völker: der Erde, ihre Könige und Fürsten als itlädelssührer an der Some, in einer allge- meinen Empörnng wider den hdirrn und seinen Gesalbten begriffen, leiht den Gefühlen des Staunens nnd ilnwiliens, die-ihm bei solchem Anblick das her; bewegen, lebendi- gen Jlusdrncit nnd versetzt uns gleich mitten in die Such— lage hinein, indem er das Bild der anfrsihrerischeu Weit, wie er es imsGeisie schaut, und die Worte, die er ano dem mnnde ihrer Tonangeber vernimmt, nn- oorsährh 1. Warum toben [haben mit so großem Lärm sich zusammengerotteq die Heiden, nnd die Leute reden [die Völker sinnen] so vergeblich [auf etwas, das von Haus aus nichtig ist und doch niemals zum Ziele führen kann]? 2. Die Könige im Lande [auf Erden] leh- nen sich auf, nnd die Herren sdie beabstchtigte Empörung auch förmlich organisirend] rnthschlilgen Zmit einander wider den HErrn nnd seinen Ge- salbten szunächft wider den, der aller Welt zu ihrem König verordnet ist, aber damit zugleich wider den, der ihn verordnet hat, wider den HErrm den lebendigen und einigen Gott, selber]: Z. Lasset uns [so rufen sie, sich gegenseitig zum offenen Aufstande anfeuernd, einer dem an- dern zu] zerreißen ihre [des HErrn und seines Gesalbten] Bande [womit sie uns an ihren Willen und ihr Regiment gebunden haben], Und Voll Uns werfen ihre Seite sauch die letzten Spuren ihrer Herrschaftz es sind das lästige und schmachvolle Fesseln, wir wollen darum nicht, daß dieser über uns herrsche, der Gesalbte des HErrm Luk. 19, 14]. Daß wirklich von keinem andern, als von dem großen König, der von Davids Leibe kommen und nicht blos über Israel, sondern auch über alle Geschlechter auf Erden herrschen sollte (2. Sam. 7, 12—16), in diesem Psalm die Rede sei, erkannten schon die Juden; die beiden gangbaren Namen, womit zur Zeit Jesn der Erwartcte bezeichnet wurde: Messias und« Sohn Gottes (Joh. 1, 41. 49; Mund. 26, 63), beruhen auf V. 2. 7 und Dan.9, 25. Ebenso wird aber auch im neuen Testament der Psalm ohne Weiteres auf Christum gedeutet und in ihm als erfüllt betrachtet (Aposig.4, 25 f.; 13, 33; Hebt. l, 53 5,5). erselbe ist also ein eigentlich messianischer oder brophetischer Psalm; und zwar ist es die in Z. Sam. 7 dem David gewor- dene Verheißun , die hier fortgebildet und der tieferen Einsicht erschio en wird. Jene Weifsagung nachdem er sie empfangen, hat ohne Zweifel oftmals Davids Herz bewegt. Als er nun einst wieder in Nachdenken drüber versunken war — oermuthlich zu der Zeit, wo Davon, der König der Ammoniter. durch die Großen des Reichs irregeleitey seine Gesandten so beschimpft und die Speer, welche er früher seiner Herrschaft unterworfen (2. Sam. 8, 3 ff.), zum Kriege wider ihn gedinget (2. Sam. l0, 1-—6), Joab aber die beiden oerbündeten Mächte aus- einander gesprengt und er, David, in eigener Person die Syrer wieder unter seine Botmäßigkeit gebracht hatte, so daß er es nur noch mit den Ammonitern und ihrer Hauptstadt im Feldzu des liiichsten Jahres zu thun hatte (2· Sam. 10, 7 .) —, traten ihm die ungeheuren Kämpfe lebendig vor die Seele, welche s einem Hause, nament- iich dem verheißeneu großen Nachkommen, dem Gott sein Vater fein wollte und der Gottes Sohn sein sollte, be- vorstehen würden, um die Herrschaft des HErrn bis an der Welt Ende ausznbreiten Er sah, vom Geiste Gottes ergriffen und erleuchtet, voraus, wie die Völker der Erde immer nnd immer wieder es versuchen würden, von dieser Herrschaft sich los zu machen: da etnpsing er denn einen prophetischen Einblick in den endliehen Ausgang aller jener Kämpfe und in die triumphirende Sieges- macbt des Reiches Christi. (Vergl. die Bemerkung zu 2.Sam.12, Bis. —— Daß aber der Psalm hier von Banden« und Seiten redet, ist ein Gleichniß, genommen oon den weltiichen Ordnungen und Gesetzem welchen sich die Unterthanen nicht unterwerfen wollcn, sondern zer- reißen sie mit Frevel. Also hat Christus, unser König, auch seine Gesetze und Ordnungen in seinem Reich, welche nichts anderes sind, als sich für einen armen Sünder erkennen, an Christum glauben, sstetige Buße und Tödtung des Fleisches üben und das liebe Kreuz Christo nachtragen in Geduld, Demuth und Sanftmuth (Matth. II, 29z Luk- 14, 27; Ich. 13, 34). Dies will die Welt nicht thun, sondern zerreißt die Bande; sie will lieber des Teufels Joch leiden, welches doch die höchste Dienstbarkcit ist. (Joh. Arnd.) II. v. 4—-li. Jllsbaid jedoch erhebt er von dein Satan· oiatz wilden Getümmeis und hochsahreuden dleberinnths unsern Ali-it hinaus gen Himmel: dort zeigt er. nno den Man, wie er tu stolzer Ruhe eine Weile schweigend ans Triumph-lieb von Christo, dem ewigen Könige nnd von der Ohnmacht seiner Feinde. 133 die lobeude cewegnug heruiedersiehy daun aber mit zor- niger Vonnerütmine den ohuurärhtigen Euipsreru seiueu unveränderlichen Beschluß in selresf des Königs, wider den sie sich anflehnen, liuudthut 4. Aber der [erhaben über das irdische Ge- treibeJ im Himmel wohnt, lachet ihrer, und der HEtr spottet ihrer [denn wie sie auch sich erheben mögen, nie werden sie bis zum Himmel reichen, ja ,,in- dein sie Himmel und Erde zu vermischen denken, tanzen ste wie Heuschrecken«; der HErr fleht unterdessen ruhig auf ihre unsinnigen Bewegungens Wir wollen also sesthallen, daß, wenn Gott nicht sogleich die Gottlosen straft, ihm feine Zeit zu lachen ist, nnd wenn wir auch zuweilen weinen müssen, so möge doch dieser Gedanke die Herbigteit des Schiner es mil- dern, ja auch die Thränen abwischen, daß Gott ch nicht verstellt, als wäre er langsam oder schwach, sondern weil er eine Zeit lang durch ruhige Verachtung den Muth- willen der Feinde brechen will. (Caloin.) b. Er wird fjedochj einst [wenn er nun nicht mehr blos lachen und ruhig zusehen willj mit ihnen reden in seinem Zorn, nnd mit seinem Grimm wird er sie schrecken fund zwar wird, was er mit ihnen redet und wodnrch er sie schreckt, die Aut- wort sein anf ihre vermessene Rede V· 3]. b. [Jhr wollt meinen Gesalbten nicht, und vermeinet feine Herrschaft von euch stoßen zu kön- nen.] Aber Jch [der HErr Himmels nnd der Erden] habe meinen König eingesetzt, auf meinen heiligen Berg Zion [habe ihn zu meinem König gemacht und habe ihm den Berg Zion, die Stätte meiner göttlichen Gegenwart 2. Sam. 6., zum Thronsitz angewiesen, daß er von da aus das Scepter führe über die ganze Welt Jos. 2, Z: was will« nun eure Abseszung dieses Königs gegen meine Einsetzuug besagen?]. Ein Berg ist lieblich anzusehen, ist wohl bethauet und von oben herab befeuchleh und fest gegründet: also ist die Kirche Gottes auch lieblich, mit dem Himmels- than des heiligen Geistes befeuchtet und fest gegründet. (Joh. Arnd.) III- v. 7—9. Die Rede des Man, die, seiner Hoheit und seinem Born entsprechend, liurz und bündig lautete, nimmt jeht der Gesalbte des tJErrn selber ans und führt vor den Gan-Irren weiter aus, wer er sei und was er liraft göttlichen iiathsailusses über sie vermöge. 7. Jch [der König, von dem der HErr Him- mels und der Erden so eben als seinem König geredet] will [euch, die ihr so verwegen euch wider mich auflehnt] von einer solchen Weise predigen [mit einer Satzung bekannt machen, die unab- änderlich feststeht; es ist aber die], daß der HErr [an dem Tage, da er zu seinem König mich ein- feste] zu mir gesagt hat: Du bist mein Sohn [stehft von nun an zu mir in dem Verhältniß eines Sohnes zu seinem Vater], heute lmit diesem Tage deiner Einsetzung’«] habe ich dich gezeuget fin das Verhältniß eines Sohnes zu mir gestellt]. «) Welche: Tag dies sei, bestimmt Paulus in Apostg 13, 333 Röm I, 4 aus der Erfüllung dessen, was David hier im Geiste voraus efehen, näher: es ist der Tag der Auferstehung gesu Christi. Da wurde seine nienschliche Natur zur oollen Gottesherrlichkeit aus- eboren und zum Mitgenuß aller Eigenschaften der gszottheit erhöhet; da wurde er, der zuvor schon verord- nete König, in das ihm beschiedene Reich auch förmlich eingesetzt. — Diese uneigentliche, zeitliche Zeugung des Sohnes von dem Vater muß, da sie eine Sohn- schaft im vollen Sinne des Worts zu ihrer Folge hat, die eigentliche und ewige Zeugung zu ihrer Voraus- setzung haben; Christus hätte am Tage seiner Aufer- stehung nicht zur vollen Gottesherrlichkeit seiner mensch- lichen Natur nach können ausgeboren werden, wenn er nicht seiner göttlichen Natur nach diese Gottesherrlichkeit von Ewigkeit besessen Daher die älteren Glaubenslehrer unserer Kirche das Wort in unserem Verse mit vollem Recht auch aus die ewige Zeugung des Sohnes aus dem Wesen des Vaters beziehen, wie denn die heilige Schrift selber dazu anleitet (.Hebr. I, 5; 5, 5). 8. Heische von inir [wie dein nunmehriges Sohnesverhältniß dir hierzu das Anrecht giebt], so will ich dir [als ein deiner Herrscherwürde ent- sptechevdes HEtrschaftSgebietJ die Heiden zum Erbe geben, und der Welt Ende zum Eigenthum. 9. Du sollst fdazu gebe ich dir für den Fall, daß sie dir als ihrem rechtmößigen König nicht gehorchen wollen, die Vollmacht] sie mit einen: eisernen Scepter zerschlagen, wie Topfe sollst du sie zerschtneißen [sie deine Strenge und Uebermacht fühlen lassen in einem Maße, das nöthigeufalls mit ihrer völligen Vernichtung endet, wenn sie hart- näckig beiihrem Widerstreben beharren Offenb. 2, 27]. Gleichwie das Evangelium ein gerades Scepter ist (Pf. 45, 7) allen, die sich in wahrem Glauben daran halten, also ist es auch ein eisernes Scepter, welches die Ungläubigen zerschmeißh richtet nnd verdammt zum hölli- schen Feuer mit all’ ihrer Ehre, Machh Herrlichkeit und Weisheit. Denn wer nicht glaubt, der wird verdammt. Dieser unüberwiiidlicheii Kraft des Wortes Gottes sollen wir uns trösten wider alle Feinde des Worts, wider die ganze Welt und ihre Macht; sie werden gewiß dieses eiserne Scepter fühlen. Wenn die Feinde wider Christum zum Streit ausziehen, so ist es eben so viel, als wenn ein Haufen Töpfe sich ausmacht, zu streiten wider einen eisernen Hammer: würde nicht der Hammer sie zer- schmettern, daß nicht ein Scherbe übrig bliebe, darin man Feuer hole vom Heerd oder Wasser schöpfe aus einem Brunnen? Jes. so, 14. (Joh. Arnd.) W. v.10—12. Zins Grund dessen, was sie aus dem Munde des Gesalbten vernommen, ermahnt znui Schluß der heil. Sänger die 2lufrührer, diesem ihrem verordne- teu König sich gehorsam zu unterwerfen, damit sein Zorn he nicht anstellte, und preiü selig, die gläubig ihm an- hangen. 10. "So laßt euch nun [da die Herrschaft des Gesalbten Gottes so unerschütterlich feststeht, Strafe und Verderben aber diejenigen trifft, die sich wider ihn setzen, zurecht-J weisen, ihr [tobenden und euch arifIehnendenJ Könige, und laßt euch züchtigen [warnen], ihr [auf Eitles sinnenden, mit einander rathschlagendenJ Richter auf Erden [V. 1 s.]. 11. Dienrt dem HEtrn [statt daß ihr seine Bande zerreißen und seine Seile von euch werfen 134 Psalm 2 , 12. s, 1-—9. 4, 1. wollt V. s] mit Furcht [vor feiner hohen und er- habenen Majesiäh die der Widerfpenstigen doch nur lachet V. 4], und freue! euch sdaß er einen so herrlichen König euch gefetzt hat] unt sjenem heili- gen] Zittern [welches euch davor bewahrt, seinen Zorn und Grimm V. 5 f. jemals wieder heraus zu fordern Philipp. 2, 12; Hebt 12, 28]. 12. Kåsfet fzum Zeichen der Huldigung I. Sam. 10, I] den Sohn [V. 7 f.], daß er· [bei fernerer Widerfetzlichkeit von eurer Seite] nicht znrne, nnd ihr umionuuet auf dein Wege [den ihr bis jetzt eingeschlagen habt]; denn sein Zorn [da er die Widerspenftigen mit eifernem Scepter zerschlägt und wie Töpfe sie zerfchmeißt V. I] wird bald anbrennen fes ist euch also nicht viel Zeit zur Um- kehr mehr gelassen]. Aber wohl allen, die ans ihn trauen [denn an denen thut er das gerade Gegentheil von dem Zerschlagen und Zerfehmeißem und hat lauter Segen und Heil für sie]. Mit einem »Wohl dem« begann der erste Psalm, mit einem ,,Wohl allen« schließt der Zweite; auch sonst stehen beide Psalmen in enger Bezie ung zu einander, indem der zweite in besonderer Anwendung auf den Gesalbten und seine Feinde dasjenige weiter aus- führt, was der erste im Allgemeinen von dem inner- lichen Gegensatz der Gerechten und der Gottloseii, von dem ewig festen Stande der ersteren und dem sicheren Untergang der letzteren angedeutet hat. Dennoch bilden beide Psalmen, wie der altfüdischen Ansicht gemäß auch neuere Erklärer behaupten, nicht ein einziges, in zwei Theile zerlegtes Ganze, so daß darum in Apoftg. 13, 33 nach einer anderen und richtigeren Lesart, als die der e- wöhnliche Text giebt und die auch unsere deutsche Bi ei befolgt, der 2. Psalm der erste genannt würde; vielmehr wurde ursprünglich der 1. Psalm, als das Vorwort zum ganzen Psalter enthaltend, nicht mitgezählh sondern die Zahlung erst mit dem 2. Psalm begonnen. Ein solches Vorwort ist jener Psalm denn auch in der That. Gleich- wie die Thora fdas Gesetz) in fünf Bücher getheilt ist, so auch der Psalter, der ,,das Ja und Amen in Liedern zu dem Gottesworte der Thora« enthält; darum ,,beginnt er mit einem Psalm, welcher Gegenwart und Zukunft des Liebhabers der Thora der Gegenwart uiid Zukunft der Goitlofen entgegenhält, mit einem Echo jener Er« mahnung (Jof. l. 8), in welcher Jehova nach dein Tode Mosis dessen Iiachsolger Josua das Buch dieses Gefetzes an’s Herz legt. Wie nun die neutesiamentliche Berg· predigt als Predigt des verinnerlichten Gesetzes mit den Seligpreifungen anhebt (Ma»tth.. 5, 3 fs.), so auch der ganz nnd gar aus Verinnerlichunå des Gesetzes gerichs tete altteftamentliche Pfalier.« ( elitzsch.) Uebrigens würde der allgemeine, für eine Einleitung pafsende Charakter von Pf. l kauin die Sammler des Psalmbuchs vermocht haben, ihn und in feinem Gefolge den eng mit ihm verbundenen 2. Psalm an die Spitze einer lan- gen Reihe Davidischer Psalmen zu slellen, wenn sie nicht daneben die Ueberzeugiing von ihrer Davidischen Ab- fassung gehabt hätten. (Hengstcnberg.) Der Z. Psalm. gebet und Trost Douiifs wider feine verfolgt-e. I, Ein Psalm [hebr. mitsamt, d. i. ein unter musikalischer Begleitung zu singendes geistliches Lied l, Chron. 26, 31 Anm.] Davids [von ihm gedichtet in Erinnerung an den Abend jenes Tages], da er flohe vor feinem faufrührerifchenj Sohne Absalon! [und in dem an den Jordan stoßenden nördlichen Theile der Wüste Juda sein Nachtlage bezog I. Sam. 15, 13 —— IS, 14]. , nachdem der vorige stlsalui iult der Emoorung der Völker uud ihrer Könige wider den HErru uud seinen Gr- salbtru net) lseschiiftigt hat, führen der jetzige und der fol- gende 4. Psalm iu diejenige Erben-lage Davids uug ein, wo der schmerzlich: Eindruck, den Jlufruhr und Empöruug auf das Herz eines, mit seinem voliie es wohlmeinend-u Königs machen, zugieiaz aber auch die Frstiglieit und Zu— vorsieht, die das Bewußtsein gsttiither Erwähiung verleiht, ain inristen an siky seit-n erfahren hat. sllit weichen Ge- dauiieu und Gmosiiidungen uuu David am eruru Tage seiner Fiuiizt vor Jlhsaloni dro Jtbendg eingeschlafen sei, erzählt uns der Z. Psalm, in welchem er das damals ihm geschenkte Gold des Troiies ·uud des: Zuversicht später, als er wieder zur Ruhe genommen nnd die Gkizeiinuisfe feines kedkus und seines: Gesitziiiztr hatte verstehen lernen, für die Ge- meinde ausgcmüazt hat. l· v. 2——7. up: Sange: klagt, da; viel: Feier· sie; wider ihn erhoben hol-en und seiner fpotteu ais einr- solrlzkm der von Gott für immer verlassen sei; doch weiß er, wag er an dem diesem, seinem Gott, hat und wessen er sich zu ihm versehen darf; darum legt er ohne Furiht und Grotten und in der gewissen Zuoerfirizt eines fröh- liiheu Erwartung sich zur Ruhe nieder. 2. Ach Mir, wie find meiner Feinde fo viele, und fegen sich so viele wider with! kDenii von meinem ganzen großen Volke halten nicht vielmehr, als diese 600 Getreuen, die ich hier bei mir habe, noch zu mir: die Uebrigen haben sich in Masse zu meinem abtrünnigen Sohne geschlagen 2· Sam. 15, 13. 18 sf.] 3. Viele ftheils offenbare Widersacher, wie jener läfternde Simei 2. Sam. 16, 5 fs., theils irre gewordene vormalige Freunde] sagen sent- weder laut mit ihrem Munde, oder doch still in ihrem Herzen] von meiner Seele ssich zu Richtern über mein innerstes Leben, über mein persönliches Verhältniß zu Gott, das doch ihm, dem Herzens: kündigen, allein bekannt, aufwerfend]: Sie hat keine Hilfe bei Gott [ist so gänzlich um ihrer schweren Sünden willen aus Gottes Gnade ge- fällen, daß er ihr nimmer wieder aufhelfen wird]. ein. Sela bedeutet wohl: Pause, während welcher der Gesang schweigt und ein musikalisches Zwifchensptel ein» tritt, damit die Seele noch eine Weile bei den eben aus- gesprochenen Gedanken und Empfindungen stehen bleibe. — »Das Sela zeigt an, daß man muß ftille halten und den Worten des Pfalms fleißig nachdenken; denn sie fordern eine ruhige und stillfiehende Seele, die da be- greifen und fassen könne, was ihr der heil. Geist allda vorhält und einbildet.« (Luther.) Das Wort kommt 71 Mal im Psillter und 3 Mal beim Propheten Ha« bakul (Kap. s, Z. 9. is) vor und ist offenbar ein Musik- zeichen; nach Luther wäre es also das Zeichen der Pause, nach anderen Erklärungen dagegen bedeutet es soviel als unser jetziges For-te Mark) oder unser Do capo (von vorm. Vergl. Auen. zu l· Ehren. 26, Si. Glanbensvolles Abendgebet des Königs David für sich nnd sein abtrünniges Volk. 135 it; Ader du, DER, bist sin solcher Lage gro- ßer BerlassenheitJ der Schild fur mich fund läßt die Feinde nicht an mich heran], und bist [wider die vielen, die sich wider mich setzen, der] der mich zu Ehren sühret [meine königliche Würde mir ge- geben hatz darum werden sie, wenn ihrer auch noch viel mehr wären, dieselbe mir nicht nehmenJ, und sbist bei all den Lästerreden, als hätte meine Seele keine Hilfe mehr bei dir, der] mein Haupt ltltfkilhtet galso daß ich meinen Schmähern frei in’s Angesicht se en darf; denn meine Sünden, um welcher willen du allerdings für immer mich verwersen konntest, hast du mir ja vergeben 2« Sam. U, 1—12, 14]. Z. [Ja, so wenig ist es wahr, daß meine Seele keine Hilfe hätte bei Gott, daß sie im Gegentheil den freiesten, offensten Zugang hat zu seinem Gnadenthrom felbst zu dem sichtbaren über der Bundeslade, Von wel- chem aus er seinem Volke zu zeugen verheißen hat 2. Mof.25, 17 ff] Ich rufe snach wie vor, auch von hier, dem Orte meiner Verbannung, aus] an mit meiner Stimme den Man, so erhbret er mich [nach wir vor, trotz meiner gegenwärtigen Ent- fernung von der Stätte seiner Gegenwart 2. Sam. lö- 24—29] von seinem heiligen Berge [gleich- wie meine rufende Stimme zu ihm hinüber dringt nach Zion, so klingt seine erhörende Antwort zu mir herüber nach der Wüste]. Sein. Das Wort ,,Sela« will, daß man auch hier stille halte und über diese Worte nicht leichtlich fahre, sondern ferner ihnen nachtrachtu so ein trefflich groß Ding ist es, erhöret werden und Hilfe erwarten von dem heil. Berge Gottes. (Luthcr.) 6. Jeh liege nnd schlafe [lege denn im Be: wußtsein des göttlichen Beistandes, der mich um- giebt, ebenso getrost mich nieder, wie ich in frühe- ren friedlichen Zeiten es gethan, und schlafe flugs und fröhlich ein, ohne mich erst voll banger Sorge lange auf meinem Lager herumzuwälzenL nnd ertvaehe sweiß auch zum Voraus, daß ich unver- letzt und von keinem Uebel betrossen morgen wie- der aufstehen werde]; denn der HErr hält [stützt] mich [indem er seine liebreiche allmächtige Hand mir als Kopfkissen unter mein Haupt legt Hohel. 2, 6]. 7. Jch fürchte niich nicht vor viel hundert Tausenden, die sich umher wider mich legen kund vielleicht schon ihre Anschläge gemacht haben, wie sie mich verderben wollen 2. Sam. 17, 1 fs.]. Was war doch alles an diesem Tage vor dem ge« demüthigten König vorübergegangenl Den Thron ver· toten, das Heiligthum im Rücken gelassen, ein geliebter Sohn als Versolger, ein hochgeehrter und vertraute! Freund als Verräther, von treulofen Unterthanen ge· lästert und selbst mit Steinen geworfen! Milde und ermattet von einem solchen Tage war er in seinem Nachts quartier angekommen, und doch kann er mit dieser tiefen Seelenruhe sich niederlegen mitten unter einem empörten Volke: wer unter uns Christen thut in einer ähnlichen Lage ihm das nach? Jhm wurde aber auch nach seinem Glauben: Ahitophel fand mit seinem Rathe eines nächt- lichen Uebersalles keinen Eingang, nnd David zog vor Anbruch des Tages über den Jordan (2. Sam. 17, 5—22). Lies hier Sprichw. s, 11——26. II« V. 8 n. 9. Indem David den Jlnsgang feiner Sakhe fthließlich dein Hadern befiehlt, daß der ihm helfe wider seine Feinde, gedeutet er zugleich des treulos von ihm abgefallenen Volkes, das aber niuttsdesioiveniger das volle Gottes in, nnd ersieht ihm den Segen von Oben. 8. Auf, HErt sder du aus weisen und guten Absichten bis hieher die Feinde ruhig hast gewäh- ren lassen, doch aber nach deiner Gerechtigkeit nicht immerdar bei ihrem Thun und Treiben dich still verhalten kannst, ohne mit deiner mächtigen Hand einzugreifenL und hilf mir, mein Gott fzur that- sächlichen Widerlegung ihrer Spottrede, als habe meine Seele keine Hilfe bei dir V. 3]; denn du sehlcigst alle meine Feinde auf den Backen, und zer- schmetterst der Gottloscn Zähne lschlägst mit deine: gewaltigen Faust meinen Feinden die Kinnlade ein und zerschmetterst damit diesen grimmigen Thieren die Zähne, die sie wider mich gewetzt haben, mein Fleisch zu fressen Pf. 27, 2: so hast du je und je gethan, und kannst es auch jetzt wieder beweisens S. Bei dem HErrn findet man Hilfe sauch wenn einem, wie jetzt mir, alle Welt die Möglich- keit der Rettung abspricht. Diese Hilfe verleihe mir denn jetzt, o HErr, aus der Fülle deiner Macht], und [mit der Hilfe für mich verleihe zu- gleich aus dem Schooße deiner Gnade] deinen Segen über dein Volk [das so jämmerlich ver- führt und irre geleitet worden, dem du aber nicht die Bosheit seiner Verführer wollest entgelten lassen, sondern vielmehr es bald wieder zurechte bringen]. Sein. Dieses Schlußwort wirft einen hellen Schein in das Tiesste der edlen Seele Davids; es hat sein Gegenbild an dem ,,Vater, vergieb ihnen« aus dem Munde des andern David, den sein treuloses Volk nicht blos ver- worfen, sondern auch gekreuziget hat. Der 4. Psalm. Träsiliches gebet wider der Meltkinder Eitelkeit. 1. Ein Psalm [3, l] Davids, vorzitsingeu [dem Sangmeister behufs Einübung mit seinen Sängern zu übergeben] auf Saitetispielen [bei der Ausführung aber lasse man es allein von Saiten- spiel, nicht auch von andern Instrumenten begleiten]. Lin das erste sihließt sich ein zweites Jlbendlied, von David ebenfalls in der Zelt der Empörnng Jilsfalonrg ge. dichter, doth später als das vorige, als seine Widersacher schon länger ihr Wesen trieben nnd nuter seinen treugrblie- benen Freunden Rath— nnd muthlosigiicit überhand zu ach— inen drohte. (2.Sain.17, 26 Kann) I« v. 2——6. von Feinden umgeben und bedrängt wendet der heil. Sänger sen) zunächst an den hGrrm feinen gk. rechten Gott niit einer nutzen Jtnrnfnng feiner Hilfe w. V, 136 Psalm 4, 2——9. 5, l. daranf aber sofort an die Widersacher, die er alo ,,liebe Herren« anredet, mit einer Abmahnung einerseits nnd einer Jinmnhnnng andererseits; er ermahnt sie näm- lich, abzusehen von dem Unternehmen, ihm seine Würde rauben zu wollen, die ja von Gott ihm übertragen sei und die der List: gewiß ihm erhalten werde, und abzu- lassen von ihrem eitlen und liignerisihen Treiben, das den Kein! des verderbeng in sich selber trage (V.Z n.4), nnd er fordert sie ans, niiht ferner dnrih leidensninftlinse Erregnng fiih zu versündigem sondern in sich zu gehen, wo dann die Stimme des Gewissens ihnen schon zur rechten Einsicht verhelfen werde, auch nicht mehr zu wähnen, durch henchlerisclie Opfer Gott sitt) geneigt niaihen zu dünnen, und daneben auf den Vorzug ineuschliitser Hilfe— mittel, den sie vor ihm voraus hätten, sich zu verlassen, sondern gereihte Opfer im heiligthnm des hoirrn darzu— bringen nnd auf den thErru selbst nnd unmittelbar ihr Vertrauen zu setzen W. 5 n. 6). Z. Grhdre mich, wenn ich rufe [in meiner gegenwärtigen, durch die Feinde so bedrängten Lage um deinen Beistand dich ansleheL Gott meiner Gerechtigkeit, der du mich trostest in Angst [da, der du mir ein gerechter Gott bist und schon manch- mal in Drangsal mir Raum geschasst hast]; sei mir [da du überhaupt zu mir in dem Verhältniß eines Rechtfertigers der verkannteii und verfolgten Gerechtigkeit und eines unerschütterlich treuen Noth- helfers stehest, auch dies Mal] gnadig, nnd erhore mein Gebet. David deutet an, daß er die Hilfe nicht etwa von einer parteiischen Vorliebe seines Gottes für ihn, sondern von seinem Gott als dem Gerechten erwarte, der seiner gerechten Sache Beistand leisten müsse. Er giebt damit eine Regel für jedes Gebet in gleicher Be- drängniß Um Hilfe bitten, ohne daß man Gott also nennen kann, gilt einer Gotteslästerung gletch; denn statt zu verlangen, daß er seinem Wesen gemäß handle, verlangt man damit, daß er sein Wesen ver- lengne. (.Hengstenberg.) 3. Lieben Herren [ivörtlich: Ihr Mannes- söhne, die ihr ench für die edelsten und besten Männer im Volke haltet«], lvie lang foll meine Ehre [meine königliche Würde, die ihr mir geraubt habt, bei euch und durch ench] geschandet werden? Wie habt ihr das Eitele so lieb, und die Lugen so gerne [denn der Rechtstitel der ganzen Em- pörung, die ihr wider mich angezettelt habt, ist doch nur hohler Schein, und das Mittel, womit ihr sie zu Stande gebrachh nichts als lügnerischer Vorwand 2. Sam. 15, 1 ff.]. Sela stiach der! einen ferne, nach den andern s. v. a. Pause Pf. Z, 3 Anm.]. «) Jin Gegensatz zu Ists-IF; Menschen, welche in der Menge verschwinden (Lnther: gemeiner Mann, Men- schen), bezeichnet Wirst-IF; Männer, welche aus ihr her- vorragen (Luther: Herren, große Leute) Vgl. Pf. 49, S; 62, 10; Sprüchw. 8, 4; Jes. 2, 9;»5, 15. Von seinem entarteten Sohne spricht David m diesem und dem vorigen Psalm so wenig, als in den Psalmen der saulischen Versolgungszeit von dem verblendeten König; die Anrede richtet sich an die aristokratische Partei, deren Werkzeug Absalom geworden. (Deliszsch.) Der Aus- druck isi ein ironisches Zugeständnis, wodurch er ihrer Frechheit spottet; sie hielten sich für edej und klug, da doch niir eine blinde Wnth sie zu ihren schändlichen Unternehmungen trieb. (Calvin.) »Ihr großen Hausen, und ivas etwas gelten will.« (Luther.) 4. Erkennet doch [in dem bisherigen Gelin- gen eures Unternehmens nicht einen thatsächlichen Beweis dafür, daß ihr Recht hättet mit eurer Sache, sondern vielmehr ein Exempel der so oft sich wiederholenden ErfahrungL daß der HErr seine Heiligen wunderlich führe» sum) wartet erst noch den Ausgang der» Dinge, wie sie jetzt stehen, ab]; der HEtr hiret, wenn ich ihn auruse [nnd wird gewiß auf die jetzige Nacht einen lichten Mor- gen, auf meinen gegenwärtigen Stand der Er- niedrigung einen Stand der Erhöhung für mich folgen lassen]. « V) Nach anderer Uebersetzung lauten die Worte: Erkennet doch, daß der HErr sich ausgesondert hat seinen Frommen, d. i. mich, den er als seinen frommen Verehrer kannte (1.Sam.13, 14. 15. 28), zu dieser Würde eines Königs in Israel erwählet hat (1. Sam. Its, 7); ihr also, die ihr gegen» mich streitet, streitet gegen ihn, der meine Sache führen wird. Luther hat das DE mit IIDF verbunden, letzteres Wort im colleetiven Sinne gefaßt und das HEEYU als gleichbe- deutend mit deippkjt genommen. Vgl. die Anmut. zu Z. Sam. 22, 36. 5. Zürnet ihr [bewegt ench etwas zur Unlnsi gegen mich und zur Unzufriedenheit mit meinem Reginient, wie ich denn als schwacher, sündiger Mensch fern davon bin, mich für Makel: und tadel- los zu halten], so sündiger nicht [Ephes. 4, 26: so versiindiget ench nicht in noch viel schwererer Weise, als ich gefehlet habe, indem ihr zu Ver- leumdung und Empörung ench fortreißen lasset]. Redet svielmehrj mit eurem Herzen auf eurem Lager sbedenket die Sache, die ihr bisher nur in tobender Versammlung und leidenschaftlicher Er: regnng abgehandelt habt, noch einmal im slillen Kämmerleim wo die bessere Stimme des Herzens zu Worte kommen kann··], nnd harret sgebet nun auch dieser besseren Stimme weiter Raum, bis das Herz völlig zur Ruhe gekommen"]. Selaispk «) Das Herz ist die Stätte des Gewissens und der Geist Gottes verkleidet sich, wie hiezu Haman bemerkt, in unsere eigene Stimme, daß wir seinen Just-euch, seinen Rath, seine Weisheit aiis unserm eigenen steinigen Herzen hervorquellen sehen. sDeli sch.) —- "«) Die Ermahnung erhält ein besonderes icht durch die Be- merkung, daß der Psalm ein Abendlied war. David ermahnt seine Feinde, das zn thun, was er eben selbst thut nnd wovon er den reichen Segen soeben selbst ver- spürte. Jn der Stille der« Nacht beschäftigt er sich in seinem Kämmerleiii und auf seinem Lager mit Gott: da wird ihm alles so klar, da wird alles so leicht in ihm. Möchte doch seinen Feinden derselbe Segen wer· den! Was sie aus diese Weise gewinneii konnten, das zeigt unser Psalm selbst, die Frucht von Davids nächt- lichem Nachsinnenx der Ton ist so ruhig, so mild, kein Zorn gegen die frechen Empörey sondern liebendes Be- Zweites Abendgebet Davids angesichts mächtiger Widersacher und muthloser Freunde. 137 dauern, zärtliches Mitleiden mit ihnen, daß sie ihr eigenes Heil so zerstören. (Hengstenberg·) -— IN) Der erste Vers der beiden Strophen in V. 3 s. und B. 5 f. enthält die Abmahnung, der zweite die Anmahnung: in der Mitte beide Male eine Pause, gleichsam um ihnen Zeit zur Besinnung zu lassen, sie pensiv snachdenks lich zu machen. Man denke sich nur stati des Sela einen Gedantensirich. (Hengstenberg.) S. Opfett [statt der heuchlerischen Opfer, womit ihr in dem Heiligthum auf Zion, von dem ihr mich vertrieben habt, eure schlechte Sache zu weihen und Gott aufzuschmeicheln gedenkt, Opfer der] Gerechtigkeit [in der rechten, Gott wohlge- sälligen Gesinnung dargebraehtH und [statt auf alle die menschlichen Hilfsmittel, m deren Besitz ihr eurer Sache wider mich, den wehrlos gemach- ten König, sicher zu sein glaubt, euch zu verlassen] hosfet auf den HEttn [was ihr freilich nicht thun könnet, ohne zugleich von eurer eigenen Sache ab- und der meinigen zuzufallens «) Opfcrt Opfer der Gerechtigkeit, also daß ihr von Sünden und Zorn abstehet und eurer Pflicht ein Ge- ntige thut; denn sonst wird euer Glaube eitel und euer ganze Dienst vergeblich sein, ob ihr auch noch so viel opsert. Es ist nicht genug Opfer bringen, sondern sie müssen auch einen gerechten Grund haben. Wer seinen Bruder hasset, der wird keine angenehme Gabe aus den Altar bringen, sondern sein Gebet wird Sünde sein. Der HErr hasset den Gottesdtenst, der mit- Ungerechtig- keit, Feindseligkeiy Beleidigung des Nächsten und Unter- lassung schuldigen Gehorsams verbunden ist; es gehört ein bußsertiges und zerknirschtes Herz zum rechteii Opfer, und ein deinüthiger und dankbarer Glaube, daß man sich selbst zum lebendigen Opfer Gott darstelle und seine Glieder R: Waffen der Gerechtigkeih Pf. 51, l9; 50, 14.23; öm 6, II; 12, 1. (Berleb. Bibel.) II· v. 7-—9. Von den widersachern draußen znräklcblictiend aus das eigene itteiue tjeerlager der Freunde, die er bei sieh hat, gewahrt David unter diesen überhand neh- nrende Entmuthigung, wer denn aus ihrer Lage ihnen helfen solle; er alter weiß, wer sieh ihm zum heiser stellt, nnd bittet den Getreu, das sieht seines Zlugesietsts über ihn und die Seinen erheben zu wollen. Indem er unt: in der Gemeinschaft mit Gott sich für reicher und glüms ltcher erkennt, als die widersaiher sind mitten im Schooß des Oleberslnsseen legt er fröhlich und getrost ßeh zur Ruhe nieder und weiß, daß er sofort ankh ruhig und friedlich etnsehlasen wird« J. Viele [von denen, die hier in der Festung Mahanaim bei mir sind, während draußen im Lande Gilead die Feinde steh schon zum Streit wider uns zusammenziehen 2. Sam. 17, 24 ff] sagen: Wie sollt uns dieser weisen, was gut ist-«? [richtiger: Wer wird uns Gutes sehen lassen? woher sollen wir in dieser unserer rath- und trosilosen Lage Hilfe erwarten? Fehlt es uns doch selbst an den nothwendigsten Lebensbedilrsnissenj Aber [ich meinestheils verzage tiicht und ängstige mich nicht; ich weiß wohl, woher die Hilfe kom- men wird, und flehe nun zu dir] HErt, erhebe [wie du im aaronitischeii Segen an deinem Volke zu thun verheißen hast 4. Mos 6, 241 über uns das Licht deines Aiitlißes sveiu sinnig, welches, wen» es sieh uns in Gnaden zuwendet, alsba d auch die dich- teste Finsterniß des Unglücks vertreibt, wie die irdische Sonne die äußere Nacht verjagt]. «) Die Gottlosen wollen den Bauch« voll und siehcr haben; wer ihnen vom Glauben und Geduld saget, den spotten und verachten sie, und sagen: »Wie sollte uns der Narr sagen, was gut ist? ja, harre, bis dir ein ge- braten Huhn in’s Maul fliege, verlasse dich darauf, und backe nicht» (Luther.) 8. Du [HErr, auf dessen gnädige und heil- same Führung ich bei der Gerechtigkeit meiner Sache mit fröhlichem Vertrauen mich verlassej etfteueft [schon jetzt, trotz der Aussichtslostgkeit der Gegenwart, die viele so verzagt macht V. 7] mein Herz [so daß ich gar nicht Ursach habe, die wider uns, das arme bedrängte Häuflein, sich zusammen- ziehenden Feinde um ihre Lage zu beneiden], ob jene gleich viel Wein und Korn haben swährend es uns an allem Vorrath fehlt und wir wie eine Bettler- oder Freibeuter-Bande uns ausnehmen 2. Sam. 17, 27]. · S. Ich liege siege mich denn jetzt zur nächt- lichen Ruhe nieder] nnd sthlafe ganz mit Frieden [werde auch flugs, ohne mich erst lange, von Sor- gen gequält, auf meinem Lager umherwersen zu müssen, einschlasen]; denn allein du, DE« [ohne weiteren Beistandes durch menschliche Wächter, wie ich früher sie um mich hatte, als ich noch den zKönigsthroii besaß, zu bedürsenls hilfst mit, daß ich stehet wohne [und da ist meine Ruhe desto größer und seliger, je mehr sie ganz und allein auf dir beruht und nicht mehr auf irgend wel- chem menschlichen Schutze"]. «) Die Gläubigen finden bei Jesu Ruhe für ihre Seele bei ihrem Leben, Ruhe siir ihren Leib im Tode, und Ruhe für Leib und Seele in der Ewigkeit: Mund. 1l, 29; Jes. 57, 23 Hebt. 4, l. (Starke). -— «) In der letzten Zeile geht das Abendiied selbst zur Ruhe; die Jamben, mit denen es schließt, sind wie die letzten Klänge eines Schlummerlicdes, welche leise und wie selber ein- schlummernd verhallcn. (Delitzsch.) Der 5. Psalm. gebet fllr die Kirche, wider die salsohen Lehrer. I. Ein Psalm is, 1]David’s, vorznsingen [Ps. it, l —- seinem Inhalte nach ein Gebet] für das Erbe sdas Volk Gottes, daß er, der HErr, dies sein Erbe Pf. 28, 9; 94, 14, zu dem de: Sänger stch rechnen darf, Von der Hand der Gottlosen erretten und mit allerlei Segen beglücken wolle]. Nach anderer und wohl ricbtigerer Deutung ist der Ausdruck »für das Erbe« nicht Bezeichnung des Inhalts, sondern der Melodie, wonach das Lied zu singen ist ss. 1. Chron, 26, 31 Anm.)· Luther, indem er die oben gegebene Deutung vertritt, sagt: Nach dem Titel ist dies der gemeine Verstand des Psalm, daß er bete für das Erbe Gottes, daß er begehre, das Volk Gottes sei· nent HErrn zu behalten und zu bewahren. 138 Psalm Z, 2-—13. s, 1——3. Zu den beiden Kbeadliedeen in Pf. 3 n. 4 ltommt hier ein Morgenlied — wie es scheint, ans derjenigen Zeit in Davids Leben, wo er noch an Sau« ijofe siaj befand nnd dort non einer förmlich organisirten Partei oon felbsis fiinitigeiy verleninderifctien nnd btutgierlgen Feinden um- stellt war, die den argwöhnifchen König fortwährend wider ihn anfreizten nnd es auf seinen Untergang abgefrhen hatten (1.Sam.19, 7 Jtnm.). Was er nun in solcher Lage für sich ersieht, das ersieht er zngleich dem ganzen Gefrhleiht der Frommen und Gerechten, das in ihm feinen Vertreter hatte nnd von feinem dereiniitgeu Regiment eine bessere Jniinnft für das Gedethen der Kirche erwartete. I« U. 2—8. Nachdem der Sänger znerst sein Gemiith in die reettte Stimmung des Zetenden gebraeht hat (v.2 n.3), erhebt er feine Seele dnraj den Gedanken, daß er zu dem Gotte bete, der an den aafrithtigrn und redlichen Herzen ein Ersetzt-gefallen hat, die Gottlofen aber nerabfehent O— — )- - T. HEriz höre meine Worte, merke auf meine Rede - F. Vernimm mein Schreien-«, mein König und mein Gott-«; denn ich ivill vor dir betennspt · «) Der heilige Verfasser steigt hier stufenweise, ein- mal in Beschreibung seines Gebets, welches er hier l) im Allgemeinen: Worte, Z) ein wohlüberlegtes Seufzen (Ps. 39, 4) und s) gar ein Geschrei nennt; nacbmals aber auch bei der verlangten Erhörung, da er I) ein bloßes Gehör, Z) ein deutliches Aufmerken und s) ein genaues Vernehmen seines Gebets erbittet. (Starke.) «) Als JsraePs König kann Gott nicht zugeben, daß in seinem Reiche die Bosheit triumphire, und als der, den der Gerechte seinen König nennen kann, muß er ihn schützen. Diese Anreden enthalten daher eine aus dem Glauben hervorgehende freimüthige Erinnerung Gottes an seine Schuldigieit zu helfen, die zugleich eine Ermahnung des Sängers an sich selbst ist, »seiner Hilfe zu vertrauen. (Hengstenberg.) —- '"«) David geht von dem allgemeinen Grundlage aus, daß die, welche Gott in ihren Nöthen anrufen, nie von ihm zuriickgestoßen werden. Er stellt sieh den Ungläubigen entgegen, welche im Unglück Gott hintaii setzend, entweder ihren Schmerz in flch fressen. oder bei Lllienschen sich beklagen, unwürdig dadurch, daß Gott sie brachte. (Calviii.) 4.- HErp frühe [am Morgen schon] tvollrst bit meine Stimme horen [und nicht lange aufschn- ben, dich meiner anzunehmen, gleichwie auch ich nicht zögern will, gleich mit Beginn· des Tages mein Gebet vor dich zu hringen]; frühe· will irh mich zu dir schickctt [mein Herz gegen dich in die rechte Verfassung bringen], und draus merken [nach deiner gnädigen Erhörung ausschauen]. Z. [Dieser deiner Erhörung aber und meiner Rettung von den Feinden bin ich schon zum Voraus gewiß, noch ehe ich sie vor Augen sehe.] Denn du bist nicht ein Gott, dem gottlos Wesen gesailt swie es so deutlich an meinen Widersachern und ihrem Treiben zu Tage tritt]; wer böse ist, bleibet nicht vor dir [sondern du rottest ihn aus von dei- nem heil. Lande] · it. Die Rnhttttedigen sdie tollen Prahley welche sich über deine Ordnungen hinwegsetzen] bestehen nicht vor deinen Dingen stönnen nkcht Stand halten, wenn sie deinen Augen offenbar werden]; du bist feind allen Uebelthätern sdie Nichtstvürdigkeiten begehen]; 7. Da bringest die Lügner sLügenrederj unt; der HErr sseiiier Heiligkeit gemäß] hat Greiiel an den Blutgierigen und Falschen sund wird dies auch in recht augenfälliger Weise an den Tag legen]. 8. Jch aber swährend jene meine Feinde be« reits am Abgrunde des Verderbens stehen] will [wenn ich nun bald von ihrer Hand werde er- rettet sein] in dein Haus [die Stiftshütte zu Nobe 1. Sam. 2i, 1] gehen auf deine große Güte sfür die große Gnade, womit du mich errettet hast, dir zu danken], und anbeten gegen deinen heiligen [Zelt-] Tempel sdem Allerheiligsten desselben zu- gewendet] in deiner sdurch die Erweisungen deiner Güte gegen mich um so mächtiger in mir sich regenden] Fittchi [1. Mos. 28, 17]. Statt durch die Frechheit der Gottlofen fich bestürzt machen zu lassen, betet David nur desto zuversichtlicher zu Gott; denn ihm ist gewiß, daß, je dreister und ärger es die Gottlofen treiben, der, welchem seinem Wesen nach alles gottlose Wesen verhaßt sein muß, auch über kurz oder lang thatsächiich offenbaren muß, was er in seinem Worte verbeißen. (Tholuck.) Freilich dauerte es hernach noch 10 Jahre, ehe David die Erfüllung seiner Hoffnung sah (l. Sani. 18, 30 Anm.); aber gleichwie vor dem HErrn tausend Jahre -sind wie ein Tag (2. Petri Z, 8), so schwinden auch auf dem Standpunkte des Glaubens, wenn er an den herrlichen Ausgang der Wege Gottes sich versetzt, langjährige Leiden in eine kurze Spanne Zeit zusammen (2. Cor. 4, 17 f.). H« V. 9——13. Zins das, was der Sänger non Gottes Heiligkeit gesagt, gründet er nunmehr die Sitte, das dieser Gott seinen Absehen. vor der rtngereajtigtieit that· sächlich darthnn möge W. 9—1l), damit ewigiiaz fein Volke-on den Lippen alter feiner Knechte ersihalte W. 12 n. . s. HErn leite mich in deiner Gerechtigkeit sführe meinen Gang durchs Leben deiner Gerech- tigkeit gemäß, nach welcher du einem jeden das Seine zutheilst, dem Frommen, der deiner Ver: heißung sich getrösteh mit deiner Hilfe beistehst, die Gottlofen aber, die dich verachten, vertilgest, und das thue] um meiner Feinde willen [damit ihr schadenfrohes Begehren wider mich nicht erfüllt und deine Ehre an mir nicht zu Schanden werde]; richte deinen Weg vor mit her lschasse auf dem Wege, den du mich leitest, die Berge der Noth, die mir jetzt auf demselben entgegentreten, beiseite]. 10. sEs stünde aber in der That deine Ehre an mir auf dem Spiel, wenn die Widersacher un- gestraft es so forttreiben dürften, wie sie jetzt thun.] Denn in ihrem Munde ist nichts Gewisses nichts, das Stand hielte und sich gleich bliebe, sondern eitel Trug und LügeL ihr Jntvendiges [das, wo- rauf es ausgeht] ist Herzeleid smir auf alle nur mögliche Art es anzuthunL ihr Rachen ist ein offenes Grab [ihre Reden bereiten demjenigen den Morgengebet Davids wider die ungerechten Bedrücker und Feinde der Kirche 139 Untergang, der ihnen nahe kommt], mit ihren Zungen heuchelt! sie ssie tragen Liebe gegen Gott und Menschen zur Schau, damit sie um so leichter die Unoorsichtigen in’s Verderben stürzen] 11. Schuldige sie [darum], Gott [d. i. führe deine Gerichte über sie herauf, dadurch an den Tag komme, was für Gesellen sie sind, und lege dich iii-s Mittel], daß sie fallen von ihrem Vor: nehmen [dasselbe nicht durchzuführen vermögen], ftosße sie» ans soon deinem Angesichte hinweg und in das Verderben hinunter] um ihrer großen Ueber- tretung willen; denn sie sind smit ihrer Feindfchaft gegen mich] dir widerspenstig [lehnen sich in sata- nischer Empörung wider deinen heiligen Rath und Willen auf]. Der Prophet spricht wunschweise aus, wovon er sicher vorherstehy daß es geschehen wird, nichts anderes, wie mir scheint, zeigend, als, uns dürfe der erkannte Be· ichliiß Gottes nicht mißsallen, den er fest und unab- änderlich hingestellt hat. (Augustin.) 12.. Laß [indem du so die gedrückte Kirche von ihren Bedriickern frei machst] sich freuen alle, die ans dich trauen; ewiglich laß sie rühmen [welch ein Heil sie in deiner Gemeinschaft genießen] , denn du beschirniest sie; fröhlich laß sein in dir, die deinen Naiuen lieben. is. Denn du, Hist« segnest die Gerechten [die auf dich trauen und deinen Namen liebenjz du irdnesi kumhegstj sie mit Gnade, wie mit einem. [großen, den ganzen Mann bedeckenden] Schild sso daß kein Anlauf des Feindes zu gewaltig und keine Gefahr zu schwer ist, dawider du sie nicht sicher stellen könntest] Gleichwie das Abendgebet in Pf. 4 mit einem »denn du« zum Schlusse lenkt sit, If, so auch das Morgen- gebet in unserm Psalm (5, 13). — Der wiirttemi bergische Staatsinann Joh. Jak. Mo fer, der von seinem Fürsten 5 Jahr« lang zu Hoheutiviel in unverschuldeter und rechtividriger Haft gehalten wurde, in welcher ihm außer Bibel und Gesangbuch alle sonstigen Schriftem selbst Schreibmaterialien entzogen waren, sagt in seinem Buche «Doctor Leldcmii«: Wer nie in großer und an- haltender Leibes· und Seelennoth gewesen, der versteht die Psalmen nicht, weiß nicht, was er eigentlich damit machen soll. So gings mir viel Jahre lang. Ich meinte freilich die Worte zu verstehenz sie blieben mir aber doch ein verschlossen Buch. Jch inoihte sie lan e Zeit gar nicht mehr lesen. Das Schreien aus der Tiesly die htmmelhohen Klagen hielt ich nicht just für bloße Poesie, aber doch fiir iiberfpannte bypochondrische Empfin- dungen, und das Rachcschreien über seine Feinde revoliirte mich ausrichiig Welch ein Schatz von Erfahrungen, welche lichtvolle Weisheit, tiefe, innigsie, ausgebreltetste Kenntniß des menschlichen Herzen darin liege: dies habe ich erst erfahren und Gott für die Psalmen danken ge- lernt, da ich sclbst iii schwere iiinere und äußere Noth, Leiden nnd Anfechtungen kam. Ach, wie köstlich und theuer wurden mir die Psalmen! welchen Trost, Licht und Labun theilten sie mir mit! Der Weg war mir nicht nur okst verschwunden, sondern selbst die Spur des Weges, ich saß wie oermauert und versichert: ein Wort aus diesem Gesangbuch war mir Sonnenblick; ich setzte mich wie eine Lerche auf die Fittiche dieses Adlers, und flog, durch ihn getragen, auf den Felsen, und sahe von da die Welt mit aller ihrer und meiner Noth unter mir; ich lernte in Davids Geist denken, schließen, trauern, beten, harren, hoffen. Die Psalmen sind mir nun nach den Schriften des neuen Testaments mein liebstes, wich« tigstes Buch, mein goldener Spiegel und Encyclopädie der seligsteii, fruchtbringendsten Kenntnisse und Erfahrun- gen meines Menschenlebens: sie völlig verstehen ivird ein Geschäft der Ewigkeit, und alsdann unser zweites Leben der Commeiitarius (die Erläuterung) darüber sein. Dei: S. Psalm. Iäuszgebet um igesundheit Leibes und der Seele. l. Ein Psalm [3, l] Davids, vorznsingeu lPs 4- I] iluf acht Saiten [unter Begleitung eines all’ ottava bnssa gestimmteih für Baß- siiminen berechneten Jnstrumeiitss Die Saiten-Instrumente der alten Ebräer waren wahrscheinlich, ivie die der Griechen, nach gewissen Klang- Yschlechtern und Tonarten bezogen und gestimmt; die onkünstler waren nicht im Stande, aus demselben Jn- strumenr in verschiedenen Tonarten zu spielen, sondern bedürften je nach der Tonart ein besonderes Instrument. Lieder von klageiidcny diisterem Jnhalt wurden auf dem Kianor (1. Chroiu 26, 31 Anni.) in der tieferen Oktave (al-ho.scl1sminith: Pf. l2, is, freudige und jauchzende Lieder dagegen auf dem Nebel in der höheren Oktave (al-a1amoih: Pf. 46, l) begleitet, jene von Paß» diese von Sopranstimmcn gesungen. Vaihinger tibersetzi er- steren Ausdruck: »auf der Grundweise,« letzterex »auf der Jungfernioeise.« tlach deiii Morgenlied des vorigen Psalm folgt seht ein Klagelied, das dem Herzen des Dichters nach einer thräs nrnvollem fchlaflos hlngrbrarhlrn diaeht entquollen —- allein Jlnfnieia nach zu der Zeit, wo David in Folge der Verfol- gnngen Sankt; von einem Ort zum andern herumgrhcht wurde nnd jeder neue illorgrn neue Gefahren für ihn brachte, wo die beständiger« jahrelangen Uachiltllnngen der Feind: feine Kräfte dergestalt schon aufgerieben hatten, daß rr deuftlben nunmehr zu erliegen fürchtete, wenn der eilte: ihn nicht bald davon erlösen würd: (1.Saiu. 27, 1 f. Jena-J; aber diese Erlösung, das fühlt er, steht ihm auch iiilrliliitj nahe bevor. Ii V. 2—4. Zins dein Abgrund: tiefster Versagung be— giant David mit der janiniervollen Klage, daß die Trübsal bis auf’o tjörhste gestiegen und seine Kraft non völlig gebrochen sei. 2. Ach, HErH strafe mich tiicht kalfoj in deinem Zorn swie du setzt thust], nnd züchtige mich nicht [in so unerträglichem Maße] in deinem Grimm sdaß ich der Züchtigung schier erliegen muß] s. HEtr sich bekenne zwar, daß ich werth wäre, von dir oernichtet zu werden; aber soweit kannst du es nach deiner sonst mir bekannten Liebe gegen mich nicht Fommen lassen], sei [darum] mit [nun wieder] gimdig slaß an die Stelle der jetzt hinter den Zorn sich verbergenden Gnade die offenbare Gnade tretenJ, denn ich bin schwach [an Leib und Seele, und vermag deinen Zorn nicht länger zu tragen]; heilt mich fvon solcher 140 Psalm S, 4——11. 7, l. SchwachheitL HEtr sdaß es nicht ganz nnd gar mit mir aus werde], denn meine Gebeine sind lschvn dergestaltJ erschrocken [daß sie ihre Dienste versagen], 4. Und meine Seele ist sehr erschrocken [so daß auch ste keine Kraft mehr hat, deine Schläge noch länger auszuhalten und deiner Hilfe zu harren]. Ach, du HErr [der du ja niemand lässest oersuchen über sein Vermögen, sondern machst, daß die Ver- snchung so ein Ende gewinne, daß der Verfuchte es könne ertragen I. Cor. to, 13], wie lange [lässest du doch mich versuchen und anf die Wieder- kehr deiner Gnade warten] ! II« d. 5——8. Uns) solchen! ülagernf fühlt der heil. Sän- ger sich in etwas bernhigter und gelobt seinem Gott Ilanlelieder für die erbetene Leitung, wie sie ihn! ange- nehm fcndz da alter versinkt er sofort aufs diene in den Gedanken an sein Leid, das er nun schon fo lange ge— tragen. b. Wende dich, HErr [nun wieder zu mir, der du so lange schon dein Angesicht von mir abge- wendet hast], nnd errette meine Seele sreiß mein Leben aus der Gefahr des Todes, darin es fchwebt]; hilf mir um deiner Güte willen [,,auf daß dir deine Ehre und das Lob deiner Barmherzigkeit bestehe in Meiner Errettung ewiglich«: Luther]. 6. Denn im Tode [wenn du in ihn mich vollends wolltest hinabsinken lassen] gedenkt man dein nicht [sondern führt nur als kraftlose Schattengestalt ein abgeschiedenes Leben in Unthätigkeit und dumpfem Hinbrüten Pf. 88, 11. 13; Hiob 3, 13 ff; 14, 20 ff.]; wer will dir in der Hölle [an dem Sam- melort der Todten in der Tiefe der Erde, wo die dorthin Versetzten abgeschieden sind von dem Lichte des Diesseits und von dem Lichte deiner Gegenwart Pf. so, 10; 115,17f.; Hiob 7, 9 f.; Jes. 38, 18 f.] danken? Nach der gewöhnlichen Auffassung wird dies: daß im Tode des HErrn nicht gedacht und er nicht gepriesen werde, insofern als Grund fiir die Errettung geltend ge- macht, als Gott selbst, dem das Lob der Gerechten das lieblichste Opfer ist, daran liegen müsse, sie am Leben zu erhalten; denn wie der lebendige Gott zu seinem Preise die Menschen geschaffen, so freut erlichs wenn dieser. Zweck feiner Schöpfung erfiillt, wenn die Frucht der Lippen dargebracht wird, weiche ihn preisen (Hebr. 13, 15). Der Grund läßt aber auch eine andere Fassung zu: die Bitte um Errettung kann insofern ans die Thatsache, daß man im Tode Gott nicht preise, gegründet werden, als der Preis Gottes des Sänger-s seligstes Geschäft, seiner beraubt zu werden, für ihn der allerschwerste Ver- lust ist; es würde ja derLiebe Gottes widerstreiten die Seinen ihres höchsten Gliickes zu berauben, sie unaus- sprechlich elend zu machen, indem er vor der Zeit, da das allgemeine menschliche Loos dies erfordert, ihren Mund zu seinem Lobe verschließt. So gefaßt lassen die Worte einen tiefen und für uns beschämenden Blick in das Herz der Frommen des alten Bundes thun: den Preis Gottes für das höchste Glück, für das eigentlich Wahrbafte des Lebens zu halten, dies nur zu lieben, weil es dazu Gelegenheit giebt, ist der sichersie Beweis der innigsten Verbindung mit Gott. (Hengftenberg.) Der Christ kann V· 6 dieses Psalms und ähnliche Stellen nur insofern mitbeten, als sich ihm der Begriff des Hades in den der Gehenna («l. Köln l, 83 Anm.) umsetzn in der Hölle jim eigentlichen Sinne) ist ja wirklich kein Lobgedäehiniß, kein Lobpreis Gottes, und die Furcht Davids var dem Tode als etwas an sich Unseligem ist auch ihrem letzten Grunde nach nichts anderes als Furcht vor einem unseligen Tode. (Delitzsch.) Was auf der niederen Stufe des Glaubenslebens seine Wahrheit hat, weifet auf ähnliche Zustände hin, die auch auf der höheren noch vorkommen. Wenn der HErr uns in der Ver- suchung verließe, der Versuchnng Macht gäbe, uns zu überwinden und zu fällen: wer wollte ihn im Zustande der Verdammniß, wenn die Seele verloren gegangen ist, noch preisen? (v. GerlachJ 7. Jch bin so müde [ganz abgemattet] von Seufzen, ich schwemme mein Bette die ganze Nacht [in jeder Nacht], nnd netze mit meinen Thranen mein Lager [so groß ist die Angst und Betriibniß meiner Seele]. 8. Meine Gestalt [genauer: M ein Auge — im Auge aber spiegelt sich das Gesammtbesinden des Menschen] ist [wie bei einem abgelebten Greise] verfallen vor Trauern, und ist [oor der Zeit] alt worden; denn ich allenthalben [von meinen Be- drängern] geängstet werde. Diejenigen, welche nur einigermaßen erfahren haben, was es heißt, mit der Furcht des ewigen Todes kämpfen, werden in diesen Worten keine Ue ertreibung finden. (Calvin.) Hi« V. 9—l1. plötzlish bricht ans dem tjerzensgrnnde des Zetero dar göttliche Jlmen hervor, und der, welcher eben noch im tiefsten Zlbgrunde jagte, läßt Siegestieder zum Himmel Walten. 9. Weichet von mir, alle llebelthäter kdie ihr zwar eine Zeitlang von Gott zu meiner Züchtigung gebraucht worden, aber doch nur seine Feinde feidjz denn der HErr hbret mein Weinen [womit ich um die Wiederkehr seiner Gnade ihn angerufen habe]. 10. Der Hist: hbret mein Flehen swie sein Geist meinem Geiste bezeugt]- mein Gebet nimmt der HErr an fund damit ist nun eure Zeit, da der Finsterniß Macht über mich gegeben war, zu Ende Luk. 22, 53]. Jene heftigen Bewegungen, in welchen nach den schwersten und bittersten Klagen und Zeugnissen der menschlichen Schwäche der Glaube sich plötzlich erhebt und durch die dargebotene Hoffnung des Heils das Ge- rnüth erheitert und beruhigt, sind in den Psalmen Davids vgl. Pf. 7, 183 22, 25; 28, 63 56, 13 f.; 75, 10 f.) sehr häufig. (Amyraldus.) Unter währendem Klaggebet ist ihm Gottes Licht und Trost schnell in das Herz ge- fallen. (Frisch.) Wo Gott kein bloßer Gedanke ist, der außer und über dem Menschen schwebt, sondern wesent- lich im Herzen wohnt, ist das der Segen, daß der aus- dauernde Beter, noch während er bittet, in seinem Herzen das göttliche Amen empfängt. (Tholuck.) 11. Es müssen [richtiger: werden] alle meine Feinde [die mich baben wollen zu Schanden machen, nach gerechter göttlicher Vergeltung nun selbsts zu Schauder werden, nnd sehr erschceclen izum Lohn Davids Bußgebet und Klage in großer Trübsal, und gläubige Zuversicht auf Erhörung 14l für den Schrecken, den sie mir bereitet haben V. 3 f.], sich zurück kehren kin Folge der Wieder- kehr göttlicher Gnade zu mir V. 5 von dem ge- nommenen Anlauf wider mich ablassenL nnd zn Schauder werden plbßltch Jm Hebräifchen ist HEXE) Cjeboscltm beschämt oder zu Schanden werden) deii Buchstaben und dem Laute nach das umgekehrte DE; Gase-habet: sich zurück kehreii). Wieviel Musik enthält doch der Psalterl wenn Compo- nisten sie verstünden! (Delitzsch.) Unser Psalm wird von der Kirche unter die sieben wahrscheinlich mit Beziehung auf die sieben Wocbentage aiisgewählten) Bußpsalnien (die andern: Pf. 32. 38. 51. 102. 130. 143) gerechnet und hat bei den Evangelischen mehrfache Bearbeitung zu Kirchenliedern erfahren; darunter ist am bekanntesten das Lied von Joh. Georg Albinus (-s- als Pfarrer zu Naumburg afS. 1679): Straf mich nicht in deinem Zorn. Als im J. 1655 der Collaborator an der St. Thomasschule und Vorsteher eines eigenen Sänger- chors zu Leipzig, Joh. Rosenmüllen wegen schwerer An- klage als Versiihrcr seiner Schüler zu unzüchtigem Treiben in peinliche Haft gerathen war, aber Mittel gefunden hatte, nach Hamburg zu entfliehen, flehete er von dort aiis seinen Chursürsien Johann Georg schriftlich siedoch fruchtlos) um Gnade an und fügte feiner Bittschrift obiges Lied mit der noch setzt gebräuchlichem von ihm efertigten Melodie bei, wie er denn auch zu andern Liedern des Albinus (Welt ade, ich bin dein müde — Alle Menschen müssen sterben ——) die Melodieen gemacht hat. Von Hamburg entfloh er nach Italien, wo er sich meist in Venedig ziufhielh und ward zuletzt von dem Herzog von BraunschweigsWolfeiibüttel als Kavellmeister nach Wolfenbüttel berufen; hier machte er durch ein un- sträfliches Leben seinen früheren Fehltritt vergessen und hatte bis an seinen Tod im J. 1686 sich der allgemeins sten Hochachtung zu erfreuen· Der '7. Psalm. gebet uni Rettung der gereihten Sache. l. Die Unschuld [hebr. scbiggajory vermuth- lich s. v. a. Taumelgedicht oder Dithhrambus ein in heftigster Bewegung, mit schnellem Wechsel der stärksten Affekte geredetes und auch bei der Ausführung so vorzutragendes Lied’] Davids, da- von er sang dem HErrn [richtiger: welches er gesungen deuiiHErrnL von wegen der [ver- leumderischen] Worte des Mohten snach dem Grundtext: des Cusch"j, des Jetntnitetu «) So nach Geier. Cwald, Delitzsch u. a. Das Stammwort sciiagah bedeutet: irregehen, irren, taumelii, und kommt der Ausdruck auch in der Ueberschrist Habak Z, l in Betracht, wo Schmieder in v. Gerlaclfs Bibel- werk richtig: ,,nach Sturni-, Kampf· und Triumphliedss weise« umschreibt. Andere fassen das Wort nicht als Bezeichnung des Charakters, sondern des Jnhalts des Liedes, und übersetzen es: ,,Jrrnng, Jrrthum«, sodaß damit ein Lied gemeint wäre, welches die Verirrungen und Vergehungen der Gottlosen betrifft, in Habak s, 1 aber ein Gebet des Propheten, das auf die Sünden und Vergehun en, sei es der Judäer oder der Chaldäen sich bezieht. te Luther, der in dem Olusdruck ebenfalls eine Bezeichnung des Inhalts siehet, auf die Deutung: ,,Un- schuld« gekommen ist, vermögen wir nicht zu sagen. «) Dies Wort des Grundtextes wird häufig ais Eigenname genommen in dem Sinne: ein gewisser, in den Geschichtsbiiclicrii alten Tesiaments nicht weiter er- wähnter Benjaminite des Namens Cüsch hatte mit seinen Verleumdungen besonders dazu beigetragen, daß in Saul’s Herzen Haß und Argwohn gegen David von Iteiiementbrannten und der König, auch nachdem er schon einmal von David’s Unschuld thatsächlich sich über« zeugt hatte (1. Sam. 24), dennoch wieder bis aus den Tod ihn verfolgte (1. Sam. 26). Andere fassen das Wort als Völkernam en (Aethiope, Luther: Mohr), aber nicht im eigentlichen, sondern im figürlichen Sinne, da man darunter einen schwarzen, d. i. unverbesserlich bösen Widersacher zu verstehen hätte. So Luther, welcher sich dahin erklärt: »Er heißt ihn einen Mohren seiner un- verschämten Sitten halber, als an dem nichts Gutes und Rechtschafsenes war; wie wir denn gemeiniglich einen Bösewicht und falschen Menschen schwarz nennen, wiederum aber einen weiß nennen, der da rechtschasfen und aufrichtig mit den Leuten handelt und ein Herz hat, das ohne Neid ist (vgl. Jerem. 13, 23; Amos 9, 7).« Nun aber fragt es sich weiter, wer mit diesem symboli- schen Namen bezeichnet sei, ob, wie Luther meint, jener Schmäher Simei, von dem in 2. Sam. 16, 5——13 uns erzählt wird (diese Stelle liest man daher auch in unsern Bibelausgaben als Citat zu den Worte» dck Psalmüberschriftk oder aber, wie die jüdischen und meh- rere— neuere christliche Ausleger wollen, der König Saul selber- der nach 1. Sam. 9, 1 ein Sohn des Kie war Uktd Nun, Mit Anspielung auf diese seine Abkunft, wegen seines schwarzen Undanks ein Kuschite oder Mohr ge- naiini würde. Es erscheint uns der Würde Davids, der in seinem Verfolger fortwährend den König Jsrciels und den Gesalbten des HErrn zu ehren wußte, unan- gemessen, daß er den ungliicklichen König mit einem sol- chen Schimpfnamen sollte bezeichnet haben; vielmehr denken auch wir mit Luther an Simei, verlegen aber die Entstehung des Psalm in die in l. Sam. 26, 13 ff. beschriebene Periode des Lebens David's, indem wir ver- muthen, daß schon damals Simei ein heftiger Wider- sacher und arger Verleumder Davids in der oben, bei der zuerst angegebenen Auffassung beschriebenen Weise gewesen und daß dieser ihn wegen seines schwarzem un- verbesserlichen Charakters, wie er in der Geschichte 2. Sam. 16», 5 ff. so deutlich sich an den Tag legte, hernachmals bei der Reduktion der Psalmen als ,,Mohren«bezeichiiet hat. Jlu den mit tiefster Klage auhebeudkii und mit einem freudigen Sieger-gelange schlteßeuden vorigen Psalm schlleßt sich ein neu» Klagklied Davids; auo der Zeit an, ioo Sanlo derfolgnagen gegen ihn, troh der llctsrhoiinug die er dem König hatte angedeihen lassen, uud trotz deo eidltrheu Betst-remove, das dieser ihm gegeben (1. Sam. 24), vou neuem begannen. Karl) bei dieser neuen Verfolgung be— wahrt: er seinen Edelmnth gegen den Uerfolger uud gewann ihm eine augenblicklich: tjerzeusrährung ab (1. Sam. -26); DMIWUJ Vkkhtklltt St litt) Ukchh wie damit keineswegs die stnaeht der Finsternis, in der Saul gefangen lag, überwun- deii sei uud daß seine hilf: allein von dem Hikrru ihm kommen könne; weshalb er auch nicht sich darauf einließ, au Sauks Hof zurärlizukehtem sondern bald darauf aus dem Gebiet des indischen Landes mit seinen 600 Mann sich tut— freute. XEIZIMH Mit! tlu Fehlgrisß ans Klelumuth hervor- gegangen, von dem David im vorigen Psalm seine Heilung suchte im Gebet; erllereg dagegen war klug und weise ge· handelt und findet seine Rechtfertigung tu dem, was der vorliegende Psalm au deu Tag legt, daß nämlich allein durch Gottes; Gerichte, die der Gottlosen ttoghelt ein Ende macht, der Gerecht: emporzukommen vermöge. 142 I— v. 2—6. toon den Menschen, seinen verfolgen, wendet der Sänger sich zu dem alliiiäetitigen Gott und macht, indem er um seinen Beistand ihn nat-ist, den Ruhm eines guten Gewissens vor thui geltend. 2. Aus dich, HErr [nicht auf menschliche Gefühle und Versprechungen 1. Sam. 26, 21], trane ich, mein Gott. Hilf mir von allen meinen Versolgerw und erretie mich, » · Z. Daß sie nicht wie Lowen meine Seele [mein Leibeslebem nach dem sie so blutgierig sind] erhafchen, nnd zerreißen, weil kein Grretter da ist. Wenn wir Gott die Ehre thun und keine Stützen neben ihm suchen, woraus wir uns mit verlassen können, so zeigt er uns iind läßt uns erfahren, daß wir auch keines Andern noch Fremden bedürfen, sondern daß er uns übrig genugsam set. (Berleb. Bibel) 4. HErr, mein Gott, habe ich solches gethan swie Sanl’s Rathgebey der mit seinen Tausenden hinter mir als einem Hocbverräther herjagt, mir schuld geben], nnd ist [sonst irgend ein] Unrecht [von der Art, wie man mir nachredet l. Sam. 26, is] iii meinen, Handenfz · Z. Hab ich szu »der Zeit, wo ich noch an des Königs Hofe war] Bofes vergolten denen, so fried- lich mit mir lebten, oder [seit der Zeit, da man mich auf Tod und Leben verfolgt] die, so mit? ohne Ursache feind waren, beschadiget sausgezogen oder beraubet"]; · » · is. So verfolge mein Feind swie er Ietzt schon thut, aber nun nicht mehr aus ungerechter, son- dern aus gerechteaursachj meine Seele, nnd »er- greife sie sauch wirklieh — ich will dann nicht mehr um Rettung meines Lebens bitten B. 2 f.], nnd trete mein Leben zu Boden, und lege meine Ehre sdie Seele"’, die als das, was ihn über die ganze Thierwelt erhebt, des Menschen Zierde ist Ps.16,9; 30,13; 57, g; 1o8, 21 in den Staub [des Todes Pf. 22, 16]. Sein-i· lPfs Z, 319 «) Nicht daß er ein Verdienst vor Gott bringen wolle, redet David von seinem Edelmuthe gegen Saul; wohl aber, weil es die Zuversicht der Gebete nothwendig steigert, zu wissen, daß man in einer gerechten Sache und mit unbeflecktem Gewissen vor den heil. Gott trete, ruft er Gott und zugleich« sich selber die Gerechtigkeit seiner Sache in’s Gedächtnis (Tholuck.) — di) David spielt hier auf sein Verhalten gegen Saul an, als die beste Widerlegung der gegen ihn ausgesirenten Vorwürfe; indem er aber die Betheurung seineullnschuld ganz all- emetn ausspricht, zeigt er, daß seiiuBetragen gegen aul nicht etwas Einzeliies, sondern ein in seiner gan- zen Gesinnung und Handlungsiueise wurzelndes »wer. (Hengs’teiiberg.) — «"·«) Die Seele ist nach btblisrher Vorstellung tödcbar (4« Mel» 35, 11) und sterbltch (4. M. 23, 10); sie bindet Geist und Leib zusammen, und dieses Band wird durch den »Tod zerschiiitten (Delttzsch.) —- -s-) Die Musik hat hier auzurauscheiu umkden Ausdruck dieses getrosten Bekenninisscs zu ver« stät en. . Il- v. 7-——10. Von Schreoien über dag den-echt nnd die Bosheit ergriffen, welche frei ans dieser Erde walten darf, über die doch ein heiliger Gott herrsiht, dein leeia gott- Psaim 7, 2—18. 8, I. los Wesen gefällt, ruft David in ekgreiseiideiii tjilsesciirei die göktliitse Gerechtigkeit ans, daß sie ihr Juni ans Erde« verioa te. 7. Siehe auf, HErV in deinem Zorn fund laß die Widersacher nicht länger so ungehindert ihr Wesen treiben], erhebe dich iiber den Grimm meiner Feinde [womit sie wider mich wüthen’], nnd hilf mir wieder in das Amt, das du mir be- fohlcti hilft srichtigerddtt und wache auf zu mir, wende dich, da es bisher geschienen, als schliefest du, er« waihend zu mir hin; du hast G ericht oder Handhabung des Rechts selbst geordnet, und kannst darum das Recht nicht so mit Füßen treten lassen], 8. Daß sich die Leute wieder zn dir sammeln; nnd um derselben willen komm wieder empor stich- tiger: Und laß die Versammlung der Vol- ker dich umringen, nnd steige über ihr wieder empor"’«]. «) Der Wuth seiner Feinde setzt David den Zorn Gottes entgegen: während die Gottlosen glühen und die Flammen ihrer Wnth auswerfem bittet er Gott, daß auch er warm werde. (Calvin.) -- ») Luthers Uebersetzung hängt mit seiner Annahme, daß der Psalm sich auf die Geschichte in 2.Sam.16,5 ff. beziehe, zusammen, ist aber sprach« lich ganz unzulässig. Uebrigens hat Luther selbst in verschiedenen späteren Einzelausgaben des Psallers hier und im folgenden Verse eine der richtigen Auslegung ziemlich uahekommende Uebersetzung gegeben: Und er- wecke mir das Gericht, das du geboten hast, und laß lich die Gemeine der Leute um dich her sammeln, und komm um derselben willen wieder empor. —- «") Weil die speeielle rirheende Thätigkeit Gottes niir ein Ausfluß der allgemeinen, um- fassenden ist, so bittet der Sänger zuerst, daß die letztere sich entfalten möge. »Du hast Gericht geordnet: so komm zum Weltgerichte; komme auch zum Gerichte zwischen mir und meinen Feinden« Die Eiiikleidung dieser Jdee ist nun von der im Orient herrschenden Weise, Recht zu sprechen, entnommen, wo der König, umgeben von der Masse der streitenden Parteien, den Thron besteigt und dann Recht spricht. Der HErr soll denn von seinem hohen Sitze im Himmel herabkommen und um sich alle Nationen der Erde versammeln; nach gehaltenem Gericht aber kehrt er zum Himmel zurück: 1. Mos 17, 22. (Hengstenberg.) s. Der HErt ist Richter nber die Leute [Völker]. Richte [also auch] mich, HEry nach meiner Gerechtigkeit nnd Frömmigkeit [nach der mir innewohnenden Lauterkeih indem du mir Recht schaffest wider meine Feindes 10. Laß der Gottlosen Bosheit [die an Saul ihren Vertreter und Anhalt haben] ein Ende wet- den, nnd fdrdere die Gerechten [die um mich sich gesammelt I. Sam. 27, 7 Anm.]; denn die, ge- rechter Gott, briefest Herzen und Nieren bist ais Herzenskündiger vollkommen befähigt, je nach rforderi niß sowohl erecht in Zorn, als gerecht in Gnaden dich zu erweisen Zum. 11, 20; 17,10; 20, 12; Ofsenb. 2, 23]. III« v. i1—14. sitt ruhiger geniordeiiem Gemüth sagt hieraus David selbst, daß, ob es auch menschlichem Klein— matt; anders dünne, dennoch die Gerichte Gottes tagtägltih neu seien, nnd wenn er uiit denselben säume, dies nicr geschehn nui die Bekehrung der Menschen abzuwarten. Neues Klagelied Davids, da er abermals von Saul ungerecht verfolgt wurde. 143 11. Mein Schild ist bei Gott [er hat es auf sich genommen, mich als ein Schild zu decken, Er], der den- frommen Herzen hilfet lübekhsltpt alles! denen, die ihm mit aufrichtigem Herzen ergeben stnd, ein treuer Heiland isi]. IT. sEr wird es nun an seiner Hilfe zu rechter Stunde auch nicht fehlen lassen, wenngleich zu gegen- wärtiger Zeit, noch weni Aussichi dazu vorhanden ist; er hat aber nun einmal eine besonderen Wege, die er geht, und deren Ende muß man abwarten und darf stch durch sein Säumen nicht irre machen lassen, sondern muß immer seine schon sich vorbereitenden Gerichte in’s Auge f«sievJ- Gott ist ein rechter Richter [dessen Gerichte nur darum so langsam vorwärtsschreitem weil seine Langmuth so groß istls nnd ein Gott, der täglich dranet kbei an» dem langsamen Gang seiner Gerichte gleichwohh damit man seine Geduld und Lang- müthigkeit nicht auf Muthwillen ziehe, seinen Zorn in einem fort im Voraus zu fühlen giebt]. is« Will man [nnn sich dadurch nicht schrecken lassen und] sich nicht bekehren [wie es doch Gottes gnädige Absicht bei seinem Warten mit der völli- gen Ergießung seines Zorns isi], so hat er [bereits, um dann mit einem Mal und plötzlich mit Tod und Verderben loszubrechen] sein Schwert gewebt, und seinen Bogen gespanuet, nnd zielet shat den Bogen auch schon auf sein Ziel hingerichtet], . la. Und hat drauf gelegt tddtlich Geschoßz seine Pfeile hat er zugerichtet zu verderben kmit brennbarem Stoff umwickelh wie die Krieger bei Be- lagernngen thun, welcher Stoff dann beim Abschießen sie-h entzündet und das, was die Pfeile treffen, in einen schwer zu löschenden Brand setzt]. Der Prophet nimmt von einem groben menschlichen Gleichniß eine Lehre, auf daß er den Gotilosen ein Er« schrecken beibringe. Denn er redet wider unverständige und verstockte Leute, die den Ernst göttlichen Gerichteo, davon er zuvor gesagt, nicht verstehen wollen, es sei denn, daß ihnen solches durch den Brauch menschlichen Ernste-s angezeigt werde. (Luther.) Es ist ein merkwür- diges Spiel der göttlichen Vorsehung, wie es aber in der Geschichte so oft vorkommt, daß bei Saul’s Tode wirklich der Bogen und das Schwert zugleich ihren An· theil hatten: 1. Sam. St, 3 s. (Hengstenberg.) IV. v. 15-—1e. g» d« vsqinin im vorigen Juischinii seiuen versiihnlictien Geist bekundet, womit er nor altem die Bekehrung seines Feinden wiinsmh so hat er doch zugietch schon angedeutet, wir die tjossuung darauf eine nergeiiliche ist. nnd so blickt nun zum Smluß sein Auge in die Zukunft: da schaut er, wie der uerhärtrte Abs-trittst, der net) nicht briiehren will, sein eigener Richter nnd Seher-ge sein wird. 15. Siehe, der sder jetzt noFh mich verfolgt] hat Böses itn Sinn, mit Unglncl [das er über mich bringen will] ist er schwanger; er wird aber einen Fehl gebären sindem die Andern zugedachte Besihwer als beschwerende, erdrückende Last schließ- lich aus ihn selber sich zurückwendets its. Er hat eine Grube gegraben nnd ans- gefübrt srecht tief ausgehöhltM nnd ist in die Grube gefallen, die er gemacht hat [Ps. 35- 7 is; 57, 73 Sptichttx W, 273 Pred. 10, 8]. 17. Sein Unglück sdas er für Andere erson- neu] wird auf seinen Kopf iomnien [wie ein Stein, der, in die Höhe geworfen, auf das Haupt des Werfenden zurücksällt], nnd sein Frevel [den er wider seinen Nächsten begangen, wird vermöge der elastischen Natur des Rechts, wonach jeder Druck einen Gegendruck hervorbringt] auf seine Scheitel fallen ssodaß er davon zerschmettert wird"]. «) Siehe, wie fein er ausdrückt den hitzigem wiithens den, brünstigen Grimm der· Gotilosen, daß er nicht schlecht gesagt hat: ,,er hat eine Grube gegrab»e1i«, son- dern seszt hinzu: »und ausgeführtC So geschafiig und mühsam sind sie, die Grube zu graben und das Loch zu machen; alles versuchen sie, alles erforschen sie, haben kein Genügen daran, daß sie die Grube graben, sondern fiihren es auch aus und machen es tief, auf daß sie den Unschuldigen verderben und unterdriicken, so tief sie immer können. Also thaten auch die Juden: wiewohl sie eilten Christum zu tödten, und all ihr Thnn nur dahin ge- richtet war, doch waren sie nicht zufrieden, daß er eines schlechten (gewöhnlichen) Todes stürbe, sondern verschafften, das; er des allerschändlichstcn Todes umkommen mußte. (Luther.) — sit) Jn wie unzähligen Fällen winden sich die Gotilosen in ihrer Gottlosigteit ihre eigene Geißel und stürzen sich durch ihre eigene Frevelthatl wie Luther sagt: »Wo wollte auch Gott so viele Stricke hernehmen, um alle Diebe zu denken, wenn sie es nicht selbst an sich thäten«, und wie der Propbet (Jes. l, It) sprüht: Der Geivaltige wird das Werg sein, seine That der Funke, und beides verbrennet allznmal und niemand löschet. 18. Jch danke sschon seht, obwohl solche Ossen- barung Gottes als des allgewaltigen Richters und gnädigen Retters noch zukünftig ist«] dem HEkrn unt seiner Gerechtigkeit willen [womit er auf Erden waltet], nnd will [den Namen, den er sich that- sächlich gemacht hat, im Lieder-Echo zurückgebend] loben den Namen des HEtrn, des Allerhdchsten [des alles hienieden Geschehende überwaltenden Gottes der Heilsgeschichte]. «) Da sieht man am lesten Schlusse des Psalms, wie er mit Wahrheit den Au ang geredet hat, als er begann: »Auf dich« Hdlürn iraue ich, mein Gott«; denn wahrend wir Andern wohl unzählige Mal den Dank sihuldig bleiben, nachdem wir empfangen haben, bringt David den Dank dar, noch ehe er empfangen hat, und lobsingt dem Allerhöchftem während ihm die Gegenwart nur den Gegenstand zu Klagelicdern giebt. (Tholuck.) Der s. Psalm. Von Christi Reich, Leiden und Herrlichkeit. 1. Ein Psalm [3- l] Davids, vorzustr- gen [Ps. 411 auf der Githith sein Saiten- instrument oder eine Gesangesweise, so von der Philistersiadt Gath ihren Namen hatte 1. Chron. 26, 31 Anm.]. nicht, wie von manchen angenommen wird, aus der Zeit im Erben Davids, wo er noch aus Zetblehenkn Fluren die Heerden seines Vaters; Isai weidete (s. Juni. Z zii l. Saus. its, 13), sondern ang viel späteren Jahren, uio er ein geprüft-r und gereistermcinn war und der Geist der weissa- gung seine Wort: immer brniniuiter gestattete zu Worten 144 Psalm s, 2 - 10. g, 1——4. der Weissagung von dem, der nach ihm auf seinem Stuhle sitzen nnd Israel znr oerhelßenen Herrlichkeit führen sollte, haben wir hier einenznr iiashtseit gedichteten Eobusalm vor uns, der zum Gegenstand des Dankes nnd Preises dasjenige nennst, was in l. sites. l iiber die würde berichtet wird, mit der Gott den von ihm geschaffenen nnd zu seinem Repräsentanten ans Grden eingesetzten Menschen bekleidet hat. Indem aber der heil. Sänger dabei allein ans die Gnade Gottes siehet, die den Menschen so hoch gestellt, ohne darauf Rück— sicht zu nehmen, wieviel dem Menschen in seinem gefallenen Buüande von der anersosassenen Herrlichkeit wirklich geblie- den, paßt die in dem Psalm enthaltene Schilderung dieser Herrlichkeit nnr ans den Anfang nnd das Ende der dtienschheitsgesclsiclstq ans die oititte aber, in der wir seit dem Siindensatle bis znr schließlichen Wiederherstellung leben, paßt ße in ttetresf des Menschen selber nnr in sehr unvoll- kommenem Maße, nnd hat ihre ideale Wahrheit real nnr in dem, in welchem die menschliche iiatnr die in dem eeüen Jtdam verlorene Würde allbereits wieder besitzt, in dem zweiten Adam. Dies dierhältniß macht den Psalm zu einem mittelbar messianisthen, wie denn auch in Raub. St, Its; hebe. L, 6 ff. nnd 1. Tor. II, 27 ans ihn tiezng genommen wird. » l. v. 2 n. Z. Gottes Herrlichkeit thnt ans Erden durch die Pracht des himmelsgebändes in so ergreisender und handgreiflicher Weise sich kund, daß selbst Kinder sie wahrnehmen nnd durch die bewnndernde Freude, die he empfinden, durch das Lob, das sie ihm stammeln, die Thor- heit seiner verbleudeten Eäsierer beschämen. Z. HEty unser saller »Menschen] Herrscher, wie herrlich ist dein Name« m allen Landen· sauf der ganzen Erde) da matt dir daltket im Himmel [da du doch dieselbe deine Herrlichkeit schon in unansfprechlich reicher Fülle über den Himmel aus- gebreitet hastkisl V) Der Name ist in dem Sprachgebrauch der alten Welt überhaupt und der Hebräer ins efondere das Ab« bild und der Ausdruck des Wesens, der Wiederhall seiner Offenbarung. Der in sich verborgene Gott ist namen- los; Offenbarung dageFeen und»Name sind von einander unabtrennbar, der ame wachst aus der Offen- barung ganz von selbst hervor, und je herrlicher die Offenbarung, desto herrlicher tst der Name, desto voller und bedeutsamer wird er. (Hengslenberg.) —- ’"·) Der Blick des Sängers ruht zur Nachtzeit auf dem Sternen« himmeL und je mehr er in dem Anblicke dieser Herrliths keit versinkt, je mehr es ihn bedlinken tvill, sie sei m einer solchen Majestät dort ausgegossen, daß kaum für die Erde etwas übrig geblieben sein könne, desto erstau- nenswürdiger erscheint es ihm, wenn er den Blick zurücks lenkt, derselben Offenbarung göttiicher Majestät auch auf Erden zu begegnen. (Tholuck.) 3. Aus. dem Munde der jungen lihrer schon einigermaßen bewußten, aber noch nicht durch Un- natur .entstellten] Kinder nnd [der noch ganz jun- gen] Sanglinge hast dn [HErr] eine [Streit-] Macht* sznr Vertheidigung deiner Herrlichkeit und Ehre] zugerichteh um deiner Feinde willen swelche die Ehre, die dir gebührt, dir rauben wollen], daß du vertilgest [genauer: schwichtigest oder zum Schweigen bringestJ den Feind [der wider dich wüthet] nnd den Rachgierigen [der, von dir gezüchtigh in ohnmächtiger Rachsucht gegen dtch entbrennt"]. V) Der Mensch kann soweit entartcn und Versinken, daß er gegen Gottes Ordnung und Wirksamkeit sich empört und in dieser Unnatürlichen Entrüstung die Herr- lichkeit nnd Vorsehun Gottes, seine Größe und Güte leugnet und verkehrt( s. 14, l f.; 36, 2; Hiob 22, 13 f.); und wirklich sind auch dem Dichter solche Feinde und Widersacher Gottes, solche Empörer bekannt, deren ver- kehrtes Treiben und Urtheil nur Verwirrung über die wahren Begriffe von Gottes Wesen und Herrlichkeit an« zurichten im Stande ist. Allein daß dies nicht Natur und Ordnung ist, so sehr auch solche Menschen oft mit getstiMt Fähigkeiten ausgerüstet sind, sondern Unnatur nd ißbrauch der uns verliehenen Freiheit, zeigt die ungetrübte, reine Natur des Kindes, feine Empfänglich- keit für die Liebe und Anbetung Gottes, sein unbewußtes Gefühl für das Rechte und Wahre, sein ungezwungenes Beziehen alles Guten und Herrlichen auf Gott, mag steh nun dies im freudigen Lallen der Säugltnge und in der schon da angedeuteten Erhebung der Menschennatur über die unvernünftige Schöpfung, oder in den naiven Fragen, Bemerkungen und Antworten der bereits herumgehenden Kinder äußern. Jmmer ist dieses unwillkürliche, in der reinen Natur liegende Lob des Schöpfers aus der Kinder Mund so mächtig, die Verkehrtheit der Entarteten auf- udecken und sie mit ihren thörichten Lügen und ihrem irechen Geschrei gegen Gott zum Schweigen zu bringen: Matth. 21, 16. (Vaihinger.) — «) Jn dem Ansdrucke Macht liegt eine erhabene Ironie: gegen die gewaltigen Angrifse der Gottesleugner bildet das Lalleu der Kinder gleichsam eine Vertheidignngsburg O, welche vollkommen genügt. (Köster.) — Eis) Um es vollkommen zu verstehen, wie auch in Beziehung aus Gott von Rachgierigen die Rede fein könne, die, wenn es ginge, Gott ebenso umbringen möchten, wie man einen lästigen Menschen durch Mord auf die Seite schafft, ver egenwärtige man sich folgende Stellen ans dem Tage uche des jungen Selbstmörders K. v. Hohenhausem Herr des Him- mels und der Erden, was habe ich dtr gethan, daß du mich zermaltnsti Keine Lästerung ist mir zu groß, ste verschwinden alle vor der Wucht meiner Leiden. Allmachtl wenn ste mich zertreten will, und mich doch nnr langsam zermalmtl Thäte das ein Mensch, man würde sagen, das kann nur die erbärmlichste Ohnmacht oder die nieder- trächtigste Bosheit. » II· v. 4—9. wenn man diese sich am Himmel band— gebende Herrlichkeit und Größe Gottes bedenkt, wie mnß es da mit anbetend-r Zewnndernugg mit innigem Danke erfüllen, daß ein solther Gott sinj des schwachen Menschen, der keines tilimes von ihm würdig scheint, so angenom- men, ihn mit Herrlichkeit begnadigt, zn seinem Statthalter ans Erden eingesetzt nnd die Herrschaft til-er die Erde ihm übergeben hat. 4. Denn ich werde sehen srichtigerx Wenn ich sehe] die Himmel, deiner Finger sdie etwas so gar anderes auszurichten vermögen, als was Menschen mit ihren Fingern zu Stande bringen] Wert, den Mond nnd die Sterne, die du bereitet sbereitet hast und die, indem ste so unermeßlicb in die Wette des Himmels stch ausbreiten und unabsehlich in Tiefen sich hineinziehen, bis wohin kein Auge reicht, in noch höherem Grade, als selbst das Gestirn der Sonne, dieser Regeniin des Tages, mit dem Gefühle deiner Majestät erfiillen;]. Z. [So muß ich ausrufen :] Was ist der [schwache, hcnfäll1ge]Mensch, daß du sein gedeniest srhm eine so vorzügliche Aufmerksamkeit widmeft], Die Größe Gottes in der dem Menschen ertheilten Würde. 145 and des Menschen Kind, daß du dich sein annimmst [genauer: ihn besuchest, durch eine besondere Vorsorge auszeichnest"]? I) Der Propbet will sagen, Gottes wunderbare Güte leuchte daraus noch heller hervor, daß er, der große Schöpfer, dessen Allmacht atn Himmel gliinze, ein so elendes und unwüediges Geschöpf mit dem höchsten Ruhm zieren und mit unzähligen Schätzen bereichern wollte. (Calvin.) — «) Der Ausdruck zeugt von großer Lebendigkeit des religiösen Bewußtseins, welches in jeder Wirkung Gottes ihn wahrni1ntnt. tHengstenbergh Jm Hintcrgrund der Vorftellung Davids mochte auch die größte aller Gnaden und Auszcichnungen Gottes liegen, welche im neuen Bunde enthüllt ist (Hebr. 2, 6); denn in Christo hat uns beiuchet der Ausgang aus der Höhe, in ihm steigt der Elltensch zu der anerschasfenen Würde nnd Herrlichkeit empor, vermöge welcher er die Welt be- herrschen soll. (Vaihinger.) is. Du wirst ihn lassen eine kleine Zeit von Gott verlassen sein snach andrer Uebersetzung: Du setztest ihn nur wenig unter Gott, hast ihm, indem du ihn zum Herrn der Erde eingesetzt, eine beinah göttliche Würde ertheilt l. Mos. l, 26 ff.; 9, 2]. Aber mit Ehren und Schmuck wirst du ihn krönen sandersx Du kröntest ihn mit Ehre und Herrlichkeih hatt ihn auf Erden zu deinem Unterkötiig gemacht]. Jn Hebt. 2, 6—9 werden V. 5 n. 6 unsers Psalms auf Christi Herrlichkeit und seine Herrschaft über alles Geschaffene bezogen; deshalb haben die älteren Auslegey wie auch die Ueberschrist des Psalms und die Ueber- setzung Luthers erkennen lassen, ihn seinem ersten und eigentlichen Sinne nach auf Christum gedeutet. Es ist aber klar, daß David zunächst von dem mensch- lichen Geschlecht überhaupt redet; erst daher, weil die von dem Dichter geschilderte Herrlichkeit der mensch- lichen Natur durch den Fall so geschwächt ist, daß sie sich nur in geringen Ueberresten kund giebt, und also das Gesagte sich mehr auf die Jdee als aus die Wirk- lichkeit bezieht, trifft die Deutung der Worte in ihrem höchsten und vollkommensten Sinne allein bei Christo zu, als in welchem die Herrlichkeit der menschlichen Na- tur wieder tn oollem Glanze erscheint. Durch ihn jedoch wird die ganze Wahrheit des Gesagten allmälig auch an denen in’s Leben gerufen, welche ihm angehören. 7. Du wirst ihn zum Herrn machen smachtest ihn zum Herrn] über deiner Hande Werk spie irdische Schöpfung; alles hast du unter seine Fuße gethan, — » s. Schafe und Ochsen sRinderj allznmah dazu auch die wilden Thiere [genauer: die Thiere des Feldes],» 9. Die Vogel unter dem Himmel, nnd die Fische im Meer, und was im Meer gehet kund was sonst auf Meeresbahnen geht, neben den Fifchen auch die übrigen Bewohner des Wassers l. Mos. I, 21]. Jndem der Psalm einzig und allein Gottes Gabe und Einsetzung in’s Auge faßt, beachtet er nicht, was der Ntensch davon zu nichte gemacht und Verschleudert hat· Daß aber das, was dem Menschen hier beigelegt wird, in einem gewissen Grade auch nach dem Falle ihm noch eigenthütniich ist, zeigt außer dem Wort in l. Mos. 9, 2 die tägliche Erfahrung. Keine Crcatur ist so stark, so grimmig, so gewandt, daß nicht auf die Dauer der Mensch, verhältnißmäßig eine der schwächeren Creaturen, ihrer Meister würde (Jak. Z, 7). Nichts desto weniger aber findet zwischen dem Zustande vor und dem nach dem Falle in dieser Beziehung eine große Verschiedenheit statt. Vor demselben war der Gehorsam gegen den von Gott eingesetzten Stellvertreter ein frei- williger; nach ihm empörten sich seine Unterthanen gegen ihn, wie er gegen seinen Herrscher. Er muß egen sie, wie gegen die widerstrebende Erde, einen schweren Kampf unternehmen, muß allerhand Listen und Künste anwenden, und wenn er gleich in diesem Kampfe im Ganzen Sieger bleibt, so erleidet er doch im Einzelnen viele Niederlagen (Hengstenberg.) Von jener Art der Herrschafh von welchcr es heißt: »Wenn er spricht, so geschieht’s, und wenn er gebeut, so steht es da,« ist uns erst wieder die Ahnung aufgegangen, seit- dem wir das wahre und vollkommene Ebenbild Gottes auf Erden gesehen haben, wie es durch seinen bloßen heiligen Willen die Krankheit dämpft und gegen den Tod das Seepter schwingt, dem Sturme gebietet und über die Wogen des Atem-s wandelt. Durch den Sohn, der allein frei macht, können auch wir frei werden (Joh. 8, 36); und das ist denn der Grund, warum dies Wort des Psalms, daß ihm alles zu seinen Füßen gelegt sei, itn neuen Testament (1· Cor. 15, 27) vor- zugsweise auf den angewandt wird, in welchem die Menschheit und Gottheit in vollkommener Einheit er- schienen ist. (Tholuck.) HI- d1. l0. In denselben Inbelruh mit welchem der- psaim beginnt, verklingt er amh wieder nnd hebt sein Thema, die Größe Gottes in der Größe deg Mrnsthemscharf uud bestimmt hervor: Ja, groß ist Gott, nicht weniger als in der Herrlichkeit des Himmels, tu der würde, die er in der Fülle seiner Liebe und Herablassung dem Menscher: ertheilt hat. 10. HErr, unser Herrscher, wie herrlich ist dein Name in allen Landen [auf der ganzen Erde V. 212 Der 9. Psalm. Danlrlied siir erhaltenen Sieg wider die Feinde. 1. Ein Psalm [mit musikalischer Begleitung zu singendes geistliches Lied] Davids, soorzutragen nach dem Liede] von der schönen Jugend-« [2, Saat. I, 18 Arten. 1], vorzusingen [dem Sangmeister behufs Eiuübung mit seinen Sängern zu über- geben]. «) Luthees Uebersetzung geht von der Annahme aus, daß die Worte nitzfsxz (ebenso in Pf. 48, 15) als Ein Wort zu nehmen seien: HHDHYZ er faßt nun den Aus- druck wie in Pf. 46, 1 den genaueren: hiDsJZsExz, den er »von der Jugend« übersetzt, versteht dann FE in dein Sinne von IF? (weiß, lilienhaft) und deutet dies mit ,,schön«. Wir haben in der Bem. zu 1. Ehren. 26, 31 iibersetzh nach «Ste·rben dem Sohne«, womit der Name eines anderen Liedes, nach dessen Melodie unser Psalm gesungen werden soll, angegeben wäre; eine Menge anderer Erklärungen übergehenjvir hier, da sich schließliiip doch nichts Ctewisscs sagen läßt, die ganze Sache and) für den praktischen Gebrauch von keiner Bedeutung ist. 146 Psalm I, 2——15. Jtle David seine Kriege mit den sbhilißern glünilieti beendigt hatte, so sagten wir zu L. Sonn. Si, M» sang er dem tjErrn dieses Ilanltlied, das in ähnlicher weise an- hebt W. 2 u. 3), wie der 7. Psalm sin V. til) schließt, aber im Psatmenbnch nitht unmittelbar auf den letztge- nannten Psalm folgt, sondern dnrm einen andern non dem— selben getrennt in; denn er will nur ein Exempel non der irdischen Verherrlichung des Namens Gottes bringen, darum mußte der von Sehonad anf Erden so herrlichem Uatnen ltaudelndr it. Psalm erst norauogehem Im Grundtext nnn ili der Psalm nach Ordnung der Buchstaben im hebräischen Jtluhabet angeiegts jedoch nttht in streng durchgesiihrter Weise, weil immerhin die Form dem Gedanken, der die Seele deo Dichters bewegt, untergeordnet bleiben muß nnd eher jene als dieser leiden darf; der folgende 10. Psalm holt dann einige tiuctsslaben nach, die hier fehlen, indem er in der Jiiitte deo Klphabeto beginnt, wag schon äußerlich auf die enge Jnsammengehöeiglteit beider Psalmen hinweist. «) Die alphabetische Form ist nicht blos eine Zugabe für’s Auge» ein äußerer Zierrath, sondern der Lehrdichter (vgl. das alphabetische Lied zu Ehren einer tugendsamen Haus- frau in Sprlichm It, 10 ff·) betrachtet die Reihe der Sprachi elemente wie die Treppe, auf welcher er den Schüler zum Heiligthum der Weisheit hinaufführh oder als den vielfächerigen Schrein, in den er die Proben seiner Weisheitslehren hinein- legt, und der Lyriker sDichter von Gefühlsliederm vgl. Pf. 9. 10. 25. 34. 37. 111. 112. 119. 145) als die Claviatuy auf welcher er alle Tasten greift, um seine Empfindungen er- schöpfend auszudrücken; und auch der Prophet verschmäht es nicht, wie aus Nah. 1, 3—7 ersichtlich, der Buchstabenfolge einen Einfluß anf seine Gedanienreihett einzuräumen. (Delihsch.) l« v. 2——7. Der psalinist preist zunächst diejenige Erfah- rung uon dem stegretcheu Betstunde deo Höchsten in set- nem Kampfe gegen die Feinde, welche er kürzlich gemacht hat. Da erweitet er denn vorerst sich selbst zum freu- digen preise deo iitkrrn w. 2 n. 3), setzt dann diesen Selbstaufruf zum Danke fort durch dessen Begründung W. 4 u. 5), nnd führt hierauf diese Begründung weiter ans, indem er die so eben erlebte Gerichtothat Gotteo im Zusammenhang mit vielen andern betrachtet, die ihr noranogegattgett W. 6 n. 7). Die hier bezeichneten Ab— schnitte umfassen die fünf ersten Buchstaben des hehr. Jtlphabeto in Ich. jedoch so, daß, während der erste Ab· schnitt die alohabetisetje Form möglichst starit anstriigt durch viermalige Anwendung des Aleph, der zweite Ab· schnitt das Bett: nur zu Knsang bringt, der dritte da- gegen anf Gimel nnd He net) vertheilt nud das da- zwischen liegende Daleth ganz übergeht. 2. Ich danke dem HErrn von ganzem Herzen sim Gegensatz zu allen Heuchlerm die, weil sie das erfahrene Gute im Grunde doch nur sich selbst, nicht der göttlichen Gnade zuschreiben, entweder überhaupt blos mit dem Munde oder doch nur mit halbem Herzen» danken], nnd erzähle alle deine Wunder sdie über menfchliches Bitten und Verstehen weit hinausgehenden Erweisungen deiner Gnade und Hilfe, die du mir hast widerfahren lassen]. · 3. Jch freue mich und bin fröhlich in dir sder du die geisiliche Freude, die ich spüre, selbst durch deinen Geist in mir gewirket hast Rom. 14, 17], nnd lobe deinen Namen [den du auf-s Neue so herrlich an mir gemacht]- du Alltthdchstety 4. Daß du meine Feinde sdie in wiederholten Angrissen wider mich streitenden Philister L. Sam. 8, l] hinter sieh getrieben szum Rückwärtsweichen gebracht] hast; sie sind gefallen nnd umkommen [nicht durch meine eigene Siegesmachh da ja ,,mein Können, mein Vermögen nichts vermag, nichts helfen kann-«, sondern] bot dir sindem du ihnen dein Zornantlitz znwandtest Pf. 2t, 10; 2. Mos 14, 24 ss.]. Z. Denn du fithrest mein Recht nnd Sache ans [hast meine gerechte Sache durchgesetzt wider die, die dagegen strittetu s. Eint. zu 2. Sam. 5, 17 ffysz du fiszest auf dem Stuhl sales ein rechter Richter sauch dann, wenn Schlachten geschlagen werden, und verhilfst dem Theile zum Sieg, auf desseu Seite das Recht ist]. Das ist die rechte Zuversichh welche Heeren und ihren Feldherrn Muth in die Herzen gießen kann, wenn sie dessen stch bewußt sein dürfen, daß sic für eine ge- rechte Sache kämpfen und -der Schlachtpiatz nichts an- dres sei, denn eine Richtstättc des Weltregenten Denn ob Gott es auch oftmals. zuläßt, daß auf den Kampf- pläszen die gerechte Sache unterliegt und die ungerechte obsiegt, so ist doch solcher Sieg fürwahr immer nur ein vorübergehender, der, wofern nur in den Herzen der Ve- stegten die heilige Flamme nicht crlöschh welche das Be- wußtsein einer gcrechten Sache entzündet, mit dem Un- terltegeu der ungerechten Mächte sich endigen muß; ja solche Vorübergehende Niedcrlagen derer, die in einem gerechten Streite stehen, müssen der Natur der Sache nach selbst zum Mittel werden, ihre Kühnheit und ihren Muth zu desto hellerer Flamme anzufachen und so den endlichen Sieg herbeizuführen. (Tholuck.) 6. Du fchiltft [tvie früher, so hast du das auch jetzt wieder gethan] die Heiden, und bkingest die Gottlosen [die es auf Vernichtung deines Reiches abgesehen haben, mit solch’ deinem Scheltenj um sdenn dasselbe ist immer ein Allmachtsworh das zerstört, wie es ein Allmachtswort giebt, das da schafst 1.Mos.1,3]; ihren Namen verttlgest du immer und civiglich [du vertilgst ste so gänzlich, daß mit ihnen auch ihr Gedächtniß für immer untergeht]. Der Jnhalt von V. 6 u. 7 paßt, ohne daß er auf sie zu beschränken wäre, am genauesten auf die Amas lcktter, welche nach den Siegen Sauks und Davids über sie fast völlig von dem Schauplasz der Geschichte verfchwindcw Daß der Sieger vorzugsweise an sie ge« dacht, von ihrem Schicksal die starken Farben entlehnt, mit denen er die Niederla e der Feinde des Volkes Gottes schildert, wird auch wahr cheinlich durch die Beziehung, in der das: ,,ihren Namen vertilgeft du« und das: ,,ihr Gedächtnlß ist umkommen« zu 2. Mos. 14, 17 u. 5. M. 25, 19 steht; vgl. auch 4. M. 24, 20: «Amalek, die ersten unter den .i)eiden; aber zuletzt wirst du gar um- kommen« Die Schilderung hatte aber auch ihre Wahr- heit in der Niederlage der Cananitcr und in den Siegen Davids über die Ntoabiten Ammonttey Edomttce und andere Feinde. (.L)engstenbcrg.) 7. Die SchtvertU des Feindes haben ein Ende [daß sie hinfort keine Verwüstungen mehr an- richten kbnnen]; die Städte sim Lande der Feinde] haft du umgekehrei sgleichsam mit der Wurzel aus dem Boden gerissensi tbr Gedächtnis ist umkommen Danklied für erhaltenen Sieg über die Philister. 147 sammt ihnen [sie haben Namen und Bedeutung in der Geschichte unwiederbringlich verloren]. «) Bei dieser Uebersetzung müßte im Grundtext stehen: nizfiisiz wir lesen aber DER-l, welches »Triimmer, Wüsteneieiw bedeutet (.Hiob Z, 14; Jes. 44, 26; Heset 36,10.33; 38, 12). Hiernach ließe sich übersetzen: »Mit der Feinde Verwüsiungen hat es nun ein Ende-«; doch werden die ziemlich schwierigen Worte von den Auslegerii sehr verschieden erklärt, so daß es lehr inißlich ist, diese noch zweifelhafte Uebersetzuug ohne Weiteres an die Stelle der Lutherschen zu setzen. H« V. 8 —l3. Jene dem, wassider LjErrdan ihm gethan, nimmt der heil. Sänger für ch und au ere ab, was er überhaupt ist, nämlich gerecht und ein Helfer der Be— drängten. Indem also unser Abschnitt aus der Ge- schichte die Lehre bildet, wird Gottzuvördetst als der ewige izeherrscher und gerechte Richter der Welt hinge- stellt, gegen den alle Muth der Gottlosen nichts vermag W. 8 u. 9), und darauf fiir den Hort· nnd die Hilfe der Seinen erblickt, bei dem die tsedriingten Zuflucht finden und auf den sie fest» vertrauen durseu w. 10 n. 11). Dieser Gott nun —- es ist dder åiuf Jiou thronende —l- ist zu loben und zu preisen· octi nd die Gern-en Jota: s fiir sein Lob und die Verlserrlictiiing seines tldmeiig viel zu eng, sein Heil muß noch hiiiausdringen in alte Welt [d. 12 n. 13). Uaihdem vier Verse unsers Abschnitte; in zuieiinaliger Wiederholung mit dem sechsten Buchstaben Waw sich besktsäftigt isoliert, haben die beiden folgenden mit dem siebenien, dem sahn, es zu thun. 8. Der HErr aber swährend allen, was ihm entgegen ist, ein Ende nimmt mit Schrecken V. 6 f.] bleibt ewiglich sthronend auf seinem erha- benen Sitz, von dem keine Macht der Welt ihn herabstoßen kann], er hat seinen Stuhl bereitet zUM Gcklchl [so daß, wie anch inenschliche Zustände schwanken und die Frommen oft lange unterdrückt und zertretcn werden, zuletzt doch alle Wege Gottes auf Offenbarung seiner Gerechtigkeit hinauslaufen) I. Und er wird swas er in dem vorliegenden Falle gethan, nuch in allen andern thun, nämlich] recht richten, nnd die Leute regieren rechtschasfen sals der ja aller Welt Richter ist l. Mos 18, 25]. 10. Und der HErr [dies die eine Seite seiner richterlichen Thiitigkeih auf die es uns hauptsächlich hier ankommt] ist des Armen [des bis zur Zer- drückung von seinen Widersachern Erdrückten] Schuh [Zusiuchtsort, da er der drohenden Gefahr entrückt ist 1. Sam. 23, 25 ff.; 26, 5 ss.], ein Schuh [eben ein solcher erhabener, fiir die Wider- sacher unzugänglicher Ort] in der Noth [in allen solchen Lebenslagen, wo man recht tief in Noth und Bedrängniß steckt]. U. Darum [weil sie das auch wissen] hoffen auf dich, die deinen Namen kennen [nachdem sie dieselbe Erfahrung gemacht wie in V. 4—7]; denn sdas ist es, was sie aus solchen Erfahrun- gen lernen z] du verlässest nicht, die dich , HEry suchen [und bekennest dich macht: und gnadenvoll zu ihnen]. « 12. Lobet [daher, ihr alle, an denen er schon als Schutzherrn seiner Gemeine sich bewiesen] den HErrn, der zu Zion wohnen verkündiget unter den Leuten [die noch außerhalb seines Bundes stehen und von ihm nichts wissen] sein Thun sdadurch er an seinem Bundesvolke sich oerherrlichh damit sie von ihren falschen Göttern fich zu ihm be- kehren]. 13. Denn er gedenkt und fragt nach ihrem Blute snach dem Blute derer, die ihn suchen V. 11, daß er es räche an denen, die ste erdrücken und zerdrücken wollen V. 10]; er vergisset nicht des Schreiens der Atmen [die in ihrem Leidensstande zu ihm rufen, sondern reißt sie heraus-J. Das Schreien ist mancherlei: die Seufzer schreien, die Thränen schreien, das Blut scbreieh die Angst der Creatur schreien Wenn einer dies Geschrei eine« Stunde hören sollte, das Herz würde ihm brechen. Achl kann doch eine Niutter und Vater das Schreien und Weinen ihres Kindes nicht vergessen, es dringet durch’s Herz, es rühret das Herz wegen disr nahen Verivandtniß: sollte denn Gott vergessen das Schreien seiner Kinder, die aus ihm geboren, die aus Christo, aus dem heiligen Geiste geboren sind? Derer Trost und Zuflucht Gott allein ist, die keine Hilfe in der Welt haben, deren Schreien kann er nicht vergessen; das Herz würde ihm brechen, nnd ist kein Mensch ans Erden so langmüthig so geduldig, daß er das viele und große Geschrei der Ellienschen und der ganzen Natur ertragen könnte, darum muß auch Gott zum Gericht eilen, daß er einem jeden Recht schaffe. (Joh. Arnd.) lll· v. 14-2l. Ungeachtet der kürzlich erfuhrenen Gna- denhilse seines Gottes befindet aber David noch iinmer mit seinen: Reich und volle siih in Bedrängnih statt: geworden durch den Gedanken, zu dein er vorhin sich erhoben, dasi Gott in Gerechtigkeit die Welt regiert, fleht er denn in dieser gegenwärtigen Bedränguiß desto zuuersichtlictietz daß der Uieltregenl auch du des Rechtes der Glcnden wahrnehmen wolle, damit der ohninächtige Jklecisch sich nicht stärker wiihne als den, der zu Israel?- Schutzgoti sich erliliirt hat. Von den 16 Buchstaben, die nach strenger Folge aus diesen Abschnitt kämen, sind es nur vier, die wirklich Beriiiiisichtiguiig finden: das Olietii in U. 14 und 15; das Tet in V.16 u. 17; das Jod in V. u. 19; und zuni Schlus- noch das Koph in V· 20 u. . 14. HEry sei mir gnädig sauch in der Noth, iu welcher ich ietzt noch stecke], siehe an mein Elend unter den Feinden sdie fort und fort mich be- drängcus der du mich erhebest ans den Thoren des Todes [auch da, wo die Gefahr bis aufs Jiußerste gestiegen, so daß ich schon wie an den Pforten des Todtenreiches stehe, mich noch zu retten vermagst], 15. Auf daß ich [hernachmals, wenn deiner Wunder noch mehr an mir geschehen sind, als bisher, auch mit noch mehr Kraft und Inbrunst] erzähle all deinen Preis in den Thoreu der Tochter Zion [d. i. vor all deinem Volk Pf. 1’16, 14], daß lch fköhllch fcl llbck dclltek Hilfe sdenn ein über die schon erfahrene Gnade fröhliches Herz ist dir nicht weniger ein angenehmes Opfer, als das um deine Gna- denhilse noch btttende Herz Pf. 50, 14 f.]. 148 Psalm 9 , 16 --21. I0, 1-—14. 16. sDas aber wird dann der Jnhalt meines Preisen§ nnd Rühmens sein:] Die Heiden sind versunken in der Grube, die sie sfür mich und die Glieder deines Volkes] zugerichtet hatten funs zu verderben Pf. 7, 16]; ihr Fuß ist gefangen im Ne , das sie etellet hatten snns zu Falle zu . A . . .» bringen, wie man ein Wild fallt]. 17. So etkennet man snun aus diesem aber- maligen Thatbeweise seines richterlichen Waltens], daß der HErr Recht· schasfet [denen, die von den Gottlosen unterdrückt werden Pf. 26, 1]. ·Der Gottlose ist verstrictt in detn Werk seiner Hunde, dnrch’s Wort [d. i. ohne das; wir zur Vernichtung desselben durch sieischliche Mittel etwas beigetragen hätten, sondern wir haben allein auf Gottes Wort und Verheißung gesehen ’«]. Sela [Ps. Z, 3Anm.]. «) Der hebt. Ausdruck liiggajom den Luther mit »durch’s Wort« übersetzt, bedeutet Nachsinnem Ve- trachtnng (Pf. 19,15; 92, 4; KlagcL Z, 61). Luther erklärt ihn nun an unsrer Stelle folgendermaßen: »Dnrch Betrachtung des göttlichen Worts iiiid wahren Glauben an dasselbe, ohne äußerliche Macht, Schwert, fleischlichen Arm —- nach Its. sc, 15: durch stille sein und hoffen werdet ihr stark sein«« Jndcssen wird der Ausdruck besser nicht mit dem vorhergehenden Sage verbunden, sondern man faßt ihn mit dem folgenden ela zu Einem Be« griff zusammen, entweder in dein Sinne: »Die Musik soll schweigen, nm dem stillen Nachsinnen Raum zu geben«, oder: »O eineSache, dic recht der Ucberlegung werthl Darum: ausrauschcndc Musik der begleitenden Saiteninstrnmente l« 18. Ach, daß die Gottlosen [soweit Gottes Gericht sich zur Zeit noch nicht an ihnen verwirk- licht hatt] mußten zur Hölle gekehrt werden, «« alle Heiden, die svoll frechen Muthwilleiisj Gottes vergessenlttt «) Jn V. 16 u. l7 sieht der Sänger, außer sich, die Dinge mit Gottes Augen an und schaut das Zu- künftige als gegenwärtig; hier triitcr auf den gewöhn- lichen Standpunkt zuriirL und an die Stelle des Schattens tritt daher das Hoffen. —- ") Es findet eine Beziehung statt auf V. M: derselbe Gott, der den Ge- rechten aus den Thoren des Todes erhebt, treibt den Gottlosen eben dahin herab als an den ihm geliiihrens Ort: Apostg 1, 25. tpcngstciibergh — Mk) Es ist das nicht in dem allgeineiricii Sinne zu nehmen, in welchein es von den Heiden überhaupt heißt, daß sie ohne Gott seien in der Welt (Ephef. 2, l2), sondern in dem besonderen Sinne, da sie alles Recht mit Eziißeii treten nnd an den Tag legen, wie sie anf Gott, den Nichtcr der Welt und Rächer der Niissithatein gar keine Rücksicht nehmen, da sie alle, auch deni natürliihen Gewissen eingepragtcn Gedanken nnd Begriffe von Gott in sich ansgclöscht und aus sich ausgctrieben haben. tVenemaJ 19. [Und das wird schließlich gewiß gesche- hen, wenn auch die Zeit, da es geschieheh sich oft laiige hinzieht.] Denn er [der HErrJ wird des Armen nicht so ganz vergessen [daß er auf immer unter deni Druck der Gottlosen ihn seufzen ließe], und die Hoffnung der Elendeti [aus einstige Errettung und Befreiung] wird nicht verloren sein ewiglich lPl 74- 19ls 20. EVEN, stehe [denn, bei der noch immer bedrohten und bedrängten Lage deiner mitten in die Heidenwelt hingestellten Gemeine] anf szum Schutze derselben], daß Menschen nicht Ueberhand kriegen sals vermöchten sie in sich selber etwas wider dich und dein Volkjz laß alle Heiden vor dir gerichtet werden [der du aller Welt Richter bi sti- 21. Gieb ihnen, HEry einen Meister sder sie in die rechten Schranken zurückweise], daß die Heiden sdurch die Erfahrung gewitzigtj erkennen, daß sie Menschen [d. i. ohninächtiga hinfällige Wesen, wie ihr Name besagt 1. Mos. 5, 2 Anm.] find. Sein. Daß der Mcnsch, dessen Name (hebr. Wink; von träg( schwach sein) schon Schwachheit ist, seine Kraft geltend macht, ist ein so uncrträglichcs Quidproquo (nach unsrer Redeweise: Xfür U), daß Gott sich nothwendig erheben muß, um es zu beseitigen. (.Hengsteiiberg.) —— Jn der That, nicht blos die Heiden, sondern wir alle bedürfen es «—- da wir, die ivir Knechte sind, nur zu leicht uns von dem Wahne berückeii lassen, als wären wir Herren ——, daß dann und wann der Arm Gottes sich gewaltiglich offenbare, um, wenn wir durch feine Liebe uns nicht er- weicheii lassen, durch seine Schrecken gcdeinüthigt zu werden. (Tholuck.) Dei: 10. Psalm. egebet wider die Feinde. der Kirche. Hat der vorige, alohabrtifctx geordnete Psalm den drei- zehn letzten Buchflaben des hebrätfihcn Klphabrto aiu Schluß nur 2 Vers: gewidmet, nnd allein das Koph zur Bernar- sichtiguiig lioinmrn lassen, so hebt der hier vorliegende Psalm aug jenen Buchstaben das Lamed w. 1—ll), das Kopli til. 12 u. 13), dao Resch W. 14), das Schin W. 15 u. its) und dao Taw (V.17 n. is) hervor, nnd schlirßt auch dadurch an den vorhergehenden aufs; engste sich an, daß er lieinr eigene rleberfrhrift hat. Offeuliar gehört er init Pf. 9 demselben Verfasser nnd denselben Jcitorrhältnisseii an nnd liildet mit ihm tin thellbareo, nnd auch wirklich grtheiltcs Ganze; doch darf niau ihn deshalb iiiit Pf. 9 niiht als einen einzigen Zllsaliu kramen, wie dic Srptnagiula und Vulgata thun, dir dann wieder Pf. 147 lu zwei Psalmen (d1.1—11 n. it. 12-—20) Zungen. sondern hat ihn in der zn 2..Sani. A, 22 angegebenen Weis: non jenem Psalm getrennt zu lesen. I— d. l—11. Der psaluilst beginnt init einer Klage nnd Frage: warum dort) drr ijiirr so iniißig zufchaug wenn seine Frommen non gotteooergesscuein überiniithlgeu nnd grausamen Feinden bedrängt nnd bedrfinit werden? nnd legt dann di: Lage, welche zu seiner nlage ihm veran- lafsung gegeben, des näheren dar, indem er zuerst die Feind: nach deni ganzen Charakter: ihreo Auftretens fthilderh fodaiiu ihre Grioaltthaten tu Worten nnd Wettern bkfihreibt nnd schließlich auch darauf muri-tin, vie ihr: bisherige dlngeltrafthrlt ihnen nur tin Mitte! zu gänzlicher drrhärtung und Gottlosiglieit geworden. 1. HEtr, warum trittst du so ferne [niid stehst bei den jetzigen drangsalsvollen Zeiten als müßiger Zuschauer da], verbirgst dich [deine Augen und deine Ohren Jes. I, 153 KlageL s, 561 znr Gebet wider die Feinde der Kirche. 149 [gegenwärtigen] Zeit der Noth [als wolltest du die verzweifelte Lage der Deinen nicht sehen und ihr brünstiges Flehen nicht hören]? Das »Warum« ist in Fällen, wie der vorliegende, ein Zeugniß lebendigen Glaubens; nur wer ihn und mit ihm eine feste Ueberzeugiing von Gottes Allmacht und Gerechtigkeit besitzt, wird es als eine Abuormität sWideri natürlichkeiy betrachien, die aus die Dauer unmöglich bestehen kann, daß Gott den leidcnden Seinen nicht hilft· sHengstenbergh 2. Weil der Gottlose Uebermnth treibet smit bösen Reden und schändlichen Thatem als hätte er zu allem Fug und Necht, was er nur will], muß der Elende [der von ihm verfolgte und be- drängte Fromme] leiden [in der Hitze der An- fechtung brennen]. Sie [die GottIosenJ hangen sich aneinander [Jes. b, 18], nnd erdenken böse Tücke [wider die Gerechten — richtiger: sie, die Elenden, werden gefangen in Anschlägem die sie, die Gottlosen, ausgedacht] Z. Denn [es steht in der That schlimm zu dieser bösen Zeit 2. Sam. Si, 22 Anm.:] der Gvttlose sstatt einigermaßen Scham und Scheu zu empfinden Jes. Z, 9] rühmet [vielmehr] sieh seines Muthtvillens [genauer: rühmet oder preist an die Gier seiner Seele wie etwas, darin auch andere seinem Exempel folgen sollen], nnd der Geizige swenn er nun wieder einen Gewinn gemacht hat] segnet sich sdaß sein böses Vorhaben gelungen], und liistert Damit] den HErrn sdenu wer nur im Geringsten noch sittliches Gefühl hat, wird doch nur bei rechtmäßigem Erwerb sich "scgnen, andern: falls aber sich fürchten vor Gottes Zorn und Gerichts it. Der Gottlose ist so stolz und zornig [besser: trägt die Nase so hoch], daß er nach niemand fraget [Luk. 18, 2. 4]; in allen seinen Tücken hält er Gott für nichts sindem er dabei von dem gottesläugnerischeli Gedanken ausgeht, als gäbe es keinen strafenden, gerechten Gott V. 13]. Z. Er fcihret fort mit seinem Thnn immerdar sohne sich durch irgend etwas darin stören zu lassen]; deine Gerichte so HErr, weil er nicht daran glaubt und sie ihn noch nicht ereilet haben] sind ferne von ihm sund machen ihm also keine Gewissensunruheh er handelt irohig mit allen sclticti Feinden sbehandelt alle, die ihm etwa Wider- stand cntgcgenzusetzen wagen, mit höhnischen verächtlicher Cåcberde als solche, aus denen er sich nichts mache]. s. Er spricht in seinem Herzen svoll gottlosen Selbstvertraueiis eben derselbigen Sicherheit sich rühmend, deren der Gläubige in seiner Gemein- schaft mit Gott sich bewußt ist Ps.16, 8; so, 7]: Jch werde nimmermehr darnieder liegen; es wird iiir und für keine Noth smit mir] haben sich kann » jedem Unfall trotzen] 7. Sein Mund ist [vermöge dieser seiner maß: losen Selbstzuversicht des Herzens] voll Fluche-us- Falsches nnd Trugs sgegen den Nächsteiqz seine : alles , Zunge richtet [mit dem, was sie redet, andern nur] Mühe und Arbeit [Herzeleid und Beschwer- niß] an [Röm. Z, 14]. 8. Er siszt nnd lauert [wie ein Ströter oder Wegelagerer Hof. 6, 9] in den Hdsen [in der Nähe bewohnter Ortschasten], er erwürget die Unsrhnldigen heimlich sindem er von feinem Schlupf- winkel aus sie überfälltL seine Augen halten sum sie endlich zu erspähen] auf die Armen. 9. Er lauert im Verborgenen, wie ein Löwe in der Höhle Isgenaucrx in dem Dickicht, dahin er sich gelagert hat, der Beute auflauert], er lauert [wie ein Jäger dem Wild auflauert], daß er den Elenden erhasche, nnd erhaschet ihn smit ossener Gewalt auch die List verbindendL wenn er er ihn in sein Reh zeucht [das er ihm gestellt]. 10. Er zerschlägt [wie ein Raubthier über ihn herfallend], nnd drücket nieder, und stößt zn Boden den Armen mit Gewalt snach anderer Uebersetzung: Er duckt sich, kauert, und es fallen in seine Starken, d. i. Klauen, Ohncnächtige Hiob 38, 40]. il. Er spricht [wenn er so den Frommen hinschlachtetj in seinem Herzen: Gott hat-s ver- gessen skümmert sich um solche arme Wichte wei- ter nicht], er hat sein Vlntlih verborgen svor dem, was ich gethans er wird’s nimmermehr sehen sdaß er’s künftig noch ahnden wollte]. Ein persönlicher— Gott würde den Gottlosen in seiner Praxis stören; darum iäugnet er ihn lieber und denkt: es giebt nur ein Schicksal, und das ist blind, ein Abso- lntes, und das hat keine Augen, einen Begriff, und der kann nicht eingreifeir. (Delitzsch.) II« d. t2—l8. In: Gegensatz zu denen, die lceinen Gott oder nur einen todten Göheu halten, rast jetzt der psalmist zu seinem, dein lebendigen Gott, daß er den Inseln, alo ob er nicht sehe nnd höre, litt) um die Welt nicht hum- mere und die Gottioscn nicht straft, lhatsächlicls zerstört. indem er nicht länger seine Hilfe den unschuldig Weiden— den entziehen, sondern hu) an seinen ilsrrcichlekn und sie an ihren drangen! rächen wolle. Er ist auch der Er· tsiirung seiner Bitt: flch gewiß, nnd sieht mit dem Aug: des Glaubens die Feinde schon vernichtet, die Cleriden erlöst und also« den Anstoß, welcher ihm das »was-um« in v. 1 eniloclil hatte, beseitigt· 12. Siehe auf, HErr Gott [von deinem Ruhe- sitz im Himmel) erhebe deine Hand [die du schein- bar in den Schvoß gslegtjs vergiß der Elcnden nicht sdamit das Frevelwort der Gottlosen in V. 11 zu Schanden werde] 13. Warum sda du nach deiner Heiligkeit ja keine Schändung deiner Ehre dulden kannst] soll der Gottlose inficirt, nnd in seinem Herzen spre- chen: Du fragst nicht darnach swas auf Erden geschieht, sondern läßt alles ungestraft hingehen]? let. Du siehest ja [in That und Wahrheit was aus Erden vorgehet, insonderheit auch das, um nsas es hier sich handeith denn du 150 schauest das Elend und sden] Jammer [so Menschen von Menschen bereitet wirdi- es stehet in deinen Händen sda hinein ist es gelegt, daß du seiner Zeit es rächest]; die Armen beschlens dir swas an Unrecht ihnen angethan wird], du bist der Waisen saller derer, die unter Menschen keinen Beistand nnd Bersorger haben] Helfer [Ps.68, 6]. 15. Zerbtich [denn, um es thatsächlich zu er- weisen, was der Glaube, auch ohne zu sehen, hier von dir bezeugt hat] den Arm des Gvitlosen [den er wider den Gerechten anshebt, ihn zu verderben] und suche das Bisse san ihm auf, ziehe es vor dein Gericht, das er sich selber hinweglengnet V. 4 u. 11]; so wiid man sein gvttivses Wesen nimmer finden sdenn wenn dn einmal die Gott- losen strafst, vernichtest dn sie so völlig, daß nichts mehr vorhanden, was noch ferner zu strafen wäre Pf. 37, 10. 36]. Its. Der HEN- ist König immer und ewiglich [2. Mof 15, 18; darum wird eine solche Ueber- windung des Bösen, wie sie eben erbetet wurde, gewiß nicht ausbleiben], die Heiden [die Unbe- schnittenen am Herzen sowohl Hefeh 16, 3., wie die Unbeschnittenens am Fleische] müssen aus seinem Lande sdas er zum Herrschaftsgebiet sich erkoren] umkommen. 17. [Und so rufe ich ans, als wäre es schon da, was setzt noch von der Zukunft zu erwarten ist:] Das Verlangen der Elenden hörest du, HEtrz ihr Herz sweil du selbst durch deinen Geist sie dessen VersicherstJ ist gewiß, daß dein Ohr drauf merket swas für Seufzer aus ihrem Munde gehen] 18. [Und zwar in der bestimmten Absicht dar- auf werter] Daß du Recht schaffest dem Waisen nnd Armen, fund so es dahin bringen] daß der Mensch nicht mehr frohe [in angemaßter Stärke sich wider dich anflehne] auf Erden [besser: von der Erde zu überfetzen und mit Viensch zu ver- binden: der Mensch von der Erde sich anflehne wider Gott vom Himmel] Hiernächst ist ein schönes Wortspiel in den Worten, daß der Nie-such, der doch von der Erde ist, großthue und sich erhebe; welches einen gewaltigen Gegensatz in sich hält, daß es nämlich dem Qlkenschen ganz und gar unanständig sei, daß er, da er ein Mensch ist, und noch dazu von der Erde geboren und wieder zur Erde wer- den soll, sich also erheben und stolzireii sollte. (Lnther.) Dei: 11. Psalm. Trost wider die Feinde. siehet im rechten Ver- trauen auf Hatt. I. Ein Psalm [3, I] David-s, vorznsingen [dem Sangmeistcr behufs Einübnng mit dem Sängerchor zu übergeben l. Chron 26, 31 Anm.]. was in Psalm 10, If. von Uaihslelluugeu der Gott— tosen, womit he den Gerechten bedrohen, gesagt war, nimmt Psalm 10, 15———18. II, 1——7. 12, l. der nun folgend· Psalm (vgl. v. L) mit besonderer Zeile— hang auf ein: liefilmmte Enge im Erben Davids wird-r auf und zeigt, wie gegen dergleichen Gefahren, aakh wenn ihr bedrohlicifer Charakter zu folkher Höhe sieh neiget-i, daß dle Umstände geradezu verzweifelt erscheinen, dennoch das vertrauen auf den tjErrm bei dem man nicht ehrt von seinem Platze weicht, als bis Er, der DER, das Zeichen zum Jlufbruche giebt, eint viel bessere Sicherheit gewährt, als dle menschlich: Klugheit ersinnt. Jene Fing: im Beben Davids war aber die zu 2.Sam.15, 6 näher beschriebene, wo die nachher zum Jlugbruch gekommen: Gmpöruug Kö- falonrs fuh eine gute weil: tm Stlllen vorbereitet hatte, fo daß mau bereits ahnen konnte, wag dem König von feinen: ablrüuulgen Sohne, und dessen lhclferslsclfetn im letzten Ziel bevotflehq ohne jedoch seht schon bereihura zu können, nach welchem Plane das Werk solle zur Ausführung gebracht werden; und solche Zeiten, da man etwas dluhellvolles sitt) rntfvluurn sieht, und doch nicht weiß, was es fein und wie es siih entwickeln werde, pflegen ja die Seele mit besonders beäugftlgevdrr Unruhe zu erfüllen, und verstehen es nur die in der Schule des Glaubens schon Gefördertem gleich anfangs sieh den Bild: ttlar und das Her; fest zu erhalten. Ein solcher Gefiirderter will dran diese edle Kund uns hier lehren, indem er in die Jlngfl seiner Lag: uns hineiuvers feht und in die Stärke feines Glaubens uns hiatlnziehn l« ils. 1—3. Kur; und bnudig erklärt David denen gegen- über, dle ihm rathen, fein lieben durch fchleunige Flucht zu retten, well, worin sie allerdings Ueiht hätten, dir trage der Dinge eine solche sei, daß er alles verloren gehen rauhe, fciu vertrauen auf den hätt-u; der fri ihm Schuhes genug auch wider die große Macht des Bösen. Ich iraue aus den HErtn [und bin, Unter den Schatten seiner Flügel mich bergend, ficher geborgen Pf« 16, II; IS·- 8].· Wie saget ihr denn [die ihr es zwar gut mit mir meinet, aber doch nicht meiner, was göttlich, sondern was menschlich ist Matth 16, 231 zn meiner Seele, sie soll fliegen [besser: fliehet, nämlich du, David, mit der Schaar deiner Getreuen 2. Sam. 15, 18 Anm. l] wie ein Vogel [so schnell als ein in der Ebene verfolgter Vogel sich in das Waldgebirge flüchtetj ans eure Berge [die vormals, zur Zeit eurer Ver- folgungen unter Saul, so oft euch Zufincht gewährt haben I. Sam. 23, 19 ff; 26, I fs.]? Seine Freunde führt David auch sonst in Psalmen der absalomischen Verfolgungszeit redend ein (3, Z; 4, 7); ihre Muthloslgleih die er später zn rügen und aufzurichten hatte, zeigte slch, wie wir hier sehen, schon, als das Gewitter herauszog. (Dclifzsch.) Der Sache nach können sedvch diese Personen auch gefaßt werden als Personisicationen der zweifclnden Gedanken, welche in dem Gemüthe des Sängers selbst entstanden, so daß das »flichet« die Stimme des Fleisches wäre, der in dein »Ich traue auf den HEkrn« die Stimme des Gewisscns entgegentönt. Aiiemand, auch der Gesördertsta hat nöthig, die, welche das sliehet sprechen, außer sich zu suchem (Hengstenberg.) Aus welchem Grunde David jedoch hernach selber zu seinen Getreuen sprach: »Auf, lasset uns fliehen,« darüber s. die Bemert zu 2. Sam. 15, 16. T« sMenschlich angesehen sind die Vcrhältnisse jetzt« get Zeit allerdings so, wie ihr sie darstellt, nämlich ver· zweifelt böse, und ohne irgend ein anderes Auskunftcv inittel als schleunige Flucht] Dcmi siehe, dle Gott- losen sanpnrn den Bogen swcnn auch nicht in leib- Vertrauen auf den HErrn gewährt vollkommne Sicherheit wider die Feinde. 151 haftiger Wirklichkeit, doch auch nicht in bloßem Bild oder GleichnißL und legen ihre Pfeile aus die Sehne, damit heimlich zu schießen faufj die Frommen sals das Ziel ihrer Gefchosses Z. fDie Zustände sind die einer gänzlichen Zerrüts tung aller Rechtsverhältnisse im Staat, denen mit menschi lichen Mitteln stch gar nicht mehr begegnen läßt] Denn fie [die GottlosenJ reißen den Grund um [haben die Grundlagen, auf denen Recht und Wohl des Landes ruhen, völlig unterwühlt]; was fvllte der Gerechte fund wäre es auch ein König von dem besten Willen und der entfchiedensien Thattraftj aUstichteUL II« V. 4-—7. Ver heil. Sänger rechtfertigt, was er im vorigen Abschnitt gesagt hat, damit, daß ja über dem irdischen Geschehen, tnelches so oft ganz dazu augethan sei, den Kieinglanben zu eutnrnthigem der Htxrr the-one; nnd der wisse den Sturz der allnriinztig erskheinendeu Bosheit zu seiner Zeit gar schnell und sicher herbeizuführen, da« gegen den Gerechten zum Siege zu verhelfen. 4. fDie Erde bietet so in der That gar keine Hilfe und keine Hoffnung mehr; aber man muß eben nicht sehen auf das, das auf Erden ist, sondern im Glauben V. l feinen Blick wo anders hin riehtenHJ Dkk HEkk ist in seinem heiligen Tempel [den er droben, über der Erde und über dem, jetzt in Rebellion begrif- fenen Jerusalem, zur Stätte feiner Gegenwart hat Ps.18- 7 ; 29- 9], des HErrn Königs: und Rich- ter-] Stuhl l9.- S; 103, 191 ist im Himmel fund von da aus wird die letzte Entscheidung über alle irdischen Dinge getroffen Micha I, 2; Habah 2, 20]; seine Augen» sehen [wie durchdringeudem Scharfblick] drauf fwas hienieden, wenn auch noch so heimlich und verborgen, geschiehet], feine Augen- lider [wie wir Menschen, wenn wir etwas recht genau sehen und gleichfam in feinem innersten Wesen durchsorfchen wollen, die Wimpern zu con- eentrirtem, sixirendem Blick Zusammenziehen] prü- fen die Menfcheuiinder [beide, die Gerechten und die Gottlofen]· «) Es ist eine große Bewährung des Glaubens, wenn wir in der Welt ringsum von Finsternis; umge- ben sind, Licht vom Himmel zu fuchen, welches uns zur Hoffnung des Heils leitet; denn wenn gleich alle bekennen, daß die Welt von Gott regiert werde, so find doch, wenn eine traurige Verwirrung der Dinge uns mit Finsternis; umgiebt, nur wenige, bei denen diese Ueber- zeugnng im Innersten des Getnüths befestigt ist. (Calvin.) Z. Der HErr prüfet den Gerechten ferkennt in der Tiefe feiner Seele fein probehaltiges recht- fchassenes Wesen und schirmt ihn ebenso liebend, wie dieser liebend ihm anhängt Pf. 17, Z; Hiob23, l0J; feine [des HErrnJ Seele hasset fdagegen mit der ganzen Vollkraft ihres heiligen Wefens’] den Gottlosen, und die gerne freveln fmit frevel- bafter Lust ihres Herzens Gewaltthat des Stär- keren an den Schwächeren üben]. «) Auch dieses ist nachdrücklich geredet, daß der Propbet nicht schlechthin sagt: er hasset, sondern: feine Seele hasset, daß er damit artsdriicke, Gott hasse die Goitlosen in hohem Grade und von ganzen: Herzen, ihr ganzes Leben; er könne fie, wie man sagt, weder hören noch sehen. Welches nicht also zu verstehen ist, als ob Gott eine Seele habe, wie wir, gleichwie er auch keine Augen hat; sondern er redet hier in verbltimtem Verstande. (Luther·) s. Er wird regnen lassen über die Gottlosen Blitz [eigentlich: Schlingen, daß sie, die sich sicher vor feinen Gerichten dünkten, plötzlich und unentrinnbar in dieselben verwickelt werden Hiob 21- 17J- Feuer und Schwefel fwenkrs sein müßte, wie einst über Sodom und Gomorrha l. Mof. 19, 24], nnd wird ihnen ein Wetter [seinen schwe- felstromartig sich ergießenden Sinnes-Odem Jef. 30, 331 zu Lohn [als Jnhalt des Kelchs, den sie bis auf den letzten Tropfen trinken müssen] gehen. Dieser Vers ist eine Befchreibung des Wetters über die Gottlosen, welche jedoch nicht allezett durch ein Un- gewitter und leiblich Verderben also umkommen; aber dies gefchieht dennoch, es sei gleich, was es wolle, daß sie ja nicht mit Lust und Ruhe umkommen. (Luther.) 7. fWährend denn meiner Widersacher, deren ich nicht selbst mich erwehren kann, unausweichliches Ver- derben wartet, kann dagegen ich eines gar seligen Aus« gangs der gegenwärtigen Wirken bei meinem Vertrauen auf den HErrn V· l mich getrösien.] Dkk HEkk ist gerecht, und hat [uun, weil sie mit feinem eigenen Wesen übereinstimmt] Gerechtigkeit fwo er folche an Menschenkindern wahrnimmt] lieb [Pf. 33, 5; 45, 8]; darum [aber] daß ihte [der Gerechten] Angesichte schauen auf das da recht ist kschautseiu Angesicht wiederum auf fie nnd läßt sie auch fein An« gesicbt schauen mit Wohlgefallen Pf. 34, 16 in Freude und Wonne ewiglich Pf. 17, 15; 140, is]- So lange auch oft die Gnade und das Heil Gottes sich verbirgt, so gcrviß hat sie der Fromme doch endlich wieder zu genießen: tiefer Gegenfatz des in V. 6 be- schriebenen Gerichts! (Vaihinger.) Der 12. Psalm. gebet um Erhaltung des kleinen Häufleins durch lgoites Mart. 1. Ein Psalm Davids, vorzufingen [3, 1] auf acht Saiten funter Begleitung eines für Baß- stimmen berechneten Jnstruments Pf. s, l Anm.]. war gleich die Zeit klaoid’s die unvergleichlich beste in der Geschichte Bearb, so war sie doch, wie zu D. sank. A, 22 bewertet wurde, tin töicizte des Geistes der Heiligkeit betranziet andrerseiis auch eine so grnndoerderbttz daß so gut wie zu jeder andern Zeit das Seufzen nach der Zukunft des ijCrrn zum Wesenocharaliiet der wahren Gemeinde ge- hörte und David, der Mund dieser Gemeinde zu seiner Zeit, solches Seufzen zu einen! bestimmten Lin-drum bringen mußte. kiun hat er der gemeinsamen Klage der Kirche zu ailenZeiten über das in ihrer eigenen Mitte herrschende verderben der Welt theiluseis schon Worte geliehen in den beiden vorangehenden Psalmen; hier aber wird die Klage zu einem fdrmlichen Klagelied, und die enangelische Kirch: hat dasselbe gar bald zu dein ihrigen gemacht in Enther’s, um das S. 1523 nrrfaßteu 152 Liede: Bitt) Gott vom Himmel, sieh darein etc» mit desseii Hilfe sie nicht mir mancher Orten die napisiisehen Predlger oan der Kanzel herunter gesungen, sondern ans) die Srhwarmgeiflrr aus ihrer Gemeinsajaft htnausgeirlebein I· v. 2—5. Der Sänger lilagt iiber das zu seiner Zeit herrschende Verderben, besonders über die so weit ver— breitete Treulafigleeit nnd Hemyelei nnd den ileberinnth derer, die mit ihrer Zungenseetiglieit net) geradezu die Herrschaft anmaßen aus Erden, und bittet, daß der tjErr den nnierdrürtiten Seinen gegen ße zu Hilfe lianrnien nnd jenem Gesehlerhie ein Ende machen wolle. 2. Hilf, HEtr fschaffe Heil, leiste Abhilfe bei dem gegenwärtigen heillofen, so tief verderbten Zu: siande deiner Gemeinde], die Heiligen [die nach den beiden Tafeln des Gesetzes Liebe gegen Gott nnd den Nächsten beweisen Pf. 4, 4; 30, H; 31,24; 37- 281 haben abgenommen, und der Gläubigen [auf deren Treue man fich verlassen kann] ist wenig unter den Menfehciikinderu [Jes. 57, 1; Jerem. 7, 28; Micha 7, 2]. Daß der Prophet hier eine solche Redensart braucht, welche die Sache größer macht, als sie in der That ist, dazu veranlaßt ihn der heftige Eifer; denn es sind alle- zcii noch Heilige auf Erden. Nach dieser Redensart klagen noch heutzutage alle Menschen, es sei nicht die geringste Treue mehr unter den Leuten, man handle in allen Dingen betrüglieln (Liither.) Z. Einer redet mit dem andern unniihe Dinge [die nur auf Lüge nnd Falfchheit beruhen, ganz gegen den Geist des 8. Gebots Ephef 4, 25], und heuchelt! [indem die Gesinnung des Herzens die gerade entgegenfetzte ist von den glatten, glei- ßenden Reden der Zunge], nnd lehren ans unei- uigem Herzen. Diese Beziehung auf falsche Lehrer hat Luther in den Text gebracht, während nach dem Hebräifchen beide Sätze zuEinem zu verbinden sind: und reden Lippe der Glättein führen eine gar glatte, gletßende Sprache mit doppelten: Herzen, in sofern die Ge- sinnung, die sie andern und wohl auch sich selbst vor· lügen, grvndverschieden ist von der, die sie wirklich im Herzen hegen. Noch bestimmter tritt diese Beziehung im 2. Vers des oben erwähnten Liedes hervor, den wir hier mit den Bemerkungen des Liedererklärers J. M. Schamcliiis (Paftor in Naumburg, -s- 1742) unsern Lefern vorfiihrem Sie lehren eitel falfche List, was eigen Witz ersindet (als Fegefeuer, Weihwasser, Seelmesfem Kloster· und andere Geliibde); ihr Herz nicht Eines Sinnes ist, in Gottes Wort gegründet. Der wählet dies, der andere das (Pävste heben ihrer Vorgänger Dekrete wieder auf, ein Mönchsordeii ist wider den andern); sie trennen uns ohn alle Maß, und gleißen schön von außen lmit ihrer Hierarchih Alterthitm, großem Haufen, canonisirten Heiligen 2c.s. Was aber die Andeutungen am Schluß der Einleitung zu unserm Psalm betrifft, so haben wir Geschichten wie diese vor Augen (ogl. Starkens Lübeckische Kirchenhlftorie): Anno 1529 hat fiel) zu Lübeck begeben, daß ein armer, blinder Mann vor den Thüren deutsche Psalmen sang; der wurde darob von dem papistifch gesinnten Rath ans der Stadt verwiesen. Am nächsten Sonntage nun, den 5.Dezein- ber als am Z. Advent, geschah es, daß zu St. Jakob ein Kaplaii Namens Hillebraud die Frühpredigt ver- richtet, nnd da er nach der Predigt damaliger Sitte gemäß anhub für die Todten zu beten, haben zwei Psalm 12, 2-—9. 13,1-——-3. kleine Knaben angehoben zu singen: »Ach Gott vom Himmel, sieh darein-«, und das Volk siel ein und sang den ganzen Psalm mit bis zu Ende, so andächtig ala ob es dasselbe in derSchule gelernt hätte. Und das ist der erste deulfche Psalm, der zu Litbeck in der Kirche gesungen worden. Dadurch ward jetzt aber die ganze Stadt zu Gunsten der evangelischen Lehre bewegt, und nach diesem Tage, wenn ein Mönch oder anderer Pre- diger auf die Kanzel kam und etwas redete, so den evangclifch Gestnnteii nicht anstund, haben sie alsbald angefangen zu singen: »Ach Gott vom Himmel 2c.«, und der Predigee mußte von der Kanzel gehen. So geschah es, daß dies einzige einfache Lied mehr ausrichs tete, als viel menschliche Kraft und Klugheit nicht hat: ten ausrichten können. Eine ähnliche Gefchichte aus · Braunfehwcig vom J. 1527 sindet fich in Rehtmeyer antiquitates ecclesjasticae inclytae urbis Brunspsvigae (2. Band, S. 31 sf.), und Avenarius (-Haber1nanii, bekannt durch das von ihm herausgegebene Gebeibiich- lein) erzählt in seinem Licderkatechismus wie das Lied im J. 1553 von einigen frommen Jungfrauen und an- dern gottseligen Matronen auf dem Schloßplatz zu Kö- nigsberg gesungennvordem um den damals regieren- den Fürsten zu besorgen, daß er den Dr. Joachiui Mor- tin, welcher verstoßen worden war, weil er sieh der Irr- lehre des Andreas Osiander widerfetzt und scharf wider ihn gepredigt hatte, möchte wieder in fein Amt fetzen. 4. Der HErr wolle ausrotten alle Heuchelei [genauer: alle Schmeichel-Lippen, vgl. Gal. 5,d II, und die Zunge, die da stolz sprahlerischj re e, , 5. sJndem er die Person derer vernichtet] Die da sagen: Unsere Zunge foll nberhand kriegen fdaß wir mit Hilfe derselben ausrichtem was wir nur irgend wollen], uns [allein] gebühret zu reden fnach Luthens Meinung: unsre Lehre foll Recht haben, wir haben Macht zu reden; nach andrer Uebersetzungz unsere Lippen sind mit uns, verleihen uns alle Gewalt, daß wir frei und er- haben sind über jede Auctorität]; wer ist unser errstt «) Schmeichlerifche Lippen und großrednerischeZuiige sind insofern vereinbar, als der Prahler, wo es im Jn- teresse seines Eigennutzes liegt, zum Schmeicl)ler wird. sDelitzfchJ — ») Die falsche Geistlichkeit will keinen Oberherrn erkennen, Kaiser und Könige und alle Ober- kcit foll unter dem Papst sein, dem Papste die Füße küssen, ja fich vom Papste mit Füßen auf den Hals tre- ten lasfen. Wo diese antichriftifche Tyrannei regieret, da ist der Grund umgeriffen, was kann da der Gerechte ausrichteni und kann keine größere Tvrannei sein, denn die, so über die Seelen und Gewissen herrfchet Da seufzen die Armen; redet einer ein Wort dawider, immer mit ihm zum Feuer zu! Da inüffeii ftch die armen Seelen drlicken, und wird so auf sie gelauert, als ein Löwe in der Höhle lauert, und hänget das Otterngcp züchte so an einander, daß man stch nicht genugsam da- für hüten kann. (Joh. Arndt.) il— v. e—9. Ju- Jisnwoct ans sen: act-ei vernimmt de: heil. Sänger alsbald einen Gotteasprnnx der das Ein— schreiten des tjCrrn verleändigk denn durch die Selbst— vergstterung der übermüthigen silanlhelden ist der Hcirr dazu geradezu herauggeforderh er teana ja die Herrschaft auf Erden sieh nicht nehmen nnd die Seinen nicht tm— merdar lineehten lassen. Zins dies Wort setzt denn da— vid sein vertrauen, da er weiß, was es niii einem Got- Klagelied über das inmitten der Kirche herrschende Verderben. 153 teswort auf sen) hat, wie lauter nnd zuoerlässig dasfelbige ist, nnd beruhigt seine Seele in der gewissen Zlusfleht auf des ihEeru gnädige Zewahrung in dieser Welt voll Ver— snchuug, eine Knien-til, die ihm un( so gewisser, je größer die Gefahr von dem immer weiteren blinfikligrelfen der Herrschaft der losen Ernte in. is. Weil denn die Elenden verstöret werden, nnd die Armen seufzen sdaß ich ihrer gerechten Sache mich annehmen soll], wtll ich sder ich seit- her dem Thun und Treiben der Ungerechten still zugesehen habe] auf [mich aufmachen Jes.33,10], spricht der HErrz ich will eine Hilfe schaffen, daß man getrost lehren soll snach richtigerer Auslegung: ich will in Heil versehen den, der dar- nach schmachtet]. 7. sAuf dieses Zusagewort aus dem Munde des HErrn erklinge denn aus meinem Herzen ein Lobewort als Widerhall, und das lautet-J Die Rede des HEtrn [eine jede, was für« eine es auch sein möge, und so auch die, die ich eben in V· 6 als Verheißung seiner Hilfe empfangen] ist lauter sohne alle Beimischung von Falschem und nicht dem unreinen Erze gleich, aus dem erst Schlackeii und Erde noch ausgeschieden werden müssen Pf. 1»8, 3l., sondern sie ist gleich anfangs], wie durch- lantert Silber [das ansgeschmolzen und gereinigt istj im ikdenen Tlkgel [in einem in die Erde ein- gemauerten Tiegel oder Schmelzofen], belvclhret siebenmal sgleichsam siebenmal durch den Schmelz- efen gegangen und also durch und durch entschlackt und von der alleredelsien Beschafsenheits Die Sieben ist die Zahl der göttlichen Doxa there- liehkeit). So überwunden in dieser alles Finstere zu trü- tsungslofem Lichte ist, ein so schlechthin reiner und treuer Tilbglanz und Ausdruck des göttlichen Wesens ist in fei- ner Weise auch Gottes Wort. Das gilt znnächst von dem eben vernornmenen Worte Jehovad über seine beil- iviirtige Zukunft; es ist aber das der verheißungsreichen Gottesworte nur eines, und was von einem gilt, gilt ron allen. (Delitzsch.) 8. Du, HEru weilest [besser: wirst] sie sdie Elenden und Armen in V. s] bewahren, nnd uns [im Grundtext steht: ihn, itänilich den, der nach Heil schmachtetJ behüten vor diesem Geschiechte sdas der Träger des gegenwärtigen Zeitgeistes ist V. 3——5] ewiglich [daß die Bedrückung nicht zur Unterdrückung werde und die Verfuchung nicht die Tragkraft übersteige, so lange bis sich dein Wort in V. 6 erfüllt hat]. I. Denn es wird cillenthalbkn voll Gottloser sdie Gottlosigkeit greift immer weiter um sich], wo solche lose Leute unter den Liltenfchen herrschen [Sprüchw. 28, 12]. Das Beispiel solcher schlechten Leute ist sehr verfüh- rerisch, und so kehrt das Ende zum Anfang zurück. Drum ist eben die Bewahrung V. 8 so nöthig. (Vai- hingen) Jn obigem Liede hat Luther: Der gottlos Haus sich umher findt, wo diese lose Leute sind in deinem Volk erhaben. Der is. Psalm. gebet in Traurigkeit und sgerzeiisangsc I. Ein Psalm [mismor] Davids, vorzustngeii [1. Chron 26, 31 Anm.]. Die Lage des Dtctiters in die eines sonnen, der durch langwierige Versolgnngen nnd langes Ztnsbleibeu der gött- lichen Hilfe bls an die Grenzen der Verzweiflung geführt nnd in tödtliiiie Betrübnis gerathen ist; daher wir denjeni- gen Jliislegeru beistimmt-n, welche die Entstehung des Psalm- in die letzten Jahre der Sanlischen derfolgungszcit verlegen, wo David der Stärkung in Gott ganz besonders bedurfte, um nicht zulciit doch noch der Anfechtung zu erliegen (i.Sam. U, 20 Kam-l. War« der vorige Psalm das Klage— lted der Kirche aller Zeilen älter die tu ihrer Mitte sitt) erheliendc Sihlethtiglieil der Menschen, so lialien wir hier Davids persöultchen Klageruf über die wider ibu sitt) erhebend» Bosheit seines Wldersathers (vgl. ps.12,9 mit Pf. is, 3). it) Jm Hebt. DJY — Oh; l« V. 2 n. Z. Zuerst ein langer tiefer Seufzer des Psal- misten; er klagt, welche große Uolh auf Erden er zu leiden hat und wie tin Himmel seiner so gar vergessen sei. Z. HEry wielange willst du mein so gar kgenauerx immerdar«] vergessen? Wie lange verbirgst du dein Antlitz vor mir fPs 44, 25; 77, 8 ff-; 88, 151 «? Z. Wie lange soll ich sorgen in meiner Seele sdes Nachts, wo der Mensch mit seinem Leiden allein ist und es ihm doppelt fühlbar wird, mit Plänen mich abmühen, wie ich aus meinem Elend herauskommen möge], nnd mich clngsten in meinem Herzen täglich [am Tage darnach mit Kummer mich tragen, weil von den entworfenen Plänen einer so nichtig wie der andere sich erweist"]? Wie langes« soll sich mein Feind über mich cr- heben? « «) Jm Grundtext IF; (s. Anni. 1 zu Jes 25, 8). Die coniplicirte tverwickeltch Frage: bis wohin, wie lange «. auf immer (Ps. 74, l0; 79, s; 89, 47) ist der Ausdruck eines complicirten SceleuzustandeeL wo, ivie Luther ihn kurz und treffcnd beschreibt, im Angstgefühl des göttlichen Zorns die Hoffnung selbst verzwei- felt und die Verzweiflung dennoch hofft. Der Selbstwiderspruch der Frage ist aus dem inneren Wider- ftreite des Geistes nnd Fleisches zu erklären. Das ver- zagte Herz denkt: Gott hat mein ewig vergessen; aber der diesen Gedanken abstoßende Geist verwandelt ihn in eine Frage, die ihn zum bloßen Schein stcmveltt wie lange soll es scheinen, daß du mein auf ewig ocigisscsts Es liegt in dem Wesen des göttlichen Zorns, das; dessen Empfindung immer vom Eindrucke der Einigkeit und also einein Vorschmacke der Hölle begleitet istz der Glaube aber hält die Liebe hinter dem Zorne fest, sieht in der Zorneriveifiing nur eine Selbstverbergung des Liebes- antlitzes des Gottes der Liebe und verlangt danach, das; sich dieses Liebesantlitz ihm wieder entbülla (Delitzsch.) «) Der Sinn ist der: wie lange willst du mich mir selbst liberlassem wie lange soll icb mich felbst abmühen, um einen Qlusivcg aus diesem Elend und diese. Noth zu finden, von der du mich so leicht befreien könntest? Es wird hierdurch sehr trefsend die Gemüthsverfassuiig eines tllicnschcit bezeichnet, der in rathlofer Bcrlegenheit 154 sich abquält, Rath zu finden, der bald aus diesen, bald aus jenen Plan verfällt und dann sie alle wieder in vollkommuer Muthlosigkeit ausgiebh weil er sieht, daß sie alle ihren Zweck nicht erreichen werden. Diese Un- ruhe, welche in uns entsteht, sobald der HErr in der Noth sein Augesicht von uns aber-endet, betrachtet der Leidende als die größte Qual. (.Hengstenberg.) IN) JmHebr. wird das Wort wie lange vier Mal unverändert wiederholt, an dessen Statt der lateinische Uebersetzer bci der dritten Wiederholung ein anderes Wort gefetzt hat, weil er gern eine Abwechselung hat machen wollenz wir aber wollen lieber die Einsältigkeit der hebräischen Mundart beibehalten, weil sie uns durch vierfache Wiederholung einerlei Wortes den Affekt des Propheten hat ausdrücken wollen, dessen Nachdruck der lateinische Dolmetscher durch seine Abwechselung unter- brochen. (Luther.) Für die unter langem Elend Seufzenden ist der Psalm bestimmt; in das einzige: wie lange? löft sich gleichsam ihr ganzes Wesen auf. (Hengstenbcrg.) II« it. 4 u. s. Jluf den langen, tiefen Seufzer folgt wie aus gelüftrter tirnü die schon sanften, halb beruhigte Bitte; der pfaluiifi ruft zu dein ijGrrn, feinem Gott, indem er einem jeglichen vorhergehenden Stlicltr etwaa entgegensetzt nnd, wir er vorhin iiber vier böse Dinge geklagt, so nun um virretlei Gutes bittrt. 4. Schatte doch [statt dein Antlitz noch länger vor mir zu verbergen, als wolltest du von mei- ner Noth nichts sehen, auf diese her], nnd ethdre mich, HEW ntein Gott [der du jetzt meiner wie auf immer oergessen hast V. 2]. Erleuchte lsiatt meinen eigenen Sorgen and Aengsten mich ferner zu überlassen B. Z] meine Augen [indem du durch den Anblick deiner Gnad"« neue Lebenskraft mir, dem schon fast Erlegenen, zuführsi I. Sam. 14, 271, daß ich nicht im Tode rntschiafe [Ps. 76, s; Jerem. 51, II. 57]. Z. Daß nicht mein Feind [der sich so sehr über mich erhebt V. s, wenn er es bis zu mei- nem völligen Untergange bringen dürfte] rühme, er sei mein mächtig worden, nnd meine Wider- sacher sieh nicht freuen, daß ich niederliege [denn damit würde deine Ehre Schaden leiden, wenn du deinen Knecht, der sich auf dich verläßt, sol- chem Hohne der Gottlosen aussetzen wolltest"]. «) Sobald das Angesicht Gottes von uns abge- wandh so folgt alsbald Bestitrzuug Zerrüttung Finster- niß des Verstandes und Unwissenheit des Nathes, daß wir gleichsam im Finstern tappen nnd iiberall suchen, wohinaus wir entfliehen mögen. Also, wenn der HErr das Licht seines Angesichts über uns erhebet und kehret sein Angesicht zu uns, daß er uns erhöre, so werden unsre Augen wieder erleuchtet und ist überall häufiger Rath zu finden. (Luther.") — «) Hätte es nur seine eigene Sache gegolten, dieser Gedanke wäre ihm wohl nicht ein solcher Stachel gewesen; wo jedoch, wie hier bei David, der schon im Voraus die Salbung zum Könige Jsraels empfangen hatte und aus den in dieser Hinsicht das Häuflein der Frommen jener Zeit hoff« nungsvoll hinblickte (s. Eint. zu Pf. 5), Gottes Wahr- haftigkeit selbst aus dem Spiele steht und das Hohnges lächter der Frevler über den Knecht Gottes weniger dein Knechte gilt, als dem Hist-en, da schneidet es unerträg- lich in der Frommen Brnst. (Tholuck.) Psalm 13, 4--6. M, 1—6. Hi« b. s. Jlnf die Sitte folgt die gläubige Freud· an der gewissen Grhsrungz der pfaiuiift weiß, daß iiber allen Srhaufoieien unsrer Kämpfe hienieden ein gnädiger nnd gerne helfender Gott als Zuschauer Mit, and singt diefein Go;tbk;iblirder, während r- nui ihn her noch donnert un il i. s. Jch hoffe aber [so sicher auch meine Feinde es schon in Händen zu haben meinen, daß ich ihnen unterliegen würde V. b] darauf, daß da so gnädig bist [und sichcrlich meine jetzige Drangsal wenden und enden wirst]; mein Herz frrnrt sich [als wäre es schon gegenwärtig, was ich als zu- künftig erwarte], daß du so gerne hilfst. Ja) will fdaher jetzt fchons dem HErrn singen, daß er so wohl an mir thut. Ja des Beters stürmisch betvegter Seele ists nun siill geworden; mag es draußen toben nach wie vor —- in seinem Herzensgrunde ist Friede. (Delitzsch.) Meine Seel ist still zu Gott, und die Zunge bleibt gebunden: also hab’ ich allen Spdth alle Marter überwunden, bin gleich ivie ein stilles Meer voll von Gottes Preis und ghrg)(Joh. Jus. Winkler — Meine Seele senket sich re. Der 14. Psalm. Lehre ooui Verderben des mensohlicheii rgeschleithts und dessen Hilfe. 1. Ein Psalm David-s, vorznsingeii [1, Chrokr 26, 31 AumJ Es; folgt wiederum ein pfalui voll der Klage fiber die furchtbare macht und Größe des in der Welt herrschenden beede«-eng, wir wir solche schon in Pf. 12 gehört haben (f. L. Saat. A, 22 Jiniti.); dennoch schließt Pf. 14 nicht unmittelbar an Pf. 12 sich an, sondern ro isi Pf. 13 iiiit bewußtem Grunde zwifchrnein geschoben, weil alle persön- liche Klage der Frommen ebenso von der allgemeinen Klage der Kirche auf beiden Seiten eingeschlossen fein muß, wie ini heil. Vaterunser die Bitte unt zeitliche Güter auf beiden Seiten von den Sitten um die ewigen Gitter ani- tingt iß. Und nun weilt nun) Pf. 13 auf Pf. 14 hinaus und Pf. 14 auf Pf. 13 zurück; denn beide Psalmen haben nach der Klage im Jlufang die Freude znihreiazani gnug; in pf.13, s: mein her; freurt ßch, in pf.l4,7: Jaitob wird fröhilai fein« und Israel ßch freuen. «) Jm Herr. sag. Mit unserm Psalm stimme noti- gens Pf. 53 bis auf kleinere Abweichungen fast wörtlich überein, nur daß dort überall »Gott« genannt ist, wo hiler »der HErr« steht. Vgl. das Weitere zu Pf. 53 e her. I· b. 1—3. Im: Dichte: beginnt mit eigener Klage tibrr das unter den Menschen überhand nehmend· gottes- lengnrrifche Thau and Treiben; darnach beruft er sich aaf Gott» Urtheil selber, dessen allfehende uud alldurchdriugeudr Jlngen dir Menschheit iunßernd an sich votiibergehen lassen, aber drrsefuud dieser göttlichen Prüfung ist ein gar trofliofelc Die Thotend [und leider ist ja deren die ganze Welt voll V. 2 f.] sprechen in ihrem Herzen» Es ist kein Gott. Sie [die Menfchen insgemein, unter denen es solche Thoren die Hülle und Fülle Vom menschlichen Verderben. Gott nimmt sich der nnterdrückten Gerechten an. 155 giebt] taugett [in Folge dieser Verkehr-thesi des Herzens] nichts [in ihrer ganzen HandlungsweiseL und sind ein Grenel mit ihrem Wesen; da ist tei- uer, der Gutes thun« «) »Ja Benennungen des Unweisen ist die alt- testamentliche Svrache ungemein reich. Die untersten Sprossen dieser Skala (Leiter) bilden der Einsältige sttjsp Sprüchw. 7, 7; l4, 15; 22, Z; 27, II; Pf. Its, e) und de: Atbekne Sspy Spkiichw.1,32; to, 1.18; 13, 19 f.; l4, 8. 24. 33; 15, 2. 7), die obersten der Narr tbszzz Spruch» i, 7; 1o,14.21; 12, 15 f.) und der Tolle Ost-J Pf. Z, 6; 73, Z; 75, 5); in der Mitte liegt der Begriff des Thoren OF; s.v.a.der Weite= der Saft· und Kraftlose: Jes.32, Si. Es ist der, wel- cher die demüthige, keusche, linde Weisheit von oben, deren Grundlage die Gottesfurcht ist, an schaaleSelbsts klugheit und gemeine Selbstklugheit daran gegeben. Ein solcher Mensch, wenn er auch an Geist ein Titan (him- melstürmender Riese) wäre, zählt nach der Schrift unter die Duminen.« — «) Es ist hier nicht die Rede von dem Atheismus (Gottlosigieit) des Verstandes, sondern von dem Atheismus des Herzens, dessen Gebiet un· endlich größer ist, wie das des ersteren, dem die Welt sast völlig hingegeben ist, obgleich die Zahl der theoreti- schen Gottesleugner in ihr eine geringe, und mit dem auch der Gerechte beständig noch zu kämpfen hat. (.Heng- stenbergJ —- «·’««’«·) Der Psalmist meint, was er sagt, von der DJienschheit als,,Welt«, in welcher ihm zunächst wie in der göitlichen Rede: 1. Mos.6, Z. l2., das Ge- meinlein der durch Gnade der Verderbensmasse Eninoms vierten verschwindet. Da es nur die Gnade ist, welche dem allgemeinen Verderben entnimmt, so läßt sich auch sagen, das; die Menschen beschrieben werden, wie sie von Natur sind, obgleich freilich nicht von dem Erbsündeni znstand an sich, Jondern von dem Thatsündenzustand, der, wenn die Gnade nicht eingreift, daraus einporwus chert, die Rede ist. (Delit·zsch.) 2. Der HErr schauet vom Himmel [wie aus einem Fenster lugend sich vorbeugend Z. Kön. 9, 30«] auf der Menschen Kinder sganze große Menge 1. Mos 11, o; 18, 21; Pf. 33, 13J, daß er sehe, ob jemand [unter ihnen, der da] klug sei sim Denken und Handeln Einsicht bewähre], nnd nach Gott frage sdie Gemeinschaft mit Gott zum höchsten Ziele seines Strebens machePs 22, 27; Klagel. Z, 25]. Z. Aber [so genau er auch spähet und so wenig ein solcher seinem alles durchdringenden Auge ent- gehen würde, er findet keinen, vielmehr siellt als Ergebniß seines Forschens sich das heraus:] sie sind alle [von ihm und seinen Wegen] abgetrieben, und allesammt nntüchtig [eigentlich: versauertund verdorben — in Hieb 15, 16 hat Luther den hehr. Ausdruck mit «schnöde« übersetzt]; da ist keiner, der Gutes thue, auch nicht Einer. «· «) Es ist das wider die Narrheit des Thoren gere- det, der da spricht: es sei kein Gott; als wollte der spsalmist sagen: es ist nicht allein ein Gott, sondern auch ein Gott, der siehet, ia der alles siehet, d. i. er durch« dringt alles mit seinem Sehen, es ist ihm nichts zu weit entfernt oder zu tief verborgen, das er nicht erreichen i i t l sollte. Hiernächst, damit nicht jemand meine, diese Thoren und die ihre Wege verderben, wären nur ein Winkel voller Leute, unter denen allein keiner zu finden wäre, der Gutes thäte, so dehnt er seine Meinung weit und überhaupt aus auf alle, wenn er spricht: Der HErr sah vom Himmel re. Und nun siehe, mit wie vielen und überflüssigen Worten hebt er (in V. Z) an, damit er alle Menschen darunter begreife und niemand ans« nehme. Zuerst spricht er alle, darnach zugleich (alle· sainmt), zum dritten, da ist auch nicht ein einziger. (Luiher.) — «) Jn Röm Z, 10 ff. fügt der Apostel unsern Versen ohne Weiteres noch andere Zengnisse des alten Testaments hinzu, die denselben Gegenstand be« treffen; sie sind wie ein Mosaik aus verschiedenen Stel- len zusammengesetzt und enthalten kein unmittelbares Citat mehr. « lls u. 4—e. wie ein pknpyki kkykvt sie; jkizt de: stark: und verleüudigt im tlamen des HGrkn denjenigen klebri- tliäteru insonderheit, die Gottes volle schinden und plagen nnd alten Rath des Armen schänden nnd verritelu, den gewissen Untergang; er hat also tin vorangehenden Ali— schnitt nur darum von dem verderben der Welt an sitt) geredet, um dann näher auf die Leiden, welthe daran; dem Gesrhlechte der Gerechten erwachsen, einzugehen, nnd gedenlret des Gerichtes Gottes iider die böse Welt nur insofern. als es den unterdrückt-u Gcrechten zum Heile dient und sie ans den stauen der tioshrit reißt. 4. Will denn [so höre ich den HErrn in hei- liger Entrüstung ausrufen] der Uebrlthkiter keiner das merken sdaß ich, der HErr, ihr Thun und Treiben beobachte und nicht immerdar demselben ruhig zusehen kann], die mein Volk fressen [Jcs. Z, 13 is; Mich« 3, 1ff.], daß sie sich nähren [genauer: als äßen sie Brod, d. i. mit fühl- lofer Gleichgiltigkeih ohne im Geringsten daran zu denken, wie schweres Unrecht sie thun], aber den HErrn rufen sie nicht an [wie doch einein nach Gottes Bilde geschaffenen Menschen gebührt, sondern leben dahin wie das liebe Vieh und han- deln wie blutdiirstige Raubthier-d? Z. Daselbst [wenn nun der HErr diesen sei- nen Zorn auch fühlbar ihnen zu erkennen geben wird in schweren Gerichten, damit er über sie kommt] fürchten sie sich [wird tiefinnerster Schre- cken sie durchbeben]; aber fzum Heil und zur Er- lösung werden dagegen meinem Volke, das sie fressen, diese Gerichte über die Uebelthäter aus- schlagen, denn] Gott ist hei dein Geschlecht der Gerechten [daß er zu seiner Zeit sich ihrer an- nehme]. is. Jbr schändet fjetzt noch, solange die Zeit der göttlichen Geduld und Langmüthigkeit währt und ihr im Besitze der weltlichen Macht seid] des Armen Rath [indem ihr zu nichte macht, was immer der Fromme zu seines Gottes Ehre oder doch nach seines Gottes Willen ins Werk zu setzen vorhat]; aber [immer wird das nicht so fortgehen, eben der von euch unterdrückte Arme kann viel- mehr ietzt schon voll freudigen Trotzes euch ent- gsgevtreteth denn] Gott ist seine Zuversicht sauf den verläßt er sich, daß er der Gerechtigkeit end: 156 Psalm 14, 7. lich doch den Sieg verleihen werde über den Frevel]. Nach dem in der Einleitung zum vorliegenden Ab- schnitt Bemerkten ist die Bestimmung des Psalm ganz ähnlich der von Pf. 12: ,,er soll den Gerechten Trost verleihen in der Anfechtung, in welche sie durch den Blick auf das Verderben der Welt, die Macht der Bos- heit gerathen, die ihnen sicheren Untergang zu drohen scheint. Jst auch die ganze Welt dem Verderben hin- gegeben und wider sie verschworen: sie dürfen getrost sein, denn Gott überwindet die Weit« lll· v. 7. de: dran« schiikßc mit dem nagte-take iikk Sehnsuait nach der Hilfe Gottes iutvernlchtung der Drau- ger seiner Gemeinde, von der vorhin die Rede war; dort) ist es leicht niöglirtk daß dieser vers ursprünglich nicht mit znin Psalm gehiirt hat, sondern erst beim lilutgifetirn Gebrauch demselben ebenso zugefügt worden, wie dem heil. Vaterunser dir Eobpreisnng am Seliluh (1. Thron. sit, 12 Jiniu.), nnd er den Zeiten der babyloalscheu Ge- fangenschaft seine lltnlsiehuug verdankt. 7. Ath- daß die Hilfe aus Zion [wo der HErr als König seines Volks in seinem Heiligthum thront] aber Israel laue, und der HErr fein ge- fangen Volk [das mitten unter den Kindern die- ser Welt in einem Zustande der Vergewaltigung und des Elends Hiob 42, 10 sich besindetj erlö- setel So wurde Jakob fröhlich sein und Israel sich freuen. Der Vers klingt wie ein iitutgifcher Zusatz aus der Zeit des Cxils; denn anderwärts in ähnlichem Zusam- menhange (z. B. Pf. 126, 4) bedeutet der hierfür ,,sein gefangen Volk criösete« gebrauchte Ausdruck: die Gefan- genschaft des Volkes wenden oder die Gefangenen zu- rückführen; nnd daß auch die Exnianten nirgends an- ders her, als von Zion, die Erlösung erwarteten, zeigt z. B. Jef. 68, 6. Nicht als ob man gemeint hätte, daß Jehova auch die Trümmer seiner Wohnung noch be- wohne, welche ja vielmehr dadurch, daß er sie verlassen, zu Trümmern geworden; sondern der Zeitpunkt seiner Wiederkehr zu seinem Volke ist auch der Anfangspunkt seiner Wiederbesitznahme von seinem .Heiligthum, und dieses, von Jehova, auch ehe es äußerlich wieder ersieht, schon wieder angeeignet, wird sowohl der Brennpuntt des göttlichen Gerichts über Jsraels Feinde, als der Lichtpunkt der Kehrfeite dieses Gerichts, der endlichen Erlösung , weshalb auch im Exil Jerusalem der Aug- punit der Bctenden ist: Dust. s, 1l. (Delitzfch.) Bei dieser Auffassung gewinnt die Ueberfcbrist zu Luthers Liede: Es spricht der Unweifen Mund wohl re. besondere Bedeutung: »Lehrpsaliii vom Stolz, Untüchs tigkeit und verderblich Wesen des Gottlosen, und voii Errettung der Kinder Gottes von solcher durchs heilige Evangelium und Versammlung zu feiner Gemeinde«; denn Luther pflegte gern die Zeit unter dem Papstthuin als das ,,babt)lonische Gefängniß« der Kirche zu bezeich- nen, so daß die Reformation der Rückkehr aus dem Exil gleich steht. Wie dem aber auch sei, der Vers, gleichviel ob von David selbst verfaßt oder erst im Exil entstan- den, findet seine volle Erftillung erst in Christo; und auch hier gehört die höchste Stufe der Erfüllung erst der Zukunft an, wenn an die Stelle der streitenden Kirche die triuniphirende getreten ist. Bis dahin haben auch wir nochVeraniassung genug, den Wunsch des frommen Sängers zu dein unsrigen zu inachenz in der Freude über jede niedere Erfiillung aber kann nie die Sehnsucht nach der letzten und höchsten untergehen. 15, 1—5. is, 1. Der 15. Psalm. Der gläubig-an Thun und Lassen. 1. Ein Psalm Davids. Ein Psalm, von David gediehtet und von dem Chor der leoitischen Sänger ausgeführt bei Abholung der Bundeslade von KiriathiJearim, um sie nach dein Berge Zion zu vervfianzem f. Anm.1 zu 2.Sam.6,5. Dieser fdfalui folgt auf den vorhergehenden in der schönsten Ordnung; denn gleichwie in jenem die Gestalt und das milder der Gottlosen iu besihrlebcu worden, also wird in diesem dao Mauer: der Frommen beschrieben· (Euther.) Jlnherdeni ist aber auch folgendes zu brachten: Der vorige Psalm unterschied von der Masse des allgemei- nieu verderbend ein Geschlecht der Gerechten, nnd schloß mit dein Ausdruck der Sehnsueht nach deni Heile aus Zion; der nun folgende Psalm beantwortet die frage: wer gehört jenem Geschlecht: der Gereihten an und wem gilt das zu— künftige Heil? (Delitzsch·) I· U. I. David, vor das heilige Geräth alo den wohn— sit; des ktiErrn lretend, richtet an diesen die Frage: Hutte, aller ljerzengliiindlgeig sage du selbst, was recht ist! Wer ist in wahrheittzueger intt den heiligen und Gottes ijauogeiiosset HErr, wer wird wohnen [wem erlaubst du zu wohnen] in deiner Hutte fdaß er herberge bei dir wie ein Gast, den ein Gewaltiger der Erde iii seinem Hause aufgenommen]? Wer lvitd blei- ben auf deinem heiligen Berge sals an einer Zu- fiuchtsstätte, da er für immer geborgen ist Pf. 23, S; 27, Z; 61, 5]? U« V. 2—5. Zins Gottes therzen ioie aus eiueui aufge- schlageneu Bnrhe liest hierauf David sitt) selber die Tint- nsort auf seine Frage heraus, und giebt sie mit ganzer Freudigkeit der Zuversicht, das; er in Gottes; Sinne redet. Indem er da das wahre wesen der Frömmigkeit in je zwei Versen zuerst positiv Ob. 2 u. 4l, daruaih auch negattv w. Z u. Z) besihreibtz kehrt er zuletzl znin Anfang (v. l) zurück: wer also thue, wie hier gesagt, dürfe sitt) des beständig-u stell-eng bei Gott geirssiem 2. Wer ohne Wandel fohne Fehler und Ge- brechen 2. Mos. 29, I oder ohne Makel und Tadel l. Mos. s, I; b. M. 18, 13] einher gehet [in feinem ganzen Leben’], und techt thut [in allen seinen Werken) und redet die Wahrheit von Herzen [also daß allen Worten feines Mundes nichts von Lug und Trug anhaftet]; «) Der heil. Sänger stcllt das Bildniß eines from« inen Volkes fchlechthin dar, ohne daß er zeige, woher solches komme« oder zu nehmen sei. Daher kommt es, daß ein Unweiser das, was iii diesem Psalm gesagt wird, alles den sittlichen Tugenden und dem freien Wil- len zuschreiben könnte, welches doch einzig und allein eiii Wert der Gnade Gottes, die es in uns wirket, ist. (i?uther.) · » » Z. Wer mit seiner Zunge nicht verlanmdet [nicht fpionirend und klatschend umherläufh uin etwas Böses wider den Nächsten aufzubringen und weiter zu tragen 3. Mos. 19, 16], und sei- nem Ncichßen keiu Arges thut, nnd feinen Narhften nicht schmahetz Das wahre Wesen der Frömmigkeit. Wer zum Geschlecht der Gerechten gehöre. l57 «) Ob es zwar unzähligen Christen ein Geringes scheinen wird, nur an solcherlei Geboten die Anfrichtigs keit der Goltesfnrcht erproben zu wollen, so ist doeh un- leugbaiz daß Hunderte und Tausende allsoiintäglich zur Hütte Gottes und zur Stätte seiner Anbetung ziehen, welche, wofern sie auch nur nach diesen Anforderungen Gottes sich prüfen ivolltcn, vor ihrem eigenen Gewissen zu Schanden werdeii müßten. (Tholuck.) 4. Wer die Gottlosen nichts aehtet kund wä- ren sie noch so hoch gestellt und so allgemein ge- ehrt in der Welt], sondern ehret die Gottesfurelk tigenzt wer feinen! Nachsten»[richtiger: sich» zum Schaden"] sehn-Ort, Und halt es sein eidltch ge- thanes Verfprechen, auch wenn es ihm zum Nachtheil gereicht, dennoch mit strenger Gewissen- haftigkeit erfüllt]; «) Es ist keine gewöhnliche Tugend, die frommen nnd gerechten Menschen zu ehren; denn weil sie oft der Auskehrieht der Welt sind, so müssen ihre Freunde nieht selten ihren Haß mit ihnen theilen. Daher will der größte Theil ihre Freundschaft nicht und läßt sie verach- tet liegen, was nicht geschehen kann ohne fchwere und furchtbare Beleidigung Gottes. (Calvtn.) «) Die Septuaginta punktirt YIJH nnd darnach übersetzt auch Luther; die Pnnktation unsers jetzigen Textes yjztsp ist eine sehr häufig vorkommende Form Zins. hjplx von Eh) und bedeutet: ,,zum böse machen, Schaden zufügen-«, die Ergänzung: ,,sich selber«, ver« steht sich dabei von selbst. s. Wer sein Geld nicht auf Wucher giebt s2. Mos 22, 25; 3. M. 25, 37 f.; b. M. 23, 20«J, und nitnmt [wenn er als Richter eine Rechtsfache zu entscheiden hat] nicht Geschenke [von dem Reichen und UngerechtenJ uber den Unschul- digen [ihn zu vernrtheilen 2.Mof. 23, S; b. 16, 19; 27, 25]. Wer das thut, der wird wohl bleiben [genauer: wird nicht wanken ewiglich, er stehet, von Jehova gehalten, uner- schütterlich fest, kein Unfall wird ihn fällen Jef. 33, 14—16]. «) Bei alle diesen gesetzlichen Bestimmungen wird ausdrücklich vorausgesetzt, daß nur der Arme Geld lei- hen werde, eine Voraussetzung, die in den einfachen Ver- hältnissen der mosaifchen Zeit ihren Grund hat, in denen Anleihern um damit zu liieriren und fpecnliren setwas zu unternehmen und zu gewinnen), noch nicht vorkamen. Solche Anleihen nun sollen ein Werk der Nächstenliebe fein, und es ist eine große Verletzung der- selben, wenn jemand, statt dem Nächsten zu helfen, seine Verlegenheit benutzt, ihn in noch größere Noth zu stür- zen. Die bete. mosaische Anordnung hat ihre Bedeu- tung demnach auch für die Zeiten des neuen Bandes. Mit dem Zinfennehmen dagegen für Capitalien, die zuin Speculiren geliehen werden, hat sie gar nichts zu thun; dies gehört einem ganz andern Gebiete an. (Heng· stendergJ Der 16. Psalm. Meissagung non Christi Leiden und Auferstehung. I. Ein giilden Kleinod [hebr. rote-hier«, d. i. Geheimniß, Lied voll tiefen, der gemeinen Menge unzugänglichen Jiihalts 1. Chron 26, 31 Anm.] Davids [von ihm verfaßt]. Luther übersetzt nach der Deutung von Abani Esra seiner der bedeutendsten iüdifchen Gelehrten des Mittel- ältere, ans Toledo gebürtig, gest. 1167 oder 1168 n. Chr.), der das Wort von DUY (Gold) ableitet und sagt, die Psalmen, welche diese Bczeichnnii führen (außer den unfkigjen ta1äcll;chPsf.·56— ·60»)o, LfeilTiist Mär; gdenaiiiis iv»ordän, wei e re i eien wie a e e o « un m er That komint der Ausdruck vergoldetc ’Gedichte oder goldene Sprüche auch sonst, bei Griechen wie bei Araberm mehrsach vor. Jndessen ist das Wort wohl voii DE; (verbergen, verfiecken) abzuleiten und in dem oben angedeuteten Sinne zu versteheiy so daß die damit übekfchriebeiien Lieder solche bezeichnen, die uns in die geheimnißoollen Tiefen des Lebens in Gott einführen und dem Leser gleich von vorn herein das: »O, der großen Heinilichteiteiu die nur Gottes Geist kann deuten« cntgegenrusen (vgl. das Lied: Schmücke dich, o liebe Seele &c. V. 6). Jllo cia Jtlsgianz deg inneren Eichteg feines Alters tritt dieser pfalni Daoidki unt; entgegen (l. Nu. L, 9 Kanns, als riu Muster zugleich der unwandelbar-rei Glauben-unver- ncht eines Hausgenossen Gottes, mit welcher der vorher— gehende Psalm schloß. Der Königliche Sänger ist nun wie- der, wir fo inanihuial in feinen( Erben, in Gefahr des Todes, nnd zwar dieo Mal in derjenigen Gefahr, welkhe lirine bloße Gefahr mehr in, denn er liegt auf feinem Stern-hell; aber der Ruf um Hilfe schweigt oor überwie- grndem seligem Bewußtsein nnd heiterer Hoffnung, es ift nur uokh ein Ruf um Zewahruug in dem Wien, bitter-en Stüudleim das unu einmal leeinrm Sterlitieiieu erspart wer— den kann, nnd dureh den Ruf tiliugt fihon etwas hindurch von dein neiitesianieutlicheii Bewußtsein: Jesus, meine Lin— ncrsitht und mein Heiland, ifi im Erden: dieses weiß leis, folit’ ich nicht daruni mich zufrieden geben, wag die lange Todeguaiht uilr auih für Gedanken macht? l« v. 1—5. Jtui Ende seiner Laufbahn, indem er anih für den lehten Sein-tu, den er noch zu thun hat, sich der tzewahrung deo Gottes befiehlt, drin er fein ganzes Leben hiudurih vertranet hat, spricht David uokh einmal ans, wir er zu dem iljGtrn und wie er zu den heiligen seht; wie er dlefe liebt, so verabfiheui er dagegen dtr Linde: der Welt, die für den hatten, der sie erlrauft hat, sieh Götzen rlutauschem nnd wie er an ersteren wiederum folihe auf Erden hat, zu denen er fich lietieuaeu darf, fo hat er an dem tjGrru im Himmel fett-er eiu Gut und Grbtheik das ihui altes gewährt, wag er braucht, und dar ihm nimmer alshauden kommt. Belvahte mich, Gott [der du als der einzig wahre, alles vermögende Gott allein bewahren kannst, zumal dann, wenn nun die Seele hinun- terfährt in das Reich der Todten und der Leib zu Moder und Asche werden soll V. 10]; denn ich traue auf dich [habe an dir meine Zusluchtsstätm dahin ich mich berge]. David macht hier den Anfang mit einem solchen Affekt, in welchem ein Menfch stehet, der seinen Unter- gang vor Augen siehet, von allen verlassen ist und an- jetzo sterben muß. Dieser würde folgendermaßen reden: Siehe, ieh muß sterben, meine Kraft ist von inir gewi- chen, Engel und Menfelien haben mich verlassen, ja die Teufel und die Menschen suchen mich zu verderben. Jch kann nicht entfliehen, niemand nimmt sich meiner Seele 158 Psalm 16, 2 —- 10. an, jedermann hält mich schon fiir verloren und beweint niich als einen Todten· Darum, HErr, du allein bist noch mein Erhalter und mein Erretter, der du den für verloren gehaltenen errettest und die Todten lebendig inachst und erhbhest die Unterdrücktem HErr, errette iiiich, laß mich nicht zu Sehanden werden! Wie cr etwa sonst spricht (Ps.3l,6): Vater, in deine Hände be- fehle ich meinen Geist. (Luther.) 2. Jch habe gesagt [und sage es noch —iiach anderer Deutung-«« Du, meine Seele Klagel. 3, 24., sprichstj zu dem HErrn [Jehooa]: Du bist ja der! DER: [der Allherr, der alles kann und hat, der unumschränkte Gewalt besitzt im Himmel und auf Erden], ich muß um deinetwillen leiden» [richtiger: mein Gutes, d. i. das, was mich wahrhaft glücklich macht, ist nicht neben oder außer dir, du bist es vielmehr ausnahmslos allein«"]. Z. Für die Heiligen, so auf Erden sind [habe ich zu leiden], und für die Herrlichen srichttgerx Mit den Heiligen, die im Lande sind, und den Herrlichen, sage ich nämlich das, daß du der HErr bist und das einige, allerhöchsie Gan; an denen hab’ ich all mein Gefallens [an ihnen hänge ich mit voller Liebes-H. «) Die Form ysiigze ist so, wie sie lautet die zweite Person femjnini, so daß die Anredc an die Seele ge« richtet wäre und der Dichter, nachdem er iii V. I das große Wort gesprochen: »ich traue auf dich «, nunmehr seiner Seele zum Bewußtsein brächte, daß dies wirklich ihr Grundton und sie nicht verzioeiseln kann in der Noth, ohne mit sich selbst in schreieiiden Widerspruch» zu gerathen. Jndessen läßt obiges Wort sich auch als eiiie, durch völlige Abwersung des Schlußvokals verkürzte Form der ersten Person betrachten, daß man ohne Be- denken übersetzen kann: »Jch sage. — Ist) Luther be- zieht das Verneiiiungswort E; auf das vorhergehende sxixiio und iibersetzt in der Ausgabe des Psalters vom J. 1524: ich hab’s nicht gut bei dir, was er dann später umschreibt: ich leide übel um deinetwillen. Dies giebt einen Sinn, der allein aus Christum paßt, sodaß der ganze Psalm unmittelbar messianisch wäre; von solcher Auffassung wird dann auch die Uebersetzung im folgenden Verse beherrscht — M) Sowie das: »Du bist der HErr,« der Gcgenriif der Seele ist auf das: »Ich bin der HErr, dein Gott» in L. Mos. 20, 2., so das: »du allein bist mein Heil,« der Gegenruf auf das: »du sollst keine andere Götter haben neben mir-«; es ist die Erklärung der Seele, daß das Sollen in ihr zum Sein geworden. (Heiigstenbergsp) — -s-) Die Worte des Grundtextes sind sehr schwierig und dürften so, wie sie lauten, kaum in völlig befriedigender Weise zu erklären sein. Daher verniuthet Delitzsch, daß das i» in der Mitte des Verses an nnrechle Stelle gerathen sszei und ursprünglich amAnfang gestanden habe, so daß man zu lesen hätte: end; Ost-Heis- Oxssisztxk S; sinke« von. Seine Uebersetzung lautet: Und zu den Heiligen, welche aus Erden (spreche·ich): Dies die Herr- lichen, an denen all meiii Gefallen. »Die Hei- ligen sind diejenigen, an welchen der Wille des HErrn an Israel, ein l)eiliges Volk zu sein (2. Mos 19, 6; 5. M. 7, 6), zum Vollzug gekommen ist, die lebendigen Glieder der diesseitigen sdenn es giebt aiich eine fenseitige Pf. 89, s) Gemeine der Heiligen. Herrlichkeit nun ist die Erscheinung der Heiligkeit; sie ist den Heiligen, deren sittlichen Adel jetzt noch die Knechtsgesialt des «Arinen« (Ps. Ist, 6) uinhiillt, von Gott bestimmt (Röm. 8, 30), und in den Augen Davids haben sie dieselbe schoii seht. Sein geistlicher Blick dringt durch die Knechtsgestalt hin· dicrch; sein Urtheil ist wie das Urtheil Gottes, der sein Ein und Allesz die Heiligen, und keine andere, sind ihm auch die Erlauchtem sein ganzes Wohlgefallen has· tet an ihnen, ihnen gilt seine volle Achtung und Nei- n .« —- -H-) Vgl. aus Gerh. Tersteegews Liede: Jesu, der du bist alleine re. den Z. Vers: O wie lieb ich, HErr. die Deinen, die dich suchen, die dich meinen; o wie köstlich siud sie mir! Du weißt, wie inich’s oft erquicket, wenn ich Seelen hab’ erblicket, die sich ganz ergeben dir. · · » 4. Aber jene, die einem andern iiacheilen [statt dein einen wahren Gott anzuhangeus werden groß Hetzeleid haben snicht blos getäuschte Erwartung, sondern auch ein schrecklich Warten des Gerichts und des Feuereifers, der die Widerwärtigen ver- zehren wird Hebt. 10, 23; Pf. 32,10; I. Tim. S- 10]·» Ich will ihres Trcinkopsets mit dem Blut nicht opfern sdiirchaus mit dem Götzendiensi dieser Leute, mögen sie auch noch so sehr in der Welt für die »Herrlichsien« V. 3 gelten, nichts zu schas- sen haben; denn das Dankopfer, das sie ausgie- ßen, besteht gleichsam aus Blut, indem sie es mit blutbefleckten Händen und blutbeladenen Gewissen darbringen Jes. 1, 11. 15], noch ihm: Namen [der Name der Götzen, denen sie dienen] in mei- nem Munde fuhren [2. Mos 23, 13J. 5. Der HErr aber ist mein Gut nnd mein Theil [denii was der Stamm Levi in nationaler Aeußerlichkeit darstellen sollte 4. Mos. 18, 20., das gilt in seiner ganzen geistlichen Tiefe von jedem wahrhaft Gläubigenjz du sHErrJ erhältst mein Etbthell [gleichwie, was ich wünschen mag, ich in dir die Hiilk und Fülle habe, so bleibt mir auch, was ich jetzt in dir habe, durch dich gesicheri]. II· 6—11. Sich gliictiltcii vreisend wegen des Moses, das in der Gemeinschaft des Hatten ihm zugefallen, preist David iu danlibarer Zenedelniig den, der ihn zur Er— lieiininiß des Einen, wag noli) ist, gebracht hat, nnd be— hält ihn sieie im Lage; daher er sich gewiß ist, daß er nimmer erliegen oder unterliegen werde. Diese Gewiß· heii gewährt ihm denn seht, wo es mit ihm znm Sterben geht, die seligste Aussicht iiber Tod mid Grab hinaus, die ihiii nichts anhaben werden, in ein ewiges Erben hinein, das Freude die Fülle gewährt und iiebliclieg Wesen ohne Ende. Der psalmisi wird hierznin prophe- ien, der Psalm zur weisfagiineg was er ausspricht ist so herrlich nnd überschwänglich, das; en in Beziehung ans David, abgesehen oon Clirisim eine blos schwäenierlsche Hoffnung gewesen wäre, die durch den Erfolg beschämt worden, in Christo aber seine volle Wahrheit nnd anch für David in Christo seine Giltiglieii hat. » s. Das Loos ist niir gefallen auf-s Liebliehe sgleichsam in Wonne oder ParadiesesgesildeL mir Des sterbenden David Weissagung von Christi Leiden und Auferstehung. 159 ist [indem der HErr selber zu meinem Gut und Theidl sich gegeben V. b] ein schön Erbtheil wor en. 7. Jch lobe den DErrw der mir gerathen hat sdas gute Theil zu erwählen, da ja ein Mensch, hineingestellt in die Mitte aller Besitzthümey von sich selber nicht weiß, wo er mit seinem Herzen sich ansiedeln soll, und so leicht auf verkehrten Weg verfälltjz auch züchtigen mich meine Nieren des Nachts [wenn ich nun, während rings um mich her alles schläft, so recht in meiner Seele es fühle, was für einen hohen, unaussprechlich seligen Besitz an dem HErrn ich habe, vgl. 1.Kön. I, 1 Anm.,« daß ich es nicht lassen kann, ihm für seine gnädige Bewährung zu danken]. V) Jndem wir den Psalm in die letzten Lebenstage Davids verlegen, machen wir auf ein Lied des Veit Ludwig v. Scckendorf aufmerksam, das auf Grund des heil. Vaterunsers ähnliche Sterbensgedankeii ausdrückt, wie hier, aber nur selten in den Gesangbüchern sich sin- det: I. Liebster Vater, soll es sein, daß ich heut an die- sem Tage letztmals mit Gebet erfchein und dir meine Noth Vortrage: ei, so richte meine Sinnen nach den hohen Himmelszinneir. 2. Tausend- und viel tausend- mal sei, o Vater, hoch gepriesen, daß in deiner Kinder Zahl du mir eine Stelk gewiesen, daß ich dich hab ler- nen kennen und in Christo Vater nennen. Z. Heilig, heilig, heilig sei deines hohen Namens Ehre, deine Güte mancherlei, deine Kraft und wahre Lehre: ich will dort dich ewig loben, wenn ich bin zu dir erhoben. 4. Dein Reich hast du auch zu mir hier in Gnaden lassen kommen, mich berufen und zu dir aus des Satans Nlacht genommen; Jesus hat mir sbeil und Frieden durch sein Blut und Tod beschieden. 5. Darum wart’ ich mit Begier ganz getrost aufs Reich der Ehren; nichts durchaus ist mehr allhier, so inich soll davon abkehreru Komm, o König, laß erscheiuen, was ich hoff und all’ die Deinen. is. Deinem Willen thu’ ich inich ganz zu deinem Opfer geben: hab’ ich hier nicht völliglich nach demselben können leben, so werd’ ich dort doch erfüllen mit den Engeln deinen Willen. 7. Täglich Brod und mancherlei. was zu meinem Stand gehöret, hast du, Vater, mild und treu, mir zeitlebens auch be- scheeret: nun du Himmelsbrod willst geben, laß ich gern das arme Leben. 8. Bleiben gleich die Meinen hier, die mich länger möchten sehen, so weiß ich, daß nur bei dir steh’ ihr Wein nnd Wohlergehen: ich befehle deiner Güte, was mir lieget im Gemüthe 9. Nun, o Vater, laß du mir alle Schulden fein vergeben, daß ich rein und frei zu dir fahr’ aus diesem Sündenlebem Jesus hat mir Gnad’ erworben, mit ihm ist die Schuld ge- storben. 10. So vergeb’ ich auch gar leicht, wie du, Vater, hast geheißen; allen Zorn und Rach’ erweichh ich will lauter Lieb’ erweisen. Weil du, Gott, selbst viel erlassen, will ich, Mensch, auch niemand hassen. U. Rückt der letzte Kampf herbei, tobet heftig Sünd' und Hölle, daß sie mir die Himmelsruls raub’ und meinen Glauben fälle, so gieb du auf meiner Seiten die Ver« suchung zu bestreiten. 12. Mach mich alles Uebels los, gieb der Sündennoth ein Ende; ich ergehe ganz und bloß mich in deine Vaterhändc Wollest mich von allem Bösen, wie du weißt und kannst, erlösen. is. An dem allen zweiflt ich nicht, denn du bist der Himmelskönigz zu dir ist die Zuversichh Welt und Hölk ist dir zu wenig. istdsiiie Kraft wird nicht vergehen, deine Herrschaft ewig e en. 8. Jch habe [überhaupt] den HErrn allezeit vor Augen [und ihn so den Augpunkt sein zu lassen, nach dem ich unverrückt hinschaue, fällt mir gar nicht schwer. ich brauche mich da nicht erst viel zu mühen und meine Einbildungskraft anzustrengen]; denn er ist mit· zur Rechten sals ein beständig naher Freund und Helfer], darum werde tch wohl bleiben [genauer: nicht wanken]. Es macht solches, wenn man Gott immer vor Augen hat, einen frischen Muth und Unerschrocken Herz, das freudig und willig ist, wenn es Unglück, Kreuz und Lei- den ertragen soll. Fürwahr, ein solcher Glaube kann von keinem Kreuz und Unglück überwunden und liber- ivältigt worden. (Luthcr.) 9. Datum [weil der HErr mir zur Rechten ist und ich deshalb niemals wanken werde V. s] freuet sich mein Herz Uelbst angesichts des nahen Todes], nnd meine Ehre [d. i. Seele Pf. 7, S] ist fröhlich [bricht in Jubel und Frohlocken aus], auch mein Fleisch wird sicher liegen sunter Gottes Ob- hut ungefährdet bleiben’ 5. Mos. 33, 12. 28]. 10. Denn du [der du mein einziges Gut V. 2, mein Theil und Erbe bist und mein Erbtheil mir erhältst V. b] wirst meine Seele nicht in der Hölle lassen [genauer: nicht der Hölle lassen oder Preisgeben, so daß sie eine Beute derselben würde"], und nicht zugeben, daß sich] dein Heiliger vetwese [genauer: die Verwesung — nach anderer Deutung: die Grube« sehe]. «) KeincVibelstelle ist dieser so ähnlich, wie 1.Thess. Z, 23: Herz = Geist, Ehre = Seele, Fleisch (der Ur- bedeutiing nach s. v. a. das Tastbare) = Leib; das »unsträflich behalten werden» aber, welches dort der Apostel in Betreff aller drei Wesensbestandtheile (s. Anm. zu Pf. 7, S) seinen Lefern anwünfcl)t, spricht David hier als zuversichtiiche Erwartung aus, denn das »auch« will sagen, daß er auch für seinen Leib hofft, was fiir fein im Herzen coneentriries Geistesleben und sein schöpfungw und gnadenweise geadeltes Seelenleben. Siegesfreudig, triumphirend stcht er dem Tode in«s An- gesicht; auch sein Fleisch wird wohnen oder liegen wohl- gemuth, nämlich ohne von Schauern der herannahens den Verwesung ergriffen zu werden. (Delitzsch.) VI) Auch in Aposig L, 27 heißt es im Grundtext: Du wirst meine Seele nicht in die Hölle lassen. »Ein Tod wie der Jesu Christi, und in Folge dessen auch der seiner Gläubiger« ist als ein bloßer Durchgang zum Leben kein Tod zu nennen: vgl.Matth.9,24; Joh.11, ll.« Wih Das hebt. ntJizj läßt sich ableiten 1) von ntsnzi (verderben) und bedeutet dann Verderbniß, Verwesung CHiOb 17, 4), daher die Septuaginta an unsrer Stelle sing-sozial übersetzt; Z) von Und« (hinabstnken), wo es die Bedeutung Grube, Grab annimmt; wie in Pf. 49, l0 dürfte wohl auch hier zu übersehen sein: »die Grube sehen,« nur muß man ein bleibendes Sehen der Grube darunter verstehen, d. i. ein solches, welches zu dem Schauen des Lebens den nimmer aufzuhebenden Gegensatz, bildet. Der Sinn kommt dann auf dasselbe hinaus, als wenn man mit der Septuaginta ,«,Verwe- sung« übersetzt, welcher Uebersetzung sowohl Petrus in Apostg 2,» 27. Si» als Paulus in Apostg. IS, 35 f. sich anschließt 160 Psalm 16, 11. 17, l-—12. 11. Du thust mir tund [wirst im Gegentheil mir kund thun] den Weg zum Leben [mir zu erfahren geben den Weg, der aus dem Leben in dir zum Leben bei dir führt, und das ist ein überschwänglich freudenreiches und ewig seliges Leben]; vor dir sgenauen mit deinem Ange- sichiJ ist ja Freude die Fülle [d. i. mit dem Schauen deines Angesichts ist eine sättigende Fülle von Freuden von selbst gegeben], und lieblich Wesen zu deiner Rechten ewiglich sdn hältst es in deiner Rechtem reichst es daraus den Deinen, und diese Mittheilung währet, da deine Rechte nie leer wird, in alle Ewigkeit]. Was David hier in Eingebung des heil. Geistes anssprichh hat, insofern doch erst durch Christum Auf- erstehung und Leben an das Licht gebracht ist, weder an ihm, noch an irgend einem andern Heiligen Erfül- lung gefunden. Sie sind zu den Vätern versammelt worden, jene Frommen des alten Testaments, und wohl auch zum Theil in einen höheren Zustand des Lebens versetzt; aber da die volle Seligkeit nur in der Gemein- schaft mit Christo gefunden werden kann, dessen Geist in uns auch die neue verklärte Leiblichkeit erzeugen wird (Röm. 8,11), so haben anch die zu Gott versammelten Väter der Zukunft Christi harren müssen, und selbst von einem Abraham sagt Christus (Joh. S, 56), daß er stch sreuete, daß er Christi Tag sehen sollte. (Tholuck.) Was David hier sagt, geht zwar einerseits über ihn hinaus, und weissagt eben deshalb auf Christum; aadrerfeits aber kommt das Geweissagte auf ihn zurück, um auch ihn aus Tod und Hades (Hölie) zum Anfchann Gottes emporzuriickem (Oelitzfch.) Der 17. Psalm. gebet um gesunde Lehre. und heiliger; Leben. I« Eis: Gkbct stephillah 1. Chrotn TO, 31 Anm.] Davids Dieser Psalm Davids ist wohl ans derjenigen Zeit seines Lebens, wo Saul nnd seine Leute in der Wüste Maon ihm und den Seinigen dermaßen auf den Fersen saßen, daß er nur durch einen giiicklichen Zrvischenfall der Gefangennehmung entging (1. Sam. 23, 25 ff.). Gleichwie der vorige Psalm mit der Hoffnung auf dao sengt, grnnßreiihe Jlusrhaueu Gottes schiießh so in ganz ähnlicher Weise der hier vorliegende (vgl· V· 15 mit its. its, 11); doch berühren auih sonii beide Psalmen sich so» viel— such, daß man sie mehrfach für» ein znsammengehorigco paar angesehen hat. Indessen oerhali sich der Siheidefclsen in der wüste Mann iseta sttiaheltiotw in 1. sum; W, A! zu der Sihcldesiunde auf dem Sttrbeiager (1. Inn. L, 9 Kann) wie der Jinbrucij zum Darum-um, wie dao erste Ztnflencljten der tjosfnnng eines znliunftigen ewigen nnd seligen kebrno zu dem klar bewußten Eintracht-n; wir haben also iikin Interesse dafür, beide Psalmen zu einem zweigethetlten Ganzen zu verbinden, sondern halten ausein- ander, was neben einander und nicht in einander deucht. l« v· 1—5. Sich gerecht vor Gott in dem Sinn: wissend, daß bei ihm dao aufrichtige sittliche Streben vorhanden ist, den Willen Gottes zu vollbringen, dao aber, dessen iuan ihn bksihnldigh aus bloßer drrleurndung nnd der— liennung beruht, beginnt der Beter unsers« psalms zunächst mit der mehr allgemeinen sitt: um äußere richter- liche Rechtfertigung von Seiten deo HGrrn (d. l n. O, nnd berust un) dann in Beziehung auf die Gerechtigkeit. die et von sitt) behauptet hat, aus göttliche Prüfung nnd Beleuchtung setneo Inneren, die er an sich erfahren; diese hab: nichts von Heuchelei an ihm wahrgenommen, viel— mehr eine volle Harmonie zwischen dem, was sein iilund redet und sein Herz denlit und meint (v. 3——-5). HEW erhöte die [in meiner Person verfolgte und um deine Hilfe stehende] Gerechtigieitf merke auf mein Geschrei, vernimm mein Gebet, das nicht ans falschem Munde gehen» «) Es ist das keine Selbstgerechtigkeih wenn David also spriehtz denn einerseits weiß er sich in feinem per« fönlicheii Verhältniß zu Saul frei von kronräuberischeni Undank, andrcrseits in feinem persönlichen Verhältniß zu Gott frei von selbstverblendeter nnd heuchlerischer Ge- siIIUUUg« cDelitztchJ — «) Wer bittet obne ein Ge- rechter zu sein, ist ein Heuchlcr der schlimmften Art, der, nicht damit zufrieden Menschen zu täuschen, auch Gott den Ailwissenden betrügen will, in thörichtcr Verblendung wähnend, daß dieser nur sein Angesicht und nicht sein Herz sehe. (Hengstenberg.) 2. Sprich du in meiner Sache [indem du einen richterlichen Ausspruch thust,- dadurch meine Unschuld und Gerechtigkeit zur Geltung kommt], nnd schaue du aufs Recht [indem du meine Recht: fchaffenheit nicht ferner unterdrückt werden läßt]. Er hatte gebeten, daß der HErr seine Gerechtigkeit ansehen wolle: nun erklärt er sich, aus was für einein Vertrauen er sich unterstehe, solches zu bitten. (Luther.) s. Du prüfest mein Herz [hast es schon vor- dem gethan und thust es fort und sort], und be- snchest es [um es forschend zu durchfuchenJ des Nachts [wo gute nnd böse Gedanken in der Seele des von äußeren Geschäften und Einwirkungen freien, dnrch nichts zerstreuten und durch keine Vorficht und Scheu vor andern zurückgehaltenen Menschen am stärksten hervortreten], nnd liiutetst mieh swie man Gold und Silber im Feuer läu- tert, um alles, was von Erde und Schlacken ihnen anhaftet, auszuscheiden], und findest nichts [wodurch ich als ein Heuchler erwiesen würde, der zwar das Auswendige rein zu halten versteht, inwendig aber voll ist von Raub und Ungerechtigkeiks Jch habe mit vorgesetzt, daß mein Mund nicht soll nbertreten kja so wenig findest du bei deine: Prüfung etwas von Raub und Ungerechtigkeit in meinem Herzen, daß du vielmehr den Gedanken oder Vorsatz darin ent- deckst, mich nicht einmal mit einem Wort zu versündigem aus alle Selbstrache zu verzichtem nicht wieder zu schel- ten, wenn ich gescholten werde, und nicht zu brauen, wenn ich leide Pf. 39, 2"]. «) Dem neutestamentlichen Bewußtsein wäre bei iet- nem tieferen und gleichsam mikroskopifch gefchärften Ein- blick in den Abgrund der Sünde ein solches Selbstbe- kenniniß schwerer als dem alttestatneiitlichenz denn für das neuteftamentliche Bewußtsein ist durch die nentesta- inentlichen Heilothatfachen und Heilswirkungen eine dem alten Testament in gleichem Grade fremde Scheidung und Entzweiung des Geistes und Fleisches vollzogen, obgleich anch das alitestainentliche Bewußtsein stch in Gebet um Rechtfertigung vor Gott und um besondere Erweisungen göttlicher Gnadenhllfr. solchen Selbstbelenntnissen nicht von Sünden, sondern nur von bewußter Liebe zurSünde und widergöttlicher Selbstsucht frei spricht. sDelitzschJ «— «) Jn seiner salmenauoleguiig befolgt Luther eine andere Ueber« eszung: Mein Denken überschreitet nicht mein Mund, indem er schreibt: ,,Der Mund geht an Ge- danken des Herzens vorbei, wenn er mehr und darüber redet, als das Herz denkt, daß also Herz und Mund nicht miteinander übereinstimmen» 4. Ich bewahre mich [im Gegensatz zu den Gottlofem die ihre Augen wo ganz anders hin tichtttt V« 111 in dein Wort deiner Lippen sdas ich mein Augenmerk und mein Lebensgeseß oder meine Nichtlchuur sein lasse] vor Mensthenlvetc [oor der einem Menschen durch das böse Dichten und Trachten seines Herzens l. Mos. 6, b; s, 2l nahe gelegten Handlungsweiseh auf dem Wege des Mörder-s sgenauer: des Freolers, der oorsätzlich und gewaltthätig Schaden ftiftet —- hinzuzudenten ist: daß ich nieht ans diesen Weg gerathef. d. Erhalte sdenn auch ferner] meinen Gang auf deinen Fnßfieigeih daß meine Tritte nicht gleiten. Der instit. seh-got» womit der Vers beginnt, wird bei dieser Ueberletziing Lutherd iinpcrativifch gefaßt; an· here dagegen verstehen ihn, wie öfter bei kurzer, iebhafter Schilderung, als· ver-b. tin. und übersetzen: Feflbiels ten meine Schritte an deinen Geleisen, nicht wurden wankend meine Tritte. Das v. Gerlachs sehe Bibelwerh V 4 u. 5 mit einander verbinde-nd, liber- setztz Bei der Pienfchen aöändeltt hielt ich mich an das Wort deiner Lippen, und bewahrte mich vor dem Wege des Getvaltthätigenx um zu erhalten meinen Gang auf deinen Fußfteis gen, daß meine Tritte nicht glitten. II« V. 6—-t2. nachdem so der Beter skin inneres denlten und Kleinen und trink gonir äußere kcbeiigrirhtung vor den Kugrn des HErrn ausgedecltt und damit das rechte Fnndanikiit zu erhdrltcheiu Gebet (Joh.9,s3l) gelegt hat, erhebt er ficli tu der drfto znorrfirhttictferen besonderen Bitte um außerordentliche Etwetlniigcn der gsttlinfeti Quadenhllstz uiie sie den außerordentlichen Gesahrem iii denen er sich befindet, entsprechen W. 6—9), und begrün- det lolnlrs Begehren data) eine brredtr Schilderung: des in Bosheit oeihärtiteu tmd non irtardtua besrssrnrn Charakters derer, die ihn verstören nnd verfolgen. eh. C. Ich sder ich, wie vorhin gesagt, mich ge- recht ivissen darf] rufe fdenn nun mit aller Freu- digkeit und Zuversicht] zu dir, daß du, Gott, wol- lest iuich ethörenz neige deine Ohren fgenanern dein Ohr Jes. 37, t7 Anm.] zu mir, höre meine cde. « 7. Beweise san mir] deine toniiderliche Güte [die, wo es nöthig ist, in ganz außerordentlichen, über den gewöhnlichen Lauf der Dinge weit hin- ausgehenden Gnadenbezeugungen sich zu erkennen giebt’]. du Heiland [in der allgemeinen, bei Luther öfters vorkommenden Bedeutung des Worts s. v. a. Retter Nicht. Z, s; 2. Stdn. IS, b; Nehem. s, 271 derer, die dir vertrauen, wider die, so sich bildet« deine rechte Hand fwider deine königlichen 161 Verordnungen und oberherrlichen Veranstaltungen] festen« «) Aehnlich ist der Ausdruck «wunderlleli« gebraucht in dem Liede: Wer nur den ltebeii Gott läßt walten und hosfet auf ihn allezeih wo es nach richtiger Les· art weiter heißt: der wird Jhn (deu lieben Gott) wun- derlich erhalten (nicht, wie man gewöhnlich ichreibte den wird er wunderlich erhalte-us; denn der Sinn ist: rer wird ihn als einen Gott erfahren, der »so wunderlich ist mit seinem Thun unter den Menschentindern und seine Heiligen wunderlich führen« (Ps. 44« 45 Sei, Eis. «) Siehe, ivie geschwind der Assect einen vortreff- lichen Redner macht. Er befiehlt Gott seine Sache besteus, er sucht sich bei ihm in Gunst zu sehen, er klagt seine Widerivärtigen an, er sucht diese verhaßt zu ma- chen; und das thut er mit sehr kurzen und ausbündigen Worten. Er thut es aber nicht zu dem Ende, als ol- Gott dergleichen oonnötheii habe, wenn er lich soll be- wegen lassen, sondern unt des Glaubens willen; denn je isiger und brünstiger unser Glaube ist, desto mehr wirkt Gott durch denselben. (Luther.) 8. Behiite inich tote einen Augabiel iin Auge sden man mit der größten Sorgfalt vor aller Verleßung zu bewahren sucht Z. Mal. 32, les; befchirme mich unter dein Schatteu deiner Flügel [«wie ein Adler« sein Gefieder über seine Jungen streckt« Z. M. 32, its, D. Vor den Gottloseih die mich verstören, vor meinen Feinden, die niu und nin soon allen Sei- ten mich einschließeiidf nach meiner Seele stehen. «) Das Bild von der Henne Muth. W, 37., das inanche Auoleger hierher ziehen, diirite dem alten Testa- ment noch fremd seim wenigstens finden lich erfi zu Sa- lomo’s 3«tten einige Andeutungen sl.Kön.4, Es; Hiob 38, 36), daß man Hühner in Paläftina hatte, die wohl wie das Pf rd aus Egypten herübergebracht waren. es. Mof. l, l4 Anm.). 10. Ihre Zeiten halten zusammen [richtiger: Jhren Fettklucnth d. i. ihr Herz, das gleich- sain ganz und gar zu Schmeer und für edlere Regungen unfähig geworden ll9, 70; Hioh is, 27., versciiließen»sie», indem sie recht geflissent- lich in ihrer Fübllofigkett stch verfestigens sie reden mit ihren: Munde [der desto übermitthiger und trotziger ist, fe fühlloser und verschlossener das Herz] stolz fals könnte es ihnen gar nicht fehlen, das auch zu vollbringen, was sie sich einmal vor- genommen haben] 1l. Wo wir geben swohin tote, ich und meine Leute l.Sam. W, 2t3., nur immer uns wenden], so hingeben sie Uns falle Auswege uns versper- rendfz ihiejtlugeti richtensie dahin, daß sie uns zur Erde stnrzen szum Pimmerwtederaufsiehenk t2. »Gleiehwie ein Löwe, der des Raubes be- gehrt sfo ist der, der das Haupt dieser meiner Feinde und Verfolger ist, begierig mich zu zerrei- ßen]; wie ein junger Löwe, der in der Höhle itzt fund aus seine Beute lauert, so lungert und hun- gert er, König Saul, nach mir Pf. to, 9J, III« V. t3—t5. Dies, das der Feind einem srajqterlgeu Xöineu ziemt, den der set-r within ans sich toosnrtugen 162 seht, macht letzterer nun als eine Aufforderung für den Hadern geltend, sich in’s Mitte! zu stellen, dem Wider— sacher den Weg zn versperren nnd überhaupt die Seele seines ihm aufrichtig ergeben-n Dteners zu erteilen non den Leuten, welche ihr Theil haben in ihrem Beben. Ihnen gegenüber erhebt er, der sein Theil hat an dem lich-tu, sieh zur Hoffnung eines seligen Jtnsrhauens Got- tes selbst für den Fall, daß er in der gegenwärtigen Gefahr im Tode enlsctslafen sollte; denn so kräftig nnd gewaltig ifl in dieser Staude seines Gebete das Bewußt- sein der Geuieinsrhast mit dem HGrrn in seinem Herzen, daß darin die Aussicht auf ein wiedererwachen aus dein Todessrhlafe aufleuchten is. HEty mache dich auf fvon deinem Thron- sitze Ps- 12, 6], ühetlvtiltige ihn [diesen Löwen, der schon zum Sprunge fertig ist nnd auf mein Leben es abgesehen hat V. 12, indem du als der Stär- kere dich ihm in den Weg wirfst], Und demiiihigc ihn fdaß er zu Boden stürze und nichts wider mich ausrichten könne]; errette meine Seele von dem Gottlosen mit deinem Schwert sdas ihm sel- ber den Todesstoß giebt], 14. Von den Leuten deiner Hand, HErr [die du eine Zeitlang als Zuchtruthe wider mich ge- braucht, die es aber jetzt zu arg treiben Jes. l0, 5 ff» errette meine Seele) von den Leuten dieser Welt [welche keine andere Heimath haben als die mit ihrer Lust vergehende Welt 1.Joh. 2, 17ff.], welche [wie sie mit ihrer Gesinnung nur an dem, das aus Erden ist, kleben, so auch im Gegensatz zu den Frommen Pf. 16, 5 mit ihrem Loose nur darauf angewiesen sind und] ihr Theil haben in ihrem Leben sLuk. 16, 25], welche« du sdaher auch, um ihr auf das Sinnliche gerichtetes Ver- langen zu befriedigen, dafür aber alle Ansprüche auf höhere, über Welt und Zeit hinausliegende Güter desto gründlicher abzuschneiden] den Bauch süllest tnii deinem Schuh [mit dem, was du ir- gend von irdischen, tnateriellen Gütern zu ver- geben hast) die da [sogar, was sonst als ein nur den Frommen zukommender Segen gepriesen wird 127, Z; 128, 3f., nicht selten aber auch wie an die Gottlosen verschwendet erscheint Hiob 21, 11] Kinder die· Fiille haben, und lassen ihr Uebriges [den Reichthum und Ueberfluß, den sie selber be- sessen, beim Sterben] ihren Jungen [nur daß er diesen ein Fallstrick wird zur Hersbeiführung des den Gottlosen gedräueten Gerichts im dritten und vierten Glied 2."Mos. 20, 5]. 15. Jch aber [dessen Gerechtigkeit so verkannt und dessen Loos gegenwärtig ein so schweres ist] will [währeud jene unter deinen Gerichten sicher- lich zuletzt zu Grunde gehen] dein Antlitz schauen in Gerechtigkeit fals ein Gerechtfertigter, dessen Unschuld nun frei an den Tag kommt]; ich will satt werden [mich recht erlaben an dem Anschaun deiner Herrlichkeit], wenn ith saus dem Todes- schlaf] erwache nach deinem Bilde knach de: ge. ivöhnlichen Auslegung sind die letzteri Worte vielmehr Psaim17«,13—15. 18, 1—23. auf das vorhergehende zu beziehen: ich will mich er- sättigen, wenn ich erivache, an deinem Bilde, d. i. am Anschauen deiner Gestalt 4. Mos l2, 8]. Er setzet diese Worte demjenigen entgegen, was er von den Gottlosen gesagt hatte. Jene trachten nur nach trdischen Dingen, werden an ihren Kindern satt und setzen ihr Theil in dieses Leben; mir aber ist dieses Leben verächtlich, ich eile zu dem zukünftigen, da ich nicht in Reichthuny sondern in Gerechtigkeit, nicht diese vergänglichen irdischen Dinge, sondern selbst dein Antlitz schauen werde. Jcb werde auch nicht satt werden an Kindern des Fleisches, sondern wenn ich erwachen werde nach deinem Bilde. (Luthcr.) Daß alle, die in den Gräbern liegen, dereinst die Stimme des Todtenerweckers hören werden, wie in der nachexilischcn Zeit (Dan.12,2) gelehrt wird, wußte David freilich noch nicht, denn es war ihm noch nicht geoffenbart; aber warum sollte diese Ossenbarungswahrhcir wcslcher die Prophetie in Jes. ·2s, II; Hesek. 37, l ff. mit Niesenschrittcn zuschreiteh nicht auch schon in den Psalmen Davids, wie einige Jahr- zehnte später in dem Meistertverke eines Zeitgenossen Salomo’s, dem BucheHiob (Kap. l, 19, 25 ff.), als kühnes Postulat (Forderungssatz) des Glaubens, als aus der trosllosen Vorstellung vom scheel losgerungene Hoff- nung vernehmbar werden? Kühne Schlüsse aus dem nur von ferne Andeutenden zu ziehen war ja auch nach vielen andern Seiten hin (z. B. der Menschwerdung Gottes und der Aufhebung des Ceremonialgcsetzey die Aufgabe des aittestamentlichen Glaubens. (Delissch.) Die Worte- »wenn ich erwache« deuten an, daß dieser Psalm ein Abendlied war. ,,Des Nachts« hatte der HErr ihn auf dem Lager besucht und geprüft (V. 3)»; auch gerade jetzt that er es in dem Sinnen über die Dinge, die er dem HErrn vortrug. (v. Gerlachh Der IS. Psalm. Danlilied für Halte-s Mohlthatetn I. Ein Psalm vorzusingen U. 4, 1], David-s, des HErrn Knechte-«, ivelcher hat dem HErrn die Worte dieses Liedes geredet zur Zeit, da ihn der HErr errettet hatte von der Hand seiner Feinde und von der Hand Saul-s, 2. Und sprach [vgl. Z. Sam. 22, I ff» wo der .Psalm mit derselben Ueberschrift und ziemlich mit denselben Worten schon einmal vorkam]: ')Kiiecht des HErrn wird im allgemeinen Sinne jeder Frotnme genannt (Hiob l, 8; 2, Z; Pf. 19, 12. l4). Auch in diesem allgemeinen Sinne wird bei der Bezeichnung nicht blos auf das subjektive Mo« mcnt des Gehorsams gesehen, sondern sie weist zugleich hin auf die Würde des also Vezeichnetem es ist eine Ehre, von Gott unter die Zahl seiner Knechte aufge- nommen zu werden, die sich des Schutzes und der Für« for· e ihres mächtigen und reichen Herrn erfreuen. Ge- wöhnlich aber wird die Bezeichnung in speciellem Sinne gebraucht, von denjenigen, deren sich Gott zur Ausführung seiner Raihschlüsse bedient, denen er die Verwaltung seiner Angelegenheiten übergiebt und die er zur Beförderung seiner Ehre ausrüsted David, der nach Apostg l3, 36 »in seinem Geschlechte dem Rathe Got- tes diente«, ist nach Nioses und Josua der erste, der in diesem Sinne Knecht Gottes genannt wird, hier, in der Ueberschrifi von Pf. 36 und in seinen eigenen Wor- ten 2. Sam. 7, 18 ff. " (Hcngsienberg.) David, mit Dankvsalm Davids für Gottes gnadenreiche Lebensfiihrnngen 163 welchem das Königthnm der Verheißung anhob, diente dem Werke Gottes in nicht minder epochemachender Weise wie ·.-’Jiose, durch dessen Vermittlung Israel das Gesetz, nnd Josua, durch dessen Vermittelung es das Land der Verhetßung empfing. (Delitzsch.) Jtuf einen Psalm, der am heroorsiemendsteu die phy- stognomle (Eeflchtsbildnug) der saulisrhen Verfolgnugszeit trägt, folgt nun derjenige, tu weltsem alle dort nnd weiter rückwärts vernommeuen Klagen in einen weiten nnd breiten Lobgesang münden; denn was den David vormals zu bla- gen bewogen, isl nun gewendet nnd geendet, er steht am Ende seiner irdischen Laufbahn nnd hat nur noch sein Lied zu singen zur Ehre des, »der alles »so herrlich regierrt, der ihn aus Jldelrrs Xiltigrn sicher gefahren« I« U. 2—4., Zuern ein präindinm oder Vorspiel: Eben so innig als kräftig spricht gleich anfangs das Erundgesühl sim ans, welches den betagten König beim diäclkbllm auf seine Lebensführung erfüllt; in gehänftrn kiebesnamen sucht er zu erschöpfen, was alles er in sei- nem langen Erben an seinem Gott gehabt, nnd welche Wirkung diese Erfahrungen hervorgebracht haben. Herzltch lieb habe ich dich, HGry meine Stärke sdcr du sowohl innerlich mich stark machst durch die Kraft ans der Höhe, als auch äußerlich durch deinen mächtigen Beistand mich tüchtig machst, alle Noth und Gefahr zu überwinden]; s. HGrr, mein Fels, meine Burg, mein Er- retter, mein Gott, mein Hort, ans» den ich traue, mein Schild nnd Horn meines Heils, nnd mein Schuh [2. Sam. 22, 3 Aum.]. « 4. Ja) will den HErrn loben sallezekt Pf. 34, 21 und atttttfen [so oft mir Gefahr dräut], so werde ich [dies das Ergebniß des langen, hinter mir liegenden Lebens voll Gefahren und RettUUgenJ von meinen Feinden erlösen II— v. 5—20. Hierauf beschäftigt sich der Sänger mit der ersten parthie der Gefahren nnd dleitnngen in seinem Erben, die am Sthlnß der dtebersnsrift des Plalms beson- ders hervorgehoben morden; es sind die der saulischrn verfolgnngszein Er faßt sie in Ein Gesammtbild zu— sammen: Tod und verderben hat da gegen ihn ange- lnimofn wie gegen wenig andere; aber er hat da auch tausendfach erfahren, daß es einen Gott giebt, der Gebete erhört. Indem ihm das aufs diene lebendig vor die Seele tritt, versichtbart sich ihm das ilnslctstbary welgtes net) zum Siehtbaren rote Ursache zur Wirkung verhalt: es erbebte die Erde, es neigte sich der Himmel, in Zllh nnd Ungewitter stieg der HErr fast flclstlich herab nnd rettete ihn, den schier betäubenden, aus großen Wasser-n. 5. Denn es umfingen mich swenn ich zunächst an meine Lage zn der Zeit, da König Saul so lange und so heftig mich verfolgte, zuriickdeniq des Todes Bande, und die Bache Belials erschreck- teu mich, » b. Der Hollen Bande umfingen mich, nnd des Todes Stricke uberwaltigten mich [s. die Erklä- rung zu 2. Sam. 22, 5. 6]. 7. Wenn mir angst ist, so rufe ich den HErtn an, nnd schreie zu meinem Gott: so er- hdret er meine Stimme von seinem Tempel, und mein Geschrei kommt vor ihn zu seinen Ohren [so that ich denn auch hier, und so geschahe mir — wie die Uebersetzung des Verses genauer hei- ßen müßte, s. 2. Sam. 22, 7]. 8. Die Erde bettete [indem der HErr aus sei- ner heiligen Höhe sich aufmachte, mir zu helfen], und ward bewegt, nnd die Grnndfeste der Berge regeten sich, und bebeten, da er zornig war. 9. Dampf ging auf von seiner Nase, nnd ver- Freud Feuer von seinem Munde, daß es davon ee 10. Er neigete den Himmel und fuhr herab, und Dunkel war unter seinen Füßen. 1l. Und er fuhr auf dem Cherub, nnd flog daher, er schtvebcte auf den Fittigen des Windes. 12. Sein Gezelt um ihn her war finster, und schwarze dicke Wollen, darin er verborgen war. 13. Vom Glanz vor ihm treuueten sich die Wolken, mit Hagel und Mikro. 14. Und der HErr donucrte im Himmel, und III-Höchste ließ seinen Donner aus mit Hagel und i en. 15. Er schoß seine Strahlen, und zerstreuete sie, er ließ sehr blitzen, und schreckte sie. 16. Da sahe man Wassergitssn und des Erd: bodens Grund ward aufgedeckh Dis-re, von deinem Zweiter, von dem Odem nnd Schnaubeu deiner a se. 17. Er schielte ans von der Höhe, und hoiete mich, nnd zog mich ans großen Wassern. 18. Er errettete mich von meinen starken Feinden, von meinen Hasserm die mir zu mächtig waren, 19. Die mich irberwältigteu zur Zeit meines Uufalisz und der HErr ward meine Zuversicht. 20. Und er firhrete mich aus in den Raum, er riß mich heraus; denn er hatte Lust zu mir saus Gnaden zu seinem Geliebten mich erwählt, den er nicht wollte verderben und umkommen iasseu]. Hi. V. 2l—28. Ein Schauplalz file die Ohenbarnng der vergelteudrn Gerechtigkeit Gottes ist dieser Theil seines Lebens gewesen; es hat sich da gezeigt, daß Gott in dasselbe verhältnis zum Menschen sich hellt, in welchem dieser zu ihm seht. Das isi die znsatnmenfassende Wahrheit, die Bekttsäuger an den Smlus dieser parthie seines Liedes e . 21. Der HErr [indem er so zunächst um meiner Ohnmacht und Hilflosigkeit willen von der Hand meiner Feinde mich errettet hat] thut wohl an mir nach meiner Gerechtigkeit serzeigt damit zu- gleich mir das, was nach meiner Gerechtigkeit mir zukommt) er vergilt mir nach der Reinigieit meiner Hände. 22. Denn ich halte die Wege des HErrn, und bin nicht gottlos wider meinen Gott. 23. Denn alle seine Rechte hab’ ich vor Augen, 164 Psalm 18, 24—-—51. II, 1—6. und seine Gebote werfe in; nicht von mir saie etwas davon ich nichts wissen will Jes. 38, 17]. U. Sondern ich bin ohne Wandel sohne Ma- iel nnd Tadel] vor ihm sweil ich mich ungetheil- ten Herzens an ihn hingebe], und hüte ttiieh vor Sünden. 25. Darum vergilt mir der HErr nach meiner Gerechtigkeit, uach der Reinigleit meiner Heiude vor seinen Augen. As. sSo aber, wie in Beziehung auf mich, verfährst du gegen jeden Menschen; es kommt nur darauf an, wie steh einer zu dir siellt:] Bei den Heiligen bist du heilig, nnd bei den Frommen bist ro i MU- 27. Und bei den Reinen bist du rein, und bei den Veriehrteu bist du verkehrt. 28. Deut( sdas ist insonderheit anch deine Ver: sahrungsweise gegen die beiden Klassen von Meu- fchen, die es in deiner Gemeinde, in Israel giebc:] dn hilfst dem elenden Voll, und die hohen Augen niedrigest du. IV. V.«29--4s. Hatte David so eben feine Errettung nun der Hand Sant- alg inc Zusammenhang mit seiner Ge- rechtigkeit dehend bezeichnet und data-tm, non dem ge— souderen zum Allgemeinen aussteigeud, den Sah artige· hellt, daf die Gerechtigkeit stets Grundlage des xijeiiu feiz so steigt er nunmehr nont Allgemeinen wieder zum besonderen herab und beseitigt den allgemeinen Sah ans der Erinnrung, die er nun) in der zweiten parthie seines Lebens gemeiner. Er nreiti da die Gnade Gotte- n dem Seinanm der ihm gegen die auswärtigen Feinde, die Gegner seines Köuigthumm theils schon gewahrt worden ist, theils ieüniiig gewährt werden wird, nnd zwar nicht blos ihm persönlich, sondern auch ihm in seinen Nachkommen. W. [Das, was ich vorhin gesagt, habe ich denn auch weiterhin an mir selbst erfahren] Denn du erieuehtest meine Leuchte släße die Leuchte, die du in mir deinem Volke angezündet, nicht audlöschenk der HErr, mein Gott, machi meine Finsternis licht slichtet immer wieder das Dunkel, das über mich und mein Haus hereinzubrechen droht]. sc. Denn [so habe ich thatfächlich in den Kriegem die wider mein Königthum sich erhoben, erfahren] mit die iann ich Kriege-voll zerschmeißem und mit meinem Gott über die Mauern springen. Si. Gottes Wege sind ohne Wandel spurlans teres Wohlmeinem daß man nichts an ihnen ans- setzen kanns, die Reden des HErrn sind durchlein- tett skeineriei Schlacken haften ihnen an, sondern sie sind reines, gediegenes Gold Pf. 1·2, 7]. E: ist ein Schild allen, die ihm vertrauen. IT. Denn wo ist ein »Gott, ohne der HEtrZ oder ein Hort, ohn’ unser Gott sJes. its, it; «, S. 8]? its. Gott rüstet nein; mit Kraft, und macht meine Wege ohne Wandel Iunanstößigx M. Er macht meine Füße gleich den Hirschen, und stelIet mich auf meine Höhe. Its. Er lehret meine Hand streiten, und lehret meinen Arm einen ebernen Bogen spanuem its. Und gibst mir den Schild deines Heils, und deine Rechte stärlet mich; und wenn du mich demitthigesh machst du mich groß sisichtigen deine Demuth, vermöge welcher deine Augen unter sich auf das Niedrige sehen, machte mich groß Z. Sam. 22, 36 Atem] 37. Du machst unter mir Raum zu gehen, daß meine Kuöchel nicht gleiten. 38. Jch will meinen Feinden nachjagen, und sie ergreifen, nnd ninit anrichten, bis in; ste um- gebracht habe. s9. Jcb will see geriet-weißen, nnd sollen mir ninit widerstehen; sie müssen unter meine Füße a en. eilt. Du tannst mich rüsten mit Stätte zum Streit; du tannst unter mich werfen, die sich wider mich setzen. » 4l. Du giebst mir meine Feinde in die Flucht, daß ich meine Hasser verstört. 42. Sie rufen, aber da ist kein Helfer; zum HErru, aber er aulwortet ihnen nicht. its. Jch will sie zerstoßeu, wie Staub vor dem Winde; ich will sie wegreiumeih wie den Koth ans der Gasse. U. Du hilfst mir von dem zeinltschen Voll, und machest mich ein Haupt unter den Heiden; ein Volk, das in) nicht kannte, dieuet mir. 45. Es gehorehet mir mit gehorsamen Ohren; sahhden fremden tiiuderu hats wider mieh.ge- te e. " 46. Die fremden Kinder verschmachtem und zappeln in ihren Banden szittern ans ihren Schldsserns V. v. 47-—51. Zum seinen: s» est-gerate» kee- neu— ludium oder hattest-let, melnteg Gott danledaeen kob- nreig bringt site die ganze Xiilie der so eben entfaiteteu güttlinien Groß-baten; der Lobureio einer» sollt-en Gotte- aber, der an Vaoid thut wie er ihm uerheisem solt nicht aus den engen Raum Ioraelo isesehriiniet bleiben, sondern wird zum weitneusnffeudrn Vnulegelühdr. 47. Der HErr lebet, und gelobet sei mein Hort, nnd der Gott meines Heils ntusfe erhaben werden. as. Der Gott, der mir Rache giebt, und zwin- get die Völker unter nein» U. Der mich errettet von meinen Feinden, und erhdhet mich aus denen, die sieh wider mich sehen; du hilfst mir Von dett sFreveln —in sei- ner Psalmauslegnng überfetzt Luther nach dem Sinne, wie ietzt geschrieben wieder] Fkevirrtn Davldd Piorgenlied zum Los-e der Herrlichkeit Gottes ald deo Schöpfcrd 165 litt. Dornen tvill ich dir danken, DEry unter de; dritten, und deinem Namen tot-singen ssttonn t , 9 d1.« Der seinem Könige groß Heil bei-leitet, nnd tvohlthnt seine-n Gesalbten, David, nnd seinem Saaten ewiglich. Dei: l9. Psalm. Lehre von Christo, seinem Wort und rechter Buße. L] Ein Psalm [3, I] Davids, vorznsingen 4, t . Hat der vorige Psalm die Offenbarung Gottes lu da· vid’e cebeuegesasietste gefeiert, so itat es der hier tot— grade, ebenfalls den leisten Lebensjahres« den Siingerg an· geitörettde Psalm mit Gottes Offenbarung in der ilatur nnd in dem Gesetz sit thun; wiederum aber. tole wir itn Z. Malo: ein ilactstlied des itoastsetagten Könige vor nun bauen, das die Setsöosnngegeiatiatte in l. eilt-l· l in ein Gebet faßt, to tritt nur im vorliegenden Psalm ein beim Aal-litt: des Taglittntrselo gelungenen Lied entgegen. Er ist morgen: da stellt stets der, des anbreeiienden Einst« stets srenende Sänger für dao bevorstehende Tagewerk in das kiatt des göttlichen Gesetzes; denn die Himmel, so setsr ste die Ehre Gottes verltitudlgetk vssenbarea dort) niast den willen Gottes, nnd naas diesem sein werte zu treiben nnd « dnrai venseibengrlseiligt sn werden, lh Davids innigst- Verlangen. I. v. 2 — 7. der Sänger beginnt mit drui cui-preis dre Ijerrlitislieit Gottes alo des Sasövserx In einer Stirn— drang, in welcher er von den Srgrtnngrn der Erholung— iteit nnd des göttlittsen Gesetzen tief duritsdrttngen ist, blinkt er in die kisttur hinaus, in den tjlmniel hinauf, und vernimmt, wie setsou von daher dem Zufntertisanten ein ntafesiätisttsee Zeugnis Gottes entgegentönt: da rvtrd eine predigt von Gott gehalten, die trittst Tag notts iiactst verdaut, ja die soweit geht ate- der Himmel seit-il (d. 2——5); vor altem predigt da die Sonne mit ihrem Strahl, vor drin nichts ans Erden verborgen bleibt W. ti u. 7). L. Die Himmel [die überirdischem fär mensch- liche Betrachtung in’o Unendliche sich verlierenden Sphären oder Kreise] erzählen [dem, der mit er- leuchteteu Augen sie anschautj die Ehre Gottes swad für ein mächtiges und ttseises Wesen von unendlicher Majestät der sein tuüsse, der sie ge- macht hat], und die Feste sdetjeuige Theil dieser Himmel, an welchem wie an einem Gewölbe Sonne, Mond und Sterne steheu I. Mvs. l, bss.] verinndiget seiner Hände Wert stndem sie eine thatsächliche Verkündigung dtssen ist, was Gott gemacht hat, sagt sie zitgleich deutlich aus, wie seinen Händen eine Mcisterschaft eignet, der alles tuöglich ists. Gan; besonderd im Orient ist die Betrachtung des Hintmelo geeignet, einen tiefen Etndruck von der Schö- pfcrgrösteusdottco zu geben. Wettn Carstett Niebuhr card. l7. Niäri 1733 zu Lüdittgivvrt tu der Landdrosiei Stabe, seit 1760 Jngenieurlieutettattt in Kopenhagety unternahm tu den J. l762—67 eine Reise in dao Mor- geniand und -s· 30. April 1815 alo Justizralh zu Mel« does in Süderditcuarichettz hier ist ihnt attlts sein Sohn, Berthold Eil-org. der nachtnalige Geh. Staatorath und Professor zu Bonn, geboren» lange Jahre nach seiner Ritetkehr auo dein Orient, in der Blindheit nnd Er« schövsung seines hohen Alters im Bette lag, so spiegelte sich ihm in dett Stunden der Stille der sternenivtms melude tiefe Nachthimutel stiftend, in den er so oft ge- schattt hatte, oder seine hohe Tageowölbitttg und Bläue ab, und dieo war seiu fiiftcster Genuß. lHettgstettbeegJ Der Himmel nnd die Feste werden hier persouisietry werden aber keineswegs damit alo sclbstbctvußtc Wesen gedachtz ihre Predigt ist vielmehr ciue bioo obseltivcy sie ist die uuarticulirte (unattogesvrvchcne) tiiede der bewußt« tosen Crcatur. eine Wiederstrahlung der Herrlichkeit, welche Pol-DE) alo Abglanz der seinigen ihr gegeben. Vgl. Rhea. s. Ein Tag sagrs dent andern swas er die Himmel hat erzählen und die Feste oerkündigen hören, es gleichsam seinem nächsten Nachfolger« zur Fortdflanzung auf die übrigen Nachfolger mitthei- terms, nnd eine Nacht thnt’o innd der andern seso daß die einzelnen Tage und Nächte itichtei anderes snd alo die Glieder einer uuuuterbrocheneu Ueberliefes ritngsictty au tvelchcr das Wort der lobpreiscttdeu Pre- digt in V. 2 von einer Zeit auf die andere übergeht]- 4. Eh ist [da auch unter all dtzn verschiedenen Nationen auf Erden] keine Sprache ttoth Rede, da matt nicht ihre [die von den Himmeln und der Feste aus: und auf die Tage und Nächte als Uuterherolde übergehendej Stimme höre sdenn ob ed gleich eine laut· oder spracblose Botschaft ist, diese Stimme, so ist sie doch, und zwar eben dartun, well sie nicht in Worten einer einzelnen nteuschlicheti Sprache gescl)iehet, eine allvcrstäiidlichty wenn nur Ohren da sind, die sie vernehmen wolieu]. 5. Ihre Schnur [womit die Himmel und die Feste das Gebiet umsponnen, das als Bereich für ihre Botschaft ihnen zugesehen] gehet and in alle Lande satte Länder der Erde file sich in Beschlag zu nehmeu], nnd ihre Rede an der Weit Ende [iudem sie alles, was in der Welt ist, als zu ihrem Gebiet gehörig auch mit ihrem Zeugniß von Got- tes Macht uttd Herriichkeit erfülleu’]. Er [Gott] bat der Sonne eine Hütte sals Wohnstatts luden- selben geutacht sihr im unermeßlichen Raum der großen Hervlde feines Ruhms, von denen bisher die Rede gewesen, einen Platz angewiesen l. Bilds. l, 14 ss.]; C. Und dieselbe suun selber auch zu einem Hei-old« werdend] gehet [am Morgen, wenn sie im Osten am Himmel emporsteigq heraus fand dieser ihrer Hütte, in der sie wie ermüdet von ihrem Lauf am vorigen Tage die Nacht über ge- ruht hat], wie ein Bräutigam ans seiner-Kammer fdenu ihr Llttgesiclst firahlt da in einem so frischen, anmuthigen Lichte, als spiegele stets in ihm die Freude und Schöne eines soicheu wieder, der das Ziel seiner heissesten Wünsche erreicht hat und itt voller Jugendfrische prangt Jes. 61 , l0], nnd srettet sieh tote ein [seiner Kraft und Schnelligkeit 166 Psalm II, 7—— 14. sich wohl bewußter] Held [Ps. 18, 33 U, zu laufen den Weg [den sie den Tag über zurückzulegen hat]. 7. Sie gehet auf an einem Ende des Himmels, Und läuft um [das ganze weite Himmelsrand durchmesscndj bis wieder an dasselbe Ende; und bleibt [auf diesem weiten Wege] nichts vor ihrer Hitze verborgen sso daß sie wie das Auge des alles sehenden Gottes, wie ein Abbild seiner alles berührenden Gewalt erscheintms «) In Röm 10,18 bedient sich Paulus dieser beiden ersten Zeilen des Verses, um mit deren Worten den Ausgang der apostolischen Predigt über die ganze Erde zu bezeichnen; die Alten glaubten deshalb die erste Hälfte des Psalms als allegoiische Weissagung, die Himmel als Bild der Kirche und die Sonne als Bild des Evan- gelii fassen zu niüssen. Aber. der Apostel citirt dort nicht förmlich, er giebt alttestamentlichen Worten nur eine neutestamentliche Wendung, indem er die alles durchdringende Predigt der Himmel als Bild der alles durchdringenden Predigt des Evangelii faßt, wozu er dnrch die Parallele, in welche der Psalmist selbst Natur und Schristoffenbarung stellt (V. 8 fs.), berechtigt war. (Delitzfch.) Die Beziehung des Apostels aus unsre Stelle hat einen tiefen Grund. Die Allgemeinheit der Offenbarung Gottes in der Natur ist eine Realweissai gung auf die Allgemeinheit der Verkündigung des Evan- eliums; ist jene nicht zufällig, ist sie in dem götilichen esen begründet, so muß aus demselben göttlichen Wesen auch diese hervorgehen. Die Offenbarung Got- tes in der Natur ist für alle seine Geschöpfe, denen sie als solchen zu Theil wird, ein Unterpfand, daß sie der- einst anch der« höheren und herrlicheren Offenbarung theilhaftig werden inüssen; sie war für die Heiden eine Bürgschafy daß die zeitliche Beschränkung des Heils nicht Gegensatz, sondern Mittel der Entschränkung war. (Hengstenberg.) -—— «) Jm Hebräischen ist, wie in fast allen Sprachen, die Sonne männlichen Ge- schlechts; die Vergleichung in V. 6 u. 7 verliert im Deutschen dadurch, daß die Sonne bei uns weiblichen Geschlechts ist. —- "«·) Siehe da, ihre Pracht, ihre Rastlosigkeit und ihre Gewalt, in der sie zum Prediger fiir die stumpfe Menschheit hingestellt ist! Denn wären wir nicht über die Maßen stumpfsinnig und ver- schlossenen Herzens, inüßtenicht jener Schluß, der uns bei jedem Blick auf die Sonne und den Himmel so nahe elcgt ist, der Schluß von der verschwenderisch ausge- satreuten Herrlichkeit der sichtbaren Creatur auf die Herr- lichkeit von Gottes unsichtbarciii Wesen, unser Herz bald auf’s sreudigste dirrchzückem bald mit den ernsten Schau« ern der Chrfurcht durchbcben? Aber wie unzählig viele, welche nicht müde werden, die Schönheit der Schöpfung nnd wie wekth sie der Liebe und Hingebung des Men- schen sei, zu preisen, und die doch iiicht von fern an den Schluß denken, daß der, von welchem dies alles ausge- ngen ist, iioch viel schöner sein und die Hingebung des Menschen noch viel mehr verdienen müsse, ja, die sogar sich schämen würden, mit gleicher Wärme von der Liebe zu Gott zu reden! Andere aber, wenn ste auch mit Begeisteriiiig von der Offenbarung Gottes im Reiche der Natur sprechen, vermögen wenigstens nicht, den- selben Gott in den Osfeiibarungen der heil. Schrift wiederziisindem Und allerdings, predigt auch Himmel und Erde von Gottes Allmacht und Weisheit, Liebe und Majestät——von seiner Heiligkeit predigt nur die Bibel und das Gewissen. Soll nun der Mensch von der Allmacbh Weisheit, Liebe und Majestät der Gesetze dieser sittlichen Weltordnung nicht minder ergriffen wer- den, als von der Natur, sollen die großen stttlichen That- sachen, welche die Bibel verklindigh ihn nicht minder hin- nehmen, »als die Erschemungen an Himmel und Erde, so· setzt diesem Gemüth voraus, in welchem der Sinn fiir das Heilige nicht weniger kräftig und lebendig sei, als der·für das Schöne und Erhabene. Obgleich nämlich das· Heiligk auch das Schöne genannt werden mag, da es ja in nichts anderem besteht als in der Harmonie der Seele in sich und mit Gott, und eine heilige Seele allemal eine «schöiie«»Seele ist, so bleibt doch bei vielen, welche von der Schönheit der Natur begeistert werden oder auch vor einem Kunstwerk inenschlicher Hand in Entzückung verloren stehen bleiben, für das in stillem inneren Bilden sich gestaltende Kunstwerk einer mit sich und Gott harmonischen Seele ihr Sinn völlig verschloss sen. Der Psalmist nun ist ein solcher, wclcher von der sittlichen Schönheit des göttlichen Gesetzes und der Seele, die ihm sich hingiebt, nicht minder ergriffen wird, als von der Größe und Schönheit der Natur, und der da- rum auch aus der Rede von Himmel und Erde dieselbe Gottesstimtne wiedererkennt, die im Gesetze redet: vgl. den folgenden Abschnitt· (Tholuck.) II« V. 8-—1t. Qhue alle äußere Vermittelung geht de: - Sänger zu dem zweiten Theil, dem Col-preis der Gnade Gottes als des Gesetzgebers, über; aber er siihlte sieh vorhin oon der pracht der Schöpfung nur darum so hin— gerissen, weil die Herrlichkeit deo Gesetzes ihm iui Herzen lag, nnd er hat nur darum soeben Gelegenheit genom- men, oou der Sonne als dem voruehmsien Zeugen der Stajestät Gottes am Himmel zu reden, um desto stärker die geistige Sonne hervorheben zu können, welche die Leuchte sur den inneren Menfeheain Indem er nun Gott utiht mehr finie in V. 2 u. s) Gott, den Starken, sou- drrn den Sitten, den Zniidesgott seiner Gemeinde (1. Aus. s, 3 Kann) nennt, läßt er zwölf Eobsorfiche des Gesetzes oder in weiterer Bedeutung des göttlichen Wortes folgen, welch: in stehe; pasre W. it—10) zerfal- len, in denen der zweite Spruch zu den: ersten immer in dem verhcittuisse der Folge zu der Ursache sieht; am Schlusse sit. it) zieht er dann das Facit dieser Eobsoriietie und preist nach im Ganzen die Herrltitjlcrit nnd Lieblichkeit des also beschassenen Gesetzes. ·8. Das Geseh des HGrrnt soon ebenso prie- sterlichem und prophetifchem, als königlichem Cha- rakter, von ebenso verheißendem, als forderndein und züchtigendem Jnhalt, wie es als göttliche Offenbarung durch Mosen gegeben und durch gött- lichesführung zu Jsraels jsebensordnung gewor- den ist] ist ohne Wandel sein vollkommener Aus: druck des göttlichen Gnadenwillens oder, wie St. Paulus Röm. 7, IS. 14 schreibt, heilig und gelstltchz gerecht und gnt"], nnd etgnicket die Seele sinfofern es der quälenden Ungewißheit über Gottes Willen und die Mittel ihm zu gefalle» ein Ende macht] Das Zeugniß des HEIM [eben dieses Gesetz« wie es in den zwo Tafeln des Zeugnisses 2. Most-l, 18 sich auseinander gelegt hat] ist gewiß [im Gegensatz zu der un- sicheren und« fchwankenden Bernunfterkenntnißs Und macht die Albertten [die Einfältigen und Un- erfahrenen, die ihrer geistlichen Armuth sich be- wußt sind und darum mit offenem Sinn an die göttliche Unterweisung sich hingeben] weise. «) Jm Grundtext ändert sich von hier an der Lobpreis der Gnade Gottes als des Gesetzgebers. Von rechter Buße. 167 Rhythmus: ,,man sühlt’s, wie das Herz des Dichters fest, wo er auf die heilsgeschichtlicheOffenbarung, deren Signatur der JehovasName ist, zu sprechen kommt, doppelt freudig zu schlagen beginnt« It) Der Propbet stellt sich vor die, welche durch das Wort des Glaubens den Geist empfangen und darüber fröhlich worden find, und eine Liebe bekommen haben, dasjenige zu thun, was des Gesetzes ist. Darauf lehrt er nun, wie heilig, wie gerecht und wie gut das Gesetz sei, welcl)es denjenigen, die den Geist nicht haben, bitter ungerecht und hart zu sein scheint, da doch die Schuld nicht am Gefetze, sondern an den Neigungen liegt. (Luther.) I. Die Befehle des HErrn [da er in seinem Gesetze uns sagt, was wir thun und lassen sollen] sind ticl)tig [infofern sie auf geradem Wege in rechtem Geleise leiten], nnd erfreuen das Herz [denn indem sie aller eigenen, so mißlichen Leitung uns überheben, geben sie uns das frohe Bewußt- sein, daß wir auf rechtem Wege zum rechten Ziele uns befinden] Die Gebote des HErrn sind lauter [als welche die reine Natur des Lichtes an sich tragen Sptüchw- S- 23J, nnd [wie sie Licht in sich selber sind, so geht anch Licht von ihnen aus, also daß sie] erleiichteu die Augen [dessen, der sie in sein Herz aufnimmt, und machen ihn geisilich gesund, frisch und fröhlichs 10. Die Furcht des HErtn [die in feinem Ge- setz geoffenbarte Art und Weise, wie man ihn zu fürchten hat Pf. 34, 123 Sprüchw. 15, 33; b. Mos. 17, 19] ist rein [wie das, gediegenem Golde gleiche Wort Pf. 12, 7., von dem sie ge- lehrt wird]- nnd bleibt [als keinerlei Reinigung mehr bedürftig, über eine jede, sei’s ganze oder theilweise Reform erhaben] ewiglich [Matth. 5, I 7 f.]. Die Rechte des HErrn [seine Anordnungen und Gebote, darin er festgestellt hat, was recht ist und zu Recht bestehen soll] sind wahrhaftig [das in Wirklichteih wofür sie sich ausgeben, nämlich Gottes Rechte und Satzungen], allesatnint gerecht [sie haben alle ohne Ausnahme Recht und behal- ten Recht, weil von dem gerechten Gotte nur Ge- rechtes ausgehen kann]. · - Die zwölf Lobsprüche erinnern an die zwblferlei Früchte aus dem Holz des Lebens in Osseub 22, 2. U. Sie sind sum nun die Summa von alle dem zu ziehen, was bisher von den Rechten des HErrn gesagt worden] ldstlicher [begehrenswürdi- ger für den, der sie in ihrem ganzen hohen Werthe erkennt] denn Gold nnd viel feines [mit besonderer Sorgfalt gereinigtes und mit möglichst wenig Beisasz verfehenes 2. Mos. 25, 11 Anm.] Gold; sie sind [dem, der sie nicht blos äußerlich behält, sondern in sein Jnneres sie ausnimmt] süßer, denn Honig nnd [die süßeste Art des Honigs, wenn derselbe von selbst aus den Zellen der Waben herausfließt, nämlich] Honigseim [1. Sam. M, 27 Anm.] Es ist dies ein großes Wunder des heil. Geistes und der Rechte des Höchstem die alles ändert, daß dasjenige über alles efällt, was zuvor über alles mißsieL Denn was nchen die Nienfcheit eifriger, als Reichthiim und Wollüste? Und gleichwohl hat der Geist an dem Gesetze des HErrn weit größere Lust, als des Fleisches Lust sein kann an seinen Reichthüniecn und Wollüsten (Luther.) lll. v. 12 -15. Dei: Sänger stellt sitt) hierauf selber in das Eicht des Gefiel-en: wag er so eben non dessen Herr— liihlielt gesagt, hat er ans etgrnster Erfahrung geredet, denn er läßt sitt) dnrct) Gottes Unterweisung anflitären nnd leiten, nnd fleht im Genosse des Lohns, der den treuen Zrobnchtern der göttlichen vorschriften verbeißen ist. Tiber, als hätte er damit zu viel gesagt, bitter er sofort um Vergebung der vielen, dazu meist niirriiannten Setiiiiaitjhettssündeik denen nun) ein Begnadigter unter- liegt; nnd weil er zugleich vor schwerennnd ninthwiltis gen Sünden fiel) nicht sicher weiß, welche seinen Stand als Knecht Gottes aufheben würden, so bittkt er nui iteniahrnng davor nnd faul-ißt, indem er net) Gottes als seines Hort» und Erlösers bewußt ist, sein Wird» niit der zniiersichtltchen Erwartung, daß dasselbe eine wohl— gesättigt Annahme oou Seiten des ijGrrn sindeu werde. 12. Ancb wird dein Knecht sin dem zu Pf. 18, 1 angegebenen allgemeinen Sinne dieser Bezeichnung] dnrch sie fin einem fort] erinnert [wie er sein Leben einzurichten hat, so daß es ihm niemals an dem Licht der rechten Erkenntniß fehlt]; und wer sie halt [solcher Erkenntniß gemäß auch fein Leben führt, wie ich denn das zu thun mit Ernst mir angelegen sein lasse Pf. 18, 21 ff.], der hat großen Lohn [Ps. 106, 3]. 13. sAoek skeiiich ist es um dieses Halten deine: Rechte bei einem fchwachen fündigen Nienschentindeund bei der oft so scheinbaren Verlarvung der Sünde, die es gar sehr versteht, sich zu verfeinern und unsichtbar zu machen oder wohl gar den Schein des Guten anzu- nehmen, ein mißliches Ding-l Wer kann merken, wie oft er sehnt? [Wer so scharfe Wacht halten und immer fchnell genug erkennen, wie oft sich etwas im alten hossärtigen Grunde zufammenspinnt wider das neue Wesen des Geistes? Es bleibt da nur die einzige Hilfe, zu bitten :] Verzeihe mir die der- borgenen Fehler* [sprich du von ihrer Schuld mich los, da ihre gänzliche Vermeidung nicht möglich istjl «) Von der Beichte wird also gelehret, daß man in den Ktrcheii privat-im absolutionem erhalten und nicht fallen lassen foll; wiewohl in der Beicht nicht noth ist, alle Missethat und Sünden zu erzählen, die- weil doch solches nicht möglich ist, Pf. 18 (vgl. Anm. zu Pf· 2,12): Wer tennet die Ntiffethati (Angsb. Confessiom Art. XI.) « 14. Belvnltre ttnch [denn wie für die eben ge- nannten Sünden ich deiner vergebenden Gnade bedarf, so für die nun folgenden deiner bewah- rendeni Gnade] deinen Knecht vor den Stolzen [vor denen, welche stolz und frech sich wider dich erheben, dein Wort verachten und freventlicl) dein Gesetz brechen — hier f. v. a. vor dergleichen Sünden,— wie die Stolzen sie begehen, vor den Sünden mit. erhobener Hand 4. Mos. 15, 30 f.], 168 Psalm is, is. 20, 1--10. Si, 1—-Z. teise fle nicht iiber iiiich herrschen sdenn sie werben alsbald, wenn man einmal ihr Gebiet bereite, zu Tyrannen, die den Menschen ganz in ihre heillose Knechischaft hlneinziehen’]; so werde ich ohne Wandel sein lunstrasiich in dem Sinne, wie ein Ntensch bei feiner Schwäche V. 13 überhaupt es sein kann i. Mist. S, O; Hiob i, Les; i. Thess. 2, los, nnd unschuldig bleiben großer Mlssetbat sdadiirch inan aus den. Giiadensiande fällt uiid aufhört, dein Knecht zu seiii]. «) Die kirchliche Glaubens- und Sitteiilebre unter- scheidit tiieriiach iii biiiiicht auf die Schuld der Sünde: ii peccata iiivoliiiitaria sunfreiiviliige Sündens inelehe nicht niitAblicht nnd Ueberlegung begangen werden und u« eiitiverer per-c. ignoisaiiliae lSüiideii der Unioissens heut, b) oter pecc praeciksitaiitiae tSünden der Ucbereiliingh o) oder page. inijriiiitiitis tsehivachi beitsi oder Temveraiiienteisiindeiis find; Z) peccata vo- iuiiiuisia oder prangt-alten, welche iniitbioilltg und iii iibertcgter Absicht begangen weiden und zum pecciiliiiii regniiiis (iiir herrsaieiirseii Sünde) fortschreitem is. Las dir toohlgefallen die Rede meines Mundes swdinit ich deinen Lobpreis gesungen und die Herrlichkeit deines Gesetzes gerühmt habe], nnd das Gespräch meines Herzens vor dir- sdariii ich dich gebeten habe um deine vergebende und deine bewahreiide Gnade], DER, mein Hort sauf dessen felsenfeste Treue ich mich verlasse] und mein Erloser sder du Vergebung zugesagt und iiieine Bewahruiig allein in deiner Macht hastI. Der dritte Absehiiitt unsers Psalnis giebt in nuce (ini kerrihafteii Audziiges eine scharf unirsseiie Sotcrtologie (-Heiielehre); nimmt man Pf. 32 hinzu, so hat man das Glanze des Heiloivisgs in, so zu sagen, paulinischer Klarheit und Bestimmtheit. Paulus ettirt auch beide Psalmen; sie waren gewiß seine Lieblingn (Dclitzseh.) Dei: Tit. Psalm. gebet der Tliilerlhunrn siirihre Obrigkeit. I. Ein Psalm Davids, oorziisiiigeii [s. Z, 1; 4, i]. David, im Zegrlsf zur Belagerung der aiuinonilisaien sdiiiaosiiidl Rai-im in deii Streit zu ziehen (2. Hain. is, 26 I, vgl· Zum. zu L. s. l2, Zl), dringt zuvor dem HErra in deui Zeltteiuotl ans Zion Opfer dar, wie das vor orgliin rinrg Feldiugrg üblich ioar il. Hain. is, 9). Was er ltri dirlrr Gelegenheit sieh ersieht, nämlich Gottes giiadenrriaitn Beistand zu einein gliirliltclien Ausgang de; Unternehmens, das soll auch die beim Gottegdiriist versam- iiieltr Gemeinde ihm kiliilten helfen; darum legt er ihr dirs non den leuttiäiiien Sängerihören auoiiisiihreiide Lied in dru Mund, darin er nett tritt ihr zu Einem Leibe, dessen Haupt er in, zusauiniriisaitlißn Ver Psalm folgt ausps l9., weil pseln Anfang wir das Echo drr tittte ist, mlt ivelitirr lriier schließt« I« V. 2-6. Indern die Olllcrdarbrlnguitg vor sieh geht, beginnt der Gesang des erste-i Theils des Liede» So— rael tust feinem in den Krieg arti-ziehenden iiöuig seine Stätte— und stgrnoioiinltlte zu, daß der tjErr nilt ihm ziehen iuid seinen Waisen dtu Steg verleihen walte. Z. Der HErr erbdre dich sDavids tii der Noth [in welcher du jetzt deine Zusiucht zu ihm nimmslh der Name des Gottes Jalob sder Gott, der, wie die Geschichte unsers Altvaters Jakob zeigt, in der Zeit der Trübsal Gebete erhört l. Mos. 35, 3 iind auch an desscn Nachkommen seinen Namen fort und fort in einer Fülle von Heilsthaten verherrlicht hat] seliühe dich [iii deiner gegenwärtigen Bedrängniß, daß du ihr nicht un- terliegen, sondern unverletzt und sieggekrönt aus ihr hervorgehesis s. Er seiide dir Hilfe vom Heillgtbuiii sgebe dir von dem Heiligthum, da du in dieser Stunde vor ihm aubetest, seine Heere i. Vlies. 32, l f. als Hilfstriippeii mit in den Streit], nnd stärte dieh ans Zion slasse von der Stätte aus, an welche er mit seiner Guadengegenwart und seinen Segnungen sieh gebunden hat, auch weitere Unter- stützuiig dir zusiießeiis 4. Er gedenke all« deines Sdeisobfers seaß du selber ihm, wie der ans dem Altar verbrannte Theil des Oofers andeuten soll, ein Gegenstand beständiger guädiger Erinnerung seiest Z. Was. L. 25 Its, 13], nnd dein Braiidopser müsse fett sein sfür ein settes ihm gelten, das er niitWohl- gefallen annimmt Z. M. l, 9]. Still [Aiim. zu Pf. Z, Si. i Während der bisherige Gesang dazu Opserhaiidtiing einzuieitem ges-hab diese setzt wirklich; ihren Eintritt bezeichuet das Sein, woniit eine Pause iin Gesang und eiii desto stärteres Dzliifraulcheii der Atti-it lignalisirt wird. Die beiden folgciiden Verse setzen dann den Gesang fort, soweit er die Oarbriiigiiiig tcr Opfer· begleitete. Z. Er Idee HErH gebe dir, was dein Herz drgchket seinen vollständigen und erfolgreieheii Stegs, und erfiille alle deine Anschläge sdie in den gegenwärtigen Kriegsläuften gefaßte planmäßige Entsehließungs C. Wir rühmen sieht schon, o HErrs daß du und hilfst [als wäre der Sieg allbereits etkäinpfts nnd iui Namen unsers Gottes ioersen ioir Panier auf lsctiwingeu froipuch das Fähnieika weit wir wissen, was für einen zuverlässigen uiid mächtigen Helfer wir an diesem unserm Gotte haben. Doch freilich: noch gilt es, nicht sowohl zu jubeln und zu frohlocken, als vielmehr zu bitten und zu beten; darum kehren wir lieber zu unserm Glückivuiisch von vorhin V. 5 zuriict]. Der DE« geweihte dich sDaoids aller· deiner Bitt: sioomit du jetzt betend vor ihm stehsi]. Es kommt mir vor, als ob David diesen Psalm verfertigt habe, baß er zii eiiiein andächtigeri und heili- gen Feidgesclirei dienen sollte, dadurch er sich und das Vol! ermiiittern und zum Gebete abrichten möchtr. (Luther.) Wir sehen schon hier das rechte Verhältnis von König und Volt zu einander ausgedrückt, wenn cin Voll iiber seines sidiiigs Heil jubeln lann als über sein eigenes, da ja das Leben eines Volleo tu seinem diente, die Gebet der Unterthanen für ihre Obrigkeit. 169 Könige, und eines Königs Hei! nnd Leben in seinem Volke sein soll. (Thelnck.) II. V. 7——9. dlaihdent die Qoseeltandlnng zu Ende, erhebt slth eine Sold-Stimme uitd spricht itn zweiten Theile des Liedes die inll einen! Mal ailslcnelitende Zuversicht der gtiiidlgen Ausnahme des Opsers iian Seiten des hilirrn uiid die gewisse Criiöritag der geschehenen Bitten iind Xürbltien ans, woraus sie in der ganzen Vallltiasi des Glaubens ein Trltitnohlied siagt nach nor dent Siege nnd ein Frendrngrsairei macht, naat ehe die ejilse erfolgt is Haben wir anih nicht den König seit-er als deusenis gen nennt-lieu, der dlr.e Solwpiirllile aussttsiihrrn hatte, wie inaitthe Kur-legte wollen, so tI es dont ewig, das; der leolilsiite Sänger, dein sie ruhet, den König hier repeäsentletr nnd seine Stelle vertrat. 7. Nun [indem mir in diesem Augenblick die gewisse Zuversicht der Erhörung aller so eben ausgesprochenen Gebete im Herzen zu Theil wird t. Mit. l7, 21 Am. 21 inetle ich,«« daß der HEkr seinem Gesalbten hilft snicht iiii Allgemeinen blos, sondern iit der besonderen Sache, iitit die es sich hier heitern]- uad eiikiret ihn in seinem «— heiligen Himmel sioo er im eigentlichen Sinne thront, während sein Thronsitz auf Erden, dcr in V. 3 genannt wurde, nur die Vothalle des himinlisaien ist, vgl. Pf. il, 413 seine rechte Hand dilfi gewaltiglich sund wird auch hier durch heil: saine Groszthaten sieh oerherrlichens «) Der Glaube, wenn er ivahrhattizi ist im Herzen, beiräsiigt das, was er glaubt, so gewiß, daß er sich iticltio Eteivissereo bereden lässt, nnd er weiß ee so gar gewiß, als ob ed bereits geschehen wäre. 8. Jene sunsre Feinde, die mit den Shrern Verbitiideten Aiitnioniter 2, Saat. l0, is] vkksqsskn sieh ans sihre Streit-I Wagen und Kriege-s Neste; wir abeedeiiien an den Namen des HErrm un- sers Gottes sund erkennen ihn für unsre rechte Wehr und Waffe b. Mos t7, its; 1. Sam. 17, 4;')]. O. Sie sdie eine Zeitlang die Oberhand zu haben schienen] find ssiir unsern Glauben schon so gut wie] uiedergrsiitrzh nnd gefallen sum nimmer wieder aiifzustehenk wir aber stehen aiifgerichttt sund werden auch stehen bleiben]. Bei angebender Schlacht inii dem Feinde siheitteii zwar die Goitloseii zu stehen, indem sie sitt) ant« ihre Wagen nnd Nosse verlassen; hingegen die Frommen, die aus den Namen des ibErrn vertrauen, schritten ihnen bei weitern itiiht gewachsen zu sein. Aber der Glaube rlihint sich also: obgleich sene stehen, wir aber schwach zu sein nnd zu fallen sihciiiett, so sind titir doch gewiss, das; sich die Sache in kurzer Frist ganz uintehreti und jene fallen iiierdein wir aber werden wahrhaftig uns in die Höhe richten und stehen, sa wir sind schon aufge- siandeii und stehen ausgerichtet O ivad für ein schönes Muster des Glaubens ist dieses! sLiiiherJ III— V. til. Juni Schlaf fällt wieder der gaate lealtlsthe sängeriiior ein nnd iiiatnii den Bittens der Gemeinde in: Eingang des plaliiiz oon ilenem ans, iedoiii la verhärte- tee Faen- nnd iia Ansatlnf an d. 7., der das Erbeleiie bereits als ein Eehdrtei oeeltürgtr. · Its. Hilf, Dikrrl der Kdtiig snicht der irdische, sondern der, dessen Reich David regiert, der HEry unser Gott, vgl. Z. Pius· 33, 5 Auen; Pf. 48, Z] erbore nnd, wenn wir rufen. Luther iibersetzt genau itach der Acccntiintion im Grniidlerh nur daß er den voii selbst atn Schlusse ded Liedes sich einstellenden Neiin nicht ioiedergiebn während Deliszsch diesen auszudrücken versucht, indem er libersetzh Jehooa, o schasshheill Dei-König erböre uns, heut nio er hört flehen und. Dagegen ziehen Sciitnagittta und Vulgata das Wort »Köiitg« inne er« sit-n Salz; letztere übersetzt: Damian, solt-um fac regem Höcker. ichassc Hei! dem Königin inne« zum— Motiv des bekannten niedre: Goci aave the king sden König segne Gott) geworden ist. Der 2l. Psalm. Christi Sieg titider die est-stille. L] Ein Psalm Davids [3, 1], borziisingen H, 1. Hatte int vorigen Psalm W. s) die Gemeinde ihrem König stieltiticnd ingeriiiene »Der HErr gelte dir, was drin Her; begehrt, und eestille alle deine Knseltlägekl so ltann sie iu diesem Psalm ((l. Z) non ihtn lolspreiiead zu dein tjErrn lagen: »Du gieltsi ittin seines Herzens Wttnfak nnd welgerh alait, ioaa seitt Mund ltittei;« gleiatwie niittillits der vorige psaltn ein sitttiialnt seines doliies litt« seinen König war, als er in den Krieg wider die Jintinaniier alt-zog, so ist der vorliegende des Valtiea Vautensalin sue den, seine-n König ooni tsEren nerliehenen Sieg, als dieser die atnnianiiilitte ijannisladt iiabba genommen nnd die ant— inanitlstlte Aönigsltrone sitt: auf· Haupt gesetzt hatte (2. Saat. is, 31 3tttn.). Es lh aber ntte ers die nor« länsige Sieger-fette, die wir hier vor uns haben. wohl drftlten itn Jitttmoniterlande angesititto der israeliilaien i kiriegsirnnnen gehalten; die eigentliche und heimlich: Siege-fette, bei Riittitielir der Bundeslade nach dent Zell— tetniiit auf Zion, begegnet nn- in ils. sit» den Velitzsslt einen psalnt ins dehnen-steil Einst. Z) nennt, anf dein höeltllen Gipfel hhtnuiscliee Empfindung und Varstelltiag ein- heim-teilend. I. V. 2—ll. Wie loeitn vorigen klialiii fleh itn tweitea Theil eine SalasSiintate vernehmen ließ, die person dea Zdniga uertretend itttd aus leitier Seele singend, so hier gleliti ant Eingange: Vaiiid nrrlitindigt mit lobt-rei- sendem Danke, in e re tiitiiti der isikrc ntit dent eben ver« lcltenrn Siege ihn gesegnet nnd wie lierrltiii das Ver— trauen, das re ans Gott als seinen tjelsee gesetzt, be« lohnt habe. T. HErr. der libnig frenet sich in deiner Kraft [die in ihm, als dem Werkzeug deiner Siegesinachh so herrlich sich kund gcthanL und wie sehr sriihliilt ist er iibee deiner Hilfe snie du in deai iiuu glücklich beendigten Kriege ihm hast zu Theil werden lassen]! Z. Du giedst ihm [:oiesetzt, nach thatsächlicher Erfüllung aller in Pf. 20 ausgesprochenen Bitten, deutlich zu Tage tritt] seines Herzens Wunsch, nnd lveigcrfi nicht, was sein Mund biiiet sim Gegentheil, dii geniährst es über Bitten und Bersteheti — darum hier eine Pause im Gesang 170 Psalm 2l, 4—14. 22, l. 2. und ein Zwifchenfpiel mit aufrauschender Musik 1. Chron. 26, 31 Anm.]. Sein. 4. Denn sum nun näher darauf einzugehen, was du nach seines Herzens Wuiifch ihm gegeben und über Bitten und Verstehen an ihm gethan hast-J du überschüttest ihn mit gutem Segen [bringst ihm Segnungen an allerlei Gutem, wah- res und währendes Glück entgegen], dn seizesi fzuin Zeichen, wie sehr du auf die Erhaltung und Mehrung der Ehre« seines Königthums be- oacht bist] eine giildene Krone auf fein Haupt [2. Sam. 12, 30]. Z. Er biitet dich nm’s Leben [hat um Erhal- tung am Leben dich gebeten]; so giebst dn ihm [unendlich mehr als das, nämlich] langes Leben immer und ewigliih Beim Auszu in den Krieg mag wohl dem David die frühere Zeit seines Lebens, wo er, beständigen Ge- fahren ausgesctzh es für eine besondere Gnade halten mußte, wenn er nur aus der augenbiicklichen Todesges fahr errettet wurde, um so lebendiger wieder zum Be« wußtfeiii gekommen sein, als wegen feiner schweren Ver- schuldung, die er vor nicht langer Zeit sich zugezogen (2. Sam. 11), der HErr gar leicht als mit einem To- deswürdigen hätte mit ihm verfahren können; er bat zunächst ebenfalls nur um Errettung aus der augen- blicklichen Gefahr. Jetzt aber, wo er nicht blos mit dem Leben davon ekommen, sondern auch ein neues Unterpfand der über chwänglichen Gnade seines Gottes erhalten hat, taucht die Hoffnung auf’s Neue auf in feiner Seele, die schon einmal während der saulischen Versolgungszeit in ihm ausleuchtcte (Pf. I7, 15), daß für ihn auch der Tod nichi das Ende feines Lebens sei, sondern vielmehr der Durchgang zu einem ewi en Leben. Es wäre indessen auch nicht unmöglich daß avid bei unsern Worten an jene Wetssagung gedacht hätte (2. Sam. 7, 16): Aber dein Haus und dein Königreich foll beständig fein ewiglich vor dir, und dein Stuhl foll ewiglich bestehen; daß er also das Leben gemeint hätte, welches er in seinen Nachkommen fortsühren sollte, wie er denn in der That in demjenigen feiner Nachkommem der das Scepier über das geistliche Israel führt, lebct und regierel in Ewigkeit. s. Er hat große Ehre an deiner Hilfe [ver- möge oder in Folge derfelben], du legesi Lob nnd Schnlnck ans ihn sihn gleichsam damit belehnend]. 7. Denn du seizest ihn [wie du es einst mit Abraham gethan und in demselben Sinne wie diesen 1. Mos 12, 2 f.] zum Segen ewiglich, du ersrenest ihn mit Freuden deines itlntiizzes finden: du auf’s Neue und in iiberschwcinglicher Weise ihm zu erkennen gegeben, daß er Gnade vor dei- nen Augen gefunden]. 8. fSolches alles aber isi der Segen des rechten GottoertrauensJ Denn der König hosfet auf den HErtn [wie er klar und unzweideutig in dem Liede vor der Schlacht zu erkennen gegeben Pf. 20, 8], und wird [nun auch, nachdem erfüllt ist, was fein Glaube schon im Voraus hoffte, als hätte er’s schon Pf. 20, 9., in der weiteren Zu: kunftj durch die Gute des Hochfien fest bleiben [also daß er nimmermehr Sprüchm 10, 30]. Obgleich die Welt sich herumdreht wie ein Rad, woher es geschieht, daß die, wciche auf den höchster: Gipfel erhoben waren, plötzlich herabfallenz so macht doch das Reich Jnda, und unter feinem Vorbilde das Reich Christi, eine Ausnahme. (Calvin.) H« v. 9 ——13. nunmehr, da der psaiiu bis zu feiner Mitte oorgesrhritien til, fällt der Gesuwniirisor der trot- tisctjen Sänger als Repräsentant der israriliisctitn Ge- meinde ein; ,,das Lied, bisher innig, aber doch sthliait in Ton nnd Haltung, wird nnu erhaben und rsseiitooli be— weg! —- nian sühlts, daß des Königs Feinde ans) des voiiies Feinde sind« (l. Hin. l, 53 Kur-U. ilud zwar sagt es das Voll: seinem König weissagend in? Eingehn-i, was es für ihn hofft, daß er näailiaj nitt Gott alle seine Feinde ebenso überwinden und umbringst: werde, wie er’s mit drn Jtmmanitetn gethan; dabei hat es wohl da- ini Junge, was in L. Sam. II, Z! erzählt wird. S. Deine Hand [o David] wird finden alle deine Feinde [bis zu ihnen heranlangen], deine Rechte wird finden fsie auch wirklich erlangend], die dich hassen [denn du bist in dem HErrn, und der HErr ist in dir I. Cor. 6, 17; b. Mos 11, 14 Anm.]. - 10. Du wirst sie machen wie einen Feuerofen [fo daß sie ganz in Feuer aufgehen], wenn du drein sehen wirst [fobald du dein Zornantiitz ihnen zukehrst’« -— doch nicht sowohl du selber]; der HErr [oielmehr, der in und mit dir ist und zu feinem Werkzeug dich gebrauchtJ wird sie verschlin- gen in seinem Zorn; Feuer wird sie fressen. V) Hiermit wird darauf angesvielh daß Davidw persönliches Erscheinen den Fall RabbathsAmmons ent- schied: 2. Sam. l2, 26 ff. « l1. Ihre Frucht [Nachkommenfchaft] wirst dn umbringen vom Erdboden, nnd ihren Samen von den Menfchcniindern fdaß er nicht mehr eine Stelle unter denselben habe, wie der HErr mit denen thut, die ihn hassen Pf. 9, 6 s.]. 12. [Solches Geschick ist aber weiter nichts als die wohlverdiente Vereitelung ihres bösen umgestoßen wird Vorhabensj Denn sie gedachten dir Uebels zu ihnn [indem sie die hohe Würde deines Königs- thums antasteten L· Sam. 10, l ss.], und mach- ten Anfchlägh die sie uicht konnten ausführen fjedoch auf nichts Geringeres gerichtet waren, als ihren alten Nationalhaß gegen Israel zu dessen Verderben durchzusetzenI 13. [Doch wie ihre, so werden auch aller an- dern Widersacher ähnliche Pläne allemal an dir zu Schanden werden-J Denn du wirft sie zur Schulter machen [fie zwingen, daß sie dir die Schultern zeigen, d. i. Kehrt vor dir machen Pf. 18, 41; 1. Sam. 10, 9J; mit deiner Sehne wirst dn gegen ihr AntliH zielen [sie verfolgend wirst du aber dennoch sie überholen und mit dei- nen Pfeilen ihre Vorderfeite treffen) Des Volkes Dankpsalin für den dem Könige verliehenen Sieg. HI- v. la. tlaazdem der Psalm in seinem Eingange zum Hexen: aafgeaiegem in seiner Mitte zum Könige sich hin— abgeseaktz kehrt er in seinem Schluß zum HGrru zurüai mit dem kurzen, aber desto eindriugliazereu Rufe, daß der hErr seine iilacht und Stärke zuni Preise seines Volks wolle immer mehr offenbar werden lassen. 14. HEer, erhebe dich in deiner Kraft sum das zu bewahrheiten, was wir in Beziehung auf unsern König als Erwartung ausgesprochen haben]; so wollen wir singen und loben smit freudiger Dankbarkeit preisen] deine Macht sder alles ihr Widerstrebende zuletzt doch unterliegen muß]. Der jüdischeTheologe Raschi bemerkt: »Unsere alten Lehrer deuteten diesen Psalm vom König Messias; aber, um den Schismatiiern (Christen.) zu begegnen, versteht man ihn besser von David selben« Jn der That ragen die Hoffnungen und Verheißungen des Psalms über David’s Einzeileben hinaus, und durch diesen tleberschwaug wer- den sie messianisch; denn in Jcsu Christo sind alle dein Hause Davids gegebenen Verheißungen Ja und Amen. cDetitzfchh Der 22. Psalm. Meissaguug non Christi Leiden und Herr« lichlieit l. Ein Psalm·Dav»id’s,»votzusingcu is, 1; 4- It« von der Hiudiw die frahe gejagt wird san- derwärts übersetzt Luther genauer: von der Hirschhindin der Morgeuröthes Die im Text stehende Uebersetzung ist eine stnnige Verbesserung dcr uurichligen Deutung der Septuaginta und Vulgata (i·»-å9 rihg abseits-them;- sefzg Eva-Arn; — pro susceptione matutinahz sie faßt die Worte als sinnbildliche Bezeichnung des Inhalts, die Hindin als Symbol dcr bis auf den Tod verfolgten Unfchuld, oder näher des leidenden Christus, und be ieht den Zu- satz: »der Morgenröthe« (vgl. die Uebersetzung in der Variante) daraus, daß Jesus in der Nacht gefangen und des Morgens zum römischen Landpfleger abgeführt, also frühe gejagt ward, daher es auch in dem Passions- liede von G. W. Sacer: Ach, stirbt denn so mein aller- liebstes Leben &c. im Z. Verse heißt: Am Abend stirbt der Aufgang aus der Höhe, es leget sich das früh gefagte Rede· Hengftenberg dagegen, indem er die Hindin ebensalls auf den leidenden und verfolgten Ge- rechten, der in dem Psalm uns entgegentritt, deutet, be- zieht den Zusatz: »der Aiorgenröthech ihnnicht eigent- lich, sondern bildlich von dem Glück, das auf die Lei- densnacht folgt (Jes. 58, 8), verstehend, darauf, daß Christi Auferstehung gerade zur« Zeit der Morgenröthe erfol te, der leidende und verfolgte Gerechte also frühe ver crrlicht ward. Andere Ausleger denken auch hier, gleichwie bei andern derartigen Angaben in den Psal- meniiberfchriften (s. l. Ehren. 26, 31 Anm.), vielmehr an die Melodie oder Toniveisa nach welcher der Psalm zu singen sei, so daß man zu übersetzen hat: auf (oder nach) »Hindin der Morgenröthexs d. i. nach der Melodie des unter diesem Stichwort beiannieu Liedes, wobei es recht wohl möglich ist, daß die Wahl der ge· rade so benannten Tonweise aus die in der Leidensnacht ausbli ende Herrlichkeit hindeuten soll, während in dem Liede Felber »die Hindin der Motgeuröthe« nichts an- ders bezeichnete als das der Morgenröthe vorausgehende 171 Frühlichh desscn erste Strahlen den Hörnern einer Hindin verglichen zu werden pflegten, wie auch im Talmud uns der Ausdruck begegnet: »von der Hindin der Morgen· röthe (dem ersten Frühroth) bis der Osten sich lichten« Im sasneideudsleu Eoutraß Gegensatz) zu der heiter-u Stimmung im vorigen Psalm stehen die liefen Klagen in dem hier vorliegenden. Zils Dr. Luther diesen Psalm aus— legen wollte, nahm er siih Salz und Brod, sailoß ßaz drei ganze Tage in sein Studirzimmer ein und gab keine Kut- wort, als die Seinigen ihn straften, trotz alles nlovfeus und Rufens. Jlls man aber durai den Saiiosser die This: auf- breozen ließ, war er im hohen Maße angehalten über die Störung und sprach: mein! ihr denn, es sei etwas Saileazs tes (Gerlnges), das iaz vorhabe? tliazt allein das Leiden Jesu Christi des Gelcrruzigtem sondern auch das ans seiner Jiuferflehung hervorgehende Heil der Weit und dessen satt-a- nientliaze Zueignung stellt der Psalm uns— so dentiiaz vor Augen, daß, wie schon zu L. sum. 17, 26 bemerkt, er satt aufhört, Weissagung zu sein, nnd Geschtazte der Gegenwart zu fein scheint, daß Irr wie zu einem Programm oder über- sichiliazen Genudriß der Pasßoa unsers shErrn und Heilan- des wird. Osfenbar redet hier Christus durch David, aber nun Matt, wie die Jilten ßch vorstellten, ganz ab- sehend von David und dessen Zuständen (Dan.1,21Jtnnt.), sondern er maazt die Enge, in welcher dieser, sein Iihuherr nnd Vorbild, am Vorabend der Saziacht im Walde Evhraini siai befand, zu einem Darftellungsuiiitel seiner eigenen Leidens— und tierrliazkeitsgesaziazttz und muß da natürlich den David tm Geiste uaeudiich mehr sagen lassen, als der- selbe iu Beziehung aus siai selber sagen konnte. Der Psalm in souach ein typisakpeophetisaierz tyvisch in sofern, ais eine vorbildliaie trage im Leben Davids ihm zu Grunde liegt und gleichsam das Sviegelbild bildet. in wel- chem Christi zakünftiges Weiden siaz absehattet, urovhetisaz aber, insofern David«s Worte weit über den Thatbeßaad seiner persönlichen Eeidenserfahruugen hinausgehen und ihren rechten und eigentliaieu verstand erst dann finden, wenn wir uiazt mehr David reden hören, sondern Chri- stum, dessen Grlst den David über siaz selbß erhaben und ihm die Worte in den Mund gelegt hat, uai in der Gegen— wart ihn die Zukunft erfassen zu lassen. I· v. 2——22. Unter Saiauern der iicfflen Jlngsl sihildeet David zuerst sein Elend, in das er hiuabgeuoßea ist wie in unvermeidliches Verderben, also daß es mit ihm sazier aus und seine Enge eine voilig verzweifelte sei, welaze laut zu rufen sa1eine, daß fein Gott ihn verlassen habe til. 2-l1). Indem nun duraz diese Uoth der auf’s Höchste gestiegenen Jlnfraztnng siaj die iiitte um thilfe hiudurairiugeu will W. 12), verliert sie doaz alsbald ßaz vom dienen in krsasütternde Wehklage über dea entsch- liafen Stand der Dinge w. 13-19),» bis ße zuletzt dann desto müaztiger duraisailägt W. 20—-22). Jlbee gleich in diesem ersten Theil des Psalms wird das thvisaze Element so völlig vom prophetisazen verschlungen, daß die warte kaum aoai eine vorbiidiiaje Beziehung auf David zulassen, sondern ihr illerstäaduiß erst in dem sinnst-title- deni gekreuzigten Christus finden· , 2. Mein Gott, mein Gott, warum haft da mlch Verlassen [hebr. Eli, Eli, lama asabthand Matth. 27, 463 Mark. 15, 34]? Jch heute srufe mit so lautem Geschrei, wie nur irgend der äu- ßerste Schmerz einer menschlicheii Brust es er- profits, aber meine Hilfe ist ferne [und eben dies, daß deine Hilfe und mein Geschrei so weit aus einander liegen, ist die Gottverlassenheit, über die ich ilage]. 172 Pfui» es, z——2-2. Jene klageiide Frage: warum hast du mich verlasseii? ist auch sonst iii den Psalmen nicht ohne Beispiel: 88, l5; vgl. Jes. at)- 14. Die Gottedoerlassenhcit des Ge- kreuzigteii aber ist einzigartig und darf nicht nach dein Maßstabe Davido und anderer, im Zustand der Aiisechtnsi so klaaender Dulder beinessen werden· Das Genieiritsa me hier wie dort ist, daß hinter dem Zorne. der empfunden wird, die Liebe Gottes sich birgt, welche der Glaube festhält, nnd daß der, welcher so klagt, lchon deshalb, an sich betrachtet, nicht Gegenstand deo Hornes ist, weil er mitten tm Gefühl des Zorne seine Gcinciiii schaft iiiit Gott aufrecht hält. Der ungeheure Unter« schied ist ahers der, daß David sich von Gott verlassen fühlt, obgleich er stch vor Gott gcreastscrtigt weiß, daß dagegen der Gekreuzigte mit der Gesantnitsüiide der Aieiifcliheit beladen ist, die er auf sich genommen, uin sie zu büueit nnd die Gnade der Rechtiertigiing flir alle Nteiisaiheit erst zii erwerben. Nicbtodestowcniger ist auch er, an sich betrachtet, nicht Gegenstand des Zorne, denn er ist ja bis znni lrtztcn Atheinzuge dcr Heilige Gottes, und die Sühne, der er sich unterzogen, ist Got- tes eigener ewiger C3nadeiiwille, der nun in der Fülle der Zeit-n sich vernsirtliihiz aber indem cr sich niit unser aller Sünde Gottes Lsiericbte unterstellt, kaiiii es ihm nicht erspart werden, alv Selbstschuldizzer Gottes Zorn üher die sündige Nienfclsheit zu erfahren, nnd and der unendlichen Tiefe dieses Zorngeschmacka der bei ihin auf keinem Schatte, sondern aiis crnstestcr Wirklichkeit be- ruht, ioinitit seine, durch den Zorn hindurch iii Gottes Liebe hinein rnfendc Klage: Jst-«, ist-s, Land« aussah-Just. Er sagt nicht sgiztgxz iasabiariiz sondern sgigkgiiz tsc- balrtanj), welches dar) Targitms (aramiiische Ueber- setznngsq Wort für jenes ist; ei· sagt es aramäiicly nicht um von allen verstanden zu werden, denn solche Refleriori war ihm da fremd, sondern tvcil das Arainäii sehe feine Ntiittersorache war. aus welchem er betend Gott rege; (Abba) nannte. iDeliszsclxs s« Mein Gott, des Tages rufe ich, so antwor- test du nicht; und des Nachts schwcige ich auch nicht ssoiidern muß fortfahren mit Zinsen, weil noch keine Beruhigung durch Hilfe mir gervordens it. Aber du bist heilig sschlechthin rein und licht, so das; der Gerechte mit aller Zuoersicht Rettung aus den Händen der ihn oeinigeiicseii Uugerechteu von dir zu gewärtigen hats, der? du wohuest unter dem Lobi« Jsraclo soicii auch schon so tausend-ach in deiner Hilfohereitschaft geacn die Deinen an Jerael bekundet hast, daß deines Volkes Loblieder erklingen iii deinein Heiligthnm Jcss St, l0 und gewis- serinasicn zu Cheriibskitttgeii werden, über denen du ge- genwärtta sclnheiisi Pf. ZU, S; 99, 1.,·-— wie ist ed da doch nibgliclh das) du so lange niich Vllsloo lässestls d. Unsere Vater hosften ans dich, uud da sie hofftcn halfst du ihnen aus. s. Zu dir schrieen sie, uiid wurden errettet; sie tiefsten, aus dich, uud wurden nicht zu Schan- dtn swie die ganze Geschichte ihrer Ausführung aus Egypteii und ihrer Einführung in Canaan he- weisctj. 7. Jch aber stm geraden Gegensatze zu der Hilfe und Errettung, die sie aus ihre vertrauens- volleii Bitten erfuhren] bitt siii meiner gegenwär- tigen Lage, trotz aller schon ergangenen HtlferUfeJ tin Wurm sganz wehrlos dem schntachvollsien Leiden hingegeben, wie ein Wurm, den man mit Füße« ttitt Its· «, Its. und tritt Mensch sit) entstellt, daß ich eineni Menschen nicht mehr ähn- lich sehe Jst. 5"«’- 145 53, 2 f.], ctu Spott der Leute, nnd Vcraihtung des Volks lGegenstand deo Spottes von Seiten der Einzelnen und der Ver« achtung von Seiten der Gesammthcit Jes· its, 7; ou, its. s. Alle, die mich sehen, spalten mein sale eines, niit dem eo nun ganz aus, dessen Lage eine nnrettbar verlorene ists, spcrktn das Maul auf uud schütteln den Kopf sihrem Spott in höhni- schen Worten nnd mit oerächtlichcn Geberdeu Z. Stdn. is, 21 einen Ausdruck zu geben]: s. Ei« llage es dem HErrii srvie er ja so oft sich dessen gerühmt, daß er an dem HErrn seine Zuflucht· um) Hilfe hat-ej, der helfe ihm aus, und crtette ihn, hat cr sder HErrJ Lust zu ihm swie er immer niit solcher Einbildung sich getragen Pf. is, 2l)j. Ohne ed zu wollen, geben die Spottrnden hier dem Gereihteii Zeugnis, und zwar unter allen zeugnisseii dao tcliiinstch das; er sich der Gnade« Gottes getrösteh sich niit seiner ganzen Existenz auf Gott geworfen; und eben deshalb ist dao soottende: ,,er crrelte, cr crlöse ihn-«, obgleich dies nach der Lage der Sache völlig unmbglich scheint, eiiic itnbeiviiszte Weissagiintr Gott siiate eo also, das; die Spottendeii ain Kreuze Christi (Matth. ·.-.7, sitt) durch eine nnbeivuszte dlieininiesreiiz Erinnerung) gerade diese Worte gebrauchten nnd also sich selbst alo die Gott- losen im Verhältnis; zu dem Gerechten bezeichneten. (Heiigsteuherg.) Anch das Wort .lootteti« in VJF ge« braucht Lukas (2·k-i, 35) in der Passionsgesclsititn Erfül- lung nnd Weissaguiig deckeii sich to genau, das; die evangclische Ciesasichtoschreibung keine bezeichiteiidereii Ausdrücke finden kann, als die von der Weissagung dargereiaiten (Oelitzsch.) 10. sMdgen sie aber noch so sehr spoiten und höhnen, es iit dennoch also, das; du Lust zii mir hast, nnd wird gewiszlich uoch geschehen, daß du mir aushilfst und mich erretten] Dritt! du hast tuich aus meiner Mutter Leibe gezogen; du warst meine Zuversicht, da ich uoih an meiner Mutter Brnsten war sPs. 71, 6]. 1l. Auf dich lgleichfam in deinen, zu meiner Ausnahme bereiten Vatencschooßl bin ich ge- worfen aiio Mutterleibe [Ruth. 4, 16]; du bist mein Gott von meiner Mutter Leib an. Ei! wird dies Wunder ditrch seine Häufigkeit gemein; aber wenn nicht die Undankbaricit unsre Augen niit Blindheit schlüge, so würde tede Geburt uns mit Be· wunderung erfüllen, und ebenso jede Erhaltung eines Kindes in seiner zarten Jugend, dao gleich bei seinem criten Eintritt in die Welt hundcrtsacher Tod erwartet. (Calvin·) Daß ein neugebornes, noch saugendeo Kind Gott vertraue, scheint zwar eine Hhpcrbel (Scbilderung in stark aiifgetragencn Farbin); die heil. Schrift geht aber überall davon aus, daß eo iii dcni neugeborenes» ta selbst in dein noch ungeborencn, nur erst im Piutters leide lebenden Kinde schon ein ans den fernsten Tie- fen dee Unbcwußtseino empordäiiiinerndes Bewußtsein giebt Ovictstig in Betresf der Tausch. Uebrigens ist Weissagung von Christi Leiden und Herrlichkeit. bemertenstverih, daß der Leidende zweimal feine Mutter nennt, wobei man sieh erinnere, daß im alten Testament nie von einem menschlichen Vater, d. i. Erzeuger des Niesstas, inttner nur von seiner Mutter oder Gebärerin die Rede ist. Auch sagen die Worte unverkennbar, daß ed, auf die äußeren Umstände gesehen, ein arnrseliger Lcbensanfang war. (Delitzsch) 12. Sei [denn um dieser meiner, so weit zu- rückreichenden Gemeinschaft mit dir willen auch »sehr] uicht ferne von mir; denn Angst ist nahe suttd da würde fern sein von deiner Seite so gut sein wie gänzlich verlassen sein]; denn es ist hie [in der schon eingetretenen, mit aller Macht auf mich einstürmenden Noth] kein Helfer. 13. Große Farren [noch in aller Jugendkraft stehende Stiere Z. Mos 4, Z] haben inich unt- geben, fette Ochsett sgenauerx Starke Basans, d. i. wohlgenährte und unbändige Ochsett. wie sie in Basan, jenseit des Jordan, aufBergen und in Wäldern in der Wildniß untherschweifen 4. Mos. St, 30 Atem] haben mich nmrittgetz It. Jttreu Rachen sperreu sie smeine, den wildesien Thieren gleichende Widersacher] ans wider tnich smich zu verschlingen], wie ein bkitllettder nnd reisender Löwe [wie ein Löwe, der, wenn er seine Beute erblickt und über ste herfallen will, laut aufbrüllt 104, Si; Amos Z, 4]. 15. Ich bin swährend so mein äußerer Zu: stand der der äußersten Bedrängniß ist, innerlich wie vollsiändig aufgelöst, bin] ansgeschiittet wie Wasser [obsehon noch ungestorben, doch schon so gut wie todt 2. Saat. 14, 14j, alle meine Ge- deine haben [in völliger Qhntnacht und Erschö- pfung] steh zertrettttetz mein Herz ist in meinem Leibe [in Folge der AngstgluthJ wie ztkschinolzen Wachs. Its. Meine Kräfte sind vertrocknet wie ein Scherben sdem die Luft, an die man ihn gewor- fen, alle Feuchtigteit ausgesegen hatJ- nnd meine Zunge llebet an meinem Gaum sdaß ich rein Wort mehr zu reden vermag Hiob TO, l0]; und sum es kurz zu sagen, wie weit es mit mir gekommen] du tegest uiich in des Todes Staub katso daß, wem: der Tod, den ich unmittelbar vor Arrgen sehe, nun wirklich kommt, ihm ttsenig mehr zu nehmen übrig bleibt -— ich bin schon fest mehr todt als lebendig]- l7. Denn Hunde sFeinde, die an Zudringiich- keit und Unverschämtheit, an Bissigkeit und Ver- folgungswuth den Hunden gleichen Luk· is, 2l Auen] haben mich umgeben, und der Bösen Rotte hat sich um mich gemacht; sie haben meine Hände nnd Füße dnrehgtaben Nach anderer Auslegun : wie ein Löwe umkreisen sie meine Hände und Füße, den Händen die Ab- wehr und den Füßen das Entrinnen unmöglich machend. Das im Grundtext stehende Wort Hex; kommt noch stimmt! in Sei. as, 13 pp: unt) vsvsutct spie: wie ei» Löwe; es kommt -aber bei Festhaltung dieser Bedeutung auch an unsrer Stelle ein, wie die oben gegebene Aus« 173 leguttg zeigt, sehr gezwungener nnd unpassender Sinn heraus. Daher hat stvon die iiidische Musora straditios nelle Ertlärung des alten Test.) deine-ritt, das Wort stehe hier in anderer Bedeutung als dort, und Luther, obwohl er die granrntaiische Erklärung teeht wohl kannte, meinte, daß diese hier der Theologie weichen müsse. Matt braucht also tein Bedenken ztt tragen, das Wort in der Bedeutung von III-D, oder ins; zu verstehen (avgeleitet von di) mit N erworben) und die Uebersetzung unsrer deutschen Bibel ohne Weitere-s beizubehalten. ODtit diesem Ausdruck, welcher iiir ihn tricht mehr als ein Bild — und dazu ein höchst anffallendeci —- sein könnte, geht der Sänger wiederum über seine eigenen Verhält- nisse hinaus; er wird vom Geiste der Weissaguctg ge- trieben auf das hinzudeuten, toas sich auf Golgatha er- füllen sollte« 18. Jch möchte alle meine Gebeine zählen san dem nackten, gewaltsam ausgespannten Körper, wo alle Knochen heroortreten]. Sie aber swährend jedes einzelne der so einstellten uttd verrentten Gebeine meine sehtnerzliche Aufmerksamkeit auf sich zieht] schutten lstatt, wenn ste nur einiges menschliche Gefühl hätten, ihren Blick von dem ervärmlichen Schauspiel abzuwenden, recht geflis- sentlich her], und sehen ihre Lust an mir. II. Sie theilen meine Kleider unter steh sale zu einem Zeichen, daß es mit mir nun gar aus sei]- uud toetfen das Loos um mein Gewand sdas Hauptileidtingssiürh den Ejtock Matth. 27, Bd; Joh. II, 23 f.]. ge 20. Aber du, DER; sgegenüber diesem Trei- ben, das so gauz steh geberdet, als wäre hier iein Helfer V. 12j sei nicht ferne; meine Stärke smein Gott V. L, der du, was dein Name besagt, der Starke, Allgewaltigh auch mir zu gute» bistL eile mir zu helfen [Pf. 38, 23; 40, t4]. El. Erretie meine Seele vom Schwert kdas sich über mich attfqemacht hat Z. Saat. l2, tu; Hiob Ist, 295 Such. is, 7; Mark. Ist, 27s, meine Eittsamet is. v. a. Seele, vgl. Pf. 7, C] von den Hunden sgenctuerx von der Hunde-Hand, d. i. von den Hunden, welche Hände haben, den Hitnde-Mensck)en V. 17]. «) Er will sagen, daß feine Seele allein sei und von jedermann verlassen, daß niemand da sei, der ihn suche, seiner wahrnehtne noch tröste, vgl. 1l2,5. iLtttherJ Andere iiberietzetn meine Einzige und verstehen dar- unter die Eine Srele, außer welutcr der Elltensch keine ztveite hat, das Eine Leben, außer tuelchem der Ntensch iein zweites zu verlieren hat. 22. Hilf mir aus dem Rachen des Löwen, nnd erreite mich von« den Einhörnetn [5. Moses, 17; Hiob 39, i) Anm.]. Wenn Jemand fragt, wie dies auf Christum passe, den doeh der Vater nicht vom Tode errettete, so ant- worte ich mit Einem Wort: er sei mächtiger errettet, als wenn der Gefahr begegnet worden wäre, so viel größer es nämlich ist, dont Tode wieder unser-stehen, wie von einer Krankheit geheilt werden. Daher hinderte de: Tod nicht, daß nicht die Auferstehung bezeugte, Christus sei errettet worden. (Calvin.) 174 Il- p. 23——32. Aus einmal schwingt das Lied ans der uiiergründiichen Tiefe, ans welcher sein Hilferuf erklun- gen, zu einer wunderbaren Höhe sich auf. Der lkeidendg der heilsgesihiitjtiielzeu sedentnng seines Leidenggesctiieltes sich bewußt, will das in demselben ihm wldersahrene heil mittels des Worts der Verkündigung zu einem Gemein- gnt machen für alle sdlenscheu in der ganzen weiten Welt. Junächfi ßnd es denn die, welihe er seine Brüder nennt, die vom voller Israel, denen er seine tjeilsbotsniaft und die Theilnahme an seinem Quferuiahl zugedacht hat W. 2Z—27); aber auch zu allen Völkern der Erde, zu den Heiden, die von Gott nichts wissen, soll die Bot— sihafl dringen, Reiche nnd Arme, Gliimliche nnd Elende sollen gleichmäßig an dem iinahie sich sättigen, daß Got- tes bietet) die ganze Welt umspann, und selbst die snätesie diachivelt soll die Kunde empfangen, daß er’s thut, der HErr seinen ljeilsrnthsazluß hinan-geführt hat, nnd im Glauben daran selig werden. Sn diesem zweiten Theile vollends verliert der Psalm ganz nnd gar seinen typischen Charakter und wird vom ersten bis zum letzten Wort zur Prof-helle. W. Jeh lvill deinen Namen sivenn du nun mir ausgeholfen und mich errettest hast, HErr, mein Gott] predigen meinen Brndern [den durch Bande der Natur und des Geisies mir verbun- denen VolksgenossenL ich will dich in der Ge- meine [inmitten der ganzen Versammlung Jsrael Z. Mut. 16, 17; 5. M. It, so] preisen. 24. [Und zwar soll das meine Aufforderung und meine Verkündigung an dieselbe sein:]»Riih- ntei den HErrn, die ihr [in Folge seiner fruheren Ossenbarnngen seinen Namen schon kennend] ihn fürchtet; es ehre ihn [wegen der nun geschehenen neuen nnd viel herrlicheren Offenbarung] aller Same Jakobs, und vor ihm scheue sich fjchauere vor ihm als dem, der zetzt tm überschwanglichsten Maße in seiner Gnade nnd Wahrheit sich kund gethan] aller Same Jsraels P. Denn er hat nicht verachtet, noch ver- schmahet das Elend des Armen [d·er in V.·2—22 aus tiefsiem Leiden klagte nnd zu ihm schrie], und sein Antlitz vor ihn: nicht [auf die Länge] der- borgen [daß er ihn hiitte verlassen»V. 2 bleiben lassen], und da er zu ihm schrie, borete ers salio daß er ihn, der vorhin der allerschnödesteund verachtetste war V. ·7- hetvsch Destv fVFUUVlIchEV angesehen und an ihm gethan hat, wie er bat V. 21 n. 22]. W. [Ja, o HErr:] Dith lvillich [eben dieser Arme, der tief in’s Elend hinabsteigeit mußte und darnach so herrlich erhört und aus alle seine Lei- den errettet worden V. 251 preisen in der großen Gemeine; ich will meine Gelubde bezahlen fdie Gelübdeopfen die in Todesnöthen ich dcmszHErrn zugesagt 3. Mos Z, 2 Anm.», anch wirklich dar- bringen] vor denen, die ihn furchten [V. 24]. 27. Die Glenden [unter ihnen, so viel ihrer an der, von diesen Opfern zu veranstaltenden Mahlzeit 2. Mos. 29, 34 u. Z. M. Z, 17 Aum. Theil nehmen —- dazu geladen aber werdeii sie alle Psalm 22, 23-32. 2Z, 1——3. ohne Ausnahme] sollen essen, daß sie satt werden; nnd die uach dem HErrn fragen, werden ihn prei- sen [weil sie nun ini ganzen, vollen Sinne des Worts den gefunden, den sie gesucht; ich aber, der ihnen die Mahlzeit bereitet, werde im Namen des HErrn segnend ihnen zurufen]: euer Herz soll elvigliih leben [dies mein Mahl gewähre euch ewig währende Erquickung Offenb. II, 9]. W. Es werde [aber auch bei dieser Verkündi- gung meines Heils und dieser Einladung zu mei- nem Opfermahl V. 23 ss.] gedacht aller Welt Ende [aller Völker in der ganzen übrigen Welt außer Jsraei], daß fle sich zum HErru bekehren [nach anderer Uebersetzung: Es werden aber anch in Folge der Botschaft meines Heils, die zu ihnen dringt, gedenken dessen, den sie vergessen haben Pf. 9, IS; Apostelgesch. 7, 22 ff.; Röm. l, 19 ff» und sich zum HErrn bekehren aller Welt Enden], nnd vor ihm [genauer: vor dir, dem HErenJ anbeten alle Geschlechter der Heiden [72, 11]. 29. Denn der HErr hat ein Rein) kdas nicht blos über Israel, das vorerwählte Volk, sich er- streckt, sondern über die gesammte Menschenwelt Pf. 96, to; 97, 1], nnd er herrschet unter den Heiden sdariim müssen auch die als ihren einigen, rechtmäßigen König ihn noch erkennen und anerkennen lernen, die bisher von ihm losgerissen waren] 30. sGleichwie aber der Unterschied zwischen Juden und Heiden durch das Hei! dessen, der hier redet, aus· gehoben werden wird, so anch der zwischen Reichen und Armen, Hoheit und Niederen Röm.1(), 12; 1.Cor.12, II; GOL s, 28-1 Alle Fetten auf Erden [die in allem nur möglichen Ueberfiuß leben] werden essen [von dem Mahle, das da bereitet wird V. 273 Jes. 25, S; Matth. 22, 1sf.] nnd [in dankbarer Erkenntniß der Gnade und Herrlichkeit, welche der Genuß dieses Mahles in sich schließt] aulieteuz vor ihtn [dem großen Gastgeber, dessen Heils sie nicht weniger, als die im Ueberfluß leben, theil- hastig geworden] werden Kniee beugen alle, die [vor Kummer und Elend] in! Stande liegen, nnd die so kümmerlich leben [vor Mangel und Ent- behrung kaum noch ihr Leben zu fristen ver- mögen]. 31. [Ebenso wird aufgehoben werden der Un- terschied der Zeiten und Geschlechtenj Er wird [je und je] einen Samen haben, der ihm dienet [er, der HErr, dessen Name durch das, was er an dem leidenden Gerechten gethan hat, zu allge- meiner Anerkennung für alle künftige Zeit kommtjz vom DErrn wird man veriiiudigeu zu Kindeslind [seine großen Thaten und heilwärtigen Werke] 32. Sie [die Kindeskinder wiederum, zu denen die Kunde von den vorausgegangenen Geschlech- tern gedrungen V. St] werden kommen [zu ihrer Von Christo, dem guten Hirten. 175 Zeit auf den Weltfchanplatz treten Pf. 71, 18], nnd feine fdes HErrnJ Gerechtigieit predigen dem Voll, das komm] geboren wird [102, 19; sie werden predigen, damit auch ihre nachlebem den Gefchlechter es wissen und immer weiter ver- breiten], daß et’s thut [sein Werk herrlich hinaus: geführt hat, das er vorhatte]. Auf dieses thut bezieht sich das letzte Wort des HErrn am Kreuze, das ,,Es ist vollbracht!« ebenso wie das erste Wort am Kreuze aus dem Anfang des Psalms entnommen wurde, unter allen Beweifen für die erha- bene Bedeutung des also umfchloffenen Ganzen der sicherftr. und zugleich ein Fingerzeig fiir die Erklärung des vielfach gemißdeutcten Wortes Christi. Als das Vollbrachte ist nach dieser Beziehung das WerkGoti les zu denken: der letzte Moment des Leidens ist zugleich der erste des Heils, und daß dieser jetzt eingetreten, daß nun die ihatfächliche Antwort auf das »Warum hast du mich verlasfen?« gegeben wird, nun aus die dunkle Nacht das Morgenroth folgt, erklärt hier der verfcheii dende Heiland. (Hengftenberg.) Der W. Psalm. Christus unser guter Hirt. l. Ein Psalm [mit musikalifcher Begleitung zu fingendes geisiliches Lied Pf. Z, l] Davids. »Die Anordnung liönnte nicht ßnniger fein, als daß nun auf den Psalm, der von einem großen, der Menschheit zngerichielen Enadcnniahle redet (22, 27. 30), ein Psalm folgt, der Iehova oreiß als tjirten nnd Wirth der Seinen» diachdeni wir nnn den vorigen Psalm in Ketresf seiner gesihlchtiiclsen Grundlage auf 2.Sciin.l7, 26 bezogen haben, bieten nns die drei folgenden Verse dieser Stelle den Zefmichtliaseu sllntergrnnd für den vorliegenden Psalm (ogl. .Sant.17, 29 Juni. 3); wie aber, so meinen wir, Psalm 22 Christum in seinen Kreuzer-leiden nronhetisih oorblldel, so bildet wiederum Psalm 23 bis zu einem gewissen vdlaße en Heiland ab bei dem letzten hassaniahk da er sein Sa- iiranteul einsetzte nnd vermittels dieses Gnadenmitteis die Seinen in den Stand fehle, die Worte in v. 5 noch in einem tieferen ais blos siglcrllchen Sinne zu beten, wenn ße in Kampf nnd Streit, zumal mit dem letzten Feind, der auf— gehoben wird, hineinziehen. Wider die landläufige Meinung dagegen, daß unser Psalm in die Jugendzeit Davids gehöre, vgl. das in Kam. Z zu l. Saat. its, 13 Gesagte; außerdem iti die Zuversicht, die hier ausgesprochen wird, ,,nlcht die liindliche, nicht die eines solchen, der den Schmerzen nnd dlölhen des Lebens, die er noch nicht erfahren hat, mit der heitern Freudigkeit entgegen geht, welche aus dem llewußb sein der Gemeinschaft mit Gott entspringt, sie ist vielmehr die eines erfahrenen Streiter« eines solchen, der ans otelen Triibsalen kommt, der da weiß, was es mit ihnen auf sich hat, nnd, wie der tjtxrr in ihnen tröstet nnd ans ihnen hilft, reichlich erfuhr-I« . I« v. t—-3. David, durch manche schwere Erfahrungen hindurchgegangen, aber nun) allezeit in denselben non Gott gestattet, erhalten nnd einem guten Ende entgegen— geführt, hat so eben wieder in seiner tranrigen Enge des parbens und dlniherlrrens die freundliche Fürsorge des liErrn erfahren uad preist ihn nnn als seinen Hirten, del deni an nichts, das er bedarf» es ihm inangele nnd der in jeder Beziehung seines wohles wahrnehmn Der DE« [der alles hat und den Seinen alles gewährt, was irgend gut an sich oder gut gerade für sie ist] ist mein Hirle [hat auch mich unter feine Pflege und Fürsorge, unter feine Lei- tung und Führung genommen]; mir wird [daher, »so lang ich diesen habe-«] nichts mangelu [5. Mof. 2, 7; 8, 9; Pf. 34, 10 f.; Luk. 22, 85]. Die andern Namen, weiche die Schrist Gott giebt, lauten eines Theils etwas zu herrlich und majeftätifch, und bringen gleich eine Scheu und Furcht mit sich, wenn man sie hört nennen; als, wenn die Schrist Gott nennt unsern HErrn, König, Schöpfer u. f. w. Der Art ist dies Wörtieili ,,Hirte«« nichi, sondern lautet gar freundlich und bringet den Gottseiigem wenn sie es lesen oder hören, gleich eine Zuversicht, Trost und Sicher- heit mit, wie das Wort ,,Vater« und andere mehr, wenn sie Gotte zugeeignet werden. Man kann aber dies tröstliche und liebliche Bild nicht besser verstehen, man gehe denn in die Creatur und leriie fleißig daraus, was die Art und Eigenschaft eines natürlichen Schafes, und das Amt, Arbeit und Fleiß eines frommen Hirten sei. Ein Schaf muß gar allein feines Hirten Hilfe, Schutz und Fleiß leben; sobald es den verliert, ist es mit allerlei Fahr umgeben und muß verderben, denn es kann ihm selbst gar nichts helfen· Urfach: es ist ein arm, schwach, einfältig Thierleiry das sich selbst weder füttern noch regieren noch auf den rechten Weg finden noch wider irgend eine Fahr oder Ungliick schützen kann. Ohne das, so ist es von Natur auch schüchterly flüchtig und irrfam, und wenn’s nur ein wenig beiseite abgehet und von feinem Hirten kommt, isi es ihm uiimöglich, daß es fich selbst wieder zu ihm finde, ja läuft nur fer- ner von ihm. Doch wie ein schwach Thierlein es ist, so hat· es gleichwohl die Art an sich, daß es sich mit allem Fleiß zu feinem Hirten hält, tröstet fich feinerHiife und Schutzes, und wie oder wo er es hinieitet, so folgt’s, und wenn es nur um ihn fein kann, forget es für nichts, fürchtet sich auch vor niemand, ist sicher und fröhlich; denn ihm niangeit gar nichts. (Luther.) Es ist merk- würdig, daß die beiden, die sich zuerst des Bildes vom Hirten·bedienen, Jakob (1. Mof 48, l5) und David, durch ihre persönlichen Verhältnisse auf·dasselbe geführt wurden. Durch sie eingebürgert, wurde es dann auch von andern gcbrauchh die nicht in ihren Verhältnissen eine Veranlassung dazu hatten; so besonders von Jefaias in Kuh. 40, 11 und von Hefeh in Kap. 34, 9ff., dann von Micha in Kuh. 7, 14 und in Pf. 80, Z; 95, 7. Jn unvericnnbarer Beziehung aus diese altiestamentlichen Aussprüche nennt in Joh. l0 Chrlstus sich den guten Hirten, und wird auch von den Aposteln so bezeichnet (1. Petri 2, 25; Z, 4; Hebt. 13,20). Alles, was Jehova unter dein alten Bunde an den Seinen that, that er durch feinen Engel und Mutter; dieser ist sein der Ge- meinde zugcwandtes Antlitz. Er. der Logos (das Wort, das tm Anfang war Joh. 1, i ff.), erschien in Christo im Fleische; daher wird im neuen Testament alles das ohne Wciteres Christo beigelegt, was ini A. T. Jehova und feinem Engel. (Hengftenberg.) VI. zu unsern: Psalm das Lied von P. Gerhardx Der Err, der aller Enden te. 2. Er weidet· [in der Wüste dieses Lebens] with ans einer grtinen Aue swo e; zugleich auf weichen Matten mich lagert], und fuhret mich zum frischen Wasser [wo ich von meiner Ermüdung michlausruhen und den brennenden Durst löschen kann . s s. Er eraniclet meine Seele sgiebt ihr in der Hitze der Anfechtung Kräfte des Lebens zu schme- 176 Psalm 23, 4--6. Tit, 1--—6. ekelt, welche sie vom Neuen stärken]; et fühtct tntth aufrichtet Straße Daß« ich ohne Jrrung und Gefahr zum reihten Ziele gelauge], »nur felnes Namens willen sum auch an inir in seiner Gnade und Wahrheit sichzu oerherrlichem niie er das je und ie an denen gethan, die sich seiiler Leitung untergehen haben]. Da der Name Gottes nichts anderes ist, ais der Ausdruck feines Riesens, so kann, ivenn es heißt, daß er um seines Namens ivilicli etwas thue, dar; nur he« deuten, daß aus dein Gnadeuabzrriiiide seines eigenen Wesens seine giiädigeii Entschließuiigeii fließen. iTholuckJ H. V. 4—6. Juden: David hieraus des Thais.- ooll To— dessaiattkuo gedeutet. durch das sein kriiengivrg hindurch— geht, orrzuiiesaclit sich ihni der Eine Stab, wrlihen ein- ziorhelsend der Hirt die Heerde leitet nnd auf weinten ge- stützt et die iitctde fürsorglich beobachtet; dieser Stab nnd Streiten in Gottes Hand trösten ihn, daß er nichts Böses« fürchtet. Juden! er aber ferner seiner Feinde gedeutet, die ihn blo auf den Tod verfolgen, weis er oou einem stahl in erzählen, das sein Hirt angesichts dieser Feinde ihiu bereitet hat, und der sein Wirth geworden, bkhait ihn immerdar an seinem Tisih nnd in seincur Hause, nnd eitel Gilicii und Gnade werden ihm alle seine Lebtage über nachlausen nnd die iehigen ptrfoiget ans denl Felde schlagen. it. Und ob ich schon wanderte ini finstern Thal sdurch eine ladet-schalten: oder höllenfinstere Thal: schiuchh wo Ueberfail und Uufall von allen Sei- ten mich bedrohen], futoite leh lein Ungluch denn du bist bei nur, dein Stellen und Stab site] tro- slen lnich [gewähren mir das Gefühl vollkomme- ner Sicherheit und schaffen dadurch mir recht ge- trosteri Muth]. Die etwas breite Rede (dein Stecken iind Stab, sie triisteii auch) soll die Ruhe des Vertrauens malen. cdeWeiieJ Der Eine Stab, welchen eiueorhalieiid der Hirt die Heerde leitet und aiif Wkkchcki gesiiiiiit it bit· Heerde fürsorglich beobachigb bat stch in der Votfiellliiig virzivieiachh (Deiitziih.) Stab nnd Steckeii sind auch hier, ioie gewöbiittcln als das Werkzeug der Leitung zu betrachten. Ju der dunkeln Nach: des Leidens bringt der Gedanke Trost in die zageude Seele, daß ste unter de: Leitung diss- HEkkn sichs. dal- cr tie bitieiiigslsidxt hat zu ihrem Heil, er sie darin drunter, er sie zu fei- ner Zeit herausführen wird. (Hengtti«nberg) b. Da beteitest vor niir einen [mit·vortressli- chkkx Speisen iscsetztenj Tisch gegen meine Feinde fdaran ich angesichts der Feinde, so daß diese ruhig zusehen müssen, ohne es irgendwie hindern zu können, mich laben und stärken soll, ehe ich M den Kampf mit ihnen eintrete, vgl. Christi Wort List. 22, i5f.]. Du still-est lwie man einem ZU fTisch geladeiieii Gast, den man recht ehren will, zu thun pflegt Lut 7, 46J mein Hand! Mk! Of! 1Joh. i2, iss.], und sit-kniest mir kann· beim Mahle selber] voll ein it. Mel. «, 343 m Be- ziehung auf Christum vgl. Joh. 14-—17j. Es ist damit nicht nothwendig eitel geistlicher Segen gemeint: der vor Absalorn flüchtige und von der Liitasse des Volks veriaisene König war mit seiner Schaar auch äußerlich in Gefahr, von Mangel aufgerieben zu wer- den. Es tst also auch zuströniendek tieberfliiß täglichen Brodes ivgi.2. Sain. l7, 27 ff) gemeint, aber auch die- ser, getstiiai angesehen, als himmlische Gabe, und sodaß die leibliche Sättigung und Erfrischung nnd Erquickung iiiir die Aiifieufeite gleichzeitiger inivendiger Erfahrungen ist. Jin Ntiiude des neutcftamenttichen Beter-J, zumal aili dies vikidlum (grlineu Doiinetetageh ist es der Tiich des HErrniiiahis, ioie auch Apoliiiiaris iBischof von Laodicea in Sollen, -s- 390 u. Chr) andeutet. lDelitzfcho Nun) dieser Weite hab ich wish, von Got- tes Gnaden, tiefe 18 Jahr her auch gehalten. Jch hab meine Feinde imiiierhin iasfeii zürnen, brauen, niich iästern und verdammen, ohii Aufhören wider mich rath- fihlaaeiu viel böser Praitiken erdenken, mancherlei Bu- heiistiick üben. Jch habe sie ängstiglich lassen sorgen, ivie sie mich niöchlen umbringem meine, ja Gottes Lehre auotilgen; dazu bin ich fröhlich und guter Dinge ge· ivefeii ldoch ein Mal besser denn das andere) mich ihres Tobens und Wllthens nicht sehr angenommen, sondern ich habe uiicti an deii Troftfiecten gehalten nnd zu des HErrn Tifih gefunden, d· i. ich have unserm HEN- Gott die Sache bciohlen, darein er mich ohu all’ mei- nen Willen und Ratt) geführt hat, und ihin dieweil ein Vaterunser oder ritt Pfäinichen gesprochen Das ist all mein Harnisch, damit ich mich bisher nicht allein meiner Feinde erivehret habe, sondern auch durch Gottes Gnade soviel ausgerichteh daß, wenn ich hinter mich sehe und gedenke, ivie es ini Papftihiiui gestanden ist, ich mich von Herzen verioundern muß, das; es so ferne tio weit) kommen ist. isiitber in seiner Auslegung des W. Pialms, die er tin J. 1536 aiif einen Abend über Tisch nach dein Gratias vorgetragen und der Diatoiiiio G. Nörer zu Witteiiherg nachgetchriebeii hat) » s. Gutes und Barmherzigkeit werben niir fol- gen [genaiier: Nur Gutes und Barmherzigkeit werden statt der Feinde, die fest hinter mir drein sind, mich verfolgen] nirin Ledkiilang, iiiib ich lstait auch ferner, wie faßt, voiu Heiliglhum fern sein zu inüssi-ii, Pf' 63, 2 ff.] werde bleiben iui Hause des HErrn immerdar sin langer, weithin in’s Unabsehtsare sich erfireckender Zuiunfis Güte lind Barmherzigkeit, das sind zwei schöne Tisch« Dienerinnen, die auf die Gäste Gottes warten uiid sie begleiten: denii eine gläubige Seele fitzet allezeit an Gottes Tisch und ifset iiiit ihm, d. i. gciieußt feiner Güte lind Wohtthat Und wenn der Nteiisch im tiefsten Ker- ker säße und im größten Elend ist, so sitzet doch die Seele an Gottes Tisch und hat diese Aufitiärterim Gn- tes und Barmherzigkeit. Wenn auch der Nienfch in den äußerlichen Cteichäiten feines Berufs einher gehet und sein äußerlich Aint verriihieh sitzet doch seine Seele geist- lich aii Gottes Tisch uiid wird fein Amt, Viert, Arbeit und Beruf begleitet und beivahrt durch die Glitt und Barmherzigkeit Gottes, daß es wohl verrichtet there-e, Gott zu Ehren lind dem Siächsien zu Nutz - Läßt denn tinfer HErr Gott diese feine lieben Gäste auch aus feinem partie, wie andere Leute thun und gute Freunde, die« ihre Gäste von slch lassen in ihre Häuser? Nein, das thut unser HErr Gott nicht; denn er ist ein son- derbarer Tiichherr und Gasimeister. und behält eine Gäste allezeit bei sich in feinem Haufe. Ursach: lese Mahlzeit wäbret ewig, in Zeit und Ewigkeit, und die gläubige Seele ifset ohlie Unterlaß von Gottes Tisch, darum muß tcb auch allezeit stni Haufe des HErrn bleiben. (Joh. Arno) Der 24. Psalm. Von Christo, dem Könige der Ehren. I. Ein Psalm [3, l] Davids. Die Septuaginta hat dieser Ueberschrift die Bcifchrift zugefügt, daß der Psalm ein Sonntagspsalm sei; und allerdings wurde er hernach beim Tempelgottcsdicnst am Sonntag zum Abschluß des Morgenopfers gebranchh 4. Mof. 28, 8 Anm. Härten wir am Sihtuß des vorigen Psalm, wie David ltelne Ruhe hatte, bis er wieder heimkomme zu dem Hause des HErrm um ewiglich dort zn bleiben, so sehen wir ihn hier, wie er vordem in seinem Eedernhause ans Zion lleine Ruhe gehabt, bis er der Lade des ihGrrn eine hätte bereitet neben seinem Hause; darum, nachdem der erste Versuch mißlungen, dies heilige Geräth von Kirialhsearim her- äberzuholem macht er jeht einen zweiten, und wie der Feier beim ersten illersum der 15. Psalm diente, so ist für die Fettliehlteit der Weiterfährnng der Ende aus dem Hause Gbeddlkdoms bis auf den Zionsberg der vorliegende 24. Psalm benimmt (2. Sam. b, 15 2lnm.)· l« 1—6. Wir haben hier den Ziufgangspsalm nor uns, gesungen während des Zugs bis an den Fuß des Dienst-reger. Der Chor des Festzugs beginnt mit dem Gedanken, daß Schone, dessen Guadenthrou sich jetzt ans Zion niederläßtz nicht, wie die Götter der Heiden in der Meinung derer, die ihnen dienen, ein bestimmt abge- grenzten nnd nur auf Gin hellt oder Rein) beschränlttrs ijerrsshaftsgrbiet inne hat; sein hoheilsrecht umfaßt viel— mehr die ganze Erde und alles, was nur immer auf und in ihr in, denn er ist Schöpfer und iiiiduer der gesamm- ten Grdenwelt (V. 1 n. 2). Darauf erhebt sieh eine Stimme mit einer ganz ähnlichen Frage, als mit wel- cher der II. Psalm begann w. 3), nnd eine andere Stimme giebt in zusautmenfassender Kürze und, dem entsprechend, in etwas anderer Wendnng die uämliche Antwort, die schon in jenem Psalm ertheilt ward W. 4); alsdann fällt wieder der ganze Chor ein und erweitert das lturze Schlußwort des is. psalms zu einer auoführlicheu Aussage, wer die wahren Verehrer Gottes, das äihte Israel seien im Gegeulheil zu deu blos fleisch- lichen Uacljltommrn Jakobs w. 5 n. 6). lGavzer Eben] Die Erde ist des Mem, nnd was drinnen ist lsich auf und in ihr besin- det’]; der Erdboden [sein EigenthumL und was drauf wohnet. 2. Denn er hat ihn an [genauer: über] die Meere gegrundet [indem er die Erde durch sein Allmachtswort erst aus den Wassern emporsteigen ließ, sonst· würde sie immer noch -von denselben bedeckt fein 1. Mof. I, 2. 9 f.], und cui den Was- sern bereitet süber Ströme sie befestigt, so daß sie auch nicht wieder in die Wasser zurück- sinkt« Hieb 38, 8 ff.]. «) Paulus begründet in I. Cor. 10, 26 mit diesem Verse (vgl. Pf. 50, 12), daß ein Christ (abgesehen von Liebesriickstcht auf Schwache) alles, was auf dem Fleisch- martt verkauft werde, ohne flch drum zu kümmern, ob es im Götzentempel gewesen oder nicht, genießen dürfe. Ein talmudischer Lehrer aber leitet daraus die Pflicht des Tischgebetes ab: wer ohne Dankfagung genießt, ist wie einer, der stch an Gottes Eigenthum vergreift; erst das Gebet vermittelt das Recht des Genusses. Von Christo, dem Könige der Ehren. 177 «) Denn es ja aus großer Kraft Gottes zu geschehn hat, daß die Städte und Länder, so an Meeren und Wasferfliissen gelegen find, durch das Wasser nicht ver- derbt und zerriffen werden. (Luther.) Z. [Erste Stimme:] ·Wer [da der HErr ein so großer, allbeherrfcheuder Gott ist V. 1 f.] wird auf des HErru Berg [den er zu feinem be- sondern Eigenthum, zur Stätte feiner unmittel- baren Gegenwart erwählet hat] gehen sihn bestei- gen dürfen]? und wer wird [nachdem er so Zu- tritt zu ihm erlangt hat] flehen an seiner heiligen Stätte sum beständig in feiner Nähe zu verbleiben — nicht dem äußeren, Ieiblicheu Menschen nach, sondern so, daß er auch Segen und nicht Ver- derben davon hat V. 5]? 4. ssweite Stimme:] Der unschuldige Hände hat, und reines Herzens ist; der nicht Lust hat zu loser Lehre snach dem Grundtext: zu Eit- lem, d. i. zu Lug und TrugL Und fchtvbtet [da- rum, weil ihm Lug und Trug vielmehr ein Ab- scheu find] nicht falschiich [2. Mof. 20, 7]. Sowie der Sänger im 1. Gliede von der That auf- steigt zum Herzen, so steigt er im 2. Gliede von dem Herzen herab zur Zunge, s. v· a. wer die Sünde meidet in Gedanken, Worten und Werken; das Herz ist hier aber in den Mittelpunkt gestellh um darauf hinzuweisen, daß auf dasselbe zuletzt alles ankommt, daß die Reinheit der Hände und der Zunge in der Reinheit des Herzens wurzelt und nur insofern Bedeutung hat, als sie darin wurzelt. (Hengftenbeeg.) Z. sGanzer Chor:] Der sund nicht ein jeder ohne Ausnahme, der heute und sonst vom Hohenpriester oder König im Namen des HErrn beim Heiiigthum gesegnet wird 4. Mof. S, 24 ff.; 2.Sam.6,18, der] wird den Segen vom HErru empfahen, und Gerechtigkeit von dem Gott seines Heils sindem dieser mit allerlei Segen und Heil zu ihm, als feinem gerechten Knecht, sich thatsächlich bekennt»]. S. Das [die Gesammtheit derer, die also be- schaffen V. 4 und also bei Gott in Gnaden find V. d] ist kin Wahrheit] das Geschlecht, das nach ihm ftaget snicht aber hat jedweder, der seinen Namen -kennt und nennt, schon um deß willen ein Rechh zu diesem Geschlecht sich zu rechnen; ja, so gewiß sind sie es allein und ausschließlich, daß der Satz hier noch einmal, und zwar in unmit- telbarer Anrede an den HErrn, ausgesprochen werden foll: Das ist das Gefchlecht], das da suchet dein Antlitz, soder mit andern Worten: das ist das« ächte] Jakob sim Unterfchied von dem blos fleifchlichen Nöm. 9, 6f.; Gal. S, 16]. Sein. Hier fchweigt der Gesang, das Lied vcrhallt in desto lautet-ern Spiel der Instrumente, bis der Festzug am Fuß des Berges angelangt ist 2. Sam. S, 15· II. v. 7-—— til. Gs folgt jetzt« der Giugangapsaltm ge— sangen bei der Einführung der Lade durrh die Thore der Kionsbnrg An den Thorea dieser Burg, die mit ihrem Dasein in die graue derzeit, in die Beil der Ie- 178 bunter, ja einei Melchisedek zurüciireicizten (2. Saat. Z, 6—9; 1. Eins. txt, 17 ff.), angelangt, läßt der Chor den Festzugo an dieselben die Aufforderung ergehen, sich recht weit und hoih anszuihum nni den König der Ehren, der durch sie Cinzng halten will, in einer seiner erhabenen Würde entsprechenden Weise einzulassen W. 7). Cine Stimme von den Choren her, vertreten durch den Chor der innerhalb des Chor« ivaihe haitendeu Eeviten unter Obed-Cdom’s und Stärke Einführung (1. Chron. is, 18 ff.), erhebt ihr: »wer dar« indeiii sie fragt, wer es denn sei, der da Cinzng begehre, worauf der Chor des xfesizngs sofort die Antwort giebt G. O. dioih einmal nnd dringender läßt dann der näiiiliiiie Chor seine Aufforderung ers-halten W. 9); die Stimme von den Choren her ruft abermals ihr »Wer da?« nnd der Chor wiederholt seine vorige Antwort in ab- sililießrnder Weise O. 10). 7. [Chor:] Machet die Thore weit sgenauerx Hebt »auf, ihr Thore, eure Häupter] und die Thurm in der Welt hoch sund erhöhet ench, ihr Pforten der Urzeit], daß der König der Ehren swelchen durch euch in die Zions- siadt einzulassen eine große Ehre für euch selber istJ einzieht. Mit der Bundeslade kam auch der HErr in der ganzen Fülle seiner Herrlichkeit, mit dem ganzen Reich- thum seiner Gnaden und Gerichte (4. Mos 10, 35 s.). Es handelte sich also hier nicht um bloße Orisveränderung eines Symbole, sondern es trat eine neue Epoche in dem Verhältniß des HErrn zu seinem Volke ein; daher ermahnt der Sänger das Volk, diese Zeit seiner Heim- suchung wohl zu erkennen. Lange hatte die Bundeslade wie im Grabe geruht (1. Chron. 14, 3): jetzt, da sie aus demselben wieder erstand, da der HErr wieder unter seinem Volke Wohnung machen wolltc, galt es, daß die- fes den Kommenden würdig empfing, damit sein Kom- men ihm nicht zum Fluche, sondern zum Segen gereichu (Hengstenberg.) Die Bedeutung »Weil« hat das hehr. Wort Dfiy erst in der Zeit nach dem Abschluß des alt- testanientlichen Kanons, je näher die Zeiten des neuen Testaments kamen, erhalten: daher ist die Uebersetzungx ,,die Thüren in der Welt« nach grammatisch -hisiorischer Auslegung unzulässig, doch ist ste ganz richtig bei der Anwendung des Psa ms, von der zu V. 10 die Rede sein wird. 8. [Stimme:] Wer ist derselbe König der Ehren [den wir Thore, die wir nur große Herren durch uns einziehen zu lassen gewohnt sind, in unsre Pforten aufnehmen, ja für den wir uns er- weitern und erhöhen sollen]? — [Chor:] Es ist der HErr, start nnd niachtig, der HErr machiig illl Streit sder auch diesen Zionsberg den Jebusitern mit dem Schwert entwunden, daß er nun die Stätte der Offenbarung; seiner Gnade und Wahrheit werden soll, der seinem olke bisher immer zum Sie e verholfen und jetzt bereit ist, ihm noch weitere Hilfe zu leisten und seine starke Hand zu ihrem Schuh und Heil aus— zusireckens 9. Machet [darum, wir rufen noch einmal, und rufen dringender und gewaltiger] die Thore ipeit nnd die Thüren in der Weit hoch [vgl. die genauere Uebersetzung zu V. 7], daß der König« der Ehren einzieht. 10. sStimmexj Wer ist derselbe König der Psalm 24, 7—-10. 25, 1-12· Ehren? [denn ob wir gleich längst bereit sind, ihn bei uns einzulassen, fa mit Freuden ihn will- kommen heißen, so ist es uns doch eine süße Lust, immer wieder und immer mehr von seiner Herr- lichkeit erzählen zu hören] —- [Chor:] Es ist der HErr Zebaoth sder nicht blos auf Erden stark und mächtig im Streit ist V. 8, sondern der auch im Himmel seine Heerschaaren hat sowohl an den starken Helden Pf. 103, 20 ff» als an den leuchtenden Gestirnem die auf dem Himmels- plan wie in Schlachtordnung aufgestellt erscheinen Jes. 40, 26]- et [der diese zahllosen Gewalten,- über die er gebietet, in den Dienst seines Volkes stelltj ist der König der Ehren swelcher Einlaß begehrt]. Sein. . Die Thore schweigen und öffnen sich; unter rau- schender Mustk zieht Jehova, thronend auf der Bandes-· lade zwischen den Cherubim, in Zion ein (2. Sam. s, 16.). Jn das Gesangbuch Jsraels aufgenommen, wurde dieser Psalm mit Absehn von seinem ursprünglichen An- laß und Zweck ein altteftamentliches Adoendslied zu Ehren des zu seinem Tempel kommenden HErrn (j1lial. 3, 1), und der Ruf: «Hebi auf, ihr Thore, eure Häupter,« gewann wesentlich gleichen Sinn, wie die Stimme des Rufers bei Jes. 40, Z: ,,Bahnet Jchovas Wege, ebnet in der Steppe eine Straße unserm Gott!« Jn dem neuteftamentlichen Bewußtsein tritt an die Stelle der ersten Erscheinung die zweite, die Zukunft des HErrn der Herrlichkeit zu seiner Gemeinde, die sein geistlicher Tempel ist und in diesem Psalm aufgerufen wird, ihm würdigen Empfang zu bereiten.- (Delitzsch.) Was zu- nächst nur dichterische Figur ist, soll aus dem geistlichen Gebiete wirklich geschehen; was die äußeren Thore thun sollten, wenn sie vernunstbegabt wären, das soll von den Herzen, welche fähig sind, die Größe und Herrlichkeit des herannahenden Königs zu sassen, wirklich geleistet werden. Hier sollen sich die Thore und Pforten wirklich erweitern; für sie soll all der weite Rauin in Anspruch genommen werden, der früher der Welt und Siinde zum Eingang diente. Diese Anwendun , die mehr als solche, die Auslegung ist, ergiebt stch fis-fort, sobald die Auf« sorderung auf ihr, von dem Sänger selbst angegebenes Warum zurückgeführt wird. (Hengstenberg.) Vgl. das Adventslied von G. Weissel: Macht hoch die Thiir, die Thor macht weit re. Der 25. Psalm. gebet um gottes Regierung, Hunde. nnd Schutz. l. Ein Psalm Davids [wohl aus der Zeit seines Lebens, wo er vor Absalom flüchtig gewor- den und dieser nun im Genuß seiner Güter schwelgte 2. Sam. 16, 23 Anm.] Auch dieser Psalm ist im Grundtext alphabetisch an- elegt (ogl.Pf.9 u. 10), doch ist auch hier diese Anlage rei gehandhabt und nicht vollständig durch eführt; der Dichter theilt in Beziehung auf den Gegen and, den er behandelt, aus seiner reichen Lebenserfahrung einen Schatz einzelner Sprüche mit, die in verschiedenen Wendungen und mit immer neuem Ansatz auf das Hauptthema zu« rückkomniem ohne einen regelmäßigen Gedankenfortschritt zu befolgen. Gebet zum barmherzigen Gott um seine Regierung, Gnade und Schutz. Im Zusammenhang mit dem vorigen Psalm neht der unsrige insofern, als dort W. Z) die Frage fiel) erhob: »Wer wird auf des hErrn Berg gehen? und wer wird stehen an seiner heiligen StälteW und uashdeui die Frage beantwortet war, eine Segeusverheißuug erfcl)allte; hier aber W. 12) erklingt die Frage: »wer ist, der den tJErrn fcirchtetW und einem solchen wird nun sofort Gutes und Heil verküudigt Die alte Kirche hat den Psalm besonders lieb gehabt und ihren Iutroitus sidingangsfpruch zur Er· dffnung des Gottesdiensies) nicht nur an den beiden Faden— sonntageu Remiuiscere Gedanke: n. is) und 0cu1i lädleine Augen: v. 15), sondern aucl) am 1. Jtdoent W. 1 —4) nnd aiu Z. Sonntag nach Triuilatis sit. Its. II. l n. L) daraus entlehnt; P. Gerhard aber hat ihn zu einem Zußliedez Uach dir, o Lieder, verlanget mich re. verarbeitet, aus welcl)em der L. vers ßih trefflict) eignet zum motto (Sinuforuch) für das Ganze: Der wird zu schanden, der dich sihändt nnd sein Gennith von dir ab— wendlz der aber, der sich dir ergiebt und dich recht liebt, bleibt nnbetriibt i« n. 1--11. Jlnsgehend von der sedräugnih iu welche seine Feinde ihn verseht haben, sucht David seinen Trost darin, daß er nicht zn den tosen verächtern gehört, mit denen es ein Ende nehmen muß mit Stimmen, sondern vielmehr zu des HGrru iitiebhabern und hohem, von denen ja non) keiner zu Schauden geworden. Juden! er das von sieh sagt, gedenkt er sofort daran, wie viel ihm non) zu dem Ziele der Vollkommenheit fehlt, und bittet zu einem weiteren Xortsihreiten tu den Wegen der Ge- reaztigkett um Leitung von oben; und zugleich gedenkt er, wieviel Siinden als schwere Schnld auf ihm liegen, Sünden der Jugend nnd Sünden des reiferen Alters, und bittet zur Befreiung von dieser driiiiieuden can um Gottes gnädige Vergebung. Naih dir, HEm verlanget mich seichte ich das Verlangen meiner Seele, der du alleiu dasselbe zu befriedigen vermagst]. 2. Mein Gott, ich hoffe auf dich. Laß mich nicht zu Schandeu werden, daß sich meine Feinde [die es auf meinen Untergang abgesehen haben] nicht freuen über mich swenn es nun wirklich da- hin käme, daß ich zu Grunde ginge]. Z. [Mit solcher Bitte aber begehre ich nichts Besonderes, sondern nur, wessen alle deine Gläu- bigen sich getrösten dürfen-J Denn keiner wird zu Schaudeu, der» dein harret [Jef. 49, 23]; »aber zu Schaudeu mnsseu sie werden, die tosen Verachter [die aus frevler Gewissenlosigkeit treulos an dir handeln]. · · 4. Aber, zeige mir deine Wege sdaß ich sie im Lichte des heil. Geistes erkenne], nnd lehre mich deine Steige [daß ich sie in deiner Kraft auch bettete Pf. 119, 35]. 5. Leite mich in deiner Wahrheit [in der wah- ren und dir wohlgefälligen Gottfeligkeit], und lehre mich seben diefelbige, deine Wahrheit, laß sie mich aus Erfahrung erkeuuenjz denn dn bist der Gott, der mir hilft; täglich harre ich dein. s. Gcdcllke [lateinisch: ReminisoekeL DER, an deine Barmherzigkeit sdaß du auch mich ihrer theilhaftig werden lassestL nnd an deine Gute, die von der Welt her gewesen ist [in ihrer Beihätk 179 gnug so alt ist, als Sünde und Ohnmacht der Meuschens 7. Gedeuie nicht der Sünden uieiuer Jugend [wo der Menfch in der Regel noch so wenig be- denkt, was zu feinem Frieden dient, sondern von Sinnenlust und Uebermuth sich regieren läßt], nnd meiner Uebertretung [die ich im reiferen, bedacht- fameren Alter begangen]; gedenke aber mein nach deiner Barmherzigkeit, um deiner Güte toilleu [ver- möge welcher du dich lieber erbarmest als nach Sünden lohnest]. 8. Der HErr ist gut und fromm [genauer: rechtschaffen 5. Mof. 32, 41, darniu unter- iveifet er die Sünder auf dem Wege sist ihr Füh- rer auf dem Lebenswege]; S. Er leitet die Elenden recht [in dem, was Vecht istL und lehret die Elenden seinen Weg swähreud er die Selbstgereehten und Selbstgenug- famen ihre eigenen Wege muß gehen lassen]. 10. Die Wege des HEtrn [die er seinem ge- offenbarten Willen und Rathfchluß gemäß mit den Menschen geht] sind eitel Güte nnd Wahrheit, denen, die seinen Bund nnd Zeugnis halten sdemi mit jedem Schritte vorwärts bestätigen sie auf’s Neue die Zuverlässigkeit und Herrlichkeit feiner Verheißungs 11. Um deines Namens willen, HErr [nach welchem du nicht anders kannst, als den Deinen den Quell alles Heils und Segens aus dem Ab- grund deiner Barmherzigkeit zu erössneu], sei gnä- dig meiner Missethah die da groß ist [und mich iu’s Verderben stürzen würde, wenn du eben nach meinen Werken mit mir handeln wolltest]. David leidet Druck und Schmach don seinen Fein- den; da er jedoch weiß, daß dieselben auch in ihrem sehnödeften Beginnen nur Ruthen in Gottes Hand sind, so ruft er Gottes Hand an, daß sie ihm Errettung schaffe. Wie sehr dient überall, wo Menschen uns an- feinden, dieser Gedanke zur Beruhigung, daß es eben doch nur Ruthen sind, die Gottes Hand führt und die daher zu schlagen aufhören werden und müssen, sobald er seinen Zweck mit uns erreicht hat. (Tholuck.) H« di. 12—21. hierauf spricht David aus eigener her« Zeus— und Lebenserfahrung es aus, daß die Furcht des tJGrrn eine immer tiefer führende Erleuchtung, mit ihr aber nun) alles andre Gute, leibliihrs wie geisiliches, zeitliches wie ewiges, zur Folge habe. Zdeil er nun seine Augen stets auf den ihErru gerichtet halt und also in beständiger Gebetsfliuiniuug verharrt, so kann dies nicht ohne Grwiedernng von Seiten Gottes bleiben; der Mir: wird auch auf ihn seine Jlngen ricl)ten u»nd seine noth nnd derlassenheit ansehen, daß er, seiuesuudeaihm ver- gehend, ihm heraushelfe. llnd wie er chon Ietzt wohl sagen kann, daß seine Widersacher ohne rsach ihn has· sen, so bittet er, daß Gott ihm die zwei Gruudtugendem aufrichtige Frömmigkeit nnd biedere dieaitschaffcuheiy auch ferner zu feinen iiüteriuneu durch’s Erben mitgeben wohne; denn ne find wie gute Engel, die von ihm ans— ge en. 12. We! ist der [wo ist ein foleher], der den 180 HErrn fürchtet? Er wird ihn nnterloeisen den besten Weg [der ihn zum Glück und Heile führt Pf. 32, s; Jef 48, 17]. 13. Seine Seele [der Gottesfürchtige fiir seine eigene äperson] wird im Guten wohnen seines inner- lichen und äußerlichen Wohlergehens in dauernder Weise sich erfreuen], nnd fein Same wird das Land besihen [so daß an ihm sich erfüllt, was den Erzvätern und den aus Egypten erlösten Vätern verheißen worden Pf. 37, 9. II. 22]. 14. Das Geheiumiß des HErrn ist unter denen, die ihn fürchten [er theilt sich riickhaltlos wie ein Freund seinem vertrauten Freunde ihnen mit 1·- Mof 18, 17; Sprüchm Z, 32]; nnd fei- nen Bund laßt er sie lvissen [indem er den rei- chen, tiefen und herrlichen Gehalt seiner Ossen- ! barung durch Erfahrung ihnen ausschließt) 15. Meine Augen [lat. Oculi mai] sehen stets zu dem HErrn [und so wie ich beständig zu ihm ge- richtet bin, wird er auch seinerseits sich helfend und erlösend zu mir wenden]; denn et wird mei- nen Fnß ans dem Netze sverwickelter Lebensver- hältnisse] ziehen [in das derselbe hineingerathenI 16. Wende dich zu mit, und sei mir gnädig; denn ich bin einsam nnd elend shabe außer dir sonst niemand, dem ich mein Elend klagen kdnnte]. 17. Die Angst meines Herzens ist groß kdenn alles hat sich wider mich verschworenjz führe mich aus meinen Nbthen 18. Siehe an meinen Jammer nnd Elend, und vergieb mir alle meine Sünde fdamit du darnach auch drein sehen und eingreifen könnest]. 19. Siehe, daß meiner Feinde so viel ist [Pf. s, 2], nnd hassen mich ans Frevel fohne irgend toelche gerechte Urfach, aus bloßer Bosheit und Gottlosigkeit ihres Herzens Pf. 35, W; 69, 5]. 20. Betvahre meine Seele, nnd errette mich; laß mich nicht zu Schanden werden, denn ich traue auf dich [und würde ja vergeblich vertrauet haben, wenn du mich ließest zu Schanden werden Pf. IS, 1]. 21. Schlecht nnd recht [daß ich aufrichtig sei in meiner Frömmigkeit und ohne Tadel in mei- nem Leben Hiob l, 1], das behüte mich ssei meine Hut und beständiges Augenmerk auf mei- nem, nicht nur wegen äußerer Feinde, sondern auch wegen der eigenen Sündhaftigkeit so gefahr- vollen Wege ——— und das darf ich ja mit getro- stem Muth und gewisser Erwartung der Erhö- rung von dir erbitten, o HErr]; denn ich harre dein [und da wirst du mir’s an nichts fehlen lassen, was zu meiner Erhaltungund Bewahrung gehört]. Hie lehret uns David um zweierlei Erhalterinnen un« seres Lebens oder unsrer Seelen bitten: l) um das reine, Psalm 25,13—22. 2s,1—11. klare, lautere Wort Gottes, um den einfältigen Glau- ben, daß wir bei demselben erhalten werden milgen, da- von unsre Seele lebet als vom unverfälschten rechten Himmelsbrodz L) um ein unsträfliches Leben, um Auf- richtigkeit und Gerechtigkeit. Gleichwie tägliche Speise und Trank den Leib erhält, und die Arzenei eine Er· halterin ist des Lebens, also, faget David, laß mich dein Wort als die edle Speise erhalten, auch wahre Unschuld, Aufrichtigkeit, Tugend, Ehrbarkeit, Gerechtigkeit, Billigs kcit und ein gut Gewissen mich stets behüten, daß ich mich nicht an dir oder an den Menschen verständige, so wird meine Seele leben und erhalten werden. Wie ist dagegen alle List, Betrug, Ungerechtigkeit, Ei Maus, Vcrtheil ein böser Fallsirick, darin man sich sclbt fähet, verderbei und zu Schanden macht; denn Untreue schlägt gemeiniglich ihren eigenen Herrn, und List und Betrug wird wieder mit List und Betrug bezableh denn was der Mensch säet, das wird er ernten. (Joh. Arnd.) III· di. DE. Zum Schluß ein Gebet für Gottes voll: liber- haupt, daß Gott dasselbe von allen feinen Uötheu frei and los machen wolle; denn die tloth der einzelnen wird nicht eher völlig und für immer aufhören, als bis die tlotlt der Gefammlheit ihre höchste und schließliche Tab· hilfe erfahren. ikiit dem vers: fcheiut ev sith ähnlich zu verhalten, wie mit dem Schlußoerfe zu Pf. 14; er mag ten hinzugekommen fein, als der pfalm mehr und tacht in das gottesdieaftliclfe Erben der Gemeinde überging- 22. Gott, erlbse Israel sdas nicht blos durch Feinde von außen, sondern auch durch Feinde in seiner eigenen Mitte» bedräugte Volk deines Eigen- thumsj ans aller seiner Noth [Pf. 103, 7 f.]. .,Je mehr unsre Wohlfahrt mit der Wohlfahrt der Kirche verbunden ist, desto gewisser können wir darauf 3ffen; denn Gott liegt seine Kirche besonders am erzeug- Der M. Psalm. gebet um Errettung der Unschuld. l. Ein Psalm David’s [unter denselben Zeit- verhältnissen entstanden wie der vorige 2. Sam. 16, 23 Anm.] i Zu Pf. 25 tritt Pf. 26 als eine Jitt Ergänzung: with— rend David da feine Zuflucht nimmt zu der göttlichen Barmherzigkeit, welche dem leidend-u Gcrekhteu feine Sünden vergirbt, nachdem er durch die Ziichtiguug zur Er· ltenutniß derfelbeu und zu gründlichen! Kbfclzeu vor ihr sich hat leiten lassen, und nun nun) dir Strafe der Sünde hin- weguiuimt, erhebt er hier fuh zur festen Hoffnung baldig-r Errettung von der gegenwärtigen Zcdränguifz dar-h die Ze- trachtuug der göttlichen Gerechtigkeit; dran diefe muß den Gerichten, der innerlich von den Cottlofkn gefihiedea ist, auch äußerlich von ihnen abfooderu and ltaua ihn nicht durch eben folche Meinst-e, tot· jene fie treffen, dahin ruhen. wie fo beide· Psalmen hinsichtlich ihres Inhalte- fich einander ergänzen, fo berühren sie auch einander gar nahe in dcu Kur-drinnen; insbesondere ist zu brachten, daß, nachdem Pf. 25 mit dem Selbstzenguiß der Frömmigkeit und Redlichkeit, sowie mit dem Erkenntnis deo Gottver- tkaueuo geschlossen, Pf. 26 mit einem ganz ähnlichen Selbst— Zeugnis und Arlnuutoiß beginnt. l. v. l——8. von feinen Feinden bedrängt nnd verfolgt ruft David den ajsrrn an, das er ihm zu feinem Recht: wider dieselben verhelfen wolle; Indem er diese Sitte Gebet zum gerechten Gotte um Errettung der unschuldigen. 181 griindet auf die dlnsiräfliclsiteit seines Wnudels nnd auf sein vertrauen zn Gott, bezeugt er, wie er in briderlei Hiusikht die urengsle prsissng oon Seiten des HErrn nicht scheuen dürfe; denn er hat Gottes Güte stets vor Kngen und wandelt in seiner Wahrheit, dagegen meidet er streng die Gemeinslhafl mit den Gottlosen nnd ihren Wegen, mit Unschilld wäscht er seine Hände nnd zu dem ijetligthnm auf Zion steht seines Herzens Ensi nnd seiner Sehnsucht verlangen. HEkL schasse mit Recht [bringe mein, von den gottlofen Widersachern so tief gekränktes Recht -zur Geltung], denn ich bin unschuldig sauderswo überfetzt Luther genauer: gehe ohne Wandel oder unschuldig einher, in Einfalt und Lauter- keit meines Sinnes gegen den Nächsten mich ver- haltend, wie stch’s gebührt]. Jch hoffe auf den HEttu [damit auch den Geboten der ersten Tafel entfprechend], darum werde ich nicht fallen [son- dern darf hoffen und bitten, daß mein Recht mir zuletzt noch zu Theil werde]. Z. Ptitse mich, HEtt [der du in’s Jnnerste eines menschlichen Herzens zu schauen vermagst und vor dessen Augen nichts verborgen ist Pf. II, 55 17- 3], und versuche snnterfuche und erprobeJ mich [ob es also mit mir stehe, wie ich eben ge- sagt habe], lcintere meine Nieren und mein Herz [nnd mache mir es klar, wenn irgendwo und irgendwie es nicht auf die rechte Weise stch mit mir verhält Pf. 139, 23 f.]. Z. lJch weiß aber, daß der Befund deiner Prüfung nicht zu meinem Nachtheile ausfallen wird] Denn fwas zunächst die eine Aussage V. 1 betrifft: »ich hoffe. auf den HErrnxt so steht es ja also mit der innersten Grundrichtung meines Herzensd deine Güte fdeine zu den Geschöpsen, besonders aber zu den fündigen Menschenkindern in unoerdienter freier Mittheilung des Guten sich herablassende göttliche Liebe] ist vor meinen Augen [als der Punkt, dahin sie beständig gerichtet sinds, nnd ich wandele in deiner Wahrheit shabe zu mei- nem Lebensgrnnty dadurch all mein Denken und Handeln bestimmt wird, dein heiliges Wort mit feinen Geboten nnd Verheißungens Der Kampf des Fleisches und des Geistes ist im alten Testament, dessen Grundcharakler geheiligteNatüri lichkeit ist, noch nicht entfesseltz diejenige Slindenerkennu niß, welche in Verzweiflung umschlagen müßte, wenn nicht das Gottesblut aus Golgatha und der in die adamitifche Natur hineingewirkte Lcbensanfang der Ver« zweiflung mehrten, ist noch nicht vorhanden. sDelitzfchh Vgl. Arm. zu Pf. 17, Z. . 4. fund was sodann die andere Aussage V. I betrifft: ,,ich gehe in Unsträflichkeit einher,« so ist mein Wandel also besiellt:] Ich sitze nicht beiden eitlen Leuten [die entfremdet sind oon dem Leben, das aus Gott ist]- Und habe nicht Gemeinschaft unt den Falschen sdie ihre sittliche Schlechtigkeit heuchlerisch zu maskiren wissen Pf. I, is. Z. Jch hasfe die Versammlung der Boshastigen swo tückische Pläne ausgeheckt werden], und sitze nicht bei den Goltlosen [die, weil los oon Gott, von der Sünde leidenfchastlich sich umtreibeil lassen]. s. Jch wasche [um mein Verhalten gegen den Nächsten kurz zu bezeichnen] meine Hände mit Un- schuld ssdaß ich nicht irgend welcher Ungerechtigkeit gegen ihn mich schuldig mache], nnd fdies ist meine Stellnng zu Gott nach den Geboten der ersten Tafel: ichs halte mich, HErr, zu deinem Altar sum welchen sich der alttestamentliche Opfergottesdienst bewegt], · 7. Da man hbret die Stimme des Dankens fin geistlichen lieblichen Liedern, wie die der levitischen Sängerchöre I. Chron. 26, 31 Anm·], und da man prediget [in allerlei Psalmen und Lobgefängen Verkündigt] alle deine Wunder [die du an deinem Volke Israel und jedem einzelnen Gliede dieses Volkes thusts 8. HEry ich habe lieb die Stätte deines Hauses [da du mitten unter deinem Volke gegenwärtig bist], und dcu Ort, da deine Ehre foder Herr: lichkeit 2. Mof 40, 351 tvohnet [und sehne in meinem jetzigen Exil vor allem dahin mich zurück L. Sam 15, 25]. Wie wir im neuen Bunde nur in Christo Gott wahrhaftig lieben können, so »war im alten Bnndedic Liebe zu Gott in der Liebe zu seinem Hause eingeschlossen. (Vaihinger.) il« n. 9—12. a» David is: v. 9—8 m Grund sein» Bitte, den er in ils. l geltend gemacht, näher aageinaw dergelegt, sa fiihrt er unntnehr die Bitte selber met« ter ans: der HErr möge ihn nieht durch Gemeinschaft des Grgehens mit denjenigen verbinden, von denen rr innerlich so ganz und gar geschieden sei, und ihn nicht wie die Frevler dem Tode Preisgeben. Jus-bald wird er amn der Erhörung seiner Bitte no) gewiß, frohloelit ais einer, dessen Fuß bereits anf einen freien, weiten Plan gesetzt sei, und spricht den Vorsatz aus, dem HErrIt össeullirls in der Gemeine seinen Dann für die erfahren: tjilse darzubringen. b. Rasse meine Seele nicht hin met den Sim- detn [mit denen ich ja in Gesmnungs- und Hand: lungsweife keine Gemeinschaft unterhalten habe V. 4 H, noch mein Leben mit den Blutdårstigen fdaß du mich als einen todeswürdigctt Verhrechcr mit denen ans gleicheStnfe stellst, deren ganzes Sinnen nnd Trachten in Todeshaß ausgeht und deren Thunund Treiben auch schon manatigfach mit Blut befleckt ists, l0. Welche mit bofen Tucken umgehen [Schand- thaten und Bubenstücke gleichsam zu ihrem Ge- schäft oder ihrer Handthiernng tuachen], und neh- men gerne Geschenke swokuit sie sich zur Verne- theilung der Unschnldigen in finchwürdiger Weise bestechen lassen 5. Ptos 27, 25]. U. Jch aber [im Gegensatz zu meinen so ge- arteten Widerfacherns wandele uuschuldig fund darf daher auch bitten, daß du zu meinen Gunsten rich- terlich einfchreiten wollest, wie ich oben gethan V. 1]. 182 Etlöse mich [denn aus dem großen Elend, in das die Widersacher mich gestürzt haben] und sei mit gnädig sdaß du mir wieder in das Amt helsest, das du mir befohlen hast Pf. 7, 7]. 12. Mein Fuß gehet richtig sgenauerx sieht auf gerader Bahn, besindet sich allbereits auf einer weithin übersehbarem heiteren Ebene, so daß alle Klippen und Abgründe, an denen er noch vorbei muß, schon so gut wie beseitigt sind] Jch tvill sdarum auch in dankbarer Erkenntniß der Gnade, die du auf’s Neue an mir gethan] dich loben, HEry in den Versammlungen fder Gemeinde, beim öffentlichen Gottesdiensi auf Zion] Der 27. Psalm. Trost nnd Lust an Hatt und seinem Wort. l. Ein Psalm Davids laus der nämlichen Zeit wie die beiden vorigen Psalmen 2. Sam. 16, 23 Anm.] Dieselbe Sehnsucht nach dem tfeiligthnm des tiefern, die in Pf. 26 flch aussurach, liliugt auch hier aus des Säugers Munde uns entgegen. Er ist rings von Feinden umgeben, die es auf sein Verderben abgesehen haben, von aller menschlichen Hilfe verlassen und von einem Kriege bedroht, wie leeiner so gefährlich je für ihn gewesen; dennoch ist er gar fröhlich nnd getrost in dein Untern, seinem Gott, und wie im Hause des lhGrru lebenslang zu bleiben seine ein- zige Bitte, so ist das, daß er da noch, errettet von seinen Feinden, dem ijekrrn Lob opferte werde, seine zuoersichllielje Aussicht. Jturh dieser Psalm ist von P. Gerhard zu einem kiede verwandt wurden: Gott ist mein Einst, der itjErr uieiu Heil ee.; wir geben daoon die Sitzlnßivorty welche so zu sagen die Quiniesseuz des ganzen Psalm bilden: Frisch auf! getrost und unverzagt! wem; nur mit Gott im Glauben wagt, der wird den Sieg erhalten. I« V.1—6. Knf den Flügeln des Glaubens sehwingt David über alle Uoth und Gefahr, die ihn umringt, no) hinaus, schonet, an Gottes Herzen geborgen, die Erde mit ihrem Leid und Streit tief unter sieh und liann alles den, was ihm Tod und verderben drohet, snutteu in der gewissen dauerhaft, daß er über alle seine Feinde obsiegen werde durch des HErrn iliraft nnd noch reioze Eublieder fingen werde in des kijGreu Haus. Der HErtk ist [in der gegenwärtigen Finster- niß] mein Licht nnd [in der jetzigen BeDräUgnißJ mein Hei! [Micha 7, 8; Jes 12, 2]: vor wem sollt ich mich fürchten? Der HErr ist [in dieser meiner änßerst gefahroollen Lage] meines Lebens Kraft [genauer: Burg oder Festung Pf. 31, Z]- vor wem sollte mir grauen? David, indem er gleichsam auf die Wage legt, was nur immer von Macht in Welt und Hölle ist, hält dies alles für leichter als eine Feder, weil Gott allein es un· endlich überwiegt (Calvin.) 2. Datum [weil der HErr für mein Leben eben das ist, was die Mauern einer festen Burg denen, die dahinter sich geborgen haben], so die Bösen, meine Widersacher und Feinde, an mich wollen, swie reißende Thiere] mein Fleisch zu fressen Psalm se, 12. -27, 1;—-13. swie denn in der That ich gegenwärtig in solcher Lage mich befinde, daß man es auf mein völliges Verderben abgesehen hat 2. Sam. 17, 7——14], müssen sie anlanfen und fallen. Das «sie« steht mit Nachdruck: sie, nicht ich, den sicher dies Loos treffen würde, wenn nicht der Umstand, daß der HErr mein Licht und mein Hei! ist, ihnen einen großen Strich durch ihre sonst ganz richtige Rechnung machte. Z. Wenn sich schon ein Heer wider mich legt [nnd das geschieht ja jetzt in Wirklichkeit Z. Sam. 17, 24—-26], so furchtet sich dennoch mein Herz nicht lPs Z, 7]. Wenn sich Krieg wider mich erhebt [nnd ich werde ja sicherlich in der aller- nächsten Zeit einen entscheidenden Kampf zu be- stehen haben 2. Sam. 18, 1 fs.], so betlussc ich mich auf ihn [besser: so bin ich dabei voll Zuversichts Der heilige Trotz und die unerschüiterliche Ruhe drü- cken sich hier auch im Rhythmus (Klangmaß) ans, was wir dnrch folgende Uebersetzung nachznbilden versuchem Wenn Heerlager wider mich lagern, nicht ver« zagt mein Herz; wenn sich erhebt wider mich Krieg, troßdem bin wohl cmuth ich. DieSeni kung in der 1. Hälfte des Verses ist spondeisch (—— -e: er läßt sich nicht stören; die Senkung in der 2. Hätte jambisch (v —): er kann pochen. (Delitzsch.) it. Eins bitte ich vom HErrn sum das andere, was auch kommen möge, mich nicht sorgend], das hätte ich gerne [ist das Ziel aller meiner Wünsche], daß ich [nämlich] im Hause des HErrn sim trau- ten innigen Verkehr mit dem Gott, der im heil. Zelt auf Zion seine Wohnung hat] bleiben möge mein Lebenlang zu schauen die schönen Gottes- dienste des HEttu snach anderer Erklärung: schauend mich zu weiden an der Lieblich- keit oder Freundlichkeit des HErrn Pf. 90, 17., d. i. an seiner, dem Geistesauge dort sich zu er- fahren gebenden gnadenreichen Ofsenbarung], und seinen Tempel zu besuchen [srühe, allmorgendlich darin zu erscheinen Pf. 5, 4]. 5. Denn er deckt mich in feiner Hütte sals an einer sicheren ZUflUchtssiätteJ zur bösen Zeit [wenn ich von den Triibsalswettern draußen in sein gast- liches Zelt mich flüchtes er vcrbirget mich heimlich in seinem Gezelt sdaß kein Feind und Verfolger mich da finden kanns, und erhöhet mich auf einem Felsen [stellt mich daselbst auf einen Felsen, wo ich alle Gefahren tief unter mir habe]; b. Und wird nun [anch in der gegenwärtigen Gefahr das bewährcnd, was ich auf Grund seines Wortes sowohl, wie auf Grund der Erfahrung aller heil. Erzväter nnd meiner eigenen bisherigen Erfahrung so eben von ihm gerühmt habe] erhö- hen mein Haupt über meine Feinde, die um mich sind ldaß der Sieg über sie mir nicht fehlen kann Pf. 18, 49]; so will ich [hernachmals, wenn mir geschehen ist, wie ich jetzt nur erst glaube] in seiner Hütte Lob opfern sOpfer darbringem die von Trost und Lust an Gott und seinem Wort. 183 Jubel über die erfahrene Hilfe begleitet und selbst ein thatsächlicher Jubel sind 4. Mof 10, 10], ich will [Danklieder]» singen [meinem aufs Neue glorreich bewährten Retter] und lobsagen den! HErrm « II« d. 7—12. Aber David fühlt es sbei seinem Glaubens— singe im vorigen Abschnitt wohl, und hat es auch am Schluß des Kbsrhnttls sich ausdritmlicts zum Bewußtsein gebracht, daß er dem Leibe nun) noch auf Erden und da mitten tu großen dläthen und Zedrängnissen ist; der Geist in ihm ist willig, aller Jlengsie nnd Sorgen sich zu ent- sshlagen, doch das Fleisch ist schwach, und die Gefahren, von denen er bedroht ist, sollen ihn: auch zu Herzen gehen, sonsi wäre sein Glaube Verwegenheit. »Wir würden uns in ihn« nicht wiederfinden, wenn es in demselben trium- uhirendeu Tone, in welchem er begonnen hat, fortginge bis zu Ende·« Darum folgt nun ein zweiter Abschnitt, in welchen! der Sänger, wenn auch herzlich und vertrau- lieh, dort) wehmäthig nnd ltläglich Gott hütet, daß er sich seiner dloth erbarme und ihn aus den Händen derer reife, die mit Eis! nnd Gewalt sein verderben sausen· 7. .HErr, höre meine Stimme, wenn ich siegt, wo die vorhin vom Glauben überwundene und überflügelte Wirklichkeit in allerlei Schrecknissen und Gefahren an meinem Herzen sich geltend its-macht»- zU dir] rufe; sei mir gnädig, und er- hore mich. » 8. Mein Herz halt dir vor dein Wort sda du deinen Gläubigen, wenn auch nicht an einer ein- zelnen bestimmten Stelle der Schrift, doch durch den ganzen Geist und Jnhalt deiner göttlichen Offenbarung gebietest Z. «Mos. 4, 29]: Jhr snllt mein Antlisz sausen. Datum [diesem deinem Be- fehle gehorchend und der darin liegenden Verhei- ßung trauend] suche ich auch, HErr, dein Antlitz [Ps. 24, S; Jes. 45, 19]. » 9. Verbirg dein Antlitz nicht vor mir«- sdenn du willst es denen zeigen, die es suchen], nnd det- stoße nicht im Zorn deinen Knecht swie du mit solchen thust, die wider dich freveln]; denn du bist meine Hilfe [von jeher gewesen und hast oft genug als deinen Knecht mich bekundet] Laß [denn auch seht] mich nicht, nnd thn nicht von mir die Hand ab, Gott, mein Heil. «) Bis hierher gehen die Worte von V. 7 an, welche zum Jntroitus am Sonntag Exaudi verwandt werden, wo- zu dann noch der erste Satz aus V. 1 genommen wird. In der Vulgata wird V. 7 übersetzh Brandt, dumme, vocam qun clnmavi ad te; davon hat der« Sonntag seinen Namen. 10. Denn mein Vater nnd meine Mutter ver- lassen michzt aber der HErr nimmt mich auf knimmt mich, den umherirrenden Flüchtling, in seine Obhut und Pflege Jos. 20, 43 Nicht. 19, 15 ss.]. «) Hiermit soll derselbe Gedanke in individualisirender Weise ausgedrückt werden, der uns in Jef. 63, 16 be- egnet. Wenn David nach Hilfe aussieht, ist ihm sein Ssjott der Erste und der Letzte, und hält er so das Wi- derspiel der ungläubigen Welt, für die Gott, wenn sie je an ihn denkt, nur der Lückenbüßer zu allen andern Nothhelfern ist. (Tholuck·) Jn jeder großen Noth er- fährt es der Duldende mehr oder weniger, daß er von Nienschen darin verlassen wird, daß sie ihm ,,leidige Tröster« sind; wenn es auch manchmal nicht völlig so ist, erscheint es doch seinem Gefühle so, und das ver- mehrt seinen Dr»uck: Hiob 19, 13 ff. so. Gerlach.) 11. [Weil ich aber wohl weiß, daß du nur denen, die deinen Weg wandeln, Vater und Mut- ter ersetzen und ihnen ihr Gastfreund werden kannst, so bitte ich vor allem:] HEW weise mir deinen Weg, und leite mich auf richtiger Bahn, [und thue das besonders auch] Um meiner Feinde willen [die aufmerksam alle meine Schritte ver- folgen und so gern das verwirklicht sähen, was sie boshafter Weise mir andichten und an- wünschen]. 12. Gicb mich nicht in den Willen meiner Feinde [die es auf meinen Untergang abgesehen haben]; denn es stehen falsche Zeugen wider mich [2. Sam. 15, 3 f.; 16, 8], nnd thun mir Un- recht [mit den Künsten des Trugs und der Lüge auch offene Gewaltthat verbindend] obne Scheu. David möchte feinen vielen Feinden, die alle seine Schritte so aufmerksam belauerrn nicht Veranlassung geben, ihn sirauchclu und fallcn zu sehen, da sie sonst aus dem Erfolge schließen würden, er sei schuldig und von Gott verlasseir (Vaihinger.) III· U. 13»u. 14. O wie uuglüclrselig und verloren «— so fühlt David zuletzt noch anc lebendignen — wäre er in seiner äußerst gefährdeten Enge, wenn er nicht in( Glauben stände! Jlber er hat den Glauben, daß alle- noch glürlilich enden werde, nnd erinuntert sicy selbst, anth unter den skhwierigsten Umständen geduldig angzuharren und auf die Hilfe des istxrrn zu hoffen. 13. [Wahrlich! menschlich angesehen ist meine Lage zum VerzweifelnJ Jch glaube aber dochf daß ich [noch] sehen werde das Gute [die Seg- nungen und Wohlthaten, nach anderer Auslegung: die Güte] des HErrn im Lande der Lebendigen [und ich also nicht hingehen werde, da hinab meine Feinde mich gern stürzen möchten, nämlich in’s Land der Finsternis und des Todesschattens" Hiob 10, 21f.] «) Jm Grundtext beginnt der Vers mit NEIZ = wenn nicht, so daß man zu übersehen hat: Wenn ich nicht glaubte, daß te. und als Nachsatz dazu zu er- gänzen: so müßte ich verzweifelnz »dies fatale Wort aber geht dem Sänger schwer über die Lippen, und ehe er es ausgesprochen hat, erhebt sich die innere Stimme, welche ihn vermahnt, in dem Vertrauen auf den HErrin welches er als seinen einigen Hoffnungsgrund bezeichttet hat, immer fester zu werden» Eine ähnliche aposicp pesis (Versel:weigung des Nachsatzesß wo aber der Vor« derfatz mit IS (wenn) beginnt, findet sich in 1. Ruf. 50, 15. Die Masoretheii Uüdischen Terterklärey haben fkch in diese Aposiopese nicht zu finden vermocht und über obiges Wort die sog. puncta extkaokdiuaria ge« setzi zum Zeichen, daß sie nicht verstündem was das Wort hier bedeuten solle. — VI) Gerade noch in diesem Leben hofft der Sänger die Güte des HErrn zu schauen: von der Restgnation (Berzichtleistung), welche das Dies« seits ohne Weitercs der Gottlosigkeit überläßt, sind die almisten durchweg entfernt. (Hengstenberg.) 184 14. Hatte [denn, o mein Herd« des HHEgttt, sei getrost nnd unverzagt nnd harre des rrn ser wird es mit dir nicht aufs äußersie kommen la en]. ss·) Der Dichter redet sich hier selbst an, gleichsam der gggiikhigö Theil der Seele den zaghasten schwächeren. ( Okb «) Der 28. Psalm. gebet wider die salsajen Leute. I. Ein Psalm David-s kehenfaus aus de: Zeit der Enwöruiig Absalonreu als der Tag der entschei- dungsvollen Schlacht im Walde Ephraiin nun immer näher kam 2. Sam. IS, 23 Anm.]. In: engsten Zusammenhang mit den beiden vorigen Psalmen steht der vorliegende: erschien am Schluß des 27. pl. die Enge Davids als voll so großer Gefahren, daß er für rettungslos verloren sich erachten niuszte, hätte er nicht uns den HErrn gehosft, so ruft er hier gleich anfangs ans derartiger Lage zum Himmel hinaus; und wurde Als. 26 von deut Grundgedanken bewegt, Gott liönue ntrht das in- nerlich Geschieden: durth Gleichheit des Grgehens mit ein— ander verbinden, liönue nicht das ttoos der Bösen und das der Gerechten mit einander vernieugen, so ist derselbe Ge- danlie hier der Herzschlag sowohl der Sitte als der Hoff— nung Davids. Gs liomuit aber etwas ilenes hinzu: David eriiennt sieh nicht blos für einen bedrängten Gerechten überhaupt, sondern fiir den bedrängten König Jota-is; sein Verderben würde Ssracls verderben sein, gleichwie sei- ner Rettung Ssraels Rettung ist. Das macht denn seine Sitte zur Färbitte nnd verleiht seinem Gebet für sieh beson- deren dluchdruiti bei dem, an den er es richtet. I« U. 1—5. David, indem er seiner eigentlichen Bitte erst die um Gottes gncidiges Gehör vorausschicleh da er ohne solches rettuugslosem verderben preisgegeben sein wurde, streiiit hierauf seine betenden ijäiide dem Allerheiligsten auf Zion entgegen; denn dort thront der HGrr zivismen Cherubim aus der Bundeslade, von dorther hat er ver- beißen, seinem dlolli zu zeugen nnd ihm Red’ nnd Eint— wort zu gehen. Was er nun bittet und erstehn, ist dies, daß der tjGrr ihn, den Geer-isten, nicht demjenigen Schim- sat aussehen wolle, welihes dcn Zöseu bestimmt tu, viel- mehr wolle er über diejenigen die verdiente Strafe des Untergangs verbringen, welche heimtürliisch handeln an ihrem Usiihsten nnd uiit ihrem Beginnen des ttjttirrn Wert: hiutertreiben wollen. » Wenn ich [wie ich hiermit in meiner trostlosem schier verzweifelteu Lage thue] rufe zu dir, HErh mein Hort« [du unerschütterlicher Grund meiner Hoffnung Pf. 18, Z. 32. 47], so fchlveige mir nicht [meine Bitte um Errettung keiner Erhöruiig würdigendL ans daß nicht, wodu schweigesy ich gleich werde denen, die in die Holle [in den scheel, das Reich der Todten Hieb 7, 9 Anna] fahren lPt 143- 7J. V) Jn den, der Königin Maria von Ungarn« ewidineten 4 Trostpsaliiien vom J. 1526 iibersetzte uther zuerst das hehr. Zur mit dem Worte Hort, und erklärt sich darüber also: »Hort hab’ ich vcrdeutsii)t, da auch Ebräisch stehet Zur, welches heißt ein Fels, denn Hort heißen wir, darauf wir uns verlassen und uns sein trösten.« Hiernach würde Hort das umschlie- f Psalm 27, I4. 28, 1-—-9. 29, l. ßende, Verwahrenda Schützende bedeuten, und durch Luthees großartigen Einfluß ist das Wort auch wirklich in diesem Sinne, da es für Schutz, Zufluchtsorh ber- gende, sichere Stätte steht, in den allgemeinen Sprach- gehrauih eingedrungen; seit jedoch in neuerer Zeit der Nibelungeii Hort wieder allgeineiner bekannt gewor- den, hat sich auch als urspriingliche Bedeutung des Worts die voii Schatz (also umgekehrt: etwas, was ausgesparh verschlossen, behiitet und gewahrt wird) ergeben. Jm 17. u. 18. Jahr-h. erklärte uiaii Hort für eine Zusammenziehung aus hoher Ort; dies stimmt zwar mit der Bedeutung des hehr. Zur, ist aber im Deutfchen eine kindische Abteilung; ebenso paßt es nicht hierher, wenn man daran erinnert, daß ja ein Schatz etwas ist, ,,darauf wir iins verlassen und uns sein trö- sten,« man muß vielmehr annehmen, daß Luthern die Grundbedentiing des Worts nach seiner Ableitung von demselben Stamme, der auch den Wöriern Heerde, Hirt, Hürde zu Grunde liegt, nicht recht bekannt gewesen. «) Waise, Tochter des Königs Philipp I. von Spanien und Schwester Kaiser Karls V, geb. Muß, noch sehr jung ver- mählt mit König Ludwig von Ungarn, trat nach dessen Tode im J. 1526 offen zur evangelischen Kirche über, wurde da- fiir aber so heftig verfolgt, daß sie aus Ofen fliehen mußte, was die Veranlassnng zu dem, ihren Taufnamen in den Anfangsbuchstahen der einzelnen Verse wieder-gehenden Liede: Piag ich Unglück nicht tviderstan re. geworden ist; sie starb 1558 zu Cicales in Spanien, nachdem sie, wie man sagt, im J. 1531 zur katholischen Kirche zurückgetreten war, um die Regierung der Niederlande antreten zu können. 2. Höre die Stimme meines Ziehens, wenn ich zu dir schrein wenn ich kbetendj meine Hande aufhebe zn deinem heiligen Chor sin der Richtung nach dem Allerheiligsten zu, wo du deinem Volke dich zugänglich gemachi hast Dan. 6,10; 2. Mos 25, 22; 1. Kön. 6, 16 Anm.]. Daß der Sänger die Hände nicht zum Himmel er« hebt, sondern zum Allerheiligsten, woselbst die Lade des HErriy ist nicht anders anzusehen, als wenn wir Gott in Christo anrufeir. Gott hatte in liebender Herab- lassung zu der Schwachheit seines Volks, was nur durch das Qltittcl des Sichtbareu zu dem Unsichtbaren sich er- heben konnte, in seiiier Mitte gleichsam Gestalt anges « uommen, zum Vorhildc der sJJietischwerduug seines Soh- nes, durch welche dasselbe tief in dein Wesen der mensch- lichen Natur liegende Vedürfniß aus unendlich reellere Weise befriedigt wurde. (.Hengstenberg.) Z. [Das aber ist die Stimme meines Flehens, die du vom Gnadenthron herab erhören wollest:] Zench mich nicht hin unter den Gottlosen, nnd unter den Uehelthcitern sverwickele mich nicht in dasselbe Verderben, welches nach deinem heil. Wort nur die Bösen trifft], die freundlich reden mit ihrem Nächsten, und haben Böses im Herzen [wie z. B. meine Widersacher Leute dieser Art sind 2. Sam. is, e. 12j. 4. Gieh [vielmehr, von dem ihnen gebühren- den Theil, wie ich ja innerlich von ihnen geschie- den bin Pf. 26, 4 ff., mich absondernd] ihnen nach ihrer That, nnd nach ihrem bösen Wesen; gteh ihnen nach den Werten ihrer Hände; vergilt ihnen, was sie verdienet haben [vgl. Anm. zu i. Köth 2, 9, 1. Hälftes b. lNicht ohne guten Grund aber, deß bin David bittet für sich, den bedrängten König, und für sein Volk. ich mir bewußt, richte ich gerade solche Bitte an den HErrnJ Denn sie tvollen nicht achten auf das Thun des HErrn, noch auf die Werke seiner Hunde [Jef. Z, 12; 22, 11]; darum wird er sie zerbrechen [niederreißen], und nicht bauen. Ohne Zweifel denkt David vorzugsweise daran, daß sie schmählich verkennen, wie so gar herrlich nnd gnädig sich Gott immer aufs Neue zu ihm als seinem Ertviihls ten bekannt hat. Er hat 2. Saul. 7 die Verheißung empfangen, daß Gott ihm ein Haus bauen, d. i. seinem Königthum ewigen Bestand verleihen wolle. Die Absa- lomiten sind in Einpörung gegen die göttliche Veran- staltung begriffen; darum werden sie das Widerspiel der dem David gegebenen Gottesverheißung erleben, Jehova wird sie niederreißen und nicht bauen, er wird diese wi- dergöttlich aufgerichtete Dynastie in ihrem Entstehen ver- nichten. sDelitzschJ II« v. 6—8. was dem David am Smluh seiner Bitte im vorigen Jlbfchnitt zur Klarheit geworden, daß Gott die, welche an die Stelle des Königihiims der dlerheisiuug ein Kiinigihnm der Gewaltthat in Israel anfrlchten wollen, zerbrechen müsse und nimmermehr sie bauen könne, marht ihn der Grhörung feines Htlfesmreies so gewiß, daß er schon seht, als wäre der ganze Jtbfaloiusche Aufruhr all- bereits gedämpst und er wieder des eiönigsthrons in Israel mächtig, den tjGrrii als seinen nnd seines bolkes Heiland in einem Lob— und Pankltede preist. s. Gelobet sei der HEry denn er bat erhbret die Stimme meines Flebens [so daß ich nun habe, warum ich ihn V. 2 ff. gebeten]. 7. Der HEtt ist sdeß bin ich auf’s Neue inne geworden] meine Stärke und mein Schild, auf ihn hoffet [besser: hoffte] mein Herz, und mir ist [ward] geholfen; und mein Herz ist feben des- wegen] fröhlich, nnd ich will ihm danken mit [ge- nauer: aus] meinem Liede. Aus dem Leide quillt das Lied, und aus dem Liede quillt das Lob deß, der das Leid gewendet. (Delitzfch.) 8. [Das aber ist der Inhalt dieses meines Liedes :] Der HErr ift ihre [meines Volkes] Stärke sdenn er hat mein Volk mächtig bewahrt vor dem Verderben, in welches sie sich selbst oder in wel- ches andere sie zu stürzen ini Begriff wareu]; er ist die Stärke, die seinem Gesalbten fmir als dem Könige seines Volks Pf. 18, Hi] hilft [indem er wie eine mächtige Feste mich umgab nnd das mir zugedachte Verderben in eine Fülle von Heil um- ; wandelte—- vgl. das Wort von Baumgarteih das in der Anm· zu B. Sam. 15, 6 augeflihrl worden] til« v. o. Zum Schluß kotgi uoch eine sitt: sur die wei- tere, über die erst noch bevorstehende Rettung hinausm- gende Zukunft: wie der HGrr in dieser Rettung gethan, wolle er auch ferner thun zu alter Zeit und bis in die Ewigkeit hinein, nämlich sich als Helfer und segens- fpeudeiz als Hirten nnd iiegierer feines Volks, das er zu feinem Grbe ßch erkoren, erweisen. 9. Hilf sHErrs deinem Volk sdessen Heil und Wohlfahrt du auf’s Neue gerettet, auch in den kommenden Zeitenl und fegne kimmerdarj dein Erbe [eben dies dein Volk, das du dir abgeson- 185 dert zum Erbe aus allen Völkern auf Erden l. Kön. 8, 51. 53], Und weide sie svertritt Hir- ienstelle an deiner Heerde, damit sie nicht wieder, wie ietzt der Fall gewesen, in Miethliiigshände Verfallsjk lltld erhöht sit? klvigiich strage sie, wie du von jeher gethan 5. Mos 1, 3l., auf Vaterarnieii durch alles Verderben hindurch zu der ewigen Höhe empor, die du ihnen zugedacht, vgl. Pf. Z, 9 Auen)- Dieser Vers ist übergegangen in den Anibrosianischen Lobgesang oder in das Te deum landamus, wo es heißt: Hilf deinem Voll, HErr Jesu Christ, und segnc, das dein Erbiheil ist; wart« uiid psleg’ ihrer zu aller Zeit, und heb’ sie hoch in Einigkeit. · Der 29. Psalm. Vom Donner göttlichen Worts. I. Ein Psalm [3- l] David-s. DerhGrr ist ihre Stärke, so hieß es in Pf. AND; und: der HErr wird feinem Voll( Kraft geben, so hdren wir am Sihtusfe dieses 29. Pfalius. Es flehen also in der That beide Psalmen, wie sie äußerlich auf einander folgen, auch in einer gewissen inneren Beziehung zu einander; dem übrigen Inhalte, sowie der Zeit der Entstehung nach gehört aber Pf. 29 vielmehr zu Pf. 8 u. 19 einerseits und zu Pf. 33 andrerfeits (1· Heisa. 1, 1 Knm.), und nimmt mit gutem Grunde gerade die dritte Stelle unter diesen vier zusammen— gehörigen Psalmen ein. Hatten wir in Pf. 8 ein Pacht— lied des hochbeiagteii Kiiiiigs vor uns, das die Schäpfungsi gefchictjte aus l. Leids. 1 in ein Gebet faßt, and in Pf. 19 ein beim Jtnblirli des Gaghimmets gedichteteg Lied, in welihem der, des antirecheiideu Sonnenltchis sich freneude Sänger fiir das bevorstehende Tagewerk in das Eicht des göttlichen Gesetzes sich stellt; so hat es« Pf. 29 mit einer andern Uaturerfchetuung, mit einem gewaltig aufsteigenden nnd furchtbar sieh eiiiladenden Gewitter zu thun. Und wie nun Pf. 19 neben den Gott der llalnrosfeiibaeung den Gott der ijellsosfenbarung stellt, so bleibt auch Pf. 29 bei der äußeren majeftiiiifcljen Naturerscheinung nicht stehen, sondern vernimmt darin eine Selbstbezeugnng Johanns, des heilsgefchichtlichen Gottes, der, sowie im Himmel, auch auf Erden feine Gemeinde hat. Sie, diese Gemeinde des Heim, ein Gegentiild der Jlrche zur Zeit der Sändslutik ist eine Stätte des Friedens und lieiu Gegenstand der gött- Lilcizen Zornesgerictjtk während es draußen donnert und i i. I· it. l u. L. Dei! Siinger in die Betrachtung des anf- fteigeudeu Gewitters versunken, richtet feinen Jlufruf zu Gottes Wabe zuuäihst an die himmlische Gemeinde, an die ganze nugezählie Menge der hiilieren Geister; denn sie, die deu Thron Gottes umringen und sich unmittelbar an der Stätte befinden, von wo die Donner wie göttliche Juachiworte erschallen nnd iuo alle göttlichen Entscheidun- gen vorbereitet werden, sehen des hldrrn wert: gleich in ihrem ilrforuiige nnd verstehen sie nach ihrem lehteu et. Ji Bringet her dem HErru, ihr Gewaliigeu [genauer: Gottessöhne, die ihr gleichsam Got- tes himmlische Familie bildet, ihr Engel Pf. 89, 7; 103,» 20 f.], bringet her dem HErrn Ehre und Starke [gebet seine in der geschaffenen Welt sich offenbarende Lierrlichkeit und Macht in lob- preisender Anerkennung wie in einem freudigen Echo ihm znriick], Psalm 29, 2—-11. 30, 1——6. l86 2. Briiiget dem HErrn Ehre seines Namens sverherrlicht ihn nach Gebühr, der durch jene Offenbarung feiner Herrlichkeit und Macht stch nennbar und erkennbar gemacht hat], betet an den HErtn [aber nicht in eurem gewöhnlichen Gewand, sondern wie die irdischen Priester, ehe sie den Dienst des HErrn antreten, zuvor ihre heil· Kleider anlegen 2. Mos. 28, 23; 2.Chron. 20, 21., so erscheint auch ihr bei diesem Dienst vor ihm] in heiligem Schmuck. Vgl. die Anwendung, die von diesen Worten in Be- ziehung auf die Völker überhaupt oder auf das Volk Gottes insonderheit in Pf. 96, 7 ff. u. 110, 3 gemacht wird. Zum Verständniß der tiefen Empsindungem wo- mit das aufsteigende Gewitter das Herz Davids erfüllt, muß man sich ein Gewitter, wie es im Morgenlanda namentlich im gebirgigen Palästina, viel großartiger und Entsetzen erregender als bei uns auftritt, fich Vergegen- wärtigen. Der Reisende Wilfon beschreibt ein solches aus der Gegend von Baalbeh Jch wurde von einem Ungewitter betroffen, als wenn die Schleußen des Him- mels sich geöffnet hätten; in einem Augenblick kam es heran und wiithete mit einer Gewalt, die das Ende aller Dinge in das Gedächtnis; rief. Ueber das ganze Land war ein seierliches Dunkel verbreitet; in Strömen oß der Regen herab, und von den Bergen hernieder- ürzend wurde er durch die entsetzliche Gewalt des Sturmes in dicke Nebelwolken verwandelt. II« v. 3——9. Es folgt nnn die Schilderung der Mann— ossenbarnng Gottes in dem fiel) entladrnden Gewitter sel- ber, wie sie zuerst in der oberen Duft oder dem Jlethrr sich zeigt W. Z n. 4), dann die Höhen nnd Berge im iilorden des heil. Landes ergreift W. 5——7) nnd schlief— litt) in der südlich an palcisiina angrenzenden Wüste sich liund thut (v. 8 u. »9); da thun die Gewalttgeu im Himmel also, wie sie im Eingang des psalnis aufgefor- dert worden, nnd oertiändigen Gottes Ehre. Z. Die Stimme des HErrn [in dem dahin rollenden Donner] gehet auf den Wassern süber die in den dunkeln, fchweren Gewitterwolken an- gesammelten Wassermasseii Pf. 18, 12]; der Gott der Ehren donnert, der HErr aus großen Wassern 4. Die Stimme des HErrn gehet sfährt da- hin] mit Macht; die Stimme des HErrn gehet herrlich [indem sie einen gewaltigen, prächtigen Wiederhall giebt, der eine Offenbarung ifi seiner eigenen Kraft und Majestät]. Stimme des HErrn ist auch jedes sanfte Lüst- chen, die ganze Natur· predi t feine Herrlichkeit, durch alles fpricht Gott zum Nienizchenz aber weil unsere Oh« ren zu taub find, wird dasjenige vorzugsweise als feine Stimme bezeichnet, wodurch er am lautesten uns zuruft, auch wider Willen seine Allmacht und Majestät uns predigt. shengstenbergh Z. Die Stimme des HErrn zerbricht sdurch die Gewalt des begleitenden Gewittersturmsj die Cedern sdiese großartigsten und herrlichsten unter den Bäumen]; der HErt [nach seiner Allgewaln womit er alles in einem Augenblick vernichten kann, was ihm in den Weg tritt] zerbricht die Cedetn in Libanon [die wiederum die stattlichsten sind unter allen Cedernbäumen], s. Und machet sie [die Berge, von denen gleich weiter die Rede sein wird] lbcken srnacht sie durch Gewalt des Donnergekrachs vor Schreck in die Höhe springen Jes. 35, 6 Anm.] tvie ein Kalb, [nämlich] Libanon nnd Sirion [Antilibanon, hier bezeichnet nach seinem südlichen Vorgebirge, dem großen Hermon 5. Mos. s, 8 f.], wie ein junges Einhorn [5. Mos. 33, 17 Anm.]. 7. Die Stimme des HEkrn [indem auf jeden Donnerschlag sofort wieder ein Blitzstrahl folgt] hcinet wie Fenerslammen ssprüht zuckende Feuer- strahlen aus]. Die Kiirze des Verses ist dem plötzlichen Zncken und gglisieit raschen Wiederverfchwinden des Blitzcs nachges 8. Die Stimme des HErtn [wenn nun das Gewitter von dem nördlichen Gebirge nach dem Süden sich hinunterziehtj erreget die [dort befind- liche arabische] Wüste [die sonst so groß und fruchtbar ist und nichts als Schrecken erregt 5. Mos. l, 19; 8, I5; 32, 10·, daß sie jetzt selber vor Schrecken erzittert], die Stimme des HEtkn sgenauer: der HErrJ erreget die Wüste Kades [eben jene arabische Wüste, durch welche einst die Kinder Israel zogen 4. Mos. is, 1 Anm.]. 9. Die Stimme des HErrii erreget die Hin- dinnen [in dem benachbarten Edomiter- Gebirge, daß sie in Folge des Schreckens vor der Zeit Junge werfen] nnd entbtdßet die Wälder [indem sie dieselben ihres Schmuckes, der Zweige und Blätter, entkleidet]. Und in feinem Tempel [dem oberen himmlischen Heiligthum, wo die Gewaltt- gen V· 1f-siUDJ wird ihm jedermann Ehre sagen sspricht alles, während diese gewaltigen Dinge auf Erden geschehen, zu ihm: Ehre!]. Der Gegensatz der Hindinncn und der Wälder führt, wie es scheint, auf den Gedanken, wie der HErr beiin Gewitter feine Uebermacht über alles Gefchafsene kundgiebt, vom Größten bis zum Kleinsten, so daß das Große ihm nicht durch feine Größe, das Kleine nicht durch feine Kleinheit rmerreirhbar wird. (Hengstenberg.) Die Stimme des HErrn kehrt siebenmal wieder sLuther hat in V. 8 eine achte hineingebrachy dort steht aber im 2. Gliede blos: der HEryz in Beziehung da· rlcöiifssifehen wohl die sieben Donner in Osfenb. III« its. 10 n. it. Juni Schtnß wird die eben geschilderte Ulacljtofsenharnng des tjErru auf sein Rein) als ihr eigentliches Ziel bezogen und soinit unter heitsgesrljichts likhen Gesichtspnutit gestellt. 10. Der HErr sitzt [jetzt, indem nun das Ge- witter in Strömen sich ergießt], eine Simdftntb [1. Mos. S, 17 AUULJ einzurichten [denn an jene gewaltige Gerichtskatasirophe mit ihrem verderb- lichen Charakter nach der einen und ihrem gnädigen Ausgang nach der andern Seite erinnert eiii jedes solches Unwetter] Und der HErt swie er ehedem in Zorn und Gnade gewaltet] bleibt ein König ltl Ewigkeit srichtend und segnend seine Allgewalt auf Erden bekundend] 11. Der HErr wird feinem Volk san dem er seine Gnade zu verherrlichen verbeißen] Kraft ge- ben, der HErr wird sein Volk segncn mit Frieden [deß ein Sinnbild und Unterpfand ist der Regen- bogen in den Wolken, nachdem das Gewitter vor- über I. Mos 9, 8 ff] Der Anfang des Psalnis zeigt uns deii Himmel offen und den Thron Gottes inmitten engelischer Lobgesängq und der Schluß zeigt uns auf der Erde inniitten des alles erfchlitternden Zornruss Jehovcks sein sieghastes nnd mit Frieden gesegnetcs Volk. Glokia in excelsis (Ehre sei Gott in der Höhe) ist der Anfang, und pax in terris (Friede auf Erden) das Ende. (Delitzsch.) —- Wie die Ueberschrift ergiebt, beziehen die älteren Aus- leger unsern Psalm auf das Evangelium oder Gottes Wort überhaupt, das sie unter der Stimme des HErrn in dem mittleren Abschnitt verstehen; die Gewaliigen, welche im ersten Theil zur Anbetung des HErrn ausge- fordert werden, sind dann die Mächtigen der Erde, die Sündfluth im dritten Theil aber deutet man in der Regel auf das Wasserbad der heil. Taufe (1. Petri 3, 20 f.). Von dieser Erklärungsweise gilt dasselbe, was von der ähnlichen bei Pf. 19 gesagt worden ist, da man unter den Himmeln den Kirchenhimtnel mit seinen Lehrern und Dienern versteht: sie ist Anwendung, aber keine Auslegung. Der 30. Psalm. Daiitisaguiig siir rgotles igiiie im Kreuz und Trübsal. l. Ein Psalm zu singen [oder, wie Luther selber anderswo übersetzn Ein Psalm-Lieds von der Einweihung des Hauses David sgesungeu zur Einweihung der künftigen Tempelstätte aus Martia, die schon vorläufig in sofern zu Davids Haus oder Opfersiätte bestimmt ward, als er fortan seinen Gottes- dienst dort verrichtete 2. Sam. 24, 25 Anm.). iiiititrtr im vorigen Psalm sirh der Jlufruf zum Lob— preise Schon» an die Heiligen, die im Himmel sind, so rrgehrt nun ein gleicher Aufruf an die Heiligen auf Erden im vorliegenden Psalm; beide Psalmen gehören außerdem in sofern zusammen, alg in ins. 29, 10 f. ans das voll: hin· gewiesen wird, das der ijGrr durch Gericht hindurch seiner Gnade iheiihnfttg macht, und in ps.30,6 augdriiiiilich her— iiii ignoriert-es« its— · »» , "««g«"«" «« ’ «« s «« · « « « gcgm « spdanket nnd preiset seine Heiligkeit [oder, wie Seinen den Zorn, den sie verdienet haben, wieder in sich zu— rfutiuiniint l. v. 2——4. Der Sänger giebt zunächst in einigen kurzen, bändigen Sätzen die Veranlassung zu seinem Lob— und Danlilikde an: der ijGrr hat ihn gnädig aus einer gro- ßen Gefahr gerettet, die ihm gänzlichen Untergang dro- hen. Es isi das die Gefahr, mit seinem ganzen Voll: und Reich zu Grunde zii gehen, die er mit der, vom Satan ihm tingegebeuea volliozåhlung herauf beschworen, mit seinem, vom Geisie Gottes aus ihm erzeugten Gebete aber wieder abgewendet hatte (2. Sam. 24, 1 ff; l· Thron. W, 1ff.). Jch preise soder erhebe] dich, HEry denn«- du llast mich erhöhet [aus der Tiefe, darein ich ver- « senkt war, durch deine Hand wieder in die Höhe ss Die Machtosfenbarung Gottes im Gewitter. Vom Donner gditlichen Its-orts- 187 gehoben], nnd lässest meine Feinde sdie aus Neid über die früher so reichlich mir von dir erwiese- nen Gnaden es gern gesehen hätten, wenn ich jetzt endlich, wie sie oft fchon gehosst, deinem Zorn unterlegen wäre] sich nicht freuen uber mich [Ps. 35, 19. 24 ff; 5. Mof. 26, 11 Anm.]. V) Auf das: ,,ich will dich erheben«, läßt David alsbald den Grund folgen, weshalb er Gott preisen will, und führt diesen in den beiden folgenden Versen weiter aus, um zu zeigen, wie groß seine Verpflichtung zn diesem Preise sei. (de Ums, kathoL Psalmenausleger im 17. Jahkhh » 3. HErh mein Gott, da ich [in meiner Noth] schriee zu dir, machtest du mich gesund shalfst du mir aus der Noth und erfreutest mich B. 12]. Jedes schwere Leiden erscheint unter dein Bilde einer Krankheit, der HErr. der es wegnimmh unter dem Bilde des Arztes: Jes. 6, 10; 2- Chron. 36, 16. (Hengsteiiberg.) 4. HEry dir hast meine Seele ans der Hölle [der Unterwelt, der sie in ihrer Todesangst schon so gut wie versallen war L, Sam. 24, 1 ff.] ge- fiihretz du hast mich lebendig behalten, da die [welche von der Plage hinweggerafft worden 2.S. 24, 15J in die Hölle fuhren [besser: mich neu- belebt aus denen, die zur Grube hinab- fahren, mich, der ich schon mit einem Fuße im Grabe stand, zum Leben zurückgerufens ,David glaubte die Größe der Gnade nicht anders mit Worten erreichen zu können, als wenn erdie Fin- sterniß jener Zeit mit dem Grabe und mit der Grube verglich. fCalvinJ II« V. 5——11. Indem David liltranf an alle Frommen, aio für welche er singt, die Aufforderung ergehen läßt, sollt) einen Gott, mir er ihn erfahren, der nach tiurzrm Ziirnru gar bald und in iibrrrasusender Weis: wieder gnädig sirh erweist, mit ihm zu preisen, erzählt er ans— fährlirtieiq wag er erlebt hat; und da grdrnlit er zuerst der llrsaug dadurch die srtiwere Liüetitignng über ihn her— brigesührt worden, deinnächsl aber des Gebote, welches er auo der Tiefe seines Elends zu Gott emporge- fchiat hat. « « 5. Jhr Heiligen [zu denen mein Herz sich hingezogen fühlt Pf. 16, s» die ihr aber nun wiederum an allem, was mir widerfährt, mitbe- thekligt siud], lobsioget smit mir] dem HErrn, Luther anderswo schreibt: und danket zum Ge- dächtniß seiner Heiligkeit, die sich aufs Neue an mir verherrlicht hat]. is. Denn sein Zorn wahrer einen Augenblick [in feiner Selbstbezeugung gegen die Seinen herrscht so sehr die Liebe vor, daß die Zeit, wo er seinen Zorn walten läßt, nur wie ein kurzer, verschwindender Moment ist 2. Sam. 24, 16], Und hat Luft zum Leben [daß er alsbald wieder aus dem Reichthum seiner Huld Leben und Heil schenkt, nachdem der Zorn Unheil und Verderben angerichtet hatte 1. Chron. 22, 26 f.]; den Abend lang wahret das Weinen [am Abend kehrt es bei 188 uns ein und bleibt etwa die Nacht da], aber des Morgens [beim Erwachen stellt pldtzlich ein an- derer Gast] die Freude [sich ein 2.Sam. 24, 15 Arm. I; Vgl. Jes. 17, l4; 54, 7 f.]. 7. Ich aber [um hier —im Gegensatz zu mei- nem, durch Leiden hindurch wieder gewonnenen Gottvertrauen — auf mein oorhergegangenes Selbstvertrauem welches die Ursach der Züchtigung geworden 2. Sam. 24, 2 Anm., zu kommen] sprach, da mir-s mohl ging [und ich in Folge dessen übermüthig und sicher wurde b. Mos 8, 11 is; 32- 15]: Jch werde nimmermehr darnie- derliegen [2. Sam. 24, 1 Anm.]. 8. Denn, HEry durch dein Wohlgefallen [deine freie Gnade und unverdiente Huld] hast [besser: hattest] du meinen Berg« stark gemacht [mein Reich gekräftigt und in meiner Herrschaft mich befestigt 2. Sam. b, 12; U, 9]; aber sdas wollte in meiner damaligen Thorheit ich nicht er- rennen, daß ,,alles, was ich bin und habe, käm« von deiner Liebe her« — erst] da du dein Antlitz vetbatgesi [und statt Gnade mich Zorn erfahren ließest, indem binnen kurzer Zeit 70,000 Mann sielen aus Jsrael 2. Sam. 24, 15 Anm. 2], er- schrak im. «) Der Berg ist der von Natur und durch Kunst sefte Zion, und dieser ist ais Schloßberg Einblem (Sinnbild) des davidischen Reichs, wie als Tempelberg Emblem der Kirche oder Gemeinde. sDelitzschJ " b. Ich will, HErn rufen zn dir [so schrie ich da in meinem Gebet, das die Angst des Gewis- sens und die Schwere der Ziichtigung mir aus- preßte]; dem HErrn will ich sieben. David, früher auf beiden Ohren schlafend, fängt, pldtzlich aufgeschreckn zum HErrn zu schreien an; denn, wie das Eisen, wenn es durch lange Ruhe rostig gewor- den, nicht eher wieder gebraucht werden kann, ais bis es vom Neuen im Feuer gegiüht und mit deinHammer geschlagen worden, so wird, wenn einmal die Sicherheit des Fleisches vorherrschcnd geworden, niemand sich hurtig zum Gebete rüsten, wenn er nicht Vorher durch das Kreuz geschlagen und tüchtig zugerichtetivaru (Caloin.) 10. [Und was ich rief, war dies] Was ist nütze an meinem Blut, wenn ich todt bin swas hilft dir’s, wenn du mich dahin raffst in deinem Zorn, so daß ich nun zu den Todten hinunter mußjt Wird »die auch der Staub danken, und deine Treue verknndigent[Ps. S, 5 f.; Jes. 38, 18ff.]? 11. HErr, höre, nnd sei mir gnädig; HEry sei mein Helfer [fo lautete mein Geschrei 1. Chron. 22, 16 f.]. » · «) Seine Bitte um Lebensfriftung war also nicht auf irdifchen Besitz nnd Genuß, sondern aus Gottes Ehre gerichtet, er fiirchtete den Tod als Ende des Lobes Got- tes; denn jenfeit des Grabes werden keine Psalmen mehr gesungen. Der Hades war im alten Testament noch Unüberwunden, der Himmel noch nicht geöffnet: im Himmel sind die Dsstzt IF; (Gottessöhne Pf. 29, 1), aber noch nicht selige DJiZ IF, Menschenliiider. (Dciitzsch.) Psalm so, 7——13. II, l——7. lll. n. 12 u. is. wie ne Jiugii seine» Gewiss-u- qui die Schwere der Jüaitiguug den David iiber siih selbu hinweg zu Gott getrieben hat, so bleibt er uuu auch bei Gott ani Sihlusi drg psalniz berichtet in Jlnrede an ihn die Erhörnug, die sein Gebet gesunden, nnd beiinndet in gleicher weis: den Entschluß, sfir das gewährte Heil ewig dautibar zu sein. 12. Du [o HErr, mein Gott] hast [in gnädi- ger Erhörung meines Gebets V. 10 f.] mit sgar bald] meine Klage verwandelt in einen Reigen sFreudentanz Z. Mos 32, is; Nicht. 11, 34]; du hast meinen Sack sdarein ich in Buße und Trauer sammt den Aeltesten mich gekleidet 1.Chron. 22,16., geschwind mir] ausgezogen, nnd mich mit Freuden gegiirtet [die Freude wie einen Gurt um die Lenden mir angetban], 13. Auf daß dir lobfinge meine Ehre [d. i. Seele Pf. 7- Cl, und [in solchem Loben und Prei- sen] nicht stille lverde. [Und sie soll anch in der That nie darin nachlassen:] HEry mein Gott, ich will dir danken in Ewigkeit. O du meine-Seele, singe fröhlich, singe, singe deine Glaubensliedey was den Odem holet, jauchze, preise, Ringe, ivitf dich in den Staub darnieder! —- O wohl dir! glaube mir: endlich wirft du droben ohne Siind’ ihn loben. tWundetbarer König &c. V. 3 u. 4.) Dei: It. Psalm. Hoffnung läßt in keiner Ratt) zu schanden werden. 1. Ein Psalm [3, l] David-s, vorznsingen [1. Ehren. 26, 31 Anm.]. « Die Septuagin»ta, indem sie der Ueberschrift einen auf 1. Sam.23, 26 u. 23 sich beziehenden Zusatz giebt, hat die besondere Lage, in welcher David damals sich befand, in jener Noth gesunden, als er in der Wüste Maon von Saul umzingelt und nur dadurch gerettet wurde, daß sein Verfolger durch einen Einfall der Phi- lister plötzlich abgerufen ward (vgl. Pf. 17); und in der That läßt sich keine passendere Veranlassung zur Ent- stehung dea Psalms, als diese, denken. Wenn derselbe aber durch seine Sprache und elegifche (klagende)Weichs heit vielsach an Jeremias erinnert, so erklärt sich das daraus, »daß es hierin gar nicht verivandtere natürliche und geistliche Charaktere geben kann, als David und Jeremia, die beiden, in ihren edlen zarten Seelen tief- cmpfindendem licbesehnsuchtsvollen und schmerzenreichen Knechte Jehova’s.« Wie tu Its. 30, 5 der Sänger die heiligen anssorderte· mit ihm den itiilirra zu loben, so fordert er hier in d.24 sie aus, mit ihm den HGtrn zu lieben; und wie er dort in v. 7 sagt: Ich sprach, da niit’g wohl ging, so hat er hier in v. Es: ich sprach in meinem Zagen. Diese iveihselseitigeu Bett-heutigen mögen der Grund gewesen sein, warum die beiden, der Zelt nnd den Umständen ihrer Entstehung nach so weit auseinander liegenden Psalmen in der Reihenfolge mit einander verbunden worden sind. v.l—6 liegen dein Kircheultede von Adam Ruhme: In dich hab ich gehustet, lJGrr er. zu Grunde. I· v. 2—9. Indem David znodtdrrst seine Sitte uni Ret- tung aiis den vorhandenen ttedrängiiisseii liurz ausspricht und ne auf das vertrauen gründet, das er zu dein tjiikrru hat W. 2), faßt er darnach diese Begründung näher in’o Fluge, um sitt) der Erhörung seiner Bitte desto mehr zn verführen. Weil Er, der Akte, sein Gott iß, dem er mit unbedingten vertrauen sitt) hingiebt, wird nnd muß der tjGrr ihm auch helfen, denn er leann das in ihn gesehte vertrauen nicht täuschen, wie die Richtig— leeiten der Lüge es thun; und so freut David sitt) schon im Voraus der zweifellos gehosften Errettung. 2. HErn auf dich traue ich lPs 25, 2], laß mich nimmermehr [genauer: nicht ewig«] zn Schandeu werden; errette mich durch deine Gerech- tigkeit snach welcher du die, die auf dich vertrauen, nicht in denjenigen Untergang verwickeln kannst, der den losen Verächtern gebührt Pf. 17 , 1; 26, 9 ff.]. «) Ewig beschämt werden kommt den Dienern Got- tes, trotz aller ihrer Schwachheitssündcn , nicht zu. Vorübergehende Leiden kann, fa muß Gott über die Seinen verhangen, aber er müßte nicht Gott fein, wenn er sie dem Untergange Preisgeben wollte; dieser gehört nur den Bösen, nicht denen, die ihr Vertrauen auf Gott setzen. (Hengstenberg.) Z. Neige [o HErrlj deine Ohren [genauer: : dein Ohr Jes. 37, 17 Anm.] zu mir,«· eilend hilf mir sdenn es ist bereits auf’s äußersie mit mir gekommen V. 10 ff.]. Sei mit« ein star- ker Fels [wsrtlich: ein Fels der Festung, der Schutzwehr oder Zuslucht], nnd eine Burg, daß dn sindem du mich in dich aufnimmst] mir helfest. 4. Denn sich habe nun einmal keine andere Zuflucht als dich:]"" du bist mein Fels und meine Burg [in allen Lagen und Verhältnissen meines Lebens; darum mußt du auch in der gegenwärti- gen, ganz besonders schweren Lage es mir sein], und um deines Namens tvillen toollest du mich leiten und führen lPs 23, 3]. «) Hier lernen wir, wie die Kinder Gottes pflegen mit ihrem lieben Vater zu reden, nämlich wie ein Freund mit dem andern, wie ein Kind mit seinem Vater: ach mein lieber Vater, neige deine Ohren her zu mir! Siehe, das thut der Glaube, die kindliche Zuversicht, nnd die Liebe, die umsähet den HErrn also und fällt ihm um den Hals: ach lieber Gott, du weißt und kennst allein meine Noth, dir will ich’s allein klagen und gleich- sam heimlich in’s Ohr sagen. (Joh. ArndJ Es gehört zum Wesen des inbrünstigen Gebets, daß Gott dabei aufs lebendigste vergegenwärtigt wird, so daß er in den Gebeten der Frommen des alten Bandes schon vor der Rieufchwerdung des Worts (Joh. l, 1ff.) gleichsam Fleisch und Blut annahm. Hieraus erklärt sich, daß wir gerade in den Psalmen die stärksten sog. Anthropoi morphismen und Anthropopathieen (Ausdrücke, in denen Gott menschliche Glieder und menschliche Enipsinditngen beigelegt werden) sinden. Das Nichtstattsinden der An- thropotnorphismen des Gefühls ist eben so verwerslich, ja noch verwerflicheiy wie das Stattfinden dogmati- s eh er Llnthroponiorphismen (derartiger Ausdrücke in der Glaubenslehre), denen an der Schwelle des alten Testa- ments durch das Verbot der Anfertigung der Bilder be- gegnet wird, das sich aus die absolute Geistigteit Got- tes gründet. Die Vermeidung der Anthropomorphismen des Gefühls, die Unfähigkeih sich ihrer mit innerer g Dankfagung für Gottes Güte in Kreuz und Trübsal. 189 Wahrheit zu bedienen, geht aus praktischen Atheismus (Gottesleugnung) hervor. (Hengstenberg.) «) Lateinisch: Esto mihi. Davon hat der Sonn- tag vor den Fasten (auch Quinquagesimne genannt) seinen Namen, indem an diesem Sonntage von hier an die Verse 3 u. 4 unsers Pf. in Verbindung mit V.2zum Jntroitus gebraucht wurden. — »Es) Wie manche nicht weniger vertrauensvollere Gebete als dieses werden schon vorher gen Himmel gestiegen fein, ohne das Ende der Leidenstage zu bewirken! Desto mehr muß man das »auf dich traue ich« bewundern, das lich mit jedem neuen Schmerzenstage in ungeschwächter Kraft erhebt, obzwar, tausendmal zurückgewiesen, doch tausendmal zu derselben Thiir znrückkehrend, weniger schwer werden würde, sobald man nur mit der Gewißheit, welche David hier ausspricht, wüßte, daß es keine andere Pforte des Heils giebt. (Tboluck.) 5. Du wollest mich aus dem Neße ziehen, das sie [meine Feinde] mir gesiellet haben fmich heim- lich darin zu fangen, vgl. 1.Sam.23,21——23]; denn du bist meine Stärke [und kannst allein alle listigen Nachstellungen zu Schanden machen]. » if. Jn deine sschützenden und bewahrenden] Hunde hefehie ich meinen Geist ldenfenigen Theil meines Wesens, der unmittelbar aus dir seinen Ursprung genommen und vermöge dessen ich aus dir und in dir mein Leben führe, und damit auch Seele und Leib]; du hnst mich [denn auch, dessen bin ich kraft solchen Gebetes mir bewußt, allbe- reits] ern-set, HErn du treuer Gott kpbgieich ich die Erlösung erst noch vor mir habe, ist sie siir nieinen Glauben doch so gut wie schon geschehen, denn der Glaube ist ja eine gewisse Zuversicht deß, das man hof- fet, d· i. als hätte man das Gehoffte schon in Händen Hebt. n, 11. Es ist dies das Gebetsworh mit welchem der ster- bende Christus sein Leben aushaucht (Luk. 23, 46). Aber« David besiehlt seinen Lebensgeift Gotte, um nicht zu sterben, der andere David da egen, um ster- bend nicht zu sterben, sondern sein in ottes Hand ge- borgenes geistleibliches Leben in unvergänglicher Kraft und Klarheit wieder zu empfangen. Mit demselben Ge- betsworte haben sich nicht blos vor dem Tode, sondern mit- ten im Tode Polykarpris Bernhardus Haß, Luther, Melanchthon und andere Glaubende sicher gestellt. ,,Selig die, sagt Luther, die da sterben nicht blos für den HErrm wie die Märtyrer, nicht blos in dem HErrrn wie alleGläubigen, sondern auch mit dem HErrm wie solche, die mit diesen: Wort: Jn deine Hände befehle ich meinen Geist, ihren Geist aushaucheii.« «) Wir haben aus dieser so trefflichen Bemerkung von Delitzsch denjenigen Sah weggelassem worin er die faulische Versolgungszeit für ,,die reichste an Vorbildern der Passion« erklärt und auf folche Voraussetzung eine weitere Schlccßfok gerung gründet. Wir miissen das bestreiten; die für Christi Passion uorbildliche Leidenszeit Davids ist vielmehr die der Absalomschen Empbrung (vgl. die Vemert zu I. Sam.15, 9 u. 16), weshalb auch der 22. und der 69. Psalm, in denen die Vorausdarstellung der Passion nicht, wie hier, in- nerhalb der Schrante des Typus verbleibt, sondern eine peo- phetische Steigerung erfährt, allein aus der ledteren Leidens- zeit sich erklären lassen. 7. Ich lasse, die da halten auf lofe Lehre [ge- nauer: auf Nichtigkeiten der Lüge« Jona L, II; uh hoffe aber auf den» HErru shange fest an dem treuen Gott«« V. 6]. 190 «) Welche eitle Hoffnungen wir uns immer auch erdichtet» die uns von dem Vertrauen auf Gott abzie- hen, nennt David Eitelkeiten und zwar Eitelkeiten der Richtigkeit oder der Lüge, weil sie uns doch endlich täu- schen oder betrügen, wenn sie uns auch eine Zeit lang durch ihr Prahlen speisen. (Calvin.) ’"«) Bei deinjeuigen bleibt die Seele, an dem sie banget, darauf sie ihre Hoffniing Trost und Ruhe setzt. tnit dem sie vereinigt ist. Jst deine Seele mit dem Jrdischen vereinigt, hat sie dasselbe lieb gewonnen, han- get daran: wehe deiner armen Seele! sie wird auch da bleiben, da ihre Hoffnung gewesen ist. Darum siehe dich wohl vor, woran deine Seele hanget. (J. Arnd.) 8. Jch freue mich [die Errettung, die ich hoffe nnd erbitte, im Glauben schon gegenwärtig schau- end] und bin fröhlich über deiner Güte [die du mich erfahren lässestT daß du mein Elend siehest and erkennest meine Seele in der Noth [indem du sie nicht darin verderben lässesi], 9. Und übcrgiebst mich nicht in die Hände des Feindes; du stellest svielmehrj meine Füße auf weiten Raum sdaß ich meinen Verfolgern entrin- nen kann 1. Sam. 23, 28; 24, 1]. «) Der· Geist des Glaubens redet wie der Geist der Propheten von Künftigem mit historischer Gewißheit. (De!itzsch«) U« v. 10——l9. diarhdem der Sänger sith so im Vertrauen ans Gott nnd ans die Erhörnng seines Gebete geßärltt hat, blirltt er hinein in die ganze Tiefe seines Elende, das so lange schon ihn bedrängt und seine Kraft sthier aufgerieben hat; er erhebt sich aber auch wieder ans dieser Tiefe durch gläubige-r Jlafblicle zu Gott, seinem Reiter nud Römer, der ihn nicht wird zu Schandeu wer- den lasfen, wohl aber seine vrrliiamder nnd verfolgt: in einer Weise zum Schweigen bringen, daß ihr Würmer! nnd Toben sür immer ein Ende hat. 10. HErn sei mir gnädig, denn mir ist angst [ich befinde mich in großer Bedrängniß Pf. 69, 18]; meine Gestalt ist verfallen vor Trauern [Ps. s, 8], dazu meine Seele nnd mein Bauch sals in welchem sich die Empsindungen der Seele so zu sagen einen Niederschlag bilden Hiob 15, 2 Anm.]. 11. Denn mein Leben hat abgenommen vor Trübniß [Jes. Z, 24 Arm. 1], und meine Zeit vor Seufzen; meine Kraft ist verfallen vor meiner Missethat sin Folge deren so schwere und lang- jährige Leiden über mich gekommen sind«], nnd meine Gebeine [in welchen sonst Kraft und Fesiig- keit ihren Sitz hatten] sind verschmachtct. «) Daß David seine Sündenschuld als das seine physische Kraft Brechende namhaft macht, kann auch in einem Psalm der saulischen Verfolgungszeit nicht be- fremden. Je länger die Verfolgung währte, desto tiefer mußte er fühlen, daß seine Gerechtigkeit eine nicht unbe- fleckte sei; überdies blickt er in diesem Psalm auch auf Zeiten innerer Anfechtung zurück, inmitten welcher es ohne Versüudigung nicht abgeht. (Delitzsch.) 12. Es gehet mir so übel [weil so viele mich anfeivden und hassen]- daß ich bin eine große Schmach worden sselbst] meinen Nachbarn, nnd eine Sei-en meinen Verwandten; die mich sehen Psalm at, 8—-25. auf der Gasse, fliehen vor mir [so wenig will irgend jemand mit mir, dem vom König geäch- teten und verfolgten Manne, Umgang pflegen, daß alle Welt mich schon fliehet, wenn ich mich nur auf der Straße blicken lasse]. Es kann einem nicht ärger gehen, denn wenn man mit Lügen und Verläumdungen so beschwert wird, daß man in die änßerste Verachtnng darüber geräth, daß sich auch die Leute vor einem schämen und es für eine Schmach und Unehre achten, wenn sic mit einem um- gehen sollen, sa daß man von seinen liebsten Freunden verlassen wird, wie in der Historie der Passion stehet: es standen seine Bekannten von ferne; denn wenn sie nahe herzu getreten wären, hätte man sie für seine Freunde erkannt. (J. Arnd.) 13. Mein ist [auf Seiten meiner Angehörigen] vergcsscn im Herzen, wie eines Todten sden man, wenn er aus dem Hause zu Grabe geschafft ist, gemeiniglich auch aus dem Herzen hinausgeschasst hat]; ich bin worden wie ein zerbrochen Gefäß [das, weil man es nicht wieder ganz machen, noch ferner gebrauchen kann, auch nicht mehr achtet, sondern die Scherben davon wegwirft Hof. 8, 8]. s 14. Denn viele schelten mich übel kais einen Verbrecher mich brandmarkendL daß jedermann sich vor mir schenkt; sie rathschlagen mit einander über mich szu einem entscheidenden Schlage sich rüstend], nnd denken mir das Leben zu nehmen. 15. Jch aber, HEky [obwohl so ein Fluch der Weltund ein Fegopfer aller Leute] hoffe auf dich, nnd spreche strotz des äußerlichen Scheins, als hättest auch dn im Zorn mich aufgegeben]: Du bist mein Gott. 16. Meine Zeit [mit dem, was sie bringt, sei’s Leid oder Freud I. Chron. so, so] stehet itt deinen Händenf [so daß es nur eines Winkes von dir bedarf, so nimmt all mein Leid ein fröh- liches Ettde]. Errette [denn] mich von der Hand meiner Feinde, nnd von denen, die mich verfolgen. «) Dieses Wort (latein. in maujbus tujs sories meae) war der Wahlsprnch des in seinem Leben viel verfolgten und aus seinen Aemtern oft vertriebenen Dr. Nikolaus Selnecker, eines Schülers Nielanchihons und Mttverfafsers der Concordienformel (geb. 1530 zu Hersbruck bei Nürnberg, -s- 1592 zu Leipzig); als Na- menssymbol aber hatte er sich den Spruch gewählt: Deus Novii Suos (Gott kennt die Seinen) und zum täglichen Gebet den Vers gedichtetx Laß mich dein sein und bleiben, du treuer Gott und HErr; von dir laß mich nichts treiben, halt mich bei deiner (nicht, wie man meist liest: reiner) Lebt. HEry laß mich nur nicht Wanken, gieb mir Beständigkein dafür will ich dir danken in alle Ewigkeit. 17. Laß leuchten sHErrl wie du im aaroni- tischen Segen verbeißen hasi an denen, die deines Volkes sind, zu thun 4. Mos 6, 251 dein Auilih über deinen Knecht [Ps. 4, 7]; hilf mir durch deine Güte. 18. DER, laß mich [wie ich schon oben gebe- ten habe V. 21 nicht zu Schauder! werden; denn teh rufe dich an fes würden also deine Verhei- ßungen und Zusagen selber zu Schanden, wolltest du da dem Untergange mich preisgeben]. Die Gottlofeu [hingegen, die dich nicht anrufen mögen und auch nicht anrufen können] müssen zu Schan- den und geschweiget werden in der Hölle finden: der Tod ihnen das Maul stopft, daß sie nicht mehr schmähen und lästern können] 19. Betstnninien müssen [durch dein richterliches Einfchreiten, das die Gottlosen dem verdienten Verderben anheimgiebt] falsche Mäuler, die da reden wider den Gerechten, steif sohne Scham und Scheu], stolz und höhnisch. III« v. 20—25. Die Erfahrung von der Güte Gottes, die er nach dem Reichthuni der Gnade des hixrcn gegen die Seinen machen soll, lebendig sich vergegeunsärtigend, als ioiire sie schon eine oollbranite Thatsachn steht David in an- betender Bewunderung vor dieser Güte still und rühnit fle als einen für die Zeit der dloth den Frommen anf- grsparteu Schatz, der nicht immerdar verborgen bleibt, sondern zur rechten Stunde auch vor den Jlugeu der Leute sich offen darlegt, und richtet dann an alle Heili- gen die mahnung, den hErrn zu lieben, seine Wege zu ernennen nnd getrost auf ihn zu harren. Tit. Wie groß [so muß ich voll anbetender Bewunderung ausrufen, o HErr, indem ich das Ende deiner Wege mit mir jetzt schon im Glau- ben voraussehe] ist deine Güte, die du verborgen swie einen reichen Schatz zu fortwährendem, immer vollerem Nießbrauch Joh. I, 16 angelegt] hast denen, die dich fürchten, nnd erzeigest kaus diesem Schatz allerlei Gutes, je nach Zeit und Bedürfniß] denen, die vor den Leuten ans dich trauen [rich- tiger: denen, die auf dich trauen, vor den Leutenf so daß jedermann, Freund oder Feind, bekennen muß, daß es Gottes Werk sei, was an ihnen geschiehet]. . «) Jm ,,Pfaltcr deutsch« vom J. 1524 übersetzt Luther, den Accenten im Grundtext entsprechend: »und hasks verschafft für (vor) den Menfchenkindern denen, die aus dich trauen« 2t. Du verbirgest sie heimlich bei dir fnicht blos in deinem Gezelt Pf. 27, 5 oder unter dei- nen Fittigen Pf. St, 5 und in deinem Schatten Pf. 9t, 1., sondern in dem Versteck deines Ant- litzes oder in dem Bereiche des unerreichbaren Lichtes, das von deinem Angesichte ausgeht V.17] vor jederuianns Troß; du verdectest sie in der Hütte [in deinem, über ihnen gleich einem Laub- dach sich wölbenden Schuhe] vor den ziintischen Zungen [die sie stechen, ihnen Glimpf und Namen brechen]. Das macht unser lieber Gott heimlich, daß es keine menschlichen Augen sehen müssen und können, und die Gottlosen wissen nicht, daß ein Gläubiger in Gott und in der Gegenwart Gottes so wohl verwahrt ist, daß ihm kein Hohn und Spott, keine zänkifche Zunge schaden kann. (J. Arnd.) 22. Gelobet sei der Aste, daß er [in Erfül- lung meiner Bitte, er wolle mir ein starker Fels Vertrauen auf Gott läßt nicht zu Schanden werden. 191 und eine Burg sein, mir zu helfen V. s] hat [in Erössnung des Schatzes, von dem in V. 20 die» Rede war, auch gegen mich] eine wunderliche Gute mir bewiesen, in einer festen Stadt [die er selber ist Jes. 33, 21 f., mir Schutz und Zuflucht gewährend]. Manche Ausleger denken hier an eine bestimmte Stadt; so z. B. weist Delitzsch auf Ziklag hin, wo David nach langen und kummervollen Tagen eine seste Stätte fand; dies rühme er hier im Voraus und unbe- wußt weissagend als wundersamcn Erweis göttliche: Gnade. Allein nach der Bemerk zu I. Sam. 27, 2 war es ia Kreuzesfluchn was den David nach Zitlag trieb, nicht unmittelbare göttliche Leitung; und daß diese s Stadt hernach wirklich für ihn »der Wendcpunkt von Niedrigkeit zu Hoheit« geworden, sindet seine Erklärung in dem zu l. Sam. 27, 12 Gesagten. Hiernach muß man wenigstens, wenn man die Ansicht von Delißsch will gelten lassen, zugleich den folgenden 23. Vers als eine nnbewußte Weisfagung David’s fassen: er spricht da im Voraus jenem seinem Kleinmuth das Vcrwersnngsurtheil und erkennt schon von ferne Gottes »wunderliehe Güte« darin, daß sie wieder gnt macht, was wir verwirren. Oder da eine so weit ausgedehnte Weiffagung anzuneh- men doch manches Bedenklicbe hat, erinnere man sich, daß David zwar in Beziehung auf seine Lage in I. Sam. 23, 25 fs., doch erst später, nachdem er zur Ruhe gekommen und die Geheimnisse seines Lebens hatte verstehen lernen, diesen Psalm gedichtet hat (s. Eint. zu 23. Denn ich sprach in meinem Zagen fix-ört- lichx in meiner Eilflucht, d. i. in der Muth- losigkeit, womit ich meine Sache verloren gab und in zitternder Eile mich davon machte]: Jch bin von deinen Augen verstoßen fund rettungslosem Verderben von dir preisgegeben]; dennoch [obwohl so selbst an der Möglichkeit einer Erhörung verzweiselnd, wenngleich darum nicht aufhörend zu rufen und zu seufzen] hörtest du meines Flehens Stimme, da ich zu dir schrie. Er verschweigt es nicht, daß auch er seine schwachen Stunden gehabt habe, vielmehr legt er solches demüthi- gende Bekenutniß desto lieber ab, je mehr dadurch Got- tes Langmuth in’s Licht tritt, welcher wohl weiß, daß auch seine Heiligen noch Fleisch nnd Blut an stch tragen, und je mehr dadurch kleinmüthige Seelen aufgerichtet werden. (Tholuck.) 24. Lieber den HErrn, alle seine Heiligen [dies die Aufforderung, die ihr dem großen Schaufpiele, dasich hier aus meinem Leben vor euren Augen entwickelt habe, für euch entnehmen sollt. Und die Lehre? —— nun auch sie liegt nahe genug]. Die Gliinbigen [so lautet sie] be- hiitet der HErr [denen, welche ihm Glauben hal- ten, bewährt er auch seinerseits Treue durch Be- wahrung in allen GefahrenL und vergilt reichlich dczm, der Hoehmuth [diese ,,Sünde der Sünden«] it et. 25. fAus dieser Lehre ergiebt sich aber wieder eine anderweite Aufforderung, wie ich in Pf. 27, 14 mir selber sie zugerusen habet] Seid getrost nnd unverzagt, alle, die ihr des HErrn harret. Der Glaube war ini alten Testament noch mehr al 192 im neuen ein Harren des Zuktkiistigein Das auf Gott gerichtete Auge der Hoffnung ist das Wesen des alttestas inentlichen Glaubens; im neuen Testament ist es der immanente (einwohnende) Besitz, und nur noch dessen Offenbarung ist Gegenstand des Hoffens. Die wesent- liche Einheit aber der alttesiamentliclien Gnadenordnung mit der neutesiameiitlichen stellt uns der folgende 32. Psalm dar, in seinem neutefiameiiilich-paulinischen Charakter das Seitensiück von Pf. l9. (Delitzsch.) Der 32. Psalm. Von der Rechtfertigung. 1. Eine Unterweisung [d. i. ein Lehrgedichtj Davids [1. Chron. 26, 31 Auen-J. Seine geschichtliche Veranlassung hat unser Psalm in derselben therzenserfahrung Davids, der auch der 51. Psalm seine Entstehung verdankt, nur daß Pf. 51 frü- her, noch initten iui Vußkainpsa Pf. 32 aber erst nach wiedererlangtem inneren Frieden verfaßt ist«2. Sam. 12, 15 Anm.). Augustinus hat ihn, wie Sclneker erzählt, oftmals mit weinendem Herzen und Augen gelesen, nnd vor feinem Ende ihn an die Wand, die gegen seinem Siechbett über gestanden, lassen schreiben, darin er sich in seiner Krankheit geübt und getröftet hat. Mit einem »ich sprach« (31, W) blickte David im vorigen Psalm auf eine troslloseittage seines inneren Eebcns zurück, ans welcher Gottes alloermögende Gnade ihn her- ausgerissen, nud mit einein »Im-sprach« (33, Z) läßt rr in diesen! Psalm auf einen gottseligen Entschluß seines Herzens uns zurüciischanety der ans einmal den sann seiner Seele gtldstz wie er nun jenen Psalm mit einer Aufforderung an alle, die des hGrru harren, schloß, auch in ausiheinend ver· zweifelter Enge dennoch nicht zu oerzwrifelm so schließt er den vorliegenden mit dem Aufruf an die Frommen und Gerechten, ihres Gottes, dessen Güte sie umfahn, sich zu freuen. Øs ist aber unser Psalm iu der Reihe der 7 Kuß— psatnien (6, ll Kam) der zweite; sein Thema in der ans dem Abgrund: innerer Uoth emporgebrachie köstliche Schatz der Leim, wie selig die Vergeltung der Sünden, wir leicht, aus dem weg: aufrichtig-n und rärtihaltloscn Bekenntnisses dahin zu gelangen, nnd wie sicher und fröhlich, wer im seht; derselben in Gottes Gemeinschaft suh weiß. I« V. t—5. Zins unermeßlicher Beklemmung seiner Seele gleichsam uen aufathmend beginnt der heil. Sänger mit einer Seligorrisiiiig dessen, der seiner Sünden Vergebung erlangt hat, nachdem rr Gott dir Ehre gegeben und auf- richttgeii Sinnes seine Snjuld ohne Rückhalt eingestanden; daraus, weil rr das ans einer Erfahrung seines eigenen inneren Erben; hrrausredrh liißt er uns in die tiefen Qualen blieben, die rr erlitten, so lang: er noch ver- suchte, seine iiiisscthai zu leugnen, welchen Qualen aber auf einmal ein Ende geworden, da der tlnlauterkeit ein Ende ward nnd er sich einschloß, dem tjErrn seine lieber— tretung zu bekennen. Wohl dem, dem die Uebertretiuigen vergeben sind swomit er seinem Gotte die Treue gebrochen], dem die Sünde [ivomit er vom Gott wohlgefäl- Iigen Wege abgeirrt war] bedccket ist [3. Mof. l, 4 Anm.]. 2. Wohl dem Menschen, dem der HErr die Misfethat [womit er das Recht verkehrt und die göttliche Strafgerechtigkeit herausgefordert hat] nicht Psalm 32, l——1l. [mehr] zutcchnci sindem er vielmehr als abgethan sie ansieht! Zu solcher Seligkeit der Vergebung gelangt aber nur der], in deß Geist kein Falsch ist [nicht jener Lug und Trug des natürlichen Herzens, welches fo gern seine Sünde ableugiiet, verkieinerh be- schöiiigt, entschuldigt und in Schuß nimmt Röin. 4, 6 ss.; Its. Bis, 17]. Eben ivic die Kinder in der Einbildung stehen, man sehe sie nicht, wenn sie nur die Hand auf die Augen le en und solche zudeckeiy daß sie felbst niemand sehen: also meint man auch thörichter Weise, wenn man seine Sünde und Schande nur vor sich selbst vorbei-ge, so werden sie auch vor Gottes allsehenden Augen verborgen fein. (Berleb. Bib.) Die Wurzeln dieses Truges, der gleich nach dein Sündenfall uns schoii entgegentritt (1. Mof. Z, 8 fs.), sind der Hochmuih, der Mangel an Vertrauen auf Gott und die Liebe zur Sünde. Viele werden dadurch von jeder Erkcnntniß ihrer Sünden abgehalten: sie gefallen sich in pelagianischer Selbstver- blcndung in ihrem Elende und halten sich für ganz vortresslicks Bei Andern zeigen sich zwar die ersten An- siinge wahrer Sündenerkenittiiißz allein sie gelangen doch nicht zu dem ersehnten Ziele, weil der Trug sie nicht zur Erkenntniß der ganzen Größe ihres Schadens gelangen laßt. Auch diejenigen aber- welche wirklich in den Stand der Gnade gelangt sind, verkümmern sich durch den Trug vielfach das Heil der Sündenvergebung in dessen Bcsitz sie durch Aufrichtigkeit gelangten. Was sie dieser Versuchung besonders aussetzt, ist ihre strenge Ansicht von der Sünde und ihrer Verdammlichkeit vor Gott, und das Bewußtsein der von Gott erhaltenen Gnade und ihres Standes; die Natur sträubt sich leb- haft gegen die große Demüthigung welche gerade für sie die Erkenntnis und das Bewußtsein ihrer Sünden mit sich führt. Darum ist es wohl nothwendig, daß sie das: »Wohl dem, dem die Uebertretungcn vergeben sind 2c.«, welches David ihnen hier aus eigener fchmerz- lichcr Erfahrung des Elends, welches die in Fol e des Trugs nicht vergebeiie Sünde mit sich führt, zuruf!t, tief in’s Herz fassen. (Hengstenberg.) Z. sWie sehr dagegen derjenige, der nicht bekennen will und damit den Weg zur Seligkeit der Vergebung sich versperrt, sich selber inartert und quält, das habe ich tm mir selbst Erfahrest-l Denn da iklys [in der gan- zen langen Zeit, die zwischen meinem Sündenfall und des Propheten Sündenvorhalt vergangen Z. Sam. 12, 1] wollie verschweigen [mir felbst und meinem Gott nicht eingestehem was Böses ich ge- than, sondern dasselbe mehr in dem Lichte eines traurigen Verhängnisses, als in dein einer schwe- ren Schuld betrachtete], vetschmachieien meine Ge- beine sso daß auch meines Leibes Kraft wie ge- brochen war Pf. St, 11], durch mein täglich Heulen [tndem die Seele unsäglich leiden inußte unter den Qua- len des Gewissens, die sich unaufhörlich geltend machten und durch nichts sich wollten beschwichtigen lassen]. 4. Denn deine Hand [o HErr, die mirs in der laut zeugenden Stimme des Gewissens wohl zu fühlen gab, wie sehr ich deinen Zorn und Ungnade verdienet hätte, ob ich gleich auf’s äu- ßerste gegen solche Erkenntniß mich sträubtej war Tag iind Nacht schwer ans mir sich sehe dich nicht anders, als »ständest du mit einer Keule über mir,« jeden Augenblick bereit, die furchtbaren Ge- Wie man zur Vergebung der Sünden, die des Herzens Seligkeit ist, gelangen könne. 193 richtsdrohungen in b. Mos. 28, 15 ff. an mir zu vollstreckem konnte auch gar nicht mehr deiner gnadenreichen Verheißung in 2. Sam. 7, 12 ff. mich erfreuen, sondern mußte immer nur an Sanls und seines Hauses Untergang gedenken, ob der nun nicht zu einer Weissagung meines eigenen Geschicks geworden sei; und da brannte denn ein Feuer der Angst in meiner Seele], daß mein [Lebens-] Saft vertrocknete, wie es im Sommer [wenn die Sonnenstrahlen glühend heiß auf den Erdboden niederbrennenl dritte wird. Sein. Der Gesang schweigt, dagegen steigert sich hier die Musik und ,,thut das Jhrige, diese Höllenpein des er- wachten Gewissens bei noch ungebrochcnem Herzen zu malen-«. Z. Darumstveil es gewißlich also sich verhält, wie in Sprüchm 28,13 geschrieben steht: »Wer seine Missethat leugnet, dem wird es nicht gelingen; wer sie aber bekennet und lässet, der wird Barm- herzigkeit erlangen-«] beienne ich dir meine Sünde, nnd verhehlet meine Missethat nicht [wie die Heuch- ler thun Hiob Si, 33 und aucl) ich bishergethans Jch sptach sfaßte endlich den Entschluß]: Jch will dem HErrn meine Uebertretung« bekennen sossene Beichte über sie vor dem HErrn ablegen, wie ich denn sofort bei Nathans Sündenvorhalt that« 2. Sein. 12- 13J. Da vergabeft du mit ssofort auch] die Missethat meiner Strudel-MS. 12-131· Seins]- ") Jn der Lebhaftigkeit des Asselts versetzt sich der Sänger so lebendig in die Vergangenheit, daß sie hier zur Gegenwart wird; dem Sinne nach ist also ,,bekenne« und ,,verhehle nicht« s. v. a. bekannte, verhehlte nicht länger. —- ’i«1·) Dieselben Ausdrücka welche in V. l u. 2 vorkamen, begegnen uns auch in diesem Verse: Sünde, Missethah Uebertretung« »Das Maaß der Sündenver- gebung richtet sich genau nach dem Maaße der Sün- denerkenntnißz nur dem wird die Sünde bedeckt, der selber sie nicht mehr verhehlt. — Jst-it) David bekennt seine Sünden freiwillig Gott, weil cr die Ueberzeu- gung hat, daß dieser ihm helfen kann und wird, während das erzwungene Bekenntniß des Gottlosen mit Ver- zweiflung und mit Murren gegen Gott verbunden ist (1. Sand 15, 30; Matth. 27, 3 ff.). Zu solcher Zuver- sicl)t sich zu erheben, mußte unter dem alten Bunde un- endlich schwieriger sein, wie unter dem neuen Bunde, wo wir die Barmherzi keit Gottes in Christo , und in seinem Verdienste die Urfach unsrer Rechtferiiguttg Mariens. Wenn wir daher zögern, zu der vergebenden Gnade Gottes unsre Zuflucht zu nehmen, so ist unsere Schuld eine weit größere, wie die Davids. (Hengsienberg.) f) Kaum ist das Wort auf der Zunge, so wird auch schon geheilt die Wunde im Herzen. (Augnstin·) Christ, schätze dir die Reis in'n Himmel nicht so weit: der gan e Weg dahin ist keines Schritles breit Gut. 23, 42 i·). Khrieeleisoin (Joh. AngelnsJ 'H«) Das »Sela« hier ist das Widerspiel jenes an- dern in V. 4: dort schrillende Klage über den erfolglos sich abmarternden Sünder, hier helles Freudengetön über die seli e Erfahrung des Gotte sich Ansschüttenden — ein mu talisches Ja und Ainen zu der großen Wahrheit von der rechtfertigendcn Gnade. (Delitzsch.) Us- V. 6—10. Indem David hierauf die Erwartung aus— spricht, daß jeder fromme, data) die hier dargelegte Er· fuhr-nun, die er an sish gemacht, gemitzigß siaszur rechten Zeit zu Gott wenden nnd so vor dem drohenden Gericht» in Sicherheit bringen werde, heschreibt er die Herr— lithleeit seines; nnnmehrigen Gnadeuflandm darin er den göttlichen Schatzes, der göltlichen lljilfe nnd Leitung sitt) erfreuet, nnd richtet in Erfüllung seinen Versprechens, daß er die ilebertreter Gottes Wege lehren wolle, anf daß die Sünder an) zum Hatten bekehren, an diese die ernste Mahnung, dort) ja nicht in Thorheit ihres Sinnes Gott zu widerstreben, sondern willig dem jtuge seiner Gnade zu folgen, da sie sonst viel Schmerzen net) bereiten würden, während der, der dem hGrrn flch vertraut, ihn! seine Sünde beltennt nnd seine Gnade sncl)t, auch von seiner Güte umfangen werde. S. Dafür [gleichsam zum Entgelt dafür, daß du nach deiner entgegenkommenden Gnade auf mein Sündenbekenntniß sobald die Sündenverge- bung hast folgen lassen] werden dich alle Heiligen [um Vergebung] bitten zur rechten Zeit [Und nicht erst lange im Verschweigen ihrer Missethat dahin- gehen]; darum [indem sie so, solange du noch zu finden bist, dich auch wirklich suchen und, bevor der Tag des Zornes hereinbrichh die errettende Gnade ergreifen], wenn [nun] große Wassetflnlhen [deine alles überfluthenden Gerichte] kommen, werden sie sehen diese Fluthens nicht an dieselben gelangen [J"oh. 5, 24]. J· sSolcher seligen Sicherheit erfreue denn auch ich mich in meinem wiedergewonnenen Gnaden- stande, da ich zu dir sprechen darf:] Du bist mein Schirm; sund da ich wider alle Gefahren mit dem Gebet mich rüsten kaum] du wollest mich vol? Angst · behüten, daß ich errettet ganz fröhlich rühmen könnte [nach allen Seiten, wohin ich mich auch wenden möge, von lauter Nettungsjubeln umgeben sei]. Sein. Grundton der hier eintretenden Vinsit ist dieser: Wonne, Wonne über Wonne! Vgl. das Weibnachlslied: Freuet euch, ihr Christen alle &c. 8. sWiedernm aber spricht der HErr zu mir in der Gnadengemeinschafh die zwischen ihm und mir bestehn] Jch will dich untern-elfen nnd dir den Weg zeigen, den du wandeln sollst; ich ivill dich mit meinen Augen leiten sdie sorgfältigste Be- rathung und Leitung meinerseits soll dir fortwäh- rend so nahe sein, daß du dich nur nach mir um- zusehen brauchst, um sofort mich auch bei dir zu haben Pf. 25, 12]. Sehr schön wird hierinit das durch Gottes slete Ge- ineinschast immer zarter fühlende Gewissem der immer behutsamere Wandel, das Anfrageii bei seinem Wort und das Hinhorcheii auf die Stimme seines Geistes aus- gedrückt. (o. Gerlach.) I. [Und nun, ihr Nienscheniiiider allzumal, habe auch ich, der Sänger, wie die Ueberschrife des Psalms in V.1 besagt, eine Unteriveisuiig für euch, mit welcher ich meines Gelübdes in Ps.»51,15 mich entledige:] Seid nichtwie Rosse und Manier sMaulthieres die nicht verstandig snur unvernünftige Thiere und also tief unter eurer Würde stehend] sind, welchen man Zaum und Gebiß muß in«s Maul legen, wenn sie 194 nicht zu dir [dem Menschen, der du zum Herrn über ste gesetzt bist] wollen kihk würdet are: densel- bigen gleichen, wenn ihr’s erst auf gcwaltsame Mittel wolltet ankommen lassen, um zum Velenntniß eurer Sünden gebracht zu werden, wie sie dem HErrm euerm Gott, allerdings auch zu Gebote stehen]. Jch meine ja, Gott legte dem Nebucadnezar ein Ge- biß und Zaum in’s Maul und zähmte das hossärtige Thier (Dan. 4). Jch meine ja, Gott legte dem Ma- nasse ein Gebiß und Zaum in’s Maul, da er in eiser- nen Ketten gefangen lag und gern die Kniee vor Gott gebeugt hätte, wenn er vor den eisernen Banden gekonnt hätte (2. Chron- 33, 9 ff.). Den hochmüthigeu König Pharao zwang unser lieber Gott mit vcrächtiichen Crea- turen, mit Fröfchein mit Läusen, mit Heufchreckem und legte dcm stolzen Roß ein wunderlich Gebiß in’s Maul. (J. Arnd.) Wenn wir uns nicht bequemen, Gott willig zu dienen, so müssen wir doch endlich, wir mögen wol- ien oder nicht. Derjenige, so aus Gottes willigem Dienste läuft, fällt in seinen zwingenden Dienst; des- wegen betete jener gewifsenhafte Mann: Leite mich, o Gott, den Weg, den du erwählet hast; wenn ich aber nicht will, so ist nichts Besseres, als daß ich gezwungen werde. (Berleb. Bibel) 10. sDamit würdet ihr euch nur selber große Schmerzen und schwere Nöthe bereiten, denn :] Der Gotllose sder den HErrn und seine Gnade verachtet] hat viel Plage; wer aber auf den HErrn hoffet fund sich ihm vertrauets den wird »[wie ich das an meinem Exempel erfahreJ die Gute titu- sahen. Die Gottlofen wollen wohl gern aus allem ein Kreuz machen, was ihnen zur Strafe von Gott zugefchickt wird; aber es ist dieses Namens nicht Werth, es ist weiter nichts als eine Efelsruthr. (Berl. V.) Der Gläubigen Kreuz da egen ist eine väterliche Ruthe zum Beß- ten, zur ucht und Unterweisung, und hat einen fröhlichen Ausgang. (J. Arnd.) lll. v. It. Juni Schluß fordert der heil. Sänger diejeni- gen, weiche er im Eingang. des psalms selig gepriesen, zur Freude indem tjErru und zn lauten Jubeiliedrrn auf. 11». Frevel euch des HEttn stuit dem ihr in Gemeinschast stehet]- nnd seid fröhlich [ob all’ des Heils, das ihr in dieser Gemeinschaft zu genießen habt], ihr· Gerechten, nnd tilhtnet [seine Gnade und Herrlichkeit, die ihr täglich erfahret und in immer neuen Großthaten fchauet], alle ihr Frommen. O Nieulckh wo bist du? Steckst du noch in der Sünden Höhle und machst dabei das Verleugnen und Verschweigen zu deinem Schirm und Zuflucht? oder bist du bei rediicher Erkenntniß und erlangter Vergebung der Sünden unter Gottes Schirm (V. 7) gekommen? (C. H. stiegen) Der sit. Psalm. Unsere; Herzens Freude« siehet im Preisen der Mohlihnten Heiles. Amhraldus (eigentlich Moyse Any-staut, ein be- rühmter Theologe der resormirten Kirche, wider dessen Lehre von einer bedingten allgemeinen Gnade, dem sog. unjversalismus hypotheticusn die letzte shmbolische Schrift dieser Kirche, die formale« consensns helvetici spsaim se, 10. u. 33 , 1—-·12. gerichiei ist, -s- 1664 als Prediger und Professor zu suumurs bemerkt zu unserm Psalm: »Die Schreibart ist lieblich, fließend, gemäßigt, ohne dichterische Abschwei- snngen und beinahe ohne alle Figuren, wenigstens ohne solche, die irgend Schwierigkeiten bereiten« Diese Ver· schiedenheit von dem Charakter der übrigen davidlfchen Psalmen verbunden mit dem Umstand, daß in V. 10 f. Beziehung genommen zu sein scheint aus die Rückkehr aus der babylonischen Gefangenschaft, hat nicht wenige Ausleger zu der Bermuthung veranlaßt, daß wir hier einen nicht davidifchen, nachexilischen Psalm vor uns hätten, der dann in die erste Zeit nach der Rückkehr gehören würde. Jndefsen ist es doch aus der. andern Seite sehr unwahrscheinlieh daß den davidischen Liedern des ersten Psalmbuchs ein Lied von so später Herkunst sollte eingefügt worden sein, die Sammler haben den Psalm gewiß für davidifch gehalten; von derselben An« ficht aus erklären denn auch wir das Lied. Mit dem Schlnßwort in Pf. M, il hat David lieder- gang und Thema zu einem neuen Psalm sich geschaffen, den er fast mit den aämlittjea Worten beginnt. Der Jlnfruf aber, der hier an das Gesthtekht der Gerechten nnd from— inen ergeht, also an die irdische Gemeinde not) richtet, steht wiederum tu Beziehung zu dem Ztnfrnf an die himm- lische Gemeinde iu Pf. W, If. und— eröffnet eine, mit der tu jenem Psalm verwandle Gedanltenreihn l« v. l—1l. Sie, die irdische Gemeinde, hat ihren Stand im Reich· der Gnade: an dem, wag da der ijErr ge— than, an der Offenbarung in seinem Wort, entzündet flkh ihr preis Gottes, und erst von da aus tu sie fähig, feine Herrlichkeit zu preisen auch im Reiche der Uatnr nnd seine Gedanken nud Gerichte zu verstehen im Bereiche der Weltgeschtchtr. « 1. Freuet euch des HGrru, ihr Gerechten sihr Glieder des auserwählten Volkes Gottes, die ihr wirklich in der Glaubensgemeiufchaft mit ihm lebt und aus Erfahrung wisset, was ihr an ihm habt]; die Frommen [welche seine Güte umfähet Pf. 32, 10 und auf welche fein Auge siehet] sollen ihn schön [wie es ihrem herrlichen Gnadenstande entspricht] preisen [Ps. 64, 11; 97, 12]. Z. Daniel dem HErrn mit Harfen, und lob- finget ihm auf dem Psalter von zehn Saiten [1. Chron. 26, 31 Anm.]; · Z. Singet ihm ein neues Lied sdas frisch aus dankerfülltem Herzen kommt und die alten Lieder zu überstügeln oder doch mit ihnen zu wetteifern sucht Pf. 40, 43 96, l; 98, l; Oflenb. Z, 9], machet es gut auf Saitenspiel sinvem ihr die tüch- tigsten Musiker 1. Sam. 16, 17 zu seinem Dienst verwendet] mit Schalle [indem ihr das Saiten- spiei von gellenden Chmbein und schmetternden Trompeten begleiten laßt]. Ein neues Lied ist ein solches, das neu dem Her« zen entquillt Gottes Herrlichkeit ist alle Morgen neu, wir kennen sie nicht blos vom Hörensagen und aus den Geschichten der alten Zeit; so dürfen wir also auch nicht blos das alte Lied wiederholen. Es ist ein trauriges Zeichen des Verfalls der Kirche, wenn sie der Aufforde- rung: ,,singet ihm ein neues Lied« nicht mehr nachkom- men kann; desto sorgfältiger muß sie dann in Bewan- rung ihrer alten Lieder fein. Gengstenbergh Nun beginnt der Haupttheii oder, so zu sagen, der Rumpf des Liedes. Die Aufforderung zum Lobe Gottes Lob des Weltschöpfers und Weltregenten als Schirmherrn seines Volkes. 195 wird begründet durch Darlegung seiner Preiswiirdigkeit s) als Gottes der Offenbarung im Reiche der Gnade: V.4u. 5; b) als Weltschöpfers im Reiche der Natur: V· 6—9; c) als unwiderstehlichen Herr« schers in der Geschichtcx V. 10 n. 11. (Delitzsch.) 4. Denn des HErrn Wort sdas so viele köst- liche Verheißungeu enthält] ist wahrhaftig [aufrich- tig gemeint, so daß er nichts verspricht, was er nicht auch halten wollte], und was et [darinnen] znsagt, das hält er gewiß [ohne nach irgend einer Seite hin sich jemals untreu zu werden 4. Mos 23, 19]. Z. Gr liebet Gerechtigkeit nnd Gericht srichtet all fein Thun genau nach dem Verhalten der Menschen ein und setzet aller- uugerechten Unter- driickung ein Ziel]. Die Erde [als welche er zu einer »giitigeii Mutter gemacht hat, die uns täg- lich ernährt und uns allerlei reichlich zu genießen giebt« 1·Tim— s, 17] ist voll der Gitte des HErrn [Ps. 119, 64]. Himmel. Erd und ihre Heere hat er mir zum Dienst bestellt; wo ich nur mein Aug hintehre, sind ich, was mich nährt und hält. Thier und Kräuter und Getreu-e, in den Gründen, in der Höh, in den Büfchem in der See, überall ist meine Weide. Alles Ding währt seine Zeit, Gottes Lieb in Ewigkeit. (Sollt ich meinem Gott nicht singen re. V 6.) b. sllnd wie so seine Güte die Erde zur H4upt- stätte ihrer Offenbarung hat, so offenbart hinwiederum seine Allmacht am herrlicbsten sich am Himmel und auf der Erde besonders am Meer.] DkxHimmksjstdqkchss Wort des HEttn gemacht [gleich auf einmal, in fertiger Gestalt und dollendeter Schönheit« 1.- Mos. l, 1], und all sein Heer sdas sowohl in sicht- baren als unsichtbaren Mächten besteht Pf. 24,10; l. Sam. 1-, 3 Anm.] durch den [der todten Ma- terie, die sein Machtwort gesetzt, Leben und Odem einhauchenden] Geist seines Mnndes"]. «) Reinh Bakius (der standhafte und klugePastor Magdeburgs und Grimmcks im ZOjährigen Kriege) macht zu unserm Verse die Bemerkung: Die großen Maler- und Bildnerkünstler der Alten pflegten auch ihre vollkommenften Werte uur mit dem bescheidenen Titel zu fchmückem ,,Apelles, Polycletus machte es,« um durch dieses Jmverfektum (die unvollendete Zeitform) auszudrücken, daß es jederzeit gestattet sei, besser zu machen, wenn man an ihrem Werke etwas vermisse; weil aber an Gottes Werken nichts vermißtwerden kann, deswegen wird hier gesagt: der Himmel ist gemacht. «) Die Erhabenheit dieses Wortes des Psalmisten hat auch der heidnifche Dichter Longinus (ein Pla- toniker aus Athen, geb. 213 n. Chr) in seiner Schrift see-pl Hund; (iiber das Erhabene) anerkannt. 7. Er sderHErrs hiiltdas Wasseritn Meerzusanu nun, wie in einem Schlancht [so daß es ferner sich nicht über die Erde ergießen kann, wie das anfänglich der Fall war I. Mof l, 2. 9 f.; Ps. 104, 9], nnd legt die Tiefe [die brausenden Fluthenmassen] iu’s Betdokgeue sdes Meeresbettes, woselbst sie wie in eine abgründliche Vorrathskammer einge- schlosseu stnd]. . «) Luther folgt hier der Erklärung der Alten, welche das Wort T; in demselben Sinne wie Tot) fassen; jenes Wort bedeutet aber vielmehr »Haufe«: Er sammelt gleich einem Haufen die Wasser des Meers, so daß die große flüssige Masse wie ein Haufe fester Dinge zusammengehalten wird (2. Mos. 15, s; Jof. 3, is. 16). Der Sinn ist bei beiden Uebersetzungen der- selbe. 8. Alle Welt [folche Allmacht deß, der über ihr waltet und auch ihr gar leicht ein Gebiß in's Maul legen kann, wenn sie ihm nicht gehorchen will Ps. 32, 9., erkennend] fürchte den HErrn, und vor ihm scheue sich [in heiliger Ehrerbietung] alles, was auf dem Erdboden wohnet. b. Denn [wie die Geschichte der Weltschöpfung in 1. Mos. 1 so deutlich zeigt und das Wunder der Welterhaltung noch täglich bekundet] so er sptichy so geschiehks [was fein Mund geredet], so er gebeut, so steheks swas er mit seinem Be- fehl in’s Dasein ruft, wie ein gehorsamer Diener, dem sein Herr ruft, vor ihm] da [119, 91]. 10. [Und welche Macht er auch über die Menschenkinder hat, das bewährt er thatsächlich in der Art feiner Weltregierungj Der HEtt macht zu nichte der Heiden Rath [,,wenn die Feinde der Kirche meinen, sie haben ganze Tonnen voll Witz in ihren Rathschlägem so bohrt er ein Loch in den Boden oder schlägt ihn gar ein«: Bakius], und wendet die Gedanken der Völker [so daß sie. in ihrem Erfolge als lauter Gedanken der Ohn- macht erlcheinen]. II. Aber der Rath des HEtrn bleibet ewiglich, seines Herzens Gedanken sdie das Heil seines Volks und in diesem das Heil der Welt— zu ihrem Ziel- punkt haben] für nnd sitt! [wer will’s wehren, was er beschlossen, oder wer will seine Hand wenden, daß sie nicht zu Stande bringe, was sie angefangen? Jes.14, 27; Sprüchm 21, 30]. Und obgleich alle Teufel hie wollten widerstehn, so wird doch ohne Zweifel Gott nicht zurücke gehn: was er ihm vorgenommen und was er haben will, das muß doch endlich kommen zu seinem Zweck und Ziel. (Be- siehl du deine Wege V. 5.) II. v.12—22. Dort) nicht allein die Herrlichkeit des tjErrn an sich iß to, welch: die Gemeinde treiben and bewegen muß zu seinem Ende: sie ist ja sein sollt, das volle, disk, unter dessen alierbesondersttr Vorsehung alles auf Erden siehet, und sie hat an ihm einen siärlieren South, als dir größte weltliche maajt sein würde. Sie ist sein Jlngeumkrli nnd das Eudztel aller seiner Wege, and da- her unter seiner Regierung so sicher und geborgen, daß litlne Todeogefahr sie stilkkkkku Mag; sit darf nur zu ihm ali zu ihrer hilf: und zu ihrem Schild sich bekennen, um anch an ihm ihren Frendeuqnell zu haben, ihr Glaube nnd seine Gnade kommen einander entgegen· 12. Wohl dem Volk [Ps. 144, 15; Z. Mos. 33, 29], deß der HErr ein Gott [s. v. a. deß Gott der HErrj ist; [felig] das Volk, das er zum Erbe erwahlet hat. Dies ist der vorangesiellte Hauptsatz, auf den das Folgende sich bezieht. ,,Volk Gottes —- will David sagen ——, laß dich nur nicht von der Welt überreden, 196 Psalm as, 13-—22. 34, 1—9. als wäre. der Thron, auf dem dein König hoch iiber der Erde thront, ein ruüßiger Sorgensiuhli Nein, ein T h r o n, ein Richtst u hl ists, davon aus mit hohem Blicke die Geschicke der Welt regiert werden Glaube nur fest, Volk Gottes, daß alles unter den offenbaren oder ver» borgeneri Cinstüffen seiner Macht steht: nicht blos die Werke der Nienfchem von denen es offenbar ist, da ja der Ausgang niemals in ihren Händen liegt, sondern selbst die Regungen ihrer Herzen, die er mitBlindheit schlagen kann, den Verstand der Verständigen thöricht und die Herzen der Unrniindigen weise machen. Volk Gottes, glaube nur dem Augenschein nicht, nach welchem freilich die Könige siegen durch ihre Macht nnd die Krie- ger Schlachten gewinnen durch ihre Rosse; das alles ist eben nur der Augenschein. Denn da alles, was auf Erden Kraft und Macht hat, sie nur zum Lehn hat von dem, der die Weit regiert, so kann er es entziehen, wenn er will, und geben, wem er willyso werden alle Siege auf Erden nur erstritten durch seine Kraft« 13. Der HEtr sals allwissender Regierer der Welt] schonet vom Himmel sPs 14- 21, und siehet aller Menschen Kinder [in ihrem Thon und Treiben] 14. Von seinem festen Thron koom Himmel als seinem Thronsaalj siehet er auf alle, die ans Erden wohnen sdaß er sie überwache und in seiner Gewalt behalte]. · 15. Er lentet ihnen alleu das Herz [Sach. 12, 1; Sprüchw 21, 1., selbst bei den bösen Ge- danken, die darin aufsteigen 2. Sam. 24, 1 Anm.], er wettet auf alle ihre Wege [und richtet das, was sie unternehmen so ein, daß es seinem Welt- plan, der für sein Volk ein Heilsplan ist, dienen muß]. 16. Einem Könige hilft nicht [wenn er einen Sieg gewinnt] seine große Macht sdiese ist nur die zweite Ursach, die erste und letzte ist vielmehr Gott, der auch in den Schwachen mächtig sein kann, wenn er will], ein Riese [oder Held, wenn er große Dinge vollbringt 2. Sam. 21,- 15 ss.] wird nicht errettet durch seine große Kraft ksodaß es sein Selbstwerk wäre, was er ausrichteh sondern wie Gott ihm die Kraft gegeben, so muß er auch in jedem einzelnen Falle ihr Wirkung und Erfolg verleihen]. 17. Rosfe [wenn durch sie eine Schlacht zu Gunsten deß, der mit ihnen streitet, entschieden wird] helfen auch nicht [nur dem äußeren Schein nach sind sie ein vielvermögendes, in Wirklichkeit aber ein nichtsleistendes DiugL Und ihre große Starke errettet nicht iSpküchws 21, 31; Judith 9, 13]. Wenn nun solche Allmacht denen, die Gott nicht fiirchten, nur erschrecklich fein. kann, wie trostrcich isi sie dagegen für die, welche. auf seine Güte hoffen dürfen: V. 18 u. l9l So stellt sich denn Gottes Volk dem HErrn anheim, es freut fiel) eines solchen Gottes und es traut auf seinen Namen: V. 20—22. (Tholuck.) 18. Siehe, des HErru Auge siehet auf die, so ihn fürchten, saus] die [fo Jes. M, 7 Anm.] auf seine Güte hoffen, Ist. Daß er sum hier nicht blos bei dcn Kriegsläuften stehen zu bleiben, wo seine liebende Fürsorge ihnen ein weit besserer Schutz ist, als die irdische Macht, deren sie oft entbehren müssen, sondern vielmehr anderer Nothstände zu gedenken, bei denen die menschliche Ohnmacht und Hilflosig- keit oiel deutlicher noch zu Tage tritt] ihre Seele errette vom Tode [Ps. 7, 6 Anm.], nnd ern-ihre sie in der Thenruug 20. Unsere Seele [fo sagen denn wir, die wir zu dem Volk in V. 12 gehören] harret ans den HErru [1. Mel. 49, 18]; er ist unsere Hilfe und Schild so. Mos as, se. 29]. 21. sEr ist überhaupt unser Ein und Alles.] Denn unser Herz freuet sich sein sals der unser einiger Freutenquell ist], und tvir trauen ans sei- nen heiligen Namen sals in welchem alle unsre Hilfe stehet] 22. Deine Güte, HEry sei [nun, da die Be- dingung des Heils, der Glaube, vorhanden ist, und also nach deiner Heilsorduung das Heil nicht ausbleiben kann] über uns, wie tvir ans dich hoffen. Der ambrosiantsche Lobgesang» dessen wir schon zu Pf. 28, 9 gedachten, schließt in ähnlicher Weise mit den Worten: Sei uns gnädig, o HErre Gott, sei uns gnä- dig in aller Noth; zeig uns deine Barmherzigkeit, wie unsre Hoffnung zu dir steht. Aus dtch hoffen wir, lieber HCrU in Schanden laß uns nimmermehr. Der 34. Psalm. Danksagung für goties Freundlichkeit. 1. Ein [im Grundtext alphabetisch geordneter, f. Pf. L) Eint] Psalm Davids [von ihm verfaßt mit Beziehung auf die in l. Sam. 21, 10 ff. erzählte Geschichte], da er sum fein gefährdetes Leben zu retten] seine Gebcrde [genaner: s einen Verstandj verstellete vor Abimelech sdem Phili- sterköuig 1. Mos. 26, 1 Anm., Achis mit Namen] drt ihn [denn auch, indem Gott seinen Kuustgriff gelingen ließ, als einen vermeintlich Verrückten] bot! sich trieb, nnd er [ohne weiter ein Leids zu erfahren] wegging saus der Philister Lande, um in die Höhle Adullem sich zu bergen 2. Sam. 22, 1]. Warum folgt dieser Psalm, der chronolagtsch rbruso zu Pf. 56 sitt) verhält, wie Pf. 32 zu pl. di» ans dcn nor« bergen-reden? nun, wenn ro in Its. sit, 16 hieß: »ein Riese wird nicht errettet durch seine groß: Kraftst so traun man hinzusehen: ,,uud tin Ringe: nicht durch sein: Ein nnd Schlanhrlt«; ais ein solrher aber, drr einen nnnstgrlfs menschlicher Klugheit zu seiner Rettung anwrudet and, ob· wohl drrsrilir gelingt, nicht diesem, sondern der Gnade des jjErru srine Rettung verdankt, erscheint llaoid in obigrr Geschicht: (vgi. dir Kentern. zu l. Saat. 21, 13 ). Kuß-r- deut wiederholt sitt) in v. 16 unsers psaluss ein Wort, da- wir schon tu Pf. Its, lit gehört haben und das beide Psal- men einander so nahe rückt. . verse vorgeschlagein Lobpreisnng Gottes für erfahrene Lebensrettung Wie man zu einem ruhigen Leben gelange. 197 I. V.2—11. David beginnt mit einem kobliedn indem er den ijErrn preisen ivill site die ihm widersahrene Rettung, fordert er alle Frommen anf, in seinen Lob— preio einznflimniem legt sodann die Lebenserfahrung, die ihm das her; bewegt, als eine solche dar, in welcher es ihm recht offentinndlg geworden, daß seien hilft, und der hErr die Seinen schützt nnd ne an lieinein Guten Eilan- gel leiden läßt, nnd begründet nun die Aufforderung an die Frommen damit, daß er diese einiadet, die nämliche Erfahrung zu machen, die ja allen offen siehe. 2. Jch will den HErrn ffür die Wohlthateiy die er nicht blos täglich und gewöhnlich, sondern oft auch, wie z. B. in der oben V. I angedeu- teten Begebenheit in ganz außerordentlicher Weise an mir gethan] loben allezeitz sein Lob soll [wie ich ihm angelobt, als ichseine Hilfe anrief Pf. 56, 13] immerdar in meinem Munde sein. Z. Meine Seele soll sich rühmen des HErrn [als dessen, der meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist Pf. 42, 12]- daß die Eleiiden swelche innerlich gebeugt find und irgend ein Leid auf dem Herzen tragen] hören [ivas ich zu seiner Ehre zu fingen Und zu sagen habe], nnd [indem sie in dem, was an mir geschehen, eine Weissagung ihres eigenen Heils erkennen] sich freuen. 4. Preifet [darum, ihr Frommen allzumal, deren eigene Errettung in der meinen geweissagt und gleichfam schon mit darin enthalten ist] mit uiir den Wien, und laßt uns sindem ich ebenso das, was euch Gutes und Großes widersährn als mir geschehen betrachte, wie ihr, was mir ge- schehen, als euch widerfahren ansehen sollet] mit einander seinen Namen erliohen [ihn so hoch, als er in der That ist, im Herzen halten und mit dem Munde betennen]. Wie unsere schönsten geistlichen Lieder, wenngleich aus speziellen Veraiilassungen hervorgegangen, doch nicht von diesen handeln, sondern zu allgemeiner Klage oder allgemeinem Lohe Gottes aufsteigen, so preist auch dieser Psalm nicht die spezielle Errettung, sondern das Lob Gottes, der die Elenden hört. (Tholnck.) — Da die Jiitroiten der römischen Kirche, deren mehrere wir schon erwähnt haben, für viele Sonntage sieh nicht zur Her- übernahme in die evaiigelische Kirche eigneten, so hat Luther zum Ersatz dafür die hier vorliegenden Psalmen- Unser Psalm war übrigens, wie wir bei dieser Gelegenheit gleich mit bemerken, der Com- munionpsalm der alten Kirche, wozu er dnrch das Wort in V. 9 sich trefflich eignetc. Z. Da ieh sdies die besondere Erfahrung mei- nes Lebens, auf die ich hier zurückblickej den HEtrn fuchte [im Gebet, das man· lese in Pf. 56], antwortete er mir [durch thatiächliche Erhörungs und errettete mich ans aller meiner Furcht finden: iih bei meiner Abführung zu Achis l. Sam. 2l, 11 ff. kein anderes Schicksal ooraussah, als daß ich entweder der Rache der Philister selber erliegen oder an Saul, meinen Todseind, ausgeliefert werden wiirde]. c. [Da habe ich denn recht handgreiflich ge- fehen:] Welche ihn [den HErrnsanfehen fnach ihm als ihrem Helfer aufblicken, wie ein Kind m großer Noth nach Vater oder Mutter sich um- sieht, daß die ihm beistehen sollen] und ablaufen« [mit inbrünstigem und eindringlichem Gebet], deren Angesicht wird nicht zu Scbanden sdaß sie beschämt müßten wieder von ihm hinweggehen"j. «) Luther hat das Wort MJY in der Bedeutung ,,hinzuströmen« (Jes. L, Z) genommen: »die sich zu ihm dringen und gleichsam überfallen wie die geilende Frau (Luk. l8, 3), oder wie Wasser daherfiicßen mit Haufen und stimmen; denn er hat es gerne, daß man suchet, klopfet und poltert mit Beten ohne Ablassen (Matth. 7, 7 f·). Das Wort hat aber auch die Bedeutung ,,strahlen, erglänzen« (Jes. 60, 5); darnach kann man übersehen: die ihn ansehen, erglänzen(wie sie heilsbegierig ihre Augen nach ihm richten, so wendet sein Gnadenantlitz erheiternd fich ihnen zu), und nicht erröthen darf ihr Angesicht (es koinmt iiiehtdazu, daß ihr Angesicht wegen getäuschter Erwartung scham- roth werden müßte) — Es) Wenn ich in Angst und Noth mein’ Augen heb empor zu deinen Bergen, HEry mit Seufzen und mit Flehen, so neigst du mir dein Ohr, daß ich nicht darf betriibt von deinem Antlitz gehen. (Matth. Apelles v. Löwenstern, geb. 1594, ·]- 1648.) 7. [Ja, es ist so gewesen, wie in V. 5 ge- sagt wurde:] Da dieser Elende [ich, David, »der rechtschafsen Elende, der ausbiindig Elende, der gründlich und äußerst Elende-«: BakiusJ tief, hbrete der Wir, und half ihm aus allen feinen Ndthem 8. [Und ich habe es auch sonst noch oft ge- nug in meinem Leben erfahren, daß, wenn die Noth am größten, Gottes Hilfe ist am nächstem Denn] Der Enge! des HErrn [nicht irgend welcher unbestimmte Engel, sondern der, welcher Jehova’s heilsgefchichtlichen Verkehr mit den Patriarchen oermittelte und Jsrael nach Eanaaii geleitete l. Mof. is, 7 ss.; is, 2 ff; 2l, 17 ff; 22, ll ff.;3l,1l;48,16; 2. M. Z, 2 ss.; 14, 19; 23, 20 ff.; 33, 14; 4. M. 22—, 22 ff.J iagect sieh [mit dein himmlischen Heer, dessen Be- fehlshaber er ist Jos. 5, 141 um die her, fo ihn fürchten, nnd hilft ihnen ans [zieht sie heraus aus ihrer Noth und Bedrängniß l. Mof. 32, l s.; 2. Kett. ei, 17; Pf. di, u f.]. it. fErfahret denn auch ihr Andern, was ich erfahren habe, damit ihr erkennet, was ich erkannt habe] Schmectet nnd sehen« wie frenndlich der HErr ist [dem, der auf ihn harret, und der Seele, die nach ihm fraget Klagel. Z, 25]. Wohl dem, der anf ihn tranet [denn ein solcher wird nimmermehr zu Schanden Pf. II, T; 71, 1]. «] Das ,,sctimecket und sehn« ladet gleichsam zu einem längst bereitsteheiiden köstlicben Mahle, zu einein offen vorliegenden genußreichen Anblicke ein. Die Impera- tive haben der Sache nach nicht varänetische termahiieiidex sondern verheificnde Bedeutung· (Hengstenberg.)—Das Schmecken (Hebr.6, 4s.; I. Petri 2, Z) steht vor dem Sehen; denn gciftliche Erfahrung führt zu geistlicher Erkenntnis nicht umgekehrt. (Delitzsch».) Daoidisches er- kennt, wer Daoidisches erleidet. (Tertullian.) Das Manna 198 Psalm 34, I0——23. 35, 1-——4. ist ein Verborgenes, der Name ein neuer, welchen nie- mand kennet, denn der ihn empfängt (Ofsenb. 2, 17); nicht die Kenntniß seruditjok sondern die Salbung (im-sein) lehrt jenes (1. Joh. Z, 27)«, und nicht das Wissen festen-eins, sondern das Mitwissen oder Bewußt- sein (c0nscientja) ergreift diesen. (Bernh. v. Clairvauxh 10. Fürchtet den Heim, ihr seine Heiligen [die ihr von der Welt abgesondert und als Volk des Eigenthums zu seinem Dienst berufen seid I. Petri 2, 9]; denn die ihn suchten, haben keinen Mangel sdaß sie in ihrer Noth verderben müßten Pf. Es, 18 f.; 37, 19]. 11. Die Reichen [geuauer: Löwen, d. i. mächtige und gewaltthätige Leute« Hiob 4, 10 f. Anm.] müssen darben nnd hungern strotz des gro- ßen Vorraths, den sie auf uugerechte Weise zu- sammenbringen Pf. 37, 20]; aber die den HErru suchen, haben keinen Mangel an irgend einem Gut [wenn sie gleich oftmals viel leiden miissen V. 20; Pf. 23, l. 4; Luk. 22, 35 f.]. «) Macht haben und stark sein hilft nicht allein zum Saltwerden und Wohlergehen. Der Löwe, ob ihm glcich Rachen und Klaue Zu Gebote steht, muß oftmals darben, während jene Ohnmächtigen und Elendcn, die keine andere Zuflucht haben als beim HErrm sich sätti- gen und genug bekommen. (Tholuck.) il. o. 12—23. Zins das rann-d singt ein est-kann: Jllauid wendet fis) zu den Gläubigem und redet die an nnd spricht, er will ihnen diese stund anrh lehren, wie sie sollen ein ruhigen Erben führen nnd vor den Feinden sicher sein. Diese Kunst siehe in Gotieofurcht nnd daß man seinen Mund wohl bewahre, nichts Böses thue nnd dem Frieden nachjagq darauf werde folgen Grhöruug deo Gebete, Errettung ano aller Gefahr, die gnädige Gegenwart, tieiwohnung nnd Troß Gottes, der Schuiz keiner; nnd des Lebens-« G. Land) 12. Kommt her, Kinder [—— es ist dies »Ja-zi- liche Anrede des in den Wegen Gottes erfahrenen Meisters an alle und jeden-«, ogl.Spriichw. 1, 8; 10, 15 —], höret mir zu, ich will euch die Furcht des HEttU lehret! Lnmd euch nicht nur zeigen, was dieselbige sei, sondern vornehmlich auch die kräftigsten Gründe anführen, die euch dazu bewegen und anreizen sollen-«: Berleb. B.]. II. Wer ist snnter euchlzher gut Leben be- gehrt, nud gerne gute Tage hatte [da er sich in in- nerster Seele wohl und allewege wahrhaft beglückt fühlen kann]? -14. [Gewiß meldet sich da ein jeder ohne Aus- nahme als einen solchen: nun wohl! ich will dir das einzige und untrügliche Mittel angeben, wie du zum Zielegelavgstsl Behiite deine Zunge vor Bösen, und deine Lippen, daß sie nicht falsch reden sung- hafte Reden führen Jak. Z, 2 ff.]. 15. Laß vom Bösen [sage ihm ab, weiche da- vor zurück], nnd thue Gutes sPs. 37, 27]; suche Friede nnd jage ihm nach [Röm. 12, 18; 2.Cor. 13 11]. «Jndem das: »fürchte Gott» individualisirt (im Ein· zelnen oder Besondereu auseinander gele t) werden soll, werden die Pflichten gegen den Nächiieu in Davids gewöhnlicher Weise besonders hervorgehobem weil hier die Heuche1ei, die so gern die ihr nicht gehörende Ver- heißung an sieh reißt, weniger Spielraum findet. (Heng- stenbergJ Frieden suchen und ihm nachjagen ist mehr, als Frieden nicht stören und über Unfrieden trauern und klagen — man soll in Herstellung des Friedens Gewalt thun, man soll Jagd auf ihn machen wie aus das edelste Wild. fDelitzschJ 16. Die Augen des HErtn sehen auf die Ge- tschtttt lPf« 33- 18; Hiob 36, 7], und seine Ohren [merken Pf. 10, 17; 17, 1; 130, S] auf ihr Schreien; 17. Das Antlitz aber des DErrn siehet [auch im Gegentheil mit feindlicher Absicht Z. Mos. 17, 10; Jerenr 21, 101 über die, so Böses thun lVgL l— Petri Z, 10——12], daß er ihr Gedächt- niß ausrotte von der Erde shiob 18, 17 ff.]. - 18. Wenn die (Gerechteu)«« schreien saus der Tiefe ihrer an stch selbst verzagenden Seele], so höret der HErn und errettet sie aus all ihrer Noth [V. 5 u. 7; Sir. 21, 6]. «) Dies Wort steht nicht im Grundtext, ist aber aus V. 16 zu ergänzen, wie der Dichter überhaupt vor cillem die Gerechten im Sinne hat, und was er von den Gott- losen sagt, nur »als Schatten in Betracht kommt, wel- cher das Licht heben soll.« 19. Der HErr ist nahe [«wie ein Arzt den Kranken, wie ein Hirt den Schafen, wie ein Leh- rer den Schülern, wie ein Vater den Kindern, wie ein Erlöser den Gefangenen, wie ein Erretter den Angefochteuen«: Bakius] bei denen, die zer- brochenes Herzens sdurch äußere und innere Lebens- führungen ihrer Ohnmacht, ihres Elends und ihrer Sünde stch recht tief bewußt worden] sind, nnd hilft saus allen ihren Drangsalen zum Heil] denen, die sein] zerschlageues Gemiith haben sin dem alles Horte, Spröde und der Gnade Wider- strebende erweicht und zu lockerem, empfänglichem Boden gemacht worden ist]. Die Frommen werden ihrer Gemüthsbeschasfenheit nach näher beschrieben: sie kommen in ihrer Drangsal nicht trotzi , sondern entleert von eigenem Vertrauen zu Jehova Gsaihiugerh O wie viel besser ist es doch, zer- brochenen Herzens sein und ein zerschlagen Gemüth haben, aber dabei die nahe Aufsicht nnd Beivahrung des HErrn auch iiberseineGebeine genießen, daß deren nicht eins zerbrochen wird (V. 21), als wenn maneh’ einem Hals und Bein muß zerbrochen werden, weil er sich zu keiner· Erweichung des. Herzens bequemen wolltel (Rieger.) 2i). Der Gerechte muß [freilich, weil er in der Welt mit den Gottlosen zusammeulebh die ihn hassen und verfolgen, und weil er für sich selber noch gar sehr der Läuterung und Bewährung bedarf] viel leiden;’ aber der HEtr sunter dessen allerspeziellsier Vorsehung er steht] hilft ihn! ans dem allen. 21. Er sder HErrJ beivahret ihm alle seine Gebeine, daß deren [ohne Gottes ausdrücklichen Willen und seine heilsame Zulassuug Matth. 10, 301 nicht eins zerbrochen wird« Anrufung gdttllichen Schutzes wider undankbare Verfolger. 199 «) Und wohl uns, daß es so ist! Denn wären die Frommen jeglicher Beschwerde und Noth für immer ent- nommen, wie würden so unreine Vegierden zur Gottes- furcht htntreiben, wie würde auch der Glaube matt wer- den, die Anrufung Gottes aufhören und fleischliche Si- cherheit überhand nehmen. (Tholuck.) «) Der christliche Leser erinnert sich hierbei des Ge- kreuzigtenz in der That kann das alttestamentliche Weissai gungsworh welches in Joh. 19, 33 ff. angeführt wird, ebenso-roh! auf unsern Psalm, als auf 2. Mos. 12, 46 znrückgesührt werden. Nicht allein das Passalamm, sondern gewissermaßen auch alles Leiden der Gerechten ist ein Typus (Vorbild); nicht allein das Wesen der ottesdienstlichen Symbolit (Bilderfprache) stellt sich in gesn Christo dar, nicht allein die Geschichte Jsraels und Davids rekapitulirt wiederholt in zufammenfassens der Weise) sich in ihm, nicht allein das menschliche Lei- den vertiest sich bei ihm bis zum äußersten Tiefpunkh sondern auch alle dem Gerechten gegebenen Verheißungeu erfüllen sich an ihm nat« ssozsfo (im schlechthinigen Maßes, weil er der Gerechte im absolutesten (vollkom- tnensien), der Heilige Gottes im einzigartigften Sinne ist. (Delitzfch.) » » 22. Den Gottlosen [dagegen] wird das Ungluck tödten sfiir ihn hat das Unglück, davon auch er auf die Länge nicht verschont bleibt, wenngleich es oft lange an ihm vorübergeht, eine todbringende Kraftjz nnd die den Gerechten hassen, werden Schuld haben fund dieselbe mit ihrem eigenen Verderben büßen müssen Pf. b, 11]. 23. Der HErr [aber, um hier nochmals auf das entgegengesetzte Loos der Gerechten zurückzin kommen«] erlöset die Seele seiner Knechte swenn sie in Unglück gerathen, das ihnen tödtlich zu werden drohtJ; und alle, die auf ihn trauen, wer- den keine Schuld haben [sondern als das, was sie sind, als unschuldige erwiesen, werden und von dem Aenßerslen verschont bleiben]. «) Vielleicht ist dieser Vers ebenfalls ein liturgischer Zusag, wie Pf. 14, 7; 25, 223 wenigstens wiederholt sich ier, nachdem die Vuchstabenreihe des hebräischen Alvhabets dnrchlaufen ist, der fchon in V. 17 dagewesene Bnchstabe Pius, und der Vers faßt noch einmal den Jnhalt des Psalms in eine kurze Summa zusammen. Der 35. Psalm. gebet um Errettung von der ckeinde graufnmkeii. 1. Ein Psalm Davids. Nach den zu 2. Sam. 15, 16 dargelegten Gründen fiammt dieser Psalm ohne Zweifel aus der Zeit der Ab- salom’schen Empörung Die bei weitem» meisten Aus- leger verfetzen ihn dagegen in die SaulifcheVerfolgungss zeit, wofür hauptsächlich der Umstand spricht, daß der ganze Psalm wie eine lhrische Ausführung dessen erscheint, was David in I. Sam. 24, 16 dem Saul gegenüber sagt. Jndessen herrscht aus der andern Seite durch den ganzen Psalm ein so tiefer Unmuth wider die Feinde und Verfolger und eine so gewaltige Gefühlsausregung daß das Gebet um die gdttlichen Strafgerichte, welches eiadezn in Anwünschnng derselben übergeht, stcb bei David nur erklären und an ihm rechtfertigen läßt, wenn er in seinen Lästerern und Verfolgern nicht blos die Widersacher des aus ihn übertragenen israelitisch en, sondern des mit ihm gesetzten mcssianischen König- thums erblickte; in jenen personisicirte sich ihm immer noch die Sünde, die nicht zum Tode ist, und er konnte noch für sie bitten, in diesen dagegen kam für ihn die Sünde zum Tode zur Erscheinun , bei welcher das Anathema an seiner Stelle ist (1. «3oh. 5, 16). Die Verwünschungen Davids, wie Delitzsch sa t, sind, ihrer Subsettivität entkleidet, Weissagungen an? das Endges schick der sich selbst verstockenden Feinde Jefn Christi und seircclkr Gemeinde: in diesem Sinne betet sie der Christ na . tinser Psalm macht wit dem vorigen die beiden einzigen Liede: des Vsaltero ans, in welchen »der Engel deo tJGrrW in dem zu ps.Z4, li angegebenen Sinne vorkommt (s. V· 5 n. 6); die Verbindung beider Psalmen dnrch Zins· einandersotge isi also eine ganz correrte, ans innere Ver- wandtschaft gegründete. I« V. 1——10. Von ungerechtes-in tjasse verfolgt, von hinter- linigen Uactsiiellungen umgeben nnd von falschen Beschat- dignngeu gekränkt, ruft David den hErrn an, daß der darein sehe nnd seine Sache aussiihre wider seine Feinde nnd, indem er sie in die wohlverdiente Gerichte feine« Zorns dahin giebt, ihm zur Freude nnd zum Frohlorliem zum Triumphe nach der schweren dtiederlage dnrrhhelfe; sein Gebet in diesem ersien Theile der Liedes wird zn schweren Verwünschung» in tieziehung ans die Wi- dersacher. " HErr, hadere sals mein "Nechtsanwalt] mit meinen Haderernz streite wider meine Beftreiter [Jes. 49, 25]. Die Summa ist, daß er, mit Lügen überschiitteh durch Grausamkeit unierdrückt und keine Hilfe in der Welt sindend, fein Leben sowohl als seinen guten Ruf in Gottes Hand befiehlt. (Calvin.) Z. Etgteife [als mein Kriegsmann] den Schild nn Waffen [genauer: die Tartfche Z. Mof 20, 9 und I. Kön. to, 16 f. Anm.], und mache dich auf, mir zu helfen. Da die Gefahren handgreisiich und offenbar uns umgeben, so ist Gottes verborgene und unsichtbare Kraft an und für sich nicht eeignet, uns-von aller Furcht und An st zu befreien: e muß gleichsam Fleisch und Blut anne men. Jhr Gewand nun entlehnt fie gewöhnlich von der jedesmal drohenden Gefahr· Den Künsten der Lüge und Verläumdung wird Gott als Sachwalter oder Patron entgegengeftellt, der die Sache der Seinen führt; droht aber Gefahr durch rohe Gewalt, so erscheint er als Krieger, nach dem Vor« bilde von 5. Mof 32, 41s., der zum Schutze der Seinen die Waffen ergreift. (.Hengstenberg.) « Z. Zücte den Spieß, und schühe mich wider meine Vetfolget [indem du ihnen den Zugang zu mir versperrst]. Sptich zn meiner Seele: Jch biu deine Hilfe. Der Dichter verlangt einen geheimen innerlichen Zu- spruch aus Gottes Munde, wie es ja auch der HErr in den Stunden der Noth an solchen Zusprüchen nicht fehlen läßt (Tholuck.) 4. Es müssen sich schämen und gehöhnet smit Schimpf und Schande bedecket] werden, die nach meine: Seele stehen [mir das Leben zu nehinen I. Sam. 23, is; 2. S. l7, 1 ff.]; es ums- 200 Psalm as, 5-19. sen zurück kehren fznrückweichen Jef 42, 17], fund zu Schanden werden, die ntir übe! wollen [anf mein Unglück stnnen]. Z. Sie mussen werden, wie Spreu vor dem Winde lPs« 83, 14], und der Engel des HErrn Iwie er einst den Egyptern die Räder von ihren Wagen stieß 2. Mos. 14, 251 stoße sie weg sstoße sie, indem er auf ihrer Eilflucht sie einholt, zu Boden, daß sie nimmer wieder aufstehen können Pf. se, 13]. — · Wenn Delitzfch hier bemerkt: »daß dieser Engel hier betheiligt wird, wo es sich darum handelt, ob das Kö- nigthum der Verheißung in seinem Entstehen vernichtet werden soll oder nicht, stimmt zu dem Erscheinen des Engels des HErrn in heilsgeschichtlich grundleglichen Zeiten«, so stimmen wir dem vollkommen bei, erkennen aber eben darin einen neuen Grund, daß der Psalm nicht in die Zeit der Saulischen, sondern vielmehr der Absaloinschen Verfolgung gehört; denn das Königthum der Verheißung wird erst in 2. Sam. 7 aufgerichtet. b. Jht Weg» [auf dem sie auf und davon fliehen V. 4] musse finster und srhlupfrig werden [daß sie auf demselbem nicht vorwärts kommen], nnd der Engel des HErru verfolge sie Iwie er einst hinter dem geschlagenen Heere Sissercks drein war Nicht. Z, 23]. 7. Denn sie haben mir ohn’ Ursache gestellet ihre diese, zu verderben [eine tiefe, unten mit einem Netz versehene, oben aber überdeckte Grube zugerichteh in die ich stitrzen und in der ich dann meinen Fuß im Netz verwickeln sollte, um stchers lich in ihre Hände zu fallen], nnd haben ohn’ Ursach meiner Seele Gruben zugeriehtet Schon V. 5 im Verhältnis; zu V. 6 ergiebt keinen richtigen Fortschritt des Gedankens; man erwartet viel- mehr am Schluß von V. 5 zu lesen: DYED (verfolge sie), und am Schlnß von V. 6: III (stoße sie weg). Ebenso giebt in unserm Verse der zweite Satz keinen neuen Gedanken zu dem ersten Satza Jm Grundterte nun steht in der 2. Vershälfte wörtlich: ohn’ Urfach haben sie meiner Seele gegraben« ohne daß ein Objekt, was sie gegraben haben (nämlich: Gruben), dabei stäude. Dies nun führt aus die Vermuthung, daß auch im 7. Verse die Worte anders gelesen werden müssem indem man aus der ersten Hälfte das Wort DIE-·· we läßt und es an den Schluß der zweiten Vershälfte vercsetztz aus Luther’s Uebersetzung darf man dann nur das »zu verderben« hinweglassem um eine genaue Ueber- setzung der so umgestellten Worte zu erhalten. s. Er [mein Widersacher — doch ist nicht Absalom als einzelne Person gemeint, sondern sein ganzer Anhang mit ihm zu einem einzigen Be: griff zusammengefaßtj musse unversehens [vom Einsturz aller seiner Pläne und Unternehmungen] ubersallen werdens und feindlich, das er gestellet That [mich heimlich darin zu fangen], ntnsse ihn sahen, und [er selber] musse sstatt meiner, wie er wollte] drinnen überfallen [zu Grunde gerichtet] werden» «) Wie die Widersacher den Gerechten mitten in sei- nem Frieden liberrascht haben, so möge wiederum sie das Verderben mitten in ihrer Sicherheit iibcrrascheu (Hengstenberg.) — «) Nach dem Gcsetze der Vergeltung verlangt er, daß denen, welche verhöhnt haben, mit Hohn vergolten werde, daß die, welche alles vor fich herbliesen in ihrer Hoffarth, selbst zerstieben wie die Spreu vor dem Winde, daß denen, die in ihrem Ueber· muthe sest wie Berge gewurzelt zu sein meinten, der Boden unter ihren Füßen erschüttert, und denen, welche Andern Gruben gegraben haben, in ihren eigenen Gru- ben das Verderben bereitet werde. Und so haben wir es ja auch gar rnanchmal im Leben gesehen, wenngleich, solange als noch Hoffnung da ist, daß aus dem Unkraut ein guter Weizen werde, dieHaud der Gerechtigkeit von der Langmuth aufgehalten wird. (Tholuck.) S. Aber meine Seele swenii so die Feinde unreitbares Verderben ereilt] müsse stch freuen des HEttn [weil sie nun thatsächlich erfährt, daß sie nicht vergeblich auf ihn getrauet hat], und fröh- lich sein ans seine Hilfe fzum Dank für das Heil, das er mir bereitet hat]. 10. Alle meine Gebeine [an dieser Freude der Seele theilnehmendspj müssen sagen: DER, wer ist dein gleichen [2. Mut. 15- 11]? Der du den Elendtn sder sich demüthig unter deine Zucht beugt und willig duldet, was du ihm auferlegst Hiob se, 15] errettesl von dem, der ihm zu start ist, nnd den Elenden nnd Armen [der ohnehin nicht viel hat] von seinen Räubern [die ihm auch das Wenige wollen nehmen"]. d) Die Gebeine des Körpers, welche sonst nur als die Angst der Seele mit erleidend vorkommen (Ps.6,3; Si, 11; 32, B; 51, 10), werden hier wie in Ps.51,10 auch an der Freude betheiligh in welche die Mark und Bein erschütternde Angst übergeht; die Freude des Jch soll alle Glieder des Leibes durchpulscn und stch wie zu einem Chor lobpreisender Stimmen vervielfachem (Delitzsch.) — «) Es ist geschwind geschehen, daß einer aus einem solchen Psalm eine Klage, einen Seuf- zer herausreißt und über seine Feinde aussiößtz aber es fragt sich, ob man auch die Geduld bewiesen, dieDavid sonst bewiesen hat, ob man auch die Gelegenheiten zur Selbstrache so vorbeigelassem wie er im Glauben an Gottes Wohlmachen gethan hat, ob man auch sonst in solchem Zugang zu Gott stehe und also vor seinen Augen handle und rede, was man vornimmt, ob einem die Gerechtigkeit Gottes so anständig ist, wie sie David gewesen, der sie zu nichts gebrauchh als daß dadurch dem Guten bei ihm und Andern aufgeholfem der Sünde aber und den Aergeruissen gesteuert würde? Davids Worte wollen auch mit Davids Geist ge- braucht sein. (Rieger.) II· di. 1l—18. von den furchtbarer: vorwärts-hangen im vorigen Abschnitt geht David tut vorliegenden zweiten Theil: des niedre« zur Klage über und schildert dir Zoo- tieit der Feind« mit denen er es zu thun hat, näher; indem er aber da von den! Guten redet. duo er ihnen vormals gethan und das ne ihm mit den! schusärzesttn dludouit vergelten, cutsrhwiudet ihm so völlig sein eigenes persönliches Jch und rr rrdrt so ganz ans der Seele dessen heraus, der in ihm vorgrblldrt toerdru sollte, daß feine Wort: uuo ganz in dir pafflousgefustattr von du an versehen. rvo alhrtfluo vor drin Hohenrain: steht, bit; zu dem, wag unter drin Kreuze auf Golgathu vorgeht. Zuletzt geht die Klage tu Bitte und Dnnitgelülsde über. Klage über die Bosheit der Widersacher. Bitte um Rettung und Gelübde besiändigen Dankes. 201 11. Es treten frebele [frevelhafte oder bös: willige] Zeugen kgegen mich] auf, die zeihen mich, deß ich nicht schuldig bin kwoklliap was ich nicht weiß, darnach fragen sie mich, indem sie das Ge- ständuiß von Schandthaten von lnir zu erpressen suchen, deren ich mir ganz unbewußt bin]. Der Vers ist weder historisch zu deuten, schreibt Hengstenbcrg, noch bildlich aufzufassen, sondern er ent- hält einen individualislrenden Zug, wie sie in den Psal- men, die aus der Persoli des Gerechten gesungen wurden, so häufig sind. Wir setzen hinzu: nicht blos aus der Person des Gerechten iiberhanph sondern aus der des Christus in ihm, redet David hier, und seine Worte nehmen prophetischeli Charakter an, wie sie denn auch aufs enaueste in Many. 26, 59 f. sich erfüllt haben. Da elbe gilt Von den folgenden Versen, wo das typische Element immer entfchiedeller hinter das prophetische zurücktritt, wie das auch bei Pf. 22 der Fall war; auf Davids eigene Person bezogen, wilrden die Worte, die er redet, nur den Eindruck der Uebertreibulig und des Gemaehtelt erwecken. 12. Sie thun mir Arges um Gutes [Ps. 38, 215 109- s]- mich in Herzeleid zu dringen« [genauer: Verwaisung ist meiner Seele, ihr Zu- stand ist Verlassenheit von allen; die mir früher Liebe gåwi;iäeii, diese alle sind für mich wie weggestorben Matth. « «) ·n der Randglossex ,,als müßte meine Seele ver- lassen und verachtet sein, wie eine Wittwe oder unfrucht- bare«, deutet Luther auf die eigentliche Bedeutung der Worte, die er frei wieder gegeben, hin. is. Jth aber [dies das Gute, das ich ihnen gethan], wenn sie traut waren, zog kihr Leid zu dem meinigen machend Röm. 12, 15 und ihre Schuld, als wäre es meine eigene, büßend Jes. 53- 4; Matth. 8, 16 f.], einen Sack kais Trauer- und Bußgewand] an, that ntir wehe mit Fasten sund Kasteiung Jes. 58, 3 ff.; Matth 4, I ff.; 8, 20], und betete von Her en stets. Luther faßt hier die Worte so, als ünde da: mein Gebet kehrte zurück oder wiederholte sich ans mei- nem Busen, in der Ausgabe des Psalters vom J. 1528 dagegen übersetzt er genauer: mein Gebet kehrte sich in meinen Busen, d. i. icb betete mit tief auf die Brust herabgesenkteni Haupt 1.Kön· 18, 42. Es war keine Scheinirauey bemerkt Delitzsch, die sich sehen und hören lassen wollte, er zog sich bestürzt auf sich selbst und Gott zurück und machte in dieser Selbst- vereinsamung ihre Klage in brünstiger Fürbitte zu der seinigen; wir aber, dies annehmend, verweisen dabei auf Jesnm, wie er, wenn er viel mit den Kranken und Elenden seines Volkes zu thun hatte. sich immer wieder in die Stille zurückzog und betete (Matth. 14, 23; Luk. Z, l6« Mark. l, 35). Beim folgenden Vers erinnere man sich, daß von ihm wohl mehrmals berichtet wird, daß er weinete (Lnl«. II, 4l; Joh. U, 33 ff.), aber nie, daß er gelacht habe. » 14. seh hielt mich [ging so feierlich langsam einher, wie es der Weihe des inneren Seelen: schmerzes entspricht], als wäre es sein jeder, dessen Leid und Noth mir entgegentrat] mein Freund und Bruder [Joh. 11,36]; lch ging traurig kmit dunkeln Kleidern, mit verweintem und angewa- schenem Gesicht, mit verliachlässigtem Bartes Prof. M, 2 AUMO lvie einer, der Leide tragt nber seiner Mutter sdie ihm gestorben Matth 12, 48 it] s . 15. Sie aber sfiir diese theilnehmende Liebe mir das gerade Gegentheil vergeltend] frenen sich über meinen Schaden swenn ich jetzt in einem Zustande mich befinde, wo es immer schlimmer mit mir wird] , nnd rotten sich [zusammen, um sich gegenseitig ihre Schadenfreude mitzutheilen und gemeinsam mit ihren Läster- und Spottreden über mich herzufallenjz es rotten sich die Hinlen- den wider mich, ohne meine Schuldf sie reißen sihre Possen, treiben ihren frechen Muthwillens nnd hören nicht auf. «) Wörtlichx die Erschlagenen, hier aber nicht wie Luther das Wort versteht, die Geschlagenen an Fü- ßen, die Lahmen, Hinkenden (2.Sam. 4, 43 9,3), was er dann wiederum in dem Sinne von l. Kön. 18, 21 nimmt, sondern s. v. a. die herabgekommenen Leute aus dem niedrigsten und gemeinsten Pöbel shiob 30, 8) rotten sich wider mich, und ich wußte nicht, d. i. Leute, von denen ich nichts wußte, von denen ich bisher, als mir zu fern stehend, keine Notiz genommen. Its. Mit denen, die da hencheln khier s. v. a. alle nur erdenklichen Niederträchtigkeiten begehen] nnd spotteu [ihre Witze reißen] um des Bauche willen ssich damit bei Vermögenderen in Gunst zu sehen und ein Stück Brod, einen Kuchen oder sonst etwas zum Lohn dafür zu erhalten —- es find wieder die in V. 15b erwähnten Leute aus der Hefe des Volks gemeint], beißen sie [die in V. 15a genannten WiDersacherJ ihre Zähne zu- sammen über mich kmit aller Gewalt die Wuth in sich hervorrusend und ihr dann in allerlei Lä- sierreden Ausdruck verleihend, f. Lul. 23, 35 f. 39.]. 17. HEm lvie lange willst du ssolchem fre- velhaften Treiben] zusehen sund ruhig es hinge- hen lassenjx Errette doch meine Seele ans ihrem Getümmel [damit sie nicht gänzlich darin erliege], nnd meine Einfanie svon aller Welt Verlassene, nur auf sich und dich Gewiesene Pf. 22, 21] bot! den jungen Löwen [im sigürlichen Sinne 34, llz 57, 5., unter die sie gerathen]. 18. Jch tvtll [denn auch für solche Errettung] dir danien in der großen Gemeine, und unter viel Volks will ich dich rühmen [Ps. 22, 23 u. 26J. til. v. 19 ge. Im drum: Theil des und» wird di· am Schluß dr- vorigeu Kbsnjuttte nur nur; ausgespro- aleur Sitte durch erneuert: Smilderung der Guttloslgilrit der Feind· näher begründet, mit Beziehung auf die heil— kamen Folgen der rrbetrnru Errettung für die Frommen nnd Gerechten in der Gemeinde aller aam desto nach· drilttilimer dem liErra au’g Herz gelegt; nnd indem unt: der Sänger der Erhöruug leine- Gedrts net) gewiß wird, llehrt nun) das Daulegelülidy wenn auch la anderer Fassung wieder, in welches der zweit: Theil aus-lief. 19. Laß sich nicht iiber mich freuen, die mir nubiliig [genauer: lügnerischJ feind sind sin- dem sie, um ihren Haß als gerecht darzustellem allerlei lügenhafte Beschuldigungen wider mich er- 202 Psalm 35 , 20—-28. Bis, 1——7. dichten], noch slaß sie] mit den Augen spotten slaß sie nicht über mich mit hämifchem Augen- zwinkern ihre Schadenfreude einander zu erkennen geben, sie], die mich ohn’ Utsach [Ps. 69, 5; Joh. 15, 251 hassen. 20. Denn sie trachten Schaden zu thnn [in der zu V. 13 angeführten Psalm-Ausgabe über· seht Luther genauer: sie reden nicht zum Frieden, reden nicht, was von Wohlmeinen ausgeht und auf Beförderung des Wohlverhälv nisses abzielt], nnd snchetl falsche Sachen [ersinnen boshafte, lügenhafte Verläumdungen] wider die Stillen im Lande [die still vor sich hin und un- bemerkt auf deinen Wegen gehen]; . 21. Und spetten [mit stolzem, selbstverliebtem Hohe-e] ihr Maul weit auf wider mich, nnd spre- chen [an meinem Elend schadenfroh sich weidend-J: Da, da! das sehen wir gerne [was wir ietzt sehen, ist ja, was wir längst zu sehen gewünscht] 22. HErr, du stehest es [auch, was jene sehen, nämlich mein Unglück, aber mit andern Augen und mit anderm Herzen], schlveige [denn] nicht [sondern erwiedere ihre höhnische Schalksrede mit einem gewaltigen Wort deines heiligen Richter- SWstSSJZ HEry sei nicht ferne von mir [den sie zu einem ganz Verlassenen gemacht haben V. 12]; W. Etlveele dich sermuntere dich selber zum thätigen Einschreiten], nnd ioache auf faus deiner bisherigen Ruhe Pf. 44, 241 zu meinem Recht see thatsächlich zu erweisen) nnd zu meiner Sache svertheidigend sie zu führen], mein Gott nnd HEtt [an dem ich meinen einigen Sachwalter und Be- schützer habe V. 1]. Tit. Meer, mein Gott, richte mich nach deiner Gerechtigkeit sindem du mir Recht schaffest wider meine Feinde Pf. 7, 9], daß ste sich über tnich nicht freuen. 25. Laß sie nicht snoch ferner] sagen in ihrem Herzen: Da, da! das wollten wir [das ist das Verlangen, darin unsre Seele ganz ausgeht] Laß sie nicht [solches Verlangen auch erfüllt sehend] sagen: Wir haben ihn [nun] verschlungen swie wir wollten]. As. Sie [das ist die Forderung der Gerech- tigkeit, wie schon in V. 4 ausgesprochen wurde] müssen sieh schämen nnd zn Schanden werden, alle, die sich meines Uebels [Unglücks] freuen; sie mus- sen mit Schmach nnd Schande sals dem ihrem innerfien unheimlichen Wesen entsprechenden äuße- ren Gewande] gekleidet werden, die sich wider mich rühmen [Ps. 109, 29J« 27. Rühmen [dagegen] nnd freuen müssen stch [alle], die stoeil ihre Angesichte schauen auf das da recht ist Pf. 11, 7] mir gönnen, daß ich Recht behalte, nnd sdurch die Rechtfertigung, die mir nun auch wirklich widerfährt, Gelegenheit erhalten, daß sie] immer sagen sooll Jubels und Froh- 1oekens]: Der HEkr müsse hochgelobet sein, der seinem Knechte sDavidJ wohl«will. 28. Und [was mich selber betrifft, so soll deine Gerechtigkeitsofsenbarung auch an meinem Herzen ihren Eindruck nicht verfehlen; weß aber das Herz ooll ist, deß soll der Mund übergehen Luk·6,45:] meine Zunge soll reden von deiner Gerechtigkeit, nnd dich taglich preisen. Der sit. Psalm. gebet und Klage wider die gottlosen Heuchler. l. Ein Psalm [und zwar, seinem Inhalte nach, ein Lehrpsalm] Davids des HEttn Knechts [Ps. 18, I Anm.], votznsingen [4, l und den- selben Gegenstand behandelnd wie Pf. 12 u.14, vgl. 2. Sam. 21, 22 Anm.]. Wurde llaoid gegen Ende des vorigen psalnis (35, W) ais Knecht des ihGrrn bezeichnet, dem er, der Ader, wohl will, so tritt er als solcher gleiih in der dleberschrist des vorliegenden psalms ans nnd giebt im weiteren ver· laus desselben zu erkennen, wie auth er seinerseits Gefallen hat an dem Wohle des hatten, d. i. an der Ehre seines dlamens und der Förderung seines dieiehesz denn den( ganzen Wesen nnd Thun der Gottlosen gegenüber, die sieh get-erben, als ob Gott nichts wäre ans Erden, weiß er gar herrlich davon zu ßngen und zu sagen, daß Gott niel- mehr alles in allem ist. I· U. 2—5· Zins die Größe nnd Tiefe des menschlichen Verderben, bis zu welcher Stärke und Festtgiteit in der Bosheit Menschen es bringen können, ist zunächst der glitt: des Dichters gerinstetz nnd da siehet er Gottlose nor sieh, dte non den Eingebungen des Bösen in ähnlicher Weise bestimmt werden, wie die Frommen unter der Liurht und Leitung des Geißen Gottes sehen, die, leer non aller Gottessurmy jeden Gedanken an die sirasende göttiiehe Geremtiglieit in ßch erniklet haben nnd in deren Munde nnn uichts als Worte der Bosheit und des Ten- ges sind, in Zetress ihrer Handlungen aber erlauben sie sieh alles, da iß ieeiue Schleehtigieeit ihnen zu schienst. Z. Es ist von Grund meines Herzens von der Gottlosen Wesen gesprochen [d. i. wenn ich gründlich die Wahrheit sagen soll in Beziehung auf das Wesen der Gottlosen, die von außen oft so fromm und heilig scheinen, so muß ich, diesen grundfalschen Außenschein zerstörend, sagen], daß teine Gottessnrcht bei ihnen ist [1. Mos 20,11]. Die Worte des Grundtertes sind so, wie sie dastehen, äußerst schwierig und werden sehr verschieden gedeutet, ohne daß irgend eine von diesen Erklärungen recht zu befriedigen vermöchte, wie denn auch Luthens Uebersetzung sprachlich sich sticht rechtfertigen läßt; leichter aber würde alles werden, wenn wir statt (metnes Herzens) lesen Es« (s eines Herzens), nach welcher Lesart die Septuaginta und Bulgata übersetzcm Der Satz würde dann heißen: Eingebung der Sünde wohnt dem Gottlofen im Innern seines Herzens tdasselbe ganz erfüliend nnd einnehmend), leine Goltcsfurcht ist vor seinen Augen; damit soll aber gesagt werden, « Wege, Der Fluch der Gottentfremdung und der Segen der Gottesgemeinschasn 203 daß, wie Gottes Knechte von den Aussprüchen seines Worts und den Ein ebungen feines Geistes fich bestim- men und regieren la en, so die Gottlosen von der Macht der Finsternis, die sie ganz und gar beherrscht und mit unwiderstehlicher Gewalt zu dem treibt, was frevelhaft und böse ist, wobei denn nicht einmal die knechtische Furcht Gottes, die Furcht vor seinen Strafen sie ab- hält, das auch zu thun, sie leben sicher in ihren Sün- den dahin, der Frevel selber ist gleichsam zu einem Orakel für sie geworden, das immer vom Neuen böse Pläne und Gedanken ihnen zuführt. s. Sie schmücken sich unter einander selbst [halten sich in ihrem Herzen für die edelsten und» vorzüglichsten Menschen und bestärken sich gegen- seitig in diesem Lügenwahn durch allerlei schmeich- lerische Rede, womit einer den andern erhebt], daß sie ihre böse Sache sauf die sie als aus ihr gemeinschastliches Ziel hinarbeiten] fördern, nnd andere fdie nicht ihres Gelichters sind] vernnglim- psen [und mit Haß verfolgen]. Auch hier ist der Grundtext schwierig, erzielt aber jedenfalls einen· andern Sinn, als den Luther ausge- drückt hat: Vielmehr (Gegensatz zu den Worten: ,,keineGottesfurcht ist vor seinen, des Gottlosen Augen«) schrneichelt er sich in seinen Augen (redet allerlei Selbsttäufchungen Jes. 28, 15 fich ein oder läßt sie von der Sünde, die ihn beherrfcht und inspirirt, fich einreden), um (ohne Furcht vor Gottes Strafe) zu finden sei- nen Frevel (das, was er Böses sich vorgenommen, auch zur Ausführung zu bringen), und zu hassen (seinen Haß an dem Nächsten auszulassen). »Der Aus· druck am Schluß des Verfes, wie man auch erklärt, ist hart; aber Davids Sprache, wo sie mit tiefer Entrü- siung das Verderben der Sünde schildert, pflegt sich mit solchen Wolken zu umziehen, welche unserm unzugäng- lichen Verfiändniß wie Trxtvcrderbnisse erscheinen« 4. Alle ihre Lehre fwas immer sie mit ihrem Munde reden] ist fchadlich nnd erlogen [Unheil und Tücke]; sie lassen sich auch nicht weisen, dass fie Gutes thciten [befser: sie haben es aufge- geben, sich völlig davon losgesagt, verständig zu handeln, Gutes zu thun]. Luther deutet unsern Psalm, ähnlich wie Pf. l2, aus die »falschen Lehrer, Ketzer und Nottengeister;« er han- delt aber von den Gottlosen überhaupt, und zwar von denen, die grnndfätzlich ottlos sind und es zu einer gewissen Virtuofität im Zsdsen gebracht haben. Z. Sondern sie trachten ksetbstj ans ihrem Lager nach Schaden fwährend doch fonst die Stille der Nacht das Jhre dazu beiträgt, einen Menschen zur Besonnenheit und ruhigen Ueberlegung zurück- zttbtivgeu Pf« 4- 5]- nnd stehen fest auf dem bösen Wege [nehmen recht gestissentlich, ohne zwischen Gerechtigkeit und Weisheit auf der einen, und Bosheit und Thorheit auf der andern Seite noch irgendwie zu schwanken, ihre Stellung auf dem welcher die dem Guten entgegengesetzte Richtung etuschlägtL und scheuen kein Ar es [indem ihr Gewisscn so viilltg abgestumpft ist, daß eh gar kein Widerwille gegen das Böse in ihnen mehr regt, vielmehr lieben sie es mit ganzer Seele]. Wer beim Lichte des göttlichen Worts sich selber kennen lernt und feinem Gewissen durch das Wort Got- tes täglich mehr aushilst, daß es ihm bci der Gerechtig- keit wohl wird, wie das mit David der Fall war, der kommt auch in den Stand, Andere, von der Ungerech- tigkeit Gefangena so in ihren Tücken aufzudecken und zu beut-theilen, daß sie stch oft selber nicht so genau ken- nen, wie es ihnen ein Kind des Lichtes sagen kann. (Rieger.) II· d. 6--10. von dem widerwärtigen Jlnblint der Gott— lofen nnd ihres Treibens wendet sich David zn einem andern Anblick, der ihtn gar lieblich und trößlictj tu; denn er betrachtet nnn mit lot-preisenden: Bewunderung den Kisten, feinen Gott, in der unendlichen Fälle feiner Güte, Treue und Gerechtigkeit, und legt ans eigener Herkenserfahrnng eiu beredtes Zeugnis ab von dem heil nnd der Wonne, dem Erben nnd dein Dicht, die von ihn: ausgehen. » it. HErr, deine [aus Erden iich osfenbarende] Gute reicht, so weit der Himmel ist fstreckt sich bis zu des Himmels Höhe hinauf, nnd deine Wahrheit [womit du treulich erfüllst alles, was du verheißenL so weit die Wolken gehen fbts zu der dünnen Dunsthülle, die uns die Tiefen des Himmels verschleiert Pf. 57, 11; 108, 5]. 7. Deine Gerechtigkeit [die nach der einen Seite rechtfertigend in Gnaden, nach der andern Seite rächend im Zorn sich erweist und einem jeden vergilt nach seinen Werken] stehet [so unhin- tertreiblich fest] wie die Berge Gottes [wie jene, von deiner Majefiät und Herrlichkeit zeugenden Kolosse der Urgebirge, welche aufzuheben oder an einen andern Ort zu versetzen in keines Potenta- ten Gewalt stehet], nnd dein Recht [wenn du nun auch deine Gerichte übst, dadurch die Bösen ver- nichtet und die Guten errettet werden, ist so nn- ausforschlich und -undurchdringlich Rom. 11, 33] lvie große Tiefe [wie der tiefwogige innerirdische Wafserschwall, der in Meeren und Strömen zur äußeren Erscheinung kommt l. Mos. 7, 11; 8, 2]. HErr, du hilfst beide [Jes. 27, 1 Anat. 2] Men- schen nnd Viehe [wie das ja am aufsälligsten bei der Sündfiuth sich gezeigt hat 1. Mos. S, 18 ff.]. Es giebt kein Mysterium (Geheimniß) in der christ- lichen Lehre, welches zu glauben schwieriger wäre, als die einfache Wahrheit, daß sich durch das Chaos der Uebertretung und Ungerechtigkeit, des Jammers und der Trübsal, von dem die Welt erfiillt ist, der geheime Faden der Gerechtigkeit- Wahrheit und Güte hindurchziehe. Was insbesondere die Wahrheit betrifft, von welcher der Sänger redet, so versteht er darunter die Treue Gottes im Halten seiner Verheißungem und was ist mehr ge- eignet, von dem natürlichen Menschen als baare Thor- heit verlacht zu werden, als eben dieses standhafte Fest- halten der Frommen an Gottes Wahrhaftigkeit mitten unter Erlebntsfem wo Gottes Wort tausendmal zu Schanden zu werden, und mitten eines Weltlaufs, wel- cher doch wahrlich eher von allen andern Niächten regiert zu werden scheint, als von den Thränen und Gebeten einer Anzahl armfeliger ,,Kopshänger«. Wer denn nun doch, wie David, in Aussicht aufFlucht und Verbannung auf Noth und Bldße und aus Gefahr des Todes von Got- tes Berheiszungen singen kann: »Deine Wahrheit geht, so weit die Wolken gehen,« der hat die Glaubensprobe bestanden. Wtll jemand aber den Beweis haben, daß 204 Psalm 36, 8-— II. 37, l—7. die Fähigkeit zu solchem Glauben mitDavid nicht aus- gestorben sci, der lese das Lied von Stahl und Eisen, welches Johann der Großmüthige in nicht minder ver- zweifelter Lage, als die Davids, nach der Schlacht bei Mühlberg (1547) gesungen hat: Wiss Gott gefällt, so g«fällt inir’s auch —- fTholuckJ 8. Wie thener ist deine Güte, Gott l«wte so werthvoll über alle Schätze und wie so theuer- werth dem, der sie zu schätzen weiß z« denn durch dieselbe füllst du die unendliche Kluft zwischen dir und den Menschen aus und läßt dich so tief her- ab], daß Menschenkinder [die an fich doch nichts als Erde und Asche find 1. Mos. is, 27] unter beut Sihatten deiner Flügel swohnen und da] trauen swider alle Anfechtung und Verfolgung fich geborgen wissen]. D. Sie [die zu solcher deiner Gnadengemeim fchaft zugelassen worden und nun zu deiner Kirche oder Gemeine gehören] werden trunken von den reichen Gntern deines Hauses sbekommen die Gaben und Kräfte, die Güter und Segnnngen, womit du in deinem Hause oder Gnadenreiche die Deinen bewirthefi, bis über das Maß der Trag- kraft ihrer Seele hinaus zu genießen]; und du tranteft sie mit Wollnsh als mit einem Strom genauer: mit dem Strom deiner Wonnen, daß sie sind wie die Bäume des Gartens in Eben, die von den vier, einer gemeinsamen Quelle entspriäiJgenden Strömen bewässert und besrnchtet wurden-l· 1. os. 2, sssls 10. Denn bei dir ist die lebendige sitnmer fließend« nie versiegende] Quelle sbesfen die Quelle des Lebens, d. i. von dir, dem Seligen und allein Gewaltigen I. Tini. S, 15., strömt alles Leben aus Jerem. 2, IS; 17, 13J- nnd in deinen: Lichte sehen wir das Licht sit: das Mee- deines Lichtes vertieft, der du der Vater des Lichtes bist Jal.1,17., werden wir erst gewahr, was Licht ist, werden von göttlicher Erkcnntniß erleuchtet und von geistlicher Freude durchleuchtey außer dir aber haben wir nichts als Finfterniß und Troftlofigkeit vor uns««·]. r) Delitzsch führt aus einer jüdischen Psalinerklärung das treffliche Wort hier an: Jeder einzelne Gerechte hat eine Welt für fich und ein Paradies für sich. «) Njoole Male-brauche, ein Schüler von des Gar— teil, berühmt als Metaphvsiter (geb. 1638 zu Paris, ·]- l7l5), hatte diesen Spruch in V. 10 zu feiner Loofung sich erwählt. III« U. 11——13. Jlns den kobvreig im zweiten nnd die Klage in: ersten Kbsaiaitt folgt nnn Sitte nnd Jtnversiclw der Sänger bringt die beiden Seiten des Gegensatzes, die er bisher einfach sirh gegenüberlirllk in seriihrnng mit einander, btttet den Listen, daß er seine Güte nnd sie— rekhtiglieit an den Seinen, nnd also aaih an ihm, lasse offenbar werden, von den stolzen nnd Gottlvsen aber ihn erretten möge, nnd sitltt tm Geiste diese Zltte sihon er— füllt nnd die tlrbelthättr vernichtet. U. Breite« deine Güte [als einen deckenden, fchirmenden Flügel V. 8; Ruth Z, 9J übel? die, die [auf Grund eines Lebens in deiner Gemein- schaft Jerem. 22, 163 1. Joh. 2, Z; 4, s] dich kennen, und deine Gerechtigkeit snach welcher du , einem jeden giebst, was ihm gebührt V. s] über die Frommen [deren Herz unoerrückt auf dich ge- richtet ist Pf. 33, 1]. «) Das im Grundtext stehende Wort Hex-»F) bedeutet eigentlich: ziehen, in die Länge ziehen, daher enauer zu übersetzen wäre: Laß dauern, bewahre, er alte deine Güte denen &c. 12. Laß tnich [der unter die, die dich kennen, und unter deine Frommen ich mich rechnen darf] nicht von den Stolzen [die in ihrer Gottlosigkeit nichts als Hochmuth und Unterdrückung üben] tinterteeten sunter die Füße getreten] werden, nnd die Hand der Gotllosen [womit sie nur gar zu gern an den Frommen und Gerechten fich ver- greifen] sturze tnich nicht sdaß ich vor ihr das Feld räumen müsse]. 13.· Sondern [im GegentheilJ laß sie, die Uebelthatey daselbst [auf derselben Stelle, wo fle mich unter ihre Füße zu treten und aus dem Feld zu schlagen meinten] fallen, daß sie verstoßen liter- den, ttnd [von ihrem Sturz sich niemals wieder erhebend] nicht bleiben tnb en. David sieht schon im Gei e voraus, wozu es bei der Macht des Bösen, die auch unter seinem gerechten Negiment in Jsrael fich zeigte, mit ihm noch kommen werde; es ist, als ob die ganze Absalomsche Empörung mit ihrem heillosen Erfol e bereits fertig vor seinen Augen dastünde, obgleich e damals, als er diesen Psalm dichten, nur erst zutünstig war. Allein im Blick auf den HErrn, von dem er in V. 7 Zeu niß gegeben, wie es ,,bei Gottes noch so langem Zusehen nicht Gefahr habe, daß ihm einer seine Gerechtigkeit unter-grabe oder eine Güte und Wahrheit von der Erde verdrängen- sieht er auch schon das Ende und den Ausgang dieser ganzen zukünftigen Geschichte voraus. » Der M. Psalm. Aergernifz über der igatllosen glückt zu meiden. l. Ein Psalm Davids [wiederum, wie schon Pf. 9 u. 10, 25 u. 34, alphabetisch angelegt] Es ist in diesem Psalm von David beinahe keine Ordnung beobachtet worden, kein Zusammenhang der Theile, außer daß ein und dieselbe Sache unter den verfchiedcnsten Wendungen und tu den mannigfachsten Variationen in ihm behandelt wird, obgleich jede der- selben sicb ihrer eigeiithümlichen Anmuth erfreut, so daß sie nicht anders unter einander zufammenhängem wie mehrere Edelsteine oder Perlen, welche an Einem Faden an einander gereiht Ein Halsbaiid bilden. (Amvraldus.) Luther nennt den Psalm »der Frommen Kleid, welches die Auffchrift trägt: »Hier ist Geduld der Heiligen (Offenb. 14, 12).« Die Lage, von ivelkher David am Schluß de« vorigen psalms voraus sah, daß ne über ihn lioiuuien werde, ivo dir stolzen ihn würden unter-treten nnd die Gattlasen nilt ihrer Hand ihn stürzen wollen, hat sitt) in diesem psaltn durch das, ivas Absalon« Eint-drang zn Wege gebraut-i, nun an ihm vermittelt-til: er isi ano Jerusalem vertrieben, von: Throne gefloßen nnd weilt als landevflüiistig nnd unter viel Entbehrnng jenseit des Jordan, während der ansrühs rerisaxe Sohn mit seinem gottlos-n Quhaage in devi Genuss: Arznei wider das Aergerniß, daß es den Frevlern eine Zeitlang so wohl geht. 205 seiner Gitter schweigt. Da zeigt er denn, wie er der der— snchnng, die in solcher Enge an ihn herantrttt, an Gotte- Gnttz Wahrheit und Gerechtigkeit, davon er im vorigen Psalm so schön gesungen hat, irre zu werden, allbereits Herr in und nch den Glauben nicht nehmen läßt, womit er dort schloß, daß dieilebelthäter eben daselbst sallen würden, wo sie jetzt zu neben scheinen, nnd niedergesloßen werden wär— den znm dtimmerwiederausslehn (ogl. Kam. zu 2.Sam.16,23). I« V. l—-7. Eine Reihe von neben Summen, die vor- wiegend paränetisctsen Charalcter an sich tragen, bildet den Eingang, indem der durch den ganzen Psalm sich hindnrchnehende Grundgedanke an die Spitze geliebt wird O. I n. 2), an diesen aber sofort dle entsprechenden Er— nrahnnngen sich anschließen W. 3—7). Grzürne dich nicht über die Bösen sdaß du in siürrnischem Eifer wider ihr Thun und Treiben wolltest Feuer vom Himmel zu ihrer sofortigen Vertilgung herabrufen Luk. 9, 54], sei nicht nei- difch über die Utcbellhaler [wenn eine Zeitlang es ihnen sehr wohl, dir aber bei aller Frömmigkeit und Gerechtigkeit es übel ergeht Sprüchw.24, 19; Pred. l0, 4]. 2. Denn wie das Gras« werden sie bald abge- hauen sso daß das allgemeine menschliche Loes Pf. 90, 5 f.; Jef.»40,« 6 ff. sie noch in ganz besonderem Sinne m ·recht augenfälliger Weise trifft] nnd wie das grune Kraut werden sie ver- weilen [Ps. l, 3]. Wie gleich zu greift und trifft der Prophet des Her« zens Gedanken in dieser Anfechtung, und hebt aus alle Urfach derselben nnd spricht zum Ersten: O Mensch, du bist zornig, hast auch Urfach, als dich dünietz denn es sind bdfe Menschen nnd thun Unrecht und viel Uebels, « und geht ihnen dennoch wohl, daß die Natur achtet, redliche Ursach des Zornes hier zu fein. Aber nicht also, liebes Kind! laß Gnade und nicht Natur hier regieren; brich den Zorn und stille dich eine kleine Zeit; laß sie übel thun, laß ihnen wohl gehen —- höre mich, es soll dir nicht schaden. So spricht dann der Mensch: Ja, wann wird es denn aufhören? wer mag die Länge hal- ten? Er antwortet: Denn wie das Gras sc. Ein sein Gleichniß ifi das, schrecklich den Gieißnern und tröstlich den Leidenden (Lnther.) Wenn Gras seine Zeit gestan- den, so wird’s abgehanen: also, wenn die Gottiofen mit ihrem Gliick ihr Ziel erreicht haben, so sendet Gott einen über sie, der sie abhant, wie an Saul zu sehen und an Ahab —- da sie reif waren, sandte Gott die Feinde über sie, die sie abhiebeu Und wenn die Blumen und gril- nes Kraut ihre Zeit gestanden und geblühet, fallen sie selbst ab und verwelienx also sind alle Gottlosen mit ihrem großen zeitlichen Gliicka Es sind aber solche Blumen — wenn sie einmal abgefallen, kommen sie nicht wieder, sondern werden ewig verdorren und verweilen und nimmermehr wieder blühen. Ach was wollte man denn sich über sie erzilrnen und ihnen das zeitliche Glück mißgönnem man möchte sich wohl über ihre Blindheit crbarmen (J.Arnd.) Zorn und Neid gegen den Bösen, fowie sie aus verwerflichem Grunde hervorgehen, aus dem Zweifel an der göttlichen Vorsehung, so führen sie die traurtgsten Folgen herbei. Aus dem Zorne fließt die Rache, aus dem Neide das Bestreben, sich auf eigene Hand zu gleichem Glticke zu erheben. So wird aus dem, den Bdsewichtern Ziirnenden und sie Beneidenden selbst ein Böfewichh er seht der Gewalt die Gewalt, der Bos- heit die Bosheit cntgegem hbengstenbergJ Z. Hosfe [vielmehr, statt dich zu erzürnenJ ans den HGrrn [in Geduld abwartend, was er machen will]- Und thne Gutes [indem du deinen Weg für dich gehst und durch nichts von dem Pfade der Gerechtigkeit dich abbringen iäßt]; bleibe fstatt zu neiden] im Lande [darin der HErr, dein Gott, einen festen Wohnfitz dir gefchenkt und das eine eben so oerheißungsreiche Zukunft ais glorreiche Vergangenheit hat], nnd nähte dich tedlich [rich- tiger: weide dich-i· an Treue oder Redlichkeit, d. i. pflege diese so köstiiche Tugend, liebe und übe sie mit besonderem Fleiß] «) Das hebt. Wort FYJ bedeutet l) weiden El. Mof. 30, 36); 2) sich weiden oder Gefallen an etwas aben (Sprüchw. 15, 14), Luther aber hat den Aus— druck- ,,wcide dich« in dem Sinne: ,,nähre oder ernähre dlch,« und den darauf fol enderKAkkusatio des Haupt- worts ais adverbialen Begri (in Redlichkeit) genommen. Vgl. in Beireff feiner Uebersetzung die Bemert zu 2. Sam. 22, sit. n. Habe deine Lust [Ergötzung] am HErrn [an dem Leben in seiner Gemeinschaft und an den Segnnngen feiner Gnade]; der witd dir geben, was dein Herz wünschet kdexm etwas Widekgotctichee kannst du in solcher Lebensgemeinfchaft nicht wünschen, etwas aber, was der in Liebe zu Gott geheilt te Wille begehrt und erstrebt, kann der HErr nicht versagen Pf. 20, e; 21, 31. d. Besteht dem HErrn deine Wege swälze die Sorgenlast deines Lebensweges mit feinem Fort- gang und Ausgang auf des HErrn Schultern, da die deinen dieser Last fa doch nicht gewachsen sivd Pl« 22- 95 l. Petri s, 7], nnd hosfe ans ihn [deine Lebensführung ohne eigenes Mitwirken ihm ganz nnd allein überlassend]; er witd’s [alles. was dich betrifft] wohl machen [zu einem guten Ende bringen’ Spriichm 16, 3], it. Und [der HErrJ wird deine Gerechtigkeit [wenn sie jetzt auch noch so sehr verlästert fein sollte] hervorbringen fsich herausftellen lassen] wie das Licht [der Sonne, wenn es am Morgen die finstere Nacht drrrchbricht], nnd dein [untertretenes] Recht wie den Mittag [wo die Sonne am hellsten leuchtet und kein Gewölk vor ihr bestehen mag Hiob 37, 21J. 7. Sei [demgemäß, weil der HErr so thun wird, wie in V. 6 gesagt] stille dem HErrn sim Ausblick zu ihm, statt deine Gerechtigkeit und dein Recht selbst mit Wort oder That verfechten zu wollen], und warte auf ihn [in Geduld, bis er ,,mit wunderbarem Rath das Werk hinausgefüh- ret, das dich bekümmert hat«] Erzürne dich nicht sum auf den Satz, von dem wir in V. 1 aus- gegangen sind, hier wieder zurück zu kommen] über den, detn fein Mnthwtlle [der Weg auf dem er die Winke, die er gesponnen, zur Ausführung bringt] glücklich fortgehen «) Bekannt ist P. Gerhards Lied, das unsern Spruch 206 akrostichisch (in den Anfangsworten der Verse) wieder-giebt: Vefiehl du deine Wege te. Palme: nennt den Vers. den begabtesien aller christlicheu Dichter, die bis heute der Kirche geschenkt worden sind, und bezeichnet ihn als denjenigen, bei dem die poetische Begabung nicht blos eine einzelne Seite des ganzen Wesens und inneren Berufs bildet, wie dies wohl bei Andern nicht selten der Fall ist, sondern dessen ganze, vom HErrn der Kirche geordnete Siellung zu derselben wesentlich darin ruhet, darin ihren Mittelpunkt hat, daß er die Ge- meinde Christi die süßesten Lieder sin en gelehrt. Was nun das in Rede stehende Lied betri t, so war dasselbe schon im J 1659 vorhanden; es kann also nicht, wie man meist erzählt, nach Gerhards Weggange oon Berlin, als er uoch ieine neue Heimath hatte, unterwegs ent- standen sein, vielmehr blieb er auch nach seiner Amtscnt- setzung in Berlin, von seiner Gemeinde unterstützn und erst ein Jahr nach dem Tode seiner Chefram der im J. 1668 eintrat, folgte er einem Rufe nach Lübben in der Niederlausitz, wo er auch 1676 als Pastor prim- in einem Alter von 70 Jahren gestorben isi. Dagegen bezieht slch auf die Umstände seiner Amtsentsetzung wenigstens auf die ersten Anlässe dazu, das aus dem J. 1664 stammende Lied: Jst Gott für mich, so trete te» wo man in den Worten des is. Verses: ,,kein Zorn des großen Fürsten soll mir ein Hindrung sein,« eine Anspielung auf den großen Chursürstem und wohl nicht mit Unrecht, hat finden wollen. lI- v· ti—33· Es folgt der tsnuvttheil des Wird-s, in welchem der Ton ruhiger Darstellung und sin— uiger Zetrathtung vorherrfrtstz ans; hier, wie im ganzen Psalm, zeigt sirh eine große Verwandtschaft mit der Salomontsclien Spcuchditlttnug die überhaupt schon in David ihre Wurzel nnd Grundlage hat. s. Siehe ab vom Zorn sdaß du ihn nicht hegest und psiegest, wenn er in dir sich regen will], und laß den Grimm [fahren], erzürne dieb nicht ses würde das nur zur Folge haben], daß du auch übe! thust [s. Blum. 3 zu V. 2]. I. sEs ist aber auch gar keine Veranlassung zum Zinnen, gleich als müßtest du der strafenden Gerechtigi keii Gottes zu Hilfe kommen, vorhanden; diese wird vielmehr zu ihrer Zeit schon selber wisseu, was zu thun sit, und thut es auchd Denn die Bösen werden ans- geroitet; die aber des HErta harren kund daß du zu denen gehörest, daran ist alles gelegen] werden das Land erben [Ps. 25, 13J. 10. Es ist uoch um ein trleines, so ist« der Goiilose nimmer; und wenn du nach seiner Stätte scheu wirst, wird er weg sein ffür immer]. U. Aber die Eleuden snach anderer Ueber- setzung: die Sanftmüthigen 4. Mos. 12, 3 Anm.] werden das Land erben-«, und Lust haben in großem Frieden« [Ps. us, 165]. « Die Se tua inta übere i: o! öåa des« sei. ano- ztpieddst w. pVgtY Matth. Les. — sue-ALTE siswgkip den gehalten haben, so wird ihnen nach Austilgung der Bösen der Friede als Lohn zu Theil (V.37). 12. Der Gottlose drcinet dem Gerechten [sinnt auf allerlei Böses wider ihn], und beißet seine Zähne zusammen über ihn [knirscht in Wuth gegen ihn Hiob 16, 9]. Psalm 37, 8-—37. 13. Aber der HErr iachet sein [Ps. 2, 4]; denn er siehet , daß sein Tag kommt [wo es mit allen seinen bösen Plänen und Unternehmungen auf einmal ein Ende hat]. Diese göttliche Weise« der Betrachtung sollen sich die Gerechten aneignen; so wird auch bei ihnen an die Stclle des Weinens das Lachen treten, schon ehe die göttliche Hilfe erscheint. (Hengsieuberg.) 14. Die Gottlosen ziehen das Schwert aus, nnd spannen ihren Bo en, daß sie fcillen den Elen- den nnd Armen, und schlachten die Frommen. 15. Aber ihr Schwert wird in ihr Herz gehen, nnd ihr Bogen wird zerbrechen [Ps. 7, 16 f.; I. 16 f.; 57, 7; Sprüchnu 26, 27]· Its. Das Wenige, das ein feinzelnerj Gerechter hat, ist besser, denn das große Gut vieler Gott- losen [Sprüchw. 15, 16; 16, 8]. 17. Denn der Gottlosen Arm wird zerbrechen [daß sie weder Andern mehr schaden, noch sich selbst mehr nützen können Ps 10, 153 1. Sam. 2, 31]. Aber der HErr erhält die Gerechten [und ersetzt mit seinem Beistande ihnen alles, was der Mangel an zeitlichem Gut und an eigener Kraft sie entbehren läßt]. 18. Der HErr iennei die Tage der Frommen sihr Leben mit all’ seinen Wechselfälleu ist ein Gegenstaud seiner liebthätigen Kenntnißuahme, seiner aufmerksamen Fürsorge Pf. I, 6; Eil, 8], uud ihr Gut wird ewiglich bleiben sindem sie, was sie mit Gott und in Ehren besitzen, noch auf die spätesteu Nachkommen vererben]. 19. Sie werden nicht zu Schanden in der bösen Zeit, nnd in der Theurnng werden sie genug haben [Ps. 33, 19]. W. sDas aber, was eben oon den Gerechien nnd Frommen gesagt wurde, stößt auch der Um- stand nicht um, daß ihr Leben und Eigenthum so oft von den Gottlosen gefährdet wird.] Denn die Gottlosen werden umkommen, und die Feinde des HErrm wenn sie gleich feine Zeitlang] sind wie eine köstliche Aue [dic voll dicken, herrlichen Gra- fes ist], werden sie doch vergehen, wie der Rauch vergeht-i [wenn das Gras nun angezündet und verbrannt wird Matth. 6, 30]. 21. Der Gottlose borget, und bezahlet nicht [er kommt immer tiefer herunter, daß, was er geliehen, er nicht wieder bezahlen kann]; de: Ge- rechie aber ist barmherzig und milde [geräth, »in- dem die Verheißung in 5. Mos 15, 6 sich an ihm erfüllt, in solchen gesegneten Stand, daß er tiilexjligztel befugt, sich wohlthätig zu erweisen Pf. 22. Denn seine fdes HErrUJ Gesegneien erben das Land; aber seine Verfluchten werden ansgeroitet das ist das Ziel, darauf seine göttliche Ne ierung der elt hinausläufh darum muß es auch fehlte lich immer wieder dahin kommen, daß die Reichen darben und hun- Die Gottlosen werden ausgerottet, den Gerechten aber wird’s zuletzt wohlgehen. 207 gern, aber die den HErrn suchen, keinen Mangel haben an irgend einem Guten Pf. 34, 11]· Wenn man fragte, von wem mehr Mildthätigkeit und Barmherzigkeit ausgehc, ob von dem armen Volke der Frommen oder von der reichen Schaar der Gottver- gessenen, würde sich nicht zeigen, daß das Säcklein von jenen, ob es gleich beständig geleert wird, doch durch ge- heime Einsiüsse von oben, wie dort das Oclkrtiglein der Wittwe von Sarevta (1. Kön 17, 8 ss.), sich immer auf’s Neue wieder füllt? Würde nicht schon darin wahrzunehmen sein, daß sie Leute sind, denen Gottes Schatzkaminer zu Gebote steht? (Tholuck.) 23. Von dem HErrn wird solches Mannes [wie er hier gemeint ist, d. i. eines Biederman- nesJ Gang gefördert, nnd set, der HEerJ hat Lust an seinem Wege. 24. Fcillt er [sei es ans Mißgeschick oder aus Verfehlung, oder aus beidem zugleich] so wird er nicht weggeworfen [daß er für immer liegen blei- ben müßte]; denn der HErr erhält ihn bei der Hand [erwischt ihn bei der Hand, wie Luther felbst erklärt, und hebt ihn wieder auf Pf. 145, 14]. 25. Jch bin jung gewesen, nnd alt worden, nnd habe [in dieser langen Zeit meines Lebens] noch nie gesehen den Gerechten sfür immer, wenn auch dem äußeren Scheine nach für einige Zeit] verlassen, oder seinen Samen nach Brod gehen [so daß ihn dasjenige Geschick getroffen hätte, welches den Uebertretern des Gesetzes gedrohet ist Z. Mos. 14, 4 f.; 28, 28. 38 fs.]. 26. Er [der Gerechte, wie er allezeit genug hat, so] ist see auch] allezeit harmherzig nnd lei- het gerne; nnd sein Same wird gesegnet fein. Gesetzt, es käme unter ganz besonderen Geschicken dahin, daß einmal ein solcher, dem Anschein nach von Gott und Menschen verlassen, für den Augenblick betteln müßte — zum Bettler werden kann er nimmermehr! Es müßte fürwahr seltsam zugehen, wofern nicht ein vor Gott und Menschen bcwährtes Leben auch bewährie Freunde in der Noth erweckt haben follte, seltsam zu· gehen, wenn der, welcher Vielen ein Freund in der Noth gewesen, selbst- nicht einen Freund in der Noth finden könnte. (Tholuck.) Jndessen sind alle leiblichen Verhei- ßungen mit Ausnahme des Kreuzes und der Züchtigung zu verstehen: Luk. 16, 20 f. (Bakius.) 27. Laß [demnach, wie in V. 3 gesagt wurde] vom Bösen, nnd thue Gutes, nnd bleibe immerdar sdu wirst dann ein friedliches und sicheres Bleiben im Lande der Verheißung haben d. Mof. 4, 40; Z, 16. 33]. 28. Denn der HErr hat das Recht lieb, und verläßt seine Heiligen nicht, ewiglich werden sie betvahretz aber der Gottlosen Same wird ausge- rottet. 29. Die Gerechten erben das Land, und blei- ben ewiglich drinnen [V. 22]. M. sDamit du aber, der du diese, dem Gerechten erheilten so schönen Verheißungen liesest, sic nichtan dich reißest, ohne ein Recht dazu zu haben, sondern wissest, wen ich unter einen Gerechten verstehe, will ich näher mich darüber aussprechen-J Der Mund des Gerech- ten redet die Weisheit, nnd seine Zunge lehret das Rtcht [da weißt du, wie des Gerechten Mund beschaffen] 31. Das Gefeß seines Gottes ist in seinem Herzen [das ist der Grundzug seines Herzen s], seine Tritte gleiten nicht [fondern er geht fest auf Gottes Wegen einher: das ist der Charakter aller seiner Werke] 32. sNun kann cs wohl kommen, daß die dem Ge- rechten gegebene Verheißung eine Zeitlang verzeuchh ehe sie sich erfüllt privat. Z, 3., wie an mir dem David, in meiner gegenwärtigen Lage zu sehen; denn da stehet es so :] Der Gottlose lauert auf den Gerechten, und ge- denkt ihn zu tödten lPf. 10, 9]. 33. Aber der HEtr läßt ihn [den Gerechten] nicht in seinen sdes Gottlosen] Händen, und ver- dammt ihn nicht [daß er sich auf immer von ihm abwenden follteJ, wenn er svon seinen Widersachern darum, weil er einmal zu Falle gekommen, als ein verworfener Sünder] verurtheilt wird [2. Sam. 15, 16 Anm., sondern nimmt ihn wieder zu Gnaden an S. Sam. 16, 12 Anm.]. lll. V. 34—40. wie dein tjaupttheii ein Eingang uaränes ttschen Inhalts voran-ging, der in diesem nachfolgender: Theil dann seine nähere Begründung fand, so wächn an- letzierem nun wieder ein Schluß hervor zion ebenfalls vorwiegend u arä nett s n) e in Charakter. sit. Hatte auf den HErrn, und halte feinen Weg [den er in seinem Wort dir vorgeschrieben, ohne dich durch der Welt Verfolgung oder Ver- urtheilung davon abbringen zu lassen]," so wird et dich [endlich aus aller Niedrigkeit, in der du eine Zeitlang sein mußt] erhöhen, daß du das Land erbest; du witsrs sehen, daß die Gottlosen ausge- rottet werden fund dir Platz machen müssen]. 35. Ja) habe gesehen einen Gottlosen [denke an König Sau1!]- der war trotzig, nnd breitete sich aus, und grünete wie ein Lorbeerbanm [a1s der besonders tiefe Wurzeln schlägt]. Its. [Aber wie lange hat’s mit ihm gewährt i] Da man [bei der Rückkehr zu der Stelle, wo er gestanDenJ vorüber ging, siehe, da war er dahin; ich fragte nach ihm sweil ich’s kaum glauben konnte, daß er wirklich nicht mehr wäre], da ward er nirgend fanden. 37. Vleibe fromm, und halte dirh recht; denn solchem wird-s znleßt wohl gehen. Richtigen Beobachte dagegen den Frommen, und siehe den Rechtschaffenen an, wie dessen Loos ein so ganz anderes ist; denn eine heilwärtige Zu- kunft hat der Mann des Friedens«· Vgl. jedoch auch hier die Vemerh zu 2. Sam. W, 36." ·) David denkt wohl hier an sich selbst und an die in 2. Sam. 7 ihm gewordene Verheißung, während Saul ausgerottet wurde mit seinem ganzen Haufe. «) Lutherks Uebersegung beruht auf der Deutung: ,,Wahr Redlichkeit und chau nur auf das Rechte, denn hernachmals einem (solchen) Manne Friede oder Heils« es läßt sich aber diese Deutung grammatifch nicht recht- 208 Psalm 37, 38—40. 38, l-—19. fertigen, obwohl sic schon bei Hieronymus und Abenesra sich findet. 38. Die Uedettreter aber werden vertllget mit einander; und die Gottlosen werden zuteht ausge- roitet sdaß sie keine Zukunft haben]. 39. Ader der HGkr sdies die Summa dessen, was in diesem Psalm hat gelehrt werden sollen] hilft den Gerechten; der ist ihre Starke in der Noth. 40. Und der HErr wird ihnen beistehen, und wird sie erretten; er wird ste von den Gotttosen erretten, und ihnen helfen; denn sie trauen ans ihn. O der schändlichen Untreue, Mißtrauens und ver- dammten Unglaubcns daß wir solchen reichen, mächtigen, tröstltcheii Znsagungen Gottes nicht glauben und zappeln so gar leichtlich in geringen Anstößem so wir nur böse Worte von den Gottlosen hören. Hilf, Gott, daß wir einmal rechten Glauben bekommen! (Luther.) Der Its. Psalm. Izußgebet um Erledigung von der schweren 8ündonlast. I. Ein Psalm David-s [3,·1], zum Gedacht- niß [d. i. ein Klage- und Bittpsalm, der den Zweck hat, die Gemeinde in’s Gedächtniß vor Gott zu bringen, daß er fich ihrer annehme I· Chron. 17, 4]. Der Ausdruck ,,zum Gedächtntß« hängt damit zu- sammen, daß bei der Darbringun von Speisopfern ein Handgriff des mit Oel versetzten ehls nebst dem gan- zen Weihrauch in’s Altarfeuer gethan iind dieser Theil des Opsers die ankam. Erinnerung) genannt· wurde; denn der aufsteigende Dust sollte den Opserer in Erin- nerung bei Gott bringen, daß seiner in Gnaden von dem HErrn gedacht würde (3.Mos.2, 2. is. 16; 5,12; 6, 15; 24, 7; 4. M. 5, 26). Diese Bestimmung der äußeren Opfergabe nun nehmen die beiden, niit obiger Ueberscbrtft versehenen Psalmen (außer dein vorliegenden auch Pf. 70) speziell auf und wollen den aussteigenden Duft des Opfers gleichsam vergeistigen oder vielmehr das Sinnbild mit dem begleiten, was durch· dasselbe bedeutet ist, mit Gebet und Flehen; ohne Zweifel wur- den ste unter dem Verbrennen der askara selber vom lcvitischen Sängerchor im Tempel abgesungem Sm 372 Psalm wird des edlen[ it) en Born gedämpsh nnd im sit. Psalm wird des hErrn Zorn abgebetrn, sagt Meyer, und ist damit schon der innere Zusammenhang, in ioelihein beide Psalmen mit einander stehen, tinrz nnd bündig angedeutet; außerdem aber, so meinen wir, ist es der tu Its. 37, 32 s. ausgesprochene Satz: »Der Gottiose lauert ans den Gereasteu und gedeutet tliu zu tödten; aber der tjErr läßt ihn nikht in seinen tsänden und verdammt ihn nicht, wenn er verurtheilt wird ,« der hier in Davids Herzen vnisirt. Er ist in solcher kage (vgt. L. Saat. is, 6 Kuin.), daß der Gottlose ans ihn lauert und ihn zu töd- ten gedeutit; er weiß, wie er wegen seiner Sathsebw nnd dlriassiiude von den ltlidersacheru als ein solcher verurtheilt wird, den man mit dieiht hassen, verfolgen und in’s Ver— derben stürzen dürfe. Da ringt er, obgleich er sur jene Sünde bereits Vergebung gefunden (ps. s! n. Z2), aufs diene sich zu der Gewißheit durch, daß der tsErr ihn nicht verdammet, damit es ihm ein Geringes sei, wenn er non Uiensihrn gerichtet wird (1. Tor. 4, 3), nnd, nachdem den idienschen auch der tetrinste Zuchstabe und letzte Titel eines Maus, ihn zu vermittelten, genommen ist, rr desto zuver- sichtlicher sich dessen grtrbsten könne, daß der tjErr in den Händen der Gotllosen ihn nicht lassen werde sttöm it, 33 ss.). Ha gottesdiruülichem Gebrauch sfir die Gemeinde liani der Psalm, der in der Reihe der 7 Knßusatnien(sds.6,112lum.) als der dritte zählt, natärlich erst später, als Davids eilt— ten und hassen längst in Erfüllung gegangen war. I. V. 2—9. Fast mit demselben 2lusrnse, mit weichem der s. Psalm begann, hebt David anih hier sein Hilfe— geschrei an und bittet den tilgten, seinen 3ornesschlägen, unter denen er leidet. Einhalt zu thun, damit er den- selben uirht erliege W. 2 u. 3); darauf legt er, seine ttitte näher begrändend, tni Einzelnen dar, wie weit es bereits mit ihm genommen, wie furchtbar er den Zorn Gottes aukh an seinem Leibe erfahre, wie da eine völlige Zerriitluug aller Eebenstträste eingetreten und nichts Ge- sunder mehr an seinem Fleische sei. Das alles aber ist unr ein Wtdersihein nnd Widerhall der Todesmaitsh dar· unter die Seele« leidet. 2. HEry strafe mich nicht lalsoj in deinem Zorn, nnd ziichtige mich nicht immerfort] in dei- nem Grimm [wie du jetzt thust; ich würde sonst der Last meines Leidens unterliegens Z. Denn [das ist mein gegenwärtiger Leidens- stand, der bereits dasjenige Maß erreicht hat, wo ein Mehr über die Tragkraft des Leibes und der Seele hinausgehen würde-J deine [Zorn-] Pfeile stecken sin allerlei Schreckensgerichtem die mich ge- troffeu haben 5«. Mof 32, 231 in mir sHiob 6, 4], und deine [Zornes-] Hand [die über mich gekom- men] drücket mieh [dnrch die Schwere ihrer Stra- fen zu Boden Pf. 32, 4; 39, 11]. Nach vielen Auslegern soll die Lage, in welcher stch David bei Abfassung dieses Psalms befunden habe, die einer entsetzlichcn Krankheit gewesen sein; sie denken, in· dem ihnen die Stelle Hiob II, 13 ff. vorschwebh na- mentlich an den Aussatz, wie denn z. B. Hieronymus iii V.12 geradezu übersetzh amjci contra lepram meam steter-unt (die Freunde bleiben meiner Plage gegenüber stehen und wollen mit dem Aussätzigeu nichts zu schasfen haben). Indessen isi uns nirgend gemeldet, daß David jemals in solcher Lage sich befunden; viel- mehr giebt der Dichter dadurch, daß er gerade vom 12. Verse an immer mehr in dieselben Klagen, die wir im 22. Psalm vernommen haben, verfällt, deutlich enug zu erkennen, daß er auch hier dem am Kreuze eidenden Christus aus der Seele redet und niit seiner gegenwär- tigen Noth eine Weissagiing wird auf den, von welchem Jesaias (Kap.53, 4) schreibt: »Für-wahr, er triig unsere Krankheit, und lud auf sich unsere Schmerzen; wir aber hielten ihn für den, der geplaget und von Gott geschla- gen nnd gcmartcrt wäre« 4. Es ist nichts Gesnndes an meinem Leide vor deinem Dranen sin Folge deines Unwillenm den du an mir auslässestjh und ist· kein Friede in meinen Gebeinen vor meiner Sunde [in Folge meiner Sünde, die du strafend an mir heim- iUchestL » · Z. Meine Snnden gehen nber mein Haupt [haben Folgen für mich herbeigeführt, die niich überflnthen wie einen, der dem Ertrinken nahe ist Bitte um Wandlung verdienten Zorns in rettende Gnade. 209 Pf« 12I4, 4], wie eine schwere Last sind sie [in eben diesen Folgen, welche weit über die Trag- kraft meiner Seele hinausgehen] mit zu schwer worden. 6. Meine Wunden sGeschwüre oder Beulen] stinken nnd eitern vor meiner Thorheit kwelche die Grund. ursache meines ganzen Leidenszustandes ist; denn sie hat die Sünde, und diese die Strafe herbeigeführt, und wiederum durch den Gram über letztere bin ich auch körperlich so elend geworden, daß alle meine Kräfte und Säfte wie in einer Auflösung und Zersetzung begriffen sind] 7. Ich gehe krumm und sehr gebitckt [einher, indem das Leiden der Seele den Körper krampf- haft zusammenzieht Jes. 21, 3]; den ganzen Tag gehe ich traurig [fchleiche in schwarzer Trauerklei- dung umher]. s. Denn meine Lenden [die inneren Lenden- muskeln, fonst die feistesten Theile des Leibes] derdorten ganz [genauer: sind voll Brand, der von da aus sich über den ganzen Körper verbreiten, und ist nichts Gesnndes an meinem Leibe [V. 4]. 9. Es ist mit mir gar anders sweil alle Le- bensgeister von mir gewichen, befinde ich mich wie in einem Zustande der Leichenkälte oder Leichen- -starre1- und bin sehr zetstoßen [gleichwie von innen erstorben, so von außen zerschlagen] Jth heule [dem ganzen Leibe nach] vor Unruhe [genauer: Toben oder Gestöhnj meines Herzens [das ist- it! Folge davon, daß im Herzen der Schmerz wüthet]· U« V. til-til. nachdem so David sein Eeiden vor Gott gelilagt hat, bringt er net) znm Bewußtsein, daß er eigent- lich dem tjtxrrn nichts Vortrage, wag diesem nicht läugn und besser als ihm selber bekannt set; damit aber, daß er weiß, er iibertreibt nicht, sondern, was er nber sein Elend sagt, bleibt eher hinter dem Thatbestaude zurück, als daß eg über denselben hinauegingtz hat er die »du- oersikht gewonnen, die traurige Verfassung, in der er sieh mündet, noch einmal in ihrem ganzen Jammer darzu— legen. 10. HErn vor dir ist alle meine Begierde [du weißt am besten, wie schwer mein Leiden tst, das mir solch brennendes Verlangen nach deiner Hilfe V. 2 erpreßt], nnd mein Seufzen [das, was mich zu klagen und zu seufzen bewegt] ist dir nicht verbargen [du kannst daher mir Zeugnis; geben, daß ich mein Elend nicht größer mache, als es in der That ist, sondern eher zu wenig als zu viel sage]. Der Vers hat für alleLeidenden die Bedeutung einer trachdriicklichen Ermahnung, daß sie nicht für ver- gebliche oder eingebildete Leiden Hilfe bei Gott suchen und in ihren Klagen das Maß nicht überschreiten, wel- ches durch die Sache gegeben ist. Gottes, des Allwis- fenden, Hilfe richtet stch nicht nach der Größe der Klage, sondern nach der Größe des Leidens. (Hengsteuberg.) · II. Mein Herz bebet lschlägt in fieberhaster ErregungL meine Kraft hat mich verlassen ldaß ich meine Last kaum noch zu tragen vermag], nnd das Licht meiner Augen sauch das] ist nicht bei mir [fo daß ich nicht einmal weiß, was ich in meiner Noth anfangen soll Pf. 13, 4 Anm.]. 12. Meine Lieben nnd Freunde [statt mir mit Rath und That, mit Trost und Aufrichtung bei- zustehen] stehen gegen [weitab von] mir, nnd scheuen meine Plage kais fürchteten sie sich, durch eine Berührung mit mir sich zu vernnreinigen], nnd meine Nächsten treten ferne [meinem Elend mich überlassend Mark. 15, 40 f.; Luk.23, 49]. 13. Und [während so die Freunde treulos ferne treten und alle Theilnahme mir versagen, find dagegen die Feinde desto geschäftiger und mir unmittelbar auf den Fersen-J die mir nach der Seele. stehen, stellen mir sNetze oder Schlingen, mich gänzlich zu stürzen]; und die mir übel wollen, reden [verabreden unter einander], wie sie Schaden thun lmir den Garaus machen] wollen, nnd gehen mit eitel Listen um [indem sie Tücke auf Tücke wider mich ersinnen]. 14. Jch aber [muß ihren Schmähungen und Beschnldigungen gegenüber] sein wie ein Tauben nnd [darf] nicht hören [sofern sie mir nicht einmal das Recht gestatten, ihre Anklagen zu widerlegen], und wie ein Stamme, der« seinen Mund nicht aufthut [weil ihm die Gabe der Sprache ver- sagt ist]. 15. Und muß [in dieser meiner Rechtlosigkeit Luk. 22, 67 f.] sein, wie einer, der nicht hbret ssondern alles über sich ergehen lässetJ , und [wie ein seiner Schuld UeberfiihrterJ der keine Wider- rede in seinem Munde hat. 16. Aber ich harre, HErr, auf dich kder du um meine Unschuld weißt und meines Rechtes zu- letzt dich annehmen wirstjz du, HErtz mein Gott, wirst erbbren swas ich, während vor Menschen mein Mund schweigt, im stilleu Seufzen des Her- zens von dir erflehe]. 17. Denn ieh denke [suche zu deiner und zu meiner Ehre bittend dies abzuwenden] ," daß sie [die WiDersacherJ ja sich nicht über mich freuen. Wenn mein Fuß wankete [es mit mir zum gänz- lichen Sturz käme, nachdem ich schon so sehr in meiner Stellung erschüttert worden bin], würden sie steh hoch rühmen wider mich. 18. [Zu solchem gänzlichen Sturz aber würde es kommen, wenn deine Gnadenhand nicht helfend eingreifrj Denn ich bin zu Leiden gemacht sschon jetzt so tiefem Leiden hingegeben, daß nur wenig an meinem völligen Untergang noch fehlt], und mein Schmerz ist immer vor mir sder Schmerz ist mein unzertrennlicher Begleiter] 19. Denn ich zeige meine Missethat an [muß, nachdem ich zur Erkenntniß derselben gekommen, sie ohne Rückhalt bekennen], und sorge sitt: meine 210 Psalm es, 20—23. se, 1—10. Sünde [gräme mich ihretwegen und bereue sie mit schwerem Kammer] 20. Aber meine Feinde leben sbesinden sich im Gegensatz zu meinem elenden Zusiand, da ich bis zum Tode krank bin, ganz lebensfrifch und wohl- gemnthL und find mathtig sim Befitz der Hilfs- mittel, die ihnen zu Gebote stehenjz die mich un- billig [ohne Grund und Urfach] hassen, ftnd groß san Zahl oder Menge]. 21. Und die mir Arges thun um Gutes [Pf. 35- 12], sehen sieh wider mich, darum, daß ich ob dem Guten halte [ihm eifrig nachtrachte 2.Sam. 15, 16 Anm.]. Jn griechischen und lateinischen Taten, sowie in äthiopischetk und arabifchen Uebersetzunszen findet sich hier noch ein Zufatz, der mit der mesfiatxi chen Deutung des Psalms in Zusammenhang steht nnd den Worten Davids eine viel stärkere messianifche Färbung giebt, als der Grundtext sie ausdrückt Er lautet: Sie haben micb verworfen, den Geliebten (Jes.42,1), als einen Todten, den man verabscheut (Jes. 53, 3 f., vgl. z4,f19), und haben meinen Leib an’s Kreuz ge- e let. iii. u. 22 u. es. nun: Schluß satt Dann« di: ganz: Summa seiner Wünsche nnd Gebete nur; zusammen —- nämliai daß Gott ihn, der von Menschen verlassen nnd auf alle Weise aufs elendeste geplagt sei, nuige aufneh- men und anfrichtem Wie der Jtnfang des vsalms mit Pf. 6, 2 fast gleich lautet; so das Ende mit Pf. W, M. 22. Verlaß mich nicht, Wirt, mein Gott, sei nicht ferne von mir. , 23. Eile, mir beizustehen [Ps. 40, 14], Stier, meine Hilfe [35, 3]. Der 390 Psalm« gehet um die reohte 8terbekunsi, als eine gewisse Arzenei wider äergerniss I. Ein Psalm David-s [3, 1J, vorznfingen [dem Sangmeister behufs Einübung mit feinen Sängern zu übergeben] für Jeduthun fund zwar ist der Psalm nach Ethan’s Mustks oder Sanges- weise vorzutragen I. Chron. 26, 31 Anm.]. Zu der Reihe von Psalmen, deren wir zu 2· Sam- 16, 23 gedachten (Pf. 25——28 u. 37), tritt hier ein sechsten mit welchem dann als siebenter Psalm 62 in hohem Maße verwandt ist (vgl. auch die Ueberschrift), nur daß dieser, weil mit Elohim (d. i. Gott) oerkehreniy nicht schon hier, wo wir es mit lauter Jehova (d. i. HEW -Psalmen zu thun haben (vgl. Anm. zu Pf.41, 14), feine Stelle finden konnte; von dem 37. Psalm da« EgM Uvtctscheidet sich der unsrige so, daß lehterer in heiliger Verfolgung und schwerer Anfechtung gedichteh ersterer zu einer Zeit geschrieben ist, wo David mit ruhigem Gemüthe die Saum, wie sie an sich stand, in’s Auge faßte. Konnte David nach dem vorigen psalm den ihn verfol- geuden nnd låsternden Feinden gegenüber sein wie ein Stnmmer und Tauf-er, wie einer, der iietue Wider-rede in seinem Munde hat jvf 38 14 f.), sa zeigt er nni tu die— sen: Psalm, auf welchem Wege er zu dieser überaus hohen und tröstlichen Tugend gelangt ist. I. v. 1—7. von den Gottlofen in tiefes vngliiae genützt und sie dagegen im vollen Glüliie nnd tu dem Genuß alter seiner Güte: schweigen sehend, hat vaold zuerfl mit eigenem vornehmen versucht, zu schweigen nnd seinen xtlliuud nicht aufznthnnx es iß then aber auf diese weise die rechte Stille und Ergebuug nicht gelungen, das selbß auferlegte Schweigen steigerte nur den gewaltsam zurückge- dränglen Saus-ers, und er oersüudigte sieh dennoch mit seiner Junge dnrrh allerlei Ztaebrürhe des Unmuths. von dem alt nuauoführbar erwieseuen Vorsatz seiner eigenen Kraft wendete er sieh dann hinweg an den iJGrrn und bat diesen, daß er ihn stille Ergebnng lehre durch die se— trachtnug der schnellen Vergänglichkeit des irdischen Lebens. Z. Jth habe [hatte, als das Unglück über mich hereinbrach und die Gottlofen meiner mäch- tig wurden 2. ·Sam. in, 13 ff] mir vorgesetzt, ich tvttl mich huteu [genauer: meine Wege oder meine Geftunungs- und Handlungsweife in ihrem ganzen Umfange wahren], daß ich nicht sdurch murrende Klage über das eigene Mißgefchick beim Anblick des Glückes der Gottlofen Pf. 37, I] sizudige mit meiner Zunge. Jch will meinen Mund zaumeu [ihm unabänderlich einen Zaum, der ihm das Reden verwehrt, anliegen lassen], weil [d. i. so lange 2. Chron. 13, 20; 32, 26; Rdm. 7,Z] ich muß den Gottlofen so vor mir sehen kbci aaea Freveln, die er begeht, dennoch so im Vollgenuß des Glückes und der Lebenskraft, als gäbe es keinen Gott der Gerechtigkeit und kein Gericht über die Uebelthäters David wußte, wie vielfaehe Listen Satan anzuwen- den pflegtz er sah daher hierhin und dorthin und stellte überall eine Wache auf, damit nicht die Versuchung, sich von der Rechten oder der Linken einsehleichend, in seine Seele dringe; die Zugänge wurden von allen Seiten verfchlosfen (Calvin.) « Z. Jlh [that denn auch anfangs reach diesem Vorsatz: ich] bin swar eine Zeitlang] verstnmmet nnd still sverhielt mich ruhig in stotscher Resigna- tion oder eigenmächtiger VerziehtleistungL nnd schweige der Freuden ffchwieg des Glückes, das ich den Gottlofen genießen sah, ohne darüber mit Gott zu rechten], und muß mein Leid in mich fressen [richtiger: doch mein Schmerz ward Ungestüm, das selbst auferlegte Schweigen war keine gottgewirkte Ergebung sondern diente nur dazu, daß der im Herzen znrückgehaltene Schmerz desto heftiger hervorbrach Jerenn 20, 9]. Jn Krankheiten der Seele nicht weniger wie in fol- chen des Leibes dient, was die nothwendige Krisis hin- dert, nur dazu, das Uebel zu vermehren. Bei der Ge- müthsverfassung, in der der Sänger sich befand, war das Sündigen mitder Zunge für ihn besser, als das doch nur erzwungene nnd gesetzkiche Schweigen, er konnte nur durch den Fall zum Aufstehen, nur durch das sündige Reden zu einem würdigen, evangeli- schen Schweigen gelangen. (Hengstenberg.) 4. Mein Herz ist entbrannt in meinem Leibe fward heiß in meinem Busen], nnd toenn tth dran gedenke fund so oft ich über die Leiden Gebet um die rechte Sterbekunst als Hilfe wider Aergerniß die ich von den Bösen zu erdulden hatte, nach- sann], werde [ward] ich entzündet [loderte es auf in mir wie Feuer]; ich rede [redete] mit meiner Zunge finden: ich nicht vermochte, den Schmerz länger im Herzen zurückzuhalten]. Diese Worte im Verhältniß zu V· 2 f. geben die- selben inneren Vorgänge wieder, die wir in Hiob 3, l im Verhältnis; zu Hiob 1, 22; 2, l0 lasen; ebenso ist Vers 14 nahe verwandt mit Hiob 10, 20 f. Es hat also der Verfasser des Buches Hiob, welcher ein anderer von den drei Hauptsängern Davids (1.Chron.26,1ff.), als dem unser Psalm gewidmet und von dem Psalm 89 gedichtch der aber mit Ethan oder Jeduthun geistesveri wandt ist (ogl. Psalm 88: Heman), den David sich zum Lehrmeister genommen. Z. Aber DE« [nachdem ich so aus Erfahrung gelernt habe, daß eigener Vorsatz mir nicht zu stiller Ergebung verhilst], lehre doch mich [damit ich durch lebendige Erkenntniß der Kürze und Hin- fälligkeit des menschlichen Lebens besser, als durch einen bloßen Willensentschluß von meiner Seite, gegen die Anwandelungen unzusriedenen Murrens über die anscheinend so ungerechte Vertheilung von Glück und Unglück in dieser Welt gewappnet sei], daß es ein Ende mit mir haben muß, nnd mein Leben ein skurz bemessenes] Ziel hat, und jch Diel- leicht gar bald] davon muß [wo dann auf einmal all mein Leid ein Ende haben wird Hiob s, 8ff.]. is. Siehe, meine Tage sind einer Hand breit bei dir [du hast ihnen nur die kurze Ausdehnung einiger Handbreiten zugemessenL nnd mein Leben ist wie niihts vor dir sder du bist von Ewigkeit zU Ewigkeit Pl« 90, 2]. Wie gar nichts snur wie ein flüchtiger Hauch] sind alle Mensehem die doch so sicher leben [besser: die noch so sicher stehen, auch wenn sie noch so standfest scheinen]! Sela [oder Pause unter sich steigernder Musik, während welcher dem Hörer Zeit gegeben ist, die- sem tief wehmüthigen Gedanken weiter nachzu- hängen]. 7. Sie gehen [in ihrem so nichtigen und flüchtigen Leben] daher snicht als wirkliche, reelle Wesen, sondern] tvie ein [bloßer1 Schetnen [d. i. Schatten, der nur den Schein des Lebens an sich trägt] , nnd-machen ihnen smit ihrem geschäftigen Treiben um ebenso nichtige und fiüchtige Dinge] viel vergebliche Unruhe; sie sammeln sin unersätt- licher Gier sich Schätze dieser Welt Luk. 12,18f.], nnd wissen nicht, tver es [was sie mit vieler Un- ruhe und Mühe zUsarnmeUgebrachiJ kriegen tvird [Pred. 2,18. 21 —— was hilft es also den Gott- losen, wenn es äußerlich ihnen noch so wohl geht!]. II. V. li—14. In diesem zweiten Theil der Psalm-z sehen wir in David einen Glänhtgen vor uns, in dessen Herzen ein Wendepnnlet eingetreten in, der in seinem Leiden Gottes tsand erliennt nnd weiß, daß er nithto Bessere- oerdient hat, der allem Jnnrren nnd nekhten mit Gott entsagt hat und seinen Stirn nicht mehr ans das Einst: 211 der Gotilosen alisnjweisen läßt, sondern allein ans den thErrn und dessen Gnade seine Hoffnung setzt: der wolle denn sein her; lösen von der so schweren Lan und alter seiner Sünd· ihn entbinden, wolle sein Gebet nnd Snjreien erhören nnd seine Thränen no) rühren lassen, er wolle ihn erretten nnd heranoreinem ehe er zu spät in. 8. Nun, HErr [da das menschliche Leben so kurz und flüchtig istJ, lveß soll ich mich tcosteu [oder worauf meine Hoffnung setzen]? Jch hoffe auf dich [Ps. 25, 2]. Es konnte besremden, daß der Sänger in V. 5—7 die Kürze des menschlichen Lebens stch Beruhigungss und Trostgrund will sein lassen: hier haben wir die Er- klärung. Obgleich eines jenseitigen seligen Lebens nicht ausdrücklich vergewissert, ergreift sein Glaube mitten im Sterben Jehova als den Lebendigen und den Gott der Lebendigen. Das ist eben das Heroische (Heldenmüthige) des alttesiamentlichen Glaubens, daß er mitten in den Räthseln des Diesseits und angesichts des in finstere Nacht sich verlierenden Jenseits sich unbedingt Gott in die Arme wirft. (Delitzsch.) Bei noch nicht erbffneter kla- rer Aussicht in ein jenseitiges Dasein mußte ein lang- wieriges Leiden den Gläubigen des alten Bandes weit tiefer zu Herzen gehen; denn mit jedem in Kummer da- hin schwindenden Tage des kurzen Daseins wurde der Spielraum für Gottes vergeltende Gerechtigkeit und für seine Gnade verengert, und wenn die Kräfte Leibes und der Seele zu schwinden begannen, so lag der trostlose Gedanke sehr nahe. daß man nimmer werde des Segens theilhaftig werden, den Gott den Seinen verheißen, lag es sehr nahe, an ihm irre zu werden und zu verzweifeln Dieser speziell alttestamentliche Charakter des Psalms aber, weit entfernt, demselben seine erbauliche Bedeutung für uns zu rauben, dient vielmehr dazu, sie zu verstär- ten· Das »meine Hoffnung stehet auf dich-«, was der Sänger auch unter solchen Umständem wo es wider alle Vernunft war, zu hoffen, sprach, dient uns zur tiefen Bestimmung, die wir im Angesicht der über alle Maßen großen Herrlichkeit doch so leicht in der Trübsal, die zeitlich und leicht ist, verzagen, nnd je mehr er gehofft hat, da nichts zu hoffen war, desto leichter kann sich an dem Lichte s ein er Hoffnung die unsrige entzünden. (Hengstenberg.) » it. Errette mich von aller meiner Sunde [oon den vielen Anfeindungen der Bösen, die ich als Folge und Strafe meiner Sünden zu erleiden habe, indem du diese mir vergiebst und nun auch ihre Folgen aufhebst], und laß tnich nicht den Narren [den Thoren, die an dich nicht glauben und an dein Wort sich nicht kehren Pf. 14, 1 ff.] ein Spott werden [dadurch, daß du mich durch sie zu Grunde richten läßt; denn das würde zu- gleich die Ehre deines Namens beeinträchtigen]. 10. Jeh will [denn, und zwar nun nicht mehr in gesetzlichey äußerlich erzwungener Weise V. 2f., sondern, unter den Schatten deiner Flügel mich fiüchtend, in von dir gewirkter Ruhe und nach evangelischer Art] schweigen [zu dem Glück, das die Gottlosen ich genießen sehe], nnd meinen Mund nicht nnfthnn sdaß ich mit dir rechten wollte wegen des Unglücks, das mich getroffen]; dn lvirskd wohl man-en. Anderwärts übersetzt Luther genauer: denn du hast es gemacht, hast dies Leid iiber mich verhängt, es 212 Psalm 39, 11—-14. 40, 1—9. lann mir also nicht zum Verderben, sondern nur zum Heile gereichen, und schließlich wirst du gewiß es nocl) wohl mit mir machen. 11. Wende [indem du Gnade für Recht er«- gehen lässest] deine Plage [da in den Anfeindum gen der Bösen, die ich jetzt erleide, dein Zorn über mich ergeht Pf. 38, 121 von mit; denn ich bin sbereits an Leib und Seele] vetschmachtet von der Strafe deiner Hand [und müßte, wenn es so fortginge, zu Grunde gehen]. 12. Wenn du sdas sehe und fühle ich an mir] einen [Menschen] ziichtigest um der Sünde willen sdie er gethan], so wird seine Schöne vergeben, wie sein] von Motten sgesressenes Kleid in Lumpen zerfällt Hiob 33, 19 fs.]. Ach, wie gar nichts sind dort) alle Menschen [sie sind nichts weiter als sündige und nichtige Wesen]t Sela [V. 6]. Gleichwie die Motten ein wollen Tuch sressen, sa das allerschönste Kleid verderben, daß es nirgend mehr nütze zu ist, ob’s zuvor noch so schön gewesen: also ists mit des Menschen schöner Gestalt auch. Wenn die Hand des Allmächtigen einen drückt und Gott einen ein wenig verläßt, so wird ein Mensch von der Seelenan st und Traurigkeit in wenig Tagen so ungestalt, daß i n nie- mand kennet, wie an dem Exempel Hiob’s (Kap. 2, 12f.) zu sehen; da seine Freunde kamen ihn zu besuchen in seinem Kreuz, kannten sie ihn nicht, und singen an zu weinen, und konnten in sieben Tagen nicht mit ihm rgderåj denn sie sahen, daß sein Schmerz sehr groß war. ( . W II. Höre mein Gebet sum Abwendung deiner Plage von mir V. 11], HErn und vernimm mein Schreien sum Wiederzuwendung deiner Gnade], nnd scl)weige nicht zu meinen Thrciueu sda vor Menschen schon Thränen eine noch viel eindring- lichere Sprache führen, als die Worte des Mun- des I. Mos 27, 38; List. 7, is; Joh.11, 33., bei dir aber sind am wenigsten die Thränen der Deinen umsonst und verloren Pf. 56 , 9]; denn ich bin beide [Jes. 27, 1 Anm. 21 dein Pilgrim nnd dein Bürger [nur wie ein Einlieger und Bei- saß hier aus Erden, da du der Grundherr bist, und also ganz auf deine Güte und Duldung an- gewiesen 1. Chron. so, 15., so daß ich nur aufs Bitten mich legen kann, wenn ich etwas von dir erlangen will] , wie alle meine Väter sauch nur Gäste und Fremdlinge gewesen sind in dem Lande, darin sie lebten 1.Mos. 23, 43 35, 27]. 14. Laß ab von mit [im Zorne mich so an- zublickery wie du setzt thuestL daß icl) mich erqnicle [meiu Antlitz sich wieder erheitere und entwölke], ehe denn ich hinsahre szu den Todten], nnd nicht mehr hie sei [wo du dann keine Gelegenheit mehr haben würdest, deine Gnade an mir zu verherr- lichen V. 8 Anm. 2; vgl. Hiob 7, 19; Ist, 6; 10, 20 ss.]. Hast du auch schon an dir erfahren, daß das äußere Bezähmeii des Mundes nicht die rechte Wirkung hat, so lange der innere Schmerz und deine Cinpsiudlichkeit nicht durch völlige Verleugnung abgetödlet ist; so gehe docl) auch mit David in die gute Schule und lerne dich unter allen Leiden für schuldig erkennen und dich selbst verschmähen, so wirst du bald erfahren, wie die Ruhe so groß ist, die da fließt aus stillem Geist. (Rieger.) Der 40. Psalm. Meissagung non Christo, seinem Leiden und Ptophetenamt L] Ein Psalm [3, I] David-s, vorzusiugeii s4, 1 . ,,·lluu, YOU, weh soll in) mich trösten? In) hoffe auf dicl). Grrette into) vou aller meiner Sünde, und laß into) uiiht deu llarren elu Spott werdent« So hörten wir in Pf. 39, l! f. David auf seiner Flucht vor Jtbsalonc sagen; und nun tiauu er, nachdem er mit Lubruch des folgenden Morgens das jeuseiiige Ufer des Jordans mit seinen Ge- treueu gliittktich erreicht hat (2. Sam. 17, 22), im vorlie- genden Psatm zur Ehre seines Gottes bekennen: »Ich harrete des hGrruz uud er neigete sitt) zu mir, und hörete mein Schreien« Ztber freilich fleht ihm, ohne daß er weiß, wie lange nnd wie schwer, die eigeutlicl)e kei- deuszeit, von der er so zu sagen nur ern die vorhalle hinter act) hat, noch bevor; darum gesellt sitt) zu dem ersten Theil des psatnis, der von der ebeu erfahreneu thilfe hon- delt, ein zweiter, der es mit Gottes weiterer Errettung zu thun hat, und zum Daulte tiouimt das Bitten. I. v. 2—11. Ztuhebeud mit der herrlichen Errettung, welche der Hafer il)oi zur Stärkung des Glaubens auct) fiir Andere hat widerfahren lassen, preist David zunächu denjenigen gläitttiitk der sein vertrauen auf den tJGrru seht und sich weder zu den prahlern wendet, die auf ihre eigene Kraft, noch zu deu Jlbtrfiiiuigem die auf fremde Götter sitt) verlassen. Indem er dauu in die zahttoseu wuuderbeweisy womit der tjGrr sitt) schon au Israel verherrticht hat, sich versenkt, erwacht iu ihm das brüvstige verlangen, seinem Gott aufswärdige Weise zu dau- tieu, aber auch das lebendige Bewußtsein, daß Opfer an act) dazu nicht ausreichen; er gelobt darum seinem Gott das völligsle Selbsiapfey das Gofer seines Gehorsauis gegen die Forderungen des Gesehes, uud überdies etu freudiges Zeugnis von Gottes Gerechtigkeit, Güte und Treue vor der ganzen Gemeinde. 2. Jch hatrete sals die Pforte des Leidens sich vor mir öffnete und ich in dieselbe nun ein- treten sollte, auf alle Selbsthilfe oerzichtend 2.Sam. 15, 16 Anm.] des HErrnzi und er ueigete svon seiner Höhe] sich zu mit [in die Tiefe, in der ich mich besand], nnd hbrete mein Schreien sdas ich von da aus zu ihm richtete Pf. 18, 7], Z. Und zog mich aus der grausamen Grube [in der gewisses Verderben mir drohete 2. Sam. 17,1 ss.], nnd aus dem Schlamm [in welchen: ich hätte versinken müssen, wenn er eben sich meiner nicht angenommen hätte "], nnd stelleie meine Füße auf einen Fels, daß ich gewiß treten tauii [nun festen Grund und Boden unter mir habe]; « it. Und hat uiir ein neu Lied [Ps. 33, s] in meinen Mund gegeben, zu toben unsern Gott [der stch an Jsraels König zum Besten dieses seines Volks auf’s Neue verherrlicht hat] Das Dank für erfahrene Rettung im Selbstopfer des Gehorsams. 213 [was zu meiner Rettung geschehen] werden viele fehen [die jetzt, in dieser Zeit allgemeiner Verwir- rung, sich haben irre machen und von dem rech- ten Weg adlenken lassen], nnd den HEtrn fürchten [indem sie ihrem rechtmäßigen König sich wieder zuwenden], nnd anf ihn [den HErrnJ hoffen [2. Sam. 17, 27 ff.; 18, 3 Anm.]. «) Genauer: Harrend harrete ich des HErrn. — Diese starke Betonung des Harrens hat paräiietische Bedeutung; sie weist den Leidendeu daraus hin, wie auf das Harren alles einkommr. (Hengftenberg.) Man darf nur Gottes in Geduld warten, so wird er stch schon offenbaren. (Berleb. Bin) Harren können ist die größte und rechte Christenkunsi, harren lernen ist die Uebung des ganzen Chrisienlebens; denn es ist keines- wegs etwas Träges, Passives, sondern die höchste Probe der Glaubenskraft beim Widerspruch des Augenfcheins und beim Zögern der göttlichen Regierung. (Taube.) «) Wegen dieser Ausdrücke hat man emeint, unsern Psalm ebenso wie den ihm verwandten 9. Psalm dem Propheten Jeremias, der wirklich in eine Grube voll Schlamm geworfen worden (Jerem. 38, 1 ff.; KlageL Z, 53 ff.), als Verfasser zuzuschreiben. Nun ist Jeremias bis zu einem gewissen Maße allerdings auch ein Vor- bild Christi: leichwie der ersten Zerstörung Jerusalems die zweite entspricht, so dem Propheten der ersten Zer- störung der der zweiten (Matth. 23, 29 ff.; Lub 13, 34f.; II, 41 ff.; 23, 27 ff·); die Juden zur Zeit Jesu, indem sie nicht erkannten, was zu ihrem Frieden diente, sondern den HErrn haßten, verfolgten und kreuzigten, haben das Maß ihrer Väter erfüllt (Matth. 23, 32), und der Propheienhaß ihrer Väter gipfelte in dem, was an Jeremia geschehen ist-. Jndessen sind die Gründe, womit man die Abfassung der beiden Psalmen und eini- ger andern (Ps.22 u·31) durch Jeremias behauptet hat, zu wenig beweisend, als daß wir darum die Richtigkeit der Ueberschristem welche alle diese Psalmen dem David zuschreiben, bezweifeln sollten; jene Ausdrücke sind viel- mehr im bildlichen Sinne gemeint. Z. Wohl dem sso rufe ich auf Grund der von mir gemachten Erfahrung V. 2 f. aus], der feine Hoffnung seszet ans den HGrrn, und fieh nicht [wie viele zu dieser Zeit thun, die auf Absaloms und seines Anhangs Seite sich geschlagen haben] wendet zu den Hosfcirtigen sdie in hochmüthiger Einbildung an die Stelle des Gottes von Ewig- keit die Machwerke ihrer eigenen Gedanken und Hände sein-Ul- nnd die iuit Lngen umgehen [ge- nauer: und zu den zur Lüge Abweichendem die von dem rechten Gegenstande des Vertrauens sich abkehren zu den Götzen Jerem. 16, 19]. c. DER, mein Gott [so muß ich noch weiter ausrufen, und begründe damit zugleich, warum ich vorhin denjenigen selig gepriesen, der seine Hoffnung auf dich setzt], groß find deine Wunder, und deine Gedanken, die du an uns beiveifest [von reicher Fülle sind die wunderbaren Plane und Heilsentwürfe, die du über dein Volk gefaßt und in der Rettung des Königs, dem du deine Ver- heißung geschenkt 2. Sam. 7, 12 ff., auf’s Neue ihrem Ziele näher geführt hasi]. Dir ist nichts gleich fes ist da gar« keine Möglichkeit gelassen, irgend etwas oder irgend wen mit dir zu verglei- chen L. Sam. 7, 22 ff.; Pf. 89, 7]. Ich will sie verkündigew nnd davon sagen, wiewohl sie nicht ZU zählen find sich möchte wohl gern sie kundthun und ausreden, aber eben weil du in der Fülle dieser deiner Wunder und Heilsgedanken schlechthin ohne Gleichen bist, muß ich den Versuch alsbald wieder aufgeben; sie sind viel zu reich und zu gewalti , als daß ein ssljiensch auch nur an ihrem Hererzählen ch versuchen könnte.] 7. [Und wie soll ich nun für die neue Be: thätigung derselben mich dir dankbar beweisen? Nun :] Opfer [von Thieren] nnd Speisopfer [von Mehl kann ich hier, in der Wüste und fern vom Heiligthum, dir nicht darbringen, und ich weiß auch, sieJ gefallen dir nicht [wenn einer meint, dich damit gleichsam abfpeifen zu können]; aber die Ohren hast du mir anfgethan sgleichwie äußer- lich Ohren mir angesetzt, um dein Wort zu ver- nehmen, so auch innerlich den Sinn dafür mir geöffnet Jef. 50, 5., und Gehorsam gegen diese deine Stimme ist dann das rechte, dir wohlge- fällige Opfer]. Du willst [dagegen] weder Brand- opfer noch Süudopfer sum ihkekseibsi wies-s, sonder« nur sofern sie Ausdruck und Sinnbild der in aufrichti- ger Frömmigkeit und in treuem Gehorsam dir ergebe- nen Herzensgesinnung sind 1. Sam· 15, 22]. 8. Da [unter diesen Umständen, da du nicht Opfer verlangst, sondern Gehorsam, und solchen dir zu leisten um so williger mich gemacht hast, je weniger ich jene dir jetzt darzubringen vermag] sprach ich [mich dir, meinem HErrn, als dein ge- horsamer Knecht zu Diensten stellend]: Siehe, ich komme [deines Befehls gewärtig, und ich darf auch nicht lange ersi fragen, was dein Gebot und Wille an mich ist]; itn Buch [des Gesetzes Jos. l, 8., das ja deinen geoffenbarten Willen klar und deut- lich enthält] ifi von mit geschrieben fanch in Be- ziehung auf mich als König Jsraels das rechte Verhalten vorgezeichnet 5. Mos 17, 14 ff.]. 9. Deinen [mir so wohlbewußten] Willen [nun], mein Gott, ihn ieh gerne, und dein Gesetz [von dem ein König Jsraels seine eigene Abschrift haben und als Verdiensts-cum, als geistlichen Be- gleiter, beständig bei sich führen soll 5. Mos 17, 18 f.] hab ich [nicht blos bei der Hand, sondern auch] in meinem Herzen [5. Mos. S, S; Pf. 37, 31; Sprüchm S, 3; 7, Z; Jef. 51, 7., und stelle ich mich selbst, als dem dein Wille nicht blos vor-, sondern auch eingeschrieben ist, zum leben- digen Opfer dir dar Röm. l2, 1]. Diesen Psalmworten, so klar man sie sich auch macht, verbleibt ein geheimnißvoller Charakter; sie erinnern, auch abgesehen von der Stelle: Hebt. 10, 5 ff., an Worte Christi wie: Joh· 8,29; 17, 6 U. a., indem die Worte Davids vom Geiste Gottes so gestaltet sind, daß sie zugleich wie Worte des andern David lauten, dessen Sclbstopser die Endschaft des Thieropfers und dessen erson und Werk Kern und Stern der Gesetzesrolle ist. Zu der Septuaginta, die ja auch ein alttestamentliches Schrisidenkmal .isi und auch ein nicht ohne Gott ent- 214 siandenes (eine Ueberzengun , von welcher die neutesta- mentlichen Schriftsteller o ne Zweifel durchdrungen waren), ist jener propheiifche Charakter der unvergleichs lichen Pfalmsielle noch gesteigert. Denn l) ist dort IH III; Dkgttzesdie Ohren hast du mir aufgethan) durch oeöuor öss noeryqriesoo Po« (den Leib aber hast du smir zubereitet) übersetzt, also der Gedanke der anerschaffenen Fähigkeit, Gottes Wort zu hören, zu dem Gedanken des zur Hingabe an Gott zubereiteten Leibes verallgemeinert L) die Uebersetzung H» zieme-Mö- sFtOton yåypoeorrcxe skept- Zzcos —- in der VuclpRolle ist geschrieben über mich sLuther mit kühner Beseitigung des unklaren in capite libri der Vulgata: im Buche steht vornehmlich von mir geschrieben) — begünstigte die Annahme, es spreche hier derjenige, von welchem Mose und die Propheten gezeuget und auf dcssen rathschlußmäßiges Kommen die alttestamentliche Schrift vorbereitet. Jn der That läßt sich sprachlich gegen jene Ueberse ung der Septnaginta gar nichts einwenden fDelitzfch clber übersetzt: Siehe, da komme ich mit der Rolle des Gefetzes, des über mich geschriebencn); jedenfalls bezeichnet sich der im Kommen begriffene mit II; (in Beziehung auf mich) als Gegen- stand der Bucht-our, er kann das aber sein als Ge- genstand ihrer verpflichtenden Anforderung oder als Gegenstand ihrer weissagenden Verkündigung. Die Uebersetzung syåyzioerrrotr »spi- Zsros (V on mir) legt das letztere näher, und selbst wenn man den Psalm Zeitge- schichtlich versteht. läßt sich dies nicht für falsch erklären, da ja die Thora (das GesetzJ nicht allein Vokschrift für David, den König Jsraels ist, sondern auch Weissa- gungen auf ihn, den königlichen Patriarchensamem und auf ihn, den König aus dem Stamme Juda, enthält. Uebrigens eitirt der Verfasser des Ebräerbriefes allem Anschein nach aus dem Gedächtnis, setzt am Schluß des S. Verses statt mis- Zgssryerocg (hast du nicht gesucht oder efordert) ohne Sinnverschiedenheit ou» risse-»Im; (gei allen dir nicht) und zieht in V. 7 und 9 die Worte der Septuaginta in einen cingliederigen Satz zusammen, welche absichtliche oder unabsichtliche Verkürzung auch das Jhrige dazu beiträgt, den christologischen Charakter der Stelle zu steigern, aber von unzweifelhaft richtiger Auffassung des Textes aus. David stelli sich Gotte dar zur Ausrichtung seines ihm, dem Könige Jsraels, geltenden Willens, und er thut das, weil er s» sei-seinem (im Geiste: Matth. 22, 43) iich befindet, in typifch ge- stalteten Worten, die wie aus der Seele seines erhabne- ren Gegenbildes des künftigen Christus, der nicht blos König Jsraels, sondern Herzog der Seligkeit Jsraels und der ganzen Menschheit ist, geredet sind, in Worten, welche seine Selbstdargabe in einen so ausschließenden Gegensatz zu allen Arten der gesetzlichen Opfer stellen, wie er erst in der Selbstdargabe Christi als dem schließ- lichen Vollzu e des göttlichen Heilswillens als der Er- füllung und Fsndschaft aller Opfer, feine volle Wahrheit gefunden hat. Es ist nicht blos so, als ob Christus und nicht David redete, sondern der Eine, der von sich sagen konnte: ,,Jch thue allezeit, wasihm gefällt« (Joh. 8, 29), der Eine vollendete Gerechte, in dessen freiem sittlichen Thun und Leiden sich alle Opfer vollenden, dieser Eine, der das Ziel des Gefetzes und der Prophetie ist, kündigt sich hier wirklich als den Kommenden an, sintemakin David nicht allein das Blut des Kommen- den wallte, sondern auch der Geist des Kommenden wohnte. sDelrtzschh 10. [Und mit solcher Dankbezeugung durch die That soll auch die im Wort, das Lob- opfer der deinen Namen bekennenden Lippen hehr. 13, 15., verbunden sein-J Jch will predigen die Psalm 40, l0-——18. 41, I. Gerechtigkeit [die du an mir fchon in der bisher erfahrenen Hilfe bewiesen) in der großen Gemeine swenn ich nun werde wieder in mein Amt als König Jsraels eingesetzt fein]; Kette, ich will mir [durch falsche Schaam und sleischliche Trägheit sowohl wie durch Menschenfurchtj meinen Mund nicht stopfen lassen [daß ich jetzt wohl bereit wäre zu solcher Verkündigung deiner Gerechtigkeit, her- nach aber sie doch dir vorenthielte]- HEty das weißest du. 11. Dritte Gerechtigkeit [die da rächend nach der einen und helfend nach der andern Seite hin sich erweiset] vrrberge ich nicht sdurch todtes un- fruchtbares Wissen] in meinem Herzen, von deiner Wahrheit swomit du deine Verheißungen treulich erfüllst] Und von deinem Heil [womit du dich an mir verherrIichestJ rede ich [vielmehr, sie in Psal- men und Lobgesängen laut bekennend und öffent- Iich preisend]; ich verhehle deine Gute und Treue [die in immer neuen Proben sich an mir kund thut Pl« 57, 4] nicht vor der großen Gemeine [Pf. 35, 18]. Der oberslächlichen Betrachtung könnte es scheinen, als mache David hier zu viele Worte; aber ganz an- ders wird derjenige urtheilen, der die natürliche Kälte des menschlichen Herzens, seine Lauigkeit im Lobe Got- tes, seine Vergessenheit und Undankbarkeih die Geneigt- heii des trägen Mundes zum Schweigen erkannt hat. Einem solchen wird jedes Wort wie ein scharfe: Pfeil in’s Herz dringen. (Hengftenberg.) Das neue Lied, das Jehova ihm in den Mund gab (V.4), hat David auch wirklich gesungen; seine Psalmen zeigen, daß seine Gnadenersahrungen ganz Israel zu gut zu lautem Be- kenntniß geworden sind; er hat das empfangene Pfund nicht in’s Schweißtuch gewickelt, nicht in die Erde ver- graben- (Delitzsch.) Lasset uns singen, dem Schöpfer bringen Güter und Gaben; rvas wir nur haben, alles sei Gotte zum Opfer gesetzt! Die besten Güter sind unsre Gemüther; dankbare Lieder sind Weihrauch und Widder, an welchen er sich am meisten ergötzt. (Die giildne Sonne &c. V. 3.) II· v. 12 —18. Ueber-gehend zu den zahllofen Beiden nnd schweren Gefahren, in welche-u er andererseits sich noch jetzt und für die nächste Zukunft befindet, wendet David mit fleheutlicher Bitte sirh an den hinan, daß er aus dem Unglück, welrhrg in Folg: seiner Sünden ihn betroffen, ihm heraushelfen, seine Feind: beschämen und mit ihm feine Freunde, die Frommen, erfreuen wolle, spricht die zuoersirhtliche Hoffnung der Erfüllung seiner Bitt: ans, wiederholt sie alter zum Slhtuß norh einmal in gar dringlicher Weise. 12. Du aber, HEtt [gleichwie ich meinerseits mir meinen Mund nicht will stopfen lassen, deine Gerechtigkeit zu predigen» V. 10], wollest Deiner- fekts]· deine Barmherzigkeit von mir fauch für die Zukunft] nicht wenden« kda ich even so sehr, und· wohl noch mehr, ein annoch Gefährdh ter als em bereits Geretteter bin]; laß deine Gute nnd Treue [die ich, soweit sie bisher an mir sich verherrlicht haben, nicht verhehle vor der großen Gemeine V« 111 alltvege mich behüten [daß sie Das Lobopfer der Lippen und die Bitte um weitere Hilfe. wie ein Schirm mich decken bei dem Unwetter, das noch weiter ftch über mich entladet]. 13. Denn es hat mich [in ganz außerordent- Iicher Schwere"] umgeben Leiden ohne Zahl; es haben mich meine Sundeu [in harten Prüfungs- und Züchtigungsleiden, die in Erfüllung des Wortes 2. Sam. 12, 11 über mich gekommen] ergrisfen,"« daß ich nicht sehen kann l»mir das Gesicht vergeht vor großem Weh «: Luther, vgl. Hiob its, 16]; ihrer [die ich soeben als ,,ohne Zahl« bezeichnet habe] ist mehr denn Haare auf meinem Haupt [vgl. Pf« Eis, 51, und mein Herz hat mich verlassen [daß ich wie ganz bestürzt und betäubt davon bin Pf. 38, 11]. ·) Jm Grundtext sieht hier derselbe Ausdruck Eis? hemmen, verfchließen), den Luther oben mit ,,stopfen lassen« übersetzt hat. — «) Dieser Sinn liegt in dem hebe. skzi sorge, während in Pf. 18, 5 sieh: sgippze Er sagt, er sei nicht nur von allen Seiten um eben, sondern die Masse der Uebel liege auch auf säinem Haupte. (Calvin.) —- «·’··) Daß der Sänger hier von seinen zahlreichen Verschuldungen redet und das Leid als gerechte Strafe derselben betrachtet, bildet einen un· widerleglichen Beweis gegen die direkt mcffianifehe Er« klärung des Pfalms, die in der älteren Zeit sehr ver- breitet wae. Diese darf sich nicht auf Jes. 53 berufen; denn hier wird mit keinem Wort bezeichnet, daß die Verfchuldungem die der Leideude als sein bezeichnet, nur fremde sind, die ihm zugeeechnet werden, und an solche darf um so weniger gedacht werden wegen der vielen fast wörtlich übereinstimmenden Parallelftellen in den Psalmen, wo nur an eigne Sünden gedacht wer- den kann. (Hengftenberg.) 14. Laß dirs gefalleu HErr, daß dn mich reitest fda ja zu thun, was dir gefällts meine Freude ist V. 9., und du dann auch unsern Steg gehst, wenn wir wandeln deinen Weg]; eile, Bittre, mir zu helfen« [Pf. 22, 20; 38, 23]. «) Jrn Grundtext steht in V. 9: Fig-f dein Wohl- gefallen(Luthcr: deinen Willen). Hier nun heißt es: III fhabe Wohlgefallen daran, laß dir’s gefallen.) «) Von hier an kehrt der Psalm als eigenes, selbst- ftändiges Bittlied in Pf. 70 wieder. 15. Schcimen müssen sich, und zu Seh-enden werden, die mir nach meiner Seele stehen, daß sie die nmbtingenz zurucl mufseu sie fallen, nnd zu Schanden werden, die mir Uebels gönnen [Pf.35, 4. 26j. its. Sie miissen in ihrer Schande [ob der Vereitelung ihrer fchändlichen Pläne] erschkecken [vgl. die Anm. zu Pf. 70, 41, die Uber mich schreien fals hätten sie dieselbe fchon erreicht]: Da, da lPf. 35, 21. 25]! Diese Worte sind Ausruf sarkasiifcher (höhnifcher) Freude, die am Unglück des Andern ihre Befriedigung findet. (Delitzfch.Y 17. Es ennssen [dagegen, indem sie erfahren, was ihres Herzens Wunsch ist, nämlich, daß ich Recht behalte Pf.35, 271 sich freuen nnd stöhlleh 215 sein alle, die nach dir fragen; nnd die dein Heil lieben, müssen findem sie es in meiner Rettung auch zu ihrem Besten verwirklicht sehen] sagen allelvege: Der HGrr sei hoch gelobt! Alle Worte wie alle Thaten Gottes stoßen die zwie- fache Frucht ab, daß die Gottlosen, die widerspenstigen Feinde, daran zu Schanden werden müssen, die Liebhaber Gottes aber aufgerichtet und reichlich-getröstet werden; jene fangen mit höhnischer Freude an und hören mit Scham auf, diese fangen mit Traurigkeit an und hören mit Freude und Lobsingen auf. (Taube.) 18. [Zwar jetzt scheint noch ein weiter Weg bis zur Erfüllung der eben ausgesprochenen Wünfche.] Denn ich btn [zur Zeit noch] arm Und elend lPl- 109- 22], der HErr aber sorget fttt mich fund wird Mittel und Wege fchon sin- den, um solchem Elend ein Ende zu machen]. Du [HErr] bist mein Helfer und Erretterz mein Gott, betzeuch fdenn mit deiner Hilfe und Erret- tung] nicht. Darf man denn dem lieben Gott so Zeit zur eilfers tigen Hilfe vorschreiben? Es ist beim Gebet so, wie es in Rlim. 8,27 heißt: der die Herzen forschet, weiß, was des Geistes Sinn sei. Es ist oft beim Beten um eil- fertige Hilfe doch im Herzensgruud eine innige Auf- opferung an Gott und feinen Willen; und so kann oft umgekehrt die Bitte den Worten nach fehr gelassen scheinen, und doch ein harter Eigenwille nnd verwerf- lieher Zweifelmuth dahinter stecken. (Rieger.) Der 41. Psalm. Von Wohlthätigkeit und Ratte-Ue. I. Ein Psalm David-s [3- 1], vorznstngen l4- 1J« Tönte fchou in Pf. 40, s ein »Man! dem« uug ent- gegen, welehea an dao ,,wahl dem«, womit der Pfalter begann Of. 1, 1), erinnert, fo begegnet uns die nämliche Seligareifung gleiih an der Spitze des vorliegenden Psalm-i; es schließt alfo dao Ende den ersten pfalmbucho (f.znd).14) mit feinem Jtafaug net) zusammen. In welche Zeit den Lebens dauidi der pfalm uuo versetzt, ili zu 2.Sam.15,6 näher auseinander-gesetzt: David weiß wohl, in welcher ge- fahrdroheuden Weise man wider ihn agitirt, wie Jlbfalom die Zeit, da David selber liranli auf dem Bette liegt und an einem thattiräftigeu Einschreiten verhindert ist, liläglich benutzt, dao Her; der Männer Jaraelo zu stehlen, nnd wie Ahitophel, auf den er bisher fo große Staate gehalten, dem Emoörer durch gefiiffeutliche Verbreitung der Zaihfebw Gefchichte in feinen Unternehmungen wider den Vater nu- terstütztz aber er weiß auch, daß sein diegiment das gerade Gegeutheil von dem gewesen, wag die Bosheit ihm jetzt uaktfredetz daß er sitt) dao Zengniß, feinem volle: ein eben fo barmherziger und wahlthätigey alo frommer nnd gerech- ter nönig gewefeu zu fein, geben darf. Da hat er denn das kraft, den sjErrn als Bundesgenossen auf feine Seite zu ziehen; und indem er dieses Rechten sich bedient, fchant er hinter der träumen, so bedrohlietsen Zukunft einen für ihn ganz glüailietfeu Jluogaag der wider ihn fieh entspin- ueudeu Entfernung. l- n. 2—4. vom« heut David du: Glauben-sah: we: gegen solche, denen ee fnsleast und elend gehet, mitleidig: 216 Psalm 41 , 2—-—13. Theilnahme nnd zur Hilfe bereite Kihtsanilieit bewiesen, der hat nun nun) an dem ljErrn einen vergelten der ihn in seinen eigenen ilöthen nicht untergehen läßt, son- dern seiner sieh annimmt, in Krankheit ihn stützt nnd diese znr Gesundheit wendet, vor Untergang ihn bewahrt nnd zn neuer Wohlfahrt ihm verhilst. Z. Wohl dem, der sich des Dürftigen [den Elenden irgend welcher Art, leide er nun an Mangel 2. Mos. 30, 15’« oder an Krankheit und Gebrechen I. M. 41, 19., leide er leiblich oder geistlich 2. Sam. 13, e] annimmt [in theilneh- mender, werkthätiger Liebe], den wird der HErr [nach dem Wort Matth. 5, 7: Selig sind die Barmherzigew denn sie werden Barmherzigkeit erlangen] erretten zur bösen Zeit [wenn jetzt Un- glücksschläge ihn selber treffen] V) Das Wort des Grundtertes bedeutet eigentlich: klüglich, weise handeln (1. Sam. IS, 14); die jüdische Auslegung versteht daher hier klüglich-zarte Handreis chung ohne Erniedrigung einer- und Beschämung an- drerseits, wie auch Luther anderwärts übersetzt: der sich versteht auf den Dürftigen. Doch hat das Wort auch die Bedeutung: nach etwas hinsehen, darauf achs ten, merken (1. Mos. Z, 6), gleichwie im Deutschen klug mit lngen verwandt ist. Z. Der HErr wird ihn [den Barmherzigen, vor gänzlichem Untergang] bewahren, und beim Leben erhalten [daß er nicht dem Tode anheimfällt, ehe die bestimmte Zeit dazu da ist], und [es] ihm [nach der bösen Zeit] lassen [wieder] wohl gehen auf Erden, und [du, HEry wollest that] nicht geben in seiner Feinde Willen [die es auf sein Verderben abgesehen haben 27, 12]. «) Dieser Uebergang in die Gebetsanrede erklärt sich daraus, daß auch alles bisher Gesagte von betendem Ausblick zu Gott getragen ist. (Delitzsch·) 4. Der HErr wird ihn [wie er selber zuvor Andere in ihrer Krankheit besucht und an ihrem Leidenszustande theilgenommen Pf. 35, 13 f.] er- quicken [genauer: stützen, entweder, daß er nicht in Tod und Grab hinabsinkt, oder besser, ihm wie ein treuer Krankenpfleger den Kopf stützen, wenn er sich einmal in die Höhe richten will Hohesl S, 6] anf seinem Siechbettez dn [HE·rr] hilfst ihm szuletzt wieder auf] von aller seiner Krankheit« [so daß es nicht nach der lauernden Znschaner Verlangen geht, die da kommen zu sehen, ob er bald sterben werde V. 7]. «) Ein gütig, barmherzig und gutthätig Herz wünscht und will, daß es allen Menschen wohl gingeJvie Gott selbst solches uns von Herzen gönnt. Derhalben so be- lohnt der HErr auch alle gütigen Leute wieder mit solchem Segen, daß es ihnen auch wohl gehe; denn ivas der Mensch säet, das wird er ernten, und was er suchet, das wird er finden. Suche und jage nach der Barmherzigkeit, so wirst du sie finden; wirst du Unbarm- herzigkeit seien, so wirst du sie gewiß ernten. So be- sindets auch der inwendige Mensch tin-Herzen: hast du Gütigkeit und Barmherzigkeit sübt im Glauben, so ist das Herz ruhig und still in ott und mit Gott ver- einigt. (J. Arnd.) ll. V. 5—10. War der vorhin aufgestellte Glnnbenssatz ganz so gehalten wie er für Davids eigene Enge paßte, so niacht dieser nun auch die Jtninendnng davon anf sich selbst. wie er früher gegen Uothleidende stets ein Her; voll Jilitleid gehabt, so hat er nun ankh in seinen gegenwärtigen Verhältnissen, wo baehaste Feinde ihn, den in schwere Krankheit Gefallenen, umgeben, die sei- nen Untergang herbeiwiinsnsen nnd demselben mit allen Kräften entgegenarbeilen, ein Recht, den der barmherzi- gen litebe verheißenen Lohn für jin) in Jlnsprnch zu nehmen. 5. Ja) [nun bin ein solcher, der vormals des Dürftigen sich angenommen und gegenwärtig die böse Zeit über ihn selber herbeigekommen sieht; ich] sprach [spreche denn, die den Barmherzigen gegebene Verheißung für mich in Anspruch neh- mend]: HEty sei mir gnädig [laß mich Barm- herzigkeit bei dir finden und an die Stelle der jetzt hinter dem Zorn sich verbergenden Gnade die offenbare Gnade treten 6, 3], helle [oor allem, damit darnach auch der Leib wieder gesund werde] meine Seele [von dem Leid, daran sie krankt]; denn ich habe an dir gesündiget [und fühle wohl, daß das Unglück, das mich trifft, jenes aus mei- nem eigenen Hause ist, das du mir hast drohen lassen 2. Sam. 12, 11]. s. Meine Feinde [meiner leiblichen Krankheit sich vielmehr sreuend, statt schoneude Rücksicht darauf zu nehmen] reden Atges wider mich [in- dem sie es unter einander offen heraussagen, was für einen Ausgang derselben sie wünschen]: Wann wird er sterben, nnd [mit seiner Person auch] sein Name vergehen sdamit sobald als möglich ein An- derer statt seiner den Thron einnehmen könne]? 7. Sie kommen [dem äußeren Scheine nach], dah sie schauen [wie es mir gehet, wie man ja Kranke zu besuchen pflegt, nach ihrem Besinden sich zu erknndigen L. Sam. 13, 5 f.; 2. Kön. 8, 29], nnd meinen-s doch nicht von Herzen [wenn sie ihrer Theilnahme und ihrer Wünsche für meine baldige Wiedergenesung mich versichern]; sondern suchen etwas, daß sie lästern mögen [genauer: sammeln nur Bosheit sich, indem sie scha- denfroh ihr Auge daran weiden, wenn sie merken, daß es nicht besser, sondern eher schlimmer mit mir geworden] gehen hin, nnd tragews ans sunter ihre Genossen, damit auch die meines voraussichk lichen Sterbens schon im Voraus sich freuen]. Jm Grundtext ist nicht von einer Mehrheit, sondern von Einem die Rede, der schon hier (vgl. V. 10) aus der Zahl der Widersacher besonders herausgehoben und von Seiten seines henchlerisch boshasten Verhaltens näher beschrieben wird. Jm ,,drilten Theil des alten Testament-z« vom J. 1524 hat Luther: Wenn er herein kam, daß er schauets so redet sein Herz unnü , und sammelt ihm nur Unrecht, und ging hinaus, daß er’s nach sagete. 8. Alle, die mich hassen [sowohl die meine Feinde von jeher gewesen, als die es treu ser Weise neuerdings geworden] rennen [reden, weil Selig die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. 217 zur Zeit noch Vorsicht nöthig, leise oder mit ge- dämpfter Stimme] mit einander wider mich, und denien serfinnenj Boses uber mich. · 9. Sie baben ein Bubenstuci uber mich be- schlossemt Wenn er liegt ssprechen sie m Bezie- hung auf mich], soll er nicht wieder aufstehen. «) Die Worte lauten im Grundtext: Ein Buben« siück hängt ihm an; dies scheint Luther so verstanden zu haben, als ob mit ,,ihm« ebenso die Gesammtheit der Widersacher gemeint wäre, wie er in V. 7 das »Er« im collektiven Sinne aufgefaßt und dem entsprechend mit »Sie« übersetzt hat. Es beginnt aber schon in der ersten Hälfte des Verses die Rede der Feinde, was sie unter einander von David sprechen: »Ein Bubensiück hängt ihm, dem David, so sest, als wäre es ihm ange- gossen, an, daß er sich nicht davon losmachen kann; nun er einmal darniederliegt, wird er nicht wieder aus- stehen« Hingedeutet wird damit auf Davids Frevel, den er an Batbfeba und besonders an Uria begangen; dieser Frevel, so meinen feine Hasser, werde jetzt von Gott an ihm heimgesuchy und er könne dem Gericht zu feinem Verderben, das bereits in feiner Krankheit fich zu vollziehen beginne, nicht mehr entrinnen. Sie meinen so, weil sie nichts von feiner Buße wissen und Gottes sündenvergebende Gnade und nimmer aufhörende Ver- heißungstreue nicht in Anschlag bringen; er aber weiß, daß ste fiel) verrechnet haben. · 10. Auch mein Freunds« dem ich nueb vertrauete [jener so hoch von mir gehaltene Ahitophel 2. Sam. 16, 23], der mein Brod aß [den ich an meinem Tische speiste 2. S. 9, 11; 1.Kön. 18, 19 und auch sonst mit vielen Liebesbeweisen überhäufte], tritt mich unter die Fuße [genaner: hebt hoch wider mich die Ferse, holt weit mit seinem Fuße ans, mich zu Boden zu treten]. «) Genaue« mein Friedensmann, was Venema dahin erklärt: »der mich immer mit dem Kuß der Liebe und Verehrung und mit der seierlichen Formel: Friede mit dir! zu grüßen pflegte, wenn er zu mir kam·« Jn- wiefern Ahitophel das Vorbild Juda des Verräthers (Matth. 26, 49) ist, auf den auch das Wort unsers Verses angewendet wird (Joh. l3, 18), haben wir zu 2. Sam. 15, 32 nachgewiesen und zugleich darauf aus- metksam gemacht, wie gerade durch diesen Mann das Gerücht von Davids Schand· und Frevelthat verbreitet werden konnte; er war nämlich aller Wahrscheinlichkeit nach Bathsebcks Großvater. Hier sei noch bemerkt, daß bei der Anwendung unsers Psalmwortes, die Jesus in Beziehung auf sein Verhältnis; davon macht, die Worte: »dem ich mich vertrauete«wegsallen; das hat nicht blos in Joh. L, 24 f., sondern besonders auch darin seinen Grund, daß Davids Vertrauensverhältniß zu Ahitophel eigentlich einen sehr übeln Anfangspunkt hatte. M. v. ll-—1Z. Von feinem Rechte denn Gebrauch machend wendet David mit der Hitie um Hilfe sich an den tljizrraz er begehrt wieder aufgerichtet zu werden von feinem Kranlieulagetz damit er ihnen vergelte, wie sie es verdienen, nnd empfängt auch in feinem Herzen die Zu· siihernng, daß er feinen widerfachern nicht erliegen, fon- dern vielmehr Gottes Erwählter fein nnd bleiben werde, an dem alle ihm geschenkten Verheißnngen in Erfüllung gehen sollen. 11. Du aber, HErr, sei mir gnädig kwährend die Widersacher meinen, du habest mich unrettbar in die Gerichte deines Zornes dahingegeben V. 9], nnd hilf mir [von meinem Siechbette nach deiner vergeltenden Gerechtigkeit V. 2 ff.] auf; so will ich sie bezahlen [wie sie verdient haben]. Der Vorsatz, seinen Feinden zu vergelten, den der Sänger hier ausspricht, scheint zu streiten gegen Matth. 5, 39f., gegen Davids eigene Grundsätze sPs.7,5) und seine Praxis (2.Sam.19, -24), gegen Sprüchm 20, 22 und so manche andere Aussprüche des alten und neuen Testciments Die Stelle tritt aber sogleich in Einklang mit dem scheinbar Widersprechendem sobald unterschieden wird zwischen Vergeltung aus Rachsuchh d. i. einer solchen, welche das gekränkte Individuum als solches fucht und übt, und Vergeltung im Dienste Gottes, in Vertheidigung der Von ihm uns anvertrauten Güter und Rechte. Nur die erstere wird im alten und neuen Testament verworfen, die letztere wird überall em- psohlen. Sie sieht nicht blos einem solchen zu, in dessen Person ein hohes, von Gott übertragenes Amt verletzt wird, wie David den Simei, dem er aus außer- halb der Sache liegenden Gründen vorläusige Straf- losigleit gewährt hatte, seinem Nachsol er zur Bestrafung über-giebt (l. Klio. 2, 9), wie der H rr irn Gleichnißt Luk. 19, 27 verkündet, wie er seinen Feinden strafend vergelten werde, und diese Vergeltung reichlich geübt hat; sondern auch der bloße Privatmann kommt in viele Verhältnisse, in denen er nicht blos das Recht, sondern die heilige Pflicht hat zu vergelten. Dem Vater, der den ungerathenen Sohn züchtigt, der sich frech wider ihn vergangen,wird niemand so unvernünftig sein, die Worte: Matth. s, 39 s. cntgegenzuhalten, wenn er nicht durch persönliche Gereietheii aus dem Gebiete seines Rechtes herausirittz ebenowenig demjenigen, der den frevelhaften Schänderseiner Ehre, welche zu wahren jeder heilig ver- pslichtet ist, weil er ohne sie seine Lebensaufgabe nicht erfüllen kann, vor Gericht zieht und ihn in’s Gefängniß bringt, um so weniger, da ein solches Verfahren auch für den Beleidiger die« wahre Bethätigung der Liebe ist. Demjenigen, der uns einen Streich auf den rechten Backen giebt, auch den andern darbieten, kann, sobald es nicht blos mit dem Herzen, sondern auch äußerlich geschieht, unter Umständen die liebloseste Härte sein. (Hengstenberg·) 12. Dabei merke ich, daß fnachdem du alle meine Sünde, deretwegen meine Widersacher so schonungslos mich verdammen, aus Gnaden mir vergeben] dn wieder] Gefallen an mir hast [weil du in diesem Augenbliciinnerlich mich dessen ver- sicherst], daß mein Feind aber mich nicht jauchzen wird [als einer, der den Sieg behält, sondern er wird vielmehr zu Grunde gehen]. 13. Mich aber [im Gegensatz zu dem, dem Untergange geweihten Widersacher] erhältst du um meiner Frömmigkeit [Unsträfiichkeit] willen [Ps. 18, 21], nnd stellest mich [deinen Erwählten, der auf unbegrenzte Zukunft lautenden Verheißung 2. Sam. 7, 12 ff. gemäß] vor dein Angesicht ewiglich kais einen Gegenstand deines Schutzes und deiner Für- sorge Pf. 17, 15]. · « Jn dem, die messtanische Verheißung besiegelnden ,,ewiglich« verhallt das erste Psalmbuchz der Schluß deckt sich mit dem Anfang, auch abgesehen von den je zwei sich entsprechenden ,,Wohl dem« (s. Einl. zu Pf. 41). Denn in Pf. l wird der Mann gepriesen, der Tag und Nacht sein Wohlgefallen an des HErrn Gesetze hat, und in Pf. 40 stellt sich David Gotte mit der Buehrolle 218 dar und kann von sich sagen, daß er das Gefetz in sei- nem innerfien Innern trage; und in Pf. 41 wie in Pf· 2 erblicken wir den Gesalbten Gottes, umgeben von Cmpbrerm aber feiner Erwählung gewiß, dort Vergel- tung drohend, hier Vergeltung crbittend Wir haben gezeigt, daß auch die zwischen diesen beiden Psalmen- paaren liegende bunte Mannigfaltigkeit von Liedern nicht blos durch ein Spiel des Zufalls zusammengewürfelt ist. (Delitzsch.) IV« v. til. Schluß des ersteu Zuchs des psaliern 14. Gelehrt sei der HEry der Gott Israel [Luk. 1 , 68], von nun an bis in Ewigkeit. Amen, Amen [1. Ehren. 17, 36]. Diese Lobpreisung am Schluß gehört nicht zum 41. Psalm als solchem, sondern bezieht sich auf sämmt- liche bisher dagewesene Psalmen, indem sie dieselben zu einem Ganzen, zum ersten Buch des Pfalters zu- fammenfaßt Wie nämlich schon die jüdifchen Ausleger zu Psl bemerken, gab David den Jsraeliten, gleichwie Mofe ihnen die 5 Vücher der Thora gab, dem entspre- chend das aus öBüchern bestehende Buch der Psalmen. Der Pfalter ist also »auch ein Pentateuch, das Echo des mosaischen aus dem Herzen Jsraels; er ist das Fünf- buch der Gemeinde an Jehova, gleichwie die Thora das Fünfbuch Jehova’s an die Gemeinde ist.« Wie nun in der Thora elohimifche und jehovischeStücke mit einander wechseln (s. die Schlußbem zum 2.—5. Buch Mose), so haben wir in Pf. 42—84 eine Gruppe von elohimis schen Psalmen, in denen der Name Gott (1.Mof.2,6 Anm.) vorwaltet; auf beiden Seiten, vorn von den Pf. 1—-41 und hinten von den Pf. 85—-150., wird sie von jehovifchen Psalmen umschlossen, in welchen der Name HErr steht; darin soll hervortreten, daß ,,Jehova der Grundname und überall der unfichtbare Begleiter des Elohim, welches letztere Wort nur ein einzelnes Moment in dem Wesen Jehovad scharf hervorhebt.« Damit aber haben wir noch nicht die öBücher selbst abgegrenztz diese theilen stch vielmehr folgendermaßen: I) das erste Buch reicht von Pf. 1—41; Z) das zweite Buch von Pf. 42—72; Z) das dritte Buch von Pf. 73—89; 4) das vierte Buch von Pf.90—106; 5) das fünfte Buch von Pf. 107—150. Jn diesen fünf Büchern, be- merkt Gregor von Nyssa, führt der Psalter wie auf fünf Stufen zur sittlichen Vollkommenheit empor; tndessen dürfte es schwerlich gelingen, eine folche Stufenfolge fortfchreitend sich entwickelnder Haupts und Grundge- danken tn befriedigender Weise nachzuweisen. Der 42. Psalm. Elend und Trost der verfolgten. l. Eine Unterweisung [d. i. ein Unterweisungtk oder Lehrgedicht l. Chron. 26, 31 Anat» ver- faßt von einem aus der levitischen Sängersamilie] der Kinder Korah [4. Mos. m, 40 Anm.]. Wie sehr David tu feiner Verdauung, nachdem er vor Kbsalom geflohen war, während er in der Wüste Inda nnd in Mahanaim jenseit des Jordan weilte, nact) dem Heilig- thnm silh zuröciisehnttz wissen wir ans seinen eigenen, nm dtese Bett entstandenen Psalmen (s. W; R; til; 63); daß aber nun) die leoitischen Sänger in seiner Umgebung, be· sonders die Kinder nor-oh, welche selbst da nicht von seiner Seite gewichen waren, als er die Bundeslade uact) Jerusa- lem znrnrtebrlugen ließ (s.-Hans. is, 24 ss.), dieselbe Sehn— Psalm 41,14. 42,1-—7. sucht mit ihm theilten und, tu sein ketd sitt) versenkend, aus seiner Seele heraus sie als Gebet um baldige ilöctileehr nach der Stätte des Hauses des Herren vor diesem bund werden ließen, zeigt Pf. M. Genau dasselbe verhältnis sindet denn nun) hier statt; ein lkorachitischer Zenit, ganz in die Seele des fern oom tseiligthum in sdlnhanaim wet- leudrn Königs sitt) oersetzend (2. sum. 17, 27 is. Jlum.Z), drümt das brennende Verlangen ans, daß der Zugang zum Hause des Sitten, und mit ihm zur Gnade Gottes selbst, ihm bald wieder eröffnet werden möge. I. v. 2—-ti. Das verlangen des von dem tjetligthum seines Gottes vertrieben» Königs nnn) der dtitsttliehr da- hin ifl so brennend, wie der llnrß einer slöhurndrn tjindiu; seine Thränen stießen unaufhaltsam, daß man mit so fcl)etnbarem Recht skiuer spottrn darf, nts wäre es nnn ans mit seiner Gemeinschaft mit dem Sitten. Solchem Spott gegenüber hat er uirhts als die Erinne- rung an die früheren so liöstlirtjen Zeiten und die hoff— unng ans künftige, bessere Tage: diese Hoffnung denn solt ihn aufrecht halten, daß er dem Denkt: der Gegen- wart ntct)t erliege. Z. Wie der Hirsch [in Zeiten herrschender Dürre JOEI 1- 201 schreiet fmit hörbarem Stöh- nen lechzet] nach frischen! Wasser, so schretet [hier, in einem trockenen und dürren Lande Pf. 63, 2] rneine Seele, Gott, zu dir [der du ihr Lebensborn bist se, 10]. Z. Meine Seele fjetzt so verschmachtet und beklommen] dürstet ttach Gott, tlach dem leben- digen Gott fund kann nicht eher ruhig werden, als bis sie wieder mit ihm vereinigt ist: wann aber wird das geschehen !]. Wann werde ich dg- bin kommen, daß ich Gottes Angesicht fcbane [mich wieder zu ihm nahen darf an der Stätte seiner gnadenreichen Gegenwart nnd Offen- barung]? I 1 Es war unter dem alten Bunde von großer Be· deutung daß man den Zugang zu dem Orte besaß, wo Gott als Gott Jsraels gegenwärtig zu sein verheißen hatte: die äußere Nähe vermittelte die innere, und dann concentrirte sich dort das israelitifche kirchliche Leben, die Andacht und Liebe wurde bei dem Einzelnen durch die Gemeinfchaft mächtt geweckt und gefördert. Jst nun, weil Gott für die Beinen ein Gott des Heiles ist, in jeder Beraubung des Heils, in jedem schweren Leiden ein Zeugnis; gegen unsre Sünden, eine Real- erklärnng Gottes, das; er uns von feinem Angesicht ver· stoßen habe, enthalten, ist es unmöglich, so lange ein folches Leiden fortdauert, zum vollen Bewußtsein der Gemeinschast mit Gott und feiner Gnade zu gelangen, so mußte, so gewiß es unter dem alten Bunde das höchfte Unheil war, von dem Heiligthum getrennt zu werden, so gewiß auch eine solche durch Gott herbeige- führte Trennung mehr wie alles andere Unheil die Be· deatung einer thatfächlichen Ercommunication (Aus- ftoßung) haben; und wenn auch in einem solchen Zu- stande die Tröftungen Gottes innerlich die Seele er- quickten, so konnte doch die Rückkehr zum vollen Frieden und zur vollen Freudigkeit erst mit der Rückkehr zum Heiligthum erfolgen. Aus dem Bemerkten erhellt, daß die Anfechtung in der der Sänger sich befindet, nur der Form nach ihm eigenthümlich ist; daß wir in jedem schweren Leiden uns der Hauptsache nach mit ihm in leicher Lage befinden. Am meisten analog sind die ustände, in denen der HErr seine fühlbare Nähe uns Zweites Psalmbuch. Sehnsucht nach dem langentbehrten Zugang zum Hause des HErrn. 219 entzieht, die Zustände innerer Dürre und Dunkelheit in denen feine Gestalt in unsrer Seele verbleicht. (.hengstenberg.) Gott ist zweier Art. Zu Zeiten ist er ein verborgener und bedeckter Gott; als wenn das Ge- wissen in Anfechtung fühlet die Sünde, fühlet andere Schäden, entweder geistliche oder leibliche, daran es mit Herz und Gedanken klebt und fiel) der Gnade und Gütigkeit Gottes nicht vermag zu trösten. Die nun nach solchem verborgenen Bilde Gottes urtheilen, die fallen ohne alle Rettung in Verzweiflung und Verdammniß. Es ist aber noch ein ander, ausgedecktes Bild Gottes, oder ein aufgedeckter und nicht verborgener Gott, näm- lich das rechte Bild des gütigen, gnädigen, barmherzigen, versöhnten Gottes. Wie auch die Sonne zweierlei Art ist, so ist doch wahrhaftig nur eine Sonne, wie auch nur ein einiger Gott ist; denn eine andere Sonne kann enannt werden, wenn sie dunkel scheinet und mit Wo! en bedeckt ist, und aber eine andere, wenn sieleucbs tet klar und schön aus dem hellen Himmel. Und so uur einer dem· dunkeln Bilde der Sonne nach, wenn sie mit Wolken überzogen und verdeckt ist, richten wollte, so müßte er es dafür halten, als wollte nimmermehr kein heller Tag werden, und sieh einer ewigen Nacht besorgen. Nun aber ist dies eine Kunst, und in der Wahrheit eine güldene Kunst, daß man es dafür halten kann, daß wenn die Sonne mit Wolken und Nebel be- deckt nicht einen klaren Schein von sieh geben kann, sie dennoch über die Wolken und Nebel hervorbrechen und der Welt einen hellen und klaren Schein wiederum geben werde. Also thut hier der Propbet, der in An· fechtung liegt, und sich aufrichtet und begehrt zu sehen die Sonne, wenn sie durch Wolken hervorgebrochen ist, gedenket in seinem Herzen auf ein ander Bild, denn er da gegenwärtig vor Augen sieht. hnd ob ihn wohl sein Gewissen schreckt, alles Uebel dräuet und vor Zwei· sel schier dahin fallen will, so richtet er sich doch im Glauben auf, hält fest an der Hoffnung und vertröstet sich selber, es werde ihm Gott helfen und wiederum einsehen, daß er möge sehen den Gottesdiensh an dem Ort, den Gott allein geordnet hatte auf dem ganzen » Erdboden. (Luther.) 4. [Die jetzige Zeit der Trennung dehnt sich mir zu einer langen Ewigkeit aus«; denn wie er- geht es mir hier«-J Meine Thrauen sind meine Speise Tag nnd Nacht sich kann nicht essen, kann nicht schlafen, ich muß weinen Tag und Nacht·’], weil man saiis meiner Verbannung vom Heilig: thum böswillig den Schluß ziehend auf meine völlige Verstoßung von Gott] täglich zu mir sagen« Wo ist nun dein Gott fdessen Gnade und Ge- meinschaft du vormals so hoch priesest und von dem du ineintest, daß er deine Sache zu seiner eigenen gemacht habe Pf. 71, 10 f.]? V) Wenn man in großer Traurigkeit ist, so läßt die- selbe nicht essen, so werden gleichsam die Thränen unsere Speise, man trinkt und ißt gleichsam mehr Thränen in sich als Brod oder andere Speise, wie David sagt Pf. 80: du speisesi mich mit Thränenbrod nnd träniest mich mit großen Massen von Thränen (J. Arno) «"·)»Wurden gleich solche spöttische und höhnisehe Reden in der unmittelbaren Umgebung Davids nicht laut, so drangen sie doch von drüben, aus dem Lager der Feinde (2. Sam. 17, 26), zu ihm herüber, und klangen aus dein, was man auf seinem Fluehtwege ihm nachgeschrieen hatte (2. S. is, 5 ff.), den ganzen Tag in seiner Seele fort; er konnte sie nicht los werden, sie hatten zu tief in sein Herz geschnittein s. Wenn ich denn deß inne werde kwie man jetzt im Lager der Feinde meiner spotten mag], so schütte ich sbei der Erinnerung an meine vor- malige Freundschaft und Gemeinschaft mit Gott, auf die man höhnisch mich hinweist] mein Herz heraus bei mit? selbst [lasse meine Seele recht ge- flissentlich in Kummer und Herzeleid hinschmelzen Hiob 30, 16., damit sie wenigstens in diesem süßen Weh eine Befriedigung finde für ihre heiße Sehnsuchtsk denn ich wollte gerne hingehen [nach dem HeiligthUMJ mit dem Haufen [der in langsam feierlicher Prozession dahinziehenden Menge], nnd mit ihnen wallen zum Hause Gottes swie ich das sonst zu thun gewohnt war], mit Frohloclen und Danken [ihnen voranschreitend 2. Sam. 6 , 4 f. I4J- unter den: Haufen [derer wollte ich gern wallen], die da feiern [des HErrn Feiern Z. Mos. 19, 30 zu halten im Begriff stehen Jes. 30, 29]. s. Was [aber] betriibst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir sals sei solches Glück und Heil dir nun für immer verschlossen]? Hatte auf Gott; denn ich werde skünftig einmal, wenn ich auch jetzt noch nicht weiß, wann] ihm noih danken, daß er mir hilft mit seinem swieder in Gnaden sich mir zuwendenden] Angesicht. Merke, daß man haben muß, wenn einem zur Stunde der Noth gegeben und der Seele also aufge- holfen werden soll. Je mehr wir in sanften Tagen un- sere Lust haben am Hause» des HErrn und seiner Gna- denfülle, desto bälder wird sich in der Nacht der Trüb· sal fein Anåestcht uns zeigen; denn es ist Glaube, und aus dem lauben dann der Durst, und aus dem Durste das Gebetsgeschred und aus diesem Geduld und Hoffnung vorhanden. (Taube.) II« v. 7—12. Aber noch ist die Kraft der Jtnferhtnng durch solchen Jnfprurh in Davids Seele nicht gebrochen, fein Immer; macht sitt) vielmehr vom dienen geltend; dazer jedorh ein erfahrnngsreimeo Erben hinter sikh hat, so bietet ja damit eine Jtiihöhe sich ihm dar, auf welche er nur hinaufsteigen darf, am von da einen fröhlichen Stiele in das, wag ihm uoeh bei-erseht, zu thun. Durch immer neues Beten nnd Jtnsfchüttea dro Herzens vor Gott werden zm zweiten Mal die fiärmlfchen Wogen in feiner Zenit befihwichltgt 7. Mein Gott [obwohl ich sie soeben durch den harrenden Aufblick zu dir zur Ruhe zu brin- gen versucht habe], betrübt ist sund bleibt dennoch] meine Seele in mir; darum gedenke ich [von der Hoffnung auf die Zukunft zur Erinnerung an die Vergangenheit mich wendend] an dich [und ver- senke mich in die Gnade und Barmherzigkeit, von der du mir sonst so viele Beweise gegeben, ob es mir vielleicht gelingen möchte, durch Gedenken an dich und die gnadenreichen Erfahrungen, die ich in deiner Gemeinschaft gemacht habe, den Schmerz zu überwinden wegen deß, das ich hierorts ent- behre], im Lande am sjenseiiigen Ufer des] Jot- dan und Hermonim [wo die Ausläufer des Her- mon in ein anderes Gebirge übergehen) aiif dem 220 Psalm 42, 8—12. 43, l—5. 44, l. kleinen Berg [in Gilead, auf dem ich jetzt mich besinde, und der, trotz seiner romantischen Schön: heit 4. Mos. 21, 30 Anm., doch so gar nichts bedeutet gegen deinen heil. Berg Zion]. 8. [Jn, betrübt ist meine Seele in mir!] Deine Fluthen [die Fluthen der Trübsal, die du über mich herabschüttestJ rauschen daher, daß see in meiner angefochtenen Seele hergeht, wie in dieser wild romantischen, von vielen Schluchten und Wasserfällen durchschnittenen Gegend, wo] hie eine Tiefe und da eine Tiefe brausen; alle deine Wasserwogen nnd Wellen gehen sgleichwie über das Geschlecht, das du in der Sündfluth vertilgtest I. Mos. 7, 11] über mich. Es isi in den Bergen Eilends, jenseit des Jordan, ein Land mit vielen Wundern der Natur. Doch—was sind die schönsten Herrlichkeiten der Natur einer Seele, welche sich aus dem Heiligthum Gottes vertrieben weiß! Die herrliche Natur um ihn her mit den Gießbächem wo tobend eine Fluth die andere herbeizurusen scheint, wird sür ihn nur ein Bild der Unglückswellem die über ihn hereingebrochen sind. Wo ein Herz sehr traurig ist, legt ja auch die schönste Natur ein Trauerkleid an; und wiederum, wo ein Herz sehr freudig ist, kann der cinfachste Anger zu Lust nnd Jubel stimmcn. (Tholuck.) D. lAber mitten in solchem Trübsalsmeer ge- denke ich dein und enipsinde da deine Tröstungen und die Freudigkeit zum Gebet.] Der HErt hat des Tages verbeißen seine Güte [sie zu mir ab- geordnet, daß sie den Tag über mit mir sei und mich aufrecht halte], Und des Nachts singe ith ihm [fühle mich durch das, was ich von Neuem an Güte erfahren, zu seinem Lobpreis ermuntert], nnd bete zu sdemj Gott meines Lebens kzu Gott, dem mein Leben angehört, der es schützt und erhält und aus dem Tode, in welchen es gegenwärtig hingegeben scheint, wiederum erwecken kann] unverkennbar sindet hier eine Beziehung statt aus das ,,Tag und Nacht« in V. 4, dem Tag und Nacht fortwährenden Schmerze des Sängers dort werden hier die Tag »und Nacht fortwährenden Trdstungen Gottes entgegengestellt. Hiernach ist es ein bloßer Merismos (Vertheilung der einzelnen Saszglieder auf die verschie- denen Versglieder), wenn die Güte dem Tage, der Ge- sang und das Gebet der Nacht zugewiesen wird; der Sinn ist: bei Tage und bei Nacht sendet der HErr seine Güte und giebt mir Veranlassiing, ihm zu singen und zu ihm zu beten· (Vgl. 92, 3.) 10. Jch sage [in solchem Gebet] zu Gott, meinem Fels sindem ich ihm klage, was mich drückt und quält]: Warum hast du mein ver- gessen? Warum muß ich so traurig [einher-] gehen, loenn sdarum weil] mein Feind mich dränget? 11. sllnmdglich kann doch bei dem Verhält- niß, in dem ich zu dir siehe, solche Lage andauern; ich müßte ja da zu Grunde gehen] Es ist [dieser Schmerz, den ich jetzt leide] als ein Mord in meinen Beinen swie ein Schwert, das durch die Seele geht und sie bis auf den Tod verletzet Lief. Z, Z5., der Schmerz nämlich], daß mich meine Feinde schmähen, wenn sindemj sie täglich zu mir sagen: Wo ist nun dein Gott [V. 412 12. lFreilich hätten sie Recht, wenn es also bliebe, wie es Ietzt stehtz doch:] Was betrübest du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir sals müßte es immer so bleibenji Hatte ans Gott [und ,,erwart der Zeit, die er verleiht«]; denn ich werde ihm noch danken, daß er meines sfetzt von Scham gerötheten nnd von Traurigkeit gebeugten] Angesichts Hilfe· und mein Gott ist« [so daß rch dann den mich höhnenden Feinden V. II triumphirend entgegentreten kann und sagen: Sehet, da ist er, mein Gott, von dem ihr meintet, er habe mich ganz und für immer verlass en "]. «) Jn V.6 sagte David: Jch werde ihm noch dan- ken, daß er »mil- hilft mit seinem Angesicht, welches er über mir wird leuchten lassen (4. Mos. S, 24 fs.) und das aus meine Feinde sehen wird (Ps. 34, 17); hier aber spricht er: Ich« werde ihmmoch danken, daß er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist, d. i. er wird mir also helfen, daß ich es sehen werde und daß mein ietzt trauriges Angesicht dadurch heiter wird. «) Dieser Psalm ist einer der Lieblingspsalmen der französisclpreformirten Kirche geworden und war das Lieblingslied König Heinrich? l. von Frankreich. Die deutsche Bearbeitung: »Wie nach einer Wasserquelle ein Hirsch schreiet mit Begier re. sindet sieh nur selten in den Gesangbüeherm dagegen ist die von einem franzö- sischen Jagdliede entlehnte, von claade Goudimoh dem Lehrer Palestriiias bearbeitete Melodie dazu zur Melodie des Liedes: Freu dich sehr, o meine Seele &c. genommen und unter diesem Namen bei uns bekannt. Dei: 43. Psalm. Anrusung Hatt-as. des höchsten Richters Der vorliegende Psalm, von dessen erstem Wort Uudjca = Lichte) der fünfte Sonntag iu der Fasienzeit seinen ilamrn hat, sieht tu so rugrr tieziehnug zu dem vorigen, daß er mindestens als ein leiirzereo tied uaih gleichen( Grundton, vou eben demselben Diiiitrr uud aus der näm- lichen Zeit, vielleicht sogar als eln zugehörige: Theil oder alo Fortsetzung zu jenem anzusehen ist. fassen mir ihn, da erfl hier des sauget- Rlagtz Ergebung und Hoffnung durch hiuzutretende zuversichtliciir sitt: ßkh vervollständigen, in lehterem Sinne, also »als zugehörigen tirslandthell zum vors-gen Psalm auf, so iß Gedankengang und Inhalt fol- geu er: Hi· U. 1—5. dioth einmal wird in Davids Seele der Schmerz lebendig und ergießt ßrh in einem beuiegllajen Hilferuf, daß der Gott seiner Stätte: gegen seine lioohafs ten Feinde ihm beißeheu und zu dem so innig von ihm gellebtzu tieiligthum ihn zuriiiiiliriugru möge; uokh ein. mal dampft er aber auch die Unruhe »in seinem Herzen mit demjenigen Varus, der schon zweimal ali ivirlisauc sich erwiesen. l. Richte mich, Gott sversskmffe mir Recht, der ich Ietzt Unrecht leide], und sichre meine Sache wider das nnheilige Voll sdas so gar keine Pietät kennt gegen seinen rechtmäßigen König, uud ke- Fortsetzung des vorigen Psalms vom Heimweh nach Zion. 221 rette mich von den falschen und bösen Leuten [ge- nauer: von dem Manne des Truges und der Ungerechtigkeit) Man könnte darunter den mit Abfalom verbundenen Ahitophel, vor dessen Schlauheit David besonders sich fürchtete und dessen Treulosigkeit vor allem ihn schmerzte (2· Sam. IS, l2. 31; 16, 20 ff.»; Pf. 4I, 10), ver« stehen; doch hatte dieser zur Zeit der Entstehung des gdsalms wohl schon ein Ende gefunden mit Schrecken . Sam. 17, 23), es müßte denn sein, daß man im Lager Davids von seinem Ende noch nichts gewußt hätte. Luther hat, wie in Pf. 41, 7 u. 9., den Sin- gular in collektivem Sinne aufgefaßt. 2. [Zu dir nehme ich meine Zuflncht.] Denn dn bist der Gott meiner Starke staunst allein aus meiner gegenwärtigen Noth mir wieder heraus«- helfen. Diefe Noth ist fa so groß, daß ich wei- nend klagen muß]: warum verstoßest du mich? Warum lassest du wich so traurig [einher-] gehen, toenn sdarum weil] mich mein Feind dranget los. 42, 1012 » · Z. Stnde [denn, nachdem du mich so tief ge- demüthigt hast, als meine Geleitsengel] dein Licht und deine Wahrheit sdeine sich vom Neuen mir zuwendende Huld und Treue 57, 4], daß sie niich [gleichsam bei der Hand nehmen und aus meiner finsteren und verlassenen Lage heraus-J leiten-« und bringen zu deinem heiligen Berg lZivU Pf« 15- 1; 24- 3J, und zu deiner sdaselbst befindlichen] Wohnung fdenn dahin verlangt mich mehr, als nach meinem auf demselben Berge ge- legenen Königspalafi Pf· 42, 5], « 4. [Und mache mir’s so möglich] Daß ich wieder, wie vorhin] hineingehe zum Altar Gottes [da man dir täglich Opfer bringt 3.Mof. 6,12], zudem Gott srnich nahend], der meine Freude nnd Wonne shier aber, in der Verbannung, mir so fern gerückt Pf. 42, 2 Anm.] ift," und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott ffür alles, was du je und je, durch solche Zurückführung aber aufs Neue mir Gutes erwiesen hast]. V) Keinen besseren Leiter können wir haben als Gott, sein Licht, feine Wahrheit, sein theures und werthes Wort. Aber wer leitet dich, o Seele? Dein fleischlicher Sinn, deine Lüste; doch die leiten zum Verderben. (Pfaff.) —- «««·) In der römischen Messe beginnt der Gottesdienft mit den sog. Staffelgebeten; darauf solgi das Confiteor, der Jntroitus, das Korie und das Glorie« in excelsis (Ehre sei Gott in der Höhe ie.). Der Priester sammt dem Ministranten tritt, den bedeckten Kelch in der Hand, zum Altar, sicllt auf diesen den Kelch, tritt wieder herab, bezeu t ihm durch Kniebeugung die Ehrerbietung, bekreuzt ch von der Stirn nach der Brust und spricht: Jm Namen des Vaters und des Sohnes re. Hierauf, die Hände vor der Brust faltend, fährt er fort: Jch will hineingehen zum Altar Gottes, zu Gott, der meine Jugend erfreuet; es wird nun versweise abwechselnd unser Psalm vom Priester und Ministraiiten gesprochen und mit dem Glorie. patrj (Ehre sei dem Vater ic.) beschlossen. Darauf folgt noch einmal obiger Spruch, danii das Adjutorinmx Unsere Hilfe sei im Namen des HErrn, der Himmel und Erde gemacht hat, woran sich das Confitcor anschließt Die evan elifche Gottesdiensiordi nung hat davon nur das: Jm amen te. und: Unsere Hilfe re. beibehalten; es eignet sich aber gewiß Pf. 48 trefflich zum stillen Vorbereitungsgebet des Geistlichem bevor er den Altardienst ausrichtet Z. [Jch muß mir immer wieder zurufen Pf. 42, 6. 12:] Was betriibeft du dich, meine Seele [daß noch so wenig Aussicht auf Erfüllung deines sehnlichen Wunsches oorhanden], und bist so nn- tnhig in mit [als werde die. Erhörung deiner Bitte auf immer ausbleibenji Hatte auf Gott [der seine Zeit und Stunde hat]; denn ieh werde ihni [gewiß dereinst] noch danken, daß er meines Angesichts Hilfe, und mein Gott ist [wenn ich auch eine Weile noch mit beschämtem und ge- beugtem Angesicht einhergehen und auf seine Hilfe warten muß]. Die jauchzende Lust, die der Sänger in der Hoff· nuiig auf das Wiedersehn des Heiligthums hat, ist iind bleibt ein herrlich Vorbild für alles Feiern der neutesta- mentlichen Gemeinde und für die Zubereitung zum ewigen Bleiben in feinem Hause, zum nächsten Zutritt und Aufwartung vor feinem Angesicht. (Taube.) Der 44. Psalm. allgemeiner Zustand und gebet der Heiligen. " I. Eine Unterweisung der Kinder Korah [42, 1], vorznfingen [4,1; 1. Chron. 26, 31 Anm.]. Wie sich Pf. 42 u. 43 zu Pf. 63 verhält, daß da ein korachitischer Sänger mit feinem-König sich zusam- nienfchließt und als Ein Herz und Eine Seele mit ihm erscheint, so verhält sich der vorliegende 44. Psalm zu Pf. 60 und empfängt von diesem die Angabe, unter welchen Zeitumständen er erstanden; nur besteht in sofern ein Unterschied in diesen wechselfeitigen Beziehungen, daß, während Pf. 42 u.43 ein Nachklang von Pf. 63 und also der Zeit nach später ist, der torachitische Ps.44 dagegen dem daoidifchen Pf. 60 vorausgeht, ersterer inmitten des Elends erklingt und letzterer gleichsam beim crsten Anbruch des Morgens nach der tiefen Finsterniß der Mitternacht erschallt (2. Sam. 8, 13 Anm.). Kle David etwa in: L. Jahrzehnt seiner Regierung (1055-l045 v. Chr) hoch oben tni Uordtn seines Rein» wider die Syrrr stritt, waren die Charakter, den ihnen gnu- stlg srheinendeu Zeitpunkt braun-nd, vom siidru her iu Snda eingefallen, hatten riu großer Hlulbad in dein von Trnuprn entblöbtru kaude angerichtet. viele Grfaugene ge— niacht und naudeu schon in Begriff, bin Jerusalem vorzu- dringen, so daß alle bisher von David errang-neu Erfolge, die dem Reiche diejenige Ausdehnung geben sollten, welche durch Gottes Verheisnugen ihm benimmt waren (1- Uns. is, liiz 5. on. 1, 7; It, 24), wieder in Frage gestrlit schienen. In dieser Zeit der dloth bringt an Stelle des non seiner tjanptstadt abwesendeu Könige ein mit derGabe der pfnlnikndiciitnng nnegesiatteter soraihit des voller- Klage und Hilfrsiisrri vor die Ohren des tiErrn nnd hält ihm in sinfenmäßigem Fortschritt der Gedanken folgende Sätze vor: Du hast vormals uns geholfen (V.2—4), kanns! aukh gegenwärtig gar wohl nn- helfen O. 5—-9), hilfst uns aber nicht, sondern giebsi uue in die Gewalt unsrer Feinde dahin w. 10—17); nnd doch ist es nicht etwa die Schuld unsern Abfatli non dir, uui deretioilteu wir so 222 Psalm 44, 2—23. heimgesucht würden w. 18—23), darum tritt für uns ein und nimm unsrer dloth dich an w. 24——27). I· v. 2—4. Der Sänger beginnt mit einer Erinnerung an Gottes vormalige Gnndeuerweifnugen gegen sein volle: mit seiner Hand hat er einst nnter znose und Josua die lianauitiskhen ilölleer ans dem ge- lobteu Lande vertrieben und die Kinder Israel in ihr Grbe eingesetzt. Z. Gott, wir haben mit unsern Ohren saus Mosis und Josua’s Zeiten her die Kunde von deinen Großthaten Pf. 90, 16] gehören« unsere Väter baben’s uns [mittelst der von Gefchlecht zu Geschlecht sich fortpflanzenden heil. Ueberlieferung 2. Mos 10- 2; Richt. 6, 131 erzähiet, was du gethan hast zu ihren Zeiten vor Alters« «) Dies bildet den Gegensatz gegen das, was sie in der Gegenwart mit ihren Augen sehen: Pf. 48, J. (Hengsienberg.) —- «I·«·) Das war das schöne Geschäft der Greise in Israel, Gottes Thaten unsterblich zu machen unter ihrem Volk, daß wie in ununterbrochener Kette ihr Gedächiniß hinliefe von Jahrhundert zu Jahr- hundert: Pf. 78, 3 ff. fTholuckJ Z. Du hast mit deiner Hand die Heiden sang diesem Lande, das wir jehtinne haben] vertrie- ben, aber fie hast du eingesetzt; du hast die Völker verderbet, aber sie hast du ausgebreitet [Ps. so, 9 ff.; 2. Chron. 20, 7]. » 4. Denn sie haben das Land nicht eingenom- men durch ihr Schwert, und ihr Arm half ihnen nicht, sondern deine Rechte, dein Arm, und das Licht deines Angesichts« lJos.24,11 ff; Z« Mvs s, 4 ff.]; denn du hattest Wohlgefallen an ihnen [es war so dein heiliger Rath und gdttlicher Lie- beswille"]. «) Die Rechte ist Bild des thatkräftigeingreifenden Handelns, der Arm der durchgreifendem das Be weckte durchsetzenden Macht, gleichwie seines Auge ichts Licht Bild seiner Gnade, welche alles Dunkle lichtet. (Delitzfch.) -—-· «) Solange die Natur noch ein Loch stehet, fucht sie sich da hindurchzumachen und Gott zu rauben, was Gottes ist. Und doch fchult Gott solange an uns, bis man sein Alles zum Schulgeld darlegi und ihm allein in allen Dingen die Ehre giebt; denn ob er auch alles mit uns theilt, seine Weisheit, seine Kraft, seine Liebe, so behält er« doch« dies Eine, seine Ehre, für sich, und hat nicht eher Wohlgefallen an uns, als bis wir das Bekenntniß thun: deine Rechte, dein Arm und das Licht deines Angesichts hat’s gethan. (Taube.) 11. n. 5 — Si. hierauf hält der heil. Sänger sitt) selbü nnd der ivraeliiischeu Gemeinde zur Grwenenng ihrer Glaubengzuversirht die Wahrheit vor, daß der Gott der Väter auch ihr Gott und König sei und ihnen, da sie ihr Vertrauen auf ihn nnd nicht auf ihre eigene Kraft sehen, ebensogut wie den Vätern zum Siege über ihre Feinde helfen könne. In dieser Znoerhiht stimmt er denn snjon jetzt ein Triumphlied an. Z. Gott, »du bist derselbe mein König fauch in den Tagen der Gegenwart], der du Jakob Hilfe verbeißen fkannst gar wohl deine vorigen Thaten in der jetzigen Drangsalszeit wieder aufleben lassen Habac Z, 2]. « C. Durch dich lvollen wir [wenn du deinem Volke dich wieder gnädig znwendeftj unsere Feinde zerstoßen [5. Mof. 33, 17; 1. Köiu 22, III; in deinem Namen wollen wir untettreten funter unsre Füße treten], die sich wider uns seyen. 7. Denn ich [aus der Geschichte der Vorzeit gar wohl wissend, wo allein Kraft und Sieges- siäkke für mich zu sinden] oerlasse niikh nicht auf Znsknen Bogen, und mein Schwert kann mir nicht e en; , 8. Sondern du [auf diesem Wort liegt der Nachdruck] hilfst uns von unsern Feinden, und machest zu Schandew die uns hassen [Ps. 20, 8]. n. Wir wollen täglich rühmen von Gott sdaß er unsere Hilfe und Stärke ist], und deinem Namen sGottj danken ewiglich kais welchem alleine die Ehre gebührt für alles Große, das durch und bei uns geschieht]- Sein [Ps. Z, 3 Anm.]. Der Psalm schwebt hier auf der heiteren Höhe des F3bpreifes, von welcher er nun in bittere Klage ab- o M« d.10-17. Aber tu welcheu skhreiendeu Widerspruch mit der vorhin dargelegten Glaubenswahrheit und der liundgegebeuen Glanbeusversicht tritt die Wirlilichleeit der Gegenwart! Israel isi seinem Erzfeind, dem gehässigen und rachedurstigeu Gdom, schmählich unterlegen, als ob Gott nicht mehr in seiner Mitte wäre; viele sind er- schlageu, andere in die Gefangenschaft um einen Spott· preis verkauft, die dtachbarn spotten und höhnen, die Heiden auch in der Ferne uiarhen ein Sdrüchwort ans dkliåih auiderivählten voller, nichts als Elend und Schmach a era . In. Warum [obwohl wir uns allein auf dich verlassen und deinem Namen alle Ehre geben] verstdßest du uns denn nun, nnd lässest uns zu Schanden werden, und zeuchft nicht aus unter unsern: Heer [es als Siegesherzog zum Siege zu führen 2. Sam. b, 24; Pf. 60, 12]'i 11. Du lässest uns fliehen vor unserm Feinde, daß uns [nach ihres Herzens Lust, ohne Wider- stand von unserer Seite zu sinden] berauben, die uns hassen. 12. Du lässest uns auffressen wie Schafe [machst uns einer Heerde von Schlachtschafen gleich, wo eins nach dem andern an die Reihe kommt I« Kötd U, 15], und zerstrenest uns tin der Person derer, die gefangen hiuweggeführt und als Sklaven in’s Ausland verkauft werden] unter die Heiden. Aus Amos 1, 6. 9 geht hervor, wie die Edomiter geradezu darauf brannten, israeliiische Sklaven zu be- fitzen, weil dieser Besitz ihnen als ihatsächlicher Gegen. beweis galt gegen das ihnen so widerwärtige Weish- gungrvort ·(1. Mof 25, 23): Der größere wird dem kleineren dienen.« 1Z. Du veriaufest dein Voll umsonst swie einer, der ein ihm verächtlich gewordenes Gut um jeden Preis, nur um es los zu werden, da- hiugiebt], und nimmst uichts darum kgleich als ob Vittgebet des seinem Gott treu gewesenen und doch dem Feind erlegenen Volks. 223 wir gar nichts mehr Werth wären in deinen Augen] - 14. Du machst uns zur Schmach unsern Nach: barn, zum Spott und Hohn denen, die um uns her sind [Ps. 79, 4]. II. Du machst uns zum Beispiel sSprüchwort oder Gleichntß Z. Mos. 28, 37] unter den Hei- den, nnd daß die Völker [ihren Hohn mit spötti- schen Geberden begleitend Pf. 22, 8] das Haupt über uns schüttelm is. Täglich ist meine sdeines so tief darnie- derliegenden Volkes] Schmach bot mir [daß ich sie ohne Unterlaß sehen und ohne Unterlaß mich darüber grämen muß Pf. 38, 18], nnd mein Antlitz ift voller, Schande [indem die Schande, die ich erleide, sich in meinem ganzen Gesicht ausprägt], 17. [Die Schande nämlich] Daß ich die Schauder nnd Liifterer [meiner, des auserwählten Volkes Ehre] hören, und die Feinde und Rach- glerigen sdiese mir so gehässtgen und beständig auf Rache sinnenden Edomiterj fehen tnnß [wie ste nun wirklich ihre Feindschaft und Rachsucht an mir ausüben können]. Unter Israel wurden die Verluste im Kampfe mit- den Heiden nach einem andern Maßstabe gemessem als dem gewöhnlichen. Das Volk war so leb aft von dem Bewußtsein seiner göttlichen Erwählung und der darin begründeten Noihwendi kett des Heils durchdrungem daß auch an und für sich keinere Verluste ihm sehr zu Her- zen gingen, es zu bekümmerter Frage und Bitte veran- laßten. Wie gering war z. B. der Verlust vor At, und doch ward dem damals so streitbaren Volke das Herz verzagt und ward zu Wasserz Josua aber zerriß seine Kleider und siel auf sein Angesicht zur Erde, vor der Lade des HErrn, bis auf den Abend, sammt den Ael- testen Jsraels, und warfen Staub auf ihre Häupter: Jos. 7, 5 s· (Hengstenberg.) IV· d. til-OF. nicht iiauu die dlrsach solujer schnseren diichiigaug Igraela dessen eigene Schuld uud Sünde sein; das voll: iß nicht abgefallen non Gott, hat seines dia- ueeuo nicht vergessen und seinen Hund nicht gebrochen, tm Gegentheil, gerade weil es mit dem tZErru iu Ge- meinschaft steht, erleidet es so sujwere Vraugsal Datum traun aber nun) der gegenwärtige dastand kein bleiben— der sein. 18. Dies alles ist über uns kommen sgleich als wären wir ein gerichtsreises Volk, an dem bereits die Fluchdrohungen in 5. Mos. 28, 15 ff. sich erfüllen sollten]; und haben doch dein nicht vergessen, noch uutreulich tu deinem Bunde [in Beziehung auf denselben] gehandelt; 19. Unser Herz ist nicht abgefallen, noch unser Gang gewichen von deinem Wege, 20. Daß du uns so zcrschlagest lbessets DU- durch du dich veranlaßt finden könntest, uns so zu zerschlagen] unter den Drachen [wie an einem öden und wüsten Orte, wo Drachen und Scha- kale hausen und die Todten unbegraben liegen bleiben], nnd bedeiest uns mit Finsternis kund uns zu bedecken mit solchem Todesdunkeh wie es jetzt auf uns liegt]. U. Wenn wir des Namens unsers Gottes vergessen hätten, nnd unsere Hände aufgehoben zum fremden Gott [bei dem unsre Hilfe suchend]: 22. Das möchte Gott [dem nichts verborgen istJ wohl finden [um es strafend heimzusuchen I. Mos 44, 16]; nun kennet er ja unsers Her- zens Grund [und weiß, daß es nicht also mit uns steht]. W. sNeinl nicht unser Abfall wird strafend an uns heimgesucht, sondern im Gegentheil ist es unsre Treue gegen Gott, um die es sich hier han- delt; und da kannst du, o HErr, nicht länger ruhig unserm Elend zusehen.] Denn wir werden ja un! deinetwillen [darum, weil wir dir ange- hören und in deinem Bunde wandeln] täglich er- glurdgäh und sind geakhtet wie Schlachtschafe [Röm. Das hohe Selbstbewußtsein, welches sich im Psalm ausspricht, erklärt stch am besten aus der Zeit Davids; denn diese und die erste Salomo’s ist die einzige in der Geschichte Jsraels, wo das Volk als Ganzes sich rüh- men konnte, von sremdländischem Cultus frei und rein zu sein. Nun kann der Verfasser ja nicht Sünden der Ein» zelnen, und auch nicht die oder jene Gebrechen des Ganzen in Abrede nehmen wollenz aber Abfall der Nation von Jehova, woraus sich die Verwerfung der« selben erklären ließe, ist nicht vorhanden, die den Heiden über Israel gegebene Obmacht ist also eine Abnormität (Regelwidrigkeit), und eben deshalb fleht der Psalm auf Grund der Treue Jsraels und der Gnade Gottes um baldige Erlösung. Denn wie es einen Gnadenstand des Einzelnen giebt, so giebt es auch einen Gnadenstand des oder jenes Volks, zumal des erwählten und aus be- schworene Verheißungen gestellten, vermöge dessen dasselbe nicht dem strafenden Zorn, sondern der gnadenreichen und alle Zorngestalt seines Ergehens bald wieder durch« brechenden und verklärenden Liebe unterstellt ist. Dabei ist jedoch andrerseits auch nicht außer Acht zu lassen, daß der Psalm aus dem gesetzltchen äußerlichen Stand- punkt des alten Testamentes steht, der nicht in das Christenthum herüberzuziehen ist. Ein unmittelbar aus dem Herzen der neutestamentlichen Gemeinde gebotener Psalm würde anders lauten; denn sowohl in Ansehung des Verhältnisses ihrer Wirklichkeit zu ihrer Jdee, als in Ansehung des Verhältnisses ihrer Leiden zu Gottes Beweggrund und Absicht reicht ihr Blick ungleich tiefer. Sie weiß, daß es Gottes Liebe ist, welche sie der Pafsion Christi gleichförmig macht, damit sie, der Welt gekreu- zigt, durch Leiden hindurch der Herrlichkeit ihres HErrn und Hauptes theilhaft werde. (Delitzsch.) O, was ist Gott für ein verborgener Gott; wie muß man auch beim Glauben nicht meinen, daß man ihn am Schnür- lein habe! Er kommt durch Umwege, durch widrig scheinende Wege zu feinem Zweck; er kann abbrechen, was er selbst gebauet, er kann ausrotten, was er selbst gedflanzt hat; sein Reich verliert dabei doch nichts. Was die Kirche Gottes unter solcherlei Druck zu ver- lieren fcheint, das wird durch den Sieg der Rechtschafsei neu, durch der Ueberbleibenden bewährte Gottseligkeit und durch die unter dem Leiden erlangte heilsame Er- fahrung reichlich erseht. (Riegee.) V. di. 24——27. Auf Grund der am Schluß dee vorigen Jlbsmnitti gewonnenen Erkenntnis, daß der gegenwärtige 224 Psalm 44, 24——«27. 45, 1—9. Zustand kein bleibender, sondern nur ein voriibergehens der sein kann, erhebt sie) denn die laute und eindring- tict)e Sitte, daß der hErr nicht länger sich uiithätig ver— halten, vielmehr mit seiner gewaltigen hilfe einsrhreiten und das Elend seines Volkes wenden und enden möge. ei. Ekipecie dich, Hase, warum schusst in [Ps. 35, 23; 59, 5 f.; 78, 65]»? »Was» aufs« und versioße uns nicht so gar [fur immers «) Gott scheint zu schlasen, wenn er in das äußere Geschehen hienieden nicht eingrciftz denn das Wesent- liche des Schlafs ist Einkehr in sich selbst aus der Be- zogenheit auf die Anßenwelt und Ruhen aller nach au- ßen wirksamen Kräfte. 25. Warum verdirgest du dein Antlitz [vor uns Pf. 69, 18], vergissest unsers Elends und Dranges [in welchem wir jetzt stecken, als ginge es dich nichts an]? · » As. Denn unsere Seele ist km tiefer Betrüb- niß Richr 11 , 351 gebenget zur Erde; »Unser Bauch [wo die Empfindungen der Seele gleichsam einen Niederschlag bilden Pf. 31, 10] klebet tun Erdboden. · Doch kann man aiich erklären: Wir sind iiach Leib und Seele iiiedergeschlagen und zu Boden geworfen, gleichsam mit der Erde zusammengewachsem daß wir uns nicht erheben können. 27. Mache dich auf [indem du von deinem Thronsitze dich erhebest Pf. 7·, 7],· hilf uns, und erlöse uns , nin deiner Gute willen [Ps. 25, 22; 6, 5]. Jn der makkabäischen Zeit warunser Psalm» das ständige Klage- und Bittgebey und ließen da tagtaglicl) die Leoiten den-Ruf crfehallem Wache aus, o HEry warum schläfefi du? Johannes Hyrkanus (von 135 ——107 v. Chr» s. Schlußbem zu den Biichernder Mai· kabäer Nr. 4) schaffte diese Gebetsrufe ab» indem er den Leviten erklärte: »Giebt’s denn Schlaf bei der Gott- heitL Hat nicht schon »die Schrift gesagt: siehe, er schläft noch schlummert nicht, der Hüter Jsraels? Nur in einer Zeit, wo Jsrael stch in Trübsal befand und die Weltoölker in Yiuhe nnd Wohlhabenheih nur in Bezug auf solche Zustande hieß es: Wache auf, HErp warum schläfest das« — Obwohl der ujpErr solch ein Stam- meln in den Gebeten der Heiligen sich gefallen laßt, wenn sie ihn erwachen und aufstehen hießen, so sollen sie dennoch stch gewiß halten, daß er für ihr Heil wache. Aber weil wir in unsrer Kurzsichtigkeit seine Fürsorge für uns nicht sogleich wahrnehmen, bitten die Gläubigen nach dem Augenschein, e»r möge ste nicht ver essen noch zögern, schütien ihr Grfuhh wie es daraus eroorgeh»t, vertraulich in seinen Busen aus und tilgen so die trit- ben Erregungen aus ihrer Seele, damit der reine und klare Glaube daraus heruorgeha (Calvin.) Der 45. Psalm. Meissagung von dem Bräutigam, Christo, und der Kirche, seiner Braut. I. Ein Brantlied und Unterweisung sein von edler, heiliger Minne oder von geistlichen Braut- Verhältnissen handelndes Lehrgedicht Pf. 32, 1; 42, i; 44, I] der Kinder Korah [1.Chron.26, 31Anm.], von den Rosen [auf die Melodie »Lilien« gedichtet Pf. 69, 1], vorznsiugen [dem Sangmeister zu übergeben und also für gottes- dienstlichen Gebrauch bestimmt]. Wie Psalm 42 u. 43 zu Pf. its» und Psalm 44 zu ins. 60 net) verhält, so iinn unser its. Psalm zu Pf. 72., der den Saloiiio zum Verfasser hat. Zins der Zeit dieses Königs sammt denn auch das hier vorliegende Xied und nimmt, soweit es überhaupt noch typischen Charakter an sich trägt, den Salomo zum Vorbild dessen, von dem es in prouhetischer Zegeisternug reden will. Der aber ist kein anderer als der zukünftige König der Gemeine, der ver- heißeue Messer-z, iind zwar besonders von Seiten seines ver— hältnisses zn der Gemeine, die seine Braut ist (Gsseub. A, L. it; DE, 17). Ssi das Lied, wie wir zu l. Un. S, 25 diese nerniuthnug ausgesprochen haben, die ttmbildnng eines weltlichen eirautliedes zu einem geistlichen, so erklärt sich, warum so mancher Jlusdrurli ihm anhaftet, der in das Gebiet des Sinnliihen hiuäberlnielt und auf geisilicheui Ge- biet allegorisct) verstanden werden muß; daß wir aber wirklich eine solche vollzogene Umwandlung des ursprüng- lich weltliihen Liedes vor uns haben, nicht, wie manche Kusleger sitt) die Sache vorstellen, das ursprüngliche Braut— oder eljoclszeitlied selber, das erfl hinterdrein, als die darin ausgesprochenen wünsche nnd Gedanken in Hesiehung auf den zunäct)si gemeinten König als zu hoch und äberschwäugiich net) erwiesen, eine geisiliche Metamorphose mittelst Zlllegorese erfahren nnd so die tiesiimwung fär den goitesdieusttinsen Gebrauch und im Zusammenhang damit auch Aufnahme in den Kauou gefunden habe, ergiebt sich aus dem ganzen Charakter des psalnis, der kaum uoeh ein tyvischspros vhetischetz vielmehr ein proohetischsuiessianischer in. I. V. 2—7. nachdem der Sänger zuvörderst die Stim- mung gekennzeichnet, die sein her; bewegt, nämlich be- geinerte kiebe fiir den König, dessen Lob er beflngen will, charatiierisirt er diesen hierauf als den Sihöusieu uiiter den siienschenkiuderm über dessen ganzes Wesen hvldseliglieit und Jlnmuth ansgegosseuist und der sihon in dieser seiner äußeren Erscheinung das Pfand und Siegel eines außerordeutlichen und ewig währeuden Gottessegeus an sitt) trägt W. 2 u. 3). Ietzt verköndigt er seine Ehre als eines Helden voll siiajestäi nnd Gottesmann, der in dem Kampfe fiir Wahrheit und dieihi große Tha- teii vollbringen und seine Feinde vernichten wird in. 4 —6); aber auch seine Ehre als eines frühen, den er sich nicht bedenkt mit Gott an)uredeii, dessen Herrschaft ohne Ende sei und die gereihtesie und freudeureiiisfle zu— gleich w. 7 u. it)- ilnd nun, indem er als Bräuti- gam ihn schildert ani Tage seiner Hochzeit w. 9 u.10), erreicht« sein Lied, das ja der ileberschrift zufolge ein srautlied nnd Unterweisung sein soll, die Höhe, zu der es von Anfang aufgesirebt hat. « 2. Mein Herz dichtet ein feines Lied fes wallt über von einem Liede begeisternden Inhalts, das es, weil gar zu gewaltig davon bewegt, nicht länger in sich verschließen kann « Luk. 6, 45]; ich ivill fingen von einem Könige [dessen Herr: lichkeit all mein Denken und Sinnen erfülltjz meine Zunge [indem sie eil- und redefertig in Worte faßt, was das Herz· ihr diktirt] ist ein Griffel eines guten fund behenden] Schreiberskt «) Merket hier und lernet das neue Herz der Gläu- bigen, darin Christus wohnt durch den Glauben, welches des HErrn Christus so voll ist, das; es überläuft wie Hochzeitslied zu Ehren des Königs ohne Gleichen. 225 ein Brunnen und kann nicht schweigen, es muß hervor- brechen. (J. Arndg —- ") Dünken wir uns um dcr dermaligen Armut und Schwäche am inwendigen Menschen willen nicht zu gerin e, daß nicht auch unsre Gespräche und Gebete, Zeugni e und Bekenntnisse feine Lieder von unserm Könige und unsre Zunge der Griffel eines guten Schreibers sein könnte: nur das Maß des heil. Geistes ist dabei verschiedem nicht aber dasWes en. (Taube.) s. Du [König, dem mein Loblied gilt] bist der Schönste unter den Menschenkinder« svon vollendeter menschlicher Schönheit und ein Jdeal derselben, das von keinem andern Menschenkinde erreicht wird], holdselig sind deine Lippen [als über welche ein unvergleichlicher Liebreiz von oben her ausgegossen ist, so daß sie schon, auch ohne sich zu öffnen, das Herz wunderbar ergreifen und eine Ahnung geben von den holdseligen Worten, die dahinter verborgen liegen Luk. 4, 22; Joh. 7, 46]; darum [aber, weil solche Schönheit eine mehr als irdische und nicht von der Art derjenigen ist, die so oft als Tand und Trugbild sich er- weist, Sprüchw St, 30., weil sie vielmehr der Ausdruck eines dir einwohnenden himmlischen Wesens kst Joh. 1, 14] segnet dich Gott ewiglich [ist sie uns Erkenntnißgrund des unbegrenzten und unvergänglichen Segens, den Gott dir beige- legt hat]. Z, Die Schönheit gilt in der biblischen Anschauung als abe Gottes Cwir setzen hin u: zur Bekundung be- sonderer Absichten, die er mit semand vorhat). Man erinnere sich der Schönheit Josephs (1. Mos 39, 6), der Schönheit des Kindes Mose, die den Eltern als Anzeichen seiner hohen Bestimmung erscheint (2.M.2,2, vgl. auch 1. Sam. s, L; 16, 12) der Schönheit der Töchter Diebs, die ihm nach seiner Bewährung geboren worden (Hiob 42,15). Die Schönheit des Königs Eliiessias aber ragt über alle menschliche Schöne hinaus, wobei man sich der ohne Zweifel messianisch lautenden Stelle Jes. its, 17 erinnert: »Deine Augen werden den König sehen in seiner Schönes« (Delt sch.) Jm sünd- losen Zustande muß des Geistes S önheit sich auch vollkommen in der körperlichen offenbaren. So musz es auch bei Christo gewesen sein, und die in der alten Kirche eine Zeitlang (we en Jes· 53, L) geltende ver- kehrte Ansicht, an Chri o sei keine leibliche Schönheit gewesen, wurde von der christlichen Kunst bald mit rich- tigem Bewußtsein überwunden. Jn Christi Angesicht mußte die himmlische Seele sich malen; und wenn die Kinder dem HErrn mit freudigem Vertrauen nahten und ihm Hosianna riefen (Matth. 2l, 15), so deutet das wohl auf den unmittelbaren Eindruck hin, den Christus auf sie machte: Kinder haben viel Ahnungsstnn für den Ausdruck der Miene. sWuttkeJ 4. Gürte dein Schwert an deine Seite, dn Held [denn so sehr du in der einen Beziehung ein Friedenskönig bist, so stehen dir in anderer Hinsicht doch auch schwere Kämpfe bevor, die du zu führen hast], und schnürte dich schön siege dei- nen lichten Harnisch an, indem du die Mafestät und Herrlichkeit, die dir eignet, in Gebrauch nimmst]. Christus wäre nicht der ewig Gebenedeite, in dem alle Geschlechter der Erde gesegnet werden sollen, wenn er nicht mit dem Schmucke sieghafter Majestät und Heldenkraft bekleidet wäre; darum folgt, wie in Jes.9,6 auf den Namen ,,Rath« der Name »Gottheld«, so hier auf seine holdseligen Lippen das Lob seiner Heldenkraft und stegreichen Ritterschafh Gilt es doch nichts Gerin- geres, als in der Welt der Sünder den ver essenen und verlassenen Gott wieder zu Thron und egiment zu bringen, den« Satan zu binden und zu überwinden in denen, die in seinen Fesseln gefangen liegen, den ganzen Heerd der Lüge, der Fleischeslust und Ungerechtigkeit zu zerstören und sein liebes Zion auf diesen Trümmern zu bauen; denn die Segensverheißung gehet darauf, daß er die Menge zur Beute und die Starken zum Raube be- komme: Jes. 53, 12· (Taube.) Z. Es müsse dir [die Bewältigung der Feinde] gelingen in sdiesemj deinem Schmuck [unwidersteh- licher Gottesmacht]. Zeurh [wie ein Krieger auf seinem Streitwagen l. Kön. 22, 30 ff.] einher der Wahrheit zu gut [damit sie zur Herrschaft auf Erden gelange Jes. 42- II, und die Elenden bei Recht zu behalten [damit sie nicht länger von ihren gottlosen Drängern unterdrückt werden Pf. 72, 415 so tvitd [da an einem siegreichen Erfolg es dir nimmer fehlen kann] deine rechte Hand Wunder beweisen [wie gewaltig du deine Feinde zu fällen weißt Jes. 11, 4]. Der Teufel fleißiget sich deß mit aller seiner Kraft und Macht, daß die Lüge emporschwebh die Wahrheit aber verstöret und unterdrückt werde, welche Wahrheit der Glaube ist, der den rechten Gottesdienst ordnet und bestätigt. Derhalben kann der Satan diese Wahrheit nicht leiden, sondern erweckt dagegen mancherlei und unzähligen Aberglauben und Heuchelei, daß wir alle müßten darüber verderben, wenn uns Christus nicht Beistand thäte, sein Reich gewaltig zu bestätigen und die Wahrheit zu vertheidigem (Calovius.) s. Schars sind deine Pfeile kund allemal tödtlich für die, die sie tressen], daß die Völker [mit denen du kriegst] dot dir [überwunden sich bekennendj niederfallen, mitten unter den Feinden des Königs srichten sie, von diesem mit sicher tresfender Hand abgeschossen , eine furchtbare Nie- derlage an]. 7. Gott [so rede ich ohne Bedenken dich an, weil nicht allein Davids, sondern auch Gottes Sohn du bist Matth 22, 41 ff.], dein Stuhl Königsthron] bleibet immer nnd ewig-« [2. Saat. 7, 13. IS; Pf. 89 , 5 u. 37 f.]; das Scepter deines Reichs [das Scepten das du in deinem Reiche führst] ist ein gerades Sceptet snach der einen Seite hin helsende, nach der andern strafende Gerechtigkeit übend Pf. 67, Z; Jes. 9, 7; 11, 4]. «) Aus dem Kampfe mit seinen Feinden geht dieser König, so erbittert sie sind, als vollständiger Sieger hervor, und durch jeden neuen Krieg bewährt sich sein Thron als ein unersehütterlich fester, während bei sonsti- en großen Königen, wie selbst David, auch zuweilen Ge- saht drohte und der Thron wankend wurde. (Vaihinger.) 8. Du liebest Gerechtigkeit lauf Seiten derer, die dir untergehen sind], und hassest gottlos Wesen [so daß du es an deinen Unterthanen nicht duldest]; darum hat dich, Gott [wie ich zum zweiten Mal dich anrede V. 7], dein Gott sder zum Könige s denn es ist der Tag seiner Bermählung 226 Psalm 45 , 10—18. dich verordnet und eingesetzt hat] gefalbet mit Freu- denöle [Jes. St, 3], mehr denn deine Gesellen sdie andern Könige, damit du auch an Glück und Heilsie alleüberragest 1. Kön. 3,13;2.Chron.1, 12]. Diese Stclle wird in Hebr. 1, 8 f. angezogen. Hier nun wird das Wort »Gott« an erster Stclle als Anrede gefaßt (o Gott), das Subjekt folgt erst in ,,dein Gott;« darnach interpungiren die neueren Bibelausgaben auch an unserm Psalmort. Luther selber dagegen hat an diesem eigentlich übersetztx ,,Darum hat dich Gott, dein Gott, gesalbet mit Freudenöle te» so daß gleich das erste »Gott« das Subjekt bezeichnet, und ,,dein Gott« nur eine Beifügung dazu ist. 9. Deine Kleider sind san diesem Tage deiner Hochzeit, für welchen ich dein Lob besinge V. 1] eitel Mnrrhen Aloes nnd Kezia kvon den köst1ich- sten Aromeiy s. Anm. zu 2. Mos. 30, 243 4. M. 24, S. so ganz ,durchduftet, daß sie wie daraus gewoben zu sein scheinen] wenn du aus den elfen- beinetnen [mit»Elfenbein ausgezierten 1. Kön. 10, 18 Anm.] Palasten daher trittst in deiner schönen Pracht snach der Lesart des Grundtextes: aus Elfenbein-Palästen dir entgegentönend er- freut dich Saitenspiel] Beachtet man, daß bei Luther in Pf. 145, 5 mit ,, schöner Pracht« die hebt. Worte III-«! JDY ver- deutscht werden, so liegt es nahe, anzunehmen, daß er diese Worte auch am Schlusse unsers Verses statt der andern ssihtpY Ixsp gelesen habe; das »wenn du daher trittst« hat er nach dem Sinne, den er mit dem Satze der zweiten Vershälfte verband, ergänzend beigefügt. Jm dritten Theil des altenTestaments vom J. l524 dagegen hat er san· ganz iibergangen und rsintpp (sie erfreuen dich) gleichbedeutend mit FHHZDFH ssie freuen sich deiner) aufgefaßt, indem dort steht: man sreuet sich dein über den elfenbeinen Tempeln (anderswo: Palästen). Man sieht, die Worte haben ihm viel « Schwierigkeiten bereitet, und sie bereiten sie den Aus- legern heute noch. Wir erklären, einestheils mit Delitzsch übereinstimmend, anderntheils von seiner Auffassung ab- weichend: Aus den Elsenbein-Palästen, in welche der veiherrlichte König eintritt, tönt ihm festliche Musik ent- gegen, die sich beeisert, sein Wohlgcsallen u erwerben; ene Paläste find aber nicht die, aus welchen er als aus dem Hause ihres Vaters die Braut abholt, sondern seine eigenen, welche die davidisch -salomonische Königsburg weit an Pracht und Herrlichkeit übertrifft und in die er die Braut ein- führt. Geistlicher Weise läßt sich hierbei an die Lobge- sänge der himmlischen Heerschaaren denken, unter denen Christus mit seinen Erlösten und Auserwählten in den himmlischen Hochzeitssaal einst einzieht. 10. Jn deinem Schmuck gehen snach andrer Deutung: Zu deinen Kostbarkeiten gehö- rens der Könige Tochter Nönigatöchterjjz die Braut fahre, welche zur eigentlichen Königin erkoren ist«] stehet zu deiner Rechten, in eitel löstlichem Golde [prangend in Geschmeide von Ophirgold I. Kön. 9, 26 ff.]. V) Diese Königstöchter stnd die Nationen der ver« schiedencn Königreiche, welche Christus für seinReich sich erworben und die er nun in seinen Hochzeitssaal mit sich einführt. Allerdings, wie Luther iiberseszh gehen sie in seinem Schmuck einher; denn er ist es, der sie gewaschen hat von den Sünden ,mit seinem Blute und hat sie zu Königen und Priestern gemacht vor Gott und seinem Vater sOffenb l, 5 s.). Aber, wie die Worte sich auch anders fassen lassen, gehören sie zugleich zu seinen Kostbarkeiten oder zu seinen Theuren und Ge- tebten, mit denen er ebenfalls hochzeitlich sich verbindet, gleichwie mit der Einen, von der in der andern Hälfte des Verses die Rede ist. — «) Wer sind stnd jene Töchter von Königen, und wer ist diese dem Könige nächststehende Königin? Jenes stnd die zu Christo be- kehrten heidiiischen Völker, und diese ist das, nachdem die Fiille der Heiden eingegangen, Gotte in Christo wiedervermählte Israel. Erst wenn Israel ihm gewon- nen ist, nachdem die Fülle der Heiden eingegangen (Röm. l1, 25), bricht der Morgen des großen Tages an, den dieser Psalm als Gemeindelied friert. sDelitzschJ ll. v. l1—17. Jtii die, welche zur Rechten des Königs sieht, bestimmt zu seiner Gattin ersten Wangen, wendet sich seht der Sänger und hält ihr eine Eruiahnuugsredei sie möge ihr voll: und väterliches Haus vergessen und durrh unbedingte Hingabe an ihren Gemahl, der ja zu— gleich ihr HGrr im erhabenslrn Sinne des Wortes sei, seiner Liebe sich würdig meinten; als cohii dafür ver- heißt er ihr die Huldiguug der reiihflen und bliiheiidsien völlier Cl. 11—l3). hierauf ösfuet siih seinem deines— ange das Gemüt, in welihem die staut zu einer ge- lthiiiuititeu tiraut zubereitet worden ihrem Manne; er schauet sie in ihrer ganzen Herrlichkeit, sihauet sie, uiie sie sammt den Jungfrauen ihres Gefolge-« dem Könige zugefährt wird, denn auch diese sollen sein-Eigenthum sein (h. 14-—16). mit Freude nnd Frohlarlieu bewegt siih der Zug: es ist der Ehreutag der Einen Ettioretien und der vielen Miterliorenenz aber auch an einer gläu- zeudeu Nachkommenschaft wird es dieser Verbindung nicht fehlen, nur daß fle geistlicher Jtrt ist, wie die Verbin- dung selber eine geinlikhe ist sit. 17). 11. Höre, Tochter [der Sänger stellt sich mit dieser Anrede zu der Braut in V. 10 in das Verhältniß eines geistlichen Vaters, des Lehrers zu seiner Schülerin oder des Predigers zu der, welcher er gleichsam die Traurede hält Pf. 34,12; Spvüchiix I, 8. 10. 15], schaue drauf lwas ich dir zeigen will], nnd neige deine Ohren szu dem, was ich dir sage] , vergiß [damit du aus deinen natürlichen und angeerbten Verhältnissen , wie äußerlich, so auch innerlich aUsscheidesiJ deines Volks und deines Vaters Hauszt 12. So wird swenn du völlig und willig dich ihm hingiebstj der König Lust an deiner Schöne haben [wie er denn wirklich von Verlangen brennt, sich auch seinerseits ganz an dich hinzugeben. Zur Erfüllung der an dich gestellten Forderung aber bist du in der vollen Bedeutung des Worts heilig verpflichtetjz denn et ist snicht blos im Sinne eines irdischen Gemahls I. Petri Z, 6., son- dern vielmehr als der, der Gott der HErr ist V. 7 u. s; 2. Sam. 7, 19] dein DE« [Joh. 20- 28], nnd follst ihn [daher auih in tiefster Ergebenheit] anbeten. «) Die gehäuften Aufforderungen zur Aufmerksam- keit weisen darauf hin, daß der Sänger Wichtiges und« Schweres Von der Köni in zu verlangen hat. Salomo’s Weiber hatten der au ihnen gestellten Anforderung, Von seiner Braut, dem alttestamentliehen Vundesvolh und deren Gespielen. 227 ihr Volk nnd ihres Vaters Haus zu vergessen, schlecht entsprochen: l. Kön. 11, s. (Hengstenberg.) II. LHältst du denn ihn, deinen himmlischen König, in solchen Ehren, wie sie ihm gebühren, so wirst auch du vor aller Welt in Ehren gehen, wie es deinem Stande als der erwählten Königin V» 10 MtsptichtJ Die Tochter Zor sdie Ein- wohnerschaft der reichen Handelsstadt Tyrus Pf« 72, 10; Jes. 23, 17 s.] wird mit Geschenk da sein [deine Gunst sich zu gewinnen], die Reichen im Voll sauch aus jedwedem anderen Volk die, welche die Reichsten sind] werden vor dir flehen sdaß du ihnen Antheil an deinem glücklichen Loose verschafsests Was den Sinn betrifft, den die Gemeinde mit dem allen zu verbinden hat, so findet sich die richtige Um- deutung des ,,vergiß deines Volkes :c.« schon in einer jüdischen Erklärung: ,,vergiß der bösen Thaten der Gott- losen deines Volks und das Haus der Götzem denen du gedient im Hause deines Vaters« Es ist ja nicht die verstockte Masse Jsraels, welche zu Gott und seinem Christus in solches Liebesverhältniß tritt, sondern, wie die Weissagung von 5. Mos. 32 an verkündign ein durch vertilgende und sichtende Gerichte hindurch geläuterter und gereiteter Rest, welcher, um Christo ganz anzuge- hören und der heilige Same einer besseren Zukunft zu werden (Jes. S, 13), alle Bande des Zusammenhangs mit dem halsstarrig ungläubigen Volke und Vaterhause zu durchschneiden und in ähnlicher Weise, wie Abraham (1.Mos.12, 1 sf.), ans ihnen auszuscheiden hat. Diese Gemeinde der Zukunft ist schön, denn sie ist gesühnt G. Was. 32, 43), gewaschen (Jcs. 4, 4) nnd geschmückt (Jes. Cl, Z) von ihrem Gott. Und huldigt sie ihm, ohne rlickwarts zu blicken, so bleibt nicht allein Er der Ihre, sondern in ihm wird auch alles Herrliche der Welt das Jhre. Hochgeehrt von dem König der Könige ist sie die Königin unter den Königstöchterm welcher Tyrus und die Reichsten unter allerlei Volk liebreiche freudige Anerkennung zu zollen sich beeifern. (Delitzseh.) 14. Des Königs Tochter sihres Volks und ihres Vaters Hauses nun wirklich vergessend, indem sie seht, beim Beginn der Hochzeit, ihr Gemach, darin sie zubereitet Esth. 2, 3 fs.;- Offenb. 21, 2 worden, verläßt] ist ganz herrlich inwendig« sganz Herrlichkeit und Pracht schon hier, in den inneren Räumen des Gemachs, noch ehe sie aus denselben heraustritts sie isi mit giildenen Stücken [in gold- durchwirkie Stossej gekleidet. 15. Man fiihret sie in [bunt-] gestikitea Klei- dern znin König sdaß der nun mit ihr sich ver- mähle in Ewigkeitjz und ihre Gespielen [die ihr das Geleit gehenden Freundinnen] die Jnnslfkanew die [obwohl dem Stande nach ihr wesentlich gleich, doch gern ihr den Vorrang lassend] ihr nachgehen, snhtet rnan sdaß sie zugleich mit ihr dein, des königlichen Gemahls, Besitzthum werden] zn bin« «) Jn der Regel faßt man diesen Ausdruck als eine Bezeichnung der inwendigen, vor der Welt verborgenen Herrlichkeit (Col. 3, 3 f.); vgl. das Lied von Chr. Fr. Richter: Es glänzet der Christen inwendiges Leben re. Jadessen sieht das Wort des Grundtextes, welches in- nenwltrtih nach innen zu oder im Innern bedeutet, nie- mals anders als in örtlichem Sinne; «) Für diese Darstellung boten die Verhälinisse der Salomontschen Zeit in sofern eine Grundlage, als Sa- lomo neben der Gemahlin ersten Ranges, der egypiischen Königstochtey noch eine große Menge ausländischer Weiber hatte; aber hier gerade zeigt es stch recht, wie der Psalm gan aufgehört hat, zeitgefchichtlich zu sein, und nurallegoriich zu deuten ist; denn niemals war es Sitte, mehr als eine Frau zugleich zu nehmen, am wenigsten ging das weibliche Gefol e einer Neuvermählten unmit- telbar in den Besitz des åemahls über, sondern es ver- blieb der Gattin als Dienerschast »Versteht man aber unter den Jungfrauen neugewonnene Gemeinden aus den Heiden und unter den Freundinnen solche, die an der Wiederbringung der Tochter Zion herzlichen und thätigen Antheil genommen, verliert das ,,,,führet man zu dir-«« das Befremdendez denn es isi eine geistliche Vermählnng, und eben dieses Hinausgehen über die Schranke hochzeitlicher Sitte drängt darauf hin, eine solche. geisiliche zu verstehen» IS. Man führet sie [beide, die Königin und ihre Gespielen, die Jungfrauen] tnit Freuden nnd Wonne [unter freudigem Jubel], nnd gehen in des Königs Palast [in die ElsenbeimPaläste V. 9., wo auch der Vater thront, der seinem Sohne Hochzeit macht Matth. Les, l ff.]. 17. Anstatt deiner Vater sder herrlichen Vor: fahren, von denen du, o KönigiMessias , dem Fleische nach herstammst Römz 9, 5] wirst dn Kinder [Söhne, und zwar, wie aus der Natur der Verbindung, aus der sie hervorgehen, sich er- giebt, geisiliche Söhne] kriegen [denn von nun an kennest du niemand nach dem Fleisch 2. Cor. Z, 16]; die wirst dn zu Fnrsten sehen in aller Welt [wie irdische Könige das mit ihren Söhnen in dem beschränkten Umfange ihres Gebiets zu thun pflegen 2. Sara. 8, 18; 2. Chron. 11, 23., vgl. Pf. 110, Z; Ossenb. b, 10]. Die Braut des Lamms, welche der Apokalyptiker Offenb. 19, 7 f.) in glänzend weißen Bhssus gekleidet chaut, der ihre Gerechtigkeit bedeutet, wie die bunten oldenen Kleider hier ihre Herrlichkeit, ist nicht Eine erson und auch nicht Eine Gemeinde, sondern die Gemeinde Israel und die ihr glaubensverbundenen Ge- meinden der Heiden usammen. (Delitzsch.) Die zahl- reiche, mächtige Nach ommenschaft, die hier dem Könige geweissagt wird, Söhne, die den herrlichsten seiner Ahnen leichstehen werden, die auf der ganzen Erde ihre Für« Zenthtimer erhalten, sind hervorragende Männer im Reiche Gottes in allen Ländern, deren Einfluß nun um so viel größer wird, als der alte Bund unter dem neuen sieht. (v. GerlachJ lll. v. is. Der Sänger schließt mit dem Gelübde immer- währenden Ureiseg dei herrlichen Königs, voa dem er gefangen, nnd spricht darin dao Bewußtsein von dem hohen Beruf, den sein Voll: Israel empfangen, ans; er weiß aber, daß dieser Beruf seinen Erfolg haben and dein von ihm gelobtea preise ein lauter wiederholt des kobe- der Völker folgen werde. 18. Jch [der Sänger, ein Glied des Volkes, das deine Braut zu sein berufen ist] will deines Namens sdu minnewerthey heldenhaften göttlicher König] gedenken von Kind zn Kiadesiindz daran! [weil auf diese Weise dein Lob auch zu den an- P? Psalm 46 , 1—12. dern Nationen, die jetzt noch von Finsterniß und Dunkel bedeckt sind, dringen und sie erwecken wird, das Gleiche zu thun] werden dir danken sdich preisen] die Völker immer und ewiglich. Der 46. Psalm. Der Kikohe Trost und Sicherheit. l. Ein Lied der Kinder Korah [1. Chroru 26, 31 Anm.]- von der Jugend [hebr. o1-a-1am0th, d. i. mit Sopranstimmeu auszuführen Pf. 6,1 Anm.], vorznfingen [4, 1]. Der Psalm ist, wie S. Jlrnd ihn rharaktertsiry ein schäner Trostusalm, darin Gottes Wuuderihat gepriesen wird, wie er sein kleines Häuflein der Glänbigen schützt nnd erhält in so großen Ltriegsnöthen und derfalgnugem da siktys läßt ansehen, als wollte die Welt untergehen. Fragen wir nun nach der gesrhirhtlittsen Veranlassung zu unserm Liede, das Luther im I. 1529 unter den Zur-'r- stuugen zum Jlngsbnrger dteikhstage zu seinem »Ein feste Burg in unser Gott« (vgl. v. s n. IS) ausgearbeitet hat, so sind die Jlusichteu der Ztnsleger darüber getheilt: die einen denken an Josophaks Sieg wieder die Jtmauiter nnd iiioabiter in L. Thron. 20., welchem die beiden fol- genden Psalmen (47 u. sitt) nebst Its. 83 ihre Gntstehnug verdanken; die andern an die Niederlage des asshrisctsen ihrem, die dasselbe unter Sanherib im 14. Jahr des Königs itjtskia (7l3 v. Chr) vor Jerusalem erlitt (2.Läu. 18, 13 —-19, sit; Les. 36,l — 37,36). Indem wir den letzteren uns ansthlirßem empfehlen wir dem Leser, die Geschichte an den bezeichneten Stellen zuvor nachzulesen, wenn er zum vollen Verständnis und Genuß des psalms gelangen will. I. V. 2—4. Iler Psalm beginnt mit einer allgemeinen Aussage dessen, was »Gott seinem Volke is, nämtish eine Zuflucht und sichere Hilfe, nur deretwillen es getroü sein kann, nun) beim wildehen Toben der Elemente; diese Aussage ist das Grgebntß auch der neuerdings gemachten Erfahrung. L. Gott ist unsere Zuversicht [genauer: ist uns Zuflucht] und Stärke [Pf. 18, 2f.; Sprüchm 18, 10], eine Hilfe in den großen Nbthety die uns getroffen haben [richtiger: als Hilfe in Drangsalen gar sehr bewährt]. Z. Darum fürchten wir uns nicht, wenngleich seinmal die Noth noch höher steigen follte, als die wir eben überstanden haben, ja so hoch, daß] die Welt unterginge und die Berge mitten in’s Meer [in die Tiefe des Oceans, aus der sie bei der Schöpfung aufgetaucht sind 1. Mof 1,· 9 f., wieder hinab] stinken, 4. Wenn gleich [wie es am Ende der Welt wirklich geschehen wird Las. 21, 25 ff.] das Meer witthete nnd wallete, und von feinem Ungestüm swomit es, hoch empor sich thürmend aus seinen Ufern tritt] die Berge einfielen Sein [«die hie: sich steigernde Musik bekräftigt die Glaubensznven sieht der Gemeinde in solcher wilden Erregtheit der Elemente-J. » Bei seiner Reise zum Augsburger Reichstage hatte der Chnrftirsi Friedrich der Weise, während Junge, Spalatin und Melanchthon ihn dahin begleiteten, Lüthern selbst, weil er unter Bann und Acht lag, in Coburg gurückgelassenz hier aber wirkte derselbe in Wahrheit als der Moses, der mit anfgehobenen Händen vor dem HErrn stand (2. Mof 17, 10 f.), während des harten Kampfes« der Seinen: »Es ehet kein Tag fürübey schreibt Veit Dietrtch in Bezie un auf ihn an Me- lanchthon, an welchcm er nicht auszs Wenigste 3 Stun- den, so dem Siudiren am bequemften sind, zum Gebet nimmt. Es hat mir einmal ge lückt; daß ich ihn hbrete beten: hilf Gott, welch ein Gei , welch ein Glaube ist in seinen Worten! Er betet so andächtiglich, als einer, der mit Gott redet, mit solcher Hoffnung und Glauben, als einer, der mit feinem Vater redet« Da sang er denn zu feiner Stärkung sich öfters auch obiges, über unsern Psalm von ihm edicbtetes und zum Kampf- und Siegeslied der deutftgen Reformation gewordenes Lied nach der gleichfalls von ihm verfaßten Weise (dte Worte des Lieds, wie die Töne der Weise, sagt Winter- feld, geben das lebendigste Bild des Mannes selber); man erkennt aus feiner damaligen Lage, daß er in der zweiten Hälfte des 2. Verfes (eine Hilfe in den großen Nöthem die uns getroffen haben = er hilft uns frei aus aller Noth, die uns jetzt hat betroffen) mehr nach dem Bedürfnis der Gegenwart, als nach dem Wortlaut des Textes übersetzt hat. ll. d. 5—8. hierauf geht die Rede näher ein auf die Jlugrisse und Gefahren, denen -die Stadt Gottes von Seiten der ihr feindlich gesiuntem erobernngssüihttgen Welt nnd ihrer Jtlactsthaber ausgesetzt ist; aber sie hat den Strom göttliche: Gnade mit seinen Brünnlein vieler geistlictser Segnungen bei has, ja sie hat den lebendigen· Gott mitten unter sich. Da kann sie fein lnhig bleiben in allem Gedränge oan außen her, nnd die Noth oder Jtngsi kann nur eine kurze ilacht bei ihr herbergen; ihre Hilfe kommt bald und geschwind, während rings um sie her die weltreittse zu Grunde gehen. Z. Dennoch sswenn’s auch mit. der Noth von außen aufs Schlimmste käme V. 3«f.] soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben sals eine solche, die nichts zu befürchten hat, die keine Gefahr des Um- oder Einsturzes kennt] mit ihrer! Brünnlein f sgöttlicher Segnungen, die von dem Strom der Gnade ausgehen, von dem sie, wie einst der Gar- ten Eden von dem Paradiesesstrom I. Mof. 2, 10., gewäffert wird Pf. 36, 9; ist sie doch der Ort], da die heiligen Wohnungen des Hbehsten sind [so- lange aber die da sind, hört jener Strom der Gnaden mit feinen Segensbrünulein nicht auf zu» fließen, und so lange die fließen, kann Gottes Volk in seiner nnerfchütterlich festen Stadt ,,un- verzagt und ohne Grauen stets sich lassen schauen« Jef. II, 20 ff.]. Auderivärts übersetzt Luther genauer nach dem Grundtext: Der Strom mit feinen Bächen er· freut die Stadt Gottes, die heiligen Woh- nungen des Höchsten. Vor-trefflich, sagt Caloin, ec- fcheint auf den ersten Anblick der Ausspruch des Hora- tius seines der vorzüglithsten römischen Dichter, der in der Zeit von 65—-9 v. Chr. lebte und bei dem Kaiser Angustus in hoher Gunst stand) von dem Gerechten: Si fkactus illabatxur orbis Oveim auch der Erdkreis in Stücken zerbrechend zufammeufallen sollte),· jmpavidurrx Von der Sicherheit des Volkes Gottes und dem Brünnlein, das Gottes Stadt bei sich hat. 229 tot-inni- ruinae (werden doch die Trümmer einen uner- schrockenen Mann an ihm erschlagen); aber weil ein solcher, wie er ihn hier dichteh niemals gefunden worden, so thut er nichts als fcherzen Diese Seelengröße da- gegen, wie sie in unserm Psalm beschrieben wird, grün- det sich allein auf den Schutz Gottes und die Verhei- ßungen, die er den Seinen ertheilt hat, und besiegt auf diese Weise leicht den Schrecken, welcher allen Creaturen den Untergang droht. s. [Ja, nicht blos ein Strom der Gnade mit feinen Segensbrünnlein ist da, sondern] Gott [selbst, der mit seiner Gegenwart an jene seine Wohnungen sich gebunden hat] ist bei ihr drin- nen, darum wird sie wohl bleiben fund niemals wanken]; Gott hilft ihr [wenn sie in Noth ge- räthJ frühe [sobald der Morgen sich herzuwendeh so daß die Angst und Noth nicht länger als eine Nacht bei ihr Quartier darf nehmen Pf. 30, S; Jes. 17, 14; 37, 36]. , 7. Die Heiden müssen verzagen [weil sie tei- nen lebendigen Gott zu ihrer Zuversicht haben], nnd die ttbuigreiche fallen sweil die rechte Stärke und Hilfe ihnen fehlt]; das Erdreiets [selber] muß [einmal1ivergehen- wenn er smit seinem Donner] sich hören laßt [aber die Stadt Gottes verzagt nicht, nnd fällt und vergehet nicht, vgl. Blum. zu V. 9]. - 8. Der DE« Zebaoth sanf dessen Aufgebot allegeschöpflithen Mächte sich wie Kriegsschaaren stellen müssen l. Sam. l, 3 Blum] ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schuh [genaner: ist uns eine hohe Feste oder sichere Burg, die von niemand erklommen werden kann] Sela [,,fasse dies fein tief zu Herzen, daß es recht wur- zele«: Berleb. Bib.] III· to. 9—12. Ita- Eied wendet sitt) nun zu dem Ereig- niß der jitngflen Vergangenheit, welches so sichtlsarltcts nnd liandgreistich es an den Tag gelegt hat, wie Gott dem Toben der tjeiden nnd allem Kriege so plötzlich nnd wunderbar ein Ende machen nnd seine Stadt als unan- tasibar vor aller Welt Jtugen hinstellen, sitt) selber aber Jlnerliennnng verschasfen liaun bei den dlöllieru aus Erden. Indem dae Lied in eine Ermahnung an diese übergeht, die zugleich Warnung nnd Drohung in, schließt eg mit demselben Wort, womit sitson der zweite Abschnitt seinen Abschluß erreicht« dies Wort aber in der Grundgedanke der ganzen psalmr nnd die Quintessenz dessen, was im ersten Abschnitt gesagt worden. E- ist denn anch das Jtiotio des oben angeführten Xutlserliedes D. Kommt [alle, die ihr den Thatbeweis von Gottes allmächtiger Kraft und allgewaltiger Hilfe* vor Augen sehen wollt] her [vor Jerusalems Thore], nnd sehanet [in den I87,000 Leichen, die dort liegen 2. Kön. 19, 351 die Wette des HERR, der auf Erden solch Zerstöreu anrichtet; 10. Der [iudem er die Widersacher seiner Stadt vernichtet und sie selber dem herrlichen Ziel ihrer Berufung immer mehr entgegenführt] den Kriegen san denen er überhaupt kein Gefallen hat, am wenigsten an denen wider fein Volk] steuert in aller Welt sdaß sie zuletzt ganz ein Ende nehmen müssen Jes. Z, 54; 9, 5; 54, 16 f.]; der den Bogen zerbricht, Spieße zerschlägt, und [Streit-] Wagen mit Feuer verbreunesp [Ps. 76, 4]. - «) V. 7 dürfte vielmehr so zu übersetzen sein: Toben Völker, wanken Königreiche (und wird nun Got- tes Volk in diese Katastrophe der feindlichen Erregnng unter den Wcltvölkern und des Umsturzes der Staaten hineingezogem wie es ja, da dasselbe mitten hinein ge- stellt ist in die Welt, nicht anders sein kann): er (der HErtO erhebt seine Stimme, so zerfließt die Erde (es kostet ihm dann nur ein Erheben feiner ge- waltigen Donnerstimme, so löst sich aller Bestand der Weltmacht in nichts auf, wie Schnee an der Sonne zerschmilzt Amos 9, 5). Ein Thatbeweis hierfür war denn die wunderbare Niederlage des asshrischen Heeres vor den Thoren Jerusalems wirklich. ») Der Sänger spricht so, als ob die ganze Erde durch diejenige Hilfe mit zur Ruhe käme, mit welcher Gott der Stadt Davids geholfen hat. So war es aber auch: die Länder Mesopotamien und Syrien, E hpten und Aethiopien, anch Phönix-ten, hatten sich erhoben und waren zum Theil von dem Fuße des Er· oberers zertreten worden. Nach dem Schlage aber, den er vor Jerusalem erlitten, ging Sanherib nach Ninive zurück, und Assyriens Macht war gebrochen (2. Kön. 19, 37 Anm.). II. Seid stille [so spricht der, der für sein Volk gehandelt hat und nun anch für sie redet, zu den Völkern, die da gerne kriegen Pf. 68,31., laßt ab von allen feindseligen Unternehmungen wider mein Volk] nnd erlennet, daß ich fder allein wahre] Gott bin [gegen den ihr doch nichts ver- möget]. Jeh will Ehre einlegen [in meiner Er- habenheit und Unüberwindlichkeit anerkannt fein] unter den Heiden, ich will Ehre einlegen auf Erden [darum habe ich hier einmal in recht augenfälli- ger Weise ohne alle äußern Waffen für mein Volk gestritten und seinen Drängern es unmöglich gemacht, ihre Absichten weiter zu verfolgen Jes. 33, 10]. 12. Der HErr Zebaoth [so rühmt Gottes Volk noch einmal V. 8·, nachdem die Weltvölker ihre Lection V. 11 empfangen haben] ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schnhsist uns eine hohe Feste] Sein. Wir sollen bei solchen Psalmen nicht nur an das gedenken, was Gott fchon in vorigen Zeiten gethan oder auch uns selbst hat sehen lassen, sondern immer auch einen Blick hinaus thun auf das, was noch in Gottes Schätzen aufbehalten ist. Es ist noch manches zitrück, wie manches Erdbeben, Hagel, Brausen des Meeres, Umsiurz der Berge (Offenb. 16, 18 ff.), mancher Krieg und manches To en der Völker wider den HErrn und seinen Gesalbten (Osfenb. 19, 19 f·). Da wird Gott noch Ehre einle en; da wird es aber anch noch bei vielen Menschen inge zum Erschreckem Verzagen und Versehmachten vor Furcht geben. Bittet, daß ihr würdig werdet, zu entfliehen diesem allen und zu stehen vor des Menschen Sohn! (Rieger.) 230 Psalm 47, 1—-10. its, 1—8. Der M. Psalm. Von Christi Himmelsahrt I. Ein Psalm is, I]- vorzusingcn sit, I]- der Kinder Korah [1. Chrotu 26, 31 Auen] satt einem, dem des vorigen Psalm verwandten, obwohl um 178 Jahr weiter zuriini liegenden Ereigniß der Gesnsiehte des Reiches Snda hat es der nuumehrigr Psalm zu thun; nämlich mit Sosaohaks Sieg iiber die vereinigten dlactsban online, die Moabitetz Jlmmoniter und Oleuuitey die Gottes voll: ans dem Lande seines Erbtheils zu vertreiben nnd sinz selbst darin sesizusehen gedansten (2. Ehren. 20, 1 sf.). Es war das ein Sieg ohne Kampf, ein Triumph ohne Snjwertsnzlag von Seiten Josaphat- und seines volles ge- wesen; um so offenkundiger war es ein Sieg Sehoocks selber, nnd das kobethah ivoselbd er gefeiert ward, wurde nun zu der Stätte, von welcher aus der hErr nun) voll- brathter Erlösung seines vollen und unter dem Inbel der leoitisnseu Chöre gleinssam seine tjimwelfahrt hielt sit. Ehren. 20, 26 Blum. l n. 2). Darin liegt etwas Ehoisnses nnd praphetisclzes im dlorausblittt auf die künftige tjimmelfahrt Christi, und der snzdue, von walteuder Freude bewegte Psalm, so sehr er auf der einen Seite mit vollem Dienst zeitgesnsinstlim vom Standort des Xobethals aus deuten läßt, trägt den) auf der andern Seite so entschieden einen pro· phetisnpmessiautsnsen Eharaltter an Ich, daß er in seiner ganzen Tiefe ern vom Berge der tjimmelfahrt aus erfaßt werden kann. Wie er aber so der Ehrisien ,,Ehriü fuhr gen Himmel« ist, so hat die jiidisnse Shnagoge ihn zum dlenjahrspsalm erwählt. I« di. 2 Z. Juerst werden alle Völker der Erde, also die Heiden, zum freudigen Preise des hErrn aufgefordert; denn er isi ein hocherhabener nnd ersthrecttlinser Gott, der altmäclstige tzehecrscher der ganzen Erde. Jlls solnsen hat er sich renst augenfällig in der vorliegenden That· sache erwiesen, die zum Zeugnis dient, daß, wie ihm einerseits das heilige kund, das Erbe seines volles am Herzen liegt, er auch audrerseits nur darum oorerst Isråiels Gott geworden, nuc zuleht aller Völker Gott zu wer en. 2. Ftohloclet mit Hände« [in freudiger Er- regung eurer Herzen, statt in blos erzwungener Weise euch zu fürchten Z. Chron. 20, 29], alle Völker, nnd jauchzet Gott mit fröhlichetn Schall sals einem König, dem ihr hnldigen sollt I. Sam. to, Tit; 2. Kein. n, 12]. Z. Denn der Mir, der Atlerhöchste [Ps. 78, 56J, ist erschrecklich [ein Gegenstand des Schre- ckens, vor dem man sich in tiefer Ehrerbietung zu fürchten hat Pf. 76, 8], ein großer König auf dem ganzen Erdboden [und nicht blos über Israel und dessen Land, wenn auch hier der Mittelpunkt seines Herrschaftsgebieies ist] 4. El? wird sin immer weiter gehender Unter: werfung, für welche der eben erlangte Sieg ein eben so herrlicher Thatbeweis als ein bedeutender Schritt vorwärts ist] die Völker unter uns zwin- gen, uud die Leute lNationenj unter unsre Führ swas für diese allerdings zunächst etwas Bittesres haben mag, aber die bittere Schale birgt auch hier, wie so oft im Leben, einen süßen Kern] Z. Er ertoählet uns zum Erötheii [richtiger: unser Erbtheih er schenkt uns das heilige Land, darin wir wohnen, immer vom Neuen zum Erbtheih indem er wider jeden Versuch derer, die es uns rauben wollen, in Schuh es nimmt Pf. 83, 5 U. is; S. Chron. Do, 23 Anm.], die Herrlichkeit Jakobs, den er liebet sdies Land, mit welchem das Volk der göttlichen Liebe als mit einer besonderen Gnadengabe prangen und stolziren kann] Seit! [«die Musik drückt hier auf den ge- genwärtig so glorreich bewährten Erfahrungssas vielstimmig ihr Siegel«]. Was zunächst an Israel geschieht, sollte billig für die ganze Welt Gegenstand lebzafter Freude sein; denn auch die, welchen es zunächst kein Heil brin t, haben doch darin eine thatsächliche Verheißuug desse den, ein Unterpfand des in Zukunft zu erthetienden Heils. Zeigt es Gottes Größe, so zeigt es auch, was die Heiden in Zukunft an diesem Gotte haben werden. Chengstcnbergh II« v. 6—10. Ver Jiufruf zum cobe und preise Gottes wendet sins hierauf an das auserwählte volle, an Israel: wie dieses jetzt nach Jerusalem zueiieitltehry nachdem es des hErrn Wunder-thaten gesrhauet und reiche seute davon getragen, so liehrt der holte, nansdem er sein Werte auf Erden volibranstz nun wieder umtjtmmel meint, und das muß unter Subel und Lob esängeu sei- ues Vetters gesetz-then, die dann fortltlingeu nun) in der weiteren Zukunft; das Thema dieser Eobgesänge ist der an Lehre und Erbauung reithe Sah, der aus dein eben flattgehabten Ereigniß tin) ergiebt, daß Gott Zäuig is iiber die ganze Erde, nnd der Snzlußstetu altes de"ß, was da angefangen hat zu geschehen, in der, das nun alle Xbrßen der Erdenvöllier mit Israel zu einem einzigen voll: des heilsgesctzirlstlinzen Gottes sich zusammensnsließem 6. Gott fährei sieht, nachdem er zuvor oom Himmel herniedergekommeu und in herrlichen Er- lösuugsthaten die Sache seines Volks» geführt hat 2. Chron. 20, 22 s., wieder dahin] ans mit Jauch- zen sunter dem Dankesjubel Jsraels, das ihm hier, im Lobethah das Lobopfer der Lippen bringt 2. Chrom 20, 261 , nnd dek DER! snachdem er seine Buudestreue auf's Neue in« Thateu der AU- machi und Liebe bewährt hat] mit heller Posaune suuter hellem Klang- der siegverkiindeuden Schlacht- hörner]. 7. Lobsingei Denn, ihr Kinder Juba, damit die Fesiklänge dieses heutigen Tages einen end- und grenzenlosen Nachhall finden durch euer gan- zes serneres Leben], ivdsitiget Gott sder so herrlich sich bewiesen Ist— 12- 5J; lobsingeh lobfiuget nu- sertn Könige sdamit sein Ruhm weithin erschalle durch die ganze Welt] s. Denn Gott sdas ist in dem vorliegenden Ereigniß aufs Neue kund geworden V» Z] ist König— auf dein« ganzen Erdboden sdarum eben müssen alle Lande seiner Ehre ooll werden Pf. 72, 19]; lobfitlget ihn! kläglich [mit einem feinen Liede, hebe. moskil I. Chron. 26, 31 Anm.], I. sDieses feinen Liedes Grundgedanke und er- baulicher Lehrsatz aber sei dieser:] Gott ist Kdliig über Des HErrn triumphirende Ausfahrr — Die Unnahbarkeit der heil. Stadt. 231 die Heiden; Gott[hat, nachdem er herniedergekom- men, um durch die Vernichtung unsrer Feinde sich Anerkennung als König auch über die Heiden zu verschassen, sich wieder auf seinen Thron im Himmel erhoben und] fiht [dort] auf seinem heili- gen Stuhl sum alle Welt auch wirklich seiner Herrschaft zu unterwerfen]. 1l). sSiehe da, wie es sein wird, wenn dieses Ziel nun erreicht ist:] Die Fürsten unter den Völkern [und mit ihnen auch diese ihre Völker fetbst] sind versammelt zu einem Volk [das sich im Glauben und Gehorsam] detn Gott Abrahanis sals auch ihrem Gott untergiebt und in Jsraels Volksgemeinschaft übergeht]; denn« Gott ist sehr erhöhet bei den Schilden ans Erden khat unbe- dingte Anerkennung als der eine rechtmäßige Gott und Heiland bei den Fürsten auf Erden, die ihren Völkern das stnd, was die Schilde den Kriegsleuten Hof. 4, 18., gefunden, und diese ziehen die von ihnen geschildeten Völker nach sich]. Der rechte letzte Sieg Jehova’s besteht nicht in blu- tiger Unterwerfung und dumpfer Bestiirzung, sondern in Umstimmung der Völkerherzen zu freudiger Anbetnng; Israel aber, dessetrGott der HErr nur darum gewor- den, um aller Völker, Gott zu werden, sehnt sich, daß dieser Zweck seiner Erwählung erreicht werde. (Delitzsch.) Der 48. Psalm. Vorbild der christlichen Kirche. I. Ein Psalnilied [ein musikalifch eingerich- tetes oder zum Saitenspiel zu singendes geisiliches Lied von lobpreisendem Charakter 1. Chiron. 26, 31 Anm.] der Kinder Korah svon ihnen oerfaßt]. Dieser Psalm schließt sich nicht blos durch die Reihen— folge im psalterz sondern auch hinsichtlich seiner geschicht- rtxsk.rkkkx«rtt..trsis«tkseine! use« e er m ur en o wnn er ar ihr gewährten Sieg über, die vereinigten Kmmoniterz nioabitev und Kenntniss-tranken, die ihren Bestand ge· s«k’.i.".’"2si"ik2?« its-sit« «« i«.«-"ksp.2kki«piik«" THE? a g g , man r a ern, aren nnd Trommeten eingezogen war (2. Thron. 20, 28). Beim Gottesdieusl des zweiten Tempels wurde er, gleichwie Ps.24 am Sonntag, znm Abschluß des rnorgenopsers am Montag gebraucht (4. Dies. W, 8 Zum] l« V. 2——9. Ehe der Sänger aus den eigentlichen Ge- genstand seines Lieder, die göttliche Erhaltung der heil. Stadt in der schtneren Gefahr, die vor wenigen Tagen ihr drohen, eingeht, preist er zuvor die würde nnd Hoheit Jerusalems nnd rühme die Herrlichkeit des großen Königs, dessen königlicher sit; sie ist; indem er aber dann ans die Begebenheit der jüngsten Vergangenheit zn sprerhen kommt, wie da die feindlichen König: es zwar schon unter sieh abgemaehi gehabt, daß he Jerusalem nehmen wollten, aber doch nur bis in ihre Uähe gekommen seien, nur die Stadt ans der Ferne zn erblictien nnd von Snzreitren ergriffen davon zu laufen, bezeiihnet er dies Ereignis» als ein solches, in welchem die Geschithten der derzeit wieder unstet-ten nnd die llnvergängltclzleeit der heil. Stadt aufs diene sich bekundet habe. 2. Groß ist der HErr nnd hocbberühmt fnach Gebühr gepriesen] in der Stadt unsers Gottes, ans seinem heiligen Berge fwofelbst er in Jerusa- lem seinen Wohnsitz hat und wo ihm auch das gebührende Lob gezollt wird]. Z. Der Berg Zion srnit der Davidsburg, die er auf seinem Rücken trägt 2. Sam. b, 9 ff.] ist [um deß willen, der aus Davids Geschlecht her- vorgehen soll Jes. 4, 2; 11, I] wie ein schön Zweigleinst deß sich das ganze Land [und mit ihm der ganze Erdkreis] tröstet [genauer: frenet Klagen 2, 15]; an der Seite sostlich hinüber] gegen Mitternacht liegt die Stadt des großen Königs [der Tempelberg mit der Wohnung dessen, der der König aller Könige und ein HErr aller Herrenist Jes. 31, s; Matth. 5, 35]. «) Luther nimmt das nur an dieser Stelle vorkom- mende Wort pTj in der Bedeutung, die es im Chaldäis schen hat, und schließt sich damit an Hieronymus an. Andere dagegen fassen es in dem Sinne «Erhebung« und übersetzen den Vers: Schön durch Erhebung (lieblich sich erhebend oder terrassenförmig sich wölbend, also kein schauerlich schroffer Abhang) die Freude der ganzen Erde (Hesek. 16, 14) ist der Berg Zion, der Winkel des Nordens (insonderheit, die nord- östliche Seite des Berges, ist von besonderer Bedeutnng), die Stadt eines großen Königs (ist er)- 4. Gott ist in ihren Palåsten [nnter dem sicher und wohlhäbig in Jerusalem lebenden Volke] be- kannt [anf’s Neue wieder in seiner Eigenschaft kund geworden], daß er det Schuh [dieser seiner Stadt] sei [und sie zu einer unzugänglichen und unbezwinglichen Feste mache] · Z. Denn siehe, Könige [die jener in 2. Chron. 20, 1 f. genannten VöIkerschafteUJ sind versammelt [hatten sich zu gemeinschaftlichem Zuge wider die heilige Stadt« verabredet, sie in ihren Besitz zu bringen Pf. 83 ,"4 ff.], nnd sfindj mit einander Vorüber [besser: heran] gezogen [bis in ziemliche Nähe der Stadt vorgedrungen, so daß dieser schon große Gefahr drohete 2. Chron. 20, 2 f.]. s. Sie haben sich verwundert, da sie solches sahen shaben zwar die heilige Stadt aus der Ferne erblicken dürfenf doch nur um vor ihrer Hoheit und Würde in Staunen zu gerathen]; sie haben sich entseht [sind sofort von panischem Schrecken ergriffen worden, als sie dieselbe gesehen], nnd sind [in eiliger Flucht davon-] gestürzt. 7. Zittern ist sie daselbst ankommen, Angst wie eine Gebiirerin [Jes. 33, 14]. » «) Jene Könige mit ihren Völkerschasten kamen bis ganz in die Nähe von Jerusalem , in die Wüste des ungefähr 3 Stunden von der Stadt entfernten Thekoa (2. Chron. 20, 20), welches eine weite Aussichn nament- lich auch aus die Um ebungen von Jerusalem gewährt. (2. Sam. Z, 1 Anat-h 8. Du [HErr, wie das jüngste Erlebniß uns zeigt] zerbrichst Schiffe im Meer sgroße, für weite Seefahrten bestimmte Schiffe l. Kön. I0, 22 Anrn.], dtirch den Ostlvind [-L)iob 27, 213 Jes. 232 Psalm 48, 9——15. 49, I—-1l. 27, 8., vermagst mit leichter Mühe auch die furcht- barsie Macht, die wider deine Stadt sich erhebt, im Nu zu zertrümmern Jes. 33, 21.]. Die in Z. Chron. 20, 1 f. u. 22 f. erzählten Er- eignisse sind hier in dichterischer Form nach der Weise der Propheten geschildert, und ist dabei zugleich zettges schichtliche BeziehunZ genommen auf das Scheitern der von Josaphat im erein mit Ahasja von Israel aus- gerüsteten Handelsfiotte (1. Köir. 22, 49.) 9. Wie wir [aus der Ueberlieferung der Vor- zeitJ gehort haben, so sehen wir’s fzetzt durch eigene Erfahrung bestätigt Hieb 42, 5] an der Stadt des HErru Zebaoth, an der Stadt unsers Gottes: Gott erhalt dieselbige ewiglich. Sein. Das untergegangene Jerusalem, bemerkt hier Hengstenberg zur Rechtfertigung des ,,ewiglich«, ist nicht dasjenige, welches der Sänger meint; es ist nur dessen abgestreifte Leiblichkeih Das ist nicht ganz richtig! Es ist wahr, daß Jerusalem in der neutestamentlichen Ge- meinde seinem wahren inneren Wesen nach seinen stetigen Fortbestand hat; wahr aber auch, daß sein zeit- weiliges Zertretenwerden in »der Heiden Zeit« (Luk.2l, 24) die Verheißung Gottes so wenig aushebt, als Jsraels zeitweilige Verstoßung seine Erwählung (Röm· 11). Die hei ige Stadt geht nicht unter, ohne wieder zu er- stehen. (Delitzsch.) II« v. 1l)—15. Hierauf läßt der Sänger unter Jung— nahm: auf den Temoelgottesdiensh den das Voll: Inda vor wenigen Tagen in den Jlengnen seiner gefährlichen Lage abgehalten, ein freudiges tlaulklted zu Gottes Xobe erschollen, der das Warten der Gerechten hat lassen Freude werden, und sihiießt mit der Aufforderung an die, weiche jetzt wieder zum Gottesdienst im Tempel versammelt nnd, die heil. Stadt von allen Seiten zu umgehen und in allen ihren Theilen zu besichtigem um net) zu überzeugen, daß ne ganz unversehrt geblieben, und die Kunde von Gottes ewiger Leitung, unter der sie siehe, auf die späteste rlaihwelt zn bringen. 10. Gott, wir warten lwohl mit Beziehung auf den Vorgang in 2. Chron. 20, 3 ff. genauer zu übersetzen: warteten] deiner Güte in deinem Tempel [und du hast uns nicht vergeblich warten lassen, sondern zu den alten Großthaten, deren wir da gedachten, nun eine neue hinzugefügt in dem uns geschenkten« Siege]. 11. sDafür gebührt dir das lobpreisende Be: kenntniß:] Gott, wie dein Name [den du durch deine früheren Selbstbezeugungen dir erworben, weit und breit herrlich geworden ist 2. Mof. 15, 4f.; Jst. 2, 9 ff»1- so ist auch dein Ruhm sden du mit deiner süngsten Wnnderthat dir verschasst], bis an der Weit Ende [2. Ehren. 20, 29]; deine Rechte [womit du in den Gang der Weltgeschichte eingreifst und deinem Volke hilftL wo es noth thut] ist voll Gerechtigleit srrichend nach der einen, und segnend nach der andern Seite hin Pf. 35,28]. 12. Es freue sich sdennj der Berg Zion kais welcher aufs Neue erfahren hat, wie wohl be- schirmt er unter deiner schützenden Rechte sei V. 9], und die Tölhter Jnda [die übrigen Städte im Lande] seist! ftöblickd um deiner Rechte lGetkchtsJ lvillen sdie du auf Erden vollziehstz denn Jsraels ganzes Erbe war bedroht, nun aber ist’s gerettet]. is. Machet euch [ihr Kinder Juba] un: Zion [indem ihr sie rings umgehet], nnd ntnfahet [um- kreisetj sie, zählet ihre Tbirrme sihr werdet euch überzeugen, daß derselben keiner fehlt]; 14. Leget Fleiß an ihre Mauern sindem ihr mit genauester Prüfung sie betrachtet], und erhdhet [sehet recht scharf, jeden einzeln betrachtend, hin auf] ihre Paläste [ihr werdet finden, es ist, so zu sagen, der heil. Stadt kein Haar. gekrümmt, sie steht von außen und von innen ganz unversehrt da! Das sollt ihr, die ihr vorhin so voll Angst und schwe- rer Sorge gewesen Pf. 83, 2 ff» wohl zu Herzen . fassevL auf daß man davon vertuudige bei den Naht-rannten, 15. Daß dieser Gott [der so wunderbar helfen und so machttg beschützen kann] sei unser Gott immer nnd ewiglich fund nimmer uns tönne ab- handen kommen] Er fåhret nns lvie die Jugend snach anderer und wohl richtigerer Deutung des Schlnßwortes, s. zu Pf. 9, I Anm.: beim Sterben, wenn die Umstände so sich anlassen, als müßten wir gar zu Grunde gehen]. Die Aufforderung zur fleißi en und eingehenden Be· lrachtung Zions giebt der Kir e des HErrn einen gar feinen Fingerzeig an die Hand. Man betrachtet wohl die Kirche auch heute noch, aber zu welchem Zweck und mit welchen Augen? Mehr um über ihren Flecken und Runzeln sich das Mißbehagen an Zion zu mehren und darüber verdrossen und trä e am Werk des HErrn zu werden, als die Schönheit ions zu schauen und dar- über fröhlich und dankbar, wacker und treu im Werke des HErrn zu werden. Wie sehr man auch den Scha- den Josephs auf dem Herzen zu tragen hat, so vergißt man doch über der Bemängelung gar zu leicht, was Gott noch darinnen hat. (Taube.) Der 49. Psalm. Lehre und Trost wider das glückt der goitlosen 1. Ein Psalm der Kinde: Knab, vorznsiugen s1. Chron. 26, 31 Anm.]. dran) der zu 1.sön.10, 29 ausgesprochenen vermuthen-g gehört der Psalm in die Zeitsaiomas nnd geißelt in ähn- licher Weise das Treiben der Gotitosen dieser Zeit, wie Pf. U. 14 u. 36 in Beziehung auf David? Zeit es thun. Der vieloersueectsende Ton des Eingange in U. 2 . erin- nert tiarik an die Reden Elihns in hieb Lan. 3 , its; Ist, 2 ff» was bei »dem Umstande, daß genau, das haust der lcoraktzitischeu Sangerfamiliq hättssi wahrscheinlich der Verfasser des Buches tjiob ist, sich uon selbst erklärt. I« v. 2—5. In sich seit-n hat der Sänger gebangt und Anfechtung erfahren due-h die iibermiithlge Sicherheit der wohlhabenden weilest-der, aber er in mit sich auf's dteiue genommen, der Kampf ist gesrtjltkhtetz nun nagt er vor aller Welt, was Gott ihm in seinem Innern geosseudart hat, nnd fordert alle ohne Ausnahme auf, diesen Worten zu tauschen. Christen) ,,Mammons-Trosi ist Seelen-Reh« darum fürchte nicht den Trotz der Welttinden 233 Z. Höretzn [dem, was ich sagen werde], alle Völkct ldsk Etdel mertet auf, alle, die in dieser Zeit [in dieser zeitlichen, vergänglichen Welt Pf. 17, 141 leben, Z« Beide« [Jes. 27, I Anm. 2], gemein Mann und Herren [Ps. 4, 3 Anm.], beide reich und arm mit einander. Was der Sänger sagen will, geht alle Menschen ohne Unterschied des Landes und Standes, des Ran es und Vermögens an; sein Thema ist ein gemein mens - liches und gereicht den Hohen und Reichen zur Warnung, den Niedrigen und Armen aber zum Trost. 4. Mein Mund soll von Weisheit sagen [nicht blos eine Fülle von einzelnen weisen Lehren aus- sprechen, sondern die Weisheit selber in ihrem Wesen erfassens und mein Herz von Verstand sagen swas ich aus der sinnenden Betrachtung meines Herzens mitzutheilen habe, ist Verstand oder tiefe Einsichts « Z. Wir wollen einen guten Spruch seinen Spruch der Lebensweisheih bei dem ich, der Vor- tragende, mich selber als gelehrigen Schüler der Weisheit von oben her Jak. Z, 17 verhalte] hören, nnd ein fein Gedicht sdas eine hochwichtige, schwer zu ergründende Sache zu ihrem Inhalt hat] ans der Harfe spielen [wobei.ich, der zum Liede die Harfe spielt, die ganze Tiefe meines vom Geiste Gottes berührten Herzens erschließe] Sonst sangen die Psalmen mit Beten, Loben und Damen, oder, wo es Lehrpsalmen sind, gleich mit der Sache selbst an; hier aber geht erst eine Vermahnung zum Aufmerlen und ein erwecklicher Hinweis auf das gute Wort, das geredet werden soll, voran: offenbar zu dem Zwecke, die Wichtigkeit des Nachfolgenden recht ins Licht zu sehen. (Taube.) Wurde das hier behandelte Problem schwer zu ergründende Räthseh falsch gelöst, so mußte alle Gottessurcht zusammenstürzen. (Hengsten- berg.) Man sieht, auch dem Sänger ist oft bange ge- worden, wenn die Gottlosen um ihn her mächtig wur- den; so braucht kein Anderer sich dessen zu schämen, wenn es ihm ebenso ergeht. Aber der Sänger weist sich selbst zurecht mit dem Ausspruche Gottes, dem er als Einsprache in sein Herz gelaufcht hat; so mag sich nun auch jeder Andere zurechtweisen dutch das Wort Gottes, und war mit eben dem Trost, womit sich der Sänger getröstet hat. (Tholuck.) It. n. 6—16. de: nkophei geht jetzt an di: Just-entlang der kehre selbst, nämlich daß die Kinder Gottes nicht til-er dar Maß beunrnltigt werden sollen duråj dan bin— glänn wenn nun) die Gnttlasen srech sie drängen nnd sie nach ihrem Wunsch von allen Seiten eingesrhlossen halten, weil nämltch der Hexe» wenn er gleich sitt) nerslellt nnd ruht. doch nicht schläft im Himmel, sondern nur seine Gerinste ans die gelegene Zelt anssrhiebh (Calnin.) S. Warum [so spreche mit mir jeder Fromm, der stch als ein Kind Gottes weist] sollt ich mich fürchten in bösen Tagen, wenn mich die Missethat meiner Uutertreter nutgiebt [und mir mit allerlei Unterdrückung und Nachstellung Noth auf allen Seiten bereitet]; - 7. Die-sich verlassen aus ihr Gut, nnd trotzen auf ihren Reichthnm [meinend, solche ihre bevor- zugte Stellung verleihe ihnen das Recht zu sed- weder Gewaltthat wider die Armen und Elenden Pf. 52, 9J. 8. sWas hätten sie denn für einen vernünfti- gen Grund, auf ihren Reichthntn zu wesen, gleich als schütze der sie wider die Macht des Todes und Gottes endliches Gericht l] Kann doch [wenn nun ihre Stunde kommt, daß sie davon müssenj ein Bruder niemand erlösen [keiner von denen, die ihnen angehören, mit noch so viel Hab und Gut sie sterbensfrei machen], noch Gotte jemand ver- söhnen [ihm ein Wehrgeld für sie zahlen, das den Tod von ihnen abwendetjz d. Denn es kostet zu viel, ihre Seelen zu er- lösen [und ist mit vergänglichem Gold und Silber hier nichts auszurichten], daß er’s [der etwa ver- suchen wollte, den Andern »auf diese Weise loszu- kaufen] muß lassen anstehen ewiglich; 10. Ob er auch gleich lange lebet, und die Grube nicht siehet. - 11. Denn man wird sehen, daß solche Weisen doch sterben, sowohl als die Thoren und Narren umkommen, und müssen ihr Gut andern lassen. Will man den 10. Vers mit V. 9 verbinden und am Schluß des letzteren das Semikolon stehen lassen, so übersetze man: 10. [Er, der einen Preis für den andern zahlen möchte, bringt es doch nicht dahin] Daß er [den er damit loszukaufen versucht] lebe immerfort nnd sehe die Grube nicht. Der folgende 11. Vers hätte dann den Sinn: Nein, ohne ändcrnd eingreifen zu kön- nen, wird er sehen müssen, wie alle Nlenschen ohne Unterschied dem Tode erliegen. — Will man dagegen bei Luther’s Uebersetzun des 10. Verses stehen bleiben, so setze man am Schlu e des 9. Verses ein Punktum und beginne einen neuen Gedanken, indem aber nun beim 11. Vers die Ueberfetzung sich ändert: 10. Ob er auch sder gottlose und gervaltthätige Reiche] gleich lange lebet, nnd [lange] die Grube nicht siehet [wie dergleichen Fälle ja oft enug vorkommen]; 11. Er siehet sie doch smuß seiner Zeit die Ein- senlung in’s· Grab erleiden]! Die Weisen sterben, so wohl als die Thoren und Narren kommen sie um, und müssen ihr Gut andern lassen salles verfällt bunt durch einander dem Tode und ist niemand, der Gut und Vermögen aus immer behielte]. Es fällt hier auf, daß, während von den Weisen das »sterben«, von den Thoren und Narren aber das ,,umkommen und ihr Gut andern lassen mlissen« gilt, letzteres doch auch in Bcziehun auf jene ausgesa t ist; daher hat Luther zu den ,,Wei en« »das ,,solche« inzu- gefügt, nm dem Worte einen ironischen Sinn zu geben. Zu V· 8 u. 9 bemerkt Taube: Die Weisheit auf der Gasse sagt zwar: »Das liebe Geld kann alles, Geld ist der New, Geld ist die Loosung, Geld ist der Meister« ja zum klaren Beweis des höllischen Zaubers der Mam- monsmajestät sagt sie selbst das Sprüchworn «Geld schließt auch die Hölle aus«; aber Schrift und Erfahrung weist es ganz anders aus. Nicht einmal die edleren Güter des Lebens sind um den Mammon zu feilschen, die Gesundheit, das Talent, wahre Freundschaft, Liebe nnd Zufriedenheit, geschweige, daß die arme Seele vom bösen Gewissen, vom Dienst, Reiz und Lohn der Sünde, 234 und von der Furcht des Todes und Gerichts damit los· zukaufen wäre: Matth. 16, 26. An Christo dagegen ist’s wahr, daß ein Bruder den andern erlösen kann; aber welch ein— Lösegeld, daß Gott dazu Mensch werden, und dieser Gottmensch sein Blut vergießen mußte! (1. Petri l, 18 s.) 12. Das ist [zu-at] ihr Herz sdas Ziel, wor- auf alles Sinnen und Trachten ihres Herzens ge- tichtet ist«« Pf. ö- 10]- daß ihre Häuser währen immerdar, ihre Wohnungen bleiben fiir nnd für, und [sie] haben große Ehre ans Erden [so daß man ihre Namen von einem Land zum andern mit Bewunderung nennt]. 13. Dennoch [wie die Erfahrung im Gegensatz zu ihrem thörichteii Wahn immer aufs Neue zeigt] können sie nicht bleiben in solcher Würde ldes Reichthuuis und der Ehre, darnach sie so eifrig gestrebt haben] sondern müssen splötzlich und auf einmal] davon, loie ein Vieh [«das in Lust und Freuden spielet und den nahen Tod nicht fühlet-«] · «) Die Septuaginta und Vulgata übersetzen, als ob sie DJYP (ihr Grab) statt DYJP (ihr Herz) gelesen hät- ten; es liegt aber dem wohl nur eine Narhliissigkeit zu Grunde, und man steht, wie sorgfältig Luther bei seiner Verdeutschung der Bibel zu Werke gegangen, daß er durch seine Vorgänger sich nicht hat irre führen lassen. 14. Dies ihr Thnn svon dem in V. 12 die Rede war] ist swie ihr in V. 13 beschriebenes Geschick beweiset] eitel Thorheit [Luk. I2, 20]; noch [s. v. a. nichts desiowenigerj loben’s ihre Nachkommen [solche, die nach ihnen leben und es eben so treiben] tritt ihren! Munde [indem sie die selbigen Grundsätze sich aneignen] Sela sPause für den Gesang, dagegen Musik mit traurig schril- len Tönneu]. 15. Sie liegen [nachdem es mit ihnen hier auf Erden ein Ende hat, unten] in der Hölle wie Schafe [die man in einen engen Raum zusam- mengepfercht hat, während hier oben die weite Welt ihrem Uebermuth nicht zu groß» schien, sie für sich in Beschlag zu nehmen] , der Tod naget [besser: weidet] sie [statt des guten Hirten, dessen Weideplatz das Land der Lebendigen ist Pf. 23, 1 ff.]; aber die Frommen werden gar bald [wenn nun die Nacht der ihnen bereiteten Trübsal ver- schwunden und der Morgen des Erlösungstages augebrochen ist] über sie [als Sieger] herrschen [ihnen, die sich einbildeten, Herren der Welt zu sein, gleichsam den Fuß auf den Nacken setzend], nnd ihr sder übermüthigen Reichen] Trotz innß vergehen, in der Hölle mussen sie bleiben [wo ihr Loos ein ewiges Darben und eine unaufhörliche Unruhe ist Luk. 16, 19 fs.]. Its. Ader Gott wird meine [des hier in dieser Welt unterdriickten Gerechten] Seele erlösen ans dcc Hölle Gewalt [der sie allerdings auch für einige Zeit verfällt,Ps. 84, 493 Hof. IS, 14]; denn er hat mich [hienieden zu Gnaden] auge- Psaim is, i2——21. so, 1—9. nontmen fund kann nun nicht anders, als einmal auch zu Ehren mich annehmen Pf. 73, 24]. Sela [während der Gesang hier schweigt, tritt eine Musik ein, welche die eben ausgesprochene Zuver- sicht in heitern, frohlockenden Tönen beträftigts III« V. 17 — A. war im ersten Theile des Psalm; aus— geführt, warum sieh, die den Lilien: fiirihtem vor dem nrahlerisiiien Trotze der Welllilndrr nicht zu fürchten brauchen, so folgt nunmehr am Sihluß die Ausführung, warum ne dieselben nun) keineswegs zu beneiden und glücklich zu preisen haben um aller ihrer Herrlichkeit willen. Jluih hier geht der Fingerzeig der Zeweiosiihruug auf dar zweit, auf das Ende der Gattin-sen hin. (Taiibe.) « 17. Laß dich? nicht irren [wörtlich: Bange nicht], ob einer reich wird, ob die Herrlichkeit seines· Hauses groß lvird sdafür aber es dir desto schlechter ergeht]. 18. Denn er wird nichts in seinem Sterben mitnehmen, und seine Herrlichkeit wird ihm nicht nachfahren [in die Grube, daß sie auch jenseits ihm zugehöre Hiob 27, 19; Pred.. 5, 13 f.],; Its. Sondern er tröstet sich dieses guten Lebens sdas er genießt, nur für eine kurze Spanne Zeit], nnd preiset es, wenn einer nach guten Tagen trachtet [,,hält viel davon, daß man hie genug habe und prange,« giebt aber damit selber zu er- kennen, daß das alles mit einem Male ein Ende hat]. M. So fahren sie [denn auch wirklich binnen kurzer FristJ ihren Vätern [denen, die es vor ihnen ebenso getrieben haben] nach [alle, welche ihr Theil haben in ihrem Leben 17, 14], und sehen das Licht sdesjenigen Lebens, welches nicht blos Schattenlebem sondern wahres, ewiges, seliges Leben ist] nimmermehr. 21. Kurz sum die Lehre des Psalms zum Schluß in einen Kern- und Kraftspruch zusam- menzufassen, wie er schon oben V. 13 angedeutet, dort aber noch nicht so bündig ausgedrückt wurde], wenn ein Mensch in der Würde ist [daß er die Güter dieser Welt in reichem Maße besitzt], nnd hat keinen Verstand [zu unterscheiden zwischen Vergänglichem und Unvergänglichem, zwischen Zeit und Ewigkeit, und sein Leben demgemäß .auzu- stellen], so fähret er davon, wie ein Vieh sdas weder Theil und Anfall hat an dem ewigen Leben Pred. s, II; 22 Petri 2, 12]. O wieviel ist daran gelegen, mit Furcht des HErrn den Grund zur wahren Weisheit bei fich zu legen und sich sodann durch diese Weisheit in das Geheimniß des Kreuzes einleiten zu lassen, damit man lerne, diese Welt verachten, die ja nichts hat als Täuschereil (Rieger.) Dei: 50. Psalm. Vom wahren gotte8diensi. l. Ein Psalm Assahhs [1..Ehron. As, 31 Anm.]. Wie der vorige, weist nun) dieser Psalm in die Zeit Latium'- uns hinein (i. Un. til, 29 Inn-J; mie er aber nicht die niuder Knab, sondern einen andern von den . Sangtneisleru Davids zuiu Verfasser hat, so hat er’s nicht sowohl mit dem nngemisseu Glürle der hommüthigen dieimen und ihrem gewissen Todesloos iin Gegensatz zu dem endlichen Siege der Frommen und ihrer einsttgen Aufnahme bei Gott, als vielmehr mit der vermerslimlteit der Heuchler zu thun, welche Gott damit absinden wollten, daß sie »die äußeren Gebränclse des Gottesdiensies verrichteten und das Gesetz des yGrrn im Runde führten, und es erscheint von beson- derer Bedeutung, daß das vermersuugourtheil über solche falsche Schätzung der äußeren Gotlesdiensllichlteit sieh gerade ans dem Stande erhebt, welcher mit der Pflege des Gottes— diensles betrant war. I· V. 1—6. per heilige Sänger, durch die Werltheiligltett seiner Zeit nnd die religiöse Heuchelei tief erschüttert und erkennend, daß das volle fiir tiefere selehrnngen ver- schlossen set, sieht in: Geiste Gott selbü erscheinen, um, wie bei der Gesetzgebung am Sinai das Gesetz, so hier von Zion aus den Sinn desselben aufzuschließen. (vnihinger.) Gott, der Silber, der Mächtige [bei dessen Nennung schon ein Schrecken die Heuchler ergrei- fen muß Jos. 22, 22], redet [will, nachdem er lange geschwiegen, ietzt vom Neuen sich kund thun], und. ruft der Welt von: Ausgang der Sonne bis zum Niedergang sum Ohrenzeuge zu sein bei dem, was. er mit seinem Volk zu verhandeln hat d. Mos. 32, I; Jes. I, 2]. Z. Aus Zion [wo er für seine Gegenwart eine Stätte sich gegründet hat] bricht at! der schöne Glanz Gottes [als sichtbares Zeichen seiner Er- scheinung 2. Mos. Its, 10; 4. M. 12, Z; 14, 10; 16, 19., gleichwie er vormals auf dem Sinai zur Verkündigung des Gesetzes unter außer- ordentlichen Erweisungen seiner Herrlichkeit sich ein- stellte 5. Mos. Bd, 2]. Z. Unser Gott sder vermöge seines Bundes- verhältnisses zu Israel sich nicht unbezeugt lassen kann, wenn, wie jetzt geschieht, sein Bund durch groben Mißverstand des Gesetzes gebrochen wird] kommt nnd schtveiget nicht [auf daß er sirafe und warne, solange eine Umkehr von den falschen Wegen für sein Volk noch möglich ist, und er nicht kommen müsse zum Gericht der fchließlichen Verwerfungs Fressend Feuer gehet vor ihm her, und um ihn her lstürmts ein großes Wetter [lau- ter Vorboten des zukünftigen Zornes, der die Sünder· verzehren und wie Spreu hinwegtreiben wird, wenn sie sich nicht bekehren wollen Z. Mos. II, te; 20, 18 ff.]. 4. Er ruft [nachdem er unter solchen Zeichen der Verhandlung, sich eingefunden] Himmel nnd Erde [zu Zeugen herbei], daß er [in ihrer Gegen- wart] sein Voll richte sihm das Urtheil spreche über sein Verhalten gegen ihn, den HErrn, seinen Gott . « - Persttmmelf mir sspricht er zu seinen Die- nern, den unsichtbaren Geistern der himmlischen Beneide aber auch die Gottlosen nicht um ihr Glück; es ist von kurzer Dauer. 235 Welt Matth 24, at] meine Heiligen sdie Glieder meines, zu einer Gemeinde der Frommen und Gerechten berufenen Volkes Israel 5. Mos. 32, 15 Anm.], die den Bund mehr achten, denn Opfer. Nichtigerx die meinen Bund schließen aus Opfer, in ein Bundesverhältuiß mit mir auf Grund von Opfer eingetreten sind L. Mos. 24, 4 ff., dieses Verhältnis; auch unter beständiger Darbringung weiterer Opfer aufrecht halten, und doch gerade mittelst der Opfer an meinem Bunde sich versündige»n. s. Und die Himmel sals die vornehmsten und dem HErrn am nächsten stehenden Zeugen] werden [wenn er seht, nachdem die zur Verantwortung Gezogenen vor seinen Stuhl gebracht sind, ihnen das Urtheil fälltj seine Gerechtigkeit verlündigeuz denn Gott ist Richter [und da wissen sie schon im Voraus, daß das Urtheil nur ein streng gerechtes sein werde]. Sela [Pause, während welcher die irdische Musik die Aufgabe hat, in die himmlische Verkündigung der Gerechtigkeit Gottes einzu- stimmen] IL V. 7——21. stach einem Glugauge in. 7) deeltt der tsGrr zuerst die herrschenden Jrrthümer in Zesng auf die erste Tafel des Gesetzes W. 8-—15) auf und zeigt, worin der wahre Gottesdienn besteht: nicht unt die äußeren Opfer als solche ist es ihn! zn thun, denn wäre ihm damit gedient, so stunden sie ihm, dem lhGrrn alles Lebendigen, in nn- endlicher Fälle zu Gebote, so daß er den stienfweu nicht ern darum angehen dürfte; und utie ltduute ihm» damit gedient sein, da er Geist ist? Gben well er dirs in, können nur geistige Opfer ihm gefallen, ein her; voll Dankes und noli Liebe; wer diese« ihn: darbringt, darf sitt) seiner iiilfe in allen iiötheu getrdsietr. ——. Von— der erßeuTafel des Gesetzes wendet sich die Rede hieraus sit. its— St) zu der zweiten; sie begreift« diejenigen, weint: das Geselzs Gottes beständig im Munde führen und dabei es in! verhalten gegen den Nächsten— freventlich verletzen. GengstenbergJ 7. Höre, mein Voll [fo beginnt nunmehr der HErr die GerichtsverhandlungL laß mich reden [indem du aufmerksam mir deine Ohren leihest], Israel, laß mich unter dir zeugen kindem du willig dich von mir strafen läßt]: Jch Gott, bin dein Gott [und wie ich vermöge dieses meines Ver- hältnisses zu dir vormals das Gesetz dir gegeben L. Mos. 20, 2 ff» so habe ich vermöge desselben nun auch das Rechh es dir zu deuten und deines Mißverstandes dich zu überführen]. 8. Deines Opfern halben salo unterließest du die im Gesetz gebotenen Opfer mir darzubringen] sttafe ich dich nicht; sind doch deine« Vrandopfer [und Schlachtopsed sonst [was die äußere Dar- brtngung derselben betrifft] immer vor mir. Si. lAber daß? du es mit der blos äußeren Dar- bringung bewenden läßt, ist der Gegenstand mei- ner singe; und da muß ich dir bezeugen] Jch will [wenn du weiter nichts, als das» blos äußere Opfer, mir geben magst] nicht von deiuentzHFctlse Farren nehmen, noch Bocke ans deinen Stallen 236 Psalm 50, l0——23. 5l, 1-—-4. [weil ich der äußeren Gabe als solcher in keinerlei Weise bedarf]. 10. [Bedürfte ich ihrer, etwa um damit mich zu bereichern, so hast du ja gar nichts, was nicht längst zuvor schon mein wäre.] Denn alle Thiere im Walde sind mein, und smein das] Vieh auf den Bergen, da sie bei tausend gehen. II. Jch kenne alles Gevbgel auf den Bergen [als der ich sein ntächtig bin], und allerlei Thier auf dem Felde ist Vor mir [als zu meinem Bereich gehörig] 12. [Oder bedürfte ich etwa ihrer, um mich daran zu sättigen und zu erlaben?] Wo mich hungerte [nach dem Fleisch der Opferthiere], wollt iih dir nicht davon sagen [als müßtest du erst von deinem Hause und aus deinen Ställen mir Farren und Böcke herbeischassen]; denn der Erdboden ist mein, und alles, was drinnen ist [so daß also ein ganz anderes Haus mir zu Gebote steht, als das deine]. 13. Meiuest du, daß ich Ochsenfleisrh essen wolle oder Bocksblnt trinken sweißt du nicht viel- mehr, daß Gott ein Geist ist, und die ihn anbeten, die müssen ihm im Geist und in der Wahrheit anbeten Joh. 4, 2412 14. Opfete [denn, um solche Anbetnng zu leisten] Gott Dank [oder Lobpreis deines Herzens, das ist das rechte Dankopfer], und bezahle dem Höchsten deine Gelübde [indem du wirklich voll- bringst, was du in Betreff des sittlichen Verhält- nisses zu ihm und dem Nächsten ihm angelobt hast, das ist das rechte Gelübdeopfer]. t5. Und fdamit du auch das rechte freiwillige Opfer s. Mos. 3, 2 Anat. bringest[ rufe mich an in der Noth; so will ich dich erretten, so sollst du [darnach, nachdem du meine Hilfe erfahren] mich preisen sso daß dein ganzer Gottesdienst, wie er vom Lobpreis ausgeht, so auch zuletzt darin auf- ht]. - Es ist wohl zu beachten, daß den herzlos darge- brachten Opfern nicht, wie z. B. in Sir. 32, 1 ff» die mit der erforderlichen Gesinnung dargebrachten ent- gegengestellt werden, sondern es scheint das äußere Opfer überhaupt gegen das innere verworfen zu werden. Das ist nun zwar bloßer Schein, aber diese änzliche Abkehr von der Aeußerlichkeit des gese lichen eremoniells ist im alten Testament bereits wei agende Zukehr zu jener Anbetung Gottes im Geist und in der Wahrheit, welche der neue Bund zur ausschließlichen Geltung bringt, nachdem die Formen des Gesetzes dem im alten Bund werdenden neutestamentlichen Leben als Windeln gedient haben. (Deli sch.) Die Danksagung begreift viel Tu- genden m st : Gotteserkenntniß, denn sie erkennt, daß Gott ein Ursprung ist alles Guten; Gottesfurcht, näm- lich die kindliche Furchy die als ein Kind von Gott dem Vater alle Wohlthaten empfängt; die Demuth, dadurch man erkennt, daß wir nichts von uns selbst haben, sondern alles von Gott. (J. Arnd.) · 16. Aber zum Gottlosen [dem Bösen im enge- ren Sinne des Worts, d. i. zum Frevler gegen den Nächsten] spricht Gott [nachdem er vorhin den Werkheiligen ihr Urtheil gesprochen, welche mit der blos äußerlichen Verrichtung des Gottes- dienstes sich begnügen]: Was vetkündigest du tneine Rechte, und nimmst meinen Bund in» einen Mund [indem du der Erkenntniß meines Willens dich rühmst und für Andere zu einem Lehrmeister und Richter dich aufwirfst Röm. 2, 17 ff.]; 17. So du doch swas deinen Lebenswandel betrifft] Zucht hassest [in keinerlei Weise von den Vorschriften des Gesetzes dich willst bestimmen lassen, sondern lediglich nach deinem eigenen Ge- lüsten leben] , und tvtrfst meine Worte [statt sie als stete Richtschnur vor Augen zu haben] hinter dich [als etwas, davon du ntchts wissen magst und daran du nicht erinnert sein willst Nehem. 9, 26; Jes. 38, 1717 Der große Kirchenlehrer Ori enes (geb. 185 n. Chr. zu Alexandrien in Egpptem H in: 70. Lebensjahre zu Thrus), der von Kindesbeinen an mit einem from- men Lebenswandel dem HErrn gedient hatte, betrat in seinen Mannesjahren in einer Stadt des gelobten Landes die Kanzel, um zu predigen; er schlug den 50. Psalm auf und las die hier vorliegenden Verse. Als er das Wort fertig gelesen, brach er in Thränen aus; denn er fühlte, daß es auch ihm galt. Er brauchte. eine Weile Zeit, ehe er sich fassen und das Wort auslegen konnte. Wenn unser Gewissen allezeit so lebendig und zart wäre, wie das Gewissen dieses Zeugen Christi, dann würden wir Predigcr manchen Text nicht vorlesen und noch weniger auslegen können. Laßt uns doch recht beten und wachen, daß unser Wandel in immer festere Ueber- einstimmung komme mit unsrer Lehre! (Ahlseld.) 18. Wenn du [also, um hier beispielsweise auf das 7. und S. Gebot näher einzugehen] einen Dieb siehest, so läufst du mit ihm san seinem Vorhaben dich betheiligend]- Und hast Gemeinschaft mit den Ehebrechern II. Dein Maul [um weiter auch auf das 8. Gebot einzugehen] lässest du [in ganz zügelloser Weise wider den Nächstenj Böses reden, nnd deine Zunge treibet Falschheit [in allerlei listigen Ränken, die sie spinnet]. 20. Du fistest [gern an Klatschgesellschaften theilnehmend Ps. 1, l] nnd redest [da] wider deinen Bruder, deiner Mutter Sohn verlentndest du [ihm Schande anhängend, soviel du kannst] 21. Das thust du, nnd ickt fchweige kaus Langmuth eine Weile zu deinem bösen Thun und Treiben, indem ich deine Sünde nicht sogleich an dir heimsuche]; da meinest du [mein Schweigen dir falsch deutend, statt dich durch meine Güte zur Buße leiten zu lassen.Röm. 2, 4], ich werde sei« gleilhlvie du [und das auch nicht für Sünde rech- nen, was du nicht dafür ansiehest, weil du mit dem Schein eines gottseligen Wesens dich zufrieden giebst V. 16]. Aber ich will [wenn meine Zeit und Stunde kommt] dich strafen [dir den schla- genden Gegenbeweis liefern, daß ich nicht bin wie du, sondern ein heiliger und gerechter Gott], nnd tvill dir-s unter Dingen stellen seinen vollständigen Gottes Predigt vom rechten Opfer. Der Fromme sie hört und sich bekehrt. 237 Katalog deiner Schandthaten dir vorlegend , daß du selber davor erschrecken mußt]. II« V. 22 u. Es. Mit einer Eiusshärfuug nnd liursen Jusamuieufa ung des Gesagten schließt die Rede Gottes und der psa m. (v. German) 22. Merket doch das [alles, was im Vorigen zur Entlarvung und Erschreckung der eingebildeten Werkheiligen und der lasierhaften Gesetzeswisser gesagt ist, namentlich aber die Warnung am Schluß des 21. Verses], die ihr Gottes vergesset [sei’s nun nach der einen V. 8—15., oder nach der andern V. 16—21 Seite hin], daß ich nicht einmal [auch, wenn ihr’s nicht wolltet merken und auf den rechten Weg euch bringen lassen] hinteiße [in meinem Zorn], und sei kein Retter da [denn schrecklich ist’s, in die Hände des lebendigen Got- tes zu sallen: wer will daraus befreien?]. W. [Nun aber eine Lehre und Verheißung für die, die da merken wollen; sie lautet:] Wer Dank opfert, der hreisetniich kehret mich in der rechten, mir wohlgefälligen Weise, während ein todter Gottesdienst mir geradezu zuwider ist]s; nnd da ist der Weg [bei solchem Verhalten, wie es in V. 14 f. bezeichnet worden, ist der Weg mir bereitet], daß ich ihn! zeige das Heil Gottes sinit Verwirklichung des von mir beab- sichtigten Heils ihm entgegenkommes Was hier Jehova in nachstniatischer Erscheinung predigt, eben dieselbe Predigt von der Werthlosigkeit der todten Werke und dem wahren Gotteswillen hält Jesus beim Antriit seines Amtes dem versammelten Volke. Mit der Bergpredigt schließt stch an den Offenbarungsi kreis des Gesetzes der Offenbarungskreis des Evangeliums; sie ist der Punkt, in welchem beide Kreise sich berühren. (Delitzsch.) Der St. Psalm. Davids Liiußpredigt [ L] Ein Psalm David-s [3, 1], vorzufingeni "4, 1 ; . 2. sVon ihm verfaßt in jener ernsten und schweren Zeit seines Lebens] Da der Propbet Nathan [in Gottes Auftrage zu seiner Bestrafung 2. Sinn. 12, I ff] zu ihm kam, als er war« [etwa 9 oder 10 Monate zuvor in ehebrecheris er Weise 2. Sam. II, 1 ff.] zu Rath-Sehn einge- gangen [in der Reihe der Bnßpsalmen Pf. S, 11 Anm..der vierte]. «) Siehe da eine öffentlicheKircheiibuße eines Königs Jsraelsl Denn David hat diesen Psalm nicht allein für sich geschrieben, insbesondere zu beten, sondern auch dem Sängermeister des Tempels übergeben, daß er das Volk Gottes wieder erbauete mit seiner Buße, das er geärgert hatte mit seiner Stint-e. sMarbiirger Bibel) - «) Man darf nicht etwa meinen, David sei so fühl- los geworden, daß er nicht im Allgemeinen Gott als den Richter der Welt anerkannte, täglich zu ihm betete und nicht allein feine äußeren gottesdienstltchen Pslichten, sondern auch fein Leben« und seine Handlungen nach der Norm des göttlichen Gefetzes einzurichten strebte; wir müssen also wissen, daß er nicht von aller Gottesfurcht ganz und gar entblößt war, sondern nur in einer Art verblendet, so daß er die Empfindung des göttlichen Zornes durch verkehrte Schmeicheleien einschläferte. Also wurde seine Frömmigkeit, die sonst viele Funken sprühte, in diesem einen Theile erstickt. (Calvin.) »Die von dlathan ihm augeliiindigte Sündeunergebuug (2. Saat. W, is) sofort sich anzueiguen, mußte dem David um so schwerer fallen, je tiefer sein Fall bei dem ihm slhvu verlieheuen Maße der Gnade gewesen war. Es war ge— wiß schon viel, wenn er durch die äußere Jlnltiiudiguug nur vor gänzlicher Verzweiflung bewahrt wurde und nur soviel Zuversicht erhielt, als zu dem Ringen nach der inner- lichen Verßtherung der Vergebung der Sünden erforderlich ist« Dieses Ringen, der ihm verleiindigteu Vergebung auch innerlich und emvfiudlith gewiß zu werden, haben wir in unserm Psalm, dem ersten unter den Davidisklseu Elohiai-psaluien, vor uns; es spricht aber hier eine ganz ähnliche Eutwerihung des äußeren Qpfers sikh aus, wie sie schon in Pf. 50 uns begegnete, daher beide Vsalmeu ganz zweckmäßig neben einander gestellt sind. I. V. 3-—l1:Eitte um Gutsiiudiguug —— Das Gehe, wodurch David, als er nach langem tjiugeheu und dum- vfem Sthnldgesähl nnd innerllcher Selbsivetzehrnng sys- 32, Z f.) durth Uathaws Wort ermuthigt aufs Ueue vor seinem Gott mit niedergeschlagenem Auge erscheint, dessen her; wieder zu gewinnen sucht, is! das t3eltenutniß, daß er seine stiissethat erkenne, ja mit eieiseitelassung aller menschlichen Beziehungen ße von Seiten ihrer lief- ßen Versihulduug, als versäudigung gegen den sitzen: selber erkenne, und daß er nicht blos der Süudhastiglieit seiner Werte, sondern der Sündhaftigleeit seines ganzen inneren Wesens sich bewußt sei. tlarh soleheni Bekennt- niß wagt er denn mit aller Freudigkeit und Zuversicht um Vergebung zu bitten: ein Jlussötziger ist er, der mit ysop gereinigt werden muß, ein Zlutbeflemietz dessen Elektren nur Gott abwascheu kann; jetzt ist ihm Mart: und ttelu uoch vom Bewußtsein der Sünde« erschüttert und wie zermatmh in welches irohlottken aber wird diese Jerschlageuheit übergehen, wenn er erst den trosis und sreudenreictjeu Just-tun) des wieder guädigeu Gottes in seiner Seele verulmustt s. Gott [—— als seinen Gott wagt David den HErrn noch nicht wieder anzureden, aber auch in dem bloßen Gott liegt für ihn eine reiche Fülle des Trostes und der ZuversichtL sei mit gnädig nach deiner Güte [Ps. s, 5], nnd tilge [aus deinem Schuldregisterj nteine [in dem Einen Frevel verborgen liegenden unzählig vielen und großen] Sünden« nach deiner großen Barmherzig- keit [denn weil es eben um große Sünden sich handelt, muß du auch große Barmherzigkeit an mir erzeigen]. 4. Wasche tnich [den über und über Beflecktenj wohl klange und stark] von meiner Missethah nnd reinigt mich [fprich, wie einen Aussähigen 3.Mos. 13, 34., mich rein] von meiner Sünde. «) Ob leich der Psalm in der Ehebruchssünde seinen nächsten nlaß hat, sagt David doch Sünden (gc- nauer: Frevel), nicht nur deshalb, weil sich aus ihr viele andere Sünden, wie die Blutschuld an Uria, das den Feinden Jehovcks gegebene Aergerniß und die fast ein Jahr lang fortgesetzte Selbstverblendung entwickelte, 238 Psalm 51 , 5 -—-13. sondern auch deshalb, weil jede einzelne Sünde, je gründliches: und gleichsam mikroskopischer sie erkannt wird, als ein um so vielfacher verschlungen» Sünden- knäuel erscheint und in um so engeren und erscbreckew deren Folgenzusammenhang mit dem verdeekten Gesammt- zusiande tritt. (Delitzseh.) · « s. Denn« ich erkenne meine Missethat [i»n ihrer ganzen Tiefe und SchwereL und meine Sunde ist immer vor mir" [»sie Plage! mich, läßt mit keine Ruhe, keinen Frieden; ich esse oder trinke, schlafe oder wache, so erschrecke ich stets vor dei- nem Zorn und Gerieht«]. «) Das Wörtlein denn muß also verstanden werden, daß nicht darum ihm die Sünden sollen vergeben werden, daß er sie erkennei; denn die Sünde ist Sünde und allezeit der Strafe werth, man erkenne sie oder erkenne sie nicht· Doch ehört Erkenntniß der Sünde gleich- wohl dazu, daß ott niemand denn denen, so ihre Sünde erkennen, wolle gnädig sein; denen aber, so ihre Sünden nicht erkennen, will er keine Gnade erzeigen. (Luther.) — VI) Die Sünde und Missethat steht dem bösen Gewissen immer vor den Augen, man kann’s nicht los werden und vergessen, wie die Historien von der Gothen König, dem Theodorich von Verona melden, der in Jtalien die zwei tapferen Männer Symmaehus nnd Boölius lassen umbringen, und als ihm bald her« nach ein großer Fischkops zur Mahlzeit aufgetragen ward, hat ihn nicht anders gedäuchn als« es wäre das Haupt des Shmmaehus nnd ist heftig davor erschrocken und bald hernach gestorben. Also sind dem Nero vorgekom- men die Bilder der Leute, die er hat erwiirgen lassen. (J. Arnd.) » » s. An dir allein hab ieh gesundigtZ nnd nbel vor dir gethan [gethan, was in deinen Augen böse isi"], ans daß snach der wunderbaren Leitung deiner Weisheit, welche es immer so einzurichten weiß, daß allesszauch der Menschen Sünde, zur Verherrlichnng deines Namens dienen muß 2.Sam. 24, 1 Anna] du Recht behaltesi in deinen Worten, nnd rein steil-est, wenn du gerichtet wirst« «) Diese Betrachtungen-esse der Sünde, die überall sieh findet, wo wahre Sündenerkenntniß ist, daß man nämlich von den Menschen, die man zunächst verletzt hat, zu dem Gotte sich erhebt, der in ihnen verletzt worden ist, und zwar also, daß man nur diesen in ihnen erblickt, daß sich einem seine ganze Sünde in eine Sünde gegen Gott verwandelt, muß aus der einen Seite den Schmerz über dieselbe unendlich steigern. Wie mußte . B. David erbeben, wie mußte er von Scham und Yteue ergriffen werden, wenn er alles auf Gott znrücks führte, in Urias nur das Ebenbild Gottes erblickte, des Heiligen, der jede Beleidigung strenge ahndet, des Gnü- digen und Barmherzigem dem er so unendlich reiche Wohlthaten verdankte, der ihn aus dem Staube der Niedrigkeit empor ehoben, ihn sooft errettet, ihm anch für die Zukunft so Herrliches verheißen hatte! Was aber zunächst dazu dient, den Schmerz über die Sünde zu steigern, das hat zugleich auch eine sehr tröstliche Seite. Hat David gegen Gott allein gesündigh so darf er auch bei ihm allein die Vergebung suchen und darf sich nicht in trostloscm Jammer darüber verzehren, daß er bei Urias, der längst im Grabe ruht, nichts wieder gut machen und bei ihm nicht Vergebun suchen kann. (Hengstenberg.) — «) Als König konn e David seine Sünde entsehuldtgen, über den Mord des Urias konnte er nicht rechtlich angeklagi werden, die Unzueht mit Bathi Seba konnte wenigstens Verdeckt werden und hatte in» dem Urtheil der Welt keine so große Bedeutung; aber David stellt sieh vor das göttliche Urtheil hin, das schärs fer ist als das menschlicha (Vaihinger.) IN) Nach dem Grundtext lauten die Worte: auf daß du gerecht seiest in deinem Reden, und lauter erscheinesi in deinem Richtem was sich auf das, durch Nathan über David ergangene göttliche Strasurtheil bezieht. »Sieh selber Unrecht gebend, damit Gott Recht habe und Recht behalte, ist das Wesen der Buße.« Luther hat bei feiner Uebersetzung sich nach der Septuaginta gerichtet, welche IF; = FIJYJIZ und = Fpptzltstp faßt, das Wort Fig; (rein sein) aber in der aramäischen Bedeutung org-cis- (stegen, über- winden) nimmt, so daß sie nun deutet: Amt-g X» sen-rem- sthsg Z» rot; Löwe; am) nor! neues-Mk,- su ro? Apis-aus«! as. Der Sinn des Grundtextes bleibt hierbei im We- sentlichen unverändert, zumal wenn man noli-kaput as in medialer Bedeutung nimmt; unsre deutsche Bibel dage- en drückt hier und in der Anführung der Stelle bei anlus (Nöm.3,4) den passiven Sinn aus: Gott foll als gerecht erkannt werden, wenn er sein Richterurtheil fällt, aber auch als Sieger ausgehen, wenn der Mensch ihn zu richten wagt mit allerlei Veschuldigungem die er wider ihn erhebt. 7. Siehe sum mich vor dir noch tiefer zu versagen, als mit dem bloßen Bekenntniß der einzelnen Sünden in Gedanken, Worten und Werken geschieht], ich [muß dir gestehen, wie mein ganzes natürliches Wesen in sich selber schon sünd- lich und verdammlich ist; denn ich] bitt aus sünd- lirhem Samen gezenget swörtlichx in Schuld oder Missethat ward ich geboren], nnd meine Mutter hat mich in Sünden empfangen ktrage also, als ein Unreiner von Unreinen stammend: Hiob 14, 4., das Böse gleich von Geburt an an mir]. Er bekennt sieh nun nicht mehr schuldig blos einer einzelnen Sünde oder auch mehrerer, wie bisher, sondern er steigt höher hinauf und sagt, er habe von Mutterleibe an nichts Anderes mitgebracht als Sünde uud sei ganz und gar verderbt- und in Sünden versenkt. Und gewiß erkennen wir nicht anders unsre Sünde gründlich, als wenn wir unsre anze Natur der Verderbniß anklagenz ja jede einzelne ünde soll uns zu dieser allgemeinen Erkenntniß führen, daß nur Verderbiheit in allen Thei- len unserer Seele herrscht. (Calvin.) Jn seiner Sünde als in einem Spiegel sieht David seine ganze unreine und verderbte Natur, daß er auf diesen Gedanken kommt: Siehe, ich, der ich so wohl regiert habe nach Gottes Befehl und Willen, der ieh die Gemeinde und Gottes- dienst also fein angerichtet, wie bin ich in einen solchen Greuel, in soviel große und schwere Sünden gefallenl Also ist David aus Erkenntnis! Einer Sünde zur Er- kenntniß des anzen südlichen Wesens geführt worden, als wollte er agen: weil ich, so ein hoher Mann, mit viel großen Gedanken begnadet, gleich als vom Himmel in die Hblle gefallen bin,·sollte denn nicht solch schwerer Frevel mir und allen Andern eine große Anzei ung sein, daß nichts Gutes in meinem Fleische ist? (Lut er.) Daß der Mensch von seiner Entstehung an, und daß diese selbst mit Sünde behaftet ist, daß die Sündhaftigkeit mit ihrer Schuld und ihrem Verderben steh von den Eltern auf die Kinder fortpslanzt und daß also in der einzelnen Thatsünde die durchsündete Natur des Men- schen, indem er steh durch sie bestimmen lüßi und ihr gemäß sich selbst bestimmt, zur Erscheinung kommt — Davids Bußgebet um Entfündigung und Erneuerung. 239 also die Thatsache der Erbsünde ist hier so deutlich, wie sonst nirgends im alten Testament, ausgesprochen, in- dem die alttestamentliche Anfchauung nach ihrem durch- weg mehr an der phänomellen (ei-fcheinungsgemiißen) Außenfeite haftenden, als zu ihren geheimen Wurzeln durchdringenden Charakter sonst fast nur der Erscheinung der Sünde zugewandt ist und ihre« naturhafte Grund· lage, ihren urgeschichtlicheii Ausgang, ihren dämonischen Hintergrund verdeckt läßt. (Delitzfch.) 8. Siehe kdiese RückhaItIosigkeii, womit ich« dir meine Schuld, meine ganze Schuld, auch die innerste und geheimste, bekenne, ist gewiß dir wohl- gefällig, denn] du haft Luft zur Wahrheit, die im Verborgenen liegt [willst, daß ein Mensch vor allen Dingen in seinem eigenen Innern recht zu Haufe und gegen ftch selber wahrhaftig sei, damit er dann auch gegen dich· wahrhaftig zu fein ver- mögo]; du lässest mich ivissen die heimliche Weis- heit sdaß ich aber zu solcher tiefen Erkenntniß meiner selbst gekommen, ist ein Werk deiner er- ziehenden und. erleuchtenden Gnade, denn von sich selber weiß einer nicht, wie es mit ihm eigentlich steht]. 9. Entfåltdige [denn, da die Bedingung, unter welcher allein du Vergebung der Sünden ertheilen kannst, nämlich gründliche Erkenntniß der Sünde und reuemüthige Beugung des Herzens, durch deine eigene Wirkung bei mir vorhanden] mich mit Pfosten« [wie der Priester einen vom Aussatz Genefenen oder ein reiner Mann einen mit Todes: Unreinheit Besieckten mittelst des Yfopbtischels ent- fündigt Z. Mos. 14, 4 ss.; 4. M. 19, 18 f.], daß ich [nicht blos levitisch, sondern innerlich am Herzen] rein werde; wasche mich [wie die levitifch Unreinen allerlei Waschungen zu ihrer Reinigung vorzunehmen haben 3.Mof. 11, 25. 28; 13, s. 34; 14, 8 f. u. f. w.], daß ich fchneeiveiß [ge- nauer: weißer als Schnee Jes. 1, 18] ioerde." «) Der Sänger allegoristrt nicht, sondern er deutet die großartige reale sthatsächlich schon vorhandene) Alle- gorie des Gefetzes. (Hengftenberg.) —- "·) Die Wirkung der rechtfertigenden Gnade an dem durch die blutrothe Sündenschuld befleckten Menschen könnte nicht herrlicher bezeichnet sein, als daß sie ihn weißer als Schnee macht; und die Geschichte kennt kaum ein größeres Beispiel der Wandlung blutrother Sünde in blendend Weiß, als die« daß aus der nachmaligen Ehe David’s und Vathsebcks Salomo, der gesegnetste aller Könige, hervorgegangen. (Delitzsch·) 10. Laß mich snach folcher Entsündigung, in- dem du sie mir nun auch innerlich durch das Zeugniß des heil. Geistes DersiegeIstJ hören Freude und Wonne, daß die Gebeine fröhlich werden, die du zerschlagen hast [Pf. e, s; 32, 3J. «» · 11. Verbirg dein Autlitz von meinen Snnden fes von ihnen abwendend, sie hinfort nicht mehr ZU leheUL und tilge alle meine Miffethat sdaß sie nicht mehr wider mich zeuge V. 3]. Als wollte David sa en: Jch habe bisher lange genug das Gesetz und Mo en gehört, welcher eine schwere Sprache und eine nngelenke und unverständliche Zunge hat und sehr übel beredt ist; dasselbige Hören nimm von mir, denn daselbst hbret man nichts denn allein von Gottes Zorn. Derohalben bitte ich, lieber HErr, hinfort Freude und Wonne zuhören, welche durch’s Wort der Gnaden und Vergebung der Sünden kommt; alsdann werden die Gebeine fröhlich werden, die du zer- schlagen hast, d. i· die Gebeine, welche zerschlagen sind durch das Fühlen und Schrecken der Sünde, so das Ge- seh im Herzen kzemacht hat. (Luther.) Ach mein HErr Jefu, dein Na esein bringt großen Frieden in’s Herz hinein; und dein Gnadenanblick macht uns so selig, daß auch’s Gebeine darüber fröhlich und dankbar wird. (Christ. Gregor) II. v. l2-—15: Die Sitte um Erneuerung. — Fiiit richtige: Einsicht, daß die Zukunft eines Menschen nicht besser werden hausi- solange uiiht getilgt ist, mag hinter ihm liegt, hat David vorhin um Vergebung fär die ver— gangeuheii gebeten: nun wendet er sich von der Gegen— wart in die Zukunft, und da er zugleich weiß, daß Ku- fang und Fortgang aller Besserung allein in Gottes Kraft geschehen traun, ersieht er von dem Gebet: altes Guten uiiht diese oder jene einzelne Tugend, sondern ein ganz gereinigtee her; und, weil er seinen eigenen Entfihliisseu nicht traut, einen neuen festen nnd gewissen Geld. In— dein er dann aus den Tagen des Tit-falls in die Zeit zu— eticlitsltrlih wo Gottes ljand noch segnend und fihirmeud aus ihm ruhte und Gottes; heiliger Geist lieäftigend nnd heiligend in seinem Herzen regierte, sehnt er sich nach Wiederkehr seines Guadeirstandes und gelobt, wenn er in diesen wieder eingeseht werde, auch Andern ein Führe: werden zu wollen, der non veeliehrteu Wegen zu Gott sie zuräitibriugt 12. Schafft in mir, Gott, [durch deine all- mächtige Gotteskrafh was ich nicht selber bei mir hervorzubringen vermagf nämlich] ein rein Herz [das vom Dienst der Sünde sich frei hält und in Lauterkeit auf das Gute sich hinrichtet Pf. 24, 4; 7s, l; Matth. Z, II; Apostg 15, 9J- und gieb mir einen neuen gewissen Geist genauer: erneuert: in meinem Jnnern einen festen, treuen und be- ftändigeiy gegen die Anfechtung wohl gerüsteten Pf. 78, 37 Geist, wie ich vordem ihn besaß, bis ich leider ihii gegen den Geist des natürlichen Menschen, der ein Spiel- ball jeder Versuchung ist, eingetauscht habet-H. V) David bekennet hiermit; daß solche Reinigung und Erneuerung des Herzens Gottes Werk sei, nnd stehe in keines Menschen Vermögen. Denn gleichwie Vergebung der Sünden und Rechtfertigung allein Gottes Werk ist, also auch die Ernenerunå und Heiligung; und weil es nun Gottes Wert und abe ist, so müssen wir Gott darum bitten, denn aus natürlichen Kräften haben wir’s nicht. (J. Arnd.) -· sit) Jn Verbindung mit einander drücken die beiden Glieder des Verses den Sinn aus: Schaff in mir ein reines Herz, das einen Greuel habe an Unreinigkeitem wie ich sie begangen, und Freude und Luft» an deinem heiligen Wesen; und schenke mir zum Bleiben und Beharren darin den Geist der Festigkeit und Veständigtein (v. GerlachJ II. Verioitf mich nicht [wie du mit Saul gethan l« Sams IS, 1] von deinem Augefichte sdaß es mit meinem Gnadenstande für immer ein Ende hätte Hefeh 33, 12 f.], Und nimm deines: heiligen Geist [der einst bei meiner Salbung über mich gekommen 1.Sam. is, 13., von mir aber so 240 Psalm di, 14—-21. 52, I. S. schwer betrübt worden ist, daß ich, wenn du nach strengem Recht mit mir verfahren wolltest, ihn gänzlich verwirkt haben würde] nicht von mir. Die positive Ergänzung zu den beiden Gliedern die- ses Verses folgt in den beiden Gliedern des 14. Verses: 14. Tröste mich wieder mit deiner Hilfe [in- dem du aufs Neue in den vorigen Gnadenstand mich einseßest], nnd der frendtge [solchen Gnaden- siandes sich auch bewußte] Geist enthalte mich [halte mich fest in seinem Beflis- daß nicht der böse Trauergeist jemals meiner mächtig werde 1. Sam. 16, 23 Anni.]. Gewöhnlich wird dieser Vers so aufgefaßt: Laß wiederkehren mir die Wonne deines Heils sin- dem du mir zur Freude meines Herzens zu empfinden giebst, daß deine Gnade wieder bei mir sei), und mit einem (zu allemGuten) willigen Geist unterstütze mich (daß ich freudig deine We e gehe und fest darinnen beharre). Aehnlich Luther in seiner Auslegung der 7 Bußpsalmenx Gieb mir wieder den Trost deines Heils, und befestige mich mit einem freiwilligen Geist. 15.« Denn ich will [dies mein Dank für die Wohlthad die ich mir eben von dir erbeten habe] die Uebertretee deine Wege lehren sinvem ich aus eigner Erfahrung Zeugniß ablege von deiner Gnaden- und-Heilsordnung], daß sich die Sünder sdurch mein Exempel ermuthigt und durch mein Ermahnungswort eingeladen] zn dir bekehren. Der 32. Psalm ist eine thatsächliche Erfüllung dieser Zusage Davids und eigens mit der Ueberschrifn ,,Eine Unterweisung Davids« versehen. Uebrigens ist der hier ausgesprochene Vorsatz in sich selber schon ein Beweis, daß Davids im Vorigen ausgesprochenen Bitten bereits anfangen in Erfüllung zu gehen; denn der Wunsch,- Andere zum Heil zu führen und dadurch die Ehre Gottes zu befördern, kann nicht in einem Herzen ent- stehen, das selbst von der Erfahrung des Heils noch fern ist. « M. v. Its-II: Da: Gelübde gelblicher Opfer. —- tjat David schon am Schluß des vorigen Abschnitte sich er- boten, ein predigt: der Gerechtigkeit nnd Führer: zum Heil fiir Jladere zn werden, so erweitert sich der Gut— srhlnß seines Herzens: setztnoch mehr dahin, daß er über— haupt Mund nnd kippen in den Dienst der Ehre Gottes flellen nnd dem heitern da) selber zu einem lebendigen Opfer begeben will; das sei ja aus) der rechte, ihm wohl— gefällig: Gotteodienst weil er aber weiss, daß nicht von unreinen kippen Gott gepriesen sein will nnd seine Seele seht non) Blutschuld drückt, so snjirlit er seinem Gelübde eine gar dringliche sitt· nni Errettung von dieser Schuld voraus. 16. Errette mich von den Blntschnlden [die ich durch den mittelbar an Urias begangenen Mord mir aufgeladen habe, daß sie nicht ferner wider mich um Rache schreien Z. Sam. 12, 9; 1. Mos. 4, 10; o, 5 f.], Gott, der da mein Gott nnd Heiland bist [und das in mir angefangene Gnaden- werk L. Sam. 12, 13 nicht unvollendet lassen kannstL daß nieine Zunge swenn das Herz mit! frei geworden von den Gedanken, die sich unter einander verklagenJ deine Gerechtigkeit [womit du denen, die bußfertig zu dir zurückkehrem Vergebung ihrer Sünden schenkst 1. Joh. 1, s] rühme. 17. Mir, thue meine Lippen auf sindem du den Bann von ihnen nimrnst, der jetzt noch auf ihnen liegt und sie zuschließt, weil das Gewissen bezeugt, daß sie unreine Lippen sind Jes. 6, 5], daß mein Mund deinen Ruhm verlündige swie wunderbar du an schweren Sündern zu ihrer Be- seligung dich verherrlichen kannst]. Derohalben, wenn wir die Gerechtigkeit und Gnade Gottes durch den Glauben an Christum empfangen haben, können wir kein größeres Werk thun, denn daß wir die Wahrheit von Christo Jesu reden und predigen; denn.was äußerliche Werke anbelangt, können nicht allein andere gemeine Leute, sondern auch unvernünftige Thiere thun, als da ist: fasten, arbeiten, wachen. Man sagt auch, daß eines Theils Türken ein sehr hartes und stren- ges Leben führen. Wenn aber einer Christum und sein Wort bekennen soll, dazu gehört der freudige Geist, da- von David oben (V- 14) gesagt hat. (Luthee.) 18. lSolcher Dank des freudig bewegten Mun- des aus der Fülle eines begnadigten Herzens soll denn das Opfer sein, das ich für deine Er- rettung V. 16 dir darbringe; und ich weiß, daß es dir das liebste ist, das ich bringen kann] Denn dn hast nicht Lust zum säußerens Opfer [das in der Darbringung von Farr und Widder besteht], ich wollte swenn an einem solchen dir gelegen wäre] dir’s sonst wohl gehen [in reichster Füllejz nnd Brandopfer gefallen dir nicht [Ps. ad, » 7; 69, 31’f.]. 19. Die Opfer, die Gott gefallen [und auf welche er’s bei Anordnung der im Gesetz gebote- nen äußeren Opfer eigentlich abgesehen hat], sind ein geansteter [an sich selbst verzagender und nach Gnade lechzenderj Geist; ein geängstet nnd zer- schlagen Herz [das, über seine Sünde todtbetrübt, sich selber tödtet und dir ganz hingiebt] wirst du, Gott, nicht verachten [sondern im Gegentheil zu deinem Heiligthum erwählen, darinnen du wohnesi Jes. 57, 15; Pf. 34, 19]. Lasset uns singen, dem Schöpfer brin en Güter und und Gaben; was wir nur haben, alles ei Gotte zum Opfer gesetzt Die besten Güter find unsre Gemüther; dankbare Lieder stnd Weihrauch und Widder, an weichen er sich am meisten ergötzt. (Die güldne Sonne — V. 3.) Es kann auf den ersten Anblick anffallen, daß der Sänger ein solches Herz als das gottgefällige Opfer be- zeichnet; es könnte nach V. 10 u. 14 scheinen, daß die Betrübniß mit Ertheilung der Vergebung der Sünden ihr Ende erreicht. Allein die Freude über die Gnade, von der in jener Stelle die Rede ist, schließt den Schmerz über die Sünde nicht aus; dieser soll namentlich nach einen: so schweren Fall besiändig fortdauern (1. Mof 50- 21 AIUU-), seit! Maß kst zugleich das Maß der Dankbarkeit für die Sündenvergebung, des Preises der göttlichen Gnade und Gerechtigkeit, zu dem sich der Sänger in V. 15 ff. anheischig machte, so daß er der Sache nach hier dasselbe verheißt, was dort. Wem viel vergeben ist, der liebt viel (Luk. 7, 47), und das Be. wußtseiiy daß ihm viel vergeben sei, kann nur derjenige sich erhalten, der stets über seine Sünden Leid trägt. shengsienbergh IV. V. 20 n. Si: Die Füebitte für ganz Jerusalem. Indem David gewohnt iß, sich als Glied am Leibe Israeln zu betrachten, weiß er wohl, welchen Jlergeeniß er mit seiner Sünd: seinem vollte gegeben und in welche Gefahr er dasselbe gebracht hat, und dar in L. Sam. IV, 10 an ihn ergangene wart: »das Schwert soll von deinem Hause nicht lassen ewiglich,« leonnte von einer Tragweite sein, die Jgraels dollesbefland file immer ver- nichtete. Darum leann er »sich nicht damit begnügen, daß» er für sich selber restjtutio in integrum (Wiedetrin- setznug in den vorigen GuadenßanO erbeten hat, er muß dieselbe illohllhat ans) der ganzen Gemeinde erbitteu, nnd muß, wie er für ßch selber geißllche Opfer als Dante für Gottes Gnade gelobt hat, auch fnr ganz Jerusalem den Jtnbruch einer neuen Zeit in Jlngßcht nehmen, wo man die äußeren Opfer in der rechten in- neren Geßunnng darbringt. 20. Tbu lvobl an Zion [an deiner Bundes- gemeinde·, deren religiöser und politischer Mittel- punkt zu Zion ist] nach deiner Gnade [indem du ihr Gedeihen förderst und sie von einer Stufe der Herrlichkeit zur andern filhrstL baue die Mauern zu Jerusalem kdaß das, in Beziehung ans die Einrich- tnng der Stadt zur Residenz der Könige Jdraeld und zur Anbetungsstätte für das ganze Volk begonnene Werk L. Sam. 5, 9 ff; G, l ff. guten Fortgang nehme l. Kötd Z, I; s, 1 ff.]. U. Dann lwenn du, diese meine Bitte erhö- rend, mit dem äußeren Bau der Stadt zugleich den inneren Bau deiner Gemeinde dem Ziel der Vollkommenheit immer mehr entgegen- und die messtanische Zeit 2. Sam. 7, 12 ff. über sie her- beifübrsti werden dir gefallen dic Opfer der Ge- rechtigkeit [die von Seiten ihrer äußeren Beschaffen- heit wie der inneren Herzensgesinnung der Darbringer deinem heil. Willen entsprechenden Opfer«5.Mos. 33, 193 Ps. 4, 6., die daselbst geschehen], die Brand- obfer nnd Ganzopfer swomit als in einem Sinn- bild dein Volk sich felbst dir ungetheilt zu eigen giebt 1. Sam. 7, 913 dann wird man Farren auf deinem Altar opfetn [deren zum Himmel aufstei- gender Geruch dir in der That ein lieblicher und süßer ist a. Mos 15, Z; Ephef Z, 2; 2. Cor. 2 15]. · « Manche Attdleger halten die beiden lchten Vcrfe für einen Zusatz and der Zeit das babyionischen Exils (vgl. Ist, 7; 25, 22); wir können indessen diese Meinung um so weniger theilen, ald der Ausdruck »baue die Mauern zu Jerusalem« keineswegs blos ein Wiederauf- bauen des Zerstörten bedeutet, sondern recht wohl von einem Foelbauen des im Bau Begriffenen gesagt werden kann. Vielmehr will David hier von seinem Hause und seinem Volke es abwenden, daß Gott nicht um seiner Sünde willen die in 2. Sam. 7 ihm gegebene Verheißnug zu- rlickzlehez et greift also mit seiner itte in die messlanische Zeit hlnllberjund ed ist hernach eine wunderbar gnädige Crhörung derselben, daß gerade and der Ehe Davids tnitBathseba derjenige (2. Sam. 12, 24f.) hervorgeht, welcher nach ihm auf seinem Throne fitzt und der unter Jesu Ahnen zählt (1. Köm 1, 29 f.; Matth. 1, 6). Uebrigens ist merkwürdig, daß der ganze Psalm große Verwandtschaft hat mit dem zweiten Theil dco Buchd Jcsaiä (vgl. V· Z mit Jes. 43, 25; 44, 223 Eis, 7; V. 5 mit J. W, M; V. S mit J, 42, 24z Eis, 12; Davids Gelübde nnd Fürbittesz 241 66, 4; V. 12 mit J. 63,1l; B· 17 mit J. 42, l2; B. 19 mit J. 57, 15; V. 20 mit J. 60, 10; V. 21 mit J· 60, 7); aber Davids Buße ist ja auch wirklich ein Vorspiel der Buße Jsraels in der Verbannung und Davids Wiederherstellung ein Vorbild der des ganzen Volks, und unser Psalm mag ein Liehlingspfalm des Propheten gewesen sein, durch den er in ähnlicher« Weise zum Trostpropheten für das gefangene Juda geworden, wie Luther zum Reformator der Kirche durch den Brief St. Panli an die Römer. Der 52. Psalm. Davids Klage« über Doch. 1. Eine Unterweisung sein Lehrgedicht Pf. 32. 42. 44. 451 Davids, vorzusiageu [1. Ehren. 26, 31 Anm.]; - 2. fVon ihm verfaßt in Beziehung auf jene, in 1. Sam. 22, 6 sssz erzählte Begebenheit] Da Doch, der Edouiitey fernher-J law, nnd sagte Saul an, nnd sprach: David ist in Ahimelecips Hans kommen. Die Ueberschrift ist oft dahin mißverstanden worden, als ob der Psalm gegen Doeg gerichtet sei; sie sagt aber nicht dies, sondern nur daß der Psalm in Veran- lassun der Anzei e Doegs an Saul und dessen, was daran? folgte, verfaßt sei. Sie selbst nennt neben Doeg Saul, und daß dessen Name groß zu schreiben sei, nicht der Doeg’s, wird schon von vornherein durch den Umstand wahrscheinlich, daß David es in den Psalmen aus der Saulischen Zeit gewöhnlich mit Saul selbst und nicht mit seinen Helfershelfcrn zu thun hat, deren Thun er ihm, der concret gewordenen idealen Person des Bösen, mit zurechnet (Hengstenberg.) Bisher war Sanks Feindschaft gegen David, wie sie aus Neid ent- standen war, mehr durch persönlichen Haß in Bewegung seht worden; nun aber, ald David alle, welche ed mit dem Rciche Gottes in Israel wohl meinten, ansing um sich zu versammeln, wuchs Sauks Erbitterung, nnd da der Hohepriester mit einer großen Anzahl anderer Prie- ster sich Davids annahm, beschloß er an diesem offen zu eigen, daß niemand ungestraft mit seinem Schwiegeki sahn ed halten könne. Er beging die entsetzliche That, daß er Ahimelech mit 85 Priestern des HErrn ohne Ursach tödten ließ. (v. GerlachJ - suchte im vorigen psalm David auf dem Wege gelind- likher tinße und gläubige: Zueignung dei ihm geschenkten Gnadenwortg von seiner person, seinem Hause nnd seinem volle: das Gericht göttlither Verwertung nnd die Jurüelcs zlchung der bereits empfangenen Verheißung abzuwenden, so folgt nunmehr ein Psalm, der ee nett Sankt; nnd seine- thanseg Verwertung und deren gerechter ilesach zu thun hat; denn Saul, wie die dem Psalm zu Grunde liegende Begebenheit zeigt, ist nun schon soweit in seinem Abfall von dem ijErrn norgeschrittem daß er seinen Halt sucht in seiner eigenen heldenleraftz iu seinem dtelchlhum nnd in der Anhänglichkeit seiner Stamme-genossen, daß er nitt einem Worte über Israel ein König sein will, wie alle tieiden ihn hatten, ja den tiErrn in seinen prleßern nnd seinem Geliebten auf den Tod haßt. I« ilath einem Eingang-wart (v. Si, welches den Inhalt des ganzen Psalm znsammengedrängt schon in flcn faßt, indem ei einerseits den leeren, orahleelsclsen Troß des Gotilosen auf seine Bosheit, andrerselti die ewige Ente 242 Psalm 52, 3—1l. 53,1—g. des Jlllmiichtlgen gegen die Seinen dnrlegt, folgt zneru W. 4—6) eine Schilderung der Bosheit dessen, den der psalinisi iin Jluge hat, worauf ibui augeliündtgt wird is. 7), wie wenig Grund er habe, auf dieselbige zu trotzen, da Gottes oergeltendeo Gericht ihn schon ereilen nnd ihm völligen Untergang bereiten werde. Z. Was troßest du denn, du Tyraun sder du vormals ein Held gewesen im Streit wider die Feinde des Volkes Gottes -2. Sam. I, 19 ff., nun aber zum Wütherich geworden bist in Ver- folgung seiner Knechte], daß du kannst Schaden thun [und brüstest dich, ais könne es dir gar nicht fehlen, auch mich noch aus dem Wege zu räu- men];·so dochjsolits Güte [gegen die Seinen] tioch lagllch lvahtct [und solange die feststehet, deine Bosheitswerke es nicht weiter bringen wer- den, als daß du damit nur dir selber ein desto schnelleres und furchtbareres Gericht bereiteii]? 4. Deine Zunge trachtet nach Schaden siudem sie nur darauf sinnet, wie sie Andere in’s Elend stürzen msge], nnd schneidet mit Lügen, wie ein fiharf Scheeruiesset [welches leicht, ehe man sich’s versiehet, in’s Fleisch fährt] s. Du redest lieber Böses, denn Gutes, nnd [lieber] falsch, deuu dreht. Sein [Pause, unter welcher die Musik die Anklagen ohne Worte fort- seht] is. [Ja, noch mehr :] Du redest gern alles, ivas zn Verderben dienet, mit falscher Zunge [und hassest es sogar, Gutes und Wahres zu reden]. 7. Datum wird dich Gott auch sin gerechter Vergeltung] ganz nnd gar zerstören sdaß du gleichsam zu einer Ruine werdest fiir immer], uud [wird dich] zerschlagen [genaner:· mit raschem Griff erfassen], und aus der Hutte [deinem sicheren und bequemen Ehrenstaiide] reißen und ans dem Lande der Lebendigen anstellen swie du die Priester zu Nob mit Stuinpf und Stiel hast ausgerottet 1.Sam. 22, 16—19]. Sein [Panse unter Musik]. » Während der Inhalt von V. 7 entschieden dafür spricht, daß David hier an Saul und die Ausrottung seines Hauses (·1. Sam. Si) gedacht hat tdenn es ist kaum verständlich, warum David gegen ein bloßes ordinäres Werkzeug Sanl’s, wie Doeg offenbar war, selbst bei dein Blutgericht gegen die Priester, in solchem Eifer sollte gerathen sein und was in Beziehung auf diesen die tiefgreifenden Anrnfungen der vergeltenden Gerechtigkeit Gottes zu bedeuten hätten), scheinen da- gegen die Worte in V. 4—6 mehr aus Doeg, als auf den Kiini selber zu passen« aber es scheint nur so, bei näherein ettacht ergiebt sieh vielinehr aueh hier als diejenige Person, wider die der heil. Sänger eiseet, die des Saul. ,,Die Geschichte weiß gar nichts davon, daß Doeg es sich als seine Aufgabe gestcllt habe, David aus dem Wege zn räumen; sie weiß nichts von einer Feind- schast Doeg’s gegeii David, der selbst über das, was zwischen David und dem Hohenvriester vorgefallen war, geschwiegen hatte, bis die feierliehe Aufsordernn Sauks an seine Diener feiner ei ennützigen Dienstbe issenheit serneres Schweigen nnmög ich zu machen schien. Ganz anders hätte er handeln wissen, iveiin er der geschworene Feind Davids gewesen wäre. lind was den Vorwurf der Lüge, der Verleumdung nnd des Truges betrifft, so findet sich in der ganzen Erzählung des Handels mit den Priestern keine Andeutung, daß Doeg gelogen und betrogen habe; er berichtet einfach nur die gefehichtliche Thatsachn Dagegen paßt jener Vorwurf vollkommen aus Saul, der ohne allen Grund David des Hochveri raths beschu,ldigte, um ihn unter dem Scheine des Rechtes aus dem Wege räumen zu können, nnd dieselbe Beschiildigung aiieh ge en die unschuldigen Priester er- hob, ohne irgend ausz die einfache Beredsatnieit eines guten Gewissens zu achten, mit der der Hohepriester sieh vertheidigte, weil er ebeii enischlossen war, zum Verder- ben Davids ein Exempel zu statuiren.« Wenn so Doeg mit seiiiem Verrath keineswegs im Vordergrund des Psalms sieht, ist dessen Exempel gleichivohl bei Erläu- teriing des 8. Gebots heranzuziehen und dabei zu zeigen, wie ein Mensch auch da dem Lug« und Truggeiste dient, wo er allerdings nichts als nackte, an stch richtige Thatsachen berichtet, aber einesiheils den wahren Boden der Gesinnung, aus dem sie hervorgegangen siid nnd iii dem sie allein die rechte Deutung finden, verschiveigy anderntheiis recht wohl weiß, welch' einen entzündiichen Her ensboden und welche demgemäße, d. i. bösivillige Au assiing sie bei dem finden, dem er sie berichtet. II« U. 8 —l0. Für die Geronnen, so führt der heil. Sänger fort, wird, wie alle Werke Gottes einen Kern des Segeno nnd Samen des Heils in net) bergen, der Sturz des Tyrannen eine tiefere Gründung in »der Gottesfureht als Gewinn one-tragen nnd eine ilrsaeh der Freude über Gottes all· waltende Gerechtigkeit sein. während aber jener zuin eutwiirzellen Baume wird, steht der jetzt von ihiti bis auf den Tod verfolgte fes! nnd gleicht einein grünlaubigeu Qelbanniez er will harren aiif den Uanien des Ottern, bis die Stunde zur Erfüllung seines Hoffens da iß, da— mit ans seiner Lebensführung die Heiligen noih einen Segen nnd eine Freude anderer Jlrt daooubringen, dar iß der Segen der Stärlinng in der Geduld nnd in der Freude an Gottes trösllieljeni Namen. Wohl uns, daß wir diesen— Psalm erst hinter Pf. 51 lesen! Denn Davids große Buße allein l)at’s bewirkt, daß seine große Sünd: das in V. 10 f. Gesagte uliht zu einem Spott gemacht hat. 8. Und die Gerechten swelche jetzt in und mit mir von dem Tyrannen V. 3 verfolgt werden, ohne sich seiner Bosheit erwehren zu können] lverdeiks sehen sivie der HErr mit eiiiem Mal seinem Wüthen ein Ende zu machen weiß B. 7], und sich fürchten san kindlicher Furcht vor Gott in der Weise, wie in Pf. 64, t0 näher bezeichnet ist, gewinnen], nnd werden sein [des nun gestürz- ten Tyrannen] lacheli snicbt aus Sehadenfreude Sprüchw 24, 17 f., sondern in jener Freude über den endlichen Durchbrueh der lange verhüllten und vermein- ten Gerechtigkeit, welche die Trauer über die sieh selbst verderbende Seele des Feindes nicht ausschließt, vgl. Pf. 58, ers. u. 2. Sam. I, 17 ff.]: · D. Siehe [werden sie sagen], das [diese so schmählich zu Grunde gegangene Größe] ist der Mann, der Gott nicht sur seinen Trost [oder Hort] hielt; sondern verließ fiel) auf seinen großen Reich: ihnen, nnd war wonnig, Schaden zu thun [49, 6 f.J. Es geht einem reichen Frevler wie einem Bären: wenn er noch im Walde geht, so darf ihm niemand begegnen; wenn er aber gefangen wird, so legt man Des gottlosen Saul und seines Hauses Bemerkung; des frommen David Stärkung. ihm einen Ring in die Nase, legt ihn an eine Kette und bricht ihm die Zähne aus und verhauet ihm die Klauen, und dann lacht man seiner und spricht: Du armer Schcilh ist dir’s dahin kommen? (J. Arnd.) 10. Ja) IDavidJ aber werde bleiben wie ein gtilnet Oeibanni [der fröhlich gedeihet und immer wieder sich verjüngt Jerem. 11, Its; I. Kdn. 6, Si, Anm.] im Hause Gottes [in. i. weil ich auf heiltgem und unnahbarem Boden gepflanzt bin], veriaffe wich auf Gottes Güte immer und ewig- lich [und werde daher nimmer zu Schanden werden]. 1l. Jeh danke dir ltvenngleich jetzt noch eine lange Zeit der Noth und Gefahr vor mir liegt] ewiglich, denn du lannfts wohl machen kund alles glücklich hinausfahren, was du in Beziehung auf meine Erwählung dir oorgenommen]; und [fo] lvill [ich während der ganzen bevorstehenden Lei- dens- und Berfolgungszeitj hatten auf deinen Namen [bis du deine Gnadenrathfchlüsse an mir oeeherrlichstL denn deine Heiligen haben Freude daran fund ich bin es ihnen schuldig, an mir ein neues Exempel der Erfahrung ihnen darzubieten, wie tröstlich dein Name ist und wie gut,sicl) dar- auf zu verlassen Pf. 54, 8]. Wie oft thut unser zagendeo Herz, als ob der Men- schen Bosheit Gottes Güte vorn Erdboden verdrängen würde, da doch immer des Guten, so wir aus Gottes Güte genießen, unendlich mehr« ist als des Schadens, den ivir unter der Nienschen Bosheit zu leiden haben! Wie kann man einander mit diesem ängftlichen Sinn an« stecken! Wieviel besser aber ist es, vor Gottes Namen soviel Ehrfurcht haben und auch zur bösen Zeit auf sein unfehlbares Wohlmachen warten, daß alle übrigen Gnadengenofsen Gottes daran Freude haben und eine Erbauung aus dem gemeinschaftlichen Glauben daraus nehmen können! (Rieger.) Der II. Psalm. lion der Menschen Verderben und Erlösung. I. Eine Unterweisung sein Lehrgedicht 52,1] Davids, im Chor um einander lnach anderer Aus- legung: nach schwermüthiger Weise, mesto oder anäante mesto, s. 1. Chron. 26, 31 Anm.], vorznfingen [dem Sangmeister behufs Einübung zu übergeben 4, 1]. Derselbe Psalm, den inir iu Pf· 14 srhon einmal gehört haben, begegnet uns hier mit einer einzigen weseutlichrm sonst nur mit wenigen Jiliioeirliungen zum zweiten Mal, jedou) nun nicht mehr als sie-have« sondern als Blohinrp Psalm; es verallgenieinrrt sitt) da die Srinldrrung sitttichrit vrrdecbrns uud die Verkündigung göttlichen Blume, welche den Inhalt des 52. psalnis in Beziehung auf Davids der· folget bildeteu, zu Klage und tearhe til-er das snensctirni geschlertit überhaupt, jrdoui erhält drr Gedanke des vor- letzten vrrfrs rlne ganz spezielle, xeitgrsrljichtliche Windung. i. v. 2 —4. Tief ergriffen von drni ceflihl drs in der Welt herrschenden Verderben, lrtagt der ptchtrr über die »fu:tt)tliare stach: und Verbreitung der Krisen, unten-elf, 243 daß rr litt: nicht blos nun) eigenem Gefühl, sondern nun) Gottes Urtheil fiel) beschwert. 2. Die Thoten [deren die ganze Welt Voll istJ iprecheu in ihrem Herzen: Es ist leln Gott. Sie langen [in Folge dieser Veriehrtheit des Herzens] nichts, und find ein Greuel worden in ihrem bösen Wesen [in ihrem ganzen Thnn und Treiben, das eitel Frevel isl]. Da ist keiner, dct Czules thut [anderwärts hat Luther auch hier: t ue]. Z. Gott [in Pf. 14, S: Dei: HErrJ schanet vom Himmel auf der» Menschen Kinder fganze große Menge], das; er sehe, ob jemand tlug sei, der nach Gott frage. 4. Aber ffo genau er anch fpähet, findet er nichts anderes als dies:] sie siud alle abgefallen [in»Ps. 14, Z: abgewichenL und allefaniint nntuchtig. Da ist keiner, der Gutes thue, auch nicht Einer. II. V. 5 u. s. Indem der Dichter hierauf ebenso, wie im l4. Psalm, denjenigen tltbelthäterm die Gottes volle fressen, iui tlamen des Atem, den sie nicht anrufen mögen, den gewissen Untergang, Gottes Voller dagegen die Hilfe ihres Schlrnihrrru und trluniphirknden Sieg otrliilndigy giebt er den ihm vorliegenden Warten rine Rundung, welche drutllcl) das Gepräge rinkr jüngst kr- lrbtru Grschichte an sitt) trägt, in welcher rs sitt) that- saclxtiai vrrrniriiltrht hat, was riutt David iu jenen Worten nropheieiln 5- Wollen denn die Uebelthciter shore ich Gott bei seiner Umfchau V. 3 klagen] ihnen nicht sagen lassen [was es mit ihrem bösen Thun und Trei- ben einmal für ein Ende nehmen muß, zumal mit dem Treiben derer]- die mein Volk fressen, daß sie sich nähren [mit so leichtem Muth es aus- faugen und verderben, als äßen sie Brod]? Gott [in Pf. 14, 4: den HErrn aber] rufen sie nicht an. b. Da strenn nun Gottes strafende Hand sie ereilt, wie es z. B. in der Begebenheit der jüng- sten Zeit an den Feinden des Volkes Gottes zu sehen war] fürchten sie sich aber, da nicht zu filtthten [in· Wirklichkeit kein Grund zur Furcht vorhanden] ist [zit einem gewissen Anzeichen, daß eben der göttliche Zorn in schweren Gerichten sich auf sie niederfenkt]; denn Gott zerstreuet die Ge- beine der Tteiber [die feine Gemeinde in die Enge und in’s Gedränge bringen, daß sie unbegraben wie Unrath auf dem Felde liegen und eine Beute der wilden Thiere werden Pf. 141, 7]. Du [das Geschlecht der Gerechten] tnathsi sie [deine TreiberJ zu Schanden [mit ihren Plänen, da sie fchon meinten, dich gemächlich wie Brod verzehren zu können], denn Gott vetsthtntibet sie [und weil Er sie verwirft, können sie dir nichts anhaben] Es fragt sich, welches wohl die jiingfterlebte Gerichts« lataftrophe gewesen sei, mit Beziehung auf weiche die Worte in Pf. 14, 5 f.: Daselbst fürchten sie sich; 244 aber Gott ist bei dem Geschlechte der Gerech- ten. Ihr schändet des Armen Rath; aber Gott ist feine Zuversicht, aus der allgemein ehaltenen Gerichtsankiindigung in diese fpczialisirende orm um· gewandelt worden sind; und da können wir entweder an die in 2- Chr-on. 20, 22 ff. aus der Zeit Jofaphasis erzählte Begebenheit oder an die in 2.Kön.19,35 mitgetheilte Niederlage des asfyrifchen Heeres unter Hlskia denken, indem in beiden Fällen ein von Gott gewirkter panifiher Schreckcn die Feinde Jsraels zu Schanden machte und diese ohne Schwertfchlag von Seiten deo Volkes Gottes ihren Untergang fanden. Wir halten die ietztere Geschichte für noch bezeichnender als die erstere und stellen demnach diese Umformung eines davidischen Pfalms zu einem Lehrgedicht von Seiten der historischer: Grundlage in eine Reihe mit Pf. 46. 66. 75 u. 76; der Urheber der Umforlnung dürfte vielleicht König Hiskia selber fein, der, wie in 2. Ehren. 29, 25 ff. angegeben wird, die Psalmen Davids und Afsaphs ihrem liturgifchen Gebrauche zurückgab und, wie seine Schrift in Jef. 38, 9 ff. Heim, selber Dichter war, sedoch mehr reproduktiv (nachb ldend) als produktiv (felbfterzeugend). m« V. 7. Derselbe liturgisafe Zusatz, wie in Psalm 14., bildet aua) hier den Saus-i, jedoch mit ähnlichen lileinen 3bweia)ungen, wie sie bisher vorgekommen. Inhalt ifl die Sehnsnaft naa) der zukünftigen Erlösung, deren näa)- Ies Ziel die sesreiuug ans; dem Exil, das entferuiere aber- das Heil der messlanisazen Zeit in. 7. Ach, daß die Hilfe fim Grundtext fleht hier ein noch inhaltreicherer Ausdruck als in Pf. 14., um das Heil in seiner ganzen Fülle und Vollen- dung zu bezeichnen] aus Zion sder Thronsiätte unsers himmlischen Königs] über Israel käme, und Gott sin Pf. 14: der HErrJ sein gefangen Vol! [aus dem Zustande des Elends und der Vergewaltigung durch die Kinder dieser Welt] erlöfetet So würde fiel) Jakob freuen, nnd Israel fröhlich fein [in Pf. 14 steht »fröhlich sein« an erster, und »sich freuen« an zweiter Stelles Der 54. Psalm. Hebel um Hilfe, und Errettung. I. Eine Unterweisung [wie die beiden vorigen Psalmen] Davids, vorzufingen auf Saitenfpielen [Ps. 4, l; I. Chron. As, 31 Anm.]; » 2. sVon ihm verfaßt mit Beziehung auf jenen Nothstand während der saulischen Verfolgungszeitj Da die von Siph kamen, nnd sprachen zu Saul: David hat fia) bei uns verborgen [1. Sam. 23, 19 ff.]. »unter den Kiirgern der Stadt Legila mit derrath be- droht, hat der gesmeumte Lnraft Gottes sitt) auf eoaldlge sorge-hohen unweit der Stadt Sirt) gestimmt; dorthin learn gilt Jonathaiy ihn zu trägen, aber ana) da slört ihn der Section) der menschen auf und die Sinhiter zeigen es ou am« I. V. Z——5. part» Bitte nur Hilfe und Errettung aus « der Gewalt seiner doohaften und gottoergessenen Feinde, womit er uns lehrt, daß man nun) in der hörhnen Oe— fah: lkitnr nnertaudten Mitte! sahen, non) verzagen, Psalm 53, 7. se, 1——9. 55,1-—10. sondern Gottes ltameu anrnfen und ihm alo dein hschstet Mauer seine Same brfehlen soll. 3. Hilf mir, Gott, durch deinen Namen szu dem ich in der gegenwärtigen Bedrängniß als dem festen Schloß, dahin die Gerechten laufen Spriichm is, 10., meine Zuflucht nehme], und schaffe mit [dem unschuldig von böswilligen und heimtückifchen Feinden Verfolgtem vgl. Pf. 7] Recht durch deine Gewalt [womit du aller List und Gewalt, die sie gegen mich in Bewegung setzen, leicht Herr wer- den kannst]. 4. Gott, erhdre states] mein Gebet [Ps. 55, 2], vernimm die Rede meines Mundes "[der kein fal- fcher Mund ift Pf. 17, 1]. Z. Denn Stolze [nach anderer Lesart, der Luther selber anderwärts folgt: Fremde] sehen fiel) wider mich, und Trotzige sdie ihre Freude daran haben, Gewaltthat zu;,1üben] stehen mir nach meiner Seele, und haben [belde, jene Fremden, die Siphitey wie diese Gewaltthätigem König Saul mit feinen SchaarenJ Gott nicht vor Augen. Still. Jn V. 5 ltest statt III; (Fremde) der Chaldäeiy dem Luther folgt, Dsplx (Stolze); diese Lesart ist theils aus unzeitiger Vergleichung der Parallelftelie Pf. 86, 14 her« vorgegangen, in der das erstere Wort absichtlich in dao andere verwandelt ist, theils aus der Schwierigkein welche das ,,Fremde« verglichen mit der Ueberfchrift dar-bietet, nach der die Feinde einheimische waren. Auf legitime Weise wird diese Schwierigkeit durch die Be« merkung beseitigt, daß David hier bildlich seine Lands- leute als Fremde bezeichnet, weil sie, die durch so viele Bande mit ihm verbunden, seine Freunde und feine Brüder nach dem Gesetze Gottes, in ihrem Betragen gegen ihn gar nicht von Fremden verschieden waren. Ganz dieselbe bildliche Darftellung findet sich auch in Pf. 120, b» wo der Sänger, von seinen Landsleuten schwer bedrängt, klagt, daß er unter Mefech und Kedar (heidnischen Völkerschaftem f· v. a. unter Heiden nnd Türken) wohne. (.Hengstenberg.) Unter andern Umständen hätte das, was die Siphiter thaten, Unterthanenpflicht fein können; in diesem Falle aber war es Gottlosigkeir. Wer damals in Jsrael Gott mehr als Menschen fürchtete, der konnte fiel) nicht zum Werkzeug der blinden Wuth Sauls hergeben: Gott hatte sieh schon offenbar genug zu David bekannt. (Delitzfch.) il. v. 6——9. Davids Juversicht der guädigen Erltdrnug seines Gebete und das Gelübde oofermilliger tzethätlgsng seines Dankes, womit rr uns erinnert, daß man den ilamen Gottes, wie data) Anrufen nnd seien in der Noth, so data) Lotsen und dannen bei erlangte: Hilfe heiligen soll. b. Siehe sobgleieh das Siehtbare nichts an- deres als gewissen Untergang mir zeigt, so bin iel) doch im Glauben, der nicht aus das Sicht- bare, sondern auf das Unsichtbare siehet Hebt. II, 1., mirs gewiss, Gott stehet mir bei, der Hist: er- hält meine Seele [wider die, die mir nach der- felbigen stehen V. 5]. 7. Er wird die Bosheit [die sie an mir üben] meinen Feinden bezahlen. sDas läßt von seiner Gerechtigkeit! so bestimmt fiel) erwarten, daß die Erwartung geradezu zum -Gehete -roied:]» Zerftdre Davids Gebet um Hilfe und Errettung und seine Zuversicht auf Erhdrung. 245 sie [die mich vernichten wollen] durch deine Treue [HErr, womit du die den Deinen gegebene Ber- heißung erfüllst’]. 8. So lvill ich [wenn du das gethan und mich damit aufs Neue hasi die Erfahrung machen lassen, daß dein Auge siehet auf die, so dich fürch- ten und auf deine Güte hoffen Pf. 33, 18 f.] di! ein Ftendenohser [das aus freiwilligem Herzen kommt 2. Mos. 25, 2; 35, 291 thun, und dei- nem Namen, HEry danken, daß er so tröstlich ist [Ps. 69, 17]. I. Denn [was ich im Glauben jetzt noch er- warte, habe ich dann als vollendete Thatsache » hinter mir :] du ertettest [genauer: er, dein Name Jes so, 27., errettet] mich ans aller meiner Noth, daß mein Auge an meinen Feinden sals folchen, an denen deine Gerechtigkeit sich bekundet hat] Lust siehetsti ) Das sind zwei gewaltige Gründe, daraus man schließen kann, daß gewißiich die Strafe über die Ver- folger der Kirche und aller Glänbigen kommen wird. Denn der gerechte Gott bezahlt endlich die Bosheit, wer nur ein wenig leiden, dulden und zusehen kann; danach, so ist Gottes Treue und Wahrheit auch gewiß und muß sich endlich sehen lassen und offenbaren. (J. Arnd.) «) Wenn jemand fragt, ob es den Kindern Gottes erlaubt sei, wenn Gott die Schandthaten rächt, fich an diesem Anblick zu weiden, so ist die Antwort leicht: wenn nur die- Augen rein seien, so könne man sich fromm und heilig an den Erweifungen der göttlichen Gerechtigkeit crgdtzen; wenn sie aber durch eine böse Leidenschaft befleckt seien, so ziehen sie alles auf einen sündigen und verkehrten Zweck. (Calvin.) Der II. Psalm. gebet wider die salsajen Brüder. I. Eine Unterweisung Davids, vorzusiugen auf Saiienspielen [Ps. 4, 1; I. Chroim 26- 31 Anm.]. Wie der vorige Psalm in dieselbe Zeit stillt mit 17 a. Si» so unt: der vorliegende Psalm mit U: en in die Brit der sich enlsviunrndeu Kbsalonssshrn Emoörnnxp und zwar das Ende dieser Zeit, wo die Partei Jilssaloma ihrer Sache nun schon so sicher war, daß sie nein hehi mehr darau- maihte (2. Saat. is, s. Jinm.). l. v. 2—9. mit ask-e weh-nur» vkgnnn das end: David ist hier ziemlich leleinlant, sagt die Kerlen. Bibel, nnd gedenkt an nein Springen über die Mauern, wie souii (ps.1ii, 30); vielmehr, so fahren wir fort, wünscht er no) fern von dem Heerde, wo das Feuer der Grund— rnng gegen ihn gesrhürt wird, ein einsamen piähctjen in der Wüste. 2. Gott, bbte mein Gebet sdas ich in meiner großen Noth vor dich bringe]. nnd Verbirg dich nicht swie du jetzt zu thun scheinst] bot Meinem Flehen sKlagel Z, 56]. » s. Metie auf mich, und erhore mich sindem du mir ein Zeichen giebst, daß du auf mich Acht hast], lvie iih so kläglich zage sin meiner Unruhe von einem quälenden Gedanken auf den andern oerfalle] nnd [dem inneren Herzenskitmrner freien Lauf lassend] heute, 4. Daß der Feind smit den Veschuldiguugen und Drohungen, die er wider mich erhebt] so schrein, und der Gottlose dringet; denn sie sdie es durchaus auf meinen Untergang abgesehen haben] wollen mir einen Tück beweisen smich zu stürzen Pf. 41- 9], und stud mir heftig grau: sver ich ihnen allezeit nur Liebes und Gutes erwiesen habe Pf. 35, 12 ff.]. s. Mein Herz ängstet sich in meinem Leibe lPs 38- 11], und des Todes Furcht ist [bei den schäveren Gefahren, die mir drohen] auf mich ge- a en. Ei. Fnrcht sim Gemüthj nnd Zittern [am Leibe] ist mich ankommen, und Grauen hat mich über- fallen [denn ich sehe, daß Entfetzliches mir bevor- steht]. 7. Jch sprach [kann unter folchen Umständen mir nur wünichenb O, hätte ich Flügel wie Tan- beu [die damit. vor einem hereinbrechenden Un- wetter in Felsldcher sich zu bergen vermögen] daß ich [hinweg aus dieser bösen, so hart mich be- drängenden Umgebung] flöge, nnd etwa [irgendwo] bliebe [es sei auch, wo es fei]. 8. Siehe, so wollt ich mich ferne weg machen, und in der Wnsie bleiben [Jerem. J, 2]. Seins« D. Jch wollt eilen, daß ich san solche Zu- fiuchtestättej entrdnne vor dein Sturmwind und Weiten« «) Nach dem iuhaltfchwcrenx »in der Wüste« —- was miifsen das für ,,Frennde« und ,,Briidcr« sein, von denen hinweg man in die Wüste verlangt! —- steht das Sela ganz passenix (Hengsienberg.) "') Wieviel schwcrer empfindet man es, wenn Men- schenhand als wenn Gottes Hand uns fchliigt; man kann fast dem schönen Menschenantlitz gram werden. (Tholuck.) II. v. l0——17. Zeug dem Ton tiefer Wehmnth schlägt das Lied um in den heiliger Ente-Many: wie es jetzt zu Jerusalem sieht, sind alle Parleileidenskhaflen dort ent- fessclt, die Stadt in in ihren! ganzen titulierte eine Stätte des niederträchtigsteu nnd boihaftesien Treibens; die äußern: verruchtheit tritt namentlich in dem sihändlichen verrath, den einer an feinem königlichen Freunde be— gangen hat, hervor. Ueber solche Widcrsaaler Gottes Zoragerictjte herabzurufen trägt David nein Bedenken, während er dagegen für snh selber betet. 10. Mache ihre [derer, die stch mit einander zum Verderben der Gerechten verbunden haben] Zunge uneins [wie dort die Zunge der zu einem vermessenen Unternehmen vereinigten Nienschem findet: l. Mos. 11, 1 ff.], nnd laß sie swie vor- mals die Rotte Korah: 4. Mos. is, 1 ff.] unter: gehenzt denn ich sehe Frevel und Hader in der Stadt [den sie mit ihren heillosen Umtrieben da- selbst, in Jerusalem, angerichtet haben]. «) Luther hat die Worte des Grundtcxies welche nach genauer Uebersetzung lauten: Verschlings o 246 Psalm 55, 11—-24. bis, l-—3. HErn zersualte ihre Zunge, umgestellt, indem cr das erste Wort in der Bedeutung: «versenlen, zu Grunde Höhen lassen« genommen und es auf die Person der idersacher, nicht auf ihre Zunge bezogen hat; bei die- ser Auffassung hätten wir allcrdings ein Fasse-m- send— ergo» iiii Grundtext vor uns, d. h. eine solche Rede« siguy wo das der Zeit nach Spätere, als das Bedeut- sainste und am meisten in’s GewichtFallende zuerst ge- nannt wird (2. Sam. 12, 5 u. 6). Jiidessen kann man das ,,verschlingen« recht wohl auf die Zunge be- ziehen, wenn man darunter eine Vernichtung mittels Verwirrung versieht; es wäre dann in unserm Verse iioch nicht auf den Untergang der Rotte Korah, sondern allein aiif die babulonische Sprachverwirrnng Bezug genommen, die Erfüllung des Wunsches aber hätten wir in 2. Sam. 17, 1 ff. It. Solches sFrevel und Hader] gehet Tag nnd Nacht um in ihren Mauern [wie alle Zeit, so auch allen Raum ausfüllend], es ist Mühe und Arbeit drinnen [im Jnneren der Stadt, in welcher Absalomd Parteigänger ihr ehrsüchtiges und niederträchtiges Wesen treiben]. 12. Schaden thun sals Zweck und Ziel alles Handelns] regieret drinnen, Lügen und Trägen sals oberster Grundsatz alles Redensj läßt nicht von ihrer Gasse [hat gleichsam seinen ständigen Sitz aus dem Markte aufgeschlagen]. 13. Wenn mich doch sbei dem, was wider mich geredet und beschlossen wird] mein Feind seiner, der von Hans aus mein Widersacher ge- wesen] schaudert, wollt ich’s leiden [denn von einem solchen könnte ich nichts Anderes erwarten]; und wenn mir mein Hasser pochte sin dieser Weise sich überinüthig wider mich erhübe], wollt ich mich vor ihm verbergen [indem ich da an meinen Freunden mich seinetwegen trösten könnte]. 14. Du aber [der du im vorliegenden Falle an der Spitze meiner Widersacher stehst und die eigentliche Seele der ganzeii heimtückischen Bewe- gung bist — denke hier an den Giloniten Ahito- phel: 2. Sam. 15, 31 Anm.] bist [in Hinsicht auf die Stellung, die du bis dahin zu mir ein- genommen] mein Gesellc sden ich ganz als Mei- nesgleichen behandelte, ohne dich irgendwie meine Königliche Hoheit fühlen zu lassen’], mein Pfleger svertrauter Umgang] und mein Verwandte! [inti- mer Freunds, . 15. Die wir [beide] freundlich mit einander waren unter nnd [im Prioatverkehr süße Vertrau- liehkeit mit einander nnterhielten], wir wandelten [uuser intimes Berhältniß ungescheut auch öffentlich bekundend] im Haufe Gottes zn Haufen [gingen Hand in Hand mit einander an heiliger Stätte unter der dort versammelten Menge Pf. 42, 5]. «) Welche herzdurchbohrciide Bedeutung gewinnt dieses Wort erst im Munde des anderen David, welcher, obwohl Gottes Sohn und König ohne Gleichen, doch zu seinen Jüngern und unter ihnen zu jenem Jschario- teii als Menscbensohii in das menschlich trauteste Ver- hältnis; trat! (Delitzscli.) is. Dei! Tod übereile sit« [die von einem solchen Verräther geleiteten Widersacher]- nnd müssen [wie die, die bei Korah waren 4. Mos. IS, 31 —33] lebendig in die Hölle fahren; denn es ist eitel Bosheit unter ihrem Haufen swo sie nur den Fuß niedersetzen, lasseu sie Spuren ihrer Bos- heit zurück und beflecken alle Orte mit ihrer Schändlichkeit]. V) Die Worte des Grundtextew nztgsteiz sind wohl nur aus Mißverständniß dies; steht defettiv für disk-J) in Ein Wort zusammengezogen worden. Punktirt man dagegen ninsnjj so wäre zu übersetzem Verwüstung über siel wobei denn Bezug genommen wäre aus den Untergang derer zu Sodom und Gomorrha; darnach aber die Lu- therische Bibelübersetztiug ohne Weiteres abzuändern, wie z. B. v. Gerlach hier thut, ist geradezu eine Ver« siindigung gegen diese, indem der ungelehrte Leser durch dergleichen vorschnelle Abänderungen den Etndruck ein· pfängd als wimmelte unsre deutsche Bibel von Ueber· sctzungssehlern und wäre gar kein Verlaß auf sie. 17. Jch aber swährend in Beziehung auf diese meine falschen Brüder Verwünschungen wohl an rechter Stelle sind] will [in Beziehung auf mich] zu Gott rufen [um Errettung und Bewahrungh und der HErr wird mir helfen. lll. v. 1s——24. Ging das Lied aiig dem Ton heilige: Eutrnslnug schon aiu Schluß des vorigen Kbschnitto tu den des zuoersichttichen Gebete über, so seht no) dies iiu vorliegenden Abschnitt nun weiter fort. David in entschlossen, anzuhalten am Gebet, und er in der Erhä- rnng desselben siai gewiß, sowohl wegen der Größe der Rath, die ihn seht bedrängt, als wegen der oeritoaitru Bosheit seiner Widersacher, die Gottes Geriiht über sie schnell genug hcraussühren wird. So ermahnt er denn sich selbst, seine Sache drni ihGrru auhriiiiznslellem und bezeugt, wie er auf Gott seine Hoffnung setze. 18. Des Abends- Morgens nnd Mittags sund wie an diesen Hauptwendepunkten des Tages, so den ganzen Tag über Las. is, l; 1. The-H. 5, 17] will ich klagen und heulen sbald mit illa-inner- lichem, bald mit lauteni Gebet aus inbrünstigem Herzen zu Gott rufen]; »so wird er [ohne allen Zweifel] meine Stimme horen sals der, der ,,keinen von sieh weist, der sich gebeugt zu ihm begiebei«]. is. Er erldset meine Seele smein von Gefah- ren des Todes bedrohetes Leben V. 5] von denen, die an mich wollen [daß sie mir nichts anhaben können], und schaffet ihr Ruhe [indem er zu dem Zustande äußerer und innerer Wohlbehaltenheit mir durchhilfijz denn ihrer ist viel sdiej wider mich [sind, je größer aber meine Noth, desto grö- ßer ist auch für ihn die Nöthigung, sich meiner anzunehmen] 20. Gott wird hören sgleichwie die Stimme meines Flehens V. 18., so auch die Stimme der Drohungen und Flüche, die meine Widersacher wider mich ausstoßen V. 4], und sie demnthigen [ihneu daiuit auf diese ihre Drohungen und Flüche eine Antwort ertheilend, wie sie sie verdienen - Davids Gebet wider die Anfrührer und falfchen Freunde. Er) der alleivege bleibt [genauer: thronet von der Urzeit her« Pf. 74, 12; Habak. I, 12]. Sela."· Denn sle [deren heilloses Treiben in V. l0—1Z geschildert worden] werden nicht an- ders, und fnrchten Gott nicht. «) Es siehet hiermit der heil. Geist aiif die Exempel, wie Gott der Allmächtige alle Zeit von Anfang her die Gläubigen errettet und die Verfolger gestraft, und schließt daraus, weil eben derselbe gerechte Gott noch lebt, so wird er gewiß noch also herrschen und regieren, wie Von Anfang. Darum isi das ein großer Trost, wenn man in Kreuz nnd Verfolgung gedenkt, wie Gott noch lebe und als ein gnädiger Gott sich allezeit bewiesen gegen die, so ihn fürchten, wie es in Pf. ll9, 52 heißt: »wenn ich bedenke, wie du von Anfang her gerichtet hast, so werde ich getröstet.« (J. Arnd.) —- ") Das «Sela« weist hin auf den tiefen Gehalt der wenigen Worte, die reiche Fülle des Troste-s, die sie darbieten, und ladet das Gemiith ein, bei ihnen stillezu stehen. (Heiigstenberg.) 2l. Denn [dies das Zeichen von ihrer in Bosheit verhärteten Gesinnung, welche keine Hofs- nung auf Bekehrung mehr zuläßt] sie legen ihre Hände an seine sdes HErrnJ Friedsamen und ent- heiligen seinen Bund. · 22. Ihr Mund ist glatter, denn Butter sführt gar süße gefchmeidige Reden, durch die man sich leicht täuschen läßt], und haben doch Krieg im Sinn; ihre Worte sind [dem äußeren Klange nach] gelinder, denn Oel, nnd sind doch [in Hinsicht auf die Meinung, die dahinter s’teckt] bloße Sihwerter. Dem Grundtexte nach ist hier nicht von den Wider- sachern überhaupt, sondern von dem einen aus ihrer Zahl die Rede, auf den schon in V. 13-—l5 Bezug ge- nommen wurde; Luther aber hat auch hier, wie schon in Ps. 4l, 7., den Singular im collektiven Sinne ge- faßt. Genauer miißte es heißen: 2l. Er fAhitophelj legt seine Hände an seine Friedlichen [an die, so mit ihm in Fried- und Freundfchaft leben], und ent- heiligt seinen Bund [den Bund der Treue, den er einst, wie Jonathan 1. Sam. 23, 18., vor dem HErkn mit mir gemacht]. 22. Glatt stnd die Butterworte seines Mundes, nnd doch ist Krieg sein Herz; linder sind seine Reden als Oel, und find doch Schwert- klingen. ——Eine ähnliche figürliche Redeweise, als der 22. Vers sie enthält, hat man im Lateinischenx os nectar promitz means acoriita vomit (der Mund gicßt Götter- trank, das Herz fveit Gifttrank aus). 23. Witf sgläubig Herz: Pf. 27, 14 Anm.] dein Anliegen swas du dir wünscht und ersehnst oder was dich bekümmert und sorgt —- nach an- derer Auslegung: dein "Theil, was dir zu tragen auferlegt und beschieden ist] ans den HEttn [1. Petri 5, 7]. Der wird dich versorgen smit allem, was du braiichst —- nach andrer Deutung: aufrecht halten, daß du nicht kraftlos erliegest], nnd ivird den Gerechten nicht ewiglich in Unruhe lassen swörtlichx wird nicht geben oder wider- fahren lassen auf ewig Wanken dem Gerech- ten, wenn es auch für einige Zeit zu einer Nie- derlage mit ihm kommt]. U. Aber swas dagegen meine Feinde betrifft, die mich stürzen rvollen], Gott, du wirst sie hin- uuterstoßeu in die tiefe Grube fdes Todtenreiche, von der nimmermehr ein Aufstehen ists. Die Blutgierigen und Falschen werden ihr« Leben nicht zur Hälfte [derjenigen Dauer, die unter andern Umständen sie erreicht haben würden Pf. I02, 25] bringen [ogl. L. Sam. 17, 23; 18, 9 ff.]. Jch aber seines ganz anderen Lebensausgangs, als ihnen beschieden ist, mich getrösiend 1. Kön. 2, 10 f·] hoffe auf dich sdaß du noch alles wohl machen werdest Pf« 37, 5 f.]. Der Wunsch (B. 7sf,): O hätt’ ich Flügel wie Tauben! ist einem zivar nicht zu verargen; doch muß das: ich aber hoffe aus dich, gleichwohl das Herz stillen, wenn man auch nirgends entfliehen kann. (Ricger.) Dei: 56. Psalm. gebet wider die Verfolgen I. Ein gülden Kleinod [Ps. 16, 1 Anm.] Davids, von der stummen Taube unter den Frem- den [von ihm auf diese Melodie gedichtet i. Ehren. 26, 31 Anm. mit Beziehung auf jene Lage wäh- read» der faiiiischeii VerfolgnngszeitL da ihn die Philister griffeii zu» Gaih [1. Sam. 21, 10—12J. iiiit dem vorigen Psalm, iu welchem David viiiiisctitu »O hält in) Flügel wie Tauben, daß ich flöge und etwa blieben« ivird hier derjenige verbunden, in welchem er al- einer ersa)eint, der in der That den Versuch eines solelieu iijintorgfliegeng in die Ferne gewagt hat und seinen Fein- den als ein: Taube, die man eingesungen nnd dir nun wehrlos und stumm allen über siiti muß ergehen lassen, gegenübersteht; da rH denn eine Melodie gab, die ganz dieser Situation tatst-roth, so ist sie als Sangesweise dem Lied: vorangestellt. Wie zii unserm Psalm der Eil. als Er« gänznng gehört, ist zu l. sum. Si, 15 bereits bemerkt. l« v. 2——5. Von den Lleasctien anf- Jieaßersle bedrängt, erhebt David im Glauben sein Her; zu Gott nnd bietet ihn nin seine Gnadenliilftz indem er nun Gottes Wort nnd verheißang fiir sieh hat, wirst er allen Kummer hin nnd weiß sich wohl geborgen nnd sicher bewahrt. 2. Gott, sei niir Sünder gnädig kund laß mich nicht zu Grunde gehen], denn Menschen wol- len mich versenken [genauer: gieren nach mir wie reißende Thierejz täglich sohne irgendwo und irgendwann von ihren Nachstellungen abzulassen] streiten sie kwider mich] und ängsten mich smit allerlei BedrängnißL David, da er zii dein König Achis gebracht worden, war ioie ein einziges Schaf zwischen zwei Haufen von Wölfen, da er deii Philistern tödtlicli verhaßt tvar und auch seine Landsleute gegen ihn wüthetem (Calvin.) Des geiingsteteti David erster Gebelsschrei nun ist nicht ein Hilferuf, sondern ein Flehen zu dem HErrn um Gnade. So ist es recht und in der Ordnung: erst muß ich der Gnade Gottes gewiß sein, ehe ich mich sei- ner Hilfe geiröstcn kann. (Taube.) Z. Meine Feinde versenken niich taglich [gie- ren in einem fort nach mir, und menschlichen: Erniessen nach bin ich sihon so gut wie verloren]; 247 « iDelitzschJ « · · »Pl)ilist»er, als gegen Saul und seine Höflmge gerichtet. 248 Psalm sc, 4-— 14. 57,1-—6. denn viele streiten wider mich stolziglich [hoch her- fahrend in ihrem Uehermuth, gleich als gäbe es niemand, der ihnen steuren und wehren könnte] 4. Wenn ich mich fürchte [in solchen Lagen, wie die gegenwärtige, mich befinde, wo alles sich dazu anläßt, mir Furcht einzujagen], so hoffe ich auf dich [Ps. 25, 2]. b. Jth will [während die Widersacher mit ihrer Uebermacht stolziren und darauf sich ver- lassend meinen, sie hätten schon gewonnen Spiel] Gottes Wort [dadurch er mir verbeißen, daß er wolle mein Gott sein] rühmen; ans Gott will ich hohen, und mich nicht fürchten; was sollte mir Fleisch sein ohnmächtiger, hinfälliger Mensch mit seinen nur äußerlichen, zeitlichen Machtmitteln Jes. 3l, Z; 40, s; Jerem. 17, Z] thun? Da er sich hier auf ein bestimmtes Wort Gottes heruit, so mag es wohl sein, daß es das Wort des HErru ist, in welchem Samuel dem Hirtenjüngling den Königsthron über Jorael Verkündigt hatte; hat doch auch Jonathan dem Worte geglaubt, ob er wohl Sauks Sohn war, und hat doch Saul selbst dem Worte sieh gebeugt und hat zu ihm esprocheiit Du wirst es thun und hinaussühren —— l. am.16,13; 23, U; 26, 25. (Tholuck.) II. v. 6——12. In das bonhafte Thier« und Treiben seiner Feinde sieh versenkend, die ihm das wart im Munde verdrehem auf Schritt nnd Tritt ihm auflauern nnd nur Einen Gedanken im Herzen haben, wie ße ihn zu Grunde richten möchten, entlsrenut David im Zorn wider sie nnd weiß, daß Gottes Gerieht über sie uiiht ausbleiben kann; indem er dann zu dem seine Znstncht nimmt, der die- jenigen, welelje die Welt eiuohoßß seiner besonderen Diebe und Fürsorge wäedigt, wird sein her; so fröhlich nnd getrost, daß er den Tag des Stnrseo seiner Widersacher nnd der aneh änßerllettrn Erfüllung seiner Gebete schon vor Jlugen sieht. b. Täglich [s. v. a. in einem fort, ohne Unter- laß] fechten sie meine Worte an [sie mißdeuteiid und verdrehend und mich heuehlerischer Unredlichkeit beschuldigend Mater» 26, ers; all ihre Gedanken sind fdarauf gerichtet], daß sie mir ubel thun. Es hilft David nichts, daß er seine Unschuld, seine kindliche Treue gegen Saul, Gottes Gesalbten, betheuert: sie spaniten sein Selbstzeugniß auf die Folter, ihm fal- schen Sinn und falfche Folgerungen aitfzwangend Der Psalm ist nicht sowohl gegen die (Vaihinger.) 7. Sie halten zu Hanf [rotten sieh zusammen] und lauern [wie Spione im HinterhaltL Und haben Acht auf meine Fersen sbeobachten alle meine Schsritte nnd Tritte hinter mir her], wie sie meine Seele erhaschen [mir das Leben nehmen mögen] 8. Was sie Böses thun, das ist [wie sie sich einbildeuj schon vergeben [noch ehe sie es voll- bracht; sie meinen Ablaß zu haben für alles, was sie mir anthun -— nach anderer Deutung der schwierigen Worte: Bei so frevlem Treiben sollten sie der Strafe Gottes entrinnen? Nimmermehrks Gott, stoße solche Leute ohn alle Gnade hinunter swie es· ja dein Amt als aller Welt Richter erfordert]. 9. Ziihle sdagegens meine Flucht [wie lange ich nun schon nnd an wie verschiedenen Orten ein so unsietes Fluchtlehen führen muß], fasse meine Thraiten [die dasselbe mir erpreßtJ in deinen Sack [gleichwie man köstlichen Wein in Schläuche faßt, um ihn gut aufzubeivahren Many. 9, 17. Sollten sie denn unbeaehtet an dir vorübergehen?]. Ohne Zweifel, du zahlest sie [nnd hast ihre Summe schon eingetragen in dein Merkbuch Mal. Z, I6]. Es kann wohl nicht verbleiben, eo müsscn solche Verfolgungen viel nasse Augen machenz denn es thut sehr weh, geathtet sein wie ein Schlachtschaß wie ein Fluch und Fegopfer aller Welt, und ein Rauh fein der Feinde, wie es an den türkisehen Grenzen zugeht, und mit Weib und Kind im Elend hernmwallen Aber hier steht ein kräftiger Trost, daß Gott solche Thränen auf· faßt und sammelt in einen Schlaueh, gleichwie man köstlichen Wein in eine Lage oder Flaschen einfasse, "so köstlich und theuer sind solche Thräiien vor Gott geneh- tet; und Gott hebt sie auf als einen Schatz im Him- mel, und wenn wir meinen, solche Thränen sind alle verloren, siehe, so hat sie Gott als unsern Schatz iin Himmel aufgehoben. daß wir desto reichlicher an jenem Tage getröstet werden: Pf. 126, Z. (J. Arnd.) Du zählesi alle Thränen mein, ich weiß, sie sind- gezähletz und oh sie nicht zu zählen sein, dennoch dir keine sehlet. So oft vor dir sie regen sich, so oft bewegen sie auch dich. daß ·dn dich mein erharmen mußt; dir ist bewußt mein- Kreuz, drum hilfst du mir mit Lust. (Du weinest vor Jerusalem — V. 4.) Du zählsi, wie oft ein Christe wein’ nnd was sein Kummer sei; kein Zährs und Thräns letn ist so klein, du hebst und legst es bei. (Jeh singe dir mit Herz —— V. 1l.) 10. Dann [wenn dereinst deine Stunde kommt, wo du mein gegenwärtiges thränenvolles Fluchk leben enden und wenden willsi] werden sich meine [mir jetzt so heftig nachsetzeiidenj Feinde tnüssett zurückkehren, wenn ich rufe finden: dann mit mei- nem Ruf um Hilfe die volle Verwirklichung der- selben zusammentreffen wird]; so werde ich lauch änßerlich] time swas jetzt nur noch eine Sache des Glaubens istL daß du mein Gott bist fund ich dich zu meinem Sachwalter habe]. 11. Jch will [denn schon im Voraus] rühmen Gottes Wort sdurch das ich so reichlich getröstet werde in meiner Triibsal], ich will rühmen des HEttn Wort sdas so herrliche Aussichten mir er- öffnet] 12. Auf Gott hoffe ich [so spreche ich noch einmal, wie schon in V. 5]- nnd fütehte mich nicht; was können mir die ähienschen thun [Jes.51, 12; Hebt. IS, 6]? Wie sieh einer gegen das Wort Gottes verhält, so hat er es genießen oder zu entgelten. Wer mit David Gottes Wort rühmet, mit dem Trost durch das Wort elnstiveilen vorlieh nimmt, der kann die Furcht überwinden und die Hilfe abwarten. Wer aber allen ungläubigen Ansflüchten gegen das Wort Gottes Gehör giebt und sich das Sißen bei diesem, oft in einem dun- keln Ort seheinenden Licht Verdrießlich werden läßt, der bricht damit die Verbindung zwischcn dem Herzen Gottes Des flüchtigen David Gebet wider seine boshaften Verfolger. 249 und seinem Herzen ab und wird in seinem Dunkel ge· lassen. (Rieger.) III« U. 13 n. 14. Gleirh als hätte er schon, worauf er nur erst hofft, gleich alo wäre sie schon da, die eben « erbetene Rettung und hilft, erinnert David zum Sihlnß flth der Gelübde, die er seinem Gott gebracht, nnd bezahlt ihm die schuldigeu Vauttovser mit lautem selcenntntß dessen, was der ihErr ihm zu gute gethan. 13. Jch habe dir, Gott, sals ich um deine Gnade und Hilfe bat] gelehrt, daß ich dir danken tvill fund das thue ich nun, meiner Dankesschuld mich entledigend]. 14. Denn du haft meine Seele vom Tode er- rettet, meine Füße vom Gleiten fdaß es mit mir nicht zum Fallen gekommen], daß ich [vielmehr, wie es nunmehr mit mir siehet] wandeln mag vor -Gott [1. Mof 17, l] im Lichte der Lebendigen fdes heitereu Sonuenglanzes, der diese Erde be- scheint, und eines reich gesegneten Lebens mich freuend Pf. ils, 8 f.]. An die Loblieder denkt David schon, während er noch Klagepsalmen singt, an Gelübde des Dankes, während er noch betet: er weiß das Wie des Ausganges noch nicht, aber daß es für ihn einen Ausgang geben wird, das weiß er. (Tholuck.) Der 57. Psalm. gebet wider der Feinde grausamßeit l. Ein gülden Kleinod [Ps. le, l] Davids, vorzustugen [4- 1J- daß er nicht nmiame fnach der Melodie: Verderbe nicht Z. Mos. s, 29 Anm.]; da er faus dem Gebiet der Philisterstadt Gath ausgewiesen] vor Saul flohe in die Höhle [Adullam 1. Sam. 22, 1 ff.]. wie nahe dieser Psalm schon in zeitgesclsichtllrlser hin— sicht mit dem vorigen sich beruhrt, ih zu l. Saat. DE, 2 bereits angedeutet worden; aber auch von Seiten des In· halte begegnet uns hier derselbe Anfang, wie dort, nur mit geüeigerter Inbrunst, und außerdem ist anch hier der Widersacher mit seinen helferohelfern ale ein wildes Thier charatrterisirn welchen gierig seine Beut: zu verschlingen traostel (tiuthrr: versenken, vgl. vgl« mit Its. bis, 2 n. Z). Uebrigens; sei noch bemerkt, daß der zweite Theil unsers psalmn As. s—12) mit dem zweiten Theil deo litt. Psalm W. 7——14) zu einem eigenen Lied verbunden als tllttpsalm O. 2—6; 7—14) erscheint. I. V. 2—6. Gott wolle ihm gnädig sein: mit dieser Bitte, die er in der Inbrunst seiner Seele zwei Mal nun) einander ausspricht, wendet David in seiner äusserst bedrängten Lage llch an den halten, ist aber auch, ob— wohl lein Erben nur an einem hanc hängt, voll guter Zuversicht, daß der Jttierhöchütz unter dessen skhirmende Flügel er sich geborgen hat, sein Wert: an ihm vollenden und seine Rettuugseugel ihm senden werde; ja, er ist überzeugt, daß Gott, wenn re kein müßte, Himmel nnd Erde für ihn in Bewegung elzen würde, weil seines Uameno Ehre im Himmel nnd auf Erden davon abhängt, daß er die Seinen fclsühe gegen die furchtbare Wanst, Iellhe die Gotiloseu wider sie anfbteten. Z. Sei mir gnädig, Gott [Pf. ös- 21 , sei mir gnädig [in dieser gegenwärtigen, so großen Gefahr, und laß mich nicht darin zu Grunde gehen]; denn auf dich irauei meine Seele fbei den Nachsiellungem die Menschen ihr bereiten Pf. be, 7; 1. Sam. 24, 12J- und unter dem Schatten deiner Flügel [dahin ich als unter ein Schirmdach mich berge Pf. 17, 8; Bis, s] habe ich Zufluchh bis daß das Unglück sdas die Bos- heit mir zu bereiten gedenkt] vorüber gehe [Jes. 26, 20]. Z. Jch rufe zu Gott, dem Allerhbchften [gegen. den alle Menge der Feinde auf Erden, ihre «groß Macht und viel List« gar nichts vermag] , zu Gott, der meines Jammers ein Ende macht [wört- lich: der vollendet für mich, nämlich das gute Werk, das er mit mir angefangen I. Sam. 24, la. los. 4. Er sendet vom Himmel swas es auch sei, das er zum Mittel meiner Rettung machen will], und hilft mir von der Schmach meines Berfenlers svon den Nachstellungen des nach mir gierenden Saul, der, um einen Grund zu solchen Nachstels lungen zu haben, allerlei Schmähungen und Ver- leumdungen wider mich ersinnt]. «Sela shier eine Pause, während die Musik ausdrückh wie tief diese Schmähungen dem Sänger zu Herzen gehen] Gott sendet [aber, um mir davon zu helfen] seine Güte und Treue [als Schutzengeh die mir zur Seite stehen Pf. 43, Z; 40, 11]. I. Jch liege [so oft ich hier, in der Höhle, zur nächtlichen Ruhe mich niederlegeJ mit meine! Seele unter den Lblvett sjeden Augenblick in Ge- fahr, daß dieselbe von den blutgierigen Feinden erhalcht werde Pl— 7, Z] Die Menschenkinder [von denen mein Aufenthaltsort rings bedroht ist] sind Flammen fdenn wüßten sie, daß ich hier bin, würden sie in ihrer Bosheit kein Bedenken tragen, mitsammt den Meinen durch Feuerbrände mich zu erstickEUJ- ihre Zahne siud Spieße nnd Pfeile sSprüchws 30- 14]- und ihre Zungen scharfe Schwertet [Pf. 55, 22]. Es kommt hier vor allem darauf an, daß man sel- ber im Geiste mit David in die Höhle kriecht und aus dieser finstern Lage heraus den Psalm verstehen lerne. lTaube ) s. Erhebt dich, Gott, über den Himmel fer- weise, indem du in solcher Noth, wo mein Kön- nen, mein Vermögen nichts vermag, nichts helfen kann, in recht augenfälliger, handgreiflicher Weise mir zum Helfer dich stellst, daß du hoch über alle Himmel erhaben und ein allmächtiger Gott bist], uttd slaß offenbar werden] deine Ehre [wie sie flir die Deinen heilsspendendes Licht, für die Wider- facher aber verzehrendes Feuer ist] itber alle Welt sdaß alle Menschen hienieden sie anerkennen und sich unter sie beugen müssen] Wer Gottes Knechte antastet, tasiei den HErrn an; 250 Psalm 57, 7—-12. 58, 1-——II. darum schreiei David zu Gott, daß er die Feinde sehen lasse, was es aus sich habe, wenn man an Gottes Knechte die Hand legt. Hoch über alle Himmel soll Gott seine Erhabenheit und weit über die ganze Erde feine Herrlichkeit entfalten, damit sie inne werden, daß das nicht schlechte Leute seien. die einem solchen Gotte dienen. (Tholuck.) II« v. 7-—12. noch einmal richtet sirh der Hltkti des Sän- gers auf den ganzen schweren noli-band, in dein er sich befindet: überall sind dlttze ausgestellt, ihn zu fangen, und Graben gegraben, ihn zu verderben, nnd seine Seele lfi unter solchen Gefahren tief gebeugt; aber der Glaube zeigt ihm die selber in die Grabe gefallen, die sie ge- graben haben, nnd da ersrhallt schon jetzt ans feiner tsrnß das Voll— nnd Dautilied zur Ehre Gottes fnr die crfahrene Rettung —— ein Lob— und Danlitied, womit er Gottes Ehre auch unter Heiden und fremden ilationen ankündigt. 7. Sie [die auf den Tod mich hassenden und versolgendeii Widersacherj stellen meinem Gange Nehe sdaß ich unversehens hineinfallen soll], nnd drücken meine Seele fdurch die beftändige Bedro- hung meines Lebens] nieder; sie graben vor mir eine Grube [in welche ich zuletzt, wenn es nach menschlicher Berechnung zuginge, hineinfallen muß], nnd sgleiclfwohl — dieses Endes aller solcher Nach- stellungen bin ich im Glauben schon jetzt mir ge- miß] fallen ssie fchließlichj selbst drein [Pf.7,16]. Still [Pause, unter welcher die einsallende Musik diese prophetisclie Gewißheit verstärkt] 8. Mein Herz sdas des herrlichen Ausgangs deiner Wege mit mir so gewiß sich ist, als wäre er schon da] ist bereit, Gott, mein Herz ist bereit, daß ich singe und lobe [auf Saitenspiel] I. Wach auf, meine Ehre [d. i. Seele Pf. 7, 6], wach ans, Psalter und Harfe sdie ihr während der Trauer- und Angsinacht gleichsam geschlafen habtjx frühe will ich ausweichen [kz«chiigk»r: aufwe- cken will ich das Morgenroth, nicht dies soll mich zum Singen und Lotsen erst aufwecken, sondern ich will ihm ziivorkommem will mit Gesang und Saitenspiel die noch in ihrer Kammer schlunimcrnde Sonne daraus herorlockens Die übrigen Könige wecki die Morgenröthn ich aber, sagt David, will die Morgenröthe aufwecken. (Naschi.) 10. HErr, ich will dir danken lnicht unter Israel allein, sondern] unter den Völkern» sder Erde überhaupt] ich will dir lobstngen unter den Linien sauch unter den Nationen, die seht von dir noch nichts wissen«]. 11. Denn deine Güte ist, to weit der Himmel ist, und deine Wahrheit so weit die Wollen gehen [Ps. 36,»6]. · · V) Wir vernehmen hier das Selbstbewußtsein einer allumfassenden Mission (Sendung), welches David von Anfang bis zu Ende seiner töniglichen Laufbahn beglei- tet hat: Ps. 18, 50. (Dclitzsch.) Was David hier sagt, ist auch durch diesen Psalm selber, der auf alle Völker und bis zu den spätesten Nachkommen sich erhalten hat, geschehen. (Micl)aelis.) . » 12. Erhebt dich, Gott sso rufe ich seht, nach ersahrener Rettung, wie vorhin, da ich zur Hilfe dich ausrief V. 6], über den Himmel, nnd deine Ehre aber alle Welt. Das soll der lichte Segensausgang aus alleu Wegen und Werken Gottes, auch aus den sinstersten Führungen sein; es nennt ihn die Bitte: Geheiliget werde dein Name! (Taube.) Der 58. Psalm. Klage über die Iferleunidein l. Ein gülden Kleinod fgleich den beiden vorigen Psalmen] Davids, borznsingen [Ps.4, 1], daß er nicht nmlåttie fauf die Melodie: Verderbe nichtl Z. Mos. 9, 29 Anm. gediehtets ilirht sowohl mit der schweren Versuchung überhaupt, die einein beim Lauf durch die Welt oft vorkommen traun, daß man iilänner und Ernte in Jlenitern hohl, die ihre psiicht nnd das Beste Jinderer wenig bedenken, vielmehr niit dlngereafiigtrrit und goltlofem wesen das Böse empor· bringen. statt daß das Gute tjilfe nnd Förderung von ihnen haben sollte, hat es der Psalm zn thun, sondern mit beson- deren Juständen während der Kcgiernngszrit Davids; es waren die, welche Jlbfaloms Rattenfänger, nachdem ne nor· hin des rechtmäßigen sinnig; ttegicrnnggweife durch alle nur mögliche Verungliainsnng zum Mitte! gemacht, um ihm die Herzen feines volles zu nehleu (2. Sau! is, 2 sf.), niii ihrem negiinrnt herbeiführten und die grauenerrrgend ge· nng waren, uin die Thatsathe zu erhärtru, daß von Ein— oörern nnd Jlnfrähreru niemals das Glüiii einer sllatiou hemmt, sondern nur eine Züchtignag Gottes zur Bekehrung and ijerfeusändernng I. v. 2—6. Von heftigem dinwltlen aber das Thau nnd Treiben der jeht an der Spitze des Staatswesens stehen- den iklänuer ergriffen, welche sich das Ansehen gegeben hatten, als ol- sie der bisher ncrnachläsngten Gerechtig- lirttsvslege anfhelfen nnd das Voll: zu seiner wahren Wohlfahrt bringen wollten, in der That aber airhto als Grenei nnd Skheuel mit ihrem Reginient anriaztetem drrtit Vaoid den satanlsih bIsrn Hintergrnnd ihres Herzens auf iind lehrt ne als iklenfkhen trennen, die anf die Stimme der Wahrheit und Gerechtigkeit gar nicht mehr ändhören vermögen, sondern nuoerbessertictje Siindendieaer n . Z. Seid ihr denn [wirklich, wie es, eurem Verhalten nach zu urtheilen, den Anschein gewinnt] stumm, daß ihr nicht reden wollt, was recht ist, und richten, was gleich ist furtheilssprüche fällen, wie sie der Billigkeit gemäß sind], idt Menfchem findet: [die ihr als Machthaber und Richter des Volks ja dazu berufen seid, der unschuldig Ber- folgten und gewaltsam Unterdrückten euch anzu- nehmenjt Z. Ja snicht blos, daß ihr unterlasset, was ihr zu thun habt], muthlvillig thut ihr sfogar selber] Unrecht im Lande and gehet stracks darch mit euren Händen— zu Freveln [Sprüchw. 21, 29]. Nach dietek Ueberfetziing Luther’s, die sich sehr wohl rechtsertigcn läßt, wäre der Psalm in die saulilche Ver« solgungszeii zu verlegen, wo ja Davids Verfolger und Widersacher gerade diejenigen waren, die durch ihre amt- liche Stellung berufen gewesen wären, sein Recht zu Gebet der Kinder Gottes in Zeiten der Resolution und Gewaltherrschaft 251 schiihen nnd wider Gewalt und Frevel sich seiner anzu- nehmen. Jndessen möchte wohl folgende Uebersetzung vorzuziehen sein: Z. Sprecht ihr wirklich Bersiunmten des Rechts sdas Recht, das, wie ihr behauptet, solange verstnmmt gewesen], tithtet [wie ihr euch anheischig gemacht] mit Unparteilichkeit die Menschenttndert - Z. Ja [im,Gegentheil], tin Herzen sselbst, indem ihr nicht blos durch die äußeren Umstände hier und da zu einer Ungerechtigkeit euch sortreißen laßt, son- dern die Ungerechtigkeit zu euerm eigentlicheti Lebens- elemente macht] ubet ihr Unrecht, wcigt im Lande Un- bill eurer Hände zu [so daß Schurkerei und Gewalt- FhEtJ die Wagschale eurer vorgeblichen Gerechtigkeit ü l . Dies würde auf die Zeit der absalomschen Emph- rung sich beziehen. Der Gerechtigkeitspsiege David’s hatte man den Vorwurf der Parteilichkcit und wohl auch der Langsamkeit gemacht; nun waren sie, die Geg- ner, am Ruder, aber hilf, lieber Gott, was für eine Gerecbtigkeitspfiege wurde da getrieben! Wie es allezeit und überall geschieht, wenn durch Aufruhr und Emph- rung die Nevolutionspartei des Regiments sich bemäch- tigt Und da die Ungercchtigkeitem Gewaltthaten und Eliothständy die man der früheren rechtmäßigen Regie- rung zum Vorwurf gemacht hatte, in so furchtbar ge- häufteni Maße zur Erscheinung kommen, daß dic Unter- thanen nun erst einen Begriff bekommen, was ein tyrannisches, grausanies, blntiges Negiment zu bedeuten hat, so war es auch damals. it. ssu verwundern hat man sich über Er- scheinungen der Art, wie sie jetzt zu Tage treten, freilich nicht; sie liegen vielmehr ganz in der Natur der Sache] Die Gotllosen [wie die, die gegenwärtig am Ruder sitzen] sind [ia] verkehrt von Mntterleib an, die Lugner [wie sie nunmehr die Macht in Händen haben] irren von Mutter- leid un« sdarum können sie gar nicht anders als so handeln, wie sie thun]. b. Jhr Wnlhen ist gleich wie da.s Wirthen eitler Schluttge [die ja ihr Gift ausspritzen muß; sie sind so wenig zu bessern und zu bekehren], wie eine taube Quer, die ihr Ohr zustopftÆ b. Daß sie nicht höre die Stimme des Zau- berers, des Beschwörers, der wohl beschwören kann« [Pked. to, it; Ja. 8, 17J, «) Die Schrift giebt in solchen Stellcn der Erfah- rungsthatsache Zeugniß, daß es Menschcn giebt, in denen das Böse von Kind auf tin wahrhaft diabolisches, d. i. liebe-unfähig selbstisches Gepräge hat; denn obwohl Erb- sündigtcit und Erbschuld allen Menschen gemein sind, so doch erstere in mannigfachster Mischung und Gestal- tung, wie ia auch schon die Vererbung der Siinde und der in einander greiscnde Einfluß der Macht des Bösen und der Niacht der Gnade auf die Fortpflanzung des Ptenlchengeschlechts das fordern. iDclitzschJ VI) Die Schlangen, bei denen die Beschwörer (2. Mos.7, 9 Anni.) nichts ausrichteii können, sind die gif- tigsten (statt nachasch im ersten Glied sieht im hehr. Grundtext an zweiter Stelle pothonx Was in Bezug auf die übermäßig gistige Schlange die wirkungslosen Beschwörungem das sind beiden giftigen und boshaften Menschen die Bitten und Beschwörungen derer, die von ihnen Unrecht leiden, und ihrer Freunde; dann die Er· mahnungen der Diener Gottes, und zuletzt die Bestra- fungensund Warnungem die Gott selbst durch das Ge- wissen an sie ergehen läßt. (Hengstenberg.) IN) Wie wir sehen in der Historie des heil. Mär« thrers Stephanus; als derselbe sein Bekenntniß that vor dem geistlichen Rath zu Jerusalem (Apostg. 7, bös, das war den jüdischen Prälaten so eine unleidliche Stimme, daß sie, um ihr Gift zu behalten, die Ohren zuslopften und laut schrieen. (J. Arnd.) II. v. 7— lit- Dadnrch aber, daß an den Leuten, die jetzt das Ruder in den Händen haben, nichts zu bessern ist, sfihlt der hell. Sänger sich zu der Bitte getrieben, daß Gott durch seine Gerichte sie beseitigen nnd durch ihren Untergang das voll: non ihrem Reginirnte wieder be· freien wolle zur Freude und Glanbengstärlinug für alle einvsängtichtn Herzen. Der Psalm in ein Gebet der Kinde: Gottes fu«-r Zellen der Ueoolntiaueu und der Snirektieuxiherrschaft in Staat oder Kirche. 7. Gott [der du solchen unverbesserlichen Frev- lern allein durch deine Gerichte ein Ende machen kannst], zerbrich ihre Zahne in ihrem Man! [Ps. Z, 8]; zerstoße, HEry die Baclenzahne der jungen Löwen [denen Menschen dieser Art in ihrem geivaltthätigen , blutdürstigen Thnn und Treiben gleichen]. 8. Sie werden [dafür bürgt deine Gerechtig- fett, die auf Erden dennoch waltet, wie oft sie auch fich lange verbirgt] zergehen wie Wasser, das dahin fleußt fund zuletzt ganz sich verliert] Sie zielen mit ihren Pfeilen sum den zu treffen, der ihnen so sehr im Wege ist —- mich selvst, den rechtmäßigen König Jsraels], aber dieselben zerbrechen snoch ehe es zum Schusse kommt]. b. Sie vergehen, wie eine Schnecke ver- schmachtetX wie eine nnzeitige Geburt eines Wei- bes sehen sie die Sonne nicht» 10. Ehe eure Dornen reif werden ani Dorn- streitet-e, wird sie ein Zorn so frisch weg- reißen« «) Die Schnecke, ivclche ihren Speichel auf ihrem Wege liegen läßt, wird, je länger sie fortschreiteh dcsto schwächer und geht endlich zu Grunde: so miisse das Böse, welches der Frevler ausgießh seine verderblich wir- kende Kraft verlieren und endlich den Gottlosen selbst stürzen. iVaihingcrJ — is) Der Fehlgeburt werden die Bösen insofern gleichen, als sie, wie diese durch frühzei- tigen uiid gewaltsamen Tod hinweggerassh die Sonne nicht schauen. Auf unsrer Stelle ruht Hieb Z, 16·, nur daß .Hiob, der Gerechte, sich dort als Gliick das Loos einer Fehlgebutt wünscht, was unser Psalm deni Bösen als Strafe zusvrichL (Hengstenbcrg.) — VII) Das ist: ehe denn sic es halb dahin bringen, dahin sie es haben wollen, wird sie Gottes Zorn zerstören nnd den Gcrechs ten helfen. (Lttther.) Nach andrer Uebersetzung: Ehe eure Töpfe merken den Dorn (d. i. des Feuers von demselben, der geschwind brennt und hitzh recht inne werden, s. v. a· ehe das Fleisch in eiiren Töpsen recht warm oder gar ist, eure Anschläge zu rechter Aus« führung kommend wird Er (der HErrs roh oder gar (ohne Riicksicht darauf, ob ihr eure Köchcrei been· digt habt oder nicht), ihn (den Topf) hinwegstiirs men cdurch einen gewaltigen Sturm unisioßen). 11. Der Gerechte wird sich freuen, wenn er solche Rache siehet [denn er siehet darin Gottes 252 Psalm 58 , Ia. 59, 1—I8. Co, l. S. Gericht und· Gerechtigkeit sich offenbarenh nnd wird seine Fuße baden in des Gottlosen Blut« 12. Daß die Leute werden sagen: Der Ge- rechte wird fein [der Frucht seiner Gerechtigkeit, seines Vertranens und feiner Hoffnung] ja [doch zuletzt noch] genießen [ob er gleich viel Trübsal ausstehen muß und es oft lange scheint, als hätte Gott seiner vergessen Jes. Z, 10]; es ist Ia noch Gott Richter auf Erden fes giebt noch eine Gottheit, die richtend auf Erden waltet"]. «) Dies ist nicht leiblich zu verstehen, als wenn sich die Gottesfürchtigen selbst rächen sollten mit Blittveri gießen oder daran Gefallen hätten, sondern also, wenn sie Gott die Rache befehlen, so führt Gott ihre Sache wunderlich aus (daß, wie Luther bemerkt, wo sie einen Tropfen Bluts und Rache begehrten, dessen so viel fein wird, daß sie möchten drin baden). Als Saul in fein Schwert siel, von den Philificrn geängstet (1.Sam.31), das war Gottes Raupe, da badete David feine Füße in des Gottlofen Blut und hatte keine Schuld an Sauks Untergang; als der König, der Jerusalem belagert, er- wiirget ward (2. Kdn. 19, 37), das war Gottes Rache, und der König Hiskia badete feine Füße in des Gott- lofen Blut und hatte keine Schuld daran. Als Ahab im Kriege gefchossen wird, daß fein Blut durch den Wagen lief, daß es die Hunde leckten (l.Kön. 22), das war Gottes Rache, und der Prophet Elias badete feine Füße in des Gottlosen Blut. (J. Arnd.) IV) David weiß, die Menschen, die um so irrer an ihm geworden waren, je nnthätiger er dem Thun nnd Treiben der Empörer gegenüber geblieben war, mtissen uletzi bekennen, daß es sich wirklich verlohnt, gerecht zu fein, und daß es wirklich« einen Höheren über die Hohen (Pred. 5, 7), eine Gottheit über Götter c1.Mof.2l, s; Pf. 82, 1·6) giebt, welche, wenn auch nicht sofort, doch unausbleiblich Gericht auf Erden übt. (Delitzsch.) Der sit. Psalm. gehet wider die Verfolgend 1. Ein güldeu Kleinod Davids [in der Reihe seit Pf. 56 nunmehr das vierte], daß et nicht nlnlåme [auf dieselbe Melodie wie Pf. 57 u. 58., und zwar mit Beziehung auf jene Begebenheit ge- dichtet], da Saul hinsandte [zu Davids Haus], nnd ließ fein Haus bewahren, daß er ihn tödtete [1. Sam. 19, 11 ss.]. ldie segebenhein auf welche diese Uebers-helft sich bezieht, bildete den Anfang zu Davids langwlerlger Flucht vor Saal, anf der rr nnsäglictfe Gefahren zn bestehen nnd na- mrnlose weiden zu ertragen hatte; er iß also ganz erklär- lich, daß er ihr Kndenlcen durch einen eigenen Psalm, den ersten in der Reihe derer. die ans der sanlischen Verfol- gnnggzeii datiren (adgesehtn von Pf. d» der noch nor dieser Zeit liegt), vereinigt hat. I· di. 2—l0. In großer Gefahr seiner Lebens, von lan- eradeu Feinden rings umgehen, bittei David Gott mn Rettung nnd Beistand, indem er ja sich bewußt ist, daß er deß nicht schuldig ist, wag man ihm nachrrdetz indem er dann näher die wilde Bosheit der widersacher dar- legt, erinnert er den Hcrrtn daß er als der Jlilmärhtlge nnd als Israel- snndeogoti solche soohelt nicht darf nagehraft unter seinem Voll: wiithen lassen, nnd seht schon das itomniende Gerltht über diese ireuier voraus. Z. Gtrette mich, mein Gott, von meinen Feinden, nnd schühe mich vor denen, so sich wider mich sehen fum mich umzubringen]. · Z. Errette mich von den Uebelthatern, und hilf mir von den Blutgierigen [die rnich überall umschleichen]. e 4. Denn siehe, HGrr, sie lauern auf meine Seele [den günstigen Augenblick erst-abend, wo sie mir den Todesstoß versetzen können]; die Starken sammeln sieh wider mich, ohne meine Schuld und Misselhat fund ich bin ihnen gegenüber so fchwach und wehrlos, daß ich ihnen gewiß zur Beute fallen werde, wenn du dich meiner nicht an- nimmst]. h. Sie laufen [wie irn Schusfe daher, als gälte es einem nicht fchnell genug zu vollführens den Werk] ohne meine Schuld [ohne daß ich zu ihrem Vorhaben nur die geringste gerechte Ursach geboten hätte], nnd bereiten fich [zn dem Unter-« nehmen, als gälte es die Erstürmung einer feind- lichen Stadt]. Ertvache svon deinem Schlafe, da du mich ihrem Willen preisgegeben zu haben scheinst Pl. 7- 7; 44, 24], und begegne mir kmit Hilfe], nnd siehe drein [in welch großer Gefahr ich stecke]. is. Du Obrer, Gott Zebaoih, Gott Israel, wache auf, und suche heim alle Heiden kdenn die- sen kann ich meine Feinde wegen ihres schänd- lichen Treibens wohl wählen, obwohl sie äußer- lich zu deinem Volke gehörenjz sei der keinen! gnädig, die so verwegeae Uebeliheiter sind [Ps. se, 8J. as c 7. Des Abends laß sie wiederum auch henleu wie die Hunde, und in der Stadt umherlaufen Saß sie, die jetzt mit hündifcher Wuth mich anfallcn s. 22, 17. 2l., auch das Schicksal herrenlos umher- laufender Hunde erleiden, die, nachdem sie den Tag über draußen vergeblich nach Nahrung gesucht haben, am Abend heulend vor Hunger wieder zur Stadt kommen, ob sie da noch etwas finden möchten) 8. Siehe, sie hlauderu mit einander [allerlei Lügen und Verläumdungen wider mich vorbrin- gend, womit sie ihre Absichten einer gegen den andern rechtfertigen wollen], Sehn-tritt find in [besser: auf] ihren Lippen sPs 55, 22; 57, 5 und sie halten sich dabei für so sicher vor aller Strafe, daß sie sprechen Pf. 10, 11. 13J: Wer sollt es hören swas wir unter einander reden, und an uns rächenJT b. Aber du, Blick, wirst ihrer lachen [Ps.e2, 4; 37, 13J- Und aller Heiden [denen diese, des israelitischen Stammes unwerthe Mörderbande sich gleich stellt] fpotlen [indem du einen Tag der Rache für sie schon festgesetzt hast]. 10. Vor ihrer Macht [gegen die mich selbst zu schühen ich ja so ganz und gar unvermdgend Davids Gebet in der ersten Zeit der Verfolgung durch Saul. 253 bin] halte ich mich zu dir [der du schon wissen wirst, wie du damit fertig werden sollst]; dem! Gott ist mein Schuh fund kann mich wohl be- wahren] II« v. 11—18. hat David vorhin auf den einen: ini him- uiel, der sein Schuh und seine Zuflucht ist, sein Zeug: ge- kannt, so weis er und ltiisiet sieh nunmehr des, daß Gott dein auf tausend itleilen mit seiner Gnade entgegen- kommt, der ihm auf einen Schritt mit vertrauen und Hoffnung entgegengegangen; wie alter uiin seine Zuver- sicht sieh steigert, so lodert auch sein Zorn iilier die wi- dersarher höher auf. Er weissagt ihnen ein gar schweren Gericht, während er sfir sieh sellisi nichts als dirs-ich zu desläudigem kolse Gottes tu Jlussicht.uiinmt. 11. Gott [wie sehr er aiich bisweilen mit seiner Hilfe zögert] erzeigt mir reichlich seine Güte [indem er ja doch zur rechten Stunde, im ent- scheidenden Augenblick mit seinem Beistande sich einstelltjz Gott läßt mich meine Lust sehen an meinen Feinden [indem er sie vernichtet, mich aber errettet]. 12. Erwürge sie nicht [auf einmal und plötz- lich, sondern laß sie und ihre Nachkommen eine Zeitlang als Strafexempel bleiben], daß es mein Vol! nicht vergessez zerstreut sie aber mit deiner Maehh DER, unser Schild, lind stoße sie sdarnach erst, wenn sie lange genug als ein Denkmal dei- ner sirafenden Gerechtigkeit umhergeirrt sind, voll- endet] hinunter. 13. Jhre Lehre [alles, was sie mit ihren Lippen reden und vorbringen] ist eitel Snnde, nnd verharren in ihrer Hoffarh und predigen eitel Fluchen und Widersprechem 14. Vertilgt sie [darum, weil sie eben grund- verderbt und unverbesserlich böse sind] ohne alle Gnade; vertilge sie, daß sie nichts seien, und [die Leute auf Erden] inne werden, daß Gott Herr- scher sei in Jakob, [ja dies inne werden die Men- schen] in aller Weit. Sela. 15. Des Abends laß sie [wie schon in V. 7 gesagt] wiederum auch heulen wie die Hunde, und tu der Stadt umher laufen. 16. Las sie hin und her laufen um Speise, und murren, wenn sie nicht satt werden. 17. Jch aber will von deiner Macht singen, und des Morgens ruhmen deine Gute; denn du bist mein Schus- uud Zuflucht m meiner Noth. 18. Jch will dir, mein Hort, lobsiugenz denn Zeit Gott, bist mein Schuh uud mein gnadiger l) . Diese ganze gewaltige Rede entfaltet jenes Gerichts- walten Gottes über seine Feinde, das Davids Lust ist, und es wechselt, von starter Zuversicht getragen, die Bitte mit der Welssagung ab. Man staunt, wie ein Menschenkind folches mit der ganzen Gewißheit eines Gottcsurthetls als käme er aus der himmlischen Kanzlei Gottes, aussprechen könne. Nun, der HCrr würdigt seine Knechte unter dem reichen Lichte seines Geistes fdlthir prouhetischen Schaublicke und riiumt ihnen, wie der ehrwürdige M. Roos sagt, etwas von der Gewalt ein, womit alle Heiligen die Welt richten werden. Daß es sich aber hier um gar ticfc und weite Geistedblicke handelt, nämlich um nichts Gcringeres, als um die Weissagung jenes größten weltgefchichtlichen Zornexemi pels Gottes, in der Vcrwerfung seines Volkes Israel, das ist aus den hier niedergelcgten Zügen ganz hand- greiflich zu erkennen. Die im Vordergrunde stehende Geriehtsosseiibarung über die Feinde Davids bildet in derselben Weise die Folie (Unterlage) dazu, wie Davids Geschichte die des Davidssohnes vorbildlich abschattet (Taube.) Die chtistliche Auslegung hat von jeher da« rauf aufmerksam gemacht, daß der Jnhalt von V. 12, wie der von V. 7 u. 15 f. an den Juden in Ersüllung gegangen sei: »Sie sind in alle Lande zerstreut nnd müssen allen Christen vor ihren Augen stehen nnd gehen, zum lebendigen Zeugnis, daß sie den wahren Messias und Heiland der Welt ekreuzigt haben; darum, wenn ihr einen Juden sehct, kso gedenket an diesen Spruch« Gengstenberg und J. Arnd.) » Der 60. Psalm. gebet für die Wohlfahrt Israel. I. Ein giildeu Kleinod [Ps. is, 1] Davids, vorznstugen [Ps. 4, 1], von einem güldeuen Rosen- spank [nach anderer Auslegung: nach der· Me- lodie »Lilie des Zeugnisses« Pf. 45,1]zu lehren [bestimmt, vom Volk als Kriegslied aus- wendig gelernt zu werden» L. Sam. 1, 18; b. Mvs 31, 19]; 2. lVon ihm mit Beziehung auf die Zeit verfaßt] Da er gestellten hatte mit den Svreru zu Mesopotamia [2. Sam. 8, 6 Anm.], und mit den Shtetu zu Zvba sunter deren Oberherrschaft damals die Shrer zu Mesopotamia standen 2, S. l0, 16. 19]; da Joah [nach Ueberwindung dieser Feinde] umlehrete [mit dem Hauptheer nun wider den andern Feind, der inzwischen in’s jüdische Land gefallen war und dort große Noth bereitet hatte Pf. 44, 1 Anm., heranziehen konnte], mtd schlug sdurch seinen Bruder Abisai, der mit seiner Heeresabtheilung vorausgeeilt l. Chron. II, 12] der Edomiter tm Salzthal zwölf tausend [nach genauerer Schwung: 18,000 Mann 2. Sam. 8, 13 Anni. 1 u. 2]. «) Rosenspau d. i. ein Gehäng oder köstlich Kleinod in einer Roscngestaln Also nennt er hie sein Königreich, welches ein köstlich Kleinod oder Span ist. (Luthcr.) —-— «) Unser Psalm, der kriegerischste unter allen Psalmen, ist ein Waffenübnngslted, welches die patriotische Kriegslust der sich libenden jungen Mann« schaft zu entflammen und zii heiligen bezweckta cDeIitzicho . - · Ist, iule mir tu der seinem. zu Pf. its, 1 angegeben halten, der Psalm gleichsam beim einen Jlnliructi dei Jilors gens uaih der tiefen Finsternis der milternacht erklungen, so denlie man sich als den näheren geskhikiilllchen Stand— puulit den Dichters etwa die Bett, wo Saal: mildem Haupt· heer in Edoni.eluriiitite, nachdem Jlliisat mit seiner Mithil- lung den Edoiuitern bereit« eine Niederlage lieigeliraajt hatte, un: alle wusfensähige zitauuslhaft dasellia auszurotten 254 Psalm 60, 3—14. Si, 1. nnd der Herrschaft den zu machen (1. Ein. 11, I« V. 3—7. Das Eied beginnt niit der Klage über den eingetretenen Uothnand nnd mit der Bitte nin Erledi- gung von demselben; indem aber die Klage gemildert wird durch Jtnerliennnng der sritou im Anzug lsegrifsencn Hilfe, wird die Bitte unt Fortführung des angefangeuen ejellgweriiee begründet durch die Größe der Uolh nnd Sgraels Verhältnis zu Gott. Z. Gott, der du uns [in der fchweren Nie- derlage, die uns die Edomiter beigebracht haben, f. Eint. zu Pf. 44J verstoßen und zerstreuet haft, und swie diese Niederlage thatsächlich bezeugt, über dein Volk] zornig toareft, triifte uns sann] wieder swie du aiich dazu den Anfang bereits gemacht hast in Verleihung des Stegs über die Syrer und in der vorläufigen Zurückdräiiguiig der Ede- rniter]· 4. Der dn die Erde bewegt und zerrissen haft [denn so arg ist die Verwüstung, welche die Feinde in unserm Lande angerichtet haben, als wenn bei einer Erderschütterung alles zusammen- stlirzt und unter einander geworfen wird], helle fnun wieder] ihre sder Erde] Besteht, die so zer- fchellet ist sindem du zu einer Wiederherstellung der bürgerlichen Ordnung verhilfst]. d. Denn [wir haben gar dringende Ursach, dich also zu bitten:] du hast [in dem, was wir haben erleben müssen] dritten! Volk ein Hartes er- zeigt, du hast smit Darreichung folchen Leidens- kelchess uns einen Trunk Weins gegeben sdessen beranschende Kraft durch beigemischte Gewürze so gesteigert war Pf. 75, 9]- das; wir [in Folge da- von] tanntelten suns nicht mehr auf den Füßen halten konnten und dem gänzlichen Sturz nahe waren Pf. 44, 17 Anm.]. »So thut Jsrael rechter. Art, der aus dem Geist erzeuget ward« (vgl. Aus tiefer Noth er. V. 4), alles Unglttck, das ihm je uud je wiedersährh nicht nur auf den HErrn unmittelbar zurückzufiihrem sondern eine Wirkung feiner Ungnade darin zu schauen, wie auch der Prophet Amos (3, S) bezeugt: ,,Jst auch ein llnglück in der Stadt, das der HCrr nicht thue?« und der HErr durch Jefaia (45, 7): »der ich das Licht mache und fchaffe die Finsternis der ich Frieden gebe und schaffe das Uebel. Jch bin der HErr, der solchcs alles thut« Wie wird aber namentlich bei politischen Stür- men und in Kriegszeiten das Herz der Leute, auch das läubtger Christen, in Furcht oder Vertrauen von mensch- irhem Geschwätz nmgetrieben und hängt oft mehr an Zeitungsartikelm als an dem, was Gott im Hciligthum redet! Israel beiennt dagegen hier nicht nur die Urfach feines Elendsftandcs in der zornigen Versioßiing von Seiten des HErrm sondern auch die Wirkung dieses Zorns in seinem Zustande, in feiner völligen Ohnmacht und -s)iiflofigkeit, daß es sich vorkam, wie ein von be· raufchendem Wein Taunielndey der sein selbst nicht mächtig ist. Ja, was sind wir, wenn der HErr seine Hand von uns abzieht! (Taube.) C. Du hast aber doch [in den bereits uns ge- schenkten Siegen] ein Zeichen gegeben denen, die dich fürchten, weiches ste aufwerfen, und sie sicher erliliihen Rönigsgesihleihts ein Ende is f.). machtes [nach anderer Deutung: sich daran, wie an einem aufgesieckten Panier, emporzurichten von ihrem Falle, von der Wahrheit we- gen"J. Seit! [Pause, unter welcher die sich steigernde Musik Jsraels gutes Recht den Feinden gegenüber noch schärfer zum Ausdruck bringt]. «) Luthers Ojleiniing bei dieser Auffassung der Worte geht aus der Randglosfe hervor: Die Historie bezeugen daß Gott von eincr Zeit zur andern habe Herzoge cr- iveckt, durch weiche das Volk Israel zur Ruhe gebracht nnd von den Feinden erlöset worden. —- ««) Psalm 44 ist wie ein Coinmentar zu diesem »von der Wahrheit wegen-«, in welchem sich kurz und bündig das Bewußt- sein des Volkes der heilsgeschichtlichen Offenbarung von feinem Weltberufe ausspricht: Israel faßt seinen Kampf gegen die Heiden, wie jetzt gegen Edom, als berufs- iniiszige Erhebung für die Wahrheit. (Delitzsch.) 7. Auf daß deine Lieben [die Glieder deines dir so theuren Volkes Jes. 43, 4] erledigt [von ihrem gegenwärtigen Nothftande befreit] werden, so hilf nun niit deiner Rechten [die stark genug ist, Wunder zu beweisen Pf. 45, 5], und ethöre uns [nach der Lesart am Rande: erhöre mich, wie in Pf. i08, 7]. Jndem David betet und für sich Erhörung ersteht, vertritt er fein Volk, so daß allerdings ,,mich« soviel ist als ,,uns«. Uebrigens bildet der Psalm von dieser Stelle an den zweiten Theil des 108. Psalm, dessen erster Theil aus Pf. 57, 8ff. genommen ist. Ein solches aus andern Gedichten zusammengeftelltes Lied oder Ge- sicht nennt man mit einem lateinischen Worte einen sum. H« V. 8—10. Der Sänger vergegenwärtlgt sirh hierauf einen Gotlesfprurtk der ihm zn Theil geworden nnd ihiu den freien und iiaentreißliaren Besitz des heil. Landes, sowie den Sieg über die seindltchen dlaaiiiarodilier Mond, Edoni nnd Phillstria zusichert; auf Grund dieses Gottes— warte, due nur eine Wiederaufnahme nnd ilebertragnng des in 1. Titus. 49; 4. M. 23 u. Si; Z. M. 33 dein ganzen dtoliie toetheißenen auf Davids Kdnigothiini in, frohioetit dieser ale einer, der seinen Beslhslandeo nnd seiner Sltgeoniactst sieh unzweifelhaft gewiß sein darf. 8. Gott redet in feinem Heiligthmn shat da- selbst mir ein Wort der Berheißung zu Theil werden lafsen,« für dessen Erfüllung seine göttliche Heiligkeit mir Bürgfchaft leistet], deß bin ich sehen um dieser Unverbrüchlichkeir feiner Erfüllung wil- len] froh"[jauchzend, als wäre es jetzt schon all- seitig und für immer verwirklicht]- und lvill [nnn, frei fchaltend und waltend über das unentreißbar mir zugehörige Gebiet] theilen Sicheni [im Mit- telpunkt des Westjordanlandes I. Mos. 12, s; 33, 18 u. Anm. zu 5. M. 11, Si; Jos. 8,33], und abmessenii das Thal Snchoth [im Ostjordans latide I. Mof. Es, 17; Jos. is, 27; Nicht. s, 4f., — vgl. Karte lIl.]. ·) Das große Verheißun swort in L. Sam. 7, 9 f. reicht zwar vollig aus, die ewißheih womit David im freien und unentreißbaren Vesttz des Landes und den Nachbarvölkern gegenüber als den siegreirhen Herrn steh weiß, dem sie sich beugen müssen, zu begreifen, und viel- leicht ist V· s— 10 nur malerifche Reproduktion (Wle- dergabe) desselben zsmbgiich aber auch, daß damals, als Davids Gebet wider Edom und für die Wohlfahrt Jsraels 255 Edom das preisgegebene Juda bedrohte, David vom Hohenpriefter mittelst der Urim und Tunimim ein Ora- kel empfing, weiches ihn des ungeschmälekien Fortbefitzes des heil. Landes und der Oberboheit über die anwohi nenden Völker vergcwissertr. (Dciitzsch.) «) Diese Ausdrücke bezeichnen zwar im Allgemeinen die freie Disposition (Verfiigung); doch erklärt sich die Wahl derselben nur daraus, daß das Volk (in desscn Namen David redet) auf den Standpunkt der Zeit zu- rücktritt, da ihm die Verheißung erheilt wurde: Jos.13, 7; 18, 5. iHengstcnbergs 9. Gilecid [so sage ich, David, weiter, meines unverwüsttichen Eigenthumsrechts mir bewußt] ist mein, mein ist Mnnasse [ebenso wie Gilead jen- seit des Jordan gelegen, das ehemalige Gebiet des Königs Og zu Basan umfassend 5. Mof. Z, 10 ff.; 4. M. 32, I ff.], Ephraim [das nördiiche Haupt: land diesseit des Jordan] ist die Macht meines Hauptes sgleichfam der schützende Heim auf dem- setben], Jnda sdas südtiche Hauptland] ist mein Fürst [Herrscher- oder Commandostab 1.Mos. 49, 10; 4. M. 21, 18]. 10. sWie aber kraft göttlicher Zufage V. 8 die Feinde von meinem Eigenthumsiande mir nichts nehmen können, so müssen im Gegentheil sie mir sich unterwerfen] Moab [an der Südost- seite des todten Meeres 4. Mof. 21, 11 Anm.] ist mein Wnschidpfen lzu schimpfitchster Unterthä- nigkeit unter mich bestimmtjs meinen Schuh strecke sich cmeinern niedrigsten Sklaven beim Ausziehen ihn zuwerfend]"i"ilter Rom« [südlich vom todten Meere 4. Mof. 20, 17 Anm.], Piiilistaa [das Land an der Südküste des mittelländischen Nieeres Jos. is, 2 Anm.] jauchzet [in seinen Bewohnern] zu mir lals feinen Herrn nnd König, wenn auch mit erzwungenem Gehorsam, mich anerkennend]. «) Dem perfifchen König trug im Feld und auf Reisen ein hoher Diener das Wafchbecken nach; Mond, sagt der Pfalmifh wartet ihm nicht blos mit dein Wasch- becken auf, sondern dient ihm selbst ais solches. (Deii sch.) «·) Wenn man, im Begriff sieh die Fuße zu wa chen, feinen ansgezogenen Schuh jemandcin zuwirfi, damit er ihn wegstelie oder reinige, so kann dies keiner fein, dem man Riickfichten schuldig ist, es muß der nicdrigfte Sklave (vgl. åDiatth Z, U; Apostg. 13,25) sein. (Hengstenberg.) III· v» 11—14. Indem setzt David seinen Stirn vorwärts richtet auf den Krieg-Zug seines tijecrts wider die Quartier, weiß er, daß derselbe Gott, der sein Angesicht im Augen— btirli des Zorns tin wenig von Israel verborgen (Jes. sit, s) nnd das kund so iibrt hatte zurichten lassen von diesen schlimmen Feinden, nunmehr mit dcni Heer: aus- zieht und ais Sitgeslieriog vor ihm ists-gehe; mit dein allein soll denn der Kriege-zog gesunden, ohne daß es menschlicher Hundesgenosfensrhaft bedarf, nnd Edoms Hauptstadt wird fallen, so nneinnkhniliar es nun) scheint (0iiadja3f.), nnd Edonis voll: unter die Filse getreten werden, so gewiß es zur ttnterioersung unter Israel in Gottes statt) bestimmt in. II. Wer [also, da ich ein so festes Gottes- wort V. 8 für mich habe] tvtll mich sieht, wo es sich um völlige Bernichtung der Feinde, die uns so große Noth B. 3 ff. bereitet haben, handelt] führen in eine feste Stadt [wie die in Felsen ge- hauene Hauptstadt der Edomiter, Petra 4. Mof. 20, 17 Anm., eine solche ist, die wegen dieser ihrer eigenthümiichen Lage gar nicht erobert wer- den zu können scheint 2. Köln 14, 712 Wer geleitet mich bis in Edom [daß ich dort auch aus- richte, was in V. 10 in Beziehung auf dieses Land gesagt worden]? 12. Wirst du es nicht thun, Gott, det uns [allerdings, wie kürzlich erst gefchehen V. 3., von Zeit zu Zeit, wenn du unsreSünden an uns heiinsucheii willst] verstdßesh nnd [oor dem wir in Pf. 44, 10 so wehniüihig klagen mußten: Du] zenrlist nicht aus, Gott, auf unser Heer [s. v. a. unter unserm Heer, wie Luther auch ander- wärts überfeßt]? Wer Gottes Wort und Verheifiung fiir sieh bat, den dürfen alle widrigen Erfahrungen nicht in der Hoffnung des Heils wankend machen; sie können sich ihm nur ais Prüfungeii seines Glaubens darstellen. Er sieht alles Widrige nur als ein leichtes Gewölk an, durch das die Sonne des Heils zu feiner Zeit sicher durchbrechen wird. (Hengftenberg.) 13. [Ja gewiß! Du wirst jetzt mit uns ans: ziehen, da du nun von deinem Zorn dich gewen- det hasi. Weil wir denn wissen, daß du nunmehr uns wieder trösten und unsre Brüche wieder hei- len willst V. 3 u. 4., so bitten wir mit ganzer Zuversicht des Glaubens :] Schaff uns Beistand in der Noth [daß wir von unserm Dränger erledigt werden V. 7]; denn Menschenhiife ist kein nüsze [wie fiel) jüngst erst an den Shrern zu Mefopo- tamien und von Zoba gezeigt hat, die trotz ihrer gegenseitigen Verbindung uns unterlegen sind; und so wollen auch wir in dem bevorstehenden Kampfe nicht weiter um Bundesgenossen uns kümmern, ob wir die haben oder nicht] 14. Mit Gott [vielmehr, in alleiniger Bun- desgenossenfchaft mit ihm ———lateinisch: Cum Deo] wollen wir Thaten thnn [Ps. 18, 30]. Er wird fdenn auch, wie er längst zuvor in 4. Mof. 24, 18 hat bezeugen lassen und wie wir-solche Aus- sicht schon in Pf. 44, 6 ansgesprochen haben] unsere« Feinde nniertreten [vgl. vie Erfüllung: 2. Sam. 8, 1«t]. Aus diesem köstlichen Verslein lernen wir die rechte Art der Kriegführung wider alle, wider die inneren und die äußeren Feinde, ja das rechte Thun im Reiche Gottes überhaupt, ivie denn Zinzendorf, einer der gefegnetfteii Bauleute im Reiche Gottes (geb. 1700, -s- 1760), dies Wörtleim »Mit Gott wollen ivir Thaten thun« zu seinem Symboium (Wahlfpruch) erkoren hatte. (Taube.) Der til. Psalm. gebet für die Obrigkeit, das; egoti ihr starkes: Thurm sei. l. Eil! Psalm Dilvids lPs Z, 1], vptzufiqgkq fdem Mufitmeisier behufs Einübung init seiner 256 Sängerabtheilung zu übergeben] auf einem Sal- tenspiel [unter Begleitung von Saiteninstrumenten vorzutragen I. Chron 26, 31 Anm.]. Wiederum, wie schon im vorigen Psalm, läßt David sein Heer ansrüclien in den Kampf wider einen gefährlichen Feind und will ihm zum Siege helfen mit seinem Gebet; aber nicht, wie dort, in Edom der Feind, dessen ltlnierltei tnng es gilt, sondern Kbsalom’s, des eigenen Sohnes, ite- bellensmaatz Standort nnd Grmüthsstimmnng, von welchen ans der Psalm gedichtrt ist und aus oder in welche wir uns verfehen müssen, nm zu versehen, was da gesagt ist, wurden bereite zn 2.·.Sam. 18, 5 näher erläutert. I. v. 2——-5. In der großen Zugs, womit sein Her; wie nmslort iß, schreit David zu dem hGrrn und bittet um gnüdige Erhörung seiner Gebete; sein verlangen aber ist dirs, daß Gott ihn sicheren Schrittes dahinauf geleite, wo er, allrn Gefahren entrückt, ielsengrund unter seinen Füßen hat. Hat nun Gott schon früher als einen siche- rrn Jusinchtsort sich ihn bewährt, .als einen starken, allen Jtngrissen der Feinde trotzenden Thurm, von dem et wohl nmsuslossen gewesen, so kann er schon jetzt der gr- wissen Jnverßclst sich hingeben, daß. er bald wieder in seiner ijetmath, der eigentlichen, naeh der seines-Herzens Sehn— sucht steht, sein werde, um nimmer wieder daraus ver— trieben zn werden, nämlich in Gottes Zelt oder Hütte. Z. Höre, Gott, mein Geschrei sdas ich in« großer Bedrängniß klagend zu dir fende], und merte ans mein Gebet sum Hilfe und Er- rettung]. s. Hienieden auf Erden [genauer, wie auch Luther anderwärts überfetzn Vom End der Erden, d. i. von deinem Angesichte verbannet und in den äußersten Winkel der Erde geschleu- dert’] rufe ich zu dif- ivenn [in einer Lage, wo] mein Herz in Angst ist, du tvolleft mich sder ich mit eigenen Kräften ihn nicht zu erklimmen ver- mag] führen auf einen hohen Felsen [auf dem ich sicher und geborgen sei Pf. 40, 3]. 4. Denn du bift fwie ich das schon oft in meinem Leben erfahren habe] meine Zllvetsicht [der Ort, wohin ich meine Zuflucht nehmen kann], ein starker Thurm vor meinen Feinden sso daß, wenn ich in und bei dir bin, sie mir nichts an- haben können Sprüchm 18, 10; Pf. 71, 3]. «) Es ist die Empfindung der Heimathlosigtcit und der Abgeschiedenheit von der Stätte Gottes, wodurch die evgraphtsch so unbedeutende Entfernung sähnlich wie fxpäter den babylonischetr Erulanteiu zu einer unermeß- lich großen wird. (Oelitzfch.) » d. Ich tvill wohnen in deiner Hutte [so weit ich auch jetzt äußerlich von ihr getrennt bin Pf. As, 2 ss-J tlviglich M· Es, s; 27- 4 f«1- UUV trauen sficher geborgen mich daselbst wissend] un- ter deinen Flttigkn sPs. 36 8]. Sein. Das ich will te. ist energiscberAusdruck für: ich werde; der Sänger ift feines Privilegtums so gewiß, - daß er sich gleich anfchickh es in Besitz zu nehmen, ohne sich irgend durch das Elend der Gegenwart irre machen zu lassen, welches ihm dies Privilegium völlig abzufpres chcn scheint. (Hengftenberg.) II» v. li—9. Für die am ischin des vorigen Abschnitt: ausgesprochene Jus-reicht läßt aoid hier die segrlins spsatm 61,«2—9. s2, 1—7. dung folgen: Gott hat seine unter Gelitbden grthanen Gebete erhürt nnd in ihm denen, die seinen diamen fürchten, das von Empörern seht nsurptrte widerrectstltuj sitt) nagen-ask) Grblaad des Volkes Gottes zurückgegeben; er hat ihm gezeigt, daß es weder mit seinem Erben non] mit seinem Küntgthnm schon ans sei, vielmehr wird die Kraft der einst durch ilathan ihm ertheilten Verheißnug nnn recht wirksam sitt) erweisen. Indem er da als einen König sikh fühlt, dessen Jahre währen immer sür nnd für, wie die des ij0rrn selber Als. t02, 95), ltann aueh sein Sezahlen der versoroehenen Gelübde lrein andere« sein, als ein Lobgesang ohne jemaliges verdammen. is. Denn fdies der Grund« warum eines ewiglichen Wohnens in deiner Hütte ich mich ge- trösten darf] du, Gott, hörest meine Gelübde lhast meine, mit Geliibden verbundenen Gebete — ein Beispiel solcher Gebete f. in 1. Mof. 28, 20 ff. —- crhörgz dn belohneft die wohl, die deinen Namen fnrchten fund hast nun, indem du meine Gebete erhörtest, deinen gläubigen Verehrern das ihnen allein gebührende Erbland, welches die Enipörer widerrechtlich sich angeeignet hatten, zu- rückgegeben]. Gott hat sich zur Sache Davids bekannt; das Land Israel ist denen wieder cntrissen, welchen es nicht ge- hört, und es beginnt ein neuer Abschnitt der Regierung feines rechtmäßigen Königs. (Delitzfch.) 7. Du giebst einem Könige langes »Leben [ge- nauer: Tage zu den Tagen des Königs wirst du»hinzufügen], daß feine Jahre [wenn auch nicht die feines perfönlichen Daseins hier auf Erden, so doch die der Herrschaft feines Geschlechts] wahren immer fnr und fnr, 8. Daß er immer fiheu blrlbet vor Gelt sanf dem ihm bestimmten Throne, wie ihm in 2. Saat. 7, 12 ff. verheißeu worden] Etzeige ihn! Güte und Treue, die ihn behuten sindem du sie ihm gleichsam zu feinen Schutzengeln beftellft Pf. 40, 12; 57, 4; Sprüchm 20, 28]. Es stehetr vor Davids Seele die schönen Verhei- ßungcm die er durch Nathan den Propheten empfangen hat: »Dein Hans und dein Königreich follen beständig sein ewiglich vor dir und dein Stuhl foll ewiglich be· flehen vor dir.« Dieser Verheißungen getrbstet er sich und hofft, daß er mit seinem Geschlecht immerdar werde sitzen bleiben auf dem Throne vor Gottes Angesichh und feines Gottes Treue und feines Gottes Güte, die hätt er für die Schirmwächter zur Rechten und zur Linien dieses Theorie-I. (Tholuck.) it. So will ich [in meinen Nachkommen, die ich als Eins mit mir betrachte, bis auf die spä- teilen Gefchlechter fortlebend] deinen! Namen lob- singen ewiglich, daß« ich smtt solchem LobsingeUJ meine Gelubde sdie ich bei meinen Gebeten gethan V. s] bezahlt täglich sfan dem einen Tage sowohl wie an dem andern]. So gewiß ais die Verheißnng in 2. Sara. 7 in Christo den Gipfel ihrer Erfiillung gefunden, hat der Psalm noch jetzt feine volle Bedeutung: liberall, wo das Reich Christi gefährdet ist, können wir den HErrn unter anderem auch mit dem Sänger bei jenen: feinem Worte halten. Gengstenbergh Gebet für die Obrigkeit. Der its. Psalm. Iiesiändiger Trost wider die Feinde. 1. Ein Psalm Davids fiir Jeduihuu foder Ethan, nach dessen Musik: oder Sangesweise er auszuführen ist I. Chron 26, 30 -Anm«J- herzu- iiuaeu tPi 4, II. Sahen wir, wie David im 39. Psalm, den er eben- falls für Jeduihun bestimint, beim Beginn der durch Absaloms Empörung über ihn getommenen Leiden (2. Sam. is, 23 Anm.) von fatalistifcher Resiguation (vrr- zirhtleisiender Unterwersung unter ein unvermeidliches Geschick) sich hiiidurchrang zu goltgeivirktcr stiller Erge- bung, so legt er nun hier sein Herz, das in Gott Ruhe gefunden, gleich anfangs dar, befestigt stch selber in die- ser Gemüthsstimmung und ladet auch Andere zur ver- trauensoolleu Hingabe an den einigen Helfer ein. Jn- dem er nun da zugleich abmahnt von allem falschen Vertrauen, wird das Thema des Psalmst »Gott lauf ich zu — Mensckh Staub bist du!« Es ist in der That also, ivie Amyraldns bemerkt: Da der Pro- phet sich trefflich versehen fand in Bezug auf den Theil der Frömmigkeit, welche in der Plerophorie (der Sicher- heit und Völligkeit des Glaubens) besteht, ivollte er ein Denkmal dieser seiner Gemüthsstellung stiften, um die Leser dureh fein Beispiel zu derselben Tugend anzuregen. Warum dieser Psalm nicht unmittelbar an As. 39 an— geschlossen ist, zu dem er ja in so nahe: Beziehung steht, ans diese Frage haben wir sihou in der Eint. in jenem Psalm geantwortet. llun aber einmal ihm seine Stelle ern ini zweiten such den psalleri gebührte, konnte er keinen besseren Vorgänger finden aio den til. Psalm. hie; en dort (d. 4): »du bist weine Innern-til, ein liarlier Fels vor meinen FelndenA so hören wir hier (d. s u. 9): »Gott ist der Fels: meiner Stärke; meine Zuversicht ist· aus Gott. Gott iß unsere Juoersictitk war dort oon einem Bezahlen der Gelübde ans Seiten des Gläubigen die Rede sit. D, so wird hier von Gott gesagt, daß er auch bezahlt W. 1Z): ,,ec vergilt einem jeglichen je nun) seinem Thau« l. v. 2—5· Greis; im Eingang gikvt nat-n seiner: an· ten, gotiergebeneiislnn den vielen Feinden gegenüber, die alle ans ihn, den Einen Mann einhürnien und ans sei- nen völligen Untergang en abgesehen haben, zuerkennen; in dieser seiner Stille zn Gott weiß er aber anrh, wag fiir eine mäihtige Hilfe er an ihm bat, nnd ih sieh deqen gewiß, daß, wenn es onkh zum Fallen mit ihm gekom- men, ev doih zum Eiegenblellsen nicht kommen kann. Z. Meine Seele ist stillezn Gott fist ganz und gar« stille Hingebung an Gottes Führung, ohn eigenes Wollen und Wirken] , der ltiir hilft [von dem meine Hilfe herkommt"]. Z. Denn [genauer: Nur] er ist mein Hort [Fels Pf. 28- 1 Aiim.], meine« Hilfe sfo daß ich diese schon habe, indem ich ihn besitze], mein Schnfziki [genauer: meine Burg Pf. 18, 3], daß miih leia Fall fgauzlichj stnrzeu wird, wie groß er [für den Augenblick auch] ist«]- ’I«) Zu den Cigenthlimlichkeiten dieses Psalms gehört die seehsmalige (V. 2. s. Z. s. 7. l0) Anwendung des hebt. Wortes Fig, für welches am besten die Bedeutung »nur« sich eignet; auch in Pf. 39 findet es sich viermal (V. 6. 7. 7. 12), doch hat unsre deutsche Uebcrsehung es außer Betracht gelassen. —- "«) Gottes Walten scheint Beständiger Trost wider die Feinde. 257 oft verborgen; aber wie er in der Stille wirkt, so sollen wir in der Stille auf ihn harren. Diese Stille der Seele befördert Gottes Wirken für uns: Jes. 30, is. (Vaihinger.) — Eis) Dies ist die Ursache, warum er Gott so viele Beinamen besiegt, daß er mit eben so vielen Schilden die Angriffe Satans aufnehme und zu- rücktreibr. (Calvin.) Jn unserm Verse und dem vorigen tritt der Grund der Setzung des Elohim in dem gan- zen Psalm recht-deutlich hervor: es ist der, daß hier von Gott im Gegensatz gegen alles Jrdische und Pienfchi liehe (V. 10 u. It) die Rede ist. Wo ein solcher Ge- gensatz bezeichnet werden soll, da ist der allgemeinsie Gottesname der passenda (Hengstenberg.) -f-) Der Grundtext lautet wörtlich: ich werde nichl viel Wanken, d. i. kleines Ungliick, vorllbergehendes Leid kann mich treffen, aber nicht gänzlicher Rom. 4. Wie lange flellei ihr [meine so zahlreichen Widersacher] alle» [in meiner Person] Einem weh, daß ihr ihn erlplltgeh fund betrachtet mich] als eine haugende Wand und zertissene Mauer sder man noch den letzten Stoß versehen muß, damit sie ganz zusaminenbreehe Jes. so, 13]? Z. Sie [diese wider den einen Mann anstür- menden so zahlreichen Feinde] deniru nur [daraus], tote fie ihn dåmpfen [genauer: von seiner« Würde oder hohen Stellung, d. i. vom Throne, herabsioßen mögen 2. Sam. 15, 14], fleißi- gen sieh [da zur Erreiehung ihres schändlichen Zweckes kein Mittel ihnen zu schlecht ist] der Lüge [Pf. it, 3], gehen gute Worte [befser: segnen mit dem MundeL aber mit dein Herzen sin- chen sie. Sela [Ps. Z, 3 Anm.] Anderwärts übersetzt Luther: Sie denken seine Höhe zu verstoßen, Lügen gefallen ihnen. Mit dem Munde segnen sie, aber inwendig fluchen sie. II. V. 6—9. dlirht zn weit vertieft sitt) David in die Betrachtung dessen, was die Feinde wieder ihn ooehaben nnd was sie ihm anthnn, damit sie ihn nicht only, wie ans seinem Königreich, ano seinem stillen Frieden treiben; vielmehr beseßigt er no) ganz tu diesem, uiaiht seine eigene Seele sieh gegenfländling indem er dasselbe zn ihr redet, wao ec vorhin oon ihr gesagt hat, wendet slai darnach aber auch an die ihm See-gebliebenen, deren äleinglanben zu nützen, nnd fordert sie auf, sieh in der Hingabe an Gott als den einigen helfe: mit ihn: zu verbinden. s. Aber [um mich nicht lange bei meinen Feinden, ihren Absichten und ihrer Tücke aufzu- halten, sondern lieber dahin zurückzukehren, wo- von ich ausgegangen bin B. 2 f., wiederhole ich, was ich dort gesagt, und besiärke mich« in solcher Gemüthsrichtungq meine Seele harret nur auf Gott; denn er ist [genauer: von ihm kommt] meine Hoffnung [d. i. das, was ich hoffe, meine Hilfe oder mein Heil] 7. Er [nur f. Anm. 1 zu V. L] ist met« Hort, meine Hilfe nnd mein Seins, daß ich nicht fallen werde [fo sehr auch meine Widersacher sich anstrengen, meinen Ruin herbeizuführen. «) Im Grundtext lauten die Worte: Nur Gott schweige meine Seele, wie auch Luther im dritten 258 Psalm 62 , 8 —- IS. 63, 1—6. Theil des alten Testainents vom J. 1525 schreibt: meine Seel schweige Gott. »Der Dichter ermahnt hier seine Seele zu jener Stille, die er in V. 2 schon als ihr eigen bekannt hat, weil alles gelsiliche Wesen als lebendiges nur mittelst steten Werdens, fortwährender felbftbewußter Erneuerung sich selbst gleich bleibt« 8. Bei [genauer: Auf] Gott ist mein Heil, meine Ehre, der Fels meiner Stärke see hat es auf sich genommen, das alles mir zu sein Pf. 7, 1115 meine Zuversicht ist auf [genauer: in] Gott [er ist sie in Person«] I. Hoffet auf ihn allezeit [anch in den aller- schwierigsten Lageu, wo, wie gegenwärtig, alles verloren scheint], lieben Leute [die ihr euch zu mir haltet Pf. 4, 7], fchüttet [wenn Aengste und Sorgen euch erfüllen] euer Herz [im Gebet und Flehen] vor ihm aus [,,als wenn man ein Gefäß so gar ausleeret, daß es nichts mehr behält an Vorrath« 1. Sam. 1, 15; Pf. 142, Z; Klagel. T, l9; l« Petri 5- 17]; Gott ist unsere Zuver- sicht [und wird euch und euern König zu schir- rnen und zu retten wissen«’]. Sein. «) Die Lobsprüchq welche David Gott in Bezug aus seine Macht zur Erhaltung ertheilt, sind eben so viele Stützen, wodurch er seine Standhciftigkeit befestigt, eben so viele Zügel, womit er den Leichtsinn seines Fleisches im Zaume hält, daß er nicht irgend anderswo einen Theil seines Heiles suche, als in Gott. (Calvin.) «) ,,David will den uns angeborenen Fehler heilen, daß wir lieber unsern Schmerz verbergen und inwendig aus den Zaum beißen, als in Klagen und Bitten zu Gott uns das Herz erleichtern« (Vgl. Auen. zu l. Mos 15, 3). Hi— o. 1o—13. mitten» aus Absalon qui« seine« Ku- hung als Warnnuggreenivel blau-eilend, mahnt David hierauf die Seinen, nakhdem et sie erniuutert hat, zu Gott mit iuuigster Znversiiht Hei) zu wenden, ab von allen falschen Gegenständen des Vormittag, seien eo nun Menschen und ihre Macht, oder airdengüter nnd ihr nnrechimäßiger oder rechtmäßiger Besitz. Svlrheø alles iß eitel und marhl den selber, der daran sich hiugiebt, eitel, verblendet und euisittlictst ihn. Dagegen, so bezeugt David ans Gottes Offenbarung und seines irebens Er« fahrung, daß bei Gott allein alle macht seht; und wie er allniächtig ist, so ist er auch gar gnädig, wie er den Seinen helfen kann, so will er auch helfen. Damit legt der Dichter am Ausgang des Psalms den Schlüssel hin zu seinem seligen Anfang: Meine Seele ist stille zu Gott, der mir hilft. 10. Aber Menschen [im Gegensatz zu Gott, der unsere Zuversicht ist V. 9] siud doch ja nichts fwörtlichx nur Eitelkeit oder nur ein Hauch Pf. ZU, 6], große Leute [Pf. 4, 3 Anm.] fehlen auch [indem sie nicht leisten, was sie versprechem sondern nur mit falchen Hoffnungen speisen Pf. 40, of; sie wagen weniger, denn nichis, so viel ihrer ist [wenn man ihrer auch noch so viele auf die Wage legte, sie werden immer zu leicht befunden, gleichviel, ob einzeln oder massenhaft gewogen]. 11. Verlaffet euch nicht auf Unrecht und Fre- vel sdaß ihr meinen wolltet, durch Unterdrückung und Beraubung Anderer euer Glück machen zu können] haltet euch nicht zu solchem, das nichts ist« [denn wer aus Nichtiges sein Vertrauen setzt und darnach trachtet, wird selber vernichtigt und ver-- eitelt 2. Köm l7, 15]; fällt euch [aber von sel- ber, ohne daß ihr Unrecht und Frevel euch dabei zu Schulden kommen ließet] Reichlhuut zu, so hauget das Herz nicht datantt [denn er ist unge- wiß 1. Tim. 6, 17 und ,,wie ein Wasser, das bald zufließt und auch bald wieder verschießen kann-«] s) Jn seiner Pfalmenauslegung hat Luther blos die Texteswortu werdet (seid) nicht eitel, während er hier umschreibt. — VI) Je weniger ein Mensch weiß, was der Allmächtige wiegt, desto höher wiegen ihm die Menschen. David aber weiß, daß die geringen Leute und die großen, von dem Urquell aller Güter abgelöft, nichts wägen und weniger als nichts sind. Auch Güter sind nichts, am wenigsten die mit Unrecht erworbenen. Aber überhaupt soll sich der Mensch nichts dünken lassen, wenn sein Reichthum zunimmt. So aber ist der Welt Lauf, daß je reichlicher Gott giebt, desto mehr die Men- fchen auf die Gaben statt auf den reichen Gebet trauen. (Tholuck.) 12. Gott hat [seinerfeits, durch innere Offen- barung seines Geistes] Ein Wort [zu mir] geke- detfl das habe ich [denn in den mannigfachen Erfahrungen meines Lebens] etliehemal gehZretH sund trefflich bestätigt gefunden Hiob 33, 14 ss.], daß fnämiichj Gott allein mächtig ist kallein die Gewalt besitzt über alles, was auf Erden ist, und also alles, was sich wider ihn setzt, früher oder später erliegen muß] V) Man hat hierbei nicht an die Schrifi oder an besondere prophetische Ausfvrüche zu denken, sondern an solche Osfenbarungen der Wahrheit Gottes, wie sie der Mensch in, mit und unter den großen Thaten und Wer-» ken Gottes an der Welt, wie in dem Lebensgange der Einzelnen, in seinem Geist und Gewissen empfängt. (Taube.) — V? Dergleichen Wahrheiten sind an sich nicht neu, aber e werden jedem neu durch Erfahrung. Das Leiden, die Trübsal stellt alle Wabrheitem die wir uns erworben haben, in Frage; wir finden, daß ihr Besih nur ein äußeklicher für uns war, die Trübsal fcheint uns allen Halt daran zu entreißen. Aber in ihr sieigen die ewigen Wahrheiten bei gläubigem Vertrauen als innerer Besitz wieder empor, und werden nun erst, durch Kampf errungen und durch neue, innere Offen- barung Gottes bestätigt, ein unverlierbares Gut für den Gläubigen. (Vaihinger.) 13. Und [zu diesem Einen Wort sehe ich ein zweites hinzu, das jenem zur Ergänzung dient:] du, HErr hist [wie allein inächtig- so auch über- aus] grubig, nnd bezahlest einem jeglichen, wie ers verdienet [Röm. 2, S; Offenb. 22, 12. Da kann denn, wer sich zu dir hält nnd deinem Willen dient, auf die Dauer nicht unterliegen] Dem Worte von Gottes Macht fügt David noch die besondere, für die Seinigen so tröstliche Bestimmung hinzu: Seine Macht wendet cr an, um ihnen zu lohnen für ihre Treue. Seine Huld ist hier nicht sowohl G nad e, die er den Unwürdigen erweist, als Wohlwollen, womit er den Treuen Gutes erzeigen (v. GerlachJ Menfchenhilfe ist kein nütze. Gebet um den wahren Gottesdienft 259 Der its. Psalm. gebet um den wahren cgottesdienft 1. Ein Psalm Davids [3, l» von ihm mit Beziehung auf jene bedrängte Lage in seinem — nicht, wie das Citat in unserer deutfchen Bibel: I. Sam. 23, 14 angiebt, während der faulifchen, sondern vielmehr während der ab- salom’fchen Verfolgungszeit verfaßt] da et ivar in der Wüste Juda fam Jordan 2.Sam. 16,14 Anm. 3]. wir haben hier, sagt Delihscik das davidische Original oder doch Seitensiäclt zu dem lcoracljitisctjeu psalmenpaar 42 n. 43 vor uns; er in, wie ein anderer Jtusleger den sllsalm bezeichnet, ein lcöflliclzes Zeugnis eines nach Gott und seiner Gnade schmachtenden und seine Erquickung in der innerlichen Gemeinschaft mit ihm findenden Herzens, das in seinen tjäuden auch sein äußerlich« Schicksal wohl ausge- hubeu weiß. l« V. 2—6. Der heil. Sänger, von seinem dlachtlager in der Wüste, die mit ihrer sonnenoerbraunteu Dürre nnd eintönigen Wildniß ihm ein Sviegelbild seines eige- neu gegenwärtigen ijerzeuszusiandes in, erwachend, giebt sein brennneudes, schmachtend» verlangen nach Gott nnd der Gemeinschaft mit ihm kund; der Gott, nach dem er an Seel nnd Eeib so sehnsuchtsleranli in, hat die Stätte seiner Gegenwart und Offenbarung im tjeiliglhum zu Zion, von dem aber ist er ietzt geschieden, darum lcann er nicht ruhig werden, bis er dahin zurücttgelanga —2. Gott, du bist [deunoch] mein Gott [wenn du auch jetzt in tiefes Elend mich hinabgestoßen hasi Pf. Z, s; 22, 2], frühe fbeim anbrechenden Morgenroth schon] wache ich [denn] zu dir [mit meinem Gebet dich fuchend’«]; es dntstet meine Seele nach dir« [Ps. 42, s; 143, 6], mein Fleisch [mit der Seele das gleiche Bedürfnis; theilend,"«« gleichwie es auch in andern Fällen von deren Freude berührt wird Pf. 84 , 3]»vkk- langet nach dir, in einem trockenen nnd durren Lande, da lein Wasser ist [alle natürlichen Quel- len der Erquickung für den Leib und des Trostes für die Seele versiegt sind H. «) Mit diesem Psalm begann in der alten Kirche der Psalmengefang im Morgengottesdienst des Sonn- tags, gleichwie der im Abendgottesdienst mit Pf. 141. (Oonstit. apostoL Il., 59.) — «) Gleichwie der leib- liche Hunger und Durst sich gern vereinigen wollte mit Speise und Trank, also wünschet und begehret der See- len geistlicher Hunger und Durst sich mit Gott zu ver- einigen und kann nicht gesättigt und gestillt werden ohne mit Gott. (J. Arnd.) — «") Daß David solch lech- zcndes Verlangen nach Gott auch von feinem Fleische ausfagen kann, ist nichts Kleinesz man sieht daraus, daß der Geist in ihm die Herrfchaft hat und das Fleisch nicht allein gewaltsam niederhält, sondern auch, soweit möglich, in den Bereich seines eignen Lebens her-einzieht, was beianntermaßen in Trübsal, die uns dem Diesfeits abtödtet, leichter ist, als inmitten äußerer Giiicksfülle gDelitzfchJ — f) Wenn die Kinder der Welt in dürrem ande find und ermattet ohne Wassen so schwinden auch die lehren Reste des Verlangens nach Gott und ihrer Seele; dagegen wird die lebendige Frömmigkeit, ie rö- ßer das Leiden ist, desto mehr zum Verlangen nach ott erweckt. Ob und inwieweit er in schweren Leiden das: »ich suche dich 2c.« sprechen kann, danach lann jeder den Zustand seiner Seele beurtheilem hbengftenbergth Die Sprache der Liebe, sagt der heil. Bernhard, ist f r den, der nicht liebt, wie fremdländifche Sprache Ajuga- amoris non amanti bar-barg est); daher bei dem in Materialismus versunkenen, gottentfremdeten Geschlecht dieser Zeit so wenig Verständntß für die Lieder unserer Kirche nnd so großer Widerwille gerade gegen die, die irgendwie als geiftliche Minnelieder austreten. Z. Daselbst [in diesem trockenen und dürren Lande, in dem ich hier mich befinde] sehe ith nach dir in deinem Heiligthuny wollte gerne [in den Gottesdienstem die dort gefeiert werden] schauen deine Makht Und Ehre [als welche wahrhaft, wenn auch nur im Schattenwerk, in denfelbigen sich offenbart] , 4. Denn deine Güte [die vornehmste Seite der Macht und Ehre, die dort zu fchanen fich giebt] ist besser, denn Leben [besser als das irdische Leben mit der ganzen Fülle seiner Güter; und so wollte ich’s leicht verschmerzen , daß mir jetzt nur ein kümmerliches Dasein im Vergleich mit mei- nem früheren Ksnigsftande befchieden ist, wenn ich nur das Schauen deiner Macht und Ehre in dei- nem Heiligthum noch haben könnte] Meine Lippen preisen dich [noch jetzt im Nachgenuß der Seligkeit, die ich dort erfahren] d. Daselbst [in deinem Heiligthum, wenn ich nur erst wieder dort wäre] wollt ich dich gerne loben mein Lebenlang, nnd meine Hände sbetend und anrufend Pf. 28, 2; Jes. 1, 15 Anm.] in deinem Namen aufheben. S. Das wäre meines Herzens Freud und Wonne [und wie der Leib nach dem nahrhaftesten und fchmackhaften Mahle würde die Seele sich in- nerlichst gesättigt fühlen1, ivenn ich dich [wieder, wie vormals] mit fröhlichen! Munde loben sollte fwährend ich es jetzt nur mit klagendenseufzenden Lippen thun kann]. Unser Psalm ist »ein Lied zartester Form und tiefins nigfien Inhalts, aber theilweis sehr fchwieriger Aus- legung.« Wir halten nun es nicht für gerathen, den Leser in alle die Schwierigkeitem die der Grundtext btetet,— einzuführen; auch wenn es uns gelänge, die Näthfeh welche da entgegentreten, annäherungsiueife zu lösen, würde doch immer »ein unentziffcrter Rest« bleiben. Bleiben wir also bei derjenigen Lösung, die unsre deut- fche Bibel giebt, ohne an ihrem Texte zu ändern: ist sie doch die Frucht einer Arbeit in dem HErrn, die wir nicht dürfen vergeblich machen wollen. ll. v. 7—12. obwohl ad« aus-cita- pom nein-given: geschieden, ist dennoch David innerlich wil dem Herzen bei Gott, duraf unaislcissiges Seien mit ihm vereinigt, und auch in seiner kserbaunuug weiß er sich gehalten von der sartien Hand dessen, dem seine Seele nnhäugh nichts als heil und Triumph für fiaj und die, die treu ihm an- hangeu, neht er voraus, und nichts als verderben nnd Untergang site die Feinde oerlciindigt er zuvor, denn »Gott nht tu: Uegimeutek . 260 Psalm es, 7—12. 64,1—11. 7. Wenn ich mich zu Bette lege, so denie ich an dich [bis tief in die Nacht hinein, es ist dieses Gedenken keine blos fliichtige Erinnerung, sondern sie fesselt mich dermaßen, daß ich einen großen Theil der Nacht damit zubringe, mich nachdenkend in dich zu verfenken]; wenn ich erwerbe, so rede ich [alsbald wieder] von dir [so daß ein Gebet nur das andere ablöst und keine fremden Gedan- ken sich dazwischen drängen dürfen]. 8. sAn Stoff dazu mag es mir ja nimmer fehlen.] Denn du bist mein Helfer [wenn du auch oft, wie du jetzt an mir thust, deine Hilfe unter dem lieben Kreuz verbirgstL und unter dein Schat- ten deiner Flügel kdahin du mich aus der Be: drängniß der Feinde durch die Versetzung in diese Wüste gerettet hast] rühme ich sweil ich mich da wohl geborgen weiß, bis daß das Unglück vor- übergehe Pf. 17, 8; as, 8; 57, 2]. I. [Ein wnnderbares Wechselverhältniß besteht überhaupt zwischen mir und dir :] Meine Seele hanget dir an [und kann dich nicht lassen, auch wenn du dich mir entziehen willst 1. Mos 32, 2615 deine rechte Hand [kann aber auch wiederum mich nicht lassen, daß sie den Feinden. mich preis- geben sollte, sondern sie] erhält mich [Pf. 89, 22; Jes. 41, 10]. 10. Sie aber [vor denen ich ietzt flüchtig ge- worden bin] stehen nach meiner Seele, mich zu überfallen [2. Sam.-17, 1 fs.]; sie werden fjedoch nur ihren eigenen Untergang herbeiführen und jenen Empörern der Vorzeit 4. Mos 16 gleich] unter die Erde hinunter fahren [Pf. 55, 16]- 11. Sie werden [indem sie das Schwert wider mich ziehen, selber] in’s Schwert fallen [2. Sam. 18, 7 f.], und [mit ihren unbegraben liegen blei- benden Leibern] den Filchfen soder Schulden] zu Theil werden. . 12. Aber der König [den sie mit ihrer Em- pörung von Jerusalem, der Stätte der Gegenwart Gottes, hinweg an die Wohnstätte der Füchse und Schakale getrieben haben] freuet fich [schon jetzt] in Gott [der ihm nicht entrissen werden kann, und wird sich noch viel besser in ihm freuen, wenn er nun wieder bei ihm ist aufZion]. Wer bei ihm [bei Gott, in Wahrheit und Gerechtigkeit Jes. 48, 1] fchwbret [und sich darum auch treu zu dem von ihm verordneten König hält] wird gerilhmt werden [als einer, der weise in dem Kampfe der Partheien auf die rechte Seite sich gestellt hat]; denn die Lügenmeittler [die das Ver- trauen des Volks zu seinem rechtmäßigen König untergraben und es damit zugleich von Gott ab- wendig gemacht haben] sollen «[in der Weise wie in V. 10 f. gesagt worden] verstopft werden [Pf. 5, 7 Gott, du bist mein Gott! ist dem Glauben, der Liebe und der Hoffnung allezeit ein süßes Wort; aber wenn es einem der Unglaube absprechen will, wenn die äußcrlichen Umstände kümmerlich sind, wenn der Versucher in der Wliste Steine anbietet, die man zu Brod machen soll, so schmeckt es doppelt wohl, wenn dies Licht ans der Finsterniß hervorbrichh Gott, du bist mein Gott! Und da kann es wohl auch nicht nur einen Durst der Seele, sondern auch ein Verlangen des Fleisches nach Gott abgeben, wenn man auch gerne seine Lippen Und Hand zum Lohe Gottes brauchen möchte. Als es dem David aber nachmals (nach unsrer Auslegung wäre zu setzen: vormals) wohl ging, ist er durch eine Reizung des Fleisches gefället worden. Man spürt es eben unserm Fleisch an, wenn es unter dem Druck ist oder nicht; bei der Macht der Sünde im Fleisch ist es uns oft nöthig, daß uns Gott in die Wüste führt. Da lernt man desto mehr sein Seufzen mit dem Seufzen der ganzen unter die Eitelkeit gera- thencn Creatnr vereinigen. (Ricger.) Der 64. Psalm. gebet um Izefohützuilg des Lebens und guten Namens. 1. Ein Psalm Davids, vorzusingen [4, 1.] Allem Anschein nach ist dieser Psalm von David zu der Zeit verfaßt, wo die schon länger oorbereitete Em- pörunq seines Sohnes Absalon-i dem Ansbruch nahe war (2. Sam.15, 6 Anm.). Obwohl der Psalm seinem Inhalte nach sieh mehrfach mit Pf. 7 n. 52 berührt, weshalb diejenigen 2lnslrger, welche an der teichtigtikit der Ueberfchrlft festhalten, ihn meist in di: Zeit, wo David noch an Sau« Hof: sitt) be— fand, die oerrätherifrlzen und lägrnhuftcn Zungen aber ihn fliirzeu wollten, verlegen, fo ist dort) die Verwandtschaft mit Pf. 58 non) größer (ogl. Pf. sit, Z. s. ll mit Pf. 64,7.4· M; nur daß der letztere etwas späte: fällt, als den Partei— gängern Kbfalonro ihr Wert: gelungen war nnd sie die Uegicrnngogkwalt bereits in häuten hatten. i· v. 2—7. Indem David um Zewahrnng gegen die edlen zu Gott ruft, fchildett er ihre dlcntriebe zu feinem Verderben, mit denen es nunmehr schon soweit gediehen in, daß zur Ausführung kommen soll, was man im Ge- heimen wider ihn beralhfchlagt nnd beschlossen hat. 2. Höre, Gott- meine Stimme in meiner Klage smeinen Hilferuf, der aus dem tiessten Grunde eines bekümmerten Herzens hervorgeht]; behüte mein Leben vor dem grausamen Feinde [von dem nichts als Schrecken und Gefahr für mich ausgeht]. 3. Verbirg mich sgewähre mir durch dein Da: zwifchentreten Schuh] vor der Sammlung der Bösen svor ihren geheimen Zusammentlinftem darin sie Unheil wider mich beschließen], vor dem Haufen der Uebelthtiler fvor ihrem lärmenden Auf- treten, womit sie, ihrer Sache gewiß, zur Aus- führung der heimlich gefaßten Pläne nun öffentlich schreiten], 4. [Sie sind ja nichts als Böfewichter und Unheilsmenschen] Welche ihre Zunge scharfen wie ein Schwert [Pf. 57, 5], die mit ihren giftigen Worten zielen wie mit Pfeilen [Pf. 58, S]- Gebet um Bewährung gegen die Bösen. 261 Z. Daß sie heimlich [von verborgenem Schlupf- winkel aus, wie Raubmörder, die einem wehrlosen Wanderer auflauern Pf. 10, 8 f.] schießen den Frommen sder ihnen nichts zu Leide gethan]; Ploßlich swährend er keines Bösen sich verfiehetj schießen sie auf ihn ohn’ alleSchen [vor Gott und seinem Gerichts David empfiehlt seine Sache von Seiten der Bos- heit der Feinde; denn se unbilliger und grausamer diese mit iins handeln, desto sicherer können wir annehmen, daß Gott uns gnädig sein wird. (Calvin.) h. Sie find kühn mit ihren bösen Anschlclgen [die sie in den geheimen Zusammenkiinften V. 3 gefaßt haben, indem sie zugleich behutsam auf Mittel gesonnen, eine glückliche Ausführung der- selben sich zu sichern], und sagen slegen bei den gemeinschaftlichen Berathungen ein jeder seinen Entwurf vor], wie sie Stricle legen wollen [den zu fangen, ans dessen Fall ihr Absehen gerichtet W« Und sprechen ssich einander in der Gottlosig- fett, die zur Ausführung solcher Entwürfe gehört, stäkkekldJt Wck stillt! sie sehen? [von Menschen nie- mand, oenn dazu ist altes zu schlau angelegt; Gott aber kümmert sitt) um der Menschen Thun und Treiben nicht, um den brauchen also auch wir uns nicht zu kümmern Pf. 10, 11. 13]. 7. Sie erdlchlen Schalkheit [studiren förnilich darauf, ihre Pläne so boshaft, wie nur immer möglich, einzurichten Pf. 58 , 3], und hasteus Nin-las, find verschlagen, nnd haben geschwinde all c. Indem Luther überfetztt »und halten’s heimlich,« hält er sich an des südifchen Auslegers Rasohj Deutung, welcher der hier und da sich findenden Lesart Ums; (von fix) verbergen) folgt; nach der gewöhnlichen Lesart Uiprj dagegen wäre entweder zu übersehen: sie sind fertig, oder, die Form als 1. Person p1uk. genommen und die ganze Rede als Selbftgefpräch der Feinde ge« faßt: wir sind fertig! Uprechen sie unter einander). Bei den folgenden Worten: ,,sind verschlagen, und haben geschwinde Ränke« scheint Luther mit dem Grundtext sich keinen Rath gewußt zu haben; anderwärts überfetzt er: »unter stch selbst in tiefem Herzen« und kommt damit der ivörtlichen Uebertragung etwas näher· Wir fassen diese Worte als ebenfalls zu jenem Selbstgespräch ge· hörig: eiu kluger Streich ist ausgeklügelt, und des Menschen Jnneres und Herz ist tief (wir werden auch, was wir so klug ersonnen haben, im tiefen Herzen zu verbergen wissen durch klnge Verstellungs Den Sinn der Stelle-giebt unsre deutsche Bibel jeden- falls richtig wieder, ob sie gleich mehr eine Umsihreibung als eine eigentliche Uebertragung der schivierigen Worte darbietet. Auch in den folgenden beiden Versen sind die Schwierigkeiten noch groß, wie aus der ganz abweichen- den lhlebersetziing der Septuaginta und Vulgata her- vorge t. « II. V. 8—1l. So sehr aber die gegenwärtige Enge der Sänger- eine verzweifelte siheinh well die Pläne der Widersnrher zur Reise genommen, so wenig verzweifelt dieser in seinem glauben-darben Herzen; iin Gegentheil weiß er, je näher die Bösen ihrem Ziele sind, denn niilser siad ne auch allemal ihrem Verderben. HUit diesen Grundgedanken steht der Psalm in nahe: Berührung zu dem gleichzeitiger: 11. psalnn 8. Aber Gott wird sie [die ihre Pfeile schon fertig zum Schuß auf den Frommen gerichtet halten V. Z] plößlich schießen [mit dem Pfeil seiner Strafgerichte Pf. 7, 12 ff. ihnen zuvor- mend], daß ihnen wehe thun wird sdaß sie selber die Verwundeten, von tödtlichem Schlag Getroffe- nen seien anstatt derer, wider die ihre schlauen Pläne angelegt waren]. O. Ihre eigene Zunge swomihste Andere zu Grunde richten wollten] wird sie fallen, daß ihrer [als solcher, über die das Maß umgeschüttet wor- den, nachdem es voll geworden war] spvlten wird, wer sie siehet. 10. Und alle Menschen, die es sehen« [was nun mit ihnen geschieht] werden sin heiliger Ehr- furcht Pf. 52, s] sagen: Das hat Gott gethan, nnd merken, daß es fein sdes gerechten VergeItersJ Werk ist [Pf. 58, 12].. V) Nach der masorethischen Lesart: VIII] wäre zu übersehen: Und alle Menschen werden erschrecken und sagen 2e.; anderwärts hat auih Luther nach»di·e- ser Lesart überfetzh hier aber folgt er der andern, die m einigen Handfchrifteii fiel) findet: JNJJL - 11. Die Gerechten [aber, V» de« Nachstels lungen und Gewaltthätigkeiten ihrer Widersacher befreit] werden sich des HEtrn sder sie errettet hat] freuen, und skünftig in ähnlichen Lagen, wie die nun glücklich überstandenen waren, noch fester] aus ihn trauen, und alle frommen Herzen werden fich deß tnhmen srvas sie an ihrem Gott sur einen mächtigen Beistand haben Pf. 68, 4]. Wie der Pfeil schnell und geschwinde sein Ziel trifft, so wird Gott schnell und plötz ich die Lästerer und Ver- leumder treffen mit der verdienten Strafemnd wird ihnen Wehetage machen mit Schrecken; wie die Ver- leunider gistige Pfeile auf den Frommen abschießen »und ihn schmerzlich verwunden, so wird Gott auch den Lastes rern Pfeile in das Herz und Gewissen schießen, daß es ihnen wehe thut. Und schläft das Gewissen auch lange, und verzieht der HErr mit seinem Gericht, so bleibt doch die Strafe nicht aus; sie kommt oft unerwartey wie bei Saul und Ahitophel, den Feinden und Verfol- gern Davids, und bei Judas, dem Verräther des HErrm Außer den Gewissenspseilen hat Gott noch andere Stra- fen, mit denen er die Läfterer und Verläumder ·btrrnsucht. Das Glied, mit dem sie Andern schaden, muß ihnen zum Schaden dienen; ihre eigene Zunge muß ihnen zum Fall und zum Netze werden; indem sie Andere zum Gespött machen wollen, laden sie auf sich selbst Schande und Spott. Redct man Gutes vom Nächsten und tröstet und segnet man ihn mit dem Munde, so darf man dasselbe erwarten, nämlich Trost und Segen; wer aber den Nächsten verleumdet und durch Lügen kränkt, der darf auch dasselbe erwarten, denn es stehet gefchriebenx »was der Ptensch fäet, das wird er ernten.« (Stiller.) 262 Psalm 65, l— 12. Der 65. Psalm. Danksagnng für Gottes Wohlthntetr. 1. Ein Psalm Davids, zum [richtiger: ein] Lied [oder Lobgesang Pf. 48, I; l. Ehren. 26, 31 Anm.] vorznsingen [Ps. 4, 1]. Die klnlgata deutet nach Vorgang einiger tjandsehriften den .liusah: ein kied dahin, daß wir hier ein listed des Ieremia und Gzeitsiel vor uns hätten, bestimmt für das Volk der pilgersihafh als es wieder (ans Gabel) ausziehen sollte; auch Ueuere wollen dem eutfprerhend die vorau- siehende Bezeichnung: ein Psalm David« in dem Sinne fassen: ,,ein nach Davids Muster gedichteter psalmst neh- men aber als geschikhtliose Grundlage der Entnchnug des kiedes den Eintritt des in Ies- 37, Bd; L. Hin. l9, 29 für das I. 7l1 v. Chr. geutrifsagten neuen Gtntesegeus Wir unsererseits halten an der Abfassung des slfalms durch David fesl nnd erkennen für die gesositntlirife Veranlassung die in L. Sam. St, l ff. erzählte Begebenheit; zu v. 14 dieser Stelle sind einige Winke für ricistiges Vernäaduiß des Liedes bereits gegeben. I« V. 2-——5. Die beim lieillgthnm versammelte Gemeinde, ob sie gleich noth den Grlebnissen der jüngsten Jeit nur im SttlieusGott loben und ihre Gelübde ihm bezahlen kann, frenet sieh dennoch mit betvegteut Herzen des Reich— thumi seiner Gnade, der in Grhörnng ihrer Gebete nnd in Vergebung ihrer Sündeuschuld ihr zu Theil geworden, und rühmt die großen Güter, die sie tu seinem Hause zu genießen hat. Z. Gott, man lobet [heute in Anbetracht der Ereignisse dieser letzten Zeit, da nur mit einem schweren Opfer dein Zorn von dem Lande hat abgewendet werden können] dich szwar nur] in der Stille [mit Vermeidung alles rauschenden Getbns] zu Zion [da dein Heiligthum ist S. Sam. e, 17], und dir bezahlet man [mit solchem Lob- vreis sowie mit Darbringnng von Opfern] Gelübde [wie sie in den drei vorangegangenen Nothsahren dir gemacht worden sind; aber darum geschieht es nichts desiowcniger mit dankbar bewegtem Herzen, weil du ja so nnendlich viel Gutes uns crzeiget hast] Z. Du erhörest Gebet svas zunächst ist die Erfahrung, die in gar herrlicher Weise wir neuer- dings gemacht haben], darum [auch, weil alles, was Mensch heißt, gar wohl dich kennt als den, der da reich ist über alle, die ihn anrufen Nöm. to, 12., obgleich es vielfach nur ein dunkles Ge- fühl völliger Abhängigkeit und eigener Hilflosigkeit ist, was die Leute zu dir treibt] totumt alles Fleisch zu dir [die Stillung der Noth von dir zu holen]. Alle Gebete, auch die, welche die Menschen nur zu vermeinten Göttern aussprechen, kommen doch zuletzt bei dem wahrhaftigen Gotte an. (Tholuck.) Jede Noth und Bedürstigkeit ist ein, wenngleich unbewußtes Kom- men zu Gott, ein Gebet zu ihm, dem einigen Helfer; nach Pf. 104, 27; Hiob 38, 41 n. 1. Mut. 21, 17 harren sogar alle Thiere auf Gott, daß er ihnen ihre Speise gebe zu ihrer Zeit, die jungen Raben schreien zu ihm und Gott erhdrt den nicht betenden, sondern heu- lenden Jsmaei. (Hengstenberg.) 4. Unsre Missetbat [in einer Menge von vie- len einzelnen Verschuldnngen bestehend, die sich nicht alle auszahlen lassen] drücket [oft genug, wie es auch diese Zeit daher der Fall war] uns hakt [so daß wir unter solcher Last zusammenzubrechen in Gefahr sind]; du ivollcst unsre Sünde vergeben sbessert unsere Sünde du, du vergiebst sie dann, wenn es so mit uns steht und wir in unsrer Seelennoth uns reuemüthig zu dir wenden: dies die weitere Erfah- rung, die wir neuerdings gemaeht haben] Jm ersten Gliede des Verses überseszt Luther, ais ob im Texte Jtgp (uns) und nicht up» (m1ch) stünde; dem Sinne nach hat er aber richtig übersetzh indem hier die Gemeinde wie Ein Mann vor Gott steht. Jm zweiten Gliede da egen ist es ossenbar ein Fehler, wenn Luther die Zukunkstsform des Zeitworts als Wunsch oder Bitte faßt (dn wollest uns vergeben); vielmehr stehen die beiden Satzglieder in dem Verhältniß zu einander, daß das erste den Vordersatz bildet, der eine Bedingung ent- hält, und das zweite den Nachsatz dazu bringt: wenn die vielen einzelnen Fälle unsrer Verschuidungen eine unerträgiiche Bürde für uns geworden, so werden unsre Uebertretungen von dir, der du allein es thun kannst und auch wirklich dich in’s Mittel schlägst, gesühnt. Z. Wohl Daher] dem, den dn erwtihlest sindem du ihn zu einem Gliede deines auserwählten Volkes machstj , und [ihn nun nach dem Rechte dieser seiner Angehörigkeit zum auserwählten Volke] zu dir sm deine nächste Nähe] lassest, daß er wohne [wie daheim oder zu Haufe sei] in dei- nen Hdsen [die um das Heiligthum her und auch einem Laien zugänglich sind Pf. 15, 1; 27, 4; 84, 5], der hat reuhen Trost von deinen: Hause, deinem heiligen Tempel [darf in vollcn Zügen genie- ßen die Fülle von Gnadcngütern, die du deinen Hans« genossen darreichsb von der Vergebung der Sünden an bis zu den leiblichen Segnnngen herab Pf. 36, 9; Ephes Z, 19 ff.]. » Jn der Welt ist es eint gar verächtlich Ding, Gottes Wort haben nnd erkennen; die sähret toller Weise zu und schiit es Ketzerei oder, wo sie es nicht verdammt noch verfolgt, läßt stc es doch liegen und achtet sein nicht, sondern kehrt ihm den Riicken nnd wartet ihres Dinges, als die nicht viel nach Gott und seinem Reiche fragt. Aber dieser heilige Propbet hälts aus der Maße hoch und theuer, wem die Gnade geschieht und so gut kann werden, daß er möge kommen zu seinem Hause oder Kirchew oder auch auf seinen Kirchhof; denn er nennet alle drei: in deinem Hause, Höfen und deinem heiligen Tempel. (Luther.) II« V. 6——9. Indem hierauf die Gemeinde der Jlrt nnd Weise, wie ihr Gebet erhört worden, sieh erinnert, er— ltennet sie, trotz der wunderlichen Gerechtigkeit Gottes, die net) darin offenbart, gleikhwohl ihn für den einigen nnd rechten Helfer aller meufctsenkinder auf Erden; nnd indem sie seines Eingreifens in die völkerbewegnngeu hienieden gedenkt, womit er feine ewigen Ordnungen aufrecht hält und nach Krieg und Streit wieder Xried’ im Lande schenkt, freut sie sitt; dieses edlen Kleinods mit dankbarem Herzen. S. Erhbre uns nach der wnnderlicheu.Gerech- tigleil [die Worte des Grundtextes dürften viel- mehr so zu übersehen sein: Furchtbares in Dankfagu ng für Gottes Wohlthaten Gerechtigkeit giebst du wohl, wie wir in unserm Falle gesehen haben 2. Sam. 21, 2., zur Antwort auf das Gebet um Abwendung deines Zorvsl Gott, unser Heil kaber doch giebst du auch darin als den einigen Heiland und Hel- fer dich zu erkenvenL der du bist Zuversicht aller lMenschenj auf Erden, und [derer, die da wohnen] ferne an: Meer. 7. sEs kann aber auch nur ein folcher Gott, wie du] Der die Berge fest seht in seiner Kraft [ihnen oermiitels feiner Kraft so sesten und uner- schütterlichen Bestand verleiht], nnd getüstet ist mit seiner] Macht [der alles sich fügen muß, Hel- fer und Heiland sein]. 8. fund das bist du denn auch im umfassend- sten und weitgreisendften Sinne :] Der dn stillest das Brausen des Meeres, das Brausen feiner Wellen, nnd szwar nicht blos in der Natur-, fon- dern auch in der Menschenwelt Matth 8, 26; Pf. 89, 10., und da ist unter diesem Brausen zu verstehen] das Toben der Völker [wie kürzlich das der Ammoniter befchwichtigt worden 2. Sam. 10 — 12] , 9. Daß [in heiliger Fnrchtj fiel) entseizen, die an denselben Enden [wo ein folches Stillen oder Beschwichtigen stattfinden wohnen, vor deinen san- derwärts schreibt Luther: deinem] Zeichen [wo- durch du dich als den allgewaltigen Gott zu er- kennen giebst]. Dn machst [indem du damit den Ländern und Völkern wieder zum Frieden verhilfstj fröhlich, was da lvebet [nach Luther’s Schreib- weise: webert, d. i. iich bewegt, sowohl Pienschen wie Vieh] beide des Morgens nnd Abends swenn sie an ihre Arbeit oder wieder heimwärts ziehen Pf. t04, 20——23]. Jn der zweiten Hälfte des Verses ist nach der masoi rethischen Lesart sczetziv zu übersetzen: du machst fröhlich siubeln über die Erweifungen deiner göttlichen Macht unt) Herrlichkeit in der Stillung ·des Völkertobens) die Ausgän e des Morgens und des Abends (beide die im Oäen und Westen wohnen), so daß wir hier einen parallelen Ausdruck hätten zu dem in der ersten Vcrshälftn »die Bewohner der Grenzen der Erde« Luther dagegen liest stzetziv (Part.Hoph. die herausge- führt werden) und nimmt dies in der Bedeutung Ist-Hi«- (die herausgehen); über den Sinn aber erklärt er sieh also: ,,Es sind eitel große Wunder, wenn Gott Friede erhält und steuert den Unfriedfamen; so gehet denn und webert beide Menschen und Vieh, welches im Kriege nicht sein kann.« Was das Wort web ern betrifft, das man in späteren Bibelausgaben durchgehends in weben (ftch bewegen 1.· Mos t, 20; Apostg 17, 28) abge- schwächt hat, so ist es das Frequentativ (die Verdfterungsi form) dieses letzteren Worts und bedeutet: steh lebhaft und sehnell hin- und herbewegen, wie man noch jetzt sagt: die Frau webert den ganzen Tag im Hause herum. Eine vortreffliche Auslegung unsers Pfalms von Luther haben wir in einer, im J. 1534 für den Fürsten zu Anhalt von ihm in Dessau gehaltenen Predigt; darin 263 spricht er sieh näher über den Sinn, den er mit feiner Uebersetzung verbunden hat, aus. til. v. 10—14. Inn: Sonne ouknt ne, kenn: in« irren· jahr 1032 v. Chr. beim itjeiligthnm versammelte Ge- meinde uon den Grftlingsgabem die sie daselbst dargebtarht hat, hinaus auf das, eine reiche Iahreeerute verspre- rhende Land, nnd sie stehet da überall die Spuren der segnenden Güte Gottes in Feld und Jene, in Sternen nnd auf Angeln; das Lied schlägt den Ton an: »O Gott, es seht dein milder Segen in unsern Feldern herrlich schön; mir sollten billig allerwegen die Wohlthat dank— bartirh erhöhen, du lenleest dadurch jedermann zu Bnß und frommem Erben auf« 10. Du snchest das Land snach langer Un- fruchtbarkeit L. Sam. 21, 1 nun wieder] heim, nnd wåssetst es [von oben her mit dem frucht- baren Regens nnd machest »es [dadurch] sehr reich san Früchten]. Gottes Vtnnnlein [in der Höhe, aus welchem der, gerade für Canaan so nöthige Regen 5. Mos 11, 11 sich ergießt] hat Wassers die Fülle* fes kommt nur darauf an, daß der göttliche Zorn ihn nicht zufehließt 1.Kön. 17, 1 ff» sondern die Gnade seine Segensströme fließen läßt]. Du lässest ihr [der Menschenkinder] Getreide sdas sie zu ihrem Unterhalt so nöthig brauchen] wohl gerathen, denn also smdem du den, sowohl zum Psiügen und Bestellen der Aecker, als zum Gedeihen der Aussaat erforderlichen Regen» spen- destJ bauest du das Land« «) Wenn diese oberen Brünnlein nicht Wasser Von oben herab geben, so hilft kein Brunn- oder Wafferfluß auf Erden, ja (letztere) trocknen endlich aus, wo es nicht regnet. — Gottes Geistliche) Gnadenbrünnlcin haben Trostwassers die Fülle für alle betrübte und traurige Seelen, also daß keiner trostlos hinweggehen darf. (J. Arnd.) — VII) Du bist der rechte Baudert, der das Land bauet, viel mehr und besser, denn der Ackermanm welcher nichts mehr dazu thut, denn daß er den Acker bricht, pflügt und säet, und darnach liegen läßt. Gott aber muß stets dabei sein mit Regen und Wärme und alles thun, daß es wachse und wohl gerathe, dieweil der Ackermann daheim liegt und schläft, und nichts gethan hat, ohne daß er das Erdreich vorbereitet. (Luther.) t1. Du trciniest seine kdee Landes] Fnrchcn, und fenkhteft sein Gepflngtesz mit Regen machest du es tveichf nnd segnest [bern·ach, wenn die Be- stellung zu Ende ist] sein Gelvachs «) Nach unsern Verhältnissen sällt es aus, daß ein so großes Gewicht auf die Wässerung des Bodens be- i hufs der Befiellung gelegt wird und davon drei Mal die Rede ist, während die Wässcrung der Ausfaat nur ein Mal Erwähnung findet. Allein im westlichen Palä- stina (in dem Ostlande, namentlich in den Gegenden des jetzigen Hauran, stellt sich die Sache theilweis noch etwas anders) muß, wie Dr. Wetzstein berichtet, der Bauer drei Mal pflügen, ehe er fäen kann; ja ein guter Landwirth läßt auf den Neubruch im Winter, das zweite Psiügen im Frühling, das dritte Pflügen im Sommer, noch ein Viertes im Spätsommer folgen. Wollte man in die frifch ebrochene Brache fäen, so würde man keine Ernte erha ten, die Anssaat wäre ver· ihren. « «· in. Du lrinest das Jahr sdannt es als ein 264 Psalm es, is. u. se, 1—15. Jahr deiner Güte sich erweise, in dem voraus- fichtlichen Erntesegen] mit deinem Gut, nnd deine Inhftapfen triefen von Fett kdaß überein, wo du bei deiner Heimfuchung des Landes V. 10 wan- delft, Segen und Gedeihen als Spuren zurück- bleiben] In. Die Wohnungen in der Wüste sdiejenigen Stellen der sonst unbebauten und unbewohnten Wüste, die bei hinlänglichem Regen wenigstens gute Weideplätze für das Vieh ergeben Hiob 38, 26 f.] sind [in diesem Jahr deiner Güte] anth fett [in Folge deines Befuchs], daß sie triefen von Fett foon üppiger Fruchtbarkeit] nnd die foordem so kahl und traurig dastehendenj Hi! el sind umher lustig [gürten sieh in dein lebensfrif en Aussehen, das ste durch allerlei fröhlich fvrossende und wachfende Kräuter und Gefiräncher angenommen haben, mit Jubei]. 14. Die Anger find voll Schafe [die lustig daselbst weiden, weil sie reichliche Nahrung sinden], and die Auen stehen dick aiittdora [in das sie wie in ein fröhliches Gewand sieh kleiden], daß tnan süberall ein recht gefegnetes Erntejahr vor sich sehend] jauchzet nnd flnget. Der bis. Psalm. Lob nnd Preis der sonderbaren Werke« Hatten l. Ein Pfalmlied [i.Chron. W, 31 Anm.], vorzafiugen [Pf. 4,1]. Je weniger wir beim vorigen psalue aus veranlaßt sehen konnten, die Uebers-helft zu verlassen and die gesäumt- iithe Grundlage in jener Jeit neuer Blüthe nnd herriichea wathsthums zu sun)en, die unter hisieicks Regierung non) der illederlage des asfyrischea heeres sur das Rein) Indn nun) in Beziehung auf die Xruwtbariteit des Bodens eintrat, desto zuversichtlicher treten wir beim vorliegenden Psalm der Ansicht derjenigen Jlusieger bei, ioelnse ihn als gleichzeitig mit Psalm 46 betran)teu nnd ein danlelied, znnächn des ganzen volltes U. 2—l2), sodann seines besonders be- theiligten Königs (dl.i3-—20), sur die Errettung aus der asfnrischeu eiedränguiß (2.Köu.1il, 13 —— II, 39 darin er- trennen, l— V. 2—4. Stein) zu Jlnfaag svricht das Graadgesuhi der beim tieiliglham oerfammeitea Gemeinde net) aus: es ist Dabei, nnd zwar so großer Dabei, daß alle Weit zur Theilnahme daran aufgefordert wird. Jauchzet Gott, alle Lande [lateinifch: Iubitate Deo, omnis terra«i]; 2. Lobflnget zu Ehren seinem Namen fdaß ihm die Ehre zu Theil werde, die nach Answeis feiner herrlichen Thaten ihm gebührt]; tnhntet ihn herrlich [Ps. 29, 1 f.]. «) Nach diesem Anfang hat der dritte Sonntag nach Ostern feinen Namen Schon m der Septuagintm und darnach ' der griechischen Kirche, heißt der Psalm the-Isme- waamakeoc iAuferstehungs -Pfalm) mit Bezie- hung auf die Worte in V· 12.; und so ist er denn in feinen ersten Versen zuin Jntroitus für den Sonntag Iubjlats verwendet worden. »Wefen nach durch alle Zeiten hindnrchgehen s. Siltechet zu Gott smit solchem Wort ihm Ehre zu seinem Lobe gebend]: Wie wunderlich fzum Erstaunen furchtbar Pf. 65, s] sind deine Werte! Es wird deinen Feinden fehlen vor dei- ner großen Macht ssie können nichts wider dich ausrichteiy sondern müssen, wenn auch mit Wider- streben, unter deine« Allgewalt sich beugen Pf. 18, 45]. 4. Alles Land [aber, weiches durch die Hilfe, die der Stadt Davids zu Theil geworden, mit zur Ruhe kommt Pf. its, 10 Anna] bete [in freiwilliger Huldigungs dich an, nnd lobfiage dir, lobfinge deinen: Namen. Sein. ll. U. 5-—7. von dem wunderiichen Thau Gottes, das jüngst geschehen (v. Z), wendet sitt) das Zuge der Ge- meinde ans diejenige Gcoßthat in der Vergangenheit, in der sen) die Gegenwart als in ihrem Vorbild spiegelt, za der Gelniichte oou der Tronteaieguug des Snsiiftaeers in der egyotischeu Erlösung-Zeit und von der des Jordan zur Zeit des Einzngs nun) Endo-in, nnd zieht ans den Eriebnissen der Vergangenheit wie der Gegenwart den Simon, daß die ganze weitgesnsinste unter der keitnng der allgewaltigen Hand Gottes seht, wider den lieiae Mann der weit etwas vermag. b. Kommt [die ihr den Thatbeweis von Gottes Macht und Größe vor Augen sehen wollt] her, and fehet an die Werte Gottes, der fo wunder- lich sznm Erstaunen furchtbar auch für die, denen zu gute er etwas vollbringt] ist mit feinen: Thau unter den Menfchenliudern b. [Jhr habt solchen Thatbeweis vor euch in dem Ereigniß der Gegenwart Pf. its, 9., ihr habt ihn aber auch in den großartigen Geschichten der Vergangenheit.] Er verwandelt [wie er dort, beim Auszug aus Eghpten 2. Mos. 14, 21 f» aber auch dort beim Einzug nach Canaan Jof. Z, 14 ff. gethan] das Meer [nnd den Strom] in’s Trockne, daß ntaa zn Fuß über das Waffe: gehet [genauer: Er wandelt das Meer in’s Trockne, durch den Strom gehen sie zu Fahl; des freuen« wir uns sals einer immer neuen, weil in immer neuen Ereignissen der- selben Art wieder lebendig werdenden ThatsacheJ in i at. Fger Sänger bezieht sich zwar auf den Durchgang durch das rothe Meer und den Jordan, aber nicht als auf vergangene, in einem bestimmten Zeitmoment abge- schioffene Thatsachem sondern ais ans solche, dieGihkknä l) c Führung feines Volkes ist eine beftändige Meeres- und Jordan-Austrocknung, und die Freude über feine Groß· thaten erhält immer neuen Stoff. shengstenbergh 7. Ei! herrschet [dies der Erfahrungsfatz, der aus all’ diesen Begebenheiten der Vergangenheit wie der Gegenwart sich ergiebt und der wegen feines tröstiichen Inhalts so reiche Veranlassung zur Freude für uns abgiebt] tnit feiner [fiegreichen] Gewalt ewiglich fund alle Herrschaft auch noch so gewaltig sich erhebender Weltmächte ist daher nur Danklied des Königs und seines Volkes für Errettung aus der asfyrischen Bedrängniß 265 ein augenblicklich» Schein], seine Augen schauen [vom Himmel als von einer Warte herab] anf die Völker« [mit beständig prüfendem Blick, daß sie nicht das Maß von Macht und Gewalt über- schreiten, das er ihnen gesetzt hat]. Die Abstim- nigru [nun, weiche sich nicht an ihn kehren, son- dern mit eigenmächtigem, übermüthigem Gebahren sich breit machen , als gehöre ihnen die Welt, in der niemand ihnen etwas zu sagen habe] werden sitt) nitbl sbis zu wirklicher Durchführung foicher hoffärtigen Gedanken] erhöhen können [fondern es wird ihnen gefchehen nach dem Grundsatz: Hochs muth kommt vor dem Fall]. Sela. «) Wohl sieht es sieh so an, wenn die Schaaren von Eroberern sich daher wäizen, ais ginge das alles ohne Gott; aber der Psalmist singt zum Trost der Ge- meinde: »seine Augen schauen auf die Völker« und ,,feine Gewalt herrfchet ewiglich,« auch daß man wisse, daß keiner auf Erden Gewalt hat, ais dem Er sie ge- geben, und daß er sie darum auch nur solange haben wird, alo Er ihm sie lassen will. (Thoiuck.) Ul- V. 8—12. sltnter wiederholter Aufforderung an die Völker, an Israris Glorie; oder dtnhmgesang hu) zu be- thriligen, tritt die Gemeinde dem Gegenstande ihres Inbrls jetzt näher: ihre Seelen find vom Tode zum crbrn gerettet, ihre Füße vor dem Wanken zum Falle bewahrt geblieben, ihre Ztengfie und Trübsal haben nur zu ihrer Läuterung gedient nnd einen gar iröniichen Ausgang genommen. s. Lobri, ihr Völker, unsern Gott, lasset feinen Ruhm weit erschallen [V. 1 ff.]." s. Der unsere Seelen im Leben behält sfie durch die Errettung aus Todesgefahr in’s Leben gieichfam wieder eingesetzt hat Pf. 30, 4], und laßt unsre Füße nicht gleiten sdaß es mit uns zum Falle kommen dürfte, von dem kein Wiederaufstehen ist]. 10. Denn, Gott, du hast uns szwarj versucht [durch mancherlei Hitze der Trübsal den Werth und die Beftändigkeit unsers Glaubens unterfuchn wie man die Metalle durch das Feuer erforschet Sach. is, I; l. Petri l, 7] nnd [uns durch hineinwerfen in den Schmelzofenj gelähmt, lvie das [einer besonders« anhaltenden und wiederholten Entfchlackung bedürfende Pf. 12, 7; Jef. l, 25; 48, 10] Silber geliiutert wird; 11. Du hast uns lasseu in den Thurm werfen [daß gar kein Ausweg, die Freiheit se wieder zu erlangen, mehr übrig fchienjz du hast auf unsre Lenden eine Last gelegt [die unsre eigene Kraft völlig lahm legte L. Kön. 19, 3]; 12. Du hast Menschen [die in ihrem großfprechæ rifchen, gottesläsierlichen Auftreten sich geberdeten, als wären ste die allmächtigen Herren der Welt Jef. M, 4 ff; 37, 10 ff., obwohl sie doch trichts als elende Sterbliche, denen du bald ein Ende machenjannsi Pf. 9, 20 f.; 10, is; Jef. Si, 12] lassen nber unser Haupt fahren [Ps.129,3; Jef. 51, 23., so daß die Hufe ihrer Roffe und die Rädersihrer Wagen hart an unser Haupt rührten und es zu zermaimen drohien]; wir find in Feuer und Wasser kommen sdaß wir von mehr als einerSeite in äußerster Todesgesahr standen Jef. 43, 2]; aber du hast [als denjenigen dich bewährend, dessen rechte Hand mit einem Vuck alles ändern kann Pf. 77, it] uns gusgefnhri und [mit überfchwänglichem Wohlergehen] et- quirlt. Die Schlußworte des Verses, wenn man HYZ liest, bedeuten: aber du hast uns ausgeführt zu reichiichem Trank (Ps. 23, 5), d. i. zu überschwäng- liehem Wohlergehen; die Septuagintm Vuigata und Luther dagegen übersehen, als ob im Texte stünde: Hlxlslsz (du hast uns ausgeführt zur Erfrifchung, Erleichterung Erauickungx 2.Mof. 8, l5refp.11), doch hat Luther auch die erstere Lesart berückfichtigh indem er anderwärts schreibt: ,,ausgeführt in die Fülle« — Viel tausend frommer Jsraeliten im alten Testament und viel tausend Christen im neuen Testament find aus foichen Eiihthen leiblich errettet worden, viel tausend aber haben ihr Leben lassen müssen, welche Gott der Aiimächtige ebenfowohl ausgeführt und erquickt hat nach ihrer Seele, wie der fromme Märtyrer Babylas gesagt hat, da er zum Tode geführt (Ps. 116, 7): Sei nun zu- frieden, meine Seele, der HErr thut dir Gutes. (J. Arnd.) IV« v. 13-l5. Jln Stelle der Gemeinde ergreift hier- auf einer aus ihrer Mitte das Wort, drein rrikhhaliigrn nnd großartigen Opfern dem tJGrru seine Gelübde be- zahlt, die er zur Zeit der tloth ihm gethan hat; das isi ohne Zweifel der Zduig hie-hin, der, wir er in der, dem Psalm zu Grunde liegenden Gefchikhte so zu sagen ais die Seele, als die Goueeniration des glänbigeu Theils der Gemeinde erscheint (vgt. L. Lin. is, lsf. 14 ss.), so hier auch sein gotteodieusiliiheg wesen in ja) vereinigt, und wie er in Jef. Bd, 9 ff. als psalnidiafter auftritt, so vielleicht auch den vorliegenden Psalm für die Gemeinde verfaßt hat und darin nach Davids Vorbild Eis. 20 n. Si) mit ihr zu Einem Beide, dessen Haupt er ist, sieh znsamncenskhlirßn II. Datum fzu Dank für diese deine herrliche Errettung und trostreiche Erquickung V. 121 will ich mit Brandohfern gehen in dein Haus [wie alle Gläubigen nach großen Gnadenerweisungen dei- uerseits also gethan haben 1. Kön. 8, 62 ff.], und dir [in solchen Opfern Pf. 65, 21 meine Ge- lübde bezahlen; 14. Wie ich [diefelben dir bringen zu wollen] meine Lippen [gelobend 1. Mos 28, 20; Richt. 11, 351 habe aufgethan, und mein Mund geredet hat in meiner Noth sda mir angst und bange war Jef. 37, Z; 15 ff.]. II. Ich lvill [aber nicht mit schlechter und geringer Gabe mich absinden, sondern] dir feifte Braudopfer sBrandopfer von markigen, fetten LämmernJ thun von grbraunirn Widder-i [richtiger: nebst Opferdampf von Widdern]; ich will opferu Riuder ruit Bitten. Sela [vg1. vie Bemert zu Pf. 20, 4]. 266 V· U. til-Eh. Zum Snplnß des eben dargebrachten Qufers wie des psalms überhaupt versetzt der Sänger die Gemeinde ln seiie bangen Stunden. wo er betend und seufzend vor dem tiGrru lag, am die drohende Ge- fahr von seinem Voller und der heil. Stadt abzuwenden, aber nun) der Grhörnng, non) ehe sie sen) verwirlilichttz im Voraus oeråihrrt ward; diese Grhiiruug ill ihm zu Theil geworden, weil er nin)t zn denen gehört, die illu- ren)ts vorhnben in ihrem Herzen nnd deswegen mit ihrem Gebet von Gott verworfen nnd non seiner Güte verlassen werden, und indem er das so nachdriinilich betont, er- scheint er in seiner iiefondernng von der großen Klasse des volles, zn welcher gerade in ljisliias Zeit das Wort in Jes. I, 15 gesagt ist. 16. Kommt her, höret zn·alle, die ihr Gott fürchtet IV. 5]; in) will erzahlen, was er an meiner Seele gethan hat. · 17. Zu ihm rief ich mit meinem Munde [nicl)t blos still innerlich, sondern laut und heftig 2. Kon. is, 14—19], und prcisete ihn salsbaldj lilii ttlcinck Zunge [denn ich ward der Erhörung met- ner Bitte sofort in so zuversichtlicher Weise gewiß, daß das Danken gleich nachfolgen konnte Pf. 10, 7; 34, 5 ff.; Jes. as, 24; 2. Kote is, 20—34). 18. sMit dieser so schleunigen Erhörung aber hat er mir ein Zeichen seines gnädigen Wohlge- fallens gegeben; denn] Wo ich Unrechts vorhiitte in meinem Herzen sdaß mein Gebet aus einem Herzen gekommen wäre, welches nicht aufrichtig auf ihn allein sein Absehen gerichtet hat1, fv würde der HErr sder die Sünder nicht hört sah. 9, 31; Sprüchm 15, 29., auch michJ nicht horen. 19. sNun aber gehöre ich, wie ich mit gutem Gewissen bezeugen darf 2. Kün. 18, b; is, 19 Amen; 20, 3 Anm., zu denen, die von ganzem Herzen an ihm sind 2. Chron. 16, 9] Darum erhöret mich Gott, nnd nicrtet auf mein Flehen. 20. Gelobt sei [denn] Gott, der mein Gebet nicht vrrtvitft sals etwas, das er nicht hören wagt, noch seine Güte von mir wendet kais etwas, das er mir nicht will zu Theil werden lassen]. Gebet und Gnade verhalten sich wie Ruf und Echo; wenn Gott von einem Menschen dessen Gebet und seine Gnade hinwegthuh so heißt er ihn schweigen nnd versagt ihm gnädige Erhörung Der Dichter aber preist Gott, daß er ihm weder die Freudigkeit des Ge- bets noch die Bewährung( seiner Gnade entzogen hat. In diesem Sinne macht ugustinus hierzu die praktische Bemerkung: cum videris non a te amotam deine— cationem treuen, securus eilte, qui-z. non est. a te amota mjsericordia ejus: wenn du siehest, daß dein Gebet nicht von dir hinweg ethan sei, so kannst du slcl)er sein; denn» da ist auch seine Güte nicht von dir weggetham (Delitzsch.) Dei: 6'7. Psalm. gehet und Danlisagnng für gotios quadra- reichen Segen. l. Ein sailnlied [Ps. 66, 1], vpczusiugen [4, l] auf Saiten pielen [1. Ehren. 26, 31 Aum.]. Psalm se, 16-—20. 67, 1-—8. es, 1——4. mit dem vorigen Psalm beriihrt der vorliegende sitt) durch den Gedanken, daß Gottes Segen über Israel der- einst alle Völker der Erde zu ihm hinlonien werde; indem aber der Segen, den der hlxre seinem voll: soeben wieder gewährt and dasselbe zn Gebet und Daniisagang dadurch entflammt hat, nein anderer in, als der, wie es scheint, snjon eingeschenerte Segen des Landbau, snslitßt der Psalm an den voriehten Alls. its) sich an, wo der noch ans den Fluren stehende Frnchterlrag der Gegensiand des kobpreises gcittltnjer Gnade nnd tjeilserweisnng war. l. V. 2 n. Z. Das Lied beginnt mit Worten des wieder« segens in 4. Eins. s, 94 ff» leiht aber hinter diesem Widerhall des heiligslen und herclichlieu Segeussoriiwta den die Gemeinde betend net) aneignen ers: die Uns-le einfallen, am darnan) das Ziel aller Segenserweisangen Gottes gegen sein voll: zn bezeichnen, weln)es nein an· deres in, als eine immer weitere Entfaltung seiner heils- gedaulien nnd ein Hereinziehen aller Gesnslechter ans Erden in den Segensbereich Ssraelin 2. Gott sei uns gnädig [Ps.56, 2; 57, 2j, nnd fegne Uns [in feder Beziehung, geistlich wie leiblich]; et lasse uns sein Antlih [in allerlei Gnaden- und Segenserweisungen Pf. 4, 7 ; II, 17] leuchten [nnd dies sein lenchtendes Antlitz mit uns gehen auf .allen unsern Wegen] Sein. Z. Daß wir auf Erden erkennen [besser: daß man erkenne auf Erden] seinen [genauer: dei- nen — die Segensform in 4. Mos. S, 24 ff. geht hier in Gebetsform über und es tritt die Anrede an Gott ein] Weg, unter allen Heiden sein [dein] Heil. Der Propbet wiinschh daß Gottes Gunst an dem erwählten Volk sichtbar werde, damit sie durch ihren Glanz die Heiden zu der Gemeinschaft derselben Hoff« nung führe. (Calvin.) Je gnadenreicher der HErr sich der Gemeinde bezeugt, desto weiter und erfolgreicher er- geht von ihr aus die Verkündigung Gottes über die anze Erde; man erkennt da seinen Weg, d. i. die fort- chreitende Verwirklichung seines Rathfchlusses, und den Inhalt dieses Rathsihiusses, nämlich das Heil, worauf er abzielt, das Heil nicht Jsraels blos, sondern aller Menschheit. (Delitzsch.) II· di. 4 a. 5. Jilsbald verseht sich das Lied an das nor- hin bezeichnete Ziel der Wege Gottes mit seinem volle, als wäre es sn)on errein)t, nnd siehet, wie die in Gottes Rein) eingegangenen Völker gemeinsam mit Israel als ihren Gott ihn antreten und seines gerechten nnd giitigen Regimeuts tin) freuen. 4. Es danken dir stoben dichl« Gott, die Völker; es danken dir alle Völker [foviel ihrer deiner Herrschaft sich künftig unterwerfen werden Jes. 2- 2 f-J· 5. Die Völker freuen sich nnd janchzen, daß dn die Leute ssie selber, die Völker] recht richtcst [in der Weise, wie es in Pf. 72, 12 ff; Jes. u, 3 f. beschrieben wird], und regierest die Leute auf Erden [in gar gnädiger Leitung Pf. 31, 4; Jes. 58, 11]. Sein. Unmittelbar auf die Segensbitte folgt auch schon die Segensw eissagung; mit prophetischem Schaublicke sieht der Psalmist schon die Völker voll Lob und Dank, voll Freude und Jauchzen im seligen- Genuß des gött- Gebet und Danksagung des Volkes für Gottes gnadenreichen Segen. 267 lieben Heils und in den Gnadenwegen des HErrn ein- her-gehen. Denn daß dies der Sinn des »rechtschafscnen Richtens« hier sein muß, ergiebt sich nicht nur aus dem parallelen Ausdruck der hirtenmäßigen ,,Leitung« der Nationen, sondern nothwendig aus der Sache selbst; mit der nackten, scharfen Gerechtigkeit bekommt der HErr keine Seele so, daß sie ihm jauchzend anhängt, wohl aber gewinnt er durch die Predigt des Heils und durch die sanstmüthigh gnadengelinde Art, womit er regiert, leitet und führt, bei allen dafür einpfänglichen Seelen am Ende allemal den Sieg. Es ist also jene Sanft- Muth-Gerechtigkeit, von der in Pf. 45, 6 u. Pf. 18, 36 geredet ist, welche den Völkern das Herz freiwillig ab- gewinnt zn Lobe der herrlichen Gnade. (Taube.) III« v. 6—li. dioch einmal liommt das Eied auf die tie- tiehkung der Heiden zumute, die es im vorigen Abschnitt in Aussicht nahm, bezeichnet hierauf mit einem liurzen Wort denjenigen Segen, dessen Israel gegenwärtig aus der Hand seines Gottes sitt) zu rühmen hat, und indem es darin eine Gewährleinung ferneren Segeus erblickt, begründet es damit die Hoffnung auf die Zeit, wo Is- raels Gott von allen Enden der Erde gefürchtet wird. s. Es daulen dir, Gott, die Völker; es danken dir alle Völker (V. 4]. 7. Das Land giebt fein Gewächs« [genauer, wie auch Luther anderwärts schreibt: hat sein Gewächs gegeben in einem reichen Ertrag der Felder und Gärten]. Es segae uns Gott, unser Gott [so ferner, wie er es mit diesem Erntesegen gethan]. 8. Es segne nnd Gott ssagen wir noch ein- AMI- mtd alle Welt fürchte ihn [an allen Enden der Erde"]. «) Dieses Wort verstanden die Kirchenväter meist mesfianisch in dem Sinne-« Das Land Canaan, das der HErr so besonders vor andern Ländern hervorgezo en hat, daß er es dem Volke seines Eigenthums zum He· sttz gegeben, hat sein gerechtes Gewächs (Jes. 4,2; 45, s) in der Person des Messias gebracht; und allerdings ist ja Bitte und Aussicht des Psalms in vollkommener Weise erst in Christo zur Erfüllung gekommen. «) Man muß fest halten, daß Gott, sooft er jenes alte Volk mit seinen Wohlthaten zierte, gleichsam mit angezündeter Fackel der ganzen Welt vorleuchtete, daß er die Heiden anlocke, ihn zu suchen. (Calvin.) Der Psalm enthält sabgesehen von der tieberschrify sieben Absätze (oder Verse): zweimal drei Zweizeiler (V. 2—4; V. 6——8) haben einen Dreizeiler (V. 5) in der Mitte, der die Spange des Siebents bildet; das paßt überrasehend dazu, daß dieser Psalm bei einigen der Alten das alttestamentliche Vaterunser heißt— Der auf das Ende des Werkes Gottes hienieden gehende, durch den ganzen Psalm stch hindurchziehende Missionsi ton»ist in dem kirchlichen Schlußgesang: Gott sei uns guadig und barmherzig te. leider verwischtz umso entschiedener und lieblicher klingt er in Luther’s: »Es wolluns Gottgenädigseinm hindurch. (Delitzsch.) Der its. Psalm. Meissagnng von Christi Erhöhung und deren herrlicher Kraft. I· El« Psoltttlted lPl- Es, 11 Davids, vorzu- fingen [4, 1j. Begann das vorige kied mit einem Widerhall der Segensworty die in it. Aus. s, 24 ff. Aaron nnd seinen Söhnen in den Mund gelegt werden, so beginnt das nun- mehttge mit einer Wiederholung der Slgualworttz womit in 4. Eins. l0, 35 beim Aufl-tun) des israelitifkhen Lagers Sehooa aufgefordert wird, seinem dlollie vorauzuzieheu nnd seine Feinde zu vernichten. Mit diesem Anfang nimmt aber der Psalm wieder auf, was am Schluß des Si. sosalms gesagt wurde; er ist, wie wir in der Eint. zu dem letztge- nannten psalm bereits bemerltt haben, von David fftr die eigentliche und heimische Siegesfeier nun) Beendigung des ammouitisazsstsrisozen Eriegs (2. Saus. IS, 31 Arm) ge- diihtet und trägt nun) Gwaid’s richtiger Charaltteristruag ganz die Art eines nicht aus augenblirlilicher Stimmung und Zegetsteruug fließenden, sondern mit Absikht nnd vieler Kunst für einen gewissen Zweit: verfertigteu Lieder. L V. 2—7. Indem die Bundeslade, nachdem sie so zu sagen den Feldzng wider die ammouitisme Hauptstadt tiabbn mitgemacht hat (2. Saat. it, ll), in feierlicher procession nach dem Berge Jttiou in das für sie bestimmte Lielt neben dem Palast· Davids (2. sum. s, t7) zurück— gebraozt nnd da znvörderst von den sie tragenden prie- nern und Eeoiteu aufgehoben wird, erhebt sitt) aus deren Munde der fiir solchen Anfbrncii verorduete Stirn-h, dessen Kraft und Wirksamkeit sitt) auf's diene an den eben tiberwundrneu Feinden bestätigt hat, aber non) oft nnd viel sich wird bewähren müssen, ehe alle Feinde des Reiches Gottes überwunden und alle Gotlloseu umgekom- men sind vor Gott; indem aber darnach der Fesizug sitt) iu Zewegung setzt, erschallt die Aufforderung zum ital-e dessen, der seine Gnadengegeuwart in Israel an die heil. Ende nls seinen irdischen Thronsitz gebunden hat, und zwar wird er vorzugsweise als der heiser aller Gleuden gepriesen. 2. Es stehe Gott sder HErrs auf, daß seine Feinde zerstreuet werden, und die ihn hassen, vor ihm fliehen. Was einst die Priester zu Mosis Zeit, wenn die Bundeslade tich erhob, gesun en haben, das hat sich auch dies Mal bestätigt, das icst das Thema, welches sich in der Geschichte des Gottesreichs auf Erden in immer neuen Wendungen fngenartig wiederholt, bis einst das Weltgericht alle früheren Gerichte Gottes in stch auf- nimmt und zur Volleudung führt. (Tholuck.) Z. Vettkeibe sie [o HErrl mit dem Hauch deines Zorns) wie der Rand) svom Winde] vertrieben wird, wie das Wachs zerfchmelzt vom Feuer, so mussen um- kommen dte Gottlosen vor Gott svoa seinem Ge- richtsfeuer vernichtets Wenn eine Creatur sRauch und Wachs) eine andere Creatur (Wind und Feuer) nicht auszuhalteit vermag, wie vermöchte da die Creatur (der Mensch) das Ange- sicht des zürnenden Schöpfers zu ertragen? (Bakius.) Zwei hübsche Gleichnisse, vom Rauch und Wachs: der Rauch vom Winde, das Wachs vom Feuer vergeht. Es ist schmählich, daß solche große Feinde werden dem Rauche und Wachs verglichen, die doch meinen, sie wollen Himmel und Erde bestreiten. (Luther.) 4. Die Gerechten aber müssen [mit tiefer in- nerer Erregung] sich freuen nnd [mit nach außen strahlender Bewegung] fröhlich sein vor Gott, nnd von Herzen [m hüpfendem, wonnigem Entzücken] fiel) freuen. · Das »vor Gott« bildet emen schdnen Ge ensatz zu dem »vor ihm« in V.2 und »vor Gott« in VI: von 268 Psalm 68, 5——18. der Zornwitkung, die von seinem Antlitz ausgeht, zer- ftieben die Feinde, während vor feinem Gnadenantlitz sieh freuen die Gerechten. sDelitzfehJ 5. Singet Gott, lobsinget feinem Namen. Machet Bahn [durch Herstellung einer geraden, bequemen Straße Jes. 40, Z; 57, 14] dem, det da sanft [wörtlich: durch die Ebenenst in Hefec 47, 8 mit ,,Blaehfeld« übersetztj herfahrt; er heißt HEkt findem er auch ist, was dieser Name besagt: ,,der in der Macht freier Gnade die Gefchichte dnrchwaltende Gott des Heils«], und frenet eneh vor ihm sals vor dem, an wel- ehem ihr alles Heils und alle Hilfe habt]. «) Daß Luther nidnxid follte mit niztjy verwechfelt haben, ist schwerlich anzunehmen; seine Ueberfetzung ,,fanft« ist wohl nur eine Erklärung, was für einen Begriff er mit jenem Wort verbunden hat. Anderwärts faßt er das Wort als Eigenname und schreibt: ,,der da fähret in Araboth.« Neuere deuten: »der in den Wü- sten (oder Steppem einherfährt« mit Beziehung aus den Zug Jsraels durch die Wüste. »Gott zieht stets an der Spitze seines Volks durch die Wltsten des Elends und der Beditrftigkeih in den Einoden der Noth hat es an ihm einen treuen Führen« s. Der ein Vater ist der Waisen [in Vater- stelle bei ihnen eintretend Pf. to, 14], nnd ein Richter der Wittlven sihren Reehtsstreit ausfech- tend Pf. 146, 7 ff.]. Er ist Gott in semer heiligen Wohnung [die Worte dürften vielmehr mit dem vorhergehenden Satze zu einem Ganzen zu verbinden sein: Ein Vater der Waisen nnd ein Richter der Wittwen ist Gott in seiner heiligen Wohnung, von dort aus, wo er feinen heiligen Thronfttz hat, nämlich vom Himmel aus Pf. II, 4], Die Meinung des heil. Geistes ist, daß Gott der HErr so ein gnädigen freundlicher Gott und König ist, dessen allererstes, höchstes und vornehmstes Werk ist, daß er auf die mjserabiles person-es am meisten Acht giebt, d. i. auf die Personen, deren man sieh billig er- barmen soll, weil sie hilflos und trostlos sind. Große Potentaten in der Welt thun das nicht, die respektiren die Herrlichsten und Reichsten im Lande, welche ihren Hof zieren und ihre Macht und Ansehen stärken können. Gottes höchster Ruhm aber ist, daß er sich der Elenden erbarmt. (J. Arnd.)« 7. Ein Gott ftst er], der den Einfamen das Hans voll Kindengievtr [Ps. 113, 9]; der die Gefangenen ausfuhret faus dem Kerker ihres Nothstandes] zu rechter Zeit [riehtiger: zum Wwhlergehenh und laßt Dagegen] die Ab- trmmtgetW [welche steh wieder ihn auflehnen und sein freundliches Regiment sich nicht wollen ge- fallen lassen] bleiben in der Dnrre [im sonn- verbrannten, ausgedörrten Lande, in der Wüste, daß sie nicht mit in’s gelobte Land dürfen einziehen Hebt. s, 17]. «) Es ist dies eine freie Uebersetzung des Wortes IIMD (tnachend, das; bewohnt, voller Bewohner set), und auch neuere Ausleger finden hier den Sinn aus- gedrückt: Gott giebt den Einfamem die einftedlerisch da- hin leben, Familie, versetzt sie in Familienrerbanlx Andere indessen übersetzen: Gott machi die Ein« samen im Hause wohnen, bringt sie unter Dach und Fach (Jes. 58, 7), rnit Beziehung aus die Einsetzung Jsraels, das 40 Jahre lang in einsamer Wüste hatte pilgern müssen, in den Besttz von Canaan. « «) Die Empörer oder Widersvenstigen sind die hartnäckigen Feinde des HErrn und seiner Gemeinde; diese werden von Gott gleichsam in die Wüste verbannt und ausgeschlossen von den Erweifungcn seines väter- liehen Wohlgefallens Das empörerische Israel (Luk.9, 14; Sah. 19, II) hat die Wahrheit dieser Worte nicht weniger an steh erfahren müssen, wie das empörerische Heidenvolh Amalek (2. Mos. t7, 14. IS) und Pharao an der Spitze. (-L)engstenberg.) II« v. 8——19. Wie eo feheint, beginnt jetzt der Gesang der Gemeinde. onit Worten, die dem Lied: der Dei-ern in sticht. s, 4 f. entlehnt und, anhrbend, wirft diese einen Rürliblicti auf die großartigen Erweifungen feiner all· mächtigen Gnade gegen sein volle, die Gott zuerst beim Zuge durch die wüste bis zur Einnahme des kaude- Canaan in. it—1t), dann in der Zeit der Richter bin zur Errichtung dee tjeitigthumø ans Zion W. 12—t5) hat ttnnd werden lassen; hierauf beschäftigt sie flth mit der Grwählnug Zions zum wohusihe den heim: unter seinem volle, den dieser trotz aller Kugtisse der Welt nimmer veranlassen wird, ja nlo Zions nnübrrtniudlichen und unnahbar-u Gott hat er soeben wieder in der Be— stegung der Feind: sieh zn erkennen gegeben (V.16—t9). 8. Gott, da du [von deinem himmlischen Wohnsitze aufbrechen Jes. 26, 21 und an die Spitze Jsraels als Führer dich siellend] vor dei- nem Volke herzogefh da du einher gingest in der ffchauerlichen 5. Mof. 32, to] Wüste [in sieges- gewissem Heldenschritt die Schaaren deines Volkes begleitend 2. Mof. II, 20 s.] , Sela [Habak. Z, 3], o. Da bettete die Erde [2. Mos. 19, 16 ff]- nnd die Himmel ttosfen [in gewaltigen Regen- giissenj vor diesem Gott in Sinai [woselbst er seinen Bund mit dem Volke schloß und zu dessen König sich Wachte Z· Mel— 33- 5J- vor dem Gott, der Jsraels Gott ist [und mit jenen Zeichen als einen allmäehtigen Helfer und Befehützer sieh ihm zu erkennen geben wollte]. 10. Nun aber [im Gegensatz zu den Schre- ckenszeiehen in Sinaij giebst du, Gott [nachdem du dein Volk nach Canaan eingeführt hast], einen gnädigen Regen [in allerlei milden und reichen SegensgabenL nnd dein Erbe, das ditrre ist [so- oft es in abgemattetem, erfchöpftem Zustande sieh besindet], etqnietest dn fes immer vom Neuen wieder zu frischem und kräftigem Leben her- stellend], II. Daß deine Thiere [welche die Heerde dei- nes Erbtheils ausmachen, nämlich die Glieder deines Volkes Israel Pf. 74, 19; Micha 7, 14] drinnen isicher und ohne von ihren Feinden ver- nichtet zu werden] wohnen können. Gott, da iabest die Elenden [eben diese Glieder deines Volks, die im Vergleich mit den mächtigen Welt- Gott ist Helfer aller Elendenj Zion der Wohnsitz des HErrn unter seinem Volk. 269 völkern nur Hilflose und Ohnmächtige sind] mit deinen Gütern [den Segnungen deiner Güte]. 12. Der HErr giebt [in den auf die Besitzs nahme Canaans folgenden Zeiten der RichterJ das Wort swelches die erlangten Siege verkün- digtj mit großen Schaareu svonJ Evangelisten sgenauer: Evangelistinnem indem Chöre sin- gender Frauen diese Siege feiern helfen 2. Mos 15, 20 f.; Nicht. 5, 1; 11, 34; 1. Saat. is, 6 f.]. 13. Die Könige der [heidnischen] Herrschen- ren swelche diese ihre Schaaren in den Kampf wider das Volk Gottes geführt hatten] sind unter einander Freunde« [wohl richtiger: ergreifen die Flucht, ergreifen die Flucht Nicht. 4, 12——-15 u. a. St.], nnd die Hansehre so. i. die israelitische Gemeinde, deren eigentlicher Beruf nicht der Krieg, sondern das Schalten und Walten im Haufe Gottes ist] theilet [nach dem, durch den HErrn, der für sie streitet, erlangten Siege] den Raub aus. «) Luther’s Uebersetzung beruht auf Abteilung des Wortes fis-is von I« = ’l-l’l (lieben), während es Von den Meisten von III; (umherirren, fliehen) abgeleitet wird; in der Wiederholung des Wortes (Richt. 5, 7) liegt, daß die Feinde weithin, nach allen Seiten ver- sprengt werden. 14. Wenn ihr sKinder Israel nach hergesiell- tem Frieden im Lande dann wieder] zu Felde lieget srichtiger: in behaglicher Ruhe zwischen den Hürden — nach anderer Deutung des Wortsst Grenzen — lagert Richt s, is; l» Mvss 49- I4]- so glänzct es sgehet ein Glanz von euch aus] als der Tauben Flügel, die sim Sonnenstrahl] wie Silber nnd Gold schimmern seines so still glücklichen und doch zugleich glän- zenden Looses habt ihr euch in euerm Friedens- stande zu erfreuen] «) Wenn man statt DJDIZY liest: Djlytgyk 15. Wenn der Allnlåehtige [der in seinem Volke alles allein thut, ohne von dessen Seite einer eigentlichen Mitwirkung zur Herstellung fried- licher und gesegneter Zustände zu bedürfen] hin und wieder unter ihnen Könige seszet wörtlich: Könige darin, in dem Lande, ausbreitet, was wohl auf die in V. 13 genannten Könige der Heiden, die zuvor das Land mit schwerem Druck belastet hatten, sich bezieht und von ihrer Zerstreuung durch plötzlichen Schrecken Richt. 4, 15; 7, 22; 11, 32 f. u. s. w. gemeint istJ, so wird ed helle, wo es dnnlel ist sgenauer: so schneiet es auf Zalmon, es tritt da an Stelle der Dunkelheit in welche das Land in den Zeiten der feindlichen Be· drängung eingehüllt war, ein lichtheller Glanz des hei- tersten Glücks, gleichwie der dunkle Zalmon durch den Schnee weiß wird] - Der Zalmon ist ein Berg, davon in Nicht. 9, 48 eschriebeti steht; der war (nach jener Stelle) mit gro- Fem dichtem Holz bewachsen, daß er mochte auf deutsch genannt werden ein Schwarzwald, ein sinsterer Wald, der schwarze oder sinsterc Berg. (Luther.) Its. Der Berg Gottes swelchen er hernach: mais, nach der Zeit der Richter, zur Stätte sei- nes Heiligthums erwählet hat l. Kön. s, 1 Anm.] ist sgleichwie der Berg Basan, wo man die fetteste Weide und das stärkfte Vieh findet Pf. 22, 13, und dessen Name schon auf nichts als Frucht- barkeit hindeutet, in zeitlicher so in geistlicher Hinsicht] ein frnchtbarer Berg, ein groß nnd frucht- bar Gebirge. » 17. Was huhfet ihr srühmet, trotzet, pochet ihr auf eure HerrIichkeitJ ihr saubern] großen Ge- birge sdie ihr, mit leiblichem Auge gemessen, aller- dings höher seid, als der vom HErrn erwählte Berg, da ihr doch mit aller eurer äußeren Herr- lichkeit nimals ihm gleich kommen werdet]? Gott hat Lust anf diesem Berge zu wohnen, nnd der HErt bleibt auch immer daselbst sPs. 74, 2., und das verleiht ihm einen unerreichbaren Vorzug vor euch allen]. Diese beiden Verse lassen besser sich so über-fesselt: 16. Ein Berg Gottes ist sallerdings, insofern er durch seine äußere Größe und Erhabenheit lebhaft an Gottes Schöpfermacht erinnert] der Berg Basans [der das Land Basan im Norden begrenzenda zu dem hohen Schneegebirge des Antilibanon gehörige Her- mon S« Mel— Z, 9 Anm.], ein Gipfelberg snicht ein einzelner hoher Berg, sondern ein riesenhastes viel- zackiges Gebirge ist] der Berg Vasans sehen dieser Hermon mit dem dahinter liegenden Antilibanons 17. Warum saber, dieser eurer äußeren Herrlichkeit euch übethebendj belauert ihr sin so neidischen feind- scliger und hinterlistiger Weise], ihr Gtbselbergexvon Basan nebst andern, die euresgleichen sinds, den erg, den Gott erwahlt hat zu seinen: Wohnsistl Auch wird ksolcher Erwahiung gemäß] der HErr ilnntet daselbst lelben llo daß euer Belauern euch gar nichts hilft]. Der Berg Gottes in B. 16 ist Emblem (Sinn- bild) der durch Gottes Gnade mächtigen Weltreicha Der Hermon war durch seine Lage gerade an der Grenze der Heidenivelt trefflich geeignet zum Symbol der Weltmachh und vielleicht hat der Sänger auch darauf Rücksicht genommen, daß der ursprüngliche Name des Hcrruom Sion (der Erhabene: 5. Mos 4, 48, und ebenso der sidonische Name Sirion (5. M. Z, ) beide dem Schalle nach mit Zion verwandt sind. (Hengstcnberg.) Der Berg Zion wird nicht genannt, weil er jedem vor Augen war, als der Psalm gesungen wurde. Auf demselben befand sich das Zelt Gottes und die Königsbnrgz was dann am Schluß in V. 17 ge« sagt wird, ist eine Andeutung, daß der Psalm nach der Weissagung in 2. Sam. 7 verfaßt ist. (Vaihinger.) Diese Schlußworte von V. 17 wollen besagen: Die Gnade ist erhaben über die Natur und-die Gemeinde über die Welt, so mächtig und majestätisch diese auch schcint (Delitzsch.) 18. sUnd was für ein gewaltiger und unüber- windlicher Streiter für sein Volk ist doch dieser Gott, der zu Zion seinen Sitz hat, gegenüber allen Heeresmächten des Weltreichs V. 13!] Der Wagen Gottes sRosse und Reiter eingeschlossen] ist viel tausend mal tausend sheiliger Engel, die 270 Psalm 68, 19—28. ihm zu Gebote stehen 2, Kön. s, 17; Dan. 7,10], der HErr [mit seiner Allgewaltj ist unter ihnen sdiesen viel tausend mal tausend, daß ihnen der Sieg nimmer fehlen kann] im heiligen Sinai sdeun nun gewährt der Zion, auf welchen der HErr mit feinen Engelfchaaren sich niedergelassen, einen An- blick, wie vorzeiten der Sinai ihn gewährte, als Gott durch feine Erscheinung 5. Mof. 33, 2 f. mit feiner Heiligkeit ihn umgab GaL 3, II; Hebt. 2, 2]. is. Du bist snun wieder, nachdem du vorhin herniedergekommen, an die Spitze deines Volkes dich zu stellen und es zum Siege zu führen Pf. 47, S] in die Höhe [des Himmels, da dein eigentlicher Sitz ist 34; Pf. 7, 8·; 18, 17 u. s. w.] gefahrenst und hast das Gefaugniß ge- fangen fnach dem Grundtext: hast gefangen geführtGefangenhfiihrft triumphirend die nun für deine Gemeinde unschädlich gemachten Feinde mit dir] ," du hast Gaben· empfangen sur die Men- schen , auch die Abtrunnigen [richtiger: hast Gaben der Huldigung, wie Unterworfene sie dem Sieger bringen 2. Sam. 8, 2. 6; 10, 19., hin- oder entgegengenommen unter den« Men- schen, auch den Widerfpenstigem selbst seitens derer, die dein Joch nicht tragen wollten oder abgeschüttelt hatten, nun aber sich dir ben- gen], daß Gott, der HErr, dennoch [al1em Wider- stande zum Trotzj daselbst [wohin er einmal sei- nen irdischen Thronsitz verlegt hat, nämlich auf Zion] bleiben wird« [und sein Reich unerschütterlich fest stehtl «) Man bat hierbei hinzuzudenkem daß die in feier- licher Procesfion nach dem Zion zurlickgebrachte Bundes- lade jetzt die Höhe des Berges erreicht hat. IV) Was von den Königen des Alterthums nach glücklich gesührten Kriegen geschah, daß Gefangene von den überwundenen Völkern im Triumphzuge mit auf- geführt wurden, fand wohl aucb bei diesem Zuge statt. VII) Die Gefangenen, die Gott wegführh die Ge- schenke, die er nimmt, können nicht von ihm in den Himmel mitgenommen werden; er nimmt sie nur, um sie feinem Volke, feinen Heeren, an deren Spitze er in den Kampf gezogen, zu geben und bei seiner Himmel« fahrt zuritckzulafsem eben so wie die Gaben Jsraels an ihn seinen Dienern, den Priestern z1i Theil wurden. Hieraus erhellt, daß durch das ,,er gab,« welches in Ephef. 4, 8 an die Stelle des »du nahmft« gesagt ist, der Sinn nicht alterirt (angetastet), sondern in’s Licht gestellt wird; das geben hat das nehmen zu feiner Voraussetzung, das nehmen das geben zu fei- ner Folge. Nur diese Folge hebt der Apostel hervor, weil nur sie feinem Zweck diente, als das der Vorbild- lichen und der gegenbildlichen Thatsache Gemeinsame. Vvllfiändig lautet die Stelle nach feiner Auffassung: er nahm Gaben unter den Menfchen und gab Gaben den Menschen. (Hengstenberg.) Calvirks Urtheil, daß Pau- lus die Psalmstelle fich wider ihren eigentlichen Sinn zurecht gemacht habe, ist oberflächlich und des Aegidius Hunnius seines streng lutherischen Theologen m der zweiten Hälfte des 16. Jahrb.) Urtheil, ivelcher den paulinischen Sinn für ihren nächsten und einzigen hält, rst befangen. Der Apostel überfetzt die Psalmstelle in’s Neuteftamentlichez er erklärt« im Lichte und Sinne der Erflillungsgefchichto Denn die Hlmmelsahrt Gottes ist ersüllungsgefchichtlich keine andere, als die Hlmmelsahrt Christi; diese aber war, wie der Psalm ste fchildert, ein Triumphzug (Col. 2, 15), rnd was der Sieger über die Mächte der Finsterniß und des Todes errungen, das hat er nicht zur Bereicherung feiner selbst, sondern zum Besten der Menschen errungen: es sind Gaben, die er nun unter die Menschen vertheilt und die auch den Verirrten zu Gute kommen. So faßt der Apostel die Worte, indem er Meiste; (du haft genommen) in Böse» ser hat gegeben) umfetzn Die Gaben find die vom Erhöheten auf seine Gemeinde herniederkommenden Charismen oder Gnadengaben (insosern ist Pf. 68 der pafsendfte Psalm für den Psingsisonnt»ag, wie er auch im jüdischeir Ritual der Psalm des zweiten Tags des Festes der Wochen ist) — eine Segensspendh die mit seinem Siege in ursächlichem Zusammenhange steht; denn als Sieger ist er auch Inhaber des Segens, seine Gaben sind wie die Spolien (Beutheantheile) feines über Sünde, Tod und Satan errungenen Siegern Zu dieser Deutung ist der Apostel um so berechtigter, als Gott im Folgenden als der HErr, der auch aus dem Tode hin« aus-führt, gepriesen wird. Dieser Lobpreis in V. 21 gilt erfiillungsgefchichtlich Jhm, der, wie Theodoret be- merkt, den ftir uns ausgangslosen Verwahrsam des Todes eröffnet und die ehernen Thore gespreugt nnd die eisernen Riegel zermalmt hat, Jefu Christo, der nun die Schltissel hat des Todes und der Hölle. (Delitzsch.) ——— Nach dem Vorgang der alten Ausleger läßt fich der Schlußsatz des Verses schon mit dem »auch-«, das vor den »Abtrünnigen« sieht, beginnen, etwa in dieser Ueber- setzung: »und auch Widerspenstige dienen zum Wohnen des Gottes Jehova; wie dies zu geben. III-« v. sit-Its. Indem hier wieder die Priester: und Xeniten mit ihrem Gesang: entfallen, wandelt der Kurte- blitti tu die Vergangenheit, der den Inhalt des vorigen Kbfchuitts benimmt» firh zum Eiublirli in die Gegen— wart and Zukunft: Der tjErr hat ani großen Gefahren fein voll: errettet und wird auch ferner ihm deu Sieg verleihen fiber alle seine Feind: W. 20——24); Jeuguli der erfahren-u Hilf: und Unterpfand der ltnnftigru Rettung oon aller tkooheit der Welt ist der glänzende feierlich: Abzug, der mit der Bundeslade hinauf nach dein Zion unter Eobgefäugrn sith bewegt its. Ell-TO. Was aber der ijErr bis zum End: der Ketten thun wird, ifl nichts Geringerer als dies, daß er die gefauimte Wrltmacht uoch einmal seinem Sreptrr unterwerfen und alle Nationen zu feinem Dienst bekehren wird W. Eli-ZU; darum in billig, daß alle dkriine der Welt schon jetzt das Lob dieses Gottes nettes-ewigen, der an feinem Voll: fich also orthrrrlirht W. 33 —36). 20. Gelobet sei der HErr täglich kvon einem Tag zum anderns Gott legt uns eineLast aus, aber er hilft uns auch [nach anderer Deutung: legt man uns von Seiten der feindlichen Welt- macht eine Last auf, so ist Gott unsere Hilfe Pf— 124- 1 ffsli Sela Nach anderer Accentuation lautet der Vers: Gelo- bet sei der HErrl Tagtäglich trägt er unsere Last; er, Gott, ist unser Heil· Da das Sela nicht aus die Strophik oder Eintheilung des Liedes nach oerfchiedenen AbsäZen slch bezieht, sondern nur auf die Musik, die hier Ab eigert einfällt, um den Gedanken, der zu Anfang des folgenden Vers-s mit noch nachdruck- licheren Worten wiederkehrt, hervorzuheben, so darf man vers» stehen sei, ist in der Vem. zu l. Chron. 12, 8 ange- Der Festzug mit der Bundeslade, ein Zeugniß für des HErrn fernere gnadenreiche Hilfe. 271 mit unserm Verse nicht den vorigen Abschnitt schließen, vielmehr beginnt damit ein neuer Abschnitt. 21. Wir haben [an dem HErrn, unserm Gott] einen Gott, der da hilftsder unzählige« Weisen der Errettung in Bereitschaft hats, nnd den HErrn HErrn der vom Tode errettet [der Mittel « und Wege der Errettung hat selbst für die, die bereits dem Tode preisgegeben fmd]. 22. Aber Gott [um so den Seinen ein hel- fender und rettender Gott sein zu können] wird kdagegen andrerseitsj den Kopf seiner Feinde zer- schmeißen, sammt ihrem Haarsehedel swomit sie in üppiger Kraft und unbußfertigem Uebermuth ein- herstolziren -— seiner Feinde], die da fortfahren in ihrer Sünde [5. Mof 32, 42 Anm.]. 23. Doch spricht der HEm Jch will unter den Fetten etliche holen, ans der Tiefe des Meeres will ich etliche holen. 24. Darum wird dein Fuß in der Feinde Blut gefärbet werden, und deine Hunde werden es lecken. » Unser Psalm gehört zu den dunkelsten und schwies rigsten und redet in so kühner und eigenthümlicher Sprache, daß es bis jetzt nur annäherungsweise gelun- en ist, ihm ein Verständniß abzugewinnem die Aus- eger aber in Auffassung des Ganzen und Einzelnen weit auseinandergehen. Eine Auslegung des Psalms »von dem Ostertag, Himmelsahrt und Psingsitag« hat Luther im J. 1521 auf der Wartburg geschrieben; von der ihr zu Grunde gelegten Uebersetznng weicht die unsrer jetzii gen deutschen Bibel (vom J. 1545) vielfach ab, wie es denn z. B. an unsrer Stelle dort heißt: 22. Gott hat gesagt: Aus Basan will ich bekehren, ich will bekeh- ren aus der Tiefe des Meeres. 23. Darum wirst du deinen Fuß befärben in Blut, daraus kommt die Zunge deiner Hunde aus den Fein- den. Die Auslegung ist durchweg messianisch und faßt den Sinn der Worte allegorischz einer ausführlichen Mittheilung müssen wir des beschränkten Raumes wegen uns enthalten, geben vielmehr sogleich eine dem hebe. Wortlaut entsprechende Uebersetzung: »23. Gefat hat der HEm Aus Basau hol’ ich zuruch znruck isok ich aus Meeres Tiefen« 24. Auf aß du zerschellesh deine Fuße iujslut [badend], die Zunge deiner Hunde vou den Feinden ihren Antheil dran kenn Blut] habe. Das Lied beruft sich in V. 23 auf einen göttlichen Ausspruch, der da ergangen sei auf Grund eines gött- lichen Rathschlussesz aber der nun folgende Gottesspruch sagt nicht, wen der HErr ans Basan und aus Mee- restiefen zurückholen wolle, so daß es ungewiß bleibt, ob wir mit Beziehung auf Jes. 43, 6; 49, 12 an die ge- fangen fortgefiihrten oder im Tode umgekommenen Kinder Jsrael, oder mit Beziehung auf Amos I, 2f. an die flüchtig gewordenen Feinde des Volkes Gottes, welche ihrer Strafe auch in den heimlichsten Verstecken nicht entgehen sollen, zu denken haben. An erstere haben die Juden selber gedachtz sie haben von jeher den Vers als eine Verheißung von der Wieder— bringung der von wilden Thieren gefressenen oder im Meere ertrunkenen Gerechten verstanden, und mehr als ein Mal haben iüdische Frauen, die auf Schissen einer Lage entgegengeführt wurden, wo die Schande der Prostitution ihrer wartete, stch lieber ins Wasser gestürzt, solcher Verheißung sich getrdstend. An die Feinde da- gegen denken zumeist die neueren Ausleger: selbst wenn diese an entlegenen, unnahbaren Orten sich verborgen halten, will Gott sie zurückholen und sein Volk zum Vollsirecker seiner Gerechtigkeit an ihnen machen; indem nun Basan mit seinen Urwäldern als die öftliche Grenze Canaans, das Mittelmeer mit seinen Tiefen als die wefiliche in Betracht kommt, giebt dies den Begriff »von beiden oder von allen Seiten her,« daß aber dem Ver· steck in den Wäldern Basans ein solcher im Meeres- schlunde, also dem Möglichen etwas Unmögliches ent- gegengesetzt wird, darf uns bei der Kühnheit morgen- ländischer Redeweise (Matth. 19, 24) nicht aufsallem Was darnach B. 24 besagt, stellt dem Volke Gottes dasselbe in Aussicht, was in Pf. 58, 11 ihm zugesichert wurde: es soll seine Füße baden im Blute der Gott- loseu, wenn Gott nun seine Gerichte über diese hält, und spielen dabei die Hunde diejenige Rolle, von der in l. Kön. 21, II; 22, 38 die Rede ist. Je nachdem wir nun in V. 23 als Objekt entweder die Feinde oder die Kinder Jsrael ergänzen, ist als Objekt zu «zerschellest« in V. 24 entweder »fie« hinzudenken, oder es sind »die Feinde« aus der zweiten Hälfte des Verses voraus zu denken; der Sinn bleibt in beiden Fällen sich gleich. Wie die deutschen Protestanten den 46« Psalm zu ihrem Siegeslied gemacht, so ist unser Psalm das Feldgeschrei für die Hugenotten in Frankreich und besonders für die Camisarden in den Sevennen geworden; unter Abstu- gung desselben wurde im I. 1702 die Burg von Pont de Montvert von 20 Cevenolen, an deren Spitze die angeblichen Propheten Seguieiz coudero nnd Mazel standen, gestürmt nnd in Brand gesteckt und nach Be· freiung der gefangenen Glaubensbrüder ein Blutbad unter den Schergen und Soldaten des Erzpriesiers Frangois de Lnnglade du chaila angerichtet, worauf man die übrige Nacht knieend zwischen den Leichnamen unter dem nämlichen Gesange zubrachtr. 25. Man siehet [auf Seiten derer, die der gegenwärtigen Prozession als Augenzeugen bei- WOhUEUL »Gott, tvie du fder du mit deiner Ge- genwart an die heil. Lade dich gebunden] einher zeuchst [als ein triumphirender SiegesheldL wie da, mein Gott und König [Ps. 5, 3], einher zenchst sum wieder deinen Platz einzunehmen] im Heiligthum 26. Die Sänger gehen vorher [dem Zuge voraus], darnach die Spiellellte fwelche es gut machen auf Saitenspiel Pf. 33, Z] unter den Mägden, die da danken [inmitten der ihnen zur Rechten und zur Linken einherschreitenden Pankens fchlägerinnen L. Mos. 15, 20 Anm. 2]. 27. Lobet Gott, den HErrn [so lautet ihr Jubellied seinem vornehmsten Inhalte nach 2. Mos 15, 21; I. Sam. 18, 7], in den Vet- fatnminngen [s. v. a. in vollen Chören], für den Brunnen Jsrael sfür die Wohlthat des lebendigen Gnadenbrunnens, den er in Jsrael angefangen hat, ihn da quellen und seine Wasser immer reichlicher ergießen läßt— nach anderer Deutung: ihr aus Jsraels Quell, d. i. die ihr von dem Patriarchen Jsrael als eurem Ouellorh herstammet Jes. 48, I; 51, 1]. 28. Da herrschet unter ihnen [den Versamm- lungen oder den in feierlichem Zuge einhertre- 272 » Psalm es, 29—-3e. CI, 1-—7. tenden Fürsten der verschiedenen Stämme, den- selben voranschreitend] der kleine Benjamin [der sowohl der Geburtssolge feines Staminvaters, als dem Umfange feines Gebiets und der Zahl feiner Bewohner nach der kleinste ist unter den Stäm- men I. Mof. 43, 29 ff.; 1. Sam. 9, 21., aus welchem aber gleichwohl der erste königliche Sieger über die Heiden hervorging 1. Sam. 14, 47 f. und in dessen Gebiet das Heiligthum feine Stätte gefunden 5. Mof. 33, 12 Anm.], die Fürsten Jnda fdesjenigen Stammes, dem das Königthum der Verheißung Z. Sam. 7, 12 ff. angehört, schließen sich an] mit ihren Haufen, [cs.folgen] die Fürsten Schalen, die Fürsten Naphthali [Richt. 5, 18., der Fürsten der übrigen Stämme nicht weiter zu gedenken] Es ist merkwürdig, daß gerade die Stämme, welche hier als die Vorkämpfer des Volkes Gottes im Streite gegen die Welt erscheinen, auch im neuen Testament unbedingt hervortreten. Aus Benjamin war Paulus (Phil. 3, 5), der Kleine (1. Cor. 15, 8—-10), von Hause aus der zweite Saul; aus Juda der ,,Löwe aus dem Stamme Juba« (Offenb. 5, 5), Jakobus und Johannes, Jakobus, Thaddäus und Simon, und aus Sebulon und Eliaphthali (oder Galiläa: Matth 4, II) alle übrigen Apostel. (Hengstenberg.) W. Dein Gott [du Volk des Eigenthums, o Israel] hat dein Reich aufgerichtet kdaß du in dem dir verordneten König siegen und herrschen sollst über die übrigen Völker der Erde], dasselbe [Reich, damit es in der That sich immer weiter ausbreite bis an die Enden der Erde] ldoilestdlh Gott, Uns stärken [wie du setzt in dem über die Ammoniter verliehtnen Siege es gestärkt hast 2. Sein. 12, 30]; denn es ist dein Wert [und kann nur durch. deine allmächtige Hilfe die ihm bestimmte Machthöhe erreichen]. so. Um deines Tempels willen zu Jerusalem [der nur erst noch ein einfaches Zelt ist, bald aber zu einem prachtvollen Gotteshause steh vollenden soll 2. Sam. s, 17; 7, 131 werden dir die Könige [der heidnischen Völker, mit unwidersteh- licher Gewalt zu demselben als der rechten Offen- barungsftätte deiner Herrlichkeit hingezogen 2. Chr-on. 32, P; Jef. 60, Z. S; Pf. 72, 10. 15] Geschenke zufahren. Si. Srhilt [darum, auf daß dereinst, wie es so dein Rathschluß ist, Jerusalem der Mittel: und dein Tempel der Höhepunkt der ganzen Welt werde] das Thier im Rohr [das im Schilf des Nils haust, den Behemoth oder das Nilpferd Hiob 40, I0 Anm., und weise es, das von keiner menschlichen Macht zu bändigen ist Hiob 40, 19 Anm., in die ihm gebührende Schranken; ja, schiltj die Rotte der Ochsen unter ihren Kcilbern [besser: der Stiere Rotte mit den Völker- Kälbern], die da zertreten um Geldes wtllen [nach Luther’s Meinung, der hier an die falschen Lehrer mit ihrem Haufen, den Rottengeistern denkt: das Wasser des göttlichen Worts trübe machen, daß niemand davon trinken kann —- nach anderer Deutung: daß sie sich niederwerfen mit Silberbarren, ihre Huldigung unter reichen Geschenken dir« darbringen]. Er [Gott, an den die eben ausgesprochene Bitte such richtete und der gewiß sie auch erfüllen wird] zerstreuet die Völker, die da gerne kriegen [nnd mach: dem Kriege noch einmal, zur Verwirklichung des von ihm beschlossenen allgemeinen Weltsriedens, für immer ein Ende Jef. 9, 5]. 32. Die Fürsten aus Eghhten werden [wenn das Ziel der Völkerbekehrung nun erreicht sein wird] kommen [dem Gotte Jsraels die Ehre zu Leben Jkis W, 21 f.], Mohrenland [das hinter Egyptensliegende Aethiopien] wird [eilends, da- mit es die Zeit derGnade nicht versäume] seine Handenkhilfestehendj ansstrecken zu Gott [Zeph. Z, 9 · Der gotterfüllte Sänger fchaut im Geist die unend- lich große Bestimmung des zu Zion aufgerichteten Rei- ches Gottes, alle Völker der Erde sieh einzuverleibem Auch hier erkennt man, daß dasjenige, was die Prophe- ten von Kriegen und Siegen über die Völker der Erde vcrkündigen, von Geschenken, von Gold und Silber, die nach Jerusalem gebracht werden, im Grunde geistlich gemeint ist; denn auch hier ist sofort die Rede von der Anbetung des allein wahren Gottes, die selbst das mächtige Eghpten und das ferne Mohrenland vollziehen soll« (Tholuck) Jn V. 31 erscheint Eghpten unter dem Emblem des Nilpferdes, welches auch in Jef. 30, 6 dieses Land versinnbildet, als die größte, efükchtetste Weltmachtz Gott soll die übermüthiga über srael und Jsraels Gott sich erhebende in Schranken weisen. Die Stiere, von denen darnach die Rede ist, sind Emblem der Könige, die Kälber aber erklären durch den Veisa ,,Völker« sich selber für die von jenen beherrschten Vö - ker; mit dem einen Sinnbild verbindet sich die Vorstel- lung trotziger Selbstzuversichh mit dein andern die Vor- stellung wohlhäbiger Sicherheit (Jerem· 46, 20 s.). Darnach gestaltet sieh, was als Folge der Bedräuung hervorgehoben wird: »daß sie sich niederwerfen mit Stlberbarren«, was auf der einen Seite cssch Ungestüm zu Boden werfen) mit Einem Zuge den gründlich ge- beugten Stolz malt, aus der andern Seite fmit Silber- harren) ausdrückh das; der Nciihthum den die Heiden bisher im Dienste widergöttlicher Weltlichkeit ver-wendeten, nun von den äußerlich und innerlich Besiegten dem Gotte Jsraels geopfert wird. (Delitzsch.) 33. Jhr Königreiche der Erde kdie ihr alle mit einander bestimmt seid zur Unterwersung unter den Gott Jsraels], singei lschon fest, gleich als wäre die Herrlichkeit der lehten Zeit allbereits da] Gott, lobslnget den: HErrn, Sela [vgl. V. 20]. sei. Dem, der da scihrt im Himmel allent- halben von Anbeginn [genauer: einherfährt in der Himmel Himmeln der Urzeit, d. i. in den höchsten Himmeln, die mit ihrem Ursprung weit zurückreichen über die Schöpfung des Erd: weit-Himmels h. Mof. 10, 14; 33, -26., nach allen Orten dieser unendlichen Fernen und Höhen mittelst des Cherubs Pf. I8, 11 feine Wirksamkeit Des Messias Gebet in seinem Leiden. 273 erstreckend] Siehe, er toird seinem Donner sder gewaltigen Stimme] Kraft geben sdaß alles zur Zeit ihm noch Widerstrebende niedergefchmettert werde]. Bd. Gebt [denn] Gott Macht [gebet in aner- kennendem Lobpreis ihm die Allgewalt zurück, die er hat und beweist, daß sie euch nicht vernichte] Seine Herrlichkeit sals eine Herrlichkeit voller Gnade und Wahrheit Joh. l, 141 ist in Israel sals der Stätte seines GnadenreichsL und seine Macht swomit er alles beherrfcht und feinem Willen unterwirft] in den Wolken [den höchsten Regionen des Himmels, bis wohin das Reich der Natur sich erftreckts Its. Gott ist wundersam in seinem Heiligthnm smit Ehrfurcht gebietender Gewalt waltet er von da aus über die Welt]. Er ist Gott Israel [das er zu seinem Mittler -Volk sich erwählt hat]; er lvitd [auch] den! Vol! [seiner Wahl] Macht und Kraft geben sdaß alle Völker mit ihren Göttern demselben zuletzt unterliegen] Gelobt sei Gott! swird es dann heißen auf Seiten der bekehrten HeidenweltJ Die Aufhebung aller Weltreiche in das Reich Je- hova’s, dieses große Thema der AvokalhpfefOssenbarung St. JohannioW ist auch das Thema dieses Psalm. Die erste Häl te (V. i—l9) ist aufwärts gestiegen von der Erde bis in den Himmel, den HErrn dorthin be« gleitend; die zweite Hälfte (V. 20— 36) abwärts vom Himmel auf die Erbe, die auf die Völferwelt ausgehen« den Wirkungen seines Siegen und Triumphes beschrei- bend. Unter den davidifchen Psalmen hat dieser nicht seinesgleichen. (Delitzsch.) Der: bit. Psalm. Des Iiiessias gebet in seinem Leiden. I. Ein Psalm Davids [Ps. Z, 1] von den Rosen [auf die Melodie »Lilien« 45, 1], vorzu- ikUiiIU i4- II· lluf den Arie-o— und Siegeousalur unter dir. iiti folgt nun wieder ein Xeidenopsalin aus der Zeit der Absalon:- schen Empörung (2. Saat. is, lii Kaum, uud zwar von eben so hart: ausgeprägtem thoischgsrophetifrtsen Character, wie Pf. W, neben weliheni er denn nun) am meisten unter allen Psalmen im neuen Teiiamente angezogen wird; er ist ein Hanoljutoel der sog. messiauismeu Psalmen und zeigt in failageuder weise, wie sehr die Lilien Recht hatten, wenn fie das verhältnis der hervorragenden heilggesailaitliafen personen zu der Mrusihwerduug deo Sohnes Gottes uud zu feinem keiden und Sterben unter dem Gieiehniß der Vor— rede zu einem suche, oder des vorspielo zu einem tiluflliaiim inmitten. I. 's. 2—14. Jluo tiefer, bin an die Seele gehender Noth, welche seine Feinde ihn! bereitet haben und in der er schon lange vergeblich um iiitfe gesonnen, ruft ctnvld feinen Gott an, daß er ihm heil schaffe W. 2—4); nun ill er zwar dem iiErca gegenüber seiner Thnrbeit und siudensclsuld Im wohl bewußt, daß er fein Leiden für eine verdient: Strafe erkennt, aber seinen Feinden ge— geniiber weij er sieh unschuldig und in ein un: Gerech- tiglteit willen verfolgten; der uiihtzu Grunde geben darf, sonti würden an nnd mit ihm zugleich alle Gotteggläni bigen zu Srhaaden werden ist. 5 7). well er denn um Gottes willen gehöbnt und verfolgt wird, durch sel- nen Eifer für Gottes Ehre nnd den wahren Gottegdienst den Hab seiner oerderbteu wtdersnnier sitt) zugezogen hat und lediglich von Seiten feiner ernsten und tiefen Fröm- miglteit der Gegenstand ihres Spottes und ihrer verant- tuug geworden in. so erwartet er auch von Gottes gro- Ier Gäte eine Hilfe, wie sie der Wahrheit seiner der— heißung entfrsrinit W ii—14). 2. Gott, hilf mir; denn das Wasser fder über mich hereinbrechcnden Drangfale] gehet mir bis an die Seele sieht mir so stark zu, daß mein Leben in äußerster Gefahr sich besindet Jan. Z, S; Jerein. 4, 10]. Z. Jch vetsinle in tiefem Schlamm -[genauer: im Schlnmm der Tiefe], da kein Grund ist [Pf. 40, 3 Anm.]; ich bin im tiefen Wasscy nnd die Fluth will mich ersaufen. 4. Ich habe tntch [diese Zeit daher, da ich nun schon lange in meiner Noth vergeblich zu dir rufe] müde gefchrieen [Pf. 6, 7; Hiob 19, 7], mein Hals ist [in Folge des starken und anhal- tenden Rufens] beisch [heifer geworden Pf. 22, 16]; das Gesicht vergehet mir [wie einem, der lange und starr auf einen und denselben Gegenstand hinblickt, in Folge davon], baß ich so lange muß harren auf meinen Gott fohne auch nur das ge- ringste Anzeichen seiner bevorstehenden Hilfe zu gewahren Pf. 119, 82; KlageL .4, 17]. Z. Die mich obn’ Urfach hafsen»[Pf. 25, is; 35, 19;Joh. 15, 25], der locker] ist mehr, denn ich Haare auf dem Haupt habe [Pf. 40, 13]. Die mir unbillig feind find, nnd mich verderben [ge- nauer: Die mich verderben, meine Lügen- feinde], find mächtig [Pf. 38, 20]. Ich muß ffoll denn, nach ihrem lügnerischen Verlangen, ihrem widerrechtlichen Drangen] bezahlen, das ich nicht geraubt habe [Pf. 35, 11 Anm., vgl. jedoch 2. Sam. 16, 8]. it. Gott, du weiieft [besser, als ich felbst sie dir erzählen kann] meine Thorheit, und meine Schulden sind [bis in’s Einzelne hinein] dit nicht verborgen fPf 38, 4 ff.; darum hast du allers dings volles Recht, in so schwerer Weise mich zu züchtigen Pf. 40, 13]. 7. [Aber auf der andern Seite habe ich auch ein großes Recht, mich deinem Erbarmen zu empfehlen, weil den Menfchen gegenüber ich nicht blos als ein unschuldig Verfolgter V. 5 f., son- dern geradezu als ein verfolgter Gerechter 2. Saat. is, I6 Anm. leide und mein Untergang sowohl der Ehre deines Namens als der Hoffnung aller Gerechten den Ruin bereiten würde.] Laß [denn, so bitte ich] nicht zu Schanden werden an rnir findem du etwa mich dem Verderben preisgeben wollteft], die sim Glauben] dein harken, DER? 274 Psalm 69, 8—-—29. DErr Zebaoth. Laß nicht schamtoth werden an mit fwenn sie nun sehen müßten daß ich irotz meiner Gemeinschaft mit dir dennoch der Bosheit der Welt zum Opfer falle], die [in Liebe] dich suchen, Gott Israel. 8. Denn um deinetwillen [daruin, weil ich dir angehöre und um dein Haus geeifert habe V. 10; Pf. 44, 23; Jerem. 15, 151 trage ich Schmach, mein Angesicht ist [besser: ist mein Angesicht] voller Strande [Pf. 44, 16]. I. Ich bin [dieser Schmach wegen, die ich zu tragen habe] fremd worden meinen Brüdern, und unbekannt meiner Mutter Kindern sdaß sie sich scheu von mir zurückziehen Pf. 38, 12; Joh. 7, 5]. to. Denn ich eifere mich schier zn Tod um dein Hans [ich werde von brennendem Eifer für Aufrechthaltung der Heiligkeit deines Hauses und der um dasselbe geschaarten Gemeinde verzehret Pl. 119, 139; Joh. 2, 17]; und die Schmach fSchmähungenj derer, die dich [HErr] schmähen, fallen [nun] auf mich sindem alle Gottesfeind- schaft derer, die da Arges thun und das Licht hassen, um eben dieses meines Eifers willen auf meine Person sich eoncentrirt Röm. 15, 3]. 11. Und ich weine [ivenn ich den schlimmen Stand deines Hauses vor Augen sehen muß Luk. 19, 41 ff.], nnd faste bittetlich [meiiie Seele in tiefes Leid versenkend]; nnd man spottet mein dazu ssiatt durch folche heilige Trauer siih zur Buße leiten zu lassen Pf. 109, 24 f.]. 12. Jch habe sim Leidwesen über die Trost- losigkeit der öffentlichen Zustäiide 2. Sam. 21, 22 Am] einen Satt angezogen; aber sie treiben das Gespdtt draus. 13. Die im Thor sttzen [wo sonst nur ernst- hafte Angelegenheiten verhandelt werden 1. Mos. 19, 1 Anm.]. waschen von mir sallerlei Spie- namen auf mich aussinnend Hiob ZU, 9], nnd in den Zecheu foder KneipenJ slnget man von mir [dem trübfeligen Schwärmer und scheinheiligen Kopfhängey wie sie mich nennen, nichts als Spott- lieder]. 14. Ich aber [folchem Haß und Hohn gegen- über] bete, HErr, zu dir [Pf. 1o9, 4] zur ange- nehmen Zeit [folange es noch möglich ist, Gnade und Erhbrung zu sinden Pf. 32, S; Jes. 49, 8; 2. Cor. 6, 2]; Gott, durch deine große Güte [die du breitest über die, die dich kennen Pf. Bis, 11], erhbre mich mit deiner treuen fdem Wort der Verheißung genau entsprechenden] Hilfe [in- dem du dieselbe auf mein Gebet mir spendest]. Auch hier hat der Geist Christi, der in den Propheten und also auch in David sApostg Z, 30) war und der zuvor bezeugt hat die Leiden, die in Christo sind, und die Herrlichkeit darnach (1. Petri l, ils, die Selbst- aussage des Vorbilds Davids) zur Weissagung des Gegenbilds (Christi) gesteigert; daher, obwohl unser Psalm als ein Psalm Davids auch Davids Führung zur Unterlage hat, ist doch der Kern desselben, sein eigent- licher Körper, der leidende Messias, und außer den aus- drücklich im neuen Tesiamente auf Christum angewendeten Stellen aus unsern! Abschnitt (V. 5 u. 10: Joh. II, 25; 2, 17; Röm. 15- Z) erinnert auch V. 8 f. lebhaft an die Stelle Jes. 53, 3 u. V. 13 an die Verhöbnung Jesu durch die Kriegsknechte im Richthaus des Pilatus (Matth. 27, 27 sf.), weswegen denn die älteren Aus· leger die Ucberschrift »von den Rosen« dahin verstanden wissen wollten, daß der Psalm handele von den weißen Rosen der heil. Unschuld Christi und von den rothen Rosen seines kostbaren Blutes. II. u.15—22. di: an: Sonn; n» vorige« nigra-nim- an— gefangen: Bitte iiin hilf: nnd Errettung seht fiits wonnig, in rugein Kuschluß an die Schilderung der Rath, wie sie in jenem Abschnitt vorliegt, bis in’o Eintritt· fort w. 15 — M) , geht aber dann tu eine Klage über die ijartherzlglieit und tiogheit der Widersacher iilier W. 21 u. As, weich: den im nächst-u Abschnitt folgenden ver· ivüuschungrn zur Unterlage dient. 15. Errette mich aus dem Koth [dem tiefen Schlamm, darin ich siecke V. 31, daß ich uicht [noch tiefer darein] berslnke, daß ich errettet werde von meinen Hasfern, nnd aus dem tiefen Wasser BerZDraUgsaL in die sie mich gestürzt haben « l; is. Daß mich die Wasserflnth [die jetzt schon auf’s höchste gestiegen V. 3] nicht [wenn sie etwa UOch höher stiegeJ ersäufe- uud die Tiefe kdee Ab- grunds mich, wenn dieser etwa noch tiefer mich« hivsbzishen dürfte] nicht verfchlingy und das Loch der Grube [da hinein ich geworfen bin] nicht über mir zusammengeht fund ich zu einem lebendig Begrabenen werde]. s 17. Ethöte with, HEtr [in Vetreff dieser meiner BitteJ- denn deine Güte ist tkdstiieh sals die es mit uns herzlich wohl meint Jerem. 32, 413 Pl— 25- 8]; wende dich zu mir kmit deiner mächtigen HilseL nach deiner großen Barm- herzigieit, is. Und verbirg dein Angesicht nicht [ferner, wie seither V. 4] vor deinem Knecht; denn mir ist angst [in meiner großen Noth], ethdte mich eilend [Ps. 31, 3 Anm.]. 19. Mache dich zu meiner Seele fder fo sehr gefåhtdstett V. 2]- und erlöse sie, erlbse mich um meiner Feinde willen sdaß sie nicht sich rühmen dürfen, sie seien mein mächtig worden Pf. II, 5]. 20. Du weißest meine Schmach, Schande und Scham [wie groß sie ist, und mußt nach deiner Barmherzigkeit sie wenden]; meine Widersacher [die sie mir anthun] sind alle bot dir [da siehest ihre Bosheit und mußt nach deiner Gerechtigkeit sie richten]. · 21. Die Schmach bricht mir mein Herz, und kränlet ntirh [hat, wie an der Seele, so auch am Leibe mich krank gemacht Pf. 6, 3]. Jch warte, ob es jemand [von denen, die es soweit mit mir gebracht haben] jammerte sdaß sie aus Mitleid Der Gerechte wird wegen seiner Frömmigkeit gehaßt und verfelgt, aber von Gott gerächt. 275 mit meinem iläglichen Zustande nun abgelassen hätten von den Werken ihrer Bosheit], aber da ist niemand; und auf Tröster [die in theilnehmen- der Liebe sich meiner, annähmen], aber ich finde keine [Klagel. I, 2. 9]. 22. Und [f. v. a. im Gegentheilj sie geben mit sstatt mich zu trösten und zu erquicken, zu recht empsindlicher Vermehrung meines Herzeleidsj Galle zu essen, nnd Essig zu trinken in meinem großen Durst [selbst in den Bedürfnissen der Natur« mich noch verhöhnend und mir das Leben bitter und sauer machend Jerem. S, 14; 9, 14; 23, 15]. Ein doppelter Vorfall bei der Kreuzigung des HErrn steht in Beziehung zu unserm Verse. Zuerst gaben sie ihm Essig zu trinken mit Galle vermischt (Myrrhen im Weiri); und da er es schmeckte, wollte er nicht trinken (Matth. 27, 34; Mark. is, 23). Matihäus bczeichnet nach seiner Weise den Trank theologisch; immer den Blick auf die Weissagungen des alten Testaments rich· tend, redet er von Galle und Essig, damit die Ersüllung der Psalmstelle um so sichtbarer werde. Marias dagegen steht nach seiner Weise aus die äußerliche Beschaf- fenheit des Trauten: es war nach ihm (saiirer) Wein mit Mvrrhen gemischt, der gewöhnliche Missethätertranh Den Missethätern dargeboten war dieser (betäubende) Trank eine Wohlthah der persönlichen leidenden Gerech- tigkeit dargeboten eine schwere und bittere Kränkung. — Dann rief Jesus nach Joh. II, 28 (vgl. Matih.27,48), als er wußte, daß schon alles vollbracht war, daß die Schrift (ganz) erfüllet würde: Mich dürstet, und man gab ihm darauf Essig zu trinken. Um die Erfüllung der Psalmensielle her eizufiihren, rief hiernach der ster- bende Heiland das ,,mich dürstet-«; die Handlung ge- siaitet sich als eine symbolisch« wodurch das Bild des Psalms veriörpert wird. (Hengftenberg.) Ili. V. 23—34. E- folgen die Verwünfchungeu der Feinde, womit Golteo gerechten, ihrem Thau genau ent- sprechendes Geeicht übe: sie lierabgernfen wird; für sitt) selber aber, den jetzt Eeldenden nnd von slerheudem Schwer; Zrrrisfenem liosst der Sänger baldige Hilfe nnd Erhöhung, wofür et Gott im voraus fein Eoliopfrr ver- fotinin von dem ein Segen ausgehen werde zur Stärkung des Giiinlieno für alle Gerechten. W. sMöge denn Gottes vergeltende Gerech- tigkeit inrecht augenfäiIiger Weise an ihnen offen: bar werden :] Jhr Tisch san dem sie als an reich besetzter Tafel schwelgen und ihre Spottlicder siii- gen, während ich weine und fasie V. 11 u. 13] müsse szur Vergeltung dafür, daß sie mir gaben Galle zu essen und Essig zu trinken in meinem großes! Durst V. 221 vor ihnen knoch mitten in ihrem Wohlleben] zum Strick werden ssich ihnen iii eine Schlinge verwandeln, der sie sich nicht entwinden können], zur Vergeltung und zii einer Falle nach richtiger Lesartki und den Sicheren, diesen ottlosen, die da sagen: ,,es ist Friede und hat keine Gefahr,« ziim Fallstrick, daß das Verderben sie schnekl überfalle, gleichwie der Schmerz ein schwangeres Weib l. Thesss 5, 3]. s) Linde: ncst mit de: Sepiuaginta nspibixxspi ne« direct-dannen) siatt usw«-Eis; (den Fricdvolleii im schlim- men Sinne des Worts) 24. Ihre Augen [womit sie ihre Lust sehen an mir und meinem Elend Pf. 22 , is] müssen finster werden, daß sie nicht sehen kauch das nicht mehr, was rvirklich der Augen Weide sein darf]; und ihre Lenden sder Sitz der rohen Naturkraft, womit sie mich mißhandeln] laß immer wanlen sdaß sie nicht mehr aufhören zu schlottern Nah. 2, 11; Röm. II, 9 f.]. 25. Genß [wie sie Schmach und Schande über mich ausgegossen haben V. 8 ff] deine Un- gnade auf fte [Pj. 79, s; Hof. 5, 10], und dein grimuiiger Zorn ergreife sie ltnit allen Mächten des Berderbenss 26. Ihre [eigene] Wohnung müsse szur Ver- geltung dafür, daß sie mich aus meinem Hause vertrieben haben 2. Sam. 16, 15 fs.] wüstem«- den, nnd sei niemand, der in ihren Hütten wohne [.Hiob 18, 15 Blum» vgl. Matth 23, 38; Apostg 1, 20]. 27. Denn sie verfolgen [den], den dii geschla- gen hast ssiatt sich seiner zu erbarmen und zu dem Gedanken erwecken zu lassen, wie bald deine Züchtis gungen sie selber treffen können- Hiob 19, 21 f., Jes.53,4; Sach. 13,7; Joh. 19, 3fs.; Luk. 23, 21J, und rühmen, daß du die Deinen übel srhlagest [wörtlich: und vom Schmerz deiner Dnrchbnhrs ten, d. i. derer, die du bis auf den Tod verwundet hast Jes. 66, is; Jerenn 25, 33., erzählen sie, froh- lockend, wo sie trauern sollien, und ihrer Schmerzen noch mehr machend] 28. Laß sie [nach dem Gefetz der sittlichen Weltordniing, da das eben der Fluch der bösen That ist, daß sie fortzeugend immer neues Böse muß gebären Röm. 1, 24 ff.] in eine Sünde über die andere fallen findem du ihnen völlig deine Gnade entziehest und sie ganz»der Pracht ihrer Bosheit dahin giebst], daß sie nicht kommen zu deinetGerechtigkeit skeine Vergebung bei dir mehr erlangen können, sondern in die ganze Tiefe deiner Strafgerichte hineinsiurzen]. 29. Tiige sie aus dem Buche der· Lebendigen [in welchem die Namen derer eingeschrieben stehen, die am Leben und zum Leben erhalten werden follen Don. 12, 1], daß sie mit den Gerechten [zu deren Zahl sie ja nicht gehören Habac Z, 4] nicht angeschrieben werden» Nur iiiit Furcht und Zittern darf man solchen Aus« sorüchen der heil. Schrift, wie sie an unsrer Stelle vor· liegen, sich nahen; in einem gottlofen Munde können fie seht gottlos werden. (.Hengsienberg.) Werde zuvor» ein Petrus, Paulus, Jakob, David und Eliiaus tElisa)·, so magst du auch wohl im Namen Gottes fluchen mit hohem und großen Verdienst vor· Gott. (Luiher.) Es thut Klugheit noth, welche zwischen den Verworfenen unterscheidet und denen, die noch heilbar find; Laut«- keit, daß jemand nicht seinem eigenen Jch zugethan 276 Psalm 69, 30—37. 70, 1-—6. 7l,1—6. sei; Mäßigung, welche das Gemüth zum stillen Dul- den geneigt macht. (Calvin.) 30. Jch aber [im Gegenfatz zu meinen Wider- fachern, die jetzt noch oben drauf sind] bin elend, nnd mit ift wehe. [Doch wie jene nur oben drauf find, um hernach aufs Tiefste erniedrigt zu werden, so liege ich für jetzt nur unten, um seiner Zeit hoch erhöhetzu werden, und darf folche Zeit herbeiwünfchen mit der Bitte:] Gott, deine Hilfe fehüsze mich [entrücke mich dem gegenwärtigen Leidens: stande auf die Höhe des Heils und der Wohlfahrt] 31. Jeh will [denn, wenn die Zeit solcher Er: lösung nun da istj den Namen Gottes loben mit einem Liede, nnd will ihn hoch ehren mit Dank. 32. Das sein folches geistliches, aus dem tief- sten Herzen kommendes Opfer dankbaren Lobesj wird dem HEckn baß fbefser 1. Sau-c. 10, 3 Anm.] gefallim denn ein Farr siunger Stier s. Mos 4, 3 Anm.], der Hörner nnd Klauen sgespaltenen HUfJ httt [in jeder Beziehung, sowohl feinem Geschlecht und Alter nach, insofern er ein Männlein und vollstän- dig ausgewachsen ist, als auch vermöge seiner Zugehöi rigteit zu den klauenfoaltenden Vierfüßlerm ganz den äußeren Vorschriften für ein gefetzmäßiges Opfer ent- sprtcht3.Mos. 1, 3; II, Z; I. M. 15, 9., vgl.Ps.40,7; 50, 23; 51, 18]. II. Die Elenden [alle, die mit mir zur Ge- meinfchaft des Glaubens und zur Gemeinschaft der Leiden verbunden find] feilen, und freuen sieh sit-erben, wenn sie dies mein Dankopfer sehen, sich freuen]; nnd die Gott suchen, denen wird das Der; leben [denn wie sie zuvor mit mir gelitten haben, sollen sie nun auch mit mir sich freuen und vom Neuen aufleben Pf. 22, 27]. M. Denn sdies die trostreiche Erfahrung, die an meinem Exempel fich dann abermals bestätigt haben wird] der DE» höret die Atmen fwenn sie zu ihm schreien], und verachtet feine Gesange-» nen [die da sitzen müssen in Finfierniß und Dunkel und gefangen liegen im Zwang und Eisen Pf. 107, 10] nicht fniinmt vielmehr sich ihrer helfend und erlösend an]. Kostbares Wort: feine Gefangenen! Sie liegen im Gefängniß der Kreiizesndih, aber auch in feinem Herzen; sie leiden nach seinem Willen und uni scinet willen, aber unter feinen Augen und nur eben so lange, als er will; er sühret die Gefangenen aus zu rechter Zeit in eitel Wohlfahrt und Heil, Segen und Gedeihem und dann sind es seine Erlösetcm seincGefegneten, seine Kinder und Erben. (Taube.) W« d. 35—Z7. Was David aui Schluß des vorigen Leb— schaitto non den Cleriden und Jlrnien nnd den Gesange— iien des hErrn sagt, nimmt die Gemeinde Israelg zu der Zeit, wo sie tu solcher Lage sieh befindet und Gott suchen gelernt hat, sich zu Herzen; das Gebet ihres Königs( wird ihr Gebet während der babylonisiyen Gr- saagkuschash sie erweitert en aber hier durch einen liturs gisaien Zusatz (vgl. ps.l4, 7; Es, W; M, 23), der ihre Hoffnung für die Zukunft angspttchn Bd. Es lobe ihn [den HErrnJ Himmel, Erde nnd Meer, nnd alles, das sich drinnen reget [Ps. 148, 1 fs.]. »Z6. Denn Gott wird Zion helfen, nnd die Stadte Jnda bauen, daß man daselbst wohne, nnd sie besitze. - 37. lind der Same seiner Knechte sPs.102, 291 wird sie [die wieder gebauten Städte Juda’s] er- erben, nnd die seinen Namen lieben, werden drin- nen bleiben [Jes. es, 9]. unbegreiflich ist dieser Schluß des Psalms auch in Davids Munde nicht; denn daß Jsraels schließliche Herrlichkeit durch das Gericht der Verbannung hindurch brechen werde, iveissat schon die Thora (das Gesetz in den 5 Büchern Mo e), und auch David selbst las ja in Gottes Herzen als Propbet Leiden und Freuden der Zukunft. Aber auch die Annahme, daß der vorliegende Abschnitt ein liturgifcher Zufatz der Gemeinde des Crils sei, ist unversänglicln die Gemeinde des Exils konnte diesen Psalm um so eher sich aneignen, als an ihr, soweit sie inmitten der Heidenwelt Jehova bekannte, Davids typisches Leiden sich wiederholte. (Delitzfch.) Der 70. Psalm. Davids Bitte um Hilfe mider die Feinde. 1. Ein Psalm David-s, borznsingeii [Ps.3,1; 4, 1] zum Gedaehtiiiß [z8, t]. War der vorige Psalm überhaupt aufs; tngne verwandt mit pl. M, so wein insonderheit Pf. litt, sit: eh aber bia»eteud, und mir ist wehe; Gott, deine hilf: schützt using« zarnkti auf Pf. 40, is: »denn la) bin arm und elend, der hErr abrr sorget sfir nimm« Es folgt daher auajls 40 der Ztbsthnitt d. til-is hier»ats eigener, selbstnandiger isssgrmesksssgg i.sxxgkg...ikkriir"es« »« s« i) Daraus ficht man, daß auch nach einer wackern Vorschrift mit etnerlerWorten mehrmals zu beten schicks lich ist,»wenii unsere innere Gestalt wohl darin ausge- druckt ist und man fein Verlangen mit den» wohl einge- richteten Worten allemal aufs Neue vereinigen kann. (Rieger.) — IV) Wahrfchcinlich wurde dieser Psalm in dårh Ilioxg der babylvnifchen Gefangenschaft viel gebetet. ( o u . l« V. 2—5. dringende Bitte um Gottes rllseritge Hilfe, den dfeliiden zur Zesajäinnng und den Frommen zur iren e. 2. Eile, Gott, mich zu erretten, HEry mir zn helfen ff. Anm. zu Pf. 40, 18]. Dieser Vers mit Hinzusügung des »Ehre sei dem Vater und dem Sohne :c.« ist in den Gåottesdienst der christlichen Kirche übergegangen und führt da den Namen: Deus in adjutoriuiu Z. Es müssen sich stimmen, nnd zu Schanden werden, die nach meiner Seele sieben sdaß sie die nknbringenjz sie müssen zurück kehren, und geh-ih- net [mit Schinach bedecketj werden, die mir Uebels wünschen. — 4. Daß sie müssen wiederum sgtetchwie sie mir haben thun wollen] zu Schanden werden, die da über mich schreien: Da, da! Davids Bitte um Hilfe wider die Feinde. Anderwärts schreibt Luther file ,,wiedernm«:.eines Ganges. Er scheint da gelesen zu haben Jpxsszz (auf dem Fußtriit); es steht aber da JZHFEY (zum Lohne), und die richtige Uebersetznng ist: daß sie müssen zurück sich wenden zum Lohn fiirihre Schande. Aehnlich heißt es in Ps·.40, Its: Es müssen erstarren Mattaninlzstehthierynnyjs zumLohnihrer Schande, wofür Luther in seiner Psalmsausgabe vom J. 1524 hat: Es müssen zu Schanden werden bald, so daßer auch hier liest, wie oben gesagt. s. Frenen und fröhlich müssen sein an dir, die nach dir fragen; und die dein Heil lieben, immer sagen: Hoch gelobt sei Gott! il. V. s. Jlngabe des gegenwärtigen Uothstaudes und wiederholte sitt: nur Gottes fchtennige hilft. s. Jch aber bin elend und arm. Gott, eile zu mit [die in Pf. 40, 18 ausgesprochene Hoff: nung »der HErr sorgt für mich«, ist hier in Bitte umgesehn, denn du bist mein Helfer und Streiter; mein Gott verzench nicht. Diejenigen, welche Psalm 40 für einen unmittel- bar messianischen erklären, sehen den vorliegenden für ein Gebet der Gläubigen an, die ihrem Vor- änger Christus in Leid und Freud ähnlich werden · ollen, und ihm daher jenes sein Gebet hier nachsprechen Der 71. Psalm. gehet um Errettung. Der Psalm gehört zu den 34 Psalmen (Ps. I. 2. 10. 33. 43. 71. 91. 93—97. 99. 104—-107. III-ils. 1Z5—137. 146-—150), die der Talmud »verwaiste« Psalmen nennt, weil sie keine Ueberschrist an der Spitze tragen; die Septuaginta aber, welcher die Vnl ata folgt, hat den Mangel durch die Aufschriftx on David, ein Psalm der Söhne Jonadab (Ierem. 35, S) und der ersten Gefangenen (2. Kdn. 24, 14 sf.) zu ersetzen versucht. Die erstere Angabe, das; der Psalm von David stamme, ist nur insofern richtig, als er wie eine Anthologie(Blumenlese) aus lauter davidifchen Psalmen erscheint, deren Lehr- stellen in sehr geschickter Weise dem eigenen Bedtlrfniß angepaßt und durch nur leichte Eingriffe in die eigene Rede verflochten sind; die andere Angabe bezeichnet den Psalm als Lieblingslied der Nechabitey jenes nach dem Willen ihres Stanimvaters an schlichter Nomadensitte so treu felihaltenden Geschlechts, das; der ProphetJere- mias tm 35. Kap. seines Weissagungsbnchs den Zeit· genossen es als beschämendes Beispiel selbstverleugnenden Gehorsams gegen das väterliche GeseF vor Augen stellt, und zugleich als Lieblingslted der er ten Erulantem Diese Angabe beruht vielleicht auf uralter, richtiger Ueberlieferung; und nun liegt es, wenn man die durch· gängig in dem Psalm herrschende sanfte elegische Stim- mung sowie die persönliche Lage des Versassers in Be« traiht zieht, der auf ein erfahrunglsreichäs sLebenFRll wun er acner - schwerer Verfolgungem aber auch vo rnngen urückblickt undbereits tm höheren Lebensalter steht, na e, in diesem Verfasser den Propheten Jeremias zu vermuthen, der das Lied aus seinem Herzen heraus gesungen nnd es jener Gesandtschast des Zedekia, von der zu L. Stdn. 24, 20 die Rede war, nebst dem Er« 277 mahnungssclireiben in Jerem. 29, 4 ff. an die Gefan- genen Babel mitgegeben hat zum Trost und zur Unter- Weisung. tlahm der vorige pfalm denjenigen Kblcijnitt des sit. psalms wieder auf, der mit dem Rufe um Gottes eilfertige tiilfe anhebt nnd endigt, so fclflltßt hier ein Psalm ftch ihm an, der das: »Mein Gott, eile mir zu hellen» in die Mitte W. W) nimmt, zu einem bedeutsamen Fingerzeig fär die, denen das Eted zum Trog und zur Unterweisung dienen soll, daß sie der etlsertigen tiilfe Gottes sitt) zwar getrötien dürfen, aber sie nitht auf falschen wegen herbei— führen zu wollen sich sollen verleiten lassen, gleichwie im hell. Vaterunser die Sitte um das tägliaze Brod in bedeut- samer Hinwelsung auf das Wort: iilaitlx s, 33 vor und hinter sich je drei Sitten in Beziehung ans das Rein) Gottes und seine Gerechtigkeit als Schuhmehr hat wider den Miß- brauch des fleischllcheu Sinnes. I· v. 1-6. von dem tjGrrm nnd zwar von ihm allein, erwartet der Sänger feine Hilfe und die Erlösung ans der Hand feiner Feinde und Zedrötikrrz der wird gemißtlch auch zur rechten Zeit ihn retten nnd tjeil ihm Massen, deuu er ih von Jugend auf, ja von Mutterleibe an feine tiiilfe gewesen und hat ihm mit unzählbaren Gna- denermeifuugen ein kablied auf feine kiunen gelegt. das nimmer enden kann. wie in d. l——3 die stelle psalsn Si, 2-—4 zu Grunde liegt, fo in V. 4—-—6 die Stelle Pf. DE, 10 n. 1l, letztere jedoih ist in sehr freier Weise wiedergegeben nnd von einem Anfange— und einem Hcljlußwort in v. 4 und V. 60 umgeben. I. HEry ich traue auf dich [genauer, wie in Pf. 31, 2: Auf dich, HErr, traue ich]; laß mich) nimmermehr kewlg nicht] zu Srhanden wer en. Z. Erretle mich durch deine Gerechtigkeit, und hilf mir aus, neige deine Ohren zn mir nnd hilf mir sdas eilend in Pf. 31, 3 fehlt hier]. Z. Sei mir ein starker Hort srichtigerH ein Fels oder Hort der Wohnung, der mir siche- res Bleiben gewährt], dahin ich immer [so oft mir eine Zuflacht vonnöthen ist] fliehen möge, der du zugesagt haft mir zu helfen; denn du bist mein Fels und meine Burg [Ps. Si, 4]. «) Statt nur; i« Pf· 31, 3 sieht hier siyp (sps. do, 1). it. Mein Gott, hilf mir ans der Hand des Goitloseu, ans der Hand [genauer: Faust Pf. 18, 1] des Ungerechten und Tyrannen· s. Denn du bist meine Zuversicht sder Gegen- stand meines WartensL HEW HEUJ meine Hoff- nung [mein Vertrauensgrundl von meiner Ju- gend an. S. Auf dich habe ich mich verlassen sbin ich gelehnt oder gestiTStJ voll Mutterleibe an, di( hast mich ans meiner Mutter Leibe gezogen fwarst gleichsam der, der aus dem Matterschoß mich hat entbunden] Mein Ruhm ist immer von dir fdu bisi als der, dem ich mein Dasein und dessen bisherige Erhaltung verdanke, der stete, uner- schöpsiiche Gegenstand meines Lobpreises]. «) Vom Unglanben hilf du der Seele, der als ein 278 Psalm 71 , 7 — 24. 72, l-——6. alter Tbraun den Glauben zu erwürgen sucht. Steht der Geist nicht immer auf der Hut, so rafft diefcrFeind alsbald die Völker eitler Gedanken zusammen, die Seele zu bclagern (Berleb· Bibel) H· V. 7-—12. wunderbar weiß der Sänger in seinem bisherigen Erben durch unzählige und, unseigliche Gefah- ren durch Gottes Kuohilfe sieh hindurch gerettet; dafür ist sein Mund des Kober; göttlich« Herrlichkeit voll, dao giebt ihm aber auch Zuversicht zu der Bitte, Gott wolle in seinen weiteren Zrdrängitissru um so mehr ihm ein treuer tteistand sein, alg er bereite im höheren Alter siehe, und wolle Davids Gebet um baldige Erlösung nun) an ihm erfüllen. » 7. Jch bin [vvn Seiten des übergroßen Unglücks, das in meinem Leben mich fchon betroffen hat] bot vielen wie ein Wunder fweil eine Rettung da hiudurch so gut wie unmöglich fchien]; aber du bist meine starke Zuversicht kund hast das Un- mögliche dennoch möglich zu machen gewußt Hesek. 24, 24. 27]. Vgl. was am Schluß der Bemerb zu 2. Kön.22,7 gesagt ist. 8. Laß fzum Dank dafür] meinen Mund dei- nes Ruhmes und deines Preises voll sein täglich [Ps. 51, 17]. 9. Vcrwirf fdeunx so bitte ich mit David Pf. 51, II] mich nicht svon deinem Angesichh daß du, der du in der ersten Hälfte meines Lebens deine Hand über mir gehalten hast, sie von mir zurückziehen wolltest] in meinem Alter, vetlaß mich nicht, wenn ich schwach werde fund noch viel mehr, als zur Zeit der Jugend, keinerlei Kraft in mir selber habe]. 10. Denn meine Feinde reden wider mich, und die auf meine Seele halten, berathen fich mit einander, 1»1. Und sprechen [Pf. Z, Z; 41, ej: Gott hat ihn verlassen; jage: nach, und ergreifet ihn, denn da ist kein Etretter [Ps. 22, 12]. 12. Gott, sei nicht ferne von mir; mein Gott, eile mir zu helfen [Ps. 22, 20; 35, 225 38- 22f.; 40, 14J. Die älteren protcftantischen Auslegeh Luther an der Spitze, halten auf Grund der Stelle: Jes. 46, 3f. den Ptatmiiir ein Gebet der älteren Kirche; daher ichrctbt J. Arnd: Da die Kirche Gottes noch in ihrer Jugend war und blühen, da war rechtfchaffeiier Eifer, Glaube, Bckenntniß , Liebe, Beftändigkcih daß soviel « tausend Märtyrer ihr Leben und Blut gelassen, um des Evangelii willen, all ihr Hab und Gut zur Fort« vflaiiziiiig dcssetben angewandt und gegeben. Jetzt ist das ichwache Altar der Krrche angegangen, da fast kein Glaube, kein kräftig Gebet, keine Beständigkeih kein Be- kenntniß, keine Treue mehr ist, sondern dermaßen abge- stammen, daß man darüber kläglich seufzen und jammern n1uß. III· V. 13——1i3. Indem der Sänger seinen widerfahren, die mit ihrer Bosheit Gottes gewaltigen Jtrm heraus— fordern, tu Vavidg weise Schmach und Untergang an- mfinsmh macht er flch selber geduldigeg und unaufhör- ltases Harren, aber auch besiciudigcn Xobvreio den ljGrra zur— Pflicht; denn »was die Jugend von irdischem Gute preist, weil sie seine Unzulänglichkeit noch nicht trennt, liegt weit hinter ihm, und was dao Mannesalter im stolzen Bewußtsein eigener Kraft von der Menschen der— mögen rühren, ist vor seinen Jlagen auch zu schanden geworden, von allem ist für sein Alter nur Gin- als ärrkswärdig ihm geblieben, des XJGrru Gerechtigkeit und n e.« 13. Schcimen müssen sich und umkommen, die meiner Seele wider ffeindfeiig gesinnt] find; mit Schande und Hohn müssen sie überfchutiet werden, die mein Unglück suchen [Ps. 35, 4. 26; 40, 15; 109, 29]. 14. Jch aber will immer [getrofi und unver- zagt deiner, o HErr, Pf. St, 25] harren, und will immer [wenn meine Feinde nun die gerechte Vergeltung ereilt hat V. 13] deines Ruhmes fden ich bisher fchon befungen V. S. 8] mehr tauchen. 15. Mein Mund foll veriicndigen deine Ge- rechtigkeit, täglich dein Heil, die [beide, deine Ge- rechtigkeit und dein Heil, in ihren mannigfachen Erweifungenj ich nicht alle zählen kann [Pf. lag, 17 H. 16. Ja) gehe einher in der Kraft knach an- derer Auslegung: in lobender Anerkennung deiner Grofzthaten V. 18J des HErrn Ostern, ich preise deine Gerechtigkeit alleiu [ohne an sonst Anderes zu denken]. 17. Gott, du haft mich von Jugend aus ge- leistet [deine Wege, vgl. Jerem. l, 4 ff.]; darum frichtigerx und bis anfetzt, da ich bereits 50 Lebensjahre zähle L. Kön. 22, 7 Anm.] ber- kündige ich deine Wunder [die Wunders deiner Führungen Pf. 9, 2; 77, 12]. 18. Auch Verlaß mich nicht, Gott, im Alter [dem ich nun entgegengehe B. 9], wem: ich grau werde, bis ich deinen Arn: swomit du so mächtig in die Geschicke hier auf Erden eingreiffts bet- iündige Kindesiinderw und deine Kraft [womit du deine Rathfchlüsse, ohne daß jemand sie auf- zuhalten oder zu hintertreiben vermöchte, hinaus: führst] allen [Gefch1echtern], die noch kommen sollen [Ps. 22, 31f.]. IV— v. 19——24. per Gedanke an die Verständigung der Gerechtigkeit Gottes, von der er so eben geredet, nimmt den Sänger so bin, daß er schon ietzt in den Ton der« selben einleuttt, und da fiir seinen Glauben die Rettung bereits hinter ihm liegt, verhallt das hinging lilttende, sanfte Xlrd in vergegenruärtigten lauten Lobgesang. 19. Gott, deine Gerechtigkeit ist hoch fund reicht bis an den Himmel Pf. Bis, 6; 57, 11], der du große Dinge thust. Gott. wer ist dir gleich [2. Mos 15, 1l; b. M. Z, 24; 2. Sam. 7, 22; Pf. 35, 10; 89, 95 Jerem. to, 612 20. Denn du lässest mich [Luther übersetzt in diesem Verse nach der Lesart am Rande, während im Texte liebt: Uns] erfahren viel und große Angst, und machst mich kund] wieder lebendig, David bittet um Errettung und preiset schvn im Voraus Gott für seine Hilfe. 279 -und holeft mich sung] wieder aus sder Tiefe der Erde herauf [Ps. 60,5; 85, 7; 5.Mos.31,17]. 21. Dn machest mich swenn du dein Volk aus der gegenwärtigen Katastrophe erheben wirst, dem Ansehen beim Volke nach] sehr gross« und tröstest mich wieder. «) So sehr Jeremia bei Lebzeiten von feinen Lands« leuten war angefochten worden, eben so sehr wurde er nach seinem Tode von ihnen verehrt. Es ist sehr na- titrlich, daß seine, das Exil betreffenden Weissaguiigen in hohem Grade Gegenstand der Verehrung und des Studiums fiir die im Exil lebenden Juden wurden (Dan.9, 23 2. Ehren. 36, 21 f.; Esra I, 1), war doch die Zerstörnng der heil. Stadt und das Exil selbst die glänzendste Rechtfertigung des bei Lebzeiten so arg ver- hdhnten und verfolgten Propheten. Wie es nun in ähnlichen Fällen nicht selten geschieht, so trat auch hier in Beziehung auf die Werthschätzung des Propheten all- mälig ein vollftändiger Umschwung ein, seine Person verklärte sich zu einer ganz idealen Gestalt, und er er« schien zuletzt so sehr als der größte aller Propheten. daß man ihn geradezu den Propheten nannte (5. Mos 18,15) und an seineWiederkunft am Ende der Tage glaubte (Matth. 16, 14; Jus. I, 215 S, 14). 22. So danke ich anch dir [wegen dieser per- fönlichen Ehrenrettungs sowohl, wie wegen der Llkiederherstellung deines Volks] mit Psalietspiel fnr deine Treue [in Erfiillung deiner VerheißungenL mein Gott; ich lobsinge dir auf der Harfe, du Heiliger in Israel lPf 78, 41; se, 19; Jes. I, 4 Anm.]. ·23. Meine Lippen und meine Seele, die du erloset hast [Ps. 34, 23; 103, 2J- sind frohlich, nnd lobsingendir. » 24. Auch dichtet meine Zunge taglich von dei- net Gerechtigkeit; denn [dies die Erweisung solcher Gerechtigkeit, die mir so gewiß ist, als wäre sie schon da:] schämen müssen sich und zu Schanden werden, die mein Unglück suchen IV. 13]. Der 72. Psalm. Meissagung non Christo und seinem Reich. l. Des Saionto [Psalm, 1.Chron. 26, 31 Anm., von ihm wohl bald nach seinem Regie- rungsantritt als Kirchengebet für die israelitifche Gemeinde verfaßt I. Kön. 4, 32 Auen] »Seit-into selbst in es, dem die cknrditteu nnd Segen-- wänsrlje diesen psalms gelten; inwiefern aber diese dahin gehen, daß sich in ihm die dem Samen Davids gegebenen Verheißungen verwirklichen wägen, in der Psalm, obgleich zunächst auf Salonio gerichtet, denuons messianisnk denn jene verheiinugeu nannten sich in salomo nnr noebiidiicli ersinnen, ihre sihließlinse Verwirklichung dagegen erst in dem geweissagien Vaoidssohne finden« I« v. l—17. Die Wunsche nnd Hossunngen der Gemeinde — haben ei in diesem Psalm mit dem verheißrneu Friede— siirpen zu thun, der in göttiither Gerechtigkeit die Herr— srhaft ohne Ende führt, besondere der Atmen und Eienden »» annimmt, dem? alle Könige nnd ddllier aus Erden huldigen nnd in dem auch jenes wcissaguugewort ooln Samen Kbrahame seine Erfüllung Inder Gott sder du Gericht und Gerechtigkeit in Jakob schassest Pf. 99, 4], gieb dein Gericht dem Könige sdaß er sein Volk recht richte, wie du Pf. 75, Z; 96, 10., und seine Rechtsentscheidum gen, weil dein Geist aus ihm ruhet, so gut seien als wären es deine eigenen], nnd [gieb] deine Gerechtigkeit [womit du das Scepter zum Besten deiner Gemeinde sührst] des Königs Sohne sder auf dem Stuhle seines Vaters David fitzt1.Kön. 2, 12; LUE I, 32], Z. Daß er [in noch hoch höherem Maße, als David dies vermocht hat 2. Sam. .8, 15] dein Vol! sdurch ein in deinem Geiste geführtes Regi- ment] bringe zur Gerechtigkeit, nnd sdurch eine Gerechtigkeitspflege wie du sie übsi] deine Elenden [die·Elenden in deinem Volk] teile [1. Kdn. 3, 38; Jes. 11, 1 ff] , Z. Laß die Berge [als die Frucht, die aus seiner Regierung dem ganzen Lande erwächstj den Frieden bringen unter das Volk, und die Hügel »die Gerechtigkeit [die dann in alle Verhältnisse und Zustände stch einlebe I. Kön. 5, 4; Jes. 9, 6 f.]. 4. Er wird sgemäß dem, daß deine Gerech- tigkeit auf ihn übergehet V. 1] das elende Vol! [s. v. a. die Elenden im Volk] bei Recht erhalten sdaß ihnen das Recht niemals versagt wird, wie das unter einer ungbttlicheti Regierung so oft und viel geichieht Jes. J, 17- 23], nnd den Armen [wom- lich: den Kindern der Armen, d. i. Armen, die es von Geburt an sind] helfen [oder Heil schaffen], nnd die Lästerer sgewaltthätigen Unter- drücker, die nach Gott nicht fragen] zetschnleißcll [Jes. U, 4]. Z. Man wird sunter seiner gerechten und segensreichen Herrschaft, gleichwie diese selber von uuvergänglicher Dauer fein wird Pf. 89, 36 fs.] dich [Gott] fürchten, so lange die Sonne und der Mond wcihret [V. 7. 17]« von Kind und Kindes- lindern [bei allen zukünftigen Geschlechtern bis an’s Ende der Welt] Nach der Lehre auch fchon des alten Testaments werden Himmel und Erde in ihrer ge enwärtigen Ge- stalt dereinst ver ehen (Ps. 102, 27); a er bis dahin ist noch eine gute eit, und das Ziel liegt so fern, daß es nicht selten dem Auge entschwindet. (.hengstenberg.) Das neue Testament hat seine Wurzel im Himmel und feinen Wipsel aus der Erde, das alte Testament dagegen hat seine Wurzel in der Erde und seinen Wipfel im Himmel: der Standort ist ein verschiedener bei wesent- licher Einheit. (Delitzsch.) s. Er wird [mit feinem segens- und frucht- reichen Regimenh wie schon David unter ähnlichen Bildern im Geiste dies geschauet hat 2j Sam. 22, 41 herab fahren, wie der Regen ans das Fell srichtigert auf die Mattenf die abgemähete 280 Psalm 72, 7—20. 73, l. Grasfiächq die so leicht dem Verdorren ausgesetzt 1st], wie die Tropfen feines Regenschauersj , die das Land fenchten V) Das Wort des Grundtertes, welches im Allge- meinen ,,Schur« bedeutet, ist bier nicht mitLuther unter Bezugnahme auf Nichts, 36 ff. im Sinne von ,,Schur dcr Schafe« 5. Mos. is, 4., und dies wieder gleichbe- deutend mit ,.abgeschorener Pelz, Vlies; oder Fell-«, fon- dern wie in Amos 7, lt im Sinne von »Scbur der Nie-VI« zu nehmen und also zu übersetzen: auf die a c 7. Zu feinen Zeiten wird blühen der Gerechte finfofcrn er durch nichts behindert und aufgehalten wird, fein gottfeliges Wesen in allen Beziehungen und Verhältnissen zu entfalten] und großer Friede swird sprossen und gedeihen], bis daß der Mond nimmer sei [Hiov 14, 12]. 8. Er wird fweit über die Grenzen des ge- lobtcn Landes hinaus, die vom Mittelmeer bis zum Euphrat reichen sollen 2. Mof 23, Si; 1.Kön. 5- l] herrschen von einem Meer bis an’s andere, nnd von dem Wasser an bis zur Welt Ende [denn die ganze Erde ist zum Herrfchafts- gebiet für ihn bestimmt Such. 9, 10; Matth 28, 18]. I. Bot« ihn! werden fals ihren König ihn an- erkennendJ sich neigen die in der Wüste fdie un- bändigen, freiheitsliebenden Wüsienbewohnerjz und seine Feinde [wie heftig sie auch wieder ihn an- kämvfen, um seiner Herrschaft sich zu erwehren] werden ffchließlich doch vor ihm in der demüthig- sten Weise sich niederwerfen und] Stand lecken [Jef. 49, As] 10. Die Könige an! Meer [genauer: von Tarsis Jef. les, 10 Atem] nnd in den Jufeln [des rnittelländifchen Viert-es] werden [zum Zeug- niß ihrer Unterwürfigkeit] Geschenk: brin en; die Könige aus Reicharabien fSaväa im iitdlichen Aradien l. Kön. l0, l] uns Sehn lMeros in Aethivpiett 1- Mvs 10. 7] werden Gaben zufüh- ren f1. Kiste. 10, 10. U; Pf. 68, sc; Jes.60, 5 J. 1I. illle Könige werden ihn anbeten, alle Heiden werden ihm dienen [wie ihm verbeißen ist Pf— 2- Si« II. Denn er wird [mit gerechter Milde regie- rend und durch das Heil, das unter seinem Sees)- ter zu sinden ist, alle Herzen zu sich ziehend] den Armen erretten, der da schreit, nnd den Elendeu, der ieineu Helfer hat fhiob W, 12]. is. Er wird sin schonender rücksichtsvoller Behandlung] gnädig fein den Geringern nnd Armen, nnd den Seelen der Armen wird er helfen M. 97, 10]. 14. Er wird ihre Seele ans dem Trug nnd Frevel [derer, von denen sie bedriickt und bedrängt werden] erlösen, nnd ihr Blut wird thener geah- tet werden vok ihin salso das; er alles aufbietet, ihr Leben zu erhalten und zu beschiisen Pf. Its, 15]. 15. Er [der König] wird leben foon Ewigkeit zu Ewigkeit Offenb. I, 18], uns) man wird ihm vom Gold aus Reicharabieu geben» Uud man wird immerdar vor ihm beten, taglith wird man ihn loben. Nach morgenländischer Redeweise, weiche nicht, wie die unsrige« eincr ausgeprägten logischen Bestimmtheit sich befleißt t, sondern manches hinzuzudenkeit dem Leser überläßt, ifiz es bei diesem Verse schwer, überall die rech- ten Subjekte herauszuftndenz denn wörtlich lautet er also: Er wird leben, und er giebt ihn: vo·n dem Gold aus Reicharabieth und er betet sur ihn beständig, immerfort wird et ihn fegnen. Luther-s Auffassung nunxnach der wir seine Uebersetzung oben erläutert haben, dürfte abgesehen davon, daß statt »für ihn beten« gefetzt ist »vor ihm-«, weil eine Fürbitte für Christum ungereimt erschien, auch in andrer Hinsicht nicht die zutresfende fein« vielmehr ergiebt sich als die einfachsic und natürlich e Erklärung dign Er jder Armeåxwird (in Folge dessen, was der önig an lzm thut . 12 ff.) leben snachdem er nahezu schon hin· geopfert war, vom Neuen ausleben), und er sder König nicht zufrieden damit, den Armen gerrettet zu haben) giebt ihm von dem Gold aus Reicharabien (tiber welches er reichlich zu verfügen hat V. 10., um ihm auch ein lückliches und feliges Loos in dem neuen Leben zu vers »afsen), und er (der so gerettete und Be- fchenkte zugleich) betet für ihnlselnen zwiefachen Wohl- thäter) beständig, immerfort wird erihnsegnen (in dankbarer Gegenliebe). Andere dagegen denken durchgehends bei dem »er« an den gerettetcn Armen, und verstehen das ,,er giebt ihm (dem König, feinem WoHlthäterJ von dem Gold aus Reicharabietw von dem Liebsten und Besten, das er hat; so sehr diese Deutung auf der einen Seite ansprichh zumal hier das Subjekt nicht geändert wird, so macht es doch Schwierigkeiiery das; eben von einem Armen die Rede ist, der in über leine Säzätze zu verftign hat. Not: plus ultru fnicht darüber inausg sagt elitzfch anderswo, ifi die Lofung der Kirche Chr itt in— Bezug auf Gottes Wort, und plus uitra (immer weiter vorwärts) ist ihre Loosung in Bezug auf dessen Verständnis; und in der That giebt es in der hell. Schrift noch so vieles, bis wohin nicht einmal unser Wortveritändniß reicht, obgleich auch bei dem un- zureichenden Verstätibniß Gottes Wort an feiner er- baulichen Kraft nichts verliert. its. Auf Erden [besser: Jm Lande], oben auf den Bergen [die dem, der von außerhalb kommt, zunächst in die Augen fallen] wird funter dem in jeder Beziehung gefegneten Regiment des Königs] das Getreide dick stehen; seine kdes Ge- treides] Frucht wird beben [auf- und UiederwogeUJ wie Libanon fwenn dessen Cedern vom Winde hin und he: bewegt werdens nnd fes] wird grü- nen in den Städten faus denselben hervornsachfen eine Bevölkerung so frisch, Schön und zahlreich] toie Gras kund grünes Kraut anfErdeu[1..tisn. 4, 20; Jef. 27, S; Such, s, 17 . .1«7. Sein ldes Königs] Rats« wird ewiglich bleiben; so lange die Sonne nähert, tvird sein Name aus die Nachtomnien reichen niedriger: N a chs kommensrhaft erzeugen, immer neue Sprossen Weisfagiing von Christo, dem Friedefürstem 281 treiben, d. i. immer neuen Anlaß zu seiner Ver- herrlichiing darbieten], nnd werdet! swie die Ber- heißung lautet 1.Mos. 12, s; 22, 18., alle Ge- schlechter auf Erden] durch denselben gesegnet sein [oder: in demselben sich segnenjz alleHeiden werden ihn preisen. Daß der Psalm ein messianischer ist und mit seiner eigentlichen Meinung auf Christum und sein Reich ielt, haben schon die jüdischen Ausleger erkannt; es fragt sich iiur, ob er ein typischi oder ein prophe- tisclpmefstanischer sei, ob er über Salomo, das Vorbild des kommenden Friedefitrstem hinweg oder direkt und ohne alle Zwischengedanken auf Christum iveissage. Jn letzterem Falle könnte man ftch die Entsiehung wohl so erklären: Als Salomo von dem HErrii mit einem-so weisen und verständigen Herzen sich begabt sah, wie er ihm verbeißen (1. Kön. Z, t2 f.), dazu mit Reichthum und Ehre, wie keiner unter den Königen zu seiner Zeit, als unter ihm ein tiefer ungestörter Friede herrschte im Lande, das Reich die von Gott bestimmten Grenzen Umfaßte und das Volk eines großen Wohlstandes sich erfreute, ward in seiner Seele das Bild des in 2.Sam. 7,12 ff. verheißenen Messias und zu leich das sehn- süchtige Verlangen lebendig, den unter feiner Herrschaft doch immer noch unvollkommenen und beschränkten Gottessegen in seiner ganzen Fülle dem Volke zugewen- det zu sehen; er empfing im Geiste dies Lied und lehrte Jsrael damit, auf die Zukunft Christi und seines Rei- ches zu hoffen und um dieselbe zu bitten. Wir haben jedoch in der Einleitung die Entstehung und Bestim- mung des Psalms in etwas anderer Weise erklärt, wo« mit wir ihm bei aller Anerkennung seines pkophetischen Jnhalts doch auch bis zu einem gewissen Maße typischen Charakter beimessen. Es erscheint uns nämlich mehr als wahrscheinlich, daß Salomo, dessen Name »Jedidia« (2. Sam. l2,25) schvn ihn in ein besonders nahes Ver· hältniß zu dem HErrn und der Verheißung in Z. Sam.7 estellt hatte, den Beruf. in seiner Person und in seinem Ztegiment den künftigen Messlas und sein Reich bis zu einem gewissen Maße zum Voraus bat-zustellen, gleich- wie David dessen Leidensweg zur Verherrlichung darzu- stellen berufen war, (t. Kön 10, 29 Anm.), gleich beim Antritt der Herrschaft und zumal seit dem Traum- gesicht in Gibeon U. Köm s, 4 ss.) klar erkannt hat; und wie er nun bei diesem Traum den HErrii um ein gehorsam Herz gebeten hatte, daß er sein Volk tichten möge, wie siafs gebührt, und zu verstehen, was gut und böse ist, so trieb ihn der« Geist, auch der Fürbltte der Gemeinde für ihn in eitler Weise sich zu verslcherm bei welcher das Ziel jenes seines Berufs ihm immer aus( Neue vor die Seele träte, die Gemeinde selber aber beständig slch dessen bewußt bliebe, daß auch das friedliche und gesegnete Regiment ihres gegenwärtigen Königs ihr noch nicht im Voller. gebe, was Gott ihr zugedacht, sondern sie noch eines Andern zu warten habe. Und der Geist, der den Salomo zur Abfassung des Psalm trieb, hat ihn dabei auch insptrirtz Worte und Gedanken sind einerseits so gestaltet, daß sie überall an das, was über die Art seiner Regierung im l. Blieb der Kbnt e gesagt wird, erinnern, jedoch andrerseits auch so übers wänglich, daß sie bei Salomo uns nicht lassen stehen bleiben, vielmehr unsern Vlick weiter vorwärts weisen auf das, was die Propheten über die Herrschaft des meslianischen Königs weisfagen Nach beiden Sei- ten hin haben wir oben bei der. Erklärung die Beleg- stelien beigeschriebein lls II. 18 n. til. Sadeni hier das zweite satt; dea Psal- tm selaiiide erreicht, solgt eine ähnliche kobrreii versuliken war, bis endlich sang, wie ani Schluß des reden suche Als. 4l,14), nur oolttinrnder alo dort, sowie aia Schlaf du dritten uad nlrrtea Bachs (ps. sit, II; 106, still. 18. Gelobet sei Gott [Elohim], der DE« sJehovaL der Gott Israel, der allrtne Wunder thut [Ps. se, 1o; Ists, 4]; 19. Und gelehrt sei sein herrlicher Name sder das Gepräge seiner eigenen Herrlichkeit an sich trägt und erhaben ist über alles Lob Nehem. 9, b] ewiglich; nnd alle Lande [auf der ganzen weiten Erde] müssen seiner Ehre voll werden [4. Mos l4- 215 Jes s, 3]. Amen, Amen. III« U. sit· Las die kobpreisaiig folgt noch eine Unter· s et) ritt, über deren Sinn and Bedeutung in den Salt-iß· brinerteuagrn ziini psallrr das Uähere gesagt werden wird. 20. Ein Ende haben die Gebete Davids, des Sohns Jsai. Dei: 73. Psalm. Trost und Warnung wider Aergeriiisy des igottlosen iglüok betreffend. l. Ein Psalm Assaphs [des Sangnieisters Davids, gleichwie schon Psalm 50., von ähnlichein Inhalte, wie der Davids-Psalm Z7., jedoch wohl nicht mehr aus Davids, sondern aus Salomcks Zeit, dem Inhalte nach zugleich mit Pf. 49 sich nahe berührend l. Kön. 10, 29 Anin.]. Jn Pf. 37 zeigt der Propbet nur, wie die Gliiubigen sich verhalten sollen, wenn sie das Glück der Bösen ge- wahren, er selbst nimmt keinen Anstoß daran; hier aber bekennt Assaph, obgletch ein großer und frommer Mann, daß ihm Gottes Vorsehung in diesem Theile zuweilen räthselhafl erschienen sei und es ihm schwer geworden, sie zu rechtfertigen. Ja, aus dem Anfange dieses Lieds ersehen wir, daß er wie ans tiefen Gedanken auftaucht, in die sein Gemüth, von Zweifeln bewegt nnd gepeinigt, das Bessere die Oberhand gewann: Diese Weise hat er gewählt, damit die Gläu- bigen wie auf einem Gemälde den Kampf dargestellt erblickten, den sie zu Zeiten erfahren, iind sähen, welche Waffen sie gegen die Ansälle des Fleisches zu ergreifen haben. iAinyraldush Wie sthiin ist der Psalm! Eine tiarzr Gnonie Wenn— sprach) fängt an, das Resultat vieler Betrachtungen, womit rr aarh endigt. Schaetl and anlnrtliltm tisniait er ans seine Situation (kebeaatage), srt1lldrrt, woran er Iih irrte; and da er dies Geniäldr znsi vollsten ktihte gebracht bat, wendet sich der Gesang. Er wird ia den Rath der Saitrlisale eiagesiihrh and iiommt sieh selbst als eta Thier vor in seinem vorige« Urtheil. diene Grliibde aii Gott, immer noli) dein reden ttllde des Usauteeni angemessen, steigen zur wcirnisea Etiipsiadaaik bis wieder ein: Gaoine schließt. Soldat: krhrnsalai in Materie (Inhalt) iiad Ordnung! werden) l. v. 1——14. name-m n qph die wichen-it, die is: sei· nein Herzen soeben lebend g geworden and die er aarh ia den Herzen der Gemeinde lebendig inachea will, la einein harren, lidralgtn sahe gleich an di· Spihe gegellt drängt tvurde und fast Schifsbruch litt. 282 Psalm 73, 2——17. hat W. 1), geht er näher ans die Erfahennggthatsache des alltäglichen Lebens ein, die ihn an dieser Wahrheit beinah irre gemacht hätte sit. 2); er beschreibt da in einer utaleriscttru Sasilderung denhohen und ungestörten Glsiclisstand der Gottlosen, unt dessentwilleu flr auch soviel Anhang finden unter der großen Menge, die vom äuße- ren Latein sich blenden läßt, während dagegen der fromme nnd Gerechte klagen muß, daß er wie nmsonsi Gott färchte nnd ihm diene, ja, statt Glück nnd Wohl— sein nur tägliche Plage und alle Morgen neue Zükhtigung zu seinem Theil bekomme sit. 3—14). Israel sdas Volk, das im Bunde mit dem HErrn steht] hat [im Ganzen sowohl wie in sei: nen einzelnen Gliedern] dennoch strotz alle dem, was in den Ereignisfen und Zuständen dieser Welt das Gegentheil zu beweisen scheint, daß die Seinen nur allzu oft von ihm vergessen und ver- wahrlosh ja geradezu böse behandelt würden] Gott zum Trost fund erfährt von ihm nichts als lauter Gutes; das wird jeder an ihm selbst bestätigt smdenL wer nur reines Herzens ist sum) so eines- theils zu der wahren Gottesgenieinde gehört, gegen die allein der HErr in feiner Güte und Liebe sich offen- baren kann Pf. 24, 3 f., anderntheils erleuchtete Augen seines Gemüths hat, um hinter dem trügerischen Schein das wirkliche Wesen zu erkennen Matth 5, 8]. Gar meisierlich hat der theure Luther mit dieser Uebecsetzung des ersten Verfes den Sinn des ganzen Psalins erfaßt, obwohl der nächste Wortlaut des Verses also heißt: Nur gut ist Gott gegen Israel, gegen die, so reines Herzens sind. Es kommt ganz auf dasselbige hinaus und soll eben mit diesem ersten Verse schon an der Spitze des Psalms das Siegesfähnlein des durcbgedrungenen Glaubens an das allezeit gute und Vollkommene Regiment Gottes fröhlich bezeugt werden. Diese Art und Weise des Anfangs, da der Sänger mit dem Ende den Anfang macht, setzt etwas, ja viel vor- aus —- eben jene schweren inneren Seelenkämpfh wo sein Glaube durch den Augenschein des Glücks der Gottlosen und des Ungliicks der Gerechten mächtig be· Das dennoch ist der erste Posaunenstoß des Glaubenssteges, das erste Morgenroth nach langer Niitternacht O wie rechtfer- tigt das Wörtlein die Weisheit Gottes an ihren Kin- dern! Die Kinder Gottes haben immer ihr «Dennoch«. So ruft der große Kreuzträger Hiob sHiob 13, 15): wenn mich der HErr fchon tödten wollte, tvill ich den- noch auf ihn hoffen; so irinmphirt der 46· Psalm: wenn die Welt gleich unterginge und die Berge mitten ins Meer sänken te» dennoch soll die Stadt Gottes fein lustig bleiben mit ihrem Brünnlein. Sie haben auch im gleichen Sinne des endlicben Triumpfes und Gewinnes ihr Aber, während die Welt nur ein böses Aber kennt hinter allen Dingen. So rühtnt David (Ps. 27, 10; 30,6): Vater und Mutter verlassen mich, aber der HErr nimmt mich aus; den Abend lang währet das Weinen, aber des Morgens die Freude. Und das eananäische Weiblein trägt beides im Munde, wenn sie die schwere Glaubensprobe sieghaft mit dem Worte abschließt (Matth. 15, 27): Ja, HErrz aber doch essen die Hündleiit von den Brosamem die von ihrer Herren Tische fallen. (Taube.) Z. Jeh aber hätte [an dem Scheine des Ge- «gentheils, wie die Erfahrung des äußeren Lebens ihn erweckt] schier [bald Jes. 13, 22z 2l, 11., hier f. v. a. fast, beinahe Jerem. 20, 191 »ge- strancheit ntit meinen Füßen, mein» Tritt hätte bald geglitten fso daß ich irre an der Wahrheit obigen Glaubenssatzes geworden wäre]. Z. Denn es verdroß mich aus die Ruhntredk gen [die tollen Prahler, die über alle Gottesord- nung sich hinwegsetzen Pf. z, es, da ich sahe, daß es den Czottlosen [äußerlich] so wohl ging [Jerem. 12, 1 . 4. Denn sie sind in keiner Fahr sGefahr Jes. Z, 24 Anm. l] des Todes [daß ste frühzeitig sterben müßten, wie man denken sollte, wenn man die mancherlei Drohungen des göttlichen Ge- setzes wider die Gottlosen bedenkt Pf. il, 6], sondern stehen [mit ihrer Lebenskraft Hiob 2l, 7 ff. so unerschütterlich fest] tote ein Palast [der viele Geschlechter überdauerts — Z. Sie sind nicht in Unglück wie andere Leute [die dem allgemeinen Loos der Sterblichen, dem Elend, so reichlich uttterliegen], und werden nicht wie andere Menschen geplagt sso daß sie die Aue« tiahme zu machen scheinen von dem Satze: ,,es kann und mag nicht anders werden, alle Menschen müssen leiden te.« — vgl. V. 13 des Liedes: Gieb dich zufrie- den ——, während doch gerade umgekehrt die Frommen diese Ausnahme bilden müßten]. S. Datum [weil sie damit solche Ausnahme- stellung sich verschaffen] tnnß ihr Ttoszcn idsliieh Ding sein, und ihr Frevel muß tvohlgethan heißen. Genaue« Darum umgiebt der Hochmuth sie wie ein Halsgeschmeiim als Anzug deckt Ge- waltthat sie. « 7. Jhre Person brüstet sich wie ein fetter Wanst sindem in dem wohlgenährten Fleischesam gesteht ihr innerer sleischlicher Sinn zur Erschei- nung kommt Hiob 15, 27]; sie thun, was sie nur gedenken [ohne sich durch irgend etwas hin- dern oder beschränken zu lassen]. 8. Sie vernichten alles swas von Andern in guter Meinung unternommen wird], und redet! übel davon, nnd reden nnd lästern hoch her. Nach anderer Uebersetzung: Sie höhnen nnd reden in Bosheit Unterdeückung ssprechen offen und frech ihren auf Unterdrückung Anderer zielenden Entschluß aus), von Hoch herab svon einer Höhe, aus welcher ste über Andere sich hoch erhaben dünken) reden sie. — Luther hat die Form iPsDs·(höhnen) nicht als Hipin von Pilz (verspotten) genommen, sondern von PEY hergeleitet szu Fäulniß oder Moder Jes.3,24; 5, 24 machen); bei den folgenden Worten hat er dann Pyzt (Unterdrückung) nach anderer Accentuation mit dem zweiten Theil des Verses statt mit dem ersten ver- banden. s. Was sie reden, das tnuß von: Himmel her- ab geredet sein kais hätte es der liebe Gott selbst gesagt Sit 13,-28]; tvas sie sagen- das muß gelten ans Erden [als wäre es ein göttlich Gebot] l 10. Darum s [weil ihnen alles so wohl- von siatten geht und sie sich Ansehn und Geltung-zu Assaph’s Trost und Warnung hinsichtlich des zeitlichen Glückes der Gottlosen. 283 verschaffen wissen] felllt ihnen ihr Pöbel [die ganze Sippschaft derer, die nicht von ganzem Herzen an Gott sind, sondern auf beiden Seiten hinkenj zu, nnd laufen ihnen zu mit Hausen, wie Wasser sdaß stes immer die sog. Majorität für sich haben] 11. Und sprechen [nun diese Nachtreter, die durch das Glück der gottlosen Freidenker sieh be- thören lassen, auf ihre Seite zu treten]: Was sollte Gott [wie die Bibel lehrt] nach jenen jdie von ihm stch lossagen] fragen: Was sollte der Höchste ihrer achten? sEr kümmert sich überhaupt nicht um die Welt, sondern läßt einen jeden machen, was er will; deß sind diese Leute, denen trotz ihres Unglaubens ja alles glückt, ein augen- fälliger ThatbeweisL Nach anderer Deutung und Uebersetzung lauten diese drei Verse: s. Sie sehen an den inrncel ihren Mund [so daß selbst dieser- von ihrem chandmaul nicht unan- etaftet bleibt und auch das Höchste und Heiligste von ihnen verlällerl wird] nnd ihre Zunge schreitet einher ans Erden sdurchzieht gleichsam die Erde, überall das Bestehende herabsetzend und neue Gesetze gebend] 10. Datum wendet sieh ihr Voll sdie ganze Menge derer, welche es vorzieht, die Furcht Gottes zu ver- lassen nnd ihres Gclichters zu» werdens herzu, nnd Wasser in Fnlle wird eingeschlnrst von hnen sum die stolzen Freigeister sammelt sieh ein ihnen ergebener Pöbel, der alles, was von ihnen ausgeht, als wäre« ed das rechte Lebenswasser. gierig einschllirst], 11. Und sdiese Abtrilnnigem die sieh jenen zu Knechten begeben] sprechen [darnach, Gottes Vorsehung und Gerecht! teii geradezu leugnend]: Wie sollte Gott wissen, nnd » nde koon dem, was aus Erden vorgeht] spie: beste: Hochsten Hiob 22, 13 U? «So!cbe starke Geister« (Jes. 46, 12), bemerkt hierzu Delitzsch, »Mit einem servüm imjeatorum pecus (mi»t der ,,Viehheerde der knechtischen Nachtreter«, wie Horaz sagt) gab’s schon in Davids Zeit (Ps. 10, 4; 14, 1; 36, 2); ein noch weit günjiigerer Boden für diese Spöt- ter (Jes. 28, 14; Svrllchuu 29, s) aber war die welt- sörmige Zeit Salomo’s. Und was unsre gegenwärtige Zeit betet t, so setzen wir hinzu, so ist ihr Gesicht so ut getro en, als hätte sie dem Psalmisten zu dem D ilde, das er hier entwirst, gesessen« 12. Siehe, das [Menschen, denen es also er- geht, wie bisher gkzeigt worden] find die Gott- loscnz die sind glnclselig in der Welt kohne daß etwas ihre Ruhe und Sicherheit störte] nnd wer- ben reich lgelangen zu immer mehr Reichthum und Ansehn]. II. SolPs denn umsonst sein [so erheben sich da bei dem Frommen und Gerechten, wenn er sein eigenes Loos mit dem der Gottlosen ver- gleicht, die ZweifelsgedankenL daß mein Herz [in ausrichtigem HeiligungsstrebeH nnstrafltch lebt, nnd ich meine Hunde [in wenigstens theilwetser Erreichung dieses Ziels Sprüehm 20, 9] in Un- stbtsld lvttschc lPls 2S- Si? 14. Und bin [dabei nichtsdestoweniger, gleich als müßte mich das treffen, was den Gottlosen gebührt] geplagt täglich [V.5]- nnd meine Strafe [in allerlei Züchtigungsleidem die über mich kom- men Pf. 39,. 12J ist alle Morgen da [so daß sie alsbald mich in Beschlag nimmt, so .oft ich von meinem Lager mich erhebe und einen neuen Tag antrete Hiob 7, 18]? II. V. 15—28. Jlssaoh weih, wenn er dem ikiißninth nnd den Zweifel-gedanken, die durch die im Vorigen darge· legten Grsahtnnggthatsachen im Herzen erwrrlit werden, hätte namhängea wollen, er damit treulos gehandelt hätte an dem Grlrhlectit der Kinder Gottes; er weiß auch, daß er mit eigenem Sinnen nnd Denken das deähsel der göttlichen Wellregiernng nicht zu lösen vermag: darum ist er in Gottes tjeiligtisum gegangen, hat Ausschluß bei dem gesucht, der allein die iiätlssel den Lebens; lösen kann, nnd hat da ans dao Ende der Gottlosen gemerkt ,(d1. 14——17). Sie stehen, das tsi ihm nnn zu lichter Klarheit geworden, mit all ihrem Glüm nnd Wohlnani dont nnr ans schiüosrigem Boden, ihr Stuf; nnd Unter· gnug liann nicht ans-bleiben, nnd das Bild ihrer derma- ligen Herrlichkeit wird zuletzt alg leeres Traum— nnd Schattenbild sitt) auskneifen; dagegen der Gerechte, der jetzt als ein klare gehalten wird nnd wie ein Thier sein muß nor Gott, wird, wofern er nur an Gott bleibt, endlich, wenn der deathsrhluß gdttlicher Xüljrang mit ihm zn seinem Bitte stammt, mit Ehren angenommen (ll. 18 —24). Va in denn des Sängen Entschluß gefaßt; aufs diene, so lebendig wie vielleicht niemals zuvor, ist ern— inne geworden, wag er an seinen: Gotte hat und mit einer macht, die jede andere triebe verzehrt, lodrrt in seinem Herzen die Flamme der Gotte-liebe empor (v. 25— 28). 15. Jch heilte [wenn ich bei solchen Zweifels- gedanken stehen geblieben und nicht vielmehr auf eine Lösung bedacht gewesen wäre, dadurch das irre gewordene Herz wieder zur Ruhe und Klar- heit käme] autb schier so gesagt, wie sie [die da sprechen: Was sollte Gott nach jenen fragen? was sollte der Höchste ihrer achten? es giebt überhaupt keinen Gott, der um die Welt und der Menschen Thun nnd Treiben sich kümmert V. 11]; aber siehe, damit hätte ich verdammt [in treuloser Weise verlassens alle deine Kinder, die je gewesen sind fund mich aus die Seite jenes Pöbels, der den Gottlosen zufällt und besser zu fahren meint, wenn man nach Gott nicht fragt V. 10., ge- schlagen]. 16. Ich gedachte [nun, um eine Lösung dieses Widerspruchs zwischen Jdee und Wirklichkeit in dem Crgehen der Gottlosen einerseits »und der Gerechten andrerseits zu finden] ihm nachz alte: es war mir zn schwer [die Lösung auf dem Wege menschlichen Specnlirens und Grübelns zu erreichen Pred. 8, 17], 17. Bis daß ich [aus dem Wirrwarr der Welt in die rechte Stille, wo Licht und Kraft von oben herniederkommh mich zurückgebend] ging in das Heiligthum Gottes sdort mir die Einsicht zu holen, welche die natürliche Vernunft nicht gewähren kann] nnd tnektle [mit vom Geiste Gottes geschärstem Blick] auf ihr [de 284 Psalm 73, .18 — 28. 74, l. Gottlosen] Endefnoch hier, in dieser irdischen Welt) 18. Aber [das ist es, was mir da klar ge- worden und was auf einmal ihr gegenwärtiges Wohlergehen in einem ganz anderen Lichte, als in dem eines beneidenswerthen Gliickes V. 3 ff. mir hat erscheinen lassen] du setzest sie [mit sol- chem Wohlergehen, das du ihnen zu Theil werden läßt, mit nichten auf einen Boden, der niemals unter ihren Füßen zusammenbrechen sollte, sondern im Gegentheil auf nichts Anderes, als] ans’s Schliipskige [wo das Ausgleiten über kurz oder lang gewiß nicht ausbleibt Pf. 35, 6], und sink- zest sie sauch allemal schließlichj zu Boden sdaß sie in Trümmer auseinander fallen, wie stolz auch das Gebäude ihres Gliickssiandes zuvor ge- wesen] . 19. Wie werdet! sie [wenn man nur Geduld hat, Gottes Zeit und Stunde mit ihnen abzu- warten] so hlihlich zu »ni·chte. Sie gehen unter, und nehmen ein Ende mit Schrecken [in Folge von allerlei schrecklichen Begegnisfem die ihren Sturz V. 19 begleiten] " 20. Wie ein Traum, wenn» einer erivachet [so- fort von ihm erkannt wird für«das, was er dem äußeren Schein gegenüber in Wirklichkeit ist, für ein elendes, nichtlges Gebilde der Phantasie]; so machst du, DER, ihr Bild swenn sie mit so gro- ßem Gedränge sich breit machen] in der Stadt [wo sie ihr Unwesen getrieben und vor allen stol- zirt haben Hiob 34, 26 Anm.] verschnmhet sdaß man mit ihrem ganzen vorigen Glücksstande sie auch für nichts mehr ansiehet, als für ein flüch- tiges Gespenst, eine hohle Maske Hiob 20, 8]. Man behauptet hingegen, es sei gegen alle Erfah- rung, daß es den Bösen nicht bis an ihr Ende wohl gehe; aber die Erfahrung zeigt nur, daß die Regel Ausnahmen erleidet, die Regel wird durch sie bestä- tigt. Lactanz (ein chrlstlicher Schriftsteller im Anfange des 4. Jahrhh »vom Tode der Verfolger«, Leo’s Ge- schichte der französischen Revoliitiom das Leben des Dichters Bürger (gest. 1794) nicht weniger, wie das des Kaisers Naooleon (I.) liefern dafür merkwürdige Belege. Die Ausnahmen sind mit dazu bestimmt, die- jenigen air der Regel irre u machen, die nicht in’s Heiligthum Gottes gegangen ind. Auch die diesseitige Vergeltung soll nach Gottes Absicht sicts Gegenstand des Glaubens bleiben; auch hier verbirgt sich Gott, da· mit er nur von den Suchenden gefunden wird. Daß dies auch von Gutgesinnten fctzt so wenig geschieht, daß auch sie so geneigt sind, Gottes Gerechtigkeit in diesem Leben als eine müßige zu betrachten, ist ein trauriges Zeichen von dein Verfall der Kirche, von dein lähmenden Einfluß des Uiiglaubensx in den Zeiten der Blüthe der Kirche ist das Auge offen für die tremencla judieja dei (Schreckensgerichte Gottes), deren Ertenntniß die Wurzel der lebendigen Hoffnung auf eine jenseitige Vergeltung bildet. (Hengstenberg.) 21. Aber es thut mir sieht, wo das Ende der Wege Gottes noch nicht da ist und der Wi- derspruch zwischen Jdee und Wirklichkeit in dem Ergehen der Gottlosen und der Gerechten in lin- ßerer Thatsächlichkeit noch bestehn] wehe im Hek- zen, und sticht mich in meinen Nieren, 22. Daß ich sder ich zu den Gerechten mich zählen darf] muß [im Urtheil der Gottlosen] ein Narr sein, nnd nichts ivisseii, und uiiiß wie ein [dummes] Thier sein vor dir [soll auch in dei- nem Urtheil, o HErr, dafür gelten]. Wie Luther den Sinn dieser beiden Verse aufgefaßt hat, spricht er in den Worten aus: Wenn die Gott-- losen der armen und betrübten Heiligen spottet» als kennete oder achtete Gott derselben nichts, sie aber und ihre heiligen Werke, was sie lehren und sagen, sei kdsts lich« Ding und himinlifch, göttliche Weisheit und Hei- ligkeit; das thut dann wehe, und ich muß, spricht er, ein Narr vor dir sein, d. i. ein Goitloser, Ketzer und Verächter Gottes heißen. Anders dagegen die neueren Auslegen 21. Wenn nun, nachdem ich die in V. 18 ff. ausgesprochene ·rkenntniß erlangt habe] mein Herz lvvm Neuen, wie in V.»3 sicb erinnerte, und tu meinen Nieren es mich sta e sdaß den Gottlosen eine Zeitlang es so wohl geht, die Gerechten dagegen viel Uebles erfahren »in ihrem Leben]; 22. »So make» ich· ein Narr und wüste nichts giätte kein Verstand-riß für geistliche Dinge], ein ehentoth [der als plumper Fleischkolo so recht ein Bild kolosfaler Dummheit ist Hiob 4 , 10 Anm.] lvare ich bei dir [weil unzugiinglich für diejenige Er- kenntnis, die du so gern einem ernstlich fragenden Menschen aufschließestf Die folgenden beiden Verse würden dann den Ge- danken enthalten: Aber so tief unter die Würde eines Menschen erniedrige ich mich nichts ich will vielmehr, nachdem du einmal bei der Rechten mich erfaßt und der Gefahr des Strauchelns (V L) entrissen hast, um fo fester mich an dich halten und deiner göttlichen Lei- tung mich überlassen, die zwar nach einem für Menschen nie ganz ersaßbaren Raths luß vor sich geht, aber schließ- lich den Ausgan für mi hat, daß du zu Ehren mich ausnimmst. Nagp Luther dagegen haben die folgenden Verse diesen Sinn: . W. Dennoch strotz aller von außen noch an- dauernden Anfechtung] bleibe ich snachdem die Anfechtung innerlich von mir überwunden ist] stets an dir [und · lasse durch nichts von dir mich abwendig machen]; denn [dies ist sowohl die Ursache, warum aus meinem Straucheln -in V. 2 kein Fallen für mich geworden, als «auch die Kraft meines Entsehluss(s, fernerhin beständig dir anzuhangen :] du hältst mich bei meiner ten)- ten Haud [daß, ,,ob denn schon das Fleisch trät’ von, das Herz doch nicht darf fiiehen«’], 24. Du leitest mich [solange noch Dunkel auf meinem Lebenswege liegt] nach deinem Rath fden ich mit gläubiger Unterwerfung mehre, wenn ich auch mit meinen Gedanken ihn nicht ersasse], und nimmst mich endlich [nachher, wenn nun das Dunkel sich lichten soll] mit Ehren an sindem du thatsächlich dich zu mir bekennst und aus der bisherigen Schmach zur Herrlichkeit mich er- hebst"]. «) Wir nehmen hier Beziehung aus ein nnr wenig Der Gottlofe wird zuletzt verworfen, der Gerechte aber mit Ehren angenommen. 285 bekanntes, aber ewiß zu den schönsten Erzeugnissen geistlicher Dichtlun zählendes Lied von Leo Judä saueh wohl schlechthtn Jud genannt, weil sein Gefchlecht von elfässigen Juden abstainmte), dem Freunde und Gehilfen Ulrich Zwinglks (s- 1542 zu iirich): l. Dein, dein soll sein das Herze mein, du reundlicher HEer Gotte: hast mich begieit’, stcher geleit’ im Weg deiner Gebote. Blieb soll von dir, so du’s gönnst mir, kein’ Gunst noch G’walt abziehen; und ob denn sthon das Fleisch trät’ von, soll doch das Herz nicht fliehen. — 2. Dein, dein solt sein das Herze mein, du auserwählter Christ« du iebst rechtFreud, vertreibst all’s Leid, du bist die wahre Heiße (d. i. was das Leben nährt und erhält). All mein Begier steht bin zu dir in Luft und Freud meins Herzen; du bist mein Hort, dein ewig’s Wort vertreibt mir all’ mein Schmerzen. — Z. Dein, dein soll scin das Herze mein, du Hilf und Trost der Armen: steh an den Streit, den ich erleid. und thu dich mein erbarmem Gebeut dem Feind und still die Sünd: das g’fcheh dir, HEry zu Ehren! Zeuch mlch nach dir und thu in mir allzeit den Glauben mehren. —- ") Ein ausdrückliches Gotteswort von himmlischem Triumphe der diesseits streitenden Gemeinde war damals noch nicht vorhanden, aber für den Glauben hatte der Name Jehova schon eine über den Hades (das Todtenreich) hinaus in ein ewiges seliges Leben hineinretchende durchstchtige Tiefe. Auch in B. 25 beweist Assaph, ob er gleich kein Wort der Offenbarung hat über ein ewiges Leben nach dem Tode nach dem biblischen Sinne und neutestamentlichen Inhalt des Begrisss, dennoch thatsächlictg daß es ei» cwi es Leben nach dem Tode geben müsse; denn wer in solzem Wechselverhältnifz zn Gott, dem ewig Lebenden sieht, ist eben damit schon diesseits des ewigen Lebens theilhaftiz und kann jenseits desselben nicht verlustig eben. ben das ist auch der Nerv des antisadduzäis chen Beweises Jelu iür die Auferstehung de: Todten in Matth. 22, 32. (Deliszsch.) 25. Wenn ith nnr dich habe, so frage ich nithts nach Himmel iind Erde sweil die ganze wette Creatur mir nichts geben kann, was ich nicht an dir schon hätte«]. 26. fllmgekehrt kann das Natur- und Welt- leben mir aber auch nicht nehmen, was mit dem, durch deine Gnade und Gemeinschaft in mir ge- schaffenen neuen Perfonleben mir verliehen ist.] Wenn mir gleich Leib und Seele verschinachtet [eine Noth zustößh die an Leib und Seele gehet, fa ob ich schon durch des Todesthal gehen muß, da Leib und Seele wirklich dahinfchivindet], so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens kdieses unvernichtbaren Keines meines eigentlichen Jchs] Trost [aii den ich mich halte] und mein [Erb-J Theil [das mir bleibt, während alles Andere ich hinter mir zurücklassen muß"]. «) Die Seele, die an ihrem Gott irre geworden, durchsucht Himmel und Erde nach Helfcrn und Heils- spendern; hat sie ihn aber erst wiedergefunden und ist stc ihrer Zweifel entledigt, so genügt er ihr wieder völlig und sie entsagt allen andern. (Hengfienberg.) «"i«) Lutbers Uebersetzung zeigt seine Pteifterschaft Nach ihr singt die Kirche in ihrem ,,Herzlich lieb hab’ ich dich«: Die ganze Welt nicht freuet mich, nach Himml und Erden fra ich nicht, wenn ich nur dich mag haben; nach ihr ährt sie vollkommen dem Texte des Psalms gemäß fort: Und wenn mir gleich mein Herz zerbeichh so bist du doch mein Zuversicht re» oder mit P. Gerhard sEin Lämmlein geht — V. 5): Du sollst fein meines Her ens Licht, und wenn mein Herz in Stücken bricht, szollst du mein Herze bleiben er. (Delissch.) 27. Denn [dies der Grund meines Verlangens nach dir und meines Vertrauens zu dir, zugleich aber auch die kurze Summa dessen, worauf der Gesammtinhalt des Pfalms hinausläuftL siehe, die von dir [dem Urquell des Lebens] weichen, werden umkommen; du bringeft sals ein eifriger Gott, der die ihm allein gebührende Ehre keinem Andern überläßt 2. Mof 20, 5; Jef. 42, 8] um alle, die wider dich huren [stch bundvrüchig dir entziehen und deiner Liebe die Welt mit ihren Götzen vorziehen 2. Mai. sit, 16 Anm.]. 28. Aber! das ist [im Gegensatz zu dem ehe- brecherischen Wesen der Gottlosenj meine Freude [das einzige Gliick, das ich begehre], daß ich mich Gott halte [Zeph. 3, 23 Jak. 4, 8], und meine Zuversicht setze auf. den HEern HErrn [wo- bei ich denn an den immer neuen Erweisuirgen deiner weisen, gnädigeu und gerechten Regierung immer neue Gelegenheit und Veranlassung habe], daß ich vettimdige alle dein Thon kwie du die Deinen zwar oft wunderlich führst, aber doch alle- zeit seliglich]. Fcrnesein von Gott nnd Nahesein Gott bestimmt das Wehe oder Wohl des Ntetischem sein Vergehen oder sein Bestehen. Assaph hat das letztere als das ihm eigenthümliche Gut ergriffen und darin feine Sicherheit und Zuflucht im Leben gefunden; in dieser festen Zuver- sicht hat er als seine erhabenste Bestimmung den Lob- preis Gottes erkannt, zu erzählen die Fiigungen und Gefehicke des HErrtn wie sie ihm nach mannigfaltigen Kämpfen jetzt klar und rein vor Augen liegen. (Umbreit".) Der 74. Psalm. gehet um Erhaltung der Kirche. l. Eine Unterweisung [Ps. 32, 1] Assaphs Fabre nicht des Sangmeisters Davids selber Pf. 73, l» ondern eines Nachlommens der von ihm gegründeten Sängerfaniilic aus der Zeit der babhlonischen Gefan- genschaft l. Chron. 26, 31 Anm.]. Was diesen Psalm mit dem vorigen verbindet, ist das seltene, dort ln V. ls nnd hier ln V. 3 vorkommende hebriilfche Wort, das Luther beide Mal zu Boden über· setzt but slemaschuotlyz sonst alter weist uns der Psalm vielmehr in Ieremtä Klagelieder, wo der Zrrühruugkipnnltte gar tnanase sich sittden sagt. v. l. 4. 7 n· 9 mit Angel. , 203 L, 7. L. 9), nnd damit in die Zustände des jüdi. schen Landes» uaih der chuldälschen Kataslrophe hinein (2. Ahn. Es, 22 Jlam.)· »Er zeigt, wie die Gemeinde des hErru und der einzeln: Glänbige nat in Zeiten zu ver- halten hat, wo alles verloren zu fein schcirit, wo ein gänz« lither ttuin eingebrochen it; namentlich giebt er uns Ku- lritnng, wie wir in solchen ei uns za nergtgenwtirtigrn haben, daß ee slnt nicht um unsre, sondern um Gottes Sache nnd Ehre handelt« I« I. l—9. Der pfalni beginnt niit einer Klage iitser das sthasere Unglück, das Gottes voll: betroffen bat, nnd mit 286 Psalm 74 , 2 —- 22. der flehentlietseu Bitte, daß der tjErr dies dort) nicht eine verwersnag aus immer wolle sein lassen, sondern der Gemeinde, die ihm als sein Eigenthum angehöre, sich wieder annehmen wotle·(l).1a.2). Indem die tiilte sich hierauf beßlmmter als eine Bitte am göttlichen Einschreiten gehattet, wird das, was an dem Hriliglhnm, dem Tempel zu Jerusalem, von den Feinden geschehen in, so lebendig nergegenwärtign als ginge es soeben var den llngen nor has, zuletzt aber die Summe! non allem hingestellt, in der die ganze dioth der Zeit sieh matt; denn lrein Gotteshaus ist mehr da, lieinprooheteuthnm mehr vorhanden, niemand weise, wann das Ende dieses Elends ltomme W. Z—9). Gott, warum verstößest da uns so gar sals follten wir nun für immer von dir verlassen sein]? nnd bist so grimmig zornig über die Schafe deiner Weide sdaß du ihnen nun ihr herrliches Weideland, das fruchtbare Canaan , so arg verwüstet haii Jerem. 25, 36 ff.]? Es ist zu bemerken, daß die Gläubigem von profa- nen Völkern gequält, dennoch die Augen zu Gott er- heben, als ob sie nur von feiner Hand geschlagen wür- den; denn sie wußten, daß nur durch den Zorn Gottes den profanen Völkern so Viele Freiheit gegen sie gestattet wurde. Ja der Ueberzeugung daher, daß sie nicht mit Fleisch und Blut zu kämpfen haben, sondern durch das gerechte Gericht Gottes geplagt werden, bctrachten sie die eigentliche Ursach und Quelle aller Uebel, daß Gott, dessen Gnade ihnen früher Heil verliehen, nun sie ver« werfen habe und sie nicht ferner würdig halte, seine Heerde zu sein. (Caivin.) 2.- Gedeut an deine Gemeine, die du vor Alters sdurch die so herrliche Erlösung aus der Knechtschaft Egyptens 5. Mos. 9 , 26. 291 er- worben, nnd dir zum Erbtheil erlöset hast, an den Berg Zion, da du aufs wohnest sWohnung genom- men hast] 3. Tritt aus sie [die Feinde Jos. 10, 24] mit Füßen, und stoße sie gar zu Boden snach an- derer Uebersetzung: Erhebe deine Schritte zu den ewigen Trümmern, zu deiner in Trümmern liegenden Wohnstätte, die sonst für immer zerstört da liegen würde, daß sie wieder erstebes Der Feind hat [ja] alles verderbet im Heiligthttm [und diesen tempelschänderisclsen Bank-a- lismus kannst du nicht ewig so bleiben lassen]. 4. Deine Widerwärtigen [die heidnischea Chai- däer Jes. 64, L] brållen [in siegestrunkenem Uebermuth nach roher Soldatenweise] in deinen Hciusern [den verschiedenen Abtheilungen deines Tempels] nnd setzen ihre Göheu swortlichz Zei- chen, worunter man auch die Feldzeichen ver- stehen kann] drein ssich damit für die nunmehri- gen Herren dieses Hauses erklärend]. Z. Man siehet die Aexie oben her blicken [ooa oben her blinken oder leuchten «Neh. 2, 5; Aposig 22- Si, wie man in einen Wald haaet; s. Und zerhauen alle seine [des Tempels] Tafeliverte [1,Kön. 6, 291 mit Beil nnd Bar- ien" [zweischneidigen Aextea]. «) Vgl. unser Silberblick; auch Blitz ist urspr. s. v. a. JBltx (bliks), wie Luther selber früher so schrieb. «) Die Va ete bezeichnet ein Beil mit breiter Schneide oder eine doppelschneidige Streitaxt. Das Wort kommt her von »Vart« (jetzt mit langem, im Mittel- und Alt· hochdeutschen aber mit kurzem a gesnrochenz denn das Eisen hing vom Stiel in Bartgestalt herab; vorhanden ist es noch in der ,,.de«llebarte«, einem Spiel; und Beil zum Stechen und Hauen. 7. Sie verbrennen sstecten in Brand] dein Heiligthum, sie enttveihen die Wohnung deines Namens zu Boden sindem sie den Ort, da dein Name wohnt, dem Erdboden gleich machen]. 8. Sie sprechen in ihrem Herzen: Laßt uns sie [die Heiligthümer des Gottes Israel] plündern [genauer: vertilgen allzumal]. Sie verbren- nen [mit dem einen Tempel] alle Hanser Gottes im Lande sdas ja nur diese einzige Offeubarungs- stätte des HErrn besitzt]. ,,Daß mit dem Tempel das Ein und Alles der Verehrer Gottes im Lande zerstört wurde, mußte dessen Zerstörung für Israel besonders schmerzlich machen und zeigte, wie sehr Gottes Ehre hier im Spiel, sein Jn- teresse gefährdet wars« Si. Unsere Zeichen [die Zeichen, dadurch du vordem bewiesen, daß du unser Herr seiest und zu Zion deine Wohnung habest, wie z. B. in Jes. 37, 33 is] sehen wir nicht nnd iein Propbet swie wir deren früher so viele gehabt] predigt mehr, nnd leiu Lehrer lehret uns mehr fraß« wir wissen könnten, wie lange die Zeit solchen Elen- des und Jammers dauern werde"]. «) Zwar überlebte Jereinias die Zerstörung, aber seine prophetische Thätigkeit ging mit der Zerstörung zu Ende; sein Verstummen mußte gewiß dazu dienen, die hier ausgesprochene schmerzliche Klage hervorzurufeen Diese noch stehendc Ruine des Prophetenthurns zeugte lauter für das Aufhören der Herrschaft Gottes, wie das Nichtvorhandensein anderer Propheten. Mit den andern Zeichen der Herrsohast Gottes mußte aber auch dieses für eine Zeit lang schwinden, damit das Volk lerne, was es an ihr gehabt und woran es gesrevelt, und da- mit es in Thränen der Buße ihre Wiederkehr suche. sHengsienbergh —- ") Auch die Klage, daß niemand wisse, wie lange es dauern soll (wörtlich iiberseßt lautet . der Schluß des Verses: und unter uns weiß kei- ner, wie lang»e), so daß er Trost in dieser aussichts- losen Noth zu geben wüßte, läßt sich aus jener Zeit be- greifen; denn die 70 Jahre Jeeemicks (Kap. 25, 11 f.; 29, 10) waren doch ein der Deutung bedürstiges esotes risches sfiir besonders Eingeweihte vocbehaItenesJ Räths sei: Dan. 9, 1 ff. (Delitzsch.) II· v.10——l7. Weil, wie am Sehinß des vorigen Ab— schaitts gesagt worden, niemand weiß, wie lange das gegenwärtige Elend danera werde, so wendet der Jisalm mit dieser Frage ßw an Eolt selbß and ringt mit ihm im Glauben, um das, wag endlos scheint, in seinem endliiheu Aufhören zu ernennen nnd das so trosilose Eirmiäißliladirr inainåratiieemdeiyiiiterliiiriilitriijiletii girmliinldtr Erweisangen göltliiher Allmacht ans der Eesihieiste der derzeit, ja die Ilenlnnale göttliche: Allmacht ans dem derntjatnr vor ihrem inneren Jtnge noruhergehen 10. Ach, Gott, wie lange soll der Widerwär- tige [der Feind, der uns jetzt in seiner Gewalt Gebet um Erhaltung der Kirche. hat] sein-sähen, und der Feind deinen Namen so gar verlåfteru [daß gar kein Ende dem abzusehen ist Pf. is, 2 Anm.]? 11. Warum tveudest du deine Hand ab, und deine Rechte von deinem Schooß soem Tempel] fo gar [als für immer]? »Schooß« ist der Tempel, darin Gott fein Volk sammelt und lehret, wie eine Mutter ihr Kind trägt und sauget es. (Luther.) , 12. Aber fso sehr es auch fcheint, als hättest du für immer uns verlassen , weiß ieh ja und fpreche es im Namen der Gemeinde aus :] Gott ist mein König von Alters her, der alle Hilfe that, so auf Erden geschieht [und oft genug schon in heilvoller Weise an seinem Volke ftch wirksam erwiesen hat, namentlich im Bereiche des Landes, das für dasselbe ein Land der schweriien Knecht: schaft war und zum Land voll lauter Wunder wer- den mußte 2. Mof. 8, 22]. is. Du zerteennest [wie du bei dem Auszug aus Egypten thatsächlich bewiesen] das Meer durch deine Kraft, und zerbktchft [wie an den, am Ufer liegenden Leichen- der Egypter zu sehen 2. Mof 14, 13 f.] die Köpfe der Drachen im Wasser. 14. Du zerfchlägest -die Köpfe der Wallfische [im Grundtext ist vom Leviathan die Rede] und giebst sie zur Speise dem Voll in der Ein- dde [den Wüstenthierenf to. Du lassest quellen Brunnen und Vciche [wie bei dem Dnrchzug durch die Wüste gefchah Pf. 78, 15], du lässest versiegen starke Ströme [wie beim Durchzug durch den Jordan fich ge- zeigt hat]. Das Volk der Eghpter nennt er das Ungeheuer und Krotodili des Wassers wie auch Hesek.29,3;Jef. 5l,9., weil dies gefräßige Raubthier gerade dem Flusse Nil eigen. Das nachstehende Heer Pharaos wurde im Wasser ersäuft nnd die Leichname von den Wellen her« ausgeworfen zum Fraß der Wüstenbewohney der Schai rate. Es ist die Atlmacht desselbigen Gottes, der für fein Volk nicht auf eine, nein auf die entgegengefetzteste Weise gesorgt hat, der jetzt aus harten Felsen Bäche brach, jetzt große Ströme, die im Sommer nicht ver- siegen, austrocknetn 2. Mof 17, 6; 4. M. 20, 8; Jef. Z, 14 ff. (Tholuck.) IS. fEbenfo mächtig und wunderbar, wie in . der Gefchichte deines Volks, erweifest du dich aber auch in der Naturwelt.] Tag nnd Nacht ift dein; du machest, daß beide Sonn und Gestirn ihren gewissen Lauf haben. 17. Da setzest einem jeglichen Lande seine Grenze lldwohl nach dem Meer hin, als nach innen zu]; Sommer [mit Einfchluß des HerbfiesJ und Winter [mit Frühling] machest du. Die immer wiederkehrende Abwechfelung von Tag und Nacht und die damit verbundene Hervorführung der Gestirne nnd der Sonne kündigt einen allmächti en Gott an, der alles vermag (Pf. 115, 3). Die S ei- dung, wodurch die Erde vom Meere getrennt und da- vor gesichert ist (Jerem. 5, 223 Hiob 38, 8 ff.), ist ein neuer Beweis der Größe Gottes, sowie die Abwechfelung von Sommer und Winter, die Gott in der Natur ge- ordnet. (Vaihinger.) III- v. 18 "—23. ilaehdent so die Gemeine von ihrer aug- siuststosea slloth auf eine, freien dlmblioe gewährende Höhe versetzt its, erhebt sie um so teühuer und getronee hu) zu neuer bitte; mit bewundern-würdiger Kunst bringt da der Psalm aliea herzu nnd sticht es in einan- der, was Gott aus der einen Seite zum Erbarmen gegen sein Volk, auf der andern Seite zur Eifersucht gegen die Wldersastzeg die ihm seine Ehre rauben nnd seinen sdlameu lüstern, anzureizen im Stande ist. Juden: Israel hier alte Pfeile ans Gottes Her; ablief-riet, um es für no) zu gewinnen, zeigt sich, daß dem Voll: des isErru viel, ja altes, nun) das Liebste, wag es hat, sein traute- heiligthum genommen werden kann, Ging aber ala un- autanbares Heiligthnm es doch behält, das tjerz seine-i Gottes, der da ist nnd der da war und der da ltommt (0fseub. i, 4). » 18. So gedenke doch [statt ferner, wie du jetzt thucst, es unbeachtet hingehen zu lassen] ließ, daß der Feind [indem er das alles, was in V. Z, 6 -— 8 gesagt worden, gethan hat, dich selbst] den HErrn schneidet, nnd ein thöricht Voll sdas von dir nichts weiß, sondern fremden Göttern dient] lcistert deinen Namen. 19. Du tvolleft nicht [wie es jetzt stehet, auch für die weitere Zukunft] dem Thier [diefer raub- thierartigen Rotte] geben die Seele [das Leben] deiner Tnrteltaube [deines Volkes, das, einer Tur- teltanbe gleich Pf. 68, 14., schon so lange girret und nach deiner Hilfe verlangt Jef. 38, 14], und deiner elenden Thiere sdeiner armen, von der Welt so hart gedrückten Kirche, die wie Schafe unter Wölfen fcch befindet Pf. 68, 11; 44- 231 nichtfo gar [als sollte es auf immer fein] vergessen. Zu. Gedeniaa den Bund kden du mit uns gemacht haft, und erinnere dich, wie du vermöge desselben es riicht bis zu gänzlicher Vernichtung kannst mit uns kommen lassen, diefer aber find wir schon ganz nahe]; denn das Land ist allent- halben jauunerlich verheert-i, und die Häuser sdie vormals darin waren] find zerrissen Nach anderer Uebersetzung bedeuten die Schlußwortn voll ist das aller Orten umnachtete, tief her- unter-gekommene Land von Stätten, wo thrannifche Eroberer hausen. 21. Laß den Geringen [dein so hart geschla- genes, tief gedemüthigtes Volk] nicht mit Schau- den davon gehen fdaß es eine Fehlbitte bei dir gethan und keine Erhörnng gefunden hätte], denn die Armen und Elenden [deine Gläubigem wenn sie in ihrer Noth auf ihr Gebet Hilfe bei dir ge- funden] rühmen [hernach] deinen-Namen [und diesen ihren Lobpreis wolleft du dir doch ja nicht entgehen lassen]. 22. Mache [alfo, damit von Seiten deiner Gemeine dir Lob- und Danklieder erfchallen kön- nen] dich auf, Gott [um zu helfen Pf. Z, 8; 7, 7; s, 20 u. s. w.], and führe aus deine 287 288 Psalm 74, 23. 75, 1—1 1. 76, l—-11. Sache [den Rechtsstreit mit den Heiden, bei dem es die Ehre deines eigenen Namens gilt V. 18]; gedenk an die Schwach, die dir täglich von den Tdoren [diesen gottlosen und wahnwitzigen Heiden] widerfähret Tät. Vergiß nicht des Geschreies deiner Feinde [ivomit sie in lästerliehem Uebermnthe dich und dein Volk verhöhnen]; das Toben deiner Wider- sacher [die steh wider dich gesetzt und auf Ver- nichtung deines Reiches auf Erden es abgesehen haben] wird je langer je größer [also daß es bereits an den Himmel reicher und dich zur Rache herausfordert]. Der 75. Psalm. Loh der Wunder« Hatten. Warnung nor Sicherheit. l. Ein Psalm nnd Lied El. Chrocn 26, 31 Anm.] Assaphs [Ps. 74, 1., nnd zwar aus der Zeit des Königs Hiskia], daß er nicht nmtalne [auf die Melodie: Verderbe nicht Pf. 57, 1; Z. Mos. I, 27 Auen] vorznsingen [Ps. 4, 1]. »Was ils. 74 in v. 22 s. erflelit: Rathe dici) auf Gott, nnd führe ans deine Saum« das schaut Dis. 753 das Gericht Gottes iilier ·die stolzen Sünder wird ihm Quell: des Eobpreises nnd triumphlreuden Muthes. Dieses Gericht nun iü dasjenige, welches Gott über K iirien nnd seinen übrrmüthigen König Sanherib iln I. 7 3 v. Ehr. vor Jerusalem gehalten (2. Kein. II, 37 Kanns; das) iti der Psalm nicht sowohl nun) jener Katasironhg aiie der folgende 76. Psalm, als vielmehr vor derselben gesungen, also ein Urian-Wird, noeh ehe der Sieg nun) unser-tin) erlangt war, and ,,als der lnrische Begleite: der-weissa- gungkn zn betrachten, welche Sesaias im Angesicht des von den Jissyrern drohenden Untergangs ansprach, als ein Zeugnis; von dem lebendigen Glauben, mit dem die Ge- meinde damals das Wort Gottes eulgegennahm, als eine Ermahnung an die Kirnie alter Zeilen, durch gleiehen Glauben gleirhen Heiles theilhastig zn werden« I. V. 2—4. Gleici) als wäre das, was sie mit Zuversicht erwarten darf, schon gestichelt nnd Gottes Gericht zur demüthig-sag des so nnbezniinglich sitt) geberdenden Feindes nnd zur verlierrliehnng seines jetzt so geängstelen nnd bedrängten volties allbereits oolibraa)t, ersaieint Israel mit Lob— nnd Xlaniigesäagen vor den- Zingesimle des tZGrrn nnd nimmt aus seinem iilunde mit gläubigem ijerzen das Gottesniort auf, das er ihr hat zntlommea lassen; in diesem wart hat er seiner Gemeinde eine Er— skheinnng zum Geriaii verbeißen, bei der er mit derselben Allmacht, welehe er bei der Schöpfung bewiesen, die jetzt roanliende nnd zitternd: Erde wieder befestigen wolle, nnd solche verhelßnng in nnn der Grund ihrer Zuver- sicht, daß sein Uame gar nahe sei. Z. Wir danken dir, Gott fschon im Voraus], wir danken dir saus tiefstem SeelengrundeL nnd beriiindigen [mit lobpreisendem Munde] deine Wunder [die du zur Rettung deines Volkes ooll- bringst; obgleich diese noch nicht geschehen, so wissen wir ja auf Grund des festen prophetischen Worts, das wir haben], daß dein Nase [die Offenbarung deines in Gnade und Gericht allezeit herrlichen Wesens] so nahe ist sals wäre sie all- bereits da]· s d. Denn sdies ist das seste prophetische Wort, das wir aus deinem Munde empfangen haben :] zu seiner Zeit [wenn nun der Zeitpunkt da ist, den ich zur Verwirklichung meines Rathschlufses mir gestellt habe« Pf. 102, 14] so werde ich recht richtet! [ein Gericht halten- wie es dem Recht und der Gerechtigkeit entspricht I, 9]. V) Unser Gott, der die Welt dnrch seine Weisheit und Allmacht regieren hat allen Din en ein Ziel gesetzt, auch Zeit nnd Stunde zu seinem Zzerichte bei-ordnet, und wenn dieselbe kommt, offenbart ee seine Gerichte und kann sie niemand hindern. Es sparet wohl Gott seine Strafe eine Zeitlang, aber endlich kommt sie gewiß und bleibet nicht aus, welches auch die Heiden aus Erfahrung gelernt haben und gesagt: seen tomea taeitis poona veniii peciibum die späte Strafe sthleicht gleichwohl langsam hernach, und abermal sagt Vater-ins Itlaximus (ein eömischer Scheiftfteller unter dem Kaiser Tiberius, der 9 Bücher cnerkivürdiger Begebenheiten nnd Aussprache geschrieben hat): tut-dienten: poenas gravi- tate com erregt, die langsam: Strafe erseht Gott mit Härte. E. Arnd.) «4. lDieser Zeitpunkt meines Gerichts ist denn nunmehr gekommen] Das Land [besser: Die Erde] zittert [isl in Folge deß, was der gewalt- thätige und übermüthige Welteroberer schon voll- bracht hat, wie in einer Auflösung begriffen, als sollte sie in den chaotischen Zustand der Urzeit i. Mos 1, 2 zurücksinkens und alle, die drinnen [darauf] wohnen [theilen ihr Gefühl der Furcht vor dem, was da kommen werde Pf. 46, 7]; aber ich [der ich die Erde aus dem wüsten und leeren Zustand herausgebildet habe] halte seine [ihre] Säulen fdarauf ich sie gestellt] fest fdaß sie nicht wanke und zusammenbrechq bis ich selber sie zusammenstürzen lasse]. Sein. Die Musik rauscht hier jubelnd ans; denn diese majestätische Selbsianssage des Weltschdpfcrs ist ein gewaltiger Trost für den Bestand des, wie es scheint, ganz und gar aus den Fugen gehenden Weltgebäudeek iDsliilichd H« V. 5—9. Wir aber Gottes klolli mit Gottes Wort sich sellist im Glauben hättet, so branchk es solches Wort nun) zur. Strafe und zur Züaitignng in der Gerechtigkeit für die, die an Gott nicht glauben wollen; und so wendet die Gemeinde nunmehr sich warnend nnd zurechlweisead an die Feinde, die wider sie trotzen, mahnt sie ab non » ihrem derbere-mit) nnd wein sie hin auf das, was ihnen bevorsteht. Gs scheint das freilich ganz umsonst und vergeblich geredet; aber der Glaube, wenn er oou der rechten Jirt ist, hat nnn einmal das tiediirfnih die Feinde, die seiner snotten nnd ihn bedrängen uiailiebes segnend zu bedenken, ehe es zu snät ist, un sie zu er- innern an das, was zn ihrem Frieden dient. Z. Jch sprach [besser: spreche, wende auf Grund des im Vorigen dar elegten Gottesworts mich warnend] zu den Rnhlnre igeii fjenem Rad-take und Seinesgleichen Z. Stdn. I8, 17 ff.]: Rühset Lobpreis Gottes wegen seines Gerichts über die Asshren Warnung vor Sicherheit. 289 kstolzirtsnicht so; nnd zu den Gottlosen: Pochet nichi atif Gewalt swörtlich: Erhebet nicht das Horn, oder wie wir zu sagen pflegen: Tragt die Nase nicht so hochjz s. Pochet nicht so hoch auf eure Gewalt, redet nicht halsstarrig [redet nicht so frech mit stolz emporgeworfenem Halses 7. sBildet euch nicht ein :] Es habe keine Noth, weder von Aufgang, iioch »von Niedergang, noch von dem Gebirge in der Wnste sgegen Mit- tag werde jemand uns zu Hilfe kommen, ihr hättet also schon gewonnen Spiel]. . Der Norden bleibt ungenannt; man sieht daraus, daß eseine nördliche Macht (und Asshrien war ja in Beziehung auf Palästina eine solche) ist, welche das israelitischeVölkchen bis zur Gotteslästerung übermüthig mit dem Unter ang bedroht und gegen we ehe es weder von Ost und est noch von Süden her Hilfe erwartet. (Deiislch.) Mit Aostcht wird die im Süden von Ca- naan gelegene Bcrgwüste Jdumäas und Arabiens, wo- ein Horeb und Sinai «5. Mos 11, 24; Jes.1, 4), zu- letzt und gewiß mit besonderer Betonung genannt; dies ist die Seite der Eghptey ans deren Beistand Israel, nach der thörichten Einbildnng Assurs, das, wie noch jetzt die Welt, lebendiges Vertrauen aus den him mlisch en Helfer nicht begreifen konnte, die Hoffnung seiner Er- rettung gründetex Jes. 36, 4 ff. (Hengstenberg.) s. Deut! [es giebt noch einen gar andern, unfichtbaren Helfer, der um so gewisser sich in’s Mittel legen wird, als euer Spott gerade gegen ihn sich richtet 2. Kön. is, 2-1 ss.:] Gott ist Richter, der diesen niedrigen nnd jenen erhöhet s1. Sam. 2, 7]. O. [Und nun wird er’s auch an euch erwei- sen, wie tief und schmachvoll er die erniedrigen kann, die sich trotzig gegen ihn erheben.] Denn der DE« hat einen Becher in der Hand, nnd mit starken: Wein voll eiugeschenlt [Ps. So, 5], »und schenkt ans demselben; aber die, Gottlosen mnssen alle trinken [ohne absetzen zu dürfen], nnd die Hefen aussaufen. Wie der Hausvater am Tische den Becher reicht Jerem.16, 7; But. 22, 17), so reicht anch jener Haus· here, der «im Himmel thront, den Sterblichen, seinen Knechtem je nachdem sie’s werth sind, den Becher der Tröstung (Ps. 23, 5) oder den Taumelbccher (Jerem. 25, 27 s.; Offenb. 14, 10). Wie man in Wein Myrr- hen zu thun pflegte, um zu betäuben (Mark. 15, 23), so ceicht Gott einen Taumelkelch, der bis auf die giftigen Hesen getrunken« werden muß, den Frevlerm Von dem Taumeltelche haben, als das Geeichtansing Sanheribs Leute getrunken, und «lanken in ihren Schlaf-C wie es in Ps. 76, 6 heißt. (Tholuck.) III· d. 10 n. 11. Indem die Gemeinde zu dem Vol-preis fär Gottes heil, mit dem sie begonnen, am Schlusse zu— riictcltehrtz sprtait ße den Vorsatz aus, daß dieser kob- preis bei ihr nimmer verdammen, sondern in Ewigkeit währen soll; indem sie aber so ihres Lebens in Gott, bei dem es lteiu Sterben fär sie giebt, ßch bewußt wird, weiß sie nun, daß sie zur Theilnahme an Gottes »Macht und Herrsntast berufen ist nnd zuletzt nber alle Jslaajt nnd iperesojaft der Welt siegreith triamohiren wird. 10. Jch abersder ich eine Erhöhung V. 8 zu gewärtigen habe] lvill betkttndigen [Gottes wunderbare, herrliche Gerichtess ewigllkh, nnd lob- fingen dem Gott Jakobs sder so mächtig und er- haben über alle Heiden sich erweists 11. Und will smitherrschend mit ihm, dem HErrm meinem Gott 2. Tini. 2, 121 alle Ge- tvalt der Gottlosen [in der sie so stolz fich erheben V. 5] zerbrechen, daß die Gewalt des Gerechten erhöhet werde [wie fichs gebührts Jn den schiverem letzten Kämpfen der antichristischen Zeit werden den Gottlosen alle Hörner zerbrochen, die Hörner der Gerechten aber werden im herrlichen Frie- densreich zur Herrschast gelangen. Das ist das Erbe der Knechte des HErrn und ihre Gerechtigkeit von mir, spricht der HEm Jes. 54, 17. (Taube.) Der 76. Psalm. Hatt ist seiner Lliirche Schutzwehr. «1. Ein Psalmlied Assaphs [Ps- 75- 11. anf Saitenspiel vorznfingeu [Ps. 4, I; 1. Chron.26- 31 Anm.]. Der Psalm sieht in demselben Verhältniß zu dem vorigen, in welchem Als. 21 zu Pf. 20 und Das· 48 zu Pf. 47 steht: er schließt niiht bloß der äußeren Reihenfolge nach, sondern auch iu zeitgesminitlicher tjtußttjt ßch unmittelbar an den— selben an, und während dort der Iubet über die zuge- sicherte Hilfe sich ausspricht, ltomint hier der Subel nnd baut( ffir die bereits erhaltene Hilfe zum Kusdrntlt (2. Lin. 19, 37 Lin-10. I. v. 2-—-4. stdtit einem preise des Gottesvolltz in welchem des ljtikrru dlame benannt und herrlich ist, nnd einem preise der Gottegstady wo er seinen Sitz hat nnd seine Jtllgemalt iiber alle, die wieder dieselbe auftut-merk, aufs Ueue stund gethan, beginnt das Lied nnd nimmt damit einen ähnllktjen Jiulauf wie der its. Psalm. 2. Gott ist [von Seiten der großen Thaten, die seine Allmacht und Gnade verrichtet, von Alters her] in Juda [dem Lande, welches der Erbe aller Erinneruugen aus der Vorzeit des Volkes gewor- den, nachdem die eine Hälfte dieses Volkes auf- gehört hat zu existireUJ bekannt, in Israel [das jetzt auf das vorher genannte Juda sich beschränktj ist sein Name seben wegen dieser seiner Groß- thaten, zu denen er so eben eine neue hinzugefügt hat] herrlich. » » · Mit welcher Erhebung lesen wir Christen das, mit welcher Erhebung sprechen wir es nach, wenn wir be- denken, daß alle Gnadenrechte und Privilegien von die- sem fleischlichen Israel übergegangen sind auf dasjenige Jsrael, von dem Paulus in Gal. Z, 16 schreibt! Nun heißts von diesem geistigen Jsraelr »Gott ist in Juda bekannt, in Jsrae1 ist sein Name herrlich«; nun ist die Kirche der wahren Gläubigen die Schaubühne der Herrlichkeit Gottes, sie, von welcher Paulus (Epbes. 3, 10) sagt, daß die mannigfalti e Weisheit Gottes sich in ihr darlege — selbst den Herrs asten und Fiirstenthümern im Himmel eine herrliche Offenbarung. Mit welchem versttirkten Gefühl der Theilnahme lesen wir jene Thaten 290 Psalm 76 , 3 —-13. 77,1——11. Gottes an dem alten Bandes-wide, wenn wir uns zu· sammt mit ihnen desselbigen Leibes Glieder wissen! (Tholuck.) s. Zu Salem [1. Mos. Ia, 18 Anm..1] gi ist; Gegen, und seine Wohnung zu Zion [Ps. , . a. Daselbst lJef 31, 91 zerbricht er die Pfeile des Bogens, Schild, Schwert und Streit [Pf. its, 10J. Sein. Wir baben hier Gottes gnädige Errettung von ieiblichen Feinden zu lernen, wie er alle menschliche irdische Gewalt zerbricht, die sich wider die Kirche Gottes auf- lehnt; denn der Feinde Gewalt ist menschlich, irdisch, fieischlich, der Kirche Gewalt ist geistlich, göttlich und himmlisch. Da kämpfen und streiten mit einander Geist und Fleisch, geistliche Stärke durch den Glauben und Gebet, und irdische Stärke durch Schwert, Bogen und Spieße So hat gekämvst David und Goliath, His- kias und Sanherib, Josaphat und die Moabiter (2. Chron. 20), Assa und die tausendmal tausend Moh- ren (2. Chiron. 14, 9 ss.), und so hat gestritten von Anfang die Kirche wider alle Gewalt der Tyrannen, und wird noch so streiten bis an’s Ende der Welt, ja die Kirche siegt und überwindet durchs Kreuz, wie in Offenb 19 ein schönes Bild steht, daß der Sohn Gottes reitet auf einem weißen Pferde, und geht ein Schwert aus seinem Munde, und es solget ihm nach ein groß Heer. (J. Arnd.) il. V. 5 — U. hierauf wendet sieh der Gesang zur Ver— herriiehuug Gottes selber, der da mächtiger ist nie alte rund- und erobernugowktttigeu weltntächtez er fährt nur da gleichsam hinein in das vor Kurzem uoeh so lebhnste, nnu aber mit dem Schweigen der Tode- bedecitte asshrisctje Arie-mager, zeigt aus die durch Gericht hindurch bewirkte Ruhe des vorher so wild ausgeregten Grdreictm die der armen bedrängten Gemeinde nnu aurh für ihr Theil zur Ruhe verhiift, und führt die Thalsacize des Untergangs der Feinde auf ihren Grund Jurist, welcher beiu anderer iß, als Gottes unbeschränkte dtebermaeht iiber alle, die gegen ihn wäthem Z. Du [HErr, in deiner stillen unschein- baren Grdße, womit du auf Zion thronst V. 3] bist herrlicher und mächtiger, denn die Raube- derge ldie hochfahrenden nnd alles ausplünderm den Weltmächte, zu denen Assur zählt Nah. L, 12 ff.]. s. Die Stolzen müssen beraubet werden sihrer Waffen, darauf sie sich verließen] und eutschlgsen sim Tode Jerem. 51, 39. 57], und alle Krieger tuüssen die Hände [die so drohend wider die heil. Stadt sie erhoben] lassen sinken [und alle Ver- suche ausgeben, fiel) wieder etnporzurassen]; 7. Von deinem Schelm, Gott Jakobs, sinkt in Schlaf beide Roß nnd Wagen [2. Mos 15, 10; Jes. 43, 17; 37, 36]. 8. Du bist erschrecklich. Wer kann vor dir stehen, wenn du zurnest [Ps. so, 7; Nah. I, 612 O. Wenn du das Urtheil swie du es in Jes. as, 10 ausgesprochen] lässest hören vom Himmel kund es nun hineinschallt in den Kriegslärm der eindlich ausgeregten Welt], so erschrickt das Erd- rei(h, und wird still [indem Schweigen des Todes es nun bedeckt], 10. Wenn Gott sich ausmacht zu richten, daß er helfe allen Eleuden auf Erden sdie zu ihm schMEU Jes. Bd, 2 f.]. Sei« [Paufe, während wel- cher auch die vorher so geängsteten Gemüther der Gläu- bigen zur Ruhe kommen, aber im andern Sinne, als in B. 9 von den Feinden das «stille werden«« gemeint w . 11. Wenn Menschen wider dich loiitheu, so legeft du Ehre ein; nnd wenn sie noch mehr wu- then, bist du auch noch geruftet. Nach anderer Uebersetzung lautet der II. Vers: Denn der Menschen Grimm wird snach demErs sahrungssatzz daß auch das Böse in der Welt zu deiner Verherelichuitg dienen muß, indem es dir Gelegenheit giebt, in deiner strasrichterlichen Herrlichkeit dich zu offen- baren 2. Mos. 9, is; Ritter. s, 17) dir zum Lob- preis, mit Ueberschuß von Grimmesfülle (mit einem Grimm, der mit aller auch noch so großen, wider dich und dein Volk gerichteten Wuth der Feinde dennoch es aufzunehmen vermag) gürtest du dich (diese Wuth zu dämpsen und niederzuschlagen). Das ist, so heißt es in einem jüdischen Ausspruch zu Reh. I, 2., der auch hier seine Anwendung leidet, der Unterschied mischen Zorn von Fleisch und Blut, d. i. Zorn des enfchen und Zorn Gottes: der Mensch wirdvom Zorne beherrscht, Gott aber herrscht über den Zorn; er hält ihn zurück, wann er ivill, und läßt ihn wirken, wann er will. M. V. 12 n. is. Jnletzt erhebt sich auf Grund der That- sachg die das Lied gefeiert hat, die Ermahnung, vor allem an die vom voller Satori, ihrem Gotte, dem sie die Rettung auv großer dioth verdanken, die in der dloth ihm gethaueu Geläbde nun auch zu bezahlen, zugleish aber an die Heiden, dem furchtbar erhabenen Gott, den sie in feiner Sehrecieeugmnajt jetzi haben lieuueu lernen, mit weihgesasenieeu zu huldigein 12. Gelobet und haltet lbezshlst die Gelübde- die ihr zur Zeit der Noth gethan habt] dem HENN- eurem Gott [5. ihres. 23, 221 alle, die ihr um ihn her seid [ihn in eurer Mitte wohnen habt 4. M. 2, 2 und also zu seinem Volke gehört]; dringet [aber auch ihr Heiden Pf. 68, 30 fs.; Jes. is, 7; 2. Ehren. 32, 231 Geschenke dem Schrecklichen [in Furchtbarkeit erhabenen Gott Jsraels Jes. 8, 13], n. Der den Fürsten sdie sich trotzig wider ihn auslehnen] den Muth nimmt [daß ihnen ihr Schnauben nnd Wirthen für immer vergeht Jes. 25, 5], und schrectlich ist unter den Königen auf Erden [wie sich an Sanherib’s so plötzlicher und furchtbarer Niederlage gezeigt hat Jes. is, 5 s.]. Der W. Psalm. Der Frommen Anfechtung und Trost. 1. Ein Psalm Assaphs seines Gliedes dieser Siingersamilie aus der leßten Zeit der Könige Judas] sitt Jeduihnu snach Ethens Musik: oder Gott ist seiner Kirche Schuß und gewährt uns in Leiden u. Anfechtungen Trost und Frieden. 291 Sangesweise Pf. 39, I; 62, 1], vorznsingen lPi 4- 11- wena ei in Pf. As, I hieß: »das Grdrelch erfchrictei nnd wird titles« fo hören wir hier tu V. 19 den Sänger fagen: »das Erdreim regte sitt) nnd brbete daoon«; diefer gemeinsame Gedanke, bemertet Velitzfaz ist die Smnnr , an welcher diese zwei Psalmen auf-gereiht nnd. Der vorliegende unn ,,girbt Anleitung, wie man im tiefen ireideu durch die Versenkung in die früheren Gnaden des ltjGrrn zu Trost nnd Frieden— gelangen traut-z« die Zeit, ans der er flammt, ist die unter detn frommen König Sonn, alo dar Gewitter des göttlichen Zorns äu) immer drohender über das klein) Jnda znfamtneuzog (2. kein. W, 27 Jlnm.). I. d. 2—11. Der Sänger ertilärt zunächst, wie er mit unabläffigem Gebet oor Gott liegt nnd zu ihm schrein; denn feine Seele ist gar trofttoi nnd fcl)wer angefochten, wenn er, in die Tage der Vorzelt znrämblimenm den großen Tit-stand fiel) vergegenwäriigt, data) den die Ge- genwart von jener gtorreimen Vorzeit gefct)ieden in. Er teann da nur einige Ruhe finden in dem Gedanken, daß diefe traurige Gegenwart nun einmal ein von Gott ver- hängteo Leiden fei, das aber doch, allem äußeren Schein zum Trotz, feine Zeit hat nnd niazt ewig danrrn wird. - 2. III) schreie mit meiner Stimme zu Gott, zu Gott schreit seh, und er erhöret [genauer: wolle erhitrenj mich. s. In der Zeit meiner Noth suche ich den HGrru lPi- 86- 7J, meine Hand ist des Nachts ausgereclt [gen.Himmel], und läßt nicht ab smit Gott im Gebet zu ringen]; denn meine Seele [wie die des Jakob, als er den Verlust seines Sohnes beklagte I. Mos. 37, 35., vgl. Jerem. II, 151 tvill sich nicht trösten lassen. 4. Wenn ich [wie es jetzt der Fall ist] be- trübt bin, so denke ich an Gott; wenn mein Herz in Aengsten ist, so rede ich [im Gebete mit ihm Pf. 18, 7; St, Z; Inn. 2, 8]. Sein. Jm ,,dritten Theil des alten Testaments« vom J. 1524 hat Luther: »Wenn ich an Gott gedacht, so ent- setzt ich mich; ich redte, und mein Geist ward ohnmächtig.« Diese Umsiellung der beiden Glieder des Verses kommt der richtigen Auffassung des Grundtextes näher, welcher also lautet: Jch deute an Gott, und siöhnez ich denke nach, und mein Geist verzagt. Der Sänger wtll damit sagen: Wenn er Gottes gedenke, der ihm einst so nahe war, so muß er stöhncn, denn dieser Gott habe stch jetzt ihm ganz und gar ver- borgen; sinnt er nun nach, wie er ihn wiederfinden könne, so ocrwickclt er stch nur immer mehr in allerlei Duntelheiten und bringt nichts als ein ganz verzagendes Gcmiith davon. Das ,,Sela« am Schlusse des Verses giebt dann einem Zwischenspiel Raum, welches diese trostlose Lage zu weiterem Ausdruck bringt. d. Meine Augen [wenn sie zum Schlaf sich schließen sollten] hältst dtt foermöge der Schwere des Schmerzes, der mir auf dem Herzen liegt, gewaltsam ofsen], daß sie wachen; ich bin so ohn- tuächtig [so von Angst und Schreck an Leib und Seele wie gelähmt], daß ith nicht reden kann [und in laute Klagen mich ergießen] s. Ja) deute der alten Zeit, der vorigen Jahre [da Gott seine Macht und Gnade so reich: lich an Israel bewiesen] 7. Jch denke des Nachts lWV W VTUSS UM mich her still ist] an mein Saitenspiel fdas ich vordem rühren konnte zu Lob und Dank für das, was der HErr Gutes mir erzeigte Pf. 42, 9; 92, 3], und rede mit meinem Herzen [die Urfach zu erkennen, woher denn es komme, daß das Jetzt so ganz anders ist als das Ehedetn], mein Geist muß fvkfchen [ob es wohl immer so bleiben soll, wie es jetzt ist] 8. Wird denn der HErr ewiglich verstoßen, und keine Gnade mehr erzeigen [Ps. 85, 6 U? s. Jsrs denn ganz und gar aus mit seiner Güte? und hat die Verheißnug ffür alle künftigen Geschlechterj ein Ende? 10. Hat denn Gott [der ja selber in seinem Wort so nachdrücklich sich den Gnädigen und Barmherzigen nennt Z. Mos. 361 vergessen gnädig zu sein, und seine Barmherzigkeit vor Zorn verschlossen fdaß sie niemals wieder zum Durch- bruch kommen soll]? Sei« lPause UUM ZWisch8U- spiel, welches die ganze Tiefe der inneren geist- lichen Anfechtung weiter darlegt]. 11. Aber doch [wie sehr auch der äußere Schein für eine beständige Verwerfung von Seiten Gottes spricht] sprach ich [die Gedanken der An- sechtung, die in mir ausgestiegen, durch stille Er- gebnng und aufdämmerude Hoffnung beschwich- tigend]: Jch muß das leiden fes ist, was jetzt mir auferlegt wird, ein nun einmal mir beschie- denes Loos, das in Demüthigung unter Gottes gewaltige Hand l. Petri 5, 6 getragen werdens muß und durch menschliches Dawiderstreiten sich nicht ändern läßt Jerem. 10, 193 Pf. II, 10]; die rechte Hand des Höchsten [dagegen, wenn die rechte Zeit und Stunde dazu da istJ kann alles ändern. Luther hat das hebt. Wort ntItHE nacl) der chaldäii schen Umfchreibnng und der griechischen Uehersetzung als Jnsinitiv gefaßt IX) (sich ändern, anders werden) und nun anderwärts geschrieben: es sind Veränderung der rechten Hand des Höchstem in welchem passi- ven Sinne auch viele Ausleger der Gegenwart den Schlußsatz des Verscs verstehen wollen (es ist Gottes rechte Hand, die diese Veränderung, wie es jetzt gegen früher steht, herbeigeführt hat), in den späteren Aus- gaben seiner Bibeliibersetzuug aber die aktive Bedeutung vorgezogen: »die rechte Hand des Höchsten kann alles ändern« wörtlich: doch Acndcrung ist in der rechten Hand des Höchsten). Eine andere Auffassung nimmt das Wort als dichterische Mehrheitsform wag) für Eli-Yes) von HYY fdas Jahr), und übersetzt nun: es sind Jahre der Rechte des Höchsten, d. i. solche, welche Gottes gewaltige Hand, unter die ich mich zu beugen habe, gestaltet und mir zugemessen hat. Für diese Ausfassung spricht, daß das in Rede stehende Wort auch V. 6 in der hier angenommenen Bedeutung vor- 292 Psalm 77, 12——21. 78, I-—-9. kam; für die unsrer Getzigen deutschen Bibel dagegen, daß dabei ein besserer edanlenfortschritt sich ergiebt. ll. V. 12——2l. gilt dem Gedanken, den er ain Saft-iß des vorigen Jlbschnitts ansgesproitjem im Herzen, nimmt der Sänger den diükleblirlc in die glorreiitfe Vergan- genheit feines volles nun wieder auf, nnd in es da die Geschichte der Erlösung ans Ggypten nnd der Durch— siihrnng dnrtlfs rothe Meer, die ihm so lebendig vor die Seele tritt, als ginge sie vor seinem leiblikhen Länge vor. Er betet Gottes Wnnderniaitjt an und drein die heilig— lieit seiner Wege; darüber entschwindet ihm alle Klage über die Trosilosiglieit der Gegenwart, nnd der Psalm schließt, ohne weiter ans diese Uäciisicht zu nehmen. ,12. Datnln [weil die so eben angedeutete Hoffnung den Rückblick in die Vergangenheit mir nicht mehr so schmerzlich, wie in V. 6 ff., sondern vielmehr tröstlich macht] gedenk ich [mit Lobpreis statt mit Verdruß] an die Thaten des HErrn [in der Vorzeitjz ja, ich gedenke [mit Freudigkeit] an deine vorigen Wunder sdie du in den Tagen der Väter vollbracht hast], is. Und rede von allen deinen Werken ksie mit Fleiß erwägend], nnd sage von deinem Thnn sfinnend ihm nachzudenken] 14. Gott, dein Weg ist heilig sdein Walten in der Gefchichte ist ein Einherschreiten in lauter Heiligkeit: das ist der Saß, der sich mir ans der sinnenden Betrachtung ergiebt]. Wo ist [alfo, muß ich in anbetender Bewunderung mit den Vätern sprechen 2. Mos. 15, 11] so ein mächtiger Gott, als du, Gott, bist? 15. Du bist der Gott, der Wunder thut [Ps. 98, U; du hast deine Macht betveifet unter den Völkern [daß sie dieselbe anerkennen mußten]. Its. Dn hast sum hier auf dein größtes Wunderwerk in der Vorzeih dadurch du am ein- ieuchtendsten deine Macht bewiesen, insbesondere näher einzugehen 2. Mos. 15, 14 f.] dein Vol! [durch die Ausführung aus der Knechtschaft Egyptensj erldfet gewaltiglich , die Kinder Jakob nnd Joseph [fo daß auch die 10 Stämme, welche sich hernachmals von dem Haupttheil des Volks geschieden haben, diese deine Erlöserthat initsan sich erfahren] Sela sPause unter Zwijchenspieh welches den nachfolgenden Lobgesang wie eine Ouvertüre vorbereitet] 17. Die Wasser sahen dich fals Jsrael nun an den Ufern des Schilfmeeres stand und du vor dem Volke hirzogest S. Mos. 14, 15 ff.], Gott, die Wasser sahen dich [ihren Schöpfer und Herrn, von dem sie wußten, daß sie ihm zu gehorchen hätten], und ängsteten sich [wie ein Weib, über welches die Geburtsweheu kommen] und die Tiefen sdes Meeres, als welche fetzt gleichsam aus den Angeln des gewöhnlichen Naturlaufes sich heben sollten] tobeten [Ps. 114, 3 ff.]. 18. Die dicken Wollen [droben, sich ebenfalls in den Dienst des mafeftätischen Gottes siellend zur Ausführung seines großen Werks] gossen Wasser [herab, wie bei einem schweren Gewitter] die Wollen donnerten [die oberen Luftschichtem in welchen das Gewölk zog, dröhnten vom Donner], nnd die Strahlen [der hin und her zuckenden Blitze] fuhren daher. 19. Es donnerte im Himmel [unter einem gewaltig sich erhebenden Wirbelwind] deine Blitze leuchteten auf dein Erdboden sein Mal über das andere das Dunkel der Nacht erhellendjz das Erdreteh regte sich [von Schrecken ergriffen Pf. 97- 41 - nnd bebete davon sznm Zeichen, welche— Mächte du aufzubieten vermagst, wenn du er- scheinst, die Deinen zu retten] Eines Gewitters wird beim Durchzug Jsraeks durchs rothe Meer nicht erwähnt; am nächsten grenzt daran, was in 2. Mos. l4, 24 von dem UntergatBe der Eghpter gesagt wird. Auf jeden Fall hält der ichter sich an die einzelnen geschichtlichen Umstände nicht gebun- den, sondern malt die völlig unerwartete, furchtbar herr- liche Errettung des ganzen Volkes ähnlich aus, wie David die feintge aus der Hand Sauls: Pf. l8, 14 ff. (v. Gerlach.) « 20. Dein Weg [den du, o HErU als Er- löser deines Volkes einschIUgltJ war im Meer, nnd dein Pfad in großen Wafsern sum da hin- durch eine freie Gasse zu bereiten denen, vor welchen du einherzogstL nnd man spnrete doch deinen Fuß nicht [daß man hernach, als das Wunder geschehen war, noch hätte nachweisen können, wo du deinen Weg genommen, vielmehr kehrten die Wasser gleich wieder zurück 2. Mos. 14, 26 ff.]. g Also haben wir hier auch den Trost, daß uns Gott führen wolle aus allen unsern Nölhen; und wenn sie noch so groß und tief wären, als das rothe Meer, Gott kann einen We hindurch machen über alle menschliche Vernunft und edanken. (J. Arnd.) Gottes Weg ist in den Flüssen und in großen Wasfergüsseiy und du spürfi nicht feinen Fuß: so auch in dem Meer der Sor- gen hält Gott seinen Pfad verborgen, daß man nach ihm suchen muß. (Wnnderanfang, herrlichs Ende — V. Z» vgl. H. Müllers geistl. Erquickungssiunden Nr. 280.) 21. Du führetest dein Volk, wie eine Heerde Schafe [mit sorgsamer Hand es leitend Pf. 80, 2], durch Mose nnd Aaron sdie sichtbaren Ver: mittler deiner Führung 4. Mos. 33 , l; Micha 4]. Hier bricht der Verfasser ab, er bleibt in die An« schauung der, Jehovad Macht und Gnade bezengenden Urgeschichte versunken; diese gewährt ihm Trost in Fülle und ist ihm eine Weissagung der hinter den Leidens- fahren der Gegenwart liegenden Zukunft. Der Psalm ist also ein Torso (Rumps oder Brucbstiick eines Stand· bildes), so daß die Einen meinen, er sei verstümmelt, Andere, der Verfasser habe ihn nicht fertig gebracht; da aber, wo dcr Psalm aufhört, schließt sich Hat-at. 3 wie eine Fortfetzun an, denn mit der Bitte, jene Erlösungss that der tnosaischen Vorzeit Zu erneuern und im Zorne der Barmherzigkeit zu geden en, beginnt der Propheh ». nngehorsntue Krt sit. 5-—8). Anbetung und Lobpreis Gottes ob seiner Wundermacht und der Heiligkeit seiner Wege. 293 und in Ansdriicien und Bildern, welche unserm Psalm entlehnt sind, schaut er dann die neue Erlösungsthah von welcher die alte überstrahlt wird. (Delitzsch.) Der 78. Psalm. Erzählung der Mohlthaten und strafen Gottes, seinem Voll: erzeigt. I. Eine Unterweisung [oder ein Lehrgedicht 32, I] Assapds [eines Gliedes dieser Sänger- familie 1. Chron. 26, 31 Filum» verfaßt zu der Zeit, da Jerobeam, der Sohn Nebat, Jsrael sündigen machte 1. Kdn. 12, 28—30]. Im« letzten Vers von Its. 77 erscheint Israel als eine Heerde, die von Linse nnd Anton, itu letzten Vers von Its. 78 als eine Heerde, die von David lanteren Herzens nnd tnit einslastigen thänden gesiihrt ward, nnd beide Psal- nieu beriihren sitt) nun; sonst in Gedanken nnd Instituten, obgleich sie der Jteit nach weit aus einander liegen; denn während der vorige nus in die letzten Jahrzehnte des Rei- ches Indn versetzt, wo dasselbe unanshalsam den: Gerichte Gottes entgegenging, stehen wir mit den: vorliegenden nn- mittelbnr hinter dem Ereigniß der Ueirhsspaltnng unter Rehabeam (1. Ahn. is, 24 2ln:n.). I— v.1—1l. direkt; einen: Eingange, in welchen: der heil. Sänger als prrdiger unter das voll: tritt nnd ans- merltsanieo Gehdr it: Jtusnrnch nimmt, indem er Willens ist, die Thatsnozen nnd Gesnsichten der mosaischen vor- git den: Geschlecht der Gegenwart znr kehre nad znr nrnnng vorzuhalten W. l—-4), isiznerst vonIsraePs tiestinrtanug die Rede, von dem Ziel, das der lstkrr seinen: volle: gedenkt habe: es in ihn: Gottes Gesetz, enthaltend den Inbegriff seiner Thaien sowohl wie seiner Person-isten, wie sie in den 5 Büchern Mosis vorliegen, zur Fortnflauznog von einem Gesthleclit ans das andere gegeben damit die Uachltommeu derer, an denen einst so große Dinge geschehen, zu lebendigen: vertrauen ans Gott nnd zu treuer tjaltnng seiner Gebote ungeleitet würden, die Kinder in: Xande der Verheißnng aber nicht wären, wie die Väter in der Wüste, eine abtrünnige nnd Wie sieht es nnnin der Gegenwart ntit Erfüllung dieser Ausgabe, mit Erreichung solcher Bestimmung? Kot! Israel, soweit es in den Kindern Eohraim oder it: den 10 Stummen des nörd- lttheu Reichs seinen Zestaud hat, hat das gerade Ge- geathett gethan von dem, was es thun sollte; es hat in dem, den: ganzer: ipollte nerordneten geistlicljen Kriegs- dtenh so wenig als einen znoerliissigen nnd toahrhasten Vorttätnpser sitt: erwiesen, daß es vielmehr mitten in: Tressen seige flrh znrätttgezogem und ist zu detn alten sthlechten Israel geworden, das Gottes Znad nicht hal- ten rollt nnd schmählich seiner Thateu nnd Wunder ver- gißt W. 9——1l). Höre, mein Volk [Jsrael, dem ich als Glied angehöre und mit dem ich durch das Band der Liebe mich verbunden weiß], ntein Geseh [die Lehre, die ich nicht blos als menschlich wohlge- meinten Rathschlag, sondern als eine Unterweisung auf Grund göttlichen Worts dir zu ertheilen ge- denke] neiget eure Ohren zu der Rede meines Mundes [Sprüchw. 8, 1 ss.; Pf. 49, 2 ff.]. L. Ich will meinen Mund aufthnn zu Sprü- theu, nnd alte Geschichte aussprechen lgenauen und verkündigen Räthsel aus der Vor- zeit Matth. IS, 35], z. Die wir gehört haben und wissen, und unsere Väter uns erzcihlet haben [Ps. 44- 2]- it. Daß wir es nicht verhalten sollen ihren Kindern, die hernach kommen, und vertündigen den Ruhm des HErrty und seine Macht und Wunder, die er gethan hat [2. Mai. 10, 2]. Die Meinung Assaphs ist nicht, daß er eigentliche Sinnsprüche vortragen und Näthsel aus Räthsel zu rathen ausgeben, sondern daß er die Geschichte der Väter sinnspruchs und räthselartig vortragen will, so daß sie zu einer Parabeh d. i. Lehrgeschichta zu einen: Exempel, einer Warnungstafeh und ihre Geschehnisse zu bedeut- samen Winken und Fragezeichen, zn Notabene’s sBes merkewohh für die Gegenwart werden. (Delitzscls.) Jn der heil. Geschichte findet sich iiberall ein verborgener Hinteegrund der Lehre, sie ist eine rückwärts gekehrte Weissagung und fordert dazu auf, durch die Schale zum Kern hindurchzudringen und aus den Trauben der Ge- schichte den Wein der Lehre zu keitern. (-L)engstenberg.) Z. Er sder HErrJ richtete [nicht blos mit Verkündigung der heil. zehn Gebote selber, son- dern überhaupt mit den großen Thaten, die er an seinem Volke unter Mose gethan] ein Zeugttiß auf iu Jakob und gab ein Geses iu Israel, das er unsern Vätern gebot zu lehren ihre Kinder, s. Auf daß die Nachkommen sen] trennen, und die Kinder, die noch sollten geboren werden. Wenn sie ansinnen, daß sie es auch ihren Kindern verii:udigteu; 7. Daß sie [in Kraft und Wirkung dieser von Geschlecht zu Geschlecht fortgeführten Ueber- lieferung] schien auf Gott ihre Hoffnung, nnd nicht vergcißen der Thateu Gottes, nnd seine Ge- bote hielten, 8. Und nicht würden wie ihre Väter [an denen zunächst jene Thaten geschehen, die aber auf ihr Herz sie nicht einwirken ließen], eine ab- triinnige nnd ungehorsam Akte, welchen ihr Herz nicht seit war, und ihr Geist nicht treulich hielt au Gott [5. Mos 4, 9 ff; S, 6 ss.; 32, 5 f. 28]. O. Wie [aber gleichwohl die Kinder wieder geworden sind wie ihre Väter, das beweisen zu dieser unsrer Zeit] die Kinder Ephraiut [in denen jene abtrünnige und ungehorsame Art sich gleich- sam aufs Neue verkörpert hat; denn sie find solche], so geharnischt den Bogen sitt-kenn, [und nun] adfteleu znt Zeit des Streits lste waren wegen ihrer Wehrhaftigkeit und Wasfentüchtigkeit beson- ders dazu berufen, dem ganzen Volk im Kampfe wider die Feinde voranzugehen und ihm die Bahn zum Siege zu brechen, haben aber im entscheidenden Augenblick Kehrt gemacht und den Kampfplatz verlassen]. 294 Psalm 78, 10—56. 10. Sie hielten [indem sie von dem recht: mäßigen Tempel und dem Königthum der Ver- heißung sich losgesagt haben] den Bund Gottes nicht, und wollten nicht in feinem Gesetz wandeln, 11. Und vergaßen seiner Thaten und feiner Wunder, die er ihnen erzeiget hatte cganz so wie es die Väter in den Tagen der Vorzeit gemacht haben]. Zur Zeit Davids und Salomo’s war Israel auf einem Wendepunkt seiner Gcschichte angekommen; nun handelte es sich darum, zufammenzuhalten und dadurch Jsraeks Größe festzustellen und zu vermehren. Jn die- sem entscheidenden Augenblick aber wandte Ephraim Jehova und der wahren Bestimmung Jsraers den Rücken, indem sie unter Jerobcam’s Anleitung vom Hause Davids absieletn (Vaihingec.) U« v. 12—72. Damit das in den vorigen Versen über die Kinder Eohraim ausgesprochene Urtheil nicht zu hart erscheine, ihr Abfall vom Tempel zu Jerusalem nnd vom äönigshanse Davids vielmehr als das ernannt werde, was er witltlich ist, als ein konsequent durchgeführt« Abfall von dem hGrrn selber nnd seinen tjetlsordnnugem führt hieraus der heil. Sänger die Geschichte der israelitiscticn derzeit vom Jtnszng aus Egypten an bis zum Schluß der 40 wüsieujahte im Einzelnen vor nnd läßt da überall Ssraeks Unglau- ben, Hartaänkiglreit nnd wldersnensligtkett der güttlicheu Wnnderhilstz Treue und Barmherzigkeit gegenüber in’s hellste Dicht treten W. 12-—-40). Diese abtrünuige und ungehorsame Jirt zeigt sitt) denn auch an dem Israel der diichlerzeiy das der Thaten Gottes an den Vätern sogar vergessen nnd ihn mit seinen Höhen nnd Götzen erzüruet und» gereizet hat ftp. 4t—5ii); sie erreicht aber ihren Höhepunkt in den Kindern Gphraink daher auch Gottes Strafgerichte in Glrs Zeit sich hauptsächlich über diese entladen (v. 59—6-t). Jils dann Gott in Gnaden seines ijriligthnms sich wieder angenommen, hat er nach dem Berge Zion als der Stätte für sein Heiligthum nnd zu dem Stamme Inda als dem Sproß für das Eötrigthnm der Verheißung sich gewendet, Guhraini aber, das von beiden sich lossugt, sagt im Grunde von dem HErrn und seinem Volke selber sich los til. 65——72). 12. Bot: ihren [der mit Gefammtisrael bis auf diese jüngste Zeit noch zu Einem Volk ver- bundenen Kinder Ephraimj Vätern that er Wun- der in Eghpten sdie diese mit Augen gesehen] im Felde Zoau [2. Mos. 5, i Anm. 1]. 13. Ei? zertheilete [darnach, beim Auszug aus dem Lande] das Meer, nnd ließ sie durchhin gehen, und ftellete das Wasscr wie eine Mauer [2. Mos. 14]. 14. Er leitete sie [hierauf während des Zugs durch die Wüste] des Tages mit einer Wolke, und des Nachts mit einem hellen Feuer fie. Mos. is, 21 s.]. 15. Er riß Dann, um »in Durst zu sein ihr Wasserquell«] die Felsen it! der Wüste, nttd irantete fie mit Wasser die Fülle [·2. Mos. 17,1 ff; 4· M. 20, 2 ff.], » 16. Und ließ Bache aus dem Felsen fließen, daß fie hinab ftossen, wie Wasserftrbute swie be- sonders bei der zweiten Geschichte in its. M. 20 dies der Fall war]. « 17. Noch sündigten fie weiter wider ihn sin- dem die wunderbare Tränkung mit Wasser fie nicht zum Glauben brachte] Und trzitrnetcn den Höchsten in der Wüste, 18. Und versuchten Gott in ihrem Herzen, daß fie Speise forderten für ihre Seelen [2.Mof. 16, Z; 4. M. 11, 4 ffx], II. Und redeten wider Gott, und fhrachem Ja, Gott sollte wohl können einen Tisch bereiten in der Wüste! 20. Siehe, er hat wohl den Felsen geschlagen, daß Wasser flossen, nnd Bache fich ergossen; aber wie kann er Brod geben, und feinem Volk Fleisch verschaffen? Mit dichterifcher Freiheit faßt der Sänger, wie frü- her, was das Wasser, so hier, was die Speise be- trifft, in Ein Bild zusammen. — Jn V. 19 ist der Hauptsache nach dasjenige enthalten, was die Jsraeliten wirklich sprachen, B. 20 aber giebt mehr dasjenige, was sie hätten sprechen müssen, wenn fie hätten ehrlich und aufrichtig sein wolleu, um das Unverantwortliehe ihres Betragens recht klar vor Augen zu stellen. Es ist dem Unglauben eigenthümlich, daß er geflissentlich dasjenige ignorirt, wodurch« Gott früher seine Gottheit dar-gethan, und also mit ihm handelt, als habe er sich jetzt zum ersten Mal darüber auszuweisen; wenn man ihm dies Mäntelchen abzieht, so steht er in seiner ganzen Blöße da. (Hengstenberg.) 21. Da nun das der HErr hütete, ent- brannte er, und Feuer ging an in Jakob, und Zorn lam über Israel. 22. Daß so. i. Daraus, daß] fie nicht glau- beteu an Gott, und hoffeteu nicht auf feine Hilfe [4. Mos. It, 1 ff.]. 23. Und er [trotz ihres Unglaubens sich den· noch treu bleibend] gebot den Wolken droben, nnd that auf die Thüren des Himmels, 24. Und ließ das Man auf fie regnen - ZU essen, und gab ihnen Himntelbrod [2. Mos. 16- 4. 14 f. 25. Sie aßen Engelbrod [Vrod, das von der Wohnung der Engel oder unmittelbar vom Himmel herab kam Weish 16, 20], er sandte ihnen Speise die Fülle 26. Er ließ weben [stch bewegen oder wehen] den Oftwind unter dem Himmel, und erregte durch feine Stärke den Südwiud 27. Und ließ Fleisch auf fie regnen, tote Staub, nnd Vögel, wie Sand am Meer, 28. Und ließ sie sdie Wachteliy in denen er ihnen Fteifch gab] fallen unter ihr Lager alleut- halben, da sie wohneten sit) daß ihre Wohnungen rings herum davon bedecket waren]. W. Da aßen fie, und wurden allzu satt; er ließ fie ihre Luft büßen [2. Mos. 16, is; 4. M. n, 31 H. . Erzählung der Wohlthaten Gottes, seinem Volke erzeigt. 295 In. Da sie nun ihre Lust gebüßet hatten, nnd sie noch davon aßenz »31. Da kam der Zorn Gottes über sie, und erwurgete die Vornehutsten unter ihnen, und schlug darnieder die Besten in Israel (4. M. 11, 33]. IT. Aber über das alles sündigten sie noch mehr, nnd glaubten nicht an seine Wunder [4. Mos. 14, 1i]. II. Darum ließ er sie dahin sterben, daß sie uiehts erlangen-i, und mußten ihr Lebenlang ge- plaget sein [4. Mos. 14, 22 f.]. M. Wenn et [nun während der Zsjährigen Strafzeit in der Wüste, die jetzt folgte] sie er- wutgete, suchten sie ihn swohl hin und wieder], nnd kehteien sich frühe [d. i. mit einer gewissen Ewigkeit, einem scheinbaren HeiIsverlangeUJ zu Si. Und gedachten, daß Gott ihr Hort ist, nnd Gott der Höchste ihr Erldser ist [d. Mos. so, is. i8; I. M. 48, i61. « IS. Und [doch war das keineswegs eine auf- richtige, griindliche Umkehr, sondern sie] heuchelten ihn: mit ihrem Munde, und logeu ihm mit ihrer USE; M. Aber [wie sehr sie auch mit schönen Reden Gott für sich zu gewinnen suchten] ihr Herz war nicht feste an ihm, nnd hielten nicht treulich an seinem Bunde. Was für ein großes Buch könnte man von der Gleichheit des heutigen Volks in diesem Punkte schreiben! Die Beichtsiühle sollten hier reden können. (Berleb.Bib.) Z8. Er aber war barmherzig, und vergab die Missethat [2. Mos. 34, 6 f.], nnd vertilgte sie nicht [gänzlich und plötzlich, wie er wohl das Recht dazu gehabt hätte 2. Mos. 32, 10; 4. M. 14, 125 M, 2I], und wendete oft seinen Zorn ab, und ließ nieht seinen ganzen Zorn gehen. Wenn den Deliquenten die 40 Geißelhiebe, weniger eins (5. Mos. 25, 3 Anrn.), aufgezählt wurden, recitirte man zuerst: 5. Mos. 28, 58 s.; und darauf 5. M. 21, 8 und unsern Psalmvers (2. Cur. 11, 24). sit. Denn er gedachte, daß sie Fleisch sind, ein Wind, der dahin sühret, und nicht wieder- kommt [Ps. i03, i4 ff.]. 40. Sie erzürueten ihn gar oft in der Wüste, nnd entrüsteten ihn in der Eindde [wie wir vor- hin uns dessen erinnert haben]- 41. Sie versuchten [aber auch nachmals, als sie nun das heilige Land eingenommen hatten] Gott immer wieder, und meisterteu den Heiligen in Israel [Jes. 1, 4 Anrn. 1]. 42. Sie dachten nicht an seine Hand des Tages, da er sie erlbsete von den Feinden sden eghptischen Drängern, mit welcher Erlösung ja Jsraels Existenz als selbstständiges Volk unter den Nationen ihren Anfang genommen nnd die daher fortwährend ihnen hätte in Erinnerung bleiben sollen]. Die Zeichen und Wunder in Eghptem die in V. 12 zum Erweise der Verderbtheit der Väter nur kurz be- rührt waren, werden nun in den folgenden Versen zum Erweise der Verderbtheit der Söhne, zu dessen Heil sie nicht weniger geschahen, die ebenso durch sie zum Dank verpflichtet waren, ein ehender geschildert. Die Aufzäh- lung der Wunder und eichen beginnt da mit dem ersten und schließt mit dem letzten Wunder, in der Mitte aber läßt sich der Sänger Freiheit» 43. Wie er denn seiue Zeichen in Egyhten gethan hatte, und seiue Wunder im Lande Zoan fdem Sitz der Regierung des damaligen Eghptev konigsx 44. Da er ihr Wasser in Blut wandelte, daß sie ihre Bäche nicht trinken konnten [2. Mos.- 20 si- 71 · ) 45. Da er Uugeziefer unter sie schickte, die sie stoßen, nnd Kröten, die sie verderbeten [2. Mos. 8, S. 2 41. - 46. Und gab ihr Gewächs den Raupen, nndssihre Saat den Heuschrecken [2. Mos. 10, 13 .]; 47. Da er ihre Weinstbele mit Hagel schlug nnd ihre Maulbeerbänine [1. Chiron. 28- 28 Amt-J mit Schloßen; 48. Da er ihr Vieh schlug mit Hagel, nnd ihre Heerden mit Strahlen [2. Mos. I, 23 M; its. Da er [bei der letzten und schwersten Plage 2. Mos. 12, 29J böse Engel sdie allerlei Unglück brachten] unter sie sandte in seinem grimmigen Zorn, und ließ sie kdiese Engel] toben nnd winden, und Leide thun; so. Da er seinen Zorn ließ fortgehen, und ihrer Seelen vor dem Tode. nicht verschonen, nnd ließ ihr Vieh an der Pestilenz sterben; 51. Da er alle Erstgebnrt in Eghhteu schlug, die ersten Erben in den Hütten Hams [1. Mos. 10, 6]. 52. Und ließ sein Volk lnachdem er den egyptischen König durch solche Zeichen und Wun- der mürbe gemacht] ausziehen wie Schafe, und sühreäejsie wie eine Heerde in der Wüste lPsi 77, i. 53. Und er leitete sie sicher, daß sie sieh nicht fürchteten [indem er ihnen mit seiner Leitung alle Ursach zur Furcht benahm]; aber ihre Feinde bedeckte das Meer [2. Mos. 14, 19 ff.]. sit. Und brachte sie in seiue heilige Grenze kdas Land CanaanL zu diesem Berge- den seine Rechte erworben hat [2. Mos. is, is. i7; Pf. so, is. 18]. II. Und vertrieb vor ihnen her die Völker, nnd ließ ihnen das Erbe austheilen, nnd ließ in jener Hütten die Stämme Israel wohnen [Ps.44, 3 f.; 105, 44]. In. Aber sie versuchten und, erzürneten Gott den Höchsten fdie ganze Zeit unter den Richtern aber Nicht. 2, s ff.], nnd hielten seiue Zengnisse 296 Psalm 78 , 57 — 72. 79,1——l2. nicht strotz der ausdrücklichen Warnung und Mahnung in 5. Mof 6, 16 f.], 57. Und fielen zurirel und verachteteu alles, wie ihre Väter, nnd hielten nicht, gleichwie ein loser Bogen [Hos. 7, US]- 58. Und erzürneten ihn mit ihren Höhen, nnd reizeten ihn mit ihren Gbhert [5. Mvls 32, 21]. 59. Und da das Gott hütete, entbrannte er, und berwarf Israel sehr [V. 21], 60. Daß er [in der 1. Sam. 4 erzählten Geschichte] seine Wohnung zu Silo [wo seit Jst» 18, 1 die Stiftshütte stunds ließ fahren, die Hütte, da er unter Menschen wohuete [2. Mos. 25, 8; 5. M. 12, 11;Jerem. 7, 121; til. Und gab ihre Maeht [die Bundeslade] iu«s Gefängniß, nnd ihre Herrlichkeit seben diese Bundeslade] in die Hand des Feindes [der Philister]; 62. Und übergab sein Voll in das Schwert, und entbrannte über sein Erbe sdaß damals 30,000 Mann Fußvolks aus Jsrael fielen I. Sam. 11, 10]. its. Ihre junge Mannschaft fraß das [Kriegs-] Feuer [4. Mos. 21, 28], und ihre Jungfrauen mußten nngefreiet bleiben. litt. Ihre Priester [Hophni und Pinehasj fielen durchs Schwert, nnd waren keine Witwen, die da weinen sollten findem diese selber dem Tode erlagen I. Sam. 4, It) ff.]. 65. Und der HErr erwachte snachdem er längere Zeit sein Volk in Schmach und Elend dahingegebeu und sich nicht um dasselbe gekäm- mert hatte 1. Sam. 7, 2 ff.], wie ein Schlafen- der, wie ein Starter jauchzet, der vom Wein kommt [wo er Kraft und Muth, die ihm schon von Natur einwohnen, noch erhöhet hat Pf. 104, 15]. 66. Und schlug seine Feinde sdie PhiIEsterJ von hinten [in der Geschichtex I. Sam. 5, 6 noch in einem besonderen Sinne, überhaupt aber in den Siegen, die er Samuel, Saul und David über fee erringen ließL und hängete ihnen eine ewige Schande an sdaß es von da an Stufe für Stufe mit ihnen abwärts ging 2. Sam. S, 1]. 67. Und verwarf [zugteich, als es sich nun darum handelte, die Bundeslade wieder an eine feste Stätte zu bringen 1. Sam. 5 u. S] die Hütte Josephs [das Stiftszelt zu Silo, in welches die heilige Lade nie wieder gekommen istL nnd erwcihlete nicht den Stamm Ephratm fdaß er an irgend einem Ort dieses Stammes mit dem Gnadenzeichen seiner Gegenwart sich niedergelassen ätte ; h 6]8. Sondern erwählete den Stamm Juba, den Berg Zion, welchen er liebte [2. Sam. 6]. litt» Und banete sals dann in dem von Sa- lomo gegründeten Tempel keine steinerne statt der hölzernen ihm gebaut wurde] sein Heiligthntn both, wie ein Land, das ewiglich fest stehen soll [Ps. 68, 17; 132, 14]. 70. Und ettvclhleie [um zugleich ein fesies, unvergängliches Königthum unter seinem Volke zu schaffen 2. Sam. 71 seinen Knecht David, nnd nahm ihn von den Sehafstallen [besser: Schaf- hürden l. Sam. »16]; 71. Von den saugenden Schafen holte er ihn [wo er zuvor wie in einer Schule— Sorgfalt und Hirtentreue gelernt hatte Jes. 40, 11], daß c: sein Voll Jakob weiden sollte, und sein Erbe Israel [2. Sam. 7, 8]. 72. Und er fDavidj weidete sie ldie Kinder Israel] auch [seinem lauteren Herzen gemäß] mit aller Treue, nnd regierte sie mit allem Fleiß kais einen klugen und einsichtsvollen Regenten fiel) er- weisend] Die Erwählung Davids giebt der Heilsgefchichte bis in die Ewigkeit hinein ihr Gepräge. Lhrik und Propheiie kreisen seitdem um David: der Zion ist ihr Parnaß (Dichterberg), Jerusalem das Schanthah Jes. 22, 1. (Delißsch.) Der Dichte: bricht mit Zions und Davids Erwä lung ab und überläßt das Weitere seinen Lesernx wer Gottes Thaten und Wege fürchtet, der wird die erwählte Stätte des Heiligthums und das erwählte Geschlecht der Kdnigthums anerkennen; die aber das traurige Erbe der Vorzeit, die abtrünnige und unge- horsame Art, hartnäckig festhalten und bei sich bis zur Vollendung entwickelm bringen damit nur sich selber um das selige Erbe, um ihren Ansall an der Vollendung der in der Vorzeit begonnenen und auf ein hohes, in die Ewigkeit hineinreichendes Ziel gerichteten Nathschlüsse Gottes. Wohin es hätte kommen müssen, wenn das Volk der nördlichen Stämme hätte erkennen wollen, was ihm zum Frieden diente, darüber vgl. Anm. zu Hosea 1, l. Der 79. Psalm. gebet wider die kfeinde der Wahrheit und ihre Tyrannei. 1. Ein Psalm Assaphs seines Dichters aus dieser Sängerfamilie 1. Chron 26, 31 Anm.]. Je weniger mit den! vorigen eine nahe liegende der— waudtfchaft dieses pfalmg sirh erkennen läßt, desto nicht: mit Pf. 74; wie nnn dort, fo werden wir nun) hie: to die Zeit nach der rhaldätfchen liataftronhe net-fehl, nnd dient unser Psalm dem 74., den er vornen-setzt, zur Ergänzung (2. Kein· DE, 22 Jtnin.), in l. Mart. 7, 16 f. wird aber Beziehung auf d. 2 u. 3 genommen. I· V. t—4. Der pfulm beginnt mit lklagender Schilde· rnng des Elends, das älter Gottes solle und Hans, öder dar heilige Land nnd die heilige Stadt genommen ist. HErr sim Grundtext steht: Gott], es sind Heiden [die Horden der ChaldäerJ in dein Erbe fdas heilige Land] gefallen, die haben deinen het- ligen Tempel sdurch völlige Zerstörung desselben gläubigen ew Klage über das Elend und die· Bedrücluitg durch« dieYFeitideg und Bittens-IF« Pf. 74, 3 ff; Klagen i, to] verunretnigeh und ans Jerusalem Steinhaufen gemacl)i [Micha Z, is; Jerem. 52, 12 ff.]. 2. Sie haben die Leichnante deiner Knechte [die sie umgebracht] den Vögeln Unter dem Him- mel ,zn fressen gegeben, und das Fleisch deiner Heiligen [denn den Heiden gegenüber ist Israel immer, auch wenn es um seiner Sünde willen gestraft wird, die »Gemeine der Heiligen«] den Thieren im Lande [Jerem. 7, 32; 16, 4]. s. Sie haben Blut Vergossen um Jerusalem [die heilige Stadt, deren Name ,,Friedenssiätte« bedeutet 1. Mos 14, 18 Anna. I] her [in so großer Menge], wie Wasserz und war [von den Angehörigen der Gefallenen] niemand, der begrub [indem, wer nicht selber fiel, in die Gefangen- schaft geschleppt wurde] 4. Wir sind sin einem viel ärgeren Maße, als man zur Zeit Davids also klagte Pf. 44, 14] unsern Nachbarn eine Schmach worden, ein Spott nnd Hohn denen, die um uns sind litlfvndekheit den feindseligety schadensrohen Edomitern V.12]. II. v. 5——8. lluf die lelageude Schilderung eines Elends das in seinen einzelnen Verhältnissen noch sortdanert, folgt die itlageude Frage: »Wie lange, nimmt« Darin liegt die abmehrrnde Bitte, daß aus dem ,,lange« ulct)t ein »auf immer« werde. s. HEry wie lange loillst du so gar zürnen [daß es scheint, als solle der Zorn ewig währen Pf. 13 , 2 Anm.], und deinen Eiferioie Feuer brennen lassen [2. Mof So, H; b. M. 29, 2012 S. Schütie [vielmehr zu seiner Zeit, da ja doch einmal die Stunde kommen muß, da dein Zorn von deiner Gemeinde gegen die Welt sich kehren wird, in deren Gewalt ste jetzt dahin ge- geben ist] deinen Grimm auf die Heiden, die dich nicht kennen, nnd auf die Königreiche , die deinen Namen nicht anrufen. 7. Denn sie haben Jakob fdas Volk deiner Gnadenwahl] aufgefressen, nud feine Hanser ver- lvustei [was nach Maßgabe deiner Gerechtigkeit nicht ungerochen bleiben kann Jerem. 10, "25]. Das ist der Unterschied, daß Gott mit allen Un« i zürnen wird; mit den Gläubigen aber, wenn sie die Strafe verdient haben, zürnt Gott aucl) wohl, aber nicht ewig, sondern läßt il)nen eine kleine zeitliche Ruthe und Züchiigung widerfahren zur Besse- rung. (J. Arnd.) Das Gericht fängt bei dem Hause Gottes an (1. Petri 4, 17), aber es geht dann auf diejenigen über, deren sich Gott zu Werkzeugen seiner Strafe bedient hat; das Wetter des Zornes Gottes bleibt zuletzt immer über der, seiner Gemeinde fcindlicheii Welt stehen. cHeitgstenbergJ 8. Gedeuke nicht unsrer vorigen Misseihat [die bis »auf die Zeit der Väter zurückgeht und »auch derenSchuld als eine solche, die seht an uns gestraft wird, in sich begreift KlageL b, 7]; rrbartndiehzunset bald sehe es ganz mit uns aus wird] denn lvik sind fast [d. I. sehr Jos. is, i Anna] dnnne worden. Sie bekennen eine lan e Hartnäckigkeih in der sie sich gegen Gott verhärtet atten, und dies Bekenntniß entspricht den prophetischen Bestrafcingem denn die heil. Geschichte bezeugt, das) die Strafe des Eriis aufgeschoi ben wurde, bis Gott erfahren, daß die Bosheit unheil- bar sei: Jes. 65, 7. (Calvikt.) I«- V. 9 ——i2. Jlu die abwehrende Bitte, die schon im vorigen Abschnitt zu einer, die Rache iiber die Feinde des volltes Gottes herlieimiinschenden wurde, fiiiließt sen) nun das, des tJErrn Gnade hernbrufeude Ziehens, das aus einein Herzen not-mit, welches non eigenem verdleun und eigener Kraft nichts weiß, sondern allein ou Gottes Erbarmen nud seine nllmäehttge Hilfe sitt) hält. il. Hilf du uns, Gott, unser Helfer [da wir uns selbst nicht rathen und helfen können], um deines Namens Ehre willen sdaß du auch ietzt erscheinesi als der, als welchen du dich je und se erwiesen]; errette uns fand unserm ElendL und vergieb uns unsre Sünde [womit wir dasselbe über uns herausbeschworen haben], um deines Namens lvillen [von dem du einst dem Muse ge- predigt hast 2. M. 34, 5 sf.]. 10. Warum lässest du die Heiden [wenn ste in unserm jetzigen Zustande uns ansehen] sagen fJoel 2, 175 Pl. 115, 2J: Wo ist nun ihr Gott [von dem fte immer gerühmt haben, daß er ein allmächtiger Gott und sie sein auserwähltes Volk feienji Las) unter den Heiden vor unsern Augen [so daß wir’s noch erleben] kund werdet! die [von dir gedrohete 5. Mos 32, 43] Rathe des Bluts deiner Knechte, das vergessen ist [V. 3]. II. Laß vor dich kommen das Seufzen der Gefangenen [die in’s Exil geführt worden sind und von dort aus zu dir rufen]; nach deinem großen Arm [nach der nnendiichen Kraftfülle, womit du vormals dem Gefängniß in Eghpten ein Ende gemacht hast] behalte fund] dieKinder des Todes [am Leben, die wir in unserm Nothstande umkommen müßten, wenn du uns nicht los machest Pf. 102, 21]. 12. Und vergilt unsern Nachbarn svor allem den Edomiterm die am ehesten zur Erkenntniß der Wahrheit hätten kommen können, ste aber in Ungerechtigkeit aufgehalten haben] siebenfåltig [in einersirafrichterlich sich erschöpfenden Vergeltung] in ihren Busen ihre Schmach, damit sie dich, HErtJ [mit ihrem Hohn und ihrer Feindschaft gegen uns] geschmäht! haben [Ps. 137, 7; KlageL it, 21 Das Volk Gottes hat das Gliick, daß es in jeder Noth an den früheren Eerettungen das Unterpfand der zukünftigen hat und darin eine feste Grundlage der Zu« versichtz die Welt, wenn sie biitet, bittet immer nur ver- suchsweise, weil sie sich von der Geschichte losreißt. fhengstenbergh til. V. is. Zum Schluß gelobt die Gemeinde, die ja als Gottes Voll« nnd als die Schafe seiner Weide net) 298 Psalm W, is. sc, 1-20. welk nnd daher an der Grfällung der vorhin ausge- sprochene« Bitte nieht zweifelt, für ihre Rettung unver- gangltchen Lobi-rein. « 13. Wir aber, [im Gegensatz zu den, deinem Strafgericht für immer verfallenden Nachbarn V. II] dein Voll und Schafe deiner Weide [Ps. 74, 1; 95, 7; 100, 3], danken dir swerden für deine Hilfe und Errettung dich preiseng ewiglich, nnd veriimdigen deinen Namen für nn für [Ps. 44, 9]. Der sit. Psalm. gebet um Erhaltung des geistlichen Weinberge 1. Ein Psalm Assaphs [eines Gliedes der Sängerfamilie Asfaph I. Chron. 26, 31 Anm.], von den Spautosen sworunter Luther »ein Kleinod wie eine Rose« versteht und den Ausdruck bildlich auf ,,das Königreich Israel« deutet Pf. 60, 1 Anm., nach anderer Uebersetzung: auf die Melo- die ,,Lilien, das Zeugnis« gedichtet Pf. 45, 1; 69, 1], vorznfingen [4, 1]. . «) Darunter ist Gottes Gesetz zu verliehen, dessen Lob wahrscheinlich in dem Liede, nach dessen Melodie der vorliegende Psalm vorzutragen ist, befangen wurde. Nach der Accentuation aber, die hier eine andere ist als bei Pf. So, 1., ist der Ausdruck ,,Zcugniß« Vielmehr »ein Zeugniß« (mit dem unbestimmten Artikel) zu übersehen und mit Assaph zu verbinden, so daß die Ueberfchrift also lauten würde: Dem Mufikmeisteh nach ,,Lilien«,.ein Zeugniß Assaphs, ein Psalm. Sahen wir, wie in Pf. 78 der ,,Jsrael rechter Art, der ans dem Geist erzeuget ward« mit geistlichen Massen wider die kosreisiung der 10 Stämme vom Hause Davids kämpfte, so sehen wir hier, wie dieser Israel die Wegfähs rang jener Stämme in die assnrische Gefangenschaft gleich bei ihrem Anfang zu den Zeiten des Königs pekah viel- ulehr beklagt und alg tin Leiden der ganzen Kirche Gottes empfindet, statt schadeufroh seine kusi daran zu sehen (2. Nu. is, 29 Anm.), indem er zugleich eine künftige wiederoercinlgnng der jetzt getrennten Glieder rrhofst und ersieht. wenn unn aber der Psalm mit einem diufe zu dem Hirten Iaraclg beginnt, während Pf. 79 mit dem Be— wubtsrim daß Israel Gottes itlolk sei nnd die Schafe seiner Weide in sieh begreift, schließt, so können wir nunmehr verstehen, warum der lehtgenaunte Psalm zwischen dir. 78 und 80 mittenein tritt, während wir ztvischeu 78 u. 79 selber einen näheren Zusammenhang nicht zn entdecken ver- meinten. I— V. 2——4. Sn elendrr Zeit, wo Israel unmeuticts in den Stämnteu dee näedllrlzen Reichs viel non seinen Feinden zu erleiden gehabt, wendet sieh die Sitte der Gemeinde an den, der ihr tjirt nnd Streiter in, und ruft ihn an um neue Zuwendung seiner Gnade nnd um Heilung von ihren Schcidetn Z. Du Hirte Israel [wie vormals des Erz: Vaters dieses Namens 1.Mos. its, 15; 49, 24., so nochmals des ganzen, nach ihm benannten Volkes], höre [unser Nasen und Klagen, das wir in gegenwärtiger Noth vor dich bringen], der du Joseph sanch der 10 Stämme Obadfa V. 18 so gut wie der Kinder Juba] hütest tvie det Schafe lnimm dich mit Hirtenfürsorge gerade dieser Stämme besonders an, weil gerade sie solcher Fürsorge jetzt ganz besonders bedürfen]; erscheine [in deiner richtenden und rettenden Herrlichkeits der dn siszeft über Cherubim [2. Mos 25, 17 ff. und mit diesem sinnbildlichen Zeichen deine Gna- dengegenwart uns zugesagt hast l. Sam. 4, 4; Pf. 18, II; do, 1]. . s. Erwecte deine Gewalt sdie jetzt wie im tiefen Schlafe liegt Pf. 78, 65], der du vor Ephrain Beujamin [1. Kön. U, 39 Anmj nnd Manasse bist [gerade vor diesen Stämmen einst unmittelbar als Siegesherzog einherfchrittest, wenn Jsraeks Lager aufbrach 4. Mos. 10, 21 fs.], nnd komme uns zu Hilfe sbei dem Unglück, wel- ches das nördliche Reich jefzt betroffen hat]. 4. Gott tröste uns [stelle uns wieder her, bringe uns in den vorigen Stand zurück, da wir in der gegenwärtigen Ohnmacht und Zerrüttung uns selber nicht mehr ähnlich sinds, nnd laß leuchten dein Antlitz sindem du deine Gnade uns wieder zuwendests so genesen lvir sgleichwie Jakob bei Pniel rühmen konnte, daß feine Seele genesen sei, da er dich von Angesicht gesehen 1. Mos 32, 30]. ,,.HErr, stehe auf, laß deine Feinde zerstreuet, und die dich hassen flüchtig werden vor dir,« das war der Ruf Mosis, so oft die Bundeslade ausbrach gegen ihre Feinde (4. M. 10, 35), und diesen Ruf läßt jetzt der Sänger (V. Z) erschallen. »Laß dein Antlitz über uns leuchten«, das war der Segen Aarons zu Mosis Zeit (4. M. S, 25), und dieser Segen foll wieder neu werden. (Tholuck.) II. V. 5—l3. Klageud schildert hierauf die Gemeinde den elenden Zustand, in welchen: sie sirh befindet, wieder vom jenes: des gältliehen Zorne aufsteigende Rauch iiber ihrem Gebete lagen, sie Thräuenbrod esen nnd die Thräneu kaunenweie trinken müsse, wie sie ein Bank— aofel nnd Spott ihrer Uarhbarn geworden sei, und wie— deehvlt nun die vorige Bitte um neue Zuwendung gött- tirijer Gnade nnd Heilung von ihren Schädetn » s. HErty Gott Zebaoth, wie lange willst dn zurtten [gieichfam in Zornrauch dich einhülletq aber dem Gebet deines Volks sdaß dieses nicht bis zu dir hindurchzudringen und deine Gnade herbeizuführen vermag]? Es findet eine stunvolle Beziehung statt auf den Rauch ais das stehende Symbol des Gebete und die Verkörpernng desselben in dem Rauchopfer (Pf.141,2; Offenb. Z, 8; 8, 3 s.; Jes. 6, 4); der Ranch sollte nach 3. Mal. IS, 13 das Feuer des Zornes Gottes erstickery statt dessen aber läßt Gott dem Rauche des Gebets den Rauch seines Zornes begegnen. (Heugstenberg.) is. Du Izu dessen Ehre als ihres Hirten sie sonst rühmen durften, was in» Pf. 23, 5 geschrie- ben steht] speisest sie mit Thronenbrod smit Brod, das in lauter Thränen besteht Pf. 42 , 41 , Und Gebet um Erhaltung des geistlichen Weinbergd triinlest sie mit großem Maß snach dem Grundtext: einem DrittelsEpha Jes. 40, 12] vol! Theatern. 7. Du siehest uns unsern Nachbarn sdie ia stets so bei der Hand gewesen find, wenn wir in Bedrängniß waren, solche Zeiten zur Befriedigung ihres Hasses gegen uns zu benutzen Pf. 44, 14; 79- 41 znin Zank, nnd niisere Feinde spotten unser. 8. Gott Zebaoih [so rufen wir da vom Neuen V. 4], irbsie Uns [durch Wiederherstellung in den vorigen Stand]; laß lenehien dein Anilih, so genesen wir. III« h. it —— In. iioih einmal nimmt die Gemeinde die tilagende Schilderung ihrer Uothsiaiides auf, indem sie das Sonn mit dein Setzt vergleicht, nni dann desto dringlicher die nämliche Sitte, die sie fchon zwei Mal gethan, zum dritten ollal vorzubringen; sie stellt aber bei jener Vergleichung unter dem Bilde eines Weinnoitia tin) dar, der früher sorgfältig von Gott gepflegt wurde und üppig sitt) ausbreitete, dagegen nunmehr allen ver— iniislnngeu preisgegeben in nnd durchaus; einer neubele- bidiig bedarf, wenn er uiait gänzlich zu Grunde gehen so . I. Du hasi [zu der Zeit, da du uns zu einem selbsiständigen Volk unter den übrigen Na- tionen gemacht] einen Weinstock lin den tausenden von Geschiechtern, zu welchen wir im fremden Lande herangewachsen waren] ans Egypten ge- hoiei, nnd hast soon dem Boden hinweg, der für ihn bestimmt war] vertrieben die Heiden sdie CananiterL nnd denselben [in den so gereinigten Bofifzen, das heilige Land] gepslanzet [Jes. b, 1 .]. . In. Dn hast vor ihm die Bahn gemacht saufgeräumt mit den Hindernissem die seinem gedeihlichen Wachsthum im Wege standen] , nnd hast ihn lassen einiourzeln, daß er das Land snach allen vier Himmelsrichtungeii 1. Mos 28, 141 crsiillet hat. 11. Berge [im Süden Pf. 29, 8; 75,7-—— denke hier an das Gebirge der Amoriter 4. Mos 13, 1 Anm.] find mit seinem Schatten bedeckt, nnd mit seinen Reben die Cedern Gottes lauf dem Libanon im Norden]. 12. Du hast sein Gewächs ausgebreitet bis ans Mittelländische] Meer sim Westen], nnd seine Zweige bis an’s Wasser [den Euphrat im Osten —- so stand’s, genau der Verheiszung in d. Mos It, 24 entsprechend, in den Zeiten David’s und Salomo’s]. is. Warum hast du denn sgleich als sollte das alles ganz vergeblich und umsonst sein] seinen Zaun [der gegen die Außeuwelt hin als ein dir geweihetes Heiligthum ihn abschioß] zerbrochen, daß [in dieser gegenwärtigen Zeit] ihn [mit Ab- rupfen und Schäoigenj zerreisiet allen, das vor- über gehet sinsonderheit die assyrische Macht bei ihren Unternehmungen wider EgyptenR 299 14. Ei! haben ihn [sogar in dem, was neuerdings durch Tigleth-Piiessar, den König zu Assyrieiy geschehen ist 2. Kön. 15, 291 zerivithlel die wilden Seine, nnd die wilden Thiere haben ihn verderbet. 15. Gott Zebaoih, [nun es soweit gekommen] wende dich doch smit deiner Gnade uns wieder zu V. 2 f.], schane von! Himmel [stait ferner, wie bisher, alles gehen zu lassen, wie es eben geht], und siehe an [unsre NothständeL und suche heim diesen Weinstock svon dem vorhin V. 9 ff. die Rede war, dich seiner wieder annehmend], 16. Und halt ihn im Bau, den deine Rechte gepslanzet hat, und sschütze ihn wider weitere Verstörung] den du dir festiglich [zu deinem Erbe . und Eigenthum] erlvåhlet hast. 17. Siehe drein, nnd schilt [die Feinde, diese Heiden Pf. 9, 6], dass des Brennens nnd Reißens [womit sie deinen Weinberg zu Grunde richten wollen] ein Ende werde. Luther faßt Fig-Itz- (verbrannt) in dem Sinne von HYIY (das Brennen·) und ebenso HIHHDY (abgeschnitien) als Hauptwert in der Bedeutung »das Reihen-«, deutet nun die Worte des Grnndtextes so: »Das Brennen mit Feuer und das Reißen mögen durch das Scheltcn deines Angesichts ein Ende nehmen-« wofür er dann die obige Umschreibung gebrauchtz die richtigere Ueber« setznng istHVerbrannt mit Feuer, abgerissen (ist er, der Weinstock), vor dein Schelten deines An· gesichts kommen sie um, was aber denselben Sinn ergiebt, wenn man bei dem ,,sie« an die Feinde denkt, die den Weinsiock verderbet haben, während dagegen die meisten Ansleger dabei an die Kinder Jsrael denken, die den Weinstock bilden. 18. Deine Hand schätze das Volk deiner Rechten [das du durch seine Berufung zum Werk: zeug deiner Gnadenabsichten unter allen Völkern der Erde dir gleichsam zur Rechten gestellt hast Mattkx TO, 215 25- 33], nnd die Leute, die du dir sesiiglich [zu deinem Erbe nnd Eigenthum T· Mvs 19- 5 f.] erwahlet hast; 19. So wollen wir [zu Dank für solche. deine Bewahrung] nicht von dir lvcirhen [wie wir leider bisher gethan und damit das jetzt auf uns lastende Unglück wohl verdienet haben]. Laß uns leben [indem du neue Lebenskräfte uns zuführst Pf— 7l- 20]; so wollcn wir deinen Namen ankn- fen sfür unserii Gott und einigen Helfer dich be: kennend] 20. HEty GoiiZebaoih [so bitten wir zum dritten Mal V. 4 u. 8], tröste uns [durch Wie- derherstellung in den vorigen Stand]; laß dein Antlih leuchten, so genesen wir. Die Hindentung auf Jsraeks Schuld in V. 19 ist sehr zart gehalten: der Sän er will nicht die Rolle von Hiobs Freunden spielen, ee Folgt der Mahnung Hiobs (Kap. 19, 21): »Erbarmet euch mein, erbarmet euch mein, ihr meine Freunde; denn die Hand Gottes hat mich getrosfen;« dao Scheitel: hatte jeht Gott selbst 300 Psalm 81 , 1-—17. so, i. übernommen (V. l7), da konnten seine Diener schweigen. (.hengstenberg.) Wir dürfen darum, weil etwa 17 Jahre später es dennoch zur gänzlichen Wegfiihrung der zehn Stämme kam, gleichwohl nicht sa en, daß die Bitte unsers Pfalms unerhört und unersüllt geblieben sei, milssen viel mehr an die neue Gnadenzeit siir das Reich Juda unter König Hiskia und an die Weissagiing Jesatä 11, 13 denken. Der 81. Psalm. Vermahnung, wie die Feiertage recht zu begehen· l. Auf der Githith [entweder aufGathitifche Tonart oder auf der Gathitischeii Lyra Pf. 8, l] vorzusiugen [4, l]- Assuph fein Lied, das dieser Sängerfamilie angehört] Wie der vorige, so lsliclit nun) dieser Psalm in dir Brit der Ausführung ans Egyoien zurück; er beginnt mit einer passafesitiegrüßnng nnd bringt darnach eine passafesioredigtz und zwar eine predigt aus des tjErru Mund: selber an fein so hoihbegiiadigteiy nnd doni so abfällig gewordene- dolii, das er in gar freundlicher, ionieuder Weise zu un) zur-scheust, am ihm dann wider feine Feinde zu helfen und es von feinen Schädeu zu heilen. Wir lrdnnen uns dem Eindrnrli nin)t versnziießem daß, ioie sn)on veiienia Ulirosesfor zu Franelier in Holland, i— l7ii7) vermnthet hat, der Psalm zunänfst für jenes grosie passafest bestimmt war, welches der fromme tjiglria im J. 726 v. Chr. ueranßaitete nnd zu weichem er nun) nach dem Reiche Israel feine Boten sandte, um zur Zeiheiiignng einzuladen (2. Thron· 30, l ff.), ob- gieinz dies ersl im andern Monat, hatt in dein gesetziinf vorgeschriebenen Kind, gehalten werden konnte; der Ver— fafser des vorigen Psalm ioäre dann nun) der Iiiniler des vorliegenden, nnd beide Pf. snzlößen un) gut aneinander. I— d. 2——lt. Zuerst der Xesigruß an die zur Passafeier in Jerusalem vrrsanimeltem unter denen nun) ihrer etlin)e von Unser, zuauasfe nnd Selinion sitt) befinden (2. Thron. 30, ll); sie werden aufgefordert, mit fröh- liniem Herzen das Fest zu halten, denn es ist das sen der Erlösung Jsraeis aus großer iloth und tiefem Elend dnrct) seinen Heim! und Gott. 2. Siuget fröhlich [indem ihr lauten Jubel erfchallen laßt] Gotte, der unsere Stärke ist fals solche in den Tagen der Borzeit fich bewiesen hat und als solche auch in unsern gegenwärtigen Noth- siänden sich bewähren kann V. 15 f.; Pf. 46, 2]; jattchzet fihr Glieder seines Volks] dem Gott Jakobs. Z. Nehmet die Psalmen szur Hand, ihr gottesdienstlichen Sänger und Musiker, um zu thun, was eures Amtes ist 2. Chron. b, 12], nnd gebet ber die Partien [genauer: gebet Pauke, d. i. Paiikenschall, besser also: ,,rühret die Pauken«], liebliche Harfen mit Psalter flasset erklingen 2. Ehren. 30, 2i]. it. Blasct [ihr Priester, wie das euer Ge- schöft i« ist 1- Chww Is- 241 iiii Nrniuonden [diefes jetzigen Festmonatsj die Posaunen, fund haltet mit solchem Blasen an] in uusrtiu Fest det Lanbriiste s3. Mos 23, 23 — 25. 33 ff.]. Lutheus Uebersetzuiig beruht bei diesem Verse aus · der jüdischen Auffassung, welche unter dem Feste, auf welches die Schlußworte sich beziehen, das dritte von den drei Hauptfesten Jsraels versteht, das Lan bhütten - fest, und unter dem Neumond, mit welchem das Blasen beginnen soll, den l. Tisri als Anfang des bürger- lichen Jahres (2· Mos. 12, 2 Anm.); daher auch der Psalm nach altem Herkommen zum Neusahrspsalm der Juden dient, während er in der gewöhnlichen Wochen« liturgie den Donnerstagspsaim bildete (4. Mof. 28, 8 Anm.). Wollten wir bei dieser Auffassung stehen bleiben, so könnten wir die Entstehun unsers Psalms in dem, was in Nehem. 8, 13 ff. erzä it wird, erblickem Jndessen liegt die Beziehung aus das Osteri oder Passa- fest viel näher, und wenn nun manches im salm sich findet, was zu Gunsten jener andern Au assung zu sprechen scheint, so erklärt sich dies daraus. daß jene Laubhiittenfefifeier unter Hidkim welche wir als geschichts liebe Veranlassung ftir das Lied in Anspruch nehmen, überhaupt der Laubhiittensestfeim namentlich der unter Salomo gehaltenen, nachgedildet war und als eine Art Kirchweihs oder Reformatlonsfest begangen wurde (2. Chiron. 30, 23. 26). Wir halten uns darum an folgende Uebersetzung: Stoßet am Neumond in das Horn (wie das auch zur Eröffnun dieses fests lichen Monats bereits geschehen ist)- am ollmond (aber), am Tage unsers Festes (als mit welchem die eigentliche Feftseier ihren Anfang nimmt Z. Wes. 23, 6 ff» wiederholt dies Blasen mit den 120 silbernen Trommeten 2. Chron- 5, 12). Es isi uns sehr fraglich, ob auf den Unterschied zwischen den Posaunen oder Hörnern (sophak) nnd den Trommeten (4. Mos. to, 2 Anm.) ein so großes Gewicht elegt worden ist, daß nicht in unserm Verse ebenso eine Zserniischung beider Instrumente sollte angenommen werden dürfen, gleichwie sie späterhiii geradezu mit einander verwechfelt wur- den; und auch, daß Hiskicks Passafestfeier nicht im Abib, sondern crft einen Monot später gehalten werden konnte, war kein Hindernis sie anz als eine dem Ge- setz entsprechende Festfeier anzuse en und zu behandeln, wie ja in 2. Ehren. 30, 2 ff. auch bestimmt darauf hingewiesen wird. Z. Denn solches sFestfeiern unter Sang und Klang] ist eiue fvon Gott verordnen] Weise in Israel, nnd ein Recht des Gottes Jakob findem er ausdrücklich uns dazu verpflichtet hat]. s· Solches hat er zum Zeugnis kais feine bestimmte göttliche WilIenserklärUiigJ gesetzt unter« Joseph sdem Volke feiner Wahl und Berufung, dem die nördlichen Stämme so gut angehören, wie die Kinder Juda], da sie aus Egypteiilaud zogen [genauer: über Egyptenland hin -— ,,der Auszug erscheint um so glorreicher dadurch, daß der Zug eine ganze Strecke lang mitten durch Egypten und also unter den Augen der Eghpter vor sich ging« 2. Mos 14, s; 4. M. 33, 3 f.], und f zwar aus einem Lande, wo sie] fremde Spkuche [die nicht ihre Muttersprache war] gr- höret [und viel Druck von dem ihnen feindlich gesinnten Volke erfahren] hatten [Ps. l14, 1., vgl. 5. Wiss. 28, 49; Jes. as, is; Jerem. Z, 15]. · · Vermahnung zur rechten Feier der Festtage. 301 7.. Da ith [so tritt hier der HErr selber redend ein] ihre [der Kinder Israel] Schulter von der Last sdie bisher sie über ihre Kräfte tragen mußte] entlediget hatte, nnd ihre Hände der Tbpfen [oder Tragkörbe, womit sie im Dienste Phcärafcss sich plagen mußten] los wurden [2. Mos. S, s. Da dn mich in der Noth nnriefest, balf ich dir ans [2. Mos Z, 7 sf.], nnd erhdrete dich, da dich das Wetter iiberfiel s2. M. 14, 9 fis]- nnd versuchte dich lhernarhmals 2. M. 17, I ff.] am gaderivnsser. Sein. » ie Musik geht hier in die Höhe und macht zu dem Gesagten einen kräftigen langen Gedankens« Des Haderwassers gedenkt er darum, daß er sie er· innere ihrer Sünden. (Luther.) Die Worte gehören eigentlich nicht in den vorliegenden Zusammenhang, der es nur mit dem Heile Gottes zu thun hat; sie haben nnäehst nur die Stellung eines Neben edankens, der il wie angerufen einstellt. Diese gleichsam unwillkür- li e Hindeutun ausJsraels Uiitreue und Undank aber dient zur Vor ereitung auf die folgende Ermahnung und Klage und leitet vom ersten Theil zum zweiten über. CHengsteUbergJ U— di. ils-U. diaihdeni einmal am Schluß des vorigen Jibsihnitis der tjGer alo selber eedend eingeführt worden, sailiest ßrh nniznninittetbar an seine warte die Fen- predigt an, in welcher Gott ans die Gesehgebnng oani » «Siiiai znriirlegehk den Grundton dieser Gesetzes-offenba- rnng anschlägt in Wiederholung den ersten Geboto mit seinem Eingang, aber auch erinnert, wie bis in die Zeit der Gegenwart hinein Israel-I ungehorsam nnd Eigen- niile seine gnüdigen Kbsiihten nereitelt und einen gar tranrigen Zustand herbeigeführt habe; dem sei abznhelsen nnd aller Gute sür cetb nnd Seele zu erlangen, wenn nnr Israel sins bekehren und gehorsain werden wollte gegen die Stimme des tjGrrn, seines Gottes. V· Höre, mein Voll sdas ich erhalten, er- nähret und erlöset habe], ich will nnlet dir zeu- gen [ein Zeugniß Vor dir thun, das dich angeht H. Mel— 8, 19; Pl· 50, 7]; Israel, du sollst mich hören sbei dem, was ich dir hiermit ge- biete], in. Daß unter dir iein andrer Gott sei [neben mir 2. Mos. 20, 3; 5. M. b, 7], nnd dn keinen fremden Gott [als könne sonst noch einer dir helfen 5. M. 32, 121 anbetest. 1l. Ich [vielmehr] bin [allein und aus- schließlich] der Hist« dein Gott, der dich ans Egyptenlniid gesichtet hat. Thne [da nur] deinen Mund weit auf [mit gläubigem, heilsbegierigem Verlangen Pf. 1l9, 131], laß mich ihn fiillen [gieb mir Gelegenheit, mit der Fülle meiner Güter dich zu sättigen und zu erquicken, so wirst du bald erkennen, daß ich reich genug bin für alle deine Wünsche und Bedürfnisse und du aller an- dern Götter außer mir entbehren lannst]. I2. Aber sdas ist die Erfahrung, die ich je und je habe machen müsfen:] mein Vol! gehorcht nicht meiner Stimme, nnd Israel will mein niiht [sondern wendet sich von mir weg zu eben den fremden Göttern, vor deren Dienst ich sie doch so nachdrücklich gewarnt habe]. is. So hab’ ich sie szu gerechter Vergeltung Rom. I, 24; 2. Thess Z, l0] gelassen in ihres Herzens Dünkel, daß sie wandeln nach ihrem Rath [Sprüchw. l, 29 ff; Jes. 65, 2; Jerem. 7,24]. 14. Wollie snun wenigstens jetzt, wo sie essen müssen von den Früchten ihres Wesens und ihres Raths, satt werden Sprüchm l, Eil; Jes. Z« II] tnein Voll seines Besseren sich besinnendj mir gehorsnm sein, nnd Israel auf meinen Wegen iikilkUs . II. So ivolli ich ihre Feinde [von denen sie so hart bedrückt werden, die Assyrer 2. Kön. 17, I ff] bald dtimpfen [so daß sie nicht braiichten von Egypten ihre Hilfe zu erwarten] nnd meine Hand über ihre Widerwiirtigen wenden [so daß diese statt ihrer der Gegenstand meiiier strafen- den Heimsuchung würden 2· Kön. 18, 13 — 19, 37.], is. Und die deii HErrn hassen kdieselben ihre Widersacher, die so gut meine, wie ihre Hasser sind«], müßten an ihm [dem HErrUJ feh- len« [mit ihren Absichten zu Schanden werden, das Ziel nicht tressen Nicht. 20, l6], ihre sder Kinder Israel] Zeit aber [da sie nicht blos als Volk bestehen, sondern auch es wohl um sie steht] würde ewiglich währen [2. Sam 7, 24], 17. Und tch würde sie [wie in Z. Mos 32, 13 f. verheißen ist] mit dem besten Weizen speisen, nnd mit Honig ans dem Felsen sättigen«- [ogl. 2. Chron. 30, 6——9]. V) Du sollst nicht denken, daß ich ihnen günstig-bin, sondern sie sind meine Feinde auch; darum aber werden sie dir zu stark und liegen ob, daß du mich verlassen hast, sie sollten es sonst wohl lassen. Es sind nicht die Feinde, die dich plagen, sondern Jch bin es; meine Hand ist es, die dich drückt, wenn dich drlicken deine Widerwärti e:i. (Luther.) -— VI) Um I500 tauchten die Formen fei (Fehl) und teilen (fehlen) auf, im Eng- lischen satt; ihrer bedient sich denn Luther in seiner Bibelübersetzung, wie er auch hier schrieb: ,,müssen an jm feilen« — »Ist) Zwei Dinge sind, deren wir bedür- fen: nähren und wehren. So sagt nun Gott hier zu, daß, so sie sich bekehren, er nicbt alleiii ihr Kriegsmann sein wolle, der für fte stkiite, sondern auch ihr Ackermann, also daß denen, so ihn fürchten und ihm vertrauen, nichts mangeln solle, was zu diesem Leben vonnöthen sei. (Luther.) Dei: 82. Psalm. Vom stand und Amt der ineltlichen Obrigkeit. I. Ein Psalm Assaphs [vermuihlich aus derselben Zeit, welcher das Z. Kav. des Propheten Jesaias angehört, also aus der Zeit der Regierung Usiirs und Jothams Z. Köm 16, 2 Anat. 2]. 302 Psalm 82, 2—8. 83, 1. 2. Daß der Psalm in der jüdisthen Tempelliturgie den DienstagsiPsalm bildete, wie Pf. 24 der Sonntags- und Pf. 48 der MontagssPsalm waren, wurde bereits zu 4. Mos 28, 8 erinnert. »Wie ini vorigen, wird auch in diesem Psalm Gott nach proohrlrnweise redend eingeführt: Jlssanh der Sihauer schaut, wie Gott ist«-grad, surrthtweisend nnd drohend den Obern seiner vvlliggemeinde entgegentritt, welche den Glanz des Aktien-it, den er aus sie gelegt hat, tu Tnranuei ver- lie ren. · I· V. 1 — it. vor sichtltchen Jlngrn gleichsam tritt Gott als der höchst: Muster inmitten seiner Gemeinde »auf nnd zieht seine Stellvertreter, die menschlichen Richter hier aus Erden, zur Rechenschaft, darum daß sie jene ewigen Unterschied: non Reiht nnd Unrecht, welch: zn wahren sie riugesetzt sind, selber untergraben und zer- hören. Gott stehet [in majestätischey schreckeiterre- gender Unbeweglichkeih einer Bildsäule gleich, da] in der Gemeine Gottes [unter welcher er als demjenigen Volke, das er aus der Mitte der Völker erworben und dem er vermit- tels des Gesetzes sein göttliches Gepräge aufge- drückt hat, kein Unrecht, keinen Mißbrauch des in seinem Namen geführten Amtes dulden kann], und ist Richter unter den Gottern sseiu Gericht, zu dem er sich eingefunden, gilt insonderheit denen, die an seiner Statt Recht und Gerechtigkeit iibcn sollen auf Erden und welchen er, wie einen Theil seines Amts, so auch einen Theil seiner Ehre gegeben I. Cor. 8, 5]. Jn dem mosaischen Gesetz, welches gleich zu Anfang die Lehre von der Erschaffung des Menschen nach Gottes Bilde enthält, werden daneben alle diejenigen, die zu befehlen, zu richten und zu schlichten haben, alle, denen in irgend einer Beziehung Ehrsurcht oder Ehrerbietung gebührt, als Repräsentanten Gottes auf Erben geheilign Die Grundlage bildet das Gebot (2. Mos. 20, 12): »Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren,« das man füglich zur ersten Tafel rechnen kann: Du sollst Gott fürchten und ehren l) an sich, 2) in denen, die ihn auf Erden repräsentirem und da werden die Eltern nur individualisirend genannt, als Repräsentanten aller Würdenträger und Ehrwürdigem Auf der Grundlage dieses Gebots erhebt sich die Verordnung in s. Mos. II, 32., wo die Ehrfurcht egen die Greise als un- mittelbarer Ansfluß der Ehr urcht gegen Gott erscheint, dessen Ewigkeit in dem Bilde ihres Alters geschaut und geehrt werden soll; dann 2. Mos 22, 28, wonach man in den Regenten den Abglanz der Majestät Gottes erkennen soll: deinen Fürsten sollst du nicht vcrwünschen (oder in irgend einer andern Beziehung verunehren), denn er trägt Gottes Bild, und jedes Verbrechen egen einen stchtbaren Stelloertreter Gottes in seinem eiche ist ein Verbrechen gegen Gott, in ihm wird Gott selbst eehrt und verunehrt Besonders aber wird der gött- Yiche Character der richterlichen Würde hervorgehoben, das Volk ungeleitet, hinter dem niederen menschlichen Vor- dergrunde des Gerichtes den erhabenen göttlichen Hinter- grund zu erblicken, wenn es heißt: das Gericht ist G ottes (5. M. l, 17), wer vvr dasselbe tritt, tritt vor Gott (2. M. 21, S; 22, 8). Diese, dem Gericht angewicsene Stellung mußte, wenn sie recht zu Herzen genommen wurde, einen doppelten praktischen Einfluß ausüben: die, rvelche vor das Gericht traten, mußte ste mit heili- er Ehrfurcht vor einer Behörde erfüllen, die in Gottes Htamen sein Recht auf Erden aufrecht erhielt, dagegen die Richter selbst mit einer erhabenen Anschauung ihres Berufs, mit« einem lebendigen Streben, die Richter« tugenden desjenigen nachzuahmen, dessen Stelle sie ver- trateu hdiob 34, 19), mit einer heiligen Scheu, seinem Gerichte zu verfallen. Denn das konnte ja keinem Zweifel unterworfen sein: richteten sie an Gottes Statt, so konnte der himmlische Richter es nicht un estraft lassen, wenn sie ihre Würde mißbrauchtem er mu te dann aus seiner Verborgenheit hervortreten und ihnen fein don- nerndcs »Wie fanget« zurufen (2. Chrom II, 6 s.). Nach der Tiefe incnschlicher Sündhaftigkeit nun läßt es sich schon vornherein nicht anders denken, als daß die Richter diesen Gesichtspunkt häutig ans den Augen ver· loren, nicht die Pflichten, sondern nurXdie Rechte ihrer hohen Stellung iu’s Auge faßten und zum Hochmuth mißbrauchtem was Furcht und Zittern bei ihnen schaffen sollteszDer Name ,,Götter«, der sie stets an ihren himmlischen Richter erinnern sollte, diente als Schild für ihre Ungerechtigkeit; ihn hielten sie allen Klagen und Vorwürf-n entgegen; wer sich ihren Ungerechttgleiien nicht fügen wollte, den brandmarlten sie als Empörer gegen Gottes Majestän Gegen diese traurige Verkehrts heit erhebt sich hier der Sänger: er zeigt den schlechten Nichierin was es mit dem Titel »Götter« eigentlich aus sich hat; Assaph, der »Schauer« (2. Chrom 29, 30), schaut, was dem fleischlichen Auge verborgen ist, den Gott hinter den Göttern, und läßt ihn zii ihrem Schrecken aus seiner Verborgenheit hervortreten. Geng- sienberg.) · 2. Wie lange [so erschallet seine richterliche Frage] wollt ihr smeinern ausdrücklichen Verbot z. Mos. 19, 15 zuwider] unrecht richten, und die Person der Gottlosen verziehen sihr Aufnahme, Beachtung, Begünstigung zuwendend, während ihr dem armcii und geringen Gerechten fein Recht oorenthaltet]? Sela sPs. 4, 5 Anm. 3]. Z. Schasfet [vielmehr, wie es eure Pflicht Und· Schuldtgkeit in] Recht dem Armen nnd dein Waisen, nnd helfet dein Elende-n und Dürstigen zum Recht. »4. Etrettct den Geringen nnd Armen, nnd crloset ihn ans der Gottloscn Gewalt sder er jetzt ganz schutzlos preisgegeben ist Jes. I, 17]. Was ist das für eine Güte und Langmuth des höchsten iltichtersi ehe er zum wirklichen Gerichte er· fcheint, laßt er eine ernste Ermahnung an die Richter· ergehen, »Um womöglich» sie zur Besinriung zu bringen! ksljtichaelisJ »Diese drei Verse, ja den ganze« Sphinx, ollte ein jegliches: Fiirst in seine Kammer, an das Bette, über Tisch und auch an seine Kleider malen lassen; denn hierin finden sie, wie hohe, fürsilicha adelige Tugend ihr Stand üben kann, daß freilich weltliche Obrigkeit nach dem Predtgtamt der höchste Gottesdienst und das nützlichfte Amt auf Erden ist. (Luther.) H« V. 5—7. Indessen weiß Gott wohl, daß seine Zu· rechtweisuug liki den dttchteru nnd ddegeuteu doch nicht- nnsrirtstetz sie liehaeren iu ihrer Ainvetnnust und bringen mit ihrer Ungerechtigkeit nnd Tyrannei alles in verwir- rnng. So sorinst er denn ihnen das Urtheil, daß sie dahin sterben sollen wie gemeine, dnrrh nichts über die Flusse hlnauvrageude Menschen, nnd zu Grunde gehen, wie irgend einer der im cause der Geschlchte durch sein Gericht gefliirzten finden. Z. Aber sie lassen ihnen nicht sagen nnd achtend nicht swas ich eben in Beziehung auf-die Vermahnung und Gerichtsverkündigung an ungerechte Richter und Regentem 303 heiligen Pflichten ihres Amtes V. 2 —4 ihnen Vol-gehalten hat-ej; sie gehen immer hin im Fin- stern [ohne daß die göttliche Rüge auch nur das Geringste an ihrem bisherigen Verhalten V. 1 zu ändert! vermöchtelz darum sweil es in ver alten Weise fortgeht, ja, je länger desto ärger wird] müssen alle Grnndfesten des Landes [auf denen der Fortbestand der durch das Gesetz ge: regelten irdischen Verhältnisse beruht, schließlich zusammenbrechen und] fallen fund in ihrem Sturz sie selber begraben]. is. Jch halte wohl [in gewissen, allbekannten Aussprüchen meines heil. Wortes, wie in 2. Mos 21, 6; 22, 8 f. 281 gesagt: Jhr seid Götter, nnd allzumal Kinder des Höchsten sinsofern ihr in euerin Nichten und Herrscheramte eine gottesbild- liche Würde bekleidet]; 7. Aber ihr werdet [wenn ,,eure Praxis kein Amen ist zu diesem Namen-«, der Majestäh die ihr verwirrt habt, ernsten-et] sterben, wie [ge- wöhnlichh ordinaire] Menschetl [so sehr ihr auch über diese euch erhaben dünket Pf. 4, 3 Anm.], nnd [nicht blos, daß ihr nach dem allgemeinen menschlichen Loose einmafaller eurer Vorzüge beraubt werden sollt, dies vielmehr ist das euch beschiedene Geschick: ihr werdet] wie ein Thrann fwie irgend einer von denen, die vormals gleiche Würde wie ihr an sich trugen, aber dann durch außerordentliche, plötzliche Strafgerichte hinwegge- rafft wurden] zu Grunde gehen sHofea 7, 7; I. Kön. 22, 20]. i Mit Verweisung auf unsern Psalm beweist Jesus in Joh. 10, 34-—36 den Juden, daß er, indem er sich Gottes Sohn nennt, nicht Gott leistete, durch eine urgumentatio s mjuori act majus (einen Rückschluß vom Niedereu auf das höhere) Wenn das Gesctz, so schließt er. schon diejenigen Götter nennt, welche durch eine in der Zeit ergangene göttliche Willenscrklärung amtlich mit diesem Namen belehnt sind (und die Schrist kann doch, wie überhaupt nicht, so auch hierin nicht für ungiltig erklärt werden), so kann es doch keine Gotteslästerung sein, wenn derjenige sich Gottes Sohn nennt, den nicht blos ein diesseitigeo Gotteswortgu dem oder jenem irdischen Amte nach Gottes Bilde berufen, sondern der mit seinem ganzen Leben einem Werke dient, zu welchem ihn der Vater, schon als er in die Welt eintrat, geheiligt hat. Bei dem Wort ,,geheiliget hat« erinnert man sich daran, daß, die im Psalm «Götter« heißen, wegen der Urchetligkeit ihres Verhaltens gerügt werden: der Name kommt ihnen weder ursprüng- lich zu, noch zeigen sie sich sittlich seiner würdig. Mit dem »geheiliget und gesandt hat« setzt Jesus ihrer dies- seits begonnenen Gottcssohnschast seine vorzeitlichc ent- gegen. tDelitzschJ M. V. s. Inn! Schluß snrikht der Sänger sein Verlangen aus, das, wag et vorhin nur geistig geschaut hat, sich oerwlrlellrhen und Gott iu der That zum Gertaste er— sozkinea möge, um unter Ieseitigung der ungeseihten Richter sich selber seine- Vottto anzunehmen nnd Ordnung zu sttzafui ans Erden. s. Gott, mache dich aus swider dies bdse GesehlechtL nnd richte [du in eigener Person] das Land [wie dein Volk Israel, so auch die andern Völker der Erde]; denn du bist Erbherr über alle Heiden fund mußt kraft dieses deines Anrechts auf die gesammte Welt auch einmal deine volle, durch nichts mehr getrübte oder geschwächte Herrschaft in derselben herstellen]. Wohin sollen sich die Unterthanen wenden, wenn die Obrigkeit nicht den HErrn fürchtet und die Richter sich nicht als von Gott eingesetzt und als Kinder Gottes betrachten, wenn sie nicht nach dem Willen Gottes, sondern nach ihrem verkehrten Sinne richten? Jm Psalm wird uns die Antwort auf diese Frage gegeben: thut die Obrigkeit nicht recht, so ist darum nicht den Unter- thanen das Strafrecht übergeben, sondern es gehört und bleibt dasselbe dem HErrm unserm Gott; christliche Unterthanen suchen auch in solchen Fällen Hilfe und Rettung bei Gott und trösten sich damit, daß Gott ihr Erbherr ist und sich ihres Elends erbarmen wird. Der König Heinrich 1ll. von Kastilien sagte, er fürchte sich vor den Seufzern seiner Unterthanen mehr, als vor den Wasser: aller seiner einde, und ein kluger Mann der Vorzeit nennt die T ränen und Seufzer eines Volks die Vorboten und Zeichen eines dem Falle und Untergange geneigten Regimentcl Thränen und Seufzer sind die einzigen Waffen, die ein Volk gegen seine Obrigkeit ge- brauchen darf, wenn diese nicht Gott fürchtet. tStillerJ Der 83. Psalm. gebet um Hilfe wider die ckeinde der Kirche. 1. Ein Pfalnllied [1. Chron. 26, 31Anm.] erstarb-s. « Es ist dies der letzte von den 12 Psalmen dieser Sängerfamilih entstanden zu der Zeit, als dem König Josaphat von Juda Meldung gemacht wurde von dem Einfall der Ammoniter und Moabiter und andrer Völ- kerfchaften in sein Reich, und die Gemeinde im Tempel Zisammenkann den HErrn zu suchen (2. Chroek 20, 17 nm.). Dr: Psalm, bemerkt Meyer, in rtu aus künftige Noth im prophetisctzeu Geist gestellten Kriege-gebet; überhaupt aber schickt er ficts aus alle Zeiten, um das voll: Gottes Ursaoje hat, wider die List nnd iklacht seiner Feinde Sicherheit bei Gott zu suchen. Die bedeutendsten und snrasts barlleu unter diesen, sagt dann Iunyraldug in ähnlichen( Zusammenhange weiter, siud sikher Sünde und Satan, oou deren Angriffen befreit zu werden wir besondern ver· langen müssen. l· V. 2—9. Jlus dir trutze Sitte, daß Gott mit seiner wirksamen Macht rlugteiseu möge, folgt die Schilde— rung der Noth, welche zu solcher Bitte treibt; denn die Feinde, gegen die nm Gottes hilf: gebeten wird, gehen ans nichts Geringerer aus, als ganz Israel zu verderben, nnd ihre Menge ist so groß, daß Gottes voll; es lebendig sich bewußt ist, rote sein Können, sein Mk. mögen nichts vermag, nichts hrlseu traun. Z. Gott, schweige doch nicht also [wie du lebt ZU thun schSkUEstJ, nnd lti doch nicht so stille [bei der Bedrängniß, die über uns gekommen ist]; Gpkh halte doch nicht so inne [mit deiner Thätig- teit für uns]. « 304 »An sich wirkt Gott immer, seine Arbeit kann nicht ruhen; aber er verbirgt oft sein hilsreiches Wirken Vor unsern Augen, braucht Mittel und Wege, die wir nicht verstehen, und läßt der Feinde Machi hoch steigen, um desto mehr Ehre an ihnen einzulegens Da dünkt es uns denn, er schweige und halte inne; aber eben dies Schweigen soll uns desto mehr zum Reden und Schreien bringen, daß den ganzen Tag und die ganze Nacht kein Schweigen sei, sondern ein Anmahnen beim HErrn, zu retten seine Auserwählten, damit nicht nur die Hilfe ge- schafft, sondern auch die geschasste Hilfe als eine Erhök rung des Gebets angenommen und erkannt werde.« Z. Denn siehe, deine Feinde soon denen in V. 7 ff. weiter die Rede sein wird] toben, nnd die dich hassenf richten den Kopf aus [in stolzem nnd trotzigem Uebermuth, als könne ihre Sache ihnen nicht fehlen Nicht. 8, 28]. «) Es ist zu bemerken, daß die, welche die Kirche angreifen, Feinde Gottes genannt werden, weil das kein gewöhnlicher Grund der Zuversicht ist, daß wir mit Gott gemeinsame Feinde haben. (Calvin.) 4. Sie [diefe deine Feinde] machen listige Anschläge wider dein Voll, nnd rathselilagen wider deine Verborgenen« [wider die Glieder eben die- fes deines Volks, die verheißungsgemäß unter deiner heiligen Obhut stehen und nicht angetastet werden können, ohne daß zugleich und vorerst die Person ihres Schutzherrn selber angetastet würde Pf. 27, s; 31, 21]. Z. —Wohl her, sprechen sie; laßt uns sie [«dies separatistische, exelusive, vom Weltleben sich aus- schließende und das Weltleben verurtheilende Volk-«] austotttry daß sie kein Volk [fcrnerhin] seien [Jerem. 11, 19; 48, 2], daß des Namens Israel nicht mehr gedacht werde« [2.Chron. 20, 23 Anm.]. «) Schöner und trösilicher Name, zu den Verbor- genen Gottes zu gehören, die er in Schuh genommen, in Schatz gelegt hat! Dieser Name mahnt aber zu» leich an, daß man sich nicht auch in’s Großthun und gaben nach der Welt Art einlassen soll, sondern sich mit seinem verborgenen Schutz und Hinterhalt gern verach- ten und von der großthuerisehen Welt für todt ansehen lassc. (Rieger.) — VI) Der Vezeichnungen des Thuns der Feinde in diesen 3 Versen sind fünf; die Fünfzahh als die Signaiur des Halben, Unoollendeten, weist ans die zweite Halbstrophe (V. 6—9) hin, die stch mit der Zahl der Feinde beschäftigi und deren zusammen zehn nennt. (Hengstenberg.) s. Denn sie haben sich mit einander vereini- get Izu einein gemeinsamen Plane], nnd einen Bund soon der Art, wie er in V. 5 angedeutet wurde] wider dich gemacht [deinen Rathschluß zu vernichten, in welchem die ewige Dauer der Kirche begründet liegt], 7. Die Hütten soder Kriegszelth d. i. die Heerschaarenj der Edomiter nnd Jsmaelitey der Moabiter nnd Hagariier [1. Ehren. S, 10], 8. Der Gebaliter [4. Mos 20, 17 Anm.], Ammouitkr nnd Amaleiitey die Philister sammt denen zu Thrns [in sphönicienjz Psalm 83, 3——19. 84, s1——5. O. Assur [1. Mai. 25, 18] hat- sich auch zu ihnen geschlagen, nnd helfen den Kindern Lot sden Moabitern und Ammoniterm als den eigentlichen Anstiftern der ganzen Unternehmung]. Sein. »Die Musik rauscht am Schluß dieser Aufzählung zornig auf, und in der folgenden Strophe entladen sich dann die VerwünschungenN Der Dichter ordnet die feindliehen Völker nach ihrer geographischen Lage: die sieben erstgenannten von Edom bis Amalek sind die aus den Gegenden ösilicb und süd- östlich vom todten Meere; diese ,,böse Sieben« ist dann von westlichen und nordöstlichen Völkern eingesaßt, die ihr, weil leichen Hasses gegen Israel, mächtigen Rück- halt gewä rten. (Deliszsch.) Jm Gefolge der Philister erscheinen die Bewohner von Tor-us: das Krämeroolt wird nur durch die Habsucht bewogen, sich anzuschließen; es ist überall da, wo es etwas zu verdienen giebt. (.bengstesiberg.) U« v.10——l9. Kn die Schildernng des vorliegenden ilothslandes srhließt sich nunmehr die entfaltet: Bitte an; er( wird da der tJGrr zuerst an« die wunderbaren tsitfcn erinnert, die er in dergleichen Zedrängnissen früher geleistet, darnach wird er aufgefordert, die Wetter seinen Zorn« gegen die Feind: loozulassen nnd durch der; Untergang derselben seine Ehre. hier auf Erden zn för ern. 10. Thn ihnen wie [du oorzeitenigethan hast] den Midianiiern [Richt. 7, 21 ff.], wie. Sissera [dem FeldhauptmannL wie Jabin [dem König der Cananiier] am Bach Kison [Richt. 4, 1 fi-J; 11. Die lSissera und Jabin] vertilgt! wur- den [mit ihrem Heer] bei Gndor [bis wohin das Schluchtfeld sich erstreckte Nicht. 5, l9], und wur- den [in den Leichnamen der Gesallenen] zu Koth auf Erden. 12. Mache ihre [der in V. 7 ff. genannten Feinde] Fürsten wie [die der Midianiter] Oreb und Seeb [Richt. 7, 25], alle ihre Obersten wie Sebah und Zalmuna [Richt. 8, 5 fs.], 13. sJhre Fürsten und Obersten] Die da sagen [in srevelem Uebermuth sich wider dich felbst erhebend]: Wir wollen die Häuser [Wohn- sitze] Gottes [d. i. das Land Canaan, welches Gottes Eigenthumsland ist und das er seinem Volk zum Lehn gegeben] einnehmen. Das ,,thu ihnen wie den Midianitern« wurde über Bitten und Verstehcn ersüllt; die Niederlage der Feinde erfolgte aufdieselbe Weise, wie die der Mit-Mutter, durch gegenseitigOe Aufreibung die so ost dem Reiche Gottes treffliche ienste gelcistet hat. (Hengstenberg.) · 14. Gott sgenauen Mein Gott], mache sie wie einen Wirbel [wie Staub, den ein Sturm in Wirbel aufveitscht Jes. 17, 13], wie Stoppeln dot dem Winde svon dem sie unaufhaltsam fort- getrieben werden] IS. Wie ein Feuer den Wald verbrennen nnd wie eine Flamme, die Berge anziindet [de- waldete Berge wegsengt, so daß nur die kahlen Kegel stehen bleiben]: « Hilferuf wider die Feinde der Kirche Der Seele Verlangen nach Gemeinfchaft mit Gott. Its. Also verfolgt sie mit deinem Wetter, und erfchrecle sie mit deinem Ungewitter. Jn dem Nachsatz der Vergleichung wandelt sich das Bild in ein anderes, verwandtes; denn der Zorn ist ein Brand, aber auch ein Hauch (Jes. 30, II) , er ist Gluthauch, der in Brand setzt. (Delitzsch.) 17. Mache ihr Angesicht [durch tiefe Beschä- mung Pf. 44, Je; es, s] voll Schande, daß sie [deine Schläge nicht ferner auszuhalten im Stande] nach deinem Namen fragen müssen. « 18. Schåmen müssen sie sich [wenn du nun deine gewaltigen Gerichte über sie ergehen läßt] nnd erschreclen immer mehr und mehr, und zu Schanden werden, und umkommen [Ps. S, n; Bd, 4 ff.]. 19. So werden sie [die Wenigen, die im all- gemeinen Untergange etwa noch gerettet werden] er- kennen, daß du mit deinem Namen heißest HErr alleine fder Name ,,HErr« dir allein und sonst keinem Andern zukommt .Jef. 37, 20; Hof. 12, 6], und [du] der Hochsie sbistj in aller Welt [2. Kein. 19, 19; Jes. 37, 16]. Gleichwie fich bei den Propheten am Saume ihrer Gerichtsverkiindigungen ein zarter Lichtstreifen der Heils- botschaft hinziehy so dämmert er auch hier auf dem düstern Boden gerichtlicher Weisfagungen als Wunsch des Sängers im Hinter runde auf; jedenfalls aber —- und das ist der Schlu dieses letzten der Afsaphifchen Psalmen — ist das Ziel aller Gerichte und aller Ge- fchichte, daß alle Feinde, sie mö en kommen oder nicht kommen, wollen oder nicht wo en, von Herzen oder mit Schinerzen dem Gott-Jehova als dem allerhiichften und alleinigen Herrn der ganzen Erde die Kniee beu· en müssen zur Ehre feines großen, heiligen und herrlicgen Namens. Da werden sie erkennen, daß dieser Gott Jsraels kein Nationalgott, sondern der Gott aller Na- tionen ist und daß »der HErr nur Einer , und fein Name nur Einer ift:« Such. 14, I. (Taube.) Der 84. Psalm. Von der Zllirohe und dein Iiredigtamt l. Ein Psalm [3,1] der Kinder Korah svon einem der Kinder Korah ans Davids Gefolge, gleichwie Pf. 42 u. 43 zu der Zeit verfaßt, wo der König vor feinem Sohne Abfalom sich in das Land jenfeit des Jordan hatte fliichten miissen 2. Sam. 17, 29 Anm.], auf der Gilhith [Ps. 8, I] vors-singen H, n. Jliis den letzten Assaohpsalm in dir. 83 folgt der erste in der Reihe der tioraelsitischcn Iehooapsalmen (ogl.ps. its. 87 u. ils -— 1. Thron. As, 31 2lntii.). Gr isi »gute; und gar inntger nnd flnniger Jlusdrucli der Diebe zu Sehooahz tjeiligthum, welrhe dorthin ans der Fremde sich sehnt und alle Gleithbeglkiklilem die dort ihre heimath haben, selig urelsist und singt dem Gesalbten des tiGrrn, in dem die sorathlten zugleich ihren kehret iii der geinliclsen Diosk- leuust ehren, Ruhe und Friede »aus seiner Seele in seine Steig« so daß also der dtedende nicht eigentlich der ver— fahrt des Psalm, sondern König David ist. 305 I. d. 2—5. Der in Gottes trauter Gemeinschaft behende fromme, der aber sär jetzt von dessen tjeiligthum ge- schieden in, spricht in der Sehnsucht nach diesem heilig— thuni das verlangen seiner Seele natii dem Segen der Gottesgenieinschaft selber aus; denn je mehr die Seele Gottes Gnade allbereits gesihtneclit hat, desto lebhafter sehnt sie sitt) darnach zurück, und je fester der Glaube sich an Gottes Gnadenmittel gebunden weiß, desto mehr lebt und webt er in diesen Gnadenmitteln nnd leann ohne sie nicht bestehen. Z. Wie lieblich [aller meiner Liebe werth und auf’s Junigste von mir geliebt] sind deine Woh- nungen [Pf. its, 5], HErr Zebaothl Gemeint ist der Zelttempel, den David auf dem Berge Zion neben seinem Palaste errichtet und woselbst er die Bundeslade untergebracht hatte (2. Sam. s, 17); die Mehrheitsform (Wohnungen stir Wohnung Pf. 43, s) bezeichnet diesen Zelttempel als einen hehren und erhabenen um deß willen, der darin wohnt, denn er ist der allgebietende (Zebaoth) heilsgeschichtliche (HErr) Gott. — Von der Römerin Paula, die fchon in Rom an den Kirchenlehrer Hieronymus sich angeschlossen und hernachmals nach dem heil. Lande ihn egleitet hatte, wo sie in Bethlehem bis an ihr Ende in gemeinschaft- licher Wirksamkeit mit ihm lebte, wird erzählt: Als sie im J. 404 n. Chr» 56 Jahr alt, die Rähe des Todes fühlte, rief sie ihre Verwandten zu sich und redete noch viel mit ihnen von geiftlichen Angele euheiteux fchon in den letzten Zügen liegend, bewegte sige noch immer ihre Lippen, und die Umstehenden, sich zu ihr hinliberbeugend, hörten sie lispeln: Quam dileota tabernacula tun, Domine virtutum (so lautet in der lateinifchen Ueber- fetzung des Hieronymus der vorliegende Vers). Als Lied zu unserm Psalm erwähnen wir das von Burcard Waldis (um 1553): Ach« Gott, wie lieblich und wie fein steht’s in derheilgeuChrifteng’mein, da man dein Wort thut lehren! 3. Meine Seele verlanget und sehnet sich [mit schmachtendem Begehren Pf. 63, 2 f.] nach den Vorhofen des HErrnzt mein Leib und Seele freuen sich [wenn ich im Geiste mich zurückversetze in den Genuß, den ich·so oft daselbst gefunden Pf. 27, 4] in dem lebendigen Gott [Ps. 42,» 3]. V) Die Stiftshiitte hatte allerdin s nur Einen Vor- hof, die Einrichtung des davidifchen elttenipels aber ist uns unbekannt, un sicheren Spuren nach läßt sich an- nehmen , daß derselbe prächtiger und eräumiger war, als die alte Stiftshtttte, die zu Gibeon lieb; denn nicht sowohl ein Ersatz ftir diese sollte er fein, als vielmehr ein Erfatz des noch zu bauenden Tempels. (Delitzsch.) 4. Denn [um es mit einem Gleichniß zu sagen, warum dein Heiligthum mir so lieb und es anders gar nicht fein kann, ich muß mich dazu halten und immer wieder dahin zurückfehnenj der Vogel [von der Art der kleinen, hilflofen Vöglein einer, also etwa der Sperling oder der Finke] hat ein Haus fanden sdas ihm ein trauliches, sicheres Heim gewährt Matth. 8, 20], und die Schwalbe ihr Nest, da sie Junge hellen-«· kbesser übersetzt Luther anderwärts: da sie ihre Jungen hin- legt, ihr Theuerstes wohl geborgen unterbringt], nämlich [da es sich hier nicht um einen Vogel, sondern um mich oder meine Seele, nnd darum auch um ein Nest nur im bildlichen Sinne handelt] 306 Psalm 84, 5——11. deine Altare [Ps. 26, 6 f.], HErr Zebaoth, mein Konig und mein Gott» sPf 5, 3]. «) Mein armes Seelchen, das verschüchterte Vöglein, hat nun ihr rechtes Haus und ihr rechtes Nest gefunden; und wenn ich dies schöne Haus Gottes nicht funden hätte, so hätte ich ewig in der Jrre fliegen müssen; ich wäre wie ein einsamer Vogel auf dem Dache, wie ein Käuzlein in der verstörten inöde: Pf. 102,7. (J.Arnd.) «) Die Mehrheitsform Altäre bezieht sich auf den Brandopfer- und Räucheraltar (4. Mos. 3 , 31). Der Altäre wird speziell gedacht statt des ganzen Hauses, weil dort das Verhältnis; zum HErrn sich concentrirte; dort bringt die Seele ihre geistlichen Opfer dar, die ja auch bei den leiblichen die Seele bildeten, und vernimmt den lieblichen Gegenruf Gottes, die Zusicherung feiner Hilfe und seines Heils, wenn anch der Leib von ihnen ausgeschlossen ist. Das »Mein König und mein Gott« giebt in Verbindung mit dem ,,Zebaoth« den Grund an, weshalb der Sänger sich so glücklich schätzt, u den Altären Gottes zugelassen zu sein, weshalb für ihn das Haus Gottes dasselbe ist , was flir das Vöglein sein Hans und Nest: wie sollte nicht unbedingt stch sicher fühlen , den sein König und sein Gott, der , der die Sterne leitet in ihren Bahnen, in seine Wohnung auf- genommen? (Hengstenberg.) Z. Wohl denen, die m deinem Hause wohnen sals deine Hausgenossen Ephes 2, 19 sich fühlen dürfen, wenn sie auch für einige Zeit leiblich von deinem Hause getrennt sind]; die loben dich im- merdar« fund so wird es , mcg die Gegenwart gleich finster für mich sein, auch mit mir noch da- hin kommen, daß ich als meinen Helfer und Schirmherrn dich preise]. Sela [,,die Musik fällt hier ein, diesen Lobpreis vorwegnehmend«]. «) Wenn man bedenkt, wie die Zahl derer, die seit dem erstmaligen Erkliugen dieses lieblichen Liedes ihre Seele auf seinen gesalbten Fittigen zum Throne Gottes emporgetragen haben, Legion und aber Legion ist. wie die Gemeine Gottes mit seinem lieblichen Feierklange bis diesen Tag und bis an’s Ende der Tage ihre Got- teshäuser einweiht, ihre Wallfahrt zum Heil! thum, ihre Abendmahlsgänge, ihre Gebetsopfey ihren redigtfegen preisend schmitckt, so fragt man: was ist es denn, was in diesem Liede so wunderbar und mächtig anzieht? Es ist dies, daß es sür alle heilsbegierigen Menschen das tiefinnerste Herzensbedürfniß und Geistesleben, das allein in der lebendigen Gcmeinschaft mit Gott wurzelt und durch den Segen des Heiligthums gestillt und gesättigt wird, ausspricht. Man stehet, die Gottesmenschen des alten Bandes hingen nicht an den ,,Wohnungen, Vor- höfen, Altären des HErrn« in äußerliiher Weise und todter Gewohnheit, sondern weil es die Ofsenbarungs- ftätten der Herrlichkeit ihres Gottes und die Herberge seiner Gnadengegenwart waren, durch die sie wie durch eine offene Thür in seine unaussprechlich süße Gemein- schaft traten. Darum strotzt dieser Psalm von Anbetung Gottes im Geist und in der Wahrheit, obwohl er sie an die Stätte des Heiligthums bindet. (Taube.) II. v. 6—8. Das ,,Wohl denen« am Sehluß dea vorigen Abschnitte wird wieder aufgenommen und nuu zu einer Seligpreisuiig der Liebhaber Gottes aurh auf denjenigen ihrer Wege gestaltet, wo sie durih das Thräiienthal gehen uifissenz denn schon beim Gange durch dasselbe öffnet ihr Glaube Quellen des Troste-s und der Erquickung und ihr lehrhaftiger Mund ergießt reichen Segen auf ihre Umgebung, indem es aber auf diesem Gange von Kraft zu Kraft, von Sieg zu Sieg mit ihnen kommt, liann es nicht fehlen, sie erreichen zuletzt das Ziel ihrer Sehnsucht und langen bei Gott in Zion an. »6. Wohl den Menschen, die dich für ihre Starke halten [von keiner andern Stärke und Hilfe wissen, als die sie in dir suchen und von dir empfMgeUJ, und von Herzen dir nachwaudelu [wörtlich: an deine Straßen denken in ihren Herzen, deren Sinnen und Trachten nur dahin zielt, wie sie den Weg zu dir sinden mögen in treuem Gehorsam gegen dein Wort], 7. Die durch das Jammerthal sin das solches dir Nachwandeln sie oftmals hineinführt 2. Sam. 15, 23. 30., ohne Zagen und VerzageIiJ gehen [Ps. 23, 4], und machen daselbst »Vruiinen [der- wandeln sich dies Thränem und Jammerthal durch ihren Glauben in einen Heilsbrunnen oder Gegens- quell];· und die Lehrer werden mit viel Segen geschmuctt kiusimdekheit sikkd es d« die, weiche nicht blos sich selber also verhalten, sondern auch Andere zu gleichem Verhalten anleiten 2. Sam. 15, 25 fs.; 16, 10 ff» die in eine Fülle und Mannigfaltigkeit von Segen wie in ein Kleid fiih httllen]. Wenn nämlich der Jammer uns treibt, immer tiefer zu graben, bis wir auf das rechte Wasser kommen und die lebendigen Quellen sich uns öffnen, dann wird das Jammerthal selbst zur Quelle. (Nitzsch.) 8. Sie erhalten [von Kraft zu Kraft vor- wärts schreitend Joh 1, 161 einen Sieg nach dem andern, daß man [zuletzt, wenn sie nun am Ziel ihres Weges angelangt sind] sehen sdurch die Er- fahrung uberzeugt bekennen] muß, der rechte Gott [der Gott, der »in Wahrheit ist, was sein Name fCSIJ set zu Zion- [denn den haben sie für ihre Stärke gehalten und in ihm ihren Sieg« voll- bracht]. Am Schluß des Verses hat Luther, nach der Sep- tuaginta sich richtend, übersetzt, als ob-der Text punktirt wäre: Dsifiszktsstzt (auch die Vulgata hat: Deus dem-any; nach der Pnnktation Erz: statt Eis; müßte es aber vielmehr heißen: und erscheinen vor Gott im Zion snachs dem ihr Leid zu Ende gegangen , gelangen sie zuletzt dahin, wohin das Ziel ihrer Sehnsucht »stand, zu dem Heiligthurn auf Zions. Wenn nun im Uebrigen der Wortlaut unsrer deutschen Bibel sich recht wohl mit dem Grundtext in Uebereinstimmung bringen läßt, so läßt doch dieser noch eine ganz andere Auffassung zu, die auch bei Luther, wenigstens der Hauptsache nach, in sei- ner Verdeutschung vom J. 1524 u. 25 sich findet: . 6. Wohl den Meuschen, derer Stärke in dir ist, derer Bahne (geebnete Wege) in ihrem Herzen sind, 7. Die durch’s Jammerthal gehen, und machews zum Brunnen, und Teiche werden mit Regen erfüllen . Sie gehen von einer Stärke zur andern, und erscheinen bei Gott zu Zion. Jn V. 6 preist der Psalm selig, die in Gott ihre Stärke haben, in derer Herzen ,,Bahneu« oder ,,Straßen« sind; darunter sind wohl nach es. P, 8 dieWallfahrtsi straßen nach Jerusalem, »wel e »die Festpilger zogen, gemeint, und die Seligpreisung gilt nun denen, welchen diese Straßen, von denen sie jetzt gleichsam hinwegver- schlagen sind, in Sinn und Gedanken liegen. daß sie gern Seligpreisung anch der Liebhaber Gottes, die durchs Thränenthal wandern. Einzige Freude in Gott. 307 wallen möchten unter dem Haufen derer, die da feiern (Ps. 42, 5). Auch die finsterste Gegenwart, wie V. 7 weiter sagt, muß sich ihnen verklären; denn ihre freudige Hoffnung und die unendliche Schönheit des aller Müh- sal werthen Zieles ihrer Sehnsucht gewährt ihnen mit- ten in dem Jammerthah durch das sie jetzt ziehen (viele Ausleger übersetzen hier: «Hitldurchziehend durch das Bau-Thal, machen sie’s zum quellenreichen Grundes« und denken bei dem Baca-Thal an einen öden, dürren Thalgrund in der Nähe von Jerusalem, der mit Basa- sträuchern 2. Sam. 5, 23 Anm. bewachsen gewesen sei, wie ein solches dürres Thal das von Mekka in Arabien ist) erquickenden Trost, erfrifchende Stärkung, wozu noch kommt, daß, indem Gott seinerseits ihrem Glauben mit Hilfe begegnet, »in Segenshülle (wenn bei Lnther von ,,Teichen« die Rede ist , so beruht dies auf einer Verwechselung von NiJJP mit HDJH Pred. 2, S) der Frühregen (das Wort FIJHD hat, abgesehen von dem Eigennamen 1. Mos.12, s; Richh 7, 1., im Hebräischen dreierlei Bedeutung: 1) Pfeilschütx I. Sam. 31, Z» 2) Frühregent Joel 2, 23., B) Lehrer: Joel L, 23) es einhüllt,« es ihnen »also auch nicht an außerordent- lichen Zuflüssen der Erquickung vom Angesichte des HErrn in ihrem Thränenthal fehlt. Je näher sie dann dem Ziel ihres Reisewegs kommen, nimmt, so will V. 8 bezeugen , ihre Kraft nicht ab , wie das sonst bei Reisenden der Fall ist, deren Kräfte desto mehr sich vermindern, je größer der Weg wird , den sie bereits hinter sich haben, sondern es geht bei ihnen von Stärke zu Stärke aufwärts oder vorwärts (Jes. 40 , 31), bis sie zuletzt bei Gott in Zion anlangen. Bei dieser Auf- fassung kann man noch V. 9 zu dem Abschnitt hinzu- nehmen; derselbe enthielte das Gebetswort, in welches die Pilgerschaar beim Eintrefseti am Ziele des Weges die Gefühle und Empfindungen aus-schüttet , von denen sie den ganzen Weg über in ihrem Herzen bewegt wor- den ift. So ansprechend diese Auslegung auf der einen Seite erscheint, so steht sie doch andrerseits aufzu schwachen Füßen, als daß wir’s nicht anch für eine seitungAigeff Cäeistes Gotts cånsteheikånugztein wenn Lutlzer avon an genommen a . r i eine ganz un e- rechtggtle Anånaßuicihg Evogitsdåe feiges. Wissenschaft Zither die ei ige ristli e ir e i er e t wenn ein us- geger zu V. 7., wie er iidi unsåieB deutschenstsssibeälaiåtet, emer t: ,wie oft ma iese e ersetzun on ei in- führung vdn Lehrern Zls Text gedient aben, obgleich ihrer. im ebräischen mit keiner Silbe gedacht wird« —- im Gegent eil hat das. oben angeführte hehr. Wort nur in Jener einen Stelle bei Joel die Bedeutung ,,Frnh- regen«, der sonst immer fis-1- heißt, und da anch nur, um einen Gleichklang mit dem vorangehenden HJHD in der Bedeutung »Lehrer« zu gewinnen. Der Schade, welchen dergleichen Behauptungen und Verdächtigungen der lutherischen Bibelübersetznng den Lehrern in Kirche und Schule thun, ist iinermeßlich; selbst Gläubiglgesinnte unter diesen eifern gegen die Anctorität dersel en als egen ein neues Papstthum, und da sie doch nicht ohne eiteres sich davon losfagen dürfen, ohne großes Aeri gerniß anzurichten , stehen sie mit einem Brandmal in ihrem Gewissen demjenigen Buche gegenüber, das nun einmal so, wie es im Deutschen lautet, als Gottes Wort ihnen in die Hände gelegt ist. Lasse sich aber doch niemand von dem Katheder her Sand in die Augen streuen: diebei aller Großthuerei und Hitzigkeit dennoch nur oberflächliche Wissenschaft führt von Luther und fei- ,ner-Verdeutschiing ab, die demüthige, besonnene und gründliche Schriftforschung aber führt zu ihr zurück, und wir würden es für einen großen Segen unsers Bibelwerks erkennen , wenn es demselben gelänge , der Anctorität der Kirche in etwas wieder bei den irr und wirr gewordenen Seelen aufzuhelfen III— V. 9—12. Hat der Sänger bisher ans Davids Seele nnd mit unverkennbar« Bezugnahme ans ihn ge- redet, so wird sein Lied nun zur Fürsorge für ihn; sein eigenes heil ist eng mit deni des Königs verknüpft, seine eigene Kiiailiehr nach Zions iljeiligthum hängt schlechterdiiigg von der des Gesalbten Gottes ab, dahin aber sieht seines Herzens Sehnsucht mit derselben Dankg- lieit wie die seines Lehrers, dem er in’s Exil gefolgt ist und in dessen Schule er gelernt hat, die Welt fu«-r nichts zu achten und seine Enli nnd Freude allein an Gott zu haben. 9. HErr, Gott Zebaoth, höre mein Gebet sum ein solches Ende desjenigen Wegs, den unsre gegenwärtige Lage ja ebenfalls durch das Jammer- thal uns führt]; vernimm es, Gott Jakobs sund las; uns, wie in V. 8 gesagt, einen Sieg nach dem andern erhalten, um schließlich wieder bei dir in Zion anzulangens Sela. Die hier aufrauschende Musik giebt der Bitte Nach- druck, ehe diese dann in eine Fürbitte für David (V. 10) und in ein Bekenntniß von Seiten des Sängers (V. 11 f.) sich aus einander legt. 10. Gott, unser Schild [der du allein die große Gefahr, die jetzt dein Volk bedroht, Von ihm abwenden kannst] , schaue doch [wie ohne deine mächtige Abwehr Davids Sache verloren istsz siehe an das« Reich [im deutschcn Psalter vom J. 1528 hat Luther genauer: das AUgesichtJ deines Gesalbten [wie es aus tiefer Schmach zu dir aufblickt, und stelle sein Reich wieder her, auf daß er damit auch wieder zu deinen Wohnungen V. 2 gelange]. 11. Denn [sein Sinn und der Sinn derer, die in seine Verbannung ihn begleitet haben, ist den] ein Tag in deinen Borhöfen ist besser, denn sonst tausend [die man anderswo, wäre es anch unter allen Freuden und Genüssen dieser Welt, zu: bringt]. Ich lvill swas meine , des Sängers Person betrifft, meinem Berufe als Schwellenhüter beim Heiligthuni I. Chron. 10, 17 ff.; 27, 1 ff. gemäß] lieber der Thür hüten wörtlich: an der Schwelle liegen"] in meines Gottes Haufe, denn lange [wie"einer, der daselbst Heimathsrecht hat «] wohnen in der Gottlosen Hütten« strotz aller ihrer Pracht und Herrlichkeit Pf. 4, 8., und bin darum keinen Augenblick in Zweifel gewesen, ob in Jerusalem zu Absalom mich halten 2. Sam. IS, 15 Anm., oder mit David in die Verbannung und in’s Elend gehen Z. S. 17, 27 ff.]. V) Wenn Hengstenberg hinzusetzn ,,wie Lazarus an der Thür des Reichen, will lieber mit dem verächtlichsten Platz im Reiche Gottes, der entferntesten Beziehung zu ihm und seiner Gnade zufrieden sein , wenn es anders nicht sein kann, wenn Gott mich keines besseren Platzes, keines näheren Zugangs zu ihm würdigt ,« so ist das nicht sowohl Auslegung und Eingehen auf den unmittel- baren Sinn , als Anwendung und Verallgemeinerung des Gedankens; für die praktische Behandlung des Textes aber läßt sich das Gesagte trefflich verwerthem 308 Psalm 84, IS. II. 85, l-—14. «) Das Wort des Grundtextes OR) bezeichnet Leach dergl Aiåabischenbeiili Hernåigehem Krkissuj zmd se- omuit as avon a e eitete anptwort ·« "t en e- grisfstvoki Zeit, Jacgr undert, Elgiergchenalxyblcijeschlechsx esi aso ganz ri tig, wenn ut er ni t os ,wo - neu«, sondern ,,lange wohnen« in dem Sinne, den wir mit unsrer Erklärung haben ausdrttcken wollen, ttbersetzt; es ist an ein sefles, bleibendes Wohnen zu denken. Eis) Man kann dem Sinne nach dafür setzen »Pal- ltlsten«;H denn ,s näie Venema benäerkhd nicht Fllerleilbk liebi e tttten m emeint son ern ie rei en gän- zendgn, giit alles) somfortwder mit allen Beqigemläche leiten un Anne mlichleiten ausgestatteien, nur at er Dichter absichtlich den Ausdruck ,,Hiitten« gewählt, weil Ins Fand Gotsås damals auch nur erst eine Hütte, noch em einerner empe war. 12. Denn Gott, der HErr, ist Sonne nnd SchildJ der HEer giebt Gnade und Ehre Enden: er,diuTLLihelbf des! Seinsen Ja) mittheiilgndi mit un o ein ie verorg « er lvr em ne mangeln lassen den Frommen« lPl 23- II· «) Wie die uatiirliche Sonne aller natürlichen Dinge Fschsssstgktxedgxrdgxtkgkss se« sgkt set; Sei: ie Lebens Kraft. Der HErr ift «aber iiicht allein Sonne, sondern auch Schild , ein solcher Schutz , der Leib und Seele als ein Schild umgiebt, daß kein Mordpseil des Teufelsdund der Fliengehen unsszesfsn soll iånd Ydtlich ve wun en. . rn . - er zu en Seinen spFcihcht·k(-Ps. 11«):5,Th1·1jt; Zebinenf Mrxid izoeit aiftfæhlxiß in en·, eri er ieae ieauri cg ixejitrien We erwählen , ein allbereiter, gar freigebiger, giitiger ott , der das Segnen nicht lassen kann. (Tanbe.) IV. v. is. Jdlit einem alles vorige znsauimeufassenden tot-formt) sihließt der Psalm; er hat beides bezeugt: wie liaun einer Seele da wohl sein, da Gott und sein Trost nicl)t ist, und wie lianu doih einer Seele da übel sein, da Gott ist nnd sein Trost! nnd geht nun in har- rende Stille ans, ,,wie ein tjelioieopinm (Sonuenwende, eine Pflanze) zugewandt der Sonne der Sonnen« 13. HErr Zzebaoth, wohl dem Menschen, der sich auf dich verlaßt [mit seinem Herzen nicht an der Welt, sondern an dir hängen sich dir und deiner Führung ganz ergiebt und durch dich allein sucht selig zu werden Pf. 34, I; 40, 5;- 118, 8 f.; 146, 5]. Dieser Psalm ist von großer Wichtigkeit, um daraus das innere Leben der Gläubigen des alten Testaments kennen zu lerneni ihren Schmerz um die Entbehrung der Gemeinschaft mit Gott, ihre Anhänglichkeit an seine Gnadenaustalten, doch auch ihre Hoffnung und ihren Trost, wenn sie (nie ohne ihre Schuld) dieselbe ent- behren mußten , ihre Zuversicht der steten Erneuerung iläreå Lebens und ihrer Kraft. (v. Gerlach.) Vgl. Pf. 41, 1 Um. Der 85. Psalm. gehet um Igotles Hilfe« und Wohlfahrt aller stände. 1, Ei« Psalm [3, I] der Kinder Korah [wie Pf. 42—49 u. 84., doch erst aus der Zeit nach dem Exil Esra S, 22 Anm.], vorzusingeu [4, 1]. Sprach in Pf. sit, 12 sitt) die Glanbensznuersimt ans, der hier werde leein Gutes iuangeln lassen den Frommen, so erhebt äu) hier in Pf. its, 13 das volle Gottes zu der dringenden Sitte, daß der HEer alles Gute ihm darreichen wolle; und solkhe Sitte wird ihm eingegeben data) die dioth der Zeit, da die Erwetfung göttlicher Gnade, die mit der dlükiiliehr ans der babhlouismen Gefaugensmaft begonnen, gleichsam in Stillstand gerathen nnd auf den ersten guten Anfang ein trauriger Fortgang gefolgt ist. vermögen wir auch die Zustände im heil. Bande während des Zsjährigeu Zeitraums von 515—457 u. Chr. nicht näher zu kennzeichnen, da uns lieine dlaclsrichten darüber vorliegen, so erkennen wir docl) in unserm Psalm selber ein schönes Denkmal fiir die Zeit der nach großer Weder· geschlageuheit wieder eutstehenden Gtaubenszuverslchtz uian ahnte, wenn man aucl) dessen sich vielleicht nicht klar be- wußt war, daß nunmehr die 70 Sahewomen in Don. V, 24 ff. ihren Jlufaugetermiu erreicht hätten. I. v. 2——8. Im Gefühl seiner dlnwürdiglirii und Smnld erkennt er Gottes volle für reine Gnade an,—daf der - tsGrr seine Gefangenschaft überhaupt gewendet und es in das kund der väter zuriiiiigrbracht hat; in der dloth nun, die zur Zeit uorh unt; ihm lasset, liann es nicht- aiiderg als einen dceberre des gdttlimen Zornei er- blicken, e- darf aber nun) zur göttlichen Gnade seine Zuflucht nehmen und um völlige Wegnahme des Elend- den ihGrrn unreifen. 2. Err, der du bist vormals gnädig gewesen deinem ande sindem du das Herz des Königs Cyrus gelenket, daß er deinem Volke die Erlaubniß gab, wieder darin zu wohnen und den Tempel vom Neuen aufzurichten Esra 1, l ff.], und hast die Gefangenen Jakobs erlbset sdaß sie wieder zu- rückkehren durften ans dem Lande ihrer Ver- bannnng]; . s Z. Der du die Viissethat swomit sie das Strafgericht des Exils verwirrt] vormals ver eben hast deinem Voll, und alle ihre Sünde be eclet [so daß das Strafgericht nun ein Ende hatte], Sela [Pause, damit hier die Musik es fühlen lasse , wie wohl dem Volke damit geschehen Pf. 82, 1 n; , 4. Der du vormals hast alle deinen Zorn aufgehoben und dich gewendet von dem Grimm deines Zorns sdaß an dessen Stelle die Freund- lichkeit und Lentseligkeit der Gnade trat]: Z. Trdste uns, Gott, unser Heiland sin dem Leidensstande, der vom Neuen über uns gekommen], und laß ab von deiner Ungnade über uns [die in solchem Leidensstande sich aufs Neue an uns gel- tend macht]. d. Willst du denn ewiglich über uns zürnen [so daß es niemals ein völliges Ende mit deinen Zorneserweisungen nimmt, da doch sonst dein Zorn nur einen Augenblick währt Pf. 30, 6], und dei- nen Zorn gehen lassen immer fiir nnd fiir [so daß er immer wieder durchbrichh wenn auch einmal eine kurze Zeit der Gnadenerweisnng sich eingestellt hat]? 7. Willst du uns denn nicht wieder erquickeu » [und zu neuem Leben kommen lassen auch von der Gebet zu Gott um Hilfe und um Wohlfahrt in allen Stauden. 309 gegenwärtigen Niederlage], daß sich dein Volk über dir sale dem Gotte feinen Heils] freuen moge? · « 8. Ostsee, erzeige uns deine Gnade, und hilf uub laus unserm Elende auf]. Wir können hier Vieles lernen: vorerst die feine Kunst des Volkes Gottes, den HErrn an feine vorigen Thaten, an feine alte, ungefälschte Lieb und Treue, wie sie aus feinem Namen und Werken hervorglänzt, zu erinnern; darnach das geistlichsgesunde Auge, unter nllen göttlichen Wohlthaten dies als die größte zu achten, daß er die Sünde vergiebt und die Misfethat seines Volkes erläßt; endlich den tiefen Ernst der Beugung unter das gegenwärtige Stündlein des Zor- nes, dabei man Gottes· Gericht im Glauben rechtfertigt und enehm hält, inmtttelft sich aber doch zum Herzen des naden-Gottes durchbetet. (Taube.) II— V. 9——14. Denk Gebete folgt jeht dag Kufuierlten auf Gottes Antwort, und der Sänger spricht es ans, was siir eine Jlntniort er um seines Vollm- niillen, da- mit diesen nieht ungeduldig werde nnd gar Verzuge, er« sich virus-ist, nämlich eine gdttliche Jusage des Friedens; er iß alier auch im Geiste un) gewiß, daß die Zeit der xhilfe Gottes für die, die ihn fürchten, nahe bevorßehtz und beschreibt nun die Segen-feucht dieser Hilfe iin Kn- sthlnß an jesaianisihe Stellen Wes· IS, 16 f.; its, s) in so lieblicher und eehabeuer Rede, daß er ein tiild der Znersisianisrlsen tieilezeit entrollt, iilg stände er sehen mitten a n. S. Alls, daß ich lzur Erwiederung auf dies Gebet, das ich eben im Namen meines Volks ge- than] hören sollte [ein Wort], das Gott der HErr rede» [und die gnädige Erhörung meiner Bitten mir VerbiirgtJ , daß. et [in solchem Wort] Friede zusagte seinem Volk [wie er in Z. Mos. 26, 6 ihn verbeißen] , und seinen Heiligen sdie wenigstens einen Anfang gemacht haben, in feinen Satzungen zu wandeln und seine Gebote zu halten Z. M. W« 3J- auf daß sie nicht sdurch zu lange Andauer des Zornes, wenn etwa die Versuchung nun über ihr Vermögen ginge 1. Cor. 10 , 13] auf eine Thorheit gerathen«- sindem sie zuletzt gar verzagten oder ungeduldig würden und Gott lästerten]! s) Die gewöhnlichen Bibelausgaben lesen hier: Ach, daß ich hören sollte, daß Gott der HErr redete; dies ist aber eine falf e Auffassung der lutherischen Ueber- setzung Die ort ographische Unterscheidung des Binde- worts »daß« und des Fürworts »das« war nämlich Luther’n, wie der älteren Sprache überhaupt, noch fremd; er schrieb in beiden Fällen ewöhnlich ,,das«, und so lesen wir auch hier bei ihm: h das ich hören solt, das Gott der HERR redet, das er· friede zu— sagte, seinem Volek etc. Anderwärts nun schrieb er: »Ich will hören, was Gott der HERR redet;« nach unsrer jetzigen Rechtschreibung darf man also im vor- lie enden Satze nicht: »daß, sondern nur: das der H rr redet« schreiben. — «) In den früheren Aus- gaben des Psalters übersetzt Luther: Ich will hören, was Gott der HErr redet; denn er wird Friede reden zu feinem Volk und zu seinen Heiligen, daß sie sich nicht kehren zur Thorhein Dies stimmt genauer mit dem Grundtext überein. Der Dichter ermuntert zuerst sich selbst zum Laufchen auf Gottes Antwort (v l. Habab 2, 1) und begründet dann den Eifer nnd d e Freudigkeit, womit er das thut; er hat nämlich schon gemerkt, daß die Antwort ganz feinen Wünschen entsprechend ausfällt und eine Zueignung der in s. Wes. 26 , 6 ausgesprochenen Verheißung für die nothleidende Gemeinde der Gegenwart in Aussicht stellt. Nur die letzten Worte des Verfes dürften noch anders, als von Luther geschehen, zu fassen sein, so nämlich, daß eine Warnung für die Gemeinde, nicht ein Bewe - grund für Gott darin enthalten ist: nur daß fie ni t wieder in Thorheit verfallen! 10. Doch ist ja swenn wir nur davor uns hüten, daß wir nicht auf eine Thorheit gerathen] feine Hilfe nahe denen, die ihn fürchten [und wird gewiß ein solcher Stand der Dinge nicht lange mehr auf sich warten lassen], daß in unserm Lande Ehre wohne [die aus unserm Lande auf lange Zeit in die Ferne weggezogene Herrlichkeit oder der blühende religiöse und politische Zustand, der vor- mals feinen Wohnsitz daselbst hatte, wieder darin heimisch werde«]; »11. Daß [auf den Straßen der heil. Stadt] Güte [von der einen] und Treue [von der andern Seite her kommend] einander begegnen, Gerechtig- keit und Friede swie Freunde beim Wiedersehen nach langer Trennung 2. Mos. 9, 271 sich küssen; 12. Daß Treue auf [genauer: aus] der Erde Wachse, und Gerechtigkeit [freundlich herniederlächelnd] , vom Himmel schaue; 13. Daß uns auch [durch Erfüllung der Ver- hetßung in Z. Mos. 26, 4]»der HEtr Gutes thue, damit unser Land sein Gewachs gebe; 14. Daß Gerechtigkeit dennoch shier s. v. a. gewiß, allen entgegenstehenden Hindernisfen zum Twtz Pl— 73 - l] vor ihm bleibe, und im Sehwange gehe« · sz · Genauer: 14. Daß Gerechtigkeit lfeierlichj vor ihn: hergehe und [achtfam ihm folgend] merke auf den Weg einer SchritteÆ - V) Das englische Bibelwerk umschreibt die Gedanken in V. 10——14 folgendermaßen: 10. Er wird diejenigen, die ihn fürchten, so wenig befchädigen, daß ich mit Zu- versicht auf die Herannäherung der Zeit warte, wo er vollenden wird, was er für uns angefangen, in Anse- hung sowohl der Wiederaufbauung des Tempels, als auch der Wiederherstellung unsers Landes zu seiner vorigen Größe. 11. Denn mich däucht, ich sehe die Güte und Treue, die Gerechtigkeit und Eintracht, als die vornehmste Herrlichkeit eines Reichs, zufammen- kommen und einander umarmen als alte Freunde, die lange getrennt gewesen sind. 12. Und wie die Wahr- heit, Ehrlichkeit und alle andern Tugenden unter uns erwachfen und blühen, wie die Blumen und Kräuter im Zrtihlinge nach langem Winter, so wird Gott seine erheißungen getreulich an uns erfüllen und mit seiner nädigen Fürsorge über uns wachen. 13. Ja, der Err wird uns mehr Gutes thun als wir erwarten; er wird unsre Fruchtbarkeit an guten Werken mit einer so großen Vermehrun der Erdfrüchte belohnen, daß daraus die Mildthätig eit des Himmels gegen uns er- hellen wird. 14. Er wird uns mit Gerechtigkeit und Güte regieren , und wird feine getreuen Verheißungen allemal vor Augen haben; er wird von dieser Regel niemals abweichen, sondern in feineirHandlun en dar- nach fortfahren. — «) Schon die xltdifchen usleger haben die hier vorliegende Stelle von der nahen Hilfe 310 Psalm 86, 1—-16. des HErrn und den glltcklichen Zuständen im Lande auf das mefsianifche Heil bezogen. Und in der That liegt ja in dem Namen Jesus das Wort ,,seine Hilfe« (syl;-«J) verborgen; in ihm haben wir unsere alte Ehre und Herrlichkeit, da wir nach Gottes Bilde geschaffen waren, wieder erla t, und die Herrlichkeit des Unsicht- baren Gottes hat in ihm auf unsrer Erde gewohnt (Joh. 1, 14); in dem von ihm vollbrachten Erlösung-s- werke begegnen sich Gnade und Wahrheit (Joh. 1, l7) und Gerechtigkeit und Friede küssen sich, indem die Un- verbrttchlichkeit göttlicher Drohung und Gerechtigkeit mit dem Erbarmen und dem Frieden ihre Ausgleichung ge- funden haben, wie denn auch die Berufung der Juden zu diesem Heil um der Wahrheit willen Gottes geschehen ist, die der Heiden aber um der Barmherzigkeit willen (Rötii. II, 8 ff.); so erfttllet sich in seiner Menschwer- dung und Geburt auch die Stelle: Jes 45, 8., in seinem Vorlänfer Johannes aber geht die Gerechtigkeit vor Gott her und in seinen rechten Jüngern folgt sie ihm nach (Ephef. 5, 1). Haben wir nun recht gesehen, wenn wir die Abfassung des Psalms in die Zeit von 457 v. Chr. verlegt haben, so war damals Gottes Hilfe auch wirklich nahe; denn mit diesem Jahr beginnt die Zeitrechnung in Bau. 9, 25., so daß 7 »( (7"-l— 62) = 483 Jahre später, d. i. 26 n. Chr. das an enehme Jahr des HErrn im Auftreten Johannis des äufers seinen Anfang nahm (vgl. 1. Matt. S, 54 Anm.). Gleichwie nun die evangelische Kirche das Werk der Reformation als eine geistliche Ausführung aus dem babylonischen Gefängniß angesehen und in Parallele dazu gestellt hat, so sind auch ihre im 30jährigen Kriege entstandenen Bittlieder um Wiederkehr des Friedens ein Wiederhall des 85. Psalms; vgl. das Lied von P.Gerhard: HErr, der du vormals hast dein Land re. Der 86. Psalm. Daoid’s untersetjiedliohe Bitten. 1. Ein Gebet Davids [wenn auch oielleicht nicht von ihm selbst, doch aus seiner Seele und nach dem Vorbild seiner eigenen Psalmen von einem der Kinder Korah zu der Zeit verfaßt, wo die absalomsche Empörung sich entspann L. Sam. 15, 6 Anm-.] Es mußte David sehr zu Herzen gehen, wenn er mit Worten getrösiet wurde, die er frtiher entweder in Nöthen, die der HErr schon herrlich gewendet, zu seiner eigenen zagenden Seele gesprochen, oder womit er An- dere getröstet hatte. (Hengstenberg.l »Mit dem vorigen Psalm berührt sitt) dieser besonders in V. 1li., wo die Bitte nni Gottes Gnade und Hilfe ans dem Munde eines Einzelnen, wie dort (ps. its, s) ans dem Munde der ganzen Gemeinde erklingt. I. b. 1——5. Aus tiefem Elend, darin er, entblößt non allen inensehlielzeii Hilfsmitteln wider die Gefahren, die seinem Erben drohen, fiel) befindet, ruft David zu dem Akten, seinem Gott, iiiu Hilfe nnd Bewahriing, nm Gnade und Treu, und drsiiiit da ffir die Grhörung seiner Bitte einen Pfeil nach dem andern auf Gottes Herz ab, indem er zuerst die ltoth selber, darin er streitet, für sitt) reden läßt, dann das verhältnih in dem er als sein Heiliger nnd seiner äneihte einer zu ihm ficht, geltend niaeht, nnd hierauf sein eigen göttlich Wesen ihm vorhält, das voller Güte und Gnade set gegen Zelle, die ihn an- raten. HEm neige deine Ohren Hof. 17, 6] und erhöre mich [55- 3]; denn ich bin elend und arm [40, 18., der Elenden und Armen aber nimmst du ja so gern dich an, wenn anders sie im rechten Verhältniß zu dir stehen l2, 6]. 2. Bewahre meine Seele svor denen, die mir nach dem Leben stehen V. 14]; denn ich biu heilig« sals der, den du zu deinem höchsten Diener in dei- « nem Reiche berufen, zum König deines Volks« 4, 4; IS, 10]. Hilf du» mein Gott [mir], deinem Knechte, der sich verlaßt auf dich. «) In der Randglosse bemerkt Luther: ,,H eilig kann hie auch heißen: verdammt und verccchteh per antiphras sim (so das; das Gegentheil gesagt wäre von dem, was eigentlich gemeint ist), als ein Ketzen Darnach wäre der Sinn: Vewahre meine Seele; denn ich bin in die Acht gethan, für vogelfrei erklärt, so daß, wer mich tödtet, meinet, dir einen Dienst daiiiit zu erzeigen. In- dessen ist diese Auffassung mehr ein geistvoller Gedanke, als sprachlich gerechtfertigt. 3. HEry sei mir gnädig swende aus Gnade und väterlichem Mitleiden meine Trübsal ab]; denn ich rufe täglich [genauer: den ganzen Tag, , ohne Unterlaß 7, 12;, 25, 5] zu dir. 4. Erfreue die« Seele deines Knechte; sdurch innerlichen Trost und Versicherung deiner Gnade]; denn ·nach dir, HErr, verlanget mich [25, 1., wörtlich: zu dir trage ich meine Seele]. Diese letzten Worte sind als mit Anführungsstrichen versehen zu denken, weil ste eben den Anfang des 25. Psalms bilden. (Hengstenberg.) Z. sSolches Verlangen nach dir aber kannst du nicht ungestillt lassen.] Denn du, HEtt , bist gut [als» der du die Liebe selber bist 1. Joh. 4, 8] und gnadig szur Vergebung bereit 2.Mos. 34, 6 f.], von großer Gute allen, die dich aiirufen [145, 18]. Damit ist der letzte und stärkste Grund ausgesprochen, weshalb wir auf Erhörnng unsers Gebets bei Gott rechnen dürfen: seine Güte und Gnade läßt es ihm nicht zu, daß er den Armen und Elenden könnte an die Him- melsthür klopfen lassen und sollte nicht aufthun. »Bittet, so wird euch gegeben 2c.« (Matth. 7, 7), das ist nicht eine Verheißung, die auf irgend welchem Verdienste des Bittenden beruhte, sondern es ist das eine von jenen Verheißungen des HErriy die er aus Gnad’ und lauter Glite gege en hat, und aus Gnad’ und lauter Güte auch halten wird. (Spieker.) II. V. 6—13. Indem David einen neuen Gebetsanlauf auf seinen Gott nimmt, bezeugt er aufs neue, warum er mit so zweifellos« Zuversicht sitt) an ihii wendet: das ist dle einzige iind unoergleichliare Macht iind herrlich— lieit dieses Gottes, uni detetwilleii dereinst nun) die Heiden, die er geinacht hat, obwohl sie nichts mehr von il)in wissest, ihm non) hnldigeu werden. Wie sollte denn er, dein die Jtiigen dafür durch die großen sind wunder- baren ijilfen ans der tiefsten Noth, besonders in der Sanlisuzen uerfolgiinggzeit aufgegangen sind, nicht schon jetzt den tlainen seines Gottes lobureisend erheben nnd mit einein recht dankbar und fröhlikh in dem tjErrn ge- toilifrdenen Herzen mich weiter ans seine Hilfe sitt) ver- a en? Davids Bitte um Gottes Gnade und Hilfe in allerlei Nöthein 311 s. Vernimm, Mir, mein Gebet, und merke anf die Stimme meines Flehens [Ps. s, s; 130, 2; 14Q, 7]. 7. Jn der Noth [weil ich in Angst und Noth bin] rufe ich dich an; du lvollest [richtiger: denn du·wirst, deß bin ich ooll fester Zuversicht] mich erhoren [50, 15]. » 8. HErr, es ist dir keiner gleich unter den Gatten: [2. Mos 15, 11; Pf. 71, 19; 89, 9], und ist niemand, der thun kann, wie du [5« Mos- 3, «24; Pf. 136, 4: zu wem anderssollt ich also meine Zuflucht nehmen als zu dir?]. L. Alle Heiden , die du gemarht hast [deren Schöpfer und HErr gleichwohl du bist, obschon sie dich jetzt noch nicht dafür erkennen], werden lnoch künftig einmal] kommen, und [nachdem der Hammer deiner Größe den Felsen ihres Herzens zermalmt hat Offenkx 15 , 4] vor dir anheim, HErr, nnd deinen Namen ehren, 10. Daß du so groß bist und Wunder thust, und alleine Gott bist [P»s. 22, 28 ff·1— Die Heiden haben zum Voraus keine Verheißungery sie stehen ja nicht im Bunde Gottes wie Israel, aber doch find sie von Gott gemacht; das giebt ihnen die Berechtigung, die Zuversicht, die Hoffnung, die alle Werke seiner Hände zu ihrem Schöpfer haben dürfen und die in den Stellen: Pf. 145, 9; 104, Z; Jes 64, 8 ausgesprochen liegt. So sind alle Heiden als seiner Hände Werk auch in seinem gnädigen Andenken und er verheißt sein Heil bis an die Enden der Erde, weil er im Eifer feines Vaternamens (Mal. 1, S) die Ehre fei- ner alleinigen Anbetung sucht. Aber auch in den Heiden selbst, eben weil sie von ihm und zu ihm geschassen sind, kommt ein tief verborgener Durst nach dem lebendigen Gott entgegen, ihr gottentftammter Geist sucht auch unter der tiefsten Erwürdigung des Götzendienstes seinen Ur- sprung wieder, und das ist eben das verheißungsvolle Fünklein in dem finstren Heidenherzen, dem das Wort Gottes von der Erlösung so aufhilft, daß es zur Flamme wird , die ringsum allen Götzendienst vertilgt und nach oben schlä t in feiernder Anbetun des allein lebendigen Gottes ( es. 2, 2 f.; 66, 18· 2 . 235 Jer. 10, 7 2c.). Wird sich der Heide nur erst dieser seiner schöpfungsmäßigen Grundwurzeh dem Urquell seines Daseins lebendig bewußt, so ist auch den Götzen der Garaus gemachtz denn wo bleiben sie, wenn alles ein Werk seiner Hände ist? Darum fängt auch der große Heidenapostel überall bei den Heiden mit dem l. Artikel und daß sie göttlichen Geschlechts sind, seine Predigt an, und das selige Ziel ist, daß alle seine Werke den Errn loben werden an allen Orten seiner Herrschaft Pf. 103, 327 Ofsenb. 4, 11; Z, is; Pf. 72, 11. (Taube.) 11. [An mir nun hat sich deine Größe und Herrlichkeit schon mannigfach geofsenbart, daß ·ich nur die Augen aufzuthun brauche , um schon jetzt sie zu erkennen; und darum bitte ich:] Weise mir, Hütte, deinen Weg, daß ich wandele in deiner· Wahrheit [Ps. 27, 11]; erhalte mein Herz bei den! Einigen [einige mein Herz dahin, richte alle seine Kräfte darauf], daß ich deinen Namen furchte [dann wird auch mein Mund deines Ruhms und deines Preises voll sein täglich 71, 8]. Obwohl in tiefer, äußerlicher Noth, schickt er dennoch, wie es allen rechten Betern ziemt, der Bitte: ,,gieb uns unser täglich Brod und erlöse uns von allem Uebel« die Bitte voran: ,,geheiliget werde in mir dein Name« Er bekennt, daß sein geistliches Auge noch nicht vollkommeu erleuchtet, daß sein Herz noch nicht vollkommen auf Gott hingerichtet ist. Und indem er alle andere Norm und alle Lebensregeln außer der ewigen Regel Gottes als Unwahrheit stempelt, fleht er zunächst, daß er in wachsender Erleuchtung die Wege Gottes recht kennen lernen möge, darauf, daß alleJnteressen und alle Wltnsche, von denen menschliche Herzen bewegt zu werden pflegen, ihm gleichgiltig werden mögen gegen das Eine, was noth thut, Gottes Namen zu fürchten. (Tholuck.) Die Furcht des Namens des HErrn ist zwar schon in dem Herzen des Sängers; aber er fühlt, daß er noch nicht völlig in dieser Furcht ist; er bittet also den HErrn, daß er sein Herz einigen möge, seinen Namen zu ··ürchten, d. i. es nach allen seinen Theilen mit ehr- urchtsvoller Dankbarkeit erfüllen , den Unterschied der heißen und der kalten Zone in ihm beseitigen. (Heng- stenberg.) 12. [Und-dessen ist dein Name denn in der That voll wegen aller der Großthatem die du an mir gethan] Jch danke dir, HErr, mein Gott von ganzem Herzen, und ehre deinen Namen ewiglich [9, 2 13. Denn deine Gute ist groß uber mich, und hast meine Seele errettet aus der tiefen [5. Mos. 32, 22] Hdlle [Ps. 30, 4; 56, 14]. III. u. 14-—17. weder hat daoid via hierin: die noth, die auf ihm liegt, näher bezeichnet, noth feiner Bitte« eine speziellere Fassung gegeben, sondern in beiderlei Hinsicht sich nur ganz allgemein gehalten. Jetzt nun, nachdem er hinlänglich in der zuoersikhtlichen Erwartung der gnädigen Erhiirung seiner Bitte flih gestärkt hat, läßt er ee auch merken, welcheg denn die bloth sei, die zu seinem Gebet ihn bewogen; nnd indem er nochmals; (ogl. to. 15 mit its. b) auf Gottes Erbarmen und seine große Güte hu; sieift und nochmals (vgl. V.16 mit V. L) sein Verhältnis, in dein er zu Gott steht, geltend wann, bezeichnet er auch den Erfolg, den er-von der Erhörnng seines Gebete sirh verspreihen darf. 14. Gott, [wie ich zur Zeit der Saulischen Versolgungen klagen mußte 54, 15., so geben die gegenwärtigen Verhältnisse mir Urfach zu der näm- lichen Klage:] es sehen sich die Stolzeu wider mich, und der Haufe der Tyrannen [eine Rotte gewalt- thätiger Menschen] stehet mir nach meiner Seele, Und [beide Theile, Abfalom sowohl wie sein An- hang] haben dich nicht vor Augen [sonst würden sie dergleicheii nicht unternehmen] 15. Du aber, HErr Gott, bist kwie du selbst von dir bezeugt hast 2. Mos 34, 6] barmherzig und gnädig, geduldig und .von großer Güte und Treue. 16. Wende dich [denn nach diesen deinen so tröstlichen Eigenschaften, die den Deinen sollen zu gute kommen] zu mir , sei mir gnädig; störte dei- nen Knechi mit deiner Macht, und hilf dem Sohn deiner Magd l116, W« 312 ,,Sohn deiner Magd« ist s. v. a. dein dir im Hause gebotener Knecht, dein Leibeigener von seiner Geburt an, wie Paulus von sich sagt: »Gott , dem ich diene von meinen Voreltern her in reinem Gewissen« und Aehn- liches von Timotheus bezeugt (2. Tim. 1, s. 5). Wie ein Knecht ganz seinem Herrn gehörte, so konnte er Er- haltung und Schutz von diesem erwarten, unter einem Volke, welches sich stets erinnern mußte, daß sie alle Gottes Knechte seien. (v. Gerlach.) 17. Thu eiii Zeichen an mir, das; mirs wohl gehe sein Zeichen zu meinem Besten, indem du in recht augenfälliger , haudgreiflicher Weise mir zu Hilfe kommst «64, 1»0j, daß es sehen, die mich hassen, Und .sich schauten mussen [wenn sie nun im geraden Gegensatz zu dem, was sie von meiner Seele sagen 3, B» erleben], daß du mit« beifiehcfh HErr, und trosteft mich. Daß David hier ein besonderes, wnnderbares Zeichen verlange, liegt nicht nothwendig in den Worten; er be- trachtet vielmehr die Hilfe selbst als ein Zeichen (71, 7), und wird nicht in der That, je mehr wir auch in allen täglichen Begebenheiten Gottes geheimnißvoll regierenden Einfluß erkennen, desto mehr auch alles, was Andern alltäglich dünkt, zum Zeichen und Wunderwerkli (Tholuck.) O thuet ntir die Augen auf und sehet Gottes Erhaltung, da er alles trägt mit seinem allmächtigen Arm, was er geschaffen hat; sehet seine Fürsorge, da er alle Haare auf unserm Haupte gezählt hat und ohne seinen Willen nicht ein Sperling zur Erde fällt; sehet seine Regierung, da feine Wege so wunderbar nnd unbegreislich find, und sühret doch alles herrlich hinaus; sehet seine Bewahrung über die Seinen, da tausend fallen zu deiner Seiten sund zehntausend zu deiner Rechten, aber dich darf es iiicht treffen: sind das nicht alles Zeichen und Wunder? und giebt es ein einziges Menschenleben auf Erden, welches daran leer wäre? (Spieker.) Psalm 86 , 17. Der 87. Psalm. Von der ohrisilichen Kirche, unter dem Vorbild des irdischen Jerusalems. 1. Ein Pfalmlied [1. Ehren. 26, 31 Anm.] der Kinder Korah [Ps. 42-—49. 84 u. 85]. »Der Missionsgedanke in Pf. Bis, 9 f. wird hier zum alles beherrsnsendenz es ist ein prophetisnjer Psalm in dem bis zur Räihselhaftigkeit kähn und siiinooll kurzen Blute, in welchem nun) die Qraliel in Its. A, 1—- W, 14 nnd das zu denkmalartiger Snsausiellnng bestimmte: Its. Bd, s« n. 7 gesnjrieben nnd« Vgl. Juni. zu L. sein. M, 12. I. v. 1——3. Der Dichter führt uns sofort mitten in die Sache hinein, die sein Gemiith bewegt: das so ebeii wunderbar vor den Jtssijrern beschirmte Jerusalem hat sich aufs diene als das, was schon der feste, sinstbare Grund seiner äußeren Erscheinung kund thut, nun) von Seiten seines inneren Wesens bewährt, als eine gott- gegründete, unoergängliche Stadt, die, wie die Stadt seiner Wahl, in der er wohnen will, so auch die Stadt seiner lkiebe ist, die er hütet und bewahrt wie einen Kugapfel im Auge. Und diese gottgegriindetg gotter— wählte und gottgeliebte Stadt hat non) eine grose, ver— heißuugsreinse Zukunft. 87, 1——7. 88, I. Sie ist fest gegründet kdie Stadt Jerusaiems auf den heiligen Bergen kaut der iaudzuugenariigekr Höhe, auf welcher sie liegt Jos. 15, 63 Anm.; denn der HErr hat sie dort sich ge rtindet Jes. l4, 32 uiid jene Fsiåhe 1zlilim Sitz seiner Zirche aus Erden erwählt Pf. Es ist einem, wenn man den Anfang des Psalms liest oder hört, als ob ein Stück und zwar der Kopf des Psalms fehlte; denn man fragt billig: wer denn unter der Festgegrlindeten zu verstehen sei? Doch man erräth es sogleich aus den folgenden Versen, daß Zion, die liebe Stadt Gottes, gemeint sei. Siehe daran, wie die Got- tesmenschen des alten Buiides ihr geliebtes Zion im- merdar in Herz, Sinn und Gedanken tru en, wie es so sehr ihr Lebenselement geworden war, da sie, weil ver- sunken in das Anschaun seiner Herrlichkeit, von der Sache zu reden anfangen, ohne sie zu» nennen. (Taube.) 2. Der HErr liebei die Thore Zions sdurch welche er als zu seiner Stadt so gern aus: und eingeht 132, 14], aber alle Wohnungen Jakobs sdas hat sich jetzt wieder gezeigt; denn während das ganze übrige Land von dem Feinde verheert werden durfte, blieben diesem doch die Thore Zions sest verschlossens , Nicht von Jerusalem nach seiner endlicheii Erschei- nun mit seinen Gassen, Mauern und Paläsien ist hier die ede — wie wäre das auch geliebt vor allen an- dern Wohnungen Jakobs? —, sondern an das ist ge- dacht, worin Jerusalems ewige Herrlichkeit besteht, daß es der Mittelpunkt der Anbetung des wahren Gottes gewesen ist. Jst nämlich überhaupt des Landes Haupt« findt, da sein König wohnt, des Landes Auge und Krone, so ist noch vielmehr Jerusalem,-wo im Heiligthum von ganz Israel der HErr wohnt und allein ange etet wird, des Landes Auge und Krone. (Tho·luck.) 3. Herrliche Dinge werden in dir gepredigt» [nach anderer Uebersetzung: find von dir «« oder in Beziehung auf dich geredet], du Stadt Gottes [46, Z; 48, 2]. Scltl [Ps. Z, 3 Anm.]. V) Der Anfang hiervon ist gemacht worden, als die Apostel die großen Thaten Gottes redeten (Apostg. 2, 1l). Diese werden hier »herrliche Dinge«, die Herrlichkeiten über alle Herrlichkeiten genannt; dieselben, daß Gott seinen Sohn gesandt und durch ihn uns erlöset hat it. Verkündigt und predigt das Evangelium in der Stadt Gottes: Hebr. 12, 22. (Starie.) VI) Das Wort des Grundtextes O) kann Ort oder Werkzeug, Inhalt und Gegenstand der Rede bezeichnen, aber auch die Person, gegen welche die Rede geht oder um welche sie geschieht. Hier denkt der Dichter ohne Zweifel an die Verheißnngsworte von Jerusalems ewi- gem Bestande und künftiger Herrlichkeitx Herrliches ist geredet, d. h. liegt als geredet vor in Betrefs deiner,· o du Stadt Gottes , Stadt seiner Wahl nnd seiner Liebe. (Delitzich·) II. v. il—- 6. Der Dichter hört hieraus den hGrru selber reden nnd der von ihm erkoreiien nnd geliebten Stadt die herrliche Zeßimtniing die er ihr zugedacht hat, ver- kiindigenx sie solle die geisilinse Geburtssiätte aller Völker, die fröhliche Kinderuiutter aller Uatiotien auf Erden werden; von Egyoten im Sude-i und sahe! ini Norden redet der Ausspruch unmittelbar, auf die Philister, Three und Ke- thiopier weist der ljErr wie mit Fingern hin, uian wird aber überhaupt einmal an Ilion sehen, daß die Fülle der ljeideu zu ihr eingeht und ein voll: nun) dem andern zii ihr hinzukommt. Das irdische Jerusalem ein Vorbild der christlichen Kirche. 313 it. Jch [der HErr der Kirche, dessen Werk es ist, die Heiden zu berufen Rdm. 15, 9 ff] will predigen lassen Rahab [der stolzen, trotzigen Groß- macht des Sildens, Egypten Anm. zu Jos. s, 25; Hivb 9- 135 Its« 30, 7] Und Babel [der jetzt noch im Hintergrunde des Völkerlebens verborgenen Großmacht des Nordens Jes. 19, 21 ss.J, daß sie uiich lennen sollen. Siehe, die Philister und Thier [Ps. 45, 13], sammt den Mohren [den Kuschiten oder Aethiopiern 68, 32; 72, 10], werden daselbst [zu Zion oder Jerusalem , geistlich zu Abrahams Kindern und Erben der VerheißUUgJ geboren sin- dem sie Heimathsrecht in dieser heiligen Stadt er-- langen Ephes 2, 19]. 5. Man wird [wenn nun die Stadt Gottes alle Völker der Erde» eins nach dem andern in sich aufnimmt und nach und nach zu einer unabsehbar großen Gemeinde aller Geschlechter der Menschen wird] zu [nach andrer Auffassung: in Beziehung auf] Zion [eben wegen dieser unerhörten Frucht- barkeit im geistlichen Sinne, die ein Wunder vor den Augen der Leute sein wird Pf. 1I8, 231 sagen, daß allerlei Leute drinnen geboren werden [immer kommt eine wiedergeborne Seele zu der andern hinzu, ·wodurch die Volisgenossenschaft der übrigen Nationen einen fortschreitenden Abbruch er- leidet, die Biirgerschaft Jerusalems aber einen fort- schreitenden Zuwachs erfährt], nnd daß er, der DER, sie baue sum sie in festem, unvergänglichem Besiande zu erhalten]. » Zu der Zeit, da diese « offnungen ausgesprochen wurden, war die Zahl der Mistglieder des Gottesreichs sehr zusammen· eschmolzenx die 10 Stämme waren be- reits in’s Exi geführt, Iuda fallein im Lande des HErrn zurückgeblieben. Unter diesen Umständen mußte die Sehnsucht nach der Erfüllung der alten Verheißungen von einer Nachkommenschaft Abrahams so zahllos, wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meer, be- sonders lebhaft erwachen, besonders begierig alles er- griffen werden, was dieser ofsnung einen Sttitzpunkt darbot, was einen Ersatz ftir sraels Verluste durch das Eingehen der Heiden in Aussicht stellte. Aehnlich schauen wir jetzt, bei dem traurigen Verfall der Kirche unter uns, sehnsuchtsvoll nach den Heidenländern hin und merken auf jedes Zeichen, welches ankündigt, daß der HErr dort seiner Kirche neue Glieder sammeln wird. (Hengstenberg.) Es begegnet oft, daß Städte, je schneller sie sich zu ausgezeichneter Höhe erheben , desto schneller wieder sinken; damit man also das Glück der Kirche nicht für ein so hinfälliges halte, fiigt der Propbet hinzu, sie werde vom Höchsten gefestigt (Luther: gebauet) , als sagte er: es ist nicht zu verwundern, wenn andere Städte maulen, weil sie zugleich mit der Welt ftch be- we en und keine ewigen Wächter haben; aber anders veriziält es sieh mit Jerusalem, dessen in Gott gegründete Beftiindigkeit fortdauern wird, wenn Erd und Himmel untergehen. (Calvin.) » C. Der HErr wird predigen lassen in allerlei Spracheu [Apostg. S, 7 ss. zu Jerusalem], daß deren [von den in V. 4 genannten und andern Bölterschaftenj etliche anch daselbst geboren werden [Apostg. 2, 41]. Sein. Dieser Vers , bei welchem Luther fich nach der Vul- gata und Septuaginta richtet und den Sinn so faßt, als stünde im Text« IF; IV; statt Ist-syst 1997 dürfte vielmehr so zu übersehen sein: Der HErr wird ählen beim Aufzeichnen der Völker: Der da ist geboren daselbst! d. i. ,,er wird sie eins nach dem andern als in Zion geboren anerkennen und so eins zum andern addiren und in sein Buch, das Stadt- buch Jerusalems, das Vuch des Lebens (Jes. 4, Z) ein- tragen. Das Ende aller Geschichte ist, daß Zion die Metropole (gemeinsame Hauptstadt) aller Völker wird. (Delitzsch.) Zu Grunde liegt eine Beziehung auf die gewiihnlichen Zählun en und Bürgerlisten (Hesek.13,9), die im Angesichte der gohen Erwartungen und Hoffnungen, die in der Gemeinde Gottes schon in den ersten Anfängen ihres Daseins hervorgerusen waren, ein iirmliches und winziges Resultat ergaben. Es kommt zuletzt noch eine Zahlung, die alle diese Hoffnung befriedigt. Der HErr präsidirt da bei Aufnahme des Verzeichnisses, giebt bei jedem Volke, das an die Reihe kommt, den Grund an, warum es mitzuzählen sei, indem er die Bemerkung macht: ,,dieser ward geboren daselbst« — und so werden ganze Völkerschaaren zum Reiche Gottes hinzugetham (Hengstenberg.) III. v. 7. Wenn denn so die fülle der Heiden wird eingegangen sein, wird der ganze festfeiernde Chor der Völker in einem und demselben Zelienntnis zusammen- stimmen: Su dir, o Gotte-Kam, sind alle Quellen meines helle. 7. Und die Sänger, wie [die] ani Reigen [Sänger sowohl wie Tänzer an der Spitze des großen Festzuges der erlöseten Bölkerschaarenj wet- den alle in dir singen, eins uurs andere. Nach dem Grundtext ist zuerst zu ergänzen: ,,werden also singen und sagen,« darauf folgt der Jnhalt des Preisgesanges zu Ehren Zions: alle meine (Heils-) Quellen (Jes.12,3) sind in dir (von dir allein habe ich mein geistliches Leben empfangen seh. 4, 22). Der 88. Psalm. gebet in schwerer Anfechtung. 1. Ein Psalnilied der Kinder Korah [vgl. Pf« 87- 1]- vorznsingen l4- 11- von der Schwach- heit der Elenden [auf die Melodie des »die Schwachheit der Elenden« genannten Liedes 1. Chron. 26, 31 Anm.]. —- Eine Unterweisung lPs« 32- I] Hemans, des Esrahiten sdes einen von den vier Weisen Salomo’s 1. Kön. 4, 31 Anm.]. Jluf den, von so heiterer, hertiikher Lin-ficht aus die Zukunft getragenen R. Psalm folgt nun dieser, der nächt- lirhste aller Rlagepsalmenz ja so ganz nur klagend ohne Hosfnungggrniid ist der Psalm, daß das Danke! der Skhweriiiath gerade am Ende, wo sonst doch immer, wenn nicht schon früher, die Sonne durch das Gewölk hiudnrttis beten, am diihtesteu ist und wir völlig in einen Zustand der Jlnfeihtung hineinlilitttem wie ijiob ihn ans-zustehen hatte. E- in alter anth mehr als wahrscheinliuk das iii dem Zum: tjioli niemand anders als der Verfasser unser- Psaluis ein Statt( seines eigenen Seelenttampfey den wir 314 Psalm 88, 2—-19. 89, 1——3. hier mit ihm durchmachen, dramatisch uergegensiändlittst hat (s. Schlnßbenn zum Z. hiob). I. v. 2—8. Jlm Morgen nach einer eben wieder unter Gebet und Flehen mit starkem Geschrei nnd Thränen hingebrachten diacht Ob. 14) wendet sirh der in großer Anfechtung Leibes und der Seelen befindliche Sänger an Gott, seinen Heiland, mit der Bitte, ihm doih endlich auszuhelfen aus seiner dioth nnd sein Gebet zu erhiircn, und begründet solche Bitte durch Darlegung der Größe nnd Tiefe dieser Rath. Gs isi ein todesnäcljtlicher Zu— Kund, darin er strebt, ein Zustand, der wie zur verzwei- felung treibt; aber gegen diese wehrt e·r flkh mit aller Macht des Glaubens und ringt durch das schwere Dunkel, das ihn umhüllt, mit blindem Festhalten an Gott als seinem Heiland, obwohl er so gar nichts inne wird von seiner Gnade und Hilfe, von seiner dlöhe und seinem Troste, sitt) durch. 2. HErr Gott, mein Heilandf ich schreie Tag und Nacht vor dir [Ps. 22, 3]. 3. Laß mein Gebet vor dich kommen, neige Träne Ofhfen zu meinem Geschrei [5 , 2 f.; , 1 . . 4. Denn meine Seele ist voll Jammers [ ge- nauer: gesättigt mit Jammer, hat schon überreichlich davon genossen], und mein Leben ist nahe bei der Hölle sich bin wie ein Verscheidew der, stehe schon mit einem Fuße im Grabe Hiob 1 l Hblle fahren; ich bin wie ein Mann, der keine Hilfe [d. i. keine Kraft zum Leben mehr] hat [also nur noch wie der Schatten eines Mannes] . s. Jch liege [schon so gut wie] unter den Todten [als wäre ich oöllig von dir preisgegeben und auf immer] verlassen, wie die sin einer Schlacht] Erschlagenen, die im Grabe liegen, deren du nicht mehr gedentest, und sie von deiner [helfenden und schützendenj Hand abgesondert sind «« [6, 6]. 7. Du hast mich in die Grube hinunter ge- legt, in die Finsternis und in die Tiefe [der Hölle 28, I; es, 10;86,13]. 8. Dein Grimm drücket mich, und dräugest mich mit allen deinen Flnthen [12, 8]«" Sela. V) Indem er Gott also nennt, legt er der Unmäßig- keit des Schmerzes Zaum und Gebiß an, verschließt der Verzweiflung die Thiir und befestigt· sich zur Ertragung des Kreuzes. (Calvin.) — «) Die den; ganzen Vers zu Grunde liegende Voraussetzung, daß die Todten nicht mehr Gegenstand der liebenden Fiirsor e Gottes, hatte stir das alte Testament schaurige Wahr eit. Vor Christo wurde das Dunkel des Mittelreichs noch nicht durch das Morgenroth der göttlichen Gnade erhellt, das Para- dies, von dem der HErr zu dem Schächer sprach, wurde erst mit seinem Tode eröffnet; und dazu noch wurde das Mittelreich unter dem alten Testament nicht klar als solches erkannt, die klare Aussicht auf die Auf- erstehuug wurde erst durch denjenigen eröffnet, der selbst dies Auserstehung und das Leben ist. Erst unter dem neuen Bunde heißt es von der Gruft: »ste wird mir sein ein Kämmerleim da ich auf Rosen liege, weil Z. «Jch bin geachtet gleich denen, die zu der- ich nun durch deinen Tod Tod und Grab besiege.« So ruheft du, o meine Ruh —- V. 5). Da mußte en Knechten Gottes wohl grauen, wenn sie unmittelbar am Abgriinde des Todes standen und in die lichtlose Finsters · niß, in »das Todesdunkel ohne Ordnungen« hineinstarrtem (Hengstenberg.) —— VI) Aue-h P. Gerhard war m sei- nem Leben oft schwer angefochten. An dem Altare zu Liibben knieend, erzählt A. Kuapp von ihm, nach einer sehr bangen Nacht, hat er das schöne Lied: Wach auf, mein Herz, und singe -—» verfertigt; daraus erklärt sich der starke Ausdriick in V. 3., und thut man Unrecht, wenn man iu vermeintlicher Verbesserung für ,,lindere Mägen«, wie A. Stolz gewisse Leute zu nennen pflegt, allerlei abgeblaßte Redensarten, die das doch nicht treffen, was gemeint ist, auch niemals das erreichen» was man bezweckt (»die Erfahrung hat’s genugsam bewiesen) , da- ftir einschiebn « «II. V. 9———13. Der Diihter geht näher ein auf die Art seines Leidens, das ihn an die Grenze des völligen untergangen, an die Pforten des Todes gebracht hat; es ist, als ob wir den vom Jlussah getroffenen Hiob reden hörten, nnd da ist es denn dies, worauf er seinen Hilferuf stützt: er möchte gern ein Gegeufluud der gött- lichen wnnderhilse werden, um dafür seinen Gott lebens- lang preisen zu können. 9. Meine Freunde· hast du ferne von mir gethan, du hast mich ihnen »zum Greuel geniacht [27, 10; 38, 12;«69, 93 Hiob 19, 13 ff.]. Jch liege gefangen [wie im Kerker, da niemand zu mir kommt], und iann nicht ausiomment [wo aber auch ich nicht· heraus kann]. » 10. »Meine Gestalt ist jammerlich vor Elend. Ohne, ich rnsedich an taglich, ich breite meine Hunde aus zu dir ldein mitleidiges Aufmerken auf mich zu ziehen und deine helfende Liebe auf mich herabzuziehen Jes. l, 15 Anm.]. «) Das lautet nach Z. Mos. l3 wie Klage eines Aussätzigem Das Levitenbuch (3. B. Muse) geht dort von der Unreinheit des menschlicheu Lebensanfangs zu der Unreinheit der furchtbarsten Krankheit über; die Krankheit ist das Mittlere zwischen Geburt und Tod, und der Aussatz ist nach morgenländischem Begriff der Ausbund aller Krankheit, der Tod selber am noch leben- den Menschen (4. M. 12, 12) und vor allen andern Uebeln eine Anriihrung der göttlichen Strafhand, eine Gei- ßel Gottes. Der des Aussatzes Verdächttge soll bis zur Feststellung der priesterlichen Diagnose einer siebentägigen Haft unterworfen sein, und wenn der Aussatz constatirt ist, abgesondert außerhalb des Lagers- wohnen, wo er, wenn auch nicht eingesperrt, doch von seiner Wohnung und den Seinigen abgesperrt ist und , wenn ein Mann von Stande, sieh zu unfreiwilliger Zurückgezo enheit verurtheilt fühlen wird. Es liegt nahe, das ,,i kann nicht auskommen« auf diese Absperrung zu beziehen. lDslitzichd 11. Wirst du denn »unter den Todten Wunder thun? Oder werden die Verstorbenen aufersteheu und dir danken? Sela. Das ,,Sela« giebt Gott gleichsam Zeit, den ewi - tigen Grund zu bedenken, und dann folgt die ussti - rang. (Hengsteuberg.) « » 12. Wird man in· Gräbern erzählen deine Gute, und deine Treue im Verderben? Gebet in schwerer Anfechtung. 315 13. Mogen denn deine Wunder in Finsternis erkannt werden? oder deine Gerechtigkeit im Lande, da man uichts gedeutet [Pred. I, 5 f. 1012 Es liegt in der Natur der alttestamentlichen An- schauungen vom Zustande der Seelen im Scheol (Hölle), in ihrer fchwei samen und wirkungslosen Stille, sowie in der aufgeho erien Correspondenz derselben mit Gott, daß nicht nur fiir sie selbst mit dem Tode ein gewaltiger und vollständiger Defekt an Erfahrungen der Gnade und Treue, Allmacht und Gerechtigkeit Gottes entsteht, son- dern daß auch Gott, ihr Gott, den sie als den Heils- nnd Gnadengott kennen, eine große Einbuße an der Offenbarung dieses seines Wesens und damit an seiner Ehre erfährt. Das ist es, was der Psalmist nach der alten, lieben Weise, den geoffenbarten Heilsgott bei sei- nem eigenen Herzen zu fassen und ihm sein eignes, un- veränderlich treues Wesen vorzuhalten, bittend und flehend wie ein Kind , das beide Hände zu seiner Mutter aus- streckt, vor seinen Gott bringt. (Taube.) III. V. 14—19. Der so lrosilos lilagende nnd doch dem . Ver-zweifeln aus aller Macht seines Glaubens wehreude Sänger rasft siih vom dienen zu einem Gebetsantaus aus, sinlit aber zuletzt ganz in das Gefühl seines Elends da- hin, als von demselben übermannt; zu dem Dichte ge- trösieter Hoffnung bringt er es nicht, sondern seine Klage verliert sich recht eigentlich in die Wanst· I4. Aber ich [der ich jetzt noch nicht zu den von deiner Liebesoffenbarung abgeschnittenen Todten gehöre] schreie zu dir, HErr [um, weil unter dei- nem Grimme liegend, betend zu deiner Liebe mich hindurchzuringens und mein Gebet kommt frühe [gleich beim Anbruch des Morgens] »vor dich. 15. Warum verstößest du , HErr , meine Seele, und verbirgest dein Antlitz vor mir [13, 23 42, 3]? " " Also gehet es, wenn’s Kreuz lange währt, so kommen die Anfechtungen der Verstoßnng Aber es ist keine Ver- stoßung, sondern eine Erwartung des Helfestündleins, der Stunde des HErrn. (J. Arnd.) Its. Ich bin elend und ohnmächtig, daß ich so verstoßen bin snach anderer Deutung: Elend bin ich und dahinsterbend von Jugend an]*, ich leide dein Schrecken, daß ich schier Verzuge. «) Wenn roßes Leid uns trifft, so bleiben wir nicht bei diesem ste en, sondern es stellt sich uns nur als die letzte Sprosse einer langen Leiter dar, deren erste Stufe wir mit den Anfängen unsers Daseins bestiegen haben, ebenso wie wir, wenn uns großes Heil widerfährh aller Gnaden gedenken, die wir von Mutterleib und Kindes- beinen an erfahren haben. Vgl. ans dem Sterbelied: So hab ich nun vollendet — den 2. Vers: Jn allen meinen Jahren, von zarter Jugend an, hab« ich es wohl erfahren , wie fchwer die Himmelsbahn. (Hengstenberg.) » 17. Dein Grimm gehet uber mich, dein Schrecken [Schreckensoerhängniß] drucket mich. 18. Sie umgeben mich täglich [genauer: den ganzen Tag, in Einem fort 7,12; 13, 3 u.w.] wie Wasser, und umringen mich mit ein- iUi U. Die Gluthen des Zornes Gottes in V.17 erscheinen ihm hier als Flrithen des Verderben-z. » 19. Du machst , daß meine Freunde und Niichsten, und meine Verwandten sich ferne von mir thun, um solches Elendes willens· « ·) Luther drückt statt der masorethischen Lesart hast«-u; den Sinn so aus, als ob es TIERE« (wegen des Un- glücke-) hieße; es ist aber nach iob I7, 14 wohl so zu erk klären: Du machst, daß meine reunde und Nächsten sich ferne von mir thun; meine Verwandten sind finstres Dunkel. »Mit dieser Klage entsinkt dem Dichter die Harfe; er schweigt und harrt auf Gott, daß er dieses Lebensräthsel lösez Aus dem Yuche Hiob können wir schließen , daß er ihm auch wirklich erschienen , er ist »ja treuer als die Menschen und keine Seele, die mitten iim Zorn seine Liebe erfaßt, sei es mit fester oder zitternder Hand, geht verloren. (Delitzsch.) Der 89. Psalm. Von dem Messias und seinem Reich. 1. Eine Unterweisung [oder ein Lehrgedichh Vgl. Pf. 32. 42. 44. 45. 52—55. 74. 78. 88. 1421 Ethans, des Esrahiten [der, gleichwie Heman Pf. 88., einer von den Weisen Salomos war 1. Kön.4, 31 Aum.]. An den psalin tjeman’s, des Gsrahiten (88, 1), reihet sich ganz folgerichtig der psalm Ethau’s, des Esrahiteiiz beide Psalmen sind aber auch innerlich mit einander ver— uiandt durch gemeinsame aussällige Zeriihrungen mit dem Buche Gab, nur daß es hier ein uaiiouales Unglüite ist, das der heil. Sänger beklagt, während im vorigen Psalm eine persönliche schwere Anfechtung zu Grunde lag. Welches dies Ualionalungliicli gewesen sei, darüber s. Jluui zu 1. Un. 14, W: Kehabeambz dtiederlage durch Sisaln I. V. 2—5. slliiter den traurigen Verhältnissen der Ge- genwart, wo das davidische Königshaus so tief erniedrigt in, als habe es mit der demselben gegebenen berheißnng Gottes ein Ende, schwingt der Dichter auf Glaubens- slügeln siih aus zii dem HGrrm dessen Treue unwandelbar nnd dessen jiasage unerschiitterlich, und nergegenwärtigt sich zunächst den Wortlaut dieser göttlichen Znsagm dann sieht er einen Augenblick sinnend still. 2. Jch ivill singeii von der Gnade des HErrn [und zwar von den gewissen Gnaden Davids Jes. 55, 3., d. i. von den unwandelbaren Gnadenerweisungen des HErrn gegen das Haus Davids] elviglichxi und seine Wahrheit [die Treue, womit der HErr an diesen Gnaden seinerseits fest- hält] verkündigen mit meinem Munde für und für sdaß sie auch den spätesten Geschlechtern kund werde], Im Lateinischein Misericordias Domini in aeternum name-be; davon hat der 2. Sonntag nach Ostern, für welchen jedoch auch Pf. 33, 5 f. u. 1 als Jntroitiis oder Eingangssprnch angegeben wird (unr daß es dann heißen müßte: Miserjoordiä Domjni plena est terra), seinen Namen. Z. Und sich] sage [die Ueberzeugung aus: sprechend, die zu meinem Entschlusse mich treibt] 316 Psalm II, 4—23. also: Dasi eine ewige Gnade wird aufgeben, und du wirst deine Wahrheit treulich halten im Himmel. Genauer lautet der Vers: Ewig wird Gnad’ er-· bauet (sie ist in fortwährendem Bau begriffen , ist ein Gebäude mit festester Grundlage, welches nicht nur nicht in Trümmer zerfällt, nachdem es eine Zeitlang »estan- den, wie andere Gebäude, die unvollendet in iliuinen auseinandersallem sondern, indem ein Stein der Erfül- lung an den andern sieh fügt, immer höher aufsteigt und in die Ewigkeit hineinreicht — anderwärts übersetzt Luther ebenfalls: ,, Es wird eine ewi e Gnade gebauet werden«); der Himmel — an i m festigeft du dei.ne Treue (wie du, der du im Himmel wohnst, über das Entstehen und Vergehen hienieden erhaben bist, so befestigst du auch deine Treue im Halten der einmal gegebenen Verheißung am Himmel, daß sie fest wie die Sonne über der Erde siehe, unberührt von den wechfelns den Ereignissen des irdifchen Weltlaufs, der so oft ihr zu widersprechen fcheint — sie hat also einen himmlifchen Standort, eine himmelgleiche Beständigkeits 4. Jch habe [fo lautet das Wort Gottes, auf das meine Ueberzeugung sich gründet, in 2. Sam. 7, 12 ff. seinem hauptsächlichen Inhalte nach] einen Bund gemacht mit meinem Auserwahlten, ich habe David, meinem Knechte, gefchworenes Z. Jeh will dir ewiglich Samen verschaffen, und deinen Stuhl bauen fur und fur« [den aus- führlichen Inhalt s. in V. 20 ff.]. Sela. «) Wer sieht hier nicht, wie eine große Freundlichkeit und getreue Liebe Gott zu den Menschen trage, nnd wie gar tief sieh die hohe Majestät Gottes heriinterläßt nnd dem Menfchen schwört. Warum aber? Auf daß er ge- wiß mache feine Verheißung und unsern Glauben ftärke, unsrer Schwachheit zu Hilfe komme; so gern will Gott, daß wir ihm glauben und an seiner Verheißung nicht zweifeln sollen, wie folche Ursach in Hebt. 6, 16 ss. ans. gegeben wird. O felige Leute, um welcher willen Gott sihwörtl o unselige Leute, die auch Gott nicht glauben, ob er gleich fchwörtl (J. Llrnd.)· —- ’«·«·) So gewiß, als Gottes Verheißnng m Christo» gipfelt, hat sie auch für uns noch Bedeutung, und wir können aus diesem Psalm nicht etwa blos im Allgemeinen lernen, wie wir in bedrängten Zeiten der Kirche die Furcht , die uns das Siehtbare einflößt, durch das Auklammern an die Ver- heißungen zu· besiegen haben, die der HErr ihr ertheilt hat, sondern wir können uns auch geradezu noch trösten mit dem, womit hier zunächst die Gemeinde des alten Bundes getröfiet wird: das Verfprechen Gottes an David umfaßt ja alle Zeiten bis zum Ende der Welt. II. U. 6——19. Da bei einer Jusage, soll anders man sieh fes( darauf verlassen können, es vor allem auf die Persönliitjleeit dessen ankommt, der die Jinsage gegeben, ob er auch den ernsten Willen nnd die hinreiehende Kraft besitze, das Versprokhene zu leisten, so ergeht der heil. Sänger, ehe er auf die Verheisung um die es sieh hier handelt, näher eingeht, sitt) zuvor iu einem cobe der Herrlithtieit Gottes und preist insbesondere seine Allmacht und Treue, preist aber nun auch das- jenige Uolli glücklich, das einen solchen Gott seinen Gott nennt; es liann ihm nimmer an dem gebrechen, was zu seinem Heile dient, und das in ihm anfgerikhtete königthuni der Verheißuiig bann nie eine Beute der weltmamt werden. b. Und [wie wenig kann doch, da wir eine solche eidlich bekräftigte Zufage deines Mundes vor uns haben, im Glauben an die gewisse Erfiillung derselben der Nothstand der Gegenwart uns irre machen! Wir wissen ja, was für ein Gott du bist:] die Himmel [d. i. die Engel Hiob 15, I] werden, HErr, deine Wunder preisen [besser: die Himmel preisen, HErr, dein Wunder- wesen in den Werken voll Allmacht und unaus- forfchlicher Gotteskraft 29, 1f.], nnd deine Wahr: heit [oder Treue wird gerühmt] in der Gemeine der Heiligen [5. Mos. 33, 2]. 7. Denn wer mag in den Wollen [d. i. im Himmel] deni HErrn gleich gelten, und gleich sein unter den Kindern der Götter [den Engeln Hiob I, S] dem HErrn? 8. Gott ist fast mächtig [ein Gegenstand der ehrfurchtsvollsten Anbetung Hiob 4, 18] in der Sammlung der Heiligen [1. Kein. 22, is; Don. 7i-d10], nnd wunderbarlich iiber alle, die um ihn n » 93 HErr, Gott Zebaoth, wer ist wie du, ein machtiger Gott? Und deine Wahrheit ist um dieh her sumfchließt dich wie dein Gefolge, so daß du nie ohne ihre Begleitung erscheinst] Besser verbindet man, das Fra ezeichen vorritckend, die Worte des Verfes in folgender Weise: »HErr, Gott, Zebaoth [du Herrfcher der Herrfchaaren l. Sam. 1, 3], wer ist wie du [2. Mof. 15, II ? Ein gewaltiger HErr [bist du], und deine Wahrheit [oder Treue] «st um dich her!« Mit der Frage: Wer ist wie du (hebr. rui- ohamoohafe wird angespielt auf den Namen des Engel. fürsten Michael (mi-oha6l: wer ist wie Gott? Don. 10,13), der schon mit diesem feinem Namen die schlecht« hinnige Erhabenheit des überhiinmlifchen und überengelis fegen Gottes predigt; in der zweiten Hälfte des Verfes a er wird dann das Thema des Lobpreifes des HErrm den der Sänger sieh vorgenommen, in feine beiden Theile auseinandergelegtx es ist beides,-die Macht und die Treue Gottes, die er besingen will. Im Fol enden nun wird er am längsten (V. l0—14) bei der acht Gottes verweilen, weil der ängstliche Zweifel, wie die Zustände der Gegenwart ihn anregten, an diesem Punkte besonders haftete. Er hebt da wiederum Gottes Herr- chaft über das Meer (V. 10) zuerst hervor, denn dies tellt in feinem Toben das Bild der unruhigen und an- --·türinenden Weltmacht dar, von der Israel so fchwer bedrängt war; ei: geht denn auch sogleich vom Bilde zur Sache über und nennt bestimmt dieienige Weltmachh um die es damals sich handelte (V. 11). Hieraus geht er zur Herrschaft Gottes über Himmel und Erde (B. ,.12), nnd weiter zu feiner Herrschaft über das feste Land, dem Gegenfatz gegen das Meer, über (V. 13 ; den Beschluß bildet ein allgemeiner Lob reis der göttlichen Allmacht (V. 14), und nunmehr ommt er auch auf die Treue des HErrn zu sprechen (V. 15). 10. Du herrfeheft iiber das nugestimie Meer; du ftilleft seine Wellen, wenn sie sich erheben [46, 4; 65, 8 f.]. 11. Du schlagst Rahab sdas stolze , trotzige Egypten Jef 30, 7 Aiim.] zu Tode [wie die Ge- schichte am Schilfineer 2. Mos 14, wo die Bän- 317 Vertrauen auf Gottes unwandelbare Treue und Zusage ELob der Herrlichkeit Gottes. digung des Wasfermeeres und des Völkermeeres so wunderbar zusammentraf- handgreiflich bewiesen hat]; dii zerstreuest deine [die Lesart: seine in den ge- wöhnlichen Vibelausgaben ist ein bloßer Druckfehler] Fåinde mit deinem starken Arm [2. Mos 6, 6»; 1 , is. . Der jSohn Gottes hat nicht allein Egypten und alle äußerlichen Feinde gefchlagen und erlegt, sondern auch die höllischen Egypter unsrer Sünde, die uns nacheilen mit einem großen Heer, und ihr Feldhauptinann ist der Teufel. (J. Arnd.) 12. Himmel und Erde ist dein; du hast sum von dem Himmel, den du ja auch geschaffen, hier abzusehen] gegründet den Erdboden, und was drin- neu ist [24, 1 f.]. II. Diitternacht und Mittag [den Erdkreis des Nordens und des Südens] hast du geschaffenz Thabvt nnd Hernion [beide Theile des heil. Landes, West und Ost, repräsentirendj jauchzen in deinem Namen [als freueten sie sich mit ihrem frischen, fröhlichen Anblick, den sie gewähren, deiner gött- lichen Schöpfermachh die so herrlich sich an ihnen osfenbart]. 14. Du hast [das zeigen die Werke der Schöpfuug und die Ereignisse der WeItgeschichteJ einen eivaltigen Arm; stark ist deine Hand, und hoch it deine Rechte. 15. [Und was nun dein Regiment als König deines Reiches aus Erden betrifft, stehn] Gerech- tigkeit und Gericht [Ps. 103, e] ist deines Stnhles Festung [dein Thron hat Gerechtigkeit und Recht in allem Handeln zur unerschütterlichem ihn tra- genden Grundlage 97, 21, Gnade und Wahrheit sind vor deinem Angesichte [wie anfwartende Diener deines Winks gewärtig, um die Heilsge- danken deiner Rathschlüsse hinauszufiihren]. 16. Wohl [daher] dem Volk, das jauchzen kann ldaß es dich kenne und seinen Gott dich nen- nen dürfe]. HGry sie werden im Licht deines Antlihes wandeln [daß auch der dunkelsie Pfad sich ihnen erhellen muß]; 17. Sie werden iiber deinem Namen täglich [d. i. immerdar 88, 10] fröhlich sein [er ist ihnen Grund und Gegenstand unaufhörlichen Freuden- jubels], und in deiner Gerechtigkeit herrlich sein [als die durch die gewissenhafte Strenge, womit du dich an das mit ihnen eingegangene Verhältniß bindest, über Niedrigkeit und Elend hoch erhaben find]. 18. Denn du bist der Ruhm ihrer Stärke [die sie trotz aller äußeren Niederlagen unverwiistlich in sich tragen], nnd durch deine Gnade wirft du unser Horn erhöhen sdasz wir immer wieder aus unserm Elend in die Höhe kommen müssen 92 , 11]. II. [Und so wird gewiß auch unser jetzt so tief erniedrigter König wieder emporkommenJ Denn der HErr isi unser Schild; nnd der Heilige in Israel [71, 22 ff.; 29,- 41] ist unser König [er wird also uns kräftigen Beistand leisten und kann seinen zeitlichen Stelloertreter , unsern irdischen König, nicht immerdar im Elend lassen]. Vestimmter noch tritt die Beziehung auf den irdischen König hervorkwenn man übersetzt: Denn des HErrn ist unser Schild (der, den er uns zum Schutz wider äußere Feinde gegeben 47, 10., steht mit seiner Person und seinem Thron unter seinem eigenen Schutze); und des eiligen in Israel ist unser König (er ist als sein Gesal ter auch sein Eigenthum, das er nicht zur Beute der Weltmacht werden läßt) IIL U. 20—46. biarhdem der Dikhter so an der Jitajei sliit nnd Treue des Uertzeißers sein her; geweidet hat, liehrt er zum Inhalte der dem Hause Davids gegebenen dlerheißnng zarüiirund entfaltet diesen Inhalt in seiner ganzen Fälle und herrlichlieit W. 20—30), indem er zngleikh das Bedenken beseitigt, als lednne je durch die versöndigungen des Gesalbten die verheißung gänzlich zn nirhte gematht werden; Gott hat vielmehr selber gleich von vornherein erklärt, daß die verheißung ihrem Wesen nach eine unbedingte sei, daß er die Sünden der einzelnen Glieder des erwählten Gesihlechts zwar strafen, nimmer aber diesem nnd in ihm dem Voller seine Gnade entziehen werde (v. 3t——38). — Im srhneidendslen Widersprnih hiermit steht nun das Leidensgesrhiiitz das über den Gesalbten des tjGrrn zu dieser jetzigen Zeit genommen: seine Krone in zur Erde entweihet, sein Thron zu Hoden genützt, er selber vor der Zeit znm Greise geworden; alle Liänue seines Landes nnd darin— brechen, seine Feltnngen gefallen, seine Feinde haben ihn ans dem Felde geschlagen, uud Schande nnd ijohu folgt « jedem Tritte seiner Füße W. 39—46). 20. Dazuiiial [als du die in» V. 4 f. er- wähnte Verheißung gabst] redetest du iin Gesichte zu deinem Heiligen [dem Propheten Rathaus 2. Sam. 7, 4 ff] , und sprachest: sJch habe einen Held [2. Sam. 17, IOJ erlvetkei, der [meinem Volke nzider seine Unterdrtzcker] helfen soll, ich habe er- hohet einen Ausertvahlten [nach anderer Bedeutung des Worts: einen Jüngling] ans dein Voll; «) Anderwärts schreibt Luther: ,,zu" deinen Heiligen,« wie auch wirklich eine andere, und vielleicht die ursprüng- liche und richtige Lesasrt also lautet; darunter hätte man denn ganz Jsrael als Gottes heili es Volk (2. Sam. 7, 10) zu verstehen, dem ja die erheißung in noch höherem Maße galt als David. · 21. Jch habe sunden meinen Knecht David, ich· habe ihn gesalbet [zum Fürsten über Israel] mit meinem heiligen Oele [1. Sam. 16, I3]. Dieser Ausdruck weist darauf hin, daß die Erwäh- lung Davids nicht durch eine bliiidlings aus der Masse ihn herauszgreifende Willkür, sondern in Folge bedachten göttlichen athes erfolgte; dies dem Volke einzuprägen, nahm Gott auch wirklich bei Davids Erwählung den Schein des Suchens und Findens an: 1. Sam. 16, 6 —-12. (Hengstenberg.) 22. Meine Hand soll ihn [den David] er- halten lJes 41- 10], und mein Arm soll ihn starken. 23. Die Feinde sollen ihn nicht iiberivaltigeiy 318 Psalm 89, 24—53. so, 1. g. und die Uugerechten sollen ihn nicht dcimvfen swas denn meinem Volke zu gute kommen wird 2. Sam. 7, 10]. 24. Sondern ich will feine Widersacher fals die Philister, Moabiter, Ammonitey Syrer 2. Sam. s] schlagen vor ihm her» nnd die ihn hasseu, will tch plagen sdaß sie ihm müssen unterwiirsig werden]. 25. Aber meine Wahrheit und Gnade soll bei ihm sein, und sein Horn soll in meinem Namen erhoben werden sdaß er ein Herrscher sei bis an der Welt Ende Pf. 72; 8]. Auch hier, gleichwie hernach in V. 27 f. müssen wir zu Christo aufsteigen (Ps. 72, 11 fs.): unter David zeigte sich nur ein schwaches Vorbild der Erfüllung (l. Chron. 15, 17). 26. Jch will seine Hand in’s Meer stellen kauf das Meer legen, Besitz von der Herrschaft über dasselbe zu ergreifen] , und seine Rechte in die Wasser [auf die Ströme der verfchiedenen Länder]. 27. Er wird mich nennen also: Du bist mein Vater, mein Gott und Hort, der mir hilft [der Fels meines Heils 18, 3; 62, 8; 95, 1]. 28. Und ich [die enge Verbindung, in welche? er sich zu mir stellt, erwiedernd] will ihn zum ersten [erstgeborenen] Sohn machen, allerhöchft unter den Königen auf Erden [auf daß die in 5. Mos. 26, 193 28, »1 meinem Volke gegebene Ber- heißung durch ihn zur Verwirklichung komme]. Mit den Worten: »Und ich« sagt Gott, womit er Davids kindliche Liebe erwiedere: den, welcher der letzt« geborene unter den Söhnen Jsaiss ist, macht er zum erstgeborenen und also bevorzn testen der ,,Söhne des Höchsten«: Pf. 82, G. (Delitzfch.5 29. Jch will ihm« ewiglich behalten meine Gnade, und mein Bund soll ihm feste bleiben [V. 5]. « 30. Ich will ihm ewiglich Samen geben, und seinen Stuhl, so lange der Himmel wahrer, erhal- ten [2. Sam. 7, 16; d. Mos II, 21]. 31. Wo aber seine Kinder mein Gefeg ver- lassen [wie das freilich leider bald genug geschehen wird I. Kein. 1, 11 ff.; 14, 22 ff.], 32. So sie meine Ordnungen entheiligen, und meine Gebote nicht halten; 33. So will ich ihre Sunde mit der Ruthe heimsuchen [wie ein Vater seinen Sohn ziichtiget Sprüchm 23, 13 H, und ihre Missethat mit Plagen sdie vielleicht in schwerem Gericht die abtrünnigen Glieder dieses Hauses geradezu dem Untergange Preisgeben] · 34. Aber meine Gnade will ich nicht von ihm wenden [so daß sein Geschlecht, wenn auch nur in einzelnen, geringen Sprossen, dennoch er- halten bleibt], nnd meine Wahrheit nicht lassen fehlen fdaß ich etwa meines Berheißungswortes nun vergäszes Schneide L. Sam. L, 35. Jch will meinen Bund nicht entheiligen [wie sie meine Ordnungen entheiligt haben V. 32], nnd nicht ändern, was aus meinem Munde swie ein Gelübde, das ich gethan b. Mos. 23, 231 ge- gangen ist. 36. Ich habe einst geschworen bei meiner Heiligkeit: Jch will David nicht lügen; Besser verbindet man den vorigen Vers indiefer Weise mit den nun folgenden beiden: Eins hab ich geschworen bei meiner eiligkeit, und nicht will ich David lü en, da dies Eine, worauf alles ankommt, nicht geschehen sollte: 37. Sein Same soll ewig sein fewig wäh- ren], und sein Stuhl vor mir, wie die Sonne; 38. Wie der Mond soll er ewiglich erhalten fein, und gleichwie der Zeuge in den Wollen [der Regenbogen, dieses himmlifche Denkzeichen meines Bandes, den ich mit der Erdenwelt überhaupt ge- åialcht habe 1. Mos. 9 , 12 ffsj gewiß sein. c a Ein ähnliches Verhältniss, wie zwischen David und seinem Samen, findet zwischen Christo und feiner Ge- meinde statt: wie David’s Geschlecht in ihm erwählt war (1. Kiste. 11, 36; 2. K. 8,19; Jes. 37, 35;- 2. Chron. 6, 42), so daß es ungeachtet des Abfalls und der Verwersung seiner einzelnen Glieder immer im Be- sitze der Gnade Gottes blieb, so ist die Kirche in Christo erwählt, und die Sünden ihrer Glieder können wohl ihnen, nicht aber ihr schaden. Trotz des Abfalls ganzer Generationen blüht sie stets herrlich« wieder auf, und hinter dem unerbittlichen Gerichte, das durch die Er- fcheinung Christi nicht aufgehoben, sondern geschärft ist, ist stets die erbarmende Gnade verborgen. (Heng- ftenberg.) 39. Aber nun fin scheinbar so grellem Wider- fpruch mit diesen herrlichen Verheißungen] ver- stvßeft du, und verwirfeft fals hättest du deiner Znfage vergessen], und zürnest mit deinem Gesalb- ten [der von Davids Gefchlecht ist, in einer Weise , als sollte es gänzlich mit ihm zu Ende gehen]. 40. Du versiörest sschüttelst von dir wie eine unangenehme Last] den Bund deines Rechtes, und trittst feine Krone zu Boden. 41. Du zerreißeft alle feine Mauern [alle fchiiszenden Gehege, die fein Land umfchließens Und ltisseft feine Festen zerbrechen. 42. Es [be-] rauben ihn alle, die vorüber gehen [die durch das Land ziehenden Bölkerhordens er ist feinen Nachbarn sdie vormals dem dar-ibi- schen Kbnigshaufe zinsbar waren] ein Spott worden. « 43. Du erhvhest die Rechte feiner Wider- wtirtigen [der Moabiter, Ammoniten Syrer u. f. w-]- und ersreuest alle feine Feinde sdurch seine so tiefe Niederlage und große Ohnmacht] - 44. Auch hast du die Kraft sgenauen 161 feines Schwerte gektggekxcommen , und laffest ihn nicht siegen im r . . Vom Mefsias, feinem Leiden und seiner Reichsherrlichkeit 319 45. Du zetftdrest seine Reinigteit kalten Glanz kdniglicher Herrlichkeitj , nnd tvirfeft seinen Stuhl zu Boden. its. Da vertiirzest die Zeit seiner Jugend [daß er vor der Zeit alt geworden] , und bedeclest ihn mit Hohn. Sein. IV. v. 47—52. a- sptgt jetzt di: inne, daß Gott du: vorhin dargelegten Widerspruch, in weluzem die Gegen— wart zn der gegebenen Uerheißung steht, ein Gnde uiaihen wolle, und zwar bald, da das Erben eines Menschen nur liurz sei nnd es doch hart wäre, wenn der hGrr den Seinen die liurze Spanne Zeit, die ein Qlennsch auf Erden da la, ganz mit Leiden ausfüllen wo te. 47. HEry wie lange willst du ·dich so gar sdaß es aussieht, als thätest du’s für immer Pf. 13, 2 Anm.] verbergen , und deinen Grimm wie Feuer brennen lassen [79, 512 48. Gedenke, wie kurz mein Leben ist sund du also eilen mußt, wenn ich wieder bessere Zeiten soll sehen]. Warum willst du alle tlltenschen sfür diese Erde] umsonst geschasfen haben sund dies wäre ja der Fall , wenn du ste fortwährend dem Elend preisgeben wolltest]. »Auch hier ist der reiche Hintergrund des Heils nach dem Tode vor den Augen des Sängers verborgen: er sollte erst in Christo vollkommen offenbar werden.« 49. sWo ist jemand, der da lebet, und den Tod nicht sehe? der seine Seele errette aus der Höllen Hand [daß er sie nicht in» dieselbe — ins Todtenrekch — dahingeben müßte]? Sela. 50. HErr , wo ist deine vorige Gnade, die du David geschworen hast in deiner Wahrheit [V. 20 ff.]? » 51. Gedente, HErr, an die Schmach deiner Knechth die ich fobwohl nur ein einzelner Bürger des Reichs , doch die ganze Noth des Landes auf mich nehmend] trage in meinem Schooß [genauer: Busen] von so vielen Völkern allen [die das Land überschwemmt haben], · » » 52. Damit dich, HEry deine Feinde»schmahen, damit ste schniahen die Fußstapsen deines Ge- salbten. Bedenken wir, daß das l. Pfalmbuch in Pf. 41 mit einem typifchitnessianischen Psalm und das 2. Psalmbiich in Pf. 72 mit einem prophetifchmessianifchen schließt, so kann es nicht als absichtslos erfcheinen, daß das Z. Pfalmbuch in den Worten: »die Fußstapfen deines Gesalbten« ver- hallt, tvelche von der Tradition auch wirklich zukunftss gefchichtlichssmefstanifch verstanden werden, indem sie überfetztt ,,datnit sie fchwächen die Verziigerung der Fuß- stapfen deines Messias, Jehova.« Das neue Testament erkennt diesem Psalm wenigstens in» der Geschichte der mefsianischen Weisfagung eine wichtige Stelle zu; denn was Petrus in der Psingstrede (Apostg. Z, Fz0) von dem eidlich verbtirgten Fortbeftande des davidifchen König- thums sagt geht auf Pf. 89, 36—38; 132, It zurück, und der Grundton des von Paulus zu Antiochia in Pisidien angeführten Schriftworts von der Erwähluiig Davids (Apostg. 13, 22) ist ans« Pf. 89, 2l entnommen. (Delitzsch.) v« v. 53. Schluß des dritten Zarhs des psalters 53. Gelobet sei der HErr ewiglich! Amen, Amen. [Vgl. Pf. 41, 14; 72, 18 f.; 106, 48.] Der 90. Psalm. Von des menschlichen Lebens Hinfälliglieit 1. Ein Gebet svgl Pf. 17. 86. 102. 1421 Mofe, des Mannes-Gottes [der als Prophet zu Gott im engsten Gemeinschaftsverhältnisse stand 4. Mos. 12 , 8; 5. M. 23, 1., von Seiten des heilsgeschichtlichen Dienstverhältnisses aber, in wel- ches ihn der HErr genommen, auch »der Knecht des HErrn« heißt 5. M. 34, 5; Jos. I, 1]. Da das 4. Buch-des pfalters dem 4. Buch Jllose ent- spricht, welihes bei den Juden auch das such ,,in der Mühe« (4. Eil. I, 1) hieß, so ist es ganz in der Ordnung, daß das in der with: verfaßte Gebet desjenigen, der Israel durch Gottes Zorn hindurihgerungem daß es nath so langer Bett seit seiner Ziusschlirßung vom Besitz des heil. Landes endlich doch den Jlnbrnth einer neuen Gnaden- zett erblicken durfte (4. Was. 19 , 22 Jtnm.), die Reihe der Psalmen dieses Rnclzrs erdsfnet Dies Gebet, welches den Jtnfang der heil. ttyriti im Uotlie Gottes bezeishnetz hatte nrsprünglich wohl seine Stelle im Buche des From- men (Jos. 10, 13 Zum. 1), ging aber, als dies such ans— schließlich für Lieder der lyrisrtzen voltispoesie bestimmt ward (2. sum. l, 18 Kam. 2), als eigentlich geihlikh es Eied in das Gesangbuth Jsraets, den psaltcr über. Der Psalm zerlegt siih in 2 Haupttheile, einen betrachten— den, der zehn, und einen bittenden, der sieben vers: zählt. I. di. 2—10. stiit dem Jlusdructi der jtnversicht zu dem Gott, der zu allen Zeiten und unter allen Verhältnissen den Seinen sitt) als ihre einzige Zuflucht net-weist, be- ginnend, wendet sith die Zetrachtung zunäihst dir ver— gäuglichlieit und tiikhtiglieit des menschlichen Daseins zu, das erst dann in seiner ganzen Hinfälligkeit erscheint, wenn man es in das Licht der Ewigkeit Gottes stellt, mit dieser Hinfälligkeit aber auch am lauleslen von des Menschen eigener Ohnmacht und lfsbedürftiglicit « zeugt; nnd die eben, wenn er sich ihrer in rechter Weise bewußt wird, treibt ihn zu dem ewigen, slarlien Gott W. 2—6). Demnäihlt geht die Betrachtung ein auf den Grund und die dlrfakh solcher Kurzlebigkeit und Ghnmaiht des Menschen, und hat es da mit der Tiefe unsers sündigrn Minervens, mit der Größe des Hornes Gottes gegen uns zu thun; es ist nun bereits soweit mit dem mensrhlichcn Gesihlecht gekommen, daß der Durch— schnitt des menschlichen tebensalters nur 70—80 Jahre beträgt, das keben selber aber nichts alg Mühe und Arbeit ist, selbst in seiner stolzesten Gestalt W. 7—10). 2.* (a) HEtr Gott [du höchstes Wesen, du Schöpser und Erhalter aller Dinge], du bist unsre Zuflucht [ein sicherer Bergungsorh dahin wir aus unsrer Noth und Bedrängnifn mit unserm Sehnen 320 und Bedürsen uns flüchten können] fiir und für. — [b. Ja, für und für unsre Zuflucht! Denn du bist der schlechthin Mächtige und ewig unvergäng- liche, dessen Allmacht keine Grenzen und dessen Dasein, wie keinen Anfang, so auch kein Ende hat.] Ehe denn die Berge worden, und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit« [Jes. 43, is; 44, ej. Z. Der du sinErsiillung des Worts: 1. Mos. s, 191 die Menschen lassest sterben sdaß ste zu ihrem Staube zurückkehren Pf. 104 , 291 , und sprichst san die Stelle der dahingeschiedenen Ge- schlechter andere in’s Dasein rusend]: Kommt wieder, Meuscheuiinderkkk snach andrer Auslegung: Zurück kehret, ihr Menschenkinder, zur Erde, von der ihr genommen seid]. «) Der erste Satz (o.) dieses Verses: ,,HErr Gott... für und für« bildet im Grundtext einen Vers für sich, und verdient auch diese Abtheilung den Vorzu vor der in unsrer deutschen Bibel, da die Worte die Tgesis oder den Hauptsatz bilden, der dann im Folgenden (b) näher begründet wird. ,,Das Lied hat etwas ungemeiu Er- greisendes, Feierliches, in die Tiefen der Gottheit Ver- senkendes (Ewald.) Mit welchem Auge haben sie doch esehen, mit welchem Ohre gehört, mit welcher Wahr- eitsliebe und Gerechtigkeit geforscht, jene Kenner des Alterthums , die alles Mosaische und Jsraelitischå ver- achtend vorübergehn» indes; ihnen jede indische ruhe, jede egyptische Fabel, jeder Gesang der Griechen, dieser ewigen Kinder, unendlich wichtig ist, und die doch nicht im Stande sind , aus irgend eines uralten Volkes Sprache nur ein einziges Wort auszuweisen, das eine solche Gotteserkenntniß und Gotteslehre enthielte, worin so, wie in den Ansangsworten dieses Psalm-s, ein ewiges, von der Welt verschiedenes »öttliches Wesen bekannt wird , das die Welt geschaffen at und , in Hinsicht aus Tod und Vergänglich eit, die ewi e Zuflucht aller Men- fchen ist! Wenn dies Wort als Jusihrift an den Pyra- miden zu Mem his oder an den Säulen zu Persepolis sich gefunden ätte , oder mit den Marmortaseln von Paros zu uns gekommen wäre: welche Bewunderung würde es in der Welt finden, die es jetzt keines An- blicks würdiger, weil es in der Bibel und im alten Testament stehet! O Eitelkeit der Welt, auch der ge- lehrten Welt, auch der philof phischen Welt, wie groß bist du und wie kindisch! ( enken.) , «) Der HErr war Gott, ehe die Welt» ward »— das ist die erste Aussage in V. L; sein göttliches Sein reicht aus unbegrenzter Vergangenheit in unbegrenzte Zukunft, er ist Gott von je zu se — das ist die zweite. (Delitzsch.) Wenn maii es recht ansieht, beschleußt er darin alle Eigenschaften der Gottheit; denn weil»er ewig ist, folget daraus, daß er unfterblich, allmächtig·, selig und weise sei. (Luther.) —- ««·) Jn V. 3 tritt der Ewigkeit Gottes , die ihn·zur· Zuflucht der Seinen ge- eignet macht, die Vergänglichkeit der Menschen entgegen, die sie , die Hilslosen, zu dieser ihrer einzigen Zuflucht ziiitreibu (Hengstenberg.) Es sterben immer die Leute in , und kommen andere wieder durch Gottes Wort; . darum ist unser Leben gegen ihn als nichts; (Randglosse.) Blickt der Mensch blos unter .den Geschsläofen der Erde umher, so kommt ihm freilich seine Hins igkeit iiieht so zum Bewußtsein — wie viele andere Gescho se zahlen Z; Leben nach Tagen und Stunden, toa rend der ensch Jahre ähltl Wie verstehen überdies die meisten die Kunst, siiä den Gedanken an das Ende überhaupt Psalm 90, 3 — 10. aus dem Sinne zu schlagen (Ps. 49, 12)l Darum be- schreibt Moses die menschliche Hinfälligkeit im Hinblick aus Gottes Ewigkeit: vor Gott wechseln die Gesihlechter der Menschen, als läge zwischen Gehen nnd Kommen nur ein Augenblick; jetzt läßt er ein Geschlecht hin- schwinden, jetzt ruft er ein anderes. TholuckJ 4. sAch wie kurz, wenn man’s mit deinen, des ewigen Gottes, Augen betrachtet, isi doch das menschliche Lebenlj Denn tausend Jahre [die uns wie eine Ewigkeit vorkommen würden, wenn wir solange leben sollten] sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist swie der gestrige Tag, wenn er nun dahin ist — Ein schneller Gedanke kann nun mit allen seinen Erlebnissen ihn umfassen und umspanneiij , und wie eine Nachtwache soon 3—4 Stunden D. Mos. 12 , 2 Anm., die dem Schlasenden wie im Nu verschwindets Wie einem sehr reichen Manne tausend Gulden sind wie Ein Groschen, so sind dem ewigen Gotte tausend Jahre wie Ein Tag. (Bengel.) Ein vergan ener Tag, an dessen Ausgang wir stehen, macht indessen wegen der mancherlei Erlebnisse desselben aus uns immer noch den Eindruckl eines Zeitverlauss; aber eine durchschlas fene Nacht, und nun gar ein Vruchtheil der Nacht, ist auch r uns spurlos und deshalb wie zeitlos. So ist’s für ott mit einem Jahrtausendl Der Satz: ,,tausend Jahr find vor dem HErrn wie Ein Tag« ist aber, wie Z. Petri Z, 8 zeigt, auch umgekehrt wahr: ,,Ein Tag ist vor ihm wie tausend Iahr«; wie die längste Zeit ihm winzig klein erscheint, so kann er in winzigkleiner Tit das Größte vollbringen, an Einem Tage das erk eines Jahrtausends hiiiausslihren. (Delilzfch.) 5. Du lässest sie [die Menschenkinder] dahin- fahren wie einen Strom« kda eine Welle die an- dere vorwärts treibt und ein beständiger Wechsel von Kommen und Gehen ist], und sind wie ein Schlas« swährend dessen wir gar nicht merken, daß wir leben]; gleichwie ein Gras, das doch bald welk wird, » · » 6. Das da srnhe bluhet,· und bald welk wird, und des Abends abgehauen wird, und verdorretM [Jes. 40, 6 f.; l. Petri 1, 24]. V) Wenn du nun einen Wasserstrom fließen sie est, so sprich: Siehe, da sleußt mein Leben dahin, und as Wasser, das verflossen ist, kommt nicht wieder. (J. Arud.) »Es) Wir wissen ja, daß der Schlas ein solches Ding ist , das eher aufhört, denn wir es wahrnehmen oder merken können; denn ehe wir ewahr werden, daß wir geschlafen haben, ist der S las schon dahin und hat sein Ende. Darum ist fürwahr unser Leben nichts ans— ders , denn nur ein Schlas und ein Traum; denn ehe wir recht inne werden, daß wir leben, hören wir aus zu leben. (Luther.) —»— IN) Es giebt im Leben Veran- lassung genug fiir den Menschen , fein volles bedrücktes Herz mit diesen Psalniworten als mit einem Schrei des überwältigeiiden Gefühls vor Gott auszuschreieih oder mehr wehmtithig und still es damit als mit einem Worte zuversichtlichem ruhiger Ergebung in die and und Hilfe ewiger Macht und ewiger Barmherzigkeit hinzulegem besonders auch wenn der Mensch, zurticki schauen aus seinen bisherigen Lebensweg, gewahr wird, daß bei weitem die meisten von denen, in deren Mitte und mit welchen er den Lebensweg begann, nicht mehr mit ihm auf dem Wege find — Eltern, Großelterm Geschwister, Verwandte, Nachbarn, Bekannte, Gespielen Viertes Psalmbuch —- Von des menschlichen Lebens Hinfälligkeir 32l seiner Kindheit, Freunde feiner Jugend, bei weitem dem rößten Theile nach die Welt vor ihm verlassen haben. as hat in größerem Maße keiner erfahren , schärfer und tiefer keiner gefühlt als Moses; keiner hat so alles um fich her sterben und vor sich her zu Grabe tra en gesehen als er. Sterben und sterben sehen, be ra en und begraben werden, das war dort in der ara ifchen Wüste as Allttigliche und Gewöhnliche, in einer Fülle, wie das sonst also Tag flir Tag, Jahr für Jahr nim- mer der Fall ist. Jn einem Zeitraum von 38 Jahren waren 60Z,550 Männer bis auf 2 gestorben, die Frauen und Kinder gar nicht mitgezähly und alle Sterbefälle in dem zahlreichen Stamme Levi nicht mitgezähltx So mußte das tägliche Leben fast in allen Familien und Haushaltungen die diiftere Gestalt und den dunipfen Ton eines fortwährenden Todtengeschtists gewinnen. Von dieser überschwän lichen Sterblichkeit ergriffen und durchdrungen erhebt ofes fich selbst und sein Volk aus dem Staube und Grauen des Todes mit dem Glauben an Gott und dem Leben, das aus Gott ist, betet ui1d lehrt beten: HErr Gott, du bist unsre Znsiucht ftir und für! (Menken.) 7. sTrauriger aber noch als die Thatsache selbst, ist der Grund , warum es also mit unserm Leben bestellt ist] Das macht [wie wir alle gar wohl wissen] dein Zorn, daß wir so vergehen, und dein Grimm, daß wir so pldhlich dahin musseiit [dieser dein Zorn oder Grimm zehret an un- serm Leben, bis er dasselbe nach kurzer Frist völlig oerzehret hat Neh. 1, 6]. 8. Denn unsere Missethat siellest du kweil du nicht ein Gott bist, dem gottlos Wesen gefällt Pf. s, 5., auch nicht ein Gott, der nicht wüßte, wie es mit Herz und Leben bei einem jeden bestellt ist Jer. 23, 24] vor dich [auf daß sie nicht von dir übersehen, sondern in gebührendem Maße gestraft kverde], unsere anerkannte Sünde sdie wir entweder gar nicht für Sünde rechnen oder aber sie bald wieder vergessen] in’s Licht vor deinem Angeficht sdaß sie klar und anfgedeckt daliege]. «) Es ist ein hoher Vorzug der Offenbarung , daß sie anf diese Weise die Schuld des Todes auf den Men- schen wirft: wo man in dem Tode nicht den Sold der Sünde erblickt, da muß sein grausiges Wesen nothwendig an Gott irre machen nnd jede herzliche und kindliihe Liebe zu ihm erfticken. (Hengstenberg.) 9. Darum sweil du eben ein starker eifriger Gott bist, der die Missethat nicht übersiehet nnd auch die unerkannte Sünde airs Licht hervorgeht] fahren alle unsere Tage dahin sdaß wir bald mit unserm ganzen Leben am Ende smd], durch deinen Zorn [geschieht das , wie in V. 7 gesagt]; wir bringen [in Folge deines Grimmes , der auf uns lastet] unsere Jahre zu, wie ein Geschwasz sdas ans lauter flüchtigen, inhaltslofen Hauchen besteht— kaum sind sie aus dem Munde hervorgegangen, so sind sie auch schon wieder verschwunden , und wissen wir nun selber nicht mehr, was wir gesagt haben] » 10. Unser Leben [an dem Maßstab des jetzigen Wüstenaufenthalts gemesseiy der aber auch der Maßstab bleiben wird für alle nachfolgenden Ge- schlechter] wahret siebenzig Jahr, nnd wenn-s hoch .kommt, so sinds achtzig Jahrg· und wenns köstlich gewesen ist seinem Menschen an äußerem Glück alles geboten hat, was es überhaupt zu bieten ver- mag], so tfks ldoch weiteunichts als] Mühe und Arbeit gewesen; denn es fahret schnell dahin [und führt uns auf seinen Flügeln der Vergänglichkeit so rasch von dannen], als flogen wir davon« V) Was darüber ist, das ist nicht werth, daß es ein Leben solle heißen, weil alsdann alles, was zum Leben gehört, aufhört; die Menschen gebrauchen weder Essen noch Trinken mit Lust und sind schier zu keinem Handel oder Thun mehr tüchtig, werden unterhalten und ihnen selbst zur Pein. (Luther.) Man kann fragen, wie es komme, daß Moses, der doch selbst 120 Jahr lebte, hier ein so bestimmtes Durchschnittsmaß des menschlichen Lebensalters hinstellt? Darauf antworten wir im Be- sonderen, was die Person Mosis angeht, daß er insofern außer der Reihe steht, als seine Lebensdauer an fein großes Amt, an die Erreichung der göttlichen Gnaden- absichten mit ihm geknüpft ist, im Allgemeinen aber mit Luther: Moses rechnet die Jahre der Menschen nach dem gemeinen Laus, nicht, daß sie unter 70,80 Jahren nicht önnten sterben oder über 70 , 8() Jahre nicht könnten leben, sondern daß sie solch Ziel gemeiniglich erreichen. Von der Sündfluth an beginnt bereits eine allgemeine Abuahme der Lebensdauer, daher Jakob trotz seiner130 Lebensjahre klagen muß: wenig und böse ist die Zeit meines Lebens (1. Mos. 47, 9); und wiederum von einem Gottesgericht an , von jenem, unserm Psalm u Grunde liegenden Hinsterben der mehr als 600, Männer in der Wüste , hebt eine neue Redurtion des menschlichen Lebensalters an , und diese isi seitdem das Normalmaß im Allgemeinen geblieben. (Taube.) «) Mit Mühe und Anstrenguug muß jedes Gut des Lebens gesucht, gelernt, erworben und errungen werden, unter viel Mühe und Beschwerde, Sorge, Kummer und Furcht, im Kampfe mit Widerwärtigkeit nnd Trübsal muß es erhalten, bewahret, beforget und gesichert werden. Bei weitem das Meiste gewährt dem Menschen, wenn er es nun hat und fein nennen kann, den frohen Lebensgenuß nicht, den er wünschte, nicht die lantere Freude, die er sich davon versprach, nicht den stillen Frieden, den seine Seele suchte; es füllt die Leere in seinem Inneren nicht so beseligend aus, als er wähnte und hoffte. Und wie bald entschwindet es ihm! wie bald ist, was unter des Lebens knmmervoller Be- schwerde mit Mühe nnd Anstrengung gesucht, erarbeitet, erstrebt und errungen wurde, entschwunden —-— entflohen wie Traum und Schatten! Denn wie das irdische Leben selbst, so auch jedes G1it des Lebens —— ,,es sähret schnell dahin,« und wir eilen davon als im Fluge. (Menken.) II. v. l1—17. Die anf deni Grunde der Betrachtung des-ersten Theils sich erhelieude Bitte des zweiten Theils ersteht zunächst eine solthe Erkenntnis; des in der fliinjliglieil den iuriischlictjkii Daseins sich osfenbarenden Hornes Gottes, ans irrt-her sich die Fitrctjt der» HØrru entwickelt, also ein weiser; Herz, das vor der Sünde sitt) scheut nnd an Gottes Geist-te sich hält to. 1t n. 12); darnach folgt dar( Flehen um Wegnahme des jetzigen Strafleidensz uitn Zuwendung neuer Gnade und um Hin— ausfiihrnug des göttlichen Gnadenwerlio (v·13——17). Wie der erste Theil uns einen Mann zeigte, der ein prfisungovolteo Eelien und die Grsahriing vieler heil-en Geschicht, namentlich auch einer erschrecklichen Sterblichkeit seiner Genossen hinter sich hatte, so steht in diesen! Theile ein xlklann mit einer grossen, noch zu vollendendeii Jtufgabe vor uns; wenn aueh er selber es nicht ist, in dessen tjäiiden die Vollendung ruht, so hängt doch sein- ganzes Herz an dieser Vollendung, nnd wir erltennea da deutlich das Bild Mosis, des Mannes Gottes, wieder. 11. Wer svon uns thörichteii und verblendeten Menschen, so sehr auch ein jeder die Vergäuglichkeit und den Jammer des Lebens an sich selbst zu er- fahren bekommt] glaubt es aber, daß du so sehr ziirnest [erkennet in dieser Vergänglichkeit nnd diesem Jammer die unwidersiehliche Allgewalt deines Zor- nes]? und wer fürchtet sich vor solchem deinem Grimm lunter dem er zu leiden hat, daß er sich dadurch zur Demiithigung unter deine gewaltige Hand und zur biißfertigen Umkehr zu dir erwecken ließe? Lebt nicht vielmehr der große Hause also, als sei kein Gott und kein Tod , und schätzt den kurzen Augenblick des Lebens für eine ewige Zeit]? 12. Lehre [daher du, o Gott — denn ,,na- türlich kann ein Mensch doch nicht sein Elend selbst empfinden, er iTt ohn’ deines Geistes Licht blind, taub nnd todt in Sünden«] uns bedenken, daß wir sterben müssen [genauer: Zu zählen unsre Tage, d. i. allaugenblicklich die Vergänglichkeit und Kürze unsres Lebens zu bedenken, das lehre uus], auf daß wir [die Größe deines Zorns und die Tiefe unsers Verderbens daraus erkennend] klug werden [indem wir die Fnrcht des HErrn, die der Weisheit Anfang ist Pf. 111, 10., als Frucht solcher Erkenntnis; davon bringen]. Anstatt des gedankenlosen sicheren Dahinlebens gilt es, die Tage zu zählen; erst beim Zählen derselben geht uns das Zwiefache auf, wie kurz die Spanne Lebenszeit ist, und wie wichtig doch jeder Tag in un- serer Gnadenzeit. Das Eine lehrt uns bedenken und dadurch bedenklich werden über Tod, Gericht und Ewigkeit, das Andere mahnt und treibt zum Auskaus der Zeit für das Eine , was noth thut. Wir sind in irdischen Dingen treffliche Reehenmeister und verstehen uns gar wohl aufs Zählen; aber dies Zählen der Tage will von Gott gelehrt und von ihm erbeten sein. (Taube.) Laß mich meine Tage zählen, die du mir noch gönnen willt &c. (Ach mein Jesu , sieh , ich trete — V. 6.) Wie fleucht dahin der Menschen Zeit &c. 13. Hist« kehre dich doch wieder zu uns sdeinem Volke, nachdem du solange uns deinen Zorn zu empsindeu gegeben], und fei deinen Kneehten [die sich nun wieder zu dir kehren wollen, wie die Bitte in V. 12 bezeugt] gnädig kdaß du dich ge- reuen lassest das Uebel, das du gedriiuet deinem Volke zu thun 2. Mos. 32, 14]. 14. Fülle uns frühe sieht, da eine neue Zeit anzubrechen beginnt] mit deiner Gnade snach der wir unter dem Gericht deines Zorns so hungrig gewordeu], so wollen wir snach diesen Jahren des Drucks und der Traurigkeit] rühmen nnd fröhlich sein unser Lebenlang. 15. Erfreue uns nun wieder, nachdem du Psalm 90, 11—17.» 91, uns solange plageft, nachdem wir solange Unglück leiden [denn wir haben’s an denen gesehen, die vor uns gelebt haben: den Frommen gehet das Licht auf in der Finsterniß 112, 4; 97, 1l]. 16. Zeige deinen Knechten [die bereits an der Schwelle des gelobten Landes stehen] deine Werke sindem du sie vollends hineinbringesi], nnd deine Ehre [diese nämlich, daß , was du einmal ange- fangen , du auch herrlich hinausführst] ihren Kindern. 17. Und [so wollen wir denn in der freudigen Zuversicht der giiädigen Erhörung unsrer Bitte vorwärts schreiten mit dem Wahlspruch 2. Mos. 39, 43 Aum.:] der HErr, unser Gott, sei uns freundlich, und fdrdere das Wert unsrer Hände bei uns [daß wir es können glücklich zu Stande bringen], ja, das Werk unserer Hände wolle er fördern [denn es ist ja sein Werk, das er nicht lassen kann Pf. 138, 8]. Wie Moses ein Lehrer gewesen, so lautet auch sein Gebet. Er ift ein Diener der Sünde, des Todes und der Verdammniß , dazu hat ihn Gott verordnet, also daß er in seiner Lehre nichts anderes thut, denn daß er die stolzen, hosfärtigen Geister erschreckt und den sicheren, frechen Sündern ihre Sündenlasten und Untugenden vor die Augen stellt, daneben auch die Folgen und Strafen der Sünde und ihr klinfti es Verderben, Hölle und Ver- dammniß anzeigt; also thut er in diesem Gebete auch, allein daß er gleichtvohl auch die Sünder tröstet, daß sie in ihrer Slindenschuld nicht sollen verzweifelt» fon- Pgriih bei Christo Trost suchen und gewißlich finden. ut er.) Der 91. Psalm. Trost in steebonsgefalu Jn diesem, bei den Juden als »Schutzlied wider zu— ftoszende Fahrliihlteitents bei den Christen noch bestimmter als »Schnl3lied in pefiläuftew bezeichneten Psalm hören wir das: ,,tj(brr Gott, du bifi unsre Zuflucht fiir und fürs« das iklose , der Mann Gottes , unter der erschrecklichen Sterblichkeit, der er das Geschlecht seiner Zeit verfallen sah, iu Pf. W, 2 i1n tiamen der jungen, nachwachseiiden Gemeinde zuni ijimniel enioorrieß als Zurnf der Gemeinde an einen Mann Gottes sieh richten, au den! es sich ist ganz anßeroedeiitliiheg besonders hcrvorflechender Uleife be- währt hat, nnd es wird da zu einem: »der xhöchsle isi deine Zuflucht« W. 9); wenn aber in Pf. W, 16 um die Offen- barung des Wrrlies des tjGrrn zu Gunsten der ganzen Gemeinde gebeten ward, so verheißt der HGrr hier (V.16) demjenigen, auf welchen die Bllrlie der Gccneicide mit be- souderesu Interesse gerichtet sind, das; er ihm sein heil wolle zu schauen geben. wir zweifeln trittst, das: der Mann Gottes, deu die Gemeinde in diesem Psalm friert, der liötcig ijislcia anc Tage seiner Wiedererscheiiiscng im Tempel naih lebensgeftilfrlicher Krankheit ifl (2. til-u. M, 11 Jinm.); zweifeln aber ebensowenig, daß die shrlslliklje Kirche ganz recht gesehen, wenn nath ihrer Auffassung auf deu Mann Gottes des alten Hundes, der im vorigen Psalm zu dein ijGrrn redete und sein Jtmt ausrichtete mit predigen des Hornes Gottes nnd des Gerichts iiber die Sünder, nun der Mann Gottes des neuen Bandes folgt, Trost in Sterbensgefahn 323 dem der tjGrr Gerechtigkeit und ewiges Leben zuspricht that der Satan einsi , da er , zum Enge! des Xichls sitt) verslelleud , Christum in der Wüste versuehte , daß er von der liinne des Tempels flch herabstiirzen möge (Matth. it, 5 s..), die Worte in U. 11 f. mit vollein Recht als zunächst und vor allen Ztndern dem itiessias gesagt geltend machen wollen; so hat hernach die ehrislliche Kirche beim Beginn der Eridenszeit Christi die Worte in v. 14-—16 zur gött- likhen Weihe dieser hoihheiligeu Zeit gebraucht, und wir bezeiihneii nach dein Anfang des 15. dlerses (Gr tust inich an = tat. lnvocavjt ins) norh immer den l. Sonntag in der Fasten als Sonntag Inoocaoit I. v. 1-—9. Indem der König hisliia naih seiner Genesung von tödtlicher Krankheit zum ersten iiial sieh wieder im Tempel einander, begrüßt ihn die Gemeinde, durch den ersten Chor vertreten, mit einem uobpreis der beschirmendeii und rettenden Gnade Gottes, die nicht nur während der Krankheit, sondern schon vorher in der assyrtschen itedrängniß Man. is, 13— 19, 37) so wun- derbar gewaltet (d). 1) , und ein zweiter Chor, ihn selber, den König, vortretend, stimnct in diesen itobpreis ein, indem er ans seiner Seele heraus betiennt, wie siehe: geborgen er sieh als Gottes Schiihling weiß Ob. 2 n. 3). Seht fährt der erste Chor weiter ans, was unter allerlei Gefahren des Leibes und lcebens das zu bedeuten habe, unter Gottes Schuhe stehen (d1· 4—9). I. fErster Chor:] Wer unter dem Schirm des Hochstent siszet,» und unter· dem Schatten [36- 8; 57, 2] des Allmclchtigeti bleibt [genauer: über- nachtet, auch zur Nachtzeit darunter weilet], 2. [Zw—·eiter Chor:] Der spricht« zu dem HErrn: Meine» Zuversicht und meine Burg, mein Gott, ans den ich hoffe [18, 3. 71, 7]. 3. Denii Er errettet mich M« vom Strick des Jägers [der unserm Leben überall nachstellt, d. i. von dem Tode und dem, der des Todes Gewalt hat, dem Teufel Pred. 9, 12; Hebt L, 14; 2. Tim. 2, 26], nnd von der schadlicheii Pestileiiz «) Der Schirm Gottes heißt ein latibuluny d. i. ein Verstech ein heimlich Oertlein, dahin man sich ver- birgt und versteckt in öffentlichem allgemeiiien Nöthem und will uns hiemit der heil. Geist trösten, daß, so ein Mensch einen verbergen kann an einem heimlichen ver- borgenen Oertlein zur Zeit der Noth, vielmehr kanirs Gott. (.J. Arud.) Ein besonderer Trost ist unser Psalm dem, 1607 zu Pinneberg im Holsteiiiischen geboreuen Liederdichter Joh. Rist gewesen , sowohl in seiner Jugend, als er 3 Jahre lang mit Anfechtungen wegen der ewigen Gnadenwahl geplagt ward und fich flir einen von Gott Verworfeiien hielt, als auch anf feinen nachherigen Reisen unter großen Lebeusgefahreiy wie er denn das eine Mal etliche Wochen in einem unbewohnten Hause an der Pest krank daniederlag , blos unter Anf- sicht einer alten Frau. — «"1·) Luther hat hier nach der Septuagiiita nnd Vnlgata sich gerichtet, und allerdings wird so der Leser, der den Psalm für den Zivcck der Erbauung betrachtet, dnrch den plötzlichen Perfonenwechseh der im Grnndtexte vorliegt, nicht gestört; aber gerade dieser Perfonenwechfeh da es heißen müßte: »Ich spreche zu dem HErrn,« läßt deutlich den dramatischen Character des Pfalms erkennen. Derjenige, von dem und zu dem das Vorhergehende zunächst gesagt worden, redet nun selber und ergänzt den Gedanken mit eigenem Munde. — Its) Nach Luther, der hier der Vnlgata folgt, während die Septuaginta das Richtige hat, muß man diesen Vers mit zum vorigen ziehen und ihn dem 2. Chor zutheilenx indessen heißt es statt ,,mich« genauer: diih (in der Postille vom J. 1522 itbersetzt Luther ebenfallsz er wird dich erlöseu), so daß hier schon der l. Chor wieder einträte. » 4.» [l. ·Chor:] Er [der HErrJ wird dich mit seinen Fittigen deikcn·[5. Mos 32, 11], und deine Zuversicht wird sein unter seinen Flügeln lPss 17- 8; 367 s; Cl, 5]. Seine Wahrheit [womit er seine göttliche Zusage erfüllt Pf. 57, it] ist Schirm und Schild [iii den gefährlichen Kriegs- zeiten], . Z. Daß du nicht erschreckeii müssest vor dem Grauen des Nachts [den plötzlichen Ueberfällen des Feindes zur Zeit der nächtlichen Ruhe] , vor den Pfeilen, die des Tages fliegen [wenn nun das Schlachtgeivühl dich überall umgiebt und bedrängt) b. [Aber auch nicht erfchrecken müssest zur Zeit ansteckender Krankheiten und Seuchen, und da weder] Vor der Pestilenz, die sein Opfer nach dem andern plötzlich dahinraffend 2. Mos II, 4] im Finstern schleichet, [noch] vor der Seuche, die im Mittag lwenn die Sonne am Himmel am höchsten steht] verderbet [Sprichw. 3, 23—-26]. 7. Ob tausend fallen zu deiner [linken] Seite, nnd zehn tausend zu deiner Rechten, so wird es sdas Verderben] doch dich nicht treffen. 8. Ja fim Gegentheil, als solltest du nur ein Zuschauer sein, der unnahbar und alle über- lebend durch dasallgemeine Verderben hindurch- zieht], du wirst mit deinen Augen deine Lust sehen [wie du so sicher geborgen bist unter den Flügeln deines Gottes Pf. 27 , Z; 32 - 7] , und schauen, wie es den Gottloscn vergolten wird swas sie dir Uebles angethan haben 92 , 12]. · 9. Denn der HErr ist deine Zuversicht, der Hochste ist deine Zuflucht. Im Grundtext begegnet uns »in diesem Verse ein zweimaliger Perfonenwechsel Die erste Hälfte des Verses lautet: Denn du, o HErr, bist meine Zuversicht, so daß also hier wieder der Z. Chor aus der Seele des Königs; redet, der es bestätigt, daß er als Gottes Schtltzling sieh wissen darf, wie er das fchon in V. 2 that; darnach aber fährt der l. Chor fort: Den Höchsten hast du geniacht zu deiner Zuflucht, womit wiederum die Gemeinde das eben veruomuiene Bekenntniß ihres Königs besiegelt. Luther hat recht wohl um dieses Sachverhältniß gewußt, in seiner Ver: deutschnng des Psalters vom J. 1524 u1id 25 ulbersetzt er: »Deine, HErr, du bist meine Zuversicht! Du hast deine Ziiflncht anf’s Höheste gesehn« ivie es aber scheint, ivollte er den Leser durch den hänfigeu Personenwechsel nicht stören, und wenn man diesen lediglich dahin sich erklärt, daß »der Sänger bald ans seiner Person zu der Seele des gefährdeteii Gerechten rede und ihr Muth einsprechen wolle, bald aus der Seele des Gerechten heraus Zuversicht ausspreche, also bald lehrend das Du, bald betennend das Ich gebrauche,« so geht nichts Wesentliches damit verloren, wenn auch das Jch in ein Du verwandelt wird, während bei unsrer Auffassung wir den Personenwechsel uicht wohl entbehren können. Dieser Auffassung geniäß ist der Vers so zu lesen: (2. Chor:) Denn der HErr ist meine Ziiversicht (1. Chor:) Der Höchste ist deine Zuflncht 324 Psalm 91 , 10— is. 92, 1-—-9. II« d.10—16. Ver erste, die Gemeinde vertretendr Chor hebt vom tleuen seine Rede an und singt dem, auf welehen dir Aufmerksamkeit gerichtet isi, gar Tröst- lirhes zu: liein tlebrls wird ihn treffen; und wenn er iiber Steine nnd Felsen in diesem Erben hinweggrhen muß, wird er doch sich niiht stoßen, denn er wird von unsiihtbaren Händen getragen, nnd auch ohene Gewalt oder heimliche Tücke des bösen Feindes liann ihm nichts anhaben w. 10 —13). Da nimmt ein dritter Chor, in dessen Worten der tljGrr selber redet, das Wechsel— gesiiräcis auf nnd uerhetßet dem, zu dem die Gemeinde geredet hat nnd dem auch er, der Hain, das Zeugnis geben darf, daß er in seiner Gemeinschaft nnd unter seinem besonderen Schutze stehe, die Erhöruiig seiner Gebete und die herrliche Jlushilfr aiis allen seinen diöthem aber auch dir Sättigung mit langem Erben und die ganze Fiille göttlicher tjeilsofsenbarung W. 14——16). 10. lErster Chor:] Es wird [weil du eben den Höchsten zu deiner Zuflucht gemacht hast V. 9] dir kein Uebels begegnen sHiob 5, 19], und keine Plage wird zu deiner Hütte sich nahen [Pf.54,14; 2. Mos 12, 23]. 11. Denn et [der -HErr, der deine Zuversicht ist V. 9] hat seinen Engeln befohlen über dir sin Beziehung auf dichL daß sie dich behülen auf alle deinen Wegen, 12. Daß sie dich auf den Händen tragen, und du deinen Fuß [wenn er einen Weg voll schwärer Gefahren und großer Hindernisse wandeln muß] nicht an einen Stein flößest sund du also zu Falle kommest Pf. 121, 3]. 13. Auf den Löwen nnd Ottern wirst dn gehen, nnd treten auf den jungen Löwen nnd Drachen sdaß weder ossene Gewalt noch heim- tiickische List dir etwas anhaben darf Mark. 16,18; Lnk. 10, 19]. 14. sDritter Chor:] Er [zu dem die Ge- meinde also redet, wie in V. 10—13 gesagt] be- gehrt mein shäugt mir in Liebe an, hält sich an mich ohne alles Selbst: und Weltoertraueiis so will ich ihm aushelfenz er iennet meinen Namen sei— kennet meine Allmacht, freut sich meiner Barm- herzigkeit. trauet meiner Wahrheit, lobet meine Weisheits darum will ich ihn schützen. 15. Er rufet mich an, so will ich ihn erhbreii sPs 50, ·15]; ich bin bei ihm in der Noth sJesc 41, 10], ich will ihn heraus reißen, und zu Ehren machen; 16. Jch will ihn sättigen mit langem Leben, und will ihm zeigen mein Hei! lPs 50, 23]. Als Rußland im J. 1812 mit dem Eiiifall der Franzosen bedroht wurde, ivar jedermann sehr beim- ruhigt, nur Fürst Gallitzin uicht. Seine Freunde waren erstaunt darüber: war er ein Verräther seines Kaisers geworden? Unmöglich; seine Treue war un- zweifelhaft. Jn diesem wichtigen Entscheidungspunkte dachte der Fürst, es sei seine Pflicht, den Kaiser mit dem Fels bekannt zu machen, diirch welchen er bei der Gefahr ruhig blieb; er bat um eine Unterredu1ig, sie ward ihm ·ewährt. Das Herannahen des Feindes war natürlich der erste Gegenstand des Gesprächs; da—- rciiif, als eng damit zusammenhäiigend, des Fürsten Benehmen. Der Kaiser fragte ihn, durch was er so still und ruhig während des allgemeinen Schreckens sei; der Fürst zog eine kleine Bi el aus der Tasche und hielt sie dem Kaiser ent egen , indem aber die er seine Hand ausftreckte, um re zu nehmen, fiel die Bibel zu Boden und öffnete sich am It. Psalm. »O daß Eure Majestät diesen Zufluchtsort siichen möchteii!« sagte der Ftirst, als er die Worte des Psalms gelesen hatte. Sie trennten sich. Ein Tag des allgemeinen Gebets ward angeordnet, und der Geistliche, welcher predigte, nahm zu feinem Text den 91. Psalm. Der Kaiser, überrafchh fragte den lirsten, ob er den Umstand erwähnt, der fich bei ihrer nterredung zugetragen; er versicherte ihm, daß er nichts davon gesprochen habe. Kurze Zeit dar- nach, als der Kaiser einige Augenblicke übrig hatte und die Nothwendigkeit einer christlicheu Stärkung fühlte, schickte er zu seinem Kaplan, damit ihm derselbe in sei- nem Zelte aus der Bibel vorlese. Er kam und fing den 91. Psalm a1i: ,,halt, sagte der Kaiser, wer sagte Euch, dies zu lesen ?« —— »Gott ,« antwortete der Kaplan. — ,,Wie?« rief Alexander (1.) aus. Der Kaplan fuhr fort: ,,Ueberrafcht, als Ew. M. zu mir schickten, fiel ich vor Gott auf meine Kniee und flehete ihn an, meine schwachen Lippen zu lehren, was ich reden solle. Jch fühlte, daß der Abschnitt der heil. Schrift, welchen ich zu lesen begann, mir deutlich angezeigt wurde. Warum mich Ew. M. unterbrochen haben, weiß ich nicht.« Die Wirkung hier- von war eine große Veränderung in des Kaisers Be- nehmen und die Offenbarung eines großen Eifers in der Verbreitung der heil. Schrift. In seiner Tasche trug er immerwährend ein Papier, dessen Inhalt man uicht kannte und welches er, sooft er ein anderes Kleid an- legte, in dieses zu stecken pflegte. Man hielt es für ein wichtiges Docnmenn bei des Kaisers Tode fand sich’s, daß es der 91. Psalm war. (Diedrich.) Der 92. Psalm. galt soll man loben, und warum? 1. Ein Psalmlied [wie Pf. 48. 66—68. sit. 87. 88 u. 108., und zwar dieses hier] auf den Sabbaihiag [beim Morgenopfer vorzutragen 4. Mos. 28, 8 Auen] Hieß es in its. 91, s: »Da wirst mit deinen Jlngen deine Lust sehen, und schauen, wie es den Gottloseii ver— galten wird,« so hören wir den Dichter des vorliegenden Liedes lud. 12 sagen: »Mein Auge wird seine Lust sehen an ineineii sein en; iiiid mein Ohr wird seine kiifl hören an den ttoshaftigem die siih wider mich sehen;« wie es — aber dort der fromme König tjistiia war, dem der jinrnf galt, so isi es nach unsrer Meinung hier der fromme Jena, der ,,vom hatten GestätztrT wie sein tlame sagt (1. Un. 13, 2 Jlnni.), der in einer Zeit, wo der drohende dnsammeusiiirz der behehenden Verhältnisse sich nicht mehr aufhalten läßt (2. Kiste. Es, 27), des unuergängliitseii Wesens nnd künftigen tjerrlichlieiisstaiides der setzt im Denkt: und in der Niedrigkeit befindlichen lileiiien Gemeinde sieh tröstet. tlnr der Glaube an den eiidlichen Sieg der im Vergleich mit der Masse der gottloseii und ungläubigrn Thoren als eiiic nerfihwindeiide Minorität dasiehendeic nnd zum idlittragcii der von jenen iierwirliteii Gerichte berufe-» neu Froniuieii nannte deiii Jusia Muth und Xrendiglieit verleihen, troh der trosts und anssiihtsloseii Gegenwart iiuincr znznnehiiien iin Werke des Hatten, wohl-wissend, daß seine Arbeit nicht vergeblich sei in dein Miene. Das Loben und Preisen Gottes ist ein seliges Geschäft. 325 Sabbathliihen Character belmndet das kied äußerlich damit, daß es sieben silal w. L. Z. s. S. Ist. 14. is) den alter- heiligßen Namen ,,tJGrr·· bringt, nnd hat Solln, der für die Herstellung eines regelmäßigen Gottesdienfles so thcitig war, es gewiß gleich anfangs zu einein Jisalmlied auf den Sabbathtag« benimmt; es iß aber tiicht sowohl der Schdnfnngssabbatn den das Lied in’s Jiuge faßt, als viel- mehr jene Sabbathsrnhe ,des dolties Gottes Gebt. il, 9), von der ioir jetzt schon einen vorfchmakle haben in dein Frieden eines glänbigen Herzens. I— V. 2—4. Die Gemeinde, in deren ilanteit der Sänger bei dein, was er hier ans seinem Herzen redet, spricht, erkennt in dem Lobvreise Gottes, zudem sie sieh an heil. Stätte versammelt hat, ein gar feliges Geschäft, nnd es fehlt ihr dazu so wenig an Stoff, daß ße viel- mehr alle den Gesang begleitenden Snnrnmenttz die ihr zn Gebote flehen, zu Hilfe nehmen muß, um ihrem tjerzensdrang nnr einigermaßen Genüge zu thun. 2. Das ist ein köstlich Ding«- [wörtlich: Gut ist’s, nämlich nicht allein in Gottes Augen, son- dern auch für den Menschen heilsam, also lieblich und selig zugleich, wohlgefällig nach oben und wohlthuend nach innen], dem HErrn danken und lobsingen deinem Namen, du Hdchster [147, 11, 3. Des Morgens deine Gnade [die dem Morgenlicht gleicht, das die Nacht durchbricht 30, 6; 59, 17], nnd des Nachts deine Wahrheit soder Treue, die in den Gefahren der Nachteinsamkeit unsre beste Gefährtin ist und sich da am herrlichsten bewährt 89, 21 verkündigenft 4. Auf den zehn Saiten [33, 2 dir danken] und [auf dem] Psalter sdeinem Namen lobstngen], mit Spielen ans der Harfe-«« [1. Chron 26, 31 Anm. deine Gnade und Wahrheit verkündigens «) Neben diesem ersten von den drei köstlicheii Dingen, welche die heil. Schrift auffiihrt, s. die beiden andern: Klagel Z, 26 u. 27 geduldig sein und auf die Hilfe des HErrn hoffen, und Hebr.13, 9 daß das Herz fest werde. — »Es) Das ,,schon am Morgen und noch des Nachts verkündigen« dient allerdings zur Bezeich- nung der Unermiidlichkeit im Lobe Gottes, die den un- ablässigen Aeußerungen der göttlichen Güte und Treue entspricht (16, 7; 42, 9); aber darum darf man doch nicht meinen, der Psalm wäre ebeusowohl beim Abend- als beim Morgengottesdienst gesungen worden, es ver- hält sich vielmehr· mit ihm ähnlich wie mit dem Liede: ,,Des Mor ens wenn iih früh aufsteh und des Abends zu Bette ge ec.«, das in den Gesangbtichern regelmäßig unter die Morgenlieder gestellt wird. — IN) o wahr als Gott der Urquell aller Seligkeit ist und so wahr als er seinen Namen der Siinderwelt zum Heile geofsenbart hat, so wahr muß das aus der Erkenntnis; dieses Namens hervorquellende Lob feiner Herrlichkeit das höchste Feierleben, der Gipselpunkt aller geistlichen Freuden, ein Brunnqiiell der Seligkeit sein. In diesem seligen Elemente wurzelt und bewegt sich der vorliegende Freudenpsalmz er ist ein Vorschmack der himmltfchen Freude des ewigen Lebens, das von lauter Lobgesiingen erfüllt ist , denn die Sabbathsruhe des Volkes Gottes ist ein ewi er eiertag zum Preise Jehovas (Taube.) Wenn sich es Lebens Werktag enden, so ruh, von allem Frohndiensi los, mein Geist in deinen Vaterhänden, mein Leib in seiner Mutter Schooß , bis beides feiern wird dort oben, wo man im sichern Frieden ruht, nichts deutet, redet oder thut, als dich zu liebeii, dich zu loben. (Beschwertes Herz, leg ab die Sorgen — V. 8.) II— V. 5—7. Der Sänger spricht nun, obwohl znnächst oon sieh redend, im dlamen der Gemeinde ans, was bei ihr den Herzensdraitg zu Gottes Eobe erweitet hat; der- selbe ist eine Gabe oon oben, die denen gesiheiitit wird, welchen der LJGrr znr Grtcenntniß seiner werter nnd zur Freude daran verhelfen hat, während der Thoren nnd starren so unzählig viele nnd, die gedanliew nnd emvßndnngslos an Gottes werben vorüber-gehen, als habe es gar nichts mit denselben ans sieh. 5. Denn, HEry du lässest mich mich frdhlich fingen von deinen Werken [indem du durch dieselben mich erfrenestL Und ich rühme [unter Jnbcl und FrohlockeUJ die Geschafte deiner Hände swomit du in das, was auf Erden geschieht, eingreifst und es zum Heil für die Deinen gestaltest]. H. HErr [so juble ich in anbetender Betonu- derung], wie sind deine Werke so groß fdaß ein Mensch sie nicht ermessen kann, der Erleuchte-te aber eben dies erkennt, daß sie überschwänglich groß sind]! Deine Gedanken sind so sehr tief [man kann sie nicht ergründen; und doch fühlt man, je tiefer sie find, desto mehr Wunder der Gnade und Wahrheit bergen sie in sich Jes. 55, 9; Röm. 11, 33]. 7. Ein Thötichler [wörtlich: ein Thierheits- Mensch, der seinen Menschenverstand nicht besser gebraucht, als wenn er ein unoernünftiges Thier wäre] glaubt das nicht fwas in V. 6 gesagt wurde, es liegt ihm auch gar nichts an solcher Erkenntniß sondern er will lieber seinen viehischen Begierden nachhängen 1. Cor. Z, 141 , und ein Ratt: [bei dem das Fleisch so alles Uebergewicht gewonnen, daß sein geistiges Wesen so gut wie nicht mehr vorhanden] achtet solches nicht swenn man es ihm auch noch so deutlich vor Augen stellt]. lI1. n. n —12. ward: im vorigen nvschstiii de: groß: Unterschied, der zwisihen den Gerechten und Gotilosen beßeht, von Seiten der inneren Herzensstellnng beider den Werken Gottes gegenüber zur Sprache ge- bracht, so wird dieser ltlntersctjied jetzt oon Seiten des äußeren Geschikices beider weiter ausgeführt; und da gehört gerade die Art, wie der HGrr die einen nnd die andern so verschieden behandelt, zu einem than-ich- lichen Grweis der Größe seiner werter nnd der Tiefe seiner Gedanken, die vorhin der Gegenstand anbetender Feier war. 8. Die Gotilosen [wie wir das täglich vor Augen sehen] grünen wie das Gras [in scheinbar gar üppigem WachsthumL und die Uebelthäter blühen alle [als gehöre ihnen die Welt und alle ihre Herrlichkeitz aber wenn es so um sie steht, ist es nur], bis sie vertilget werden immer und ewig- lich [also für den Zweck, um einem ebenso unver- züglichen als entscheidenden Vernichtungsgericht an- heimzusallen 37, 38]. I. Aber du, HErr [den jene im dummstolz sich anfblähendeii Uebermuth verachtet und wider den sie sich anfgelehnt haben, als könnten sie deinen Gerichten Trotz bieten], bist der Höchsie sgleichsam die Erhabeiiheit selber, unnahbar für alles, was sich wider dich zu erheben versucht, und alles über: waltend, so daß ein Piensch, auch wenn er es nicht anerkennen will, dennoch in deiner unbeschränkten Gewalt steht], und bleibest ewiglich [bist solche schlechthinnige Erhabenheit in alle Ewigkeit, daß ihr nimmer ein Abbruch geschehen kann durch die, welche dich hassen]. 10. Denn siehe, deine Feinde, HErr, siehe, deine Feinde werden umkommen [so daß man schon jetzt wie mit Fingern auf ihr schmähliches Ende hinweisen kann, als wäre es da]; und alle Uebel- thciter sdie jetzt eine eompaete oder dichtgedrängte Masse bilden und um ihrer Menge willen eine fv gefährlich! Machk scheinenj müssen zerstreut wer- den sum dann in ihrer Vereinzelung dcsto leichter einer nach dem andern aufgerieben zu werdens 11. Aber mein Horn [der ich mit dem Höchsten, der da ewiglich ·bleibet V. O, in Lebensgeineinschaft stehe] wird [dann, wenn seine Feinde umkommen V. 10] erhöhet werden, wie eines Einhorns sdaß ich im Hochgefühl der dem Volke Gottes iuwoh- nenden Siegesmacht auf dem Kampfplaß dastehe 4. Mof 23, 22; s. M. as, 17; Pf. 29, ej, und werde [damit zu dem Hochgesühl auch das Wohlgefühl komme] gesalbet mit frischem Oele sgleichsam damit iibergossen; denn nun ist da die Zeit der Erquickung von dem Angesichte des HErrn Apostg. 3, 20]. 12. Und mein Auge [das jetzt so scheu und thrä- nenvoll aus die Menge und Bosheit derer, die mich hassen, hlnblickts wird seine Lust sehen an meinen Feinden sals die nun für immer umgekommen und nicht mehr schaden können]; und mein Ohr [denen jetzt schon der bloße Name der Versolger und die Kunde ihrer Niihe einen Schrecken einflößts wird seine Lust hören an den Boshaftigew die sich wider mich sehen [weil ihnen nun vergolten ist, was sie verdienet haben, 28, 4; 91, 8]. Du bistHöhe in Ewigkeit: dieser Vers (9) bildet den Höhepunkt des Psalm. Gott ist die concrete (leib- hastige) und persönliche Höhe, nie, wie die Gottlosigkeit stets wähnt, und auch der Froiniiie in den Zeiten der Ansechtung, Tiefe; vielmehr ist der Schein der Tiefe gerade die höchste Höhe, er ist ain stärksten , wo er sich dem kurzstchtigeii Auge als schwach darstellt. Wer diesen einen Gedanken, daß Gott ewig Höhe, nnr festhalten könnte, würde nimmer verzagen i:n Kreuz und des Triumphes der Bösen lachen. Diesen Gedanken nicht mehr fassen zu können ist das Wesen der Verzweiflung; ist Gott nns uoch Höhe, so sind wir freudig und getrost, so tief wir auch liegen. (Heugsteiiberg.) IV. in. 13——16. Var Kösilichsie, wag der Gerechte in sieh trägt, seiii Glaube und seine tkielse zu Gott ist es, wo- durch Gottcg Feinde auch seiue Feinde werden (2. Tini. 3, 12); darum ist die Ruhe, die dein voller Gottes nokh vorhanden, schon von der Seite eine große und herrliche, daß, wenn miii die Rechte der» tjGrru den Sieg behält über alle Widersacher, Gottes voll: auih an seinen Psalm 92, 1o—16. as, i. 2. Feinden seine lkusi siehet; aber die Herrlichkeit dieses künftigen Satilsathg greift unendliih weiter, an die Stelle des Griuieng der Gottlosen nnd des sliiheng der siebet- thäter jetzt tritt dann ein Grünen der Gerechten und ein sliihen in unoergänglicher Jugend. 13. Dei« Gerechie wird swenn die Zeit der Niedrigkeit und des Druckes, darin er jetzt sich be- findet, durch die Vertilgung der Gottlosen und Uebelthäter nun vorüber ist] grunen wie ein Palm- baum [der auch in der Hitze und Dürre sein grünes Laubdach nicht verliert], er wird wachsen tote eine Ceder ans Libanon [die ihr Alter iiach Jahrhun- derten mißt und Wohlduft von sich ausströmt Hof. 14, 7]. Wird in V. 8 der Gottlose mit den: Grase ver- glichen-, so hier der Gerechte mit dem Palmbaumt eide grünen, aber welch ein ilnterschied ist zwischen beiden! Das Gras schießt wohl schnell aus, hat auch ein lachend Hofsuungsgrün , aber es bliihet heute uiid wird morgen in den Ofen geworfen; der Palmbaum aber ist das Bild langsameii, doch stetigeu uitd sicheren Wachsthums und einer durch und durch dauerbareu Herrlichkeit, es geht die Sommcrgluth und die inter- kälte an ihm vorbei nnd er bleibt am Grünen, wie das auch das Bild der Ced er bezeugt, die man nicht nach Jahren, sondern nach Jahrhunderten zählt. Das Gras grünt und blüht, aber bringüs zu keiner Frucht; der Palmbaum dagegen bringt seine Frucht zu seiner Zeit, und welch eine süße, köstliche Frucht in der Dattelsruchti Das Gras auf den Dächern säet niemand, es wächst und besamet sich als ein Unkraut von sich selbst; der Palmbaum dagegen ist gepflanzet, bedarf Wartung und Pflege, so er gedeihen soll. Das ist der Unterschied des Gottlosen und Gerechtern jener schieszt, wie alles Böse, aus dem sich selbst befruchteuden Boden der Natiirlichkeit und des Fleisches auf , in iniihelotem Selbstdrange, mit prangender, aber kurzer, den Todes- keim in sich tragei1der HerrlichkeiH dieser gepslauzt auf heiligem Boden nnd unter sortgehendem Krastzuslusse der ewigwährenden Gnade stehend, hat kein frühreises, sondern ein gemäße-s, dafür aber gediegeiies Zunehmeiy ein settes Gedeihen, ein ständiges Grünen, Bliihen und Fruchtbriugen in dieser Gnade des HErrn. lTaubeJ Wie reich der Blüthenstand der Dattelpalme ist, läßt sich darnach beurtheilen, daß sie, tvenn sie ihre volle Größe erlangt hat, 3—400 und hie und da sogar 600 Pfund Früchte trägt. Und es giebt keine anmu- thigere und majestätischere Erscheinung als die Palme der Oase mit ihrem dichtschattigeu Dach, ihren jedem Lustzug offenen schlankeu Säulen, ihren lieblich srischen Blättern, ihren säuselnden Zweigen uiid den munter darin flatteruden Vögeln, darunter— den zarten Pflanzen- wuchs ihres Standorts —- ein Bild des Lebens mitten in der Welt des Todes. Dazu kommt, daß der ganze Baum von seiner Wurzel bis zur obersten Spitze, ein- geschlossen seinen Saft, dein Nieiischen dienstbar ist; es giebt nichts an ihm, was nicht irgendwie nutzbar ver- wendet werden könnte. Die Vergleichung des Gerechten mit der Palme bietet also Vergleichungspurtkte in Menge nnd lag um so näher, da den! Orientalen die Palme überhaupt als das pflauzliche Bild des Menschen er- scheint; die Araber nennen sie »die Schwester des Men- schen« und vergleichen ihre Theile mit denen des Men- schen. Bei der Vergleichung mit der Libanonceder kommt zunächst ihr stattlicher« hoher Wuchs und die Intensität (Angestrengtheit) ihrer wachsthiimlicheii Kraft in Betracht, aber auch das Iinmergriiii ihres Landes und der Wvhldufh den sie aushauchn (Delitzsch.) Weifsaguiig von Christo nnd seinem Reich. 327 14. Die sden Bestand der Gemeinde der Gerechten ausmachend] gepflauzt sind in dem Hause des HErrn [als in dem Grund und Boden, darin sie wurzeln und auf welchem göttliche Lebensluft und himmlische Lebenskraft ihnen von allen Seiten zuströmt], werden in den Vorhbfen unsers Gottes [dem zwar in einiger Entfernung von dem Heilig- thum besindlichem aber doch immer noch demselben nahe genug gerückten Standort ihres Wipfels, als ,,Bäume der Gerechtigkeit«, als ,,Pftanzen des HErrn zum Preise« Jes. 61, Z] grünen [und Blüthen treiben, wie die leiblichen Bäume, wenn sie an einem fetten Ort oder an Wasserbächen stehev Jes. s, l; Pf» l, El« 15. Und wenn sie gleich alt werden [dem äußerlichen Menschen nach], werden sie deunoch [weil innerlich von Tag zu Tage erneuert 2. Cor. 4, is] blühen; und fruchtbar und frisch sein [wie Oelbäirine Pf. 52, 10; Jes. 65, 22], 16. Daß sie verkündigem daß der HErr so fromm ist [wie er in 5. Mos 32, 4 gerühmt wird], mein Hort, nnd ist kein Unrecht an ihm. Und so lehrt ja auch die Erfahrung , daß es keine rührenderen Zeugen und Prediger fiir das jüngere Ge- schlecht giebt, als fromme Greise, daß, während ihre Leibeskräfth ihre Wissenfchaft und Kunst der Alters- schwäche unterliegt, ihre Frömmigkeit desto siißere Früchte trägt, je näher sie der Grube kommen. (Tholuck.) Der 93. Psalm. Meissagung non Christo und seinem Reich. »Aber du, lhGry bist der hörhstg und bleibest ewiglich« so hieß es in Pf. W, 9., und »der hGrr aber ist uoeh größer in der Höhets so heißt es i1n 4. Verse des nun— inehrigen psalinsz gleichwie wir nun dort eiu Psalmlied auf den Sabbathtag vor uns hatten, so begegnet uns hier der Freitagspsalm (4. Wes. W, 8 Kund) Kiu Freitag hatte einst der heller, nachdem er die Smiipfung der Welt beendet; sein blegiment iiber die irdische Ereatnr augetreten, und dieser sein Königsthron, den er damals aufgerichtet, siehet fest gegenüber der seindtichen Weltmartsh die dawider annimmt: dies der Gedanke, der die Gemeinde des heim! in ernster, schwerer Zeit (2. Kiste. U, 1) bewegt und ihre Herzen siärliet mit übersihwänglichem Trost— I. v. 1 u. L. Angesichts der hoihsahrendrii Knlifindigiing der weltmachh daß ne nunmehr ihre Herrschaft über die Erde antrete, richtet der psalmisi seinen Blirli nun) oben und siehet da den hErrn sihen aus einen( hohen und er- habenen Stnhl, angethan mit dem Sehmnrli seiner alles überragenden Königs-würde: dieser Stuhl stehet fest von llr her, und der daraus Mut, bleibt König in alle Ewigkeit. I. Der HErr ist König [96, 10; 97,1; 99, 11 Und herrlich geschntiickt [hat auch mit der , seiner erhabenen Königswürde entsprechenden Hoheit sich bekleidetjz der HErr ist geschmückt, nnd hat smit dem Antritt seiner Herrschaft] ein Reich angefangen, so weit die Welt ist, nnd zugeriehtet [dasselbe gleich anfangs so eingerichtet], daß es bleiben soll. 2. Von dem an stehet dein Stuhl [du großer und erhabener König] fest sdaß er nicht einmal er- schüttert, viel weniger gänzlich umgestürzt werden kann]; du bist ewig svon Ewigkeit her, nnd das verleihet deiner Gottesherrschast auch eine Dauer für alle Ewigkeit hin 90, 2]. Dem nenerrichteten Thron der Vosheiteii (Luther: »schädlichen Stuhle Pf. 94, 20) stellt der Sänger den ewigen Thron Gottes entgegen, der den ersteren eben so lange überdauern wird, als er vor ihm gewesen ist. Der Thron der Bosheiten hat kein Damals, er ist von gestern, wie ein Pilz aus der Erde gefchossenx wer aber m allniächtiger Weise der Erste ist, der ist auch der Letzte (Jef. 41, 4; 44, S; Offenb. l, 17) , er bleibt, wenn alle stolzen Mächte der Erde in Staub zerfallen. (Hengstenberg.) Thron und Wesen Jehovtks sind nicht zeitanfänglich und also auch nicht vergänglich, sondern wie anfangslos, so auch unendlich; alles Toben der Welt wird deshalb den Fortgang des Reiches Gottes und feinen endlichen Durchbruch zu Triumphesherrlichkeit nicht hindern können. (Delitzsch.) Jm 1. Verse müßte uach unsrer jetzigen Lesart des hebr.Grundtextes qiDtH Z. fein. tut. Niptk v. FD = besteht) übersetzt werden: Der HErr ist König, Hoheit hat er angethan; angethan hat der Err, mit Stärke fich ge ürtet, darum ste et fest der Erdkreis ohne aukenz statt dessen liest Luther: Hin (3. mai-c. preist. Pf. v. Pfg = zugerichtet), und nachdem er früher überfetzt hatte: »Der HErr ist König worden und hat Macht angezogen, der HErr hat stch angezogen und mit Stärke gegiirtet; er hat den Erd- boden zugerichtet, daß er bleibet,« giebt er in obiger llebersetzung eine - Ausdeutung des von ihm in den Worten gefundenen Gedankens, welche die ,,Stärke« von dem Reiche Gottes versteht und den »Erdboden« nicht nur durch »soweit die Welt ist« wiedergiebt, sondern auch diesen Worten eine frühere Stelle anweist Wir nehmen hierbei Veranlassung, etwas über die Geschichte d e r V ib e lü b ersetz uii g Luther’s zu rechteni Verständniß und richti er Würdigung derselben zu sagen. Schon auf der Wart urg hatte Luther ein Werk rüstig be onnen, das für das Gedeihen der Reforniation von unen lichem Werth war, indem es ihren eigentlichen Kern in das Herz der deutschen Nation pflanzte, die Uebersetzung der ganzen heil. Schrift in’s Deutfche. Noch auf der Wart- burg beendigte er das neue Testament und revidirte dasselbe nach seiner Zurückkunft von dort mit Melanch- than, so daß im J. 1522 bald nach der ersten Ausgabe eine neue zweite erscheinen konnte. Hierauf machte er fich an das alte Testament, mit dessen Anfang es wun- derbar fch1iell ging, indem schon 1523 der 1. Theil (die 5 Bücher Mosis) erschien und 1524 der 2. u. s. Theil (die übrigen Geschichtsbücher und die Hagiographen —vgl. Anmerk. zu 5. Mof 18, 22); einige Propheten kamen in den folgenden Jahren besonders heraus (1526 Jona und Habakuh 1528 Sacharja und Jesaia, 1530 Daiiiel), bis sie dann 1532 alle fertig wurden. Von den Apo- kryphen ward zuerst das Buch der Weisheit im J. 1529 veröffentlicht, während die ganze Sammlung erst in der Gefammtausgabe der Bibel vom J. 1534 vorliegt. Diese ist ganz ein Werk Luthers, wenn er auch öfters bei fei- 1ie1i Freunden sich Raths erholt hat. Jn den Jahren 1535. IS. 38s39. 40. 4l. 43 kamen 1ioch 8 Ausgaben zu Stande, da auf die J. 1541 u. 43 srch beiderseits je 2 Ausgaben vertheilen, welche vier denn insgefammt die 328 Bezeichnung »Auf’s Neu zngericht« führen. Während nämlich die früheren Ausgaben im Vergleich mit der vom J. 1534 wenig Verbesserungen enthielten, trat nun- mehr eine cgrlindliche Durchbesserung hervor. Luther hatte zum Zwe derselben ein eigenes oollegium biblioum errichtet; etliche Stunden vor dem Abendessen versam- melten fiel) bei ihm wöchentlich Ph. Melanchthom Joh. Bugenhagem Juftus Jonas, Casp. Cruzigey der hebräi- sche Sprachlehrer Aurogallus und der Correetor M. Geor Störer, und nun kam, nachdem ein jeder sich in den i m zugänglichen Hilfsmitteln umgesehen, das Frag- liche einzeln zur Berathung Ihren Abschluß fand die nachbessernde Thkitigkeit Luther’s in der Ausgabe vom J. 1544s45, an die wir denn mit unserer deutschen Bibel zunächst uns zu halten haben; einzelne Ueberselzungen sind da fast neu geworden, iiameiitlich gilt dies von den Psalmen, wo es am meisten zu Tage tritt, daß Luther kein Buchstabilist sein wollte, sondern rein und klar Deutsch geben, und daß es ihm, bei aller Ehrfurcht vor dem gegebenen Schriftwort daneben doch haupt- sächlich auf treues Wiedergeben des Schriftinhaltes ankam. Die Ausgabe v. 1546 hat Rörer besorgt. II.- V. 3 u. 4. Ver psalmisi, nachdem er vorhin ausge- btirkt in die Höhe, zii dem Stuhl des ewigen Königs droben, schaut jetzt hernieder in die Vorgänge auf Erden: da iß ein gewaltiges Brausen und Dröhnen des aufge- regten Völkermeeres, der gottfeiudlichen weltmactztz aber so drohend fah das anläßt und so greulich es sich an- hört, Gottes Volk hat ja den zu seinem söiiig nnd späten, der in der Höhe thront und unendlich größer ist als alles Große und Gewaltige ans Erden. Z. HErr, die Wasserstrbme erheben fich, die Wasserstrome erheben ihr Brausen, die Wasserstrbme heben empor die Wellen [65 , 8; 89 , 10; Jes. 17, l2], it. Die Wasserwogen im Meer sind groß, und brausen greulich; der HErr aber ist noch größer in der Hohe [76, 5; 92, 9]. Das Meer mit seiner gewaltigen Wassermasse, mit der steten Unruhe feiner Wogen, mit seinem unaufhör- lichen Andringen gegen das Festland uud Anschäumen gegen den Felsen ist das Bild der gottentfremdeten und gottfeindlichen Heidenwelt, nnd die Ströme sind Bil- der der Weltreiche, wie der Nil des egyptischen (Jerem. 46, 7 f.), der Euphrat des asfyrischen (Jes. 8, 7 f.), oder genauer: der pfeilschnelle Tigris des asshrischen und der gewundene Euphrat des babhlonischen (Jes. 27, 1). Jehova’s jei1seitige Majestät aber überragt alle die lärmenden Majesttiteci hi11nieden, deren Wo en, wenn auch noch so hoch gepeitscht, doch nie seinen ,ron er- reichen werden. (Delitsch.) Juden! die Weltmacht mit dem Gewaltigsieiy was es ausErden giebt, verglichen wird, soll man erkennen, daß sie eine ungeheure Macht ist, und daß der Fürst an ihrer Spitze eine Majestät ist, die niemand gering achten soll; aber es soll anch Kei- nem, wie bei der Stärke der siunlicheii Eindrücke von irdischer Macht und Gewalt so leicht geschieht, das Herz darüber entfalleiy denn ob das Weltreich anch eine un- geheure Macht ist, so ist es doch keine Allmacht (Taube.) Mit dem Munde bekennen alle, was der Prophet hier lehrt; aber wie viele sehen wohl diesen Schild, wie es sich ziemt, der feindlicheii Weltmacht entgegen, so daß sie nichts fürchten, und sei es anch noch so furcht- bar! (Calvin.) III. V. Z. Jlber der hEriz der in der Höhe thront, hat auch ein Hans auf Erden, in dem seine Heiligkeit Psalm IS, 3—5. 94, 1——9. wohnt, hat ein Volk hienieden, dem er feine Zeugnisse geschenkt hat; seine Zeugnisse uuu können iiichts anderes als untrügllche Wahrheit sein, und decu hause, das er mit seiner Heiligkeit geziert, muß er diese auih erhalten. Er kann es zu Zeiten wohl, znr Strafe der Sünden seines Volks, der Verwüstung durch die gottlose Welt— macht preisgebenz doch er muß immer wieder daflcr sorgen, daß es wie ein Phönix aus der Ksihe ßth er- hebes in seiner Herrlichkeit immer wieder hergestellt wer e. Z. Dein Wort smit seinen untriiglichen Zeug: nissen und unerschütterlicizen Verheißungen , insbe- sondere anch denen, darin du deinem Volke ewige Dauer und Errettung aus allen Nöthen versprichst] ist eine rechte Lehre« [auf die man stch fest ver- lassen kann Offenb. II, I; 21, 5; 22, 6]. Heilig- teit ist die Zierde deines Hauses ewiglich« [ge- nauer: Deinem Hause ziemt Heiligkeit, HErr, auf Länge der Tage, du kanust also dasselbe nicht für immer von Frevlerhänden ent- weihen »lassen]. V) Damit giebt der heil. Sänger der Seele gleich- sam einen Beweis, daß sie den Zengnissen, die Gott ihr gegeben, wie er sie selbst führen wolle, nicht genug Glauben zustellt, als spräche er: wie oft hat er uns nicht verfichert, daß, die ihm sich anvertrauen, keinen Mangel leiden sollen; diese Zeugnisse sind ja wohl Werth, daß man ihnen Glauben beiniefse, und dennoch trauen wir ihnen nicht.(Berleb. Bib.) — VI) Er, deß das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit ist, hält in alle Zu—- kunft die Heiligkeit der Kirche aufrecht, da hinieden seine Ehre wohnt, und sichert die dieser Stätte zukommende Heiligkeit nach innen und außen vor Entweihun . (Delitzsch.) Die Zerstörung des Tempels durch Nebuea nezar war nur eine scheiiibare Unterbrechuug; denn in dieser säu- berte er sein Volk vom Götzendiensh daß von diesem äußersteii Verderben sein Heiligthum gereinigt würde. Und das neu erbaute ließ er erst dann zerstören, als die Behausung Gottes im Geist gegründet war und nun die lebeiidigen Steine zu einem geistlichen Hause, zu einem heiligen Priesterthum (1. Petri Z, s) sich er- bauten. (v. Gerlach.) Der 94. Psalm. gebet wider die, Feinde der Kirche. Versetzte schon der vorige Vsalm uns in diejenige Zeit, wo die chccldäische Aataslrophe bereits ihren Anfang ge— noinmen, so stehen wir mit dem vorliegenden Psalm ohne Zweifel dicht an der Schwelle der Zerstörung Jerusalems und des Tempels (2. Un. 25, it f.); nnd wenn auch, was die jiidiskhe Tradition erzählt (Gsra S, It) ltnm.), daß nämlich der Psalm den levitischen Teuipelsängern durch die Enge der heil. Stadt am 10. Tage des Monats Jlb oder August icn S. 588 v. Chr. (Ierem. 52, 12 ff.) unmittelbar in den Mund gegeben sei inid von ihnen nicht ganz zu Ende gesungen werden konnte, indem uitttcii unter dem 23. Verse der ieicid in den Tempel eiudrang, nur eine liegende sein sollte, so liegt jedenfalls ein tiefer Sinn und ein dankenscoerther Fingerzeig darin. »Der Psalm gehört mit zu der wichtigen geistlichen Wrgzehrung, welche der Geist Gottes seiner Gemeinde darreichte noch vor dein Beginn der schweren Reise in’s Crit« Jus Teiupelgottes dienft nach der Gefangenschaft wurde derselbe als still— wuchs-Psalm gebraucht (4. Was. W, 8 Jliiin.), worauf auch Gebet aller Gotteskinder wider ihre Verfolgein 329 die tleberschrist in der Seotnagiuta hinweist; er ist aber, wie Luther schreibt, etn Gebet aller frommen Gottesteiuder nnd geistlichen Vollies wider alle ihre verfotgey also daß er mag grbetrt werden von Anbeginn der Welt bis an’s Ende von allen frommen gottseligen Leuten. I. V.1——7. Judeiu der heil· Sänger alle seine Kraft znfammennininih Gottes Rathe herabznrufen über die hosfärtigen und gottloseu Feinde, unter deren Gewalt— thaten Gottes voll: setzt zu leiden hat, beschreibt er als- bald das Thau nnd Treiben derselben in einigen tha- rarteritiischen jziigem welche das gute iieeht seiner Bitte nnd die Dringlichtieit seines hitfernfs begründen. 1. HErr Gott, deß die Rathe ist [5. Mos 32, 355 Jerevr 51, 56], Gott, deß die Rache ist, erscheine [in deiner richterlichen Herrlichkeit Pf— 7- 71« Er setzt zweimal »Gott der Reiches« wie die pflegen zu thun, die heftig und mit großem Ernste reden; die- selben setzen ein Ding vielmal, auf daß sie Gott be- wegen. (Luther.) 2. Erhebe dich [Jes« 33, 10], du Richter der Welt [1. Mo; ·18, 25z Pf. 9, 5; 50, 6], ver- gilt den Hosfartigem was sie verdienen. Die Hofsärtigen erinnert er hier, nicht allein die im erzen hochmuthig find, sondern die mit Verfolgen über- and genommen haben und obliegen, als hätten sie schon gewonnen und die Frommen gedämpfet. (Luther.) Got- tes schwer bedrängtes Volk ist fern von aller Selbsthilfe und Selbstrache, es kennt und respectirt das hehre Wort seines Gottes (in 5. Mos. 32, 35; Röm. 12, 19): »die Rache ist mein, ich will vergelten«; aber es weiß auch, daß es das köstliche Privilegium besitzt, feinem Gotte alles sagen und klagen zu dürfen, was ihm am Herzen liegt, es -kennt auch das Wort feines Gottes (Pf. 50, 15): »Rufe mich an in der Noth«. Das wirft das rechte Licht auf diese Anrusungen (Taube.) Z. HEry wie lange sollen die Gottlosen, wie lange-«« sollen die Gottlosen strahlen, « 4. Und so trohiglich reden, und alle Uebel- thater sich so euhmen kais hätten fie dein Land schon in Besitz genommen und wären für immer die Herren darin]? V) Das doppelte Ansetzen ist oft der Ausdruck einer besonders lebhaften erzensbewegung, in Freude und Schmerz: Pf. 92, I ; Nicht. 5, 3 (v. GerlachJ Es könnte einem das Bedenken kommen, ob solche Frage: ,,HErr, wie lange?« zieme, da doch ein so großer Unter- schied zwischen Gottes Zeit und unserer Zeit und es et- was gar Kurzes bei Gott ist, was unserm Bedünken nach sehrlange währt; denn tausend Jahre sind bei dem HErrn wie der Ta , der gestern vergangen ist, und wie eine Nachtwache (9 , 4). Aber das isi Ia an dem Gotte Jakobs, an dem so tief in das Menschliche ei1igegange- nen Gotte der Offenbarung das Gott-Menschliche, daß er sich nicht nur nach der göttlichen Zeitrechnung und nach seiner Kürze bei den Verfuchungen feiner Kinder richtet, sondern auchmach unsern menschlichen Tagen; denn er weiß, daß wir’s auf Menschenweife auszusiehen haben, und er verfucht nicht über unser Vermögen. (Taube.) Z. »Wer, sie sdie Gottlosen] zerschlagen dein Volk, und plagen dein Erbe [wie einst Pharao in Egyptem vgl. 2. Kön. 24, 2]. · » s. Wittweii iiud Freiiidlinge eetviirgen sie, und todten die Waisen, 7. Und sagen snamentlich die Moabiter, Ammo- niter und Syrer, unter dem Schutz der Chaldäer ihrem alten Hasse gegen Judäa nun freien Lauf lassend]: Der HErr sieheks nicht, iind der Gott Jakobs achtets nicht swas wir an seinem Volke Böses verüben 10, 11. 133 59, 8]. Daß diese Worte nicht buchstäblich zu verstehen sind, sondern eine abgekürzte Vergleichung stattfinden »die Deinen, welche eben so hilflos sind, als die Witt- wen« u. s. w., zeigt namentlich die Erwähnung der Fremdlingm Herbeigefiihrt ist der bildliche Ausdruck durch die Stellen des Gesetzes, in denen die Wittwen, Waisen und Fremdlinge als Gegenstände der zärtlichen Fürsorge Gottes bezeichnet und demzufolge Israel zu liebender Behandlung nachdrücklich empfohlen werden (2. Mos. 22, 20 ff.; 5. M. 10, 18). Es liegt ein großer Nachdruck in der Beziehun auf diese Stellen; sie fchlosfen für das elende Volk eine reiche Fülle des Trostes in sich. Sind die Waisen im eigentlichen Sinne Gegenstand der liebenden Fürsorge Gottes, so muß er sich auch seines verwaisten Volkes annehmen; rächt er die Wittwen an ihren Drängern, so muß er aucl die verwittwete Gemeinde in ihrem Elend besuchen; kraft er die Bösen unter Israel, welche die Elenden bedrt:cken, so muß er auch die bösen Heiden strafen, welche die elenden Seinen hinwürgen. (Hengstenberg.) II. v. li—15. Hierauf wendet sich der Sänger an die- jenigen im Volke Israel selber, bei welchen die am Schluß des vorigen Kbschuitts erwähnte Rede der Feind: Eingang gefunden und die in der That an Gottes All— ivisseuheit nnd Gerechtigkeit flch irre machen ließen. Gr schilt ihre Thorhrit nnd widerlegt ihren Irrwahn; da- gegen preist er gtüailiclk die mit sehen: Glauben der Hilfe des hGrrn harren, nnd bezeugt, daß diese nicht ausbleiben, sondern der iijGrr zu seiner seit seines ge- züchtigten nnd geläuteeten votlies sich schon wieder au- nehmen werde. 8. Merlet doch, ihr Narren unter deiii Volk, und ihr Thoren [Ps. 14, 1 Anm.], wann wollt ihr klug werden«? · 9. Der das Ohr gepftanzet hat, sollte der nicht boten? der das Auge gemacht hat, sollte der nicht sehen« [Spr. So, 12; 2. Mos. 4, 1112 V) Der Sänger wirft den Mangel an Einsich , den der Unverstand Gott aufbürden will (V. 7), de en zu, welchen er gehört; aber er wendet sich dabei nicht an die ersten Urheber dieses Vorwurf-s, die blinden Heiden, die nur durch Schaden klu werden können, sondern an die Thoren unter dem Vol e, unter Israel (Richt. 5,9), bei denen die heidnische Behauptung Anklang gefunden. (Hengstenberg.) Jhr Thoren meint wunder wie ver- ntinftig ihr seid, indem ihr euren Gott verleugnet, wel- ches doch euren Unverstand über alles verräth. Ihr habt noch nicht das Fünklein der Weisheit, daß ihr einen allsehenden Gott glaubtet; bedenket doch eure Thor- heit und Blindheit; lerners doch merken, wie euch der Satan äffet und betrügen (Berleb. Bib.) IV) So müßte er ja etwas geben, das er selbst nicht hätte. (Luther.) Lieber, lernet doch Gott aus euren eige- nen Leibes- und Seelenkräften erkennen. Der ein ver- ständig Herz gemacht hat, sollte der selbst nicht verstehen? der ein gerechtes Herz geschaffen, sollte der selbst nicht gerecht sein? der ein barmherziges Herz gemacht hat, Psalm 94, 10—28. 95, 1——5. sollte der nicht ein Vaterherz haben? (J. Arndt.) Kann etwas Tresseiideres auch zu unserer Zeit egen die Gattung Philosopheii gesagt werden, die, das? Abs icht in der Natur sei, leugnen? Alles, was sie von dem todten Abstraktuni »Natur« vorbringen, fchrieben die Heiden ihreii Götzen zu; nnd was die Propheten gegen diese sagen, gilt auch gegen Jene. (Herder.) 10. Der die Heiden sinnerlich in ihrem Herzen, durch die Stimme des Gewissens Röm. 2, 14 f.] znchtigeh follte der nicht [auch äußeriich durch Ver- geltung des Bösen, das sie thun, mit allerlei Uebel in ihrem Leben] strafen? der die Menschen lehret, was sie wissen [dem also auch die Heiden alle ihre Erkenntnis; verdanken, sollte der nicht selber um alle ihre Pläne und Werke wissen?]. 11. Aber snicht blos das, daß er überhaupt darum weiß, sondern noch viel mehr als das :] der HErrweiß die Gedanken .der Menschen, daß sie eitel siiid [s"1e, die wider ihn und fein Reich ge- richteten Gedanken und Absichten der Menschen, find von ihm schon gerichtet und zur bloßen Richtigkeit gemacht, noch ehe sie in ihrem Herzen auf- tauchens 12. Wohl dem, den du, HEry züchtigest [durch deinen Geist], nnd lehrest ihn durch dein Gefeh swas es mit den Leiden der Frommen und Gerechten auf sich hat 5. Mos. 8, 5], » · 13. Daß er Geduld habe, wenirs ubel gehet, bis dem Gottlosen die Grube bereitet werde [Ps. 49, S; 1l2, 7 f.]. Gott ist allewege gerecht, aber er hält nicht alle- wege Gericht, und das giebt eben den Anstand in unserm Herzen, den Reiz zum Kleinglauben und zur Ungeduld her, wenn der Gott, dessen Recht ewig und unveränderlich ist, dessen Gerechtigkeit fest wie die Berge Gottes steht, mit seinen Gerichten verzieht. Aber zu den Rechten Gottes gehört auch Gottes Zeit und Stunde, und der Gehorsam des Menschen, der allen Rechten Got- tes gegenüber geziemt, steht in diesem Betreff im Stille- sein, im Warten seines Raths: je stiller und geduldiger der Mensch, desto thäti er und schneller ist Gott, der mittlerweile schon am raben der Grube ist, die den Gottlosen Vermehrung, den Seinen aber Rettung bringt (Taube.) Als in dem J. 363 n. Chr. Kaiser Juliu- nus, mit dein Beinamen Apostata (der Abtrünniges den Versuch machte, in seinem Reiche wieder das Heiden- thum an die Stelle des Chriftenthums zu setzen, fragte der berühmte Sophist Liberins, bei dem auch der heil. Chrhsostomus in die Schule gegangen, um die Wissen- schafteii zu leriien, und der da meinte, mit der christ- lichen Religion werde es nun bald ein Ende haben, einen Christen: »was macht euer Zimmermannsfohn?« Dieser antwortete: ,,er macht Jnliano, dem Tyrannen, einen Sarg«; bald darauf fand der Kaiser seinen Tod im Krieg gegen die Perser, verschied mit dem Ausruf: ,,Galiläer, du hast gesiegt!« und ward in einem Sarge nachHause gebrachL 14. [Und dieser schließliche Ausgang der Trübsal kann auch in unsrer gegenwärtigen Lage nicht aus: bleiben] Denn der HErr wird sein Volk nicht sfür immer] verstoßen, noch fein Erbe [ewiglich] verlassen. 15. Denn Recht muß doch Rccht bleiben, und dem werden alle frommen Herzen zufallen Die genauere Uebersetzung findet fich bei Luther in den J. 1524—28: Denn das Gericht (das jetzt so tief darniederliegende Recht) wird wieder zu Recht kommen (indein es auf’s Strengste durch Vernichtung der Bösen nnd Errettung der Frommen gehandhabt wird), und dem werden folgen alle Aufrichtigen von Herzen (das so lange vermißte uiid so heiß ersehnte Recht freudig begriißends III— v. 16—23. Kinn Schluß zieht sich der Sänger aus sciii eigenen Glaubcnslcbcn zarürti nnd stärkt sich in Geduld iind Zuversicht. G: bekannt, daß der tjGrr seine einige Hilfe, sein einziger Trost set, ohne ihn wäre er verloren nnd außer ihm miißte rr völlig verzagen; aber er weiß auch, daß der hErr nicht gcmeinsihastliche Sashe macht mit denen, die jetzt sein Voll; drüktien nnd quälen, sondern nur einstweilen sie braucht ini Dienste seiner gnadenrcichen Nächten, bis er dann sie wegwirst und vertilgt. 16. Wer stehet bei mir wider die Boshaftigen? Wer tritt zu mir wider die Uebelthiiter? kunter Menschen ist niemand , der lich meiner annehmen könnte und wollte Pf. 27, 10]. 17. Wo der HEre mir nicht hiilfe, so läge meine Seele schier [Jes. 13, 221 in der Stille [im lautlosen Reiche der Toden 31, 18; 115, 17]. Der Sänger redet hier nicht von seinen! eigenen per- sönlichen Leidens-stände, sondern von dem der Gemeinde; in dem Glaubenskanipfe, der dieser jetzt verordnet ist, tritt er als ein Vorkänipfer auf, und was er von sich sagt, redet er im Sinne aller Gläubigen des Volkes Gottes, ja aus dem Herzen der bedrängten Gemeinde, deren Person sich gleichfain in der feinen verkörperh 18. Jch sprach [war schon maiichmal in mei- nem Leben in einer solchen Lage, wo ich sprechen mußte]: Mein Fuß hat gestranchelt ssnun ist es mit mir soweit gekommen, daß mein Fall unausbleib- lich ist]; aber deine Gnade, HErr, hielt mich [allemal aufrecht, daß es doch nicht zum Fallen kam]. 19. Jch hatte [schon manchmal] viel Beküm- mernisse in meinem Herzen [und fand nirgends einen Anhalt und eine Stütze, daß ich hätte ganz verzagen mögenjz aber deine Trbstungen ergdszeten simnier wieder] meine Seele sdiese sind denn auch jetzt das, was mich aufrecht hält]. Er redet voii den mancherlei Gedanken , die einer hat in solcher Verzweiflung, wie er wolle oder möchte davon kommen. Da denket er hierher und daher nnd sucht alle Winkel und Löchey findet aber keine; so spricht er nun: da ich in solcher Marter war und mich mit meinen Gedanken fchlug, suchte hier uud da Trost und fand doch nichts, da kamst du mit deinem Trost und ergdtztest mich. (i»uther·.) » · » 20.»Du wirst ja nimmer eins mit dem fchad- lichen Stuhl, der das Gesetz ubel deutet [Jes. 10 1]. «Jn der Randglosse schreibt Luther: ,,da man schänd- liche Dinge und Verderben der Seelen lehrt;« man hätte also hier an Lti enkräfte zur Verdrehung der Lehre oder an vorbildliche nsätze zum Antichrist (2. Thefs 2, 3 f.) zu denken. Jndessen ergiebt der Zusammenhang, daß man den Vers besser so zu übersetzen und zu deuten hat: Sollte wohl dir verbunden sein (oder dich zum Bundesgenossen haben) der Stuhl der Boshei- ten, der Mühsal anrichtet als Gesetz (alles rechts- widrige Verfahren gegen die Deinen gleichsa1n zur gesetz- lichenOrdiiun erhebt)? Unter dem »Stnhl der Boshei- ten« ist offen ar der Thron der feindlichen heidnischeii Weltniacht zu verstehen, unter der-Gottes Volk jetzt zu leiden hat (Ps. 125, 3); er kann, wenn auch ein vor- ilbergehendes Strafwerkzeng, doch unmöglich ein Bundes- genosse des HErrn sein, als wollte derHErr mittels desselben kiinftighiu sein Volk regieren, denn er erhebt die Unge- rechtigkeit zum Recht nnd niacht aus dem Drnck und der Bedränguiß Jsrciels ein Gesetz, statt daß sie nur eine Zuihtruthe für Gottes Volk sein darf. 21. Sie [die Helfershelfer oder Trabanten dieses schädlichen Stuhls] rüsten sich wider die Seele des Gerechten [dieselbe umzubringen] ,. und verdammen unschuldig Blut. 22. Aber der HErr ist lsowenig ihr Verhun- deter, daß er vielmehr auf meiner Seite steht; er ist] mein Schutz, mein Gott ist der Hort meiner Zuversicht sdaß ich dem Verderben, das sie wider mich beschlosseii habe-n, nicht erliegen werde]. 23. Und er [der HErr, wenn seine Zeit und Stunde kommt] wird ihnen ihr Unrecht vergelten, und wird sie um ihre Bosheit vertilgen; der HErn unser Gott, wird sie vertilgen sdeß bin ich mir im Glauben gewiß] Wer nun solches glaubet und von Gott gelehret ist, der kann geduldig sein (V. 12 f.), die Gottlosen toben lassen, auf’s Ende schauen nnd der Zeit erharre1i. (Luther.) Der 95. Psalm. Dem Messias soll man Dank sagen und gehorsam leisten. Wurde im vorigen Psalm (94, W) der HErr von der Gemeinde in gläubigem vertrauen als Hort ihrer Zuver- sicht gepriesen, so tiann sie jetzt, nach den inzwischen ge— machten Erfahrungen, voll danlibarer Freude als dem tjort ihres Heils l95, 1) ihm jun-sitzen; nnd schloß der vorige Psalm (94, W) mit der gewissen Jiiissichn der tjilirr werde die Feinde, die damals sein Volli plagten, iim ihre Bos- heit vertilgen, so hat sich diese Jlnssiilit nunmehr sattsain erfüllt, und Israel sieht eben wieder ain Anfang einer eben solchen guadeureieheu Zeit, wie nach der Ausführung ans Gghpten (95, 3 ff, vgl. L. sank. 15 , 1 sf.). Da gilt es ii1in, daß mit der guadenreichen eit von Seiten des ljErrn nicht wieder, wie ehedetn beim Zuge durch die Wüste, von Seiten des volles eine Zeit der illerstorlniug Hand in Hand gehe, welche Gottes Gnade vergeblich nnd Israels Einfüh- rung zu seiner Ruhe uuinöglich macht (95, 7 ff, vgl. Z. Eins. I, 34 f.), Wir greifen wohl nicht fehl, weiiu wir als fesltiche Gelegenheit, für welche unser Psalm zunächst bestimmt war, die Einweihung des nach dont Gril wieder erbanten Tcinvels im Monat Jidar (März) des I. 515 v. Ehr. betrachten (Gsra S, lli Anm.); dem ,,tjente«, welches dazumal für Israel augebroctieu war, entspricht im neuen Testament die durch Christum vollbrachte Erlösung nnd die Knsrichtiiiig seines Gnadeiireichs in der ihristlicheu Der HErr ist seiner Gemeinde der Hort ihres Heils. 331 Kirche, und insofern eignet den: Psalm allerdings ein mesfiauischer Character Gebt. 3 n. 4), auf den auch unsre deutsche Bibel durch die obige lleberscljrift hinweist. I. v. 1——5. »Der Psalm beginnt mit einer Aufforderung zum fröhlichen Eobe Gottes, der über alle Götter erhaben ist als alleiniger Gott und König, und fiber alle Dinge erhaben als ihr allmiichtiger Schöpfer iind ltiigeiiihumis here. I. Kommt sdie ihr zu Gottes Volk euch zählt V. 71 herzu szu seinem HeiligthumL laßt uns dem HGrrn srohloikeii, uiid jauchzen dem Hort unsers Heils [89, 27]. · » Z. Lasset uns mit Dauken vor sein Angesicht kommen [genauer: «eilen«], und mit Psalmen sLobgesängen zu feiner Ehre L. Mos. 15 , 2; 2. Sam. 23, 1] ihm Iauchzeu [Ps. 100, 1 f.]. Z. Denn der HErr swie er durch den Sturz der babylonischen Götter Jes. 46, 1 f. und durch Lenkung der Herzen der irdifchen Könige aufs Neue bewiesen] ist ein großer Gott, nnd ein großer König uber alle Götter« site, 4. 10]. V) Der heil. Sänger verlangt Eile, damit die Gläu- bigen dadurch bezeugen, daß sie gern und eifrig diese Pflicht erfüllen. Diese Aufforderung hat zu ihrer Vor- aussetzung die große Trägheit, die uns ungeboren ist, wenn Gott uns zur Danksagung ruft. (Calvin.) H) Die Worte erklären fich aus dem Gegensatz gegen den Wahn der Welt, welche Jehova nur die Bedeutung eines kleinen Gottes ließ und ihn ihren Göttern weit unterordnete. Gleich in V. 4 u. 5 wird den letzteren nicht blos der oberste Rang, sondern überhaupt das Da- sein abgesprochem Denn sei der HErr alles, so haben sie nichts, und ein Gott, der nichts hat, kann auch nicht exiftiren. (Hengftenberg.) 4. [Ja, der HErr allein verdient den Namen, ein Gott zu» heißen] Denn in seiner Hand ist, was die Erde bringet [richtiger: in sich birgt]; und die Höhen der Berge sind auch sein» 5. [Und nicht blos nach ihrer Tiefe und Höhe ist die ganze Erde sein Eigenthum und Herrschafts- gebiet, sondern auch nach ihrer Weite und Breite] Denn sein ist das Meer, und er hats gemacht; und seine Hände haben das Trockne sdas feste Land I. Mos. I, 9 f.] bereitet. Es ist ja ein eben so klares Zeugniß von der Ab- gruudstiefe unseres Abfalls, als von der nnergründlicheu Barmherzigkeit unseres Gottes, daß er sich so oft in sei- nem Wort den Götzen gegenüber in seiner Herrlichkeit darstellt; nnd wenn nus diese Schriftstelleu auf den ersten Blick oft weniger zugänglich erscheinen, so wollen wir doch iiicht vergessen, daß noch heute init jedem na- türlichen Menschen ein Götzeudieiier geboren wird, und das; die schmähliche Thorheit der Abgötterei mit dem Mammon u.s.w. heutzutage ganz dieselbige ist. (Taube.) II. V. 6—11. Die Aufforderung ziini iiobpreis nnd zur Knbetnug Gottes erneuert sieh nnd führt, als an Israel, des tjErrn eigenthniiiliches nnd von ih1u hoch begnadigtes Voll: gerichtet, einen dritten noch besonderen Beweggrund ein; er liegt in des Volkes Berufung iind Grnnihluug, zu der eiue entsprechende ibersorgnng nnd Leitung sich gesellt. Was aber einst durch die Errettung ans Egyvteii und die Führung durch die Wiisie nachdem geloblen 332 kande sitt) verwirklicht« das hat neuerdings durch die Befreiung aus der Gefangenschaft, daritj die Jnriiitifüh rang in das kund der Väter nnd die Räitigabe eines tjeitigthums sich wiederholt, eine nene herrliche Zuliuaft eröffnet sitt) vor Israel, and da dürfen sich die Herzen gegen Gottes Stimme uinst verfloitiea, wie ehedem das volli in der wüsie gethan, damit sie Gottes Gnade nicht wie dieses verscherzen. C. Kommt, laßt uns anbeten, und knieen, und niederfallen«- vor dem HErrw der uns gemacht hat [nicht blos zu Menfchen, sondern zum Volk feiner Gnadenwahl Z. Mos. 32, S; Pf. l00, 3]. «) Wir haben hier den Höhepunkt des Pfalms, den feierlichen Moment der Anbetung vor uns; diese, wo das Herz von ihr voll ist, fucht auch ihren körperlichen Ausdruck. (Hengftenberg.) Nicht allein um die Dank- barkeit des Herzens handelt es fich hier, sondern es wird zugleich die äußere Kundthuung derÆrömmigkeit erfor- dert; denn das liegt in den drei orten: ,,anbeten, knieen, niederfallen,« daß die Gliiubigen ihrer Pflicht nur dann Genüge leisten, wenn sie öffentlich sowohl durch Kniebeugung als, dnrch andere Zeichen sich Gott zum Opfer begeben. (Calpin.) 7. Denn er ist unser Gott [während er die Heiden hat ihre eigenen Wege gehen lassen Apostg. 14, 16], nnd wir das Voll seiner Weide sdem er ein gar herrliches Land zum Befitz gegeben Pf. 74, I; 79, 13; Jerem. 23, I; 25, 36. 38], und Schqfe feiner Hand« [die er unter seine Leitung und seinen Schutz genommen Pf. ·23, 3 f.; 100, 3]. Heute, so ihr seine Stimme horet, » » 8. So berftoctet euer Herz nicht; wie [im 40. Jahr des Wüstenzugs] zu Meriba geschahe [4. Mos. 20, 2 sf.], wie [aber auch schon in der ersten Zeit nach dem Auszug geschehen war] zu Mttssa in der Waffe« [2. M. 17, 1 ff.]. V) Eigentlich hat Luther ,,Hiinde« geschriebem dafür hatte in dem »deutschen Psalters vom J. 1534 u. 35 sich der Druckfehler: »Heerde« eingefchlichen, und hat man wohl aus diesem Grunde hernach lieber ,,Hand« geschrieben, was auch genauer mit dem Grundtexte liber- einstimmn — «) Luther hat bei dieser Uebersetzun um so mehr von der Auffassung der Septuaginta fi be- stimmen lcissen, als nach dieser die Stelle auch in Hebr. Z, 7; 4, 7 angeführt wird; indessen kommt es dort dem Apostel nur auf den wefentlichen Gedanken, nicht auf eine sprachlich genaue Wiedergabe der Psalmenworte an, und konnte er sie da unbedenklich ebenso nach dem Text der lgriechischen Uebersetzung anführen, wie wir einen Vibe spruch aus Lntheifs deutfcher Uebersetzung wieder- geben, ohiie uns auf eine schärfere Fassung oder Berich- tigung einzulassen. Hier, im Psalm selber nun kommt allerdings auf die schärfere Fassung der Worte für das eingehende Verständniß etwas an; und da ergiebt fich denn aus der maforetischen nterpunktion des hebräifchen Textes, daß die Worte: » ente, so ihr feine Stimme hören« den Gedanken des 7. Verfes abschließen nnd im folgenden Verse etwas Neues beginnt, theils aus dem Wortlaut NOT! mit = auf etwas hören), daß wir vielmehr so zu übersehen haben: heute (da wir in einem so kritischen Moment, in einem so entfcheidungsvollen eitabfchnitt stehen), wenn ihr doch (da) auf seine timme hörtet (und die Warnung zu erzen näh- met, die er euch ertheilt)! Jmsolgenden lä t nun auch wirllich bis zum Schluß des falms fich die Stimme Psalm 95, 6——11. 96, 1-—9. des HErrn vernehmen, uiid müssen wir uns diesen Theil als von einem zweiten Chor gesungen denken: Verstocket euer Herz »nicht, wie zu Meriba geschahe, wie zu Massa in der Wüste. Bei letzteren Worten fragt es fich, ob mit Meriba u. Massa auf ein und dieselbe Geschichte, die in 2. Mos.17, 1sf., Beziehung genommen werde (denn jener Ort in Raphis dim empfing ja den Doppelnamen Massa und Meribin d. i. Versuchung nnd Zank); oder ob zugleich (wie in 5. Mos. 33, 8) aus das Haderwasser in Kades Barnea (Meriba Pf. 106, 32) Riicksicht genommen sei. Die Sep- tnaginta übersetzt nach der ersteren Auffassung, indem sie zugleich die beiden Eigennanien nicht als solche, sondern nach ihrer Bedeutung (Verbitterung — Versuchung: Hebt. Z, 7) wiedergiebtz nnd auch neuere Ansleger Tei- len diese Auffassung, als sttinde: wie bei Meri a, am Tage Massa (d. i. der Versuchuiig) in der Wüste geschah; wir ziehen jedoch die andere vor, nicht nur, weil so das doppelte ,,wie« besser zu feinem Rechte kommt, sondern auch, weil Meriba voran steht. Dies steht, wie ans deni Fol enden sich ergiebt, im Vorder- gruiide der Rede des H rrn und kann wegen der 40 Jahre in V. 10 nur auf das Haderwasser in Kades gehen; in aufwärtssteigendem Rückblick wird dann aber zu der jüngeren Gottversuchung die ältere hinzngenom- men, um bemerklich zu machen, daß die Widerspenstig- keit des Volkes eine die ganze Wüstenzeit umspannende und durchziehende gewesen sei. » 9. Da mich eure Vater versuchten, suhleten [mich befühleten oder betasteten Luk. 24, 39., um zu unterfuchen , wie weit sich mein Vermögen er- streckeJ und sahen mein Wer! sobwohl sie mein Werk so deutlich schon gesehen , Pf. 78 , 19 f.; 4. Mos. 14, 22], 10. Daß ich vierzig Jahr sdenn solange trieben sie ihr Wesen, so daß es also nicht um momentane Schwäche oder angenblickliche Uebereilung fich bei ihnen handelte] Muhe hatte mit diesem Volk, und sprach: Es sind Leute , dereii Herz immer den Jtrweg will, und die meine Wege nicht lernen wollen [5. Mos. 29. 4]; 11. Daßich schwur in meinem Zorn [4. M. 24, 23]: Sie sollen nicht zu meiner Ruhe szu dem von mir ihnen zugedachten Ort der Ruhe 5. M. 12, 91 kommen. Der Auszang des Psalm ift ernst n11d düfterx der h. Sänger usw, daß sich das traurige Schauspiel der Vergangenheit in Zukunft noch einmal wiederholen, daß Israel noch einmal die Zeit seiner Heitnfuchung nicht erkennen wird. Uiid solche seine Ahnung hat fich ja aiich zur Zeit des nentestamentlicheii Heute in gar schlim- mer Weise erfüllt. Wie bei der Einweihung des ersten Tempels Salomo schon die Gefchichte feiner Zerstörung und der Wegführuug Jsraels in die Gefangenschaft durch Erleuchtung des heil. Geistes voraussieht (1. Kön- 8, 46 ff.), so kann es kaum einem Zweifel unterliegen, daß es eben »der Tag der Einweihung des zweiten, des Serubabekschen Tempels ist, an welchem der Geist der Weissagung die Seele des Propheten mit der· selben düstern Anssicht erflillt, die hernach unsern HErrn Jelum Christum zu Thriinen bewog (Luc. 19, 41 ff.); freilich ist es hier der herodianifche Tempel, den Jesus vor Augen hatte (Mark. 13, 1 ff.), doch kann dieser Tempel, wenn auch des erodes Umbau ein förmlicher Neubau geworden war, nicht der dritte Tempel genannt werden, sondern follte nach des Herodes eigener Aus- Lied von der Herrlichkeitszeit des Neuen Testaments sage nur eine Ver rößerung und Verschiinerung des Ferulliiibeäzschen sein vgl. Schlnßbem zum l. Maccabäerb r. , . Der 96. Psalm. Iion dem neuen Liede, des heiligen Euaugelii. tlathdem der vorige Psalm denjenigen Eheil des Salo- monischeu Weihgebetez welcher Israeks Strafzeit in Aus— sicht nahm (1. Nu. it, 46 ss.), fiir die Einweihung des zweiten Tempels aufgenoinuien nnd in prouhetischem Geist der diesem Tempel bevorhehenden letzten Jiulinuft angepaßt hat, folgt nunmehr ein Psalm, dessen Gedanken nicht blos im Allgemeinen init denen des vorigen siih berühren (isgl. Its. M, 4 u. 5 mil Pf. its, 3—-5); vielmehr nimnit der- selbe einen andern Zlbsctiiiitt des Salonionischeii weiheges bete, nämlich den, der von der tierufuug der iljeideu zum Reiche Gottes handelt (1. Nu. it, 41——43), zu seinen! xlllotiv und versetzt sich so lebhaft iii die tjerrliiiikeitszeit des neuen Eestainents, als wiire das heil der Zukunft schon ausgebrochen nnd die gesammle tjeideuwelt zu dessen mitgenusi allbereits eingeladen. Der im vorigen Psalm ertönende Aufruf an Israel, seinem tjeilsgotl zu janchzeu und mit Dauken vor sein Jlngestcht zu kommen, wird hier zum Knfrns an alle Welt; nicht mehr Israel allein hat den tjErrn zu seinem Gott nnd ist das Voll: seiner Weide, sondern unter allen Heiden heißt es jetzt: ,,der«tjErr ist Königs« nnd sie find sein ljerrsehaftsgebien über welches er in Gerechtigkeit regiert (Esra S, 18 2lnm.). I. v. 1——6· biactidem die Ordnung der Dinge im Reiche Gottes eine neue Gestalt gewonnen, gilt es, dem llJErrn auch ein neues ltied zu fingen; es ist ja der Anfang gemacht zur Anerkennung Sehova’s in der gesainmteu völkerweltz zum Jlnlrilt seiner Herrschaft über die ganze Erde, nnd ein wiederholt dieser sich aubahueuden Heils— nnd Herrlichkeitsossenbarnng muß nnii das nene Eied sein, welches die zn singen haben, die aus allen standen bereits Aufnahme in das Reich Gottes gefunden, seinen jiweek aber findet es darin, auch die noch übrige Heiden— well mit der tjeilsbotschafl des Evangelii zu erfüllen nnd den nichtigen Göttern der Völker vollends ein Ende zu machen. I. Singct [ihr Völker der Erde] dem HErrn ein neues Lied [33, 1; 98, i; Its. 42, 10]; singet dem HErrn alle Welt; 2. Singet deiii HErrn, und lobet seinen Namen; prediget einen Tag am andern [von einem Tag zum andern] sein Hei! [Jes. 52, 7]; Z. Erziihlet unter den snoch übrigen] Heiden seine Ehre [die sich jetzt enthüllt hat], unter allen Völkern [die noch nichts von ihm wissen Jes. 66, t9] seine Wunder [in denen seine Ehre anch den blö- desten Augen sich hat kundgethaii]. 4. Denn ldarin cbeu besteht seine Ehre und das haben seine Wunder an den Tag gelegt:] der HErr ist groß nnd hoch zu loben [Ps. 48, e; 145 , 3] , wunderbarlich sfurchtbar , erschrecklich 147,»3] iiber alle Götter. b. Denn alle Götter der Völker sind Göhen lgenauerx Nichts e oder bloße Gebilde der Phan- laste Jes 41- 24t; aber der HErr hat den Himmel gemacht snnd damit gleich anfangs als den alleinigen . wahren Gott sich bewiesen Jes. 40, 263 44, 24J· it. Es stehet herrlich und prachtig vor ihm sMajestät und Herrlichkeit gehen überall, wohin er kommt, als Boten vor ihm her] , nnd gehet ge- waltiglich und löblich zu in seinem Heiligthnui [Macht und Zier lassen in dem Heiligthum, wo er seine Wohnung nimmt, sich heimisch nieder]. Wie in dem zweiten Theil des Weissagnn sbuches des Jesaia (Kap. 40, 66) es uns begegnet, aß der Prophet seinen Standpunkt nicht nimmt in der Gegen- wart, in der er lebt, sondern in einer um e. 175 Jahre späteren Zeit, als stlinde er ans der Grenze des Stras- zustandes Jsraels und dessen nun herbeikommenden Ende-s; so sieht auch der heil. Sänger in dem vorliegenden Psalm von den Zuständen und Verhältnissen seiner Zeit ganz ab und lebt mit seinen Gedanken in derjenigen Zukunft, die erst nach etwa 600 Jahren zur wirklichen Gegenwart werden sollte , als Paulus mit den übrigen Aposteln von Jerusalem an und umher bis an Jllhrien und noch wei- ter nach West und Ost alles mit dem Evangelium Christi ersilllet hatte (Röm.15, l9). Zugleich enthält der Psalm so viele Ankläiige aii den Z. Theil des Jesaia, daß man wohl sagen kann, es sindet sich hier im Liede wieder, was der König der Propheten durch den Geist der Weis- sagung geschaut hat; die Psalmenpoesie ist aber mit der Prophetie so nahe verwandt, das; letztere bisweilen un- mittelbar zur Psalmenpoesie wird (Jes. l2, 4—6; Hahah Z, 2 ss.), diese dagegen wie ein lyrischer Bach erscheint, der dem prophetischeii Quell entströmt. II. V. 7—13. Jn Worten, womit einst David die himm- lische Gemeinde zum kobr nnd zur Jiubetnng Gottes auf- gefordert hatte, wird hier die ans allen Völkern der Erde gesammelte irdische Gemeinde zu gleicher Thätiglieit angeregt; doch wird ihr zugleich ein Mehr zur psiiiht gemacht, wie es ihrem Erdenstande nnd ihrer Bekehrung von alten, verkehrten Wegen entspricht. Dritten ini Stande der iceulehamentlichen Gemeinde aber, der er im Geiste siih zngesellet hat, erscheint dem heil. Sänger auf einmal das Bild der vollendeten Gemeinde, wie sie nach Erfüllung aller ttattsfchliisse Gottes, zur Zeit der wieder— briugnng aller Dinge (2lpostg. Z, St) sein wird; und da richtet sich sein Aufruf zur Freude nnd zuin Snbel an die gesammle blaturweltz als die ja inilberufen ist, bei dein ltioncinen des itjErru zur Vollendung seines Reiches ftci zu werden von dem Dienst des vergiiiigliciieii Wesens zu der lierrlictjen Freiheit der Aiiider Gottes. 7. Ihr Völker, bringet her dem HErrn, bringet her dem HErrn Ehre und Macht. 8. Bringet her dem HEern die Ehre [die] seinem Name« lgEbühVtL bringet Geschenke sals Huldigunge- gaben für ihn, der nunmehr euer König geworden 2. Sam. 8, L. 6], uiid kommt in seine Vor- höfe san den Ort der Anbetnng für sein Volk, dahin anch der Strom seiner Gnade aus dem Heiligthum sich über dasselbe ergießt 65, 5; 84, 3], 9. Betet an den HErru in heiligem Schmuck; es fürchte ihn sniit jenem heiligen Zittern, welches der Anblick seiner Herrlichkeit auch bei denen er- weckt, welche sich nicht mehr vor seinem Zorn zu fürchten haben] alle Welt. Die Verse 7——9 find mit Ausnahme der Worte: ,,Bringet Geschenke nnd kommet in seine Vorhöse« und: 334 Psalm 96, 10-——13. 97,1-—12. »es fürchte ihn alle Welt« eine wörtliche Entlehnung aus Pf. 29, 1- u. Z, nur« daß an die Stelle der ,,Gewal- tigen« hier die ,,Völker« treten. Diese Anlehnung ist nicht aus znfälliger Erinnerung hervorgegangen: sie giebt der Verkündigung von der einftigen Bekehrung aller Heiden eine mächtige Grundlage. Der, »den die Engel droben mit Gesange loben,« muß dereinst auch dnrch den einstimmigen Lobgesang der Bewohner der Erde ge- priesen werden. Was Gott schon jetzt im Hiininel ist, das ist nach dem: ,,wie im Himmel, also auch auf Erden ,« eine Weisfagnng desjenigen, was er dereinst auf der Erde fein wird. Der Unterschied von Himmel und Erde kann nur ein zeitlicher sein; die Offenbarung des heil. Armes des Errn muß ihn zu seiner Zeit aus- gleichen. (Hengsten erg.) Mit den Gaben, welche in die Vorhöse Jehovcks mitzubringen die Völker gemahnt werden, sieht sie Jefaia in Kap. 60 einziehen; der hei- lige Schmuck, indem sie den HErrn anbeten sollen, ist ähnlich dem hochzeitlichen Kleid in der nentestamentlichen Parabel: Matth. 22, 11 f. (Delitzsch.) 10. Saget unter den Heiden, daß der HErr König sei [sein Reich auch unter ihnen nun ange- treten habe], nnd habe sein Reich, so weit die Welt ist, bereitet, daß es bleiben soll,*· nnd richtet die Völker recht [indem er sie in Gerechtigkeit regiert]. s) Bei dieser Uebersetzung Luther-s liegt dieselbe Fas- sun der hebräischeii Worte zu Grunde, wie in Pf. As, 1; na der masoretifchen Punktation haben wir aber auch hier zu übersetzen: darum stehet (fortan) fest der (durch die menschliche Sünde in seinen innersten Fundamenten erschütterte) Erdkreis ohne Wanken (denn er steht ja — dies liegt in den Worten: ,,er richtet die Völker recht« —- unier Jehovcks gerechtem und mildem Re- giment). » 11. [Dek] Himmel freue fich, nnd [die] Erde sei fröhlich sdenn auch ihr empfangt euren Antheil an dieser Herrlichkeitszeit Jes. 44, 23; 49 , 13; 55, 12; Rom. 8 , 2113 das Meer brause kin freudiger ErregungL nnd was darinnen ist [darin- nen lebt und webt Jes. 42, 10]; Die Anfangsbuchstaben der 4 ersten Worte des Grund- textes (Hiinmel freue fich — die Lesart unsrer gewöhn- lichen Bibelaitsgabem ,,Himmel freue dich,« ist eine iinpassende Correctur —- nnd Erde sei fröhlich) ergeben den Namen III) (Jehova); und ebenso die Anfangs- buchstaben der 3 folgenden Worte (das Meer brause und was darinnen ist) den abgekiirzten Namen m; (Jahu). 12. Das Feld sei fröhlich, nnd alles, was darauf ist; und lasset rühmen alle Bäume im Walde [Jef. 35- I H, 13. Vor dem HErrnz denn er kommt, denn er kommt zu richten das Eil-reich. Er wird [nach- dem er strafgerecht gerichtet und gesichtet hat] den Erdboden richten mit [Gnaden-] Gerechtigkeit [Ps. 9, 9], nnd die Völker mit seiner Wahrheit [Ver- heißniigstreues Es geht ein frischer, heller Freudengeish ein wahres Adventsfrohlocken durch diesen Schluß des Psalms hin- dnrch, und das scheint ans den ersten Vlick zudem Kom- men des HErrn als Richter wenig zu stimmen; um so weniger, als der HErr des neuen Testaments selbst bei der Prophezeiiing seiner Zukunft ganz andere, näm- lich schreciliche Vorgänge im Natnrlebeii als Vorzeichen derselben angiebt (Matth. 24, 295 Luk. 21, 25 s.) Dort eine Mitternacht von Aengsten, Kämpfen und Geburts- wehen -— hier ein Ykittagslicht der Freude und Wonne! Doch das einfache Gleichniß des HErrn (Joh. 16, El) von der Doppelempfindiing eines gebärenden Weibes löset das Räthsel und ist für allen Durchbruch in Herz, Haus und Reich eine durch Gottes Finger geschriebene Weissagung: vor nnd in der Geburt fchmerzvolle Angst- wehen — nach der Geburt so süße Mutterfreude, daß sie alle Angst verschlingt! Nun ist dassNaturleben der Resonanzboden des Geisteslebens, der mit und nachklingt in allen Tönen der Angst nnd Klage, wie des Friedens und der Freude, welche in diesem lebendi werden; wie das Naturleben den um der Sünde wi en einge- drungenen Fluch theilt, der es in den Dienst der Eitel- keit, in Tod und Untergang hinein gezogen hat, so wird es auch an der Offenbarung der Kinder Gottes, darauf es wartet, und an ihrer herrlichen Freiheit seinen An- theil bekommen. (Tanbe.) Der 97. Psalm. Von Christo und seinem Königreich. Wie im I. 515 v. Chr. an die Einweihung des Sera- babekfcheu Tempels einige Wochen nachher fich die Feier des paffasefleo anschloß, fo folgt nun hier, tm 4. Buch den pfaltercg auf die beiden Ginweihuuggckdfatmen 95 n. 96 der vorliegende, für die Pafsafeiet bestimmte 97. Psalm (Gfra 6, 19—22.). I. v.1—7. War eg beim Kubruch der khaldäifctfen Ratastrophe ein Glaube, der da nicht siehet und doch glaubt, liraft dessen Gottes Voll: rähniin »Der ttjErr ist König« Hilf. 93, I) —— denn in immer fchneideuderen Widerspruch gegen fotcheg Glanbeugwort trat ja fortan die äußere Gestalt er Zeitverhältnifse und schien viel- mehr das Gcfihret der weltmacht zu erhärtenk ,,Kel nnd dlebo, die Götter Buben, haben das dtegiment«—; fo hat jeht, nachdem inzwischen etwa 85 Jahre verflossen find, der Glaube doch Recht behalten nnd lianu jenes fein Wort unter frdhlichem Jauchzen wiederholen, am sich fest darauf zu steifen, doch ist und bleibt er dabei ein Glaube, der da nicht zweifelt an dem, dac- man nicht siehet, weil er immer noch über die Gegenwart hinaus nach einer weiteren Auskunft, ja nach dem Gnde der gegenwärtigen Wettzeit bliclien muß (b.1). Indem dauu der HGrr uns vor die Augen gemalt wird, wie er in furchtbarer Majefiät zum Gericht erscheint nnd die Gdheitdieuer zn schanden niacht W. 2—7), sehen wir die Erfüllung der Bitte den 94. pfalms vor uns, aber auch die Erfüllung des prophetifcheu Gefichts in Jes.-ils, If. : »Der se! ist gebeugeh der Uebo tfl gefallen« I. Der HEtr ist König [worden, hat die Regierung angetreten D. Sam. 15, 10; I. Kote. 1- 11; 2. K. 9, 13]; deß freue fich das Erd- reieh [für welches mit der Herrschaft des HErrn über dasselbe eine neue, gar herrliche Zeit anbricht], und seien fröhlich die Inseln, so viel ihrer ist [Jef. 42, 10—12; 51, 5]. 2. Wolken und Dunkel ist [bei Erscheinung seiner richterlichen Herrlichkeit, die bereits ihren Anfang genommen und vermittels deren eben seine Herrschaft V. 1 zum Durchbruch kommt] um ihn her [Ps. 18, 10. 12], Gerechtigkeit und Gericht ist seines Stuhles Festung«- sder uner- Von Christo und seinem Königreich. 335 schütterliche Grund , auf dem sein Thron ruht 89, 15]. 3. Feuer gehet vor ihm her sPs 50, 3], nnd zündet an umher seine Feinde ssobald es dieselben erfaßt Jes. 42, 25]. 4. Seine Blitze leuchten auf deu Erdboden; das Erdreich siehet und erschrickt [—Ps. 77, 17. 19; Nah. 1, 5]. 5. Berge zerschmelzen wie Wachs vor dem HErru, vor dem Herrscher des ganzen Erdbodensit sMicha 1, 4; 4, 13]. «) Hält sich Gottes Herrschaft auf dem Gebiete des Rechts und der Gerechtigkeit, so müssen die Heiden er- zittern, die Recht nnd Gerechtigkeit in dem Verhältnis; zu Israel mit Flißen «etreten haben: ein gerechtes Gericht ist für sie verzegrend (Hengstenberg.) IV) Auch die Berge der menschlichen Höhe und des gochmnths die Höhen »der inenschlicheii Vernunft und itelkeit, und auch die Königreiche der Welt. (Beleb. Bib.) d. Die Himmel verkündigen seine Gerechtigkeit [Ps. 50, es, nnd alle Völker sehen seine Ehre [Jes. 35, 23 40, 5; es, 18]. 7. Schelmen müssen sich swenn nun so die Herrlichkeit Gottes erscheint und in schweren Ge- richten sich Anerkennung bei den Völkern aus Erden oerschaffts alle, die den Bildern dienen, nnd sich der Gdszen rühmen [denn sie werden mit Schrecken die arge Täuschung, Von der sie bisher gefangen ge- wesen, inne werden Jes. 42, 17; Jerem.10, 14]. Betei ihn an lheißt es dann, wenn nun die Bil- der und Götzen der Heiden in ihrer Richtigkeit er- wiesen sind] alle Gvlllkt [ihr heiligen Engel Hebt; I, s, die ihr zwar bisher schon seinem Namen· die Ehre gegeben, die ihm gebührt, es ·1etz·t aber mit um so großerer Freude thun konnt, weil diese Ehre nicht mehr durch An etung fremder Götter auf Erden beeintrach- ri . gk Ist] Der abschließende Zusatz: ,,betet ihn an, alle Göt- ter!« würde, wenn nicht ein helles Licht aus dem neuen Testament darauf fiele, in der That unversttindlich sein; denn sollten unter den Göttern, Ivie viele Ansleger wol- ten, die Götzen verstanden werden, oder die dahinter figurireuden Gewalten dämotiischer Art, so würde der Ruf zur Anbetung des HErrn durchaus nicht am Orte sein, sollen aber statt der Götzen die Götzendiener gemeint fein, so vermögen diese ebensowenig anzubieten, wozu ja die Erfahrung der Heilsgnade gehört, der ganze Zusammenhang verweiset sie vielmehr unter die Feinde des HErrn, die gerichtsniäßig nicht aber heilsiniißig die Ehre des Herrn anerkennen müssen. Nun sagt aber der heil. Geist in Hebn l, S, daß unter den Göttern die Engel Gottes z1i verstehen seien, welche den Erst- gebornen Gottes wie bei der ersten, so auch bei der zweiten Zukunft in die Welt anbetnngsvoll geleiten, wie das auch der HErr selbst in Matth. 25, 31 ff. klar be- zeugt, nnd so findet die hehre Schilderung der richter- lichen Majestät des HErrn i1i diesem, an alle Engel Got- tes gerichteten Rufe zur Anbetung ihren seierlicheu Ab—- schluß. (Tanbe.) II. v. 8-—12. Jst init der Erscheinung der richterliche« Herrlichkeit des tijtlirru nni der heilsamen Folgen willen, die sie hinsichtlich der Anerkennung seiner Ehre auf Erden nach sich zieht, siir die hisniulische Gemeinde der heil. Eicgel ein groster Fortschritt ihrer Anbetung ver- bunden (Gphes. Z, 10); so ist sie audrerseitg fiir die irdische Gemeinde des Vollieo Gottes die tlrsach großer Freude, weil nun Gott sich als den Gott der ganzen Erde, als unendlich erhaben über die Götter zeigt, denen die Welt bisher gedienet hat W. 8 n. 9). Im tjiiibliclt auf diese herrliche Zukunft ergeht an die Liebhaber des thGrru die Mahnung, non aller Jlrt von Ungerechtigkeit abzutreten, mii seines Schicheg und der endlichen Erlö- sung von allem Uebel in dieser gegenwärtigen, noch von so mancher dloth nnd Glaubengaiifechtnng bedrängten Zeit sich mit zuversichtlithcr Freude getrdsteu zu können. 8. Zion höret es, nnd ist froh sdaß du so durch Gericht hindurch deinem Königthrim auf Erden Geltung verfchaffstk nnd die Tdchter Judas [die Provinzialstädte im Lande] sind fröhlich, DER» itber deinem Regiment [genauer: um deiner Ge- richte willen Pf. 48,12 —- Luther hat ursprüng- lich selber so übersetzt, hernach aber mehr dieFolge der göttlichen Gerichte in’s Auge gefaszt]. I. Denn du, HErr, bist der Höchste in allen Ländern [Ps. 83, 19; 92, 9]; du bist sehr er- hbhet über alle Götter— [47, 10]. 10. Die ihr den HErrn Iiebet, hasset das Arge lAmDS 5, 14 t.]. Der HGrr bewahret die Seelen seiner Heiligen; von der Gottlosen Hand wird er sie erretten lPs. 37, 28; 34, 21]. 11. Dem Gerechten muß das Licht immer wieder ausgehen [nach anderer Deutung: es wird ihm auf seinen Lebensweg gesireuet, so daß er Schritt für Schritt im Lichte sich fortbewegt], nnd Freude den frommen Herzen lPs. 18, 29; 112, 4]. 12. Jhr Gerechten, srenet euch des HErrn, und danket ihm, nnd preiset seine Heiligkeit [Ps. 32, 11; 30, 5s. Jm Wort vom Reich liegt der Same» zu aller dauer- hafteii Freude und man lernt dabei Gottes Heiligkeit preisen, nach welcher er die Sache seines Reichs soweit tiber aller Menschen Gedanken führt, unter all’ seiner göttlicheii Geduld und Gerechtigkeit so wiirdiglich handelt, so zusam- menhäiigend verfährt, daß, so langsain es auch geht, doch nirgends ein Stillstehen ist, und das Unkraut, die Aergernisse so aus seinem Reiche hinansbrin en wird, daß dein Waizen dadurch kein Schaden geschie t. Dan- ket ihm, preiset seine Heiligkeit! (Rieger.) Der 98. Psalm. Vermahnung zum Lohe Christi. 1. Ein Psalm [Ps. 3, 1; 1. Ehren. 26, 31 Anm·]. »Unser psalin steht zu dem vorigen in dein Verhältnis, wie Inhalt. 3 zii satt. 1 u. L, wie Its. 42, 10——12 zu v.13—17: er ist der lhrische Begleiter des mehr nronhetisclz gehaltenen vorigen Psalm. So, alt; der psaliu ini Psalm, suhrt er den Namen: misinor und ist der einzige, welcher mit den: bloßen Wort ,,psalin··, ohne einsah, iiberschriebeu tsl.« (idgl. Zum. zu Esra H, I9——22.) 336 Psalm 98, 1 —- 9. ge, 1—5. I. v. 1 — Z. Indem der heil. Sänger mit der Anforde- rung an die Gemeinde beginnt, den lhGrru zn preisen, giebt er nun) sofort ihr das Motiv dafür an: aus wun- derbare Wei e hat der hGrr sein volle erlöset, nnd das in ja wohl rsan) genug zn einem neuen Liede. Singet dem HErrn ein neues Lied [96,1]; denn et thut swie wir das zu dieser unsrer Zeit aufs Neue erfahren haben] Wunder. Er fiegct swenn nun das Werk, das er angefangen, sich weiter bis zu dem Ziele, davon in Pf. 97, 1——7 die Rede war, sich entwickeln wird] mit seiner Rechten, und mit seinem heiligen Arm fwie in Jef 59, 16; 63, 5 geweissagt worden]. Z. Der Hist; läßt sein Heil veriundigem vor denBbliern laßt er seine Gerechtigkeit offen- baten. Z. Er gedeutet an seine Gnade und Wahr- heil dem Hause Jsraels lJes es, 7]. Aller Welt Ende sehen das Heil unsers Gottes [Jes. 52,10J. Ein Wiederhall des Wortes: »Er gedeutet an seine Gnade und Wahrheit dem Hause Israel-s« ist, was die Jungfrau Maria in ihrem Lobgesange (dem Magnificat) sagt (Lnc. l, 54 f.): »Er denke: der Barmherzigkeit und hilft seinem Diener Israel auf; wie er geredet hat un; fern Vätern, Abraham und seinem Samen ewiglich;« die christliche Kirche hat daher sehr gut gewählt, wenn sie das Anfangswort unsers Psalms mit der Stelle: Jes. I, 6 zum Introitus (Eingangsspruch) für das heil. Weihnachtssest genommen, und ist nur zu beklagen, daß die evangelische Kirche im Verlauf der Zeit die Jntroiten aus der Ordnung des Gottesdiensies weggelassen. Wenn die syrische Uebersetzung unsern Psalm so auffaßt, als "nge er auf die Erlösung Israel-s aus Egyptem so ist das an sich nicht richtig; er bezieht sich vielmehr auf die Befreiung aus der babhlonischen Gefangenschaft, dem Nachbilde jener Erlösung und dem Vorbilde der Erlö- sung durch Christum, beide Beziehungen vereinigen sich aber sehr gut mit einander, wenn der Psalm, wie wir annehmen, zuniichst für das Passafest des J. 515 v. Chr. bestimmt war. II. V. 4—6. hieraus leitet der heil. Sänger die Ge- meinde an, in «weln)er Weise sie ihr lcoblied zu Ehren des ijGrru zur Ausführung bringen soll: alle Mittel, die ihr überhaupt zu Gebote nehm, soll sie dafür anwenden; es werden da genannt Frendenbezeugungen des Mundes, wie deren jedermann fähig ist (d). 4), derbiiidniig des Gesauges init Saitenspiel, wie die leoitisehen Senior!- sänger sie haben w. 5), und Gesehmetter der Alagia- Itruineute, wie die Priester es machen (id. 6). 4. Jaiichzet dem HErrn alle Welt, singet, riihmet nnd lebet; 5. Lobet den HErrn mit Hufen, mit Harfen und mit Psalmen; is. Mit Trompeten nnd Posaunen, jauchzet vor dem HErrn, dem Könige [der nun sein Reich angetreten und alle Welt sich unterworfen hats. Hier ist der Gottesdienst nicl)t opfern zu Jerusalem, sondern predigen und danken, daß der König ist die Ge- rechtigkeit in alle Welt, d. i. der von Sünden und Tod erlöset, durch sich selbst, ohne unser Verdienst. (Luther.) III. v. 7-—9. Zur Intensität aber, so giebt der Psalm weiter zu verstehen, soll nun) die Extensität kommen, zn der inneren Gewalt die äußere Ausdehnung des kob- vreises; die Zttisforderung dazu, die sehen ini vorigen Kbsmnitt au alle Welt sen) rin)tete, ergei)et daher nun- mehr an die leblose Schöpfung —— denn nin)t nur hat die gesammte FUensnJheit ihren Jlntheil an dem heil, das Israel widerfährt, sondern nun) die Greatur frei werden wird von dem Dienst des oergäuglichen Wesens znr herrlichru Freiheit der Kinde: Gottes (d1öm.li, 2t). 7. Das Meer braose, und was darinnen ist szur Bezeugnng der festlichen Stimmung, welche die ganze Natur durchdringt Pf. 96, 11], de: Eth- boden, und die darauf lvohnen«[24, 1., seien voll freudiger Bewegiing]. 8. Die Wasserstrbme kmögenj frohlocken smit Znsammenschlagen der Hände, wie beim Regie- rungsantritt eines Königs geschieht 2. Kein. 11, 12]- und alle Berge seien fröhlich [Jes. 55, 12], b. Vor dem HErriiz denn er kommt, das Erdreich zu richten [Ps. es, 12. 13]. .Ex wikd den Erdboden richten uiit Gerechtigkeit [auf daß er aus einer Stätte des Jammers zu einer Stätte des Heils umgewandelt werde], und die Völker mit Recht saus daß sie nun Frieden haben mit Gott und Frieden unter einander) Der Psalm hat seiner Einrichtung nach viel Aehn- liches mit dem 96. Psalm, ist aber um deswillen nicht für überflüssig zu achten; denn da wir so oft wieder ans den alten Klageton verfallen, so ist eine abermalige Auf- munterung zum neuen Lied über das Heil und Reich Gottes wohl angelegt. (Rieger.) Der 99. Psalm. Von des Reichs« Christi Beschaffenheit. Lin Pf. 93 u. 97 leoiiiint hier ein dritter Psalm hinzu, der mit der Eoosiiug beginnt: »Der ltjGrr ist König« In— sofern er in 3 Jlbschuitte tin) zerlegt, oou denen ein jeder mit der Verkündigung sn)ließt: »der ljGrr (unser Gott) ist heilig,« ist er ein irdisn)er Wiederhall des himinlischeiu ,,heilig, heilig, heilig in der hErr Jiebaoth« (Ies. s, 3); insofern dann aber sowohl der erste als der zweite Abschnitt ein herastim oder sechszeiliges Gedicht bildet O. 1—3 je 2 Zeilen, v. 4 u. 5 je 3 Zeilen), der dritte dagegen zwei tjeraniche ausmacht sit. 6 u. 7 je 3 Zeilen, ebenso V. it n. 9 je 3 Zeilen), haben wir hier ein Uachbild von Gottes Ordnung bei der Schöpfnng der Welt, non) weln)er der erste, zweite, vierte und fünfte Schövfniigslag nur je ein Schgvfungswerle enthielt, während der dritte nnd seniste Fkopgnugstag dagegen ans je zwei Sehöpfungswerlien e an . I. d. 1——3. Indem der heil. Sänger den tjGrrn preisen will als den, der da ist nnd der da war nnd der da leoinmt ilbsfenb I, 4), hebt er mit dem dritten Stätte an: der hErr Kommt, nnd beschreibt nun, wie bei der Erscheinung des großen und majestätisnien Gottes, der tu der ganzen Fülle seiner Reichsherrlinjleeit sin) zeigt, ein Zittern der völleer nnd ein Wanken der Erde un) bcinerhlich man)t, das ein Erzeugnis der Furcht und der Ghrfurnih also nin)t der schlennhinnige Gegensatz der Freude, sondern ein Zittern zum Heile in. Setzt er- nennen alte Heiden die Größe des Gottes zu Zion nnd seine Erhahenhett älter ne sind ihre vorigen Götter, beten an vor ihm und geben seinrin ilanirn die Ehre (86, 9 f.): Er ist heilig! I. Dei« HErr ist Konig sei-scheint, die Herr: fchaft über sein Reich anzutreten], darum toben sbesfen erzittern] die Voller; er sißet auf Che- rubim sstellt in der ganzen Fiille seiner göttlichen Majestät und Herrlichkeit sich ein 18, 11], darum reget sich die Welt. Der Cherub ist ein folches Wesen, welches, auf der höchsten Stufe des gefchöpflicheiiLebeits stehend und das vollkommenste gefchöpfliche Leben in sich vereinigeud, die vollkommenste Offenbarung Gottes und des göttlicheii Lebens ist; die in der fichtbaren Schöpfung an die höchst stehenden Gefchöpfe ertheilten Lebeuskräfte sind in ihm zusammengesetzt nnd individualisirt So oft nun im A. T. von Gott gesagt wird, daß er über den Cherubim sitze oder aus dem Cherub als feinem lebendigen Thronwagen daherfahre, so foll damit angedeutet werden, daß er nicht komme in menfchlicher Schwachheit, gleichsam wie ein Mensch mit Ellienschen sich messend, sondern in seiner ganzen Erhabenheit als HErr auch der höchsten geschöpf- lichen Wesen, daher auch sein Sieg selbst über die furcht- barften und größten Weltmächte keinen Augenblick zwei- felhaft, vielmehr gleich von vornherein entschieden sei. Dieser Gedanke liegt allen den Stellen, wie l. Sau« 4, 4; 2. Körr. 19, 15; Pf. 18, l1; 80, ·2, zu Grunde; in dem Guadenftuhl über der Bundeslade aber (2.Mof. 25, 17-ff.), wo der HErr sinnbildlich als über dem Cherubim sitzend erschien, hatte Jsrael das Unterpfand, daß der HErr alle feine Macht und Gewalt, alle fein Gut nnd Vermögen im Himmel und auf Erden sei- nem Volke zu Diensten stellen nnd die Sache seines Reichs siegreich hinausführen werde wider alle Feind- schaft der Welt, auch wenn diese noch so gewaltig und scheinbar unwiderftehlich wider dasselbe atikämpfe (2. Sam. 6, 2). Nun war freilich dazumal, als unser Psalm verfaßt worden, das äußere sichtbare Zeichen der Gnadengegenwart Gottes bei seinem Volke nicht mehr vorhanden (s. Annr. zu 2. Köu. Es, l7 und Esra S, l5); aber so weit war man ja nun schon im Glauben gewachsen, daß man auch ohne äußeres Zeichen dieser Gnadengegenwart sich versichert hielt (Jer.8, 16 f.), und überdies redet unser Psalm von der Zeit des Mes- sias, von der man alles das im Wesen wieder erwartete, was die Vorzeit im bloßen Vorbild besessen hatte, es ist also gar kein Grund vorhanden, ans den Worten: ,,er fitzet auf Cherubim« schließen zu tvollen, die Ab- fassung unsers Psalms falle noch in die Zeit vor der Zerstörung Jerusalems durch die Chaldiien , Was nun das Erzittern der Völker und die Erregung der Welt bei Erscheinung des fein Reich einnehuienden HErrn be- trifft, so hat schoti Hieronymus tresfend bemerkt: »So lange die Erde uoch unerregt nnd unbewegt geblieben, konnte sie nicht eheilt werden; wenn sie aber wird in Bewegung gerat en fein und anfängt zu erzittern, wird sie Genesung erlangen« 2. [Man lernt es nun unter allen Geschlech- tern auf Erden anerkennen:] Der HErr ist groß zu Zion, und hoch uber alle Voller lPs 48, «2]. Z. Mut! danke saber nun auch, dir die Ehre gebend, die dir geblihrts deinem großen und wiiii- derbarlicheti Namen [5. Ntos 10, 17], der da heilgg ist. ach den Worten: ,,deineni großen und wunderbar- lichen (d. i. furchtbar erhabenen) Namen« setzt man besser Vermahnung, den HErrn zu preisen als den, der da kommt, der da ist und der da war. 337 ein Kolon (:); darauf geht die Rede weiter: ,,er (der HErr) ist heilig» — dies der Inhalt des Lobpreises, zu dem die Völker zu Ehren des großen nnd wunder- barlichen Namens Gottes aufgefordert werden. Dem Sinne nach sollie es heißen: »du bist heilig;« aber fchoti der Uebereinstinimung mit V. 5 u. 9 wegen geht die Rede aus der 2ten in die Zte Person über, und außer- dem drückt dies »Er« auch besser die tiefe Schen nnd heilige Ehrerbietung aus, womit selbst die Seraphim in Jef. 6", 2 f. ihr Antlitz bedecken und ihre Füße verhül- len, wenn sie das Dreiuialheilig fingen. II. U. 4 u. s. weiter hat ro der heil. Sänger damit zu thun, den hGrrn darziislellrn als den, der da ist; nnd da geht er auf dir Beschaffenheit desjenigen Reiches, das c: in Israel hu) allbereits gegründet hat, näher ein, wie da alles nicf Reiht nnd Gerechtigkeit, sowohl auf Seiten des Uegciiten als aus Seiten der Unterthanen abzielt, und richtet nun an die Genossen dieses Reichs; die Anforderung , den tjErrn , ihren Gott, in tiefster Knbrtnng zu ehren alg den heiligen. 4. Jm Reich dieses Konigs hat man das Recht lieb. Du giebst Jrommtgkeitxs du schaffest Gericht und Gerechtigkeit in Jakob [2. Sam. 8 , 155 Jst. 9- 7l» , «) Wenn Delitzfcls von unserm Psalm sa t: »das Helldunkel der Sprache nnd des Ausdrucks ste t an den Leser nicht geringe Anforderungen (denn, so heißt es bei Augustin, der heil. Geist hat die Schrift so eingerichtet, daß sie durch leichtere Stellen dem Hunger begegnet, durch schwierige aber dem Ueberdruß vorherige) , so gilt dies besonders auch von den beiden ersten Zeilen unsers Verses Früher hat Luther sich genauer an den hebräifchen Wortlaut gehalten, indem er übersetzt: »die Stärke (Macht) des Köui s liebet das Gericht; du bereitest, was aufrichtig ift,« biserdanneine Umschreibung des Sinnes, den er daniit verband, an die Stelle setzte. Es ist nun aber eine so mannigfaltige Auffassung des Grundtextes möglich, daß wir darauf verzichten müssen, den Leser eingehender damit bekannt zu machen; wir lassen vielmehr das, was unsere deut- fche Bibel giebt, unverändert stehen, weil es für den praktifchen Gebrauch gar trefflich sich ver-werthen läßt, und geben erst am Schluß des Pfalms die Ansicht eines neueren Gottesgelehrtem die, wenn man einmal den deutschen Bibeltext verläßt, noch a1n besten sich empfehlen dürfte. Z. Erhebet den Obst-en, unsern Gott, betet an zu seinem Fußschenielt sin der Richtung nach dem Allerheiligsten des Tempels zu]; denn er sder HErr] ist heilig [V. 3J. If) Dieselbe Redeusart begegnet uns in Pf. 13·2, 7., und ist dort unverkennbar unter dem »Fußfchemel« des HErrn die Bundeslade» gemeint (1.·Chron. 29, L; Klagel ·2, 1); ob nun gleich im tiachtxilifcheu Tempel die Bundeslade fehlte, so war der Glaube denuoch sich dessen gewiß, daß auch dieser Tempel mit seinem Aller- heiligsten eine Stätte der Gnadengegenwart Gottes, ein Schemel seiner Füße sei (Jef. 6(), 13), daher am großen Versöhnungstage das Sprengen mit dem Blute des Sündopfer-Farren keineswegs unterblieb, trotzdem an Stelle der Bundeslade nur ein großer Stein sich befand (s. Wes. l6, 14 Anm.). III. v. 6——9. Zuletzt ist dann auih von deni tjErrn als demjenigen die Rede, der da war; der Dichter« führt da Muse, Jlaron nnd Scunuel als die ohne Zweifel heroorragendnrii Größen der vor-Zeit an nnd weist an 338 ihrem Exempel nach, daß sie mit ihrem priesteramt und ihrer Jlurnfung Gottes uicht einein todten Göhen, fon- deru dem lebendigen, sich auch wirliiiih seinem Voller ossenbarenden und in Gnade nnd Gericht an demselben sich bezengenden Gott gedienet haben. Diesen Gott nun, den Israel mit Stolz seinen Gott nennen kann, soll es denn auch erheben und an seinem heil. Berge sich vor ihm niederwerfen mit dem 2lnerlccnntniß, daß er ein heiliger Gott ist. s. Mofe und Aaron unter seinen Priestern [denn auch Mofe hat feiner Zeit priefierliche Akte vollzogen 2. M. 24, 6. 8; 40, 22 ff.; Z. M. 8, 6 ff.], und Samuel unter denen, die feinen Namen anrusen: sie riefen an den HErrn [2. M. 17, 11; 32, 30ss.; "4. M. 16, 47f.; l. Sand 7, 9], und er erhörete sie. 7. Er redete mit ihnen durch eine Wolken- säule [2. Mos. 33, I; 4. M. 12, 5; I. Sam. 3», 4 ff».]; ste hielten seine Zeugnisse und Gebote, die er ihnen gab. 8. HErr, du bist unser Gott, du erhbretest sie; du, Gott, vergabest ihnen, und straftest ihr Thun serzeigtest dich in gleicher Weise als einen sündevergebendem gnädigen, wie als einen fände: rächenden, gerechten Gott an ihnen, besonders aber an dem ganzen Volke, dessen Vertreter sie waren Z. Mof. 1, »37; Z, 26 f.; 4, 21 f.; 4. M. 20, 24 f.; I4, 20 ff.]. s. Erhbhet den ·HErrn, unsern Gott, nnd betet an zu seinem heiligen Berge [an dem Berge seiner Heiligkeit, der Stätte seiner Wahl und Gna- dengegenwar»t-Ps. 3, 5]; denn der Hist« unser Gott, ist heilig. Wir haben oben den Psalm in der bon B en g el vorge- schlagenen und von vielen Andern gebilligten Weise abge- theilt; doch giebt es auch Ausleger genug, welche dieDrei- theiligkeit nicht anerkennen mögen. » Unter diesen niacheu wir besonders Tholuk namhaft, dessen Eintheilung eben- falls viel Ansprechendes hat: Erster Chor. l. Der HErr ist König, es erzittern die Völker; er thronet auf den Cherubini, es erbebet die Welt. . Der HErr ist groß zu Zion, und erhaben über alle Völker! . Man lobe deinen großen und wunderbarlichen Namen, denn er ist (groß und) heilig! — . Und (lobe) die Machtdes Königs, der das Recht liebt! Du griindest die Herrlichkeit, Recht und Gericht hast du in Jakob geübt. Zweiter Chor. 5. Erhebet den HErrn, unsern Gott, betet an zu seinem Fußschenielx denn er ist heilig! Erster Chor. 6. Mofe und Aaron waren unter seinen Priesterm und Samuel unter denen, die seinen Namen anrusem sie riefen an den HErriy und er erhörte sie. 7. Er redete mit ihnen durch eine Wolkensäule; sie hielten seine Zeiignisse und die Gebote, die er ihnen gegeben. 8. HEry unser Gott, du erhöretest sie! Gott, du vergabest dem Voll, aber du straftest auch ihr Thau. AOOKQ Psalm 99, 6-—9. 100, 1—5. Zweiter Chor. 9. Erhöhet den HErriy unsern Gott, und betet an vor seinem heiligen Berge; denn der HErr unser Gott ist heilig. Der 100. Psalm. Danlisaguiig für« rgoiles Mohltljaierr. l. Ein Dankpfalm [oder ein Psalm zu Gottes Lobe —- ebenfalls zunächst für die Feier des Passa- festes im J. 515 v. Chr. bestimmt Esra S, 19 —- 22]. Zu dem urophetisitseu Theile des vorigen Psalm (99, 1—3) tritt nun hier ebenso ein lhrischer Grguß der fei- erndeii Gemeinde, wie der lijrische Psalm 98 als Ergän- zung zu dem prophetischeu Psalm 97 hinzutrat Gs schließt aber mit dem vorliegenden Psalm die Reihe der mit Ue. 91 begiuuenden 10 Wieder, die zwar lieiueufalls demselben Verfasser angehören, denn sie umfassen einen Zeitraum von nahe 200 Iahrem 713——515 v. Chr; wohl aber haben sie sämmtlich jene ,,saufte Grhabenheitz sonnige ljeiterlieitz ungetrübte Geistlichlieitz neuteslameuiliche GnisctsränlitheiW mit einander gemein, welche an dem S. Theil des weissa- guugsbuchs Iesaia sich bemerlibar macht, nnd dieser Theil fällt ja hinsichllictz seiner Entstehung ebenfalls jenseit des I. 713 v. Chr. (2. Kein. 15, 7 Knm.). wir sehen da recht, wie mächtig Jesajas, and) wenn er von da an aus dem öffentlichen Leben sieh znriiirlezog nnd uicht sowohl in der Gegenwart, als vielmehr in der Znlinnft lebte, auf die Herzen der Stilleu im Lande einwirlete,. zugleich aber mit seinem Geiste den Geist der äehten äiiider Gottes in der Zeit unmittelbar vor dem Gril nnd in deii ersten Iahrs zehnten« nach demselben beherrsihta Indem unser Psalm alle Welt zum Dienste des wahren Gottes ansfordern will, nimmt er einen zweimaligen Anlauf nnd zerlegt sich von selbst in zwei Theile, von denen ein jeder (die 1. Zeile des l. V. zu den 2 Zeilen des L. b. hinzngenommen) ans zweimal 3 Zeilen besteht, also ein therastich Uizeiliges Ge- dicht) bildet. I. V. 1 »— Z: Der erste Anlauf. Was Israel zux Zeit des ganzen alten Testament:- vou sich allein sagendnrfte im Unterschied von der theidenwelt Aus. 95, 7), das liaiin nunmehr, naihdem sie erliauut hat, daß der ljGrr Gott ist, die gesammte zmeufchcnwelt in Gemeinschaft mit Israel rühmen: »wir sind das Volk seiner Weide iiiid Schafe seiner Haud;« darum richtet sieh die früher an Israel erlassene Aufforderung Uns. its, 1f.) nunmehr an alle Welt: ,,laßt uns dem tjGrrn frohloiteeii und mit Vanlien vor seiii Angesicht kommen» Janchzet dem HErrn alle Welt [oder alle Lande 66, I; 98, 4., wie ihr das ihm, als eurem König, schuldig seid]. Meint denn der Psalmisl wirklich mit seinem Aufruf die ganze Menschheit erreichen und auf sie wirken zu können? Und doch, schreibt Augustin, hat die ganze Erde diese Stimme gehört: schon jauchzet alle Welt dem HErrn, und die bis jetzt noch nicht jauchzet, wird der- einst ihm jauchzen Im Liederschatz unserer Kirche finden sich 2 Bearbeitungku unsers Psalms — der eine (von Joh. Franck): » "lIe Welt, was lebt und Weber« er» die andere (von Date. Denicke): »Nun jauchzt dem HErren alle Welt« it. — , beides treffliche Eingangslieder fttr den Danksagung für Gottes Wohlthaten. 339 Gottesdiensh zumal sie auch im letzten Vers das Gkloria patri (Ehi·:e sei dem Vater 2c.), den gewöhnlichen Schlnß der Introitem wiedergeben. ·2. Dietiet dem HEtrn [in gottesdienstlichey fesälxhctker Zsgfqhlnicikt Freuden, kommt vor sein An- ge m! W v en: · «) In Pf. 2, 11 heißt es dafür: ,,dienet dem HErrn niit Furcht;«« aber nrcht und Freude schließen sich nicht aus. ·Die Fur t gilt dem erhabenen HErrn und dem heiligen Ernst seiner Forderungen, die reude dem gnadenreichen HErrn und dem glü seligen Dienste seiner Aubetung Z. Erkennet [nachdem so Großes an ench ge- schehen, aus den äußeren und inneren Erfahrungs- thatsachenL daß der HErr Gott ist [46, 11]. Er hat uns gemacht szu dem, was wir nun sind 1. Sam. 12, 6; 5. Mos. 12, 6. 15; Jes. So, Es, fuudsnicht Brjbselbsht zu seinem Voll, und zu il et! eltiet e e. V) Luther übersetzt mit der Vnlgata und Septnaginta nach der Lesart des Textes, und das: ,,nicht wir selbst« ist das gerade Widerfpiel dessen, was der iibermüthige Pharao in Hesek. 29, 3 sagt; nach der Lesaet am Rande dagegen ob nat: nä- vga g. Wes. 11, 21 Am) heitre« wir zu übersetzen: »Er hat uns gemacht und f ein sind wir, (smd) sein Volk und Schafe seiner Weide,« was ebenfalls einen passenden Sinn giebt. — Schon manche Seele hat aus dem »Er hat uns gemacht, und nicht wir felbst,« balsamischen Trost gezogen, z. B. Me- lanchthon, der im I. 1559 in Dresden über der Leiche seines Sohnes trostlos Betrübte, den dieses Wort, als es ihm beim Aufschlagen der Bibel in die Augen fiel, wundersam tröstete; aber auch in »Er hat uns gemacht, und sein sind wir« liegt ein Schatz des Trostes und der Mahnung, denn der Schöpfer ist auch der Eigner, sein Herz hängt an seinem Geschöpfe und dieses fchnldet sich ganz nnd ar dem, ohne den es nicht wäre und ohne den es nicht bestünde. (Delitzsch.) II. d. 4 n. 5. Der zweite Anlauf. Jst seiner Zeit Israel nin den Tempel geschaart nnd hat ih1i zur Stätte der Jlnbetnng des tjGrrn, so liann die zum Erscheinen vor seinem Jlngesichte anfgeforderte gesammte Menschen— ioelt solcher Aufforderung nur genügen, wenn sie eben- falls zu dem heil. Berge wallfahrtet nnd der im Tcinpel anbetendeu alttestameutliiheu Gemeinde mit ihrer Lob— preifnng sieh zngeselltz nnd wag nun Kern nnd Stern dieser Eoboreifnng sein muß, das ist ebenfalls durch die hanptsnmme aller Eobgesänge Israel-i bestimmt schon angegeben. 4. Gehet lihr Menschen aller Nationen] zu seinen Thoten szu den Thoren seines Hauses auf MorijaJ ein mit Damen, zu seinen Borhösen [der- Stätte fürdie anbetende Gemeinde 84 , 1. 11 ; ge, s] mit Lobenzt danket ihm, lobet seinen Namen! «) Der Gedanke der dereinstigen Theilnahme aller Völker der Erde am Reiche Gottes erscheint hier, wie bei den Propheten, in— alttestamentlicher Form und Hülle: die Völker der Erde ehren den HErrn in lautem viel- stimmigen Chor in demselben Heiligthum, in dem jetzt nur der schwache Lobgesang eines einzelnen Völkleins er- schaller. Daß aber diese Hülle schon unter dem alten Testament selbst als solche anerkannt wurde, zeigen Stel- len wie Jes. 66, 23. Gengstenbergh s. Denn [so werdet ihr da aus dem Munde der Gemeinde als ein Wort, in das auch ihr nun einstimmen dürft, vernehmen 1. Chron. 5, is; 17- 34»:] der HErr zst sreundlicht [genaner: gut], und seine »Gnade tvahret ewig, nnd seine Wahrheit sur und sur. «) Luther übersetzt ,,freiindlich,« und das winket schon hin aufjenen Angelpunkt aller Gottes-Offenbarung, aus die Erscheinung des HErrn im Sohne seiner Liebe, voller Freundlichkeit und Leutseligkeih in welcher die Gnade Gottes allen Menschen erschienen ist (Tit. 2, 11; Z, 4). In ihm ist auch die ewig währende Gnade nnd Treue verbürgt nnd besiegelt; denn sein Rath kann nicht zurücke gehen, sein Werk kann niemand hindern, sein Wort kann nie gebrochen werden. Von diesem Gnaden- wort und dieser Verheißungstreiie seines Gottes hat Israel gelebt, ihm hat es geglaubt und in diesem Glau- ben mit weitgehendem Schau lick die erste und die zweite Zukunft des HErrn an sich gerissen. Wir Kinder des neuen Bandes, die wir die erste Zukunft erlebt haben, stehen doch für unser Hoffen nnd Glauben auf keinem andern Ankergrund, als auf der ewig währenden Gnade und Treue des HErrn, in welcher wir warten auf die selige Hoffnung und Erscheinung der Herrlichkeit des großen Gottes und unsers Heilandes Iefu Christi (Tit. Z, 13). Und für alles, was dazwischen liegt und uns begegnen foll, für der Kirche Lauf nnd Loos im Ganzen und Großen, für unser Tröpfchen Lebenszeit im Kleinen, bleibt es der einige und himmelfeste Trost aller seiner Gläubigent »Der HErr ist gut, und seine Gnade tvähret ktåiigbuzid seine Treue von Geschlecht zu Geschlecht.« au e. Der· 101. Psalm. Davids Regenienspiegec 1. Ein Psalm is, l] Davids kaus de: Zeit, wo er nach Empfang der Verheißiing in 2. Sam. 7, 12 ff. noch bestimmter seine Lebens- und Regierungsgrundsätze sich dahin gebildet, ein Nachbild zu werden des himm- lischen Königs, der ihn zum Fürsten über sein Volk be- stellt hatte, ein Vorbild des großen Sohnes, der einst aus seinem Stuhle sitzen sollte, und ein Mnsterbild für diejenigen, die bis dahin aus seinem Geschlecht in Israel regieren würden.] Da Psalm 100 nur den lyrifchen Theil zn dem pro— phetifiheii Inhalt des 99. psalmg annimmt, so dürfen wir über den ersteren Psalm hinweg· nnd in den letzteren hin— einsehen, nin den Grund zn erkennen, weshalb jetzt der hier vorliegende folgt. Es war aber in Pf. 99,4 von der Regiernngoweise deg himmlischen Königs die Rede; nnd wag nun davon gesagt war, dao findet hier sein Ema in der Brust desjenigen Grdenltönigtk der unter allen am ehe- steu und am meisten das Ideal rineo Könige nachdem Herzen Gottes zu verwirklichen gestrebt hat. Dem Herzog Gruft, dem Frommen, von SamfenGoiha (deinselben, der dao große Weimarische Btbelwertg die sog. Ehnrfürsteiv Adel, veranstaltet hat, reg. v. t640——1675) war der Psalm so sehr zu seinrni eigenen Lebens— nnd Regierungs— grnndsatz geworden, daß er ihn, wenn er einen Minister fiir untreu erkannte, diesem znfkhioitg nnd im Lande, wem: irgend ein Beamter sieh etwas zu Schulden lioniinen ließ, man sprichwörtlich zu sagen pflegte: »der wird bald den Fürsteiipfalm zu lesen belcoiiinienA 340 I. V. 1—4. Nachdem David vor allem die innere Grundlage, die sein Regimeut auf Grund deo göttlichen Worten haben solle, angedeutet hat w. 1), folgt in dem ersten Siebend von verggiiedern dao Gelübde, wie er alo König von Israel in seinem eigenen Wandel siih ohne Tadel erweisen wolle W. 2—4). Vvn Gnade und Recht [wie beide in Gottes Regierung, dem Musterbild für alles menschliche Regiment, vereint sich finden] will ich fingen, und dir, HEriz lobsagen. · · · · Ein jegliches Regimenh es sei des Kdiiigs auf feinem Throne oder des Hausvaters in feinem Hause, muß, wenn es nicht in der Luft schweben und aller Willkür preisgegeben sein soll, auf festen Fundamenten in dem Herzen des Re ierendeu ruhen, nämlich auf der Grundanschauung, daßq er das Amt Gottes als sein Stellvertreter trägt, und auf der daraus entspringenden Grund esinnung. Wie der Err aller Herren sein Negiment fü rt, so ist es maßge end für den, der an seiner Statt sieht. Jn Gott dem HErrn aber sind die Grundqualitäten seiner Regierung Gnade und Vechh und zwar nicht getrennt, sondern in ihrer gegenseitigen Durchdringungx er ist· m seinen Gnadenerweifungen gerecht, er übetaber auch nicht das scharfe, nackte Recht, ohne es weislich mit Gnade zu mäßigen, wie deß zum Zeugnis? die Bundeslade die Gesetzestafeln in sich undden Perfbhnungsdediel über sich trug. So hatte ein David seinen Gott reichlich erfahren, und darum rtthmt er ihn; ja für diesen· Knecht Gottes kam noch das hochbedeutfame Moment hinzu, daß nach der besonderen Verheißung des HErrn an seinen Stuhl und Thron, an sein Haus und seinen Sohn die weit- gehenden Gnadenabsichten des messianischen Königsthums geknüpft waren. Doppelt ernst tritt darum an ihn, der ein König über Gottes Volk und ein Vorbild Christi sein sollte, die Regimentsaufgabe heran, und es darf uns nicht Wunder nehmen, wenn ·er mit diesem Ein- gangsverse eben so sehr den ihm in Gnade und Recht reichlich geoffenbarten Namen ·des HErrn preist, als gleichzeitig das Gelübde der eigenen Verfahrungsweife in seinem Regimeirt ablegt. Es ist Quell und Bach mit Einem. (Tau e.) · · · · 2. Jch handle vorsichtig und redlich bei denen, die mir zugehörew und wandle treulich in meinem lUl c. H Fu den Ausgaben des Psalters von 1524—28 hat Luther genauer an den maforetifchen Text sich an- gefchlofsen, indem e·r übersetztt Jch thue weislich (oder: fahre klüglich) aus dem Wege) d·er ohne Wandel ist, wann kommst du zu· mir?· Ich wandle mit einfältigem Herzen in meinem Hause. Wenn er nun in Beziehung auf seine nach- malige Verdeutfchung wie sie· oben im Verse uns vor- liegt, schreibt: Es werden· mir die strengen Rabbinen nicht gut lasseii fein, daß ich es ·so frei gedeutfcht habe, aber mir ist der gute Verstand lieber, a s ihr jüdifcher Buchftabe,« so findet eine freie Perdeutfchung nur statt in den Worten: »Ich handle vorsichtig und redlich« (st·a·tt: »Ja) handle klüglich auf dem Wege der Unstraflichleitw oder wie Andere wollen: »Ich merke achtsam auf den rechten Weg«), sowie in dem Schluß des Bettes: »und wandle treulich in meinem Hause« (statt: »ich·wandle mit ein- sältigem Herzen in meinem Haufe«); in der Mitte da- gegen hat Luther geradezu die maforetifche Punktation des Textes Ists geizig syp (wann konimst du zii mir?) verlassen und so übersetzt, als stünde da: IDIJJDTZ is» xys (bei denen, die zu mir kommen, bei mir aus- - .. «!- Psalm t01, 1——8. 102, 1——9. und eingehen, niir ziigehören) oder: Ists-Eh Itjtp (in Beziehung auf die Männer meines Erwerbs oder meiner Zugehörigkeit). Er hat also mit der Frage: wanii kommst du zu mir? nichts wissen anzufangen und eine Text-Verderbung (vgl. L. Sam. 23, 8 Anm. 1 u. L) vorausgesetzt. Nun können wir wohl sagen, daß auch die jetzigen Ausleger mit jener Frage nichts Rechtes an- zufangen wissen, und die einen so, die andern so er- klären; vielleicht also hat Luthers gesunder Sinn doch das Richtige getroffen, wenigstens hat er dem praktischen Ansleger der Bibel viel Noth erspart. Z. Jch nehme mir keine böse Sache vor [daß ich mich irgendwie damit befassen wollte]. Jch hasse den Uebertreter, nnd lasse ihn nicht bei mir bleiben. Die Vulgata und Septuaginta übersetzen so, als be- deutete im zweiten Theil des Verfes der Text DIDIFUTEFZTJ den, der Uebertretungen begeht (hasse iih); darnach hat Luther kurzweg »den Uebertreter« übersetzt. Da es aber heißt: END-HEXE· so wäre vielmehr zu übersetzen: ,,Uebertretung zu thun hasse ich,« und das zweite Glied des Satzes lautete nun: ,,es soll mir nicht anhaften!« nämlich, Uebertretungen zu begehen. 4. Ein verkehrtes Herz [d. i. der, der ein verschrobenes, ganz und gar ungerades oder unred- liches Herz im Busen trägt] muß von mir tveichen [gleichwie auch der HErr einen Greuel dagegen hat Sprüchm 11, 20], den Bösen leide ich nicht [mag mit ihm gar keine Gemeinschaft haben]. Schon als Privatmann hatte David am HofeSauks zu seinem eigenen Schaden erfahren, welch eine Pest fiir Könige die Ohrenbläfer und die Uebermüthigen sind, wie ein Doeg (52, 2), Kusch (7, 1), daß sie die treuen Herzen verscheuchen, allein nur ihren eigenen Vortheil suchen und am Ende ihrer Herren Meister zu werden trachten, wie ein Fürst einst gesagt hat, er fürchte sich nicht vor denen, die fern find, sondern vor denen, die seinen Füßen folgen; denn die wollten ihm viel lieber auf den Kopf treten! (Tholuk.) II· v. 5—8. Hatte David schon im vorigen Abschnitt von seinem persönlichen Wandel die Rede übergeleitet zu seiner Regierunggwristz wie ja bei einem Fürsten beide-i anfo Gngfle Zusammenhänge, so geht er iii dem nun folgenden zweiten Siebend von verggliedern näher auf diese seine Regiernngoweistz wie er sie siih vorgenommen, ein: er will sorgfältig und geuiissenhast sein in der Zins— wahl seiner Diener und durch strenge Handhabung der Gerechtigkeit die Bösen auo der Stadt Gottes auszurotten suchen. Z. ·Der· seinen Nächsten heimlich verleumdet, den vertilge ich [»ogl. Pf. 15, 3]. Jch mag dcß nicht, der stolze Geberden und [in hohler Aufge- blasenheit seines Herzens] hohen Muth hat. Es geht aber dies nicht nur die Regentem sondern auch Gemeinen an, uiid ein jeder, der an Christo Theil haben will, muß so gesinnt sein und mit David sprechem wenn etwas Arges wider meinen Nächsten in mir auf- steiget, das will ich vertilgen und nichts Stolzes oder Hochmüthiges in mir leiden. (Berleb. Bib.) s. Meine Augen sehen nach den Treuen im Lande, daß sie bei mir wohnen; nnd habe gerne fromme Diener [genauer: wer da wandelt auf unsträflichem Wege, der soll mir dienen]. , Das Haus eines Königs ist erst dann gut bestellt, wein! er iiicht nur selbst unstriiflich wandelt, sondern auch Diener hat, die sich eines gleichen Wandels besleißigen. (Hengstenberg.) 7. Falsihe Leute halte ich nicht in meinem Hause sdaß sie da ihr Bleibens haben dürften, selbst wenn es ihnen für den Augenblick gelingen sollte sich in dasselbe einzuschleichenL die Lügner gedeihen nicht bei mir [2. Sam. Z, 29 Aiim.]. 8. Frühe [und also mit regem Eifer und ohne Zaudern] verttlge ich alle Gotilosen im Lande, dagr ich alle Uebelthater ausrottc aus der Stadt des M. Es leuchtet durch dies Lied ein heller Strahl von der Herrlichkeit dessen hindurch, der iin Vollmaß sagen konnte (Joh. Z, l7): »der Eifer um das Haus des HErrn hat mich verzehren« (Taube.) Das thiie nun auch du, daß du Gott versprechestt alles Gottlose will ich aus meinem Herzen ausrotten als aus deiner heil. Stadt, da ich dich allein anbeten will. (Berleb. Bib.) Der 102. Psalm. Jzußgeliet anyesoohiener und gnadenhungriger Seelen. 1. Ein Gebet [17, 1] des Elendeu, so er bettubt ist [eigentlich: hinschmachtet, in großer Angst und Sorge sich befindet 61, 3], und [nun, um Hilfe und Trost an der rechten Stelle sich zu holen] seine Klage vor dem HErru ausfchuttet [62, 9]. Sprach David im vorigen Psalm die Lebens— und Ue— giernngsgruudsähc aus, zu welel)en er angesichts des aus seinem hause einst heriiorgeheudeu onessias flkh verpflichtet fühlte, so versenlii er sich nunmehr in die mancherlei Elends- tiefen, durch welche sein Hans, wie er tm prophetisiheii Geiste voraussieht, auf dem Wege zu der deniselben ver- heißeneu Herrlichkeit wird hindurchgehen müssen; und da legt er ihm nun fiir die Jeiten seiner Niedrigkeit, wo es dem völligen Untergang wird nahe kommen, das Bitigebet anf die Lippen, womit es an die ewige Kllinachi und Liebe sie) anlilainnieru soll, uni auch im unterliegen zu hegen. hat er doch selber solche Zeiten des augcnblicliliclieu Unter— gnug-i, iiamentlich in der Epoche der Kbsalomschen Empo- rung, sur seine Person durchlebt, aber auch da sicljtiiclj et— fahren, das der Hain: ihn zwar züchtigen, doch dem Tode . uiiht geben wollte; darum sieht es ihm, dem Haupte des mesfianischen Aönigghauses in Israel, gar wohl an, seinem hause net) hier alg Führer und Wegweiser auf dem Gange durch blacht zum Licht, durch iiliedrigiieit zur Herrlichkeit darzubieteu (2. Sam. W, 7 2lnm.). I. U. 2—12. ller Elende lilagt itber seinen gegenwär- tigen Zustand, da er in tiefster Uoth steclit und es mit ihm fah bis zu völliger Auslösung genommen ist an Leib und Seele; seine Feinde höhnen ihn nnd mit seinem geben hat es nun bald ein Ende, es oerdoreet wie rat. Davids Regentenspiegei. 341 2. HErh höre mein Gebet, und laß mein Schreien zu dir kommen [5, 25 17, 1]. 3. Verbirg dein Antlitz nicht vor mir in der Noth [27, 9; 59, 17], neige deine Ohren zu mir [17, e; 3l, 3]; wenn ich dich anrufe, so erbore mtch balde [69, 18; 143, 7]. 4. Denn meine Tage sind vergangen wie ein Rauch [der in Nichts zerrinnet 68, 3], und meine Gebeine sind verbrannt wie ein Brand kglühen vor einer Hitze, die sie verzehrt, wie ein brennender Holzstoßl Z. Mein Herz ist geschlagen kgetroffen von der Hitze der Anfechtung], nnd verdotrei wie Gras, daß ich auch svor großer Betrübnis) meiner Seele] vergesse mein Brod zu essen [l.Sam.1,7; 20, 34; J. Kost. 21, 41. is. Mein Gebein klebt an meinem Fleisch kdaß ich nur noch ans Haut und Knochen bestehe], vor Heulen und Seufzen lHiob 19, 20; Klagel.4, 8]. 7. Jch bin gleich wie eine Zliohrdommel [ge- nauer: ein Pelikan]" in der Wustez ich bin gleich wie ein Kauzlein in den verstorten Stadien. V) Absichtlich legt David seinem leidenden Geschlechte dieselben Worte in den Mund, die früher in seinen eigenen Nöthen gefprochen bereits Erhörung gefunden hatten; es ist hinter dem Vordergrunde einfacher Bitten überall ein reicher Hiutergrund von Einladungen zur Hoffnun und Zuversicht verborgen. (Hengftenberg.) VI) er Pelikan ist ein in den wärmeren Gegenden aller Erdtheile wohnender, ziemlich pluinper Wasservogeh der sich durch einen am Unterschnabel hängenden beutel- förmigen Kropf, in welchen er an 30 Pfund Wasser auf- nehmen kann, und durch sein der Eselsstimuie ähnliches Geschrei auszeichnet. An Größe übertrifft er den Schwan und hat ein Gewicht bis 25 Pfund; sein Gefieder ist weiß, rosenfarben überlaufen, die vorderen Schwung- federn und Afterfiügel schwarz. Das in den Kropf Auf- genommene pflegt er wieder auszuschiitten und seinen Jungen vorzuwerfem sein Nest aber legt er gern in Ein- öden nnd auf unangebauten Inseln an. Luther hat über- all, wo im Hebräichen Kaath steht (3. Mos. 11, 18; 5. M. 14, U; Je. 34, 11 und hier), das Wort mit »Rohrdommel« (rof-gelb und schwarzgefleckh zum »Storchen- geschlecht gehörig) übersetzt, dagegen früher, in den 7 Bußpsalmen mit deutscher Auslegung vom J. 15l7, hier ebenfalls ,,Pelikan« eschrieben. Unter den mancherlei Sa en, die vom Pelikan im Schwange gehen, giebt es wohll keine siniireichere als die, die Eusebius zu unserer Stelle berichtet, daß er, wenn die Schlange seine Jungen etiidtet hat, in die Höhe auffliegt und so lange mit den lügeln seine Seiten schlägt, bis Blut daraus hervor- quillt und auf die Getödteten herniederträuftz davon denn diese wieder lebendig werden; er wird daher von geist- lichen Dichtern häufig als ein Gleichniß Christi gebraucht. 8. Jch wache, und bin wie ein einsamer Vogel auf dem Dach [während drinnen in den Häusern alle des erquickenden Schlafes genießen]. 9. Täglich schmähen mich meine Feinde kais einen ganz und gar von Gott Verlassenen 42, 11J; und die mich spotten, schwören bei mir cindem sie sagen, wenn sie fluchen wollen: Gott lasse dirs er- gehen wie diesem Jes. 65, 153 Jer. 29, 22].’ 342 Psalm 102, 10—24. 10. Denn ich esse Asche wie Brod finden: ich vor tiefer Niedergeschlagenheit am Boden liege und da Staub und Asche einschlucke Jes 3, 26; 47 ff.]; und mische meinen Trank mit Weinen sindem mir die Thränen ins Getränk fallen 42, 4; 80, 6], 11. Vor deinem Drohen und Zorn, daß du mich [gleich einem heftig daherbrausenden Sturm- wind erstJ aufgehoben sans dem festen Boden, da- rin ich wurzeln, mich heransreißend] und [dann, aus der Schwebe mich in die Tiefe schlendernd] zu Boden gestoßen hast sHiob 23, 21]. «) Da ein so höchst trauriger Zustand mit den Vor- rechten derer, welchen Gott günstig ist, im geraden Wider- spruch zu stehen scheint, giebt dies die Veranlassung zur Verspottung des Frommen. (Venema.) 12. Meine Tage sind dahin, wie ein Schatten [109, 23; 144, 4]; und ich verdorre wie Gras. Welch eine tiefe Mitternacht des Elends, welch eine zermalmende Gewalt der Schmerzen! Was hier gesagt wird, streift nahe an das, was von dem großen Schmerzensmann in Pf. 22 bezeugt wird, und man kann begreifen, warum er den vorangehenden Gebets- seufzer dahin ausgehen läßt: ,,erhöre mich bald ;« denn er befindet sich in dem Zustande völliger Auslösung in Folgeb dies Leidens, das seine Seele getroffen hat. an e. II— V. 13 — W. Am geraden Gegensatz zu ihm , dem Gnaden, der da wie Gras verwirret, steht der HØrrY der da ewiglich bleibetz an ihn wendet er sikh denn mit der Bitte, sith Zions zu rrlsarmen nnd es aus seinem elenden Zustande wieder aufzurichten, als wovon ein großer Pol-preis des dlamens des Hexen: nnd eine weitgehende Bekehrung der Weltviillier die Folge sein werde. 13. Du aber, HErr, bleibest [genauer: sitzest, d. i. herrschest als König 9, 8; 29, 10] ewiglich, und dein Gediichtniß swähretj für nnd für [so daß es nie der todten Vergangenheit anheimfällt Klagel. 5, 19 f.]. Mögen die Anzeichen des Unterganges des Davidi- schen Stammes (der in Christo gipfelt) und der Gemeinde noch so drohend sein, die ewige Herrschast des HErrn bildet die sichere Btirgschast für ihre Erhaltung: wer sie stürzen wollte, müßte erst Gott von seinem Throne herabstoßen, was in Ewigkeit nicht gelingen wird. Der Trost ruht aber tiitht in der ewigen Herrschaft Gottes an sich — diese kann unter Umständen ebensowohl die Sicherheit des Unterganges des Leidenden bedingen, son- dern darin, daß dieser ewig herrschende Gott der Gott des Elenden ist und sich durch Wort und That unzweifel- haft als solchen kundgegeben hat, was hier vorausgesetzt wird. (Hengstenberg.) « 14. Du wollest dich ausmachen [von deinem heil« Thwnsitz 12- G; 68, 2], und über Zion er- barmen; denn es ist Zeit, daß dn ihr gnädig seiest, Und die Stunde sfür die Offenbarung neuer Gnade gegen sie] ist kommen* 15. Denn deine Knechte wollten gerne, daß sie gebauet würde [51, 20], und scihcn gerne, daß ihre Steine und Kalt zugerichtet wiirdenzstt D) Man erinnere sich hier an V. 4 u. 5 des Liedes von Luther: Nun freut euch lieben Christen g’mein er» wo es im Vers 5 heißt: ,,Er sprach zu seinem lieben Sohn: die Zeit ist hie zu ’rbarmen.« Bei weitem die meisten Ansleger betrachten den Psalm als ein Lied aus der Zeit der babylonischen Gefangenschaft, als diese be- reits viele Jahre gedauert hatte und der in Jerem. 25, 11 bestimmte Endtermin nun herbeigekommen zu sein schien (Dan. 9, I f.); der Elende, der da seine Klage vor dem HErrn ausschütteh wäre dann irgend einer der Knechte Jehova’s, die das Mißlgeschick Jerusalems und ihres heincathlosen Volkes auf etendem Herzen tru en und die Zeit der neuen Gnade herbeischrien und her ei- führten. Jndesfen bleibt es bei dieser Betrachtungsweise ein Näthseh wie der Sammiler und Ordner der Psal- men darauf gekommen ist, unser Lied mitten hinein zwischen zwei solche Psalmen zu stellen, die ausdrücklich als Psalmen Davids bezeichnet sind; vielmehr muß der- selbe auch Pf. 102 für ein Erzeugnis; David’s erkannt und alle 3 Lieder für ein zusammengehöriges Ganze an- gesehen haben. Und diese Ansicht hat auch ihre volle Berechtiguug, wenn man nur daran festhält, daß David ein Prophet war (Apostg.2, 30), der seiner Zeit ebenso gut, wie hernach Jesajas, das Elend des Exils im Geiste vorausgeschaut und hinter demselben das Heil des Mes- sias herbeigewiinschtx wie nun Jesaias bei feinem Schauen und Sehnen aus der Seele des frommen und gläubigen Theils der Gemeinde redet und diesem zum Propheten und Lehrmeister wird, so bezieht sich Davids Beruf speciell auf das Königshaus in Israel, dem ja in dem Exil sein besonderes Elend und hinter dem Exil seine besondere Zukunft beschieden· war, das also auch seines besonderen Propheten und Lehrmeisters be- durfte. Es ist da ganz in der Natur der Sache be- gründet, daß dieses Königsgeschleeht in seinen einzelnen Gliedern in den allgemeinen Begriff der Knechte des HErrn (V. 15) aufgeht, denn nach Gottes Rathschluß sollte es niemals wieder zur Herrschaft gelangen; aber seine besondere Bestimmung für die Zukunft behielt es um des Heilandes willen, der aus ihm hervorgehen sollte, und hatte darum auch seinen besonderen Antheil an Jsraels Wtinschen und Hoffnungen in dem Elend der Gegenwart. VI) Wörtlich iibersetzt lautet der Vers: denn es haben Gefallen deine Knechte an ihren (Zions) Steinen, und ihrem Staube neigen sie sich liebend zu. Es fragt sich, ob bei den Steinen und dem Staube an Zion’s Gegenwart oder an die Zukunft der heil. Stadt zu denken sei; in jenem Falle wären damit die Trümmer und der Schutt bezeichnet, in die- sem die Materialien zum Neubau, und demgemäß neh- men dann auch die Worte: »Gefallen haben« und ,,lie- bend sich zuneigen« verschiedene Bedeutung an. Luther hat sich ftir die zweite Auffassun entschieden und nun, um den hierbei sich ergebenden inn deutlich darzulegen, in ziemlich freier Weise ttbersetztz ohne jedoch dem Texte Gewalt anzuthun; ein zureichender Grund, an dem Wort- laut unserer deutschen Bibel zu ändern, ist hier, wie bei vielen andern Stellen, wo man nur, um seiner eigenen Auffassung Geltung zu verschaffen, auf eine andere Ueber- setzung dringt, nicht vorhanden. Dagegen dürfen wir die andere Fassung sticht außer Betracht lassen; sie er- giebt einen nicht weniger zusammenhangsgemtißen und fruchtbaren Gedanken: »denn deine Knechte haben Lust zu ihren Steinen, und Mitleid mit ihrem Staube.« Steine und Schutt des zerstörten Jerusalems (dies wäre der Sinn) sind das unvergeßliche Sehnsuchts iel der Knechte Jehova’s; ihr Wohlgefallen ist. nicht in abylon, sondern bei diesen Steinen, und ihre mitfithlende Liebe weilt im Geiste immer bei diesem Schatte. Wir dürfen Bußgebet der durch tiefste Leibes: und Seelennoth angefochtenen Seelen. da nur an Nehemia, den Mundfchenken des Königs Artaxerxes Longimanus, einen Sprößling des Davidischen Königshaiises (Neh. C, 7. Anm.), denken, wie er trau- riglich sahe vor dem Könige und keine Ruhe hatte, bis er die Mauern Jerusalems wieder bauen durfte (Neh. Z, l ff.; 4, 23), um ein Bild der Knechte des HErrn vor uns zu haben, auf welche David hier im propheti- schen Geiste hinblickt; für uns selber aber nehmen wir Calvin’s Bemerkung zu iinser Stelle zu Herzen: ,,Je trauriger die Verwüstung der Kirche ist, desto weniger dürfen wir uns der Liebe zu ihr entfremden; im Gegen- theil muß das Erbarmen damit uns Klagen und Seuf- zer erpressen.« 16. Daß die Heiden [wie ja, wenn das Sehnen deiner Knechte sich erfüllt, gewißlich auch geschehen wird] den Namen des HErrn fürchten , und alle Könige aus Erden deine Ehre; 17. lWenn sie sehen werden,] Daß der HEtr Zion bauet, und [in und mit der Wiederherstellung Zions] erscheinet in seiner Ehre. 18. Er wendet sich sdas werden sie da sicht- barlich vor Augen sehen und eben durch solche Er- fahrung sich zur Anerkennung seiner Herrlichkeit be- wegen lassen] zum Gebet der Verlassenen und ver- schmcihet ihr Gebet nicht. Besser schließt man mit V. 15 den Gedanken durch ein Punktum vorläufig ab, und übersetzt nun V. 16———18 in folgender Weise: »Und die Heiden werden den Namen des HErrn fürchten, und alle Könige auf Erden deine Herrlichkeih wenn gebauet hat der HErr Zion, und erschienen istin seiner Herrlichkeit, sich gewen- det zum Gebet der Verlassenen und ihr Gebet nicht verschmähet hat.« Nach dieser Auffassung haben wir oben den deutschen Text erklärt; es soll nämlich hier ge- sagt werden, was geschehen wird, wenn das in V. 14 Erhoffte, zu dem nach V. l5 der rechte Zeitpunkt her- beigekommeu, eintritt, zugleich aber damit die Erfüllung des Ersehnten dem HErru nahe gelegt werden. Jeho- va’s eigene Ehre hängt davon ab, da die Wiederherstel- lung Jerusalems das Mittel zur Bekehrung der Welt werden wird — ein Grundgedanke von Jesaias K. 40 bis 66 (vgl. Jes 59, 19; 6 , 2). 19. Das werde [denn, wenn es nun geschehen ist, nämlich daß der HErr Zion wieder hergestellt hat] geschrieben aus die Nachkommen; und sdie Folge davon wird sein:] das Volk, das geschassen soll werden, wird den HErrn loben [22, 31 ff.]. 20. Denn sdie vorliegende Thatsache, das herrliche Heil, das er dem Elenden V. 1 und mit ihm seinem Volke bereitet hat, bezeugt es ja laut und eindringlich] er schauet von seiner heiligen Höhe, und der HErr siehet vom Himmel auf Erden [5. Mos. 26, 15], 21. Daß er das Seufzen des Gefangenen höre, and los mache die Kinder des Todes [79,11; Ist? 42- 715 22. Auf dasi sie [die Erlöseten und in ihr Vaterland Zurückgekehrten] zu Zion predigen den stärken] des »Es-Gern, und» sein Lob zu Jerusalem « - 7 ; 23. Wenn die Völker zusammen kommen, und die Königreich« dem HErrn zu dienen [denn mit Jsraels Erlösung und Wiederherstellung wird gleichzeitg eine Bekehrung der Weltvölker geschehen 22, 28; 68, 33 ss.; Jes 45, l4]. O was ist es für eine nubeschreibliche Gnadenwohl- that unsers Gottes, daß wir von dem Griffel des guten Schreibers, des heil. Geistes, die große Botschaft der Erlösnngsgnade im Buch der Biicher haben! Denn das Seufzen der Gefangenen gehet fort, so gewiß als wir gefangen sind in der Sünde Gesetz und der Kinder des Todes so viele sind, als vom Weibe Geborene vor- handen sind; aber nun können wir d1irch Geduld und Trost der Schrift Hoffnung haben, und das Lob des HErrn zu Jerusalem mehret sich mit jedem erlöseten Gotteskinde zu tausendstimmigem Lobgesang. Was wird es sein, wenn einst nach Jsraels Bekehrung die Fülle der Heiden eingeht, ja wenn alle Reiche der Welt Got- tes und seines Christus werden! (Taube.) III« V. 24——29.» Indem David ans die Klage, welche er im Eingange des psalmg seinem Gesehlcrht als einem gar elenden und heruntergeliommeuen in den Mund gelegt hatte, zuriikliliommt uud sich selbst mit diesem seinem Geschlriht zu einer Einheit znsammeicschließtz thut er es nicht, um in weitere Klagen sirh zu ergehen, sondern vielmehr dieselben abzuschneiden: und im Hinblick anf Gottes eigenes, ewiges und unveränderlich» Wesen siih und sein Geschlecht in der fröhlicheic Zuversicht zu stär- ken, daß die gegenwärtige liiedriglieit nnd vernommen— heit zuletzt in uuvergängtiihe Dauer umschlagen müsse. 24. Er demüthiget auf dem Wege meine Kraftyt er verkürzet meine Tage [V. 4 u. 12]. «) Luther übersetzt hier nach der Lesart am Rande III: »meine Kraft,« und zu derjenigen Auffassung, welche den Psalm für ein Lied aus der letzten Zeit des Exils hält, paßt allein diese Lesart. Darnach wäre der Zusammenhang und Inhalt unsers Abfchnitts folgender: nachdem der Dichter sich an der Herrlichkeit der Erlö- sungszeit geweidet hat, kommt er auf sich selbst zurück, iind da fühlt er wohl, das; seine Lebenskraft bereits ge- schwunden ist und er also keine Aussicht hat, jene Er- löfungszeit noch selbst zu erleben; er bitter also den, der von Ewigkeit zu Ewigkeit lebt und das Leben seiner Ge- schöpfe kann dauern lassen, so lange er will, ihm seine Tage lieber zu verliingerm statt zu verkürzen (V. 25), tröstet aber für den Fall, daß ihm das Schauen der Herrlichkeitszukunft nicht beschieden sein sollte, sich dessen, daß der HErr doch die Kinder seiner Knechte seine Heils- thaten gewißlich werde sehen lassen (V. 29). Achten wir jedoch auf die Lesart im Texte selber (lt«1"I)): »Er de- müthiget auf dem Wege seine Krast,« so liegt hierin eine Andeutung, daß der Dichter sich von dem Elenden, in dessen Namen er hier und im ganzen Psalm redet, bestimmt unterfcheidey und das paßt allein zu unserer Auffassung, ivonach der Dichter David ist, der Elende aber sein Geschlecht zu der Zeit, wo es tief herabgekom- men und dem Verlöschen ganz nahe ist. »Auf dem Wege« ist David mit feinem Geschlecht so lange, bis das diesem gesteckte Ziel erreicht und das Reich der Herr- lichkeit in Christo eingetreten ist; auf diesem Wege nun, mitten in der Laufbahn, scheint dem Davidischen Geschlecht die »Kraft« auszugehen, es sinkt zu völliger Ohnmacht herab, uad in solchem Herabsinken erblickt David für sich selber, als der in und mit seinem Geschlechte fortlebt, eine ,,Verkürzung seiner Tages' Aber sein Glaube ver- steht wohl, daß diese Verkürzung nur eine scheinbare, drohende ist; in Wirklichkeit ist er mit seinem Geschlecht sammt dem Zion, dessen König er ist, eben so ewig und 344 unveränderlich, wie Gott der HErr selber, und zwar um des Verhältnisses willen, in welchen Gott ihn zu sich gestellt hat bei der Verheißung in Z. Sani. 7, 12 ff., und so kann es nicht fehlen, die Sprossen des erwähl- ten Geschlechts werden trotz« des augenblicklich über sie hereinbrechenden Untergangs dennoch bleiben, und ein un- verwüstliches Dasein in einer auf die Ewigkeit berech- neten Verjüngung bekunden. . 25. Jch sage [da, angesichts des mir in mei- nem Geschlecht drohenden Unterganges der so lang bemessenen Lebensdauer mich getröstend]: Mein Gott, nimm mich nicht weg in der Hälfte meiner Tage sindem ich zu deiner eigenen unveränderlich- keit und Unvergänglichkeit meine Zuflucht nehmes Deine Jahre wahren sur und fur [61, 7]. 26. Du hast vorhin svor uralten Zeitensdie Erde gegrundet, und die Himmel sind deiner Hunde Werk [89, 12; 8, 4]. 27. Sie sErde Und Himmel] werdet: ver- gehen, aber du bleibest [Matth. 24, 35]. Sie werden alle [d. i. mit allem, was sie in sich schließen] veralten , wie ein Gewand smit solcher Leichtigkeit, wie man ein veraltetes Gewand ab- legt]; sie werden verwandelt, wie ein Kleid, wenn du sie verwandeln wirst lJess 51 - S; Z» Petri Z, 7]. 28. Du aber bleibest , wie du bist [wvrtlich: Du aber bist Er, d. i. der sich selbst immer gleiche und unveränderliche Gott Jes. 41, 4; 43, 10], und deine Jahre nehmen kein Ende. In Hebr. l, 10 ff. sind diese Worte ohne Weiteres als eine Anrede an Gott den Sohn behandelt, und zwar mit vollem Recht; denn nicht nur hat Gott Him- mel und Erde durch den Sohn erfchaffen (Joh. l, 3), sondern er wird sie auch durch denselben vergehen lassen und verwandeln-wie jenes eine Folge ist seiner ewigen Sohnschaftz so dieses» eine Fol e seines Sitzens znr Rech- ten der Majeftät Aber uni e en dieses, mit dem HErrn auf gleicher Linie der Ewigkeit und Unveränderlichkeit stehenden Sohnes willen, der dem David zngleich als sein Sohn verheißen ist, kann letzterer für sich und sein Geschlecht in Pf. til, 7 f. dasselbe unvergängliche Dasein und unaufhörliche Regieren in Anspruch nehmen, das er hier von Gott aussagt. Wenn übrigens unser Psalm in Gedankeninhalt und Ausdruck mit dem Z. Theil des Buchs Jesaia sich nahe berührt, so ist die Bemerkung zu Jes. 51, 21 zu vergleichen, wonach nicht Iesaias die Quelle und der Psalm der daraus entsprungene Bach ist, sondern umgekehrt. 29. Die Kinder deiner Knechte swenn sie auch jeweilen als Kinder des Todes erscheinen V. 21] werden sim Lande 37 291 bleiben, und ihr Same wird vor dir gedkiheii s69, se; Jes. 65, 9]. Dei: 103. Psalm. gottes Hüte soll iuan preisen. I. Ein Psalm Davids [101, 1; l. Ehren. 26, 31 Aiim.]. Psalm 102, 25-—29. 103, »1—A12sz g » Sünd: nnd Tod fühlen, und darunter um Gnade nud Versöhnung ringen und nach drin Reiche Gottes iind seiner Gerechtigkeit trachten, ist die Sache den 102 psalingz Sünde iind Tod fühlen, und darüber Ver— siihnniig und den Geist, der da lebendig macht, ein— pfaugrii haben, nud also seinen Gott loben und flrh im Glauben und Gediild an alle Heiligen Gottes ansrhließcm ist dir Saihe des 103. Psalm. Stiegen) Wo ist ein Mensch, der die Weite, Höhe und Tiefe dieses Liedes faßte! und doch wiederum, wo ist ein Lunis-is, der nicht feine Handvoll Erfahrung oder das erfasste, iiielbcwegtesle Leben darin bergen und itnsslröuirii lassen lidiuitet Zllle Stufen des iiinrrcii Lebens, das Kind des Staubes iii seinem Ohn- mnchtggrbildg an Abgriiiidcit des Verderben-s schwebend, 1ind wiederum deruiitijeil gesättigt« lobflngciide Erbe deo ewigen lFelikits finden ihre Stelle, fiihlcn ihren Herzschlag darin. lind wir erscheint der große Gott in jenem zwie- fachen Uaiiiengztigr seiner Herrlichkeit: als der gütige Srgenggoth Patron der Unschuld , Herrscher Himmels nud der Erde, und wiederum als der den Sünder rechtfertigendtz erliisende nnd rrneuernde Heilogolt der vollendeten Offen- barung! Altes nnd iieitrg Teslamriit reichen sich die lhäiidc darüber mit ihrem tiefen Gehalt, und die weltgeschikhte wie dir Hrrzrnggrfclilitite finden ihren Kugdrurli tii diesem, die suhtbare und dir unsichtbar: Welt in Einen Lobgesang zusainmeusihinrlzeiideii Psalm. Darum sagt ein Mann Gottes recht: Dieser vortreffliche Psalm bedarf mehr Kn- dncht des Herzens, als gelehrte Auslegung. (Taube.) Vgl. das Lied iioii Sah. Graumann lpoliandetz 1- 1541): dlun lob, mein Seel, den ic. nnd dir ziemet-le. in L. Saat. 23, 7. l« V. l—5. Dieser erste Theil enthält einen rrweittliazeli Aufruf, nioniit der heil. Sänger seiner eigenen Seel: zufuriojy Gottes rechtfcrttgcndc, erliisknde nnd erneurrnde Gnade mit lobt-reisender Dankbarkeit zu feiern. Lobe den HErrn, meine Seeleyt nnd sauer] was in mir ist, « feinen heiligen Namen [34,2f.; 104, 1. 3L)]; «) Das dreifache ,,lobe« (eigentlieh: segne, benedeie) «— zweimal hier zu Anfang (V. 1 u. Z) und einmal zuni Schluß (V. 22) ——, dem das ebenfalls dreifache ,,lobet« in V. 20—22 entfprichh steht in Beziehung auf den dreigliedrigen Mosaischeu Segen: 4. Mos s, 24——26. Die Seele, welche die Kraft des »es segne dich« erfah- ren hat, ift eben damit zu dem »fegne« (benedeie) auf- gefordert; wer gesegnet wird ohne zn segnen, ist vom Menschen zum Thiere entartet. (Hengstenberg.) IV) Der Ausruf an die Seele als seinen edleren Theil genügt ihm uoch nicht; alle Seelenkräfte zusammen er- weckt er zum Lobe Gottes nnd seines Namens, d. h. des HErrn in all’ seinen Gnadenoffenbarungeiu (v.Gerlach.) Was schweigt ihr denn, ihr meine Kräfte? Auf, auf! braucht allen euren Fleiß nnd stehet munter im Ge- schäfte zu Gottes, meines HErren, Preis! Mein Leib und Seele, schicke dich und lobe Gott berzinniglichl lO daß ich tausend Zungen hätte —- V. 3.) » 2. Lobe den HErrn, meine Seele, und ver- giß nicht, was er dieGuteH gethan hats« 3. Der dir alle deine Sunden vergiebt [32, 5], und heilet alle deine Gebrechen [l47, Z]- 4. Der dein Leben vom Verderben swvrtlich: von der Grube, wo kein Leben ist, sondern mir Schattendasein so, to] erldset, der dich trönet mit Gnade und Barmherzigkeit sdir eine Krone aufs Haupt fest, die aus Erweifungen seiner Gnade und Barmherzigkeit geslochten ist 5, 13], Gottes Gnade soll man mit lobpreisender Dankbarkeit feiern. 345 Z. Der deinen Mund fröhlich machet [wört- lich: mit Gutem sättigt deine Backe, nach andrer Auslegung: deine Zierde oder Seele 57, I; 107, 9], nnd du wieder jung wirst, wie ein Adler kHiob se, 25; Jes. 40, 31]. " *«)»Nichts vergißt die Menschenseele leichter, als das schuld-ge nnd ins esondere Gotte schuldige Danken; da- rum bedarf sie nachdrücklicher Erweckuiig, daß sie den Segen, womit Gott sie gesegnet, nicht uiierwiedert lasse und alle seine Thaten (genauer: Vpllführungeiy an ihr, welche eitel Wohlthaten find, nicht vergesse. (Delitzsch.) «) Nachdem der erleuchtete Knecht des HErrn die Wohlihaten Gottes zunächst mit einem Blicke in’s Ganze, gleichsam a·uf Einem Haufen angeschaut hat, die großen wiedie kleinen, die leiblichen wie die geistlichen, die all- taglichen wie die außerordentlichen, damit nichts seineni Auge entgehe und keine der Vergessenheit anheimfalle, treten· ihni aus dem Haufen sofort bestimmte Wohlthaten als die hellsten Lichtpunkte göttlicher Gnadenerweisungen heraus, und darunter steht obenan die Vergebung der Sünden; sie ist der Demant in Gottes Krone nnd wiederum das hochste Gut, das ein Sünder empfangen kann und muß, wenn ihm geholfen werden soll zum ewiger; Leben, ein praiigender Reichthum der Ehre Gottes aber liegt»darin, daß er freihin die Sünde vergiebt, daß er auch nicht karger dabei, nicht etliche , nicht die eine und die andere, auch nicht nach iind nach, sondern alle und aus einmal vergiebt. An die Siiiidenvergebung schließt sich·mit der Folgerichtigkeit der innern Erfahrung die Heilung der Gebrechenx denn dieselbe Gnade, die als die »rechtfertigende die Schuld wegnimmt, bricht auch als heiligende Gnade das Siechthum der Seele nnd heilt sie von den Schaden, die sie durch die Macht und Herrschaft der Sande erlitten hat. Die Vollendung der Sünde »aber ist der Tod, der iiinere Tod, der äußere Tod, der ewige Tod, die Summe des Verderben-s; auch das ist in den Sieg der Gnade verschlungen, wie die Worte sagen: »der deinLeben vom Verderben erlösen« Ueber- fchwenglirh Herrliches besagt der eine Ausdruck, daß sich die Gnade uiid Barmherzigkeit Gottes wie eine Krone um das Haupt des Sünders webt, also zu Konigsfchmuck und Konigswürde ihn erhebt (Luk.15,22; Offsllbs 4, 4; Z, Z0). Nicht minder köstlich ist der andere Zug, der die allseitige Stillung des Gotteshau- gers der gottentstanienteiy aber durch die Sünde aus- gehuiigerten Seele jauchzend preist. Der Mensch ist gleichsam nach Leib, Seele und Geist ein weit aufgethaner Mund des Begehrensz nichts Geringeres vermag ihn zu sattigeiy als Gott allein, der Urquell der ewigen Ju- gMdz und dies höchste Gut kommt mit eigenem Be—- gehren unserem· Begehren entgegen (Ps. 81, 11), nnd bietet alle Sattigung zur Lebensergänzung und Lebens- erhaltiing in dem» Sohne des Wohlgefallenst Joh. 10, II (Taube.) Wieviel Gutes der HEer uns thut in sei- iiem Abendmahl: es siiid I) Lasten die er von uns wegnimnit, denn a) er vergiebt uns alle unsere Sü1i- den, b) heilet alle unsre Gebrechen, o) und erlöset unser Leben vom Verderben; und es sind Z) Gaben, die er uns beilegt, denn a) er setzt die Krone seiner Gnade und Barmherzigkeit uns auf’s Haupt, b) macht unsern Llstund frohlich, indem er die Seele mit alleni Guten «sattigt, c) und verjüngt uns gleich dem Adler (5. Mos. 33- 353 »34-7)i »Das« eistige Seelenleben theilt in der Regel eint dem Leibesle en Jugendlichkeit und Alterun , VI? Kkafte der» Seele nehmen im Greisenalter ab, ie Wlkd schwekfstllig nnd stumpf; wenn aber Gott aus seiner Fülle sie speiset und triinkt, wird sie von neuen Lebenskrästeii durchdrungen, sie verjüngt sich wider den Lauf der Natur iöznd dschwebt schnell und hoch daher auf Adlersfittigeii der na e.« H— V. 6——18. In drin andern Theil des Liedes er— iiieitert sich der Gehchtglircig des heil. Sängen, indem er rg da nicht inchr mit seinen persönlichen Erfahrungen voiiGotteH gnadenreichenn väterlichein Grzcigen zu thun hat, sondern mit denen, welche das volliGottee, die Gemeinde des lich-tu, in der ganzen Heilggeseljicljle von Jlusiing gemacht hat nnd bis zum schliehlielien Ende, das in lauter Herr— Wiitilieit cinsläiisy iniikhcn wird. 6. Der HErr schaffet sdas ist gleichsam die Summa, auf welche alle seine Selbstbethätigungen in der Gefchichte Jsraels hinauslaufen] Gerechtigkeit und Gericht allen, die Unrecht leiden sindem er den Seinen zum Recht wider ihre Unterdrücker verhilft und allen erlittenen Schaden ihnen reichlich ersetzt 146, 7 ss.]. 7. Er hat [nachdem die Ausführung aus Egypten selber schon ein thatsächlicher Beweis ·fi"ir solches Gnadenwalten über feinem Volke gewesen, darnach in Betreff der weiteren Führungenj seine Wege Mose wissen lassen, die Kinder Israel sein Thun [2. Mos 33 u. 34]. Wie das Kundthnii der Wege gemeint ist, erhellt aus V. 8; der Dichter denkt an Mofe’s Bitte (2. M. 33, 13): ,,laß mich deinen Weg wissen,« welche der HErr dadurch erfüllte, daß er vor dem in der Felsspalte Stehenden vorüberzog und sich unter Ausrufnng seiner E« enschafs ten dem Nachblickenden zu schauen gab (2. M. «4, 5 f.)« Die Wege Jehova’s find also hier nicht die vom Men- schen vorschriftsmäßig zu wandelnden (25, 4), sondern die von ihm selbst auf seinem heilsgeschichtlichen Gange (67, Z) eingehaltenen. . 8. [Das aber ist die Signatur oder Bezeich- nung, die Gott damals sich selber gegeben:] Barm- herzig iind gnädig ist der HErr, geduldig und von großer Güte [2. Mos 34, S; Pf« 86, 15;" 15, 8]. 9. [Und dieser Signatur gemäß verhält er sich auch zu allen Zeiten gegen uns, sein Volk] Er wird nicht immer hadeeii, noch ewiglich Zorn halten [78, as; Jes. 57, 16]. 10. Er handeldt nicht mit uns nach unsern Sünden , und vergilt uns nicht nach unserer Misfelhai. » 11. Denn so hoch der Himmel uber der Erde ist [also daß diese nur wie ein Pünktlein erfcheint gegen den über ihr sich wölbeiiden unermeßlichen Himmel-Kanns, läßt er seine Gnade walten [wört- lich: ist mächtig seine Gnade — die Höhe des Himmels über der Erde und die Größe der göttlichen Gnade sind beide unermeßlich »— nämlich der Gnade Gottes] übel« die so ihn futchten lsie schwimmen gleichsam in einem Meer von Gnaden, werden rings von Gnade umgeben und von der- selben getrageii]. 12. So ferne der Morgen ist vom Abend, liisset er unsere Uebertretung von uns sein. 346 Psalm 103 ," 13 — 22. 104,1—-3. Die Gnade umfängt von oben die Gottesfürchtigem wie der Himmel sich über der Erde wölbt, und sie ist in der Macht ihrer Erweisung eine freie, wie der Him- mel mit seinen Lichtern auf die Erde herniederwirkt, ohne durch ihr Ntickwirken und Mitwirken bedingt zu sein; und wie die Sonne im Westen nntertaucht und gänzlich verschwindet, so verschwinden, wenn Gott Sün- den vergiebt, diese gänzlich, sowohl für seinen Zorn, als filr unser Gefühl, welches von Frieden erfüllt wird. (Delitzsch.) In der Vergebung gehen deine Sünden unter, die Gnade Gottes aber gehet auf; deine Sünden find im Untergange, die Gnade, die dich befreit, ist im Aufgange. (»Au ustin.·) » 13. Wie sich ein Vater uber Kinder erbarmet [also daß er all ihrem Mangel nach Vermögen ab- hilst, in aller Noth ihnen beispringt, und wenn sie fehlen, sie nicht wegwirft, sondern freundlich sie wie- der aufiiiinmtL so erbarmet sich der HErr über die, so ihn furchten [als gehorsame Kinder vor ihn wandeln, ihn nicht gern mit Sünden betrüben, und wo sie gesündigt, es bald wieder abbitten]. 14. Denn et kennet [weiß nicht nur so oben hin, sondern mit inniger, erbarmender Liebe], was sur ein Gemachte [oder Gebilde 1. Mos. 2, 7] wir sind; er gedenket daran [behält es stets in Ge- danken], daß wir Staub sind lHiob 10, 9]. 15. Ein Mensch sdessen Name enasch, der Schwache, Hinfällige Pf. 80, 5 schon darauf hin- weist, was es mit ihm für eine Bewandtniß hat] ist in seinem Leben wie Gras, er bluhet wie eine Blume auf dem Felde sderen höchste Blüthe auch schon der Anfang ihres Welkens ist]. Its. [Aber oft genug blüht» sie nicht einmal zu Ende-J Wenn der Winddaruber geht, so ist sie nimmer da, und ihre Statte [darauf sie stund] keunet sie [die Blume, in deren Schrnuck sie vor- her prangte] nicht mehr [sie thut, als hätte sie nie etwas von ihr gesehen 90, 5 f.; Hiob 7, 10; 14, Z; Jes. 40, 6 ff.]. Wie zum Erstaunen klein ist die Zahl der Sterb- lichen, die einst auf Erden lebten, von denen jetzt noch ein geringes, mattes Andenken unter den lebenden Sterb- lichen vorhanden ist, wenn sie verglichen wird mit der unermeßlichen, undenklichen Menge aller derer, die von Anbeginn hienieden gelebt haben und von denen kein einziger weiß, daß sie gelebt haben, von denen kein Name, kein Wort, kein Zeichen, kein Stein, kein Sand- hügel, nicht die allerniindeste Spur des Dagewesenen übrig ist — so wenig als von Millionen Grashalmen und Blumen, die in den Jahrhunderten und Jahrtau- senden der Vergangenheit in diesem oder jenem Welt- theile eblühet haben und von denen man nicht sagen kann: Zier standen diese Grashalmen, hier blühten diese Blumen! Darin liegt eine große Bitterkeit für den Men- schen, so lange er mit seinen Gedanken, Anstrenguugen nnd Hoffnungen nur auf diese Welt gerichtet in der Mchtigkeit beschlossen ist, nichts anderes kennt und sucht, als das Bergängliche, und die Gnade Gottes, die allein eine wahre Unsterblichkeit, die des Namens werth ist, geben kann, nicht kennt und nicht hat. 17. Die Gnade »aber des HEtrn wcihret von Ewigkeit zu Ewigkeit uber die, so ihn fürchten; nnd seine Gerechtigkeit auf Kindskind, 18. Bei denen, die seinen Bund halten, nnd gedenken an seine Gebote, daß sie darnach thun [2. Mos. 20, 6; 34, 7; Z. M. 7, 9]. V) Hat der Psalm uns vorhin die Vergänglichkeit des menschlichen Wesens fühlen lassen, so richtet er nun auch unser Gemüth in einer Weise, die keine Eitel- keit zuläßt, und allen stolzen Selbstruhm ausschließt, auf eine Unsterblichkeit und Hoheit, die wir nicht in und aus uns selbst haben, aber die unser werden kann aus Got- tes Gnade; hat er uns durch das Licht der Natur zum Staube niedergebeugt, so richtet er uns auch mit den Worten Gottes empor zu Gott und Ewigkeit. Du bist Staub, sagt er uns, bald verwelkte Blume, deren Stätte über ein Kleines niemand mehr kennt; aber die Gnade des HErrn währet von Ewigkeit zu Ewigkeit. Siehe da ein Bleibendes und-Ewiges, das allem, dem es sich versteht, und wiederum ist kein Mensch auf Erden, der es nicht versteht, der das Ganze und Allgemeine seines Sinnes mittheilt, Unsterblichkeit verleiht und unvergiingliches Wesen! Das ist ein Wort, wovon man sagen kann, es ist kein Mensch a1if Erden, der die Weite, Höhe und Tiefe desselben faßt, oder den Sinn desselben bis zum Boden ergründet, der es seinem ganzen Umfange nach nicht alsobald faßte — Gottes Gnade, der Grund und das gewisse Unterpfand des ewigen Lebens. Der schlichte Menschenverstand fühlt, wenn er diesen Psalm nur mit einigem Nachdenken liest, dies Wort sagt entweder nichts, oder es sagt alles, zumal in dieser Stellung, in diesem Zusammenhange, in diesem großen, unverkennbaren egensatz: alles hinnieden nichtig — Gras und Blume -— bald welk und dem Auge und Andenken Aller ent- schwundenx aber nicht Gott und nicht Gottes Gnade — die bleibt, wenn alles schwindet, und währet, wenn alles Menfchliche nur ein kurzes Blumeuleben lang dauert, von Ewigkeit zu Ewigkeit. (Menken.) III— v. 19—22. So endlos gnädig, so unabänderlich und hintertreibliih gerecht, wie so eben gesagt wurde, kann der Hafer siih darum den Seinen erweisen, weil er der älter-weltliche, alles beherrschende König ist: mit diesem Gedanken bahnt si der heil. Sänger den Uebergaug vom zweiten zu de dritten Theil; denn indem er da bei den Engeln anlangt, die um den Thron Gottes nnd, riajtet er an diese, und zwar sowohl an die Erzengel als an alle die tauseudmaltausend nnd zehntauseudmalzehntausend Engel, welche die Heersihaaren Gottes bilden, den Aufruf zum Lohe des hatten, zieht in den Kreis seiner Betrachtung auch die andern Crea- tnren hinein, daß, wo immer in Gottes weitem Reich sie siih befinden, in den anzuftimmenden Lobgesang sie einfiimmen sollen, nnd liehrt schließlich zu seiner eigenen Seele znrüeih Eine Aufforderung an diese schließt den Psalm, wie eine solche ihm begonnen hat, und gewinnt nun dieser dadurch die Gehalt einer in sich selbtizurüitp laufenden üreiglinir. II. Die HErt hat seinen Stuhl sauf dem er als König thront] im Himmel [dem nicht außer: weltlichen, wohl aber überweltlichen Ort der voll- kommenen Offenbarung seiner Herrlichkeit 115, Z; March. 6, 10] bereitet, und sein Reich herrschet über alles [das Bereich seiner Herrschaft erstreckt sich über alles, was im Himmel und auf Erden ist I. Chron. 30, 12]. 20. Lobet den HErrn , ihr seine Engel, ihr starken Heldeuk [mit denen keine menschliche Helden: kraft den Vergleich aushält], die ihr seinen Befehl s lofen dienftbaren Geister: Auch an die himmlifchen Heerfchaaren ergeht der Aufruf zum Lobe des HErrn. 347 ausrichtet, daß man hore die Stimme seines Werts« V) Unter diesen starken Helden find, wie die Stelle: Joel Z, l6 (nach berichtigter Uebersetzung) zeigt, Engel- fiirsten zu verstehen, die Fiirftenthümer und Herrschaf- ten in dem Himmel, von denen Paulus in Ephes 3, 10 redet. Man vergleiche den Ausdruck »ein starker Engel« in Offenb. 5, L; 10, l. —- HJ Die Form im Grund- text: FOR) hat Luther als Bezeichnnng des Zwecks ge- faßt (zu hören = daß man höre); besser aber faßt man die Form als Bezeichnung der Art und Weise: ,,indem ihr höret auf die Stimme seines Worts« so daß der Sinn wäre: den Ruf seines Worts Vernehmend, bringt ihr’s auch sofort in Ausführung. Die Engel, sagt hier ein jiidischer Ausleger, sind nicht wie die Menfchen, welche von Gott Lohn erwarten dafür, daß fiefein Wort thun; der Engel Lohn und Wonne ist zu hören auf die Stimme seines Worts, dies ist ihnen Selbstzweck und Lohnes genug schon an sich selber. 21. Lobet den HErrn, alle seine Heerschaarem seine Diener, die ihr seinen Willen thut. Die Heerfchaaren sind, wie das nachsolgende »seine Diener« zeigt, die um die Engel höheren Ranges e- schaarten himmlifchen Geiftwefen (Luk. L, 13), die zagt- Pf.104, 45 Dan. 7,10; Hebr. l, 14. Es giebt aber noch eine andere Auffassung, welche unter den starken Geistern in V. 20 die Engel überhaupt verftehet, unter den Heerschaaren in unserm Verse aber die Himmels estirne, weil bestimmt zwifchen ")em Wort und dem Wi en des HErrn unterschieden sei, als womit darauf hingewiesen werden solle, daß die Engel Gott dienen als bewußte Werkzeuge, mit freier Liebe, während die Sterne nur unbewußt seinen Willen thun (vgl. zu Pf. 114, 2). » 22. Lobet den HErrn, alle feine Werke, an allen Orten seiner Herrschaft« Lohe den HErrn, meine Seele» «) Esifi nichtso, wie zum öfteren angenommen wird, als dlinke dem Sänger das Lob der eigenen Seele zu gering zu fein und bedürfte er noch zur Ergänzung eines vollen und gebührenden Lobgefanges des himmli- schen und irdischen Chorus; sondern umgekehrt, die lob- fingende Seele, die den Reichthum der Erlöfungsgnade erfahren hat, den keine andere Creatnr erfährt, in den aber die Engel gelüftet zu schauen (1. Petri 1, 21), steht feiernd und an etend im Mittelpunkt der Großthaten Gottes und will ihn nun allseitig von der Creatur in ihren tausendfältigen Erfahrungsweifen gebenedeiet und gepriesen sehn. Jn Beziehung auf die erstere Auffas- sung vgl. V. 4 u. 5 des Liedes: O daß ich tausend Zungen hätte er. ——«·) »Von seiner Seele geht der heil. Sänger aus, und auf sie kommt er zurück; sie ist in der Werbuug lobpreisendey an dem großen irdifch-himm- lischen Chore sich betheiligender Stimmen sein terminus a qui) (der Punkt seines Ausgangs) und terminus ad qnem (Punkt seines Ziels).« Der 104. Psalm. Lob Hatte-s aus dem Iäueh der Natur. mit einem ,,Eobe den Ottern, meine Seele« begann nnd schloß der vorige Psalm; mit derselben Sellislermuutei ruug zum tobt Gottes nimmt denn auch der vorliegende Psalm feinen Jtnfaug und seinen Ausgang; gleichwie er aber nicht mehr aus Davids gottbegeislertein Herzen ent- sprungen, sondern seiner Entstehung nach der Zeit dei Grilo angehört, als nun Israel in der derbaiinuug anfing, von seinem bösen Wesen sich zum tJGrru zu bekehren (2. Thron. 36, 21 2inm.), so hat er’s auch nicht wieder mit dem Reiche der Gnade zu thun, das ja damals ge· wissermaßen quieorirle oder in eine Krt diuhesland ver- setzt war, sondern beschäftigt sich mit dem Walten Gottes in der natur, indem er aus die Sihöpfungegeschtchte in 1. Eos. Klar. 1 zurüctigreist und seine Betrachtung de- gegenwärtigem gottgcardueten Bestandes der Welt mit dem Wunsche beschließt, daß doth aus dieser so durchaus und vollauf Gottes macht, Weisheit und Güte ofseubareuden guten Schöpfung dao Böse gebannt werden möge. »Es ist ein dlaturpsalm, aber wie er lieinem Dichter der Heiden möglich war, schon deshalb nicht, weil solche dlaturbeschreb bnng ein derhältniß gegensätzticlzer Freiheit des Geißen zur tiatur voraus-setzt, wie dao zwar uatnrsiiinige, jedoch von der Uatur gelinechtete tjeidenthum ee nicht kennt« I. d.1—9. Indem der heil. Sänger seine Seele zum Eobe Gottes ausserdem, nennt er auch sofort das Thema oder die Summa diesen drohte: Gottes Größe au- seineu Werken der Schöpfung (d.1); indem er nun aber zur Ausführung schreitet nnd Gottes Werke näher beschreiben will, gedenket er daran, wie Gott gleich am 1. Schöpfung-singe etwas so Herrliches eutfleheu ließ, das nnu wie das Gewand erscheint, in weloieo er sich vor der Welt gekleidet hat und dae am bezeichnend- sten fein inneres Wesen wiederstrahlt W. 2a), darnach kommt er auf den ßchtbareu thimmel »und dao Grdreich zu reden, deren Scheidung von einander am D. Schö- vfuugstage durch die Feste zwischen den Wasser-u bewirkt wurde W. 2b——5); aber noch war dae bereite fest ge— griiudete Grdretch wie mit einem Kleid tu Wasser ein— gehüllt, bis: der 3. Schöpsungetag die Bildung dee trocke- nen ttaudes bewirkte (d1. 6——9). 1. Lobe den HErrn, meine Seelen« HEry mein Gott, du bist sehr herrlich [deinem ganzen inneren Wesen nachL du bist schön und prächtig geschmüclt fhast bei der Schöpfung der Welt, als du nun aus diesem deinem inneren Wesen sozusagen an die Oeffentlichkeit hervortreten wolltest, Pracht und Majestät 96 , 6 wie dein Königsgewand an- gezogen, und zeigst dich in solchem Schmuck fort und fort auch bei der Erhaltung und Regierung der Welt]. 2. Licht [1. Mos. 1, 3 Anm.] ist dein Kleid, das du anhastztt du breitest kalt; Decke über dem gelte, da du wohIiestJ aus den Himmel fdas am 2. Schöpfungstage durch ein bloßes Wort in’s Dasein gerufene Firmament l. Mof. l, 6 ff.] wie einen Teppich fvon wirklich ätherifchem Stoffe Jef. 40, 22; 44, 24]; Z. Du wölbest es fdein über die Erde hoch hinausragendes Königsschloß , das Firmamenq oben mit Wasser [fo daß die oberen Wasserfchichten l. Mof. l, 7; 7, 11 gleichsam das Gebälk zu dem Söller desselben bilden]; du fåhrest aus den Wolken fans denen Blitz, Donner und Regen auf die Erde herniederschießenh wie auf einem Wagen [fo oft du in richterlicher Herrlichkeit dich zeigest Jef. 19, 1]; und gehest auf den Fittigeii des Windes [18, 11]. 348 Psalm 104 , 4—18. »Es) Wo in der heil. Schrift: Selbstgefpräche vorkom- men, wird nirgends der Geist angeredet, vielmehr redet dieser überall als der stärkere mannhafte Theil des Menfchen zu der Seele als dem fchwächeren Gefäß (43, S; l16, 7; Luk. 12, 9); auch wenn David in Pf. 57, 9 sagt: »Wache auf, meine Ehre!« meint er unter ,,Ehre« seine Seele. (Delitzfch.) Nach Augustin Nuaesi. 64) ist der Geist des Menschen gewissermaßen »der Ehegatte der Seele,« und es ist merkwürdig, daß der Unterschied des Weibes vom Manne auch wirklich, wie darauf schon der grammatifche Gefchlechtsunterschied der deutschen Be- nennungen sowohl (die Seele — der Geist), als der la- teinischen (anima —- animus) und griechifchen Oliv-m- -i-ri3frix, Aus-as, weiss) hinweist, in allen Grundzügen mit dem Unterfchiede der Seele vom Geiste zusammentrifft. ,,Vergleichen wir die AeUßerliilJleit des Mannes und Weibes, so ist das Aussehen des Mannes in dem Maße schön, als es das Gepräge eines edelen Geistes trägt, und das Aussehen des Weibes in dem Maße, als eine fchöne Seele sich darin berfichtbary wahrhafte männliche Schönheit ist wie das durchsichtig gewordene Wesen des Geistes selber, und wahrhafte weibliihe»Schön- heit wie das durchsichtig gewordene Wesen der Seele selber. Jnnerlirh dann unterscheiden sich Mann und Weib wie Geist und Seele durch felbstbewußte Thatkraft und hingebendes Dulden; die dem Wollen, Denken und Empfiuden des Geistes entsprechenden seelifchen Vermögen des Begehrens und Sehnens, Vorstellens und Jmaginirens, Fühlens und Ahnens, und die dem Verhältnis; des Aeußcrn zum Innern, in welchem die Seele zum Geiste steht, ent- sprechenden Eigenschaften sinnlicher Erregbarkeit, beweg- licher Lebhaftigkeih feiner Beobachtungsgabe und der Richtung auf das Einzelne und Besondere sind im Weibe vorherrschend.« — IN) Jn V. 1 erschien die ganze, in der Schöpfung entfaltete Herrlichkeit Gottes als ein Gewand, das er a ethan: hier wird das Bild des Gewandes auf einen einzelnen besonderen herrlichen Theil der Schöpfungsherrlichkeit Gottes übertragen, auf das Licht, mit dessen Erschafsung das ganze Schöpfungs- werk begann; es ist nämlich hier nicht von dem unzu- gänlichen Lichte die Rede, in welchem Gott wohnt (1. im. 6, 16), sondern von dem Lichte, das noch täg- lich uns leuchtet. Es erscheint aber das von Gott ge- fchaffne Licht unter dem Bilde eines Gewandes, in das er siih hüllt, weil es ihn verherrlicht, wie den irdischen König sein prächtiges Gewand. Das Bild eines solchen, mit feinem herrlichen Gewande, feiner hohen Burg, sei- nem prächtigen Gefähr, der glanzvollen Umgebung feiner Diener, liegt überhaupt dem ganzen Abschnitte zu Grunde, und soll darin gesagt werden, daß alles, was ein irdi- fcher König hat, durch die Glorie des himmlischen Kö- nigs weit übel-strahlt wird. (Hengstenberg.) 4. Der du machest deine Engel zu Winden, und deine Diener zu Fenerflammenz Nachdem vorher beschrieben worden, wie die Natur- elemente (Wasser, Wolken, Winde) ein Spiegelbild der öttlichen Herrlichkeit sind (die oberen Wasser das Ge- biet seines Hauses, die Wolken sein Gefährt und die Winde feine Fittige, wenn er strafend und richtend oder rettend und segnend sich aus Erden will merken lassen), so erwartet man in diesem Znfammenhaugaan unserer Stelle den Gedanken: Der du machest zu deinen Engeln (deinen Boten oder Verkündigern deines Wil- lens) Winde, und zu deinen Dienern (den Voll- ftrecker deines Willens) Feuerslammen (l48, 8; Sir. 39, 35 ff.; 43, 14 ff.); hiernach haben denn auch viele Ansleger die Worte des Grundtextes übersetzen wollen und die andere Uebersetzung, welche die Septua- ginta befolgt und aus welche der Apostel in Hebt. 1, 7 seine Beweisführung von der Erhabenheit des Sohnes Gottes über alle Engel gründet, gradezu fiir falsch er- klärt. Es ist aber nicht blos um der Uebereinstimmung mit der oben angeführten Stelle des neuen Teftamentes willen gut, daß Luther von der Auffassung der Septua- ginta sich hat bestimmen lassen, sondern er hat damit auch, wie die Ausleger der neuesten Zeit mehr und mehr anerkennen, ohne Zweifel das Richtige getroffen. Die Naturkräfte, mit denen das moderne Zeitbewußtsein sich so viel zu fchafferi macht, sind ja doch nur ein X, eine unbekannte und ungenannte Größe; die heil. Schrift da- gegen hat eine bestimmte Zahl fitr dieses X, indem nach ihr die Engel Gottes lebendig wirksame Kraft in den Natnrerfcheinuiigeii find, so hier in den Stnrmwinden und in der Feuerflamma die im Blitze zur Erscheinung kommt. Darnach wäre aber der Sinn der Worte: Der du machest deine Engel zu Winden, und deine Diener zu Feuerflammem dahin zu verstehen: dei- nen Engeln, die als Diener und Vollstrecker deines Willens deinen Thronsitz umstehen und deinen Thron- wagen begleiten, giebst du ein Mittel zu ihrer Selbst- verleiblichung oder zu ihrer sichtbaren Erfcheinung in den Sturmwinden und Blitzen, die vom Himmel her- niederfahren und deinen Willen vollstrecken. Eine etwas andere Deutung ist die, die sich schon bei jüdischen Aus- legern findet: Du giebst deinen Engeln als Boten zur Verkündigung deines Willens die Schnelligkeit der Winde, und deinen Dienern, die denselben auch vollstrecken sollen, die Kraft einer verzehrenden Feuerflgmma · 5. Der dii das Erdreich grundest aus feinen [eigenen] Boden lals auf das Fundament, von dem es getragen wird], daß sobwohl es frei in der Luft schwebt und keine sichtbaren Pfeiler unter fich hat] es sdennoch , von den inneren Stützen gehalten] bleibt immer und ewiglich kHiob 25, 7]. b. Mit der Tiefe deckest du es sdas Erdreich nämlich, von dem sich die oberen Wasser bereits geschieden hatten], ihie mit einem Kleid, und Wasser stehen [noch seIbsiJ uber den Bergen [so daß man bis zum Anbruch des dritten Morgens von dem Erdreich noch nichts gewahrte]. 7. Aber von deinem Schelteni sals du das Wort erschallen ließest: Es sammle sich das Wasser &c. J. Mos. I, 91 fliehen sie [die Wasser], von deinem Donner fahren sie dahin san die ihnen zudictirten sonder-en Oerter V. 8 Anm.]. »8. Die Berge gehen hoch hervor, und die Breiten [die flachen Landes] setzen sich herunter, swährend die Gewäfser sich begeben] zum Ort, den du ihnen gegrundet hast» V) Das Wort in I. Mos. 1,9: »Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an fondere Oerter, daß man das Trockne sehe,« wird hier ein Schelten genannt, weil Gott der Unordnung des Chaos feind ist und das Was- ser der Verwirklichung feines Rathschlufses, auf der Erde feine Herrlichkeit zu entfalten, hinderlich im Wege steht. IV) Bei Luther’s Uebersetzung muß man den Satz: »die Berge gehen hoch hervor, und die Breiten setzen sich herunter« als einen Zwischenfatz fassen, so daß die Worte: »zum Ort, den du ihnen gegründet hast« sich unmittelbar an den Schluß des 7. Verse-s: ,,fahren sie dahin« anschließen, weshalb auch am Schluß dieses Verses kein Punktum stehen sollte, sondern nur ein Komma. Will man das Punktum stehen lassen, so muß man ent- weder in V. 8 den ,,Ort, den du ihnen gegründet haft« von der Stelle, wo Breiten oder Gründe nach Gottes Willen sein sollten, verstehen, wie auch Luther es so ge- meint hat, oder man muß das l. Glied des Verses folgendermaßen libersetzen: Sie (die Gewäffer) gehen hinauf zu den Bergen, fetzen sich herunter zu den Thälerli (in tobender Aufregung eine Zeit lang verfuchend, ihren bisherigen Sitz zu behaupten; doch zuletzt müssen sie in ihr Schicksal sich fügen und dahin fahren, wohin sie gehörenh zum Ort, den du ihnen gegründet haft. Das wäre denn »ein tressendes Bild der Zustände, welche eintreten, wenn Gott seine Kirche von der Gewalt ihrer Feinde befreien will: auch da ziehen die Fluthen nicht auf einmal sachte und stille ab; sie versuchen es noch einmal, wieder zu den Bergen em- porzusteigen, dann sich wenigstens in den Thalern zu halten, aber zuletzt miissen sie doch völlig hinweg« 9. Du hast eine Grenze gesetzt, daruber kom- men sie sdie Gewässer, die anfangs die ganze Erde überfluthet hatten] nicht, und mussen tiicht wiederum das Erdretch bedecken sHiob 38, 8 ff] II. v. 10——1ll. noch ein zweites Werk: gehört dem Z. Schöufuugstage an: die Erde bringet aus Gottes Geheiß · Gras uud iiirant nnd srukljlbare Bäume hervor; aber der heil. Sänger will ja nicht eine dichterische llntsrhreii bang der Schdpsungggeschichte liefern, sondern er hat das in einander greisende Ganze der längs! vollendeten nnd seit Jahrtausenden bestehenden Schdusiing zn seinem Standpunkte. Gr sieht das in Berge und Gründe abge- iheilte, mit pflanzen aller Art bekleidete, von Thieren ’ des Feldes und llögeln des Himmels benijllierie nnd von dem Menschen in Besitz beliommeue Grdreirlj vor sich, wie es jetzt, naih Zurürltdrångung der Urwasser in das ihnen angewiesene Gebiet, in einer andern, gar lieb- lichen und wohlthiitigen Weise bewässert ist, in Folge dieser Zewiisserting alles ernährt, was es ans sich her- vorbringt und über sirh trägt, und nnn ein nur freund- liches Bild des srisrheic Lebens und des fröhlichen Ge- deihens bietet. 10. Du lcisfest Brunnen quellen in den Grün- den, daß die Wasser [die zu Bächen und Flüssen angewachfenen Brunnen 74, 15] zwischen der« Bergen hinfließen, 11. Daß alle Thiere aus dem Felde Daraus] trinken, und das Wild [im.Grundtext ist speciell der Wald- oder Wildesel Hiob 39, 5 ff. genannt] seinen Durst titsche. 12. An sgenauert Ueber]«denselben lnäuilich auf den , an den Bächen und Flüssen wachsenden Bäumen] sihen die Vögel des Himmels, und singen unter den Zweigen. 13. Du fenchiesi lmittels des Regens] die Berge von oben her [wörtlich: aus den Ober- gemächern, dem Himmelssaal V. Z» damit auch sie, die an sich wafferlofen, der Bewäfferung nichl entbehren I. Mos. 49, 25; 5. M. U, 11]; du machest [so, durch Segen oben vom Himmel her- ab und durch Segen von der Tiefe] das Land voll Früchte, die du schaffest [65, 10 ff] 14. Du lässest Gras wachsen für das Vieh, und Saat [im weiteren Sinne des Worts, da es die Cultitrpflanzen überhaupt umfaßt] zu Ruh den Gottes Lob ausspdefn Werten feiner Schdhfung 349 lllienschem daß du Brod ans der Erde bringest kHiob 28, 51 ; 15. Und daß der Wein erfreue des Menschen Herz [Richt. 9, IS; Pred. 10, 19], und seine Gestalt schön werde von sdem die Schmackhaftigkeit und Nahrhaftigkeit der Speisen erhöhenden] Oel; Und [um wieder auf die erste von den drei hier genannten Gottesgaben zurückzukommen und deren hohe Bedeutung noch besonders hervorzuheben] das Brod des Menschen Herz starke [1. Mos. 18, 5]; 16. [Mit dem Feuchten der Berge von oben her V. 13 wird zugleich bewirketJ Daß die Bäume des HErrn Diejenigen, die mit ihrem statt- lichen Wuchs am lautesien des HErrn Schöpfer- macht verklindigen Bis, 7; 80, 11] vpll Safts stehen; fvor allem sind da zu nennen] die Eedern Libanons, die er gepslanzet hat. 17. Daselbst nisten die Vögel, nnd die Reiger wohnen auf den Tannen sCypres s en, einer an- dern siattlichen Baumart 1. Kön s, 8 Anm.], 18. Die hohen Berge [felber aber, auf denen diese Bäume wachsen] sind [mit ihren unerreich- baren Höhen] der Gemsen Zuflucht, und die Steinklufle [die es aus hohen Bergen giebt , die unzugänglichen Schlupfwinkel] der Kaninchen [3. Mos. II, 5 Anm.]. Wunderweise erscheint jene fefibegrenzte Scheidun des Meeres vom trockenen Lande (V. 6 ff.) auch natg der Seite hin, daß die salzige Substanz des Meerwaffers die Lebensentwickelung und Lebenserhaltung auf der Erde nicht mehr hindern kann. Jm Meer ist Wassers genug, aber kein Tropfen zur Erquickung der Menfchen-, Thier- und Pflanzentvely dazu mußte Gottes schöpferi- sches Wort, das alle Dinge trägt, neue Befruchtungs- canäle schaffen. Er läßt Quellen rieseln iu den Gründen und triinket die Berge mit Regen aus den himmlifchen Vorrathskammern — und siehe, die Erde wird zum fruchtbaren Mutterschooß, gebiert die Pflanzenwelt in ihrer wunderbaren Pracht von der Feldblume stillem Schmuck bis zur Libanons-Ceder, vom Gräslein auf der Au bis zum Saatgefilde mit feiner nahrungsreichen Frucht und dem Weinstock mit feiner erquickenden Traube inter dem Blättergrün Welch eine mildigliche und und sreigebige Versorgungstreue Gottes tritt uns daraus entgegen, wir mögen blicken auf den unendlichen Reichi thum der Versorgungsmittel von der unentbehrlichen Lebensnothdurft an bis zur Weide und Freude des Lebens, oder auf die zahllose Menge der Kosigänger an Gottes Tisch, von den einsamen Thieren der Wildniß und den Bewohnern der Fels-Miste, um die sich niemand küm- mert, bis zu der Krone der Schöpfung, dem Menfchen hin! Und Eines ist so bedtirstig als das Andere; denn selbst jene freundliche Gabe seiner Freigebigkeit, der das Herz des Menfchen erfreueude Wein, ist liebreich auf das Bedürfnis; des fchwachen, nach Leib nnd Seele gebrech- lichen Menschen (Ps« 8, 5) berechnet. Und nicht nur Nahrung und Erquickung, auch Wohnung und Bleibftätte reicht die Liebe Gottes ihren bedürftigen Creaturen dar, damit es ihnen heimathlicls und traulich werde unter dem Schutze ihres Lebensgottes (Taube.) Zur Zeit, wo dieser Psalm gesungen wurde, ging es Israel fchlechter als der Gemse und dem Kaninehen (Matth. 8, 20): es f hatte keine Zuflucht, kein Plätzchen auf der weiten Erde, 350 das es fein nennen konnte; aber der felbst dem Stein- bock und dem Springhafen ihr Plätzchen in der Schöpsnng anweist und keine feiner Creaturen nnversorgt läßt, sollte der sich feiner Erwählten nicht annehmen, sollte der sie im Elend verkommen lassen? Nein! wohin diese sich nur wenden in der ganzen weiten Welt, überall erblicken sie die Weissagung ihres Heils —- die Vögel auf den Bäumen, das Wild an den Quellen, die Maus auf den Bergen, alles ruft ihnen zu: seid getrost und unverzagt, denn seid ihr nicht besser als viele Sperlinge? (Hengftenberg.) El. v. 19—30. hatt: de: heil. Sang» am Schluß des vorigen Abschnitte sich zu den Bergen, auf welchen die säume des ljErru wachsen, nnd noch weiter zu den hohen Bergen, die nmh nicht leer sind an Greaturen Gottes, sitt) erhoben; so steigt er jetzt noch weiter auf, nnd indem die beiden großen Meister, die Gott gemacht und zum Dieust der Erde nnd ihrer Bewohner bestimmt hat, es sind, die seine Bewunderung ans sich ziehen, ist er ganz folgerirhtig beim Wert: des 4. Schöpfungstages angelangt its. 19—24). will er nun da des Werkes des Z. Tages gedenken, so muß er von der höchsten Höhe wieder her- absteigen zur äußersten Tiefe; er siehet denn das Meer wimmeln von Geschöpfen ohne Zahl und mancherlei Art und sieht es belebt von dem Leben, das der xtklensch auf dessen Gbersläche verpstanzt hat O. 25 u. 26). Da ist es ganz natürlich, daß er beim Werke des 6. Tages nicht mehr das erste Entstehen in’s Jluge faßt, sondern das gegenwärtig: Bestehen, nicht die Basis-fang, sondern die Erhaltung; aber da sieht er auch das vergehen und ibersetzwiiideu der einzelnen Getan-ten, nur daß Gott, indem er hinwegnimuit, auch immer wieder hervorruft und so fortwährend die Gestalt der Erde verueuert W. 27 — 30). 19. Du machest den Mond, das sbürgerliche und das kirchlichej Jahr darnach zu theilen sfrüher hat Luther übersetzt: daß man die Feste dar- nach rechnet Sir.43, 7]; die Sonne weiß ihren Niedergang [so daß fie nicht etwa über ihre Zeit am Himmel bleibt und so einen unfehlbaren Messer des natürlichen Tages abgiebt 2. Mof. 12, 2 Anm.]. Der Mond wird darum vor der Sonne als der eigentliche Zeittheiler oder das kalendarifche Hauptgeftirn enannt, weil die Hebräer den Tag mit dem Abend an- Fugen (t. Mof. 1, 5 Anm.), ihre Jahre nach dem Monde berechneten (2. M. 12, 2 Anm.) nnd nach ihm auch die kirchlichen Feste (Neutnonde, Passa, Laubhiitten) be- stimmten; demgemäß folgt denn anch in V. 20—23 zuerst ein Nacht- und dann ein Tag-Gemälde. Mit seinen verschiedenen, regelmäßig wiederkehrenden Gestal- ten nnd Stellungen eignet stch der Mond auch in der That zu einem vorzüglich guten Zeitmefseu während die regelmäßigen Veränderungen im Stand der Sonne gegen die Erde nicht so augenfällig sind; auch bei uns im Deutschen hat er von jener seiner Eigenschaft seinen Namen, denn das diesem Namen zu Grunde liegende Wort me, das als eine dem ganzen indwgermanifchen Sprachstanim gemeinsame Wurzel erscheint (lat. mensis = Monat, r1ech. kam-n = Mond, fanscrit. mäsa = Mond oder konnt) ists. v. a. Messer. Uebrigens ist es dem Grundtext nach nicht fpeciell das Jahr, dessen Rechnung als abhängig von dem Monde an unserer Stelle beschrieben wird, sondern allgemein nur die Zeit; und da hat das Wort des Psalmisten auch noch seine Giltigkeit für uns: »Gott ruft der Sonn’ und schafft den Mond, das Jahr darnach zu theilen« (Neujahrs- lied von Gellert.) Psalm I04, 19———35. 20. Du machest Finsternis daß Nacht wird; da regen sich alle wilde Thiere; 21. Die jungen Löwen, die da brüllen nach gcäm Band, und ihre Speise suchen von Gott sHiob Nur in vielfagenden Zügen andeutend, läßt uns der Dichter einen Blick in das buntbewegte Leben des Waldes s thun, wenn die finstre Nacht über ihn hereinbrichn da regt si·ch’s allgewaltig, und die verschiedensten Thiere ge en immnaufhaltsamen Drange ihrer wilden Natur nach Befriedigung des Hungers auf Raub ans. Unter allen Tönen und Stimmen, die durch einander her sich vernehmen lassen, hören wir das majestätifche Brüllen der jungen Löwen nach Beute, und selbst dieses in feiner gebieterischen und furchtbaren Weise lautet dem frommen Sinne wie ein hilfsbedtirftiges Rufen nach Nahrung zum höchsten Geber aller Speise. · 22. Wenn aber die Sonne ·aufgehet, heben fie sich davon, und legen sich m ihre Löcher sHiob 37, 8; 38, 40]. 23. So gehet denn der Mensch aus an seine Arbeit, nnd an sein Ackerwerh bis an den Abend. Mit dem ersten Strahle der Sonne verhallt das geräuschvolle Leben des Waldes und es wird öde in demselben: da tritt der Mensch hervor, das Kind des Lichtes, im Licht zu wirken, bis es Abend wird. Er feiert seine Würde in der Erfüllung seiner hohen Be- stimmung zur Thätigkeiy während das auf Befriedi ung der finrelichen Lust einzig beschränkte Treiben der T iere die Nacht in ihre finfteren Schatten htillt, offenbart der helle Tag die Werke des Menfchen, der in der Finster- niß ruhet, um sich zur Arbeit nengestärkt beim Anbruche des Morgens vom Lager zu erheben. (Umbreit.) 24. HEry wie sind deine Werke so groß und Viel sim Grundtext steht nur Ein Wort, das aber beide Bedeutungen umfaßt: groß und viel 92, 6; 3 , 2 — früher hatte· Luther: so mancherlei]l Du hast sie alle weislich geordnet [so daß bei aller Menge derselben doch jedes feine besondere zweck- gemäße Einrichtung hat und eins in? andre greift, eins dem· andern dient], und die Erde ist voll deiner Gitter [dadurch du deine mannigfaltigen Ge- schöpfe erhältst) 25.· sScehe da:] Das Meer , das so groß und weit ist, da wimmelrs svon Leben] ohne Zahl, beide große und kleine Thiere. 26. Daselbst gehen die Schiffe; da find Wall- fifche [wörtlich: Leviathans, doch sind hier wirk- lich die Wallfische gemeint· Hieb 40, 20 Anm.], die du gemacht haft, daß sie drinnen scherzen. Nur einen geringen Theil der Werke Gottes hat der heil. Sänger bis V. 23 aufgezählt, aber da fühlt er fein Unvermögen, sie alle zu umfpannen; fein Staunen ist Änderung. Von den wenigen macht er auf alle den Schluß: die Erde ist erfüllt von Gütern, und — alles ist mit Weisheit geordnet. Aber noch erinnert er sich, des Lebens in der Tiefe nicht gedacht zu haben. Auch wenn des Meeres Fluthen nur unbewohnte unermeß- lichkeit wären, es würde in Erstaunen setzen durch seine Größe, feine Weite, aber — in feiner uuermeßliken Weite lebt zu leich eine unermeßliche Welt von gro en und kleinen T ierenx es regt sich auf der Oberfläche, es lebt und webt bis aus die Korallenäfte hinab in die Der Sabbath verkündiget die Ehre des HErm Tiefe. Es trägt auf seiner Oberfläche den Menschen, der seine Künste wie seine Leidenschaften vom festen Lande aus das Meer verpflanzt und handeliid und kriegend, forschend und erfindend durch die Schauspiele des festen Landes auch die öde Fläche des Meeres belebt; es be- wegt sieh sröhlich als in seiner rechten Heimath ein Thier- geschlecht darauf und spielt in seinen Fluthen 27. Es wartet alles sdies , wovon hier und im vorigen Abschnitt die Rede gewesen, aber auch alles andere lebende Wesen, was nicht hat genannt werden können] ans dich, daß du ihnen Speise gebest zu seiner Zeit swenn die Zeit dazu da ist I, Z; l45, 15]. 28. Wenn du ihnen giebst, so sammeln sie [lesen sie auf, was du ihnen wie einBrod vom Himmel auf die Erde hingelegt 2. Mos 16, 4]; wenn du» deine Hand austhust, so werden sie mit Gut gesattiget. 29. Verbirgest du dein Angesicht sihnen eine Zeitlang deine huldvolle Fürsorge entziehend], so erschrecken sie [vor dem grausigeii Tode, der sie gleichsam angrinzt]; du nimmst weg ihrem Odem, so vergehen sie, und werden wieder zu Staub [.Hiob 34, 14 f.]. 30. Du lässest [dagegen vom Neuen] ans deinen Odem, so werden sie [andere Creaturen derselben Gattung] geschaffen, und verneuerst die Gestalt der Erde sindem immer neue Geschöpfe an die Stelle der untergegangiriien treten]. Wenn auch nach dem Urtheil des sinnlichen Auges aus ganz andern Quellen als aus Gottes Hand die Speise kommt, die die Millionen Geschöpfe m jedem Augenblicke verzehren, und wenn nur zu leicht die vielen Mittelnrsachen eine letzte Ursach verhüllen und verdecken: der gottesfürchtige Mensch schaut diese dennoch durch alle Verhüllungen hindurch und betet den ewigweisen Gott an, der nun die vielen tausend Jahre her auf dem Lande, auf den Bergeshöhem in den Lüften, in den Meeres- tiefen die Millionen Gäste und Kinder, die auf seine Hand sehen, speiset ,,zu ihrer Zeit,« d. h. wenn— es ihnen noth thut, ohne daß diese vielen tausend Jahre her seine Schatzkammer je ärmer geworden wäre. Ja, aus keiner andern Hand kann ihrer aller Speise kommen, als aus der ihr Leben kommt; ihr Leben aber ist Got- tes, denn durch den athmet und lebt, was dalebt, ihm gehört ihr Lebensodem, und zieht er ihn zurilck, so vergehen sie, sowie die ganze Schöpfung verginge, wollte Gott jemals davon zurücknehmew was sein ist. (Tholuck.) IV. v. 31—35. Jliif das Sechgtagewerli folgte bei der Schöofnng der Sabbath, der die Ehre des Herren ver— liüudigte und ihm selbst das selige Wohlgefallen an allen seinen werben brachte; wiirde die jetzt bestehende Welt nieht zu dem, wag die Bedeutung deg Goticgsabbathg ist, zurückführen, so liann der Hatt-r sie mit leichter Mühe, mit einem bloßen Jlnskljauen und Jlnriihreii in ihr nichts, aus dem sie hervorgegangen, zursirlimerseu Der heil. Sänger ist mit seinem eigenen Verlangen nnd Sinnen sieh ein Beweis, daß eg dazu nicht liommen wird, daß Kinder Gottes in der Welt da sind, die steh geschaffen wissen zn seinem Lobe nnd sich freuen seiner Gnade nnd Gemeiusihash aber die Sünder nnd Gottlosen, die nun) da nnd, miissen hiuweggetilgt werden, soll andere eg zn dem ewigen Halleluja kommen. 31. Die Ehre des» HErrn ist ewig; der HGrr hat Wohlgefallen an seinen Werken swie er das selber in I. Mos 1, 31 bezeugt hat]. 32. [Sollte das je anders werden , sollte je seine Ehre und sein Wohlgefallen an der Welt nicht mehr mit ihrem Dasein bestehen können, wie bald könnte er sie vernichten!] Er schanet die Erde an, so bebet sie svon Schrecken über seinen Zorn- blick ergriffen]; et rnhret die Berge an [den Feuer: brand seines Grirnmes an ihre Grundfesten legend Z. Mos. 32 , 221 , so ranchen sie [von diesem Brande entzündet, den niemand löschen kann] 33. Jch [meinestheils, soviel ich dazu beitragen kann, daß die Ehre des HErrn ewig sei] will dem HErrn singen mein Lebenlang , und meinen Gott loben, so lange ich bin sbis mir der Tod die Lippen zuschließt und die Nacht kommt, da ich nicht mehr loben kann 63, 5; 115, 17 f.]. 34. Meine Rede [womit ich seine Wunder oerkündige V. 241 musse ihm ivohlgesalleu sdamit er auch an mir sein Wohlgefallen habe wie an allen seinen Werken V. 31]. Jch freue mich des HErrn [und weiß, daß ich damit ihm Freude mache]. » 35. Der Sunder [dagegen, die seine Ehre schänden und sein Zornfeuer entzünden] musse ein Ende werden aus Erden, nnd die Gottlosen nicht mehr sein [damit sie nicht ferner den Bestand der an sich so guten Schöpsimg gefährden] Lohe den HErrn, meine Seele. Halleluja [d. i. Lobet den HErrn, nämlich ihr alle seine Geschöpfe] »Bis gegen das Ende hin lag auf. dem ganzen Schöpsun sliede ein wahrer Paradiesesschmelz der Freude und des riedens, ein Abglanz der Herrlichkeit Gottes in der Spiegelung der geschaffenen Welt, von der er er- kannte, daß alles sehr gut war, und die in ihm den Ur- quell ihres Lebens und den Reichthum seiner großen Giite täglich genießt. Aber schon das Wort von der Abkehr seinesAntlitzes und der Riickkehr seines Ge- sehöpfes in den Staub, noch mehr der sehnliche Gebets- wunsch, daß der HErr das Echo seiner Herrlichkeit aus den Geschöpfen, auf die er sie gelegt, immerdar em- pfangen und sich seiner Werke freuen möge (V. 31 wird nämlich genauer so übersetzt: die Ehre des HErrn sei ewig; der HErr freue sieh seiner Werke!), stimmt den Ton des lobsingenden Feierliedes in den heiligen Ernstes um. Daraus ist das Gelübde geboren, daß erseinerseits lebenslang so ain Lobe seines Gottes bleiben, mit seinem Sinnen (Luther: ,,Nede«) dem HErrn Wohlgefallen und sich seines HErrn freuen wolle; daraus ist aber auch die heilige Verwünschung der Sünder e- boren, die dem HErrn mit ihrem ganzen Wandel die Ehre rauben und die Freude verkümmern. Doch wie er schon zuvor die Sehnsucht nach der ewigen Ehre des HErrn ausgesprochen, so schließt das Lied, gleichwie es auch bei jeder Predigt sein soll, nicht mit der Verwün- schung ab, sondern der letzte Ton klinået in dem anfäng- lichen Aufruf seiner Seele und aller reatur zum Lo e des HErrn in Halleluja ans — ein weissagend Zeug- niß auf den neuen Himmel und die neue Erde, da Ge- rechtigkeit wohnt, da Gott alles in allem und das erste nnd letzte Wort ein Halleluja sein wird« Es begegnet 352 uns hier das erste Halleluja im ganzen Pfalteiz und es ift bedeutfam. daß dieses Hallaluja fich mit der Aus- ficht auf den fchließlicheii Sturz der Bösen verbindet. Hernach kommt es noch 25 Mal in den Psalmen und 2 Mal in Offenb. M, 1 u. 3 vor. Der. 105. Psalm. Kurze Chronika non Ubraham bis auf Jofuku . Es folgt ein Psalm, der dem vorigen nicht blos darin gleicht, das er ebenfalls mit Halleluja schließt, sondern auch der Zeit der Entsetzung (2. Thron. Bis, 21 Kam) nnd deni Inhalte nach sich eng an denselben auschließt sahen wir dort, wie Israel in der dlerbauuung zu dem leben- digen Gott, deui Schöpfer tjimmels und der Erden zurück— kehrt und sein tkob ans dem Haufe der Uatur in einer weise Verkündigt, wie dies nur nach griindlieher tkosfagnug von allem ebgiittifchen Wesen der Heiden möglich war; so sehen wir es hier zu dem Akten, dem Gott seiner Väter, sich bekehren und dessen Treue in Erfüllung seiner Verhei- ßnug aus dem Buche der Geschikhtc in der zwar nur leise angedeuteten, aber darum doch uuzweidentig sich zu erbeu- nen gehenden Hoffnung behagen, daß dieselbe Treue, welche einst Israel aus Gghuteu ausgeführt hat, um ihn: das verhrißene Erbe zuerst einzugehen, es auch ans dem Eghpteu der Gegenwart, aus Bube! erretten werde, um ihm dies verlorene clirbe wieder zurückzugeben. Hieraus erklärt es sich von felbfi, warum der Rückblick in die vorzeit nicht weiter geht, als bis aus Moses und Josua; Anfang, Mitte! und Ende ist hier ganz anders, als bei dem tjiuweis auf die vorigen Zeiten in Pf. 78., weil Zweck und Kbsirht hier so gar anders ift als dort. I. b. 1—7. Indem der Psalm mit einer Aufforderung an Israel zum preisenden Gedächtnis des hctirrn in seinem wunderbaren Walten beginnt, nennt er das Thema, womit er es zu thun hat; er will nämlich sinnea und reden über die Gerichte und Wunder Gottes in der Vergangenheit, um daraus frohe Hoffnungen für die ticirhltbevorfteheude Zukunft iu den Herzen der Kinder Jakobs, die seht, wie einst ihre Väter in Ghifolen, im fremden Lande snh befinden, zu bauen. I. Dauketdem HErru, und prediget feinen Namen; verkundiget fein Thun unterden Bolternzt 2.- Singet von ihm, und lebet ihn; redet von allen feinen Wundern [in den Tagen der Verzeih um euch das Herz zu stärken für die Tage der Gegenwartsz · , » 3. Ruhmet feinen heiligen Namen sden er durch feine herrltchen Thaten von ehemals sich er: worben für alle Zukunft]; es freue sich [uoch iu- mitten des gegenwärtigen Leids] das Herz derer, die den HEkrn suchen foder auf ihn harren 33, 2lz 69 7]· F) Vdn einer Zeit, wo Israel alfo sagen werde, hatte fchon der Prophet Jesajas in Haft. 12, 4 feines Weiffagungsbuches geredet; doch ist diese Zeit jetzt, wo unser Psalm erklin t, noch nicht herbeigekommem sondern wird nur erst her eigefehnt Jndeffen werden wir noch s? andere Psalmen kennen lernen (107, 1l8 und l36) die ebenfalls mit Hocia (bringet Lob- und Dankbekeund niß dar, Luther: »danket«) beginnen und ihrer Entste- - Psalm 105, 1- so. huug nach derjenigen Zeit angehören, wo es sich bereit-s erfüllt hatte, was hier noch ersehnt wird: von diesen hat ohne Zweifel der 107. Psalm ein und denselben Verfasser mit dem unsrigen. 4. Fraget nach dem HErriy und nach feiner Macht [wie er in der Gefchichte der Vergangenheit sie bewiesen, und ihr werdet die Hoffnung schöpfen, daß er auch jetzt sie an euch verherrlichen könne]; suchet fein Antlitz allewege sindem ihr euch um feine Gnade bewerbt 24, S; 27, 8];« Z. Gedentet feiner Wuudertoerth die er ge- thaii hat, seiner Wunder und feines Worts [d. i. feiner richterlicheli Aussprücha die er in eurer Sache gegen eure früheren Widersacher, dicEgypter, voll- ivgenlz 6. Ihr, der Samen Abrahama feines Knechte; ihr Kinder Jakobs, feine Auserwählten fdie ihr um des Buudesverhältuisses willen, in welchem ihr von den Vätern her zu ihm steht, Anwartschaft habt, gleiche Wunder und Rechtssprüche für euch zu erwarten]. Ein tiefinuerer, köstlicher Zusammenhang ruht iu dieser dreifachen Schnur: ,,fraget — fuchet — gedenlketl« Das heißt Gefchichte fiudiren im Lichte Gottes! Wer nicht nach dem HErru fraget, wie will der die Wege Gottes verstehen? wer das Licht feines Anttitzes nicht fucht, wieiwill der den Schltiffel zu dem Worte und zu den Werken des HErrn finden? Gott- und gebetslofe Seelen find auch vergeßliche Seelen, die nichts lernen von den Thaten, Wundern und Gerichten des HErrm wer aber den HErrn fucht, dem begegnet er zur Stär- kun feines Glaubens» auf allen Wegen, auf denen er ver eißen hat fich finden zu lassen (Taube.) 7. Er ift der HErr, unser Gott; er richtet in allet Welt [und als der HErty unser Gott, wird "er sich unser gewißltch auch annehmen , als Richter über die ganze Erde aber die jetzigen Wider- facher so gut sich zu unterwerfen wissen, wie er die der Vorzeit unterworfen hat]. II. v. 8—15. Es folgt jetzt die Ausführung des Themas: Gott gedenket stets der dcrheißnug oou dem bleibenden Zehh des Bandes Eauaaii, die er den heil. Erzväteru einst ertheilte Dieses feiu Gedenken offen· barete sich bereits an den Vätern selber , indem er sic vordem, um ihrer Wiuzigkeit willen ihnen drohenden Untergange zu bewahren rvusjte und sie sihithte wider die, die fie leicht hätten verderben können. 8. Er gedeutet ewiglich an feinen Bund, des Worts [von dem Besitz des gelobten Laiides], das er ver-heißen hat auf viele Tausend für und für [auf unzählige Gefchlechter bis in die fernste Zu: kuuft H. Mof. 7, 9], 9. Den er gemacht hat mit Abraham [I.Mof. 12, 7; 13, 14 ff; i5, 18 ff.], und des Etdes mit Jfaal [1. M. 26, 3 f.]; 10. Und stellete daffelbige Jakob [dem dritten Erzoaterj zu einem Recht, und Israel U. Mof 32, 27 f.] zum ewigen Bunde sdaß es auch für ihn ewig giltige Kraft und unveräußerliche Bedeu- tung hätte l. M. 28, II; 35, 12], Rückblick in die Geschichte der Erzväter und der Vorväter. 11. Und sprach: «— Dir will ich das Land Canaan geben, das Loos [d. i. als ein mit der Meßschnur abgestecktes Gebiet] eures [deiner und deiner Kinder] Erbesz 12. fSpraclfs zu einer Zeit] Da sie wenig und gering waren, und Fremdlinge darinnen [also von sich selber gar liichts znr Verwirklichung dieser Zusage thun, vielmehr gar leicht unter der Menge der Landeseitiwohner spurlos untergehen konnten 1. Mos 34, 30]. 13. Und sie zogen von Volt zu Volk, von einem Königreich zum andern Voll [1. Mos 12, 10; 20, I; 26,1.14 fs.; 28, 5; 33,17 f.; 35, 1]. 14. Er» ließ [aber, ihnen in ihrer Pilgrim- schaft und Ohnmacht sich selbst zum Helfer stellend] keinen Wlenschen ihnen Schaden thun, und straste Könige um ihret wtllen [1. M. 12, 17; 20, Z. 7]. 15. [Jndem er ihnen, namentlich in dem Falle I. M. 20 gebot:] Taster meine Gesalbten [die ich mit meinem Geiste begabet habe] nicht an, und thut meinen Propheten [die da Träger meines Worts und meiner Verheißung sind] kein Leid! III. V.16—93· Ver Rürleblirle in die Geschichte der Grzväter beschäftigl sirh weiter mit der Herkul-ers« rung der Familie Jlaliobs nakh Ggypien Jst diese an sich selber schon ein Beweis für Gottes Treue gegen seine Auserwählten, indem he zu ihrer Erhaltung in einer Zeit der Thenrung geschah, so insbesondere auch noch dadurch, das; mit Josephs hoher Stellung, die ihm beim tiötcige von Egypteti bereitet worden , für lange Zeit eine gcdeihliche Lage im fremden Lande dem Samen Jlbrahains gesichert war. 16. Und er ließ eine Theutung in das Land [Canaan, darin sie als Fremdlinge sich aufhielten] kommen, und entzog allen Vorrath des Brods [1. Mos. 41, 54; 42, 1 f.; 43, 1ff.]. 17. Er sandte sbeizeiten Vorsorge tressend, daß auch diese Noth ihnen nicht schade] einen Mann vor ihnen hin [1. M. 45, 513 Joseph ward zum Knechte verkauft U— M« 37- 28· W· 18. Sie [die EgypterJ zwangen seine Füße in Stock, sein Leib sgenaueiv seine Seele — denn er hatte da bis an die Seele gehende Leiden 69, 2 auszusteheiq mußte in Eisen liegen [1. Mos 39, 20 --— gerade wie es jetzt den Kindern Jakobs V. 6 hier in der Gesangenschaft ergehet107,10]; 19. Bis daß sein Wort kam [etwa 13 Jahr nach der Verkaufung die Zeit da war, da Josephs Wort von seiner Erhöhung l. Mos. 37, 5 ff. sich erfüllen sollte], Und die Rede des HErrn [die in den gehabten Träumen als Gottesossenbarung an ihn ergangen war] ihn durehlciuterte [ihn, wie sie selber durchlåutert ist 18, 31., im Schmelzofen der Trübsal von allen Schlacken gereinigt und vor Menschen bewährt erfunden hatte l. Petri l, 7]. 20. Da sandte der König hin, nnd ließ ihn los geben, der Herr über Völker hieß ihn auslassen [1. Mos 41, l4]. 21. Er setzte ihn zum Herrn über sein Hans, zum Herrscher nber alle seine Güter [1. M. 41, 39 ff.], 22. Daß er seine Fürsten unterwiese nach seiner Weise« [der Gottesoerehrringli Und seine Aeltesten Weisheit lchrete kindem er ihn der Prie- sterkasse einverleibte l. M. 41, 45]. Nach andrer Uebersetzung: daß er seine Filrsten bände mit seiner Seele ssie beherrschte mit seinem Willen), liegt in den Worten nur eine Bezugnahme auf das in l. M. 41, 44 Gesagte: ,,ohne deinen Wil- len soll niemand seine Hand oder seinen Fuß regen in ganz Egyptenland.« 23. Und Israel zog in Eghpten, und Jakob ward ein Fremdling im Lande Hams [1. Mos. 46, 1 ff; Pf. 78, 51; 106, 22]. IV. di. 24—38. nachdem Slsrael in Ggypten zu einem zahlreichen and mächtigen voller herangewashsen war, verhehrete der lhErr das Her; der Egnptetz daß ne die- sem vollee gram wurden nnd dasselbe mit Eis! zu däm- pfen darhtenz aber das alles hatte so wenig Jsraels iberniihtnng, als vielmehr seine mit vielen Zeikhen nud Wundern herbeigeführte gar herrtiche Erlösung zur Folge. 24. Und er sder HErr , unser Gott, seines Bandes V. 8 auch im fremden Lande eingedenk] ließ sein Volk sehr wachsen, nnd machte sie mäch- tiger, denn ihre Feinde 12. Mos. l, 7. 121. 25. Er vertehrete 12. Sam. 24, 1 Anm.] jener Herz, daß sie seinem Volk gram wurden, nnd dachten seine Knechte mit List zu dämpfen [2. M. 1, 8 ff.1. 26. Er sandte [dann, als die von ihm be- stimrnte Zeit der Erlösung herbeigekommen war] seinen Knecht Mose, Aaron, den er hatte crwcihlet [2. M. Z, 10; 4, 14 f.]. 27. Dieselben thaten seine Zeichen unter ihnen, und seine Wunder im Lande Hams [d. i. Egypten V. 23]. 28. Er ließ Finsterniß kommen, und machte es sinster foerhängte eine schwere Zeit der Ungnade und des Unglücks über Egypten]; nnd [die EgypterJ waren nicht ungehorsam seinen Worten lgaben zu: letzt den Widerstand gegen seinen Willen auf V. 38]. 29. Er verwandelte sum von den 10 Plagen wenigstens ihrer sieben namhaft zu machen und da folgerichtig gleich mit der crsten zu beginnen] ihre Wasser in Blut, und tödtete ihre Fische [2.s))t. 7, 20 f.]. 30. Ihr Land lvimmelte [bei der zweiten Plage] Kröten heraus, [die waren denn auch] in den Kummers: ihrer Könige [2. M. 8, e. 3 f.]. 354 31. Er sprach sum mit der dritten Plage gleich die vierte in Eins zu verbinden]; da kam Ungezieser [2. M. 8, 24], Läuse [2. M. S, 17], in allen ihren Grenzen. 32. Er gab ihnen [der fünften L. M. 9, 6 und sechsten Plage Z. M. S, 10 hier nicht weiter zu gedenken, sondern sogleich zur siebenten überzugehen] Hagel zum Regen, Feuerflammen in ihrem Lande; 33. Und schlug ihre Weinstöcte und Feigen- bäume, und zerbrach die Bäume in ihren Grenzen [2. M. 9, 23 fs.]. 34. Er sprach [die achte Plage verhängend]; da kamen Heuschrecken und Käfer ohne Zahl. 35. Und sie fraßen alles Gras in ihrem Lande, und fraßen die Früchte ans ihrem Felde [2. M. 10, 13 ff.]. 36. Und schlug Zuletzt, bei der zehnten Plage — denn auf die neunte 2. M. 10, 22 f. ist schon in V. 28 mittelbar hingewiesen worden] alle- Grstgeburt in Eghpten, alle ihre ersten Erben [2. M. 12, 29]. 37. Und sührete sie ans mit Silber und Gold [2. M. 12, 35 f.]; und war kein Gebrech- licher unter ihren Stimmen sderden Weg nicht in rüstiger Kraft hätte machen können 2. M. 13 1 «38. Eghpten ward froh, daß sie auszogen; denn ihre Furcht war aus sie gefallen [2. M. 12, 31 ff.]. V. v. 39—45. Auf dic Erlösung aus Cgynteii folgte, wie die Geschicht: näher darlegt, die gnadeu- und hilf- reiche Hiudnrchführuug durch die Wüste und schließlich die Hereiufährung in die tkäuder der Heiden, die Israel-s- Väteru alo Besitz sit: ihren Samen versprochen worden waren· Mit diesem Innern, der Scheuluing Canaans unter Josua, tiehrt der Psalm zum Anfang seiner Ge- schtehtgwiederholutcg in U. it ff» der ersten Verhei- ßung an Abraham, Isaali nnd Darob, zurück, nnd läszt mit seinem Halleluja am Ende deutlich genug verehrte, daß die Geschichte der riiichsieii Zeit eine Zuriichsiihruiig Israel-z ans dem Wunde seiner Gefangenschaft nach dem Land: seiner ljeimath bringen wird. - 39. Er breitete sbeim Zug durch die Wüste] eine Wolke ans zur Decke, nnd ein Feuer des Nachts zu leuchten [2« Mist« 13- 21 f—1« 40. Sie baten lsorderten muri-end wider den HErrnL da ließ er Wachteln kommen; und er sattigte sie mit Himmelsbrod se. Mos 16, 2 ff.]. 41. Er öffnete [auf ihr Verlangen zu trinken] den Felsen, da flossen Wasser aus, daß Bache liefen m der durren Wuste [2. M- 17, 1 ff.]. 42. Denn Idies der Ursprung, woher so viele und große Wohlthaten, deren sie doch für sich selbst so unwitrdig stch bewiesen, auf sie geflossen :] et ge- dachtc an fein heiliges liiber alle Sünde nnd Un- treue erhabenen] Wort, Abraham, seinem Knechte, Psalm los, 31—45. me, 1——14. l geredet s1. M. 12, 7: ,,deinem Samen will ich dies Land geben«]. 43. Also sührete er sein Volk aus mit Freu- den, und seine Auserwählten mit Wonne [2. M. 15, 1ff.; Ja. 35, ins, 44. Und gab ihnen snach Ablauf der 40jähr. Strafzeit unter Josua, den: Sohne Nun, Mosis Diener Ins« 1- 1 ff] die Länder der Heiden, daß sie die Güter lJos 24, 131 der Völker ein- nahmen, 45. Auf daß sie halten sollten seine Rechte, und seine Gesetze bewahren. Halleluja sLobet den HErrnP Als ein selbständi es Volk, auf erbeigeriem Boden seines Gottes geoffen artes Gesetz beobachtend, sollte Israel das Musterbild eines gottgefällig gestalteten hei- ligen Volksthums darstellen und, wie der Anfang des Psalms zeigt, durch die Predigt des ihm selbst wider- sahreuen Heils die Völker mit sitt) und seinem Gotte, dem Gotte des Heils, verbinden. (Delitzsch.) Beachtens- werth ist, daß der Ausruf zum Lobe Gottes am Anfang des Psalms gerichtet ist an Israel, aber zielet auf die Heideuwelr Das ist ein deutliches Zeugnis; von Jsraels Missionsberuf an und für die Heideuwely aber anch zugleich ein Beweis fiir die späte Abfassung des Psalms; denn erst als Israel unter die Völker zerstreut ward, erwachte in ihm das Bewußtsein über seine Mis- sionspflicht unter den Völkern. (Taube.) Der: l06. Psalm. gnithaten Gottes, den Jsraeliien erzeige-i. grosse« Strafe des Undanks. Auf zwei Psalmen, die beide mit ijalleluja schließen (l04, 35; l05, 45), folgt nun der erste von den l0 Psal- men (ngl. lll—ll3. l35. 146 —l50), die ein Halleluja zum austaliiartigen Anfang und zur Ueberschrift haben. Er schließt sich aber aurh zeitgesclzichllich icnmittelbar an jene beiden Psalmen an und versetzt uug in diejenige Bett, da mit dein Anfang der pcrnschcn Herrschaft in Habe! suh für Israel eine Wenduug seines Geschicht; zum Besser-u an- bahntc und das Morgeuroih der neuen Zukunft sich schon raresten lief; (Gsra l, ll Anm.). «Wir haben die geschieht— lieheu Verhältnisse jener Zeit zu L. Ehren. sit, 20 näher augeiuaudergesetztz aber nicht blos äußerlich ergehe! eo Jgrael jetzt besser, sondern eo selber ist innerlich besser geworden nnd nimmt nun hier mit einer Herzensgesittiiicum die nichto verderben oder bcschiilsigem sondern offen nnd rückhaltlos die Schuld, die ganze Schuld vor dem Mir-tu benennen will, die Geschichte der iborzeit von der Ausfüh- rung aus Ggupten un big zum Eintritt der babhloiiischen Gefangenschaft in ihren tjartptziigesi nor sieh und gebraucht sie zu einem Spiegel, darin es suh non Seiten seines un— danttbaretn tiuglänbigeic und tmgehorsaiuen Verhaltens sei! deu Tagen der Väter beschaut und schließlich dahin kommt, das; es ihm die Strafe seiner iiiissethat gefallen läßt (3. Was. As, 4l) I. V. 1—5. Der Psalm beginnt nach dem austatitartigea Halleluja mit einem uachmalo (l07, l; ll8, l; l36, l; l. Mart. l, U) liturgisch gewordenen Ausruf zum lob- oreisenden setieuntuiß der Gifte und ewig währendeu Huld des Hixrru W. l); und wie nun mit deu Anfange- Bereitung der Herzen für die bevorstehende JJleuzeit und ihre Gnadenheimsuchung ioorten des vorigen Psalm siih die Erfüllung der weissa- gnug in Its. IV, 4 zu erfüllen begann, so bereitet sich hier die Aufnahme der iii Irr. 33,11 für die neue Zeit der Gemeinde in den Mund« gelegten kosiing vor. Sie, die Gemeinde, hat freilich die großen Thateu des Hilrrin um deretciiillen jene llosnag ihr hernach zu einem Dieb— liugswort geworden, fiir jetzt noch als znlciinftig zu er— warten; aber sie weiß schon, daß dieselben überschwäng- lich herrlich sein werden, von ihrem Lob nicht zii erret- ihen (V.2), uiid ßr weiß auch, daß dieselben niiht ans— bleiben werden, wenn sie nur ihrerseits init der ihrein Gott schuldigen tiniidestreue nicht zurückbleibt (V. 3). Da ist es denn billig nnd heilsam, daß jedes einzelne Glied der Gemeinde mit Gebet nnd Flehen sich bereitet, Tät; 4tJeil5)der Uenzeit mitziierleben nnd mitzngenießen . u. . 1. Hallelujm Daniel ·deni HErrnz denn er ist freundlich, und seine Gute wahret ewiglich ll00s 5J- 2. Wer kann die großen Thaten des HErrn ansreden, und alle seine loblichen Werle.preisen? [Doch soll uns "·das nicht von seinem Lobe abhalten, vielmehr soll die Größe und Vielheit seiner Werke uns desto mehr anreizen, sein Lob mit rechtem Eifer zu treiben 40, 6; 71, 15.] » » Z» Wohl denen, die das Gebot halten, und thun immerdar recht sdie werden auch die Offen- barung seiner großen Thaten und löblichen Werke in immer neuer Weise erfahren 103, l7 f.]. 4. HErr, gedenke mein nach der· Gnade, die du deinem Volk verheißen hast; beweise uns deine Hilfe H. Daß» wir sehe« möge« die Wohlfahrtsei- ner- Auserwählten, nnd uns freuen, daß es deinem Volk wohl gehet , nnd uns rnhmen mit deinem Erbtheil Jn V. 4 u. S. redet nach dem Wortlaut des Grund- textes, wie wir ihn in unseren jetzigeii Ausgaben der hebräischen Bibel vor uns haben, durchweg eine einzelne Person: 4. Gederike meiner, o Hist-r, bei deines Volkes Begnaduiig (wenn du ihm dich wieder gnä- dig erweisen wirst); suche (cilsdann auch) mich heim mit deiner Hilfe, 5. Daß ich sehe (meinestheils mit erlebe) das Glück deiner Auserwählten, mich freue ob der Freude deines Volkes (nicht blos daran Theil nehmend, sondern auch daran Theil habend), mich rühme (deiner Gnadenerweisuiigeiy niit deinem Erbtheil (5. Was. 9, 29). Ohne Zweifel tritt hier nach den, vom ganzen Chor gesunge1ien Ein- gangsworten iii V. 1—3 eine einzelne Stimme auf, um das, was das Herz der einzelnen Gemeindeglieder noch besonders bewegt in dieser Zeit« wo das Gesammtvolk auf eine neue Giiadenoffenbarung des HErrn sich rüstet, zum Ausdruck zu bringen. Dies scheint man· schon früh- zeitig nicht verstanden zu haben; daher in» einigen alteii Handschriften aus dem ,,mein,« »mir,« ,,mich« iind ,,ich« ein »unser,« ,,uns« und »wir« geworden ist, und auish Septuaginta iind Vulgata tibersetzen in der Weise, das; hier ebenfalls, wie vorher, die ganze Gemeinde redet. Luther nun hat im Anfang die Einheit beibehalten (ge- denke ,,mein«), fährt aber dann mit der Mehrheit fort (,,uns« und ,,wir«); im »Psalter deutsch« vom J. 1524 war er dagegen am Schlusse des 5. Verses· zur Einheit zurückgekehrt: »und mich rühme mit deinem ErbtheilN 355 s II. V. 6—43. Wir sehen hier in Grfiilluiig gehen, was in 3. Leids. M, 41; 5. M. 30, If. vorausgesehen iiiid von Salomo iii l· Mit. s, 47 sogar dem Wortlaut nach zuvor bestimmt wird: Israel demüthigt sich iin Lande seines Geffiugnisses nnd belieniil seine Jllisseihatz womit es uou jeher sich als gottlos bewiesen hat (V. 6). Gs isl aber nicht inehr blos der unter besonderer Er— lciiitztuiig nnd Zucht des heil. Geistes stehende Propbet, der dein Vollie noraneilt nnd die Bahn bricht auf dem Wege der tjerzensbeliehruiim wie das in Bau. 9, 4 ff. der Fall ist; sondern nachdem der prciphet seine Mann— stellung iin Königreich Eures, der Perser Man. is, Ah, dazu verwendet hat, seinein iilollie eine bessere äußere Lage in der Gefangenschaft mit dem Beginn dieses Königreiihs (538 n. Chr) zu verschaffen, tritt das Voll: auch innerlich ihiii nahe und seine oormalige Ginzelbeichie (vom J. 556 n. Ghr.) wird iiuii zu eiiier Gesammtbeictite der Gemeinde. Wie schwer sie gesiindigt hat, das be- lieniit die Gemeinde, indem sie mit dem Verhalten der Väter sihon in Gghplcn beginnt -V. 7—12), daraaf zu ihrem Verhalten in der Wüste (V.13—33) fortschreiteiz in Canaan vollendete sitt) dann die Sünde des Unge- horsams in solchem Maße, daß nun auih die Vollendung der Strafe iiicht ausbleiben konnte, die dlerwerfiing des Vollio nnd die wegfiihriing iii die Gefangenschaft (V. 34——43). 6. Wir haben gesündigeh sammt unsern Vätern, wir haben mißhandelt, und sind gottlos gewesen [vgl. die Erklärung zu I. Kön. 8, 47]. 7. Unsere Väter in Eghplen wollten deine Wunder nicht verstehen sals ihnen Mose und Aaron zu Erlösern gesendet wurden L. Mos 5, 213 6,9]; sie gedachten nicht an deine große Güte sinsdeii Wundergerichten, die du zu ihrer Hilfe an den Egyptern vollstreckt hattest], nnd waren ungehorsam am Meer, nämlich am Schilfmeer [2. M. 14, 11f.; Pf. 78, 11. 42]. 8. Er half ihnen aber sobwohl sie werth ge- wesen wären, daß er sie iii ihrer Noth hätte sitzen lassen] um seines Namens willen, daß er seine Macht beweisen. I. Und er schalt das Schilfmeer [2.Mos.14, 21 ss.]; da ward’s trocken, uiid siihrete sie durch die Tiefen [der Wassers, wie iii einer Wüste sals wäre der Weg trocken wie in einer Steppe]; 10. Und half ihnen von der Hand deß, der sie hassete, und erlbsete sie voii der Hand des Feindes sdes mit seinen Wagen nnd Rossen ihnen nach: jagenden Pharao]. 11. Und die Wasser· ersänfteii ihre Wider- sacher, daß nicht Einer iiberblieb 12. Da glaubten sie sfiir den Augenblick] an seine Worte, und sangen Ijvoii seinen Wandel-thaten iiberwältigt] sein Lob [2. sukois 15, 1 ff.]. 13. Aber sie vcrgaßeii bald seiner Werke, sie warteten sso oft irgend welche Aioth sie überfiel] nicht seines Raths swann und wie er ihnen helfen würde, obgleich sie doch hätten ioissen können, daß ihre Hilfe schon bei ihm beschlossen sei]. 14. Und sie wurden [um auf die einzelnen Vorfälle näher einzugehens lüstern in der· Wüste, 356 Psalm 106 , und versuchten Gott in der Einöde [4. Mos. 11, 4 ff.; Pf. 78, 18 ff.]. 15. Er aber gab ihnen ihre Bitte, und sandte ihnen sdes Fleisches, nach dem sie so lüstern ge- wesen] genug, bis ihnen davor ekelte [4. M. 11, 31 ff] s 16. Und sie empörten fich wider Mosen im Lager , wider Aaron, den Heiligen des HErrn [4. M. le, 1 ff] 17. Die Erde that fich ans, nnd verschlang Dathan, nnd deckte zn die Rotte Abiram 18. Und Feuer ward unter ihrer Rotte ange- zündet, die Flamme verbrannte die Gottlofen. 19. Sic machtcn ein Kalb in Horch, und beteten an das gegosseue Bild [2. Mos. 32, 1 ff] 20. Und verwandelten ihre Ehre sden Gott, der ihre Auszeichnung vor allen Völkern der Erde war 5. Mos 4, 6 ff; 10, 21; Jerem.2,11] in ein Gleichniß eines Ochsen, der Gras iffet. 21. Sie vergaßen Gottes, ihres Heilandes, der so große Dinge in Eghpten gethan hatte [Ps. 105, 27 ss.], 22. Wunder im Lande sdes zweiten von] Hams [Söhnen, Mizraim 1. Mos. 10, s. 13 f.], nnd schreckliche Werkeam Schilfmeer [V. 13]. 23. Und er sprach [2. Mos. 32, 7 ss.], er wolle sie vertilgen; [das hätte er denn auch sicher- lich gethan] wo nicht Mofe, sein Auserwählten den Riß aufgehalten hiittest seinen Grimm abzu- wenden, auf daß er sie nicht gar verderbete [5. M. 9, 18 f.; 10, 10]. St) Die Reden-Bart ist von Belagerungen hergenom- men, wo, bei durchbrochner Mauer (Bresche), die Tapfe- ren sich dem Feinde eiitzgegenstellen und ihn aufzuhalten suchen Geisks IS, S; 22- 30)« 24. Und sie sunsere Väter] verachteten [bei Gelegenheit der in 4. Mos. 13 u. 14 erzählten Ereignissej das liebe Land [2. Mos Z, s; 5. M. 11, 10 ss.], sie glaubten seinem Wort nicht [we- durch er ihnen den Besitz dieses Landes zu wieder- holten Malen verheißen], 25. Und mnrreten in ihren Hütten; sie ge- horchten der Stimme des HErrn nicht sder sie hieß getrost und unverzagt sein s, Mos I, 26 ff.]. 26. Und er hub aus seine Hand wider sie szum Schwur 4. M. 14, 2i ff.], daß er sie nie- derschlüge in der Wüste, 27. Und lvitrse [hernachmals, wenn sie fort- fahren würden in diesem ungehorsam 5. M. 28, 15 ff.] ihren Samen unter die Heiden, und strenete sie in die Lcinder sei. M. 26, 33. 38 f.]. 28. Und sie [die das neue Geschlecht ans: machen sollten an Stelle des alten, in der Wüste niedergeschlagenen Geschlechts, aber doch die Sün- den der Väter fortfetztenj hingen sieh an den Vaal Peoiz iind aßen von den Opfern der todten Gösien l4- Mel« 25- 1 TH- 15———48. 29. Und erziirneten ihn koen HErrn] mit ihrem Thunz da riß auch die Plage unter sie» 30. Da trat zu P1nehas, und schlichtete die Sache lindern er die dem göttlichen Recht schnldige Genugthnnng an dem Simeoniterfürsten Simri vollzog]; da ward der Plage gesteuert, 31. Und ward»ihm sdeizi Pinehas] gerechnet zur Gerechtigkeit sur nnd sur ewiglich [daß bei seinen Nachkommen das Hohepriesterthnm für alle Zeiten bleiben solle]. Bei den Worten: »es ward ihm gerechnet zur Ge- rechtigkeit,« die sich auch in 1. Mos. 15, 6 in Beziehung auf Abraham finden, ist nicht an die erste Rechtserti- gung, sondern an die zweite zu denken, an die guten Werke des schon in der Gnade Stehenden, wodurch er von Gott, der einein jeden vergilt nach seinen Werken, fich einen Gnadenlohn erwirbt. Dieser ist hier der, daß das Hohepriesterthum »für und für ewiglich« bei der Familie des Pinehas verbleiben soll. Bei diesem »für und für« ist nun aber zu beachten, daß die Gabe auf demselben Wege zeitweise verloren gehen knurrte, auf dein sie gewonnen wurde (daß sie aiich wirklich so ver· loren ging, s. 4.Mos. 25, 13Anm.), gerade so wie beim Geschlecht Davids; ferner, daß dein Pnnehas nur im Gegenfatze gegen andere Aaronitische Abkunft das ewige Priesterthum zugesprochen wurde. Die durch den Zweck des Psalnis kaum begründete starke Heroorhebung der That des Pinehas, sowie der ähiilicheii des Mofe in V. 23 läßt vermuthen, das; der Sänger einen Mann seiner Zeit vor Augen hatte, der in ihr ebenso vor dem Risse stand, wie jene» geistlichen Helden der Vorzeit; ist dies der Fall, so kann nur an Daniel (Hesek.14, 14. 20) gedacht werden, auf den wohl auch schon in Pf. 105, 17 (vgl. Dan. l, 6 Anm.) hingewiesen wird. Gengstenbergd 32. Und sie Dieselben, von denen in V. 28 ff. die Rede war] erzirrneten ihn am Haderivasser [4. Mos 20, 1 ff]- und sie zerplagten den Mofe übel fnach masorethischer Lesartst und übel ging es Mofe nm ihretwillens 33. Denn sie betrnbten ihm sein Herz [nach anderer Deutung: zeigten fich widerspenstig gegen seinen, d. i. Gottes Geist], daß ihm etliche Worte entfuhren sit. Mos 20, 10]. I) Nach den Masforethen ist zu lesen yjkz (fut.l(a1. von XII-Hi. Statt dessen übersetzt Luther, als stände da yjzj oder txt-H; (t’ut. Hjpln von Tisch; früher jedoch hatte er nach jener andern Lesart sich gerichtet: und Mofe ging es übel um ihretwillen 34. Auch beriilgten sie [hernachmals, als sie in Canaaii eingezogen waren] die Völker nicht, wie sie doch der HErr geheißen hatte; · 35. Sondern sie mengeten stch unter die Heiden, und lerneten derselben Werke, · 36. lind dieneten ihren Götzen, die geriethen ihneii zum Aergerniß [Richt. 1, 28 ff.; 2, 1 ss.; 3 1 ff.]. « 37. Und sie opserten fwider das ansdrückliche Verbot .5. Mos. 12, 31 ] ihre Söhne und ihre Töchter den Teufeln* s3. Mos. is, 21 Anm.; S· M. 32, 17 Anm.], Jsraels iitnreue von Egypten her und Gottes Treue bis zur Gegenwart. 357 38. Und vergossen unschuldig Blut, das Blut ihrer Söhne nnd ihrer Tbchtey die sie opferten den Götzen Canaaus, daß das Land mit Blutschulden befleckt ward. 39. Und verunreinigten sich [Jes. 24, s; Je, 211 mit ihren Werken [Hesek. 20 , 43] , und huteteu mit ihrem Thau [indem sie den Götzen dieneten 2. Mos. 34, 16 Anm.]. «) Unter uns geschieht solch Opfern durch liederliche Kinderzuchtz wenn man dieselben z. B. zur Hoffahrt und anderen Sünden anflihrt, dem Gott der Welt opfert, die Grundsätze der Welt ihnen sorgfältig einprägt und die Liebe zur Eitelkeit mit Macht einflößh (Berleb. Bib.) 40. Da ergrimmte der Zorn des HErrn über sei? Volk, und set] gewann einen Greuel an seinem e . l 41. Und gab sie in die Hand der Heiden, daß über sie herrscheten, die ihnen gram wären [Nehem. 9, 30]. 42. Und ihre Feinde ängsteten sie; und wur- den gedemüthiget unter ihre Hände [2. Kein. 24 u. 25]. « 43. Er errettete sie oftmals [gleichwie in der Zeit der Richter, so auch hernachmals unter den Königenjz aber sie erzürneten ihn mit ihrem Bor- uehmen, und wurden wenig um ihrer Missethat willen sgemäß der Drohung in 3. Mos. 26, 38]. III. d. 44—47. tzenchtete schon friiher in der so eben recavitnlirten Gesihichte Jsraels von dem Jtuszng ans Eghpten an bis zur Wegführung nach Habe! das Erbar- men Gottes durch den Zorn hindurch, so hat er auch jetzt das Schreien seines Volks in dem von diesem ver- dienten und nun anch recht erkannten Elend bis zu einem gewissen Maße erhört und ihm an Stelle seiner bisherigen dtnterdrüclier solche tjerren gegeben, die ihm günstig gestimnit sind. Da erhebt sich denn die Bitte um fernere Hilfe bis zur schiießlichen Sammlung aus den Heiden, nnd mit der Bitte verbindet sich das Gelübde des Dankes für solche Gnadenerweisung 44. Und et sahe [als es in der Gefangenschaft zu Babel ihnen gar hart erging Jes.21, 10; 47, 6 f.] ihre Noth an, da er ihre Klage hören, 45. Und gedachte [wie er zuvor verheißen Z. Mos 26, 421 an seinen Bund, mit ihnen ge- macht; und reuete ihn nach seiner großen Güte; 46. Und ließ sie [wie schon Salomo dies oorausgesehen 1. Kön 8, 501 zur Barmherzigkeit kommen, vor allen, die sie gefangen hatten sso daß ihre Lage nun eine ungleich günstigere gewor- den ist]. 47. Hilf uns, HErn unser Gott snun weiterJ, nnd bringe uns [nun weiter] zusammen ans den Heiden, daß wir swenn wir dann wieder heimgekehrt sind in das Land unsrer Väter] danken deinem heilxsgen Namen, nnd rühmen dein Lob. leichwie das erste Lied des 4. Psalmbuchs (Ps. 90) die Zornerweisungen des HErrn an dem Gefchlechte der Wüste beklagte und angesichts des herrschenden Todes sich in Jehova den Unvergänglichen und Ewiggleichen hineinbarsä so hat auch das letzte Lied dieses, dem El. Sguchs vgl; Ehelhrgschwin der dWtlfgäxstgenannts ent- pre en en am u s as »in er e« zu einem Stichwort und beichtet die Sünden Jsraels auf dem Bei« Z? FMMMS Eis-HEFT z? Y«’LZ’«Z27’EZ ZIHVUFHT oe rae an er « ee e er iung ane steht, nachdem die As, Stämme stch bereits jenseit des Jordan ansiissig gemacht haben, so erblicken wir zu An- fang des mit dem folgenden Liede beginnenden b. Psalm- buchs Israel dem Boden seines Heimathlandes zurück- gegeben. Die Grenze zwischen den beiden Blichern ist zwar durch das nachstehende Schlußtvort zu unserm Psalm scharf bezeichnet; dennoch macht dieses IV. b. sitt. Suilußivort des vierten psalmbuctss 48. Gelobet sei der HErr, der Gott Israel, von Ewigkeit zu Ewigkeit [41, 14; 72- 18 s.; 89, 53], und alles Volk spreche: Amen, Halleluja [Offenb. 19, 4]! die Grenze auch wieder flüssig. Eines-theils nämlich er- scheint dasselbe als ein urspriinglicher Bestandtheil des vorlie enden Psalms selber (1. Ehren. 17, 35 u. 36) und ildet gleichsam dessen Finale; andererseits aber leitet es trefslich über zu dem ,,Danket dem HErrn« am Eingang des folgenden Psalms und macht gewissermaßen dessen Jntroitus aus. So mußte es aber auch sein, denn die Grenze zwischen Psalm 106 und 107 ist in der That nur eine flüssige: was dort in V. 47 gewünscht wird, dafür wird hier in V. gedankt; der Lobpreis des HErrn, der dort für die noch zu gewährende Erlösung versprochen wird, wird hier fiir die bereits gewährte dargebracht. Der 107. Psalm. Danksagnng zu Hatt für Errettung aus mancherlei Tliiithen Mit den beiden vorigen Psalmen bildet der hier vor- liegende (Gsra Z, 6 Blum) ein ßunvolt angeiegtes und siusenmäßig fortschreitendes Ganze: ließ Pf. 105, 45 schon ahnen, daß Israel den Zweck, für weliheu es Eanaan zu seinem Erblande empfing, nicht erfüllt habe, so sahen wir es in Ps.106, 37 f. das liebe stand, das es bald anfang- verachtet hatte (24) , mit slntschuiden besteuern, daß der tjGrr einen Greuel un seinem Erbe gewinnen nnd je in die Hand der Heiden dahin geben mußte (40 f.); wahrend er vormals ihnen die Länder der Heiden gegeben, daß sie die Güter der Völker einnahmcn (105, 44)», erfullte er nach— mais die Drohung (106, 27), daß er wiirfe ihren Samen unter die Heiden und zerstrcuete sie in die Länder. Das ist jetzt ganz anders: ließ schon in Ps.106, 44 ff. die nahe bevorstehende Erlösung Jsraels sieh voraussehen, so haben wir diese in Pf. 107, 2 nun verwirklicht vor uns; wah- rend es dort noch hieß (t06, 47): »dring: uns zusammen ans den tjeidenst bezeichnet die Gemeinde sitt) hier (107, Z) . als die, die er aus den Ländern zusammengebracht hat, und während dort das Verlangen dahin ging (106, 47): »daß wir dir danken ,« crschallet hier gleich anfang- (107, l) ein ,,Danket dein tjGrrnE von diesem Trifolinni Gdreiblatts macht ein Iloiin (d. i. Damm) Psalm den Jtnfaug (105, It, und ein eben solascr Psalm den Schluß (107, l); in der Mitte aber flrht ein Its-liegt! (d. i. Eobet den Akten) psalin (106, 1), dem jedoch das lIociu auch 358 nicht fehlt. Gg icnterliegt lieincm Zweifel, daß alte drei Psalmen einein und demselben Verfasser angehören; wie mit ihnen der voranfgehende 104. Psalm in engem Zusam- menhange sieht, haben wir srhon früher angedeutet. I« V. 1——3. Uuch der Ztnsforderuiig zum lot-preisenden Zeltenntniß der Güte und unaufhörlichen Huld Gottes wird die Gnadenerweisiiiig welche zu diesen! Zeleeuntniß treibt, sogleich niiher bezeichnet; sie ist die Erlösung der Gemeinde ans großer bloth nnd ihre Sammlung ans den Ländern der Zerstreuuug - 1. Danket dem Hist-tu, denn er ist freundlich, nnd feine Güte wcihret ewiglich. Z. Sagei [also, die ihr schon vor 2 Jahren diese Losung aus Ier. 33, 11 euch angeeignet habt Pf. 106, 1., setzt mit uoch freudiger bewegtem Herzen] die ihr erldset seid durch den HErrn, die er aus der· Noth [der Gefangenschaft nun wirklich] erlbset hat; 3. Und die er [wie ihr dazumal ihn batet 106, 471 aus den Ländern znsammengebracht hat, vom Aufgang, vom Niedergang, von Mitternacht und vom Meer [Jes. 49, 123 43, 5 f.]. zDie Beziehung auf die prophetischen Grundstelleii zeigt, daß man nicht ängstlich untersuchen darf. ob da- mals schon wirklich aus allen bezeichneten Gegenden Exulanten zurückgekehrt waren. Bei den Himmelsgegeip den begniigt fich der Sänger, die Zahl derselben auf- zuführen, ohne sie selbst vollständig zu nennen; gerade aber den Süden auszulassen und dafür das Meer zu setzen, auf dem zerfpreikgte Exnlaiiteii aus: Egypten und andern Ländern zuriickkehrtem mochte er dadurch veran- laßt sein, daß das die öde Wüste war. (Vgl. Pf. 75, 7 Anm.) II. v. 4——32. tjierauf werden die aus der Gefangen- sehaft iu ihr Ljeimathland Zuriieligeführten unter ver— sihiedeuen Bildern angeredet, nin ihnen die Größe der göttlichen Wohlihat rriht zum Bewußtsein zn dringen nnd ihnen das Dankes( und tkolien zu dringenden! her— zensbedürfniß zu machen: sie sind solche, die hungrig nnd durstig in der Wüste nniherirrten nnd nun zur be- wohnten Stadt gelangt ßnd W. 4—-9); solche, die ge— fesselt in: kierlier lagen und nun die Freiheit erlangt haben W. 10—16); solche, die zum Tode lirauk waren und nun wieder genesen sind (d1. 17—22); endlich solche, die einen großen Sturm ans dem Meere bestanden und nun gliiklilich das rettende Ufer erreicht haben W. 23——32). 4. Die irre gingen in der Wüste, in unge- bahntem Wege, nnd fanden keine Stadt, da sie wohnen konnten, Z. Huugrig und durstig, und ihre Seele ver- schniachtetz is. Und sie zum HErrii riefen in ihrer Noth; und er sie errettete ans ihren Aengsten, 7. lind fiihrete sie einen richtigen Weg, daß sie gingen zur Stadt, da sie wohnen konnten fJerufaleni]: » Diese Darsielliiiig des in der Verbanuuitg schniach- tenden Israel unter· dein Bilde solcher, die in der Wüste urnherirren, ruht aus einer typifcheii Deutung des Zuges Jsraels durch die Wüste, wie aus demselben Grunde Psalm 107, 1— so. schon Jesaias im Z. Theil nicht selten den elenden Zu- stand Jsraels durch das Bild der Wüste bezeichnet hatte (Jes. 40, Z; 43, 19 f·). Daß es übrigens in materiel- ler Beziehung den Jsraeliten im Exil gar nicht schlecht erging, zeigt, daß so viele, welche die höheren Bedürfnisse nicht kannten, den Hunger und Durst nach den schönen Gottesdieiisten des HErrm nach dem Lande, wo überall die Fußtapfen Gottes sichtbar waren, es vorzogen dort zu bleiben (Esra l, ll Anm.) Was in dieser geistlichen Wüste dem Hunger und Durst entsprüht, zeigt uns be- sonders anschaulich Pf. 137. (Hengstenberg.) 8. Die sollen dem HErrn danken um seine Güte, und um seine Wunder, die er an den Menscheukindern thut, il. Daß er såttiget die dutstige Seele, und füllet die hungrige Seele mit Gutenu 10. Die da sihen mußten in Fiusterniß und [Todes-] Dunkel, gefangen im Zwang nnd Eisen [Jes«. 9, 1;42, 7; 49, 9]; 11. Darum [zur Strafe dafür] , daß sie Gottes Geboten ungehorsam gewesen waren, und das Gesetz des Höchsten geschandet sseinen Rath, den er durch die Propheten ihnen gab, verachtet] hatten; 12. Datum [wegen solches ihres Ungehorsanis und ihrer Schändung des göttlichen Gesetzes] mußte ihr Herz mit Unglück geplaget werden, daß sie da lagen, und ihnen niemand half; 13. Und sie zum HErrn riefen in ihrer Noth, und er ihnen half aus ihren Aeugsten, 14. Und sie ans der Fiusterniß und Dunkel siihrete, und ihre Bande zerriß: 15. Die sollen dem HErrn danken um seine Güte, und um seine Wunder, die er an den Meu- schenlindern thut, 16. Daß er zerbricht eherue Thüren, nnd zer- schlägt eiserne Riegel lJes 45, 2]. Von dieser Schilderung gilt dasselbe, wie von der vorigen. Eine Gefangenschaft im Kerker hatten wohl nur sehr wenige Jsraeliten in Babylonien erfahren; sie wurden vielmehr als Verbannte in einem fremden Lande festgehalten, die ohne den Willen ihrer Ferren nicht zu- rückkehren konnten, und so erträglich es i nen auch äußer- lich dort ging, blieb es für die, welche den HErrn fürch- teten, dennoch ein Gefängniß, wo sie Jerusalems nicht vergessen konnten. (v. Gerlach.) 17. Die Narren, so geplaget waren um ihrer Uebertretung willen, und um ihrer Sünde willeu [d. i. die durch ihr freoelhaftes Thun zu Narren 14, 1 Anm. geworden und auch als folche durch die Strafe, die sie erleiden mußten, össentlich dar- gesiellt waren], 18. Daß ihnen [iu ihrer schweren Krankheit, in diesie verfallen] ekelte vor aller Speise, nnd wurden iodtktank sstanden schon dicht oor den Thoren des Todes 88, 4; Hiob 33, 22J. 19. Und sie zum HErrn riefen in ihrer Noth, und er ihnen half aus ihren Aengsten; 20. Er sandte sein Worte« [ooll allmachtiger Gotteskraft Pf. 33 , 9., das sie zu neuem Leben Fünftes Psalmbuch Die aus dem Gefängniß Erlöfeten nnd ihr Dank. zurückrief Hesek.16», 6., zu ihrem Arzt Weish 16, 12], und machte sie gesund, und errettete sie, daß sie [obwohl fchon fast eine Beute des Todes, den- noch] nicht starben [Ps. 103, 4]: *) Das Wort ist nach alttestamentlicher Anschauung in Natur und Geschichte der Bote Jehooa’s: es durch- läuft als solcher eilends die Erde (Ps. t47, 15. 18), kommt weder hier noch dort zu seinem Sender zuritck unverrichteter Sache (Jes. 55, 10 s.); es steigt nieder in Israel, gleichsam herbergend in der Seele des Propheten (Jef. 9, 7), es kommt zu den Menfchen, um in’s Werk zu setzen, was ihnen verheißen (Ps. 105, ist, es ist, wie wir an unserer Stelle lesen, Mittler göttlicher Hei: lung und, da die Heilung nicht schlecht äußerlich, sondern geistleiblich gemeint ist, Mittler des Heils. So beginnt im alten Testament die Erkenntnis; zu tagen, daß das Wort, durch welches die Himmel geschaffen sind (Ps.33, 6), nicht blos das persönliche Leben des sprechenden und handelnden Gottes dynamisch (der Kraft und Wirkung nach) in sich trage, sondern einen selbfteignen persönlichen Hintergrnnd habe, und es verdient bemerkt und erwogen zu werden, daß, was hier dnrch das Wort vermittelt wird: die Heilung des an den Rand des Abgrunds ge- kommenen und bußsertigen Sünders, in der verwandten Schilderung Elihu’s (Hiob 33, 23 s.) als Werk eines die Tausende der Engel überragendeu Mittler-Engels erscheint, dem Gott der Barmherzige zuruftt ,,Erlöfe ihn, daß er nicht hinabfahre in die Gruft, ich habe Sühne gefunden.« (Delitzsch.) » 21. Die sollen dem HErru danken um seine Gute, und um seine Wunder, die er an den Men- schenkindern thut, »22. Und Dank opfern [Ps. 50, 14. 23], und erzahlen seine Werke mit Freuden. 23. Die mit soder in] Schiffen auf dem Meer fuhren, und trieben ihren Handel in großen Wassernz Das Meer ist das stehende Sinnbild der Welt (Ps. 46, 4; III, 3); die Gemeinde des HErrm die ihr Wesen in der Welt hat, erscheint daher hier unter dem Bilde solcher, die das Meer befahren und dort ihr Ge- fchäft betreiben, als Schiffs- oder Handelslente (Heng- ftenbergh 24. Die [da , bei solcher MeerfahrtJ des HErrn Werte erfahren haben, und seine Wunder im Meer, 25. Wenn er sprach szuerst sein gewaltiges Machtwort erfchallen ließL nnd eitlen Sturmwind erregte, der die Wellen erhob, As. Und sie [mit ihrem Schiff bald hoch in die Höhe getrieben] gen Himmel fuhren, nnd sbald wieder tief hinabgeschleudertj in den Abgrund fuh- ren, daß ihre Seele vor Angst verzagte, « » 27. Daß sie taumelten und wankten wie ein Trunkeney und wußten keinen Rath mehr; 28. Und sie zum HErrn schrieen in ihrer Noth, und er sie aus ihren Aeugsten suhrete, Znm HErrn, meine ich, lernt man da schreien, daß auch das Sprüchwort daher entstanden: wer nicht beten kann, der werde ein Schiffsmann (Berleb. Bibel) TO. Und [der HErr seinerseits, nun auch sein gnadenreiches Rettungswort ergehen lassend] stillete i i 359 das Ungewitter, daß die Wellen sich legten [Matth. 8, 33 ff.j, « 30. Und sie froh wurden, daß es stille ge- worden war, und er sie zu Lande brachte nach ihrem Wunfch: Drei Meere sind, auf denen die Kirche wie ein Schiff auf solche Art von den Fluthen hin nnd herge- werfen, zwar mit großer Gefahr fiir sie, doch mit dem glücklichsten Ausgang« die Juden-Welt, die Heiden-Welt nnd die antichriftliche Welt. (Venema.) » 31. Die sollen dem HErrn danken um seine Gute, und um seine Wunder, die er an den Meu- schenkindern thut, » » · 32. Und ihn bei der Gemeine preisen, und bei den Alten [in Gegenwart der Oberen des Volks Esra 1- 5] rühmen. Hieraus geht hervor, daß der Psalm bei einem feier- lichen Gottesdienst der Gemeinde zum Gebrauch bestimmt war, und zwar (nach V. 22) in Verbindung mit der Darbringung von Dankopfernx wir werden also nicht irren, wenn wir zu Esr. Z, 6 die erste Feier des Laub- hiittenfestes nach der Rückkehr aus dem Exil als Ver- anlassung angenommen haben, denn zu dieser Feier ver- sammelte sich ganz Israel nach Jerusalem und es wurden dem HErrn auf dem neuerrichteten Altar Opfer darge- bracht. Gegen die Annahme einer späteren Abfassung, die bei vielen Auslegern sich findet, entscheidet schon der Umstand, daß im ganzen Psalm sich gar keine Erwäh- nung des Tempels findet, die namentlich im folgenden Abschnitt (V. 33 s.) gar nicht hätte fehlen dürfen, da die Herstellung des Tempels unter den Wohlthaten Got- tes eine der ersten Stellen eingenommen haben würde. IIL V. 33———41. Jlnf die Zurückführung in’e Vater— land beschränken sich aber Gottes Gnadenwohtthateu gegen sein Voll: nicht, sondern er hat bereite angefangen, sie in diesem ihrem Grblande aufs diene zu segnew Einer-theils nämlich hat er das fruchtbare Land, das er um der Sünden des voller; willen öde geniacht hatte, wiederum in einen blühenden nnd hoffnnngsreichen Zu— stand versetzt (V. 33—38); anderntheils hat er die, die gar gering and sehn-ach geworden waren in der Zeit ihrer Drangsah zu einer voltireichen Heerde gemacht und ihr Fürslenhans wieder emporgehoben ans Schmach nnd Niedrigkeit (V. 39——41). Dafür ifi denn auch der ge- bijhrende Dank: ihm abzuhalten. 33. Die, welchen [durch Eintreffen des in 3.Mos. 26, 32 f. ihrem Lande gedroheten Fluchen] ihre Bäche vertrocknet, und die Wasserquelleu ver- sieget waren, 34. Daß swährend dieser ganzen 70 Jahre daher Jer. 25, 9 fs.] ein fruchtbar Land sdas durch feine Fruchtbarkeit sprichwörtlich gewordene Canaan Z. Mos Z, 8; 4. M. 14, 7 f.] nichts trug, um der Bosheit willen derer, die darinnen wohneteu [der Kinder Jsrael]; 35. Und er [der HEry nach Ablauf der Straf- zeit den Fluch vom Lande hinwegnehmend Jer. 29, 10] das Trockne wiederum wasserreich machte, und im dürren Lande Wasserquellen lfließen ließ]; Bis. Und die Hungrigen [die inzwifchen hungrig und durstig in der Wüste der Verbannung irre ge- 360 Psalm 107, 37— 43. 108, 1—14. gangen waren V. 4 f.] dahin gefetzt hat, daß sie ege Stadt ziirichteten, da sie wohnen könnten l « 7J- 37. Und Aecker tiefsten, und Weinberge pflanzen möchten, nnd die jährlichen Früchte kriegten; 38. Und er sie segnete, daß sie sschon in der kurzen Zeit seit ihrer Wiederkehr in’s Land der Väter] sich fast [Jos. 13, 1 Anm.] mehretew und ihnen viel Vieh gab [indem er nichts davon diirch Seuchen und andere Plagen sterben ließ] Nach Luther’s Meinung ist hier aus V. 8, 15, 21 U. 31 der Satz zu ergänzen: die sollen dem HErrn danken um seine Güte, und nm seine Wunder; die er an den Menfchenkindern thut. 39. Die, welche niedergedrückt und geschwächt waren von dem Bösen, der sie gezwungen und ge- drungen hatte snach andrer Deutung: durch Be- drängniß des Leides und Kiimmer]; 40. Da [in Erfüllung dessen, was in Hieb 12, 21 gesagt wird] Verachtung auf die Fürsten [von denen sie in ihrem Heimathlande regiert wor- den waren] geschiittet war, daß alles irrig und wüste stund [denn ein Volk, das seiner eigenen Fürsten beraubt worden, ist gar übel daran, wie eine Heerde, der man ihren Hirten genommen]; 41. Und er [der HErrJ den Armen schiiszte Vor Elend [so daß er einen Fiirsten aus dem so tief herabgekommenen Königshause, den Sesbazar oder Serubabel, mit heimkehren ließ Esra l, 8], und sein Geschlecht [in den 42,360 Männern u. s. w., die mit ihm in’s Land der Väter zurücks gekehrt sind Esra 2, 64] wie eine Heerde mehrete [die sollen dem HErrn danken um seine Güte, nnd um seine Wunder, die er an den Menschen- kindern thiit]. Hätten wir’s mit einer eigentlich gelehrten Auslegung der Bibel zu thun, so hätten wir bei diesem ganzen Ab- schnitt ein Langes nnd Breites zu sagen von den mancher- lei Aussassungen der znin Theil nur schwer zu enträth- selnden Worte des Grundtextes Während aber selbst die praktischen Bibelausleger es versäumt haben, zunächst nnd vor allen Dingen an den Text unsrer deutschen Bibel sich zu halten und diesem fiir den ungelehrteii Leser ein Verständnis; abzngewinnem und, trotzdem daß ihre Bücher die Worte: »Die heilige Schrift nach Dr. M. Luther’s Uebersetzung« auf dem Titel tragen, eine ganz andere Uebersetzung, die dem Lehrer in Kirchen und Schulen nur dazu dient, seine Pflegebefohlenen irr und wirr zii machen, an die Stelle setzen, ziehen wir es. vor, den Streit der Meinungen bei Seite zu lassen und uns einfach aus Luthers Meinung zu beschränken, die dem Worte Gottes wahrlich keinen Abbruch thut und auch vor der Wisseiischaft zu Recht besteht, so gut wie jede andere. Nur das Eine wollen wir bemerken, daß eine Ergänzung am Schluß des u. 41. Verses dann nicht nöthig ist, wenn man übersetzt: Er (der HErr) wandelte Ströme iu Wüste, und Wasser-quel- len in durstig Land, 34. ein fruchtbar Land in Salzsteppe, um der Bosheit willen derer, die darin wohnten; 35. er wandelte (wiederum) die Wüste in Wassersee, und dtlrres Land in Was- serquellen, 36. und ließ Hungrige daselbst wohnen, daß sie eine Stadt, da sie wohnen könnten, errichteten, 37. und besäeteii Aecker, nnd pflanzten Weinberge, und schafften Frucht des Ertrages. 38. Und er segnete sie, daßsie sehr· sich mehrten, und ihr Bteh ließ er nicht gering sein. 39. Gering waren sie (im Lande ihres Gefängnisses) und herabgekommen, iuFolge von Leidens-Bedrängniß und Kummer. 4«. Ver- achtung hatte er (der HErr) geschijttet auf die Fürsten, und ließ sie irre gehen in unweg- samer Oede tHiob l2, 21. 24). 41. Aber er hob den Armen aus dem Elend, und inachte einer Heerde gleich die Geschlechter(Hiob21,1I). Dies wäre denn das Lied zur Ehre Gottes, welches nach der Aufforderung in V. die im ganzen vorigen Abschnitt Angeredeten in öffentlicher Gemeindeversamnilung und in der Sitzung ihrer Aeltesten singen sollen, so daß am Schluß jenes Verses ein Kolon zu setzen wäre. IV« V. 42 n. 43. Der psalin schließt niit einem Hinblick anf die heilsamen Folgen, welche die Gnadenerwei suiigen, womit der tjixrr an seinem Volke sich verherr- licht hat, haben können nnd habeii sollen. Iisraelg Freniidtz d. i. alte Frommen, werden sich freuen, wenn sie dessen Gedeihen wahrnehmen, die Widersacher dagegen, wie z. s. die boshasten Edomiter, werden nicht mehr höhnen iind lüstern dürfen; nnd wag die Gemeinde selber betrifft, so wird sie durch ein weiser Jlchthaben ans die Giiadenerweisuiigen des tjErrn sich in den Stand sehen, ans seiner Hülle zn nehmen Gnade um Gnade. 42. Solches swas der HErr schon jetzt in dieser neuen Gnadenzeit Großes an seinem Volke gethan hat und mehr und mehr thun wird] werden die Frommen [welche ihre Lust an dem HErrn und zu seinem Volke haben] sehen, und sich freuen; und aller Bosheit sder gehässigen nnd schadenfrolien Widersacher 137, 7] wird das Maul gestopfet wer- den sHiob 22, 19; 5, 16]. 43. Wer [unter uns, dem Volke Gottes selber nun] ist weise und behiilt dies [was ihm in diesem Psalm zu Gemüthe geführt worden]? So werden sie Diejenigen, die da weise sind und dies behalten] merken, wie viele Wohlthat der HErr erzeiget sund dadurch würdig werden dieser Wohlthaten eiii immer reicheres Maß zu empfangen] Herzlichen Dank für die bereits erzeigte Gnade des HErrn ist die unerläßliche Bedingung ihrer Fort- dauer; wer nicht dankt, ist ein Thor, denn er bewirkt, daß sich gar bald das Gewölk des Zornes wieder iiber ihm sammelt. (Hengstenberg.) Der 108. Psalm. Davids Daiilisagung und tgebet um Entsetzung in das Königreich. 1. Ein Psalmlied [Ps.48,1] Davids sahe: uicht von ihm unmittelbar in der Gestalt, wie es hier vorliegt verfaßt, sondern vielmehr aus zwei Bestandtheilen Da- vidisclser Psalmen zusammengesetzts Wie im vorigen Psalm, vernehmen wir nun) hier die Stimme der ans dem Exil ziirüctigeliehrten ioraelitischen lllolltsgeiiieiudg nur daß es hier das Bewußtsein ihrer noch sehr unootlltoinuieneii Wiederherstellung und ihrer Sihwäche nach außen und nach innen ist, was sich geltend iunchtz dieser ihrer Stimmung, die jedoch von lebendiger Glaubens- zuversicht getragen und überwunden wird, entspricht es denn vollkommen, wenn sie Worte des einst auih schwer bedrück- ten, aber doch zuversietstlias hosfenden David zu den ihrigen macht (Gsra Z, 6 Ituni.). I— P. 2—-5. Den Psalni eröffnet eine Ztnfmiinternng zum lEobe Gottes wegen der, in der ttiiiiiliehr ans dem Exil selber schoii nnd in der Wiederherstellung der Gemeinde bis zu deni Stande, in welchem sie bereits sich befindet, erfahrenen Gnade uiid Treue: Pf. 57, ti——1t. 2. Gott, es ist mein rechter Ernst [wort1ich: fest ist mein Herz, was Luther in Pf. 57, 8 übersetzt: mein Herz ist bereit]; ich will fingen nnd dichten [spielen], meine Ehre [Seele] auch [— in Pf. 57, 9 sind die Worte zum folgenden Vers gezogen: Wachauf, meine Ehre!]. 3. Wehlaut, Pfalter und Harfenl Jch will früh auf fein fnoch vor Tagesanbruch mit Loben und Danken vor Gott treten Pf. 57, 9]. 4. Jch will dir danken, HErr, unter den Völkern, ich will dir lobsingen unter den Leuten [Nationen]. 5. Denn deine Gnade reicht, soweit der Him- mel ist [genauer: über den Himmel hinaus, nach andrer Auslegung: vom Himmel herab], Und deine Wahrheit, soweit die Wolken gehen [Ps. 36, 6]. II. di. 6—10. »Mit eiueiii Verse, der noch der oben au- gefiihrten Psalinflelie angehört, beginnt die Bitte zu Gott um Ausführung der seinem Voller gesiheuttten Verheißnngem die ihm den unbeschränkten Besitz Palä- stina’s in seiner ganzen Lliisdehiiuiig nnd also auch den des ehemaligen Gebiete der 10 Stämme, sowie den Sieg über die benachbarten itöltiersclsaften verbiirgein Pf. 57, IS; 60, 7—10. 6. Erhebe dich, Gott, über den Himmel Izeige dich als den, der du bist, als den iiber alle Himmel hoch erhabenen Gott], nnd flaß offenbar werden] deine Ehre über alle Lande fdaß sie auf der ganzen Erde anerkannt und alles, was ihr zuwider ist, beseitigt werde], 7. Auf daß deine lieben Freunde fdie Kinder Israel Ei. Mof 33, Z] erlediget werden. Hilf mit deiner Rechtes: und erhöre mich ff. o. a. uns, dein Volk Pf. So, 7 Anm.]. 8. Gott redet fhat ein Wort der Verheißung gegeben] in feinem Heiligthum fnach anderer Deu- tung: in seiner Heiligkeit, d. i. als der Heilige, über allen inenfchlichen Trug und Wankel- muth Erhabene] deß bitt ich froh, und will sann, in dem mir zugesicherten Eigenthumslande diesseit und jenfeit des Jordan frei schaltend nnd wallend] Sichem theilen, und das Thal Suchoth abmessen. 9. Gilead ist mein, Manafse ist auch mein, und Ephraim ist die Macht meines Haupts, Juda ist mein Fürst [Herrfcherstab], Dank, Bitte und Zuversicht der aus der Fremde in die Heimath suriiekgekehrtYå » 361 10. Moab ist mein Waschtöpfenz ich tvill meinen Schuh über Edom strecken; iiber die· Phi- lister [als mir für immer unterworfen] will ich janchzen [iu Pf. 60, 10: Philistäa jauchzet zu mir]. III. v. 11—l4. Kam Schluß svetkht die feste Zuver- sicht sich aus, daß, soweiiig Aussicht auch jetzt dafür sihou vorhanden sei, daß Israel in Pollbesitz des ihm behiiiiinteu Landes nnd zur Oberherrliihlieit über seine gegenwärtigen Pranger und Widersacher gelangen wer— den, diese Zukunft mit Gottes Hilfe sich deiinoih ver- wirklichen werde: Ps. 60, It —-14. 11. Wer will mich siebten in eine feste Stadt? Wer wird mich leiten in Edom? 12. Wirst du esnicht thun, Gott» der du kjetzt zwar] uns berstet-est, und zenchft nicht ans, Gott, mit unserm Heer [aber dennoch zur rechten Zeit dich unfer annehmen wirst]? 13. Schaffe [denn, da die Zeichen der Zeit bereits darauf hindeuten, daß du nun ganz und völlig uns wiederherstellen willstJ uns Beistand in der Noth, denn Menfchenhilfe ist kein nutze fdarum wir auch ganz davon absehen und uns allein nach deinem Beistand .fehnen]. 14. [Ja:] Miit Gott wollen wir Thaten thun. Er wird unsere Feinde untertreten fund uns thun, wie er geredet hat V. 8]. » Gleichivie hier aus zwei verfchiedeiien Psalmen ein neuer zusammengestellt ist, so hat man m neueren· Ge- fangbiichs-Ausgaben verfucht, die in der evangelifchen Kirche vorhandenen beiden Bearbeitungen des lateinifchen Gefangesx Veni redemptor genehm, die ·eine von Luther: Nun komm der Heiden eiland sc» die andere von Joh. Franck: Komm, eiden eiland, Löfegöld &c. zu einein neuen Liede in der eife zusammenzustellen, daß selbst in einzelnen Versen bald die eine, bald die andere Bearbeitung benutzt ist. (Pgl. das von der evang. KirchemConferenz zu Eifenach im J. 1853 heran-Lesers. KirchemGefangbuch in 150 Kernliederm Nr. 8.) Der 109. Psalm. Meisfaguiig non Judas und der Juden Unter-ne an Christo verübt, und ihrem 2fluch. 1. Ein Psalm Davids [3, l] vorzufiugen [4 , 1]. Die drei letzen Psalmen des 4. Bachs (104—106) ver- selzteu uns in die letzte Zeit des babhlonisktien Teils, die beiden ersten des Z. Znihes (107 n. 10t3) dagegen in die erste Zeit nach der Riiitilietir Israels in sciii Vaterland; da bricht denn die ihronologisch geordnete Reihenfolge »in dir. 109 n. 110 fitr einen Augenblick ab, ehe wir iusPs. 111 if. es mit den weiteren Zuständen der neuen Eotonie Zi thun haben, und holt zwei Psalmen von David iiaih. ieser Øiuschub rechtfertigt sieh niait blos dadnrih, daß schon Pf. 108 nichts weiter als eine Zusammenstellung von zwei Stiiclieii ans davtdisrheii Psalmen war, sondern erscheint auch wegen des provhetisctsen Charakters der beiden ein— gesihaltetea Psalmen als eine unter Leitung des Geise- sein Gott aufrichti 362 Gotte- zu Stande gekommene Anlage, die ihrerseits selber wieder zur Weissagung wird. wir werden das erst näher begründen können, naihdein wir beide Psalmen in ihrem Verfläudniß erfaßt haben. was niin zunächst den vorlie· genden Psalm betrisfi, so haben wir, anders als diejenigen Ausleger, denen wir zumeist folgen, in der Bein. zu L. Zum. 15, 16 die Jeit der AbsalomiseheiiVerfolgung als die Bett seiner Entstehung angenommen; wir stellen uns dainit aus die Seite der lcirclsliitseii Ansfassiing, welche diesen Psalmen als Psalmns Isohariotious (Isctsariot-sllsatineii) beseishneh und auf den Standpunkt des Apostel Petrus, der in Aposig l, 20 das Flnshivort des it. heisses in Judas, dem Verräther, erfüllt sieht, denn Judas Iseharioth hat sein horliild an Ahitophel, dem Giloniten (2. Zum. 15, 31 Blum. I. v. l—5. Mit einem linrzcn Seufzer un Gott sieh wendend, beginnt David sogleich die schweren Sünden darzulegen, womit seine Widersacher, unter deren ver— folguiig erleidet, flch gegen ihn vergehen; er hat es mit einer Gesellschaft von Menschen zu thun, die ohne ilrsach wider ihu streiten, ja, die seine Liebe mit Haß und sein Gutes mit ist«-sein ihm vergelten, und ihre Läste- rungen sind so giftig, daß er in’s Gebet sich siiiclstet, um sie aushalten zu können. Gott, mein Ruhm-« [der du bisher mir soviel Veranlassung gegeben, dich zu rühmen nnd zu preisen 5. Mos. 10, 21; Jer. 17, 14], schlveige [auch in meiner gegenwärtigen Lage] nicht szu dem, was meine Feinde wider mich reden 35, 2-2]. 2. Denn sie haben ihr gottloses nnd falsches Maul wider inich ansgethan, nnd reden wider mich init falscher Zunge; Z. Und sie reden giftig wider mich allenihalbew nnd streiten smit dem Schwert ihrer Zunge 55, 22; 57, 5] wider mich ohn Ursach [35, 7. 19]. V) Eine sichere Gruiidlage der Erhörnng und eine mächtige Belebung der Zuversicht ist die Vergegenwär- tigung alles dessen, was der HErr bereits an uns ge- than, und die Berufung auf dasselbe. (Hengstenberg.) 4. Dafür, daß ich sie liebe; sind sie wider mich; ich aber svergelte ihnen so wenig Böses mit Bösem oder Scheltwort mit Scheltwort , daß ich ihnen gegenüber gänzlich schweige und nur mit dir rede, indem ich, in dich mich hineinbergend und dir meine Sache anheimstellend] bete [1. Petri 2, 23]. Mauche ergänzen hier mit den jlidischen Auslegern AbensEsra und Kimchix »für sie;« aber der Sinn ist: ich bin ruhig dabei, ich thue nichts als beten (wörtlich: ich aber bin ganz Gebet). 5. Sie-beweisen mir Böses um Gutes, nnd Haß iim Liebe [35, 12; 38, 21]. Es ist ein zwiesacher Zug, der hier hervorgehoben wird: einmal die Bosheit uud Falschheit, mit der sie ohne jeglichen reellen Grund sein Verderben suchen, nnd sodann der schnö de Uudank, indem sie nichts als Liebes und Gutes von dem empfangen haben, den sie u Grunde richten wollen. Das find schweriviegendtz Zeillose Dinge vor dem Gott der Wahrheit und der iebet Und wenn nun ein David bei alle dem vor die- sagen kann: ,,ich bin aber ganz Gehen« was ja ni t blos die Freiheit von aller Selbst- rache und aller Selbstwehr, sondern die tiefste Samm- Psalm 109, 1--19. luug und Bergung seiner in den Händen getragenen Seele in Gottes Schooß anzeigt, so erkennt man deut- lich den alten Meisterschiitzem der so trefflich die Pfeile auf Gottes Herz abzudrückenweiß Bei diesem letzten Zuge jedoch kann man sich der Frage nicht entschlagem wie ist es niöglictx daß ein in Sünden empfangener und eborner Mensch solchen Anlänfen der Bosheit, Falsch eit und Undankbarkeit wirklich nichts Anderes als ein betendes Herz und einen in Gott gefaßten Geist entgegensetzt? War es denn nicht blos Einer, der das vermochte, der Eine, der auch allein sagen konnte (Joh. Z, 46): »wer kann mich einer Sünde zeiheii?« Wir antworten: Freilich ist es nur der Eine, der Davids-sahn, der solches ganz lauter und rein an fich hat sehen lassen (Luk. 6, 11 f.; 22, 63 ff; 23, 34), und der noch heute vor Gottes Throne ganz Gebet fitr uns ist (Hebr. 7, 25); aber der Finger« Gottes gestaltete bereits in der Person Davids die zarten Ansätze des Vorbildes, das auf den Zukünf- tigen hindeutete. (Taube.) · II. b. 6——20. Jetzt richtet sich David wider Einen unter den vielen, die mit solcher Bosheit uud Falschheit nnd mit so schnödeni tliidaulg wie er vorhin angegeben, ihm begegnen, und fleht nun auf diesen Gottes Gericht in seiner ganzen vollen Schwere herab: er möge ganz und gar, wie es ja Gottes weise ist, die Buben durih Buben zu strafen, iu die Gewalt der Gottlosen dahiugegeben und vom Satan selber verlelagt werden; er gehe ans dein drauß, deu inau ihm macht, als berdauimter her— nor uiid werde dann, indem er mit seiner Abbitte lieiue Gnade findet, sondern deu tterbrecheriod sterben muß, frühe hiiiweggetilgt von der Erde, sein Amt aber, durch das er zu einer bevorzugten Stellung berufen war, em- nfaugc ein Andern, der besser ist, denn er (ill. 6-—8). Tier Fluch tresse dauu weiter die, die ihm angehören; denii er hat iiuu einmal deu Fluch haben wollen, als leöune er ohiie desiselbeiiuicht eristiren, nnd in ihm ginfett die ganze Bosheit der Widersacher (ils. 9-——20). 6. Setze Gottlose über ihn [der mich den Gottlosen überantwortet hat, daß sie nun über ihn zu Gericht sitzen]; und der Satan niusse sals An- klägerJ stehen zu seiner Rechten [Sach. 3- 1]. » 7. Wer sich denselben lehren läßt, deß Leben mllsse gottlos sein sfriiher halte Luther dem Grund- text entsprechend: Wenn er gerichte·t wird, müsse er verdammt ausgehenL Und sein Gebet swonnit er das Verdamniungsurtheil wird abzuwenden suchen] müsse lweil doch nur von der Verzweiflung, iind nicht von wahrer Buße ihm ein- gegeben] Sünde fein [daß es keine Annahme sindet]. « » 8. Seiner Tage müssen wenig werden, nnd sein Amt mnsse ein anderer empfahen. Es ist nicht eine bloße Anwendung, die Petrus in Apostg 1, 20 von den vorliegenden Worteii macht, wenn er sie auf Judas, den Verräther des HErrn bezieht, sondern er spricht es klar und unzweideutig aus, daß sie recht eigentlich dieses Kind des Verderbens in’s Auge fassen und schon im Voraus bestimmen, was nach feinem Untergange mit dem Amte, aus dem er ausge- .stoßen, gefche en müsse. Es verhält sich also mit dein hier ausgesprochenen Fluche so, wie Chrysoftomus sagt: die die« (Verwtiiischutig) ist sroocpisrisloe Zi- siJsi erpäg (eine Weissagung in Form oder Gestalt einer Verwünschungs Eine folche Weissagung war dem David darum möglich, weil, wie Petrus ausdrücklich bemerkt, nicht eigentlich Er, David, sondern durch den Mund Davids der heil. Geist die Worte geredet hat; und fie ist auch in Judas, auf den sie hinzielt, vollständig erfüllt. ,,Sein Handel mit den Hohenpriesterm welche ihre satanische Ueber- legenheit in der Wegwerfung des gebrauchten Werkzeugs doeumentiren (Matth. 27, 3 fs.); seine Judasbuße, die trotz des erkannten Frevels das Herz Gottes nicht mehr finden kann; sein Bund mit den! Satan, welcher ihn erst mit glänzenden Silberlingen ködert und darnach vor dem Gerichtshof des Gewissens sein furchtbarey ihn bis zur Verzweiflung hiureißender Verkläger wird; sein jähling abgerssener Lebensfadeii nnd der Verlust seines Amtes, das einem Andern gegeben wird (Apostg. 1, 26), beweisen das in wunderbar zutreffender Weife..« Damit nun aber David bei der Weissagung nicht ein bloßes Sprachrohy ein empfinduugs- und willenloses Werkzeug wäre, hat er in seinem persönlichen Leben, wie wir zu Z. Sam. 15, 31 darauf hingewiesen haben, ein Vorbild des zukünftigen Verräthers an dem treulosen Freunde Ahitophel; daß er nun aber hier nicht, wie an der eben angeführten Stelle, mit dem bloßen Gebet sich begnügtx ,,HErr, mache den Rathschluß Ahitophels zur Narrheit,« sondern in solche furchtbare Verwünschungen ausbricht, erklärt sich aus der Tiefe des Bewußtseins, das ihn bei Abfassung des Psalms erfüllt, aus seiner ,,Selbstschau in Christo,« die — wir wissen nicht, wie lange nach jener Geschichte — mit dem Geiste der Weissagung über ihn kommt. »Es gab auf Erden damals keine unverletz- lichere Person, als Davids, des ENesfias des Gottes Jakobs (2. Sam. W, I Aum. 2), des Ahns Jesn Christi; dieser war in David, indem er durch David seinen alt- testamentlicheu Weg nahm und Davids Geschichte zum Typus feiner künftigen gestaltete. Verfolgung Davids war also Versündigung nicht blos an David selbst, son- dern auch an dem Christus in ihm, und weil Christus in David ist, niifcht sich mit seinem Zorn über feine gegenwärtigen Feinde Christi Zorn über seine künftigen, so daß auch dieser Psalm, wie Pf. 22, ein typisch-pro- phetischer ist, indem die zeitgeschichtliche Selbstaussage des Vorbildes durch die prophetische Selbstaussage des ihm innewohnenden Gegenbildes über sich selbst hinausgew- hen wird« »» »» I. Seine Kinder musseu Waisen werden, und seiii Weib eine Wittwe. » 10. Seine Kinder mussen in der Jrre gehen und betteln, und suchen sdas Mitleid Anderer in Anspruch nehmend] , als dir verdorben laiis ihrem eigenen Vaterlande, das zu Grunde gegangen, in die Fremde verstoßen] find. 11. Es mfisse der Wuchercr aussaugeii alles, was er hat; nnd Fremde müssen seine Güter rauben. 12. Und niemand müsse ihm Gutes thun, und niemand erbarme sich seiner Waisen. 13. Seine Nachkomnien müssen ausgerottet werden, ihr Name müsse im andern Glied [nachdem die ersie Generation riet-l) eine Zeitlang ein küm- merliches Dasein gefristet hat] vertilgei werden. Die ungläubigen Juden find in ihrem Haß gegen den HErrn Jefum soweit gegangen, daß sie die 3 Buch- staben seines tkabbalistisch geschriebenen) Namens »in-·) zu einem Verwlinschungs-Akrostichon verwendet haben, d. i. zu einem Satz, dessen einzelne Wörter in ihren Anfangsbiichstaben jenen Namen enthalten und dessen Davids Fluch über seine Widersacher, vornehmlich über den Ginen unter ihnen. » 363 Sinn eine Verfluchung des damit Gemeinten ergiebt; es gründet sich auf die letzten Worte des II. Versest »in: andern Glied erlösche ihr Name« und lautet: FFTJ wes Htgj (es verlösche sein Name und fein Ge- dächtniß). Sie find es aber vielmehr selber, welche die Sippschaft des ,,verlorenen Kindes« (Joh. 17, 12) bilden nnd denen auch in der That Davids Fluch anhastet bis auf den heutigen Tag. Wie schon änßerlich der Name des Judas nnd der der Juden zusammenstimmen, so gehören beide auch innerlich zusammen, als die da ,,nicht gewollt,« sondern Weltreichthum nnd Weltbequemlichkeit der Armuth Christi vorgezogen haben und dafür dem Gerichte der Verstockung verfallen, im Gelde wühlen (Matth. ZU, 16 Anm.); und nun ist es merkwürdig, wie das jlidische Volk, als Volk mit Land nnd Stadt, wirklich »in! andern Glied« (ein Glied oder Geschlecht zu 30 Jahren gerechnet) untergegangen (nämlich 40 Jahr nach dem Tode Christi) nnd wie sein Geschick seit der Zerstreuung über die ganze Erde nur eine Erfüllung des in V. 10 ff. Gesagten ist. 14. Seiner Väter Missethat müsse gedacht wer- dezi vor» dem HErrn, und seiner Mutter Sande musse nicht ausgetilget werden [Matth. 23, 31 ff.]. 15. Der HErr müsse fie- sseiner Eltern und Voreltern Sündenschuld] nimmer aus-« den Au en lassen, Und» ihr [feiner Nachkommen V. 131 e- dachtniß* musse ausgerottet werden auf Erden kin Beziehung auf Ahitophel vgl. die Bem. zu I. Chron. 12 3o’]. «16. Darum, daß er so gar keine Barmherzig- keit hatte; sondern verfolgte den Elenden und Armen, und den Betrubtem daß er ihn todten« [2. Sam. 15, 31 Anm.]. «) Gedächtniß in der Schrift heißt nicht, daß man eines edenke, sonst wäre Judas, Pilatus nnd Herodes immer im Gedächtniß; sondern daß man ihn rühmet und lobet und ein gut Geschrei von ihm hat. (Luther.) W) Der Elende und Arme und der Betrübte lwörts lich: »der mit tiefverwundetem Herzen«) ist David, und im Gegenbilde Christus, der als König zwar, aber arm in Jerusalem einzog und den Pilatus mit ,,sehet, welch ein Mensch« dem Volke vorführte. Jedes Wort entspricht hier der Erfiiklnngsgeschichtc dem ,,Varmherzigkeit ha- ben« die ihnen gegebene Möglichkeih Jesum zu begnadi- gen, dem »daß er ihn tödtete« das »Kreuzige;« denn auch schon die im Grundtext stehende Wortform (P0. statt Hipl1.) deutet auf den grausamen Tod, dem die Verfolger ihn zn opfern gedenken. (Delitzsch.) » l7. Und er wollte den Fluch haben, der wird ihm auch kommen; er wollte des» Segeiis nicht, so wird er auch ferne von ihm bleiben. - 18. Und zog an den Fluch, wie fein Heiud sin denselben sich zu kleiden], und [er, der Fluch] ist in fein Jnwendiges gegangen wie Wasset sindem er ihn begierig in sich eingeschlürft hat Hiob 15, 16; 34, 7], und wie Oel in seine Gebeine l«wie er sich ganz durchsündete, so ist er eben damit ganz durchflucht«]; 19. So werde et: sder Fluch, den er fchlech- terdings haben wollte, als wäre er für ihn ein unabweisbares Bedürfnißj ihm wie ein Kleid, das er anhabe, und wie ein Gürtel, da er sich alleivege mit gurte [und lasse also nimmer von ihm ab Matth. 27, 25J. 20. So geschehe denen vom HErrn, die mir zuwider sind [V. 4], und reden Böses wider meine Seele [B. 2 u. 3]. Daß hier und anderswo so bittere Klagen und schwere Fluche vorkommen, das hat man so anzusehen: Beim unschuldigen Leiden ist im Herzen zweierlei, eines-theils eine Empfindung, die der Leidende nothwendig hat von dem Unrecht, so ihm widerfährt, und mithin auch von der Aussprache, die er an die Gerechtigkeit Gottes hat; anderntheils aber die Geduld oder die Stärke des Her- zens, womit er die Empfindlichkeit überwindet und seine Ansprache an die Gerechtigkeit Gottes wohl gar in Für- bitte verwandelt. Beides kann auf einmal im Inner- sten des Leidenden vorgehen, aber es kann nicht auf ein- mal vorgestellt und in Worte gefaßt werden; darum ist es so getheilt, daß das Eine in den Leidens-Psalmen vor Augen gestellt ist, nnd doch das Andere unter dem wirk- lichen Leiden an dem Lamm Gottes gelenchtet hat. Das Erste taugt ohnehin besser in die Schriften des alten Testameuts und zn der Art, wie der Geist Gottes da- mals bei dem noch nicht so weit Verklärten Geheimnis; des Kreuzes vom Leiden gezeugt hat; das Andere aber ist der Art des neuen Testaments gemäßey wo die Hoff- nung der Herrlichkeit unter dem Leiden schon mehr her- vorgebrochen war und der Geist Gottes als ein Geist der Herrlichkeit über dem Leidenden ruhet, und also die Stille und Geduld auch völliger sein kann. Neben dem wird auf diese Weise auch etwas zur Verwahrung ge- setzt, daß man an der Stille und Geduld des Leidenden nicht Gelegenheit nehme, sich desto frecher an ihm zu verstindigen, sondern fein auch bedachte, was zum Voraus auf seine Feinde ausgesprochen und geschrieben sei. So hat es auch unser lieber Heiland dem Judas neben einander hingelegt (Matth. 26, 24): Des Menschen Sohn gehet zwar dahin, doch wehe dem Menschen! (Rieger.) III— U. 21——31. Jtnf dir Donner nnd Blitze im vorigen Abschnitte folgt nun ein Ergnß von Thräucn in tiefer, wehmsithiger Klage über das Elend, in dem David zur Zeit sieh befindet (22—25)z wie aber die Klage mit Gebet nnd Flehen nni Beistand des tjGrrn hat angehn« ben (d1. 21), so gehet sie and) alsbald wieder in Gebet nnd Flehen nm einen gesegneten Jtnggang der gegen— märtigen Leiden-Zeit iiber (k). 26—29), nnd solcher Ausgang wird dem gewaltigen Beter noch unter dem Flehen so gewiß, daß er schon jrht den idaiili in Bereit— schast link, womit er die Ehre des htlirru in der Ge- meinde rühmen wird (d1. 30 n. 31). 21. Aber du, HEtr HErr [im Gegensatz zu denen, die mir zuwider sind und Böses wider meine Seele reden V. 20], sei du mit mir, um deines Namens willen kund handle mit mir, wie· deine so oft mir bewiefene Gnade es erheischt]; denn deine Gnade ist mein Trost [genauer: ist gut, alles Guten Grund, nnd darum auch alles Uebels Ende], errette mich! 22. Denn ich bin arm nnd elend [40, 18], mein Herz ist zerschlagen in mir [oor tiefem Schmerze oder schwerer Angst 55, 5]. 23. Jch fahre dahin wie ein Schatten, der vertrieben wird« sbereits seinem Untergange ent- Psalm 109, 20—31. 110, I. gegengeht 102, 12J, und werde verjaget, wie die Heuschtecken sdie der Wind ergreift und unaufhalt- sam hinwegtreibt Z. M, 10, 19]. V) Wenn der Tag sich neigt, ftreckt sich der Schat- ten; er wird ltinger und länger (Vir il: majoresque cadunt altis de Inontibus umbrae), is er in die all- gemeine Dunkelheit verschwindet. So schwindet das Leben dieses Leidenden hin. (Delitzsch). Wie, wenn die Sonne sich neigt, aus dem Schatten die Nacht wird, so, wenn das Leben sich neigt, wird Tod aus dem sterblichen Fleifch. (Beda Benerabilis.) 24. Meine Kniee find schwach von Fasten sdas ich in meinem tiefen und langwierigen Elende darchgemachqz und mein Fleisch ist mager, und hat kein Fett [31, 11]. 25. Und ich lgerade in dieser meiner Leidens- gestalt, die doch billig das Mitleiden erwecken sollte] muß ihr»S»pott sein [69, 11 f.]; wenn sie mich sehen, schutteln sie ihren Kopf sals wäre ich in solchem Maße ein von Gott Gestrafter, daß man als einen Verlorenen mich aufgeben inüsse 22, 8 f.; Matth 27, 39]. 26. Stehe mir bei, HEriY mein Gott; hilf mir nach deiner Gnade, 27. Daß sie inne werden, daß dies sdie Ret- tung, die in meiner verzweifelten Lage wider alle Erwartung mir zu Theil wird] sei deine Hand, daß du, HErr, solches thust [und damit thatsächlich dich zu mir und meiner Sache bekennsts · 28. · Fluchen sie, so» segne du. Sehen sie sich wider mtch, so musseu fte Dadurch, daß ihre An- schläge doch nicht hinausgehen, sondern in das Ge- gentheii uinschlagens zu Schanden werden; aber dein Knecht mnsse sich freuen [im Glanz deiner sich ihm zuwendenden Huld und Gnade]. Jm erhabenften Sinne ist dies wahr geworden an dem, der, nachde1n er ein Fluch geworden, gesessen ist zur Rechten der Majeftät 29. Meine Widersacher müssen mit Schmach angezogen werden, und mit ihrer Schande bekleidet werden, wie mit einem Rocke [35, 26]. 30. Jch will dem HErrn sehr danken mit mei- nem Munde lwenn nun das alles , was ich hier gebeten habe, in Erfüllung gehen wird], und ihn ruhnien unter vielen [22- 23]. 3l. Denn er stehet dem Armen [für ihn ein: tretend le, s] zur Rechten, daß er ihm helfe von denen, die sein Leben verurtheilen. Der Contrast dieses Schlnßgedankens zu V. 6 f. ist unverkennbar: anklagend steht der Satan zur Rechten des Blntthäters, rechtfertigend Jehova zur Rechten des Gemartertenx der ihn menfchlichen Richtern überlieferte, wird verurtheilt, und der Vernrtheilte wird von dem Richter der Richter aus der Angst und Gericht genom- men (Jes. 53, 8), um, wie wir nun in dem folgenden, planvoll angereihten Psalm zu hören bekommen, zur Rechten des himmlischen Königs zu fttzm (Delitzfch.) Wehmüthige Klage über das gegenwärtige Elend und zflehentliche Bitte um gesegneten Ausgang. 365 Der 110. Psalm. Meissagung non Christo, unserm Könige, Propheten und lgohenpriesien l. Ein Psalm [3, I] David-s [vgI. 2.Sam. 23, 7 Anm.]. Zins den engen Zusammenhang dieses mit dem vorher- gehenden Psalm wurde bereits in der Erwerb. zu 109, 31 hingewicsen:sl1s. 109 enthält, wie die ltiriheunäter sich ans- drticlten, die Leiden auf Christum hin, Pf. 110 den Herr— liihleeitsstand nach den Leiden. Während wir aber dort nur erst einen tnpischwrophetischeu Psalm nor uns haben (109, 8 Jtum.), begegnet uns hier, gleichwie in Pf. L, ein pronhetiscl1-messianischer, in welchem David nicht blos inso- fern non Christo redet, als der Geist Gottes ihn regiert hat, vom Gesalbten des HGrrn in typische: Form zu weis- sagen, sondern er redet non ihm unmittelbar, in pro— phelisiher iltergegenwärtigutig des zukünftigen! Ltlesstasz ja, so lebendig und gegenstcindlicts steht dieser vor seinem Geiste, daß seine litede von ihm W. 1.) alsbald in eine Ilnrede an ihn übergeht All. 2——6), bis dann schließlich er wieder iiber ihn weissagt W. 7). Jtnf der zwiefachen Voraus— sehnng, einmal, daß unser Psalm wirlrtich den David zum Verfasser hat, wie die blebersehrift besagt, nnd dann, daß er ein direkt messianischer Psalm ist, wie wir eben ent- wiclielt haben, beruht die Verhandlung Christi mit den Pharisäern in Matth. W, 41 ff; nnd auch die spätere jü- dische Synagoge hat nch dieser Zlnerlrenntaiß nie ganz ent- ziehen können trotz der ,,Klemme,« in welche fle unser Psalm gegenüber der christlichen Kirche brachte. I. V. 1 n. L. Gegen Ende seiner Lebenslage, als seine Sonne im tttitergeheit begriffen nnd der Glanz seiner Persönlichkeit in den Kugel: seiner ttntgebnng schon so sehr erblichen war, daß er seine eigene Ohnmacht leben· dig sählte und zugleich erkannte, wie sein unmittelbarer dlachfolger uoeh nicht der Sohn seines Leibes sei, ans den die itserheißnng in L. Sonn. 7, 12 f. eigentlich hinziele, obwohl ihm auch in Beziehung auf Satomo die Erfah- rung ward, daß Gottes Rath nnd Wille gegen alle lEist nnd Bosheit der Widersalher dennoch das Feld behaupte (ties hier: 1.Kön.1,1—40), vernimmtdanid im Geiste einen Gotteospruljh der den znkiinftigelc messias zur Theil— nahme an göttlicher Macht und Herrlichkeit bernft; er nennet diesen Zuletinftigen auch seinen ljErrn nnd sieht, wie er non Zion ans sich alle Welt unterwerfen nnd alle Feinde zu seinen Fiißen legen wird. Der HErr lJehoVaJ sprach [in dem Orakel, das ich so eben in dem Zustande prophetischer Be: geisterung ans seinem Munde vernommen’] zu meinem HEkrn [hebr. Adonai. d. i. zu dem, der, wiewohl mein Sohn, doch zugleich mein Herr ist Matth. 22, 41 ff.; Mark. l2, 35 «; Lnl. 20, 41 ff.]: Setze dich [nachdem ich dich zur Theil- nahme an meiner Gottesherrfchaft berufen und das Königsseepter über die gesammte Menfchenwett in deine Hände gelegt habe 2, 2 f. 6 ss.] zu meiner Reehtensksp [deine Regierung jetzt anzutreten], bis daß ich lmittelst dieser deiner Regierung voll gött- licher Allgewalt Matth. 28, les] deine Feinde sdie von dir entweder noch nichts wissen oder nichts von dir wissen wollen, als völlig Ueberwundene I. Kein. 5, Z] zum Schemel deiner Füße lege-s- swo dann deine, vorerst noch verborgene Herrlich- keit anch vdr aller Welt offenbar wird Apostg. 2, 34f.;1.Cor.15,25;Hebr.1,13;10,13; Col. 3, I ff.]. II» Jch,· sagt der Prophet Dadtd, hörte tut Getst Gott, den himmlifchen Vater, reden mit seinem lieben Sohn; und weil es ein herrlich königlich Gespräch war, welches ich gern wollte, daß aller Welt bekannt würde, darum will tchss cn diesen Psalm fassen (J. Arnd.)» Es ist ja eine wunderbarliche Ekleuchtung, daß der heil. Prophet David so trefflich gewiß redet von den Sachen, die so lange hernach geschehen sollten, und die wir jetzt gläu- ben als die geschehen sind, nnd doch unser keiner der- maßen davon reden könnte, nnd fchier auch denAposteln selbst zuvor thut, daß er’s so gewaltiglich und so mit hellen, deutlichen Worten, und doch alles mit einander so trefflich kurz fasset, daß es nicht menfchlich noch eines geringen Geistes ist, folch hohes, nnbegreifliches und nn- aitsgrijndliches Geheimniß der göttlichen Majestäh fo im Evangelio sollt offenbart werden, mit Worten zu errei- elfen, viel weniger so kurz und gewaltiglich zu fassen, sonderlich solange zuvor, ehe denn es geschehen sollt nnd noch deß kein Anfang, kein Wunderwerh kein öffentlich Predigt gesehen noch gehöret war. Noch hanget er so fest mit dem Glauben an solchem, so er nicht stehet noch mit Vernunft begreift, und ist ihm so gewiß, daß er anch davon redet, als sähe er’s jetzt vor Augen er- füllet und geschehen (Luther.) — M) Da er also redet: »der HErr sprach zu meinem HEerii &c» das ist nach hebräischer Sprache und bei uns nicht so klar geredet; denn es sind zweierlei Worte, die wir beide auf unser Deutfch durch das Wort ,,HErr,« verdolmetschem Drum haben wir sie durch die ganze Biblia also unterschieden: daß allezeit das eine sJehoval mit großen Buchstaben (HERR), das andere mit kleinen Buchstaben (HErr) gefchrieben ist. Das große HERR, so allhier stehet: »der Err fpeach,« ift der Name, damit allein die gött- liche ajeftät genennet und keiner Creatur gegeben wird; das andre so allhier folget: ,,zu meinem HErrnÆ ist das Wort, so auch wir in unsrer Sprache insgemein einen Herrn heißen, als einen Hausherrn oder Landes- herrn, oder wie ein Diener feinen Herrn nennet. Darum sagt er von zweierlei Herrn; der erste der da spricht, der muß der rechte wahrhaftige Gott fein, der andere, zu dem gesprochen wird, muß ein rechter natürlichen Mensch fein, obgleich er zugleich anch wahrhaftiger Gott ist, wie wir hören werden. (Luther.) —- IN) Hebrtiisckp schet)—limini. ,,Dies Scheblimini ist unendlich reich an Trost für die Gemeinde des HErrn zu allen Zeiten, nnd wer dies Eine Wort nur in’s Herz fassen kann, der ist aller Angst nnd allem Zagen entronnen, dem ist es gleichviel, ob der Feinde viel oder wenig, der sieht mit heiterm Lächeln i rem Toben nnd ihren vergeblichen Anstrengungeu zu. Das Wort ist aber um so tröstlichey da Christus nicht blos flir ftch zur Rechten Gottes sitzt, sondern anch die Seinen mit dorthin erhebt, fchon in der Zeit nnd noch herrlicher in der Ewigkeit: Ofsenln Z, 21; Z. Tim. 2, 1«2. (Hengstenberg.) f) Die Feinde sollen unter feine Füße zu liegen kom- men, feine Füße auf den Nacken der Ueberwundenen treten (Jof. 10, 24), so daß der überwnndene Wider- stand wie zu dem dunkeln Grunde wird, auf welchem sicls die Glorie seiner sieghaften Herrfchaft erhebt; denn die zeitliche Geschichte endet mit dem Triumphe des Guten über das Böse, aber nicht mit Vernichtung des Bösen, sondern mit dessen tintertverfnng Dahin kommt 366 es, indem die nnbeschränkte Allmacht sich für·und durch den erhöhten Christus wirksam erweist. (Delitzsch.) 2. Der HErr [nun, der so in’s Königreich dich eingesetzt] wird das Seepter deines Reichs [anderwärts schreibt Luther, dem Grundtext ent- fprechender: die Ruthe deiner Stärke, d. i. den Stab, womit du, mit kräftiger Hand ihn füh- rend Ps 2, 9., die Widerwärtigen züchtigen· sollst] senden aus Zion [dem Stammsitze des m dir gipfelnden Königthums meines Hauses, auf daß er vonda aus die Runde mache über die ganze Erde und überall zu Boden schlage, was sich dir nicht unterwerfen will]. Herrsche [denn , gemäß der Würde, die dir verliehen V. 1, und vermögeder Gewalt, die dir gegeben ist V. 2] Unter deinen. Feinden [nicht sowohl von außen her sie ergreisend, als vielmehr von ihrer eigenen Mitte aus nach allen Seiten hin dein Recht zur Geltung dringend Sach. 9, 10]. Dieser Vers ist, wie ein alter Ansleger sagt, eine liebliche Gratulation, womit fich der Propbet in erfreu- tem Geist zu dem HErrn wendet, ein Ausdruck ver- heißungsvoller Siegesgewißheih wobei es bedeutsam ist, daß hier nicht, wie in 60, 8 ff. geschieht, für das von Zion aus gestreckte Scepter bestimmte Grenzpunkte an- gegeben werden, sondern der Welt Enden das Ziel sind. Auch das Herrschen inmitten seiner Feinde (vgl. 23, 5) ist ein Zeugniß seiner oberherrlichem siegesgewifsen Ma- jesiät und birgt in sich eine Fülle des Troftes flir feine Kirche, die auf Erden eine Rose unter Dornen ist und deren lgiengigf Glieder Schafe mitten unter den Wölfen sind. ( au e. II. V. 3 n. 4. hat David bisher beschrieben beide, die person iind die Gewalt des Königs, den er im Geiste schonet, und wo nnd wie er regieren solle, so sagt er nun, was derselbe fär Leute nnd Voll: haben solle und wie sie siih gegen ihn halten werden; denn da er zuvor nichts denn von eitel Feinden geredet und gezeigt, daß dieser König allenlhalben, wo er mit seinem Seepter hin- tiomme, Feinde haben werde, möchte einen wohl wun- dern, wo er doch wollte Voll: und Deut: hernehmen. Das ist’s nun, das der prophet sagt: Obgleich dein eigen Voll; von dir fällt, nnd alle Welt wider dein Reich sich setzen wird, dennoch wirst du ein Voll: haben, die da gerne werden dich annehmen und froh werden, daß sie mdgen dein Voll: sein; er machthieraiifdieses Königs voll: alle zu Priestern, die da immer vor Gott stehen uud eitel heilige Opfer thun, und nialet in einen! Gleichuiß, wie es mit der Geburt der Kinder seines Reichs gar wunder- lich und seltsam Zanche. darnach greift er aueh in das oriesterlictje lleginicnt nnd spricht, dieser sein oerheißeuer Sohn, Christus, soll nicht allein König, als dem es nach Gottes Ordnung gebührt, sondern zugleich anrh Priester sein, so er doch nicht von dem Priesterstanim Anton, son- dern ans Iuda sollte geboren werden; er schweiget da jenes slrieslerthunis im alten Testament, Karono nnd seines Geschlechts, gar stille und nennet ein neues, so zu der Zeit gar nicht im Beruf ging noch beliannt war, nämlich solches, das da sei nach der weise iiietcliisedrln Von diesem priesierthnm ist viel zu sagen; nnd ist auch dieser Text in der Episiel an die Gbriier gar schön nnd tidßtictj ausgestriihem das; ne ist die rechte Gtosse nnd Auslegung dieses Psalm. Mart) Luther) Psalm 110, 2——6. Z. Ratt) deinem Sieg swenn du deine Feinde —- Sünde, Tod, Hölle, des Teufels und der Welt Gewalt — überwunden und das Reich eingenom- men hast und läßt nun folches öffentlich in die Welt durch das Evangelium verkündigeiq wird dir dein Volk [die Gemeinde derer, die sich zu dir be- kehren, die wahre Christenheit] willigtich opfern [als ein priesterlich Volk, das du selber dir geweihet und geheiliget hast] in heitigem Schlnuck [denn wie sie durch den Glauben an deinen Namen zu Got- tes Kindern geworden , so find sie auch mit den mancherlei vortrefflichen Gaben des heil. Geistes ausgerüstet zur Vollbringung des vernünftigen Gottesdienstes Röm. 12, 1]. Deine Kinder [aber, durch die dein Reich von einem Gefchlecht zum andern im Bestand erhalten wird und immerdar wächset mit Leuten] werden dir geboren, wie der Thau aus der Morgenröthe Was ist das: ,,Kinder geboren werden aus der Mor- genröthe?« Das muß eine wunderliche Geburt iIud seltsame ElJiutter und Kinder sein. Wer hat je gehöret aus der Morgenröthe Kinder werden, und wie reimt fich das zur Christenheit? und wer hat doch diesem Propheten solch Ding gesagt? ja, wer hätte es verstehen können, wenn es nicht durch das Evangelium offenbart wäre? so es doch auch jetzt, da es erfüllet ist, von Wenigen verstanden wird. Er hat aber dies zum Gleichniß ge- setzt, damit diese geiftlichen Sachen fein lieblich zu bilden und zu malen, nämlich, daß es mit der Geburt der Kinder dieses Reichs, d. i. der Christen, zugehet gleich- wie mit dem lieben Thau, der da im Lenzen täglich früh Morgens fällt, und kann doch niemand sagen, wie er gemacht wird oder wo er herkommt; uoch liegt er alle Morgen auf dem Gras, und ist dieselbe Zeit des Thanes unter der Morgenröthe die allerlustigfte. Eben dies Gleichniß hat der szsseophet Micha (5, G) in gleichem Fall von dem Reiche Christi ausgeführt: ,,es werden, fpricht er, die Uebrigen aus Jakob unter vielen Völkern sein wie ein Thau vom HErrn und wie die Tröpflein auf’s Gras, so auf niemand harret noch auf Menschen wartet« — d. i. die Apostel, uud was aus dem jüdischen Volk übrige Christen find, sollen unter die Heiden kommen und darin Christo ein Volk versammeln, nicht mit dem Schwert oder leiblicher Gewalt und Macht, sondern durch göttliche Kraft, so er in dem Prediztamt des Evaugelii erzeigt» gleichwie der Thau ohne a menschlich Zuthun vom Himmel kommt und die Erde feuchter und frucht- bar macht. (Luther.) Zwar lassen sich an Luthers Ueber- setzung insofern Ansstellungen machen, als dieselbe nicht wörtlich dem Grundtexte entspricht nnd den hebräifchen Accenten gemäß das »in heiligem Schmuck« nicht so- wohl mit dem vorhergehenden Versgliedz als mit den beiden folgenden verbunden sein sollte (in letzterer Hin-«- sicht hat sich Luther nach der Septuaginta und Vulgata gerichtet und in erfterer Beziehung zeigt ein Einblick in die ersten Ausgaben des Psalters, daß er auch hier die wört- liche t1ebertragung absichtlich aufgegeben, um dem Volke durch eine erkläreude Umschreibung zu Hilfe zu kommen) ; in- dessen liegt kein Grund vor, dieselbe zu verlassen und eine andere an die Stelle zu setzen, da wir in diesem Verse überhaupt ein prächtiges, aber schwer anfzulöfendes Bild vor uns haben, das der eine so, der andere anders zu deuten veriucht, ohne daß man sagen könnte, die eine Deutung sei die allein richtige — Gottes Wort ist eben ein schön geschliffener Edelsinn, der seine Strahlen nach David schaut den Messias als siegreichen König-und ewigen Hohenpriesten mehreren Seiten hin wirft. Nachdem uns jedoch der Vers nach der Seite hin geleuchtet hat, die Luthers Auf— fassung an ihm hervorkehrtz ist es wohl erlaubt, ihn anch einmal anders zu wenden: Dein Volk (das unter deiner Fahne streitet und deine Siege dir erkämpfeu hilft) ist ganz Willigkeit (ftellt auf Antrieb des Geistes sofort gern und willig sich dir dar mit allem, was es ist und hat, Nicht. 5, Z. J) am Tage deines Heerbannes (wo du deine Heeres- macht zu einem heiligen Kampfe zusammenziehest — man denke hier z. B. auch an die Reformationszeit); in heiligem Schmuck (denn es ist ein priesterlich Volk, das einen gottesdienstlichen Ornat trägt Z. Chron. 20, 2l; 2. Cur. 10, 4; Ofsenb. 19, 14 — steht es am Morgen des Schlachttages da, bereit in den Kampf zu ziehen) aus dem Mutterschooße des Frühroths der Thau deiner jungen Mannschaft (und so frisch und kräftig, so unermeßlich an Zahl und wunder- sam als aus himmlischem Lichte geboren, steht eine junge Mannschast von Kriegern auf einmal vor deinen Augen da, wie am Morgen der Thau auf dem Felde liegt, von dem niemand gesehen, woher er gekommen, und niemand berechnet hat, wie viel seiner Tropfen sind, in dessen Perlen aber das Frühroth sich spiegelt und dessen Frische Leben und Erquickung ausströmtn -— Haben wir recht gesehen, wenn wir oben die Ansicht aussprachem daß David den Psalm bei Gelegenheit der in l. Kön. l erzählten Erhebung Salomo’s auf den Königsthron em- pfing, so würden V. 38——40 dieses Kapitels den äuße- ren Anknüpfungspunkt für die Gedanken, die der Dichter hier ausspricht, bilden. 4. [Ein priesterlich Volk aber muß es sein, das du zum Streite sührst, denn du bist selber ein Priester; wenn auch, weil zugleich der Löwe vom Geschlechte Juba, die Wurzel Davids Offenb. 5, 5., nicht ein Priester nach der Ordnung Aarons, doch darum nicht weniger durch Gottes Einsetzung, vielmehr durch eine weit feierlichere und nachdrück- lichere Einsetzung als die, welche unter Mose dem Aaron und seinem Geschlecht das Priesterthum bestiinmte 2. Mos. 28, l ff] Der HErr hat [in dem zweiten Theil des Orakels, das ich aus feinem Munde vernommen] geschlvoren, und wird ihn [also die Zusage, die er eidlich bekräftigt hat] nicht gereuen sdaß er je auch nur eine Shlbe da- von zurücknehmen sollte]: Du bist ein Priester ewiglich nach» der Weise [d. i. nach Art oder IMM- gabes Melchisedechs sin I. Mos Ist, 18 ff» der vormals hier zu Zion das Königthum und das Priesterthum mit einander verband Hebt. s, is; S, 20; 7, 17]. Hatte David vorhin mehr den Festzng vor Augen, der sich aus dem Gihonthale hinaus nach dem Zion-be- wegte, so tritt ihm hier die Geschichte der Urzeit vor die Seele, wie von Zion oder Salem aus Melchisedek einst hiniiberzog nach dem Königsthale, und das Bild dieses Priesterkönigs verklärt ihm der Geist Gottes zu einem Vorbild seines großen Sohnes der kltnftig auf feinem Stuhle schen so . Je mehr an seiner eigenen, nun zu Ende gehenden Regierung ihn das schmerzlich berühren mußte, daß er wohl durch seine Verschuldung Gottes Gericht über sein Volk gebracht (2. Sam. 24, l7), es aber nicht mit Gott hatte versöhnen können, und je mehr das Wort Gottes in 2. Sam. 7, 14 f. unzwei- deutig zu verstehen gab, daß auch mit seinem unmittel- 367 baren Nachfolgern es solche Bewandniß haben, ja, da der Mißstand noch weit greller hervortreten werde; desto mehr mußte er auch erkennen, daß nur ein König, der zugleich Hoherpriestey und zwar nicht ein gewöhnlicher, levitischey sondern in ganz anderer Weise berufener und «anz anders begabter Hoherpriester sei, dem Volke wahr- haft nützen nnd es zum Ziele der Vollendnng siihren könne. Jenes Bild des Priesterkönigs aus der Urzeit und diese Erkenntniß, die zur Sehnsucht für die Zukunft in ihm wird, sind bei David die Ankntipfunqspunkte in seinem Herzen, daß der HErr zu der ersten Offenbarung in V. 1 hier noch eine zweite hiuzufiigh »Bis hierher hat der Prophet gewaltig geweissagt, beide, von dem Königreich Christi, seines Sohnes und doch auch wahr- haftigen HErrn nnd Gottes, und von seinem Volke; nun fähret er weiter, läßt’s nicht genug sein, daß er ihn zum König und Herrn gemacht hat über alles, sondern macht ihn auch zum Priester und Papst (mit Verlaub, daß ich dies Wort nehme zn dieser Person). Denn weil wir droben gehört, daß dieser König soll ein neu Volk haben, so muß er auch für solch Volk ein Priesteramt haben, damit er sie im Gewissen und gegen Gott regiere, siutemal es ein Königreich und Gottes Volk ist, da muß auch ein Priesterthum und Gottesdienst sein, daß man den Leuten Gottes Wort nnd Willen zeige und zwischen Gott und ihnen handle, giebt also dem einigen Christo beide Aemter, daß er der ewige König und auch ewiger Priester sein soll. (Luther.) III. V. 5—7. GH hat bisher der heil. prophet herrlich gewcissagen beide, von dem Königreich und ewigem priesterthnm Christi, zu Trost allen elenden, armen Sün- dern und betrübten Herzen, und diesen lieben Mann also vorgebildetz daß man’o nicht lcönnte lieblicher noch süßer machen. iluu sagt er auch, wie sich die Weit ge— geu solchen König und priester erzetget und ihm danken werde; nämlich, daß sich werde die Gewalt auf Erden sprnsiiglikh gegen ihn setzen uad sieh unterstehen sein Reich zu vertilgen, daß dagegen Gott selbst mit Gewalt dazu thun muß, soll er anders diesen Priester vertheidt gen nnd inne, die wir an ihn glaube. Seine Feinde, sie heißen, wie sie wollen, seien ankh so klug, weise, ge- waltig, alo sie können, wird er zu seiner seit wohl sin- dcn, fle zerschmettern nnd ansrotten nnd in den Abgrund der Hölle stoßen nnd ewiglich verdammen. Gott aber helfe uns, das; wir bei diesem hErrn bleiben, ihm dank— barerfunden werden und ihm diesen Psalm mit reehtem Glauben und Freuden singen. (kather, in der Predigt vom J. 1539.) 5. Der HErr zu deiner Rechten [derselbe, der dich zu deiner Rechten hat setzen heißen V. 1, nun aber auch in diesem deinem Stande der Erhöhung dir ebenso als allmächtiger Helfer zur Seite stehet, wie er im Stande der Erniedrigung dein Beistand geWeseU 109, II] wird zerschmeißeu die Könige sdie sich wider dich auflehnen, und wären sie auch noch so mächtig auf Erden und noch so viele durch die gegenseitige Verbindung zum gemeinsamen Wider- stand 2, 1f.] zur Zeit seines Zornes [2, s. 12]; b. Er wird [da , zur Zeit seines Zorns, zu- gleich] richten unier den Heiden [oder Nationen, die wider dich gestritten haben 96, 10], ck wjkd groß: Schlacht thun sdaß das ganze Schlachtfeld mit Leichen bedeckt sein wird Jef. 66, 24; Osfenb. 19, 17 ff.]; er wird zerschmeißen das Haupt über 368 Psalm no, 7. m, 1—10. große Lande [den Ausbund aller deiner Wider- sacher, den Antichrist Dan. 7, 24 ff; 2. Thess « 7. «Gr [der Gefeierte, den ich in V. 1 mei- nen HErrn nannte und an den in V. 2—6 meine Anrede sich richtete] wird [bei dem heißen, schweren Streit, der ihm als Kämpfer Gotte? beschieden ist] trinken vom Bach auf dem Wege [wie eiust Sim- son that Richt. is, 19., indem er nur einen kur- zen Augenblick zu seiner Erfrischung sich gönnt, um dann sogleich den Kampf wieder aufzunehmen und in raschem Lauf sein Siegeswerk zu vollenden]; darum [nachdem er neue Kraft sich getrunken] wird er [alle seine Feinde zu Boden werfen und trium- phirendj das Haupt empor erheben [indem er als endlicher Sieger das Feld behält Apostg. 11, 15]. »Unser Simson, der theure Held,« ist nicht wie sein Vorbild der Ermattung unterworfen, so gewiß als er zur Rechten der Allmacht sitzt; aber man trinkt aus dem Quell nicht blos um den Durst zu löschen, sondern auch um vor dem Durste bewahrt zu bleiben, und den Dienst eines folchen Quells leistet ihm die ihm stets zufließende öttliche Kraft, die ihn vor aller Ermattung im heißen Kampfe bewahrt. Seinen Dienern und Kriegern aber begegnet es gar oft, daß sie auf dem Wege ermatten und mit dem alten Simson ausrufen: ,,jetzt werde ich sterben vor Durst und fallen in die Hand der Unbe- schnittenen.« Aber derselbe Quell, der den Feldherrn vor der Ermattung bewahrt, stärkt seine Krie er in der- selben und richtet sie auf, so daß sie mit ihirem Feld- herrn das Haupt erheben können. Was den Feinden des HErrn Wangen, das ist der Bach am Wege, der Anrufersbrunnent wem der nur gewährleistet ist, der darf nicht verzagen, wenn er auch zuweilen traurig und gesenkten Hauptes eiuhergehen muß. (Hengstenberg.) Der 111. Psalm. Darilisaguiig fijr gottes leiblichen und geistlichen Segen. Ei begegnen uns hier und im folgenden Psalm 2 Die— der, in denen der erste Jnbel über die Erlösung aus Zabel schon sehr abgesrhwächt erscheint und in Folge der ärm- lichen Verhältnisse der neuen Colonie an Stelle der vorigen Freude eine gewisse dliedergesttflagenheit der Gemiither sith bemächtigt hat iEfra 4, 24 Jtnm.); denn es ist nicht mehr die jüngste Erlösung, von welcher die Gemeinde den Stoff zu ihrem Halleluja nimmt, sondern ne greift zueiiele in die Tage der derzeit nnd niacht die Erlösung aus Egypten mit ihrem Zielpunkte, der Einführung in Canaan, zum Gegen— slaud des Xobpreiseg und zum Trosiquell sur die Gegen— wart. Nachdem aber zwisrhen Pf. 107 n. 108 einer- nnd Pf. 111 u. 112 andrerseits die beiden Pf. 109 n. 110 sich eingeschoben haben, sind wir auf diesen Wechsel der Stim- mung, auf diesen Kbspruug von der einen jkrlosnug auf die andere schon vorbereitet: diese, in eine weitere Zukunft, in die messianiscise Zeit hinaus wcisende Psalmen geben mittelbar zu verstehen, daß zioischeii dem ioollbesilz des Heils, wie die Propheten siir die Tage nach der Befreiung aus der Gefangeususaft ihn geweissggt haben, nnd den gegen- wärtigen Tagen noch eine tangere Entwickelung-Periode dazwischen liegt; noch liuun der oiiessiaa nicht kommen, noch muß vielmehr die tcauterungazeii sur Israel sich fort— setzen, ja, leider wird die Straf- nnd Gerithtszeit sikh in weit schlimmereni Maße wiederholen, weil Israel zu dem Aufbau, wenn er nun wirklich erscheint, in ein Verhältnis sich stellen wird, aus welthes die weissagung in jenen Psal- men sich gründet-Die beiden vorliegenden Psalmen gehö- ren auf’s Engsle zusammen und sind ,,Zwilliuge in Form wie Inhalts· hinsichtlich der Form sind beide in der Art alphabetisth angelegt, daß (im Grundterte nämlich, denn in unser deutschen Uebersetzung hat diese liiinslliche Anlage müssen aufgegeben werden) die Buchstaben des Jtlphabets an den einzelnen ioersgliedern fortlauseu (vgl. Eint. zu Pf. 9 Knm.), und von Seiten des Inhalts ist der Stoff so ver- theilt, daß Pf. 1l1 die Herrlichkeit, Macht und Gnade des HGrru tm Kreise der Gottesfiirchtigeu preist, Pf. 112 da- gegen die daraus fließende Herrlichkeit und Glückseligkeit der Gottesfürchtigen selber. I« V. 1——3. Der psalmisi redet zuerst von dem preise überhaupt, der Jehooa gebührt, nnd beginnt auch sofort mit solchem allgemeinen cobpreia 1. Halleluja [lobet den HErrn]! Dies ist eben sozzviel, als wenn man ansahen will Gott zu loben, daß man sich unter einander vermahnet und reizet, als wenn wir Deutschen in der Kirche oder einer unter uns anfinge nnd sprächet Wohlan, wir wol- len Gott loben; gleichwie die Prediger auf der Kanzel vermahnen zu singen: »Nun bitten wir den heiligen Geists« oder: Christ ist erstanden,« u. dgl. Also spricht hier David (?) seine Leute auch an: Halleluja, d. i. lobet den HErrnl oder, laßt uns den HErrn loben, nämlich also: Jch danke dem HErrn er. (Lnther.) Ich danke· dem HErrn von ganzem Herzen l109·- 30]- im Rath der Frommen nnd in der Gemeine. Es versichert der Sänger aus seines Herzens Grunde, sich zum Lobe Gottes getrieben zu sehen, und weil dieses Lob nur flir sich zu behalten Gott der Hälfte seiner Ehre berauben hieße, will er auch, was er empfindet, aussprechen, und zwar am rechten Ort aussprechen, in den Versammlungen der· Gläubigem (Tholuk.) Die öffentliche Versammlung der Redlichen (Luther: »Frommen« 107, 42) ist zugleich eine Vertraulichkeit (vertrauliche Besprechun 64, Z; 83, 4. Luther: ,, Rath «) weil die elt von ihr ausgeschlossem « die Gemeinde des HErrn unter sich ist. (Hengstenberg.) Hier schon die Vorftellung einer unsichtbaren Kirche, einer Gemeinschaft der Heiligen. (Vaihinger.) 2. [An Stoff zum Danken und Loben aber kann es uns, die wir zum Rathe der Frommen oder zur Gemeine der Heiligen gehören, nimmer« fehlen; dennxs Groß sind die Werke des HErrn [104, 24s; wer ihrer achtet sindem er sie recht fleißig durchforschtL der hat eitel Lust daran sweil sie allen Fragen seiner Seele und allen Wünschen seines Herzens Antwort und Befriedigung ge- währen]. 3. Was er ordnet sin seinem Rathe beschließt und dann auch zur Ausführung bringt], das ist löblich und herrlichz und seine Gerechtigkeit bleihet ewiglich. Reichen Stoff zu Gottes Lobe bieten Gottes Werke dar, und was irgend die Frommen an Wttnschen in sich hegen können, das ist bereits in Gottes Werken befrie- digt; denn wie vieles davon uns von vornherein an- stößig erscheinen mag, je länger der Sinn auf Gottes Werk und That achtet und sich hinein versenkt, je- mehr die menschliche Weisheit, statt der göttlichen That voranzulaufem ihr bescheiden nachgeht, desto mehr stellt sich diese als die vollkommenste Weisheit heraus. Ueberall entdeckt man Löblichkeit und Herrlichkeit; denn in allem wird seine Gerechtigkeit, d. i. sein durch und durch preis- wlirdiges Wesen (98, Z) kund und offenbar. (Tholuck.) II. v. 4 — S. hierauf gedenleet der Psalm der besonde- ren Werke nnd Wohlihaten des hatten, die er an seinem vollie bewiesen, nnd kommt da aus diejenigen Thntsachen der Gesthichte zu sprechen, für die das Gstersest zu einem bleibenden Gedärhtiiiß gestiftet war, berührt sie aber nur link; und hebt vielmehr das preiswijrdige nnd heller-är- tige derselben, die Gnade nnd Wahrheit, die flrh darin « offenbart, nnd die ilnerschfitterlichleeit des Bandes Gottes, die sich daraus ergiebt, hervor, nm die Herzen auch in trüber Zeit zum liebe Gottes nnd zum Festhalten an ihm zu erwerben. 4. Er hat [in den Festen unsrer, der altte- siamentlichen Kirche, namentlich in dem Passah- oder Ostersesh ein Gedächtnis gestistet seiner Wun- der, der gnädige und barmherzige HErr sder eben in diesen Wundern seine Gnade und Barmherzig- keit hat offenbar werden lassen]. Z. Er giebt [wie die Wunder des Mannas und der Wachteln in der Wüste zeigen] Speise denen, so ihn fürchtenz er gedeutet swie er auch sonst auf allerlei Weise thatsächlich bewiesen] ewig- lich an seinen Bund. «) Dieser Psalm, sagt Luther, sieht sich an, als sei er auf’s Ostersest gemacht. Schon seit Theodoret h« 457 n. Ehr.) und Augustin (von 353—429 n. Chr) ver- bindet fich für das neutestamentliche Bewußtsein mit V. 5 der Gedanke an die Eucharistie (Abendmahl), nnd nicht ohne guten Grund ist Ps.111 der kirchliche Abendmahls- psalm geworden. (Delitzsch.) · 6. Er läßt lnoch fort und fort, sooft das Osterlamm gegessen wird 2. Mos. l2, 27 Anm.] verkündigen seine gewaltigen Thaten seinem Volk [die in ihrem letzten Ziel darauf abzwecken], daß er ihnen gebe das Erbe der Heiden. 7. Die Werte seiner Hände sind Wahrheit und Recht [denn Treue im Halten der einmal ge- gebenen Verheißung und die Macht des siegreich sich behauptenden Rechts leuchtet aus ihnen heroor]; alle seine Gebote [die er im Gesetz gegeben] sind rechischaffen lberechtigen zu festem Vertrauen auf ihre Heilsamkeit in sich und in ihren Folgen 19, 8 f.]. 8. Sie [diese Gebote, die zugleich viel Ver: heißung enthalten] werden erhalten immer nnd ewiglich, nnd geschehen treulich nnd redlich. b. Er sendet eine Erlösung seinem Voll; er verheißet, daß sein Bund ewiglich bleiben soll. Heilig nnd hehr: [2. Sam. 16, 16 Anm.] ist sein Name. «) Das Wort terribile (schrecklich) heiße ich auf deutsch ,,hehr,« das man zu lateinisch metuenduttn reverendaxn lEhrfurcht und Schrecken erregend) nennt, als man ern Bild, Kirche, Fest, Herligthnm oder dergl. schön und hehr hält. (Luther.) Die Herrlichkeit, Macht nnd Gnade des HErrn im Kreise der Gottesfürchtigen 369 III. ils. 10. Es folgt hier der Schluß aus dem vorigen, der zugleich den Schlaf; des psalm selber bildet: Darum, weil der tjGrr so lierrlich ist iu seinen werben für die Seinen und die Gebote, dir er ihnen gegeben, so fest nnd snnerlässig sind, ist die treue Befolgung der letzteren, die Furcht des heitern, der Anfang der Weisheit; der Lohn dieser treuen Befolgung leauu zu feiner Zeit nicht Frist-leihen, er erstreckt sich vielmehr in die Ewigkeit iuein. 10. Die Furcht des HErrn snicht die knech- tische, sondern die kindliche Fnrcht, welche mit der Liebe Hand in Hand geht] ist der Weisheit Anfang sHlob 28, 28; Sprüchw. l, 7; 9, 10]; das [nämlich aus Furcht des HErrn nun auch seine Gebote halten und seinen Verheißungen trauen] ist eine seine Klugheit; wer darnach thut snicht blos in oberflächlichem müßigen Gefühlen die Furcht des HErrn zu erkennen giebt,.sondern in rechter Pflicht: treue sem Leben anstellt], deß Lob bleibel ewiglich [wie dies im folgenden Psalm näher auseinander- gelegt werden soll 112, 3]. Die Gottesfurcht ist ein Grnndbegriss des alten Testament-J» ihr entspricht im neuen Tegz die Gott- seligkeitx beide umschließen das ganze erhalten des Menschen auf allen Lebensgebieten in der Stellung zu Gott und nach dem Maße seiner heilsgeschichtlichen Offen- barung. Demgemäß faßt die Schrift auch die Begriffe Weisheit und Thorheit nur in dieser Richtung des Ver- hältnisses zu Gott auf; sie erachtet es als die größte Thorheih wenn im Herzen eines Menschen die Stimme laut wird: ,,es ist kein Gott« (l4, 1), und sie setzt den Anfang der Weisheit da, wo man Gott fürchtet. Es ist nur eine Folge der sitndlicheu Abkehr von dem lebendi- gen Gott, wenn die Welt die Weisheit und Klugheit, ebenso wie die Thorheih rein innerhalb des Verstandes- gebiets nnd in der Richtung aus zeitlichen Nutzen oder Schaden faßt und mit dem Winde der Begierde segelt; im Gefühl der eigenen Ohnmacht muß auch sie fürchten und vieles flirchten, aber weil sie Gott nicht fürchtet, hat sie zur Strafe alles Andere zu fiirchten, während die Gottesfurchtz welche Gott vor Augen und im Herzen hat, daß sie in keine Sünde willige, das zum Lohn und Segen hat, daß sie nichts Anderes zu fiirchten braucht. Alle Tugenden eines Menschen sind so lange als Nullen zu betrachten, bis die Furcht des HErrn als die giltige Zahl davor gesetzt wird. Wie aber ein Mensch nicht eher weise wird, als bis er anfängt Gott zu fürchten, so hört er auch nicht auf Gott zu fürchten, um weise zu bleiben und die Klugheit der Gerechten zu erlangen, welche es gut haben und die Frucht ihrer Werke essen: Jes. Z, l0. (Taube.) . Der 112. Psalm. Dei· goiiesfiirohtigen Eigenschaft und Glückseligkeit. Dieser ganz auf dieselbe weise wie der vorige ange- legte Psalm, so das; er im Grundtext ebenfalls aluhabetisrh geordnet iß und ebensoniel Verse zählt, hellt In) mehrmals w. Z. 4. il) in wiirtliafe tieziehung zu jenem W. 3.4.lk) uud skhlieszt sich unmittelbar an den letzten vers des vori- gen an, zu dem er gleithsam die Auslegung giebt. Es liann da liein Zweifel sein, daß er der nämlichen Zeit 370 Psalm 1i2, 1—10. 113,1. (Esra 4, 24 Jinm.), wenn auch einem anderii Fest W. 5 Jinm.), nnd dem nämlichen Verfasser angehört, wenn anch til-er letzteren nicht einmal eine tlermuthiing sich anssorecheii läßt. wir theilen wie bei Pf. 111: I« V. 1-—3. Der Psalm redet zuerst von dem preise überhaupt, der dem Gottegsürelztigen gebührt, und be- schreibt dag glückselige Eoon der Frommen in seinen Grundzügen. I. Halleluja [111, I Anm.]! Wohl dem, der den HErrn furchtet, der große Lust hat zu feinen Geboten«- [1, I f.; 128, 1]. 2. Deß Same wird gewaltig sein auf Erden« fdurch zahlreiche Vermehrung und nachhaltigen Ein: fluß I. Mof. IF, 2 f.; 24, 60], das Geschlecht der Frommen wird gesegnet feinsttt ’«·) Das zweite Glied des Verfes bestimmt die Gottes- furcht näher, welche des Heiles fich getröften darf, mit Rücksicht auf diejenigen, welche das ,,HErr-HErr« im Munde führen, mit der That aber ihn verleugnen, eine Rticksichh die fich durch den ganzen Psalm hindurchzieht. Das Wohlgefallen an den Geboten Gottes aber, ans dem allein ihre wahre Befolgung hervorgehen kann (denn Neigung kann nur durch Neigung, die uiireine Liebe nur sdurch die reine zu dem Errn und·feinen Geboten überwunden werden), findet ich nur bei denen, die fich im Stande der Gnade befinden. (Hengsienberg.) VI) Deß haben wir viel Exempel an den Patriarchen, an Abraham, Jfaak, Jacob, und an Muse; fie sind große Leute worden, also anch Gideon und Seinesgleichem David war ein schlechter (schlichter, geringer) Mann, und ward zu einem König; die Propheten Elias und Elifa waren fchlechte Bürger, sie wurden aber große Männer, daß sie Könige und Fürsten regierten, und waren doch arm, gingen irre iii der Welt, und hatten doch genug. Also war auch Paulus; der hatte kein eigen Haus, hatte nichts, und fprach doch (Philipp. 4, 12): wir haben alle Ding, könnte arm und reich sein; er gab jedermann— mit dem Wort speiste er die Seel, und wenn es noth war, gab er anch das leibliche Brod. Also hat Gott allewege erhöhet die, so ihn fürchten und Lust an seinen Geboten haben, aber deren sind gar wenig. (Luther.) ’«·««««) Ein besonderer Schutz foll liber Kindern und Kindeskindern des Frommen walten, wenn sie auf seinen Pfaden gehen; der Segen, der auf ihnen ruhet, wird mächtiger fein als alle Widerwärtigkeit, die ihnen be—- gegnet, es soll· wahr werden, was David in Pf. 37, 25 sagt. (Caspari.) » Z. Reiihthum und die Falle wird in ihrem sder FrommenjspHaufe fein [Ps. 34, 10 H, nnd ihre Gerechtigkeit bleibet ewiglich. Mit Vorbedacht sagt der Pfalmift von dem Gottes- fürchtigeiy der auch der wahrhaft Weise ist, dasselbe, was (in Pf. 111, Z) von Gott selber, daß seine Gerech- tigkeit ewig besteht. Sie ist ja das Abbild der göttlichen Gerechtigkeitz indem der geoffenbarte Wille Gottes feine Freude nnd seiii Vorbild ist, nach dem er fein ganzes Leben zu gestalten bestrebt ist; sie ist aber anch Gottes Wirkung uud Gabe, indem der Menfch Gotte nnr in der Kraft seines Gottes ähnlich werden kann und so lange weit von ihm geschieden bleibt, als nicht Gottes Gnade die ihm immer noch anhaftende Sltndhaftigkeit und all- täglich unterlaufenden Sünden deckt und tilgt. Es be- stehtalso zwischen göttlicher nnd solcher menschlichen Ge- rechtigkeit ein lebendiger Zusammenhang, vermöge dessen fiel) die Unvergänglichkeit jener dieser mittheilt. Gottes heilfchaffeiides Thuu und Verhalten, im Glauben ergriffen, wirkt ihm gleichförmiges Thun und Verhalten des Menschen, und dieses giittliche Thnn und Verhalten ist feinem Wesen nach Liebe. Der anze Psalm iebt deutlich zu verstehen, daß Liebe aus G auben des efetzes Erfüllung ist; je näher die Fülle der Zeiten, desto neuteftamentlicher wer- den die Lie er. (Deliszsch.) II. v. 4-——9. hierauf gedenliet der psalmdeo glückseligen konse- der Frommen in denjenigen besonderen Beziehungen, nach nielchen die Verhältnisse seiner Zeit ein Wort den Troß» und der Hoffnung nöthig machtem dem Frommen gehet das Licht auf in der Finsternißz er behält Recht in sei- nen Streilsaehen nnd siehet sen; er ffirrhtet siih vor lietiier wasch, die ihui droht, nnd liomint siitiertikti znleht noch zu ten. 4. Den Frommen [wenn sie anch oft genug in Noth und Elend hineingerathen] gehet [doch, gleichwie aus der äußeren Nacht immer wieder das Sonnenlicht hervorbrichtj das Licht attf in der Finsternis [97, 111, von dem Gniidigeiy Barm- herzigen und Gerechten [dessen Gnade und Barm- herzigkeit in Pf. 111, 4 und dessen Gerechtigkeit in V. 7 liess. Pf. gerühmt wurde und dessen Nach- folger sie in ihrem eigenen Leben find Matth. 5, 44 sf.; Ephef 5, 1; Jes. 58, 7 f.]. Z. Wohl [also] dem, der barmherzig ist [Sprüchw. 14, 211, nnd gerne leihetks nnd richtet feine Sachen aus, daß er niemand Unrecht thun« is) Deuteten in Pf. 111 die Worte des 5. Verfes darauf hin, daß jener Psalm zunächst für das Oster- fest gemacht sei, so möchten die Worte des 5. Verfes im vorliegenden 112. Psalm wohl ein Fingerzeig fein, daß derselbe zunächst für das Laubhüttenfeft bestimmt war, da die Dankopfer, die an keinem hohen Feste fehlten, gewiß am Laubhtittenfest zahlreicher als an jedem andern gebracht wurden und man nun an den davon bereiteten Opfermahlen besonders anch die Ditrftigem Frenidlinge, Waisen und Wittwen theilnehmen ließ (5. Mof. IS, 13 fis; ebenso dürften die Worte in V. Z: ,,Reichthum und Fii e wird in ihre1n Haufe fein,« Beziehung nehmen auf die iille der göttlichen Gaben, deren man fich am Laub-- Fiittenfeft freuete (3. Mof. 23, 40 ff.), und die Worte in V. l: »der große Lust hat zu seinen Geboten,« Bezie- hung auf die am Laubhitttenfest des Sabbathjahres üb- liche Vorlefung des Gesetzes s5. Mof. It, 10 ff.). Nach den von uns angestellten Berechnungen (1. Mart. S, 54 Anm.) waren in der Zeit, wo der Tempelbau liegen blieb (534-—520 v. Chr) die J. 528 u. 521 Sabbath- oder Ruhejahre; wäre nun in einem von diesen beiden Jahren der Psalm verfaßt, so wäre die Bezugnahme auf das Gesetz, in V. l noch bezeichnenden zugleich aber er— hielte das »Sei-nie leihen« in unserm Verse eine bestimm- tere Be iehung auf das in 5. Mof. 15, 1 ff. für das Sabbat jahr geboteneNachlaffen der Schulden. »Der Ge- rechte ist wiederum auch glitig und barmherzig feinem Nächsten, wie ihm Gott ist gnädig und barmherzig ge- wesen. Womit nun ist er barmherzig? Damit, daß ei: thut feinem Nächftem wie ihm Gott gethan hat; also fcheiiket er und läßt nach alles, was fein Nächster wider ihn hat.« — Mk) Luther ltberfetzt hier nicht blos, sondern ftigt zugleich einen erklärenden Zusatz hinzu. Jn einer Predigt vom J. 1526 schreibt er: »Wir find der hebräifchen Sprache noch nicht mächtig; man hat sie, seit Christi Zeiten her, nicht rein gehabt, darum muß man immer daran flicken und hat roße Arbeit mit die- ser Sprache ;« indem er nun den ortlaut des Grund- textes theils dahin wiedergiebt: ,,er theilet seine Worte recht aus,« theils so übersetzt: ,,er schickt sich recht in die Sache, gehet recht damit um,« deutet er bereits an, daß er stch mehr zu der zweiten Uebersetzung hinneige, ob- gleich er die erste noch festhält. Seine weiteren Aus- lassungen geben dann Aufschluß, was er mit der obigen Deutung für eine Meinung Verbindet: » um ersten, spricht der Prophet, giebt der Gerechte das eine gern, und das ihm Gott gegeben hat, brauchrer mit seinem Nächsten; zum andern, er handelt aufgericht (aufrichtig) und redlich, beträgt niemand, verletzet niemand, thut den Sachen recht, beleidiget niemand, sondern ist allen zugleich gut, er fleißigt fich, daß seine Sache rechtschaffen sei.« Jn- dessen ergiebt sich aus dem Folgenden, daß dies zweite Versglied nicht eine Weiterftihriing des Tugendbildes ist, sondern dem Gerechten, der sich so verhält, wie das erste Glied sagt, eine verheißende Aussicht eröffnet: er wird aufrecht halten (siegreich durchführen) seine Sachen im Gericht oder Recht behalten in den Streithändelm in die seine Widersacher ihn vermitteln. Auch hier liegt vielleicht eine Beziehung auf die damaligen Zeitverhälp nisse (Esra it, 4 sf.) vor; wäre nun, wie wir vorhin vermutheten, der Psalm im J. 521 v. Chr. entstanden, so brachte bereits das folgende Jahr die Erflillung der hier ausgesprochenen Hoffnung (E»sru» 5, 1 fs,) 6. Denn er wird ewiglich bleiben; des Gerechten wird nimmermehr vergessen [Sprüchw. 10, 7]. 7. Wenn eine Plage kommen will, so snrchtet er sitt) nicht sweil er in Gott den festen Grund seines Heils hat Sie. 34, 16]; sein Herz hosfet unverzagt auf den Mein. 8. Sein Herz tst getrost [im Vertrauen auf die Festigkeit der Gebote des HErrn und der an sie für die treuen Befolger gekniipften Verheißungen IN, 81, und snrchtet sich nicht, bis er seine Lust an seinen Feinden siehet [54, 9; 91- 81« Sehet nur die Exempel an, wie sagt Mose am rothen Meer (2. M. 14, 13): ,,Stehet fest und sehet zu, was ftir ein Heil der HErr heute an euch thun wird!« Wie fest steht Josaphat als eine Mauer, da die Hundert- tausend in’s Land fielen, nnd erschlägt sie alle mit einem Lobgesang (·.«. Chr. 20)l Wie fest steht David, da ihm Saul naehjagt, und wie verzagt wird Saul, da die Philister in’s Land fielen, daß er auch Rath sucht bei einer Zauberin (1. Sam. 28)! Welch eine Beständtgkeit ist bei Daniel in der Löwengrube (Dan. 6)! Welch eine Freudigkeit in St. Stephano (Apostg. 7)! Wie hat der heil. Busilius gesagt, da ihm Kaiser Valens so schrecklich dräuete, solche dllokmolykia (Popunze) sollte man den Kindern versehen! Athanasius, da ihn Julianus suchen ließ: »Es ist ein Nebel, der bald vorübergehn« (J. Arnd.) » 9. Er streuet srcichliche Wohlthaten Spruchw. II, 241 ans nnd giebt den Armen; seine Gereih- tigleit bleibt ewiglich [2. Cor. 9, 9], sein Horn wird erhohet mit Ehren strotz aller Bestrebungen der Feinde, ihn zu Schanden zu machen 92, 10sf.]. III· d. 10. Jluih hier ein Schluß ans dem vorigen, der zugleich den Schlnß des psuluis bildet: pas ttlatt wendet äu) für den Gottlosen; nicht nur werden seine Kbslchteu in Hinsicht auf den Untergang des Gerechten zu Schau— den, sondern er selber vielmehr muss zu Grunde gehen. Die Herrlichkeit und Glückseligkeit der Gottesfürchtigen 371 10. Der Gottlose wird es sehen kwie das Horn des Gerechten erhöhet wird mit EhrenL und wird ihn verdrießen [denn wie oft hatte er ihm vielmehr den Untergang gewünscht]; feine Zähne wird er zusammenbeißen sknirschend vor ohnmäch- tigex Wuth 35, 16], nnd vergehen [er verliert allen Halt und gehet gleichsam aus den Fugen]. Denn was die Gottlosen gerne wollten, das ist verloren [Hiob 8, IS; Spriichw 10, 28J. » Der 113. Psalm. Hatt giebt den Demlithigen Altona. In Ue. Its-ils haben wie es nunmehr mit denjeni- gen Psalmen zu thun, die zusammen das hallet oder den Lobgesang bei dem passamahl bitdeteu (4. Was. 9, 5 Jtnui.); 113 und 114 wurden beim Beginn der Mahlzeit vor ker- rnng des zweiten, und 115——118znm Zesihlnß derselben nuch Einskhenlinng des vierten iesibechers (vier tierher tranli man wegen der vierfurheu derheißuug in L. Zins. is, 6 f.: ich will euih ausführen, erretten, erlösen nnd au- nehuien zum Volk) oon der jrdeomuligeii thunsgemeinde gesungen, während an andern Wehen spsingnem Eanbhüt ten, Temoelweihe und umwunden) das hallet nur in der Temoelllturgie in Gebruuih war. Es schließt sieh pusseud an die beiden Psalmen 111 nnd 112 an, von denen jener uns das Glitt-«, dieser auf das Euubhätteusest net) bezieht, nnd sußtSseuels gesuinnite Feslfrende in slihx aber auch tu zeitgeschichtlicher tjiusiiht sehen wir mit pl. 113 und 114 ganz in die nämlichen Verhältnisse uns versetzt, unter wel- iheu die beiden vorigen Psalmen entstanden und, nur daß ne nicht, wie diese, am Ende jener Zeit des Den-its verfaßt End, sondern mehr ani Anfang derselben, vielteiiht noch unter des Cyrus Regierung (Gsru it, 6 Juni. 1.) Gott in sonderlich darum hakt) zu loben, das: er flkh der Etendeu erburmet, die Demäthigeu gnädig auäehet und der ver— tnsseneu sich annimmt: das ist der Inhalt des uns zunächst vorliegenden 113. psulms I— V. l——3. In bedeutsamer Weise beginnt der Psalm mit einem dreinintigeu Aufruf zum Eobe des tjErrn; der Aufruf rikhtet sich an die lliuechte des Kisten, nnd zum Gegeunund ihres trobes um kjErrn seht er ihnen dessen Namen, der ebenfalls dreimal erwähnt wird. Daß nun auch die Eintheilung des psalms in 3 Abschnitte zu je Z Versen die allein richtige ist, erlilärt sieh hiernach von selbst. I. Halleluja. Dieser Psalm hebt nicht nur, wie die vorigen, mit einem Halleluja an, sondern er hört auch damit auf (V. 9.), ist also in lauter Halleluja wie in einen Ring gefaßt, zum Zeichen, daß wie Anfang und Ende das Ganze umschließein wie sich aus Morgen und Abend die Tage weben, das Leben der Knechte Gottes sich durch und durch im Elemente des Lobgefanges bewegen, ein fortgehendes Feierlied zur Ehre Gottes sein soll. (Taube.) Lohn, ihr Knechte des HErrnA lobet den Namen des HErrnltt V) Die Benennung des seiner Gnadenwahl entsprechen- den, berufstreuen und wahren Israel mit ,,Knechte des Gern« (34, 23; 69, 37) oder auch ,,Knecht des Errn« l36, 2"2) ist besonders durch den Z. Theil des . saias 372 iii Umlauf gekommen (Jes. 42, l Anm.). An dieses er- gfxht der Aufruf, Jehova zu preisen; denn Lobpreis des ameiis Jehova’s, d. i. feines osfenbarungsweise zur Nennbarkeit erschlossenen Wesens, muß endlich das alle Zeit und allen Raum Ersüllende werden. (Delitzsch.). «) Das Volk Gottes hat das Privilegium (Vor- recht), daß fein Gott einen Namen hat, als Ergebnis? feiner Thatenx die Welt, die sich ihren Gott nach ihren Phantasien bildet, hat einen namenlosen Gott. (Heng- ftenberg.) L. Gelobet sei des HErrn Name, von nun an bis in Ewigkeit! Diese dreimalige Aufforderung zum Preise Jehovcks ist vielleicht eine Anspielung auf den dreifachen Segen in 4. Mos. 6, 24 ff. Hierin lag für den Jsraeliteiy wie überhaupt in der Dreizahl, ein Geheimnis» für die Christen liegt in solchen Stellen eine Vorandeutung der göttlichen Dreieinigkeit· (Vaihinger.) v Z. Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang [50, 1], sei -gelobet der Name des HErrn [Mal. i, 11]! Von Gottes wegen ist allezeit und allerwärts Stoff und Ursaeh zum Lobe seiner Herrlichkeit vorhanden; jede Stufe ihrer Offenbarung seht mit einem »von nun an« ein, und jeder Ort feiner Herrschaft ,,vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang« ist auch ein Schau- platz feiner Herrlichkein (Taube.) II. v. 4—6. Zu niiherer Begründung des vorhin er- lassenen Aufruf-i, aber anrh zu uiiherer Entfaltung des von seinem ilameu unisehlossenem in Jsraels Geskhirhte geosfenbarteu Wesens Gottes stellt der Psalm den HErru jetzt dar als den hoiherhabenen auf der einen Seite, dessen Ehre gehet, soweit der Himmel ist, und der in nnerreichbarer Höhe ihr-met, nnd als den herablassenden auf der andern Seite, der gerade das iliedrige nnd Ge- ringe zn seinem besonderen Kngeumerli macht. 4. Der HErr ist hoch über alle Heiden kdie so» stolz sind und seiner Gemeinde so hart znsetzen]; seine Ehre gehet, so weit der Himmel ist sdenn nicht nur, daß dieser seine Ehre erzählt 19, 2., sondern er hat dort auch Gewaltige, die ihm Ehre seines Namens bringen 29, 2; 103, 20 f.; Jes S, l ff.]. 5. Wer ist, wie der HErr, unser Gott? Dei« sich so hoch gesetzet hat [da er seinen Stuhl im Himmel bereitete 100, 19], 6. Und lnun von da aus] aus das Ntedrige soderz so tief hernieder] siehet im Himmel und auf Erben [Jes. 57, 15]. Zwar geben die Gedanken des 5. u. S. V. anch in dieser Verbindung einen guten Sinn: »Er ist der Un- vergleichlichiy der seinen Sitz in der Höhe aufgeschlagen, zugleich aber seinen Blick tief hernieder richtet im Him- mel und auf Erden, d. h. nichts im Gesammtbereich der unter »ihm besindlichencsreatur entgeht feinem Blicke, und nichts ist so niedrig, daß es von ihm unbeachtet bliebe;« der folgende Abschnitt führt dann aus, daß viel- mehr gerade das Niedrige fein sonderliches Augenmerk ist. Man vergleiche hier, was Luther sagt: »Weil Gott der Allerhöchste nnd nichts über ihn ist, mag er nicht übersiih sehen, mag auch nicht neben sich sehen; die- weil ihm niemand gleich« ist, muß er nothwendig in sich selbst nnd unter sich sehen, und je tiefer jemand Psalm its, 2—-9. 114,1—8. unter ihm ist, je besser er ihn stehen«— Vergleicht inan jedoch 5. Mos. Z, 24: ,,Wo ist ein Gott im Himmel und auf Erden 2c.,« so läßt fich auch verbinden: Wer ist, wie der HErr, unser Gott, der sich so hoch gesetzet hat und so tief herniedersiehet, im Himmel nnd auf Erden? Der Gedanke wäre dann dieser: »Wer wäre im Himmel und auf Erden ihni zu vergleichen, der dermaßen Hoheit und Herablassiing ver- bindet?« Delitzsch, der dieser Auffassung Hengftenbergs früher den Vorzug gab, ist später zu der Lutherbs zurück- gekehrt; man sieht daraus, wie voreilig es ist, ans Grund der Erklärungen derzeitiger Gelehrten ohne Weiteres in unsre deutsche Bibel einen andern Wortlaut hineinzu- trageii, als den Luther selbst gegeben, wie z. B. das v. Gerlackysche Bibelwerk thut, dessen Verbindung zwar als theologische Meinung in einer Anmerkung cganz zu- lässig wäre: »Wer ist, wie der HErr, unser ott, der sich so hoch gesetzt hat, nämlich im Himmel, und auf das Niedrige siehet, nämlich auf Erden?« aber doch iiimmer das Recht hat, den kirchlichen Text selber zu schädigen. III. V. 7——9. dläher begründet wird niin wiederum der Gedanke des vorigen Abschnitt-i, wie derhocherhabene so gnädig herabsieht auf das iltiedrigg aus der Geschichte der hemmt, der Mutter Hain-Iris; nitht iinr wiederholt der Psalm fast wbrtlirh eine Stelle ans ihrem Liede, sondern ioeisi auch hin auf die wendnng ihres Gesthiclies Sie isi eben ein Abbild der Gemeinde, die jetzt anih nie- drig nnd gering nnd verachtet ist, bis sie zn ihrer Zeit erhöhet wird ans dem Staube nnd zu einer fröhlichen Mndermntter gemaiht 7. Der [wie es im Liede der Hanna heißt I. Sam. 2 , 7 u. 8] den Geringen aufrichtet aus dem Staube, nnd erhbhet den Armen aus dem Koth, · » » 8.· Daß er ihn sehe neben die Fristen, neben die Fursten seines Volks. 9. Der die Unfrnchtbare im Hause [wie z. B. Hanna eine solche war, als die keine Kinder hatte, während Peninna, das andere Weib des Elkana, mehrere Söhne und Töchter besaß I. Sam. 1, Z] wohnen macht [ihr dadnrch ein seßhaftes Wesen, einen festen Stand im Hause des Gatten verleiht], daß sie eine fröhliche Kindermutter wird [alfo nicht mehr ein bloßes Eheweib und lediglich eine Haus: frau ist, die nur Ein Stück traurig erhält 1. Sam. i, 5]. Halleluja Als Typus (Abbild)- der Gemeinde Gottes in ihrem Elend, wo ihre Zahl sehr zusammengefehinolzen ist, er- fcheint die Unfrnchtbare auch in Jef. 54, 1 ff. Es lag um so näher, die Gemeinde unter diesem Bilde anzu- schauen, da die Vorbilder der Sarah, der Rebekka, der Rahel, der Frau des Manoah (Richt. 13, 2 ff.), der Hanna, deren lange dauernde Unfruchtbarkeit zuletzt unter göttlicher Mitwirkung gehoben wurde, endlich der Maria, die ganz ohne Zuthun eines Mannes gebar, offenbar eine typische Beziehun auf die Kirche ha en. (Hengften- berg.) Die Unfrncht are ist die arme, verlassene, be- trübte christliche Kirche, welche die falsche Kirche (l.Sam. l, 6 ff.) betritbet, trotzet und verfolget, und flir gar un- tiichtig, unselig und unfrnchtbar hält, weil sie viel rößer und volkreicher ist, der größte Theil der Welt. CI. rnd.) Sehr bezeichnend ist es, daß mit diesem Psalm das Halle-l anfängt, welches au Jsraels hohen Festen ge- sungen wurde; auch unser hochgelobter Heiland hat es Das Hallel oder der Lobgesang beim Passah: a. Bei Beginn der Niahlzeit 373 mit seinem Jün erhtiuflein beim Genuß des Ofterlam- mes gesungen i atth. 26, 30; Mark. t4, 26), ehe denn er nach Gethsemane und Golgatha schritt. (Tanbe.) Es ist die zur Erhöhung des Niedrigen sich selbst erniedri- Zlende Demuth Gottes, tvelche im Erlösnngswerk ihr eußerftes leistet; es kann uns deshalb nicht befremdem wenn Maria in ihrem Lobgisang (dem Magnisirah Luk- 1, 46 ff.) gleichen Ton mit diesem Psalm anstimmt. (Delitzich-) Der 114. Psalm. Von Ausführung der Kinder Israel aus Eghpteir Die Weltmaclst stand in den Zeiten bald nach der diletti- liehr ans dem Exil der Gemeinde Gottes non) immer ent- gegen wie ein tobeudes Meer, ein iiberstutlsender Strom, ein hoher Berg, ein hohler, lieicie Erquickung darbietender Felsen (Esra 4, 6 Blum. 1). Diejenigen, welche bei diesem Jlublictie verzweifeltcin führt der Sänger ans der Gegen— wart in die Vergangenheit, wo die Erde sieh vor dem Gotte Jsraels demüthigeii mußte, das Meer und der über alle seine Ufer gehende Jordan vor ihm znrürtewichem der Sinai in seinen Gruiidfesleii erbebte, der liahle Felsen Wasser spendete —— ein Vorbild denjenigen, was ßch durch alle Jahrhunderte wiederholt und was namentlich jetzt, wo die Verhältnisse denen Jsraels nach seinem Jtnsznge aus Ggyoteu so ähnlich, der Glaube wieder aufleben sieht. itjeugstenbergh Die Gottesthateu der mosaischen Grliisnngss zeit werden hier, ohne sorgliche Wahrnehmung der Zeit- folge, iii ein lebendiges, ebenso inajestcitiscties als liebliches miniatnebild zusamiueugerüclit Es sind vier vieezeiteiz die sich mit vogelschuelle in vier jliigelsclilägen vorüber- bewegen (Delitzsct).); wir nehmen davon je zwei itlierzriler Zusammen nnd theilen uns das Ganze in zwei Abschnitte. I. V. 1-—4. In ücht dichterischer weise versetzt uns der heil. Sänger sogleich mitten hinein in den großen Gegen— stand seines Liedes, in den Auszug ans Ggyptem der dann in dem Ginzuge nach lttauaan seinen Abschluß fand. Damals hat der HGrr ein heiligeo, von der Welt abge- sondertes voll; sich berufen und ein eigenes Königreich auf Erden sich gegründet; alle Hindernisse, selbst der Natur, mußten da vor ihm weichen, das Meer steh, der Jordan wich zurück, elbsi die Berge und Hügel lösten sich von ihren festen Ursein, um zu hüpfen wie die Lämmer nnd jungen Quinte. 1. Da Israel svor jetzt, da dieser Psalm zum ersten Mal gesungen ist, ca. 960 Jahren] aus Eghpteu zog, das Haus Jakobs aus dem fremden Volk [81 , 6]; 2. Da ward Juba ldurch Absonderung von der Welt nnd Herübernahme in das Gebiet Gottes 2. Mos 19, 5 f.; z. M. 7, s] sein Heilig- thun, Israel seine Herrfchaft sdaß es fortan eine Theokratie oder einen Gottesstaat bilden sollte b. Mos. 33, 5 Anm.]. «) Das Ganze wird nach dem in der Gegenwart noch fortgrliiienden Fweige bezeichnet, nach dem Theile, welcher der Erbe a er Erinuerungen ans der ganzen Vorzeit war f76, 2), an dem die in den Thatsachen ver- lsijorgenåiz Weissagungen in Erfüllung gehen follten. Geng- en er . Z. Das Meer sahe fes, wie der HErr selber mit nnd bei diesem seinem auserwählten Volke wart, und floh »[2. Ptos 14, 21 f.]; der Jordan wandte fiel) znrnet lJos 3, 14 f.]; 4. Die Berge sdes S»iuai, an dem er seinen Buud»mit Israel schloß] hupften wie die. Lämmer, die Hugel wie die jungen Schafe [2.Mos.19, is; Nicht. 5, 4 f.; Pf. 68, 8f.]. Die Spaltung des Schilftneeres eröffnet, und die Spaltung des Jordans beschließt den Zug durch die Wüste nach Cauaan; das Meer wich seitwärts, der Jor- dan machte alt und stanete sich nordwärts, damit das erlöste Volk indurchzöga Und in der Mitte zwischen diesen großen Wundern des Auszugs und Einzugs er- hebt sich das nicht minder große Gesetzgebungswnnder: das Hüpsen der Berge nnd Hügel, d. i. die Erschüts teruug des Sinai nnd seiner Umgebung. (Delitzsch.) Sincii und Horeb sammt den benachbarten Bergen haben durch ewaltige Erdbeben gleichsam gesprungen, als der HErr erniederstie , sein Gesetz zu geben; nnd die König- reiche werden auch in ein gewaltiges Beben gesetzt wer- den, wenn der FErr wird kommen zum Gericht, um sein Gesetz zu vo ziehen. (Berleb. Bib.) II· v. 5——tt. Die vorhin nur erst in einfacher Darstel- lung wiedergegebeiien Ereignisse des Jluszngs ans Gghw ten, des Ginzugs in Canaan nnd der Gesetzgebnng aus Sinai werden jetzt in lebendiger Jtnrrde an jene Mächte der Natur, an das Meer, den Jordan und die Berg: noch einmal vorgefiihrtz es wird die Frage an ße ge- richtet, vor wem sie denn eigeutlicl), als auch vor ihrem Herrn, ßch geneigt und gebeugt, nnd indem ihnen die Antwort abgenommen wird, kommt auch noch daß größte Wunder des wüsteuznges l)iiizn, um recht ciactsdrüclilich mit dem Gedanken zu schlie en, daß bei Gott liein Ding unmöglich, das er für sein otti thun will. 5. Was war dir, du Meer, daß» du siehest? und du Jordan, daß du dich zurucl wandteft [V. its? » is. Ihr Berge, das) »ihr · hüpften wie die Lammer? ihr Hagel, wie die jungen Schafe IV. 4]? 7. sJch will es selber sagen, da die todte Natur ja doch nicht Antwort aus meine Frage geben kann:] Vor dem HErru bebele die Erde, vor dem Gott Jakobs [der inmitten seines Volkes daherzog], · · - 8. Der ldann auch ni den beiden Wundern der Wasserspendung 2. Mos 1»7 , 1 fs.; 4. M. 2(), 2 ff.] den Fels wandelte in Wasferfee, und die Steine in Wasserbrunnen Zuletzt weist der Dichter noch auf die beiden Wasser- speudnngs-Geschichten während des 4Qjährigen Wüsten- zuges zurückt aber warum gerade auf diese? »Weil dieses Verwandlungswunder größer als alle andern ist, und weil es das bedeutendste aller iß; denn ans hartem, dichtem, starrem Felsgesiein einen Wasserstrom hervor- springen zu lassen, ist ein Thatbeweis der unbeschränk- ten schöpferischen Allmacht und der, Tod ii1 Leben um- schafsenden Gnade. Dieser allmächtigeu Gnade muß alles, es wolle oder wolle nicht, fiel) beugen. Möge denn die Erde vor dem THE-ern, dem Gotte Jakobs, zit- tern: vor ihm hat sie gezitiery und vor ihm möge sie 374 zittern; denn der er gewesen, ist er noch immer, und wie er vormals gekommen, kommt er wieder.« — Daß die beiden Psalmen ils« und 1l4 nach Jnhalt und Zweck, nach Zeit der Entstehung und Ursprung von demselben Dichter ein zusammengehöriges Paar bilden, hat die chrisiliche Kirche von jeher so angesehen; denn während Pf. 113 seinem Inhalte nach zu dem Magnificat, dem Lobgesang der Maria, in engem «Verwandtschaftsverhält- nisse steht, hat der 114. Pf. seine Melodie, nach der er gesungen zu werden pflegte, an das Magnisicat abgetre- ten. Es ist dies der sog. tonus peregriniis oder Pilger- ton (1. Ehren. 26, Z! Anm.), den man aus s jedem größeren Choralbuche kann kennen lernen. Dei: 115. Psalm. Iiermerfung der Ahgiitterei und des giitzendiensies JUit deni vorliegenden psalm stehen wir im Verhältnis zu Pf. 113 und 114 ebenso in einer etwas früheren Zeit der uaiherilischeu Periode, als diese beiden Psalmen Zeitgefchichts lich dem psalmpaar 111 u. 112 vorangehen. Das Lied, wie aus seiner feierlichen Form und festlichen Anlage her- vorgeht, ift offenbar zunächst für eine ifeslfeier berechnet; iind da werden wir, wenn wir die Stelle: Gfra Z, 10 f. beachten, nicht lange fragen dürfen, welche Fesifeier dies gewesen sei — es ist die Grundsieinlegnng des neuen Tempels im S. 534 v. Chr. I. v. 1——8. Die Gemeinde, durch den ersten oder Voll— khor vertreten, giebt für das wert: ihrer Hände, das zu vollbringen sie angefangen hat, deni tJErrn die Ehre nnd versichert no) durch die Berufung auf seine Gnade nnd Wahrheit seines weiteren hilfreichcii Anstandes; denn sie hat ilrsach, vor den feindselig gesinnten illölliern der Nachbarschaft sich zu fürchten, daß die bei Ueugriindiing ihrer religiösen nnd bürgerlichen Verfassung ihr hinder- lich in den Weg treten werden (Gsra Z, 3), nnd ne ahnl sehen, dasi diese auch die Macht der Heiden zn Hilfe nehmen werden, um ihre feindseligen Absichten auszu- fnhren (Gsra it, 4 f.). 1. Nicht uns, HErh nicht uns sals hätten wir bei dem , was oollbracht worden ist, irgend welches Verdienst oder Anspruch auf Ruhm], spu- dern deinem Namen gieb Ehre-»· um deine Gnade nnd Wahrheit [damit die recht helle uns in die Augen leuchten; so werden wir uns auch dessen getrösten dürfen, daß du um deines Namens Ehre willeu weiter helfen wirst 79, 9]. V) Die Ehre Gottes soll der Polarstern, unser Herz und Wille aber die Magnetnadel sein; gleichwie nun letztere immer nach diesem Stern sich richtet, so soll all unser Sinn und Streben auf Gottes Ehre gerichtet sein. (Scriber.) Alle Welt, und die ihres Sinnes sind, rufen zusammen: Uns« die Ehre, uns gebühret zu reden. Der Glaube, der auch hierin der Sieg ist, der die Welt liber- windet, giebt Gott lauterlich die Ehre und lehnt sie nicht nur in Befcheidenheit von sich ab, sondern er wehret sich recht: Nicht uns, nicht uns; denn Ehre und Lobeserhebungen soll man wie feurige Kohlen von sich abschüttelu — man erwäge das bedenkliche Exempel in Apoftg l2, 23 u. M, 14 f. (Rieger.) Psalm Its, 1——18. 2. Warum sollen [wenn das angefangene Werk nun liegen bleiben müßte] die Heiden sagen: Wo ist nun ihr Gott [79, 1012 Z. Aber [wir wissen gar wohl, wo unser Gott ist, wenn sie auch nichts davon wissen mögen und als eines Ohnmächtigeu seiner fpotten:] unser Gott ist im Himmel, er kann schaffen, was er will [135, 6]. it. Jener Götzen aber sfo können wir mit Wahrheit ihren Spottreden gegenüber sagen] sind Silber und Gold, von Menfchenhanden gemacht [5.Mof.4, 28; Pf. 135, 15 ff.; Jes. 44, 9 ff.]. 5. Sie haben Mäuler, nnd reden nicht; sie haben Augen, und sehen nicht; » S. Sie haben Ohren, und boten nicht; sie haben Nasen, und riechen nicht; · » 7. Sie haben Hände, und greifen nicht; Fufie haben sie, und gehen nicht; und reden nicht durch ihren Hals [Hab. 2, 19]. 8. Die solche machen, sind gleich also, und alle, die auf sie hoffen [sie werden zu Schanden, wie die Gebilde ihrer Hände, diese Götzen, von Haus aus eitel Nichtse sind Jes. 44, 9; Weish 14 9 f.]. ålnderwärts sieht die Schrift in dem Götzendiensi einen dämonifchen Hintergrund, ohne aber mit sich selbst in Widerfpruch zu gerathen (1. Kön. l8, 29 Anm.); denn mag man die heidnifchen Götter als vergötterte Bilder oder als vergötterte Mächte der Naturwelt ansehen, immer sind sie als Götter ,,Nichtfe;« der Volks-aber- glaube haftete an den Bildern, die zanberhafte Gewalt aber, mit welcher er die Gemüther für sich einnahm nnd umftrickt hielt, erklärt sich nur aus einer hinter diesem Bilderdienft wirksamen dämonischeii Verfiihrungsmachd (Delitzsch.) Dafselbigh was hier in grober Gestalt auf- tritt, wiederholt fich auf subtile Weise bis auf den heu- tigen Tag in den abgöttischen Bestrebungen der Kunst, Wisfenschaft und Jndutrie, im Cultus des Genius wie des Mammons — o Eitelkeit der Eitelkeitenl Und wie der Dienst, so der Lohn: der Dienst am Nichti en ver- nichtigt, die Mühe um Eitles vereitelt den enschen. Wird es zuvor wahr bei allem Götzendienfk wie der Mensch selbst ist, so macht er sich seinen Gott (Ps. 50 21), so wird es anch hernach wahr: wie sein Gott, so wird der Mensch. (Tanbe.) II. b. 9——ll. von dem Haupt— oder bollchor sondert sirh ein zweiter oder Gheilchor ab nnd riehtet allemal in der ersten Zeile der hier folgenden 3 vers: an die in drei Theile zerlegtt Gemeinde die Aufforderung, ihre Hoffnung auf den tjErru zu setzen; in der andern Zeile dieser Verse giebt dann jedesmal der Gesainmtchoiz die Gemeinde nach ihren drei Theilen oertretend, sofort das Kelienntniß zur Antwort, daß der tjixrr ihre Hilfe sei nnd ihr Schild, der sie derbe. 9. Aber Israel [im Gegensatz zu denen, die ihr Vertrauen auf die Götzen setzen und da fchmäh- lich sich werden betrogen sehen V. 81 hoffe anf den HErrnx der ist ihre Hilfe und Schild [33, 20]. 10. Das Haus Aaron hoffe auf den HErrm der ist ihre Hilfe und Schild. 11. Die den HErru fürchten, hoffen kmögen hoffen] auf den HErrn: der ist ihre Hilfe nnd , Schild. Es werden hier 3 Klassen unterschieden: das Volk im Ganzen, die äußerlich zum besonderen Dienst aus- efchiedenen Priester, nnd die innerlich Jehova sich wei- genden wahrhaftigen Anbeter (22, 24; 112, l). Die- selbe Eintheilung in Pf. 1l8, 2-——4; in 135, 19 f. sind sogar deutlich 4 Klassen zu unterscheiden, indem da zum gause Aarons noch die vom Hause Levi hinzutreten. as Haus Aarons wird besonders genannt, weil es ihm ziemte, auf dem Wege des Vertrauen-s auf den HErrn voranzugehenz unter denen, die den HErrn fürchten, dürfen dann weder die Proselhten, noch die Laien Ver- fgandgen werden, sondern nur das ganze Volk. (112,1; 4. f III· V.12—15· Hier erhebt sich nun eine einzelne Stimme, die des tjohenoriesters (daniols: Josua, Gsra 2 9), und vernihert als des hGrrn senollmächtigter ( . Dies. it, N) die Gemeinde des göttlichen Segen« es geskhiehi dies zu derselben Zeit, wo von dem Festopfer die askara (33, I Knien) dargebracht wird, daher die Gnadenversicherung mit dem »der hGrr denliet an uns« beginnt. Die Segensvertiundignng isl dreifach, eiitspkes ihend der dreifachen Theilung im vorigen Abschnitt; se wird dann zu einer Segensverheisnng für die Znlinnft und schließt mit einer Segensbezeugnng für die Gegenwart. 12. Der HErr deutet an uns, und segnet uns; er segnet das Haus Israel [V. 9], er segnet das Hans Aaron [V. 10]. 13. Er segnet, die den HErrn fürchten IV. us, beide Kleine nnd Große. , 14. Der HErr segne euch je mehr nnd mehr is. Mai. i, i1], euch und eure Kinder kdaß ihr immer volkreichey widerstandsfähiger und ehrfurcht- gebietender den euer fetzt spottenden Heiden V. 2 gegenüber werdet]. 15. Jhr seid seuren Vätern gleich l. Mof. 24, 31; gez, 29; 32, 261 die Gefegneteu des HEtkn [der kein seelenloses Idol oder Götzenbild, wie die Götter der Heiden V. 4 ff» sondern der lebendige Gott ist], der Himmel nnd Erde gemacht hat [sie daher auch beide in seinem Vesitz trägt und über beide nach seinem Willen versügts Dadurch, daß die Reihenfolge derer, die vorhin zum Vertrauen auf den HErrn gemahnt worden, bei der Segensbitrgschaft hier wiederkehrt, soll nicht nur der tinersehöpfliche Reichthiim der göttlichen Gnade und des gdttlichen Segens, sondern auch die auf die Bedürfnisse der Einzelnen nach Stand und Alter gerichtete Liebes- sorge Gottes angedeutet worden; gar lieblich stehen da die einfältigen Leutleiry die Gott fürchten, neben den Amtsträ ern, die Kleinen neben den Großen, die a- milie ne en der Gemeinde, unter einer und dersel en Se enstraufe, unter den aufgehobeicen Segenshänden des zltergöekftem der da reich ist über alle, die ihn anrusen. au e. IV. V.»1ti—18. G- tritt nun wieder der erste oder der soll-her ein und spricht in Ztnleufiofiing an die Sihlujworte des vorigen Jlbsihnitts den Trofl nnd die Hoffnung der Geaieinde aus. Der Gott, der Himmel Das Hallel oder der Lobgesang: b. Beim Beschluß der Mahlzeit. 375 und Grde gemacht, hat den himmel als sein besonderes Eigenthum fiih vorbehalten nnd bewohnt ihn mit seinen seligen Geistern, die Erde dagegen hat er den Eleiiskhen überlassen, daß sie die Gitter derselben dankbar genießen nnd ihn dafür— loben; da nnn die Heiden ihn nicht nennen, sondern falschen Göttern dienen W. 3 ss.), aber auch wir, sein volle, die wir die rechte Gotteserlienuliiifl haben, ihn nicht mehr trennen würden, wenn wir dem Unter— gaug geweiht sein sollten, so ist es geradezu unuiiiglieh, daß es dazu mit uns kommt, im Gegentheil muß es Gottes Absicht sein, unser volle, wie demselben eben in Kussiiht gestellt worden, zu erheben, zu vermehren und in beständiger Dauer zn erhalten. 16. Der Himmel allenthalben ist des [rikhtiger: der Himmel ist Himmel für den] pEtrnz aber die Erde hat er den Menschenkindern gegeben [1. Mos 1, 28; 9, l; Jes. 45, l8]. Wenn de Wette hierzu bemerkt: »ein etwas unklarer Gedankel« so dürfen wir ihn fragen, ob er· eben so ur- theilen würde, wenn er denselben, nur heidnisch gefärb- ten Gedanken, fast mit denselben Worten aus edriicki, im Plinius zu erklären gehabt hätte; denn da eißt es hist. nat. L, 63: sie. liominum illa (sc. terra), et ooelum Dei; quae nos nascentes exoipitz natos alit semperque sustinet etc. (Vaihiuger.) 17. Die Todten werden dich,- HErr, nicht loben, noch die hinunter fahren in die Stille [Pf. S, G; 30, l0;·88, 1l ff.]; 1·8.» Sondern wir loben den HErrn von nun an lnsnn Ewigkeit [Ps.118, 17f.;Jes. 38,18f.]. Hallelnsa »Die Gemeinde Jehovcks als solche stirbt nicht. Daß sie nach, inwiefern sie in ihren jeweiligen Gliedern hin- stirbt, nicht ini Tode bleibt, konnte der· Psalmisi ans Jes 26, II; 25, 8 wissen; der Schluß des Psalms aber zeigt, daß solche Weissagunqem die das Jenseits lichten, nur allrnälig zu Bestandtheilen des Gemeindebewnßk seins nnd sozusagen zu Dogmen (Glaubenssätzen) werden«« Der ils. Psalm. Wie man sieh im Kreuz trösten und verhalten soll. Wär: der psalter nach der geschirhtlicheii Reihenfolge der Ereignisse geordnet, so würde an dieser Stelle wohl der litt. Psalm stehen; aber gleichwie Psalm 107 nnd 108 von den in zeilgeskhichtlitlzer Hinsicht auf sie folgenden Psalmen 1l1 nnd 112 dnrkh die beiden niessiauisclzen Davids- psalmen 109 nnd 110 auseinander gehalten wurden, so sind aukh Pf. 115 n. 118 durch zwei Lieder auseinander gehal- ten, die zwar nicht von David lierslammen, sondern» erst der Brit nath Vollendung des zweiten Tempels angehorein wohl aber ebenfalls inessianiskhen Charakter aii sieh tragen, und zwar so, daß Pf. 116 dem 109teii und Pf. 117 dem tlltteiipsalm entspricht. Das zunächst iins vorliegende Lied in, wie Delitzseli bemerkt, nicht ein sittlied mit hoffnungs- voller Jlussiclzn wie ps.t15, sondern eiii Danlilied mit frikitfer Erinnerung an so eben besiandeiie Tode-gesetzt, un nicht, wie ps.115, ans dem Munde der Gemeinde, sondern eines Einzelnen, der åch von der Gemeinde unter- scheidet. Können wir nnn vaihinger darin beisiimmem daß Pf. 115 vielleicht den tiolieupriesier Josua znui Verfasser 376 hat, so doch nicht darin, dasi Its. 116 auf den Friesen Sernbabel als Diihter zurückzuführen sei; wir nennen hier vielmehr den Ofen, nnd weisen dein Liede seine geschicht- liche Stelle zu Gsra it, 31—-35 an, wo Gsra mit dem unter seiner Leitung aus sabelsiiräitigeliehrteu ein großes Brand— ooser im Tempel darbringt. I. v. 1——4. dlachdem der heil. Sänger ans eine denk- wiirdige Gebetserhörung hingewiesen, die er erfahren und die ihm das Gebet hinfort zu einer kieblingssaclje gemacht habe, versetzt er uns in diejenige sage voll großer Jlugsi and schwerer Todesgesahy in welcher er den sitamen des tjixrrn angerufen, uiid thut das in Zins— driirlien, die an Its. 18, 5 ff. erinnern, wie denn über— haupt im vorliegenden l. Abschnitt seines Liedes dieser Davids-Psalm dem Sänger vor der Seele schwebt. I. Das ist nur lieb, ·daß der HErr meine Stimme und meinFlehen horetf [28,· 6], 2. Daß er sein Ohr zu mir neiget, darum will ich mein Lebenlang ihn anrnfenssss V) Um diesen Vers mit Pf. 18, Z: «Herzlich lieb habe ich dich, HErr, meine Stiirke,« in Einklang zu brin- gen, übersetzen einige Ausleger nach D. Kimchks Vor- gang: Jch liebe (närnlich den HErrn), denn der HErr höret meine Stimme, mein Flehen; der Dichter würde damit bezeugen,»daß durch die Beweise der Liebe Gottes ihm die Erfüllung des größten und vornehmsten Gebots im Gefetz 5. Mos S, 5: »du sollst lieben den HErrm deinen Gott, von ganzem Herzen 2c.« möglich geworden. Indessen läßt Luther’s Auffassung sprachlich sich sehr wohl rechtfertigen, und der Gedanke, daß Erhörung bei Gott zu finden des Sängers innig- stes Ergötzen sei, ist keineswegs platt und selbftverständi lich, wie man ihm vorwirft »Wie es ja wirklich eine große Sache ist, aus eigener Erfahrung zu wissen, daß ein verföhnter Vater im Himmel sich um uns beküm- mert und, so erhaben er ist, doch das Geseufz eines armen Sterblichen in der Noth vernimmt, so spricht auch der Sänger mit Frohlocken von seiner Gebets- erhörung und betrachtet sie als eine Aufforderung an sich, nun auch in allen Nöthen sich an den rechten Helfer zu halten« — W) Alle Feilserfahrungen von Gott äußern auf uns eine Anzie ungskrafh welche nach der Gemeinschaft mit ihm hindrängt, und von den Gebets- erhörungen gilt das iu doppeltem Maße, weil sie im geistlichen Leben eine so bedeutsame Stellung einnehmen: das Gebetsleben ist die Respiratiou (das Athemholen) des geistlichen Lebens, und wo sie aufhört, da hört auch das geistliche Leben selbst auf. (Taube.) 3. Stricke des Todes hatten nitch umfangen, und Angst der Holle hatte inich getroffen; ich kam in Jammer nnd Noth. it. Aber ich rief» an den Namen des HErrn: O HErr, errette ineine Seele! II— V. 5——9. Jlm Schlaf; des vorigeiislbschnitts uiar der heil. Sänger init der Schilderung seines iiothuaudrs bis zu dem Gebetsruse genommen, den er an den iJGrru gerichtet, ohne nochmals der göttlichen Grhijrung zu ge- denlien nud auch diese ein wenig näher zu beschreiben; satt dessen ergeht er sich jeht iu einem lobpreisenden Zelieuutiiiß der allgemeinen Wahrheitem welkhe die er- sahreue Gebetserhörung ihm zu lebendigem Bewußtsein gebracht hat, fordert ini iiüctiblieli ans die erlebte Gnade« und ini tjinblirti auf das emnsangene Gute seine Seele, »die lange genug von Jticgn und Sorgen uingelriebene, Psalm 116, l— II. aus, zum Frieden in Gott zuriiaiznliehrem und spricht, indem er sich nochmals die göttliche Rettung bergigen- wärtigt, die Folge derselben ans: frei und wohlgemuth, seinen Retter immer vor Augen habend, dars er im wei- ten, unabsehbaren Bande des Lebendigen einhergehen Z. Der HErt ist gnädig nnd gerecht; nnd unser Gott ist barmherztg sit-z, it; 2. Mof 34, s f.]. s. Der HErr behiitet die Einsiiltigen sdie ohne Eigendüniel und Eigenwirkeii sich ganz seiner Gnade, Gerechtigkeit und Barmherzigkeit überlassen Esra 8, 22 f.]. Wenn ich unterliege, so hilft er mir [2. Cor. 12, 9]. 7. Sei nun [nachdem du, solange du in Jammer und Noth warst, so voll Unruhe und Sorge gewesen 42, 6.12] wieder zufrieden, meine Seele;« denn der HErr thut dir Gutes sund dessen sollst du ja dich sreuen]. V) Sinn: So gieb denn dich ganz in den dir be- fcheerten Frieden! Diese Ermahnung ist um so nöthi- ger, weil die Schreckeu der Trübsal auch in eine bessere Zeit hereinwirkem (Vai»hinger.) 8. Denn du [HErr, dessen Namen ichiu meiner Todesnoth anrief V. 4] hast meine Seele ans dem Tode gerissen, mein Auge von den Thra- nen, meinen Fuß vom Gleiten [hinweggenommen, daß das Auge nicht mehr weinen darf tind der Fuß nun wieder gewisse Tritte thun darf]. 9. Jch lvlll [besser: werde hinfort] wandeln got den; HErrm im Lande der Lebendigen lös- 145 7, 13 . · Mit diesem Vers beschließen die Septuaginta und einige alte Uebersetzuugen diesen Psalm und sehen das Halleluja hinzu, welches im Hebräischeu nicht befindlich; mit dem folgenden Vers fangen sie eineu neuen Psalm an, verbinden nun aber Pf. 115 mit 114 zu einem ein- zigen. (Starke.) III. v.10——14. up: usaimikt knyu act; gedrungen zu einem öffentlichen tielieuntiiiß dessen, was er iin tjerzeu glaubt, wenn er auch mancher Plage deswegen ausgesetzt sein wird; er hat ja sattsam erfahren, daß es mit Menschen— trost nnd vdlenschenhilse nichts ist und ans den tjErrn allein der reihte Verlaß. Diesem tJErrn nun, der große Dinge an ihm gethan, will er eben ein wenig vergelten seine Wohlthatz er liann’s nicht anders, als daß er alles, was derselbe ihm beschieden, sei es Freud oder Leid, mit ge- lassenein Herzen hinnimmt und seinen iiamen predigt, aber amh seine Gelübde, die er in der iioth dem hErrn gethan, will er jetzt nor allem volli bezahlen. 10. Jch glaube ssetze auf Gottes Wort und Gnade alle meines Herzens Zuversieht], darum rede ich siege auch, wie das bei wahrem Herzeusglanbeii nicht anders sein kann Rdm. 10 , 10, von dem, was ich für wahr halte, Zeugniß ab im Bekennt- uiß meines Mundes 2. Cor. 4, 13]. Jch werde aber [von der Welt, die es nicht leiden kann, wenn man sie verachtet nnd dem HErrn allein anhanget Joh. 15,« 191 sehr geplagt [vg1. den 119. Psalms gen, legt man ihn dahin aus: Jch glau Das Hallel beim Beschluß: a.Danklied für Rettung aus Todesgesahrszd — 377 Dieser Vers enthält viel Schwieriges und wird von den Auslegern sehr verschieden ausgelegn Gewöhnlich versteht man die Worte so: Jch glaubte (hatte Ver- trauen zu Gott, auch da), als ich sprach (noch in tiefer Noth steckte und also sprechen mußte): ich bin sehr geplagt (und habe da an den Helfer im Himmel mich allein gehalten, weil ich alle menschliche Hilfe für trü- gerisch erkannte); oder den Satz auf die Ezukunft bezo- e (habe für alle künftigen Fälle auf Gott allein mein Vertrauen gesetzt), wenn ich sage (zu sprechen Ursach habe): ich werde sehr geplaget, (und bedarf m meiner Noth eines Helfers). Luther hat sich nach der Auffassung der Septuaginta gerichtet, der auch St. Paulus in 2. Cor. a, 13 fol t, nur daß er die Worte aus der Vergangen- heit (»J glaubte, darum redete ich«) in die Gegenwart versetzt. Nach den vorhin angegebenen Auslegungen han- delt der Vers vom Glauben auch mitten in der Noth, nach der vom heil. Apostel angenommenen und in un- srer deutschen Bibel wiedergegebenen Deutung dagegen liegt der Nachdruck auf dem Vekenntniß des Glaubens trotz allem, was uns darin anfechten will: Gottes Wort ifl eben vielfeitig und mehrdeutig , so daß uns ein ein- seitiges Veriändniß und eine allein richtige Erklärung gradezu ver agt ist und wir eine solche auch nicht sollen erzwingen wollen. 11. Jch sprach in meinem Zagen swenn ich immer aufs Neue erkennen mußte, wie Menschen- hilfe kein nütze ist so, 13; 146, 3]: Alle Men- schen stlid Lügner [sie täuschen das aus sie gesetztea Vertrauen und lassen im Stiche, die auf sie hossen 62, 10; Röm. Z, 4]. 12. Wie soll ich [nun seht, uachdem über Bitten nnd Verstehen mir» geholfen ist] · dem dErrn vergelten alle seine Wohlihah die er an mir thut? , 13. [Das ists, was ich zu Dank gegen ihn thun will-I Jch wtll den heilsamen Kelch nehmen, nnd des HErrn Namen predigen. « 14« Jch will meine Gelübde [56, 13] dem HErrn bezahlen, vor all seinem Volk [22, 26]. Auch über das Verständniß dieser beiden Verse gehen· die Ansichten der Schrifterklärer auseinander. Die einen berufen sich darauf, daß mit Dank- und Geltibdeopfern ein gemeinsames uud fröhliches Essen und Trinken vor dem Angesicht Gottes ver unden war (3. Mai. Z, 2 u. 17 Anm.); ein solches verspreche der Dichter hier dar- zubringen (V. 14), und da wolle er nun den ,,Kelch des eils«, d. i. den Becher des Dankes für das ersahrene eil, den Gästen vortrinkend ergreifen und den Namen des HErrn, seine Güte erzählend, feierlich ans und aus- rufen (V. 13). Andere hingegen fassen das Wort Kelch oder Becher in dem so häufig vorkommenden bildlichen Sinne als Bezeichnung des jemand zugemesfenen Looses oder Schicksals, sei es eines glücklichen (23, 5) oder eines ungltlcklichen (75, 9). Da versteht man nun den »heil- samen Kelch« entweder von der Fülle und Mannigfaltig- keit des dem Sän er zu etheilten Heils: er wolle mit demselben, es in’s eniitt fassend, vor den HErrn treten und nach dem Vorbilde Abrahams, der nach jeder Heils- erfahrnng dies that, lobend und dankend den Errn anrnfen, die einzi e Vergeltung, die der arme ensch Gott für seine Wo lthaten darbringen kann. Oder man oersteht ihn von dem bittern Leiden-Mich, der aber nichts als Heil in sich berge; den wolle der Sänger mit Ge- lassenheit annehmen und unter Anrufung des Namens des HErrn trinken, weil er nun aus Erfahrung wisse, daß er sich in einen Freudeukelch umwandeln werde. Wie man aber auch die Worte auffassen möge, in jedem Falle tritt eine Beziehung auf das Leiden Christi her- vor, der bei der letzten Pasfamahlzeit den Kelch der Segiiung, wie der dritte Becher hieß (4. Was. 9, 5 Anm.), ergriff und sein Abendmahl dabei einsetzte (Matth. 26, 27), daraus aber hin nach Gethsemane ging und dort den Leidenskelch, der der Welt das Heil bringen sollte, aus seines Vaters Hand hiunahm (Matth. 2d, 36 ff.); uud wie wir nun in Pf. 22, 23 und 26 eine Weissagung aus Christum finden mußten, so tritt derselbe prophetische Geist in dem, was in V. 13i). u. V. 14 folgt, uns ent- gegen. Er hat aber auch schon in V. 3 f. uns ange- weht, und läßt gleicherweife im ganzen folgenden Ab- schnitt sich merken, der deutlich auf Christi Auferstehung hinweist, so daß dieser Psalm mit Pf. 109 sich zusam- menschließt, gleichwie hernach Pf. 117 im Zusammen- galtgge steht mit Pf. 110 und gleichsam die Kehrseite dazu i et. - IV. v. 15—19. Mit einem gar ttdlilichen Wort faszt der psalmisi das Ergebnis der gaadeurrirhen Lebenserfah- rung, die er gemacht hat, in Ging zusammen und liittet nun den hist-tu, ihm zu rethtenn vollem Dann: für seine Drdenereilnng nnd Befreiung aus den Banden, darin er gelegen, zu verhelfen. Daraus giebt er noch einmal sein vorhalten, wie er es schon am Schluß dei vorigen Kbschnittg ausgesprochen, zu erkennen, unt in oalltöuew deren uud umfassenderen warten. 15. Der Tod seiner Heiligen ist lverth ge- halten vor dem HEtrn [so daß er ihr Leben nicht leicht in Todesgefahr dahingiebh vielmehr alles auf- bietet, es zu erhalten und zu beschützen 72, 14,, und wenn er es dennoch zum Tode mit ihnen kommen läßt, gar weitreichende, segensreiche Folgen daran knüpft]. Die apostolischen Constitutionen (VI., 30) empfehlen die Anstimmung dieser und anderer Psalmworte beim Leichenbegängniß gläubig Entschlafeney sie singend ging unter Kaiser Decius (reg. von 249—251 n. Chr.) der antiochenische Bischof Babylas, seliger Hoffnung voll, in den Tod. (Delitzsch.) 16. O HErr, ich bin dein Knecht; ich bin dein Knechh deiner Magd Sohn [86,16 — nun, so gewähre mir die Gnade, dir in der rechten Weise zu danken]. Du hast meine Bande [B. 3] zerrissen Im J. 303 n. Chr» unter der 10. heidnischen Verfolgung, wurde auch ein Knabe von 7 Jahren über dem Bekeuntuiß der Wahrheit zum Tode ver- urtheilt, den seine Mutter selbst dem Scharfrichter hingab; mit Vorhaltung eines Tuchs fing sie sein Haupt, als es abgeschlagen wurde, auf, drtickte es nochmals an ihr Herz und gebrauchte dabei die Worte: »Der Tod seiner Heiligen ist werth gehalten vor dem HErrm O HErr, ich bin dein Knecht, deiner Magd Sohn« (Rieger.) 17. Dir will ich Dank opfern, nnd des HErrn Namen predigen. 18. Ich lvill meine Gelübde dem HErrn be- zahlen, vor all seinem Volk [V. 13 u. 14]. 19. Jn den Hösen am Hause des HEmy in dir, Jerusalem. Halleluja. 378 Der Tempel stand also bereits wieder, als dieses Lied gedichtet wurde; in dem Vorhofepflegte man nach Darvringung der Dankopfer die festlichen Mahle zu feiern. (Vaihinger.) Mit »O HErr« fchmiegt sich der Dichter an Jehova, mit ,,vor all seinem Volk« an die Gemeinde, mit »in dir, Jerusalem« an die heil. Stadt. Der Eine Gedanke, der seine ganze Seele füllt und in den sein seelenvolles Lied verhallt, ist dann das alleluja am Schluß. (Delitzsch.) Hier folgte nun wohl ie Darbrins gnug der Opfer, von denen wir in Esra 8, 35 lesen. Der 117. Psalm. Von dem Messias und seinem Reich. Der 117. Psalni ist ein Meistersifini des heil. Geistes, mit so wenig Worten so viel zu sagen; aber ann) ein Muster, wie etwas den Worten non) so leinst nnd so betiauiit sein kann, das don) der Sache und Kraft nun) so wenig ver— standen wird. Dies Psiilnileiii wird ein jedes Sudenliind answcudig gettonnt haben, nnd da es zur Erfüllung gekom- men, ist es so sn)wer eingegangen. Wegen) Jluf den in Halleluja auslauienden Danliphalm unter dir. 116 folgt dieser tileinste aller Psalmen, ein Halleluja an die tjeideuweltz von Eassiodor (ein ostgothischer Staatsuiaun des C. Sahrh. n. Ehr.) Psalmorum quasi Punctum (glein)sam der Puiitit der Psalmen) genannt, weil der Pnutit das Grund— eleinent aller geometrischen Figuren und der Inhalt dieses Psatius das Eruudelement aller andern, wenigstens aller inessiauischen in. (Delihseh.). wir tragen lkein Bedenken, ihn ebenso wie den vorigen Psalm dem Esra als Verfasser zuzueignen, ungearhtet wir diesen in Esra I, 1—10, 44 so wider die iilischeheii mit fremden Weibern eifern sehen; denn je größer uud gereihter solcher Eifer, desto weniger hat es gewiß dem Manne Gottes an der Erleuchtung in Beziehung auf den rechten ilniuersalisnius der Offenbarung-I- retigion gefehlt, und es war ihm bei Jlbschliesiuug Jsraets gegen die Heidenwelt gewiß ann) Zediiefuih die Heiden— well in Ssraels heilshosfnung rinzusnjließen l. Lolzet den HErrn , alle Heiden; preiset ihn, alle Voller [Röm. 15, us. 2. Denn seine Gnade nnd Wahrheit waltet über Uns in Ewigkeit [genauer: mächtig ist über uns seine Gnade, und ewig währet des HErren Wahrheits Halleluja. Der Verheißungem welche auf die Heiden und ihre Bekehrung zielen, sind wohl viele im alten Testament, auch der Missionsberuf Jsraels an die Heiden ist oft genug bezeugt; aber so, wie die Worte hier stehen, als ein freudenreicher Ausbruch des Geistes über alle Heiden und an alle Heiden, daß sie den Gott Jehova loben und preisen sollen um seiner mächtig ausströmen- den Gnade und ewigen Wahrheit willen, das ist einzig in seiner Art, darin liegt der büudigste Beweis, daß das Heil Gottes, obschon es von den Juden kommt, doch Gemeingut der Völkerwelt nach Gottes Rathschluß werden soll. (Taube.) Der Aufruf richtet sich an alle Völker ohne Unterschied und an alle Nationen ohne Ausnahme, und begründet sich aus der Macht der tiber Jsrael wal- tenden Gnade und der Ewigkeit der Wahrheit Jehova’s. Israel ist die Gemeinde der Gnade und Wahrheit, die Gemeinde Jehovcks hat Gnade und Wahrheit zum Grund ihres Daseins, zum Leben ihres Bestandes, zur Ausgabe ihrer Verkündigung in Wort und That. Es sind die göttlichen Mächte, welche sich in Israel einst vollkom- Psalm 1l7, l. 2. us, 1—5. inen enthüllen und entfalten, und von Israel aus die Welt erobern sollen; denn die Heiden brauchen nur dem Gotte der Heilsoffenbarung die Ehre zu geben, so werden sie Genossen des Besitzes Jsraels, die sieghaste Gnade erweist sich auch ihnen kräftig und die ewige Wahrheit bewährt sich auch ihnen. Diese Fukunst ist’s, welche diese wenigen geflügelten Worte ho en, mit allumfassew der Liebe gepaarten Selbstbewußtseins herbeiziehen mitth- ten. (Delitzsch.) So alle Heiden sollen Gott loben, so muß das zuvor da fein, daß er ihr Gott sei worden; soll er ihr Gott sein, so müssen sie ihn kennen und an ihn glauben nnd alle Abgötterei fahren lassen, fintemal man Gott nicht loben kann mit einem abgöttischen Munde oder ungläubigen Herzen; sollen sie glauben, so müssen sie sein Wort zuvor hören und dadurch den heil. Geist kriegen, der ihr Herz durch den Glauben reiniget und erleuchtet, denn man kann zum Glauben nicht kommen noch den heil. Geist Hausen, es muß das Wort zuvor ehöret werden (Röm. 1 , 14); sollen sie sein Wort hören, so müssen Prediger zu ihnen gesandt werden, die ihnen Gottes Wort verkündigen, denn alle Heiden ver- mögen nicht gen Jerusalem zu kommen oder unter dein kleinen Haiisen der Juden sich zu enthalten. So spricht er (der Pfalmifil auch hie nicht: ,,alle Heiden kommt gen Jerusalems« sondern läßt sie bleiben, wo sie sind, und spricht siedaselbst an ihrem Ort an, daß sie sollen Gott loben. (Luther.) Der ll8. Psalm. Danßsagung file« die guithalem durckj Christi Leiden erworben. »Was der Schluß des 117. Psatms sagt von der Wahr— heit Jehoua’s, daß ne ewig« währe (vgl. die genauere lieber-« sehnngx sagt der Anfang des ll8. Psalms iiou ihrer Sn)wester, er Gnade. Es ist der Snilnßpsatm des mit Pf. 113 be- giunenden hallet, das dritte Heda oder der dritte der Psalmen, welche auf das srhoii bei See. II, 10 f· ausge- prägte liturgische Thema: ,,Panliet deni lJErrn, denn er ist freundlich« gegründet sind (Ps. 105. 107. litt. 1Z6) — kuthers kiebliugspsalm, sein schönes contitemini (d· i. tteliennet mit lobpreisendeui Danks Während des Reichstags zu Augsbur (l530) hatte Luther, wie bereits zu Psalm 46, 4 erwähxnh in Coburg zurtickbleiben müssenx von dieser seiner »Wüste« (Offenb. 12, 6) aus schrieb er an den Abt Friedrich zu St. Jlgen in Nürnberg eine Erklärung des ll8. Psalms, in deren Vorrede er sagt: ,,Dies ist mein Psalm, den ich lieb habe. Wiewohl der ganze Psalter und die heilige Schrist gar mir auch lieb ist, so bin ich doch sonderlich an diesen Psalm erathen, daß er muß mein heißen und sein; denn er ich auch redlich um mich gar oft verdient gemacht und mir aus niancheu großen Nöthen geholfen hat, da mir sonst weder Kaiser, Könige, Weisen, Klugeu, Heiligen hätten mögen helfen, und ist mir lieber, denn des Papsts, Türken, Kaisers und aller Welt Ehre, Gut und Gewalt, wollt auch gar ungerne um diesen Psalm mit ihnen alle· sammt beuten (tanschen). Ob aber jemand mich seltsam würde ansehen, daß ich diesen Psalm für meinen Psalm rühme, der doch aller Welt gemein ist, der soll. wissen, daß der Psalm damit niemand genommen ist, daß er mein ist: Christus ist auch mein, bleibt aber gleichwohl allen Heiligen derselbige Christus. Ich will nicht eifern, sondern ein fröhlicher Mittheiler sein; und wollt Gott, daß alle Welt den Psalm also für den seinen ansprächq Das Hallel beim Beschluß: b. Ein Halleluja an die Heidenwelr 379 wie ich «— das sollt der freundlichste Zank werden, dem kaum irgend eine Eintriichtigkeit und Liebe zu vergleichen sein sollt. Es ist leider deren wenig, auch unter denen, die es billig vor Andern thun sollten, die zur heiligen Schrift oder zu einigem Psalm ihr Lebenlang einmal von Herzen sprechen: du bist mein liebes Buch, du sollst mein eigen Psälmlein sein. Und ist freilich der größten Plage ans Erden eine, daß die heil. Schrift so verachtet ist, auch ei denen, die dazu gestistet find. Alle andern Sachen, Kunst, Bücher treibt und übet man Tag und Nacht, und ist des Arbeitens und Mühens kein Ende; allein die heil. Schrift · läßt man liegen, als bedürfte man ihrer nicht. Und die ihr so viel Ehre thun, daß sie sie einmal lesen, die können es flugs alles, und ist nie keine Kunst noch Buch auf Erden kommen, das jeder- mann so bald» ausgelernt hat, als die heil. Schrift; und es sind ja doch nicht Leseworh wie sie meinen, sondern eitel Lebewort drinnen, die nicht zum Specnliren und hoch zu dichten, sondern zum Leben und Thnn dargesetzt sind. Aber es hilft unser Klagen nicht. Christus, unser Lüste, helfe uns durch seinen Geist sein heil. Wort mit ruft lieben und ehren! Amen.« Das geschichtliche Ereigniß, dem der psalm seine Ent- stehung verdankt, ist nach den Jlndeutungen zu Gfra it, 18 die Einweihung des vollendeten Tempels im Mär; des S. 515 v. Ehr« und wie nun der verfasseiz des Its. psalins allem Anschein nach der hoheorießer Josua gewesen, so durfte auch das vorliegende Eied demselben Manne au- gehören. Wir haben bei Betrachtung des psalms folgende Jlbfkhnitte zu machen: I. v. 1 — 4. von Priestern und tceviten abgeholt, begiebt sich der Xesizug, die für die Ginweihnngsfeier bestimmten Gpferthiere bei sich habend, nach dem Gempelberge hinauf; da, gleiih beim Linfbrnclk ergeht von Seiten der leuitifchtn Sänger in der nämlichen Theilung, die sofou bei der Mahnung und verheißung in Pf. Its, 9-—15 nns begegnete, der Aufruf, dem hGrrn zu danken und seine Freundlichkeit und Güte zu erheben. Der Aufruf richtet ßch zunäihst an alle und jeden ohne Unterschied litt. 1), dann an das voll: im Ganzen (v· V, hierauf an die zn besonderem Dienst äußerlich ausgesihiedenen prie- sier (v. 3.), weiterhin an die dem hGrrn innerlich ßch uieihenden wahrhaftigen Jinbeter Gottes (v. 4); nnd wir müssen unn bei jedem einzelnen verse uns hinzu— denken, wie zuerst die ganze Xestversatumlnng ohne Unter— chied, dann das voll: ohne die Priester, hierauf die riestersclfaft ohne das volle, weiterhin eine Auswahl ans der priestersclfaft nnd dem voll: auch wirklich die Worte: »Deine Güte währet ewiglich« im Echo zurück— giebt. Jeder vers aber hat hier nnd im Folgenden ,,feinen geschlossenen Sinn, eigenen Duft nnd eigene Farbe; Gedanke hängt sich an Gedanke, wie Zweig an Zwedigmvlnme an Blume, wenn man eine Gnirlande win et. 1. Daniel dem HErrn [auf den ihr nicht umsonst gehosst habt 115, 9 ff» sondern der wirk- lich an euch gedacht und euch gesegnet hat Its, 12 ff.]; delill er ist [wie wir das schon bei unsrer Entlassnng ans dem babylonischen Gefängniß 107, 1 ff., noch völliger aber seht, in der Wiedergabe des Tempels, erfahren haben] freundlich, nnd feine Giite tvahret ewiglich. 2. Es sage nun [nachdem die Hoffnung bei der Grundsteinlegnng in Erfüllung gegangen] Israel: Seine Güte lviihret ewiglich. · 3. Es sage nun das Hans Anton: Seine Gute wcihrel ewiglich. 4. Es sagen unn, die den HErrn fürchten: Seine Güte lvahret ewiglich. II. v. 5—1li. Heim weiteren Zuge nalh dem Tempel· berge, also auf dem Wege dahin, erinnert sich die Ge- meinde der ersahreneu Gnadenhilse Gottes in der nun glücklich überflandenen llrangsal der letzten 19 Jahre (534——5t5 v. Chr) seit Grnndsteinlegnng des Tempels bis zur vollendnng des saure. Sie hat, wie der Chor der leoitifcljen Sänger im vorliegenden Abschnitt ihr das zum Bewußtsein bringt, Grhörung ihrer Gebete erlangt nnd ihr vertrauen anf den hGrru bewährt gefunden, ja, sie ist ans der tzedrüngniß, die ihre Widersacher von allen Seiten her ihr bereitet hatten, so siegreich hervor- gegangen, daß sie ihrer Siegesmaiht über alle Heiden auf’s diene gewiß geworden nnd niiht daran zweifelt, wie sehr man sie auch sloße, daß ße dennoch nicht fallen werde (v. 5—13). Da flimmt ße denn auf's tlene das Lied ihrer Jugend, das immer wieder neu werden soll, an, nnd erweitert es durch einen ans allen hätten zu oernehmeuden Lobgesang, der künftig einmal seine volle Bedeutung erlangen wird. Darauf entfaltet fce noch weiter den schon vorhin ausgesprochenen Gedanken von ihrem imersoiütterlicljen Stande dahin, daß Gottes voll: nisht ßerben könne, sondern zur immerwährenden verkündigung desfen, was der ihGrr thut, berufen sei nnd ans jeder Züchtigung zu neuem Leben erstehe (v. 14—1ti). Z. Jn der Angst sals ich in der Enge und im Gedränge von Seiten meiner Feinde mich be- fand] rief ich den HErrn an, nnd der HErr er- hbrete mich, und trostete mich [indem er aus dem Gedränge mir heraushalf nnd anf weiten Plan mich versetzte 4, 2; 18, 20; 31, 9]. Angst im Hebräifchen lautet, als das enge ist, wie ich achte, daß im Deutschen auch Angst daher komme, das enge sei, darin einem bange und wehe wird, nnd gleich geklemmt, gedrückt und gepresset wird; wie denn die Anfechtungen und Uuglttck thun, nach dem Sprich- wort: ,,es war mir die weite Welt zu enge« Dagegen lautet im Hebräischety das er hie sagt: im weiten Raum, daß, gleichwie die Enge oder Angst heißt Trüb- und Noth, also heißt weiter Raum Trost und Hilfe; Daß dieser Vers soviel gesagt ist: Ich rief deu HErrn an in der Noth, so hörte er und half mir tröftlich. Denn wie die Noth unser enger Raum ist, der uns be- trübt und klemmet, also ist die Hilfe Gottes unser weiter Raum, der uns frei und fröhlich macht. Merk aber hie die große Kunst und Klugheit des Glaubens, daß er in der Noth nicht hin und her läuft, alle Ohren voll klagt, den Feinden flucht nnd schilt, auch nicht wider Gott murret n. s. w., sondern erhebt srch wider nnd über solches alles, und kann Gottes väterliches Herz sehen durch einen solchen unfreundlichen Anblick nnd die Sonne erkennen durch eine solche trübe, dicke, finstre Wolken und Wetter, und den herzlich anrufen, der ihn schliigt und sich so gar sauer gegen ihn stellt. Darum lerne hie, wer da lernen kann, und werde ein jeglicher auch ein alte, der sich in die Höhe schwingen möge in solcher Not . Es heißt: »ich rief den HErrn an.« Rasen mußt du lernen, und nicht da sitzen bei dir selbst oder liegen aus der Bank, den Kopf hängen und schütteln und mit deinen Gedanken dich beißen und fressen, sorgen und suchen, wie du los werdest, und nichts anderes ansehen, denn wie llbel dir’s gehe, wie wehe dir sei, wie ein 380 Psalm 118, 6——23. elender Mensch du seiest; sondern wohlauf, du fauler Schelm, auf die Knie gefallen, die Hände und Augen gen Himmel gehoben, einen Psalm oder Vaterunser vor- genommen und deine Noth mit Weinen vor Gott dar- gelegt, geklagt und angerufen! (Luther.) » b. Der HErr ist mit mir, darum fürchte ich mich nicht; was können mir Menschen thun [56, 5. 12]? 7. Der HErr ist mit mir, mir zu helfen; und ich will meine Lust sehen an meinen Feinden [54, S. 9]. 8. Es ist gut auf den HErrn vertrauen, und sich nicht verlassen auf Menschen swie die Wider- sacher mit Hilfe der Weltmacht ihre Absichten meinten durchzusehen Esra 4, 4 fs.]. 9. Es ist gut auf den HErrn vertrauen, nnd sich nicht verlassen auf Fursten [146, 3]. Den hilfreichen Beistand Jehovcks gegenüber den Befeiiidungen der Samaritaner und Satrapen hatte das jtidische Volk während des Tempelbaues erfahren und zugleich gelernt, daß Vertrauen auf Menschen und ins- besondere Fürsten trügerisch ist; denn unter Pseudo- Smerdis wurde das unter Cyrus begonnene und schon unter Cambyses verdächtigte Werk verpönt, aber unter Darius wurde es wieder frei. Iehova bewies, daß er Welt- ereignifse und Menschenherzen zu Gunsten seines Volkes lenke; und daraus ist seinem Volke die im Folgenden ausgesprochene Zuversicht weltüberwindender O macht erwachsen. (Delitzsch.) 10. Alle Heiden umgeben mich; aber im Namen des HErrn [in der Kraft dessen, der nach Ausweis seiner Thaten gar herrlich und unüberwindlich ist] will ich sie [mit meinem Schwert 110 , 6] zer- hauen. 1·.1. Sie umgeben mich allenthalben [17,11]; aber im Namen des HErrn will ich sie zer- hauen. 12. Sie umgeben mich wie Bienen [5. Mos. 1, 44], sie dampfen wie ein Feuer »in Dornen; aber im Namen des HErru will ich sie zer- hauen. Man darf das ,,alle Heiden« ja nicht in ,,allerlei« Heiden verwandeln: die ganze umgebende Weltmacht war Jsrael feindlich, in diesen Theilen aber stellte sich der Furcht und dem Glauben das Ganze dar. (Heng- stenberg.) 13. Man stbßet mich sgeflissentlich und scho- nungsloss daß ich fallen soll; aber der HErr hilft mir sdaß es nicht zum Falle kommts 14. Der HErr ist meine Macht, und mein Psalm, und ist mein Heil sdies Lied aus 2. Mos 15, 2 kann ich jetzt, wie die Verheißung in Jes. 12, 2 lautet, vom Neuen ansiimmens 15. Mai! singt [nun wieder, wie vormals am Schilfmeer 2. Mos 15, 1 ff.] mit Freuden vom Sieg [aber nun nicht mehr draußen auf dem Wege, sondern da, wohin wir» nun wieder in Sicherheit gebracht find] in den Hatten der Gerechten. Die Rechte des HErrn behält deu Sieg [also lautet das neue Lied, das man da zu dem alten V. 14 hin- zufügtlz · » » 16. ·Die Rechte des HErrn ist erhohet sdaß jedermann ihre unbezwingliche Macht wohl sehen kam! Jes 26- 1115 die Rechte des HErrn behält [durch wunderbare Thaten, die sie vollbringt 108, 14] den Sieg. ,,Dem Dreiklan e zu aller Feier der Herrlichkeit Got- tes in V. 14: » er HErr ist meine Macht, mein Psalm, mein Heil,« entspricht gar lieblich die drei- fache Iubelstimme in den Zelten der Gerechten von dem sieghaften Triumph der Rechten des HErrn Vorher (V. 10—12) war dreimal der Name des HErrn ge- nannnt, jetzt dreimal die Rechte des HErrn; ersterer bezeichnet die gesammte Gottesfülle, letzterer die Fülle der Kraft und Majestät, die gewaltige Hand Gottes, die hohe Hand, die alle Feinde findet (·2l, 9), die ute Hand, die seinem Volke hilft (44, 4; 60, 7). Man ann nicht anders, als hinter dieser dreifach gepriesenen Herr« lichkeit des HErrn jenen Reichthum der Gottesfü e in Christo profilirt (in einer Seiten- oder Durchschnitts- ansieht dargestellt) zu sehen, in welcher sich die Macht und das Heil Gottes auf’s Höchste geofsenbart hat und auf welche hin alle Erlösungen Jsraels zwecken und zielen.« · 17. Jch ldie Gemeinde dieses mächtigen und gewaltigen HErrUJ werde nicht sterben swenn man es noch so sehr auf mein Verderben abgesehen h»ätte], sondern leben, und des HErrn Werk ver- knndigen 18. Der HErr züchtiget mich wohl fund wohl oft auch recht hart und schwer) aber er giebt mich dem Tode nicht sdaß es je ein Ende mit mir hätte]. Es ging mit Gottes Volk in hundertfache Noth, oft bis an die Schwelle des Todes, aber es kam doch nicht um, es feierte durch Gottes Gnadenhilfe immer wieder einen Auferstehungstag; denn es sollte Der aus ihm kommen, in dem Israel und aller Welt Ende sehen das Heil Gottes. Und so ist Israel der Typus für seine Gemeinde geworden, welche allezeit mit Paulo (2. Cur. 6, 9) soll rühmen können: »als die Sterbenden, und stehe, wir leben, als die Geziichtigtem und doch nicht ertödtet.« Wie Jsraels Beruf war, auf ihn hinzuweisen, so ist es der Beruf seiner Gemeinde im neuen Bunde, auf ihn zurückzuweisen und zu verkündigen die Tugen- den deß, der uns berufen hat von der Finsterniß zu seinem wunderbaren Licht. Gottes Volk stirbt nicht. (Taube.) III« V. l9. Unter dein Xobgesaug, deu wir so eben ver- nommen haben, ist der zfrstzag oben am Eingang des Tempels angekommen, dort aber sieht eine schon bereit gestellte Schau: von andern säugten, die Schwellenhüter deu Tempels reuräseutirend; bei denen begehrt denn der Frsizug durch den Mund ihres Chors Einlaß in das äjetligthuuk am dort dem HGrrn seinen Dank abzu- attecr. 19. Thut mir auf die Thore der Gerechtigkeit, daß ich da hinein gehe und dem HErrn danke. Dieser Aufruf entspricht dem in Pf. 24, 7; doch ist es hier nicht der HErr selbst, der seinen Einzug halten will, sondern seine Gemeinde begehrt Einlaß zu der heil. Stätte. Man erinnere sich, daß es bei der Einweihung Das Hallel oder der Lobgesang: o. Schlußpsalm des zweiten Tempels keine Bundeslade mehr gab, (Esra 6, Anm.), die man an ihren Ort nach dem Allerheiligsten hätte überftihren können, wie das bei Pf. 132 der Fall ist; der Dichter unsers Liedes mußte also in diesem Punkte von beiden Psalmen als seinen Vorbildern ab- sehen, und da bot sich ihm die Prophetenstelle: Ies. 26, 2 als Muster dar, wir aber haben hier ein Bild und Gleichniß von dem Einzug der vollendeten Gerechten in den Tempel des himmlischen Jerusalem. (Matth. 25, 46.) IV. d. W. Indem in folge der an sie gerichteten Zins— sordernng die Schwellenlsüter das hanuteingangsthor an der etiorgenseite des Tempels öffnen, bezeichnet der Chor - ihrer Sänger, also der zweite Chor, dessen wir in der Eint. zu v. 19 gedachtem dasselbe als des HCrrn Chor, zu welasem keine andern als Gereihte eingehen dürfen. 20. Das [sich hieevor euch össnende Thor] ist das« Thor des HErrnz die Gerechten werden dahinein eben. g Im vorigen Verse war von den Thoren der Gerech- tigkeit insofern die Rede, als das Heiligthum, zu dem diese Thore führen, flir Israel der Quellort seines Heils und seiner Gerechtigkeit war; nun aber wird auf das Hauptthoy zu dem man einzugehen pflegte, hingewiesen und hierbei in kurzer Zusammenfassung des Inhalts von Pf. 15 (vgl. 24, 3——6) gesagt, was für Leute allein da eintreten dürfen Gebt. 12, I4). »V. d. 21—25. Der Festzug ist jetzt in den äußeren Vorhof hereingelassenz während er nun nach dem inneren sich langsam nnd feierlich fortbewegt, kehrt der Chor der ihn begleitenden, die Gemeinde repräsentirenden leuitisitjen Sänger zu dem Inhalt des II. Abschnittes w. 5—1tl) zurück und giebt ihn in einer Wendnng wieder, durch dir der jetzige Hohes-kleine, der den Psalm verfaßt hat ans einen künftigen Hohenpriesier nnd seine Genossenschaft weissagt, und der jetzige Anzug, der ohne das sichtbare Zeichen der Gegenwart des Akten, die Bundeslade, da- herziehi, auf einem andern, der nicht mehr im Sinnbild, sondern in Wirklichkeit den hCrrn in seiner Mitte haben sollte. 21. Jch danke dir, daß du mich dcmiithigest srichtigerx erhöret hast« 2. Sam. 22, 36 Anm.], und hilfst mir swurdest mir zum Erretter oder Heiland, also daß ich nun wieder ein Heiligthum habe, in das ich setzt eintrete]. «) Anderwärts schreibt Luther: mich erhörest; er hat also den Sinn der masoretischen Lesart VIII« gar wohl verstanden, später aber die Punktation sgtzsgxz vor- gezogen. In der l. Aufl. feines Psalter-Commentars übersetzt Delitzsch ebenfalls ,,gedemlithigt« und bemerkt mit Beziehung auf das Folgende: In diesem Tempel- gebäude hat Israel ein Spiegelbild dessen vor sich, was es dem Strafgericht entnommen, durch die Gnade feines Gottes geworden. 22. Der Stein, den die Banleute sals zu gering und armselig Esra 3 , 121 verworfen sals vor 19 Jahren der Grund zu diesem Tempel ge- legt wurde] ist [dennoch von dem HErrn als be- währt, köstlich und wohlgegründet Jes. 28, 16 er- funden und] zum Eckstein worden* sdaß nun sein Haus sich über ihm erhebt]. 23. Das ist vom HEtrn [durch die ihm bei- wohnende Macht] geschehen, und ist ein Wunder vor unsern Augen. 381 «) Wir müssen bei Erklärung dieses Spruchs den zeitgeschichtlichen Sinn von dem ersüllutigsgeschichti lichen unterscheiden. In letzterem Sinne geht der Spruch, wie wir aus Matth. 21, 42 wissen, auf Jesum, den die Oberen des jtidifchen Volkes verworfen haben, daß er nicht der Heiland Israls und der König des Himmel- reichs sein sollte, den aber Gott bei seiner Auferstehung und Himmelfahrt erhöhet und zum Ecksteiii seiner Kirche, zum alleinigen Grund des Heils gemacht hat (Apostg. 4, ll f.; l Petri 2, 9). Diesen Sinn fassen die älteren Ausleger ausschließlich in’s Auge, ohne sich weiter darum zu kümmern, was das Wort in zeitgeschichtlicher Hin- sicht bedeute oder was unter den damaligen Umständen zunächst damit gemeint sei; es ist aber klar, daß der Verfasser unsers Psalms zwar vom heil. Geiste geleitet war, als er so schrieb, und daß der prophetische Geist seinem Worte eine Gestalt ab, vermöge deren es genau mit der nachherigen Erfii ung sich deckt, ebenso klar ist jedoch auch, daß der Dichter fiir seine Person und von feinem Gesichtskreis aus nicht auf den zukünftigen Hei- land hinausgeblickt, sondern die Verhältnisse der Gegen- wart im Auge gehabt hat, als er den Spruch seinem Festlied zur Tempelweihe einverleibte. Was n1in hat er damit sagen wollen und die jüdische Gemeinde jener Zeit damit sagen lassen? Auf diese Frage lautet die Ant- wort gewöhnlich so: »Der Bau ist das Gebäude der Weltgeschichte; das arme kleine Volk der Iuden schien allen Mächten dieser Welt völlig untauglich, eine Stelle darin einzunehmen, es wurde weggeworfen. Nun aber hat der HErr vermöge eines Wunders seiner Amacht und Gnade es hervorgesucht und ihm die Hauptstelle im Bau gegeben, des Sinnes, der das Ganze trägt und schließt; d. h. er hat es zu dem herrschenden Volk in der Weltgeschichte erhoben, auf dessen Heilsgrunde fortan das Reich Gottes in der Menschheit ruhen, welches be- ftimmend auf alle andern Völker einwirken soll« Diese Erklärung ist entschieden abzuweisen; denn offenbar han- delt es sich hier gar nicht uin den Bau der Welt» sondern der Heils geschichte Was liegt auch daran, daß die Heidenwelt zu dem Bau, den sie ftir ihre Lebens- und Geschichtsaufgabe hielt, nämlich dem babylonifchen Thurme der Weltmacht und Weltherrlichkeih Israel nicht hat brauchen können? Zu einem Stein flir dieses Ge- bäude war es von Haus aus-nicht angelegt und be- stimmt; im Gegentheil, sooft Gottes Volk etwa Lust ver- spürte, mit an diesem Baue u helfen und eine hervor- ragende Rolle dabei einzunehmen, hat sein Gott ihm allemal gründlich solche Lust verleidet («2. Sam. 24). Außerdem aber haben wir an Apostg 4, 11 einen be- stimmten Fingerzeig, daß die Bauleute nicht draußen im Gebiete der Weltmachh sondern drinnen in detziüdischen Kirche zu suchen sind, daß wir also an die Obersten des Volkes nnd die Aeltesten von Israel» dabei zu denken haben; und wenn wir nun in die Geschichte vom Bau des Serubabekfchen Tempels, mit dessen Einweihung wir es hier zu thun haben, hineinblicken, so liegt ja bei der Grundsteiulegnng dieses Tempels tEsra Z, 10— is) uns wirklich ein Stein vor, den die Bauleute verworfen haben und der jetzt zum Eckstein geworden, indem er ein fertiges Gebäude trägt; es ist derjenige, der im J. 534 v. Chr. für den iieuzubauenden Tempel gelegt wurde und bei dessen Legung viele der alten Priester und Levi- ten und obersten Väter, die das vorige; Haus gesehen hatten, und nun dies Haus vor ihren ugen gegründet ward, laut weinten vor Iammer tiber den armseligen Anfang. So menschlich gefiihlvoll und rührend auf der einen Seite dieses Weinen erscheint, so wenig aus dem Geiste geboren war es doch andrerseits, wie aus den Vorhaltungen in Hagg.2, 4 und Such. 4, it) deutlich zu erkennen ist; ja, es lag darin bereits der Keim jener 382 Psalm 118, 24-—29. 119,1—-3. Herzensrichtung um deretwillen hernach Jesus den Juden ein Aergerniß ward und die den Gipfel ihrer antichrift- licheii Ausbildung in dem Hohenrathe der neutestament- lichen Zeit erreichte. Es ist der erste Hohepriester der nachexilischen Periode, dem das Wort unsers Textes ge- geben wird, und es ist der letzte Hohepriefter der alt- testamentlichen Haushaltung, der die darin liegende Weis- sagung, indem er selber weissagt (Joh. 11, 50 sf.), zur Erfüllung bringt; denn was Israel nächst Caiphas noch an Hohenprieftern gehabt hat lSchlußbemert z. !.Mac- sah. Nr. II, o. Zus.) gehört bereits der Zeit an, wo es mit dem Tempel und mit Israel ein Ende hatte (Dan. b, 27 Anm.) 24. Dies ist der Tag, den der HErr macht [beffer: gemacht oder herbeigeführt hat]; laßt Uns freuen und frohlich drinnen sein [Jes. 25, J; Ofsenb. 19, 7]. Nach Chrysostomns war dieser Vers eine altherkömm- Hhpophoiie ( urus) der Gemeinde. Er hat eine glor- reiche Geschi te! La voioi Pheureuse journåe — qui råponil n notre des-sit. Louons Die-u, qui nous Po« dankte-e, —- faisonskeu tout notro plaisin so sang der 26jährige Pastor Frangois Rot-hatte«- am t9. Febr. 1762, als er, der erste unter Vieren, an den Galgen geknüpft ward; das war neutestamentliche und persönliche Anwendung dieses Psalmworts (Delitzsch.) «) Rochette gehörte der sog. Kirche der Wüste, d. i. der bis zum J. 1787 in Frankreich grausam verfolgten protestantifchen Gemeinden an, die lange nur Nachts ihren Gottesdienft an ver· borgenen Orten feiern konnten. Außer Antoine Court (Psar- rer in NismeO und Paul Rabaut ist auch er einer ihrer helden- inuthigsten Bekenner, die ihr Leben daran setzten, um ihren Gemeinden das geistliche und leibliche Brod zu erhalten; von 1686—1702 allein sind 28 durch Henkershand gestorben. Auf deru Wege zu einer nachtlichen Amtsverrichtung da er nämlich ein Kind taufen 1vollte, fiel Rochette in Folge der Unklugheit feines Führers einer Patrouille in die Hände und ward in die nachste Stadt abgesührtx drei junge Edelleute, die Gebrüder Grenier, eilen auf die Nachricht von der ihrem Pre- biger drohenden Gefahr dahin und werden nun sammt diesem vom Parlament von Touloufe zum Tode verurtheilt — er zum Strange, fie aber zur Enthauptung Eine Hinrichtung folgte unmittelbar der andern, und find alle dieselben beglei- tenden Umstände sehr erbaulich zu lesen. 25. O DER, hilf [nun auch fernerhin], o HErr laß wohl gelingen sgieb auch kunftig dem Gedeihen zum Werk , daß es gelinge Nehem. l, 11]. Im Grundtext lauten die Worte: hoschiaipna (hilf-doch, schaffe Heil-doch); daraus» ist das neutestament- liche Hosianna (Matth. 21, 9. is) geworden, das dann auch in den Gottesdienst der christlichen Kirche überge- an en ist (Ruth Z, 4 Anm.). So heißt nun, schreibt gut er, Rost-r: hilf! oder thu Hilfe! das no« hinten dran lautet flehentlich und bedeutet ein herzlich Begehren, wie wir zu Deutsch sagen: .Ach» hilf! Lieber (Nicht». 4, 19 Anm. l), hilf doch. Gleichwie wir mit demselbigen Ach oder Doch anzeigen unser slehlich Herz und damit gerne bewegen wollten den, so wir bitten! Von dem- selbigeii Worte Hosohia kommt der Name Jesus im ebräischeiu das heißt ein Helfer oder Heiland, wie der ngel in Matth I, 21 sagt zu Joseph: du sollst seinen Namen Jesus heißen; denn er wird seinem Volke helfen von ihren Sünden. VI— v. 26 n. N· Keim Eintritt des Eesizugo in den innern Vorhof wird derselbe von einein dort aufgestellten dritten Chor (ogl. Eint. zu V. W) bewillkommnet nnd aus Grund de en, daß der tjikrr sieh von tleuem als den allmiiihtigen olt dadurch erwiesen, daß er seinem Votlie das Dicht der Gnade nnd der Freude hat ausgehen lassen, aufgefordert, die mitgebrachten Feflouser (Esra S, 17) zur Qosernug in sereitschast zu setzen. vertrat der ersie Chor, dessen Stimme wir sowohl im I. u. 9.»ati im Z. u. s. Zlbschnitt vernehmen, bald die Stelle det kiturgeu (v. 1—4 u. 19), bald die der Gemeinde As. 5—-18 n. 21—-25), der zweite Chor im 4. Abfihuitt aber die der Tempelwächter, so repräsentirt jetzt der dritte Chor die mit dem Opsergeschäst betraute imd zum segnen bernsene priesierschast 26. Geloliet ·sei, der da kommt im Namen des HErrnt Wir segnen euch, die ihr vom Haufe des HErrn seid. « «) Jm zeitgeschichtlichen Sinne, also hier an unsrer Stelle, bedeutet dieser Satz: Gefegnet sei (ein jeder), der (hierher, an die heil. Stätte) im Namen des HErrn kommt; doch dürfte wohl, worauf auch die Aceente hinweisen, besser so zu verbinden sein: Gesegnet sei (ein jeder), der da kommt, im Namen des Erru (5. Mos. 10, s; 2. -Sam. 6, 18; Pf. 129, 8). nt er dagegen übersetzt sogleich nach dem erftillungsgeschichtli en Sinne (Matth. 21, 9); das »der da kommt« stand ur Zeit Jesu auf Grund der Stelle: Mal. Z, 1 als eine Bezeichnung des Messias fest, in Beziehung auf ihn aber bleibt es sich gleich, ob man das erste Wort mit »ge- lobet« oder »gefegnet« übersetzt, und bleibt sich auch gleich, ob man die Worte ,,im Namen des HErrn« zu ,,gelobet« zieht oder zu »kommt.« Der Heiland kommt im Namen des HErrn, d. i. I) in Gottes Allmacht, er kann selig machen; Z) in Gottes Liebe, er will selig machen; Z) nach Gottes Rath, er soll selig machen; 4) zu Gottes Ehre, er wird selig machen— «) Im Grundtext steht einfach: Wir egnen euch vom aus e des HErrn, wie Luther auch früher übersetzt at; das bedeutet wohl: ,,Vom Hause des HErrn aus, dem Hause der Gerechtigkeit (V. l9), dem Quell und der Schatzkammer alles Segens, segnen wir euch« Da- gegen bezieht unsre deutsche Bibel das ,,vom Hause des HErrn« aus das ,,euch,« und nun giebt Luther dazu diese Deutung: »Solchen Freudenwunsch thun wir nicht allein dem Könige, sondern auch euch allen, die ihr sein Hausgesinde seid, die ihr an ihn glaubet und ihn an- nehmet. Ihr seid nicht Gäste oder Fretndlingz sondern Haus efinde Gottes, die ihr ans diesen verworfenen Eck- stein Eis. 22) euch bauetx ob ihr darüber auch verwor- fen werdet und des Teufels Gesinde heißen müßt, scha- det nicht — laßt sie lästern und fluchen, laßt euch be- gnllgen, daß wir euch segnen, selig und reich preisen. Unser Zeugniß, aller Engel, aller Heiligen, aller Crea- Eisen» Gottes: was fragt ihr nach dem Teufel und der - eit.« 27. Der HErr ist Gott shat sich aufs Neue an uns als den unveränderlichen , ewig treuen Vundesgott in seiner ganzen Macht und Gnade erwiesen) der uns erlenchtet [er hat die Nacht des Elends, in der wir bisher gesessen, zum hellen Tageslicht gemacht und uns große Freude bereitet]. Schmucket das Fest mit Malen [nach anderer Deu- tung: Biudet das Fest oder die Festopfer mit Seilen], bis an die Hörner des Mars. Das Hallel-Schlußwort: Danket dem HErrm denn er ist freundlich! 383 Das Wort des Grundtextes welches Fest bedeutet, bezieht sich ohne Zweifel auf die Festopfer, welche der Festziig bei fich führte, und steht das Wort in diesem Sinne . B. in Mos- 23, 18; diese Feftopfer nun sollen setzt, damit die Opferung derselben vor sich gehe, mit Seilen gebunden (Richt.15,13;16,11;Hesel.3, 25 hat Luther ebenfalls die hehr. Worte, die hier im Grund- text stehen, durch ,,binden mit Stricken« ltbersetzt), d. i. für den gottesdienstlichen Gebrauch in Bereitfchaft gesetzt (1. Mof. 22, 9) werden. Bis an die Hörner des Altars aber soll solches Binden reichen: das ist gesagt mit Beziehung auf die Buße Menge der Festopfer (100 Kälber, 200 Lämmer, 4 Blicke, 12 Ziegenböckez welche den ganzen Raum des Priestervorhofs so überfttllen, daß sie bis dicht an den Altar heran reichen. In diesem feinem grammatifchchistorischen Sinne nun läßt sich der. Spruch flir die neuteftamentliche Gemeinde kaum noch brauchen, und können wir es daher unsrer deutschen Bibel nur Dank wissen, daß sie ihm nach Vorgang der Sep- tna inta, die ja auch von Jesu und den Aposteln als maggebend anerkannt worden ist, eine Wendung gegeben, die sprachlich fich ebenfalls rechtfertigen läßt (2. Mos 28, 24; Hefek.»19, it; St, s; I. Stdn. 20, 14 —— wört- lich: kntip et an das Fest mit Flechtwerkem Gewinden, uirlanden oder dichtem Laubwerk) und zu dem christlichen Gebranch, am Pfin stfest die Gotteshäufer mit Birkenreisern zu schmücken, eranlasfung gegeben, wie denn überhaupt der 27. Vers zu einer Pfingstlow sung geworden (vgl. B. Schmolcks Lied: Schmtickt das Fest mit Maien 2c.). Luther schreibt: Die Juden hatten ein Fest, das heißt Laubrttst oder Laubhütten, darin sie 8 Tage feierten zum Gedächtnis daß die Kin- der Jsrael 40 Jahr in der Wüste in Gezelten hatten gewohnt; das riihret er hie an und will sagen: »Was pranget ihr weiter mit euren Maien und LaUbhlttteUP es ist jetzt ein Andres vorhanden, eure Weise hat ein Ende, hie ist ein andrer Tag, ein ander Fest, ein ander Wesen. Hier kommt her und schmtickt dies Fest mit Mann, da der neue König und Gott selber mit Gnaden und Segen einreitet (Matt . 21, l ff.) und aller Welt erscheint durch sein Wort; te stecktMaien, nicht draußen auf dem Felde oder in euren Hdfem sondern im Hause des HErrn, ja bis an die Hörner oder Ecken des Altars, daß es allenthalbeu voll Maien nnd lustig stehe. Denn hie ist nun kein Unterschied mehr der Leviten und des Volks; es mag ein jeglicher, wer da glaubt, bis zum Altar hinan treten, welches im Gesetz nicht fein mußte« VII· V. 28 n. W. Es tritt nun wieder der erste Chor ciu und giebt zunächst durch eine einzelne Stimme, die flch ans ihr erhebt, im lllauien der im priesierhof Grschieneuen Antwort auf die von Seiten der Priester— sihaft an sie ergangenen segriißnug nnd Aufforderung (V. Ah; darauf aber, indem alle Sänger jetzt einfallen, folgt die Ausführung des eben Gesagten, daß die Ge- meinde erschieueu sei, Gott zn danlten und ihn zu preisen, in der herkömmlichen litnrgischen Formel (V. 29). 28. lEinzelne Stimme:] Du bist mein Gott, und ich danke dir; mein Gott, ich will dich preisen [2. Mos. l5, 2]. 29. lGanzer Chor:] Daniel dem HErrnz denn er ist freundlich, nnd seine Güte wcihret ewiglich. Nicht umsonst steht iii unsern deutschen Bibelansqaben hier die Stelle: Pf. 136, l. 26 deigefchriebenz es olgte nun wirklich, wie wir glauben annehmen zu dt·rfen, während der feierlichen Darbringung · der zahlreicheti Festoufeiy die mnsikalische Ausführung dieses zweiten siir die Einweihung des neuen Tempels bestimmten 136sten Pfalms (Esra s, l8 Anm.). Der 119. Psalm. Dei« Christen glilden ARE vom Bube, Liebe, Kraft und Jiutzen des Wortes gottea wie wir mit dieser lleberschrift nicht darüber rect)ten dürfen, daß ße den Psalm der Christen gülden ABC nennt, da er doct) seinem ilrsornuge nach dem Voller Gottes tm alten Teßament angehört nnd seinem Inhalte nach anf das Wort Gottes im alten Teßamentz auf das Gesetz nnd die Propheten sich bezieht; so dürfen wir auch keinen Anstoß daran nehmen, daß von einein ABC oder einer fortlaufen- den tieihe der suchslabeu nact) der Ordnung des Aluhabets in den einzelnen Versen unsrer deutschen sibel niihls wahr- zunehmen isi. Die llleberschrift verfährt hier nun) dem aposiolisttsen Grundsatz (1. Tor. Z, 21 f.): ,,es ist alles euer,« wenn sie etwas, das zimämß für Israel gemeint war und im hebräismeu Grundtext seine Richtigkeit hat, ohne weiteres auf die Christen überträgt; indem aber der Psalm in nnersihiiosiicher Fülle auseinander legt, wag das Wort Gottes dem Menschen ist nnd wie der zlensrh sich zu ihm zu verhalten hat, ist er in der That ein güldeu Lied mit dem, was er vom Wabe, von der Liebe, der Kraft nnd dem dlnlzen dieses Wortes sagt. Sollen wir einen Verfasser nennen, so isi liein Uame uns näher gelegt, als der, von dem es heißt, daß er ein geschichtet Skhriftgctrhrter war im Gesetz Muse (Esra 7, 6 Anm.) Wie es nun kam, daß Gsra -gleict) bei seiner liiiuilteljr aus der babylonischen Gefangenschaft nnd der Gräsfnung seiner Wirksamkeit im heil. kuude sich als einen solchen Schriftgelehrten erwies, darüber giebt unser Psalm in V. 9 f. nnd 99 f. Ausschluß: schon in seiner Jugend, unter mancherlei Hohn nnd sc— drüuiung im fremden Lande, hat er sein Herz gesihiuit zu suchen das Gesetz des tjGrrn nnd zu thun; nnd der so die Kraft des Wortes Gottes am eigenen Herzen erfahren, war daher auch geschickt zu lehren in Israel Gebote und tiekhte (Esra S, 10)· Die sah! der Verse dieses größten, nicht nur uiiter den alphabetisctscn Liedern (vgl. den Zusatz zur Eint. in Pf. 9), sondern unter den Psalmen überhaupt, ist eine Multiolis liation non ll X 22 (= 176); da nun die Zahl der such— siaben des hebräisct)en Atphalsets 22 beträgt, so hom- meu auf jeden einzelnen Buchstaben tl Verse, und wer- den wir darnach die Absthnitte theilen, sie trittst, wie sann, nun) der Reihenfolge der Jiffrrltz sondern nach der der hebräischen Buchstaben dem Leser verführend. Aleph: V. 1—8. Selig die, die nach Gotttes Wort sich halten nnd treu zu demselbigen stehen: o daß ilh ihrer einer wäre! 1. Wohl denen, die ohne Wandel saus- nahmslos dem Willen Gottes gemäß] leben, die im2 Gesetz des HErrn wandeln [Ps. I, 1 f.; 11 , 1. 2. Wohl denen, die feine Zeugnifse halten, die ihn von ganzem Herzen suchen. 3. Denn welche auf feinen Wegen wandeln, die thun ieiu Uebels skeine grobe, wissentliche Slindes 384 Psalm l19, 4——40. it. Du hast geboten, fleißig zu halten deine Befehle. 5. O, daß mein Leben deine Rechte mit gan- zem Ernst hielte! 6. Wenn ich schaue alletn auf deine Gebote, so werde ich nicht zu Schanden [mit meiner Hoff: nung auf dein Heils 7. Jch danke dir von rechten: Herzen [nicht blos äußerlich mit dem Munde] , daß du mich lehrest die Rechte deiner Gerechtigkeit [die deine Gerechtigkeit abspiegelnden Satzungen über Recht iind Unrecht, die in deinem Gesetz enthalten sind]. 8. Deine Rechte will ich halten; verlaß mich [darum, weil du so für einen der Deinen mich er- kennen kannst] nimmermehr [und wenn ich ja in einen verlassenen Zustand hineingerathe, so laß es nur einen vorübergehenden Zustand sein]. Zu erklären ist an unserem Psalm nicht viel, desto fleißiger aber hat man die meist einfachen Worte zu er- wägen; auch ist der Psalm nicht dazu bestimmt, in Einem Zuge gelesen zu werden , sondern man benutze ihn wie etwa die Loosungen und Lehrtexte der Brüdergemeinde Nun wäre es nicht schwer, ihn in einer Uebersetzung zu gebenspbei welcher der Anfangsbnchstabe jedes einze nen Verses mit demjenigen im Grundtexte übereinstimmte — wozu aber soll’s helfen? Jede andere Uebersetzung, wenn auch in Einzelheiten vielleicht richtiger, verhält sich zu der unsrer deutschen Bibel, wie eine Blume oder Frucht, der man den Duft oder Hauch, der ursprünglich darüber ausgebreitet war, mit den Fingern abgestreift hat. Both: h. 9—l6. Ein Jüngling der nach Gottes Wort sich hält, geht niifträstich seinen Weg: daß ein solcher ich sei, oerleihe du, o nimm, mir deinen Guadeubeinand » 9. Wie wird ein Jungling seinen Weg un- strafltch gehen lihn von Befleckung mit dem Schmutz der Sünde rein erhalten]? Wenn er [mit aller Achtfamkeit] fcch halt nach deinen Worten snach der gewöhnlichen Lesart des Grundtextesx nach deinem Wort] Die meisten dieser Stellen sind jedem Kinde im Ge- dächtnis; und das ist das schönste Kennzeichen einer Lehre, wenn sie auch ein Kind unterrichtet. (Herder.) Wohl ist jegliche Altersstufe eiiies iinsträflichen Wandels pflichtig und schuldig, aber die Bedeutung der großen Lebensfrage ruhet eben darin, daß man mit ihrer Lösung am Morgen des Lebens anfangen muß; und doch ist’s gerade die Jugend, welche sich mehr denn irgend eine andere Altersstufe von einem strengen Einhalten der Gebote Gottes dispeusirt glaubt, und die Weisheit auf der Gasse hat längst die desfallsigen losen Reden der Jugend in Schrift und Wort niedergelegt, als da sind: ,,Jugend hat keine Tugend; im Alter macht man Psalter.« Soll aber die Blüthe des Lebe1is dem Teufel, und Gott erst die Hefe des Alters geopfert werden Die Seelen- rettung wikl Eile und Weile zugleich haben, und ein langer, schiverer Weg braucht viele Zeit. Dazu hat die Jugend ihre besonderen Kämpfe und Gefahren, weil ihre eigenen Liiste (2. Am. 2, 22); wiederum aber hat sie soviel Köstliches und Verheißungsvolles in ihrer Lebeiis- frische, in ihrer allseitigen Aufgeschlossenheit, in der Kraft und Fiille des Herzschlags stir das Edle iind Erhabene. Eine sittlich reine Jugend mit unverdorbener Kapital- kraft ist eine Segensweissagung fiir das ganze Leben; das meinen auch die Väter-werte: »der Jugend Lehre, des Alters Ehre — Jung gebogen, alt erzogen (Taube.)» 10. Jch suche dich [HErr] von ganzem Herzen; laß mich nicht fehlen deiner Gebote soon dem Wege, den sie mir zeigen, abirren]. 11. Jch behalte dein Wort in meinem Herzen« [als einen Schatz, der still bewahrt werden muß und den man nicht durch Zerstreuung vergeuden darf] auf daß ich nicht wider dich siindige Vi Das ist das einzige Gegengifh wodurch wir uns gegen die Verderbnis; unsrer Natur schützen können. (Amyraldus.) 12. Gelobet seiest du, HErr [der du so reich bist an Macht nnd Gnade gegen die Deinen]! Lehre mich deine Rechte [V. 26. 64. 68]. 13. Jch will [wie du mir besiehlst 5. Mos. S, 7] mit meinen Lippen erzählen alle Rechte dei- nes Mundes. 14. Jch freue mich des Weges deiner Zeug: nisse sdes Weges, den deine Zeugnisse mir vor- fchreiben], als über allerlei Reichthum sals ob ich die ganze Welt, und mehr denn sie, gewonnen hätte] 15.» Jch rede [sinne nach über das], was di: befohlen hast, und schaue auf deine sauf die von dir vorgeschriebenen und dir wohlgefälligen] Wege. 16. Ich habe Lust zu deinen Rechten, und vergesse deiner Worte nicht. Gmel: V. l7—24. Gottes; Wort zu halten in, wie die hörhste Lebensfrage (v. 9), so auch der wahre Lebens— gehalt nnd die eigentliche tcebeuoanfgabe für einen Meu- srhem ihrer will ich in Furcht nor dem Fluch, der den Jlbfälligen gedränet ist, nnd ohne Furcht nor denen, die « den Gotteofsirchtigen verfolgen, mich beiieißigem . 17. Thne wohl deinem Knechte, daß ich lebe, und dein Wort halte [gewähre mir die Wohlthat längeren Lebens, so will ich, was ich für den Lebenszweck eines Menschen erkannt habe, thun, nämlich dein Wort halten]. - 18. Oeffne mir die Augen, daß ich sehe die Wunder an deinem Gefetz [die für ein erlenchtetes Auge darin liegen]. Wunder sind auch die einfachen praktischen Wahrheiten des Gesetzes, und an diese denkt der Sänger nach der ganzen einfach praktischen Haltung des Psalm gewiß ku- iiächst; auch sie liegen über den Kreis des natiirlickien Bewußtseins hinaus, das nicht als seine Geburtssttitte betrachtet werden kann, z. B. das ,,dusollst Gott lieben vo1i ganzein Herzen er. und deinen Nächsten als ,dich selbst.« (Hengstenberg.) 19. Jch bin ein Gast aus Erden« [der hier kein ander Erbe hat, als dein Wort]; Verbirg Darum, damit ich an ihm einen Stab habe, daraus ich mich stützeii kann auf meiner Lebensreise] dritte Gebote nicht vor mir ssondern erhalte sie mir im lebendigen Bewußtseins » «) Mit diesen Worten (vgl. Pf. 39, is) beginnt ein Lied von P. Gerhard, das hinlänglich bekannt ist; we· niger bekannt aber dürfte sein«, weswegen wir es bei dieser Gelegenheit erwähnen, daß Gellert’s vielge- brauchtes Lied: »Auf Gott, und nicht auf meinen Rath ee.« die Ueberschrist zu Jesajas Kap. 30 in unsrer dentschen Bibel: »Auf Gott, und nicht auf Creaturen, soll man das Vertrauen setzen« zu feiner Veranlassung hat. 20. Meine Seele ist zermalniet vor Verlangen nach deinen Rechten snämlich nach immer gründ- licherem Wissen derselben] allezeit 21. Du schiltst sbedrohest mit deinem allmäch- tigen Strafwort 9, S; 68, 31] die Stolzenz ver- flncht find, die deiner Gebote fehlen sdavon ab- weichen 5. Mof 27, 26]. 22. Wende von mir Schmach und Verachtung; denn ich halte deine Zeugnisse 23. Es sitzen auch die Fürsten, nnd reden wider mich sindem sie mit einander berathschlagen, was sie mir anthun wollen]; aber dein Knecht redet von deinen Rechten ssmnt darüber nach und hat in dem Heil, das du deinen Liebhabern zusagst, einen festen Schild gegen alle Anläufe der Welt]. 24. Jch habe Lust zu deinen Zeugnissen [V.47], die sind meine Rathsleute sdie den Rathschlägen der Fürsten gegenüber V. 23 mich aufs Veste berathen]. Daletht U. Dis-32. Ich befinde mich gegenwärtig in tiefer Beliiimmeeniß unter all den schweren Weiden, die wegen meiner Knhänglichlieit an dein Wort nun) ge— trofsen haben: tröste du mich da, tjEry mein Gott, nnd gründe mich immer tiefer in deinem Wort. 25. Meine Seele liegt sin Folge der Ver- achtung und Aechtung, die mich getroffen] im Staube [unfähig, sich aus eigener Kraft wieder anfzurichten 44, 26]; erquicke sbelebe aufs Neue] mich nach deinem Wort sdas ja Trost und Erqui- ckung allen miiden Seelen verspricht 71, 20; 85, 7]. 26. Ich erzähle meine Wege, und du erhbrest mich; lehre mich deine Rechte [V. 12]. 27. unterweise mich den Weg deiner Befehle; so will ich reden von deinen Wundern [105, 2]. Er hat seine Wege, d. i. seinen Wandel bis in’s Einzelne, Gott hererzählt und ist nicht ohne Antwort geblieben, die ihn seines Beifalls vergewissert hat: möge er ihn denn seine Satzungen lehren, damit er, wenn auch Menschen gegen ihn sind, doch Gott für sich habe. (Delitzsch.) 28. Jch gräme mich, daß mir das Herz ver- schmachtet [wegen der vielen Leiden, denen ich bei meiner ansrichtigen Anhänglichkeit an dein Gesetz aus fetzt bin]; stärie mich nach deinem Wort [V. 25]. 29. Wende von mir den falschen Weg [den Weg des treulosen Abfalls und der Bundbriichig- keit]- Und gönne mir dein Gesetz [indem dn seine Kraft und seinen Segen mich innerlich erfahren lässest] 30. Jch habe den Weg sdes treuen Behar- rens in] der Wahrheit erwählen deine Rechte habe Zwei- und Zwanzigfache Spruchschnur vom Worte Gottes. 385 ich vor mich gestellet [daß sie mir Nichtschnur seien für alle meine Handlungen] 31. Ich· hange liest] an deinen Zeugnissenz HEry laß mich nicht zu Schanden werden sin der Hoffnung, die aus solchem Hangen mir erwächst]. 32. Wenn du mein Herz trbstest [wörtlich: weit machst, daß nicht die Angst und Betrübnis; mich ferner beengen darf], so laufe ich den Weg deiner Gebote. Die Angst schnürt das Herz-zu, der süße Trost Gottes macht es weit; der Weg der Lüge verkümmert das Herz, aber der Weg der Wahrheit ist gerade und macht geraden Herzens; das böse Gewissen hemmt den Lauf, aber die Lust an dem HErrn giebt ein gutes Ge- wissen und beflügelt die Schritte. (Taube.) He: v. 33-—40. Es giebt Wege des Jtbweicheni von deinem Wort zur Rechten nnd zur Armen, Geiz und Habsucht ans der einen und welttrug oder Eitelkeit auf der andern Seite: da zeige du mir, Acker, den Weg deiner Rechte, und führe und erhalte mikh auf dem- selbige-i. 33. Zeige mir, HErr, den Weg deiner Rechte, daß ich sie bewahre bis ans Ende. 34. Unterweise mich, daß ich bewahre dein Gesetz, und»halte es von ganzem Herzen. 35· Fnhre mich auf dem Steige deiner Ge- bote; denn ich habe Lust dazu. 36. Neige mein Herz zu deinen Zengnissem und nicht [wie du mit den Herzen der Gottlosen thust] zum Geiz [oder zur Habsucht] Wesfen Herz vom Mammon erfüllt ist, der kann nicht geneigt sein zum Worte Gottes, noch Esreude an den Zeugnifsen desselben haben: Matth 6, 2 ; 1. Tini. 6, 9 f. (Vaihinger.) 37. Wende» meine Augen ab, daß sie nicht sehen nach unnußer Lehre süberhaupt nach allem, was trügerisch ist und uns vom wahren Heile ab- führt]; sondern erquicke mich auf deinem Wege [auf dem allein Heil und Leben zu finden ist]. 38. Laß deinen Knecht dein Gebot [indem du es meinem Herzen recht nahe bringst] festiglich für dein Wort halten, daß ich dich furchte [jene Furcht vor dir gewinne, welche die Liebe einschließt]. Wenn das Herz am Worte Gottes anfängt zu zwei- feln, ob’s Gottes Wort sei, so folget darauf ein schwerer Fall; aller Ketzer Jrrthum ist daher, daß sie Gottes Tgortkngcht dafür festiglich gehalten haben: 1. Mos.3, l. ( tar e. 39. Wende von mir die Schmach, die ich scheue snämlich die Schmach vor dir]; denn deine Rechte find lieblich [dem, der sie hält, wird wohl und geschieht wohl] 40. Siehe, ich begehre deiner Befehle ksie in ihrer Tiefe oder Wahrheit zu erkennen und in ihrer Gotteskraft zu erfahren], etquicke mich [den so tief Darniederliegenden V. 25 n. 28] mit dei- ner Gerechtigkeit Vers« in. 41——48. von Läslerern bin ist) umgeben und kann leicht in versuchnng kommen, deines Wortes mich 386 zu schämen: laß denn du deine Gnade mir widerfahren, daß ich fest stehe und thue ein gutes Aetienntniß mit Wort und Wandel. 41. HErn laß mir deine Gnade widerfahren, deine Hilfe nach deinem Wort, 42. Daß ich antworten möge meinem Lästerer [wenn er höhnend zu mir spricht: wo ist nun dein Gott? 42- 4· 11]- denii ich verlasse mich auf dein Wort [und so muß sich’s ja auch an mir zeigen, daß die Deinen nicht auf immer im Elend siud, als wären sie von dir verlassen]. 43. Und nimm ja nicht von meinem Munde das Wort der Wahrheit ldaß ich je in die Lage käme, von demselben nicht mehr Zeugnis; und Be- kenntiiiß ablegen zu können]; denn ich hoffe auf deine Rcchte [und darf mit solcher Hoffnung nicht zu Schanden werden vor meinem Lästerer]. 44. Ich will dein Gesetz halten allewege, immer und ewiglich. 45. Und ich wandle fröhlich [wörtlich: in weitem Raume, da niemand mich beengen sitzt; einschüchtern sollsz denn ich suche deine Be- e e. — its. Jch rede von deinen Zeugnisseu vor Königen [Matth. 10, 18], und schäme mich nicht IMM- 1- 16J-« 47. Und habe Lust an deinen Geboten, nnd sind mir lieb, 48. Und hebe mein Hände auf smit herzlicheuy sehnlichem Verlangen, wie man beim Gebete thut 28, 2; 63, 5; 134, 2; 141, 21 zu deinen Ge- boten, die mir lieb sind; und rede von deinen Rechten smit sinnender Betrachtung mich hinein versenkend]. it) Die Augsburgische Confession hat diesen Spruch in der latein. Uebersetzung der Vulgataz Er loquebar de testimoniis tuis in conspectu reguay et non variirende-bar, zu ihrem Motiv genommen. Ssjint V. 49—56. Mit frivolen nnd frrigeislerisclien Menschen habe ich’a zn thun nnd muß iiber Jlbtriinnige mich kreisten, die dein Gcseh verlassen: da gedenke du iiun meiner uach deinem Wort, auf welches du inich lässest hoffen, mir aber sollen deine Rechte bleiben mein Lied im Hause meiner Wallfahrt. 49. Gedenke deinem Knechte an dein Wort, auf welches du mich lassest hoffen« sund halte mir dasselbe in seinen Zusagen und Verheißungens 50. Das [daß ich auf dein Wort und dessen herrliche Erfiillung hoffen darf] ist mein Trost »in meinem Elendztt denn dein Wort erquiclet mich [V. 25; l9, 8]. V) Die preuß. Landesagende auf Grund der älteren Agenden hat diesen Vers in Verbindung mit V. 175 zu einem Gradual oder Spruch nach der Epistel ver- wendet: HErr, gedenke unser nach deinem Wort, auf welches du uns lässest hoffen. Laß unsre Seele i1i dei- nem Worte leben, daß sie dich lobe immer und etviglich. Halleluja! —- "«) In V. 19 nannte sich der heil. Psalm 119 , 41 Sänger einen Gast auf Erden; das bedeutet im Alt-s- hochdeutscheic eigentlich auch das Wort ,,elend«, das zu- sammengesetzt ist aus ali (ander, fremd) und land und also s. V. a. andersläudisciY fremdländisch. Darnach ist »Elend« zunächst die Fremde, in der es einem uicht recht wohl sein kann, wo man vielmehr mancherlei Noth auszuslehn hat (vgl. Luther? Lied: Nun bitten wir den heil. Geist V. I: »wenn wir heimfcihren aus diesem Elende« und die Bibelstellenx KlageL t,3; Judith 5, 21); hieraus hat sich dann im Mittel- und Neuhoch- deutscheu die Bedeutung ,,1Ingliick, Nothstand« ent- wickeltx 51. Die Stolzen habeii ihren Spott an dennoch weiche ich nicht von deinem 52. HErr, wenn ich gedenke, wie du von der Welt her geriihtet hast, so werde ich ge- tröstet. 53. Jch bin entbrannt über die Gottlosen, die dein Gesetz verlassen« 54. Deine Rechte sind mein Lied sGegenstand fröhlichen Lobpreises, wie ein folcher in dem vor- liegenden Psalm enthalten ist] in dem Hause mei- ner Wallfahrt [iu dieser gegenwärtigen Welt, wo der Mensch nur vorübergehend und als Durch- reisender zu Hause ist l. Mos 47, S; 1. Ehren. 30, 15; Pred. 12, 5; Hebt. 13, 14]. «) Wörtliclp »Hoch- oder Feierlieder sind mir deine Satzungen«, meine geistige Lade; sie versüßen mir die Veschwerden der Wanderung, messen und beflügeln meine Schritte. 55. HErr, ich gedenke des Nachts swo der Schmerz am meisten sein Recht an uns geltend machtJ an deinen Namen, nnd halte dein Eisen. 56. Das ist mein Schuh, daß ich deine Be- fehle halte [während Andern anderes beschieden ist 4, 8]. Oben« o. 57—e4. Hain: under: in: The« iu diese: Welt, so habe ich das meine daran, dein Wort immer besser zu verstehen und immer besser zu halten: da gilt es, daß du inich lehret! deine Rechte, wie ich schon mehr- mals gebeten habe, damit eg mit mir immer weiter vorwärts gehe in Erkenntnis meiner selbst nnd in der Zultchr zu deinen Jieugnissem 57. Jch habe gesagt, HEry das soll mein Erbe smein Theil oder LoosJ fein, daß ich deine Wege halte« swähreud die Leute dieser Welt in etwas ganz Anderem ihr Theil suchen 17, 14]. it) Nach den Accenten hätte man so zu übersetzen: Mein Theil bist du, HErr (16, 5; 73, 26); ich habe gesagt (mir oorgenommen), daß ich deine Worte halten will. Diese Ueberzeugung nun, daß der HErr unser Theil, unser Helfer und Heilsspender sei, bilden allerdings eine treffliche Grundlage flir den Ent- schlilß, seine Gebote zu halten; indessen schließt der Ge- danke, wie die Lnther’sche Uebersetzung ihn bietet, sich euger an V. 56 an. » 58. »Ich flehe kgzn kindlich» und bewegIichJ vor deinem Herzens« sei mir gnadig [123, Z] nach deinem Wort [auf daß auch ich meine Zusage in Vq 57 halten kann, gleichwie du die deine hältst]. 387 Auf dem Wege der Demüthigung habe ich Gottes Wort über alles lieb gewonnen. «) Die gewöhnlichen Bibelausgaben sehen hier ein Semikolon (;); es ist aber dies eine falsche Auflösung des bei Luther stehenden Komma (,), da xa der Inhalt des Flehens nun folgen sollz " · 59. Jch betkachte nieine Wege [in sorgfältiger Prüfung meines bisherigen Wandelsj, und kehre [in Folge dessen, was ich da erkannt und ge- fanden habe] meine Fußezu deinen Z·eugn1ssen. 60. Jch eile und saume mich nicht sdaß ich erst lange mit Fleisch und Blut inich besprechen sollte], zu halten deine Gebote. Der Rückblick auf die Wege , die hinter uns liegen, ist reich an Ausbeute zur Selbsterkeniitniß, und alle wahre Selbsterkeiintniß wird zur Siindenerkeiintniß im unbetrüglichen Lichte Gottes und seines Worts; auch hier heißt es: suchet, so werdet ihr finden, und was man findet an vielfältigen Verirrungen und Abwegen, das treibt mit Schmerzen der Buße zur Hinkehr zu seinen Zeugnissen (V. 59), und zwar ohne Verzug (V. 60); an dieser· Eile in Errettung der Seele kenn- zeichnet sich ein rechtschaffenes Herz «— die erste Stunde die beste Stunde. (Taube.) 61. Der Gottlosen Rotte beraubet srichtigeu ursgiebtj mich; aber ich vergesse deines Gesetzes iii i. 62. Zur Ebiitternacht stehe ich auf, dir zu danken für die Rechte deiner Gerechtigkeit [indem mich die Liebe dazu nnd die Dankbarkeit dafür nicht schlafen lassen 42, 9]. Ein Christ soll wissen, daß er eben nicht die ganze Nacht hindurch schlafeu müsse, sondern daß es billiog sei, auch in der Nacht Gott zu ehren und zu beten. l hry sostomush »· · » » » 63. zsch haltemich zu denen, die dich furch- ten, und deine Befehle halten. 64. HErr, die Erde ist voll deiner Güte [33, 5]; lehre mich deine Rechte [V.»12]. Die beiden Glieder dieses Verses scheinen nicht zu- sanimenzuhängenx aber eben ans der Betrachtung der Schöpfung und Erhaltung, der ganzen Regierung der Welt muß dem wahrheiisliebenden Geiste das Verlangen entstehen, genauere Kunde von Gott zu erlangen, durch welche die Gnade Gottes in der Welt sich verkläret, die Räthsel sich lösen. (Vaihinger.)· Tetiu v. 65—72. Zins dem Wege der Deinüthignng hast dn mir viel Gutes gethan, indem ich in dieser Schule deine Rechte gelernt nnd dein Wort iider alle Schätze lieb gewonnen habe: das spreche iih vor dir ans nnd siehe meinen Vcrlenmdern gegeniibrr als einer da, der deinen Geboten glaubt und im halten deiner Befehle sich übt. 65. Du thust sdies das Ergebniß aller mei- ner Lebenserfahtuiigsitl Gutes deinem Knechte, HErn nach deinem Wort. litt. Lehre mich heilsame Sitten nnd Erkennt- nißz denn ich glaube deinen Geboten. 67. Ehe ich gedemüthiget ward, irrete ich; nun aber halte ich dein Wort. its. Du bist gütig nnd freundlich sweißt die Güte der Gesinnung, die du gegen uns Ntenschen hegst, auch durch Handlungen zu bethätigen]; lehre mich deine Rechte [indem du mir ihren Wortsinn aufschließest und ihren Wortlaut in das Herz schreibst V. 12. 64. 68]. » » 69. Die Stolzen erdichten Lugen uber mich [mich auf alle nur mögliche Weise verdächtigend]; ich aber halte von ganzem Herzen deine Befehle snnd werde so frei von dem Liigengewebe, womit sie mich umspinnens 70. Ihr Herz ist [allen Eindrücken deines Worts gegenüber] dick wie Schmeer [17, 10; 73, 7; Ist— S, 1013 ich aber habe Lust an deinem Gesetz [V. 16 u. 47]. 71. Es ist mir lieb, daß du mich [in der Schule der Leiden] gedemuthiget hast, daß ich deine Rechte lerne. « 72. Das Gesetz deines» Mundes ist mir lieber, denn viel tausend Stucl Gold und Silber [19, 11]. Die nahe Beziehung, in welche hier das Walten Gottes zu feinem Worte gesetzt wird, läßt uns einen tiefen Blick in die unermeßliche Bedeutung des göttlichen Offenbarungswortes thun. Was sind wir ohne das Wort des HErrn? Wir stehen mit verschlossenen Augen vor der reichen Bilder- und Zeichenschrift seiner Wun- derwerke, wir wissen nicht, was wir thun sollen, wir wissen nicht, was er thut; und nicht nur das, sondern da zwischen seinen Gedanken und unsern Gedanken, feinen Wegen und unsern Wegen ein himmel- weiter Unterschied ist, so gereicht es uns fort und fort zum Anstoß und Aergern1ß, daß es nicht nach unserm Sinne geht, nnd wir meinen eher unter einem Stock- meister nnd Tyrannen, als unter dem milden Walten eines väterlicheii Herzens zu stehen. Erst das Wort löset die Siegel vom Herzen Gottes und damit auch von den Werken und Wegen Gottes; man erkennt den Gott Heiland, den vollkommen Guten, dessen centraler Gnadenwille durch und durch auf das ewige Heil der Sünder zielt, dessen Thun also sich unoerbriichlich an die Ordnung des Heils gebunden hat. (Taube.) J0(1: V. 72—80. Kndrerseitg stehe irh solchen gegen— über, die dich fürrhten nnd deine Zengnisse trennen; sie sehen auf mich nnd lesen in dem, niag an mir geschieht, ihre eigene Geschieht» so laß mich für sie ein Trost— exempt! werden, das ihnen zur Freude und Stärkung gereiht. 73. Deine Hand hat mich gemacht und be- reitet [5. Mos. 32, S; Hiob 10, 8]; unterweise mich [denn, da du ja unmöglich dein Geschöpf verlassen und ihm versagen kannst, was zu seinem wahren Glück so unbedingt nöthig ist], daß ich deine Gebote lerne» 74. Die dich furchten, sehen mich, und freuen sich [wenn sie an mir ein Exempel wahrnehmen, wie das Vertrauen zu dir sich b»lohnt]; denn ich hoffe auf dein Wort. Auch für Andere, die Gott fürchten, aber unter dem Druck voniDienft der Eitelkeit etwa noch nicht so durch- brechen können, ist es keine geringe Förderung, wenn sie einen sehen, der stch mit Glauben, Bekennen, Ueben, Hoffen so fest an Gott hält und sich von keinem Hinder- niß niederdriicken läßt. (Rieger.) 75. HEriy ich weiß, daß deine Gerichte recht sind, und hast mich treulich gedemüthiget saver da- 388 Psalm 119, rum bleibt doch immerhin die Trübsal schwer zu tragen und das Kreuz ist bitter]. 76. Deine Gnade [also, die allein die Last erträglich» machen nnd den Leidenskelch versüßen kann] musse mein Trost sein, wie du deinem Kuechte zugesagt hast. » · » . 77. Laß mir deine Barmherzigkeit widerfahren, daß ich lebe; denn ich habe Lust zu deinem Geseh [V. IS. 24. 35]. Es ist gewiß eine falsche Frömmigkeit, welche dem Leiden eineii höheren Werth giebt, als daß es blos Mittel zum Zweck sei, und es zum Zweck des irdi- schen Lebens selber macht; denn die Weltordnung Gottes muß auch hienieden sich rechtfertigen. (Vaihinger.) 78. Ach, daß die Stolzen müßten zu Schan- den werden, die mich mit Lügen niederdrückenz ich aber rede von deinem Befehl. 7S»). Ach, daß sie mußten zu mir halten, die dich furchten und deine Zengnisse kennen. V) Man kann hier übersetzen: ,,Ach, daß möchten zu mir zurttckkehren« und dabei der Freunde Hiobs sich erinnern, die an ihm irre geworden waren, aber zu ihm zuritckkehrtem als ihn Gott wieder hergestellt hatte; doch ist wohl der Sinn vorzuziehem ,,Ach, daß sich möchten zu mir kehren,« nämlich zum Zweck des Ler- neiis — ihre Erkenntnis; möge sich aus meiner Erfah- rung bereichern. 80. Mein Herz bleibe rechtschaffen sallezeit und ungetheilt] in deinen Rechten, daß ich nicht zu Schandeu werde. Gar-h: v. upon. keine, in ks any: »den, daß du dein tjeil mirh seheii lassen, da mir wenig norh fehlt, so haben mich die Feinde zu Grunde gerichtet: erqniitie mich denn durch deine Gnade und halte sehlennig Gerirht über meine verfolgte. 81. Meine Seele verlanget nach deinem Heil [1. Mos 49, 18]- ich hoffe auf dein Wort. 82. Meine Augen sehnen sich nach deinem Wort sdaß dasselbe sich auch an mir erfülle], und sagen: Wann trbstest du mich? 83. Denn [soweit ist es schon mit mir ge- kommen, daß] ich bin wie eine Haut im Rauch« deiner Rechte vergesse ich [jedoch, trotz aller Wider- wärtigkeit] nicht. V) Man hing die Weinschläuche, worin der Wein bei den Alten aufbewahrt wurde (Matth. 9, 17), auch bei Griechen und Römern, in den freien, dem Rauche zugäng- lichen oberen Räumen des Hauses auf, damit der Wein desto eher allem. Das Aeußere solcher Weinschläuche war unansehnlich, so köstlich auch das Innere war. Selbst iu diesem äußerlich so unansehnlichem gedrückten Zustande hielt der Dichter sich an das Wort Gottes und seine Verheißung (Vaihinger.) 84. Wie lange soll dein Knecht warten [auf die Offenbarung deines Gerichts an meinen Wider- sochern Offenb. 6, 10]? Wann willst du Gericht halten über meines Verfolger [da mein Leben doch nur eine kurze Spanne Zeit mißt und dir also nicht viel Spielraum bleibt, dein Heil mich noch erleben zu lass en] ? 76—1I2. 85. Die Stolzen graben mir Gruben, die [nämlich die Stolzen] nicht sind nach deinem Etsch. 86. Deine Gebote sind eitel Wahrheit. Sie sdie Stolzen V. 851 verfolgen mich mit Lügen; hilf mir. 87. Sie haben mich schier [fast, beinahe Jer. 20, 9] umgebracht auf Erden; ich aber verlasse deine Befehle nicht. 88. Eranicle mich durch deine Gnade, daß ich halte die Zeugnisse deines Mundes. Lameä: V. 89—96. Wie Gott der HErr ewig ist, und wie itjininiel und Erde so weit niid nnersiijfitterlikti nnd, so ist aneh Gottes Wort ewig, iiberalt hinreichend nnd nimmer wankend: an diesem Worte will irh denn fest halten, er in meinem Leben zur Geltung bringen und mich mit fröhlichem Vertrauen darauf verlassen. 89. HErr, dein Wort bleibet cwiglich fund reicht mit seiner Geltuug], so weit der« Himmel ist; In der Uebersetzung des Psaltns vom J. 1521 mit Raudglossen (als Anhang .zu der an Franz v.Sickingen gerichteten Schrift: »Von der Beicht, ob die der Papst Macht habe zu gebieten«) hat Luther geschrieben: HErr Gott, immer und immer bestehet dein Wort im Himmel (ob’s wohl auf Erden verfolgt wird). 90. Deine Wahrheit wahret für uiid für svon einem Geschlecht auf das andere] Du hast die Erde zugerichtet, und sie bleibet stehen [ohne je ihre Stellung im Weltranm zu verlieren; und so verhält sich? auch mit deiner Wahrheit und Treue] II. Es bleibet täglich nach deinem Wort; denn es muß dir alles dienen [und deinen einmal gefaßten Rathschluß zur Ausfiihrung bringen helfen]. · 92. Wo dein Gesetz [mit den Verheißungem die an die treue Befolgung desselben geknüpft sind] nicht mein Trost gewesen wäre, so wäre ich ver- gangen in meinem Elende [Jer. 15, 16]. 93. Jch will deine Befehle nimmermehr ver- gessenzt denn du erqnictest mich damit [V. 50]. 94. Jch bin dein, hilf mir; denn ich suche deine Befehle [V. 45]. F) Gedenke allezeit an Gottes Wort und vergiß es nie: willst du etwas vergessen, so vergiß der Creaturen, die dich hindern, daß du nicht allezeit an Gottes Wort ge- denkest. (Starke.) 95. Die Gottlosen warten auf mich slauern mir auf]- daß sie mich umbringen lPs 37, 32; 56, 7]; ich aber merke auf deine Zeugnifse [und weiß mich da unter deinem Schutz geborgen]. Its. Jch habe alles Dinges fauch wenn es für noch so herrlich und köstlich geachtet wurde] ein Ende gesehen; aber dein Gebot wcihret [und be: währet sich über alle Maßen]. Mem: di. 97—104. Gottes liebes diesen, wenn inan ro wirklich lieb hat und ihm beständig narhsinnet und teeulich nanzlebt, macht an Weisheit, Eiusiiht nnd Urtheil Gottes Wort ist das Licht in dem Dunkel dieses Lebens und erquickt die Seele. 389 den Feinden sowohl, wie den Lehrern nnd Alten, wenn diese mit jenen durch die innere Abneigung ihres her— zens gegen das Wort der Wahrheit in Eine Reihe ge- hören, fibertegem an Gottes Gesetz will ich also iniih halten nnd alten falschen Weg hassen, von Gott will ich niich lehren und sein Wort niir die siißesie Speise sein lassen. 971 Wie habe ich dein Gesetz so lieb! Teig- lich [genauer: den ganzen Tag] rede ich davon ssinne ich ihm nach V.15; 1, 2]. 98. Du machst uiich mit deinem Gebot weiser denn meine Feinde [mit all ihrer fleischlichen Klugheit und PsiffgkeitJ find; denn es jst ewiglich mein Schah · · 99. Jch bin gelehrter, denn alle meine Leh- rer [mit ihrer natürlichen Erkenntnis; und Wissen: fchaft]; denn deine Zeugnisse sind meine Rede [mein Sinnen, und in dieser übernatürlichen Offenbarung quillt mir wahre Einsicht und gött- liche Erkenntnißs · · 100. Jch bin kluger, denn die Alten [mit ihrer blos menschlichen Erfahrnng]; denn ich halte deine Befehle [und bin so erfahren in den Wegen Gottes]. Alter hilft für keine Thorheiy wo es nicht in Gottes Geboten geht. (Luther.) O wie weise, wie selig u·nd gesegnet ist das durch Gottes Wort erleuchtete einfältige Auge! wie ist ein gottgelehrter Mensch im Bettlergewand oder von der Werkstätte so viel richtigeren Urtheils, ge- funderen Taktes und lebensweifer als die Gebildetsteii der Welt, die ihre Weisheit aiis eigener oder fremder Vernunft, aus vielen Biicherii und vielen Reisen ge- schöpft haben! (Taube.) » 101. Ich lvehre meinem Fuß alle bose Wege, daß ich dein Wort halte fund ein gutes Gewissen bewahre Hebn 13, 18]. 102. Ich weiche nichtboii deinen· Rechtenz denn du lehrest mich sinnerlich diirch deineii Geist und treibst mich durch ihn an, sie zu halten V. 331 · · 103. Dein Wort ist meinem Munde sußer, denn Honig [sJ·)s. 19, u; Sir. sit, 27]. 104. Dein Wort macht mich klug; darum hasse ich alle falsche Wege ·[V. 29]·. · « Was ein redliches Herz hier zu seinem eigenen Lob zu sagen scheint, das läuft doch eigentlich auf lauter Lob Gottes nnd seines Worts hinaus, als wodurch man so gelehrt, geleitet, vor bösem und falschen Weg bewahrt worden sei. (Rieger,) Kein köstlicher Schatz auf Erden, als Gottes Wort; denn I) dieser bleibt, wenn alle an- dern schwinden; 2) er tröstet und erquickt im Elend und in Sünden; Z) und machet Alle klug zum selgen Ueber- winden. (Deichert.) Nun: v.105—112. der Weg hienieden ist ein Weg dnrrti Dniiliel niid fiilirt aii Jlbgründen vorüber, in die man leicht sliitzen kann; aber Gottes Wort ist das Licht in dem Dunkel nnd die Zemahrnug wider die Gefahr: ich habe niich eidlich verhandelt, aiif dieses Wicht zu achten nnd den Weg zu gehen, den es mir zeigt; in) habe darüber zwar viel zn leideii nnd iunß in Todes· gefahr rinhergehen, aber Gottes Wort erqiiirtit mich auch, nnd ich lasse nichts von den-selben mich-abwenden. 1h5. »Dein Wort ist meines Fußes Leuchte, nnd ein Licht auf meinem Wege [Spr. e, 23]. · Jm Lichtedes Wortes Gottes sehen wir, wohin wir in der Finfterniß dieser Welt unsern Fuß setzen sollen, um nicht anzustoßen und zu fallen, und wohin wir den Weg unsers Wandels richten solleu zu unserm Heil. (Moll.) Vernunft ist auch wohl ein Licht, und ein fchönes Licht; aber den Weg aus dem Tode zum Leben kann es nicht weisen noch treffen. (Starke.) 106.· Tch tchwore [habe geschworen und mich aufs Feierlichfte verbindlich gemacht], und wilks halten, daß ich die Rechte deiner Gerechtigkeit hal- ten [und denselben als dem Licht des Lebens be- ständig folgen] will. · 107. Ich bin sehr gedemuthiget kbedrücket und geplagt V. 67. 71. 75]: HEry erquicke mich nach deinem Wort [in welchem du mir zu erkennen giebst, daß du seiest mein Licht, mein Heil und mein Trost 27, 1]. 108. ·Laß dir gefallen, HErr, das willige Opfer meines Mundes sdas tch dir in Gebet und Lob darbringe l9, 15], und lehre mich [wie ich deiin vor allem um diese Gnade dich bitte] deine Rechte. · Juki. Jch trage meine Seele immer in mei- nen Handen sstehe beständig in Gefahr, mein Leben zu verlieren], und ich vergesse [gleichwohl, auch wenn ich darüber den Tod wirklich sollte erleiden müssen V. 87] deines Gesetzes nicht. «) ,,Seine Seele in der Hand haben« (tragen) ist s. v. a. in bewußter Lebensgefahr schweben, wie ,,feine Seele in die Hand nehmen« (Richt. 12, B; l. Sam. 19, 57 28, El; Hieb 13, 14) s. v. a. fein Leben daran zu geben bereit sein, sein Leben wagen. Das Gebet des Menschen, heißt es in einein talmudifchen Spruch, wird nskchh t·venii er nicht sein Leben zu opferu bereit i . ei . 110. Die Gottlosen legen mir Stricke [auf dem Wege« den ich gehe, mich zu fangen 140, 6; 142, 4j; ich aber irre nicht von deinem Befehl [daß ich mich· davon sollte abbringen laffen]. 111. Deine zieugnisse find mein ewiges Erbezt denn sie find meines Herzens Wonne. V) Die Weltliiige wollen ihr Erbe in klingender Miinze oder in liegenden Gründen haben, und müssen dariiber viel Griiinens finden. (Diedrich.) Was thut man nicht um die Erlangung eines irdischen Erbesl Sollte denii nicht das ewige Erbtheil soviel werth fein, daß man gern alles verleugnete und blos darnach trachtete? (Starke.) · 112. Ich neige mein Herz, zu thun nach dei- nen Rechten immer und ewiglich. Samecln v. 113—120. Im cscgeusqiz zu denen, di: zwischen Gott und Welt das Herz theilen nnd Schonu- thnin und Hcidenthnm, Glauben und dlaturalisiiiiis mit einander vereinigen zu liönnen glauben, muß das her; mit seiner triebe und seiner Hoffnung ganz und gar dem Gott der Offenbarung auhängeni hinweg also von mir, ihr Zoshaftigent ich gehöre ausschließlich meinem Gott nnd dein Wort der Wahrheit an niid sihrectie znrücti vor den Gerichten, die euch bevorslehen, daß ieh nicht auch in ße verwirtielt werde. 390 Psalm no, 113——144. 113. Jch hasse die Flattergeister [die, weil ihr Herz getheilt ist, unstet hin- und hersiiegen 1. Kön. 18, 21; Makel» e, 24], und liebe kra- gegen meinerseits Von ganzer Seele und aus allen meinen Kräften] dein Geseh 114. Du bist [nun auch, weil du denen dich ungetheilt zuwendest, die dir sich ungetheilt ergeben] mein Schirm und Schild; ich hoffe auf dein Wort [mit eben so unbedingtem Vertrauen, wie ich mit unbeschränkter Liebe an deinem Gesetz hanges Mit halbem Herzen kann man weder Gott recht lieben, noch seinem Worte recht vertrauen, noch das Böse ernstlich hassen und lassen. (Moll.) 1l5. Weichet von mir, ihr Boshaftigen sich habe keine Gemeinschaft mit eUchJZ ich tvill halten die Gebote meines Gottes. »116. Erhalte mich [denn, ozHErn bei solchem Vorsatzj durch dein Wort, daß i»ch lebe, und laß mich nicht zu Schandcn werden ubcr meiner Hoff: nUtlg IPL 25,» 2]. » · · 117. Starke mich, daß ichgenesez so will ich stets meine Lust haben an deinen Rechten lsie zu üben V. 70. l43]. Das sind gar nützliche Gedanken, wenn man unter- sucht, ob man noch in der ersten Kraft seines Christen- thums stehe oder zurückgegangen sei. Merkt man das letztere, was ist nöthiger als die Bitte: stärke mich, daß ich genesel? (Starke.) 118. Du zerttittst alle [mit dem Fuß deiner Gexichtes die deiner Rechte fehlen; denn ihre Trugerei sihre selbstlxetrügerische und versührerische RichtUngJ ist eitel Luge [wie sehr sie sich auch da- mit breit machens Mancher meint, es krähe kein Hahn darnach, es habe weder Noth noch Gefahr, er möge glauben, was er wolle, setzt darauf Gottes Wort hintenan, glaubt jedem Flattergeist und läßt sich durch falsche Lehre bethören und zum Abfall bewegen; sollt es ihm aber ungestraft hingehen? (Frisch.) » 1l9. Du wirfst alle Gottlosen auf Erden weg wie Schlackcnz darum liebe ich deine Zeuguisse [damit es mir nicht auch so gehe]. 120. Jch furchte mich vor dir, daß mir die Haut schaucrt, und entsexze mich vor deinen Rechten [den von dir über alle Uebertreter angedroheten Strafgerichtem die deine Allmacht jeden Augenblick verwirklichen kann]. Furcht uiid Liebe iii einem und demselben Herzen und über einen nnd denselben Gegenstand, über Gottes Zeugnisse und Rechte —- wie löst sich das? Wir ein- pfange1i hier den Beweis davon, das; der jedesmalige Ausdruck ftir das Gesetz« des HErrn mit voller Absicht gewählt ist; einmal lautet’s ,,Zeugnisse«, sodann ,,Rechte«. Der Pfalmist liebt die Zeiignisse, weil sie den in allen seinen Worten wahrhaftigen Gott offen- baren, weil alles kommt, was er je und je mit dem Volldrltck seiner Majestät bezeugt hat, sowohl an Ver- heißungen über die Seinen, als an Drohungen über die Gottlosem die niuß ein Knecht Gottes lieben und bei jeder Erfiillnng immer lieber gewinnen, denn sie sind der Stab seines Glaubens nnd der Stern seiner Hoff- nung. Aber wenn die Rechte Gottes, nach denen er richtet, in der Centnerschwere der Erfüllung ihre Zornw- scliaalen über die Gottlosen aus-gießen, so erstarrt vor der Erscheinung dieses schrecklichen Gottes jedwede Creatulz jedwedes Sündengemächh auch das im Kinde Gottes. (Taube.) Äjillt V. 121 —128. In einer Zeit, wie die jetzige, wo man das Gesetz des Hllirrn zu zerreißen versucht, thut denen, die dawider streiten, einerseits götllieher Schutz gegen die Widersacher, andrerseitg aber anih immer mehr Vertiefung in Gottes Wort noth, damit sie das Feld be- haupten nnd den Sieg gewinnen: unt beides rufe ich dich an, okjEir —- nni deine Vertretung den stolzen gegenüber, die inir Gewalt wollen anthuik und um deine Unterweisung, daß iih de:iie Jeuguisse erkenne nnd init Befolgung aller deiner Befehle es recht genau nehme. 121. Ja) halte über dem Recht und Gerech- tigkeit snicht blos im Bekenntniß des Niundeeh sondern auch in meinem Wandel]; übekgieb mich Darum] iiicht denen, die inir wollen Gewalt thun [weil ich ihnen mit diesen: meinem Halten ein Dorn im Auge bin]. 122. Vertritt du deinen Knecht sindem du ihn vor seinen Widersachern in Schutz nimmst], Und tröste ihn sindcm du ihm es wohl gehen lässestL daß mir die Stolzen svon der Schule der Libertiner V. 1l3; Apostg. S, 9 ff] nicht Gewalt thun. l23. Meine Augen sehiien sich nach deinem Heil fes zu schauen], und nach dem Wort deiner Gerechtigkeit [die Erfüllung desselben an mir zu erfahren V. 8l f.]. 124. Handle mit deinein Knechte nach deiner Gnade sindem du ihn errettest109- 2111 nnd lehre mirh deine Rechte sindem du immer tiefer in die Erkenntnis; derselben mich einführesis . 125. Jch bin dein Knecht: unterweise mich, daßich erkenne deine Zeiignisse [und dann auch mit ganzem Nachdruck für dieselben einstehen könne]. 126. Es ist Zeit, daß der HErr dazu thue sdas Ansehen und die Giltigkeit seines Gesetzes wiederherzustellenk sie haben dein Gesetz zerrissen [indem sie es thatscichlich und grundsätzlich brechen]. 127. Datum [uin mich von diesem abtriin- nigen Geschlecht entschieden loszusagetij liebe ich dein Gebot über Gold und über fein Gold [V. 72]. 128. Darum halte ich stracks [mich nach vorwärts streckend, ohne iiach rechts oder links zu sehen] alle deine Befehle, ich hasse alleii falschen Weg [derer, die es nicht treu mit deinem Worte meinen und gewissenhast darüber halten]. Die schlimmsten Zeiten sind die, iii welchen die Ab- trlinnigen nicht blos das Gesetz iibertreten, sondern es zu zerreißen und zu zerbrecheic nnd das Wort der Offenbarung aus der Welt zu schaffen fuchen. (Moll.) In der Zeit der Abwesenheit des Nehemia von Jeru- salem svon 433—410 v· Chr) sehen wir hernach fchnell eine Menge von Mißbräuchen bei deii heimgekehrteii Gottes Wort trägt Gottes eigene Gerechtigkeih Wahrheit nnd Lauterkeit an sich. 391 Exulanten einreißen, welche auch der Prophet Maleachi zu bekämpfen hat (Neh. is, 6 ff. Anm.); dieser Abfall hätte nach Esrcks und Nehemia’s früherer Wirksamkeit nicht so schnell um sich greifen können, wenn nicht der Ansatz dazu längst vorgelegen und eine libertinistische Richtung, wie sie hier zur Sprache kommt, schon im Exil fiel) ausgebildet hätte; daher es nicht noth thut, die Entstehung unsers Psalm-s in eine viel spätere Zeit, namentlich in die der syrisch-griechischen Herrschaft zu beweisen, lvie von vielen Lluslegern geschieht. He: v. leg-ists. J: gkdßkk die Verachtung, ver— werfnng und Vcrsuottniig des Wortes Gottes in einem Zeitalter zu werden droht, desto mehr lernen die, so ans der Wahrheit sind, es in seiner nneiidlichen Erha- benheit nnd seligiitacheuden Kraft sehäheu und haben ein briinstiges Verlangen, desselben immer völliger theil- haftig zu werden: das ist denn auih mein tiegehtz über die aber, die dein Gesetz nirht halten, Mit-r, betröbe ich mich in tiefster Seele, daß meine Jiiigen mit Wasser hießen. 129. Deine Zcugnisse sind wunderbarlich ser- haben über das alltägliche Leben und den gemeinen Verstandb darum hält sie meine Seele smit Auf- merksamkeit und dem Verlangen nach eindringen- dem Versiändniß sie betrachtend]. Eben das Wunderbare an der Schrift Gottes ist es, was die Welt abftößt, weil der Hochmuth ihrer eigenen Klugheit an ihm seine Grenze findet, und was die Ein- sättigen anzieht, weil sie in ihrer Demnth nach dem Lichte Gottes dürften: jene treibt die beleidigte Hoffahrt so weit, daß sie verwerfen, was sie nicht verstehen, diese treibt die Demuth gerade zum Wahrnehmen des Wortes Gottes und zu dem Gebet (V.18): ,,öffne mir die Augen, daß ich sehe die Wunder an deinem Gesetz« (Taube.) 130. Wenn dein Wort offenbar wird ssich dem Berständniß des Menschen erschließt], so et- freuet es [indem den Augen unsers Geistes ein himmlisches Licht anfgeht], und macht klug die Einsaltigen [Pf. is, 8·]. 131. Jeh thue meinen Mund aus [wie einer, der nach Speise verlangt]- Und begehre deine Ge- bote; denn mich verlanget darnach sals nach der Speise für den inwendigen Menschen] 132. Wende dich zu mir, und sei mir gnädig sdaß ich aus deiner Fülle nehme Gnade um Gnade]; wie du pflegst zu thun denen, die deinen Namen lieben. Die Erfahrung fördernde: Gnade ist ein denen, die den Gott der Offenbarung lieben, zukommendes Recht; Liebe Um Liebe, Heil um Heilsverlangen ist die den Andern gegenüber re bevorzngende Gebtthn (Delitzsch.) 133. Las; meinen Gang gewiß sein in deinem Wort, und laß lem Unrecht uber mich herrschen sdaß ich irgendwie von deinem Wort abweichen oder daran irre werden sollte]. 134. Erlöse mich von der Meuschen Frevel [womit sie mich bedriicken und verfolgen]; so will ich halten deine Befehle. 135. Laß dein Antlitz leuchten über deinen Knecht [wie du in dem Segen Aarons über die Gemeinde 4.Mos. S, 25 auch ihm verbeißen hast], und lehre mich deine Rechte sdenn das ist immer und immer wieder die Bitte, auf die ich zurück: komme, meine Hauptbitte V. 4. I2. 26. 64. 68. 108. 124. 171]. 136. Meine Augen fließen mit Wasser, daß man dein Gesetz nicht hält. Jn der Tiefe des Schmerzes um die Gefcillenen und Verblendeteii (Jer. I, 9; Lnk. l9,4l; Philipp. s, 18 f.) zeigt sich die Größe der Liebe in den Getreuew (Moll.) ZIIJST b. 137—144. Gottes Wort trägt die ewige Ge- rechtigtiein uutriigliche Wahrheit nnd maliellose Lauter- lieit Gottes selber an fiel) nnd hält sie uns zum Er— greifen vor; wer desselben nicht act)tet nnd fiel) darüber hinwegselzn lhiiks auf eigene Gefahr, wer aber net) da- ran hält, hat es reichlich zu genießen: mag tu) denn iininerhin beiden iberächtern gering angesthrieben neben, imchhehalte Gottes Wort lieb nnd vergesse seiner Befehle m . 137. HEUY du bist [von Seiten deines eigenen Wesens] gerecht, und dein Wort sals ein Spiegel dieses deines Wesens] ist [in jeder von seinen einzelnen Forderungen] recht [5. Mos. 32, 4]. 138. Du hast die Zeugnisse deiner Gerechtig- keit und die Wahrheit hart [mit nachdrücklichem Ernst] geboten [wer daher dir dienen will, soll es sich damit auch einen Ernst sein lassen Sie. 8, 23], 139. Jch habe mich sdarums schier zu Tode . geeifert [69, l0], daß meine Widersacher deiner Worte vergessen snicht allein aus der Acht lassen, sondern so gar nichts achten, als wäre nie kein Wort Gottes gewest: Luther’s Randgl.]. 140. Dein Wort [nach Gebot und Verhei- ßung] ist wohl geläntert [gediegenes, feuerbestäin dkges NTEW II, 7; 18- 31J- und dein Knecht hat es lieb [auf daß auch er dadurch geläntert werde V. 47 f.]. 141. Jch bin gering und verachtet, ich ver- gesse aber nicht deines Befehls [wie jene, die mich geringschätzen B. 139]. 142. Deine Gerechtigkeit ist eine ewige Ge- rechtigieit, und dein Gesetz ist Wahrheit sdurch und durch]. 143. Angst und Noth haben mich getroffen; ich habe aber Lust an deinen Geboten. 144. Die Gerechtigkeit deiner Zeugnisse ist ewig; unterweise mich [im Verständniß derfelben], so lebe ich swerde ich im geistlichen Leben wachsen] Wir können das Wort Gottes gar nicht so hoch fchätzem als es werth ist, und so viel loben, als es um uns verdient. (Moll.) Die Sünde der Vergeßlichkeit wird insgemein viel zu gering angeschlagen; man hält sie flir eine Schwachheit des Kopfes, sie ist aber auf diesem heiligen Gebiet eine Aeußerung des otttvidrigen Herzens und schließt gegenüber der göttliiisen Verord- 392 Psalm us, 145 —176. nung die Sünde des Ungehorsanis, gegenüber der gro- ßen Liebe Gottes die Sünde schnödeii Undanks, gegen- über der hehren Majestät Gottes die Sünde leichtfer- tigster Geringschätzung und Verachtung iii sich. (Taube.) Kopht V.145—152. Wenn die Gefahr iväitisk soll nikht dir Jtugst wachsen, sondern der Glaube und das Gebet: so lasse ich denn vom Rasen zu dem hGrrn nicht ab, wache frühe zu ihm, anf seiii Wort hoffend, und bin auch des Uachts munter, seinem Worte uachsiuueud; da mögen nun immerhin meine Widersacher mir imnier näher treten, ihr Wert: an mir zu probiren, Gott tritt mir auch näher, seine Wahrheit aii mir zu bewähren. 145. Jch rufe von ganzem Herzen szu dir, mein Gott]; erhöre mich, HErr, daß ich deine Rechte halte. » 146. Jch rufe zu dir [und weiß, daß man im Beten nicht laß werden soll Luk. 18, 1]; hilf inir,·daß ich deine Zeugnisfe halte. Gott giebt sich und seine Gaben niir betenden Seelen; ist dir nun an diesen Gaben etwas gelegen, so sei nie- mals ohne Gebet. (Frisch.) 147. Ich komme frühe [noch ehe der Morgen anbricht 88, 141 und schreie; auf dein Wort hoffe ich sdaß ich seiner Verheißuug theilhaftig werde V. 114]. 148. Jch wache frühe auf sbesserx wenn wieder eine von den Nachtwachen beginnt » 63, 7; KlageL 2, 19], daß ich rede von deinem Wort sihm nachsinues 149. Höre meine Stimme nach deiner Gnade; »Wer, erquicke mich nach deinen Rechten [denn auch das V. 25. 37. 40. 88. 107. 154. 156. 159 ist meiner vornehmsten Bitten eine V. 135]. 150. Meine boshaftigen Verfolger wollen mir zu [nahen sich, ihre schändlichen Absichten an mir auszuführen] und sind ferne von deinem Gesetz [Jes. 58, 2]. 151. DER, du bist [aber andrerseits mit deinem mächtigen Beistand 69, 10 mir] nahe, und deine Gebote sind eitel Wahrheit [von denen werde ich nicht mich abbringen lassen]. » 152. Zuvor weiß ich aber [richtiger: Läugst, von meinem ersten Bestehen an, weiß ich ja], daß du deine Zeugnisse ewiglich gegründet hast. Wenn uns Verfolger nahen, nahen wir dann dem allgegenwärtigen Gott nnd werfen unsre Sorgen auf ihn? (Moll.) Weder sichtbare noch Unsichtbare Feinde können Frommen so nahe sein, daß nicht Gott mit sei- ner Hilfe ihnen noch näher wäre. (Geier.) Rescln v.153—-1i;0. Gotte» wann: xiaztkt an, iiqky den Rechten seiner Gerechtigkeit; von den veriichtern läßt er sein heil fern bleiben, seine Gnade aber ist bei denen, die ihrer begehren: siehe denn, ihrer, anf mein Glend nnd hilf mir aus, die Verfolger und Ulidersaiher dagegen treibe zurück. 153. Siehe mein Elend, [HErr,] nnd er- rette mich; hilf mir aus, denn ich vergesse deines Gesetzes nicht swie die, die mir nachstellen]. 154. Führe meine Sache [Ps. 43, 1], und erlöse mich [69, 19]; erquicle mich durch dein Wort [V. 149]. » 15»5. Das Heil ist ferne »von den Gottlosenz denn sie achten deine Rechte nicht. Gottes Heil drängt sich weder im Leiblicheii noch im. Geistlichen dem Menschen auf; wenn es ihm fehlt, so ist er selbst fchuld daran. »(Vaihinger·) » » 156. HErr, deine Barmherzigkeit sgegen die, die dich liebeii und dir vertrauen] ist groß, erquicke mich nach deinen Rechten. Es ist nichts Köstlicheres und Besseres, als Gott er- greifen bei seiuer Barmherzigkeit; denn da kann Gott nicht vorüber, er muß dir das lassen, was du im Glaube1i so hart» fassest. (Stai«ke.) » » » 157. Meiner Verfolger und Wideriacher ist viel ssps s, 2]; ich weiche aber nicht von deinen Zeugnissen Bedenk wohl, unter was fiir Leuten du hier auf Erden zu leben hast: in Ansehung Gottes wirst du die meisten als Verächter finden, in Ansehung ihrer selbst als verlorene Leute, die ferne sind vom Heil, 'in Ansehung» deiner als Verfolger und Wider- s Wer« (FUsch«) » · 158. Jch sehe die Berachter, uiid thut mir wehe, daß sie dein Wort nicht halten [da mache doch diesem niederdrückenden Anblick: ein Ende] 159. Siehe, ich liebe deine Befehle; HErr, erauicle mich nach deiner Gnade. Dreimal wiederholt sich in dieser Gruppe das fle- hentliche »erquicke mich«; der Psalm wird je näher sei- nen1 Ende, desto dringlicher. (Delitzsch.) . 160. Dein Wort lwenii man es im Ein- zeluen und Ganzen überrechnet] ist nichts denn Wahrheit; alle Rechte deiner Gerechtigkeit währen ewiglich. S(SCII)II1I di. 161——16tt. Gottes Wort lieben, Gottes irieden genießen, auf Gottes theit warten, das ist des Glaubens Geschäft, sein ttohu und seine Freude: das erste will ich denn treiben, das zweite will to) festhalten, das dritte will mit alleu heiligen ich üben. 161. Die Fürsten sHohe und Gewaltige die- ser Welt] verfolgen mich ohn Ursaehz nnd mein Herz furchtet sich [gleichwohl nicht vor ihnen und vor dein, was sie mir anthun könnten, sondern] vor deinen Worten sdaß ich diese nicht verleugne iind damit deinen Zorn auf mich lade Jes. 66,2]. Wer Ftirstenguiist der Gnade Gottes vorzieht und ürstenmacht mehr scheuet als Gottes Hand, der wird ich wenig aus Gottes Wort machen. (Moll.) 162. Ich freue mich über deinem Wort [mit standhaftem Bekenntniß darob zu kämpfen Judä V. Z] wie einer, der sdurch den im Kampfe zu erlangenden Sieg] eine große Beute kriegt. 163. Lügen soder dem falschen Wege V. 29] bin ich gram, iind habe Greuel daran; aber dein Gesetz habe ich lieb. Der wahre Glaube hält sich treulich an die Gnaden: ordnung; der falsche Glaube aber will sich bei der Ver- säumung und Verwersung solcher Ordnung doch der Gnade trösten. (Starke.) Bitte zu Gott um Unterweisung in seinem Wort und um Rettung von den Feinden. 393 164. Jeh lobe dich des Tages snicht blos drei- 55, 18; Don. 6, 10., sondern] siebenmal um der Rechte willen deiner Gerechtigkeit sindem ich immer und immer wieder an jedem Tage Ver: aulassnng zu solchem Lobe sinde]. Hiernach enthält das Gebetbuch (Brevier) in der kathoLKirche 7 Gebetsstunden, indem man zu den dreien um die 3te, 6te und 9te Stunde (9 u. 12 Uhr Vorm. und 3 U. Nachmh uoch das Gebet bei Anbrnch des Tages, das bei Anbruch der Nacht und das zu Mitter- nacht (Apostg. 16, Es) hinzunahnu · 165. Großen Frieden haben, die dein Gesetz lieben, und werdeii nicht strancheln sweiiigstens nicht so, daß es nicht zum Wiederaufstehen mit ihnen käme]. 166. HEriy ich warte aiif dein Heil [wie der Erzvater Jakob 1. Mos. 49, 18], und thue nach deinen Geboten sdaß ich deines Heils auch theil- haftig werdes · 1672 Meine Seele heilt deine Zengnisse, nnd liebet sie fast so. i. sehr Jos. to, 1 Anm.]. Den Weltlingen ist Gottes Wort schroff, streng und schwer, uns aber die höchste Lust; nur das ist unsere Furcht, daß wir je davon abkommeu möchten durch Untreue und Trägheit unter den Anfechtungen des Feindes. (Diedrich.) 16»8. Jeh halte deine Befehle nnd deine Zengnissez denn alle meine Wege sind vor die sund würde es also dir nicht verborgen bleiben, wenn ich in irgend einem Stücke gottlos wider dich wäre 18, 221. III« V. 169—176. Der seschliiß eines so langen silsatmg leann nichts Anderes sein, als eine liurze sum- marisetie Wiederholung des Ganzen: so lege ich also nochmals meinen Sinn und mein Jtnliegen vor dir dar, o Gott, bitte dieh um elntrrweisniig in deineni Wort und nin Rettung von den Feinden und getobt dir treneg Festhalten an deinem Wort nnd beständiger Lob deines Uaiuenoz doch mußt du inich dazu stärken nnd dein ver— irret Sehaf von seinen Irr-wegen znrnetiholeir 169. HErr, laß meine Klage smein lautes Geschrei um Befestigung im Gehorsam gegen dein Wort] vor dich kommen; unterweise mich naeh dei- nem Wort. · 170. Laß mein Flehen smein inniges nnd dringliches Gebet um Befreiung von dem Druck der Widersacher] vor dich kommen; errette mich nach deinem Wort. · 171·. Meine Lippen sollen loben, wenn dn mtch deine Rechte lehtest [wie ich hier zu mehreren Malen dich gebeten habe V. 135]. 172. Meine Zunge soll ihr Gesprcich haben bon deinem Wort sso oft sie sich anschickt znm Rede« Sptüchw· S« 22jz denn alle deine Gebote find recht. 173. Laß mir deine Hand beistehenz denn ich habe erwiihlet deine Befehle. 174. HEen mich verlanget nach deinem Heil, nnd habe Liist an deinem Gesetz sdas so köstlkche Verheißnngeii enthält]. · 175. Laß meine Seele leben, daß sie dich lobe [V. 49 Anm.], und deine Rechte mir helfen. 176. Ich bin wie ein verirret und verloren Schaf [das sich von der Heerde und dem Hirten verlaufen Jer. 50, 6; Jes. 53, 6j: suche deinen Knecht; denn ich vergesse deinenGebote nicht. Aus deiner Stellung zum Worte Gottes kannst du Aafschluß gewinnen über deine Herzensneigein , über deine Geistesrichtnng, über deine Lebensfil - rang. (Moll.) Ein Christ ist im Werden, uicht im Gewordensein, das Leben ist nicht eine Frömmigkeit, sondern ein Frommwerdem nicht eine Gesundheit, son- dern ein Gefandwerdeiy nicht eine Ruhe, sondern eine Uebung; wir sind uoch nicht, wir werden’s aber, es ist noch nicht gethan nnd gefchehen, es ist aber tm Gange und Schwange, es ist nicht das Ende, sondern der Weg. (Luther.) Wie unser Psalm 22 Abschnitte enthält, so hat Erasmns Alber H— 1553) ein Lied vom Lobe und der Kraft des Wortes« Gottes gedichteh das ebenfalls 22 Verse umfaßt: Wer Gott’s Wort hat und bleibt da- bei, und hiit’t sich vor Abgötterei, das ist fürwahr ein sel er Mann, der auch dem Teufel trutzen kaum-Wie nehmen Gelegenheit, bei der Geschichte von den Ve·rsu- chnngen Christi durch den Teufel den 9. Vers beizu- bringen; hier aber stehe noth V. 21: Das Wort Gott’s heilsam Sitten lehrt und immerdar den Sünden wehrt; und ob jemand gestrauchelt hat, bei Gott’s Wort findt man wieder Rath. Der 120. Psalm. gebet wider salsehe Lehre, Veecenmder nnd Tyrannen. I. Ein Lied im höheren Chor. Wir haben hier das erste von den nun folgenden 15 Liedern (is3s.120-—134; vgl. 1.Chron. AS, 3·t Auen) vor uns, bei denen zu der Bezeichnunq »ein Lied« (scl1tr) noch die nähere Bestimmung »der Aufstei- gungen« Giacnmaalotiy hinzu kommt — ein Aus- druck, der viel Räthselhaftes enthält und daher auch verschiedene Erklärungen gesunden hat. Nach den indi- schen Auslegern bezieht sich derselbe darauf, daß diese 15 Psalmen ani Abend des ersten Fefttages der Laub« htitten (3. Mos. 23, 43 Anm.) auf den 15 Stufen der halblreisförinigen Treppe des Tempels wären abgestrei- gen worden, welche aus dem Vorhof der Weiber nach dein der Männer führte (Matth. 4-, 7 Anm.), während oben im Portal 2 Priester mit Trompeten standen und au geeigneter Stelle mit ihrem Gefchmetter einfielen. Darnach hätte man eigentlich zu ttbersetzeii ,,Stufen- psalme1i«; Luther aber, indem er den Ausdrnck der Einrichtiiiig der christlichen Kirchen im Mittelalter an- paßt, wonach die zum Abfingeii der oren verpflichteten Priester auf eigenen Chorsttihlen im irae-Raum, dem sog. hohen Chor (1. Kön. G, 16 Atem) ihren Platz hatten, die bei der Ausführung der kirchlichen Miisikstiicke beschäftigten Sänger aus dem Laienstande dagegen auf dem Orgelchor dein Altar gegenüber stationirt waren, hat ihii durch »Weder im höheren Chor« wiederge- geben, was man häufig dahin mifzverstehh als habe er dabei an eine Erhebung der Stimme (2.Chron.20,19) gedacht nnd die Lieder als recht schtvuugreichh erhabene 394 Psalm l20, 1—-7. l21, I. bezeichnen wollen. Das sind sie aber keineswegs, im Gegentheil fehlt ihnen das Feuer der Begeisteriiiig und die kurze inhaltsvolle Rede, wodurch so viele von deii früheren Psalmen sich auszeichnen; vielmehr ist eiii stiller, fanster Ernst, eine heilige Wehmuth ihnen eigen, wenn auch neben dem Ernste und der Wehinuth eine liebliche Auinnth, ein zartes, sinniges Wesen fich darin ausspricht. Luther hat sich in Betreff seiner Uebersetzuiig selber folgendermaßen erklärt: »Ja) halte dafür, diese Psalmen seien also geheißen, dieweil sie an einem höhe- ren Ort, im höheren Chor von den Leviteii oder Prie- stern sind gesungen worden« Indessen hat diese ganze Beziehung auf den Ort der Absiiigiing etwas so Reu- ßerlichesz das; sie schwerlich die richtige ist; außerdem erscheint es zum mindesteii zweifelhaft, ob der zweite Tempel frhon vor seinem Umban durch Herodes jene Einrichtung mit den l5 Stufen gehabt habe, vielmehr dürften diese Stufen erst unsern Psalmen ihre Entstehung verdanken. Da liegt nuneine andere Erklärung viel näher, welche den Namen in dem Sinne ,,Pilger- lieder« faßt, so daß er Lieder bezeichnen sollte, die auf dem Zuge iiach Jerusalem zu singen waren. Bei dieser Fassung ist jedoch diejenige Meinung"abzuweifen, welche annimmt, die Lieder wären zum Singen bei der kehr aus der babylonischen Gefangenschaft, die in Esra 7, 9 als ein Herausziehen oder Aufsteigen bezeichnet wird und nicht auf einmal, sondern in verschiedenen Zeiten und auf verschiedenen Zügen geschah, bestimmt gewesen; auch David und Saloino haben ja einige von diesen 15 Liedern verfaßt, deren prophetifcheni Blicke aber war die babyloiiische Gefangenschast noch verschlossen. Unbedingt richtiger ist bei jener Fassung die andere Meinung, welche unter den Pilgerliederii eigentliche »Wallfahrtslieder« versteht, d. i. Lieder, welche von den Pilgern, die alljährlich zu den hohen Festen nach Jerusalem wallfahrteten, gesungen werden sollten, wie denn aus Jes 30, 29 hervorgeht, daß die Feftpilger unter Musik und Gesang nach -dem Ort des Heiligthuuis zogen, und noch jetzt in Paläftina man häufig wanderndeii Gesellschaften begegnet, die unterwegs ihre Lieder singen (vgl. I. Mos. 31, 27). Wir habeii zu Esra 4, 24 gezeigt, wie David dazu kam, mit der Dichtung von dergleichen Liedern den Anfang zu machen; nnd wenn man nun versucht hat, die 15 Nummern· die- fes »Reifepsalters« nach Stationeii zu ordnen (Pf. 120 beim Aufbruch aus der Fremde, 121 beim ersten Er- blicken der heiniischen Berge, 122 beim Eintritt in das heilige Land, 123——13l Eriniierungeii und Gefühle, welche sich auf den Fall und die Wiederherstellung des Gottesstaates beziehen, 132 beim ersten Anblick der heil. Stadt, 133 beim Einzug in dieselbe, 134 beim Eintritt in den Teinpel), so ist das freilich etwas künftlich und zu weit ausgesponnem doch liegt dem Gedanken etwas Wahres zu Grunde, wovon wir bei der Auslegung uns überzeugen werden. Indessen giebt es noch eine andere Erklärung des in Rede stehenden Ausdrucks, die wohl eben so berechtigt ist als die eben vorgetragene, und die wir deshalb damit verbinden; man deutet da die ,, Lieder der Aufsteiguiigen« auf die eigen- thümliche Form des Versbaues in diesen l5 Psalmen, indem immer der folgende Vers oder Abschnitt ein be- deutsames Wort oder einen hervorftechenden Gedanken des vorhergehenden Verses oder Abschnittes aufnimmt und so die Rede wie aus einer Leiter mit verschiedcnen Sprossen zu der Höhe, der sie zustrebt, emporsteigt Am ausfälligsten tritt uns dieser Sinfenrhythmus, der uns auch sonst in der hebräifchen Poesie begegnet (vgl. Nicht. 5, Z. S. 6 n. f. w.; Jef. l7, 12 f.; Zu, 5 f.), im 121. Psalm entgegen; er findet sich aber auch in den andern, zu unsern Liedern gehörigen Psalmen, wie wir bei jedem einzelnen Psalm durch hervortretende Druckeins richtung daraus aufmerksam machen werden. »Mit Absicht, sagt Delitzfclp läßt der Saniinler anf Pf. 119 gerade dieses Stnfenlied folgen: es schließt fiih eng aii den letzten Vers jenes Zllfalmg aii. Ver Verfasser voii Pf. 119, ringsum von Ztbfall iind Verfolgung um— geben, vergleicht sich einein verlorenen Schafe, welches der Hirt: zn fachen nnd hciniziiholen hat, wenn rg nicht niiis lioiiiintii soll; nnd auch der Verfasser« von Pf. 120 ift wie ein Schaf iiiitten unter den Wölfin Glaub. 10, 16; Wie. 10, 3), er betet klagend uni Rettung aus einer feiiidlicheiy haderfiictitigen llnigebiing Klar und deutlich tritt da die Beziehung auf die feiudfeligeu ibcrlciinidiingrm mit welchen die Sainaritaner die aus dem Exil zuriicligklielirten Juden verfolgten, als diefe ihnen die Theilnahme am Tcmvelbaii abgeschlagen hatten, hervor (Cfra 4, 24 Jtuni.); durch offcne Lügen und falfihe Befthiildtgungrn wußten sie eg dahiii zu bringen, daß der Bari deg Tempels untersagt wurde, nnd nun litagt hier die aus der Uoth des Erit- kben erfl gerettete Genieinde durch den Mund eines gott- begeislerten Sciiigcrs aus ihrer mitte- swohl eines von den in Gfra L, 41 erwähnten Kindern Zlffapln Tiber das von dleuem ihr lieretete Elend. Ida- tkicd pafile aber auch lii der späteren Zeit ffir die Feftpilgeh wenn sie auf ihrer Wallfahrt nach Jerusalem fich aus Galitiia neben Saiuarien hinnienden mußten, uiu dem Haß der Samariter auszu- weliheii (tciili. 9, 51ff.). In inanchen deutfcheu lzibcln führt eg die lleberfclirifh .,Stillc Ehräneii iu titdar«; nnd fo spürt maii auch wirklich, beinertitltiegey iii dlefein Psalm ein zu Gott gerichtet» Herz, das sitt) unter dein clrncli tm Iammerthal faßt und besonders die Versuchung, von böfcii Zungen angegriffen zu werden, überwindet. I« V. 1 n. L. Eiugtdenli der fihou gemachten Erfahrung, daß das Beten hilft, wendet sich initer ihren gegen— wiirtigcin wieder fo traiirigen Verhältnissen, wo Eiigner nnd Verlcuiiider rings he bedrängen, die Gemeinde an glen HGrrn niit der sitt: uin Errettung auch ans dieser oth. Ich rufe zu dein HErrn in meiner Noth Iso- oft ich von einer solchen bedrängt biii], und er ethbtet mich sdas hat die Befreiung von dem Elend der Gefaugenschaft in Vabel mir sattsam beiviesens 2. HErr [so spreche ich denn voll zur-ersinn- licher Gewißheit, auch für das Gebet in meiner jetzigen Drangsal Erhbriincn zu finden] , errette- meine Seele von den Lugenuiaulerii sdie es gerade- zu auf Veruichtung meiner nationalen Existenz ab- gesehen haben, wenn sie den Tempelbau zu hinter: treiben suchen], und von den falschen Zungen sdie in solcher Absicht bei den Königen von Persien mich verdächtigen Esra 4, 4 ff.]. Es ist eins der vornehmsten Kennzeichen des Volkes Gottes, daß es an feinen Gott wie ein Kind an die Nliitter gewöhnt ist, daß es in allem Anliegeii diefe rechte Thitr sucht und findet, und daß es solches auch zum Preise Gottes willig bekennt. Taufendfältig spricht Israel diese Erfahrung sich selbst zum Trost nnd zur Stärkung aus; und so ist auch hier an der Spitze dieser Volkslieder, die jeder kannte und im Herzen trug, ein hoch emporgehalteiies Panier, unter dessen schirmenden Zeichen es glaubetisgewiß dahin wandelt. Es will da· mit ku11dthuii, was feine selige Praxis sei, wie Gott sein Volk kenne, und wie das Volk seinen Gott kenne Klaggebet der Kinder des Friedens um Rettung vor den Lügenmäulern 395 und wisse (Jer. J, 24): wir rufen, er entwertet. So- lang ein Herze hofft nnd gläubt und im Gebet beständig bleibt, solang ist’s unbezwungen. sTaubeJ Die Gemeinde des HErrn hat außer von offenen und entschiedenen Feinden auch von falscheu Brüdern zu leiden, die, wenn ihrer Prätension einer völligen Anerkennung nicht Genüge geleistet werden konnte, in Erbitterung entbrennen und auf jede Weise, besonders durch die Waffen der Lüge und Verleukndung, sich zu rächen suchen. Das lernte Jsrael nach der Rückkehr ans dem Exil in schmerzlicher Erfahrung an den Samaritauertr. Diese, von Haus aus und im Her- zen noch fortwährend Heiden, meinten, daß ihr halbes und nicht ans einer tieferen Wurzel des Glaubens her- vorgewachsenes Bekcnntnisz zu dem Gotte Jsraels der nie sich zu ihnen bekannt hatte, dem sie anf eigne Hand dienten, ihnen den Ausprnch gewährte, eine mit Israel gleichberechtigte Abtheilung des Reiches Gottes zu sein; und als ihnen dieser Auspruch versagt wurde, wurden sie Jsraels erbittertste Feinde. (Hengstenberg.) II· V. 3 u. 4. Die ,,falsrhe Zunge« ale das bedeut- samste Wort der vorhergehenden Gedanbeureihe wieder aufnehmend, will die Gemeinde eo darlegen, tote schmerz- lich sie unter dem, was dieselbe ihr anthut, zu leiden habe; sie thut eg in Form einer Frage, auf welche sie sogleich die Antwort bei der Hand hat. Z. Was kann dir smöchte vielleicht jemand, der selbst noch keine Erfahrung von solcher Noth, wie sie jetzt mich bedrängt, gemacht hat, in Be: ziehung auf den eben ausgesprochenen Klagernf mir einwenden] die falsche Zunge thun [wenn du nur ein gutes Gewissen hast]? und was kann sie ausrichien [da doch ihre verlenmderische Rede kei- nen Glauben an maßgebender Stelle finden wi1«d]? 4. sDas ist nun leicht gesagt, solange man noch nichts von der falschen Zunge zu erleiden hat; wenn man aber ihr Thun und Ansrichten nun wirklich an sich erfährt, dann wird man vielmehr sagen:] Sie ist wie scharfe Pfeile eines Starken [die sicher treffen und auf den Tod verwunden Ist« 9- Z; Pl« 52- 4; 64- 4], wie Feuer in Wachholdcrtt [4. Mos 33, 18 Anm., das Wochen und Monate lang drin fortglimmt und die ver- zehrendste Gluth ausströmt Jak. Z, 5 f.]. Die Ausdrücke in diesen beiden Versen sind so kurz und dunkel und ist eine Berkuüpfung derselben unter einander nach so verschiedenen Seiten hin möglich, daß es eine ganze Menge von Erklärungen giebt, die wir nicht erst einzeln aufführen wollen; vielmehr halten wir uns ohne Weiteres an Luthers Uebersetzung, der mit feinem Takte das Richtige getroffen hat. Nur das sei zum Verständuiß des zweiten Bildes hier bemerkt, daß 11ach der Meinung der Araber der Ginster die besten Holzkohlen liefert; diese Kohlen sollen nach Hieronymus Bericht sehr lange anhalten, ja ein Jahr lang unter der Asche sortglimmem Es ist viel leichter, sagt Frisch in seiner Psalmauslegung, eine große Wunde zu heilen, als eine Verlenmdung gut zu machen, die verlogene Zunge angerichtet hat. III. d. 5——7. Mit einem tief aufsenszetcden »Mehr must« anf die Bilder, die he vorher zur Beschreibung i 1 s ihres Eeidettssiaudeg gebraucht hat, nur; zurücbweisetid geht die lilageude Gemeinde sofort über zu einer weiteren smubildlichcn Darlegung desselben und hat es damit ihrem ,,lvohneii« und ulit ihrem Verlangen nach »Zeic- den« zu thun. Sie kommt nicht hinaus über die Weh— kluge, sondern schließt mit der schritten Vissonann Friede von der einen nnd Krieg non der andern Seite; aber ,,1"iber dieser Dissonauz schioelst der Hilferuf, womit sie ihr Lied begonnen, die Aufhebung derselben ersehuend.« Z. Wehe mir, daß ich ein Fremdling bin unter Mesech [unter Leuten von so roher und herzloser Gemiithsarh wie die zwischen dem schwar- zen und kaspischen Meer wohnenden Moscher I. Mos. 10, 2., toeilett muß]; ich muß [wenn- gleich ich hier ia meinem Heimathlande mich be: finde, darin ich doch alles Anrecht hätte auf ein geruhiges und siilles Leben, gleichwohl daselbst] wohnen unter den Hinten Kedar sals befände ich mich mit den streit- und hiindelsiichtigen Keda- renern l. Mos. 25, 13., deren Erblust nun ein- mal der Krieg ist I. M. is, 12., unter Einem Dach]. Nach unsrer Ausdrucks-weise würde es heißen: unter Türken und Hottentottem »Die wahre Kirche hat zu aller Zeit unter den grausamsten Feinden und unter dem Druck leben müssen« (2. Tun. Z, 12). 6. Es wird meiner Seele [die an etwas ganz Anderem, als an Zank und Streit ihre Lust hat, über die Maßen] lange, zn wohnen bei denen, die den Frieden hassen. 7. Jch halte Frieden swörtliclx Jch bin Friede, Friedensverlangen und Friedenswilligkeit er- füllt ganz und gar mein Herd; aber wenn ich rede sich darf nur den Niund aufthun, um etwas zu sagen, wäre es auch noch so wohl gemeint und noch so sehr zum Frieden und zur Besserung unter einander dienend Röm. 14, 19], so sahen sie Krieg an [und suchen in dem unschuldigsten Wort Dlnlaß zu neuen Anfeindungens Es ist ganz itnrichtig vorauszusetzen, bei entstandener Mißhelligkeit liege der Grund immer in beiden Theilen. (Vaihiuger.) Auch Paulus (Röm. 12, III) hat seiner Ermahnung, mit allen Menschen Friede zu haben —- wohl voraussehend, daß dies nicht allein von uns ab- hange — die Einschränkung hinzugefügt: ,,ist es mög- lich«, und: ,,soviel an euch ist«. (Tholuck.) Glaub und leid, lieb und meid: in gar wenig Stunden ist es über- wunden. (1. Mos. 25, 14 Anm.) Der 121. Psalm. cgott ein Riensehenhiiter. et. Ein Lied im höheren Chor sPs 120, 1 Anm.]. Dursteu wir vermuthen, das: der vorige Psalm einen oou den 128 kiitidern Jlssaph zum Verfasser hat, deren in Gsra L, 41 unter den ans Bube! Zuriiiugeliehrtctt gedacht wird, so liegt ja die weitere Verncntlssiitg nahe, daß dieser gottbegkisterte Sänger« mit seiner Gabe heiliger Dikhtlimtst 396 Psalm 121, 2 ——8. 122, l. 2. während der Reise selber nicht wird an ßrh gehalten haben; in dem auokryphiselzen Z. Buch Gsra wird uns erzählt, daß die heimliehrenden von persisctzer Reiterei geleitet wurden ttlisra I, 1lJinni.), niid das bot einem Manne Gottes Veranlassung genug, die Augen der niehr oder weniger dorh fleischlietz gesinnten Menge von diesem niensths lichen Sehnt; abznlenleen und die Gemeinde als Voll: Gottes es aussprechen zn lassen, wen sie als ihren hütet nnd Sehirmherrn lienne (Jes. 49,10). So inrinesi wir in unserm Psalm das Wallfahrtslied der nach der heil. Stadt zurückkehrenden Erulanten ans dem S. 536 u. The. vor uns zu haben, nnd erst so wird es verständlich, warum in V. 6 die Hut des hGrrn gerade ans die tiewahrniig vor dem Stich der Sonne und des Jlioudes bezogen w ed; im späteren Gebrauch war dann der Psalm wie es scheint, das Jlbendlied der heil. pilgerziigg wenn sie ihr letztes llciehtqnartier nor Jerusalem (etwa in Ierietzo Eule. is, 35 sf.) bezogen und da den Bergen, auf welchen die Stadt mit deni Tempel lag, sieh schon ziemlich nahe wußten. Ver Psalm wird am besten verständlich, wenn ninn ihn iu iihii- lirher Weise wie Its. 108 als Werhselgesaiig zwischen einer einzelnen Stimme nnd dem ganzen Thor auffaßt; iin 1. Theil aber ist es die Genieinde, aus der die Einzel- llimme mit der Antwort des Chors erklingt, im L. Theil die das. Voll: segnende Priesters-thust. I. V. 1——4. Die Gemeinde bringt es ßeh znm gewußt— sein, wer ihr Helfer nnd tjüter set, nnd sie weiß von ihn! zu erzählen, daß er ein zunerliissiger Helfer sei nnd ein immer warher Gitter. lEinzelne Stimme:] Jch hebe lHilfe suchend und Hilfe auch zuversichtlielz erwartend] meine Augen auf zu den Bergen« sdie um Jerusalem her sind 125, 2., und drüber hinaus zu den Bergen, auf welchen sie selber fest gegründet ist, die heilige Stadt 87, 1], von welchen mir Hilfe kommt srichtiger übersetzt Luther anderwärts: von wannen wird mir Hilfe kommen?"]. «) Wir sind gewohnt, mit den Bergen als solchen den Blick nach oben und das Gefühl der Nähe des Himmels zu verbinden; doch dem Volke Gottes ist diese vage Allgemeinheit des Aufblicks durchaiis fremd. Die Berge dienen Israel nicht als Medium und Staffel des Hiuaufsteigens zu Gott, sondern ein Kranz von Bergen ist’s allein, auf den sein Hoffnungsblick gerichtet ist, und das ist der, auf welchen Gott der HErr her- abgestiegen ist, um den Ort seiner Wohnung und Ruhe, die Stätte seiner Ehre, weil seiner Offenbarung, daselbst zu haben. Alle andern Berge, wie groß und hoch sie auch fein mögen, sinken zur Bedeutiingslosigkeit herab vor diesen auserwählten Bergen Jsraels (Taube.) H) Die Frage: von wannen wird mir Hilfe kommen? ist nicht als Ausdruck des Zweifels, der Ungewißheit zu betrachten — dagegen spricht das 1.—Versglied, wonach der Sänger mnerlich völlig ent- schieden ist, ivo die Hilfe zu suchen und zu finden —, sonderii sie soll nur, ganz ähnlich wie die Frage in Pf. 24, Z» Aiilaß geben zu der freudigen Antwort, die in V. 2 folgt. (Hengstenberg.) 2. [Chor der Gemeinde:] Meine Hilfe kommt vom HErrn, der Himmel nnd Erde gemacht hat«· fund als solcher einen unerschöpftichen Reich: thum von Hilfsmitteln und Segnungen besitzt 115, 15; er hat aber auf jenen Bergen seinen Wohn- sttz aufgeschlagen 68 , 17 und von daher seine Hilfe und seinen Segen verbeißen Z, Z; 20, 3; 133, Z; 2. Mos. 20, 24]. Z. lEinzelne Stimme:] Er wird sda er felbst sich dir zum Helfer stellt] deinen Fuß sanf dem befchwerlichen und gefährlichen Wege, den du zu gehen hast, ja doch] nicht gleiten lassen ldaß dir irgend ein Unglück zustoßen sollte 38, 17; 66, 9]; und der dich behulel [sich dir zum Hüter ver- fprochen auf allen deinen Wegen I. Mos 28, 15; Its. 43, l ff.], fchläft [doch wohl] nich! Das; er nicht auch zur Nachtzeit bei dir fein könnte] 4. [Chor der Gemeinde:] Siehe swie dar- über so gar keine Ungewißheit noch Zweifel ob: walten kann], der Hüter Israel fchläft noch schlummert nicht« sals hätte die Müdigkeit auch über ihn eine Macht, wie über uns Menschen, und wäre auch bei ihm eine Veränderung und Wechfel des Lichts und der Finsternisz Jak. I, 16]. «) Die Frage und Antwort find ganz im Geiste der alttestamentlicheu Gemeinde. Sie erhebt ihre Augen zu den Bergen der Verheißung, ihre Hilfe kommt aber von dem HErrn, der Himmel und Erde gemacht hat; die Berge dienen dem Glauben nur zum fetten Unter- pfand des Bertraiiens, ohne ihn an etwas Erfchasfenes zu binden. (v. Geruch) — its) Der Dichter sagt zu sich selbst (nach unsrer Auffassun : dieselbe Stimme, der V.1 angehörte, sagt zur emeinde in einer Form, welche der Frage in der Z. Hälfte jenes Berses ent- fpricht): ,,er wird ja doch nicht hingeben dem Wanken deinen Fuß, dein Hüter wird doch nicht fchlummern«, und bestätigt dann (nach unsrer Aussafsungx die Ge- meinde bestätigt in Beziehung auf diese, zunächst nur als« unwahrscheinlich ihr vorgehaltene Möglichkeitx daß dies sicher nicht geschehen werde, indem er (fie) den Ausdruck ftufenpsalmgemäß steigert: »siehe, 11ichtschliiin- mert und nicht fchläft der Hüter Jsraels,« d. h. er fchlummert nicht vor Müdigkeit und fein Leben ist kein wechselndes Wachen und Schlafe-i; die Augen feiner Fürsehung stehen über Israel immer offen. (Delitzsch.) Wir haben oben im Tritte, urn den stufenartigeu Fort- schritt der Rede, die in ein vorausgegangenes Wort einsetzeiide und so sich fortfetzende, gleichsam kletternde Gedankenbeivegung, welche in unserm Psalm ain meisten hervortritt, bemerkbar zu machen, die hier in Betracht koFimenden Worte mit gesperrter Schrift drucken a en. II· v. 5—8. Die Priester, jetzt ihres Zlmtes wartend, die Gemeinde zu segnete, nehmen den ersten Sah ans dein ihnen gebotenen Segeussuriikh (4. Was. 6, 23 M: »Der ttjErr behiite dich« auf und geben ihm, nachdem znuor W. 5 f.) eine einzelne Stiinine aus ihren Reihen dies Behiiten in seiner Bedeutung fiir den gegenwärtigen Wanderziig näher bestimiut hat, eine dreifakhe Wendnng W. 7a u. 7b, V. 8), iiiii so das dreimalige ,,hGrr« des aaroiiitischen Segens zur Geltung zu bringen. 5. [Stimme eines Priesters :] Der HErr behütet dich [Jsrael, fein Volk], der HErr ist dein Schatten über deiner rechten Hand svon ihr ans, die den Wanderstab führt, dich unter feinen Schirm nnd unter seine Obhut nehmend], is. Daß dich des Tages swo du unter sen- gender Gluth wandern mußt] die Sonne nicht Trost göttlicher Obhut. Die-HerrlichkeitderYligen Stadt. f steche [2. Klar. 4, 19 Anm.], noch der Mond des Nachts [wo du dessen Strahlen auf deinem Lager unter freiem Himmel dich aussetzen mußt]. Nicht blos am Tage deckt den Frommen der HErr aß ihn der heiße Sonnenstrahl « mit feinem Schatten, d iiicht fteche, selbst des Nachts wendet er den oft zn blen- denden Schein des Mondes von feinem Auge ab. Wahrer und anmuthiger könnte die zärtliche Sorgfalt Gottes nicht abgebildet werden: die Liebe des himni- lifchen Vaters leuchtet in dieser einzigen Vergleichung wie in dem sanftesten , befeligendsteii Mondenscheiw (Umbreit.) Weißt du schon etwas von der Hitze der Sonne am Tage und des Mondes in der Nacht, im geistlichen Sinne verstanden, aus deiner eigenen Er- fahrung? Wie strahlend die Sonne auch am Tage, wie lieblich der Mond des Nachts vor dein Angesicht tritt, daß du dein Wohlgefallen daran haben magst, dennoch bringt jene auch so stecheude Hitze, dieser, im Morgenlande wenigstens, so bleudendeu Glanz mit fich, daß man das Angesicht davor fchlitzeu muß. Diese Hitze aber, von welcher deine Seele betroffen wird, das find die Anfechtungeu und Versuchungeiy welche Teufel, Welt und Fleisch dir entgegenbringen; dieselben wissen dabei auch mit dem triigerifcheu Glanz der Sünde deine Augen zu blenden, daß du blindlings in die Netze gehst, die sie dir stellen. Wo sollst du Schutz finden in solcher Versuchung, wo Kraft, sie zu überwinden? Der HErr ist dein Schatten zu deiner rechten Hand, daß du mitten im Kampfe Erquickung findest, wie der müde Wanderer im Schatten des Baumes; die Erquickung aber fließt aus seinem Wort, das wie ein Quell leben- digen Wassers in deine ermattete Seele strömt, und zu- gleich wie ein seharfes, zweifchueidiges Schwert in deiner Hand alle Feinde zu Boden schlägt. (Spieker.) 7. [Chor der Priester:] Der HErr be- hüte dich vor allem Uebel [welcherlei Art es auch sei und woher es immer drohe]; er behüte deine Seele [dein Leben nach innen wie nach außeii]. 8. Der HErr behüte deinen Ausgang faus dem Lande der Knechtschaft, aus Babel, das nun hinter dir liegt] Und ldeinenf Eingang fin das vor dir liegende heil. Land, in diesem aber behüte er Anfang und Ende aller deiner Unternehmungen 1. Kön. Z, 7 Anm.] von nun an fwo ja eine neue Zeit feiner Gnade für uns angebrochen ist] bis in Ewigkeit [denn feine Gemeinde stirbt nicht, wenn auch die Glieder derselben hier auf Erden ivechseln]. Unser ganzes Leben ist von lauter Aus» und Ein- gängen erfitllt, vom Ausgang aiis Mutterleibe und Ein- gang in diese Welt bis wieder zum Ausgang aus dein Todesleibe und Eingang in die Ewigkeit. Man gehet aus am Morgen des Lebens, man lebt und wirkt seine Zeit unter fortwährenden Aus- und Eingäugen in die- sem wechfelvollen Lauf, es wird Abend, man kehret wieder heim —- wie selig ist da fiir den armen, kurz- sichtigen, fehlsamen Meufchen das »von nun an« der immerwährenden Obhut des HErru. (Taube.) Der Ausgang aus diesem Leben und der Eingang in die ewigen Hütten, das ist des Lebens Ziel, das aller Sorgen erste nnd aller Freuden höchstr. — O HEm wir alle sind Lebenspilgert wir möchten auch rechte Wallfahrer werden. (Gllnther.) 397 Der 122. Psalm. Herrlichkeit der Stadt Jerusalem. 1. Ein Lied Davids [aus dem letzten Jahr- zehent seiner Regierung Z. Sam. 24, 25 Anm.] im höheren Chor [Pf. 120, 1 Anni.]. Die 3 Psalmen 120—122 bezelrhncn nicht blos äußer- lich einen Fortschritt insofern, als sie nach einander 7, tt nud 9 tllerfe einholten, sondern sie bringen auch die Gr- meiude der heil. Feflnilger dem Ziel ihrer Wallfahrt immer näher; während diese tu Pf. 120 an der Grenze von Sa- iuaria hinzog, in Pf. 121 ihr lehteo Nachtquartier in Je— rikho bezog, ift sie iuc vorliegenden pfalm bereits in den Charon o Jerusalem augelioniuien und hält da an, um fnh für die feterliihe proeeffion zum ljeiligthuni zu ordnen. David, der feit der Uetlfeißnng in L. Sam. 7 und dann fett dem Ereigniß in L. Sam. 24 die Bedeutung des vou ihm zur Hauptstadt erhabenen Jerusalem für das Reich Gottes in Israel gar wohl erkannte und im Geiste ftih in die Zeit versetzte, ioo fein Herzenswunsch in Erfüllung gehen nnd neben dem Sitz des tiiinigthuing der verheißuug auch die Stätte des gemeinsamen tjettigthnmo sieh erheben würde, wollte nun auch bei Besten dafür sorgen, daß feiu Volli diese Bedeutung zn würdigen wüßte uiid Herz und Gedanken immer fefler auf Jerusalem als den mitteloisiilit feiner Einheit und den Quelloanlit feines heile- richtete, nnd legt hier das erste feiner tvallfahrtolteder (Gfra it, 24 Kann) vor, in welchem er fo ganz aus der Seele der hell. Fefivilger redet nud fo ganz unter ihre Gesellschaft sieh inifitzt, als süße er nicht als Aöiiig in dem Palaste aiis Zion, sondern leame alg gewöhnlirher Ziirger aus der pro— viuz mit zur heil. Stadt auf der Feste eins, nnd alg lebte er nicht zu feiner Zeit der blofieu Vorbereitung und Lan— bahnung des Buliiinftigeik sondern unter einem feiner Nachfolger, denen es beschieden fein würde, das Reich iui Frieden zu regieren und auf dem gelegten Grunde weiter zu bauen. Juni) hier läßt sich ein Wechsel der Stimmen je uach den verschiedenen Abschnitten nicht verkennen. I. U.1u.2. Eine einzelne Stimme aus der Fell— liaravaae erhebt fich nnd befchreibt die Freude jedes einzelnen Mitgliedes derselben, die es fihou daheim au feinem wohiiorte euipfand, als una wieder die gegen- seitige Aufforderung zne gemeinschaftlichen Wallfahrt nach Jerusalem durch dag Eaud ging, bezeugt aber darnarh, daß die Wallfahrer jetzt das Ziel ihrer Reife erreicht halseu nud im Begriff flehen, in die heil. Stadt einzu- treten. Jch freue mich deß, daß mir [von Seiten der Gefährten, zu deren Karavane ich gehöre Luk. 2, 441 geredet ist [als nun wieder eine heilige Festzeit herankamL daß wir werden in’s Haus des HErra gehen; » 2. Und daß unsre Fuße werden stehen in deinen Thoren, Jerusalem fdes Augenblicke harrend, wo die Prozession sieh zum feierlichen Ein- znge in Bewegung setzen kann]. Nach der genaueren Uebersetzung: Jch freute mich derer, die mir sagten (s. v. a. als man mir zurief:) Ju’s Haus des HErrn (nach Jerusalem) wollen wir gehen! Stehend geworden sind (nnn, nach- dem fie den Weg bis hierher zurtickgelegt haben) un- sere Füße in deinen Thoren, Jerusalem (uud harren des Augenblicks, wo sie bei dir einziehen könnenl 398 Psalm l22, 3——9. 123, 1—4. 124, l. enthält der l. Vers einen Rückblick auf den Anfang der ganzen Pilgerschafy der Z. Vers aber läßt deii Festzug in den Thoren Jerusalems bereits angelangt sein und zeigt ihn, wie er da einige Zeit Halt macht, uiii sich für den Einzng zu ordnen. Unsre deutsche Bibel läßt die zeitgeschichtiiche Situation zurücktreten, wie das auch bei Pf. 126 der Fall ist, und bietet dafür einen Wort- laut, der die Beziehung auf das himmlische Jerusalem nahe legt. Von der Wallfahrt nach dem himm- lifchen Jerusalem: l) welche Freude sie erweckt, V. 1—3; Z) welche Aussicht sie eröffnet, B. 4 n. S; Z) welche Verpflichtungen sie uns anflegt, V. 6---9. (Lhncker.) II- V.3—5. Jetzt ergreift die gesainmle Feslliaraoaite dag Wort und bringt sitt) die liohe Bedeutung der heil. Stadt fiir ihr gottegdieiisilicijeg nnd tnirgerlicljeg Leben zum Bewußtsein. Sie, die schon dem äußeren Anblick; nach den Eindruck einer ,,;l7i«iedcngsiadt« erweitit, isi diejenige Stadt, wohin Igraels Itiiinine zur Knbetnng ihres Gottes wallsahrten; sie ist aber auch die Stadt, wo David?- ihaug das bürgerliche Recht verwaltet, also der Mittelpunkt des Staates wie der Religion, der Herzschlag deg ganzen Volksleben-I. 3. Jerusalem ist gebauet, daß es eine Stadt sei, da man sjweil der HErr sie erwählct hat, daß sein Name daselbsi sei Z. Ehren. 6, 6ss zufammentouimeii sollsts 4. Da die Stamme szu den drei hohen Festen Most PS, 14 ff] hinauf gehen sollen, nämlich die Stamme des HErtiiÆ zu predigen dem Volk Israel svon Seiten der Priester, welche die Lehre zu bewahren habe Mal. 2, 7], zu dau- ken dem Namen des HErrn svon Seiten des Volks, welches zu den im Heiligthicm erschalleuden Lobgesängeu mit einem Dankspruche sich bekennt Pf. 26, 7; 1. Chron. 17, 6 fs.]. 5. sDiese Erhebung der Stadt zum religiösen Mittelpunkt ruhet aber auf dem Grunde ihrer an: derweitigen Bedeutung 2. Chiron. 6, 6;»2. Sam. 5, 9 ff.]. Denn daselbst stszen die Stuhle zum Gericht [s. v. a. stehen die Stühle derer, welche die Gerichtssitziiiigen zu halten und das Recht über die 12 Geschlechter Jsraels zusprechen haben], die Stuhle des Hauses Davids-««- [indem die richterliche Gewalt in den Händen des Königthiims der Berheißung ruht L. Sam. 15, 2; I. Köii. Z, 9. i2. 28; vgl. Jes. 32, i; Matth.19,28]. Si) Man pflegt diese Uebersetzung Lutheus als will- kiirlich und nnzutreffend in Anspruch zu nehmen, da der Grundtext vielmehr laute: Jerusalem, du gebauete wie eine Stadt, die in sich traulich verbuiiden ist, d. i. du stehest da als eng in einander gefügte Stadt, in der Haus aii Haus sich reihet (2.Sam.5,9), und die geschlossenen Mauern einigen diese Häusermafse zu einem traulichen Ganzen, dessen Anblick deni Namen »Friedensstadt« (1. Mos. H, l8 Auen. l) entspricht; indem inan dabei das ,,du gebauete« zugleich in dem Sinne faßte: du ,,wohl« oder »hoch« gebauete, und schon die jüdische Synagoge diese Bezeichnung von dem irdi- schen Jerusalem ans das himmlische übertrug, hat dies das Motiv hergegeben zu MeyfarPs bekanntem Liede: Jerusalem, du hochgebaute Stadt, wollt Gott, ich wär in dir! Jndesseiy wenn wirklich ein Tadel obige Ueber- setzung träfe, so gebührte derselbe nicht Luther, der ur- sprünglich iibersetzthan Jerusalem, die gebauet ist wie eine Stadt, die sich mit einander zusam- menhält, sondern die nachbessernde Thätigkeit des« ihm später zur Seite stehenden Collegium bjblicum, von dem wir in Pf. 93, 2 berichtet haben; auch unsre ge- genwärtige Zeit hat mehrfach bewiesen, daß die Redu- tionsarbeit von Commissioneii im Vergleich mit dem feinen Takt eines Einzelnen nicht gerade die glücklichere zii sein pflegt. — sitt) Ei: spricht nicht schlechtweg ,,Stämme«, sondern fetzt hinzu: ,,uämlich die Stämme des HErrn«, als welche der HErr selbst erwählet hatte, daß sie sein Volk vor allen Völkern auf Erden sein sollten und daß er ihr Gott sein wollte. (Luther.) THE) Jerusalem wurde zuvor zur bljrgerlichen Hauptstadt erhoben, wurde zuvor David’s Stadt; dann erst iind demzufolge, nachdem David aus dein göttlichen Segen erfahren, daß diese Erhebung Gott angenehm sei (2. Saat. 5, 12 ff.), wurde Jerusa- lem auch Stadt Gottes (2. Sam. 6), nnd wirklich würde bei der innigeu Verbindung von Staat nnd Kirche in der Theokratie die Trennung große Uebelstände mit sich geführt haben, wie denn das Gesetz» in 5. Mos. 17, 8 f. bestimmt, daß das oberste Gericht an dem Ort des Heiligthuuis sein sollte. (Heitgfienberg.) HI- XL 6 n· 7. hierauf tritt wieder, wie im l. Ab— schnitt, eine. einzeln: Stimme ein, fordert zicr Zeglsielis wlinsctjung Jerusalems auf und giebt zugleich den Inhalt dieses Glüitiwiinsitjeg an, indem sie selber mit dem Gliicliwsinsctsen vorangeht 6. Wunschet [ihr, deren Füße schon in den Thoreu der Stadt stehen V. L] Jerusalem Glück sund da will ich denn mit solchem Glüskwünschen gleich selber den Anfang machen]: Es mnsse wohl gehen denen, die dich fals den Ort, wo des HErrn Gezelt nnd feine Wohnung ist 76, Z] lieben. 7. Es mnsse ldeinem Namen ,,Salem« d. i. Friede 1. Mof. 14, 18 gemäß] Friede sein in- wendig deinen Mauern, nnd Glück in deinen Palasten sFriede und Wohlfahrt innerhalb deines ganzen Vereichs 48, 14]. Weil David Zion liebte, hat er auf Zion dem HErrn seine Wohnung gebaut; und wiederum, weil er dem HErrn dort eine Wohnung gebauet, hing sein Herz noch inniger an diesem Orte. (Tholuck.) Alle Anstalten, die er machte, gingen auf das (znki"inftige) Haus des HErrux mit dessen Bau und Einrichtung beschästigte er sich in seinen letzten Jahren alle Tage, und wer init ihm davon redete und mit ihm sich darauf freuete, der inachte ihm eine Freude. (Reichel.) Es ist fast, als hätte er eine Ahnung gehabt von dem erschütternden Loose, das diese Stadt wie keine andere Stadt der Welt zu verschiedenen Malen getroffen hat. Was David dunkel geahnet, hat der Davidssohn klar geschaut (Luk. 19, 41 ff.); wo David nur briinstiges Flehen um Frie- den fljr Jerusalem auf den Lippen hat, hat der Davids- sohn das Auge voll Thränen und den Mund voll Kla- gens darum, daß dieses Jerusalem nicht weiß noch be- denkt, was zu seinem Frieden dient. Aber beiderlei Aeußeruiigen liegt die tiefe Wahrheit zu Grunde, daß der Mutter Loos an der Kinder Verhalten gegen sie, an das heilsame Erkennen oder schuldvolle Nichterkennen der in ihr niedergelegten Friedensgedanken Gottes ge- knüpft ist, und daß wiederum der Kinder Loos von dem Wohlergehen der Mutter bedingt ist. (Tanbe.) IV« U. 8 u. Si. Ver l. Kbschiiitt entspricht dem zweiten, indem da wieder der gesauimte Chor zu Worte kommt; er thut, wozu er so eben aufgefordert wurde, nnd spricht in und iuit seinem Glntiiwiinsnje zugleiih ans, wie beide, die Liebe zu den Brüdern nnd die iliebe zu dem Hause Gottes, solchen Wunsch ihm eiugiebi. 8. Um meiner Brüder und Freunde sauer, die mit mir Glieder des auserwählten Volkes sind] willen will ich dir [Jerusalem] Friede wünschen [denn dein Friede, die du das fchlagende Herz bist in dem Leibe der Gemeinde, ist des ganzen Volkes Friedes 9. Um des Hauses willen des HErrn, unsers Gottes sdas mit dir zugleich untergehen würde, wenn du dem Untergange anheimfielest], will ich dein Bestes suchen ldaß du vor deui Untergange bewahrt bleibest und vielmehr immer mehr empor: blühest]. In Jerem. 29, 7 wird durch eine Art von Parodie (strafende Nachbildung) unter veränderten Verhältnissen, was hier vom Zion ansgefagt ist, auf Babel übertragen. (Hengstenberg.) Indem dies Davidslied in dem Ele- mente heiliger Freude und Wonne über Jerusalem lebt und webt, so wird es, wie viele Dissonanzen gerechten Gerichts» über die heil. Stadt auch dazwischen liegen mögen, doch zur Weissaguiig des vollen Glanzes ihrer Herrlichkeit in der Endzeit ihrer Entwickelung. Da wird sie nicht mehr die Verlafsene heißen, sondern wieder die traulich Engverbuiidene (V. Z) sein; da wird sie gefer- tigt und zum Lohe gesetzt sein auf Erden; da wird sie der HErr zur Pracht ewiglich und zur Freude für und für machen: Ief. 62, 4. 7; 60, t5. iTaubeJ Der 123. Psalm. Dei« ckrommen Zustand und Trost. 1. Ein Lied im höheren Chor lPs 120, 1 Anm.]. . Mit dem, was im vorigen psalui über die Herrlichkeit Jerusalems gesagt worden, und mit den Wiiiisrlzen und Bitten fiir ihr Hei! steht die Gegenwart dessen, der mit Pf. 120 u. 121 die Reihe dieser Lieder im höheren Chor eröffnet hat (Gsra it, 24 Knm.), iin schneidendeli Gegensatz; in wehiniithiger tilage läßt er nun hier die Genicitide nni Aufhebung des Gegensatzes bitten, nnd gleich die ausfal- lende iiebereinslitniiiutig des Anfange mit Als. Ist, l läßt . erkennen, daß wir hier denselben Verfasser vor uns haben, wie dort. Die snrische Uebersetzung hat daher gewiß nicht fehlgegrisfern wenn sie des-Psalm als ans der Seele Serv- babels, des Hauptes der zuriicligeltehrteu Galanten, geredet bezeichnet, womit sie wohl diese selber meint, aber absieht- tich ihr Haupt, den Sernbabeh genannt hat, um die sinnige Verbindung unsers Psalms mit dem vorigen anzudeuten: in jenem haben wir Davids Zeit vor uns, des Anfängers des Kiiiiigthitms der ilerheißung, in diesem die des nach— epilischen Fürsten aus Davids Geschlecht (Gsra L, 2). I. v. l n. L. Zunächst soriiht die singende Gemeinde durch eine einzelne Stimme aus ihrer Mitte ihr Auf— Ausblick zum HErrn in Zeiten 399 der Schmach und Verachtung schauen zu Gott und ihr verlangen nmh seiner Gnaden· hilfe mit eben so erhabenen: Ernst als zarter Honig— nett ans. hebe meine Augen smit verlangendem SehUsUchtSbXickJ anf zu dir, der du im Himmel sitzest shocherhaben iiber die Erde und alle ihre Niächte und unendlich reich an Hilfe fiir die Deinen 115, 3; 121, l]. Wie gerade dann, wenn nirgend auf der Erde ein Hofsnungslicht ausgehen will, die Vfalmfiiiiger mit be- sonderem Troste ihren Gott den HErrn nennen, der im Himmel sitzt, so anch hier: daß Gott von allen An- läufen der Menschen nicht berührt werde, daß das Scepter seiner Macht ungebrochen sei, daß sein Auge so weit reiche, als der Himmel geht, das alles stellt sich dabei dem Geiste der Frommen vor. (Tholuck.) 2.» Siehe, wie die Augen der Knechte auf die Hande ihrer Herren sehen sbis sie von ihnen empfangen, was sie brauchenL wie die Augen der Magd auf die Hunde ihrer Frauen [d. i. ihrer Frau oder Gebieterin]; also sehen uns re Augen auf den. HErrn, unsern Gott, bis er uns gnädig werde [und unsre Drangsal wende und endes Die Hand der Herren, die Hand der Frau regiert das ganze Haus, und ihrer Winke und Weifungen stnd die Knechte und die Magd iu gespanntester Aufmerksam- keit gewärtig: die von Israel sind Iehovcks Knechte, die Gemeinde Israel ist Iehovcks Magd —- in seiner Hand liegt ihre Zukunft. (Delitzsch.) II. b. 3 u. il. Hierauf ergreift die Gemeinde alg Ge· sammtheit das Wort, nnd indem ße den Ruf nach Gnade an den ljoirrn richtet, unterstützt sie denselben mit der Darlegung ihres telciglichen Zustande-z. 3. Sei Uns gnädig, HErr [und ändre bald uvsteLageizsec uns gnadigz denn wir find sehr voll [wörtlich: sehr gesattigt von] Verachtung [bei denen, unter welchen wir wohnen 120, 5 ff.; Reh. l, 3; 2, 19]. 4. Sehr voll ist nnsre Seele [oon] der Stolzen Spott sdie uns höhnen, weil wir dein Volk zu sein behaupten und doch so elend und verlassen auf Erden dastehen müssen], Und [von] der Hoffcirtigen Verachtung [die dagegen ihrer- feits des Ansehens und Einflusses bei den Mäch- tigen dieser Welt sich rühmen) Wer Spott und Verachtung recht tragen und um Christi und Gottes Ehre willen erdulden kann, der hat ein großes» Stiick vom wahren Christenthum erlangt. (Starle.) Der 124. Psalm. gottes Beistand in der Rath. l. Ein Lied Davids saus dem letzten Jahr: zehent feiner Regierung 2. Sam. 24, 25 Anm.] im höheren Chor [Ps. 120, 1 Anm.]. Wieder vorige psatm sich gleich in seinem Anfang mit ils· 12l, i berührte, so schließt der vorliegende in seinem Jlusgange sieh mit Pf. IN, 2 zusammen; wie aber 400 der vorige Psalm sich auch in seinen Sorathformeii als eiii Wert: des Verfassers von ps.120 n. 121 zu erkranken gab, so weist nun der vorliegende aiis gleichen Verfasser mit its. 122 zurück. Daß dieser Psalm des Propheten David sei, schreibt cicther, zeigt erstens der hohe theologische Geist des Glaubeiis aii, darnach auch die Eigenschaft der Worte, welche er hier gebrauche« denn in diesen zweien Stüelien iibertrifft er alle, die da Psalmen geschrieben haben. Die zeitgeschietstlieise Grundlage, auf der das Lied sich erhebt, ist wohl die schwere Gefahr des shriscl1-edoiiii- tischen Krieges, die wir in Pf· 44 n. 60 niiher lienaen gelernt habest; aber iuehr als ein Ilahrzeheiit lag seit jener Zeit nnd ihren Jteiigsten hinter David, als er das Lied dichten, nnd so ist es nicht sowohl der geschichtliche Rüclibliiti in die Vergangenheit, was ihm die Worte dilitirt, als der prouhetisctse tooraitsblitti in diejenige Zutiunft der Gemeinde, die sich verwirlctichttz alo sie den unterbroihesieii Teinpelbaii im Frieden nun wieder anfnehnieii diirfte (Gsra 5, 1 —- 6, 15). I. U.1—5. Jluch hier, im ersten Theil des Manns, läßt znniiehst eine einzelne Stimme sieh vernehmen: mit daulibareni Herzen erkennt sie es an, daß nur des HGrrn Beistand das Volti vor dein ihm drohenden Un· tcrgaiig bewahrt habe. Wo der HErr nicht bei uns wäre, so sage Israel [jetzt, wo wir wieder eine Rettung er- fahren haben und es stch nnn darum han- delt, dem die Ehre zu geben, dem alle Ehre gebührt], 2. Wo der HErr nicht bei uns todte, wenn die Menschen sieh wider uns sehen suns den völligen Untergang zu bereiten l37, 7]; 3. So verschlcingen sie uns lebendig swie wilde Thiere ihre Beute], wenn ihr Zorn über uns [das von der Welt gehaßte und ihn gegenüber so ohnmächtige Häuflein des Volkes Gottes] er- grimmetez » 4. So erscinfte uns Wasser Das sie nach uns schießen Offenb 12, 15 H, Ströme gingen itber unsre Seele ssie in ihren Fluthen be- grabendsz 5. Es gingen Wasser allzn hoch über unsre Seele fdaß sie darin umkommen rnüßte]. « Erwachseii aus diesem Psalm find im Reformationsp Zeitalter LutheiHs Lied svom J. 1524 unter der Auf- schrift »der Rechtgläubigen Salve Gsiinrde«): Wär« Gott nicht mit uns diese Zeit &c» und das ausgeflihrtere von I. Jonas: Wo Gott der HErr nicht bei uns hält er. (Moll.) Die Kunst des Liedes besteht weniger in feiner strophischen Form als darin, daß, um einen Schritt vorwärts zu thun, immer um einen halben Schritt rückwärts gegangen wird. (Delitzfch.) II« V. 6——8. Die einzelne Stimme löst jetzt der ganze Chor ab: er preist den HErrn fiir seine Rettung aus der Gefahr, jnbelt über die Freiheit, zu der er seiner Gemeinde uerholfeig und beliennt an ihm eineii König zu haben, dem ,,niahrlict) alte Feind auf Grden viel zu wenig zum Widerstand: feind« s. Gelobet sei der HErr, daß er uns nicht giebt zum Raube in ihre Zahne [daß sie uns zer- sieifchen und auffressen dürstens Psalm 124, 2—8. 125, 1—5. 126, 1. 7. Unsere Seele ist [ihren arglistigen Nach: stellungeitj entronnen, wie ein Vogel dem Strick e des Voglers [den dieser in feiner Schlinge tigch ihm ausgeworfen 91, Z; Sprtichw 6, 5; Hof. I, 8]; del· Strick [denn in der That war ein solcher· auch nach uns ausgeworfen] ist zerrissen, nnd wir sind los [daß man nichts mehr uns an— haben kanns 8. Unsere Hilfe [das hat sich da wieder be- währt und soll uns ein beständiger Gedenk- und TrostspritchseinJ stehet im Nonnen des Mein, der Himmel und Erde geuiacht hat [121, 2; 134, 31. Also fetzet er allhier wider die große Gefahr und Anfechtung Gott, den Allmächtigem nnd verschlinget zu- gleich in einem Atheni alle Bosheit der ganzen Welt und der Hölle, gleichwie ein großes Feuer ein kleines Tröpflein Wassers verzehren (Luther.) Im vorigen Jahrh predigte in Sliddeiitschland ein römisch-katholi- fcher Geistlicher mit großen! Jubel und sichtbarer Her- zensfeeudcz mit der protestantischen Kirche sei es »Matthäi ani letzteulc Ein protestautischer Bauer hatte der Predigt zugehört; als sie zu Ende war, kam er zu dem Geistlichen, sagte ihm, daß er ein Protestant sei, nnd bedankte sich für die Predigt. Verwundert fragte ihn der Kcitholih wie er das könne, der Bauer aber antwortete: Etwas Besseres kann meiner Kirche nicht widerfahren, als wenn es mit ihr Matthili am letzten; denn dort steht gefchriebent ,,Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende« Der 125. Psalm. Hoffnung fässet nicht zu Sehandeil werden. 1. Ein Lied im höhern Chor [Ps. 120, 1 Anm.]. s Jlnf Davids kräftigen biuf im vorigen Psalm folgt als wiederhall ein Gegenruf aus dem Herzen der Gemeinde, uni diejenige Zeit herbeizustehen und herbeizuführen, welche jenen Psalm als für sie benimmt mit voller Wahrheit fiel) würde aiieigiieii können; es ist aber ohiie Zweifel derselbe heil. Sänger, von dem schon die Pf. 120. 121 n. 123 her- rührten, der auch das vorliegende Lied der Gemeinde ge— geben hat, nur das: es eine Reihe Jahre später verfaßt ist, als tu Folge den längeren Drnelis unter der Macht und Bosheit der Widersacher von dein guten Kern der Gemeinde sitt) die böse Schale derer abznsondern begann, die, durch die dloth der Zeit aii Gott irre werdend, von der rethieti Bahn abwicheu (Gsra 4, 24«2lnm.). I. U. I. Das erste Wort hat hier der ganze Chor: die Gemeinde löst die böse Schale, die ihr anhängu von sitt) ab tind sieht auf den guten Kern in ihrer Mitte; es sind die, die auf den tjGrrn harren auch in trüber Zeit, nnd deren Stand und Bestand ist ein nnersrhütterlictfer nnd nuvergängliclfen Die auf den HErrn hohen, die werden nicht fallen, sondern ewiglich bleiben, wie der Berg Zion [genauer: die sind wie der Berg Zion, der nicht wanktz auf ewig steht er fest]. Die Psalmisten find eifrig bedacht, dem Glauben im Sichtbarem das gegen ihn sö niächtig ankämpfh Stützen zu bereiten. So wird hier der Berg Zion zu einer Die nnerschütterliche Festigkeit und gesicherte Existenz, deren das Volk Gottes sich erfreut. 401 solchen geheiligt: wer ihn fortan in seiner unerschiitter- lichen Festigkeit ansah, dem wurde dadurch die uner- schütterliche Festigkeit der Kirche zu Gemüthe geführt. Da der Vergleichungspnnkt nur das dem Zion mit den andern Bergen Gemeinsame, die unerschütterliche Festig- keit ist, so hätte an sich auch jeder andere Berg genannt werden können; den Berg Zion aber zu wählen wurde der Sänger dadurch veranlaßt, daß er der äußere Sitz der Kirche war. Er Vergleicht die Beständigkeit der Kirche selbst mit der ihres äußeren Sitzes, die Uner- schütterlichkeit des geistlichen Zions mit der des leiblichew (Hengstenberg.) Es sind schon Jahrtausende an dem Zion vorlibergegangem und wie er eine glorreiche Ver- gangenheit hat, ist er auch für eine glorreiche Zukunft anfbehalten. Aeltere Ausleger meinen um der chaldäi- schen und römischen Katastrophe willen (2. Kön. 25 , 8 Anm. l) den himmlischen Zion verstehen zu müssen; aber die Kaiastrophe traf ja nur die Bauten auf dem Berge, nicht diesen selbst, der an sich und seiner Be- stimmung nach (Micha Z, 12 u. 4, 1) unerschiittert blieb. (Delitzsch.) II. v. 2 u. Z. Jlng dem Gcfammtchor erhebt siih hierauf eine einzelne Stimme: von dem nnaiigreisbaren Wall des Zeistandeo und Srhuheg ihres HØrrn ist die Genieinde umgeben; darum wird die auf ihr leistende Herrschaft der Gotilofen gewiß einmal ein Gnde nehmen nnd nicht weiter reichen, als die Widerftandgliraft der Gerechten reich! gegen die versucherische Wanst, welthe Denn; nnd Gewöhnung über die Menfihen ausüben. 2. Um Jerusalem her sind Berge sdamit sie schon durch ihre äußere Lage als eine ebenso gegen die Welt abgeschlossene wie gegen sie geschirmte Stadt erscheine Jos. 15, 63 Anm.]; und der HErr [der noch ein unendlich höherer Schutz ist als diese natürliche Umwallung von Bergen, vgl. Jes. 33, 213 Sach. 2, 51 ist um sein Volk her, von nun an bis in Ewigkeit« 3. [Und so sehr die traurige Lage der Ge- genwart, wo Gottes Volk im heil. Lande selber von der widergöttlichen Weltmacht bedrückt und geknechtet wird, dem zu widersprechen scheint, so wird es doch zuletzt sich zeigen, daß der HErr wirklich um sein Volk her ist.] Denn der Gott- losen Scepler [das jetztiso schwer auf uns lastet] wird nicht sfür immer] bleiben aus dem Häuflein sfrüher hatte Luther wörtlich: Loos oder Theil übersetzt, worunter aber nicht, wie er hier deutet, die auserwählte Gemeinde zu verstehen sein dürfte, sondern das zuertheilte Land Richt. l, 3] der Gerechten, aus daß [die in dieser Herrschaft liegende Versnchung nicht länger dauere, als man sie kann ertragen l. Cor. 10, 13., und also] die Gerechten ihre Hand nicht ausstrecken zur Unge- rechtigkeit» sdurch Betheiligung an dem herrschen- den widergöttlichen Wesen Matth. 24, 22]. Ei) Es ist viel leicht r zu lehren denn zu glauben, daß wir, so wir das Esort Gottes bei uns haben und glauben, mit göttlichem Beistande umgeben find. Wenn wir stählerne und feurige Mauern um uns her hätten, so würden wir sicher sein und dem Teufel Trotz bieten; aber des Glaubens Eigenschaft ist es, nicht darauf pochen, was die Augen sehen, sondern was uns das Wort zeigt. Es mangelt uns also das Einzigq daß wir keine geistlichen Augen haben , sondern allein den fleifchlichen Augen nachfolgem (Luther.) — IV) Auch Gerechte sind nicht schlechthin vor Abfall sicher; aber Gott läßt die Versuchung ein solches Ende gewinnen, daß wir’s kön- nen ertragen. (Moll.) III. U. 4 u. 5. Seht iiomuit wieder der ganze Chor zum Wort: er skheidet zwischen den guten nud frommen Herz-en in der Gemeinde und den Andern, die da ab- weichen auf ihre krummen Wege, verliündigt diefen den Untergang mit den tlebelthäterm denen sie siih zngefellt haben, nnd wünscht jenen den Frieden und alles Gute vom lhErrir 4. HErr, thue wohl serzeige Gutes] den guten und frommen Herzen sgenauer hat Luther anderwärts: »den Guten und Aufrichtigen von Herzen«, die sich nicht lassen die Trübsal von dir abtreiben]. 5. Die aber abweichen ans ihre krummen Wege szu denen sie vermöge der Unlanterkeit ihres Herzens sich hinneigen], wird der HEtr lvegtreiben mit den Uebelthätern sden Fremden, durch die sie sich haben verführen lassen]; aber [dagegen, um hier noch die Zukunft zu bezeichnen, wenn jene Bitte in V. 4 sich erfüllen und diese Weissagung in V. be. sich verwirklichen wird] Friede sei iiber Israel snämlich über dem Israel Gottes Gal. 6, 16., der mit dem Namen auch das Wesen Jsraels hat 128, ej. Jn V. 3 spricht sich die Fnrcht aus , durch äußeren Zwang mächtiger Menschen, z. B. der damals in Pa- lästina mächtigen Samarier nnd der diese unterstützen- den persischen Großen, nirgend etwas init der strengen Religion unverträglich cheinendem verleitet zu werden. ,,Nur nichts Halbes, nichts Unredliches und mit dem strengen Gewissen Unvereinbares!« Dies war das Ge- fühl jener ersten Griinder des neuen Jerusalems , und dazu stimmt auch gut der Schluß in B.4n.5. (Ewald.) riede ist das Ende der Tyrannei, der eindschaft, der errissenheit, der Unruhe, der Angst; riede ist Freiheit und Harmonie und Einheit und Sicher eit und Seligkeit. (Delitzsch.) Mit dem Ruf: »Friede über Jsraell« das ganze Heil Gottes in seiner köstlichen Frucht ersassend, reitet der Psalmist segnend seine Hände aus über das ,,Jsrael rechter Art, das aus dem Geist erzeuget ward,« und ein redlich Herz spricht Amen dazu. (Taube.) Der 126. Psalm. Der Frommen Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden. 1. Ein Lied im höhern Chor [Ps. 120, 1 Anm.]. Wiederum ein Lied von demjenigen heil. Sänger, der Davids nnd Salomollz wallfahrtw oder Stnfenlieder zu einein vollständigen pilgerbnaj erweitert hat (Efra 4, 24 Knm.); mit dem vorigen, ebenfalls von ihm verfaßteu p alin berührt sich der vorliegende durch das Siiihoiort ,, tun« und folgt darum uninittelbar auf ihn, seinem In— halt nach aber fchließt er sich an Pf. 120 n. 123 ein-und 402 zeigt uns die aus sahe! znrüitigeleehrte Gemeinde in ihrem lkeid und Wehe wie in ihren Gebeten und Hoffnun- gen. llui ihn vorerst zeitgeschichtlich richtig aufzufassen, miisfen wir im 1. Jlbsihnitt den Wortlaut der deutskhen Bibel einstweilen verlassen und eine andre Uebersetzung anfstellen, wie Luther anfangs selber sie versiikht hat, bis er dann die Beziehung auf die babhlonisttje Gcfangenschaft absichtlich fallen ließ und den Psalm sofort von »dem ge- meinen Gefängnisz des ganzen niensrljliitjeu Geschlechts nnd Errettung« anslegtr. I· b. 1-—3. Die Gemeinde erinnert sitt) zuvörderst der Zeit voll großer Freude und sellger lleberraseljiiug, als der ljErr ihre Erlösung ans der babnlonischeir Gefan- genschaft bewirkte und da auch den theiden es fühlbar wurde, wessen Hand diese Erlösung herbeigeführt. [Der ganze Chor:] Als der HErr [durch die Erlaubniß, die Kores , der König in Perfien, im J. 536 v. Chr. ertheilte Esra 1, I ff.] die Gefangenen Zions erlösen, da waren wir wie die Träumen: den [Luther anfänglich: ,,Da der HErr das Gefängniß Zions wandte, da wurden wir wie die Träumen- den,« die plötzlich angebrochene Erlösung fchien uns anfangs nicht Wirklichkeit, sondern nur ein schöner Traum Z: fein]. Z. a war unser Mund voll Lachens sindem der Eindruck des gegen die bisherige Trübsal so wunderbar abftechenden Glückes den Mund weit, wie beim Lachen, aufzuthun uns drängte, damit die Freude wie inkvollem Strom hervorbrechen könne], nnd unsere Zunge voll Rahmens [indem die jubelvolle Stimmung des Herzens die Zunge zu Jnbelrufen drängte, die wegen des uners öpflichen Stoffs kein Ende nehmen wollten Hiob 8, 2115 da sagte man [in Beziehung auf uns] unter den Heiden: Der« HErr bat Großes an ihnen gethan [so staunenerregend wirkte auch auf sie die wundersame Wandlung unsers Geschicks Joel 2, U; Jes. 52, 9 f.]. Z. [Eine einzelne Stimme:] Der HErr hat Großes an Uns gethan [so mußten noch vielmehr wir selber in Beziehung auf diese Erlösung fagen]; des; waren wir sweil wir merkten, daß Gottes Gnade fich nun wieder zu uns kehrete] frohlich. s Aufsälliger Weise steht im 2. Verse: Dann wird voll f ein unser Mund des Lachens, und unsere Zunge des Jubels; dann wird man sagen unter den Hei- den, der HErr hat Großes an diesen gethan. Weil nun aber im 1. u. Z. Verse die Zeitwortsform für die Ver- gangenheit gebraucht wird: »wir waren wie die Träu- menden,« und: »der HErr hat Großes an uns gethan — wir waren fröhlich« so hat man ohne Zweifel das Recht, die Worte jenes Verses in dem Sinne zu fassen, wie es der zeitgeschichtlichen Auffassung entspricht: ,,Da ward voll er» da sagte man unter den Heiden 2c.« Indessen lassen nun auch umgekehrt, um der Zeitivorts- formen im 2. Verse willen , die« des l. und Z. Verses fich von der Zukunft verstehen, so daß der ganze Ab- schnitt auf die künftige Erlösung fich bezögex fo haben die jlidischen Ausleger Abenesra nnd Kimchi sie verstan- den, und so hat denn schließlich auch Luther übersetzt: Wenn» der HErr die Gefangenen Zions [.14», 7] erlosen wird; so werden wir fein wie die Testament-en. Z. Dann. wird u»nser Mund voll Lachens, nnd unsere Zunge voll Rahmens sein. Da wird man sagen unter den Heiden: Der HErr hat Großes an ihnen gethan. Psalm 126, 2—4. 3. Der HErr hat Großes an uns gethan; deß find wir frohlich. »Auf Grund dieser Uebersetzung find wir gewohnt, schon bei den ersten Lauten des Liedes mit unsern Ge- danken dem seligen Ziel der letzten Erlösung zuzueilen und die Lobgefänge der Ewigkeit zu vernehmen; und in der That, wenn Jsraels Gefchichte überhaupt einen vor- bildlichen Charakter für das Volk Gottes zu alleii Zei- ten in fich trägt, wenn insbesondere jenen beiden Groß- thaten Gottes am Anfang wie am Ende seiner Füh- rung, der Erlösung aus Egyptens und der aus Babels Dienstbarkeih dieser Stempel anfgedrückt ist, so ist es sehr begreiflich, daß die Kirche des neuen Teftaments in diesem köstlichen Stufenliede den willkommenen Ausdruck ihrer seligen Erlöfungswonnh ihres tiefsten Sehnens und höchsten Hoffens wiedergefunden hat unddaß dieses Lied für die gläubige Christenseele Flügel der Morgen- röthe hat.k« — Die Gefangenen Zions, das find alle gläiibigen, in der Gnade des HErrn und unter der Zucht seines Geistes stehenden Gotteskinden Sie find zwar hienieden schon erlöst; denn sie siiid frei gemacht von ihrer Sündenschuld, vom Fluche des Gesetzes und von der Gewalt des Satan. Sie sind aber, dieweil sie in der Hütte find, auch andrerseits noch mit so vielen Banden der Schwachheit, der Trübsal, der Eitelkeit ge- banden und sehnen fcch nach ihrer völligen Erlösung. Die wird denn auch einmal kommen —- flir den Ein- zelnen auf vorläufige Weise, wenn der HErr ihm ein feliges Ende bescheert und ihn mit Gnaden von diesem Jammerthal zu fich nimmt in den Himmel; für die ganze Gemeinde aber in ihrer tiberfchwänglichen Fülle und Herrlichkeih wenn Er, der Erlöser, mit einem Feldgefchrei und Stimme des Erzengels nnd mit der Posaune Gottes herniederkommt vom Himmel und die Todten in Christo werden auferstehen zuerst, darnach die dann noch auf Erden und in ihren Leibern find, und werden zugleich mit denselbigen hingerücket werden in den Wolken, dem HErrn entgegen in der Luft. Da werden sie fein wie die Träumendeiu Ja, wie die Träumendeii und ganz vor Freude außer uns werden wir schon fein, wenn ein feliger Tod aus dieser gegen- wärtigen argen Welt uns hinüberführt in eine andere bessere Welt, wenn die Engel auf Eliä Wagen unsre Seele heimbringen in das rechte Vaterland: sie kommt ja nun hinauf zu den ewigen Bergen, zu welchen sie hier unten ihre Augen allezeit aufhob und von welchen ihre Hilfe kam, hinauf zu der Köiiigsburg dessen, der Davids Sohn und HErr zugleich ist — da ziehet fie ein mit Palmen des Sieges in ihrer Rechten, hinter fich alles Elend der Zeit, vor sich die ossene Herrlichkein Wie wird da ihr sein? Freude und Wonne werden ihr Wesen mit einer seligen Gewalt anfassen, mit einer seligen Macht durchgehen; von Freude und Wonne hin- genommen wird fee gar nicht wissen, wie ihr geschieht. Es werden Wunder Gottes sich vor ihr aufthun, die noch kein Auge gesehen und kein Ohr gehöret hat und die in keines Menschen Herz gekommen sind; denn wir sehen hienieden feiner Wunder nur das Wenigste. Aber das Höchste ist: sie wird Gott schauen, das unerfchaffene, heilig-heilig-heilige Licht; das wird eine unaussprech- liche Freude in ihr entzünden und eine unaussprechliche Wonne durch ihr Herz ergießen. Alle Eitelkeit dagegen, alle Plage, alles Elend dieser Zeit, die auf Erden wie mit ihrem Wesen verwachfen schienen, daß sie gar nicht anders denn als eine geplagte Seele sich kannte, sie sind dahin; denn Schmerz und Seufzen kann da nicht mehr sein, wo ewige Lust und der friedenvolle Sabbath Gottes ist. Wie die Träumenden werden wir aber erst recht sein, wenn der letzte große Tag kommt und der HErr feine Der Frommen Traurigkeit soll in Freude verwandelt werden. 403 Auserwählten sammelt von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zu dem andern. Dann werden wir nicht blos diejenigen wieder haben, ewig wieder haben iind in verklärter Gestalt und himnilischem Wesen, die wir einst im Leben gekannt und geliebt nnd deren Abscheiden wir vormals so viel beklagt und betrauert haben; wir werden dann auch diejenigen schauen, die je und je dem HErrn angehört haben im Glauben und durch deren Wort wir selber gläubig geworden — die heil. Erzväter, die lieben Propheten, die hohen Apostel, die treuen Blutzeugen und Märtyrer —, die ganze Gemeinde der Heiligen, sie wird vor unsern Augen da- stehen und sie wird in ihre Miite uns aufnehmen, daß wir in ihrer Freundschaft und Genieinschaft die Hochzeit des Lammes feiern. Dann wird unser Mund voll Lachens und unsre Zunge voll Rühmens sein. Hier, unter dem gegenwärtigen uiischlachtigeii und ver- kehrten Geschlecht ist unser Mund gar oft voll heiligen Zvrneseifers, wenn wir Jakob sein Uebertreten nnd Israel seine Sünden anzeigen müssen, und unsre Zunge voll Magens, wenn des Brennens und Reißens so gar kein Ende ist und die Leute mit sehenden Augen nicht sehen und niit hörenden Ohren nicht hören wollen, son- dern sich selbst den Zorn Gottes häufen auf den Tag des Zornes und der Offenbarung des gerechten Gerichts. An jenem seinem Tage aber wird der HErr alle, die « dem Glauben nicht haben gehorsam werden wollen, hin- ausstoßen und aus seinem Reiche alle Aergerniß sam- meln nnd in den Fenerosen werfen. Dann wird unser Mund voll Lachens sein; denn nun sind wir diejeni- gen, die da triumphiren, die ihre Sache siegen und ihre Feinde unter ihren Füßen sehen. Sonst war es anders, sonst waren wir ein kleines bedräiigtes Häuflein, ein Fluch der Welt und Fegopser aller Leute; nun aber heißt es: »die Rechte des HErrn ist erhöhet, die Rechte des HErrn behält den Siegl« Und wie unser Mund voll Lachens, so ist unsre Zunge voll Rühniens, voll Rlihmens des HErrn, der unsre Seele vom Tode er- rettet hat und unsre Füße vom Gleiten, der uns tüchtig gemacht hat zum Erbtheil der Heiligen im Licht und hat seine Gnade und Berufung sich nicht an uns gereuen lassen. Da werden denn alle die uns beneiden, die mit uns eben denselbigeii theuren Glauben überkommeii hatten, aber ste haben weggeworfen die Gnade Gottes und selber des ewigen Lebens sieh nicht werth geachtet. Das sind die Heiden, unter denen man in Beziehung auf ·uns sagen wird: »Der HErr hat Großes an ihnen gethan« Anch sie, die jetzt noch toben und reden so vergeblich, die sich auflehnen und mit einander rath- schlagen wider den HErrn und seinen Gesalbten, werden einst eine Ahnung davon haben, wie selig sie hätten werden können, hätten sie nur nicht zerrissen die Bande, womit der Heiland an sein sanstes Joch sie knüpfen wollte, und von sich geworfen die Seile feiner Liebe; sie werden wenigstens soviel begreifen, welcher Qual und Pein sie hätten entgehen können, wenn sie hätten sich wollen retten lassen, und werden die, die wirklich errettet worden, glücklich preisen. Während aber das von der Noth ihnen abgedrnngene Bekenntniß: der HErr hat Großes an ihnen gethan! den Heiden selber nichts mehr hilft, nehmen die Seli en nnd Voll- endeten, die Erlöseten des HErrn es ihxnen von dem Munde weg und machen es zu ihrem eigenen Lobgesang, der durch die Himmel tönt und in alle Ewigkeit fortklii1gt: Der HErr hatGroßes an uns ethanz deß sind wir fröhlich! O, wer noch Zeit gut, das Heil seiner Seele zu bedenken, die Hölle unterwärts zu meiden und den Weg des Lebens, der überwärts gehet, zn erwählen, der besinne sich nicht lange, ans daß es nicht zu spät werde; er trete ab von der Ungerechtigkeitz ab vou dem breiten Wege, darauf die Vielen wandeln, nnd trete über auf den schmalen Weg , aus die Seite derer, die von Babel ausgebrochen sind und hinauf gen Jerusalem ziehen! Sie, diese Zuriickgesührten und Heimgekehrtem bitten jetzt noch, in der Gnadenzeih für ihn und schließen ihn ein in das Gebet, das wir im folgenden 4. Verse lesen; denn alle, die selbst die Erkenntnis; des Heils empfangen haben, haben kein brünstiger Verlangen, als daß der HErr ihrer recht viele herumhole und ihnen nachschicke auf den Weg der Gerechtigkeit. Sie gehören ja eigentlich auch zu uns, zu den Kindern Zions, die noch zurückgeblieben in Babel; sind ja auch auf den Namen Jesu Christi getauft und mit seinem heiligen theuren Blute erworben und gewonnen: so denken die Zurückgeflihrten und Heimgekehrten , nnd möchten gern nach sich ziehen, soviel ihrer sich irgend ziehen lassen. II- V. 4—6. Mit der dankbaren Freude über ihre Heiniführung, deren sie vorhin siih erinnert hat, ver- bindet hierauf die Gemeinde der nach Jerusalem Zurüuii geliehcten die Bitte um Vollendung dieses heilen-eilig; solche Vollendung fleht freilich , wie die Verhältnisse ge- genwärtig sind, norh in weiter Anteil-in, aber es lianu nicht ausbleiben, der unter Thränen ausgestreuter: Saat wird eine herrliche freudenernte folgen. 4. [Der ganze Chorxj HErtp wende [noch völliger, als du es bisher gethan V. I] unser Ge- sangniß [dadurch, daß ihrer noch viele aus Babel hierher, nach der Heiniath, znrücktehrem und laß so unsern jetzigen, noch andauernden Trübsalsstand bald zu Ende gehen und verschwinden], wie du die Wasser gegen Mittag [im Mittags- oder Südlande 4. Mos. 13 , 21 Auen] trocknest [die hoch ange- schwollenen Gießbäche in den Thälern zur Som- merszeit in Dunst sich auflösen und wieder ver- schwinden läßt Hiob 6, 17 f.]. »Die Bitte gilt der Vollendung des macht- und gnadenreich begonnenen Werkes. Die bis jetzt Zurück- gekehrten sind ja im Verhältniß zum Gesammtvolke nur wie ein kleiner Vortrab fEsra I, 1l Anm.); Jerusalem aber sehnte stch nach ihren Kindern, und der HErr hatte ihr zugeschworen (Jes. 49, 18): Du sollst mit der gan- zen unzählbaren Menge der zu dir heimkehrenden Kinder wie mit einem Schmuck, den ein Weib nach den Tagen ihrer Wittwentrauer anlegt, aiigethan werden, und wirst sie um dich legen, wie eine Braut den Prachtgürtel um ihr Hochzeitsgewand.« Zu dieser Sehnsucht, die der Psalmist hier zum Ausdruck bringt, will nun die Aus- deutung der Worte des Grundtextes, wie sie der obige Wortlaut unserer deutschen Bibel giebt, nicht passen; denn gerade mit der Austrocknung der Bäche im Som- mer beginnt für das Mittagsland eine gar trübselige Zeit, es verschmachtet da alles Grün und die ganze Gegend steht traurig nnd ist wie ein ausgebranntes Land. Besser halten wir uiis an Lnther’s frühere Uebersetzung, welche die Ergänzung ,,trocknest« noch nicht enthält, sondern den Grundtext wiedergiebt, wie er eben lautet, so daß uns eine richtigere Ergänzung zu Gebote steht: »4. Hütte, wende unser Gefängniß ssühre auch dieje- nigen· von den Gefangenen Zions V. I zurück, die noch im Lande der Gefangenschaft geblieben sind], wie [du wendest oderzUrückführstJ die Bache im Mittag [wenn im Frühjahr von den herzuströnienden Ge- birgswafsern sie auf’s Neue gespeist werden Hiob 6, 15 f., dadurch denn das Land wieder emporkommt und in frisches Grün sich kleidet]. 404 Psalm 126,5.6. 127, 1—5. 128, l. Hieriiach erbittet die Gemeinde für das heil. Land reichlichen Zufluß an Bevölkerung und dadurch Neube- lebung, wie das nach der Sinai - Wüste hin gelegene Südland (Negeb = Trockenheit), das bei feinem Man- gel an Wasserquellen (Jos.15,19) ganz auf die Regen- bäche angewiesen ist, solche in seinen Naturverhältnissen veranschaulicht durch die im Sommer verschwindendem R; Bzikiter mit Regenwasfer sich füllenden Wadtfs oder inn a e. Z. [Eine einzelne Stimme wie in V. 3:] Die [wie die Gemeinde der Znrückgekehrten jetzt thut, wo alle ihre Unternehmungen zur Wieder- herstellung des heil. Landes so wenig Aussicht auf Erfolg bieten] mit Thråtien seien [weil das Erd- reich ausgetrocknet ist und wenig Hoffnung ge- währt, daß der Same auch ausgehen werde], wer- den [gleichwohl, weil der HErr Zeit und Stunde weiß, wo er dem ausgestreuten Samen Fruchtbav keit zuführen foll, und Mittel und Wege genug hat , auch den anssichtslosesten Unternehmungen Fortgang und Gedeihen zu verleihen] mit Freuden ernten«- [vgl. die Erfüllung dieses Worts in Be- ziehung auf die Gemeinde: Esra 6, 16. 22; Neh. 12, 43]. 6. Sie gehen hin nnd weinen [genauer: gehend gehen sie» und weinend, d. i. kei- nen Schritt vorwärts thuend ohne zu weinen 2. Sam. Z, IS; 15, 30], und tragen edlen Samen [der in sich selber triebkräftig und frucht- versprechend genug ist, für den sie aber, indem sie längshin in die Furchen ihn auswerfen, um des dürren Bodens willen fürchten müssen, daß er umsonst ausgestreuet werde], nnd kommen sdoeh hernachmals, wenn die Erntezeit da ist] mit Freuden [genauer: kommend kommen sie in Jubel, d« i. fest und sicher auftretend als die über Erwarten HochbeglücktenL und bringen ihre [überaus reichen und vollenj Garbenttt sin welchen ein, die vorige Hoffnungslosigkeit beschämender Er: trag des ausgesireuten Samens ihnen zu Theil ge- worden . s) bgleich das natürliche Verhältniss zu Grunde liegt, so darf man doch nicht annehmen, daß die Worte zunächst in Beziehung auf dieses ausgefagt wurden und aus das höhere nur angewandt werden; denn auf das natürliche Verhältniß paßt nicht die unbedingte Allge- meinheit, in der der Satz hier hingestellt wird. Es ist hier vielmehr von vornherein vom geistigen Säemann die Rede. Dann darf man nicht übersehen, daß das »die Säeiiden«, geistig genommen, aus dem Zusammen- hange, in dem nur vom Volke des HErrn die Rede ist, eine Beschränkung enthält: die Siienden unter dem Volke Gottes, oder: wir, die wir säen. In der Welt wird gar viel in Thränen gesäet , ohne in Freuden zu ernten, und ihr, der Welt, in falscher Anwendung statt des »thuet Bußel« zugerusen, nimmt der Vers den Character eines falschen Trostes an. Nach richtigem Verständnis; singt P. Gerhard (Schwing«dich anf re. V. 16): Gottes Kinder säen zwar traurig und mit Thränen, aber endlich bringt das Jahr, wonach sie sich sehnen; denn es kommt die Erntezeit, da sie Garben inachen, da wird all ihr Gram nnd Leid lauter Freud nnd Lacheu. (Hengstenberg.) — It) Der Prophet will die stete Währung durch das Wiederholen eines Wört- leins anzei en, da er spricht: ,,sie gehen, sie gehen;« denn des einens ist kein Ende, ehe denn wir in die Grube verscharrt werden , obgleich eine kurze Zeit sich zu erholen gegeben wird. (Luther.) Solang du, liebe Seele, noch in dem Babel dieser Welt zu leben nnd zu wallen hast, so wisse, daß es dich noch manche Thränen- saat wird kosten: es kostet Bußthränem wie bei David, Petro und der großen Sünderin; es kostet Amtsthrä- neu, wie bei David, Jeremia, Paulo, ja bei Christo selbst; es kostet Gebetsthräneiy wie bei David, dem seine Thränen sast zur Speise geworden; es kostet Mit- leidens-, ja eigene Leidensthränem Das alles aber laß dich nicht verdrießen: die Freudenernte bringt doch alles wiederum ein. (Frisch.) — VII-V) Wie unter der Aussaat alles zu verstehen ist, was der Einzelne zum Baue des Reiches Gottes beiträgt, so unter den Garben die heilsan1e Frucht, welche, indem Gott über Bitten und Verstehen sein Gedeihen dazu giebt, daraus hervor- wächst. Ueberschwänglicher noch als diesseits wird diese Wandlung des Weinens in Frohlocken sich jenseits be- währen; der diesseits ausgesiiete thränenbeseuchtete Samen wird jenseits zu selig herrlichen Garben, von denen der heil. Bernhard sagt: so groß find diese Garben, daß sie nicht gemessen, so viel, daß sie nicht gezählt, so kostbar, daß sie nicht geschätzt werden können. (Delitzsch.) Freuden-Ernte nach Thränensaan l) wer verbürgt sie? Z) wer empfängt sie? Z) wer er- wartet sie? Mit Thränen begleiten wir oft genug unser Thun und unser Leiden auf Erden: ob aber immer die erwünschte Frucht daraus kommt? und wenn nicht, woran liegt das? (Moll.) Der 127. Psalm. gesegnet-z Haushalkung und Regierung. I. Ein Lied [von] Salomo [1. Kot« 4, 32 Anna] im höheren Chor [Ps. 12o, 1 Anm.]. Wir erreichen hier die Mitte der 15 tcieder im höheren Chor; 7 Liede: dieser Art gehen unserm Psalm voraus, und 7 folgen ihm nach. Dafür, daß er wirklich von Salomo verfaßt sei, wie die dlcberschrift bezeugt, spricht die den ,,.Sprüihen Salo1no’s« Verwandte Form und der Ausdruck; außerdem aber ist sein ganzer Inhalt nichts weiter als eine Ausführung deg Themas Spr.10, W: »Der Segen des HGrrn macht reich ohne Mühe« wag iiun in Beziehung auf dar; Glück deø Frommen in feinem hiinglichibürgerlicheu Leben gesagt wird, schien um so mehr eine dlebertraguug auf die ganze Gemeinde und damit eine geistlich: Deutung zu vertragen, wo nicht gar zu er- heischen, als Salomo selbst nur wenig Eindersegen erlangt hatte uud sein Wort in V. 3 ff. gerade an ihm ihien zii Skhandeti geworden zn sein (1. Ahn. 11, 42; Z, 1 Knm.); alg daher in den ersten Zeiten nach dein Gril die verhält— nißmäßig geringe Zahl der heimgeliehrten daa verlangen nach einer größeren Mehrung bei der Gemeinde erweckte und die Störung dee Teinpelbauee dnrih die feindliehen ilakhs barvölkcr ee reiht fiihlbar Manne, daß zumal für den Bau einer; solchen tjaiisekn wie man es angefangen, an Gottes Segen aller( gelegen sei, eignet: man sirh den Psalm ale Verheißnng einer besseren Zukunft ohne Bedenken an und verleibte ihn dem pilgerbüilzlein (Esra 4, 24 Zum) ein. I. d.1u.2. von dem tljGrrn allein kommt das Ge- deihen fi":r unsre Arbeit, die Sicherheit für unsre nacht— ruhe, der Fortgang für unsre Nahrung; ohne ihn if( allen Arbeiten, Sorgen nnd smiihen unifonst Nicht auf menschlichem Thau, sondern auf göttlichem Geben und Bewahren ruht alles Gedeihen. 405 sErster Chor:] Wo der HEtr nicht das Haus bauet, so arbeiten umsonst, die·dran bauen. Wo der HErr nicht die Statt behutet, so wachet der [zu ihrer Hut für die Nachtzeit be- stelltes Wachter umsonst. · 2. Es ist umsonst, daß ihr [zur Beschaffring des täglichen Brodes für euch und die Euren] fruhe aufstehn, und hernach lange sbis in die Nach: Jes 5, 11] siszet, und esset euer Brod mit Sorgen [woher es reichlich genug kommen soll, um eurem Bedürfniß zu genügen]; denn seinen Freun- den [denen, die im rechten Verhältniß zu ihm stehen ——— wörtlichx seinem Jedidja oder Lieb- ling 2. Sam. 12, 251 giebt er’s swas ihnen nöthig und nütze ist] schlafend süber Nacht kommt ihnen der Segen, ohne daß sie wissen wie? 1.Mos. 2, 21 fs.; 1. Kön. Z, 5 ss.]. Der Sänger hat hier solche vor Augen, welche ohne Gott arbeiten und sorgen; daher hebt er nur die eine Seite hervor. Ganz anders würde er reden, wenn er solche vor Augen hätte, die in falschem Vertrauen auf Gott träge die Hände in den Schovß legen. Nicht die Arbeit, die ja nach dem Sündenfall göttlicher Einsetzung ist, und die Vorsorge wird verdammt, sondern nur der verderbliche, das Gebet ertödtende Wahn, daß man ohne den göttlichen Segen irgend etwas erreichen könne. (Hengs·tenberg.) Mancher baut sich ein Haus; aber er kann den Bau nicht hinausführen, oder er stirbt dar- über, ohne es beziehen zu können, oder der Bau miß—- lingt durch unvorhergesehene Schäden, oder wird, wen1i er gelingt, eine Beute gewaltsamer Zerstörung — wenn nicht Gott selbst es bauet, so mühen sich daran umsonst, die es bauen. Manche Stadt ist wohl bestellt und scheint durch weise Vorsichtsmaßregeln vor jedem Unfall, vor Feuersbrunst und Ueberfall gesichert; aber wenn Gott selbst sie nicht hütet, so ist’s vergeblich, daß solche, denen ihre Obhut vertrauet ist, dem Schlafe entsagen und mit aller Hingabe ihres Amtes warten. Manche beeilen sich, früh aufzustehen und an die Arbeit zu kommen, und sitzen bis in die späte Nacht hinein — es ist euch ver- geblich, ruft ihnen der Dichter zu, es bringt euch doch nicht, was ihr erzwingen zu können meint, ihr eßt da- bei doch nur Brod der Miihsale, mit Mühe und Noth erschwungenes; ebenso gut und reichlich, wie ihr’s nur immer durch mühe- und sorgenvolle Anstrengnngen zu erschwingen vermögen giebks Gott seinem Liebling (Ps. 6sz0, 7) schlasweifh d. i. ganz ohne sein Zuthum bei gänzlichem Verzicht auf unrnhiges Selbstwirkem im Stande selbstloser Entäußerung und anspruchslosey ge- lassener Hingabe an ihn. (Delitzsch.) Werde zuvor ein Freund Gottes, alsdann thue, was dir befohlen ist, und laß übrigens Gott walten: er wird dir, wenn du dich in herzlichem Vertrauen niederlegest, auch im Schlaf dein Gllick bereiten. (Starke.) Nichts ist es spat und frühe um alle meine Mühe, mein Sorgen ist unisonsh er mag’s mit meinen Sachen nach seinem Willen machen; ich stell’s in seine (Vater-) Gunst. (Jn allen meinen —- V. 2.) Ach Hüter u11sers Lebens, fürwahr es ist vergebens um unser Thun und Machen, wo nicht dein’ Augen wachen. (Nun laßt uns gehn und treten &c. V. 6.) Drei S gehören Gott zu: Sorgen, Segnen, Seligmachem (Sprichwort der Väter.) II— V. 3——5. wie sehr an Gottes: Segen alles gelegen sei, zeigt no) am eiulesutstendfleik so daß es auch dem slindesien zu einer unleugbareu Wahrheit wird, an dem, wag man geradezu den Ehesegen nennt; deuu mag is! im iljauosiande mehr über alle-z brennen nnd kaufen, Sorgen und Mühen gestellt, als der Seht; von Kindern ? lind je mehr nun der Kinder, die einem Vater zu Theil werden, desto größerer Segen, vorauggesetztz daß dieselben wohl gerathen. 3. « ssweiter Chor:] Siehe sals besonders augensälliges Beispiel für die Wahrheit dessen, was in V. 1 f. gesagt worden istL Kinder sind eine Gabe des HErrn [die ganz und gar von dem freien Willen des Gebers abhängt 1.Mos.30,1f.], und Leibesfrncht fdaß eine Frau schwanger wird] ist ein Geschenk U. M. 33, 5]. 4. Wie die Pfeile in der Hand eines Starken sschon bereit sind, von diesem die Feinde gleich beim eisien Angriff zurückzutreibenL also gerathen die juiigen Knaben srichtiger hat Luther anderwärts: also sind die Kinder oder Söhne.der Ju- gend dem Vater, wenn dieser nun anfängt zu altern , mit ihrer jugendlichen Kraft zum Schiitze bereit]. " 5. Wohl dem [Vater], der seinen Köcher [d. i. sein Haus] derselben voll hat sum die Wi- dersacher mit soviel Pfeilen, als eben noth thut, bedienen zu können]; sie [der Vater mit der ihn umgebenden Schaar von Söhnen] werden nicht zu Schanden, wenn sie mit ihren Feinden handeln [ihnen freimüthig ihr Unrecht vorhaltend oder ihre Anklage abwehrend] im Thor [wo man ösfentliche Angelegenheiten zu verhandeln pflegt 1. Mos. II, 1 Anm.; Ruth 4, 1 fs.]. i Daß einem Ehepaar Söhne geboren werden, liegrs nicht blos an Gottes Segen? Daß sie künftig wohl gerathen nnd den Eltern zur Hand « « Pfeile dem Starken zum Griff im Kö er bereit sind, liegt’s nicht blos an Gottes Segen? Das muß jeder- man zugestehen: also sind die Kinder Predigten von Gottes Fürsorge; ohne dieselbe würde keine Mutter schwanger, kein Kind zur Welt jemals geboren noch wohl auferzogen und fortgebracht werden, Gott muß da allein alles versorgen, bestellen, segnen und.bene- deien. (Bakius.) Viel Kinder, viel Vaterunser; viel Vaterunser, viel Segen. (Sprichwort der Bären) Der 128. Psalm. kfrommer Eijeleuie Pflicht und Segen. 1. Ein Lied im höhern Chor lPs 120, 1 Anm.]. »Wie Pf. 127 an 126 angeschlossen ist, weil die That- sache, daß Israel dergestalt von der Erlösung aus tzabels Gefangeufchaft überrascht ward, daß eo zu träumen meinte, (126,1), ihre Erklärung in der allgemeinen Wahrheit findet, daß Gott dem, den er liebt, im Schlafe befrheerh was Andere durch Klimührn bei Tag und llakht uikyt zu erfchwingeo vermögen (l27, 2): so folgt Pf. 128 auf 127 aus gleichem Grunde, wie Pf? auf l; es sind beide Mal Psalmen zu ainmeagesielltz deren einer mit »Man! dein« beginnt (t2 , l) und einer damit schließt (127, 5). Sie 406 verhalten sich zu einander ähnlich wie die Gleiehnisse vom Schatz im Kelter und der Einen Perle (.9l1atth.13, 44—46): in jenem erscheint das Himmelreich als ein Geskhenli freier entgegenliominender Gnade, denn der Mensch sindet, was er nicht gesucht hat; in diesem als die letzte nnd vollkom- mene Befriedigung alles menschlichcn Surhens uud Sehnens, denn der Kaufmann snrht Perlen und sindet da die eine ohnegleichen. So wird, was den Menschen beglückt, in ps.127 als Segensgabe und in ps.128 als Segenslohn dargestellt: dort erscheint es als Geschenk der Gnade im Gegensatz zu gottentfremdetem menschlichem Selbsiwirleem hier als irneht des ora et lahm-a (bete nnd arbeite).« Allem Jlnsehein naeh gehört der Psalm demselben Verfasser nnd derselben Zeit an wie Pf. 120. IN. 123. 125 u.126; indem er zeigen will, wie der Gottesfnrcht nnd Gerechtig- tteit nimmer ihr tkohn fehle, bekämpft er die trübe Muth- losigliein welihe damals Israel befthleichen wollte, nnd hat es mit demselben Thema zn thun wieder proohet Saeharja in nun. s: ,,Sing, bet nnd geh auf Gottes Wegen, ver— richt das Deine nur getreu, und trau des Himmels reichem Segen, so wird er bei dir werden neu; denn welcher seine Jnocrsicht auf Gott seht, den verläßt er nicht«· (wcr nur den lieben Gott — v. 7.) I. v. l—3. vor allem hält sich die Gemeinde in ihrer Gcsammtheit die Bedingung alles Scgeus Gottes vor, worauf dann eine Stimme sieh erhebt nnd die Lieb— lithtieit dieses Segens im Hans— und Ghestande be· schreibt lGanzer Chor:] Wohl dem [fo darf die Gemeinde des HErrn sagen allen trüben und drü- ckeuden Umständen zum Trotz, die gegenwärtig noch auf ihr laiien], der den HErrn fnrchtet und [folche Furcht Gottes auch bewährt und beweist, indem er] auf seinen Wegen gehet. Es kann ein Jüngling oder eine Jungfrau allerlei fchöne und edle Vorzüge haben, wie sie schwer in’s Ge- wicht fallen dürfen bei Schließung einer Ehe, Vorzüge des Körpers, des Geistes, des Gemüths; es gebührt auch den äußeren Verhältnissen, welche für oder wider eine Ehe fprechen, eine ernstliche Rückstcht —- nnd wohl denen, welcheu der Rath befonnener Eltern dabei zur Seite steht; aber alles das verdient doch nur erst dann in Anschlag zu kommen, wenn bereits über die Haupt- fache kein Zweifel mehr besteht, daß der Mann dem Weibe, das Weib dem Manne das Allernothwendigfte mit in die Ehe bringe, ein gottesfürchtiges Herz, einen frommen chriftlichen Sinn. Weffen äußerlicher Lebens- wandel nicht vor den Geboten Gottes, vor den Anfor- derungen chriftlicher Rechtfchaffenheit besteht, wer im ledigen Stande Untugeuden an sich duldet, die nimmer- mehr mit einem christlichetc Ernst stch vertragen, oder wer, bei äußerlicher Unbefcholtenheit, innerlich vom chriftlichen Glauben nichts weiß oder hält, wer über das, was fein ewiges Wohl betrifft, leichtfertige Grund- sätze hat oder gar keine; wem man’s leicht anmerkt, daß er mit Gottes Wort nichts anzufangen weiß, daß es ihm noch nie das Herz weder gebrochen noch geheilt hat, der kann in eine Ehe den Segen weder bringen, noch den Segen in der Ehe haben — folchen Leuten ist nichts verbeißen. Sie gehentiberhaupt nicht auf Gottes Wegen, darum auch nicht auf Gottes Wegen in die Ehe. Man hat’s etwa ausgerechnet, oder Andere, daß der Mann ein reichliches Auskommen und die Braut Geld genug habe, nnd geht so der Verlockung des Mammons nach , statt der Leitung Gottes; oder man faßt die Stellung , den Rang, den Namen, die einflnßreichen Verbindungen in’s Auge, welche eine Ehe in Ausficht stellt, und jagt einem Psalm 128, 2——6. 129, 1-3. Trugbild von Glanz nach, statt einem bescheidenen, aber ficheren Glück; im besten Falle endlich taumelt man in der Trunkenheit fleischlicher Liebe in die Ehe. Wie der Weg ist, so geht sich’s drauf, wohl oder übel! Kein Wunder, wenn das in Sünden oder Leichtsinn gekntipfte Ehebund zum eisernen Joch wird, unter dem man keine gute Stunde hat: ,,verl1u:idex1 in Sünden kann den Frieden nicht finden — verbunden in Gott hält auf Leben und Tod.« (Caspari.) 2. sEinzelue Stimme:] Du sder du ein solcher bist, Gott fürchtest und auf feinen Wegen gehest] wirft dich nähren deiner Hände Arbeit [denn deine Arbeit soll nicht vergebens sein, der Weinstock soll dir seine Frucht und das Land sein Gewächs geben Sach. 8, 10 ff.]; wohl dir, du hast es [in solcher, der göttlichen Verheißung ent- sprechenden Lage] gut [und trifft dich nicht jener Fluch der Gottlosen in Hagg l, 6]. 3. Dein Weib wird sein wie ein fruchtbarer Weinstock um dein Haus herum [der das ganze Hans mit seinem grünen Laube und seinen edlen Früchtett ziert ——- nach anderer Auslegung sind die letzten Worte ans das Weib selber zu beziehen: im Jnnern deines Hauses], deine Kinder wie die sfröhlich gedeihenden] Oelzweige [Stecklinge vom Oelbaum l. Kön. 6, 31 Anm.] um deinen Tisch her [denn wie das Weib in das Jnnere des Hauses gehört, so ist der Kinder Platz hauptsächlich am Tisch; hier, wo sie hoffend aussehen zu ihres Vaters Hand und mit Wohlgefallen sich nähren , daß es ihnen anschlägt , nehmen sie besonders gut sich aus]. Man achte zuerst darauf, daß nunmehr die Rede in eine Anrede an den gottesfürchtigen Mann übergeht; das will anzeigen, daß ihm alles das, was nun folgt, als eine Segensgabe von Oben zugetheilt und in den Schooß geworfen wird. (Taube.) Die erste Verheißung geht den Segen der Nahrung an, die andere die Ehe, die dritte die Kinder. Während sonst das bloße rüh- aufstehen und Langesitzen zum Erwerb der Na rung noch nicht genug ist (127, 2), wird unter des HErrn Segen bei dem, der Gott fürchtet und recht thut, auch eine mäßige Anstrengung zur Befriedigung seiner Be- dürfnisse ausreichem Allerdings lauten nun dergleichen Verheißungen der Schrift so, als ob da von einem übernatürlichen Segen, der durch Unsichtbare Kanäle strömt, die Rede sei, und ist auch nicht zu leugnen, daß die Wege, auf denen Gottes Segen in einen christlichen Hausftand kommt und ihm Gedeihen giebt, häufig un- sern Blicken durchaus verborgen bleiben; im Allgemeinen giebt sich jedoch sofort zu erkennen, daß die Gottes-weiht, da sie die Menfchen mäßig, genügsam, redlich, arbeitfam macht, für die Thätigkeit eines jeden Berufs ein gedei- henbringender Segen fein muß. Nimmt man noch hin- zu, daß wer in Liebe nnd Glauben arbeitet, ein fröh- licher und leichter Arbeiter ist, darf man dann nicht sagen, daß die Gottesfurcht zum Theil wenigstens jenen Fluch von der Arbeit hinwegnimmt, durch den sie in die Welt gekommen ist? (Tholuck.) Durch eigne Arbeit fich zu nähren ist eine Pflicht, welcher selbst ein Paulus sich nicht entziehen wollte (Apostg. 20, 34)·, und so sich selber nähren n können ist ein Glück; denn wer es kann, macht ft Andern ntitzlich und doch auch von ihnen unabhängig, er ißt das Segensbrod Gottes, welches Das Ende der Dränger Jsrael’s. süßer ist, als das Gnadenbrod der Menschen. Jn nahem Zusammenhange damit steht das Gltick eines in sich be- friedigten Hauses , eines lieblichen und stillen und hoff- nungsreichen Familienlebens. Das Bild des Wein- stocks, welcher überhaupt das heils eschichtlich höchst- gestellte aller Getvächse ist, eignet fis trefflich für das Weib, welches eiu Abseuker des Mannes ist iind des mäniilichen Halts bedarf, wie die Rebe eines Stabes oder einer Hauswand; mit den Trauben werden hier die Kinder, die sie trägt und ausgebiert, zugleich aber wohl (in zarter Rücksicht auf die Kinderlose) alle herz- erfrenenden Bethätigungen edler Weiblichkeit verglichen, und nun führt die draußen nicht viel sichtbare Hausfrau ein ganz und gar in dem Glück ihres Mannes und ihrer Familie aufgehendes Stillleben. Die von so edler Rebe stammenden Kinder werden, wenn sie rings um die Speisetasel der Familie aufgepflanzt sind, mit Oli- veu-Setzlingen, mit abgesenkten jungen Oelbäumchen verglichen: so frisch sind sie, wie diese mit ihrem immer grünen Laube, so vielverheißend. (Delitzfch.) Eine Ehe- frau ließ auf ihren Ring die Worte stechen: Baue sog-tätige, par-Eise. paräre det mihi Deus (wohl zu ge- bären, wohl zu gehorchen, wohl hauszuhalten, das ver- leihe mir Gott). Meine Tochter, räth Luther einer jungen Frau, halte dich gegen deinen Mann also, daß ihm das erz vor Freude wallt, wenn er von fern die Spitzen seines Hauses sieht. »Die Oelzweige, mit denen die Kinder verglichen werden, bringen zwar noch keine Frucht, es sind eben nur erst noch Zweige; aber sie sind grün im Sommer und Winter, und sind leicht zu biegen und zu ziehen.« - II. v. 4—6. Die Gemeinde in ihrer Gesammtheit lehret nnd oermahiiet sich jetzt selber, den ebeii über das Hans des Gottesfiirastigen ausgesprochenen Segen iioct) einmal wohl in’s Auge zu fassen; dann erhebt ßch wieder eine Stimme, wie ans den Qnellpunliy so auch auf den Umfang nnd die Dauer dieses Segeus hinweisend Da rnst die gesammte Gemeinde ihr ,,Friede über Israel,« um auf das ganze Hans Israel den Segen aus Zion herab)iiziehen, der znuiirljst nnr von dem ein· zelneu lijaiise des Gottesfsirchtigeii geredet war. 4. sGauzer Chor:] Siehe, also swie du, der Sänger in V. 2 u. 3 gesagt hast] wird [wirk- lich, in der That und Wahrheit] gesegnet der Mann, der den HErrn fiirchtet sdein Wort hat es mit keinem bloßen Ideal, keinem leeren Traum zu thun]. 5. lEinzelne Stimme:] Der HErr wird dich s egnen aus Zion [wo er seinen Sitz und sein Heiligthum »hat 20, Z; l34, 3], daß du sehest das Gluck Jerusalems [so schwach dessen Anfänge auch jetzt noch sind] dein Lebenlang, s. Und s ehest [damit dies ,,dein Lebenlang« sich weit genug erstrecke nnd dein Auge Jerusalems Glück noch in ooller Entfaltung erblickeJ deiner Kinder Kinder. — sGanzer Chor:] Friede über Israel lnämlich über den Israel Gottes l25, 5]! Aller Segen des Einzelnen kommt ans Zion von dem Gotte des eils, der da Wohnung geniacht hat, und vollendet si dadurch, daß der Einzelne das Wohl- ergehen der heil. Stadt und der Gesaniintgenieinde, deren Mittelpunkt sie ist, miterlebt: denn Jerusalem ist das heilsgeschichtliche A und O. (Delitzsch.) Neben dem eignen Haus kennen christliche Eheleute noch ein Haus des Segens, das Gotteshaus, in welchem der HErr 407 die Gemeinde segnet; neben der eigenen Familie noch eine andere große Familie, das Israel nach dem Geist, die christliche Kirche auf Erden; neben dem Heimathsort hienieden noch eine große Heimathsstadh das obere·Je- rusalem, die christliche Kirche im Himmel. Freilich, wenn eine Familie noch so glücklich wäre, fiir das Glück aber, das von der christlichen Kirche ihr zukommt, hätte sie kein Auge u11d kein Herz, kein Verständniß und. kei- nen Glauben, das Heimathsrechy das sie in dieser Kirche besitzt, wäre ihr gleichgiltig, so bleibt ein trüber Abend für sie nicht aus; die Familie aber, »die gesegnet wird ans Zion, die an der erheißung Theil hat, »welche der HErr seinem erwählten »Volk gegeben hat, diese ist ge- segnet ewiglich. (Caspari.) Der 129. Psalm. Dei« Kirche Sieg wider ihre Feinde. I. Ein Lied im höhern Chor lPs. 120, 1 Anm.]. wir haben einen Psalm vor uns, der große Aehnlich- lieit mit dem Davids-Psalm 124 hat: wie nun jener Psalm in b. 1 den Jlnfrnf enthielt: »so sage Israel« nnd dann in 125 ein Psalm folgte, der mit ,,Xriede über Israel» schloß, so findet hier das umgekehrte verhältniß statt — nachdem iii Psalm128, b der Friedenswuusch über Israel ausgesprochen worden, beginnt Pf. 129, 1 mit eben jenem Aufruf. Qsfenbar stammt das Lied aus einer Zeit, iua schon viele schwere Zedriinguiigen über das lllolli ergangen waren, denen der Halt: ein Ende gemacht hatte, so daß der Untergang auih der aocl) vorhandenen Hasser Zions iuit Zuverßcljt erbeten uiid erwartet werden tioiiiite; wir haben zu dich. l, 3 diese Zeit näher als die, welche nn- mittelbar dein Auftreten des ilehemia vorher ging, be- stimmt. Der dichter ist selbsiverständlich nicht derselbe, wie der von Pf. 120. 121. 123. 125. 126 u· 128., sondern ge- hdrt einer, uui 70——80 Jahre späteren Periode an; wohl aber mag er ein Mann von derselben Sängerschule wie jener gewesen sein, nnd bat hernach durch Pf. 134 das Pilgerbüchletn zum Abschluß gebracht lEsm 4, 24 Knm·). I. v. 1—4. Zahlreiche und schwere Zedrängungen sind über Israel ergangen gleich von dem Beginn seines boltisthums an; aber der hGrr nach seiner Gerechtigkeit hat ans allen Zedrängnugen immer wieder herausge- holfeii, daß die Zedräclier niemals sein both übermocht haben bis auf diesen Tag, wo nach langer Störung der Cenipelban zuletzt doch noch glücklich zu Stande ge liommeii. sEinzelne Stimme] Sie smeine Feinde nnd Verfolger V. s] haben mich oft» [und dann immer gar sehr und schwer] gedranget von meiner Jugend auf [d«ie ich in Egypten verlebt habe Hesek 23, Z; Hof. 2, l5; 11,« 1], so sage Israel, · » 2. Sie haben mich oft gedtanget von meiner Jugend auf; aber sie haben sgleichwie in allen früheren Bedrängungem so auch in denen der neuesten Zeit, da sie nun schon gewonnen Spiel zu haben glaubten] mich njcht ubermvcht 3. sGanzer Chor:] Die Pflnger seben diese meine Hasser, das heil. Volk und Land wie eineusühllosen und nur zu möglichster Ausbeutung 408 feines Ertrags bestimmten Ackerboden behandelnd] haben auf meinem Rucken geaclert ssoofi der HErr mich wieder einmal in die Unterwürfigkeit unter ihre Gewalt dahingab], und [keine Grenze achtend, wie weit sie etwa gehen dürften] ihre Furchen lang gezogen [Jes. 51, 23; 54, 11]. · 4. Der HErr [aber], der gerecht ·ist [und mich wohl züchtigt, doch dem Tode nicht giebt 118, 18], hat [allemal, wenn seine Zeit und Stunde da war] der Gottlofen Seite [womit sie mich an ihr Joch gebunden hielten L, Z] abgehaiien fdaß ich nun wieder frei ward 124, 7]. Und was hat das geiftliche Israel des neuen Bun- des für ein Loos gehabt? Jn Wahrheit mit der ver- mehrten Gnade auch vermehrte Drangsah Verfolgungen der grausamsten Art, von Stephanus’ Märtyrertode an durch der Apostel Zeiten hindurch 3 Jahrhunderte lang lauter Fußtapfen von Blut und Thränen, von ansag- licheii Martern und Qualen der raffinirtesten Art. Was hat in späterer Zeit der Prophet des Halbmonds, was die Wuth der Normannen und Vandalen für entsetzliche Bedrängniß gebracht, was haben im 12. Jahrh. die armen. Waldenser leiden müssen! Und die Kirche der Reformation zieht diese Marterstraße in gerader Linie weiter; die furchtbaren Christenverfolgungen in England, Franlreich, Spanien, Polen, Ungarn, Böhmen, während derer allein im Zeitraum von 30 Jahren über 800,000 Christen getödtet worden, sind ein lautredendes Zeugniß von den lang und tief gezogenen Furchen auf dem zer- pflügten Rücken der evangelischen Kirche, aber damit auch von ihrer Ebenbürtig eit mit dem Israel Gottes. Doch dem Bekenntniß des Druckes steht das Bekenntniß hohen Troste-s zur Seite: ,,sie haben mich nicht über- mocht«; und die Erhaltung der apostolischen wie der evangelischen Kirche, welche ei einer solchen Menge von einden, bei so vielen Todesstößen ein wahres Wunder · ottes ist , fordert zu demselben Bekenntniß auf. (Taube.) " II. V. 5—li. Israel, das eben wieder ans einer schme- ren Zedeänguug hat aufathuien dürfen, weiß aber auch, daß Zions Feinde und tjasser noch lange niiht sitt: immer dahin sind; and so sehnt rs sich nach der jieit und fleht sie herbei, wo die Widersaojer nicht nur völlig zu Satan— den geworden, sondern es ihnen auch ergeht, wie sie es verdienen, wo fle in ihrer ganzen dlikhtiglieit und ver— äihtlitlslieit offenbar werden, nicht werth jener seligen nnd fröhlichen Ginerntnng, die dem Volke Gottes be— vorsieht. Z. fEinzelne Stimme-J Ach, daß müßten zu Schanden werden nnd swie ein geschlagenes Kriegsheer in voller Flucht] zurnck kehren [6, 11] alle, die Zion [dem Volke Gottes] gram find [21, I; 34, 22]. » » » b. Ach, daß sie mußten fein wie das Gras ans den Dachern [Jes. 37, 27]- welches sweil es keinen nahrungskräftigen Boden unter sich hat Lin. 8, e. is] verboten, ehe man es ausrauft fhiob 34, TO; Dan. 2, 34]! Das verglingliche Glück der Feinde des HErrn und feines Volks wird pafsend bezeichnet durch die Verglei- chnn mit dem Grase, welches auf den platten Dächern des rientö leicht Wurzel faßt, bald aber, weil es kei- nen Grund hat, verdorreh Es ist ein Beweis leben- Psalm 129, 4——8. 130, 1—8. digen Glaubens, daß das elende kleine Häuflein die in ihrer Herrlichkeit prangende Welt unter diesem Bilde anschauen kann. (Hengstenberg.) 7. lGanzer Chor:] Von welchem [im Ge- gensatz zu dem guten, edlen Getreide, dem weder ein Verdorren noch ein Ausraufen bevorsteht, son- dern eine unter fröhlichen Segensgrüßen sich voll- ziehende Einerntungj der Schnitter feine Hand nicht fiillet, noch der Garbenbinder seinen Arm voll, 8. Und die vorüber gehen, nicht sprechen [wie sie doch da, wo sie an eineni Ernte-Acker vorübergehem selber in die Ernte-Freude Jes. 9, 3 mit hineingezogen den Schnittern und Garbenbiw dern zurufen]: Der Segen des HErrn sei über euch [denn ihr vollbringt ein gutes, edles Werk] goir segncu euch im Namen des HErrn sRuth - 4 . « Ngutestamentlicks angesehen sind die Schnitter und Garbenbinder die Engel (Matth. is, 30. 39), und bei der Frage, wer die Vorübergehenden seien, liegt es nahe, rrxit Augustin an die zu denken, die von hier fchon in’s Vaterland, in’s ewige Leben eingegangen find. (Delitzsch.) Der 130. Psalm. igebet um Vergebung der Sünden. I. Ein Lied im höhern Chor [Pi. 120, 1 Anm.]. Merleten wir sihon bei dem vorigen Psalm, daß Israel trotz der Befreiung von den tzedrürliiingen seiner Wider— sachte, die es in der letzten Zeit erfahren, gleiihwohl noch unter fortwährender Bedrückung und Bedrängiing siehe (129, 5 ss.), so legt sich nunmehr iu diesem Psalm ,,aus der Tiefe« (dleh. I, 3 Kam) sein Iamnceestaiid in ganzer Schwere als ein Strafznstanm dessen man sieh bewußt ge- worden, dar. wie nnu der heil. Sänger im vorigen Psalm sich au einen Davids-Psalm anschloß (124), so nimnit er ankh hier einen solchen (l36) sieh zum Muster, die Kirche aber hat sein Lied deii 7 Zußosalmen beigezählt Eis. 6, 11 Kann) und Luther hat es noch näher unter die ,,aller- besten« oder unter die ,,oauliniskhen« Psalmen (32. 5l. 130. 143) gelte-hart, als in welchen die dlerdanimlichlieit des natürlichen Menschen, die Freiheit der Gnade nnd das grisiliche Wesen der Erlösung zu wahrhaft panlinisrheni Jlusdrneti gelangt. Benannt ist seine Bearbeitung des psalms vomI.1524: »Aus tiefer Uoth sshrei iih zu dir 2c.«; es war dies, wie m. G. G. Sihulin 1687 berichtet, der letzte evangelisihe Gesang, so in der Fkliiusteeliirche zu Straßburg gesungen worden, da wegen der Einnahme die- ser Festung dnrrh die Franzosen liein evangelischer Gottes· dienst darin mehr verrichtet worden ist. I- di. 1—4. Jlus der Tiefe ihrer Rath, ln der sie sich befindet, wendet siih die Gemeinde mit dringlichem Ruf an den Gott ihres Heils und bittet, daß seine Ohren mit gespannt« Aufmerksamkeit ihrem Flehen siih zu— wenden niöihteu; es ist a er niiht zunächst der Einspruch auf Rettung ans äußerer Noth, den sie geltend kannst, sondern ihre Kitte bezieht sich nor allem auf die ver— grlicmg der Sünden, als welche jene Rettung ern möglich macht und von selber zu ihrer Folge hat. Der Ruf aus der Tiefe. 409 fGanzer Chor:] Aus der Tiefe [der äu- ßeren und inneren Noth, darein ich wie in tiefes Wasser versunken bin , die Fluth aber droht mich zu ersäufen 40, 3; 69, Z. is] rufe ich, HErr, zu dir. 2. HErr, höre meine Stimme, laß deine Ohren merken auf die Stimme meines [lauten, andringenden] Flehens [5, 2; 28, 2; 102, -2]. Gott hört zwar an sich fchon als der Allwifsende das Leiseste und Geheimste wie das Lautefte; aber, wie Hilarius benierkt, der Glaube thut seine Pflicht, wenn er Gottes Gehör erbittet, damit er, der schon von Natur hört, in Folge der Bitte nun auch aus Gnaden höre. (Delitzsch.) Z. [Einzelne Stimme:] So du lvillst, HERR, ldich nicht als Jehova 2. Mos. 6, 3 Anm., als unsern Bundesgoth der Gnade vor Recht ergehen läßt, beweisen, sondern] Sünde zu- rechnen [wörtlich: bewahren, sie im Gedächtnis; behalten, um sie dann auf einmal dem Sünder heimzuzahlen Hiob 14, 17]: HEtt [du Allherr, hebt. Adams, der du deinen richterlichen Willen unwiderstehlich durchsetzen kannst], wer wird bestehen [daß er nicht unter der Last seiner Sündensirafen zusammenbrechen müßte Nah. 1, 612 4. [Du mußt aber vielmehr als HERR, denn als HErn an uns dich beweisen.] Denn bei dir ist die Vergebung [die Willigkeit zu vergeben, und zwar im reichen Maße zu vergeben Jes. 55, 7], daß man [von dankbarer Liebe wegen der er- fahrenen Gnade gegen dich erfüllt] dich furchte. Jst irgend eine Stelle, welche deutlich zeigt, wie die Furcht des HErrn im alten Testament keineswegs die Liebe zu ihm ausfchließe, so ist es diese, da doch der Glaube an die Vergebung der Sünden bei Gott eher die letztere als die erstere in dem Herzen des Menschen erregen wird. Darum liegt in dem Begriff der alt- testamentlichen Furcht Gottes das lebendige und tiefe Ergriffensein von der Uebermenfchlichkeit feines vollkom- mensten Wesens, welches hier auf das Reinste und Gei- stigste nicht sowohl als unbeschränkte Machtvollkommew heit, als vielmehr als höchste Willensheiligkeih zur Er- zeugung der wahren Religion in die Herzen der Men- schen, dargestellt wird. Welch hoher Gedanke, daß es die Liebe sei, welche die Furcht erwecke! (Umbreit.) Im 2. Vers des oben angeführten Luther-Liedes hatte sich in der vorletzten Zeile frühzeitig fchon die Lesart eingeschlichem «deß muß sich fürchten jedermann«; gegen folche ,,Uebermeisterung« verwahrt sich Luther aus- drllcklich, indem er fchreibt: »Im De profundis (Aus tiefer Noth) foll’s also stehen: deß muß dich fürchten jedermann. Es ist hie die Meinung: weil sonst nirgends Vergebung der Sünden zu sinden ist, denn bei dir, so müssen sie wohl alle Abgötterei fahren lassen und thun’s gern, daß sie sich Vor dir bücken, ducken, zum Kreuz kriechen, allein dich in Ehren halten, zu dir Zuflucht haben und dir dienen, als die in deiner Gnade leben und nicht ihrer eigenen Gerechtigkeit.« II. v. 5—8. Die Gemeinde lhararteritirt sitt) hierauf als eine exspeatatrjx, als eine solche, deren Jlrt und Wesen im Hoffen und Warten auf den Hlirrn besteht; diesen il)rcn Character will sie denn nun) beharrlich festhalten und duckt) keinen Verzug göttlich« Hilfe fiel) darin laffen irre niachen, weiß sie doch, daßlei dem hErrn die Gnade ist nnd viel Erlösung bei ihm» und hat darum die gewisse Zuversicht, daß ihre Erlosting nicht ausbleiben wird. Z. sGanzer Chor :] Ich harre des HErtn [bis er mir gnädig werde 27, 145 123- 2], meine Seele [als bestehe ihrganzes Wesen und Leben darin, eine Hofferiiy eine Harrerin zu sein] harret, und ich hoffe auf sein Wort fdee Verheifzung, daß es sich an mir durch allerlei Heilserweisungen erfülle 119, 81]. s. Meine Seele wartet auf den HErrn [wann er das Licht seiner Gnade und seines Heils werde über mir ausgehen lassen] von einer· Morgen- wache bis zur andern. Bei der Uebersetzung: »von einer Morgenwache bis zur andern«, wofiir anderwärts steht: »von der Mor- genwache bis wieder zu der Morgenwache«, hat Luther nachder Septuaginta und der shrifchen Uebersetzunxs sich gerichtet; er erklärt in seinem Liede über den ·falin dies näher dahin (V. 4): »Und ob es wahrt bis in die Nacht und wieder an den Morgen »in« Der Grundtext lautet aber genauer: Meine Seele iftlunverwandt und unausgefetzy auf den HErrn (mit ihrem Warten) gerichtet, mehr als Wächter auf den Morgen, Wächter auf den Morgen (der ihres sauren Hien- stes sie endlich entlediget); die Wiederholung Wachter auf den Morgen« (vgl. Jes. 21, 1·1) soll da- langhin sich dehnend-i, peinliche Warten in. malerischer Weise zum Ausdruck bringen. Das ist die Natur des neuen Menfchen, bemerkt hierzu Rieger, daß er ein stetiges Harren, Hoffen, Traum, Glauben zu Gott trägt; aber dem natürlichen Ntenschen kommt solch Hangen» am Worte-Gottes schwerer an, als sonst irgend das großeste Werk. 7. fEinzelne Stimme :] Israel hoffe [wie es so eben selber sich als eine hoffende, har- rende Seele gekennzeichnet hat] auf den HErtn [das ist der Weg, der ficher zum Heile führt]; denn bei dein HErrn fausschließlich , bei ihm aber auch in ihrer ganzen Fülle] ist die Gnade [welche der Sündenschuld und ihrer Folgen entledigt], Uiid viel Erlösung bei ihm [er besitzt im reichsten Maße die Billigkeit, die Macht und die Weisheit, deren es bedarf, um die Erlösung von allem Uebel zu bewirken]. 8. Und er wird [daran ist bei der Machtsülle seiner freien Gnade Jes. 43, 25 gar kein Zweifel] Israel [noch einmal, wenn die Zeit der Erbar- mung kommt] erlösen aus allen seinen Sünden [und damit zugleich ihm das volle Heil ge- währen]. Das königliche Lied klingt in die große Hoffnung aus, die wir mit ihm theilen, in die Hoffnung auf die letzte, völlige Erlösung, die Aushilfe zu feinem ewigen, himmlischen Reich, davon die letzten Blätter der Schrift so glorios zu reden wissen. (Taube.) War Pf. 129 characteriftifch für die evangKirche überhaupt, so ist Pf. 130 characteristifch insonderheit für die evang.- lutherifche Kirche. 410 Psalm i31, 1-— s. 132, 1—5. Der 131. Psalm. spiegel der Deinuih graue( der etjossart 1. Ein Lied Davids sEsra 4, 24 Arm] im höhern Chor [Pf. 120, 1 Anm.]. Was in Pf. 13l), 7 der Gemeinde zugernfcn wurde: ,,Ssrael hoffe anf den itjGrrnts war ciu Wort aus Davids uliinde (13t, 3), der Gemeinde als eiii tiostlinres Erbe voii diesem ihrem größten tiiiiiig, deuc Stcininivater nnd Vorbild des ihr verheißeneii Mission, hiuterlassenz aber der Grblasser hatte das Wort nicht so obenhin und für sich allein vermocht, sondern den Gdelstein zugleich iii einen giildeuen Ring gefaßt, er hatte sein eigenes Her; aiifge- denkt, um die Gemeinde erlienueii zu lassen, mit was fiir einem Herzen sie allein im Staude sein würde, das Hoffen auf den tjGern zu üben (2. sam. 24, 25 Kuui.). Diese macht sich denn hier die Echte zn nahe: das bei gertiigen Anfängen unter schwierigen Verhältnissen so ganz aiif demüthig geniigsames iind still gednldiges Harren ange- wiesene Israel der nacherilischeii Zeit hält sich Davids Spiegel in diesem kleinen, aber inhattsschweren Liede vor, um an dem Vorbild ihres Königs, der das noch mangelnde viel größere und herrliihere Vorbild dessen, der Davids Sohn und zugleich sein HGrr war, einstweilen ersetzen sollte, Hingabe an Gottes Fiihriiug, Grgebung in seine Schictiungem Zufriedenheit mit dem, was der tjGrr beschie- den, zu lernen. I. V. 1 n. L. In kindlicher Einfalt betiennt David vor dem tjGrrm seiiiein Gott, der in das klerborgene siehet, wie er den tjochinuthfern halte von Herz, Jluge nnd Wandel, nnd seine Seele still gemacht habe, daß sie liein unrnhiges verlangen nach Gottes Gaben mehr lienne, sondern allein an Gottes Gnade nnd Gemeinschaft sich genügen lasse. sEinzelne Stimme:] HErr [der du hoch bist und siehest aus den Niediigen und kennest den Stolzcn von ferne 138, 6], mein Herz ist nicht hosfartig, nnd uieine Augen sind nicht stolz [18, Mk; 101-»5],»nnd [ich] wandle nicht m großen Dingen, die mit zu hoch [über meine Kräfte und Beruf hinausliegend] sind. Jm Herzen hat der Hoehmuth seinen Sitz, beson- ders in den Augen findet er seinen Ausdruck, und große Dinge sind der Bereich, worin er sich geflissentlich bewegt. (Delitzsch.) Ein Anderes ist’s, bescheiden und demlithig hoffen auf das, was Gott zugesagt, ein An- deres, auf eigene Hand entweder nach hohen Dingen trachten, für die man kein Wort Gottes und keine Ver- heißung hat, oder das, was auf einem solchen beruht, zu erreichen snchen. Der Unterfchied wird uns an David selbst anschaulich: freudig und dankbar nahm er aus Gottes Hand das Geschenk der Königskrone an; aber ei: widerstand jeder Versuchung , auf ei ene Hand an sich zu reißen, was Gott ihm zu seiner « eit zuzu- theilen verfprochen hatte, er wartete ruhig, bis Gott feinen Vorgänger aus dem Wege riiumtr. Ferner, Davids Herz weidete sich an den noch hcrrlicheren Ver- heißungen, die er nach seiner Throubesteigung erhalten hatte, wie z. B. Pf. 18 zeigt, er war fern von« der salschen Demuth, welche das von Gott Angetrageue aus- schlägtx aber er selbst regte nicht Hand und Fuß, um vorschnell die Erfüllung herbeizuführen, er beschränkte sich tjberall nur auf die Vertheidigiiiig und ließ sich nie auf Eroberungskriege ein. Und wenn ihn einmal der Hochmuth beschlich, wie bei der Zählung des: Volks, so kehrte er in aufrichtiger Buße zu der unbedingten Ab- hängigkeit vom HErrn, zu dem stillen Harren auf sein Heil ziirtick (Ps. 30). Daß eine solche Herzensstellung der wahre Weg zum Heile, daß man zum Großen nur gelangt, wenn man nicht in Großem wandelt, das zeigt uns ebenfalls Davids Beispiel. (Hengsteiiberg.) 2. Wenn ich [in solchen Fällen, wo das un- ruhige und ungesiüme Begehren des von Natur stolzen Herzens meiner mächtig werden wollte] meine Seele nicht setzte sbeilegte oder in Ruhe brachteJ und stilleie sdaß sie von selber von ihrem Begehren abstand], so ward meine Seele [gewalt- sam durch die Wege, die Gottes Führung mit mir einschlug, von dem Gegenstand ihres Begehrens, von der Aiigenlust, der Fleischeslust und dem hof- färtigen Leben] entwöhneh wie einer snur mit vie- lem Widerstreben und nach längerem Wimmern und Jammern] von [den Brüsten] seiner Mutter entwöhnet wird. Luther hat sich hier nach den alten Uebersetzuugen gerichtet, welche die ersten Worte des Verse-s in ihrem nächsten, unmittelbaren Sinne auffaffen: »wenn nicht«, und hat nun in dem folgenden Satze den ·Nachfatz ge- suchtx »so ward meine Seele in mir, wie einer, der von feiner Mutter entwöhnet ist.« Jene Worte sind aber im Hebräischen zu einer Betheuerungsformel geworden: ,,ftirwahr, gewiß!« (Luther: »was gilt’s!« Hiob 1, U; Jes 5, 9), nnd ist nun der Vers vielmehr so zu liber- le « Heu. · · Z. Fürwahr, ich habe geseht lbetgekegt Vdskt ge- ebner] »und gestillet meine Seele; gleich einein Entivohnten bei seiner Mutter [der das unruhiga begehrliche Verlangen nach der Mntterbrust nun liber- wnnden hat und ganz fröhlich und gelassen an dem Mutterherzen liegt, zufrieden damit, daß er die Mutter selber hat, ohne mehr nach ihrer Brust zu haschen], gleich einem horchen, über de« Kampf de! Verleugnung dessen, was die Natur durchaus haben zu müssen vermeinte, nun hinweggeriickteUJ Ent- wbhnten ist in nur meine· Seele site» verlangt nicht mehr nach irdischem Genieszß und zeitlichem Ge- nuß, daß Gott es ihr gebe, ste ist in· Gottes Gemein- schaft allein vergnügt und hat an ihm selber volle Geuiiges · Der demttthige, geduldige nnd mit Gott zufriedene Kindesfinn ist nur eine Frucht ernsten Kampfes. (Moll.) David sieht von feiner Hithe auf die ernsten inneren Kämpfe zurück, und die feierliche Betheuerung des Sieqes sowie die davon gebrauchten Ausdrücke ver- rathen deutlich, was er zu überwinden gehabt. Das ebnen (,,setzen«) weist auf den ungeradeitz ungeordneten Zustand der Seele hin, worin sie, der Vielheit des Be- ehrens hingegeben, gleichsam voller Hocker ist (Jes. 40, L, sich bald nach diesem, bald nach jenem Gute empor- reckt; das stillen· aber deutet auf die hefti e Erregung der Seele dabei hin, auf den ungestümen C arakter und die qualvolle Unruhe, welche gerade dem hossartigen Menschen in seinen unberechtigten Pratensionen kennzeich- nen. Es gilt also den Kampf dels Menschen mit seiner Seele, welche der Sitz dieseszEigenlebeus und Selbst- Wirkens ist , iiiid das segeiisreiche Resultat dieses Kam- pfes ist ihre Stillung durch Entsagung dessen, worin man bisher das Leben fand, durch allemiges Ruhen in Gott. (Taube.) Der wahren Demuth Bild. 411 II. v. Z. Hieraus vermahut die Gemeinde auf Grund vou Davids vorbilde sitt) selber, im stillen warten, im glciubigen Hosseu auf den ijilkrrn auf alle Sclbsliibers hebuug und alles Selbslwirticn fiir immer zu verzichten. 3. sGanzer Chor] Israel [,,rechter Art, der ans dem Geist erzeuget ward-« ihn du auch also, wie in V. 1 f. dein König von sich sagen durfte], hoffe [du, statt nach dem alten Wesen Jakobs von der Ungeduld des Fleisches dich beherr- schen zu lassen und durch Schlangenklugheit ohne Taubeneinfalt dir das Erbe der Verheißung er- schleichen zu wollen 1. Mos 27, 1 ff] guf den HErrn, von nun an bis in Ewigkeit [fo daß dein Verhalten in dem ganzen Verlaufe von der Gegen- wart bis in die fernste Zukunft ein stetiges, immer gleiches Warten und Hoffen fei]. Gottes Fülle ist so nnerschöpflich, daß das Hoffen ewig währen soll und ewig währen kann; von Glaube und Hoffnung gilt nicht minder als von der Liebe das apostolifche ,,sie bleibet«. (Delitzsch.) Der 132. Psalm. Um Erhaltung des gottesdieustes und westlichen Regimeuts I. Ein Lied im höhern Chor [l20, 1 Anna, allem Anscheiti nach von Salomo I. Kein. 8, 6 Anm.]. tscgte flch Davids Demuth, von der Its. 131 Zeugnis geben will, am nnzweideutigslen in dem Worte zu Tage, das er der sililhal am Tage der ltleberfsihriing der Zun- deolade nach dem Berge Zion auf ihre spöttiskhe Rede er— wiedcrle (2. Zum. s, 21 f.), nud war der große König uach dem hohen Maße seiner geistlichen Erkenntnis no) dessen gewiß, daß die Demuth die beste tsewnhrerin der göttlichen Gnade und die sichersle Ørbin des zukünftigen Heiles sei, so ergiebt sich vou selbst die innere Gedankenk- vcrbindung, welche zwischen dem vorliegenden nud dem vorangehenden Psalm besteht: wir haben hier den, bei der Ueberftihrung der Bundeslade ans dem davidiscljen Zell— tempcl auf Zion narh dem salomouischen Tcmpelgebände auf sllorija gesnngeuen Psalm vor uns, in welchem einer- seits die bisher dem hause Davids bewahrte Gnade ge— priesen, andrerseits um völlige Offenbarung des diesem Haus: verhcißcueu Heiles gebeten wird. Von Seiten der grsrhichtlichen Veranlassung nud der äußeren Eintheilung weist der Psalm auf Pf. 24 zuriirln von Seiten seines Ju- halts aber schließt er an Pf. 72 sich an. I. v. l——5. Uarhdem die Bundeslade tu feierlichem Zuge von Zion nach dem Tempelberge hiuoufgebracht nud einstweilen vor der Temvelhalle uiedrrgeseht wor- den, bis Satomo mit der Gemeinde die zahllose Menge vou Opfern dargebracht, die zur Feier des Tages be— stimmt waren, heben jetzt die mit dem Tragen derselben beauftragten Priester sie wieder ans, um sie iu dcu Tempel selber hinciuznscljasfen (1. Nu. it, 3—6.). Dies ist der Ragout-link, wo der erste Chor der aus der Gslsrite des sraudooferJlltars aufgestellten lcvitischen Tempelsäuger unter Begleitung vou Chmbeln, Psal- tcru und tjarfeu (2. Zum. is, 5 Zum) den Gesang eriissuet mit einer Erinnerung an Davids ruheloses Streben und unabliissigcs Trachten naih dem nunmehr erreichten Ziel. Gedeuka HErr, an David, und an alle feine Leiden« [d. i. gedenke ihm zu reichlicher Vergeltung aller der Mühe und Sorge, die er um dein Hei: ltgthum sich gemacht hat], Z. Der dem HErru schwur, und gelobte dem Machtigen Jakobs [1.s)noi«49, 24; Ist. 1,2-1; 49, 26z 60, 16]: 3. Jch will nicht in die Hutte meines Hauses gehen , noch mich auf das Lager meines Bettes legen, 4. Ich will meine Augen nicht schlafen lasseu, noch meine Augenlider schlummern [Sprüchiv. 6- 41- 5. Bis uh eine Statte finde fur den HErrm zur Wohnung dem Machttgen Jakobs« [2. Sam. 7, 1 f.; Apostg 7, 46]. V) Das Leiden Davids war ein innerliches: der HErr hatte damals keine Wohnung, das heilige Zelt war ohne Bundeslade, ein Leib ohne Seele, und die Bundeslade war zu Kiriath-Jearim wie in ihrem Grabe niedergelegt, ohne Cultus, fast verfchollen (1. Ehren. 14, 3). David quälte sich ab, wie er dem leidigen Uebelstande ein Ende machen follte; er wurde dabei hin- und hergezogen von verschiedenen Gedanken, er fürchtete, noch möchte der Zorn des HErrn nicht vorüber, noch die Zeit der Gnade nicht wieder angebrochen sein, und diese Furcht erhielt besonders nach dem Unfalle bei der ersten Einholung die Oberhand (2. Saum S, 9). Jndeß das herzliche Verlangen Davids, die Wohnung feines Gottes in feiner Hauptstadt zu haben, wurde bald dieser Furcht wieder Meister und ließ ihn nicht ruhen, bis er zu dem erfehuten Ziele gelangt war. Kaum war dies Ziel erreicht, so entstand David die neue Sorge fiir die Erbauung eines mafsiven Heiligthums, be: der Gott die Absicht wohlgefällig war, wenn er sie auch nicht gleich zur Ausführung kommen ließ. (Hengstenberg.) lind als er durch Nathan den Bescheid erhalten, daß nicht er, sondern fein Sohn und Nachfolger Gott ein Haus bauen solle, that er doch für den Wunsch seines Herzens soviel, als bei dieser Willenserkliirung Jehovals möglich war: er weihte die Stätte des künftigen Tempels, fchaffte die zum Baue nöthigen Mittel nnd Materialien, traf die flir den künftigen Tempeldienst nöthigen Ein- richtungen, begeisterte das Volk für den bevorstehenden Riefenbau und übergab feinem Sohne das Modell des- selben, wie uns das alles ausführlich in l. Chrom 23 —30 erzählt wird. (Delitzsch.) —- "«) Der Sinn des etwas iiberfchwänglich ans-gedrückten eidlichett Gelübdes ist, daß er solange seines eigenen Wohnhauses nicht froh werden und forglosem Schlafe sich hingeben, kurz, daß er solange nicht ruhen noch rasten will, bis er fein Ziel erreicht habe; und diesem Gelübde gemäß hat er auch gehandelt, wie wir vorher gesehen haben. ,,Wo der HErr eine Stätte im Herzen gefunden, da hat man auch lieb die Stätte seines Hauses (Ps. 26, s; 27, 4); wo aber das erstere nicht zutrifft, da steht es auch mit der Liebe zu dein letzterenfehr lau und flau. Das be- wies Israel nach feiner Ritckkehr aus dem Exil (Hagg. I, 2 ffJ mit seiner faulen Rede: »die Zeit ist noch nicht da, daß man des Erru Haus baue«; worauf es das strafende Wort oo heiliger Ironie empfing: »aber eure 412 Zeit ist da, daß ihr in getäfelten Häufern wohnet, und dies Haus muß wüste stehen? (Tanbe.) II. v. 6n.7. Jetzt erhebt ein zweiter Chor seine Stimme, die Gemeinde verirrt-nd, blickt zunächst ans die traurige Zeit zurücke, wo die Lade des Wenn, dies ijeiliglhnm in Ssraels tjeiligthnm, sowenig noch eine feste Rnhesiatte gefunden, daß sie zuletzt wie auf freiem Felde kann-treu mußte, nnd freut sich hierauf der neuen gnadeureiehen Zeit, wo man nun in die Wolfnung des ihErrn eintreten kann, da er seinen Thronsilz hat, nnd anbeten nor dem Sehemel seiner Inst. is. Siehe, wir hören von ihr [genauer über- setzt Luther in der Ausgabe des Psalters vom J. 1525: wir haben von ihr, der heil. Lade, um die es sich jetzt handelt, gehört] in Ephratha sdaß sie vormals im Lande Ephraim, zu Silo, ihre Riiheftätte gefunden Jos. 18, 1], wir haben [jedoch, als wir in den Tagen des Königs David nach langer Vergessenheit wieder anfingen, uns nach ihr umzufehen 1. Ehren. 14, Z] sie [nicht dafelbst, sondern wo ganz anders] funden snämlich] anf dem Felde des Waldes [in der Waldstadt Kiriath-Jea- rim 1. Sam. 6, 21., und auch hier nicht in der Stadt selbst, sondern auf der Anhöhe draußen vor der Stadt 1. Sam. 7, 1., also gewissermaßen auf freiem Felde] 7. sWie steht es aber nunmehr doch so ganz anders bei uns, als in jenen Zeiten der Vergessen: heit und Verschollenheit unsers größten Heiligthums dieses Unterpfandes der Guadengegenwait Gottes bei seinem Volke 1, Sam. S, Z; Pf. 99, 1 Anna! Nun können wir einander zurufen: WohlaufU Wir wollen in seine fdes HErrIiJ Wohnung gehen [nach diesem seinem mafsiven und steinernen Tem- pel, der an die Stelle der Stiftshütte getreten isi], und anbeten vor seinem Fußschemel [der im Aller- heiligsten enthaltenen Bundeslade« 99, 5]. V) Dieser Vers ist einer der schwierigften im ganzen Psalter; wir halten uns da an die am nächften lie· ende und noch am ehesten einen erfaßbaren Sinn erge ende Erklärung, wie sie oben gegeben ist. Die Gemeinde nimmt hier Davids Leid, von dem in V. 1 ff. die Rede war, auf und macht es zu dem ihrigen, indem sie der kltiglichen Zustände in kirchlicher Hinsicht sich erinnert, die seit Eli’s Zeiten, nach Wegnahme der Bundeslade durch die Philister (1. Sam. 4, il) bis auf die Her· überholung derselben nach dem Zion (2. S. 6, 1 fs.) bestanden haben. Als die Stiftshtitte mit der heil. Lade im J. 1445 v. Chr. in Silo untergebracht wurde (Jos. 18, 1), da schien es eine Zeit lang, als habe die Wohnung des HErrn nun ihren Ruheplatz (das bedeu- tet der volle Name Schjloiy gefunden; aber schon nach 330 Jahren (a. 1115 v. Chr.) trat das Gottesgericht ein, welches die Stistshütte zu einem Leib ohne Seele oder zu einem bloßen Leichnam machte , die heil. Lade aber gleichsam hinaus schleuderte aus dem Volk, daß sie wie auf freiem Felde lag. Nun hat zwar iiach 75 Jah- ren David sie von dannen hereingeholt und ihr eine Herberge neben seinem Hause bereitet; aber zu ihrer eigenen Ruhe und zum Vollbesitz ftir das ganze Volk kommt sie erst jetzt, bei ihrer Einführung in den salu- moniftheu Tempel. Absichtlich sind die beiden Orte: Psalm 132, 6—18. Silo und Kiriath-Jearim, so eienthiimlich benannt: Ephratha (das gruchtgesildch und eld des Waldes; es liegt darin der inn: »die heil. ade war von ihrem ursprünglichen, wtirdigeren Wohnsitz wie in Wildniß gerathen« Nach der Stelle: Micha 5 , 1 dürfte man aber vielleicht in dem Verse auch einen prophetischen Untersinn erkennen; da würde »Ephraiha« uns an die Geburtsstadt Christi, das »Feld des Waldes«, und an die Krippe zu Bethlehem, und das in V.7 Gesagte an die Anbetung der Hirten und der Weisen aus dem Morgenlande erinnern. —- ««) Im Gegensatz hierzu sagt der HErr in Jef. 66, I: »Der Himmel ist mein Stuhl, und die Erde meine Fußbank,« auf welches Wort sich dann Christus in Matth. 5, 34 f. bezieht. III. V. 3—10. Indem die Lade nun wirklich in das Tempelhans eingeführt ist, während sie von den Priestern an ihrem Ort im Allerheiligsten nntergebraiht wird, liommt der erfle Chor wieder an die Reihe und bittet den Hirt-tu, daß er wolle sesih nehmen oon dem für ihn bestimmten Ruheplatz, aber auch, weil überall, wo er mit Gnaden ist, der Segen in das thaus kommt, und weil ein bliihendes Ktrkhenwesen und ein wohlgeordnetes Slaatsregiment die Grnudseiieu der Wohlfahrt eines Volkes nnd, vor allem den prieslersiand nnd das Königs· haus Israels mit theil begaben. 8. HErr, mache dich auf zu deiner Ruhe [beziehe nun das zur Ruhe für dich, zur bleiben- den Wohnung unter deinem Volk bestimmte Haus l. Ehren. 29, 2], du [wollest in dasselbe einziehen] und die Lade deiner Macht sals mit welcher du selber ja bei uns gegenwärtig bist 4. Vios 10, 35 f.]. 9. Dritte Priester [die du aus Aarons Ge- schlecht zur Verrichtung des Gottesdienstes berufen hast] laßssich kleiden mit Gerechtigkeit fdamit ihr Dienst ein dir wohlgefälliger fei], und deine Heiligen [eben diese deine Priester 5. Mos. 33, 8] sich freuen sdamit sie ihres Dienstes recht froh werden] . 10. Nimm nicht tveg das Regiuient deines Gesalbten [den du zum Fürsten über dein Volk bestellt hast, sondern erhalte ihm seinen Königs- thron], Um deines Knechts Davids willen [der dir dein Haus zu bauen sich so angelegen fein ließ und dem du dafür versprochen, daß du ihm ein beständiges Haus bauen wollest 2. Sam. 7 , 1 . . As) Fffrilher überfetzte Luther nach dem Wortlautes: Wende nicht ab das Angesicht deines Gesalbten (vgl. 2. Ehren. 6, 42), was wohl soviel bedeutet als: »Daß sein Gebet nicht unerhört und unerfüllt;« doch hat Luther auch in Pf. 84, 10 bei dem Worte ,,Angeficht« an das Reich oder Regiment gedacht. »Wie fchöu steht diese Bitte dem Salomo an, der unverkennbar nach der gefchichtlichen Unterlage hier zu verstehen ist und diese Fürbitte auch bei der Tempelweihe (1. Stdn. 8, 25) für sich selbst vor Gott bringt! Der am höchsten Stehende bittet am demitthigfteiy weiß am besten, daß er die Krone von Gottes Gnaden trägt. Und daß er folches um feines Vaters willen bitter, das ehret den Sohn eben so sehr wie den Vater, und verschlingt beider Kronen in jenen göttlichen Heilszufamuienhang der fei- Bitte um vbllige Offenbarung des dem Haufe Davids verheißenen Heils. 413 nen Auskäufer in dem hat, der hinter der Lade wie hinter der Krone der Kern des Gnadengeheimnifscs ist. (Tanbe.) IV. »v.11u.12. so« di: sinken: wage, mit Gut: zu streuen, sein eigenes wert ist, so hält, um die inc vori- gen Vers ausgesprochene Bitte zu verharren, der zweite Chor dem HErrn jenes feierliihe Wort vor, das er einst durch Uathan dem David gesprochen, ebenso wie höruuciåchaiitrch jSfalånioKin sie-lasse) Weihegebet ans dieses or er r . on. , . 11. Der HErr hat David fin 2. Sam. 7, 12 ff] einen wahren ·Eid gefchworen [Ps. 89, 4 f. 36 ss.], davon wird er sich nicht wenden sdaß er jemals solcher eidlich gegebenen Zufage vergessen folltejt Jch will dir auf deinen Stuhl sefzen die Frucht deines Leibes. 12. Werden deine Kinder meinen Bund hal- ten, nnd mein Zeugnis, das ich sie lehren werde; so folgen auch ihre Kinder auf deinem Stuhl sitzen ewigli » ,,Daß hiermit ein direkter Fingerzeig auf Christum als den Davidssohn und ewigen König gegeben und von David auch verstanden ward, sagt Petrus unter ausdrlicklicher Bezugnahme auf diese Stelle in seiner Rede (Apofig. Z, Zu) auf’s Deutlichste; daß aber bis zu diesem Zielpunkte der Verheißung das Königthum bei Davids Hause bleibe, das ist an die Bundestreue und an den Gehorsam gegen Gottes Zeugniffe von Seiten der Kinder David’s geknüpft. Leider fing der Abfall nur zu bald an; schon nach Salomcks Tode fielen unter Rehabeam’s Regierung mit den 10 Stämmen so viel prächtige Demanten aus der Davidskrone, später folgte die Aufhebung des ganzen Reichs, und nach der Rück- kehr aus Babel wurde es nicht Davids Nachfolgerm sondern den Hasmonäern aus dem Stamme Levi eine Zeitlang gegeben. Aber die Nichterfüllung dieser Be- dingung hebt deswegen noch nicht die Verheißnng auf, sie führt nur den Ausfall der Zwifchenglieder herbei; die Verheißung selbst geht seiner Zeit (und das war die Zeit, wo Davids Nachkonimen von der köiiiglichen Würde keinen Schatten mehr hatten) so gewißlich in Erfüllung, als er nicht zum Lügner an seiner Treue und an feinem Eidfchwur werden kann.« V. v. 13—18. Jetzi — way! in demselben Augenblick, wo die Priester nach Iluterbringnng der Ende nuu wie- der ans dem heftigem heraustreten, um das iiäntheri ioerli zum ltänchopser herlieiznholen (2. Thron. 5,11) — fallen beide Chöre mit ihrem Gesange ein und bezeu- gen iu Schonung selbsteigenem Worte, daß er Zion zu seinen: Sih sieh erkoren habe, nicht blos, wie Sile, ans eine link; beinesseiie Zeit, um es daiiii wieder fahren zu lasseii (ps.78, 6l)), sondern aus immer, nnd daß er oon da ans sein voll: mit leililichein Bedarf, vor allem aber init einen: heilbegabten nnd amtesrendigen priefterthum nnd mit einem verheißnngevollem sieghasteu niid Inn-er- weliiliiiien Königthiim segneu werde. 13. Denn [befser: Ja, fitrwahrlj der HErr hat Zion erwcihlet, und hat Lust daselbst zu wohnen. 14. Dies ist meine Ruhe ewiglich [so hören wir ihn vom Himmel herab auf diese Bitte V. 8 antwortenL hier will ich wohnen, denn es gefiillt mir wohl. 15. Jch ivill ihre [der Stadt Zion und aller Glieder meines erwählten Volkes] Speise segneu, nagt xhieba Feuer] Vrods genug geben fdaß sie U! at cU M« en . 16. Ihre fmeiner in Zion concentrirten Ge- meinde] Priester will ich [wie sie gebeten» hat Fzil g] fuiithsljveckzlst·leiden, nnd ihre Heiligen l) cll kb l All. 17. Daselbst soll fin Erfüllung der weiteren ggtetzV TO] aiåfgegentdasd HogihDatåitds dsziåm U W! El? a c ei cll ei! timcl) UU El! Schwächefz ich habe meinem Gesalbten eine Leuchte zugleörsicktet sliklijce auch in den dunkelsten Zeiten nicht Ver cll o . 18. Seine Feinde will· ich mit Schanden kleiden; aber uber ihm soll blnhen feine Krone. Jm Hinblick· auf Hefek. 29, 21., auf die Weiffagun- F3«"ch"3"’sZ"å"Ei2’"H F«7«74«1T7 Je? Pf« IF Z? i? a.,«,·er.,.,unaur. e aus 18 Segensspiüchen bestehenden täglichen Gebets der Juden: »den Sproß Davids, deines Knechts, laß gksszxgsgsxsksgssssstsid N« Dieser-P« seist-I- Drei« : i i anmzu ez eien, er i er mit Diese? Verheißnng mefsianifchen Sinn verbunden; mit ezie nng auf unsern Psalm wandelt acharias, der Vaåerlkdes Täufers, jenen bittenden Seånsfpruch feines o s in Luk. l, 68-—-"0 in einen lobpreifenden uniöldår Jesu herbeikommenden Erfüllung entgegen- fro o en . (Delitzfch.) Nach Beendigung dieses Liedes, so stellen wir uns weiter den Hergang bei der in l.Kön. 8, 1—21 u. L. Chron. 5, 2 — 6, 11 beschriebenen Einweihung des falomonifchen Tempels vor, stießen die, bei den levitifchen Sängern zur Seite des Brandopfer- altars aufgestellten 120 Priester in die Trommeten; da erflillte denn derHErr die im Geiste der Weiffagung TksiikiskTkckäiiiseVitte MKTI Si? ALLE-IT«- Mfk WNITI ,nun ieaeeie a,ine gaschTempelgsadits ngt einer Zstolke erftillet what? zum ei en, da er rr nun tz mmen e vo feiner Ruhe, worakf Salvmmeindsretinoer dies Zeicheii der göttlichen Gnadengegenwart deutete, den HErrn in feinem Haufe gleichsam willkommen hieß, die Gemeinde mit einem Segenswunfch begrüßte und nun in eine Lobpreisnng Gottes über-ging. Hernach betrat er die tanzelartig ftir ihn errichtete Bühne, fiel hier auf feine Kniee nieder und fprach mit gen Himmel ausgebreiteten Hääidg das 6Weihegebet, wie wir es in 1.Kön.8,22 ff. u. . ron. , 12 ff. lesen. Indem wir so einerseits ans den angeführten Stellen der sGefchichtsbiicher erst zu einem klaren Verständniß unsers Pfalms elan en, an- drerfeits aber wiederum jene Stellen ergst disirch den Psalm bei uns zu einer lebendigen und klaren Anschauung gäljäcinlgtcikiex tätig Ts tax? dnochEeinxrnhZweifglsu1;t?rliegen, e una er in ei un e a omoni- fchen Tempels gegolten hat; die andere? Erklärungsvev suche, welche dasselbe in die Zeit nach dem Exil ver- weikfen un? als Bitte um Herstellung des in Verfall ge- rat enen aufes Davids und des wahren Gottesdienftes bkltrastem beruhenhauf der irrthümlichen Annahme, daß a e ieder ,,im hö eren Chor« erst dieser späteren Zeit Zngghögetggsfind bringzen es zu keiner? ordentlichen Ver- än ni e en, was a efa t ist. in stufenweis fort- schreitender Gedanken- Rghthkinus findet fich im I. Ab- schnitt insofern, als hier sowohl in V. 2 als in V. 5 von dem ,,Mächtigen Jakobs« die Rede ist; darnach ist Abfchnitt IlI. mit Abschnitt V. durch die einander ent- 414 Psalm 133, 1—3. 134, I. sprecheuden Worte in V. 9 u. 16 verbunden, während in Abschnitt V. die beiden Verse 13 u. 14 durch den Gedanken: »der HErr hat Lust daselbst zu wohnen« und: ,,hier will ich wohnen, denn es gefällt mir wohl« wie Glieder einer Kette in einander greifen; außerdem aber zieht durch das Ganze stch der Name ,,David« (V. l. 10. 11. 17) als ein Stichwort hindurch, welches das Lied in 4 Zehuzeiler zerlegt (V. 1—5; 6——10; 11—l3; 14—18) und ihm noch von andrer Seite her eine schöne Knustform verleiht. Der 133. Psalm. Vom goldenen Kleinod des efriedens und Eiuträchtigkeit 1. Ein Lied Davids sEsra 4, 24 Anna] im höhern Chor sPs 120, 1 Anm.]. XVie das erste von denjenigen Liedern ,,im höheren Ghor··, die David zum Verfasser haben Of. 122), dem Volke das Her; gewinnen sollte fiir Iernsale1u, den Lilittelvtiulct seines kirchlichen nnd bürgerlichen Lebens, indem es gleich beim Eintritt in die Thore der heil. Stadt den verschiede- nen Stälniuen ihre Znsammengehörigkeit zu Einem Volke des Heils und der Gnaden zum Bewußtsein tsrarhtez so will nun das letzte unter jenen 4 Liedern, der vorlie- gende 133. Wahn, Israel seiner gottesdieiistlictsen vereini- gnng in Zion, wie sle zur Zeit der drei hohen Feste zu Stande kam, reeht froh werden lassen nnd es in dem Ge- fühle stärken: ,,tjeilig, selig ist die Freundschaft und Ge- meinschaft, die wir haben und darinnen uns erlaben« t2. Zum. U, 25 Jtmn.). Es folgt aber mit gutem Be— dacht dieser Davids spsalm erst auf den Satomouisehen in Ue. 132; denn erst mit der Erbauung eines eigentlichen Tempels hatte das, was Davids höchster Wunsch nnd Seh— neu war, seine Verwirklichung gefunden und stand unn auch Zion als Saminels nnd Ausgang-stinkt alles Segrns und Lebens äußerlich für alle Zeiten fest. I. V. 1. Die Gemeinde in ihrer Gesammtheit erhebt ihre Stimme zum preis der brsiderlichen Gemeinschafn die sie in ihrer Vereinigung an Einem Ort des Heilig— thums jetzt, wo sie wieder zur Feier eines Festes in Fetkstsalein sich zusammengefundeih so anschaulich dar- e . Siehe lder du uns, das Volk aus allen Theilen des Landes, so auf Einer Stelle beisam- men erblickstL wie fein und lieblich ist’s, daß Brü- der [die dnrch Blut nnd Herz mit einander ver- bunden sind, auch] eintrcichtig [oder vielmehr: auch äußerlich, wie es ihrer inneren Zusammen: gehörigkeit entsprichts bei einander wohnen. Luther hat das bei einander Wohnen von dem Zu- fammenwohueii der Brüder und Verwandten unter einem und demselben Dach verstanden; das nun ist an und für sich nichts Preiswürdiges , sondern erst dann, wenn es ein eiuträchtiges ist (Sir. 25, 1 f.), und so hat er dem Texte durch Einschiebutig des Wörtleins ,,eintrc’ichtig« nachgeholfeiy während er das im Grundtext stehende »auch« ganz nnbertjckfichtigt gelassen, oder sagen wir besser, er hat dieses »auch« duech jenes ,,eiuträchtig« ersetzen zn iniissen geglaubt. Damit hat er den nächsten und unmittelbaren Sinn der Stelle verdeckt, und haben wir diesen nur duech eine Correctur des von ihm ge- wählten Ausdrucks wieder hervorzukehren vermocht. Viel einfacher wäre die Sache gewesen, wenn es hieße: daß Brüder (die zusammen gehören) auch bei ein- ander wohnen, und ließe das auch für unsre Ver- hältnisse sich praktisch also vermuthen, wie ein Ausleger gethan hat: ,,da liegt der Prlifstein der wahren Liebe; denn das momentane Sehen, Sprechen, Herbergen, wo- bei die beiderseitigen Schwächen und Gebrechen sich noch verbergen oder verdeckt werden, macht es nicht, sondern das längere Beisammensein, das tägliche Gemeinschaftss leben, wo über lang oder kurz der eigentliche und ganze Ntensch, wie er ist, mit all seinen Runzeln und Flecken zu Tage kommt, offenbart erst die nimmer aufhörende, weil alles vertragende, alles glaubende, alles hofsende, alles duldende Liebe« (1. Cor. 13, 7 f.). II. V. 2 n. Zu. Ein einzelner Sänger tritt nunmehr ans und legt die Feinheit und Eieblichlieit der von der Gemeinde so eben gepriesenen Gemeinschaft in zwei Gleichnisseti ans einander: das eine nimmt Beziehung auf das feine Oel, das bei der Salbung Jtarons zmu itjolsepriester in reirher Fälle auf sein Haupt gegossen ward und von da aus auch seinen ganzen Bartdurehzog nnd selbst den oberen Rand seiner heil. Gewandung achte; das andere weist auf den nrfrifchetg kräftigen Thau hin, wie er auf den sehueeigeu Höhen des grossen ihermon heimisch ist, aber von da auch auf die niedri- geren Berge Zions herniederwallt. 2. Wie der köstliche [nach Gottes eigener Anweisung aus edlen Substanzen bereitete 2. Mos. 30, 22 ff] Balsam s so gut und fein] ist, der [bei jener Weihe des Hoheupriesters in 3. M. 8, 12] von: Haupt Aarons [auf welches er in reich- licher Menge gegossen ward] herab fleußt in feinen ganzen [bis auf die Brust herabreichenden M. 21, 5] Bart, der idann weiter von des Bartes Spitzen] herab sleußts in sein Kleid findem er sich auch der Einfassung oben am Loch des Seidenrocks 2. Mos. 28 , 31 f. mittheilt —- vgl. die Abbildung zu 2. M. 28, 6 ff.], 3. Wie der Thau sso lieblich und erfrischend ist], der vom Hermon [im Nordosten des heil. Landes 5. Mos. 3, 9 Anm.] herab fällt auf die [niedrigen, nach einer Erquickung aus jenen fchneeigen Höhen verlangenden] Berge Zion lfo fein nnd lieblich ist's, daß Brüder auch bei einan- der wohnen]. Das erste Gleichniß entnimmt David nicht aus unmittelbarer Anschauung (denu es ist zum wenigsten zweifelhaft, ob außer tmtAaron noch mit einem andern Hohepriester eine förmliche Salbung vorgenommen work den, da in 4. Mos. 20, 26 u. 28 nur von Eleasar’ss Eiukleidung, nicht auch von seiner Salbung die Rede ist),. sondern aus der Schrift, und stellt den ehrwürdiger: Priestervater selber sich vor, wie er von Mose mit dem. köstlichen Oele gesalbt wurde; bei dem zweiten Gleich- niß geht er dann ebensalls nicht von einer unmittelbaren« Ersahrungsthatsache aus (denu der Thau, der aufZions Berge fich legt, hat nattirlicher Weise doch wohl einen näher liegenden Ursprung als die entfernten Höhen des Hermou), sondern betrachtet die Sache mit religiö- sem Auge, und da wird ihm die Vergleichung sofort zur Anwendung auf das, was er im Sinne hat. Da- bei hat er aber gleichwohl es nicht mit bloßen Bildern Lob der brüderlichen Gemeinschaft 415 der Einbildungskrast zu thun, sondern mit einer ivesent- lichen, reellen Wahrheit; denn was mit Aaron einst geschehen, war kein bloßer Vorgang einer längst ent- schwundenen Vergangenheit, sondern um seiner sinnbild- lichen, oder sagen wir lieber heilsgeschichtlichen Be- deutung willen, ein ein für alle Mal sixirtes und fiir jedwede Gegenwart in Jsrael giltiges Factuin, und was die Berge Zions vom Thau des Himmels tranken, empfingen sie aus dem Dunstkreis eines Flusses, der sich mit Gewässern von dem Fluß des Hermon speiste. Beide Bilder find zunächft darin eins, daß sie etwas nennen, das von Oben stammt und wenn auch mittel- bar, doch merkbar göttlichen Ursprungs ist: der köstliche Balsam, weil sowohl nach seiner Znbereitung als nach seiner specifischen Verwendung von Gott verordnet, und der Thau im heiligen Lande, weil mit dem König der Berge, mit der weißgoldenem tief in den blauen Him- mel hineinblinkenden Krone des großen Hermon im Zusammenhang stehend. Also ist auch die hier geprie- sene Gemeinschaft des Volkes Gottes nicht von unten, nicht von der Welt her oder aus Fleisch und Blut ftammend, sondern ein Gnadenwerk vom HErrn droben. Sodann haben beide Bilder das gemeinsam, daß das örtlich von einander Entsernte zusammengebracht wird: das Oel auf Aarons Haupt theilt Haar fijr Haar sich weiter mit und senkt sich auch in seine Kleidung nieder; und ebenso weiß der Thau, der von der Höhe des Hermon auf die rundum liegenden Ansläuser herabfällt, auch seinen Weg zu den weit entlegenen Zioushtigeln zu finden. Also bringen Jsraels Feste, die in Jerusa- lem gefeiert werden, das ganze Volk aus allen Theilen des Landes an Einer Stätte des Heiligthums zusammen. Nun hat aber auch ein jedes von den beiden Bildern seinen besonderen Vergleichungspunkk fein ist das Oel der hohepriesterlichen Salbung und verbreitet weithin seinen wunderbaren Duft, wenn der Hohepriester seines Amtes wartet im Heiligthum; es einigt in sich die edelsten Substanzen für Gottes Zwecke, denen es sie dienstbar gemacht hat — so recht ein Bild des heil. Geistes, der die persönlicheu Gaben des Einzelnen hei- ligt und verklärt und die verschiedenen Jndividualitäten zu einer Einheit zusammenschließt, die den wohlthnend- sten Eindruck macht und einen süßen Geruch vor Gott und Menschen von sich giebt. Lieblich aber ist der Thau, der vom Hermon fälltt so urfrisch und ersrischend, so urkräftig und belebend, so unmittelbar von oben geboren (l10, 3) und wie vom Himmel selber flam- mend hat man ihn nirgends als dort — und indem nun die Genieinschaft der eiligen, wie sie durch die Ver- einigung des Volkes ottes in Zion zu Stande kommt, geistlich dasselbe bietet, was leiblich jener Thau ist, da fällt ja in der That der Thau vom Hermon auf die Berge Zions herab. Es ist aber auch Gottes Wille und Rathschluß eben dieser, daß alles Gute und Liebe in Zion sich zusammenfinden muß, wie die andere Hälfte unsers Verses bezeugt. III— U. 31). Was sie von Zion so eben gehört, daß aus dessen Berge selbst des weit entlegenen hermon Thau sich herabsenlien muß, das nimmt die Gesammthett der Gemeinde auf und weist nach, warum es also sei. dort hat nun einmal der thØrr den Sammet— und Juni— gangspnulit alles Segens nnd Lebens für ewige Zeiten hin oerlegt. Denn daselbst snämlich in Zion] verheißt der HErr Segen-und Leben [er hat in Beziehung auf Segen und Leben ver-ordnet, daß sie dort wie in ein Meeresbecken zusarnmenströmen und von da aus wie aus dem einigen Heilsbrunnen geschöpft werden follen; und zwar ist das seine Anordnung] ewiglich [so daß sie nnoerbrüchlich feststeht und für alle Zeiten ihre Geltung behält]. Der Segen brüderlicher Eintracht wächst nur aus dem Boden des Reiches Gottes innerhalb der zwiespäl- tigen Welt. (Moll.) Der 134. Psalm. Vom Amt der Lltfieohendieneix 1. Ein Lied im höhern Chor [Ps. 120, 1 Anm.]. Den Anfang unsers pitgerbiichteiiis bezeichnete ein Lied Of. 120), welches, wie wir gesehen haben, von den nach Jerusalem wallfahreuden Xeslliaraoaiten gesungen wurde, wenn fce an der Grenze von Saniariii vorüber— zogen; mit dem zweiten Liede Of. 121) bezogen sie ihr Nachtlager in Iericho, und mit dein dritten Abs. IV) waren ße nach Znrürtitegung ihrer Tagereife zwischen Jericljo und Jerusalem nun unter den Thoreu der heil. Stadt angelangt und ordneten sich zur feierlichen procefsioic nach dem Tenipet während der proeesfiou selber pflegte man dann die folgenden 9 Lieder (pf. 123——131) abznsingeii nnd erinnerte sieh der Uölhe und Anfechtungen, durch welche die Gemeinde hatte hindurchgehen iniisfen nach der ttiiktileehr ans der babhlonifetjeii Gefangenschaft bis zur Wiederherstellung des Tempels nnd des Gottes-staates, aber auch der göttlichen Verhrißung, deren sie in der Zeit ihrer Bedrüngniß sich hatte trößen dürfen, und besann steh, wie sie, indem fie da das Rusen zu dem hErrn und Harren auf ihn gelernt hatte, zu rechter Deniuth und stiller Ge- lassenheit und fo auf den einigen Weg des Heils gelangt war. Karavaiiein wie es scheint, um die Zeit des Jtbendopfers in den Teinpel ein nnd wohnten daraiif dem Gottesdielisle bei; das verletzte Eied aber Abs. 133) eignete sich treff- lich, um an jedem einzelnen der mehreren zfefltage ange- stluimt zu werden, wenn wieder eine heil. Fesioersammlnng stattgefunden und den Segen der Gemeinschaft der heiligen zum Bewußtsein gebracht hatte. Ver Schluß des Pilger- büchleius bildet demnächst ein Lied Of. 134), welches, wie wir nicht zweifeln, den Ztbfshiedsgruß voui Tempel enthält, von den Feslpilgeric nach Beendigung des letzten Gottes— dienstes der heil. Feierzeil angestimmt und an die Priester nnd senkten gerichtet, die, wenn auch die feiernde Gemeinde nun wieder aus einander ging und am andern Morgen eine jede Karaoaiie nach ihrem Wohnsitz im heil. tkande zurückkehrte, doch ohne Unterlaß tin Tempel weiter diene- ten nnd selbst des tlarhts auf ihrem Posten blieben; nnd diese Kneeljte des hØern wiederum konnten die feiernde Gemeinde nicht ans einander gehen und in ihre theiucath zurückkehren lassen, ohne ihr einen Segeusgriiß zum Ab— schied mit auf den weg zu geben. lller Psalm ist oon demjenigen geistlichen Sänger verfaßt, der das Pilgertiüay lein zum Abschluß gebracht und zu einem so fein geglic- derten Ganzen geordnet hat, indem er den Liedern Davids (ps. 122. 124. 131. 133) nnd Salomo’s (pf. 127 n. 132) nnd denen feines unmittelbaren Vorgängers Of. 120. 121. t23. 125. 126. IV) noch drei eigene Erzeugnisse Auf. 129. 130 n. 134) htnznfügte lGsra 4, 24 Kann) nnd auch hier sowohl den stufenmäßigen Grdanlienfortfchrittz der die Ele- der im höheren Chor lienuzeichneh als den damit zufam- meuhüiigenden dramatischen Character derselben beobaehtete (tlehem. l, 3 Knni.). Mit dein drittletzten Liede Of. III) zogen die · 416 Psalm 134, S. Z. 135, 1-—21. I. v. 1 n. L. Der Chor der Gemeinde richtet an die Priester und senkten, wetihe im Tempel zurückbleiben, bei ihrem Kbsthied uom Heiligthnin die Aufforderung zu einem eifrigen nnd munteren Dienst, sowie zu unabläs- siger Jtnrufuug des tjGrrnz denn sie selber verläßt ja nun wieder anf längere Zeit die heil. Stätte, uiid da kommt es den Priestern und Eeuiten zu, das Werk, das inih Volke Gottes nimmer ruhen darf, weiter fortzu- fü ten. Siehefsp lebet [wörtlich: segiiespj deu HErrn, alle Knechte des HEren, die ihr sihm zu dienen und seinen Namen zu loben 5.Mos. 10, 8 nnd alle Tage Gottesdienst zu pflegen Hebt. 10, 11] stehet sauchs des Nachtswsp [1. Ehren. 10, 331 im Hause des HGrrn. L. Hebet [unter solchem beständigen äußeren Gottesdienst, damit er kein todtes Werk sei, sondern seine Bestimmung »erfülle] eure Hände auf im [besser: zum] Heiligthum lnach dem Allerheiligsten hin, wo der HErr seinen Gnadensiuhl aufgefchlagen hat Z, 8; 28, 2; 138, 2], und lebet [genauer: segnet] den HErrns V) Das ,,Siehe« ist aus dem vorigen Psalm auf- genommen und klingt, nachdem es an jedem einzelnen Tage der Festzeit den Gemeindegesang erössnet hat, nun in diesenAbschiedspsalm herein; dort nun (Ps. Ists, I) war es ,,Fingerzeig auf eine anziehende Erscheinung, hier aber ist es Fingerzeig auf eine aus dem Amte hervorgehende PslichtC — III) Den HErrn ,,segnen« ist der Sache nach s. v. a. ihn loben nnd preisen; das Wort ist aber beizubehalten, weil ihm das« ,,es segne dich der HErr« in V. 3 entspricht. (Hengstenberg.) sitt) Nach Mitternacht nahm der Hauptmann über die Thorhüter die Schllissel des inneren Tempels und ging mit einigen Priestern durch das kleine Pförtchen im Brandthor (s. den Grundriß des Tempels zu Matth 4, 7 S. Bis: Nr. 29); im inneren Vorhof theilte sich diese Schaartvache in 2 Haufen, jeder mit einer brennenden Fackel — einer wendete sich nach West, der andere nach Oft —- nnd so umgiugen sie den Vorhof, ob auch alles für den Gottesdienft des anbre- chenden Tages in Bereitschaft sei. Bei der Bäckerkam- mer svoii der sich aber nicht genau sagen läßt, wo sie gelegen) trafen sie sich mit dem Zuruf: » es steht alles gut«; inzwischen standen auch die übrigen Priester auf, badeten sich und legten ihre Amtskleider an, alsdann gingen sie iii die Quaderkammer (Rr. 46) , deren eine Hälfte das Siizungslokal des Synedriums war (s. Ga- s ith in der Anm. zu Matth. 4, 7), wo unter Leitung des Hauptmanns über die Loosnng und einer Gerichts- person, um welche säinmtliche Priester in Amtstracht herumftanden, die priesterlichen Dienstoerrichtungen des anbrecheiiden Tages (Luk. t, 9) verloost wurden. (Delitzsch.) s) Wachen und Beten gehört zusammen und ist die Sache aller Frommen; die verordneten Diener des Heiligthiims sollen sich darin von der Gemeinde nicht beschämen lassen. (Moll.) Das Bewußtsein, in Gottes heiligen Ordnungen zu stehen und zu walten, ist viel- fach auch denen abhanden gekommen, die es vor allen haben sollten. Ein Pastor vor allen muß feste stehen; er muß wie kein andrer in heiliger Zucht wandeln und in die ewigen Gottesordnungen sein ganzes Leben ein- fassen. (Dieffeiibach.) II. v. Z. Der Chor der Priester nnd Eeviteu ani- wortet mit einem Segensgrnß nnd entläßt die Gemeinde in ihre tjeimath 3. Der HErr segne dich« ans Zion l128- b]- der Himmel und Erde gemacht hat«· [121, Z; t24, 8]. V) Das ,,segne dich« ist seit 4. Mos 6, 24 die Grundform des priesterlichen Segeiis; es ergeht an die Gemeinde wie Eine Person und an jeden Einzelnen in dieser einheitlichen Gemeinde. (Delitzsch.) «) Das »der Himmel und Erde gemacht hat« bildet das Gegengewicht gegen die Tiefe des Elendes und der Ohnmacht, in toelche die Gemeinde Gottes versenkt ist. (Hengstenberg.) Von Gottes Macht dürfen die Gläubigen alles zu hoffen wagen. (Tholuck.) Dei: 135. Psalm. Danksagung für igottes Mohlthaten Mehl eine Erweiterung des vorigen Psalm ist es, was wir hier nor uns haben, so daß die Reihenfolge der beiden Gesänge auch maßgebend wäre fiir die beilfolgq sondern der Anfang des vorigen Psalm (v.1 n. L) schließt an den Eingang des vorliegenden sich an, gleichwie dessen zweite Hälfte w. Z) aus früheren Liedern im höheren Chor Abs. 1Lit, b; 1Lt, L) entnommen war. Su welcher Zeit iinn unser Psalm entstanden , wurde sitzen zu Esra s, 18 beinertilz darnach haben wir an das Fest der Tempel— weihe noch vor Ostern des J. 515 o. Chr. zu denken, iiud zwar dürfte der Psalm, der nach Form nnd Inhalt sieh eng an das 19 Jahre früher bei der Gruudsteinlegnug des Tempels gebrauihte Lied (Ps.115) anschließk zum Schluß der gottesdienstlichen Feier bestimmt gewesen sein. I· V.1—4. Indem die Gemeinde sich anschickt, den Tempel, zu dessen weihe sie bei demselben sieh einge- funden, wieder zu verlassen, fordert der ihre Stelle ver- treteiide erste Chor die beim tljeiltgthiim zurückbleiben- den Priester und tEeviten auf, in der Lswisihenzeih bis sie selber wieder erscheint, ein Fest zu feiern, mit dein tZobe des ttØrrn ununterbrochen fortznfahren; denn in einein Volke, das der steter ßch zu seinem Eigenthum erwcihlet hat, darf sein tsob keinen Tag schweigen und sein Dienst nimmer ruhen. i. Halleliija [d. i. Lobet den HErrn Pf. 104, 35 Arm. n. Eint. zu Pf. 106]. Lobet den Namen des HErrn, lebet, ihr Knechte des HErrn, 2. Die ihr stehet im Hause des HErrn [sei- nen Dienst zu besorgen Pf. 134, 1], in den Höfe« des Hauses unsers Gottes sdie Gemeinde, die da- selbst ihren Stand hat 116, t9., mittlerisch zu vertreten 4. Mos. Z, 13 Anm.]. 3. Lobet den HErrn, denn der HErr ist freundlich; lobstnget seinem Namen, denn er ssein Name 54, 8 —- oder: es, das Lobsmgen feinem Namen 147, 1] ist lieblich. 4. Denn der HErr hat ihm Jakob erwählen Israel zu seinem Eigenthum [5. Mos. 7, 6]. Gott hat uns zum Volk seines Eigenthnms erwählt: wie steht es um die Darbringung dessen, was ihm da- Den HErrn segnen oder loben als sicheres Mittel, von ihm gesegnet zu werden. 417 fiir gebührt und uns geziemt? (Moll.) Jn der alten Kirche hatte jeder Tag seine besondere Lobandacht (1audes); leider aber ist das freudige Dauken und Loben gar sehr in Vergessenheit gerathen. — Ach, ich bin viel zu wenig, zu rühmen seinen Ruhm: der HErr ist eto’ger König, ich eine welke Blum’; jedoch weil ich gehöre gen Zion in fein Zelt, ist’s billig, daß ich mehre sein Lob vor aller Welt. (Du, meine Seele, singe — V. 10.) II. ils-12. In einem zweiten Chor geben die Priester und kennen, von denen diese Ia die Psalmen zu fingen und dazu zu musieiren hatten, jene alser den psalmengesang mit ihren Trompeten erässneteu und be- gleiteten, Antwort anf die an sie ergaugene Aufforde- rung, indem sie bezeugen, daß sie wohl wußten, wie preiswürdig der ijCrr sei W. s) und damit erklären, in seinem preis nicht nachlassen zu wollen; iireiswärdig aber isl er 1) von wegen seiner oilachtthateu im Bereiche der dlatnr W. 6 n. 7), L) um seiner Chaten iär Ssrael willen, die er vollbracht hat bei der Ausführung aus Cghpteu w. 8 u. s) nnd bei der Einführung in das gelobte Band (v. 10-—12). Z. [Jch, der gefammte Stand der Priester und Leviten, werde gewiß in dem Lobe des HErrii, zu dem ich eben aufgefordert wurde, nicht nach- lassen.] Denn ich weiß, daß der HErr groß ist, und unser HErr vor allen Göttern [2. Mos. 15, 11; Pf. 86, Z; 89, 7]. S. Alles, was er will, das» thut er, im Himmel, auf Erden, im Meer, und in allen Tiefen [Ps. 115, Z; Weish. 12, 18]. Himmel, Erde und Wasser (unter deren Tiefen der Hades oder die Uiiterwelt sich befindet Hiob 26, 5) sind die drei Reiche des Geschaffenen wie in 2. Mos. 20, 4. (Delitzsch.) Diese verschiedenen Neviere schrieben die Heiden verschiedenen Göttern zu. (Vaihinger.) 7. Der die Wolken liißt ausgehen vom Ende der Erde, der die Blitze sammt dem Regen macht, der den Wind aus hetmlicheu Oertern kommen laßt [Jer. 10,»13]. » » 8. Der die Erstgeburten schlug in Egypteih beide der Menschcn und des Viehes [2. Mos 12 , 29], . El; Und ließ seine Zeicheu und Wunder kom- men uber dich, Eghpteiilaud uber Pharao und alle seine Knechte. 10. Der viel Völker schlug und tödtete mäch- tige Könige [5.-Mos. 4, 38; 7, l; I, 1; Jos. 23, 9] 11.« Sihon, der Amoriter Köiiig, und Og, den König zu Basan, und alle Königreiche in Ca- uqau [4. Mof Si, 21 ff.; Jos. l2, 1ff.], 12. Und gab ihr Land zum Erbe, zum Erbe seinem Voll Israel [Jos. 13—21]. III. V. 13 n. 14. Der erste Chor, die Gemeinde ver— treteud, fällt hier selber mit einem Lobi-reife des tjGrrn ein, nachdem sie oben W. 1—3) seine Knechte zu seinem befläudigen Lobe ausgemuntert hatte, nnd spricht die Lin— versicht aus, daß der Gott, der Israel zu seinem Eigen- thum erwählet hat, auch fort nnd fort in seiner retten- den nnd helsendeu Macht sich verherrliihen werde. Its. HErr, dein Name wcihret ewiglich, deiu Gedcichtniß HErr, wiihret siir-nndfi·ir[102,13]. 14. Denn der HErr wird sein Volk richten [ihm Recht schassen durch Gericht über feine Feinde) 54, Z] und seinen Knechten gnädig sein sindem er dem über sie verhängten Strafleiden ein Ende macht Z. Mos. 32, 36]. Laß dir, o liebe Seele, der christlichen Kirche halber nicht allzu bange fein, als wenn sie gar werde ausge- rottet werden: nein! wie Gott ewig bleibt, also ist er auch allezeit im Stande, sein Häuflein zu erhalten , zn beschützen und die Feinde zu richten. (Starke.) IV. V. 15—-18. Der zweite Chor, der der Priester und Eeniteik ergreift vom sleuem das Wort nnd preis! den tjCrrn als den lebendigen Gott im Gegensatz gegen die nichtigeu Götzen und ihre ohnmächtigeu Verehrer. 15. Der Heiden Göhen sind Silber und Gold, von Menschenhanden gemacht. 16. Sie haben Mäuler, und reden nicht; sie haben Augen, und sehen nicht; 17. Sie haben Ohren, und hören nicht; auch ist kein Odem in ihrem Munde. 18. Die solche machen, sind gleich also sebenso nichtig und ohnmächtig wie die Götzen sclber]; alle ssiiid gleich alfo], die auf solche hoffen [115- 4—8]- V. v. 19 u. Yo. sum deines: nie! kkizcvt die nein-irae durch den Mund des ersten Chors ihre Stimme und läßt die Aufforderung zum Lobe des LjCrrn an ganz Israel nach litten seinen Theilen (ps. 115,11Jluni.) ergehen. 19. Das Haus Israel [im Gegensatz zu denen, die ihr Vertrauen auf die Götzen setzen V. 18] lobe den HErruz lobet den HErrn, ihr vom Hause Aaronz 20. Ihr vom Hause Lebt, lobet den HErruz die ihr den HErrn fürchtet, lobet den HErru l115- 9——11]! VI· v. 21. Auch der zweite Chor läßt zum Sihlnß noch einmal seine Stimme hören nud giebt mit dem Rose, den er erschallen läßt, den Grundton aller Gesänge an, die aus seinem Munde ersihallen werden; damit hat die Gemeinde die Zusicherung, daß dem in d. 1 ff. ihrerseits ausgesprochenen verlangen werde Genüge ge- schehen, nud verläßt fröhlichen Herzens die heil. Stätte. 21. Gelobet sei der HErr ans Zion, der zu Jerusalem lvohnet [seine Wohnung daselbst nun wieder aufgeschlagen hat 76, 3]. Halleluja. Zion und Jerusalem ist Ausgangsi und Endpunkt aller Gnadenoffenbarung Gottes im alten und in; neuen Bunde, ja die Tragweite ihrer Bedeutung» verliert sich bis in den Himmel hinein, denn die Schrift redet von einem himmlischen Zion, von einem himmlischen Jeru- salem (Hebr. 12, 227 Offenb. Pl) »So·muß es auch die Stätte des göttlichen Preises· in Ewigkeit sein. (Tanbe.) Später wurde uiisei: Lied in ein kürzeres zusammenge- zogen, das mit dem Anfang und Schluß unsers Psaltns zusammentrissy es ist dies der vorangehende 134. Psalm, in welchem aber das ,,loben« zu· Anfang nach V. 19 ff. durch ,,segnen« aus edrttckt, an die Stelle des ,«,gelob«et sei der HErr aus ion« ein. »der Hßkrr fegne dich aus Zion« getreten, und durch das ,,Siehe« im Eingang 418 eine Berbindun hergestellt ist mit Pf. 133. Außerdem ist in V. l zu em ,,stehet im Hause des HErrn« noch der Beisaiz ,,des Nachts-«, und in V. 2 zu dem »loben« noch das »Ausheben der Hände nach dem Heiligthum hin« hinzugekommen. Andere Ausleger sehen, wie in der Eint bemerkt worden, das Verhältniß beider Psal- men zu einander gerade umgekehrt an und betrachten das hier vorliegende Lied als eine Erweiterung des vorigen. Diese Anficht beruht aber auf Man el an Einsicht in die geschichtliche Entste ung beider ieder: während Pf. 135 eine Wiederaufna me des bei Grund- steinle nng des Tempels gefungenen 115.Psalms ist und dem wecke der Einweihung des nach 19 Jahren fertig gewor enen Tempels diente , auch wohl denselben Ver- fasser mit ihm hat, ist Pf. 134 zum Abschluß des Pilger- bltchleins bestimmt und- ist an 60——70 Jahre später entstanden. Der 136. Psalm. Danlisagung für egotlez Hüte nnd Wunder: thaten. Jlns den it. Halleluja-Psalm unter der vorigen Umn- mee W. 106 Eine) folgt hie: dee 4. Heda-Psalm an. 118 Einl.), dem Inhalte narh an jenen Halleluja-Psalm, aber nach seiner nächflen Bestimmung an das dritte Hodu Of. litt) sich ansrhtießend is. Blum. zu Esra 6 , 18 u. zu ps.11li, 29). sum-erkennbar ist das Lied auf Wechselgesang angelegt: die ersie Beile jedes Verses soll von den trotti- schen Jüngern, die zweite oon der Gemeinde gesungen oder doch von ihr mitgesnngen werden. I. V. l-—3. Voraus geht eine dreimalige Aufforderung, dem tJErrn zu danken, welcher nun) sofort in dreincalis gem lcodpreio seiner Güte entsprochen wird. I. Danket dem HErrn, denn er ist freund- lich [Jer. 33, II; Pf« 106, 1]: denn seine Güte wcihget ewiglich [1. Ehre-n. 17, 34; 1. Mace 4 , 4]. 2. Danket dem Gott aller Götter [5. Mos. to, 17]: denn seine Güte wcihret ewiglich. Z. Danlet dem HErrn aller Herren [1. Tim. 6, 15]: denn seine Güte weihret ewiglich. Die dreifache Aufsorderu zu danken und die drei- sache Benennung Gottes ist nicht bedeutungslos; sie ge- hört zu dem Geheimniß der Dreizahl, das wir auch in ,4. Mos. S, 24 ff.; Jes 6, 3 antressen, ebenso in Pf. 103, 20-—22. Auch in Pf. Its, 1—3 haben wir eine Spur davon, und es ist kaum zu zweifeln, daß der Jsraelit wie in der Eintheilung der Schöpfu11g(Pf. l35,· is) so auch im Wesen Gottes eine Dreiheit ahnete. (Vaihmger.) II. v. 4—9. In zweimal Z Versen wird hieraus Gott der tjErr nach seiner macht und Weisheit im Bereich der Schöpfnng gepriesen. 4. Der große Wunder thut allein [72, 18]: denn seine Güte wclhret ewiglich. Z. Der die Himmel ordentlich kmit Weisheit oder Einsicht Spn Z, l9; Jer. 10, 121 gemacht hat: denn seine Güte weihret ewiglich. s. Der die Erde aufs Wasser! [genaner: Psalm 136 , l —- 26. 137, I —- Z; über den Waffern 24, 21 ausgebreitet hat: denn seine Güte wcihret ewiglich. 7. Der große Lichter [1. Mos. l, 14 ffJ gemacht hat: denn feine Güte wahre! ewiglich; 8. Die Sonne, dem Tage vorznstehem denn seine Güte wcihret ewiglich; 9. Den Mond und [die] Sterne, der Nacht vorznstehem denn feine Güte wcihret ewiglich. Das Werk der Schöpsnng ist so voller Tiefen der öttlichen Weisheit und Allmachh daß ein Sterblicher ich darüber mit feinen Gedanken verliert und bei der ewig währender! Güte Gottes stehen bleiben muß. (Starke.) III. V. 10——15. wiederum in zweimal 3 Versen wird der HErr weiter wegen seiner rettenden nnd richtenden Thaten gepriesen, womit er normale Israel ans sahn— ten geführt hat. 10. Der Egypten schlug an ihren Erstgebnrten [135, 8 f.]: denn seine Güte wcihret ewiglich; 11. Und führete Israel heraus: denn seine Güte wiihret ewiglich; 12. Durch mächtige Hand und ansgereckten AUU l5s MDL 4- 34: 5- 15J: denn seine Güte wcihret ewiglich. 13. Der das Schilfmeer theilte in zwei Theile [2. M. 14, 21 ff.; Nah. J, 11J: denn seine Güte wcihret ewiglich; 14. Und ließ Israel durchhin gehen: denn seine Güte wcihret ewiglich. 15. Der Pharao nnd fein Heer in das Schilfmeer stieß [2. M. 14, 26 ff.]: denn seine Güte tvcihret ewiglich. Daß es auch ü er die Vertilgung der Feinde heißt: ,,seine Güte währet ewiglich« ist so an ufehen, wie wenn ein Kind von einem Thier anlgefa en worden wäre, und man erlegt dem Kind zu lie das Thier, so wäre das eigentlich ein Werk der Liebe. Ebenso erweist Gott feine Güte, wenn er den Seinigen zu lieb die einde erlegt: seine Rache ist Eifer, und sein Eifer ist lebe, und daraus fließen alle seine Werke. (Rieger.) IV. V. 16—24. Er folgen jetzt dreimal 3 Verse, tu welchen zunächst Gottes Führung durch die Wüste und die Linertheilung dcg gelohten Landes an sein Volk, darnach aber sofort sein gnadeureicheo Gedcnleeu gepriesen wird, womit er neuerdings wieder Soraelo sich angenommen nnd es oon seinen Feinden erlöset hatq 16. Der sein Volk führen! direct) die Wüste [5. Mos. 8, 15]: denn seine Gute wcihret ewiglich. 17. Der große Könige schlug: denn seine Güte wühret ewiglich; 18. Und erwürgete nnichttge Könige: denn seine Güte wcihret ewiglich; 19. Sihon, der Amoriter König: denn seine Güte wcihret ewiglich; 20. Und Og, den König zu Basam denn seine Güte wcihret ewiglichz 21. Und gab ihr Land zum Erde: denn feine Güte weiht-et ewiglich; Die Festgemeinde gedenkt der thränenreichen Zeit ihrer Gefangenfchaft in BabeL 419 22. Zum Erbe feinem Knechte Israel [Ps. 135- 10——12]: denn seine Giite wahret ewiglich. 23. [Und ein gleiches Werk, wie diese erst: malige Einsetzung in das heil. Land, hat er neuer- dings wieder an uns gethan.] Denn er dachte an uns, da wir unter gedrückt waren: denn feiueGiite wahret ewiglich; 24. Und erldfete uns von unsern Feinden: denn seine Güte wahret ewiglich. Gottes Macht ist unvergleichlich, feine Weisheit ohne Maß, seine Liebe ohne Ende: ach, daß die Menschen so spät anfangen, Gott zu erkennen, und so früh aufhören, ihm zu danken! daß sie soviel anstoßen im Glauben und so wenig leisten im Gehorsam der Liebe! (Moll.) V. v. 25 u. ge. Zum Schluß act-et d» ein: pp:- Gott» besonderen Gnadenthaten gegen Israel zn seiner allge- meinen Güte als Schöpfer nnd Grhatter der Welt zurück nnd fordert noch einmal zum Dank: gegen diesen Gott auf. 25. Der [wie die in dieser Jahreszeit der Ernte entgegenreifenden Früchte auf dem Felde draußen zeigen] allem Fleisch Speise giebt [145, is; 147, 9]: denn feine Güte wahret ewiglich. 26. Daniel dem Gott vom Himmel [Esra 1, 2; Dan. L, 28 Anm.]: denn seine Güte weih- ret ewiglich. So oft wir einen Bissen Brod essen und einen fri- schen Trunk thun, so oft können wir schmecken nnd sehen, wie frenndlich der HErr ist. (Starke.) Der 137. Psalm. Der gesungene-n Juden Jammerlieix s« Zeitgesctsiclstlich schließt der vorliegende Psalm nicht so- wohl an den vorigen, als vielmehr an den vorletzten sbsalm sich an: sahen wir in diesem die Gemeinde von dem Tem- pel, zu dessen Einweihung sie versammelt gewesen, ßch ver- abschieden, so sehen wir ße hier nach 3—4 Wochen wir— der im tjeiligthnm beisammen, um ,,mit Freuden« das Fest der nngesänerten tsrode 7 Tage lang zu halten (Gsra 6, 18 Knm.). ais würde wohl auch unser Psalm unmittelbar an den 135sien angeschlossen worden sein, wenn letzterer nicht dnrch die nahe verwandtsihaft seines Inhalts in v. 5—12 mit slls.136, 1——22 die jiwischenstellung dieses, in der betressendenpnrtie noch etwas ausführlicheren stie- des veranlaßt hätte. »Das ttied von wolfg Dachsieitn Jlu Wasserslässen Babylon er. ist lielne uentestainentliche Re- produktion, sondern blos eine parnphrase des psalmski I. di. 1—3.- Indem die Gemeinde jetzt. da ihre Lieder wieder singen kann, wohin allein ße gehören, in Sera- salem, in dem heimathlande und an der Stätte des iijeiligthnmiz gedeutet ße der Zeit, wo aller fröhliche Ge- sang vcrstnminen mußte, wo man nur an die Wasser sich liinsetzen nnd weinen, nicht aber Zionslieder ßngen nnd sich freuen konnte. 1. An den Wasfern zu Bade! san den Ufern des Euphrat, Tigris, Chaboras und Ulai Hefet 1, 1; Dan. 8, 23 S. Kön. 20, 12 Anm., da, in der Fremde als Gefangene unter der Herrfchaft der- Weltmachtj saßen wir« sbis noch vor 21 Jah- ren], und weineten, wenn wir an Zion gedachten« «) Das Ufer der Flüsse wie des Meeres ist ein Lieblingsanfenthalt solcher, welche tiefer Gram fort vom Gewühle der Menschen in die Einsamkeit treibt: die Grenzlinie des Flusses giebt der Einsamkeit eine sichere Rückwand, das einförmi e Wellengeplätfcher unterhält den dumpfen, fchwermtlthigen Gedanken- und Empfin- dungswechfeh und zugleich übt der Anblick des kühlen, frifchen Wassers eine sänftigende Einwirkung auf die verzehrende Gluth im Herzen. (Delitzfch.) is) Die Erinnerung an Zion ist keine patriotische im gewöhnlichen Sinne; es kommt nicht sowohl als bür- gerliche, wie als geiftliche Hauptstadt des Volkes in Betracht, als der Ort, wo der HErr mit feinem Volk znsamrnenwohnm Von Zion getrennt fein, hieß von Gott, dem Quell alles Lebens und aller Freude, getren- net sein: Pf. 42 u. 43. (Hengftenberg.) 2. Unsere Harfen [oormals die Begleiter un- sers fröhlichen Gefanges] hingen wir an die Wei- den, die drinnen fim Lande BabeIJ sind [denn die Zeit des Ergötzens an der Musik war vorüber Jer. 7, 34]. Es mag hier zuuächft an die Trauerweide, welche in Babylonien heimifch ist und daher anch im System salix babylonjca Gabhlonifche Weide) heißt, gidacht werden. (Winer.) 3. [Zu unserm inneren Wehe kam anch noch die höhnifche Schadenfreude unsrer Unterdrückenj Denn daselbst hießen uns singen, die uns gefangen hielten, und in unserm Heulen sbesserz nnd die uns heulen gemacht] frohlich sein: Lieber [Richt. 4, 19 Atem. 1], siuget uns ein Lied von Zion [eius von euern heiligen Liedern, daß wir uns daran kurzweileiis « Auch die Heiden müssen Von den frendi eii Psalmen ewußt haben, die Israel feinem Gott zu fingen pflegte, hie nnd da haben fie wohl einen vernommen und anch in ihren Ohren müssen sie lieblich getönt haben. Wie Belsazar die Gefäße des Tempels (Dan. 5, 2), so ver- langen sie dessen geheiligte Lieder, um sich eine frohe Stunde zu machen; hatten die Sänger anch sonst es über sich vermocht, ihre Kunst zn üben — aber einen freudigen Psalm anznstimmem und zumal vor denen, welche sie in diese Trübsal gebracht hatten, das Jvar ihnen unmöglich. (Tholuck.) II. v. 4—6. Die Gemeinde isi so lebendig in ihr da- maljges wehe versetzt, daß ße jeht nun) laut die Tint- wort giebt anf jene Aufforderung der Söhne Buben, die ße vormals nnr mit Schweigen hingenommenz nnd sie ist so non triebe gegen die heil. Stadt, die ße nun wieder in Zesih hat, erfüllt, daß ße, um ein für alle Mal sich gegen die Versnkhnng des Kbfnlls, gegen die Gefahr der verlengnnng zn wasfnen, Hand nnd Junge - verwiinschtz wenn ße je wollten dem Abfall und der verleugnung dienstbar werden. « 4. Wie follten wir des HErrn Lied fingen im fremden Lande fund damit die Stätte , wohin dies Lied allein gehört, verlengnenss 5. Vergeffe ich dein, Jerusalem sdaß ich je die Hand dazu hergeben wollte, im fremden Lande des HErrn Lied zu spielenjz so werde meiner 420 Psalm 137, S— 9. 138, 1-—8. Rechten vetgessen sdaß sie für immer die Kunst verlerne, die Saiten der Harfe zu rühren]. s. Meine Zunge müsse an meinem Gaumen kleben sdaß sie nie wieder zu singen im Stande sei], wo ich deiner sJerufalemj nicht gedenke, wo ich nicht lasse Jerusalem uieine höchste Freude sein [und nur, wie es der Liebe zur heil. Stadt und der Freude an ihr entspricht, die Zunge zum Sin- gen gebrauches Ein köstlich Wort, eine exemplarifche Liebe zur Kirche Gottes, die den Kindern des neuen Bnndes zu tiefer Befchämung gereichtl (Taube.) - 1II. v. 7—9. nah« dem oküuoigeu reiche-eisk- in: Serukalem den sie so eben kund gethan, spricht die Ge- mein e nun ihren heil. ikaeheeifer über Gdom nnd Habe! aus. Gdom hat ja am Tage Jerusalems seinen tsaß gegen Gottes Volk in skhnödester weise zu erkennen gegeben, sabel aber hat bei der Verwüstung, die ße an- geriihtet, in solchem Maße Grausamkeit geübt, daß bei der Verwüstung, die ße selber trifft, ihr vergolteu wer- den muß, wie sie verdieuei. 7. HEry gedenke der Kinder Edom am Tage Jerusalemsk [wenn du diese deine Stadt nun ver- herrlichen und sie rächen wirst an allen ihren Feinden; sie aber, die Kinder Edoms, haben sich als Jerusalems geschworene Feinde bewiesenL die da sagen [wenn Andere an der heil. Stadt sich vergreifenjx Rein ab, rein ab, bis ans ihren Boden! fund nun alles Mögliche thun, daß es zu so vdlliger Vernichtung kommen möge] «) Besser übersetzt man: HErr, gedenke den Kin- dern Edom den Tag Jerusalems, was sie nämlich, als das Gericht über Jerusalem erging, der heil. Stadt für Böses gethan haben; es ist dazu zu vergleichen: Zbadi 10 fs.; Hefek 25, 12 ff.; Anios I, U; Jes. c) « 8. « Du vetstöttek [dem Gericht völliger Ver- störuug geweihete Ist— 13- 19 f-1 Tochter Bat-et, wohl dem, det·[wenn nun dein Gerichtstag kommt] sdir.vergelte, wie du uns gethan hast sbei der Zer- störung Jerusalems Jes. 47, 6]. b. Wohl dem, der deine jungen Kinder nimmt, und zerschmettert sie an den Stein sdamit es mit deinem Geschlecht für immer ein Ende habe Jes. 13 16]. «) Diis im Grundtext stehende Wort kann doppelt gelesen werden: punktirt man III-syst so heißt es ,,du Verwüsterin«; punktirt man dagegen, wie im Text ge- schieht HJHIFO so heißt es »du Verwtistete« (Versiorte). Als eine Verwüfterifche hatte-Bube! sich bewiesen, als es Jerusalem» zerstörte; zu einer Verwüsteten warzes bereits im 6. Jahr des Darius geworden (Esra·1, 4 Anm.) , doch war das nur erst der Anfang von dem der Stadt geweissagten völligen Untergang (Jes. 47). — »Es ist der Eifer nm Gottes Ehre und seine Gemeine, welcher dem Dichter· so harte Worte m den Mund giebt, und hat dieses Anwtlzifchen gerechter Vergeltung im A. T. nichts Anstoßiges.« Was Jsraels Vorzug und sonderliches Glitck ist, das will der gläubige Jsraelit der ganzen Welt zugewendet, aber eben deswegen will er auch die Feindschaft der gegenwärtigen Völkerwelt gebrochen wissen. (Hofsmann.) Wer nur den neuen Menschen liebt, der hasset den alten und wünschet ihm den Unter- gang. (Diedrich.) Der 138. Psalm. Danksagung für igottes Hilfe. 1. Ein Psalm [1. Chron. W, 31 Anm] Davids [2. Sam. 23, 7 Anm.]. Es folgt iii Pf. 138-—145 ein Chklus Greis) von Davidischen Psalmen , hervorgerufen durch das Sinnen Davids über die Verheißung in Z. Sam. 7, 12 ff. und durch die Sorge für die Nachweltz welche ihn erfüllte. Er begleitet in ihm die Seinen durch die Geschichte und bietet ihnen den rettendeii Anker dar in den Stürmen, die, wie er aus seinem eigenen Lebensgange erkannte, ihnen bevorstanden. Wir haben hier ein prophetischcs Vermächtniß Davids, entsprechend seinen letzten Worten in L. Sam. P; daß diese» Psalmen die Reihe der Davi- dischen beschließen, ist gewißmicht zufällig, sondern steht im Einklange mit ihrem inneren Character und der eit ihrer Abfassung. Jn Pf. 138 stellt David den einen die Verheißung vor Augen; in Pf. 139 führt er sie ermahnend und tröstend vor den all egenwärtigen Gott; in Pf. 140 faßt er näher ziiit ihnen die vor- liegenden Umstände, die Feindesgefahy in’s Auge; in Pf. 141 stärkt er sie gegen die inneren Gefahren, womit die äußere Noth sie bedrohte; in Pf. 142 u. 143 zeigt er ihnen, wie sie fich zu verhalten haben, wenn es mit ihnen aufs Aeußerfie gekommen; Pf. 144 bildet den Uebergang von den Bittgesängeu zu dem Lobgesang, womit in Pf. 145 das Ganze beschlossen wird. Es findet offenbar eine Wechfelbeziehun statt zwifchen Pf. 138, dem Jubel über die Verhei uiig des HErru, und Pf. 145, dein Jubel über ihre Erfüllung; die Klage und Bitte wird von Lobeii und Dankeii einge- schlossen. (Hengstenberg.) Gg wird eine Zeit kommen, wo des lJGrrn Lied, das in Joraels Munde den Heiden gegenüber ver-stummen mußte, von den Königen der Heiden selber angestimmt werden wird: dieser aus Pf. 137, If. und 138, 5 ßih er— gebend: gegensätzliche Gedanke hat die Znsanimenrücliuug des Pf. 138 mit As. 137 veranlaßt. Welitzsihh I- V. 1—3. von der verheißung, die du nach deiner Gnade mir ertheilt nnd für deren Erfüllung deine Treue mir tiütgschaft leistet, isi mein her; so erfüllt, daß der Dank dafür nicht aus einem einzelnen Winkel, sondern aus dem ganzen Raum desselben hervorbringt; und da sollen denn die Götter der Heiden an meinem kobgesang reiht in ihrer Richtigkeit offenbar »werden, als welche ja nichta dergleichen anfzuweisen vermögen, wag du deinen Dienern Großes erzeigen. Ja, du erhörli Gebet und erfütlesi das Herz eines Mensihen mit tjoehgefühk so etwas kann nur der allein wahre Gott thun. Ich danke dir [HErr 9, L] von ganzem Herzen sfür die überschwängliche Gnadenerweisung, deren meine Seele voll ist], bot den Göttern [der Heiden, sie gleichsam herausfordernd, ob sie wohl im Stande seien, ihren Dienern auch folches Heil zu gewähren, wie du den Deinen fchenkst 2.Sam. 7, 221 will ich dir lobsingen [18, so; 57, 10; im, 1]. David preist Gottes Güte für die ihm in seinen Nachkommen gegebene Verheißung 421 2. Jch will anbeten zu deinem heiligen [Zelt-] Tempel [den ich dir neben meinem Palaste auf Zion errichtet habe 2. Sam. S, ’17; Pf. b, 8·], und deinem Namen danken um deine Gute sdie m so überfließender und herablassender Weise mir zu Theil geworden 2. Sam. 7, 2lj und [um deine] Treue [womit du das, was deine Güte mir zuge- sagt, auch iinverbrüchlich feiner vollen Verwirklichung entgegenführst]; denn [um es noch näher zu be- zeichnen, welche große Angelegenheit meine Seele so beschäftigt] du hast deinen Namen aber nlles herrlich gemacht durch dein Wort shast mir eine Verheiszung gegeben, welche alles, wodurch du vor- her dir einen Namen gemacht, bei weitem über- ragt 18, 51]. 3. Wenn ich dich anrufe, so erhore mich, und gieb [besser: An dem Tage, da ich zu dir rief, erhörtest du mich und gabst] meiner Seele große Kraft [21, 5 Anm.]. Stiinde es nicht schon darüber, aus wessen Seele dieser Lobgesang gekommen ist, man würde den bekann- ten Meistersiinger bald errathen, sowohl an der quell- artigen Fiille, als an der tiefen Inbrunst seines Lob- gesangsi Wie ein starker, reicher Quell ans der Erde tiefen Gründen in iibersprudelnder Fttlle Welle auf Welle hättst, so strömt aus der Tiefe der Davidsseele viermal hinter einander das heilige Begehren des Lob- opfers; er nennt gar iiicht einmal den Namen dessen, dem er es bri en will, braucht ihn auch nicht zu nen- nen, denn ihm ist’s der Wohlbekannm der ihm immer- dar im Herzen und im Sinne liegt als das unentbehr- liche Element seines Lebens, seiner Liebe, feines Lobes. (Taiibe.) Wir haben einen der Psalmen vor uns, die der Wiederhall jener überschwiinglichen Verheißung in Z. Sam. 7 u. 1. Chrom 18 sind, welche den Thron Davids und seines Samens zu einem ewigen machte und der Gnade und Wahrheit, welche die auf Christum (Joh. I, f17) abzielende Heilsgeschichte entfaltet, im Haufe Davids für alle Ewigkeit ihren Quellort anwies. (Delitzfch.) Nach V. 3 war diese Verheißung für David eine Gebetserhörung; er bat Gott in seinen Nachkom- men fortzuleben, und dieser Wunsch wurde von Gott überreich erftillt. Wie das l. Glied des Verfes das daß der Erhöruiig, so bezeichnet das 2te näher das wie: Gott hat Davids Seele durch die Verheißnng der ewigen Herrschast seines Stammes und der Befchütznng desselben gegen alle Anlänfe der Welt mit Kraft und Muth erfüllt. (Hengstenberg.) Je weniger jemand betet, je ungeschickter wird er dazu; sein Herz wird desto mehr mit eitlen, weltlichen Gedanken erfüllt, je weniger er Lust ziim Gebete und zum Lobe Gottes bei sich findet. (Starke.) II« V. 4-—6. Ietzt ist es nur ersl eiii einzelner König, der dem HErrn seinen preis darbringt für die empfan- geiie Verheißungz aber meins, wenn dieselbe sitt) erfüllt haben und die Geschichte mit der weissagung sich deinen wird. so daß inan nun die herrliihe Bewährung des Wortes Gottes vor Augen hat und in Folge dessen alle König: der Erde sich zum Hatten bekehren, werden ankh diese ihsin danlien und seine Ehre verständigen, und diese Ehre ist die: »du hilfst dein elenden volle, nnd die hohen Augen niedrigen du« (1li, 28). 4. Es danken [dereinst, wenn ihre Bekehrung zu dir, die ich im Geiste voraussehe 68, 30 fs.; 102, IS» wird geschehen sein] dir, HErr alle Kö- nige auf Erden, daß [auch] sie [nun] hören das Wort deines Mundes [von dem ewigen Königreich dessen, der auf meinem Stuhl sitzen wird 2. Sam. 7, 12 f.], 5. Und singen aus den Wegen des HErrii [auf welchen auch sie nunmehr einhergehen], daß die Ehre des HErrn groß sei kund ihre Völker werden in diesen Gesang einstimmen 72, 11]. 6. Denn sdies die Ehre, die sie an dem HErrn erkennen und preisen werden] der HErt ist— hoch [113, 5 ff.], und siehet snach seiner herab- lassenden Gnade] auf das Niedrige [besser: auf den Niedrigen, der sich vor ihm demüthigt und beugt 2. Sam. s, 22; Pf. 131, 1], und kennt den Stolzen sder sich so gebahrt, als sei er keinem Höheren verantwortlich 10, 4] von ferue [um ihn, wenn seine Zeit kommt, zu stürzen und tief herunterzusetzem während er danii den Niedrigen erhebt Luk. 1, 51 f.]. Deus tanto a te erit editions, quanto tu e1atior: Gott wird von dir um so ferner sein, je aufgeblasener du von dir bist. (Augustinns.) Christi Reich ist: hoch sitzen niid den Niedrigen helfen. (Luther.) III. v. 7 n. s. Das weiß ich, daß bis zum Ausgang deiner Wege, die du mit inir nnd meinem Geschlecht angefangen, es noch durch viele Uoth und durch großen Zorn der Feinde gehen wird; aber ich weis; auch, daß du niitten in der Angst inich erquicken, den Zorn der Feinde besehwichiigsi und zum Heile hindurchhilfsh und habe zunersichtliclien Glauben an die siegreiche Zins— ffiheuug des Werks, das deine hände iu Kngrisf ge- UUMUIUL 7. Wenn ich mitten in der Angst [118, 5 Atem] wandle [23, 4J- so erquickest du mich [daß ich neuen Lebensodem schöpfe 71, 20], und streelest sdräuend Matth 8, 261 deine Hand uber den Zorn meiner Feinde sdaß sie ablassen müssen, gegen mich zu wüthen], und hilfst mir mit deiner Rech- ten sdaß ich aus der Enge und dem Gedränge auf weiten Raum gelange Si, 9]. 8. Der HErr wird-s ein Ende machen um meinet willen sgenauer: wird vollenden für mich, er wird das, was er mir verheißen, und damit das, wozu er nun einmalmich ersehen hat, auch zu seinem Rechte komme, herrlich hinaus: fuhren] HEry deine Güte ist ewig sund leistet mir Bürgschaft für diesen verheißungsgemäßen Ab- schluß]. Das Werk deiner Hände sdas du von meiner Errettung aus den Händen Sauls an bis zur Ertheilung der Verheiszung in L. Sam.»7, 12 ff. schon soweit gefördert hast] wollesddu nicht lassen ssondern es weiter führen bis zu seinem Ziel 90, 17 . DasJZiel Davids ist Christus, das Ende des Kö- nigthums der Verheißuiist ist das Himmel und Erde umfassende himmlische eich Jefu Christi. sDelitzschJ Alles im Leben Davids schon Geschehene ist nur gött- licher Anfang eines durch göttliche Gnadenthaten mit« 422 Psalm 139, 1—- 19. Sicherheit feiner Vollendung entgegen geführten göttlichen Borhabens und Wirkens und hat soniit prophetiscly messianischen Charakter. (Moll.) « Der 139. Psalm. » Von Heiles Forschung, Allmacht und lillgegenmort 1. Ein Psalm Davids, vorzusingeu [4, I; S. Sam. 23, 7 Anm.]. Daß der Psalm nicht zufällig neben dem vorigen seine Stelle erhalten hat, daß er vielmehr innerlich mit ihm zu— sanimengehdrtz das erhellt (abgesehen von dem ,,von ferne« in· v.· L, vgl. Pf. 138, s) am bestimmtesten aus dem ver— haltnisse des ,,leite mich auf ewigem Wege« am Schlusse hier zn dem ,,HGrr, deine Güte (gegen David und sein Geschlecht) ih ewig« am Schlusse von ps.138. Der vorige Psalm preist den HErrn wegen der verheißung ewiger Huld, die er David ertheilt; hier nun tritt David, der überall sich tief dnrehdruugen zeigt von der Erkenntnis, daß nur die Gerechtigkeit des Heils theilhaftig werden kann, vor den hErru und betheuert vor ihm, dem her— zeusküudiger,»daß er nicht data) eigene Sihuld die ver- heißung unkraftig gemacht habe. Damit will er eine in- directe Mahnung an seine dlachfolger auf dem Thron nnd zugleich an das volle, dessen herrscheuder Geist durch sie revrasentirt wurde, richten: des tjGrrn Huld währet ewig, aber hutet euch, daß ihr in keine Sünde uiilliget, noih thut wider Gottes Gebot; denn nur, wenn ihr euch getrost der prufung des Kllwissendenwnterwerfen könnt, dürft ihr hoffen an seinem theilt Theil zu haben, wenn ihr dagegen bose seid, werdet ihr der strafenden Hand des Jtllgegew uiortigen nicht entfliehen. (ihengsteuberg.) Der Psalm ist einer der theologisch-inhaltreichsien, inhaltlich wie dirhterisch angesehen Davids vollkommen würdig. (Delitzsch.) I. v. 1«-—6.« von Gott als dem Jtllwissenden weiß der heil. Sanger sich in seinem Innersten durchschauetz von ihm erkannt in allen seinen Zuständen und allen Jteußernngeu seines Geistes- nnd Seelenlebeniy von ihm umschlossen nnd eingeschränkt in alle seinen: Thuu und vornehmen; Gott ist nicht blos ein Zuschauer und be- staudiger Zeuge seines Lebens — nein, zu Gottes all- seheudem Jtuge gehort auch eine allwaltende Hand, der ein Mensch sich nirgend und nie entziehen kann. » EVEN, du erforschest mich, und kennest mich « 2. Ja; sue oder steh: aus, so weißen d» es; du vetstehest meine Gedanken von ferne [lange zu- vor, ehe sie mir in den Sinn kommen Jer. 17, 10J. Z. Jch gehe oder liege, so bist du um mich snmgiebst mich mit deiner Allwissenheit, daß ich mich deinen Augen nicht entziehen kanu], und siehest alle meine Wege. 4. Denn siehe, es ist kein Wort auf meiner Zunge, das du, EVEN, nicht alles wissest. Z. Du schasfeft es, was ich vor oder hernach thue» sindem ohne deine Zulassung ich nicht das Geringste auszurichten vermag], und hältst deine Hand ubrk mlk ldaß ich mich nicht rühren und regen kann, es sei denn, daß du mir freie Bewe- gung gestattest Apostg. 17, 28]. S. Solches Etlemitniß [wie weit dein Wissen geht, wie» alles durchdringend und alles besassend es ist] ist mir zu wunderlich nnd zu hoch, ich kann’d nicht begreifen ssondern nur in anbeten- der Verwunderung davor stehen bleiben Röm. 11, 33]. David sagt nicht: »du erforscheft alle Menschen«, sondern: ,,du erforschest mich«, und das ist der Punkt, an welchem alles gelegen ist, von welchem alle Gewiß- heit ausgeht. Denn wie wahr jenes auch an ihm selbst ist nnd wie nahe es die individuelle Anwendung zu legen scheint, so zeigt doch die Erfahrung das gerade Gegentheil: man denkt an Alle, aber nicht an sich selbst; man weiß die Wahrheit, aber man bedenkt sie nicht. Erst wo das persönliche Leben, das eigene Herz unter den Brennpnnkt des göttlichen Wahrheitss strahls gerückt wird nnd sich vom Lichte Gottes ausge- funden weiß, entfaltet die Wahrheit ihre Mark nnd Bein durchdringende Kraft, wird die Gotteserkenutniß zur wahren Selbsterkenntniß (Taube.) Was in den Stunden der Ruhe und der Thätigkeit am Menschen vorgeht, der Gedanke, ehe er noch ausgeboren, das Wort, wenn es kaum auf der Zunge sich gestaltet hat, ist Gott bekannt; ja er ist ein, seine Gefchöpfe allum- sangeudes Wesen -— so wenig ein Mensch unter der Himmelsdecke weglaufen kann, so daß sie nicht mehr über ihm wäre, so wenig mag er seinem Gotte sich entziehen, und mit diesem Gedanken steht der Sänger schon bei der Allgegenwart. Aber wer kann den Geist umfassen und begreifen, von dem er selbst so umfassen und begriffen wird? (Tholuck.) Begreifen können wir Gott nicht, es ist alles Wunder und Geheimnißx aber ergreifen können wir, was er zu unserm Heil geordnet hat und uns knndgiebt und mittheilt. (Moll.) II. v. 7—12. von Gott als dem Jtllgegenwäp ti gen weiß David sich alläberall umfaßt und beleuchtet; er durchinißt alte Verhältnisse des Raumes nach Höhe und Tiefe, naih weite und Breite, nach der Eichthelle des Tages und der Finsternis der Nacht, er denkt an die kühnsten Mittel, deren er sich bedienen könnte, uni vor Gott sich verbergen zu wollen, wenn er dazu tlrsach hätte, und an die gewagtesten Worte, die zu solchem vorhaben verhelfen zu können scheinen, aber er weiß kein wo nnd kein wie zu entdecken — er fühlt flch von einem Ende der Welt bis zum anderen, in der tiefsten Finsternis wie am lichten Tage in des allgegen wärtigeu Gottes Macht nnd Gewalt. 7. Wo soll ich swenu ich etwa Ursach hätte, dein Richterauge zu scheuen und vor deiner Rächer- hand mich zu verbergen 1. Mos Z, 8; Jon. 1, Z; Pf« ·32, ·3] hiugeheu vor deinem Geist? nnd wo soll ich hinfliehen vor deinem Angesicht? 8. Fuhre ich gen Himmel idem äußersten Punkte nach oben], so bist du da. Vetteie ich mir sum daselbst mich niederzulassen] in die Hölle [den äußersten Punkt nach unten Hiob 7, 9; 11, 8; Amvs I, 2J- flehe, so bist du auch da. 9. Niihme ich Flügel der Morgenröthe sim Osten, schwänge mich damit in der größten Ge- fchwindigkeit dem Himmelsgewölbe entlang] und bliebe am äußersten Meer sim Westenjz Beut Gott dem Allwissendem Allgegenwärtigen, Allmächtigen und Heiligen. » 10. So würde mich doch deine Hand daselbst fuhren, nnd deine Rechte mich halten sdenn ohne sie könnte ich d»en kühnen Flug gar nicht ausführen] 11. Sprache ich: Finsternis mögen« mich decken; so muß [für dich, dem ich mich zu ver- bergen geDächteJ die Nacht auch Licht um mich sein [Hiob 34, 21 f.; Jer.- 23, 28 f.]. «) Es ist absichtlich die Mehrheitsform gesetzt, weil der Sinn ist: die dichteste Finsternis; möge mich decken. 12. Denn auch Finsterniß nicht finster ist bei dir [der du das Licht in dir selbst bist 104, 2], und die Nacht leuchtet wie der Tag, Finsternis ist wie das Licht [Jak. 1, 9]. Auch die Sprache, in würdiger Harmonie mit dem Geiste des Pindus, kleidet sich in Gewand des Morgenroths nnd leuchtet in unbeschreiblicher Pracht. Statt zu sagen: eilte ich auf das Schnellste von dem äußersten Osten bis zum fernsten Westen, bedient sich der Dichter des schönsten Bildes, das wohl je der Phan- tasie znm Ausdruck jenes Gedankens entgegengekommen; denn wo wären lieblichere Schwingen und schnellere zu- gleich zu erblicken, als am Niorgenhinimel vor Aufgang der Sonne, wo von da ein röthlicher Schein wie ein Blitz bis an die Enden der Erde dringt, welche die Wogen des Meeres begrenzen? nnd wo hat noch die Poeste einen kühnern Flug genommen, als hier, wo sie solche Flügel schwingt? (Umbreit.) III. ds 13——18. von Gott als dem Ewigen nnd All— mächtigen weiß der heil. Sänger sich nberiunltet nnd getragen gleich von den ersten Anfängen seines Daseins an; und indem er nun auf diese Anfänge znrürtigehn neigt er in die geheimiiißvollen Tiefen jener Werlisiatt der Schöpferthäiigleeit Gottes hinab, in der auch er ge- bildet worden, in den Lrliitterleilu Dort entfaltet sieh ein menschliches Leben nicht blos unter deii Jtngcn Gottes, es gestaltet sieh anrh deni göttlichen Rathsctjliiß gemäß; den Gedanken Gottes, die da schon anfangen sich ans- ziiwirltem nachznßnnem ist ein Gefclsöfh das iu’s Zeitla- sen nnd Tränmeii sich verliert, und wenn man wieder erwacht und. zn sieh selber kommt, hat man seine Sache noch immer nicht ausgedacht. 13. fEs kann aber auch nicht anders sein, als ich im Vorigen gesagt, es kann dir mein Thun und Wesen nicht verborgen sein und ich selber kann nirgendhin deiner Gewalt entfliehen] Dem: du hast sals der, der mich aus dem Nichts in’s Da- sein gerufen] tnetne Nieren [diesen Sitz meiner ge- heimsten Gefühle und Empfindungen] in deiner Gewalt [um sie nach allen Seiten hin zu durch- sorschen und zu prüfen 7, 10], dn warest über mir in Mutterleibe fmich zu behüten und zu ver- sorgen, da ich nur erst noch ein völlig ohnmäch- tiger Lebenskeim, noch kein selbstständiges Wesen war]. 14. Jch danke dir [wenn ich auf folchen mei- nen ersten Ursprung mich besinne] darüber, daß ich wunderbarlich gemacht bin sHiob 10, 8 ff.]; wun- derbarlich sind deine Werte, und das erkennet meine Seele wohl [Pred. 11, z; Pf. no, 73]. 15. Es war dir mein Gebein sdas Knochem gerüst meines Leibes mit dem, was dazu gehört 423 Hivb 10, 111 nicht verhehlen, da ich im Verbor- genen gemacht ward, da irh gebildet ward san einem Orte, so dunkel und verborgen, wie der scheol oder das Reich der Todten Hiob 7, s; 10, 221 nnten in der Erde lnämlich in dem, auch sonst mit dem scbeol in Parallele stehenden Mutter- leibe Hiob 1, 21]. i Vefremdend klingt für uns der Ausdruch daß «uiiten in der Erde« der Leib gebildet sei; aber dieser Ausdruck ist nur vergleichstveise gesetzt. Da nämlich im Mutter- schovße der Embryo schlummert, wie im Todtenreich die Entschlafeneiy und auf das Licht dieser Welt harrt, wie jene auf das Licht einer zukünftigen, so kann auch der Biutterfchooß mit dem Todtenreich und umge- kehrt (Hiob l, 21) dieses mit jenem verglichen werden —- eine Vergleichung , die zngleich auf das Todtenreich als auf die Geburtsstätte eines Auferstehungslebens hin- deutet. (Tholnck.) Vgl. Matth 27, 53 Anm. 16. Deine Augen sahen mich, da ich noch nnbereitet [nur erst in embryonischem Zustande vorhanden] war; und waren alle Tage ssowohl nach ihrer Zahl als mit den sie treffenden Ereig- nissen Hiob 14, H; Pf. bö- 9] auf dein Buch geschrieben, die noch werden sollten, und derselben keiner [deutlicher: und von denen doch noch keiner, oder: längst zuvor, ehe einer derselben] da war. « « 17. Aber wie köstlich sind vor mir, Gott, deine Gedanken [daß, so wenig ich sie auch mit meinem Sinnen erreichen und begreifen kann, ich doch fort und fort darüber sinnen muß]! Wie ist ihrer so eine große Summa [40, 6]! 18. Sollt ich sie zählen, so würde ihrer mehr sein, denn. des Sandes Wenn ich, snachdem ich über der Veschäftigung damit eingeschlafen bin] auftvache, bin ich noch bei dir [immer noch in die Betrachtung darüber versunken 63, 7]. . Er wird nicht fertig, tvacheiid und träumend und er- wachend ist er hingenommen von jener endlosen, und doch auch endlos anziehenden Beschäftigung, der wür- digsten des Wachenden und stißesten (Jer. 31 , 26) des Schlafenden und Träumendem (Delitzsch.) 17. v. 19——24. Selig versunken in das nnergründliche Gehetiiiniß der göttlichen Gedanken, vor deren unbe- rechenbarer Summe er in Demnth niedersenkt, fühlt flrh David desto rauher berührt von dem wesen der Welt, welche in freeheic Thaten der Hindernis dem Reime des Lichts entgegenardeitetz er fordert also Gott als den Heiligen und Gererhten aiif zum Gericht über die Gottlosen iind Bösen, die er im Ticffleu seiner Seele haßt, wendet ßkh aber dann fiir seine person demselben Gott zu, um sich von ihn: prüfen iiiid erforschen zu lassen, damit auch lieine nnliewnßte Unlanterlieit in sei- nem ijerzen zuriictibleibg sondern er ganz nnd völlig anfdden Weg des theils und des ewigen Lebens gebraehi wer e. 19. Ach, Gott, daß du tödtest ftödtetestj die Gottlvsen, und die Blutgierigen l5, 75 W, I; 55, 241 von mir weichen müßten sdaß ich nicht mehr solche Leute in der Welt sehen dürfte, von denen du nicht geglaubt und geliebt wirft] 424 Psalm III, 20—24. 140, 1—-14. 141, 1—-4. s 20. Denn sim Gegenthetlj sie reden von dir lästerlich; und deine Feinde erheben sich ohn Ursach [wider dich, während sie doch so viel Ursach haben, in Ehrfurcht und Liebe sich an dich hinzu- geben]. 21. Jch hasse ja [mit vollem Recht und gutem Grnnd], HErr, die dich hassen, und ver- hrtzceußt mich auf sie, daß sie sich wider dich c Eil. 22. Jch hasse sie in rechtem Ernst [mit dem äußersten Maß des Hasses]; darum sind sie [die als deine Feinde ich für meine selbsteigenen Feinde ansehe, auch ihrerseits, gleichwie dir, so] mir feind. 23. [Damit ich nun aber bei dieser meiner Liebe zu dir und bei meinem Hasse gegen die Bösen nicht Gefahr laufe, mich irgendwie selbst zu betrügen, innerlich etwas Böses zu hegen und zu pflegen, während ich nach außen die Bösen voni mir wegwünsche, so bitte ich dich]: Erforsche mich, Gott, und erfahre mein Herz; prüfe mich, und erfahre, wie ich’s meine [denn ich stelle mich ausdrücklich in das Licht dei- ner göttlichen Ersorschung und Prüfung, womit du mich besser kennst als ich selber mich kenne V. 1]. 24. Und siehe, ob ich fnach irgend einer Seite hin] auf bösem Wege bitt [der zu ewiger Pein fiihrt], nnd leite mich aus ewigem Wege [führe mich auf deinem Wege 25, 4 f.; 27, 11., der iii’s ewige Leben geht I, 6]. Wann wird es dahin kommen, daß wir nicht blos die äußere Gemeinschaft mit den Bösen aufheben, son- dern auch keinen inneren und heimlichen Zusam- menhang mehr mit ihnen haben? (Moll.) Steigendes Mißtrauen gegen uns helbsy wachsende Bangigkeit vor anerkannten Sündentie en sind ein gewisses Zeugnis; von steigender Selbfterkenntniß. (Taube.) Der 140. Psalm. Hebel um Errettung non heimlich-in und öffentlichen Feinden. « 1. Ein Psalm Davids, vorzusingen [4- 11. David hatte, naehdein er den arigesoehteuen Seinen die verheißung vor Jlngeu gestellt und ihnen also den reihteu Anker in den Stürmen der Zeit dargereicht hatte (ps. 138), sie dann eruiahiiend nnd tröstend zugleich vor den allwtsseni den nnd allgegenwärtigen Gott geführt (Ps.139). Seht faßt er mit ihnen näher die vorliegenden Umstände, die furshtbar drohende Feindesgefahr in’s Jluge und lehrt ne dieselbe im Dichte Gottes betraehtem shengflenbergh Zur geschirhtlichen tliiterlage in Davids eigenem Leben hat der Psalm, wie zu L. sum. M, 2 angedeutet worden, den Zlicfrnhr Seba’s, des Sohnes siehet, vom Stamme» Bensaminz Andere beziehen ihn auf Berg, den Verräther, und die Siphiter in der Zeit der Verfolgungen durch Saul (1. sum. DE, 9 ff; 23, 19), was uns aber dem Inhalte des Liedes und seiner Stellung iui psalter nicht recht zn entsprechen siheint l. V. 2——-6. Indem David die Bitte um Errettung von seinen Feinden voraussihicnt und sie da schon als bes- haste nnd gewaltthätige Menschen rharacterinrtz sehildert er hierauf in zwei Kiisätzeu dieselben noch näher nach ihrem Thau und Treiben und nach ihren Absichten wider ihn. 2. Errette mich, HErh von den bösen Men- schen [43, U; behute mich vor den freveln Leuten [118, 49], » 3. Die Böses gedenken in ihrem Herzen, und taglich Krieg erregen. 4. Sie scharfen ihre Zunge, [so daß sie todt: lich stichtJ wie eine Schlange [mit ihrer fpitzen Zunge es thut]; Otterngift ist unter ihren Lippen sdas sie denn auch reichlich ausspritzen Rörn.3,13]. Sela [Ps. 3, 3 Anm.]. Die Zunge der Schlange ist dünn, spitzig und sehr beweglich; wenn sie einen Angrifs vorhat, so scheint sie dieselbe in schneller Bewegung schärfen zu wollen. Das Gift hat sie in einer Speicheldrüse, welche unter und hinter den Augen liegt. Was beim Menschen im Herzen ist, das kommt auch auf Zunge nnd Lippe, und ist« im Begriss in Thaten überzugehen. (Vaihinger.) 5. Bewahre mich, HErr, vor der Hand der Goltlosen Idaß sie»nicht vollbringen können, was sie oorhabenjz behute mich vor den freveln Leuten, die meinen Gang gedenken iiuiznstoßen sdaß ich fallen soll auf dem Wege, auf den du meine Füße gestellt hasil » · b. Die Hosfattigen [von ihrer Ehrfucht ganz verwendet] legen mir Stricke, und breiten mir Seile aus zum Netz, und stellen mir Fallen an denWeg [31, 5; 57, 7; 64, S; 119, 10; 141, 9; 142- 4]. Sein. . » Die Aufhäufuiig aller Benennungen hier dient zur Zusammenfassung alles dessen, was früher über feind- liche Nachstellungen gesagt und geklagt worden war. David sieht die Vergangenheit mit ihren Schrecknissen in der Zukunft wieder aufleben; aber die Vergangenheit hat ihn auch gelehrt, wo die Hilfe zu suchen ist. (Heiigstenberg.) II. V. 7—9. Wider die Pfeile des starken Gewapunelen traun sich liciu Gottestiind selbst wehren nokh verwahren, es liann nur Zuflucht suchen bei dem stärkeren; und das thut David hier mit einein dreifarhen Gebetsanlanf und wird sich mitten in dem durrlieinandermogeudrn Streit des feslestcri Halm, des rnäihtigsten Schutzes und des höchsten Besitzes seines innig-nahen Verhältnisses zu Gott bewußt. 7. Jch aber [diesen Machinationen der Feinde gegenüber, welche nach menschlichem Ermessen meinen Untergang zur unausbleiblichen Folge haben müsse« 31- 151 falle zum HErrn: Dii bist mein Gott; HErr, vernimm die Stimme meines« Flehens [5, 2; 28, 2]. » 8. HErr HErr, meine starke Hilfe [meine Kraft, auf die ich, in mir selbst ohnmächtig, die Gebet um Errettung von äußeren und inneren Feinden. Hoffnung meines Heils gründe], du befchirmest mein Haupt [nach welchem die Feinde ihre tödtlichen Streiche richten] zu der Zeit des Streits [78, 9]. 9. HErr, laß dein Gottlosen seine Begierde nikht [27, 12]; starke seinen Muthwillen nicht, sie mochten siciys erheben [5. Mos. 32, 27]. Sein. Man steht: wer Gott gewonnen, hat alle-Z gewonnen, und wer am Herzen Gottes liegt als sein liebes Kind, der kann auch den ganzen Gott, den gnadenstarken und allmächtigem in seine Gebetshättde fassen. Die ganze Waffenrtistung von Ephes. 6 liegt in diesem Vekenntniß, über welchem freilich aller eigene Ruhm, aber auch alle eigne Furcht und Angst vergeht. (Taube.) III. U. 10—-14. Wie im 1. Jtbschnitt in zwei Knsätzen das Thau and Treiben der Feinde von David beschrieben wurde, so spricht er jetzt wiederum in zwei Jlnsätzeii die fefle iljosfnung auf den Untergang dieser seiner Feinde nnd ans das Heil der bedrängten Frommen ans. — To ist recht bei Gott, schreibt ähnlich St. Paulus in L. Thess. 1, 6 is» zn vergelten Trübsal denen, die euch Trübsal anlegen; euch aber, die ihr Trübsal leidet, Ruhe« mit uns, wenn min der HErr Jesus wird grossen— baret werden vom Himmel. 10. Das Unglück» davon meine Feinde swider Fich?7rathschlagen, mnsse aus ihren Kopf sallen » 11.«Er [»dee HErr 18, 13 f.] wird Strahlen uber ße , schauen, er wirdsie mit Feuer tief in die Erde schlagen, daß sie nimmer nicht aufstehen. Dem Geiste der deutschen Sprache ist die erst durch die Grammatiker zur Herrschaft gewordene, aus dem Lateinischen entnommene Regel, daß eine doppelte Ver- neinung bejahe, durchaus zuwider und wird daher auch weder von Luther (5. Mos. 23, Z; Mark. 11, 14; Röm. 13, 8) noch von mittel- und althochdeutfchen Schriftstellern befolgt; gerade zur kräftigen Hervorhebung der Verneinung wird dieselbe zwei, «ja drei Mal aus- gedrückt. Wie sehr dies im Wesen der deutschen (wie auch der griechischen) Sprache be rtindet ist, zeigen selbst Beispiele von neueren Schriftfte ern: kein Geld hat sie nicht (Lesfiug), er rührt auch keinen Finger nicht (Wie- land), die von nicht-s nicht wissen (F. Schlegel), alles ist Partei und nirgend kein Richter (Schiller), nie keine Mutter btißte soviel ein (Tieck), es hätte niemand nichts einwenden können (Göthe), die Freude soll an mir keinen Theil nicht haben (Rtickert) u. s. w. (Jiitting.) 12. Einbbscs Maul wird kein Glück haben auf Erden, ein frevel-boser Mensch wird versagt und gesturzt.werden. · » IS. Denn ich weiß, daß der HErr wird des Elenden Sache nnd der Armen Recht ansfiihren [9 5]. « 14. Auch [richtiger: Ja, es] werden die Ge- rechten deinem Namen danken, und die Frommen [die man aus dem Lande der Lebendigen hinweg: tilgen wollte] werden vor deinem Angesicht bleiben [16,11;61,8»]. « . Der Gottlose ist wie ein Wetter, das vorübergehey wenn er schon manche Spuren der Verwüstung hinter sich läßt, so ist das etwas Geringes gegen Gottes Güte, deren die Erde voll ist und worüber die Gerechten im- mer sröhlich sein sollen. (Rieger.) Der 141. Psalm. get-et um Hilfe und Errettung. I. Ein Psalm Davids lwohl ein Abendlied an einem jener Trübsalstage, wo David auf der Flucht vor Absalon: sich fern vom Heiligthum be- fand und den regelmäßigen Gottesdienst nicht hal- ten konnte 2. Sam. 16, 14 Anm.]. Den Mittelpunkt dea Psalm bilden U. 3 u. 4., beson- ders der letztere v» woraus srhon gleich die unverhältnis- mäßige Länge desselben fährt: David wltt seine Uaclifolger ans dem Throne und ihr voll: stärken gegen die schweren inneren versnchnngcm welche das bevorstehende Kreuz mit sieh führte, bersnchnngem die ihm selbst in seiner leiden- vollen Vergangenheit hart zngesetzt hatten nnd deren Ge- gihrlimtieit er ans eigener Erfahrung kannte. stjengsteubergh ie alte Kirche hat unsern Psalm schon in vorgregorias nischer Zeit zn ihrem Jlbendtiedg wie xikiorgenliede erkoren. (Delitzsch.) I. itL1-—4. dlachdem der heil. Sänger um göttliche Hilfe und Erhärnng seiner Gebete überhaupt gebeten, bittet er im tsesondcreii um tzewahrung von Mund und Herz, damit er nicht neige zur Gemeinschaft mit frevlem, die da ihren Zesih von Macht zn Gewaltthaten nnd ihren Besitz» von Mitteln zu Wohlleben und Fleischeslust mißbrauchen. DIE-re, ich rufe zu dir; eile zu mir Idee ich jetzt ferne von deinem Heiligthum sein muß nnd deiner Hilfe gar sehr bedarf 40, 14], vernimm meine Stimme, wenn ich swie ich hiermit thue] dich anruse. 2. Mein Gebet miisse vor dirtiigen sangen, Geltung oder Anerkennung finden] wie ein Råuch- opfer sdas in süßem Duft wohlgefällig zu dir aiif- steigt 2. Mos so, 7; I. M. 8, 21J- meiner Hände Aufheben [da ich ein eigentliches Opfer dir nicht darbringcn kann] wie ein Abendopfer [2. M. 29, 38 ff.]. 3. HEry sdas vor allem ist der Jnhalt mei- ties Gebets in dieser gegenwärtigen Lage :] behüte meinen Mund, und bewahre meine Lippen sdaß sie nichts Ungebührliches reden 39, 2]. 4. Neige mein Herz nicht aus etwas Böses, ein gottlos Wesen zu führen mit den Uebelthiiterm daß ich nicht csse von dem, das ihnen geliebet [nicht Theil habe an einem Glück und Wohlleben, das durch Uebelthaten erworben ist]. Nirgeuds ist die Zunge schwerer zu bezähtnen als beim Leiden unter Andrer Händen; darum ist die Be- wahriing Gottes darunter so nöthi . (Rieger.) Sich in die Hut Gottes stellen ist nicht los gegen äußere Feinde, sondern auch gegen die eigene Natur nöthig und heilsam. (Moll.) Der Mensch hat an der Erbsünde eine verfiihrerische Lockspeise; folgter nun derselbenund stellet sich der Welt gleich, so verliert er dadurch den Geschniack au dem himmlischen Manna, der rechten Seelenspeise. (Starke.) II— V. 5—7. Wäre das, wag seine Widersacher ihm zum Vorwurf gemacht, als sie ihn stürzen wollten, der Pf. 63 zu ihrem 426 Psalm 141, 5—1o. Vorwurf gerechtiglieitsliebeuder Männer gewesen und ihm in Freundlichkeit vorgehalten worden, wie gern hätte David die iiiige als eine Wohlthat aufgenommen; ·so aber kann er nur wider ihre Bosheit beten, und es wird nun eine große Wandeluug desjenigen Standes der Dinge vor sieh gehen. 5. Der Getechte [der eine rechtmäßige Ursach zum Tadel wider mich hat] schlage michffreundlich, und strafe mich [Shr. 27, 6]; das wird mir so wohl thun, als ein Balsam ans meinem Haupt [und werde ich nimmermehr einer solchen freund- lichen Riige mich weigern. Nun aber kann ich ihnen gegenüber nur stumm mich verhalten und allein mit Gott reden, was ich aber da rede, ist der Anfang des göttlichen Gerichts über sie]; denn ich bete stets, daß sie mir nicht Schaden thun [der HErr vielmehr ihre Tücken zu Schanden mache]. b. Ihre Lehrer sdnrch deren Wort sie sich zu Frevelthaten verleiten lassen] mussen gestutzt werden aber einen Fels; so wird man dann meine Lehre horen, daß sie lieblich sei. Er, der in V. 3 Gott um Vewahrung feines Mun- des gebeten hat, ist den jetzigen Inhabern der Herrschaft gegenüber stumm und sucht sich rein zu erhalten von ihrem fündlichen Treiben, während er von dem Gerech- ten gern sich strafen läßt; je stumnier er aber gegen die Welt ist (Amos 5, 13), um· so anhaltender verkehrt er mit Gott. Da wird denn eine Zeit kommen, wo die, welche sich jetzt als Herren gebehrden, der Rache des von ihnen verfljhrten Volkes anheimfallen und dagegen das bisher verstummte Bekenntniß von dem Heil und der Heilsordnuiig Gottes wieder frei sich vernehmen lassen kann und williges Gehör findet. Die neuen Regeiiten fallen der Volkswuth anheim und werden die Felswände hinabgestürzt, während das Volk, das wie- der zur Besinnung gekommen, Davids Worten zuhört und sie angenehm nnd wohlthuend (SPr.15,26;16,24) findet. (Delitzfch.) - 7. Unsere smeine und der mir treu gebliebe- nen Anhänger] Gebeine sind sjetzt in Folgeder Bosheit jener] zerstreuet bis zur· Holle, wie e»iner smit dem PfIUgeJ das Land zerreißet und zerwuhlei ssie werden also wieder auserstehen]. Die Gebeine sind gleichsam hingeftrent an der Mün- dung des schen! oder der Hölle, in welche die Seelen hinabgefahren sind; aber der scheel (Hiob 7, 9 Anin.) verfchlingt wohl die Seelen, nicht aber die Gebeine. Der Sinn des Verses ist der: wie beim Pflltgen die Verwunduug der Erde nicht der letzte Zweck, sondern nur Mittel ist zu einem erfreulichen Resultate, nur dazu dient, daß die Erde ihren Ertrag gebe, also, in gleich wohlthätiger Absicht, oder damit aus der Verletzung neues Leben entstehe, sind auch unsre Gebeine hinge- streuet. Während die Feinde vom Leben zum Tode (V. 6), werden wir vom Tode zum Leben geflihrt (V. 7). Wir haben hier den ersten Keim von Jef. 26, 19 u. Hefeh 37. (Heiigstenberg.) III. Mit-10. David, der am Schliih des vorigen Jlbsitiiiittg sen) schon in das Zteußersle ergeben, dabei aber doch einen Hosfnungoblicli selbst für den Fall steh bewahrt hat, daß etwa der Ausgang der gegenwärtigen Uoth der äußere Untergang fiir ihn sein sollte, kehrt ietzt zur ursprünglichen Sitte zur-noli; diese gehaltet sich 142, l——8. 143, i—7. hier als Zitie nni Zewahrniig vor dem Sitten, den ihni die tlebelihäter gelegt haben, wird aber zugleich zur drohenden Weissagung wider die Uebelthäter — sie mer— den in ihr eigen Ueh fallen. 8. [Also, wie vorhin V. 7 gesagt, daß eine köstliche Hoffnung über der Noth der Gegenwart schwebt, steht es in Wahrheit um meines und meiner Freunde Stellung zum HErrn willen] Denn auf dich, HErr Hist-r, sehen meine Augen [?5, 15]; ich traue ans dich, verstoße meine Seele nicht [31, 2]. 9. Bewahre mich vor dem Strick, den sie mir gelegt haben, und vor der Falle der Ucbelthciter [140, 5 f.]. 10. Die Gottlosen müssen in ihr eigen Reh fallen mit einander [7, 16; es, 23], ich aber immer sunbeschädigt an dem mir gestellten New] voriiber gehen. Wer von Gott nicht ablässet, sondern ihm bis au’s Ende etreu bleibt, der ist mitten in der Gefahr außer aller efahr: Jef. 43, 2; Apostg 18, 9 f. (Starke.) Der 142. Psalm. Davids gebet um Hilfe, und Errettung. I. Eine Unterweisung [89, 1] Davids zn beten [besser: ein Gebet 90,1; 102,1; Habak Z, I]- da er in der Hbhle war [1. Sinn. 24, 3 Anm.]. David erblickt in seiner verzweifelte-i trage, da er in der Höhle war, ein Vorbild der zukünftigen Lage seines Gesehlechls iind der Gemeinde: seine ijöljleugedaiiken legt er ihnen als eine Unterweisung vor. Wenn es ui-it ihnen, dies ist die Situation, aufs Jlenßerlie gekommen — nnd dahin wird’s kominen, denn den Kindern» wiriss nicht an- ders gehen wie dem Vater, auch sie werden ihren Sau! szu bestehen haben —, dann sollen sie denuoih nicht ver- zweifeln, sondern vor dem tjcsirrn ihre Klagen ausschiitteiu (Hengsienberg.) « I. n. 2—5. David ruft Gott um Rettung mit lauter « Stimme an wegen der Größe seiner Uoth und Angst; denn selbst Gottes Augen, dem sein Gang bekannt ist, werden nur dlachsielluugen auf seinem Wege, aber keinen Freund, der siih seiner annehmen wollte und könnte, entdecken· 2. Ich schreie zum HErrn snicht blos inner- lich, wie Mose that 2. M. 14, 15., sondern] mit meiner Stimme kalso laut]; ich flehe den: HEtrn mit meiner Stimme« [3, s; 30, 9]. 3. Ich schütte meine Rede [die sorglichen Gedanken, die meine Seele hin und wieder zerren] vor ihm ans, und zeige an vor ihm meine Noth [62, I; 102, 1]. » V) Das laute Gebet übt eine ganz besonders beru- higende, stärkende iind heiligende Riickwirkung auf den Beter, da beim Herzensgebet die Sammlung nngleich schwerer ist. (Delitzsch.) Das Ambulxindw (beim Gehen) ZetEiZhat eine große Lieblichkeit: man versuche es nur! o e. Der Kinder Gottes große Noth, gläubiges Verhalten und sichere Hilfe. 427 4. Wenn mein Geist in Aengsten ist, so nimmst du so HErrJ dich meiner an sund erlaubest mir, das sorgenvolle und geängstete Herz rückhalt- los vor dir zu entdecken; in solcher Lage aber be- finde ich mich eben jetzts Sie legen mir Stricke auf dem Wege, da ich auf gehe [140, Si· 5. Schatte zur Rechten, nnd siehe, da will mich niemand kennen. Jch kann nicht entfliehen, niemand nimmt sich meiner Seele an. Wenn gar kein Einzger mehr auf Erden, dessen Treue du darfst trauen, alsdann will er dein Treuster werden und zu deinem Besten schauen; er weiß dein Leidund heimlich Grämen, auch weiß er Zeit, dir’s zu lFne4k);tien: gieb dich zufrieden. (Gieb dich zufrieden — II. P. 6——3. Sie mehr denn der Beitr, seiuGott, des Sängers einzige Zuversicht, ja sein einziges Theil hier aus Erden ist, mit desto andriiigenderer Macht des Glaubens hält er siih nun auch an den thErrn nnd stößt in der Zeugs, die ihn non allen Seiten bedrängt, seine Hilferuf: aus; dabei aber bleibt er nicht bei sich selbst stehen, sondern denlit daran, daß an sein Geschiitr der Glaube des itjäafleins der Gerechten geliuiipft ist —- auch um ihrer Glaubenssiärliuug willen begehrt er seine Rettung. is. HErH zu» dir schreie ich [V. 2], und sage: Du bist meine Zuversicht [62, 8·; 71, 7; 91, 21, mein Theil its; 5; 73, 261 im Lande der Lebendigen [27- 13; 52, 7; Ist« 53- 81« 7. Merke auf meine Klage [17, l; St, 2], denn ich werde sehr geplaget [bin schwach oder dünne worden 79, 8; Nicht. 6, 6]; errette muh von meinen Verfolgern [7, 2], denn sie sind mir zu msschtta Us- 18]- 8. Führe meine Seele aus dem Kerker [25, 17; 143, 11], daß ich danke deinem Namen [7, 18]. Die Gerechten werden [mit inniger Theil- nahme an meinem Heil, von dem sie wissen, daß es auch das ihre sei] sich zu mir sammeln, wenn du mir wohl thust [35, 27; 40, 17]. Die zwiefache Aussicht, die göttliche Wohlthat seiner Errettung werde zum Preise des göttlichen Namens und zur großen Freude aller Gerechten dienen, wurzelt in der heilsgeschichtlich bedeutsamen Stellung Davids als des Erwählten Gottes, des Gesalbten Jehova’s, dessen persönliches Geschick mit dem seines Volkes von Gottes Hand unauflöslich verknüpft ist. (Taube.) Dei: 143. Psalm. Tlzußgebet um Abwendung des Uebels und Erlangung des guten. I. Ein Psalm Davids [3, 1., wieder, wie Pf. 141, aus der Absalomschen Drangsalszeit 2. Sam. 15, 6 Anm.]. Der Psalm isi fast ganz ans Klängen der Klage, Bitte nnd hossnung zusammengesetzt, die schon in früheren Davi- discheu Psalmen ertönt waren nnd nih tief in die Herzen eingesenkt hatten. Diese lilaren Bächlein werden von allen Seiten in das Bette dieses ruhig fließenden Psalms gelei- tet, welcher in den hsinfligen Zeiten der Zedränguiß des Dnvidischen Reiches den etmatteten Seelen Grquiitinrig ge— währen sollte. stjengstenbergh Die Psalmen der Jlbsaloms schen Perfolgungszeit unterscheiden flch non denen der Saulischea durch die tiefe Wehmuth, zu welcher die Trauer des Entthronten mit der Bnßtrauriglieit des Schuldbewußten zusammensihniilztz um dieses Grnudzugs willen hat die iiirche Pf. 143zum letzten ihrer 7 sußpfalmen (6,112lum·) erwählt. Melissus) I. V.1——6. Uach uorläusiger Bitte um Grhdruug für fein Gebet (P. 1 u. L) legt David seine äußere und feine innere Uath dar (V. 3——6). « HErr, erhöre mein Gebet [5, 2; as, 13; 54, 4], vernimm mein Flehen um deiner Wahrheit ivillen [womit du die von dir gegebenen Zusagen erfüllstL erhdre mich um deiner Gerechtigkeit willen [womit du einem jeden das Seine giebst 31, Z; 69, 14]; 2. Und gehe nicht in’s Gericht mit deinem Knechte; denn vor dir ist kein Lebeudiger gerecht [51, 7; Spix 20, J; Hiob 8, T; 14, 4; 15,14; Rom. Z, 20]. Geht Gott mit uns in’s Gericht, so sind wir-ver- loren; gehn wir aber in die Buße, so find wir ge- reitet. (Moll.) Z. [Diefer deiner fündenvergebenden Gnade bin ich in meiner gegenwärtigen Lage gar sehr be- dürftig.] Denn der Feind versolget meine Seele, und zerschlägt mein Leben zu Boden; er legt mich ins Finstere, wie die Todten in der Welt [7, 6; 88, 5 ff.; Klagel Z, 6]. — 4. Und mein Geist ist in mirgeängstet [61, Z; 142, 4]; mein Herz ist mir in meinem Leibe verzehret [Dan. 8, 27]. 5. Jch gedenke an die vorigen Zeiten swo du so offensichtlich mit mir warest 77 , 6], jch rede von allen deinen Thaten, und sage vou den Wer- ken deiner« Hände [wie hoch du ehemals dich an mir verherrlicht hasi 92, s; 77, 12 s., und da legt sich der schneidende Widerspruch der Gegen- wart mir desto fchwerer aufs Herz]. 6. Jch breite [denn in solcher Noth meiner Seele] meine Hände aus zu dir sdich zu bewegen, das; du meiner dich wieder annehMestJZ meine Seele dürstet nach dir, wie ein dürres Land fes, 21 Seid [3, 3 Anm.]. Leiden und Schmerzeii machen durstig und Noth lehrt beten, aber doch nur da, wo der Mensch dnrch den Glauben seinem Ursprunge bereits zugewendet ist: ein Saul sucht in der Noth das Schwert, ein Judas den» Strick — ein David den Gott seines Heils! (Taube.) II. P. 7—12. Jluf dir lilage seiner iloth läßt nuii David in zwei Jlnsätzeik die den beiden Zlnsätjeu im vorigen Abschnitt entsprechen, die Bitte nrn Errettung aus seiner inneren und äußeren Bedrängniß folgen. 7. HErtz erhöre mich bald [69, 183 102-3]- mein Geist vergehet [39, 11]; verbirg dein Antlitz 428 Psalm 143, 8—12. 144, 1-15. 145, I——4. nicht von mir [27, 9], daß ich nicht gleich werde denen, die in die Grube fahren [28, I; 88, 5]. 8. Laß mich frühe hören deine Gnade [46, s; 88, 14; 90, 14]; denn ich hoffe auf dich [25, 2]. Thne mir kund den Weg, darauf ich gehen foll [25, 4]; denn mich verlanget nach dir [25, i; se, 4J. 9. Errette mich, mein Gott, von meinen Feinden [59, 2; 142, 7]; zu dir hab ich Zuflucht [57, 2; 61, 5]. 10. Lehre mich thun nach deinem Wohlgesallen, denn du bist mein Gott; ·dein guter Geist [Neh. 9, 20; Pf. 51, 14] führe mich auf ebener Bahn [27, 11; 139, 10. 24]. 11. Wer, erquicke mich um deines Namens willeu [25, u; 138, 7]; führe meine Seele aus der Noth um deiner Gerechtigkeit willen Ist, 2; 34, 18; 142, 8]; 12. Und verstöre meine Feinde um deiner Güte willen [18, 41; 54, 7], und bringe um alle, die meine Seele ängstenz denn ich bin dein Knecht [den du unmöglich der Bosheit seiner Wi- dersacher preisgeben und diese über ihn triumphireu lassen kannst] Gottes Wahrheit und Gerechtigkeit ist den Sündern ein Schreckein den Bußfertigen ein Trost, den frommen Knechten eine Bürgschaft des Heils. (Moll.) Wo das eines Menschen Herz und Sinn ist, ein Knecht Gottes zu sein und zu bleiben, so wird ihn Gott nicht lassen, sondern wo der HErr ist, da wird der Knecht auch sein. (Franke.)- Der 144. Psalm. Danksagiiiig und gebet für erhaltenen und noch künftigen Sieg. I. Ein Psalm Davids [1. Sam. 17, 47 Anm.]. dlnser Psalm bildet den lllebergang von den beiden Bittgesängen in dir. 142 u. 143 zu dem Eobgesange in dir. 145: das Gewölb des dlnglniiis fängt schon an sich zii verziehen nnd die Sonne des Heils ist dem Dnrchlirucli nahe, der Sänger sieht schon an der Schwelle des ttoliens und Danlicnsz das Schreien ans der Tiefe hat aufgehört, gleich der Anfang: ,,Geloh«et sei der Meer« ist siegesmuihig nnd leitet das: »Du) will dich erhöhen, mein Gott« iu Pf. 145, 1 ein. Gengslenbergh I. n. 1——4. Iianii sei dem tjGrrm meinem Helfer in aller Rath, der mich kämpfen nnd siegen lehrt, mich, der ich doch nichts als ein ohnmächtiger Sterblicher bin; aber er hat sich meiner also angenommen, daß er mich starb gemacht hat in ihm, der mein Jllles ist, niid zu der Herrschaft gebracht, zu der er mich berufen. Gelobet sei der HErr, mein Hort [oder Fels 18, 47], der meine Hände lehret streiten, und meine Fäuste kriegen [18, 35], 2. Meine Güte sals der gegen mich nichts als Güte ist 59, 181 und meine Burg, mein Schuh und mein Erretter, mein Schild, auf den ich traue [18, 3], der mein Vol! sJsrael durch die überwältigetide Autorität, die er mir verliehen] unter mich zwinget [18, 48]. 3. sJch bin zu gering aller dieser Barmher- herzigkeit nnd Treue, die du an deinem Knechte gethan hast I, Mos 32, 10; denn] HErr, was ist der Mensch, daß dn dich seiner so aunimmst? und des Menschen Kind, daß du ihn so achtest i« s, 512 l · » · · 4. »Ist» doch der Mensch gleich wie nichts; seine Zeit fahret dahin, wie ein Schatten [39-6f«; 62, 10; l02, 12; 103, 15; Hiob 14, 1 f.]. Wenn Gott das, was ein Mensch Gutes hat, als sein eigen Gut von ihm nimmt, so bleibt nichts als ein bloßer Schatten; darum gebührt Gott in allem die Ehre, was eiii Mensch ist und hat. (Starke.) II. V. 5—14. setzte, o Biber, auch jetzt dich als inei- neu Beistand nnd dlothhelfey da iih mit fremden Ein— dern zu streiten habe, und osfeuliare dein Gericht an ihnen; ist) will dir dafür ein neues Lied singen, meine Errettung aber wird deinem voller, über das du iniih gesetzt hast, den Segen vermitteln in Hans nnd Hof, an Ritter, viel) nnd allen Gütern. s. HErr, neige deine Himmel, und fahre herab szu meinem Schutz-und Beistand 18, 10]; taste die Berge an, daß sie tauchen [104, 32]; is. Laß bliszen [über meine Widersacher, die so hart mich bedrängen], nnd zrrfttene sie; schieße deine Strahlen, und schreclc sie 18, 1513 7. Sende deine Hand von er Höhe, und er- löse mich, und errette mich von großen Wassern [18, 15], von der Hand der fremden Kinder sdie mir so zuwider sind nnd nun gegen meine Herr: schaft sich auflehnen 18,»45 f.·], · · 8. »Welcher Lehre ist kein nahe, nnd ihre Werke sind falsch [36, 4]. Si. Gott, ich will dir [wenn du an mir in der eben erbetenen Weise dich verherrlichstl ein neues Lied fingen, ich will dir spielen auf dem Psalter von zehn Saiten [33, 2; 40, 4l, 10. Der du den Königen Sieg giebst [33, 16 fs.]., nnd erlösest deinen Knecht David [18, Eil] vom mörderischen Schwert des Bösen. 11. Erlöse mich auch, und errette mich von der Hand der fremden Kinder, welcher Lehre ist kein nütze, und ihre Werke sind falsch [V. 8]. 12. Daß unsere Söhne anfwachsen in ihrer Jugend smit so kräftigem, frischem Wuchs] wie die Pflanzen, nnd unsere Töchter [in so graziöseiz her-- vortretender Schönheit], wie. die ausgehauenen Geier, gleichwie die Paläste sdie mit solchen, an ihren Ecken angebrachten Erkeru verziert sind und die Bewunderung des Beschaners erregen]; 13. Und unsere Kammern voll seien, die her- aus geben können einen Borrath nach dem andern; Der HErr lehret mich streiten. Mein Gott ist König und sein Reich ein ewiges Reich. 429 daß unsere Schafe tragen tausend und hundert tausend auf unsern Dorfernz » 14. Daß unsere Ochsen viel erarbeiten fmit Pflügem Dreschen, Ziehen und Lasttragen]; daß lein Schade, kein Verlust san JungviehL noch Klage [-geschrei irgend welcher Art] auf « unsern Gassen sei. Der Psalm ist, wie fich deutlich herausstellh zwar davidifch insofern, als er eine Wiederaufnahme dessen ist, was David in Pf. 18 und anderwärts in Beziehung auf sich gesagt hat; aber schon in V. 9, besonders aber von V. ll ab merken wir, daß ein späterer Dichter sich so zu sagen des Wortes Davids bemächtigt, es auf seine Lage und Verhältnisse anwendet und dann seine eigenen Zuthaten (V. 12—t4) giebt. Am besten denkt man da an Serubabel, den Nachkommen Davids nnd Fürsten Juda’s, der in seiner Eigenschaft als Vor- steher der nachexilischen Gemeinde dem Volke Gottes den Sieg erfleht über die fremden Kinder, die Sama- ritaner, und neuen Wohlstand herabruft auf das nun wieder im Anbau begriffene heil. Land; der Psalm dürfte also so, wie er als eine Bearbeitung oder viel- mehr Anwendung des 18. Psalms auf die Zeitverhältsi nisse hier vorliegt, in der zu Esra 6, 22 beschriebenen Zeit nach dem Bau des zweiten Tempels, und zwar in den ersten Jahren dieses Zeitraums, entstanden sein. III. v. 15. Die eben ausgesprochene Hoffnung nnd Bitte um eine gesegnete Jnlinnft liann nicht unerfiillt bleiben: Israel ist ja dasjenige volle, das den khGrra zu seinem Gotte hat. 15. Wohl dem Voll, dem es also gehet swie in V. 12-14 gesagt ist]. Aber [besser: Ja] wohl dem Volk, deß der HErr ein Gott ist [23, 12]. , Luther’s Uebersetzung beruht auf der Ansicht, als ob hier zeitlicher und geistlicher Besitz einander gegenüber- gestellt würden; und allerdings mußte Israel, zumal in der Zeit, in welche wir die Entstehung des Psalms vor- hin verlegt haben, für das, was ihm an zeitlicher Wohlfahrt abging, mit seinem geistlichen Segensstande sich entschädigt fühlen — es war eben eine ,,kitmmer- liebe« Zeit, wie sie in Dan. 9, 25 geweissa t worden, der es entgegenging. Indessen hat fchwerli der heil. Sänger an einen solchen Gegensatz gedacht, sondern vielmehr mit der zweiten Aussage die erste überbieten und darauf hinweisen wollen, daß es noch unendlich mehr ist als die reichste Fltlle irdischen Segens, den Gott fein nennen zu dürfen, von dem aller Segen kommt — der Gipfel des Gliickes Jsraels besteht darin, daß es durch Gnadenwahl das Volk des HErrn ist. Der 145. Psalm. Dobfpriioh siir das Iieioh Christi und dessen Mohlthaieir. 1—. Ein Lob [1. Chron. 26, 31 Anm.] Da- vids saus der ietzten Zeit seines Lebens 2. Sam. 22, I Anin.]. . mit diesem Lobgesang wird nun der Thlilus von Da— uidtfktfen Psalmen, welcher mit Pf. 138 begann, gefihtoffenz er verläuft in atphabetifiher Ordnung (s. die Eint. zu Pf. 9., Ins) nnd stand bei den Juden in so hoher Kett· mag, daß es im Tatmud heißt, jeder, der diesen pfalin täglich dreimal hersage, könne dessen gewiß sein, daß er ein Kind der zukünftigen Welt sei, die chrisltiitfe Ktrrhe aber hat ihn bei der Mittagsmahlzeit verwendet, nnd fo bilden U. 15 u.16 ankh in Enthers Katechismns den giiigang des Benedicite oder des Segensgebets vor infe- I. V. 1 n. L. »du Gottes Bube verpflichtet sirh der heil. Sänger für alte Zeit nnd unaufhörlich bis in die Gmtglieit hinein. Ich· will dich erhohen [34, Z« 4], mein Gott, du Komg [143, to; 98, s; 5, s; 84, 4J, und deinen Namen loben immer und ewiglich. 2. Jch tvtll dtch tagltch sbesserx alltäglich, mögen es Tage des Glücks oder der Trübsal sein, die du über mich verhängst 68 , 20] loben, Und deinen Namen ruhmen immer und ewiglich [69, 31]. David fühlt sich glücklich, daß er die Anrede: »du König« nicht blos vernehmen, daß er sie auch selbst gebranchen darf; er würde verzweifeln, wenn dem nicht so wäre. (Hengftenberg.) Jst der Dichter selbst ein König, so hat diese Benennun Gottes einen um so näheren Anlaß und um so bezieigfungsvollere Bedeutung; aber anch im Munde jedes Andern ist sie bedeutsam. Wer Gott so nennt, erkennt huldigend und sich selbst verpflichtend fein Hoheitsrecht an, und eben diese be- kenntnißweise vollzogene Erhöhung des an sich fchlecht- hin Hohen heißt hier ein Erhöhen. Wie kann aber der sterbliche Dichter den Vorsatz aussprechen, Gottes Namen ewig zu preisen? Alte christliche wie jiidische Ausleger antworten: ,,sowohl in dieser als in der zukünftigen Welt«; aber von einem jenseitigen Leben haben die Psalmisten noch keine Kunde, nur von einem Hades, der eben deshalb so schrecklich ist, weil da der Lobpreis Gottes ein Ende hat (6, 6). Nichtsdestoweniger ist die Aussage des Dichters so endlos gemeint, wie sie lautet: indem er Lobpreis Gottes als fein innerstes Bedürfnis; bezeichnen kann, hat er volles Recht, über diese Hingabe an den unsterblichen, ewig lebendigen König feiner eige- nen Sterblichkeit zu vergessen; anbetungsvoll haftend an dem Ewigen, muß er sich selbst als ewig erscheinen, und wenn es einen thatsächlichen Beweis für ein Leben nach dem Tode giebt, so ist es eben dieser von Gott selbst gewirkte Drang der Seele nach dem ihr den edel- sten Genuß gewährenden Lobpreis des Gottes ihres Ursprungs. (Delitzfch.) II. V. 3—-13. Was den Psalmisten zu folih unaufhör- lichem und ewig währendem Lob: drängt, ift einerseits die unergründtiilfg aber in herrlichen Macht— und wun- derthateii bezeugte, für alle Geschlechter der Menscher: ewig denliwürdige nnd überaus preiswiirdige Größe Gottes (V. 3-—7), andrerfeits feine Güte, die eben fo tåerrlkäz und allnmfasfend wie sein Kdnigthnm iß (V. 3.· Der HErr ist groß und sehr löblich [so, 4], und feine Große ist unaussprechlich [so abgründlich tief, daß kein Forschen ihren Grund erreicht Hiob 11, 7 ff.; Jes. 40, 28]. 4. [Er hat aber sich geossenbart und offenbart sich fort und fort, und nun ist das, was du uns kund thust, o HEry eine unerschöpsiiche Quelle des 430 Psalm 145, 5-—-21. 146, l——10. 147,»1—-3. Lobes für alle Zeiten und Geschlechter.] Kindes- kinder werden deine Werke preisen, und von deiner Esåetvaltl [von deinen gewaltigen Thatenj sagen II, Z. 5. Jch will [denn meinestheils ebenfalls] reden von deiner herrlichen schönen Pracht sin der du als König prangst], und von deinen Wundern; s. Daß man [wie sich’s gebührt, von Ge- schlecht zu Geschlecht] solle reden von deinen herr- kigkntThaten, und daß man erzähle deine Herr- i er ; 7. Daß man preise deine große Güte, nnd deine Gerechtigkeit rühme. 8. sDamit aber unser Blick nicht geblendet und unser Herz nicht erschreckt werde von der über: wältigenden Majestät dessen, der seinen Thron im Himmel gegründet und herrschet über alle Welt, zeigt er uns das milde und gütige Auge des all- ernährenden Vaters, welches aus dem Sonnen- glanze der unermeßlichen Höhe auf die dunkeln Tiefen der Erde herniederschaut und alles erfreut und erquickts Gncidig nnd lsarmherzig ist der HEry geduldig und von großer Güte [2. Mos 34, S; Pf. 86, 153 103, 8]. . 9. Der HErr ist allen ging, nnd erharmet sich aller seiner Werke. 10. Es sollen dir danken, .HErr, alle deine Werte lfchon durch ihr Dasein seibst 19, 2 is; 103, 22], und sbesondersj deine Heiligen sdenen auch das Auge, dich zu erkennen, und ein Mund, dich zu preisen, gegeben ist] dich loben, 11. Und die Ehre deines Königreichs [103, is] rühmen, und von deiner Gewalt reden swomit du dieses Reich aufrecht hältst und es verwaltest], 12. Daß den Mensrhenkindern sauch denen, welchen dein Name noch nicht bekannt ist] deine Gewalt kund werde, nnd die ehrliche Pracht deines Königreichs 13. Dein Reich ist ein ewiges Reich, und deine Herrschaft wiihret siir und für [l0, 16; Darm s, 33; 4, 31]. Nach der Ordnung des hebräifchen Alphabets sollte nun ein Vers folgen, der im Grundtext mit dem 14. Buchstaben, dem Nun (s. Pf. 119, 105——112) anhebt; da aber ein solcher fehlt, hat ihn die Septuaginta zu ergänzen versuchtn »Wahrhaftig ist der HErr in seinen Worten, und heilig in allen seinen Werken ,« was mit V. 17 so ziemlich tibereinkomnih jedoch nicht blos ein überflitssiger, sondern sogar den Zusammenhang stören- der Zusatz ist. III. v. 14—-20. Jln diesen großen und ailgiitlgeti Gott dürfen alle Zedfirftigen mit nie getänsthteni vertrauen sich-wenden; nnc seine Giite nnd Treue an sitt) selbst zn erfahren, kommt en nnr dara1if an, daß nian nicht zu den Gottlosen, sondern zu den Gottegsürchtigen gehöre. 14, Der HErr erhält alle, die da fallen [37, 17. 24], und richtet auf alle, die niedergeschlagen sind [146, 8 —- wie er solche, die in Gefahr zu fallen stehen, noch mitten im Fallen festhält, so ist er der Halt, an welchem die Zusammengebrochenen sich wieder aufrichten können]. 15. Aller [fowohl der vernunftbegabten als der oernunftlosen Wesen] Augen warten aus dich [den großen Hausvater und Allernährer]; und du giebst ihnen ihre Speise zu seiner Zeit 104, 275 136, 25]. 16. Du thust [wie etwa einer, der die Tau- ben feines Hofes füttert] deine [im Katechismus steht dabei: »milde«] Hand auf, nnd erfiillest alles, was lebet, mit Wohlgefallen smit dem, was sie wünschen, daß ,,alle soviel zu essen kriegen, daß sie fröhlich und guter Dinge darüber sind« Apostg 14, 17]. 17. Der HErr ist gerecht in allen seinen Segen, nnd heilig in allen feinen Wertensä Mos 3 4]. «18. DerHErr ist nahe allen, die ihn an- rufen, allen, die ihn mit Ernst anrnfezn 19. Er thut, was die Gottesfnrchtigen he- gehren [Spr. 10, 24], und höret ihr Schreien, und hilft ihnen [34, 16»; 37, 40]. 209 Der HErr behutet alle, die ihn lieben; nnd wird vertilgen alle Gottlosen. Jeder Tag hat seine Plage, hat er auch sein Ge- bet? (Moll.) »Er thut, was die Gottessürchtigen be- gehren« — es heißt nicht: was sie bedürfen, auch nicht: was ihnen nütze und heilsam ist, wie wahr und richtig anch beides ist, sondern er giebt ihnen i res eigenen Herzens Wunsch, weil er sich in dem ott fürchtenden nnd liebenden Herzen mit seinem Willen zu- sammenschließn (Taube.) IV. d. Si. Indem der heil. Sänger am Schluß zu sei- nem okntschtuß im Eingange des Biede- zur-umkehrt, zieht er altes, was Mensch heißt ans Erden, in sein Geschäft des codes Gatten hinein nnd wünscht das Ziel, dem die heilsgeschiitjte znstrebt Euch. 14, 9), herbei. 21. Mein Mund soll des HErrn Lob sagen, und-alles Fleisch [wer immer zu dem Menschen: gefchlecht gehört Röm. B, 20; Ephes s» 12] lobe seinen heiligen Namen immer nnd ewiglich. Dein Mund soll eine lebendige Orgel fein, Gott zu loben: wehe denen, die ihren Mund anfthun zum Fluchen, Spotten und andern sündlichen Reden! (Wiirtemb. Summ.) Mit der Stimme kannst du nicht immer singen; aber dein Leben kann nnd soll ein un- aufhörliches Lob Gottes sein. (Augnftin.) Der 146. Psalm. Vom wahren Vertrauen aus galt. Der silsalter geht nun mit 5 Halleluja-Psalmen zn Ende, die wohl sämmtlich in der Øsrackleheinianischen Wieder— hersietlnuggzeit entstanden sieh. 12, 43 Anna) nnd also anrh hinsichtlich der Zeit ihrer Dichtung die letzten sind non allen, die das psatmbnch enthält. Der vorliegende 146. Psalm berührt net) mehrfach mit dem vorangegangenen Aufforderung zum Lobe Gottes und Warnung vor dem Vertrauen auf Menschen. 431 kiede (ogl. besonders P. 7 mit l45, 15 f. u. v. 8 mit l45, 14), ist daher sehr passend an dasselbe angesihlossen; zu einein eigenen Liede oerwerlhet hat ihn P. Gerhard: »Du, meine Seele, finge1r.«, aber auch, uoeh enger sich an denselben anschließend, Sah. Don. Hcrrnsehmidk »sehr den heitern, o meine Seele ers· I. V. 1 n. L. Der Sänger beginnt mit einer selbstauf- forderniig zum ttobe des Hei-Treu, in welrhem zu beharreu er sich fiir sein ganzes Leben verpflichtet. 1. Halleluja [lobet den HErrii 104, 35 Anm. 106 Einl.]. Lobe den» HErrn, Anm.]! 2. Jch will den HErrn loben, so lange ich lebe, iind meinem Gott lobsingen, weil ieh hier bin [104, 33]. Sein Fortleben soll auch ein stetkges Fortloben ) meine Seele 104, 1 fein. (Delitzsch.) Wer sein Leben mit ottes Lob nicht zubringt, der ist lebendig todt. (Frifch. II. P. 3——9. Indem der Sänger hierauf vor dem Per- trauen anffärslen warnt, welche als hinfällig: silensihen zu helfen nnvermögend sind, preis! er den Gott Jakobs als den rechten Helfer, der sowohl die Wanst als den willen hat, einem jeden je nach seiner Uoth und se— dürfniß beizustehen, natürlich aber in seinem wohlthuu sirh nur an den Frommen nnd Gereazteu oerhertliiheu kann. Z. Verlassebeiich uichtaus Fürsten; sie find Menschen, die kennen Ia nicht helfen [62, 9 f.; l18, 8 f.; Jer. l7, 5]. 4. Denn »des Menschen Geist muß davon, und er muß wieder zur Erde werden [1. Mos. 3, II; Preis. 12, 7; Pf. »104, 29]; alsdann sind verloren alle seine Anskhlage [1— Macc. 2, 63]. Auch beim besten Willen ist der Mensch ohnmächtig, weil vergänglich, und mit seinem Tode gehen alle feine Pläne verloren; ja, Gott nimmt oft die wohlthätigsten und nlitzlichften Menfchen in feiner Vorsehung schnell hinweg, um das falfche Vertrauen zu beschämen und zum einzig wahren hinzuführen. Wenn man bedenkt, daß Cyrus, auf welchen die Juden so große Hoffnungen bauten, so bald wegstarb, wodurch die Pläne dessel en für das jüdifche Volk verloren gingen, daß aber den- « noch Gott dem Volke der größten Befehduugen unge- achtet half, so wird man unsern Psalm ganz auf die Zeit unmittelbar nach dem Tempelbau anwendbar fin- den; ebenso wird man in V. 9 leicht eine Anspielung auf die vereitelten Anschläge der Samaritaner erkennen. (Vaihinger.) Der Verfasser dürfte derselbe sein wie der des ils. Psalmsk Z. Wohl dem, deß Hilfe der Gott Jakobs ist, deß Hoffnung auf den HErrn, seinen Gott, stehet [Spr. le, 20], s. Der Himmel, Erde, Meer, und alles, was darinnen ists, gemacht hat [115,« 15; 121, 2; Reh. 9, 6]; der Glauben hält ewiglich [33, 4]; 7. Der Recht schasfet denen,»so Gewalt leiden [103, 6]; der die Hungrigen speiset [104, 27 f.; 37, 19]. Der HErrlöset die Gefangenen l105-20Js 8. Der HErr macht die Blinden sehend. Der HEer richtet aus, die niedergesehlagen sind [145, 14]. Der HErr liebet die Gerechten. 9. Der HErr behutet die Frenidlinge und Waisen, und erhalt die Wittweuz und kehret zu- ruck den Weg der Gottlosen [68, 6 f.]. Gott ist seinen Kindern alles, was sie bedürfen; nichts kann ihnen iu der Welt begegnen, dagegen er nicht Rath, Trost und Hilfe wüßte. (Starke.) Aus Gnad und Gunst flir die Seinen beugt der HErr mit allmiichtiger Hand den Weg der Gottlosen um, daß sie nicht erreichen können, was sie im Schilde führen (Luther: ,,er treibt das Widerfpiel mit ihnen«), wie er den Rath Ahitopheks zur Thorheit machte. (Taube.) III. v. 10. sum skytue spkichtias eiei die, Zuversicht ans, daß der tjErr seine Kiinigsherrskljaft über die ganze Welt zn Gunsten seines Pollis auch feriierhiu fort nnd fort bethätigeu werde. 10. »Der HErr ist König ewiglich, dein Gott, Zion, sur und sur [93, 1 f.]. Halleliija [lobet den HErrns Das ewige Königthum Gottes sieht im Gegensatz gegen die Dauer der Weltreichr. Das Volk, das einen solchen König hat, kann die Sache schon ansehen und darf nicht gleich verzagen, wenn nicht alles nach Wunsch gehet. Ende gut, alles gut. (Hengstenberg.) Ach wie oft vertrauen wir, wo wir zagen sollten, und zagen, wo wir vertrauen sollten! (Moll.) Der 147. Psalm. iliermuhiiung zur Danksagnng für sgoties Vorsorge, und Moljliljatern Hatten wir iinworigen Psalm ein Lied vor uns, das nach dem Anfang der zweiten Periode nach der Uüiiiliehr aus der babylonisazen Gefangeusktiaftz der Zeit unmittelbar nach Vollendung des Tempelbaues (515 v. Chr) angehorte, so treten wir mit dem nunmehrigen Psalm in die dritte . Periode oder in diejenige Zeit ein, wo Jern alem nun nieht mehr wie ein offenes, spärlich bewohntes orf war, allen Unbilden der dlaehbarn ausgesetzt, sondern in Folge des durch Uehemia bewirleten Znues der Mauern (Sir. 49, 15) wieder eine feste, geschlosseue und vollireietse Stadt (443 v. Chr» s. sieh. 12, 27——-42). Da schwindet denn auch der Ton der Wehmuth, der durch alle früheren nach— erllisaien Psalmen auch neben der Freude hergehtz das lllollrisi seines Daseins wieder recht froh geworden nnd die Freude Jerusalems wird gehört bis in die Ferne. «I. P. 1—-6. Erste Aufforderung zum Eobe des tjErrnk er hat Jerusalem nun wieder gebanet und Israel aus der Zerslreuuug gesammelt; er hat die zerbrocheuen Herzen seines Pollies geheilet nnd den Elenden zu ihrem Recht verhelfen wider die, die he drückten nnd quälten. l. Lobet den HErrnz denn unsern Gott loben, das ist ein köstlich Ding [92- 215 fvlch Lob ist lieblich [weil einem lieblichen Namen 135, 3 geltend] und schöu sweil den Frommen gebührend 33, 1]. Z. Der HErr baiiet Jerusalem, und bringet zusammen die Verjagteu in Israel [Jef. U, 123 56, 8; Pf. 107, 3]. 3. Er heilet die zerbrocheneu Herzens find, und verbindet ihre Schmerzen [2. Mos. 15, W; Pf. a, Z; 34, 193 103, 3;Jes.61, 1]. 432 Psalm l47, 4--20. 148, 1-12. 4. sum menschliches Weh aber zu wissen und ihm abzuhelfen ist Ihm, dem HErrn Him- mels und der Erden, ein Leichtes und Kleines.] Er zcihlet die Sterne und nenuet sie alle mit Namen [Jes. 40, 26 ff.]. 5. Unser HErr ist groß, nnd von großer Kraft [135- 55 145, 3]; und ist unbegreiflich, wie er tegieret [oermöge seiner unausforschlichen Einsicht steht ihm eine nnendlich Fülle von Mitteln und Wegen zu Gebote, den Seinen zu helfen Jes. 40, 28]. Welch ein Trost für die Gemeinde aus ihren oft labyrinthisch verschlnngenen Wegen! Ihr HErr ist der Allweise wie der Allmächtigex ihre Geschichte ist wie das Weltall ein Werk unendlich tiefen und reichen göttlichen Verstandes, sie ist ein-Spiegel gnädiger Liebe und ge- rechten Zorns. (Delitzsch.) it. Der HErr richtet auf die Elenden, und stößt die Gottlosen zn Boden [146, 8 f.]. Die Gottlosen stehen in ihrem zeitlichen Glück und Hochmuth gleichsamauf einer runden, schlüpfrigen Kugel: Gott thut einen kleinen Stoß daran, so liegen sie zu Boden, der Gläubigen Heil aber ist auf einen festen Felsen gegründet. (Starke.) II. d. 7—11. Zweite Aufforderung zu Gottes Wabe: er is! der allgsitige dlersorger und Ernährer, der keine seiner Kreaturen vergißt; so wenig er nun leiden mag, das: man ans eine lireatiirliche Kraft steh verlasse, so frrnndlich wendet er sieh denen zu, die in Erkenntnis seiner Herrlichkeit auf Jhu ihr Vertrauen setzen. 7. Singet um einander sin Wechselliedern 2. Mof 15, 21; 1.Sam. 21, 12; 29, 5] dem HErrn mit Danken, nnd lobet unsern Gott mit Harfenz 8. Der [wenn die Zeit der Herbstbestellung kommt] den Himmel mit Wolken verdecket, und giebt Regen auf Erden sHiob 5, 10]; der smit dem beginnenden Frühjahr] Gras auf Bergen wach- sen läßt [104- 13 H; 9. Der dem Vieh sein Futter giebt, den jun- gen Raben, die ihn anrufen [Luk. 12, 24z Pf. 104, 21; 145, 15]. 10. Er hat nicht Lust an der Stärke des Rvsses [um dessentwillen, der auf dem Rosse sitzt nnd wegen der Stärke desselben sich für unbesiegbar oder, wenn er fliehen muß, für unerreichbar hält], noch Gefallen an jemandes Beinen sauf denen er sich so fest dünkt, daß er nicht geworfen werden könne, und von denen er meint, daß, wenn er verfolgt wird, sie ihn in stchere Ferne tragen wür- den Pf. 33, 16 f.]. 11. Der HErr hat Gefallen an denen, die ihn fürchten, die salIem fleischlichen Trost »und zu- versichtlichen Eigenwirken entsagend] auf feine Gute V. 9 werden die Raben besonders erwiihnt für alle Vögel (Matsth. 6, 26) nicht«nur, weil es dichterisch ist, eine besondere Gattung indtvidualisrrend herumzu- heben, sondern auch weil die Ernährung der jungen Raben um so mehr Gegenstand der örtlichen Vorsorge ist, da sie, von den Alten, ehe sie re tflügge sind, aus dem Neste gestoßen (daher man im Sprichwort von »Rabenvater« und »Rabenmu-tter« redet), ihre eigene Nahrung suchen müssen. (Baihinger.) In der Septuaginta hat Pf. 146 die Nr. 145, da- für aber wird unser Psalm in 2Lieder zerlegt: V. 1—-1I bilden Pf. 146 u. V. 12—-20 machen erst den 147. Psalm aus; nach seinem Anfang heißt er in der lateinischen Kirchensprachn Lauäa Jerusalem, nicht zu verwechseln mit der berühmten Sequenz des Thomas von Aquino auf das Fronleichnamsfesn Lands« Sion Salt-stetem. Als Luther im J. 1531 bei dem Erbmarschall von Sachsen Hans Löser war und von ihm auf die Jagd mitgenommen wurde, ,,seines Kopss Sausen und Schwachheit durch Bewegung des Leibes« zu vertreiben,« hielt er auf dem Wagen sein ,,geistlich Gejägd« und ,,fing den 147. Psalm: Lands. Jerusalem mit seiner Auslegung, welches ihm denn »die allerlnstigste Gejägd und edelstes Wild« war. hat er dem Erbmarschall gewidmet, »auf daß ich nicht, wie er schreibt, mit bösem Gewissen solch Gut, auf Eurem Boden gewonnen, heimlieh bei mir behielte; schicke Ew. Gnaden dasselbe, soviel« sein ist, ganz und gar, und behalte mir’s auch ganz und gar. Denn solch Wild läßt stch wunderlich unter Freunden theilen, daß e? eön jeglicher ganz kriegt und dem andern nichts a ge t.« III. V.12—20. Der dritte Jtusrnf wendet sich an Zion insbesondere, das diesen Gott seinen Gott nen- nen darf, und spricht Jerusalems Bewohnern bei den immerhin nur ern schwactjen Anfängen der nun wieder mit Thoreu versthlossenen und verwahrteu Stadt Trost zu: Friede und Wohlfahrt wird dem Lande in seinen Grenzen nicht fehlen, denn über ihm waltet die Gnade des Gottes, dessen Jtllmacht in dem liteirhe der Uatnr Jahr aus Jahr ein in allerlei wundern-erben sish satt- sani offenbart, und seine Gnade ist einem Wollte gewiß nnd verbürgt, welches er vor allen Völkern der Erde dato) die Gabe seines Worte, durch die Offenbarung seiner Sitten und luerhte ausgezeichnet hat. 12. Preise, Jerusalem, den HErrn, lobe, Zion, deinen Gott l146- 10J« 13. Denn er macht feste die Riegel deiner Thore swelche am lichten Tage offen stehen und bei einbrechendem Dunkel zur Sicherheit der erst im Anwachs begriffenen Bürgerschaft geschlossen werden Nehmt« 7- 1——11]- nnd segnet deine Kinder drin- nen sdaß sie sich mehren und ausbreiten) 14. Er schasfet.deinen Grenzen Frieden [nach außen], und fättiget dich sinnerhalb dieser Grenzen] mit dem besten Weizen sweil das Land nun wie- der ordentlich bebaut werden kann 81, 17]. 15. Er sendet seine Rede swomit er dem Lauf der Natur gebietet I. Mos. 8, 221 auf Erden; sein Wort läuft schnell sden Auftrag, der ihm als himmlischem Boten zu Theil geworden, auszurichten 107, 20; Jes. öd, 11]. Its. Er giebt Schnee wie Wolle [so daß das Gefilde mit Schnee wie mit einem weißwollenen wärmenden Tuche bedeckt wird], er ftreuet Reif wie Asche [so daß Bäume, Dächer u. s. w. von dem erstarreten feinen Thau so überkrustet werden, Was er nun da heimgebracht« Aufforderung an alle Kreaturen zum Lobe Gottes. 433 als ob sie mit Asche, die der Wind umher gewehet hat, gepudert wären]. 17. Er wirft [ein ander Mal, wenn es hagelt oder graupelt] seine Schloßeu wie Bissen [oder Brockensz wer kann bleiben vor seinem Frost [wenu er denselben zum Verderben der Feinde verwenden will 130, Z; Nah. 1, 6]? 18. Ei? [sobald er fein Wort zur Erlösung der Seinen sendet] spricht, so zerschmelzet es; er laßt seinen Wind wehen, fo thauers auf. V. 15——l8 ist wahrscheinlich nicht blos Hinweisung auf die in der Natur nicht weniger wie in der Führung seines Volks sich offenbarende Allmacht Gottes, sondern zugleich allegorische Darstellung dieser· Führung, so daß der Sänger in der Naturwirkung die Abbildung der Gnadenftihrung erblickt, im Schnee, Reif und Frost ein Abbild der nunmehr überstandenen Leidenszeih in dem Frühling ein Abbild des jetzt zurückkehrenden Heils. (Heugstenberg.) 19. [Und wer sind denn die Seinen? welches Volk hat der HErr zu seinem Eigenthum erwählt? Siehe:] Er zeiget Jakob sein Wort, Israel seine Sitten und Rechte. 20. So thut er keinen Heiden, uoch laßt sie wissen seine Rechte [5. Mos. 4, 7 f.; 32 ff; Röm. Z, 2 f.]. Hallelnja lLobet den HErrn, der uns zu seinem Volk gemacht hat und zu Schafen feiner Weide 95, 7]. Je mehr den Christen vor den Heiden die Gnade widerftihrtz daß sie Gottes Wort haben und lesen kön- nen, desto größer ist ihre Schuldigkeih danach zu thun; und im Fall der Unterlassung werden sie desto schwerere Rechenschast geben müssen. (Starke.) Der 148. Psalm. Allgemeine Vermahnung an alle Kreatur-en, hatt zu loben. Gott hat sein Volk: aus deui Staube der Niedrigkeit nieder emporgehoben und es vom dienen mit Kraft und Muth erfüllt; nicht nnr fängt es an sieh leibliih zu erho- len, sondern auch der Gottesdienst hat einen neuen Auf— schwang erhalten, die umliegenden Völker aber sind ohn- mächtig geworden, fernerhin zu schaden. Das donner- füllte Herz Israets ist tu Folge solihes Wohlbesindens auch für alle übrigen Ernieisungen der herrliihliett Gottes ge· öffnet und preist nun diese in der Weise, daß es alles im Himmel und auf Erden, was die Spuren der göttlichen Herrlichkeit an sich trägt, ausserdem, ihn zu loben. Wir stehen mit diesem Liede am Eiide der Estastieheuiianisclseii Wiedetherstellnugszeih an der Greuzsaseide zwischen den 7 Woihen und den 62 Wochen, welche nach Don. I, 25 ff. der Erscheinung Ehristi, des Fürsten, als der 70. Woche vorangehen sollten (Esra 13, 31 2lnm.). Eine titachbildiiiig unsers psalms ifl der zu Don. 3 mitgetheilte ,,Gesang der drei Männer im ieuercki I. V. 1——6. Alle himmlischen Geschöpfe, an welche die Knsforderiing zum Eobe Gottes zuerst ergeht, sollen vom shiiumel her den tiameu des hErru preisen, weil Gott sie geschaffen und in bleibeiidein Bestand: innerhalb fester Ordnungen erhält; es wird da mit den himmlischen . Geistern, den Engeln, begonnen, dann mit jenen leuch- tenden planeten und den zahtlosen Sternen fortgefahren, die ja ebenfalls zu Gottes heersihaareu gehören, durch diese Zwischenstufe aber ist der tlebergaug schon gemaiht zu dem Gewölb, das über dem Firmauieute hiuzieht. 1. Halleluja [i4c3, 1]. Lober, ihr Himmel, den HErrn, lobet ihn in der Hohe [vom Himmel her, wo ihr eueru Staud- ort habt]. Z. Lobet ihn, alle seine Engel [29, I; 89- 7; 103, 20 s.]; lobet ihn, all sein Heer [Luk. 2, 13]. 3. Lobet ihn, Sonn und Mond; lobet ihn, alle leuchtende Sterne. 4. Lobet ihn, ihr Himmel allenthalben [5.Mos. 10, 14; »1. Kön. 8, 27; Pf. 19, 2], und die Wasser, die oben am Himmel sind [1. Mos 1, 7; Pf. 104, 3]. Z. Die solleu loben den Namen des HErrm denn er gebeut, so wird’s geschasfeu [33 , g; 115 3]. it. Er hält sie immer und ewiglich san dem Standort, den er ihnen einmal angewiesen]; er ordnet sie, daß sie nicht anders gehen müssen. Die Kreaturen Gottes haben eine dreifache Stimme; die erste heißt: nimm an, o Menfch, die Wohlthatem die dir durch uns dein Schöpfer läßt antragen; die an- dere heißt: erstatte,. o Mensch, dafür den schuldigen Dank; die dritte heißt: hüte dich, o Menfch, daß du nicht durch Sünden und Undcink Gott, unsern Schöpfer, veranlassest, uns wider dich zu gebrauchen. (Frisch.) II. V. 7—14. Die Aufforderung zu Gottes Xobe ergeht weiter an alle irdischen Geschöpfe, daß sie von der Erde aus seinen Ruhm verständigen; nnd da wird mit dem Tiefsten, dem Meere, angefangen, dann aufgestiegen zu dem höchsten, den Erscheinungen in der knftregioiu um bei dem, was auf der Erde iß, länger zu verweilen. Es lioniint da insbesondere ans den Menschen an, deni als einem siriesterliclseu wesen vor aller andern Kreatur jenes hohe Geschäft aufgetragen ist, Gottes Lob zu be- hagen, und ist nein Stand, noch Alter, noch Geschlecht, dem nicht Stoff dazu gegeben wäre; und wie der Mensch das vorzugsweise gesegnete und prieslerlicize Geschlecht in der ihn nmgebenden oernuuftlosen Kreatur, so ist wie— deram Israel das vorzugsweise gesegnete und Priester— liche Geschlecht in der Menschheit. 7. Lobet den HErru auf Erden, ihr Wallstsche und alle Tiefen; . 8. Feuer, Hagel, Schnee und Dampf, Sturm- winde, die sein Wort ausrichten [Scr. 39, 5 ff.; 43, 14]; » » 9. Berge und alle Hagel, fruchtbare Baume und alle Cedernz · · » 10. Thier und alles Vieh, Getourm und Vögel; » » 11. Jhr Konige auf Erden, und alle Leute, Fursten und alle Richter auf Erden; 12. Jnnglinge und Jungfrauen, Alte mit den Jungen [Jer.31, 13 f.], , 434 · Psalm i48, is. 14. 149, i—9. i5o, 1—«6. 13. Sollen loben den Namen des HErrnz denn sein Name allein ist hoch; sein Lob gehet, so weit Himmel— und Erde ist. 14. -Und er erhöhet das Horn seines Volks snachdem es so lange im Staube gelegen Hiob te, is; Pf. 92, 11]. Alle seine Heiligen sollen toben [149, i. 5], die Kinder Israel, das Volk, das ihm dienet [2. Mos. 19, 5 f.]. Halleluja. Wie der Mensch als der Letztgeschaffeiie auch das Endziel dessen ist, was Gott mit der zu Ende gebrachten Schöpfung weiter vorhat, so ist die Gemeinde Gottes auf Erden der Mittelpunkt des Weltalls, der Zielpunkt der Weltgefchichte, und die Verherrlichung dieser Gemeinde ist der Wendepankt zur Weltverklärung (Delitzsch.) Der. 149. Psalm. Danklied für die Ausbreitung des heiligen Eoangelii von Christo. Der Psalm steht durch seinen Eingang in naher ver— waiidischast inttdeni Schluß deg vorigen, berührt sich aber mit diesem Schluß anih durch seinen eigenen (ogl. ,, solche Ehre werden alle seine Heiligen haben« v. 9 mit ,,atle seine heiligen sollen toben« in Pf. Mit, 14); ans diesem Grunde sieht er dem vorigen nicht voran, sondern folgt sit-»Die« n« Mittel; tatst-Ist erste-is, sie; ewagaer as e r eenowe . zuerst siuuieligfutliD der neuen Stadimauern gesungen wur e e tm. , . i I. its. 1——5. Ku die uengegrüiidete Gemeinde ergeht die Aufforderung, deu tJGrrn, der sie gemaiht hat und des Königreich sie« ist, mit einem neuen Liede zu preisen; denn niit dein, was nun zu Staude genommen, hat er sein Wohlgefallen an Israel bezeugt und ihm aus tiefem Elend euiporgeholsem 1. Halleluja [I04, 35 Anm. u. 106 Eint] Singet dem HErrn ein neues Lied swie es überall da sich gebührt, wo er sein Volk nett ver- jüngt und es dem Ziele seiner Berufung ein gut Stück näher gerückt hat 33, Z; 40, 4; 96, I; 98, I; Jef. 42, 10; Offenb. 5, 9], die Gcineiue der Heiligen soll ihn loben; 2. Israel freue sich des, der ihn gemacht [und in drohendem Untergange mächtig erhalten 95, s] hat; die Kinder Zion seien fröhlich über ihrem Könige [der sie nicht auf die Dauer unter fremder Botmäßigkeit seufzen läßt, sondern zu rechter Zeit wieder unter sein eigenes Regiment bringt Jef. 26, 13; 63, l9]. Z. Sie sollen loben seinen Namen im Reigen, mit Pauker und Harfen sollen sie ihm spielen [2. Mos 15, 20 Anm. 2]. 4. Denn der HErr hat Wohlgefallen an sei- nem Voll fist ihm in Gnaden nun wieder zuge- tt)an«Jes. 54, 7 f.]. er hilft deu Elenden [die sich als sauftmüthige Dulder erweisen] herrlich [indem er sie mit Heil schmückt] i Z. Die Heiligen sollen frdhlichsein swegen des hohen Ehrenstandes, in den fie ihr König nun versetzt hat anstatt des vorigen Knechtsstandesh und preisen und rühmen auf ihren Lageru [wo vordem in nächtlicher Einsamkeit der Kummer über ihre Schmach sie verzehrte Hof. 7, 14]. Die Gemeinde, welche Gott gestiftet hat, will er auch wider alle ihre Feinde erhalten; aber sie soll sich auch von ihm regieren lassen. (Moll.) II. v. 6—9. mit der Erinnerung an ihren Beruf, den hGrrn zu loben, verbindet suh eine zweite Erinnerung für die Gemeinde: in ihrer Hand hat ne ein scharfe- Schuiert zu führen, um die Gerichte Gottes, an den hei- den zu vollsirerlien und deren Könige dem Grbherrn über alle Heiden .(82, it) zu unterwerfen -—— solktie Untern-er- fung ifl eine— Ghrenansgabe sür die Heiligen des ijGrrm s. Jhr [der Heiligen V. s] Mund soll Gott erhoben, und sollen szugleich dabei] scharfe soder zweischneidigej Schtverter in ihren Hunden haben [als die zu einem heiligen Kampf Berufenen]; « 7. Daß sie [nämlich als das Streiterheewdes HErrn auf Erden 5. Mof. 32, 40 ff.] Rache uben unter den Heiden, Strafe unter den Volkeru [Hes. 25, 14]; 8. JhreKonige zu binden mit Ketten, und ihre Edlen mit eisernen Fesseln [Jes. 45, 14]; 9. Daß sie ihnen thun das Rechh davon sim Gesetz und in den Propheten] gefchrteben ist. Solche Ehre sGottes Rache zu üben und Gottes Reich zur Herrschaft zu bringen auf Erden] werden alle seine Heiligen habenlOssenbi II, 15]. Halleluja [Lobet den HErrn]. Jsrael war eben großes Heil widerfahren, aber ihr Zustand war immer noch weit entfernt von demjenigen, der dem Volke Gottes ziemte und verheißen war; noch w en sie Knechte in dem Lande, das der HErr ihren Lzgiern gegeben, zu essen feine Frucht iind fein Gut ( eh. 9, 36 f.). Die neue Erhebung des Volksbewußk seins, in dem nach langer Zeit zuerst wieder ein kampf- muthiger Geist erwacht war, begeistert nun hier sie zu der sich über das Sichtbare emporschwingenden Hoff- nung, daß, was vom Elende geblieben, auch noch schwin- den werde. Diese in jeder Hinsicht rechtmäßigy und ihrer Substanz nach auf ewigem Grunde ruheiide Hoff- nung (denn das Vol! Gottes kaiin feiner Jdee nach nie auf die Dauer dienend fein), die unserm Kleiiimuth zur tiefen Beschämung gereicht, ging, wie es ziiniichst äußer- lich mit ihr gemeint war, so auch zuniichst liußerlich in Erftillung in der maccabäifchen seit, deren Erfol e in dem, was durch Nehemia gescha , ihre Wurzel abeii (2. Mart. IS, 26 f.); doch unendlich herrlicher und über das eigene Ver-stehen, als Israel in der Zeit des Mes- sias das Schwert des Geistes in die Hand nahm und damit an den heidnifchen Ueberwindern die edelste Rache nahm. (Heiigftenberg.) Das ist aber die Rache, so in der Schrift verbeißen ist, daß Abrahams Same sollte durciys Evangelium, das geistliche Schwert, in aller Welt die Abgötterei riiederfchlageii, aller Kiinige und Weisen Heiligkeit und Weisheit gefangen nehmen und Christo unterwerfen. (Luther.) Jn dem Wahne, ihn ohne geistliche Umdeutung uachbeten zu können, ist Pf. 149 die Parole der abfcheulichsten Verirrungen gewor- den. Casp. Scioppius seigenilich Schopf» ein zur Wo, warum und wie und von wem Gott gelobt werden soll. — Schlußbemerknngen 435 kathol. Kirche itbergetretener PfäIzerJ entflammte mittels dieses Psalms in seinem classioum belli Sankt, welches nicht mit Dinte, sondern mit Blut geschrieben ist, die römisch-kathol. Fitrsten zu dem Zlljährigen Religions- krieg; und innerhalb der proteftant. Kirche schllrte Thomas Münzer mittels dieses Psalm-s den Bauern- krieg. (Delitzsch.) Der· 150. Psalm. Vermahnung zum Lohe seines. Der Aufruf in Pf. 149, Z» den ilameu des tJErrn zu loben im dieigen nnd mit dannen, ergeht hier Cl. 4) vom dienen, aber es werden auch alle andern Jnsira1neute, die Gottes voll; zum-preise hat, herbeigezogem um den Gesang oolltdnend zu machen, und alte lebendigen Rrentnren her— beigernfen, damit er nollslimmig sei. ilegegneten wir am Schlnsse eines jeden der früheren 4 Bücher des psalters einem Eobwort (4l, 143 72, 18 f.; 89, 53; 106, 4«8), so- oersieht der letzte Psalm des s. Buches selber diesen Dienst (Ueh is, 43 Anm. ; eines Amen aber an diesem Schtnh des ganzen sdsalters bedarf es nicht -— »das Halleluja gctiließt es in net) und übeebietet es.·· Ver illikhter ist wohl erselbe wie der des 14ll. Psalm, so daß die Gutstehungs zeit etwa das J. 408 n. Chr. wäre. · I. v. 1 u. L. Aufforderung jun: Eobe des HGrrn mit Angabe, an welkhen Orten er gelobt werden soll und ans welchem Grunde —- wegen seiner Größe nnd herr- lichen Thatenz in- tietresf der Orte liommt aber znnächst nur der Himmel in Betracht, die Erd: dagegen be- äohuiiikct erst bei den folgenden beiden Abschnitten ihr e . 1. Halleluja [149, 1]. Lobet den HErrn in seinem shimmlischens Heiligthnm lJei S» 1 ffsL lobet ihn in der Feste seiner Macht [in der von seiner Allmacht ausge- spannten und von seiner Allgewalt Zeugenden 68, 35., die himmlische Welt von der irdischen abgrenzenden Festes 2. Lobet ihn in seinen [gewaltigen] Theilen; lobet ihn in seiner großen Herrlichkeit snach der ganzen Fülle seiner Größe]. Beim Denken bewegt sich der Preis Gottes um bestimmte und einzelne Gaben nnd Wohlthaten, fltr welche man das Dankopfer bringt, beim Loben dagegen feiert die Seele, hingerissen durch die Fülle der Gnaden- erweisung zur Änderung, in der Herrlichkeit Gottes selbst; dort watet man in den Strom des Heiligthums bis an die Kniee oder bis an die Lenden, aber immer noch meßbar, hier dagegen kann man nicht mehr grün- den, man durchschwimmt den Strom und weitet stch aus in den unermeßlichen Tiefen seines heiligen und herrlichen Namens gar wonnesam. (Taube.) II. v. 3—-5. Indem die Aufforderung zum ttobe nnn auch sagt, mit welchen Mitteln der heiligen Feier das Erben geskhehen solt, und da alle gottesdiensilichen In— strumente Israels einzeln namhaft macht, giebt sie mittelbar auch an, wer auf Grden vor allem zuerst zum ttobe des ihGrrn berufen ist. 3. Lobet ihn mit Posaunen; lobet ihn mit Psalter nnd Haufen» « 4. Lobet ihn mit Piraten nnd Reigen; lobet ihn mit Saiten und Pfeifen [Schalmeien]. Z. Lobet ihn mit hellen Chmbelnz lobet ihn mit wohlklingenden Cymbeln [4. Mos. 10, 7 u. I. Chron. 26, 31 Anm.]. . « Zehn Mal begegnet uns in dem vorigen und in diesem Abschnitte der Aufruf: »Lobet den HErrn«; das ist bedeutsam, denn die Zehn ist die Zahl der Abrun- dung, der Vollendung, der Abgeschlossenheit, der er- schöpften Möglichkeit (l. Mos. 31, 7 Anm.). Man hat nun auch versncht, zehnerlei Werkzeug des Lobes Gottes herauszubringen, wodurch angezeigt wäre, daß durchaus nichts zur Vollkommenheit solches Lobes fehlen dürfe; der eigentlichen Instrumente find aber nur 8 genannt, man müßte also auch den Reigen in V. 4 und die Stimme zum Singen in V. 6 hinzunehmen. III. its. S. Der im vorigen Absrhnitt an Israel vor· zugsweise gerichtete Ausruf wird nnn allgemein nnd er— geht an alle Wesen, welche von Gott mit einem leben- digen Cddem (1. Mos. L, 7) begabt sind, d. i. an die ganze Menskhheit 6. Alles, was Odem hat [O»ffenb. 5, 13], lobe den HErrnl Hallelu1a. » . In Halleluja läuft, wie das Leben der Glänbigen und das Geschick der Kirche, so auch der Psalter mit alle seinem Rufen aus der Tiefe aus. (Hengstenberg.) Schlnsibemerlinngen zum Mutter. Des Psalters edle Tugend nnd Art ist, schreibt Luther, »daß andere Bücher (er meint die in der katholischen Kirche mit ihren Exempelm Legenden und Hisiorien) wohl viel von den Werken der Heiligen rumpeln, aber gar wenig von ihren Worten sagen; da ist der Psalter ein Ausbund, darinnen er auch so wohl und süße reucht, wenn man darinnen lieset, daß er nicht allein die Werke der Heiligen erzählt, sondern auch ihre Worte, wie sie mit Gott geredet und gebetet haben und noch reden und bereuen-saß die andern Legenden und Exempel, wo man sie gegen den ·Psalter hält, uns schier eitel stumme Heilige vorhalten, aber der Psalter rechte wackere, lebendige Heilige uns einbildet. Und nnn ist in der That das Psalmbuch ein so bilderreicher Spiegel des innersten Gemüthslebens der Heiligen des alten Bandes, daß die Kirchenväter es einen Garten Gottes nennen, in welchem Pflanzen und Bäume aller Arten gefunden werden, eine geistreiche Bibliotheh welche alles enthält, was zu unserm Heil nöthig ist; wäh- rend wir sonst- sagen sie, in der Bibel gute Lehren und Beispiele finden, die uns zur Befolgung und Nachahmung oorgestellt werden, sinden wir hier unser eigenes Gebet und unsers Herzens Verlangen ausgesprochen, und während sonst die heilige Geschichte uns belehrt, die Gebote uns ermahnen, die Weis- 436 Sprüche 1, 1—7. sagung das Zukünftige ankündigt, ist in den Psalmen alles in Einem gegeben. Von derselben Betrach- tungsweise aus nennt denn auch Luther den Pfalter eine kleine Biblia, darinnen alles auf Schönste und Kürzeste, so in der ganzen Biblia stehet, gefasset und zu einem feinen Enchiridion oder Handbuch gemacht und bereitet ist; mich dünkt, äußert er fich weiter, der heil. Geist habe selbst wollen die Mühe auf fich nehmen und eine kurze Bibel und Exempelbnch von der ganzen Christenheit oder allen Heiligen zufam- menbringen, auf daß, wer die ganze Biblia nicht lesen könnte, hätte hierinnen doch fast die ganze Summa verfasfet in ein klein Büchlein. Hiernach rechtfertigt es sich von selbst, wenn in unsrer Zeit vielen Aus- gaben des neuen Testaments noch das Psalmbuch angebunden wird: hörest du dort Gott mit dir reden, wie er in seinem lieben Sohne Jefu Christo sich uns geoffenbaret hat, so sollst du nun hier lernen in Christo mit Gott reden; und welchen hohen Werth er selber, unser Heiland, auf die Psalmen gelegt hat, aus denen er in Matth. 22, 41 ff. seine Widersacher zu Schanden macht und auf die drei seiner letzten Worte am Kreuz sich gründen (Matth. 27, 46; Joh. 19, 28; Luk. 23,46), ergiebt sich daraus, daß er in Luk. 24, 44 neben Mose und den Propheten auch der Psalmen gedenkt, als in welchen von ihm ge- schrieben sei. —- Haben wir nach dem eben Gesagten den Psalter für ein kanonifches Buch zu erkennen, das durchweg zu der Schrift gehört, von welcher St. Paulus in 2. Tim. Z, 15 ff. redet, so kann die Zeit, innerhalb derer die einzelnen Psalmen entstanden sind, nicht weiter hinab reichen als bis zu den An- fängen des neuen Jerusalems und des zweiten Tempels, etwa bis zum J. 408 v. Chr.; denn jenseit dieser Grenze liegt der ossenbarungslose Zeitraum von 434 Jahren oder 62 Jahrwochem der dann mit dem Auftreten des Mefsias und seines Vorläufers Johannes des Täufers der neuteftamentlichen Offen- barung Platz macht. Und so laufen denn auch die Unterfuchungen der theologischen Wissenschaft gegen: wärtig immer entschiedener auf das Resultat hinaus, daß es nichts als leere Einbildung ist, wenn zu ihrer Zeit schon Calvin und Rudinger, seit der zweiten Hälfte des 1«8. Jahrh. aber eine ganze Anzahl von Bibelforfchern die Entdeckung wollen gemacht haben, daß eine lange Reihe von Psalmen, wenigstens im 3.—5. Buche, den Ereignissen des maccabäischen Zeitalters ihre Entstehung verdanke. Wir haben gar keinen irgendwie haltbaren Grund , an der Andeutung in 2. Mart. 2 , 13 zu zweifeln , daß der alttestamentliche Schriftkanon mit der Efra-Nehemianifchen Periode seinen Abfchluß erreicht habe, also Schriften über diese Periode hinaus fich nicht im Kanon finden, wenn auch die Thätigkeit der großen Shnagoge in der zu Neh. II, 3 angegebenen Weise noch ein Jahrhundert lang mit dem Kanon sich zu schaffen machte; ja, »so sehr hütete man sich, der einmal gefchlossenen Sammlung heiliger Lieder später noch ein neueres Erzeugniß einzufügen, daß das trotz seiner Kürze so gehaltvolle Stück: Sir. 50, 24—-26 keine Aufnahme in den Psalter mehr gefunden hat. Nachdem einmal durch Esra's und Nehemicks Thätigkeit neue feste Formen für den wiederhergesiellten Tempeldienst in Zion geschaffen waren, erwuchs der neuerstarkten Gemeinde das-unabweisbare Bedürfniß, neben dem heiligen Gesetzbuch auch ein festes, liturgisch abgeschlossenes Gebet- und Gefangbuch zu besitzen. Wie wir nun 5 Bücher der Psalmen vor uns haben (Ps. 41, 14 Anm.), so, meinen wir, lassen sich auch 5 Perioden der Sammlung unterscheiden, nur daß jede folgende Periode zu der Sammlung der früheren Perioden aus- ihrem Bereiche eine Beigabe zugefügt, dabei aber den Davidischen Grundcharakter des Psaltees dadurch gewahrt hat, daß jede neue Sammlung mit Davidischen Psalmen, die früher noch keine Aufnahme ge- funden, ausgestattet wurde. Das 1. Buch enthält lauter Davids-Psalmen mit Ausnahme von Pf. 1, der erst bei der 5ten Sammlung dem Ganzen vorangestellt zu sein scheint, von ihm, dem Gründer der heil. Musik, selber angelegt. Das 2. Buch kam unsers« Dafürhaltens unter Salomo zu Stande, enthielt jedoch noch nicht die Pf. 46—48. 66 u. 71, wohl aber schon die Unterschrift (Pf. 72, 20): »Ein Ende haben die Gebete Davids, des Sohnes.Jsai.« Das Z. Buch ist zur Zeit der babylonifchen Ge- fangenschaft angelegt, mit Ausnahme von Pf. 85 schon alle übrigen Lieder enthaltendz zugleich aber wurden dem 2ten Buch die oben erwähnten Gesänge, die sich noch nicht darin fanden, an passender Stelle eingefügt. Das 4. Buch läßt deutlich als Zeit der Zufammenstellung die erste Periode nach dem Exil erkennen, daher in 1. Chron. 17, 8-—-36 fpeziell aus diesem Buche Stellen angeführt werden, während das 5. Buch dem Schluß der Esra-Nehemianischen Wiederherstellungszeit angehört. War schon bei der Zufammenstellung des 2. Buches als Sammler und Ordner ein Mann aus der Sängersamilie Assaph thätig, die Davids Pfalmengeist geerbt und die von ihm noch nichtaufgenommenen Lieder in Verwahrung hatte, so wird noch. vielmehr für die Zufammenstellung des 3., 4. und 5. Buchs auf diese Sängerfamilie zurückgegriffcn werden müssen; sie hat aber bei ihrer Thätigkeit von jenem davidifch-pro- phetischen Geisie, dessen Träger sie war (2. Chron. 29, 36), dergestalt sich leiten lassen, »daß man bei einer Uebersicht über den ganzen Psalter den Eindruck empfängt, als habe nur die Hand eines einzigen Sammlers und Ordners dieses Werk zuiStande gebracht, so sehr trägt dasselbe den Stempel eines ein- heitlich geschlossenen Wesens und den Charakter eines unantaftbaren Ganzen an sich. Versasser, Zweck und Nutzen dieser Sprüche. 437 Wie Sprüche Salomo (P1-overbja«.) Wir haben hier die mit Kunst und Kenntniß gepaarten Versuche von Dichtern, die Wahrheiten der Religion, angewandt auf die unendlich einzelnen Fälle und Möglichkeiten des niederen Lebens, in kurze, scharfe Sprüche zu fassen, gleichsam um die schweren allgemeinen Sätze der höheren Erkenntniß, in einzelne kleinere, faszlichere Sätze aufgelöst, tropfenweise dem Geiste der zu bildenden Jugend einzu- flößen; so daß also in jedem Spruche doch wieder irgend ein, wenn auch noch so kleines Stück und Theilchen der allgemeinen ewigen Wahrheit enthalten ist, und daß nichts hier als bloße geschichtliehe Erinnerung erscheint, wie so oft in den Volkssprüchem ja kein einziges Beispiel aus der» einzelnen Ge- schichte auftritt, sondern alles als ursprüngliche Anschauung des Dichtergemüthes und als Lehre für jedermann sich darstellt Das l. Kapitel. Moduroh die Weisheiierlanget oder gehindert werde. In der Weise orientalischer ctiurtititet geht eine ziem- iiaj ans-sichtliche Uebers rhrift dem ganzen Werke Vpccillsx V. 1—6. Sie giebt znerfl den Verfasser oder Urheber der meisten in dem Znrhe enthaltenen Sprüche an, be- zeichnet darnach ihren Zweit: und rühmt ihren Nutzen, gleichwie für die Anfänger iu der Weisheit, so auch für die darin fortgeschrittenen. I. Dies [was.in dem nachfolgenden Werke enthalten] sind swenigstens dem- Haupttheile nach] die Spritche Salomo, des [durch seine Weisheit so berühmten 1. Kon 4, 19 is] Königs Jsrael, Davids Sohns [zwar nicht alle —-»dseiin er redete deren dreitausend — wohl aber in einer Auswahl die wichtigsten und gediegensten l. Kön. 4, 31 Anm.], « Z. sAus einer größeren, vom Urheber dieser Sprüche selbst nach und nach angelegten Samm- lung zu Nutz nnd Frommen des Lesers zusam- mengestelltj Zii lernen Weisheit nnd Zucht szu er- kennen, was wahre Weisheit Hiob 28, 12 Anm. und sittliche Lebensbildung sei], Verstand [genauer: zu verstehen verständige Reden, d. i· Aus- sprüche, in denen scharfer und tiefer Verstand ist], 3. [Zu erlangen] Klugheit [einsichtsvolles, be- sonnenes Wesens Gerechtigkeit, Recht und Schlecht sein Verhalten sich zu eigen zu machen, wie es dem Willen Gottes, dem löblichen Vrauch unter Men- schen und den Anforderungen der Billigkeit ent- sprichtL 4. Daß die Aihernen [jene ,,unschuldigen Herzen« Rom. is, 18., die allen äußeren Ein- drücken ohne Weiteres zugänglich und daher der Versührung so leichtausgesetzt sind] wiszig sum vor Schaden sich zu hüten] nnd die Jünglinge [welche noch wenig Erfahrung nnd Ueberlegung besitzen] vernünftig und vorsichtig werden [um ihr Leben in der rechten Weise anzustellen] (H. Ewald.) Z. [Es hat aber diese Auswahl von Weis- heitssprüchen nicht allein auf die Unweisen ihr Ab- sehen gerichtet, daß sie ihnen zur Weisheit verhelse; vielmehr] Wer sallbereitsj weise ist, der höret zu, Und bessert sich ssiudethier Gelegenheit, wenn er seine Ohren mit Aufmerksamkeit auf das Gesagte richtet, an Erkenntniß und Einsicht zu gewinnen]; und wer verständig ist sscttliche Bildung nnd ge- reistes Urtheil schon besitztL der laßt ihm rathen sdurch die in’s Einzelne gehenden Anweisungen, die hier ertheilt werden, zu einer geschickten und siche- ren Lebensführung sich fördern, daß er die Abwege und Untiefen im sittlichen Wandel vermeidet], is. Daß er [nach dem Gesetz: »Wer da hat, dem wird gegeben, daß er die Fülle habe« Matth. 13, 121 vernehme [immer besser gebrauche und sich aneigne] die Sprüche [Salomonischer Weisheit] und ihre softschwer zu findende] Deutung, [desgleichen] die Lehre der saubern] Weisen [die sonst noch tief- sinnige Reden zu dieser Sammlung geliefert haben, s. Kap. 22, 17; 24, 23; 30, 1; at, 1], und ihre Beispiele [besser: Räthsel, die so sehr zur Schärfung des Verstandes dienen 1. Kön. 10, 1 Anm.]. Die rechte, wahre Weisheit wird uns nicht ange- boren, sondern man muß sie nehmen aus dem Munde der Weisen, die von Gott gelehret sind: Jes. 54, 13; l. Thess 4, 9. (Cramer.) - Es folgt dar smotto oder der Kernsprnih deo ganzen Bnkhs alo Aufforderung, dasselbe mit der erforderlichen Höh-Rang zu lesen, ohne welcher alles kerneu vergeb- V. 7. Der schöpferische Anfang, in dem zugleich Fortgang nnd Ende derjenigen Weisheit, die hier gelehrt werden soll, beschlossen liegt, ist die Furcht des holten Gan. 9, 10; us. 111, 10; sit. 1, Ah. 7. Des HErrn [Jehova’s, des in Jsrael ge- ossenbarten Gottes 2. Mos. Z, 13 ff; s, 2 f.] Furcht [also nicht etwa eine blos allgemeine Netto- srtät, noch weniger eine von allem Positiven oder Ueberkommenen absehende Voraussetzungslosigkeitj ist Anfang zu lernen [die Grundlage der«Erkenni- 438 Sprüche l , 8—22. uiß, um die es sich hier handelt]. Die Rnchlosen [dagegen, d. i. die Thoren, die von Gott nichts wissen mögen Pf. 14, I; Jes. 14, 221 verachten [auch] Weisheit nnd Zucht fund können nimmer zum Verständniß dessen, was geistlich ist, gelangen] Die heilige Weisheit tritt mit diesem Sinnspruche in offenbaren Gegensatz zu der losen Philosophie (Col. Z, 8) weltlicher Weisheitslehren Diese behaupten eine, von religiösdittlicher Haltung dnrchaus itnabhäip gige Wissenschast, welche allein auf der reinen Denkthä- tigkeit des forschenden Geistes ruhe und die sicherste Gewähr ftir die Wahrheit ihrer Sätze darin finde, daß sie eben ihre Schliisse mit Verleugnung aller Ubert-Im- menen, überlieferten Ideen ewonnen. Die Weisheit der Salomonischen Schriften hingegen ruht nicht allein auf dem gegebenen Untergruude der geossenbarten Reli- gion, deren Wahrheiten sie zur Voraussetzung hat, son- dern sie ist auch. ohne Aufnahme der letzteren in das innere Leben nicht möglich. Ohne Furcht vor dem allein . wahren Gott Jsraeks ist keine sittliche Erkenntnis; denk- bar, jene Furcht ist- vielmehr der Anfang oder die erste Stufe dieser Erkenntniß, dieser in völliger Hingabe an den HErrn wurzelnden Eiusichn Gottesfurcht und Wekifsheit sind also einander gegenseitig bedingende Be- grt e. Den ern mit san. l0 begiuuenden eigentlichen Stirn— then geht, als eine Art Einleitung, voraus eine liieihe uon fünfzehn auf einander folgenden Spruchredeu I« v. 8—19. Die erste dieser Sprmhreden enthält eine Ermahnung des Wrisheitslehrers an seinen Schüler, welche mit zwei tjauptregeln für die, zur Weisheit an- zuleitende Jugend beginnt; die eine ist: ,,folge Vater und Ølntteris und die andere: ,,folge aber nicht bösen Indem« Die letztere Mahnung wird dann an einem einzelnen bestimmten Falle auggrfithrh der ganz dazu » geeignet ist, das Grgentheil der Gottesfurctsh die leiten— los1«gleeit, als die ärgste Thorheit zu charakterisiren und in anschaulictzer Weise darzulegen, wie ruchlase Frevler durch ihr gottlofes Treiben sich allemal selbst zu Grunde einzlen. 8. Mein Kind [du mein geistlicher Sohn, mit dem ich, der Weisheitslehren als ein geistlicher Vater es zu thun habe Kap. 4, 1·; Richt.14, 10; 2. Kötp 2, IS; 1. Saul. Z, 16; Philem. 10], gehorche der Zucht [Zurechiweisung] deines steil-- lichen] Vaters, und Verlaß nicht das Gebot deiner Mutter [als welche znerst zur Furcht des HErrn und damit zur wahren Weisheit dich angeleitet haben]. 9. Denn solches [Gehorchen und BeachtenJ ist ein schönerSchmuck sgenauerzein Kranz der AnmuthJ deinem Haupt, und eine Kette an dei- nem Halse fes verleiht dir eine Hoheit und einen Adel, wie man Fürsten und Standespersonen an dem Diadem auf ihrem Haupte und dem Geschmeide ihres Halses erkennt, und macht dich angenehm vor Gott und den Menschen Kap. Z, Z; 6, 2l; Sie. 6, 30 ff.]. 10. Mein Kind, [zu jener Ermahnung habe ich aber auch eine Warnung hinzuzusetzenxj wenn dich die bösen Buben [die Sünder und Gottes: verächter und Spötter, mit denen die Gerechten keine Gemeinschaft haben sollen Pf. 1, 1., irgend- « wie dazu] loclen [mit ihnen gemeinschaftliche Sache zu machen], so folge nicht [daß du thun wolltest nach ihrem Willen]. »Wie eine gute Kindererziehung den ersten Grund zu ihrem wahren Glücke legt, also legt die Verflihrnng den ersten Grund zu ihrem Verderben; wer mit lieder- kichen Leuten Umgang hat, ist fchon mehr als halb ver- oren.« 11. Wenn sie [also, um auf einen concreten Fall näher einzugehen, zu dir] sagen: Gehe mit uns [den Weg, den wir uns vorgenommen haben], wir wollen svoneinem heimlichen Versteck aus] auf Blut lauern lMicha 7, 2], nnd den llnschnl- digen ohn Ursach [solcheu, die uns— zwar nichts zu Leide gethan haben, uach deren Geld und Gut aber uns gelüstet] nachstellen; 12. Wir wollen sie -lebendig verschlingen [Pf. 124, 3], wie die Hölle lzuweilen mitten zus dem frischen Leben heraus ihre Opfer dahinrasst 4. Mos. 16-, 30], und die Frommen [sie, denen wir den Tod zugedacht haben, obwohl wir recht wohl nvissen, daß ssie gute und» redliche Leute sind, machen], als die hinunter in die Grube fahren Izu kalten Leichen Pf. 28, I; 143, 7]; 13. Wir wollen fdiess die offenbare, au"swen- dige Absicht bei solchem Vorhaben, hinter der aber im» tiefsten Herzensgrunde anch etwas von Kains Art und Natur verborgen liegt, der wider den gerechten Abel ergrimmete, weil er durch den Glauben Gott ein größer Opfer gethan, denn er I. Mos 4, 3 ff; Hebe 11, 4] groß Gut finden; wir wollen unsere Häuser mit [dem] Raube füllen [den wir den Gemordeten abnehmen werdens; 14. Wage es mit uns [die That anszufiihren]; es soll unser aller Ein Beutel sein sso daß du als ein Gleichberechtigter den volleu Antheil an der Beute erhalten wirst]. 15. -Mein Kind fwenn die Verführer mit solcher Verlockung an dichherantretem wobei sie freilich nicht in so offener Sprache, wie hier ihnen geliehen worden, ihr scheußliches Vorhaben charak- terisiren werden, vielmehr verstehen sie es nur zu gut, ihren Schandthaten die feinsten Farben anzu- streichenjx wandle den Weg nicht mit ihnen; ivehre deinen Fuß vor ihrem Pfad [daß er nicht Lust bekomme, denselben zu betreten]. 16. Denn ihre Füße laufen zum Bösen fwie du hier, wo dir nackt und unverhüllt dargesiellt ist, was es mit ihrem Thun und Treiben für eine Bewandtniß hat, dentlich erkennen kannstL und [sie] eilen Blut zu vergießen [da kannst du zugleich anch merken, daß das Ende ihres Weges nicht Glück und Gewinn fein werde, wie sie dir vor- spiegeln, sondern Unheil und Verderben Jes. 59, 7; Rom. Z, 18]. I. u. 2. einleitende Spruchredex Gehorche deinen Eltern und hüte dich vor den Verführern 439 17. [Sie selber, diese bösen Buben, vor fol- chem Unheil und Verderben zu warum, gebe ich mir nicht erst« die Mühe] Denn fwie man im Sprüchwort sagt] es ist vergeblich, das Reh aus- ioerfen vor den Augen der Vögel fwenn der Vogel- steller gleich sichtlich vor den Vögeln fein Netz auswirft, daß diese es mit Augen sehen, wie ihnen der Untergang bereitet wird, sie lassen, vonihrer Begierde nach der Lockfpeife blind gemacht, sich doch nicht abhalten, hinein zu stürzens 18. Auch sift es aus unzähligen Beifpielen bekannt genug, wie dergleichen Frevler in der Regel ihre eigenen Henker oder Scharsrichter werden; denn nachdem sie ihren Frevel ausgeübt] lauern sie selbst unter einander aus ihr Blut, und stellet einer dem andern nach dem Leben sum den ge- machten Raub sich gegenseitig wieder abzu- nehmen] . 19. Also thun alle Geizigen fdie unrecht Gut auf bösem Wege sich verfchaffen], daß einer dem andern das Leben nimmt. · Nach richtiger Uebersetzung ergeben die beiden letzten Verse noch einen tieferen, allgemeineren Sinn: 18. Und sie [die auf Andrer Blut lauern V. il] lauern selbst auf ihr Blut, und fdie den Unschul- digen ohne Urfach nachstellen] stellen ihrem eigenen Le en nach sweil sie so sicher m ihr Verderben ren- nen, wie die Vögel V. 17, ist’s, wenn sie Andern Zaghstxllen , als trachteten sie nach ihrem eigenen e en . Its. Also er ehet es allen, die uiirechtes Gut zu- sammenbringelu aseinem Herrn sder es i1i seinen Vesilz ebrachtJ nnltnt es sdas unrechte Gut] das Leben und es ist eine thörichte Einbildung, wenn einer, der auf bösen Wegen geht, vermeint, durch seine Klugheit den Gewinn aus seiner Frevelthat ziehen, den Scha- den aber abwenden zu können, er bereitet doch. jedes- mal in feiner Sünde sich selber Untergang und Ver- derbens , So gewiß die wahre Weisheit, die da eins ist mit Gottesfurcht und Gerechtigkeit, ein Baum des Lebens ist allen, die sie ergreifen (Kap. Z, ·18), so gewiß ist an- drerfeits ein Wandel in Thorheit und Gottvergefsenheit ein langsamer Selbftmord, ein Zugrunderichten des eigenen Lebens und Lebensglilckesx V. 32. (Zöckler.) II. V. 20—33. In der hier folgenden zweiten Sprnkhi rede ergreift die göttliche Weisheit nunmehr selbst das Wort der Warnung an diejenigen, welche ihr zu folgen nnd ihremenschenfreundllchen Bemühungen zu erwiedern gering achten. Sie ermahnt, verheißt und droht endlich, daß ße den Frevleru ihre Gnade entziehen nnd in Uti- glütttz Verderben nnd dem ewigen Todkdie iriikhte ihres Wesens zu essen geben werde. Endlich schließt sie ihre Warnungerede mit nochmaliger loktiender verheißunxy die an Matth..ll, 28 erinnert. Während die vorige Spruch— rede von der Verachtung der Gotteosnrcht abmahnlg so diese von der der Weisheit. Seide weisen also deut- lich ans -dao an der Spitze stehende xnlotto d. 7 zurück. » 20. Die [göttliche] Weisheit ilagt [ruft laut, im A. T. durch den Mund der Propheten, im N. T. durch den Mund des HErrn selbst, seiner Apostel, Evangelistem Hirten nnd Lehrer] draußen [auf ofsener Gasse] , und läßt sich [in suchender Liebe] hören auf den svolkreichenj Gassen [damit wo möglich Allen geholfen werde und sich kein Verführter mit· Unwissenheit entfchuldigen könne, Matth 1"0, 27; Luk. 14, 21]; 21. Sie ruft [sogar] in der Thier am Thor, vornen unter dem Volk; sie redet ihre Worte in der Stadt [genauer: Sie ruft an der Ecke der geräuschvollen öffentlichen Plätze, an den Thoreingängen in der Stadt, wo die Leute sich sammeln, redet sie] ihre Reden. Vergl. "Jef. 45 , 19; Joh. 18 , 20; Apostg 26, 26]: Die göttliche Weisheit ist also kein Geheimniß, sie ist nicht nur in den Schulen der Gelehrten zu finden; es bedarf weder vieler Mühe noch Kosten, um sie zu hören und zu lernen. Nein! auch der Landmann und Handwerker, der Arbeiter und Dienstbote, der Geringste und Niedrigste im Volke kann ihren fegensvollen Unter- richt benutzen, wenn er nur will. Jn Kirchen« nnd Schulen wird sie öffentlich Verkündigt, getreue Lehrer, fromme Eltern, ersahrene Freunde sind stets bereit, die Unwissenden zu belehren, die Unerfahrenen zu warum, die Lcichtsinnigen zu vermahnem Oder wo kann irgend ein Kind, wo kann irgend ein Jüngling oder eine Jungfrau austreten und behaupten: Jch habe nie das Glück genossen, einen guten und chriftlichen Unterricht zu empfangen, mir ist nie gesagt worden, was zu meinem wahren Besten diene,t, ich bin nie zum Guten vermahnet und ermuntert worden. — Wer die göttliche Weisheit, den Glauben, den ewigen Frieden im Herzen besitzt, der muß sie weiter tragen; einen felbftsichti en Glauben, der Andern von feinem Gnadengut ni t rnittheilen wollte, giebts naht. So ist die göttliche Weisheit eine wahre Volksfreundim die das Heil Aller sucht. 22. [Aber wie wenige nur hören die laute Predigt der göttlichen Weisheit! wehmuthsvoll muß sie vielmehr klagen:] Wie lange lvollt ihr Alber- iienr albern sein? und die Spötter [Jes.:28, 14; Pf. 1,«1.] Luft zu Spötterei haben? und die» Rnchlosentt fdie Thoren, wie lange wollen sie] die Lehre [das Wort Gottes] hassen? Hier treten die Feinde der göttlichen Weisheit zuerst auf; es sind ihrer 3 Klassen: Alberne oder Einfältige, Spötter nnd Thurm. Unter den Einfältigen verstehen die Sprtichwörter diejenigen, welche aus Unerfahrenheitz Leicht liinbigkeit und natlirlichem Leichtsinn sich haben verführen lassen, die Bahn der Lilste und Begierden der Jugend zu gehen und die göttliche Weisheit gering zu fchätzem unter Thoren diejenigen, welche aus Gott- Vergessenheit und Geiftesbefchränktheit die Wahrheit und Euch: verwerfen und die göttliche Lehre als einen tachel in ihrem Gewissen hassen; endlich unter den Spöttern diejenigen, welche mit vollem-Bewußtsein und geflissentlich egen das Gesetz fiindigen, »Sltnder voii Profession«, ie zur Befchönigung ihres Bauchdienstes der göttlichen Weisheit ihre eigene freigeistifche Wissen- schaft als ein höheres Wissen entgegxenftellen und dem Gefetz und der Offenbarung auch ösentlich Hohn«fpre- eben. Gerade das Salomonifche Zetalter mit feinem äußeren Glanz und regen Weltverkehr war mehr als ein andres der Gefahr der Verfleifchlichnng »und Ver- weltlichung, der Religionsgleichgiltigkeit und ftarkgeiftigen 440 Sprüche I, 23— as. g, 1—-15. Weitherzigkeit ausgesetzt. Erst diese Zeit scheint auch diese dritte Art der Verächter der Weisheit, die Spötter, die dem Heiligen iissentlich kohn sprachen, erzeugt zu haben (vgl. Kap. 21, 24; 2 , 8). V) Das Wort »albern« gehört zu denjenigen Wör- tern, die im Laufe der Zeit ihre Bedeutung sehr ver- ändert haben. Jm Althochdentschen heißt es alawär und bedeutet den ganz Aufrichti en, Gütigen; im Mittel- hochdeutschen alwäre = schli t, einfach. Später, be- sonders bei Luther, lautet das Wort albäre oder alber und hat zuweilen auch noch die gute Bedeutung, meist jedoch wird es schon im nachtheiligen Sinn von jneptus, stoliclus, doch stets mit der Nebenbedeutung von ,,Un- erfahren« gebraucht. Erst im Anfang des 18. Jahrh. entstand die Form albern statt alber, und heute hat es nur noch die üble Bedeutung. — VII) Das Wort ,,rnch- los« hatte früher gleichfalls keine so schlimme Bedeu- tung als jetzt. DieWurzel desselben: geruhen ge- brauchen wir jetzt nur noch von regierenden Herren, sie bedeutet: sorgen, fttrsorgen; ruchlos ist daher = sorglos, unbekümmert, später = einer, der sich um nichts küm- mert, der nach Gott und Menschen nicht fragt, d. i. ein ausgemachter Bösewicht. · 23. [Be-] Kehret euch [jetzt, da es noch Zeit ist, von eurem bösen und verkehrten Wege] zu meiner Strafe» [besser: auf meine Rüge]. Siehe, ich will euch kdann auch] heraus sagen [mit reichlicher Fülle nnd erfrischender Stärkung hervorquellen lassen] meinen Geist sder Wahrheit und Weisheit, und euch führen von Gnade zu Gnade], und euch meine Worte sin denen dieser Geist der Weisheit und Erkenntniß wirket] kund thun. Niemand kann den heiligen Geist von Christo em- pfangen und mit göttlicher Weisheit erleuchtet werden, es sei denn, daß er sich kehre zu der Strafe Christi (Joh. M, 15 ff.; 16, 7 ff.), lasse ab vom Bösen und fange ein neues Leben an (Ps. 34, 15). (Starke.) 24. [Wie? Ihr wollt nicht, ihr weiset meine dargebotene Hilfe und meine Liebe von euch? Wohlan, so höret meine Drohung von dem euch unvermeidlich bevorstehenden Gericht nnd Unter- gang:] Weil ich denn rufe, und ihr weigert euch; ich tecle meine [ench Gnade und Rettung anbie- tendeJ Hand ans, und niemand achtet drauf; 25. Und laßt fahren allen meinen Rath, und wollt meiner Strafe smeines ernsten Rufes zur Buße und Umkehr] nicht: 26. So will ich auch lachen sHiob 38, 3 Anm.] in eurem Unfall [der euch durch Verach- tung meiner rettenden Ermahnung sicher ereilen wird], und sich will] euer spotten [Ps. 2, 4], wenn da kommt, das ihr [bei aller eurer schein- baren Sicherheit doch immer als gewissen Lohn eurer Gottlosigkeitj fürchtet, 27». Wenn [plötzlich, schreckend und vernich- tend] uber euch kommt, wie ein Sturm, das ihr furchtet, und euer»Unfall als ein Wetter [Zeph. 1 , 151 - wenn ubet euch Angst und Noth kommt. 28. Dann werden sie mir rufen, aber ich werde [weil ihre Umkehr nur Folgeihrer Noth und Strafe sein wird] nicht antworten, sie werden Zug) frnhe keifrig und emsig] suchen, und nicht n en. Die gerechte, endliche Vergeltung der lange und be- harrlich verschmähten Gnade Gottes ist die Unerhörbars keit der Gebete, die noch dazu gemeiniglich nicht anf Vergebung der Sünden, sondern nur auf Abwendung der Noth gehen. Darin offenbart sich denn dem Sün- der, daß sein Gericht nahe ist (vgl. Jes. 59, 2; Jer. 11, il; Hes. 8, 18; Mich. s, 4; Am. 8, 11 Anm.). 29. Darum, daß sie lwährend ihres ganzen Lebens] hasseten die Lehre [der göttlichen Offen- barnngsweisheit V. M, und wollten des HErrn Fubrcht [den Anfang der Weisheit V. 7] nicht a en, 30. Wollten meines Raths nicht lmeinem Rath nicht willfahren], und liisterten alle meine Strafe [wo nur immer ihr Herz durch das Wort Gottes gefchlagen ward]; 31. So sollen sie swie sie es nicht anders haben wollten] essen von den Früchten ihres Wesens [aller ihrer Thaten nnd Gesinnungens , und ihres Ratbs [welcher die Keime ihres Verderbens in sich birgt Jes. s, 10] satt werden [Gal. S, 8; Jes. 59, 4.]. 32. Das die All-einen geliistet kwörtlichx Die Abkehr der Thoren von der ewigen Weisheit zur Lust und Klugheit dieser Welt] tödtet sie, nnd der Rnchlosen sGlück sihre Sorglosigkeit um ihr ewiges Heil] bringt sie um. 33. Wer aber mir gehorchet [und sein Herz mir ergiebt], wird lzeitlich nnd ewig] sicher bleiben, und genug [d.»i. Befriedigung des Herzens] haben, nnd kein Unglucl [wie groß es auch sei, als Ge- richt des Zornes Gottes] fürchten [iveil er ein mit seinem Gott verföhntes Gewissen hat]. Lieber man nun wahre Ruh und Sicherheit, so gehe man in den Gehorsam ein nnd folge dem, was die Weisheit rather. Zu dem Ende lasse man sich das .Ohr des Geistes anfthnn, um ihre Lehre wohl zu fassen. Denn die Seele, die Gott Gehör giebt, wird sicher bleiben ihr Lebelang; denn sie findet in Gott eine von aller Unruhe befreite Ruhe. Sie genießet in Gott alle Güter, die» in ihm sind, ohne sich vor Ungliick zu fttrch- ten, dieweil sie in ihm davor ganz sicher ist. Im Tode wird sie sich nicht vor Unglück, noch vor einigen Fein- den zu fiirchten haben, dieweil ihre Sicherheit in keinem eigen angemaßten Guten, sondern in Gott selbst besteht, auf den sie ihr Vertrauen gesetzt hat. Sie kann nun nicht mehr weder ihre Verdammniß und Untergang, welches das größte Uebel ist, noch die Sünde als das allgemeinste Uebel, fürchten, dieweil ihre Seligkeit nicht auf ihre eigene, sondern auf Gottes Gerechtigkeit ge- gründet ist, und sie in der Ruhe des göttlichen Willens alle dem, was Gott mit ihr vorhat, zunimmt, ohne sich vor etwas zu fürchten. (Berleb. Bin) Die Z. Mahnrede: Die reichen Gaben, welche die Weisheit verleiht. 441 Das L. Kapitel. Von Erlernuiig der Weisheit. III. d. 1—22. Während ini vorhergehenden die Weis— heit als person eingeführt war und sprach, ergreift nun der Vers. selbst wieder das Wort und sshildert die segens- reichen Folgen des Gehorsauis und des Erachtens nach Weisheit (v. 1—4); sie giebt ihrem Sfiiiger tiefere Gr- lienntiiiß der göttlichen Dinge (v. 5—3), tiefere Gin- flcht in alle Arten des Rechts (v. 9), llrberlegung und illorsicht in vielen Gefahren des Lebens (v. 1l); sie be— wahrt vor der Gefahr der Gemeinschaft mit den oben gesihilderteu Thoren nnd Spötteru (v.12-——15), nor der Gefahr, in die Hände eines verloclieuden und dann in den Tod slürzrudeii hiirerischen Weibes zu gerathen (V.16——19); sie führt aber auf den Weg der Gerechten, dieWdie derheißiing ewiger Glückseligkeit haben V. 20 — )» 1. Mein Kind, willft du meine Rede anneh- men, und meine Gebote [treu] bei dir behalten sseligsind nur, welche Gottes Wort hören nnd bewahren Luk. 11, 28]z 2. So laß dein Ohr sbesserx sodaß du dein Ohr lässest] auf Weisheit Acht haben nnd neige dein Herz mit Fleiß dazu sgenauerx neigest dein Herz der Klugheit zu] Da V. l-—4 vier Vordersätze sind, zu denen V. 5 den Nachsatz bildet, so steht hier besser ein Kot-etwa. 3. Denn so du mit Fleiß darnach rufest, nnd darum betest [wörtlich: ja, wenn du die Ein- sicht herbeirufest und zumVerstande deine Stimme erhebest, d. h. wenn du nicht blos auf die Einladung der Weisheit hörest, sondern sie selbst noch um ihre Einkehr bei dir bittest], 4. So du sie smühevoll und mit Ausdauer] suchest, lvie [man etwa] Silber [um seines hohen Werthes willen aus den tiefsten Schachten der Erde gräbt], und . ser-] forschest sie, wie die [im Innern der Erde verborgenen Metall-] Schähe [oder die im Meeresgrunde lagernden Perlen, vgl. Matth. 13, 45; 7, 6 und die Beschreibung des damals schon sehr ausgebildeten Bergbaus Hiob 28]; Z. Alsdann wirft du die Furcht des HErrn s1, 7] vernehmen« [als werthvollsten Besitz und hbchstes Gut deines Herzens in dich aufnehmens und Gottes Erkenntniß [tiefe Einsicht in Gottes Geheimnisse] finden [Matth. 7, 7; Joh. 7, 17]. It) Zwar führt die Furcht Gottes zu der wahren Weisheit hin; dem aber, welcher anfangs ohne eine klare Vorstellung oder lebendige Erfahrung der Furcht Gottes nur im Allgemeinen nach Weisheit trachtet, wird, wenn es aufrichtig geschieht, die Furcht Gottes als erster und vornehmster Lohn zu Theil. (v. Gerlach.) h. [Ohne Gottesfurcht aber und ohne Gottes- erkenntniß ist wahre Weisheit nicht möglich zu er- langen:] Denn der HErr [niir] giebt [als der allein Weise Rom. IS, 27J Weisheit, nnd aus seinem Munde [seinem heil. Worte, nicht aus dem griibelnden Geiste des natürlichen Menschen] tommt stiefe] Erkenntnis und Verstand [daß man wohl wisse zu unterscheiden zwischen Wahrheit und Lüge, Gut und Bös, Recht und Unrecht]. 7. Er liißrs den Aufrichtigen swelche mit Einfalt des Herzens und Geradheit nach der Weisheit von oben trachten] gelingen [was sie mit Gott vornehmen; denn er bewahret ihnen als einen Schatz Heil, Glück und Segen, aufL nnd beschirmet [als gute Wehr und Waffen Pf. 33, 20; 24, 12; 89, 9] die Frommen swelche ihr Leben nach Gottes Wort unsträflich einrichtens 8. Und [besser: Dadurch, daß er] behütet die, so recht thun [sie auf den Pfaden erhält, die vor Gott recht sinds, und bewahret den Weg seiner Heiligen [die durch die Gnade Gottes heilig sind, daß sie auf dem schmalen Wege immer fester werden]. 9. Dann swenn du ein rechter Jünger der Weisheit geworden] wirst du [als weitere Frucht derselben] verstehen swas die göttliche] Gerechtigkeit svon dir fordert] und [was vor Menschen] Recht [istJ- und Frömmigkeit sunsträflich und gerade zu wandeln], und süberhauptj allen guten Weg [wo nur etwas Gutes zu vollbringen ist]. Die Gerechtigkeit des Glaubens und die Gerechtigs keit des Lebens sind genau mit einander verbunden. Sobald die erste da ist, muß auch die andre sich zeigen durch aufrichtigen, lauteren Wandel vor Gott und den Menfchen-:«—Lnk. 1, 74; PhiL 1, 11. (Starke.) 10. Wo die Weisheit dir zu Herzens« gehet sund Wohnung in dir macht] daß du gerne lerneft sund Erkenntnis der Wahrheit dir wahre Seelen- speise W, 11. So wird dich guter Rath [Besonnenheit und Ueberlegung in jeder gefahrvollen Lage des Lebens] bewahren, und Verstand [erfahrene Klug- heit, die wohl zii unterscheiden weiß] wird dich behüten, 12. Daß du nicht sindem du von dem V. 9 beschriebenen Wege cibirrestJ gerathest ans den Weg der Bösen [wörtlich: des Bösen, der Sünde], noch unter die verkehrten Schivciher [die hinter einer glatten Zunge Verschmitztheit verbergen Kuh. 1, 22; Apostg 20, 30], 13. Die da verlassen die rechte sgeradeaus führende] Bahn, und gehen finstere Wege sdenn sie lieben die Dunkelheit sowohl der Nacht als auch der Sünde Joh. 3 , So; Jes. 8 , 22z Hiob 24, 16J, 14. Die steh ssogarj freuen, Böses zu thun, und find fröhlich in ihrem bösen verkehrten Wesen swenn sie auf allerlei verschlungenen Wegen eine besondere Bosheit zu Stande gebracht haben], 15. Welche ihren Weg sniemals gerade neh- men, sondern] verkehren, nnd folgen smit Herzens: 442 Sprüche 2, 1i3-—22. Z, 1—12. lust] ihrem Ablvege [der sie von ihrem irdischen und ewigen Heile eabführt]; 16. [Wenn Weisheit indeinem Herzen woh- net, dann wird dir’s gelingen] Daß du nicht ge- tathest an eines Andern Weib, und die nicht dein saus deinem Haus, sondern von fremd her, vom Ausland her] ist, die glatte lschmeichlerische und VerführerischeJ Worte giebi," 17. Und [die] verläßt den Herrn fund trau- ten Freund] ihrer Jugend fdem sie in der ersten Liebe ihrer Jugend sich als Gattin hingegeben und Treue bis zum Tode gelobt hat], und fdazu noch] bergisset den Bund ihres Gottes [den Bund, in welchem sie mit ihrem Gott sieht; denn alles ehe- brecherische Wesen ist nichts als Götzendienerei Hof. l, 2 Anm.; Jer. 3, 4; Mal. 2,» l4]. «) Diese Stelle ist ftir die biblische Seelenlehre sehr wichtig. Das Herz steht hier als der Mittelpunkt des inwendigen Menschen, in welchem alle Fäden des See- lenlebens znsammenlaufem als der Sitz des Gemüthes Die Seele aber ist der Inbegriff aller Regun en und Strebungen des Geistes. —- Die göttliche eisheit muß von dem Gemüthe empfangen— und darin heimisch werden und dann nach allen Seiten des geistigen Lebens mit Lust ein- und ausgehen. — Es) Zu Sünden gegen das 6te Gebot verführt Männer nichts so sehr, als das süße, entgegenkommende Liebeswort des Weibes und die mit der Hingabe an dasselbe verbundene, durch Schlauheit und Muth zu itberwindende Gefahr. Die Anmuth und Freundlichkeit der Buhlerin macht den Pfad für den Mann glatt und schlüpferig, daß er, auch bei gesunder Gemiithsarh leicht fallen und straucheln, schwer wieder aufstehen kann. Daß sie, um sich dem Ehebruch hinzu- geben, den Gemahl verlassen und den Bund mit Gott . aufgeben muß, was dem Frevel an der Ehe in dem natürlichen Herzen einen besonderen Reiz verleiht, wird besonders stark betont, um in dem Herzen des bereits ftir die göttliche Weisheit gewonnenen Jüngers den Abfcheu recht groß und die Begier nach dem Schutze feiner Lehrmeisterin recht brennend zu machen. Auch die Gefahr des Verraths, den der Ehebrecher von ihr wohl zu befürchten hat, soll- vor der Hingabe andie Ehebrecherin warnen- Sie täuscht, wo die stärksten Gründe zur Treue mahneu. Meinest du, sie werde dein Geheimniß bewahren und Treue halten? " 18. lHüte dich vor ihr:] Denn ihr [der EhebrecheriUJ Haus neiget sich zum szeitlichen und ewigen] Tode, und ihre Gange sauf welchen sie dir vorangehtJ zu den Berlorenen [den in den schattenhasten Zustaud des Todes Hinabgesuttkenen Hiob 7, 9 Anm.]. 19. Alle, die zu ihr eingehen fund sich ein- mal in ihre Sünden verstricken lassen], kommen [wie die Todten] nicht wieder- fkdnnen nur schwer von der Gnade Gottes ergriffen und errettet wer- den], und ergreifen den Weg des Lebens [wie man zur wahren Weisheit und zum Leben aus Gott gelange] nicht. — »Draußen sind die Bunde, und die Zauberer, und die heiter, und die odtfchlägertt sagt Offb. 22, 15. Alle diejenigen, welche die Weisheit ans« Gott verwerfen und sich statt dessen der Abgbtterei und dem Bauchdienst ergeben, versinken in den ewigen Tod und gelangen nicht wieder zu dem Leben in der seligen Gemeinschaft mit Gott. Zunächst wollen die Worte: »sie ergreifen den Weg des Lebens nicht« allerdings sagen, daß die, welche dem ewigen Tod-verfallen, in’s Leben nie wieder zurückkehren; aber »der tiefere Sinn, den wir in der Klatnmer ausgedrückt, liegt jedenfalls auch in den Worten. . « « 20. [Darum laß dich warum, solange es noch ,,heute« heißt] Auf daß du wandelst ans gutem Wege, und bleibest ans der rechten Bahn [dem schmalen Wege, auf welchem die Ge- rechten durch Gottes Weisheit zur engen Pforte kommen] . 21. Denn freut] die Gerechten [d"ie in Ge- rechtigkeit,- Unschuld und Seligkeit vor Gott wan- deln] werden im Lande [der Verheißung, da der HErr selbst unter den Seinen wohnt, und dereinst im neuen Jerusalem auf der neuen Erde] woh- nen, und die Frommen [V. 7»] werden fewiglich1 drinnen bleiben; 22. Aber die Gottlosen werden [durch die Strafgerichte des HErrn zum Theil sei-on setzt, vollends am jüngsten Tage] aus dem Lande [V. 21] gerettet, und die Verächter [welche Gott und der gdttlichen Weisheit treulos den Rücken "kehren] werden draus vertilget [werden]. Das Z. Kapitel. Vermahnung zu guten Werken. Weisheit. IV. v.1—18. dies: 4ik may-irrte setzt die Schilde— rung der heilsamen Folgen gottegftirkhligen nnd gott- seligen Wandelo fort: Wer Gottes Weisheit aufnimmt, dem wird äußerer; Eebenrglsiiik langes Erben, Frieden zu Theil; wer fle treu im Herzen bewahrt, der sindet Gnade bei Gott nnd Wohlgefallen bei den-Menfkhen. Suchefidu aber die Weisheit, so mußt du dich selbst verleugnen und unverrückt auch im Eeiden und in Trübsal dem HGrrn vertrauen, der aus Liebe dich schlägt. Selig aber der Mensch, der die Weisheit ge— fanden hat; denn sie ist bostbareg als alle Schätze der Welt, und die Quelle aller wahren Güter. « 1. Mein Kind [vgl. V. 11. 21 u. K. 2,1], vergiß meines Gesehes [meiner Lehre, die ich dir im Folgenden geben will] nicht, und dein Herz sjener innersteLebeusheerd in dir] behalte fund be- Oob der wahre als köstliches Kleinod] meine [einzelnen] Ge- bote [in denen ich dir meine Lehre aus einander legen will]. · 2. Denn sie werden dir [so du ihnen nach- lebst] langes Leben und gute Jahre [genauer: Länge der Tage und Jahre des Lebens], und Friede sdeines Herzens mit Gott, von dem die Welt nichts weiß] bringen fund immerdar mehren 2. Mos. 20, 12; Jes. 46, 22]; Die 4. Mahnrede: Die heilsamen Folgen eines gottesfiirchtigen, gottseligen Wandels. 443 Nicht eine natürliche Folge feines mäßigen und na- tur etnäßen Lebens, sondern Gottes besonderes Gnaden- ges enk ist es, wenn dem Kinde Gottes, das die wahre Weisheit Gottes in sich trägt, seine Jahre gemehret und åroße und schwere körperliche Leiden erspart werden. eine volle Wahrheit aber empfängt das Wort erst da- durch, daß der HErr den Seinen ewiges seliges Leben nach der Auferstehung geben will. 3. Gnade sherzliche Freundlichkeit und Barm- herzigkeit] und Treue [die in allen Lagen des Lebens sich gleich zuverlässig und wahrhaftig beweist] wet- den [mögen] dich [als rechten Jünger der Weis- heit bei allen Menschen offenbaren und] nicht [ver-] lassenss Hiinge fie fdiese beiden Hauptfrüchte des Besitzes» der wahren Weisheit, als schönsten Schmuck Kap. 7, 3] an deinen Hals, und schreibe sie fun- aiisloschlich wie in Erz] in die Tafel deines Herzens; » 4. So wirst du Gunst sGnade und Huld] nnd Klugheit [besser: Wohlgefallen und günsti- ges Urtheil] finden, die Gott und Menschen ge- fiillet [besser: in Gottes und der Menfchen . Augen; denndie Gottseligkeit hat die Verheißung dieses und jenes Lebens und findet, besonders in der Gestalt der ungeheuchelten Liebe und Zuver- lässigkeit, nicht blos bei Gott, sondern auch bei vielen Menschen endlich ihre Anerkennung] I It) Nicht sagt er: Einmal, zweimal, dreimal oder zehnmal, hundertmal sollst du dies thun; sondern er sagt: immerdar mögen sie dich nicht verlassen. Und nicht sagt er: Verlasse du sie nicht; sondern: sie mögen dich nicht verlassen. Damit will er offenbar machen, daß wir ihre, nicht sie unsre Hilfe nöthig haben, und lehren, daß wir desto ängstlicher sorgen sollen, daß sie bei uns immerdar bleiben; (Chrysostonius.) 5. Verlaß dich auf den HErrn [den wahren Gott, der da» ist, war und sein wird] von ganzem Herzen [mit allem, was du bist und hastL nnd Verlaß dich nicht auf deinen Verstand«- [wie alle die·thun, die noch nichts wissen oder nichts wissen wollen von der Weisheit Gottesjz s. Sondern gedenke an ihn, fund frage nach seinem heiligen Willen, daß er dich] in allen dei- nen Wegen fleiten möge] so wird er dich recht fauf ebenem Pfade, der keine Hindernisse deiner Seligkeit, keine Steinedes Anstoßes und des Aer- gernisses, über die du straucheln und fallen könn- test, hat] führen. — V) Hierin ist die Grundlage und Grundforderung der wahren Religion ansgefprochem Hingabe an Gottes Gnade und Treue, Verzichtleistung auf jeden Versuch, durch eigene Kraft oder Weisheit zur Seligkeit zu ge- langen (Ps. 37, Z; l18, 8 f.; Jer. 9, 22). 7. Dilnle dich nicht [selbst, aus eigener Kraft] weise sein [Rom. 12, 16; 1. Cor. 3, 18]; sou- dern fürchte den HErrn, nnd weiche vom Bösen [14, IS; 16, 6;"Hiob I, I; 28, 28; denn wer den HErrn fiirchtet, der mißtrauet seiner eigenen Weisheit, wenn diese ihm etwa böses und verkehr- tes Thun als etwas Angenehmes und Wünfchens- werthes erscheinen läßt Jes. 5, 21]. 8. Das wird deinem Nabel-« fdeinem ganzen Wesen, deinem Leibe. sowohl, wie deiner Seele] gesund sein, und deine Gebeine erquicken [denn der Glaube ist Gesundheit des Menschen und Kraft von oben; der Mensch lebt nicht vom Brod allein, sondern von einem jeglichen-Wort, das durch den Mund Gottes geht]. «) Weil der Nabel in der Mitte des menschlichen Leibes eine so hohe Bedeutung hat, weil durch ihn der Mensch vor der Geburt erhalten und ernähret wird, fo ist er in der concreten Sprache der heil. Schrift Sinn- bild oder Repräsentant des ganzes Leibeslebens, dessen Gruiidfesten die Gebeine oder Knochen sind. 9. Ehre [was auch dein Verstand aus Eigen- nutz dagegen einwenden mag] den- HEtrn von dei- nemfirdischeiq Gut, und von den Erstlingen alle deines Einkommens [den ersten Früchten deines Ackersund deiner Heerden; denn auch darin muß sich die Verleiigniingdeiner selbst zeigen, daß du mit deinem irdischen Gut willig das Reich Gottes aufbauen hilfst und dem Segen des HErrn mehr als der Arbeit deiner Hände vertranest Matth. S, 33; 2. Mos. 23, 19; 5.M.18,«4ff.; 28, 8ff.; Mal. 3, 10 ff.]; - 10. So werden deine Scheunen fnicht etwa, wie deine eigensüchtige Klugheit fürchtet, leer, son- dern durch Gottes Segen] voll werden, und deine [Wein-] Kelter [so reich] mit Most [angesüllt werden, daß sie] übergehen [Gal. 6, S; Joel4,18; Am. o, is; Z. Mos. 26, 5J. 11. Mein Kind [mit dem ich es trotz der nun folgenden, Kreuz und Leiden anpreisendeme Vermahnung, wie mütterliche Liebe, herzlich wohl meine] ,» Verlvitf fwozu dich ebenfalls die eigene Klugheit zu deinem größten Nachtheile verleiten könnte] die Zucht [die mit ernsten, schmerzlichen Lebensführungen verbundene Unterweisung] des HErrn nicht [indem dir-etwa, wie Jona, auf selbsierwählten Wegen ihr zu entrinnen suchstL nnd sei nicht ungeduldig [iinwillig] iiber seiner fje zuweilen über dich kommenden] Strafe [so hart sie dir auch scheinen mag]. 12. Denn welchen der HErr liebet, den straft er sum ihn zu tieferer Erkenntniß seiner Sünden und zu herzlicherem Glauben und brünsiigerer Liebe zu bringen Hiob 33, 30 Anm.], und [er] hat Wohlgefallen an ihm, wie ein Vater am Sohn [wenn er ihn strafet-—Unverbesserlichen wendet er solchen Fleiß der Liebe nicht zu 5. Mos. 8, 5; Pf. 1·18, 18; Hebn 12, 5]. · - Die unter dem Kreuze lie en, sind Gott oft an e- nehmer als die, welche Sit igkeiten Gottes schme en und empfinden. Hiob gefiel Gott besser, da er auf dem Misthaufen mit seinen elenden Trösterm dem Satan und seinem widerwiirtigen«Weibe, kämpfte und so vielerlei Schmerzen litt, denn da fein Haus und alles, was er 444 Sprüche Z, 13 —- 35. hatte, ringsumher: uniziiunet war. O Geheimniß des Kreuzes, wer fasset dich und Gottes Sinn! Sollte man doch auf solche Weise ein großes Verlangen nach dem Kreuze tragen! O Gott, so die Strafe das Zeichen! der Liebe ist, wer wollte dann nicht mit Erkenntniß er- fttllet und von der Liebe seines Gottes gleichsam ganz erfreuet werden, wenn er sich am meisten mit Kreuz be- laden zu sein befindet! O Kreuz, du bist das Pfand der Liebe meines Gottes! Du bist davon ein Pfand gewesen in seinem Liebes- und Schmerzens-Tod und bist dessen auch ein Pfand allen seinen Freunden, die er auch in der Liebe und Schmerzen leben lässet! O du Gerechtig- keit meines Gottes, komm doch und schone unser nicht, dieweil Gott Gefallen an unserer Bestrafung hat! Ob man auch gleich keine andre Ursache als diese hätte, so follte man doch die göttliche Gerechtigkeit unendlich lieben! Warum hat er aber Gefallen daran? Deswegen hat er Gefallen an unserem Kreuz und Leiden, dieweil uns dasselbe ein Andenken und Verneuerung des Leidens sei- nes Sohnes ist. Es ist auch seine Ehre in solcher Fort- Währung des Kreuzes in seinen Gliedern eingeschlossem und das verursacht ihm eben solche Freude. (Berleb.B.) 13. Wohl dem Menschen, der swenn auch auf dem Wege der Trübsal] Weisheit [als höchsten Schatz Matth.13, 44] findet, und dem Menschen, der [den rechten himmlischen] Verstand bekommt simmer von Neuem aus der Hand Gottes und seines Wortes erwirbt]. 14. Denn es ist besser, um sie [diese gött- liche Weisheit] handthiercn [und sich ängstlich ab- mühen], weder s= als, vgl. 2. Chrom 29, 34 Anm.] ntn Silber [denn die göttliche Weisheit ist ein ewiges Gut, Silber aber ein Schatz, da die Diebe nachgraben und stehlen es]; nnd ihr Ein- kommen sdas man durch sie erwirbt] ist besser, denn Gold [kann man für dies edelste Metall ja doch nur vergängliche Güter kaufen, während Gottes- furcht und Weisheit Herzenssrieden und innere Seligkeit und obenein noch das Jrdische als Zngabe mitbringt Hiob 28, 15; Matth 16, 26]. Mancher giebt für Silber sein ganzes Lebensglück hin, der fiir Gottesfurcht nicht das Geringste wagt. 15. Sie ist lsogar noch] edler, denn Perlen [die man aus der Tiefe des Meeres hervorholt], nnd alles, »was du [an irdischen Gütern dir und Anderen] wiinschcn magst lHiob 28, 15—19], ist ihr nicht zn [ver-] gleichen idem! sie ist selbst die rechte, edelste Perle Matth. 13, 46]. 16. Lan es [glückliches, ja endlich ewig seli- ges] Leben ilt [als ihr hauptsächlichiier Lohn] zu [besser: in] ihrer rechten Hand; zu· s· in] ihrer Linken [als jeweilige Zugabe] ist Reichthnm nnd Ehre [8, 18; 22, 4; vgl. 1. Kbn. Z, 11—14; Matth 6, 33; 1. Tim. 4, 8]. Die ganze Sache gehet, kurz zu reden, dahin, daß die Weisheit ihre Liebhaber gewiß versorge und an Geist und Leib sättige und reich mache. (Berleb. B.) 17. Jhre Wege [die sie ihre Jiinger führt] find [obwohl schmal und dem Fleische um des läuternden Kreuzes willen unangenehm, doch in Wahrheit] liebliche lzum ewigen Heil ausschlagendc] Wege, nnd alle ihre Steige sind [obwohl vor den Menschen oft verkehrt und widersinnig, doch] Friede [zum geistlichen und ewigen Frieden führend] 18. Sie ist ein Baum des Lebens [ewig dauernd und Unsterblichkeit spendend, wie der Baum des Paradieses Hoh 7, 8; 1. Mos. S, 9; Offlx 22- Z] allcn, die sie ergreifen; und selig sind, die sie [nicht blos ab und zu einmal kosten, sondern fest] halten siind ihr unablässig an- gehören] . V. v.19—26. Die wahre Weisheit im Herzen des Gottegflirihtigen in ein Jlbglanz und Jtugiiuß der Weis« heit, duckt) welche Gott an! Jlnfang die Welt geschaffen; in weß Herzen sie wohnen den wird sie bewahren vor jedem ilnfalk wie groß er sei; denn Goltvertraueii ist ihr: Grundlage· 19. [Sie muß Leben spenden, weil sie alles Lebens Urquell istzj Denn der HErr hat die [so wunderbar herrliche, lebensvolle] Erde durch [die ihm ursprünglich innewohnende, wesentliche] Weis- heit sals seiner GehiIfinJ gegründet, und durch seinen Rath [die Thätigkeit eben dieser Weisheit] die Himmel bereitet [Joh· 1, 2; Jes. 9, s; vgl. Kap.8, 22 f.; Hiob 28, 12 ff.; Sir. 24, 2ff.]. 20. Durch seine Weisheit sind suranfänglichj die [Wasser-] Tiefen [iu die Wasser über und unter der Feste I. Mof. 1 , 6; Hiob 38, 8 ff] zcrtheilet [worden], und die Wolken [die Wasser über der Feste seit jener ersten Schöpfungsthat bis heute fort und fort] mit [befruchtendem] Thau triefend gemacht [und erhalten worden Kap. so, 4]. 21. Mein Kind, laß sie sdiefe himmlische Weisheit, die sich dir selbst mittheilen will] nicht von deinen Augen weichen sdaß nichts Jrdijches je zwischen dich und sie trete]; so wirst du glüclfelig nnd llng werden [genauer: bewahre Vielmehr Besonuenheit und Klugheit, in welchen sich die ewige Weisheit im Menschen zunächst offenbart] « 22. Das wird deiner Seele sdcinem ganzen inneren Menschen] Leben sKrast und Frische bis ins höchste Alter] sein; und dein Mund wird holdselig [genauer: und wird deinem Halse Anmnth] sein [denn wie ein kostbares Kleinod wird es dich vor Gott und den Gerechten wohl- gefällig machen]. 23. Dann wirft du sicher [voll Vertrauens und guter Zuversicht] wandeln auf deinem Wege, daß dein Fuß [vom HErrn behütetj sich nicht [weder durch die Strafgerichte über die Thoren, noch durch eigene Sünde] stoßen [oder straUcheInJ wird [sps. 91, 12J. 24. Legst du dich szur Ruhe in der Nacht], so wirst du sweil du den ewigen Gottesfrieden und ein versöhnt Gewissen hast] dich nicht fürchten H. u. s. Mahnrede: Die Weisheit des Menschen ein Olbglanz der-Weisheit Gottes u. ihre edeln Früchte. 445 soor irgend welchem Schrecken der Nacht], sondern DIE] liegen und] suße schlafen* [5. Mos 28, 6 . es! Daß du dich nicht fiuchteu darfst« kwie die Gottlosen] vor plbtzlichem Schrecken swelcher dich bald und unversehens als gerechte Strafe er- eilen könnte], noch vor dem Sturm [dem plötzlichew erschrecklichen Untergang] der Gottlosen, wenn er kommt ssie zu verderben L, 22; Pf. 112, 7; 1. Petri s, 6]. 26. Denn der HErr ist [dann] dein Tros- [der Fels deiner festesten Zuversicht]; der behutei [durch seine heil. Engel] deinen Fuß, daß er nicht gefangen werde [in der den Verächtern gelegten Schlinge göttlicher Strafgerichte Pf. 27, l, 56, 14«"]. V) Dein Herzenswunsch wird dieser sein: »Meine Ruhe sei in der verkltirten Seite Jesu, daß keine falsche Kraft oder Geist mich beruhte, sondern meine Gemein- schast bleibe mit dem Vater in dem Sohn durch den heil. Geist und mit allen heil. Engeln und Geistern« IV) Wenn Luther ,,diirfeu« schreibt, so hat es meist und auch hier die Bedeutung von ,,bedlirfen, brauchen, nöthig haben« (Sir. 39, 31 Anm.) VII) Wie die Weisheit allein wahre Lebensfreude und dauerndes Lebensglück gewährt, so erweist sie sich auch als der treuste Schutz des M chen, als seine Beschirmerin und Bewahrerin in allen inneren Anfechs tungen, wie äußeren Gefahren des Lebens. Und zwar dies wesentlich deshalb, weil sie in der Vertrauenden Hingabe an die ewige, wesentliche Weisheit Gottes be- steht, die ihr unerschdpfliches Vermögen und ihre barm- herzi e Liebe und Treue, wie schon bei der Erschaffung der elt, so auch bei ihrer Erhaltung und Regierung aus das reichste und herrlichste bethätigr Denn wer die Weisheit liebt, der wird auch von ihr geliebt; und wer durch einen Wandel in Glaube, Liebe und Gottes- furcht sich hienieden als einen Freund des göttlichen Wortes bekennt, zu dem bekennt auch das ewige Wort Eiålzckkiroken vor dem Thron des himmlischen Vaters. o er. VI; V. 27—-35. Diese Weisheit im Herzen des Gottes— furkhtigenist aber nicht ohnmächtig und unfruchtbar, san— dern voll guter Früchte, unter denen herzlich: Kur-ruhet- zigleeit nnd Liebe zu den wenden, kauterlieit und Treue, iriedfertiglieih Saustmnttk Ehrlichkeit, Demuth die hanntsachuen sind. 27. Weigere dich nicht, dem Diirftigent Gutes zu thun, so deine Hand von Gott [Ver- mögen empfangen] hat, solches zu thun. «) Wörtlich: s einem (des Guten).Herru. Die gött- liche Weisheit lehret den wahren Cominunismus, macht alle Dinge gemein. Nach der wahren Liebe gehören die irdischen Güter »Zum Herrn,« d. h. dem, welcher ihrer bedarf. (v. Gerla .) Demnach sind die Reichen nur die von Gott bestellten Verwalter der großen Schatzkammer irdischer Habe, verpflichtet, den Armen das, was sie bedürfen, zu ertheilen. 28. Sprich nicht zu deinem Freunde soder Nächsten, der dich um eine Gabe oder um ein Darlehen angeht]: Gehe hin, und komm smorgenj wieder, morgen ioill ich dir geben; so du es doch wohl ljetzt schon] hast [um ihm zu helfen. Dops pelt giebt, wer gleich giebt. Morgen kann es zu spät, und morgen kannst du gestorben sein Matth. 5, 42; 27, 1]. Wie mögen wir unseren betrübten Bruder erfreuen mit unserer Gabe, wenn wir selbst mit Unlust und Trau- rigkeit geben? Ein Ackersmann säet mit Freuden in Hoff- nun der Ernte. Mancher giebt aus Traurileit oder Noth, als gezwungen, zappelt, zittert, macht sich schwer und langsam zu geben, sucht bald hie, bald dort Ursache, daß er’s ja nicht gebe, oder also gebe, daß man sein nicht froh werde. So ist ein christlich Herze nicht, es giebtgmehe m)an ansordert, fördert und reizet sich selbst. . iiller. (H 29. Trachte swörtlich: Schmiede] nicht Böses wider deinen Freund sdeinen Nächsten], der auf Treue [in gutem« Glauben und Vertrauen aus die Heiligkeit des GastrechtsJ bei dir loohnet 30. Hadre [und prozessireJ nicht mit jemand ohn Ursaeh, so er dir ieiu Leid gethan [kein Recht zum Streit gegeben] hat [ja selig sind die Fried- fertigen, denn sie werden Gottes Kinder heißen] II. Eifre nicht einem Freveln seinem Men- schen der Gewaltthat, der kein fremdes Recht und Eigenthum achtet] nach flaß dich sein falsches Glück und seinen Reichthum, zu dem er diirch Ungerech- tigkeit gekommen , ja nicht blenden], und erlvähle seiner Wege [wie er« zu seinen Zielen gelangt] keinen [sondern verabscheue sie mit ganzem Herzen] 32. Denn der HEir hat Greuel an dem Ab- triinnigen [an jedem, der krumme und geheime Wege geht Pf. b, 7; Rom. 9, 22J; nnd sein Geheimniß sseine innigste Liebesgemeinschaft und Vertrautheit] ist [allein] bei den Frommen [den aus- richtigen Seelen, die in Einfalt des Herzens den schmalen Weg gehen Pf. 25, 24; 55, 15; Hiob 29, 41. 33. sBeides offenbart sich in Folgendem:] Jm Hause. des Gottlosen ist der Fluch des HErrn sders Zorn Gottes bleibet über ihm Joh. s, 36; Sach. 5, 3 ff.]; aber das Haus der Gerechten wird gesegnet. 3 . Er wird der [hochmüthigen] Spötter [über Gottes Weisheit und Wahrheit und deren Freunde dereinst auch] spotien [indem er sie in ihrer Ohnmacht und Schande offenbaren und dem Gericht übergeben wird Hiob 38, 3 Anm.]; aber den Elenden [die unter dem Kreuz in Demuth nach der Seligkeit und wahren Heimath trachten] wird et lschon hier] Gnade [und dereinst die Krone der Gerechtigkeit] geben [Jak. 7, 6; 1. Petri b, 5]. 35. Die Weisen [die Kinder der göttlichen Weisheit] werden [so verachtet sie auch jetzt sind, doch dereinst, wenn alles zum Austrag kommt] Ehre [Ansehen und majestätische Herrlichkeit] erben Lals Erbtheil mit Christo empfangen]; aber wenn ie Narren [die von Gott und seiner Weisheit 446 nichts wissen wollen] hochkommem werden sie doch zu Schaudeu [genauer: aber die Narren rafft dereinst Schande, wie Sturmwind die Spreu, fort Hes 21, 31; Jes. 57, 14]. Lnthers Randglofsn Spötter sind lofe Leute, die Gott nicht achten, noch sein Wort. -— Wer einmal der Welt abgesagt hat, der ist größer, als ihre Ehre und Herr- schaft; und deshalb verlangt der, welcher Christo und Gott sich ergeben, nicht nach irdischer Macht, sondern nach dem himmlischen Reich. (Chprian.) Das Hi. Kapitel. gelte-gescheit zur Sünde, soll man meiden. vlI-»v.1——27. Während die bisherigen sechs Spruch— reden vorherrschend znm Trachteu nein) Weisheit nnd Gottessurctit ermahnten, sind- die folgenden sieben Reden (bis zum Snilnsse des 7. Lan) vorwiegend wacuenden Inhalts. Den Eingang zu diesen Warnungen der Inn— get der Weisheit bildet die vorliegende siebente Rede, in welcher der vers. darflellt, welche gute Lehren er selbn als Kind von- seinem bater an’s her; gelegt bekommen habe, um dann in den folgenden Reden den ivarnenden Inhalt der Lehren seines Vaters weiter auszuführen. Das ganze Kapitel zerfällt in folgende Abschnitte: Uene dringende Aussordernngdes Weisheit-sicheres, seinen Worten, in denen er ihnen Jtucht nnd Gehorsam lehre, Gehör zu schenken; denn nun) er selbst habe die rechte Lehre von seinem Vater empfangen nnd angenommen (V. 1—4); die Summe von dessen Lehre sei gewesen: halte fest an meinen Worten, Weisheit ist die liöstiichste Perle, die man vor allem nnd mit Darangabe von ihab und Gut er- werben muß (v.5—9); lasse nicht von der Man, denn ne isi nnd giebt Leben; der Weg der Gottiosen isi Fin- sternis, der Weg der Frommen ist Licht w. 10——19); bewahre aber ninjl blos das Wort der Wahrheit in einem feinen guten Herzen, sondern nun) dein her; selbst, den Quetlort alles Lebens nnd Lebcnsgliinies; so with du nun) einen Wandel in ittedlichlieit nnd Gradheit fuhren nnd weder zur Rechten noch zur Linden abirren W. 20—27). 1. Viert, meine Kinder, die Zuchtt sdie Unterweisung] eures [geistlichen] Vaters sdurch die er euch ebenso, wie ihn selbst einst fein leiblicher Vater, zur rechten Weisheit und Gottesfurchtziehcn will]; merkt sgenanj auf, daß ihr lernet und szwar wie ihr] klug werdet [den schmalen Weg zu betre- ten und stets vom breiten zu unterscheiden] s 2. Deuu ich gebe euch lnicht meine eigene, meiner Vernunft und eigenem Belieben entsprun- gene, sondern] eine gute saus der Offenbarung Gottes " und der Erfahrung der Alten geschöpfteJ Lehre; verlasfet mein Gesesz kdas ich euch im Fol- genden gebe] nicht. 3. [Nehmet ein Beispiel an mir] Denn [auch] ich war meines kindlichen] Vaters [geistlicher] Sohn swie nun ·ich euer väterlicher Lehrer bin], ein zarter und elu einiger fzärtlich geliebt und sorgfältig be- hütet] vor sden Augen] meiner Mutter, «) Die Zucht ist die Grundlage, auf der die Weis- heit, die Erkenntnis, die Einsicht oder himmlische Klug- Sprüche 4, l——19. « vereinigen, so wird sie se heit ruht. Sie überführt den Menschen von der Richtig- keit aller ungöttlichen Bestrebungen und straft ihn um seiner« Sünde willen. (Tit. 2, 11 f.) Nur wer solcher Zucht sich unterwerfen, auf seine eigene Weisheit und auf das Wohlgefallen an seinen eignen Wegen verzichten und sich ganz der sichihm offenbarenden Weisheit aus des Errn Munde hingeben will, kann den Geist der Weis eit und das Verständniß ihrer Worte empfangen. 4. Und er lehreie mich sgeistliche Zucht und Weisheit] nnd sprach: Laß dein Herz [und nicht blos deinen Verstand] meine Worte aufnehmen [denn mehr als die Willigkeit zum Gehorsam ist zu ihrem Berständniß nicht nöthig], halte meine Gebote [in einem feinen guten Herzen] , so wirst du [hier auf Erden glücklich und einst ewig selig] leben [3. Mos. 18, 5; Luk. 10, 28]. Wer diese Anleitung zur Weisheit bewahrt, in dem wird sie lauter Strafen und Trösten des heiligen Geistes, nnd wen der strafet und tröstet, der ist schon im ewigen Leben, während, wer des Geistes baar ist, nur ein Schein« leben führetz (Diedrich.) . Z. Nimm au [genauer: Erwirb dir mit Aufwand aller deiner Gaben und - Kräfte] Weis: heit, nimm au [erwirb dir hiinmlifcheiq Vet- staud [recht unterscheiden zu können zwischen Wahr- heit und Lüge, Recht und Unrecht]; vergiß nicht [nach der Neigung deines alten leichtfertigen und oberslächlichen Herzensij und weiche nicht sweder zur Rechten noch zur Linken] bou der Rede mei- nes Mundes. s. Verlaß sie fmeine Unterweisung ja] nicht, so wird sie fselbstj dich [aus rechtem Pfade] be- halten [daß du nicht zu Szchanden werdest, noch dem Lästerer in’s Urtheil fällst]; liebe sie [als eine keusche, fckzöne Braut auf’s BriinstigsteL so wird sie [selber] dich behuieu ldaß du durch den Kampf dieser Welt hin zum ewigen Leben gelangest]. » 7. Denn der Weisheit Anfang-«· serstes und tvichtigstes Erfordernißj ist, wenn man ssich nach ihrem Yesitz mit ganzem Herzen fehnet und] sie gerne horct [wörtlich: mit Mühe und Anstrengung erwirbt], und die Klugheit sden himmlischen Verstand V. b] lieber hat, denn alle Güter Dem: nach auch gern alles verkauft und läßt, um dies Eine, was Noth ist, die edle Perle zu kaufen Matth. l3, 45]. . s) Der Vers. spricht von zweierlei Zuständen, vom An- fang des geistlichen Lebens und von dessen Fortgang. Der Anfang besteht darin, daß man sich bemüht, die Weisheit, welche in Gott ist, zu erlangen und zu finden. Und wenn sie dann esunden ist, so muß man sich auch an sie halten und re nicht wieder verlassen. Sobald man dieselbe nicht muthwillig wieder verläßt, sobald fängt diese göttliche Weisheit an, die Seele zu bewahren; und so man sie auf eine reine Weise lieber, so erhält sie die Seele durch eben solche Liebe in der Liebe, Reiuigkeit und Ausrichti eit. —- Gleichwie die Sonne die Dünste der Erde zu ich zeucht, die Erde aber nichts mehr dabei thut, als daß sie dieseDiinsie von sich und aus ihrem Schooße tvegstößh so macht es auch die Weisheit. Wenn sie aber die Seele zu sich gezogen hat, um sich mit ihr zu bst einer solchen Seele die 7. Mahnrede: Welche guten Lehren dem Verfasser fein eigener Vater an’s Herz gelegt habe. 447 höchste Ehre, die nun nicht mehr, wie vordem, ihre Ehre in ihre eigenen Werke, sondern in die göttliche Weisheit, der man alles, sieh. aber nichts zuschreibtz setzen (Ber- seh. Bin) · 8. Achte sie [die Weisheit] hoch [und lege von dieser Hochachtung derselben mit» Worten und Werken Zeugniß ab] , so wird [auch] sie dich er- höhen [vor allem zur Würde der Kindschaft Got- tes, dann auch äußerlich in der Welt], und wird dich zn Ehren machen [mit Vorzügen des Geistes schmücken, die dir auch in der Welt Ehre erwerben, endlich aber am Tage des HErrn höchste Ehre geben werden] wo du sie .[als eine himmlische Braut oder Gattin mit Liebesarmen umsassest und] herzest [je weniger du dir sie aber gelten lässest, desto weniger hast du von ihr]. I. Sie wird dein Haupt schön [mit einem anmuthigen Kranz] schmücken [wie liebliche Bräute ihn tragen]-, nnd wird dich zieren mit einer hüb- fchxn Krone [die dir königliches Ansehen ver- ei t]. 10.» So höre cnun weiter], mein Kind, nnd nimm [mit sanftmiithigem GeisteJ an meine [fer- trete] Rede [darinnen »ich dir den schmalen Weg »zum ewigen Leben beschreiben will]; so werden dei- ner Jahre itiel werden [Kap. s, 2 Anm., ja un- verwesliches Leben wird dein liebliches Loos sein]. 11. Ich will dich den Weg der Weisheit [den sie selbst wandelt und« du in ihrer Gemein- schaft durch’s Leben gehen mußt, damit du die verderblichen Pfade der Gottlosen meidest] führen, ich will dich auf rechter sgeradeaus fiihrender, die Schlangenwege der Bosheit weidender] Bahn leiten, · 12. Daß, wenn du [diesen Weg der Weisheit] gehest, dein Gang dir nicht sauer [durch allerlet äußere und innere Hindernissh wie Zweifel oder Furcht, beengt1 werde, und wenn du lciufst [dein Amt mit sonderlichem Eifer und Ernst ausrichtest], daß du sdennochj dich nicht anstoßest kdich weder am Glück der Gottlosen, noch an der Trübsal der Gläubigen, noch an Sünden ärgerst und in Gottes Strafe gerathest, sondern in Geduld und gott- seligem Wesen mit himmlischer Freiheit wandelsi]. »13. [Vor allem andern] Fasse [mit allen deinen Kräften] die Zucht [V. 1 Anm. in dein Herd, laß nicht davon [so verlockend die Abwege auch sein mögen]; bewahre sie [als ein theures Kleinod], denn sie ist dein Leben [und giebt dir geiftliches und ewiges Leben]. » Wo du demnach die Zucht verlierst, so verlierst du das Leben selbst, welches Gottes Reich in sich faßt und das neue Geschöpf unterhalten muß, das auch daher in nichts anderem sein Wohlsein snchen und finden kann, gleichwie in der-Natur den Kreaturen nicht-s köstlicher noch höher ist, als der Beste; und Genuß, die Lan wierig- keit und Freude des natiirlichen Lebens. (Berle . Bib.) 14. , Komm nicht auf der Gottlosen Pfad sum mit ihren sinsteren Werken Gemeinschaft zu machen] , nnd [wenn du dennoch jemals auf den- selben "geräthst, so] tritt nicht fschreite nicht weiter] auf den Weg der Bösen [die Gott und seine Weis- heit verachten Pf. I, «1]. 15. Laß ihn svielmehr voll Abscheu] fahren, und gehe nicht drinnen; weiche sschnellj von ihm [wenu du je in seine Nähe kommstL nnd gehe [an ihm, so reizend er sein mag und so viele ihn auch wandeln mögen Matth. 7, 14] Vorüber. Je größer die Gefahr ist, in welche man durch die Verführun geräth, je ernftlicher warnet der König davor, und das t ut er mit so vielen Ausdriickety um damit seine große Liebe, wie auch der Menschen Leichtsinnzu erkennen zu geben, indem sie nicht abgeneigt sind, sich das Wesen der Sünder gefallen zu lassen. (Starle.) . Its. Denn sie ldie Gottlosen sind wie ein ungestümes Meer ohne Ruhe, deren Wellen fort- während Koth und llnflath auswerfen Jes. 57, 70 f.; siesschlafen nicht, sie haben» denn IzuoorJ ubel gethan; und sie ruhen nicht, sie haben denn [zuvor] Schaden gethan sirgend jemand zu Falle gebracht oder verführt; dazu treibt« sie ohn’ Aufhören ihrruheloses Herz an]. 17. Denn sie nähren sich von gottlosem Brod [von Gottlofigkeit wie Andere- von Brod], nnd trinken vom Wein des Frevels [ihr täglicher Trank, nach dem sie schmachten, ist der Frevel, wie Ande- ren der Wein; die Sünde ist ihnen Speise und Trank, Freude und Lust Hiob 15, 16]. i 18. Aber der Gerechten Pfad glcinzet fdurch die ihnen· leuchtende Gnade Gottes] wie ein Licht [wie das SonnenlichtL das da sam Morgen auf- gehet und in stetem Zunehmen des Glanzes] fort- geht, und leuchtet [immer heller] bis auf den vollen sinnt-J Tag [wo es seinen höchsten Glanz erreicht hat—also- wird der Lebenspsad des in der Weis: heit und in der Heiligung wachsenden Frommen immer lieblicher, freudenreichey herrlicher, bis daß er zum vollen Mittag der lichten Ewigkeit gelangt 2. Petri 1, 191. Jst der ganze Weg Licht, helleund klare Erkenntniß des Heils, rleuchtung durch das himmlische Licht der göttlichen Offenbarung (Ies. 2, 5), so kann von Strau- cheln und Fallen natürlich nicht die Rede sein (Joh. II, 9. 10), vielmehr wird der auf ihm Wandelnde mehr und mehr zu voller Klarheit seiner inivendigen Herzens-· und Gewissenszuständh und eben damit auch in wach- sendem Maße zu iiußerem Lebensglück gelangen. (Zd"ckler.) 19. Der Gottlosen Weg aber ist sdas gerade Gegentheil vom Wege der« Gerechten, nämlich] wie [Mitternachts-] Dunkel [wo man in steter Gefahr schwebt zu fallen, und blind zutappen muß], und [eben darum, weil ihnen alles Licht von Gott fehlt]- wissen [sie] nicht, wo [und wann] sie [vom Gericht Gottes plötzlich me« t] fallen werden [Kap. i, 27 ff; 2, 18. 22; s, 35j. 448 Sprüche 4, 20—-27. 5, 20. sDarums Mein Sohn, merke aus mein [dich nochmals warnendes] Wort, und neige dein Ohr [mit herzlicher Begier] zu meiner [dir die Zucht anpreisenden] Rede. 21. Laß sie nicht [durch den Betrug der Sünde und die Arglist des bösen Feindes] von deinen Augen fahren Esondern schaue unaufhörlich auf diefelbe], behalte se [fest] in deinem Herzen [im Mittelpunkte deines Wesens, damit alle Kräfte und Thätigkeiten deines Leibes, deiner Seele und deines Geistes Licht und Kraft durch sie em- pfangen]. 22. Denn sie sind [und geben] das [wahre, gottIicheJ Leben denen, die sie [und in ihnen die ewige Weisheit] finden [und von ihr sich züchtigen lassen], und gesund [eine Leben gehende Arzenei] ihrem ganzen Leibe [also daß sie an allen Gliedern gesund und durch die Zucht des heil. Geistes ge- heiligt werden Kap. Z, 8]. Gottes Wort, wie es vom ganzen Menschen erfaßt und geglaubt sein will, so erfasfet und heiligt und er- nähret es hinwiederum den ganzen Menschen, indem es bald durch die Seele auf den Leib, bald durch den Leib uns die Seele (im Sacrament des Altars) einwirket. Denn der Mensch lebt nicht vom Brod allein, sondern Gottes Wort ist«-s, das seinem natiirlichen Leben Bestand und Kraft, seinem höheren Leben Nahrung giebt. So zei t uns die ganze heil. Schrift, wie an unserer Stelle, das? sie ebenso weit von dem zerstörenden Spiritualis- mirs, wie von dem modernen Materialismus entfernt ist, nnd giebt dem gesunden Realismus des lutherischen Bekenntnisses das Zeugniß der vollen Wahrheit. — Die heilfame Lehre des Wortes (1. Tim. 1, 10) hält ja auch zurtick von iiberfliissigem Fressen und Sausen, von Un- zucht und allen damrtverwandten schädlichen und schänd- lichen Ltisten und Begierden des Fleisches; mäßiget auch die Asfecte und Leidenschaften des Zorns und Unwillens, die Furcht u. s. w., welches alles den Leib mit angreift und ihm ungesund ist. (Berleb. Bib.) 23. lVor allem anderen aber] Behute dein Herz [den Heerd aller Kräfte des Leibes und der Seele, aller Gefühle, Lebensanschauungen und Willensbestrebungenj mit allem Fleiß [durch Gebet und Selbstoerleugnungii denn [gleichwie] daraus saus dem sleischernen Herzen das Blut nach allen Theilen des Körpers hinströmt und Leben bringt, so] gehet das [geistige] Leben soon welchem deine Seligkeit und deine Verdammniß abhängt, von jenem Heerde aus Matth. 15, 19]. Wie das Herz so sehr zart ist, also, daß, wenn es nur im Geringsten verletzt ist, es foglei um das Leben des Menschen geschehen ist: so ist es au im Geistlichen; es machen zwar nicht alle Jrrthiimer im Verstande den Menschen zum geistlichen Leben untiichtig; allein wenn der Wille verderbt und die Neigun en verkehrt sind, so ist kein eistliches Leben in dem enschen. Wie Ursache hsat also der Mensch, auf die Beschaffenheit seines erzens Acht zu haben! —— Vernachläfsige nicht dein erz; denn es ist ein köstliches Gut. Und zwar mit echt ein kösdlichesl denn seine Frucht ist nicht vergäng- lich und zeitlich, sondern beständig und von ewigem Leben. (Ambrosrus.) Das Herz muß die Lehre bewahren, nnd die Lehre muß das Herz bewahren. Beiderlei ist so genau böses Herz hält’s mit unseren Feinden. mit einander verbunden, daß keines ohne das andere sein kann. Denn wie will der das Wort der Weisheit bewahren, der sein Herz selbst nicht weiß zu bewahren, worin er diesen Schatz aufbewahren sollte? Die Natur selbst zeiget am natürlichen Herzen, mit was Sorgfalt wir das vernünftige Herz bewahren sollen. Denn es hat ein stark Fell zu seiner Bedeckung um sich, welches das Herzkästlein genennet wird; und um dasselbe gehet eine starke Mauer von Rippen und das Brustblatt zu seiner Verwahrung. Wie viel mehr sollen wir denn nun das Herz der-Seelen, unser Gemüth, Willen nnd Zuneigung über alle Bewahrungen bewahren. Hierin können wir nicht zu genau, zu sorgfältig noch zu fleißig sein. Denn der Feind ist in uns, der Verräther, unser von Natur Wenn wir unser Haus bewahren, so muß das Herz noch viel mehr bewahret und die Wachen da verdoppelt werden. Wenn wir zur Bewahrung unserer Schätze Schlösser vorlegen, so müssen doppelte Schlösser und Riegel zur Hut unseres Herzens vorgelegt werden. Es muß auch möglich sein, daß wir uns also bewahren können; sonst wäre uns dieser Rath nicht ge eben als ein Rath der Weisheit. Hierin sind alle Psli ten eines Thürhtiters eingeschlossen, die uns erinnern, daß wir Acht geben müssen, wer ein- und aus-gehet, was für Gedanken in das Herz eingehen und was für Begierden und Lüste auslaufen; daß wir das Herz inne und zu Hause halten, daß es nicht seinen Augen nachwandle, daß wir die Versuchungen abweisen und nicht einlassen. Die Verleugnung seiner selbst ist hierzu das beste Mittel und muß als em Thürhüter vor das Thor des Herzens gestellt werden; und das Kreuz und die Geduld Christi ist das beste Thor dazu, mit Schlössern nnd Riegeln wohl verwahrt wider allen Ein- bruch der Gewalt. Und ein unablässiges Gebet, Ueber- gebung und Aufopferung unser selbst an den besten Hüter thut auch viel dabei. (Berleb. Bib.) 24. [Darnach] Thn [auch] von dir den ver- kehrten [lügenhaftenJ Mund [der gern das Bose gut und das Gute bös, das Licht Finsterniß und Fmsterntß Licht uennet], und laß das Lastermaul sdas über den Nächsten hart und ungerecht urtheilt] ferne von dir sein [damit wirst du zugleich dein Herz behüten; denn der Mund ist die Thür zum Herzen, und weß das Herz voll ist, deß gehet der Mund über Matth. 12, 34; l. Petri Z, 10; Irrt. 3, 5 fs.; Sir. 23, 1 ss.]. 25. Laß deine Augen [deren Regierung zur Bewahrung des Herzens gleichfalls hochnöthig ist] stracks vor sieh [auf deinen dir von Gott gegebenen Berufsweg und auf das Ziel des himmlischen Kleinods] sehen, und deine Augenlider richtig [ge- radaus] bot dir hinseheu snicht scheelsüchtig falsch, neidisch und eifersüchtig zur Seite auf deinen Näch- sten mit dem Gedanken, wie du ihn im Handel nnd Wandel betrügen oder unter dich bringen kön- nest Kap. S, is; 10, 10; 16,30; Sir. 27, 25; Mattkx s, 23]. Aergert dich also dein Auge, so reiß es aus (Matth. 18, 9) und hüte dich vor herumschweifenden Augen, nicht nur die ans’s Böse sehen und sich an der Eitelkeit vergaffen, sondern auch die der Fijrwitz treibet, auf was anderes zu sehen, als auf das Einige, Nothwendigq das wir alle Zeit vor Augen haben sollten, daß uns ar keine seit ttbrig bliebe, nach fremden Dingen zu ga en. (Berle . Bib.) 8. Mahnredn Von den Sünden gegen das S. Gebot. 449 M. Laß [deine Augen mit gradaus gerichte- tem, treuem und ausrichtigem Blick] deinen Fuß slenken und seine Schritte und ·Geleife in deinem Leben und Thun— mit Vorsicht abwägen , so wird er] gleich [ohne zu straucheln und abzubiegen] vor sich gehen, so gehest dugewiß swiest gewisse, feste Tritte thun und des ewigen Zieles uicht verfehlen Pf. 119, 133; Hebt 12, 33]. , « 27. Wanke [also von diesem geraden Wege] weder zur Rechten [etwa zur pharisäischen Selbst- gerechtigkeit] noch, zur Linken [in offenbare Sünden und Schanden]; wende [deinen Willen mit seinen Neigungen und Begierden und so auch] deinen Fuß [überhaupt so ganz] Vom Bösen [daß du ihm auch nicht einmal auf Augenblicke zuneigst So völlig soll· die Weisheit und so allein soll sie im Herzen herrschen; denn in ihm sind die Quellen des Lebens V. 23, wie aus ihr das Leben und das Licht in alle· Herzen quillt]. Das -5. Kapitel. - Warnung nor Hurerei. Vermahnung zur Keuschheit. · VIII. b.»1——23. dlakhdeni Salonio in Lan. .4 mitge- itheilt hat, welche Lehren er selbst von seinem Vater in seiner Jugend empfangen, führt er dieselben nun in den folgenden Mahureden bis zum Sajlnß von san? weiter ans, um fle seinen Jüngern dringend an’s her; zu legen. Jn der achten Sprnkhrede znnüchß handelt er non den Sünden gegen das is. Gebot, ijnrerei nnd Ehebrnclu welche vom itlaier zwar nicht ansdrüuilich genannt wor- cden waren, die aber für den zum Jüngling heranretfew den vorzugsweise versührerisch und verderblich sind. Der hanptinhalt des Kapitels ist demnach: Der Segeu eines liensctien und frommen Ghestaudes iliachdem (in u. 1 —6) dargelegt ist, wie man gegen die Versnkhuiigeu »zu diesen Sünden mit Gemiithsgegeuniart und Vorsicht ausgerüstet sein müsse, fährt er sin v. 7—14) fort, vor der Hure zu warnen durch die Vorstellung, wie diese Sünden der Kräfte berauben und nachfolgende sitz-netz- liche Reue verursachen. Dann stellt er sin v. 15—23) der aus Gottes heiligen Skhrantien gcwtcheuen, wilden Qefrhlerhtslnst die Berechtigung nnd Gottwohlgefälligtieit der Befriedigung des anerskhasfeuen Gesrlileihtslrtebes in der Ehe gegenüber nnd beschreibt den Segen und die Glückseligkeit eines gottseligen Ehestandes 1. Mein Kind sdas ich geistlich gezeugt habe], merke auf meine Weisheit; neige dein sgeistigesj Ohr zu meiner [Klugheits-] Lehre sdamit dir nichts von ihr entgebe], . . Z. Daß du sin deinem Herzen] behaltest guten Rath sVorsicht und BedachtfamkeitL und [a·uch] dein Mund wtsse Unterschied szwischen der Wahr- heit und Lüge, Gerechtigkeit und Sünde] zu haben [und darnach solche Einsicht auch auszusprechen und Andere sie zu lehren]. Z. Denn die Lippen der Hure find [zwar anfänglich] süße« [voll Schmeicheleien und lockender Worte und. träufeln auf dasHerz des unweisen Jünglinge] wie Honigseim, und ihre Hehle »[mir ihren zur Fleifcheslust reisenden Reden] ist glatter, denn Oel sund verführt die Unvorsichtigengar leicht zur Unzucht]; - 4. Aber hernach [wenn nach dem Genusse das Gewissen und die Strafe der entdeckten Buh- lerei sich meidet] bitter wie [giftiger] Wermntlx und scharf wie ein zwetschneidig Schwert sda offenbart - sich ihr wahres Wesen als Leib und Seele zerstörends Das Laster hat viele Gleichheit mit dem Honig und mit dem Oele. Bei jenem findet sich zweierlei: Honig und Wachs; ebenso haben die Herren eine glatte Stimme und liebliche Rede. Das Wachs wird vom Feuer ent- zündet; ebenso wird durch die Schönheit der uren das Fleisch entzündet. Der Honigseim ist dem unde an- genehm; also stnd die glatten Worte der Unzüchtigen dem Herzen angenehm. Aber der Geschmack ist bald verloren und. wird hernach bitterer denn Wermnth; denn es macht das unzlichtige Wesen nach sich ein böses Ge- wissen, Spott und Schande, abscheuliche- Krankheiten sammt dem Fluche Gottes. Und gleichwie das Oel glatt und schllipfri machet, ebenso machen solche Reden, daß junge Leute eicht strauchelrr. Das Oel hat eine sonder- -liche Kraft durchzudringen; ebenso gehen solche Reden tief. zki Herzen unddurchdringen Mart! und Bein. tar e. Z. Jhke [der Hure] Füße laufen [nicht, wie es anfangs scheint, zum Lebensbaum des Para- dieses, sondern] zum [leiblichen, geistigen und ewigen] Tod hinunter [Kap. Z, 18], ihre Gänge [die dich scheinbar zum Himmel hinaufsiihren] erlangen [in Wahrheit] die Hölle [wo sie mit -deinem völligen Verderben enden]. , , 6. — Sie gehet uicht stracks [wandelt überhaupt niemals] ans dem Wege des Lebens sder zum wahren, ewigen Leben führet; sie ist so tief von Gott abgefallen, daß sie neben ihrem Wege den rechten gar uicht siehet, auch uicht im Stande ist, ihn zu wählen]; unstiit [und schwankend] sind ihre Tritte, daß sie sselbst gar] uicht weiß, -wo [auf welchem schlüpfrigem unterhöhlten Boden] sie gehet [und plötzlich, ehe sie es merkt, zur Hölle hin- absinkts 7. [Darum, weil also die Versuchungen zu diesen Sünden so gefährlich sind] So gehorchet mir [und damit der himmlischen Weisheit] nun, meine Kinder, und tveichet uicht von der Rede meines Mundes [die ihr hier hören sollt]. » 8. Laß deine Wege ferne·von ihr sein [achte sie für höchst gefährlich, für deinen grausamsten Feind, mit dem du auch uicht die leiseste Berüh- rung haben dürsest], und nahe uicht zur Thür ihres Hauses sfliehe vielmehr alle Orte und Gele- genheiten, wo du in Versuchung zu diesen Sünden kommen könntest]; 9. Daß du uicht [wenn du in dich felbst zu viel Vertrauen gesetzt hast und gefallen bist, als EhebrecherJ den Fremden süberhaupt Andern, preis-] 450 Sprüche 5 , 10—23. 6, 1—5. gebest deine Ehre [wenn du schon hier auf Erden oder endlich vor Gottes Gericht entlarvt, mit Schande bedeckt wirst], und deine [noch übrigen Lebens-J Jahre dem Grausamer! [dem zornigen Gatten deiner Buhlerin, der das Recht hat, dich als Sclaven zu verkaufen oder gar dir das Leben zu nehmen Kap. 6, 34]; Um die Schilderung der Folgen des Ehebruchs V. 9 bis 14 zu verstehen, muß man sich erinnern, daß der Ehebrecher entweder nach öffentlicher Anklage sogleich in der Gemeinde gesteinigtwurde 3.Mof. 20, 1U; Joh. 8,5, oder doch, wenn der Mann der Ehebrecherin sich besänf- tigen ließ, wenigstens entinannt und zum niedrigsten Sclaven dieses Mannes herabgewtirdigy ja völlig dessen Willkür preisgegeben wurde, während« sich von selbst verstand, daß die Ehebrecherin aus dem Hause gestoßen wurde. Daß der beleidigte Ehegatte blos eine Geld- buße oder ein Lösegeld vom Verbrecher annahm, galt als schimpflich Schwerlich konnte Salomo stärker Warnen, als indem er das traurige Beispiel eines Menschen vor- führt, der entmannt und aller Ehre beraubt, in niedrig- ster, mühfeligster Sclaverei vor der Zeit alt und schwach geworden, nach Verlust alles Stolzes und aller Kraft der Jugend, bitter seufzt über den früheren Leichtsinn seines einst jeder Warnun abgewandten Geistes, zufrie- den, nicht noch schimpsli er gleich nach der That von der Gemeinde als Ehebrecher gesteinigt zu fein. (Ewald.) 10. Daß sich nicht Fremde kwie der von dir beleidigte Ehegatte] von deinem Vermögen sättigen [welches du ihnen zur Beschwichtigung geben müß- test], nnd [der Gewinn für] deine Arbeit [im Schweiße deines Angesichts] nicht sei in eines An- dern Haus; 11. Und müssest hernach [in deinem Alter oder, wenn du aus dem Sündenschlafe auswachst] seufzen, wenn du dein Leib und Gut verzehret sdich körperlich und vermögeutlich zu Grunde ge- richtet] hast, 12. Und smüsfest dann] sprechen: Ach, wie hab ich [doch so thöricht handeln können und habe] die Zucht gehassct, nnd kwarum hat doch] mein Herz die Strafe [der Weisheit Gottes so] berschmcihetz 13. Und warum] habe [ich nur] nicht ge- horchet der [warnenden] Stimme meiner Lehrer, und mein Ohr [voll Leichtsinn] nicht geneigt zu denen, die mich lehreten [und so treulich für mein wahres Heil sorgeten]! 14. Jeh bin [besser: wäre] schier sdurch meine Thorheit] in alles [das äußerste] Unglück kommen, [nämlich, daß ich beinahe] vor allen Len- ten-Und allem Volk [als ein Ehebrecher nach dem Gesetz 4. Mos. 15, 35 gesteinigt worden wäre] 15. [Statt, daß du solchen Gefahren und schmerzlichen Strafen entgegen gehest, freue dich vielmehr am lauteren Glück des eigenen Hauses:] Trinke [nur mit Lust] Wasser aus deiner [eigenen Wasser-] Grube, nnd Fliisse [rieselnden, klaren Wassers] aus deinem [dir von Gott gegebenen] Brunnen [wohne in herzitiniger Liebe, Treue und Keuschheit bei deinem eigenen Weibe, das wird dir erquickende, alles Verlangen stillende Freude be- reiten]. Pafsend wird die Frau mit einer Bruiinenquelle ver- glichen, nicht nur insofern aus ihr die Nachkommenschaft entspringt, sondern auch als sie zugleich die Lust des Mannes befriedigt; wobei man noch in Erinnerung bringen muß, um den Vollgehalt des Bildes zu fühlen, wie im Alterthum und namentlich im Orient, der eigene Besitz einer Quelle ftir hoch, ja fiir heilig gehalten wurde. So wird auch die Mutter Sarah mit einer Quellentiefe Verglichen (Jes. 5l, 1), und Juba, der Stammvater, ein Wasser genannt (Jes. 48, l); sowie auch Israel: 4. Mos. 24, 7; Pf. 68, 27 (Umbreit.) Anch die deutsche Sage verlegt den Ursprung der Men- schen in einen See im Innern der Erde, weßhalb das Volk noch jetzt fast in jedem Dorf einen Kinderbrunnen hat. — Da ferner jede Sehnsucht oder Liebe einem Durste gleicht, so kann die Aussorderung zur reinen Liebe in der Ehe vorherrschend unter dem Bilde des Trinkens aus einem Brunnen gegeben werden. Zuerst wird eine künst- lich angelegte Brunnengrnbe oder Cifterne, dann aber erklärend ein natttrlicher Quellbrnnnen genannt, der lebendiges, frisches, kühlendes Trinkwasfer giebt. 16. Laß deine Brunnen heraus fließen, und die Wasferbache auf die Gassetn Richtig übersetzt lautet der Vers: « 16. Warum sollen deine Vruunenqiielleti het- aus faus deinem Haufe] fließen, und die Wafserbåche san denen du dich felbst erquicken könntest] aus die Gasseu [d. i. warum willst du durch eigene Untreue dein Weib auch zur Untreue verleiten, daß sie andereii Männern nachltiuft]? 17. Habe [und genieße] du aber [oielmehr] sie alleine [durch deine eigene Keuschheit und Liebe], und kein Fremder mit dir. » 18. Dein Vorn [d. i. deine Gattin] sei fwenn du so in treuer Liebe ihr beiwohnest] ge- segnet [daß allerlei Glück und Heil durch sie über dich komme], und freue dich [mit keuscher Seelen- brunst] des Weibes [dem du die Blüthe und Kraft] deiner Jugend kgeweiht hast Pf. 127]. » · 19. Sie ist fsie sei dir] lieblich wie eine [anmuthige, fchnellfüßigd Hindin, nnd holdselig, wie eine Rehe [oder Gazelle]. Laß dich [in dei- nem Durste nach Gemeinschaft mit ihr] ihre Liebe allezeit sattigen, und ergötze dich [bis zur Trunken- heit] allewege in ihrer Liebe [alfo daß du dich nach unerlaubter Liebe nicht einmal umsehest]. Diese Ansinaluiig des zarten, innigen Liebeslebens zwifchen Mann und Weib entspricht ganz dem Dichter des Hohenliedes und beruht auf einer sittlichen An- schauung von der Ehe, welche, fern von aller selbsterwähb ten Heiligkeit, den vertrauten Umgang zwifchen Ehegatten heiliger. ,,Denn kein lieblicher Wesen auf Erden ist, denn wo sich Man1i und Weib freundlich zusammen- halten. (Luther.) 20. Mein Kind, lwenn nun so große Selig- keit verborgen liegt in einem durch Liebe und Treue gefestigten Ehestand] warum willst du dich [dann] an der Fremden [dem Hurenweib, deren Liebe und Treue nur Schein, in Wahrheit aber die Hölle ist] ergbszen, und herzest dich mit einer andern? 9. Rede: Bewahre dir deine Freiheit und Unabhängigkeit. 21. [Denke ja nicht, die Strafe des begange- iien Ehebruches hänge vom Zufall der Entdeckung ab, und du könntest vielleicht doch verborgen blei- ben; er wird stets gerächt.] Denn jedermanns [oor allen aber des Ehebrechersj Wege sind stracks vor dem HErrn [liegen klar und offen vor des HErrn Augen da], und er missct gleich [wäget auf gerechter Wage] alle ihre Gänge [ihnen zu vergelten nach ihrer Bosheit] 22. Die Missethat des [ehebrecherischen] Gott- losen [durch welche er Gottes Ordnung freventlich zerstört hat] wird ihn strotz aller klugen, mensch- lichen Versuche, durch Geld oder gute Freunde zu entkommen] sahen [als eine Fessel binden und fest- halten,- daß er dem Gerichte Gottes schon hier oder in der Ewigkeit nicht entlaufen wird]; nnd er wird mit dem Strick seiner Sünde [fest] gehalten sund zur Strafe gezogen] werden [Jes. 5, 18; Kap. 1, 31-f.; 11, b; 18, 7; Joh. 8, 34; L. Petri 2, 19]. » 23. Er wird [des ewigen Todes] sterben, da- ruin] daß er sich nicht will [Von Gottes Gebot] ziehen [in Zucht nehmen] lassen, und Um seiner großen Thotheit willen [die alle Warnung und Ermahnung verwarf] wird? ihm nicht wohl gehen [genauer: wird er irre gehen, die Klarheit und Be: ftnnung des nüchternen Verstandes verlieren und schließlich blindlings in sein Verderben laufen]. Hüte dich auch vor der geistlichen, antichristlichen Hure, der falschen Weisheit und Aufklärung, die die ganze Welt zur Abgiitterei und Verlassen des wahren Gottes verführet: 1 Joh. 5, 21. (Starke.) Das S. Kapitel. Warnung nor Tlntrene im ihaiidel. IX— V. l—5. Es folgen niin vier sellsslsläiidigg iin In— halt sehr verschiedenartige iiiahnreden in tl3iedsorin, die gleichfalls, wie die vorhergehenden acht, auf die Einla- duiig zum llingang mit der göttlichen Weisheit vorbe- reiten solicit. Die erne oder im Ganzen 9te rnahiieede fiihrt die lilothwendiglieitz siih von jeder mensehlirtien Abhängigkeit loizzuringem aus, weil durch solihe die völlige Hingabe an die giittlictje Weisheit gehindert wird. Der heil. Diihier wählt als Beispiel zneru die Ueber- uahiiie thörikhter Biirgschaftem dnreh die der Menskh ge- fesselt werde. 1. Mein Kind, wirst du Biirges shast du in übereilter Weise gut gesagt] für deinen [verschiilde- ten] Nächsten, und hast deine Hand bei einem Fremden verhaftet [hast du diesem Freunde, ohne seine Unzuverläsftgkeit zu kennen oder zu beachten, mit Handschlag versprochen, für feine Schuld bei dem Gläubiger einzustehen Kap. 11, 15; 17, 18; 20, 163 22, 26]; T. So bist du [besser: Bist du in Folge dessen] verknüpft [in Berlegenheit und gezwungen, dieser Bürgschaft nachzukoinmen] mit [in Folge] der Rede [der Zusage] deines Mundes, nnd sivie in einein Netze V. b] gefangen [dem Gläubiger verkUechtetJ mit den Reden [durch das Bersprechen] deines Mundes. Z. So thue doch, mein Kind, also swie ich dir ietzt rathen werde], und errettr dich [siiche dich auf. jede redliche Weise frei zu machen]; denn du bist deinem Nachsten in die [auch deine geistliche Freiheit fesseIndenJ ande kommen; eile, dränge und treibe deinen Naehsten [nämlich den Schuldneiy für welchen du dich verbürgt hast, daß er sich sei- ner Verbindlichkeiten und dadurch auch dich der deinigen entledige, ehe es zu spät ist und es zur Auspfändung oder anderen gerichtlichen Zwangs- maßregeln kommi]. 4. Laß deine Augen nicht schlafen, noch«deine Augenlider schlummern [ehe du ein Mittel gefunden, frei zu werden] « 5. Erreite dich wie ein [im Netze gefangenes] Rehe [oder Gazelle, welche allenfalls den Fuß preisgiebt, um zu entkommen] von der Hand ldes Gläubigers], und wie ein Vogel lsich flatternd und beißend zu erretten sucht] aus der Hand des Vog- lers -[welchem ähnlich böswillige Menschen deine Gutmiithigkeit zu deiner Verknechtung anszubeuten suchten]. » « Die häufigen Warnnngen vor Biirgfchaften m unse- rein Buche erklären sich ohiie Zweifel aus der harten Behandlung, die man nach althebräischeiii Rechtsbrauche den Bürgeu zu Theil werden ließ, indein man sie ganz wie zahluiigsunfäbige Schuldner (2. Kön. 4, I; Matth. 18, 25) auspfäiidete oder gar als Sclaven verkaufte. Vgl. Sie. 8, 16; 29, 18—24. (Zöckler.) —— Auch sagt man iin deutschen Spriichwortt ,,Biirgen soll man wür- gen,« d. h. ganz ebenso behandeln, wie den Schnldner bst. Die alten Griechen hatten das Sprtichwork »Leiste Bilrgschafh und das Verderben ist dir nahe« — weil der Blirge einfältig verheißt, was nicht an ihm selbst, sondern an Aiiderer Treu und Glauben lie t. Treu und Glauben finden sich aber immer nur ei Wenigen. ,,Alle Menschen sind Lligner,« sagt Pf. 116, U; Röm. Z, 4 und »Verslucht ist, wer sich auf Menschen verläßt« Jer. 17, 5. Mit den Mahnungen des HErrn in der Bergpredigh jederzeit zum ålzerleihen und Weg- geben seiner Habe bereit zu sein, auch da, wo man nicht ausWiederempfang des Weggegebenen hoffen könne (Luc. s, 30. 34.36«-, steht die Forderniig unserer Stelle, sich so schleunig als möglich aus jedem Biirgschaftszverhältiiiß loszuwiiidem aus dessen Fortbestand nachtheilige Folgen für unsere Freiheit nnd Wohlfahrt entspringen könnten, nicht in Widerspruch. Denn anch Christus verlangt offen- bar keine solche Bereitwilligkeit zum Schadenleiden um des Nächsten willen, die uns der persönlichen Freiheit berauben und iins um alle Mittel zu fernere1n Gutes- thnn bringen würde. (Ziickler.) X. v. ti -—11· Kirch in der folgenden Warnung nor Trägheit wird vor allein aus die Gefahr der verarmnng hingewiesen. Jlin Heispiel der Ztineise soll der Faule lernen, daß es iin Sommer fleißig zu saniineln gilt, da- mit man iin Winter nicht darben müsse. Uach der Zeit der Ernte lioinmen anth Zeiten des mangels, in denen 29·· 452 Sprüche S, 6—25. auch derrährigße Fleiß nirhtg erwerben traun. Daher soll« einer die gfinßige Zeit benutzen zu angeflrengter äkrbeih damit er der ungünstigen ruhig entgegen gehen onne. 6. Gehe hin zur Ameise, du Fanler, siehe ihre Weise an, nnd lerne [wie man auch mit geringen Mitteln Großes erreichen kann, ohne. doch seine Freiheit aufzugeben] Sei nimmer faul, das Jahr hat gar ein großes Maul. (Sprtichwort.«) g — Bei vielen Völkern sowohl des Morgen- als auch des Abendlandes ist die Ameise das Bild des Fleißes, der unermüdlichen Ausdauen Daher ist im. Deutschen das Wort ,,emsig« von ,,Ameise« abgeleitet. 7. Ob sie wohl keinen Fürsten sder ihr Ge- setze oorschriebe], noch Hauptmann [der ihre Arbeit ordnete], noch Herrn [der sie zur Arbeit nöthigte] at , . 8. Bereitet sie doch ihr Brod im Sommer ssolange es möglich ist, tiichtig zu arbeiten] und sammelt ihre Speise in der Ernte sauf daß sie zur Zeit— des Winters Fund Mangels ihr Leben friste Kaps 30,- 27]. Auch im geistlichen Leben giebt es einen Sommer oder eine Erntezeih die Gnadenzeih den Tag des Heils, . da es gilt, unermiidlich zu wirken die Speise, die da bleibet in’s«ewige Leben, einen Schatz des Glaubens, der Gottesfurchh der Erkenntnis; Jesu Christi, des Worts und der Verheißungen Gottes zu sammeln und. in das Herz zufammenzutragem auf daß man nicht darben nnd Noth leiden müsse, wenn der Winter der Versuchnngem der Verfolgnngem des letzten Stiindleins kommt. Es versteht sich von selbst, daß hier im vorliegenden Ab- schnitt nicht jegliche Art der Arbeit empfohlen wird, son- dern nnr die besonnene Thätigkeih die aus der göttlichen Weisheit entspringt. Die Welt meint, wenn sie sich über- haupt nur etwas zu thun mache, so sei Des genug und sie sei damit etwas. Diejenige Arbeit jedoch, die blos der Augenlust dient, gehört nicht in den Kreis der himm- lischen Weisheit. Die Griechen, die stets nach Neuem fragten, dienten mit all ihrer Kunst nur ihren angen- blicklichen Gelüsten. Die hier empfohlene Arbeit soll vielmehr darauf gerichtet sein, etwas Wesentliches zu wirken nnd also auch das Leben iv Gott zu erhalten. Fängt ein Volk an, seine Arbeit auf das Beiwerk im Leben zu richten, statt ans Bleibendes, inGott Gegenv- detes, so ist dies ein dentliches Zeichen des nahenden Verfalls des Volkes. 9. Wie lange liegst du, Fauler? Wann [endlich] willst du ausstehen von deinem Schlaf [und an deine Arbeit gehen]? 10. Ja, schlaf [i·iur] noch ein wenig, schlum- mere hoch] ein wenig, schlage die-Hunde xin ein- ander [kreuze die Arme] ein wenig [wie Schlafende zu thun pflegen], daß dn [so recht bequem] schlafest [Kap. 24, 33 ; . Nach dem rundtext ist in diesem Vers die Antwort des Faulen enthalten, in welcher sich seine Trägheit ab- malet: (Ach, laß michnurnoch) Ein weni schlafen, ein wenig schlummern, ein wenig ie Hände salten, um zu ruhen (es wird ja so große Gefahr mit der Armuth, so große Eile mit der Arbeit noch nicht haben). 11. lAber setze dies Leben nur noch ein wenig fort] So wird dich die Armuth funoersehensj über- eilen, wie ein Fußgiinger sein Landstreicher, der den einsamen Wanderer unversehens überfällt], und der [bittere, zwingendej Mangel, wie ein lmit Schutz- und Trutzwassen] gewappneler Mann· sein Räuber, dem du keinen Widerstand wirst leisten können .Kap. 24, 34J. Dem Faulen fällt das »Fanle zu. —» Iunger Fau- lenzer, alter Dieb. - Der Faulenz und der Ltiderli, sind beide gleiche Brtiderli. — Faulheit lohnet mit Ar- muth. —»Viel verdirbt, was Faulheit nicht erwirbt. (Sprtichwörter.) XI. in. 12—19. Diese sdiahnrede zerfällt in zwei ein- ander entsorekhende Theile; v. 12—-t5 n. di. 16——19. In beiden warnt der Verfasser mit großem Ernste vor der vollendeten xtkalsktzheitz deren Sitte nnd Vergnügen eo isi, unter der tjand überall Haß nnd Feindsttsaft zu scien- Bnerst malt- er ße ihrem wesen nnd ihren Jleußernngen nach mit stjinznsügnng ihrer itlerniorfenheit vor Gott nnd ihrer sicheren Strafe. wessenjtherz einmal voll seivon iilerliehrtheit oder non Zerstörnngslnshder lege in jedem Augenblicke den Samen zu Haß und Hader aller Art, indem alle unwitllzfirlirtsen Bewegungen der Seele nnd s des Leibern-bange, Augen, Fuß und Finger, bei ihm— dazu dienen, jene Fatskhheit feines Inneren in weiden— tiger Rede, im Winken, Ztnstoßen nnd Reigen verstohlen ivirlien zu lassen. täktcisrlseu Verhaltens in rascher Folge noch einmal ans als vor Gott ewig verworfene Laster, um als 7tes nnd skhiversteg jene Falsrhhrit hinzuzufügen nnd so in beson- derg srhlagender Weise uochmalg davor zu warum. 12. sHüte dich vor der Gemeinschast aller, roelche sich dir statt der göttlichen Weisheitslehrer zu Freunden erbieten und nur deine Abhängigkeit wollen.] Ein loser·· sBelials-] Mensch [5. Mal. 13, 13 Anm.], ein schiidlicher sfalscher und tücki- i scherJ Mann s[ist», wer] gehet mit verlehrtem [heu- chelndem] Munde, " « 13. Winkel swährend er mit dir spricht, einem Dritten heimlich] mit-Augen, deutet [giebtZeichen] mit Füßen, zeiget mit Fingern, 14. Trachtet sgenauert schmiedet] allezeit Böses und Verkehries in seinem Herzen, nnd rich- tet Hader sungerechte Prozesse] an. 15. Darum wird ihm pldhlich sein Unsall kommen, nnd fee] wird schnell zerbrochen werden, daß keine Hilfe da sein wird [also wird feine Ge- meinschaft, die Rettung verheiszeh auch dir vielmehr unabwendbares Verderben bringen]. l6. Diese [im Folgenden nochmals neben ein- ander gestellten] sechs Stücke sGesinnnngen und Handlungsweisen des Heimtiickisctzenj hasset der HErtz nnd am siebenten hat er einen Grenel: Die eigenthümliche Art der hebräischen Poesie, von der auch bei arabischen und persischen Dichtern zahlreiche Beispiele vorkommen, zu einer Zahl eine zweite, und zwar die der ersteren folgende, zum Zweck der Steige- rung oder besonderen HervorhebuY hinzuzufügen, wird von vielen Auslegern aus dem esetz des Parallelis- mus erklärt (2. Sam. 1, 27 Anm.). »Die Form des Sodann zählt er die sechs Arten« 10—12. Rede: Hüte dich vor Verarmung, fliehe die Falfchheit und jede Unkeufchheiu 453 Parallelismus konnte der Gleichmäßigkeit wegen in kei- i1em Verse aufgegeben werden; wie a er wollte man zu einer Zahl eine Parallele finden? Da es hier nicht so genau auf eine bestimmte Zahl ankam, so half man fich damit, eine der niichstliegenden Zahlen mit der, welche man eigentlich im Sinne hatte, parallel zu fetzen.« Doch scheint auch die Absichh etwas besonders schlagend her- vorzuheben, zu dieser eigenthümlichen poetischen Form geführt zu haben, was dann durch die Hinzufügung m einem parallelen Gliede geschah, wie es aus Am. l, s; HERR, 9; Hiob 5, II; Spr. 30, 15. 18 s. ersieht«- si i 17. Hohe [den Geringen überfehende,« großthu- ende] Augen [Kap. 30, is; Ps.18, 28; 131,1; Hiob 21, 22], falsche [lügenhafte] Zungen, Hände, die unschuldig Blut vergießen [Jes. 59,"7; Rom. Z, 15]; « — 18. ·[Ein] Herz« das mit bösen Tücken um- gebet fPtäne schmiedet zur Berunehrung Gottes und zum Schaden.des Nächsten]; Füße,-dle snach ihrer eingewurzelten Gewohnheit zu fündigen] be- hendeeksteto bereit] sind, Schaden zu thun [Kap. l, 1 J; II. Falscher Zeuge, der frech snicht in Folge einer einzelnen Verführung, sondern aus Gewohn- heit und mit durchtriebener, abfichtlicher Bosheit] Lügen redet; und [endlich die Summe aller vor- hergehenden sechs Laster des Hochmnths und das schlimmste, wie Jakq Z, 14 ff. bezeugt] der Hader ztvischen fblutsverwandten oder durch den Glauben verbundenen] Brüdern anrichtet [mit welcher Sünde der Mensch sich geradezu mit dem Satan in den Bund begiebt].- - it) Das Herz steht unter den sieben Lasten» die Gott ein Greuel sind, in der Mitte, weil es die Quelle ist, woraus das Böse sich auf» alle Seiten ergießt. Es hasset also der HErr nicht blos die wirklichen Ausbrüche der Sünde, sondern auch die Anfchläge der Gottlosen, die sie mit einer Belustigung hegen, es für keine Sünde achten, und nur« Tag und» Nacht damit umgehen, wie sie ihren Trieb vollbringen wollen. (Starke.) . XII. v. 20"—35. In der zwölften Sprachrede hebt der Weioheitslehrer von Uenem mit einer ausführlichen Er— inahunng an, den väterlich übernommenen Lehren» der Weisheit, welche als eiue Iremhte vor den Srhleichwegen der gefährlinjslen Versuch-engen von-Seiten des ehebre- rherischen Weiber behüten, zu gehormen w. 20—24). Die lllersukhniigeu und Gefahren der Unlieusktjhcit seien groß. Wer sie) von dem ehebrecherischen Weibe verfüh- ren lasset, wird ebenso wenig der Strafe entgehen, als— wer jener anrährn unversengt bleibt und Diebe ohne . Schadenersah entlassen werden. Seine Thorheit wird von dem beleidigten Ghegattea furchtbar bestraft werden (v. 25-—35). Zu. Mein Kind, bewahre [mit aller Treue und Fleiß] die· Gebote deines Vaters [die er dir aus dem Schahe der Erfahrung und Weisheit der Vorzeit gegebenL und laß nicht fahren das Gesetz [die Unterweisung] deiner Mutter [mit welcher sie dir den Samen der Erkenntniß Gottes eingeflbßt hat Kapk 5, 1. 2; 23, 22]. Es ist ein hoher und seliger Beruf der Eltern, daß sie die wahre Erkenntnis; Gottes und die Erfahrungen der Kinder Gottes in der Vorzeit dem zukünftigen Ge- fchlecht überliefern und damit den höchsten Zweck der hefikillEhe, die Fortpslanzung der göttlichen Gnadenschlitzy er en. « « 21. Binde sie zusammen auf dein Herz alle- lvege sdaß sie dir immer unvergessen zur Hand seien], und hänge sie [als einen lteblichen Schmuck und Ehre] an deinen Hals [also daß du nicht allein von Herzen glaubest, sondern auch mit dem.Munde bekennest Rom. 10, 9 f., so wird die Versuchung fern« von dir bleiben Kap. Z, 3], 22. Wenn du [am Tage deinen Berufsge- fchästen nach-] gehefh daß sie dich sgleichwie die · Wolkensäule die Kinder Israel, aus Gottes Wegen] geleiten fund du leicht und sicher zum Ziele ge- langest]; wenn du dich fzum Schlafe nieder-J legeft, daß sie dich fals himmlifche Wache Pf. 34, 8] bewahren fund du auch in der Nacht mit« deinem Geiste allezeit zu-Gott wachen und von sündlichen Träumen und fchändlichen Nachtgesichtern rein bleiben mbgestlz wenn du [am Morgen] aufwachesh daß sie dein Gespräch seien [über deren Tiefe und Lieblichkeit dus in der Stille des Morgens sinnest, und dich von ihnen zu Lob und Dank gegen Gott reizen und zum Kampfe gegen alle Verfuchungen des Tages stärken lässest b. Mof. S, 7 Anm.]. So lange du lebst und der Sonne Licht siehst, möge dich Gottes Weisheit leiten; wenn es Abend werden will und dein letztes Sttindlein kommt, möge sie dich vor des Teufels List und Gewalt beschützen; wenn der HErr dich am·ewigen Morgen aus dem Schlafe des Grabes ruft, möge sie dein ürsprecher und Patron sein in Gottes Gerichn (Beda. 23. fSie können dir Leitung nnd Schutz ge- währen] Denn das Gebot fund in ihm die himm- lische Weisheit] ist eine Leuchte swelche auf- dem sinstern Wege der Unwissenheit und dem Abwege der Sünde die rechte Bahn des Glaubens und heiligen Lebens weiset Pf. 119, 105; S, Petri l, 19], und das Gesetz [in welchem Gottes heiliger Wille offenbart ist] ein Llcht ldas die Finsternis; des gottlosen Wesens offenbar macht, straft und vertreibet Pf. 19, 9]; und die Strafe der Zucht [die "Zurechtweifung, womit wir zur Weisheit hin- gezogen« nnd gebessert werden sollen] ist ein. Weg des Lebens [treibet uns an, das wahre Leben aus Gott, die Gottfeligkein die die Verheißung des Lebens hat, zu ergreifen 1. Tim. 4, 8]. 24. Aus daß du fdurch sie] bewahret werdest vor fallem gottlofen Wesen, sonderlich, was der Jugend am gefährlichsten ist, vor] dem bösen [ver- buhlten] Weibe, vor der glatten [einfchmeichelnden] Zunge der Fremden [die dich nichts angeht, dich aber durch Liebkofnngen zum Ehebruch verlocken will Kuh. 5, Z. 7j. To. Laß dich ihre Schöne nicht gelüsten in deinem Herzen funterdrücke auch die erste, leise in- 454 Sprüche S, 26 —35. 7, 1—13. nere Regung des Wohlgesallens und der Begierde, welche der blendende Schein der Anmuth und Liebe erweckt Matth. 5, 28; 6, 22; Hiob 31, U, und verfahe dich nicht an ihren [schönen, langen, win- kenden und schmachtenden] Augeulideru [genauer: Augenwimperm die sie wie- ein Netz auswirft zur Versührung der einfältigen Herzen] 26. Denn eine Hure bringet einen nm’s Brod san den Bettelstab; die ihr zu zählenden Gelder und die im Verkehr mit ihr veranstalteten Gelage richten das Vermögen zu Grunde, und ist sie da- rum schon — abgesehen von der Sünde ihrer Ge- meinschaft — eine Quelle unermeßlichen Unglücksjz aber [besser: und] ein Ehelveib [mit welchem man sich in unerlaubter Wollust einläßtf fcihet [auch] das edle Leben sste bringet den zeitlichen, frühen Tod durch Entnervung des Leibes, durch schänd- liche Krankheiten oder durch die Rache des gekränk- ten Ehemanns, endlich aber den ewigen Tod Kap. 5, . Wer sich mit Huren nähret und mit Karren ftihret, dem ist Ungltick bescheeret (Luther.) — Wer eine Hure nimmt zur Ehe, bedarf keines Unglücks mehr. — Wer den einen Fuß im Hurenhause hat, hat den andern im Spittei. (Spriichwdrter.) 27. sDiese Strafe ist dem Ehebrnche so ein- geboren, wie dem Feuer die Kraft des Brennens.] Kann auch jemand ein Feuer sso] im Busen be- halten, daß seine Kleider [daran] nicht [ent-] bren- nen? [Oder:] — 28. Wie sollte jemand [so] auf Kohlen gehen, daß seine Füße nicht verbrannt würden [1. Con Z, 18; Hiob 31, 12]? Das unreine Liebesfeuer im Herzen entzündet den ganzen Wandel, und die Siindenwege sind glühende Fußbödem welche die em findlichsten Schmerzen erzeu- gen. — Auch im griechis en Heidenthum begegnen wir diesem Gedanken, welcher in dem dem Herkules von feinem Weibe gegebenen Hemd (welches be: seiner Un- treue fein Fleisch verbrannte) seinen sinnbildlichen Aus- druck gesunden hat. -29. Also gehet es [dem], wer zu feines Nächsten Weib gehet smit ihr die Ehe zu brechen]; es bleibt keiner ungestraft, der sie berühret [und sollte er auch vor der Welt und von der Obrigkeit feinen Lohn nicht empfangen, so wird er doch dem Gerichte Gottes nicht entgehen Hebt. 13, 4]. 30. Es ist sum die schwere Verfündigung und die gewisse Züchtigung des Ehebrechers noch an einem anderen Beispiel zu erweisen] einem Diebe nicht so große Schmach [genauer: Man übersieht’s dem Diebe nicht], ob et stiehlt, sum] seine Seele zu sättigen, weil ihn hungert [und doch hätte er in diesem allerdringend- sten Vedürsnisse immer noch einige Entschuldigung für seinen Frevel] 31. Und ob [wenn] er begriffen [ertappt] » wird, giebt er’s swas er gestohleu hat] siebenfältig soder vier- und sünsfältig 2. Mos. 22, 1——4; Luk. 19, 8] wieder, nnd legt swohl gar] dar alles Gut sdasj in seinem Hause [ist]. 32. Aber der welcher] mit einem Weibe die Ehe bricht, der ist ein Narr swortlichx dem fehlt das Herz, ist ohne Ueberlegnng nnd Ge- wissen], der bringt sein szeitliches und ewiges] Leben in’s Verderben [genauer: - nur, wer s eine Seele verderben will, thut solches Pred. 10, 3]. Narren werden diejenigen genannt, welche das Schlimme für das Gute erwählen, sich nicht vor Schimpf und Schaden hüten, auch nicht wissen wollen, was ihnen gut und anständig ist; welche ihren Lüsten gehor- chen, dem Geiste widerstreben, die Lüste ihres Fleisches pfle- gen und sich an ihren Seelen Schaden thun; die sich im Zeitlichen ergötzenund das Ewige verlieren, sich den Satan zum Freunde und Gott zum Feinde machen; die da wissen, daß die Sünde dem Otterngist gleich ist und sich doch nicht davor hüten, daß sie gleich ist dem Krebs nnd lassen ihn doch immer mehr und mehr um sich fressen; die da meinen, Gott sehe und achte es nicht, wie sie es treiben, da er doch Augen hat, die heller als die Sonne sind, und er ein Rächer ist über alles Böse. 33. Dazu trifft ihn Plage snämlich Schläge und Wunden, wenn er von des Weibes Ehemann entdeckt wird] und Schande [vor jedermann], uud seine Schande wird nicht ansgetilget. 34. Denn der Grimm des sbetrogenen Ehe-J Mannes eifert swortlichx die Eifersucht ist Zorngluth des Mannes, ein gewaltig lodern- des, mit, voller Manneskraft loderndes , wüthendes Feuer], und schonet nicht [wie etwa der Zorn des Weibes thut] zur Zeit [wo ihm Raum zu] der Rathe sgegeben wird], 35. Und siehet keine Person an, die da ver- söhue [die etwa den Versuch zur Aussöhnung oder zum Grsatz durch Lösegeld machte] , und nimmt? nicht an, ob du viel schenken wolltest sum ihn von dei- ner Bestrafung abzuhalten] So wenig der im Ehebruch ertappte Ehebrecher von dem beleidigten Gatten ungestraft gelassen wird , so wenig, und noch viel weniger, wird ein geistlicher Ehe- brecher (der den Bund Gottes verläßt und den Götzeii dieser Welt nachhurv vom HErrn ungestraft bleiben. 1 Cotx Z, 17. (J. Lange.) Das 7. Kapitel. Beschreibung des Ehebruchs, und Warnung davor. XIIL V. 1—27. dlorh einmal beginnt der vers. seine Warnung vor dem Ghebtmhtz gegen welchen er fuh durch vertraute Gemeinschaft mit der heil. Weisheit zu fchuhccc rmnsiehlt W. 1—5). Tiber während er in den früheren Warnnngea Gan. Z) der ungeordnrten gefehleehtlichcn Lust den Segen ehrliche: Treu: nnd leeusrher Gattenticbe gegeuüberstelltg in Lan. 6 insbesondere zur Bekämpfung der inneren Wurzeln und Anfänge der dlnbruschheitk fände ermahnte, verweilt er in unseren! Abschnitt mit besonderer Kussiihrlichbcit bei den von außen kam— 13. Rede: Der närrische Jüngling und die Buhlerin. 455 menden verführungeu zur Uebertretung des sekhsten Gebots Er schildert die illersuchnngsliünste eines buhle- tischen Weibes, das einen thörirhten Iliiugiiug vor seinen eigenen Jlugen mit ihren glatten Worten angelottit und zum Ehebruth verführt habe Ob. 6—23). So ansrhaus lich und lebendig die Erzählung iß, so liegt doth nein genügender Grund vor, sie als ein wirlilirhes Grlebniß des Vers. zu betrarhteuz vielmehr ist sie, ähnlich den Erzählungen des hGrrn Christus vom barmherzigen Sa- niariter n. a» eine erdithtete trehr-Grzählutig. Zum Sntlusz mahnt er nochmals feierlich von dem Wege der Wollust, als dem Wege des ewigen Todes für alle ver— führten, ab (ill. 24——27). 1. Mein Kind, [rufe ich bei der Gefährlichkeit und Süßigkeit der dir bevorstehenden Versuchungen], behalte meine Rede sals einen großen Schale]- und verbirg meine Gebote bei dir [im Innersten deines Herzens, daß te dir niemand entreißen kann]. L. Behalte meine Gebote [in denen ich dir den Weg der— Weisheit zeige], so wirst dn shier auf Erden glücklich und dort ewig selig] leben, und mein Gesesz [so sorgfältig] wie deinen Ang- apfel [den jedes Stäubchen thränen macht, den der Schöpfer darum mit dem festen Stirnbein, den Augenlidern und Wimpern geschützt hat]. 3. Binde sie [gleich einem kostbaren Ring als deinen edelsten Schmuck] an deine Finger [damit sie dir stets unvergessen vor Augen seien 5. Mos. s, 8"Anm.], schreibe sie [dnrch Gottes Gnaden- beistand] auf die Tafel deines Herzens [damit, so oft du dein Herz unt Rath fragst, sie dir Rath und Weisung geben, welchen Weg du gehen müssest Kap. s, 21]. 4. Sprich zur Weisheit [mit inniger, bräut- licher Liebe]: Du bist meine Schwester, und nenne die Klugheit [die aiis der himmlischen Weisheit herVorgehetJ deine [Blnts-] Freundin llebe mit ihnen in stetem, innig vertrautem Umgang], Z. Daß dn [im steten Genusse ihrer Lieblich- keit und im vertrauten Anblick ihrer alles über- treffenden Schönheit] behiltet werdeft vor sieglichem Abfall von dem HErrm besonders durch die Ver- fiihrung von] dem fremden [ehebrecherischen] Weibe, vor einer andern seiner Ausländerin, die nicht zu Gottes Volke gehört und von dem lebendigen Gott und seinem Worte nichts. wissen will Knie. 6, 24], die glatte [einschmei(helnde, verführende] Worte giebt sinwendig aber leer von allem, was ein Herz wahrhaft beseeligt, ist]. b. Denn [sonst möchte es dir ergehen, wie jenem noch unvermählten, sorglosen Jünglinge, dessen Leidensgeschichte ich dir jetzt erzählen will:] am Fenster meines Hauses guckte ich durchs Ge- gitter [womit mein Fenster verschlossen war Nicht. 5, 28 Anm.], niid sahe unter den Alberneu [den in den Versuchungen zur Sünde ebenso, wie auch in der göttlichen Weisheit, unerfahrenen Seelen Kap. 1, 4. 22 Anm.], 7. Und ward gewahr unter den Kindern [genauer: den Knaben, die müssig auf den Gassen umhergingen] eines ntirrisehen [der Weisheit baaren] Jilnglingsz . 8. Der ging [in müssigen, unbewachten Ge- danken*] auf der Gasse an einer Ecke seinem Lieb- lingsaufenthalt der Huren hin], und trat sauch bald] daher auf dem Wege an ihrem keiner be: kunnten Buhlerin] Hause; 9. Ju der Dämmerung [zwischen 9 und 12 Uhr], am Abend des Tages, da es Nacht ward nnd dunkel saber noch hell genug] war« [um, was man wollte, zu sehen und um selbst be- merkt zu werden —— sonst hätte ihn anch der Er- zähler nicht beobachten können] «) Miissiggang ist aller Laster Anfang. Mttssiggaug ist des Teufels Ruhebank. Müssiggatig ist der Tugend Untergang. Müssiggang hat einen bösen Nachklang. (Sprüchwört·er.) Mtissiggang verzehrt den Leib, wie Rost das Eisen. (Wahlspruch Kaiser Maximilians I.) Müssig Hirn ist des Teufels Krambude. (Englisches Sprtichwort.) — W) Der Vers. häufr die Ausdrückq um das Thun und Treiben des Jünglings als zu den Werken der Finsterniß, zu den Geschäften der Nacht gehörig, auszumalen (Luk. 22, 537 Rönu is, 12; 1. Thesf 5, 4—7). 10. Und siehe, da begegnete ihm [wie von ohngefähr und doch von beiden wohlberechnet] ein Weib im Hurenschmuck lschon äußernch durch eine üppige, die Sinne reizende und blendende Kleidung als das, was sie sei, kenntlichL listig [alle ihre Schritte und Bewegungen genau berechnend, ihre Pläne und Anschläge aber sorgfältig verbergend], 11. Wild [voll unruhiger, leichtfertiger Ge- behrden, stiirmisch erregt von der Leidenschaft der Wollusi] und unbändig swie eine tolle Kuh, die ihren Nacken dem Joche nicht fügen will], daß ihre Fuße in ihrem Hause nicht bleiben können [besser: konnten, sondern in steter Unruhe nach immer neuer Gelegenheit zur Befriedigung ihrer uuzüchtigen Begierden trachteten]. 12. Jetzt ist sie draußen [oor der Thür], jeßt sschon mitten] aus der Gasse, und sjetztj lauert site] an allen Ecken [wo, weil mehrere Straßen hier zusammentreffen, am ehesten Männer zu finden sind und leicht jedem unbequemen Zeugen in irgend einer Richtung auszuweichen ist]. Eine Hure und eine Katze, die leben in einem Satze. Dreißig Pfannen Gemitse voll, die verzehrt eine Katze. wohl: hätt’ eine Hure dreißig Mann, sie hätt’ auch nicht genug daran. (Freidank — s. Sir. Z, 15 Anm.) Die Haus- frau — darf nicht sein eine Ausfrau (Sprüchwort.) 13. Und erivisthte ihn [den unerfahrenem miissigen Jüngling, faßte ihn beim Rocke], und lußete ihn unverschämt [mit frecher Dreistigkeit auf offener Straße], Und sprach zu ihm: Es wird hier offenbar ein junger Mann beschrieben, der noch nicht den bestimmten Entschluß unreiner That im Kerzen hatte, sondern fich nur einmal das reizende Wei nnd ihre Weise ansehen wollte, um doch auch da- 456 Sprüche 7, 14«——27. rüber reden zu können. Wie täuschend ähnlich sind die- sem Bilde viele Unserer Jünglinge, welche, ohne gründ- lichen Haß gegen alle Unzucht und Unreinigleit und ohne den Schutz der Gottesfurchh sich auch nur einmal mit den Bordellen bekannt machen wollen und dabei gefangen werden; wie täuschend ähnlich sind ihm unsere jungen Philosopheiy welche gottlose Bücher nur zu lesen wünschen, . um sie widerlegen zu können, und dabei um Glauben und Tugend betrogen werden! Wer ohne Beruf sich mit Gottlosigkeiten einläßt, ist schon halb an sie verloren. Die Schlange lauert immer auf dem Baume der Er- kenntniß. (2 Cor. 11, 3.) 14. Jch habe Dankopfer fiir mich heute be- zahiet, für meine Gelübde [genauer: Dankopfer lasteten auf mir, heute habe ich bezahlt « meine Gelübde und diese Opfer dargebracht; nun will ichdas übrige Opferfleisch in fröhlicher Mahlzeit ver hren Z. Mos 7, 16]. Auch der. gottloseste Mensch möchte doch noch immer als fromm gelten, theils um die Stimmedes eigenen Gewis- sens, theils um die Bedenken der von ihm Verführten zu beschwichtigen. So sucht auch dies ehebrecherische Weib die Bedenken des thörichten Jiinglings von vorn- » herein zu entkräften dadnrch, daß sie ihm vorspiegelt, auch sie halte viel auf gute Sitte und Religion und sei keine ordinäre Buhlerin. Erst heute habe sie sich mit Gott versöhnt und ihm Dankgelübde bezahlt. Eine Opfermahlzeit nach vollbrachtem Opfer anzustellen, er- laubt ja Gesetz und gute Sitte. (Auch die Hure glaubt noch ihre Ehre zu haben) Ein wenig Ausschweisung und Fröhlichkeit werde ja grade an einem solchen Tag nichts schaden, denn die erworbene Gnade Gottes werde es schon wieder decken. Solche Gedanken, die der Rede des Weibes zuGrunde liegen, sind in der Erfahrung tief begründet. Nie sind die Versuchungen schwerer und gefährlichey als nach empfangener Gnade Gottes, und wenn der Teufel sich fromm stellt, ist er am meisten zu fürchten. Auf dem Kirchwege und an den hohen Fest- tagen ist der Teufel am geschäftigsten und fän t der Seelen mehr, als der heilige Geist. (Jes. 1, 123 15. Darum bin ich herausgegangem smir einen Gast zu meiner Mahlzeit zu holen, und. zwar besonders] dir zu begegnen [den»ich schon längst im Stillen liebe], dein Angesicht fruhe [mit Eifer und Sehnsucht] zu suchen, und [o, wie glucklich bin ich, ich] habe dich fanden. Mit Schmeicheleien fängt der Teufel Welt- und Gotte-Minder, mit frommen Redensarten nur die letzte- ren. Jedem legt er die ihm zusagenden Lockspeifen hin. Its. Ich habe [mein ganzes Haus aufs Lieb- lichste ausgezieret und bereitet auf deinen Empfang, und»zwar habe ich erstlich] -mein Bette schon ge- schmuckt mit bunten Teppichen lvon kostbarer Lein- wand] aus Eghpten Das Bett ist das Bettgestell (5. Mos. Z, 1l), vielleicht hier in Form eines mit Vorhängen umschatteten s. g. Himmelbettes gedacht. Die hier erwähnten Decken, welche darüber gebreitet oder umgehängt wurden, waren aus einem damals außerordentlich theueren Stoffe, der nur in Eghpten bereitet wurde. 17. Ich habe mein Lager [den Divan, auf welchem wir ruhen wollen] mit Myrrhen, Aloes [4. Mos 24, 6 Atem] und Cinuamen [Zimmet] besprengt soder beräucherh daß lieblicher Duft uns allenthalben umgiebt und in süße Lust der Liebe einwiegen soll Hohei. s, I; 4, 14]. Wie die Mhrrhen und Aloe (das braun und schwarz gemaserte, äußerst angenehm und stärkend, wie Citrone, riechende Holz des Agila »— oder Paradiesbaumesz der in Indien und auf den Bergen Cochinchincks wild wächst), so war auch der Zimmet im Alterthum ein zu ätherischen Oelen und Salben häufig verwandtes Produkn Es ist die gewtirzhaft schmeckende, röhrenförmige Rinde eines im stidöstlichen Ästen, vorzüglich sauf der Insel Cehlon einheimischen Baumes, der die Größe eines Pflaumbaumes erreicht. Das Besprengeu ist entweder von Flüssigkeiten zu verstehen, welche aus den oben ge- nannten Gewlirzen destillirt oder gepreßt waren, oder von kleinen Stückchen, die zur Durchduftung der Tep "che und« der Stubenlust iibergestreut waren. Wie viel die Morgenländer auf Wohlgertiche gaben und noch geben, ist allgemein bekannt. Auch heute noch, wie damals bei der Buhlerin, gehöreiija seine Wvhlgerüchtz die die Sinne berauschen und die Nerven erregen, zu jeder reizenden Lustbarkeit der« gottentfremdeten Welt. 18. [So] Komm [nun schnell und zögere nicht läuger], iaß uns genug bnhlen [in Wollust schweigen HoheL 5., 1., die ganze Nacht] bis an den Morgen, und laß uns der Liebe pflegen. Die Welt harret unser schon, wir brauchen nur auf die Straßen zu gehen und von unserem Wachen und Beten bei Gottes Wort zu lassen, so behandelt sie uns fchonals alte Zugehörige. (Diedrich.) 19. sGefahr der Entdeckung durch einen un- gebetenen Zeugen ist auch nicht vorhanden] Denn sder Einzige, der uns stören» könnte] der swelcher vor»der·Welt mein] Mann [heißt] ist nicht daheim, er ist einen fernen Weg [auf eine Geschäfte-reist] gezogen svon ihm ist also nichts ·zu stirchten]. 20. Er hat [sogar] den Geldsacl mit sich ge- nommen ssich also auf viele Tage und größere Ge- schäfte eingerichtet] , er wird. [wie ich bestimmt weiß] erst aufs Fest lam Tage des Vollmondes, in etwa 14 Tagen] wieder heim kommen [und jetzt ist erst Neumond] · Außerdem Umstande, daß es nächtliches Umher- schweifen ist» was ·den leichtsinnigen, unwachsamen nnd müfsiggängerischen Jüngling der« Versührnng in die Hände liefert (V. 9.), sowie außer dem anderen bedeut- samen Zuge, daß er nach anfänglichem, kurzen und schwachen Widerstande plötzlich und mit der vollen Gewalt der Leidenschaft in sein selbst begehrte-s Verderben sich hineinstürzt (V. 22, vgl. Zur. l, 15), gehört hier- her namentlich die wichtige Rolle, welche das üppige leckere Mahl als. mitwirkender actor zur Verlockung des genußsüchtigen Jünglings spielt (V. 14 fs.). Ein nur zufälligenZug ohne tieere Bedeutun und Absicht ist die Hmweiung auf diese Mahlzeit sscherlich nicht; denn daß das tiitzeln des Gaumens smit leckeren Speisen und Getränken der Wollust den Weg bahnt und die ge- schlechtlichen Begierden mächtig zu erregen dient, ist eine uralte, überall gemachte Beobachtung. Vgl. .2 Mos. 32, A: Das Volk fetzte stch zu essen und zu trinken, und» stand auf zu spielen. (Zöckler.) Die Wollust würde ohne Versuchung zur Schwelgerei für ein Ungeheuer gehalten werden, während beide Sünden so mit einan- der verbunden erscheinen, daß, wenn sie überhaupt ge- trennt werden könnten, die Werkzeuge der Wollust mit dem Unterleibe nicht znsammenhängen würden. Schaue Des ver-führten« Jünglings elendes -Ende. 457 an den Leib; er ist ein Ganzes, doch ordnen sich die Laster nachder Aufeinanderfolge der Glieder: zuerst der Bauch, dann folgt sogleich das Werkzeug der Unzucht, dem des Fressen-s untergebaun So gehet die Unreinig- keit durch die Völlerei hin. (Tertullian.) Völlerei und Unzucht sind immer beisammen. (Val. HerbergerJ 21. Sie überredete ihn [endlich] mit vielen sschön klingenden, ihre Liebe und« die Unschuld und Unschädlichkeit ihrer Sache betheuernden] Worten, nnd gewann [zuletzt] ihn ein « mit ihrem glat- ten sküssenden und-schmeichelnden] Munde. « V) Der Grundtext deutet auf den Wortschwall der ehebrecherischen Rhetorik und ihre Leere an wesentlichem Inhalt, ferner aus die kluge Wahl und Berechnun der« Worte, auf das Ueberzeugende, das in den gleisenden ed«en der Welt und ihrer Weisheit liegt, hin, indem er die . ironischenWortez ,,durch die Fitlle ihrer Lehre« hat. ——" Die Welt will uns mit vielen Worten sicher machen, ihr zu folgen, wozu uns unser sFleisch schon zieht, und doch machen alle Worte nimmermehr, daß dieser Weg recht wird; sie bezeugen im Gegentheil nur, wie hart von Gottverboten und verderblich er sei. (Diedrich.) » VI) ,,Eingewinnen« ist das veistärkte ,,gewinnen«. Die» neueren Bibelausgaben haben ohne Ursache das »ein« getilgt. Luther gebrauchte es in seinen Schriften öfters; z. B. schrieb er an den Kurfiirsten von ElJiainz: Aber · ein viel größer Exempel wäre Ew. churfürstl. Gnaden als die gleich mitten in deutsche-n Landen der grösten Haubter eins ist, das wtirde viele Leute stillen und ein- gewinnen und andere Bischöfe hernachziehem 22. Erfolgte ihr [nach— einigem Zaudern nnd einem schwachen Versuch des Widerstandes der doch nicht ernstlich war, als-] bald splötzlich und schnell] nach [in ihr Haus, indem er mit einem raschen Entschluß jedes weitere Gewissensbedenken abschnitt und diesen Entschluß auch sofort und hastig ausführth als sei er besorgt, es möchte ihn wieder gereuen oder ein Hindernis; noch abhalten], wie ein Ochs [der,- wie dieser Jüngling am Stricke der zwingenden Laß, am Seite] zur Fleischhank geführt wird [und nicht weiß, wohin es geht], und wie kein Missethäteu zur [Fuß-] Fessel sgeschleppt wird], da man Um Kerker] »die Narren [die Gott- losen mit] züchtiget [wörtlich: und- wie die Fuß: fessel zur Züchtigung des Thoren dient],’« 23». Bis sie sdie Buhlerin] ihm snachdem er in ihrer Gewalt war] mit dem [Todes-] Pfeil [der vollbrachten UnZUchtJ die Leder« spaltete, [und er eine Beute des Todes, des Soldes der Sünde, ward Hiob 16, 13;- 20·, 25; so geschah ihm denn] wie [wenn] ein Vogel zum Strick [zur Schlinge] eilet [als ginge es mit den rothen Beeren zum höchsten Genusse] Und [er] weiß nicht, daß [es] ihm das Leben gilt— skostet 4. Mos. 17, 3]. « - «) Wie der hartnäckige Thor, der einen verbotenen Weg ·betritt, von der aus diesem liegenden Fußangel plötzlich ergriffen und festgehalten wird, ebenso at jenen thörichtetätjfüngling die verführerische Gewalt der Buhle- km c! . Ist? Die Leber wird hier als Sitz der smnlichen Be- gierde hervorgehobem Auch die alten Griechen, Araber und Perser legten derselben diese Bedeutung bei. »Die drei verschiedenen Bilder, welche sich hier (V. 22 f.), jedes erst richtig an seinem Orte folgend, häufen, sind auch gerade in dieser Aufeinanderfolge Unübertreff- lich malerisch treffend. Man sieht da zuerst den dum- men Stier, der sich endlich auf einen Ruck forttreiben « läßt, er weiß nicht wohin; man sieht alsdann, wie bei dem Eingange zum Hause des Weibes, die Fußangeh in welcher der Betrogene schon gefangen wird; und man erblickt endlich den letzten Todespfeil, der ihn im inneren Hause selbst erreicht, als wäre er doch nicht blos jener Stier, der sich treiben, und jener Unglückliche,.der sich fangen läßt, sondern der durch eigene Gier nach der Lockspeise blind getriebene Vogel im Netze. —- Aber nun, wo als das Letzte und Höchste zu schildern ist, wie im Erfolge die göttliche Nothwendigkeit mit ihrer heiligen Macht hervortrete, da weitet sich unversehens Bild und Ausstchtx über das einzelne Niedere und Jrdische wird ein Schleier geworfen, "und nur das reine Göttliche leuchtet durch; da sehenJoir nicht mehr. das Ende blos dieses einen Thoren,- sondern das eines jeden irgend wie der Thorheit Nachgebendem Jeder, der das volle Maß der Thorheit in sich aufgenommen, rennt so augenblic- lich in sein Verderben. Jenes Weib ist-das Bild aller verldckenden Thorheit geworden; nur so. kann es von ihr heißen, daß sie schon Viele erschlagen habe. Nichts ist geschichtlich wahrer und kann nach der wirklichen ein- zelnen Erfahrung anschaulicher gezeichnet werden, .als jenes Verhalten der alten verknöcherten Buhlerin zu dem jungen unerfahrenen Manne: man wird hier ganz ver- senkt in die volle einzelne Wirklichkeit, zumal der Dichter selbst beiläufig sagt, er habe das alles selbst gesehen. Allein kaum istman dem Dichter in dieses Lebensbild tief genug gefolgt, so drehet er rasch den Grissel um und · führt uns unvermerkt, aber unwiderstehlich in jenes höhere Gebiet« hinauf, wo aller» Qualm der Sinnlichkeit ver- i schwindet und nur die reinste himmlische Luft noch zu -athmen ist, auch um von dieser Höhe aus alles niedere Einzelne desto reiner übersehen zu können. (E«wald.) 24. [Da euch also so schwere, den zeitlichen und ewigen Tod drohende. Versuchungen bevor- stehen] »So gehorchet mir nun, meine Kinder, und merlet ans die Rede meines Mundes. 25. Laß dein Herz [deine Neigungen und Be: gierden] nicht [von dem rechten Pfade der Gottes- furcht und himmlischen Weisheit] weichen auf ihren -[der Buhlerin und jeder Versührerim der Welt und ihrer AfterweisheitJ Weg stödte in dir auch schon den bloßen Wunsch, sie nur einmal zu sehen], und [wenn du je in Gefahr stehst, auf ihre süßen Schmeicheleien und Reizungen eingehen zu wollen, so ekmanne.dich, wende um und] laß dich nicht verfuhren ans ihrer Bahn, 26. Denn sie [das gottlose Weib, in welchem du ein Bild aller Versuchung durch den Teufel, die Welt und dein eigen Fleisch erblicken magst] hat [nicht blos diesen einzigensJüngling, dessen Geschichte ich dir zur Lehre nnd Warnung vor jeglichem Abfall erzählt habe, sondern schon] viele kan Leib und Seele] verwundet nnd gesiillet, nnd sind allerlei Mcirhtige srichtigerx und es ist eine sehr große Anzahl] von ihr ldurch fleischlichen oder geistlichen EhebrUchJ ertvnrget. 27. Ihr [der Hure dieser Welt, die im Argen 458 Sprüche 8, 1—5. liegt] Haus find Wege zur Holle swer sich m ihr Haus locken läßt, der verliert oftmals, lchon früh sein irdifches Leben, gewißlich aber sein geistliches und ewiges; es ist ein Hans], da man hinunter fahrt in des Todes Kammer [ia in den Pfuhl, der da von Schwefel und Feuer ewiglich brennet]. Laß dich nicht berttcken durch die schmeichlerische Locknng der Buhlerinnen, der Welt, der zur (geittlichen Hnrerei und zum Abfall vom HErrn verleitendety Irr- lehrer oder des Satans selbst. Verstopfe gegen dies alles die Ohren, d. h. weigere dich in iichter, christlicher Lauterkeit und treuer Liebe zum HErrn auf irgendwelche Verftihrung zum lingehorsam gegen ihn»zn» hören. Be- fåäkzeeiexizcht Evcks Beispiel, sondern dasjenige Joseph’s. Das 8. Kapitel. Von der wesentlichen Weisheit, dem Sohne kgottes XIV. b. 1—36. Juden: die Rede gegen das Gnde des vorigen Kapitels net) bereits weit über das einzelne Bild zur Allgemeinheit aller ebenso verfährerischen wie ver- derblichen Thorheit erhebt, in anrh der Weg schon gebahnt, um non derselben Höhe ans ihr das der Weisheit gegen- nber zu neben. Ebenso, wie alle Thorheit und Gottver- gessenheit zuletzt in der person des ehebrecherisctzen Weibes znsammennok so wird nnn in Anknüpfung an die ernen fiinf Sprnchreden Man. 1—3) nun) die Weisheit als ein Weib, als person hingestellt, die mit lauter Stimme an allen öffentlichen sblätzen die Menschen einladet, anf ihre Worte zu hören, die in ihrer vollkommenen Wahrheit nnd allseitigen blnschätzbarlteit die bedeutendsten leiblichen nnd geistigen Eebensvortheile gewähre (tb. 1—21); ne rnhmt nih hierauf, wie ne schon vor der Welt eristirt habe, wie ne non Gott vor allen Kreaturen geschaffen, bei der Schöpfung zu seiner Seite gestanden, ihm als geschickte Künnlerin gedient nnd von Tag zu Tag hohe Freude gehabt habe, wie ne denn täglich net) ergötze an den mannigfaltigen Geschöpfen Gottes Ob. 22—31); daher möge man doct) ihr Gehör schenken: wer ihr folge nnd net) um ne bemühe, werde glücklich, wer net) aber von ihr abwende oder newohl gar nasse, freute gegen net) selbst und suche das verderben (ib. 32—36). Das Ganze ist ein begeinertey herrlicher Bot-preis anf die ewige Weisheit Gottes, ähnlich, wie in Hi. 28 n. Weit-h. 7; Sie. 1., wobei nur nicht vergessen werden darf, das; es dlchtcrische Rede voll hohen Gedanleensclzwnngs, tiikht aber eine Offenbarung über das innergöttlictje Wesen nnd Erben ist. »Daß die Weisheit eine ibiacht sei, nnd dies noch in einem ganz anderen Sinne, als die Thor- l)eit, eine rein geistige Macht, ja eine Wann, welche in die ewigen Tiefen Gottes selbst zurüciegehl nnd ohne welthe die ganze Welt weder ges-hassen wäre, noch jetzt immerfort bestehen könnte, eine Macht, die trotz aller ihrer ihöhe nnd iherrlichieeit nch deunoih immer nun) den Menschen mittheilen möchte, und die ne wohl zn leiten im Vereine mit der wahren Religion allein fähig in— das alles hat der Vers. längst in net) anf’s Eebcndigne erkannt: so tönt er ne denn hier mit aller der Lebendig- lieit nnd Wahrheit, in welkher ne in ihm setbn lebt, ans ihrem eigenen tiefsten Willen nnd Sinne heraus reden nnd alles berste-neu, was ne vermag, die Menschen an net) zu ziehen. Wie ans der Tiefe des ächten Propheten Gott mit seiner nnhemmbaren Macht, nnd doch in aller ruhigen ctilarheit heraus redet, so strömt hier die Stimme der Weisheit aus dem Herzen ihres begeinerten Voll— metschers, als habe er ne selbst gescheit, wie ne einer prophettic gleich mitten an allen Grten redet, wo ihre Stimme am meinen gehört werden sollte« I. fGiebt es denn aber diesen, von der 7.——13. Spruchrede in Kap. 4—-7 geschildertem so schweren und gefährlichen Versuchnngen und Lockungen der Welt und ihrer Weisheit gegenüber keine Rettung, kein Mittel der Bewahrnngsi O gewißlichU Rufet nicht die selbige, göttliche] Weisheit [fo laut, daß niemand fie überhören kann, bietet sie sich nicht jedermann zum treuen Führer an], und die Klugheit [die innig verbundene Schwester der gött- lichen Weisheit] laßt [sie] fiel) [nicht allenthalben deutlich] hören ljeden leutselig und freundlich ein- ladend, der das Leben sucht und dem Verderben in den Kammern des Todes entfliehen möchte Kap. 1, 20 ff.]? Z. Ocffentlich sfür jedermann sichtbar, hoch oben auf den Gipfeln der Hügel] am Wege, und [auch] an der [einfatnen] Straße [durch Wald und Flur] stehet sie [und predigt jedem, der vorüber gehet, aus den Werken der Schöpfung nnd ihrer Herrltchkeih um ihn zu überführen, daß die Sünde der Leute Verderben und der Weg der Gebote Gottes der einzige Weg des Glückes sei]. Z. [Aber auch mitten im bewegten Menschen: leben, wie] An den Thoren bei der Stadt [wo dieselbe miindet], da man zur Thür [der Stadt] eingehet sum dort im Thore Gefchäfte zu machen oder den Rechtsftreitigkeiten in der Gerichtsverhand- lung beizuwohnen Hiob 29, 7; Z. Mos. 16, 18], fchreiet sie [laut, für jedermann, der sie hören will, vernehmbar] : Es find somit zwei Gebiete, aus denen die Erkennt- niß der Weisheit geschöpft wird, »die Natur und die Menschenwely auf der Beobachtung beider beruht die Lehre der Weisen. (Hi. 12, 8-—12; 5, 27; 8, 8.) Diese beiden Erkenntnißqnellen werden aber von den Lehrern der Weisheit nicht über die Offenbarung gestellt; vielmehr hat eben nur aus der letzteren der Geist der israelitischen Weisen den Schlltffel für die Natur und die Menfchenwelt empfangen, nur mittelst des in der Offenbarung ihm anfgegangenen Lichts ist er im Stande, überall der göttlichen Zweck-ordnung nachzugehen. (Oehler.) Unter der Weisheit ist in diesem merkwürdigen Kapitel jedenfalls nichts anderes zu verstehen, als was die an- deren Bticher der Weisheitliteratur (1. Köm 4, 31 Anm.) auch darunter verstehen. Nur ift hier von der in Gott urbildlich vorhandenen, ewigen Weisheit, der Quelle und Wurzel aller wahren menfchlichen Weisheit, die Rede. — ,,Jndem der israelitifche Geist tiber die ihm in lebendiger Kunde ttberlieferten Thaten Gottes und ttber die göttlichen Ordnungen, in deren Zucht er erftarkt war, nachdachte, ging ihm die Einsicht in ihre herrliche Zweckmäßigkeit aus. Hier bot sich der denkenden Be- trachtung eine unerschöpfliche Erkenntnißfttlle dar. (Ps. 119, 18. Aber von der Csrkenntniß der Zweckmäßigkeit der theokratischen Ordnungen fchritt das Nachdenken fort zu dem Gedanken einer alles umfassenden und be- herrschenden göttlichen Zw.eckordnnng. Denn 14. Rede: Der himmlischen Weisheit Predigt und dringende Einladung. 459 der HErr der Theokratie ist ja der Schöpfer und Er- halter des Universums, und die Bundesordnuiig ruht selbst auf der Weltordnung. Der vom Gesetze Erleuch- tete erkennt auch in der Natur eine entsprechende Gesetz- mäßigkeit (wie denn in diesem Sinne in Pf. 19 die Natur- nnd Gesetzes-Offenbarung einander gegenübergestellt wer- den); es ist desselben Gottes Wort, welches in der Theokratie als Gesetzessp und Verheißungswort verklin- digt ist, und welches als Machtwort die Welt in’s Dasein gerufen hat und in allen Naturerscheinungen waltet. — Indem nun das Universum als Produkt nicht blos der Macht des Gottes, der schaffen kann was er will, sondern als Produkt eines planmäßigen öttlichen Thuns erkannt wird, erscheint es als Offenbarung der gött- lichen Weisheit. Diese Weisheit ist nicht blos die Eigenschaft in Gott, kraft deren er die Weltordnung hervorgebracht hat, sondern sie ist auch der aus Gott hervor- gegangene, schöpferisch und ordiiend wirkende Weltgedanke selbst, ans dem alles Maß und Gesetz in der Natur stammt. Als der in die Welt eingehende, ihre Zweckordnung be- gründende Gedanke Gottes ist sie fttr Gott selbst objertiv. (Hi. 28, 24 ff.) Hiernach bestimmt sich die Naturwi- schauuug des alten Testamentes Wohl hat sich auch nach ihr das Univerfum erhoben über die gebändigten Naturge- walten, aber überall steht die starke ordnende Macht an der Spitze. Aber nicht blos in der Natur, sondern auch in allen nlenschlichen Lebensverhältnifsem auch soweit sie nicht direct durch die theokratische Ordnung bestimmt und auf den theokratischen Zweck bezogen sind, wird die göttliche Zweckordnung erkannt. Dieselbe Weis- heit, die das Princip des Universums, hat auf Erden ihren Thron aufgefchlagen nnd waltet als Herrscherin in den menfchlichen Lebenskreifen. (Oehler.) Hiernach könnte man die göttliche Weisheit gleichbedeutend fassen mit dem alles durchdringenden, belebenden und ordnen- den Geiste Gottes; aber nach dem Verständniß des Alten Testamentes ist sie zugleich etwas dem Geiste Gottes Entquollenes Aber ebenso wenig darf man diese Ur- weisheit ohne Weiteres als gleichbedeutend mit dem ewigen Sohne Gottes fassen. Während in unserem Ka- pitel die Weisheit Gottes diihterisch personificirt wird und alle ähnlichen Stellen des A. T» wo von derselben ähnlich geredet, nicht ttber eine dichterische Personification hinausgehen, so lehrte erst die spätere jüdisch-alexandri- nische eligionsphilosophie (1. Mart. 1, 11 Anm.), deren hauptsächlichster Repräsentant um’s Jahr 20 v. Chr. Philo war, daß die Weisheit Gottes eine göttliche Person sei, ein wesentlich aus Gott hervorgcgangenes Lichtwesen, das wesentliche Ebenbild Gottes, der wesentliche und selbsiständige Offenbarungsgrund Gottes in der Welt, die Vermittlerin zwischen Gott und der Welt, durch welche Gott auch die Welt eschaffen habe. So spricht auch schon das B. der Weisgeit Kost. 7, 22——26 (vergl. Anm.) von ihr und legt dem Geiste, der in der Urweis- heit vorhanden sei, alle Eigenschaften bei, die im N. T. von dem ewi en Sohne Gottes ausgesagt werden. Die spätere jüdis e Theologie (bei den zum Theil um die Zeit von Christi Geburt lebenden chaldäischen Para- phrasten oder Targumim) fassen alles, vwas im A. T. von dem Worte Gottes, durch welches die Welt erschaffen worden, und was von der Weisheit Gottes theils in dichterischer Personifikatiom theils .in philosophirender Weise gesagt wordeii ist, zusammen und lehren, daß das Wort Gottes (gr.·10gos, hebr. memralu Ohne) eine göttliche Person, die Offenbarung des unsichtbarem ewi- gen Gottes sei, gleichbedeutend mit der schechuw der in der Wolkensäule zwischen den Cherubim iin Aller- heiligsten verhtillten Herrlichkeit Jehovcks G. Mos. -40, 35 Anm.), des unter seinem Volke gegenwärtigen, tvelche sich einst in dem Messias offenbaren werde, ebenso gleich- bedeutend mit dem Engel des HErrn, der seit seiner erstmaligen Erscheinung bei Abraham im Haine More stets als die Offenbarung Gottes selbst erkannt worden war. Auch dem alexandrinisch-jttdischen Philofophen Philo, der jedoch nicht, wie die aiidereii jitdischen Theo- logen seiner Zeit, nur auf der Offenbarung des A.T’s. steht und auszubauen fucht, sondern von der griechischeiy inbefondere der platonischen Philosophie beeinflußt ist, ist das Wort (der l0g0s) ein selbststäiidiges göttliches Wesen, obwohl er es zuweilen auch als eine Kraft oder Eigen- schaft Gottes auffaßt. Ueberhaupt trennt er das Leben Gottes nicht von dem des logos, so daß er diesen für eine von Gott verschiedene Person erkeiinete, vielmehr be- zeichnet er die Zusammenfassung und den vollen Gebrauch der öttlichen Kräfte, Gott, insofern er sich der Welt offen art, als Wort oder logos, und es liegt seinen Ge- danken sehr fern, daß der logos einstmals Fleifch werden würde. Auch bei ihm, wie bei den anderen fttdischen Theologen, ist das ,,Wort Gottes« nicht wesentlich ver- schieden von der Weisheit und dem Geiste Gottes, deren Werk die Schöpfung, die Vorsehung, die Mittheilung aller natürlichen und sittlichen Kraft und Begabung, alles Lebens, alles Lichtes, aller Weisheit ist. —- Als der Apostel Johannes sein Evangelium und seine Briese schrieb und darin den ewigen Sohn Gottes, den vor- weltlichen HErrn Christus »das Wort Gottes« nannte, kannte er ohne Zweifel sowohl das, was die jitdischen Theologem die Targumim, aus den Stellen des A. T’s. über die Weisheit und das Wort Gottes gefolgert hatten, als auch was Philo in seinen besonders in Asien, wo Johannes lebte, allgemein bekannten Schriften über den logos lehrte, und ebenso ist nicht zu bezweifeln, daß dies auf ihn einen Einfluß ausgeübt hat. Aber doch haben ihm die jüdischen und alexandrinischen Theologen nur die Form, das Gefäß dargereicht, in welches er einen ganz neuen, von niemandem geahnten, tiber alle menschliche Vernunft nnd auch über die altteftamentliche Erkenntniß weit erhabenen Inhalt eingoß. Denn das Geheimniß der Menschwerdung Gottes in Christo war von der Welt her verborgen. Wenngleich der HErr sich selbst die Weisheit nennt (Matth. 11, 19), und der Apostel Paulus sagt, in ihm seien verborgen alle Schätze der Weisheit (Col. Z, 3), so darf man doch an den Stellen, wo i:n A. T. von der Weisheit als einer himm- lischen Wesenheit geredet oder wo, wie an unserer Stelle, die Urweisheit in Gott nur perfonisizirt wird, nicht ohne Weiteres den vorweltlichen Christus verstehen, weil da der Geist Gottes und der zukünftige Erlöser noch in- einander fließen und außerdem der Weisheit doch niir das Leben und die Bedeutung eines Geschöpfes Gottes, wenn auch des ersten nnd vornehmsten, zugeschrieben wird. 4. O ihr Manuer sdie ihr in Würden, Aem- tern und Ansehen stehet Pf. 49, 3 Anm.; 4, 2], ich schreie zu euch [meinet nicht, ihr bedürftet mei- ner Lehre nichtL und rufe den Leuten kdie nichts sind denn Menschen und vor der Welt nichts gelten; alle ohne Unterschied des Standes und Geschlechtes gehet mein Wort an]. Z. Lllterket ihr Albernen,[Kap.1,22 Anm.1., nehmet auf in euch] den Wißt· [himmlische Klug- heitJz nnd ihr Thoren [Kap. I, 22 Am. 1.], nehmet es zu Herzen [strenget einmal euren Ver- stand an"]. » » » V) Urfprltnglich schrieb Luther hier, sowie in V. 12 und Jef. 44, 19: die Witze, was nicht hätte verändert werden sollen in »der Witz.« Mtthchd iiin Witze, althchd, 460 Sprüche 8, 6—24. Wind: Einsicht, Klugheit, eigentlich wie das englifche wjt »das ifreie geistige Bewußtsein von etwas;« denn es ist abgeleitet von wissen, urspr. - sehend wahrnehmen; daraus entwickelte sich-die Bedeutung: ,,das Vermögen, aus Gründen abzuleiten, zu schließen«=Verftand; später mit dem Uebergang des Geschlechtst »die« Witze ins »der« Witz: die gewandte, erfinderische Geiftesanlage und Geistesreichhaltigkeit,« ingenium, z. B. in Mutter- witz, und so im jetzigen Nhd. vornehmlich: ,,geschwinde, in unerwarteten Aehnlichkeiten erfinderische Geistesthätig- keit,« auch »das durch dieselbe Hervorgebrachte« (J1itting.) «) Die erste Stufe der Erleuchtung ist, daß einer auf’s Wort hören lerne, seine eigene Thorheit erkenne und seine Selbstweisheit fahren lasse. . is. Hbret [mir mit Aufmerksamkeit zu], denn ich lvill reden, was fürstlich* ist [von vortrefflichem hohen Tugenden, die zur ewigen Herrlichkeit führen, die vor allem auch Fürsten geziemen], und lehren, was recht [aufrichtig und gerecht Pf. 19, 9] ist. V) Fürsten sollen ehrlich» und löblich thun, reden, machen, daß man ihr Exempel rühmen und demselben folgen möge, nicht wie die Tyrannen, Unfläter und Cyclopem tLuthers Randgl.) — Viele Ausleger über- setzen -nach dem parallelen zweiten Versglied: ,,was klar, verständlich, offenbar. tst;« denn was auf der reinsten, aufrichtigften und gerechteften Erkenntnis der Dinge beruht, ist immer auch zugleich für Lernbegerige am verftändlichsten und klarsten. 7. Denn mein Mund [genauer: Gaumen, wo das noch nicht ausgesprochene Wort durch das stille Wirken des Geistes sich innerlich gestaltet] soll die Wahrheit reden ffinnet immerdar Wahr- heit, meine Gedanken sind die Gedanken der ewi- gen Wahrheit], nnd meine Lippen sollen hassen [haben einen Abscheu vor dem], das gottlos ist falfo ist auch Lüge und Betrug fern von meinen Worten und Lehren]. 8. Alle Reden meines Mundes kwas ich immer lehre, drohe oder VerheißeJ sind gerecht fdem Willen Gottes gemäß und auf seine Ehre gerichtet]; es ist nichts Berkehrtes noch Falsches skein Widerfpruch gegen sich selbst oder gegen Gottes Wahrheit und Gerechtigkeit, sondern heilige Einfalt] drinnen lPss 19- 10J» . 9. Sie sind alle gleich aus [gleich eben und verständlich] denen, die sie vernehmen fwollen und mit Aufrichtigkeit nach Weisheit trachten], und richtig [deutlich, schlicht und enifachJ denen, die es annehmen wollen [genauer: die Erkenntnis; er- langt und also schon einen Anfang in der Erfah- rang« der Weisheit gemacht haben Matth.13, 12]. Die evangelische Theologie schreibt der ganzen heil. Schrift, dem Buche der himmlischen Weisheit, die Eigen- schaft zu, daß sie klar und deutlich sei. Obwohl nämlich in derselben viel schwere und dunkle Stellen sind, die« ohne elehrte Kenntnisfe nicht auszulegen sind, obwohl solch hohe göttliche Geheimnisse darin zu finden sind, die dem verfinsterten menschlichen Verstand anf Erden nie zum vollen Verständniß kommen, so bleibt es doch richtig und wahr, daß die Schrift so deutlich in ihren Worten sei, daß kein zur Seligkeit nöthiges Stück des Glaubens gefunden werde, welches der heil. Geist nicht an einem Orte mit so deutlichen Worten ausgedrückt hätte, daß ein Einfältiger, nach der göttlichen Erkennt- niß Begieriger nicht sollte zur Ueberzeugung der gött- licheu Wahrheit gelangen können. (Spener.) 10. Nehmet an meine [euch um der Sünde willen strafende, von der Richtigkeit aller ungött- lichen Bestrebungen überführende] Zucht idenn dies ist der erste Schritt zum Besitz der Weisheit] lieber, denn Silber füberhaupt Schätze, da die Diebe nach graben], und die Lehre [die Erkenntniß der gött- lichen Wahrheit] achtet höher, denn köstlich Gold [Kap. I, Z; Z, 14; Hiob 28, 17]. 11. Denn Weisheit [wie ich , die ewige Weisheit, sie euch geben will] ist bessetz denn [edle, in der Tiefe des Meeresgrundes mit großer Be- gierde, Mühe und Gefahr aufgefundene, als größte Kleinodien geachtete] Perlen fHiob 28, 18]; und» alles, was man [von der Herrlichkeit der Welt] wünschen mag, kann ihr nicht gleichen [darum, daß sie unvergängliche Schätze und göttliche Herrlichkeit hat und giebt]. Die Weisheit Gottes hat etwas Perlenartigesq denn sie wird, wie oben gesagt, nur durch große Mühe und ge- fahrvolle Arbeit aus dem falzigen Thränenwasser der Buße gewonnen und ist nur dadurch, daß (wie die Perle durch Anbohren der Perlmuttermufchel entsteht) der Sohn Gottes durch Leiden des Todes vollendet ward, ein dein Menschen zugängliches Gut geworden (Matth. 13, 46).. Auch ist sie in sich abgerundet und strahlt allseitig Glanz aus, jedem Auge einen anderen Farbenfchimmer gewäh- rend, wie die Perle. Sie gehört wie diese nur fitr Könige und Fürsten, für die Gottes-Ruder, welche den Erdball beherrschen. Aber die Weisheit ist noch besser, als Perlen. Denn sie schmückt selbst vor den Augen Gottes nnd ist nnerfetzbay wenn sie verlorengehn 12. Ich, Weisheit, wohne bei [bin aufs Jn- nigste verbunden mit] dem Witz [V. 5 Anm., ihn, die wahre Klugheit und Befonnenheit im Leben, theile ich als erste Gabe mit], und ich Weiß guten Rath siuallen Fragen des Lebens] zu geben. 13. Die Furcht des HErrn fdie wahre Her: zensfrömmigkeih mit der ich unzertrennlich ver- bunden bin und die ich als zweites und zwar höchstes Gut mittheile nnd fördere Kap.2, 5 Anm.] haffet das-Arge, die HoffattlU den Hochmnth, und bösen Weg [gottlofen Wandel], und [ich] bin feind- [fowohl den vorhergenannten Stücken, als auch vornehmlich] dem verkehrten [lügenhaften] Munde [denn wo himmlifche Weisheit« ist, da ist auch Wahrheitin Wort and Wandel]. . 14. Mein ist beide [Jef. 27, 1 Blum. 2.] Rath und [kräftige] That; ich habe Verstand kzu unterfcheiden den besten Weg] und Macht [ihn zu betreten und Großes auszurichten; und ich gebe dies meinen Jüngern als dritte köstliche Gabe]. 15. Durch mich [durch den Verstand und die Macht, die ich gebe] regieren [daher] die Könige, und die Rathsherren [alle die zu herrschen haben] sehen fdurch meinen Rath] das Recht [fest und schlichten den Streit auf Erden] s Der himmlischen Weisheit reiche Gaben und ihr Ursprung rein aus Gott. 461 » 16. Durch mich herrschen süberhauptj die Fürsten, nnd alle Regenten swo nur immer einer ein Gemeinwefen zu ordnen und zu leiten hat] auf Erden. Demnach können alle, welche irgendwie Macht rich- tend oder herrschend ausüben, nur insofern wahrhaft als Edle, als Flirsten und Könige gelten, als sie viel oder wenig vom Maße der Weisheit entweder schon haben, oder immer wieder frifch zu gewinnen suchen. 17. lNicht vergeblich trachtet jemand nach diesen meinen Himmelsgüterm denn] Jch liebe fund machemit Freuden reich an meinen Gaben], die mich lieben [und wäre es auch nur mit einer leisen Sehnsucht nach meiner Gemeinschaft]; nnd die mich fruhe sin Zeiten und mit Darangabe der eigenen Weisheit und Sündenlust] suchen, finden mich lund damit reichen Segen]. Durch Lieben, nicht durch Mtissiggang kommt man zu Gott. Gott muß man lieben, damit wir durch seine Liebe unser selbst vergessen. Gott lieben heißt auch fich selbst lieben. Weniger liebt Gott, welcher mit ihm etwas liebt, was er nicht um feinetwillen liebt. Jeder, der fich selbstsmehr als Gott liebt, liebt auch sich selbst nicht. Gott wird nicht »eliebt außer durch Gott. Wer Gott liebt, verläßt lei t, was in der Welt ist. Durch die Liebe des Guten werden wir« gut und besser. Meine Liebe ist mein Gewicht; durch sie werde ich getrieben, wohin ich auch getrieben werde. Eine gute oder böse Liebe macht auch die Gefühle gut oder bös. (Augustin.) So kommet, kommet herbei, o unfterbliche Gemtithey und werfet euch zu den Füßen der ewigen Weisheit, und erfahret, wie gnädig und freundlich sie euch werde empfangen, wie klar ste euch werde erscheinen und wie klüglich sie einen jeden nach aller Bedürfniß werde zu- rechtweisem Ihr werdet bald inne- werden, wie weit Menschenlehre von ihrem eigenen Unterricht entfernt sei, und wie schändlich euch die Weisen dieser Welt betrogen haben. (Berleb. Bib.) 18. [Auch] Reichthum nnd Ehre sunter den Menschen] ist bei mir, [und zwar] wahrhaftig [bleibendes und sich durch meinen Segen mehren- des] Gut [dies meine vierte Gabe] nnd sdazu als fünfte, die im Bunde mit der Furcht Gottes V. 13 alle anderen zusammenfaßt und fefigründet] Ge- rekhtigkeit 19. Meine [sünfsache] Frucht [die an mir, dem Baum des Lebens, wächst Kap. 3, 18] ist besser, denn Gold und [auch] fein [oder relnstesj Gold [Kap. Z, 141- und mein Einkommen [das ich jedem meiner Jünger mitbringe] besser, denn auserlesen Silber. 20. Ich wandle sum meine beiden letzten Gaben B. 18 noch einmal mit Nachdruck hervor- zuheben] auf dem rechten Wege [dem Wege der» wahren göttlichen GerechtigkeitL auf der Straße des Rechts [und lehre auch die Meinigen also wandeln], » 2l. Daß ich szugleich mit dieser Herzensge- sinnung mit irdischen Glücksgüteriq wohl betathe fund verforge], die mich lieben, und ihre Schcitze mache. [oder Schatzkammern mit bleibendem Gute] voll 22. sWillst du aber recht erkennen, was mein Wesen und mein unvergleichlicher Werth sei, und woher ich diese dir so hoch gerühmten Güter habe, so wisse, daß ich göttlichen Ursprungs und zwar als Erstling aller Creaturen von Gott erfchafsen worden bin V. 22——26:] Der HErr hat mich gehabt srichtigerx geschaffen"] im [genauer: als] Anfang koder Geltung] seiner sSchöpfer-] Wege sdurch welche er sich der Welt offenbarte]; ehe er [irgend] was» sdas im Himmel oder aus Erden ist I. Mos. I, 1] machte, war ich [längst zuvor] da [Sir. 24, 14]. · «) Alles kommt der Weisheit in dieser Schilderung V. 22—26 darauf an, ihre unmittelbare und alleinige Abstammung von Gott selbst vor allem, was Schöpfung genannt werden mag, zu behaupten. Dies ihr Verhält- niß zu dem höchsten Gute für alle Menschen zu beschrei- ben, kann sie nicht Worte genug finden. Sie kann aber dies ihr Verhältniß zu dem HErrn, obwohl es strenger gedacht, allerdings wieder ein anderes sein muß, als das der einzelnen sichtbaren Schöpfungeiy doch nur durch schon sonst gegebene Worte auszudrücken, wählt aber wenigstens seltene und alterthümliche, meist nur dichte- risch gebranchte:-1YH, eigentlich erwerben, dann schaffen, wie auch die auf unserer Stelle ruhenden Stellen Sir. 1, 4. 95 24, 14 es wiedergeben (ebenso die Schma- gintar Zur-IV; dann V. 23 das sehr seltene Pfg-g, eigent- lich gewebt, gewirkt, dann: ins Dasein gerufen werden (von DER eiidlich V. 24 f. zweimal das dichterische EIN! hervorgebracht, geboren werden. Aber der Nach- druck liegt hier überall nicht auf der Art und Weise ihres Ursprungs, sondern, daß sie sich längst vor allem Sichtbaren geschassen weiß. -— Jn den arianischen Strei- tigkeiten über die ewige Gottheit Christi berief sich Arius ohne alle Berechtigung auf diese Stelle, wo von der Weisheit Gottes, die auch er ganz gleichbedeutend nahm mit dem vorweltlichen Christus, gesagt werde, sie sei ge- schaffen, nicht aber, sie sei in Ewigkeit aus Gott gezeugt. Die rechtgläiibigen Kirchenlehrer · laubteiiwdiesem Be- weise dadurch zu entgehen, daß ie V. 22 iibersetztent er hat mich besessen oder gehabt; daher die Vulgatcn posseciit me, wonach auch Luther sich richtete. Aber wenn hier die wesentlche Weisheit als eine im Anfang des göttlichen Wirkens geschaffene, nicht gezeugte bezeichnet wird, so folgt daraus noch nicht die Richtigs keit des arianischen Satzes vom Sohne« Gottes als dem ersten Geschöpfe Gottes; denn die Schilderungen sder ganzen vorliegenden Stelle sind poetischer Art und eig- nen sich nicht zu unmittelbarer Verwendung für Begriffs- bildungen der christlichen Glaubenslehre, und die per- sönliche Weisheit unseres Lehrgedichts ist auch keineswegs unmittelbar ein und dasselbe mit dem Worte oder Sohne Gottes. Vgl. V. 3 Anm. (Zöckler.) 23. Jeh bin eingcseht sschöpferisch hervorge- bracht, eigentlich: gewirkt] von Ewigkeit [her], von sur-J Anfang vor der Erde [Anfängen, die in 1. Mos. 1, I erzählt werden]. 24. Da die Tiefen sder Wasferfluthem die am Anfang die Erde einhüllten 1. M. I, Z. Z] noch nicht waren, da war ich schon bereitet swörtlichx 462 ward ich schon geboren], da die Brunnen [der Tiefe V. 28; 1. Mos. 7, U; Hiob 38, IS] noch nicht sbrauseten und] mit Wasser quollen. 25. Ehe denn die Berge [das Knochengerüste der Erde, mit ihren Wurzeln in das Innere der Erde] eingesenkt waren, vor den Hügeln war ich bereitet [ward ich geboren Pf. 90, 2]. 26. [Kurz, um es noch einmal abschließend zusammenzufassen:] Er hatte die Erde fdas be- wohnte Land] noch nicht gemacht, und was dran [anßerhalb desselben] ist [nämlich die unbewohnten weiten Stcppen], noch [auch] die Berge [richtiger: die Masse der Schollenl des [fruchtbaren] Erdbodens Nirgends kann man so wie in jenen Ländern tdes Morgenlandes) und in Afrika leicht sehen, daß doch alles fruchtbare Land nur wie ein Haufen zerstreuter Erd- schollen zwischen den« weiten Wüsten liege. (Ewald.) V. 27—3l schildert die Weisheit nunmehr, in wel- chem Zusammenhang sie mit allen Geschöpfen Gottes, vorzüglich aber dem Menschen stehe, und zwar mit ,,einer inneren Gluth und einer reinsten Herzen-Freude, wie solcher nur der fähig iß, welcher einmal am rechten Orte auch das Tiefste und Geheimste ergießt, woran sein ganzes Selbstbewußtsein hängt« 27. Da er die Himmel [ihrer ganzen Höhe nach] bereitete [genauer: aufstellteL war ich daselbst; da er die Tiefe [der den Erdball um- gürtenden MeeresflUtheUJ mit seinem Ziel [besser: mit dem Himmelgewölbd verfassete fkreisrund umspannte, daß es eine Scheidewand bilde zwischen den oberen und unteren Wassern J. Mos. l, 6; Hiob 26, 10]; 28. Da er [ferner] die Wolken droben [die oberen Wasser] festete sfest und dicht verschloß, daß ihre Schläuche nicht mehr zerreißen und den Erd- kreis wiederum mit Wasser bedecken konnten Hiob 26, 8; 38, 37], da er [ebenso] festigte die Brun- nen der Tiefe [die unteren Wasser oder die Quellen der Meeresfluth Hiob 38, II, daß sie nicht wieder zu viel der unterirdischen brausenden Gewässer durchließen und so das Chaos wiederkehrte I. Mos. 7, 11; 8, 2]; 29. Da er dem Meer [am Anfang l. Mos. I« 9. 10] das Ziel [seine Grenze fest-] feste, nnd den Wassern [desselben], daß sie iticht übergehen [dürfen] seinen Befehl [sondern stets einhalten müssen die Grenze zwischen Festland und Meer Pf. 104, 9; Hiob 38, 8—11; überhaupt] da er den Grund der Erde legte [die Elemente, die alles andere tragen, ordnete]; 30. Da war ich [die himmlische Urweisheit] der [kunstfertige] Werkmeister« bei ihm [der allem Geschafsenen Gestalt und Schönheit verlieh, Zweck und Ordnung anwies Weish 7, 21]; und hatte meine Lust lselige Freude nnd inniges Wohlgefallen] täglich [an allem Geschassenen 1.Mos. I, 10. 12. Sprüche s, 25 — se. 9, 1-5. 18. 31], nnd spielte [in solcher Freude und Wonne] vor ihm allezeitz «) Die Weisheit ist also nicht blos die Eigenschaft in Gott, kraft welcher er die Weltordnnng hervorgebracht hat, sondern sie ist auch der aus Gott hervorgegangenq schöpferisch und ordnend wirkende Weltgcdanke selbst, aus dem alles Maß und Gesetz in der Natur stammt. (Oehler.) 31. Und ·[insonderheit] spielte sich in Wonne und Freude an der Herrlichkeit der mannigfaltigen, wohlgelungenen Schöpfungen Gottes] auf seinem Erdboden, nnd meine [höchste] Lust [war von Anfang und] ist [immerdar] bei den [nach Gottes Ebenbild erschassenen] Menschenkindern Es ist, als ob die Weisheit gerade auf dieses ge- drängte Ende das Schönste und Göttlichste zu sagen auf- gespart hätte: was ist wahrer und was zugleich erhabenen und herrlicher zu denken, als daß es dieselbe zarte, feine Weisheit ist, welche vor aller Welt schon da war und mit Gott wie sein liebstes Kind kiinftlerisch die Welt selbst mit schaffen half, und welche nun entsprechend ewig an dieser von ihr miterschaffenen Welt, vor allem aber an den Menschen, gerne ihre heitere Freude und wie ihr Vergnügen findet. (Ewald.) Das Spielen der Weisheit, woran der HErr seine Lust sieht, und ihr Spielen auf Erden, wobei sie unter den Menschen ihre Freude hat, deutet hin auf den fröhlich kindlichen Sinn der Liebe, der bei der Schöpfung gewaltet hat, und auf das ver- trauliche Verhältnis in welches die Kinder der Weisheit auf Erden (Matth.11,19) zu ihr, der göttlichen Weis- heit selbst treten (Spr.10, 23). Auch ist in dieser Stelle der hellste weissagende Schimmer von neutestam. Lichte; Gottes ewige Weisheit tritt aus ihm heraus, daß er an ihrem Thun sich ergötze; sein ewiges Wesen schaut zu seiner Seligkeit der Vater in dem Sohne. Und es ist die mit der Weisheit innigst verbundene Liebe, in welcher der Vater die Welt geschaffen hat, zu seiner und seiner Geschöpfe Seligkeit. (v. Gerlach.) Das Spielen der Weis- heit vor dem Angesicht des Vaters offenbart sich insonder- heit in der wunderbaren Erhaltung, Regierun und Führung der Werke Gottes in dem großen Weltge äude, , da alles in der schönsten Ordnung erhalten, alles recht wunderbarlich regieret und geführet wird, daß der ganze Schauplatz der gegenwärtigen Welt wohl ein Lustspiel der göttlichen Majesttit und Herrlichkeit könnte genannt werden. Nicht weniger offenbart sich solches im Reich der Gnaden. (Lange.) 32. [Wenn ihr denn aus dem soeben V. 22 ——31 Gesagten erkannt habt, welch rein göttlichen Ursprungs ich bin, wie ich allen Kreaturen Gestalt und Wesen gegeben und also auch-wohl vermag, die euch in V. 12——2l augepriesenen herrlichen Gaben mitziitheilenJ So gehorchet mir nun, meine Kinder. Wohl denen, die meine [von mir ihnen empfohlenen] Wege behalten [und alles ungöttliche Wesen und die weltlichen Lüste fliehen und hassen Tit. 2, 12]. 33. Hdrct [und nehmet vor allem an] die Zncht [die euch die Sünde und Thorheit eures Herzens zeiget] , nnd werdet [dadurch] weise, nnd laßt sie fweil sie euch Schmerzen bereitet] nicht fahren [V. 10]. 34. Wohl dein Menschen, der mir gehorchen 15. Rede: Das Gastmahl der himmlischen Weisheit. 463 Ho] daß er wache an meiner Thiir sdes in Kap. 9 beschriebenen Hauses] tciglich, daß er smit Sehn- sucht] warte an den Pfosten meiner Thier sum, so- bald ich mich den Menschen zeige, meiner theilhaftig zu werden Kap. 7, 8; I. Kön. 10, 8; Luk. ro, 23]. 35. Wer mich findet sund sich mir ergiebt], der findet das sgeistliche und ewige] Leben, und wird [Gnade und] Wohlgefallen vom HErrn bekommen. 36. Wer aber smich verachtet und dadurch] an mir sündigeh der verletzt seine Seele sund be- raubt sie ihres ewigen Heiles] Alle, die« mich swie der Ehebrecher Kaps 7, 211 hassen, lieben sscheinbar das Leben, dessen Lnst und Freude sie durch Veråchtung meiner Person und Gaben ge- nießen wollen, in der Wahrheit aber] den sgeistlichen und ewigen] Tod sder ihr Lohn sein wird Kap.7, 273 Joh. 16, 9]. »Komm doch, du gebenedeiete Kraft des Höchsten mit deiner ztichtigenden Gnade mächtig in uns! Sei unser Leitstern und die Ruthe unserer so hochnöthigen Znchtl Sei du unsere Führerin und Treiberim die uns zugleich alle Kraft und Freudigkeit zum Gehorsam giebet als des Vaters reiner Ausfluß und das Leben deiner Unter- gebenen.« Das 9. Kapitel. Von der Weisheit sreundliohen Einladung. XV. so. 1—13. In der 15. und letzten Sprnchredtz mit welcher die ganze große Einleitung zum eigentlichen Sornchlmcts abschließt, soll noch. einmal, durch Zusam- menfassung aller früher vorgekommenen Ginladungen der himmlischen Weisheit zu einem Gesammtbildg die itnermädliclse Menschenfreundlichkeit dieser Weisheit, mit welcher ne die Seelen sucht und einlädk euergisch her— vol-gehoben, daneben aber auch die ilierführungslcunsl der Goltlosiglteit dargestellt werden. Wie im vorigen Eins» so wird anch in diesem die göttliche Weisheit, die ihre lkust hat an den sklenschenliinderm personisirirt und tritt als Weib von snchender Liebe der Thorheih dem Weibe der illerfiihrnng, scharf gegenüber. Seide richten ein Mahl her von ebenso großer Aehnlichkeit wie versetzte— denheit nnd laden dazu die Einfältigem d. h. die große · Masse der tlnbeltehrieu nud Weltliindey ein; jene, um ihnen Leben und Seligkeit, diese, mn ihnen die Lust des Fleisches nnd damit den Tod zu geben. So zerfällt diese Gleichnißrrdg die den ganz ähnlicher: Gleiehnißreden des tljtlirrn Jesumom großen Abendmahl nnd non der ljochzeit des Königssohnes zu Grunde liegt, von selbst in zwei Theile: das Gasimahl und die Einladung der Weisheit (io. 1—12) und das Gastmahl nnd die Einla- dung der Thorhett (io. 13—18). I. Die [himmlische] Weisheit swelche eben in Kap. 8 gesprochen hat K. 8, 3 Anm.] baUete sum die Wahrheit ihrer Verheißungen zu erweisen] ihr Haus [nnd zwar ein heiliger» prächtiges Tempel- band, die im alten Bunde bereits angelegte, im neuen schön und herrlich verwirklichte Kirche 1. Tim. Z, 15; Hebn Z, 6], und hieb szu demselben ihre] sieben Sanlen [aus]. Zunächst sollen die sieben Säulen das Haus der Weisheit als ein heiliges nnd prachtvolles schildern; denn die Siebenzahl ist anch hier eine heilige, zusammen- gesetzt aus der göttlichen Zahl 3 nnd der Weltzahl 4, die Zahl des Bundes Gottes mit den Menschen (l. Mof. 35, 26 Anm.). Da nun dem heil. Geiste, als dem, welcher den Bund zwischen Gott und den Menschen her- stellt, die Siebenzahl vorzugsweise eigen ist, nnd seiner mannigfaltigen Kräfte und Gaben 7 gezählt werden« (Ies. 1l, 1; Offb. 4, 5; 5, 6), so liegt es auch hier nicht fern, anzunehmen, daß das heilige Tempelhaus der Weisheit Gottes als solches, in welchem die man- nigfaltigen Gaben des Geistes Gottes walten, dargestellt werden soll. —- Mau könnte vielleicht unter dem auf sieben Säulen ruhenden Hause der Weisheit auch die ganze Welt, welche in 7 Abschnitten durch sie fertig ge- macht ward und nun ein Spiegel der göttlichen Weis- heit ist, verstehen. »2. [Sie] Schlachtete ihr Vieh, und trug ihren Wem auf [genauer: mischte ihren Wein mit GewürzL und bereitete ihren Tisch szu einem großen Gastmahl, zu einer heiligen Opsermahlzeit Matth. 22, 4; Luk. 14, 16], Z. Und sandte ihre Dirnen [oder Dienerinnen Esth. 2, 4 Blum» nämlich die Propheten, Apostel, Hirten und Lehrer Matth 22, 3. 4; Luk. 14, 17] aus, [Gäste] zu laden szu ihrem großen Gastmahl,] oben auf die Palaste [besser: anf den Höhen] der Stadt [wo recht viele Menschen dieselben sehen und deren Stimme vernehmen konnten]: 4. Wer albern« [Kap. 1, 22 Auen] ist [ries sie durch den Mund ihrer Dirnen in die Masse der Weltkinden der des göttlichen Heiles zwar Be: dürftigen, aber noch nicht Theilhaftigem hinein], der mache sich [von seinem falschen Wege] hierher. Und zum Narren [dem aus Unverstand die gottliche Wahrheit und die Zucht Fliehenden] sprach sie sdurch ihre Dirnen]: » 5. Kommt, ses ist alles bereit] zehret von meinem Brod, und trmlet des Wetnsstsp den ich schenke [ich will eure Seelen erquicken und mit ewiger Freude erfüllen]; «) Es ist sehr sinnig und passeud, daß die Einladung der Weisheit nnd der Thorheit (V.16) an dieselben, die Einfältigen und die Narren, ergehet. Es sind eben alle diejenigen gemeint, welche noch unentschieden, halb im Schlaf, den Weg des Lebens wandeln, welche entweder aus Unerfahrenheit sowohl in der Süßigkeit der himm- lischen Weisheit und ihren reichen Segnnngen, als anch in den verderbenbringenden Lüsten nud Lastern der Welt, oder aber aus Geistesbeschriiukheit und Unverstand bisher die Weisheit gemieden haben. Die Einladung ergehet an sie von beiden, der Weisheit und der Thorheit, mit denselben Anfangs-Worten. Darin liegt die Wahrheit, daß die bundbrüchige Weisheit der Welt flir ihre fal- schen Lehren und gottlosen Interessen meist dieselben edlen Worte gebraucht, wie die Kinder Gottes, aber so, daß sie dieselben vorher ihres wahren Inhalts enlleert und zu Redensarten oder Phrasen gemacht hat, die das Gegentheil von dem, was sie ei entlich und ursprüng- lich bedeuten, bezeichnen sollen. s ist eine ganz beson- dere List des Satans, des Vaters der verbuhlteu Welt- weisheit, seine Beute mit denselben Worten zu köderry womit die himmlische Weisheit zu sich einliidr. — Auch 464 Sprüche 9 , 6 ——18. das ist absichtlich, daß die Weisheit nicht, wie die ehe- brecherische Thorheit, selbst— hinausläufh um ihre Lieb- haber von der Gasse aufzulesen; ihrer Majestät ebührt es, daß sie sich aufsuchen läßt in ihrem Palast, a er ihre Diener, die Zionswächter stellt sie auf di( Zinnen und Höhen, zu predigen das angenehme Jahr» des HErrm Und wenn deren Worte auch nachgeäfft werden von der Weisheit der Gasse, so zeigt sich doch der himmelweite Unterschied »sehr bald in beider Worten. «) Die Gegenstände des Gastmahls der-Weisheit sind Fleisch, Brod und Wein, was alles zu einer reichen Mahlzeit gehört. Die Himmelsgaben, die darunter ge- meint sind, hat die Weisheit schon oft, zuletzt in Kap. 8, ·12—21,z;en·cinnt. ihre Gaben sind im· Evan- gelium von hristo vereinigt. Man kann daher in jenen drei Gegenständen der Mahlzeit die fühnende szumal da Opferpfleisch gemeint ist), erfreuende uud ernährende Kraft des Evangeliums erblicken; und es ist wohl auch nicht zufällig, daß der HErr für sein hl. Sakrament, in wel- chem er fich selbst und in sich alle Schätze der Weisheit mittheilt, ebeufallssBrod und Wein gewählt hat. is. »Verlasset das alberne Wesen [wie ihr es bisher auf euren Wegen selbstgezeigt und bei allen Anderen, die mit euch lebten, gesehen-habt], so werdet ihr fdurch meine Freundschaft auf Erden glücklich und ewig selig] leben; Und gehet lvon nun an] aus dem Wege des [hi«mmlischen] Ver- standes [den ich euch gebe]. 7. [Euch, die Einfältigen und die Narren, lade ich nur ein; aber mit den verstockten Spöttern und Ruchlofen Kap. -1, 22 Anm. will ich nichts zu thun haben; denn] Wer den Spötter züchtiget [und mit der Zucht und Strafe um der Sünde willen muß ich doch allezeit meine Belehrung be- ginneu], der muß ssich gefallen lassen, von ihm, der durch sie bitter und zornig wird] Schande auf sich [in] nehmen, und werden Gottlosen [der schon gänzlich von der gottlosen Thorheit der Welt ge- wonnen ist, mit dem Gefetze Gottes] straft, der muß lwird gewißlich von ihm] gehöhnet- lgehaßt und verfolgt] werden [Maith. 7, 6]. sz 8. [Darum] Strafe lwer immer die Weisheit lieb hat] den Spötter nicht [in der Hoffnung, ihn zu sich herüber szu ziehen], · er hasset dich [sonst]; strase [viel lieber] den Weisen [wenn er sich aus Schwachheit übereilet], der wird dich ldafür um so mehr] lieben. 9. Gieb dem Weisen [durch Vorwurf und weitere Belehrung von deiner Weisheit] , so wird er noch weiser werden [denn je demüthiger und niedriger einer in seinen eigenen Augen ist, desto weiser ist »er]; lehre den Gerechten [den von Gott Begnadigtem der auf rechter« Straße wandelt], so wird er in der [himmlischen] Lehre zunehmen» [Kiip. l, 5]. 10. [Etwas Scheu vor der Sünde-und Sehn: sucht nach der Wahrheit muß in dem Herzen sein, wenn meine Predigt angenommen — werden soll; denn] Der Weisheit Anfang ist des HErrn Furcht sdie die Sünde erkennet und die Strafe annimmt Kap. 1, 7; 8, 13; Hiob 28, 28]; und der Verstand lehret, was heilig ist srichtigerx und Erkenntniß des Allheiligen, dein kein gottlos Wesen gefällt, das ist wahrhaft Verstand] 11. [Wer aber ans meinen Ruf höret und meine Zucht annimmt, der. soll die Fülle meiner» Segnungeii, von denen ich schon so oft geredet, auf die ich darum jetzt nur kurz hindeuten will, von mir empfangen] Denn durch iuich wird [unter vielen anderen Gaben] deiner Tage viel [Am. 5, 12 Anm.] werden, nnd werden dir der Jahre des Lebens tnehr sfa dereinstmals unzählige] werden [Kap. 2, 21 f.; Z, 2 Anm.]. 12. [Doch dränge ich niemandem meine Güter auf nnd zwinge niemand, die Weisheit an- zunehmen; denn] Bist dn weise, so bist du dir sselbst zum Nutzen] weise; bist [oder bleibst] du ein Spötter [der mich und meine Jiinger hasset und dem Verderben entgegenwandelt], so tvirst"dtt· es [den Schaden, den nothwendigen Lohn des ewigen Todes] allein tragen sHiob 22, 2 f.; 35, e. 7; Gut. 6, 5]. Eitel Gottesworte find’s, die den Inhalt des ein- ladenden Zeugnisses der himmlischen Weisheit bilden, Worte, die zum Theil buchstäblich genau mit den hold- seligen· Segens- und Liebesrufen übereinstimmen, womit des Menschen Sohn einst die Sünder zur Buße rief ivgr z. V. V.5 mit Ich. e, 35; V. 7 u. 8 mit March. 7, e; V. 9 mit Matth.13,12: V. s, 11u.12 mit Markt. U, 28—30. (Zöckler.) 13. Es ist sEs giebt] aber [auch] ein thdricht wild Weib [ein Weib von gottloser Thorheit, die von ehebrecherischer Brunst stets erregt ist Kap. 7, 11], voll Schwåszens [richtiger: nämlich die Unver- nunft], und [diefelbe] weiß nichts [weder, wer. Gott der HErr sei, noch auch wie ein Mensch zu ihm siehe und zu ihm gelangen köiine]; Die Unoernunft oder Gottlosigkeit, das Widerspiel der himmlischen Weisheit, wird hier mit deutlicher Be- ziehung auf die in Kap. 7 geschilderte Ehebrecherin eben- falls als Weib personifieirt, in welchem gleichsam alle widergöttlichen Kräfte und Bestrebungen vereinigt sind. Wie nun auch sonst in der hl. Schrift der Abfall von Gott als Ehebruch bezeichnet wird (Hos. 1, 2 Anni.), so wird hier dies Weib der vollendeten Bosheit auch als eine unruhig hin und her laufende, stets auf Beute lauernde, mit Schmeiihelreden verlockende Ehebrecherin geschildert. Jakobus nennt sie Kap. s, 15 dieWeisheit von unten, die irdisch, menschlich, teuflisch sei. Diese Weisheit der Welt führt ja den Menschen, nachdem sie ihn gegen diegöttliche Offenbarungsweisheit gleichgiltig oder auch feindselig gestimmt und zu den überwundenen Jrrthümern und falfchen Lehren heidnischer Weltweisen zurückgebracht hat, vor allem zum Genuß der Luft und Freude des Fleisches, der Sinne, um ihn von da in den ewigen Tod hinunter zu stürzen. (Vål. die tieffinnige, ächt christliche deutsche, Sage von Furt, «) Sie rithmet sich großer Wissenschaft, ja inacht den Anspruch des al- leinigen Besitzes des Wissens, aber in der That weiß sie gar nichts, all ihr Wissen ist eitel Sicherheit, weil es nicht zur Quelle aller wahren Erkenntntß hinführt, son- Das Gastmahl der Thorheit 465 dern geflissentlich sich davon entfernt. Was sie aber an Wahrheit hat, das hat sie, obwohl sie behauptet, aus sich selbst geschöpft zu haben, von der himmlischen Weis- heit entwendet. Ja, diese Weisheit macht endlich den gienfchen auch dumm in der Beurtheiliing weltlicher inge. 14. Die sitzt lnicht wie die himmlische Weis- heit in ihrem Palaste, ihren Dienerinnen die Ein: ladung der Gäste überlassend, sondern wie eine rechte Hure] m der Thnr ihres [gemeineiiHuren-] Hauses [selbst auf den Fang der Vorübergehenden lauernd; dann aber auch wieder, unruhig hin- und herlanfend] auf dem Stuhl sden sie außerhalb der Stadt im Freien aiifgeschlagen], oben in [auf den Höhen] der Stadt [wo sie von möglichst Vielen in ihrem aufsallenden und reizenden Huren- schinnck Kap. 7, 10 gesehen und gehört wird mit ihren schamlosen und listigen Lockreden], 15. ·Zu laden alle, die sarglosj vorübergehem und richtig auf ihrem Wege wandeln sohne daran zu denken, auf die krummen Abwege der Buhlerin abbiegen zu wollen]. » An denselben Orten, wo die Thorheit ihren Sessel aufstellt, erscheinen auch die Dienerinnen der himmlischen Weisheit, um Jlinger zu werben. Damit soll darauf hingewiesen werden, daß beide, die Weisheit von oben und die bnhlerische Weisheit, überall zu finden sind, ja daß fich ihre Stimmen wohl oftmals in der Welt ver- schlingen und verwischen, wodurch die Gefahr der See- len desto größer wird. Mit den arglos ihren Weg dahin Wandelnden sind die ,,Einfältigen« gemeint, die noch unentfchiedenen Seelen, die weder in der Tugend noch im Lasterbis jetzt Starken, aber für beide noch zu Ge- winnenden, diejenigen, welche müssig am Markte des Lebens stehen und wohl gar meinen, es habe sie bis um die elfte Stunde niemand dingeu wollen, aber plötzlich aus ihrem müssigen Traumleben aufwachend, ohne Wider- streben dem Rufe der ewigen Weisheit folgen und in den Weinberg des HErrn gehen. " 16. Wer ist albern [oder einfältig V. 4 Anm.; Kap. 1, 22 Anm., spricht sie], der mache sich hier- her sum von mir zu lerneii, wie man das Leben recht genießt], und zum Narren fder ihr s on mehr zugethan ist] spricht sie: 17. Die verstohlenen [genauer: gestohlenen und darum heimlich genossenenf Wasser siud süße, und das verborgene [mit Unrecht erworbene, ver: botene] Brod ist niedlich [schmeckt um so besser]. Mit frecher Unverhohlenheit stellt die buhlerische Weis- heit, den bekannten Satz: Nitimur in vetitu1n, semper cupimus quae negata als preiswürdigen Grundsatz, dem man nachzuleben habe, hin, wie die Schlange, die Mutter derselben, zu Eva sagte: »Ihr werdet mit nichten des Todes sterben, vielmehr ist Gott neidisch auf euch und mißgönnet euch eine höhere Erkeuntniß, das wahre Wissen; er weiß, welches Tages ihr davon esset, werden eure Augen aufgethan nnd werdet sein wie Gott» Ebenso proclamirte Schiller (in seinen philosophischeii Schriften), der Sündenfall sei die erste Stufe zur wahren Bildung, zu höherem Wissen und daher nothwendig gewesen, und die heutige Philosophie stellt gleichfalls den Zweifel an aller positiven Wahrheit als den Anfang des wahren Wissens hin. — Selbst Wasser wird dem sinnlicheii Menschen süßer denn Wein, wenn er es einem Verbote zuwider trinken kann. Dies liegt in dem Weisheit-Z- ditnkel des abgefallenen Menschen, dessen Herz der Satan meisterlich kennet. Was wir, wenn wir es genießen müßten, wegwerfen würden, das erjagen wir, wenn es verboten ist, mit Daransetzung aller Kräfte und Gitter Leibes und der Seele. Nirgends wird dies so in Er- fahrung gebracht, als bei geschlechtlichen Sünden und bei Gegenständen des Wissens. 18. Er [der arme Einfältige, der ihre betrü- gerischen Worte anhört, ihrer Einladung folgt und in ihr Haus hineingehet] weiß aber nicht, daß da- selbst [lauter] Todte siud [die den Schrecken des ewigen Todes entgegengehen und schon jetzt bei lebendigem Leibe Bewohner der Unterwelt, Todte fmd Mattkx 8, 22; Ephes 2, 1], und ihre Gaste [obwohl in ihrem Hurenhause beim Mahle mit verbotenen Genüssen und in ihrer eigenen Meinung glückfelig, in Wahrheit doch schon] in der tiefen Hblle [denn ihr Haus isi ein Schlund der Hölle und reicht zu dieser hinab Kap. L, 18; 7, 27J. Es bildet dieser V. einen fchneidenden Gegensatz zu V.1l: die wahre Weisheit schenkt ihren Liebhabern langes, ja ewiges Leben, alles zeitliche, geiftliche und ewige Wohl- ergehen; die von der Thorheit aber versProchene Lust, Ergötzlichkeit und Vergnügen ist nicht allein nichts Reelles nnd Wesentliches, sondern sie ist auch von kurzer Dauer und endlich verursacht sie auch ihren Sclaven ein Ende mit Schreckein (Starke.) Darum beachte Sie: 7, 40! — So schließt mit einein ernsten Warnungsruf, der wohl Leib und Seele erbeben machen kann, gegenüber der süß klingenden, frivolen Sirenenstimme der Verführung (V. l7) die große Einleitung unseres Bachs, welche ebensosehr die Herrlichkeit und den Segen derhimmlischen Weisheit anpreisen als vor der Verführungskunst der falschen Weisheit warnen sollte. Diesen seinen Zweck erschöpft ckber der Abschnitt auch vollständig, indem nichts unver- sucht elassen wird, um die Weisheit so dringlich als inöglieh zu empfehlen. Während-die Güter der Weis- heit als Lohn des tapfer zu ihr Strebenden auf’s Rei- zendste wiederholt geschildert werden, erscheint von der andern Seite ebenso oft die Thorheit mit ihrer vorüber- gehenden Täufchung und ihrem dauernden Elende war- nend und fchreckendx während die Weisheit nach ihren Forderungen und Voraussetzungen, ihren Werken und Frlichtem wie sie unter Menschen fein soll, auf’s Mannig- faltigste dargestellt wird, erhebt sich die Rede auch bis zu ihrer reinen Auffassung von der göttlichen Seite nach ihrer Ewigkeit nnd alles umfassenden Macht und ladet, so den Zusammenhang zwischen menschlicher und gött- licher Weisheit zeigend, durch die Ermahnung zur menf - lichen auch zur Theilnahme an der göttlichen ein. Wä - rend endlich dadurch die Rede eine eigenthlimliche Höhe und Feierlichkeit annimmt, gewinnt sie stets wieder durch die herzliche Ansprache und Ermahnung einen anlockenden Zauber, indem das Ganze wie von einem wohlwollender: Vater an feinen Sohn gerichtet ist. So rollt der Strom der wohlwollenden Lehre ruhig dahin, nur bisweilen nach längerem Aufenthalte mächtiger wieder anfangend. (Ewald.) Das 10. Kapitel. Von der gerechtigkeit. I. V.1—32. Ver litcr beginnrnde zweite haupttheil des Buches (Kap.10,1——22,16) enthält den altsalo- moniskyen Kern der ganzen Spruchsammlunik 466 Spküchp to, 1—-i7. etwa 700 Slttenspriichtz kehren inid Grmahnnngen in Beziehung auf dle verschiedensten Verhältnisse deo iuensclss likhen Lebens, die meist aus zwei jteilen oder Gliedern (jcdes meist non sieben Wdrlern im he r. Grundtext) iuit anittheiisctiem (gegensätzlichem) parallelirmiig (2. Saul. I, 27 Anin.) bestehen. Derselbe sticht gegen die 9 Ka- pitel deo ersten Theile mit ihren 15 wohlgeordneten, innerlikh usainuienhäiigeuden Spruehreden sehr ab durch den tosen Zusammenhang nnd die oft schwer zn findenden Gründe der Jnsainmenfiigiing seiner einzelnen Elemente. Doch lässt sich auch in diesem Theil ein gewisser Plan nicht verkennen nnd größere und kleinere Gruppen non Surüchen ähnlichen Inhalte lassen sich nicht leugnen, wenn dieselben anrh oft genug non Ginzelnersem die mit dem vorhergehenden nnd Folgenden in keinem Zusam- menhang stehen, duritszogen und. Das Ganze zerfällt zunächst in zwei größere Abschnitte (Aap.10,1—15,33 u. Lan. 16,1 «—- 22, 16), deren erster den Unter« schied zwischen Frommen nnd Gottlosen und zwischen ihrem beiderseitige-n Eebenoloose darstellt. llnser Kapitel nnn vergleicht zunächst den Frommen nnd Gottlosen hinsichtlich ihrer Lebens nnd Verhaltens im Allgemeinen. diachdemin v.1 der Gegen- satz zwischen beiden in allgemeiiier Fassniig vorangestellt worden ist, wird in V. 2——7 ausgeführt, wie verschieden beide Theile in gezng auf irdische ttesctzthiimey insbe- sondere ans lteirhthum und giiten dialnen sind; sodann v.8——14 ihre verschiedene Gesinnung, wie sie sich durch Mund nnd Lippen, als Organen der Rede, mit ver— schiedeuer Wirkung auf ihr Eebenoglfcitr kundgiebt; so- · dann in V. l5——24 n. 26 der segenereiche oder ver- derbenliriugende Erfolg der Arbeit beider, sowohl für sie selbst, ale auch für Andere; endlich in v. 25 n.27——32 der verschiedene Lelceneanogang beider. I. Dies sind die Sprüche Salonio [die ihm kraft seines im Vorigen empfohlenen Umgangs mit der göttlichen Weisheit auszusprechen gegeben und hier perlenschnurartig zufammengestellt worden sind l. Kön. 4, 32]. . Ein weiser Sohn [der Gott von Herzen fürchtet, s die Lüste des Fleisches verachtet und seine Freude an Gottes Wort und Erkenntniß hat] ist seines Vaters Freude [Sir. so, 4 ff.1; aber ein thörichtet Sohn [der nichts nach Gott, Zucht - und Ehre fragt] ist feiner Mutter Gramen [Kap. 15, 20; 17, 25; 23, 15]. Obgleich beide Vershälften auf das Elternpaar gehen und der Vater nicht ohne Kummer und Gram gedacht werden soll, so ist die Theilung doch Psycholo- gifch tief. Denn der Vater hat vorzugsweise Freude an der sittlichsehrenvollen Entwicklung des Sohnes und ist doch bei der gegeniheiggen Erfahrung weniger dem Grame geöffnet, als die utter, die besonders fllr die Schande ein feines Gefühl hatund daran sterben kann. Es dient dieser Vers der ganzen nachfolgenden Samm- lung von Sprüeheiy ähnlich wie Kap.l, s» zur Einlei- tung und soll diese Rücksichtsnahme auf die Eltern den nun folgenden Ermahnnngen mehr Eingang verschaffen: errvählst du die Tugend nicht um ihres eigenen Werthes, auch nicht um deines Segens wille·n. so thust du es vielleicht um der geliebten Eltern willen. Was alle Vernunfigriinde nnd die traurigsten Erfahrungen über einen verlorenen Sohn nicht vermochten, das haben oft Mutterthränen über fein stolzes und leichtstnniges Herz vermocht. Z. "Unrecht Gut [das durch Gottlosigkeit und Ungesechtigkeit zusammengebracht worden] hilft nicht [wenn Unglück, Noth und Tod kommen, sondern wird sebenso gewinnen, wie es gewonuen]; aber Gerechtigkeit [Liebe, Treue nnd Barmherzigkeit, bewahret vor allem Uebel der Seele und] errettet vom [oorzeitigen, bösen und schuellens Tode [in endlich führ-et Gott die Seele des Gerechten aus dem Tod in’s ewige selige Leben Kap. 11, 4. II; Matth. 16, 267 Luk. l2, 20]. Z. Der HErr läßt die Seele des Gerechten [in bedrängten Zeiten] nicht Hunger leiden ssondern reichet ihm, wenn er ihn auch durch allerlei Noth priifet, doch das Nothwendige dar; drum sorge nicht, glaube nur Pf. 37, 25;" 33, 18 f.; 34, 10 f.; Hebt is, 5 f.]; er stürzt aber fund macht zu Schanden] der Gottlosen Schinderet [mit welcher« sie gierig nach Vermehrung ihres Reichthums und nach Befriedigung ihrer Lüste trachten]. Trachte du nur nach dem Reich Gottes und seiner Gerechtigkeit vor allen Dingen und halte Gott sein Wort vor, daß die Hungrigen von ihm sollen gespeiset werden, und höre nicht auf, Gott im Verborgenen darum zu bitten, fo wirft du erfahren, was du kriegen wirst. Denn es ist sein höchstes und größtes Vergnügen, wenn ihm viel solcher hungrigen Gäste zulanfen, die einen Ekel an aller vergänglichen Nahrung haben» Solche flillet er mit sich, dem ewigen Gut. (Berleb. Bib.) 4. Liissige Hand [die leichtfertig alles nur halb verrichtet] macht arm [denn Gottes Fluch ruht auf dem gottlosen Wesen, das statt durch Arbeit durch Unrecht reich werden will]; aber der Fleißigen Hand sdie in Stille und Gottesfurcht ihren Beruf aus- füllet] macht reich [denn Gottes Segen giebt ihrem Erworbenen Bestand und Dauer Kuh. 12, 24. 27; 19, 15; Jeix 48, 10]. Dem Faulert geht d’Arbeit von der Hand wie’s Pech von der Wand-Mach viel, schlaf wenig zu aller Frist, Faulheit der Laster Nahrung ist. (Sprtichw.) 5. Wer [wie die Ameise Kap. 6, 8] im Sommer [wo ihm die Gelegenheit gegeben ist] sammelt sfür die Zeiten des Darbens und der Noth], der ist klug sdenn auch das ist nicht mög- lich ohne Gottesfurcht]; lver aber in der Ernte [wo er am meisten arbeiten sollte] schläft smüssig und unthätig ist], wird zu Schaltden [genauer: ist ein schlechter Sohn, die Schande der Eltern Katz. 6, 8 Aum.]. Dies ist nichts anderes, als ein Gleirhniß, wodurch Salomo folgende goldene Lehre einschärfen will: Es giebt Ygewisse Zeitpunkte im menschlichen-Leben, wo stch dem keuschen besonders gute Gelegenheit darbieten seit! Glück nnd Fortkommen zu befördern. Wertlug ist, der nimmt solche vortheilhafte Gelegenheiten wohl in Acht und benutzt sie eifrig und thätig. Wer sie hingegen aus Nachlässigteit und Trägheit ungenutzt vorbeigehen läßt, der wird es in der Welt niemals weit bringen. Solche vortheilhafte Zkitpunkte sind z. V. die Jahre der Jugend. Da soll der ensch etwas Nützliches lernen, sich zu sei- nem zukünftigen Berufe vorbereitenzfich unter den Menschen einen guten, unbescholteneii Namen machen II. Theil: Die altsalomonischen Sprüche. und den Grund zu seinem weiteren Fortkommen legen. Auch im geistlichen Leben giebt es Sommer- und Sam- melzeitem ,,Wo du Gottes Wort reichlich hören kannst, da ist dein Sommer« is. Den smannigfaltigetq Segen [in zeitlichen und ewigen Gütern] hat [oder empfängt] das Hanvt des Gerechten [von dem HErrn auf die Wünfche derer, die ihn kennen und lieben]; aber [kein Mund öffnet sich, um den Gottlosen zu seg- nenz vielmehr] den Mund der Gottlosen sder so oft die Quelle von Lästerung, Uebermuth, Zank und Gewaltthat gewesen] wird ihr Frevel [der durch Gottes Strafgericht auf sie zurückkommt] ilberfallen [und so ausimmer zudecken und verschlie- ßen V. 11]. 7. Das Gedcichtuiß [an dasgottselige»Leben] der Gerechten bleibt snach ihrem Tode fort und fort und wirketj im Segen [fo daß seine Worte und Werke auch dann noch Gutes schassen, und man, so oft seiner gedacht wird, sich feinen Segen wünschet Pf. 112, 6; Weish 8, 13]; aber der Gottlosen Name swenn er auch in feinen Lebzeiten hoch erhoben und weit genannt war] wird sdoch sicher und rasch verschwinden, und zwar wie- ein stinkender Leichnam] verwesen sdie Luft verpesten und bei Vielen Ekel und Abscheu erregen Hiob 24,» 19 f.]. . Das Sichtbare vergeht an Beiden auf gleiche Weise; aber die ewige göttliche Kraft, die .aus dem ersteren wirkte und handelte, läßt von ihm lang dauernde, ja ewige Folgen auf Erdenszurüch während ohne solche eintoohnende Gotteskrast das Andenken des letzteren wie ein Leichnam verfault. (v. Gerlach.) 8. Wer weise von Herzen [in Gott nnd set: nem Wort gelehret und gottesfürchtig] ist, nimmt die Gebote sgerns an [und läßt sich von ihnen züchtigen und bessern]; der aber ein Narrenmanl hat sdurchsloses, oberftächliches, gottloses Geschwätz ossenbart, daß er ein hochmüthiger Thor istL wird [durch seine eigene Thorheit zu Boden] geschlagen [und stürzt endlich in’s ewige Verderben] Man beachte den wichtigen Gegensatz zwischen· dem inneren Sinne des Weisen nnd dem äußeren Worte des Thorem Von einer Gesinnung des Thoren läßt sichseigentlichnicht reden; er verräth seine Gesin- nungslosigkeit stets durch sein Geschwätz. 9. Wer Uuschuldig lebet, der sbraucht sich vor nichts zu fürcht-n und] lebet sicher; wer aber sstatt dem geraden Weg der Gebote Gottes zu folgen] verkehrt [betrügerisch, hinterlistig und unredlich] ist auf seinen Wegen, wird sstets in Furcht vor Ent- deckung seiner Bosheit sein, endlich aber sich doch nicht mehr verbergen« können, sondern auch vor den - Menschem sicher aber vor dem Richterstnhl des all- sehenden Gottes] offenbar werden. Auch folgender Sinn liegt dem Wort zu Grunde: Wer aufrichtig und offen in der- Ausführung eines Planes zu Werke geht; gelangt sicher zum Ziele, der Hinterlistige nnd Versteckte aber verräth sich doch und verfehlt dann gerade sein Ziel. 467 10. Wer saus innerer Falschheit oder Schaden- freude einem Anderen] mit Augen winket swährend er mit jemandem freundlich redet], wird Mühe [Verdruß und Kummer] anrichten [Kap. s, 13]; nnd der ein Narrenmanl hat [mit losem Maule geradezu beleidigth wird geschlagen sstürzt sich selbst in’s. Verderben V. 8]. 1l. Des Gerechten Mund ist ein lebendiger Brunn sdaraus Worte des Lebens hervorkommen, die« den Zuhörer lieblich berühren, erfrischen, erqui- cken, stärkely lebendig machen und Gnade geben Joh. 7, 38]; aber den Mund der Gottlosen sder voll Unrecht und Unheil ist] wird [einst] ihr Frevel uberfallen [V. 6]. 12. Haß [im Herzen] erreget kauch bald] Hader lmit dem Wirtin-ej; aber Liebe deckt zn kvergievt und überwindet] alle Uebcrtretuugen sdes Nächsten, gleich der göttlichen Liebe Kap. 17, I; Jak.5,20; 1. Petri 4, 8; l. Cor. 13, 4]. 13. Jn den Lippen des Verständigen sder zwischen— Recht und Unrecht, Wahrheit und Lüge unterscheiden gelernt hat] findet man Weisheit; aber auf den Riicken des Narren [der sein Herz und seine Lippen der Weisheit »verschließt] gehört eine Ruthe [damit er die Folgen seiner Gottlosigkeit empfsirjidlich spüre und wenigstens in Zaum gehalten wer e . 14. Die Weisen sverbergen ihre Einsicht im« Herzen nnd] bewahren die Lehre [die sie von gött- lichen und menschlichen Dingen besitzen, auf die rechte Stunde und Gelegenheit und vergeuden sie nicht purch unzeitiges Reden und Schwatzen]; aber der Narren Mund ist [wie ein altes gebrechliches Gebäude immer] nahe dem Schrecken [wörtlich: Einsturz; denn er ist stets bereit, mit seinen thörichten Worten heranszuplatzen und dadurch sich und Anderen Verderben und Schrecken zu be- reiten]. 15. Das Gut des Reichen [das er durch Weisheit erworben hat und zu weiteren Werken der Weisheit gebraucht] ist seine feste Stadt [in die er -sich zurückziehen kann und die ihn vor »Ge- fahren in den Wechslfällen des Lebens schützt]; aber die Armen [die es durch selbstverfchuldete Thorheit sind] macht die Armuth blöde [furchtsam, weil schutzlosz denn sie gleicht einer zerfallenen Ruine, die jeder Gefahr aussetzt "Kap. les, 11; Sie. 40, 26; Pred. 7, 12]. Its. Der Gerechte braucht seines kdurch saure Arbeit erworbenen] Guts zum Leben [zu guten, vom HErrn gesegneten Werken und lo zur Erlan- gung des ewigen Lebensh aber der Gottlose braucht seines Einkommens zur sFortsetzung und Vergrö- ßerung seiner] Sünde [und damit zum Ende seines Wesens, dem ewigen Verderben] 17. Die Zucht [der Weisheit, durch welche sie 468 Sprüche 10, 18—-32. 11, 1—-7. alles ungöttliche Wesen an einem Menschen anf- deckt und straft, gerne annehmen und im Herzen be-] halten ist der Weg zum kwahrhaft glücklichen und zum ewig seligen] Leben [wer diesen Weg selbst betreten hat, kann auch Anderen ihn weisen]; wer aber die Strafe [der züchtigenden Weisheit vcrachtet oder] verläßt, der bleibt irrig [der irrt nicht nur für sich selbst in den wichtigsten Fragen des Lebens, sondern führt auch Andere irre]. 18. Falsche [den Feind verleumdende] Mäuler decken Haß [im Herzen, d. h. wo Haß im Herzen wohnt, da ist auch Lüge und Verleumdung auf der Lippe]; und wer verleumdet, der ist ein Narr [der weder Gott, noch sich selbst kennet]. Offener Feind ist besser, denn zweideutiger Freund. Feindes Mund spricht selten gut. (Sprüchw.) 19. Wo viel Worte sind [wie bei dem Narren B. s. 14], da geht es ohne Sünde ksonderlich ohne Lüge, Eitelkeit, Zank und Streit] nicht ab; wer aber seine Lippen [verschlossen] heilt kdaß sie das Herz nicht entleeren dürfen von Gottes Furcht und Erkenntniß und nur Gutes und Wahres reden], ist wahrhaftig] klug [denn er bleibt bewahret vor vielen Sünden und erhält sich aus dem Wege des Lebens 1. Petri s, 10; Pred. 5, 1 f.]. 20. Des Gerechten Zunge ist köstlich Silber sdenn sie spricht nur selten, nur Gediegenes, aus Gottes Wort und der Erfahrung Bestätigtes und aus einem in der Wahrheit stehenden Herzen Ge- flossenes]; aber der Gottlosen Herz [oder Gesinnung, woraus die Gedanken und Worte kommen Matth. 15, is] ist nichts [eine Niete, leer von allem, was wahren Werth hat, wie viel mehr noch die Worte desselben]. 21. Des Gerechten Lippen weiden währen, erquicken] viele [mit heilsamen Lehren der Gott- seligkeit Und führen sie so zum ewigen Leben Pred. 12, 11; Hes. 34, 2 ff.; Apostg. 20, 28]; aber die [gegen die himmlische Weisheit verstockten] Narren [sind nicht nur unfähig, Anderen Lehrer der Wahrheit und Wegweiser zum Leben zu sein, son- dern sind selbst Kinder des Todes und] werden ihrer Thorheit [ihrer Feindschaft gegen die Wahrheit] sterben [und so ihr zeitliches und ewiges Glück ver- lieren]. 22. Der Segen des HErrn macht reich ohne [daß] Mühe [und ängstliche Sorge des Menschen zu ihm noch etwas hinzufügen kann Pf. 127, 2]. Gott bescheert, Gott beriith. (Luther.)—Darin liegt: J] was alle Anstrengung nicht erwirbt, giebt Gottes Segen; 2) der so erworbene Reiehthum ist ohne jedes bittere Gefühl, während das ohne und wider des HErrn Willen erworbene Gut voll Unruhe und Gewissensdruck ist; 3) er, der Segen, gilt alles inlallem und macht allein den Menschen reich, nicht das Gut. 23. Der fgottlosej Narr treibt Muthwillen [führt irgend ein böses Stück gegen den Nächsten aus] und hats noch dazu seinen Spott [es ist ihm eine Herzensfrendh wenn’s ihm gelingt]; aber der Mann ist weise, der drauf merkt [richtiger: dem Einsichtigen ist Weisheit eine Herzens- freude, der Gottselige fühlt sich am wohlsten, wenn ihn Gottes Wort recht durchleuchtetz denn je nachdem der Mensch inwendig ist, demnach hat er auch sein Vergnügen und seine Freude] 24. Was der Gottlose fals göttliche Vergel- tung seiner Thaten im Herzen und Gewissen] fitrch- let, das. wird ihm [auch gewEßlEchJ begegnen sKap. i, 27; Jes. es, 4; Hiob 3, 25; Spr.11, 27]; Und was die Gerechtcn lals Gnadenlohn in ewigen Gütern vom HErrnJ begehren, wird ihnen koon ihm, wie er oerheißen hat] gegeben lPi 37, 4]. 25. Der Gottlose ist wie ein Wetter, das [schnell am Himmel aufsteiget, schnell] übethin geht, Und [bald] nicht mehr ist [denn die Lüge und das Unrecht haben nicht Bestand noch Wesen Kap. 1, 27z Jes. 28, 18 f.]; der Gerechte aber bestehet ewiglich [wie Gott und sein heiliges Wort, worein er mit seinem Wesen eingewurzelt ist V. 30; Pf. 125, 1]. 26. Wie der Essig den Zähnen, und der Rauch den Angen thut, so thut der Faule denen, die ihn [mit irgend einem Auftrag an ihrer Statt] senden [er raubt ihnen Macht und Ansehen Kap. S, 6ff.; 12, 27; 19, 24z 22, is] Luther’s Randglossex Wo lose Herren und Amtleute sind, da sehen die Augen nicht und beißen die Zähne nicht, d. h. es gehet Zucht und Strafe unter. 27. Die Furcht des HErrn mehret die Tage sdes irdischen Lebens und giebt ewiges Leben Kap. 3- 2 Arm; 9- 11; 14- 27]; aber die Jahre der Gottlosen werden [als Strafe für ihr um die Ewig- keit unbesorgtes Leben] verkürzt. Wer Gott fürchtet, der thut’s, weil er aus Gottes Worte lebt, darin hat er aber alle Lebens-fülle, daß er an Einem Tage durch Gottes Wort tausend Jahre ab- leben kann. Daß die Beschäftigung mit Gottes Wort auch dem Leibe zuträglich ist, kann niemand bestreiten, ist aber nur ein Abglanz von jenem eben Gesagten. Des Bösen Jahre aber verkürzt der sich immer, wenn er auch tausend Jahre lebte, denn er lebt immer nur fllr die Gegenwart und sorgt um die Zukunft, aus der Vergangenheit hat er aber keine Frucht; und mer«-s lei- denschaftlich treibt, richtet auch seinen Leib zur Ver- wesung zu. (Diedrich.) « 28. Das Warten der Gerechten [ist in dem lebendigen Gott gegründet und] wird lsich deshalb auch erfüllen und selige] Freude werden; aber der Gottlosen Hoffnung sdie auf Nichtiges und Ver- gängliches gerichtet ist] wird verloren sein [V. 24z Jes. es, 4; Hioh 8, 13; Pf. 112, 10]. 29. Der Weg [das gerechte und gnädige Walten] des HErrn sin der Welt] ist des Frommen [der in Unschuld und Gerechtigkeit seinen Weg wandelt] Trok [und Zuversicht in allen Nöthen des Lebens, die ihm doch alle zum Besten dienen müssenjz aber die Uebelthiiter sind [allezeit] blöde Das Leben der Gerechten und Gottlofen im Allgemeinem 469 [verzagt und voll Furcht vor den ihnen drohenden Strafgerichteu Gottes Kap. II, 6]. «30. Der Gerechte sder in der Gnade Gottes feststeht] wird [auf dem Wege des Lebens durch Trübsal] nimmermehr umgestoßenz aber die Gott- tosen werden nicht im Lande [der Verheißung das der HErr nur den Seinen gegeben] bleiben ssondern dereinst aus der Gemeinde ausgerottet werden und an ihren Ort kommen Pf. 37, 29]. 31. Der Mund des Gerechten bringt fgleich einem fruchtbaren Baum, der von gutem Safte genährt, immer von neuem Zweige, Blüthen und Früchte treibt] Weisheit [hervor]; aber das Maul der Berkehrten lvird sgleich einem ungesunden oder verdorrten Baum] ausgerottet [Matth. 3 , 10; 7, 19]. 32. Die Lippen der Gerechten lehren heilsam Ding [was nützlich ist zur Besserung und vor Gott und Menschen holdselig ist zu hören; damit sind sie vertraut, davon reden sie gerne Eph 4, 29]; aber der Goitlosen Mund ist sdurch und durch] verkehrt [er kann nichts hervorbringen , als was verkehrt, gottlos, unwahr und betrüglich ist und auch Andere in Lüste und Jrrthum stürzt; damit allein ist er vertraut Pf. 10, 7]. Das 11. Kapitel. ckernere Lehre von der gerechtigkeit, deren Nutzen und Hindernisse. II. v. 1—-3l. Mit diesem vorliegenden E. Abschnitt lie- ginnt die Vergleichung zwischen den guten Folgen der Frömmigkeit und den dlathtlieilrti und Strafen der Gott— lofcgliein welche bis zum Schluß des ersten Hauptan- schnitts Man. 15, 33) reicht. In unserem War. wird diese Vergleichung zunächst in Bezug ans gerechtes nnd ungerechtes, liebevolles und lieblofes verhalten gegen den nächsten ausgeführt, nnd zwar sprechen v.1—11 davon, welchen Werth gerechtes verhalten gegen den nächsten, welchen Uns-gen dagegen Ungerechtigkeit habe; v.12—15: gegen Schwatzhaftigleein verleumdiingssnchtz dlnlrlngheit im itatheu nnd leichtfertigcs stiegen; v.16—23 handeln meist vom Segen der Gerechtigkeit und vorn verdienten Gericht der Gottlosigkeilz V. 24—26 wider Geiz, Hart— herztglieit und Wucher; endlich its. 27—31 ebenfalls vom Gegensatz zwischen Gerechten und ilngcrechten nnd ihrem lieiderseitigen irdischen Lohn. 1. Falsche Wage [ebenso anch falsch Gewrchh Maß, Geld im Handel und Wandel, ungerechter Urtheilssprnch vor Gericht und im täglichen Leben] ift dem HErrn ein Greuel [Kap.· 16,»1·1; 20,1·0; h. Mos 25, 13—16]; aber em vollcg Gewicht [oder Maß] ist sein Wohlgefallen [und fein Segen wird ihm nicht fehlen 3. Mos 19, 35 f.]. Gewichte und Wage sind richterliche Anordnungen des HErrn, und sein Werk ist je licher Gewichtsstein Aber anch Ehebtindnisse, politische emeinschasten, bür- gerliche Verträge, Gerichte, Strafen u. f. w. siud Ver- anstaltungen göttlicher Weisheit und Gerechtigkeit und werden in wirksamer Weise von ihm über-wacht. (Melanchthon.) Es ist falsche Wage dem HErrn ein Greuel, l) weil ein solcher Betrug unter dem Schein der Gerechtigkeit begangen wird; Z) weil wider Mehrere und gemeiniglich gegen Arme gesiindiget wird; Z) weil er gar selten von der Obrigkeit bestraft wird; 4) weil er mit Lügen und Unwahrheit verknüpft ist; B) weil der Käufer um fein Geld kommt, da der Verkäufer es nicht wieder erstattet; 6) weil die Menschen mit dieser Sünde gleichsam spielen und sie nicht für Sünde achten wollen. (Starke.) 2. Wo Stolz [im Herzen] ist [der den Näch- sten ungerecht beurtheilt und behandelt], da ist anch [bald] Schmach [denn Hochmuth kommt vor dem Fall Kap- 16, 18; is, 12]; aber Weisheit [die vor Schmach und Schande bewahrt und Ehre verleiht] ist bei den Demüthigen [die ein von der Sünde geängstetes und zerschlagenes Herz haben und sich selbst verleugnen; sie sind die wahren Weisen Matth. 5, 2 ff.; Luk. l, 51 fs.]. 3. Unschuld [arglose Aufrichtigkeit und Offen- heit] wird die Frommen letten sdaß sie sicher geben und zu ihrem Ziele gelangen]; aber die Bosheit [die listige VerschlageUheitJ wird die Beriichter [eines treuen, redlichen Sinnes] verstören [daß sie selbst in die Grube fallen miissen, die sie mit ihrer Arglist gegraben haben Katz. 28, 18]. 4. [Geld und] Gut hilft nicht am Tage des Zorns [Gottes, wenn er unsere Sünden durch seine Strafgerichte heimsucht]; aber Gerechtigieit [die auf dem Glauben ruht und Gottes Gnade gewiß ist] errettet vom [Zorn und Gericht und also auch vom] Tode lsowohl dem frühzeitigem bösen und fchnellen leiblichen, als auch dem ewigen Tode Kap. 10, Z; Joh. 3, 36j. 5. Die Gerechtigkeit des Frommen fder fein Leben vor Gottes Angesicht unschuldig und g«ttselig führetJ macht seinen [Lebens-] Weg eben fdaß er anch durch viel Trübsal nicht strauchelt und fällt, sondern alle Dinge ihm zum Besten dienen und zur Erreichuug des ewigen Kleinods helfen müssen]; aber der Gottlose wird [in immer größere Schuld, Schmach und Schande und endlich in den ewigen Tod] fallen [gerade] durch sein gottlos Wesen sdurch welches er sich zu erheben gedachte V. 3]. 6. Die Gerechtigkeit der Frommen wird sie [wenn sie anch in noch so große Trübsal und An- fechtung gerathen, doch endlich, wie der HErr ihnen verheißenJ erretten; aber die Vercichter sder himm- lischen Weisheit und Wahrheit] werden strotz ihrer gerühmten Schlauheit wie in einem Netze] gefangen in ihrer Bosheit swörtlicly durch ihre Gier nach irdischem Gut, falscher Freiheit und Wohl: leben] 7. Wenn der gottlose Mensch stirbt, ift [seine] Hoffnung [die ja nur auf Jrdisches gerichtet war] verloren [denn er hat sein Gutes im Leben empfangen und geht nun in die Pein und Oual]; 470 Sprüche II, 8 —28. und das Hatten der Ungerethten wird zu nichte [sie müssen nun erkennen, daßihr ganzes Leben eine Täuschung war Kap. 10, 28]. 8. Der Gerechte wird kdoch endlich] aus der Noth eriöset [und dann ewiglich getröstet]; und der Gottlose [der oft die Ursache der Noth des Ge- rechten ist] kommt an seine Statt [wenn die Zeit der Vergeltung da ist 2. Thess l, 6]. I. Durch den Mund sdie schmeichlerischem verderblichen Reden] des Henchlers [z. B. bei einem Fürsten] wird [oftmals] sein [unschuldiger] Niichster Verderber; aber die Gerechten merkens [besser: haben Einsicht in die Wahrheit nnd in der Einsicht brüderliche Liebe], nnd [so] werden [sie, nämlich die durch die Ränke der Klugheit und Heuchelei Gefährdeten] erlbset. 10. Eine Stadt freuet sich, wenns den Ge- rechten wohl gehet [wenn sie zu Gütern und Ehren gclangen]; und wenn die Gottlosen umkommen, strauert niemand, sondern da] wird man froh sdenn in diesen verschiedenen Ausgängen müssen die Wien: schen Gottes gerechtes und gnädiges Walten aner- kennen undihn darüber preisen] 11. [Denn] Durch den Segen sdas segen- und heilbringende Reden und Thunl der Frommen wird eine Stadt [zu blühendem Wohlstand und Gedeihenj erhoben; aber dnrch den [lästerlichk.n, allen Frommen fsindlslkgettj Mund der Gottlosen wird sie [vom Fluche Gottes getroffen und endlich von den Feinden] zerbrochen. ,«,Eine durch die Gefchichte fattfam bestätigte Wahr- heit, daß der sittliche Geist eines Volks die festeste Schntz- mauer wider seine Feinde ist«« (Kap. Es, IS; 14, 34.) 12. Wer seinen Nächsten [durch ein leichtfer- tiges, erniedrigendes Urtheil über ihn] schtindet svor den Leuten in Schande bringt], ist ein Narr [ohne Gottesfurcht und Erkenntnisz Kap. 14, 21; is, 13]; aber ein verständiger lder Weisheit ergebener] Mann stillet es [genauer: schweiget und hält sein Urtheil, auch wenn es fertig ist, im Herzen zurück aus Furcht zu sündigen]. 13. EinVerleumder seiner, der bei den Leuten umhergehh um über Andere zu schtvatzen] verrtith [auchJ- was er heimlich sim Vertrauen von ihnen] weiß; aber wer eines getreuen Herzens ist, verbirgt dasselbe [was ihm anvertraut worden ist s. Mos 19, is; Sie. 27, I6]. Wer viel schwatzt, lügt viel. — Wohl fchweigen ist— eine größere Kunst als wohl reden. — Mit Schweigen verantwortet man viel. lSprlicheJ Was drei wissen, erfahren bald dreißig. — Dein Geheimnis; ist dein Ge- fangener, wenn· du es bewachst; du aber bist ein Ge- fangenen wenn. es offenbar wird. (Arab. Sprüche.) Der alte Römer Cäcilius Metellus antwortete einem jungen Obersten, der ihn um seinen Kriegsplan befragte: »Wenn ich glaubte, daß mein Hemde darum wüßte, so würd’ ich es sofort ausziehen und in’s Feuer werfen« —— Manche Zunge müßte kürzer sein, ftünd’ es in dem Willen mein. (Freidank.)" « "14. Wo nicht Rath [einsichtsvolle Leitung] ist, da gehet das. Volk strotz allerfonstigen Mittel der Macht] unter; wo aber viel sgottesfürchtige, von der Weisheit erleuchtete] Rathgeber sind, da gehet es wohl zu [Kav. 15, 22; 24, ej. In der Welt gilt: «—- So viel Köpfe, so viel Sinne. — Wer viel fragt, wird viel besch1eden.·— Viel Rath ist Unrath -; aber wo die Herzen in Gott und seinem heil. Wort gewnrzelt sind , da denken, reden und rathen sie alle dasselbe, da- her: je mehr folcher Beratherz desto besser. 15. Wer lin eilfertiger, leichtgläubiger Weise] für einen andern [wörtIich: für einen Fremden] Bürge wird, der wird sgroßenl Schaden haben [Kap. 6, 1 ff. Anm.]; wer sich aber vor Geloben seiner Bürgschast durch Handschlag] hütet sund nicht jedem leicht traut] , ist sicher svor mancher Schande und Unglück] 16. Ein holdselig Weib ldas nicht blos schbu von Angesicht, sondern auch von Gott begnadigt und der Weisheit ergeben ist] erhält lstch mit Eifer- sucht und Entfchiedenheiq die Ehre; aber [besser: ebenso wie] die [mächtigen] Tyrannen [sich] er- halten den Reiehihnm [und sich ihn nicht entreißen lassen Kap. 29, 23.]. Die griechifche Uebersetzung hat statt dieses V. eine Erweiterung, welche folgendermaßen lautet und von vielen Anslegern für die ältere, ursprüngliche Lesart ge-. halten wird: Eine anmuthige Frau erringt Ehre; aber ein Stuhl der Schande ist, ·die Tugend haßt. Der Habe werden die Faulen ermangeln; aber die Fleißigeu erringen Reichthum 17. Ein [gegen Lenden] barmherziger Mann thut seben durch seine Liebe und Freundlichkeit gegen Andere auch] seinem [eigenen] Leibe Gutes [denn die Liebe bfriediget und beseliget das Herz und den ganzen-Menschen]; aber ein uubarmherziger betrübet [eben durch seine Lieblosigkeit gegen Andere] aneh sein [eigen] Fleisch nnd Blut [denn Haß und Grausamkeit rnachen das Herz unzufrieden und unselig, und Gottes Strafen bleiben über- ihn nicht aus]. « 18. Der Gottlosen Arbeits wird fehlen swird keinen bleibenden, ihnen selbst zu gute kommenden Gewinn bringen]; aber wer Gerechtigkeit stlet,i das [dessen Ernte] ist gewiß [dauerndes, ja ewiges] Gut [Luk. 16, 9 ff; Hieb 4, 8]. 19. Denn Gerechtigkeit [so man fest bei ihr verharret bis zum Ende] fördert zum. Leben [Heil, Rettung und Seligkeit]; aber dem Uebel« s= dem Bösen] nachjagen sbringt nicht etwa Gewinn und Freude, sondern] fördert zum Tode [zum eigenen Unglück und ewiger Verdammniß]. Es liegt also der Nachdruck hier darin, daß Fromme zwar auch fündigem aber die Gottlosen jagen dem Böfkn nach nnd machen aus dem Sündigen ein Hand- Wcc . Viele Köche versalzen den Brei« Gerechtes und ungerechtes, liebevolles und lieblofes Verhalten gegen den Nächsten 471 V) »Uebel« hieß im Mittelhchd vielfach das, was wir jetzt ,,böse« nennen; bös dagegen hieß: ,,unuütz, schädlich« Spr. 25, 20; z. B. sprach man von dem ,,ttbelen Teufel«, uicht vom bösen. ,,Wer wohl redet, sagt; reidanl, und übel thut, der hat nicht gar getreuen Mut .« ,,Weisheit überwindet Uebel« (d. i. das Böse] Dagegen gebraucht die jetzige deutsche Sprache »Uebel« meist zur Bezeichnung der Folgen des Bösen, und nur in einzelnen Ausdrücken, wie ,,Uebelthat«, der ,,böse Finger« haben sich noch die ursprünglichen Bedeutungen erhalten. Vgl. auch die 7te Bitte des V. U. Auch in unserem V. ist noch diese ältere Bedeutung von »Uebel« vorhanden. « 20. Der HErr hat Grenel an dem verkehrten [dem Lügenwesen und der Gottlosigkeit ergebenen] Herzen ldenn in ihm ist alles Licht und Wahrheit] und Wohlgefallen [das sich liebreich und helfend herabneigt] an den Frommen [die, geleitet vom Licht der himmlifchen Wahrheit, auf geradem Wege trachten nach. dem ewigen Leben Kap. 2, 21; 17, 20]. U. Den Bösen hilft fes] nichts sbeim Heran- nahen der Strafgerichte Gottes über sie], wenn sie auch alle Hände zusammen thatenr fund sich zum mächtigsten Widerstand rüiieteuz sie werden gewiß- lich nicht ungesiraft bleiben]; aber der Gerechten Same [Schaar oder Gemeinde] wird sam Tage des Zorns Gottes] errettet werden [V. 4]. V) Nach dem Grundtext scheint hier eine alte Be- theuerungsformel aus dem gewöhnlichen Leben verstanden werden zu müssen: Die Hand darauf! es bleibt da- bei —- der Böse bleibt nicht ungestraft. 22. Ein szwarj schön Weib sahn] ohne Zncht sKeuschheit und Reinheit des Herzens] ist wie eine fchmntzige und häßliche] Sau- mit einem goldenen aarband sgenauerx Nasenring Richt. 8, 24 Anm. Its; Z, 2I]. Schön und zitchtig sein — trifft selten ein. Schön- heitbrockt man nicht in die Schüssel. fSprüchwörterh So wenig dem Schweine, einem so häßlichen Thiere, der schöne Schmuck eines goldenen Ringes, noch dazu in dem Riissel,·ansteht; ebenso wenig der schönen Frau der Ausdruck eines dem Schönheitsstnne widerstreitenden Geftihls. (Umbreit.) Für ,,Zu»cht« steht im Grundtext ein Wort, das genau den Sinn für Schickliches, Gezie- mendes, den Geschmack, die unmittelbar richtige Einsicht, das, richtige Unterscheidungsvermögen für das Schöne, Wahre, Reine, Sittsame ausdrtickr. Wo ein Weib die- sen ihrem Geschlechte ureigeneu Sinn wegwirft und ver- leugnet, wenn besonders ein wie zur äußern Darstellung dieses Sinnes von der Natur mit besonderer Gunst ges . bildetes Weib über der schönen Form des Körpers den unschöneu Geist der Unsittlichteit tm frechen Anzuge oder in leidenschaftlicher Gebehrde walten läßt, da tritt eine ebenso widerliche Erscheinung ein, wie ein geputztes Schwein. Um dieses dem weiblichen Geschlecht ange- borenen Schicklichkeitssinnes willen sagt das deutsche Sprttchwortx Der beste Umgang, der da mag sein, ist ein Weib, gut, rein und fein. —- Schöne Weiber machen schöne Sitten. — Und Göthe(TorquatoTasso II, l): Willst du genau erfahren, was sich ziemt, so frage nur bei edeln Frauen an; denn ihnen ist am meisten dran Ziegen, daß alles wohl sich zieme, was geschieht. Die chuklichkeit umgiebt mit einer Mauer das zarte, leicht verletzliche Gefchlechn Wo Schicklichkeit regiert, regieren sie, und wo die Frechheit herrscht, da sind sie nichts. Und wirst du die Geschlechter beide fragen: Nach Frei- heit strebt der Mann, das Weib nach Sitte. 23. Der Gerechten Wunsch fund Hoffnung gehet nur aus Gutes] muß [oaher] doch lendlichf wohl gerathen fwenn der HErr ihnen giebt, was sie begehren]; und der Gottlosen »Hoffen [fo glän- zend sie sich ihr zukünftiges irdisches Glück ausmalen, endet doch im Zorn Gottes und] wird [also] Unglück [Kap. 10, 28]. 24. Einer theilt [die ihm Vom HErrn ver- liehenen irdischen Güter mit reichlicher Hand den Armen und Elenden] aus, und hat [doch] immer mehr. [denn vorher; denn er säet in Gerechtikkeit undleihrt dem HErrn"Ps. 112, 9]; ein anderer karget, da er nicht soll, und wird doch cirmer fdenn Gottes Fluch frißt sein Gut aufKap. 13, 7; 15,6; 28, 27]. Armen geben — armet nicht leiht, dem zahlt Gott die Zinsen. — Armen geben —- ist gewisse Einnahme. Den Armen gegeben, ist wohl gesäen (Sprüchivörter.) 25. Die Seele, die da reichlich segnet, wird [selbst durch Gottes Segen] fett [Kap. IS, 4; 28, 25; Pf. 22, so; Jes.10,16; 17, 41; und wer trunken macht sden Hungrigen und Dur- stigen reichlich labt und erquickt], der wird» [oon Gott dem -HErrn] auch trunken freichlich erquickt] werden ]Matth. 10, 42z Ja. 31, 14; Pred.1l, I; Sirx il, 11]. " Jm Geistlichen gilt dies noch in höherem Maße. 26. Wer [um höherer Preise willen] Korn inhcilt, dem stuchcn die [armen] Leute fund Gott böret ihre Klage und erfüllt ihren Fluchjz aber Segen [Mehrnng seiner irdischen und himmlischen Güter] kommt [auf der Armen Gebet von Gott] über den, so es verkauft sum der Armuth aufzu- helfen Kap. 10, 6]. 27. Wer da [irgend toelches] Gutes fdas Gott in seinem Worte befohlen hat] sucht, [der sucht Gott selbst und seine Gnade; denn Gott ist das Gute] dem tviderfcihrt sdarum auch] Gutes [er empfängt Gottes Gnade 5. Prof. 4, 29; Jer. 29,13f.; Pf. 5,-13; Jes 49, 8]; wer aber nach Unglück [genauer: nach BosemJ ringet, dem wird’s snämlich das Böse, nach dem er getrachtet," durch Gottes Gericht zur gereihten Vergeltung] begegnen [Kap. 10, 24: Am. Z, 14 ff.]. Jeder ist seines Gltickes Schmied. —- Wie sich einer schick’, also hat er Glück. (Sprüchwörter.) 28. Wer sich auf seinen Reichthum verläßt [und nicht auf Gott]j, der wird softmals schon auf Erden, gewißlich aber ewig] untergehen [gleich- wie ein welkes Blatt am Baume auch beim leisestcn Windhauch abfällt]; aber die Gerechten [deren Leben in den ewigen Gott gegründet ist] werden [unver- . Wer dem Armen. 472 welklichj grünen wie eiii Blatt [auch wenn sie ohne Reichthum sind Jes. 66, 14; Pf. 92, 13]. 29. Wer snach unrechtmäßigem Gewinn trachtet, die Seinigen schindet und plagt und so als Geizhals] fein eigen Hans betrübt sverstört und in’s Unglück bringt], der wird [mit all seinem hab- gierigen, hartherzigen Thun und Treiben doch nichts erwerben, sondern] Wind zum Erbtheil haben; nnd ein [solcher thörichten habsüchtiger] Narr muß [am Ende wohl gar noch] ein Knecht des Weisen [eines nicht geizigen, sondern wahrhaft gerechten und weisen Hausherrn] sein sindem er ihm als Schuldicer in die Hände fällt Kuh. 15, 27]. 30. Die Frucht des Gerechten sseine Wirksam- keit durch Wort und That] ist ritt Baum des Lebens [Kap. 3, 18., eine Quelle, daraus für Viele Segen und Leben entspringt]; und ein Weiser [wie denn der Gerechte ein solcher isi] nimmt sich der Leute herzlich an [besser: gewinnt durch die un- widersiehliche Macht seines Geistes viele Seelen fiir den Dienst Gottes und die Sache der Wahr- heit Luk. 5, 10]. Alles, was der Lebensba1im des Paradieses war, ist der Gerechte seinen Umgebungen. Wo er weilt, da wird die Erde zu einem Eben; nach ihm richten scch Aller Blicke; er erhält, erquickt das Leben in ihnen und wehret dem Tode. — Der Lebensbaum des Paradieses, den der Mensch, wie er sich im natürlichen Zustand be- findet, ans dem Gefichte verloren hat, bliihet wieder im Heiligthum der Weisheit, und wer sich nach seinen Früchten sehtiet, wache und ringe Tag und Nacht vor feiner geweihten Pforte, um eudlich in das Licht feines Innern zu dringen. Freiheit und Leben bietet dem Jüngling die Hand der Weisheit. (Umbreit.) 31. So der Gerechte sdem doch seine Sünde« vergeben ist, um seiner Schwachheitssündeii willen] auf Erden leiden sso viele und schwere Läuterungs- strafen erdulden] muß, wie viel mehr fund wie viel schwerere Strafen muß erst] der Gottlofe nnd Snnder szum Gericht und Vergeltung empfangen, der doch keinen Frieden ici der Vergebung hat I. Petri 4, 18; Luk. As, 31]! Darum ist auch alles in den vorigen Versen vom Verderben der Gottlosen Gesagte im höchsten Maße wahrhaftig und ewiß. Unser Gott lebt und waltet! Er ist ein verze rendes Feuer für die Gottlosen und läutert auch uns, so wir glauben, wie Gold und Silber geläutert werden, bis er uns als feine Ernte in die ewigen Scheunen nimmt; zum Leben aber eilt er mit den Aufriehti en und Bußfertigery welche auf sein Wort in dieser Wet zu stehen wagen und darüber Anfechtung leiden. (Diedrich.) Wie schwer wird der Gott die eige- nen Sünden an den Gottlosen strafen, der die fremde Schuld an dem unschuldigen so bitter strafte? (Joh. Gerhard.) Das 12. Kapitel. Illiitzliche Deliensregeln und Au8spräche. III. V. 1—28. Sn diesem Abschnitt werden die geseg- neten Folgen der Frömmigkeit mit den Folgen der Gott— Sprüche n, 29——31. 12, 1-—12. losiglieit im liäiiciiicheik bürgerlichen nnd öffentlichen Beruf-sieben verglichen, und zwar handeln U. 1—3 als Einleitung wieder vom Gegensatz zwischen Guten iiud Bösen im Allgemeinen; U. 4—11 vom Segen und Un— seyen des häuslichen kebecig und von-den Ursachen bei- der; V. 12—22 von Tugenden und Fehletn im bürger- lichen Bernfglebcm insbesondere von den: rechten Ge- brauch und dem Mißbrauch der Junge; v. 23-—28 wiederum allgemein vom Gegensah zwischen Weisen und Chor-en, xsleiszigen und faulen. Dort) sind diese vier Gruppen nicht streng geschieden, sondern Sprüche des allge- meinsten Inhalts, wie in v.1—3, durchztehen auch die übrigen Theile des Kapitel-s. 1. Wer sich gerne läßt strafen [die Ermah- nung und Warnung nicht allein anhört und auf- nimmt, sondern auch dankbar dafür ist nnd das ungöttliche Wesen verleugnet], der wird klug wer- den [sich selbst, die Welt und Gott den HErrn immer mehr erkennen]; wer aber ungestraft fein will [sa die Zurechtweisuug haßt, verachtet, ver: spottet» ihr widerspricht und den ihn Strafenden verfolgth der list unfähig, erzogen zu werden, und] bleibt sdaherJ ein Narr [wörtlcch: dumm, wie das Vieh Kuh. 5, 12;»13,18]. Alle wahre Herzensbildung beruht auf der Erkennt- niß der Thorheit, Unwissenheit, Verderbtheit des eigenen Herzens oder auf der Demuth Je mehr ein Mensch darnach strebt, desto lieber läßt er sich von dem Worte Gottes oder denen, die es kennen und lieben, demiithigen und strafen. Solche Erziehung -allein erhebt den ge- fallenen Menschen über das Thier. — Die Sentenz scheint leer und für den im Denken geübten Geist kaum der Aufzeichnung Werth. Und doch beruht auf ihrer Wahrheit die Möglichkeit der geistigen Fortbildung des Menschengeschlechts, der Entwicklung zur eigentlichen Hunianitäh man kann sagen, die Geschichte selbst ist in diesem Ausspruche bedingt. (Umbreit.) Z. Wet« fromm« ift [ehrlich, fchlecht Und recht seinen Weg wandelt], der bekommt [als Ernte seiner gerechten AUssaatJ Trost sGnade und Hilfe] Vom HErrn sdaß ihm sein Werk gelingt und-er auch in der Welt weiter kommt Kap. 2, 7]; aber ein Rnehlofer [der voll Hinterlist und Ränke ist und mit weltlicher Schlauheit überall seinen Vor- theil siichtJ verdammt fich felbft [richtiger: ihn ver- d-ammet er, der HErr, durch zeitliches Unglück und ewiges Verderben] «) Das Wort ,,fromm« hat ebenso, wie viele andere, im Lauf der Zeit seine Bedeutung sehr verändert. Wäh- rend es heut zu Tage fast ausschließlich ,,einen, der mit Ernst Gott anbetet« bezeichnet, steht Luther dem ursprüng- lichen Verständnis; des Wortes noch viel näher. Das althochdeutsche frum, mittelhchd vr0m, vrum wurde noch kaum im religiösen oder sittlichen Sinne gebraucht, sondern war ein Kriegsausdruch z. B. »ein frommer Landsknecht« hieß ein solcher, der geradewegs auf den Feind losging So reden wir auch ietzt noch von einem ,,frommen Pferd« als einem solchen, das fich leicht lenken läßt, auf dem Wege gerade vorwärts geht. Erst im späteren Mittelalter wurde das Wort herltbergenommen in die religiöse Sprachweisk Luther übersetzt meist die hebe. Worte nackte, »ja-Schar, ihrem, zuweilen auch tob (wie hier) durch ,,fromm« und erklärt das Wort selbst folgendermaßen: »Der Mensch wird darum from ge- Die Folgen der Gerechtigkeit und der Ungerechtigkeit im Hause und draußen. 473 nennet, wenn er handelt und lebet nach dem Gesetzes« »ein unschuldiger Mann, ohn Ar , der niemand Schaden noch Leid thun« Wo nur das Wort von Luther in der heil. Schrift gebraucht wird, da heißt es: geradaus gehend, seinen Beruf erfüllend, aufrichtig, ehrlich. Dieser ältere Wortsinn, der sich mehr aufs Handeln, als auf die Gesinnung bezieht, ist jetzt noch in den Wörternt das Frommen (z. B. zu Nutz und Frommen), frommen (z. B. es frommt nicht), erkenntlich. 3. Ein gottlos Wesen fördert den Menschen nicht sdaß fein Glücksstand gesichert und gefestigt würde, so sehr er sich auch dafür abmüht in Schlau- heit und List, und so sicher er selbst sich auch dün- ket]; aber die Wurzel der Gerechten sgehet in den ewigen, unveränderlichen Gott hinein und] wird [darum] bleiben [und ewiglich nicht wankeu Kap. 10, 25; Pf. I, 3 f.; Jes.44, 4; Jer.17,6.8; Markt» 7, 24 fes. 4. Ein fleißig fund sittsam] Weib ist eine Krone ihres Mannes [die ihm Ruhm, Ehre und Freude bereitet]; aber eine Unfleißige [Schändliche, der Eitelkeit und Sittenlosigkeit ErgebeneJ ist ein [oon innen heraus des Lebens Mark unterwiihlew der, verzehrender] Eiter in seinem Gebeine [der auch ihn selbst zuletzt zn einem Gegenstand des Abscheu’s macht Kap. 14, 30]. Z. Die Gedanken der Gerechten sind [stets] redlich sauf Recht und Gerechtigkeit gerichtet; wie viel mehr ihre Worte und Werke!]; aber die An- schläge der Gottlosen [durch die sie ihre eigenen Pläne zu erreichen suchen, und die sie auch Anderen anrathen] sind [eitel] Trilgerei [betrügerische und lügnerische List; daher führen sie auch nur zum Verderben] s. Der Gottlosen Predigt kbesserx GesprächJ richtet Blntvergießen an sjedes Wort des falschen Herzens birgt eine Hinterlist, die auf die Vermeh- tung ihrer Widerwärtigen und ihre eigene Erhö- hung abzielt]; aber der Frommen Mund [verbreitet Heil und Rettung und] errettet [die, welche von den Gottlosen unschuldig verfolgt werden Kap. I, 11; Mich. 7, 2]. 7. Die Gottlosen werden [oft von einem ein- zigen Sturm] nmgestürzh und swerden in Folge dessen] nicht mehr sein ssie sind dann für immer gestürzt und können sich nicht wieder erheben]; aber das Hansder Gerechten bleibt [auch im Sturm und in den Wellen der Trübsal] stehen [denn es ist auf Felsen gegründet Kuh. 10, 25z Many. 7, 25]. 8. Eines weisen Mannes Rath wird gelobt [genauer: Ein Mann wird gelobt, je mehr wahre Klugheit, wie sie aus der Gottesfurcht hervorwächst, er hat; sein Rath bewährt sich allein und muß daher endlich doch anerkannt werden]; aber die Tücken fdes verkehrten, krumme Wege gehenden Herzens] werden lzuletzt doch] zu Sehandeu [wenn sie auch eineZeitlang als große Klugheit von den Menschen angestaunt werden]. I. Wer gering [in der Welt] ist, und wartet [demüthig und getreUlichI des Seinen ssodaß er durch seine eigene fleißige Arbeit doch wenigstens genug hat zum Leben], der ist besser fund· weiser], denn der. groß [vornehm und reich] sein soder wenigstens scheinen] will, fund] dem sdabei in Folge seines Hochmuths der gern bedient sein möchte, des Nothwendigsien] des Brod’s mangelt [2.Sam. 3, 29; Sir. 10, 30]. Arme offart ist ein Spott, reiche Demuth nimmer Gott. Ho fart ist der Seele Tod; ihre Pein geht vor aller Noth. sMeister Freidankh 10. Der Gerechte [der selbst Gottes Erbarmen erfahren hat] erbarmet sich [auch] seines [mit ihm in einem Hause lebenden] Viehes [er vermag durch die Liebe in des Thieres Seele zu schaiien und Lust und Leid desselben zu versiehen]; aber das Herz der Gottlosen [die von Gottes Gnade nichts wissen] ist [unfähig, sich zum Geringen herabzulassem und da- her auch gegen die Thiere] unbarmherzig [2« Mvs 23, 4 f.; b. M. 25, 4; Sir..7, 23]. Das ursprüngliche, innige Band zwischen dem Men- schen und dem Thier ist durch die Sünde zerstört, und die Kreatur ist um des Menschen willen der Eitelkeit unterworfen worden. Wer nun die Sünde erkannt und bereut hat, in dem wird das ursprüngliche Verhältnis zur Kreatur, soweit es der Leib des Todes zuläßt, wiederhergestellt; der fühlt sich wieder als das Ebenbild Gottes, als der König der unverntinftigen Kreatur, als ihr Centrum, der wird sie darum auch nicht mißbrau- chen, sondern weil er auch seine Schuld an ihrem Elend kennt, so höret er mit tiefem Mitgefühl ihr Seufzen nach der zukünftigen Freiheit, das ja auch in ihm täg- lich lebt, und sorget nicht blos um des eigenen Nutz-ens- willen fiir ihre Pflege, sondern erleichtert ihr gern ihre Last. Das fordert schon der Gehorsam, mit welchem er sich unter den allgemeinen, auf der Welt der Sünde ruhenden Fluch beugt, von ihm (Ri5m. 8, 19). 11. Wer [in Einfalt und Treue] seinen Acker baut süberhaupt den von Gott ihm gegebenen Beruf redlichen Sinnes ausfüllth der wird [alle- zeits Brod’s die Fillle haben sdenn nie wird ihm Gottes Segen fehlen]; wer aber [mit geschästigem Müssiggang, statt das Nächste, ihm Befohlene zu thun] unnbthigen [ihn nichts angehendenj Sachen nachgehet, der [leidet nicht nur Mangel, sondern] ist sauchs ein Narr [denn eben durch die Hintan- setzung seines geordneten Berufs beweist er, daß es ihm inwendig im Herzen mangelt und er die heil. Ordnungen Gottes mißachtet Kap. 28, 19; Sir. »so, 30J. Vierzehn Handwerk, fünfzehn Unglück. — Wer Vielerlei beginnt, gar wenig Dank gewinnt. (Sprüchw.) 12. Des Gottlosen Lust ist, Schaden zu thun sgenauer: andere Gottlos e durch größere List und Berschlagenheit zu fangen und zu fällen, sie haben keinen Frieden unter einander Jes. 48, 22; 57, 21., sondern reiben sich gegenseitig aUfJZ aber 474 Sprüche IT, 13-—28. «l3, l--3. die Wurzel der Gerechten [die in die Ewigkeit hin- eiUreichtJ wird Frutht bringen sgenauer: wird gerade durch Trübsal immer fester, und zwar sowohl durch Gottes Leiten und Arbeit an ihnen, als auch durch die Stärkung der Gerechten unter einander]. Gott nimmt einen Schalk und schlägt damit den an- deren. (Sprtichw.) 13-. Der Böse wird gefangen fund geräthin Noth und Gefahr] iu seinen eigenen falschen Worten [durch die er gerade Andere zu verderben suchte« aber der Gerechte lder in seinen Reden nach Wahrheit und Lauterkeit trachtet] entgehet der Ilåtgst [in die selbstgegrabene Grube zu stürzen Kap. , 0 Untreue schlägt ihren eigenen Herrn. (Sprüchw.) 14. Viel Gutes [Segen und Gedeihen im irdifchen Leben] kommt einem durch die Frucht des Mundes -[durch seine weisen, verständigew liebevollen Reden Kap. is, 2; 18, 20]; und dem Menschen wird sgleicherweise zeitlich und ewig] vergelten, nach- dem seine Hände sdurch gute oder böse Thatcnf verdienet haben [seine Werke kehren auf sein eigen Haupt zurück Matth· is, 27; Offb. 14, 13]. 15. Dem Narren gefallt seine [eigene] Weise szu reden und zu handeln] wohl lsie ist nach seinem Urtheil die allein richtige, mögen Andere ihn noch so oft und in noch so überzeugenderkWeise auf die Verkehrtheit derselben hinweisen]; aber wer [in gottesfürchtiger Demuth Andere um] Rath sfrägt und ihm] gehorcht, der ist weise. Jedem Narren gefällt seine Kappe. —- Jedem gefällt seine Weise wohl, drum ist das Land der Narren voll. —- Ein Narr denkt, daß Andere njchts denken. (Sprüch- wörter.) Der Engländer sagt: Der Narr hält sich ftir weise, aber der· Weise weiß, daß er ein Narr ist. —- Wer allzeit folgt sei’m eignen Haupt und gutem Rath nicht folgt und glaubt, der acht’t auf Glück und Heil ganz nit, und will verderben, eh’ denn sit. (Brant’s« Narrenschiffh « - Sebastian Braut, ein gottesfürchtiger, gelehrter Jurist, lebte in Straßburg von 1458——1521. Als Dichter zählt er zu den Meistersangerrr. Sein Hauptwerk ,,das Narrenschiff« beschreibt alle Thorheiten und Gottlosigkeiten der Menschen, die er, in Narrenklasseri getheilt, aus einem großen Schiff auf das Meer des Lebens ziellos hinausfahren und dort untergehen läßt. Seine von tiefem Ernst getragenen Schilderungen schöpfen oft aus den Sprüchen Sal. und können diese auch wieder er- klären. Branks Freund, der berühmte geistpolle Prediger Gailer von Kaiser-Werg, hielt über das ,,Narrenschiff« Predigten, die oft frei1ich tiefer waren, als ihre Textep s 16. Ein Narr [der weder seine eigene Sünde, noch auch Gottes Erbarmen kennet] zeigt seinen Zorn süber Beleidigungen des Nächsten gegen ihn als-] bald; aber wer die [erlittene] Schmach sin seinem Herzen] birget [und die Rache Gott an- heimstellt], ist wlhig [Kap. 8, »5 Anm.]. Das erauspoltern mit zornigen, den Gegner wie- der beleidtgenden Worten ist stets ein Zeichen eines un- gebrochenem das eigene Ich anbetenden Herzens und ist auch weltlich unklug; denn eben weil einem solchen bei der ersten inneren Aufregung die Besonnenheit fehlt, sich vorsichtig gefchickt zu vertheidigem giebt er feinem Gegner Blößen fitr neue Verletzung. Dagegen giebt Gottesfurcht und himmlische Weisheit dem Menschen nicht allein Langmuth gegen den siindigenden Bruder und Fähigkeit, die Ungerechtcgkeiten des Nächsten zu erdulden, sondern »auch die Kraft der Selbstbeherrschung, wie sie einst Saul besaß (l. Sam. 10, 27i. —- Veirn Zorn erkennt man den Thorem —- Wer seinen Zorn bezwingh hat einen Feind besiegn (Sprii·che.) Der Zorn hindert ein’s Weisen Muth; der Zorm ’ weiß net, was er thut. Wer zornig ist, der betet tut: vor schnellem Zorn dich allzeit hilf; denn Zorn wohnt in ein’s Narren Gemttth. (Seb. Brand) 17. Wer [im Herzen] wahrhaftig ist, der sagt szumal als Zeuge bei gerichtlichen Verhörenj frei sohne Menschengunst und Nienschensurchtj , was recht ist [mag seine Aussage wohlgefallen oder nicht];. aber ein falscher Zeuge [dem die innere Scheu vor der Lüge mangclt] betrügt snicht allein die Richter durch Unwahre Aussagem sondern auch die,,für welche er zeugt, indem er ihre auf ihn gesetzten Hoffnungen durch seine Unzuoerlässigkeit täuscht] Unter allen Umständen ist die größte Wahrheitsliebe zugleich die größte Gerechtigkeit. 18. Wer unvorsichtig smit unzartem, takt- losem Geschwätz] heransfilhrh sticht [viele damit] wie ein Schwert; aber die sruhige, bedachtsame] Zunge der Weisen ist [besonders, wenn sie die durch die« Rücksichtslosigkeit des Thoren entstandene Verstimmung wieder ausgleichetj heilsam [wie ärzt- liche Heilung für eine geschlagene Wunde] 19. Wahrhaftiger Mund sdeß Worte aus einem in Gottes Wahrheit wurzelnden Herzen qui.llen] bestehet ewiglich [seine Reden sind kein ver- fliegender Hauch, sondern richten, wie Gottes eige- nes Wort, ewig Bleibendes aus]; aber- die falsche IIügenhafteJ Zunge bestehet nicht lange wörtlich: nur einen Augenblickz denn die Lüge ist, wie des Teufels Wort, leerer Schall, der« in derLuft verschwindet]. » 20. Die, so [unter dem Scheine der Freund- schast, uns] Böses rathen [uns gegen unsere Feinde noch mehr aushetzen], betrügen [uns, denn sie sind falsche Freunde, die uns im Herzen Böses gönnen und sich über unser Verderben sreuen]; aber die fund] zum-Frieden szur Versöhnung— mit unseren Beleidigeren] rathen, machen sstch selbst und uns] Freude sdenn sie suchen unser wahres Bestes]. 21. Es wird dem Gerechten kder die Sünde, das größte Uebel, flieht und meidet] kein Leid sjemals] geschehen [denn auch die größte Trübsal muß ihm sein ewiges Heil und Glück nur befestigen he1fen]; aber die Gottlofen werden s[allezeit, auch wenn sie im scheinbaren Glücke wohnen] voll Un- glücks sein [denn der Zorn Gottes bleibet über ihnen, sie haben keinen Frieden, und ihr Gtück Der Segen der Gerechtigkeit, der Fluch der Gottlosigkeit 475 gereicht« ihnen nur zu größerem Verderben Kuh. 10,3;11,23]. , ·22. Falsehe sheuchlerische und schmeichlerischd Manier find dem HErrn [der durch und durch Licht ist ohne FinsternißJ ein Greuelz die aber treulich handeln [die Wahrheit thun Joh. Z, 21J, gefallen ihm wohl sseine Gnade. ruhet auf« ihnen tindregieret sie Kap. 11, 20]. . 23. Ein ivihiger [himmlische Klugheit besitzen- der] Mann giebt nicht sdiese seine] Klugheit vor [er brüstet sich nicht mit ihr, indem er sie überall » den Leuten zeigt und aufdringt, sondern hält in demüthiger Bescheidenheit und Schweigsamkeit mit ihr zurück Kap. 10, 14]; aber das Herz des Narren skann sich nicht lange verbergen; auch ohne daß er den Mund aufthut, offenbart sieh seine Gesinnung in Blick und Mienen, und durch viel leeres« Geschmeid] ruft ser vor jedermann] feine Narrheit [die er selbst fxrgilich als große Klugheit preist] aus [Kap. IS, 16; , . 24. Fleißige Hand [die mit Anstrengungaller Kräfte treulich den gottgegebenen Beruf ausfüllt] wird [durch Gottes Segen] herrfchen [zu Reichthum, Ansehen und Macht gelangen]; die aber lässig [und untreu] ist, wird [immer tiefer herunter sinken und endlich] utüssen ziufen sals leibeigener Knecht um geringen Lohn arbeiten Kap. 10, 4; U, 29]. » Nur wenige können frei sein, weil sie faulsmd und darum feil. lDiedrichJ Mtißigkeit hat das Recht, sie machet manchen faulen Knecht. (Freidank.) Die müßig Gelfnden straft der HErr und giebt der Arbeit Lohn und Ehrc tBrantJ 25. sKummer und] Sorge im Herzen kränket sdriickt es darnieder]; aber ein freundlich lrechten Trost zusprechendesj Wort erfreuet [und erfrischet es wieder]. · 26. Der Gerechte hat-s besser, denn sein Niiehster [richtiger: der Gerechte weiß den rechten Weg zum Leben und weiset auchseinen Nächsten zurecht, daß er denselben Weg geht und glücklich wird]; aber der Gottlosen Weg [den sie anrathen und zeigen] versiihret sie [nämlich ihre Nächsienz also haben weder der Gottlose selber noch seine Näch- sten einen Vortheil von der Gottlosigkeits 27. Einem Leifsigen [der vielerlei Dinge treibt, nur nicht das, was ihm zukommt] geråth fein Handel nicht sauch wenn er dicht vor dem Ziele steht]; aber ein fleißiger Mensch wird reich snicht blos für sich, sondern auch noch vielen Anderen zum Segen] · « Die meisten alten und viele neuere Ansleger geben den Sinn genauer so: Ein Träger brät sein (schon erlegtes und ihm eigenes) Wildpret nicht (nicht ein- mal das, was er schon hat, hat er Lust anzuwenden nnd zu niitzen); aber der Fleißige ist dem Men- schen (selbst ftir Andere) ein köstlicher Reichthum 28. Auf dem rechten Weg [dem .Weg der Gerechtigkeit allein] ist Leben lwahrhaft glückliches aus Erden, ewig seliges im Jenseits] nnd ans dem gebahuten Pfad [derselben] ist iein Tod [sondern Unsterblichkeit Kap. s, 18; 7, 27; Matth. 7, 14. Nur in der Sünde ist Tod, wandelst duaber auf dem schmalen Pfade, so darf kein Tod dich tödten; denn Christi Tod tödtet deinen Tod]. Viele Handschriften lesen im zweiten Gliede statt at: ei, wonach dann ein Gegensatz gegen das erste Glied entstünde: aber ein Weg ist gebahnt zum Tode, nämlich der der Thorheit oder Selbstweishein Doch liegt dieser Gegensatz auch in dem Sinne von Luther-s Uebersetzung. Das 13. Kapitel. ckernere Leben-grossen. IV. in. 1-—25. Die Vergleichung der Folgen der Weisheit nnd der Thorheit in ihrem Gebrauch der zeitlichen Gitter nnd« des Wortes Gottes als des höchsten Gutes ist der Hauvtinhalt dieses Kbsctjnttts speziell lassen ßch etwa folgende ibersgrnopen unterscheiden. v. 1——3: Sprüche allgemeinen Inhalts zne Einleitung; v. 4-— 12: Werth und richtiger Gebrauch der irdischen Güter; h.13—17: der Werth des göttlichen Wortes als des höchsten Gutes nnd der Gehorsam gegen dasselbe; 3.18—25: vom Segen des Gehorsatns gegen das Wort ones. 1. Ein weiser Sohn läßt sich sgernj den Vater züchtigen sböret auch schon auf die bloße Warnung, ntchts Böses zu thun]; aber ein [leicht- fertigerJ Spötter [der alle kindliche Pietät nnd Scheu vor dem Heiligen schon längst fortgeworsen hat] gehorehet sauch] der ischärssterq Strafe sden härtesten Scheltworten über die von ihm begangene - Sünde] nicht ssie machen keinen Eindruck auf ihn, ja sie bringen ihn wohl gar zum Zorn Kap. 9, s; 1, 22 Anm.; 10,"8; 15, 6]. Darin eben liegt der tiefste Gegensatz zwischen der Gottesfurcht und Gottlosigkeih wie verschieden sie über die Sünde überhaupt und die eigene Ssinde insbeson- dere denken, und wie sie sich demgemäß zur Zucht des Gesetzes Verhalten. 2. Der Frucht des Mundes snämiich der guten, Segen verbreitenden Reden desselben] geneußt man [bis zur Sättigung; denn noch reicherer Segen wird ans ihn zurückströmem als er verbreitet hat]; aber die Verachte! [des göttlichen und menschlichen RechtsJ denken nur swie sie ihre Gier] zu freveln [sättigen mögen; auch siesollen gesättigt werden von ihrer eigenen Aussaat, nämlich mit Frevel, Gewaltthat, Ungliick Kap. 1»2, ist; 10, 6]. »3. Wer seinen Mund sin weiser Zuritckhaltung und Schweigen verschließt und feine Seele dadurch vor vielen Sünden] bewahret, der bewahret snicht nur] sein sirdischesj Leben [oor viel Beschämung, allerlei Schaden und Gefahr, sondern auch sein getstliches und ewigesjz wer aber mit seinen: Maul [in schamlos frechen oder unzeittgen, zorni- 476 Sprüche let, 4——20. gen Worten] heraus fährt, der kommt in Schreiten sungliick und Elend Kap. 10, 19. Si; 21, 23]. 4. Der Faule begehrt [heftig, sich zu siittigen], und kriegks doch nicht [seine Gier bleibt ungestilid weil die Faulheit ihn zur Armuth gebracht hat]; aber die Fleißigen [die im Gehorsam gegen Gottes Gebot ihrem Beruf mit Treue nachgehens kriegen genug sso daß sie sich reichlich sättigen können Kap. 11-, 251. Das gilt auch im Reiche Gottes. Der aufrichtigen Seelen Hunger nach dem Brode des Lebens wird völlig gestillt werden; denn ihr Hunger ist Fleiß zur Buße und zum Glauben. 5. Der Gerechte [der die Wahrheit kennt und liebt] ist der Liege süberhaupt aller Falschheit in Worten und Werken] feind; aber der Gottlose [der nothwendig auch immer ein Lügner und Be: trüger ist] schändet und schmähet sich selbst smachet, daß er bei allen Ehrlieben in übelem Geruche steht und verabschent wird Kap. 19, 26s. Lügen und Triigen ist ein Bote zu allen Herren, nur nicht zu Gotte. (Freidank.) 6. Die [im Herzen wohnende] Getechtigkeit behiitet den Unschuldigen [der züchtig, gerecht und gottselig wandelt, daß er in zeitlichen Trübsalen nicht verzaget und ewiglich nicht verdirbt]; aber das gottlose Wesen swenn es im Herzen regieret und herrschets bringet einen zu der Sünde tstürzet wie eine finstere, heimtiickische Macht, der sich der Mensch nicht erwehren kann, von einem Abgrund in den anderen und endlich in’s ewige Verderben] Beide, der Gehorsam gegen Gott und sein Gebot und die Losgebundenheit von den göttlichen Schranken sind eine Macht, die über den Menschen gebietet; in ihnen selbst liegt der Lohn und die Strafe; hinter ihnen aber steht Gott und der Teufel. 7. Mancher ist arm bei großem Gut sweil ihm der edelste Schatz, Gottessurcht und Weisheit, fehltsz und mancher ist reich bei seiner Armuth sweil er diesen höchsien Schatz besitzts s Genauer lautet der Vers nach dem Grundtext: 7. Mancher stellet sich [vor den Leuten] reich [weil dem Reichen in der Welt Auszeichnung und Ehrerbietung erwiesen wird, die man dem Armen, auch wenn er es verdient, versagt], und hat doch gar nichts; und manche: stellet sitt) arm« nnd hat doch viel Vermögen sum den Opfern, die von den Reichen von Rechtswegen verlangt werden, zu entgehen] l Nach dieser von den meisten Auslegern getheilten Uebersetzung geißelt der Spruch die Lüge und Heucheleh die das geselltge Leben durchziehh 8. Mit Reichthum kann einer szuweilenj sein Leben erretten [indem er sein Geld dazu verwen- det, wenn er vor Gericht verurtheilt oder von Räubern oder im Kriege gefangen genommen wor- den ist, sich loszukanfenlz aber ein Armee san dem nichts zu gewinnen ist] höret das Schelten nicht [mit dem man ihn in ähnlichen Fällen überhäuft, weil man sich bei ihm mit Geld nicht bezahlt machen kann; so gewährt doch die Armuth zuweilen einen Vorzug vor dem Reichthums Luther’s Randglosse: Einen Reichen schilt man, aber giebt ihn um Geld los. Ein Armer muß herhaltenx wer nicht Geld hat, bezahlt mit der Haut. — Während nach Luthers Deutung dieser schwierige Vers ausdrückt, daß die Armuth in mißlichen Lagen des Lebens auch ihren Vortheil habe, übersetzen manche neuere Ausleger das 2te Glied: ,,doch arm wird, wer nicht aus Riige (auf Zurechtweisung oder Zucht) hört tein sol- cher muß sich dann im Unglück verlassen und hilflos sehen)«; so daß in dem V. wieder der Segen der äu- ßeren Güter des Lebens, die der HErr dem Fleiß und der Treue zum Lohne giebt, dargestellt wäre. 9. Das Licht [d. i. das Glück, als dessen Abbild der Orientale, zumal der Araber, noch jetzt die in seinem Zelte brennende Lampe betrachtet] der Gerechten macht sgenauer: brennt] fröhlich sdenn Gottes Gnadenschein leuchtet über ihm und bewahret ihn vor allem Uebel]; aber die Leuchte der Goitlosen sswenn sie auch eine Zeit helle, ja heller als die der Gerechtem zu brennen scheint] wird sdoch endlich, auch schon in diesem Leben, sicher aber in der Ewigkeit, gänzlich] auslöschen [.Hiob 18, b. 6; 21, 17; 29, 3]. 10. Unter den Stolzen [die allein Alles wissen wollen] ist immer Hader [denn keiner will in demü- thiger Bescheidenheit, wie sie die wahre Weisheit lehrt, dem» Anderen nachgeben]; aber Weisheit macht bernUnftige Leute [besser: aber bei denen, die von Anderen Rath annehmen, ist Weisheit, ja solche Demuth und Bescheidenheit ist eigens ein Merkmal der wahren Weisheit, die auch den Frieden giebt und erhält] 11. Reikhthum wird wenig, wo maus ver- geuden»- was man aber zusammen halt, das wird groß. V) Jm Grundtext ist hier, ebenso wie im zweiten, Glied, nicht von der Art der Verwendung des Vermö- gens die Rede, sondern von der Art seiner Erwerbung Es heißt wörtlich: 11. Erschwindeltes Vermögen schwiudeh was man aber auf die Hand sammelt, das wird groß. Es liegt also hier die tiefe, von der täglichen Er- fahrung bestätigte Wahrheit ausgesprochety daß auf dem, was ohne die Arbeit unter dem Schweiße des Ange- sichts, was ohne den göttlichen Beruf, auf leichtsinnige, schwindelhaste Weise, ohne Gebet und also ohne Gott schnell und leicht erworben ist, der Fluch Gottes ruht, der es wegfrißt, daß es, bald durch Unglücksschläge, bald durch andere, neue Sünden ebenso schnell verfliegt wie es gewonnen wurde. -—- Dagegen das, was man in dem von Gott gegebenen Beruf mit angestrengter Arbeit langsam und mühsam erwirbt und also mit Gottesfurcht und Klugheit eine Handvoll nach der an- dern ansammelt, das bleibet, weil es mit dem ewig bleibenden Gott erworben ist, und mehret sich, weil sein Segen dabei ist. Gewinn will Beine haben. — Böser Gewinn fährt bald dahin. — Unrecht Gut kommt selten aus den dritten Erben. — Junger Spieler, alter Bettler. —- Jeder Kreuzer, gewonnen im Spiel, trägt dem Teufel Prozente viel. (Sprtichw.) Doch ungerechter Vom rechten Gebrauch des irdischen Guts und vom Worte Gottes als dem höchsten Gut. 477 Reichthuny der auch Frevlern wird, fleugt von dem Hause, wo er kurze Zeit gebläht. (Euripides.) Vom Spiel erhebt sich große Noth, vom Spiele liegt auch mancher todt. (Freidank.) 12. Die Hoffnung, die sich verzeucht, ängstet das Herz [ja, machet es krank]; wenns aber send- lich] kommt, das man ssehnsüchtigJ begehret, das ist ein Baum des Lebens sdas giebt dem kranken Herzen schnell wieder frische Kraft und neues Leben Kap. 11, 30]. Darum fülle dein Herz nicht mit Hoffnungen, die sich nur hinziigern können und endlich verschwinden, sondern gieb dich auf die Erwartung , welche Gott in seinem Worte macht, so muß sie wohl erfiillet werden. (Diedrich.) Setze deine Hoffnung nicht auf Eines, Un- gewisses und Vergängliches, sondern auf das Unver- gängliche und Ewige, auf Gott und sein Wort. — Kinder Gottes müssen oft lange unter dem Kreuze auf ihre Errettung hoffen. Doch wenn sie endlich kommt, ist sie ihnen so erquicklich und erfreulich, daß sie gleich- sam von neuem zu leben anfangen. (J. Lange.) Du abertlasse die Bittenden und Hilfesuchenden nicht lange waren. Graf Wilhelm von Blickeburg hatte zum Denkspruch: silenee, Paris-nett, Kapers-need, S0umjssi0n, d. h. sPEs. (Stille, Geduld, Hoffnung, Ergebung, d. h. hosse!) 13. Wer das Wort [die Offenbarung Gottes und die darin wohnende ewige Weisheit] berachtet, der Verderbet slch selbst sgenauer: der wird ihm verpfändet, der verliert ihm gegenüber seine wahre Freiheit, indem er durch dasselbe von ihm erzürnte Wort in immer tieferes Elend stürzt und ihm wider Willen doch gehorchen mußjk wer aber das Gebot fürchtet [und dem Rathe der ewigen Weisheit folgt], dem wird’s ldurch Zudeckung und Bezahlung seiner Schuld, durch Gnade und Lohn] bergolten. Das Bild vom Verpfänden und Bezahlen ist deutlich vom Schuldwesen der Alten hergenommen. 14. Die Lehre des Weisen sdas Wort Gottes, das in seinem Herzen wohnt, und das er verkün- digt] ist eine lebendige Quelle [eineOuelle, daraus wahres, unvergängliches Leben hervorsprudelt Kap. 10, 1l; 14, 27], zu meiden sdasz er selbst und, die ihn hören, meide] die Stricke des [elenden leiblichen und des ewigen] Todes [die da ver- borgenliegen in den stehenden Gewäfserti der Thorheit]. " 15. Ein guter Rath [der aus einem wohl- wollenden, einsichtsvollen Herzen kommt] thut sanft fund erwirbt daher Huld und Verehrung bei den Menschen]; aber der Veriiehter lder himmlischen Weisheit] Weg bringt Wehe swörtlich: ist oder Fels, der keine wahren Früchte und Vortheile bringt, sondern nur zeitliches und ewiges Wehe über sie selbst und ihre Nachfolger]. 16. Ein [wahrhaft] Kluger [den die Weisheit gelehret hat, die Dinge dieser Welt recht anzusehen] thut alles mit Vernunft [mit Einsicht und Be- dachtsamkeit]; ein Narr aber [der ebenso ge- schwätzig als unvorsichtig ist] breitet [in allem seinen Reden und Thun] Narrheit [sein eigenes sileöischgches gottloses Wesen] aus [Kap. 12, 23; 17. Ein gottloser Bote [der treulos seinen Herrn verräth] bringt Unglück süber sich, nämlich die nothwendige Strafe für seine Treulosigkeit]; aber ein treuer Werber sder mit pünkilichster Ge- nauigkeit an die Aufträge seines Absenders sich hält] ist heilsam seine Erquickung und Freude für seinen Herrn, so daß er sich ihm lieb und werth macht] » 18. Wer ldie] Zucht [des Wortes Gottes, die ihm seine Sünde offenbaren und ihn zur Buße ziehen will] läßt fahren [Kap.8, 33; 1, 25; 15, 32j, der hat [schon hier auf Erden als nothwen- dige Folgen] Armuth und Schande [denn er siiirzet von Sünde zu Sünde, von Elend zu Elend]; wer sich gerne [von Gottes Gebot] strafen läßt [und solche Strafe im Herzen bewahret], wird [auch auf Erden schon] zu Ehren kommen [und die Krone des ewigen Lebens dazu erhalten Kap. 15, 5; 12, l]. 19. Wenws kommt, das [was] man begehtet [ivenn die Lust und Sehnsucht eines Menschen ge- stillt ist*], das thut dem Herzen [desselben innig] wohl; aber [gar oft gehet die Lust des Herzens auf Sünde und verbotenen Genuß; dann unter- driicke sie auch in ihren leisesten Regungen, damit die Lust nicht die Sünde gebiert und du den Thoren gleich werdest; denn] der das Böse meidet sbesserx das verbotene Böse zu meiden und die Lust danach zu beherrschen] ist den Thoren ein Greuel lste sind nicht nur unfähig, ihre bösen Begierden aufzugeben, sondern es ist ihnen eine Wonne, sie in sich zu pflegen und zu hegen und bei erster passenoer Gelegenheit auszuüben Kap. 9, 17]. V) Luther richtet sich hier uach der Vulgata, welche III; Inst) durch ,,(1esiderium, si eompleatur« über- setzt. Sprachrichtiger aber bedeutet dies »die entstandene Lust«, wodurch der Sinn des ersten Gliedes noch tiefer und wahrer wird: »Auch selbst die angefüllte, die über- hanpt entstandene Lust ist dem Herzen süß, will der tiefe Menschenkenner sagen. Ganz offen und hand- greislich legt sich dann allerdings die Verbindung des zweiten Gliedes mit dem ersten nicht dar, aber dennoch ist· der Zusammenhang beider wohl verständlich, wenn wir nur, was wir bei iinigmatischen (Räthsel-) Sprüchen oft thun müssen, deii Faden des Gedankens vom ersten bis zum zweiten Satzeso fortz11spinnen«wisse-1i, daß wir den innerlich nothwendigeiy aber äußerlich nicht bezeich- neten Uebergang geschickt zu treffen und einzufügen im Stande sind.« 20. Wer mit den Weisen [die Gottes heiliges Wort zur Richtschnur ihres Wesens gemacht haben] umgehet, der wird [auch selbst] weise; wer aber 478 Sprechen» 21——25. 14,«1——6. der Narren [die die Welt und ihre Lust als ihre Richtschnur haben] Geselle ist smit ihnen Freund· schaft und Liebe pflegt], der wird sfelbst auch ein Narr und, wie er, zeitlich und ewig] Unglück haben [Kap. 28, 7; 29, Z; Sitz 6, 36; 9, 23; 37, 15]. Einen jeden Menschen umgiebt eine gewisse geistige Atmosphäre, die, von einem Andern-eingeathmet, unbe- rechenbaren Einfluß auf ihn ausübt. ,,Darum habe auf deinen Umgang sorgfältig Acht und laß deine Augen nicht bestechen durch gefälliges Aeußere »der Gottlosen, suche immer die zu Freunden, welche Gott noch treuer fürchten, wie du selben« —- An den Gesellen erkennt man den Gesellen. — Sage mir, mit wem du nmgehsh und ich will dir sagen, wer du bist» — Ein böser Ge- — selle führt den anderen in die Hiillr. -—— Womit man umgeht, das hängt einem an. (Sprüchw.) 21. Unglück verfolget die Sünder sdemi Gottes Zorn schwebet immerdar über ihnen, und zu rechter Zeit kommt er über sie, oft schon auf Erden, sicher aber nach ihrem Tode]; aber den Gerechten sdie mit Geduld in guten Werken trachten nach der Seligkeit] wird sdon Gott] Gutes ver- golten fschon « hier durch Segen in irdischen und ewigen Gütern -——« ja auch die Trüb ale müssen ihnen Früchte fürs ewige Leben trage —- endlich aber durch die Krone des ewigen Lebens Kap. 10, 25; 11, Z. 51. — 22. Der Gute [der aufrichtiger: Herzens vor Gott wandelt] wird [seine Gitter ver-] erben auf Kindeskind sdenn sie sind mit Gott erworben und von ihmgesegnetsz aber des Sünders Gut wird dem Gerechten vorgesparet [ihm muß es ziiletzt iiach Gottes Ordnung zufallen Hiob 27, l7; — Pred. 2, 26 . Goti segnet den Frommen bis in’s tausendste Glied, und das hat seine herrlichste Anwendung in geistlichen Gütern, welche nach geistiger Verwandtschaft erben. Wer heute des Glaubens Abrahams ist, hat Abrahams und aller Propheten, Apostel und Märtyrer Erbschaft. Dagegen haben die Gottlosen immer und ewig nichts; denn was sie irgend haben, gehört nur den Gottfeligem welchen alles gegeben ist. (Diedrich.) 23. Es ist sdurch Gottes Segen] viel Speise in den Fnrchen [genauer: selbst in dem Neu- bruch, d. i. dem nur mit viel Mühe und An- strengung bearbeiteten und fruchibar gemachten, neu angerodeten Acker] der sgottesfürchtigen und gerechten] Armen; aber die Unrecht thun, ver- derben [wenn sie gleich an irdischen Gütern reich ind . s ,],So sei denn mit Armuth zufrieden und gieb dich an die schwere Arbeit, welche doch große Perheißung hat. Das ist im Leiblichen wahr, im Geistigen noch wahrer, und in göttlichen Dingen am allerwahrstenx da « arbeiten nur die geistlich Armen nnd zwar unter Seuf- zen und Schwitzen an Dingen, von denen die Welt sich nichts träumen läßt; sie finden aber unendliche Speise an Gottes Tisch« « 24. Wer [in der Eziehung seines Kindes] seiner Ruthe schonet kund also des Kindes Fleisch zum Verderben seiner Seele« wucheru lässet], der hasset seinen Sohn strotz seiner scheinbaren, aber unwahren fleischlichen Liebe zu»ihml; lver ihn aber [in Wahrheit] lieb hat, der znchtiget ihn bald [ehe das Verderben zu groß wird, und lehrt ihn so schon früh und mit der That, daß die Sünde Pein macht Kap. 3, 123 23,.13f.;v29, 15; Sir. 30, 1]. · Je früher die Zucht, je besser die Frucht. -— Wie die Zucht, so die Frucht. »—- Gute Zucht, gute Frucht. (Sprüchw.) Die Ruth’ der Zucht vertreibt ohn’ Schmerz die Narrheit ans der Kinder Herz. (Brant.) Jn der Kinderzucht die Mittelstraße zu halten, ist so leicht nicht. Manche Eltern meinen, scharfe Zucht der Kinder könnte mit der Liebe der Eltern nicht bestehen, und. unterlassen also dieselbe, auch wenn es nöthig ist. Andere gehen wieder zu weit und machen. keinen Unterschied zwischen Uebereilungen und Bosheitem daher sie durch beständiges Schlagen die Kinder nur hartniickig machen. Die Schläge mtissen gleichsam eine Medizin sein, die nur dann und wann zu gebrauchen. Um deswillen müssen Eltern, die es in der Kiuderzucht nicht versehen« wollen, sich Weisheit und eine geheiligte Liebe zu ihren Kindern von Gott erbitten. (Starke.) « ·25. Der Gerechte isset, sbisj daß seine Seele satt wird [und er wird, wenn auch arm, doch immer genug haben zu seinem Lebensuiiterhaltq wie ihm Gott verheißen V. 23]; der Gottlosen Bauch aber [isset, um zu essen und] hat nimmer genug [denn nur Gottes Segen giebt Befriedigung, aber der Bauch ist nicht zu befriedigen; ja endlich wird ein solcher reicher Frevler auch »das zum Leben Nothwendigste verlieren und noch darben Kuh. 10, Z; Pf. 34, 1l; Hiob is, 12 fs.]. Der Gerechte forscht nach Weisheit, nur um sich daran zu erquicken; der Gottlose srägt nur, um zu fragen, lernt immer und lernt doch niihts. Sein Durst wird ewig nicht gelbscht Cz. Tim. Z, 7). · Das 14. Kapitel. Loh der Klugheit im menschlichen Leben. V. d. t—-35. vie Frömmigkeit imd die aoiileiigiikit werden mit einander verglichen, insofern sie Klugheit nnd Thal-heil sind. Genaue: handeln V. 1—7 non der Klugheit und Thorheit im håuizlirhcu Erben; v. ii-——25 im bürgerlichen Leben; b. 26—35 im staatlichen nnd nationalen Leben. Zu dein das Ganze beherr- schende« Gegensatz zwischen Weisheit und Thorheit tritt gegen Ende des Lan. noch der damit nerwandte zwischen Armen und Reichen, zwischen herrslhern und Dienern. 1. Durch weise Weiber wird das Haus [-wefeii]-erbauet [Ps. I27- 1]; eine Ncirrin aber [ohiie Zucht und GottesfUrchtJ zerbricht es mit ihrem Thun [ja-felbst der Fleiß« der gottlosen Haus: fraii bleibt ohne Segen und fördert den Ruin des Ganzen Kap. 11, is; 12, 43 Si, 10 ff; Sie. Zu, 21. . Auch dieser V» wie die früheren, in denen von den Frauen die Rede war, beweist, daß die Stellung des Die Klugheit und die Thorheit im Hause und außer demselben. » Weibes bei den Juden eine weit höhere war, als bei den anderen Völkern des Alterthums.· Der heil. Geist hatte das Volk Gottes erkennen gelehrt, welch hohen Beruf Gott der Hausfrau gegeben habe, daß sie es sein solle, welche erst das wahre Familienleben schafft. — Nur· die eigenthlimliehe weibliche Weisheit (nicht etwa die» des M1nnes) vermag sich ein Haus zu bauen, d. h. einen Hausstand im wahren Sinne des Worts zu er- möglichen, weil das Weib allein die Anlage hat, die Menge der einzelnen häuslichen Bedürfnisse mit Umsicht zu durthschauen und mit Sorgfalt zu befriedigen, und weil die verschiedenen Thätigkeiten der Familienglieder nur durch den theils mäßigendew theils pflegenden Ein- fluß einer mild, aberstetig wirkenden weiblichen Persön- lichkeit zu harmonischer Einheit verbunden werden kön- nen. Wo aber der Hausfrau diese dem Weibe allein erreichbare, ihm gebtthrende Weisheit fehlt, da geht un- wiederbringlich das verloren, was die durch Blutsve«r- wandtschaft Zusammengehörigen erst zu einer fittlicheu Gemeinschaft, was das Haus erst aus einem Wohnge- bäude zur geistigen Pflanzstätte innig verbundener Jn- dividuen macht. (Elster.) «2. Wer den HErrn fürchtet, der gehet ans rechter Bahn sder wandelt in Unschuld und Ge- rechtigkeit; daran wird die Aufrichtigkeit seiner Gottesfurcht erkanntlz Wer ihn aber sim Herzen] verachtet, der weicht sauch in seinem Wandel] ans seinem sgeradenj Wege [und schlägt krumme Wege ein, und ein solcher Wandel ist das Zeichen für feine Gottesverachtung Kap. 10 , O; 2 , 15; Z, 32 f.]. . z Z. Narren reden thrannisch [wörtlich: Jn des Narren Mund ist eine Ruthe für sei- nen Stolz, die übermüthigem beleidigenden Reden des Gottlosen bringen ihn selbst in's Verderben und schlagen ihm zu seiner eigenen Demüthigung aus]; aber die Weisen bewahren ihren Mund svor thörichtem, übermüthigem Geschwätz und haben in ihren Lippen deshalb ein Werkzeug des göttlichen Schutzes über sie; denn die von ihnen ver- kündete Wahrheit ist Schutz und Schirm Kap.10, 13 f.; 13, 3]. 4. Wo nicht Ochsen sind [die das Land be- stellen und die Ernte einbringen können], da ist [und bleibt] die Ktippe rein saber auch leer; denn wer nichts aufwendet, der erwirbt auch nichts]; aber wo der Ochse geschäftig ist» [und die Leute im Haus keine Mühe und Kosten schenen], da ist [auch] viel Einkommens. , Nichts kostet nichts, trägt aber auch nichts ein. — Nichts ist gut für die Au en, taugt aber nichts für den Magen. — Mit nichts faget man nichts. — Von Nichts kommt nichts. (Sprtichw.) Das gilt anch im geistlichen Leben; auch hier wird der geringste Aufwand mit Mühe und Fleiß nicht unbelohnt bleiben. Wer sich seine Seligkeit nichts kosten läßt, der wird auch der ewigen Ernte verlustig gehen. Eine Gemeinde ohne Lehrer hat wenig Ausgaben; wo aber tüchtige Prediger sind, da tvachsen die geistlichen Schiitzk 5. Ein trenerZenge lüget nicht snur wer in seinem Leben stets wahrhaftig und redlich erfunden worden ist, wird auch als Zeuge vor Gericht ganz « treu sein und Glauben finden; nur einem solchen oertrauedeine Sache an, willst du nicht betrogen werden]; aber ein falscher Zeuge redet [auch sonst im Leben] thürstiglich skeck und zuoersichtlich I. Mos 34, 25 AnmHsLügen [wird daher auch im Gericht keinen Glauben finden Kap. 12, U; s, 19]. b. Der Spötter [obwohl von Gott, der Ouelle aller Wahrheit und Weisheit, abgewendet] suchet [auch, ja oft mit großer Mühe und An- strengung. nach] Weisheit, nnd findet sie nicht sdenn »Gott erkennet man nur soviel, als man ihn liebet«]; aber dem Verständigen sin dessen Herz die Gottesfurcht regieret] ist die Erkenntnis leicht sei· wächst in ihr, ohne selbst zu wissen, wie; denn wer da hat, dem wird gegeben 2.Tim. 3,7; Jak. 1, b. 17]. Die Tendenz dieses Spruches ist offenbar gegen jene oberflächlichh frivole Scheinbildung der im verkehrten Sinne aufgeklärten Religionsspötter gerichtet, der es am rechten Ernste und eben darum an aller wahrhaft tiefen Erkenntniß und Einsicht mangelt. (Zöckler.) Also strafet der Spruch auch die Scheinb1ldung unserer Tage, deren Grundlage nicht Gottesfurcht ist, die vielmehr als eine ,,Ausriistung mit allen Waffen, welche unechte Wissen- schaft und frivole Literatur zur Zerstörung von Wahr- heit, Sitte und Gottesfurcht darbietet«, bezeichnet wer- den kann. Der Widerstreit zwischen wahrer nnd falscher Bildung, göttlicher und dämonischer Weisheit, gläubiger und diabolischer Wissenfchaft ist ein unversöhnlicher. Alles wahre Wissen fängt an mit der Furcht und Er- kenntniß Gottes, mit der demtithigen Erkenntniß , daß man selbst nichts weiß und vermag. Daher sagt Rich. v. St. Victor: »Ein jeder vermag soviel von der Wahr- heit zu sehen, als er selbst ist.« -—» Damit, daß der Menfch dem Wirken des heil. Geistes Raum giebt, be- ginnt feine Bildung im wahren Sinne des Worts. Seine Kräfte entwickeln sieh, werden stark, gewinnen be- stimmte Richtung, Maß und Ziel, alles nach dem Vor- bilde Christi. Sein Erkennen gelangt zum Verständniß der wesentlichen Bedeutung und des Zusammenhangs alles Seins und Lebens, es vermalg die Dinge, welche im Fortgange der Zeit und des Le ens aus dem Reiche der Schöpfung neu, eines nach dem anderen, .in seinen Bereich treten, einzuordnen in den erkannten Zusammen- hang des Ganzen, in welchem alles Einzelne licht wird, sodaß das Neue die Erkenntnis nicht trübt und ver- wirrt, sonderu klarer, reifer und vollkommner macht. Sein Empsinden geht mehr und mehr auf im bewun- dernden Wohlgefallen an den Werken, Ordnungen und Thaten Gottes, als Offenbarungen seiner Allmacht, Weisheit und Liebe, und im Misrallen an alle dem, was dem Willen Gottes widerspriapt und in seine hei- ligen Ordnungen störend eingreift. Sein Wille wird frei von der Macht der Sünde, die den geheimnißvollen Widerspruch der Freiheit und Unfreiheit in ihn hinein· gelegt hatte, so daß nun der Mensch, der Ketten, in denen er geboren war, entledigt, als Herr seiner selbst, auch Herr werden kann iiber alles, was seinem dem Willen Gottes in Liebegeeinigten Willen widersprichy und hoch gehobenen Hauptes entgegengehen dem Ziele, das ihm, wie der Apostel Paulus sa t,.vorhält die himmlische Berufung in Christo. -- Wurzelt denn so alle Bildung des Menschen in der-Gemeinschaft mit Gott, so hat sie demnach ihren Grund in der Reli ion, welche ist das Verhältniß des Gebundenseins des en- 480 Spriiche M, 7-— 26. schen in den Willen Gottes. Ja, wir dürfen weiter hen und sagen: insofern alles, was ist, außer Gott selbst, Gottes Offenbarung ist, in welcher der Mensch Gottes Herrlichkeit erkennen soll, und zugleich das Reich, in welchem er dadurch, daß er all sein Thnn nach Gottes Willen einrichtet, herrschen und dienen soll; insofern geht die Bildung des Menfchen auf in der Religion, sowie alles sein Dichten und Trachten in dem Dienste Gottes. Und wenn wir so sagen, geben wir damit der idealsten und edelsten Auffassung menschlicher Bildung und menschlichen Lebens Ausdruck. (Lotz.) Der gegen Gott Gleichgiltige oder gar der Spötter kann also Bildung, Erkenntniß und Weisheit im wahren Sinne des Worts nicht besitzen, auch nie erlangen. 7. Gehe von dem Narren [auch dem sogen. Gebildeten — gehe nicht mit ihm um]; deiin du lernest nichts fkeine wahre Erkenntniß] von ihm. fWie kann der dir Licht und Rath geben, der in dem Höchsten blind ist's] 8. Das ist [darin bestehet] des Klugen fdes mit Gott in Gemeinschaft Lebenden] Weisheit, daß et auf seiueii Weg merkt fstch selbst kennt und alle seine Gedanken, Worte und Werke nach Gottes Willen richtet];. aber das ist fdarin bestehetJ der [gottlofen] Narren Thotheit [oder ihre eingebildete Weisheit], daß es eitel Trug mit ihnen ist sdaß sie weder sich selbst, noch Gott, iioch die Welt kennen, kurz Selbstbetrug Verblendung ist ihr Alles, auf welche zuletzt eine schreckliche Erniichteriing fol- gen wird]. Wer sich selbst erkennen kann nach Wahrheit, der ist ein weiser Mann. (Freidank.) Beachte, o Mensch, wo- her du kommst; erröthe, wo du bist; seufze und zittere, wohin du gehest. (Sct. Bernhard) Ohne Erfüllung des Gebotes, das schon den alten Griechen so hoch stand: ,,Erkenne dich selbft!« ist keine wahre Weisheit, in den mannigfaltigsten Beziehungen aufgefaßt, inöglich. Ja, eben in der Selbfterketintniß besteht die Weisheit, sowie umgekehrt die größte Thorheit des Menschen in der Un- kenntniß feiner selbst recht eigentlich begründet ist. — ,,Weg« heißt in unserem Sprlich allerdiugs ,,Art und Weise« des Denkens, Redens und Handelns; aber auch das ist wahr, daß der Kluge das Ziel seines Lebens- wegs stets im Auge hat, während der Thor nicht be- greift und nicht sieht, wohin sein Weg ihn führt. Jhre nächsten Schritte, ,,soweit ihre Nase reicht« kennen die Thoren oft recht gut, ja oft besser, als die Kinder Gottes, aber nimmer das Ende derselben. Und zwar gilt das ebensosehr im gewöhnlichen Leben, als in der Wissenschaft. » St. Die Narren treiben das Gespött mit der Sunde [genauer: mit dem Schuldopfer, das sie mit einem gottlofen Herzen ohne Buße und ohne Glauben darbringenz ihre Bitte um·Ver- gebung ist daher gänzlich unnütz, vermehrt viel- mehr nur ihre Strafwürdigkeit, weil sie sowohl der Sünde, als der Gnade ini Herzen spotten]; aber die Frommen [die aufrtchtigen Seelen] haben Lust an den Frommen [richiiger: haben Gottes Wohl- gefallen, ihr Opfer siehet er gnädig an, ver- giebt ihnen ihre Sünde und erneuert seinen Segen über sie]. » 10». Wenn das Herz traurig ist, so hilft keine aus-etliche Freude. Genauer: »10. Das Herz salleinj kenuet seine eigene Be- trubuisiz auch »in se ue Freude mische fich sdurch un- zarte, zudringliche Theilnahme] kein Fremder. ·Ein-Ausspruch ohne Gleichen an Tiefe und Wahr- heit. Ein jeder Mensch ist eine kleine Welt für sich, die nur Gott völlig durchschaut und versteht. In seinen, dem innersten Leben angehörigen Schmerz und in seine Freude vermag sich ein Anderer nie völlig hinein zu versehen. Ja, die allerschmerzlichsteu Erfahrungen, die allerinnigsten Freuden haben wir ganz allein ohne alle Theilnehmer. Darum ist das Trösten so schwer, daruni verletzt die Theilnahme Anderer oft mehr, als sie er- quickt. Wer das weiß, und vor allen soll es ein Seel- sorger wissen, der greift solche von Freude oder Schmerz bewegte Herzen mit zarten Linden an; ja bei denen, welche etwas recht Schtnerzliches erfahren haben, läßt er ab von allem Zuredenwollem Nur mit dem Worte Gottes kann man auch an die innerften Geheimnißkams mern des menschlichen Herzens herankommen, daß auch die tiefsten Schmerzen und höchsten Freuden zum gött- lichegi Schmerz und zur göttlichen Freude emporgehoben wer en. n. Das Haus der Gottlosen fauch wenn es noch so fest gegründet zu sein scheint] wird sdoch endlich mit all feinen Bewohnern und seinem Glückj vertilget [denii es fehlt ihm das Fundament der Weisheit und» Gottesfurcht]; aber [auch] die fleichte Laub-J Hutte der Frommen [so armselig sie gegen» den Palast des Gottlosen scheint] wird gru- nen fnnverfehrt und anmuthig bleiben, ein Zeug: nisz der stets frischen Gnade Gottes Kap. 12, 7; Hiob 18, is; Je»s. 27, 6I. 12. Es gefallt manchem ein Weg wohl [ge- nauer: Es giebt einen Weg, der manchem wohl gefällt]; aber endlich bringt er ihn zum fzeiilichen Elend und zum ewigen] Tode fes ist der Weg der Gottlosigkeit mit seinem täuschendem ver- führerischen Schein; darum achte wohl auf den Weg, den du gehst! Kuh. 12, 15; IS, 2. 25]. 13. Nach dem Lachen kommt Trauern [ge- nauer: Auch im Lachen ist das Herz des Weisen voll Trauern, weil er der Sünde und ihres Elendes nimmer vergessen kannjz und nach der Freude sder ThorenJ kommt Leid. Es ist dies wiederum einer von jenen aus der tief- sten Erfahrung gefchöpften Räthselsprüchr. die auch nach der Abstiht des Dichters mancherlei Auslegung fähig sind. Die erste Hälfte kann sa en: Schließe nicht im- mer niit Sicherheit vom Aeufcieren des Menschen auf seine innere Empfindung; unter der Freude kann oft der bittersie Schmerz verborgen sein, vielleicht nur ahnungs- ioeise, und bald wird das mitten in der Freude geahnte Unglitck zur Wirklichkeit. — Aber auch der im Texte gegebene Sinn kann darin gefunden werden; dann be- zeichnet der Vers den Gegensatz zwifchen dem Reiche Gottes und der Welt. Jm Reiche Gottes ist das Leid um die Sünde das erste; es diirchzieht auch die heiter- sten Stunden der Frommen, bis endlich alles Leid in ewiger Freude endet; in der Welt be innt man mit der Freude, aber ewiges Leid ist ihr nde; ihre Freude wird zuletzt gelohnet mit Leide. — Endlich kann auch das darin gefunden werden: Die Heitersten pflegen nicht allein das ernsteste innere Leben zu führen, sondern auch die Lustigsten, die Gottlosen hören ihre Seele jam- mern, während sie scherzend und tanzend durch die Rei- hen fliegen. Endlich reißen die Schleier, und die Füh- rungen Gottes bringen das ganze Elend zu Tage. 14. Einem losen Menschen [der sich mit sei- nem Herzen von Gott losgesagt hat] wird’s gehen, wie et handelt [bis zur Sättigung wird ihm seine Bosheit vergolten werden]; aber ein Frommer wird über ihn [den Gottlosen] sein [noch weit mehr wird er ernten ohne Unterlaß und mit einem Gnadenlohn der« Ehre und Herrlichkeit Kap. 13, 2]. . 15. Ein Alberner [der noch unerfahren ist und sich noch nicht für oder gegen die Weisheit entschieden hat Kap. 1, 22 Anm.; 9, 4 Anm.] glaubt [ohne die Treulosigkeit und Unzuverlässigkeit der Menschen zuvbedenkcnj alles [was ihm vor- geredet wird]; aber ein Wihiger [der durch die Einwohnung der himmlifchen Weisheit klug ist] merkt auf seinen Gang [traut weder sich selbst, noch der Welt, sondern allein der Richtschnur des Wortes Gottes V. 8]. 16. Ein Weiser fürchtet sich [allewege vor Gottes Zorn und vor seinem eigenen fchwachen Herzens, und meidet [darum] das Arge [und die Versnchung dazu]; ein Narr aber [der die Schwere der Sünde und die Schrecken des Gerichts nichts achtetJ fahrt hindurch thirrstiglich U. Mos 34, 25 Anm., setzt sich mit frechem Trotz und Uebermuth über alle Bedenken hinaus Kap. 16, 6. 17]. 17. Ein Ungednldiger lJähzornigerj thut närrisch [handelt im Zorn wie ein Narr, der sich nicht selbst beherrschen und nicht überlegen kann]; aber ein Bedächtiger hasset es [besser: aber ein Ränkevoller, der zwar äußerlich sanftmüthig scheint, aber im Jnnern voll Hinterlist ist, wird noch mehr gehaßt, als der Jähzornige]. 18. Die Albernen [die sich von der göttlichen Weisheit abwenden] erben serwerben immer mehr] Narrheit sdarum daß sie nach lauter Nichtigem sterben]; aber es ist der Wiszigen [oder wahrhaft Klagen] Krone, borsichtiglich handeln [richtiger: aber die Klugen häufen immer mehr und höhere Einsicht auf]. 19. Die Bösen müssen sich swenn auch wider ihren Willen, zuletzt doch immer] bücken vor den Guten [und ihnen dienen], und die Gottlosen in den Thoren des Gerechten [also behält die Wahr- heit und Gerechtigkeit doch immer den Sieg Kap. 13, 9. 22; Pf. 37, 25]. Das gerade ist der Fluch, der auf dem Reiche der Finsterniß liegt, daß es mit seinem Haß und seiner Bosheit dem Reich des Lichtes dienen und es bauen helfen muß, während es im Wahne lebt, dasselbe zu zer- stören und schon Zeit- und Stunde berechnet, wann es von der Erde verschwunden sein wird. , Die Klugheit und Thorheit im bürgerlichen Leben. 20. Einen Armen hassen sstoßen zurück] auch seine Nächsten [die seine Freunde waren, da er noch nicht in Armuth gerathen]; aber die Reichen haben viel Freunde [Kap. 19, 4; Sir. 6,« 7 ff.; 12, 8 ff.; Lin. 11, 5 ff] Bist du glücklich, du- wirst der Freunde zählen die Menge; sind die Zeiten betrübt, ach, dann bist du allein. (0vi(i. t1-jst.) Alle verehren den reicheren Mann, ver- achten den Armen; eben derselbige Sinn wohnet in Aller Gemüth (Theognis sann) Die Freunde lassen ihn zur Stand, wird ihnen seine Armuth kund. (Freidank.) Was Freund sei, sagt die Armuth frei. (Spr,üchw.) Freundschafn wenn es geht an die Noth, geh’n vierund- zwanzig auf Ein Loth, und wollen die Besten meine sein, gehn: sieben wohl auf Ein Quenteleim (Brant.) 21. [Aber] Der Sünder [nur, der von Gott nichts weiß] verachtet kund verläßt] seinen Nächsten sseinen Freund, wenn er in Armuth und Noth ge- räth]; aber wohl dem, der sich der Elenden erbar- met [der beweiset sich recht als ein Kind Gottes und wird auch Barmherzigkeit erlangen Kap. 16, 20; Matth. 5, 7]. 22. Die mit bösen Ranken umgehen, werden fehlen [werden nicht nur das Ziel ihrer klug ge- schmiedetei Pläne verfehlen, sondern auch selbst in’s Verder n stiirzenjz die aber Gutes denken ldarauf sinnen, wie sie allerlei Gutes thun gegen den Nächstens denen wird Treue nnd Güte [von Gott] widerfahren [denn er wird an ihnen seine Verhei- ßungen erfüllen und seine Gnade über ihnen walten lassen]. Untreue fchlägt ihren eigenen Herrn. (Sprüchw.) 23. Wo man [redlich] arbeitet [es sei, worin es wolle], da ist [immer] genug [Gewinn, denn Gottes Segen kann da nicht ausbleiben]; wo man aber mit [leeren] Worten [ohne Herz und Sinn] umgehet, da ist Mangel kdenn Gottes Fluch ruht auf der Lüge und Untreue Kap. 11, 24; 21, 5; Matth. 12, ges. Vor eitlem Wort sollte man sich mehr scheuen, als vor schwerfter Arbeit. (Vertheau.) 24. Den Weisen ist ihr [ehrlich, fleißig und mit Gebet erworbener] Neichthum eitle Krone [der Ehren, ein wirklicher Schmuck, der sie als Kinder Gottes und Herren der Welt kennzeichnet]; aber die Thotheit der Narren list unfruchtbar und leer, sie] bleibt [ewig , was sie ist, nämlich] Thorheit [und nichts als Thorheit, mögen sie auch noch so sehr damit prunken, und insbesondere ihren etwaigen Reichthum dazu verwenden, durch allerlei äußeren Tand und Zierrath sich ein großartiges Ansehen zu geben, es wird sie nicht zu Weisen machen] 25. Ein treuer Zeuge sdessen Herz und Lip- pen in der Wahrheit Gottes gegründet smds erret- tet sdurch seine glaubwürdige Aussage] das Leben [Vieler vom Tode, dessen sie fälschlich vor Gericht angeklagt find, und der ihnen daher droht, wenn nicht ein solcher Zeuge ihre Unschuld an den Tag 482 Sprüche 14, 2i3-—35. 15, 1—8. bringt]; aber ein falscher Zeuge [dem die Lüge zur anderen Natur geworden] beträgt [täuscht die Hoff: nungen derer, die sich auf ihn verlassen, und sich selbst in seiner Erwartung von Gewinn Kap. 12, 17.. Das gilt noch viel mehr im Geistlichen. Ein falscher xkecopdhet stürzt die Seelen in zeitliches und ewiges I! . 26. Wer den HEtrn fürchtet, der hat san ihm] eine sichere [uneinnehmbare] Festung [gegen äußere und innere Feinde, gegen Versuchungeu und Verfolgungem gegen Noth und Tod]; und seine [des Gottesfürchtigen leibliche und geistlicheJ Kinder c werden [vom HErrns auch beschirmet sdenn der Segen der Gottesfurcht erbet fort bis in’s tausendste Glied KaP. 18, 10; 20, 7]. Ein’ feste Burg ist unser Gott, ein’ gute Wehr und Waffen. (Luther.) 27. Die Furcht des HErru ist eine Quelle des [wahren und ewig seligen] Lebens sebenso wie auch die auf ihr ruhende Weisheit Kap. 13, 14], daß man meide die [von der Welt, dem Teufel und dem eigenen Fleisch ausgeworfenen] Stricke des Todes sdie Versuchungen zu todbringenden Sünden]. 28. Wo ein König viel Volks [das dabei auch voll äußerer und innerer Kraft ist] hat, das [und nicht sein glänzender HofstaatJ ist seine Herr- lichkeit [die ihm Ansehen und Einfluß bei anderen Völkern und Fürsten verleiht]; wo aber wenig Volks ist fwo dasselbe durch Gewaltherrfchaft aus- gesogen wird oder durch Gottlosigkeit sich entkräftet und hinschwindet], das macht einen Herrn blöde [genauer: das ist der Sturz, das Verderben auch des Fürsten]. 29. Wer geduldig ist» ssich nicht schnell zum Zorn, Eifer, Bitterkeit treiben läßt], der ist weise [Jak. 1, II; Z, 13]; wer aber ungeduldig ist ssich leicht zur Leidenschaftlichkeit oder zum Jähzorn fortreißen läßt] , der offenbart f dadurch vor jeder- mann aufs Deutlichste] seine Thorheit Den wahrhaft Gebildeten (oder Weisen) kennzeichnet anz besonders eine Tugend, die das schöne riechische Zszort sophrosyne bezeichnet, die Besonnengeiy die Tugend des Maßhaltens des Jnsichgesaßtseins des Geistes. Er läßt sich nicht überwiiltigen durch uner- wartet über ihn kommende Ereignisse, verliert nicht Fassung und Haltung in Unglück und Widerwtirtiäzkeit, er bleibt sich selbst treu in allem Wechsel des Le ens, unbeirrt durch die Untreue der Anderen, die sich von ihm wenden, sein Urtheil bleibt ruhig, feine Ueberzeu- gun fest, seine Grundsätze unerschittterh er versällt nicht in athlosigteih verliert nicht den Muth, verbittert sich Jund läßt sich nichtfortreißen zu vorschnellem Thau. o 30. Ein gütiges [besser: beruhigtes, ge- lassenes] Herz fdas dem HErrn alles anheimstellt] ist [auch] des Leibes Leben [fördert auch dessen Gesundheit und HeilUUSJZ aber Neid [besser allge- mein: leidenschaftliche Erregtheitj ist Eiter in [den Ge-] Beinen [der das Mark des Leibes verzehrt]. » Wer also einen gesunden Leib zu haben begehret, der muß nur zusehen, daß sein Gemitth in guter Ordnung stehe und von der Herrschaft unordentlrcher Begierden und Neigungen frei sei. (Berleb. Bib.) 31. Wer dem Geringen [der arm und hilflos in der Welt istJ Gewalt thut, der liistert desselbeu Schopfer [der sowohl Arme wie Reiche geschaffen hat und will, daß beide neben und unter einander sein sollen 1. Sam. 2, 7; Kap. 22, II; aber wer sich des Armen erbarmet [stch freundlich zu ihm herabläßt und ihm, der auch nach Gottes Bilde geschassen Jak. 3 , 9., Ehre und Liebe beweiset], der ehret [damit auch] Gott [der auch dem aller- geringsten und unwerthesten unter seinen Geschöpfen Liebe erweist] In dem rechten Armen, der seine Last auf sich nimmt und in Stille trägt, der sich nach Erlösung sehnet, tritt uns der HErr Jesus selbst entgegen, der in Niedrigkeit und Armuth Erschienen« darum will Er auch alles, was seinen geringsten Brüdern angethan wird, als ihm selbst geschehen annehmen. (Matth. 25, 40.) —- Armuth die ist ein Gab’ von Gott, wie ·wohl sie jetzt ist der Welt Spott; das schafft allein, daß niemand ist, der gebeut, daß Armuth nichts gebricht, und daß der nichts verlieren mag, der zuvor nichts hat in seinem Sack, und daß der leicht mag schwimmen weit, der nackerid ist und an hat nichts. (Brant.) 32. Der Gottlose bestehet [harret] nicht sang] in seinem Ungluck [fondern, dieweil er Gottes Ge- richt über sich kommen steht, verliert er das Ver- trauen und stürzet, von Gott und Menschen ver-e lassen, zu Boden, um nicht wieder aufzustehen]; aber der Gerechte ist [weil er Gott zum Freunde und Frieden im Herzen hat, sogar] auch in seinem Tode getrost l»kann ihn doch kein Tod nicht tödten, sondern reißt seinen Geist aus viel tausend Nöthen« Kap. 12, 28]. 33. Jm Herzen des Verständigen ruhet sdie himmlische Gabe der] Weisheit lstill und schweig- sam], und [besser: aber —- sie] wird offenbar unter den Narren [wo Narren bei einander sind, da können sie ihre Weisheit, die in Wahrheit doch nur Narrheit ist, nicht im Herzen behalten, sondern führen sie beständig auf der Zunge und suchen sie eifrig offenbar zu machen Kap. 12, 23; 13, 16; 15, S] 34. Gerechtigkeit fim umfassendsten Sinne des Wortes, also: rechte Erkenntniß und Furcht Gottes sammt allen daraus herkommenden Tugenden] er- hbhet ein Volk [hebet und fördert seine Zustände nach allen Seiten hin zur Blüthe, daß es selbst sich glücklich fühlet und andere Nationen es achten und ehren müssen]; aber die Sünde [das Gegen- theil von solcher Gerechtigkeit] ist der Leute fjedes Volkes] Verderben [daß es bei den anderen Völkern in Schmach und Schande geräth, immer elender wird und endlich untergehi]. Die Klugheit und Thorheit im staatlichen und nationalen Leben. 483 Den Beweis für die nnnmstößliche Wahrheit dieses Spruches liefert die Geschichte aller Völker, z. B. die der Perser, der Egypter, der Römer, der Griechen, der Juden selbst. »Ja Betreff der Vergangenheit läßt es sich leicht sehen; ftir die Gegenwart es aber auch zu glauben ist nicht jedermanns Ding« 35. Ein kluger Knecht sder durch Treue und tiefe Einsicht seine himmlische Weisheit zum Nutzen seines Königs anwendet] gefällt dem Könige [an dessen Hofe er dienet] wohl [er kann der Gnnst desselben und dadurch feines Glückes gewiß sein]; aber einem schcindlichen Knechte [der ein Thon darum auch untreu und einsichtslos ist und seinem Herrn Schaden und Schande bringt] ist er feind [derselbe kann daher auch feines Unglücks gewiß sein]. Das 15. Kapitel. Dei« Klugheit Wirkung. Mittel· sioh var Sünden zu hüten. « VI. V. 1—33. Im vorliegenden Abschnitt wird die ver— gleiihnng zwischen den Früchten der Weisheit und der Thorheit non) weiter fortgesetzt nnd zwar in Bezug ans versihiedene andere kebeusverhältnisstz insbesondere auf dao gotteadlenstliche Beben, so daß man das ganze Kur. ansehen liann als vom allein wahren Gotteodienst durch einen gerechten Sinn handelnd. Eine sichere Unter— scheidung verschiedener Gruppen ist jedoch liaum möglich. Man liann etwa 3 Theile machen: v. 1-—7 wird der gerechte Sinn narhgewiesen im verhalten mit dem Mund und der Zunge; V. 8—-15 im eigent- lich religiösen Leben; v. 16—33 im Verkehr mit dem Räumen. l. Eine srnhige und ge-] linde Antwort sauf ein jähzorniges, beleidigendes Wort gegeben] ftillet den Zorn sdes Beleidigersk aber ein hart [die empfangene Beleidigung mit einer neuen Beleidi- gung erwiederndesj Wort richtet Grimm an sund damit Unglück über Unglück Kap. 25, 15; Pred. 10, 4; I. Kön. 12, 135 Eli-Im. 12, 21]. Ein ut Wort findet eine gute Statt. — Man muß nicht no Oel ins Feuer gießen. — Wer Zwietracht säet, arbeitet für des Teufels Scheuer. — Wer Zank nnd Streit abthut, verwandelt Fluch in Segen. (Sprlichw.) Wenn dich nun der Zorn überwinden will, so salte deine Hände nnd sprich zuvor das heil. Vater- unser nnd den Glauben; darnach erst antworte deinem Gegner. Z. Der Weisen Zunge macht die Lehre lieblich [weiß die himmlische Wahrheit und Weisheit, die ihr Herz erfüllt, auch in wohlgeordneten gewinnen- der Weise darzustellen]; der Narren Mund saberJ speiet [aus eitelem, leerem-Herzen zwar viel Worte, aber mit ihnen] eitel Narrheit [in polterndey ver- worrener Weise aus]. 3. »Die Augen des HErrnschanen [und beob- achten] an allen Orten beide die Bösen und From- men [drum sorge nicht ängstlich um Gericht und Vergeltung, denn Gott hat alles gemerkt Sir.15, 19; 17, Ia; ge, 28; 2.Chron.16,9; Ps.139, 1 ff.; Matth 10, 30; Hebt. 4, 13]. Der muß viel können, der Gott will blenden. (Sprüchw.) Gott sieht’s, Gott hört’s, Gott straft’s. — Aber der die Wassertropfen zählt im Meer, zählt auch die Thriinentropfem die eines Menschen Auge vergießt. —— Gotte ist nichts verborgen vor, er sieht durch Aller Herzen Thon Es sei übel oder gut, was jemand in dem Finstern thut oder im Herzen wird erdacht, das wird doch gar zum Licht gebracht. (Freidank.) it. Eine heilsame [besser: gelasseneJ Zunge [die zu entschuldigen weiß, Gutes redet und alles zum Besten kehret] ist ein Baum des Lebens [dessen Früchte das Leben aus Gott in einem Men- schen erhalten, stärken und erquicken], aber eine lügenhaftige sbesser: eine Zunge, die nicht Maß hält, sondern zu Zank und Streit und allerlei Bösem anregt] macht Herzeleid szerstört und ver- wüstet das wahre Leben der Seelen]. »5. Der Narr [der nur seinen fleischlichen Lüsten und Begierden folgt, verachtet und] lcistert die kihn bessernde] Zucht seines Vaters; wer aber [solche] Strafe [seiner Eltern] annimmt [und sich das ungöttliche Wesen ausdecken und leid sein läßt], der wird klug [in Gott gelehrt] werden [Kap. 1, 7; 13, 1]. s. Jn des Gerechten Hause ist Guts genug [wörtlich: liegt ein großer Schatz, nämlich in seiner Gerechtigkeit, seiner Gottessurcht und Glauben, der Quelle und Bürgschaft dauernden Glücks], aber in dem Einkommen des Gottloseu sdas er mit Sünden gewonnen] ist Verderben [der Keim seines Untergangs, den er sich also selbst be- reitet] So ist Gerechtigkeit durch Gottes Gnade mehr werth als alles, und der Reichthum an sich nichts; er wird erst etwas in der Hand des rechten Mannes, und «ist lauter Uebel in der Hand des unrechtetn (Diedrich.) 7. Der Weisen Mund streuet guten Rath [d. i. Weisheit und Erkenntniß der Wahrheit und damit ewig bleibenden Segen aussz aber der Nar- ren [verworrenes und unzuverlässigesj Herz ist nicht also [wie viel weniger kann ihr Mund Segen ver: breiten Katz. 10, 31; 16, 23]. 8. Der Gottloseu säußerliches und heuchleri- scheSJ Opfer ist dem HErrn ein Greuel sdenn was hat die ewige Wahrheit mit der Lüge zu schafsensz aber das [aus einem aufrichtigen, nach Gottes Ge- rechtigkeit hungernden Herzen kommende] Gebet der Frommen ist ihm angenehm fund erhoret Hof. 6, 6;Jes.1,11 fs.; Mich. s, 6 fs.; Am. 5,21ss.; Irr. 7, 21; Pf. 40, 7; 50,18f.; Sir. 34; 21, 313 Kaki. 2l, 27; 28, I; V. 29]. Man darf hier zwischen Opfer und Gebet keinen wesentlichen Unterschied sehen; denn beides beschreibt nur Eile Foiigi der äußeren Verehrung Gottes, wie Jes. I, u. . 484 n. [Denn] Der Gottlosen Weg [Sinnes- und Lebensweise] ist dem HErrn ein Greuel; wer aber der [wahren] Gerechtigkeit [mit Ernst und Eifer]»nachjagt, der wird kvon ihm] geliebet [Kap. n, 20; 12, 22]. 10. Das ist eine böse Zucht, [besser: Eine böse Zucht oder Strafe kommt über die, welche] den [rechten] Weg verlassenz und wer die Strafe [der göttlichen Weisheit und Wahrheit aus dem Munde eines Weisen] hasset [eben um den Weg der eigenen Gelüste einzuschlagen], der muß [in seinem Trotz jämmerlich verderben und ewig] sterben [und darin besteht eben jene böse Zucht Kap. 29, l; Röm. 8, 13]. 11. sDeun auch] Hölle und Verderbniß [der Abgrund, da das Verderben wohnet Hiob 7, 10 Anm.; AS, 6., also selbst die tief berborgenstety seinemheiligem ewig seligen Wesen entfremdetsten Orte] sind vor dem [alles durchdringenden Blick des] HErrn kbloß und aufgedeckt], wie viel mehr der Menschen szumal auch derer, die den rechteu Weg oerlassen] Herzen [Jerem. 17, 10; Hebt. 13 ! l Die Hölle und der Ort des Verderbens sind dem HErrn mit alleu teuflischen Tücken und mit allen Qualen unbekehrter Geister bekannt; er durchschaut alle Winkel der Schlauheit, alle Falten der List und die Gedanken von Millionen Geistern; wie vielmehr dein noch in den Schranken der sichtbaren Welt eingeengtes kleines Herz mit seinen nur noch irdischen Wünschen, Hoffnungen, Liisten und Plänen? Seine Allwissenheit ist wohl im Staude, Schein von Wahrheit zu trennen und die Ge- sinnung hinter dem blendenden Scheine zu erfchauen. Auch wenn du dir seine Schickung und Strafe scheinbar gefallen lässest, erkennt er doch den sich geheim dagegen årtfllehnenden Haß und das verborgene Murren deiner ee e. 12. Der Spötter liebt nicht, der ihn [wegeu seiner Gottlosigkeit] straft, und gehet [eben darum] nicht zu den Weisen [in deren Umgang er zwar von seiner Thorheit befreit werden könnte, aber freilich durch strenge Rüge und Zurechtweisung Kap. 9, 8; 13, 1. 20]. « 13. Ein fröhlich Herz macht ein fröhlich [und lieblich] Angesicht [indem die innere Freude aus dem Angesicht selbst wiederstrahlt und auch Anderen wohlthut]; aber wenn das Herz bekümmert ist, so sållt auch der Muth sund auch das zeigt sich in dem gedrückten Antlitz, dem gepreßten Athem Kap. 17, 22]. » 14. Ein kluges Herz [das schon einen Anfang in der himmlischen Weisheit gemacht hat] handelt bedcichtiglichz aber die kühnen Narren regieren närrisch [richtiger: Ein kluges Herz trachtet nach immer höherer und tieferer Erkenntnißz aber des Narren Blick weidet fich mit Wohl- behagen an Narrheit; eben darin beweist er sich als gottlosen Narren, daß er immer bleiben will, was und wie er ist und jeden Fortschritt zur Sprüche 15, 9—30. Wahrheit für einen Rückschritt hält Pf. 37, 3 Anm.]. 15. Ein Betrübter [deß Herz von Kummer gebeugt ist] hat nimmer keinen [Ps.140,11Attm.] guten Tag sweil er alles trüb ansiehtjz aber ein guter Muth [d. i. ein gut Gewissen, das durch das Blut des Mittlers recht gut geworden —— deß Leben] ist eilt täglich Wohlleben ldenn er empfindet auch unter dem schwersten Leiden den Trost des hl. Geistes, der ihn lehret, an Gottes Gnade sich ge- uügen zu lassen B. 13]. 16. Es ist besser [sa, es ist ein großer Ge- winn 1.Tim. s, s] ein wenig mit der Furcht des HErrn [die dem Herzen gewisse Ruhe und Be- gnügsamkeit verleiht] , denn großer Schuh , darin Unruhe sstets unbefriedigte Wollust und immer- währende Aufregung und Sorge, ihn zu mehren] ist [KaP. IS, 8; Pred. 4, Z; Pf. 39, 7; 37, 16].· . Reich ist genug, wer fich genügen läßt: -— Das Herz ist reich oder arm, nicht die Kiste. — Geld macht nicht reich, es sei denn reich das Herz zugleich. —- Aus kleinen Brunnen trinkt man sich ebenso satt, wie aus großen. — Gut Gewissen und armer Heerd ist Gottes und aller Ehren werth. (Sprüchw.) -— Keine Kreatur kann das Herz füllen, denn allein Gott; der ist groß und sättigt es, das fich sonst mit tiichts zufrieden stellen läßt. Darum, wenn das Herz Gotte-s ermangelt nnd er reift ihn nicht bei seiner Wahrheit, so muß es irre fahren, ist ein lauter Vorwitz der nicht ruhen kann, von Einem aufs Andere sällt und ist nirgend ein Bestand. — Wer reich wird an dem Gute, der armet an dem Muthe. (Freidank.) . 17. Es ist lebenso] besser ein seinfachesj Ge- richt Kraut mit Liebe sFriede und Eintracht, die auch das Geringste versüßen und groß machen], denn ein gemtisteter Ochse [Reichthum und Wohl- leben] mit Haß [Unfriede und Zwietracht, die auch den größten Genuß vergällen Kap. 17, 1]. 18. Ein liäh-J zorniger [leicht beleidigter und aussahrender] Mann richtet [überall, wo er hin- kommt und weilt] Hader sund Zank] an; ein Ge- duldiger [ein gelassenes Gemüth] aber stilletdeu Zank sverbreitet überall Ruhe und Einigkeit Kap. 15, I; 26, 21; 28, 25; 29,22; Sir.28,11ff.; Pred. 10, 4]. 19. Der Weg des Faulen [der alle Arbeit, die dem Fleische wehe thut, meidet] ist dvrnicht [wie eine Dornenheckesüberall stößt er aus Hin: dernisse, die seinen Fuß verstricken und ihn mit der Erfüllung seiner Lebensaufgabe nicht vom Platze kommen lassen]; aber der Weg der Frommen [die unter Trübsal und Angst, Mühe und Arbeit im Glauben an Gottes Verheißung das Ziel ihres gottgegebenen Berufs verfolgen] ist wohl gebahnet [und führt sie leicht und sicher zum Ziele Kap. 6, 10; 24, 30 sf.; 28, II; Sir.20, 30; Pred. 10, 18]. Vom rechten Verhalten im religiösen Leben und im Verkehr mit dem Nächsien 20. Ein weiser Sohn erfreuet den Vater [Kap. 10, 1]; und ein ncirrischer sgottloserj Mensch ist seiner Mutter Schande swörtlichx verachtet seine Mutter und betrübt sie dadurch Kap. 17, 21]. So eng hängen das I. u. 4. Gebot zusammen: wer Gott fürchtet und liebt, der ehrt und erfreut auch seine Eltern. 21. Dem Thoren ist die Thorheit san sich selbst und an Anderen] eine Freude [und doch ist sie ein krummer Weg, der zum Unglück führt]; aber ein verständiger [göttliche Erkenntniß haben- der]»Maun bleibt auf dem rechten Wege [und hat eben in demselben Kap. 10, 23]. 22. Die Anschläge werden zu richte, wo nicht szuoor mit Einsichtsvollen] Rath [gepfiogen] ist; wo aber viel sgottesfiirchtige und weise] Rathgeber sind, bestehen sie skommen sie zu Stande Kap. 11, . 23. Es ist einem Manne] eine Freude sdie auch sein eigen Herz erquickt], wo man ihm [besser: wo er jemandem] richtig [d. i. trefsend und zur gehörigen Zeit] antwortet; und ein Wort zu seiner Zeit ist» sehr lieblich [in einem solchem osfenbaret sich recht der Reichthum und Segen der himmlischen Weisheit, die das Herz erleuchtet, stärkt, tröstet und beruhigt Kap. 10, 20. 431 f.]. Es ist für den-Orient besonders charakteristisch, daß er fchnell und pasfend gegebenen Reden vorzüglich Freund ist, und mancher morgenliiirdische Fürst, noch so zornig über seinen Diener, wurde gar oft besänftigt, ja zur Gnade bewogen, wenn dieser geschickt genug war, in dem richtigen Augenblick« ein geistreich überraschendes Wort zu sprechen. (Umbreit.) Ein gut Wort richtet wohl mehr aus, als ein Fähnlein Landsknechte — Ein tröstlich Wort ist des Gemüth’s Speise. (Sprtichw.) 24. Der Weg des Lebens gehet uberwarts szu immer höherer Erkenntniß Gottes, größerer Reinheit und Kraft, höherem GIückJ klug zu machen [richtiger: für den Klagen, der sich der himmli- schen Weisheit ergeben hat], ans daß man«[besser: er] meide die Hölle sden ewigen Tod, . das Ziel des Wegs der Thoren] nnterwarts Was so oft in den Sprttchen auf die mannigfaltigste Weise angedeutet wird, daß es nur zwei wirklich ver- fchiedene Wege für den denkendeu und handelnden Men- schen giebt, und daß der eine, richtig eingeschlagen, ftcher nach oben zum ewigen Leben, der andere nach unten führe, das wird in diesem nur am treffendsten und kür- zesten gesagt. Er wirft daher sein Licht auf viele andere. (Ewald.) Im Lichte des neuen Test. erlangen die Worte: ,,Leben, Oben, Hölle« eine noch viel tiefere Be- deutung. sur-sum cordal ad c0el111n, ad. coeluml (Erhebet eure Herzen zu Gott!) ruft der Hirte seiner Gemeinde bei der Feier des hl. Sacr. zu. Der wahr- haft Kluge sucht fein Heil in Gott, feine Heimath im Himmel, und je mehr er das thut, desto mehr meidet er sowohl die Verdammniß nach feinem zeitlichen Tode, als auch die Qualen eines imrnhigen Gewissens und den Pfuhl der Lüfte, der selbst eine Holle ist. sein Glück und seine Freude- 485 25. Der HErr wird das Hans [die Wohnung sammt der Familie] der Hossiirtigen [die Gottes Schutz und Stärke entbehren zu können glauben] zerbrechen, und die [von ihnen so oft gefährdete] Griinze der [armen und gottesfürchtigen] Wittwen [die in Gott ihren einzigen Trost und Beistand suchen] bestätigen [und festigen Kap. 12, 7]. 26. Die Anschläge lschon die bösen Gedanken] des Argen sind dem HErrn ein Greuel sgleichwie die unreinen Opfer der Heuchler und Götzendiener]; aber tröstlich reden die Reinen [besser:« aber rein sind vor ihm l-ieblicheWorte, die, aus einem gläubigen, barmherzigen Herzen hervorgehend, den Elenden und Bekiimmerteii trösten; wie das reine Opfer des Frommen steigen sie lieblich duftend zu ihm empor Kap. 11, 20]. 27. Der Geizige [z. B. der Richtey welcher durch Erpressung und Ungerechtigkeit dem Gewinne nachjagt, bereichert nicht, sondern] verstbret sein eigen Haus [d. h. seinen gesammten Glückssianiz sammt seinem Ansehen und Ruhm]; wer aber Geschenk hasset sunwandelbar und unbestechlich ge: recht ist], der wird leben [Kap. 28, 16]. 28. Das Herz des Gerechten dichtetr [sinnet nach mit aller Sorgfalt über das], was [von ihm jemandem] zu antworten ist [damit er nichts Böses und Verkehrtes sage]; aber der Mund der- Gott- losen sthäumet [genauer: sprudelt unbedenklich] Böses [ihre boshaften und verkehrten Gedanken hervor; denn Recht und Unrecht gilt ihnen gleich Viatth 12, 35]. H-) »Dichten« ist wie so manches schöne Wort, dem man die fremde Herkunft nicht mehr ansieht, durch die Kirche aus dem Lateinischen in’s Deutsche eingebürgert; es ist das lat. dictare —— zum Nachschreiben vorsagen, «,,dictiren« — und-bedeutet I) in der ältesten Zeit ,,etwas zum Niederschreiben versagen, damit es gelesen oder ge- sungen werde«; daraus entwickelte ftch 2) etwas schaffen, erdenken, aussinnen, so auch bei Luther (der übrigens richtiger ,,tichten« schrieb), häufig mit der übeln Neben- bedeutung der bösen Abstcht (Sir. 17, 30; I. Mos. 8, 21; Klagb Jer. 3, 62; Rönn I, 21); Z) sinnen, nach- denken (1. Kön. 18, 27; Spr. 15, 28); endlich 4) die heute gewöhnliche Bedeutung: Verse machen (1. Ehren. 17, 95 2. Chr. 23, 18; Pf. 71, 24 u. ö). 29. Der HErr ist ferne smit seiner Liebe, Gnade und Errettung] von den Gvtllosen [und höret sie darum auch nicht Joh. 9, 31]; aber der Gerechten Gebet [die durch den Glauben vor ihm in Unschuld wandeln] erhdret er fund beweiset also mit der That, daß er ihnen nahe ist]. Die Gottesferne und das Gefühl derselben ist ein Hauptkennzeichen des Heiden und des Gottlosen; die Gottesniihe und das Gefühl derselben des begnadigten Kindes Gottes und der Gemeinde Gottes. 30. Frenndlicher Anblick [besser: Blick, aus welchem ein Herz voll Liebe strahlt] erfreuet [und erquickt] das Herz szumal wenn es von Beküm- merniß niedergeschlagen istL ein gut Gerücht seine 486 gute Nachricht, die sich etwa in dem strahlenden Auge ankündigt] macht das Gebeine fett sstärkt gråch den milden Leib im innersten Mark Kap. , 1]. 31. Das Ohr, das da höret saufs die Strafe saus dem Munde der Wahrheit, welche den Weg] des [wahren] Lebens szeigtl und es anch schon selbst mittheilt], wird sselbft weise werden und da- rum] unter den Weisen [in der Gemeinschaft der Glänbigem immerdar] wohnen [und mit ihnen die Fülle des seligen Lebens erlangen]. 32. Wer fichnicht ziehen sselne Sünden und Jrrthümer aufdecken und zur Buße führen] läßt, der macht sich selbst zu nichte [wörtlich: der ach- tet seine Seele gering und bringt sie in die Gefahr des ewigen Todes]; wer. qhkk saufj Strafe höret, der wird [wahrhaft] klug [und liebt seine Seele Kap. 19, 8; 8, 36; 4, 5. 7; l6, 16]. 33. Die Furcht des HErrn [die demüthige Unterwerfnng des eigenen Willens unter Gott und sein. hl. Wort Pf. 19, to] ist seine ialles ungött- liche Wesen am Menschen strafende] Zucht [die ihn] zur [himmlischen] Weisheit sHiob 28, 12 Anm. hinführt Kap.1, 7. 23; Z, s. 7z 8, is; 9,10J; und ehe man zu [den hohen] Ehren kommt sdie die Weisheit giebt Kap. Z, IS; 8, 18], muß man zuvor leiden [genauer: demüthig werden, auf die eigene Weisheit und aus das Wohl- gefallen an den eigenen Wegen verzichteu Luk. 1 , 38 . Wer; die Höhe der göttlichen Ehre will ersteigen, der suche die Tiefen der Demuthx wer seinen Bruder in der Herrlichkeit im Himmel will überragem der überrage ihn zuvor durch Gehorsam hier auf Erden. (Ambrosius.) Zur Hoheit Gottes gelangt man nur durch Niedrigkeit. Die wahre Niedrigkeit der Gläubigen bestehet darin, in nichts übermilthig sein, in nichts murren, in nichts un- dankbar, in nichts klagend sein, sondern unter allen Heimsuchungen Gott danken, Gott loben, dessen Werke allesammt gerecht oder gtttig sind. (Augustinus.) Das Its. Kapitel. Tion gottes Vorsehung und Regierung, und »der Ilienschen Pflicht. VII· V. l———33. Der hier begiunende zweite größere Abschnitt der altsalomonisrheu Spruchsammlung reicht von Las. 16,1 — W, 16. und enthält Ermahnung en zu einem heiligen Wandel in Gottesfnrrht nnd Gehorsam. Derselbe zerfällt in sieben Grup- pen, deren erste vorliegende der Gedanke beherrfehy daß Gott das Thun der stleusrhen ganz und gar noch seinem weisen Ermessen nnd wohlge- sallen regiert, weshalb man ihm gänzlich vertrauen müsse; und zwar reden v. 1—3 von Gott als dem weisen Grdner und kenne: aller Dinge im Allgemeinen; V. 4——9 von Gottes weisem und gerechtem Walten in tiezug auf die tielohnung des Guten und Bestrafung des Böse · v. 10—-15 von den Königen alo Otittlern und Werkzeugen der weisen Weltregiernng Gottes; v. its— Sprüche 15, 31—33. is, 1—12. 26 von Gottes gerechtem Walten in Bezug auf Weise nnd Thurm; endlich so. 27——33 nokhmals von der gött- lichen Gerechtigkeit bei Bestrafung der Bösen nnd Be— lohnung der Frommen. 1. Der Mensch seszt ihm wohl sbald diesen, bald jenen Plan] vor im Herzen [und legt sich wohl seine Gedanken zurecht]; aber vom HErrn kommt [und steht nicht mehr in des Menschen Gewalt], was die Zunge reden« soll sdaß die Ge- danken nun anch eine solche Gestalt nnd Form ge- winnen, daß iie Heil und Leben bringen; wie viel mehr stehet jeder weitere Schritt zur Ausführung von Vorsätzen in Gottes Hand V. 9. 33; 4. Abs. 22, is. 35]. Der Mensch denkt, Gott lenkt. — Die Welt fchaltet, Gott waltet. (Sprüchw.) » Die griechische Uebersetzung der Septuakgintm hat, wie anch im Jesus Sirach und anderen anontschen Bticherm so anch in unserem Buche oftmals zwischen- eingeschobene Verse, die zuweilen recht gut und von der Vulgata als kanonisch aufgenommen worden find. So hat sie anch hinter Kap. 15, 33 folgende Strophem Je größer du bist, desto demüthiger werde, so wirst du Gnade finden vor dem HErrrn — Alle Wege des Demiithigen sind vor dem HErrty doch Frevler gehen am bösen Tage unter. Und hinter V. 5 unseres Kap.: Ehe du Wohlthun itbsi, übe Gerechtigkeiy das ist dem HErrn lieber denn Opfer. ——- Die da den HErrn suchen, werden Weisheit finden, und die ihn richtig suchen, Frieden. 2." Einem jeglichen dünken seine [Lebens-] Wege rein [und gut] sein [denn der Mensch weiß anch für seine Jrrgänge immer Beschönigung und siehet nur auf das Aeußere]; aber allein der HErr macht das Herz gewiß, [richtiger: aber der HErr wäget die Geister, priifet des Herzens Gesin- nung, aus welcher die äußere That hervorgeht, ob es nämlich ihn selbst und die wahre Gerechtigkeit oder sich und die eigene Lust gesucht hat; und da ist denn sein Urtheil oft« ein gar anderes, als das der Menschen 1. Sam. 16, 7; 2, 3]. Z. Befiehl dem HErrn [mit vollen Vertrauen alle] deine Werke [die dn in deinem Berufe zu vollbringen hast, in feine Hand, wälze die Last der Sorgen auf ihn], so werden deine Anschläge fort- gehen [und gelingen Pf. 37, 5; 22, 93 90, 17; 1. Petri 5, 7; Katz. 3, 5 f.; 19, 21]. 4. Der HErr machl [als Schbpfer und Re- gierer der Welt] alles [was er erschasst oder zu- läßt] um sein selbst willen sbesserx zu s einem eigenen, von ihm einem jeden Ding geordneten Zweck, daß es denselben erfülle und also seinem hl. Willen diene], anch den Gottlosen zum bösen Tage [damit er am bösen Tage, wenn noch auf Erden oder erst in jenem Leben das Gericht Gottes über ihn hereinbricht, feine wohlverdiente Strafe empfange und also auch wider Willen zur Ver: herrlichung des Namens Gottes beitragen und sei- nen heil. Willen erfüllen muß] 11. A bs ch nitt der altsalom. Spruchsammlung: Ermahnungen zu einem heiligen Wandel. 487 So wenig, wie in Röun 9, wird auch hier die ewige Vorausbestimmung des Gottlosen zur Verdammniß ge- lehrt, wie die älteren reformirten Aiisleger, z.B. Calvin, gemeint haben, sondern Salomo, wie Paulus und die anze heil. Schrift mit ihnen, sagen nur, daß für alle reaturen der heil. Wille Gottes das höchste Gesetz sei, dem sie alle dienen müssen, auch der Teufel und alle Gottlosety denn ohne Gottes Willen existirt auch der Teufel und die Sünde nicht« aber a1ich die allergrößeste Feindschaft gegen Gottes heil. Willen muß nur dazu helfen, daß sein ewiger Liebeswille zur Erlösung und Beseligung der Seinen desto eher und besser erreicht werde. Dei: Erreichun des letzten Zieles aller Wege Gottes dienet auch die erdammniß der Gotilosen. 5. Ein stolz [hochmüthig und darum unbuß- fertig] Herz ist dem HErrn ein Greuel [Kap. is, 9. 25 f.], und wird nicht ungestraft bleiben sdenn nur wo Buße ist, da ist auch Glaube und Ver- gebung der Sündern, wenn sie sich gleich alle an- einander hcingen [wörtlich: darauf die Hand! das ist gewißlich wahr Kap. 11, 21 Anm.]. s. Durch Güte nnd Treue [gegen den Näch- sten als gewisse Zeichen eines bußfertigen und glänbigen Herzens] wird Missethat versöhnet [denn ein solches ergreifet die verheißene Gnade Gottes]; und durch die Furcht des HErrnt meidet man das Böse [sowohl die Sünde als ihre Folgen, den Zorn Gottes und alles Ungliick Luk. 7, 47; Jei. 58, 7; Dan. 4, 24; Kuh. 10, 12; 8, 13; Hiob 28, 28J. «) Unter »Furcht des Errn« wird hier, wie über- all, die wahre Gottesvere rung nach dem geoffenbarten Worte Gottes durch eine bußfertige und gläubige Her- zensgesinnung, die sich alsbald als Liebe und Wahrheit äußert, verstanden. 7. Wenn jemand-s [Lebens-] Wege dem HErrn Wohlgefallen, so macht er sder HErrJ auch seine Feinde mit ihm zufrieden sdaß sie zuletzt ein solches Kind Gottes doch als eine treue Seele und wahren Nienschenfreund anerkennen müssen Ossb. Z, I; Kap. 25, 21 f.; 1. Mos. 33, 4]· 8. Es ist besser wenig [Vermögen haben, das] mit Gerechtigkeit [erworben ist und gebraucht wird], denn viel Einkommens sdasj mit Unrecht [uber- haupt ohne Gottesfurcht und Gebet erworben und verwendet wird Kap. 10, 165 15, 163 I. Tim. e, ej. 9. Des Menschen Herz schlägt seinen Weg an süberlegt wohl hin und her, was er im Leben wirken und erlangen will], aber der HErt allein giebt, daß er [recht] sortgehe [wörtlich: w e l ch e Ri ch - tung er nehmen soll, also daß einer mitten im Leben oft ganz anders und zwar heilsamer zu handeln geleitet wird, als er vorher ergrübelt hatte]. 10. Weissagung [oder göttlicher Ausspruch] ist in dem Munde des Königs kzunächst des aus Davids Stamm entsprossenen Königs des Volkes Gottes, der als Gesalbter den heil. Geist empfangen hatte und als der sichtbare Stellvertreter des Kö- nigs aller Könige die Gegenwart nnd Zukunft des Volks durchschaute und recht verstand], sein Mund fehiet [darum auch] nicht im Gericht [wenn er an Gottes Statt ein Urtheil sällt. Am vollkommem sten ist dies erschienen im Könige Jesu Christo] Es wird hier und an vielen anderen Stellen unserer Sprliche (V. 12. is; 17, 11; 19, 12; 20, 8. 26. 287 22, 11) die wunderbare Kraft eines Königs zur stren en, doch gerechten Erhaltung der Ordnung und des Wo les eines Staates in so leuchtenden Farben mit sichtbarer Vorliebe, ja mit so reiner und heiterer Begeisterung be- schrieben, daß man nothwendig sehen muß, daß den Sprüchen die erste schöne Zeit des starken, sleckenlosen Königthums in Israel und der allgemeinen, ungetrübten Achtung vor ihm zu Grunde liegt; kaum findet man sonst im A. T. einen so klaren und so lieblichen Spiegel der wirklichen Größe jener Zeit in dieser Hinsichd G. Ewald.) Es hat unser Spruch wesentlich keinen anderen Sinn,»als was Paulus in Röm. is, 1—-7 ausführtz außer daß Gottes Hand über dem ganzen Reiche des Alten Bandes noch mehr waltete, als über jeder anderen obrigkeitlichen Gewalt, da sie und ihre Unterthanen aus das Reich des höchsten Königs auf Erden stets vorbe- reiteten. Man darf nicht vergessen, daß diese Sprüche aus Salomo’s Zeit sind , ehe es auch Söhne Davids auf dem Throne gegeben hatte, welche übel thaten vor dem HErrm (v. Gerlach.) « 11. Rechte Wage nnd Gewicht ist vom HEtru sist also heilig und göttlich nach seiner Natur, und wer sich an ihnen vergreift, vergreift sich an Gott selbst]; und alle Psunde im Sack kalle Gewicht- steine, welche vom Hebräer in einem Beutel aus- bewahrt und aus ihm hervorgeholt zu werden pflegten s. Mos 25, 13; Mich. 6, 11.] sind seine Werke sgehören zu seinen Schöpfungsordnungen Kap.»11, 1]. Steine wurden vorzugsweise zu den Gewichten ge- braucht, weil sie sich nicht so leicht abnutzen und an Unveränderlichkeit selbst dem Eisen vorzuziehen sind, da dieses wenigstens rostig wird. — Weil der HErr nach Wage und Gewicht, d. h. nach dem Maße der Gerech- tigkeit verfährt und nicht nach Willkür, so ist ihm auch alles irdische Maß geheiligt und als seine unantastbare Ordnung zii ehren. Auch im eistlichen Sinne kann in diesem Zusammenhang das Ma und Gewicht verstanden werden, nämlich als Bilder der nach den Gesetzen der Gerechztgigkäiex zu erlassenden Urtheilssprüche der Könige 12. Vor den Königen Unrecht thun, ist ein Greuel [genauer: Ein Greuel der Könige, der Vertreter der göttlichen Gerechtigkeih ist Un- recht thun, sowohl, daß er selbst das Unrecht, dessen Bestrafung Gott in seine Hand gelegt, be- gehe, als auch, daß sein Volk die Gebote Gottes übertrittsz denn [beides, seine eigene und seines Volkes Sünde, zerstört die dem Könige vom HErrn verliehene Herrlichkeit und bringet Gottes Gericht über ihn und sein Land, aber] durch Gerechtigkeit [die der König handhabt und die sein Volk im Leben über] wird der Thron [oon Gott] bestätigt [daß kein Feind und keine Noth ihn zu schädigen vermag Kap. 14, 34; 25, 5.]. 488 Sprüche is, 13—33. Jn diesem nnd deni folg. V. dritckt sich das Ver- trauen ans, daß ein König dem göttlichen Grundgedanken seines Amtes fich nie so sehr e1itfremden könne, daß nicht davon in der Uebung desselben sich stets etwas ausdrücken werde. (v. Gerlach.) Was vvn den Königen hier gesagt wird, gilt selbstverständlich von aller Obrig- keit. Nur das Festhalten an ihrem eigenen göttlichen Ursprung, an der göttlicheii Offenbarung, an den ewigen göttlichen Ordnungen giebt ihr Festigkeit, Beständigkein Sobald sie stch dagegen von ihrem Ursprung von oben lossagn ihre Macht und Würde aus dem Volke, aus inenschlichen Verträgen ableitet und, wie dies z. B. durch Abschaffung der Todesstrafe geschieht, aus Gottes Erkenntniß herausfällh fällt sie auch aus ihrer Macht heraus und fängt sie auaufzuhörem eine wirkliche Obrig- keit zu sein. » 13. Recht rathen sein Mund, der da redet, was recht und billig ist, ohne Heuchelei und Schmeicheleij gefcillt den Königen» [die Gottes Wahrheit nnd Recht vertreten]; und wer gleich zu [gerade aus, aufrichtig und ehrlich redet und ihnen] rciths wird svon ihnen] geliebet [und wird erfah- ren, daß die Wahrheit, über die Lüge und Schmei- chelei doch den Sieg davon trägt und ein festeres Glück gründet, als diese]. 14. Des Königs Grimm ist ein sUUerbittIicherJ Bote sein drohendes Vorzeichen] des [nahen] Todes kurtheils Katz. 17, 11]; aber ein weiser Mann wird ihn [dennoch durch fein rechtzeitiges Wort] versöhnen ssolche Weisheit gewinne, schätze und suche dir! Kap. 19, 123 20, 2; Pred. 8, 3 f.]. 15. Wenn sdagegen] des Königes Angesicht freundlich ist [und wie die aufgehende Frühlings- sonne Einen anblickt], das ist Leben sdas erheitert, fördert und verlängert das Leben seiner Umge- bungen]; nnd seine Gnade ist wie ein Abend: sbesfer: wie eine Wolke vom Spät-J Regen sHiob 29, 23 f.]. . Der Spätregen (3. Mos. 26, 5 Anm.) schwängerte das geschoßte Getreide und bedingte die Frucht der Ernte. Die ihn ankündigenden Wolken waren daher dem Jsraeliten ein Anzeichen bevorstehenden Segen-s. 16. Nimm an sErwirbJ die shimmIischeJ Weisheit, denn sie ist besser weder s= als 2.Chr. 29, 34 Anm.] Gold, und Verstand sEinsicht in die göttliche Wahrheit] haben ist edler, denn Silber sdenn in ihnen hat man nnvergängliche Schätze, ja Gott selbst, der die wahre Weisheit ist Kap. 3, 14; s, 10 f. 19]. 17. Der Frommen [wo.hlgeebneter] Weg mei- det dasArge sgenauerz ist Meiden des Argen, d. h. darin eben bestehet des Frommen WegD und wer sdiesen] seinen Weg [sorgsältig] bewahret, der behält sein Leben sdaß es vor dem Verderben des ewigen Todes sicher ist Kap. 8, 13; 4, 25 ff.]. 18. Wer sbaIdJ zu Grunde gehen [in Sünde und Schande, Unglück und Elend stürzen] sollst« der wird zuvor ssicher und] stolz; und stolzer Muth shoffärtiger Sinn] kommt vor dem Fall [Kap. 15, 25. 33]. V) Dies ,,sollen« ist zu vergleichen dem englischen shall und drückt hier, wie oftmals bei Luther, die Ge- wißheit des Eintritts der Handlung, hier des Zugrunde- gehen-s, aus. Was der Spruch ausdrückt, ist eine Er- fahrung, die sich im Großen, wie im Kleinen, bald gröber, bald feiner bestätigt; jeder muß sie an sich machen, daß einem Stindenfall Trotz und hochmtithige Sicherheit vorausgeht. Wohl dem, der sich durch den Fall ziichtigen und zur tieferen Buße führen läßt; die Meisten aber machen diese Erfahrung zu ihrem ewigen Verderben. Auch die Heiden sprechen dieselbe Erfah- rungsthatsache aus: Oester wird die höchste Fichte vom Sturme gepeit- schet, und erhabene Thürme stiirzen mit schwererem Fall, nnd die Blitze treffen die höchsten Gipfel der Berge. (Horaz. Od. Il). Hoffarth sendet zuerst aus·verderb- lichen Loosen die Gottheit, wenn sie, o Jüngling, das Haus ganz zu verderben beschloß. (Theognis.) Jch wage zu behaupten, daß es den Hochmüthigen nützlich sei, in irgend eine offenbare und öffentliche Sünde zu fallen, in Folge deren sie sich selbst Mißfallen, da sie durch das Wohlgefallen an sich selbst gefallen waren. (Angu- stinns.) 19. Es ist sdeshalb] besser utedriges Gemiiths sein mit den Elendeu [die durch Leiden gebeugt und geistlich arm geworden sind und nach der ewigen Wahrheit und Gerechtigkeit hungern, in der Welt aber meist nichts gelten Sach. 9, 9], denn Raub austheilen sSiege und Triumphe feiern, überhaupt hohe, oft doch nur scheinbare Erfolge in der Welt erlangen] mit . den Hofsårtigen [und mit ihnen endlich auch ewig verloren gehen Pf. 84, 11]. i 20. Wer eine svon ihm beschloffene] Sache klüglich snicht mit hochmüthiger Ueberschätzung der eigenen Kraft, sondern mit Besonnenheit und Er- kenntniß des eigenen Unvermögens aus-] fithreh der findet sauch] Glück sdenn es wird ihm fein Vornehmen gelingen]; und wohl dem, der sich auf den HErrn s dabei] verläßt sdas ist wahre Klugheit] Andere nehmen in der ersten Vershälfte dabar in seiner anderen Bedeutung: ,,Wort« und übersetzen die- selbe daher: Wer auf das Wort (nämlich das ge- ofsenbarte Wort Gottes) achtet, der findet Glück. 21. Ein Verständiger wird gerühmet für einen weisen Mann sgenauer: Wer weisen Herzens ist, den nennt man gescheidt, denn die himmlische Weisheit macht "geschickt« zu allen Dingen, und solches müssen die Menschen auch anerkennen nnd rühmen], und liebliche wohlgeord- nete und klare, darum auch gern gehörte und an- genommene] Reden svon den Dingen der himmli- schen Weisheit und Klugheit, wo die Gabe zu sol- chen zu der Weisheit des Herzens noch hinzukommt, die] lehren wohl [die breiten die wahre Erkenntnis; desto mehr aus Kap. 27, 9; 15, 2]. 22. [Wahre Lebens-J Klugheit swie sie aus der himmlischen Weisheit entspringt] ist ein leben- diger Brunn sein Brunn des Lebens, des irdischen und himmlischen SegeUsJ dem, der sie hat; aber Gott regiert das Thau der Menschen nach feinem weisen Ermessen und Wohlgefallen. 489 die Zucht sdie Strafe und Ouelle aller möglichen Nachtheile und Widerwärtigkeiten] der Narren ist sihre eigene] Narrheit sste straft sich immer selber Kap. 10, 11;»13, 14; 14, 27]. 23. Ein weises Herz redet klüglich sgiebt auch dem Munde die rechte Beredtsamkeit und Lehrhaftigkeith nnd lehret smit allem, was über seine Lippen gehet] wohl sso daß die Wahrheit und Weisheit ausgebreitet und gern angenommen wird Kap. 10, 32; 12, 26; 15, 7]. 24. Die Reden des Freundlichen [wörtlich: Anmuthige, aus einem beredten, belehrenden Munde hervorquellende, Worte] sind Honigseim [Ps. 19, 11 zu vergleichen, denn sie] trösten smit ihrer Süßigkeit] die Seele, und ersrischen sdadurch auch] die Gebeine sden Leib, und werden auch hierdurch ein Born des Lebens V. 22z Hohel 4, 11]. · Man muß hierbei sich erinnern, daß im Morgen- lande der Honig auch als Arzenei gebraucht wird. 25. Manchem gefällt ein Weg wohl; aber sein Lehtes reicht zum Tode. ssWörtlich gleichlautend mit Kap. 14, 12,, wo» die Erklärung zu ver- gleichen] 26. Mancher kommt zu großem Unglück durch sein eigen Maul. Richtiger nach dem Grundtext: 26. Der Hunger des Arbeiters arbeitet für ihn [treibt ihn zu größerer Rtihrigkeit und Anstrengung seiner Kräfte, um sein tägliches Brod zu gewinnen]; denn es treibet ihn an sein Mund [der sich nach Speise sehnet Predt S, 7]. ,,Jndem das, was Einem Mühe« und Beschwerde niacht, eine Quelle seines Lebensunterhaltes wird, hilft es auch wieder Miihe und Befchwerde überwinden, in- dem diese selbst zum Stachel des Antriebs wird — denn der Hunger giebt Lust und hebt auch alle Mühe — ein Fingerzeig der leitenden, ordnenden Vorsehung« 27. Ein loser snichtswürdiger] Mensch griibt [Gruben, um Andere hineinzustürzen und so ab- sichtlich zu verderben, aber er gräbt für sich selbst] nach Unglück, und in feinem Maul sseinen Zwie- tracht und Verleumdung säenden Worten] brennei sein versengendes] Feuer « svor dem scch jederszu hüten hat Kap. 26, 23; Hiob «31, 12; Jak. Z, 5 ff.]. 28. Ein verkehrter sgerneRänke schmiedender] Mensch richtet süberall] Hader sUnfrieden und Zer- rissenheit] an; nnd ein Verlenmder [der umhergeht und den Menschen in die Ohren zischelt] macht sauch] Fürsten srichtigerx vertraute Freunde] uneins [Kap. 17, 9]. 29. Ein Frevler sein Zeichen tiefer sittlicher Versunkenheit ist’s, wenn einer durch listige, treulose Rathschläge ver-] loclet seinen Nächsten [der auf seine Redlichkeit und Freundschaft leichtglänbig ver- trauen, und sirhsret ihn auf keinen guten soielmehr ihm Unheil und Verderben bringenden] Weg sKap. 1, 10 ff; Pf. se, s; Ja. es, 2]. 30. Wer ssolch boshaften, falschen Gemüths, wie V. 29 beschrieben, ist, dem ist’s schon äußerlich daran anzumerken, daß er] mit den Augen winkt swörtlich: die Augen zudrückt, statt offen und frei zu blicken; dann] denkt ser] nicht Gutes [son- dern sinnet auf Ränke zum Unglück Anderer]; und wer [wenn er gar] mit den Lippen deutet swort- lich: die Lippen zusammenkneifh so] voll- bringet [er] Böses [so ist’s so gut, als habe er seine Bosheit schon ausgeführt; denn sein verruchter Plan ist dann zur Reife gediehen Kap. 6, 13]. Die letzten vier Sprüche bilden Eine zusammenhän- gende Beschreibung der wichtigsten Arten von schädlichen, bösen Menschen und ihres gottlofen Treibens. 31. Graue Haare sein hohes, an Ehren und Erfahrungen reiches Alter] sind eine Krone der Ehren, die auf dem Wege der Gerechtigkeit funden werden sinfofern die Gerechtigkeit vor todtbringen- den Sünden behütet und Gottes besonderen Schutz, dadurch aber ein langes Leben und also hohes Alter bereitet Kap. 4, 19; 20, 29; 4, 10 fs.; 3, Z; Weish. 4, 9]. Wahrhaft verehrungswiirdig sind diejenigen grauen Haare, die da glänzen durch heilige Gedanken nnd gute Werke. (Atnbrosius.) 32. Ein Gednldiger [der seine aufwallenden Leidenschaften zu besiegen und feine bösen Gedanken niederzuhalten versteht] ist besser, denn ein Starker sein Kriegsheld, der große Heere im Felde schlägt und mit Ruhm gekrönt wird], nnd der seines Muths lseines Gemüths] Herr ist ssrch selbst ver- leugnet und beherrscht, ist besser], denn der Städte gewinnet Kap. 14, 29; 2. Sam.12,26; Matth. 5 5. . , ,,S]chwer ist’s, Andre besiegen, doch größer der Sieger, der des eigenen Herzens böse Gedanken bewältigt« —- ,,Ein König bist du, wenn du dich und deine Begierden beherrschest; ein König, wenn dich die Weisheit, nicht die Leidenschaft regiert« 33. [Das] Loos wird svon uns Menschen nach unserer freien Willkür zwar] geworfen in den Schönh; aber sso zusällig fein Ausgang auch zu sein scheintJ es fcillet [doch nur], wie der HErr will swie er als höchster Richter seine Entscheidung getroffen hat Kap. 18, 18; Jos. 7, 18 Anm.]. Es giebt keinen Zufall im Sinne der Gleichgiltigkeih ja Planlosigkeih auch da nicht, wo es der Mensch meiner; sondern all sein Handlen ist von einer höheren Leitung der Dinge abhängig. So ist in diesem Spruche die schwerste Frage über das Verhältniß der menschlichen Freiheit zur göttlichen Nothwendigkeit also beantwortet, daß der Mensch nur seine Kräfte m freier That entfal- ten könne, das Gelingen seiner Bestrebungen aber der freien Bestimmung Gottes anheim stellen müsse. — Ueberhaupt fcheint dieses ganze Kapitel den Spruch der Weisheit Kap. 8, 16: ,,durch mich regieren die Könige« auszuführen. Der HErr regiert alles, während der smnende Mensch nach eigenem Urtheil zu handeln scheint. 490 Sprüche 17, 1—16s. Bewußt oder unbewußt ist er nur das Werkzeug des HErrn, welcher auch da, wo der Mensch feinen Geboten zuwider handelt, die Entwicklung und den Ausgang des menschlichen Handelns leitet. — Wenn wir also erken- nen, daß die Ordnung des Staates ein Werk Gottes ist, so sollen wir sie in Ehren halten und mit allen Kräften schützen, ihr um Gottes willen gern gehorchen und Gott, der sie erhält, von Herzen Dank sagen. Denn wir wissen, daß des Teufels und der Menschen Zorn, wel- cher diese Ordnung untergräbt, dem HErrn ein Greuel ist. (Melanchthon.) Das 17. Kapitel. Von unzeitigem Zank und Hader. VIII. d. «1-—28. wie alsbald im Eingaugsners die Genügsamlkeit als Quelle und Grundlage eines friedfer- tigen Sinnes und wandelt; empfohlen wird, so kehrt auch in vielen anderen Versen diese Empfehlung wieder; ebenso wird auch die Forderung, nirht blos mit dem Munde fdnrrh Genügsamlieitx sondern nun) mit der Junge (dnrrh Wahrhaftigkeit, Sauftmnih und Stint-eig- samlieil) zu sahen, oftmals wiederholt, so daß man die Empfehlung der Geuägsainlieit und Friedfertiglieit als den das Ganze beherrschenden Grundgedanken ansehen kann. Obwohl sonst die einzelnen iterse in ziemlich losem Zusammenhang stehen, so lassen sich dokh etwa folgende Gruppen unterfcheiden: Ermahnnngen zur Ge- uügsamlieit nnd weisen mäflignng im irdiskhen ttesitze und im Gebrauche der Junge W. 1—9), Ermahnungen zur Friedfertiglieitz Warnnugen vor Streitsucht und liebloseni Wesen (i1. 10—20), Sprürhe verschiedenen Inhalts, besonders wider Unverstand und Schwalzhastig leeit gerikhlet W. 21—28). 1. Es ist ein trockner Bissen [Brodes ohne erquickendes Wasser oder Wein und andere Zukost], daran man sich .[aber] genügen läßt [wobei man Ruhe und Befriedigung des Gemüths hat], besser denn ein Hans voll Geschlachtetes lalso reich besetzte TischeJ mit Hader sunruhe und Unfrieden im Herzen und zwischen den Hausgenossen Kap. 15, 16 f.; 16, 8]. · · · 2. Ein sgermger aber] kluger shunmlische Weisheit im Herzen tragender] Knecht wird [em- porkommen und zuletzt» durch Ansehen und Reich- thum selbst] herrschen nber [gottlose und thörichte, daher auch] uufleißige [ihr Vermögen in Untreue verschleuderndd Erben sdie doch durch Geburt und sonstige natürliche Vorzüge weit über ihrem Knechte sianden], und» wird sals gleichberechtigter Bruder] unter den Brudern fdie da Söhne des Erblassers find] das Erbe austheilen [1. Mos 15, 3 f.; Sir. 10 28]. «,,Das ist schon in weltlicher Beziehung so, daß Sinn und Verstand über die durch Geburt gegebenen Vorzü e herrschen; es ist aber im Reiche Gottes noch viel me r so. Niedrige Geburt und Stellunlg schaden dir nichts, wenn du nur Weisheit lernen wi ft; die macht hoch, mächtig und reich« — Wen also achtest du für freier? Allein die Weisheit ist frei; denn sie erhebet die Armen über die Reichen, sie macht die eigenen Herren zu Sehuldnern ihrer Sclaven, zu Schuldnern nicht durchs Geld, sondern durch Einsicht, durch das Pfund aus jenem göttlichen, ewigen Schatz, der nie verdirbt. Der Weise ist immer frei, immer derjenige, welcher Ge- setze vorschreibt, welcher zu Ehren gelangt. Vgl. die Geschichte Josephs in Egypten I. Wes. "41. (Am- brosius.) Z. Wie das Feuer [untee’m Schmelztiegelj Silber, und der [Schmelz-] Ofen Gold [oon fremdartigen Bestandtheilen und Schlacken reinigt], also prnset der HErr die Herzen [indem er das ihm Mißsällige durch Trübsal und Angst aus ihnen ausscheidet und die Kraft zu allem. Guten stärkt]. Während Luther nach dem Vorgang der Vnlgata hier einen Vergleich zwischen dem Reinignngsproceß der Metalle und der Reinigung der Herzen durch Prü- fungen und Verfuchungen findet, welches Bild ar oft im A. T. wiederkehrt (vgl. Mal. Z, 2 f.; Hiob 3,10; Jen G, 27 ff.; Weish. Z, 6; Sir. Z, Z; Such. B, 9; l. Petri 1, 7; Kuh. 27, 21), so bestehet im Grundtext eigentlich ein Gegensatz zwischen dem lten und 2ten Gliede, wodurch der Sinn etwas anders wird; wörtlich lautet es: Der Schmelztiegel ist für’s Silber da, der Ofen für’s Gold (ste in ihre Urbestandtheile aufzulösen, ihre innere Zusammensetzung zu erkennen und das Aechte vom Unächten zu trennen, hat die menschliche Kunst erlernt); doch der die Herzen prüft (ihre verborgensten Gedanken kennet, das Gute vom Bösen, den trügerischen Schein von der Wahrheit in ihnen zu unterfcheiden vermag), das ist (allein) der HErr (dazu reicht keine menschliche Kunst, kein pshcho- logischer Scharfstnn aus, der HErr allein ist der Her« zenskündiger Kuh. 15, 11; 16, L; 21, 2; 24,12; Hiob 28, 12 ff.). — So künstlich die Menfchen sich zu ver- stellen, so vortrefflich sie sich mit Tugendfarben zu malen und Andere zu berücken wissen; so wenig daher ein Mensch die Tiefen ihrer Herzen ergründen kann, so ge- nau siehet der Höchste den Grund des Herzens. Er weiß das Falsche und Betrügliche von dem Wahren und Aufrichtigen im erzen zu unterfcheiden, er unter- sucht die Grade der einigkeit, er schasst die Sehlacken, die Unreinigkeit heilfamlich weg, er erhöhet durch das Feuer der Trübfale und Anfechtungen den Glanz der Tugend. (Starke.) 4. Ein Böser [der ein innerlich berderbtes Herz hat] achtet [gerne] auf böse Mäuler [und fölget den lügnerischem gleißenden Worten der VerführungL und ein Falfcher [der ein innerlich unwahres, heuchlerisches Herz hat] gehorcht gerne schädlichen Zungen [die seinen eigenen argen Ge- danken Worte leihen und sie zu bestimmten bösen Anschlägen fortbilden]. Wie das Echo rechtzeitig dem Rnsenden zurückschally so kehrt zu einem ungerechten fchändlicheu Menschen Schande zurück. (Basilius.) Z. Wer des Dürftigen spottet, der höhnet desselben Schöpfer sder beide, Reiche und Arme, gemacht und geordnet hat, daß sie einander dienen sollen Kap. 14, 31]; und wer sich seines [genauer: des] Uufalls seines Menschen, womit ihn Gott um seiner Sünden willen strafetj freut, wird [auch selbst] nicht ungestraft bleiben ldenn er reizet durch feine Schadenfreude Gottes Zorn wider sich Hiob 31, 29]. Ermahnungen zur Genügsamkeih zum weisen Gebrauch der Zunge und zur Friedfertigkeit. 491 Ei. Der Alten [Stolz bei sich selbst und ihre] Krone [der Ehren bei Anderen] sind Kindeskinder [die in eine gesicherte und ehrenvolle Zukunft« ihres Geschlechts weisende Reihe von Nachkommem Kin- dern, Eukeln und Urenkeln]- und der Kinder Ehre sind ihre Väter [die in eine weite ehrenvolle Ver- gangenheit .weisende Kette von Vorfahren]. »Dies ist eine Wahrheit ftir jede Zeit, insofern Enkel den Greis ehrwürdig machen und Ehrfurcht für seine Person erwecken; am meisten Gewicht aber hat sie im Orient, wo eine große Familie der Stolz der Alten ist und die mindere Sicherheit, auch bei bürgerlicher Ge- sellschaft, doch noch ein genauere-s Band unter Familien nöthig macht. Je größer der männliche Stamm ist, desto größer ist die Sicherheitesiind die Aufrechthaltung der Familienrechte Den Söhnen sind eben darum die Ahnen ein Schmuck, weil eine weit hinanfgeführte Ge- nealogie der sicherste Anspruch auf Ehre ist.« Seine volle Wahrheit empfängt dieser Ausspruch aber erst dann, wenn die Familie als Stätte der Bewahrung und Fortpslanzung des Glaubens, der göttlichen Erfah- rungen, der ewigen Güter nach dem Sinne der heiligen Schrift aufgefaßt wird. Eine lange Kette von Vätern, die desselben Glaubens gelebt nnd in ihm selig gestorben sind, eine reiche Summe von Erfahrungen im Leben aus Gott, die sie uns überliefert, giebt uns wahren Stolz, Festigkeit und Gewißheit gegenüber der Richtig- keit und Lüge der Zeit, eine lange Kette von solchen, die das ewige Erbtheil ihrer Vorfahren in sich aufge- nommen, giebt himiiilische Freude. 7. Es stehet einem Narren [der von Gottes Erkenntnis; leer ist und darum von allem wahr- haft .Schönen und Guten nichts versteht] nicht wohl an, von hohen Dingen [in prächtigen Wor- ten] reden [ja, es widert an, solche heuchlerische, hohle Phrasen anzuhören], viel weniger [umgekehrt] einem Fürsten [genauer: Edlen, den man als Weisen, Gott Liebenden kennet], daß er gerne lüget fund also in das Wesen der Narren versälltz das beleidigt eben so sehr den Sinn für die nothwen- dige Zusammenstimmung des Inneren und Aeußeren Jes. 32, 5 ff.]. 8. Wer zu schenken hat snach anderer Deu- tung: Wer Geschenk empfängt — zur Be- stechungL dem ists wie ein Edelftein [der durch seinen Glanz die Augen blendet, durch seine Schön- heit und seinen Werth bald Gunst und Wohlge- fallen sich erwirbt]; tvo er [ein solcher Edelstein eines Geschenke] sich hinkehret, ist er klug geachtet soder besser: da macht er Glück, schafft Freunde und Gönner, gleichwie ein wahrhaft schöner, wohlgeschliffener Edelstein glänzt, wie man ihn wenden, von welcher Seite man ihn betrach- ten mag]. I. Wer Sünde zndeckt [Kap. 10, 121- der macht Freundschaft [der übt wahre Liebe aus Jak. 5, 20; I. Petri 4, 8; 1.Cor. 13, 4]; wer aber die Sache äsertd [oder, wie Luther früher geschrie- ben, aber und abermal meidet, statt sie. auf sich beruhen zu lassen], der macht [auch] Fnrsten [genauer: vertraute Freunde] uneins [und macht sich so zu einem absichtlichen Zerstörer vor- handener Liebe Kuh. 16, 28; Sie. S, Z; 19, 6 . . TO] Wie im Lateinischen von iterum ital-are, so wurde im Deutschen von aber (wie·der) tisern (erweicht: euern) abgeleitet; die Bedeutung ist also klar: etwas immer wieder sagen, iind das Wort hat mit ,,eifern«, wie man im Unverstand schon 1575 statt desselben fchrieb, nichts zu schaffen (1. Mos S, 17 Anm.). 10. [Das bloße] Schelten [mit freundlich tadelndem Wort] schreclt [schon] mehr an dem Ver- ständigen kder die Zucht liebt], denn hundert [em- pstiiDlicheJ Schläge an dem Narren [der seine Sünde läugnet und die Buße verwirft]. 11. Ein bitterer Mensch trachtet Schaden zu thun [genauer: Ein böser Mensch trachtet nur nach Empörung wider Gott und seine heil. Ordnungen auf Erden]; aber es wird [von dem HErrm der seine Ordnungen nicht zerstören lasset] ein grausamer Engel [des Zornes und Gerichts] über ihn kommen [Röm. 13, 12]. Die allgemeinfte Erfahrung bestätigt es, daß der Versuch, die göttlichen Ordnungen aus Erden in Kirche, Staat und Familie durch Wort und That umzuftoßen, schon hier auf Erden schwere göttliche Strafen nach sich ziehet. Denn diese Ordnungen sind etwas so Geheiligtes, so für die Regierung der Welt zu dem letzten Ziele hin Notwendiges, daß Gott beständig sich ihrer sofort an- nimmt. 12. Es ist besser, einem Bären begegnen, dem [gen.: einer Bärin begegnen, der] die Jungen gerandet sind ssie bleibet, obwohl in wilder Wuth, doch immer in den Schranken ihrer Natur]v, denn einem [frevelhaften] Narren swenn er] in fder vollen Gluth] seiner [unvernünstigen] Narrheit [ist; denn wie weit der von Gott abgefallene Mensch sich verirren könne, läßt sich nicht berechnen 2. Sam. 24, 14]. 13. Wer»Gutes mit Bbsein vergilt, von deß Hause wird Voses [Ungl·ück und Strafe für solche gottlose Undankbarkeit] nicht lassen [Jer. 18, 205 Pf. 109, 5]. » » » 14. Wer Hader anfahet», ist glei·ch, als der dem Wasser den Damm ausreißt [er wird nicht im Stande sein, die Fluthen aufzuhalten] Laß du vom Hader, ehe dii drein gemengetivirst [genauer: ehe er sich fortwälzt oder in nicht zu löfchende Flammen ausbricht] 15. Wer [etwa in Folge von Bestechung] den Gottlofen recht spricht lfür gettcht UND UN- schuldig erklärt], nnd den Gerechten» verdanniiet sals hätte der die ungerechteSacheL die sind beide dem HErrn ein Greuel sdenn sie verkehren Gottes heilige Ordnung auf Erden in ihr Gegentheil Jes. 5, 23; Kap. 24, 24]. 16. Was soll dein Narren Geld in der Hand, Weisheit zu kaufen, so er doch ein Narr ist Idee « geprüft- 492 Sprache 17, 17—28. 18, 1-—7. kein Herz hat, sie aufzunehmen? Ohne die rechte Herzensgesinnung würde auch die mit vielem Geld- aufwand von den besten Lehrmeistern erlernte Weis- heit nichts helfen]. " 17. Ein [rechter] Freund liebet [seinen Freund] allezeih und [aber als] ein Bruder [der auch Opfer der Liebe bringen kann] wird [er erst] in der Noth [wo er keinerlei Vortheil mehr von der Freundschaft genießt] erfunden lwörtlichx geb ore n; denn wahre Liebe folgt stets der Erfahrung von Schmerz und Leid Kap. 18, 24; Sir. 12, 7]. Niemand weiß, wo er Freunde hat, außer wenn’s an Leib und Ehre geht: da wird der rechte Freund er- kannt, der falsche weichet dann zurhand. (Meister Frei- dank) —— Ohn’ Urfach ist das Spriichworn ,,Jn Nöthen erkennt man den Freunds« nit in Gebrauch kommen. Denn wahrlich darf niemand sagen, daß er mit einem Freund verwahrt sei, er hab« denn den in feinen noth- dürftigen anliegende1i Sachen dermaßen versucht und daß er ihn inwendig und auswendig kenne. Wiewohl nun der glltckselig zu achten, dem nie von- nöthen ward, einen Freund dieser Gestalt zu prüfen; mögen doch auch die sich der Gnaden Gottes berühmen, die in ihren Niithen sich beftändige und hart haltende Freund’ erfunden haben. (Ulrich v. Hatten) 18. Es ist ein Narr [ohne oerständige und gewissenhafte UeberlegungL der an die Hand ge- lobet und Biirge wird für feinen Ncichften fohne ihn genau als einen treuen, gottesfürchtigen Men- schen zu kennen Kap. 6, 1—5; 11,15; Sile. 29, 18-—27]. Gieb dich nicht auf nnklare Zukunft in der Menschen Hände; das gilt im Weltlichen, vielmehr aber im Geistlichen, werde nicht der Menschen Knechn (Diedrich.) 19. Wer Zank liebt, der liebt Sünde fdenn des Menschen Zorn thut nicht, was vor Gott recht ist Jak. 1, Los; und wer feine Thür hoch macht ssich in Hossart ein hohes Haus baut], ringet nach Unglück [nach baldigem Einsturz dieses Hauses Kap. Je, 18; 2. Köln. 14, 10]. 20. Ein verkehrt Herz sdas nicht aufrichtig auf die Wege des Rechts und der Wahrheit schaut] findet [im Leben] nichts [wahrhaft und bleibend] Gutes [denn nur dem Aufrichtigen läßt es der HErr gelingen Kap. 11, TO; 16, 20], und Ebenso] der verkehrter [betrüglicher, bald dies, bald das redender] Zunge ist, wird in Unglück [in gewisse Strafe Gottes] sallen [Kap. 13, 17]. 21. Wer einen Narren zeuget lzum Sohne hat], der hat Griimen [wenn er anders nicht selbst ein Narr ist, der nicht einsieht, daß die höchsie Freude» der Eltern ist, fromme Kinder zu haben, die dem Hause Bestand geben mit ihrem ewigen Erbej, und eines Narren Vater hat keine Freude [denn die Gottlosigkeit des Sohnes reißt nieder, was er auferbaut hat Kap. 10, 1; 18, 13]. bGottlose Kinder haben ist viel schlimmer, als keine c Ein sdnrch den Trost und Frieden aus Gott] fröhlich lgewordenesj Herz macht das sgaiizeJ Leben lustig lfdrdert die Gesundheit und das Wohlbesindcn des ganzen Wesens]; aber ein be- trübter Muth [der nicht in Gott und seinem Wort getrost ist und Gottes« Nähe nicht spürt] vertrocknet [auch] das Gebeine [alfo daß der ganze Mensch schwach und krank» wird Kap.15,13; Pf. 22, IS; 32., 3]. ,, er und Mut « e en ’er re t dentli als LebeUZheIrde im Mknschknk voilit wo Lliben unt? Tod ausgehen, als die Brennpimktq in welchen alle Kräfte der Seele und des Leibes vereinigt sind, auf deren Stand also alles ankommt. 23. Der Gottlofe nimmt heimlich fund ver- botener Weise] gern Geschenke [der Bestechung], zn beugen den Weg des Rechts [im Gericht, und eben darin zeigt sich seine Gottlosigkeiy daß er für irdi- fche Vortheile von der Gerechtigkeit lassen kann Kap. 18, 5; Am. 2, 7]. " 24. Ein Verstiindiger [der die Lüge von der Wahrheit, das Recht vom Unrecht unterscheiden ge- lernt hat] gebehrdet lsichl weislich [hat allezeit die himmlische Weisheit im Auge und läßt sich von ihr in feinen Schritten leiten Kap. 15, 14]; ein Narr -[aber, der die Wahrheit verachtet]- wirst die Augen hin nnd her [denkt an vielerlei und man- cherlci, ja an alles Mögliche, nur nicht an das gerade Nöthigste und Wichtigste Kap. 4, 25]. 25. Ein niirrischer Sohn [der die Zucht oer- wirft und die Wege feines Fleifches wandelt] ist seines Vaters Trauern, und Betriibniß feiner Mutter, die ihn geboren hat [V. 21; Kap. 10, 26. Es ist lschon] nicht gut [fondern vielmehr sehr verwerflichL daß man den Gerechten [der sich in seinem Leben sonst stets nach Gottes Geboten gerichtet hat, wenn er etwa einmal aus Verfehen gesündigt und den Nächsten in seinen Interessen beschädigt hat, vor GerichtJ schindet [besser: auch nur mit der geringen Strafe einer Geldbuße bestrafe], [aber] den Fürsten zu schlagen, der recht regieret [richtiger: aber den Edeln, der durch Gottesfurcht und Weisheit anderen voran- gehet und dem Ganzen bisher großen Segen ge- bracht hat, gar zu schlagen vor Gericht, wenn er sich etwa einmal leicht vergangen, ist gänzlich widerrechtliehz denn die Obrigkeit ist eingesetzt, die Gerechten zu schiitzen und hoch zu halten und darf sie nicht den Gottlosen gleich halten]. 27. Ein Vernünftiger foon der himmlifchen Weisheit Geleiteter] miißiget seine Rede sdaß er nicht sündige mit der Zunge Kap. 14, 29; 10, 19; Jak. I; III, und ein verständiger Mann ist eine thenre [seltene nnd darum hoch zu haltende] Seele. Das zweite Bersglied wird von Luther nach der Vulgata und dem Krj, welches UHTIEJ liest, so liber- setzt Die im hebrtiifcheii Texte vorhandene Lesartz das Wider Unverstand nnd Schwatzhaftigkeih Warnung vor Unverträglichkein 493 Kuh, hat statt dessen tJ-1’2’·’1P·1:, was dem ersten Gliede besser entspricht und daher von der Septuaginta und den meisten neueren Auslegern vorgezogen wird. Das zweite Versglied lautet dann: und wer kühlen (lang- müthigen und ruhig iiberlegenden) Geistes ist, der ist ein kluger Mann. 28. [Ja, selbst] Ein Narr [der sich sonst von den Leidenschaften und ungöttlichen Begierden sei- nes Fleisches ·treiben läßt], wenn er schlviege, wurde auch [wohl für] weise— gerechnet [so köstlkch ist Mäßigung und Gelassenheit mit der Zunge in den Augen der VerständigenL und verständig, wenn er das Maul hielte [wörtlich: und w er seine Lippen verschließt, gilt für verstän- dig Htob 13, 5]. Es soll nicht behauptet werden, daß jeder Thor,»der einmal schweigt, für weise gehalten werde, sondern, weil die Kargheit und Vorsichtigkeit im Reden ein so noth- wendiges und hanptsächliches Kennzeichen der einem Menschen inne wohnenden Weisheit ist, so soll nur die Möglichkeih daß ein schweigender Thor sogar den Ruf der Weisheit erlangte, hingestellt werden, weil eben nn- .besonnenes, leidenfchastliches Schwatzen sonst ein Haupt- kennzeichen der Thorheit ist. Auch kann der Vers an- deuten, daß, wenn ein Narr zu schweigen anfängt, dies ein Zeichen der sinnenden Umkehr und ein Anfang der Weisheit sein könnte. — In der Asketik (der Lehre von der Uebung der Heiligung) der« alten Kirche nnd des mittelalterlichen Mönchthums hat diese (durch unser Kapitel sich hindurch ziehende) Idee, daß ein organisches Jneinander des leiblichen und des geistlichen Fastens stattfinden müsse, oder daß man die Zunge als Organ nicht nur des Schmeckens, sondern auch des Redens in eine ernste und strenge Zucht nehmen müsse, nur eine allzu fruchtbare praktische Verwerthung gefunden, indem man, unter Berufung anf das ver- meintliche Vorbild des 40tägigen Fastens Christi in der Wüste, zu den Fastengeboten vielfach unnatürlich strenge Vorschrift der Schweigsamkeit hinzuftigtm Abgesehen von diesen Extravaganzen und Uebertreibungen ist die organische Verbindung und lebendige Wechselwirkung zwischen der Thätigkeit der Zunge als Geschmacksorgan und als Sprachorgan, wie sie unverkennbar bei jedem Menschen besteht, etwas wohl zu Beachtendes· und müssen« die Zungensünden beiderlei Art alles Ernstes eflohen und mit einander bekämpft und getilgt werden Essai. Z, 2——12). Das 18. Kapitel. Von Trennung guter Freunde, IX. U. 1—24. Das Hanptthema dieses 2tbsrhnittes, welkhes nach allen Seiten hin mit Grsindlikhtieit und Tiefe abgehandelt wird, ifl die Ermahnung zn den Tugenden des gesclligen Lebens, wie tin-gang- lichlceitz illertriiglichkeih Freundeslielse Amt) die anderen Mahnungen, welche sweinbar weiter obliegen von diesem hauptthemctz lassen sikh demselben doch leicht unterordnew Das Ganze läßt sich wieder in vier kleinere Gruppen zerlegem v. 1—9 warum vor ilnnertrtiglichlieik Streit— sucht und anderen Jteußerungen liebloser nnd thöriehter Gesinnung; v. 10-—16 ermnntern besonders zu Gottver- trauen and klemuth als der allein wahren Weisheit; U. 17—21 warnen wieder vor Streitsmht und miß— brauch der Zunge; V. 22—24 reden von der Gatten, kleinsten— und Freundesliebe I. Wer sich svon der Gemeinschaft der Got- tesfürchtigen] absondert, der sucht snicht Erkenntniß der Wahrheit, sondern], was ihn [selbst, sein natür- liches, fleischliches Wesen] gelicsteh und setzt sich [zuletzt] wider alles, was gut ist snämlich gegen die in jener Gemeinschaft vorhandene Weisheit, den Schatz der dem Volke Gottes überlieferten Erfah- rung, deren weisen nnd besonnenen Rath er nicht mehr hören mag]. 2. [Denn] Ein Narr hat nicht Lust am Ver- stand [an der Weisheit, die in der Gemeinschaft der Gläubigen zu sinden ist, und die er dort auch erlangen könnte], sondern [nur daran, daß er vor jedermann offenbare und mit selbstgefälliger Schwatz- haftigkeit auskrame] was in seinem [eigenen].Herzen steckt [nämlich seine selbsterdachte Weisheit Kap.12, 23; 13, us; 15, 2]. 3. Wo der Gottlose [oder nach anderer Les: art: die Gottlosigkeit, frevelhaftes Thau] hin- kommt sunter den Menschen auftritt], da kommt [auch] Verachtung [von Seiten aller Gottedfiårch- tigen und Redlichen als gerechte Strafe] und sin- nere] Schmach lschmachvolles Handeln ist auch stetSJ mit Hohne [und Verachtung vor der Welt verbunden Kap. 11, 2]. »Ein frevelhastes und schändliches Leben findet immer noch früh genug auch in seiner allgemeinen Verspottung und Schmähusug die gerechte Strafe« 4. Die Worte in eines sweisen Mannes] Munde sind sinhaltsreich und unergründlich] wie tiefe« [immer von Neuem strömende] Wasser, Und die Quelle der Weisheit sdie durch Gottes Wort und Geist in seinem Herzen sprudeltj ist ein voller Strom [der nie versiecht, sondern Viele tränket und erquickt Kap. 20, s; 21, l; 16,1; 19,21; Joh. 7., 38]. 5. Es ist [wahrlich] nicht gut lsondern viel- mehr äußerst oerwerflichs die Person des Gottlosen achten [im Gericht für sie Partei nehmen], [noch auch] zu beugen den Gerechten im Gericht sdaß er aus Ungunst nicht zu seinem Rechte kommen kann Kap.17, l5. 23; Jes. 10, 2; Am. 2, 7]. s. Die Lippen des Narren bringen Zank sdenn überall muß er durch sein aufgeblasenes Wesen Andere beleidigen], und sein [prahlerischer, schwatzhafteq Mund ringet nach Schlagen ksteigekt die Hitze des Zankes durch störrigen 11nverstand wohl gar bis zur Schlägerei, während der klare, ruhige Sinn des Weisen die Mißverständnisse, aus denen oft die Streitigkeiten entstehen, leicht durchschaut und schnell bei- zulegen weiß Kap. 19, 29; 10, 8; 13, 3]. 7. »Der Mund des Narren schadet ihm selbst smuß ihn selbst anf solche Weise V. 6 ins Unglück bringen durch sein unberufenes Schwarzen] nnd 494 seine Lippen sahen seine eigene Seele [wie in einem Fallstrick, indem er sich entweder in seinen eigenen Reden verwickelt und sein eigener Ver- räther wird, oder indem er durch seine Zän- kereien sich Strafe zuzieht Kap. 12, 133 10, 14; 13, 3]. 8». Die [leicht hingeworfenen] Worte des Verlanmders sind Schlage [nach wahrscheinlicherer Deutung: klingen wie Scherze, die gerne ge- hört werden und leicht eingehen], und gehen einem [doch] dnrch’s Herz ssetzen sich doch tief in der Seele fest und verwunden sehr]. Zuerst ganz weich und sanft hinuntergleitend, werden sie, sobald sie einmal fest im Innern liegen, wie sich entzttndende Giftstofsa die dem Menschen, der sie in sich aufgenommen, keine Ruhe mehr lassen. (Ewald.) Der Verleumder hat den Teufel auf der unge, und wer ihm zuhört, hat den Teufel in den O ren. (Spriichw.) Dr. Luther sagte von denen, die Abwesender im Argen gedenken: Es sind wahre Säue, welche der Rosen und Veilchen im Garten nicht achten, sondern ihren Rüssel nur in Mist stecken. —— Wenn ich gerne lügen will, so mache ich süßer Rede viel. (Freidank.) »9. sAuchJ Wer sum] laß· ist in seiner [Be- rufe-J Arbeit, der ist [schon] ein Bruder deß, der das Seine [durch Verschwendung] nmbringet [sie werden beide in Armuth enden Kap. 10, 4; 12, 11]. 10. Der [von Gott selbst geofsenbarte] Name des HErru [Jehooa’s, der da ist, der da war und der da sein wird] ist sfiir das Menschenherz , in welchem er wohnt und glänzetJ ein festes Schloß [htnter dessen festen Mauern und Wällen es ge- trost wird gegen alles Wüthen der Feinde, der Sünde, des Teufels und der Welt]; der Gerechie [der seines Glaubens lebet] läuft [in jeglicher Be: drängniß] dahin, und wird [oon der Allmacht und Tiefe dieses Namens, die er durch den Glauben in’s Herz fasset, vor den Geschossen seiner Feinde] beschirmet. Es ist unmöglich, daß der Name Gottes, welcher nicht von Menschen erfunden, keines irdischen, endlichen Ursprungs ist, sondern aus der unmittelbaren Ossenba- rung Gottes selbst stammt, daß dieser Name, wie ein menschlicher Name, Schall und Rauch sei. Vielmehr ist Gott, wie er allgegenwärtig ist, da, wo sein ossenbarter Name genannt wird, in einer besondern Weise durch diesen seinen Namen und in diesem seinem Namen ge- genwärtig. Er hat diesen seinen Namen überall, wo er Verkündigt ist, ausgestellt wie ein schaubares Panier, da- mit alle in Noth Besindlichen herzulaufen und dieses Panier ergreifen, d. h. diesen wunderbaren Namen mit ihren Lippen nennen, wie einst das Volk Jsrael in der Wüste seine Augen richtete auf das eherne Schlangen- bild; nicht aber, wie dort, ist dieses Panier nur Symbol, nur Zeichen des verborgenen Gottes, sondern der Name Gottes ist der offenbarte und offenbare Gott, und wer den Namen des HErrn anruft, der ruft den gegenwär- tigen HErrn an »und wird darum gerettet werden (Röm.10, 13; PhiL 2, 9 sf.; Ephes 1, 2l). — Den Namen Jesu Christi und Gottes, des Vaters Jesu Christi, nennen heißt, sich der gnadenreiehen Gewalt des Sprüche 18, 8——22. gegenwärtigen Gottes unterwerfen, sich ihm verloben und verbeißen; und weiter heißt es: Gewalt haben im Glauben über den gegenwärtigen Gott. So erkennen wir von dem ersteren aus, warum der Apostel Paulus Christi Namen in Beziehung setzt mit Namen, welche eine Gewalt und Herrschaft entfalten, und von dem letzteren aus, warum ein Gebet im Namen Jesu er- hörlich sei. (Grau.) 11. Das Gut des Reichen ist ihm [in seiner Narrheit das, was dem Weisen der Name Gottes ist, nämlichj eine feste Stadt, nnd wie eine hohe Mauer um ihn her [besser: in seiner Einbils dung Kap. 10, 15]. 12. Wenn einer zu Grunde gehen soll [Kap. IS- t8], wird sein Herz zuvor stolz [der Hochmuth ist der sichere Vorbote des Untergangs]; und ehe man zu [ewig unvergänglicherq Ehren kommt, muß man zuvor leiden sdiirch zeitliche Trübsal zur Selbsterniedrigung und Demuth hindurchdringem denn nur in der Demuth liegt Wahrheit, die Wahrheit aber bringt Gnade und Leben Kap. 15, 33]. 13. Wer antwortet [z. B. im Gerichte all- zuschnell entscheidet], ehe er [die Parteien] hhret, dem ist’s Narrheit sein Zeichen seiner Gewissen- losigkeit] und [darum] Schande [Sir. 11, 8]. 14. Wer ein fröhlich smuthvoll und stark] Herz hat, der weiß sieh lseinen siechen Leib] in seinem Leiden [wunderbar lange aUfrechtJ zu hal- ten; wenn aber [auch] der Muth [er-] liegt, wer kanns tragen? sdann ist ja eben das, was trägt, zerbrochen und der Mensch muß unterliegen. Da- rum nähte dich allewege aus Gottes Wort, damit dein Geist aus Gott stark sei zu tragen! Kap. 15, is; Mater» s, 23.] 15. Ein verständig sdie wahre Weisheit lie- bendes und ihr gehorchendesj Herz weiß sich ver- nünstiglich [d. i. geistig lebendig] zu [er-] halten [es stehet nie still, sondern trachtet stets nach Er- werb immer höherer Einsicht in die gbttlichen Dinges und die Weisen hören gern, das man vernünftiglieh siiber die ewigen Wahrheiten mit er- leuchtetem Sinne im Kreise der GottesfürchtigeUJ handelt sdamit sie stets in der Weisheit wachsen Kap. 14, 33; 15, 14]. Daß Luther den Grundtext richtig und so, wie un- sere Erläuterung in den Klammern angiebt, verstanden hat, beweist die Art, wie er den Vers früher wörtlicher, aber weniger allgemein verständlich übersetztei Ein verständig Herz hat Vescheidenheih und der Weisen Ohr sucht Vescheidenheih wo ,,Beschei- denheit« in dem jetzt ganz ausgestorbenen Sinn von »Einsicht, Weisheit« (bgl. Bescheid, gescheidt) 2. Petri 1, 5 f. gebraucht ist. In diesem Sinn meint es auch Freidank, wenn er sagt: Ich bin genannt Bescheidew heit, die aller Tugend Krone treit ltriigt). ,,Vernunst« gebrauchte aber Luther ganz gleichbedeutend mit »Ve- scheidenheih Einsicht«, wie er einmal sagt: Erkenntniß heißt bei St. Paulus so viel als Bescheidenheit oder Verstand oder Vernunft. —— Freilich ist durch die Leicht- Ermahnung zu den Tugenden des geselligen Lebens. 495 fertigkeit der neueren Bibelausgaben auch das richtige Verständniß dieses Verses verdunkelt dadurch, daß man statt: ,,das man vernitnftiglich handelt« druckte: daß man vernitnftiglich handelt. —— Der Sinn dieses Verses ist also klar der ·: Weneinmal angefangen hat, sich der hiinmlischen Weisheit hinzugeben, der hat einen steten Trieb in fich, mit dem Herzen und dem Ohr, als dem Organ des»Gehorsams gegen die göttliche Wahrheit Pf. 40, 7, immer tiefer einzudringen in das Verständ- niß des ewig Wahren und einen immer festeren Grund zu legen, und sucht gern folche Gemeiiisihaft aus, wo ihm dies möglich ist. 16. Das Geschenk des Menschen fwomit er seinen Richter bestichtj macht ihm Raum ldaß er freien Zutritt zu ihm hat und gern angehört wird vor vielen Andern],· und bringt ihn vor die großen Herren [macht es ihm sogar möglich, das; er feine Sache vor die Einflußreichsten im Staate bringe und vor ihnen glücklich vertrete]. So ist der Welt Lauf; so stumm das Geld ist, so redet es doch kräftiger als Witz und Vernunft (Kap. 17, 8; 21, M; l. Sam. 9, 7; 4. Mos. 82, 20). — Redet Geld, so fchweigt die Welt. -— Wo Geld redet, da gilt alle Rede nicht«—- Geld schweigt nicht, wo es ist. Geld, dat stumm is, maakt grade wat krumm is. (Sprlichw.) Qui non· habet in nummjsn dem hilft’s nicht, daß er fruuim is; qui clat peeuniam cuinmistz der macht gerade» was krumm is. (Alter Spruch.) Das gilt überall auf dieser Welt; auch der »Chinese sagt: die Pforten des Mandarinenahoss sind weit geöffnet. Ihr, die ihr Recht habt, aber kein Geld, tretet nicht ein! 17. Der Gerechte ist seiner Sache zuvor ge- wiß; kommt sein Nächsten so findet er ihn also. Luther nahm in dem ersten Versglied Pskig (der Gerechte) als Subject und JHBZNJJ (der Erste) zum Prä- dicat nach dem Vorgang der Septuaginta und Vulgata; allein dies toiderspricht der hehr. Grammatik, nach wel- iher das Adjectiv, das das Priidicat bildet mit Aus: lassung der com-la, dem Substantiv vorstehen muß und keinen Artikel bekommt, während es hier umgekehrt ist. Richtig lautet der Vers: 17. Gerecht scheinet [in den Augen des RichtersJ der Erste Ider zu ihm kommt und] in seiner Streit- sache stillem ohne Veisein seines Gegners reden kann]; aber· onuiit fein Gegner [und wird auzjh zur Ver- theidigung seiner Sache zugelassen]·, so prnfet man ihn fden Ersten, der das Recht auf seiner Seite zu haben fchien. Darum: Eiirs Mann? Red’ ist kein’ Red’; man foll sie hören alle beed. Oder: aucliatur et altera part-H. 18. Das Loos [als unmittelbar göttliche Entscheidungj stillet den Hader kzwischen den strei- tenden Parteien, zumal wenn das Recht und Un- recht schwer zu Frforschen sind], und [ent-] scheidet zwischen den Machtigen lalso daß keiner den Rich- ter der Parteilichkeit beschuldigen kann Kap.16,33; Jos· 7, 18 Anm.]. Das Loos wurde bei den Hebräern auch im Gerichte häufig angewandt und war eine Art von Gottesurtheil —- Jn Zeiten unvollkomniener Gerichtspflege, wo tman denke an die Bluirache der Verwandten) Selbsthilfe und Familienfehden oft die Rechtsstreitigkeiten entschieden, war es ein Fortschritt, wenn der Richter beide Theile bewog, da die Sache nicht völlig klar sei, mit der Ueberzeugung, daß Gott selbst entscheide, dem Loose sich zu unterwerfen. (v. Gerlach.) 19. Ein derlehter Bruder [der Einem bisher durch’s Blut oder durch innige Freundschaft eng verbunden war] hält härter fdaß man ihn wieder versöhne], deun eine feste Stadt [die vom Feinde vergeblich belagert wird und, hinter ihren Mauern sich hartnäckig vertheidigend , keine Versöhnung sucht]; und Zank [zwischen solchen, die sich sehr nahe gestanden] hält härter, denn lschwer zu- rück zu schiebende oder zu zerbrechendej Riegel am Palast. Je näher und lieber Freund, je bitterer und heftiger Zorn, wie zwischen Mann nnd Weib, zwischen Schwestern und Brüdern. (Luther’s Raiidglosfe). 20. Einem Mann wird [in seinem Leben Glück oder UngIückJ vergolten, darnach sein Mund kweise oder ihorichtj geredet hat [Kap. 12, 14; 13, 2], Und wird san Leib und Seele mit Heil oder Unheil] gesciitiget von der Frucht seiner Lip- pen sie nachdem diese eine gute oder böse Saat ausstreuen; denn an der Rede wird der ganze Mann erkannt]. » 21. [Ja,] Tod und Leben steht in der Zungen Gewalt [je nachdem man sie recht gebraucht oder miß- braucht, wird man Wohlfahrt oder Verderben von ihr empsangen]; wer sie [die Zunge, es sei im Guten oder im Bösen] liebet [und ihre Macht da- hin ausbildet] , der wird von ihrer Frucht [ent- weder Tod oder Leben] essen [Kap. 13, Z; Jak. 3 6—12 . « »So erklärt dieser Spruch den vorigen noch schla- gender und malerifcher: unstreitig schwebte dem Dichter das sonst hier so häufige Bild vom Lebensbcinme vor, das er nur anwendet und weiter ausfiihrt.« — Das ärgste Glied, das jemand treit (trägt), das ist die Zunge, so man seit (sagt). Die Zunge reizet manchen Streit und gar lange währmden Neid. Was wir noch Uebel’s han vernommen, das ist meist von der Zunge kommen. Die Zunge reizet manchen Zorn, da Lei und Seel mit wird verlor’n. Die Zunge störet mannich Land und machet Raub und Brand. Von der Zungen meistens fährt (kommt), daß so mancher Meineid schwört. Wer eine üble Zunge hat, der füget manche Misfethat Die Zunge genug entehret, die Zunge Recht bei-kehret. Von der Zungen das erging, daß Christus an dem Kreuze hing. Die Zunge hat die meiste Pflicht (Schuld) am Guten und Uebeln, das gefchieht. Wo die Zunge rechte thut, da ist kein Glied so gut. (Meister Freidankh 22. Wer eine Ehefrau lwie sie sein soll, eine wahre Gehilsim die um ihn ist I. Mos. 2, 18. 205 Kalt 19- 145 3l, 10] findet, der findet was Gutes [ja die höchste irdische Gabe]- und be- kommt [mit ihr] Wohlgefallen [einen Beweis und eine Bürgschaft der Gnade und des Segensj vom HErrn [Sir. 26, 3]. Jede Ehefrau ist etwas Gutes und eine Quelle des Wohlgesallens, weil der Eheftand ein Kreuzstand und also ein Segensstand ist; wie vielmehr der mit einem 496 gottesfiirchtigein tugendhaften Weibe! Das Wohlgefallen ift nicht blos das Weib selbst mit ihrer Anmuth und Liebe; ste ist gleichsam das erste Glied in einer langen Kette segnender Thaten nnd Gaben Gottes, zu denen auch die Kinder und die mit ihnen und an ihnen ge- machten Erfahrungen gehören. Pf. 127. 128. Ein solches Weib findet man auf des HErrn Beschluß; es kommt gesucht und ungesucht, immer aber vom HErrn und fordert zum Dank auf. Merkwürdig ist die Ein- fügung dieses Spruches in die Lehren vom Gebrauch der Zunge: 1. Petri s, l. — Wenn’s gleich zuweilen gar ungleich zugehet, so weiß der Mann doch, daß sein Ehestand Gott gefällig ist als fein Geschöpf und Ord- nung, und was er darin thut oder leidet, heißt für Gott wohlgethan und gelitten. (Luther’s Randglosse.) Von Freude die Frauen sind genannt, ihre Freude freuet alle Land. Wie sehr er die Freude erkannte, der zuerst Frauen nannte! (Freidank.) 23. Ein Armer redet mit Flehen, ein Reicher antwortet [oft darauf] stolz [Kap. 14, 21; 22, 7; Sie. 13, 4]. » » Dem ersten Anscheine nach eine sehr alltägliche und — darum gleichgiltige Bemerkung. Tiefer aber den Spruch erwogen, liegt in ihm die Ironie ans. die sogenannte Weltbildung der Begitterteii der Erde, welche zwar ge- wöhnlich äußerlich fein, doch innerlich roh und von der wahren Humanität weit entfernt sind, indem sie in dem starren Bewußtsein Keines zu bedürfen und in dem iibermiithigen Trotz aus ihr Vermögen nicht die zarte und liebenswürdige« Fügsamkeit erhalten, welche die Armen gerade durch die Schule der Bedrängniß und des Mangels gewinnen. (Umbreit.) 24. Ein treuer Freund liebet mehr und steht fester bei, denn ein Bruder. Luther richtete sich bei Uebersetzung dieses sprachlich schwierigen Verses genau nach der Vulgata, welche das seltene Yxlidlstssls von Flxh(Genossesein)ableitete. Besser aber wird dasselbe von yxh (böse sein, hithpalt Unglitck leiden, sich Verderben zuzieheii,) hergeleitet. Dann findet ein Gegensatz zwischen dem I. und 2. Versgliede statt, und der Vers lautet folgendermaßen: 24. Wer viele Freunde hat, wird [wenn Trübsal über ihn »hereinbricht, von allen verlassen werden und] iu’s Unglucl gerathen: doch ist ein Liebender sein ein- ziger wahrer Freund] auhcinglicher [treuer und hilf- reicher in der Freundschaft] als ein [leiblicher] Bruder [der leicht von erbschaftlichem und sonstigem eifersijch- tigem Interesse abhängig ist Kap."27, 10; 17, 17; Sirx S, 6——17]. " Eines Freund, keines Feind. Ein Freund in der Noth ist besser, als ein Bruder in der Ferne. (Sprljchw..) — Nicht geringer fürwahr als selbst ein leiblicher Bru- der, ist ein redlicher Freund, liebreich, verständige-s Herzens. (Homer.) Das I9. Kapitel. Von Verachtung des dritten, und non LJiiäBi- gnug des Zorns. X. h.1—29. Bei weitem die iiicisleiiSpriielJr dieses Bau. ordnen sich der Ermahnung zur Sanstmuth und dem Lobi-rein derselben als dein Haupt— iind Grundbe- Spriiche 18, 23. 24. 19, 1—15. griff des Ganzen unter, welches daher alg eine allseitige Ausführung non Jilatttx 5, 5 n. Juli· l, 20 f. singe— sehen werden kann. dlnr einige Sprüche von etwas verschiedenem Inhalt siuie U. L. I. 28.15. U. 8.16. M) sind dazwischen eingestrrut Im» Einzelnen ermahnen V. l— 7 zur Vemuth und Sanftmuth besonders gegen Keine; Mit-l? zur Sanstinulh, Geduld, Barmherzigkeit und anderen Crweisnngen der wahren Weisheit; d. 18 —9l zur Saiistmuth bei Eltern und Kinder in der Gr- ziehnng; v. 22———29 uamentlich zur Menschenliebe, Wahrhaftigkeit, Gottegsnrait u. a. 1. Ein Armer, der in seiner Frömmigkeit [in Einfalt und Lauterkeit des Sinnes gegen den Nächsten Kap. 12, 2 Anm.] wandelt, ist besser [und glücklichers denn ein Verkehrter mit seinen Lippen, der [durch seine Lügen zu Ehren und Reichthümern ’ V. 22 gekommen und] doch ein Narr sohne die wahre Weisheit und GottessurchU ift swodurch aller Segen seiner Güter wieder auf- gehoben wird] 2. Wo man nicht mit Vernunft [mit kluger Einsicht und esonnenheit Kap. 18, 15 Anm.] handelt, da geht ·es nicht wohl zu [da wird der Segen und das Gelingen des unternommenen feh- len]; und wer fchnell iftuiit Füßen lsich so eilig und unvorsichtig in die Thaten wirft, daß die Seele selbst in dem Gewirre und Drange ihr Be- wußtsein verliert],. der thut [sich selbst und Andern] Schaden [Kap. e, 18; 20, 21; Pred 9, 11]. 3. Die Thorheit eines ·Mensehen snicht der HErrJ verleitet seinen Weg [und bringt ihn selbst zu Falle, und doch geschieht’6], daß fein Herz [nicht sich felbst anklaget, sondern] wider den HErrn tobet [Jes. 37, 28; Klagel Z, 39]. 4. [Geld und] Gut macht viel Freunde; aber der Arme [wenn Einer arm wird] wird [er auch] von seinen lbesten] Freunden verlassen [Kap. 18, 24; Sie. S, 6 ff.]. - Wo Geld gebricht, da ist Freundfchaft aus. (Brant.) 5. Ein falscher Zeuge bleibt nicht ungestraft swenn es ihm auch zuerst gelänge Z. Mos. 19, 18 f.; B. 9; Knie. 6, W; 17«,-5], und wer Lügen frech [nach seinem innerlich verlogenen Her: gen] redet, wird [der göttlichen Strafe] nicht ent- rinnen [Kap. 21, 28; it, 21]. S. Viele warten auf die Person [besser: streicheln das Antlitz] des Fürsten [die große Masse der Menschen ist immer voll Heuchelei und Schmeichelei gegen einen jeden, der einflußreich nnd begütert W, Und fes] find alle [die meisten Men- schen] Freunde des, der Geschenke giebt [der seinen Reichthum sie mitgenießen läßt]. 7. Den Armen Dagegen] hassen sverlassen und verleugnen sogar] alle feine [ihm doch durch die Bande der Natur am nächsten stehenden] Brü- der [denn sie fchämen sich des arm und ungliicklich gewordenen Verwandten , besonders wenn er ihnen etwa unbequem zu werden anfängt], ja [besser: Ermahnung zur Demnth, Sanfimuth und Barmherzigkeit, besonders gegen, Arme: wie viel mehr] auch seine [bisherigen] Freunde [die er in besseren Tagen, da er noch Geschenke geben konnte, hatte] fernen sich von ihm sandten- nen ihn nicht mehr]; und wer sich auf Worte [auf Freundschaftsversicherlingem in glitcklicheti Tagen gegeben] verläßt, dem wird [wenn er arm und unglücklich geworden] nichts fund so suche der Arme Schutz und Trost nur bei dem allein treuen und barmherzigen Gott Kap. 27, 10]. Die beiden letzen Verse sollen demnach hervorheben, wie außerordentlich abhängig die menfchliche Liebe und Zuneigung zu dem Rächsten von dessen äußeren günstigen Lebensverhältnifsen ist. —- Da im vorliegenden Haupt- theil unseres Buches ein dreigliedriger Vers sonst nicht vorkommt, so liegt bei dem drei Glieder enthaltenden V. 7 der Verdacht sehr nahe, daß das 3tc Glied der Rest eines ganzen Spruches sei. Dieser Verdacht wird durch die griechische Uebersetzung der Septuaginta be- stätigt, welche hier sogar zwei Sprüche mehr hat, als der hehr. Grundtext, von denen der zweite das dritte Glied von V.7 als fein zweites Glied zu haben scheint. Nach der Uebersetzung eines neueren Gelehrten lauten diese 2 Verse: Die beste Einsicht ist dem Weisen nahe: wer Vernunft hat, der wird sie finden. . Wer zu viel Freunde hat, hat viele übel; wer Worten nachiagtz wird verloren gehen. 8. [Nur] Wer klug ist sdie wahre Klugheit oder Weisheit von oben erwirbt], liebet [wahrhaft] sein Leben [verleiht seiner Seele geistigen Gehalt, Festigkeit und Frieden, Güter, die nicht, wie das äußere Gut, der Wandelbarkeit alles Jrdischen und der Menschengunst ausgesetzt sind]; und der Ver: ständige [in der göttlichen Wahrheit Gelehrte, allein] findet Gutes swahres Glück, das ihm keine Treu- losigkeit der Welt entreißen kann Kap. 8, 363 29, 24]. 9. Ein falscher [der Weisheit dieser Welt oder der. Lüge ergebener] Zeuge ssei es vor Gericht, sei es auf dem Rednerstuhle oder im täglichen Leben] bleibt [wenn er auch der Welt Gunst und Güter erwerben sollte, doch gewißlich von Gott] nicht ungestraft; nnd wer frech Licgen redet saus Pro- fession seine Lügenweisheit ausbreitet] wird softmals schon auf Erden in’s Unglück kommen, gewißlich aber ewiglichj umkommen [V. 5]. 10. Dem Narren [der ohne Gottesfurcht und Demuth istJ stehet nicht wohl an, gute Tage haben [er wird in ihnen nur noch ärger und gottloser werden und sich selber und Anderen Verderben be- reiten Kap. 17, 7; 26, 11, viel weniger [aber] einem Knechte seinem Menschen von sclavischer, den eigenen Lüsten ergebener Sinnesart], zu herrschen über Fürsten sdurch die himmlische Weisheit frei gewordne und edel denkende Menschen. Gelangt ein solcher Sclav durch äußere Umstände dennoch zu einem Schein von Herrschaft, so wird sein Fall um so jäher sein Kap. So, 22; Pred.10, 7; Sirx 11, 5].. 497 Unter ,,Fürsten« sind hier jedenfalls solche zu ver- stehen, die von Gott dazu berufen find, als die Ersten durch Gottesfurcht und Weisheit dem Volke voranzugehen und ihm seine geistigen Wege zur Wohlfahrt zu zeigen. Solche zu beherrschem dazu gehört noch mehr Kraft des Geistes, als mit Besonnenheit im Wohlleben sich auf- recht zu halten. Wenn nun ein Narr, der keine Kraft des Willens besitzt, das Leichtere nicht kann, wie viel weniger das Schwererk Es wäre eine Umkehrung der Weltordnung , nach welcher Dienen und Herrschen sich ausschließen. 11, Wer geduldig [mit Anderen und mit sich selber] ist, der ist [beweist sich als] ein kluger [in Gott gelehrter und erfahreners Mensch ldenn Ge- duld ist eine der ersten Früchte der Weisheith nnd fes] ist ihm ehrlich« seine Ehre], daß er Untugend sBeleidigungen Anderer] überhören [und vergeben] kann [Kap. 14, 17; Mich. 7, 18]. V) »Ehrlich« (Weish. 4, 8 Anm.) hat folgende Be« deutungen: l) anfehnlich, vornehm, berühmt: 4. Mos 16, Z; l. Saat. 9, 6; St. in Esther 7, 1; But. 14, s; L) anfehnlich, herrlich, löblich: l. Mos. 23, S; Pf. 145, 12; Sir. 4s·), 8; Z) zur Ehre gereichend, ziemend, an« ständig, züchtig: Spr. l9, 11; l. Tor. 14, 40. (Dietz.) 12. Die Ungnade des Königs ist salles in Furcht und Schrecken setz-end] wie das Brüllen eines jungen Löwen fdenn der König trägt nicht umsonst das Schwert Röm 13, 4; Kap. 16, 14; 20, 2; Dan. L, 12; Esih. 7, 7]; aber seine Gnade srichtet bekümmerte und betrübte Herzen auf und] ist wie Thau auf dem Grase sdas von der Sonnengluth verbrannt war Pf. 72, 6]. 13. Ein ncirrischer sgottlofer Pf. 14, i] Sohn ist seines Vaters Herzeleidskeine Ouelle sich stets erneuernden Verdrusses und Grames, so daß, wenn er sich kaum von dem einen erholt hat, ihn schon wieder ein neuer trifft], und [ebenso] ein zcinkisch Weib sfür ihren Ehemann] ein stetiges Triefen [gleich einer nnaufhörlichen Dachtraufe, bei der ein Tropfen den anderen treibt; ebenso bricht das zanksiichtige Weib in einen neuen Strom von Worten aus, wenn der Mann eben dem ersten entgangen zu sein sich freut]. 14. Haus und Güter- [ver-] erben swohlj die Eltern [auf ihre Kinder und begründen so ihr äußeres Glückjz aber ein vernünftig [der himm- lischen Weisheit ergebenes und mit ihren Tugenden geziertes Kap. 18, 15 Anm.] Weib sdurch welches auch der innere Familiensrieden gegründet wird, kann auch die klügste Bedachtsamkeit und der ge: schickteste Einfluß nicht geben, sondern das] kommt sals eine der edelsten irdischen Gaben] vom HEttn [Kap. 18, 22]. Die Ehen werden im Himmel geschlossen. (Spriichw.) 15. Faulheit fund das Uebermaß von träger Ruhe stärkt nicht etwa die innere Kraft, sondern] bringt [mit der Zeit] Schlasen [eine schlafähnliche Betäubung und gänzliche Erschlasfung der Kräfte des Körpers und des Geistes, welche immer un: 498 Sprüche 19, 16—29. 30, 1. fähiger zur Arbeit macht], und eine liissige Seele wird Darum] Hunger leiden sim Elend des Bettelsiabes enden Kap. 6, 9 s.; 10 , 4; 12, 23]. IS. Wer das Gebot bewahret ksein Leben sorgfältig nach dem erkannten Willen Gottes ein- richtet und darinnen treulich fortgeht], der bewahret sein Leben [daß es hier glücklich und gesichert, dort ewig selig sei Kap. 16, 17; Pred 8, 5]; wer aber seinen [Lebens-] Weg verachtet snicht darauf achtet, welchen Weg er einschlage und auf welchem S! teil, wird sterben [nicht allein des geistlichen und ewigen Todes, sondern auch des bürgerlichem sodaß er entweder der Verachtung und Schmach anheim sällt oder der Obrigkeit in die Hände sällt Hes Do, 11]. Es kommt auch Mancher Meister Hausen in die Hände und an den Galgen. Denn ungehorsame Kinder entlaufen ihm nicht. (Randglosse Luther’s.) 17. Wer sich des Armen erbarmet sund ihm reichlich giebt von seinen irdischen und geistlichen Gütern], der swird dadurch nicht etwa ärmer, sondern] leihet dem HErrn [dem über alles reichen und barmherzigen Gott, der im Munde des Armen um unsere Wohlthat bittet Kap. 14, 313 Matth 25 , 40; Luk. 6, 30 fs.]; der wird ihm wieder Gutes smit Wucher] vergelten [in diesem und in jenem Leben Pred. 11, 1; Kap. 12, 14]. Thne das Gute und wirs es in’s Meer; weiß es der Fisch nicht, so weiß es der HErr. (Tiirkischer Spruch) Armen geben atmet nicht. — Wer dem Armen leiht, dem zahlt Gott die Zinsen. Den Armen gegeben, ist wohl gesäet. (Sprüchw.) Dr. Jonas gab einst einem Armen und sagte: Wer weiß, wo es Gott wieder giebt! —- Da sprach Luther: Als wenn’s Gott nicht längst schon voraus gegeben hätte! 18. Züchtige deinen Sohn, weil ssolange noch] Hoffnung da ist sdaß er sich bessere und zum wahren Leben gelange]; aber laß Dabei] deine Seele nicht [vom Zorne] bewegt werden, ihn zu tödten [dann ist jene Hoffnung aus und der Zweck der Ziichtigung verloren Kap. 22, 15]. 19. Denn großer Grimm bringt [dem Züch- tiger, der das Maß tiberschreitetJ Schaden; darum laß ihn szur rechten Zeit« ehe du ihn tbdtest] los, so kannst du ihn mehr zuchtigen [und doch endlich noch bessern]. Die neuern Ausleger erkennen keinen Zusammenhang oder wenigstens keinen so engen, wie Luther, mit dem vorigen Vers an und übersetzen: Wer hestiges Zorns ist, muß Strafe leiden (das kann niemand ändern, darum laß sie ihn nur leiden); denn wenn du ihm sauch von der Strafe) hilfst (und ihn ans der Gefahr, in die er sich durch seinen Jiihzorn gestürzt hat, reißest; es wird vergeblich sein), du wirst es immer wieder thun müssen (sein Hochmnth und Jähzorn wird immer wieder hervorbrechen und endlich dochseine Strafe trotz deiner Hilfe bekommen. Er bedarf auch solcher zu seiner Demiithigung). 20. Gehorche sbei Zeiten] dem Rath sder Gottesfürchtigen und Weisen], und nimm [insbe- sondere ihre] Zncht [ihre demüthigende Zurechtwei- sung deines alten, natürlichen Herzens und seiner Lüste und Begierden] an, daß du [dadurch] hernach [in deinem spätern, reifereii Leben, wenn es darauf ankommt, die erworbene Weisheit zu zeigen, ins: besondere bei deinem Ende] weise seiest [Kap. 1 , 15]. 21. Es sind viel sverschiedenartige, hin und her schwankende] Anschläge in eines Mannes Her: zen [solange noch nicht die göttliche. Wahrheit und Gerechtigkeit sein Herz und seinen Lebensweg er: leuchtet; da hält er bald dies, bald jenes sür gut und recht]; aber der Rath soder Sinn] des HErrn bleibet [immer derselbe und fest] stehen kund siehe, gerade diesen bietet dir der Rath und die Lehre der Weisen dar, daß du ihn aufnehmest in dein Herz, auf daß dasselbe auch festgegriindet im Guten und Rechten und stets auf Gottes Rath hingerichtet werde Kaki. IS, l. 9]. 22. Einen sieben] Menschen lüstet [erfreuet und beseliget] seine Wohlthat [wenn er seine er- barmende Liebe im Dienste der Armen, Elenden und Verlassenen reichlich auszuüben vermagL und ein Armer sder zwar solche Liebeswohlthat nicht üben kann, sondern annehmen muß, aber doch die Liebe selbst im Herzen hat] ist sdoch noch weit] besser [glücklicher], denn ein [reicher] Lügner sder zwar die Mittel reichlich hat, dem aber die Liebe fehlt, weshalb er dem flehenden Armen sein Vermögen ab- leugnet oder leere Verheißungen macht und sich selbst jenes seligen Gefühls beraubt und bei aller äußeren Fiille im Herzen arm und leer ist Apostg. 20, 35]. 23. Die Furcht des HErrn [die rechte und« ernstliche Verehrung des allein wahren Gottes ge- mäß seinem heil. Worte Kap. 14, 271 fördert zum swahrhaft glücklichen, befriedigten] Leben, Und swer ·sie hat] wird satt sgesättigt an allem Guten, in seliger Ruhe] bleiben, daß kein Uebel sdas die— sen FriedewGottes zerstören könnte] ste [ihn] heunsuchen wird ·[denn auch die größte Trübsal hilft Gottes Gnade leicht überwinden und muß das Leben fördern Matth 5, 6]. 24. Der Faule verbirgt seine Hand im Topf [um Speise hervorzulangen], und sist viel zu träge, um sie wieder herauszuziehen; er] bringt sie nicht wieder zum Munde [und verhungert« lieber, als daß er sich die geringste Arbeit zumuthen sollte Kap. 12, 27; 2·6, 15]. »Das hat leider viel Anwendung im Geistlichen. Jeder hat seine besondere· Faulheit« —- Das sind Leh- rer,Regterer, Gesinde, so ihr Amt lassen, ob sie es wohl könnten leichtlich ansrichten (Luther’s Rand losse.) —- Alle Sprüche unserer Sammlung, welche sieh« auf »die Rüge der Faulheit beziehen» haben gewöhnlich eine scharf-sathri·sche Spitze. Jn einem witzig veranschaik lichenden Bilde stellt uns der gegenwärtige die uubez zwingliche Tragheir des Faulen dar, indem er selbst bei der Befriedigung seiner Eßlust, wo inan doch am ersten Behendigkeit erwarten sollte, von seiner natürlichen Ermahnung zur Sauftmuth in der Erziehung und zur Gottesfurcht 499 Langsamkeit nicht läßt. — Uebrigens muß man zum Verständniß des vorgestihrten Bildes sich noch erinnern, daß die Orientalen sich keiner Teller, Löffel, Messer und Gabeln beim Essen bedienen. Selbst die Brühe und Milch wird mit der hohlen Hand aus der Schüssel in den Mund gebracht, oder man tunkt das Brod in dieselbe ein. (Umbreit.) 25. Schlägt man den Spötter [den erklärten Feind der Wahrheit], so wird [er selber zwar nicht mehr gebessert und klug werden, aber] der Alberne sder bisher zwischen der Wahrheit und Lüge unentschieden in der Mitte stehend, in der Gefahr ist, auch ein Spötter zu werden, nimmt sich ein warnendes Beispiel, wird in sich gehen und] lvitzig [weise werde-n Kap. 21, 11]; straft man Dagegen] einen Verständigen sder schon zwi- schen Wahrheit und Lüge, Recht und Unrecht un- terscheideu gelernt, auch nur mit Worten], so wird er vernünftig snoch einsrchtsvoller und weiser Kuh. 18, 15 Anm.]. Gleichwie Felsen nicht anders gespalten werden, als nur durch häufige Schläge von Hämmerm Sandkörner dagegen durch eine blos leise Berührung; so werden verhärtete Herzen gleicherweise nicht anders als durch heftige Schläge und Geißelhiebe, weiche dagegen durch eine linde Zuchtigung schon zerschlagen. 26. Wer [den] Vater verstöret [roh miß- handelt], und [die] Mutter saus dem Hause] ber- jaget, der ist ein schändlich küber sich und seine Eltern Schande häufendes] Und [vor Gott] ver- flucht Kind [Kap. so, 17; 28, 24; Sie. Z, 16]. 27. Laß ab, mein Sohn, zu hören die Zucht [die Lehre und Unterweisung der falschen Weisheit] die da abftihret von vernünftiger [die wahre Weis: heit mittheilender] Lehre. Die ,,Zucht« in der ersten Vershälfte kann auch so, wie im Spruchbuche sonst, als die Zucht der Weisheit Gottes gefaßt werden. Dann ist der Sinn ironisch und bietet unter dem Scheine einer Abmahnung von Zucht in Wahrheit eine höchst eindringliche Mahnung , sie zu hören und anzunehmen: Laß (nur) ab, mein Sohn, zu hören die Zucht (die deine Sünde und Thorheit dir aufzudecken sucht, wenn du sie doch nur hörest), um (darnach dennoch) abzuirren von der Weisheit Lehren (und dich also unglücklich zu machen. Aber wolltest du das wirklich? Kap. 20, 16). 28. Ein loser [nichtswürdiger] Zeuge spottet fmit seinen liignerischen Aussagen] des Rechts sdas vor Gericht auch durch ihn zu Tage kommen soll], und der Gottlosen Mund verschlinget [gierig, wie eine süße Frucht, Htob 20, 12; Jes. 28,» 4] das Unrecht les ist ihnen ein wahrer Genuß, Unrecht zu thun und Unheil zu stiften] 29. [Aber] Den Spöttern [des Rechts, den losen Zeugen] find [Gottes] Strafen bereitet [also ganz gewiß], und Schllige [warten] aus der [gott- tosen] Narren Rücken [Kap. 14, s; ge, 3]. »Das glaube sicher und sei weder Spötter noch Thor, sondern lasse Gott deine Lust nnd Furcht, deines Lebens Inhalt und Ziel sein.« Das 20. Kapitel. Warnung uor Völlerei und Trunkenheit. · XI. v. 1—30. Ein das Ganze zusammenhaltender nnd lieherrschender Grundgedanke ist in diesem klar. uikht zu entdecken, vielmehr besteht eg aus vielerlei vereinzelten Sinnsvrüclzem die bald vor Völlerei, bald vor Konsum, Faulheit und Betrüger-ei warnen oder allgemein zu einem weisen und rechtsehassenen Erben ermahnew Uur V. 6 —11 hebt sieh ans dem Uebrigen als ein setlgeschlosseues Ganze hervor und handelt von der tiefen itierderbniß des ständigen Menscheti nnd seiner Unsähigiieih in diesem Erben ganz rein und heilig zu werden. Es lassen sich etwa folgende Gruppen vonsprtieheu außerdem unter— scheiden: verschiedene Regeln der Klugheit nnd Recht- sehassenhein besonders Jlbmahnnngen von Völlerei, Kann— sucht und Faulheit (v.1—5); von der allgemeinen Sünd— hastiglkeit der Menschen (v. 6«-—11); Ermahnnngeu zum Goltverlranew zur Jlrbeitsamleeiy Klugheit nnd Redliely heit sitt. 12—-19); Warnung vor mehreren Sünden, die aus nnredliehetn Herzen entspringen sitt. 20—23); ver- mischte Grmahnungen zur Gollegsnrcht und isiekhtschaifeni heit (v. 24—30). I. Der Wein macht lose [alle Schranken der Zucht und Sitte wegwerfende, auch des Heiligsien spot- tende] Leute, und stark Getrcink [hebr. Schelm, ein aus Gerste und Obst bereitetes berauschendes Getränk, etwa Meth oder Bier Z. Mos 10, 16 Anm.; 4. M. S, 4 Anm.; Jes. b, 22] macht wild [so daß einer lärmt und tobt und die fleisch- lichen Begierden bis in die Tiefen aufgeregt werden]; wer dazu [zu solchen Getränken] Lust hat [in ihren Taumel sich verliert], Wird nimmer weise lfondern verliert auch den Anfang, den er etwa in der Weisheit gemacht hat; denn die Weisheit fordert vor allem leibliche und geistige Niichternheit Kap. 23, 29 f.; Jes. 28, 7]. Der Wein, wie alle Art berauschenden Getränks, enthält einen Erdgeist, der den irdischer: Bestandtheilen des Menschen zuträglich ist, der aber den Geist aus Gott mit einem Schleier zu iiberziehen fähig ist, so daß er zur Ausrichtutig götilicher Dinge, zur Theilnahme am Reiche Gottes untiichtig macht; daher wird in Ephes 5, 18 dieses Sichanfüllen mit dem Geiste von unten in Gegensatz gestelltzu dem Erslilltwerden mit dem hl. Geiste. Weil aber auf der Theilnahme an dem Reiche Gottes, auf dem Besrlze der himmlischen Weisheit, das Ebenbild Gottes beruht, so ist die Trunkenheit ein An- griff auf das Ebenbild Gottes selbst,· ein Versuch, den Geist Gottes im Menschen zu vernichten, gleichsam eine Erneuerung des Siindenfalls. Wird die Trunkenheit aber zur Trunksuchh so erscheint sie als eigentliche« Kapitalsiindq weil Quelle fast aller anderen Fleisches- sünden (vgl. die Geschichte Noalys und Lot’s), be- sonders aller Geschlechtssündern Quelle vieler Augenlusk sünden und gefährlicher Hoffartssündem nnd wie diese letzteren fast nnheilbar. Die letzten Jahrhunderte haben uns mit zwei Berauschungsmitteln bekannt gemacht, welche die l)l. Schrift uoch nicht kennt, den Branntwein nnd das Opium, das bis jetzt freilich nur bei Heiden üblich ist, aber auch zu uns zu kommen droht. Was vom Wein und Bier gilt, das gilt in erhöhtem Maße vom Branntwein; er beftialisirt den Menfchen nur schneller und zuverläsfiger. (Vilmar.) Während fast alle 500 Sprüche 20, 2—-23. Viiller die Sünde der Beranschung wegen der eintre- tenden Bewnßtlosigkeit verachtet haben, haben die ger- manischen Völker mit diesen Sünden leider von jeher gespielt, was sich auch darin offenbart, daß die Spruch· wortliteratur derselben fast nur Scherze über dieselben aufweist. Z. Das Schrecken [das erschreckende Zornes- wort aus dem Munde] des Königs ist wie das Brüllen eines jungen sbesonders gierigen und raub- lustigen] Löwen sund geht dem gewissen Untergang voran]; wer ihn [gegen sich] erzüknet [indem er seiner Majesiät zu nahe tritt]- der süudiget wider sein Leben sdas er freventlich der Schmach oder gar dem vorzeitigen Tode preisgiebt Kap. 19, 12]. « »Das was an sich recht ist, wird hier von Seiten der Klugheit eingeschiirft.« s. Es ist dem Mann eine Ehre [und ein Beweis von Weisheit in aller Gottesflirchtigen und in Gottes Augen], vom Hader [der leidenschaftlich aufgeregten Masse fern zu] bleiben; aber die gerne [bei jeder Gelegenheit] hadern [und stch in entstan- denen Hader, nicht um Frieden und Versöhnung zu stiften, sondern aus Freude am leidenschaftlichen Wesen, eiumischen], sind [beweisen sichJ allzumal kais] Narren [die weder ihr eigen Herz, noch Gott erkennen wollen Kap. 19, 11]. . 4. Um der Kälte willen swährend der Be- stellungszeit] will der Fanle swelcher gern jeden Vorwand für seine Trägheit benutzt] nicht pflügen; so muß er in der Ernte [-zeit] betteln, nnd nichts kriegen ssondern darben Kap. 14, 4; 10, 5; Gal. s, 7; 2. Cur. 9, 6]. Das gilt im höchsten Grade auch im geistigen und geistlichen Leben. Randglosse Luther-s: Also auch Pre- diger und Regenteiy die ihr Amt nicht redlich treiben, nnd fürchten Anfechtung und Haß, sind wie faule Arbeiter. 5. Der Rath [die Gesinnung und AbsichtJ im Herzen eines Mannes ist [oft tief versteckt] wie tiefe Wasser [die schwer aus dem Brunnen em- vorzubringen smd]; aber ein Verstcindiger sden die Weisheit sein eigen Herz und darum auch Anderer Herzen erkennen und verstehen gelehrt und ihm die Unterscheidungsgabe verliehen hat] kanns [doch] merken sljervorlockens was er uteinet [oder in Ab- sicht hat Kap. 18, 4]. s. Viele Menschen werden fromm sgütig und redlich Kap. 12, 2 Anm.] gerühmetz aber wer will finden einen, der rechtschafsen fromm sei [der auch in bösen Zeiten treulich aushält und die Ver- suchnng besteht]?· Das I. Versglied übersetzt Luther mit der Vulgata, als wenn im hebt. Text Mist-eh, dass Passiv, stünde. Die gewöhnliche Lesart lautet aber: jikra11, wonach dann übersetzt werden müßte: Viele Ntenschen rühmen, ein jeder seine Güte. Wenn man nach der Welt Gerede urtheilen wollte, so follte man denken, die ganze Welt wäre voll treuer Menschen; aber wer schärfer steht, Reiß, wie selten wahre Treue, Liebe und Gottselig- I l . 7. Ein Gerechter, der in seiner Frömmigkeit [Kap. 12, 2 Anm. uuanstößig] wandelt, deß Kin- dern wird’s wohl gehen [bis in’s tausendste Glied] nach ihm snach seinem Tode Kap. 14, 26; 2.Mof. 20, s; 34, 7]. 8. Ein König, der [in recht lebendigem Be: wußtsein seiner hohen, mit Gottes Heiligkeit und Gerechtigkeit bekleideten Würde] auf dem Stuhle soder Throne] sitzt [um als Stellvertreter des aller- höchsien Richtersj zu richten, sbedarf zum Ver: scheuchen des Unrechts aus der Umgebung seines Thrones nicht einmal einer äußeren Gewalt, son- dern] zerstreuet sgleichwie die Sonne jegliche Dun- kelheit vertreibt] alles Arge mit seinen [bloßen] Augen sdaß es vor ihm offenbar werden und sich von dem Guten scheiden muß Kap. 16, 10; Jes. 11, 4]. 9. Wer [uuter allen Menschen] kann sagen: Jch bin rein [geworden] in meinem Herzen, nnd lauter von meiner Sünde. Jeder, der sein Herz aufrichtig prüft, muß bekennen, daß sein Herz und Leben über und über von der Sünde befleckt ist und es ihm niemals elingen werde, gänzlich slindlos zu werden (i,Kön.8, 4 ; Pred. 7, 20; l. Joh. 1, 8; Jak. Z, 2). 10. [Um hier gleich ein Stück zu nennen, das man vorzugsweise schwer als Sünde an sich erkennen] Mancherlei Gewicht nnd Maß ssowohl im Handel und Wandel, als in der Beurtheilung des Nächsten und im Urtheil des Richters Kap. It, 1] ist beides Greuel dem HErtn [der da will, daß wir gerecht und heilig seien, wie er selber ge- recht und heilig ist]. 11. Auch [er-] kennet man lschokq einen Knaben an seinem Wesen [an der ganzen Art, wie er handelt, wie er in seinen Spielen verfährt, wonach seine Lust gehet], ob er seinst in seinem Charakter] fromm und redlich [sein Leben nach Gottes Wort und Willen anstellend] werden will soder nicht; auch im Kinde schon zeigt sich die Verkehrtheit und Bosheit des Menschenherzens aber auch die Macht Gottes über dasselbe Kap. 22, 6 . Wais ein Dörnchen werden will, spitzt sich bei Zeiten. (Sprüchw.) 12. Ein hörend Ohr sdas die Zucht und Lehre der Weisheit willig aufnimmt] nnd sein] sehend Auge [das klar der Welt Bosheit und Gottes Willen erkennet], die macht [uud giebt] beide [allein] der HErr sder alles Sehende, alles Hörendez willst du also recht hören und sehen, so schaue in auf- richtiger Furcht auf ihn und warte auf seine Güte Pf. 94, 9; Kap. 15, 3]. 13. Liebe den Schlaf [die träge, des Leibes und der Seele Kraft verzehrende Ruhe, die jede Anstrengung und jeden Kampf scheut] nicht, daß du nicht [an irdischen und himmlischen SchäSeUJ Warnung vor Völlerei und andern Lasiern Von der allgemeinen Sllndhaftigkeit der Menschen 501 arm wetdest; laß deine lleiblichen und geistigen] Augen [vielmehr] wacker sein [allezeit weit offen stehen] , so wirst du [um Gottes Segen iiicht zu sorgen brauchen, sondern] Brod’s [sowohl irdischen als himmlischen Guts] genug haben [Kap.24, 33]. 14. Böse, böse s= schlecht, unbrauchbar Kaps U, 19 AUNLL sbricht man [von irgend einem Gute], wenn man’s [noch] hat sdas Vor: handene und Gegebene weiß ein Mensch selten recht zu würdigenjz aber wenns weg lverloren oder ge- nommen] ist, so riihmet man es denn [wie gut und niitzlich es gewesen, wie groß sein Verlusi sei]. So liegt die Unzufriedenheit des Menschen nicht in den ihm verliehenen Gaben und Gütern, sondern in sei- nem eigenen Herzen, und auch die höchsten Gaben kön- nen das Herz nicht befriedigen, weun es nicht in Gott Frieden findet. —- Die Vulgata und neueren Uebersetzer geben im l. Versglied koneh nicht dnrch ,,Besitzer« oder »wenn man es hat«, sondern »der Erwerbey Käufer« oder »wenn man’s kauft« wieder, was nach dem Sprachgebrauch auch das Richtigere ist. Dann ist der Sinn des Verses ein wesentlich anderer; er lautet dann: Schlecht, schlechtl spricht wohl der Käu- fer (solange er noch im Handel um die Waare begrif- sen ist, um sie möglichst billig zu ersiehen); ist er aber hinweggegangen (mit der von ihm getadelten und unter dem Preise erstandenen Waare), so rühmet er sich (wegen des Futen Einkaufs, den er gemacht hat). Während die Ue ersetzung Luthers die Uiizufriedenheit des Mensihenherzens geißelt, der alle Würden oder Güter erst, wenn sie ausgeschlagens oder verloren sind, in ihrem Werthe erscheinen, will der Vers nach der an· deren Fassung die bekannte List und betrügerische Ver- stellung, womit Geschäftsleute die Waaren möglichst billig zu erstehen suchen, rügen. 15. Es ist [giebt wohl in der Welt] Gold nnd viel Perlen [und sie werden von jedermann hoch gepriesen]; aber ein vernünftiger shimmlische Weisheit offenbarender Kap. 18, 15 Anm.] Mund ist sweit mehr] ein edel Kleinod [Kap. 3, 14 f.; 11 ]. 16. Nimm dem sein Kleid sziim Pfand für deine Bezahlung], der [ohne Beruf in prahlerischer Thorheitj für einen Anderen sden er nicht kennt und nicht als treu erprobt hat] Bürge wird [du brauchst um seiner Unbesonnenheit willen nicht Schaden zu leiden; bei seinem Leichisinn ist ihm doch nicht zu helfeu], und pfiinde ihn um des Un- bekannten willen [dem er in thörichter Leichtgläw bigkeit vertraut hat Kap.(3,1—6; 11, 15; , is] 17. Das gestohlene Brod sjeder unerlaubte, heimliche Genuß oder Besitz überhaupt] schmeckt jedermann kim Anfang] wohl [Kap. 9, 17; s, 4]; aber hernach wird sdie süße Speise sich verwandeln und] ihm der Mund voll Kieseling [voll harter KieselsteiUeJ werden [daß er sich die Zähne daran zerbrechen nnd selbst dran sterben muß Klagel 3, 16]. l8. Anschläge [oder Pläne] bestehen skommen zu Stand und Wesens wenn man sie mit Ratt) sühret [mit anderen gottesfürchtigen und klugen Männern reiflich überleget]; nnd [insbesondere] Krieg [den gefährlichsten und folgenschwersien aller irdischen Anschläge] soll man mit Vernunft smit wzisere Mäßigung und Vorsicht] fuhren [Kap. Genera! York-Z Gebetlein und Wahlspruch beim Beginn jeder Schlacht war: Den Anfang, Mittel, Ende, ach, HErr, zum Besten wende! 19. Sei unverworren khabe keinen vertrauten Umgang] mit dem, der Heimlichkeit sanvertraute Geheimnisse oder auch Schwächen Anderer] offen- hart, und mit dem Verleumder [wozu der, der Heimlichkeit offenbart, bald wird], nnd mit dein falschen [treulosen, nichts bewahrenden SchwaH Maul [sein Umgang wird dir nicht nur viel Ver- druß und Schaden bringen, sondern auch dich selbst nicht bessern Knie. 11, 13; IS, Z]. 20. Wer seinem Vater und seiner Mutter sseinen leiblichen Eltern, die Gott mit seinem eige- nen Ansehen und seiner Herrlichkeit bekleidet hat] flncht ssie mit Worten und Thaten schmäht oder gar, Gott versuchend, Strafen des göttlichen Ge- richts auf sie herabrnft und so das 4. Gebot fre- ventlich übertritt], deß Leuchte [dessen Glück — als Abbild des Gliicks betrachtet der Araber noch jetzt im Sprüchwort die in seinem Zelte brennende Lampe Kap. 13, 9; Hiob 18, 5 f.; 21, 17; 29, Z] wird verlöschen mitten im Finsternis [wird sicheiw mal plötzlich in schwärzesies Dunkel des Unglücks und Elends verwandeln und also über ihn selbst kommen, wozu er Gott hat versuchen wollen]. 21. Das späterlichej Erbe, darnach man zu- erst sehr eilet sdas ein solcher ungerathener Sohn, der seine Eltern verwünschh wider ihren Willen vor der Zeit an sich reißt, indem er dieselben mög- licherweise gewaltsam aus ihrem Besitze vertreibt Lin. 15, 12; Katz. 19, ges, wird zuletzt [in der Folgezeit, wenii es in die Hände des gottlosen Sohnes übergegangen ist, auch] nicht gesegnet sein [sondern wie Staub zerstieben und zu nichte wer- den; und darin wird zum Theil das Verlöschen der Leuchte eines solchen Kindes sich offenbaren] 22. Sprich nicht swenn dich jemand gekränkt hat, in deinem Herzen]: Ich will Böses [mit BösemJ vergelten [Kap. 24, 29; 5.Mos. 32, 35·; Röm. 12, 19 ff.; 1. Petri 3, 9]. Harre des HErrn sdeß die Rache ist nnd der verheißen hat, alles Böse zu strafenz gedulde dich], der wird dir helfen sivenn er auch nicht dann und so straft, wann und wie du es meinest, sondern die Sünde erst reif werden läßt] 23. Mancherlei [d. i. zweierlei] Gewicht [so- wohl im Handel und Wandel, als in der Beur- theiluiig der Fehler und Beleidigungen des Näch- sten, wie es der Rachsiichtige V. 22 anwendet 502 Sprüche 2o, 24—30. 21, 1——4. V( to] ist ein Greuel dem HErrn [und fordert sein Gericht herausjz und eine falsche [zum Betrug eingerichtetej Wage ist nicht gut lvielmehr schänd- lich; dir selbst wägst du mit ihr das Gericht zu Kap. II, 1]. i 24. Jedermanns Gänge ILebeUSschicksaleJ kom- men Vom HEtrn [er allein lenket und regieret sein Leben und sendet ihm sein Loos zu als Antwort auf « des Menschen eigenes Thun und Lassen]. Welcher Mensch verstehet seinen Weg [wüßte aus sich selbst recht, welchen Lebensweg er einschlagen müsse, um glücklich und selig zu werden; muß uicht der HErr ihm stets aufs Neue in jeder Noth nnd Verwicklung Rath und Ausweg zeigen Kap. 16, 9; Pf. 37, 23]? Hinter dem ganzen Leben des Menschen stehet ein höheres Leben, das ihn mit einer Einsicht leitet und hält, deren Größe er, der Geleitete, stets aufs Neue an- staunen muß. —- Darum lasse nur das stets deine vor- nehmste Sorge sein, fromm und gerecht zu handeln. Für das Uebri e lasse Gott sorgen. In deinen irdi- schen Angelegenhgeiten aber vertraue nicht auf dein eige- nes Sinnen, Sorgen und Arbeiten. Was du dir vor- iiimmst, so Vertraue Gott von ganzem Herzen. Wer dein2HErrn vertraut, dem wird nichts mangeln (Jer. 10, 3). 25. Es ist dem Menschen ein säußerst ge- fährlicher Fall-J Strick fder ihn nur immer »tiefer in Sünde und Verderben stürzt], das Heilige lastern [Gottes Namen, Wort und Gebot veraFhten, ver: fpotten und übertreten] nnd darnach Gelübde. suchen [durch äußerliche Vußübungem durch Singen und Beten, Beichte und Abendmahlgehen wieder gut machen wollen, was er verbrochen, ohne sich doch zu bessern und zu bekehren]. Nach dieser Uebersetzung redet der Spruch« von Menschen, welche, nachdem sie eine Zeit lang alles ge- than haben, was» ihrem verderbten Herzen gelüstet, nun auf einmal mit einer einzigen Bußübung ihre begange- nen Sünden zu versöhnen glauben, aber alsdann ihren vorigen bösen Weg von Neuem einschlagen und es noch schlimmer machen, denn zuvor (Luk. 11, 24 fs.). Ein solcher wird immer von Neuem und immer frecher und muthwilliger sündigen und sich darauf verlassen, sich nach tausend begangenen Sünden wieder mit ebenso leichter Mühe von aller Schuld befreien zu können. Heißt das nicht, Gottes Gnade auf Muthwillen ziehen? Es ist ein großer Trost, daß uns Gott um Christi willen unsereSünden vergeben will, aber nur nach ernster Buße. Wenn wir nach unserer Beichte und nach unserem Abendmahlsgang nicht ernstlich an- fangen, unsere bisherigen Sünden» zu lassen, unsere Fehler abzulegen, unsre Pflichten sorgfältiger zu erfüllen und in unserem Gottesdienst fleißiger zu werden, so legen wir uns den Strick um den Hals und rufen das Gericht (Hebr. 10, 26) auf uns herab. — Es ist ein böses Ding, Gottes Namen, Wort, Dienst u. s. w. lästern nnd alsdann Almosen geben, beten, fasten u. s. w., das heißer: »Du heiliger St. Martin, sie opfern dir einen Pfennig und stehlen dir ein Pferd. (Luther’s Randgl.) —- Doch müssen wir es für zweifelhaft erklären, ob Luthers Uebersetzung , die mit der der Vulgata iibereinstimmtz die richtige sei. Luther nimmt II; = H? verschlingen, vernichten, dann lüstern; aber es ist sicherlich = II; zu nehmen, das im Arabischem ,,unüberlegt reden, leichtsinniger Weise versprechen« bedeutet. Darnach hieße der Spruch: Ein Fallstrick (eine Versuchung zur Sünde der Lüge und des Wortbruches) ist’s für den Menschen, Weihung zu übereilen (in Zeiten der Bedrängniß in leichtfinniger, übereilter Weise dem HErrn etwas zu weihen oder zu opsern versprecheny und nach dem (geschehenen)Gelübde erst erwägen (ob auch die Möglichkeit oder Kraft vorhanden, das Gelübde zu halteu). So ermahnt der Spruch auf Grund der Heiligkeit der Wahrheit und auf die Erfah- rung von der großen Veränderlichkeit des menschlichen Herzens hin zur weisen Bedachtsamkeit bei Gelübden und warnt vor guten Vorsätzem die hintennach Reue und Treubruch erzeugen und eher zur Hölle als zum Himmel hinführen (Pred. 5, 1). 26. Ein weiser König zerstreuet die Gottlosen [worfelt ste und versteht es wohl, sie von den Ge- rechten zu scheiden, wie man die Spreu vom Weizen sondert Pf. 1, 4], und bringet sdarnachj das Rad [des DreschwagensJ über sie [um sie mit gerechtem Gericht zu zermalmen, wie man nach grausamer Sitte im Alterthum gefangenen Feinden zu thun pflegte 2. Sam. 12, 31; Amos I, 3]. 27. Die sbesserx Eine] Leuchte des HErrn [die er selber angezündet hat, und die Licht und Kraft aus Gottes eigenem Geiste in sich trägt] ist des Menschen Odem [oder Geist, durch den er Vernunft und Selbstbewußtsein besitzt 1. Mos. 2, 7; Matth. 6, 22 f.]; die gehet durclys ganze Herz [besser: durch alle Kammern des Leibes; durchdringen belebet, beherrscht und regiert alle Glieder und Theile, auch das oerborgenste, des Menschen]. Der Geist des HErrn ist dem Menschen so wenig blos etwas Fremdes und Fernes, daß des geschassenen Menschen Geist ein, wenn auch noch so geringer Theil desselben ist, ebenfalls rein innerlich und unvertilgbar, denkend und schaffend, selbstständig und unbefiegbay das Einzelne zusammenfassend, wenn auch das alles nur in geringerem Maße und nur wie eine abgeleitete Kraft. Und indem nun dieser Geist des Menschen in dem gött- lichen ruht und der göttliche in ihm, so entsteht ein be- ständiges Wechselverhältniß und eine lebendige Wechsel- wirkung zwischen beiden, sodaß der Mensch zwar zunächst wirkt ganz nach eigener Luft und eigener Kraft, als wäre er selbst Schöpfer »in seinem Kreise, aber eigentlich doch nur zugleich mit Gott, wissend und wollend oder nicht; woraus denn folgt, daß, wenn dies Verhältniß rein ist, dann der menschliche Geist durch den göttlichen stark, hell und klar ist, alles Leibliche zu durchdringen und zu beherrschen, als wäre er eine Leuchte Gottes selbst mitten im Körper. (Ewald.) Erkenne den Adel der menschliche Seele, dieser Leuchte des HErrnl Hüte dich darum vor aller eingebildeten Weisheit und Ver- achtung Anderer neben dir. Verstatte vielmehr der göttlichen Gnadenerleuchtung ihren Einfluß auf alle Kräfte deiner Seele, damit, wenn dein Verstand gehörig erleuchtet ist, auch dein Wille gebessert werde. (Schröder.) 28. Fromm [d. i. gütig Kap. 12, 2 Arm] nnd fin allen seinen Zusagen und Urtheilssprüchen treu und] wahrhaftig sein, behuten [allein] den Ermahnungen zur Gotlesfurcht und Rechtschassenheit Von Gottes Vorsehung und Regierung. 503 König sdenn wo diese Folgen der Gottesfurcht und Weisheit ihm selbst beiwohnen, wird auch sein Volk treu und liebevoll gegen ihn sein, und der HErr wird ihn und sein Volk behüten], nnd sein Thron bestehet [bleibet fest gegründet] durch Fröm- migkeit [d. i. Güte, nicht durch Rosse nnd Reisige Kap. 25, 5]. 29. Der Jünglinge Starke sdes Leibes und der Seele, mit der sie Tüchtiges und Gutes aus- richten zu Gottes Ehren und der Menschen Nutzen] ist ihr Preis; nnd grau Haar [in denen sich ihr Ernst und ihre weise Erfahrung spiegelt] ist der Alten Schmnck lso hat jedes Alter von Gott seine Gabe und Ehre empfangen, die es erkennen und recht gebrauchen soll Kap. 16, St; 17, 6]. 30. Man muß dem Bösen [z. B. dem miß: rathenen, leichtsinnigen Sohn zeitig] wehren sgenauerx ihn reiben, gleichwie man das Rostige, Schlechte, das sich an edles Metall angesetzt hat, abreibt] mit hattet sNarben hinterlassender] Strafe, und mit ernsten Schlcigen, die man sbis in die innersten Kammern des Leibes, die verborgensten Gründe des menschlichen Wesens, hinein] fühlt [Kap. l0, l3]. Leiden ist so noth, als Essen und Trinken. -— Bei grundböfen Leuten helfen keine Worte, sondern es müssenbs Schläge und« fcharfe Strafen thun. (Luther.) Das 21. Kapitel. Von gottes- gnädiger Regierung. XlI. v. 1—31. de: vorliegende uvsamitt hu: vie! Verwaudtschast mit san. Its, sowohl im Allgemeinen als in einzelnen Versen. wie jenes, so enthält auch dies Lan. im Allgemeinen Zetrachtittigen über das meltregies rende und weltriehterlithe Walten Gottes und des Menschen richtige Stellung zu demselben, sodaß man mit der serleliurger Bibel dem Ganzen das Wort: »Gott soll regieren, nicht der Gigenmitle« znm xltlotto geben könnte. illntcr den Tugenden, die am meisten Gottes walten gegenüber empfohlen werden, tritt beson- ders der Gehorsam und die Gerechtigkeit hervor. Es lassen sich etwa folgende Gruppen unterscheiden: d. 1—3 schildern Gottes alles beslimmende Vorsehung nnd Re- gierung; is. 4—8 marucn vor Hokhmuth Geiz, Beträge— rei, Gewaltthat und ltaslerhastiglieitz v. 9—18 ivarnen vor thörikhlem, hartherzigem, licblosem nnd ungerechtem Verhalten; d. 19——26 enthalten Warnnngen ähnlichen Inhalts, insbesondere vor üieblosiglieih Thorheit uud Faulheit; V. 27—3l schildern Gottes gerechtes Getikht über die Frevler nnd tlngehorsamen 1. Des Königs Herz ist in der Hand des HErrw wie sdie in Wiesen, Gärten und Feldern angelegten] Wasserbtiche sKanäle oder Gräbchen in der Hand des Landmanns sind]; und er neiget es, wohin er [Erquickung nnd Gedeihen bringen] will [wie jener ohne Mühe nach seinem Gutdünken den Bächen ihre Richtung giebt, wohin er eben befruch- tendes Wasser schaffen will Kap. IS, 15; 20, 2. 8 261 s Obwohl es nicht unwahrfcheinlich ist, daß auch »die lieblich erquickeude, Segen und Wachsthum fpendende Wirkung der Bächlein als Vergleichungspunkt in Be- tracht kommt, da ja das Herz eines Königs in der That in eminentem Maße zum Quellort des Segens für viele Tausende werden kann,« so bleibt es doch auch wahr, daß selbst das Herz des thörichten und übelwollenden Königs in des HErrn Hand ist. — Wie der, so das Auge gemacht hat, nothwendig auch sehen muß, also muß der, so den Willen gemacht hat, nothwendig auch die Kraft haben, denselben zu bewegen. Die Seele ist zwar der Menschen Steuerrudey wodurch unser Leib und alle unsre Werke wie ein Schiff mitten im Wasser regieret werden: jedennoch wird auch nicht einmal die Seele eines Königs von ihr selbst bewegt, angetrieben und zurückgehalten, sondern Gott sitzt» gleichsam in eines jeden Seele am Ruder. Er regieret und ordnet sie durch Neigung und Kehrun ihres Willens und ihrer Absichtz daß sie feinem Rat schluß und Wohlgefallen zu Dienste stehen und denselben erfüllen müssen. (Berl. B.) Das ist ein großer Trost; auch hier, wo oft von einem, Gedanken und Entfchlnß das Wohl oder Wehe vieler Tausende abhängt, geschieht nichts ohne Gottes Wissen nnd Zulassen; nicht nur die Thaten und Unternehmungen, sondern auch die Entwürfe und Pläne der Könige und Fürsten sind ein Gegenstand seiner Aufsicht und Für- sorge; ihre Entstehung , ihr Fortgang und ihre Folgen hangen von ihm, dem Allweifety ab. Darum ermahnen auch die Apostel so dringlich zur ernsten Fltrbitte für die Könige, und die Kirche hat von jeher ihre Ermah- nung befolgt; fast alle evang. Kirchenordnungen fchreiben folgende Fürbitte vor: ,,Du wollest allen christlichen Königen und Fürsten deine Gnade verleihen, ihre Her- zen, Rathschläge und Handlungen regieren und dahin durch deine göttliche Allmacht und väterliche Güte len- ken, damit alles zu deines Namens Ehre, der Kirche und des Vaterlandes Wohlfahrt gereichen mögez« des- gleichen ähnlich für den einzelnen Landesherrn 2. Einem jeglichen dunkt sein sLebens«-] Weg recht sein; aber allein der HErr macht die Herzen gewiß crichtigert wäget die Herzen mit gerechter Wage und prüfet auch die verborgensten Gedanken, aus denen die Worte und Werke entspringen; sein heiliger Wille, nicht unser Meinen ist der Maßstab, nach dem wir gerichtet werden. Fast wörtlich wie Kam. 16, 2; vgl. Kap. 14, 12; IS, 25]. 3. Wohl [-thun, Liebe und Erbarmen üben] und techt thun swörtlichx Gerechtigkeit und Gericht üben] ist dem HErrn lieber, denn säu- ßerlicheJ Opfer [oei denen die Hauptsache, die Buße und der Glaube, die Wahrheit und der Ge- horsam im Herzen, fehlen Kap. 15, 8; Pf. 50, 7 fs.; l. Sam. 15, 22z Mich. S, 6—8]. it. Hosscirtige Augen nnd stolzer [aufgeblafe-- ner, von keinerlei Sorge beengter] Muth, (nitd)«· die Leuchte [die gesammte hoffärtige, gleich einem hellen Lichte flammende nnd flackernde, irdische SLnnesartJ der Gottlosen [das] ist [ihre Haupt-J Sünde. Hi) Nach dem Grundtext ist dies »und« wegzulaffen und »die Leuchte der Gottlosen« Apposition zum Vor- hergehenden, in welcher die Sinnesart der Gottlosen auf einen zufammenfassenden Ausdruck gebracht wird. —- 504 Sprüche 21, 5 —— 22. Gleichwohl gehet das Laster des Stolzes und Hochmuths nirgends mehr im Schwange als unter den Christen. Man sollte meinen, es müßten die Christen das demü- thigste Volk unter der Sonne sein, weil sie sich nach dem demüthigsten Lamme nennen. Wenn man aber den Heiland der Welt auf der einen Seite anstehet in der Bescheidenheit und Demuth, die aus seiner Person hervorgeleuchtet, auf der andern Seite aber die jetzigen Christen in ihrem Stolz und Uebermuth, toelcher ste allenthalben begleitet; sollte man wohl den einen für das Haupt, die andern für die Glieder und Jünger halten können? (Berleb. Bib.) 5. Die Anschläge eines Endelichen lBedachtsamen und doch Eifrigen Luk. 1, 39 Anm.] bringen [ihm] Uebetfluß [in’s Haus; denn Gottes Segen ruht auf treuer und ernster Erfüllung des geordneten Be- rufs]; wer aber allzu jach sleidenschaftlich siürmisch] ist, wird szuletzt am Nothwendigsten] mangeln [denn dem selbstklugen, »von den Lüsten des eigenen Fleisches beherrschten Eifer, der nicht Gott zu Ehren, sondern aus Eigennutz und Selbsisucht ar- beitet, kann kein Segen beiwohnen Kap. 12, 11; 13 11]. ,Eile brach den Hals, langsam gehet man auch ferne. Eile wird müde, und lasset bald ab; mit Maßen und Anhalten bringt man’s zu Ende. Eile mit Weile. (Luther’s Randgl.) — Es giebteine zwiefache Art der Arbeit: man kann rastlos und unter dem Schweiße des Angesichts arbeiten, und doch führt es zu Mangel, wenngleich für den Augenblick der Erfolg vor der Welt vielleicht ein glänzender, gewinnreicher ist: darum weil die Arbeit nicht in Gott, dem ewig Bleibenden, gethan ist, weil sie nicht aus einem Herzen, das im Gehorsam egen Gottes Gebot, in der Gottesfurcht gegründet ist, hervorgeht, wodurch allein der Erfolg ein bleibender, gesegneter ist. Dagegen die Arbeit des Endelichen, der nicht um des Gewinnes willen, sondern aus Gehorsam und Dankbarkeit gegen Gott, mit Gottesfurcht und Weisheit, arbeitet, ist in Gott gethan. Das gilt ebenso von irdisihey wie von geistlicher Arbeit. it. Wer Schtitze sammelt mit Lügen [durch betrügerische Kunstgriffe und listige Hintergehung des Nächsien], der wird fehlen [seinen Zweck nicht erreichen; denn nicht nur wird sein so erworbener Reichthum gleich dem flüchtigen Lufthauch schnell und gänzlich wieder zerstieben], und [er selbii wird] fallen unter die den Tod suchen sthrem zeitlichen und ewigen Verderben absichtlich entgegeneilen]. Luther-s Uebersetzung ist nicht wörtlich, aber frei nnd tief den Sinn wiedergebend Paulus, welcher es in 1. Tim. S, 9 wiederholt, hatte die Uebersetzung der Septuaginta vor sich, die nach einer anderen Lesart den Vers so wiedergiebt: Wer Schätze sammelt mit lügnerischer Zunge, sucht Eitles in den Stricken des Todes. 7. Der Gottlosen Rauben [ihre Gewaltthätitk keit und Ungerechtigkeit, mit der sie sich Schätze sammeln] wird sie schreclen [wird sie selbst einst- mals zu ihrem Entsetzen ergreifen und in’s Ver- derben fortraffen]; denn sie wollten nicht sihr Glück suchen auf dem Wege der Gottesfurcht und Ge- rechtigkein nicht] thun, was recht war. 8. Wer einen andern [als den ihm vom HErrn befohlenett] Weg gehet, der ist [selbst in seinem Herzen] verkehrt; wer aber in seinem [ihm von Oben gegebenen, uach Gottes Wort gerichteten] Befehl gehet, deß Werk ift recht sder kann gewisse, Gott wohlgefällige Tritte thun] Geuanetv 8. Gewanden ist dir Weg, des Lasterhaslety nnd ein Rciner [der sich von der Sünden Befleckung ge- reinigt hat und noch täglich reiniget], —- seiu Werk ist gerade fer liebt keine Schleichwege in Reden und Thurm, sondern handelt offen vor Gottes und der Menschen Augen] 9. »Es ist bessetz wohnen im Winkel aus dem fplattenj Dach [wo man einsam und verlassen wäre und, allem Wind und Wetter ausgesetzt, gar vieles zu erdulden hätte], denn bei einem ztinki- schen Weibe in einem Hause zusammen kdort folgt doch dem Sturme auch Sonnenschein, und vor allem, man hat Ruhe, hier ist ein ewiges Triefeu Kap. 19, 13 und niemals Ruhe V. 19]. Dieser Spruch soll nicht zu Ehescheidungett wegen Unfriedens ein Recht geben, wie viele sich einbilden, sondern vor leichtsmnigen Eheschließungen warnen. Das: ,,es ist besser« heißt nicht: ,,es ist Gott gefälliger,« sondern: ,,es ist angenehmen« 10. Die sselbstsüchtigej Seele des Gottlosen sdes noch von den Ketten seiner Sünde Gebunde- nen] wimfcheü Arges ftrachtet nur nach solchem, das ihm selbst Nutzen, dem Nächsten aber Schaden und Nachthell bringt], und gdnnet sselbstj seinem Nächsten [seinem vertrauten Freunde] nichts [Gutes; wenn sein Verderben ihm Vortheil verschafft, so kennet er kein Erbarmen Jes. 26, 10]. 11. Wenn der Spötter [der mit Bewußtsein alles, was Gott und göttlich ist, verachtet, noch so hart] gestraft wird, so [wird er doch nicht um- kehren, denn er ist unverbefserlichz aber es] werden sdadurchj die Albernen [die noch keine Spötter sind, sondern mehr aus Unersahrenheit und Ver- führung sündigenj weise [indem sie einen heilsamen Schrecken bekommen und sich warnen lassen]; und wenn man einen Weisen sder aus Schwachheit sich verfehlet, tnit strafenden Worten] unterrichtet, so wird er veruimftig snoch einsichtsvoller sowohl über den Schaden seiner Seele, als auch über Gottes Heiligkeits Wie der Vers hier lautet, stimmt er sast wörtlich mit Kap. 19, 25 überein. Jedoch kann das 2te Vers- glied vielleicht richtiger hier übersetzt werden: »und gelingt es einem Weisen (durch züchtigende Worte den Einfältigen zur Besinnung zu bringen), so wird er (der EinfäItigeJ vernünftig (Kap. 18, 15 Anm.). 12. Der Gerechte hält sich weislich smit klu- ger Mäßigung und Vorsicht] gegen des Gottlosen Haus sdaß er ihm nicht Unrecht thue und seine Bosheit reize]; aber die Gottlosen denken nur Schaden zu thun. Richtigetn 12. Ein Gerechter lnämlich der allein gerechte spWariiung vor Hochmuth Geiz, Betrug, Gewaltthat und lieblosem Verhalten. 505 Gott, dem kein gottlos Wesen gesällt] achtet Immer:- fort uiid mit hellsehenden Augen] aus des Gottlosen Hans fauf sein und der Seinigen ganzes Thun und Treiben, wenn er sich auch unbeachtet glaubt Kuh. 23,1«1; Hiob 3J-,17; Kap. 22, 11], und stürzt! [endli»ch, wenn seine Stunde da ist] die Gottlosen ins llngluct » 13. Wer feine Ohren verstopft vor dem Schreien des Armen, der wird auch [in Noth kommen, und zwar in eine so große, daß er gleichfallsnach Hilfe] rufen swird]- Und [wird dann auch] nicht erhöret werden [Kap. Z, 27; 1 28 . - « Hier der· Grund so vieler nicht erhörter Gebete iTNatth. 18, 23—35; AS, 41 ff.; Dur. 11, I3). 14. Eine heimliche Gabe stillet den Zorn fdes Richters, ohne daß doch jemand die Ursache seiner Parteilichkeit merkte] und ein Geschenk [das man] im Schooß [im zusammengefaltcten Busen des Gewandes, mitbriugt, so daß gleichfalls nie: inand es gewahr wird] den heftigen Grimm [des- selben]. So ist der Welt Lauf: sie betriigt und läßt sich gern betrügen (Kap. 17, 23; 1. Sam. 25, l8). 15. Es ist dem Gerechten eine Freude, zu thun, was fvor Gott] recht ist [ja darin eben be- stehet das Wesen eines Gerechten, daß es ihm eine stete Lust und wahre Befriedigung des Herzens ist, Gottes heiligen Willen zu betrachten und auszu- üben]; aber eine Furcht [ist’s] den Uebelthcitern [ihr Leben und Handlungen in das Licht vor Gottes Angesicht zu stellen, weil sie wohl wissen, daß sie ihr Gericht sehen würden, oder einnial anzufangen, ihre Thaten nach Gottes Wort zu richten, weil sie wohl « wissen, daß sie dann ganz Andere werden miißten Kap. 10, 23; 15, 217 Joh. s, 19; Röm. I, 32]. 16. Ein Mensch, der vom Wege der Klugheit foder himmlischen Weisheit] irret [und auf den Weg der Spötter, der Thoren oder Selbstklugen tritt], der wird [ewiglich] bleiben in der Todten Gemeine [d. i. in der Gemeinschaft aller Ver- dammten. Es giebt nur einen Weg zur ewigen Seligkeit, den der Gottesfurcht und Weisheit; ein Thor ist schon hier ein wesenlofer Schatten, dem das Leben fehlt Kap. L, 15; 4, 14 ff; 9, 18]. 1.7. Wer gern in Wollust lebt, wird fendlich am Nothwendigsteiq mangeln; und wer Wein nnd [Salb-] Oel [d. h. prächtige und üppige Gast- mähler Pf. 104,s15; Amos 6, s; Kap. 27, O] liebet, wird fmindestensj nicht reich [nicht vorwärts kommen in seinen äußeren Lebensverhältnissein Solche Liebhaberei ist auch ein Zeichen einer thörich- ten Gesinnung] 18. Der Gottlose muß [wird dereinst, wenn der HErr Gericht halten wird, gleichsam als Löse- geld] für den Gerechten gegeben werden, und der Verctchter [der göttlichen Wahrheit und Gerechtig- keit] für die Frommen [denn auf seinem Haupte wird der Zorn Gottes, die gerechte Verdammniß die alle Sünder verdienen, ruhen bleiben, während der Gerechte und Fromm, der sich selbst richtet, nicht in’s Gericht kommt, sondern frei ausgehen wird. ?l]uch von den zeitlichen Gerichten Gottes gilt es, daß die Frevler durch sie i1i’s ewige Verderben fortge- rissen werden, während die Glänbigeii zwar gezitchtigh aber dann doch gerettet und mit Ehre und Herrlichkeit gekrönet werden, die hier meist von den Frevlern ihnen vorenthalten werden (Kap. 11, 8). 19. Es ist besser wohnen im wüsten Lande siu Einsamkeit und Gefahr] denn bei einem zin- kischen und zornigen [genauer: grämlichenj Weibe sdenn in der Wüste ist doch mehr Möglich- keit vorhanden, den Frieden der Seele zu bewahren, und weniger Versuchung zur Sünde, als in enger Gemeinschaft mit jemand, der von seiner übeln Laune geleitet wird V. 9]. 20. Jm Hause des Weisen fauf dem Gottes reicher Segen ruht] ist [immerdar] ein lieblicher [von Vielen erwünschter] Schatz [an allem, was zum Leben nothwendig ist] und fauch noch] Oe! [was gerade nicht nothwendig ist, sondern zur Freude und zum Schmuck des Lebens dient]; aber ein Narr verschlemmt es [schnell, was der Weise durch Treue und Fleiß erhalten und gemehret hat; denn Völlerei und Verschwendung gehören zur Narrheit, durch die sie sich selbst die Strafe der Verarmung bereitet V. 17]. 21. Wer der Barmherzigkeit [genauer: der Gerechtigkeit, einem unsträsiichen Wandel nach Gottes Wort] und Güte [gegen alle Elenden und Verlassenen mit eifrigem und aufrichtigem Herzen] nachjagt, der findet kals Gnadenlohn von dem -HErrn] das [wahre geistliche und ewig selige] Leben, Barmherzigkeit [genauer: Gerechtigkeit, die der HErr dem Glauben zurechnen und die ewig giltig ist] und Ehre lschon auf Erden unter den Gottesfürchtigen und einstmals ewige Herrlich: keit Matth 7, 7 f.; Kap. Z, 16]. 22. Ein Weiser [der die höchste Macht, die. Weisheit Gottes, in seinem Herzen trägt] gewinuet sdnrch seinen einsichtsvollen Rath und durch Gottes Beistand] die Stadt der Starken [die durch be- rühmte und tapfere Kriegshelden, die doch der Weisheit entrathen zu können meinen, oertheidigt wird], und fee] stiirzet ihre Macht durch ihre Sicherheit [mit welcher sie sich auf Mauern und Thurme, Wagen und Rosfe und ihre eigene Klug- heit, statt auf den Namen des allmächtigen Gottes verließen Pred. 7, 19; vgl. Josua und Jericho, David und Goliath]. Weisheit und Gottesfurcht übertrifft alle äußerliche Macht und Stärke, denn Gott selbst ist der Gerechten Zuversicht und Stärke. (Luther’s Nandglosse.) Wie es in menschlichen Verhältnissen zu geschehen pflegt, daß durch Kunst und Weisheit Städte und Reiche genom- men werden, so ist besonders Weisheit und Klugheit 506 nöthgä wenn es sich um das ewige Heil, um Einnahme der urg Gottes, um Erringung des Himmels, um Erbauun des Reiches Christi, um Unterwerfun des Teufels andelt. Denn es nützt nicht, daß man hIierbei durch die eigene Thorheit irre, oder daß man sich selbst dem Feind entgegenstelle, den: Einen ein beliebige-s Hin- derniß, dem Satan einen Balken entgegenhalte, oder überhaupt zurüste, was zum Krieg und Sieg nöthig ist. Satans List, dem unser steter Krieg gilt, muß uns selbst lehren, alle Hindernisse des Sieges zu beseitigen, alles Fördernde herbeizuschaffen. (Coccejus.) — Täglich er- teigt der Weise die Burg der Tapfern und stürzt die Macht ihres Vertrauen-s, wenn ein gläubiger Lehrer die Beweise der Philosophen und Jrrlehrer oder sogar die verborgenen Widersprüche der fleischlichen Brüder, womit sie ihre Schande zu vertheidigen suchen, durch den Sieg des Glaubens und durch das Schwert des Gefetzes widerlegt und zu nichte macht. (Beda.) Der Weise, von welchem unser Vers im höchsten und voll- kommensten Maße gilt, ist der HErr, der zur Rechten Gottes sitzt, bis alle seine Feinde zum Schemel seiner Füße liegen. · 23. Wer seinen Mund und Zunge [vor losen und unbesonnenen Reden] bewohnt, der beivabret seine Seele Vor Angst [vor vielen Sünden und Gewissensnöthen Kap. 13, Z; 19, 6]. Es ist kaum irgend eine Sünde, vor der Salomo häufiger warnte, als der Leichtsinn, und keine Tugend, zu der er öfter ermahnte, als die Vorsichtigkeit im Reden. Und in der That giebt es wohl keine Sünden, die häufiger begangen und gleichwohl weniger geachtet werden, als unverständiges und unchristliches Reden. Je öfter er feine hierher gehörigen Warnungeu wieder- holt, um so tiefer wollen wir sie unserem Herzen ein- prägen. 24. Der [innerlich] stolz [und verächtlich her- absieht aus alles Heilige und allen Glauben an das Göttliche] und «[dazu] vermessen [mit dem An- spruch auf besonders hohe Einsicht und Weisheit, sich blähend und wüthend gegen alle wahre Fröm- migkeit und Weisheit, öffentlich hervortritt und also der Urheber von viel Streit und AergerUißJ ist, heißt [nach dem allgemeinen sittlichen Urtheil der Menschen] ein loser Mensch [genauer: ein Spötter], der im Zorn Stolz beweiset [wört- lich: er handelt in der Wuth des Hoch- muths, in der er sich selbst nicht mehr kennt und die Stimme der Wahrheit noch zu hören un- fähig ist Kap. 14, 6; 15, 12; 22, 10]. Es fcheint, als solle in diesem V. eine eigentliche charakterisirende Erklärung des Begriffs eines Spötters gegeben werden, jener Klasse von Menschen, die wahr- fcheinlich in der salomonifchen Zeit, welche »niehr als eine andere der Gefahr der Verfleifchlichung und Ver- weltlichung, der Religionsgleichgiltigkeit und ftarkgeistigen Weitherzigkeit ausgesetzt war ,« zuerst öffentlich hervor- trat Und sich durch ihren bewußten Haß gegen die offenbarte Wahrheit von den Thoren und Einfältigeu unterschied. Daraus ist’s wohl auch zu erklären, daß erst seit Salomo’s Zeit der hebräische Ausdruck Her) für diese Freigeifter vorkommt. Auch unsre Zeit, die in der oben genannten Gefahr der falomonischen Zeit ähnlich ist, ist reich an solchen Spöttern oder starken Geistern, wie sie selbst sagen würden, Menschen, die in Parlamenten nnd Rathhäuserm in Kirchen und Schulen Sprüche 21, 5—31. 22, l. 2. nicht aufhören, unter dem Scheine einer höheren Ein- sicht gegen die alleinige Wahrheit und ihre Bekenner leidenfchaftlich und unsinnig zn wiithen. 25. Der Faule stirbt über seinen Wünschen sdies und jenes, namentlich irdifche Schätze und Genüsse, zu haben]; denn seine Hände wollen nichts thun [um seine Wünsche in Erfüllting zu bringen] So verbirgt sich oft hinter schönen Redensarten und beeisterten Wünschen für das Gute der träge, fleisch- licge Sinn, der das Kreuz und Anstren ung flieht und den Menschen an Leib und Seele verderben läßt (Kap. 13, 4; 19, 24). Man muß auch dem Himmelreich Ge- walt anthun und sein Kreuz kräftig anfassen, um es auf die Schultern zu bekommen; das Tragen hat dann wieder seine besondere Last. (Diedrich.) Das sind lässige Prediger, Regenten, Hausherren, die da wollen den Him- mel, Ehre, Güter haben und doch nichts arbeiten, noch leiden. (Luther’s Randglosse.) 26. Er wünscht täglich [genauer: Er wünscht und wünscht den ganzen Tag, nämlich Reichthum und Genuß zu haben, bleibt aber bei seinen müssigen Wünschen und Träumen stehen, ohne zu ernster Arbeit zu gelangen]; aber der Gerechte sder auch stets fleißig ist in seinem ihm von Gott gegebenen Beruf, erwirbt nicht nur das Nothwendige, sondern] giebt lauch noch dem Dürftigen aus seinem Ueberfluß] und versagt nicht [dem Armen das Almosen Kap. 11, 24]. 27. Der Gottlosen Opfer [ohne wahre Reue und Buße] ist [an sich schon] ein Grenel [denn der HErr siehet nicht die Gabe, sondern das Herz an]; denn sie werden in Sünden geopfert sbesserx wie viel mehr, wenn sie für Verbrechen dargebracht werden, in der Abstchh Gott durch solche äußerltche Gabe zu versöhnen oder gar Frist zu neuen Verbrechen zu erlangen Sir. 34, 21 -—-25 . Der Ziel) oder Räuber, welcher vom Geraubten Gott ein Opfer darbringt, bezeugt und erklärt still- schweigend, daß Gott der Urheber seines Diebstahls oder Raubes sei, und daß er zur Abftattung feines Dankes diesen Theil seines Raubes Gott als dem ersten Urheber darbringe. Dies ist aber eine entsetzliche Gottesläste- rung, weil der Gottlose sein Verbrechen auf Gott, als die erste Ursache desselben schiebt und zum Sünder, ja zum ersten Vollbringer eines Verbrechens macht, als welches nichts Schrecklicheres gesagt oder gedacht wer- den kann. (Corn. a Lapide.) s 28. Ein lügenhaftiger [leichtsinnig in den Tag hineinredender, darum auch UUzUverlässigerJ Zeuge [der Wahrheit, sei es im täglichen Leben oder vor GekichtJ wird sendlicls doch] umkommen [Kap. 19, b. 9]; aber wer gehorchet [genauer: aber wer da gerne und mit Bescheidenheit und Gelehrigkeit höret, ehe er von einer Sache Zeugnis; ablegt]; den läßt man auch allezeit wiederum süber die zu bezeugende Sache] reden [er wird überhaupt ein oft begehrter Wahrheitszeuge werden, weil seine Aussagen aus einem aufrichtigem weisen Herzen ·wiß und fest gehofft, mit Händen zu erjagen! Von Gottes gerechtem Gericht über die Frevler und Ungehorsamen.«»» F 007 kommen und zuverlässig sind l. Kön. Z, 9; Hes Z, 5 f.. 29. Der Gottlose fährt lohne zu hören, ohne zu überlegen, gleichsams mit dem Kopfe sden er doch nur einmal zu verlieren hat, durch alle Wände oon Gewissensbedenkem als ob es Spinne- weben wären] hindurch [wenn er ein Bubenstück vollbringen willsz aber wer fromm ist [gerade und aufrichtig den Weg der Gebote Gottes in seinen Handlungen gehet], deß Weg wird [oor Gott und Menschens bestehen. Die erste Vershälfte heißt wörtlich: Ein frephes Antlitz« zeigt der Frevelhafte und spricht die be- kannte Erfahrung aus, daß der raffinirte Bösewicht eine niiveränderliche Starrheit der Gesichtsziige zeigt, um hinter der erheuchelten Ruhe desto besser seine verbreche- Fischen Absichten und tjickischen Gesinnungen verbergen zu onnen. 30. Es hilft keine Weisheit sder Menschen, die von unten ist], kein sblos menschlicher] Vet- stand, kein Rath wider den HErrn sden allein Weisen, der die Weisen fängt in ihrer Schlauheit Hiob 5, 13]. Will sich menschliche Weisheit geltend machen geen- iiber der Weisheit Gottes, so ist sie gar nicht Weisheit, sondern nur Thorheit (1. Eor. B, 19); ja im Vergleich mit ihr ist alle Menschenweisheit nichtig (Jes. 29, 14). 31. lEbenso wenig richtet menschliche Kraft gegen Gottes Macht etwas aus:] Rosse werden kwohll zum Streittage bereitet kausgerüstetjz aber der Sieg kommt vom HErrn sder des Krieges Würfel fallen läßt nach seinem Willen Pf. 33, 17; 144, 10; 20, 8; 1. Saul. 17, 47]. All unser Thau, Beginnen und Trachten vermag unmöglich dem, was Gott mit uns vor hat, zu wider- stehen. Jst es denn also nicht das Beste,· sich ganz sei- uer Führung zu«überlassen, ohne sich viele vergebliche Mühe zu machen? Wir bereiten zwar nach unserem Begriff nnd Verstehen, Gott aber läßt es ganz nach sei- nem Willen gerathen. So überlasse man demi in allem ihm allein die Sorge! (Berleb. Bib.) Nun siehe doch, wie viel und oft ist schändlich umgeschlagem was du ge- in- gegen, wie so manches Mal ist doch geschehn, was iikbiew all kein Meufch, kein Rath, kein Sinnen sich hat erdenken können. (P. Gerhard: Du bist ein Mensch — V. 10). Das 22. Kapitel. Von gutem gerächt und Namen, wodurch er erlanget und verhindert werde. XlII. u. 1—16. I» diesen: letzte« Juischikitt m an— salomouisthrn Kerne der Sprtuhsanimlung iß der hohe Werth eines guten llameuo dao hanptthemm das in to. 1 ausdrücklich ausgesprochen wird, und unter welches sikh auch die übrigen der-se ohne Zwang unter— . ordnen, indem ne entweder dic Xördcrungsmtttel odkr die Hindernisse eines guten dtaniens angeben. itlan traun folgende Gruppen unterscheiden: its. 1—5 handelt davon, daß der gute dlanie nicht von Rkichthum und Summen, sondern von Klugheit, Demuth nnd Aufrichtig- keit abhängig sei; v. 6—12, daß der gute Uame be— wahrt werde besonders durch Zucht, Sparsamkeit, Gr- rechtiglicih Liebe und Treue; V.13—16, daß Trägheit, Buhlerin, Thorheit und Geiz die haupthitidernisse eines guten tlameuo seien. l. Das [gute] Gerücht [oor allen untere-It- tesfürchtigen und weisen MenschenJ ist kostlichey denn großer Reichthum [der doch nur ein nnsichcres vergängliches Gut ist und dem Menscheu oft Un- ruhe und Unsriede, dazu allerlei Versuchungen be- reitet], Uud Gunst sAchtung und Wohlwollemoor allem unter den Verständigen] besser, denn Silber nnd Gold [die man doch leicht wieder erwerben kann, wenn sie verloren gehen, während ein ehr- licher Name unersetzlich ist und nur mit viel Mühe und Entsagung zu erwerben möglich ist]. Handeln also diejenigen wohl klug und verständig, die alle Augenblicke im Stande sind, Ehre und guten Namen aufs Spiel zu setzen, nicht etwa um große Reichthümer —, nein, um einen geringen, zeitlichen VortheilJzu gewinnen? — Auch das Gerücht bei der Welt darf dem gläubigen Christen, obwohl sie auch jetzt noch den HErrn einen Fresser und Weinsäufer, der Zöllner und Sünder Gesellen nennt, nicht gleichgiltig sein. Denn die Welt ist eben der Boden unserer Thä- tigkeit in Amt nnd Stand. Hat Paulus in Philipp) darauf bestanden, daß dieselben Herren, welche ihn init Silas s chimpsiich in den Kerker hatten werfen lassen, ihn wieder öffentlich und mit Ehren durch die Stadt be- gleiteten, so dürfen wir noch viel weniger bösen Schein unsern Namen beflecken lassen. Jesu Name ist wie eine ausgeschiittete Salbe (Hohel. l, 3), und jedes Christen Name soll etwas davon angezogen haben. (Sir. 41, 12 ff.; Pred. 7, 1; Hiob 30, .8.)» . 2. Reiche und Arme miissen [allezeit] unter einander sein [die einen sind auf die anderen an- gewiesen, können einander gar nicht entbehren, da- mit sie sich gegenseitig helfen nnd fördern in allen Leibesnötheiqz der HErr hat sie alle [beide] ge- macht sihr Unterschied und ihre Zusammengehörig- keit ist Gottes heilige und weise Ordnung, die« un- gestraft nicht verachtet oder gar zerstört werden kann; jeder von ihnen hat seinen eigenthümlichem besondern Beruf empfangen, durch dessen treue Be: wahrung und Erfüllung er seine Seligkeit fchaffen und Gottes Reich soll bauen helfen Kap. 29, 13; II. I« 14; Hiob 31, 15; Kap. 14, 315 «Jst es aber Gottes Ordnung, so murre nicht du, den Gott in Armuth leben läßt — sei nicht unzufrieden mit deinem Schicksale, bilde dir nicht ein, du werdest vor Andern verkürzt. Dein Gott und Vater, der dir diese Lage anwies, ist ein allweiser Gott, der besser versteht, was dir zeitlich und ewig gut ist. Er ist ein gerechter Gott, der dir gewiß kein Haar breit von den! entziehen lassen wird, was dein wahres Glück aus- macht. —- Jst es Gottes: Ordnung, daß Reiche nnd Arme auf Erden unter eiiiander·wohnen, so sei nicht stolz, nicht geizig, nicht hart, nicht unbarmherzig, du, dem Gott Reichthum zuwenden. Bedenke, daß deine irdischen Güter dir von Gott zur Verwaltung über- geben sind, um damit in seinem Namen Gutes zu thun, daß er dich darüber zur Rechenschaft ziehen und es hart 508 Sprüche 22, 3-——18. ahnden wird, wenn du das dir anvertraute Pfund nicht wohl angewendet hast. —- Gleichwie aber den Reichen fein Reichthum nicht verdammt, also hat auch den armen Lazarus seine Armuth iiicht selig gemacht. Abraham, Jsaak, Jakob, Joseph, David sind auch reich und doch Gott angenehm und gefällig gewesen, weil sie ihn fürchteten. Dagegen sind viele heil. Propheten, Apostel und andere Kinder Gottes sehr arm und elend gewesen, und sind auch von Gott Werth gehalten, weil sie im Herzen an geistlichen Gütern reich waren. (Mollerus.) «3. Der Wihige [im rechten Sinn Kluge, durch Gott Gelehrte und Erfahrene Kap. 8, 12 Anin.] siehet das Unglnct frommen] und verbirgt sich svor allem unter Gottes Schirm, sodann auch unter alle gottgegebenen Schutzmittelk die Alberueu saber sehen nichts, sondern sind stets voll Sicher- heit und Zuversichh sie] gehen »[k»eck und unvorsich- tigJ dnrchhiin und werden beschadigt[Luk. 21, 34f.; Kuh. 27, 12]. Der Vers geißelt wiederum die geistige Blindheit und Vertraueusseligkeit derer, die sich noch nicht von der himmlischen Weisheit haben die Augen erleuchten und vorsichtig machen lassen. 4. Wo man leidet in des HErrn Furcht [wo man recht demüthig isi und zugleich dem HErrn nach seinem heil. Wort von Herzen dienet], da ist sals köstlicher Giiadenlohn vom HErrUJ Reichthuny Ehre und [wahrhast befriedigtes, ewig seliges] Leben salso ist der lebendige Glaube, der auf der täglichen Buße ruht, die alleinige Ouelle eines wahrhaft glücklichen und ehrenvollen Lebens auf Erden und dereinst des ewig seligen Lebens]. Z. Stacheln nnd Stricke fstete Gefahren man- cherlei Art, daß Unglück und Verderben, gerechte Strafen des Zornes Gottes, über ihn hereinbrechen] sind auf dem v[Lebens-] Wege des Verkehrten sdes von der Wahrheit und Weisheit Gottes Abgekehrten und krumme, den eigenen Lüsten entsprechende Wege Wandelndeiik wer aber sich davon fernet sfowohl von der Gemeinschaft der Verkehrtem als auch da- mit von jenen Gefahren ferne hält], bewahret sein Leben [daß« es nicht zeitlich nnd ewig unglücklich werde Kap. 16, 17]. Nach dem Grundtext heißt das zweite Versglied wörtlich: Wer seine Seele behiitet, bleibe fern von ihnen. 6. Wie man einen Knaben [von früh auf an die rechte Lebensweise in Fleiß und GottesfUrchtJ gewöhnt, so läßt er nicht davon, wenn er alt wird [Kap. 20, 12]. Jung gewohnt, alt gethan. —— Jung gebogen, alt erzogen. (Sprüchw.) Worin ein neiies Gefäß einmal getaucht ist, das riecht man ihm lange an. (Horaz.) 7. Der Reiche herrschet über die Armen, und wer borget, ist des Lehners Knecht fund wenn er auch nicht als Sclave von ihm gekauft n«ird, so wird er ihm doch stets abhängig]. Es wird hiermit ein zu allen Zeiten bewährtes Naturgesetz ausgesprochenx Armuth, Verschuldung hat stets geistige und leibliche Abhängigkeit zur unausbleib- lichen Folge. Darum kaufe dir bei Zeiten wahre Weis- heit, damit du nicht in Verarmung und somit in Un- freiheit geräth’ft! Wie wichtig für des Nienschen zeit- liches und ewiges Wohlbefinden die Bewahrung seiner äußeren und inneren Unabhängigkeit sei, führt Sirach in Kap. 29, 28 ff. nach einer Seite besonders aus. Am uuabhiingigsten und darum glücklichftem .fowie für das innere Leben günstigsten ist die Lage des Mittelstandes. Wo dieser iu Folge von Fabrikanlagen und der ge- sammten Entwicklung des modernen Weltlebens mehr und mehr verschwindet, da tritt auch sogleich die er- schreckende Gestalt der Despotie des Reichthunis und des abhängigen Sclaventhums auf, in welchem der Mensch nicht mehr ist, als eine Nummer oder eine Arbeitskraft. — Darum, wer selig werden will, der trachte nach der wahren Unabhängigkeit, die jedoch das fchnurgerade Gegentheil der falschen modernen Freiheit ist. 8. Wer Unrecht fiel, der wird Mühe sun- glücks ernten sHiob 4, 8], und wird durch die Ruthe seiner [hochmüthigen] Bosheit [mit welcher er Andere schlng, endlich selber] umkommen [gen.: und der Stecken seines Uebermuths wird verschwinden, verwelkenz denn der HErr selbst wird ihm denselben aus der Hand schlagen, darum fürchte dich nicht vor ihm, bald wird du ihn selbst geschlagen sehen]. 9. Ein gut sgütig und freundlich] Auge wird swie es selbst Segen gespendet hat, auch vom HEernj gesegnet; denn er giebt seines Brodst den Armen [Kap. 28, 22; 23, 6; Mark. 7, 22; Matth. TO, 15]. Die griechische Uebersetzung der Septuaginta hat hier noch einen Spruch, der schöu und wahr ist, vielleicht auch von Salomo herftammt: Ehre und Glanz erwirbt, wer Gaben spendet, und er erobert des Beschenkten Seele (Kap. 1l, 30; I6,22). V) Die neuere deutsche Sprache hat im Verhält- nis; zur Sprache Luther’s dnrch ihre Verderbnis; in der neueren Zeit viel an Kraft und Schönheit ein- gebüßt; das beweisen nicht nur die vielen Worte, die entweder gänzlich verloren gegangen oder in ihrer Be- deutung abgeschwächt nnd veranstaltet worden sind, wie wir iii unserer Bibelerkläriing durch zahlreiche Anmer- kungen nachgewiesen haben, sondern auch der Gebrauch der Kasus, z. V. des Genitivs, der bei Luther uoch viel ausgedehnter und kraftvoller ist als gegenwärtig. »Hier haben wir ein Beispiel des bei Luther häusigen partitioen Genitivs; ebenso verbindet Luther eiue große Zahl Ver- ben nur mit den Genitiv, die jetzt entweder nur noch mit dem Accnsativ gebraucht werden oder bereits zu schwanken anfangen zwischen dem Genitiv und Accusatim 10. Treibe den Spötter [wie einst Abrahanp den Jsmael I. Mos 21, 10] aus lder Rathsver- sammlung oder ans dem Hause], so gehet der Zank weg sdeun die Gottlosen haben keinen Frieden und halten ihn auch nicht], so höret auf Hader nnd Schmach sdie er dir anthut Kaki. 21, 24]. 1I. Wer ein treu Reine, aiifrichtige Liebe bietendess Herz Und [dabci zugleich] liebliche Rede hat, deß Freund ist ksogarj der König [fo daß er ihn am liebsten zu seinem Rathgeber wählen wird Kap. to, 13]. Von dem hohen Werth eines guten Namens. 509 Die Vereinigung dieser beiden Eigenschaften findet bei den Meisten Lob und Anerkennung. Aber trenes Herz nnd liebliche Rede wird selten beisammen gesun- den, sonderlich an den Höfen der Großen dieser Welt, wo nur allzu viel Heuchelei und Untrene, die sich hinter glatten Worten verbirgt, zu finden ist. (Kramer.) Auf- richtige Leute reden oft plump , nnd die seinen Redner lügen gewöhnlich. -— Jnsbesondere sollten diese beiden Eigenschaften in jedem Prediger des Evangeliums ver- einigt sein. 12. Die Augen des HErrn behüten [den, welcher] guten Rath [d. i. himmlische Weisheit im Herzen besttzt und im Leben beweiset]; aber die Worte [die Pläne] des Verächters sder Weisheit] verkehret er sdaß nichts aus ihnen wird]. 13. Der Fanle [greift, um seine Trägheit zu bemänteln, zu den unsinnigslen und lächerlichsten Entschuldigungen und] spricht: Es ist ein Löwe draußen, ich möchte [wenn ich zur Arbeit ginge] erwiirget werden [im Gedränge] auf der Gasse [Kap. 15, 19]. Das Lächerliche der Entschnldigungen solcher Men- r chen, die ihrem Fleische nicht wehe thun wollen, soll insbesondere durch den Ausdrnck ,,mitten auf der Gasse« hervorgehoben werden. Wenn des Faulen Hans etwa in einen einsamen Wald hineinführte, so wäre seine Be- forgniß gerechtfertigt; aber mitten aus der Straße, wo viele Menschen ihm Hilfe leisten könnten, mit nichten. — Wer sich vor Ungelegenheit fürchtet auf dem Wege Christi und sein Leben, Ehre, Dienst, Gut, Ruh, Freund- schaft und guten Ruf liebet nnd zu erhalten sucht, der gucke hier in Spiegel. Was hat man nicht fiir tausen- derlei Ansfllichth wenn es heißt: Folge Christo nach! Alle Gassen nnd Straßen sind voll eingebildeter Löwen, die zerreißen wollen. Aber wenn ein solcher Fauler nur eine halbe Hoffnung hat, eine Ehrenstelle, guten Dienst, guten Profit, reiche Heirath oder was Zeitliches zu erhalten, da spricht er nicht so. Was für Arbeit, Mühe, Kunst, Worte, Bitten nnd Fürbitten waget nnd wendet er nicht dran, lauft, lauft, brennt, rennt nnd kämpft bisweilen bis anf’s Blut! Nur bei Christo muß alles gar gemächlich hergehen nnd man mit dem alten Adam fein säuberlich fahren. (Berl. Bib.) 14. Der Hnren [süßer, verlockender] Mund ist [wie] eine tiefe [von den Jägern für das Wild gegrabene] Grube [die ihre Beute nicht wieder los- läß»i]; wem der HErr [wegen feiner Thorheit] nn- gnadig ist [u»)örtlich: wen der HErr Verflucht hat], der fallel drein [und kommet also in’s Ver- derben Leibes nnd der Seele; denn der HErr pflegt Sünde mit Sünde zu strafen Kap. 2, IS; s, Z; s, 24; 7, 5 ff.; 23, 27]. 15. Thorheit [Ungeneigtheit, die Wege der Wahrheit nnd Gerechtigkeit zu gehen] steckt dem Knaben [nnd zwar einem jeglichen —- tief]- im Herzen; aber die Rnlheder Zucht [Kap. 13, 24z 19, 18; 23, 13 f·] wird [wenn sie fleißig ange- wendet wird] sie ferne von ihm treiben. Jugend hat keine Tugend. (Sprüchw.) Aber die eitele Welt meint immer wieder, daß die eigenen Kinder einigermaßen eine Ausnahme machten. (Diedrich.) 16. Wer dem Armen Unrecht thut, daß sei- nes [eigenen] Gut-s viel werde, der wird auch einem [ebenso habgierigen und ungerechten] Reichen ksein Gut] geben [müssen], und sdarnachj inangeln [also wird ihn Gottes gerechte Vergeltung trefsen]. Richtigert 16. Drüclt man den Armen — nur zum Gewinn: dient es ihm [wenn man nämlich die Sache vom Ende aus oder von Gott aus betrachtet; denn der HErr wird stch desselben desto mehr annehmen und ihm mehr ·eben, als ihm entrissen worden ; fchenkt man dem ruhen, [um ihn noch ungerechter zu machen oder zu besuchen, so geschiehFsJ unt zum Mangel [denn er wird am Ende für alle seine Frevel nur desto schwerer gestraft werden] Es folgen nun noch zwei uugleicl) große Zusätze zu dem vorigen, rnitlleren ujaupllheil unseres Buches, dem allsalomottischeu Kern des Ganzen, b. 17 —- nun. 24, 22 n. Lan. U, 23—34. Die Sprüche dieser Zusätze unter— scheidest sitt) schon äußerlich sehr deutlich von denen des vorigen Theils. Während dieser lauter zwetglicdttgtz von einander unabhängige, jedesmal einen voüleolnmen abge- schlossenem siir sich verständlichen Gedanken enthallende Verse mit aulithetischem (gegensälzlia)em) Parallelismus enthielt, so bestehen die Jus-ihr aug längeren, 2——8 berse umfassenden Sinnsorüchely meist mit erwetterndem paraües liomuu Während ferner die Sprüche der vorhergehenden Frau. eine trefsende, spitze Kurze, innere Fülle und ge— drängte Kraft auszeichnet, so herrscht in den Jusätzen der umständlich ermahneude oder abniahnende Ton nor, der mehr schildert und belehrt, alo Grfahruugolhatsachen ans— stellt. hierdurch erinnern dieselben eintgermajen an die Art der längeren ellahnreden und Siltengemälde der ersten 9 nah. Co lsl daher wahrscheinlich, daß die Zusätze von einem Anderen als vonSalomo selbst herrühren, wenn auch die Weisen, deren Sprnkhe fle geben, in Salomoni Brit oder nur link) nacl)her gelebt haben. Wir haben bei ihnen wohl an die berühmten Weisen, wie ljemam Gthan, Thal— lkol n a. (1. sahn. 4, 31), zu denken. I. v.17 —— nah. sit, W. Kehnlich wie der erste Haupt· theil Man. 1—-9) beginnt auch dieser 1. Anhang mit einer dringenden Einladung, die Worte der Weisheit au- zuhiiren nnd zu beherztgen w. 17——21); sodann wird dle Gerechtigkeit als ljauptsrncht der Weisheit gepriesen W. 22—29); daruath Jlläßiguug in aücn tiegierdem besonders vor gefährlichen Zeugen augerathen Man. Es, 1-—11); weiter wird abermals: die Furcht des tjErru und das Streben nach der göttlichen Weisheit tm Ge- gensatz gegen den Tanmellielch und die ehebtecljeeische Wust der welllichen Weisheit in einem malertsmen Bilde an’o her) gelegt W. 12—34); endlich wird vor den inannigsachrn Lichtern nnd Sünder: gewann, welche leicht einen Sänger der Weisheit verderben Können, wie nor Etfersncljt aus die Scharen, vor Schadenfreudtz vor Jlnsruhr u· a. Gan. 24, 1—22). 17. Neige deine Ohren szu mir], und höre die Worte der Weisen [die ich dir neben den Salo- monischen jetzt mittheilen will], nnd nimm zn Hee- zen meine Lehre. 18. Denn es wird dir sanft thun, wo du [auch] sie sdiese Sprüche der anderen Weisen] wirst bei dir [in deinem innersten Herzensgrundj behalten, nnd Dann] werden [sie alle] mit einander durch deinen Mund wohl gerathen [·besser: auch auf 510 deinen Lippen bereit stehen, dich ihrer in allen Verhältnissen zu bedienen und sie am passen- den Orte anzuwenden]; 19. Daß deine Hoffnung [oder Zuversicht allein gerichtet] sei auf den HErrn [den allein wahren, ewigen dreieinigen GottJI Jch Muß dich solches täglich erinnern, dir zu gut [besser: das lehre ich dich heute in allen diesen Sprüchem das ist der Zweck aller ihrer Weisheit; ja dich, wer du auch seist, der du sie liesest, lehre ich, dein Herz will ich für solche Hoffnung gewinnen]. «) Du nach dem Grundtext die beiden Versglieder sieh zu einander verhalten, wie Vordersatz und Nachsatz, so ist hier ein Komma zu denken; und da der Vers in keiner Satzverbindung mit V. 18 steht, so ist dieser statt mit Semicolon mit Punkt geschlossen zu denken. 20. Hab ich dir-s nicht mannigfaltiglich [besser: erst neulich«] vorgeschrieben sdaß du dem HErrn allein vertrauen solltest], mit Rathen und Lehren ldurch ähnliche Sprüche, wie die nun fol- genden, in denen ich dir die himmlische Weisheit anpries, ihr dein Herz zu gewinneii], 21. Daß ich dir [in der himmlischen Weis- heit] zeigete einen gewissen Grund der Wahrheit, [wonach, als einer sicheren Richtschnur du dein Leben einrichten nnd glücklich werden könntest, und] daß dn recht antworten swahrheitsgetreueu Bescheid geben] könntest [über das, was zur wahren Bil- dung des Herzens gehört] denen, die dich senden szu mir als deinem geistlichen Vater gesendet oder dir mein Weisheitsbuch zu deinem Unterricht gege- ben haben]? It) Luther und die alten Uebersetzer richten sich hier nach dem I(’rj, welches DIE-Hur· zu lesen vorschreibt: Hab’ ich dir’s nicht dreimal, d. i. mannigfaltig ge- schrieben. Die im Texte besindliche Lesart (das K’tib): « Dir-ists) d. i. ehegestern oder neulich, ist die ver- muthlich richtigere, weil schwierigere. Der Dichter weist mit diesen Worten: ,,Hab’ ich dir nicht neulich geschrie- ben«, im Gegensatz zu dem: »das lehre ich dich heute« V. 9 (nach dem Grundtext), auf eine früher von ihm veranstaltete Sammlung von Sprüchen oder auf ein eigenes Werk über die Weisheit zurück. Wenn wir nun annehmen, was das wahrscheinlichste ist, daß es ein und derselbe Gottesmann gewesen sei, der jene Auswahl aus den zahlreichen, in Büchern und im Volke vorhandenen, achten Spr. Salomo’s: Kap.10, 1 — 22, 16 veranstaltete und mit einer großen Einleitung: Kap. l,7 — 9,18,so- wie mit einer Vorrede: Kap· 1,1—6 versah, und der die vor uns liegende Blnmenlese von Sprüchen anderer Weisen sammelte und mit dieser kleinen Einleitung: V. 17——21 vermehrte, so möchte wohl von demselben mit seinem ,,neulich« auf die 9 ersten Kapp. aus seiner eigenen Feder hingewiesen sein, in denen er mit so be- wunderungswiirdiger Kunst und Tiefe mit Rachen und Lehren die Weisheit, deren Anfang die Furcht des HErrn ist, anpries. -—-» Es folgen nun die Sprüche der anderen Weisen. » 22. Beraube den Armen nicht, ob er wohl arm [und ohne Mittel des Widerstandes] ist [da- Sprüche 22, 19—29. 23, 1— 9. rum seine Uebervortheilung leicht gelingt]; nnd unterdritcke den Elenden nicht im Thor [da man Gericht hält Kap. 14, 31; 5. Mos IS, 18; Hiob 5, 4; zumal wenn du selbst zu richten und zu regieren hast]; 23. Denn [wenn ihnen auch kein Mensch bei- stehet] der HErr wird ihre Sache handeln, und wird ihre Untertreter untertreten [ja sie des Lebens berauben Kuh. 23, 11]. 24. Geselle dich nicht zum zornigen Maria, Und halte dich nicht [in vertrautem Umgang] zu einem grimmigen Mann ssie thun nicht, was vor Gott recht ist Kap. 15, 18; Jak. 1, 18]; 25. Du möchtest [sonst] seinen Weg lernen [seinen Fehler annehmen], Und deiner Seele Arr- gerniß seinen Fallstrick für sie, an welchem sie er: würgen kann] empfahen. s 26. Sei nicht bei denen [thue nicht wie sie], die sleichtsmnig für jemand, den sie nicht als ganz treu kennen] ihre Hand verhaften ltich durch Hand- schlag verbindlich machen], nnd für [die Bezahlung einer fremden] Schuld Vürge werden [Kap. S, 1ff.;11,15;17,18;20,16]; 27. Denn wo du es [zur abgemachten Zeit] nicht hast zu bezahlen, so. wird [zur Strafe für deinen prahlerischeii Leichtsinn die Armuth über dich kommen; denn] man [wird] dir [wenn auch gegen das Gesetz, mit Unbarmherzigkeit sogar] dein Bette unter dir wegnehmen. sWozu willst du dir solche Züchtigung und Schande selbst bereiten?] 28. Treibe nicht [in gewaltthätiger Ungerech- tigkeitJ zurück die vorigen Grenzen sdetnes Landes zum Schaden deines Nachbars], die deine Väter gemacht [und durch deren treue Bewährung sie Segen für sich und für dich empfangen] haben [ehre sie in Erhaltung des von ihnen dir Ueber- lieferten an Sitte oder Besitz und fliehe die Neue- rang, die aus Eitelkeit oder Habsucht hervor- geht Kuh. 23- 10 f.; Hiob Ist, 2; Hof. 5, 1o]. Im Volke Israel hatte das Verbot noch die beson- dere Bedeutung, daß durch die Veränderung der alten Grenzen die von Gott verordnen, durch das Loos ge- scheheiie Vertheilung des heiligen Landes unter die Fa- milien zerstört wurde, was ausdrücklich vom HErrn verboten worden war (5. Mos. 19,14 Anm.). — Der Spruch findet seine Anwendung in besonders tiefer Weise auf geistlichem Gebiet, auf welchem die alten, von den Vätern nach heißen Geistes-kämpfen aufgerichteten Grenzen gegen den 11nglauben und Jrrglauben nicht aus eitler Selbstweisheit und neuerungssiichtiger Gleich- macherei verrückt werden sollen, wie ganz besonders unsere Zeit der Nichtachtung aller Schranken nnd Rechte zu thun liebt. 29. Sichest du einen Mann endelich senisig und rüstig Luk. I, 39] in seinem Geschäfte, der wird [in seinen ausgezeichneten Fähigkeiten und seiner Treue bald offenbar werden und auch] vor den Königen sicher! [die ihn in ihre Nähe ziehen, uni I. Anhang. Die Hauptfrucht der Weisheit ist Gerechtigkeit, darnach Mäßigung in allen Vegierdetu 511 an ihm einen vertrauten Rathgeber und Diener in einem weiten Wirkungskreis zu habenL nnd wird nicht [nöthig haben] vor den Unedlen sLeuten aus der rohen, einsichtslosen Masse des Volks, die feine Tüchtigkeit nicht zu würdigen wissen, zu] stehen sum ihnen zu dienen und zu gehorchen. Der allmächtige Gott weiß treuen Fleiß auch auf Erden schon zur Anerkennung unter den Menschen zu bringen und zu belohnen 1. Kön. 10, 8]. »Wer eifrig und beständig ist in dem Fleiße der Heiligung und der Furcht des HErrmder wird dereinst oor Gottes Angesicht mit Freudigkeit stehen und aus Gnaden belohnt werden: Las. 19,17; 1. Saat. 16,20 f. (Starke.) Das 23. Kapitel. Von Mäszigkeit im Essen und Trinken. 1. Wenn du szu Tische] sitzest und issest mit einem sinächtigen] Herrn [wie der König istJF so merke swohl auf], wen du vor dir hast [nämlich, daß er nicht Deinesgleichen, sondern ein viel Höhe: rer ist], Der ganze Abschnitt V. 1——8 steht in enger Ver- bindung zum letzten Vers des vorigen Kapitels und soll zei en, wie einer, der durch seinen Berufseifer in die Nähe und Vertrautheit des Königs gekommen ist, vorsichtig und mäßig in allen Begierden sein müsse, um nicht in die größte Grfahr zu gerathen. Z. Und sesze ein Messer an deine Kehle [sei so oorstchtig, als gölte es dein Leben], willst du [wirklich] das Leben behalten [die geringste Beleidi- gung durch Verletzung der guten Sitte und des höfischen Anstandes würde dich in Ungnade, wenn nicht um das Leben bringen]. Richtigen 2. Du wirst das Messer an deine Kehle sehen [dein Leben in die äußerste Gefahr bringen], wenn du gierig bist [dich unmäßig im Essen und Trinken zeigst Sir. 9, 13 f.; 31, 12 ff.]. Bei Königen setzt man sich zu Tische der Ehre, nicht der Sättigung halber. (Arabisches Sprichw.) 3. sueberhaupts Wünsche dir nicht soerleitet durch deine hohe Stellnng und das Vertrauen, das dir der König geschenkt] seiner Speise sseiner Leckerbissen oder seiner Geniisse und Vorzüge], denn es ist [das alles sein besonderes königliches Vorrecht, für dich aber] falsch Brod [das Einem entschlüpfh wenn man darnach greift] Willst du im Dienste eines Fürsten oder Mächtigen sicher fein und das Vertrauen desselben dir erhalten, so zeige stets die vollkommenste Selbstlosigkeit und Un- eigennützigkeiy suche nichts für dich aus deiner Stellung zu gewinnen, sondern diene nur. — Der Weise ermahnt, man solle einem Könige nahen, wie zu einem Feuer, nicht zu nahe, daß man von demselben gebrannt werde, nicht zu fern, daß man doch von ihm erwärmt werde. Zu Solon, als er zu Krösus gehen wollte, sprach Aesop: Mit Königen sprich entweder so wenig oder so sreunds . lgls möglich. (Calov.) Vergl. Sir. J, 18 f·; Sie. 4. Bemühe dich [auch] nicht, reich zu werden [deine Stellung im Dienste eines Königs zu deiner Bereicherung auszubeuten], nnd laß ab von deinen Fündlein sdeiner Spitzsindigkeit oder Klugheit, wenn sie sich auf den Erwerb vergänglicher Reichthümer richtet]. 5. Laß deine Augen nicht [in Lüsternheit] fliegen dahin, das du nicht haben kannst snach einem Genuß oder Besitz, der vor dir verschwindet, wenn du darnach greifstJz denn dasselbe sftir dich unerreichbare Gut] macht ihm Flügel, wie ein Adler [den du nimmer greifen kannstL und fleugt gen Himmel [in die Wolken; so stehest du nach langem eitlem Streben betrogen da Predx 6, 9]. is. sWie du nun vor allzu enger Gemein- schaft mit einem Könige oder Fürsten dich hüten magst, so] Iß [auch] nicht Brod bei einem Midi- schen seinem selbstsüchtigeu Scheelauge, sliehe jeden vertrauteren Umgang mit ihm] , Und wünsche dir seiner Speise [überhaupt der begehrenswerthen Ge- nüsse, die er hat] nicht. 7. Denn wie ein Gespenst [d. i. schauerlich und herzlosJ ist er [bei allem äußeren Schein der Güte] inwendig [richtiger: denn wie er berech- net in seiner Seele, so ist er, nicht wie er augenblicklich vor dir scheinen will]. Er spricht [wohl mit freundlich einladendem Munde zu dir]: Jß nnd- trink; und sein Herz ist doch nicht sauf- richtig] an dir ser gönnet dir nichts, jedem ist er feind, dem er etwas reichen oder worin dienen muß] 8. Deine Bissen, die du [auf guten Glauben an seine Worte] gegessen hattest, mußt du saus Aerger und Ekel an der Mißgunst deines schein- baren Freundes wieder] ansspeien [überhaupt die Schritte, die du zur Vertraulichkeit mit ihm ge: than hast, zurücknehmem weil er unfähig ist, sich in Liebe hinzugeben] nnd mußt deine freundlichen Worte [mit denen du das falsche Herz eines solchen Mannes zu gewinnen dachtest] verloren haben. Der ganze Abschnittx V. 1——8 soll dem Weisen Ve- hutsamkeit, Bescheidenheit und zurttckhaltende Mäßigung im Verkehr mit Mächtigen und Reichen, die bei der Wahrnehmung , daß ein anderer von ihrer Macht und ihrem Reichthum Vortheil hat, auch leicht neidifch oder eifersüchtig werden, empfehlen. Das ,,zu Tische sitzen und Essen« ist demnach nur ein Bild vertrauten, Ge- winn oder Genuß dringenden Umgan s mit ihnen. Jeder Genuß, den du in ihrem Umgangls der Spruch, wird dir vergällt werden, daß du wlinschen wirft, ihn nie gehabt zu haben. 9. Rede nicht vor des Narren Ohren sder sein Herz absichtlich jeglichem Wort, das aus der Furcht Gottes fließt oder von ihr Zeugnis; giebt» ast, so weissagt 512 Sprüche 23, 10——33.« verschließt; hoffe uicht, ihn doch noch zitgewinnenjz denn er verachtet die Klugheit deiner Rede [deine Worte, in denen du ihm die himmlische Weisheit mittheilft; du aber sollft die Perlen nicht vor die Säue werfen Matth 7, G; Kap. J, 8]. 10. Treibe uicht zurück die vorigen [von Alters her gesetzten] Grenzen sum deinen Besitz dadurch zu vergrdßern Kap. 22, 28], nnd gehe uicht sum ihn dir anzueignen] aus der Waisen Acker [als ob es dir, weil ihnen ein Beistand fehlt, nicht schaden würde] 11. Denn [haben sie auch keinen menschlichen Rächer oder GoiåL der sich ihrer gekränkten Un- schuld anzunehmen oerpflichtet ist Z. Mos. 25, 49 Anm.] ihr Erlbser [oder rächender Beschützer] ist nitichtig lja der allein Mächtige, nämlich der HErr, der rechte Godl Hiob 19, 25; Jer. 15, 34]; der wird ihre Sache wider dich ausführen [und ihnen wieder verschaffen, was ihnen durch dich ungerecht entzogen worden ist Pf. 68, s; Mal. s, 5]. 12. Gieb dein Herz sallezeit willig und sanft- müthigJ zur Zucht szur demüthigenden Strafe und Offenbarung deines Slindenelends] , und deine Ohren zu vernünftiger [wahre Erkenntnis; und Weisheit Kuh. 18, 15 Anm. dir bietendenj Rede. 13. Laß nicht [in weichlicher Fleischesliebej ab, den Knaben [in deß Herzen stets Thorheit steckts zu züchtigen; denn wo du ihn mit der Ruthe hattest, so darf man ihn nicht tödten [so wird er von deinen Schlägen noch uicht sterben, sondern vielmehr, weil seine Wollust und sein Eigensinn von früh an bekämpft worden ist, vom Tode dem biirgerlichen sowohl durch Schande und Schmach, als dem ewigen, errettet werden Kaki. 19, 18]. 14. Du hattest ihn szwarj mit der Ruthe [und fügst ihm empfindliche Schmerzen zu]; aber du erretteft seine Seele sdadurchs von der Hdlle sder ewigen Pein; denn Zucht führt zum Leben und ist selbst Leben Kap. 4 , 13; 15 , 245 7, 27 fs.]. 15. Mein Sohn, so du sdiirch die Annahme der heilsamen ZUchtJ weise [geworden] bist, »so freuet sich [nicht nur dein, sondern] auch uiein Herz, [denn was wäre einem treuen Lehrer lieber, als daß fein Jünger durch seinen Dienst Früchte des Geistes bringe?] Its. Und meine Nieren [mein ganzes Innere bis in seine geheimsten Falten] sind froh, wenn deine Lippen reden, was [oor Gott] recht swahr und aufrichtig] ist [denn darin wird sichs zuerst offenbaren, wenn du weise wirst]. 17. Dein »Herz folge nicht seifersüchtig und neidisch] den Suiidern [die Gottes Wort mißaihten und an der Welt und ihrer Lust Genüge finden, nach, wenn es ihren Glanz und ihr Wohlleben betrachtet], sondern sei [vielmehr] täglich sooll Eifer zu wachsen] in der Furcht des HErrn [Kap. 3, 31; 24, 1. 19]. 18. Denn es wird dir hernach gut sein [besser: Vielmehrsei froh, es giebt noch eine Zukunft für den Frommen, den Getreuen, wenn er auch gegenwärtig leiden muß], und dein [ge- duldiges] Warten [auf Gottes Hilfe, auf die Er: scheinung des Trostes Jsraels] wird [seiner Erfül- lung] nicht fehlen. 19. Höre [du], mein Sohn, [gern auf meine Rede, in der ich dir Gottes Wort selbst gebe], und sei [besser: werde] weise, und richte dein Herz sdein ganzes Wesen mit all deinen Gedanken, Ge- fühlen und Bestrebungen] iii den sallein Glück auf Erden und ewiges Heil dringenden] Weg [der himm- lischen Klugheit, der gerade vor dir liegt Kuh. J, S; 10, 17; 16, 17]. 20. Sei [vor allem] uicht unter den Säu- fern und Sihlemmeru [die bei schwelgerischen Ge- lagen dem Götzen ihrer Lust opfern und durch ihre Unmäßigkeit ihren eigenen Leib verwüsten]; 21. Denn die Säufer und Schlemnier ver- armen, und ein Schleifer seiner, der durch feine Ausschweifungen, sein Schweben von Genuß zu Genuß, in Trägheit und Schläfrigkeit versinkt] muß [endlich] zerrissene Kleider tragen [und in der Schmach des Bettelstabes enden]. 22. Gehorche deinem Vater sdenn er ist der], der dich gezeugt hat [und verdient eben darum GehvrsamL und verachte deine Mutter sauchs nicht, wenn sie alt sschwach und grämlichJ wird. . Kaufe serwirb mit aller Anstrengung uud Mühe, mit allerlei Opfern der Entsagung Kuh. 4, b, 7; IS, 163 Matth. 13, 44. 461 Wahrheit ssowohl die himmlische, als auch die des Herzens], nnd verkaufe sie uicht "[wieder, sei es durch schnöde Geringschätzung oder gar das Linsen- gericht der Lust des Fleisches und der Welt, ebenso kaufe und verkaufe uicht] Weisheit, Zucht nnd Verstand sdurch welchen du das Gute vom Bösen, die Wahrheit von der Lüge wohl zu unter- scheiden vermagst] Weisheit, Zucht, das Kundmachen und die Erkennt-«- niß alles ungöttlichen Wesens im Herzen, und Verstand sind als die drei Arten, wie sich die Wahrheit in Gott nnd im Ykenschenherzen erweist, derselben nachgestellt. 24. Ein Vater des Gerechten sder einen ge- rechten, in Gottes Wegen wandelnden Sohn hat] freuet sich [höchlich«], und wer einen Weisen ge- zeugt hat, ist frohlich drüber Iund er hat hohe Ursach’ dazu; denn der HErr hat Großes an ihm gethan, und über fonst etwas kann er bei seinem Sohn uicht jubeln Kap. ro, 1; 15, 20; 27, 11]. Der Gegensatz göttlicher und weltlicher Weisheit. 513 t25. sDrum ringe nach Gerechtigkeit und Weisheit und] Laß steh deinen Vater und deine Mutter Darüber] freuen, und fröhlich sein, die dich gezenget hat. · » « · · 26. Gieb mit [der himmlischen Weisheit, die durch den Mund deines Lehrers bis jetzt zu dir geredet hat], meln Sohn, d ein Herz [dich selbsi mit allem, was du bist und hast, zum ewigen Eigenthum]; und laß deinen Augen meine Wege wohl- gefallen [denn sie find, wenn auch oft rauh und dunkel, doch einzig Heil und Leben Kap. 14, 12; 1. Chron. 23, 19]. Hier ist jedes Wort von tiefer Bedeutung. Gieb: man kann das eigene Herz geben, obwohl die Hingabe an Gott selbst nichts als eine Frucht der Gnade ist; man soll es geben, freiwillig, gern, sonst hat es keinen Werth; man muß es geben, denn von Natur ist es nicht bei Gott, wenn schon sein rechtmäßiges Ei enthum. Ja, eben, schenken, völlig, ganz, zum un edingten Versa ren mit ihm, geben, wie Gott (Joh. 3,16) uns « sein Herz, seinen Eingeborenen in den Tod des Kreuzes gegeben hat. —- Mir: nicht der Welt, nicht dem Satan, die darum buhlen, mir, dem es allein gehöret, und der es allein erfüllen kann. Mein Sohn: Du bist mein eigen, ich habe dich erlöset, ich habe dich bei deinem Namen gerufen und dir den meinigen gegeben. Sohn, ich habe dich gezeuget nach meinem Willen, du bist meine Liebe, mein Stolz, meine Ehre. Dein Herz, nicht blos deines Kindes, deiner Freunde Herz, dich will ich haben! -— Dein Herz aber verlange ich,· nicht dein Gut, nicht deinen Dienst, deine Werke, deine Leiden —, sondern das, wovon du lebst, deine Seele, deine Liebe, dein Leben, und was du dem gleichstellst —- Und laß deinen Augen, deinem Nachsinnem deiner Lust, meine Wege Wohlgefallen; denn daß du sie wandelst, das genügt mir nicht, sie sollen deine Freude sein. Meine Wege, Wege, die oft nicht die deinen sind (Joh.2l,18); die We e, die ich dir in meinem Worte, im Gesetz und Evangeiuuy gezeigt habe, die ich dir nach Golgatha voran ewandelt, die ich dich führe zu deinem Heile (Ps. 119, 0; Jes. 59, 8). Damit wirst du ein Herz krie- gen voll Glaubens an Gott, voll Liebe zu dem HErrn Jesu, voll lebendiger, freudiger Hoffnung auf’s Zukünf- tige, voll Leidsamkeit und Sinnes Christi in Demuth und Sanstmuth, daß dich diese Uebergabe nimmermehr gereuen wird. — Nun so besinne dich nicht lange, dem HErrm der vor deiner Thüre stehet und anklopset, zu willfahren! Hörest du nicht, wie er innerlich und äu- ßerlich locket und rufet: Gieb mir dein Herz! Ei, so übergehe doch ein jeder sein Herz diesem ewigen Lichte und übe sich fein durch den heil. Geist ernstlich und be- ständiglich in gläubigem Seufzen und Sehnen nach dem HErrn Jesu, achte alles Andere in der Welt für nichts dagegegen und lasse seinen Sinn dem Sinne Christi ähnlich machen. (Berleb. Bib.) 27. Denn eine Hure [die etwa dein Herz mir, der himmlischen Weisheit, zu entziehen suchte] ist eine tiefe Grube [die dich dem sicheren Tode überliefert] und die Ehebrechertn [wie auch die gottlose Weisheit dieser Welt eine solche ist Kap. 9, 13 ss.] ist eine enge Grube [die den durch die Verführungsstimme hinein Gesallenen nicht wieder los läßt Kap. 22, 14]. 28. Auch lauert ste [in den dunkeln Winkeln und an den Ecken, da sich die Wege scheidenL wie ein Räuber [die Seelen zu fangen und in den ewigen Tod zu stürzen], und die Frechen [wörtlich: Treulosen] unter den Menschen [mehrt sie, in- dem sie Viele, die ihr Herz noch nicht der Weis- heit Gottes ergeben haben, durch ihre Verführungs- künsie zum Treubruch verlockt, und] sammelt sie z« sich. 29. Wo ist Weh? Wo ist Leid? Wo ist Zank? Wo ist Klagen [über verlorene Zeit, ver- geudetes Geld und zerrüttete Kraft]? Wosind Wunden [und Striemen, die einer] ohn’ Ursacly [in gänzlich eiteln, unnützen Streithändeln davon getragen hat]? Wo sind tothe soder trübe] Augen [die jedem alsbald von der durchzechten Nacht und dem Bauchdienst Zeugniß geben]? 30. Nämlich, wo man sbis spät in die Nacht] beim Wein liegt [Jes. 5, 11; Pred 10, 16 f.], und [zusammen-] kommt aiiszusaufen, was einge- schenkt ist [genauer: um zu kosten den Würz- wein, der noch schneller berauscht, als der Wein]. Auch hier (V. 27—30) folgt auf die Warnung vor den Sünden der Unzucht unmittelbar die Warnung vor der Genußsuchh als zwei Arten der Fleischeslush die stets beieinaiider sich finden und in ihren Folgen gleich Verderblich sind. 31. Siehe den Wein [der so Viele Reize zur Verführung hat] nicht an, daß er so roth ssso schon hochgelb oder röthlich] ist und im Glase o schön stehet [genauer: so lieblich seine Perlen wirft] Er gehet glatt fund lieblich] ein; 32. Aber slaß dich das nicht verführen, denn] dainach swenn du dich ihm ergeben und durch ihn erhitzetshastj beißt er wie eine Schlange, nnd sticht [wörtlich: spritzet Gift aus] wie eine Otter [oder ein Basilisk, dessen Biß tödtliche Folgen hat]. Salomo will sagen, wenn ein Mensch, der sein Leben lieb hat, ein Glas mit dem herrlichsten Wein vor sich sieht, er weiß aber, daß in denselben Gift ge- mischt ist, so wird er nimmer so thöricht sein und da- von trinken. Es wird ihn weder die schöne Gestalt, noch der Geschmack verleiten, selbigen auch nur mit den Lippen zu berühren. Sticht eine Schlange einen Men- schen, so dringet alsbalddas Gift durch alle Adern und Theile des Körpers, daß er unter den größten Schmerzen den Geist aufgeben muß. ast leiche Bewandtniß hat es mit dem unmiißigen Ge rang des Weins, welcher aus dem Magen in das Herz, Haupt, Leber und andere innere Theile des Körpers dringet, das Blut und die Lebensgeister entzündet, die Sinne verderbet und also nicht nur dem Leibe Krankheiten, sondern auch dem Ge- tniithe die größte Verwirrung zuziehet, und endlich gar den leiblichen und ewigen Tod. (Starke.) 33. So werden deine Augen nach andern Weibern snach anderer Deutung: fremdartige Dinge, die gar nicht da oder verkehrt und ver- zerrt sind] sehen, und dein Herz wird verkehrte sunsmiiige und gottlose] Dinge svon Gott und der 514 Sprüche 23, 34. as. 24, 1—-18. Welt zu dir selbst und zu Anderen] reden [also wird dir der Wein Herz und Sinne verwirren] 34. Und wirst sein, wie einer, der [ertrunken und ohne Bewußtsein] mitten im Meer [auf seinem Grunde liegt und da, allen bisherigen Umgebungen eIitrücktJ schläft, und wie einer schläft oben auf dem Mastbaum [wo er doch unstät hin und her taumelt und halsbrechenden Gefahren ausge- sest isijs « 35. Sie schlagen mich [sprichst du dann im Taumel deiner Trunkenheit], aber es thut mir nicht wehe; sie klopfen sstoßen und treten] mich, aber ich fuhle es nicht. sAber obwohl du so fchon aller Scham über dein unwürdiges Wesen baar bist und selbst alles Gefühl für Strafe, Schmach und Schande verloren hast, kannst du doch vom Weine, von deiner dich in’s Elend stürzenden Trunksuchh nicht»lassen, sondern sprichst auch dann :] Wann will ich endlich einmal] aufwachem daß ich’s mehr treibeZ und so sällst du aus einer Schande in die andere nnd endlich in die zwingende Ge- walt des ewigen Todes] · Welcher Feind hat je ans jemand größere Schmach gehäuft, als die fleifchliche Lust es aus Viele thut? an könnte ihnen ihre Ohnmacht und wahnsinni e Begier nur aus dem einen Grunde verzeihen, weil ie erleiden, was sie thun. Aber doch plagt sie ihre« wilde Leidenschaft nicht ohne ihre Schuld; denn die Begierde, welche das natürliche Maß überspringt, muß nothwen- digerweise in’s Unendliche sortwachseir. Denn die Natur hat ihre Grenze; aber alles aus der Eitelkeit uud Willkür Entstandene ist ohne Grenze. Das Nothwendige kann Nutzen bringen; aber das Uebersltissige muß es nicht. Stürzen sich jene in ihre sleischlichen Lüfte, so können sie ihrer, wenn sie einmal zur Gewohnheit geworden, nicht mehr entbehren. Und eben darum sind sie so höchft betlagenswerth, weil ihnen das, was etwas Ueberfltts- siges war, etwas Nothwendiges geworden, und sie so Sclaoen ihrer Lüste sind, nicht a er Genuß von ihnen haben, und ihr Elend lieb haben, was doch das Elend alles Elendes ist. Der Gipfel des Unglticks ist, wenn das, was Schande bringt, einen nicht mehr blos augen- blicklich ergötzt, sondern sein Wohlgefallen besitzt. Da giebt es denn kein Heilmittel mehr, weil, was Laster waren, Gewohnheiten worden sind. (Seneca, ein heid- nischer Lehrer im alten Rom) Das 24. Kapitel. Von sgeduld und Ferträgliohkeit I. Folge nicht [dem Exempel von] bösen Leuten [nach, aus Eifersucht und Neid auf ihr scheinbares Glück, das ihnen ihre Bosheit bringt] und wünsche nicht bei ihnen zu sein [Kap.23,17 . Laß dich dein armes und böses Leben nicht verdrie- ßen, daß du den Bösen in ihrem guten Leben folgen wolltest. (Luther’s RandglosseJ 2. Denn ihr Herz [ihr ganzes Denken und Sinnen] trachtet nach Schaden [nach Zerstörung der heiligen Ordnungen Gottes Kap. I, 11 ff.], und ihre Lippen rathen sso lieblich sie reden mögen] zu [zeitlichem und ewigem] Unglück [drum laß dich ihre Freude und Lust nicht locken]. Z. lWissex Nur] Durch Weisheit [welche stets mit der Gottesfurcht gepaart ist] wird ein Haus [das Glück einer Familie oder eines Staates dauernd] geharret, Und [nur] durch Verstand [durch das Verständniß der göttlichen Wahrheit und des göttlichen Rechts und ihre Unterscheidung von der Weltlüge und Ungerechtigkeit wird es im Glück und Wohlstandj erhalten. 4. Durch ordentlich Hanshalten [oder, wie Luther früher übersetzte: durch Bescheidenheih d. i. Erkenntniß, wie sie die Weisheit giebt] wet- den die Kauimern keines Hauses] voll aller löstlicher lieblicher Reichthümer [die der Segen Gottes bringet] Wenws ordentlich im Hause gehalten wird, das schasfet mehr, denn große Arbeit, als: wenn man giebt, wo, wann, wem man soll u. s. w. (Luther’s Randgl.) Man hält Füllung der Kamrnern mit zeitlicheti Gütern für ein großes Glück; aber noch viel schöner ist’s, wenn die Herzenskammer mit den Schätzen Himmlischer Weis- heit und Tugend angefüllt ist. (Geier.) Kuh. 21, W; Pf. 144, is. - Z. sDas muß ja so sein; denn] Ein weiser Mann ist stark fTiichtiges und Dauerndes zu lei- sten], und ein vernünftiger [mit himmlischer Ein- sicht begabter Kap. 18, 15 Anm.] Mann ist nicichtig von Kräften. sEinsicht giebt immer Ueberlegenheit über blos äußerliche Kraft, und Gottesfurcht, die Grundlage der Weisheit, hat die Hilfe des HErrn zur Seite Kap. 21 , 22; Pred. 9, 16. Wie sollte also eines Weisen Haus unter- gehen?] b. [Wo darum Schwieriges, nur durch Ueberwindung großer Hiudernisse zu Erreichendes zu vollbringen, da ist’s am wenigsten mit äußer- licher Macht gethan.] Denn mit Rath [und Ueber- legung vor Gott] muß man Krieg sseinen Kampf, der einem jeglichen verordnet ist] führen; und tvo viel sgottessürchtige, weise] Rathgeber [nicht wo viel Rosse und Wagen] sind, da ist der Sieg [denn der Glaube ist der Sieg, der die Welt überwunden hat Kap. 20, 18; u, 14z 15, 22]. 7. [Der Gottlose kann darum in keinerlei Kampf aus Sieg hoffen; denn] Weisheit [wie sie im Kampf nothwendig ist] ist dem Narren zu hoch [als daß er sie mit seinen Sinnen erreichen, mit den Händen seines Verstandes begreifen, mit den Augen seiner Lust ihre Schönheit erschauen könnte]; er darf Darum] seinen Mund imThor [iu der öffentlichen Gerichtsverhandlung oder Verathung, wo es auf weisen, überzeugenden Rath ankommt uud eitle, selbstgefällige Schwatzhaftigkeit sich nicht breit machen kann] nicht austhnn [da offenbart sich denn bald seine Leerheit und Narrheit; wie aber Warnung vor Eifersucht auf die Thoren und vor Schadenfreudr. will er hoffen, sich zu schtttzen gegen seine Feinde und zu siegen! . 8. Wer ihm selbst Schaden thut [richtiger: Wer mit vorfätzlicher Bosheit darauf finnet, Anderen Schaden zu thun], den heißt man billig einen Erzböseivicht [einen Meister im Schmie- den schändlicher Bubenstückes Der Sinn dieser Uebersetzung, der meist als dictum probans gegen den Selbstinord angezogen wird, kommt dadurch zu Stande, daß man HE- (ihm selbst) zum ersten Versglied zieht, während es nach den Accenten ohne Zweifel zum 2ten gehört. I. sAuchs Des Narren Tücke soder kluge Ueberlegung vor der That] ist Sünde lselbst dann, wenn er mit Vorsicht und Besonnenheit zu Werke gehet, bringt er immer nur Böses zu Wege; denn er will nichts wissen von der göttlichen Wahrheit und Weisheit, die allein gerecht handeln lehrt]; und der Spötter [der nicht blos gleichgiltig, son- dern bewußt seindselig der Wahrheit und dem Rechte Gottes gegenübersteht] ist [vollends] ein Gtenel vor den Leuten sdenn er führt seine bösen Pläne mit durchtriebener Energie und Schlauheit aus] 10. Der ist nicht start ssondern erlahmt je mehr und mehr in seinem Muth und Gottver- tranen], der in [Tagen]"der fäußeren oder inneren] Noth [die der HErr gerade zur Prüfung der in- neren Kraft in Gott, der Geduld und Glaubens- treue, sendet] nicht fest [sondernschwach, schwankend und schlaff gewesen] ist. . »Der Mensch vermag, rnuthig seine Kraft zusam- menrassend, in Zeiten der Gefahr viel mehr, als er ge- wöhnlich glaubt. Erst wenn man in der Gefahr ein- mal schlaff war, ist die Kraft in neuer Gefahr, selbst schwach zu werden.« Wie viele gläubige Christen sind schon dadurch zu Grunde egangen und sind zuletzt an gebrochenem Herzen geftor en, daß sie in Zeiten, wo sie mit Darangabe der irdiscken Güter, der Gunst und Ehre der Welt ihren HErrn, eine Wahrheit und das ewige göttliche Recht muthig bekennen sollten, wo sie der Ver- suchung ernsten Widerstand entgegenstellen und lieber alles verlassen, als ihren HErrii verleugnen sollten, an- singen schwach, feige zu werden und mit dem Feinde mit Daraugabe wenn auch nur eines Theils der er- kunnten Wahrheit einen rieden zu schließen, der ihnen zwar eine Zeit lan Ru e und unangefochtenen Besitz der irdischen Gitter scheue, dessen sie sich aber nicht vor Gott mit Dank freuen konnten, weil sie die Götzen der Welt ihrem HErrn gleichgestellt hatten. 11. [Drum rasfe dich auf und fasse heiligen Muth zum Kampf gegen jegliche Ungerechtigkeit :] Errette fauch mit Darangabe deines eigenen Lebens] die [Unglücklichen], so man [auf eine falsche An- klage verurtheilt hat und unschuldig] tödten lvillz und entzeuxlt dich nicht von denen, die man sohn Ursach’] wurgen will sind-strich: nnd denen, die znr Wttrgebankkiuwankeii — o·daß du dich ihnen nicht entz’ gestl o daß du mit allen Mitteln IF islärexfhre und ihr Leben kämpfteftl Hiob 29, 12; 515 12. Sprirhst dtt [aber, um deine schändliche Feigheit mit dem Feigenblatt leerer Aussiüchte zu bkdecken]: Siehe, wir verstehen? [wir wußten es] nicht; [so frage ich dich:] meinest du nicht, der die [Gedanken und Beweggründe der] Herzen weiß [und auf gerechter, genauer Wage wägct], metket es [ob deine Entschuldigung nicht vielmehr aus Bequemlichkeit und Menschenfurcht hervorgehet]? und der auf die Seele [und jegliche Regung in ihr] Acht hat, iennet es swie es in Wahrheit mit dir war, und daß du wohl um das zu verhin- dernde Unrecht wußtest und sein heiliger Geist dich laut zur Hilfe rief]? und [er] vergilt [einsimals] dem Menschen nach seinem Werk [Rörn. 2, 6 ff» nicht nach seinen Ausreden und Lügen]? is. Iß, mein Sohn, [nur immerhin] Honig, denn es ist gut, und Honigseim ist [nicht allein gesund, sondern schmecket auch] süß in deinem Halse [oder Gaumen]. 14. Also lerne die Weisheit sals den süße- sien Honig und die gesündesie Speise] für deine Seele. Wenn du sie findest, so wirirs [die] her- nach wohl gehen, und deine Hoffnung wird swas die Zukunft auch bringe] nicht umsonst sein [denn du wirst in Noth und Tod erhalten werden] 15. Laute nicht, als ein Gottloser smit bus- hafter AbsichtL auf das lglückcichej Haus des Ge- rechten [etwa aus Neid auf seinen Wohlstand und Frieden und im Vertrauen auf seine geringere Macht]; verstbre seine Ruhe [-stätte] nicht. 16. Denn [der Ausgang deines Frevels gegen ihn wird gar anders sein , als- du gedenkest:] ein Gerechter fällt [wohlJ siebenmal« [d. i. oftmals Pf. 119, 164; Hiob b, 19 in Unglück, Anfech- tungen und Verfolgungen durch die Gottlosen] und stehet sdoch durch die allmächtige Hand des HErrn, vor dessen Angesicht er wandelt, immer] wieder auf [so daß der Gottlosen Trotz an ihm zu Schauder: wirdjz aber die Gottlosen [die auf sei- UEU Fall lauern] Versinken [wenn sie einmal an- fMgeU zU stWUcheInJ in Unglück [zu nimmer wie- der Aufstehen Was also würdest du mit dem Sturze des Gerechten erreichens Nur dein eigen Verderben Pf. 87, 24z Jerem. s, 4; 2. Cor. I2, 7. 8]. 17. sAber auch du, Gerechter] Freue dich des Falles deines Feindes nicht; nnd dein Herz sei nicht froh über seinem sStraucheln und Fallen in’s] Unglück; 18. Es möchte der HErr [der Herzenskündiger es] sehen, und ihm übel gefallen sdaß du so wenig Mitleid hastL Und [ihm seine Sünde, die geringer ist, als deine Schadenfreuda vergeben, und] seinen Zornwvlon ihm sauf dich hin] wenden [Hiob 3l, . 516 Sprüche 24, 19--34. Wer sich des Unglticks Anderer freut, dessen ei enes Unglück steht schon hinter der Thiir. — Wie grun ver- der t aber des Menschen Herz ist, beweist die Erfahrung, daß selbst an dem Unglück unseres besten Freundes etwas ist, was uns nicht ganz übel gesällt (Hiob 2, 4 Anm.). » » 19. [Desgleichen]» Erzurne dich nicht smit unwillen und Neid] aber den Bosen swenn du siehest, daß es ihm wohlgehet und er· dadurch übermüthig wird Pf. 7»3, 2 ff] und eifre nicht [sei nicht eifersüchtigJ uber dte Gotllofen [Pred. 10, 4., so daß du dich vielleicht zur Nachahmuiig ihres frevelhaften Thun reizen ließest Pf. 37, 8; Kuh. I, 11]. » · 20. Denn der Bose hat nichts zu hoffen shat keine Zukunft, wenn anch die Gegenwart für ihn noch so lieblich ist], und die Leuchte der Gottlosen [der Glanz ihres Lebens und Glückes Kap. 20, TO] wird [oft schon hier auf Erden, gewißlich»aber nach ihrem Tode in ewiger Finsiernißj vetloschen [Kap. 13, s; Pf. 37, 2]. ' Auch darin unterscheiden sich die Menfchen auf’s Schärfste unter einander, in welcher Zeit sich ihre Ge- danken und Wiinsche bewegen. Die Ungläubigen leben im Allgemeinen nur für die Gegenwart; denn ihre er- träumte Zukunft wird sich nie verwirklichen, und wenn sie in den ,,alten guten Zeiten« der Vergangenheit leben, so geschieht es mit einseitiger Ueberschätzung der- selben und hochmüthiger Geringschätzung der Gegen- wart. Allein der Gläubige, dessen Leben in dem Gotte, der da ist, der da war, und der da kommt, gegründet ist, lebt sowohl in der Vergangenheit, als in der Ge- genwart und ukunft, aber ruhen kann er nur in der Zukunft, wel e ihm die lebendige Hofsnun , die Ver- heißung des Wortes Gottes, in dem Erbt eil der Hei- ligen im Licht vorhält; und auch hierin beweist der Gläubige seinen universellen, wahrhaft kosmopolitischen Standpunkt gegenüber dem engen, nur auf das Sicht- bare, auf das au enblicklich Glänzende gerichteten Blick der Welt. Er a ein weiß, welches Ende die äußerlich so glänzende Entwickelung der Welt nehmen wird; er weiß, daß es eine große Lüge des Satans, der in die Gestalt eines Engels des Lichtes sich kleidet, ist, als schreite die Welt im Allgemeinen zum Besseren, zu höherer Erkenntnis; der Wahrheit, zu tieferer sittlicher Bildung fort; er weiß, daß die Welt die Gnadengtiter Gottes je länger, je mehr verachtet und verwirft und zum Gerichte reif wird, er weiß, daß die Entwickelung der Welt nicht zum Besseren fortschreitet, sondern vom Vesseren zum Schlechterem Aber er kennet auch den organifchen Entwickelungsgang des Reiches Gottes mit- ten in dem der Welt und weiß, daß, je böser die Zeit wird, desto besser wird es, desto mehr nähert stch der Augenblick, wo den Gläubigen der Ruf erschallt: Hebet eure Häupter auf, darum, aß sich eure Erlösung nahet. In dieser Zeit ruht seine Sehnsucht, dahin gehen all seine Gedanken und Wünsche, nach der herrlichen Zukunft des Menschensohnes Er hat allein eine gewisse, ver- bürgte Zukunft; aber die Heiden haben keine Hoffnung. » 21. Mein Kind, furchte den HErrn und den Kouig kwelcher sein Stellvertreter und Abbild ist]; und inenge dich nicht unter die Aufruhrerischen ssabe nichts mit den gottlosen Bestrebungen derer zu t un, die die Ordnungen Gottes so ut, wie die des Königs hassen, wie Jerobeam und bsalom. Du hast es sonst nicht mit dem Könige allein, sondern auch mit dem HErrn zu thun I. Petri Z, 17; Röm. 13, 2]. 22. Denn ihr [aller Empöreq Unfall wird Ho» glucklich anfangs ihre Sache fortgehen mag] plohlzch entstehen, und wer weiß, wann beider Ungluck [das von Gott nnd vom Könige zugleich ausgehende Strafgericht] kommt ses wird dich un- versehens mit fortrassen]? Die Auctorität der obrigkeitlichen Ordnung und Gottes selbst, oder, was dassel e, des Staates und der Kirche, sind so eng mit einander verbunden, daß, wer an dem einen rüttelt, auch das andere beschädigt. Es ist unmöglich, daß ein gläubiger Christ sich, ohne sein innerstes Glaubensleben zu beschädigem an den Bestre- bungen derer betheilige, die unter dem Schein der Freiheit darauf ausgehen, den König seiner göttlichen Herrlichkeit zu entkleiden und in allen Einrichtungen die gottlose Lehre von der Volkssouveränität und von der Entstehung des Staats und des königlichen Amtes durch freie Uebereinkunft des Volks und durch Uebertragnng der Macht durch dasselbe zu verwirklichen. Es ist aber ebenso unmöglich, daß einer, der den göttlichen Ursprung des Staates und der Obrigkeit in Worten und Thaten leugnet, noch seststehen könnte im rechten und lebendigen Glauben. Staatlicher und kirchlicher Liberalismus be- dingen einander und reichen sich stets die Hände, um Gottes Werke zu zerstören. Aber auch das hat sich von je bewährt, daß die Führer der Revolutionen meist ein elendes Ende genommen haben, weil Gott der Err die Auctorität der Obrigkeit »als feste Säule seiner eli- ordnung nicht vor der Zeit umstiirzen lässet. — Gott hat den Menschen deswegen Obrigkeiten gegeben, weil er will, daß man sein Gesetz und damit ihn selbst, höre und erkenne, sodann auch um deswillen, weil er die menschliche Gesellschaft vor Zerriittung durch nie endende Unruhen und Streitigkeiten bewahren will. Er hat aber verordnet, daß wir um seinetwillen den mensch- lichen Obern gehorchen und wissen sollen, daß er die Empörer bestraft. (Melauchthon.) II— V. 23——34. Die nun folgende S. tileine Sammlung von Spräkhen anderer Weisen in jedenfalls: erst später veranstaltet nnd der ertieu kleinen Sammlung Man. M, 17 — 24, M) angesügt worden als eine Mannes« die ein spätere: gehalten hat. Wenn nun als das Wahr- skheiulichtie angenommen wird, daß der Herausgeber den Kerne salomouisther Surülhe (Eap.10, 1 — 22,17)auth der Verfasser der großen Einleitung Man. 1-—9) nnd der Sammler des ersten kleinen Anhangg mitsuräetjen von Weisen gewesen ist, so liegt sehr nahe zu glauben, daß diejenigen, welche später eine weitere Sammlung von Sprächen Salomo’u, die tu der ersten uoeh fehlten, verauflaltetem zu gleicher Zeit die vor uns liegende itleine dlarhlese non Sprächen anderer Weisen machten und mit dem Titel: »Auch diese sind von Weisen« der eriten ähnlichen Sammlung anhingen. - Die innere Gigenthämitchlieit der folgenden spräche in dieselbe, wie die deo vorigen Abschnitten. Es lagen sich in denselben zwei Gruppen unterscheiden: v. 2 —29 eemahneu zu einem Unparteiischen Urtheil über den Nächsten und überhaupt zu einem anfrtchtigen Verhalten gegen den- selben; dL 30-—34 uiaruen vor der Faulheit und ihren schlimmen Folgen. 23. Dies swas in den nachfolgenden 12 Versen mitgetheilt ist] kommt auch [ebenso wie die Verse des vorigen Abschnittsj vou den Weisen [welche zur Zeit Salomos und nach ihm gelebt -2. Anhang. Vom rechten Verhalten gegen den Nächsteu Warnung vor Faulheit. 517 haben]: Die Person [des Klägers oder des Ver- klagten] ansehen [und aus Gunst oder Ungunst für sie das.Urtheil fällenj im Gericht ist. nicht gut [wie die nachfolgenden Sprüche näher darlegen Kap. 18, 5;»28, 21]. 24. Wer zum Gotilosen cim Gerichte] spricht: Du bist fromm [d. i. unfchuldig und gerecht Kap. 12, 2 Anm.], dem sluchen [neben Gott felbst Kap. 17, 15, auch] die Leute [genauer: die Völker]- und hasset das Volk [genauer: den verwünschen Nationen; denn Verkehrung des Rechts in Unrecht durch parteiische Urtheile schädigt das Gemeinwohl ganzer Völker und Staaten]. Keine Sünde wird auch durch die öffentliche Mei- nung so verpönt, als ungerechtes Gericht. Für Mord, Ehe ruch, Lüge findet der Pöbel vornehmen und gerin- en Standes mancherlei wohlklingende und empfehlende amen; aber in Verurtheilung eines parteiischen Rich- ters stimmen Thoren und Weisen zusammen zum getögnsißzstdaß gerechtes Gericht die Grundlage des Volks- V c 1 « 25. Welche aber [der: Gottlosecq strafen, die gesallen sjedermanrq wohl, nnd [es] kommt ein reicher Segen sGottes und der Menschen] aus sie. AS. Eine richtige [wahrheitsgetreue, klare und feste] Antwort [auf eine Frage, die das Herz be- wegt und bekümmert] ist wie ein lieblicher Kuß [denn sie stärket, erfreut und erhebt das Herz und vergrößert die Liebe, wie dieser]. 27. Nichte draußen dein Geschäft ans, und arbeite deinen Acker [forge zuvor für die nöthige sichere Grundlage deines äußeren Unterhalts]; dar- nach [erst, wenn du eine Familie ernähren kannst] Erste] [dir] dein Haus sdurch den Eintritt in die e. 28. Sei nicht Zeuge ohn’ Ursacsr sohne Noth, insbesondere ohne vom Richter dazu aufgefordert zu sein, aus bloßer Rachfuchtj wider deinen Nächsten, und betrüge sden RichterJ nicht mit deinem Munde slaß dein Zengniß, wo es nothwendig ist, stets die lautere Wahrheit offenbaren Kap. 28, 19; 19, 5]. 29. Sprich [auch] nicht: Wie man mir thut, so will ich wieder thun, nnd einem jeglichen sein Werk [seine Beleidigung« gegen mich] ver- gelten ldenn die Rache ist des HErrn allein Kap. 20, 2 30. Ich ging [einst] vor dem Acker des Fan- len [oorbei], und vor dem Weinberge des Narren [der mehr auf Gottlosigkeit als auf treuen Fleiß im Beruf sein Haus erbauen wollte Hiob 5,« Z ff; Pf. 37, 35 fs.]. 31. Und siehe, da waren eitel Nesseln draus, und let] stund voll Disteln [deu klaren Zeichen des Fluches Gottes], uud die Mauer swelche ihn um- gab] war eingesallen 32. Da ich das sahe, nahm ich’s zu Herzen [wie man alle Beispiele aus Natur-und Leben in göttlicher Weisheit beachten und auf sich selbst an- wenden foll], und schauete [mit ernstem Nach-. ynnen darauf] nnd lernete ffür mich felbst] tun. - . 33. Du lvillst [sprach ich bei mir zu dem faulen Thorenj ein wenig schlasen und ein wenig schlummern, und ein wenig die Hände zusammen- thlzuf daß du [mit um so größerer GemächIichkeitJ tu ei« sei. Aber es wird dir deine Armuth [ge- schlichenj kommen, wie ein Wanderer kein Wege- lagerer], und dein Mangel wie ein gewappneter Mann [wie ein Räuber, gegen den kein Wehren hilft. — Vgl. fast wörtlich Kap. 6, 9. 10. 11. Dort wird. das Plötzlichh hier das langsame Heranschleichen der Armuth, die das Lebensglück rettungslos zu Boden schlägt, hervorgehoben]. Dies Wort hat auch seine Anwendung auf den geistlichen Weinberg, den jeder für sich zu bepflanzen und zu umzäunen hat. Wer in geistlicher Trägheit sich gehen läßt, der wird bald an Geist und Leben verarmen; denn wer nicht hat, dem wird auch genommen, was er hat. —- Thut man das Gute nicht mit Ernst und Fleiß, so nimmt das Böse gewiß immer mehr überhand, und in allen Stunden, in Kirche, Staat und Hauswesem mehrt sich Elend und Mühe in Folge nachlässtger Amts- Egsrutktgker von Gott bestellten Diener und Haushalteu Mk e. Das 25. Kapitel. - Ehre und Ruhm. als der Weisheit Lohn, wem es: gebühre Der fromme König hiolcia berief eine Anzahl besonders gelehrter nnd berühmter Weisen seiner Zeit zusammen und gab ihnen den Auftrag, diejenigen Sprükhe aus-»dem Munde des weisen Königs Salomo, welche in die altere Sammlung derselben, die wir in Kap. 10, 1 — W, 17 kratzen, non) nicht aufgenommen worden, aber doch un· zweifelhaft satomonisrheu Ursprungs waren, und die hu) hin und her im Munde des Volkes oder auch in Zurheru zerstreut fanden, auch nokh zusammenzuleseu und in einem L. suche äkht salomonisther Sprüche zu ordnen. Das Ue— sultat ihrer Jlrbeit liegt in den Kap. 25—29 vor uns. Diese zweite größere salomoniskhe Sprukhlese nnterscheidet sich sehr sasars von der mit Frau. 10 beginneudem Wah- rend in dieser ausschließlich zweizeilige Verse mit über— wiegend antithetisrhem (gegensählichem) Parallelismus sich finden, sind in der vorliegenden 2ten Sammlung auch drei» vier» fünfzeilige Verse, und die vekgleichungosprume und sildersprüche sind oorherrscheudsp wahreud ferner die Suräme der l. Sammlung kurze, rathseihnfte Gedrang-u- heit der Gedanken auszeichnet, so kennzeichnet sikh die Sie durch größere Juniglieitz Wärme, Giudriuglichleeit und klare Faßlirhleeii. Während endlich die 1. Sammlung nakh ihrem Inhalt mehr ein Buch sur dao voll: und for die Jugend, sie sur die Weisheit Gottes zu gewinnen, sein soll, so richten sieh die Sprüche der L. Sammlung vorzugsweise an dte Frieden und Regeniem an alle, die dem voller in Gotte-formt und Weisheit vorangehen sollen, nnd geben 518 ihnen Belehrung. Die Erklärung flär diese dreifathe ver· schiedenheit zwischen beiden Sammlnugen kann nicht darin gesucht werden, daß etwa nur die l. Sammlung ärht salo- monisrhe Surürhe enthielte — denn» bei dem Reiazlhuni und »der illielseitigkeit der Begabung Salowou hat er unter sei- nen 3000 Sprüchen gewiß auch die mannigfaltigsten äuße- ren Formen nnd tkehrweisen angewendet —, sondern nur darin, daß es eben verschieden geartete Männer waren, die diese Sammlnngen machten, so daß den I. Sammler seine Ueignng nnd Vorliebe zur Jluswahl der kurzen, nun· reichen Sprüche, die 2.Sainmler aber zu der der warmen, faßlichereu Spräctje trieb. I» [Ueberschrift:] Dies sind auch [noch] Sprache Salomo’s, die hinzngeseßt [genau»er: znsammengetragen] haben die [weisen] Man- ner fwelche auf Befehl] Hiskia, des Königs Juba [zusammeutraten, um gemeinschaftlich die noch hin und her zerstreut vorhandenen Sprüche jenes weisen Königs zu sammeln und dem Volke Gottes zu er- halten Jef. 38, 20 Anm.]. I. il. 2--28. Indem der Weise vor die Könige und ihre Unterthanen tritt, spricht er zuerst von den noth- uiendigen Eigenschaften nnd pflichten eines Königs w. 2«——5); warnt sodann vor ijochmuth ini Verkehr. mit Kouigen und ihren Großen W. s. 7), ferner vor Streit— sucht und Schwatzhaftigkeit W. 3——10), preiset sodann die Weisheit im lieben, die Treue, Freigebigkeit nnd Suustuiuih As. 11-—15), warnt ferner vor blnmäßigkein Zudriuglichkeih dlerleumdung, Eeithtgläubiglieit nnd Ekkchkfkxtkglktit W. t6-20), ermahnt zu Feindes-liebe (k1. A. W) und kampft endlich (dl. 23—28) gegen ltlerlenmdung, Zanksuchtz Feigheit nnd Mangel un Selbstbeherrschuug Ein einheitlicljer Gedanke, der das ganze Jan. beherrschtg ist demnach nicht aufzufinden; dort) konnte man ihm 1. Petri L, 17: Thut Ehre jeder- mann. Habt die te. nicht unpassend zum niotto geben. 2. »Es ist Gottes [des himmlischen Königs] Ehre, eine Sache [d. i. seinen ewigen RathschIUßJ verbergen» snnd aus dem geheimuißvollen Dunkel feine Gerichte und Thaten plötzlich vollziehen als ein Wunder vor der Meufcheu Augen Jes.45, 15; Vsms U, 3315 aber der [irdischen] Könige Ehre ists eine [dunkle] Sache [oder streitige Rechtsfragd erforschen [und klar stellen, überhaupt erst nach fvrgsalttger Berathung und Untersuchung ihre Be- fehle erlassen]. « Jn Gottes Regimeut sollen wir uicht klug fein nnd wissen wollen, warum? sondern alles glauben; aber im weltlicheii Reich soll ein Herr wissen und fragen, warum? und niemand nichts vertrauen. (Lnther’s Randglosse). Z. Derojinimel ist hoch, und die Erde tief; aber der Konige Herz ist nnerforschliclx sDen Unterthanen gegenüber haben auch die Könige etwas »von der Unerforschlichkeit Gottes , wie man des Himmels Höhe niemals ausmessem die Tiefe der Erde niemals ergründen kann. Wer will ihre Maßregeln richten, wer ihre Gesinnuugeu er- mittelnbs 4. Man thue den Schaum idie Schlackenj von! Silber, so wird [nuter den Händen des Sprüche 25, 1--16. SchmeIzerSJ ein— rein Gefäß daraus. sDas foll sagen:] « » · 5. Man thue gottlos Wesen vom Konige (wörtlich: den Gottlosen hinweg vor dem Könige, der in feinem vertranten Umgaug als übler Rathgeber das Wohl des Volkes fchädigt], so wird fein Thron mit Gerechtigkeit bestatiget sKap. 16, 12; 29, 14]. « Aber wenn der Gottlofe im Herzen des Königs wohnt, wie die Schlacken im Silber, so nützt es nichts, wenn seine gottlosen Freunde von ihm entfernt werden. Darum hat Luther doch wieder sehr gut ganz allge- mein: ,,gottlos Wesen« übersetzt und beide, den Gott- lofen in und außer dem König zufammengefaßn Der Schmelzer aber, der allein den Gottlosen im erzen, der den ächten König verdecken nnd vertreten wi , aus- fchmelzen kann, ist nach Kap. 17, s; Jes. 48, 10; Pf. 66, 10 der Pritfer aller Menfchenherzerr. Aber- willst du, der du nicht König bist und so ches vernimmst, nicht auch dein unersorfchliches Herz erforfchen nnd zusehen, ob es mit dir anders bewandt sei? Trachtet doch am Ende jeder, in feiner Blindheit mit Jrrthuny uach ir- gend etwas Höherem, wodurch er sich in fein Herz, in sich selbst finde: nun so laß dir von oben her, vom Höchstety den Schlüssel und Hammer reichen zur ver- fchlackten Erdentiefe deines Herzens, dauiit der Silber- blick der Erkeuntniß deines anerfchafsnen Gottesbildes das noch nicht ganz verloren ist, des Berufs, ein König zu werden, hervorleuchte; fahre getrost ein, wenn der HErr sitzen und fchmelzeu will — er kann mit aller feiner Macht es nicht an dir zu Stande bringen, wenn du nicht auch dabei bist mit Bußethum Wegfchassen und ervorkommeu. — Es gilt Läuterung, Abthun des vor- andenen Gottlosen vor dem berufenen Könige — dann giebrs allerdiugs lauter Könige, lauter freie, edle Herr- scher, die für Gottes« Dienst und Gebrauch, ftir Ge- rechti keit wirken. So wird in Gerechtigkeit auch dein T ron befestigt werden, du Weiser mitten im Ge- wirre der Thorhein Reinige dich nicht blos von der Geineinfchaft mit den Gesäßen der Unehre draußen, fon- dern vornehmlich von der Uugerechtigkeih von welcher abtreten soll, wer den Namen des HErrn nennt, und du wirft dem großen Hausherrn ein bräuchliches Gefäß werden, der so gerne fich lauter, seiner Ehre mittheil- hastige, Könige zurechtfchmelzen möchte aus den Gott- lösen. (Stier·) » s. Prange nicht [m hochmüthiger Selbstge- fälligkeit mit deinen Gaben und vermeinten Vor- zügen] vor dem Könige [dem irdischeu sowohl als dem ewigen], nnd tritt nicht seigenxnächtig unbe- fugts an den [gebühreude·u] Ort der Großen sdie vor dem Könige stehen, sondern laß dir’s lieber von dem Berechtigten sagen, daß du es follst]. 7.· Denn es ist dir besser, daß man lweuu du in Demuth gering von dir selbst gehalten hast] zti dir sage: Tritt hie [auf die höhere Stufe der Ehren] herauf, denn daß du vor dem Fürsten [oder Könige, vor dem du mit hochmüthiger Selbsterhöhung prangen wolltest, schiMpflJchJ genie- driget wirft, daß deine Augen sehen nuisseu [rich- tiger: welchen deine Augen sahen, wodurch du von vornherein zur Demuth hattest veranlaßt werden müssens Zweite größere salomonische Spruchsammlung Von den Pflichten der Könige und Unterthanen. 519 Alle Beschämungen und Demtithigungen im äußern Leben sind nur bildliche Warnungen vor jener Erniedri- gung, die zuletzt gewiß jedem bevorsteht, der sich selbst erhöhen wollte. Gott ist der eigentliche König, der wahre Fürst, dessen reines, richterliches Angesicht ein- mal zu sehen dem Hochmuth genug sein wird zur schim flichsten Verstoßung Soll ich nicht einmal vor irdis Hohens prangen, wie viel weniger vor ihm, dem Höchstem der mich überall siehtund vor sich hat, obgleich meine Frechheit das ,,ihn schauen« blos m Gericht erlangen kann und wird. (Stier.) Christus hat Luk. 14, 8-—-10 unsere Stelle auf ein Gastmahl gedeutet, um, wie V. 11 zeigt, denselben tieferen Sinn von der Selbsterniedrigung vor Gott auszudrttckem 8. Fahre nicht bald [mit hochmüthigem Sinn, aus eitler Ehre und mit unüberlegten Worten] her- aus [mit deinem Nächsten] zu zanken; denn was willst du hernach [wenn der Streit zu Ende ist und seine übeln Folgen sich zu zeigen beginnen] machen, wenn du deinen Nächsten geschciiidet hast [richtiger: wenn dich dein Nächster geschau- det, d. h. schimpflich besiegt und vor aller älugen als übermüthigem eitlen Zänker hingestellt at]? . 9. sJsi der Streit wirklich unvermeidlich ge- worden, dann] Handle deine [Streit-] Sache svor Gericht] tnit deinem Nächsten, [aber auf eine ehren- hafte Weise] nnd [vermeide alle unehrlichem ge- meinen Mittel, namentlich] offenbare nicht [auf eine hämisch boshafte Weise] eines anderen sdeines GegnerVHeimltchkeitsdie er dir früher in besseren, befreundeteren Zeiten anvertraut hat], 1"0. Auf daß dir-s nicht übel spreche saus- lege, jeglicher], der es hbret [wie treulos du bist], unddein bbses Gerücht nimmer [von dir] ablasse [denn Verräther haben bei Gott und Menschen immer einen bösen Namen]. 11. Ein kweisesj Wort, geredet zu seinerzeit sdem Bedürfniß und Zweck, dazu man redet, ganz angemessen und freundlich einladend in der Form, wie man es anbietet], ist wie güldene Aepfel [Nandgl. Luth.: als Pommeranzen und Citronem — ebenso lieblich duftend, wie lockend durch ihren Goldglanz] in silbernen skünstlich gebildeten] Scha- len [die durch ihren milderen Glanz das Gold der Aepfel noch mehr heben]. - Der Spruch will das rechte Wort einer ebenso köst- lichen, wie zierlich gebotenen, wohlgefällig eingefaßten Gabe vergleichen; wenn ein satier Geizhals lieber die silberne Schale nähme und aus »dem Golde« der Aepfel stch wenig machte, so kann Salomo nichts für solche Verkehr-then, ja fast Unnatur, welche dann vergleichbar wäre dem freilich bei Blicherlesern und Predigthörerti sehr im Schwange gehenden Schätzen eines geredeten Worts nur nach der menschlichen Form und Beigabe, statt seines Inhalts mit gesundem Appetit dankbar zu genießen. (Stier.) 1l2. Wer einen Weisen straft, der ihm ge- horrht srichtigerx Wenn einer mit Weisheit straft in ein gern hörendee Ohr Kap. 20, 12], das ist wie sein wohl zusammenpassender Doppelschmuch nämlich] ein gülden Stitnband [besser: Ohrgehenkh und giilden Halsband [Kap. 15, 31 f.] »Die Halskette gebührt dem edlenHaupt und Ange- sicht der geistlichen Ritter, welche im schwersten Streite mit verkehrten Menfchenherzen obzusiegen wissen ftir die Wahrheit in Macht und Aehnlichkeit Gottes; die willig angenommene Strafe oder Lehre aber ist dem Hörenden ein Ohrscbmuct Hörer und Lehrer, der eine ist fast so weise, wie der anderm« 13. Wie die skühlendej Kälte des Schnees sder für die heiße Zeit vom Libanon herbeigeholt und in Gruben aufbewahrt worden] zur Zeit der Ernte sin einen Trunk gemischt, dem Arbeiter höchst willkommen ist und ihn erfrischt], sv ist ein getreuer Bote dem, der ihn gesandt hat swie der Weise, der seinem Gott und HErrn treulich dienet und seine Wahrheit verkündet so, wie er sie von ihm empfangen] und erquickt seines HErrn Seele [Kap. 10, 26; 13, 17; 22, 21]. « 14. Wer viel geredt [d. i. verspricht 1.Kön. Z, 17 Anm.] und halt nicht sviel Prahlens macht von seinen Gaben, aber doch nichts schenkt] der ist wie semporgehobene leichte Dunst-] Wolken nnd Wind [der sie umhertreibt] ohne [daß doch der er- sehnte und erwartete] Regen [und mit ihm Him- melösegen käme 2. Pein 2, 17; Jud. 12]. Hast du aber nichts empfangen, so kannst du auch nichts geben. Wer da sagt, er habe Gnade, Wahrheit Heil, Freiheit, Besserung der Zustände für die Welt, und Gott hat ihm das alles noch nicht gezeigt, egeben, übertragen, der rühmt sich erlogener Gabe in eiderlei Sinn des Worts: lügt, daß es ihm gegeben sei, und daß er es geben könne. Solcher Prahler ist die Welt voll von den falschen Frommen an bis zu den falschen Volks- und» Landesbefreierm — Es bringt nicht Alles Heil, was Wind macht, und nicht alle Wolken regnen —- oder es kommt auch Hagel des Fluchs statt versproche- neu Segnungeir. Laß dich Warnen durch die Prahler, die goldene Berge verheißen und nicht einmal bleierne schaffen; werde du weise daran und thue nicht gleich also! (Stier.) 15. Durch Geduld [oder selbstüberwindende Sanftmuth] wird [sogar] ein Erzürnter] Furst [der über etwas zu Gericht sitzt] versbhuet sdaß er sich noch einmal berichten und weisen läßt], nnd eine linde Zunge [wie sie aus einem geduldigem beharrlich ernsten Herzen entspringt] bricht die Härtigkeit [den Trotz und Zorn eines Menschen- herzens]. Geduld bricht Eisen. mant. Geduld frißt den Teufel. (Sprtichw.) Geduld ist stärker denn Dia- Gurts cavat Iapjdenu Ein Tropfen höhlet den Stein. (Horaz.) « 16. Findest du Honig, so iß sein genug saber nicht mehr], daß du nicht zu satt werdest, und speiest ihn [vor Ueberfüllung und Ueberdrußj its. a Des Honigs Süße verdrießet, so man’s zu viel ge- nießet; nun seht, daß Honig, wie süße er sei, da ist doch leicht eine Angel bei. Des Honigs Süße wäre gut, nur daß seine Angel wehe thut. (Freidank.) 520 Sprüche 25, l7-—28. 26, I. c17. [Ebenso] Entzeuch deinen Fuß szur rech- ten Zeit] vom Haufe deines [dir befreundetenj Nåchfteu [so lieb und angenehm du ihm auch sein magst]; er möchte [sonsi] dein überdrüssig und dir grau! werden [denn auch der liebste Freund wird« lästig, wenn er uns niemals allein läßt]. Wer was will gelten, der komme selten. -— Wer selten kommt, kommt wohl. Was selten, das angenehm. (Sprtichw.) Besuche selten, so wirst du die Lie e meh- renl (Persischer Spr.) Aber der weise Spruch meint es nicht blos vom wirklich in’s Haus gehenden Besuche, sondern unter diesem Bilde noch viel tiefer: Komme ihm nicht zu oft, suche sein Haus und sein Herz nicht zu häufig mit deiner Weisheit heim. Wer die rechten Augenblicke des Segens, wo der Andere empfänglich und er selbst von Oben her berufen, gesandt, gesalbt ist, stir einschlagende Worte zu treffen und abzuwarten weiß, wird wissen, daß solche Rede kostbar ist über alles fleißige Lehren oder unbesonnene Hinschtitten des edlen Honigs, der die Augen wacker machen soll. — Kann wohl dem jungen hitzigen Anfänger in Gottes Botenamt, der das Ende voraus-greifend gleich alles mit seinem Worte ausrichten will, noch jetzt besser und weiser ge- rathen werden, als hier Salomo thut? (Stier.) 18. Wer wider seinen Nächsten falsch Zeugnis redet [sei es im Gericht, sei es im täglichen Leben, indem er etwa auch nur die volle Wahrheit ver- schweigt- und der Lüge das Feld läßt] der ist [für den, welchen er so treulos behandelt] ein Spieß [genaner: ein schwerer Streithammer, der große Schmerzen bereitet] , Schwert [das tödtliche Wunden versetztL und scharfer Pfeil sder vollends tückisch aus der Ferne geflogen kommt; lauter Dinge, die man siehet, wo man sie vermuthet Pf. 52, 4; 57, Z; 64, 4; Kap. ·6, 19; 12,17; 19, Z; 21, 28]. II. Die Hoffnung des Veriichters sbesserx das Vertrauen, das man auf den Verächter der Gnade und Wahrheit Gottes setzt,] zur Zeit der Noth [da seine Treue und Hilfe sich gerade bewähren sollte] ist wie ein fauler [briichiger] Zahn und gleitender Fuß [die nur Schmerzen machen und den Dienst versagen, wenn man sie gebrauchen muß. Darum hüte dich vor denen, die ihrem Gott] die Treue brechen; sie werden dir desgleichen i UU . 20. Wer einem bösen [d. h. kranken, trau- rigen Kap. 11 , 19 Anm.] Herzen [fröhliche] Lie- der singet, das ist [ebenso unsinnig und ungeschickt] Wie lWeUU ETUEVJ ein zerrissen Kleid [oder auch gar keins anzieht] im [eisigen] Winter, und [wie wenn einer] Essig auf der Kreide srichtigen aus Soda oder kohlensaures Natron aufgießt, so daß es ver- derbt wird, während dieselbe Substanz mit Oel ge- mischt eine gute Seife giebt Sir. 22, 6 f.; Röm. 12, 15]. 2I. Hungert deinen Feind [der Haß gegen dich imHerzen trägt] , so speise ihn mit Brod; dürstet ihn, so tränke ihn mit Wasser [2. Kost. S, 21 ff.; Rom. 12, 20; Matth s, 44]. 22. Denn du wirst lmit solcher Liebesrache glühende] Kohlen« aus sein Haupt hausen sdie ihm so warm machen und so empsindliche Schmerzen bereiten, daß er seinen Haß gegen dich bereuen und seinen starren Sinn ändern muß und selbst zur Liebe gegen dich entzündet werden wird], nnd der HErr wird dir-s [in derselben Weise] vergelten [dir auch Gutes um Böses, das an dir zu strafen wäre, thun Jes. 59, 16 fs.]. Das beste Brod und der erquickendste Trank foll dem Widerwärtigem unangesehen zunächst, daß er uns hasset, von uns dargereicht werden: freilich nicht als Leckerbissen, die seinem ersten Hunger und Durst übel bekämen, aber auch nicht etwa gar als Gefängnißkost, wenn wir ihn in der Gewalt haben, sondern den Tisch sollen wir ihm freundlich beschämend decken, um seinen Haß zu entwaffnen. Wir wissen sogar nnd sollen inso- fern seinen Haß ansehen, daß er als hassender, feind- seliger Mensch grade der Arme, Darbende ist, welcher der Liebesnahrung bedürfte; dennoch, weil er das selber nicht weiß und nicht gelten läßt, darum nicht gleich etwas von uns annimmt, sollen wir klüglich abwarten, bis er bediirftig wird, wenn er aber hungert und dürstet, dann auch desto freudiger zufahren mit unserer beschämendem bessernden Wohlthat. — Abschiittelu läßt sich so brennend aufgelegte Liebe nun und nimmer, sie brennt fort, bis sie entweder in das Herz herab zuge- lassen wird oder sich zuletzt in das schärfste Gericht der» verschmähten Liebe wandelt. (Stier.) Wenn der den- kende Sinn, d. i. das Haupt des Feindes, Reue zu empfinden anfängt, so beginnt er auch vom Feuer der Liebe sich zu entzünden, und er, der früher wie eisig und wahntvitzig den Zorn gegen dich im Herzen zu hegen pflegte, fängt an, von der Seelenwärme aus dei- ner Wohlthat entzündet, mit ganzem Herzen zu lieben. (Augustin.) 23. Der Nordwind soder Nordwestwindj brin- get [in Palästina] Ungewitter sund versinstert also das Angesicht des Himmels], und die heimliche [heimlich verleumdende, tückische] Zunge [der Lieb- losigkeit] macht [auch ein] sauer lsinster blickendes] Angesicht [das leicht ein Ungewitter des Zornes über die tiickische Bosheit der Verleumdung losbre- chen läßt]. 24. Es ist besser im Winkel loder auf der Ecke] auf dem [platten, offenen] Dache [einsam, unbequem, dem Wind und Wetter ausgeseßt] sitzen [besser: wohnen], denn [in der bösen Gesellschaft] bei einem ziiiikischen Weibe [mit ihrem stetigen Triefen] in einem [noch so weiten und schönen] Haufe beisammen [so bleibt man nicht blos unge- quält, sondern auch unangesteckt von ihr. Wbrtlich gleichlautend« mit Kap. 21, s; vgl. Kap. 19, II; 21, 19; 27, 15; 17, 1]. V) »Wir finden nicht allein in verschiedenen Theilen der Sammlung, sondern auch innerhalb des Bereichs einzelner Theile Sprüche, die sich gleich- oder ähnlich lautend ganz oder theilweise wiederholen. Wenn man diejenigen Sprüche, welche innerhalb desselben Theils sich wiederholen, unter einander vergleicht, so kann man die Beobachtung machen, daß die äußere oder innere Aehnlichkeit der Umgebung den Sammler meist veran- laßt haben muß, den einen Spruch hierhin, den andern Warnung vor mancherlei Laster und menschlichen Schwächen. 521 dorthin zu stellen. Was aber die ganzen oder theil- weisen Wiederholungen in verschiedenen Theilen der Sammlung betrifft, so sind sie nur daraus zu erklären, daß die ursprünglichem ächten Sprüche Salomo’s im Laufe der Zeit im Munde des Volks und anderer Dichter eine Menge von Nebenschößlingen trieben, in denen der Gedanke des Ursprungs mehr oder weniger verändert, oft auch erweitert war, die aber die Samm- ler der Sprüche neben den unmittelbar falomonifchen unbedenklich als mittelbar salomonifche aufnahmen. Zu- mal in der vorliegenden hiskianischen Sammlung finden sich viele Wiederholungen von Sprüchen der ersten Sammlung salomonischer Sprüche (Kap. 10—22), und man wird zugeben müssen, daß auch in diesen beiden Sammlungen, die ,,Sprüche Salomo« überschrieben sind, sich manche nur mittelbar salomonische befinden« 25. Ein gut Gerucht keine fröhlicheBotschaft, z. B. über das Wohlergehen lieber Angehöriger, auf die man lange sehnlich geheim] aus fernen Landen ist [erfrischend und belebend] wie kalt Wasser einer durstigen [matt gewordenen] Seele [V. 13; Kap. 15, 30; 1. Mos. 45, 27]. Welche Botschaft könnte für hungrige und durstige, mühselige und beladene, durch die Sündenarbeit ermat- tete Seelen erquickender sein als die Botschaft von dem, der gekommen ist aus fernen Landen, aus der verlore- nen Heimath, zu suchen, was verloren ist? 26. Ein Gerechter soder Weiser, der bisher in Gottes Wegen gewandelt und Vielen den Weg gezeigt] der [statt fest in Gottes Wahrheit und Rechten zu stehen und sie vor der Welt zu bezeu- gen, durch Nachgiebigkeih Verleugnung oder Zu- stimmung zu den sündlichen Wegen] vor einem Gvttlosen sso daß derselbe es sieht oder hört] fällt [und nun selbst der Unterworfene, der Abgefallene ist, das] ist sein so betrübter, bedauernswerther Anblick] wie ein [zuerst klarer, dann] trüber [trüb gemachter, durch verderbliche Füße zertretener] Brunnen nnd [wie eine] verderbie sverunreinigtej Quelle [aus der ehemals Viele lebendiges Wasser schöpftem nun aber jeder zu trinken sich scheut] 27. Wer zu viel Honig isset, das ist [wie ich dich vorhin schon warnte V. 161 nicht gut; nnd wer schwere Dinge [die tiefen Geheimnisse der himmlischen Weisheit, die Tiefen der Herrlichkett Gottes, mit zu viel Eifer und Anstrengung] forscheh dem witd’s zn schwer [der kommt in Gefahr, Schaden an seiner Seele zu leiden und von der Größe der gesuchten Dinge erdrückt zu werden] Darum sei in der Erforschung dessen, was deine Ehre nnd Freude ist, mäßig und vorsichtig und bedenke deine Schwachheiti (Sir. ,22). 28. Ein Mann, der seinen Geist nicht sin Schrankenj halten [seinen Leidenschaften und Be- gierden nicht Zaum anlegen und Maß halten] kann, ist ljeders Gefahr der Sünde und des Irr: thums widerstandslos preisgegeben] wie eine offene Stadt ohne Mauern soder auch, deren Mauern Risse und Lücken hat, die also so gut wie ohne Mauern ist; der schwächste Feind kann sie bezwingen Kap. IS, 22]. Hat aber der Weise eineii höhern Geist empfangen, so wiederholt sich doch auch dafür die gleiche Regel, und unser Spruch deutet schon an, wie der ächte Mann des Geistes dem Geiste, der in ihm ist, mit befonnener Mäßigung Einhalt gebieten soll, nur dadurch ihn in seiner Kraft und Fesiigkeit bewahren kann (1. Cor. 14,3·2). Immer erst forschen, dann lehren —— und auch das nur schicklich und heilsam in Weisheit; immer wieder warten und reifen, dann wirken und Fru t bringen! Jedes voreilige maßlose und eigenwillige Ver lten bricht eine Lücke in die Mauer, durch welche der Feind ein- dringt! Wir sollen aber vielmehr als Könige Gottes herrsch»en, siegen, erobern, einbrechen überall, wo die Lüge und Sünde herrschh Sehen wir, wie die Sünder nichts weniger, als durch Selbstbeherrschun starke Hel- den sind, ——— nun so wollen wir in der arnung für uns dennoch zugleich den Trost ergreifen, daß wir stärker sind als sie und ihrer wohl Meister werden können. (Stier.) Das 26. Kapitel. Welche Beute keiner Ehre werth sind. Il· v. 1—23. wahre-w im vorige» am» di: Weisheit, wie sie bei Färsteu und Unterthanen vorhanden sein soll nnd erst die wahre Ghre verleiht, gezeichnet wird, so wird in diesem Abschnitt die Narrheit, welcher keinerlei Ehre gebührt, sondern vielmehr Jüchtis gung, Zeskhämnng nnd Fall, betrachtet. Zuerst wird die Narrheit an sieh hehandelt und ihre illnverbessers lichlieit geschildert All. 1—l2), sodann zwei Haupt-inse- rungen derselben, nämlich die Faulheit W. 13——16), die überniüthige kieblosiglieit(in·17—2ii), die sich bald als muthivillige Bank— und llerlisncht All. 17— 19), bald als hinterlislige verlenmduug und heuihlerisches Jlftrrreden tinndgiebt w. 20—28). Der ganze Jlbskhnitt zeichnet sikh aus durch tressende Sthärfe der Gedanken und diirkh kieiehthuni an fiberrasrhendea Bildern. 1. Wie der Schnee im Sommer, nnd [auch nur] Regen in der Ernte [oon Mitte Mai bis Mitte Juni, für Palästina etwas unerhörtes, Un- gereimtes und höchst Verderbliches ist I. Saat. 12, 17], also reimet sich idem Narren [»fo lange er ein solcher bleibt] Ehre nicht [sondern wird ihm selbst und dem allgemeinen Besten zum Verderben gereichen Kap. 19, 10; V. s] Ehre heißt hier Gut, Reichthum und alles, da man Ehre von hat (Luther’s Randgl.) Wenn auch nur, was leider oft genug der Fall ist, nach dem äußeren Sinn des Ausdrucks den Narren Ehre zusällt, so giebt’s da- mit störenden Re» en, schädlichen Schnee genug: es ist ein Uebel und Unheil unter der Sonne gleich als ein vom Herrscher ausgegangenes Versehen, wenn Narrheit in Würden stehet, wenn Knechte (der Gesinnung nach) stolz aus Rossen reiten, die Neichen und Fürsten Gottes aber geniedrigt sind (Pred. 10,5—7). —- Du sollst hier lernen diese sogenannte Ehre der Narren verachten, ihnen dennoch, ob sie auch dergleichen hätten, die Ehre vor Gott, die rechte Anerkennung weigern als Gottes Zeuge für die· Wahrheit. Folglich sollst du nicht unter- würfig schmeicheln, wo die Narrheit in Würden sitzt, 522 Sprüche 26, 2—-1Z. sondern deine Schuldigkeit thun im weisen, heilsamen Strafen, wozu du berufen bist als geistlicher Herrscher und Richter; du follst gerade dem Narren in’s Gesicht verkündigen und dich dabei vor seiner Ungeberdigkeit nicht scheuen, ihm eben, was ihm statt der Ehre ge- bührt, mit ebenso viel Weisheit nnd Geduld als beharr- lichem Eifer der Liebe und Wahrheit, ihn wo möglich noch zurecht zu bringen. (Stier.) 2. Wie ein Vogel [genauer: der Sper- ling] dahin fährt, und eine Schwalbe snach der ihr angeborenen Natur davon-] fleugt, also ein nnverdienter [von dem Narren auf den Gerechten geschIeUderterJ Fluch ttisft nicht [sondern verfliegt in die Luft. Drum siirchte dich nicht, du Weiser, vor den Verwünschnngen der Narren, sondern züchtige nur weiter ihre Narrheit 2. Sam. 16, 5 ff; l. Köw S, 8]. 3. Dem Roß [gebührt] eine Geißel, und dem Esel [der in Paläsiina gleichfalls als Reitthier diente Pf. 32, 91 ein Zaum; und dem Narren [der nach Wahrheit und Gerechtigkeit nicht fragt] eine Ruthe auf den Rücken sznnächst das strafende Wort des Verständigen Katx 10, 13; 19, 29; sodann für alle nicht Hörenden auch die empfind- liche Strafe durch Gottes- und Menschenhand Sir. so, 25 fs.; auch dem Narren, der in dem eigenen, natürlichen Herzen steckt]. 4. Antworte dem Narren nicht nach seiner Narrheit [nicht in derselben unbesonnenen, hitzigen Weise], daß du [der du doch ein Jünger der Weisheit sein willst, in deß Herzen aber doch auch noch Narrheit steckt] ihm nicht auch gleich werdest [1. Petri Z, 9]. 5. Antworte aber [dennoch] dem Narren nach seiner Narrheit [wenn du es dahin verstehen willst, daß du seine Narrheit gründlich, geradaus, unmiß- verständlich und mit weise geführter Ruthe züch- tigst], daß er sich nicht weise lasse dünken [wenn du ihm gar nicht antworten wolltest, und du also an feinem Wahn und Falle mitschuldig wärest; denn die eigene Narrheit erkennen ist schon ein Anfang der Weisheit] Solche Sprüchwörterpaare, die sich scheinbar wider- sprechen, aber eben nur die in der Mitte liegende Wahr- heit lehren wollen, giebt es auch in der deutschen Sprache eine ziemliche Anzahl, wie: Hoffen und Harren macht manchen zum Narren. Mit Harren und Hoffen hat’s mancher getroffen. —- Mitgefangem mitgehangen. Unter den Wölfen muß man m1theulen. — Einmal ist kein- mal. Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. — Wer nicht fragt, der lernt nichts. Ein Narr kann mehr fragen, als zehn Kluge antworten. —- Wer sich heut nicht bessert, wird morgen ärger. Was nicht ist, kann werden. — Der gerade Weg ist der beste. Ein ebner Weg in der Krümm’ ist nichts üm. d. Wer eine Sache durch einen thörikhten [d. h. gottlosen und darum zu allen Geschästen, bei denen man gewissenhast denken und handeln muß, nntauglicherq Boten ausrichteh der ist wie ein Lahmer an Füßen lwie einer, der sich selbst lahm gemacht hat an beiden Füßen nnd durch eigene Schuld verhindert ist, seinen Zweck zu er- reichen], Und nimmt ldurch seine eigene ThorheitJ Schaden sdenn er muß in Folge der Thorheit seines Boten, für den er verantwortlich ist, jede unge- rechte Behandlung hinnehmen und so gleichsam die Gewaltthay die ihm sein Bote einschenkh aus: trinken]. 7. Wie einem Kricppel das Tanzen, also stehet den Narren an von Weisheit [zu] reden. sEs ist jedermann widerlich und lächerlich zu: lei . , g Während nach dieser Uebersetzung der Vergleichung-s- punkt zumeist in dem Lächerlichen liegt, so soll er nach der wörtlichen Uebersetzung in dem Zweckwid- rigen und Unnützen gefunden werden. Sie lautet: Nehmet weg dem Lahmen (auch) die Schenkel (denn sie find ihm doch unnütz, wenn seine Füße schon elähmt sind); ebenso lnehmt hinweg) den Weis- geitsfpruclz (der) im Munde des Narren (ist; er ist ja gänzlich unnütz und unpassend für ihn und hinkt nur jämmerlich einher, da sein Kopf schon lahm und ' unfähig ist). 8. Wer einem [gottlosen] Narren Ehre« an- legt, das ist [ebenso unpassend, verkehrt und ver- schwendet], als wenn einer einen Edelstein auf den Rabenstein [den von Raben umschwärmten Stein- haufen, auf welchem Berurtheilte hingerichtet wor- den find] wutse [denn ein Gottloser ist wie ein schon Verurtheilter und Gerichteteu und das Denk- mal seiner Schande würde durch den Edelsiein nur noch größer und für jedermann leuchtender; dazu verlöre der Edelsiein durch solch thörichten Miß- brauch auch seinen Werth]. if) Freilich muß man jetzt auf Erden gar manchmal laus Pflicht, wie Nöm. 13, 7 lehrt) dem Narren seine äußerliche Ehre geben, nicht blos einem Theophilus auch einem Felix nnd Festus und wohl noch Schlim- meren; Salomo will auch gewiß nicht revolutionär zur Verweigerung aufforderm allein es bleibt dabei, wie er sagt, folches erscheint eben als verkehrt, mißbräuchlich, den Werth des an stch Guten verderbend, ja die Schande nur steigend, und für die Beilegung wahrer Ehre vor Gott gilt schon hienieden den Frommen die strenge Regel, daß sie nur die Gottesfürchtigen ehren, die Verworfenen aber verachten, vor jeder lügenhaften Anerkennung sich hüten sollen (Ps.15, 4; Z, Kön s, 14; Sir. 10, 23). Jm Hintergrunde des weisen Spruches liegt die tiefe Wahrheit, welche man oft popnlilr gefaßt hat in die Frage: Was hlilfe es doch den Gottlosen, wenn sie in den Himmel kämen? Die Ehre und Herr« lichkeit, wie die Seligkeit, muß durchaus dem Innern der Person und Gesinnung entsprechen, läßt sich nicht so geben, d. h. nur drauf oder dran thun: selbst die Krone der Verklärung, als äußerliche Gabe gedacht, müßte zu nichte geworden sich nur zum Denkmal der Schande fügen, wie das Edelsteinbljndlein auf dem Steinhaufen des Missethäters (Stier.) 9. Ein lWeisheitH Spruch foder überhaupt ein unverstandenes Gottes-Wort] in eines [ver- ständnißloseiy in seiner Eitelkeit trnnkenen] Narren Mund ist wie ein Dornzweig der in eines Trun- kenen [seiner Glieder nicht mehr Mächtigen] Hand Die Narrheit und ihre Unverbesserlichkeit 523 sblindlings hin- und herfährt und jeden, den es gerade trifft] fticht sder unverständige Narr, der doch in trunkenem Muthe einhersährt, verwandelt auch das wahrste und edelste Wort durch schnö- den, gedankenlosen Mißbrauch nur in verletzende Dornen]. Wenn ein« Trunkenbold einen Dornbusch in der Hand trägt und gaukelt, so kratzt er mehr damit, denn daß er dir Rosen zu riechen gebe; also thut ein Narr mit der Schrift, oder mit einem Rechtsspruch, oft mehr Schaden, denn Frommen. (Luther’s Randgl.). 10. Ein guter Meister macht eiu Ding recht [bildet alle»s·, wie es sein soll]; aber wer einen sieben] Hnmpler [d. i. Pfuschey der ihm gerade in den Weg kommt zur Ausrichtung eines Geschäftsj dinget, dem wird-s verderbt. Nach dem Grundtext richtiger: 10. Ein Schühh der alles swas nur in den Be- reich seiner Pfeile kommt] verwundet, und wer einen [alles verderbenden] Narren szur Ausrichtung »eines uten Werkes aussendet oder] dnget, nnd wer Sunder solche, die Gottes Bund, Recht und Gebot übertreten und darum überall nur schaden können, in seinen Dienst nimmt und] dinget, die sind einander gleich. Aber auch noch eine andere Uebersetzung ist nicht nur möglich, sondern auch wohl ursprünglich von Salomo nebenbei beabsichtigt, um ein Räthsel mit völlig zwie- fachem Sinn zu geben: Groß ist, der alles geschaffen hat, und er dinget Thoren und din et Uebertreter (auch ste müssen, wenn auch unbewußte und unfreiwillige Werk- zeuge seiner weisen Hand sein, die selbst die Sünde und das Unheil dienstbar macht zur Erreichung seines heili- gen Zweckes Kp. 16, 4. Drum gräme dich nicht über die alles, auch das Beste und Heiligste verstörenden Legionen von Narren in der Welt; wisse, auch so stehen sie im Dienste des HErrm der alles wohl ftthret, nur hüte dich, daß nicht auch du einen gottlosen Narren zur Ausrichtung eines guten Werkes gebrauchst; denn du hast nicht, wie der HErr, die Mittel und Wege, das Verderben zum Besten zu lenken). 11. Wie ein [unreiner] Hund sein Gespeietes wieder frißt— [obwohl er dessen Unverdaulichkeit und Schädlichkeit eben erst erfahren hat], aifo ist der Narr, der feine leben erst bereute, abgelegte und fortgesioßeneJ Narrheit [oder Sünde] wiedertreibt sEr ist unverbesserlich und macht sich ernstliche Um- kehr selbst unmöglich] « Freilich nicht jede Rtickkehr zur abgelegten Verirrung und Missethat macht schon unverbesserlich, wir haben wohl alle noch mit Beschämung zu bekennen, daß sie uns nicht immer so ekelhaft ist; zuletzt aber giebt es im Großen und Ganzen einen völli entscheidenden Rlickfalh ein Umkehren von der Beke rung, ein sich wieder in den Unflath Legen nach dem Bade, wovon Petrus redet: 2. Pein 2, 22; vergl. Matth. 12,45; Joh. 5, 14; Hebt. S, 4—8. Wie ist das möglich? Durch die Lüge des Hochmuths im Herzen, die es ver- ursacht, daß wir uns weise dünken gegen Gottes war- nende, helfende Weisheit und Wahrheit. V. 12. (Stier.) 12. Wenn» du einen Narren] siehest, der kin gänzlicher Verblendung über sich selbst und im Hochmuth feines versteckten Herzens] sieh weise dünket [Joh. 9, 41], da ist an einem keinfachenj Narren [der ihm noch sagen lässet und keinen An- spruch daraus macht, weise zu sein] mehr Hoffnung [auf eine griindliche Umkehr], denn an ihn! [Kap. 29, 20; 3, 7; er ist der Narr aller Narren) - Dies ist vornehmlich da der Fall, wo der Dünkel- hafte die ihm von Gott verliehene Weisheit als sein eigenes Werk betrachtet. Das Schrecklichste unter allen Lastern ist, auf Gnade stolz zu sein. (Fr. Strauß.) Hört man aus, alle Weisheit aus ihren Ursprung in Gott zurückzuführen, glaubt man sie selbstständig zu be- sitzen, so ist auch- von der wahren Weisheit der Ueber- gang zur Thorheit damit gegeben. (v. Gerlach.) 13. Der Fanle spricht szur Entschuldigung seiner Trägheit zu den unstnnigsten Vorwänden greifend]: Es Ist ein junger sbrüllenderj Löwe anf dem Wege lden ich gehen müßte zur Arbeit meines Berufs] , und em Löwe aus den Gassen. sFast wörtlich iibereinstimmend mit Kap. 22, IS; vgl. Kap. 15, 19; 28, 1.] Wann soll ich arbeiten? sagt der Faule, im Früh- jahr ist viel Wasser, im Herbst viel Schmutz, im Som- mer ist’s heiß und im Winter kalt. (Sprüchw.) — Die hier und im Folgenden gegebene» Schilderung der Faul- heit steht mit der vorhergehenden Schilderung der Th or- heit in einem innigen Zusammenhang. Denn die Trägheit des Fleisches, die jede Arbeit nnd Anstrengung zum Erwerb der ewigen Weisheit scheut, die sich fürch- tet, dem lieben Fleische wehe zu thun und- am Ende etwa von den Gefahren, die von der die Weisheit Gottes hassenden Masse, dem gewaltig großen Haufen, dem brüllenden Löwen, jedem der muthig auf das Ziel der ewigen Seligkeit losgehet, drohen, verschlungen zu werden, diese träge Fletschesruhe ist doch der innerste Grund der gottlosen Narrheit, und ste wird endlich ewiglich darben und verschmachten müssen. Das ist der Triumph salomonischer Weisheit nach dem Verständnis; der Männer Hiskia, daß sie in den Anfang so zu sagen der gemeinsten Moral: Sei nicht faul! uns bereits die tiefste, letzte Mahnung des Geistes an unsern faulen, schlasenden alten Adam erkennen lehrt. —- Draußen, außerhalb der trägen Ruhe, aus dem Wege, dessen Wan- deln verlangt wird, namentlich aus den Straßen, da die Menschen zusammenkommem wohnen und werben und verhandeln, ist wirklich der gewaltige große Haufe, die drohende Welt, das souveräne Volk, hinter ihm der brüllende Löwe, der die Weisheit nicht leiden will, die Gottseligen zu verschlingen trachtet. Ach, wie fürchten sich die bramarbasirenden Thoren bei allem Ruhm ihres Muthes doch eigentlich vor diesem Brülley find so faul darum für jeden Schritt auf dem rechten Wege, der die Welt wider sich hat. (Stier.) Es wird, um ohne Furcht und Umkehr durch alle Gefahren hindurchgehen zu kön- nen, ein großes Herz erfordert: und die urcht ist das- jenige, so den Faulen niederschlägt und a schreckt. Ein herzhafter Mensch geht mit desto größerem Eifer zu den Dingen, je mehr er Widerstand findet, da denn die Liebe den Muth macht; denn die wahre Liebe fürchtet sich vor keinen augenscheinlichen Gefahren; die furchtsame und faule Liebe aber fürchtet sich auch nur vor dem Schatten einiger jähen Oerter,- gleichwie einer, der des Nachts beim Mondschein wandelt, welcher alle ihm be- gegnenden Bäume für Ungeheuer, die kleinen Schatten aus der Erde aber fltr große Gruben ansieht. Ein Liebender geht ohne Furcht hindurch: er findet weder 524 Sprüche 26 , 14-—28. 27, 1-—3. klsgrliigdeBråos Schatten, die ihn aufhalten wollen. er e . i . · 14. Ein Fauler wendet sieh im Bette [seiner geistlichenund sittlichen Fleischesruhe von einer zur andern Seite mit seinen immer wiederkehrenden Einwürfen und Vorwändem ohne vom Fleck zu kommen und sich zum Aufstehen entschließen zu können Eph. 5, 14], wie die Thör in der Angel [zwar immer sich beweget, aber nur um sich zur früheren Stelle zurückzutipendem wenn der Mensch ein- oder aus e an en i . ,,Das ist dSsgLaFer des] alten Schlafes und Todes, des eitlen Wandels nach vtiterlicher Weise, wo die Leute liegen bleiben auf ihren Hesen, das Bette des halben, faulen, ungiltigen Chriftenthums, das nimmer weiter, nimmer auf den rechten Weg der innigen Erkenntnis; ges: Wahrheit kommt, nimmer nach der Weisheit wan- en ern .« 15. Der Faule verbirgt seine Hand fmit gie- riger Lust tief] in dem Topf [oder Napf Kap.19, 24 Anm.; essen und überhaupt sieischlichen Genuß haben möchte er imrnerfortJ aber nur keine An- strengung und Mühe darf es kosien], und fes] wird ihm lschon] sauer, daß er sie zum Munde bringe [weit lieber wär’s ihm, die gebratenen Tauben flögen ihm zum Maule hinein. Dieser thörichte Selbstwiderspruch wird ihn auch dahin führen, daß er einst die Hand nicht mehr zum Munde zu führen braucht, sondern schrecklich darben wird Kap. 19, 24]. In geistlicher Deutung ist der grobe Ausdruck leider buchstiiblich wahr. Und wenn ihm die Schüssel aufge- tragen dasteht in Gottes Wort, in der Predigt und Lehre nahe genug, einladend Und darbietend überall, — ja wenn er sogar einmal mit halbem Entschlusse die Hand schon dran und drin hätte: nun meint er auch, damit fchon ein Uebriges gethan zu haben und kommt nicht weiter. Das Essen, die eigentliche Arbeit der An- eignunF scheuet die aulheit. (Stier.) V) hristoph, sie us, der Morgen gru’tl Je, lat en guten. Christoph steh us, de Vögel singen! Je, lat se singen, se ha’n kleene Klippe, se können balde Ut- schloapen Christoph, steh us, de Snpp is fertig. —- Oha, wo is mien groter Läpel? (Plattdeutfches Spott- lied -) 16. Ein Fauler dünkt sieh ftrotz seiner offen- baren Narrheit oder vielmehr eben wegen seiner Ungeneigtheit, Lehre anzunehmen] weiser, denn sie- ben [d. h. Viele zusammen], die da sauch ihm] Sitten [rechte Vernunft und Weisheit und damit wahren Genuß] lehren skönnen und seine tiefen Herzensschäden auch mit Gottes Wort strafen]. Das sind die, so andrer Leute Thun lehren und richten, und sie selbst doch nichts besfers thun können noch wollen, ein verdrießlich Volk. (Luther’s Randgbs Diese Faulheit ist die Mutter von allen den Lehren, die dem alten Adam das Wort reden und in dem Geschäft der Heiligung ein »Kann — nicht« vorfchiitzem wo doch ein ,,Will — nicht« darhinter ftecket. (Berleb. Bin) 17. Wer lQn Streitenden] vor [-über-] gehet, Und sich [mit fieischlichem Eifer und Zorn] menget in fremden Hader [der ihn nichts angehet, den zu schlichten er weder Beruf noch Weisheit hat], der ist [fo thorichq wie einer, der den Hund bei den Ohren zwacket sderselbe wird sich von ihm nicht festhalten lassen, sondern Vielmehr herumsahren und ihn selbst mit scharsem Gebiß packen]. Wer sich zwischen Thür und Angel steckt, der wird geklemmt. Der Schiedsmann wird das Beste davon be- kommen. (Sprtichw.) 18. Wie einer heimlich [richtiger: im Wahn- sinn, ohne sich zu bedenken, wen er treffe oder was er aUrichteJ mit Geschoß und Pfeilen schießt und tödtet; 19. Also thut ein falscher Mensch mit seinem Ncichsten [er fügt ihm tückisch, lieblos, muthwillig und ohne daß sich’s derselbe versieht, Schaden zu], und spricht darnach sin frecher Geringschätzung der Sünde und des aus ihr entqnillenden Schadens für den Nächsien]: Ich habe [es nicht böse gemeint, sondern nur] gescherzt Scherze niemals mit der Sünde, mit dem, was dem Nächsten an Leib oder gar Seele Schaden thut! Sei nicht iiberinüthig in deiner Lieblosigkeitz jedes »un- besonnene Thun oder Reden kann leicht mehr schaden, als du meinteft! 20. Wenn nimmer Holz da ist, so verlöscht das Feuer; und wenn der Verleumder weg ist, so höret der Hader [der nach seiner Natur einem entbrannten und fortbrennenden Feuer gleicht] auf. Leider verlöscht dies Feuer nicht, und geht dies Holz 121i)cht131;s bis an den jüngsten Tag (Kap.15,18; 29,22; 21. Wie die lschvn einmal angebrannten, leicht wieder saugenden] Kohlen eine Glut, nnd Holz ein Feuer, also richtet ein zcinkischer Mann silber- all leicht] Hader an [er ist ein Zunder für alles Sie. 8, 4; 28, 10 ff.]. 22. Die Worte des Verleumdets sind wie Schlage, und sie gehen durch-s Herz. fWortlich gleichlautend mit Kap. 18, 8».] 23. Giftiger [genauer: Brünstiger, von feurigen Freundschaftsversicherungen übersiießender] Mund und sdabei ein] böses [treuloses] Herz ist wie ein [werthlofer] Scherben mit Silbersehaum [genauer: mit unreinem Schlackensilber] über- zogen. fEs mag die Augen für den Augenblick täuschen, hälts aber die Probe nicht aus] 24. Der Feind wird erkannt bei seiner Rede [besser: versiellet sich mit feinen Lippen und läßt sie holdselig reden], wiewohl er im Her- zen falsch ist [und neue Tücke und Bosheit schmiedet] 25. Wenn er seine Stimme holdselig macht, so glaube ihm [crst recht] nicht; denn es find sie- ben [d. h. mannigfaltige Kap. 6, 16——19] Greuel fvor dem HErmJ in seinem Herzen. 26. [Jn Summa:] Wer denHaß heimlich hält, Schaden zu thun [richtiger: Wer den Haß und die Falschheit in seinem Herzen auch noch so Von der Faulheit und der übermüthigen Lieblosigkeit 525 listig und täuschend bedeckt], deß Bosheit wird [dennoch entweder schon hier in seinem Leben] vor der Gemeinde [-Versammlung, wenn sie Gericht hält, oder endlich gewißlich in dem letzten Gericht, wo das Verborgene aller Herzen an’s Licht kommt] offenbar werden [und ihre gebührende Vergeltung empsangen]. 27. -[Denn] Wer eine Grube lfiir Andre] gräbt, der wird [selbst] drein fallen [Pred. 10, 8; Sie. 27, 28 f.; Pf. 9, 1613 und wer [in Bos- heit] einen Stein lviilzet sum einen Andern zu vernichten], auf den wird et leben derselbige Stein] kommen sum ihn selbst zu vernichten Pf. 7, 17; Matth. 21, 44. Dies das ewig bleibende Gesetz der Vergeltung, das, wenn nicht schon hier, doch dereinst mit ungeahnter Genauigkeit sich erfüllt]. 28. Eine falsche Zunge hasfet, der ihn strafet [besser: die von ihr unterdrückt worden sind, trotzdem noch fort und fort, so lange sie nur noch da sind, sowohl weil sie stets-Zeugen seiner Ungerechtigkeit sind, als weil jede Lieblosigkeit mit einem innerlichen Bann fortwirkt]; nnd ein Heu- chelmanl [das die Bosheit des Herzens mit listigen, schönen Worten zu verdecken weiß] richtet [lauter] Verderben [sowohl gegen den Einzelnen als auch gegen ganze GenieinschafteUJ an sweit mehr als deelofsen Voshaftes Das 2'7. Kapitel. Von uergetilicher Einbildung und liermessenheit als dem ersten Hindernis; zur Weisheit, und dieser nielfältigem Nutzen. III· V. 1—27. Ein einheitliciier Grundgedanke, der diesen ganzen All-schnitt lieherrsrhte, ist nicht wohl auf- zusindem Zesrheideuheit und Hiäßignng im Denken und Handlen sind die ihaupltiigendem zu denen die meisten Sprüche eruiahnen, als Zeichen wahrer Weisheit, Selbst— älierheliung nnd otiaßlosigleeit als Jlenßerungeu der sleisthlichen Narrheit die Eigenschaften, vor denen sie Warnen. Knch die dringende Empfehlung zu treuer Frenndeglielin welihe höher zn achten sei als die Bande der Zlntguerwandtschaftz gehört zu den Dingen, welche allen eitlen Gelüsten nnd sellislisclfen Interessen gegen— über gestellt werden. — Eigeuthäuilich ist dem Lan, daß die Sprüche ineisi paarweise znsanimengehdren Man liaun 5 Jlbskliuitte unterscheiden: v. 1——6 warnen vor Eigeulolk Eifersuitxt und ijeueheteh V. 7—-14 preisen die Geniigsamleeih die Freuudesliebe und überhaupt die wahre Klugheit; Do. 15u.16 enthalten zwei Jlnssprüche iiber dar zannsiictjtige weilt; v. 17—22 strafen man- cherlei Jtenßernngen der Tharheit, wie Ueliercnuth nnd Selbstsucht, Jlngenlnsh Eigenloly endlich v. 23——27 ermahnen zu kluger Sparsamkeit im Haut-halten. 1. Riihme dich nicht [mit stolzer Gewißheit] des morgenden Tages swas alles du an demselben Vornehmen und ausrichten werdestjz denn dti wei- ßesi nicht [einmal], was [noch] heute [durch Gottes Schickung plötzlich und gar anders, als du vorher- sehen konntest] sich begeben mag [geschweige, daß du auf Morgen und die fernere Zukunft mit Sicherheit rechnen könntest Luk. 12, 16——20; Jak. 4, 13——l6; drum sei demüthig und besonnen] Z. lRühme dich auch nicht wegen etwas, das du schon gethan hast] Laß dich [durch] einen andern loben, iind nicht sdurchj deinen [eigenen] Mund, Durch] einen Fremden seinen Unparteiischen] und nicht [durch] deine eigenen Lippen [die sind nicht unparteiisch, sondern unzuverliissig und betrtiglich; auch nicht durch deine Verwandten, etwa deine Eltern und Freunde; eben so wenig durch dein eigen Herz, denn wenn das Selbstloly das auf die Lippen gebracht ist, stinkt, so muß es 1a den iiblen Geruch auch drinnen schon an sich haben. Vor allem sinne darauf, daß der HErr dich lobe I. Cur. l, 31; Jer. 9, 23 f.; 1. Cor. 4, Z; 2. C. Z, 1 is; 10, 12. 17 f.]. Wer sich lobt alleine, deß Ehre ist gar kleine. - Eichenlaub stinkt. (Eichenlaub verbltimend fitr Eigen- lob.) —- Eigenlob ist zu grob. —- Eigenlob stinkt, Freun- des Lob hinkt, fremdes Lob klingt. — Eigenruhm ist Lästerns werth. (Spriichw.) — Denn die wahre· Tugend ist wie die züchtige Jungfrau, sie läßt sich nicht ohne Erröthen sehen; und gleichwie ein schimmernder Stern vor der aufgehenden Sonne sich verbirgt, und wie der Chrysopras im Dunkeln leuchtet, also verbirgt sich die sössentlich gelobte Tugend mit Erröthem Drum, wer sich selbst lobt, der tadelt sich, weil das Lob Desselbeii Schande erzeugt, indem er eben klar zei t, er sei ohne denichöiien Glanz der Tu end und Scham aftigkeit. Darum sagen die Juden in oh. 8,13 mit Naht: du zeugest von dir selbst, dein Zeugniß ist nicht wahr. Drum höret man nach allgemeinem Weltgesetz niemand über sich selbi an, weil die Zungenwage durch das Gewicht der Selbtliebe tief herabgedrückt wird. Drum ist Eigenlob Eigen- schmach, weil die Zunge als Zeuge ftir sich selbst· nicht angenommen wird, oder lügt. Matth. 23, 12. (Eyrillus.) 3. Stein ist schwer, und Sand ist Last; aber des [dünkelhaften, stets nach Anerkennung und Lob gierigen] Narren Zorn [üble Laune, Unmuth und Verdrießlichkeit, wenn man ihn nicht loben will, sondern etwa gar tadelt] ist schwerer, denn sie beide [in die größte, unerträglichste Lebenslast, die zunächst aus ihm selbst liegt, die er aber auch An- dere unschuldigerweise mitfühlen läßt] Nichts wohl kann das Leben so schwer machen, als die üble Laune eines stets sich beleidigt und gekränkt fithlenden Menschen. ,,Ja wohl, ein rechter Narr, der solche Bürde sich anssackt aus dem, ohnehin oftsteilen Lebens- wege. Drtickt schon ein Stein eiufachen Aer ers der ganze Sandsack voll Steinlein beständi er Ver rieälichkeit ist noch schweren« — Man hat a erdings Stixmmungertz aber wehe Dem, welchen die Stimmungen haben. Der Traurigkeit kann sich kein Mensch erwehren; in ihr liegt auch noch ein gewisser Zauber, eine Poesie; die Ver- drießlichkeit ist alles Zau ers baar, sie ist die eigentliche Prosa des Lebens, die Schwester der Langenweile und der Trägheit, dieser langsam tödtenden Giftmischerim Die Que e dieses Lasters ist zunächst (abgesehen von dem Hochmuth) die Gewohnheit, diese Amme des Menschen und seiner Laster. Wären wir von Kind aus gewöhnt, nie zu rasten, sondern jede Stunde, die nach ernsten Thätigkeiten übrig bleibt, auf heitere zu verwenden, bis 526 Sprüche ·27, 4—20. uns »der sanfte, dringende Schlaf zu gesunden Träumen nothigt —- wir würden nie unausgelegt sein. Wären wir von Kind auf gewohnt, die ho den Morgenstnnden nicht zu verschlafen, »wir würden jene mürrische Judo- lenz nicht kennen, die» meistens die Folge der uuan e- nehmen Empfindung ist, mit der wir beim Erwaclilen darüber erschrecken, daß es schon so spät ist. Wären wir von Kindheit an gewöhnt, unsere Umgebung zu einer freundlichen Ordnung zu gestalten, io würde auch unser Jnneres diese Ordnung durch eine harmonische Stimmung der Seele abspiegelm Jn einem aufgeräum- ten Zimmer ist auch die Seele ausgeräumt Die Hau t- sache aber in der Kunst, sich vor tibler Laune zu e- wahren, liegt in der Erkenntniß und richtigen Behand- lung der Momente; der Mensch ist nicht immer zu allem aufgelegt, aber er ist immer zu etwas aufgelegt. Reli- gion, wahre Erkenntnis; der Liebe, wird am gewissesten vor übler Laune bewahren. Ein für alles Gute dank- bar offenes Gemüth wird auch das Schlimme leichter tragen. (v. Feuchterslebensj 4. Zorn [wenn er entbrennet] ist ein wüthig Ding [ein hartes, liebloses WesenL und Grimm swenn er ausbricht] ist nngestum [wie wilde Wasser überströmen und alles zerreißenj; und [besser: aber] wer kann vor dem Neid [der nicht gewalt- sam hervorbricht und schnell vorübergeht, sondern heimlich eiternd im Innern fortfrißtj bestehen? sEr ist das Heftigste und Nachhaltigste unter den Dreien; in ihm liegt Satans Kraft, durch ihn fiel das erste Opfer des Todes.] a O Neid, du Wurzel des Todes, du vielfältige Krankheit, du schärfster Nagel des Herzens! Welcher noch so geschärfte Nagel sticht so sehr, wie der Neid ein von ihm besessenes Herz verwundet? (Chrysostomus). . 5. Oeffentliche [d. h. offene, ihre Meinung ehrlich heraussagende] Strafe [selbst wenn sie aus Feindes Mund käme] ist besser, denn heimliche Liebe [die sich gar nicht äußert und ganz beson- ders die Gefahr, durch offenen Tadel den Freund zu verletzen, flieht, darum eben keine ächte Liebe ist Ephes 4, 15. Denn verhehlter Tadel ist verhehlte Liebe] d. Die [verwundenden] Schläge des Liebhabers [die also aus der Liebe kommen und dich belehren und bessern sollen Pf. 141, 51 meinen-s recht gut [treu und aufrichrigk aber das [heuchlerische und schmeichlerischd Knssen des [heimlichen] Hassers ist [wie]» ein [wortreiches, inhaltsleeres, werthloses] Gelvasche [wörtlich: ist werthlos und ebenso leicht und häufig zu haben, als treue Schläge von Freundeshand eine köstliche Seltenheit sind] Gott schlägt scharf; die Welt küßt und streichelt; hüte dich, diesen Anschein mißzuverstehem uiid lerne, wo dennoch die Liebe sei, wer der treneste Liebhaber und reund. (Stier.) — Nicht Jeder, der schont, ist ein reund, nicht Jeder, der schägt, ein Feind. Besser ist’s, mit Strenge lieben, als mit Milde täuschem Sowohl Der, welcher den Wahnsinnigen bindet, als Der, welcher den Trä en aufjagt, ist Beiden lästig lind liebt doch Beide. er kann uns mehr lieben als Gott? Und doch hört er nicht auf, uns nicht nur freundlich zu be- lehren, sondern auch heilsam zu schrecken, indem er mit dem lindernden Verband, mit welchem er uns tröstet, oft auch eine höchst schmerzhafte Arzenei der Trübsal verbindet. (Angustin.) 7. Eine volle [satte, selbstgerechte oder mit den Träbern dieser Welt angefüllte] Seele zertritt [wie das Vieh die beste Weide, wenn es gesättigt ist Hes 34, 18] wohl [sogar] Honigseim swie den des heiligen, süßen Wortes Gottes 4. Mos. 21, 5 oder der treuen menschlichen Liebe]; aber einer hungri en sgeistlich armen, nach Trost verlangenden] Seele A[Matth. b, 2] ist ssogarj alles Bittre [auch der herbste, ihr zur Umkehr helfende Tadel und die bittere Zucht der demüthigenden Leiden] süße [und begehrenswerth Sir. 4, 2]. iir den Ekel, der aus der Sattheit folget, ist kaum ein esser Mittel, als die Entziehung der Speise. Denn ,,Hunger ist der beste Koch.« (Sprtichw.) « 8. Wie ein Vogel [elend, angstvoll und ruhe- los] ist, der aus seinem Nest welcher, also ist sder MeitfchL der von seiner [ihm zum Ekel und Ueberdruß gewordenen] Stätte [seiner Heimath, da er Genüge und Ruhe haben konnte, besonders von seiner Heimath am Herzen Gottes] weicht. 9. Das Herz sreuet sich der Salbe und sum] Ränchwerkz aber ein Freund ist lieblich um ssetnes guten] Raths willen sder aus] der Seele saus einer treuen Seele quillt Pf. 141, 5]. Die Salbe verschönt die Gestalt (Ps. 104, 15) und das Räuchwerk vertreibt schädliche Dünste, während es die Wohnung voll süßen Duftes macht, wie der Rath des Freundes die Seele veredelt, böse Sitten beseiti t und unsre ganze Umgebung anmuthig macht. Sal e und Räuchwerk stärken die Lebensgeister, des Freundes Rath giebt Muth und Freudigkeit um Thun und Han- deln. —- Nach der Art salomonisiier Sprüche, welche oftmals absichtlich so lgefaßt zu werden pflegen» daß sie wie Edelsteine nach a en Seiten ein anderes Licht aus- strahlen, kann das 2. Versglied auch so gefaßt werden: Der Freund, den man hat, ist süßer als der Rath der eigenen Seele. (Liebliche, an enehme Rede eines guten Freundes thut wohler, als ich selbst helfen wollende und lediglich auf ihre eigenen Mittel vertrauende Klugheitx 10. Deinen Freund nnd deines Vaters Freund [der auch schon deines Vaters Freund war und also von altbewährter Treue und Güte ist] Verlaß nicht [er stehet dir durch Seelenverwandtschaft näher als deine Blutsverwandteiqz und gehe nicht szunächst nach Hilfe] in’s Hans deines [leiblichen] Bruders, wenn dirs iibel gehet; denn ein Nachbar ist besser in der Nähe [ein naher, durch wahre Freundschaft dir eng oerbundener Nachbar ist besser] weder [= als 2. Chrom 29, 34 Anm.] ein [leiblicher] Bruder [oder Blutsverwandted in der Ferne [der durch seine lieblose Gesinnung dei- nem Herzen ferne sieht] Der Väter Gott und Heiland soll nicht verlassen werden, daß man sich neue Götter wähle, die nur Krieg in die Thore bringen (Richt. 5, 8.) — so wenig als man, wie der Wandsbecker Bote schrieb, die alte Sonne, welche so lange geleuchtet, absetzt um einer neu er- fundenen willen. Ja, gewiß, diesen Freund für die Von der Bescheidenheit und Mäßiguiig im Denken und Handeln. 527 Armen und Elenden in der Noth empfiehlt uns der Spruch im Hintergrunde, stellt ihn entgegen jenen Brüdern, die nach Pf. 49, 8 niemand erlösen können. Kommt erst der Tag des Unfalls, die böse Zeit, die an die Seele gehende Noth, Gericht und Gewissensangs’t, dann heißt es: Gehe nicht in das Haus deines Bru- ders, der weiter nichts ist als dies. (Stier.) 11. Sei weise, mein Sohn kden ich durch die ewige Weisheit geistlich gezeuget habe], so freuet sich mein Herz [iiber die Gnade, die mir Gott in dir erwiesen hat], so will ich lauf dich als den Zögling meiner Weisheit und als ein Zeugniß für mich hinweisends antworten dem, der mich [als tauge weder ich, noch meine Lehre etwas Pf. 119, 42] schmühet lalso wirst du durch deinen Gehorsam meine Freude und Ehre fein Matth 11, 19]. 12. Ein Witziger [den die ewige Weisheit klug gemacht hat, so daß er wohl zwischen Gut und Bös, » Recht und Unrecht unterscheiden kann] siehet das Unglück [sowohl im Einzelnen, als auch im Großen und Ganzen, nämlich das Gericht Gottes über alles gottlofe Wesen vorans], und verbirgt sich [bei Zeiten hinter Gottes Schild und Schirm, da ihn kein Unfall treffen kann, wie groß er sei]; aber die Albernen [die weder an die Schwere der Sünde, noch auch an die Strafe des hl. Gottes glauben, sondern siets sicher sind] gehen sübermüthig und blind] durch, und leiden Schaden [ja stürzen endlich mit derselben Blindheit in das ewige Verderben. -—- Fast wörtlich gleichlautend mit Kap. 22, 3]. ils. Nimm dem [auch das Letzte, Nothwen- digste, nämlich] sein Kleid, der [in leichtfertigem, unbernfenem Vorwitz] für einen andern [dessen Treue er noch nie erprobt hat] Bürge wird, und pfcinde ihn um der Fremden [der EhebrecheriUJ willen szu deren Abfindung er für einen Freund gut gesagt hat. Trifft einen folchen thörichten Burgen, der durch seine Biirgschaft weder eine Pflicht ersiillt, noch eine Wohlthat erwiesen hat, Verarniung, so trifft ihn Gottes gerechte Ztralfgd —- Fast wbrtltch übereinstimmend mit Kap. «Jn wohlverdienter eigner Nacktheit wird einst er- scheinen, wer sich von der Afterweisheit (der großen Ehebrecheritd verführen ließ, Fremdes auf sich zu neh- men und des eigenen Heils zu vergessen. (Stier.) 14. Wer seinen Nächsten mit lauter mahle- rischer und fchmeichlerischer] Stimme segnet [lobt oder ihm Glück wünscht oder überhaupt mit vielen leeren Freundschaftsvcrsicherungen ihn überhäuft], nnd [dazu] früh aUfstehct [und das noch recht zur Unzeit oder mit herbeigezogener Gelegenheit thut], das wird ihm fdem henchlerischen Lobredner] für. einen Fluch fsiatt Segen und aufrichtigen Liebes- beweis] gerechnet lnicht blos die Leute erkennen seine Worte als falsch und heuchlerisch, sondern auch Gott rechnet es ihm als eine schwere Schädigung der Seele szdes Nächsten an]. Wer sehr schilt, der lobt, und wer sehr lobt, der iltx denn man glaubt ihm nicht, weil er’s zu groß macht. (Luther’s Randgl.) — Zu sehr gelobt ist halb gescholtetn — Lob ohne Maß hat kein’ Ehre. —- Wer ein Ding zu viel lobt, dem traue nicht. (Spriichw.) 15. Ein zänkisches Weib nnd stetiges Triefen [ein unaufhörliches Durchtröpfeln durch das beschä- digte Dach ins Innere des Hauses, so daß ein Tropfen den andern treibet], wenns [draußen] sehr regnet falso daß man sich nirgend vor dem Naßwerden bergen kann und das ganze Haus ver- derbt und verwirrt wird], werden wohl mit ein- ander verglichen [Kap. 19, 13]. 16. Wer sie [die stetigeTraufe des zänkischen Weibes] aufhält [zähmen will], der [will in der That etwas Großes, ja ilnmögliches leisten; er] hält den Wind [auf]- Und will das Oel mit der Hand fassen [welches ihr doch immer wieder ent- gleitet] 17. Ein Messer weszt das andere, und ein fheftig erzürnter] Mann den andern fdaß er auch ein hartes, scharfes, trotziges und böses Angesicht macht; denn »ein Laster wetzt immer das andre, und ei·ne Untugend schärft die andre«]. zObwohl der Spruch zunächst wohl vom sich an einander Erhitzen im Zorne gemeint ist, so können seine Worte auch zugleich in allgemeinereni Sinne verstanden werden, und zwar sowohl im guten als im bösen: Ein Charakter bildet sich am anderen; der Umgang mit Meuschen, nicht die »Schule, bildet Männer. 18. Wer seinen Feigenbaum svor Verliist und Schaden] beivahret [d»azu auch dünget und pflegen, der isset [auch] Fruchte davon; und wer seinen Herrn [dem er auf Erden dienet] bewahret sgehörig ehret und treulich bedienet], wird [gleich- falls die Frucht feiner Werke essen; denn er wird von seinem Herrn, den er ehret, wieder] geehret [Jm vollsten Sinn gilt dies vom treuen Dienst des himmlischen HErrns 19. Wie der Scheme sdas Schatiem oder Spiegelbild] im Wassrr ist gegen das [hineinsehende] Angesicht, also ist eines Menschen Herz [der Spie- gel] gegen den andern soder für das andere]. Blicke nur recht tief in dein eigenes Herz, so lernst du das der Andern auch verstehen, blicke recht tief in das Herz des Nächsten und erkenne dich in ihm selber; nur wenn du dein eigenes genau kennest, wirst du auch andere Geister prüfen können. —- Willst du dich selber verstehn, so sieh’, wie die Andern es treiben; willst dn die Andern verstehn, blick in dein eigenes Herz. (Göthe.) —— Jn jedem Herzen zeigt sich am Ende, recht hinein- gesehen, das immer gleiche Menschenherz. Bei aller noch so großen Verschiedenheit der Gesichter und Herzen — bei aller durch Verstellutig vermehrten Unersorschlichkeit doch in der Hauptsache klar wiederscheinend wie im Wasser.- (Stier.) Würde das Herz eines unbekehrten Menschen auseinandergeschnittew wir würden in ihm die allgemeinen Anlagen und Hauptseiten eines jeden gottlosen Sünders sehen; wie der Anatom durch die Section eines menschlichen Leibes sieht, welches die all- gemeine Anlage und die Haupttheile eines jeden mensch- lichen Körpers sind. (Smith.) 20. Hölle und Verderbnis? [der Abgrund des 528 Sprüche «27, 21—27. 28, 1—8. Todes und VerderbeUsJ werden nimmer voll sob- wohl sie alles, was lebt, verschlingen], und der Menfchen Augen [d»ie »Fenster der Gier ihres Her: Zeus] sind aUch unsatttg [Kap. 15, II; Str. 42, 18; Pred. I, 18; 1. Joh. 2, 16]. Das ist kein bloßer Vergleich, sondern die Augenlust im Menschenherzen mit ihrer Unersättlichkeit ist selbst etwas Dämonisches, aus der Unterwelt Stammendes; denn die Augenlusy d. h. die Hingebung des Herzens an die bloße äußere Gestalt und Form der geschafsenen Dinge und die Begierde, die Realitäten in bloße äußere Formen zum eigenen Genuß aufzulösen und ganz zu leugnen, daß ihnen ein göttlicher Inhalt einwohne, um- spannet das gesammie Gebiet der Kreaturen, ja sie geht endlich auch gegen Gott und löst für sich seine ewige Kraft und Gottheit, sein ewiges Wort und seine heil. Ordnungen in bloße Abstracttonem in vorübergehende, leere Formen ohne Werth und Inhalt aus, in Begriffe, die fi verändern lassen. Die Fleischeslust hat ein Ziel, aber die Augenlust ist ohne Ende, unersättlichp Nur das ewige Gut kann sie heilen, nnr das Wasser des Lebens kann diesen brennenden Durst der Hölle löschen, daß das Herz nimmermehr dürstet und aufhört zu fragen. 21. Ein Mann wird [in seinem inneren Ge- halte] durch den Mund des Lobes bewcihret [ge- prüft und gemessen; nämlich ob er das Lob, das ihm gespendet wird, gern als lautere Wahrheit und wohlverdient hinnimmt und sich durch die Schmeichelei täuschen lässet, oder ob er sich den Lobredner und das, was an ihm gerühmt wird, genau ansieht und den Schein von der Wahrheit zu scheiden weißL wie das Silber im Tiegel, und das Gold im Ofen svon den gleißenden Schlacken geschieden wird]. Wer sich gerne loben höret, wird billig betrogen, denn er beweiset damit, daß er ein loser Mann sei, der seine Ehre über alles recht lieber. (Luther’s Randgl.) 22. Wenn du den Narren [wie] im Mörser zerstiesiest mit dem Statut-set, wie Grütze -[wörtlich: mitten unter den Waizenkörnern —; wenn du auch die gröbsten Gewaltmittel brauchtest, um den Narren gottesfürchtig und weise zu machen]; so ließe doch seine Narrheit nicht von ihm sdenn sie ist zu innig verwachsen mit seinem ganzen in- neren Wesen. Gott allein kann die Thorheit des Herzens ausrotten und das Jnuete gründlich um- wandeln]. s Natur-am expellas fort-a, tamen usque reizen-rot. (Horaz. D. h. Jag’ die Natur mit der Gabel hinaus, doch kehret sie wieder.) 23. Aus deine Schafe [im wirklichen und im bildlichen Sinne] habe Acht [und fördcre mit allem Eifer und mit Weisheit und Treue ihr Gedeihen], nnd nimm dich deiner Heerde sals der sichersten Grundlage eines zufriedenen und sorgenfreien äu- ßern Lebens] an [Apostg. TO, 28]. 24. Denn [ausgespartes Geld und] Gut wäh- ret nicht ewiglich list dem Wechsel und Zufall sehr unterworfen], und [sogar] die Krone sdie sürstliche Würde, die deiner Familie etwa zustünde] wlihret nicht für und für ssondern gehet leicht auf eine andere Familie über]. 25. sWer aber sein Land eifrig bauet und seiner Heerden treulich wartet, dem belohnet die stets sich erneuernde Schöpfung Gottes reichlich die ihr zugewendete Arbeit] Das Heu ist aufgegangen [besser: Das alte Gras versehwindetjegliches FrühjahrL und [bald] ist [auch wieder] da das [junge, grüne] Gras, und fes] wird Kraut [besser: werden saftige, reichlich nährende Kräuter] auf den Bergen gesammelt [Ps. es, 10—14]. 26. Die Lämmer kleiden dich, und die Böcke geben dir das Ackergeld [und Bocke wachsen dir auf, so feist und so werthvoll, daß du für je Einen ein Stück Ackerland eintauschen kannst]. 27. Du hast sdaxm auchj Ztegenmilch genug zu Speise deines Hauses, und zur Nahrung deiner Dirnen [oder Dienerinnen Esth. 2, 4 Anm. — Ueberhaupt wird dir die Schönheit und Fülle des ländlichen Lebens unerschöpsliche Freude gewähren] Die VV. 23—27 geben eine schöue Ermahnung, auf des Ackerbaues Blüthe sorgfältig zu achten, damit bei der Unbeständigkeit der äußern menschlichen Güter, doch jedes Jahr dem fleißigen Ackerbauer neue mannig- fache Früchte und Vortheile aus der ersten Quelle bringe. Um den Reiz der Ermahnung hinzuzufügen, entwirft der Dichter ein lockendes Bild von des einmal in Blüthe stehenden Ackerbaues herrlichen Erfolgen; er führt demnach eine reizende Herbstlandschaft vor, wo man nach reichlich eingekommenem « Grün die Wiesen überziehen steht, wo die Feldfriichte der fruchtbaren Berge eingeerntet sind, und vielfach zur Kleidung, zum Verkaufe und zur Nahrung nützliche Heerden zahlreich die Thäler bedecken, wo das ganze Hauswesen in Ueberfluß lebt. (Ewald.) Das 28. Kapitel. Von dem andern Hindernis; der Weisheit, einem bösen gewissen, dessen Eigensohash Ursprung und Arzenei dawider. IV. n. 1—23. hauptsächlich gut dies« nvschuiit d« Bekämpfung den Eanere des Geizes nnd der gewalt- thäligen ctjabgiee als einer Grundform der gottlosen Thorheitz der gegenüber wiederholt zum Suchen des halten, zum vertrauen auf ihn, zu einem Wandel in Treue und illnsctjuld, zur Furcht nor Gottes Zorn er- mahnt wird. Uebrigens sind dte Sprüche ohne sichtlichen geordneten Gedaulienfortschrilt perlenschunrarlig und mehr nach äußern, als inneren strilhrungeu an einander« ge— reiht. Es lasseufich etwa folgende Gruppen unterschei- den: U 1——5 handeln vom Gegensatz zwischen Gerechten und Gottloseu im Allgemeinen; v. 6—-12 strafen dte freuelhaste Bedrückung der Jtrmeu durch die Reichen; v. 13—18 den heimlichen Sündendtensh die Herzen-ver- stoumng, Tyranuei und lllutdurnz v. til-Eli richten sich meist gegen dte ljabgter und lliewaltthätigtieit l. Der Gottlose [obwohl er sich äußerlich das Ansehen der trotzigen Zuversicht auf gewissen Erfolg giebt, ist inwendig doch voll Furcht des Heue wieder junges· Der Gegensatz zwischen Gerechten und Gottlosen. Von srevelhaftrr Bedrückung der Armen. 529 bösen Gewissens vor dem ihm drohenden Gerichte; er] fleiicht, und niemand jagt ihn kwie Moses schon allen Abtrünnigen droht 3. Mos 26, 17. 36 s.; z. M. 32, 30]; der Gerechte aber ist getrost ssest und ruhig in seinem Gott, seinem Schirm und Schild, darum auch voll furchtlosen Muthes], wie ein junger Löwe [der noch in der ersten, vol- len Kraft steht Kap. 12, 21; Weish. 17, 10; Sirt. 34,«16; Pf. 91, 2—7; 27, 1——3]. 2. Uiii des Landes Sünde [oder Abfalls von dem lebendigen Gott und seinen heil. Ordnungen] willen werden« viel Aenderucigen der Fürstenthüuier [wörtlich: werden seiner Fürsten viele, ent- stehet darinnen Anarchie und Herrschast vieler Ty- rannen, die mit frechem Uebermuth das abgesallene, gottlose Volk geißeln, obwohl sie selbst die Führer in der Gottlosigkeit fmdjz aber um der Leute willen [und wo solche zahlreich nnd geehrt sind], die ver- ständig und vernünftig sind sgöttlichen Verstand und Einsicht haben Kap. is, 15 Anm.], bleiben sie [die Fürstenthümey oder besser: bleibet er, der Eine, von Gott gesetzte und in Gottes Furcht regierende König] lange [in der Herrschaft und am Leben zur Wohlfahrt des Volkes Kap. 14, 34; 11, n; 28, 12]. · Die ganze heil. Schrift giebt, wie auch dieser Spruch der Einherrschafy dem Königthum von Gottes Gnaden, klares Zeugniß, obwohl nirgends eine bestimmte politische Lehre iiber die beste Staatsform aufgestellt wird. Z. Ein [ehemals] armer [aber aus der Nie- drigkeit emporgekommened Mann, der [nun durch feine Macht] die Geringen beleidigt sbedrückt und aussaugt], ist [der schlimmste unter den vielen Ty- rannen, die um eines Landes Sünde willen auf- kommen; denn statt ein rechtes Herz zu haben für die Geringen, zu denen er selbst einst gehörte, und gleich einem sruchtbaren Regen das Gedeihen der Saat zu fördern, ist er] wie ein Mehlthau, der die Frucht verderbt [genauer: wie ein alles ab- streisender, wegschwemmender Platzregen, daß es kein Brod mehr im Lande giebt; er macht die Leute arm an allem Nöthigen und Guten bis zur Hungersnoth]. Wahrlich, das giebt uns jede Revolutiou zu fühlen, das zeigt sich leider iri allen Republiken, wo der Nie- drige schnell hoch werden kann und man solches wohl gar· als Vorzug riihmet, ehe man· die Menschenkenntniß itter genug erkanfen muß. Erbliche, geborene Fürsten find relativ immer noch die besten, denn sie haben weniger Versuchung zum Mißbrauch der Gewalt, mehr Antrieb, vorher sich zu besinnen ttber gutes Herrschem 4. Die [in solchem Lande V. Z. s] das Gesetz [die geofsenbarte Wahrheit und das Recht Gottes] verlassen sverachten und brechen], loben den Gott- losen [der zur Herrschaft gekommen ist, weil er ja ihres Gleichen ist, weil er die Macht hat, außer welcher sie ein Recht nicht anerkennen, und weil er ihnen die Thüre zum Bruche des Gesetzes Gottes weit austhut]; die es aber lsowohl für sich als ihres Lebens Grund und RichtfchmirJ bewahren sals auch keine andere Wahrheit, kein anderes Recht für die Welt anerkennen, sind weit entfernt, einen solchen Gottlosen in der Macht schmeichlerisch zu loben, sondern] sind unwillig auf sie [den Herrscher und seine Lobrednerz streiten und kämpfen wider ihn mit allen Mitteln, die Gottes Recht ihnen erlaubt] Z. [Wahrlich, solche gottlose Herrscher find nicht zu loben; denn] Böse Leute [die sich der Sünde gänzlich ergeben haben, wie dergleichen Herrscher und ihre Lobredner] merken nicht aufs Recht sverstehen nicht, was vor Gott recht nnd unrecht ist, und wolleirs auch nicht verstehensz die aber nach dem HErrn fragen [in Gotiesfurcht die geofsenbarte Wahrheit annehmen und von Herzen glauben], merken auf alles [besser: die verstehen alles, vor allem, was vor Gott recht ist und zu] einem rechten Gerichte gehört] Wer Gott nicht kennt, wie kann der das Recht er- kennen? Denen, welche wirklich von dem Sinne der Religion erfüllt sind, ist auch jedes moralische Recht iind Gesetz von selbst dentlich. Der hellste Verstand klagt oft in gesetzlichen Verhältnissen über Man el an Ein- sicht und Verständnis wenn ihm der ott siichende Geist, d. i. der religiöse Wille fehlt, wo der minder Kluge unmittelbar die moralische Nothwendigkeit einer positiv stttlichen Einrichtung erkennt. (Umbreit.) Dieser einfachen Wahrheit vom innigen Zusammenhang zwischeti religiöser und sittlicher Erkenntniß und Urtheilsfähigkeit schlägt unsere Zeit frech in’s Angesicht mit ihrer Be- hauptung, als seien das religiöse und das sittliche Leben ganz getrennte Gebiete, als sei jeder, der von Herzen ein liiubiger Christ, ein natlirlicher Feind des nationa- len Fsohlbefindens der nationalen Größe des Volks. b. Es ist besser ein Armee [in unbekannter Niedrigkeit Lebender], der in seiner Frömmigkeit [d. i. in Unschuld und Einfalt, den geraden Weg] gehet lKap. 12, 2 Anm.], denn ein Reicher kdazix hoch Angesehener und MächtigerL der m verkehrten Wegen gehet [mit heuchlerischer Arglist und Ver- kehrtheit des Herzens einen zwiefältigen Weg wan- delt, vom geraden zum krummen herüber und hin- über schwanket und bei allem Schein des Rechten doch nur den gottlosen Weg geht Kap. II, I; Pred. 4, 13]. 7. Wer das Gesetz siiberhaupt das Wort Gottes, das er von feinen Eltern und Lehrern als Gottes Werkzeugen empfangen, im Herzen] bewahret [und in seinem Leben darauf achtet], ist [und heißt] ein swohlerzogen und] verstandig Kind [zur Ehre seines Vatersjz wer aber szuchtlos lebende, Gut und Kraft leichtstnnig vergeudende] Schlemmer san seinem Herzen] ncihret [als seine Geiiossen und Freunde erwählet], schciudet seinen Vater [bringt Schmach und Fluch über seines Vaters Haus Kap. 10, l; 29, 3]. » 8. Wer sein Gut [gegen Gottes ausdruck- 530 Sprüche 28, 9—27. Iiches Gebot 2. Mos. 22, 24; s. M. 25, 36 f. auf irgend welche ungerechte, habsüchtige, die Armen drückende Art] mehret [z. B.] mit Wucher [d. i. Zinsen für ausgeliehene Kapitalien Pf. 15, 5 Atem] und Uebersatz san Gewinn beim Verkauf von Waaren], der sammelt es szwar eine Weile, aber er macht stch diese Mühe nur] zu Nutz der Armen [früher oder später kommt es in Hände, die es richtig vertheilen; also muß der Wucherer gegen seinen Willen Gott zu Dienste stehen Kap. 13, 223 Pred. 2, 26]. 9. Wer sein stimme] Ohr abwendet, zu hören das Geseg [überhaupt die Offenbarung der Wahrheit und des Rechts Gottes im Worte Gottes, es anzunehmen und sein Leben darnach einzurichten], des; Gebet [wenn er überhaupt noch in heuchleri- scher Gesinnung beten will, etwa wenn er in Angst und Noth kommt] ist [auch] ein Greuel [wer auf Gott nicht hören will, den wird auch Gott nicht hören Kap. 15, 8; Jes. 13, 15; Joh. 9, 31]. 10. Wer die Frommen [die unschuldig in Gottes Wegen wandelten Kap. 12, 2 Anm.] ver- führet aus bösem Wege, der wird [auch selbst sammt seinen Verführten] in seine Grube sdes ewigen Verderbens am Ziele dieses Weges] fallen; aber die Frommen [d. i. diejenigen, welche »die Versuchung überwinden und auf Gottes Wegen verharren] werden Gutes sHeil und Seligkeit durch Gottes Gnade] ererben [Kap. 26, 27; 2, 21]. 11. Ein Reicher dünkt sich [in seiner blinden SelbstgefäUIgkeitJ weise sein; aber ein armer Ver- ständiger [der in seinem« Herzen den Reichthum und das Licht der himmlischen Weisheit besitzt] merkt [versteht die Eitelkeit und Verkehrtheitsseines Sinnes und dUrchschaUtJ ihn [Kap. W, 16]. 12. Wenn die Gerechten [in einem Lande] Ueberhand haben [nicht gerade durch ihre Menge, sondern durch ihren Einfluß aus die Leitung der Angelegenheiten des VolksL so gehet es sehr fein zu sdes Volkes äußere und innere Wohlfahrt wird dann herrlich glänzen und alles Volk sich freuen]; wenn aber Gottlose aufkommen szur Hoheit und Macht gelangen] wendet sich-s unter den Leuten [genauer: so werden die Leute geprüft, dann zeigt sich’s, was in den Menschen ist; denn die Gottlostgkeih die sich vorher wenigstens versteckte, tritt überall hervor mit all ihren Schrecken, all ihrer Feindschast gegen Gott und die Gerechten]. 13. Wer seine Missethat leugnet smtt Heu- chelei geheim hält oder entschuldigt], dem wird’s [in seinem Leben, seinen Unternehmungen] nicht gelingen; wer sie aber [vor Gott und Menschen mit aufrichtiger Reue] bekennet nnd lässet, der wird [von Gott] Barmherzigkeit snämlich Vergebung der Sünden und neuen Segen] erlangen [Hiob31,33; 1. Joh. 1, 8 f.; Pf. 32, 3 ff] 14. Wohl dem, der sieh allewege ssein ganzes Leben hindurch, vor der Sünde und dem Zorne Gottes über den Sünder] fürchtet; wer aber hals- starrig ist [und sein Herz durch Unbußfertigkeit und Sicherheit verhärtet], wird in szeitliches und ewiges] Unglück fallen [Kap. 29, I; Pf. 18, 24; Röm. II, 20]. Es hilft einem Menschen ar nicht viel oder lang, wenn er seine Sünden eine eit lang kann verstecken oder leugnen. Denn er behält und trägt doch immer den Wurm seines bösen Gewissens mit stch herum. Viele bilden sich zwar etwas drauf ein, wenn sie ihre« bösen Stücke so heimlich treiben und sich so arlglistig in allem aufführen können, daß ihnen nicht wohl eizu- kommen ist. Aber was hilft es ihnen? Wie bald gehen die wenigen Tage, Monate und Jahre ihres Leben-Z vorbei! Alsdann hilft kein Verstecken und Leugnen. Ja, es wachet der gerechte Richter auch noch hier in diesem Leben so genau über alle muthwilligen Ueber- treter, daß er ihnen ihre Sünden schon zu rechter Zeit in’s Licht zu stellen weiß, so daß mancher, der sich jetzt noch so künstlich zu verwahren und zu verstellen sucht, mit allen seinen Schanden und Sünden offenbar wird. -— Meinest du denn nicht, du elender Mensch, fraget dich der Geist der Wahrheit, daß alle Gedanken deines argen Herzens offenbar sind? Warum versteckest und verdeckest du dich denn mit solchen listigen uud doch nichtigen Blättern der Schlangenvernunft und Arglist? Willst du nicht hervor unter dem Baume, da du deine Sünden bald willst gut heißen, bald wiederum im Ge- wissen als böse erkennen mußt? Wie lange willst du, armer Mensch, dein Verderbnis; noch verdecken? Wisse, daß du den heil. Geist durch solch Leugnen und Lügen nur betrübest, und leihe der Schlange weder dein Herz noch deinen Willen, noch deinen Mund mehr, dich weiß zu brennen. Denn du häusest dir dadurch nur selbst den Zorn, und deine Sünden, die vor Gottes Angesicht alle angeschrieben stehen, werden dich einst selber unter Augen schelten. (Berleb. Bib.) 15. Ein Gottlosey der über ein arm sgering und hilflos] Volk regleret [die Herrschaft erlanget], das ist ein [über seinem Raube vor FreßgierI brullender Löwe und giertger snur von seiner Gier getriebener, dabei aber dummer] Bär [er bedrücket das Volk und sauget es aus, bis das äußersie Elend über ihn und das Volk kommt] 16. Wenn ein Fürst ohne Verstand sEinsicht und Erfahrung] ist, so geschiehet sdurch ihn] viel Unrechts [Gewaltthat und Bedrückung; ja, je un- weiser er ist, desto gewaltthätiger ist er]; wer aber [in seiner sürstltchen Maehtstellungj den Geiz sieg- lichen ungerechten Gewinn an Geld und Gut, Macht nnd Ruhm] hasset, der wird lange leben [der befestiget seinen Thron und empfängt vom HErrn ein langes und gesegnetes Regiment]. 17. Ein Mensch, der am Blut einer Seele Unrecht thut lder sich in seinem Gewissen mit dem Blute einer Seele belastet hat], der wird nicht er- halten, ob er auch in die Hölle führe [genauer: der ist unstät und flüchtig bis daß er zur Grube fährt und ihn Gottes gerechtes Verhäng- niß in einem schreckenvollen Ende ereilt; man Von der gewaltthätigen Habgier. 531 halte ihn nicht auf, man versuche nicht, ihn vor Gottes Gericht zu bewahren; es ist ein eitles Bemühen I. Mos. 4, 14]. 18. Wer fromm [d. i. unsiräsiich —- seinen Lebensweg] einher gehet, wird saus allen zeitlichen Trübsalen wieder errettet werden und endlich ewig- lich] genesen; wer aber verkehrtes Weges ist stich- tiger: auf Doppelwegen gehet V. 6], wird auf einmal [durch ein plötzlich über ihn herein- brechendes Gericht Gottes] zerfallen [richtiger: der wird auf Einem seiner beiden Wege, zwischen denen er hinkte, gewißlich zu Falle kommen]. 19. Wer seinen Acker bauet süberhaupt seines ihm vom HErrn zugewiesenen irdischen und ewigen Berufs treulich wartet], wird [allezeit durch Gottes Gnade] Brods lüberhaupt irdischen und himmlischen Gegend] genug haben; wer aber Mnsfiggang nachgehet [wörtlich: eitlen Sachen, wie sie dem alten Menschen mit seinen Lüsten und Begierden an- stehen, nachjaget], wird Armuths genug haben ssich sättigen müssen mit zeitlichem und ewigem Mangel Kap. 12, 11]. 20. Ein treuer Mann wird svom HErrnJ viel gesegnet; wer aber eilet [aus ungetreue, anred- liche Weise darnach jaget, an oergänglichem Gut] reich zu werden, wird nicht unschuldig [und also such åiicht ungestraft] bleiben [1.Tim. S, 8; Kap. 0 I 21. Person ansehen sim Urtheil oder Rechts: spruch] ist [gewiszlich] nicht gut soielmehr ein Greuel vor Gott und Menschen Kap. 24, 23; 18, 5]; denn er thäte [besser: und doch thut mancher] übel auch wohl um ein Stück Brods [um eines noch so geringen Vortheils willen]. Wer früher um einen hohen Preis das Recht ver- letzt hat, der kommt durch die Gewohnheit der Sünde zuletzt dahin, daß er um den allergeringsten Vortheil dasselbe thut. (Coccejus.) 22. Wer eilet zum Reichthum, und szwar darum, daß er] ist ueidifch lscheelsiichtig auf solche, welche durch Geld und Gut über ihm stehen], der weiß [und bedenkt] nicht, daß ihm snach dem ewigen Gesetz der Weltregierung Gottes] UnfalI begegnen [besser: Mangel plötzlich treffen] wird [Kap. 22, 9]. 23. Wer einen Menschen [in rechter Weise] straft, wird hernach [wenn die erste bittre Empfin- dung oerschmerzt ist und die Heilfamkeit der Ver- mahnung zu Tage tritt] Gunst [und Anerkennung] finden, mehr, denn der da heuchelt lSchmeicheleien sagt nnd den Nächsten in seinen Sünden bestärkn Mag er für den Augenblick auch noch so ange- nehm sein, seine Falschheit wird endlich doch er- kannt]. 24. Wer [in seiner Habsucht so weit gehet, daß er sogar] seinem Vater oder Mutter [ihre Habe] nimmt [etwa unter dem arglistigen Vor- wand, es gehöre nach deren Tode doch zu seinem Erbtheil], nnd spricht [also]- es sei nicht Sünde, der ist des Berderbers Geselle [der ist gerade so nichtswürdig, wie ein Mörder oder, der sich muth- willig selbst in’s Unglück stürzt Kap. 18, 9; 19, 26; 30, 17; Markt» 15, 5J. 25. Ein Stolzer [richtiger: unersättlich Hab- gieriger] erweckt ssich durch seine Ueberoorthei- lung Anderer und habgieriges Umsichgreifen fort und fort] Zank [der ihn nicht nur nicht zu seinem Ziele fördern, sondern in Armuth bringen wird]; wer aber [in Geduld und friedlicher Stille] auf den HErrn sieh verläßt [und seiner Hilfe harret], wird [durch Gottes Segen] fett [in seinem irdifchen Be- sitz und häuslichen Wohlstand wachsen Kap. 11, 25; 13, 4. 25; Sirt 11, 15; Jes. 55, .2]. 26. Wer sich auf sein [doch von Jugend auf böses, trotziges und oerzagtes] Herz [seinen Ver: stand , seine Einsicht, sein GefühlD seinen Rath und Willen] verläßt [und seinen Eingebungen folgt], ist ein Narr [der von Gott und seiner Offenbarung nichts wissen will]; wer aber mit Weisheit gehet [in der Kraft und im Lichte der ewigen Weisheit im Wort Gottes wandelt], wird [allem Unglück] entrinnen [und ewig selig werden Kap. 27, 9]. V) Wir verwechseln insgemein den Glauben mit dem Gefühle, während der Glaube, gerade wenn er in der ihm eigenen Größe in uns steht, unserem Gefühle wider- spricht, der Gegensatz des Gefühls, und, in Abwesenheit des süßen Gefühls, unter dem schwülen Drucke trauri er Gefühle, unser himmlischer, besserer Ersatz, unser Prop et und Tröster auf den Himmel sein soll. Wenn jemand erweckt ist, sollte es daher mit unser erstes Geschäft sein, ihm zu sagen, daß die Aufregung seines Gemüths und seine etwa vorhandene Freude (denn nicht jede Erwe- ckung geht durch starke — sei es süße oder bittere — Gefühle) nicht das Bleibende und Große bei der Sache sei; er solle sich freuen, als freue er sich nicht, keinen so großen Werth auf dies Gefühl legen, daß er bei dessen Ermangelun in den Grundsäulen seines Wesens wanken würde und eben; vielmehr solle er vom Anfang bis an’s Ende seines geistlichen Lebens nicht auf das Ver- änderliche in ihm selber sehen, sondern auf die unv er- änderlichen Verheißungen desWortes Gottes, welche, Gott sei Dank! außer uns, von unseren Gefühlen unangetastet stehen, eine göttliche Bürgschaft und Gewiß- heit und eitel Sicherheits- und Freibriefe erlöster Seelen sind. Auch unser Glaube ist klein oder groß; Gottes Wort ist einmal, wie das andermal. Wo Gottes Wort und Verheißung, da sind auch Gottes Gnaden- und Lebenskräfta (Löhe.) 27. Wer den Armen giebt [und also seinen Glauben und seine Weisheit durch thätige Liebe beweisen, dem wird [in Ewigkeit] nicht mangeln [an irgend einem Gnadengute Leibes oder der Seelenjz wer aber feine Augen svon der Noth und dem Elend aus Erden] abwendet [und also sein Mitleid muthwillig unterdrückt], der wird sehr verderben lwörtlichx der wird reich werden an Flüchen, die die unterdrückten Armen auf ihn 34«· 532 Sprüche 28, 28. W, 1--l6. herabrufen, und die der HErr gewißlich serfüllen wird Kap. 11, 24 f.; II, 17; 2. Cor. 9, 6]. 28. Wenn die Gottlosen [in einem Lande] aufkommen szur Herrschaft gelangen], so verbergen sich die Leute [so vermehrt sich die Heuchelei, indem niemand wagt, seine wahre Meinung zu sagen B. 12]; wenn sie aber [einmal durch Gottes Strafgerichte] umkommen, wird der Gerechten viel [nicht blos an Zahl, insofern sie aus ihrer Ver- borgenheit wieder offen hervortreten und auch An- dere, die Gottes Gericht zur Buße gekehrt, zu sich ziehen, sondern sie werden dann auch groß, mäch- tig und herrlich]. Das 29. Kapitel. Drittes Hindernis; der Weisheit ist iszfjalsstarrigkeit v. v. 1—27. Diese: letzte, die ganze hisliianisaje Spruch— sammlnng abschließende Zllssehnitt führt noch einmal den Gedanken ans, daß anf die Jlnnahme der Kunst, d. h. auf demsithige ilnterwerfnng des Herzens unter: die Strafe des Wortes Gottes, altes auliomme, nnd zeigt, welches Verderben dem Einzelnen wie einem ganzen Volke ans verhärtnng des Herzens und Jnojtlosigtieit erwachsa Es lassen sich folgende Gruppen unterscheiden: v. 1—7s strafen verschiedene Formen halsstarriger Un· gerechtigtreih wie Bedrückung, Verschwendung, Schweinst- leiz v. tt—1t richten net) wider Institut, Streitsnctsn tilutdurm Zähnen; v. 12—17 erniahneu zu gerechter nnd milder Regiernngsweise nnd zu strenger Kiuderznnjtz V. 18—-23 strafen die Geseiztosigleein Jnchtlosigteeih den Iähzoru und rjoajninth; h. 24—27 warneu vor Men- schenfnrchn menschengefältigleeit nnd Theilnahme an jeg- licher Ungerechtigkeit, wodurch der unoersöhnlictse Gegen· satz zwischen Gerechtigkeit und Gottlosigtiein zwischen Gerechten nnd Gottlosem wie er von Anfang bestanden, noch jetzt besteht, nnd je länger, je schärfer sich ans- bilden soll, noch einmal titar heroorgehoben wird. 1. Wer wider die lverdiente und empfangenej Strafe ldes Wortes Gottes] halsstarrig ist [immer wieder fein Herz verstockt und die Buße verwirft], der wird« lendlich einmal] plötzlich fdurch Gottes gerechtes Gericht, ohne vorher nochmals gewarnt zu werden] verderben ohn alle Hilfe [ohne daß dann noch eine Heilung oder Rettung möglich wäre Kap. 15, 10; 13,-18; 6, 15]. 2. Wenn der Gerechten viel ist swenn sie im Lande an Zahl, Macht und Einfluß zunehmen] srenet sich das Volksweil Glück und Segen über- all herrschet]; wenn aber der Gottlose fund wäre es auch nur ein Eiuziger] herrschet, senszet das [ganze] Volk swegen der herrschenden Bedrückung und Thrannei Kap. 28, 12. 28; Pred. 9, 18]. 3. Wer [dic himmlische] Weisheit [als fein höchstes Gut] lieber, erfreuet seinen Vater [denn es wird ihm in allen Stücken gelingen und wohl- geheu]; wer aber [ein thdrichtes Herz hat und zur Befriedigung seiner steischlichen Lüste] mit Hnren sich nähret ssie als seine Genossen nnd Freunde er- wählet], kommt nm sein Gut ssein väterliches Erb- theilz er wird endlich darben und verderben Kap. 10, i; 6,- es; Sie. 9, as. 4. Ein König [der durch sein weises Herz diesen Namen« verdient] richtet das Land anf [fdr- dert es in allen seinen Jnteressen] dnrch’s Recht [das er gegen jedermann ausiibet, nämlich indem er jedem das Seine (suum ouique) giebt und lässet]; ein Geiziger aber [der allezeit nach Berei- chernng trachtet und um Besiechung willen das Recht Fieugeq verderbet es [Jes. 32, 7-. 8; I. Kön. 15, 4 . . Z. Wer mit seinem Nächsten heuchelt sihm schmeich.elt], der breitet ein Netz soder einen Fall- strickj zu seinen [vor allem des Nächstew damit aber zugleich, ohne daß er es will und weiß, zu seinen eigenen] Fnßstapfen sdenn durch «Verschwei- gung der Wahrheit und durch Bestärkungin seinen Lüften und Fehlern bringt er den Andern in’s Ver- derben, und wenn seine eigene Falschheit einst an’s Licht kommt, stürzt er selbst in seine Grube Kap. 26, 27; Pf. 57, 7]. is. Wenn ein Böser Heuchler V. b] sitndiged vctstrickt er sich [damit] selbst [denn in jeder Sünde liegt ein Fallstrick, der den Sünder festhält und endlich in’s Gericht stürzt]; aber ein Gerechter [der seines Glaubens lebet und den schmalen Weg gehet, entgehet dem Gericht und Verderben und] srenet sich sschon jetzt seines Heiles], nnd hat sdereinst ewige] Wonne [und Seligkeit Kap. b, 22; Pf. I, 17]. 7. Der Gerechte erkennet sjegliches Recht in der Welt an, insbesondere auch] die [Rechts-] Salhe der Armen sund schlichtct sie mit Liebe, Weisheit und Gerechtigkeith der Gottlose [dagegen kann und will kein Recht anerkennen, denn er] achtct keine Vernunft [keine bessere Erkenntniß und Einsicht]. Der Gerechtigkeitssinn verleiht klaren Blick; das Ge- åentheil verdunkelt ihn. —— Durch Gerechtigkeit ist die insicht in alle Gebiete des Lebens dem Menschen ans- gethan, er kann sich namentlich in die Lage nnd das Recht Unterdritckter hineinversetzem während dem Bösen, der alles äußerlich ansieht, eine solche verschlossen ist, und er daher leicht dahin kommt, den Armen-zu unter- drücken. (v. Gerlachh . 8. Die [übermtithigen, zänkischen] Spötter szünden unter den Leuten ein Feuer des Zorns und der Zwietracht an und] bringen [also] frechlichsp eine Stadt in Unglück; aber die Weisen stillen den [so entstandenen] Zorn sdie Parteileidenschaft; denn sie sind die wahrhaft Friedfertigen Kap. 15, l. 18; Pred« 10, 4]. — «) d. i. unverschiimter Weise. 9. Wenn ein Weiser mit einem [gottlosen] Narren zu handeln sin Streit] kommt [wie dies ja bei dem unoersöhnlichen Gegensatz der ganzen Sin- nesweise Beider nicht ausbleiben kann], er [der lwie z. ein solcher. Auf die Annahme der Zucht aus dem Worte Gottes kommt alles an. 533 Weise] zürne [und schelte mit ihm, indem er ihm die ganze Schärse des Gesetzes Gottes entgegenhält] oder [er] Iache [und rede freundlich lockend mit ihm — er mag es anfangen, wie er will], so hat er nicht Ruhe svor ihm, vielmehr wird der Wider- spruch und die Feindschaft des Narren nur noch größer gegen ihn werden]. Viele Ausleger beziehen: ,,er zürnt oder lacht« auf den Narren; doch paßt wenigstens» das Lachen dann fchlecht, wenn man es nicht mit der Septuaginta im Sinne von ,,verlachen, verspotten« nehmen will, was sprachlich nicht wohl möglich ist. 10. Die Blutgierigen snämlich die Spötter und Narren, die allezeit auf Blut lauern Kuh. I, 11-——16] hassen [allesammt mit völliger Sinnes- einigkeit] den Frommen [der doch, ohne sie zu be- einträchtigen, still seinen geraden Weg wandelt Kap. 12, 2 Anm., bis aufs Bluts; aber [sie wollen nicht sehen und erkennen, daß] die Gerechten soder Frommen, die nach Gottes Gerechtigkeit trachten, und die sie eben darum so tödtlich hassen, nur] suchen seine [nämlich eines jeden einzelnen von diesen Blutgierigen] Seele [ob sie dieselbe nicht noch herumholen möchten aus dem Verderben Kap. 12, 6]. Auch die Redlichen zur Entgegnung stellen dem trotzigen Verächter nach dem Leben, aber im guten Sinne, sie suchen sein Leben und nicht feinen Tod, nämlich das wahre Leben seiner Seele, ste wollen ihm die Seele tödten, um sie lebendig zu machen. (Stier.) 11. Ein Narr schiittet seinen-Geist [d. i. alle seine Gedanken und Empfindungen, zumal seinen Aerger und Haß gegen die Gerechten V. 10 ganz und] gar ans [denn wie er nur schwer von den Weisen gedämpst werden kann V. 9, so ist er selbst vollends unfähig, sich.in Zucht und Schran- ken zu halten Kap. 12, 16. 23; 14, 29. 33; 25, 28; Sir. 21, 28]; aber ein Weiser hält sin kluger Besonnenheit und Selbstbeherrschung] an sich fund das ist sein schönster Schmuck, seine wichtigste Eigenschaft, wenn er in Geduld bleibende Frucht schaffen will]. 12. Ein [mächtiger und einfiußreicher] Herr sdessen Gunst von so vielen gesucht wird V. 26], dcr [statt Gerechtigkeit und Weisheit den Grund seiner Herrschaft sein zu lassen] zu Lügen Lust hat [Verleumdungen und wahrheitswidrigen Reden allerlei Art gerne sein Ohr leiht], deß Diener sind soder werden] alle [wie er selbst ist, nämlich] gottlos [Sir. 10, 2]. Das Beispiel ausgezeichneter Lehrer u. s. w. gilt nnd wirkt überaus viel, und war in beiden Beziehun- gen, durch Beförderung des Ciuten wie des Bösen. Am rascheften jedoch gflanzt sich die Pest schlimmer Laster fort, zumal im reife der Hausgenossen und in der täglichen Umgebung jener hochgestellten Personen. cMes lanchthon.) Vom Worte der Lttge kommt die Gottlosigi keit her, und schon die einzelneLüge ist eine Wurzel der Sliuden und Anfang zunehmender Argheit; darum ist beim Gottlosen eine Macht zu schaden, zu verderben und zu verführen. (Stier.) 13. Arme und Reiche [«die wuchern können -— und so die Geringen bedrücken —, wie sie denn gemeiniglich alle thun,« Randglosse Luth.] begegnen einander sini Leben und stoßen vielsältig feindselig auf einander]; aber beider Augen erleuchtet der HErr sdurch seine Weisheit, daß sie den ihnen gemeinsamen Schöpfer und Erhalter, das ihnen gemeinsame Heil erkennen und einander im rechten Lichte ansehen lernen, auf daß sie einander im Frieden und Liebe begegnen Kap. 22, 2]. 14. Ein König, der die Armen treulich snach dem wahrhaftigen Rechte Gottes, mit helfender, rettender Liebe] richiet, deß Thron [sammt seiner königlichen Macht und HerrIichkeitJ wird ewiglich bestehen [denn er ist ein Abbild des Thrones des gerechten und barmherzigen Gottes Kap. 20, 283 25, 5; Pf. 72]. 15. Ruthe und Strafe sdie bald mit der That, bald mit Worten alles ungöttlichc Wesen des natürlichen Menschen strafende Zuchtj giebt [so man sich ihr willig unterwirft und auf die eigene Weisheit und das Wohlgefallen an den eigenen Wegen verzichtet, wahresWeisheitk -[Kap. 3, s. 7; 12, 15; i23, 13; 13, 24]; aber ein Knabe [der] ihm selbst [seinem natürlichen Wesen, wie es von Geburt her ist, mit seiner Thorheit und Bosheit] gelassen süberlasfen ist, also daß ihm die hochnöthige Zucht vorenthalten wird, oder er dieselbe verwirft], schcindet [abgesehen von der ihn selbst treffenden verdienten Schmach und Strafe] seine Mutter [die bei ihrem größeren Einfluß und meist auch größeren Unverstand die größere Ver- sündigung und Schuld, darum auch die schwerere Strafe trägt Kap. 10, I; 17, 21; 28,,7]. V) Diese Wahrheit, daß auf die Annahme oder Ver- toerfung der Zucht alles ankomme, darin sich der große, die ganze Menschheit durchdringende Gegensatz, zwischen Weisen und Narren, Gerechten und Gottlosen begriinde und entscheide, bildet den Mittelpunkt der gesammten Sprüchwörterweisheih Wo die tägliche Neue und Buße, das tägliche Sterben des alten Menschen fehlt, da kann wohl Scheiiiglaube, Maul- und Bücherglaube sein, aber nimmer wahres Leben aus Gott, Glaube, der mit Ge- duld in guten Werken trachtet nach dem ewigen Leben. -— Mutterthriinem Mutterauge und die betende Mutter- hand haben den größten Einfluß auf das sittliche Ge- deihen des Kindes. Unter hundert frommen Kirchen- lehrern wird man kaum Einen finden, der nicht einer gottseligen Mutter dankbar zu gedenken hatte. —· Was hier vom Knaben gesagt wird, ist jedoch nur beispiels- weise gemeint und gilt ebenso sehr von jedem natürlicheu Menschen mit ungebrochenem Herzen in jeglichem Alter. 16. Wo viel Gottlose sind [wo sie an Zahl, Macht und Einfluß zunehmen], da sind [werden auch] viel Sünden Idurch die Macht der Verfüh- rung V. 2z Katz. 28, 2815 aber die Gerechten werden [dereinst] ihren lplötzlichem jähen] Fall sdurch Gottes gerechtes Gerichtj erleben lmit hei- 534 Sprüche 29, 17——27. liger Freude und Dank über die endlich erschienene Gerechtigkeit und gnadenreiche Erlösung Pf. 37 , 34]. 17. Zitchtige deinen Sohn lmitWort und That von früh an V. 15], so wird er dich er- gbtzen [dir keine Angst und Sorge bereiten], und [besser: ja, er] wird deiner Seele sanft thun sdie mannigfaltigsten Freuden bereiten] 18. Wenn die Weissagung [d. i. die Predigt, Auslegung und Anwendung des Gesetzes oder Wortes Gottes überhaupt auf die Herzen und Zustände des Volks] aus ist fund also die Lippen der treuen Wächter und Bewahrer der geoffenbar- ten Wahrheit versiummen, wie es zu den in 1.Sam. Z, I; Hof. Z, 4; Am. 8, 12; 2. Chrom 15, 2; Pf. 74, 9 beschriebenen Zeiten war], wird das Volk wild und wust [losgebunden von Gottes Zucht, Recht und Ordnung, kurz gott — los]; wohl aber dem, der sin folchen Zeiten trotz des allgemeinen Abfalls] das Gesetz [uud überhaupt das Wort Gottes nicht blos im eigenen Herzen bewahret , sondern auch öffentlich desto fleißiger] handhabet [prediget, einschärft und geltend macht und also ein rechter Prophet Gottes ist, um den sich das Volk wieder sammeln kann]. Ohne Gottes Wort kann der Mensch nichts anders thun, deun Abgiitterei und seinen Willen treiben. (Luth. RandglJ — In diesem merkwürdigen Zeugniffe für die Nothwendigkeit der Prophetie als lebendiger Wächterin und Wahrerin des Gesetzes tritt offenbar der dogmatisch (lehrhaft) und heilsgeschichtlich bedeutsamste Gedanke des Abschnittes zu Tage, ein Gedanke, der natürlich erst, nachdem öfter Zeiten des theilweisen oder völligen Ver- ftummens der Prophetie dagewesen waren, also nur auf Grund der in solchen Zeiten gesammelten traurigen Er- fahrungen bezüglich der sittlichen Zustände der Nation entstehen und zur Aussage gelangen konnte, dessen Her- vortreten an unserer Stelle aber noch keineswegs zur Annahme eines etwa erst nachhiskianifchen Ursprungs der vorliegenden Abtheilung des Buchs nöthigt. (Zöckler.; —- Wo die Continuität (die ununterbrochene Dauer dieser prophetifchen Offenbarungen fdenen es oblag, die im Gesetze ge chehene Grundoffenbarung lebendig zu er- halten und ortzuentwickeln) unterbrochen wurde, war dies das Zeichen einer Stagnation feines Stillsiandes oder einer Versumpfung) des theokratischen Lebens, einer Unfähigkeih die in Israel ewig fortdauernde Stimme Gottes zu vernehmen, und ein solcher Zustand mußte daher nothwendig auch stttliche Zügellosigkeit des Volkes mit sich bringen. Denn wenn das Gesetz lebendig er- faßt wurde, so mußte es nothwendig prophetifche Ent- wicklungen erzeugen, weil in ihm selbst ein Hinstreben zu einer höheren Vollendung liegt, so daß die treue Bewahrung des Gesetzes mit der Blüthe der Prophetie in innigster Wechselwirkung stand. (Elster.) Selbstver- ständlich gilt unser Spruch im vollen Maße auch von den Zuständen der Christenheir Wo in einem Lande die iredigt des Gesetzes und Evangeliums gehindert wird, wo den treuen Firten und Propheten Gottes durch die Tyrannei von o en oder von unten der Mund geschlossen wird, da muß sittliche Fäulniß nnd Versall des gesammteu Volkslebens eintreten. 19. Ein Kneiht [mit knechtifcher Sinnesart, wie sie allen Menschen von Natur angeboren ist] läßt sich mit [bloßen] Worten nicht züchtigen [nicht bewegen, daß er die heilsame Zucht annehme und alles ungöttliche Wesen verleugneJz denn ob et’s gleich verstehet [und recht wohl werter, was die strasenden Worte von ihm wollen], nimmt ek sich’s doch nicht an fmit dem Herzen, daß er in That und Wahrheit ein anderer würde; denn der knechtische Sinn ist zu hart und sitzt zu tief, bedarf daher stärkerer Ziichtigung]. 20. Sieheft du einen lmit selbstgefälligem Vertrauen auf feine eigene Weisheit und Tugend] schnell [bald fertig] zu reden [fein Urtheil abzu- geben, seine Entschlüsse und Absichten zu offenbaren] , da ist an einem Narren [der sich doch noch nicht gänzlich gegen die Zucht der Weisheit Gottes ver- härtet hat] mehr Hoffnung sdaß er sich noch be- kehre], denn an ihm fdenn er ist fertig und ver- wirft jegliche Zucht, Vermahnung und Rath Kap. 26, 12; Sir. 9, 18; Jak. l, 19; Mattlx 21, Zu. 21. Wenn ein Knecht [wie überhaupt ein jeder, der noch nicht zur Freiheit des wahrhaft« Weisen hindurchgedrungen ist, statt mit der Schärfe der Ruthe des Gesetzes Gottes gezüchtigt zu wer- den] von Jugend auf zärtlich gehalten fund also in dem ihm angeborenen eiteln Selbstvertrauen und der Lust, nur seinem eigenen Willen zu folgen,- be- stärktJ wird, so wtll er darnach [ohne doch zu jener innerlichen Freiheit gelangt zu fein]" ein Junker [d. h. ein berechtigter Sohn und Erbe des Hauses, der die Seinen beherrscht] sein [und wird durch seine Gottlosigkeit viele Andere verführen und groß Ver- derben stiften V. 12]. 22. Ein zorniger Mann sder gewohnt ist, nur den Eingebungen feines alten, ungebrochenem leidenschaftlichen Herzens zu folgen] richtet [überall, wohin er kommt] Hader an [er zerstört also nur, statt zu erhalten und auszubauen], und ein Grim- miger· [wie der verzärtelte Knecht ein solcher fein wird] thut viel Sünde [und stürzet stch und Andre ins Verderben, das dem hochmüthigen Trotz be- stimmt ist Kuh. 15, 18; 26, 28; Jak. 1, 20]. 23. Die Hosfart des snatürlicheiq Menschen [welche die heil. Zucht verwirft und sich wider alles, was göttlich ist, erhebt] wird ihn sdereinsi im Gerichte Gottes in die Tiefe der Schmach und Verdammnißj stürzen; aber den Demüthigen sder fein Herz willig unter die Zucht des Wortes Gottes gebeugt, darnach in aufrichtigem Gehorsam ihr gemäß gewandelt hat und also schon hier zur Ho- heit eines Gerechten und Weisen emporgestiegen ist] wird fdereinst nach dieses Lebens Schmach und Leiden himmlische, ewige] Ehre [und Herrlichkeit] empfahen [Kap. 25., 6 f.; 11, 2; 15, 25; 16, 18 f.; 17, 19;.18, 12; 15,21f.; Hiob2-2,29; Zwischen Gerechtigkeit und Gottlosigkeit besteht ein unversöhnlicher Gegensatz. 535 Pf. 18, 36; Matth. 18, 4; 23, 12; 1. Petri s, H; Jak. 4, es. Diese Wahrheit bildet neben der in V. 15 ausge- sprochenen einen Fundamentalsatz der Weisheitslehre Salomo’s, wie der ganzen Offenbarung. 24. Wer fmit groben, offenbaren Sündern und Verächtern der Gebote Gottes Gemeinschaft macht, z. B um des lockenden Vortheils willen] mit Dieben Theil hat, hört szwarj fluchen [den Fluch, mit welchem drohend das Wort Gottes jeden Mitwisser um eine heimliche Sünde, die Wahrheit zu sagen beschwört s. Mos 5, 1], und sagks [doch] nichi an [wodurch er sich vor dem Fluche bewahren könnte], der hasset sein Leben [dem er doch Gutes zu verschasfen meinte; denn der Fluch Gottes wird ihn ebenso wie den Dieb selber treffen und zeitliche und ewige Strafe über ihn bringen Matth. 10, 39]. 25. Vor Menschen sich scheuen ssich durch das Urtheil, den Haß oder die Liebe, die Drohung und Verfolgung der großen Masse, der öffentlichen Meinung oder einzelner Mächtiger in seinen Ge- danken und Handlungen bestimmen lassen], bringet zu Fall sverwickelt in Fallstricke und stürzet von Sünde in Sünde nnd endlich in das Verderben]; wer sich aber auf den HErrn verlcisset kund in heiligem Glaubensmuth nach der alleinigen Richt-" schnur des Wortes Gottes rückstchtslos redet und thut, was recht und wahr W, wird beschützt [genauer: wird auf die Höhe erhoben, da er sicher ist vor Sündengefahr und Versuchung , vor Gericht und Verderben Kap. 18, 10]. 26. Viele fja die meisten Menschen] suchen [in folcher Menfchenfurcht V. Ab] das Angesicht eines Fürsten süberhaupt eines Mächtigen auf Erden, sei es auch nur ein emporgekommener Gottloser, dessen Macht und Einfluß ihnen schaden könnte, buhlen um seine Gunst und richten sich nach seinen Gedanken und Wünschen]; aber [was hilft’s ihnen?] eines jeglichen [auch des Mächtigstenl Gericht [oder zeitliches, wie ewiges Schicksal] kommt [allein] vom HErrn [dem allein Mächtigen, allein Gerechten; also ist’s doch klüger, ihn allein und keinen Menschen zu fürchten Kuh. 19, 6; is, 33]. 27. Ein siedet] nugerechtet Mann sder kein Recht und Gebot außer sich und über stch aner- kennt, keine Schranke seines auf das Unrecht ge- richteten Sinnes gelten läßt] ist dem Gerechten [der in Gottesfurcht und Weisheit den Weg der Gebote Gottes wandelt, ebenso wie dem heil. Angesichte Gottes] ein« Greuel [und weiß sich von ihm in- nerlichst geschieden]; nnd [umgekehrt] wer rechtes Weges ist, der ist [freilich, in gottwidriger Ver- kehrtheiy auch] des Gottlosen Greoel [und wird von ihm tödtlich gehaßt. So groß und tief diese Gegensätze sind, so verschieden wird dann auch das Gericht V. 26 ausfallens Mit folcher Klarstellung des seit Adams Sünde in der Welt vorhandenen und niemals auszugleichenden Gegensatzes zwischen Gottlosen und Gerechten machen die Männer Hiskia den Schluß; dies Problem des Lebens auseinander zu legen, nach allen Seiten, mit freundlich lockenden und scharf strafenden Worten, zu beleuchten und alle Lüge, die diese tiefe Gespaltenheit der Menschei1welt leugnen möchte, mit dem Sonnenglanz göttlicher Wahrheit und Weisheit zu verscheuchen, war die Absicht aller Sprüche ihrer· Sammlung. — Diesen Gegensatz der Guten und Bösen zu ·entwickeln, recht zu schärfen, so jchon innerlich zu scheiden nnd entfchecden ist 1a auch die Ausgabe des Weltlaufs, die Absicht aller göttlichen Unterweisung und Führung in demselben! Außer diesem Gegensatze soll zuletzt keine Scheidung be- stehen und gelten, am wenigsten zwischen den Gerechten. Also nicht, wie die Welt das bedecken und verwirren will, sondern rein ab und scharf entgegen! Joh.15,19; Gal. S, 14. (Stier.) — Es giebt viele und große Un- terschiede und Gegensätze unter den Menschen, aber kei- ner ist so groß, ja Ungeheuer, wie der zwischen Gott- losen, Ungläubigem Gewissenlosen und zwischen From- men, Gläubigem Wiedergebornen. Die Welt sucht diesen Unterschied immer gern zu verwischen. Sie möchte die wenigen Frommen gern gottlos, und die vielen Gott- losen, d. h. alle Unbekehrten nnd Ungläubigen fromm erklären. Und doch will sie aus der andern Seite nur ganz Heilige als fromm, und nur grobe Verbrecher als gottlos gelten lassen. · Dagegen -eife»rt und zeugt· die ganze hl. Schrift. Sie sucht, wie hier, unser Gewissen zu wecken und zu schärsen, damit wir uns ernstlich prüfen und vor Gottes Licht und Recht fragen: zu welchen gehörst du? (Richter.) Das 30. Kapitel. Salomcks Izesienntnifz und gebet. Wie auf den altsalonionischeli Kern der Sprnchsanim lang Gan. 10, 1 — W, 16) 2 Jtnhänge folgten,- so sind auch der Uaihlese salomonischer Sprüche durih die Männer Higltiag Man. 25, W) 3 kleine Jtnhiinge eingefügt. Wäh- reud aber jene beiden Anhang: sich iin Allgemeinen von Weisen ableiteteu, so nennen diese mit genauer Angabe die personen ihrer Verfasser, der erste Man. 30, 1) Figur, den Sohn Jauche; der zweite Man. II, 1) den König cenineL Mehr als diese Uamen wissen wir von diesen Spruchdichtern nicht; denn was ans dem übrigen Theil der beiden Uebersclzrifteit fibcr dieselben entnommen werden kann, beruht auf mehr oder weniger wahrscheinlicher ver— mnthnng, weil eine ganz unzweifelhaft gewifse Auslegung derselben bis jetzt noch nich! gefunden worden ist. So rälhselhaft wie die Ttleberfchristem fo eigenihümlich sinken, tief nnd geislvoll ist der Inhalt dieser Jlnhänge Die Form ihrer Sprüche anlangend, so hat sich in ihnen der einsame, vielleicht ursprüngliche zweizeilige Stamm, der antn niiht fehlt, bis znm lried erweitert, wie z. B. das listed von der llnersotsclzlielzlieit Gottes Man· 30, 1—4) oder das Eob deo braven Weibes durch alle Buchstaben des Klphabetg Man. Bd, 10 ss.). — derjenige Weise, welcher die higliianifihe Spruehsammlnng dem bereits von ihm vorgefundenen Spruchbuclze ansügte, hat höchst wahrschein- likh auch die Jtuhänge san. 30a.31 dem Ganzen neige-reibt, um die zweite große Hälfte des ganzen Buches ähnlich zn schließen, wie die erste, iiud so dem Ganzen eine abgernns den: Gestalt zu geben. 536 I. v. 1—33. Der einheitliche Grundgedanke, auf welchen alle die originellen, seltsam gestaltetea Weisheitssprüclje Agnus trotz der scheinbar ordnungslosen, bunten Zusam- inenhäufnng derselben zielen, isl die alleinige Wahrheit, Lanterlteit nnd heilbringende Kraft des Wortes Gottes gegenüber der Uithtiglkeit nnd Unzulänglichkeit aller mcnsihlicljen Weisheit, und sie alle empfehlen aufs Eis— rigsle die Erfüllung nnd Befolgung desselben durch ein gottseliges Erben. Klle Sprüche haben einen liefen sitt- lichen Eehrinhalh auch diejenigen, welche scheinbar nur spielende Uatnrbetrachtnngen anstellen, wie die Sprüche von den winzigen, aber hingen vier (b. 24—28) und von den stattlichen bier (b.29——31), wo durch lseispiele aus der Ehierwcli die ejaupttngendea des bürgerlichen Lebens und die Herrlichkeit des wahren seönigthnnis gefehilderl werden. Ja, liein Gebot des Gesetzes über— geht er, das er nicht mittelbar oder unmittelbar wieder- holte und einschärftu Die sich von selbst ergebenden Gruppen des Ganzen sind folgende: b. 2——6 betrathten im engen Anschluß an die räthselhafte lleberschrist die ilnerforschlichlieit Gottes für den sich abinühetiden mensch- lichen verstand nnd warnen nor berslämmelnng der allein wahren, flicht nnd Friede gewiihrenden, nnd lteiner Er- gänzung oder Vervollständigung durch Menschen bedürf- tigen Offenbarung Gottes in seinem Wort; b. 7—10 enthalten ein Gebet um sewahrung vor tügnerischem Wesen nnd um den Mittelstand zwischen dieiasthttm nnd Armuth nebst einer Warnung vor berlenmdung; V. 11 —14 von dem durch viererlei Gottlongleeiten verfluchten Geschlecht; v. 15 n.16 von vier unersätllichen Dingen; 1lL17 von der Strafe des gegen feine Eltern frevelnden Menschen; b. 18—20 von vier unbegreiflikhen Dingen; v. 21—-23 von vier unerträglichen Dingen, unter denen die Erde bebt; v. 24——28 von den vier Kleinen nnd dennoch Weisen; b. 29—3l von vier stattlich einher- schreitenden Geschöpfen; b. 32 n. 33 warnen nor Stolz, llebermuth nnd Streitlnsi, als die eine dreifache schlimme Folge haben. l. Dies sind die Worte Agnrs, des Sohns Sake, Lehre nnd Rede des Mannes Leithiel, Leithiel nnd Uchal. Diese Worte sind schon den ältesten Uebersetzern räth- felhaft und unerforschlich gewesen, und es liegt die Ver- muthung sehr nahe, daß die alten jüdischen Gelehrten, welche etwa im 8. Jahrhundert n. Chr. G. in Meso- potamien den hebräifchen Kaum, der nach der Eigen- thiimlichkeit aller semitischen Sprachen keine besonderen Zeichen für die Vokale hatte, zur Feststellung und siche- ren Erhaltung der altüberlieferten Auslegung mit Vokal- zeichen versahen Wassers, Masorethenk diesen Vers selbst auch nicht mehr recht verstanden und unrichtige Vokale unter die Konsonanten setzten. Da nämlich V. 2 mit«,,denn« beginnt, so muß ein Theil von V. l noth- wendiger Weise einen Behauptungssatz aussprechen, der in V. 2 begründet wird. Dazu kommt, daß Jake und Uchal als Eigennamen sonst nirgends vorkommen, also vermnthlich auch keine solchen find, während Leithiel (oder besser nach dem Hebräischen mit den jetzigen Vokalen: le Ithiel: Rede des Mannes an Jthiel, an Jthiel nnd Uchal) auch in Neh.11,7 als Personen- nan1e erscheint und Agur nach feiner Form wohl einer fein könnte. Ferner ist die Verdoppelung des Namens Leithiel (an Jthieh an Jthiel) im hebräischen Sprach- gebranch unerhört; endlich ist auch die Verstärkung von hamassa (Lnther: Lehre, besser: Prophetenspruch) dUVch DUzUfügUNg VVU IISHIIII (Luther: und Rede, besser: Ausspruch) ohne copulative Partikel in der ganzen übrigen hl. Schrift ungebräuchlich Wenn man nun die Sprüche so, 1—-4. sehr verwandie Ueberfehrift Kap. II, V. l. vergleicht, wo dasselbe massa (Luther: die Lehre) auch steht, und um der gegen alle hebe. Grammatik versioßenden Ver- bindung lemuel meleclt (Lemuel König), wofür es heißen müßte lemael hameleclk sich mit vielen Aus- legern der neueren Zeit genöthigt steht, melech mit massa zu verbinden und letzteres als Eigenname eines Landes zu nehmen: Lemnel, König von Masfa, so ist der Nlickschlnß, daß mass-i« auch in Kuh. 30,-1 Ei enname fein werde , sehr naheliegend. Wenn man en lich die hebt. Worte der 2. Vershälfterlepithjel le-jthjel we— uclial ans den oben angeführten Gründen nicht als Personennarnen von denen, an welche die nachfolgenden Sprüche gerichtet, sondern als einen Salz und zwar als Vordersatz zu V. 2 ansieht, so entsteht (durch geringe Veränderung eines Vokals: leithj in 1»a'1·thj) folgender wohlgeordnete, zum Folgenden wohl stimmende Sinn: I. Dies sind die Worte Staats, des Sohnes Zirkels, aus-Masse! hamassa oder vielleicht ursprün - lich: mimassas nssprnch des Mannes: Jch habe mich nbgemitbt um Gott [sein Wesen zu ergründen und zu egreifen]; ich habe mich abgemnht um Gott nnd bin matt geworden [über meiner vergeblichen Mühe]. Agnr aus— Massa bekennt also hier, daß er in frü- heren Tagen wohl der Meinung gewesen sei, Gottes Wesen lasse sich durch angestrengtes Denken oder Philo- sophiren der menschlichen Vernunft erforschen, aber er habe einsehen gelernt, wie thöricht solcher Weg, zu Gott zu kommen, sei; alle feine Anstrengung sei umsonst ge- wesen und das habe ihn denn zu den im Folgenden niedergelegten Wahrheiten geführt. — Was nun noch Massa anlangt, dessen König der Verfasser des folgenden Anhangs Kap. 31 (nach unserer Uebersetzung) genannt wird, und das die Heimath Agnr’s gewesen wäre, so ist dieAnnahme der neueren Ausleger sehr einleuchtend, daß Mafsa jene in 1. Mos. 25, l4; 1. Chron. 1, 30 genannte nordarabifche Landschaftz füdöftlich von Palästina xenseit des Gebirgs Seisr gelegen, sei. Dort habe man sich ein ismaelitifches Königreich zu denken, in welchem nach späteren Nachrichten zahlreiche ausgewanderte Juden wohnten, und wo der rechte Glaube an den Gott Jsraels so herrschend gewesen, daß er sogar so edle Früchte trug, die in den Kanon des A. TUs aufgenom- men zu werden gewürdigt wurden, ähnlich, wie auch Hiob’s Reden, ohne das; derselbe Glied des Volks Israel war, in den Kanon aufgenommen worden sind. Danach wären also Agur und Lemuel Weisheitslehrer arabischen Ursprungs , aber israelitifchen Glaubens. Mit dieser Annahme stimmt auch das eigenthümliche Hebräifch der beiden Anhänga —- Die älteren Ausleger nehmen auch die Namen Agur, Lemuel und Jake sinn- bildlich und zwar als Hüllen fijr Salomo selbst, der der Verfasser der beiden letzten Kap. sei (2. Sam. 12, 24 Anm. 1). Jedoch werden dadurch die Schwierigkeiten in Kalt. 30, l u. St, 1 nach größer, und— einen Beweis für diese Annahme kann man in keiner Weise bei- bringen. · 2. [Ja, ganzlich unmöglich ists, Gott recht zu erkennen durch die eigene Kraft und Vernnnft.] Denn [ich habe es nach langem vergeblichem Ab- mühen einsehen lernen :] ich bin [wie überhaupt jeder, der» in Sünden empfangen und geboren ist, nach meinem alten, von Finsterniß nmhüllten Sinn und Becstand] der allecmirrischie wörtlich: so dumm, unwissend, daß ich kein Mensch mehr bin, sondern eher ein Mehl, nnd Menschenverstand I. Anhang zu der Nachleseszsalomonischer Sprüche [wie er dem Menschen ursprünglich aiierschaffen war, und durch welchen er Gott in heiliger Liebe vollkommen erkannte] ist nicht bei mit; - Z. Jch habe strotz so großer Anstrengung auf diesem meinem selbsterwählten Wege] Weisheit sVerständniß der Wege Gottes mit der Welt und mit dem eigenen Herzen] nicht geletnet, nnd was heilig sei, weiß ikh nicht swörtlichx und Erkennt- niß des Allheiligen habe ich auf diesem un- heiligen Wege nicht gewonnen Kap. I, 10]. Weise Leute erkennen, daß ihre Weisheit nichts sei. Narren wissen alles und können nicht irren. (Luther’s Randgl.) —- Gott wird nur soweit erkannt, als er ge- liebt wird, sagt Bernhard v. Clairvauzn Nur so viel kann jeder von der Wahrheit sehen, als er selbst ist, sagt Richard von St. Viktor. Darnach bekennen und wissen auch wir in Uebereinsiimmung mit diesen Gottes- männern des Mittelalters und mit Agur, daß Gott sich dem Menschen zwar in seinem Urzustande so erkennbar gezeigt hat, wie die anderen Gegenstände außer ihm ihm entgegengetreten sind; ja wie er den Erdboden und seine Erzeugnisse esehen hat, so hat -er auch Gott ge- sehen; er konnte ott unmittelbar erkennen. Aber diese unmittelbare Erkenntniß Gottes verschloß sich dem Menschen mit dem Eintritt der Sünde, vorerst theilweise, mit dem Fortschritt der Sünde je mehr und mehr, und eine Rückkehr zu der. ursprünglichen Erkenntniß Gottes durch die Geschichte, die Welt oder das eigene Nach- denken ist ihm durchaus unmöglich, ja, wenn er es den- noch versucht, bewegt er sich nur stets mehr divergirend von Gott hinweg m ungeheuren parabolischen Kreisen. Wer die inenschliche Vernunft als von der Sünde un- berührt und unbeschädigt annimmt und folgeweise glaubt, durch das reine, abstrakte Denken, das von jeg- licher Offenbarung absieht, die Wahrheit erfassen und Gott in feinem Wesen und Wirken begreifen zu können, wer mithin aus sich selbst heraus autonomifch in Gott eindringen will, vor dem verschließt sich Gott um so mehr und wird ihm um so unbegreiflicher, also daß ein solcher endlich bei dem absoluten Unglauben, bei dem Mchts, bei der Verzweiflung ankommt. (Vgl. die Faust- sage, sowie die gesammte Entwicklung der Philosophie) Gott kann und will von dem Menschen erkannt werden, aber nur aus seinen Thaten, seinen Wohlthaten (und zwar vor allem aus der höchstem seinem ewigen Sohne Jesu Christo), d. i. aus der Offenbarung. Der Mensch, welcher die Sünde und Untüchtigkeit der gefallenen Menschennatur erkennt und in Demuth und Einfalt die von Gott gebotene Offenbarung aufnimmt und im Wege der Erfahrung des Herzens sich aneignet, der allein kehrt zurück zur ursprünglichen Erkenntniß Gottes; denn er nimmt den lebendigen Christus, den im Fleische offenbarten lebendigen Gott selbst in das Herz auf. Wer dagegen das menschliches Denken und Meinen, die Cultur der einzelnen Generation, die Speculation jeder einzelnen Philofophenschule, endlich gar das Denken und Speculiren jedes einzelnen Denkers mit jenen großen, geschichtlichen Thatsachen, welche die göttliche Offenba- rung ausmachen, oder, was dasselbe ist, mit dem Worte Gottes gleichstellh mit dem ist nicht zu streiten, sondern man scheide sich von ihm; er wird entweder zu der Behauptung, daß Gott überhaupt unbegreiflich, unerkennbar, ein mathemathisches x für uns bleibe (Ratioiialismus), kommen, oder, daß mit dem ersten Erwachen des menschlichen Bewußtseins auch schon die Erkenntniß Gottes gegeben werde, weil der Mensch an sich eins sei mit Gott (Pantheismus). 537 4. »Wer fcihret hinaus gen Himmel, und [wieder] herab swer ist bald hier auf Erden seg- nend und strafend, regierend und erhaltend, bald droben im Himmel allmächtig waltend über der Erde, bald aller Orten zumal mit nnsichtbarem göttlichem Walten gegenwärtig Joh. Z, 13; Röm. 10, 6 f.]? Wer fasset den Wind« in seine Hände [daß er nach seinem Willen bald den einen, bald den andern wehen läßt oder zurückhältp Wer bindet die Wasser [droben im dunkeln Gewölk des Himmels wie] in ein Kleid Zusammen, daß sie nicht auf die Erde herabstürzen und sie wieder ins Chaos zurückwerfen Hiob 26, 8. 1.4; Pf. 104, S; Spv 8, 28; Its« 40- 1212 Wer hat alle Enden der Welt [fest-] gestellet [daß das Meer seine Ufer nicht überschreiten und den Erdball nicht wieder überftuthen darf Jer. 5, 22; Hiob «33, 10 f.]? lWohl siehest du alle diese großen Wunder der Schöpfung und weißt, daß sie geschehen und da sind; aber :] Wie heißt er sder Gewaltige, der das alles thut; kannst du durch deine natürliche Ver- nunft, dein Nachdenken, auch ihn in vollkommener Weise nach seiner ewigen Kraft und Gottheit er- kennen, also daß du sein Wesen und seine Eigen- schaften in einen Namen zusammenzufassen ver- inöchtestjis und wie heißt sein Sohn« skannst du dir von diesem ewigen Gott eine solche Kenntniß verschaffen, wie von einem Menschen, dessen Ab- stammung, Familie und gesammtes Leben du ge- nau erforschen kannst; hat er überhaupt einen Sohn, nnd welches ist sein Wesen, seine Eigenschaftem welches sein Berhältniß zu den Geschöpfen Gottes]? Weißt du das? [Nimmer wird es dir oder irgend einem Menschen gelingen, auch durchtnoch so gro- ßes Abmühen des rein menschlichem natürlichen V.erstandes Gott in seinem inneren Wesen, Wirken und Schassen zu begreifen; es bleibt dir verschlossen und dunkel.] «) Die Frage nach dem Sohne Gottes und seinem Namen hat im Zusammenhang unzweifelhaft keinen an- dern Sinn und Zweck, als die Uuerforschlichkeit des inneren Wesens Gottes diirch das abstrakte Denken und den unerleuchteten speculirenden Verstand noch mehr zu erhiirtem und es ist ein Verftoß gegen die Treue einer ehrlicheii und gewissenhaften, darum auch zuverlässigen Auslegung, wenn man hier Agur von dem zukünftigen HErrn Jesu Christo, dem Sohne Gottes, weissagen lii . »Nur das Eine erkennen wir mit dankbarem, gläubigem Herzen, daß der heil. Geist, welcher Agur solche Worte aussprechen ließ, ohne Bewußtsein nnd Absicht Agur’s eine Tiefe aufschloß, die erst mit der Er- scheinung des· ewigen Sohnes Gottes im Fleische uns aufgefchlossen ist. Es bleibt also bei dem, was in Kap. 8, 22 Anna. über die Klarheit der Erkemitniß der Per- s on Christi in den Sprüchen Sal. gesagt worden ist. Will man aber eine Antwort auf die Frage, wie Agur gerade zu dieser auffälligen Frage gekommen sei, so geben wir gern zu, daß» er wohl auf dieselbe geleitet worden ist, dadurch, daß die Weisen in Israel zu seiner Zeit (nach Hiskia) bereits angefangen hatten, die Lehre 538 Sprüche 30, 5—16. von einer persönlichen Unterscheidung in Gott, von einer persönlichen Weisheit, auszubilden und also eine dunkle Ahnung von einem ewigen Sohne Gottes gehabt haben mögen. · Z. [Dagegen:] Alle Worte Gottes [in denen er selbst sich dem gefallenen Menschen ganz und gar geossenbaret hat] sind durchlautert lganz rein und lauter und wahr, frei von jeglichem Jrrthum, voll Licht und Trost; sie nimm auf m dem Herz mit demüthigem, gläubigem Sinn, so wirst du ohne Mühe alle Geheimnifse Gottes erkennen und verstehen], und [sie] sind ein Schild denen, die gnf ihn trauen ldaß sie behütet bleiben in ihren Gedanken vor den Jrrgängen der losen Menfchen- Weisheit, in ihrem Leben vor Sünden und Schan- den Pf. 19, 9; ·119, 140; Pf. 18, 3»1]. 6. [Aber nimm sie auch unverfalscht auf!] Thnnichts saus deinem eigenen Meinen und Den- ken] zu seinen Worten fseine Offenbarung ist voll- genügend, unverbesserlich und keiner Vervollständk gnug bedürftig], daß er dich sum solcher Fälschung und Verstümmelung des HeiIigsteUJ nicht straft, Und [du] tverdest lugenhaftig sals ein Lügner mit dem Namen Gottes und falscher Prophet, der Menschenweisheit für Gottes Wort ausgegeben, vor ihm] erfunden [5· Mvs 4- 25 12, 32; Offb» 22 18]. «Eine Fortbildung der Ossenbarung in dem Sinne, daß die Offenbarung mehr und mehr dem fortschreiten- den Zustand der Kultur und Bildung der Menschen an- gepaßt werden müsse, um sie derselben gerecht zu machen, hebt den Begriff der Offenbaruixä aus und nennt sie eine unvollkommene Stufe, die der enfch verbessern müsse. Die Correcturnothwendigkeit liegt vielmehr im Menschen; mit den göttlichen Geheimnissen hat er gar nichts anzu- fangen, sondern sie nur aufzunehmen. (Vilmar.) Cks ist mit Gottes Wort nicht zu scherzen oder leichtfertig umzugehen. Auslegen, anwenden» fortreden darf und soll man’s wohl, doch nur in feinem Geiste, daß es immer dasselbe Wort bleibtyjedes eigentliche Hinzuthun aus dem Unsrigem d. aus unsrer Thorheitund Lüge, wird es verder en, seine geläuterte Wahrheit antasten und verkürzen. Des allerhöchsten Königs Wort soll man am allerwenigsten zu ändern, drehen und deuteln sich unterstehen. (Stie·r.) » · · » 7. zweierlei-« bitte 1ch» fsehnsüchtkgj von dir, die wolleft du mir nicht iveigern, fdaß es allezeit mir zu Theil werde] ehe denn ich sterbe: Hier beginnen die durch den ganzen übrigen Theil des Kap. fort ehenden Zahlenspriichh über deren Entstehungsweise siehe Kap 6, It) Anm. 8. Abgdtterei [alles Nichtige, Eitele, das mein Herz von dir, dem allein wahren, ewigen Gute, wegziehen könnte] und LUgen sfalscheszverführerische Lehre, die mir die ewige Wahrheit verdunkeln möchte] laß ferne von mir [meinem Herzen· und meinem ganzen Leben] sein [also daß ich bis zu meinem seligen Ende in deiner Furcht und Erkennt: niß fest b1eibe]; Armuth und [auch] Reichthum gteb mir nicht; laß mich aber mein bescheiden-· [d. i. mein mir von dir beschiedenes, von dir für mich- für gut und genügend erkanntes] Theil Speise [nicht mehr und nicht weniger] dahin nehmen [und mit Danksagung genießen Kap. 31, 15; 1. Mos. 47, 22; Matth S, 11]. Ein fein Gebet ist das, er begehret Gottes Wort und fein täglich Brod, daß er hie und dort lebe. (Luth. Randglossex Zweierlei bitt ich von dir &c. (P. Gerhard.) 9. Jch möchte sonst, wo ich [reich und da: rum] zu satt wurde Ideine Barmherzigkeit und AUmachtJ verleugnen nnd [übermüihig] fragen: Wer ist der HErr [Jehova? was habe ich mit ihm zu schaffen Pf. 73, 11.; Hiob 21,»14; 5.» Mos. 32, 1512 Oder wo ich zu arm wurde, mochte ich stehlen, nnd mich kdann durch Spott» Fluch- oder Lästerreden oder durch Verzweiflung] an dem [heiligen] Namen meines Gottes fdurch Ueber- tretung auch seines heil. 2. Gebotes] vergreifen [Jes. 8 21"]. , «) Bescheiden ist part. von dem Verb. bescheiden, Einem etwas zu weisen (vgl. Luk. 2’2, 29). IN) Sowohl Armuth als Reichthum bergen große Gefahren und Versuchungen für die Seele in sich, die nur selten bestanden werden. Der Mittelstand, der sich allewege von Gottes Güte und seinen Gaben abhängig fühlt, ist der für ein gottesfürchtiges Leben günstigste Stand — ,,nicht zu wenig, nicht zu viel.« 10. Verrathe den Knecht nicht [rede dem Knecht nichts Böses, Mißtrauen Erregendes ein] gegen seinen Herrn [so daß er anfängt, ihn zu verkleinern und zu verleumden]; er lder von dir verführte Knecht] möchte dir [wenn er treu und diensteifrig ist oder zur Erkenntniß seines begange- nen Unrechts kommt] fluchen, und du die Schuld ldeiner schändlichen Uebertretung des s. Gebotes durch verdientes Unglück] tragen müssest. 11. shüte dich ferner vor dem übermüthigen Geschlechte der Kinder dieser Welt; denn] Es ist [es giebt] eine lMenschen-] Art, die [in ihrem Undankbaren Widerwillen gegen alle göttliche und menschliche Zuchtj ihrem Vater flucht und [sogar] ihre Mutter sdie durch ihre mütterliche Zärtlichkeit und Geduld vollends nur Dank erwecken sollte] nicht segnet [nicht dankbar anerkennt, lieb und werth hält und alles Gute auf sie herabfleht Kap. 20, 20; 2. Mos. 21, 17]; Hinter den irdischen Eltern mit ihrer erziehenden Liebe steht die Vaterliebe des treuen Schöpfers, welcher seine Kinder zur Umkehr und Heiligung ziichtigy und die Mutterliebe der himmlischen Weisheit, wofür das Wort gleichfalls gilt. 12. Eine Art [ist’s], die sich rein dünkt, nnd ist doch von ihrem Koth sihrem täglich sich mehreiiden Sündenschmutz, in welchem sie schon geboren worden] nicht gewaschen shat Vergebung ihrer Sünden und Heiligung weder gesucht noch gefunden Kap. 20, 9; Hiob 31 , 33; Kap. 28, 13]; 13. Eine Art [ist’s], die ihre Augen [vor dem HErrUJ hoch trägt [als sei sie seines Gleichen] Vom Worte Gottes. Gebet um Bewahrung vor lügnerischem Wesen und vor Reichthum und Armuth. 539 nnd ihre Augenlider sals könnte sie in die Sonne göttlicher Wahrheit hineinsehen, frech] empor hält [und also schon durch ihre Geberden und Mienen den Hochmuth und Dünkel ihres Herzens jeden, der erleuchtete Augen hat, erkennen läßt Spr. S, 17; 21, 4; Pf. 18, 28; 101, 5; Jes. to, 12]; 14, Eine Art [ist’s], die swie reißende Thiere] Schwerten für sanstatt der] Zähne hat, die mit ihren Backenzahuen frißt [besser: deren Ge- biß Messer sinds, nnd verzehret die Elenden im Lande, und die Armen unter den Leuten [Menschen, die in ihrem unersättlichen Eigennutz und Hochmuth xdurch kränkende, beißende Reden, Verleum- dung und Lügen, wie durch habsttchtige, blutgierige Ge- walt das machtlose Geschlecht der Frommen verfolgen und damit gleichsam ihr arges Herz nähren Spr. 1·2, 187 25, 18; Pf. 52, 4; 55, 22; 57, Z; Jeix 9, s; 30, IS; 50, 17; Jes. J, 12]. Viermal wiederholt Agur die Bezeichnung: Es ist eine Art — nicht grade viererlei Ausbruch des Bösen meint er damit, sondern viererlei Charakteristik je uach verschiedenem Bezuge. Widerstreben gegen die erziehende Liebe zuerst zeigt uns die arge Art als die Undankbar- sten, inunnatürlicher Ausartung; sodann folgt in drei Stufen die nähere Beschreibung hierfür: anstatt sich rei- nigen zu lassen, dünken sie sich fchon rein, also die dümmste Selbsteinbildung anstatt Selbsterkenntniß ——, hochmüthig erweisen sie sich nach außen, daher als die Frechsten ohne nur etwas noch von Demuth, -— endlich Schadenthun, Verzehren und Verderben ist ihr Thau, als der Feindseligftem Schädlichften auf Erden. Aller- din s entwickelt stch diese Stufenleiter gewissermaßen an im Fortschritte des Lebens, von der bösen Kindheit im Ursprung an durch den Hochmuth der Jugend bis zum schädlichen Mannesalter ——; doch sind diese vier Charakterzüge zugleich als Ein Charakter der Argheit stets in einander. Wer sich im Spiegel des einen Spru- ches noch nicht erkennen möchte, wenn er gemeint ist, den schlägt etwa der andere. — Immer, in allerlei Ge- stalt, sttr den weisen und erfahrenen Beobachter auch unter der glattesten Hülle vergeistigter Sünde wohl er- kennbar, selbst unter dem Vorwande, den Armen zu helfen, wie heut zu Tage (z. B. im gesammten Frei- maurerwesen), zeigt sich die arge-Art, welche nur Scha- den. thun kann in ihrem Hoihmnth und Eigenwillen. (Sner.) 15. sJn unstillbarer Gier verachtet dies der salschen Weisheit dienende, pietätlose Geschlecht alle Dankbarkeit gegen den HErrn und gegen die Meu- fchen. Man sagt -wohl im alltäglichen Sprüch- wort:] Die [Blut-] Jgel [hebr. die alukas das verschlingende Ungeheuer der Unersättlichkeit, der Nimmersatt] hat zwo Tochter [welche in ihrer Gefräßigkeit unaufhörlich schreien und davon heißen]; Bring her, bring her. sDiesen gLeiFhenJ Drei Dinge» [die] sind sglekchfallsj mcht zu sattigen, und das vierte spricht [auch] meht [wenn man es noch so sehr genährt hat]: Es ist genug. 16. lDiese drei Dinge sind:] Die salles Fleisch in sich verschlingende] Holle sdas Todtenreich, die Unterwelt, der weite oerborgene Raum, welcher bis "auf Christi Sieg über die Todesmacht alle gestor- benen Seelen in sich aufnahm Hiob 7, 9 Anm.; Pred. 7, L; 12, 5], der [unfruchtbaren] Frauen verschlossene [und doch allezeit nach Empsängniß und Geburt begierige Gebäu] Mutter« [1. Mos. Z, 16; so, 1], die Erde sskes wird nicht Wassers satt [so viel es auch regnet], und das Feuer fes] spricht nicht: Es ist genug ses verschlingt ohn’ Ende alles, was es erreichen kann. Aber jenes gottlose Geschlecht ist noch unverschämterx Wie will es den Heiligen erkennen , den Urquell der Güte? Es wird dem alles verschlingenden, nimmer satten Tode anheim fallens ») Dies nur an dieser Stelle vorkommende schwie- rige Wort übersetzt Luther mit allen alten Uebersetzern ,, lutigel«, und es ist aus dem übrigen Theil des Verses klar, daß die ,,anhangende und nicht ablasfende, nie genug habende, unbefriedigt fortsaugende, fortzehrende Uner- sättlichkeit« personificirt oder verstnnlicht werden soll. Bei andern Völkern, wie den Persern und Arabern, findet sich die Vorstellung, daß es ein böses Gespenst gebe, das mit unerfättlicher Gier alles zu derschlingen drohe, ein vampyrartiges Ungethiim, das gleich einem ungeheuren Blutigel allem Lebenden das Blut auszu- fangen trachte oder, wie die Inder sagen, auf den Got- testickern hause und vom Fleisch und den Knochen der Leichname sich nähre (vgl. das Drücken des Alp in der deutschen Volksmeinung). Es wäre nicht unmöglich, daß die Hebräer in einem unter ihnen gangbaren Sprüch- Wort: »Die Aluka hat zwei Töchter: Gieb her, gieb her (hebr. hab, 11ab)« diese bei ihren Nachbarvölkern vor- handene Gespenstervorstellung aufgenommen hätten und Agnr nun an das bekannte Sprüchwort erinnerte, um ihm einen tieferen Sinn unterzulegen, indem er das vier- köpfige fchädliche Ungeheuer, das der Menschheit das Le- bensblut anssaugt, schildert. Ganz ähnlich sagt ein in- discher Spruch: »Nicht wird das Feuer satt des Holzes, nicht der Ströme das große Meer; nicht der Todesgott aller Lebendigen, nicht der Männer die Schönäugige;« ähnlich auch ein arabischen — ") Höchst merkwürdig tritt der Anfang des Menschenlebens dem Ende desselben ge- genüber; denn es giebt in der Menschheit allgemein, in jedem Kleinen des Einzelmenschlichen eine der Todesgier entsprechende Gier nach Heroorbringung neuen Lebens: die Lust des Zeugens oder vielmehr des Gebäreusl So- lange die Natur noch ihre Kraft hat, will der Mutter- leib empfangen, gebären, bekommt deß nimmer genug; was um so ausfallender bleibt, als er dabei die Schmerzen nicht scheut. Am aussallendsten und entscheidendften zeigt sich dieser Trieb zu gebären bei den Unfruchtbaren, bei dem durch Gottes Fligung verschlossenen Mutterleibe,- daher unser Spruch, um recht stark hinzuweisen, diesen besondern Fall gleich nennt. Das erste Haus der Le- bendigen will nnersättlich Samen haben, um Leben daraus zu schaffen, das letzte Haus reißt ebenso unersättlich die Geborenen wieder in den Tod! Wahrlich etwas höchst Schauerliches das Anzeichen eines entstandenen Wider- spruchs und Verderbens im Wesen des Menschen: im- mer neu begehrte Geburten zum Tode — Lust und Ster- ben wie in einander geschlungen! Der Tod hört nicht aus, der Weiber Gebären hört nicht auf, sogar die Un- fruchtbare verlangt wenigstens danach! Und wiederum die zwei letzten Dinge, die Erde und das Feuer, er- scheinen nur wie ein Naturgleichniß der beiden ersten. Saugt nicht die Unterwelt ein wie die Erde? brennt nicht der Trieb des Mutterleibes wie das Feuer? Und 540 Sprüche 30, 17-—23. 31, I. genau besehen, kommen die bier Dinge auf Eins hinaus in Tod und Verderben: auch die Unterwelt ist selbst ein Mutterleib, der unaufhörlich empfangen will und doch kein Leben gebären kann; dahinunter sinken, fließen wir, und sterben des Todes, wie das Wasser in die Erde verschliefet (2. Sam. 14, 14), —- da drunten brennt ein Feuer, das unerfättlich alles verzehrt im ewigen Tode, was nicht durch Gottes Erbarmen aus dieser vierköpfi- gen Aluka errettet wird. Also ist die Aluka, dieser Grundcharakter der vier znsammengehörigen Dinge, eigent- lich nichts anders, als das nicht von Gott geschasfene Gespenst und Ungethüm des Todes, der Sünde, der Lust, des Ungehorsains, der Eigenliebe, die aller Gier und alles Verderbens Grund ist, — dies alles hängt zusammen und ist Eins. (Stier.) 17. sDenn dies Gefchlecht V. 11 ff. hat schon von Anfang an durch Ungehorfam gegen alle heilsame Zucht, durch Undank und frechen Wider- ·stand gegen die Macht und Liebe der Eltern den Grund zu seinem Gericht und seiner Verstockung gelegt:] Ein Auge, das sim frechen Hochniuth des Herzens] den Vater verspottet, und fes] verachtet [sogar] der Mutter zu gehorchen, das müssen [wer- den gewißIichJ die snach Aas suchendcnj Raben iim Thale] am Bach ausbeuten, und die jungen Adler fressen. Des Missethäters Tod nach dem Gesetz, (2. Mos. 21, 15. 17; Z. M. 20, 9) gestorben, wird dies entartete Geschlecht, der öffentlichen Sehmach preisgegeben, unbe- erdigt daliegen und ein Fraß der Raubvögel werden, zum Vorbild des ewigen Todes im Feuer, das nicht verlifcht, dem es entgegengehet, wenn der HErr dereinst die Boten seines Gerichts gegen dasselbe aussendet (Jes. 66, 24; Pf. 49, 157 Matth. 24, 28). 18. Drei Dinge sind mir zu wunderlich sund geheimnißvolls nnd das« vierte weiß ich sganz und gar] nicht szu begreifen]: 19. Des Bühnen] Adlers lstill verborgener, spurloser] Weg im Himmel ssein Flug in den höchsten Regionen der Luft], der [listigen] Schlan- gen Weg [den sie geräufchlos und, ohne die ge- ringste Spur zu hinterlasseu, ohne Füße] auf einem ssteilenj Felsen [kriecht], des sfchwer beladenen] Schiffes [gleichfalls geräuschloser] Weg mitten im Meer sdie Wellen schließen sich hinter ihm wieder zusammen und keine nachblickende Spur zeigt, daß es dahingezogenL und [vornehmlich] eines Mannes Weg an einer Magd [d. i. einer Jungfrau Sir. 9, 5 Anm., um die er in heißer, kühner und stiller Liebe geworden hat, und mit der er in den gott- gefälligen Stand ehelicher Gemeinschaft getreten ist; so tief und groß die Wandlung dadurch m ihrem Leben ist, so still und geräufchlos geschieht sie, an keiner äußeren Spur ist sie erkennbar] 20. Also [ebenso im Finstern verborgen und für niemand an einer Spur nachweisbar] ist der [verbrecherische] Weg der Ehebrecherin [des Zerr- bildes jenes vierten Dinges, der kenschen, geehelich- ten Jungfrau]; die verschlinget sgenießet mit Gier die fündliche Lust der Untreue gegen ihren Ehe- mann] nnd wifchet snach dieser Sündenmahlzeit] ihr Maul [ab], und spricht: Jch habe kein Uebcls gethan [und niemand ist im Stande, sie ihrer frechen, fchamlosen Lüge zu überführem bis daß der HErr selbst offenbar macht, was im Finstern geschehen ist]. 21. Ein [jegliches] Land* [in, die ganze Erde] wird durch dreierlei Unruhig serbebet und kommt aus seinen Fugen] und das vierte [ver-] »mag es nicht Izu] ertragen lsondern gehet unter seiner Last zu Grunde oder muß sie abschütteln]: 22. Ein Knecht, wenn er König wird [Kap. 5, s; 28, 3 —— er wird seinen mitgebrachten knech- tischen Sinn und Trotz durch Gewaltthaten und Ungerechtigkeiten aller Art zeigenjz ein Narr [dem in seiner gottloseu Thorheit Geißel, Zaum und Ruthe gebührte, und der, so lange er mit der Nothdurft seines Lebens zu kämpfen hat, so viel möglich schadlos ist], wenn er zu satt [besser: wenn er satt] ist suud sein gottloser Uebermuth um so gewaltsamer hervorbricht Kap. 26, Z; 19, 10; Pred.» 10, 6 f.], 23. Eine Feindselige [lange von den Männern verschmähte, darum verbittern, alte Jungfer] wenn sie [endlich doch noch] geehelicht wird fund dann eine übermüthige Tyrannin gegen die Jhrigen, ins- besondere gegen ihre ledigen Genossinnen wird 1. Mos 29, St. 33; 5. My2l , 15 ff.], und eine [dienende] Magd, wenn sie ihrer Frauen« [d. i. ihrer Herrin] Erbe [in der Gunst und Liebe des Hausherrn und Gatten, und also dessen viel- vermögendes NebeUweibJ wird [wie z. B. Hagar im Hause Abrahams]. » «) Jn der Grundsprache des A. T. ghet sehr oft Erde und Land, wie beides nur dasselbe ort ist, auch nach der Bedeutung in einander, denn jedes Land (vor- zijglich das Land Israel) ist im Kleinen ja des Ganzen Abbild. Wenn ein Land, ein Volks- und Staatsleben unruhig wird oder Verstörung leidet, das heißt die pro- phetische Sprache: die Erde wird erschüttert, bebt, tränkt, — so daß dergleichen Gerichte der Völker schon Anfänge und Vorbilder werden des letzten, großen Gerichtes und Sturzes, wo die Erde die Uebelthäter durchaus nicht länger tragen, sondern, herausschijtteln wird (Stier.). Die beiden letzten Beispiele betreffen freilich zunächst nur das Leben des Hauses; aber während wir das Verderben und die Zerrüttnng einer Familie so gern auf das ein- zelne Haus in unserem Urtheil beschränken, sieht der weise Agur die Geschicke und Zustände der Familie, des Staates und der ganzen Erde, wie sie vor ottes Augen eins sind, auf’s engste organisch verbunden und in Wech- selwirkung unter einander.—’sp«) ,,Frauen« ist hier, wie auch V. Its, und wie »der Schlangen« V. 19 gen. sing» nicht plu1-., und zwar» nach jener älteren schwachen De- clination, die eine Anzahl jetzt stark gebogener Ding- wörter bei Luther noch hat, wie Zunge, Erde, Seele u. a. Während diese schwache Biegung der älteren Sprache jetzt mehr und mehr aus dem Sprachgebrauch verschwindet, ist sie noch ganz fest in den zusammen esetzten Wörterm wie Frauenbrush Frauenhaus, Frauen ut, Frauenkloster, Frauenliebq Frauenlist, Erdenrund, Schla genlist. —- Das Wort ,,Frau«, von Luther kraus, frawe geschriebety Vom Frevel gegen Eltern. Von viererlei Dingen. Warnung vor Stolz, Uebermuth und Streitlust. 541 mittelhchlx vr0uwe, althdL frouwty ist das eminin von froh oder frow und bedeutet zunächst owner, Herrin, wie Luther schreibt: ,,Sara aber heißet domina, ein Frone, nicht insgemein ein Weibsbilde, sondern die da regieret im Hause, nicht wie der Mann, sondern wie eine Magd von einer sagt: Dies ist meine Frau« Da- her ward das Wort ursprünglich auch besonders von Edelfrauen gebraucht. Darnach bedeutet es auch Gattin, Ehefrau U. Stdn. 11, 3). Lieber aber gebraucht Luther in diesem Sinne Weib (Dietz). 24. Vier sind klein auf Erden, und Dennoch] klüger, denn die Weisen [genauer: weise und wohlgewihigt]: 25. Die Ameisen, ein schwach Volk [so daß einer wohl in seiner Unachtsamkeit ihrer viele zu- gleich mit dem Fuße zertritt], dennoch schaffen sie smit vorsorgendem, betriebsamem Fleiß und aus- dauerndem Gebrauch ihrer geringen Kraft] im Sommer ihre [ganze] Speise [für den Winter Kap.· S, 6 fs.; 10, 5. Lerne du von ihnen für deinHaus, wie deinen irdischen und ewigen Be- ruf, auf daß du nicht darben müssest zur bösen Zeit « ]. M. Kaninchen [oder genauer: Klippdachsa die jedoch mit den Kaninchen vielfache Aehnlichkeit haben 3. Mos. 11,"5 Anm.], ein schwach swehrlos und furchtsam] Volk, dennoch legt es [mit Klugheit und beharrlicher Auge-einer] sein Hans in den Felsen; So lerne von den Klippdachsem daß auch du., wenn auch noch so gerin und ohnmächtig im Lande, wo anders Gottes ewige eisheit dir einwohnet, ein ewiges Haus, das von keiner Bosheit umgestoßen werden kann, durch Treue bis an’s Ende dir erbauen kannst. 27. Heuschrecken haben [zwar] keinen König, dennoch ziehen sie ans ganz [allesamknt] mit swohlgeordneten , geschlossenen Heer-I Haufen sJoel Z, 2 ff. So lerne von ihnen, w.elch großes Ding es sei um die Einigkeit im Geiste und scheide dich nicht von denen, die mit dir eng verbunden, gegen die Welt und ihre Macht kämpsenund in geschlossener Reihe dastehen sollen, bis sie endlich das Feld behalten]; 28. Die Spinne [genauer: Eidechs e] wirkt stastet, greift und hält sich fest] mit ihren Händen [läuft sogar an den Wänden in die Höhe, schlüpft mit List nnd Geschmeidigkeit durch Nitze und Spalten], und ist sendlich sogar] in der Könige Schldssern [wo sie hinter dem Täselwerk und in Schlupsritzen hauset und nicht zu vertreiben ist. So lerne von ihr, wie du die Schlangenklugheit mit der Einfalt paaren mußt, um durch alle Hin- dernisse hindurchzudringen bis in die Säle deines ewigen Königs]. . 29. sBefolgst du diese Mahnungen, die dir die Kleinen und doch Klugen geben, so« wirst du ein Weiser und ein König voll Macht und Hoheit im Reiche des Geistes sein; denn] Dreierlei haben einen feinen Gang svoll königlicher Würde, Ruhe und GemessenheitL und das vierte gehet wohl [schreitet stattlich einher]: 30. Der Löwe, mächtig sstark und kühn, großmüthig und zornig, ein König] unter den Thieren kdes Waldesh und kehrt nicht um vor jemand [leistet auch dem stärksten Feinde muthigen, siegreichen Widerstand]; 31. Ein Wind [-spiel] von guten Lenden streibet alles Wild vor sich her]; und loder auch] ein Widder [der gebieterisch ernst vor seiner Heerde einherschreitet]; und [vor allem ist kein schönerer Anblick, als] der König, ivider den sich niemand dars legen [der unwiderstehlich und stegreich an der Spitze seines willigen Volkes einherziehet, vor dessen göttlicher Masestät alle Macht der Finsterniß fliehen muß] 32. Hast du [aber] genarret [als ein gottloser Narr bisher gelebt oder durch Rückfall dich den Narren wieder gleichgestelltL und lzwar dadurch, daß du] zu hoch gefahren sim Hochmuth deines alten, natürlichen Herzens dahin gegangen bist], und [allerlei] Böses [in deinen Gedanken] vorge- habt [hast, so daß deine Lust daraus ging, statt auf Gottes Wahrheit und GerechtigkeitL so [entschuldige dich nicht, sondern] lege [schweigend und bußfertig] die Hand aus’s Maul [denn Selbstdemüthigung ist der erste Schritt zur Weisheit]. 33. [Denn alles eigenwillige, trotzige Drangen und Pochen des thörichten Herzens bringt nur Widerwärtiges und Böses zu Stande, gleichwie] Wenn man Milch stößt sund rüttelt], so macht man Butter [richtiger: übelriechenden Käse] draus; und wer die Nase [zu] hart schnäuzeh zwingt Blut heraus; nnd wer den Zorn szweier in Feindschaft lebender Menschen] reizet, zwingt soffen aufwallenden] Hader heraus [Drum laß allen Hochmuth fahren und wende dich zur Demnth und Sanstmuth, auf daß dich die Weisheit mit königlichen Ehren kröne]. Das 31. Kapitel. Lob eines iugendsamen Weibes. II. V.1—9. Der L. lileine Jlnhang zu der hielilanischen Spruchsammlung ist eine kurze Knsammenfagung der got- - denen Lehren, welche einst eine Mutter ihrem königlichen Sohne, wohl bei seinem Regierungsantritt» gab, wie ein gottesfürchtiger König das diegiment im Staate führen solle. wie wir bereite in Ren. 30, l. Blum. sahen, war dieser Demut, der solche goldenen weieheitelehren seiner Mutter: niedersanken, wahrscheinlich ein dlichtieraeliiy und zwar, wie Agnus, Jgmaetittz König von Massa in Nord-trauten. Die Annahme der älteren Geschirre, daß auch tremueh rote Figur, nur verhüllendeiz bedeutsamer Ilame für Satonio sein solle, den seine Mutter: Zathseba also gelehrt habe, hat dagegen keine tteweiemittel für sich. I. Dies sind die Worte des Königs Lamuel; die Lehre [hebr. lemuel meleoh magst-J, die ihn seine Mutter lehrete [nach wahrscheinlicherer Deu- rang: Dies smd die Worte Lemuels, des Königs 542 Sprüche 31, 2—26. von Massa, mit welchen ihn seine Mutter gelehret hat, wie er ein gottesfürchtiges Regiment im Volke führen könne s. Kap. 30, 1 Anm.]. 2. Ach, mein Ansertvählter seinzig geliebter Sohn], ach, du Sohn meines Leibes [den ich mit Gebet und Flehen unter dem Herzen getragen und mit Schmerzen geboren habe], ach, mein gewünsch- ier sunter viel Gelübden von Gott erbetener 1. Sam. l, II] Sohn [siehe, wie thener du mir— bist! gehorche um so treuer den Ermahnungen deiner Mutter!], Z. Laß nicht den Weibern dein Vermögen szersiöre nicht dnrch Wollnst die Kraft deiner Seele und deines Leibes]; nnd gehe siiberhaUptJ die Wege nicht, darin sich [gerade] die Könige [wie du ein solcher bist, am allerersten für Zeit und Ewigkeit selbst] verderben. 4. O, nicht den Königen, Lamuel [d. h. du GottgeweihterL gieb den Königen nicht swörtlichx Nicht für die Könige, Lemuel, nicht für die Könige ziemet sich] Wein zu trinken; noch den Fürsten stark Getränke [Meth oder Würz- wein; denn ein Spottgeist wohnet im Wein, und Hurereh Most und Wein machen toll Hof. 4, 11 . Es ]versteht sich von selbst, daß hier nur von Ueber- maß die Rede ist, von Trunkenheit und Lust nach Be- rauschnng, wie wir in diesem Sinne auch vom Wein- " trinken und von Weintrinkern reden. Z. Sie möchten sfonstj trinken nnd sin ihrer trunkenen Laune] der Rechte [Gottes, an die auch sie gebunden send] Vergessen [und vielmehr ihre Gewalt für ihr Recht halten], »und [also] Verän- dern [in Unrecht verkehren] dle [gerechte] Sache irgend der [d. i. aller] elenden lverlassenen und hilflosen] Leute. Der Spiegel für den Körper ist das Erz (oder jetzt das Glas) fürsdie Seele der Wein. (Aeschines). Denen, welche in Trunkenheit und Wollust leben, verwandelt sich der Tag in nächtliches Dunkel, nicht durch Ver- löschen des Sonnenlichts, sondern durch die Verdunklung ihres eigenen Geisteslichts durch die Trunkenheit. Wie Trunkenheit ist eine Veränderung der gesunden Vernunft, ein Wahnsinn, ein Verderbnis; der Gesundheit der Seele. (Chrhsostomus). Sie ist ein böser Geist, der aus freiem Willen zum Vergnügen in die Seele Einlaß erhält. Sie ist die Mutter der Bosheit, eine Zerstörung der Tugend; aus einem Muthigen macht sie einen Feigling, aus einem Bescheidenen einen Schamlosen, den Rechtstnn verdunkelt fee, die Klugheit tilgt sie aus. Denn wie das Wasser dem Feuer widerstreitetz so löscht unmäßig getrunkener Wein den ruhigen, klaren Sinn aus. (Basilius). s. Gebet stark« Getränke svielmehrj denen, die umkommen sollen [die im Begriffe stehen, ihrem Jammer und Elend zu erliegenjjnnd den [mil- deren] Wein den betrübten Seelen [auf daß sie wieder Kraft, Muth nnd Freude erlangen, so die- net er dann , wozu der gütige Gott ihn gegeben Pf. 104, 153 Matth. 27, 343 Sir. 31, 34 ff.], 7. Daß sie trinken, nnd [dabei] ihres Elen- des vergessen, und ihres Unglücke nicht mehr ge- denken. 8. [Sta-tt durch diese Sünden der Fleischeslnst dich selbst und dein Volk in’s Unglück zu stürzen] Thn deinen Mund szur Vertheidigung nnd zum gerechten RichtersprUchJ auf für die Stummen [alle diejenigen, die ihr Recht nicht selbst geltend machen können und ohne deine Hilfe der gewaltthätigen Unterdrücknng unterliegen müssen], und für die Sache aller, die verlassen sind fnämlich der Witt- wen nnd Waisen] 9. Thu szu solch gutem Werk mit Freuden] deinen Mund auf, und richte recht, und räche den Elenden und Armen sschaffe Recht den See- len, welche unter der Last der Trübsal still und demüthig einhergehen und ohne deinen mächtigen Beistand der Gewalt der Gottlosen weichen miissen]. Nicht am Prachtgewand, nicht am Gürtel, nicht an der Stimme des Herolds wird der Fürst erkannt, fon- dern daran, daß er das Schwache stützt, das schlecht Be- stellte verbessert, auf die Ungerechten ein wachsames Auge hat und das Recht von den Mächtigen nicht zerstören läßt. (Chrysostomus). III— V. 10——31. Einen Z. Jlnhang zu der hiskianisrhen Sprnrhsammlung bildet das ,,güldene Als-G für Ftauen«, ein Lobgesang und Spiegel einer an Tugenden reichen Hausfrau. In! tjebräischeu ist dies hothpoetische Lied« nach der Reihenfolge der hebrüischen Buchstaben geord- net, wie auch die Ins. 9. 10. Ob. 34. ils. und Angel. 1-—-4. Ueber die sinnige Bedeutung solcher Dichtnugsform vgl. Pf. 9, 1. Kam. Es läßt uns diese Schilderuug einen tiefen Blüt: in die friedlichen Kreise der gottes- fürchtigen israelitischen Familien thun nnd giebt uns zu— gleich einen Maßstab, an welchem wir unser eigenes Fa— milienleben messen können, besonders wenn wir die treff- liche Auslegung dazu nehmen, die uns lllanl Gerhardt in seinen Liedern: Voller Wunder er» wie sthön isks doch, tjllirr Jesu Chrin u. Ein Weib, das Gott den re. bietet. Zlach Schiller halte wohl bei seiner Schilderung der im Hause waltendeu Mutter der Kinder in seinem Liede von der Glocke diesen Abschnitt vor Augen und zum Vorbild. - lieber den Verfasser des Liedes läßt sirh nichts Besliuimles sagen. Die Spratheigetithämltcty keiten desselben scheinen Salomo selbst oder einen ältern Sprnchdicljter oder auih Jlgur und tremuel auszuschlie- ßen und einen jüngeren Verfasser zu fordern. vielleicht ist derjenige, welcher die ganze Sprnchsammlung znleht geordnet, die ,,Sprüche der weisents die Sammlung der Männer hiskia und die beiden Jluhänge von Zlgnr und tsemnel hinzugefügt hat, auch der Dichte: dieses Liedes, also daß er mit solchem Lobgesang eines gottseligen Fa— milienlebens als dem Qnellort aller Tugenden, aller Früchte. der Weisheit, sein eigenes Siegel dem Ganzen nntergedrsictit hätte. —— Das Ganze theilt sikh in folgende Gruppen: In v. 10—l2 schildert der Dichter den unver- gleichlichen Werth einer tngendsatnen Hausfrau für den Mann; V. 13—24 ihren Fleiß nnd Gewinn, ihr wirken nnd walten im Hause; v. 25——27 ihren aumnthigen, heiterm and heilsamen ilmgang mit ihren Hausgenossen; v. Eil-Z! endlikh ihren Ruhm innerhalb und auherhalb ihrer Familie. 10. Wem ein tugendsatn Weib [Kap.12,4; 2. A nhan g: Wie ein gottesfürchtiger König regieren soll. Z. An h a n g: Lob eines tugendsamen Weibes. 543 II, 161 bescheret ist, [der hat ein unschätzbares seltenes Gut gefunden; denn] die ist viel edler, denn die köstlichsten snnr mit Mühe und selten in der Tiefe des Meeres aufzusindendem an Werth alle Kleinodien übersteigendem den höchsten Schmuck gewährenden] Perlen [Kap. Z, 15; 8, II; 18, 22]. Nichts Lieber-Z ist auf Erden, denn Frauenliebe, wenn’s kann werden. (Luther). Ich weis; auf Erden nichts, das solche Wonne beut, wenn ein Weib ihn mit Verlangen liebt, der ihr zum Lobe lebt. Da ist voller Trost mit Freuden unterfangen, das. ist ein Heil, das über allem Heile fchwebi. sWalther v. d. Vogelweide). 11. Jhres Mannes Herz darf fich auf sie [ihre Treue, Liebe und Fürsorge] verlassen, und Nahrung sAusbeute an allerlei Segen] wird ihm sdurch sie] nicht mangeln. 12. Sie thut ihm Liebes, und kein Leides sein Lebenlang. 13. Sie gehet mit Wolle und Flachs um [erwirbt sie durch ihre Wirthschaft und bereitet da- raus durch eifriges Spinnen und Weben die Klei- dung fürs Haus] und arbeitet süberhauptj gerne ssieißig und eifrig] mit ihren Händen. 14. Sie ift wie ein Kanfmannsschisf, das seine Nahrung von ferne [aus den entleqensteii Winkeln der Erde] bringt [also weiß auch sie mit kluger Ueberlegung und Betriebsamkeit aus dem Entferntesten und Unbedeutendsten Nutzen für’s Haus zu ziehen]. 15. Sie stehet sdamit das Tagewerk seinen rechten Anfang und ununterbrochenen Fortgang habe, sogar noch] des Nachts [vor Tagesanbruch] auf, und giebt Futter ihrem Hause sordnet die Speise für die ganze Familie und besorgt sie], und [theilt] Essen [besser: das zugemesseiie Tage: werk an Wolle oder Flachsj ihren Dirnen [d« i. den dienenden Mädchen Esih. L, 4 Anm., aus]. 16. Sie denkt nach einem Acker [ob sie ihn nicht für das ersparte und erworbene Geld noch zu den anderen hinzu erwerben könne], und kauft ihn swirklichL und serwirbt und be-] pflanzt einen Weinberg von den Früchten lden Erträgnissen der sleißigen Arbeit] ihrer Hände [also sinnet sie immer darauf, wie sie den Wohlstand ihres Hauses ver- größern möge];. 17. Sie sum-J giirtet ihre Lenden fest [ge- nauer: mit Kraft], und stärkt ihre Arme [denn ihre Arbeitssamkeit verleiht ihr den Ausdruck der Kraft und Fülle] 18. Sie merkt ses bald deutlichL wie ihr [ganzer] Handel [Und Wandel im Hause demselben] Frommen bringt; ihre Leuchte verlöscht [darum selbsi] des Nachts nicht ssondern auch dann, wenn die Andern der Ruhe pflegen, arbeitet und schafft sie mit ordnendem Sinn »und ruhet nimmer-«] 19. Sie streckt [täglich] ihre Hand sang] nach dem [Spiim-] Rocken, nnd ihre Finger fassen die Spindel. Sie füllet mit Schätzen die duftenden Laden und dreht um die schnurrende Spindel den Faden, und sam- melt im reinlich geglätteten Schrein die schimmernde Wolle, den schneeichten Lein. (Schiller). 20. [Und weil sie so viel Gutes schasfet mit ihren Händen und den Segen Gottes reichlich schmeckt, so hat sie auch allewege zu geben den DürfiigemJ Sie breitet ihre [hilfreichen] Hände aus zu dem Armen, und reichet ihre Hand dem Dtirstigen sdaß sie ihn in ihr Haus führe, speise, tränke und tröste] 21. Sie fitrchtet ihres Hauses-«· [wegen] nicht vor dem Schnee sdaß es etwa im Winter leiden möchte], denn ihr ganzes Haus ssowohl Kinder als Gesinde] hat zwiefache Kleider lnämlich die ge- wöhnlichen und dazu Oberkleider aus rother Kermes- wolle gegen die Kälte] V) Ueber den bei Luther noch so mannigfaltigen und kraftvollen Gebrauch des Genitivs f. Kap. 22, 9 Anm. 22. sAuch ,,fügt sie zum Guten den Glanz und den Schimmer«, denn] Sie macht ihr selbst [mit eigener fleißiger Hand am Webstuhl 1.Sam. 17, 7 Anm.] Decken [oder kostbare Teppiche für das Bettlager Kap 7, 16], weiße Seide [genauer: weißer, feiner Bys s us, wie ihn nur reiche und vornehme Frauen tragen L. Mos. 25, 4 Anm.] und [dunkelrother] Purpur ist ihr Kleid. 23. Ihr Mann sdnrch die Tresflichkeit einer solchen Gattin reich und angesehen geworden] ist berühmt in den Thoren, wenn er sitzt sim Ge- richte oder Rathe] bei den Aeltesteu des Landes. 24. [Ja, ihr Fleiß reicht noch über den Be: darf ihres Hauses hinaus, und ihre kunstreichen Arbeiten versteht sie wohl zu verwerthen:] Sie inacht [z. B] einen Rock [genauer: feine Hem- den aus weißem Leinen oder Baumwolle auf ihrem Websinhle Nicht. 14, 12], Und verkauft ihn [fie], einen skünstlich gewirkten] Gürtel giebt sie dem [phönizischen] Krämer [Und ,,mehrt den Ge- winn« ihres Hauses] 25. Jhr [bester] Schmncl ist, daß sie reinlich nnd fleißig [besser: daß sie tugendreich und hoch.sinnig] ist; nnd lmit solchem hohen, heite- ren Muthe im Herzen überläßt sie sich nie quälen- den Sorgen, was die Zukunft bringen könnte, sondern sieJ wird [genauer: kann] hernach [wenn etwa Trübsal und Trauerzeit ihrem Hause sich näher, derselben entgegen-] lachen. 26. [Aber solch Lachen ihres Herzens gehet nicht hervor aus gottloser Thorheit, sondern] Sie thut [wo immer sie zu lehren, zu ermahnen, zu strafen oder zu gebieten hat unter ihren Kindern und ihrem Gesinde] ihren Mund aus mit Weis- 544 Sprüche 31, 27- 31. heit, und auf ihrer Zunge ist holdselige Lehre [die die Herzen bessert Jes. 40, 6]. Sie zeugt ihr Kindlein und Gesiude fein zu Gottes Wort (Randgl. Luther-IV. 27. [Denn] Sie schanel smit ernster Sorg- falt daraufL wie es in ihrem Hause zngehet snämlich daß Ordnung Treue und Gottesfurcht in allem walte und herrscheL »und isset ihr Brod nicht mit Faulheit sruhet in dieser treuen Fürsorge für das leibliche und geistige Wohl des Hauses nimmer]. 28. [Darum empfängt sie auch den besten und würdigsten irdischen Lohn aus dem Munde derer, denen ihre Sorge gilt :] Ihre Söhne kom- men [treten] auf, nnd preisen sie selig; ihr Mann lobt sie [mit folgenden Worten V. 29:]. 29. lEs giebt zwar] Viele Töchter [im Lande, die tugendsam sind und] bringen Reichihnm [besser: handeln brav in ihrem Hause]; du aber über- triffst sie alle. 30. [Ja,] Lieblieh und schön sein ist nichts sist ein vergängliches, trügerisch-es Gut, verdient darum auch kein Lob]; ein Weib, das den HErru fürchtet, soll man loben ldarin allein hat sie einen unvergänglichen Werth, und nur durch solche Ge- sinnung des Herzens vermag sie zu thun, wie von ihr in V. 10———29 geschildert wird Jes. 40, 6; Pf. 103, 1.s)—1»8; 1. Petri 1, 24 f.], 31. Sie wird [auch ohne daßjemand den Mund zu ihrem Ruhme cZUfthäteJ gerubmi Werden von den Fruchten ihrer Hunde sihre Thaten in der Stille ihres Hauses vollbracht, sind ihr lautestes Lobjz nnd ihre Werke werden tvon selbst] sie loben in den Thoren [den öffentlichen Versammlungen der Bürger der Stadt]. Eine Frau kann bei einem Manne ehrlich und gött- lich wohnen, und mitgutem Gewissen Hausfrau sein, soll aber darüber und daneben Gott fürchten, glauben und beten (Ran«dgl. Luthers). Es haben einige Ausleger versucht, die vorstehende Schilderung einer tugendsamen Hausfrau allegorisch um· zudeuten auf die ewige Weisheit Gottes und ihr Walten im Hause der Menschheit oder auf den heiligen Geist, der den Menschen wiedergebiert und für das Reich Gottes erzieht; jedoch nnr mit der größten Klinstelei und mit ganz ungerechtfertigter Umwendung des klaren Textes ist es ihnen gelungen. Nur das Wahre liegt in ihrem Gedanken, daß in der ewigen Weisheit Gottes, die durch Gottes heiligen Geist im Herzen Wohnung macht, aller- dings das EwigsWeibliche enthalten ist, von dem Göthe sagt, daß es uns hinanziehe Jnsofern kann ja wohl das stille und so erfolgreiche Walten eines gottesfürch- tigen Weibes mit dem Wirken der ewigen Weisheit ver« glichen werden. Schlnsibemetlinngen zu den Sptükhen Satan-i. »Aus der Betkammer David’s treten wir nun in die Weisheitshalle Salomonis, um den Sohn des größten Theologen als den größten Philosophen zu bewundern,« sagte Christ. Ben. Michaelis, als er von der Auslegung der Psalmen zu der der Sprüche überging. Mit diesen Worten ist das Wesen unseres Buches richtig als ein-Buch der Weisheit bezeichnet Denn »aus der Liebe zur Weisheit ist es hervorgegangen, Liebe zur Weisheit anzuregen und in den Besitz der geliebten zu setzen, ist es geschrieben« Darum nannten es auch die alten jüdischen Ausleger, sowie die Kirchenvätem Buch der Weisheit Classe-Speien; kracht-»O, ebenso wie auch die apokryphischen Bücher Jesus Sirach und die Weisheit Salomonis. Und wenn nicht der schöne und edle Name Philosophie heutzutage einen so übeln Beige- schmack erhalten hätte, dadurch, daß sich die menschliche Wisfenschaft von der göttlichen Offenbarung los- gerissen hat und, im Geiste der Schlange auf dem Baume der Erkenntniß, ohne Gott wissen und er- forschen zu können behauptet, was Gottiund was gut oder böse sei, ja sogar jede religiöse Voraus- setzung als ein Hinderniß wahrer Erkenntniß erklärt, so würde es für unser Buch keinen passenderen Namen, als den eines Buchs der Philosophie, für Salomo, als den eines großen Philosophen geben. Damit würde dem göttlichen Ursprung des Bachs, der Eingebung durch den heil. Geist keinerlei Abbruch gethan, wenn gleich es ja ohne Zweifel richtig ist, daß der heil. Geist durch einen Propheten auf eine andersartige Weise wirksam ist, als durch einen Weisen. Salomo und seine Nachfolger in der Weisheit sind aber soweit entfernt von der Afterweisheit derer, welche ein Wissen von den letzten Gründen der Dinge aufrichten wollen ohne Gott, ohne Offenbarung, ohne Glauben, daß vielmehr jeder Buchstabe unseres Buchs aus der Fülle des. innigsten Glaubens an den Jnhalt der 5 Bücher Mosis, an alle Geschichsts- und prophetischen Bücher, soweit dieselben schon vorhanden waren, geschöpft ist, oder, was dasselbe ist, daß jede Ermahnung, jede Warnung oder Vorschrift auf religiöser Grundlage ruht. So thörieht und vergeblich das Bestreben des praktischen nnd wissenschaftlichen Unglaubens ist, eine Sitten- lehre aufzustellem die innerlich getrennt und unabhängig wäre vom Glauben, so thöricht und vergeblich wäre es, unser Buch loszureißen von der Offenbarung der übrigen heil. Schrift. Man darf daher unser Buch auch nicht vergleichen mit Sprüchwörtersammlungen anderer Völker, deren einzelne Sprüch- wörter durchaus nicht immer einen religiösen Hintergrund haben. Es ist vielmehr ein höchst wichtiges, durchaus nothwendiges und unentbehrliches Glied im Gesammtorganismus der Biicher der heil. Schrift, als durch welches dem einzelnen Gläubigen erst der Weg deutlich gezeigt wird, den er wandeln muß, Schlußbemerknngen. 545 um zu vermeiden die Stricke des Todes unterwärts und zu gelangen zu dem Anfchauen des ewigen Lichtes überwärts, in welchem Lichte eben ihm die rechten Wege durch die Sprüche gezeigt werden. Erst das Buch der Sprüche wendet die wahre Gotteserkenntniß, die durch die Offenbarung dargereicht ist, auf die unendlich mannigfaltigen Wechselfälle und Lagen des Lebens an. —- Was die Entstehung und äußere Anordnung unseres Buchs anlangt, so fassen wir hier noch einmal die bereits zerstreut gegebenen Ausführungen hierüber zu einem Gesammtbilde zusammen: König Salomo, der Anfänger und Meister in der Weisheitsdichtung, verfaßte, wie uns in I. Kön. 4, 32 erzählt wird, im Laufe seines langen Lebens 3000 Sprüche, welche sicherlich bald Gemeingut des ganzen Volkes Gottes wurden und vielfachen Anlaß zur Abfassung ähnlicher Sprüche gaben. Nicht wohl lange nach Salomo’s Tode fand ein Weiser aus dem Kreise der Männer, die sich als eine Weisheitsschule um Salomo gesammelt hatten und von gleichem Streben nach der Aufnahme und Erforschung der Weisheit Gottes beseelt waren, sich berufen, aus der Gesammtmasse der von Salomo verfaßten Sprüche eine Auswahl der seiner besonderen Gabe und Geistesrichtung am meisten entsprechendem schönsten und kernhaftesten in einem Buche zusam- men zu stellen (Kap.10, 1 — 22, 16), ihnen einen ausführlichen Titel (Kap. I, 1—6) zu geben und eine Einleitung von 15 Ermahnungsreden (Kap. I, 7 — 9, 18) zur dringenden Einladung, die aus Salomo redende Weisheit auszunehmen, vorauszufchickem endlich auch eine kleine Sammlung von Aus- sprüchen anderer Weisen aus der Zeit Salomo’s noch an die Sprüche Salomo’s anzufügen (Kap. 22, 17 —- 24, 22). Da aber viele tiefsinnige Sprüche aus dem Munde Salomo’s noch übrig waren, die es wohl verdienten, gleichfalls in ein Buch zusammengefaßt zu werden, nur von den vielen ähnlichen und verwandten Sprüchen, die durch sie im Volke mit der Zeit gleich Nebensprößlingen hervorgetrieben wor- den waren, mit sehkräftigem, scharfem Auge ausgeschieden werden mußten, so berief König Hiskia später eine Commission von Weisen, die mit dem Geiste Salomo’s wohl vertraut waren, und übertrug ihnen das Geschäft, eine zweite Sammlung von Sprüchen Salomo’s herzustellen Dies Büchlein (Kap. 25 ——29) fügte einer aus diesen Weisen, vielleicht etwas später, zu dem bereits geschlossen vorliegenden Weisheitsbuche (Kap. 1——24) hinzu. Und da er noch drei andere kleine Sammlungen hatte, die auch voll Geistes waren und der Vergessenheit entrissen zu werden verdienten, so fügte er die erste derselben, eine ähnliche Sammlung von Sprüchen unbekannter älterer Weisen, wie jene, welche das bisherige Weis- heitsbuch schloß, an diese ihr verwandte an, und die zwei anderen kleinen Stücke, Agurs und Lemuels Worte (Kap. 30,1 —— 31, 9) schloß er der hiskianischen Sammlung an, die er als zweiten Haupttheil des Weisheitsbuchs anfügte. Endlich untersiegelte er das Ganze mit einem Erzeugniß vielleicht feiner eigenen Bemühung um die himmlische Weisheit, nämlich mit dem Lobliede auf die tugendreiche Hausfrau. -— Nach dieser von den besten unserer neueren Ausleger angenommenen Entstehungsweise bestünde unser Buch eigentlich nur aus 2 Haupttheilem deren ersteri(Kap. 1, 1 — 24, 22) nach Salomo, deren zweiter (Kap. 24, 23 — 31, 31) nach Hiskia von unbekannten Weisen geordnet, welche beide aber nach ihrem Kern ächt salomonischen Ursprungs wären, so daß« das ganze Buch mit demselben Rechte und aus demselben Grunde ,,Sprüche Salomo« genannt werden muß, wie die Psalmen insgemein ,,Psalmen Davids« heißen. zller Uredigkr Salomo. (Eeolesiastes.) Dies andre Buch heißer (hebr.) Koheleth. das wir den Prediger (griech.: åiexzsxeyzcxemjg) heißen, und ist ein Trostbuch. Als, wenn nun ein Mensch, nach der Lehre des ersten Buches (d. h. der Sprüchwörtey will gehorsamlich leben und seines Befehls oder Amts warten, so sperret sich der Teufel, Welt, und eigen Fleisch so dawider, daß der Mensch müde und verdrossen wird seines Standes, und reuet ihn alles, was er angefangen hat, denn es will nirgend fort, wie er’s gern hätte. Das hebt sich denn Mühe und Arbeit, Unlust, Ungeduld und Murren, daß einer will Hände und Füße lassen gehen und nichts mehr thun. Denn wo der Teufel nicht kann zur rechten Seiten, mit Fürwitz und Lust dem Gehorsam wehren, so will er’s zur linken Seiten, mit Mühe und Widerwärtigkeit hindern. Wie nun Salomo im ersten Buch lehret Gehorsam wider den tollen Kitzel und Fürwitz, also lehret er in diesem Buch wider die Unlust und Anfechtung geduldig und beständig sein in Gehorsam, und immerdar des Stündleins mit Frieden und Freuden harren. Und was er ·nicht halten und ändern kann, immer fahren lasse, es wird sich wohl sinden. (Luther.) 5467 Prediger I, l« L. Das 1. Kapitel. Der Mensch ist in seiner irdischen Weisheit nicht gliicliselikp sondern eitel. I. Dies find die Reden des PredigersJ des Sohns Davids, des Königs zu Jerusalem. «) Alle anderen Erzeugnisse Salomo’s tragen seinen gewöhnlichen Namen an- der Spitze, die Proverbiem deren Ueberschrift lautet: ,,Sprüche Salomos, des Sohnes Davids, des Königs Jsraels«, das Hohelied, Pf. 72 u. Pf. 127; wie es denn natürlich ist, daß, wer sieh als Verfasser geltend machen will, keinen andern Namen nennt, als den, unter welchem er bereits bekannt ist. Das Räthfelhafte, das Versteckfpielen würde da wenig angebracht sein. Wenn nun Salomo hier Kohes leth (d. i. Predigey genannt wird, so weist der Ver- fasser nicht undeuilich darauf hin, daß es nur ideale Geltung hat, wenn er als Verfasser des Buchs angeführt wird, daß er nur als Repräsentant der Weisheit in Betracht kommt. Der Name, der eigentlich ein unper- sönlicher ist, weist darauf hin, daß die Person, der er hier beigelegt wird, nur der Poesie angehört und nicht der Wirklichkeit. (Hengstenberg.) Eben weil der Ver- fasser unser Buch nicht etwa dem König Salomo unter- fchieben, sondern denselben nur redend einführen oder ans seinem, des größten Meisters in der Weisheit, Geist und Sinn reden wollte, fchrieb er nicht: ,,Dies sind die Reden Salomo’s«, sondern erfand einen neuen Namen für ihn, der als Eigenname gelten konnte und zugleich die Bedeutung Salomcks für das folgende Buch anzleigtr. Dies als Eigenname gebrauchte Wort Kobe- let kann allerdings auch Prediger heißen, dann wäre »der Weisheit« zu ergänzen; es kann aber auch nach der gewöhnlichen hehr. Grammatik als part. first-s. kam. angeehen und »die Predigende« (nämlich ,,Weisheit«) übenetzt werden. Welche von beiden Uebersetzungen die richtige ist, kann mit voller Gewißheit nicht entschieden werden. Jn jedem F · daß Salomo, das Vorbild aller Weisen aller Zeiten, so zu sagen die personisizirte Weisheit, hier dem Geiste nach reden werde, und daß man wohlthue, auf seine weisheitsvolle Lehre zu achten. —- Daß das Buch gar nicht von dem geschichtlicheii Salomo als Verfasser her- stammen will, zeigt auch die Bezeichnung: König zu Jerusalem; denn Salomo hätte von sich selbst gewiß nur ,,König von Israel« geschrieben; ferner der Um- stand, daß der Prediger in Kap. 1, 12 von sich als einem gewesenen König spricht, was doch Salomo nicht konnte, so lange er noch lebte und regierte; endlich auch die ganze Art und Weise, wie im Vuche von dem Prediger Salomo, seiner Zeit, seinen Vorgängern und Nachfol ern, feinen Beamten und Fürsten, dem Volke seiner eit und dessen sittlicher Beschaffenheit, seinen eigenen Thaten und Vorzügen gesprochen wird, würde fich weit eher flir einen passen, der in hoher Verehrung auf Salomo zurückschaiit und selbst in einer höchst trost- losen, königslosem unglücksvollen Zeit lebt, als für Salomo selbst. Lassen diese Betrachtungen der Ueber- schrift und mancher Stellen im Vuche selbst es schon vermuthen, daß das Bnch nicht von Salomo verfaßt sein will und auch nicht ist, so erheben mehrere andere Gründe diese Vermuthung zur vollen Gewißheit. Wäh- rend nämlich das Zeitalter Salomo’s das der höchsten Reinheit und Blüthe der hehr. Sprache ist, wie dies das Buch Hiob besonders beweist, so hat dagegen unser Buch ein bis in’s Kleinste vom aramäischen Dialekt durchdrnngenes Hebräisch, ein Zustand der Sprache, wie all soll aber die Meinung fein, er erst längere Zeit nach dem babylonischen Exil ein- getreten fein kann. erner lasseii die Schildernngen des Buchs einen sittlichen und religiösen Zustand im Volke erkennen, welche auf die DavidisckpSaloinonische Zeit ganz und gar nicht paßt, sondern vielmehr deni sehr ähnlich ist, den wir aus dem Propheten Maleachi, ans den Büchern Efra, Nehemia, Esther kennen lernen. Nach unserem Buche wurde zur Zeit des Vers. der Tenipelgottesdienst zwar eifrig betrieben und von einer Neigung zu irgend welchem Götzendieiist war (wie kei- neswegs ziir Zeit Salomo’s) keinerlei Rede; aber die lebendige Herzenssröminigkeit fehlte, und statt dessen zeigten sich schon die Keime der späteren pharifäischen iind sadducäifchen Geistesrichtung (Mal. l, 6 —- 2, I; 3 , 7 fs.); Murrsinn gegen die dunkelen Fiihrungen Gottes einerseits, gänzliche Verzweifelung an dem ewigen Beruf des Volks und Hinwendung zum Geiz nnd zur Habsucht andererseits zeigten sich überall. Was endlich den äußern Zustand anbelangt, in welchem sich nach unserem Vuche das Volk damals befand, so sieht es ganz so aus, als ob im Lande kein einheiniischey davidischer König mehr geherrschtz sondern Heiden, die Thurm, Reiche genannt werden, dazu sittenlofe, das Recht verkehrende, allenthalben Gewaltthat und Bedrü- ckung ausübende Heiden die Macht im Land ausgeübt hätten. Es war eine Zeit, in welchem sich das Volk Gottes im tiefsten Elend und in großer Hoffnungslosig- keit befand, eine Zeit, da sein Gott sich von ihm ent- fernt und ihm feine Gnade und Hilfe entzogen hatte, eine Zeit, in welcher auch dem Gottesfürchtigsten die Versuchung nahe lag, alles, was je des Volkes Gottes höchster Ruhm und höchste Freude gewesen war, ja selbst die Verheißung Gottes, aufzugeben und der allgemeinen Trostlofigkeit sich zu überlassen. —- Alle diese Züge passen einzig und allein auf die Zeit der persischen Herrschaft über das Volk Gottes. Es war dies in dem« eitraum, welchen die Bücher des A. T. umsassen, die einzige Weltmachh deren Tyrannei das Volk Gottes in seinem Lande unterworfen war, während der Tempel bestand und der Gottesdienst in demselben noch aus- geübt wurde. — Wir nehmen daher, im Einklang mit fast allen Auslegern der neueren Zeit, auch den gliiubigsten, sowie mit vielen selbst der älteren Zeit, an, daß unser Buch nichtvonSaloino, sondern von einem Weisen unter Esra, Nehemia und Maleachi, d. i. zwischen den J. 450 u. 400, kurz vor dem Abschliiß und der Sammlung der Bücher des A. T» geschrieben worden ist. Gilt es aber über- hanpt von den poetischen und prophetifchen Vüchern des A. T» daß sie nur durch genaue Kenntniß der Zeit, in welcher ihre Gedanken wurzeln, verstanden werden köns nen, weil sie eben nicht Resultate müßiåer Gedanken- speculationen oder ersonnene Gefühle nnd mpfindungen, sondern vielmehr ganz bestimmte Erfahrungen, die die Männer Gottes mit ihrem Volke oder für ihr Volk er- lebt haben, nnd die maßgebend sind für alle späteren Zeiten des Reiches Gottes, enthalten, so gilt es zumal von unserem Buche, daß man sich zu einem gründlichen Berständniß derselben genau die Beschaffenheit jener Zeit, die Lage des Volkes Gottes, vergegenwärtigen muß. — Das Bnch spricht also den Zustand des Volks Israel aus, welcher nach dein Exil eintrat. Das Volk war znrückgekehrt in das heil. Land mit Jubel und mit Thränen (Esra Z, 12 f.), Jerusalem war wieder er- baut, der Tempel wieder errichtet, der Götzendienst für immer überwunden. Aber die Herrlichkeit der alten Zeit kehrte nicht wieder. Die Freude der Rückkehr war erloschen, und das Volk war ein Dienstvolk geblieben unter fremdem Herrscher, ja es stand unter mancherlei schweren nnd schmerzlichen Bedrückungem Das König- l. Rede: Von der Eitelkeit aller Dinge. 547 thum des Davidshauses war von Gott selbst für das irdische Leben auf immer vernichtet worden, die Bundes- lade war, im Feuer aufgegangen, unwiederbringlich verloren, und selbst die Prophetie war verstummt. Daß im Ganzen und Großen etwas für das Volk oder durch das Volk geschehen könne, um es in seinen früheren Zustand— zurlickzuversetzen , erschien völlig unmöglich. Die Vergangenheit hatte kein Resultat gehabt, und die Zukunft war für das irdische Auge verschlossen — es gab keine Zukunft mehr für das Israel dieser Zeit. Es war —— so zeigte es die äußere Lage der Dinge unbestreitbar —«- alles umsonst gewesen, was geschehen war; auch das, was mit Gott geschehen war, war für die zeitlichen Verhältnisse ohne Resultat geblieben, gleich dem, was ohne Gott geschehen war. Es war alles ein Aufblühen gewesen auf kurze Zeit, dem der Zustand des Verwelkens folgte, welchem dann wohl wieder ein Zustand des Aufblühens, aber doch nnr des kümmerlichften, folgen konnte und gefolgt war, indeß nur, um wieder in das Verwelken hinabznsinkew Das sind die Grundgedanken, von welchen das ganze Buch beherrscht wird. Ein Resultat des menschlichen Thuns, welches auf das Ganze stch erstreckte nnd hin- reichte auch in die kommende Zeit nnd deren Geschlechter, giebt es für uns in dieser Zeit nicht. Alles ist ver- gänglich, ohne bleibende Bedeutung für die Zukunft, kraftlos und nichtig; es ist alles, was jetzt im Hinblick auf allgemeine Erfolge unternommen werden kann, ver- gebliche Mühe, eitles Streben, vergängliche Lust. Das Buch spricht demnach nicht blos von der Ver- gänglichkeit alles Jrdischew weder in abftrakter Weise nach Art des späteren antiken Heidenthums noch in der concreten Weise, wie in den Psalmen, Hiob nnd Sprü- chen, daß den rein irdischen, weil der Sünde verfallenen, mithin nichtigen Dingen und Thaten, Gottes Thaten als bleibende und ewige gegenüber gestellt würden. Es spricht der Prediger vielmehr von der Resultatlosigkeit und Vergänglichkeit auch derjenigen Dinge und Thaten, welche gewirkt nnd vollzogen worden seien und unter- nommen werden könnten mit Beziehung auf allgemeine Erfolge im Reiche Gottes auf Erden, auf die irdische Ausgestaltung, Ausdehnung, Regierung und Verwaltung der sichtbaren göttlichen Oeconomie im Ganzen und Großen; welche also vollzogen worden sein nnd unter-- nommen werden könnten auch von Dienern des leben- digen Gottes, auch von denen, welche Gott gehorsam und in Gott weise stnd. Auch diese Dinge und Thurm, auch die Bestrebungen dieser Personen, sagt der Prediger, sind nichtig, werden von der Zeit verschlungen, und es ist bald alles wieder, wie es vorher war. Deshalb —- so lauten nun die praktischen Regeln des Predigers — soll man allerdings um seiner Person willen an Gottes Gesetz« halten, nach Weisheit streben und Weis- heit tiben in dem individuellen Lebenskreise, sowie um- gekehrt Sünde meiden und Thorheit fliehen, weil man um seiner Person willen der Verantwortung vor Gottes Gericht nicht entgehen wird; aber man soll nicht hoffen, daß man mit alle dem außer der Sphäre seiner Individualität irgend etwas erreichen werde, und deshalb soll man endlich nicht durch vergebliches Hoffen aufUnmöglichkeiten, wie z. B. auf einen dauernden nnd allgemeinen, in der Gegenwart durch uns zu erreichen- den Sieg der Gerechtigkeit, das Leben sich selbst schwer und die ohnehin geringe Möglichkeit des zur Zeit nur auf die Peripherie des eigenen Lebens beschränkten Wirkens noch geringer machen oder wohl gar gänzlich zerstören. (Vilmar.) Nach dieser durchaus nothwendi en Darlegung der Grundgedanken und Hauptgesichtspun te, aus denen das Bnch betrachte: sein will, können wir nunmehr zur Aus- legung des Einzelnen. schreiten. Der Verfasser legt sein Thema von der Richtigkeit aller menschlichen Verhält- nisse, Geschicke und Bestrebungen in 4 Reden von ziem- lich gleicher Länge auseinander. Jn klar fortschreitender Entwicklung betrachtet und beleuchtet er diesen Gedanken nach den verschiedensten Seiten, indem er zwischen eigentlichen Sittenspritchen und längeren oder kürzeren Schilderungen von Zuständen, Erzählungen zur Lehre und Beispiel, Bemerkungen über Erlebtes und Betrach- tungen über höhere und niedere Wahrheiten abwechselt, wobei er sich bald der poetischen Prosa, bald der ge- bundenen Rede bedient, überall aber hohen Gedanken- flug und schwungvolle Sprache zeigt. A. Die erste llede bildet die Einleitung zum Ganzen nnd umfaßt die beiden ersten Kur. In derselben erklärt der Dithter zunächst tm Allgemeinen seine Grund- ansieht von der Eitelkeit aller Dinge außer Gott nnd spricht sodann aus seiner eigenen salomouischen Lebenserfahrung heraus alles dag aus, waa er am Ende seines Lebens im raschen, aber tiefernsten nnd wahren lleberblictr über seinen Verlauf von den weihselnden Bestrebungen desselben zn sagen hat. Der Vortrag ist hier der bewegteste, theils weil so- gleich diese erste Rede alles, wäre es möglich, zu erschöpfen sucht, theils, weil man den tiefen Schmerz des Redners beim Rückblick auf sein ganzes Erben nnd alle seine Be— strebungen nnd Eänschnngen hindnrchhört I. b. 2—1tt. Indem der prediger im folgenden nachweisen will, wie alle Weisheit des Menschen ntchtig nnd unfähig ist, gegen den gewöhnlichen lians der Dinge anzustreben nnd ein dauerndes Glück zu Massen, zeigt er zunächst, wie die Weisheit der Menschen, welche sieh auf die Er— kenntniß der Dinge dieser Welt richtet, eitel ist. Er beginnt mit der» Aufstellung degErnndgedanlteng seiner ersten Rede von der gänzlichen Eitelkeit der menschlichen Dinge und der Unmöglichkeit, etwas Bleibenden zn er· zielen W. 2-—3); sodann zeigt er, wie schon die sc· trachtnng des stettgen Entstehens nnd Dergeheng der Ge- schlekljter der Menschen, des steten Kreislauf-z in der natur, wie bei der Sonne, dem Wind nnd dem Wasser, überzeugg daß die menschliche Erltenntniß der natörlicheu Dinge nichtig sei (U.4—7); darnach führt er ans, daß diese natürlichen Dinge, die sich der menschlicher: Er· kenutniß non außen bieten, weder das Jlnge noch das Ehr sättigen und befriedigen können, so wenig wie die Ereignisse in der Geschichte der Menschheit, die sich in raslloser Flucht nnd in nie endender Wiederholung jagen und drängen, es zn wirklich neuen Erkenntnisseu nom- men lassen oder auch nur ermnthlgen, dag vergangene im Eedächlniß zu bewahren W. 8——11); aber dar; menschliche Erkennen sei auch in sich selbst nichtig, denn alles, was ein Mensch mit demselben erstreben oder unternehmen möge, sei eitel und vergeblich, nnd bringe keinen bleibenden Unlzen w. l2—15); so sei anch die— jenige Weisheit deg Menschen, die nach festen, bestimmten Kenntnissen trachte, nichttg nnd bringe eg zu tiilhto sleibendem, sondern bereite, je größer sie werde, um so mehr Immer; nnd dlnmnth (V. 16—18). Z. Es ist alles swas anf der Welt ist, alles, was geschieht, was erstrebt oder gewonnen wird] ganz eitel [vergänglich, frucht- und darum auch werthlosL sprach [anf Grund einer langen Erfah- rung und als Ergebniß langen Nachdenkens über die betrübten Zustände seiner Zeit] der [oben ge- nannte] Prediger sans dem Geiste jenes tveisesien aller Könige, welcher vermöge seiner Weltstellung und seines hohen Verstandes mehr als ein Anderer » 548 Prediger 1, 3—-13. berufen war, den kommenden Geschlechtern dies zu verkündigens es ist alles ganz; eitel. Der Grundtext lautet no nachdrucksvoller und nie- derschmetternder in diesem Vers: O Eitelkeit der Eitelkeiten, spricht der Prediger, o Eitelkeit der Eitelkeitenl Alles eitel! —- Das für Eitel- keit gebrauchte Wort hebe! bedeutet ursprünglich: » auch« und entspricht dem später oft vorkommenden ,, eiden an Wind«. Es hebt das schnelle Vorübergehen, welches weder Spur noch Frucht zurückläßt, hervor. Wie eine Seifenblase, schön in Form und Glanz, zer- rinnt das Geschehende dem sinnlichen Menschen unter den Händen. Seine Weisheit endet, wie unser Buch nachweisen soll, in Klagen, Zweifeln und Verzagein wenn sie nicht anden Geboten und Verheißungen der gött- lichen Weisheit ihre Meisterin findet. Auch die Welt ist voll von der Klage über die Vergänglichkeit und Flüch- tigkeit alles Jrdischeru Aber sie will es nicht wissen, wodurch sie aus dem Zustand, von welchem Gott am Anfang sprach: ,,Es ist alles sehr gut,« zu dieser Eitelkeit gekommen ist. Wir wissen, daß erst die Sünde den Tod und das Verderben in die Natur und die Menschheit gebracht hat; daher denn auch jede Klage, die nicht das Bewußtsein der eigenen Mitschuld an der Eitelkeit zum Hintergrunde hat, nnberechtigt und nichts anderes als Anschuldigung Gottes ist. —- Es ist sehr wichtig, daß diese Beschaffenheit des irdischen Daseins, wie sie in so ergreifender Weise in den Liedern: »Ach wie nichtig, ach wie flüchtig« (von Mich. Fraiik) und: ,,Ach,wasistdoch unsreZeit« (v.J.Gigas) geschildert wird, dem Menfchen völlig zum Bewußtsein komme, daß er nicht dnrcheitle Phantasieen das Elend vergolde. Nur so kann die Eitelkeit, der wir anheiingefallen sind, ihre rechte Wirkung thun, ihre Mission erftjllen, welche keine andere ist, als die, daß sie uns herandränge an den Gott, den wir verlassen haben, daß das: ,,Nur du, HErr, bleibest mir das, was du bist, ich traue dir«, mit voller »Wahrheit gesprochen werde. Es ist ein Hauptzweck der außerordentlichen Leiden, welche Gott über die Seinen, die ganze Kirche und die Einzelnen verhängt, daß er ihnen diese Nichtigkeit des Jrdischen recht zum Bewußtsein bringe. Dem Menschen aber will dieselbe schwer ein, er geht schwer daran, seine Lection zu lernen. Er kann sich in die Nichtigkeit des Jrdischen überhaupt wenig finden, er meint gar leicht, daß ihm ein besonders hartes Loos beschieden sei, und bietet alles auf, daß dieser Ausnahmezustand ein Ende nehme. Kann er dies iel nicht erreichen, so fällt er der Bei» s zweiflunä anheim. (Hengstenberg.) -— Eitelkeit der Eitel- keiten, a es Eitelkeit, außer Gott lieben und ihm allein dienen. Eitelkeit ist’s, vergänglichen Reichthum suchen und auf ihn Vertrauen künden. Eitelkeit ist’s auch, um Ehrenstetten sich tnü en und in hohe Stellung sich erheben. Eitelkeit ist’s, des Fleisches Lüsten folgen und das begehren, was darnach an uns niuß gestraft wer- den. Eitelkeit ist’s, ein langes Leben wünschen und um ein gutes Leben zii wenig sorgen. Eitelkeit ist’s, das gegenwärtige Leben allein bedenken und sich für das Zukünftige nicht vorsehen. Eitelkeit ists, lieben was auf’s Schiiellste vergehet, und dahin nicht eilen, wo ewige Freude bleibet. (Thomas a KempisJ Z. [Um niin zunächst den Inhalt seiner Be- trachtungen und nachfolgenden Erörterungen kurz zusammenzufassen:] Was hat der lliach dem wah- ren Glücke dürstende und sich unaufhörlich danach abmühende] Mensch mehk sals wenn er unthätig bliebe] von aller seiner Wahr, die er hat khier auf Erden] Unter der Sonne [kann er auch einen er- kennbaren, wirklichen und bleibenden Erfolg erzielen, der ihm die Hoffnung geben könnte, daß eine Besse- rung und Wendung in den Zuständen auf Erden einträte]? »Wer durchgedrungen ist zur Erkenntniß des Wesens dieser Welt, dem macht die Wahrnehmung, wie die Menschen rennen und laufen und fich einander die Beute abzujagen suchen, einen seltsamen, einen tragikomischen Eindruck. Das Resultat ist zuletzt ein zienilich ebenso winziges, wie das der Bewegung in einem Ameisen- hausen. Und dabei diese Wichtigthuerei, diese pomp- haften Phrasen von ortfchritt u. f. w. Den Com- mentar zu unserem . haben wir in dem herrlichen Liede von A. Gryphius: Die Herrlichkeit der Erden muß Staub und Asche werden it» wo es in« V.4, 5 u. 10 heißt: Dies alles wird Zier-rinnen, was Müh und Fleiß gewinnen und saurer Schweiß erwirbt. Was Menschen hier besitzen, kann vor dem Tod nicht schiitzen; dies alles stirbt uns, wenn man stirbt. «— Jst eine Lust, ein Scherzem das nicht ein heiinlich Schmerzen mit Herzensangst vergällt? Was ist’s, womit wir prangen? Womit wir Ehr« erlangen, die nicht in Hohn und Schmach verfällt? —- Verlafse Welt und Ehre, Furcht, Hoffen, Gunst und Lehre, und geh’ den HErren an, der immer König bleibet, den keine Zeit vertreibet, der ewig selig machen kann. 4. Ein Gefchlecht [der Menschen] vergehn, das andere kommt sgleichwie die Blätter des Bau: mes allherbstlich absterben und andere im Frühjahr hervorfprossen Sir. 14, 19]; die Erde aber [über welche der Fluch in 1. Mof. 3, 17—19 ergangen ist, auf der man es darum zu keinem wahren Glücke bringen kann, sie] bleibet ewiglich [diefelbe, ein JammerthaL an dessen Ueberwindung sich ab- zumühen gänzlich vergeblich ist]. 5. [Ebenso] Die Sonne gehet ftäglichj auf, und gehet [täglich wieder] unter, nnd lauft aii ihren Ort [ihre Wohnstätte Pf. 19, S» die gleich der Erde immer dieselbe bleibt], daß sie wieder daselbst aufgehe skeiichend am Himmelsgewölbe emporstrebez auch sie bewegt sich also, wie die Gefchlechter der Menschen, in einem ewig rastlosen l Kreislauf] s. [Ebenso] Der Wind gehet gegen Mittag, und kommt swendet sich] herum zur Mitternacht, und fwendet sich immer] wieder herum an den Ort, da er [zuerst] anfing [zu wehen; auch er be- fchreibt in feinem fortwährenden Wechsel immer dieselben, ermüdend zu beobachtendem Bogen- linien]. 7. Desgleichen] Alle Wasser laufen ins Meer, [den-] uoch ltrotz der ungeheuern Wassen Massen, die es beständig aufnimmt] wird das Meer nicht voller fläuft es nicht über, das Land zu überschwemmen und zu verschlingen; sondern] an den [Quell-] Ort, da sie [die einzelnen Flüsse und Bäche] herfließen [entspringen], fließen sie [auch] wieder hin [Um dann denselben Kreislauf itnab- änderlichi von Neuem zu beginnen; denn als Dunst steigen sie auf aus dem Meere, bilden die Wolken und kehren als Regen oder Schnee wieder zu den Alle Weisheit des Menschen isi nichtig und unfähig ein dauerndes Glück zu schaffen 549 Quellorten in’s Jnnere der Erde zurück; auch hier ist also ein stets gleich bleibender, ermüdender Kreislauf, gleichwie das Menschengeschlecht in einem solchen sich befindet, der ihm keinen wahren Fort: schritt zuläßtI 8. [Wer will aufzählen alle noch übrigen Dinge in der Welt, an denen man dieselbe Beob- achtung· machen konntet] Es ist alles Thun so voll Muhe [alle diese Dinge sind so zahllos, so ermüdend, und ihre Betrachtung so entmu- thigendL daß niemand [sie] ansreden kann* Das Auge siehet sich nimmer satt [kommt nie an einen Punkt, wo es kein Ding mehr fände, das nicht auch in einem solchen ewig gleich bleibenden, un- veränderlichen Kreislauf begriffen wäre], und [ebenso] das Ohr hdtet sich nimmer satt salso kann auch das Wort des Menschen nicht -im Stande sein, den ganzen, den Geist erschlaffenden Kreislauf der Welt fertig zu beschreiben Spr. 27, 20]. V) Der Jammer und die Eitelkeit ist auf Erden größer, denn man sagen kann, und muß ich doch davon reden in diesem Buch. (Luther’s Randgl.) 9. [Auch in der Geschichte der Menschheit ist eine rastlose Flucht der Ereignisse, die sich in end: losem Kreislauf sagen und drängen:] Was ist’s, das geschehen ist? Eben das hernach geschehen wird. Was ist’s, das man gethan hat? Eben das man hernach wieder thun wird swörtlichx Was geschehen ist, das wird wieder ge- fchehen; was man gethan und erstrebt hat in früheren Zeiten, das wird man wieder thun]; und geschieht [gar] nichts Neues unter der Sonne. Wenn man es sollte von Gottes Werken verstehen, so ist es nicht wahr. Denn Gott wirket und machet immer etwas Neues, nur wir Menschen und Adams- kinder machen nichts Neues. Unsere Vorfahren haben ebenso der Dinge mißbraucht, wie wir sie mißbrauchen. Diefelbige Leidenschaftz die ein Alexander hatte, hatte auch Julius Cäsar, diefelbige, die die Kaiser und alle Könige, dieselbige haben auch wir. (Luther.) Der Vers. will zeigen, was es mit dem Jrdischen und Menschlichen an sich auf sich hat, hier die zahllosen Illusionen mit der Wurzel ausrotten, denen sich der natürliche Mensch so gern überläßt und wodurch er den Zweck des gött- lichen Urtheilsspruchs in I. Wes. 3 vereiteln Die Eitelkeit der irdifcheii Dinge kann nns nur dann zu Gott hinführen, wenn sie als solche gründlich erkannt wird. Parallel dem: es geschieht nichts Neues unter der Sonne, geht, als ein Licht scheinend in der Finster- niß, das: siehe, ich schaffe ein Neues im Lande (Ier. 31, 22), nnd das: siehe, ich schaffe einen neuen Himmel und eine neue Erde, und nicht wird gedacht des Frü- heren, und nicht wird es kommen in’s Herz (Jes. 65, 17; 66, 22); ferner: Matt . 19, 287 2. Petri 3, 13 u. Ossb. U, 1 f. S. Allen diesen Stellen liegt das: ,,es giebt nichts Neues unter der Sonne,« als ftillschwei- gende Voraussetzung zu Grunde. Sie gehen davon aus, daß die alte Erde eine Stätte der Eitelkeit ist, daß alle auf ihr selbst fußenden Versuche sie zu ändern völlig vergeblich sind, daß eine wahrhaftige Aenderung nichtvon unten, sondern nur von oben aus bewirkt werden kann, und trösten uns in dem Elende, in dem wir sitzen, mit der Versicherung, das; eine solche in der That erfolgen wird. (Hengftenberg.) 10. Geschieht auch [jemals] etwas [unter den Menschens davon man [zu] sagen [ver-] möchte: Siehe, das ist neu?«« sNimmermehrlj Denn es ist klängstj zuvor auch flehen] geschehen in vorigen [alten] Zeiten, die vor uns gewesen find« «) Jm Grundtext ist dieser Satz nicht Fragesatz sondern hypothetifcher Vordersatz im Sinne von: Ge- setzt auch, es geschähe einmal etwas auf der Welt, wovon man sagen könnte: ,,Das ist noch nie geschehen« so ist’s doch längst zuvor auch schon geschehen. VII) So war es z. B. niit dem Glücke der Salo- monischen Zeit. bei dem der Verfall im Hintergrunde stand und das Ende das war, daß man sprechen mußte: »HErr, erbarme dich,« und: »Ach, daß du den Himmel zerrisfest und führest herab« Es bleibt einmal wahr: lHier ist kein recht Gut zu finden, was die Welt in sich ält, muß im Hut) verfchwinden. (P. Gerhard: Wa- rum sollt ich mich denn grämen -— V. 9.) II. Man gedenkt [auch] nicht, wie es zuvor gerathen ist sbessert derer, die vor uns gez wesen sind]; also auch des, das hernach lomuit [befser: der Späteren, die nach uns kom- men], wird man mkht gedenken bei denen, die hernach sein werden. Wenn auch Namen und Thaten einzelner Personen der Vergangenheit im Gedächtniß der Nachwelt haften, so macht doch der rasche Wechsel der Geschlechte: es gänzlich unmöglich, das Andenken des vergangenen Ge- schlechts im Ganzen zu bewahren. —— Man trägt eins nach dem andern hin! wohl aus den Au en, aus dem Sinn; die Welt vergifset unser bald, sei ung od’r Alt, auch unsrer Ehren mannigfalt (Joh. Pappusx Jch hab’ mein Sach’ Gott heimgestellt V. 7.) Der Ruhm, nach dem wir trachten, den wir unsterblich achten, ist nur ein falscher Wahn. Sobald der Geist gewichen und dieser Mund verblichen, fragt Keiner, was man hierzgetham (A. Gryphiusr Die Herrlichkeit der Erden V. « «) 12. lAber auch die Unternehmungen einzelner, wenn gleich großer Menschen haben keinen bleiben- den Erfolg-I Ich, Predigeiy war König über Israel zu Jerusalem [uiid diese meine hohe Stel- lung gewährte mir mehr als vielen Anderen einen weiten Blick über das Treiben der Menschen, reiche Nienschenkenntniß und ErsahrungL 13. Und begab mein Herz [darauf], zu suchen und sgenaus zu [er-] forschen weislich smit Hilfe der Weisheit] alles, was man unter dem Him- mel that« Solche sWeisheitsforschung ist aber auch eine] unselige [nichtige und erfolglosej Mühe sund zwar] hat Gott sdieselbige mühselige Begierde zu forschen] den [sündigen] Menschentindern ge- geben [tief ins Herz gepflanzt], daß sie sieh drin- nen [als einem Theil jenes göttlichen Fluches, der seit dem Sündenfall auf ihnen ruhet] müssen quälen« [damit sie auch dadurch zur Erkenntniß ihrer Sünde und des Zornes Gottes über dieselbe 550 Prediger I, 14-——18. 2, l. 2. und zur Sehnsucht nach Erlösung sich erwecken lassen möchten] » it) Alles, was unter der Sonne geschieht, bewegt sich auf dem Terrain, das in Folge des Siindenfalls ent- standen ist, ist behaftet mit der Sünde und ihrem gan- zen Gefolge von Leiden und Strafen. Ueberall zeigt sich die Erde als Stätte der Richtigkeit: Ach wie nich- tig, ach wie fliichtig sind der Menschen Tage! wie ein Strom beginnt zu rinnen und im Laufen nicht hält in- nen, so eilt unsre Zeit von hinnen. Ach wie nichtig, ach wie flüchtig ist der Menschen Freuden! wie sie wechseln Stlind und Zeiten, Licht und Dunkel, Fried und Streiten. so sind unsre Fröhlichkeitetn «) Die Weisheit bietet auch noch andere Seiten der Betrachtung dar, als die hier heroorgehobene. Aber wenn auch das hier heroorgehobene nur einseitige Wahrheit hat, so ist doch und so viel steht fest: da die Weisheit ein so melancho- lisches Resultat liefert, so kann sie nicht das höchste Gut sein, nicht dasjenige, in dem das arme Menschenherz sein Genüge findet. Die irdischen Dinge müßten anders sein, als sie sind, wenn die Weisheit das Gemüth er- quicken und erfrischen sollte. (Hengstenberg.) Es ist aber keine Ursache vorhanden, daß man hier und an anderen Stellen unseres Bachs, wo von der Unbefriedigtheit des Herzens durch das Weisheitsstreben die Rede ist, unter Weisheit etwas wesentlich anderes verstehen sollte, als in den Spriichen Sal. und im Hiob (siehe Spr. 8, 3 Anm.; Hiob 28, 12 Anm.). Doch meint der Vers. an unserer Stelle weniger« die im Herzen ruhende Weisheit, durch welche die egnadigte Seele Gott recht erkennt und sein Walten in der Welt recht versteht, als viel- mehr die angestrengte Thätigkeit des von der himm- lischen Weisheit erleuchteten und geleiteten Menschens geistes, durch welche derselbe die Zustände und Ereignisse des menschlichen Lebens und der Herzen erforscht und nach dem Worte Gottes beurtheilt, sowie die Resultate dieser Thätigkeit; sie befriedigen das Herz nicht nur nicht, sondern bereiten ihm"Schmerz. 14. Jch sahe an alles Thau, das unter der Sonne geschieht, und siehe, es war alles eitel und Jammer [wört1ich: Jagen nach Wind, d. i. ein eifriges Trachten ohne Resultat und bleibenden Erfolg) · . · . 15. sEs geht eben mit der Welt im Ganzen gerade so, wie man im gewöhnlichen Leben zu sagen pfiegt:] Ktllmm [was einmal von Anfang krumm ist] kann nicht schlecht« [= gerade] werden, noch der Fehl swo etwas fehlt] gezahlet [voll- zählig gemacht oder ergänzt] werden [Kap. 7, II; es vermag der Mensch mit all seinen Anstrengungen nimmermehr etwas an dem von Gott zu seiner heilsamTn Züchtigung so geordneten Zustand der Welt z ändern, die scheinbaren Ungerechtigkeiten und Mängel in Gottes Weltordnung wird er nie beseitigen]. Gott allein kann, sowohl im Geistlichen wie im Leiblich»en, das Krumme gerade und schlecht machen. (Freiberger Bibel) — Cicero schreibt aus seiner eigenen Erfahrung: Ach wie eht es doch immer zu, daß so oft, was auf’s Beste mit öchstem Fleiß bedacht und beraths fchlaget ist, solches so ganz übel geräth und seltsam fällt! Gott thut aber recht daran, daß er also alles, was ein Mensch vornimmt und bedeutet, wegbläst und zu nichte macht. Denn sobald uns Menschen ein wenig die eine Seite die wichtigste» ein Anschlag geräth, von Stuud an wollen wir die Ehre haben. Bald reget sich bei uns der Ehrgeiz, denken, das habe ich gethan, das haben Land nnd Leute mir zu danken, nnd greifen alsobald nach dem Ruhme, welcher allein und rein Gott gehört. Darum, wo Gott foll HErr bleiben und sein erstes Gebot vertheidigen und erhalten, so muß er uns das wenigere Theil unserer Ge- danken lassen gerathen, und in der Könige und Fürsten Kanzleien und Räthen, auch allen anderen Händeln, alsdann wenn alles berathschlagt und beschlossen ist, dies Wort erhalten: Willcs Gott; also daß Heiden und Gottlose, die gleich meinen, es sei genug, daß sie es be- schlossen haben, erfahren müssen, es habe im Rath noch an Einem gefehlet, der auch billig eine Stimme hat; der heißet Gott. Darum ist es das Beste und die höchste Weisheit, alles Gott heimstellen und befehlen, sich mit eigenen Gedanken nicht zu sehr kränken und plagen, sondern dem weisen Mann folgen, welcher ans großer Erfahrung zuletzt gesagt: laß gehen, wie es gehet, denn es will doch gehen, wie es gehet. — Darum sehen wir, daß oft feine verständige Regenten und sonst hohe und weise Leute, die sich der Sache mit allem Ernst anneh- men und mit großer Unruhe und mit großer Arbeit und Fleiß danach trachten, daß sie alles gut machen, oft den größten Schaden thun. Denn es kann auf Erden unter der Sonnen, noch wird nimmermehr so gut werden, daß alles gleich zugehe und das; nicht noch viel Gebrechen und Fehler« sein follten. Darum ist das Allerbeste, daß nian aus Gott herzlichs baue und traue, befehle demselben das Regiuient, lasse ihn mitregieren nnd bete im Vaterunser: Zu uns komme dein Reich; dulde und leide derweil allerlei Unrecht der Gottlosen und Bösen und befehle es dem großen Richter. Wenn du denn nun gleich weise, heilig und fromm bist, merkest auch wohl, daß es iu vielen Dingen unrecht zugeht, vermagst noch kannst doch nicht alles, was krumm ist, schlecht inachen, so thue deine befohlene Arbeit, und wende in deinem Beruf deinen besten Fleiß an; das Andere, was nicht alles will fadenrecht werden, das be- fiehl dem, der weiser und stärker ist, denn du, dem lie- ben Gott im Himmel, der kann Kirchen, Land, Leute, Fiirstenthum, Haus, Hof, Weib, Kind besser regieren denn du· (Luther.) » Its. »Ich sprach [ferner] in meinem Herzen: Siehe, ich bin [an Weisheit groß und] herrlich worden, und habe [im Laufe meines Lebens] mehr Weisheit [gewonnen], denn alle, die vor mir [Kö- mgeJ gewesen sind zu Jerusalem [Kap. L, 7; I. Köln Z, 12 ff.; s, 9ff.; l0, 8; Matth. 12,.42]; und mein Herz hat viel kWeisheit und Erkcnntnißj gelernt nnd cinnerlichj erfahren lsich zum vollen Eigenthum gemacht und« daran erfreut]. 17. Und gab auch mein Herz drauf, daß ich lernete [oerstehen, worin die wahre] Weisheit, nnd lworm die] Thorheih iiud [worin die] Klugheit [und die Narrheit ihr Wesen haben, sowie in welch tiefem Gegensatz« sie zu einander stehen]. Ich ward aber [auch bei diesem Beiireben] gewahr, daß solches auch svergebliches Muhe [die keinen blei- benden Erfolg bietet] ist. 18. Denn wo viel Weisheit ist, da ist [weil man dann die geistige Leerheit der Welt nur um so tiefer erkennt, manche Enttäuschung sich bereitet und das Vertrauen zu dem inneren Werth vieler Auch die Weisheit, die nach Kenntnissen trachtet, bringt es zu nichts Bleibendem 551 Menschen verliert, auch] viel sum so mehr] Grä- niensz nnd wer viel lehren muss, der nniß viel leiden [genauer: werseine Erkenntniß ver- mehrt, der vermehrt auch Schmerz; kurz, ich sah, daß auch auf diesem Wege kein wahres Glück, kein bleibender Gewinn der Seele zu er- ringen sei]. Wer Weisheit mit Ernst sucht und wirklich weise ist, hat Schmerzen, von welcheii die Anderen nie etwas er- fahren. Jii solchen Schmerzensstunden liegt die Ver- suchung nahe, die Thoren um ihr ,,Glück«, ihre Un- wissenheit, Sorglosigkeit zu beneiden. (Vilmar.) Das Objekt der Weisheit, die irdischeu Dinge, ist nichtig, und diese Richtigkeit tritt um so schärfer hervor, je tie- fer sie erforscht werden. Die Weisheit zerstört die Jllu- sionen. So kam: also der Besitz der Weisheit nur Kummer und Schmerzen eintragen. Je weiser, desto unglücklicher. Jst es mit der Welt nichts, so kann auch die Weltweisheit nicht viel werth sein. (Hengstenberg.) Alle menschliche Weisheit arbeitet und hat Sorge und Verdruß zum Lohne; je weiter die Vernunft sieht, desto größer ist das Labyrinth, in dem sie sich verliert. Es geht der Vernunft wie den Augen mit einem Vergrö- ßernngsglasq wo die zarteste Haut ekel, das schmackhaf- teste Gericht zu einem Haufen Würmer und das feinste Werk der Kunst zu einer Pfuscherarbeit wird. Wir sehen die Unniö lichkeit, allen Ungleichheiten in der menschlichen Gese schaft abzuhelsem und wir sehen eine tiberwiegende Anzahl von Mängeln nnd Gebrechen in derselben. tHamannJ Große Leute, die hohen Verstand haben und weiter sehen denn Andere, item, die viel er- fahren, die können es nicht lassen, sie müssen oft in sich selbst erzürnen und in großem Unmuth also gedenken: ach, wie heillos und schändlich gehet es doch zu in der Welt! Wo kommt es aber her, daß solche in großer Ungeduld also zornig werden? Antwort: wo viel Ver- stand und Weisheit, da ist viel Unmuths. Denn solche Leute sehen und denken viel, und finden also in der Welt allerlei Gebrechem Bosheit, Falschheit, Unbillig- keit, das andere Leute nicht sehen noch bedenken, das thut denn wehe. Andere, welche nicht so weit sehen noch denken, denen geht es nicht zn Herzen: darum thut’s ihnen auch nicht wehe, schmerzet sie nicht sehr. —- Darum, wer ein Christ sein will, der lerne sich leiden und Gott das Regiment befehlen, und lerne das Vater- unser recht beten: HEry dein Wille geschehe; sonst wird er sich selbst vergeblich kränken, ihm sein eigen Leben sauer machen, Zeit und alles darüber verlieren. (Luther.) Das Z. Kapitel. iJrdisohe Mocliisie sind eitel. II. v. 1—26. Von der Weisheit, die das Wesen der Dinge erfovschy geht der prediger zu der Weisheit» über, die flih den irendengenässeu und großen, gemetnnutzigen Unternehmungen hingtebt, umzuoersuchem ob inihretwa das wahre Glfnti zu finden sei; aber auch hier findet sie nicht das Gesamte, nimm, womit das Herz gestillt werden liöunte Ob. 1 n. U. Aus diesen vorläufigen dleberblicli folgt die weitere Ausführung Ob. 3——19), in welcher er schildert, wie er zuerst mit Weintriiitiem dann unt gro- sien Werlien nnd Anlagen, dann mit Ketchthum nnd Glanz dir Freude gesucht habe, und zwar habe er uets mit Weisheit den Genuß ernßltcls geprüft. Wohl set die Freude an der Arbeit ein Lohn für seine große Ruhe gewesen; aber aueh diese Freude sammt allen seinen werben sei ihm niihtig ersshienem wenn er an seinen wahrscheinlich thörtchten Erben gedacht. Zwar lengne er nicht den großen boezng der Weisheit oor der Thor- heit, aber wenn er an den gleichen Ausgang, den beide nehmen, die gleiche Vergessenheit, die beide trifft, gedenke, so set ihm auch die Weisheit als eitel erschienen. von v. sit-As kommt er dann zu einem vorläufigen Ab— schluß seiner Gedanken. Gr verzweifelt an aller eigenen Thntiglicit zur Erlangung des so vergeblich erstrebten Glückes, da er non dem, was er etwa erreicht hat, so— gar oft»uoeh bei Lebzeiten absiehen nnd es in andere Hunde ubergehen lassen muß, nnd wenn auch dies nicht, er bei allen Genüssen tin Grunde doch nur Sorge und Qual von allen seinen Austrengungeu und Freuden hat. Darum sei nichts vernünftiger, als ohne weitere Mühe zu genießen, was sich von selbst darbieten und die be— rufsmaßige Arbeit mit heiterem Gemfith zu thun. Wenn un: nicht auch diese harnilosiglteit eine non dem mensch- lichen willen unabhängige Gabe Gottes wäre! 1. Ich sprach in meinem Herzen: Wohlan [denn], lch wlll [von fetzt an, da die weise Erfor- schung dessenszwas unter der Sonne geschieht, dem Herzen nur die Qual vermehrt] wohl leben, und gute Tage haben kund doch sehen, ob mein Herz nicht durch solche Lust und Freude sich glücklich und zufrieden fühlen wird Luk. 12 , 16-——21]. Aber siehe, das nat anch eitel sund verfchaffte mir gar nicht, was ich suchte]. Auch der Göthesche Faust fchritt vom Wissen zum Genusse und von da (im II. Theil) zu ernsterem Schaf- fen» und Wirken fort, fand aber schließlich die Lösung des Rathsels des menschlicheu Lebens nicht im herzlichen Vertrauen und Glauben an Gottes gerechte und weise Regierung, sondern in einer unklaren Schwiirnierei. Z. »Ich sptach -[aber, nachdem ich es eine Zeit lang mit der sinnlichen Lust« verfucht hatte] zum Lachen sbei den Freudeufestensx Du bist toll [wie sollte solch unsinniges Treiben. das tiefe Sehnen des Menschenherzens stillenjz und zur instit-en, rauschen- dens Freude: Was machst du [so kann man doch nimmermehr glücklich werden]? » «) Es versteht sich von selbst, daß nur die leere, ztigellose Sinnenfreudh die die« Welt zum Selhstzweck inacht, vom Prediger als unsinnig und zwecklos hinge- stellt wird, da er 1a hernach die dankbare Freude an Gottes Gaben selbst empfiehlt. — Daß solches wahr sei, giebt die Erfahrung. ·Denn mancher richtet alle seine Sackzen«dahc·n, hat viel Mühe und Arbeit darum, daß er will in seinem Alter Ruhe und Friede haben, und schickt es Gott doch anders, daß er in Sachen kommt, da erst seine Unruhe recht angeht. Es suchet mancher« seine Freude in Lust und Buhlerei und wird ihm von Stund an wohl versalzen. Darum, wenn Gott nicht die Freude und Lust giebt, sondern wir da- nach denken und sie uns machen wollen, so wird nichts daraus, sondern es ist auch, wie Salomo sagt, eitel und nichts. Darum ist nichts besseres, denn daß wir gern annehmen und uns gefallen lassen, wie es Gott rnit uns machet, und das Herz dazu gewöhnen, daß es ihm aentlgen lasse und zufrieden stehe, wie es Gott für die Hand giebt, es sei böse oder ut, Freude oder Unmnth. Darum: giebt dir Gott ein eib, so halte es für eine Gottesgabq und danke Gott, sei fröhlich nnd zufrieden, 552 Prediger S, 3-—l5. wie Gott es schickt. Wirst du aber darüber gehen und deine Menschengedanken dazu thun und eite Lust und Freude, eitel Kußjahre und Freudenzeit daraus machen, so wirft du dir selbst Traurigkeit und erzeleid daraus machen. Darum sollen wir uns deß gewö neu, daß wiruns lassen gefallen, wie es Gott giebt und machet, wie er will und gedeutet, nicht wie wir wollen und gedenken. Darum ist es Salomo’s Meinung nicht, daß er aus der anzen Welt will Einsiedler und Mönche machen, alle åsreudh Lust und Kurzweil, alle Ruhe, Gemach, alles rgötzen verwersen, sondern er will sagen, daß Gedan- ken und Anschläge nichts sind, wenn wir uns damit Ruhe und Friede, Kurzweil und guten Muth inachen wollen. Die beste Freude und Fröhlichkeit ist die, welche man nicht suchet (da fällt leichtlich eine Fliege mitten in den Brei), sondern welche Gott siir (an) die Hand giebt. (Luther.) Z. [Um nun im Einzelnen zu schildern, welche Arten von Freudengenüssen ich versucht habe, ehe ich zu solchem Resultat kam, so war es zunächst die gröbste Art der Freude, der Sinuenrausch:] Da dacht ich in meinem Herzen, meinen Leib vom Wein zu ziehen, und mein Herz zur Weisheit zu ziehen [besser: Jch probirte" in meinem Her- zen, mit Wein zu laben mein Fleisch, während mein Herz mich dabei doch mit Weisheit leitete, also daß ich nicht sinnlos der Lust mich gefangen gab, sondern mit Ueberlegung und B"efonnenheit, nach Spr. 3l, 4 f. prüfte, ob auf diesem »Wege das Herz wahrhaft befriedigt werden könne, und] daß ich [einmal eine Zeit lang] ergrisfe fund genösseL was [diese] Thorheitssp [diese thörichte, sinnlose Freude der Labung des Fleisches bei Weingelagen] ist [oder zu ihr gehört], bis «[daß] ich letnete [und klar sähe], was den Menschen gut wäre [und sie zum wahren Glücke förderte], das sie thun sollten, so lange [die kurze Spanne Zeit, die] sie unter dem Himmel leben. «) Solche Experimente werden so gewiß traurige Folgen haben, als Gottes Rache diejenigen heimsuchen muß, die von dem Wege seiner Gebote abweichen. gHengstenbergJ —- "·) Der Prediger erkennt von vorn- erein diese Gesinnung als Thorheit und benennt sie anch so in verächtlicher Weise. Aber dennoch will er sie erproben, ob sie nicht vielleicht noch relativ das Beste sei für den Menschen, besser, als die kalte, unsruchtbare, mühsam zu gewinnende, und wenn gewonnene, Schmer- zen erregende Weisheit. (Elster.) 4. Ich that [ferner, um mir Freude und Augenweide zu schaffen] große Dinge [wie man sie nur als ein kunstsinuiger König ausdenken und vollbringen kann]; ich bauete [mir] Häuser lPalläste und andere Bauten« l. Kön. 7, l fs.; 9, is; 10, 18 ff.], pflanzte [mir] Weinberge [z. B. in Engeddi, Baal Hemon und Japhne HoheL l, l4; 8, 11; l. Chron. 27, 27]; «) Selbstverständlich ist hier nicht an den Tempel n denken. Von der Lust des Fleisches geht Salomo hier über zu der Lust der Augen und dem hossärtigen Wesen, demjeni en, was einen äußerlichen Glanz be- reiten kann l. oh. 2, l6. (Hengstenberg.) Z. Ich machte mir [ferner Nutz-] Gärten nnd Lustgätien wörtlich: Paradies e,-d. i. Spark- anlagen und Thiergärten in der Umgebung jener Palläste, wie die berühmten ,,Gärten· Salomo’s« bei Etham, südlich« von Bethlehem, vgl. HoheL 4, 12. le; l. Sam. I, 5 Anm.], nnd pflanzte allerlei fruchtbare Bäume drein [die seltenstern schattenreichsten und ergiebigsten Gewächse der Erde, wie Xenophon von den sog. Paradiesen der per- sischen Könige erzählt]; is. Ich machte mir Teiche skünsiliche Wasser- behälter, deren drei, terrasseuförmig über einander gelegen, heute noch im Wady Urtas, südlich von Bethlehem und Eiham, als Teiche Salomos ge- nannt, übrig smd und von einer unfernen Quelle gespeist werden l. Sam. 9 , 5 Anm., ferner die in HoheL 7, 5 erwähnten und den in Reh. 2, 14 genannten, von der Ueberlieferuug Salomo zuge- schriebenen ,,Königsteich« 2.Sam. l7, 17 Anm.], daraus zu wässern den Wald der grünenden Bäume [die im Norden daranstoßenden Parkanlagem So große Summen ließ ich mir es kosteu, mir mein Leben angenehm zu machen, und mit solcher Weis- heit ging ich an die Verfeinerung aller Genüsse des Lebens. Es war also nicht rohe, thierische Wollust, die ich erprobte, sondern seiner Kunstsinns 7. Jch hatte [genauer: kaufte] Knechte und Mägde saus allen Weltgegendeu zu tausenden auf, welche mich und meinen Pallast bedienen, meine Gruudstücke pflegen und meinen Hofstaat vergrößern mufzten], nnd shaitej Gesinde wörtlich: Söhne des Hauses, von den bereits vorhandenen Mäg- den im Hause geborene Sklaven]; ich hatte [fer- ner] eine größere Habe an Rindern und Schafen, denn alle, die vor mir [Könige] zu Jerusalem [Kap. 1, 1 Aum.] gewesen waren [l. Kön. 5, Z; 8, 6313 8. Ich sammelte mir [in meine Schaszkann mein und die Prunkgemächer meiner PalIästeJ auch Silber und Gold [das ans Ophir gebracht ward 2. Chroir 8, 18, so viel wie Steine auf dem Felde 2. Chr. l, l5; 9, 27; l. Kön. 10, 27], und von den Königen [der Nachbarläkk der, die mir etwa tributpstichtig l. Kön. 5, I; 10, 15 oder auch besreuudet waren, wie die Kö- nigin von Saba l. Kön. 10, 2 ff., die mir dann sreiwillige Geschenke brachten l. Kön. 9, W; 10, 11; «14, 221 und kaus den] Ländern kden 12 Provinzen meines Reiches l. Kön. 4, 7 ff.] einen Schuh [anderer Kleinodien, wie Affen, Pfauen, Straußenfederm Bernsteinsachen und Perlen l. Kön. 8, 4; 2. Chr. 9, 9]; ich schasfie mir Sänger und Sängerinnen sdaß sie durch heitere Lieder die Freuden der Mahlzeit erhöheten 2.Sam.19, 35]; nnd [überhaupt mancherlei] Wollust swie die Thor- heitJ der Menschen [sie ersinnet, das Herz zu be- glücken, besonders durch viele Weiber l. Kön. 1l, Z; Hohn. S, 8], allerlei Saitenspiel [richtiger: die Hülle und Fülle] Auch die Weisheit, die sich gemeinnützigen Kenntnissen zuwendet, findet kein dauerndes Glück. 553 S. Und [ich] nahm [an Reichthum] zu über alle, die vor mir [Könige] zu Jerusalem gewesen waren; auch blieb ftrotzdem ich mich nach dem äußeren Menschen eine Zeit lang diesen Thorheiten und Eitelkeiten hingab] Weisheit bei mir [daß ich auch mitten in der Lust zu erforfchen suchte, ob solcher Weg wirklich zu wahrem, bleibendem Glücke führen könne V. 3]. 10. Und alles, was meine Augen wünschten, das ließ ich ihnen [und genoß es], und wehrete meinem Herzen keine Freude, [die sich ihm als solche darbot, darum] daß es fröhltch war von koder bei] aller meiner sMühe und] Arbeit; nnd das [eben, den frohen Genuß der stch mitten in dem sonst qualvollen Leben darbietenden Freuden- siunden] hielt ich für mein [mir beschieden] Theil von aller meiner Arbeit [die mit so mannigfaltigen Leiden verbunden war; und wirklich war das auch mein einziger, freilich auch schnell wieder Verflie- gender Gewinn] Hier sinden wir eine Spur der göttlichen Güte, die, ungeachtet der Eitelkeit aller unserer Werke, doch in die Arbeit und besonders in nittzliche Beschäftigungem die in die Augen fallen und unseren und Anderer Beifall erhalten, eine Art von Freude, ein Gewiirz der Lust gelegt hat, die uns mehr vergnügt, als die Arbeit selbst, weil wir öfters dasjenige nicht achten, was uns so angenehm war, als wir es unter Händen hatten, hervorzubringen. (Hamann.) Es gilt hier, den Fluch der Arbeitsmiihe und der Sterilität (Unfruchtbarkeit) der Arbeit auf sich zu nehmen und um Gottes willen fröhlich zu tragen (und das ist das beschiedene Theil der Freude an der mühevollen Arbeit); in diesem freu- digen Aufsichnehmen und Tragen des Fluches liegt die einzige Bedingung der Hinwegnahme des Fluches, ja es liegt darin zu einem nicht geringen Theile schon die Hinwegnahme des Fluche-s selbst. Zumal soll jene gott- geschaffene freudige Lebenskraft, es soll der frische Lebens- muth der Jugend bewahrt bleiben, welche die bitteren Erfahrungen des höheren Alters nicht in ihren Lebens- kreis hineintragen darf, ohne das Gotteswerh welches fre an steh trägt —— und ein solches ist eben die Jugend mit ihrem unbesorgten Lebensmuthe -—» zu zerstören. (Vilmar.) . 11. Da ich aber ansahe alle meine [großen] Werke [wenn ich nun aber in einer ruhigen Stunde, frei von diesen berauschendem vorübergehenden Ein- drücken, überlegte, was ich für bleibenden Ge- winn von allen diesen Unternehmungen, Reichthü- mern und Freudengenüssen hätte], die meine Hand gethan hatte [am dem Herzen Glück zu verschaffen], und [die] Mühe, die ich gehabt hatte [am diese Werke hervorzubringen]; siehe, da war [auch] es alles [all mein Streben nach Reichthum, Herrlich: keit, Macht und Wollust] eitel und Jammer sJagen nach Wind Kalt I, Mi- Und [überhaupt] nichts mehr [keinen bleibenden, wirklichen Gewinn giebt’s] unter der Sonne. 12. [Und doch hatte mich die Weisheit bei allen diesen Werken geleitet, sie war ihre Seele ge: wesenlj Da wandte ich mich, zu sehen Izu unter- suchen, zu vergleichen uud nach ihrem Werthe ab- zuwägen] die Weisheit, und Klugheit [richtiger: den Uns inn], nnd Thorheit [Und mußte einsehen, daß es auch mit der Weisheit, so gut, wie mit den Werken, bei denen sie mich geleitet, nichts sei] Denn wer weiß, was der für ein Mensch werden [s ein] wird fder] nach dem Könige [kommen, mir in meinem Königthume nachfolgen wird? Wird er nicht höchst wahrscheinlich nichts werth fein, und was ich mit Weisheit und unter viel Mühe geschaffen, schknählich zu Grunde richten?], den sie schon bereit gemacht haben» is) Richtigem Er wird wohl thun, was sie schon längst gethan haben! was von Alters her der Welt Brauch gewesen ist, Thorheit und Narrheit, das wird auch meines Nachfolgers Brauch sein —- und ich werde mit aller meiner Weisheit umsonst gearbeitet, meine Kraft an Eitles verschwendet haben. —- Der Prediger denkt hier an Rehabeam, an welchem sich allerdings die hier vorgeftellte Ahnung seines Vaters Salomo vollstän- dig»erftillte. 13. Da [bei dieser Vergleichung der Weisheit und ThorheitJ sahe ich [allerdings wohl ein], daß die Weisheit die Thorheit [weitJ übertraf [ja den allerhöchsten Werth hat] wie das Licht die Finster- niß fübertrifst Spr. S, 23; Matth. S, 23 f.; Joh. 8, 12 ’], 14. [Darum] Daß dem Weisen seine Augen [des Geistes und rechten Verftändnisses Eph. 1,—18; Spr. 20, 27; Matth e, 231 im Haupt Da] stehen [wohin sie gehören, er also allezeit wohl sehen kann, was Wahrheit und Lüge, Recht und Unrecht ist, und Gefahr und Anstoß meiden kann], aber die Narren in Finsternis? gehen [denn es fehlt ihnen das Licht der Wahrheit im Herzen und da- rum auch die Klarheit über den rechten Weg im Leben, und ehe sie sich’s versehen, gleiten und stür- zen sie in ihrer FinsiernißL nnd [ab er ich] merkte doch [auch bei dieser Vergleichungl , daß es [am Ende beim Tode doch] einem gehet wie dem an- dern fsie stehen beide unter dem göttlichen Fluche 1. Mos. 3, 19 und müssen beide wieder Staub werden]. «) Wie das Licht eine schöpferifche Kraft ist, die in sich selbst einselbstftändiges Leben» trägt, und überall, wo sie hinbringt, Leben schasst, die Fmsterniß dagegen nur eine Negation des Lichtes, ein Starres und Todtes, so ist in der Weisheit allein die wahre Kraft des Lebens, während die Thorheit das Nichtige, Leere und Wesenlose ist. (Elster.) 15. Da dacht ich in meinem Herzen: Weil es denn dem Narren [am Ende ebenso] gehet wie mir; warum hab ich denn sso sehr] nach Weisheit gestanden [welchen Vortheil gewährt mir dann im Tode meine große Weisheit vor dem Thoren]? Da dacht ich in meinem Herzen, daß solches [daß der Weise im Tode keinen Vorzug vor dem Tho- ren hatJaUch eitel fei [auch zu der Unzahl eitler, nichtiger Dinge auf Erden zahle, die seit dem 554 Prediger 2 , 16 -—— W. Z, l. Sündensall vorhanden sind und über den Menschen herrschen]. Jst auch das Edelste unter den irdischen Gütern eitel, so liegt darin eine dringende Aufforderung, daß man sich um so inniger an Gott anschliesze (Spr. B, 5). — Darum ist das besser, daß wir das oberste Regiment aller Sachen befehlen dem Könige, der uns gemacht hat. Es thue ein jedermann mit allem Fleiße sein Amt, und was Gott an die Hand giebt, das richte er aus: will es nicht alles gehen, wie wir gedacht, so befehle er’s Gott. Was nun Gott giebt, das nimm an; wiederum hindert dich Gott, so nimm auch fiir gut. Was wir nun thun können, das sollen ivir thun; was wir nicht können ausrichtem lassen bleiben, den Stein, den du nicht heben kannst, sollst du liegen lassen. (Luther.) - Its. Denn nian gedenkt des Weisen» [nach sei: nem Tode] nicht immerdar, eben so wenig als des Narren ssie werden beide gleicherweise leicht und fchnellwergessen Kap. I, 11]; und sbesserx denn] die tuiistigen Tage vergessen [überhaupt] alles; nnd wie der Weise stirbt, also auch der Narr [genauer: und ach, wie siirbt der Weise gleich dem Thoren!]. 17. Darum verdroß mich zu leben; denn es gefiel mir ubel [war mir ein quälendes, driickendes Gefühl] was unter der Sonne geschieht, daß es [alles] so gar eitel Und Muhe [ein Jagen nach Wind ohne bleibenden Gewinn und befriedigendes Einer] ist. · » 18. Und mich verdroß ·[auch] alle meine seigene mühevolle] Arbeit, die ich unter der Sonne hatte [weil ich sie ja auch als fruchtlos und eitel erkennen mußte, darnm], daß ich dieselbe einem Menschen' lassen mußte, der nach mir sein sollte [meinem Nachfolger und Erben] 19. Denn wer weiß, ob er [auch] weise oder snicht vielmehr, was viel wahrscheinlicher] toll [ein Narr] sein wird? Und soll doch herrschen swalten und schalten] in aller meiner Arbeit [meiiien Wer: ken, meinem Reichthunu meinen Freuden], die ich weidlich gethan [an denen ich mit so viel Mühe meine Weisheirgezeigtss habe unter der Sonne. Das ist auch eitel. «) Die Versuchung , welche durch die Erfol losigkeit unseres Strebens, durch den Stillstand und ückgang im Reiche Gottes, durch die scheinbare Eitelkeit aiich in den göttlichen Dingen uns heirnsuchtz wird, wenn sie nicht zeitig besiegt wird, unfehlbar zur Morositiit, ziim Lebensltberdrusse, zur Weltabsagung und Slliisanthropie »daß einer will Hände und Füße gehen lassen und nichts mehr thun,« woraus zuletzt die unheilbare Sünde der Akedie (sittl.Stuuipfsinn) hervorgehen kann. Eine solche eigentliche Verschmähnng der Gaben Gottes, weil er es uns, wenn gleich in unserem von ihm selbst geordneten Berufe, nicht zu Danke macht, ist, wie die Akedie, nichts anderes, als Trotz gegen Gott. Die natürliche, gott- gefchaffene Lebenskraft, der gottgeschaffene Lebensmuth, die ,,Lebensheiterkeit« soll bewahrt bleiben, damit wir uns in dem engen Kreise, der uns nach Gottes Willen noch übri gelassen iß, nach Gottes Willen bewegen können. ( ilmar.) 20. Datum wandte ich mich, daß mein Herz abließe von aller Arbeit [genauer: verzweifle über alle meine Mühe], die ich that [mit der ich mich abgemühtJ unter der Sonne [ohne doch im Stande gewesen zu sein, einen bleibenden glück- lichen Erfolg für dies Leben zu erringen]. « 21. Denn es muß ein Mensch, der seine smühsamq Arbeit mit Weisheit, Vernunft [=Ein- sicht Spr. 18, 15 Anm.] und Geschicklichkeit ge- than hat, einem andern zum Erbtheil lassen, der nicht dran mühsam] gearbeitet hat. Das ist auch eitel und ein groß Unglück. 22. Denn was kriegt der Mensch sals Lohn] von aller seiner [mühseligen] Arbeit und koon der] Muhe [der eifrigen Bemühung] seines Herzens [für die Weisheit, Vernunft, Gefchicklichkeitj , die er hat kmit der er sich abmüht] unter der Sonne, · 23.» Denn alle seine Lebtage [smd] Schinerzeii, mit Gtamen und Leid [genauer: und Grämen ist sein Tagewerk Pf. 42, 4; 90, 10; Hiob 7, I f.], daß auch sein Herz des Nachts nicht ruhet [von sorgenvollen Gedanken und Plänen Kaps ö- 111?« Das ist auch eitel. «) Da dieser V. nach dem Grundtext eine Begrün- dung des vorigen giebt und nicht mit demselben zufam- men einen Fragesatz ausmachtz so wäre am Schlusse von V. 22 ein Semikolon und in V. 23 statt Frage- zeirhen ein Punkt zu setzen. 24. lWas aber bleibt nun dem Menschen von aller seiner Mühsal?] Jst’s» nun nicht besser dem Meiischen [richtiger: Es giebt kein Glück fkkr den Menschen, als] essen und trinken und seine Seele guter Dinge sein [lassen, also das irdische Leben, so viel es möglich, täglich heiter genießen«] in seiner mühsamen] Arbeit?[.] Aber solches sahe ich auch [dabei erkannte ich zugleich], daß [solche zusriedene, frohe Stimmung des Herzens mitten in den Mühseligkeiten des täglichen Arbeitslebens nur] von Gottes Hand sals sein Geschenk und Gnadeii- gabe] kommt. « «) Das; die Maxime, essen und trinken uiid sich giit- liih thun für das Beste zu halten, hier nicht in jenem epieurciischen Sinne von I. Cor.15,32 gemeint sei, zeigt der wichtige Zusatz »in seiner Arbeit«, in seiner Mühe, aus welchem der Hauptnachdruck ruht, und der jeden Gedanken an müßige Schwelgerei und üppiges Genußleben ausschließn (Zöckler.) »25., Denn wer hat fröhiicher gegessen nnd sich ergohet denn ich? Nach richtiger Lesart ini Grundtert: 25. Denn wer kann essen, wer genießen außer von ihm [d. i. von Gott, von dem alle giite und alle vollkommene Gabe konimt]? »26. Denn dem Menschen, der ihm swohl-] gefallt [d. h. dem Gerechten und GottesfÜrchtigeUJ giebt er sals Gnadenlohn] Weisheit, Vernunft [Spr. 18, 15 Anm.] und [zufriedene, dankbare] Freude [mitten in den Nichtigkeiten und Mühen Man verrichte seine berufsmäßige Arbeit mit heiterem Gemlith 555 des Lebens]; aber dem Sünder giebt er Unglitck [statt solcher dankbaren Zufriedenheit mit dem täg- lichen Genuß der Gaben Gottes], daß er [mit habsüchtigem Sinn, dem Gegentheil jenes Gnaden- lvhves Reichthum] sammle und hause, und sdie- se; endlich] doch dem gegeben werde, der Gott ge- stillt. Datum [weil aber anch der frohe Genuß der Lebensgüter doch nicht in des Nlenschen Macht steht, sondern gänzlich von Gottes freier Gnade abhängt, so] ist das snämlich daß man froher Dinge sei bei der Mühsal des Lebens, zwar das einzige Glück, welches dem Menschen bleibt, und das beste, aber doch] anch eitel Jammer [genauer: eitel und Jagen nach Wind, d. h. auch nicht frei von der allem Jrdischen und Menschlichen an- klebenden Nichtigkeit]. Es tritt hier deutlich hervor, daß der Refraim ,,auch das ist Eitelkeit ,« nicht im Sinne einer Anklage Gottes gemeint ist, sondern als ein Warnungsruf an die menschliche Verkehrtheih welche das Glück da fucht, wo es nach Gottes Willen nicht gesucht werden soll. (Hengstenberg.) Alle die Eitelkeit, alle die Bemühungen der Menschen um Weisheit, Glück und Ruhe, die in so verschiedenen Wegen die Menscher( nach dem Grabe sühren,«wo all der Unterschied, den fte sich auf der Erde zu geben suchen, aufhört, sind nicht dem Frommen von Gott zugedacht; sondern sie find ein Fluch, den die Sünde dem Menschen auferlegt hat, den aber Gott zum Segen für die Seinigen machen will. Denn diese ern- stgen, unruhegen Geschöpfe sammeln und häufen für die- jenigen, die in Gottes Augen gut sind. Und diese follen etwas, was der Sünder sucht und nicht sindet, um das er arbeitet und das er nicht genießen kann, umsonst durch des Sünders Arbeit empfangen: Weisheit, Er- kenntniß, Freude. —- Was ist das göttliche Wort, und woher ist die Weisheit, Erkenntniß, Freude, die in ihm liegt, genommen? Jst fee nicht Honig, die in einem erschlagenen Thiere von Bienen angebaut ist? Was find die Geschichten, die fte uns liefert, als Beispiele von der Sünder Arbeit, von der Eitelkeit und Thorheit, worin die Menschen verfallen sind? (Hamann.) Es ist die demüthige, schlicht vertrauende und dankbar zufrie- dene ingabe in Gottes gnädige Hand, die der Prediger am chlusse seiner so lebendigen und fast grellen Schil- derung der Eitelkeit alles Jrdischen als das einzig wahre Ziel für das Leben und Streben der Menschen empfiehlt. Daß alles Inenschliche Streben nichtig sei, auch selbst das bescheidene Trachten nach frohem Genusse nnd freudigem Berufstvirkem steht ihm allerdiugs fest. Aber die Anerkennung dieser Thatsache treibt ihn nicht in unmuthige Verzweifelung an allem Glück und Frie- den hinein, sondern aus solcher Stimmung des Unmuths und Verzagens heraus in die selige Ruhe eines ganz an Gott hingegebenen und die von ihm gespendeten uten und vollkommenen Gaben dankbar genießenden gerzens Nicht der träge Genußmensch, sondern der fleißige srohsinnige Arbeiter; nicht der gierig zusam- menrasfende misanthropische Geizhals, sondern der in Gott sreudige und ihm wohlgefällige Menschenfreund; nicht der Sünder, sondern das fromme, glaubenskräftige Gotteskind bildet das Ideal, das er an den Schluß seiner zwar schmerzlich bewegten und klagenden, aber nirgend bis zu verzweifelndem Weltschmerz oder frivoler Skepfts (Zweifelsucht) fortschreitenden Betrachtungen über die Eitelkeit des Erdenlebens hinstelln (Ziickler.) Das Z. Kapitel. Heiles Ilorfehung zeigt, daß die heidnische Sorge der Nahrung eitel sei. B. Die zweite Rede, welche Lan. 3—5 nmschließh betrachtet dies einzige Lebensglück des Menschen, die dank· bare Freude an den Gaben Gottes, ausführlimer nnd lehrt, wie dies Gut zwar nicht leicht zu erlangen sei, weil die mancherlei wechselnden Glückeumflände des Menschen— lebens und oftmals tlngnusi der Verhältnisse im Leben im Wege stünden, daß man aber trotzdem mit aufrichtiger Frömmigkeit, Gerechtigkeit und Gottvertrauen nach dem- selbentrachten müsse. I. d.1—22. Ver prediger hatte am Schluß des vor. san. gesagt, daß auch der frohe Genuß der Güter des Lebens nicht in der Menschen Macht siehe, sondern allein von Gottes Gnade abhängt Diesen schweren Stein des Einnahme, der die Empfehlung des heiteren Lebensgenusses ganz wirkungslos machen konnte, hebt er jetzt auf, um den Menschen trotz der völligen Ab· hängigkeit von Zeit nnd Umständen, d.i. vom göttlichen Wohlgefallen, zur Freude am Leben und zum harmlosen Genusse desselben zu führen. Er schildert deshalb zuerst die gäuzliehe Abhängigkeit alles menschlichen Thnug und Leidens noch einmal recht auoführlittk d. 1—8, und fügt d. 9-—11 hinzu, daß solche Plage dem Menschen gegeben sei, weil Gott zwar alles in vollkommener Weise lenke und ordne, der süensch aber in seiner Ohn- macht die unendliche Weisheit und Jlllwisseuheit Gottes nirht genügend erkenne. Jlber alles Erdenglück sei an sich schon beschränkt nnd unvollkommen, well daffelbe durrh die unabünderlicheu ttathsctfliisse Gottes, die den Menschen in steter Furcht erhalten sollten, bestimmt werde, und weil Gottes Gerechtigkeit dem Menschen oft durch die dlngerechtigkeiten der menschlichen Gerichte verdunkelt werde, daß er ihre Wege, das Böse, zu rüthen nnd das Gute zu belohnen, nicht erkennen kdunr. — So zerfällt der Abschnitt am besten in 2 Theile: d· , - 1. Ein jegliches sThun und Leiden] hat seine [von Gott unverriickbar bestimmte] Zeit, Und [so- garJ alles Vornehmen sdes Menschen] unter dem Himmel hat seine [von seinem Einfluß unab- hängige] Stuude [wo es eintritt, und seine Frist, die es dauert]. « Alles hat seine Stunde: nicht eine solche, die auf einem blinden Verhängnis; beruht s— das wäre ein schlechter Trost, sondern die geordnet ist von einem Gotte barmherzig, gnädig nnd geduldig und von großer Liebe und Treue, der anch im Zorne des Erbarmens nicht vergißt und der Gedanken des Friedens hat über sein im Elende schmachtendes Volk, der es zwar züchti t, aber niemals es dem Tode übergiebt. Geht es schlage, so darf man nur der Stunde harren, am Ende muß dem Volke Gottes stets das Beste kommen (Hengsten- berg). Nach dem Vorigen könnte man meinen, da alles eitel ist unter der Sonne, so sei auch die Welt ein wüstes und ödes Gewirr; hier wird aber dem entgegen gezeigt, daß von Gott alles gut und schön geschaffen und gefügt werde. Wenn also gleich von dem nun folgenden »Vor- nehmen unter dem Himmel« (den Unternehmungen der Menschen) die meisten vom freien Willen des Menschen ausgehen, so vermag anch dies Gottes Ordnung nicht zu ändern; während das, was der Mensch zu erzielen 556 Prediger 3 , 2—14. strebt, zuletzt» immer für ihn sich als Eitelkeit erweist, eieiåstiihtfdfigukeix glfttlcåkpelWheätordnung daraus nur Schif- U . V C ; . 2. Geboten werden, krichtigerx gebären und] » Sterben, Pflanzen, [und] Ausrottfm das gepflanzt ist [Spr. 12, 12 , «3. Witwen, sVerwunden und] hat en, Brechen, lEinreißen und] Bauen, 4. Weinen, fund] Lachen, Klagen, [und] Tanzen svor Freuden ausspringenL Z. Steine [vom Acker auflesen und] zerstreuen, [und] Steine sammeln [um damit Häuser auszubauen] Herzen, lliebkosen und] Iernen von Herzen sLiebkosung mei- den], S. Suchen, [und] Verlieren [vom Suchen abstehen], Behalten, [und] Wegtvetfen lwas man behalten sollte], " 7. [Die Kleider] Zerreißen, [über einer Trauerbotschaft und] [den Riß wieder] Znnähen [und also zu trauern aufhdren], Schweigen [in Trauer und Schmerz, und] Reden [dem Herzen wieder Luft machen], 8. Lieben, [und] Ha en, Streit, [und] Friede, Komnirs nicht heute wie man will, sei mannur ein wenig still, ist doch morgen auchein Tag,»da die Wohl- fahrt kommen mag. Gottes Zeit halt ihren Schrity wenn die kommt, kommt unsre Bitt’ und die Freude reichlich mit. — Zudem ist Weisheit und Verstandbei ihm ohn’ alle Maßen; Zeit, Ort und Stund ist ihm bekannt zu Thun und auch zu Lassen. Er· weiß, wann Freud, er weiß, wann Leid, uns seinen Kindern diene; und was er thut, »ist alles gut, ob’s noch so traurig schiene. (Jch hab m Gottes· Herz und Sinn -—- V. 5 von P. Gerhardt.) ·— So ist es nun also zu verstehen, seine [von Gott unwandelbar bestimmte] Zeit [wann es der Mensch oc- ginnen , und wie lange es währen soll]. -daß ein jeglich Ding seine Zeit hat und alles mensch- liche Vornehmen sein Sttindleint das ist, seine gewisse, gesetzte Zeit hat alles. Als wenn Königrecchh Lande und Fitrstenthümer sollen aufkommen, hat sein Stünd- lein: wenn ste fallen follen , hat sein Stündleinx Krieg und Aufruhr hat feine Stunde: Friede und still Wesen auch seine Zeit: und wenn das Sttindlein da ist. so kann kein Menschenwitz hindern, noch wehren. Das römische Reich und alle ·roßen Königreiche hatten ihre Zeit zu wachsen, dafür half kein Denken. Wiederum, da ihr Stündlein kam, daß sie abnehmen sollten, half kein Stützen und Halten. Daß es also geredet ist wider den freien Willen und wider alle menschlichen Anschliige und Gedanken, nämlich, daß in unserer Macht nicht siehet Zeit, Stunde, Person, Maße und Stelle zu setzen, wie die Sachen in der Welt mit Steigen und allen der roßen Potentaten, Freuden, Trauer, mit auen, Preisen, Krieg, Frieden u. s. w. gehen, sich anfangen oder enden soll, und daß, ehe das Stündlein kommt, Menschen Denken verloren ist, und alle Anschläge ver- geblich und unnütz sind: in Summa, daß kein Ding eher gehet, ehe die Stunde kommt, die Gott bestimmt hat. — Das beweist er nun mit Exempeln aller mensch- lichen Sachen und sagt: Bauen hat selne Zeit, Brechen hat seine Zeit u. s. w., und will also daraus schließen, daß alles menschlicbe Rathschlagem alles Denken, Dich- ten, Trachten, ein Schemen, Schatten und lauter Spie- gelfechten ist, es sei denn die Sache im Himmel auch be- schlossen. Es mögen Könige, Fürsten, Herren Rath halten, alles abreden, wie sie wollen, welcher Sache Stündlein kommen ist, die geht, die andern bleiben stehen, hindern und stauen sich: und ob es gleich fcheint, es werde jetzund geschehen, so wird doch nichts daraus bis daß auch ihre Stunde kommt, wenn gleich alle Menschen auf Erden sich zerreißen sollten. Gott will ihm den Zeiger nicht stellen lassen von den Königen, Fürsten und Herren oder Weisen auf Erden; er will ihn stellen: wir sollen ihm nicht sagen, was es geschla- en hat; er will es uns sagen. Also redet Christus im vangelio: Meine Stunde ist noch nicht gekommen. Und wie manche ernste Rathschläge und alle Praktiken der Pharisäer und großen Herren gingen zurück, ehe die Stunde kam. Also sagt auch Christus (Joh. 16, 21): Ein Weib, wenn fie gebietet, hat sie Traurigkeit, denn ihre Stunde ist gekommen. Also hat der HErr alles in sein Stüudlein gefaßt, reich sein, arm sein, leben, ster- ben u. s. w. (Luther.) D. Man arbeite [also], wie man will, so kann man nicht mehr ausrichten [wörtlich: War für einen Gewinn hat der Arbeiter von dem, was er sich mühet? Keinen. Mag er pflanzen oder ausrotten oder etwas anderes thun, von dem, was in V. 2——8 genannt ist, die Arbeit, wie der Erfolg liegt, so sehr es den Schein des Gegentheils hat, in Gottes Hand allein]. Nichts ist es spat und frühe um alle meine Mühe, mein Sorgen ist umsonst: er mag’s mit meinen Sacheii nach seinem Willen machen; ich stell’s in seine Gunst. (Jn allen meinen Thaten— von P.Flemming.) Die von dem Prediger V. 2—8 angeführten Gegensätze entspre- chen zumeist genau dem von ihm in Kap. 2 angegebe- nen Bilde seiner genußsüchtigen Thätigkeir Alles ist in die Zeit zwischen Geburt und Tod eingerahmt und hat ebenso, wie dieses beides, seine gewisse, dem Menschen unbekannte Stunde, während er alles dem Zufalle be« stellt oder dabei mit eigener Willkür zu verfahren glaubt. 10; Daher sahe [betrachtete] ich [mit Schmerz] die Wahr, die Gott den Menschen: [kindern da- durch, daß alles so gänzlich von s einer Zeit ab- hängt und der Mensch sich so vergeblich absorgt und zerarbeiteh weil doch zuletzt alles nur so kommt und geht, wie es von Gott bestimmt ist] gegeben 2. Rede: Die dankbare Freude an den Gaben Gottes ist das Lebensglück des Menschen. 557 hat, daß sie— drinnen swenn gleich zu ihrem Heile] geplagt werden. Welche nun dem Gottesstündlein wollen zuvorkoms wen, die mühen sich und haben nichts denn Sorge und Herzeleid davon. (Luther·) Der Glaube, welcher sich zu Gott erhebt und ihm alles anheimstellt, welcher spricht: »Warum sollt ich mich denn kränken U. f. w.« und: »Warum betriibst du dich, mein Herz, bekümmerst dich und trägest Schmerz? Vertrau auf deinen HErrn und Gott, der alle Ding erschaffen hat«« (.s;"). Sachs) -— ntacht frei von dieser Plage, aber der Glaube ist in diesem irdischen Leben der Ermattung und dem Wechsel unterworfen, und sobald er nachläßy so erhält auch der Gläubige sein Theil an der allen Menschenkindern zu- gewiesenen Plage, er fängt an zu sorgen und sich zu zerarbeiten. Und es ist gut, daß er aiich sein Theil da- ran erhält. Denn die Plage ist eine heilsame. Die Menschenkinder sollen dadurch zur Detnuth und zum Gefühl ihrer eigenen Untüchtigkeit erweckt werden. Das Sorgen und Mühen tritt ein, wenn das Beten und Glauben nachläßt, aber aus dem Sorgen und Mühen wächst wiederum das Glauben und Beten hervor. Wenn das Herz erst recht zerschlagen ist durch die Plage, welche Gott den Menschenkindern gegeben, so folgt es der Aufforderung P. Gerhard’s: Schwing dich aus zu deinem Gott, du betrübte Seele, warum liegst du Gott zum Spott in der Schwermuthshöhle? Merkst du nicht des Satans List? Er will durch sein Kämpfen deinen Trost, den Jesus Christ dir erworben, dämpfen Geng- stenberg.) II. [Vergeblich sorgen sich die Menschen ab um ihr tägliches Wohlergehen] Er aber thut alles fein zu seiner Zeit [ist der alleinige Urheber aller Begebenheiten auf Erden und vollzieht sie ohne Rücksicht auf unser Wollen und Streben, ja er lenkt alle unsere Arbeit und läßt sie allein eintreten zur rechten, ihm wohlgefälligen Stunde, dem weisen, überall sesten Weltplan entsprechend — dies die erste Beruhigung für das über die Ab- hängigkeit seufzende Herz ——], und läßt ihr sder Pienschenj Herz sich [mit Plänen und Sorgen] angsten, wie es gehen solle m der Welt« släßt ihnen den Wahn, als müßten und könnten sie über Einklang und Ordnung des Weltganzen wachen]; denn der Mensch kann doch nicht treffen mit allem seinem Sinnen nicht ergriibelnJ das ers, das Gott thut, weder Anfang noch Ende. sDer Schein der Freiheit ist ihm also nur zur Selbstmarter gegeben, weil Gott unabhängig von den mensch- lichen, wohlgemeinten Vestrebungen den Weltlauf ordnet und der arme Mensch niemals der Ueber- einstimmung feines Willens mit dem göttlichen ge- wiß ist]. «) Das hier stehende hehr. Wort olam übersetzt Luther nach der Vulgata durch ,,Welt«; allein diese Be- deutung hat das Wort erst bei den Rabbinen, da egen in unserem Buche, wie überhaupt im A. T., hei t es immer »die Ewigkeit«, hier gleich: »die Erkenntniß des ewigen Wesens Gottes , seiner ewigen Kraft und Gott- heit.« Daruach erhält der Vers einen etwas anderen Sinn. Wörtlich lautet er: It. Er macht [ordnet] Alles [alle guten und bösen Ereignisse und Erfolge in der Welt und im Menschen- leben] schön [auf’s allerbeste und zweckmäßigste nach seiner ewigen Weisheit, aber stets] zu seiner sdes einzelnen Ereignisse-s fest begrenzter, von Gott be- stimmter] Zeit [also daß es während dieser Zeit wohl schön und gut für den Menschen ist, nach derselben aber ein Uebel für ihn wird]; ja, auch die sErkennts niß der] Ewigkeit [seiner ewigen Kraft und Gottheit] gab et« ihm [jedem, auch dem natürlichen Menschen durch die Werke seiner Schöpfung Riim. »1, 20] in das Herz, nur Ibleibt dieser seiner Erkenntniß des göttlichen Wesens die SchrankeJ das: der Mensch nicht zu finden [oder zu erkennen] verumg das Werk, »das Gott thut, von Anfang bis zu Ende [den anweisen Plan, nach welchem er die Welt im Ganzen und alle ihre Ereignisse zu dem endlichen Ziele hinführt Röm. 11, 32; l. Cor. 13, 1:3]. Den tiefliegendsten Grund, weshalb der Mensch Gottes Thun und Walten nicht gründlich zu erkennen und ver- stehen vermag,.die Triibung der ursprünglichen, reinen Harmonie seines Geistes durch die Sünde nämlich« ver- schweigt der Verfasser hier, weil er diese Thatsache über- haupt, wie es scheint, abftchtlich lieber nur voraussetzh als daß er sie ausdrücklich hervorhöba (Zöckler.) 12. Darum merkte ich shabe ich als unzwei- felhaft gewiß erkannt], daß nichts Bessers skein wahres GlückJ drinnen lim menschlichen Leben oder für die Menschen vorhanden] ist, denn [über die täglichen guten Gaben» Gottes mit Danksagungl fröhlich sein und ihm gutlich thun Ettlinger: und Gutes thun, d. h. durch Gottesfurcht und Uebung der Barmherzigkeit des Wohlgefallens Gottes sich täglich gewiß machen] in seinem Leben [Kap. S, 26; Pf. 34, 15; 37, 3]. 13. [Weiter habe ich als gewiß erkannt] Denn [richiiger: Daß] ein jeglicher Mensch, der da ssich keine vergebliche Sorge und Mühe machet, wie er die Eitelkeit des Lebens beseitigen könne, sondern dankbar und heiter] isset und trinlet swas Gott ihm bescheeretJ und hat [dabei] guten Muth in [und trotz] alle seiner Arbeit [seiner täglichen Lebensplage Kap. 2, 10], das ist eine Gabe Got- tes die seine Gnade verleiht] ach unserer jetzi en Satzbildung würden wir sagen: Jch habe erkannt, da , wenn irgend ein Mensch isset und trinket —, dies auch eine Gabe Gottes sei. — Darin liegt aber die Kunst, daß man es thun könne, das ist Gottes Gabe. Jch selbst, sagt Salomo, ich kann es lehren und Anderen sagen, mir selbst aber und Andern kann ich es nicht eben, daß wir also thun könnten, das Herz muß allein ott geben. So lehret uns Salomo zugleich, was man thun soll, und zum andern, wo man’s nehmen soll, daß man also gesinnet werde und daß man es thun könne; das ist, er lehret, daß wir mit unseren Gedanken, Angst und Sorgen nichts können anders noch besser machen; beten aber sollen wir mit allem Ernste und Gott anrnfen, daß er uns von Trau- rigkeit, Gedanken und unnützen Sorgen erlöse, und er den Karren fortführe und uns ein ruhig gläubig Herz gebe. (Luther.) 14. Ich merkte [ferner], daß alles, tvas Gott [der höchste Gesetzgeber und Lenker der Welt] thut sin der Welt anordnet und fügt], das btstehet 558 Prediger Z, I5 —- 22. 4,1. immer [als eine feste Ordnung, an welche jeder in seinem ganzen Leben mit all’ seiner Arbeit und ihrem Erfolg, wie mit dem fröhlichen Genuß der Güter des Lebens gebunden ist]; man kann szu diesen Fügungen und Schickungen Gottes] nichts dazu thun, noch abthun [Sir. 18, b; Offb. 22, 18]; nnd solches sdaß er unser ganzes Leben so fest und unabänderlich an sich, seinen heil. Willen und seine Anordnungen gebunden hat] thut Gott, daß man sich vor ihm [als dem über alles Mäch- tigen, Allheiligen und Allweisen] fürchten [ihm ge- horsam zu sein und Demuth lernen] soll. « Von Gottes Nathschllissen gilt nicht, was der Dich- ter sagt: ,,nach ewigen ehr’nen Gesetzen niüssen die Menschen ihres Daseins Kreise vollenden.« Sie sind unabänderlich nach außen, keine Kreatur, sie mag sich anstellen, wie sie will, kann einen Eingriff in sie thun, aber sie stehen nicht, wie eine fremde Machh ein Verhängnis. über Gott selbst, so daß nicht das Gebet fruchtlos ist, sondern nur das eigene Wirken. Geng- stenberg.) 15. [Denn] Was Gott [in unserem Leben an uns] thut [oder uns erleiden läßt], das stehet flängst vorher, ehe es in’s Leben tritt, in feinem göttlichen Rathfchluß als für uns bestimmt schon] da salfo daß sein Rathfchluß unsere« einzige Richt- fchnur ist und wir in all unseren Lebensführungen allein zu ihm emporschauen müssen, der auch alle- zeit zu seiner Zeit helfend eingreifen will Pf. 139, IS; Hivb 14- 53 Jer. 10- 2313 und was er sin der Zukunft noch mit uns] thun will, das muß werden [richtiger: das war schon längst von Gott voraus bestimmt]. Denn er trachtet und jagt ihm [auch dem, was etwa durch den Wechsel der Zeiten zurückgeschoben worden ist] nach [und holt es wieder hervor; »Hilfe, die er aufgeschoben, hat er drum nicht aufgehoben« Aber bilde dir auch nicht ein, seinen dir bestimmten Schickungen entlaufen zu können] »Was schauest du in deiner Trübsal auf deine Mit- Menschen? Sind sie doch nur Genossen deiner Ohn- macht; so sehr sie sich auch aufbläheiy so herrlich sie prangen, in Wahrheit sind sie doch nur Werkzeuge in Gottes Hand« 16. Weiter [wird das Glück des Menschen auf Erden auch durch die mancherlei Ungerechtig- keiten und Bedrückungem die Gott zuläßt, beschränkt; so] sahe ich unter der Sonne [die] Stätte des Gerichts [von welcher aus von Gott und Rechts wegen das Recht gehandhabt werden sollte, weil die Regenten und Richter an Gottes Statt richten und regieren 2. Chr. 19, 6 f.], da war ein gott- los Wesen [das seine Gewalt zu Tyrannei und Bedrückung heimste, wie besonders die persische Weltmacht zur Zeit des Verfassers gegen das Volk Gottes than, nnd spie] Stätte der Gerechtigteit [an der man gerechte und billige Beurtheilung der Beschwerden sinden sollte], da waren Gottlose [die den Stuhl derselben zur Befriedigung ihrer Will- kür eingenommen hatten] 17. Da dacht ich in meinem Herzen: Gott [ist der höchste und allein gerechte Richter; und wenn setzt sein Richteramt auf Erden mißbraucht wird, er] muß [wird einst gewißlich] richten den [jetzt unterdrückten] Gerechten und fden ietzt übermüthigen und bedrücketiden] Gottlo en [auf dem Richterstuhlh denn es hat alles Vornehmen [der Menschen in ihrem Leben] feine [von Gott fest bestimmte] Zeit sda er es richten wird], und alle Werke [derfelben, sie seien gut oder böse. Auf dies gerechte Gericht Gottes foll man geduldig warten und, se ärger die ungerechten Gewalthaber es treiben, desto fröhlicher ans Gottes nahes Ein- schreiten harren 2. Thess. 1, 5]. l8. fWarum aber duldet Gott solche Unge- rechtigkeiten auf Erden und strafet sie nicht als- bald?] Jch sprach in meinem Herzen von deni Wesen der Menschen,» darin Gott anzeigt nnd laßt es ansehen, als waren sie unter sich selbst wie das Vieh. Genauer: is. Jch sprach in meinem Herzen: Wegen der ssiindigenj Menschenkinder sgeschceht solches ftraflose Dulden vor Gott], damit Gott sie sdurch solches Kreuz] priise [läutere und reinige von ihren Sünden, vor allein von der Wurzel derselben, dem ochmuth, und sie zur Demuth führe], und damit e sehen [und durch die That klärlich überführt werden], daß sie an sich selbst [abgesehen von Gottes Erlösung und Ret- tung, durch welche er ihrem Geiste schließlich doch ewiges Leben und Seligkeit aus Gnaden schenkt, nach ihrem endlichen SchicksalJ Vieh sind smit welchem sie anz gleicherweise der Herrschaft des Todes und der itelkeit unterworfen worden sind Kap. 9, 12; Hab. I, 14; Pf. 49, 21; Röm. 5, 12 ff.; s, 19]. 19. Denn [der gottlofe Mensch, wie er nach dem Sündensall natürlich beschaffen ist, ist nicht mehr im Stande, sein Schickfal frei selbst zu be- stimmen, sondern] es gehet dem Menschety wie dem Vieh [wie dies, ist er nach feinem letzten Ausgang dem Zufall oder einer von außen ohne und gegen seinen Willen fein Schicksal bestimmem den Macht unterworfen]; wie dies stirbt, so stirbt er auch sdem äußern Anschein nach·]; und haben alle einerlei Odem [des Lebensgeistes der im Tode erlifchtjz nnd der Mensch hat [also in dieser, Beziehung] nichts mehr, denn das Vieh [1. Mos 7, 21 f.; Pf. 104, 29]; denn es ist Alles eitel. «) Von dem Leben, das ftir den Menschen noch hin- ter dem Tode liegt, sieht er hier ab, da es ihm zu« nächst nur die Vergänglichkeit der diesseitigen Existen unseres Geschlechts hervorzuheben gilt. ( öckler.) Daß der Prediger nicht daran denke, den Mens en überhaupt dem Vieh gleich zu stellen tsondern vielmehr nur in Bezug auf den leiblichen Tod), erhellt aus V. II, wo er deii erhabenen Vorzug des Menfchen darein seht, daß Gott ihm die Ewigkeit in’s Herz gegeben (vgl. die dor- Alles Erdenglück ist an sich schon befchränkt und unvollkommen 559 tige Erk ärnng nach dem Grundtext), ferner aus dem ganzen erhältniß, in dem der Prediger zu dem Glau- ben Jsraels steht, in dem das göttliche Ebenbild in dem Menschen eine so wichtige Stelle einnahnt (Hengstenberg.) Was sind wir denn stolz und hoffärtig , so wir nichts gewisser sind von der Stunde des Todes, denn die Thiere oder das Vieh. (Luther.) Salomo redet hier vom äußeren Augenschein. Befragte man nur die Augen und den Verstand, ohne auf Gottes Wort zu hören, so erschiene das menschliche Leben dergestalt vom bloßen Zufall regiert, daß die Menschen gleichsam Ein großer Hausen Ameisen zu sein und gleich Ameisen zertreteu zu werden schieuen. Aber diesem Augenfcheine muß die Offenbarunåse des göttlichen Worts gegenüber gestellt werden. ( elanchthon.) 20.» Es fährt alles [Lebendigc] an Einen Ort [in’s Grab und die Verwesungtx es ist alles von Staub gemacht, und wird wieder zu Staub sdie Menschen wie das Vieh; aber stets von Neuem vergessen die Menschen diese Wahrheit in ihrem Hochmuths · 2l. fund] Wer weiß skann mit ooller Ge- wißheit greifbar erkenneu], ob der Odem [hier = Geist, nicht blos Lebensodem, wie V. 19] der Menschen anfwarts kzu Gott] fahre sum dort un- oergänglich zu leben], Und der Odem des Viehes unterwarts unter die Erde fahre [um für immer zu vergehen]? Der Prediger will hiermit nicht etwa die Unsterb- lichkeit des Menschengeistes läugnen, sondern vielmehr den hochmüthigen Menscheukiudern auch allen und jeden falschen Trost entziehen, der auch aus einer falschen Unfterblichkeitslehre genommen werden kann; denn wenn nicht der alte Mensch hier auf Erden durch Reue und Buße getödtet wird, so ist der leibliche Tod des Men- schen in der. That ein Sterben, das keinerlei Vorzug vor dem Tode des Viehes hat, ja im Gegentheil weit schrecklicher als dieser ist; denn was ist ein ewiges Sterben fitr eine Unsterblichkeit! Aehnlich wie der Pre- diger hier von der Unsterblichkeit des Menscheugeistes, spricht Johannes (Kap.1,18) vom seligen Schauen Gottes: .,Niemand hat Gott je gesehen,« womit es ihm inicht einfällt zu liiugnen, daß die Seligen Gott fchauen werden. — Daß der Prediger wohl weiß und von Her- zen glaubt, daß des Menschen Geist zu Gott zuriickkehrh geht auch aus dem klaren Worte brav. 12, 7 hervor. — Der Mensch ist geschaffen von Zeit und Ewigkeit; von Zeit nach dem Leibe, von Ewigkeit nach dem Geiste. Nun neigt sich jedes Ding nach dem Ursprung. Weil der Leib geschaffen ist von der Erde und von der Zeit, darum neigt er sich aus zeitliche Dinge u11d sucht darin seine Lust. Weil der Geist aus Gott geflossen, geschaffen ist von der Ewigkeit, darum neigt er sich zu Gott, zur Ewigkeit. -— Wenn der Mensch sich kehrt von der Zeit und den Kreaturen in Ewigkeit und in Gott, so hat er auch ein Wirken in Gott und in Ewigkeit, und so macht er aus Zeit Ewigkeit und aus der Kreatur Gott im göttlichen Menschen. (Tauler.) 22. Darum [weil nun die Zukunft stets un- gewiß isi und gänzlich in Gottes Hand steht] sahe ich [ein], daß nichts Bessers ist, denn daß ein Mensch [sich nicht absorge und abgräme um solches, daser im Lauf der Welt doch nicht ändern kann, sondern] fröhlich sei in seiner swenn auch mühe- volleu] Arbeit [sich den frischen, freudigen Lebens: mnth bewahre und dankbar und frohvdie ihm von Gott dargebotenen Gaben und Früchte feiner Arbeit täglich genieße Kap. 2, 24; V. 12. 13]; denn das [alleiu] ist fein [ihm von Gott beschiedenes] Theil sdas ihm bleibende, wenn gleich auch be- schränkte Glücks Denn wer will ihn dahin bringen, daß er sehe, was nach ihm [wenu er einmal ge- storben ist, auf Erden in dem Kreise, wo er ge- lebt und Früchte mühevoller Arbeit geschafft hat] geschehen wird? sWas willft du also sorgen und dich grämen um die ungewisse Zukunft oder gar betrüglicheii Reichthum sammeln? Nutze die Ge- genwart fleißig, sei in ihr fröhlich und dankbar l] Das 4. Kapitel. efernere Lehre, worin wahre gliiostseligiieii nicht bestehn II. it. l-—16. Uachdctn der predigt: im vorigen Ab— sihnitt dargelegt hat, worin allein das beschränkte Glficti des Menschen auf Erden besteht, führt er im folgenden aus, wodurch auch dies von Gott beschiedeue ,,Eheil« iu v. 22 noth vielfach gehindert und getrübt werde, näm- lich durch allerlei Mißgeschick, das den Einzelnen treffe, durch dlebelstäude im geseltigen Erben und durch trau- rige Ereignisse in der politischen Welt, so daß das Ganze den Gedanken darlegt: »Es giebt lcein bleiben- deg nud völliges Glück hienieden, weder bei hohen noch bei Anderen« Der geschichtliche tjiutergruud bei diesen Betrachtungen über die sedrängnisse des Menscheulebens ist auch hier, wie bei den vorigen Abschnitten, die Lage des illollteo Gottes unter der pcrsischen wrltherrfchafh wie wir sie z. s. aus dem Propheten itlaleaehi kennen lernen. Eg lassen fcch deutlich 3 Theile unterscheiden. a. Es giebt viele itugliicitliche Menschen, die unter He· driiclcicugeu nnd Gewaltthaten der verschiedensten Art seufzen; viele andere, die gliicitlicher find, denen aber durch die itlißgunst Jtnderer oder dadurch, daß sie selbst die wahre Seclenrnhe nicht haben, die Lebensfreude vergällt wird All. 1—6). b. Es giebt viele, die durch Geiz ihre Freunde von sieh entfernen und so im geselli- geu Leben vereiusamcm wodurch fle sitt) selbst nicht nur das tkeben verbittern, sondern auch jedes seiflaudes von Freunden gegen ihre Feinde berauben (ils. 7—12). a. Selbst die mächtigften auf Erden haben lieiu völliges und bleibendes Glück; denn oft genug wird ein alter, uufahiger König von einem jungen Emuorliömmliug verdrängt, und auch dieser, wenn er gleich eine Zeit lang bei den Eeuteu beliebt gewesen, wird von den späteren Gesehleehteru gleich den anderen vergessen W. 13—16). I. Jch wandte mich und sahe [= Wiederum sahe ich weiter an] alle, die Unrecht leiden unter der Sonne: und siehe, da waren Thrcinen derer, so Unrecht litten, und hatten keinen Tröster; und die ihnen Unrecht thaten, waren zu uuichtig sihre Gewalt gab ihnen das Recht, solche Bedrückungen zu verüben], daß sie keinen Tröster haben konnten [genauer: und sie hatten keinen TrösierM 560 Prediger 4, 2-—-16. V) Der Prediger wiederholt dies mit denselbigen Worten, um desto ergreifender die trostlose Lage solcher Ungliicklichen zu veranschaulichem 2. Dasbeim Anblick solch trostlosen Lebens dieser Unterdrückten] lobte ich die Todten, die slängstj schon gestorben waren, folg] mehr sglück- selig], denn die Lebendigen, die szwar] nochsdas Leben hatten [dasselbe aber unter dem Drucke solcher Ungerechtigkeiten hilflos vertrauern müssen]; Z. Und [sogar] der liest] noch nicht [geboren] ist [und auch nie geboren werden wird], ist besser serschien mir unter solchen unglücklichen Verhält- nissen glücklicherL denn alle beide, und szwar des: halb, weil derselbe auf solche Weise auchs des Bösen [des trostlosen Uebels Spr. II, 19 Anm.] nicht inne wird, das unter der Sonne geschteht Der Wunsch, lieber todt zu sein, als des Lebens ferner zu genießen, sowie der Gedanke, daß es über- haupt besser sei» gar nicht geboren worden zu sein, steigt gerade in den Herzen der Frömmsten in unglück- lichen Zeitverhältnissen, in denen der HErr der Seinen ver essen, sein Volk verlassen zu haben, sein Reich nicht mehlr zu bauen und seine Verheißuug nicht erfüllen zu wollen scheint, am leichtesten aus, wie Luther sagt: Wenn einer recht ansieht das unzählige Herzeleid, Elend und große Uebel und Jammer auf Erden und große Bosheit in der Welt, welche des Teufels Reich ist, der muß denken, es sollte einer lieber todt sein, denn so un- zählich viel großes Elend und Jammer sehen. —- Dem natürlichen Herzen erfcheint ein solcher Wunsch freilich berechtigt, weshalb wir auch in heidnischen Schriftstel- lern, wte Herodoh Theognis, Ovid, Sophokles, Euri- pides, ganz ähnliche Aussprüchh wie den vorliegenden (V. L. ), ausgesprochen finden. Aber bei solchen, die im festen.Glauben an Gottes Verheißung stehen, bei einem Hioly Elia, Jona, Jeremia oder unserem Predi- ger, ist dieser Wunsch stets das Zeichen einer auf dem Herzen lastenden und die Sonne der Gnade Gottes verdunkelnden Versuchung, des Gefühls der Gottverlas- senheit (Hiob 1, 14 Aum.; 3, 19 Anm.), wie sie nach der Rückkehr aus dem babylonischen Exil sich« der Besten bemächtigte, als die Prophetie verstummt war, das Volk Gottes unter der Knechtschaft einer heidnischen Welt- macht, seines gotterwählten, verheißungsreichen Davids- throns beraubt, schmachtete, überhaupt all die großen Hoffnungen der Gläubigen auf die endliche Erftillung der roßen Verheißungen, insbesondere der Erscheinung des essias, sich nicht erftillten und ein völliger Still- stand, ja sogar Riickschritt im Aufbau des Reiches Gottes stattzufinden fchien. Auch unser Prediger gehörte jedenfalls zu diesen Besten seiner Zeit, vielleicht gerade zu denen, welche den Anderen voranzugehen berufen waren, und auf welche die Anderen schautetu Auch er hatte gewißlich die Versuchung, welche die- Zeit nahe legte, durchlebt, und hat ihr in unserem Buche Ausdruck gegeben, aber nicht eher, als bis er auch den Schlüssel zur Lösung der Räthsel, die ihn und viele Andere bewegten, die Ueberwindung der Versuchung durch Gottes Licht und Kraft, gefunden hatte und in Gott getrost und ruhig geworden war, damit er sowohl den Gtäubigen seiner Zeit, als allen, die in späteren, ähnlichen Zeiten des Reiches Gottes von ähnlicher Ver- suchung betroffen würden, ein Führer aus derselben zum Frieden und zur Ruhe in Gottes Treue werden könnte. 4. Ich sahe [auch] an Diejenigen, welche flei- ßige] Arbeit und Geschicklichkeit in allen sihrenj Sachen [beweisen und sich dadurch ein größeres Lebensglück verschafft haben, aber wie geschäftig sind die Menschen alsbald, ihnen solches zu zersiörenU Da neidet einer den andern sund verbittert ihm den Genuß seines fleißig erworbenen Glückes]. Das snämlich daß es jeder dem anderen in Fleiß und Tüchtigkeit aus- Neid zuvorthun will] ist je ]= wahrlich] anch eitel und Mühe swindiges Streben, wodurch man sich nimmermehr ein ge: sichertes Glück schaffen kann]. 5. sFreilich könnten solche, die aus Neid und Eifersucht Andere zu überflügeln suchen, dagegen sagen: »Was soll aber anders zum Glück verhelfen, wenn nicht Fleiß und Geschicklichkeit?] Denn sdas Sprüchwort sagt mit Recht vom Faulenxj ein Narr [wie der Faule einer ist] schlägt die Finger in ein- ander [scl)läft und schläft], und frißt [mittlerweile] sein leigenj Fletsch [bis er endlich, gänzlich in sei- nem Vermögen zu Grunde gerichtet, zum Bettel- stab greifen muß Spr. S, 10; 24, 33]. is. sAber solchen antworte ich:] Es ist besser [auch nur] eine Hand voll [Hab und Gut, daß man eben nur zum Leben damit ausreicht, besitzen; aber] mit [neidloser, zufriedener] Ruhe sdes Her: zensj - denn beide Fäuste voll [also die Hülle und Fülle von Gütern dieser Welt, die man mit viel Sorge und Anstrengung zusammengescharrt hat und dann] mit Mühe nnd Jammer [bewachen muß, wodurch das Glück doch wieder zerstört wird Spr. So, 7]. Die Welt fehlt darin schwer, daß sie immer nur Ueberflnß an Gütern und Schätzen zu ihrer Befriedi- gung verlangt, spärlichen Besitz aber als gleichbedeutend mit Entbehrung und Elend betrachtet. Und doch läßt sich eben sowohl bei Wenigem, wie bei reichem Ueber- fluß vergnügt und zufrieden leben , wenn man nur auf die rechte Weise nach Zufriedenheit trachtet, so niimlich, daß matt Gott den HErrn seinen Schatz und sein höch- stes Gut sein läßt. (Joh. Brenz.) 7. Jch wandte mich, nnd sahe l= Wiederum sahe ichJ die Eitelkeit seine andere Art von Eitel- keit] unter der Sonne sdurch welche die Menschen ihr Glück auch selbst zerstörens 8. Es ist [z,. B] ein Einzelnen nnd nicht selbander seiner, der durch Geiz und Habsucht sich vereinzelt hat, so daß seine Freunde, die früher mit ihm zusammenstandetv sich von ihm gewandt haben] und hat Dabei] weder Kind noch Brüder; [für die er mit zu sorgen hätte; den-] noch ist sei- nes Arbeitens kein Ende, und seine Augen werden Reichthums nicht satt. Wem szu Nutz, sollte der Thor billig sich selbst fragen] arbeite ich doch [Kap. 2, 18—21; Luk. 12, 16—21], und breche« meiner Seele ab sdaß sie um meiner tho- richten Sucht nach Reichthum willen darben, des fröhlichen Genusses der Gaben Gottes entbehren und in trauriger Verlassenheit von Freunden leben Es giebt kein bleibendes und völliges Glück hienieden, weder bei Hohen noch bei Niederen. 56l muß]? Das [muß jeder zugestehen] ist je« s= wahrlich] auch eitel und eine böse Mühe. V) Je, althocl d. i0, so, goth. eilte, ist eigentlich ein als Adverb gebrauchter Accusativ des mhd. Give, ahd. Zwei, sei, goth. aivs endlos lange Zeit, Ewigkeit, und hat die Bedeutung von ,,zu aller Zeit, immer, von je- her, zu irgend einer Zeit;« dann sinkt es bei Luther zu- weilen zur Bekräftigungspartikel herab (1. Tun. l, 15; Rörlu 5, 93 Apostg. 5, 14; Joh. l, l8). 9. So ist’s [also] je lfkir alle Zeit] besser [und das Lebensglück eines Vienschen weit fördern: der, daß] zwei lals Freunde in uneigenniitzigey hingebender Liebe im Leben eng verbunden stehen] denn [daß] eins [durch Geiz, Habsucht und ähn- liche Untugenden, die die Liebe ersticken, sich von seinen Mitmenschen innerlich trennt und sie von sich treibt]; denn sie genießen [dann] doch [der Früchte] ihrer Arbeit wohl [so daß sie zufrieden nnd so glücklich, wie möglich, leben können] Ein Mensch ohne Genossen ist wie die linke ohne die reihte Hand. (Talmud.) 1. Mos 2, 18. 10. Fiillt [z. V.] ihrer einer [sei es in eine schwere Sünde oder in die. Hände gewaltthätiger MenschenL so hilft ihm sein Gesell-ins. Wehe [dagegen] dein, der allein ist! Wenn er fcillt, so ist lein anderer da, der ihm aufhelfe sum) er muß die Erfahrung machen, daß ihn sein Geiz auch schutzlos gemacht hat]. 11. Auch wenn zwei bei einander liegen, wärmen sie sichz wie kann [aber] ein Einzeluer warm werden? [Lehrt uns nicht also schon die äußere Natur die Seelengemeinschaft und Freund- lchaft hoch zu schåtzenV 1-2. Einer [der für sich allein steht, ver-] mag svon einem Feinde, der ihn angreift] überwäiiiget [zu] werden, aber zween sdie dem Feinde gegenüber fest zusammenstehem ver-] mögen [zu] widerstehen; snoch besser ist’s, wenn ihrer drei sind, die in Freundschaft eng verbunden sind] denn eine drei- fäiiige [aus drei Fäden zusammengedrehte] Schnur reißt nicht leicht entzwei. Getheilte Freude ist doppelte Freude, getheilter Schmerz ist halber Schmerz. (Sprüchw.) Man achte demnach auch die Glaubens-gemeinschaft nicht gering, worin bekanntlich viel gefehlt wird auch unter den Frommen selbst, da man oft aus eigener Wahl, geist- licher Vermessenheit und hoher Einbildiing von sich selbst, oder auch um Gemächlichkeit willen lieber für sich allein gehet und stehet, sich nur zu Gott und Christo halten und von Christo allein sich führen und rathen lassen will. Aber man sieht’s oft, wie der eigene Geist nichts desto weniger-den größten Antheil an der Leitung nnd Fithrung hat. (Berleb. Bin) Salomo zeigt hier, wie nothwendig für das menschliche Leben die gesellige Verbindung der Menfchen zur Förderung ihrer Künste, Gewerbe und Lebenspflichten überhaupt sei. Alle Stände bedürfen solcher wechselseitigen Hilfeleisiung und Förde- rung, und alle Einzelnen müssen ihre Arbeit zum Nutzen der ganzen Gesellschast betreiben, ihr Beftes fördern und aller Spaltung und Absonderung nach Kräften steuerm (Melanchthon.) 13. sAber selbst im Leben der Höchststehendem Mächtigsien unter den Nienschen ist kein beständiges, völliges Glück zu finden; selbst] Ein arm Kind, das [genauer: Ein armer Jüngling, der bei seiner Armuth] weise ist fund die Umstände, die sich ihm darbieten, klug zu benutzen versteht], ist besser [daran und glücklicher zu preisen], denn ein alter König, der ein Narr ist fdem also das Beste, was der arine Jüngling besitzt, fehlt, nämlich Er- kenntniß des eigenen Herzens und Lebensklugheit], und weiß [eben weil die Narrheit in seinem Herzen die Herrschaft hat] sich nicht fmehrj zu hüten [genauer: eines Besseren belehren zu lassen]. 14. Es kommt [wohl öfters in der Welt vor, daß] einer [ein solcher, ivie der genannte arme, aber weise Jüngling] ans dem Gefängniß sganz verachteten und niedrigen Lebensverhältnissen bis] zum Königreich ssich einporschwingt, indem er ent- weder wie Joseph auf gerechtem, von Gott selbst ihm gebahnten Wege zur Macht eines Herrn des Landes emporsteigh oder, wie es in der Geschichte der asiatischen Reiche öfters geschehen, auf gewalt- thätige und schlau berechnende Weise den früheren Herrscher verdrängtjz nnd einer [wie jener alte, aber thörichte KönigL der in seinem Königreich [als Sohn des früheren Königs und allein-berech- tigter Nachfolger schon] geboren ist [also nach Menfchen Urtheil die sicherste Hoffnung auf Be: ständigkeit dieses seines Lebensgliicks haben konnte] verarmei [endlich, weil er aus seiner ererbten, glänzenden Lebensstelluiig durch einen solchen Em- porkömmling gewaltsam verdrängt worden ist] Daß der Prediger hier bestimmte Ereignisse seiner eigenen Erfahrung oder der auf ihn gekommenen Ueber- liefernn aus der Gefchichte der Nachbarstaaten in Ge- danken at, unterliegt wohl keinem Zweifel, weil auch seine übrigen Betrachtungen aiif dem geschichtlichen Untergrund seiner eigenen trüben Gegenwart ruhen. Aber von den uns bekannten gefchichtlichen Ereignissen von Regierungswechselii paßt keins viillig, und man wird darauf verzichten niüssen, ein bestimmtes Ereigniß aufzusuchen, das der Vers. gemeint habe. 15. Und ich sahe, daß alle Lebendigen unter der Sonne [die große Masse der bisherigen Unter- thanen des verdrängten Königs in unübersehbarer Anzahl] wandeln bei einem andern Kinde, das an jenes [alten, thörichten Königs] Statt soll aufkom- men sgenanerx wandelten mit jenem Jüng- ling, V.13.14, dem andern, der an jenes Statt sollte aufkommen — ihm, dem jugend- lichen, begabten Emporkömmling wandte sich als- bald die ganze Gunst der großen Menge zu]. Its. Und des Volks, das vor ihm [dem be- günstigten, zur Macht gelangten Jüngling her] ging, war kein Ende, nnd [ebenso] deß, das ihm nachgiiig süber unzählige Massen Volks aus den Unterthanen des alten Königs gebot er als Anfüh- rer]; und ssief die ihre Gunst so schnell der neu 562 aufgehenden Sonne zugewandt] wurden sein doch nicht froh [ihre Begeisterutig schwand bald wieder, ihre Erwartungen erfüllten sich nicht, und der an- fangs so hoch Geseierte erlebte es bald, daß feine Sonne erblich und seiii Glück gerade so trügerisch war, als das des von ihm gesiiirzten Königs]. Das snämlich das Glück der Großen und Mächtigen auf Erden] ist [also] se s= allewege] auch eitel und ein Jammer. V) Nach dem Grundtext sind hier eigentlich nicht die- jenigen, welche den Emporkömmling zuerst begünstigter, sondern ihre Nachkommen gemeint, weil die vorher- gehenden Worte: »das ihm nachgiug« nach den Arten- ten zum folgenden Satz gehört. Wörtlich lautet der Vers: Kein Ende hatte alles Volk, alle, an deren Spitze er stand; «— doch die Nachkommen freuen sich seiner nicht. — Also findet man in den Historien, daß sich Neronis erst ihrer viele gefreut und gehofft, er sollte ein feiner, nutzer Heere werden. Seine ersten fünf Jahre ließen sich auch wohl an und wurden gelobt; aber die andern Jahre hernach waren thrannisch und aufs ärgste. Also ist von Heliogabalo und Commodo auch Hoffnung gewesen, daß sie feine, löbliche Fürsten und Regenten sollten werden, aber das Hoffen fehlte: der eine, Helio- abalus, war ein heilloser Mann, deraller Unzucht und Zbollust nachging, und schlecht (-hin) eine Bestir. Der andere hätte sollen nicht Cominodus, sondern Intommoi dus, das ist Landschade heißen. (Luther.) Das 5. Kapitel. Iiom Wege zur wahren igliiokseligtieit Ill. v.17—aap.5,u.19. wie de: ukeiigkk im vorhergehenden dreierlei genannt hat, wodurch dem Menschen sein Glück: gehemmt and gestört werde, so zeigt er jetzt ebenso drei Mitte! an, durch welche irdi- srhee Glis-le nnd Zufriedenheit erlangt und befördert werden, nämlich aufrichtige Gottes-sucht, die sich in heitigem Ernst beim Gotte-Mast, in lauterer Wahr— haftigleeit und sorgfältiger ji«-gelang der Junge beim . Gebet nnd bei Gelfibden äußert (V.17 » Bau. Z, V.6); ferner Gereehtigtieit und tlueigennütziglieit im Ver: ttehr uiit dem Nächsten, die sieh durch Fcrnhaltuiig von aller Gewaltthätigkeit gegen Andere, die sowohl der König als auch Gott richten werden, nnd durch Verab- sthetinng des Geizes nnd qnälender Sorgen unt ver— gängtiche Zusätze, die man im Tode dort) znriietilasscii ums, brweiset Man. 5, 7—16); endlich ikläsziglieit nnd daulibare Zufriedenheit beim Genosse der Gitter nnd Freuden, die Gott dem beseheert, der eifrig in sei- nen! Berufe arbeitet Gan. s, 17——19). Diese 3 hom- wichtigen Tugenden, die der sllrediger hier empfiehlt, nnd uaeh welchen der Abschnitt in 3 deutlich erkennbare Theile zerfällt, entsprechen genau dem, war« der Apostel in Tit. 2,12 als die Summa eines neuen, gottgefälligen cebeno nennt, indem er von den Glänbigen verlangt, daß sie in Gottseliglieih Gereehtigliett und Jfiehtiglieit tin welcher dar Ulaßhatteu als ijituntsactse enthalten ist) leben sollen. 17. Vewahre deinen Fuß, wenn du zum Hause Gottes gehest sdaß du in heiliger Sammlung des Herzens kommst und alles zurücklässest, was deine Andacht stören können, und komm, daß du [auf l Prediger b, 1—7. die Stimme des HErrUJ hörest [die dort besonders oernehmlich an dein Herz dringt, und seinen hei- ligen Willen darnach gern thuest 1. Sam.15,22; Jer. 7, 23]. Das ist besser, dennder Narren [die weder Gottes Heiligkeit, noch ihre Sünde recht kennen, aUßerlichesJ Opfer [mit welchem sie gedenken den heiligen Gott abzufinden und ihr Gewissen zu beschwichtigen Spr. 2l, s; Jes. I, 11fs.; Hof. 6, 6.· Fliehe ihr Thun aufs eifrigste]; denn sie wissen nicht, sdaß ihr Opfer, das sie mit einem gottlofen Herzen darbringew Gott ein Greuel ist Spr. 2l, 27 und] was fbesserz daß] sie [mit solchen Opfern nicht Gott dienen, sondern] Böses thun. Kost. 5, V. 1. Sei [dann im Haufe Gottes] nicht schnell mit dem Munde sdaß du im Gebete nicht plapperst wie die Heiden, die da meinen, sie würden erhört, wenn sie viele Worte machen March. 6, 7 f.], und laß dein Herz nicht sehe du deine Gedanken gesammelt und mit Jnbrunst nach oben gerichtet hast] eilen, etwas sim Gebete] zu reden vor sdein in seinem Hause besonders gegen- wärtigen] Gott; denn Gott ist im Himmel sein über alles mächtiger, heiliger und majestätischer Gott], und du [bist] auf Erden sein armes Ge- schöpf aus Staub, durch deine Sünde doppelt- elend und verloren Pf. 1l5, 3. 16; Jes. 55, 7 ff.; 66 , ·1; Mater» 5, 34 U; darum laß deiner Worte soor ihm] wenig sein sivie du ja schon vor irdischen Machthabern nicht wagst, viele leere Worte zu machen]- · Opfer und Gebet sind die zwei Grundlagen aller Religion; je nachdem die Völker diese bewahrt haben, stehen sie der Offenbarung näher oder ferner, siud sie leichter oder schwerer zum allein wahren Gottesdienst zu bekehren. Der Mohan1edanismiis, sowie die selbstge- rechten Juden und Christen haben das Opfer verworfen oder verloren, darum stehen sie der Wahrheit viel ferner, als die Heiden, welche noch täglich mit Opferii den Zorn ihrer Götter zu versöhnen suchen; denn das Be- diirfniß des Herzens, sich mit Gott zu versöhnen und Vergebung zu erlangen, ist durch keine noch so hoch ge- stiegene Cultur und Bildung zu ersehen; wo es ver- loren ist, fernet sich der Mensch je länger je mehr von aller Quelle der Heiligung. — Weil Gott allein im Himmel wohnt, d. h. allein wahrhaftig, weise und ge- recht ist, wir aber aus der Erde, und daher Lügner, Thoren und Sünder sind, so ziemt uns in keiner Weise, mit unserer menschlichen Weisheit, die in Gottes Augen Thorheit ist, über göttliche und himmlische Dinge zu urtheilen undviele Worte über unsere irdischen Angele- enheiten, Erlebnisse und Erkenntnisse vor Gott zu ringen; sondern Gott mitssen wir hören, ihm mlissen wir alles Urtheil überlassen, und schweigend seinem Wort als der allein wahren Weisheit uns gehorsam beweisen. (Joh. BrenzJ ,,Laß deiner Worte wenig sein« — wie weit greift das nicht um sich im Lehren und Predigen, im Beten und im gemeinen Leben! Wie manche stundenlange Predigt» wird in dieser Censur aus- gestrichen, ob sie auch noch so geschickt nach der Predigt- knnst eingerichtet und zusammengeschmiedet wäre! Und wie wenig mögen wohl auch Anderer Reden von geists Glück und Zufriedenheit wird erlangt und befördert a. durch Gottesfnrcht. 563 lichen Dingen darin bestehen, wenn solche von alleii un- nützen, unerbaulicheii, vergeblicheii, ärgerlichen und un- richtigen Worten sollen gereinigt sein, wie sie wahrhaftig sein sollenl — Diesen Rath hat der Heiland wohl in Acht genommen und daher eine kurze Gedetsformeldors geschrieben, auch gleich beim Eingange die Maiestät Gottes, der im Himmel ist, dem Beter zu bedenken ge- geben, sie aber doch mit dem liebreichen Namen eines Vaters gemäßigt. (Berleb. Bib.) Z. Denn wo viel saufregende, anstrengende Arbeit oder] Sorgen [der Seele den Tag über] ist, da kommen [des Nachts allerlei oerworreue und beUnriihigendeJ Träume [welche die Seele ermatten]; nnd [ebenso] wo [stets] viel Worte [im Gebete] sind, da hbrct man sauer) viel leeres, thörichtes Geschwätz, an welchem man] den Narren [erkennet, der weder sich selbst noch Gott erkannt hat]. 3. sFcrIierJ Wenn du [in der Noth oder bei besonders großen Guadenbeweifen] Gott ein Ge- lübde thust, so verzeuchs nicht zu halten; denn er hat kein Gefallen an den sleichtfertigerq Narren [die stets bereit sind, allerlei Gelübde zu thun und gute Vorsätzc zu fassen, dann aber zu träg und zu selbftsüchtig sind, ihrem Fleische wehe zu thun und gewissenhaft das Gelobte zu erfüllen Mal. 2, 7; Z. Mof. 23, 22—24; aber Gott läßt sich nicht spotten. Darum:] Was du [einmal] gelobesh das halte [auch mit Gewissenhaftigkeit und Darau- setzung aller deiner Kräftes 4. sPrüfe aber zuvor deine Kraft, ob du im Stande sein wirft, zu erfüllen, was du Gott ge- lobestz denn] Es ist besser, du gelobeft nichts, denn daß di: nicht hältst, was du gelobest [5. Mos. 23, 23; Apostg 5, 4; Pf. 54, 14]. ,,Lieber Mensch, suche, daß du dein Taufgeltibde hattest, da hast dn Gelübdes genug!« Z. Verhcinget [= Gestatth ein in dieser Bedeutung jetzt veraltetes Wort] deinem Munde nicht, daß er dein Fleisch [dein an sich fchou so fündiges meiischliches Wesen durch leere Worte und leichtfertiges Geschwätz in Gottes heil. Gegenwart zur Sünde] verführe sdas Feuer der bösen Lust in ihm anfache und also noch mehr beflecke Jak.3,6]; nnd sprich [wenn dii dennoch ein Gelübde leicht: fertig gethan und darnach nicht gehalten hast] vor dem Engel [dem Priester, dem Boten und Stell- oertreter Jehovas Mal. Z, 7, der dich wegen solcher Verachtung der Heiligkeit Gottes zur Rede sielltj nicht [mit neuer leichtfertiger Lügenhaftigkeih um dich zu entfchuldigeu]: Jch bin unschuldig lge- nauer: Es war nur ein Versehen 4. Mos. 15, 27—31 aus Schwachheit des Fleifches, nicht aus Vorfatz habe i-ch das Gelübde nicht -ersüllt, verföhne mich durch ein Opfer Mal. 1, 8; Matth. s, 5 —; während du doch keinerlei ernstliche Reue· über deine Sünde fühlst]. Gott möcht erzürne-i über deine Stimme [mit der du in so schnöder, scheinheiliger Weise Gott versucht haft], nnd szur Strafe dafür] verdammen alle Werte-deiner Hunde sdafz sie dir alle mißlingen und dein bisheriges Glitck im Leben durch feinen Zorn verschwindet. Warum willst du es dahin bringen?"]. V) Berhtiugem eigentlich: einem· etwas hängen lassen, z. B. dem Pferde deii Zügel, bei welchem Ausdruck wir auch jetzt noch das Particip dieses Verbs gebrau- chen: ,,niit verhängtein Ziigel.« — VIII) »Die sich so leicht niit ihrer Schwachheit trösten ohne Schmerzen darüber, betrügen sich selbstså — Es ist nichts Geringes, den Errn des imniels un der Erden leichsam um Besiåi zu habenPindeM man ihm gelobtzg was daIzus bringen man nicht die ernste Absicht hat. Dieselbe reli- giöse Oberflächlichkeih welche meint, der liebe Gott werde es so genau nicht nehmen, er werde schon zu- frieden sein, um·so mehr in einer·Zeit, wo·er selbst so wenig gebe, tritt uns auch bei Maleachi entgegen. »Wenn ihr ein Blindes opfert, — heißt es in Kuh. 1,8 — so ist es nicht böse, und wenn ihr ein Lahmes nnd Krankes opfert, so ist es nicht böse, bringe es doch dei- nem Statthalter dar, ob er Gefallen an dir haben wird« Jn V. 6 erhebt Maleachi auf Grund solcher Thatsacheii gegen das Volk die Anklage der Verachtung des Namens Gottes. (He1igstenberg.) is. Wo siin nächtlichen Schlaf eines sJlenschenj viel Traume sind, da ist [so schließt man nach der Erfahrung, auch viel] Eitelkeit [nichtiges, un: taugliches Wesen in einem folcheu] und [gleicher- weise wo] viel sleereJ Worte [im Munde eines. Menschen sind; das ist immer ein Zeicheu eines leeren, unzuverläsfigeii Herzens, das Großes ver- spricht, dessen Geschwätz aber wie Träume fchnell zerstiebt]; aber fürchte du Gott sdenn das ist der Weisheit Anfang, und fleuch solche Lügen] 7. sHüte dich ferner vor jeglicher Ungerech- tigkeit und Gewaltthat gegen deine Nächsten:]· Siehest du dem Armen Unrecht thun und Recht und Gerechtigkeit im Lande«« [in den Provinzeiy wie die unsrige, das jiidische Land, die fern vom Sitze des Königs und der höchften Gerichtsbehörden sind, durch allerlei uiigerechte Vedriickungen der Beamten] wegreißem ioundere dich des Vornehniens ifolcher übermüthigeii Menfchen] nicht; denn [erst- lich] es ist noch ein hoher Hütcr über den Hoheit [vorhandeu, nämlich der König, welcher über diesen hohen Beamten, die unter uns ihr Amt zur Unter- drückung mißbrauchen, wachet und, wo solches zu feinen Ohren käme, dasselbe ahnden wiirde], nnd [falls auch dieser den unschuldig Bedrückten nicht zu ihrem Rechte verhelfen sollte, so bedenke, es] sind [auch] noch Hbhere snämlich d»er Allerhöchfte, der König aller Könige vorhanden] nber die beiden [uud dieser wird gewiszlich einstmals gerechtes Ge- richt ohne Ansehen der Person üben ’f. II) Das hier, wie in Kap. zsgebrauchte Wort medi- nah ,,Provinz, Landschaft« ist der stehende aramäifche Ausdruck, deu die Biicher Esra, Nehemia und Esther für die einzelnen Provinzen des persischen Reiches gebrau- chen, auch von Paläftina; in wirklich salomonischen Schriften kommt das Wort noch gar« nicht vor. »Auch dies ist, wie überhaupt die zahlreichen aramäischen 564 Wörter in unserem Buche, ein Beweis für dessen Ab- fassung zur Zeit der Perserherrschafn VI) So lehret nun dies Buch, daß du dein Herz zur Ruhe und Frieden gebest, und dich nicht allzusehr bekümmerst und ängstigst, wenn es nnrecht zugeht, son- dern gewöhnest dich, wenn der Teufel so mancherlei Bosheit, Unrecht, Gewalt und Beschwernng der Armen anrichtet, daß du könnest sagen: Es ist der Welt Lauf, Gott wird es richten und räihen. Und wiederum, wenn du siehest, daß es wohl zugehet,»daß du sagestx Gott gelobt, der dennoch also regieret, daß nicht eitel Böses und Unrecht geschiehet, sondern giebt auch viel Gutes mitunter. —- So thue nun ein jeder in seinem Stande seine Arbeit nach .Gottes Befehl mit bestem Fleiß: das andere befehle er Gott und leide sich, er warte deß, der die Gottlosen und Unrechten treffen und richten kann. Wer einen schweren Stein nicht heben kann, der lasse ihn liegen und hebe, was er kann. Da- rum bist du weise, verständig, siehest, daß Könige, Für- sten, Herren ihre Gewalt mißbrauchen, siehest, daß Rechts sprecher und Advokaten Geld nehmen, lassen die Sachen schwimmen und waten, wie ste können, so denke: Gott wird es einmal besser machen. (Luther.) 8. Ueber das ist der König im ganzen Lande, das Feld zu bauen [genauer: Und bei alle dem, daß allcrlei Ungerechtigkeit im Lande vorkommt und man oft nur bei Gott Gerechtigkeit hoffen kann, ist -es doch ein Vortheil eines Landes, daß ein König vorhanden ist, der dem Acker- felde zu gut eingesetzt ist, daß er mit kräf- tiger Hand seine Saaten vor Verwüstung und seine Grenzen vor Veränderung beschützez und dies ist doch immer ein großes Heil für das Land]. 9. ssersiöre du» dir nicht durch ähnliche Un- gerechtigkeiten zur Befriedigung deiner Habsuchh wie du sie im Lande von unseren heidnischen Her: ren ausüben siehest V. 7, selbst dein Glück; aber auch Geiz, der osfene Gewaltthat scheut, läßt dich nicht zu zufriedener Ruhe kommen.] Wer Geld liebt, wird Gelds nimmer satt [denn Gold und Silber können den Hunger der Seele nicht stillen]; wer Reichthum liebt, wird keinen Nuß davon haben [genauer: wird Gewinnes nicht satt; denn niemand lebt davon, daß er viel Güter hat]. Das ist auch eitel [wie so vieles Andere auf dieser armen Erde, die der Scheingüter so viele darbietet Am. 8, 4 ff.; Spr. 15, 25 ss.; Sir. 10, 8]. Alexander Magnus hat nicht genug an so viel Kö- nigreichen, ja nicht an einer ganzen Welt. Also gehet es in allen anderen Sachen. Wer Lehre, Weisheit, Ehre, Gut, Stärke, Schöne, Gesundheit u. s. w. hat, Jässet ihm doch nicht genügen. So ist dieses arme elende Leben des geizigen Menschen ein rechter Spiegel. Denn wie die Geizwänste und Pfennigktisser Geld haben und dürfen es nicht fröhlich brauchen, werden nicht eines Hellers froh, sehen immer weiter auf Geld, das sie doch nicht haben: also thun wir mit allen Gaben. Denn was ist ein Geiziger, denn ein arm geplagt, unruhig Gemüll) und erz, das immer stehet auf das, welches es noch nicht at; darum ist es Eitelkeit und Jammer. Sind diejenigen nun nicht selige Leute, welche ihnen mit gegenwärtigen Gottes -Gnaden, ziemlicher Leibesnahrung genügen lassen, und für das Zukünftige Gott sorgen lassen? (Luther.) Prediger 5, 8—I7. 10. Denn wo viel Guts ist, da sind sauch stets] viele, die es essen [von allen Seiten strömen solche herbei, die Ansprüche auf Mitgenuß machen, abgesehen von der größeren Anzahl Diener und Verwalter, die ein Reicher nöthig hat, und die ihm nur neue Sorge machensz und was [kann ein Mensch mehr thun, als mit dem irdischen Gut seinen Hunger und Durst stillen; was also] geneußt sein [= seiner, des großen Guts], der es hat [mehr, denn Andere, die wenig haben], ohne daß er’s mit Augen anstehet [der aufgehäuften Schätze stch mit Augenlust freuet, wodurch sein Herz doch nimmer getröstet und befriedigt werden kann]? Dieses ist ein wichtig herrlich Wort. Einem Geizigen genüget nimmermehr, er sammelt und scharret immer. Wem sammeln sie es aber? Es geht doch, wie das Sprltchwort lautet: Ein Karger will einen ehrer haben. Denn so warnet die Schrift, so giebt’s die Er- fahrung von Anbeginn der Welt, daß alle gesammelten Schätze, fonderlich durch Unrecht, haben etwan beim Leben der Geizigen, oder nach ihrem Tode, ihre Aus- theiler und Verzehrer gehabt und sie, die Geizigen, haben nichts denn Mühe und Arbeit davon. Der König Salomo war auch ein reicher König. Wer brauchte der großen Güter? Sein Hofgestndr. Wer brauchet, wer isset und trinket der Fürsten Güter? Allerlei Gesinde, Reiter, Knechte, Schreiber, Amtleute, nnd darüber sonst unzählig viel Gesellen, die es am wenigsten verdienen. Wer nun Reichthümer sammelt, der sammelt Verzehrer. Was plagst du dich denn selbst viel zu sammeln und deinen Schatz zu mehren? — Von allen Gütern kannst du doch nicht mehr davon bringen, denn daß du den Bauch füllest und den armen Leib deckest. Giebt dir nun Gott Reichthümey so brauche deines Theils, wie du deines Theils Wasser branchest, nnd laß das andere vorüberfließenz thust du es nicht, so soll dein Sammeln doch umsonst sein. (Lnther.) Der Geizige ist Wächter, nicht Herr, Sklave des Geldes, nicht Besitzer; denn leichter würde er jemandem vom eigenen Fleische mit- theilen, als von seinem vergrabenen Golde. Gleichwie wenn jemand Auftrag und Befehl giebt, nichts von aufbewahrteu Sachen anznrühren, so verwahret er es und hält es zusammen, versagt sich das Seinige, als wäre es Fremdes; und es ist ihm auch Fremde-s. Denn was er Andern niemals zu fordern gestatten würde, selbst tiicht nm es für nothwendige Dinge zu verwenden, und müßte er darüber unendliche Strafen erdulden; wie sollte er das für ein freies Eigenthum halten? Wie aber hat er von solchem den Besitz, von dem er weder einen freien Gebrauch, noch Genuß hat? (Chrysostomus.) Und du weißt nicht, daß der entsetz- liche Geiz, weil er die irdischen Güter zn lieb gewon- nen, die himmlischen verloren hat, Augen hat und nicht sieht? Denn blind gleichsam lässet er das Gute für das Trügerische, das Eingebildete für das Wirkliche, das Fimnilische für das Jrdische, das Unendliche und Aller- este für das Allergeringste, das Rühmliche für das Beklagenswertha das Gewisse für das Zweifelhafte, das Heilige für das Schlechteste hinfahren und tanscht das Freudenreiche gegen das Schmerzensreiche um. Jn sei- ner Thorheit scharrt er äußerlich zusammen, innerlich aber verarmt er; er hält sich an vorüberrauschende Kleinigkeitetn besitzt die Erde und wird von den schreit- lichen unterirdischen Mächten besessen. Ja, er verschlingt, um es wieder anszuspeiem er liebt, wodurch er verder- ben muß, erwirbt, was er verlieren, er sorgt um solches, was ihm Schmerzen niachen muß, er belastetstch, damit b. durch Gerechtigkeit und Uneigennützigkeit im Verkehr mit dem Nächsten; 565 er nur um so schneller in den Abgrund stürze. (Cyrill.) II. Wer [gehorsam dem Worte Gottes, im Schweiße seines»Angesichts treulich] arbeitet, dem ist der Schlaf sahe, er habe wenig oder viel ge- gessen [besser: zu essen, er mag in dürftigen ständen leben oder wohlhabend sein]; aber die Fnlle des Reichen [der fein Herz an den Reichthum hängt] läßt ihn [vor Kummer und Sorge, wie er seinen Ueberfluß erhalte und vermehre] nicht schlafen Wie kann der schlafen, der die unruhige Wache über Gold übet? der Verluste ftirchtet, auf Gewinn fmnet, die Zinsen berechnet, die Hypotheken ziihlet? Selbst die Schranken der Natur achtet er nicht, den Wechsel des Schlafs kenne: er nicht; ihn hält wach die Begierde, treibt um die wache Sorge um Erwerbung von frem- dem Eigenthum; ihn peinigt der Neid, ihn quälet die Verzögerung; ihn macht bestürzt der geringe Ertrag des reichlichen Vorraths und beunrnhigr der Ueberfluß. Nicht einmal Gott selbst läßt ihn schlafen, sondern ritt- itelt den Nachsinnendem wecket auf den Schlafendein Aber auch er selbst gönnet sich keine Ruhe, sondern durch den reichen Ertrag der Früchte wird er bean- rnhigt und stößt doch Klagen eines Armen aus. »Was soll ich machen,« sagt er. Sind das nicht Worte eines Armen, der nichts zu leben hat? (Chrysoftomus.) 12. lWie thöricht und nichtig ist’s auch, sich um Reichthum abzumühem der doch so gar ver- gänglich lst!] Es ist eine böse [den Menschen viel Schmerzen bereitende] Plage, die ich sahe unter der Sonne, Reichthum [der aufs sorgfältigste und mühevollste von seinem Herrn] behalten [oder ge- hütet wird, und doch nur] zum [zeitlichen und ewigen] Schaden dem, der ihn hat [denn wenn er ihn, was ja so leicht und schnell geschehen kann, verliert, wird er viel unglücklicher werden, als hätte er ihn nie besessen] Was find dieses Lebens Güter? eine Hand voller Sand, Kummer der Gemüthen Dort, dort sind die edeln Gaben, da mein Hirt Christus wird mich ohn Ende laben. (P. Gerhard: Warum sollt ich mich — V. 10.) 13. Denn der Reiche kommt um mit großem Jammer« [richtiger: der Reichthum kommt sei- nem Besitzer gar leicht um durch irgend wel- ches Mißgeschick]; nnd so er, [dessen Reichthum zu Grund gegangen] einen Sohn gezenget hat, dem bleibt nichts [von aller Herrlichkeiy die er für ihn zusammengescharrt hatte] in der« Hand. 14. lAber selbst wenn der Reiche von solchem Unglück verschont bleibt, so macht der Tod doch sicher dem Besitze seines Reichthums ein Ende] Wie er nackend ist von seiner Mutter Leibe kom- men, so fahrt er sauch nackend] wieder hin, wie er kommen ist, und nimmt nichts sja nicht das GeriUgsteJ mit steh von strotz aller] seiner fgroßen Mühe und] Arbeit [die er angewandt hat, um Schätze zu sammeln, als könnte er sie doch mit: nehmen] in seiner Hand, wenn er hinfahren Ja, im Tode ist der vormals Reiche auch dem Alleriirmsten leich. Wie sollte nun das ein wahrhaft beglückendes nt sein, das mit dem Tode aufhört? -— Nackend lag ich auf dem Boden, da ich kam, da ich nahm meinen ersten Odem; nackend werd’ ich auch hin- ziehen, wenn ich werd von der Erd’ als ein Schatten« fliehen Hiob 1, U; 1. Tim. s, 7; Pf. 49,11. (P. Ger- hard: Warum sollt ich mich —.) « 15. [Auch] Das ist eine böse Plage [die auf den Pienschenkindern um der Sünde willen lastet], da [besser: daß der Reichthum so dem Zufall unterworfen ist, und daß] er [der Reiche] hinfcihreh wie er kommen ist. Was hilft«s ihn denn, daß er in den Wind [für vergängliche, nich: tige Dinge sich so sehr ab-] gearbeitet hat [ist er auch nur ein wenig glückseliger und der Gnade Gottes gewisser dadurch geworden, als der Arme]? Das Geld und Gut bleibet zurück, damit es die frohen Erben verzehren können; die Seele aber muß unverzüglich vor Gericht, Rechenschaft und Rechnung zu thun von dem anvertrauten Gut. Sie erwerben also ihren Erbeweinen zeitlichen Himmel und sich eine ewige Hölle. Höre, wie der Tod schon rafselt mit den Schlüs- seln zum Geldkastety daß er den Schatz, den der Geizige so oft gezählt, nnqezählt verschenke, auch wohl an Fremde und Undaukbarr. Jenen aber holet er zum Lohn für seine treue Haushaltun , daß er ihn nackend und armselig in ein finfteres Lo werfe. (Berleb. Bib.) 16. [Und weiter, was war sein Leben? Hat er darin wahre Freuden geriossenksj Sein Leben lang hat er im Finstern« gegessen [auch wenn er im hell erleuchteten Speifesaal saß, denn Gott, das einige Licht der Seelen, war nicht seines Lebens Glanz, Gottes Frieden und des heil. Geistes Freude und des Himmelreiches Herrlichkeit kannte er nichtL und sfein Leben schwand ihm hin] in großem Gtcitnen swie er feine Schätze gnt ver- walte und vermehre 1. Tim. 6, 10], nnd sdazu noch die] Krankheit, nnd Traurigkeit sdie stets an seinem Herzen nagte, wenn er den Neid und die Mißgunst, die sein Reichthum erweckte, oder die mancherlei Gefahren, denen er ausgesetzt war, be- trachtete] V) Jm Finstern essen ist nichts anders, denn in Schwermuth fein Leben zubringen. Alle geizige und peinliche Leute finden immer etwas, das ihnen nicht ge- stillt, da sie zu murren und zu schelten haben. Denn sie sind voll Sorge, Klimmerniß und Angst; sie können nicht fröhlich essen, nicht fröhlich trinken, finden immer etwas, das sie ängstigt nnd kränkt. (Luth·er.) Reichthum, so lange er eingeschlosfen und vergraben wird, brüllt heftiger als Löwen und setzt alles in Verwirrung. Bringst du ihn aber aus dem Finstern heraus nnd siiest ihn aus in die hungrigen Leiber der Armen, so verwan- delt er sich aus einer wilden Bestie in ein Lamm, aus einem feindlichen Nachsteller in einen Führer; statt einer Klippe wird er ein Hafen, statt Schiffbruchs Meeresstille (Chrysostomns.) 17. So sehe ich nun [ans allen diesen Gründen nnd besonders, weil ein Geiziger über seinem Schätzesammelik der elendeste Mann ist] für gut [für allein weise und allein das Glück auf 566 Z, 18. Crden fördernd] an [wie ich schon oben Kap. 2, 24 fs.; Z, 22 gesagt habe], daß es fein [und das Herz allein befriedigend] sei, wenn man [mit herz- lichem Dank gegen den Gebet aller guten Gaben] isset und trinlet [was er täglich bescheert], und [dabei] gutes Mnths ist ssich die Freude an Gottes Güte nicht trübt durch Sorgen um den folgenden Tag oder um die Aufhäufung vergänglichen Rcich- thums] in sbei und trotz] aller sMühe und] Ar- beit, die einer [täglich1 thut unter der Sonne sein sja so schnell hineilendes] Leben lang sweshalb man wahrlich sein Glück und seinen Frieden um so weniger in Dingen snchen sollte, die es nicht geben können]; denn das ist sein seines jeden Menscheih des Armen und des Reichen, von Gott befchiedenes] Theil loder Loos für diese Erde, das ihm Gott gerne gönnet, wenn er es nur ohne eitle Gedanken und Sorgen genießen wollte]. is. Denn Vwelchem Menschen Gott [oder: Wenn Gott einem Menschen] Reichthum und Güter [schenkt] und sdazn auch die] Gewalt« [die Fähigkeit und Möglichkeit] giebt, daß er [mit dank- baten» znfriedenem, sorgenlos fröhlichem GeMiitheJ davon isset nnd trinkt sund dies betrachtet und ans Gottes Hand annimmt] für [= als] sein sihm von Gott beschiedenes] Theil [Erdenglück], nnd [allezeit] fröhlich [zufriedenen, freudigen MiithsJ ist in seiner stäglichen Mühe und] Arbeit [die auch ihm, wie Keinem, der vom Weibe geboren ist und unter dem Fluche der Sünde sieht, nicht fehlen wird]; das ist eine [seltene, besonders edle] Goitesgabe sdie man wahrlich nicht gering schätzen oll . s ji«) Wie wenig die heil. Schrift gemeint ist, die Rei- chen, wo nur der Reichthuni mit einem dankbaren, zu- sriedenen, in Gott gelassenen Herzen verbunden ist, zu verachten, beweist dieser Vers deutlich. -— Wie n Rei- nen alles rein ist (Tit. 1, 15), also mag auch der Reich- thum bei einem solchen wohl in Reinigkeit gebraucbet werden: und wird es des-falls wohl auf eines jeden eigen Herz vornehmlich ankommen, wie dasselbe vor Gott stehe. Wenn aber einer nicht ebenso wohl zufrie- den ist und ruhig bleibt, wenn ihm Haus und Hof ab- brennt oder sonst Schaden geschieht an seinen Gütern, so ist er noch nicht recht gelassen und genügsam: das ist die Probe davon. (Berleb. Bib.) Was hiiiderst du mich, du irdische Sonne, die du in dieser Zeit leuchtest, daß du mich von der Klarheit jenes wahren Lichtes hinweg: ziehest? —- Um das Gute, das in den Reichthümern dieser Welt ist, wohl zu genießen, ist nöthig, daß man eine völlige Herrschaft über dieselbigen habe, d. h. in dem Gebrauche derselben allezeit der göttlichen Absicht gemäß handle. (Hansen.) 19. Denn er sein solcher,- der diese edle Got- tesgabe empfangen] gedenkt nicht viel an das elende Leben ldas jeder Mensch dnrchleben muß, sondern seine Tage fließen ihm leicht dahin], weil Gott sein Herz [da es in seiner Furcht gegründet ist und sich nach seiner Gnade sehnet, mit Frieden und Ruhe] er- freuet. lDas ist aber köstlichey als aller Reich: I 19. s, 1——8. « thum und alle Schätze der Welt und stehet dem Armen ebenso sehr offen, wie dem Reichen]. Der neue, himmlische Mensch hat Gott zu» seinem Schatze, und Gott ist auch fürwahr ein solcher, der selbst unserer Seelen innerster Genuß sein will, darum denkt solcher Mensch nicht viel an dies elende Leben, was er essen, trinken werde, und welche Kleidung cr anziehen wolle: er weiß, daß sein Gott, der ewige Schatz, uns auch nie verschmachten noch verkommeu lasse. Der Gott, der uns die Sünden vergiebt nnd rechtfertigt uns durch seine Gnade vor ihm, daß er selbst unser Himmel wird, der nimmt auch alsbald alle fleisihlicljen Sorgen von uns, daß wir, was uns als unser irdisch Theil von Speise und Freude täglich zugemesseii wird, mit dank- bareni kindlichem Herzen hinnehmen und fröhlich genie- ßen. Inder Gnade Gottes stehen, durch sie sich im Grunde erfreuen lassen, ist also alle Lebensweisheih (Diedrich.) Das 6. Kapitel. gsiz und mectcichs Ehre, ein site( Ding. C. Die dritte Rede, welche von Rad. 6,1—- l3, 15 reicht, untersucht iin Anschluß aii den vorigen Zibs schnitt, welche Gesinnung drs Menschen allein im Stande sei, dao in der vorigen Rede beschriebene Ecbetiggliicli zu erwerben iind zu beinahe-en, also worin die wahre Lebens— weighcit besteht. Ja 3 Abschnitten wird ausgeführt, daß dieselbigc nicht ini Trachten nach seht; nnd Genuß von allerlei irdischen Gütern nnd Ehren bestehen nottut, sondern vielmehr: darin, daß inan die weit verachte, geduldig sri und Gott fürchte; deiii infissc man trotz der Verlociitingem sedriictiuiigcn und Mlßgcschiititz dte das Erben bietet, nachjagen. l. v. 1 — any. r, v.1. dies» kkae Jersey-sitt gkißeir ziinäcljst die Thorhrit nnd iiiirzsichtigtieit derjenigen, welche meinen, die wahre Eebrnsliliigheit sei, daß man sich möglichst viel ciaßcrlichtz irdische Gliiclisgiiterzii ver— schaffen sucht. Er zerfällt in zwei Theile: U.1—6: Die wahre tkcbcngiorishcitz die den thierischen gliiclilich taucht, liami nicht darin bestehen, daß man nach dem Genuß nnd Besitz der nianchtrlci Güter dieses Lebens, wie Geld, Ehre, langes Erben, zahlreiche åiuderschaay eifrig trachtet; denn anch dir ain rrichsten mit diesen Dingen Gcscgiictcn kommen doch nicht zu rinrin wahren und bleibenden Genosse derselben. V. 7 — san. 7, I: Jeder, der im Besitz: irdischer Glircu iiiid Güter ist oder nach denselben eifrig strebt, muß gar bald fühlen und erfahren, uiic nichtig iind vergänglich Iic sind, nnd wendet sich dann nicht, non der Gegenwart unbefriedigt, mit seiner Hoffnung der Ziiliiiiift zu, die fiir ihn doch auch gänzlich dniitirl lilcilst l. Es ist [und darum sagte ich in Kap.5, 18 mit Recht, daß Gott nicht blos Reichthum, sondern auch Macht, desselben froh zu werden, geben müsse-J ein Unglück, das ich sahe unter der Sonne, und ist gemein bei [besser: schwer lastet es auf] den Menschen. 2. sNämlich wenn] Einer sstch sindet], dein Gott Reichthum, [allerlei] Güter swie z. B. viele gesunde Kinder oder langes Leben] und Ehre ge- geben hat, und fes] mangclt ihm keines, das sein e. durch Mäßigkeit und dankbare Zufriedenheit. 567 Herz begehrt; nnd [bei alle dem] Gott svou dem allein ja alles Wollen und Vollbringen abhängt] doch ihm nicht Macht giebt sihm nicht verstattetj desselben zu genießen [z. B. dadurch, daß er ihm Krankheit, schwere Sorgen und Trübsinn sendet, oder daß ihm sein eigen Herz den Genuß aus Geiz verwehrt], sondern ein anderer [der nach ihm kommt und ihn beerbet] verzehret es; das ist eitel lund wahrlich kein Lebensglück zu nennen], und eine böse Plage [die seine Seele schwerer mar- tert, als Armuth; also machet der Besitz nicht gliicklich, sondern nur die Harmlosigkeit des Genusses die nicht immer mit jenem verbunden ist]. Jn Kap. 4, 8 sahen wir einen vereinsamten Hab- sllchtigen ohne Kinder, dein es doch nicht genug werden kann, in Kuh. 5, 12——16 einen Reichen, dessen Ver- mögen wieder zu Grunde geht, nnd der seinem Sohne nichts hinterlassen kann; hier dagegen, beide Fälle zu- sammenfassend, einen Reichen mit langem Leben und vielen Kindern begabt und doch wegen Geizes höchst unglücklich in seinem Reichthum (Vaihinger·) Das Dichten und Trachten unseres alten Adam ist von der Art, daß er das Glitck dieses Lebens lediglich nach der Hülle der Schätze und Reichthlimer bemißt. Laß diesen damssinn fahren, denn er taugt nichts! Yieinst du, wenn du nur Ueliersluß an Reichthümern und Ehren hättest, es fehle dir nichts zu glticklichem Leben? Die Sache verhält sich ganz anders, wie die tägliche Erfah- rung lehrt. (Joh. Brenz.) « Z. [Und] Wenn er [Einer] gleich szn all seinem übrigen irdischen Glanz den großen Gottes- segen empsingc, daß er] hundert Kinder zeugeteft und hätte Dazu] so langes Leben, daß er viel Jahre überlebettz und [aber] seine Seele scittigte fiel) des Guts nicht swürde ans Geiz und Hab: sucht doch nicht satt an Reichthuim sondern darbte mitten im UeberflUßL und set] bliebe snach einem so langen, freude- und genußlosen Leben endlich noch] ohne [ein ehrliches, von der Liebe der Sei- nigen ihm bereitetes] Grab sweil man ihn, froh, daß der liebeleere Geizhals endlich todt sei, auch lieblos wie Mist oder ein Stück Vieh auf dem Felde den Vögeln überließe]; von dem spreche ich, daß eine unzeitige Geburt [die freilich nichts Gutes im irdischen Leben genossen, aber auch kein Leid erfahren hat] besser [d. i. glücklicher] sei, denn er, «) Viele« Kinder haben, ist ein besonderer Segen Gottes (Ps. 127, Z; 128, 3 f.); aber außer dem Ge- nusse der göttlichen Gnade ist auch dies eitel. (Starke.) 4. Denn in Eitelkeit sum alsbald der Ver- nichtung anheim zu fallenJ kommt ersrichtigerx sie, nämlich die unzeitige Geburt, auf diese Erde], nnd im* Finsterniß [ohne das erfreuende Licht des, Lebens nur gesehen zu haben] fcihtet er sfähret sie wieder] dahin, und sein Uhr] Name sund so- mit ihr ganzes Wesen und Dasein] bleibt im Fin- stetniß bedeckt [ohue einen Namen je empfangen zu haben, fällt sie bei den Menschen der Vergessenheit gänzlich anheiin], 5. Wird der Sonne nicht froh, nnd weiß keine Ruhe weder hie iioch da. Genauer: Z. Aiich die Sonne [i1nd damit viel Freude und Lust, die den Menschen durch ihr Licht zu Theil wird, aber auch all das eitele, nichtige Wesen, den Jammer nnd das Weh, das sie bescheiiIetJ hat sic [die Fehl- qeburt] nicht gesehen und erkannt coder erfahren]; Ruhe sund Befreiung von allem Elend und Uebel] hat sie vor ieneiu [dem unseligen Geizhals] voraus sHtob Z, l6; dazu die Anin."·]. V) Viele Substantive auf »uiß«, welche in der älte- ren Zeit neiitrri waren, haben in der neueren dentschen Sprache das» weibliche Geschlecht angenommen, manche dagegen, die früher feminjnxi waren, werden jetzt als neutrxi gebraucht, wie überhaupt das weibliche und sächlrche Geschlecht sowohl bei Luther als in der neueren Sprache in denfelbigen Wörtern wechselt und in einan- der übersvielt — IN) Je geringer und schlechter der Zustand einer unzeitigen Geburt gemacht wird, desto großer wird dadi1rch das Elend eines Geizigen gemacht. (Verleb. Bib.) Was« der« unzeitigen Geburt am natür- lichen Leben ohne ihre Schuld ·m·angelt, dessen beraubt der Geizigesich selbst muthwillig am geistlichen Leben. —· Weil seine Seele keinen festen Grund in der Ge- nieinschaft des guten Gottes hat, so fährt sie hin in’s Verderben. Gal. 6, 8. (J. Lange) b. Ob er [ein solcher Geizigen der feiner Güter doch nicht genießen kann] auch zweitausend Jahre fdoppelt so lange, als die Urväter] lebete, so hat er nimmer keinen [Ps. 140, 11 Anm.] guten Muth lgeiiauernso genießt er doch nimmer Gutes UND Ist Niemals glücklich zu schätzem weil sein Geiz ihn stets hindern würde, sich der Gaben Gottes dankbar zu sreuen]; kotnmks nicht alles [auch er endlich] an Einen Ort snämlich in das Todten- reich; kann er dort etwa, wo doch alle gleich arm ankommen, uachholen, was er aus Erden versäumt hat]? 7. fWorau liegt’s aber, daß die« meisten Menschen, die iin Besitze reicher Lebensgüter sind, wie z. B. der Geizige, derselben nicht froh wer- denrj Einen; jeglichen Menschen ist Arbeit aus- gelegt iiachsctner Maße krichtigerx Alle Mühe des Menschen ist oder geschieht für seinen Mund; Genuß und immer wieder Genuß will er haben, darin geht all sein Streben im Leben aufs; aber das Herz kann nicht dran bleiben [genauer: nnd doch wird die Seele nicht satt, weil alle irdischen Güter nichtig sind und dem inwen- digen Menschen keine Befriedigung gewähren »kön- nen Knie. l, 8]. 8. [Ja, felbst jene Weisheit, welche die Dinge dieser Welt erforscht und betrachtet, vermag das Verlangen des Herzens nicht zu stillen.] Denn was richtet» ein Weiser [der doch höhere Freuden und Genüge hat] mehr aus [seine Seele gänzlich zu besriedigen], weder [= als 2. Chr. 29, 34 Anm.] ein Narr [der schon zufrieden ist, wenn er den Bauch füllen und die Sinne betäuben kann, 568 Prediger 6, 9—11. 7, 1—3. dadurch aber auch niemals eine Sättigung feiner Seele erlangt]? Was unterstehet stch det Arme, daß er unter den Lebendigen will fein? Richtigen Was richtet der Arme (der Elende Pf. 10, Z; 34, 7., der iii Deinuth ein Verborgenes, stilles Leben führt, —- iind ein solcher ist der Weise —) mehr ans, der doch weiß (gottgefiillig) zu wan- deln vor den Lebendigen (feineii Mitmenschen? Jst . er etwa mehr im Stande, durch irdischen, wenngleich höheren Genuß sein Herz zufrieden zu ftimmen)? I. Es ist Daher] besser, das gegenwärtige Gut sdas vor Augen liegt, mag es aiich noch so gering sein, in dankbarer Zufriedenheit] gebranchen sund froh genießen], denn [aus Unzufriedenheit mit dem, was man hat, stetsJ nach anderm ge- denken* lmit feinen Begierden in die Lüfte fahren, sich abquälen mit Entwürsen und Hossnungen auf allerlei Genuß und Besitz, die so leicht trügen und, wenn sie auch in Erfülliing gehen, doch kein Glück bringen] [Doch] Das ist auch Eitelkeit und Jammer sHafchen nach Wind; felbst das bessere Theil, daß man das gegenwärtige Gut froh genießt, ist nicht frei von der Richtigkeit, die allem irdifchen Wesen anklebt]. «) Dies ist das Wandern der Seele, die alsdann Unter den Kreaturen herumläuft, und wie ein Esau auf dem Felde dieser Welt uisnherjagt nach einer guten Speise, welche die Weisheit allein zu Haufe und in der Ruhe der Vergnligsamkeit findet. (Berleb. Bib.) —- Und ist die Meinung Salomo’s: Es ist besser, daß man desjenigen, was vor Augen ist, das ist des Gegenwär- tigen braucht, denn daß die Seele so hin und wieder fährt: und Salomo will, daß wir sollen brauchen des Gegenwärtigen und Gott dafür danken und nicht auf anders denken; wie der Hund im Aefopo nach dem Schatten fchnappte und ließ das Fleisch fallen. Und will also sagen: was dir Gott hat gegeben vor Augen, des Gegenwärtigen, deß brauche, und laß dir genügen, und folge nicht deiner Seele, welche nicht fatt wird, wie er zuvor gesagt hat. — Also ein jeglicher Christ und Gläubiger bleibe bei dem, was er hat, und was ihm Gott gegenwärtig giebt. Das gestillt ihm: die Gottlosen aber sind nicht also; sondern alles, was sie sehen, das ist ihnen eine Qual, denn sie brauchen nicht des Gegenwärtigem sondern die Seele wird nimmer satt, und fähret jetzund dahin, dann dorthin. Deko- halben, hat ein Gottloser Geld, so hat er doch nicht genug daran, braucht es nicht, sondern begehret mehr: hat er ein Weib, so ist er nicht zufrieden, er begehret eine andere: hat er gleich ein ganz Köiiigreich, noch ist er nicht zufrieden; wie Alexander Magnus mit einer Welt nicht zu sättigen war. — So verbeut nun Salomo, daß die Seele nicht soll hin und her fahren, wie es im« Hebräischen lautet, das ist, wir sollen mit Gedanken nicht weberii. (Luther.) 10. Was ift’s, wenn einer gleich hoch berühmt ist, so weiß man doch, daß er ein Mensch ist [richtiger: Was nur immer in der Welt ist oder stch ereignet, dessen Name isi längst-genannt, d. h. das ist auch früher schon längst nicht blos da gewesen Kap. l, 9 f.; Z, 15., sondern auch erkannt und benannt worden; denn die Welt mit ihren Ereignissen ist festgebunden an den Kreislauf und die Unabänderliche Ordnung, die ihr Gott be- stimmt hat, und bekannt ist, daß es der Mensch, nämlich auch daran.gebunden, sei, der Menfch, der zu allen Zeiten sich gleich bleibt und nie aus feinen ihm gezogenen Schrankeii heraus- kommen kann]; und [ebenso] kann [er auch] nicht hadetn [oder vor» Gericht gehen] mit dem, das (der] ihm zu machtig ist fmit Gott, darüber, daß ihn Gott in solche undurchbrechbare Schranken ge- fetzt hat]. . » . 11. Denn es ist [es giebt im menschlichen Leben] des eiteln Dings zu viel [die mannigfaltigen Güter des Lebens mit all den Zufällen und Schick: falen, denen sie unterlegen sind, die vielen Beschwer- den und Gefahren des Lebens, zeigen uns aufs deutlichste, ivie nichtig und flüchtig das menfchliche Leben ist, wie unbedingt abhängig von einer höhe- ren Macht, wie unfähig, gegen dieselbe zu streiten, wir find; und] was hat ein Menfch mehr [für Vortheilj davon [wenn er diese, seine Richtigkeit ihm nur immer von Neuem fühlbar machenden Dinge besitzt oder genießt]? Steht der Mensch in unbedingter Abhängigkeit von Gott, so soll man sich nicht in viele Weitläiifigkeiteii ein- lassen, man soll fich nicht abquälen mit Erlisten und Erraffeu, weil man das Erworbene doch nicht schützen kann, weil man keinen Augenblick davor sicher ist, daß man den Ruf vernehme: »du Narr, diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern;« so ist es thöricht, die Heiden zu beneiden wegen ihres Reichthums, welcher gleich der Blume aiif dem Felde so bald verwelken kann (Jal. 1, 10 f.). — Der Reiche hat in Wahrheit nicht mehr als der Arme. Was er vor ihm voraus hat, erweist sich bei näherer Betrachtung als Schein und Eitelkeit. Es schwindet, sobald Gottes Gerichte über die Welt daherfahren. (Hengfienberg.) Der ist thöricht, der sich kränkt uni ein and voll Eitelkeit, wenn ihm Gott dagegen schenkt S ätze der Beftändigkeir. Bleibt der Centner dein Gewinn, fahr der Heller immer hin. — Schaue alle Güter an, die dein Herz für Güter hält: keines mit dir gehen kann, wenn du gehest aus der Welt; alles bleibet hinter dir, wenn du trittst in’s Grabes Thtir. — Aber was die Seele nährt, Gottes Huld und Christi Blut, wird von keiner Zeit verzehrt, ist und bleibet allzeit gut. Erdengut zerfällt und bricht, Seelengut, das schwindet nicht. (P. Gerhard: Nicht so traurig, nicht so sehr. V. 4—6.) Das 7. Kapitel. Von Mitteln zur Glückseligkeit. I. sNoch ein anderer Grund, weshalb der Besitz und Genuß irdifchen Glücks nicht das wahre Mittel, Zufriedenheit des Herzens zu erlangen, sein kann:] Denn wer weiß skanu wissen oder durch einen Blick in feine Zukunft erkennen], was [ihm] dem Menschen niiß ist im lzukünstigens Leben [ob Glück oder Unglück, ob Neichthum oder Armuth, ob Erfüllung seiner Wünsche oder EnttäuschungL Z. Rede. Worin die wahre Lebensweisheit bestehe. 569 so lange s= die kurze Zeit, die] er lebet iii seiner Eitelkeit, welches [so nichtig iind fliichtig] dahin fcihret wie ein Schatten sHiob 8, v; Ps.102,12; 144, 12; um so viel weniger sollte man in dem schattenhaften Dasein wesenlosen Schatten nachjagen H? Oder wer will dem Menschen sagen, was nach ihm sin seiner Zukunft] kommen wird unter der Sonne? sSeiue Zukunft bleibt ihm stets verborgen, liegt gänzlich in Gottes Hand; wie thöricht ist’s also, sein Glück auf die ungewisse Zukunft bauen l] Menschenherzeii trachten nach allerlei Dingen: Einer suchet Gewalt, der andere Reichthümer, und wissen doch nicht, ob sie die erlangen werden; brauchen also der gegenwärtigen Gaben 11icht, und stehet ihnen das Herz allein immer nach dem, das sie noch nicht haben und noch nicht sehen. — Was kränken wir uns denn und plagen uns selbst mit unseren Gedanken, so die zukünf- tigen Dinge keinen Augenblick in unserer Gewalt sind? Darum sollen wir zufrieden sein mit dem Gegenwärtigem das Gott vor die Hand giebt, nnd sollen alles Gott be- fehlen, welcher allein weiß und regieret beide, das Ge- genwärtige und Zukünftige. (Luther.) II. V. 2-23. Gegenüber den ilerirrniigeii der ulrnschen ini Suchen nach Mitteln zum wahren Eebeiisgliieii wird nunmehr ausgeführt, worin dir wahre Lebens— wrigheit besteht. Es lassen sieh deiitliih 3 Theile unterscheiden. Wer wahrhaft gliirliliih werden will, lehrt der 1. Theil v. D— s, der verachte die Welt mit ihrer trnst nnd bewahre heil. Lebenskraft; der, fährt V.9—15 fort, sei stets gelassen, langninthcg iiud gottergeben ge- siiinrtz der, schließt V. Its-W, siihre seinen ganzen Wandel in Gotteafnrcht nnd deninthiger Grliciiniiiisi sei- ner Sünde. — Der ganze Abschnitt, namentlich der letzte Theil, ist reieh an tiefer, enangelischer Wahrheit, deren Wurzel und iunrrsier Kern, das tiefe uiid allgemeine Süudenelriid drg stlcnsihcuherzeiim besonders ausfnhrlich betrachtet wird. 2. Ein gut Gerücht [ein ehrlicher, unbefleckter Name vor den Menscheiu auf den« jeder Weise viel hält Spix 22, 1; HoheL I, Z] ist besser [bostba- rer und lieblicher], - denn gute Salbe« sdie das Angesicht verschönert Kap. 9, 8 Arm« der einzige Schmuck des Narren]; und snach demselben Maß: stabe des Urtheils ist] der Tag des»Todes [welcher so vielem Jammer und Elend entfuhrt Kalt. 4, 2 besser], weder [= denn T. Chron. 29, 34 Anm.] der Tag der Geburt swelcher nach des Narren Meinung die Pforte zu tausend Freuden ist"]. V) Passend ist der Vergleich des Nanietis mit dem SalböL Er giebt dem Manne Glanz, hebt seine Tu- gend hervor und erweckt in allen, die ihn bitten, ange- nehme Empfindungen, zieht an und theilt sich wie der Duft denen, die in seine Nahe treten, mir (Hohel. l, 3). Diese innere Verwandtschaft zwischen dem guten Namen und dem Dufte wohlriechenden Oeles hebt» der hebe. Grundtext noch besonders durch den Gleichklang der beiden Worte: schen) uud Schemen, wie Gerücht und Geruch, hervor. -—— «) Der Tag des Todes ist besser, denn der Tag der Geburt, so sprichtder Vers. zu solchen, die um das verlorene Lebensglitck traueru. Ei: will· sie nicht überreden zu fühlen, was sie nicht fühlen, er giebt ihnen willig Recht darin, wo sie das Recht auf ihrer Seite haben. Es ist die Welt ein JammerthaL Angst, Noth und Trübsal überall, das ist eiiie unläugbare Wahrheit, die man dem Leideiiden nicht abftreiten darf, die man ihm vor allem zugestehen muß, wenn man ihn wirksam trösten will. Der Vers. bleibt aber bei diesem Satze, der vollkommene, aber nur einseitige Wahrheit hat, nicht stehen, er knüpft daran im gleich Folgenden die Eröffnung von Gesichtspunktem von denen aus Licht indas Dunkel des Leidens ftillt. Es wird mit der Aufstellung dieses Satzes nicht geleugnet, daß dem Men- schen eine natiirliche Liebe zum Leben einwohnh und daß das Leben an sich ein Gut ist; nicht geleugnet, daß in die Finsternis; des Erdenlebens das helle Licht der gött- lichen Gnade hineinlenchtet; nicht geleuguet, daß das Leiden einen unendlichen Werth hat, als Schule flir den Geist, daß es sich als das wichtigste Mittel der Läuterung nnd Förderung darstellt nnd somit als verhüllte Gnade; daß es die tresslichste Vorbereitung ist auf ein kttnftiges Da- sein, da der Geist zurltckkehrt zu Gott, der ihn gegeben hat. Der Satz hat hier denselben Sinn niit ähnlichen Ausspriichem die uns aus heidnischem Gebiete entgegen- treten, der Unterschied ist aber der, daß das eidenthum den Schlüssel zu solchem Leiden nicht besaß, ni t verstand, es mit der göttlichen Liebe und Gerechtigkeit in Einklang zu bringen, und daß ihm die Trostquellen verborgen und verschlossen waren, welche in der heil. Schrift er- öffnet werden. (Hengftenberg.) Es ist den Gottlosen ihr Todestag besser als ihr Geburtstag, weil es ihnen besser wäre, nie geboren zu sein; aber weil sie nun doch einmal in der Welt find, so ist ihnen der Todestag besser, wenn er nicht lange ausbleibt. Bei den From- men hat der Todestag einen Vorrang vor dem Geburts- tagex l) in Absicht auf die Sünde, von welcher sie bei einem seligen Sterben befreiet werden Hiob 14, 4z Röm. 7, 247 Ephes 2, Z; Z) in Absicht der Trübsale und des Elendes Hiob 14, 1; Pf. 90, lt , welchen sie in der Welt unterworfen sind , und deren Ende sie im Tode sehen; 3) in Absicht auf die Gnade, die ihren Anfang in der Wiedergeburt nimmt, im Tode aber vvllkommen wird; 4) in Absicht der ewigen Herlichkeih zu welcher uns der Tod die Thüre öffnet. (Jablonsky.) 3. Es ist besser in das Klaghaus sdarin ein Todter betrauert wird] gehen , denn in das Trink- haus [darin man im Rausch der Freude den Ernst des Lebens zu vergessen sucht]; ,[denn] in jenem ist das [gewisse] Ende aller Meiischen sder Seele deutlich vor Augen gestellt], und der Lcbendige sder noch am Leben Bleibende] ttimmtb zu Herzen sund schaffet, daß er selig werde mit Furcht und Zittern Pf. 90, 11 f.]. Wenn Todtenklagen du hörst, so tritt zu der Stelle; doch wirst du gerufen zum Gastmahl, betritt nicht die Schwelle! (Arabisches Spriichwh Israel befand sich da· mais auch im Hause der Trauer; aber wenn sie nur die Zeit ihrer Heimsuchung erkennen, so ist es ihr Glück. — In glücklichen Zeiten werden die Menschen naehlässigerz denken weniger an Gottes Zorn und harren weniger auf Gottes Hilf» ferner werden sie auch itbermltthigeiz vertrauen auf ihren Fleiß, ihre Macht, und werden leicht vom Teufel angereizh Dahin egen find Bekümmernisse Mahnungen an unsere Schwa heit und an das Gebet um die Hilfe Gottes und ein Zügel fijr viele Begierdem Darum ist die Kirche dem Kreuze unterworfen. (Melanchthon.) Wenn ihr wollt, lasset uns zwei Häuser beschreiben, eines, da man freier, eines, da man trauert. Lasset uns im Geiste in beide eintreten und sehen, welches von ihnen das beste sei. Da wird« man das Trauerhaus 570 voll Weisheit, das Freudenhaus voll Thorheit finden. Denn siehe nur die schändlichen Worte, das ausgelassene Lachen, die noch ausgelasseneren Gesprächm Kleider und Gang sind ohne Anstand; die Worte voller Narrheit, und sonst weiter nichts; alles ist Gelächter und Gespöttz des Teufels Pomp, Cymbel und Flötem schmutzigz un- ztichtige Gesänge. Aber nicht so ist’s, wo man trauert; alles ift gelassen, viel Ruhe, viel Schweigen, viel Besse- rung; nichts ist unordenilich, nichts aiisgelasfen, und wenn einer redet, so ist alles voll Weisheit. (Ehry- sostoniiis.) 4.« Es ist [überhaupt] Trauern sum die Sünde und ihre schweren Folgen, so daß man spricht: Wir, wir haben gesündigt und sind unge- horsam gewesen, darum hast dii uns nicht Ver- schonet KlageL Z, 421 besser, denn sausgelassenesy übermüthigesj Lachen; denn durch [solch bußfertig] Trauern swird zwar das Angesicht verfinstert, aber es] wird [auch] das Herz gebessert [und zur ivah- ren himmlischen Freude erhoben]. Bei der Welt in ihrem Glücke strahlet das Angesicht, ; lärmend und qleißend aber auch rasch Versiiegeny während das Herz sich übel befindet. Wahre Freude ist überall nur da, wo das Herz zu Gott und seinen Geboten in dem rechten Verhältnisse steht. Da das Leiden dazu hilft, so ist es das Mittel, zu wahrer Freude zii gelangen (2. Cur. 6, 103 7,10). Wirkt das Leid Buße, so muß es auch fröhlich machen. Denn das Herz wird fröhlich, so bald es sich in seinem nor- malen Zustand befindet. (Hengstenbe·rg.) Das Lachen ist der Ausdriick der Lust an der sinnlichen Welt und ihren Gütern. Jene Sinnesart des Grames ist besser als diese, sagt der Predigen Denn wenn sich auf dem Au- geficht, indem es nicht lacht, der Gram abspiegelt, wird das Herz einer Freude theilhaftig welche» die sinnliche Welt unt ihren Gutern gar iiicht zii gewahren vermag, einer m der Ewigkeit gegründeten,fewigån, wgcåhkhasteg reude. Mißvergnügeii ander » iiiiili en et un ihren Gütern ist die Wurzel der wahren, iii der Zukehr zu der übersinnlichen Welt und ihren Gütern gegrün- deten Freude des Herzens. Der Gram ist die Mutter der Freude, die Freude wird geboren aus dem Gram-e. (A.Hahn.) O es ist wahrlich nicht leicht etwas Ntitzlis cheres, als Leiden! Darm muß die eigenwillige Natur ersticken und sterben; aber Glauben »und Vertrauen zu Gott kann sehr wachsen. Gottes Bild wird oft im Leiden gebildet; aber in sleifchlicher Freude oder Sichers heit geschmähet. Sollte uns die Herrlichkeit bekannt sein, die im verborgenen Kreuz steifer, wir sollten iins nicht so davor ftirchten nnd es suchen zu vermeiden. Der Mensch mag wohl is Jung; desspåklkefischeålgvieder verlieren, was ott im ei en utes »a et. er der Fleifcheåsiiindwill ehe? ddarumäiichtd gFrii Band, tgeil et: seinen od arinnen ·n et. n es en er tu» un Traurigkeit hat man sich aber nicht zu kehren. Dagegen die tugendhafte Traurigkeit erhöhet das Gemiithe, rei- niget die« Seele, befriediget das Herz und giebt der Seele Muts, die äußerlichen Sinne uiid·mancherl»ei Ge- danken zu» eiiimen und zu kreuzigen, die iiberfliissigen Reden, die Eitelkeiten der Welt und das, was digellke Ergötzlichkeit und reude nennet, ob es gleich die Oee e betrübt undverze ret, zu meiden. (Berleb. Bib.) 5. Das Herz des Weisen ist sdarum mit seiner Liebe, seiner Sehnsucht, seinen Gedanken am liebstenj im Trauerhaush und [ebenso] das Herz des Narren tm Hause der Freuden [denn es ist · Prediger 7, 4—15. ihnen darum zu thun, das Gewissen zu übertün- ben, die Sünde und ihren Sold zu vergessen]. Man sieht ans dieser Stelle, daß der Predigey wenn er fo oft zuniLebensgenusse ermahnt, nie darunter rau- fchende Vergiiügungen und blinden Sinnengeniiß ver- steht, sondern vielmehr würdigen und dankbaren Genuß des Schönen und Guten, das Gott darbietet. Ein fol- cher ist aber bei ernster Haltung des Lebens nicht nur möglich, sonderii allein durch sie zu erreichen. (Vai- hinger.) 6. Es ist ldaher für einen Menschen auch] besser [anzu-] hören fund zu Herzen zu nehmen] das Schelten des Weisen sim heil. Zorn über Eines Sünde, dadurch er ihn ans den rechten Weg zurückzuführen sucht Spr.13, 1], denn hören den [wilden, wüsten Freuden-J Gesang der Narren sbei ihren Trinkgelageii Hiob 21, 12; Am. S, s; «Jes. b, 11 f.]. 7. Denn das Lachen des Narren swie über- haupt seine ganze weltliche Glückseligkeit] ist [ebenso wie das Krachen sKnattern und PrasselUJ der IdürrenJ Dornen unter den Töpfen [die da ein rasch aufslackerndes und schiiell wieder verlöschendes Feuer geben Hiob 20, 5 fs.]; und das siiämlich all dies geräuschvoll fröhliche, aber inhaltsleere und un- fruchtbare Treiben der Narren] ist auch eitel. Virgilius sagt, das Feuer in Stoppeln krachet sehr; hat aber keinen Nachdruch hält keine Glut und verlifcht bald. Also ist auch das Lachen und die Freude der Narren; die scheinet, als werde sie ewig währen, und lodert hoch auf, aber es ist nichts. Einen Augenblick haben sie ihren Trost, daiiach fällt Uiigliick ein, das stößt sie zu Boden: so liegt alle Freude in der Asche. Und also reimet essich fein auf das, welches kurz zu- vor gesagt: und das ist aiich eitel. Freude und falscher Welttroft des Fleisches währet ni t lange, und alle solche Freude gehet mit Trauern aus und hat ein böses Ende. (Luiher.) 8. [Drum fliehe der Welt Vertraulichkeit und Freundschaftz denn auch der Weise ist nicht sicher vor Verführungj Ein Widerspeiistiger sder den Mahnungen und Lockungen Gottes zur Umkehr widerstehn] macht [selbst] einen Weisen iinwillig [so daß er sich endlich auch abwendet von dem hl. Ernst, der ihn früher beseelte], nnd betderbt ein mildes Herz. Richtiger nach dem Grundtext: s. Ja, die Bedrückungen [die inancherlei Gewalt- mittel, Drohungen und Spott, welche die Welt an- wendet, um die Gottesfürchti en zu sich herüber zu ziehen] tnachcn [selbst] den eiseu [der schoii einen Anfang in der Weisheit emacht hatte] zum Narren, und Beftechung [die man erlei Lockmittel, Schmeiche- leien und Geschenke der Welt] verderben das Herz [drum gieb dich nicht unter ihren Einfluß, auf daß du FiiFftJUach kurzer, lauter Freude in plötzliches Elend ä t. Folge nicht, Zion, folge nicht der Welt, die dich suchet groß zu machen; achte nichts ihr Gut und Geld, nimm nicht an das Bild des Drachen! Zion, wenn sie Wer glücklich werden will, verachte die Weltiust und sei stets gottergeben gesinnt. dir viel Lust verspricht, folge nicht, folge nicht. (Eus. Schmidu Fahre fort, Zion! V. 3.) 9. [Uebe ferner heil. Geduld. und Ergebung; bedenke immer :] Das Ende eiiies Dinges ist bessetv denn fein Anfang« ldrum warte bei jeder Sache ersi geduldig ihren Ausgang ab, ehe du urtheilst oder handelst, und laß dich nicht zu vorschnellem Zugreifen und leidenfchaftlicher Haft, die stets schlimme· Folgen hat, verleiten; denn] Ein gedul- diger sin Gott geIasfenerJ Geist ist besser, denn ein hoher Geist lder in Trübsal hochmüthig gegen Gott tobt und zur eigenmächtigen Hilfe schreitet] Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Ende gut, alles gut. (Spriichw.) — Das ist für das Volk Gottes gar tröstlich, denn das Ende gehört ihm an, so gewiß, als Gott ihm angehört. Der Satz wird allgemein aus- esprochen, wer das Ende einer Sache auf seiner Seite hat, wem es in einer Sache am Ende gut geht, der ist besser daran, als wem der Anfang angehört. Geng- stenbergh 10. Sei nicht skhnelles Geuiüths zu zürnen [unmuthig und ärgerlich zu werden, wenn der HErr es anders gerathen läfset, denn du gehofft oder gewünscht]: denn Zorn sungeduldiger Aergerj ruhet im Herzen eines Narren sder stets nur auf das Gegenwärtige siehet und nicht erkennt, daß in aller Trübsal und Widerwärtigkeit Gott der Seele eine Ausgabe stellt, sie zu üben und zu fördern Hiob 5, S; Spr. 12, 16]. 1l. Sprich nicht [im Verdruß über die ge- genwärtige Trübsal]: Was ift’s [für ein Grund], daß die vorigen Tage besser waren, denn diese? [Womit haben wir gerade solches verdient? ist Gott auch gerecht, daß er uns ohn Ursach so pla- get]? Denn« lThorheit ist’s immer, die gegenwär- tige Zeit als die fchlimmste anzusehen Judä 16., und].du fragest solches nicht weislich sdie Weisheit erkennt vielmehr, daß die zeitliche Trübsal stets ihren guten Grund habe, und beweiset sich in heil. Ergebung und Geduld]. Lasset uns die Stimme der Weisheit hören! In ihrem Lichte werden wir, die Vergangenheit und Ge- genwart unparteiisch Vergleichend, zu der Einsicht gelan- gen, daß jede Zeit ihre eigenthiimlichen Vorzüge und Mängel an sich trage, und daß bei allen Unbilden, welche auf unserer Zeit ruhen, diese gleichivohl ein größeres Maß des Gllickes ,darbiete, als jede Vergan- euheit. Wir werden daher, statt die Vorzüge unserer eit uns durch thörichte Klagen zu verbittern, ihre Lasten mehr zu erschweren und unseren Muth zu lähmen, vielmehr mit derselben weise z1i befreunden, ihre Plän- gel zu entfernen oder doch weniger ftihlbar zu machen suchen. (Wohlfahrt.) 12. [Solche] Weisheit ist gut mit einem [besser: wie ein reichesj Etbgut [sie ersetzt großes Vermögen, ja übertrifft es noch an WerthL nnd hilft, daß sich einer der Sonne freuen kann [ge- nauer: und ist ein Vortheil für die, welche noch die Sonne sehen]. 13. Denn die Weisheit· beschirmet [vor man- i 571 cherlei Unglück und lindert es], so sin ähnlicher Weise] befchitmet Geld anch [in mancherlei äußeren Nötben]; aber seins kann das Geld nicht:] die Weisheit giebt das [wahre, allein gliicklich und selig machende] Leben dem, der sie hat sdenn die Gnade des lebendigen und Leben spendenden Gottes waltet über ihm Spr Z, 18; Hiob 36, s; Pf. la, 11; se, 10]. Jn Gott findet man deu wahren Schutz, und so man sich seiner weisen Führung hingiebt, wird es Einem an Hilfe nicht fehlen. Jn den irdischen Dingen sindet man zwar auch wohl einige Hilfe, jedoch mit diesem Unterschiede, daß sie die Seele weder lebendig machen, noch vor dem Tode bewahren können. Die göttliche Weisheit jedoch giebt dem, der das Leben verloren hat, dasselbige wiedemvermehret auch dem, der schon lebet, sein Leben , als der Baum des Lebens, der die Menschen schon im Paradiese erhalten und genähret hat. »(Berleb. Bibel) 14. lDrum schaue hinweg von deiner trüb- seligen Lage und] Siehe lvielmehrj an die Werke Gottes Idurch welche er feinen weisen Rath und Willen zu Stande bringt, so wirft du erkennen, daß sein Thnn lauter Segen, sein Gang lauter Licht, allmächtig und weise, liebevoll und gerecht, aber auch ewig unabänderlich ist]; denn wer sunter allen Menschen] kann das schlecht [- schlicht und eben] machen, was er sin seiner Weisheit ge-] krümmet [wer die Mängel beseitigen, die er ver- hängt] hat? Dem HErrn mußt du vertrauen, wenn dir’s soll wohlergehm auf sein Werk mußt du schauen, wenn dein Werk soll bestehn. Mit Sorgen und mit Grämeu und mit selbsteigner Pein läßt Gott ihm gar nichts nehmen, es muß erbeten sein. (P.«Gerhard.) 15. Am guten Tage« [da du glücklich bist] sei guter Dinge, unt« den bösen Tag nimm auch für gut; denn sbedenke doch, auch] diesen« fchaffetGoti snach seiner Weisheit zu deinem Heile] neben jenem [Hiob 2·, 10., in der Absicht], daß der Mensch nicht wissen [und ergründen] soll, was künftig ist sdaß er vielmehr lerne, daß sein Schicksal ganz» allein in Gottes Hand liegt, und sich mit Geduld in Gottes Willen ergebe]. e ·) Jst der Sender derselbe, so muß auch bei der Sendung trotz aller äußerlichen Ungleichheit eine wesent- liche Gleichheit stattfinden. Gott, wenn er Kreuz auf« legt, bleibt immer Gott, unser himmlischer Vater, unser « Heiland, der Gedanken des Friedens über uns hat; so schwers es auch auf unslasien mag, es muß am Ende doch sur uns heilsam sein. (Hengstenberg.) . So ist es ». Gottes Wille, daß ein Christ im Glauben als ein Kind " vor seinem Vater wandele, und sich nicht lang weit hinaus über künftige Dinge quäle, sondern Tag für Tag mit Gottes Wegen zufrieden sei nnd also ans dessen Hand einfältig und kindlich leben lerne. Zu dem Ende versichert der Geist der Weisheit allhier, daß Gott diese heilsame Vorsehung unsertwegen gethan habe und unser Leben so eingetheilt, daß immer Ruhe mit Unruhe, Freude niit Leid, Böses mit Gutem abkvechsle, blos zu i dem Ende, damit sich unser Herz in nichts fest setze, als in des Vaters Willen und Wohlgefallen, und sich kein 572 Prediger 7, 16——28. Bild oder Wahl machen solle, was morgen oder über- morgen werden solle. (Verleb. Bib.) Its. Alleriei [Dinge, oft auch recht seltsame] habe ich gesehen die Zeit über meiner Eitelkeit. Da ist [z. B] ein Gerechter sder es äußerlich streng nimmt mit der Erfüllung der Gebote Got- tes und die heidnifche Gottlosigkeit fliehet], und [dennoch] gehet [er] unter sdnrch zeitliches Unglück, darinnen er an Gottes Gnade und Gerechtigkeit verzweifelt, oder auch endlich im ewigen Tode] in [und trotz] seiner Getechtigkeit ldie freilich nur eine Scheingerechtigkeit war]; nnd [da] ist [andererseits] ein Gottiofet [der sich um Gottes Gebote gar wenig kümmert und], der sdochs lange ischeinbar glücklichj lebt in [und trotz] seiner Bosheit. 17. [Nicht jede Gerechtigkeit also, wie sie der Mensch sich zurechtlegt, hat Gottes Wohlgefallen; drum suche die wahre Gottesfurchkj Sei nicht allzu gerecht [also daß du in hochmüthiger Selbst- gerechtigkeit vergissest, was für ein armer, elender Sünder du doch noch immer bist, und nicht mehr betest: Gott sei mir Sünder gnädig! Luk. 18, 13; Matth 5, 20], und nicht allzu weise [also daß du darnach trachtest, vor den Leuten als Weiser zu gelten und gerühmt zu werden Matth. 23, 7], daß du [den Fluch Gottes, dem solches pharisäis e Wesen, das der Buße und des Arztes nicht bedarf und das Schwerste im Gesetz dabei dahinten lässet Luk. 15, 7; Matth. 23, 23., ein größerer Greuel ist als offenbare Gottlosigkeit, nicht auf dich herab- ziehest und] dich nicht [felbft] verdetbest [Matth. 23, 38J. 18. lNiemand auf Erden ist, der nicht täglich vielesütidigtq denn sie sind alle in Sünden em- pfangen und geboren, und das Dichten und Trach- ten des Herzens ist böse von Jugend auf; je ge- wisser das wahr ist, desto mehr hüte dich und] Sei nicht allzu gottlos [laß dich nicht deine an- geborne Schwachheit verlocken, die Grenze zwischen einem armen Sünder, der doch in Gottesfurcht wandelt, und einem offenbaren Gottlosen zu über- schreiten Pf. 1, I; fliehe die Wege des Verbrechers Pf. 17, 4], und natre nicht [gleich denen, die von Gott nichts wissen wollen], daß du nicht fselbst Gottes Gericht gegen dich heransforderst und eines bösen, schnellen Todes] sterbest zur Unzeit [vor der dir von Gott gesetzteii Zeit Spr. 10, 27; Pf. 55, 4; Hiob 15, 32]. 19. Es ist gut, daß du dies [V. 181 fassesd und jenes [V. 171 auch nicht aus deiner Hand låsseft [Matth. 23, 2315 denn [beides, das phari- säische und das sadducäische Wesen raubt dir Gottes Gnade und oerwickelt dich in Gottes Gericht]; denn lver Gott saufrichtigs fürchtet, der eutgehet dem allen sallen diesen Gefahren seiner Seele zu beiden Seiten]. e Der Gefahr des Pharisiiismus entgeht die Gottes« fürcht, indem sie in dem Herzen einen Abscheu erweckt, Gott durch die Attrappen (die Täuschereiens einer Scheinfrömtuigkeit täuschen zu wollen, dann auch, weil mit wahrer Gottesfurcht die Energie der Stindeners kenntniß unzertrennlich verbunden ist (Jes. 6, 5), der Gefahr des Stindeulebens, weil mit der Furcht Gottes die zarte Scheu verbunden ist, seinen Gott durch Sün- den zn beleidigen (l. Mos. 39, 9), und der lebhafte Wunsch, in den Wegen seiner Gebote zu wandeln. Geng- ftenberg.) —- Jedenfalls zeigten sich in den Zeiten, da unser Prediger dies sein Troftbilch schrieb, bereits die Anfänge und Keime jener beiden Geistesrichtiingem die später zur Zeit Christi die Pharisäer und Saddncäer vertraten. Obwohl dieselben allgemein meuschlich sind und von je und zu allen Zeiten existirt haben, so bot doch die Zeit nach dem Exil dem menschlichen Jrrthum besonders viel Veranlassung, sich entweder in heuchle- rischer Scheingerechtigkeit und äußerlicher Erfiillun der Gebote Gottes hochmüthig über alle Heiden zu erheben und mit Verachtung auf die, welche nicht zu Abrahams Samen gehörten, herabznblickem aber ebenso auch der Empfänglichkeit für einen Siinderheiland je länger je mehr verlustig zu gehen; oder aber an aller göttlichen Offenbarung, aller Wahrheit nnd Gerechtigkeit Gottes zu verzweifeln und in frecher Gottlosigkeit sich dem heidnischen Wesen im Denken und Handeln gleich zu stellen. — Nur äußerlich scheint es so, als ob V.17—19 eine pure Klugheitslehre empföhle, daß man auch mit der Frömmigkeit es nicht übertreiben, vielmehr, wie die oberflächlichen Allerweltschristen wollen, zwischen der Wahrheit und der Lüge, der Gerechtigkeit uud dem Siindendiensh zwischen Christus und dem Teufel eine Versöhnung finden und eine ,,goldene Mittelstraße«, die es unentschieden läßt, ob die Wahrheit Gottes wirklich die ist, welche von der Kirche bekannt wird, gehen müsse. Diese »Heute-a. mecii0oritas« verwirft der Pre- diger aufs Entschiedenfte, ermahnt vielmehr zu einem Trachten nach der Seligkeit mit Furcht nnd Zittern. Statt derselben zeigt der Prediger eine wahre, licht evangelische Mitte zwischen zwei gefährlichen Abwegen, dem des geistlichen Hochmuths und der gleichgiltigen Weltlust; auf diesen Weg der wahren Mitte führt die Gottesfurcht. 20. Die [himmlische] Weisheit lderen Wurzel die Gottesfurcht ist] stärkt [und schützetj den Weisen [vor diesen Gefahren zur Rechten und zur Linken] mehr, denn zehn Gewaltige iFeldherreki, von ihren Heercsmafsen umgeben], die in der Stadt sind [um sie gegen einen äußeren Feind zu vertheidigen, dieselbige zu schützen vermögen Spr. 10, 15]. 2l. Denn es ist kein Meusch auf Erden sso gerecht], der [nur] Gutes thue [thäte] und nicht fundige [sündigte; alfo bedarf jeder dieses Schutzes der Weisheit gegenüber den Gefahren der Seele und den in ihnen drohenden Gerichten SIOVLIZSJ 130, Z; 143, L; Hiob 9, L; Spr. 22. Nimm auch nicht zu Herzen alles, was man [unter den Leuten über dich] sagt [weil du auf dem Wege ernster Gottesfurcht und Weisheit dein Glück fuchst, wenn ste dich einen Scheinheiligem einen Fanatiker oder Sonderling schelten; horche nicht aus Neugier oder verborgener Eitelkeit. da, Das tiefe und allgemeine Sündenelend des Menschenherzens 573 wo man über dich 1·edet], daß du nicht [statt dei- nes Lobes] hören müssest deinen Knecht dir fluchen. 23. s3ürne ihm darüber nicht;] Denn dein Herz weiß fund dein Gewissen bezeugt es dir], daß du andern anch oftmals gefluchi sirgendwie im Untnuth Böses gewünscht nnd also das 8. Gebot übertreten] hast. lDarum laß alle dergleichen iibeln Nachredeti dich vielmehr zur Selbstprüfung und Buße reizen; überhaupt aber wende dein Herz von den Ntenschen ab zu Gott nnd trachte nach der Ruhe, die in allem Gottes Walten erkennet]. III— di. 24 ——Aap. Z, V. l5. Lttn vorigen Abschnitt halte der prediger dargelegt, worin die wahre Lebens— weisheit bestehe, durch welche ein Mensch gliiittlicts werde. Uun läßt er die Beschreibung von drei großen Versu- rhnugen folgen, welche dem, welcher sitt) diese Weisheit anzueigncii angefangen, drohen, und denen gegenüber er dieselbe standhaft behaupten nnd bewahren miisse, wenn er nicht trotzdem in’s Unglück ltonnnen wolle. l) vor allem muß sich der Weise hüten, den Lokttuugen nnd verfiihrungen zur tltizttcht zu verfallen, welche oon buh- lerischen Weibern an ihn herantreten; die Gefahr ist gr denn das verderben unter den Männern nnd Weibern isi allgemein (v. 24—-30). L) Sodann fordert es sowohl die Jülttgheit als auch besonders das geleistete Gelöbniß, alle Jlnreiziingen zur Ginpiirstng und zum bin— gehorsam gegen die bestehende Gemalt der Obriglieit ab- zuweisen; denn alle obriglteitliche Ordnung auf Erden ist Gottes Ordnung, die er nicht erschüttern läßt Man. s, v. l—li). Endlich tuuß der Weise sich fern halten von allen ltugerechtiglteiten nnd Bedrütlmngettz denn, so sehr der äußere Schein dagegen spricht, estdltas empfan- gen sie doch allcsainiut ihre gerechte Strafe von Gott (v. 9—13). Ginem jeden dieser 3 Theile geht eine Gittleitcing allgemeineren Inhalts über den hohen Werth der wahren Weisheit voraus. 24. Solches alles swas ich im vorigen Ab: schnitt V. 2—23 denen, die in diesem Leben glücklich und zufrieden leben wollen, gelehrt nnd gerathen habe] hab ich sselbst während meines Lebens] versucht weislich [d. i. mit Hilfe der mir Von Gott geschenkten Weisheit, und hab’s erprobt gesunden] Jch gedacht [hatte stets meinen Sinn darauf gerichtet], ich will weise sein [weise werden]; sie [die Weisheit] kam sgenauen blieb] aber sie mehr ich sie suchte, desto] ferner von mit: swenn gleich ich einen Anfang in ihrem Umgang und Besitz machte, ihre volle himmlische Gestalt und Herrlichkeit habe ich noch nicht gesehen; mein Lebelang werde ich auch nicht dahingelangem ihre göttlichen Tiefen ausznlernen und zu erforschen; so lange dieser Todesleib mir anhaftet, werde ich sie nie ganz besitzen I. Cor. 13, O; PhiL Z, 12]. V) Die besten Lehrer sind die, welche dasjenige selber erfahren haben, was see Andern vortragen. sStarkeJ 25. [Denn] Es ist ferne; was tvird’s sein? [richtiger: Ferne, tief verborgen, ist, was sie in ihrem innersten göttlichen Wesen ist; kein Sün- derauge kann ihre volle Herrlichkeit schauen Hiob gez, 12 fs.; Sie. 24, 38 ss.] Und [sie, die Weisheit] ist sehr tief; wer snnter allen Menschen, die noch im Leibe wallen nnd von der Sünde ge- triibte Augen haben] ivilks finden [was in ihren Tiefen all verborgen liegt Hiob II, 8; Röm. It, 33]? Je mehr Einer nach Weisheit forscht, desto mehr, wenn er aufrichtig ist, kommt ihm vor, daß sre von ihm weiche, und ihre Flllle erscheint ihm unerfchöpflich (v. Gerlach.) Fromme Männer, je größere Fortschritte sie in Wtirde der Tugenden vor; Gott macheu, desto ge- nauer erkennen sie, wie nnwilrdtg sie sind, weil sie, m- dem sie dem Lichte näher kommen, alles, was in ihnen verborgen liegt, finden, und sich um so viel häßlicher äußerlich erscheinen, je schöner das ist, was sie innerlich sehen. Auch die Weisheit, wenn sie gesucht wird, rilckt uns ferner, weil sie dem, der sich ihr nähert, höher scheintz die aber, welche sie gar nicht suchen, meinen um so mehr ihr nahe zu fein, je weniger sie ihr Wesen und ihre Stufen kennen; denn sie, die selbst in der Finsternis; sitzen, verstehen nicht die Herrlichkeit des Lichtes, die sie nie gesehen haben, zu bewundern. lGres gor d. Gr.) 26. Jch kehreie mein Herz fund damit mein innerstes Jnteresse darauf], zu erfahren, Und zu ersorschen, nnd zu suchen Weisheit und Kunst, [= Einsicht, Lebensklugheit Hiob 32, 6 Anm., nnd] zu erfahren der Gottlosen Thorheit nnd Jer- thnm der Tollen [genauer: daß Gottlosigkeit Thorheit und Narrheit Unsinn sei]; 27. Und sich] fand [durch meine langjährige Erfahrung und aufmerkfame Beobachtnng des menschlichen Treibens], daß seine große Gefahr auch dem, der durch Weisheit sein Glück im Leben sucht, drohe, nämlich darin, daß] ein solches Weib, welches [= dessen] Herz [durch allerlei Schmeiche- leien und bnhlerische Lockungskünste für einen jeden Mann] Nesz und Strick ist [in denen er leicht ge- fangen wird] und ihre [wollüsiigen] Hände smit denen sie den Gefangenen umarmt] Bande [und starke Ketten] sind, bitterer sei, denn der [leibliche] Tod [darnm, weil sie die Seele in die Hölle und ewige Pein stürzt Spr. b, 4 f.]. Wer aber ldurch aufrichtige Gottesfttrcht und Gerechtigkeit] Gott ge- scillt, der wird ihr [durch Gottes Gnadenbeistandj entrinnen; aber der Sünder [der seine und der Welt Sünde noch nicht erkannt und hassen gelernt hat] wird ssolche Versnchnng nicht besiegen, sondern] dnrch sie [durch ihre Stricke und Netze] gefangen sund in den Tod gestürzt; denn nur Gottesfurcht kann hier kräftigen Widerstand leisten]. 28. Schnur, das habe ich fanden [in meiner Erfahrung nnd theile es dir nun mit, auf daß du dich vorsiehesi], spricht der Predigey [der dir gern die wahre Weisheit zeigen nnd mittheilen möchte, dadurch, daß ich] eins nach dem andern sgenaa beobachtete und erwog und mich also wohl nicht geirrt haben werde, so] daß ich [darin] Kunst 574 Previger 7, ge. 30. 8, 1—14. [d. i. eine wichtige Lebensregel Hiob 32, 6 Anm.] erfände [genauer: erfunden habe] 29. Und meine Seele sucht Uuchte mit eifriger Begierde] noch [weiter, nämlich, ob nicht doch viel Menschen zu sinden wären, die dnrch Gottesftircht von solchen fleischlichen Lüsten rein blieben], und hat es nicht fanden. Unter tausend habe ich [wohl] Einen Menschen [richtiger: Mann] fnnden [der, gottesfürchtig und weise, sich bewahrte vor den Befleckungen des Fleisches] aber kein Weib hab ich unter den allen fanden fund ich mußte also die Wahrnehmung machen, daß das weibliche Geschlecht gegenüber den Versuchiingen zur Sünde und insbesondere zur Fleischeslust noch weit schwä- cher sei als die Männer 1. Mos s, 16; Sir. 25, 21 ss.; 2. Cor. 1I, Z; 1. Tim. 2, 12 fs.]. Diefelbige Ueberzeiigung von der größeren Schwäche und Hinneigung des iveiblichen Herzens zum Bösen sendet sich auch häufig im Talinud (den Auslegnngen des Gesetzes durch die alten jtidischen Gelehrten m den ersten Jahrh. n. Chr.), wo unter anderen folgende Aus- sprltche sich finden: Es ist besser dem Löwen folgen, als dem Weibe. — Wer dem Rathe seiner Frau folgt, kommt in die Höllr. — Vier Eigenschaften führt man von den Weibern an: sie sind üppig, horcherisch, faul, eiferstichtig — Der Sinn der Weiber ist leicht. — Viel Umgang mit Weibern führt den Menschen Vom Stu- dium der Weisheit ab. —- Bei den Heiden ift ein Sprtichwort gewesen: Tria main Inn-la pessima, jgnis, eigner, komme» das ist: ärger kann es nicht werden, als die drei thun können, Feuer, Wasser, Weib. Aber dies und dergleichen viel hat der Teufel wider das weibliche Geschlecht also aus eitel Haß und Gift wider Gott und sein Werk ausgespieem damit ei· jedermann den ehelichen Stand und Gottes Wort verleidet und es ärger macht. (Luther.) Es gehört mit zu den Folger! des Sünden- falls vor der Erscheinung Jesu Christi, daß in der alten Welt das Weib, wie es mehr unterdrückt und vernach- lässigt, so auch entschieden schwächer war in einein festen, heiligen Streben uach den göttlichen Dingen. (v. Gerlach.) 30. Alleine sdu sollst nicht wähnen, solch entsetzliches Verderben des inenschlicheii Wesens sei von Anfang an da gewesen, vielmehr] schaue das, ich habe fanden, daß Gott den Mlenschen sim An- fang] hat aufrichtig ssündlos und unbeslecki] ge- macht; aber sie suchen [s»eit ihrer Erschafsung und dem ersten Sündenfall] vlel sübeles Knnste lindern sie am -liebsten ihrer eigenen Vernunft und ihrem Willen folgen und sich so nur immer« mehr von Gott entfernen] Der Mensch nach dem alle hat es verlernt, sich zunächst receptiv (empfangend zu verhalten, was im Verhältnis; zu der Weisheit von oben die allein richtige Stellung ist; er jagt den Schemen seiner eigenen hoch- sahrenden Gedanken nach. Das einzige Mittel, von solcher schtveren Krankheit frei, aus den Banden seiner eigenen Gedanken und Hirngespinste erlöst zu werden, ist, daß man —— wieder in die göttliche Bedingtheit zu- rttckkehrt und, allem eigenen Wissen entsagend, sich von Gott lehren läßt. tHengstenbergh Kahn 8, V. l. sWas Kostbares und Herr: liches ist’s doch um die himmlische Weisheit, die allein glücklich machende, allein vor Sünden und Schanden bewahrendelj Wer· ist so weise? [ge- nauerx Wer ift wie der Weise? Niemand kommt ihm gleich; kein Gut auf Erden ist der Weisheit, der Einen köstlichen Perle, zu vergleichen Hiob 28, is; Matth 13, 45 f.] nnd wer kann das swas ich im Folgenden von ihr sagen will, verstehen und] anslegen? Das s8s. Kapitel. Andere Regeln zur iglitotiseligkeit wider dieses Lebens Eitelkeit. Die Weisheit des Menschen erleuchtet sein Angesicht [daß Freude, Glück und Zufriedenheit ausihm hervdrstrahleUz wer aber frech ist, »der ist fcttådsslltgtsl·årichtigxr: Tundddie Stbctrrhegszsgn ne n i es, ie Um ie ange orene un e, Selbstsucht und Lieblosigkeit ausdrückt, verwan- delt sich und verschivindet"]. is) Luther folgte bei dieser Uebersetzung des zweiten szersgliedes der alsxagdriixscheii Uebersetzung, ioglchq tatt des im niaso et ·s et t vo h« d : ’e n— neh = er wird ilerivkandlelhexgelesernahlakilestissllarlåhu= kr hassetzistdfeiiåizisseligf — sslhhDer Grund Zier Freugiigi eit, wel e te eis eit ew" ist, iet en ’n en klaren Blick in Izås Wesengdeikt Dinge ngnd ltameiitlich in d·e "hui· otts dd·ddch w feste? Litnrd isilclytelerii Haltung« in die« siriiittischexail Xdfctcekztdetik Wenn aber d scl d· w dld K·ftd W«s "t die Stelle desmstiiitetiineiiandcisn feleisctlsclerneekßerzel Xeetlrettxii ift, die innere Biegsamkeit und Lenksamkeitz das Erschre- cken des Herzens vor Gott und seinem Gebote, so giebt sich das auch im Angesichte zu erkennen. (Hengstenberg.) 2. Ich srathe dir ferner, wenn anders du dich als weise zeigen und dein Lebensglück fördern wlllsiis halte [treulicl) und getvissenhast] das Wort [die Befehle] des Königs sdem Gott die Obrigkeit im Lands übertragen hats, nnd sersiille damit] den g? Den] dn demselben vor] Gottes sAngesicht ge- woren . Dein abgelegtes heil. Gelöbnis; zumal muß dich be- wegen, jeden Gedanken an Ungehorsani oder gar Ent- poritng gegen die Obrigkeit, etwa weil sie sich durch sjewckhltclin deZcTZtkiitz9dein2e-1s.Vsgterlaiigeslgeyhtlhats tzls efislzeuzleyxc a h. «, , out. , -— , . Pe ri 3. Eile nicht [wenn der König etwa übel gestimmt ist, unmuthig oder auch snrchtsam weg-J zu gelåen voulfcinem stieg-Fast, und gässehchdu Ych denno) jeina s dazu verü ten, an eimi en n- schlägen gegen ihn Theil zunehmen, so] bleibe [iveiiigstctis] nicht in [iolch] böser [dir äußerste Gefahr bereitenden] Sache; dentt seines Königs Zorn hat keine irdischen SchrankenJ er thut, was « ihn gelüsten Drei große Versuchungen drohen dem, welcher beflissen ist sich die wahre Weisheit anzueignen 575 a. Jn des Königs Wort ist Gewalt sder niemand sich entziehen kann], und wer [ver-] mag zu ihm [zu] sagen: Was machst du snnd warum thust du solches, das doch ungerecht ist]? « Z. Wer das Gebot fdes Königs, auch des wunderlichem treulich] hält, der wird nichts Böses kais Strafe] erfahren; aber eines Weisen Herz weiß sdasz jeder böse Anschlag eines Menschen gegen die Ordnungen Gottes auf Erden seine] Zeit [da er an’s Licht kommt] und [seine] Weise [besser: sein Gericht, da er gebührende Strafe findet, hat]. 6. Denn ein jegltch Vornehmen fder Men- schen] hat seine sbestimmtej Zeit lind Weise [sein Gericht Kap. Z, 17]; denn des Unglücts des Menschen sder solches nicht bedenkt nnd in seiner Thorheit sich gegen die Ordnungen Gottes auf Erden empört] ist viel bei ihm [wie eine schwere Last drücket Gottes Gericht aus ihn; denn Gott lässet seine Ordnungen nicht zerstören]. 7. Denn et« [der sich in solch ein Vornehmen verwickeln läßt] weis; nicht, was gewesen ist [ge- nauer: was geschehen wird, welchen Ausgang und welche bösen Folgen dasselbe noch haben wird]; und wer will ihm sagen, was werden soll sbesser: wie es werden wird, d. i. auf welche Art nnd Weise ihn die Strafe erreichen wird]? 8. Ein Mensch hat süberhanptj nicht Macht übel· den [Lebens-] Geist sder in ihm istl- dem Geist zu wehren [wenn er nach Gottes Willen entweichen soll aus dem sterblichen Leibe]; und hat nicht Macht zur Zeit siiber die Zeit und Stunde] des Sterbens, und [d. i. ebenso, wie er, vom König zum Kriegsheer entboten] wird nicht los- gelassen im Streit swenn es ihm etwa beliebte, Vor der Schlacht heimzukehren]; und lnun ziehe dir selbst den Schlitß aus diesen Beispielen:] das gottlose Wesen swie Empöruugen und ungehorsam gegen die gottgesetzten Gewalten und ihre Ordnun- gen auf Erden] errettet den Gottlosen nicht [daß er dadurch, wenn er auch wollte, der Strafe ent- gehen könnte; vielmehr verfolgt die Sünde den Thäter und läßt nimmer von ihm, bis sie ihn der Verdammniß überliefert hat]. 9. Das hab ich alles [oftmals in meinem Leben] gesehen serfahren nnd beobachtet], und gab [oder richtete eben zu diesem ZIveckeJ mein Herz auf alle Werke, die svon den Menschen] unter der Sonne geschehen. Ein Mensch sbeobachtete ich z. B] herrschet [oft] zu Zeiten [d. i. lange Zeit hindUrchJ über den andern zn feinem sdes Andern] Unglück sindem er ihn durch allerlei Gewaltmittel unterdrückt] - 10. Und da sahe ich Gottlose, die begraben waren, die gegangen waren, und gewandelt in hei- liger Stätte; und waren vergessen in der Stadt, daß sie so gethan hatten. Das ist auch eitel. German: 10. Und deunoch sah ich ssolches Frevler ffolche gewaltthätige Tyrannen, mit allen Ehren] begraben und zur Ruhe kommen; aber fern vom heilt en Orte seines ehrendollerc Begräbnisses] gingen [ei ihrem Tode] dahin und [bald] ver esseu wurden [von den Leuten] in der Stadt solche, ie recht gehandelt hatten. Das snänilidz solche gänzliche Umkehrung der verdien- ten Schicksale der Menschen] ist auch eitel sauch ein Stück von der Richtigkeit, die alle menschlichen Dinge in Folge der Sünde durchdrungen hat]. Frevler werden, wemfs ihnen hier scheinbar gelang, wie der reiche Mann schön gelobt und —- begraben, wiihrend die Rechtfchaffenen mit Lazarus vor der Thür liegen, nach Brosamen und Tröpflein Wassers seufzen und Verbannung, ja Tod um Gottes Willen dulden müssen. Jst da Vergeltung zu sehen? Wer sie so äu- ßerlich sucht, der irrer. (Diedrich.) II. Weil nicht»[immer als-] bald geschieht ein [Straf-] Urtheil nber die bbsen Werke fsondern manche derselben lange Zeit vor den Augen der irdischen Obrigkeit verborgen bleiben, andere über- hanpt erst nach dem Tode vom höchsten Richter geahndet werden], dadurch wird das Herz der Menschen skeck und furchtlos vor den Folgen der Sünde und je länger je mehr] voll sLust dar- nach], Böses zu thun [Jes. 26, 10]. 12. [Aber trotzdem, daß es in der Welt oft den Anschein hat, als ob die Frevler am glücklichz sten wären, soll niemand wähnen, durch Frevel sein Glück begründen zu können:] Ob ein Sünder hundert mal Böses thut, und doch lange sin sol- chem Sündenleben dahin] lebt; so weiß fund glaub] ich doch [feste], dasl es lzeitlich und ewig] wohl gehen wird Mein] denen, die Gott fürchten, die sein [l)eiliges] Angesicht scheuen [Ioh. 20, 29]. 13. Denn [besser: Dahingegen] es wird dem Gottlosen nicht swahrhaftj wohl gehen sauf Erden] und wie ein [stüchtiger] Schatten [werden, wenn sie auch lange nngestraft sündigen, doch] nicht siiberhaiipd lange leben, die sich vor Gott nicht furchten 14. Es ist eine Eitelkeit IV. »l0] , die aus Erden geschieht. Es sind [giebt] Gerechte, denen gehet es idem äußere» Anschein uachl als hatten sie Werte der Gottlosen, und sind [giebt] Gott- lose, denen gehet es, als hatten sie Werte der Ge- rechten. Jch sprach [von solcher Vermengung des Looses der Gerechteii und Gottlosen auf dieser Erde]: Das ist auch eitel. Das will uns schwer iu den Sinn, weil wir selber fleichlich sind und noch immer-gern im Fleische genießen und vollenden wollen, selbst was wir im Geiste ange- fangen haben. So fragten auch die Apostel in der Zeit ihrer Thorhein Was wird uns dafür? —- Es ist aber vor Gott noch nicht Leben nnd Wohlergehen, was dem Fleische so fcheinr. Leben und Wohlergehen müssen für 576 Prediger 8, 15 —- l7. I, l—-4. uucs, wie wir mal sind, oft in Züchtiguug und Vösem empfangen sein, damit wir darnach auch ewig getröstet werden. So soll man sich bei Betrachtung der äußeren Schicksale nicht so viel aufhalten, noch darin so große Wichtigkeit sehen wolleu. (Diedrich.) Die Gerechtigkeit würde gar bald schwinden, wenn ihr Lohn ihr sofort und gleichsam Stück stir Stllck ausgezahlt würde. Die Gottseligkeit gehet zu Grunde, sobald sie zum Gewerbe wird, die Gerechten sollen nicht in der sichtbaren Ver- geltung ihr Genüge finden. Gäbe es Gerechte, wie sie sein sollten, Gerechte ans einem Stücke, so würde die hier dargelegte Erfahrung allerdings in hohem Grade bedenklich sein. So aber, da die Sünde auch den Ge- rechten einwohnt, da sie Strafe verdienen und Bewah- rung bedürfen, da sie so gar leicht auf Abwege gerathen, namentlich in Lohndienst verfallen können, muß der An- stoßschwindeuftlr die, welche wirklich in der Gerechtigkeit stehen. »Diese werden zwar nicht selten schwer angefoch- ten durch die hier dargelegte Thatsache, aber es ist das fttr sie eben nur eine Aufechtung Die definitioe Klage tlber die hier erwähnte Thatsache gehet nur von solchen aus, die sich ohne Fug und Recht den Gerechten bei- zählen, wie wir das deutlich bei Maleachi sehen. Denen, die Gott lieben, muß zuletzt alles zum Besten dienen, der Ausgang scheidet den Gerechten vom Bösen. (Heng- stenbergJ 15. Darum [weil nun alle irdischen Zustände so gänzlich von Eitelkeit und Richtigkeit beherrscht find, so] lobte ich dle ldankbar zufriedenej Freude « [an den Gaben, die Gott täglich darreicht Kap. 2, 24; s, 22; s, 18., darum] daß der Mensch ntchts Besseres hat skeiu weiteres Glück auf Erden errei- chen kann] unter der Sonne, denn lmit Dank und Freude] essen nnd trinken, und fröhliche« sein sohne sich quälende Sorgen zu machen um das, was er doch nicht ändern kann, oder was die Zukunft bringen wird]; und solches [allein] werde sbesserx wird] ihm von der stäglichen Miihe und] Arbeit sein. Lebenlang, das ihm Gott sals sein Theil] giebt [so lange er] unter der Sonne [lebt, die all diese Nichtigkeit bescheinets V) Es ist diese Freude eine gottselige Fröhlichkeit undHeiterkeit des Ge1ntiths; da nämlich der Gerechte, wenn er was zu leiden hat unter den Eitelleiten dieser Welt, die allgemein siud, nnd einem wie dem andern auf dem Halse liegen, ein von eiteln Sorgen freies, durch den Glauben in Gott ruhige-s, und daher in und bei seinen Verrichtungen munteres und fertige-Z Gemlith behält und von sich zeigt. fVerleb. Bib.) D. tlachdem der predtger tn der vorlgru Rede dar· gesteht hat, worin die· wahre Weisheit für ein glsicliltchro Leben bestehe, fährt er in der nun begtnuendeti 4. und tehten Rede seines Blume (lll. 16—Kap. 12, 7) fort zu beschreiben, wie deretlensclz diese Weisheit in seinem lu- ueren und iinßereu Erben beweisen müsse. wiederum smd ro 3 Abschnitte, tn denen dies ausgeführt wird. In! ersten derselben w. 16—Kap. I, is) ermahnt er, daß der Weise durch dte nicht zu läugurttde sehr wunderbare, nnekforschltrtze Regierung Gottes, nach welcher er es den Gottloseu oft gelingen läßt, sitt) sticht abhalten lassen solle, ßch des Lebens danbbar zu freuen, mtt Eifer seinem Be— rufe obzullegen nnd dte Weisheit zu pflegen; im zweiten Gan. I, 17—10, W) fordert er non ihm, sitt) dnrkh den Itebermuth der oftmals gliicttltchen klar-en seinen Herzens— srtcden aliht rauben zu lassen, sondern denselben durch Stille der Seele wie der Dionen desto sorgfältiger zu be— wahren; im dritten endlich Gan. 11, l—12, 7) führt. rr nnctzmale aus, daß der einzige Weg zum Glück nnd ewigen Heile der sei, daß man Barmherzigkeit übe, treu tu seinem Berufe sei, daulibar Gottes Gaben genieße nnd bis an’s Ende Gott wahrhaft fürchte. —- Vtegrellen Bilder auch dieser Rede, wie von der deraelztcntg der weisen nnd non der ganzen verkehrten nnd nngcrechten Zelt zeigen uns dctitltkh, daß der Vers. aus der unglsirliltchen Bett der pcrsekhetrschaft schreibt, tu welcher er als der tklund der wahrhaft Glciubtgcu stinkt: gedrückten Seele Luft macht. Jtls tu der Sthlnßrede zieht er auo allem Vorher-gehen- den das Grgcbntß, sowohl tu Bezug auf die Erkennst-riß, als auf die Ermahnung, die in derselben liegt. I. v. its-usw. 9,1e. Gottes walte« i» de: we« ist i unbegreiflich und wunderlich, besonders darin, daß alle- sammt, dte Weisen und Gerechten, wie die Ehorrn und tlugereaztetn das gleiche Todesloog trifft. Jlber trotz dieses großen Uebel-z, das über den ollrnsclzen benutzt, ist dort) der Zustand und das ttoos der Lebenden dem der Todten uoth immer vorzuzichen W. Its-Lan. I, 6). Deshalb ist dte größte Klugheit, daß man das Erben, so lange es währt-l, fröhlich mit Gott genieße und zu tüch- ltgelr Arbeit. tm gegebenen Berufe ansnulze Man. I, 7 — til. nrr tnähscligen Arbeit zu scheu und zu genießen; denn wie alles, was der »Mensch tn seinem Erben that, tn Gottes Hand steht, so insbesondere auth dle Frucht seines, wenn auch noch so eifrtgrn Schaffens, die gar oft nicht der aufgewendeten Mühe, und Fcilztgliett entspricht. Da— rum heißt es hier: glauben, auch wenn man nicht ßeht, und nicht oerzwrifeln an dem hohen Werth und der Segen dringenden Marht der Weisheit; diese schafft stets Frucht, auch selbst da, wo dem Weisen nur wenig an— ßece Mitte! zu Gebote stehen, wie das Beispiel-eines armen ittauncs beweist, der durrh seine Weisheit seine» Vaterstadt ans der Gefahr des Untergangs errettet: Man. I, 11—16). 16. Ich gab [richtete] mein Herz [darauf], zu wissen die« Weisheit szu ergründen die Wege Gottes mit dem Menschen in seinem Leben und Schtcksalh und zu schalten die Btühe sdie Seelenqnal], die [dem, der solche Forschung unternimmt] auf Erden geschtehh [so] das; auch einer [ein soIcherJ weder Tag noch Nacht den Schlaf stehet mit seinen Augen [Kap. l, l3. 17]. 17. Und ich sahe sbetrachtete lange sinnend] alle Werke sdas gcsaunnte Walten] Gottes sin sei- ner Regierung der Welt; aber alle meine Mühe war erfolglos] Denn ctu Ntensch kann das Werk sund Walten Gottes, wie er« die Menschen führet und in Weisheit und Gerechtigkeit einem jeden sein Schicksal zutheiltj ntcht finden sbegreifen und er- gründen], das unter der Sonne geschieht; und je mehr der Mensch smit seinem natürlichen versin- sterten Verstande sich ab-] arbeitet [darnach] zu stichenA je weniger er fes] findet. Wenn. er gletch spricht: Ich bin weise und weiß sverstehej es szn ergründen]; so kann ers doch nicht finden [selbst dem Weisen nnd Gottessürchtigen bleibt die Art, wie Gott die Welt regiert und die Loose vertheilt, räthselhaft, so lange er noch im Leibe und also im Aber niemand rechne darauf, einen Erfolg sei-s Alle Menschen trifft das gleiche Todesloos 577 Glauben wandelt, wie vielmehr dem, der mit dem eigenen Verstande daran gehet]. V) Darin sind diejenigen gewöhnlich am eifrigsten, welche die wenigsten geistigen Mittel besitzen, um der Frage zu genügen. Das aic sich schon höchst schwierige Pro lem wird riesengroß, wo man ohne Erkenntniß der Tiefe menschlicher Sündhaftigkeit an seine Lösung geht. Das war ein Grundfehler in. der Zeit des Verfassers, und darum war in ihr des Kopsbrecheics und Mnrrens so viel. Wir wandeln im Glauben und nicht im Schauen, und selig sind, die icicht sehen und doch glau- ben. Also lasse man das Grübeln. Selig der Mensch, der unbesehen alles das hiunimmt, was Gott ihm sen- det, in dem festen Vertrauen, daß es das Rechte ist, so verkehrt es auch erscheinen mag, und »daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen müssen. (Hengsteicberg.) O ihr armen blinden Menschen, die ihr durch eure Wissenschaft die Ursachen der· göttlichen Ftihrungen zu ergründen vermeint, ihr seid wohl recht etrogent Jhr mißbilligt alles, was unsern Verstand übertrifft: da ihr vielmehr gestehen solltet, daß diese Dinge um so viel göttlicher sind, je höher sie euren Be- griff übersteigen. Je mehr Mühe ihr euch anthut, um mit eurem Nachstnnen die Geheimnisfe der Weisheit zu ergründen, je weniger erlangt ihr euren Zweck. Das rechte Kennzeichen, daß ein Mensch die wahre Weisheit besitzt, ist, wenn er versichert ist, daß er die göttlichen Heimlichkeitem wie er mit den Seelen umgehet, iiicht begreifen kann. (Berleb. Bib.) Die Wege des HErru sind in mehr denn einem Verstand unerforschlich Oft wissen wir das Ziel nicht, wohin sie gehen nnd wo sie sich endigen werden. Oft kennen wir überhaupt das Ziel, und begreifen nicht, wie die» Wege, die der HErr nimmt, uns zu denselben leiten können. Ost ist uns beides unbekannt. Wollten wir hiervon eine grilndliche Wissenschaft erlangen, so müßten wir wissen, was eine Begebenheit, die in einem Striche des Landes vorginge, nicht allein für einen Einfluß auf das ganze Land, fon- dern anch auf die ganze Welt hätte. Wessen Verstand ist so groß, diese Folgen zu übersehen? Wie weit gehen nicht die Grenzen der göttlichen Herrschaft! Wie tief, wie verborgen, wie einander zuwiderlaufend scheinen uns seine Endzweckel Wie groß, wie unendlich ist der Verstand des Höchsten, den wir gleichfam ausgrübeln müßten, wenn wir alles in seiner Regierung einsehen wollten! Wir finden überall lauter Tiefen, lauter Ab- gritnde. Es ist demnach thöricht und ungereimt, um deswillen, weil wir nicht die weise Führung und Re- gierung Gottes fassen und begreifen können, solche gar verleugnen, da wir doch nicht einmal tüchtig sind von eines Menschen Handlung richtig zu urtheilen, wo wir nicht recht von allen Ursachen, warum er dieses oder jenes, so und nicht anders thue, wohl unterrichtet sind. (v. MosheimJ Das 9. Kapitel. Der Eitelkeit soll man begegnen, und der Weisheit sich besleißigesn I. Denn ich habe mir Damals, als ich mir vornahm, die ewigen Gesetze und verborgenen Ur- fachen der wunderbaren Regierung Gottes in den Gefchicken der Menschen zu ergründen] solches alles swas ich nun nennen will] Herzen genommen, [und zwar um] zu [er-] forschen das alles, [näm: lich] daß Gerechte nnd Weise sind, nnd ihre Unter- thanen [genauer: ihre Werke gänzlich] in Gottes Hand [sind, so daß er mit ihnen macht, was er will, und niemand durch seine Gesinnung oder Handlungen sein Schicksal selbst bestimmen kann, oder im Stande ist, auch von seinen besten Werken einen guten Erfolg .vorauszusagen, szu sehen oder -zu bestimmen] Doch kennet kein Mensch weder die Liebe noch den Haß irgend eines, den er vor sich hat sgeuauerx Sei es Lie e, sei es Haß, Glück oder Unglück, Gutes oder Böses, das Gott ihm widerfahren lässet, kein Mensch weiß es im voraus, auch der Gerechte darf nicht darauf rechnen, daß ihm Gott seine Frömmigkeit durch offenbare Beweise feiner Gunst er- widern werde]. Z. Es begegnet [ein und dasselbe Schicksal von Gott] einem wie deni andern, dem Gerechten wie dem Gottlosen, dem Guten und Reinen, wie dem unreinen, dem, der [in aufrichtiger Buße zur Ver- gebung seiner Sünden] opfekt,. wie dem, der saus Unbußfertigkeit und Unglauben] nicht opfert Wie es dem Guten gehet, so gehet es auch dem Sün- der. Wie es dem Meineidigen ssowie dem nicht- sinnig Schwörenden] gehet, so gehet es auch dem, der den Eid fürchtet fund heilig hält; äußerlich an- gesehen sind sie alle denselben Schicksalem zumal demselben Tode, unterworfen, und niemand vermag um feiner Frömmigkeit willen auf besonderes Glück zu rechnen]. Z. Das ist ein böses [= übles Spr.11,19 Anm.] Ding [das ohne Ausnahme] Unter [und über] allem, das unter der Sonne geschieht [herr- schet Pf. 73, 16], daß es [am Ende] einem gehet wie dem andern; daher auch das Herz der Men- schen fdie bisher nach Besserem getrachtet haben, dadurch oftmals] voll Arges wird [Kap. 8, 11], nnd [allerlei] Thotheit [thörichte Gedanken über Gottes Weltregierung und thörichte Anschläge, wie sie sich selbst durch Unrecht helfen wollen, da Gott sie im Stiche läßt] ist [in Folge davon entsteht] in ihrem Herzen, dieweil sie leben sdenn die Leiden dieser Zeit bessern entweder die Herzen oder ver- stocken sie »mehr]; darnach [nach einein solchen Leben voll Leiden und Uebel, an denen selbst Frömmig- keitnichts hat ändern können] müssen sie [ohne Ausnahme] sterben. Der Prediger spricht hier aus dem Standpunkt der rein äußerlichen Betrachtung des Menschenlebens, welche nichts sieht, als was die äußeren Sinne wahrnehmen; er macht sich zum Munde derer, welche in seiner Zeit, ähnlich wie Hiob, davon fchwer angefochten waren, daß der HErr es im Diesseits den Gottlosen scheinbar ge- lingen läßt, während die Gerechten viel Kreuz tragen müssen, also gar keinen Vortheil von ihrer Gottseligkeit zu haben scheinen. 4. lJch ohne Ausnahmeij Denn [wer, und wäre er der Allergerechteste, wird vorgezogen, daß es ihm etwa freigelassen würde, diesem traurigen Loos zu entgehen? Jm Tode aber ist nichts mehr 578 Prediger 9, 5—-1l. zu hoffen; dagegen] bei allen Lebendigen [so lange einer noch am Leben ist] ist, das man wünschet lnoch möglichL namlich Hoffnung sdaß es doch noch einmal besser werden und man ein größeres Gliick zu. genießen bekommen möge]; denn ses ist wahr, was das bekannte— Sprüchivort sagt:] ein lebendiger Hund sdas Verächtlichste und Häßlichsta was nur lebt] ist besser [und mehr niitze], weder s= als 2. Chr. 24, 39 Anm.] ein todter Löwe [das mafestätischesie aller Gefchöpfe, wenn es todt ist]. »Hier tritt auf’s Grellste die weltliche Lebensanschau- ung wieder hervor. Es ist durchaus eine Sache des Glaubens, nicht des Schauens, die göttliche Weltregie- rung in ihrem Walten hienieden zu erkennen, der nur Glaubende und Gott alles Vertrauende thut immer hellere Blicke in die Gründe seines Verfahrens, daher die Menschen, die an diesem Glauben nicht festhalten, darüber toll werden und in dem Tode nichts als den Untergang all ihrer Freude und Hoffnung erblicken. (v. Gerlach.) Es ist einmal nicht anders, wem Gott aus dem Diesseits schwindet, dem tritt an die Stelle des Jenseits eine öde Todesnachh die alle in gleicher Weise deckt. (Heugsienberg.) Bei den Lebendigen ist noch Hoffnung vorhanden, das ist in weltlichen Dingen voll- ommen wahr.—,,Darum laßt uns des Lebens ebraus then, so lange es mö lich ist, und arbeiten, so Viel wir können. Denn wir sind doch gezwungen; den größeren Theil der Welt dem Satan zu überlassen, kaum den tausendsten Theil können wir für Gott erlangen. Des- halb wenn dir der Löwe stirbt, so tödte nicht auch noch den Hund. (Luther.) 5. Denn die Lebendigen wissen shaben noch ein Bewußtsein, z. B. daoon], daß sie sterben werden [und so traurig dies ist, so ein großer Vor- zug ist’s doch immer, noch Bewußtsein zu haben]; die Todten aber tvissen nichts shaben von nichts mehr ein Bewußtsein], sie verdienen [daher] anch nichts mehr ldenn wie sollte Gott solchen ihr Ver- dienst vergelten, die kein bewußtes Leben mehr haben?], denn [selbst] ihr Gedächtnis sunter den Menschen auf Erden] ist sgenauen wird] ver- gessen [wenn ihnen aber dies geringste Theil Von Lohn ihres Verdienstes nach dem Tode nicht einmal zu Theil wird, wie sollte ihnen eine höhere Ver- geltung widerfahren ?] , « is. [Ja, ihr Zustand ist ein so betrübter und schattenhafterJ Daß man sie uichi mehr liebet, noch hasscl, noch neidet [besser: daß sie nirht mehre lieben, noch hassen, noch eifernjz Und haben kein Theil mehr auf der Welt m [a n] allem, das unter der Sonne geschieht. «) Will der Prediger die angefochtenen Seelen, für die er sein Buch schreibt, wirksam trösten, will er den Ferzensfchadem der die Ursache ihrer Anfechtung ist, daß te einen irdischen Lohn für ihre Frömmigkeit begehren, heilen, nachdem er selbst von ihm geheilt worden und zum Lichte hindurchgedrnngen ist, so muß er alle ihre finstern Gedanken ü er den trostlosen Zustand im Leben und im Tode klar zu Worte kommen lassen und aus- sprechen. — Die Tiefe dieser Versuchung liegt darin, daß der sündige Mensch, auch der zum Führer des Volks eigens Berusenq auch das Haupt des Volks und der Propbet, nicht rein un: Gotteswillen Gott dienet, sondern daß er selbst iioch einen Erfolg von seineiii Wirken sehen, ein Resultat des ihm übertragenen und von ihm ausgeführten Mandates selbst erleben, daß er dieses Erfolges, welchen er, allein oder mit andern, zu erstreben ehabt und mit aller Anspannung seiner Kräfte wirkli erstrebt hat, froh werden will. Dies ist eine der allerfeinsteiy aber eben darum auch gefähr- lichsteu Versuchungen für diejenigen, welche init dem Amte des Wortes, mit der Fiihrerschaft des Volks be- traut sind, weil hierbei die Jchheit da mitspielt, wo wir uns im allereigensien Dienste Gottes befinden. Wir meinen, blos Gottes Erfolge befördern zu wollen, und insofern nun Erfolge unsrer Wirksamkeit erscheinen, freuen wir uns derselben dennoch als, wenigstens zu- leich, unserer Erfolge. Das Erfolgstrebeu ist auch ein Zohnstrebem Der Erfolg ist Gottes ganz allein, und wir sind nicht mehr und nicht minder als Gottes Knechte· Wir haben nach gar keiiiem Erfolg, auch nicht im Reiche Gottes, auszuschauen, sondern unbekümmert um Gelingen oder Mißlingen und unangefochten von der Ausficht auf die Unfruchtbarkeit unseres Wirkens, sowie ungereizt und angespornt durch die Hoffnung auf das Erle en irgend welcher, oder gar weit reichender Erfolge, Tag für Tag und einen Tag wie den andern nur das nnd alles das zu thun, was in unserem Man- dat liegt. Wir sollen keinen Erfol sehen, eben weil und wenn wir einen solchen sehen m· chten. Und damit wir dies lernen, läßt Gott der HErr, tvie einst dem Propheten Jona seinen Kikajon, so auch unseren Kikajoii verweilen; damit wir das lernen, schließt er uns die Thitr der Zukunft zu und stellt nns in völlige Aussichtss lostgkeit hinein, die uns wie eine Finsterniß des Ab- grundes erscheint. (Vilmar.) Was der Vers. übrigens von dem Zustand der Seelen im Todtenreiche sagt, als einem traurigen, schlafiihnlichen Leben, stimmt " genau überein mit dem, was Hiob darüber fa t: Kuh. la, 11 ff; 7, 10 Anni. — Doch leugnet der Fzrediger hier nur scheinbar die Thatsache einer Vergeltung im Jen- seits ab; denii er faßt hier zunächst nur die Zustände des Menschen im diesseitigen Leben in’s Auge; von dem Loose des« Geistes, wenn er zu Gott zurttck ekehrt ist (Kap. 11, 97 12,7), sieht er vor der Hand a . — Die Gottesleugner stehen zwar in dem thörichten Wahne, daß nach dem Tode alles aus sei, und die Seele mit dem leiblichen Tode anfhöre zu sein; aber die bündigste Widerlegung werden sie an jenem großen Gerichtstage bekommen. (Starke.) 7. So gehe sann] hin [du betrübte, angesoch- tene Seele, die du dir solch trostlose, thörichte Ge- danken über das Leben und den Tod der Gerechten, als hätte Gott der Seinen gar oergessen, machst] nnd iß svielmehrj dein Brod mit Freuden, trink deinen Wein mit gutem Muth sfreue dich täglich der Güte deines Gottes, die doch alle Morgen neu ist in seinen Gaben]; denn [der HErr hat deiner nicht vergessen und weiß deinen Glauben und deine Treue;] dein Werk [dein gcsammtes Thau, mit dem du ihm dienest] gefallt Gott [wohl, und so wirst du seiner Zeit auch noch den Gnadenlohn er- blicken, den du jetzt vermissest, den er aber jedem verheißen hat, der ihm aufrichtig dienet Mal.3, 18; Pf. 73, 1]. · · · Wir haben hier die bestimmte Negation von V. l. Dort war durch einen voreiligen Schluß aus dem Fac- Das Leben soll man fröhlich mit Gott genießen und im gegebenen Berufe ausnutzem 579 tum der eitlichen Leiden der Gerechten gesagt, daß der Mensch it erhaupt nicht wisse, ob er bei Gott in Gua- den stehe und von ihm Liebe zu erwarten habe. Der Stachel des zeitlichen Leidens ist, daß es gar leicht für ein immerwährendes gehalten wird, daß es ganz an Gottes Gnade irre macht. Diese Anfechtiing kann nur also überwunden werden, daß man sich durch den Glau- ben über das Gegenwärtige erhebt. (Hengstenberg.) Du lebest in der Welt, da ohne das nichts ist, denn viel Jammer, Herzeleid, Elend und Tod und viel Eitelkeit ist: so brauche doch des Lebens mit Liebe und mache dir nicht dein eigen Leben mit ängstlichen vergeblichen Sorgen sauer und schwer. — Salomo redet dies hier nicht zu den sichern und gottlosen Weltlindern , sondern zu den rechten Gottesfürchtigen und Gläubigeiu Diese tröstet er und wollte gern, daß sie auf Gott fröhlich sich trösteten. Zu denen sagt er, daß sie sich freuen sollen, heißer nicht diejenigen Wein trinken, essen u. s. w., die vor allzu sicher sind, und sonst im Müssiggang und äkzogustj als Gottlose und Heillose ihr Leben zubringen. ut er. 8. Laß deine Kleider immer weiß« sein sdaß sie die heilige Freude des begnadigten Kindes Gottes abspiegeln.Offb. s, 4 fs.; 7, Ziff-J, und laß dei- neiii Haupte Salbe» nicht mangeln kdaß me« dem Glanze deines Angesichts stets nasche, du gehörest zu denen, die da traurig und doch allzeit fröhlich und fest- lich gestimmt sind, darum daß sie ihr Glaube über die trübe Gegenwart zu der herrlichen Zukunft des Volkes Gottes emporhebt]. «) Der Bischof Sisinnins in Konstantinopel aus der Secte der Novatianer nahm diese Ermahnung des Pre- digers irriger Weise buchstäblich und ging in Folge dessen stets in weißem Gewande einher, worüber ihn Chrhsostomus mit Recht als einen scheinheiligen und hochmüthigen Menschen tadelte. — IV) Die im ganzen Orient, wie im südlichen Europa, bei Römern und Griechen, ehemals und jetzt verbreitete Sitte sich zu sal- ben, hat ihren Grund in dem heißen Klima jener Him- melsstriche, welches eine starke Ausdünstung aller anima- lischen Körper, und somit viele Uebelgerüche verursacht. Uin letztere zu vertreiben, zündete man nicht nur Räu- cherwerk verschiedener Art an, sondern bestrich oder be- goß auch den Körper (einzelne Körpertheild mit wohl- riechenden Oelen und Fettigkeitenx dadurch wurde zu- gleich die Ausdiinstung gemäßigt und die Haut geschmei- dig erhalten. Man salbte sich aber insbesondere bei Gastmählern und Hochzeiten (Hes. 16, 9), und wenn man Respectspersonen die Aufwartung machte (Ruth 3,3) oder sie in seiner Behausiing empfing. Namentlich schloß fich das Salben an das Waschen und Baden an. Salbe gehörte demnach unter die Bedürfnisse der Jsraeliten und wurde den werthvollen Gütern zugezä lt (Pred. 7, 2). Nur während der Trauerzeit unter lieb das Salben (daher auch am Versöhnungstagex Es wurden aber gesalbt Bart- und Haupthaar, die Glieder, insbe- sondere das Haupt (Stirn und Gesicht), die Kleider, und wenn man jemand einen recht großen Beweis von Hoch- achtung geben wollte, salbte man dessen Füße: Joh 1·2, Z. (Winer.) 9. Brauche des Lebens [und sei in Dankbar: keit gegen den HErrn gIücklichJ mit deinem Weibe sals der Genossin deiner Freude], das du lieb hast, so lange du das eitle Leben hast, das dir Gott unter der Sonne gegeben hat, Un, brauche desselben getrost,] »so lange dein sim Uebrigen so gar] eitel Leben wahrer; denn [daß du im täglichen, heitern und dankbaren Genusse deines Lebens glücklich bist] das ist dein [von Gott dir beschiedenesJ Theil [durch welches du] im [übrigens so eitlen] Leben nnd in deiner stäglichen mühevolleiq Arbeit, die dii thust unter der Sonne sdich erquicken sollsi an deines Gottes Güte Kap. 2, 10; Z, 22; s, 17]. 10. [Laß dich die trübe Gegenwart auch nicht zu schlaffer Unthätigkeit verleiten, sondern nütze die Gaben und Kräfte, die dir für dies Leben verliehen sind, tüchtig für dasselbe:] Alles, was dir dot- handen kommt zu thun sund du hast die Einsicht und Kräfte dazu], das thue frisch [ohne viel da- ran zu denken, ob es auch Erfolg haben werde]; denn [hier auf Erden gilt es, die von Gott ge- stellten Aufgaben zu erfüllen,] in der Hdlle [iu dem TodtenreicheL da du lfrüh oder spät mit all dei- nem eitlen Wesen und Thau] hinfcihresh ist [die Nacht, da niemand wirken kann Joh. 9, 4 und also] weder Werk, Kunst, Vernunft, noch Weisheit [mit welchen Gottesgaben du hier deinen Beruf auszufüllen vermagst] II. Ich wandte uiich nnd sahe s= Weiter sahe ich Kap. 4, 17], wie es unter der Sonne zugehet, sund zwar sahe ichL daß zu laufen nicht hilft schnell sein [denn man kann durch irgend etwas, zuweilen das Allergeringfügigste, gehindert werden, so daß der weniger Schnelle früher an- kommt], zum Streit hilft nicht start sein [denn der Streit ist des HErrn und er verleiht einem David den Sieg , während ein Goliath unterliegt 1. Sam. 17, 47; Pf. 33, 16 f.; 2. Chron.20, 15l, zur Nahrung« [= zum Broderwerb] hilft nicht geschickt sein [denn an Gottes Segen ist alles gElegeUL znm Reichthum hilft nicht klug sein sdenn der HErr machet reich und machet arm]; daß einer aiigenehm [beliebt] sei, hilft nicht, daß er ein Ding wohl könne ldenn Menschengunst wechselt nach Zeit und Umständen]; sondern alles liegt es an der Zeit nnd Glück [die allein in des HErrn Hand stehen] Der HErr allein beherrscht, bestimmt, vertheilt die Loose; er kann den jetzt Mtichtigsten und Hochstehendsten leicht bald zu Boden werfen; darum kommt alles da- rauf an, daß man ihn zum Freunde habe (Röm.9,16). ,,Alles Menschliche, so stolz es auch prangen, so breit es sich machen mag, ist lose Spreu, welche der Wind der göttlichen Geschicke zerstreut. (Hengstenberg.) Wir müssen also das alte Sprüchworn »Jeder ist seines Glückes Schmied« für einen vermessenen und unglücklichen Aus- druck alten; man müßte ihn denn zu einer Ermunte- run tauchen, die Trägheit abzuftellem bei allen Gele- gen eiten wachsam zu sein und nichts zu verabsäumeiu was zu unserm Besten dienet. Denn sonst, wenn man die stolze Einbidung hegt, man könne alle Zufälle errei- chen und gleichsam umspannen; wenn man alle guten Folgen seinem eigenen Eifer und Vermögen und alles Unglück den eigenen Vergehungen und Fehlern zuschreibt, so ist das angeführte Sprüchwort ottlos, und man findet gemeiniglich, daß ein solcher ensch hernach nicht 580 so lticklich ist als derjenige, der sich nicht auf seinen Fleiß verläßt, sondern vieles dem Glück und der Vor- sehung zuschreibt. (Vaco.) «) ,,Nahrnng« gebraucht Luther nicht blos in dem heutigen Sinne von Lebensmittel, Kost (Sir. 29, W; Mar .12, 44), sondern auch für Vrodertverb, Gewerbe, durch welches man sich feinen Lebensunterhalt erwirbt (Sir. 34, 267 l. Sllios sitz, 33; 47, 3). Vgl. auch die Zusammenstellung von »Gut und Nahrung« in dem- selbigen Sinne in der Erklärung des B. Gebots (Jiitting.) 12. Auch weiß der Mensch kund wäre er, jetzt auch der Mächtigste, Sicherstej seine Zeit nicht [da er sterben, arui und ohumächtig werden wird; wieviel weniger hat er Macht über seine Thaten und ihre Erfolge V. 1l]; sondern wie die Fische gefangen werden uiit einem schcidlichcn Haniens soder auch Netze], und wie die Vögel mit einem Strick seiner Schlinge] gefangen werden; so werden auch die Menschen berückt [= umstrickt nnd ge- fangen von deni oft plötzlich eingreifenden Gerichte des allmächtig über« ihnen waltenden Gottes] zur bösen Zeit, wenn sie plötzlich iiber sie fcillt. IF. Jch habe [aber] auch diese Weisheit ge- sehen sauch dies als Weisheit erkannt] unter der Sonne, die mich groß deuchte, la. Daß eine kleine Stadt wars« und wenig Leute sstreitbare Männer, die sie in Kriegsgefahr oertheidigen konnten, waren] drinnen, und [es] kaut ein großer König [der mithin auch ein großes Kriegsheer befehligte], und belegte sie, nnd bauete große Bollwerke drum, 15. Und ward drinnen fanden ein armer selber] weiser Mann, der dieselbe Stadt durch seine 2Weisheit konnte erretten; und kein Mensch gedachte. [= hatte gedacht] desselben armen [und doch weisen] Mannes seben weil er gering war]. 16. Da sprach ich [als ich davon hörte, zu mir selber]: Weisheit ist ja [wahrlich] besser, denn Stätte lund dies höchste Kleinod bleibet dem Frommen doch in allem Unglück, aller Unterdrü- ckung, aller Niedrigkeit. Den-] Noch ward [bes er: wird] des Armen Weisheit leben weil sie aus eines Armen Munde kommt, von der hochmüthigen Welt] verachtet, nnd seinen Worten swird langes] nicht gehorcht [es müßte denn erst die höchste Noth dazu zwingen, auf sie zu hören und ihr Ein: fliiß· zu gestatten] V) Ob diese Erzählung nur zur Veraiischaulichuiig als Parabel erdichter ist oder ein wirkliches Erlebni aus der Zeit des Vers. darstellt, bleibt. ungewiß. Die gleichzeitige Geschichte meldet kein ganzdarauf pafsendes Ereigniß; aber oft· genug wird sich diese Geschichie im Großen wie im Kleinen wiederholt haben und wieder- holen. »Denu die Welt will auf Kraft bestehen nnd mit Gewalt durchbrechen, so meint sie auch nur an Mächtigen Weisheit vermuthen zu dürfen, und kann wohl Christum und sein Reich nicht verstehen, der stille am Kreuz blutend den mächtigen Teufel sammt Heiden und Juden bezwang und nun wieder mit Lahmer! und Prediger I, 12—-18. Blinden hohe Ehre einlegen will wider aller Welt Macht und Hoffarth (Diedrich.) II. v. 17—nap. 10, Eh. Eine andere sihweie verfu- chung fiir den Seclenfriedeu des Weisen ist der Trotz, die freche Jlniiiaßuiig Inid Gewaltlhätiglieit der oft gllkniltklfen und rinstußreichen diarren in der Welt; dem gcgcitiibcr in gottrtgebene Geduld, Schweigen und Ge- lafseuhilt dar einzige Mittel, dru Frieden uud das Gtiiklt des hcrziug zu bewahren· — Dieser Grundgedanke des vorliegenden Jtlssihnitts wird in 3 Stroziheu auseinan- dergclegn In der ersten w. 17—snp. 10, it) wird das gestimmt: Wesen des Weisen mit dein des ilarren verglichen: bei jenrni Geduld und Gelassenheit des Her« Zeus, bii diesen! Kismaßncig und Eeldetifchaftlichlteitz in der zweiten Gan. 10, 5-—-l0) vergleicht drr prediger dle Lelsrusiiinstäiide dcg Weisen und des starren: bei jenen! stille, bescheiden, aber iitchtigr und gediegene Wirksamkeit, bit diesen! ftheinbaretk aber itnbeslätidiges Glück; in der dritten endlich Gan. 10, 1l—20) stellt er szwei hanuteigeiiscljafteii drssllarreii zweien der Weisen gegenüber: bei jenen! Grschwälziglikit und Faulheit, bei diesem Schweigsauclieit und riihrige Arbeit. Ver ganze Kbschititt zcichtiel sich durch linrze zireizoilige Spruch: aus, die in der Art oou riilhsclhaftrn Sinnsuriicheii reich an tlildrrn nnd noli frischer, uolltgthunilicher Kraft find. Daher lioiiitiit’g, daß der dokh innige Zusammenhang oft nicht ganz ltlar zu Tag: tritt. Luther nahm einen iuuigereti Zusammenhang glot- schen dem vorhergehenden is. und dem folgenden s erse an, als wir anzuerkennen vermögen; denn der Prediger geht jetzt, wenn gleich mit einiger Anknüpfung an das Vorhergehende, offenbar« zur Veschreibung der Haupt- ei enfchaft des Weisen, der Gelassenheit seines Herzens, li er. Den von ihni angenommenen engen Zusammen- hang suchte Luther durch Hiuzufligung von »das Macht«, welches im Grundtext nicht vorhanden ist, auszudrücken. 17. Das macht, der Weisen Worte gelten inehr [und bringen reichere Frucht] bei den Stillen sdie mit sinniger Gelassenheit und gesammelter Aufmerksamkeit ans sie hören und sie aufnehmen], denn der Herren [tobendes, befehlerisches] Schreien bei den Narren swelche die Befehle und Weisiingen ihrer anweisen Herren ebenso thöricht ausführen, als sie gegeben wurden] 18. Denn Weisheit ist sauch für Fürsten und Herren] besser leinfliißreicher und, wo es des Vol- kes Wohl zu fördern gilt, siegreicher], denn Har- nisch siiberhaupt allerlei Kriegsgeräth, damit man die Widerwärtigen wohl itiederschlageiy aber nicht überwinden kann]; aber ein einiger ssolcher gott- loses Bube verderbet [besonders wenn er gar auf deni Throne sitzt oder großen Einfluß gewinnt, wieder] viel Gutes [das dieWeisheit unter den Piensehen in Stille geschaffen hat]. Kuh. 10, V. 1. Also verderben [auch] die schcidlichen sbesseri todte] Fliegen gute Salben swenn sie hineinfallenz anch das kosibarsie Salböl wird durch sie stinkend nnd gährend’]. Datum ist [es auch in den Augen der verblendeteii MasseJ zu- weilen besser [lieber gesehen und höher geschätzt, wenn einer ein Bißcheii] Thorheit sim Herzen An Gottes Segen ist alles gelegen. 581 hat], denn [wenn er alle wahre] Weisheit und Ehre shättez denn auch mit einem kleinen Theil- chen Thorheit läßt sieh schon viel Verderben und Bosheit anrichten] « «) Gleichwie ein kostbares Oel, wenn man es nicht sorgfältig genug verwahrt, sondern auch nur eine ein- zige giftige Fliege läßt dareinfallen, daß sie darin er- sticke und saule, ganz zu Schanden gehet nnd aus einem wohlriechendeu was Stinkendes wird: also, wenn ein Mann, der wegen seiner Weisheit und Würdigkeit wie ein kostbarer und wohlriechender Balsam anzusehen war, aus Leichtsiiinigkeit und durch Betrug des Satans, als des höllischen Beelzebub, sich zu einer, auch nur kleinen Siinde, wie sie alsdann scheinet, verleiten läßt; so mag dasselbe den ganzen Ruhm seiner Weisheit in Schand nnd Schmach verkehren: 1.Cor.5,6. -(Brlb. B.) 2. Denn des Weisen Herz sSinn und Ver: stand] ist zu seiner Rechten« ssitzt auf dem rechten Fleck]; aber des Narren Herz ist zu seiner Linken s·d. h. er hat gar keines, sondern alle seine Gedanken und Anschläge sind linkisch und verkehrt; darum ist ihm auch die Menge der Menschen weit gewogenerz denn sie hat von ihm keinen entschiedeneii Wider- spruch zu fürchten] · V) Weil die rechte Hand die vornehmsth liebste, stärkste ist, damit man hauptsächlich zugreift, arbeitet, die · Waffen führe: u. s. w» so wird von dem, was so ist, wie es sein soll, gesagt, daß es zur Rechten, von dem, wasvon seiner normalen Beschaffenheit abweicht, daß es zur Linken sei. (Hengstenberg.) Z. Auch ob [-wohl] der Narr· selbst närrisch [herz- undsinnlosj ist in sallj seinem Thnn sdenu ,,wo das Herz verkehrt gerichtet ist, da können die Hände nichts recht ansassen«], [den-] noch hatt et sstch selbst allein für· klug-J jedermann [aber] sur seinen] Narren« [er kann auch gar nicht anders; denn erkennete er erst seine eigene Thorheit, so hätte er bereits den Anfang zur Umkehr gemacht]. V) Je herzloser und geistloser Einer wird, desto hof- särtiger wird er, auch alle Andern ftir Thoren gegen sich zu halten: Jwomit er denn seine vollendete Narrheit besiegelt. (Diedrich.) · 4. Darum, wenn eines sthörichteit und daher leidenschaftlichen] Gewaltigeu Troß ssich gegen dich erhebet und in Feindschaft] wider [deine Absichten und] deinen Willen szu G»ewaltthätigkeiten] fort- gehet, so laß dich nicht entrustenz denn Nachlasfeu sruhige Gelassenheit der Seele, wie sie den: Weisen beiwohnen muß] stillct groß Unglncl swörtlich: schlägt große Sünders, wiesolche jener Thor gegen dich zu begehen im Begriffe stehet, dar- nieder, daß sie nicht zum Ansbruch kommen können, sondern in der Wurzel ersticken. Spr. t5, I; 25, ins. Wenn der Trotz eines Gewaltigen gegen dich sich erhebt, so Verlaß deinen Platz nicht; denn Christus· hat dich höher gestellt, hat dir Gottes Ebenbild gegeben. Also ehaupte die von Gott empfangene höhere Stellung des Glaubens und der Frömmigkeit, damit du als der Höhere den aus dem irdisch gesinnten Weltmenschen auf: steigenden bösen Geist zitriicktreibefy kein Makel von demselben im Herzen empfiingfy derselbe die Pforten deiner Seele nicht in Besitz nehme. (Ambrosius.) « Das 10. Kapitel. Von Obrigkeit nnd Unterthanen. s. Es ist ein Unglück, das ich sahe unter der Sonne, nämlich Unverstand [Ungerechtigkeit, welche aus Laune und Jrrthum hervorgehetL der unter« den Gewaltigetc [den HerrscherUJ gemein ist [ge- nauer: der ausgehet von einem Herrscher, denn er hat weit größere und üblere Folgen, als Gleiches, das ein Unterthan thut], 6. [Z. B] Das; ein Narr [wortlich: die personsizirte Narrheit — durch die Laune eines Fürsten emporgehoben wird und dann] sist in großer Würde, und die Reichen kdie wahrhaft Edeln und Weisen, denen allein eigentlich Ehre, Reichthum und Hoheit gebührt, dagegen durch ihn in Armuth und Verachtnng gestürzt werden nnd] hienieden [in Niedrigkeit] sitzen. 7. Jkh sahe [z. B. solche, die ihrer Gesin- nung nach nichts anderes als niedrig gesinnte] Knechte EwarenJ auf Rossen sFürsten gleich einher- reitet! E h— S, 8 til, und [dagegen solche, die ihrer Gesinnung nach wahrhafte] Fürsten waren] zu Fuße gehen, wie sunfreie] Knechte sthun . müssen] Dies der Unterschied zwischen Sklaven und Freien, daß Sklaven zu Fuß, Freie nur zu Pferde einhergehen. (Justin.) — O HErr, wie geht es doch so wunderlich zu unter der Sonne! wie ist alles so eitel und so ver- kehrt! Wie lange willst du zusehen, daß Die herrschen, so keinen Verstand haben, und Die, so in dir weise find, nicht gehöret werden? Sollen nicht deine Weisen re ie- ren, und deine Könige herrschen, die du dazu erwählet haft? —— Wir sehen eine andere Zeit herankommen, da Gott den Lauf unter der Sonne ändern will, da die Sonne und der Mond heller scheinen, das instere weg- getrieben werden und das Böse weichen so . Da sollen die könilichen Gemiither hervorkommen, die über das Zölse geherrfcht haben, nnd herrlich regieren. (Berleb. i el.) 8. Aber ssolche durch die Laune und den Jrrthum einporgekoinmene Knechte und « Narren sind docl) nimmer zu beneiden; ihr Glück ist trü- gerischer Schein, tchwaiikend und leicht zerbrechlichz denn] wer [wie sie in ihrer hohen Stellung, Arbeit vollbringen muß, der er mit seinen Kräften und Gaben nicht gewachsen ist, und die ihn: stete Ge- fahr bringt, der wird gar leicht unterliegen, gleich dem, welcher] eine Grube macht, der wird [leicht] selbst drein fallesiz und wer den Zaun sgenauerx ein altes Gemäuer] zerreißet seinreißth deu wird [leicht] eine Schlange sdie so gern und oft an solchen Orten nistet Jes. 34, is: Am. b, 191 stechen. 9. »[Oder] Wer« Steine wegwcilzet kaug der Erde loebkichts der wird [leicht] Mühe damit haben ssich wehe thunsx und werHolz spaltet, der 582 Prediger 10, 10—20. 11«, 1—-3. wird [leicht] davon verletzt werden [wenn ihm die Axt ausfährt oder ein Splitter losspringt]. 10. Wenn ein Eisen [wie die Axt eines sol- chen Holzspaltertq stumpf wird und an der Schneide iingeschliffen bleibet, ffoj muß inan’s ·mit Macht wieder scharfen; also olgetanch Weisheit dem Fleiß [genai1er: so fchivingt er zwar die Axt und strengt feine Leibeskriifte an, aber vergeblich, er rich- tet doch nicht viel aus; siehe nun, ebenso ist’s mit solchen Narren, die in hohen Ehren, die ihnen nicht gebühren, sitzen und die Edeln verdrängt haben; was sie über- nommen haben, wird sie selbst bald wieder stürzen, denn ihr Herz ist eine stumpfe Axt, die trotz aller Anstren- gung nicht schneidet; dage en weit mehr Gewinn rin t’s, mit derWeisheitfleißig umzugehen, mit ihr demüthigem gelasseiien und dabei doch rührigeu Sinnes sein; das führt schneller und sicherer zum Glitck und zwar zum beständigen, wahren Glitck]. Die Weisheit hat unter Anderem auch diesen Vor- zug vor der Thorheit und dem Unverstand, daß sie den Menschen oder ihre Liebhaber und Besitzer unterrichtet und tüchtig machet, alles recht und wohl einzurichten, geschickt zu verrichten und auszuführen; ja daß sie auch alle die Werke der Thoren auf das herrlichste zu ver- bessern weiß. (Berleb. Bin) 11. sDrum gebrauche du vielmehr fleißig und zur rechten Zeit die Mittel, welche die Weisheit dir»darbietet; sei umsichtig und thätig; denn] Ein Waschert ist nichts besser, denn eine Schlange, die nnbeschivoren sticht. Genauer: 11. Ein Veschlnbrer [der die Kunst versteht, gif- tige Schlangen durch Zaubersprüche unschiidlich zu machen oder zu vertreiben,"] hat keinen Vortheil kvon seiner Zauberkuzists wenn die [giftige] Schlange eißt bot« der Beschloornng [und er es versäumt hat, seine Kunst rechtzeitig anzuwenden] E) Das hebriiische baal hats-schon kann allerdings auch der Schwiitzey Wäscher bedeuten, da es wörtlich: Herr der Zunge heißt. Da aber im übrigen Theil des Verse-s von der Schlangenbeschwörungskunst die Rede ist, so wird ,,Herr·der Zunge, Zungenfertige·r, Zungenkünfk ler« ohne Zweifel den Beschwörer bezeichnen, der es versteht, mit schneller Zunge mächtige Zaubersprüche leise zu Murmeln» — Vihllnzweifelhaft setzt hier der Prediger nicht blos die Möglichkeit, sondern auch das wirkliche Vorhandensein der Schlangenbeschwörungskunfh wie die- selbe auch jetzt noch im Orient vielfach geübt wird, vor- aus. Vgl. über dieselbe: 2. Mos. 7, 9 Anm.; Pf. 58, 5 f.; Mark. 16, 187 Lul. 10, 19). 12. [Nein, sei du nicht saumselig und schweige nicht, wo es Zeit ist zu reden; denn] Die Worte aus dem Munde eines Weisen sind holdselig [stif- ten überall Gutes und erwerben ihm die Gunst und Liebe der Herzen Spn 15, L. 26]; aber des Narren [gistige, verIäiimDerischeJ Lippen verschlingen denselben [richten ihn häufig zu Grund, daß seine Worte nicht mehr gehört werden, wenn derselbe nämlich die Zeit, sich Einfluß auf die Herzen zu verschaffen, versäumt Spn 15, 2; 10, 8. 21; 13, l6]. . 13. Der Anfang seiner sdes Narren] Worte ist Narrheit, nnd das Ende [derselben] ist [wiederum nichts als] schädliche [ihm selbst Verderben brin- gendej Thotheit [er mag reden, was er will, so ist vorn und hinten nichts Gescheidtes an seinem Ge- schwätz, sondern alles Unsinn Spr. 18, 7]. 14. [Aber nicht genug, daß sein Geschwätz so inhaltsleer und albern ist,] Ein Narr tnaehi [dazu auch noch] viel Worte [und zwar am allerliebsten über Dinge, die er gar nicht wissen und beurtheilen kann, nämlich über die dunkle Zukunft]; denn det Mensch weiß [aii sich fchonj nicht, was gewesen ist srichtigerx was in Zukunft gefchehen wird]; Und [noch viel weniger giebt’s Vorausverkündiger der Zukunft, denn] wer [unter allen Menschen ist so klug und] will ihm sdem Narren] sagen, was nach ihm werden wird [Kap. e, 1212 15. [Von solcher leeren Schwatzhaftigkeit ist aber seine geistige Trägheit und Ohnmacht die eigentliche Ursache:] Die Arbeit der Narren sist nicht viel werth; zwar thun sie zuweilen einen ge- waltig scheinenden Anlauf zur Anstrengung, aber es] wird ihnen [bald zu] faner [und so lassen sie auch bald wieder davon ab], weil man [besser: er —- auch das Leichteste und Allbekannteste plump angreift und nicht zu Stande zu bringen versteht; ja, wie man im Spriichwort sagt :] nicht Einmal] weiß [er] in die Stadt zu gehen kobwohl der Weg dahin der betretenste und am leichtesten zu findende ist]. Its. [Welch ein trauriger Anblick ist’s aber insonderheit, wenn sich solche leere, kraftlose Träg- heit auf dem Throne breit macht!] Wehe dir Land, deß König ein Kind ist [also ein Unbeson- nener Thor, der zum Regieren nicht taugt 1. Kon. Z, 7; Jef. s, 4. 12], uud deß Fürsten [schou] srithe [Morgens anfangen zu] essen [und so ihr Leben in schändlicher Völlerei zubringen Jef. 5, 11 ff] Obschon ein untüchtiger Regen: vielmals eines gan- zen Landes Last, Unheil und Fluch ist, so ist er doch, im Fall dagegen gehalten wird der boshafte Unfug und das schädliehe und verderbliche Frevel-Negiment des tollen, rasenden nnd unsinnigen Pöbel-s, wenn sich etwa derselbe von seinen Banden losgerifsen und in eine un- ordentliche, ungebührliche und ungebundene Freiheit sich selbst gesetzet, hiegegen für eine große und»hoh·e göttliche Gnade, Güte und Wohlthat zu achten, wie hiervon die alten uud neuen Zeiten mehr als genugsame Beispiele geben können. (Berleb. Bib.) 17. Wohl dir Land [dagegen], deß König edel ist, und deß Fürsten zu rechter Zeit essen, zur Starke nnd nicht zur Lust. « 18. (Denu durch Faulheit stnten die Balken seines Gebäudes bis zum endlichen Einsturz] nnd durch hinlcissige Hände wird das Hans [endlich] triesend [denn der Regen wird überall durch die nicht ausgebesserten Löcher des Daches und der Decken hereindringen; also auch das Gebäude des Der Anmaßung Gewaltthätiger gegenüber bewährt sich der Weise dnrch gottergebene Geduld. 583 Staates muß endlich in’s Verderben stürzen, wo faule, schwelgerische Narren an der Spitze stehen]). 19. Das macht, sie ssolche verderblich·e Herr? scherJ machen Brod zum Lachen shalten ihre Schmausereien unter Gelächter], nnd der Wein macht die Lebendigen [genaner: ihr Leben] er- freuen, und das Geld muß ihnen alles zuwege bringen. Darauf pochen böse errscher, das; sie mit ihren, dnrch Erpressungeri aufgeh "uften Schätzen stch alle Ge- nllsse verschaffen, allen Widerstand der Welt brechen und reichlich ihre Lust büßen können. 20. sMußt auch du unter solchen Machthabern leben, so sei, willst du nicht anders dich ohne Noth in’s Unglück stürzen, klug wie die Schlangen und] Fluche dem Könige [auch] nicht [einmal] in deinem Herzen und fluche sauchj dem Reichen [dem Für: sten, der im Rathe des Königs sitzt] nicht in dei- net! Schlafkammer; denn [in einem Lande, wo solche Narren auf dem Throne sitzen, kommt alles, auch selbst die nicht laut gewordene Gesinnung des Her- zens, wieder zu ihren Ohren, auch auf Wegen, die dir unbekannt und gänzlich unbegreiflich sind, gleichwie wenn] die Bd el des Himmels [davon] führen die [fluchende] limme [deines Herzens) nnd, die Fitlige haben, sagend nach sdrum leide und schweige, auf daß du dich als Weisen zeigest und trotz der Trübsal glücklich bleibest]. Das 11. Kapitel. gntthäiigtieit zu üben, iingsiliche sorge zu meiden· IIL v. 1-—Kao. 12, 7. In diesem Z. und letzten Theile der Sehlußrede seines Baches faßt der prediger - freudigen Sinnes und siegreiihen Glaubens noch einmal das ganze Resultat aller vorhergehenden Tronreden und Betrachtungen zusammen. was er früher schon öfters hat durchieuchten lassen, nämlich daß der lebendige Glaube doch endlich Herr werden müsse über alte An— erhlnngen, welche die Trübsale und sedrüngnisfe dieser elt dem sollte Gottes bereiten, das entfaltet er hier mit einer Sprache von höchster Poesie, erhabensiem Schwung, reichsiem Schmnelk in welchen: sich die tiefsin- nigslen, lelsensnollsten, überraschendsien Bilder an einan- der drängen, znr nolliionnnensien Klarheit nnd Gewißheit. Der Grundgedanke des ganzen Zlbschnitts ist, daß Wohl— thütigleeitz Kernfstreny heiterer Genuß des Eebens und nngehenchelte Goitessiirlht bis in’s hohe Jlller der einzig sichere Weg zum dauernden Glüelt seien. Dies wird, eben weil alles, was früher in dieser Beziehung, zer- flrent zwischen ausgeworfenen Zweifeln, trüben Schilde rangen nnglüntlicher Zeitoerhättnisse und Zlusbrüehen bitterer Gefühle der Gottnerlassenh·eit, gesagt worden war, noch einmal znsammengefaßt werden soll, fafl ohne alle tteirnisazuug derartiger ttelrachtniigen über die traurige Gegenwart nuseinandergelegt Gs theilt sich das Ganze aufs diatürlichsie in 3 Strophem deren erste zur Wohlthätigkeit, als einer den reichsten Segen über den Geber selbst bringenden Tugend, und zu unverdrosse- ner, treuer Erfüllung des gottgegebenen Berufs ermahnt w. 1-—6); die zweite fordert znnc frohen, harmlosen, aber dabei stets des einsimaligen Gerichtes Gottes ein— gedenli bleibenden Gennsse der Güter dieses Lebens, be— sonders in der rasch vorbeieilenden Zeit des jugendlichen Alters, aus (iit· "7———10); die dritte ermahnt, Gott von Jugend ans zu fürchten nnd es nieht bis in’s Greifen· alter zu verschieben, weil dies die Zeit sei, in welazer sikh der God durkh allerlei Schreiben sthon unbändige. Die Sshilderastg dieser Zeit des absterbenden Lebens zeichnet sich durch die sinnigsteu und mannigfaltigsten Bilder aus der dialnrwelt aus Man. l2, 1—7). I. Las; dein Brod [oder was du sonst an Lebensmitteln nnd Vermögen hast] nber das Wasser [hin] fahren szu wem es immer will; streu es reichlich aus unter die, welche hungrig sind, frage nicht viel, wer es ist, der’s empfängt, ob er’s auch recht würdig sei, hoffe anch keinen Gewinn, keine Vergeltung davon Lnk. S, 33 f.; 16, I; Spr. It, 24 f.]; so wirst dn es [aus der vergeltenden Hand Gottes, dem du’s geliehen, einmal ganz unverhofft wieder] finden aus lange Zelt [in der langen Zeit deines Lebens; eine reiche Ernte wird dir durch Gottes Segen aus solcher Aussaat auswachsen Spr. II, 17; Gal. 6, 93 1. Tim. G, 18 f.]. Thne wohl, tvirf dein Brod in’s Wasser; einst wird dirhs zuritckge eben werden. (Arabisches SpritchwJ Gieb frei weg jedermann, was du vermagst; denn es rnöchte die Zeit kommen, du thiitesks gerne und wirst’s nicht können. (Luther.) Leicht ist solche Ueberfahrt, in Sicherheit bringen wir dort hinüber, in einer unan- greifbaren Schatzkammer bergen wir, was alles wir dnrch der Elenden Hände sortsenden. (Chrysostomus.) 2. Theile swas du besitzen] aus unter sieben nnd unter acht [d. i. unter»viele, j»a sehr viele]; denn du weis-est nicht, was fur Unglucl ans Erden snoch über dich] konimen wird swo du dann der Liebe und des Beistandes derer, die deine Liebe er- fahren haben, dich gar sehr erfreuen wirst Lut. 16, 9]. Selig sind demnach die fröhlichen Gebet, denn es wird ihnen wieder gegeben werden mit reichem Wucher! Ach, so gebe man doch mit Freuden nnd denke, daß man’s, Gott dem himmlischen Vater leihe! Es ist außer Gefahr, verloren zu gehen, was die Rechte giebt, ohne es die Linke wissen zu lassen, und wird alles von ihm in seinen Denkzettel geschrieben. Man wird es wieder finden in der Auferstehung der Gerechlen und deren Einkünfte in der Ewigkeit der Ewigkeitein (Berleb.Bib.) Z. sLaß aber alles aus der zwingenden Macht der Liebe deines Herzens hervorgehen, gleichwie] Wenn die Wolken voll sind, so geben sie [mit Nothwendigkeit reichlichen] Regen ans die Erde [also, wenn das Herz voll ist, strömet es Segen ans Joh. 7, 383 Spn 25, 14; Sir. 35, 24]; und wenn der Baum [vom Sturmwind getroffen] fällt, er falle sauf einen Acker] gegen Mittag oder Mitternacht, auf lvelchen Ort er fallt snnd wem er immer zu Gute kommt], da wird erliegen [und irgend jemandem zu Theil werden; also ist’s auch mit den Gaben wahrer Liebe; mit innerem 584 Zwange werden sie gegeben und wem sie immer zu Theil werden, ihre Segenssrucht geht nimmer .verloren]. Viele, besonders ältere Ausleger, deuten diesen Vers in feiner Z. Hälfte auf die Unaufhaltsamkeit und Unent- weichbarkeit der göttlichen Schickungem besonders des Todesgeschicks; aber offenbar paßt diese Deutung gänzlich nicht in den Zusammenhang. 4. [Sei ferner nicht allzu zaghaft und bedenk- lich bei der Aiisrichtung deines Berufs; denn] Wer sallzuvielj auf den-Wind achtet sund inimser noch besseren abwarten will], der siiet ssschließlich gar] nicht; und wer sallzu sehr] auf die Wolken siehet [und immer noch helleren Himmel -haben wills, der erniet lschließlich gar] nicht. Z. Gleichwie dn [die großen Geheimnisse der Schöpfung nicht verstehst, z.»B.] nicht weißt den Weg des Windes [von wannen er kommt und wohin er fährt Joh. Z, 8], und wie die Gebeine- [des menschlichen Körpers] im Mutterleibe [wun- derbarj bereitet werden [Ps. 139, 13 ff.]; also kannst dn auch Gottes Werk [was er in der Zu- kunft, sei es in deinem Leben, sei es im Lauf der Natur thun wird] nicht wissen, das er thut überall [genauer: welcher alles wirket, das Wollen und das Vollbringen, in dessen Händen all deine Arbeit und ihre Frucht, Anfang und Ende stehen. Drum vertraue ihm von ganzem Herzen und greife deine Sachen mnthig und riistig an]. s. [Dabei sei unablässig thätig in allem, was dein Beruf mit sich bringt:] Frühe [am Morgen] fiie deinen Samen, und laß deine Hand [auch] des Abends [noch] nicht ab; denn du weißt nicht, ob dies oder das [andere, was du im Laufe des Tages gethan] gerathen wird släßt dir der HErr das Eine mifzlingen, so läßt er dir wohl das An- dereglückenjz nnd ob es svielleicht gar] beides [so- wohl was du am Morgen, als was du am Abend gearbeitet, also all dein Thau] geriethe, so wäre— es desto dessen* »Es) Nach dem Grundtext hängt dieser letzte Satz auch noch von: »du weißt nicht« ab und lautet wörtlich: »und ob beides zugleich gut sein wird«"d. h. ob nicht von deiner Arbeit ein Theil ohne Frucht nnd · Erfolg bleiben wird. 7. [Und wahrlich das Leben auf Erden ver- dient es, das; man eifrig für dasselbe sorge; denn] Es ist das Licht [des Lebens jedermann] süße szu genießen], nnd den Augen lieblich die Sonne zu k M. shSo groß auch die Leiden dieses Lebens·sind, so mannigfach die Eitelkeit, der die Erde seit 1. Mos 3 unterworfen ist, so traurig die Zeitverhältnifsu dennoch bleibt es wahr, daß das Leben ein Gut ist, und es ist die Aufgabe des Wortes Gottes in einer Zeit, da triibselige Kopfhängerei in der Gemeinde Gottes überhand genoni- men, ihr diese Wahrheit einzuprägen. (Hengftenberg.) s; -[Ja,] Wenn ein Mensch lange Zeit lebet, nnd ist fröhlich in allen Dingen, so gedenkt er Prediger II, 4.— 10. to, 1-—4. doch nur der bösen Tage, daß ihrer so viel ist; denn alles, was ihm begegnet ist, ist eitel. Genauer: Wenn [auch] ein Mensch lange Zeit lebet, so»so·ll er·doeh in allen seinen Lebenstagen hklcolismeitijtioejildjeb drbtertinb oesnit Ich« kbieeflitieLablch it« · , r a e e en im Todtenreiche ohne Freude, ohne Lob Gottes, ohne den Aätblick des Sonnenlichts sein wird] gedenken, daß i rer doch viel sein werd ns denn its, w s · diese Welt kommt], ist eiteel sdor allgme der Weise; gleich dem Grase auf dem Felde, das da frühe bliihet undxesdslbenxä gtbgehcguerxh wird und verdorret]. - eit em ri us ur seinen Tod, s" «·ll - fahrt und Auferstehung dem Tode die Machtaxxnsixniijn und Leben und unvergäiigliches Wesen an’s Licht ge- Pkkfxiiiixs HEFT-USiikksåe«mGiä"bsg"i M« Ædmgriki e r, on ern eine eee wird bei Christo sein und dort der vollkommenen Selig- ge« die Zxluferbstehbtkncgkf entfgegenharäew Zllfso ist gilt: en rt en er in i au das s atten a te en im Tgdåenreiche auch keinDGrund mehr, sich seines irdi- TiieksskaåkkgkikixikkäpkukIriD skikikkcikhfwåxkskpiik mes Gemüth wird die Lichtseiten in dem irdischen Da- fgin kferausfinden und fich in herzlicher Dankbarkeit irer reuen. Das 12. Kapitel. Von Izeschworliohlieit des Alters, und gottes Hckichtx 9. [Darum] So freue sinsbesondere du] dich, Jüngling, in deiner Jugend [denn sie ist dir von Gott gegeben als die Zeit, in welcher du mehr als später dein Leben heiter und froh genießen kannst und sollsi], nnd laß dein Herz guter Dinge sein in deiner Jugend. That, was dein Herz nistet, und deinen Augen gefällt; und sdochs wisse, daß dich Gott [am jüngsten Tage] um dies alles [was du thust in der Freude und im Ge- iiusse deines Lebens] wird vor Gericht führen [drum laß anfrichtige Gottesfurcht und heilige Scheu vor der Sünde und dem Zorne Gottes allzeit dein Herz erfüllen und regieren nnd deine Freude in Schranken halten««]. 10. Laß die Traurigkeit [die trübe Sorge, die dem späteren Alter so nahe liegt] aus deinem Herzen, »und thue das Uebel shalte jegliches Un- glück, das deinen Lebensmorgen trüben könnte, fern] von deinen: Leibe; denn Kindheit nnd Jugend [genauer: Jugend uiid MorgenrothJ ist eitel sfchwinden beide schnell dahin; wer sie nicht aus: beutet, ist bald um die schönste Zeit seines Lebens betrogen] E) Die Liebhaber der eiteln Luft und elenden Ergötz- lichleiten meinen Wunder, was sie an diesem Spruch für einen Schirm haben.. Aber es gehet ihnen dabei, wie dem JohannL als er das Büchlein, das ihm der Engel reichte, verschlang. Die erste Hälfte und der An« fang ist honigsttß und Wasser auf ihre Mühle. Aber Der lebendige Glaube muß endlich Herr werden liiberhalle Anfechtungen dieser Welt. 585 wenn sie die Weltfreude und die Wollust iii deii Bauch gefchluckt, dann kommt das Krümmem welches ewig wiihret uiid Leib und Seele angreist. Dem kann man inin eiitgeheii durch fleißige Vorstellung des künftigen Gerichts, deni keiner voii uns entgehen kann, und wenn wir alle unsere Freude damit würzen. (Berleb. Bib.) Fast wäre ich versucht, diesen ganzen Vers als eine i«onie aufzufassen, weil es nicht gut klingt, wenii je- mand in den Wegen feines Herzens wandelt. Alleiii 1nan muß beim Inhalt iind Zusammenhang des Verses bleiben. Der Vers. will sagen: Wenn das Herz recht beschaffen ist, so wird Lust und Freude nicht schadeii, nur sei es die wahre Freude, welche iiicht verderbt und zerstört. (Luther.)« Es fragt sich, von welcheni Ge- richt hier die Rede ist, von einem diefseitigen oder jen- seitigeii, von einem Gericht iii diese-n oder in jenem Leben. Viele denken dabei an die natürlichen Folgen menschliaher Handlungen, wonach das Leben des Menschen hier seinen Lohn findet, also Gott für das Gute ihn belohnt, für das Böse ihn bestraft, folglich an die von Gott in diesem Leben angeordnete Vergeltung (Kap. Z, 26; 7,17. 26; 8,12f.; Spr. 5, 21 ff.; I, 32; Pf. 34, 22). Allein die Redensarn »Gott wird dich in’s Gericht führen ,« will offenbar etwas mehr sagen als: die natürlichen Folgen deines Thuns und Lafsens werden dich treffen. Sodann ist es dies« eben, was der Prediger vielfach in Abrede zieht, daß der Menfch von den natürlichen Folgen seines Lebens getroffen werde, was ersam stärksten am Schlusse seiner vorigen Rede (Kap. 7, l5; 8,14) und am Anfange dieser Rede (Kap. 9, 2 f.) hervorhebt. Er würde sich demnach hier geradezu widerfprechen; -er würde die Hauptabsicht dieser Rede, die offenbar dahin geht, das unerforschliche Wal- ten Gottes in« der willkürlichen Vertheilung des Lebens- glücks, das oft dem Untoürdigen zu Theil werde, zu» beschreiben, mit Gewalt nnd ohne Grund zerstören, wenn er hier an eine diesseitige äußere Vergeltung er- innerte. Man könnte somit nur, wie in Kap. s, I2s., an eine innere Vergeltung denken, an den Frieden oder Unfrieden des Gewissens, der unser Thuii und Lassen begleitet. Allein für diesen dem Alten Test. nicht unbe- kannten Begriff (Pf. 32,-3 f.;· Jef. 48, 2·2; 57, 2l) kommt der Ausdruck Gericht nicht vor und wäre auf dem alttestamentlicheii Standpunkte höihst unpassend. Vielmehr bezeichiiet die hier vorkommende Redensart (Pf. »143, 2; Hiob 14, 3), sowie der Ausdrnck ,,Gericht« überhaupt, so oft er vorkommt, immer äußere Bethäti- gungen und positive göttliche Rechtfertigung und Erlö- sung oder Strafen nnd Züchtigungen (Ps.· 7, 7; Jes l, 7;46,16 u. a.). Es bleibt somit nichts übrig, als an ein Gericht nach dem Tode, also das jenfeitige Gericht zu denken. (Vaihinger.) Kqp. 12, V. 1. lWillst du aber wahre Herzensfreude haben, so kannst du das nur in Ge- ineinschaft mit dem, der aller Freude Urqnell ist:] Gedente sstets mit Beten,·Loben und Danken] an deinen Schopfert [schon] m deiner Jugend» ehe denn die bösen Tage kommen [in denen du nicht mehr so leicht zur Erkenntniß und Furcht Gottes kommen möchiestL nnd die Jahre herzutreteiy da da wirst sagen: Sie gesallen mir nicht; · · it) Es ist damit mehr gesagt, als wenn der Prediger nnr Gott nennet »hätte. Denn also wird das Recht gar deutli angezeigt, das Gott zu deni Menfcheii hat, nnd die Wohlthaten, so er dem Menschen erwiesen hat, nnd wie der Mensch daher auch gänzlich von Gott·ab- hängig zu sein schuldrg sei. Jn der edlen Zeit deiner Jugend wende dich feiii bei Zeiten zu Gott, und opfere nicht die Blüthe derselben dem Teufel, daß du erst die Hesen des Alters Gott bestimmen und das Werk der Bekehrung bis dahin aufschiebeii wolltest. (Berleb..Bib.) Mk) Jn der Jugend hat der Mensch frische Kräfte des Geistes und des Körpers; lebt er iii der Jugend rein und flerkenlos, so werdeii ihn die späteren Uebel des Lebens nicht so nieder-drücken. Jm Alter erst sich zu Gott wenden, heißt das Leben verloren haben. Wie kann nian mit beflecktem und schuldbelastetem Leben vor den Richter gehen? (Vaihinger) 2. [Ja schon in deiner Jugend, der Morgen- röthe deines Lebens, gedenke deines Schöpferss Ehe. denn die Sonne [herzinniger, sorgenlofer Lebens: freude] und das·[heitere] Licht sdcr Lebensluft] Mond Und Sterne lungetriibten Lebensglücks] fin- ster werden, und sdunkles Wolken [der Trübsal immer] wiederkommen nach dem [eben gefaIIeneiIJ Regen [wie es im Herbst und Winter zu sein e t « Pf! Eis heil. Schkisk nennt Trost und Giiick nicht, und Trübsal insterniß oder Nacht So will der Pred. nun sagen: E e denn konimt das Alter, da weder Sonne noch Sterne dir leuchten, da die Wolken wieder kommen nach dem Regen, d. i. da eine Trübsal nach der anderen kommt. An jungen Knaben, an Jünglingeiy am rechten vollkoninienen Mannesalter, da ist noch etwas Freude, da geht es noch— also zu: nach einem Regeii kommt ein schöner Sonnenschein; das ist, ob unter Zeiten Trübsal vorfällt, so kommt wieder Freude und Trost. Aber das Alter hat keine Freude, da kommen die Wolken wieder nach dem Regen, ein Un lück über das andere, ein Wetter über das andere. (Zuther.) Z. [Ach, wie gebrechlich nnd befchwerlich wird dann je mehr und mehr das Leben !] Zur Zeit, wenn die Hüter im Haufe sdes Leibes, iiänilich Arme und Hände, die das Amt haben, deu Körper Vor Schaden zu bewahren, anfangen zu] zittern, nnd sich saus Schwäche und Schlaffheit] krümmen sund endlich zusammenbrecheiq die Stat- ken [wörtlich: die Männer der Stärke, näm- lich die Beine, die mächtigen Stützen des Leibes, die einst wie Marmorsänlen feftstandeii Hohn. b, 10], und müffig stehen die Müller [ivörtllch: die Müllerinneih die Zähne, welche, dienenden Mägden gleich, die Speisen zermahlcn], sdaruinj daß ihrer so wenig worden ist, nnd [nach und nach] finster werden sdie Augen] die Gesichter durch die Fenster sgenauerx die da, Herren gleich, hinausschauen durch die Fenster der Wimpern]; 4. Und fweiinj die Thiiren auf [nach] der Gasse [nämlich der Mund, der mit den beiden Lippen einer sich] öffnenden und schließenden Thüre, durch welche das Gemüth des Menschen durch seine Rede der Welt sich offenbart, zu vergleichen ist, allmählichj geschlossen werden, Darum] daß die fsonst klappernde] Stimme der Mülleriii lgenauen der Mühle, nämlich des Zähnewalles] leise wird« [indein die Worte, die sonst an der Mauer der Zahnreihe ihre natürliche Schallioand fanden, klang: 586 Prediger 12, 5—-12. los und matt werden], nnd [man früh Morgens schon] erwacht, wenn seben erst] der Vogel singt [oder besser nach dem Zusammenhang: und sie, die Stimme der Rede, sich nur erhebet zur zirpenden Stimme des Sperlings], und sich bitlkeu [genauer: leise und zitterig tönen] alle Töchter des Gesangs [d. i. alle Lieder, die der greife Mund etwa noch zu singen versucht], 5. [Zur Zeit] Daß [ da] sich auch die Hohen fürchten, nnd scheuen auf dem Wege sgeriauen da man sich fürchtet vor den Höhen, weil der Athem mangelt und die Beine die Stütze ver- sagen, und allerlei Schrecknisse auf dem Wege begegnen, Hindernissh denen schnell auszu- weichen die Kraft und Gewandtheit fehlt, und die darum Schrecken bereiten]; wenn szur Winterzeit] der Mandetbaum [bei ganz nacktem, blätterlosem Stamme röthlichj bliihet [iind dann seine allmäh- lich weiß gewordenen Blüthen gleich Schneeflocken zur Erde streut -—; ein Spiegelbild des winter- lichen Greisenalters mit seinen fallenden Silber- haarenL und die sAbends zirpende, singende] Henschrecke [oder Grille] beladen [genauer: Einem zur Last] wird, nnd [überhaupt] alle Lust szur Freude und zum Genusse des irdischen Lebens] ver- gehetz — denn der Mensch fährt sdann bald] hin szum Grabe] da er ewig bleibt sund nicht wie- derkehrt in dies irdische Leben], und die Klciger [welche den nun bald Sterbenden mit ihren Trauerliedern zum Grabe geleiten follen, machen såhssbereit und] gehen EschonJ umher auf der a e; — 6. [Ja, gedenke deines Schöpfers V. Z] Ehe denn der silberne Strick san welchem die goldene Oellampe, das Abbild deines edlen Lebens, hänget] weg komme szerreiße und losgehe], und die giildene Qnelle verlaufe [genauer: und also das güldene Gefäß deiner Lebenslampe zerbreche«], nnd der Eimer« [deines Odems, mit welchem du Luft des Lebens schbpsest, vor Trockenheit und Alter] zerliiche [eigentlich: zerleche, wie Luther schrieb, d. i. zerspringe, zertrümmert werde, vgl. leih, leck] am Born sdes Luftmeeres], nnd das Rad [mit welchem du bisher das Wasser des irdischen Lebenshauchs emporgewunden, mit einem Male durch Gottes gewaltige Hand] zerbreche am Born [und der Kreislauf deines Lebens also stille siehe] V) Der menschliche Körper ist also als Gefäß ge- dacht, in welchem, wie in einer Lampe das Oel, so das Blut, der Träger der Seele oder des Lebens enthalten ist (3. Mos. 17, 14). Gleich dem kostbaren Oele jener saeharjanischen Leuchter, welches in Sach.4, 12 geradezu als ,,Gold, Goldflüssigkriri bezeichnet ist, ist auch das Blut, das vorzugsweise edle, kostbare Fluidum im menschlichen Organismus, nnd wohl mit Be ug aus es, »als die Bedingung seines Lebens und Gedeiåenm wird daher dieser Organismus hier selbst als gol en be eith- net. (Ziickler.) Wenn der Silberstrick von der mpel weicht, so zerschellt die Ampel voll Geldes. Der Leib wird zum Aas, und das Licht des Geisteslebens, dessen Behälter er war, geht ihm verloren. (Delitzseh.) VI) Vielleicht ist Eimer Symbol des Herzens und das Rad des Ziehbrnnnens Symbol des Athmungss apparates. Denn HIW Verbrechen) ist ein übliches Schriftwort von den: in den Zustand des Todes oder der Todesnähe gerathenden Herzen; einem Eimer aber kann das Herz wirklich verglichen werden im Verhält- niß zu dem den Leib durchquellenden Blute. (Delitzsch.) 7. Denn der Staub sdes irdischen, gebrech- lichen Leibes] muß wieder zu der Erde kommen, wie et [von Anfang Staub] gewesen ist, und der Geist sdie vernünftige, unsterbliche Seele] wieder« zu Gott, der ihn gegeben hat [auf daß er dort, dem Tode und Gerichte entnommen, bei Gott ewiglich lebe 1. Mot 2, 7; Pf. 104, 30]. Die Seele muß sich nach ihrem Abseheiden vor Dem stellen, aus dem sie ihren Ursprung hat, um von ihm ihr Urtheil zu empfangen. Nur daß die Seele dereinst zu Gott als ihrem Richter zurückkehren muß, ist geeig- net der Ermahnung: ,,Gedenke deines Schöpfers« Ein- gang zu bereiten, nm welche sich der ganze Abschnitt bewegt: Gedenke deines Schöpfers, damit du nicht erst eiiiverfehltes irdisches Dasein zu beklagen habest und dann nach dem Tode seinem Gerichte verfallest. Gen«- sienberg.) Eben deswegen sollte sich ein Mensch wohl bedenken, wie er hier lebte und handelte, weil er fich doch nicht wird entbrechen können, vor Gott zu erschei- nen. Die Seelen kommen ans der Ewigkeit auf diese Welt, als auf ein Theatrum Da präsentiren fie dann izre Personen, ihre Affekte nnd Leidenschaften, was in i nen ist von gut und bös. Wenn sie nun gleichsam genug agiret haben, müssen sie wieder abtreten, und ihre Personen, die sie präsentiret haben, müssen sie wieder ablegen, und treten blos in’s giittliche Gericht, wie sie sind. Eben dies sieht man an Sterbenden augenschein- lich, wie das die größte Arbeit und An si ei ihnen macht, daß sie nun auf dem Wege zu ott begrifen sind. Wie zittert und bebt da nicht der ganze Men ! Zumal wer sich keines versöhnten Zutritt-s getrösten mag! —- So allgemein solcher Ausspruch ist, daß alle Menschen wieder zu Gott kehren follen, so ist doch ein großer Unterschied unter denselben. Die meisten kommen wieder zu ihm als zu ihrem beleidigten Herrn; etliche aber als zu ihrem gnädigen Erbarmer, Freund nnd Vater. -— Weil denn nun das Kommen zu Gott gewiß und unausbleiblich ist, so möchte dies wohl unsre aller« nöthigste Sorge sein, daß wir augenblicklich bedacht wären, wie wir zu Gott recht kommen möchten. (Berleb. Bib.) Viel Gewicht ist auf unserem Vers in dein Streite über den Ursprung der Seele gelegt worden. Kehrt die Seele zu Gott zurück, so schlossen die Verthei- diger des Creatianismus, so muß sie auch von Gott ihren Ursprung haben, nnd nicht von den menschlichen Eltern. Die Vertheidiger des Traducianismus ant- worten: die Rückkehr des Geistes zu Gott beziehe sich auf die Ersehaffung des ersten Menschen. Diese Ant- wort wird man kaum als genügend betrachten können. Die Rückkehr der einzelnen Seele zu Gott hat nur da« rin ihr genügendes Fundamenh daß die einzelne Seele unmittel ar aus Gott ihren Ursprun hat, und der Creatianismus muß nach unserm Stan Punkte Wahrheit haben, wenn auch diese Wahrheit nach den bedeutenden Gründen, welche für den Traducianismus sprechen, nur eine einseitige sein kann. Es gilt die beiden scheinbar entgegengesetzten Ansichten mit einander zu vermitteln. Wer glücklich leben und selig sterben will, muß Gott fürchten und lieben. 587 Gengstenbergh Jeder Verdacht des Epikuräismus (der Lehre, das irdiiche Glück bestehe nur im frohen Genuß des Lebens) oder einer frivol zweifelsüchtigen und mate- rialistischeu Gesinnung als Hintergrunde-s fiir die vor- aus egangene Aufforderung zur Lebensfreude muß An- esi ts des furchtbaren Ernstes dieser abschließendeu ginweisung auf Tod und Ewi keit verschwinden, und zwar dies um so mehr, da an fchon das jener Mah- nung zum frohen Lebensgenusse Vorangehende dentlich enug von dem tiefen Lebensernfte und der Gediegew seit der sittlichen Weltansicht des Verfassers zeugt. (Zockler.) B. Der Schluß unseres snchs W. li—14) wirst noih einmal einen kurzen still; anf das Ganze znrörti und er— mahnt eindringlich, die ausgesprochenen Wahtheiten wohl zu beachten und anzunehmen. Jlbsichtlich beginnt der pre- diger mit demselben Klageruf über die Eitelkeit alles Irdi- sihen, mit welchem er sein Zuih aukh eröffnet halte, und weliher als eine hanptwahrheit gleich einem vielfältigen Echo dnrih das Ganze hindurch getönt hatte. iloch einmal wtll er damit dem Leser lebendig znm sewiißtsein bringen, daß, wer gelröstet werden will, vor Jlllem die ilichtigtieit und Vergiiugliitzkeil alles irdischen und menschlichen Wesens erkennen und zu Herzen nehmen müsse. Die Wahrheit dieses einen Resultate seiner setrakhliingen nnd Erfahrungen bekröfttgt er sodann erstlich dadurch, daß er heevorhebtz er, der dies sage, sei nicht ein litt-berufener, sondern einer, der göttliche Weisheit selbst besitze und auch lehren könne W. 8-1l); sodann dadurch, daß er auf den gewaltigen Gras, das nngeniein Wichtige nnd seherzigeuswerthe des von ihm Gelehrten hinweist. hier wiederholt er auth in kurzen Worten die andere, tröstlichere Seite des Resultate seiner Reden, nämlich, daß, wer glücklich leben und selig sterbeu wolle trotz der allgemeinen Eitelkeit, Gott fürchten müsse, bis einst am Tage des Gerichts alle Räthset nnd Widersprüche dieses Grdenlebens gelöst und ausgeglichen werden würden W. 12——14). So zeigt er, wodurch und wann einmal die beiden einander gegenöberstehenden Ue— snltate seiner Reden ihre Versöhnung und höhere Ausglei- chung sinden werden, nnd giebt damit zugleich den Schlüssel zum Verständnis seines Buches. » 8. Es ist Alles ganz eitel, sprach der Predigen ganz eitel sKap. 1,·2], » S. [Und nun ist noch übrig zu sagen :] Det- selbe Prediger war nicht allein sfür sich selbstj weise-« saue Gott], sondern lehrete auch das Vol! svurch solche Weisheit] gute Lehre, nnd merkte ler- wog der Menschen Thun und Treiben nnd ihre SchicksaleL und fvtfchete [ob er das weise und gerechte Walten Gottes. in der Welt fassen möge], nnd ftellete [darnach] viel [Weisheite-] Sprache [auf, in denen er seine Beobachtungen und Erfah- rungen zusammenfaßte und niederlegte, wie solche im Buche der Sprüche anfbewahret sind]. 10. Er suchte, daß et see-J fande sden gottlie- benden, aufrichtigeii Seelen] angenehme fund er- quickliche] Worte, Und [so] schrieb [er denn auch] techt [genauer: Riihtiges, Zuverlässiges, nämlich] die Worte der shimmlischeiy beseligenden] Wahrheit snnd also der ächten Weisheit von oben]. 11. Diese Worte der Weisen swie solche be- sonders in dem Buche Hiob, den Sprüchen und diesen meinen Reden, darnach aber überhaupt im Kanon des ganzen A. T. niedergelegt sind] sind swie] Spieße [oder Stacheln, die tief in die Her- zen dringen nnd den alten Menschen verwunden, um ihn ewiglich zu heilen] und Nägel, geschrieben durch die Meister der Versammlungen genauer: und gleich eiiigeschlagenen Nägeln sind die Sammlungen dieser WeiSheitSsPrücheJ Und swas insbesondere die in diesem Buche zusammen: gestellten anbelangt, so wurden sie nicht, wie die in anderen Sammlungen, von vielen Weisen, fon- dern allefammt] von Einem seinzigenj Hirten [d. i. einem Priester und Lehrer einer Gemeinde Gottes, nicht einem einfachen Weisen] gegeben.«· «) Schwerlich hätte Salomo selbst so von sich sagen können, ohne dem Vorwurf des Selbstlobes zu verfallem Und auch ein anderer, der das Vorliegende mit Bezug auf ihn fchrieb, würde damit im Grunde etwas Mattes und Unpassendes ausgefagt haben, vorausgesetzt, daß er wirklich alles Ernstes den historischen Salomo im Auge hatte. Weshalb schon hier der fiktive (erdichtete) Cha- rakter des Predigers oder seine nur ideale Jdentität (vorgestellte Gleichheit) mit Salomo ziemlich deutlich hervortritt. (Zöckler.) —— VI) Die Worte der Weisen, überhaupt alle Worte Gottes, bleiben gleich eingeschlage- nen Nägeln so tief sitzen, daß sie kaum wieder aus dem Gemlith herausgerissen werden mögen. Sie fmd nicht nur von starker Wirkung und bewegen heftig bei ihrem ersten Angriff, sondern sie dringen dnrch Mark und Bein und lassen sich nicht leicht wieder vertreiben Hebr. 4, 12. (Berleb. Vib.) Diese Eigenschaft der heil. Schrift soll auch auf die Predigt übergehen: Sie ist nichts Werth, wenn sie die Vergleichung mit Stacheln und Nägeln zu scheuen hat; aber auch die Zuhörer follen es sich nicht verdrießen lassen, wenn ihr Stachel in sie eindringt. (Heugftenberg.) 12. »Hüte dich, mein sgeistlicherJ Sohn [den ich gern auch mit himmlischer Weisheit erfüllt sähe] vor andern IBücherIiJ mehr sdie sich dir als Füh- rer zur Weisheit anbieten und anpreisenz snche aber allein die wahre Weisheit, die du nur in den Sammlungen der heil. Weisheitssprüche sindest]; denn viel Büchermachens ist [heutzutage] kein Ende« szahllose Bücher aus den Händen derer, die and ihrem eigenen Geiste falsche Weltweisheit hervor- bringen, überschwemmen die Welt und bieten sieh jedermann an; laß sie fahren!], nnd viel predigen [richtiger: und sich zu sehr abznmühem näm- lich mit dem Lesen aller dieser falschen Weisheite- bilcherJ macht [nur] den Leib müde lbringt zwar geistige und körperliche Ermattung und Abspan- nnng zu Wege, giebt aber dem Herzen und Ver- stand keine Erquickung und Stärke; weit besser ists, Ein Buch voll wahrer Weisheit mit Nach- denken zu durchforschen und sich an feinen Wasser- quellen zu erfrischen]. «) Eine solche krankhafte Sucht der Produktion von allerhand mittelmäßigem uud auch fchädlichem Stoff zur Befriedigung der ebenso großen Lesetouth der Zeitge- nossen stimnit ganz mit den späteren Zeiten des Juden- Iilzbums als der Zeit der Abfassung unseres Buchs nein. 588 13. Laßt uns snnn endlich noch einmal] die Hauptsnmme aller Lehre kdieses Buchesj hören: Fürchte Gott, und halte szum Zeug- niß dessen] s eine Gebote sinmitten und trotz der Eitelkeit aller Dinge dieser Welt]; denn das ge- hört allen Menschen [als" ihre heiligste und erste Pflicht] zu. 14. Denn ses handelt sich nicht um das glückliche Leben in dieser Welt, sondern um das Wohlgefallen Gottes am Tage des Gerichts :] Gott Prediger 12, II. 14. Hohelied 1, 1. ist, es sei gut oder böse [Rom.2,16; 1. Cor. 4, 5]. »Man kann den Glauben an ein persönliches Gericht, zu welchen: stch der Predigey wie aus einen sonnen- hellen Bergesgipfel, von wo er alle Schatten nnd Streiflichter seiner Betrachtungen trinntphiretid liber- schant, emporgehoben fühlt, aus seinem Buche nicht aus- löschen. Er sagt, daß jede That gerichtet werden wird, was doch nach seinen eigenen Erklärungen hienieden nicht geschiehtx er behauptet, daß sogar das Verborgene, auch die Gedankens also, gerichtet werden sollen, was noch bestimmter nur von der Zukunft erwartet werden kann.« wird [einst] all-e Werke vor kein] Gericht bringen, stammt allem] das Uetzts verborgen Schlußbemerkung« zum Wenig« Salomo. »Was Pieus von Mirandola von der gesammtett heil. Schrift anssagt: tiichts bewege und tiberzeuge uns stärker, als das Lesen der heiligen Schrift, und dennoch seien es nur einfältige Worte ohne Kunst, die nnsiiberwältigtetq allein eben diese Worte seien lebendig, beseelt, flammend, tief in den Geist eindringend nnd schafften den ganzen Menschen um —— das gilt wahrlich auch von unserem Pathe. Jm Einklang mit den Zeitverhältnissen geht die Weisheit hier in Kuechtsgesialt und in gar ärmlichem, ungeschmücktem Gewande einher, aber ihre Worte sind Stacheln und Nägel, und es wohnt ihnen eine Geist und Gemüth erfrischende und heiligende Kraft ein.« Darum empfiehlt es auch Luther mit besonderem Nachdruck als ein .,edles Büchlein, welches aus guten Ursachen sonderlich werth wäre, das es von allen Menschen mit hohem Fleiße täglich gelesen würde, als ein Buch, dessen Weisheit alle Weisheit unter der Sonne übertressez denn es lehre, daß jedermann sein Amt» in Gottesfurcht mit Fleiß .thue und darum sich nicht ängstige, ob es nicht geht, wie er gerne wollte, sondern sich zufrieden gebe und in allen großen und kleinen Sachen Gott walten lasse-«, als ein Trostbuch für jedermann, sonderlich für Fürsten und Könige, Hirten und Lehrer (wie auch Friedrich der Gr. den Prediger mit besonderer Vorliebe las nnd ihn einen rechten Fürstenspiegel zu nennen pflegte) Daß das Buch in anderer Weise als die prophetischen Bücher von dem heil. Geist gewirkt und eingegeben worden, daß es ferner, tvie in der Erklärung bereits nachgewiesen wurde, nicht von Salomo selbst geschrieben sein kann, thut seinem hohen, göttlichen Werthe in keiner Weise Abbruch. Fassen wir hier noch einmal kurz zusammen, was in Bezug auf seinen Verfasser und Ursprung als ziemlich zweifellos angenommen werden kann: Der Prediger wurde von einem in der Erfahrung und seinen: Amte alt gewordenen Priester und Lehrer des Volkes Gottes zur Zeit des Propheten Maleachi. Esrcks und Nehemicks (zwischen 450 n. 400 v. Chr.) geschrieben, in einer Zeit, in welcher besonders die Führer und Lehrer des Volks, aber auch alle Gläu- bigen, wegen der trüben Zeitverhältnisse unter dem Drueke der persischen Weltherrschaft des Trosies und der Aufrichtung bedurften, wenn sie nicht der Versuchung, an der Erfüllung der göttlichen Verheißungett zu verzweifeln, und einem oberflächlichen Pharisäismus oder frioolen Sadducäismus anheim fallen sollten. —Um seinen Zweck desto besser zu erreichen, legte der Vers. die Gottesweisheit, die er zu geben hatte, dem größten Weisen und Könige des Volkes, dem Begründer und Llnsänger der Spruchweisheit und der Weisheitsschulem wie sie auch zu seiner Zeit wieder aufgeblliht waren, Salomo, in den Mund, weil er hoffen konnte, daß die betrübten Herzen die Stimme desjenigen, dessen Regierung die glücklichste und glänzendste Zeit des Volkes, das Vorbild der sehnlichst erwarteten messianischen Zeit, gewesen war, wenn auch nur die Stimme des aus dem Grabe redenden, im« Geiste wiedererweckten Salomo, eher und lieber, als die seinige, hören und annehmen wurden. Und er hat diese seine Mission erfüllt: mit dem Gesetz (,,Alles ist eitel«) und dem Evangelium (,,Fürchte Gott«) hat er den Leidtragenden den wahren Weg des Heils gezeigt, kann er auch uns täglich noch denselben zeigen. Die Hauptfiimme aller Lehre. — Schlußbemerkungen zum «Prediger.« 589 Was Hoheit» Salomo. fCaritzicum CantioorumJ Das hohe Lied ist ein Lied der Liebe, welche hier in der ganzen Fiille ihrer Schönheit, Anmuth und Machh dazu im reichen Schmucke der königlichen Pracht Salonio’s, aber immer in der Reinheit und Keuschheit des Ehebundes zur Darstellung kommt. Aller vergleichbaren heidnischen Dichtung gegen- über ist es ein Denkmal gottgefälliger Entfaltung des natürlichen Lebens zur Pracht seiner wonnevollsten Blüthe, einer Entfaltung, wie sie eben auch nur da möglich war, wo das natürliche Leben unter der Obhut der heilsgeschichtlichen Führung stand. Sieht man aber auf die Stelle der heil. Geschichte, die es einnimmt, am Ende der siinfhuiidertjährigen gradlinigen Entwickelung Jsraels, wo dasselbe in seinem Könige und Königssohne zur Vollgestalt seiner natürlichen Volksherrlichkeit gelangt ist, so wird es gegen- über dem geistlicheii Gegenbilde dieser Herrlichkeit bedeutsain, wie der König in all seinem Glücke nichts auf Erden hat, dem seine Seele so ganz gehört, wie Sulamith, seiner Einzigem in diesem ganz persön- lichen nnd rein menschlichen Verhältnisse findet er seines Lebens volle Befriedigung. Wenn der König · der Herrlichkeit erscheint, auf den wir hoffen, so wird sein Volk auch seine Braut fein« Seine Gemeinde ist ihm beides, Volk« und Weib, wie ja das durch die Schöpfung gesetzte Verhältniß von Mann und Weib nicht minder Weissagung auf Christum und seine Gemeinde ist, als das heilsgeschichttiche Verhältniß des Königs Jsraels und seines Volks. Ein ganz persönliches Verhältniss, wie von Salomo und Sula- mith, ist es, in welchem der HErr seiner Gemeinde angehört. Dann wird man nicht dies iind das aus dem hohen Liede auf ihn und sie deuten, sondern das wonnevolle Gegenbild jener Liebesgemeinschafh die es besingt, wird vorhanden sein, eins mit dem Gegenbilde des Verhältnisses zwischen dem Gesalbten Jehovcks und Israel. (v. Hosmann.)— - dschis l morschen Zetfp ·cht« dlch d" h he, länzende Das I» Kapktcls Sprach: nndlder allgtemerikri iiieeilifchiichetetsjegenstxiind der Dsk oicisicichgsi Frisch» »Na-rosigen »aus; ioksisi äkkielåchlsjxiöf"kiät Es?dkkdskikkkåkxtikdtksFest-ZEIT; Israutiganh Christo, mit dem sie sich in Liebe, sein? Lkitöratuiz uiådsviegeissuui nuå fing Geistige-steige- . . Uck ca Vllllg UU clU cMcll kPUMg c! cU Amt. nelfpkocheil und neu-Rinden« Da aber Salomo in seinem späteren Leben in Götzen- -· « - d« dWll l1.".1l3., « l« D« Hoheit» wörtlich: Lied der Lieder« uiieilfitedlnhohenoS1iitåiikefiiihiiit, kioenunsmusfdeniocsnciiitztietii V— i« das schönstes hSVklichstL Tiber Alle ANDRE« entgegentritt, eine frühere Zeit seines Lebens, als er« Lieder erhabene Lied, im Geiste Gottes geschaut, mit seinen! Herzen noch in demtlthigem Gehorsam stand gedichtet und iiiedergeschrieben von König] Salomo : UND leis« THOSE! Geistessabep EIN? SUUVEUVIEZW Iksch - - - » - - ; nnzerstort waren, die Zeit sein, iii welcher er dies lieb- kwahrscheknlich m »den fcuhereki Jahren · W« s iiche Lied gedichket hat. — Sehen wie das Lied. mit: Lebe«- da er noch m den Wesen Gottes gmsis i geistlichei1i Auge an, so ist in ihm ein tiefer, vollkomme- Diese Uebers christ, wenn nicht vvii Salomo ner Gottesfrtede, wie er nur in der Zeit Salomo’s, selbst gemacht, so doch sicher von hohem Alterthum nnd des Friedenskönigs, vorhanden war. In seiner besten großer Glaubwürdigkeit, sagt aus, daß das nachfolgende Zeit schmeckte Salomo mitten im Genuß dieser Welt, Buch ein ziisammengehöriges, einheitliches Ganze nnd » wie in der Pracht des Tempelbau’s, Gotteskräfte des als solches auch von Salomo, dem großen Königi Dich« z ewigen Lebens, wie sie eben aus unserem Liede hervor« ter und Weisen, geordnet und angelegt sei. nd die I quellen. (Vilmar.) —- Welches aber ist der Inhalt des genaue Betrachtung des Einzelnen bestätigt dies voll- «: Liedes, und von welchem Standorte aus ist er zu ver· ständig, sowohl was die Zusammengehörigkeit aller ein- « stehen? Aeiißerlich angesehen ist die bräutliche und. ehe· zelnen Lieder betrifft, — denn »wer überhaupt Sinn ; liche Liebe zwischen dem König S. und einein armen, fijr Einheit eines Kunstwerks tnenschlicher Rede hat, der zur Königin erhobenen Hirtenmädcheii von hoher Schön- wird von dem Hohenliede den Eiiidruck einer äußeren heit, Sitieneinfalt nnd Keuschheit seiii Inhalt, und der Einheit erfahren, die auf eine innere Einheit schließen Uiiglaube alter und neuer Zeit hat nicht versäumt, sich läßt« -—, als auch was den Ursprung von Salomo des Liedes zu beinäihtigen und es als eine Verherrlis selbst anlangt; denii wenn anch, außer« etwa Pf. 72, die chung der grob sinnlicheii Liebe, wie der glühende anderen salomonischen Schriften, wie die Sprliche nnd Orient solcher noch viele erzeugt hat, zu betrachten; die andere« Pf , in der Sprache wenig Aehnlichkeit mit dem Synagoge seit Esra’s Zeiten nnd die Kirche dagegen Hohenliede haben, so zeigt doch die nmfangreiche, genaue ; hat stets behauptet, das Lied sei eine Weis sagung und Kenntniß merkwürdiger und seltener Naturgegeiiständiy Z geistlich auszulegen. -— Innerhalb der christlichen Kirche, wie sie in den kühnen und herrlichen Bildern des Liedes ; des Zusammenhangs mit den öttlichen Erlösungsthatem hervortritt (1. Köln 5, 13); die genaue Bekanntschaft E ist diese Frage, welche Betra tungsiveise die rechte sei, mit allen Theilen des isrzielitifcheii Landes; die große ? für uns gar nicht vorhanden. Schon die Aufstellun Sicherheit und ungesuchte Art, mit welcher das Lied von dieser Frage hat den wesentlichen Inhalt, daß innerhalg Gegenständen nnd geschichtlichen Verhältnissen der davis der heil. Schrift auch ein Buch sich finden könne, welches 590 Hohelied l, 2. Z. keine That Gottes zur Erlösung der Menschheit darstellt. Jst dies Lied nicht geistlich, so ist Salomo Liebhaber und das Ganze das gerade Gegentheil von dem, was das göttliche Leben sonst hinstellt; dann ist das Lied einst der stärksten Dokumente der Weltseligkeit und Gottvergessenheit Hier scheidet sich Feindschaft und Offenbarungs laube. Daß das Lied den Heiden, welchen es entgegengegalten worden, ein Anstoß gewesen sei, soll nicht geleugnet werden; aber die heil. Schrift will auch nicht ohne Anstoß sein. Nur wer den Gang des A. T. mitzizfgehen gewillt ist und die Gottesnähe des Glaubens des . T. kennt, der erkennt auch, daß dies Lied nur aus den übrigen Schriften des A. T. verstanden werden kann und diesen wiederum neues Licht giebt. Es ist ein dem Mysteriunt (Geheimniß) der Ehe gelten- des Lied; ein rein fleischliches Verhältnis; ist aber die Ehe selbst den heidnifchesten Völkern nicht gewesen; daß wir dies so sehr vergessen haben, zeigt nur die tiefe Versunkenheit unserer Zeit. Das Mysteriuni der Ehe besteht aber (Hos. l, 2 Anm.) in dem ausschließlichen Wohlgefallen an Einer Person, in der gänzlichen Hin- nahme und Empsangnahtne dieser Einen Person, in der gänzlichen Befriedigung in dieser Einen Person. (Vilmar.) Damit ist die Ehe einerseits das Abbild eines ewigen Urbildes; «,,denn alle Liebe im Bereiche des Geschassenen mit allen Stiftungen und Einrichtungen, in denen sie waltet, ist zunächst ein Abbild und eine Abfchattung der ewigen Liebe, welche das Treibeude und Erfüllende des absoluten dreieinigeu Lebens der Gottheit selbst ist. So auch die Ehe; sie hat ihrer schöpferischetiEinsetzutig nach ihr unendliches Urbild, dem sie freilich ebenso nnendlich ungleich, als relativ gleich ist, in dem Wesen und Leben Gottes. Denn Gott der Vater hat mit der ewigen Liebe seiner selbst einen ewigen Sohn gezeugt, mit dem er in Einigkeit des ewigen heiligen Geistes verbunden ist. —- Die Ehe, aus dem schöpferischen Gesichtspunkte betrachtet, gehört also zur göttlichen Weltidee, deren Inhalt zwar nicht gottheitlich, aber doch gottesbildlich ist. Sie wurzelt in dem Gottesgedanken der Schöpfung, welcher, zeitlich und abstrakt gedacht, dem Gottesgedanken der Erlösung vorausgeht. Sie ist, von dem Gottes- gedanken der Schöpfung aus betrachtet, das Abbild eines Urbildes, von dem Gottesgedanken der Erlösung aus betrachtet, das Vorbild eines Gegenbilds.« Denn die Ehe weissagt auf das Liebesverhältniß Jehova’s zu seinem auserwählten Volke des alten Bundes und weiter aus das Verhältnis; Christi zu seiner Kirche als der Erflillnng jenes alttestamentlichen Abbildes. Darum - wird schon in den 5 Büchern Mosis die Sünde der Ab- götterei als Ehebruch des Volks. bezeichnetz darum wird in Jes. 6l, 10; Jer. 2, 32; 62, 5 und Zeph. 3, 17 des HErrn Freude an Israel und Jsraels Freude an dem HErrn unter dem Bilde der festlichen Freude des Bräu- tigams und der Braut dargestellt; darum reden die Propheten mit steigender Klarheit, besonders in Jes 40 -—66; Hes. Es, 16 und Hof. I, 3 von dem HErrn als dem treuen, liebeseifrigen Ehegatten seines oft untreuen, anderen Pkännern nachlaufetiden Eheweibes Israel, das er als seine Braut aus Egypten ausgeführt und am Sinai sich vermählt habe. Aber erst die Erscheinung des andern Adam, welcher zugleich HErr des Himmels ist, ist die Grundle ung einer neuen Menschhein Jm A. T. ist das eheliche Veriiältniß zwischen dem HErrn nnd seinem Volke nach beiden Seiteii hin nnvollendet Jehova, der es eingehet, ist Gott nnd noch nicht Mensch, Geist und noch nicht Fleisch, und die Gemeinde, init der er es eingehen ist irdisch und noch nicht göttlicher Natur theilhaftig, Fleisch und noch nicht Geist. Dagegen die neutestarnentliihe Gemeinde hat aus dem Geiste und der verkliirten Leib- lichkeit des Gottmenschen ein der himmlischen, jenseitigen Welt angehöriges geistleibliches Dasein. Jene ist dies- seitig und nur vom Jenseits beleuchtet, diese jenseitig und nur noch vom Diesseits verhtllln Ein geistleiblichess und also ini vollen Sinne eheliches Verhältnis; Gottes zur Gemeinde ist erst von da an möglich, wo Gott Menschen- natur angenommen und die Gemeinde eine neue Men- schennatur von Gott empfangen hat. Darum ist erst in dein Verhältnisse des Gottmenschen zu der Gemeinde, welche ans ihm gebildet und ganz und gar von seinem Geiste durchwaltet ist, welche die Taufe neugeboren und sein Gottesblut innerlich und einmal sürimmer gereinigt hat, das Gegenbildv der Ehe vollkommen verwirklicht. (Delitzsch.) Dem giebt das ganze N. T. klares Zengniß. Christus erscheint während seines Fleischeslebens(Matth. 9, 15 f.) als der Bräutigam, der gekommen ist, seine Braut zu werben, seine Jtinger als Diener und Gehil- fen der zukünftigen Hochzeit, Johannes der Täufer als Freund des Bräutigams, der sich der werbenden Liebes- stinnne desselben freuet. Die Braut ist da mit der ersten Seele, die dem Bräutigam in Liebe anhangeh mit Maria, feiner Mutter, aber vorerst verborgen gleich dem Kinde im Schooße der Mutter; erst am Pfingstfest, da er seine Gemeinde mit seinem Geiste erfüllt, wird sie an’s Licht geboren. Wie Eva aus Adam geworden, so auch die neutestamentlichen Gemeinden aus Christi Fleisch und Blut, mit welchem er sie auch fort und fort nähren bis einst die Braut vollkommen, ohne Flecken nnd ohne Sünde von ihm zur Hochzeit zubereitet sein wird und das Wort: »und sie beide werden Ein Fleisch fein« seine tiefste Erfitllun finden wird. Bis dahin laden seine Knechte durch ort nnd Sakrament fort und ort ein zur Hochzeit (Matth. 22, 1—14; Luk. l4, IS—- 4), welcher die Braut entgegen gehet am Ende der Tage .tMatth. 25, 1—13). Diese Hochzeit, die Erfüllung der ewigen Schöpfungs- und Erlösungsgedanken, beschreiben endlich die Kap. 18 u. ff. der Offenbarung. Bis dahin betet die Braut ans Erden: Ja, komm, HErr .Jesu, komm! und ladet jeden ein, mit ihr also zu beten. — Am deutlichsten erschließt dies Geheimnis, diese weissa- gende Seite der Ehe der Apostel Paulus in Ephes Z, 22 fs., wo er das ganze Gott wohlgefällige Verhältniß des Mannes znni Weibe als eine Weissagung der tiefsten Art bis ins Einzelne ausführt. Das Verständnis dieser Stelle muß daher nothwendig vorhandensein, wenn das Verständnis; des Hohenliedes möglich sein soll. Aber die Tiefen sowohl des Vorbildes als des Ge eu- bildes werden wir wohl erst in der Ewigkeit verste en. —- Daß das Hohelied mit seiner Beschrei nn der ehe- lichen Liebe Salomcks zu Sulamith, ihrer sriitstehung, Trttbung , Läuterung und Vollendung, eine Weissagnng auf das Verhältniss Gottes zu seinem Volke und dessen Entwicklung bis zum Ende ist, kann innerhalb der christ- lichen Kirche deshalb keine Frage sein. Wohl aber ist es wichtig zu fragen, ob das Hohelied eine direkte oder indirekte, nur typische Weissagung sei, ob die Darstel- lungen des Liedes nur von irdischen Verhältnissen her- genommen seien, ohne daß eine wirkliche Begebenheit in Salonio’s Leben denselben zu Grunde liegt, also Salomo selbst von etwas ganz anderem eigentlich habe reden wollen, als der Wortlaut giebt, oder ob der nächste Gegenstand des Liedes eine wirkliche Brautschaft und Ehe des Königs mit Sulamith, in welcher aber der Geist Gottes das ewige Verhältnis; Gottes zu Israel nnd zur Christenheit abgeschattet hat, sei; kurz, haben wir im Hohenlied ein geschichtliches Vorbild oder eine Allegorie, in welcher alles Einzelne auf Christum und seine Gemeinde geht und auf sie gedeutet werden muß? —Auch bei den Psalmen ist zwischen rein messtanischem die nur von der zukünftigen Gestalt des Reiches Gottes weissagen, und indirekt messianischem die von Personen Sulamith bekennt ihre Liebe zu dem königlichen Bräutigam. 591 nnd Zuständen des A. TJs reden, in welchen ein Vor- bild oder Typus auf Christum enthalten ist, unterschie- den worden. Daß das Hohelied im letztereu Sinne zu verstehen sei, daß also ein wirkliches Erlebnis; aus Sa- lomo’s Leben, seine Liebe und endliche Vermiihlung mit Sulamith, der nächste Inhalt desselben sei, und daß dasselbe nur darum thpischsprophetisch auf Christum nnd seine Gemeinde als seine Braut hinweise, weil die oben ausgeführte tiefe Bedeutung der Ordnung der Ehe inne- wohnt und Salomo an sich ein Vorbild auf Christum ist, das ist uns nach den obigen Ausführungen unzwei- felhaft, um so mehr als reine Allegorieen überhaupt in der heil. Schrift sehr selten sind und die allegorifche Auslegung sich durch ihr Bestreben, alles Einzelne zu deuten, in die größten Schwierigkeiten verwickelt, weil Dinge vorkommen, die auf Christum und die Kirche zu deuten, geradezu anstößig sein würde. Auch stimmen die allegorischen Ausleger bei solchen Dingen so wenig überein, daß man schoii daran die Unrichtigkeit ihrer Auslegungsweise merken kann· Die ganze Darstellung des Liedes ist so concret, so detaillirt, so auf sinnlicher Anschauung ruhend, daß wir wirkliche, geschichtliche Verhältnisse anerkennen müssen. «— Wenn wir aber die Erftlllung des Borbildes in feinem Gegenbilde anfsuchein so ist dreierlei festzuhalten: l. Die Liebe Christi ist eine Liebe zu feiner Kirche als feinem Leibe, der Ein- zelne aber ist nur ein Glied an diesem Leibe; die Liebe hier zielt also nicht auf die einzelne Seele, sondern auf die Kirche. Es ist höchst gefährlich, die einzelne Seele als die Braut Christi hinzustellen und erzeugt leicht Ge- ftthlstiberfpannnngj weichliche Mystik, Spielerei, Wohl- gefallen am eigenen Jch, ja geistliche Augenlnst und Hochmuth Nicht die einzelne Seele ist die Kirche, fon- dern die Kirche ist die Mutter und wir ihre Kinder. 2. Was wir von der Liebe Christi zu seiner wohlge- schmiickteii Braut wissen, ist für uns noch ein propheti- sches Lehrstijch die volle Erfahrung von dem Wesen der christlichen Kirche und ihrem Verhältnis; zu Christo haben wir noch nicht, sondern liegt noch in der Zukunft; erst dann, wenn die Kirche so beschaffen fein wird, wie sie sein soll, um ihren Bräutigam zu empfangen, wer- den wir auch dies Lied völlig verstehen. Z. Das Hohe- lied ist ein gar zartes Gewächs, das mit keuscher Hand angefaßt sein will, uicht ohne Auslegung, auch nicht von jedermann, sondern nur von wahrhaft bekehrten Seelen und von ihnen nur im reiferen Alter, gelesen werden sollx denn es enthält die stärkste Speise in der heil. Schrift. -— Was endlich die Kunstform unseres Liedes anbelangt, so liegt kein triftiger Grund vor, sich zu weigern, dasselbe als ein Drama aus 5 verschiedenen Akten, in denen stch die Handlung entwickelt, aufzufassen, ähnlich dem Buche Hiob, doch mit dem Unterschiede, daß dies mehr epifchidramatifchem das Hohelied da- ezgeåi lhriscipdramatischeii Charakters ist (1. Kön. 4, ·« nm.). A. ider I. Jlci (v. 2—Aap.2,7) führt aus, wie die beiden Liebenden zum ersten Male am königlichen Hofe zu Jerusalem beisammen sind nnd in liensrher Eiche zu ein- ander entbrennen. Derselbe zerfällt iu zwei Seinen, in denen beide Male ein Zimmer deg königlichen Palast» ans Jion als Ort der Handlung zu denken ist, wahrsajetiis lieh ein solches, das unmittelbar an den part: ansiieß nnd gegen diesen hin geöffnet war. daher aniti den Zliiblliti srisiheit Grfins nnd slatlticher Ein-reisen, Cederii u. dgl. darbot Mast. l, 16 f.). I. V. 2-—8. Das Lied beginnt mit einem Wechselgesang zwischen dem Chor der Töchter Seriisalenrs und Sala- iiiilh, einem einsaitieu Xandmädctseu aus Snlein oder Sunein in itordpaläsiiua Gan. s, IV, welche-i Salomo bei einem Jluafliige in jene Gegend kennen gelernt und wegen seiner hohen Schönheit zu seiner Gemahlin er— lcaren nnd in seinen palau nach Jerusalem hatte bringen lassen. In sihlikhtey lieblicher Rede, wie sie ihrer länd- liiheu xherzengeinsalt und tlalürliehkeii entspricht, belkennt sie ihre glühende Diebe zn ihrem königlichen Bräutigam, aber zugleich auch, wie sehr sie sikh aus der sie umge- beuden praiht und aus dem Umgaug mit so vielen Frauen den Hofes hinwegsehne in dte Einfachheit und Saiönheit ihrer kindlichen iheimath und ihrer dortigen Lebensweise zurück. Während dieses Gespräihs ist Salomo abwesend zu denken· 2. [Sulamith singt allein:J Er [mein Bräu- tigam und Geliebter] küsse mich [= ach , daß er mich küfsete] mit dem Kusse fund wäre es nur einem einzigen] seines Mundes; denn deine Liebe [o mein Geliebter, wenn du mich küffesij ist lieb- licher [und süßer] denn Wein; 3. Daß man deine gute Salbe rieche [wdrt- lich: Lieblich sind deine Salben, initwelchen du Haupt: und Barthaar gesalbt hast, dem Ge- ruches; [aber] dein Name sin welchem die ganze Fülle deiner herrlichen Eigenschaften und die ganze Gewalt deiner Liebe verborgen liegt] ist eine ansgeschültete [und darum weithin duftende, köst- liche] Salbe, darum sbewnndern, verehren nnd] lieben dich lauchj die Mägde [besser: auch Mägde = Jungfrauen Sir. I, 5 Anm., wie ich und diese Frauen, die an deinem Hofe leben, als ihren holdseligstem glanzvollsten und liebenswürdigsten Königs Das unschuldige Mädchen vom Lande, das erst seit Kurzem in den Kreis der zahllosen Jungfrauen des königlicheii Hofes (Kap. S, 8) versetzt worden, giebt sich hier Rechenschaft darüber, warum viele Jungfrauen noch außer ihr dem Könige mit bewundernder Liebe und Hingabe zugethan sind. (Zöckler.) Gleich hier im Anfan zeigt sich deutlich das Spielende uiid Ungesunde der a egorischeii Erkläruugsweise, welche, weil sie keinen geschichtlicheu llntergrund anerkennen will, alles Einzelne auf Christum uiid seine Kirche, ja auch die einzelnen Gläubiger» deuten zu müssen glaubt. Die ,,Jungfrauen«, d. i. die zahlreichen Frauen im Harem Salouio’s, die durch das ganze Lied hiudurch als »Töchter Jerusalems« einen stehenden Chor bilden, iihnlich wie in den grie- chischen Tragödieu (von Svphokles u. A.) ein solcher zur Offenbarung des Urtheils der höheren Mächte über die Gesinnungen und Handlungen der Personen des Stiicks immer auftritt (vgl. auch den Chor in der Braut von Mefsina oder in den Kranichen des Jbhcus von Schiller), werden von jenen Erklärerii als die Gemeinde der Gliiubigen und Heili en gedeutet, die ihren himmlischen Salomo ebenso lieb gaben, wie die Kirche (Sulauiith) selbst, weil sie eben mit ihr eins, ihre Glieder, sind, während doch ini Verlaufe des Liedes ossenbar ein wachsender Gegensatz zwischen dem Wesen Sulamiths und dem Wesen dieser schon lange am Hofe lebenden Frauen, zwischen der wahren Liebe jener und der un- eufchen Buhlliebe dieser, ebenso eine wachsende Abnei- nng Salomo’s, wie auch Sulamiths, gegen seine vielen Frauen und eine allmählige Reini ung und Länterun seines Herzens von der falschen, buglerifchen Liebe dur Ldie immer innige: werdende Liebe zu der keuschen, s tigen, glänzenden] 592 Hohelied l, 4—l4. demiithigen Sulamith und deii veredelndeu Umgaug mit ihr bis zur unauflösliihem ehelicheii Einigung uiit ihr dargestellt werden soll. Der ehrliche Wahrheitssimy ja auch die göttliche Würde und Ehre der heil. Schrift verlangt es, daß man dies auerkeune und also anch die zahlreichen Unterschiede zwischen dem historischeu Vor- bilde, ganz besonders Salon1o, nnd dem ewigen Gegen- bilde Christus zugestehe; es sind ja überhaupt nimmer- mehr die geschichtlichen Vorbilder oder Typeii des A. T» wie Abraham, Jsaak, Jakob, Joseph, David u. s. w., ihrem Gegenbilde in der Erfüllung i1i allen ihren Ge- siunutigen nnd Handlungen ähnlich, sondern nur in ge- wissen Ereignissen ihres Lebens, sie bleiben aber dabei stets große Sünder, wie Saloino. Auch die sich auf eine feste Grundlage geschichtlicher Wahrheit stiitzende, freilich weit mehr Schwieri leiten bietende Erklärung wird der Aehnlichkeiten zwishen Vorbild und Gegenbild doch noch genug finden. «) Nun siehe hier ein edles Bild der Lieblichkeit des Jesus-Namens, desSalonio (Jes. 9). Die Salbe überwindet die giftigen Dünste, erfreut, stärkt, theilt sich unividerstehlich allen Umgebungen mit. Selbst in der kleinsten Gabe gereicht, wird sie noch empfunden, nnd ein ihrer längst beraubtes Gefäß kann noch nach vielen Jahren seine ei11stige Berührung damit nicht ver- leugnen. Die bloße Erzählung von der Liebe Christi zieht alle kindlich jnngfräuliehen Seelen an nndwird endlich alle Nationen ihm entgegenführem wie süß ist erftJesns selbst dem, welcher seiner vollen Liebesgemeins fchaft gewürdigt wird! (Joh. Gerhard.) 4. sW e ch se l g e san g zwischen Snlamith und den Töchtern von Jerusalem, d. i. dem Chor der Frauen des Hofes. Sulamith:] Zench mich sdoch bald] dir nach, [daß ich in deiner nächsten Nähe weilen darf! — Snlamith und die Töchter von Jerns.:] so laufen wir [in freudiger Liebeshast zii dir]. [Sul.:] Der König [hat mich vor allen Anderen lieb und hoch geehret; darum] fithret [er] mich [hat er mich oft schon geführet] in seine Kammer [seine besonderen königlichen Gemächer, dahin sonst keine Frau des Hofes zugelassen wird; dort weile ich oft in seiner vollen Nähe] [T.J.:] Wir freuen uns, nnd sind fröhlich über dir sdaß du mit uns die Süßigkeit der Liebe des Königs hast schmecken lernen]; [auch] wir gedenken [mit Rühmen und Preisen] an deine Liebe so König] mehr, denn an den lherzerfreiiendenl Wein. [Sul.:] Die Frommen lieben dich sgeiiauerx Ja, mit Recht lieben sie dich, denn du verdienst es, von alleii geliebt zu werden]. Z. [Sulamith allein zu den Töchtern Jerus., die sie neugierig nnd vielleicht zum Theil auch spöttisch wegen ihrer dunklen Hautfarbe »betrachten: Freilichj Ich bin schwarz sineuren Augen], aber sdarum doch] gar lieblich* [fiir den, der mich ans Liebe zu sich gezogen und hierher gebracht hat], ihr Töchter JernsalemsAk [ja, schwarz und unan- sehnIichJ wie die [von der Sonnengluth der ara- bischen Wliste gebranntem armseligenj Hütten soder Zelte des Araberstammes] Kedar [1. Mos. 25-13; Jes. 21, 17], [aber doch lieblich] wie die spräch- Teppiche süber den Zeiten] Salomo [wenn er nach der Sitte der Könige im Sommer eine Zeit lang in einer anmuthigen Ge- gend, wie bei Engeddh unter Zelten wohnt]. V) Schwarz bin ich in mir selber und arm und nackt nnd bloß; doch lieblich in der Gnade und herrlich reich und groß. (G. Jahn.) — VI) »Die Redende ist keine Jerusalemeriiy eben deshalb redet sie die Frauen des ferusalemischeii Hofes: Töchter Jerusalems au.« — 6. [Darum] Sehet mich nicht [so erstauntj an, daß ich so schwarz swörtlictx schwärzlich] bin; denn die Sonne smeiner Heimathj hat mich so verbrannt. Meiner Mutter Kinder« [Söhne, meine Brüder] zürnen [zürnten einst] mit mir. Wian hat [da haben sie] mich [iii ihrem Un- willenj zur Hütetin der Weinberge sdie wir daheim haben] gesetzt [wo mich die Sonnenstrahlen den ganzen Tag trafen. —- Und doch wie glücklich war ich in meinen Weinbergen trotz dieser Erniedrigung durch die Brüder-U; aber snunl —] meinen [eige- neu] Weinberg [mein edelstes Gut, meine sorglose Freiheit in Feld nnd Flur], den ich hatte snun aber dem, den meine Seele liebt, zum Opfer ge- bracht habe, den] habe ich nicht [genug] behütet fund hab ihn verloren auf immerdaris V) Man kann hieraus schließen, daß Siilamiths Vater damals bereits todt war und ihre Brüder in dessen Rechte eingetreten waren. Eine ächt israelitische Ausdrncksweise ist’s außerdem, daß sie ihre Geschwister nach den Eltern benennt. 7. [O,] Sage mir an, du, den meine Seele smein ganzes Herz] liebt [Kap. 3, 1-—4., du, dem zu Liebe ich alles, meine geliebte Hetmath nnd meine goldene Freiheit verlassen und darangegeben habe], wo du [mit deiner Heerde] widest, wo du. sunter schattigen Bäumen] ruhest im [heißen] Mit- tage swarum weilest du, dessen Liebe allein mich hier im fremden Glanze hält und glücklich sein läßt, so laiige fern von mir? O so eile zu mir]- daß ich nicht seinsain undberlasfen noch länger] hin und her gehen niusse bei den Heerden deiner Geselleii [der übrigen Hirten, um zu fragen, wo du hingezogen, d. h. ohne Bild: damit ich nicht noch länger hier im Kreise der vielen fremden Frauen allein bleiben nnd dich vergeblich mit mei- nen Augen nnd Gedanken suchen muß]. Sulamiths, als eines vollen, ächten Landkindes, Gedankenkreis bewegt fiel) selbst hier am königlichen Hofe gänzlich in den Anschauungen ihrer Heimath Ihn, den von ihr geliebten nnd verehrten König, den Hirten der Völker, stellt sie sich am liebsten als irten der Schafe vor, der mit seiner Heerde von einer eide zur andern ziehe und am Mittag Rast mache. Ueber diesen Beruf als den schönsten uiid höchsteu reicht ihre Einfalt nicht hinaus; es lag ihr aber um so näher, als das irten- leben in Israel ein hochgepriesenes und geschätzte , frü- her selbst von Fürsten ausgetibtes war. — ,,Sothöricht Snlainiths Frage ist, so gewinnend ist der Eindruck, welchen die Kindlichkeiy und so überwäliigeiid der Ein« druck, welchen die Schönheit der Fragenden macht. Die Hofsraueii scheuen sich daher die liebe Unschuld in den kindlichen Gedanken, die sie sich macht, zu stören nnd Der christlichenKirche Verlangen nach ihrem Bräutigam Christo 593 geben eine auf den beschränkten Gesichtskreis der Frage eingehende und also nichtssagende Antwort, nach welcher die schöne Hirtin nicht mehr und nicht weniger weiß als zuvor. (Delitzsch.) Wie die liebliche Verbindung von kindlicher Demuth und innigem Sehnen nach ihrem Ge- liebten, welche Sulamiths Charakter schon in diesem ersten Gesange aufweist, ihren Hanptschmuck bildet, der sie der Liebe ihres königlichen Bräutigams erst wahrhaft werth erscheinen läßt, so erwächst jeder Christenfeele, die der HErr in sein Reich beruft und seiner Gnade theil- haftig machen will, die Nothwendigkeih diesem seinem Gnadenznge sich willig und mit herzlichem Verlangen nach völliger Vereinigung mit ihm hinzugeben, als oberste Pflichn (Zb"ckler.) 8. lDieTöchter Jerus., halb spottend über die ländliche Ausdrucksweise und unhösischen Bilder Sulamith’s:] Kennest du dich [richtiger: Weißt du es] nicht [wo dein Geliebter weidet], du Schönste unter den Weibermso gehe [ziehe doch anch als Schäferinj hinaus ans die Fußstapfen der Schafe »[folge den Spuren der Heerde] und weide [da] detne Böcle [deine Zicklein, die du, weil du für das Hirten: und Landleben so begeistert bist, doch gewiß haben wirstJ bei den Hirtenhäusern [d. i. den Zeiten, die sich die Hirten aufzuschlagen pflegen]. II. di. 9—Kap. L, 7. L. Neue. Jetzt tritt der so heißersehnteSalonio, welcher bisher durch Beschäftigung» außerhalb des Palastes von seinen Frauen fern gehalten wurde, ans nnd beginnt ein zärtlicher Zwiegespräch mit der vor allen anderen begünstigten Sulamith, während ßch die übrigen iu den ijintergrund zurückziehen oder - ganz entfernen. Da offenbart denn Snlamith auch ihm die zwei in ihrer Seele ltänipfenden Gefühle, ihre heiße Liebe zu ihm nnd»ihr Heimweh nach ihrer ländltkhcii cheiniatlu Anfänglich verweilen beide noch in demselben Gartensaal des Palastes, dann aber führt Salomo seine Geliebte hinaus in den part: an einen besondere schönen, susattigen Platz. 9. [Salomo zu Sul.:] Jch [ver-] gleiche dich, meine [traute] Freundin, [in deiner Jugendfrische und natürlichen Anmuth] meinem reisigen Zeuge [= meinem prachtvoll geschirrten Gespanne I, Kön. 4, 26 Anm. 2., wörtlich: meinem Rosfe — wohl einem besonders schönen Lieblingspserde des Königs aus jenen 40,000, die er zur Bespannung seiner Wagen hielt 1. Kön. 4, 26 ——, wenn es mit glänzendem Schmucke eingeschirrt ist] an den [stolzen] Wagen Pharav [wie ich sie aus Egypten bezogen habe 1. Kön. 10, 28 f.]. 10. Deine Backen stehen lieblich keingefaßtj in den Spangeu [genauer: Kettchen, die vom Haupte herabsallen und das Kinn umschließen], und dein Hals in den [Gold- oder Korallen-] Ketten [mit denen ich dich geziert] 11. [Aber noch herrlicher will ich deine Lieb: lichkeit schmücken :] Wir lvolleu dir lzu deinen Hals: ketten noch] güldene Spangen [Kettchen] machen [und umhängen], [geziert] mit silbernen Pöcklein stunden erhabenen Buckeln, so will ich mein volles Wohlgefallen an dir als einer stolz gezierten Fürstin haben] 12. lSulamith zu »Sal.:] Da der König [nach seiner Abwesenheit] sich szu mir] her wandte, gab [wörtlich: So lange der König an seiner Tafel, hier im Frauengemach in meiner Nähe, ist, giebt] mein [ausgeschütteter] Narde seinen [lieblichen] Geruch sempsinde ich in innerster Seele die beseligende Macht seiner Liebe] Die Nardensalbe (Mark. 14, 13; Joh. l2, Z) war als köstliches Aroma im ganzen Alterthum hochgeschälzt und ein Gegenstand des Luxus. Man bezog sie zimächst aus Borderasien, wo sie am besten in Tarsus verfertigt wurde, nnd zwar in kleinen Alabasterbüchschenx doch war sie oft verfälscht durch Beimischung von Oelen an- derer ähnlicher aroinatischer Pflanzen. Die ächte kam sehr hoch zu stehen (Mark. 14, 5). Daß die Narden- pflanze im südlichen Jndien wachfe, war allbekannt. Jm Bengalischen heißt sie Itamansh sie schießt gerade aus dem Boden auf, wie eine grüne Waizeiiähre, und wächst sowohl auf Anhöhen wie in Ebenen. Das Nar- denöl wurde aus der Wurzel gezogen. (Winer.) -—-.Ach, mein HErr Jesu, dein Nahesein bringt großen Frieden in’s Herz hinein; und dein Gnadenanblick macht uns so selig, daß auch das Gebeine darüber fröhlich und dank- bar wird. — O wer nur immer bei Tag nnd Nacht; dein zu genießen wär recht bedachtl Der hätt’ ohn Ende von Glück zu sagen, und Leib und Seel müßt im- mer fragen: Wer ist wie du? (Chr. Gregor.s 13. [Ja] Mein Freund ist mir swenzi er, wie jetzt, an meinem Busen ruht, wie] ein Busche! [oder Büchslein köstlichen, flüssigen, wohlriechendenj Mhrthen [-harzes Esth. L, 12], das [mit, nach» der Sitte unserer Frauen] zlvischeu meinen Brusteu [d. i. auf meinem Busen] hanget sseine « Liebe durchduftet und erwärmet dann fort und fortmein Herz und ganzes Wesen] 14. Mein Freund ist mir linke] eine Traube Copher [wie eine tranbensörmige, wohlriechende Blüthe der Cyperblume«], [wie sie] in den Wein- gärten cdes Königs] zu Engeddi [1. Saus. 23, 14 Anm. wächst]. · «) »Die Chperblume oder Alhenna, die in Indien und vielleicht in Eghpten heimisch ist und von Salomo in seine Weingärten zu Engeddi verpflanzt worden sein mochte, hat gelblich-weiße Blüthen, welche in Trauben- form wachsen nnd TamapHenna nannt werden. Sie haben einen eigenthümlich durchdringenden Geruch, welcher dem nicht daran gewöhnten Europäer unange- nehm erscheint; aber die Orientalen lieben diesen Gernch nngemein nnd ziehen ihn jedem anderen vor. Die ein- heimischen Frauen tragen gewöhnlich ein Bouquet von Tamar-Henna am Busen« Allen Duft, den ihre Erscheinung anshaiichh verdankt sie also ihrem Geliebten. Sie dnstet um so lieblicher, je näher ihr dieser ist. (Delitzfch.) -— Die Liebe dein, o Jefn Christ, ganz Süßigkeit und Wonne ist; wie reich du gar an Liebreiz hist, das nimmer keine Spracly er- mißn — Erkennet alle Jesum doch, nach seiner Lieb ver- langet hoch, mit Inbrunst suchet Jesu Joch, im Suchen werdet glühend noch. Den, der hier liebt, in Lieb um- fangt, in Gegenlieb fest an ihm hangt, nach dieser Narde heiß verlangt nnd opsernd fitr fein Opfer dankt. 594 isernhard v. Clairvaux: Jubelhymne auf die Liebe C . —- hrtsto ist während der letzten Worte zur Freude Sulamiths die sich schon lang darnach gesehm, mit ihr aus dem Gartensaal herausgetretem und sie haben sich auf dem Rasen des Paris unter den Bäumen ge- lagert. « 15. [Salomo, entzückt von der durch ihre Demuth und Jnbrunst der Liebe verdoppelten Schönheit Sulamithsq Siehe, meine Freundin, du bist schön; [ja, wahrlich] schön bist du, deine Augen sind wie Taubenangen [genaiier: so weiß und glänzend, wie das schneeweiße und dunkel- fchimmernde Gefieder von -ein Paar Tauben Kap. 5, 12]. is. [Sulamith, diese schmeichelnde Lobeser- hebung in Demuth zurückgebeiidd Siehe, mein Freund, du [vielmehr] bist schön und [genauer: ja] lieblich sreich an Wonne] [Ja,] Unser Bette [wörtlich: Unser Lager hier auf sastigem Rasen im Schatten herrlicher Bäume] grünet [wie unsere jugendlich frische, treibende, blühendeLiebes 17. Unserer Häuser l= unseres PaUasteSJ Ballen [von dem großen und herrlichen Gott schö- ner als jeglicher Palast erbauetj sind Cedetn [die ihre Aesie über uns wölben], unsere Latten [oder unser Getäfel an Decke und Wänden dieses— Pala- stes] sind [hohe] Chpressen Das Z. Kapitel. Dieb und Leid ifi Christo und seiner Izraut gemeiir. 1. [Sulamith nach längerem Stillfchweigen, während dessen sie über ihre Seligkeit in der Liebe des Königs und das Räthseh »Warum der König gerade ihr, dem einfachen Landmädchen, dessen Wünsche und Neigungen so wenig zu dem sie jetzt umgebenden Glanze paßten, seine Liebe zugewandt habe, nachfinnet und dabei die mannigfaltigen fremden Zierpftanzen des Paris betrachtet:] Jch bin [nur] eine [geringe, klein und verborgen blühende, tvenngleich liebliche, duftende Feld-] Blume [wie die Narcissen und Tnlpen dort in meiner Heimath in der Ebene] zn Satonss nnd eine Rose" [genauer: Lilie -Matth. S, 28., wie sie] im Thal [in den Thälern unseres Landes zu Tausenden blühen; ich kann mich daher nicht mit den Schönheiten deines Hofes und den anderen Frauen vergleichen, passe auch gar wenig in all diese Herrlichkeit]. «) Es giebt drei gleichermaßen dnrch Blumenreich- thum sich auszeichnende Ebenen Satori: I. Die bekannte Ebene Saron an der Küste des mittelländischen Meeres zwischen Cäsarea und Joppe (Apostg. 9 , 35); Z. eine Ebene jenseit des Jordans (1. Chron. 5, 16); 3. eine Ebene zwischen dem Tal-or und dem See Genezareth. Hier ist wohl die letztere gemeint, weil sie in der Nähe Hohelied I, 15—17. S, 1—8. von Sunem liegt. — Es) Das hebt. schuschan oder schosehana (wovon der deutsche Frauennamet Susanna, Luther: Rose) ist eine in Paläsiina sehr häufig auch ohne Kultur wachsende wohlriechende Blume mit sechs- blättrigey glockenförmigey an der Spitze umgebogener Krone von schneeweißer Farbe, lilium oandidum (Matth. 6, 28). An allen Stellen, wo sie in der heil. Schrift vorkommt, paßt am besten die bei uns als Zierpflanze gezogene Prachtblume, die weiße Lilie. (Winer.) Im folg. Verse würde die Rose auch darum nicht passen, weil die Dornen hier gerade ein Bild des Häßlichem Lästigen sein sollen, der Rose aber zur Zierde ge- reichen. Sulamith denkt niedrig von sich, denn vor des Königs Schönheit verschwindet die ihre, aber doch nicht zu niedrig, denn durch des Königs Huld sieht sie sich, die Blume des Feldes, die Rose des Thalgrundes hoch erhöhen (Delitzsch.) Wie nun Salomo seine Geliebte aus niederem Stande emporhebt, und zwar rein aus Liebe und angezogen von ihrer Schönheit und Anmuth, ebenso hat der HErr seiner in Elend und Armuth ver- sunkenen Menschheit eine Erhebung widerfahren lassen, der kein anderes Motiv zu Grunde liegt, als seine Liebe, seine rein persönliche Zuneigung zu unserem Geschlechte, dessen er zu feiner göttlichen Herrlichkeit und Seligkeit in keiner Weise bednrft hätte; denn »Nichts, nichts hat dich getrieben zu mir vom Himmelszely als das ge- liebte Lieben, damit du alle Welt in ihren tausend Plagen und großen Jainmerlast, die kein Mund kann ausfagen, so fest umfangen hast.« (Zöckler.) Z. [Salomo, auf dies kindlich befcheidene Bekenntniß mit um so größerer Lobeserhebung er- widernd:] Wie eine Rose seine Lilie mitten] unter den [gemeinen, häßlichen] Dornen, »so ist [oder stehetJ meine Freundin unter den Töchtern [allen übrigen Frauen als meine einzig Auserkorene da Kap. 6, 8. 9]. , Z. [Sulamith, im Lob ihrer gegenseitigen Liebe mit ihm wettstreitendq » Wie ein Apfelbaum [mit süßen Früchten Joel l, 12 An·m.] unter den wilden Banmen sdes Waldes], so ist sauch mir] mein Freund unter den Söhnen [allen Männern des Landes] Jch sitze [gern] unter dem [unter seinem erquickendem labenden] Schatten,- deß ich begehre [wörtlich: nnd sehne mich nach ihm], nnd seine Fruchtist meiner Kehle sinke. Jch sitz in seinem Schatten und esse seiner Frucht. Achl meine müden Füße hatten vergeblich auf den heißen Matten bisher nach feinem Schutz gesucht. (G. Iahn i 4. «Er sühret mich shat mich geführets in den Weinkeller [genauer: Weinsaal seines Palastes, da er mit seinen Großen Gastmähler zus halten pflegt, d. i. er hat mich mit Beweisen sei- ner innigen Liebe so überschütteh daß ich davon ganz trunken worden bin], und die Liebe ist sein sschützendes und tröstendcsj Panier sdas er] uber unt: [schwinget, wenn er bei mir ist]. Deiner Liebe Gluth ftärket Muth und Blut, wenn du freundlich mich anblickest und an deine Brust mich drtickest, macht mich wohlgemuth deiner Liebe Gluth. (Seelenbräutigam — V. 2 von A. Drese.) Er· führt in sein Gemach mich ein und labet mich mit süßem Wein; deß Ströme unerfetzlich quillen, wenn er die heilgen Lieb und Leid ist Christo und seiner Braut gemein. 595 Wunden zeiget und mich mit einem Trost erfüllen, der alles Denken übersteigen Ich sinke hin und weiß nicht, was und wo ich bin, und siihl’ allein ein unaussprechlich Seligsein. (G. Jahn.) s· Er erqnicket mich [richtiger: Erquicket mich, o ihr Töchter Jerusalems"] mit Blumen [genauer: Weinbeeren oder gepreßten Trauben- kuchen Hof. Z, 11, und labet mich mit ksüßenj Achseln; denn ich bin trank vor Liebe [Kap. 5 8 , . V) An diese, nicht an den Geliebten richtet Sulamith ihre Bitte um Stärkung in der mächtigen Erregung und Berauschung ihres von Liebe glühenden Herzens; denn der Grundtext hat deutlich die 2. Pers. plain b. [Denn] Seine Linke liegt unter meinem Haupte, und seine Rechte herzet mich fund diese seine überschwänglichen Liebesbeweise nehmen mich gänzlich gefangen Kap. 8, 3]. Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen, wenn ich in deiner Liebe ruht Jch steige aus der Schwermuthssp höhlen und eile deinen Armen zu: da muß die Nachtdes Trauerns scheiden, wenn mit so angenehmen Freuden die Liebe strahlt aus deiner· Brust. Hier ist mein Him- mel schon auf Erden. Wer wollte nicht vergnüget wer- den, der in dir suchet Ruh nnd Lust? (Deßler: Wie wohl ist mir — V. 1.) Wer ist wohl wie du, Jesn, süße Ruhe; unter vielen anserkorem Leben derer, die verloren, nnd ihr Licht dazu, Jesu, süße Ruh. (Freyling- hausen: Wer ist wohl-V. 1.) Weil ich meinen Jesum habe und an seiner Brust mich labe, so verschwindet alle Pein. Wer ihn lieber, wer ihn kennet, wer weiß, wie sein Herze brennet., der kann niemals traurig sein. äzssog.)Chr. Lange: Fröhlich, fröhlich, immer fröhlich —- 7. JchlSulamithts beschwöre euch, ihr Töchter Jerusalems [Kap. l, 3 Anm.], bei den [zierlichen, lieblichens Reben [genauer: Gazellens oder bei den Hinden ans dem Felde [den Sinnbildern zarter, inniger Liebe"], daß ihr meine Freundin [genauer: die verzehrende Flamme der Liebe, die mich krank gemacht, in euren Herzen] nicht [muthwillig und vorzeitigs aufwecken noch see-J reget [zur Gluth anfachet, sondern in keuscher Einfalt euer Herz zu- rückhaltet und bewahret], bis daß les] ihr selbst gefållt [aus eigenstem, innerstem Triebe, wenn Gott die rechte Zeit und das· rechte Herz geschickt, zu erwachen und dann als heilige Flamme emporzu- lodern]. «) Es redet hier unzweifelhaft noch Sulamith, welche auch V. 5 schon die Hofsrauen angeredet und eben erst ihre Erkrankung an Liebe bekannt hatte; ebenso deutlich kommen diese selbigen Worte in Kap. Z, S; 8, 4 ans ihrem Munde. — Es liegt aber in diesen Worten, zumal sie sich als Refraiu öfters wiederholen, eine Hauptlehre des ganzen Liedes kurz ansgesprochem nämlich, daß die Gottesslamme wahrer Liebe von Gott selbst, der die ewige Liebe ist, aus welchem alle wahre Liebe hervorfließet, entzündet werden müsse, daß in ihr, wie in Gottes eigener Liebe, Freiheit und Nothwendig- keit aufs Engste verbunden sein , dieselbe naturwüchsig, unbewußt, in nnbeschränkter Freiheit entstehen, dan1i aber mit göttlicher Nothwendigkeit wachsen müsse; daß es dagegen gefährlich, ja verderbeubringend sei, diese verzehreiide Glnth vorwitzig, durch äußerlich« künstliche Lockmittel zu entzünden; denn wahre Liebe giebt dem Herzen Seligkeit; aber die falsche, fleischliche Liebe stitrzet das Herz in’s ewige Verderben. Besonders schön aber ist’s, daß diese tiefe Wahrheit der Snlamith, diesem Vorbild wahrer Weiblichkeih wahrer, keuscher, reiner Frauenliebe in den Mund gelegt wird. In der Rein- eit und Heiligkeit ihrer Liebe ist Snlamith vor allem ein Vorbild auf die heilige, brünstige Liebe der Kirche zu ihrem himmlischen Bräutigam. Zugleich aber ist dieser stets wiederkehrende Warnungsruf an die Hoffrauen ein feierlicher Protest der reinen Liebe, mit welchem sie er- klären will, daß diese Frauen trotz all ihrer Scheinliebe und ihren Buhlkünsten doch iiicht im Stande sein werden, des Königs Herz wahrhaft zu gewinnen; ebenso wenig wie die nicht ans der Sündenvergebun , dem Glauben, hervorgewachsene Liebe dem HErrn wo lgefallen kann. «) Jm gemeinen Leben schwur man bei den Sachen, die eben zum Gespräche gehören, oder diedem Reden- den vorzüglich theuer sind. Wie also der Krieger bei dem Schwerte schwört, so hier Sulamith bei den lieb- lichen Gazellen, indem sie von Liebe redet. (Ewald.) B. Zwischen dem II. Jlkte W. 8—Lap. Z, 5) und dem ersten ist ein längerer Zeitraum nersirichen zu denken. In Sulamith hat endlich die Sehnsucht uakh ihrer läudlichen Heimaih gehegt, und sie ist ans der ihr fremden königlikhen Herrlichkeit uaih hause zicrüitigekehrt Hier in ihrem eltertiehen hause zn Suuem im Stamme Isasehaiz in der blähe des Gebirges Gilboa und des kleinen nennen, kann sie sieh nun zwar wieder gänzlich dem gewohnten freien Leben auf den tzergtrifteu mit ihren Heerden, dem ganzen munteren Treiben in Feld nnd Wald nnd Weingarten hin— geben, aber die Liebe zn ihrem herrlichen Bräutigam, an der sie krank ist, verschlingt alles andere Interesse, er liegt ihr am Tage und in der Uacht während ihrer Träume im Sinne, und sie fühlt, welche Veränderung die Liebe bereits in ihr heroorgebrachtz nnd wie sie nicht mehr ohne ihn leben kann. Es besteht daher die Aufgabe des zweiten Jtktes darin, zn schildern, wie ihre Erlebnisse mit ihrem Bräutigam, sonderliih die erste Gntzündnug der Liebe zu ihm tu ihrem Herzen nnd die erfle segegunng und An— näherung beider alle ihre Gedanken beherrschen und ein- nehmen. In der einzigen Neue, die den Inhalt des Jtktes ausmacht, haben wir uns Sulamith an einem ein- samen platz im Freien, umgeben oon der lieblichen Land- frhaft ihrer jtjeimath, zu denken. Im Selbflgesoeäch ver— gegeuwärtigt ne sich da, wie Snlomo ihr hier an der Mauer ihres mätterlichen Hauses zuerst begegnet, »was er mit ihr gesproihen und wie er sie dnrch Liebe zu flch ge- zogen habe, fle offenbart dabei die heißesie Gluth der Lie und Sehnsucht nach ihm, den sie nun bald zur Hochzeit er- wartet. Grsehäpft oon der Trregung der iiefsten Gefühle schlummert sie ein, und der Traum führt ihr den geliebten stlanu in ihre Nähe. Ztls sie erwakht, erinnert ne sitt) eines ganz ähnlichen Traumes ans den ersten Zeiten ihrer Liebe, den sie darauf erzählt. Endlich schließt ne im se— wnßtseiu ihrer Erkrankung an der Liebe mit demselben Warnnngsruf an die ihr im Geiste lebhaft vorstehenden Hoffmann, wie im vorigen Akte. 8. [Sulamith allein, bei einem Geräusch in ihrer Nähe: Horcht] Da ist die Stimme meines [langersehnten] Freundes [!]. sJndem sie sich ihres Geliebten erstes Kommen in ihre Heimath und seinen ersten Gruß an sie oergegenwärtigt:] Siehe, er kommt, und hüpfet Fgleich den flüchtigen Gazellen, die er jagen daher] an den Bergen, und springet [daher] ans den Hügelm 596 Hohelied 2 , 9—I7. 9. [Ja;] Mein Freund ist [voll Anmuth und Hoheit] gleich einem Rehe [einer edlen Gazelle], oder jungen Hirsch. [Kaum sehe ich ihn eben aus der Ferne heraneilen] Siehe [da], er stehe! lschVUJ hinter unserer Wand [am Hanse], nnd siehet durch’s Fenster, und gncket smit seiner lieben Ge- statt] durclfs Gitter swelches das Fenster ver: schließt Nicht. 5, 28 Anm., in’s Jnnere des Hauses) 10. Mein smir damals noch unbekannter] Freund entwertet, und sprtcht sgenauen begann und sprach darauf, mich zum ersten Male grü- ßend] zu mir: Stehe aus, meine Freundin, meine S«ch]dne- und komm saus dem Hause] her szu mir . II. Denn siehe, der [eisige] Winter ist ver- gangen, der [lange, trübe] Regen ist weg und »da- hin sdrum entfliehe dem Hause und eile zu mirjz 12. Die Blumen sind hervor kommen im Lande, der Lenz [wörtlich: die Zeit der fröh- lichen Lieder] ist herbeikommen, und die .Tnrtel- taube list aus der wärmeren Gegend zu uns zu: rückgekehrt und] läßt steh [wieder] hören in unserem Lande [Jer. 8, 7]; 13. Der Feigenbanm hat Knoten gewonnen [genauer: »würzet, machet süß und wohlricchend seine Früchte, nämlich die kleinen Spätfeigen, die er im Herbste noch treibet, und die im Früh: jahr reifen und gewürzreichen Duft annehmen], die Weinstöcke haben Augen gewonnen [wörtlich: stehen in Blüthe], und geben ihren Geruch [Sir. 24, 23]. [Drum] Siehe auf, meine Freundin, nnd komm, meine Schöne, komm [in’s Freie] her szu mir]. 14. [Du] Meine Taube in den Fclslbcherty in den Steinriszenr [du liebliche Unschuld, die hier, entrückt dem weltlichen Verkehr, in der Verborgen- heit zwischen steilen Bergeshalden wohnet], skomm heraus zu mir und] zeige mir deine [herrliche] Gestalt, laß mich [in fröhlichen Liedern] hören deine Stimme; denn deine Stimme ist süße, und deine Gestalt lieblich. «) Salomo mochte auf dies Bild durch die felseits reiche, bergichte Umgebung von Sulamiths Heimath mit ihren vielen wilden Tauben geleitet worden sein; zugleich konnte auch die, hinter den Fensterschaltern ver- borgene, nur' halb stchtbare Sulamith wohl einer Taube in Felslöchern verglichen worden. —- Jm Orient, wo auf einmal Frühling wird, wo, wenn die Regenzeit vor- über ist, die Natur erwacht und oft an Einem Morgen plötzlicheine ganz andere Welt zeiget, ist Zug vor Zug Wahrheit m dieser Schilderung (Herder.) Die neuen Blätter brechen da hervor, ehe die alten abgefallen find; die meisten Bäume haben daher keine Laubknospen sHasselquistJ Ebenso wie hier Salomo die in Felsritzen verborgene Taube Sulamith zum erstenmale schauet und um ihre Liebe wirbt, so kam der himmlifche Bräutigam Christus nach langer Winterzeit der Sünde und Gott- vergessenheit aus seiner Herrlichkeit in die Niedrigkeit und Armuth herab, da er von der Jungfrau geboren ward, um die iu die Miffethat verfunkene Menschheit sich zur Braut zu werben. Er lockte mit süßer, freund- licher Bräutigamsstimme die verborgenen, verachteten und niedrigen, aber noch einfältigen Taubenseeleu seiner ersten Jtinger und der Frauen, Maria, Martha, Mag- dalena u. a., an sich, daß sie aus der Höhle der Sün- deuschwermutlz aus dem Joch der väterlichen Satzungen und des fchwer tastenden mosaischen Gesetzes, herausge- treien kamen an’s Licht der aufgegangenen Sonne ihres himmlischen Bräutigams, an die Wärme des erschienenen Frühlings des gnadenreichen Evangeliums. Und sie hörten die süße Stimme: »Kommet her zu mir, alle die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erqui- cken,« und sammelten sich um ihn und sangen ihm Lob- lieder. Und wie er damals zum ersten Male um die Liebe derer, die hungerten und dürsteten, fich selbst ver- gessend, warb, so sagt er auch jetzt noch zu den einzel- nen Seelen, die ihn noch nicht kennen —: Stehe auf, komme her, ineine Freundin, d. i. stehe auf von den Ergötzlichkeiten der Welt, stehe auf von dem Vergäng- lichen, die du noch mühselig und beladen bist, weil du um das sorgest, was der Welt ist; komm über die Welt, komm zu mir, der ich die Welt überwunden. Komm nahe zu mir im herrlichen Schmucke unvergänglichett Lebens, eine Taube, sanftmüthig und demüthig, gänzlich erfiillt mit himmlifcher Gnade. Stehe auf von den Todten, stehe auf aus den Banden, mit denen umgeben du im Finstern tappestx stehe aus, denn ich habe dich auferwecket. Laß die Bande der Bosheit; denn ich löfe sie dir. Komm, denn das Netz ist schon zerrissen. Die Jungfrau hat geboren, ein Sohn ist uns gegeben aus der Jungfrau. Komm getrost zu mir, denn durch das Gitter srehest du mich nicht; von Angesrcht zu Angesicht sollst du aus nreinen Gebehrdeu der Liebe Süßigkeiten trinken. (Ambrosius.) 15. [Und ich stand auf und kam, unwider- stehlich von ihm angezogen, zu ihm heraus und sang, ihm auf seine Bitte erwidernd, das Winzer- liedchen, das ich als Weinbergshüterin in unseren Weinbergen so oft gesungen :] Fabel uns die Füchse, die kleinen Fuchse, die die Weinberge verderben; denn unsere Weinberge haben Augen gewonnen [stehen in Blüthe] Weinbergsverderber verdienen die Füchse zu heißen, nicht weil sie den reifen Trauben selbst nachstellen, son- dern weil ste durch ihre Gänge und Höhlen die Mauern der Weinberge unterwiihlen und die Weinsiöcke an ihren Wurzeln beschädigem auch wohl die Stöcke und jungen Triebe benagen. Daher es auch im Frühjahr, zur Zeit der Weinblüthe, die Weinberge vor diesen unge- betenen Gästen zu schtitzeu galt; und zwar dies um so mehr, da gerade das Frühjahr die Zeit des Hervor- koinniens der jun en Ftichse aus ihren Bauen «. lZöckler.) Wir haben hier unzweifelhaft ein altes hebräifches Winzervolkslied, das zur Zeit Salomos all- gemein bekannt war und im Frühling gesungen zu werden pflegte; ,,es hängt weder mit dem vorigen, noch mit dem folgenden zusammen; es ist ein Scheuchlied, wie man ja Jagd- und Ernte-, Kriegss und Fischerlies der hat.« Dadurch aber, daß das Liedchen, sei es zu- fällig, sei es durch eine kleine, von Sulamith absichtlich augenblicklich gemachte Veränderung , mit denselben Worten, wie Salomcks Anker-e, schließt, gewinnt dasselbe unwillkürlich eine feine Beziehung auf die aus seinem Gruße sprechende Liebe des Königs. ,,Der in jun er dustiger Blüthe prangende Weinberg —- das ist ihre Il. Die Liebe-zu ihrem Bräutigam beherrscht auch in der Heimath Sulamiths alle ihre Gedanken. 597 wechselseitige Liebe, und die Füchse, die kleinen Füchse, die diesen Weinberg verderben könnten, find ein Bild aller der großen und kleinen Widerwärtigkeiten, welche die Liebe m der Blüthe, ehe sie zur Reife des Vollge- nusses gelangt, benagen und zu zerstören drohen« So giebt Sulamith durch den Gesang des Liedes dem König zu erkennen, daß sie seine Neigung erwiedere, und deutet durch die Wiederholung seiner eigenen Worte an, daß ihr Weinberg in Zukunft für ihn bliihen solle. 16. [So sang ich damals auf seine Bitte vor ihm, und nun ———:] Mein Freund ist mein, und ich bin sein les ist geschehen, was meine Seele damals nicht zu ahnen nnd zu hoffen wagte, er hat sein Herz an mich, ich meins an ihn ver- loren, daß keine Macht uns je wieder trennen kann; ja, sein bin ichL der unter den Rosen lunter Lilien] weidet [Kap. 1, 7 Anm., der, wo er nur immer weilet, nur Lieblichkeit und Wonne ver- breitet], Dies Wort, aus dem Bewußtsein der seligen Gegen- wart in der Liebe des Königs von Sulamith gesprochety ist überhaupt der rechte Ausdruck für die Liebe, die aus zwei Herzen eines macht, wie sie am höchsten sirh ge- offenbart hat, da der HErr seinen Thron verließ und feine Braut, seine Kirche, in innigster Liebe mit sich vereinigte, also daß er ihr auch seinen Leib und sein Blut im Sacrament zu essen und zu trinken giebt, so daß sich im tiefsten Sinne das Wort darin erfüllet: Um deswillen wird ein Mensch verlassen Vater und Mutter und seinem Weibe anhangen und werden zwei Ein leisch sein (Ephef. 5, 3l.) — Hinweg mit euch, ir schädlichen Ftichse, sagt nun die Kirche, die Braut, die ihr mich listig von Christo trennen wollet. Denn ich bewahre meinem Bräutigam Christo die Treue, daß ich keinen andern außer ihm liebe; er wie- derum bewahret mir die Treue, daß er keine andere außer mir liebet. (C. a Lapide.) Er mein; denn er ist gnädig und barmherzig; ich fein; denn ich bin von ihm begnadigt. Er mir Gnade um Gnade; ich ihm Liebe um Liebe. Er mir zur Erlösung; ich ihm zur Ehre; er mir zur Seligkeit; ich ihm zum Wohlgefallen. Er mein und keiner anderen; ich fein und keines au- deren. — O was waget doch ein reines Herz, ein gut Gewissen, ein ungeheuchelter Glaube! Mein ist er, sagt die Braut. Jst er denn wirklich ihr, er, dessen Maje- stät das Weltall regieret und verwaltet, und seine Sor e um das Weltall sollte sich richten allein auf diese Mit - oder vielmehr Mühelosigkeit der Liebe und Sehnsucht nach ihr? Ja, ganz so ist’s; er ist in der Gemeinde der Erwähltem von denen der Apostel sagt: Alles ge- schieht um der Auserwählten willen, und wer will be- zweifeln die Größe der Gnade und des Erbarmens Gottes gegen seine Heiligen, seine Erwählten? Damit leugnen wir nicht die Fürsorge Gottes für die übrigen Kreaturen, nur seine Liebe eignet sich die Braut zu. (Bernhard v« Cl.) HErtz mein Hirt, Brunn aller Freuden, du bist mein, ich bin dein, niemand kann uns scheiden; ich bin dein, weil du dein Leben und dein Blut mir zu gut in den Tod gegeben.— Du bist mein, weil ich dich fasse und dich nicht, o mein Licht, aus dem Herzen lasse; laß mich, laß mich hingelangen, da du mich und ich dich leiblich werd umfangen. (P. Gerhard: Warum sollt ich — V. 11. 12.) Nun er reif ich dich, du mein ganzes Jchl Jch will nimmermelsr dich lassen, sondern gläubig dich umfassen, weil im Glauben ich nun ergreife dich. Seelenbräutigam — v. Drese. 0.) i 17. fAber nun bist du ferne von mir, und ich bin einsam und allein! O laß mich nicht länger deine Nähe missen, eile zu mir;1 Bissdaßj der Tag kühle werde [wird], und der Schatten weiche sdie Schatten weichenJI Kehre um [aus deiner Trennung hierher zu mir], Werde swie damals V. 8, eilend] wie ein lanmuthigj Rehe [Gazelle], mein lheiß erfehnter] Freund, oder wie ein junger sftüchtigerj Hirsch anf den Scheide- bergen [den uns trennenden Bergen, vielleicht besser: auf zerklüfteten Bergen]. «) Luther und die Aelteren zogen den Satz: Bis daß der Tag kühl werde, noch zum vorigen Satz; aber nach dem Grundtext bildet derselbe ohne Zweifel den Vorderfatz zu: »Kehre um«; weshalb hinter ,,weiche« kein Punkt, sondern Komma stehen müßte. Wie Sulamith, so sehnet sich auch die Kirche im- merfort nach der endlichen Wiederkehr ihres himmlifchen Bräutigams in der Herrlichkeit feines himmlifchen Braut- fchmucks, daß er sie aus der Einsamkeit der Wtifte ab- hole zur Hochzeit im himmlifchen Jerusalem. — Der Geliebte ist von uns damals leiblich geschieden, als er nach seiner Auferstehung gen Himmel fuhr; er wird aber einst wiederkehren, wenn er am· Ende der Welt nach Auferweckung aller Leiber der Menschen im Gerichte geoffenbart werden wird. Um diese feine Offenbarung eten,·nach ihr verlangen alle begnadigten Seelen; dann wird auch Christus einem Rehe gleich und einem jungen Hirsche über den Scheidebergen erscheinen; denn er wird in derselben Meuschengesialt kommen, welche er von sei- ner Kirche genommen hat, als er in Niedrigkeit gebo- ren ward. Dann wird er über allen Berggipfeln er- haben fein, welche in der Kirche, dem Haufe Gottes, Bergen gleich emporragem (Gregor d. Gr.) Der BräuFgam wird bald rufen: Kommt all ihr Hochzeits- gästl Hilf Gott, daß wir nicht schlafen, in Sünden schlummern fest; bald hab’n in unsern Händen die Lampen, Oel und Licht und uns nicht dürfen wenden von deinem Angesicht. (Melch. Franc) Bis dahin betet die Braut: O Jesu, meine Wonne, komm bald und mach dich auf. Geh auf, verlangte Sonne, und fördre deinen Lauf. O Jefu, mach eiu Ende, und führ’ uns aus dem Streit: wir heben Haupt und Hände nach der Erlöfungszei·t. (Laur. Laurentii: Ermuntert euch — V. l0.) Und: Wie bin ich doch so herzlich froh, daß mein Schatz ist das A und O, der Anfang und das Ende, er wird mich doch zu seinem Preis aufnehmen in das Paradeis, deß klopf ich in die Hände. Amen, Amen, komm du schöne Freudenkrone, bleib nicht lange, deiner wart ich mit Verlangen. (Phil. Nicolai.) Jesu, Ruh der Seelen, laß mich nicht so quälen hier in dieser Welt! Jch bin matt und müde, suche Ruh und Friede in dem Himmelszeltl Komm, ach komm, o Jesu, komm! Führe mich aus diesem Leiden hin zu Himmels- freudeir. (Ah. Fritzfch.) Die große Gemüthserregung m welche Sulamith durch ihre Sehnsucht nach dem ge- liebten Bräutigam, wie sie stch im Vorigen, besonders dem 17. V. ausfprach, versetzt worden ist, hat sie er- mattet; sie sellummert ein, und im Traum naht ihr der ersehnte Salomo. So schlummern auch die klugen Jungfrauen im Gleichniffe des HErrn, welche die wahre Braut Christi, die Kirche der wahren lauteren Liebe, vorstellen, trotz ihrer Sehnsucht nach der Hochzeit des Lammes ein, nachdem sie lange vergeblich auf ihn ge- wartet haben. 598 Hohelied Z, 1-—6· Das Z. Kapitel. Chrisius seiner Kirche gemaltiger Schutz. 1. [Sulamith, aus dem Traume erwachend, zu fiel) selbst, indem sie eines ähnlichen Traumes in Jerusalem während der ersten Zeit ihrer Liebe gedenktxj Jch fUkhte [als ich einstens] des Nachts [träumend] in meinem Bette [lag, ihn] den meine Seele liebet. Jch suchte sihn an allen Orten, die mir der Traum vorzauberte], aber ich fand ihn nicht. Da der hehr. Grundtext wörtlich lautet: »Auf mei- nem Lager in den Nächten. Ich fuchte u. f. w.«, und also das Suchen durch ein starkes Jnterpnnktionszeichen deutlich von dem Vorhergehenden geschieden wird, so kann —- abgesehen von der sittlichen Anstößigkeit des Sinnes: Ich fuchte, den meine Seele lieber, Nachts in meinem Bette, während Sulamith doch noch Braut ist und überall eine so hohe Seelenkeuschheit zeigt, —- eine Verbindung zwifchen dem ersten nnvollständigen und dem zweiten Satze als gänzlich unmöglich behauptet werden. Der erste Satz foll vielmehr nur angeben, wann und wie sie Salomo gesucht habe, nämlich Nachts im Traume. 2. Jch lvill aufstehen ssagte ich in der Angst meiner Seele, ihn, den geliebten Mann, zu ver- lieren, im Traume zu mir selbst] nnd [will] in der Stadt um [-her.·] gehen auf den Gassen [ge- nauer: Märkten] und Straßen [der Königsstadth und suchen, den meine Seele liebet. Jch suchte sihn allenthalbenL aber ich fand ihn nicht. Als eine Träumende und im zwingenden Drange der Liebe bedachte sie natiirlich nicht, wie unpassend für eine züchtige Jungfrau ein nächtliches Umherwandern auf den Gassen sei. 3. Es fanden mich [auf meiner Wanderung im Traume] die Wtichtey die [Nachts] in [den Gassen] der Stadt umgehen: Habt ihr [rief ich sie hastig und geängstigt an] nicht gesehen, den meine Seele liebt? 4. Da ich [von ihnen ohne Bescheid gelassen, kaum] ein wenig vor ihnen über kam svorüber ge- eilt war], da fand ich, den meine Seele liebet. Ich halte ihn und will ihn nicht lassen, bis Daß] ich ihn bringe [genauer: ich hielt ihn fest und ließ ihn nicht los, bis daß ich ihn brachte] in meiner Mutter Haus so. i. in’s Frauengemach meiner mütterlichen Heimath], in meiner Mutter Kammer· sdaß er dort im Verein mit meinen an- deren Lieben immer bei mir bliebe]. Klar steht ihr noch jener angstvolle und doch so felige Moment ihres früheren Verkehrs mit dem königlichen Geliebten vor Augen, der sie, im Traume zwar, jedoch mit herzbewegender Gewalt darüber belehrte, daß sie ohne ihn nicht mehr zu leben vermöge, daß sie keinen Au enblick von ihm getrennt fein könne, ohne fchmerzliche Se nsiicht nach ihm zu empfinden, und daß dieses lie- bende Sehnen und Schmachten hinfort nicht mehr auf- hören werde, es sei denn, daß sie ihn habe und behalte, daß sie ganz und ftlr immer mit ihm vereinigt werde. (Zöckler.) — Die letzten Worte der Erzählung aus dem Munde Siilamiths: »Ich hielt ihii fest und ließ ihn nicht los, bis ich ihn brachte« find zugleich der Aus- druck ihrer gegenwärtigen Seelenstimmung, weshalb ste auch in der präsentischeii Fassung ihre Berechtigung be- halten. Wie in den Worten (Kap. 2, 16): Mein Freund ist mein und ich bin sein, so gewinnt in diesen Worten der Ausdruck der Sehnsucht und Liebe ihres Herzens seinen Höhepunkt. —- Es ist der Ansdruck der vollendeten Liebe zwischen Christo und seiner Gemeinde, der Liebe, welche ist stärker denn der Tod. — Nicht will ich wieder lassen den Gott, den ich mit der Klammer- des Glaubens ergriffen, bis daß er komme in meine Kammer, mein eigenes Herz. Das aber wird geschehen fein, wenn es zu jenem Stande zurückgekehrt ist, in welchem es von Anfang war. tGregor v. Nhffa.) Man hält Gott fest durch Demuth, Sehnsucht, Kühnheit, stetes Andenken, Gebet, Glauben, Erwartung der Erhö- rungx man läßt ihn nicht los, wenn man von der Liebe nicht abläßt, das Antlitz von ihm nicht wieder abkehrt. So hält man fest den Geliebten, auch wenn die Mor- genröthe anbricht, und lässet ihn nicht, er segne uns denn. Die Seele kämpfte mit ihm die ganze Nacht, da sie schlief, während das Herz doch machte, d. h. da· sie verlassen hat die irdischen Geschäfte, um sich zu mtihen im Suchen des Geliebten. Aber auch wenn sie durch die Nacht hin bis zur Morgenröthe gelangt ist, lässet sie nicht ab voin Ringen mit ihm, vom briinstigeu Flehen, und lässet den Geliebten nicht, er segne sie denn, daß sie komme von Tugend zu Tugend und den Gott aller Götter schaue in Zion, nämlich im Geiste als in einem Spiegel, und suchet solchen Segen im dunkeln Wort iind die Umwandlung ihres Namens, daß sie nicht mehr Jakob, sondern Israel genannt werden müsse, und nicht mehr nöthig habe, Sünden auszurotten, sondern nach Ausrottung der Sünden der Reinheit der Tugenden ge- nieße und Gott fchaue; denn selig sind, die reines Her- zens sind, denn sie werden Gott fchauen. (Richard v. St. Victor.) Heilig macht die heilige Leidenschaft, nämlich beides, sowohl die heilige Furcht des HErrn und die heilige Liebe. Mit diesen umfaßt, liebkoft, hält ihn die Seele fest wie mit zwei Armen nnd spricht: Ich halte ihn und kann ihn nicht lassen. — Die Liebe hat an sich genug, wo sie aber hinkommtz da zieht sie alle übrigen Neigungen zu sich hinüber und nimmt sie ge- fangen. Drum was sie liebt, liebt sie und kennet nichts anderes. Selbst er, der gewißlich alle Ehre, Furcht, Herrlichkeit besitzt, liebt doch, um noch mehr geliebt zu werden. Es fordert Gott, daß nian ihn fürchte als HErrn, daß man ihn ehre als Vater, daß man ihn liebe als Bräutigam. Der Lohn der Liebe ist sie selbst, der Grund der Liebe ist sie selbst, die Frucht der Liebe ist ihr Genuß. Jch liebe, weil ich liebe; ich liebe, daß ich liebe. Unter allen Bewegungen, Empfindungen und Neigungen der Seele ist’s allein die Liebe, in welcher das Geschöpf dem Schöpfer, wenn anih nicht gleich, so doch ähnlich werden und etwas erwiedern kann. (Bern- hard v. Cl) Die Liebe ist die Seele des Glaubens, die Stärke der Hoffnung, die innerste Kraft und der Kern aller Tugenden; sie regelt das Leben, entzündet die Gefühle, gestaltet die Thaten, verbessert die Schritte, ist fähig zu allem, siegreich über alles, ·ja machet felbst die Allmacht Gottes gleichsam ohnmächtig. (Richard v. St. Victor.) 5. [So träumte mir damals; wann aber wird’s endlich dahin kommen, daß ich ewig unge- trennt mit ihm vereinigt werde? O,] Jch be- schwöre euch, ihr Tröster zu Jerusalem, bei den seiner Kirche gewaltiger Schuh. 599 slieblichens Reben oder Hinden auf dein Felde sden Sinnbildern wahrer Liebe], daß ihr meine Freundin [genauer: die Liebe in eurem Busen] nicht aus- lvecket, noch [er-] reget, ssondern still wartet] bis daß les] ihr selbst gestillt [ihre Flammen emporzu- schlagem auf daß ihr nicht vorzeitig vor Liebe und Sehnsucht krank werdet, wie ich bin, oder von ihren Gluthen verzehret werdet Kap. L, 7]. Diese an die ihr im Geiste vor Augen stehenden rauen Salomo’s gerichtete Warnung faßt sie um so lieber in dieselben Worte, wie damals, wo sie dieselbe zum ersten Male an die wirklich gegenwärtigen aus- sprach, als sie so eben eines Traumes aus jener Zeit gedacht hat. Es fchließt damit als mit einem Refrain der 2. Akt gleichwie der erste ab. Der Grundgedanke des ganzen Altes , wie er besonders in dem doppelten Bekenntniß: »Mein Freund ist mein, und ich bin fein« und: »Jch erfaßte ihn und ließ ihn nicht los« ausge- sprochen wird, liegt offenbar in der bis in den Tod ge- treuen Liebe, die nicht ruhen kann, bis ihr Sehnen nach viilli er und bleibender Vereinigung mit dem Geliebten gesti tist, in dem treuen Halten der Braut an dem Freunde ihrer Seele auch während einer längeren Trennung, wie sie weder bei Tag noch bei Nacht, weder wachend noch träumend, ihre Gedanken von dem Auserwählten weg- zuwenden vermag. Fllr Christen bedeutet das liebende Sehnen einer Braut, die ohne ihren Bräutigam nicht mehr leben kann, die sich ganz sein weiß, gleichwie er ganz ihr ist, und die erst dann sich befriedigt weiß, wenn sein Haus das ihre, und ihr Haus das seine ge- worden ist, — ein folches bräutliches Sehnen bedeutet ftir den Christen iiichts anderes, als eine kräftige Mah- ming uach völliger und bleibender Vereinigung mit dem Heilande als dem rechten Seelenbräutigam zu trachten und von ihm nicht abznlassen, bis er Einzug gehalten mit der Fltlle seiner himmlischen Gaben in’s Haus, wie in’s Herz. Der Christ soll nicht müde werden, die Zu- kunft des HErrn in sein Herz zu erfehnen und zu er- flehen, bis er als sein eigen Gewordener sprechen kann: »Mein Freund ist mein und ich bin fein,« bis er seine Seele ihm vermä lt weiß, wie die Braut ihrem Bräu- tigam (Joh. 14, Z; l7, 21 f.). Und wie die Kirche, sofern sie die rechte und wahre Braut des HErrn ist, nicht aufhören kann, sich nach seiner herrlichen Erfchei- nnng zu sehnen, durch welche sie Ein Fleisch mit ihm werden soll immer und ewiglich (Cephef. 5, 32; Z. Cor. 1l, Z; Offb. 22, l7): so soll auch die einzelne Christen- seele allezeit im brünstigen Gebete sehnsüchtiger Liebe zu ihrem himmlischen Bräutigam» sprechen: »Komm, HErr Jesu; ja komme bald!« (Zi5ckler.) C. Im I1I. Jlkte Ob. Cis-Ray. s, 1) erfüllt sich Sala- mtths sehnsitclztiges harren; er stellt die feterllihe Einho- luug der Braut durch Salomo und die Hochzeit in Seen· falem dar. wiederum ist ein längerer Zeitraum nach jener Zeit, wo Sulamith nach dem zweiten Jlkte in ihrer helmathliehen Einsamkeit mit sihmaelitender ltiebe der Kn- kunft ihres Bräutigams entgegeuharrte, verstrlchen zu den- ken. Endlich erschien er mit einem ehrenvollen Geleite naeh altisraelitifcher Hothzeitssitte (1. mark. 9, 37. sit) im hause der Mutter Snlamtthz um seine staut nach Jerusalem abzuholen und sie dort zur Königin nnd zu sei- ner vor allen anderen bevorzugten Gemahlin zu erheben. Der Jlkt zerfällt demgemäß in 2 Seinen, deren erste sit. 6 —-11) den feierllehen Etnzng des urantoaares in Jeru- salem, dle zweite Gan. 4, l—5, 1) das hochzeitsniahl im ltöiiigliltzeu Palaste vorsieht. l· v. 6——1l. Wir sehen uns hier an einen öffentlichen platz an einem Thore von Jerusalem versetzt, von wel- eheni aus man die uordöstlich nach Jerlcho sitt) erstre- klieude wüste Gegend überfihant Jlns der Ferne ßeht man einen festlich vrangenden Zug von jener Gegend her sich auf Jerusalem zu bewegen auf der« gewöhnlichen Straße, die aus dem dlordeu des Landes durch die Sordangaue über Jecicho nach Jerusalem fährt. Te iß ein hochzeltsziig von so erstaniiliiher pracht, daß der vor dem Thore versammelte Chor der Hoffranen Salomos, der die gesanimte sewohnersitiaft oder wenigstens alle Frauen Jerusalems vertritt, immer von dleuem seine jabeliide Bewunderung laut werden läßt. Dadurch hören wir ihn beschreiben. Wolken von liöstltchen Wohlgetüchen ziehen ihm fihon weit voran und verkünden die dlähe der herrlichen, wohlgesihmiiikten Braut. Ein herrliche- Ttagbetu umgeben und beschützt von 60 aueerleseuen Helden, ist in der idlitte des Zuges zu sehen, und auf ihm sitzen der strahlende Bräutigam, heute niiht mit einer Uöuigslirontz sondern mit einem festlichen Kranze das Haupt geschmückt; denn es ist sein hochzeitstag, und neben ihm die holdselige Braut. Voraus aber nnd hin— tennaih gehet die ittengc des heilte besonders rein) ge- schmüeliteii königlichen Erfolges. Jlls der Zug näher herankommt, beschreiben andere aus dem Franenchor am Thore die wunderbare Herrlichkeit des königlichen Trag- bettes, das Salomo ganz besonders für diesen Tag der Braut zu Ehren hat anfertigen lassen, nnd das die Töchter Jerusalems aus triebe zu ihm mit ihren stillte- reicn geziert haben. Endlich bewegt sich der Zug lang- sani zum Thore herein, nnd der ganze Thor der Frauen jiibelt noih einmal deni tzranlvaar entgegen, indem er alle Frauen abstuft, den herrltih gefrhmüeliten König nnd seine liebliche staut zu bewundern. — Obwohl in dieser Scene nur der ständige Chor der Töchter Sera- salems redet, alle anderen personen aber nur gesehen werden, nnd wiederum in der folgenden Seene uur das Zrantvaar mit einander in’s Gesvräih vertieft ist, die fröhlichen lljochzeitsgäsle aber nur gesehen werden, so zeiihnen sieh doih beide Seenen vor allen anderen durch Zlnsehaulluikeit und Lebendigkeit der Schilderuug ans, was im Zusammenhange damit ßeht, daß iu ihneu die Hanzllung des ijolzenliedes ihren Mittel— und Höhepunkt erre eht. 6. sEinige ans dem Chor der Töchter Jeru- salems Kap. 1, 3 Anm., welche am Thore stehen und mit Staunen und Bewunderung auf den aus der Ferne sich heranbewegenden Festzug, namentlich die ihnen unter allen entgegenstrahlende Braut hin- weisend Wer ist die, die [so herrlich und löblich geschmückt zur Stadt] heranfgehet sziehetj aus der Wüste sdort unten jenseit des Oelbergss statt- lich und reich duftend zug1eich] wie ein gerader seine hohe und schlanke, einer Palme gleich— empor- strebende] Rauch [-säule, schvn von weitem ganz duftendj wie ein Geriiuch von Myethew Weib: ranch und alletlei [aromatischem] Pulver eines Apothekers [oder Gewürzkrämers"] ? V) Die nächste Umgebung von Jerusalem war aller- dings reich cultivirt mit Gärten nnd Baumpflanzungem aber weiter über Bethanien hinaus auf dem Wege nach Jericho breitete sich eine stille, unbewohnbare Einöde mit Dorngestrttpp und Steintrttmmern aus. — Als einstmals die Kinder Israel aus der Wüste heraufzogen nnd mit Josua, dem Sohne Nun’s, den Jordan über« 600 Hohelied Z, 7-—11. 4, I. schritten, da sprachen die Völker der Erde: Was ist das für ein auserwähltes Volk, das aus der Wüste herauf- steigt, durchduftet vom Brande des Weihrauchs, gestärkt durch Gottes Arm um des Verdienstes Abrahams willen, der dem HErrn gehorchte und zu ihm flehte auf dem Berge Moria; glänzend vom heiligen Salböl um der Gerechtigkeit Jsaaks willen, der gebunden war auf dem Berge des Heiligthums; begleitet von Wundern Gottes um der Barmherzigkeit Jakobs willen, der mit dem Erru kämpfte bis zur Morgenröthe und tiber ihn ob- iegte und also selbst sammt seinen zwölf Stämmen er- löset ward? (Der chaldäische ErklärerJ Ebenso wird einstmals der andere Josua, Jesus Christus, mit herr- lichem Hochzeitsgeleit ausziehen, um seine dann reine und heilige, von ihm selbst mit allen Tugenden, die Gold und Edelsteine überstrahlen, geschmiickte Braut, seine erlöste Gemeinde, aus ihrer irdischen Heimath zur Hochzeit und ewi en, seligen Gemeinschaft und königlichen Herrlichkeit mit ihm abznholen nnd ans der Wüste und der Sonnengluth der Ansechtungen dieses Lebens empor zu führen in das neue Jerusalem; dann wird auch ihre Schönheit und Herrlichkeit offenbar geworden sein vor allen Völkern auf Erden und von ihnen angestaunt und bewundert werden; denn der Glanz und die Ma- jestät ihres verklärten HErrn und Bräutigams strahlet wieder aus ihrem Angestchn ,,Jhr Freund kommt vom Himmel prächtig, von Gnaden stark, von Wahrheit mächtig: ihr Licht wird hell, ihr Stern geht aus. Nun komm, du werthe Kron’, HErr Jesu, Gottes Sohn! Hosianna! Wir folgen all zum Freudensaah und halten mit das Abendmahl« (Ph. Nicolai.) Und wie dort bei Sulamith ihre Schönheit und ihr von Salomo ge- schenkter Schmuck im Gegensatz stehtzur Wüste, also daß die Frauen erstaunt fragen: Wie ist’s möglich, daß aus der Wüste solche Schönheit emporsteigy so werden einst auch die Völker auf Erden nicht begreifen und staunen, daß die niedrige, von ihnen so verachtete, mißhandelte und verfolgte Braut des HErrn so hohe Schönheit, fol- chen Glanz der Ewigkeit besitzt und daß sie solche Herr- lichkeit aus dem Elend und der Trübsal des Lebens in der Wüste der Welt mitbringn Denn aus der Wüste (Offenb. 12, S) wird sie ihr Bräutigam holen und doch wird sie gekleidet sein in weißer, reiner Seide (Ossenb. 19, 8; 2l, 2). — Es) Jm Morgenlaude liebte man es, bei feierlichen Aufzligem wie einem Hochzeitszuge, nicht blos die eigenen Kleider u. f. w. mit herzerquickenden Wohlgerüchen zu erfüllen, sondern auch vor dem Zuge her edles Räucherwerk zu verbrennen; wie es auch am tltrkischen Hofe zu Konstantinopel früher noch Sitte war, beim feierlichen Empfang fremder Gesandtschaften Aloe und Weihrauch in silbernen Gluthpfannen zu ver- brennen. — Diese Sitte und also auch der Umstand, daß sowohl Salomo als auch Sulamith hier und fchon frtiher stets mit Wohlgerüchen reichlich umdustet sind, hat einen tiefen Sinn. Alle übeln Gerüche sind Sinn- bild der Sünde, des Todes, der Verwesung, des ewigen Todes; die Wohlgerüche dagegen Sinnbild des Fern- seins der Sünde, der Schuld, des Todes, der Verwe- sung, der Erfülluiig mit Reinheit und Gerechtigkeit, mit unverweslichem, ewigem Leben, an welches der Tod keine Macht mehr hat. Die Braut des HErrm sein eigener heiliger Leib, wird auch durch- und umduftet sein mit allen Wohlgerüchen der ewigen Herrlichkeit, und diejenigen, welche sie in ihrer Herrlichkeit an der Hand ihres Erlöfers zum Hochzeitsmahle werden gehen sehen, werden auch schon aus der Ferne ein Gefühl und deutliche Empfindung von den Strömen ewigen seligen Lebens, das aus ihr duftet, haben. — Jetzt lebet die begnadigte Seele (wie die anze Gemeinde Christi) noch in der Wüste, in der Fremde zwischen wilden Thieren und Dämonen. Obwohl sie hier nicht gänzlich von ihrem Bräutigam verlassen ist, wird sie doch, so lange sie noch im Fleisch lebt, noch nicht zum vollen Anblick desselben zugelassen, sondern wird von ihm durch wüste Strecken und Versuchungen geleitet; ja, so lange sie noch nicht mit ihm herrschet, fcheint sie von ihm ver- lassen zu sein. Darum mühet sie sich fort und fort ab, daß sie herausziehe, daß er je länger je mehr merke, wie lieb sie ihn habe. (Gregor d. Grsj 7. sAndere Frauen aus demselben Chor am Thore beim Anblick des Prachtbettes in der Mitte des Zuges, als derselbe bereits ganz in ihre Nähe gekommen ist]: Siehe, um das Bitte Salomo [wörtlich: Siehe doch, esistSalomoB eige- nes Prachtbettel und welch eine glänzende Um- gebungl Um dasselbe] her stehen sals Ehren- wache] sechzig Starke [Kriegshelden] aus den [600] Starken in Israel swelche schon David als stehende Chrengarde aus dem Kerne des Kriegsheeres fiel) ausgewählt hatte als die edelsten und treuesten Diener 2.»Sam. is, 18 Anm.; 16, S; 20, 7; 23, 8 ff.]. 8. Sie halten alle Schwetter sbesserx Sie sind allesammt vertraut mit dem Schwertes und sind geschickt zu streiten. Ein jeglicher hat· sein· Schwert an seiner Hufte, um der Furcht willen in der Nacht sdamit sie auf dem weiten Zuge durch öde Strecken jegliche Stö- rung und Schrecken von den Schlummernden in der Nacht fern halten sollen]. Da die Reise von Sunem bis Jerusalem in direkter Entfernung über 12 Meilen beträgt, also mindestens einmaliges, wenn nicht zweimaliges Uebernachten nöthig machte, und zwar dies sehr wahrscheitilich in wilder einsamer Gegend, so war ein derartiges kriegerisches Geleite keineswegs überflüssig. Auch setzt Sulamith später, wie sie zur Rückkehr in ihre Heimath auffordert (Kap. 7, 12), ein mehrmaliges Uebernachten auf dem Wege dahin in Dörfern als nöthig voraus. (Zöckler.) — Wie Salomo seine auserwählte Braut in einer Prachtsänftq umgeben von 60 Kriegsheldem heimholt, so wird der HErr, wenn er seine Gemeinde erlösen und zur Hochzeit holen wird, selbst mit großer Glorie er- scheinen und von der Schaar aller heiligen Engel, der starken Helden, die feine Befehle ausrichten, umgeben sein, die wohl im Stande sind, die Schrecken der Macht des Satans und des gesammten Reiches der Finsternis; von der Braut des Lammes fern zu halten und darnach auf immer zu vernichten. 9. sWiederum andere Frauen aus dem Chore:] Der König Salomo lief; ihm fund Sulamith für diesen seinen Hochzeitstag] eilte sbesonders prächtige Reife-J Sänfte seinen Tragsessel B. 7 f.] machen von sverschiedenem kostbarem] Holz ans Libanon [wie Cedern- und Cyptessenholz]. 10. Detfelben [zierliche] Säulen [mit welchen sie geschmückt ist] waren [gen.: lie»ß er machen] sitt-ern, die Decke [die RücklehUeJ galt-en, der Sitz [mit seinen kostbaren Teppichen] purputn , der Boden [an den Seitenwänden und der Decke oder dem Baldachin] mitten inne sim Innern der Sänfte] IIl. Der Hochzeitszug des königlichen Brautpaares nach Jerusalem. 601 war lieblich gepflastert, nui der Tochter ivillen zu Jerusalem [genaner: war fein ausgestickt durch die Liebe der Töchter von Jerusa- lem, die solches dem König zuin Geschenk dar- gebracht]. · · Die genaue Beschreibung der Pracht der Reisesänfte soll offenbar dazu dienen, zu zeigen, daß Salomo seine geliebte Braut jetzt aus ihrer Niedrigkeit eiiies einfachen, unbeachteten Landmtidchens zur Hoheit und Majestät einer vollberechtigten Königin erhoben habe. In den einzelnen kostbaren Theilen des Tragsessels soll sich also die Herrlichkeit der Braut für jedermann sichtbar dar- stellen. Es kann daher die Sänfte, noch weniger aber ihre einzelnen Theile und deren Stoffe, nicht noch be- sonders gedeutet werden, wie die allegorischen Ausleger thun. Es ist auch ein vollständig genügend hoher Ge- danke, daß ebenso wie Sulamith auch die Gemeinde Gottes, im A. T. aus der Knechtfchaft und Niedrigkeit in Egypten zur Herrlichkeit eines Volks von Priestern und Königen, im N. T. aus der Armuth eines armen Siindervolks, das im Stalle zu Bethlehem feinen Bräutigam zuerst anbetete, zur Hoheit einer die Welt mit dem Glauben und dem Worte Gottes überwinden- den und beherrschenden Königin erhoben worden ist nnd einstmals in dieser jetzt unter dem Kreuze und der Knechtsgestalt verborgenen Herrlichkeit auch den Feinden offenbar werden wird. 11. sDer gesammte Chor der Frauen, laut jubelnd, während der Zug in die Stadt selbst ein- ziehetx So] Gehet [nun] heraus [aus der Stadt] nnd schauet an, ihr Tochter Zions, den König Salomo, in der Krone [genaner: dem Hochzeits- kranze], damit ihn seine Mutter lBathsebaj ge- trönet hat am sheiitigenj Tage seiner Hochzeit und am Tage der Freude seines Herzens- Daß gerade Salomcks Mutter ihm diesen Kranz ausgesetzt hat, wird wohl aus einer speziellen Hochzeits- sitte zu erklären fein, wonach die Mutter, zum Zeichen ihrer Billigung des vom Sohne geschlossenen Ehebund- nisfes , denselben eigenhändig mit einer Festkroiie schmückte. (Zöckler.) —— In einer Dornenkrone, dem Zeichen des vFluches, hat der HErr um seine Braut, die verlorene Welt, geworden, in einer strahlenden Krone der Herrlichkeit mit der Ausschrifn ,,Treu und wahr- hastig« wird er sie heimholem Das 4. Kapitel. Schönheit der Kirche eine tgnadengabie II. V. l— Lan. s, I. In dieser L. Seen e des dritten Jlktes befinden wir uns in dem Hochzeitssaale des königlichen Palastes auf Zion. Die Hochzeitsgäste, die gewürdigt nnd, an der Wonne dieses Tags Theil zii nehmen, haben wir iins etwas abseits von drin nennte- niählten ttrautpaar sihend zu denken. Aber sie sind tlebeusache niid dienen iiur dazu, die Hochzeit zu ver— herrlichen und Zeugen der Erhebung Snlamiths zur Königin nnd Gemahlin ihres Königs, Zeugen der in- uigen triebe desselben zu Sulaniith zu sein. Die Damit— sache bildet das vertranliche Gespräch zwisihen dem itrantpaaiz dessen Inhalt kein anderer, als die Größe nnd Snnigkeit ihrer Liebe, vornehmlich aber des Königs zn Sulaniith, ist. Ku- deni ganzen weiteii Herrschafte- - gebtete seines Reiches holt er die vergleiche herbei, nin ihre herzenseinfalt nnd Demuth, ihre Sihönhett und Keuschheit würdig zu preisen. sllnd als die demüthige Braut den Eobsnriichen seiner kiebesglnth ausznweictzeii samt, indem sie den Wnnsih äußert, einsame plätzchen des königlichen Parks zu besuchen nnd dort bis znin Abend in der Stille zu bleiben, da beginnt er mit noch wärmeren Worten ihre Xtebengwiirdigkeit zu erheben. Jlber aus alte seiiie tcobeserhebiiiigen antworlet ße mit Deinuth nur das Eine, daß sie ßch seiner großen Liebe durchaus nach nicht wiirdig erkenne. Da sehlteßt Salomo, von triebe überwältigtz sie in seine Arme nnd erklärt ihr seiiie ewige, nnzertrennliche Vereinigung mit ihr. — Ob eine gottesdteiistliche Trauung bei den Is- raeliten der eigentlichen Hochzeit uorangiiig nnd also auch hier zwischen der 1. und L. Sceue eiufallend, zu denken ist, bleibt zweifelhaft, dci die heil. Schrift nichts Dentliches darüber sagt. 1. [Salomo, in vertranlichem Gespräch zu Sulamithq Siehe, meine Freundin, du bist schön, siehe, schon bist du. Deine Angel: sind wie Tan- beuaugen zwischen deinen Zöpfen [genaner: wie der schillernde Glanz der Tauben Kap. I, 15., wenn sie hinter deinem Schleieik hervor- fchimmferiis Dein Haar ist· [so glanzend schwarz so üppig und seideuartig weich und zart] wie die [schivarzen, schinucken] Ziegenheerdem die beschoren sind, auf dein sgeuaueindie sich gelagert haben vom] Berge Gilead« [herab]. ·) Der Schleier gehört im ganzen Orient noch jetzt zu den wesentlichsten und nnentbehrlichsten Stlicken der weiblichen Kleidung, nnd kein Frauenzimmer von Stand und Ehrgeflihl läßt sich ohne denselben öffentlich oder auch nur zu Hause vor Fremden sehen. Blos Sklavin- nen, öffentliche Tänzerinuen (die immer z1igleich Buhl- diruen sind) und allenfalls Weiber aus der uiedrigsten Volksklasse machen von dieser allgemeinen Sitte eine Ausnahme. Jm Ganzen dieselben Grundsätze scheinen bei den Jsraeliten gegolten zu haben, wenn wir uns auch die Beschräukung und Abgeschiedeiiheit der Frauen weniger groß denken dürfen, als sie-im heutigen gebil- deten Orient ist, und namentlich im patriarchalifchen Zeitalter eine freiere Etiquette hinsichtlich des Schleiers stattfand. Mädchen und selbst Frauen scheinen, besonders bei häuslichen Verrichtungen, unbedenktich ohne Schleier gegangen zu sein. Jedoch die Verlobte verhüllt sich vor ihrem Bräutigam (1. Moos. 24, 65). Es gab drei Arten von Schleier: einmal der jetzt noch übliche, vom Kopfe nach den Schläfen herabrollende, da- her beim Gehen schwebende oder fliegende Schleier, der in der Gegend der Augen so gelegt ist, daß er der Frau das Durchsehen gestattet (Jes. Z, 19). Dann das Schleierkleid , welches noch jetzt die Morgenländerinnen über den ganzen Anzug werfen, und das eher ein Man- tel genannt werden kann (Jes. 4, l. Z; H, 7; S, 7; Jer. 3, 23). Eine dritte Art Schleier, der in Eghpten und Syrien getragen wird, bedeckte Brust, Hals und Kinn, bis an die Nase; die Augen blieben frei. (Winer.) «) Das Gebirge Gilead auf der Ostseite des Jordan wird hier als ein besonders heerdenreiches erwähnt (4. Mos. 32, U, wie auch noch neuere Reisende dasselbe mit Heerden übersäet gesunden haben. Salomo sagt also: ,,wie die Ziegen zerstreut auf dem Berggipfel Gilead ihm ein schmuckes, schönes Ansehen geben, wäh- rend er vorher als dürrer, kahler Fels erschien, so ziert nnd fchmllckt das Haar dein Haupt durch edle Farbe und Fttlle.« 602 Hohelied 4, 2 —-12. G. Jahn in seiner poesiereichen, tiefen Auslegung des Hohenliedes läßt, indem er Sulamith nur auf die begnadigte Seele deutet, hier den HErrn der ihm ver- lobten Seele zurufen: Erhebe deine Blicke! Aus mei- nem Griffel quillt, daß du mich erkennest, o Braut, dein eignes Bild. Dein Ang’ ertriige nimmer zu schaun! mein ew’ges Licht, so siehe, wie sein Schimmer in dei- ner Schöne mild sich bricht. 2. Deine Zähne [dagegen] sind [so· blendend weiß] wie die swie eine Lämmer-J Heerdemttbeschnlk teuer [und davon ganz glatter] Wolle, die seben erst] ans der Schlvemmer kommen [und dadurch schneeweiß geworden sind], die allzumal Zwillinge tragen, und in keine unter ihnen nnfruchtbar salso sieben auch in deinem Munde die Zähne beider Reihen wie Zwillinge paarweife auf einander und haben keine Linken] «) Jm Alterthum war es allgemeine Sitte, die ge- schorenen Schafe alsbald zu baden. « 3. Deine Lippen siiber diesem blendenden Weis; deiner Zähne] sind· sso lebhaft roth und fein geschnitten] wie eine rosinfarbeue sgenauerx carmesinfarbenh feine, dichte] Schnur, und deine Rede [wörtlich: dein Mund« ist] lieblich svoll holdseliger, herzerquickender Wortes. Deine [sanftrothen] Wangen lwie sie sich an die reinlich weißen Schläfen anschließen] sind [lo schön, so sanft gewölbt] wie der Ritz am Gtauatapfel [genauer: wie ein Schnitt eines Granatapfels" an seiner Außenseite, wo ,,frisches Noth ans Gelb und Weiß hervorspielt«; so lugen sie lieblich hervor] zwischen· deinen Zöpfen sgenauerx hinter deinem Schleier V. 1]. s) Da vorher und nachher Körpertheile von Sula- mith, die von außen sichtbar sind, geschildert werden, so wird auch hier ein solcher gemeint sein, zumal da der Mund, die Einheit der vorhergenannten Lippen und Zähne, als Sprachorgan einen wesentlichen Zug im Bilde der Schönheit der Braut ausmacht. Mk) Blos mit einer Hälfte, einem Abschnitt des Granatapfels wird die Wange verglichen, weil ihre sanfte Wölbung in der That nur einem Kugelsegment entsprichu (Zöckler.) Der Granatapfel, die Frucht des im Morgenlande heimischen Granatbaumes, pnnica Granatum L» war von ebenmäßiger rnnder Form, auswendig roth, inwendig gelb uud wurde fiir so schön ehalteu, daß man sie architektonisch beim Bau des Tempels verwendete (2. Mos. 28, 33 f. Anm.). 4. Dein Hals ist [so anmuthig schlank nnd gerade, dazu so stattlich geziert mit allerleizierlichen Kettchen und anderem glänzendem Geschmeide] wie - der [Waffen-] Thurm* Davids [hier. an der Seite des Zionspalastea den mein Vater] mit Bknstwehr [genauer: für Schwertergehängq gebauet, daran san feiner Außenseitej tausend Schilde han- gen, nnd allerlei Waffen der Starken wörtlich: allesammt Waffen von Helden] «) Wir haben uns unter diesem Thurm eine Art befestigtes Zeughaus vorzustellen, in dessen innerem Raume Wassenvorräthe aller Art für Kriegszeiten aus- bewahrt wurden, in welchem sich aber zugleich eine ständige Wache von besonders treuen Garden (wie jene 600) aushielt, die dann ihre Schilde und anderen Waf- fenstiicke an der Anßenseite des Thurmes aufzuhängen pflegten, wodurch derselbe zngleich glänzend geschmückt ward. Wo derselbe gelegen, ist zweifelhaft, doch wohl in der Nähe des Palastes, so daß ihn Sulamith ent- weder sehen konnte oder er ihr wenigstens wohlbekannt war. Das in Reh. s, 16 genannte ,,Haus der Helden«, das an der Ostseite der alten Königsburg gelegen war, wiirde am ersten passen. — War der Thurm vielleicht ans weißem Sandstein erbaut, so deutet der Bergleich wohl zugleich ans das schöne Weiß des Halse-s hin. Z. Deine zwo Brüste sind svon so zarter, niedlicher Schönheit] wie zwei junge Reh- [oder Gazellen-] Zwillinge, die unter den Rosen [unter Lilien Kap. 2, 2 Anm.] weiden [und lagern], Wenn schon die Gazelle an sich, als ausgewachsenes Thier, ein vorzügliches, beliebtes nnd ansprechendes Bild weiblicher Grazie und Lieblichkeit ist (S»pr. 5, 19), so erscheint ein Zwillingspaar ihrer Jungen, gebettet auf einem von Lilien itberschatteten Lager, nur um so geeigneter, das duftig Zarte und Zierliche eines keu- schen, jungfräulichen Busens, den die alten eines von Wohlgeriichen duftenden Gewandes ver üllen, zu illu- striren. (Zöckler.) ,,Außer der Zartheit der Gazellem Zickleim außer ihrer Gleichheit als Zwillinge, außer ihrer Lieblichkeit und Friedlichkeih haben sie in ihrer vollen Lust und Heiterkeit doch einen Muthwillen, eine Fröhlichkeit, womit sie die Augen der Betrachtenden un- widerstehlich fesseln, sie locken nahe herzuzugehen und sie zu berühren« s. [Sulamith, indem sie den liebeglühenden Lobsprüchen ·Salomo’s auszuweichen sucht:] Bis der Tag kahl werde und der Schatten tveichexr Ich will lgenauerx Bis der Tag kühl wird und der Schatten weichet, will ich« hinaus in den Pakt] »zum Myrrhenberge gehen, und zum Weih- rauchhugelii sund dort an den einsamen schattigen Plätzchen fern von dem rauschenden Festjubel hier im Hochzeitssaale in stiller Sammlung weilen]. «) Aus demselben Grunde, wie in Kap. 2,17., kann auch hier dieser Saß nicht zum vorigen Satze V. 5 ge« hören, weshalb hinter demselben ein Komma statt eines Punktes, und am Schlusse von V. 5 ein Punkt statt eines Komma zu denken ist. -—— Ei) Der Myrrhenberg nnd Weihrauchhligel mögen wohl bekannte, besonders liebliche Plätzcheti m: Park gewesen sein, wo vielleicht erhöhte, bergartige Beete mit allerlei seltenen aromati- schen Pflanzen sich befanden. 7. [Salomo, entzückt von dieser kindlich de- müthigen Gesinnung der Sulamith, mit Begeiste- rung:] Du bist aller Dinge [nicht blos nach deiner leiblichen Gestalt, sondern auch an deiner Seele vollkommen]· schon, meine Freundin, nnd ist kein Flecken an dir sEphes 5, 27]. Wenn der HErr einst wiederkommen wird und die Hochzeit des Lammes nahe gekommen ist, so wird die Kirche auch volltommeu schön da stehen, und zwar wird diese ihre volle Schönheit auch als die Schönheit eines Weibes, das für ihren Mann geschmlickt ist, sich offen- baten; denn Gott hat das Weib eben darum so schön geschafsen, damit es in voller Wahrheit ein Abbild der Kirche sei. ,,Allerdinge bist du schön, wird dann ihr Bräutigam zu ihr sagen, denn du bist schön an Leib Das HochzeitsmahL Vertrauliches Zwiegespräch des Brautpaares 603 und See? und Geist: am Leibe; denn du bist gereinigt von der Macht und Wirkung der Leidenfchaften und ge- schmückt mit den ügen der Tugenden; an der Seele, denn du bist befreit von jeglichem Makel der bösen Lust und geziert mit Reden und Gedanken über mein Gesetz; am Geiste, denn du bist erlöst von allen leichtsertigen Gedanken, und die göttliche Natur, deren du aus Gna- den theilhastig worden bist, strahlet a1is dir wieder, strahlend im heiligen Geist« 8. [Aber nicht in die Einsamkeit der stillen Natur sollst du wieder flüchten! Neiii:] Komm [mit mir], meine Braut [meiiie Königin, nicht mehr schlichtes Hirtenmädchen in öder Gebirgs- gegend], vom [wildeii] Libanon, komm smit mir] vom Libanon lherab in meinen königlichen Palast und genieße als Herrscherin seine Herrlichkeitens Gehe hereiii, tritt szu mir] her [-ab] von der Höhe Auiana ldem Gipfel des Antilibanom an welchem der Amanastuß oder Chrysorrlioas entspringt 2. Kön. 5, 2; 2. Sam. »8, 6 Anm.], von der Höhe Senir und Hermon [den zwei andern Haupt- gipfeln des Antilibanon oder Hermongebirges I. Ehren. 6, Mk, skomm hinweg mit mir] von den Wohnungen er Löwen, von den Bergen der Leopardensp [genauer: Panther]. «) Leoparden giebt es in Palästina nicht, sondern nur in Afrika, während Löwen und Panther, die hier nach dem Grundtext gemeint sind, in ganz Palästina, besonders im Schilf des Jordanufers, in Basan und auf deni Libanon zahlreich vorkamen und noch vorkom- men. — Salomo vergleicht hier die Berge um S1inem, der Heimath Sulamiths, von denen herab sie n1in gehen und immer bei ihm bleiben solle, mit den höchsten Spitzen des Libanongebirges, um den Contrast zwischen früher und jetzt desto stärker hervortreten zu lassen. 9. Du hast mir das Herz genommen [hast mich bezaubern daß ich nun gänzlich dein, nicht mehr mein Eigenthum bin, du] meine SchwesterA [meine mir nun vollkominen ehenbürtige Königin, du meine einzig berechtigte Gemahliii], liebe Braut, mit deiner Augen seinem [mit einem einzigenBlicke deiner Augen] und mit deiner Halsketten einer« [mit dem kleinsten Theilchen deiner lieblich geschmück- ten Gestalt]. »Es) Als niinmehrige rechtinäßige Gemahlin Salomo?- steht jetzt, nach erfolgter Verniähliiiig Sulamith ihm unmittelbar nahe, wie eine Schwester ihrem Bruder; sie ist nicht bloße Beifrau (Kap. S, 8), sondern schwe- sterliche Genossin seines königlichen Ranges und Namens; sie ist Königin, wie er Köni ist, ja ,,Fiirstentochter« (Kap. 7, 2), wie er Fürstensohii ist. (Zöckler.) So wird einst Christus seine verklärte, ihm vermählte Gemeinde auch im vollsten Sinne: »meine Schwester, liebe Braut« nennen; denn sein Fleisch nnd Blut trägt sie an sich, sie ist von ihm genommen, wie das Wei vom Manne, er hat sie ernähret und gepfleget mit seinem Fleisch und Blut, bis daß sie ganz und gar in seine verklärte gottinenschliche Natur hineingewachsen und gleichsam ver- wandelt worden ist, also daß sie dann nicht mehr eine arme, niedrige, geknechtete Magd, sondern Herrscherin, Königin im Palaste des Himmels, sein wird. W) Was den König bezaubert hatte, war natürlich nicht die Zierlichkeit oder künstliche Arbeit dieses Schmu- ckes an sich, sondern die reizende Art, wie Sulamith’s Hals sich darin aus-nahm, gewesen. (Zöckler.) —- So hat auch Christus, der da mehr ist denn Salomo, der ein König ist aller Könige und ein HErr aller Herren, seine Gemeinde aus Elend und Niedrigkeit zur Genossiu seiner göttlichen Herrlichkeit erhoben, hat die Verachtete nnd Verlassene zu seiner Schwester Braut, zur Miterbin seiner ewigen Himmelsglorie gemacht, hat sie aufgenom- men in sein Reich, in das Haus des himmlischen Vaters und ihr hier eine Stätte bereitet, die sie nimmer mit ihrem einstigen Aufenthalte in der Ferne und Fremde, in der Wüste des sündigen Erdenlebens, ioird vertau- schen wollen. Denn gerade -darin besteht die unendlich viel höhere Erhebung, die der Gemeinde des Errn, verglichen mit Sulamith, widerfahren ist, und die noch täglich jeder einzelnen bußfertig-gläubigen Seele in ihr widerfährt, daß jene Hirtenjungfrau ans Nordpalästina sich mit gutem Grunde aus Salomo? Königspalaste nach ihrer Armuth zurücksehnen konnte, daß ihr Wunsch nach Rückkehr aus der Schwüle des Hoflebens in die frische nnd kühle Bergluft ihrer Heimath ein nur allzu- berechtigter war, während die aus dem Elend des sün- digen Erdenleben-s in die beseligende Gnadengemeinfchaft des HErrn versetzte Seele keinerlei Anlaß noch Recht zur Unzufriedenheit mit dieser ihrer neuen Heimath hat, sondern vielmehr eitel Freude, Wonne und unvergäng- liche Herrlichkeit für ihren vorherigen Zustand nnseliger Knechtschaft nnd Finsterniß eintauscht. (Zöckler.) »10. Wie schön swie erqUickIichJ sind deine Brustesgenauert LiebesbeweiseL meine Schwe- ster, liebe Braut! »Deine Bruste [deine Liebes- beweise] sind lieblicher, denn [süßer, herzstärkew der] Wein, und der Geruch deiner Salbeii [in welchem mir die ganze reiche Fülle der Reinheit, Schönheit uiid Lieblichkeit deines Wesens fühlbar wird Kap. s, 6 Anm.] übertrifft alle [noch so edle, fein dnftende] Mütze. Eben dasselbe hatte Sulamith von Salomo, noch als Braut und während er abwesend war, gesagt; hier nun giebt Salomo der ihm bereits Vermählten und Anwe- senden dieselben Worte, aber noch verstärkt, zurück. Es soll damit also ausgedrückt werden, daß Salomo nun als Gemahl die bräutliche Liebe Sulamiths weit inniger erwiedern wolle. 11. Deine Lippen, meine Braut, sind smit ihrer herzlichem wohlthuenden Rede] wie iriefender Honigseim [ivie die süßeste Art des Honigs, wenn derselbe von selbst aus den Zellen der Waben her- austropft 1. Sam. 14, 27 Anm.; also ist jedes Wörtlein deiner Lippen reine Wahrheit, Weisheit, Süßigkeit], Honig und Milch [die Sinnbilder des Besten, was die Liebe des HErrn seinem auser- wählten Volke auf Erden gegeben hat] ist Unter deiner Zunge [wenii sie mir Worte inniger züchtiger Liebe zalispelt], und deiner Kleider Gcruch kin welchem mir dein eigenes ganzes Wesen erquicklich entgegen dufteu ist wie der mische, labende] Geriich Libanons [mit seinen balsamisch duftenden Cedern- wälderii Pf. 45, 9; 1. Mos. 27, 27]. 12. Meine Schwester, liebe Braut! du bist sso züchtig, keusch und rein] wie ein verschlossener Garten [in welchem einzutreten niemandem zu- 604 Hohelied 4, 13 -—17. 5, l. stehet, als nur feinem Herrn und Besitzer V. 16], eine bersehiossene [vor allem Unreinen geschätzte] Qui-Ue, ein vetsiegelier snnr seinem eigenen Herrn erquickliches Wasser gehender] Born [Spr. 5, 15 Anm. u. ff.]. 13. Dein Gewächs sdie Gesammtheiten aller Schönheiten deines Leibes und deiner Seele, o meine Braut] ist wie ein Lustgarten von Gut-tat- cipfeln [V. 3 Anm.], mit edeln Früchten, Cyvern sCyperblumen Kap. 1, 14 Anm., die zusammen: gepflanzt sind] mit Natden [-pflanzen, aus denen man so feines Salböl bereitet Kap. 1, 12 Anm.], 14. Narden [-pflanzen] mit Safkan [-blumeii«], Kaimns [aus dem glücklichen Arabien] nnd Einna- men s»oder Zimmer Spr. 7, 17 Anm.J, mit alle-r- lei Banmen [deren duftende Harze zur Bereitung] des [edelsteii] Weihranehs [dienen], Mhrrhen [Kap. 1, 131 und Aloes [4. Mos 24, 6], mit allen besten Wnrzen [allen übrigen Pflanzen, die zum Balsam verwandt werden , wie z. B. Kassia 2. Mos 30, 23 ff.; Pf. 45, 9]. «) Der Lichte Safran, croous sativus, ist eine Zier- pflanze, die im Orient und der Lebante wild wächst und jetzt auch in Süd-Europa auf Aeckern gebaut wird. Es ist ein Zwiebelgewächs mit aufrechtftehenden, gras- ähnlichen Blättern, welches im Herbste unmittelbar ans der Wurzel eine blaß violette Blume von der Gestalt einer Lilie und der Größe einer kleinen Tulpe hervor- treibt. Der in der Mitte dieser Blume befindliche Staubweg endigt in drei faserigen Narben von roth- gelber Farbe und starkem Geruch, welche getrocknet den ekannten Sasran geben. Die Alten machten einen sehr ausgedehnten Gebrauch von diesem Produkt; namentlich bereitete man daraus ein sehr beliebtes Riechwasfey womit man in Sälen und Theatern fprengte, Speisen, besonders Kuchen und Confitttren benetzt« selbst ganze kleine Fontaineit bildete. Auch Salbe machte man aus Crocus, und an den Speisen- durfte diese Wtirze nicht fehlen. — Der Kalmus, calamus 0doratus, welcher durch seine wohlriechende, gewürzhaft schmeckende Wurzel stch auszeichnet, wächst zwar auch m Europa, vorzüg- licher aber ist der asiatifche, und vor allen geschätzt der indische und arabische. Man bereitete aus» der Wurzel, wie uoch jetzt, Salböl und Räucherwerk (Winer.) Salomo zählt hier die vortrefflichften, edelsten Pflan- zen des Jn- und Auslande-s auf, die seine ausgebreitete Kenntniß des Pflanzenreichs ihm vergegenwärtigh und die zur Bereitung edlen, wohlriechenden Oels und Wassers, guter Salben und Weihrauchs verwandt wer- den, um darzuftellem daß in Sulamiths herrlichen Eigenschaften das Herrlichftz was Gottes Schöpfung hervorbringe, sein Gleichniß und Gegenbild finde. Bielleicht hatte Salomo diese ausländischen Pflanzen alle in seinen Gärten zu Eihaut, südlich von Bethlehem (1. Sam. 9, 5 Anm.) auch angepflanzt, und Sulamith kannte sie von da. 15. [Ja, wahrlich du bistJ Wie ein Garten- brunn [der alles erquickt und neu ersprießen läßt, was in seiner Nähe steht], wie ein [weithin ge- schäHterJ Born lebendiger [aus der Erde hervor- sprudelnder Quell-] Wasser, [wie Bäche frischen, lieblich erquickenden WassersJ die vom [Schnee des] åibanon [reichlich herab-J fließen fSpr. s, 15 nm.]. 16. [Sulamith, die Lovsprüche ihres Gemahls, daß sie ein Paradiesgarten mit den mannigfaltig- sten, edelsten Gewächfen sei, in Demuth annehmend: Siehe, ich habe mich dir, der du mich mit folcher Liebe umfangen, mit allen» was ich habe und bin, zu eigen gegeben; aber möchte ich deiner nur recht würdig sein! Drum erwache und] Siehe auf, Nordivind, nnd komm, Siidivindr sbereite meinen Garten dem zum wonnigen Genusse zu, dem er zu eigen gehöret]; nnd wehe smit sanftem Hauche] durch meinen Garten smache lebendig seinen Duft], daß [alle] seine [balfamischen] Wütze [reichlich] triefen ldaß alle die Süßigkeiten, die mein Herr in diesem Garten findet, sich ihm in ihrer ganzen Macht und Lieblichkeit darstellen und von ihm ge- nossen werden können] «) Gerade diese beiden Winde fordert Sulamith in ihrer poetisch erregten Stimmung auf, ihren Garten zu durchrvehem weil weder der Ostwind mit feiner austrocb nenden Wirkung, noch der regnerisihe Westwind passen- der Weise in Betracht kommen konnten, dabei aber doch zwei entgegengesetzte Winde genannt werden mußten, da es sich nicht um einseitiges Verwehen oder Wegwehen, sondern nur um ein Fltissigmachen und Hinundherwehen der Düfte handelte. (Zöckler.) Das 5. Kapitel. Christus roird non der Ilirche aus Diebe zu Hatte geladen, und seine Schöne geleistet. 17. lSulamith weitem] Mein Freund komme [doch] in sdiesens seinen sihm nun gänzlich eigenen] Garten, und esse snach Lusts seiner edlen Ftuchte In so demüthig zarten, kindlich kenschen Ausdritcken —- nicht direkt mit der L. Pers» sondern in zagender Zuriickhaltung mit der Z. perkn ihn anredend — lädt die Braut ihren Gemahl zur gänzlichen, ewigen Vereini- gung mit ihr ein. Kap. 5, V. 1. [Salomo, von Liebe über- wältigt, schließt Sulamith mit Inbrunst in seine Arme und ruft, sie herzend und küsfend, trium- phirend aus: Ja, nicht vergeblich sollst du mich einladen, deine mir bereitstehende Lieblichkeit zu ge- nießenj Ich komme, meine Schwester, liebe Braut, in meinen Garten [V. 17J. Jch habe meine smir zu eigen gewordenen] Myrrhen sammt meinen Würzen [V. 14] abgebrochen sgenauen Jch breche meine Myrrhen s. m. W.]; ich habe meines Seims sammt meinem Honig gegessen fg.en.: ich esse meinen Honig sammt den Waben V. 11]; ich habe mei- nes Weins sammt meiner Milch [V. to. 111 ge- trunken [wörtlich: ich trinke m. W. s. m. M.]. [Salomo zu den im Hintergrunde des Saals fröh- lich feiernden Hochzeitsgästem indem er ihnen, mit Sulamith weggehend, den Scheidegruß zuruft:] Schönheit der Kirche eine Gnadengabe. » Esset, meine Lieben, und trinkt, meine Freunde, und werdet trunken sgenieße ein jeder von euch noch lange die Wonne dieses meines Freuden- tages]. Die Braut ist nun als Neuverniählte in den Armen ghrss Geidiiahls und KrhiiigsächJhre feurigyFwFchselseitige ie e it as wonuevo ste aiispiel einer etversamm- lang, die durch Freundschaft und Liebe dem Könige ver- bunden ist. Ueberall Hochzeitstintmuiigh Genuß und Mitgenuß liebender Theilnahme. Auf dem Gipfel des Geheiäinisflejss dejrchLielkie angegangt Ein; Znch Fa nxkitdhek liger eii1 eit i ewegen ver a t ier as ie in dem Jubel der Gäste. (Delitzsch.) — Es ist offenbar die Hochzeit des Lammes Gottes, die Vollendung des ganzend Rathfchlusses Låhttes am Ende aller SlOinkge, wenn er Bräutigam, ristus der HErr, in Herr iih eit wiedergczkoöiimen selxn und ,seine gläkzibigåen danili endlich rein un eilig, o ne leckeu und o ne unze gewor- dene Kirche in den Ho zeitssaal eingeführt haben wird, um mit ihr seine· ewige, uiizerstörbare Vereinigung zu . i aae i THE-I« IF? III-ZEITJZTZTSTFHFVZIUFFFH ZEIT-LETTER vorgehen, was den Inhalt des Gefprächs Christi mit feiner erlösten Schaar bilden wird, davon sagt Paulus und ihm nach Ph. Nicolaix ,,Kein Ang hat je gespürt, kein Ohr hat je gehört solche Freude. Deß sind wir froh: Jo, Je! ewig in dulci jubilo.« Es ist die Breite und die Länge und die Tiefe und die Höhe des Erbar- mens und der Liebe Gottes des Vaters, des Sohnes und des heil. Geistes gegen die arme Sünderwelt, die Unergritndlichkeit der Liebe Christi gegen seine Erlösten, die Treue des Erzhirtem der durch Sterben und durch Blu»ten, durch szArbeit und durch Mühe die Gemeine» ge- heiliget hat,»bis er sie endlich als eizie«herrliche, heilige und uustrafliche darstellte und sich·mit ihr, die von ihin Yeichävizgesrchslfilgngi Zolntdevm Weibhkgenixmineg ist? Hi: me i n u ereinigen onn e« e i ie offenbar gewordene himmlische Schönheit der: Braut des Lammes, welche, in sein göttliches Wesen versetzt, ihres himmlischen Bräutigams Herrlichkeit wiederstrahltz was den Inhalt des LiebesgesVräcIJs zwischen dem HErrn und seiner erlösten, zur Königin des Himmels erhobenen Brautst an djenegn Hochzeitätage ausnäacheii wirHd Er zumei wir re en« er wir der Freu e seines erzens über die Vollendung seines Werkes, iiber die volleiidete Schönheit der Gemeine vvllen Ausdruck geben, und in- · dem er ihre Schönheit preiset, preifet er eben damit feine eigene ewige Liebe zu ihr. Die ganze Herrlichkeit der neuen Schöpfung wird nicht hinreichen, die Schön- heit, Keuschheih Reinheit nnd Demuth der verherrlichteu Braut in Glcichnisseii zu beschreiben. -— Si1lamith war auch schon, ehe sie Braut uiid Gattin Saloinos und da- mit Königin ward, fchöiix aber erst dadurch, durch den Schmuck, den er ihr anlegte, ward es offenbar, traten all ihre Reize an’s Tageslicht. Also war auch in der ge- fallenen Menschheit, ehe der HErr sich ihr verlobte, in der christlichen Gemeinde, ehe sie vollkommen rein und keusch und Ehegattin ihres Erlöfers geworden, etwas, das sie in deii Augen des HErrn liebenswürdig niachte. Was aber? Die Armuth und Niedrigkeit, die Hilflosig- keit und Knechtschast ihrer Lage, in welcher sie unfehl- bar den Löwen und Pardelii preisgegeben gewesen wäre, wenn er sie nicht zu sich gezogen hätte. Aber erst, nachs dem er sie zu seiner Braut, zur gleichberechtigten Schwester und Königin erhoben, erst naihdem er sie mit allen Tugenden nnd aller Weisheit selbst geschmückt hat, erst nachdem er sich in ewiger Liebe mit ihr zu Einem Fleisch und Blut vereinigt haben wird, kann er ihre 605 makellose Schöne also preisen, wie hier Salonio mit Sulamith thut. Wir halten es für ungeeignet und gegeii die ntichterne, zuverlässige Auslegung verstoßend, alle einzelnen Züge des Bildes, das Salomo von Su- lamith entwirft, auf das himmlische Gegenbild der voll- endeten Kirche zu deuten. Salomo will mit alle dem sagen: Jedes einzelne Stücklein deines Wesens, dein Leib und deine Seele, ist makellos, von höchster Schön- heit, also daß Gottes unverletztes Ebenbild, von welchem er sagte, es sei sehr gut, an dir zu sehen ist. Also wird es dann aiich mit der Braut Christi sein. Ihr Leib und Seele wird ihm gänzlich wohlgefallen; denii er wird sein eigen Bild ihr ausgedrückt, sie zum ursprüng- lichen Gottesbild, nur mit größerer Herrlichkeit, wieder- hergestellt haben. Und auch dann wird das Schönste an ihr noch immer ihre Demuth sein, die sich der Liebe und Umarmung ihres HErrn und Meisters nicht werth hält, sondern ihn allein als den Quell und Urheber all ihrer Würde hinstellt. Wie ferner dort Salomo’s Freunde sich mit ihm seines Glückes freuen, also wird einst Himmel und Erde, alle himmlischen Geister, die es schon jetzt gelüstet in das Geheimnis; der Erlösung zu schauen, jauchzen iiber die selige Vollendung des Ge- heimiiifses des Rathfihlusses Gottes, über den Tag der Freude des Herzens des verklärten Menschensohnes. — Die Kirche, als die Braut des HErrn, bleibt bloße Braut, so lange sie hienieden zu leiden und zu streiten hat, uiid zwar dies eben deshalb, weil sie nicht in dem Maße verschlossener Garten und versiegelter Quell zu bleiben weiß, wie dies von ihrem altteftamentlichen Vor- bilde gerühmt werden konnte, weil sie vielmehr den verführenden und verunreinigenden Mächten der Welt und der Sünde nur allzu viel Zutritt znm Heiligthum ihrer Jungfrauschaft und entweihenden Einfluß auf den Tempel ihres Herzens gestattet. Erst am Ende der Tage wird ihre völlige Vereinigung mit dein himmlischen Bräutigam vollzogen werden, dann wenn sie ausgelitten uiid geftritten hat und durch die endliche sichtbare Wie- derkunft ihres Geliebten das ,,große Geheimniß« in Er- fiillung geht, wovon Paulus in Ephes 5, 32 schreibt. Bis dahin sind es nur einzelne Seelen in ihrer Mitte, jene dem HErrn allein wahrhaft bekannte Schaar seiner Getreuen und Auserwählten, die er zur seligen Höhe der innigsten Vereinigung mit sich erhebt und durch Ausgießung feiner Liebe in ihre Herzen der Fülle seiner Gnadengiiter theilhaftig macht. (Zöcller.) Wohl dem, der ans der Erfahrung davon zeugen kann! Wohl dein, den der HErr nahe zu sich läßt. Man lehret in der Theologie von einer unio mysticxu einer geheimen Ver- einigung, welche zwischen dem Wesen Gottes und dem Wesen des Menschen vor sich gehe. Wenn nun diese Vereinigung der Seele zu ihrer iiiiiigen Erquickung empfindlich wird, so ist’s, als ob der Freund daher komme und die Freundin kiisse und herze, und sie ihn erkennen dürfe. Er wendet sich alsdanii zu dem Men- schen mit seiner Liebe, nnd der Menfch wendet sieh mit seiner Glaubens- und Liebesbegierde zu ihm. Er hält den Menfchen, und der Menfch hält ihn. Er theilet sich selbst dem Menschen mit, und der Menfch ergiebt siih ganz an ihn. Er srenet sich des Menschen, und der Niensch freuet sich seiner. (Roos.) Wer der Einkehr des HErrn Jefu gewtirdigt wird, mit dem hält ei: das Abendmahl und er mit dem HErrii Jefit (Offb. Z, 20). Er hält das Abendmahl bei dem Menschen, wenn eine Seele ihin mit ii1niger Liebe, herzlicher Aufrichtigkeit beständigeni Andenken, brünftigem Verlangen, tiefer An betung, brennender Dankbarkeit für seine unaussprech lichen Wohlthaten und allerineist ftir die kostbare Erlö sung durch sein Blut, mit heiligem Gehorsam nach sei ten Seelensiimmung , 606 Hohelied Z, 2-—7. neu Geboten und feinem Exempel aufwartet und begegnet. Das bringt ihm dann Freude und Ergötzung, daran hat er feine Luft und Belieben. (Bengel.) D. Der IV. Abt (V. 2 —- Ean s, 4) stellt Ereignisse ans der ersten Zeit des ehelichen Zusammenlebens Satan-us mit Sulamith dar. Gin Zeitraum oon mehreren Wochen if( vergangen nach jenem hohen Frendentag, dessen Schluß uns die Diebe der Ueuoermählteic am Ziele ihrer Zefriedp gnug, auf dem Gipfel ihrer Vollendung angelangt sehen ließ. Aber in dieses anfangs so reine nnd selige Liebes— verhältniß bamen Triibuugem die das reine Gliiclt Sala- miths eine Jcit lang störten nnd ihr das Herz becingstigtem welcherlei Art und aus welcher Ursache entsprungen diese Triibung der innigen triebe gewesen sei, sagt das Eied nicht deutlich, es ist aber sowohl aus früheren Stellen, in welchen die vielen Frauen Salomcks als Ghor der Töchter Jerusalems Sulamith gegeniibertreteiu und aus Man. 6, 7f., als auch aus der uns benannten Geschichte Sulomcks zu schließen, daß Saloncss wieder heroortretende ltjiuneigung zur Wollust durch Beibehaltung einer großen Anzahl oon dlebeufrauen neben der ihn so innig liebenden Snlamith die Ursache bildete. Eben diese Trübung aber erwecbte Snlamith zu doppeltem Eifer, das Herz ihres Gemahls zur keuschen, heiligen Diebe zurücbzufiihretk und zu neuer Sehnsucht, aus deni versushicngsrelasectz sinnigen hofteben in die lllusclzuld und Giufactsheit und Reinheit ihres Land· —tebeus zurückzukehren, zugleich ihren so heiß geliebten Ge- mahl zu bewegen, mit ihr dorthin« zu ziehen, um so seine Liebe zu läutern und ihn allein zu besitzen. Wie Snlamlth dies erreicht, ist der Gegenstand des IV. Abtes. Gr zer- legt ßth in 3 Dienen, die allesammt an demselben Orte und zwar im Palaste zu Jerusalem, etwa in dem.Saale, worin die Hochzeit gefeiert worden ist, vor sich gehen. I. v. ·2——läav. 6, L. Beim Beginn dieser l. Seene finden mir Sulamitlktuit dem Ghor der Gönner Jeru- salems allein in einem Zimmer des Zionspatastes Sie erzählt ihnen, schmerzlich erregt, einen becingsligeiiden Traum aus der jiiugsteu Vergangenheit, aus welchem hervorgeht, daß sie sich von ihrem sso heißgeliebten Ge- mahl nicht blos iiußerliän sondern innerlich durch etwas getrennt fühlt, welchen sich aber die iippigen Frauen auf einen anderen Geliebten, den Sulamith von früher her habe, deuten. Sulamith biltet die Frauen darauf fle- hentliclz, hinzugehen und ihrem Gemahl ihre heiße Sehn— sucht und ihr verlangen nach seiner unveränderten Liebe zu melden. iloch immer in der Meinung befangen, als meine Sulamith einen anderen als Salomo, fragen diese, woran sie dcuu ihren Geliebten erlkenueu könnten. Da beschreibt ihnen denn Sulamitlz ihren einzigen Geliebten mit Worten so begeislerter, reiner Liebe, daß man mer- lien kann, wie von ihrer Seite alles unverändert sei. Als darauf die Frauen noihnials neugierig fragen, wo- hin denn ihr Geliebler gegangen sei, und warum er sie denn verlassen habe, giebt ße ihnen eine« dunkle, aber Salomo enischuldigende Antwort und schließt mit dem lielteuutuiß, daß trotz dieser Grübnug ihre Eiebe doch eine uuzertresiulictze bleiben werde. Z. sSnlamith zu den Töchtern von Jerusalem, ihnen einen kürzlich gehabten ängstlichen Traum, den Ausdruck ihrer gegenwärtigen schmerzlich erreg- erzählend:] Jch schlafe fschlief vor Kurzcm], aber mein Herz wacht-« [wachte in mir und spiegelte mir Folgendes vor:]. shorcht sagte ich im Traume zu mir] Da ist die Stimme meines Freundes fund Gemahlss der [am Fenster meiner Schlafkammer] anklopfet [und mir zuruftjx Thu mir auf, liebe Freundin, meine Schwesten meine Taube, meineFrommettssmeine unfchuldige, reine Seele mich friert und ich be- gehre nach der Wärme deiner Liebejz denn mein Haupt ist voll fnächtlichenl Thurm, und meine Locken voll Nachttropfensspt «) »Was anders ist der Traum, als das Gedanken- fpiel eines mitten im Schlafe wachendeu Herzens?« Die Seele ist während des Schlafes noch im Leibe, wenn auch loser von demselben, als im Wachen; sie be· findet sich im Zustande innerer Sammlung und Con- centration, um nachher desto kräftiger wieder einzugrei- fen in den Gang der Dinge, welcher sie in ihrem be« fonderen Lebeuskreife umgiebt. (Splittgerber.) Vgl. Hieb 33, 18 Anat. — W) Die träumende Seele bewegt stch in den Liebesausdrückem mit welchen sie Salomo nach der Vermählung oftmals angeredet haben mochte, und welche die Steigerung feiner Liebe gegen früher bezeichnen sollten. »Freundin« hatte er sie zum Aus- druck ihrer Seelenharmonie schon als Bräutigam ge- nannt; ebenso auch ,,Taube«, sowohl zur Bezeichnung der Einfalt ihres Herzens, als auch der Schönheit ihres Wesens, das sich im Auge eoncentrire. ,,Schwester« war der Name gewesen, den er ihr nach ihrer Vermähi luug und Erhebung zur Königin beigelegt hatte (Kap.4, 9 Anm.). Eudlich »Fromme« hatte er sie wohl im be- sonderen Gegensatz gegen seine Nebenfrauen genannt, denen gegenüber sie wirklich die Einfalt und Unschuld felbst,sdce Begnadigte und Holdfelige war. IN) Der Traum greift, willkürlich über Orts- und Zeitumstände herrschend, in frühere Lebensverhältnifse zurück und versetzt und vermischt sie mit den gegenwär- tigen. Sulamith lebt offenbar am Anfang des Trau- mes wieder in ihrer Heimath und denkt sich Salomo als einen Hirten, der Nachts vom Felde heimkehrh durchnäßt und frierend von dem in Paläftina stets stark fallenden- Thau; dann aber V. 6-u.7 lebt sie auf einmal wieder tu Jerusalem undfeinen Straßen, Hierin zeigt sich zunächst mit» Gewißheit, daß wir hier (V. Z— ) die Erzählung eines Traumes, ähnlich wie in Kaki. Z, 1—5, vor uns haben, sodann aber auch eine große Feinheit der Darstelluug des Seelenlebens im Traum. 3. [Da antwortete ich meinem geliebten Ge- mahl im Traume] Jch habe meinen Rot! [mein Unterkleid »— schon] ausgezogen, wie soll cch ihn wieder anziehen sum hinauszugehen und dir die Thüre zu öffnen]? Jch habe meine Fuße lschonj gewaschen, wie soll ich sie wieder fmit Staub] be- sndeln [wenn ich auf die Hausflur gehe, dir auf- zuthun]? Da der Traum Sulamith wieder in die Armuth und Einfachheit ihrer ländlichen Heimath zurückverfetzt hat, so denkt ste sich, daß sie am Tage, wie dies bei den Aermeren gewöhnlich war, nur mit einem Unterkleid be- kleidet gewesen und also nach dessen Ablegung vor dem Schlafeugeheu nur von dem als Decke dienenden Ober- gewande verhltllt iei (2. Mos U, 34 Anm.). Ebenso denkt sie sich, sie habe, wie früher, am Tage keine Schuhe oder Sandalen sKaP. 7, 2) getra· en, habe da- rum, wie man auf dem Lande pflegte, A ends erst die Füße gewaschen. — Das Fsefchmutzen der Füße durch Berührung des Erdstaubes Ist aber hier, besonders im Traumleben, das stets die äußeren und inneren Erleb- nisse des Tages und die gegenwärtige Stimmung der IV. Trübungen des anfangs so reinen und seligen Liebesverhältnisses 607 Seele wiederfpiegelt, wie auch fonst oftmals (Joh. 13, 10) , sinnbildlicher Ausdruck für die täglichen und häu- figen Verunreinigungen der Seele durch die Sünde. Der Traum hat also Sulamith die Besorgniß vorgestellt, durch das Hinausgehen zu ihrem Geliebten, d. h. durch den engeren Verkehr mit ihm, werde sie in der gegen- wärtigen Zeit ihre Seele beschmutzem Wie aber kommt sie zu solchen Traumvorstellungem sie, die erkorene, voll- berechtigte Gemahlin des Königs? Offenbar dadurih, daß eine Störung des Verhältnisses Salomobs zu seiner, allein Ansprüche auf ihn besitzenden Gemahlin durch seine gleichzeitige Hingabe an seine anderen Frauen kurz vorher eingetreten ist. » 4. Aber mein Freund steckte smir sehnsüchtig winkend und dringend um Einlaß bittend] seine Hand durrifs Loch sdurch das Gitter meines Kam- merfensiers Kap. L, 9], und mein Leib [mein in- nerstes Wesen] erzitterte davor sals ich daraus seine Liebe erkannte, voll Schmerz und Niitleid mit ihm, der draußen in der kalten, nassen Nacht stand] 5. Da stund ich salsbaldj aus, daß ich mei- nem Freyude [und Gemahl] aufthate; [und als ich] meiiie Hunde san das Thürschloß legte, stehe, da] trofseu [sie] mit ssiüssigerj Mhtrhen [-salbe], und Mhrrhen liefen iiber meine Finger [die] an dem Riegel am Schloß [angefaßt hatten, um ihn zu- rückznschieben und die Thüre zu öffnen; daraus er- kannte ich denn sogleich, daß mein Geliebter für mich sich— festlich geschmückt und reichlich gesalbt hatte]. Aus welche Weise diese unzweifelhaft von Salomo, nicht von Sulamith herrührende Myrrhensalbe an die innere Seite der Thüre und ihres irgendwie eingerich- teten Schlosses gekommen sei, da Salomo doch nur von außen gepocht hatte, darüber läßt das Traumartige des Vorgangs keine klare Vorstellung gewinnen; die Natur des Traumes überwindet solche Schwierigkeiten leicht; denn ihm liegt allewege nur daran, daß seine Bilder Seelenbewegungen vorstellen. Es könnte jedoch auch sein, daß der Verschluß der Thüre ihres Heimathshauses im Bewußtsein Sulamiths wirklich ein Verühren des inneren Schlosses von außen ermöglicht hätte. 6. Und da ich meinem Freunde aufgethan hatte, war er swcil ich ihn hatte warten lassen, bereits] weg »und hingegangen sspurlos verschipuw den]. Da ging meine Seele heraus nach seinem Wort swörtlichz Meine Seele wollte mir fast entgehen, als er so bittend und flehend durchs Fenster mit mir sprach]. Jch [ging nun, träumte ich weiter, sofort aus dem Hause und] suchte ihn« sdraußen auf den Märkten und Gassen der Stadt voll Angst nnd Unruhe der Seele], aber ich fand ihn nicht; ich ·rief staut nach ihm], aber er antwortete mir nicht. «) In Kap. Z, 1 ff., wo Sulamith den Sehniuchts- tranm aus der ersten Zeit ihrer Liebe erzählt, setzt sie dreimal: »den meine Seele liebt« hinzu; hier dagegen nicht ein einziges Mal. Dieser Unterschied ist sicherlich so wenig zufällig als überhaupt irgend ein Wort in diesem Liede a sichtslos und zufällig an dem Platze steht, an welchem es sieht. Wenn aus dem Fehlen die- ses Zusatzes auch nicht der Schluß gemacht werden kann, daß Sulamiths eigene Liebe geringer geworden wäre, so doch, daß überhaupt eine gewisse störende Ver- änderung zwischen ihnen beiden eingetreten ist. 7. Es fanden mich· [auf dieser nächtlichen Traumwanderung] die Huter, die in der Stadt Umgehen [Kap. Z, 3], die [gaben mir nicht nur keinen Bescheid, sondern faßten mich und] schlugen mich wund; die Huter auf der Mauer [worttich: die Wächter der Mauern, d. i. eben diesel- bigen StadtWächterJ nahmen mir [bei solcher Mißhandlung] meinen Schleier [rissen mir mein Schleierkleid, Kap. 14, 1 Anm., voll Roh- heit ab]. Wenn iu dem früheren Traum das Nichtantworts geben von Seiten der Wächter mit zum ängstigendeii Charakter des Traumes gehörte, so ist die Mißhandlung durch dieselben, das Abreißen des Schleierkleides, das dieser Traum ihr vorspiegelt, ein Zeichen, wie traurig, wie Verlassen, wie schutzlos und in ihren heiligstenRech- ten gekränkt sie stch zu der Zeit fühlte; daß selbst die gemeinsten Nachtwächter gegen sie Gewalt und Unrecht sich erlauben konnten, wäre. in der Wirklichkeit ja nim- merinehr möglich gewesen, aber der Traum, der ihre frühere niedrige Lebensstellung in seine Bilder hinein- spielen läßt, macht es möglich weil er eben nur der Ausdruck davon ist, daß sie sich, zu jener Zeit im Her- zen gekränkt und ungerecht behandelt fühlte. —- Die Htiter der Mauern sind nicht etwa wieder andere, als die Hüter, die in der Stadt umgehen, sondern nur eine andere Bezeichnung derselben Leute, denen der Schutz der Stadt und ihrer Mauern egen innere und äußere Ruhestörer anvertraut ist;-Su amith nennt aber diese ihre Aengstiger zweimal, um die ihr gewordene schwere Kränkung durch dieselben nachdrücklicher hervorzuheben. — Wenn wir nun zurückschauend fragen, in wie fern in diesem Seelenzustand Sulamiths und den Ursachen, aus welchem er, wie auch der Traum, hervorgegangen, eine Weissagung auf das Verhältniß Christi zu seiner Gemeinde gele en sei, so ist vor allem zuzugestehen, daß dieser ganze At weit weniger vorbildliche Seiten au sich trägt, als die vorhergehenden und der letzte, also auch der Seelenzustand, der den ganzen Akt beherrscht; wie es denn auch ganz natürlich ist, daß die Zeit nach der Vermählung eines irdischen Ehepaars, das seine Sünde stets mit in die Ehe nimmt, nicht in dem Maße vor- bildlich auf die Zeit nach der oölligen Vereinigung des HErrn mit seiner Braut sein kann, als es mit der Zeit vor der Vermählung der Fall ist. Von einer Trübung des Liebesbundes zwischen der Gemeinde und dem HErrn nach dem Eintritt in die ewige Seligkeit kann selbst von Seiten der Braut gar keine Rede sein, von Seiten des HErrn aber weder vorher noch nachher. Es kann daher der ganze Akt keine Weissagung enthalten auf die Zeit nach der Hochzeit des Laiumes Gottes, und nur einzelne vorbildliche Seiten auf die Zeit der Kirche im Diesseits, auf die Zeit ihres Kampfes ge en die Sünde, die Zeit ihrer Prüfungen nnd Versugungetu Wie Sulamith voll Angst der Seele ist, weil sie sich verlassen und vernachlässigt sieht von ihrem Geliebten, so kommen sowohl im Leben der Kirche, alsdes einzel- nen Gläubigen Zeiten vor, in denen der HErr ihnen ferne zu sein, ihnen nicht tröstend, helfend, stärkend zur Seite zu stehen, sie ihren Feinden zur» Mißhandlun , Uutertretutig, Beschimpfung überlassen zu haben, ir Schreien und Rufen aus der Tiefe nicht zu hören scheint, Zeiten, da der HErr im Schifslein unter dem Sturm 608 Hohelied Z, 8—-16. s, I——4. und in den Wellen der Feindschaft der Weltmacht zu fchlasen scheint und den Leuten im Schiffe bange wird. Solche Zeiten der Versuchuug kommen im Leben der Kirche wie des Einzelnen viel vor, aber nicht, wie hier im Vorbild, in Folge einer Untreue des HErrn, sondern in Folge seiner Liebe vielmehr, die gerade die Braut von ihrer Untreue und aller Sünde je mehr und mehr reini en will und darum von Zeit zu Zeit ihre Hand von ihr abthut, sich mit ihrer Gnade und Huld hinter dunkeln Wolken verbirgt, dem Satan Macht giebt über sie, sie zu ängsten und zu schwächem bis der HErr end- lich aus den Gewittertoolken mit desto größerer Majestät wieder hervortritt, die Feinde zerstreut, seine Gemeinde rechtfertigt und belehret, um welcher Sünde willen er sie dahingegeben habe, wie dies im Buche Hiob vorbild- lich dargestellt ist (vgl. Hiob l, 12 Anm.). Dergleichen eiten der Kirche waren alle Verfolgungen und schweren ämpfe mit der siegreichen Weltmacht alter nnd neuer Zeit. 8. [So träumte mir; und was der Traum mich ahnen ließ, es hat sich mir als wahr erwiesen; meines Geliebten klares Bild ist mir verdunkelt, andere drängen sich zwischen uns.] Jch beschwbre euch [d«rnm], ihr Töchter Jerusalems [Kap. 1, 3 Anm.], findet ihr siegend wo] meinen Freund, so saget ihm [genauer: was sollt ihr ihm sagen? -—:], daß ich [vor Kummer und Angst] vor Liebe fund Sehnsucht nach ihm] krank liege. Daß Sulamith bei diesem ihr von der Angst ihres Herzens abgeorungenen Auftrag nicht bedenkt, daß ges— rade diejenigen, welchen sie denselben giebt, wenig Ver- ständniß für die Ursache ihres Kummers haben, da sie, daran gewöhnt, daß Salomo neben seiner Hauptgemahliii noch viele Jungfrauen habe und, selbst zii diesen Jung- frauen gehörig, gar nichts Sonderliches darin finden konnten, daß Salomo nun mal wieder anderen Frauen feine Gunst erweise, spricht nur ftir das unbefangen Kindliche ihres Gemüths , das so gern seinen Kummer niittheileu wollte und auch gern Verständuiß für den- selben voraussetzh Es ist daher die Annahme, die Töchter von Jerusalem hätten Sulamith gar nicht ver- standen, sondern stellten die sonderbareii Fragen in V. 9 u. 17 aus der Vermuthun , Sulamith meine einen an- dern Geliebten, den sie ne en ihrem Gemahl noch liebe, was in ihrem Sinne ja schließlich kein Verbrechen ge- wesen wäre, die einzig natürliche und richti e, wenn man nicht zu der Auskunft greifen will, sie ätten die Frage in V. 9 nur zum Schein aus der Absicht gestellt, um Salomo einmal recht begeistert durch Sulamith schildern zu hören. 9. [Die Töchter Jerusalems, die Sulamith dahin verstanden, als sehne sie sich nach einem anderen Geliebten, als Salomo, zu derselben :] Was ist [denn] dein Freund lvon dem du sagst, du seiest krank vor Liebe zu ihm] vor [irgend] andern Freunden [was zeichnet ihn Vor anderen Geliebten aus, daß wir ihn erkennen können], o du Schönste unter den Weibern? Was ist dein Freund vor andern Freunden; daß du uns so beschworen hast [ihn zu suchen und ihm deine Sehnsucht zu « melden] ? 10. [Sulamith, aus der vollen Gluth der Liebe zu Salomo redend:] Mein Freund ist sin seinem Antlitz anzusehen] weiß und roth [wie Milch und Blut], anscrkoren fund leicht erkennbar] unter viel tausenden [die schön genannt werden könnten und geliebt zu werden verdienten] 1.1. Sein [ganzes] Haupt [sein frisches blii- hendes Antlitz, wie es aus dem blendenden Schwarz seiner mit goldener Krone geschmückten Haare hervorglänzetj ist saus der Ferne anzusehen wie] das feinste sröthlich schimmernde] Gold. Seine Locken sind kraus swortlichx Hügel an Hügel, in dichten Reihen an einander liegende Ringe! langer Locken, und dabei glänzend] schwarz wie ein Rade. 12. Seine Augen sind [so hellglänzend, so fencht und mild in ihrem Weiß, so bunt schillernd in ihrer Pupillej wie Taubenaugen [genauer: wie Tauben, die] an den Wasserbcichen ssißen und sich im Wasser derselben wie] mit Milch gewaschen [haben], und [nun] stehen in lrichtigen wie in Milch gewaschen haben und nun dasitzen an] der [reichen] Fülle [des Baches]. 13. Seine Backen smit ihrem schönen vollen Kinn und Lippen umziehenden, reichlich gesalbten, duftenden Bart] sind wie die wachsenden Wurz- gcirtlein der Apoiheker [genauer: wie ein duftem des Balsambeet, auf welchem Anhöhen d u ftig er Pflanze n phramidensörmig aufgethürmt sind Kot» 4, es. Seine Lippen find kiiehiich fkisch roth] wie Rosen, die mit fließenden Mhrrhen triefen sgenauerx wie purpursarbene Lilien, und trie- fen, nämlich die Lippen mit dem lieblichen Wohl: geruch ihres hervorströmenden Odems, wie von fließender Myrrhe V. 5]. 14. Seine Hände lmit ihren röthlich glän- zenden, zierlich gerundeten Fingen] sind wie gitldene Ringe [gcnauer: Walzen], voll [hellblauer]Tiir- kisse [und anderen Schmuckes mit edeln Steinen] Sein [edel gestaltetey glänzend weißer, glatter] Leib ist wie rein Elsenbein lkünstlerisch gebildet und] mit [tiesblauen, edlen] Sapphiren [an dem kostbaren, das weite Gewand zusammenfassenden Gürtel umhüllt nnd] geschmiiclt [1. Kön. 10, 18 Anm.]. Abgesehen davon, daß diese ganze Schilderun eines makellos schönen Mannes auch im Sinne der rauen Jerusalems eigentlich nur auf Salomo passen konnte, deutet Sulamith mit diesem reichen Edelsteinschmuck deutlich genug an, daß ihr Geliebter niemand anders sei, als ihr königlicher Gemahl Salomo selbst. 15. Seine Beine sind [stark und glänzend] wie [kiinstlich zugehauene] Marmelscinlem [fest] e- gründet ans giildenen Füßen. Seine [ganze] e- stalt ist [majestäiisch und hoch erhaben] wie [der] Libanon, auserwählt [und alle anderen Männer überragend] wie sstolze] Cedern [die den Gipfel des Libanon krönen und alle anderen Bäume an Höhe überragen]. 16. Seine Kehle [mit ihrer das ganze Kunst: werk des Leibes erst beseelenden Sprache] ist. ssiße Christus wird von der Kirche zu Gaste geladen und seine Schöne geloben 609 [Spr. is, 21; 27, I] und ganz lieblich [genauer: kurz, sein ganzes Wesen ist Lieblichkeit, ein Bild der vollkommensten Schönheits Ein solcher [höret!] ist »wenn Freund; mein Freund ist ein sol- cher, ihr Tochter Jerusalems. Diese anze Schilderung zeugt von der ungeschtvächs ten lieben en Bewunderung Sulamiths für Salomo; sie hält ihn für denjenigen, der, einzi in seiner Art, sowohl als Mann, als auch als König a es andre überstrahle. ,,Alles Herrliche im Bereiche der Natur und, soweit ihr Blick reicht, im Bereiche der Kunst muß sie hernehmen, um ein Bild seiner äußeren Erscheinung zu entwerfen. Was nur immer kostbar und lieblich und großartig ist, das findet sich in seiner lebendigen Schönheit verein1gt.« Ein besonders schöner, wahrer Zu· an dieser Schilde- rung ist’s aber, daß Sulamiths ä t weibliches Gemüth diesen Frauen gegenüber gar nichts einmischt, woraus sie schließen könnten, Salomo habe seine treue Sulamith vernachlässigt und gekränkt; kein Wörtlein des Tadels hören sie von ihr, sondern sie gießt die ganze Fülle ihres so heiß und rein liebenden Herzens in das Kunst- gemiilde, das sie von ihrem Gemahle entwirft. Dadurch wird sie denn auch zur Prophetin auf den, der das himmlische Urbild des Königs Salomo ist, auf Christus, -den im vollsten, tiefsten Sinne Schönsteu unter den Menfchenkinderm den König aller Könige, den Inhaber einer ewigen Glorie, die alle Herrlichkeit des irdischen Salomo weit iiberstrahlt An ihm ist im vollsten Sinne kein Makel, kein Betrug ist in seinem Munde erfunden worden; die ganze Fülle der göttlichen Liebe strahlt aus seinem Angesicht, und sein verklärter Leib ist der Inbe- griff aller Schönheih welche die himmlische Welt und die zukünftige neue Erde in sich birgt. Das b. Kapitel. Die Kirche wird aus ihr Izelienntnisz non Christo gelobt-i und besucht. 17. lDie Töchter Jerusalems, noch immer in der Meinung, Sulamith habe einen Andern im Auge, ihnen einen Andern geschildert, als Salomo, zu Sulamlth:] Wo [in aller Welt] ist denn [aber] dein Freund [deu du uns da als einen so überaus schönen Mann schiIdersiJ hingegangen kund warum hat er dich denn verlassen, wie du uns in deinem Traume erzählt hast], o du Schönste unter den WeiberuP Wo [doch] hat sich dein Freund [von dir] hingewandt? sSage es uns] So tvollen wir mit dir ihn suchen. «) Mit dieser stehenden Anrede bezeugen die Hoffrauem daß sie Eifersucht auf Sulamith nicht hegen können, weil der Eindruck ihrer Lieblichkein Einfalt und Schönheit ein so überwältigettder ist, daß sie ihr stets den höchsten Preis zuerkennen müssen. Kalt. S, V. 1. [Sulamith, einer Antwort hierauf wehmüthig ausweichend und ihren Gemahl zugleich entschnldigend:] Mein Freund ist lwohlj hinabgegangen in seinen Garten, zu den Würzgciru leln kden BalsambeetenL daß er sich weide unter. [gen.: in] den Gärten, und Rosen [gen.: Lilien dort] breche. Nicht ernstlich meint Sulamith, daß Salomo in den Gärten sei und sich seiner Lieblingsbeschäftigung mit den Blumen hingebe, sondern als Vermuthung, durch welche sie die dringliche, neugierige Frage beseitigen und un- schädlich machen will, stellt sie es hin, um nicht den wahren Grund der Abwendung Salomo’s von ihr, sei- ner einzig erkorenen Gemahlin, zu offenbaren. Nach ihrer ländlichen Anschauungsweise spricht sie wieder in Bildern aus dem Hirten- und Gärtnerlebew Zugleich aber liegt, freilich wohl für die Frauen unverständlich, die Antwort im Hintergrund verborgen, daß andere Wohlgeriiche. als die früher von ihm an ihr so hoch gepriesenen, ihn fesselten nnd ferne von ihr hielten. 2. [Doch es bleibt stets und unveränderlich wahr:] Mem Freund ist mein, und ich bin sein, der unter den Rosen [gen.: Lilien] sich weidet [Kap. 2, 16]. Diese Worte, die sie in der Zeit der reinsten uud ungetrübtesten Liebe von Salomo gebraucht, brechen hier unmittelbar nach der verblümten Andeutung der Untreue ihres so heiß geliebten Gemahls aus ihrem Herzen von Neuem hervor, gleichsam als sühnende Reue, daß sie solches, wenn auch nur ihr selbst verständlich, über ihre Lippen gebracht Dann aber soll dieser bekenntnißartige Ausruf zugleich erklären, daß zwischen ihr und ihrem Gemahl ein von ihrer Seite so unverletztes einiges Band herrsche, daß niemand zwischen sie zu treten be- rechtigt sei. Es ist ein Protest der reinen, heil. Liebe gegen die fleischliche Liebe, durch welche andere Nichter- wählte eine Störung des ewigen Bundes ihrer beider Seelen hervorgerusen haben. II. n. 3—Eap.7,5. klein: Beginn dieser L. Seen: tritt Salomo nach längerer Abwesenheit ein nnd beginnt in Gegenwart der ljoffrauen von bleucm Snlamtthg Schönheit und lkieblicljtteit zu preisen. Sie aber schaut ihn ernst und streng an, also daß er, im Gefühl der Bedeutung ihres Blickes, sie hütet, ihre vorwurfovolleu Zeugen von ihm abzuwenden. Er erklärt ihr darauf zwar, daß sie doch den Vorraug vor allen seinen sieben— stauen habe; allein Sulamith fühlt Iith hiervon wenig befriedigt und zeigt ihm dies dadurch, daß sie schildert, wie glücklich sie ehedem als schlichten ttaudmädcheu ge— wesen sei, und daß sie offen sagt, die hohe Ehrenstrllung, die sie als seine Gemahlin erlangt, habe nie geahute Schmerzen für sie mit flih gebracht. Ja, sie schickt sich an, den Saal und damit die ihr schon längst anstößig- Gesellschaft der ljosfrauen zu verlassen. Dies: stehen sir an, doch zn bleiben, und ihre Liebe zu Salomo, sowie ihre zuvetslchtlichc Hoffnung, eg werde ihr doch noch end- lich gelingen, ihren geliebten Gatten zur wahren, lieu— scheu Eiche zurückzuführen, hält sie auch wirklich zurück. Salomo beginnt darauf wieder. ihre Eiebegretzc noch uberschwäuglithtr zu schildern; aber sie deutet ihm durch ihr Stillschweigen an, wie wenig ihr, zumal tu Gegen— wart der Frauen, solches tkob zusage. 3. Du bist schön, meine Freundin, tvie ldas anmuthig gelegene] Thirza [im nördlicheu Palästiua, die spätere Residenz der Könige des Reiches Jsrael], lieblich wie Jerusalem, ljetzt aber mit deinen vor- wurfsvollen Blicken aus Augen voll Unschuld und Reinheit] schrecklich wie ssiegreich einherziehende] Heerspthetn 4. Wende deine [so ernst blickenden] Augen von mir shinwegs denn sie machen unch brunstig [wörtlich: denn sie bestürmen mich und erregen 610 mir mein innerstes Herz] sSalomo, nach einer Pause weiter fortfahrend:] Deine Haare sind wie eine Heerde Ziegen, die auf dem Berge Gilead geschoren sind svgi Kap. 4, 1]. » 5. Deine Zähne sind wie eine Heerde Schafe, die aus der Schwcmme kommen, die allznmal Zwil- linge tragen, und ist keins unfruchtbar unter ihnen [Kap. 4, 2]. is. Deine Wangen sind wie ein Risz am Gra- natapfel zwischen deinen Zbpfen [Kap. 4, 3]. Es galt hier für Salomo zunächst nur, Sulamith an das ihr am Hochzeitstage gefpendete Lob zii erin- nern; darum wiederholt er jene seine Schilderung in Kuh. 4 wörtlich aber doch nnr den einen und anderen Zug derselben, während er andere ihm minder wichtig erfcheiriende, wie den von den Lippen und der Zunge, übergeht, worin deshalb keiiie besondere Absichtlichkeit zu suchen ist. 7. Sechzig ist sdie Zahl] der Koniginiien smeiner eigentlichen Gemahliniien] , und achtzig [die] der Kebsweiber [der Beifraiieiy die mir zu Gebote stehen Nicht. 19, 1 Anm.], und der sdiese beiden ersteren bedienenden] Jungfrauen [die ich mir auch zii Kebsweiberii nehmen kann] ist keine Zahl. Wenn in 1. Kön. 11, 3 statt 60 Königinnen 700 und statt 80 Kebsweiber 300 angegeben werden, so kann dies entweder so verstanden werden, daß die klei- neren Zahlen des Hoheiiliedes die ständigen Frauen, gleichsam den Stock derselben, angeben, die größeren des Königsbuchs dagegen die Gesammtheit aller Frauen, die Salomo nach und nach ehabt hat, oder aber, was viel- leicht das Natiirlichere ist, so, daß die kleineren Zahlen des Hohenliedes sich auf die bessere, frühere Zeit des Lebens Salomos, da sein Herz noch nicht gänzlich in Wolluft und Gbtzendienst versunken war, beziehen, die größeren Zahlen des Königsbach-s dagegen auf die sehr getrübte Zeit gegen Ende seines Lebens; woraus dann zugleich die Annahme hervorginge, daß unser Lied von Salomoiii der besseren, verhälinißmäßig nocl) reinereuZeit seines Lebens , wo er auch noch im vollen Besitz seiner reichen poetischen Befähigung gewesen, gedichiet wor- den sei. 8. Aber Eine snurs ist weilte Taube, sEine nur] meine Fromine [Kap. b, 2 Anm.], Eine spat] ist ihrer Mutter die Liebste, nnd die Auserwahlte ihrer Mutter sund diese Auserwählte is? auch meine einzig geliebte Gattin und Freundin] Da sie die Töchter sdie Jungfrauen meines Hofes zum ersten Male] sahen, preiseten sie diefelbige selig; die Kö- niginnen und die Kebsweiber tobten sie spreiseteii sie glücklichz allesammt waren sie so erfüllt von ihrer Tugend, Unschuld und Lieblichkeit, daß sie ihr willig den ersten und höchsten Rang an meiner Seite zuerkannten und einräumtens I. Wer ssagten sie damals beim Eiiizug mei- iier Auserwählten in meinen Palast am Hochzeits- tag, voll Bewunderung, wer] ist sdiese], die sda unter allen ihres Gleichen] herborbricht, wie die svom Himmel her über die Berge in’s Land her- uiederschauendd Morgenröthe sund uns alle über- Hohelied S, 5—12. 7, 1—4. strahlt], schdn [und fleckenlos rein] wie der [silber- helle] Mond, auserwählt [in lichter Glorie strah- lend] wie die salles verklärende] Sonne, sund dabei doch] schtecklich wie [siegreiche] HeekspiszenP V) Salomo, das damalige Lob seiner tibrigen Frauen aus dem Gedächtniß frei wiedergebend, fügt selbst eben dasselbe hinzu, was er oben (V. Z) mit Bezug auf den ernsten, sein Gewissen schärfeiiden Blick Sulamiths von ihr gesagt hatte, nnd zwar aus dem nämlichen Grunde wie dort, um sie zu bewegen, ihre Vorwürfe fallen zu lassen. 10. [Sulamith, von diesen begeisterten Lobes- erhebungen Salomos nicht befriedigt, hält ihm ihr einst so gliickliches Leben in ihrer stillen ländlichen Heimath entgegen :] Jch bin [so oft in’s Thal] hinab in den Nußgarten srneiner miitterlichen Hei: math in Saum] gegangen , zu schauen smit Freude und innerer, befriedigter Seelenlust zu be- trachten] die Strainhlein am Bach, zu schauen, ob der Weinstokk [fchon] bluhete, ob die Granat- apfel lschoUJ gruiieten kO wie giiickiich und selig war ich doch da in meiner Unerfahrenheit1ind Unwissen- heit, meinen kindlich reinen Freuden, ehe ich« ihii kannte! o wie gern kehrte ich aus diesem Glanz und. dieser mir längst schon ärgerlichen Umgebung in meine unwissende Unschuld zurlick» l] . 11. Meine Seele wußte es nicht, daß er mich zum Wagen Ammi Nadibs gesetzt hatte. Die 2 letzten Verse, von Sulamith aus einem betrübten und gekränkteu Herzen gesprochen, sollen sagen, wie wenig sie ihre jetzige Lage am königl. Hofe gesucht habe, wie gliicklich sie sich ehemals in ihrer unbedeutenden Ein- fachheit gefühlt, und wie sehr sie sich auch wieder in dieselbe zurücksehne, da ihr die sie umgebende Pracht mit ihrer das Herz beengenden und ängftigenden Ueppig- keit folche Schmerzen bereite. Die Richtigkeit dieses Sinnes ist nicht anzufechten; aber im Einzelnen bereitet besonders der letztere Vers große Schwierigkeiten. Das hebr Ammi Nadib, von Luther als Eigenname gefaßt, von deii Aelteren mehr aus Verlegenheit als Name des Antichrists oder gar des Satans gedeutet, heißt wörtlich: mein edles Volk. Der Prachtwagen aber ist, wie bei der Erhöhung Josephs in Egyptem Sinnbild der kbniglichen Würde. Obwohl die Worte an sich nicht fchwierig sind, so bleibt die Ausdrucks-weise doch immer eine ganz eigeuthiiniliche Wir übersetzen: 11. [Ach] Meine Seele wußte sund ahnte] es nicht, [daß ich in meinem geliebten Bräutigam einen großen König liebte und] daß mein [fehnsüchtiges] Bek- langen [ihm gänzlich nnd für ewig anzugehören] mich zii den Prachtwageii meines edlen Volks szu königlicher Macht und Herrlichkeit unter meinem gott- begnadigten, erwählten Volke erheben werde und nun] erhoben hat. Auch das Gegenbild Sulamiths die erlöste Gerneinde Gottes, wird einstmals über die königliche errlichkeih die ihr durch die Gemeinschaft mit ihrem H rrn gegen all’ ihr Hoffen und Erwarte1i zu Theil geworden sein wird, erstaunt sein. Aber freilich nicht iii dem Sinne, wie hier Sulamith, die gerechte Ursache hat, sich aus der glänzenden Stellung wieder hinwegzulehuem vielmehr wird ihr damit ewige Freude nnd volles Genüge zum herrlichen Erbtheil gegeben worden sein. —- Wir haben uns vorznstellen, daß Sulamith nach den letzten erregt Die Kirche wird aiis ihr Bekenntniß von Christo gelobet nnd besuchi. 611 esprocheuen Worten sich anschickte, aus dem Kreise der Frauen und Salomo’s fortzugehen, um ihrem bedräng- ten kummervollen Herzen irgendwie Luft zu macheii nnd aus der Nähe der Frauen hinwegzukommen. 12. lDie Töchter Jerusalems Sula- mith mit dringenden Bitten zurufend, als sie die- selbe ansstehen und hinweggeheii sehen-J Kehre wie- der, kehre wieder, o Sulamith,* kehre wieder, kehre wieder [bleibe bei iins], daß wir [noch ferner] dich schauen fund an deiner Lieblichkeit und Schönheit unsre Augen weiden] [Siilamith zu den Töch- tern Jerusalems, betrübten Herzens, demüthig und zugleich verwundert:] Was [in aller Welt] sehet Ihr skönnet ihr, die ihr doch Mitursache meines Grames seid, sehen wollen] an Sulamith sd. i. an einer Sulamithin, einem schlichten Landmädchen aus Sulem, dem galiläischen Dorfe]? [Die Töch- ter Jerusalems: Wahrlich, wir bewundern deine himmlisch erhabene Schöne, gleichwie] Den Reigen [-tanz" der Engelschaaren, welche dem Erz- oater Jakob bei seiner Heimkehr aus Mesopotamien einst] zu Mahanaim serschienen 1.Mos. 32, 1ff.]. Hi) Es ist- dies die einzige Stelle unseres Liedes, an welcher Sulamith mit diesem Namen genannt wird. Eben aus diesem Umstand kann man schon schließen, daß ,,Sulamith« nicht der eigentliche Name der Braut und Gattin Salomo’s war, daß es überhaupt kein reiner weiblicher Personenname ist; denn die Hoffrauen bezeich- nen die von ihnen Angeredete ganz in derselben Weise nach ihrer örtlichen Herkunft, wie diese sie danach ge- nannt hatte. Die meisten— älteren Ausleger halten den Namen für einen Eigennamen in der Bedentu von »Huldreiche, Friedenskind, Begnadigte;« aber wie der bestimmte irrt» der beide Male davorsteht, und die stets Gattnngsnameii bildende Enduiig ith zeigt, ist es viel- mehr Bolksname, Bezeichnung der Herkunft aus Sulam- Sulem-Sunem (Jos. l9, 18; l. Kdn. 1, Z; 2.K. 4, 8). «) Ebenso wie Jakobs Kampf, war auch die Er- scheiniing des Engelheeres ein bei allen späteren Ge- schlechtern hochgefeiertes Ereigniß aus der Lebensgeschichte Jakobs, und- wie die Stadt Pniel (d. i. Gottes Antlitz) von jenem, so hatte Mahanaim (Engelheere) von diesem Ereigniß ihren Namen empfangen. Es scheint, daß man dabei die Vorstellung hatte, die Jakob erschienenen Engel hätten auf jener Anhöhe einen himmlischen Reigen« tanz aufgeführt. . Jedenfalls aber soll die Bergleichu1ig mit ihnen ausdrücken, daß in Sulamith etwas himmlisch Schönes zu schauen sei. Das 7. Kapitel. kferneies Los) iind gebet der Kirche. 1. [Salomo zu Sulamith, indem er oersucht, durch noch feurigere Lobeserhebungen ihrer Schön: heit sie zu besänftigeii und zu versöhnen:] Wie schön ist dein Gang in den Schuhenf du Fürsten- tochterltr Deine Lenden stehen gleich an einander [s"ind wohl gerundet], wie zwo [zierliche] Spaiigen, die des Meisters Hand gemacht hat. «) Veranlaßt worden ist Salomo wohl zu dieser Bemerkung durch den wirklichen Gang Sulamiths von ihrem Platze hinweg und wieder anf denselben hin, wohin Vielleicht Salouio selbst zur Versöhnung sie führte. Diesmal fängt er die Beschreibung ihrer sch"nen Gestalt mit den Füßen an, um mit dem Haupte zu schließen, wohl lediglich um sinnig abzuweclsselm weil er früher den umgekehrten Weg eingehalten hat. VIII) Bath nadiln Fürstentochter nennt Salomo seine Sulamith, anspielend aus ihr eigenes ammi nadib (Kap.6,1l), um sie daran zu erinnern, daß sie wirklich zum königlichen Wagen ihres edlen Volks erhoben wor- den sei, in welchem Sinne er sie ja früher auch schon »meine Schwester« genannt hatte. Z. Dein Nabel soder Schooßj ist wie ein runder Becher [ein wohlgerundetes Becken, in wel- chem man Mischwein bereitet], dem nimmer Ge- tränk mangelt [genauer: möchte ihm niemals Mischioein fehlen!]. DeiwBauch ist [so schön gelblich weiß und gewölbt] wie ein Weizenhaufen sein Hausen von Weizenköriieriy den man] um- steckt [hat] mit Rosen smit rothen Lilien;« also ist auch— dein kenscher, züchtiger Leib sittsam verhüllt mit rosenrothem Gewand «]. V) Da im Alterthum das Ausdreschen des Getreides alsbald im Felde auf dort hergestellten Tennen vorge- nommen wurde, so liegt es fehrnahe, anzunehmen, daß es Sitte gewesen, die Getreidehaufen festlich zu bekränzen oder mir allerlei Blumen zu umsteckem «) Die allegorischen Ausleger unsers Buchs, welche das Interesse haben, keinerlei Trübmig der Liebe zwi- schen Salomo (dem himmlischen Bräutigam] und Sula- mith (der Gemeinde Gottes und der gläubigen Seele), die ihre Ursache nur in Salomo gehabt hätte, zuzuge- stehen, leugnen auch hier Iegliche Ueberjchreitungdes rechten Maßes in der Beschreibung der Reize Sulamiths Da deutet man denn deii Schooß und Leib Sulamiths auf die Fruchtbarkeit der Kirche, welche dem HErrn Kinder gebiert, wie Thau aus der Morgenröthe, oder auf ihre nur dem HErrn offen liegenden heil. Geheim- nisse der Sakramente. Aber, abgesehen von der Unmög- lichkeit, nach der Analogie der· Schrift und des Glaubens so spezifisch christliche Seiten in »den einzelnen Theilen der Beschreibung aufzufinden, laßt sich doch auch nur mit Ablengniing des klaren Wortsinnes verkennen, »daß hier (V. 2), zumal nach dem Grundtext, sehr stark sinn- liche Ausdrücke vorkommen , die auf eine Unreinheit in der Liebe Salomcks hinweisen, welcher Sulamith wider- strebt und die ihre Ursache außer ihr,·der Reinen, Keuschei»i, hat, in welcher denn auch die einzige Ursache der Sto- rung des trauten Liebesbundes zwischen ihnen beiden liegt. — Hier deckt sich also das weissagende Vorbild mit dem himmlischen Gegeubilde durchans nicht, weil menschliche Liebe stets der Klärung, Reinigung bedarf, himmlische Liebe aber ewig gleich und heilig ist. 3. Deine zwo Brüste sind wie junge Reh- Zwillinge [v·gl. Kap- »4- 5J· · 4. Dem Hals 1st»[so·blendend weiß, so er»- haben und schlank] wie ein elsenlieinerner smit Elfenbein gezierterJ Thurm [1. ·10, l8 Anin.]. Deine Aiigen sind [so hell] wie· die [lichtblauen, reinen, lieblich gelegenen] Teiche sin deren Wasser- släche fich das Sonnenlicht freundlich spiegelt, welche] zu Hesbon [4. Mos. 21, 25 fs., und zwar] unt-The: Bathrabbim [genauer: am Thore dieser volk- reichen, großen Stadt gelegen sind] Deine Nase ist [so schön nnd wohlgebildet] wie der sehr- 612 Hohelied 7, 5 ——13. 8, l. Z. furchtgebietende Späher-J Thurm auf [dem] Libanon, der gegen Dainaskus siehet [1. Kön 9, 19 Auen] «) Auch die neueren Reisendeii berichten noch wenig· stens von Einem großen Teiche zu Hesbon, südlich von der auf hohem Hügel throneuden Stadt, in einem Wady gelegen und aus herrlichen Bauwerken bestehend. Ur- spritnglich mögen es wohl zwei nahe bei einander gele- gene, durch die Klarheit ihrer Wasser und die Schönheit ihrer Ufer sich anszeichnende Seen gewesen sein, die da- durch ein vortrefsliches Bild für schöne Augen abgaben. Z. Dein Haupt siehet [so schön und masestä- tisch] auf dir [also daß es deine ganze Gestalt be- herrscht], lvie sder in die Wolken ragende und die ganze Umgegend zu seinen Füßen beherrschende] Carmel [1. Kön 18, 20 Anm.]. Das Haar ans deinem Haupt ist wie der Purpur des Konigs in Falten gebunden ggenauen deines Hauptes herabwallend Locken- aar ist so dunkeln Glanzes wie Purpur -— ein König ist gefesselt von diesen Locken! Du hast mich gänzlich gefangen genommen und gebunden durch all deine Lieblichkeit und Schönheit, o Sulamithls III. v. 6-—Eau. s, 4. mit dem Schluß der vorigen Sreiie tritt eine lcurze Pause ein. Salomws tcobesers hebnngen über die alles überstrahleude Sihönheit der Ge- stalt Sulauiiths haben den Gipfel erreicht; er hat ßch selbst als gefesselt in dem Uetze ihrer Reize bekannt. Aber all diese Ergiisse seines glühenden Herzens haben nicht die Wirkung , daß Snlauiith sie mit gleiihen der— sicherungen erwidert, weil sie weiß, daß sie ihm dort) nur die Schönste and tEiebße unter vielen Anderen ist, mit denen sie immerhin seine Diebe nnd sein Øhebett theilen muß. Sie schweigt, um so mehr, als ihr die Geschrei— bung ihrer Gestalt, wenn gleiih aus dem Munde ihres Ehegattrm doch in einzelnen Stiiineu zu wenig in den Schranken der Ziichiigkeit gehalten war. während die- ser Pause entfernen sitt) die übrigen Frauen. Als da- rauf Salt-me, ße in seine Jlrme smließend, die Süßigkeit der Diebe preist nnd ihre Gestalt von ileuem mit sen— rigen Worten erhebt, da unterbricht sie seine Rede ge- rade da, wo sie am dringendsten nnd zärllichsieii gewor- den ist (ilI. 9), und össnet ihm, nachdem sie, mit seinen eigenen Gedanken fortsahrend, ihn entwasfnet hat, unn ihr ganzes Herz, insbesondere ihre tiefe Sehnsucht narh der Unschuld uiid Einfalt ihrer Heimath, wie nach der Umwandlung des Herzens ihres geliebten Gatten iii eben solch ein harmloses üinderherz wie das ihre; dir Bitte, mit ihr in ihre glüailiclje theimalh zurückzukehren, hin- weg vou dem uppigen gestehen, spricht ße ihm mit solch überwältigender Macht nnd Dringlichkeit aus, daß er non ihrer reinen Liebe hingerissen uirht im Stande ist, Widerstand zu leisten. Er ist nun nicht blos in seinem, sondern auch in ihrem Sinne eiii König, gefesselt tu der lauteren Diebe eines iiinderherzeun Crinmphireud über sein herz ist sie sitt) bewußt, daß sein ganzes Seh— neu narh ihr siehe. So führt sie ihn, den hossrauen mit denselben Worten wie schon früher tiebewohl zura- fend, widersiaiidlos hinweg iu ihre thcimath und damit zur Reinheit und vollen Gottgefälligkeit der Liebe. b. [Salomo, seine Gattin entzückt in seinen Armen haltend: O,] Wie schön und wie lieblich bist du, [o,] du [brennendes, wärmendes Feuer der wahren] Liebe in [gen.: unter allen] Wolliisten soder Wonnen des HerzerisJL Schön durch den Schmuck der Tugend, lieblich durch die Wonne der Gnade, durch die Vergebung der Sün- den, die keine Bitterkeit der Slinde siörtl Von Gott hat sie ihren Namen empfangen; denn Gott ist die Liebe. (Ambrosius.) 7. lJndem er Sulamith aus seinen Armen entläßt und ihre schöne Gestalt wohlgefällig mustert:] Deine Länge [wörtlich: Dieser dein Wuchs, er] isl gleich einem lschlankem hohen] Paliubauiiy und deine [oollen, runden] Brüste den Weintrauben [genauer: gleich den Trauben« dieser Palme] Die Früchte der Dattelpalme -—denn diese ist hier gemeint — sitzen traubenförmig bei einander, haben die Gestalt von Eicheln, sind aber meist größer und mit einer feinen röthlichen oder weißen Haut iiberzogem Sie werden theils frisch genossen, theils wird ihr Saft ausgedrlickh der als Dattelwein schon im Alterthum ge- schätzt war. Die Palme trägt immer nur an ihrem Gipfel t40—80) dtinne Zweige, die je höher desto kürzer sind und an den Spitzen sich bogenförmig zur Erde niederbeugend weithin Schatten verbreiten. Sie stehen gewöhnlich zu 6 im Kreise rings um den Stamm und treiben schilfähuliche, schwertförmige, immer ritne Blätter von etwa 2 Zoll Breite und 8—-12Zoll" änge (Pf. 92, 13 Anni.). -— Uebri ens werden die Brüste uicht in Beziig auf ihre schwe ende Weichheit, sondern vielmehr ihre ganze volle Gestalt mit deuDatteltranben verglichen; denn diese sind ziemlich hart. s. Jch sprach [ich spreche, denke bei mir setber]: Jch muß aus den sschönenj Palmbanni steigen, und seine Zweige ergreifen. [So] Laß smich denn dein liebes Antlitz küssen und in den Süßigkeiten deines Busens schweigen; lciß].dc]kie Brüste smir] sein, wie Trauben am Weinstock kdaß sie meine schmachtende Seele laben]; und smöges deiner Nasen Geruch soder Hauch mir, wenn ich deinen lieben Mund küsse, sein] wie lwürzig duf- tende] Aepfel ,[Joel 1, 12 Anm.]; 9. Und deine Kehle [mit ihrem süßen Odem laß mir sein] wie guter [lieblich mundender] Wein [— . — Sulamith, ihrem Gatten in die Rede fallend, indem sie ihn einschmeichelnd mit ihren Armen umfaßt und küßt: Ja, wie der beste Wein], der meinem Freunde glatt eingehe sund sanft hinunter- gleiten, und rede von sernigeui lbesserx und der der Schlnmmernden Lippen benetzet, den Trinkenden mit sanftem Schlummer beschleichet; so sollen dir meine Küsse und der Odem meines Gau- mens sein] 10. [Ja, ich weiß» es wohl:] Mein Freund ist [ewig] mein, und er halt sich auch zu mir cer kann ohne mich nicht mehr leben]. U. [O, so] Komm [denn], mein Freund, laß uns [in dieser lieben Frühlingszeih in inniger Liebe vereint. zusammen] auf’s Feld [auf’s Land] hinaus- gehen [hinausziehen], und llaß uns unterwegs] ans den Dbrfern Eüber Nacht] bleiben [Kap.3,8Anm.], 12. Da wir [danu am andern Morgen] frühe aufstehen [und hingehenJ zu den Weinbergen [meiner Mutter in meiner lieben HeimathL daß wir Zusammen] sehen, ob der Weinsiock sden ich gepslanzt und gepflegt Kap. S, U, schon] blähe Salomo preist mit glühenden Worten Sulamiths Schönheit und Lieblichkeit. 613 und Augen gewonnen habe, ob die Granatcipfek biiutue sin meinem Garten schon] ausgesehiagen sind; da [wo uns die schöne Natur-mit ihrer Lieb- lichkeit und wonnigen Freiheit umgiebt] will ich [dann ganz die Deine werden, will] dir lohne Störung und Trübung, unausgesetzq meine Bruste [genauer: meine Liebesbew esse] geben [und ganz rückhaltslos mein Herz —erschließen]. 13. Die Lilien [genauer: Mandragoren« mit ihren stark und angenehm dnstenden Aepfelchew diesen Sinnbildern inniger Liebe] geben [dir dann] den [ihren] Geruch, nnd sa»uf den Gcsimsen] vor [genauer: über] unserer Thur [im Hause meiner Mutter] sind allerlei [Sorten] edle Frnchte sSiehes Mein Freund, ich habe ssie ganz besonders] dir [und zwar] beide, heutige und fernigespsp [von der letzten, vorjährigen Ernte und aus früheren Jahren, auf-] behalten. · «) Ueber die Mandragore oder Wolfskirsche vgl. I. Mos 30, 14 Anm. Da nur die kleinen Aepfelchen dieser Pflanze, nicht ihre Blüthen duften, so denkt Su- lamith natürlich an jene; aber sie nennt sie hier nicht als künstliche Mittel zur Steigerung der geschlechtlichen Liebe, als wollte sie etwa gar andeuten, sie werde ihrem Gemahl aus denselben einen Liebestrank bereiten —, das ist bei dem sonst so durchaus keuschen, arglosen Sinn Snlamiths nndenkbar —-, sondern die Aepfelchen sind ihr Sinnbilder der wahren Liebe und sollen ebenso, wie die anderen von ihr genannten Früchte und Genüsse die Herrlichkeit ihrer Heimath Salomo lebendig aus- malen. -— W) Heurig, ein Adjektiv, gebildet ans dem Adverb ,,hener« = in diesem Jahre, also in der Be- deutung: diesjährig; natürlich ist dabei an das Obstjahr von Herbst zu Herbst zu denken. Fernig = vorjäh- rig ist gebildet aus ,,firn« = alt (3. Mos. 26, 10); desselben Stammes ist unser ,,fern«. (Jütting.) . Das 8. Kapitel. Betzies cieöesgesprärh Christi und seiner Kirche. l. O, daß iFh dich, mein Bruder ,» der du meiner Mutter Bruste saugest, draußen»faude, und dich kussen mußte, daß mich niemand hohnetel Genaner: » 1. O, daß du waxest, wie ein Bruder von mir, der meiner Mutter Bruste sgleich mir] gesogen! [ach, daß du, mein geliebter Gatte , mir in allen Stücken ganz so nahe stündest, wie ein leiblicher Bruder, der, weil er mit mir dieselbige Muttermilch getrunken, auch ganz Gleiches denket, fühlet, wünschet; ach, daß ich dich so betrachten und behandeln könnte !] Wenn ich dich dann draußen [auf dem Felde, im Garten oder sonst irgend wo, da wir ferne wären von dem kalten Glanze und der Ueppigkeit dieses Hofes] fände: lvurd’ ich dich» lmit herzinniger, ungezwnngeneiz lauterer Liebe] lassen, ohne daß mich jemand höhaete kais ihäte ich etwas, das gegen die Ztichtigkeit und gute Sitte verstieße]! Der Wunsch, welchen hier Sulamith ausspricht, ent- hält den Schlitssel zum Verständniß des ganzen vierten Actes; er ist nicht etwa eine bloße Phantasie von ihr, von der sie selbst wüßte, daß sie sich nie verwirklichen könne, sondern ist im vollsten Sinne ernst gemeint und drticket das Ziel aus, das sie durch ihre Liebesmacht er- strebt und auch wirkich erreicht hat. Nicht, daß Salomo wirklich ein leiblicher Bruder von ihr sein möchte, wünscht sie so fehnlichst — dann würde er eben nicht ihr Gemahl sein können, was sie doch so selig macht; denn von der Unnatur einer platonischen Liebe war das Naturkind Sulamith sehr weit entfernt —-, sondern, daß er, nicht mehr wie seht, nmstrickt von den Netzen des üppigem stnnberauschenden Hoflebens, vom vollen wahren Glück der Liebe durch viele andere Gemahlinnem durch königlichen Prunk und allerlei andere Verkehrtheii ten, die seine Stellung verursachten, geschiedery zu der Schlichtheit, Lauterkeit, Einfalt und Keuschheit gelangen möchte, die, ihr selbst unbewußt, aber doch mit treibende: Kraft in ihr leben. Dahin, in dies ihr Mntterhaus, möchte sie ihn führen; käme er dahin, so würde er ihr sein, wie ein Bruder, der ihrer Mutter Brüste gesogen; es würde sich dann ihr Traum (Kap. Z, 4) in nie ge- ahnter Weise erfüllen; dann könnte sie ihn mit voller Wahrheit nnd Jnnigkeit des Herzens ,,mein lieber Bru- der« anreden, was sie bisher noch nicht ethan, obwohl er sie seine Schwester genannt; dann wo te sie ihm auf allen Wegen nnd Siegen mit brttnstigster Liebe begeg- nen. —- Wenn aber Sulamith ihrem königlichen Herrn und Gemahl diese Bitte (V. 1) nur in bedingtester Weise vortragen kann; wenn sie, bei ruhiger und nitchterner Prüfung der Sachlage wenigstens, kein anderes als lediglich ein vorübergehendes Herniederfteigen des Ge- liebten in ihre Armuth und Einsamkeit erwarten kann: so kommt dagegen der himmlische Bräutigam der Kirche in vollster Wahrheit und einmal nicht nur, sondern für immer als unser Bruder auf Erden; er »schämet sich nicht, sie alle zumal, die er erlöset, Brüder zu heißen« Hebt. 2, U; Joh. 20, 17); er wird ihres irdischen Fleisches und Blutes theilhastig, um sie ans Knechten der Sünde und des Todes zu Kindern Gottes und zu se)iner ewigen, himmlischen Seligkeit zu erheben. o er. 2. Jch wollte dich snicht blos im Traumgesicht Kap. 3, 4., sondern in voller Wirklichkeih an meiner Hand] fuhren und in meiner Mutter Haus bringen sdaß du da ganz einer der Meinigen wä- rest], da du mich lehren solltest [wörtlich: da soll- test du mich lehrenf solltest mein Herz an dem Genusse deines reichen Wissens Theil nehmen lassen]; da wollt ich [dann solche geistige Erquickung durch dich herzlich erwidern mit dem, was ich zur leib- lkchen Startnng besitze; ich wollte] dich tranken mit [oon mir selbstl gemachiem lkostbarem Würz-] Wein, nnd mit dem Most meiner Granatapfel J) Sulamith bildet sich nicht ein, daß sie, das einfache, schlichte Mädchen vom Lande, dem Manne ihrer Liebe, dem großen, von ihr so hoch verehrten Könige etwas geben könnte, was er noch nicht besäße, — es wäre das auch gänzlich gegen ihr sonstiges ächt weibliches, demüthig anspruchlofses Wesen. Daß sie ihm wirklich Großes schenkt, wenn sie ihn in ihr Mutterhaus zur Einfalt ihres Kin- dersinnes bringt, dessen ist sie sich nicht bewußt. Desto mehr wünscht sie durch ihn rerch zu werden an all dem Guten, was· er besitzt und woran sie sicb arm fühlt. Jn dieser geistlichen Armuth ist Sulamith ein herrliches Vorbild für die Gemeinde Gottes und jede einzelne gläubige Seele, welche in ihrem Bewußtsein auch arm nnd nackt und bloß ist, aber durch ihn, in welchem aller Weisheit Fülle leibhaftig erschienen ist, in Gott gelehret werden möchte, bis sie endlich hinankommt zu voller Erkenntniß der ewigen Liebe. —— Seine Liebe zu der 614 armen Erdenjuiigfrau ist aber so äußerst uneigenuiitzig, daß er alles giebt und nichts empfängt, während sie nichts geben, sondern nur empfangen kann. 3. Seine Linie [werde ich dann mit vollster Wahrheit sagen können] liegt unter meinem Haupt, und seine Rechte herzet mich [oöllig befriedigt ruhe ich nun in seiner Liebe aus und bin selig Kap. 2,6]. 4. [Sulamith, am Arme Salomcks hinweg- gehend, ruft den zwar abwesenden, aber ihr im Geiste gegenwärtigen Hossrauen als Scheidegruß zu :] Ja) beschwore euch, sihrs Tochter Jerusalems, daß ihr meine Liebe [wörtlich: die Liebe in euren Her: zens nicht [selbstwillig] aufweckei noch see-J reget, ssondern still wartet] bis daß [es] iht felbft gefallt [nnd sie dann als wahre Liebe rein und keusch im Herzen brenne und dasselbe beselige Kap.2, 7; 3,5]. »So erglänzt die reine Liebeskraft der demiithigen Magd im herrlichsten Lichte und der anfangs widerstre- bende Geliebte wird von ihr mit fort ezogen, sein Wider- stand egen die Heilighaltung der e elichen Gemeinschaft durch ie Reinheit ihres Sinnes überwältigt.« — Anch den himmlischen Salomo weiß die Gott suchende und nach seinem Heile verlangende Menschheit, das heilsge- schichtliche Gegenbild der irdischen Sulamith , durch ihr ernstes und anhaltendes Sehnen, Harren, Bitten und Flehen in ähnlicher Weise zum Aufgeben seiner Herr- lichkeit nnd zum Eingehen in ihre Niedrigkeit zu bewe- gen. Und an jeder einzelnen Seele erfüllt sich das Wort (Joh. l4, 23): »Wer mich liebt, der wird mein Wort halten, und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden kommen und Wohnung bei ihm machen;« ebenso: L. Cor. 6, its; Osfb. 2l, 3. Noch mehr aber iehet die erlöste, im Kampfe mit der Sünde und der Elliacht der Welt stehende Gemeinde mit ihrem täglichen dringenden Gebete: Komm, HErr Jesu, komm! mit ihrer stets größer werdenden Sehnsucht den verklärten König und HErrn aus seiner Herrlichkeit herab, daß er wieder komme und alle ihre und seine Feinde zu Boden schlage, daß er mit ihr vereint gehe in das Haus ihrer Mutter, des Volks des A. B., damit die Mutter und die Tochter mit ihm in ewiger Gemeinschaft unzertrenn- lich selig sei. Dabei gilt zugleich von seinem Kommen: Jhr dürft euch nicht bemühen, noch sorgen Tag und Nacht, wie ihr ihn wollet ziehen mit eures Armes Macht. Er kommt, er kommt mit Willen, ist voller Lieb und Lust, all Angst und Noth zu stillen, die ihm an euch bewußt. (Wie. soll ich dich empfangen —- V.7.) E. In diesem V. und letzten Jllite (d1. 5——14) sehen wir die beiden Liebenden ans dem Wege zum stillen Mut· ierhanse Sulamithg in Seinen: und damit zur Vollendung und Uerlilärnng ihrer ehelichen Liebe begriffen. Salomo hat der Liebe-kraft und Jinmnth in Sulamith nicht wider— stehen können, sondern hat bald nach jenem sicgreichen Sturm ans sein her; in der letzten Sreue des vorigen Krieg mit Snlamith seine pracht und Herrlichkeit und da- mit auih all die Uersnihnngen zur Wollust verlassen, um völlig Gaite Snlaniitho nnd ihr Bruder in ihrem Sinne zu werden. Von Herzen nimmt er nun ein in den hehren Lobgesang Snlaniithg auf die ehelict)e Liebe alg einer ge- heimuihvolleu göttlichen Schöpfnug nnd todiüberwindenden Macht nnd nimmt wie ein Kind Zlntheil an den heiteren Siherzeu im friedlichen Kreise des mötterlichen Hauses. So vollendet sitt) dieses Drama der Liebe zwischen itlauu und weil) als das Vorbild der Liebe zwischen dem LJErrn und seiner Gemeinde. Hohelied 8, 3——12. I. v. 5——7. Die« l. Scene schildert die Jlnlinuft des Ghepaarem Sinon von weitem bewundern Hirten aus dem Felde das nahende paar. In der blähe des Mut— ierhanseg angelangt erinnert Salomo seine Gattin an die Zeit ihrer ersten Liebe; da bricht diese in einen herrlichen Lobureis der alle Hindernisse überwindenden Jtllgewalt der wahren Liebe, wie sce flih nun in ihnen ihrer Vollendung nahetz ans. Unter diesen Gesprächen beim Jinblicti deg Mutter-hauste treten sie in dasselbe ein. 5. lHirten auf dem Felde beim Anblick des aus der Ferne sich nähernden Paares Verwundert ausrufend :] Wer ist die [dort] , die [mit folcher Schönheit und Anmuth ÜberstrahliJ hekanffcihtet [-kommt] von der Wüste svon der unbebauten Ebene Jesreel her] und lehnet fich [wie ermüdet von wei- ter Reise] auf ihren Freund san dessen Arm sie daher kommt? Salomo zu Sulamith, als sie dicht bei das Mutterhaus gekommen sind: Siehe] Unter dem Apfelbaum [da, der das Fenster eures Hauses beschattet, stand ich, da er-] weckte ich dich szur ersten Liebe zu mir, als ich dich durch’s Fen- ster rief Kind« T, 9], da [in diesem Hause, wo] deine Mutter dich geboren hatte, da mit dir ge- legen [= niedergekommen l. Kön. 3, 17 Anm.] ift, die dich gezeuget [geboren] hat sda ist auch unsre Liebe geboren worden; da soll sie sich nun auch zur vollen Schönheit und Reinheit vollenden]. «) Wenn einst der HErr seine Gemeinde erlösen und in das Vaterhaus, da er ihr Wohnungen bereitet, füh- ren wird, werden Gottes Engel auch sie doll Bewun- derung ihrer Glorie mit lautem Jubelgesang begrüßen. Aber man wird auch ihr ansehen, daß sie durch eine Wltste gezogen und nur auf den allmiichtigen Arm ihres Bräutigams gestützt zu diesem- Ziele gelangt ist. « b. [Sulamith, diese Erinnerung mit Jubel erwidernd: Ja, nun ist sie vollendet!] Sesze mich wie ein Siegel [wie einen Siegelring] auf dein Herz, und wie ein Siegel seinen Siegelring] auf deinen Arm [in ewiger, unzertrennlicher Ge- meinschaft laß uns verbundenrbleibem wie man einen Siegelring auf der Brust trägt oder um den Arm bindet und aufs treuste bewahrt I. Mos. 38, 18. Ja, fest und treu bewahre du mich als dein Eigen- thum ganz nnd gar]. Denn [dic wahre] Liebe ift ftark falle Hindernisse niederwerfend und überwin- dendj wie der Tod; und [Liebes-] Eifer ist fest [unbesiegbar, unaustilgbar], wie die Hölle [das Todtenreich, das nichts wieder heransgiebh was es einmal besitzt Hiob 7, 9 Anm.]. Ihre Gluth ift feurig [helllodernde Feuersgluth, die ihre Flammen in die Herzen sendet und nicht zu löschen ist,] und szwar weil sie nicht irdischen Ursprungs ist, son- dern] eine Flamme des HEtru [die er selbst ange- zündet hat, auch erhält und, ernähret], 7. sAlsos Daß auch viel Wasser strotz all ihrer reißenden Gewalt] nicht mögen die [Goites- fiamme der] Liebe austitschen, noch die Ströme [mit all ihrer WassermasseJ fie ersäufen. Wenn einer [auch] alles Gut in seinem Hause um die V. Die eheliche Liebe Wiedergeborner, Vorbild der Liebe zwisihen dem HErrn und seiner Gemeinde. 615 Liebe geben wollte [sie künstlich in einem Herzen zu erzeugen, wo der HErr sie nicht angezündet hat Kuh. Z, 7; Z, s; 8, 4], so gcilte es alles nichts [1. Cor. 13, Z; so grundverschiedeii ist die wahre Liebe von der fteischlichen Scheinliebels Diese unausdenklich tiefen Worte bilden den Höhe: punkt und geben zugleich den Schllissel für das ganze Lied; dasselbe wird hier fast unmittelbar: weissagend. Denn wie hier Sulamith die vollendete Liebe zwischen sich und Salomo nnd überhaupt zwischen Mann nnd Weib als: ein Jneinander menschlicher Freiheit und gött- licher Nothwcndigkeiy als eine Flamme, die kein Mensch sich selbst geben oder nehmen kann, die den Menschen aber mit unentrinnbarer Gewalt ergreift und von keiner Trübsal, keiner noch so feindfeligen Macht gelöscht wird, beschreibt, so hat sie sich in höchster, göttlicher Vollendung allein in dem Gottes» und Menschensohiie offenbart, dessen Liebe aus seinem innersten, eigensten Jch emporschlug und ihn mit unwiderstehlicher göttlicher Gewalt zwang, zur Welt mit ihren tausend Plagen und großen Jam- merlast herabzusteigen und Tod und Hölle zu bezwingen· Er liebte, weil er mußte, aber die Liebe war zugleich sein siißestes Wollen, die Gegenliebe der erlösten Seelen fein brünstigstes Sehnen. Jn der Macht seiner Liebe, in der Heftigkeit seines Liebeseifers, die von der Kirche in Tausenden von liebeglühenden Liedern befangen wor- den ist und doch nie ausgesungen werden kann, sehen wir nun die wahre Gestalt auch der Liebe zwischen Mann und Weib. II. b. 8—14. dlaihdem Salonio und Sulamith bei dein Apfelbaum, wo Hut. von ihrer Mutter mit dem Leben, von Salomo mit seiner Liebe besihenlii worden, ihren Liebesbund feierlich erneuert haben, treten sie in das thaug ein. Hier zeigt sie uns die L. Seene in heiter seherzeudem, tranliihem Gespräch mit den übrigen Glie- dern des Hauses. Uaihdein man die Zukunft der klei- nen Schwener berathen und Sulamith dem gegenüber ihrer eigenen hohen iiegnadigung gedacht hat, legt letz- tere die Zukunft ihrer Brüder, der treuen Zewahrer ihrer ilnsihuld in ihren Mädcheiijahrem ihrem Gemahl nnd König an’g Herz. Ein friihliihes Lied, das Sulanr. auf die unschuldig nertiende Bitte Salomow singt, be· schließt endlich diese Seene des traulichsteiy tieitersten Friedens im Jilntterhanse nud vollendet das Ganze in lieblicher kberlilärung 8. [Sulamith zu Salomo und ihren Brü- dern:] Unsere Schwester [da] ist [noch] klein, nnd hat [noch] keine Brüste. Was sollen wir [mit] unserer Schwester thun, wenn [sie zur Jungfrau herangewachsen sein und] man sie nun soll anreden [man dann um sie werben wird]? 9. sSulamiths Brüder, mit heiterer Derb- heit scherzend:] Jst·sie szeigt sie sich als] eine Mauer [voll festen Widerstandes gegen alle zndringliche ZumuihungL so wollen wir sein] silbern Bollwerl sdas weithin stattlich in die Lande leuchtet] drauf bauen [wollen ihr alle Ehre und Freiheit geben, die ihrer iungfränlichen Züchtigkeit und Fesiigkeit gebührt]. Jst sie [aber] eine Thür [die man leicht drehen kann, um durch sie ein nnd aus zu gehen, d. i. ist sie den Bersuchungen und Verführungen leicht zugänglichL so wollen wir sie festigen mit ssiarkenj cederneii Bohlen swollen sie stets so be- wachen, dasz sie für jeden Versncher unnahbar ist]. 10. [Sulamith, ihrer eigenen Mädchenzeit mit dankbarer Freude gedenkend :] Jch bin eine sfeste, hohe] Mauer san der jeder Sturm der Ver- führung abprallte, gewesen], Und meine Brüste sind wie [hohe, ehrfurchtgebietende Mauer-J Thütme s gewesen, die kein Dieb und Räuber ersteigen konnte]. Da [als eine solche keusche Jungfrau, die ihre jung- fräuliche Schönheit unschuldig, rein nnd heilig er- halten] bin ich worden vorseinen Augen, als seine] die [bei ihm traute Freundschaft und Liebe und da- mit] Friede findet [in ihm, dein Friedereichem zu finden ihm würdig erschien]. Sulamith thut freudigen Bekenntnisses den Mund auf, ihren Brüdern zu sagen, daß ihr ganzes Wesen in Salomo, dem Friedefiirftem befriedigt worden sei, und ist sich bewußt, daß sie ihm ein keufchesh züchtiges erz und einen unbefleckten Leib entgegengebracht hat. "cht als eigenes Verdienst, dessen sie sich rühmen wollte, be- trachtet ste es, sondern jubelnd und dankend gegen den, der sie stark gemacht nnd bewahret hat, thut, die ihrer Unschnld sich Bewußtq ihren Mund auf. Wenn aber irgend ein Mensch dafür ihren Dank verdient, so sind es ihre Brüder, die eifersüchtig mit stets offenen Augen liber ihrer Jungfräulichkeit wachten, ja in solchem Eifer sie sogar zur Weinbergshitterin gemacht hatten (Kap. I, 6). Darum legt sie nun die Zukunft dieser ihrer treuen Wächter ihrem Gatten auch innig an’s Herz. —-. Die erlöste Gemeinde wird einstmals, wenn die Hochzeit des Lammes gekommen ist, nicht in diesem Sinne be- kennen können, daß sie rein und unbefleckt von aller Buhlerei mit der Welt und ihren Götzen geblieben sei, noch weniger, daß sie ihren Bräutigam, als er um sie warb, ein reines, keusches Wesen entgegengebracht habe. Aber doch wird sie dann vor ihm stehen als eine reine Jungfrau, angethan mit reiner, weißer Seide; denn sie hat ihre Kleider rein gewaschen in dem Blute des Lam- mes. Was aber von der Kirche im Ganzen gilt, gilt in doppeltem Maße von den einzelnen Seelen. It. [Sulamith zu Salomo, aus ihre Brüder schauend:] Salomo hat [nicht weit von hier] einen Weinberg zu Baal Hamen snahe bei Dothaim im St. Jsaschar]. Er [über-] gab den Weinberg [in einzelne Stücke zerlegt] den Hütetn sals Pächterin mit der AbmachungL daß ein jeglicher für seine Früchte [die ihm sein Stück Weinberg eintrüge, als Pachtzinsj briichte tausend Silberlinge [1000 Secket Silber; die übrigen 200 Seckel aber ihm als An- theil verblieben] Sulamith erwähnt diesen königlichen Weinberg als naheliegende-«; Beispiel, das sie nun sogleich anwenden will. 12. Mein [eigener] Weinberg sKap. I, 6 nun, meine Freiheit, meine Jungfrauschaft sammt allem, was einem Manne an mir wohlgefallen kann] ist Vol· mir ssteht jetzt unter meiner eigenen Verwal- tung und alleinigen Verfügung; keiner braucht mich mehr zu hüten] Dir ladet] , Salvmih [habe ich dies Recht über mich zu verfügen und mich zu be- hüten, sammt allem, was ich bin und hab, über- tragen; darum] gebühren [die auch aus meinem Weinberg deine] tausend [Seckel, meines Weinberge voller Ertrag siehet zu deinen Händen, und dein eigen will ich ewig bleiben]; aber den Hiitetn [da, 616 Hohelied 8, 13. 14. — Schlußbemerkungew — Anhang I. meinen Brüdern, die mir meinen Weinberg, meine Unschuld und Tugend, so treulich und sorgsam be- wahrten, ehe ich selbst seine Verwaltung übernahm und ihn dir schenkte; ihnen gieb auch ihren Aiitheil von] zweihundert [Seckeln, wie den Hütern zu Vaal Hamom deiner Liebe und Huld empfehle ich sie und ihre Zukunft] sammt seinen FtUchtenX III) Nach dem Grundtext gehört dies zu »Hütern«, nämlich: den ütern seiner Friichtex die ihn so bewacht haben, daß is nun im Stande bin, dir seinen vollen Ertra zu geben. — Dieser Ueberschuß an Liebe, den sie bei a er feurigen Inbrunst ihrer· Hingabe an den mahl doch auch noch für die Jhrigen zu bewahrenweißx diese rührende Gefchwisterliebey die mit ihrem kindlich treuen, pietätvollen Hangen an der Mutter, wie sie es im früheren Verlauf des Stticks mehrmals bethätigh wesentlich eins ist: sie dient zur lieblich verklärenden Vollendung des herrlichen Charakterbildes, das der Dichter von ihr als dem Jdeal einer Braut und jungen Ehefrau entwerfen wollte und mit dem er —— ein unbe- wußtes Werkzeug des heil. Geistes — die Idee und das Mysterium der Ehe selbst als einer heiligen Stiftung Gottes dargestellt hat. (Zi)"ckler.) · 13. . Malomw in scherzend neckischer Laune wandelst] in den Gärten [in Feld und Flur, und dabei so eifrig sliehest den Palast uud die Stadt, siehe, nun bist du ja am Orte deiner Sehnsucht, so] laß mich [nun doch auch] deine Stimme [im munteren Lied? hören; die Gesellschnsien merken drauf [besser: eine Stimme, auf welche deine Jugendgefährten so oft gehorcht haben und auch jetzt nach langer Zeit wieder gern horchen werden]. 14. [Sulam«ith, ihren Gemahl am Arm in’s Freie hinausführend, singt-J Flench , mein Freund, und sei gleich einem Reh keiner Gazelle], oder jungen Hirschen auf den Würzbergem [Komm,» laß uns zusammen über diese mit würzhaft daf- tenden Blumen bedeckten Berge, die so freundlich einladen, fröhlich hinwandern und gleich flüchtigen Neben, wie sie auf diesen Bergen leben, Gärten und Felder durchstreisenJ Unter dem heiteren Getön dieses Liedchens verlieren wir das über die blumigen Höhen entfchwebende Paar aus dem Gesichte, und entflohen ist zugleich der holde Zauber des gazellenartig von einer duftenden Scene zur zu Sulamithtj Die di! Ist) gern] Wvhllcst IUUV andern hitpfenden Liedes der Lieder. (Delitzsch.) Schlußbemetliuugen zum Hahruliede Salomo. Wenn man die Frage aufwirft, ob Salomo diese Lebensgeschichte seiner Liebe zu Sulamith niedergeschrieben habe im steten Hinblick auf das Verhältniß Jehovas zu Israel, Christi zu seiner Kirche, so ist wohl nicht zu zweifeln, daß einzelne Ahnungen von diesem göttlichen Gsegenbilde in seiner Seele aufgetaucht find; aber sehr unwahrfcheinlich ist’s, daß er den bewußten Vorsatz hegte, in seiner eigenen Liebe die Liebe Gottes und Christi zu feinem Volke abzuschattem Es geht dies nicht blos aus den vielen Einzelnheiten, in denen fich die Scenen bewegen, hervor, sondern ganz besonders daraus, daß er mit bewundernswürdiger Offenheit und Aufrichtigkeit Sulamith in eine solche himmlische Klarheit und ideale Höhe über fich stellt, sodaß er von ihrem Licht umstrahlt und verklärt wird, während es im Gegenbild umgekehrt ist» Aber selbst wenn Salomo nichts geahnt hätte, thäte dies dem hohen sittlicheiy religiösen und prophetischen Sinne des Liedes keinerlei Abbruchz denn dieser liegt darin begründet, daß Salomo als eins der höchsten Vorbilder auf Christum, als sichtbarer Stellvertreter Jehovas unter seinem Volke, die eheliche Liebe besungen und damit also auch als Prophet geredet hat. »Wir find aus dem Inhalte und Eindrucke des Liedes, seiner Stellung im Kanon und dem Zeugnisse der Shnagoge und Kirche gewiß, daß Salomo es geschrieben hat, getrieben vom heil. Geiste, und daß es« ohne Salomo? bewußte Absicht durch Wirkung des Geistes fich so gestaltet hat, daß uns aus seinem ätherischen Leibe, seinem krystallenen Spiegel das Mhsterium der Ehe entgegenstrahlt.« Unerschöpflich ist denn auch sein Inhalt; darum hat sich auch die Kirche des HErrn ihm von Alters her stets mit Liebe zugewandt, wie die unzähligen Bilder, die von ihm in die Kirchensprache übergegangen sind, wie auch die ,,iiie verduftenden Lieder, die es in nie erschöpfter Triebkraft aus fich hervorgebracht hat,« bezeugen. Und wenn wir auch mit der jedes Einzelne deutenden allegorischen Erklärung nicht überein- stimmen, sondern verlangen, daß vor allevm die geschichtliche Wahrheit anerkannt werde, ehe man den Typus aufsuche, so wissen wir doch wohl zu schätzem daß auch mit der allegorischen Erklärung das Hohelied der Kirche zu großer Erbauung und Vertiefung ihrer Erkenntniß des HErrn und seiner Liebe gedient hat und ewig dienen wird. Druck von Gruß, Barth u. Comxx (W. FriedrichJ in Breslair. « Anhang I. und II. Lehrbucher aus den Apokryphen: Die Weisheit Salomonis Das Buch Jesus Sirach «« ENOOHDMM Anhang I. Wie Weisheit Salomonis an die TyrannenAh Man nennt das Buch die Weisheit Salomonis darum, daß es unter Salomonis Namen und Person gedichtet ist, und die Weisheit gar herrlixh rühmet, nämlich was sie sei, was sie verma , woher sie komme. Und gefällt mir das aus der Maßen wohl darinnen, das; er das Wort Gottes so hoch rü met, und alles dem Wort zuschreibt, was Gott je Wunders gethan hat, beide an den Feinden und an den Heiligen. Daraus man klärlich erkennen kann, das; er Weisheit hier heißt, nicht die klugen, hohen Gedanken der heidnischen Lehrer und menschlicher Vernunft, sondern das heilige, göttliche Wort. Und was du hierinnen Lobes und Preises von der Weisheit hörst, da wisse, daß es nicht anders, als von dem Wort Gottes gesagt ist. So ist das Buch eine rechte Auslegung und Exempel des ersten Gebots; denn hier siehst du, daß er durch und durch lehret, Gott filrchten und trauen, und schreckt diejenigen mit Exempeln ·öttlichen«Zornes, so« sich nicht fürchten und Gott verachten. Wiederum tröstet er diejenigen mit Exempeln gött icher Gnade, so ihm glauben und trauen; welches nichts anders ist, als der rechte Verstand des ersten Gebots. Das l. Kapitel. zur gerechtigkeit, ohne welche keine Weisheit sei· A. Jn dem ersten, Rad. 1—5 umfassenden Theil des Buche» beschreibt, preiset und empfiehlt der Verfasser die gött- liche Weisheit als eine Führerin zum Frieden und zur ewi- gen 5eligßeit, and straft die Freigeisterei der Feinde derselben nnd ihren Abfall vom Glauben der Väter. Vermahnung I. n. i—16. Tracht« its: mächtigen de: Erde, in Her« zenslauterlieit nach der Weisheit; denn die Sünde. scheidet von Gott nnd seiner Weisheit. Niemand glaube, das! Gott seine Lästerungen nicht höre und niiht bestrafen werde; denn sein Geist wirläet überall« und schonet in eines Jeglichen Herz. Darum hütet euch vor gottlosen Worten und Werken, dainit ihr nicht sterben Gott hat iiein Wohlgefallen an dem Untergang dessen, den er zum Leben erschaffen; aber nur ein Gott wohlgefälligeg Herz bewahrt vor dem Tode, den ihr euch doch absichtlich be- reitet. 1. Habt Gerechtigkeit lieb [und sehet es als das Höchste an, das; ihr in allem Denken und Thun euch nach«Gottes Willen und Gebot richtet] ihr Regenteu anfErdeuk Drittel, daß der HErr helfen kann [wört- lich: Denket an den HErrn in Lauterkeit und Aufrichtigkeit des Herzens; denn nur der Aufrichtige erlanget Weisheit und Erkenntnis; Gottes]; und furchtet ihn mit Ernst [wörtlich: und suchet ihn in Einfalt eures Herzens, ohne Zweifel und Unglauben, zu erkennen l· Chron. 30, 17; Spr. 8, 17], «) Mit Unrecht leitet Luther mit vielen älteren Aue- legetn aus dieser Anrede ab, das ganze Buch sei vorzugsweise eine Strafrede an die die Gerechten verfolgenden Herr- scherdiefer Erde und sei für sie als Hauptleser bestimmt. Allerdinge ist das Buch zu einer Zeit geschrieben, wo die Feindschaft gegen die Juden unter den egyptischen Großen sich zu regen anfing; allein die Hauptgegnea gegen welche der Verfasser spricht, sind nicht Fürsten, sondern vom Glau- ben der Vciter abgefallene, der Freigeisterei und dem Siindendienft ergebene Juden, nnd zwar sowohl im ersten, (Dr. M. Luther.) wie« in allen übrigen Kapiteln. Die Anrede an die Herrscher Kap. 1, l, wie auch K. h, l ff. ist aber daraus zu erklären, daß der Verfasser feine Lehren dem weiseften König Jsraela Salomo, in den Mund legt, der zugleich am geeignetsten und berech- tigtsten zu sein schien, die Könige zu warnen und zu ermah- nen, daß sie den Abfall und die drohenden Gerichte Gottes abzuwenden sich angelegen fein ließen. 2. Denn er laßt sich finden von denen, so« ihu nicht versncheii cmitssündlichem Thun und Treiben auf die Probe stellen, ob er sie strafen könne und werde 5.«Mos. 6, 16; Apostelgesch». 5», 9], nnd erscheint fgiebt sich zu erkennen] denen, die ihm nicht teils-trauen fsondern in kindlichem Vertrauen sich »ihm hingeben]. « Z. Aber riichlofer Dunkel swie er bei Freigeisiern Kalb. 2, I ff. sichftndetj ists [schon ·an sich] ferne von Gott [und führt immer weiter von ihm abjx und wenn die Strafe kommt, beweiset sie, was jene für Eliarren gewesen sind [besser: und die Kraft Gottes, wenn ie vom Unglauben geprüft und versucht wird, bestraft die Narren, indem sie dieselben noch mehr verblendet und ihnen beweist, daß sie ihr eigenes wahres Heil ver cherzt haben]. 4. eiiii die Weisheit [von oben her Jac.3, 17; Hiob 28, 12» Anm., welche Gott recht erkennt und zu feiner Gemeinschaft führt] kommt [weil sie mit allem unlauteren Wesen nichts zu schaffen hat] nicht in eine boshaftige [im Bösen bewandertej Seele, und wohnet n cht in einem Leibe, der Sünde fund ihrem Dienste knechtisch] unterworfen. . Unter Weisheit ist in unserem Vuche dasselbe verstan- den, wie in den kanonischen Weisheitsbüchern (1. Kiste. a, 31 Anm.), in Hiob, Sprüche und Predigen einerseits die hei- lige Gotteetrafh welche durch den heiligen Geist in alle fromme Herzen kommt und sie durchdringt, züchtigt, heiligt und reinigt, durch welche Gott am Anfang die Welt wun- derbar geschaffen und immerfort regiert, durch welche er jeden einzelnen Frommen auf rechtem Wege führt; andererseits die abbildliche Beschaffenheit des gottesfürchtiger: Herzens, durch welche es sich selbst, wie auch alle göttlichen und menfchlichen Dinge, recht erkennt und nach Gottes heiligen: Willen lebt. Jn dieser letzteren Beziehung ist sie wesentlich gleichbedeu- tend mit dem lebendigen, durch die Liebe thätigen Glauben, der auch zur Ausübung aller Tugenden und aller Schönen geschickt macht. «) Vgl. I. Marco-l, 11 Anm. und Nehem 13, 31 Auen. 2 Weisheit I, 5—16. 2, 1——14. Z. Denn der heilige [von allem Unreinen weit entfernte] Geist [Gottes«, der Geber der ewigen Weis- heit], so [durch Ziichtigung und Strafe das Herz] recht lehret fund vor alleni zur Buße führt], fleuchtdie Ab- gottifchen swelche ihre Sünde verhüllen und deschöni- gen] und weichet von den Ruchlosen ssdie in ihre ver- kehrten» Gedanken »verstrickt sind], welche gestraft werden niit Sunden, die uber sie verhangt werden [besser: und wird verscheucht, wenn Ungerechtigkeit ihm nahe kommt, s. Sir. 27, 9]. Du hast Augen der Seele, die durch deine Sünden nnd bösen Thaten verdunkelt sind. Wie ein Spiegel hell und wie- dersirahlend sein muß, so muß der Mensch eine reine Seele haben. Wenn im Spiegel Flecken sind, so kann man das Angesicht des Menschen im Spiegel nicht sehen; so auch, wenn die Sünde im Meiifchen wohnet, kann er Gott nicht erkennen. (Theophylakt·) is. lDen lauteren Herzen da egen theilt sich der Geist Gottes gern mit] Denn ie Weisheit ist so fromm lgenauerx ist ein von Liebe Fu den Men- schen getriebener Geist also], daßsedeusGottesd Lasterer [der durch seinen Unglauben in seinem Herzen sie nicht wirksam fein läßt, wegen seiner gottlosen Re- den im Gewissen] nicht ungestraft laßt [noch lassen kann Spn 3,11«; Hebt. 12, 4 ss.]. Denn Gott ist Zeuge uber alle [seine, wenn auch noch in den Nieren« ver- borgenen, erst entstehenden lästerlichenJ Gedanken, und erlennet alle Herzen gewiß lbeffer: und ist ein ge- iiauer, nie sich irrender Beobachter seines Her- zegn III, nnd hbtet alle [seine über das Heilige spottendenj or e. V) Die Nieren, das Herz und der Mund sind nach der heiligen Schrift die drei Stufen, in denen die Gedanken des Menschen von der ersten Unklarheit bis zum klaren Wort fich entwickelin T. Denn der Welttreis ist voll Geistes des HErrn ser durchdringt ihn als schöpferischa weislich ordnende Kraft, · «3, 24; l.Kön. 8, 27]; und der die Rede mutet, st allenthalben fgenauert und der alles um- Bsiannet Und zusammenhält, der kennet auchdie s ede nnd hört jedes gotteslästerliche Wort wohl]. Darum kann der nicht lim Geringsteii vor sei- nem alles durchdringenden Auge] verborgen bleiben, der das Unrecht lHohn und Lästerung gegen das Wort Gottes] redet; nnd das sihm gebührende Rechh so ihn strafen soll, wird fein nicht [ver-l fehlen I atth· 10, 26]. u. Denn des Gottlofen Anschläge [seine Herzens- meinungerd ninssen vor Gottes] Gerichtznnd seine klä- sterlichenj Reden [in denen sich seine Gesinnun offen- bart] iniisfeu vor den HErrn lals gerechten IchterJ warmen, das; seine Untugend gestraft werde. Denn fGottes] des sldeiligen und] Eifrigen Ohr hort alles s2· Mos Si, I4; s. Mos 5, J; Ins. 24, 19], nnd das fnoch so leise Murren und] Spotten der Lciflerer wird nicht verborgen bleiben [2. Mof. 16, 7]. 1.1. So hutet euch nun vor dem schädlichen [Ver»- derben dringenden] Laftern lMurren des Herzens wi- der Gottes Wort und seine Thaten], nnd enthaltet die sung-leg vor dem Fluchen svor lügenhafter Verleumdung der ahrheit Gottes] Denn as; ihr heiuilich Gäste- rungen Gottes] mit einander [und vor Euresgleichenj in die Ohren redet, wird nicht so leer [in die Luft ver- fliegen und ungestraft] hingeben; denn »der Mund, so da lljoider Gottes Wort] len et, todtet die Seele [fchon hier, und bringt sie endli m’s ewige VerderbenL 12. Strebet Doch] nicht so labsichtlichj nach dem seinigen] Tode kais hättet ihr Wohlgefallen an eurem eigenen Verder en Spr. 8, Bis; »21, S; 17, 19] mit eurem Jrrthnni leurer verkehrten Gesinniingsz nnd ringet nicht so [geflissentlich] nach dein cewigen Verderben - [auch] der Höllen durch eurer Hände Wert seuer sündiges Leben Gut. S, . 8, Epg 4, 32]. II. enn Gott hat [am Anfang] den Tod nicht einacht sdersklbe ist vielmehr eine Zerstörung der ur- sprünglich se r guten SchöpfungL und hat nicht Lust 1Hefek. 18, us] an: Verderben dir Lebendigen fseiner Geschöpfe, die er zum Leben erschaffen Kap. 1l, 24]; 14. Sondern er hat alles geschaffen, daß es in: Wesen fund Bestand] sein [und bleiben, daß insonder- heit der Mensch ewig selig werden] sollte [Nöm. 8- 21]; und [alles] was [voii den verschiedenen Gattungen der in der Welt be ndlichen Wesen von Gott noch jetztJ geschaffen wird, as ist gut cund dient nicht ur Beför- derung des Todes, sondern des Lebens , un ist snaeb Gottes Willen] nichts Sehadliches lkhein ittel zum ewi- gen Tode der übrigen Geschöpfe] drinnen. Dazu ist [des Todes und der Verdammnifg Reich nicht [hier] auf Erden [daß einer nothwendig ver- loren gehen müßte durch deren Uebermacht über die Menschheit] 15. Denn die Gerechtigkeit Lieder, der sie lieb hat und von der Weisheit sich leiten läßt] ist unsterblich lerbet eint ewiges, feliges Leben; daraus ihr sehen könnt, da Gott den Tod niemandes will, und daß niemand verloren gehen muß, wenn er nicht selbst das Verderben fucht]. 16. Sondern die Gottlofeu ringen daruach [d. i. rufen »den Tod und ihr Verderben geflissentlich herbei], beide mit Ehren, dasHeilige lästernden freigeisterifchen] Worten und niit [ihren UngerechteUJ Werten. Denn sie halten ihn sden Tod] sur feinen lieben] Freund fden man mit Bitten herbeilocken müsses und fahren dahin [besser: und vergehen vor Sehn ucht nach·ihm], nnd verbinden fiel) [fest und innig] unt ihm [um ihn ja nie zu verlieren, sondern fiir immer ihm an ugehören, und sie t un ganz recht daran]; denn sie fin ’s auch werth, daß e seines Theils Dein Eigenthum auf ewig werden und jetzt schon] sind [Kap. Z, l]. Der furchtbare Spott, der besonders in diesem lebten Verse liegt, ist ein durchaus reiner und heiliger; denn er ruht auf der vorangehenden dringenden und bittenden Er- mahnung, doch nicht durch den Adfall vom lebendigen Gott das ewige Verderben sich ziizuziehen Auch beruht der Spott auf voller Wahrheit. Dem Gläubiger» der die abgefal1enen Spötter so geflissentlich das thun sieht, was sie immer weiter von Gott entfernt, muß es so vorkommen, als seien dieselben in ihr eigenes Verderben verliebt. Aber es ist ein göttliches Strafgerichy daß die, welche dem Ruf Gottes fort nnd fort ungehorsam find, je langer, je blinder werden; denn schon die Heiden wußten: Quem Deus Fordere vu1t, sum prius dementat (Wen Gott verderben tvill, den bringt er zuvor von Sinnen) Die Gegner, gegen welche dies Kapitel, wie das ganze Buch sich wendet, sind dieselben, ivelche die Psalmen und die Sprijche schon Thoren und Narren nennen; solche, die aus Liebe zur Welt und ihrer Lust die Wahrheit Gottes leug- nen, verspotten und verhöhnen, welche nach dem Worte thun: ,,Lasfet uns essen und trinken, denn morgen find wir todt; denn nachdem die Vater entschlafen sind, bleibet es alles, wie es zuvor gewesen ist« (2. Petri. J, 4); es sind die Sati- duciier dei- alten und der neuen Zeit, die von jeher die Mehr- zahl unter den Menschen gewesen. —- Aber die Frage nach den Gegnern in unserem Buch läßt sich genauer auch ans der Zeit der Abfassung des Buch« beantworten (l. Mare- 1, 11 Anm.). Schon bald nach der Rückkehr des Volkes Gottes aus der Gefangenfchaft bildete sich unter denen, welche irdische Hoffnungen gehegt hatten, eine Richtung aus, welche an der gesammten Verheißung und Offenbarung zu zweifeln und endlich ihrer auch zu spotten anfing. Die schivere Versuchung, daß der HEN- mit seiner Verheißnng zu Die Gegner der Weisheit sind Gotteslästerer mit leichtfertigen Lebensgrundfätzern 3 « verziehen schien, trieb selbst den Verfasser des »Predigerss- an den Rand der Verzweiflung. Er aber überwand die Ver- suchung innerlich und zeigte in feinem Buch seinen niitange- fochtenen Zeitgenossen den Weg zu dieser Ueberroindiiiig. Diese Geistesrichtung verpflanzte fiel) auch nach Esypten und erhielt dort, wo die Juden mit griechischer Bildung, mit heid- nischer Aufklärung und Siindendienst in Berührung kamen, große Nahrung; besonders aber, als gegen Ende dcr Herr- schaft des Ptolomiiifchen Fürstenhauses sgegen 140 o. Chr) eine allgemeine Abneigung, Haß und Verfolgung gegen das ernste Judenthum mehr und mehr sich ausbreitete. Danieils, wo auch unser Buch entstand, muß die Masse derjenigen Ju- den, die in ihrer fleischlichen Gesinnung diese Verfolgungen mit der Verheißung nich: ieimen konnten und sich daher dem Unglaubem dem Spott über das Heilige und dei- oon der Weltstadt Alexaudria in der gliinzendften und einpfehlendften Weise gepflegten Sinnenlust hingaben, groß gewesen fein. Gegen diese vom Glauben der Väter zum Unglauben und Sündendienst Abgefallenen wendet sich unser Buch; aber Zug fiir Zug, sowohl in der Schilderung der Abgefalleneiy als in der Strafe und Uebersijhrung derselben, paßt es auf un- sere Zeit und ihre Kämpfe. Das 2. Kapitel. Beschreibung der gottloseir II. V. 1—20. Nachdem im vorigen Kapiteldie Gegner in ihrer Gesinnung als Gotte-lüstern: geschildert sind, niiissen sie nun in eigener Rede ihre leichtfertigeii Lebens« grnndsiitze darlegen: »Mit dem Tode ist alles aus; daruni wollen wir unser linrzes Leben recht genieslen wer uns daran hindern will, wie dies die Strengglänöigen thun, den wollen wir mit Gewalt unterdrücken; dann werden wir sehen, oh ihre strengen Lehensaiisichten sitt) bewähren wer- tlen, oder oli nicht vielmehr alles nur Schein ist« I. sSie verdienen wahrlich kein besseres Loosy wurde in Katz. I, 16 von den Gottlofen gesagt; und das ist auch ganz recht geredet.] Denn es sind rohe Leute fmit grund- verkehrten Lebensanschauungens »und sagen sunter ein- ander]: Es ist ein kurz und niuhfelig Ding um unser Leben; nnd wenn ein Mensch dahin ist, so ists gar aus mit ihm; so weiß nian keinen nicht[Ps.140, i1 Anm.], der [je] ans der Hölle [deni Zustand des Todes] wieder kommen sei ldasz man dadur erfahren hätte, es gäbe wirklich ein Fortleben der Seele nach dem Tode, und wie dasselbe befchaffen sei Luk. 16, 30]. · Z. [Wie kann es auch anders ·fein?» denn:] Ohugefiihr ldurch reinen Zufall, durch ein blindes Ge- schictj find wir geboren, nnd fahren wieder dahin, als wären wir nie gewesen. Denn das Silniauveii [der Le- bensodemj in unserer Nase ist [verfliegender] Raum; und unsere Rede [besser: unser Denken, unser gei- ftiges Leben] ist wie ein Fiinkleiiy das fich ans unserm Herzen reget Ägleichwie der Funke durch Schlagen oder Reihen von örpern entsteht, so das Denken durch den Schlag des Herzens, durch die Bewegung der Mus- keln, daher da elbe auch mit dem Stillstehen der Kör- koermaschine anhört —eine selbftständiga für sich fort- ebende Seele giebtks nicht]. » » Z. Wenn dasselbe [Funktein] verlofchen ist» fund das Denken damit aufhörtP so fallt der Leib dahin wie Lo- derafehe fwie leichte F ugasche], und der Geift·zerflattert, wie dnnne Luft [d· i. in’s Nichts, was er immer ge- wesen ift]. » Danton nnd Mirabeau sprachen bei ihrem Tode: Jch gehe in’s Nichts. 4. Und [nicht einmal im Gedächtnis; der Nachwelt giebt? ein Fortleben der Seele; denn] unsers Namens Gesghmack finde wird mit der Zeit vergessein ttzifer Leben fährt [mit dem Tode spurlos] dahin» als ware eine Wolke da ge- wesen [genauer: wie· die letzten, am schnellsten sehwindenden Reste einer Wolke], iiiid zergeht wie ein Liebe! von der Sonnen Gluth zertrieben, nnd von der Hitze vergehret [oder ,,wie eine Luftblase, die im Meer empor teiigt und zerplatzt«J. . Z. unsere» eit [der Verlauf und die Dauer un- feresLebens ist gleichfalls von blindem Zufall »ab- haiigigk sie] ist, wie [wenn] ein Schatten dahinfiihrt [der mit» dem Lichte oder dein Gegenstand, der ihn warf, wieder verschwindet], nnd wenn wir weg find, ist kein Wiedeekehren sin dies Leben möglich, man lebt nur einmal]; denn es ift fest versiegen, daß niemand wiederkommt fes ist unmöglich gemacht, noch einmal zu leben, um dann noch einmal zu sterben]. it. Wohl her nun [weil es nun einmal mit unfe- rem Leben und Tode also bestellt ist], laßt uns wohl leben, weil [s o lange es, das Gute, das wir genießen konnen] da ist swas helfen uns Weisheit und Tugend? sie sind nur Schein; was hilft uns ein Leben nach dem, Tode? es »Ist von niemand bewiefen], und slaßt uns] unseres Leibes brauchen, weil er jung ist [genauer: laßt dieser Welt uns fleißig brauchen, so lange wir nochsung sind und am Welt enusz noch W» E uk. 16[,b19; lwCotnGlcs ZU. ir wo en »und ei rei en astgelagen] mit deurbefteu Wein sbis zum Uebermaß laben] und smit koftlichenj Salben stillen sreichlich das Haupt wohl- riechend maehen]; laßt uns sdazu mit Blumenkränzen Kopf, Hals) und Brust zieren, und fonderlich die lieb- lichsten und wohlriechendften Blumen] die Maienblnnien nicht versautnen Bdamit wir den Becher der Freude bis zur Neige leeren. » - S. aßt uns Kranze tragen von jungen Rosen [von den noch nicht aufgebluhten Rosenknospens ehe sie welk werden fund so in allem das Vergnügen ergreifen, fo- bald es sich nur halbwegs darbietet]; O. Unser keiner [der mit uns gleiches Sinnes ist] lasse esihni fehlen mit Prangen [mit uppiger Ausge- lasfenheitz und mache], daß uiau allenthalben [an deut- lichen Zeichen] fpueen wogt, wo wir seininalj fröhlich eivefen sind sdamit so wenigstens ein Stück unserer rohlichkeit uns selbst und unseren Namen überlebe]. 10. Laßt »und den» armen Gerechten civie er sich gern selbst nennt? nberlvaltigenses wird uns leicht gelingen, da er trotz einer Frömmigkeit immer ohnmächti und arm bleiht],» und keiner Wittwe und alten Mannes Fwenn sie fromm find] schonen lwas »geht uns Mosis Gebot an: Z. M «9, 32jz lasset uns [auch das alte Vorur- theil ablegen und] der alten Greise Strafe frichtiger; gkauesuoaarj nicht achten fwenn sie zu den From- men gehoren]. 11.» Was wir Limmerhinj nur thun können, das soll recht» sein sunsere Macht allein soll unser Rechh unser einziges Gesetz sein]; denn wer nicht thun kann, was ihii gelufteh der gilt nichts sder Schwache hat kein Recht; nur die Machtgind deren Erfolg entscheidet, was und wo das Recht sei] » » — 12. So laut uns f»heim»lich] auf den Gerechten lauern; denn er macht uns· viel linlust fstört uns in unserer Freude« nnd setzt fiel) wider unser· Thinn nnd schilt uns, daß wir wide! das Gesetz IMoiIiSJ farbigen, und ruft aus unser fsröhlichesj Wesen fiir Sande slegt es sur Verstöße gegen Anstand und gute Sitte ausf 13. Er giebt fvoll Hochmuths] vor, daß er fallein] Gott lfund seinen heiligen Willen recht] kenne, nnd ruhuit ich Gottes Kind szu sein]; 14. Streit, was wir im Herzen haben [er beschämt unsere Gesinnung, also daß wir, wenn die Menschen 4 Weisheit 2, 15-—25. s, 1—19. 4, 1-—3. s uns mit ihm»vergleichen, in schlechterem Licht erschei- nen und vor jenen beschämt werden] II. Er ist uns [daher»] nicht lcidlich auch [nur] an- zusehen [sein bloßer Anblick bringt uns schou in Auf- regung]; denn sein Leben reimet sich jin] nichts mit den anderen [gewöhnlichenZMeiischen, wie z. B. wir sind], und sein sganzes] Wesen fund seine Haiidlungsweise] ist gar ein anderes [höchst sonderbares — wozu meint er, immer etwas Besonderes sein und anders handeln zu müssen, als» alle andern Menfchen?]. 16. åDabei sieht er verächtlich auf alle Anderen herab :] r heilt [z. B.]»»uns [weil wir die Lebensfreude nicht verachten] sur nntnchtig [wörtlich: für Schlackem falsche, abgefallene Glieder des Volkes Gottes], nnd meidet unser Thun als einen Unstath; und giebt vor, wie es die Gerechten [wie sie sich nennen] zuletzt sund wär? auch erst nach dem Tode, doch noch] gut haben werden; und ruhmet, daß Gott sein Vater sim besonde- ren Sinne] sei. 17. So laßt doch sehen» ob sein Wort wahr sei, und« versuchen,» wie es mit ihm ein Ende werden wird der Erfol wird’s 1»a am Ende lehren, wer von uns eiden Re t hat; wir werdens "a wohl noch erleben, welchen Ausgang es mit ihni nehmen wird] 18. »Ist der Gerechte [wirkl»ich] Gottes Sohn Ewie er vorgiebt], so wird er [Go»tt] ihm helfen nnd [ihn er- retten von der Hand der Widersacher saus unserer Ge- wålh mit der wir ihm beweisen wollen, das; wir Recht en]. 19. Mit Schmach nnd Qual wollen wir ihn störten [in den Stock legen Apostelg. 16, 24, hier s. v. a. em- pfindlich strafen] daß» wir [doch einmal sehen, wie fromm [wie sanftmüthig gegen schmachvo e, übermü- thige Behandlun] er sei, und erkennen, wie geduldig [wie fåhiss Qna und Schmerzen zu ertragen] er sei. 20. ir wollen ihn zum sihandlichen Tode·vekdam- nieu [oder wenigstens es durchmnser Zeugnis; dahin bringen, daß er dazu verurtheilt werde.]. Da wird man ihn kennen an seinen Worten sbefserx da wird ihm ja alsdann Hilfe von Gott kommennach seinen prahlerischen Worten; das möchten wir gerne erleben V. 17.] Wer diese genaue Schilderung der Sinueoweife und Worte der abgefallenen Juden in Alerandrien mit der Art der abgefalleuen Christen unserer Zeit vergleicht, wird sehen, daß iiuch nicht Ein Zug im Wesen der Gottloseu anders ge- worden, daß vielmehr die materialistisch gesinuten Christen der heutigen Welt jenen Juden so völlig gleichen, wie nur eine gute Kopie einem Original gleichen kann. III. V. 21 — usw. e, 1. J« dieses» Abschnitt wird ge· schildert, wie grundoersihieden das Verhalten und das Sajictisal der Gotilosen und der Frommen in diesem and in jenem Leben ist: Die soeben beschriebene Sinnes-weise hat ihren Grund in der Bosheit des Herzens» und in der Un— wisfeuheit über die dereitistige ewige Seligkeit der From- men und die Verdamnmift derer, die im Dienste Satans gestanden haben. Die Leiden dieser« Zeit sollen dem Fronii men nur zur Läuterung und Erlangung des ewigen Klei- nods dienen. Aber auch schon in dieseni Leben isk den Frommen der Sieg und die Herrschaft über die Gotttofeii unter Gottes eigener Regierung verhehlen, während diese ihre Hoffnungen oereitekt sehen and schwere Strafen em- pfangen werden. —- Werfen uns die Gottlofen ein, dass sich gerade an Frommen die Verheistung reichen Segens an Kindern häufig nicht erfülle, so isks gewiss, das! Kin- dermenge an sich noch tiein Segen ist, vielmehr ist er dem Gotttofen eher eine Strafe, weil sich feine Gottlosiglieit wie seine Strafe auf feine Kinder oererbtz die Kinderlosigtieit des Frommen aber wird ihm eins! in dei- Ewigtieit reich- lich ersetzt werden. wirft der Gottlose uns ferner ein, das! die Verheistiing langen Lebens« sich gerade am From- men häufig nicht erfülle, fo ist auch langes Leben an sich noch tiein,Segen, sondern nur ein langes und gottselige- Lebein Nimmt der hErr den Frommen frühe hinweg, so entreisdt er ihn gnädig der Sünde and der Gemeinschaft der Gottt"osen. Eins! werden Alle die gnädigen und weisen Absichten Gottes- mit den Seinigen erkennen. Wie verschie- den wird aber dann der Jubek der Gerechten non der bit- tereu Enttåuschung der Gottfofen fein! Dann werden alle ihre irdischen Stützen schwinden; aber ewiger Gnadenlohik Sieg und Herrschaft in der Gemeinschaft mit Gott wird der Frotnmen Erbtheil sein. 21. Solches [V. 1—20] schlagen sie an sist ihre Gesinnung und ihr Treiben], und fehlen; sdennj ihre Bosheit hat sie verblendet, 22. Daß sie Gottes heimlich Gericht [seine verbor- enen, nnerforschlichen Rathschlüsse, nach denen er die rommen durch’s Kreuz läutert und zur Herrlichkeit führt nicht erkennen. Denn sie haben die Hoffnung nicht two en nichtswissen davon],dasz sGottesfurcht und] ein heilig Leben [im Himmel wohl] belohnet werde, nnd achten d»er»Ehre [d. i. des himmlischen Kleinods] nichts, so nnstrafliche Seelen sdereinftj haben werden. » 23. sUnd doch ist’s Gottes Gnadenrath Von Ewig- keit gewesen, dem Menschen seine Herrlichkeit mitzu- theilen!] Denn Gott hat den Menschen svon An- fang an] geschaffen zum ewigen [unvergänHzli»cheu] Leben; nnd hat ihn sdarums gemacht zum itde, daß er gleich sein soll, w e Erist lnämlich ewig, unsterblich, selig 1. Mos 1, 27; 2, 7; Sir. 17, 3]. 24. Abör durch des sin der Schlange den Men- schen» verführenden] Tense s Neid auf diese Gottes- herrlichkeit des Menschenj ist der nun alles beherr- chende] Tod in die Welt kommen [1. Mos. Z, I; öm. 5, 12; Offenb. 12, I; 20, 2j; 25. Und die seines Edes Teufels] Theils [seine Genossen] sind [durch Ung auben und Verachtung der ewigen Herrlichkeit] helfen auch dazu [besser: die erfahren ihn und bleiben im Tode] Das Z. Kapitel. Ungleioher Zustand der Frommen und gott- loseu in diesem und jenem Leben. 1. Aber der Gerechten abgeschiedeneJ Seelen sind in Gottes sschützender Hand, und keine Qual sirgend welcher Strafen] rnhret sie an. 2. Von den Unverständi en sdie nichts wissen von den himmlischen Dingen] wer en sie« angesehen, als stür- ben sie; und ihr Abschied wird für eine Pein sfür ein Unglück und Beraubnng des» Lebens] erechnet; 3. Und ihre Hinsahrt sur ein Ver erben; aber sie gut; tlni giechern und seligen] Frieden [Jes. 57, L; o . , . 4. Ob ie wohl vor den sAu en der kurzsichti en] Menschen viel ssuchtigung vom Errn und] Lei eus [die Menge] haben, so sind sie doch lauch mitten in der Trübsal] gewisser Hoffnung, daß sie nimmermehr sterben ssondern der seligen Unsterblichkeit theilhaftig werden . 5. Sie» werden shierj ein weiii » [wenn es glei uweilen» viel zu sein scheint»] ge aupt, aber [iiber- schwänglichl so viel Gutes wird hn.eu[darnach, wenn sie ausgekämpft haben] widerfahren [Röm. 8, 18; 2. Cor. 4, 1-7]; denn Gott versucht lgenaueix prüft, Hiob 1, 12 Arm] sie, nnd findet-sie, aß sie sweil sie im Glau- Trübfale läutern den Frommen zu desto gewisserer Seligkeit. 5 ben aus eharrt haben bis um Ende] sein [und seiner seligen emeiiischaft] werth sind [Spr. Z, 11 f. Sir. 2, 5]. S. Er prust sie [und reinigt sie von ihren Sün- den], wie [man] Gold im [Schmelz-]· Ofen svon den Scljlacken»reiuigt], und nimmt sie [end ich zu Ehren] an wie ein volliges ganz in Flammen aufgegangenes, ihm wohlgefälliges] pfer lals die sich ihm auch zum völ- li en Eigenthum ergeben haben Z. Mos l, 2 Anm. PS. 51, 19; Röm. 12, I; Phil. 4,18; Hebt. 13, 15 f.]. 7. Und zur Zeit, wenn Gott s am Ende der Tage] drein sehen [und die Seinigen aus allem Leid erlösen] wird, werden sie [die selig Abgeschiedenem auferstehen und, mit einem Verklärten, herrlichen Leibe bekleidet, aufleuchten wie der Sonne Glanz Don. 12, Z; Matth 13, 43, und] helle scheinen, und [zu»m Sieg über die Gottlosen] dahersahreiy wie Flammen uber den Stoppelu [sie wider tandslos Verzehrend] 8. Sie werden die Heiden [die Völker, welche die ewige Herrlichkeit gering geachtet haben] richten [Matth. , 28]), und sim Reiche der Herrlichkeitj herrschen nber falle a gefallenen] Völker [Dan. 7, 18. 22. 7; b. 2, 26; , 21; Zu, 4. s; i. Eva-· s, 2]; und der HErr der wahre dreieinige Gott] wird ewiglich sKönig dieses heichss sein und] iiber sie [die verkärte1i Gerechten] crr en. 9. Denn die ihm vertrauen, die erfahren [dereii·ist, wenn er alles zur Vollendung bringen wird], daß fihr Glaube, der HErr habe.sie wimderlich geführt, Wahr- heit gewesen, und daß] ei· treulich hält swas er ihnen verheißen]; nnd die treu sind in der Liebe, läßt er ihm nicht [durch keine Macht des Todes iind der Hölle] nehmen [sondern erhält sie in seiner seli en Gemein- sch·ast]. Denn seine Heiligen sind fundbleiben ewiglich bei Gott] in Gnaden nnd Barmherzigkeit, und er hat ein [gnädiges] Aufsehen aus seine Auserwählten sdaß nie- mand sie aus seiner Hand reißen kann] 10. Aber die Gottlosen werden sschon hier auf Er- den, einst aber mit ewigen Strafen] gestraft werden, gleichwie sie surchten [richtiger: wie ihre Gesinnung es verdient]; denn sie achten des Gerechten nicht [son- dern verfolgen ihn], und weichen vom HErrn. 11. Dem: wer die Weisheit lvon oben] und die Ruthe [die Zucht und Bildung des Herzens durch Gottes Wort] vcrachtet der ist und bleibt in Ewi - keit] unseligz und ihre [irdische] thum, Weltgenuß, Macht, Ehre und men chliche.Bil- dung] ist nichts, nnd [all] ihre lrioch so rastlose «und mühvolle] Arbeit sdiese Götzen ihrer Zuversicht u er- jagen] ist Umsonst, und ihr Thnn [der etwaige rfolg ihrer Arbeit um diese Güter] ist kein nu e [hat doch keinen bleibenden Nutzen, sondern bringt i nen im Ge- gentheil Verderben] 12. lWemi a er die Gottlosem um unser Ver- trauen aus Gottes Verheißungzen als nichtig hinzu- stellen, uns einwenden, daß z. . die Verheißung rei- chen Kiiidersegens, die der HErr den Seinen in 3. Mos. 2 , ; I. M. 7, 14; 28, 4. II; Pf. 128, 3 u. ge- geben, gerade beim Frommen sich häufig nicht erfüllen, so antworten wir:] Jhre sder Gottlosen] Weiber sind sso gut wie ihre Männer] Narrinneu [die sich vor Gott nicht fürchten und darum auch vor Sünde und Schande, wie Ehebruch, sich nicht scheuen] und i re Kinder [au- gesteckt von der Eltern Gesinnung] nd [auch] bes- hastikg [denn der Apfel fällt nicht weit vom Stamme Hefe· 16, 44; Sir. 41, 8 ff.]. ihnen geboren ist sder Zorn Gottes und seine Strafen fchweben allezeit über dem ganzen Haus] is. Denn selig ist [vielmehr] die Uufriichtbare [die Kinder in ihrer Ehe empfangen « wenig oder gar keine hat], die saber in ihrer Keuschheit] unbefleckt ist, die da osfnuug sauf Rei -- Verflucht ist, was von «» sp zaslreichen Kinder] sind [wenn auf sie die Gottlofig i iiiischuldigist des siindlichen [ehebrecherischen] Bettes: dieselbe wird’s genießen fwird statt dessen den Gnaden: lohn der Frommen empfangen] wenn man die Seelen sam Ende aller Din e] riihteu [und der HErr die Sei- nen von allem Uebe erlösen] wird. 14. Desselbigeu gleichen [ist mehr als ein kinder- reicher Vater selig zu preisen] ein Unsruchtbarer sder wenig oder gar keine Kinder in seiner Ehe erzeugt hat], der ff. v. a. dafern er] nichts Uiirerhtes [besonders nichts Unkeusches weder]·mit seiner Hand thut, uoih [derglei- chen] Arges [in seinem Herzen] wider deirHErrn fund sein heilige; Gesetz] denkt, dem wird sanft] gegeben werden] sur feinen sbis an’s Ende ausharrendenj Glauben [an den HErrn und seine Verheißungenf eine sonderliche Gabe [ein köstlicher Gnadenlohn], und ein besser Theil lein herzerquickenderes, lieblicheres Loos, als alles Erdenglück gewähren kann] im [himmlischen] Festen-Heft; does åiFrru [dem Jerusalem droben Osfb. 7, is; Je. , — . » 15. Denn Fnte Arbeit streue Ausdauer in allen Trübsalen und ln echtuiigen dieses Lebens] ieht [der- einst] herrlichen [ naden-] Lohn, und die urzet des ]rechten] Verstandes [des göttlichen Willens und We- ens, also der himmlischen Weisheit veifaulet nicht [sondern bleibt immer risch und krätig, treibt stets neue» Zweige, Blätter, lüthen und Früchte und giebt endlich ewiges Leben] 16. Aber kKinderreichthum bei Gottlosigkeit ist kei- neswe s ein lück, denn] die Kinder der Ehebrecher kder a gefallenen Gottlosen, welche zugleich auch un- eusch sind V. IS] gedeihen nicht [weder in diesem, noch für jenes Leben]; und der Same aus unrechtem [ ott- loseni und ehedrecherischemJ Bette wird [hier keine Zieh: tung genießen und einst ewig] vertilget werden. U. Und ob sie [solche Kinder] gleich lange lehrten, so mussen sie doch endlich [auch vor den MenschenJ zu Schanden werden, und ihr Alter wird doch zuletzt ohue Ehre sein. 18. Sterben sie aber bald Fa jungen Jahren] so haben sie doch nichts zu hoffen daß sie gnädig aufge- nommen werden würden in die selige Gemeinschaft mit Gott] noch Trost znr Zeit des [dereinstigen Welt-] Gerichts 19. Denn die Ungerechteu [samnit ihrem ganzen, leichfalls gottlosen Geschlecht V. 121 nehmen [schließ- ich doch] ein boses Ende. Kuh. 4. B. 1. Besser sund ein größer Glück] ists, keine Kinder haben, so man Dabei] fromm ist; denn dasselbige snämlich die Frömmigkeit] briii t ewiges» Lob, denn es wird beide bei ott nnd den Menschen geruhmet lSir. 16, 4]. 2. Wo» es fnämlich ein gottseliges Herz, in unserer Nähe] ist, da [gewinnt es bald die Herzen seiner Um- gebung, und da] nimmt man es zum Exempel an. Wer es aber nicht hat swer ein solches Her vonsich fern sehen muß] der wunscht es doch [sehnt seh, wieder mit ihm vereinigt zu sein], und [es] pranget sdereiiist in ewigem [Sieger-] Kranze Lin unverwelklicher Krone ak. I, 12; 1. Petri 5, 4; 2 Tim. 4, 8; Offenb 2, 0], und behält crichtigerz wenn es behalten hat] den Sieg des keuschen smit heiligen und göttlichen Waffen Fplåäczff 110 ff., 13 geführten Lebens-J Kampfs [1. Eon Z. Aber die fruchtbare Menge der Gottlosen fihre ei vererbtJ kein niiße siiichtswürdige Menscheii], und was aus der Hnrerei gebflanzt wird fvon solchen Eltern entsprossen ist, die se bst unächte Schößlin e waren], · das wird nicht tief wurzeln, noch gewissen [fe en] Grund 6 Weisheit 4, 4-s-20. 5, 1-——15. sesztzen ssonkdegn lgets haltlos und schwach sein Matth - · ; U · s - 4. Und ob sie [solche nnächte Schoßlinge nämlich die ottlosen Eltern der Kindermenge, aiich vielleicht] eine Zeitlang an den [zahlreich» von ihnen getriebenen] Zwei: gen grünen [und es aussieht, als wollten ihre Kinder nun ein ernstes, gottgefälliges Leben beginnen, den- noch], weil sie gar lose stehen [und keinen festen inneren Halt von den Lltern empfangen haben, noch ihn auch sellbft in sich tga en]s, åverden sie voLmbWinde ssekdjsllkw ü rungen un eru ungen im e en gar a e- weget sdasz sie nachgeben und wanken in ihrem bishe- rigeßn sitgichgisi IErnLteLbUisid For? starken Låkzinheckgeinek gro en rii a o er eon er gro cn ern ung ausgerottet [oder entwurzelt, daß sie gänzlich in die Gottlosigkeit zurückfallen]. 5. Und so kommt es, daß] die unzeitigen [nicht Irr igitileren d estigkelit ckzhelaängkenjd Aeste fsdikrch Gottes eri wer en er ro en un vom au en Stamm ihrer gottlosen zltern -abgebrochen]; und ihre Frucht sall ihr Werk in klug ausgedachten Plänen] ist kein nntze lwird durch Gottes Walten vereitelt, daß es ohne Er olg bleibtå unreif jund ungeeignet] zu essen, und Bglfosltgsisiclåtuczxixiilndial zur Erreichung bleibenden «) Es braucht dies nicht von frijhzeitigem Tode der Gottlosen verstanden zu werden, sondern ist wohl so gemeint, daß Gottes Walten oft schon in dieser Welt den Gottlosen vor der Menschen Augen entlarvt und zu Boden stößt. 6. Denn die Kinder, so aus unehelichem Beisxhlaf liiberhaupt aus gottloser Ehe] giboren werden, niussen [durch ihr eigen Leben und ihre ussagen dereinst noch] zeugen von der sgottlosen Eltern] Bosheit wider die El- ern szu deren Verderben], wenn man sie fragt [wenn sie dereinst von Gott gerichtet werden]. Das 4. Kapitel. Mns non dem sriihzeitigen Absterben der— gerechten zu halten. 7. Aber fwenn die Gottlosen uns ferner, s.Kap. 3, 12, zeiiåmeisidein daß aäch die Verheißung hohen Al- ter«: «. o. 20, 12; -pr. Z, l f.; ils, 31 gerade beivden Frommen sich häufig nicht erfülle, so erwiedern nktirq dlgr Gfrdechckky oft; er glleich Jzngizehitlilch siirllbh i er ann o In er eigen u e vonaen Leiden und Kämpfen des Lebens befreit es. 57, 1. 2]. 8. — Denn das Alter ist ehrlichh nicht das lange lebt snach anderer Wortstellung: nicht das ist ein ehrlich·Alter»,das langeleb»t] oder viele Jahre hat [und nicht wird es, das ehrliche Alter, von Gott nach der Zahl der Jahre gemessen]; · » 9. kSonderigyKlngheit unter den Menschen lrichtige Erkeiintniß des illeiis Gottes und Hin abe an den- selben, wenn sie bei einem Menschen sich "ndet] ist das rechte graue Haar, und ein unbefleckt Leben ist das rechte svork Gott allein geltende] Alter. —- · » » ) »Ehrlich« gebraucht Luther noch in dem eigentlichen und urspriiliglicheii Sinn, wonach es das bezeichnet, was Ehre hat, Ehre genießt oder niit der Ehre«stimmt, der Ehre werth ist; denn die Endsilbe lich (engl·11ke; h.-d. ge-lejc11) zeigt eine Aehnlichkcit an Jst. Mose tu, 2; Jes. s, Z; Sitz 31,«28;Luk. 14, s u. a. 10. Denn· er Iein solcher Frommer] gefällt Gott wohl, nnd ist ihmlieb sGottesLiebe zieht ihn zu sich, damit er den Geliebten ganz bei sich habe], und [darum] wird ]er, wie einst Henoch l, Mos 5, 24 f., anch vor der Zeit] weg enommen ans dem Leben unter den Sün- dern [und in ottes unmittelbare Gemeinschaft versetzt], 11.» Und [er] wird swohl plötzlich und frühzeitig] hingeruckt sdoch nur in der nadenreichen Absicht], daß die Bosheit [der mit ihm ebenden Menschenj seinen Verstand [seinen auf Gottes Willen gerichteten Sinn] nicht Verkehre, noch falschc Lehre [wie die der Freigeister seine Seele betruge » » 12. Denn die bosen Exempel verfuhren und verder- ben einem das Gute sInauerx Denn der verführe- rische Zauber des ösenverdunkeltdas Gute, so daß der Mensch leichter von jenem als von diesem sich angezogen fühlt] nnd die ret eude sdie Seele in einen Taumel, in dem sie ihrer selbstnicht mehr mächtig ils? EeFseZenDeJ Lust verkehret nnschuldigeHerzen [1. Cor. 13.» Ei« [ein früh dahingeschiedener Frommer] ist bald [in wenig Jahren] vollkommen sdurch Gottes Gnade reif für die Seligkeit] worden, nnd hat viele Jahre erfullet [hat erreicht, was Andere und auch er selbst sonst nur in vielen Jahren hätten erreichen können] » . Denn seine [dem HErrn ergebeneJ Seele gefallt Gott: darum eilet er mit ihm srichti er: darum eilt sie selbst voll Sehnsucht und großen er- lcingens, sobald der HErr riift mit Freuden] aus dem bos en Leben. 15. Aber die [vom Glauben abgefallenen] Leute, so es sehen ldaß eine fromme Seele frühzeitig aus ihrer Genieinschaft entrückt wird] achtens lüberlegsnkg nicht-z e nnd nehmens nicht zii Herzen, nämlich, daß eiligen Gottes in Gnade und Barmherzigkeit [bei ihm] sind, und daß et ein Aufsehen seine besonders gnädige Für: sorge] auf seine Auserwahlten hat [und ihnen dies gerade dadurch beweiset, daß er sie in seine selige Ge- meinfchafh in den Himmel ruft Jes 57, 1]. s . Denn [besser: Aber] es vetdammet der verstor- bene Gerechte die lebendigen [i·iberlebenden] Gottlosen sso oft sie sich seines gottseligen Lebens erinnern und ihr eigenes damit vergleichen] und ein sgottseliger] Jun- ger, der bald vollkommen [und vom HErrn hinwegge- nommen] wird, [verdammet] das lange Leben ldas viel- jährige, aber tugendleere Greisenalter] des Ungerekhtcir. 17. Sie sehen wohl des Weisen Ende; aber ste mer- ken nicht, wae der HErr uber ihn bedeutet Bfür gnädige Gedanken über ihn hat], und warum er i n bewahret [ihn in Sicherheit vor den, in der Gemeinschaft der Gottlosen ihm drohenden Gefahren bringt] 18. Sie sehens wohl, nnd achtend nicht sverhöhnen vielmehr das nach ihrer Meinung getäuschte Vertrauen des Frommen auf Gottes Verheißung und· HilfeL Denn [besser: Doch] der OErr verlachet [einst] sie ]selbst, diese überniüthigeii Verächteriz und werden dar- nach ]wenn ihr Uebermuth sich ausgetobt hat und zu Ende ist] skhändlich fallen [genauer: ein» ehrloser Leichnam sein, der die ewige Herrlichkeit verscherzt hat], und [er, der im Leben seinem Uebermuth und Hohn gegen Gott und die Gläubigen nicht genu thuii konnte, wird] eine Schmach sein ]mit Hohn übersxchüttet werden] unter [und von] den Todten [im Schatten: reiche] ewiglich ]Jes. 14, 9 f.]. " 19. Und lrichtigert Denn] er lder heilige nnd gerechte Richter] wird sic Dereinst, wenn sie ausge- spottet haben] unversehens cgeiiauen sprachlos, kopfliber in die Hölle] herniedersturzen ldaß sie ver- stummen nnd zerschellen müssen] nnd wird sie [die sich bei ihrem Uebermuth so sicher glaubten und in ihren irdischen Verhältnissen so wohl gestehn] aus dem Grunde reißen [wie man ein Haus is auf den Grund ab- reißt], daß sie sganz und] gar zu [Grund und] Boden , gehen [und nichts von ihnen übrig bleibt]. Von dem frühzeitigen Sterben des Frommen, von dessen Seligkeit und des Gottlosen Unseligkeit 7 20. Und sie werden Dort] in lder Pein und] Arrig- steu sein, und ihr Gedachtniß [unter den Lebenden] wird causgelöscht und] verloren fein. Sie werden aber s einst vor das Angeficht des ewigen Richtersl kommen ver- zagt fund zitterndsntit dem Gewissen [d. i. in dem Be- wußtsernj ihrer Sunden [besser: wenn die Abrech- nung ihrer Sünden und das Gericht izber dieselben geschehen wird], und ihre ei eueu Sunden werden [dann als Zeugen vor Gottes ichterstuhl ge en sie austreten undL sie unter Augen schelten [so übe uhren, daß sie alles ekennen müssen]. Das 5. Kapitel. Der soitlosen allzuspäte Buße in jener Welt. 1. Alsdann wird der Gerechte cgleichfalls vor Gottes Richterstuhl] stehen mit großer Freudigkeit-«« [mit frohem Muth und ZUVersichtJ wider die cgegenüber denenj, sv ihn cdurrh Spott und Verfolgung] geangstet haben [Kap.·2,10.12. 19f.], und so seine Arbeit [Mühe und Kampf um das himmlische Kleinod, als thöricht und erfolglos] verworfen haben. «) Ursptünglich stand hier und an allen anderen Stellen, wo das Wort vorkommt, das Wort: Freidigkeiu und wo jetzt in unseren Bibeln ,,freudig« steht, ein Wort, das Luther gleichfalls gar nicht kannte und nie gebraucht, da stand: freidig — zwei uralte, cicht deutsche, in einzelnen Gegenden, wie in Thüringen, Baiern und Ihr-pl, jetzt noch gebrauchte Worte, während ,,freudig« und »Freudigkeit« unser Volk wohl gar nicht gebraucht. Erst am Anfang des U. Jahth sing man an, diese alten schönen Ausdrücke nicht mehr zu verstehen und sie mit zwei ganz neu gebildeten Wörterm freudig und Freudigkeit (von dem ganz anderen Stamm »Freude«) zu ersehen. Die Worte ,,freidig« und »Freidig- keit« kommen her von dem alten Hauptwert vreide = Ge- fahr, Treulosigkeih Uebermuth, dann Muth, Kühnheit, Wohl- gemuthheiU und dies wieder von dem alten Adjeu: vreide =- fliichtig, wild, dann muthig, kühn, bewegen. Jn dem milder-en Sinn versteht Luther die von ihm sehr viel ge- brauchteii Worte frejdig und freidigkeit und übersetzt damit das griech. Jrocgisycsiotz unserem jetzigen: Freimiithigkeih Zuoersichtlichkeih unverzagtes Auftreten gleichbedeutend Es wäre sehr zu wünschen, daß an allen Stellen, wo Luther ursprünglich freidig oder freidigkeit schrieb, deren es wohl 40 giebt, diese Worte wieder hergestellt würden, da ,,Freude, freudig, Freudigkeit« ganz andere Worte sind und die beiden letzteren nur aus Unwissenheit in unsere Vibeln eingeschmuggelt worden sind, iihnlich wie man aus ,,Sintfluth, eisern, thürstigÆ Siindflutlx eisern und dürftig s— gemacht hat. 2. Wenn dieselben sdie Gottlosen] dann solches [nämlich wie der Gerechte Verherrlicht wird] sehen, werden sie grausam erschrecken fund erstaunen] vor solcher Seligkeit ider Frommen, der sie sieh nicht versehen hätten [und werden ihr eigenes schreckliches Geschick daraus ahnen]; « z. Und werden unter einander reden mit Reue [vgl. Kap- 2, 1——201, und cnun nicht mehr über den Gerechten frevelhaft höhnen und lachen, sondern] vor Angst des Geistes seufzen [Luk. 6, 25; Jak. 4,»9]: Das ist der, welcheu wir etwa-« [= ehemals sur einen Spott hatten, und sur ein höhnis Beispiel [indem wir mit allerlei Stichelworten und Spottliedern ihn schmäheten]. V) Auch dies Wort versteht man jetzt nicht mehr völlig Es hat ursprünglich und auch bei Luther hauptsiichlich 2 Be- deutnngem I) irgend wo, hie und da (Hiod 2-8, Z: Pf. so, r; See. is, 12), woraus die heutige Bedeutung: irgend wohl, vielleicht (5.Mos. 24, l; Hiob M, S; 27, 10, Lin. s, 11 n. s) entstand. Nach dieser Bedeutung ist das Wort abzuleiten von et = irgend (daher: et-liche, et-was) und wes. = wo (urspriinglich wär, engl. Antheren, wie auch Luther noch öfter etwo schreibt, z. B. Sie. 24, It; T) irgend einmal, ehemals (I.Petr. Z, 20; Rbm.7, 9 u. ö.). Diese Bedeutung, die es auch an unserer Stelle hat, ist abzuleiten aus et; ff. o.) nnd wan (daher mittelhochd isjteswennex wovon wir jetzt noch ,,wann« und in einzelnen Gegenden, wie in Franken, auch noch »ein-an« s= ,,irgend einmal« haben. 4. Wir Narreucwiehabenwir uns selbst getäuschtt Wir] hielten sein Leben sweil er umDingewilletu an die wir nicht glaubten, Entbehrungem Leiden und Drangsale ertrug] fnr unsinnig, nnd sein Ende sur eine Schau-de sKap. 2, 20]. · Z»- Wie ist er nun [nach Gottes Richterspruchs gezahlet unter die km Gottes selrger Gemeinschaft ebenden] Kinder Gottes, und sein Erbe ist unter den Heiligen [den wahrhaft Gerechten]! 6. Darum so haben wir des rechteu Weges sder uns hätte allein zur Seligkeit führen»können] gesehm, nnd »das Licht» der wahren] Gerechtigieit hat uns nicht geschienen lwir haben es verschmåheh dasselbe 1n’s Herz aufzunehmen] und die Sonne [der GerechtigkeitJ ist uns nicht angegangen. » » 7. ir sind eitel unrechte ssündrges und schadliche [verder»benbrmgende] Wege gegangen, und haben gewan- delt wuste Umwege [aus denen wir unmöglich das Heil unserer Seele erlangen konnten] z· aber des HErru Weg [seine Bedeutung und seine Herrlichkeit haben wir nicht gewußt [nicht wissen und erkennen wo en]. , 8. Was hilft uns nun die Pracht [mit welcher wir Andere verachtet]? Was bringt uns nun dcr Reikhthnm sammt dem Hochmuth [und·der PrahlereifJZ 9. Es ist nun» alles [d1eses]»dahin ge ahren, wie ein Schatten, und wze ein Geschrei [oder Gerücht], das sschnellj vornher fahrt [und bald vergessen 1st]. » 10. Wie ein S sf»auf den Wasserwogen dahin lauft, dessen man, so es voruber ist, teine Spur [im Wasser] Indes[ kclrynty noch desselbtgeu cseines Kieles] Bahn in er u 11. Oder wie ein Vogel, der durch die Luft fleugt, da man seines Weges teine Spur finden kann. Denn er regt und schlast iu die leichte Luft, treibt und ertheilt sie mit seinen s wehenden Angeln; und darna findet man kein Zeichen solches Flu es darinnen. 12. Oder als wenn ein feil abgeschossen wird zum Ziel, da die zertheilte Luft bald wieder zusammen stillt, daß man seinen Flug dadurch nicht spuken rann. 13. Also auch-wir, nachdem wir geboren sind gewesen, haben wir [nach kurzem, eitelem Leben sammt allen unseren ErdengitterUJ ein Ende genommen cund sind hingeschwundenk 14. Und haben kein Zeichen der Tugend beweiset [besser: von irgend welcher Tugend aufzu- weis en]; aber [mitten] in unserer Bosheit sind wir [ohne Buße hingerafft und] vergeht-et. So weit die Worte der verdammten Gottlosen; es folgt nun die nähere Begründung dessen, was sie dann zu ihrer eigenen Pein« weil zu spät, erkennen und selbst bezeugen werden. 15. Denn des Gottlosen Hoffnung kaltes, worein er hier auf Erden sein Glück, worauf er sein Vertrauen setzt] ist wie Staub der] vom Winde zerstreuet [wird], und wie ein duuuer cis [besser: leichter Schaum] von einem Sturme vertrieben, und wie ein Rauch vom Winde vertrieben« und wie man eiues»vergisset, der kfrfmdvrst und] nur einen Tag Gast Um Hause] ge- we en i . 8 Weisheit 5, 16—24. 6, 1—23. V) ,,Weben« hat urspünglich nur die Bedeutung,,bewegen«, bald jun-aus«.- als Aeußernng des Lebens (I. Was. 1. 20 f.; Apostelgesch 17, 2s) oder von der Bewegung der Luft und des Windes (Hiob Si, U; Pf. is, »Ja; Matth i, 25), daher auch: very-eben, wie hier u. in Irr. 13, U; Jes. «, Its; oder von der Bewegung des Geistes (Jes. 57, 16); —- bald transih =schwingend: Ins. 1, S; Jes. m, IS; Sach. 2, 9 u. an allen Stellem wo vom Hin- und Herschwingen der Opferstiicke die Rede ist. Aus dieser transitiven Bedeu- tung hat sich dann die Bedeutung ,,Zeug flechten durch Hin- und Herbewegen des Weberschiffchens« entwickelt. Vergl. ,,webern«: Pf. AS, 9· I6. Aber die Gerechten werden ewiglich fund selig] leben U. Joh. 2, 25], nnd der HErr lselbt und die Gemeinschaft mit ihm] »· ist»ihr Lohn [1. Mos. l5, 1], und der Hochste sorget siir sie. 17. Darum werden sie Dereinst» wenn alle Ver- heißungen erfüllt werden] empfahen ein»herrliches Reich fKan 3, 7 f.; Dan. 7, 18] und eine schone [unverwelk- ich-e] Krone [der Ehren Qffb. 2, 10] von der Hand des HErrm Denn er wird sie mit seiner Rechten beschirmern und mit seinem Arm sgegcn jede fernere Gefahr und Angst] vertheidigein 18. Er wird seinen [heil. Liebes- und euer-] Eifer für seine Auserwählten und gegen die btrünnigen åhel 2,18 Anm.] nehmen zum Harnisch lüberhaupt als affenrüstung um und um, deren einzelne Stücke m V. 19——22 genannt werden] nnd wird die [gesammte] Kreatur [alle Elemente und alle Thiere] rasten [Und als Waffen gebrauchen] zur Rache uber die Feinde süher alle Abgefallenen, wie dort in»C«gypteii geschah und wie es denProphetJoel und die Qffenb.Joh. für die Endzeit weissagen]. 19. Er wird srichterliche Straf-J Gerechtigkeit an- ziehen zum Krebs sals Brustharnischihund wird das ernste sdas »nun alle Nachsicht und Langmuth ablegende] Gericht aussetzen zum Heim. V) Krebs zur Bezeichnung des bekannten lofüßigen Krustenthieres kommt in der Bibel nicht vor, sondern-nur im abgeleiteten Sinne: a) ein blecherner Brustharnisch, so genannt von der Aehnlichkeit mit der Krebsschale, sowohl der Gestalt als dem Zwecke nach (Ephes. s, U; l. Thess. s, 8); b) ein um sich fressendes Geschwiim so genannt, weil die um das Geschwiir liegenden und von geronnenem Blute verftopften Vlutadern den vielen Krebsfüßeii ähnlich sehen sollen (2. Tim. L, 17). 20. Er wird Heiligkeit nehmen um uniiberwindliihen Schilde [·an welchem alle Ma t des Bösen sich brechen wird]. 21. Er wird den strengen Zorn wetzen zum Schwert swomit er alle Feinde dernichtet], und die Welt sdie gesanimte Kreatur außer dem Menschen] wird mit ihm um Streite ausziehen [Und ihn so lange führen] wider die [Gott und sein Gericht leugnenden] Uuweisen sbis der Sieg errungen ist] 22. [Und zwar erstlich:] Die Geschosse der Blihe werden gleich zutreffen, und werden aus den Wolken, als von einen: hart gespannteu Bogen, fahren zum Ziel. 23. lind [ferner] wird dicker Hagel sgeworfen werden und] sallen ans dem Zoruder Donnersrhlage [gen.: aus der Felsschleuder seines Grimmesz Z. Mos 9, 24; ffenlr 8, 7; 11, 19;»16, 21].« So wiizd auch des Meers Wasscr wider» sie Wirthen, und die Strome werden sich miteinander heftig ergießen siiber ihnen zusammen- schlagen und sie in ihren Flutheu begraben, wie dort im rothen Meer mit Pharao und seinen Reitern 2. Mos. 14- 23 ff« geschabl 24. Und wird [endlich auch eiu starker Wind [besser: d er Hauch sein er plötz ich vertilgenden Straf-Macht egen sie ausziehen und] sich wider sie legen, und wird iie wie ein Wirbel [-Wind] zerstreuen. Das b. Kapitel. Der hinimlischen Weisheit sollen vornehmlich die gewaltigen nachsuchen. · 1. sKurz: Ungerechtigkeitverwültet [wird einst, wie in ap.5,1iZ—24 beschrieben, verwitsten alle Lande, und boses Leben [die Gottlosigkeit sturzet swird einst stürzen auch] die Stiihle der Gewaltigem So wie hier— (.Kap. s, 18——6, 1), wird auch an vielen Stellen der Propheten (bes. Jes. so, n; se, 11——16; 11,4f.;.Hesek.38,18——23;i3, t3;Hab. 3,11;Joel 2 u. s) das letzte Gericht über alle Heiden und alle Ab- gefallenen als ein Kampf des HErrn selbst gegen seine Feigide mit Aufbietung aller Macht und Schrecken in den Kraft-In der Kreatur, der mit der plöhlichen Vernichtung seiner Feinde endet, geschildert. Ewig giltiges, weissagendes Vorbild für diese lehten großen Plagen sind die Strafgerichte über Egypteii (vgl. Joel s, 3 ff.)· » Der zweite, »Nun. 6——9 umfafsende Theil empfiehlt die himmlische Weisheit aus der Beschaffenheit ihres Wesens nnd ihrer Wirkungen: aus Verstand nnd Gemäch- 1. help. e, 2—27. J« diesem neun-sitt werde« zimiichsi die Herrscher ermahnt, sich Weisheit zu erwerben, um des reichen hegen-» derselben willen: hören ihr Herrscher, ans die Ermahnungen des weisen Königs 5alama, denn von Gott habt ihr eure Macht; aber ihr gebraucht sie nicht nach seinem Willen, daruin drohen each schwere Gerichte Gottes, der Keine person ansieht. Schaffet euch himmlische Weisheit, uni ihnen zu entgehen. Sie bietet sich euch selbst dar, wenn ihr« nur ausrichtigen Herzens. seid. Wer aber nach ihr verlanget, den fuhr-et sie auf den Stufen der Gr- nenerung dek- Smues zum ewigen, seligen Leben. Gern will» ich euch über« ihren Ursprung belehren; denn ans der Weisheit entspringt das Heil der Welt, und nur ein weiser König beglliclät sein Voll: lvgl pl. 82). 2. So höret [mich, den einst so weisen und miich- tigcn »Kön»ig Salomo Katz. 7, 1] nun smit Aufmerk- samkeit] ihr»Konige, und merket sverstehet es recht]; lernet, ihr Richter auf Erden swas die Weisheit euch lehret Kap. I, 1 Anm.]; · » 3. »Nehmet zu Ohren, die ihr [selbst so Wenige] uber Viele herrscheh die ihr euch sin iibermüthigein Ver- trauen anf eure äußere Macht] erhebet über den seuch unterworfenen] Völkern [Ps. Z, 10 f.]. Zimiichst siud auch hier jedenfalls diejenigen Fürsten an- geredet, unter deren Druck die Juden um die Zeit der Ent- stehung unseres Buches seufztenr die ptolemäischem seleucidi- schen und auch römischen Gewalthaben denn wenn auch unter den ,,Richtern auf Erden« nich: geradezu die Männer dls zweiten Triumvirats in Rom (Schlusibem. zu l. Maccab. Nr. 9, d) gemeint sind, wie Einige ineinen, was aber schon darum nicht angeht, weil dasselbe viel später entstand als unser Buch, so konnte doch der Verfasser von Alerandria aus das baldige Vordringen der römischen Herrschaft über die vorder- asiatischen Länder leicht voraussehen, und die Römer waren schon vielfach mit Eghpten in Berührung gekommen. Aber nicht blos die Gewaltigen jener Zeit sind gemeint. sondern die Herrscher aller Zeiten, weil gerade gezeigt werden soll, daß ein Fürst die von Gott ihm verliehene Macht ohne Gottes Weisheit nicht recht ausüben kann. 4. lJch habe ei1i Recht, euch zu erinahnen.] Denn euch ist die Obrigkeit gegeben lnicht durch euch selbst, auch nicht vom Volke, sondern] bom HErrm nnd die [l5errscher-] Gewalt vom Hochsteii [Dan. Z, 21. 37; Joh 19, 11; åliönn 13, 1ff.], welcher wird sdaruin euch einst] fragen, wie ihr [ge-] handelt, und forschcn, was ihr [ge-] ordnet [habt]. 5. Denn ihr seid seines Elieichs Aintleute sdiirch welche als seine Werkzeuge er sein göttliches Regimcnt selbst ausüben will]: aber ihr suhret euer sllmt nicht fein, iind haltet kein Recht, »und thut nicht nach dem, das der HErr snach seinem heil. Willen] geordnet hat. h» Er wird Darum] gar greulich und kurz [plötzlicl) mit seinen Strafen] uber euch kommen, und es wird gar ein scharf Gericht [er-] gehen [bcsoiider-3] uber die Oberherrem » 7. Denn den Geringen widersahrt swohl Entschul- digung und Verzeihung aus] Gnade [und Mitleid]; aber die Gewaltigen werden gewaltigliclt gestraft werden. Diesen stehen nämlich weit mehr Mittel und Wege zu Gebote, das Recht zu lernen und zu verstehen, und ist ihnen weit größere Macht verliehen, Gutes zu thun; aber anderer- seit-I ist ihnen auch weit mehr« Versuchung gelassen, durch Miß- brauch ihrer Gewalt großes Verderben zu stiften, als dem, welcher unter gedrückten Lebensumstiinden sündigt (Luk. U, 47 f.). 8.» Denn der, so alter sauch der irdischen Herren] H»Err ist [Spr. s, 15], wird keines Person [und Ansehen furchten,· noch die Macht scheuen sdasz er gegen sie par- teiisch sein sollte Hiob 34, 19; Sir. 35, 15 f.; 2. Chron 19, 7; Rom. Z, 11; Ehh 6, 9; 1..Petr. I, 17]; er hat [ja] beide [Jes. 27, 1 Arme. 2] die Kleinen [Macht- osenfj und Großen sals liebevoller Schöpfer] gernachh und orget sit: derselben Liebe fort und fort· fiir alle gleich lwie ollte er es da gestatten, das; einer sich lieb- os über den anderer; erhebt!]. « 9. Ueber die Machti eii [die Gewaltihätigecq aber wird ein stark Gericht gehalten werden. 10. Mit euch Tyrannen leuch gewaltthätigein un- gerechten Herrschern also] rede ich lim Folgenden] auf daß ihr [göttliche] Weisheit lernet, und daß es euch nicht fehle sgenauert das; ihr nicht in Siinden fallet] ;« 11. sNicht aber daruni allem, weil die Verachtung der Weisheit euch schweres Gericht und Strafe zuziehh sondern auch, weil ihr Besitz euch großen Segen bringet, trachternach ihr!] Denn wer heilige Lehre inne» sieqdic Weisheit dem Herzen einpflanzt] heiliglichbehalt sfest im Herzen und im Leben bewahrt] der wird svou Gott ihr] heilig [und gereiht] gehalten [werdcn]; und wer dicselbige wohl leruet [so daß er ihrer recht niäclrtig ist und sie mit seinem Leben beweisetå der wird svor Gott Vergebung seiner Sünden und nade erlangen, und also endlich] wohl bestehen [und ewig selig werden] 12. -So laßt euch nun meine Rede gefallen; begehret tin-nnd laßt euch lehren [b·esser: so werdet ihr Zucht, d. i. wahre Herzensbildiitig empf nagen] 13. sEs ist ja nicht schwer, in den EZesitz der him11i- lischen Weisheit zu kommen, wo man ihrer nur auf- richtig begehrt-If Denn die Weisheit ist schön [in himm- lischem Lichte trahleudg nnd unvergänglich snicht wie der Schmuck der Ehrcriränze für die Sieger in stampf- spielen, der bald verwelket l. Pein I, it; 5, 4], und läßt sich gerne sehen sleicht als solche erkennen und von aller Lüge und falschen Weisheit unterscheiden] von denen, die sie lieb haben, und läßt sich [leicht] siudeu von denen, die sie suchen [denn ihr Lichtglanz strahlt ihnen entgegen und zeigt ihnen den Weg zu ihr]- 1 . Ja snoch mehr] sie begegnet [kommt sogar ent- gegen und zuvor] und g ebt sich selbst zu erkennen denen, Durch die himmlische Weisheit begliicken die Könige die Völker. 9 die sie gerne haben [niöchten, noch ehe sie ihr Verlangen kund gethan haben] » » 15. Wer slegernebald hatte, [be-] darf [Spr. 3,25 Anmjj nicht khiel Miihe sumherzulaufen und sie zu suchen ; er findet sie vor seiner Thur aus ihn warten ldaß er ihr aufthue und ste einlasse]. · » 16. [Ja, schon der bloße Wunsch nach Weisheit führt zu ihrem Besitze.] Denn nach ihr trachten [mit Verlangen und Wohlgefallen an sie denken], das ist die rechte Klugheit ldas heißt auf seinen wahren, nicht blos scheinbaren Vortheil bedacht sein, und ist schon der Anfang zur Weisheit]; und wer wacker* ist nach ihr svoll Sehnsucht nach ihr wachet], darf [braucht] nicht lange smehr zu] sorgen [und sein Gemiith abzu- ängstigen um alle die scheinbareiy irdischen Güter, da er das höchste Gut, und mit ihm Friede und Ruhe des Herzens gefunden Spn 8, 34]. 17. Denn sie gehet umher nnd suchet [mit allem Fleiß] wer ihrer Werth lfiir sie empfänglich] sei, und erscheinet ihm gerne sin herzlicher Freundlichkeih in ihrem die Seele erleuchtenderk beruhigenden Lichte] unterwegen sauf allen seinen Lebeuswegem bei allen seinen Thaten, die sie lenket und richtet und gedeihen läßt] und hat Acht auf·ihn, daß sie thut begegue seich- tiger: und begegnet Ihm in all seinem Denken und Sinnen. Wie kann aber noch Sorge und Unruhe das Herz bewegen, wenn die Weisheit alle Gedanken, Worte und Werke regiert und sicher stellt? Spr.«1, 20 ff.; 8, 1 ff» g, 1; Sie. is, 2]. V) »Wartet« (von: wachen) gebraucht Luther noch in dem ursptinglicsheih jetzt mehr und mehr verschwindendeu Sinn: wachsend, munter, nicht schlafend, z. B. i. Saat. «, 273 Spr. 20, is. 18. Denn wer sich gerne läßt lauter-» weisen [in deii Dingen der Weisheit] da ist gewißli der Weis: heit Anfang sfchon im· Herz-nd; wer sie aber [in Folge solcher Unterweisung innig Werth] gchtet [und sich» in ihrer Gemeinschaft wohl fühlt] der laßt sich gerne weisen von ihr züchtigen, das; er verleugnet das ungöttliche esen und die weltlichen Lüste, die ihr zuwider sind]. 19. Wer sich gern weisen läßt sgenauert wer sie aber wertb achtet und liebt] der [meidet nicht nur alles Böse, sondern] halt [auch] ihre Gebote [Joh.14, 15; 2 sinds. To, n; 5 M. 5, 1o; 7, 9]; wo mai: aber die Gebote [der himmlischen Weisheit] hält, da ist ein heilig [richtiger: selig-unsterbliches] Leben gewiß. 20. Wer aber« ein heilig Leben führt [richtiger: unstexbliches Leben ge1v·iiint], der ist Gott nahe ssteht in seiner seligen Gemeinschcift]. U. Wer nun sSehnsucht und] Lust hat zur Weis- heit ]V. 1·6 , den inacht sie zum Herrn ssülzret ihn dereinst zur königl: en Herrschaft mit Gottim Reich der .ts)errlich- keit Kap. Z, 8]. Die Verse 18—21 bilden eine Schlußketta von welcher V. 21 das Gesanimtresultat zieht. Absichtlich sind, gemäß der Heiligkeit dieser Zahl, sieben Stufen genannt, auf denen die, welche sich nach der Weisheit auch nur iii der Verborgen- heit des Herzens sehnen, bis zur höchsten Seligkeit im der- einstigen Reich der Herrlichkeit emporsteigen, ncimkich: I) Un- terroeisrrng in der Weisheit; S) Liebe zur Weisheit; s) Zeich- tigiing des Herzens; it) Erfiillung der Gebote; Z) ewige Seligkeit; C) Gottes Nähe; 7) dereinstige Herrschaft-Es versteht sich leicht, daß diese Stufen gleichbedeutend sind mit den Stufen der Heilsordnung iiberhauph 22. Wollt ihr nun, ihr Tyrannen im Pol! sihr Beherrscher der Völker] gerne Konige und Fursten ein [so gerne Kronen und Scepter tragengz 23. So haltet die Weisheit in» E reu [und beher- ziget, was» ich euch hernach Von ihr sagen will] auf 10 daß ihr sdereinst im Reiche der Herrlichkeit ewige Frohåntund Scepter empfanget und] ewiglich [mit Gott] err e. 24. Was aber Weisheit cnach ihrem Wesen und ihren Früchten] ist, und woher sie komme, will ich euch lnun im Folgenden] veriundigen und will euch die Ge- heimnisse sderselbenjj nicht verbergen, sondern forschen Iwie sie sichl von Anfang cseit der Schöpfung] der Kreatureu soffenbartnndden Menschen mitgetheilt hat], und wlll stebsseutltch zu erkennen dargebeu ces in’s Klare setzen, wie man sie erkennen kann], und will der Wahr- heit uicht sparen. · · · 25. Denn ich will mit dem giftigen ssich selbst» ver- zehrendenj Neide nicht zu thun haben [sondern neidlos und rtlckhaltslos die volle Wahrheit verkündigenh denn derselbige [der Neid] hat nichts [ u schaffen] an mit] der Weisheit [im-r sie hat, der hat Liebe, das» egen- theil von Selbstsucht und Neid] Niemand hat die Wahrheit nur für sich, sondern muß sie Anderen mittheilem damit sie mit ihm selig werden; denn das Gut der Seligkeit niehret sich in dem Maße, als es weiter gegeben wird. 26. Wenn aber der Weisen viel ist, das ist der Welt kzeitlich und ewig] ·Heil; nnd ssonderlichj ein · kluger chimnilische Weisheit im Herzen tragender] Koiiig ist des Volkes Gluci. · · 27. Darum laßt euch [ihr Birnen, unter-] weisen sin der Weisheit] durili meine ekle, das wird euch frommen sund ewigen Gewinn bringen] Das 7. Kapitel. Der Weisheit llortrefflichfceit lI. K» 7, 1 — s, 21. Jm its-siegend» Abschnitt wird nun der Werth nnd das Wesen der Weisheit nebst den Bedingungen, unter denen man sie erlangt, dargelegt: Meine, deg- Rönigs 5alomo, hohe Stellung gab mir lieiuerlei Recht ans die Weisheit, sondern ich stehe durch die Schwäche meiner menschlichen Natur allen meinen tliitslcenschen gleich; aber ich habe den hGrtn um Weisheit gebeten und ste über alles hochschiitzen lernen. Sie lehrte ruich auch die irdischen Schätze, die sie mir als Zugube niitbruchtg recht betrachten nnd gebrauchen. Möchte mir der DE« nun bei der Belehrung übe: die Weisheit recht beiskeheiq denn das« ist nöthig, obgleich mir die Weisheit zugleich grollen Reich— thnm an menschlicher Erkenntnis) und Wissenschaft mitge- theilt hat. Dann will ich preisen die Ulcsisheit Gottes nnd ihre alle Welt durchdringende Thätiglieit als den Ur- quell aller Weisheit im Menschen. Weil aber die Weisheit von Gott siainnit und von so unendlichem Segen ist, be— sonder-» sitt einen König, so strebte ich von Jugend ans· noch ihrem Besitz and flehte den hErrn um sie an 1. Jch [Salomo, der Vertreter der himmlischen Weisheit, zumal den Fürsten gegenüber] bin auch ein sterblicher Mensch, gleichwie· die Andern, sin großer Schwachheit und ArMseligkeitJ geboren vom Geschlecht des ersten geschaffenen Menschen; 2. Un bin sgleicherweise wie alle andern Menschen, im Mutterleibe als] ein Fleisch cdcm Leibe nach] gebildet [s. Kap. s, TO. Anm.], ehn Monden [Mond- monate zu 28 Tagen] lang im lut sder Mutter wie Milch] usamiuen erbauen, aus Mannssamen durch Lust ämsfis lasen [ iob m, 10; Pf. 139, 13 ff.; Joh Z. Und habe auch [in derselben Hilflosigkeit wie die Anderen] da ich geboren war, Odem geholet aus der Weisheit S, 24——27. l, 1—26. saus dem TNUtteFschooßeJ Bgefallen aus’s Erdreiclh das uns alle gleich tragt: und« einen ist auch, gleichwie der Llndern, meine· erste Stimme gewesen; 4. Und bin sauchl in den Windeln auferzogen mit Sorgen Hund Mühen derer, die mein zu warten hatten] 5. enn es hat kein Koni salso auch ich nicht, obwohl ein so großer König] einen andern Anfang seiner Geburt so. i. seines Lebens]; it. Sondern sie haben alle einerlei Eingang in das Leben, und· leicben Aus ang [im Tode] · 7.· cWeil i nun von atur· so ohnmächtig war, wie die iibrigen Menschen, und die Weisheit mir von Natur nicht eigen war, ich· aber wohl wußte, das; der HErr gern seine Weisheit jedem aus Gnaden schenke:] Darum so bat ich [mit brünstigem Verlangen den HErrn], und [es] ward mir Klugheit sVerständniß für Gottes; Willen und Wesen] egeben; ich rief, und mir tam der Geist der· Weisheit List. 1, 5; Luk. U, 13]. · 8. Und ich hielt statt-eurer, denn Köni reiche und Fursteifthiimeh und Rcichthum hielt ich sur nichts gegen te. 9.· Jch gleichte svckrglich] ihr keinen sauch noch so UnschatzbarenJ Edelsinn; denn alles Gold ist gegen sie wie geringer Sand, und Silber ist wie Koth gegen sie zu rechnen sHiob 28, 15 f.; Spr. 8, 10 f.]. 10. Ich hatte sie lieber, denn gesunden und schbnen Leib, und» crwahlte ste mir zum Licht [häite lieber das Sonnenlicht als sie entbehrt]; denn der Glanz, so von ihr [aus-] gehet, verloscliet nicht l nicht in der Finsternis; der Nacht, nicht i·m Tode, nicht, wenn die Sonne einst ihren Glanz verlieren wird; sondern giebt dem Men- schen Erleuchtung, Heiligung und seliges Leben Pf. 119, 105; 19,-11]. II. [Gern hätte ich um ihretwilleii auf alle irdi- schen Güter yerzichtet.] Es kam mir aber ·[doch]· alles Gute lau irdischemBesitz und Genus; zugleich] mit ihr, und uuzahlizer Reichthnm in ihrer Hand [1. Korn 3, 1l-—13; 2 hron. l, l2; Sirt. 47, 20; Matth S, 33; 1 Tim. 4, 8]. 12. Ich war in allen Dingen [im Besitz und Ge- nuß aller irdischen Herrlichkeit] fröhlich. Das macht, die Weisheit ging mir in denselbigen vor hdurchdrang und beherrschte alles, lehrte mich die irdi chen Güter recht betrachten und gebrauchem und bewahrte mich vor Ueberszmuth und Unmäßigkeitjz ich wußte es aber [l·ange Zeit] nicht, daß solches lirdisclie Gut] von ihr kaine cdenn meine Liebe zur Weisheit war von allem Eigennutze·frc·e·i].» i « 13.· Einfaltiglich lohne die Absicht» die Weisheit für mich zu behalten ·und· Nutzen von ·ihr· zu ziehen] hab iclfs snämlich die himmlische Weisheit] geleistet, inildiglich theile ich’s [nieine Weisheit, allen Indern] mit; ich will ihren Rcichthum [die Fülle ihrer Einsicht und Gottseligkeit] nicht verbergen [mich vielmehr freuen, wenn ich recht Viele zur Liebe zu ihr erwecken kann; fäseisheit ist ja selbstlos und absichtslos Kap. S, 14. Denn sie ist den Bleusclien ein unendliche: Schatz, welches so da sbessert und diejenigen, welche ihn, diesen Schatz, zu ihrer Seelen Seligkeitg gebrauchen, werden Gottes Freunde fund Geliebte un sind an e- nehm, darum, daß ihnen sdurch ihre Feigheit] gege eii ist, sich lassen zu weisen lzu züchtigen in der Gerechtig- keit· z·1·i vefleugnen die Welt und ein gottseliges Leben zu u rcn . 15. Gott bat mir gegeben sgenauen mö e mir nun, da der Reichthum der Weisheit so uner chöpflich ist, geben, im Folgenden] weislich [d. i. zu Gottes und meiner Zuhörer Wohlgefallen] n reden [so daß gemeinen sder Allen gemeinsamen] Luft; und bin auch I ich für die Gedanken auch das rechte ort finde], und Ursprung, Kraft und Herrlichkeit der göttlichen Weisheit. lmöchte er mir ebenso geben] nach svlcher Gabe [der rechten Worte, auch] der Weisheit recht Izu] gedenken [so daß auch kein unlauterer, Gottes unwiirdiger Ge- danke den mir verliehenen Worten eingegossen sein möge, sondern Form wie Jnhalt its-einer folgenden Rede möge er mir eingehen] Denn er ift’s, der auf dem Wegåder Weisheit crichtigerz die Weisheit auf ihrem ege] fiihrct sdasz sie in der Welt und in den Seelen der Menschen wirket], und der [auch] die Weisen [in all ihrem Denken und Thau] regiert. 16. Denn in seiner fiiber allem mächtig waltenden] Hand sind beide wir selbst fnach unserem ganzen Leben] and unsre Rede, daszzn alle Klugheit sein-as Rechtes» aus- zurichteii] und Knnt in allerlei Geschiifteiu sMöchte er darum jetzt auch meine Worte leiten i] 17. fAlso hat Gott die Weisheit auch in meinem Herzen wirksam sein lassen V. 15.] Denn er hat mir sdurch seine Weisheit] ge eben gewisse [iinduntr1"igliche] Erkenntnis; alles Dinges ialler Kreatureii und ihrer Ge- setze], das; ich weiß, wie die Welt gemacht sharmonisch zusammengefügt] ist, nnd die Kraft der Elemente cdurch welche sie in ihren Theilen verbunden isqå is. »Der [Jahres- und· Tages-J Zeit nfang, Ende nnd Mittel s, die Kenntniss ihres Maßes und ihrer Dauer]; wie der Tag [nach dem Wechsel der Sonnen- wenden] n- nnd abnininit; wie die Zeit des Jahres [viermal] ch andern; » 19. Und wie das Jahr sin bestimmter-seit] herum läuft; wie die Sterne [in ihren bunten ildcrn am Himmel] stehen; 20. Die Art [und Eigenschaftenl der zahmen nnd die Kraft und den Muth] der wilden Thiere; wie der ind so sturmet [besser: was das Vermögen und die Kräfte der menschlichen und himmlkschen Geister seien]; nnd was die Leute im Sinn haben [die Cha- raktere und Gesinnungen der Menschen mit Scharfblick zu erkennen]; mancherlei Art der Pflanzen nnd [«i)eil-] Kraft der Wurzeln szu unterscheiden]. ’ [Kurz:] Jch weiß ich erkannte durch die Kraft und das Licht der Weisheit] alles, was heimlich« sfür jedermann offenbar] nnd verborgen ist [so- wohl die äußere Gestalt, als auch die inneren Eigen- schaften und Gesetze der Din e]; denn die [himmlische] Wgshe»i»t, so aller Kunst Meiter ist, lehret slehrtej nii ’s. V) Das Wort «heiuilich« gebraucht Luther hier uoch im ganz ursprünglichea Sinne; denn nach seiner Ableitung be- deutet es eigentlich das, was zum Haufe gehört, nicht fremd, sondern jedem vertraut und zugänglich ist, Erst später nahm es den Sinn von »geheim« an. «) Der Abschnitt t7——2t enthält eine idealisirte Ausführung der in l. Ahn· s, 12, 4, I9-34 gegebenen Schilderung der dem Salonio veislieheneu Weisheit und ist in Verbindung von Katz. s, 8 auch insofern von Interesse, als er zeigt, welche Kenntnisse die gebildeten Juden in den beiden letztcii Jahrhunderten vor Chr. zum Umfang des nienschlichen Wissens rechneten, niimlich Kosmologie (Welt- kuude), Physik (Naturlehi-e). Meteorologie (Witterungskunde), Chronologie (Zeitrechnung), Astronomie (Stercikunde), Zoologie (Thietkuudel, Angelologie (Engellehre), Psychologie (Seelen- lehre), Botanik sPflanzeiikundex Pharmazie (2li«zneiwissen- schaft), und nach Kuh. s, 8 auch Geschichte und Rhetorik (Redekiinsts. (Grimm.) 22. Denn es ist in ihr der göttlichen Urweisheit, die solchen Reichthum des issens dem Menschen Ver- leiht] der Geist cein Sinn], der verständig ist, heilig [Kap. 1, 5], einig leinzig in seiner Art und nach dem Wesen] mannigfaltig [in seinen Gaben und Wirkungen an allen erschaffeneuWesen], schars [di"jnn, ohne Erden- stoff·j, behend [durch die ganze Welt mit Blitzesschnelle l! strömsetiidkbseredt sbYeifrsdrfiijchdjriiilgend iciki das inner e s een der e öde, ren undun e e tvon irggndEtiateMem BJJsenM gar[ [in allenllseinen Gedlaiidteii un ns idsen , an gegen a es, zuma as Schwachehfreniidlich [gegen alle Geschöpfe] ernstlich shindurchdringend mit wirksamer Kraft], frei siedes yenizrdlnißLeliiltsikiiikilnsileingj«Iwotiisthfsisibfk "ne lei Nerände . a . , , ei r » - rung unterlegen] gewiß [unfehlbar in seinen Zielen], ficher sfriedevoll und allfelig]; vermag alles, siehet smit einseitige! ins» seien! Fig» spssgiissiiechiii einem i un e en ir i en un im i Geister, wie verständig, lauter, fcharf soder unabhängig vom ErdenstofH sie find [denn gerade durch diexe»Eigen- schaften der Intelligenz, der sittlichen Rein eit und reimt-sit» i]st die Geisterwelt empfänglich fiir die göttliche eis eit . Dreimal sieben Eigenschaften legt der Vers. der gött- gicheii Ulrwesishcxitlzlalsb der Quelle als; menfchlikchensslkeishxitä ei, wei diee«a en esonders ener i ausdrii en o en, a das mannigfaltige Leben in Gott gtsss durch seine Weisheit sich der gefammteti Kreatur, deren Wesen nach der Anfchauung besonders der alerandrinischen Juden nach der Siebenzahl ge- ordnet ist, mittheile 24. Denn die Weisheit ist das Allerbehendeste sdas gch oh]ne full? Etctiraräkeiihdtef Elåaiämks sindll äerldzeg ewegtz ie är un gee daer ur ae ur die ganze geschaffene Welt hin, jedes Einzelne mit ihrer Lebenskraft ersülleud und belebend], so gar lauter thei- . i , hg d Ziefiiiiiitiesiist sgöttlchen Ursprungs nämlich] das Haiiihen [der Lebenshauch aus] der göttlichen sbSchkdspferd Kraft, ZnDteJiiiHSirIiZZlk EtodFrSAÅiFfIYZtaUsJ er onnen aren i - err e e ma i en« darum frermöge dieses» ihres reinen und heiligen r: sprungsj tann lauchj nichts [weder natürlich noch sitt- Ischlkksiissetss klixkixiskmtsssessessgchårsgnisllsrigix mer n un i i r ei e , « sie stdfzc alles ihr nahende Unreine von sich ab]. · » Hieraus ist offenbar, daß der Verfasser unter der Weis- heit nicht blos die den Menschen heiligendh erleuchtende und beseligeßnde Kjrziltchdes City-Fig? Geistes, sonxegn auäh ddie at: der iu ernten i en ««- öp un wir ende, e en e en e un erhaitendz ordielide und gestalten» Schöpferkraftg des Geistes Gottes, die auch die Gottloseii durchdringt, verstehr · 26. lAber niiht blos vermöge ihres· öttlichen Fikspsitmiis Krchkmgt sikdnbeifbtdstä hie; ikååixix er ei a e rea uren, . , on er » ihres eigenen göttlichen Wesens. Denn sie ist ein sen; sUs-1-sg22siti««,ei:s-,,iiiss in i r o o ommenes e e - spiegelt 2 Mos 24, 17; Pf. ge, to; 50, Z; 104, 2; Daiu Z, 22; Hesek 1, 27; l. Tim. S, 16; l. Jo . l, 5j, nnd ein nnbefleclter Spiegel der götilichen tiraft ldenn in» ihrem Wirken erkennt man freut» und »klar kcsjczttels sfigenå Wirksaiåikeitji nxidteiåi Bild fginerguttiw ei le er: iite un Heiig ei, enn in em neu, was sie in heil. Seelen schafft, erkennt man Gottes eigene Heiligkeit] » · Dei« in V. 22—26 enthaltene begeisterte Los-preis der Weisheit Gottes geht noch übe: das in Spr. 8, 2 ff. von ihr Ausgesagte wei: Sllazigailis 1(ind Igtreift schon Azieniäich txt-he an die päter von - i o I.s act. I, n um. an ge- bildete Lehre von der Weisheit oder dem logos als einer von Gott ausgegangenen Person, an. Doch hält sich der Verfasser noch in »den Schrauken der Offenbarung und ver- Lteht unter der »Feishe; hier doxh Frist: dåe sie Lseltäiitrtckk km ekldh M I 'c Wtk Amt! Ukl l V cll clkcn c l) c - kraftgim Unterschiede von dein göttlichen Wesen, wie es über- weltlich und an sich selbst ist, Die Schilderung paßt, vom 12 Weisheit 7, 27—30. 8, 1-—21. I, 1-—-4. christlichen Glauben angesehen, viel mehr auf die Wirksam- keit des hl. Geistes als des Sohnes Gottes vor« seiner Menschwerdung und man kann daher nicht annehmen, daß er mit seiner Weisheit den zukünftigen Messias gemeint habe, obwohl er gewiß auch gewußt und geglaubt hat, daß derselbe wahrer Gott sein werde. 27. Sie ldie göttliche Weisheit] ist [zwar nur] einig [ein einziges Wesens, und thut doch alles kwas überhaupt auf Erden durch Gottes Wirksamkeit ge- schieht]. Sie bleibt ]immer], das sie ist [und unterliegt nie einer Veränderung? sind verneuet doch alles ldie Natur z. B. in jedem rühling, »den Menschen in der Bekehrung Pf. 10«2,27 .]; und fur und fur svon einem Geschlecht um anderen] giebt sie sich in die heiligen [gottesfür tigen] Seelen, [wirket in i neu] nnd niacht caus Sündern] Gottes Freunde und ropheten [d. h. solche, die Verständnis; für die Zustände des Reiches Gottes in der Gegenwart und für seine Entwicklung in der Zukunft, sowie die Gabe, die hl. Schriften aus- zulegen, habenjl » , · 28. sOhne Weisheit kann aber niemand Gott ge- fallen.] Denn sGottes Liebe, die er seinen Freunden zuwendet, ist ja auch die Quelle seiner Weisheit; daher denn] Gott liebt niemand, er bleibe· »denn sstets und ignicä bei der Weisheit [in ihrer heiligenden Gemein- a . 29. Sie gehet· einher herrlicher, denn die Sonne und alle Sterne [in ihrer wunderbaren, harmonischen Ordnunglx und gegen das [herr·liche,· klare und reine Sonnen-J Licht gerechnet, gehet sie weit vor. sit. Denn das [irdis e Sonnen-] Licht muß der Nacht weichenz aher die Bosheit die geisti e und sitt- liche Finstern; J nberwaltiget die eisheit Fdas himm- lische und hei ige Licht] nimmermehr. nah. 8, B. l. Sie reichet von einem Ende sdes Weltalls ·um andern gewaltiglich ssie gehet aus als Gottes eiiteshauchmnd verbreitet sich mit mächtiger Wirksamkeit durch die ganze SchöpfungL und rcgieret alles wohl kso daß es endlich das Ziel erreicht, das Gottes Rat schlusz der Welt gesteckt hat]. Wie sollte nun Gott den nicht lieben, der mit seiner eige1"en, alles wohl otdneuden, ja selbst das Reinste und Erhabenste unter den Geschöpfen übertressenden Schöpferkrast in inniger Gemeinschaft lebt? Das 8. Kapitel. Der» Weisheit Nutzen und Kontinent. Z. Dieselbige hab ich geliebeh nnd gesucht von mei- ner Jugend aus, nnd gedachte sie mir zur Braut zu nehmen sfum sie allewege zu besitzen und in ihrer Ge- meinschat zu leben]; denn ich hab ihre Scl)one lieb gewonnen. » Z. Sie ist herrliches Abels; denn ihr Wesen sihr ,Ursprung und Aufenthaltsort] ist bei Gott» nud der sgroße Gott und] HErr aller Dinge hat sie lieb. 4. Denn sie ist der heimliche lKap. Z, 2l Auge] Rath im Erkenntnis; Gottes· [derselbe theilt ihr seine Einsicht und Erkenntnis; mit und erkennet durch sie, was am besten sei Joh 15, 15], und ein Angeber sci- uer Werte [welche von denselbigen zur Ausführung kommen sollen] Z. Jst lirdischerJ Reichthum ein köstlich cund jeder- mann begehrenswerthesj Ding im Leben: was ist reicher, denn die Weisheit, die alles [er-] schafft [und erhält, und auch irdische Güter mittheilen kann denen, die sie in’s Herz aufnehmenTs i is. Thuks aber LirdischeJ Klu heil cist sie jedem begehrenswerth als die unser irdiiches Wohl fördert], wer ist unter allen ein iunstlicherer Meister, denn siet [Sollte sie, die die Welt wunderbar geordnet und ge- bildet hat, nicht ihren Jünger lehren können, wie er seine Sachen am besten anfängt und ordnet Z] 7·. Hat alter jemand Gerechtigkeit smenschliche Recht- schaffenden] lieb, ihre Arbeit [die sie im Her en ihrer Jünger ausrichtetl ist eitel Tugend: denn sie lehret [mit aller Gründlichkeiq Zucht [d. i. wahre Herzensbildun ], Kluk;heit, Gerechtigteit [und BiUigkeitJ und Stärke sfeite Ent chlossenheit und Muth; denn in diese vier Cardi- naltugenden setzen ja die griechischen Weisen die wahre Rechtschaffenhcit odeudie Summe aller Tugend] welche das Allernntzefte find im Menschenleben. s 8. Begehret einer saußer Reichthum und Recht: schaffenheit auch noch] viel Dings u wissen [d. i. große Gelehrsamkeitjz so kann sie erratien sniit Scharfblick vermuthen] beide was vergangen nnd zutmiftig swelcbes die Anfänge und Ursachen der Zustände und Ereignisse des Menschenlebens gewesen, wie sie sich bis zur Ge- genwart entwickelt haben, und welches vermuthlich ihr weiterer Fortgang und ihr Ende] ist. Sie versteht sich ans verdeckte sinnreiche und bilderreiche Worte [Sinn- sprüche und leichnisfe Gnomen und arabeln zu er- flnden], und weiß lsOUderlichJ die Rathsel aufzulösen sund lehret solches alles ihren Jüngern I. Kön. 5, 12; Pred. 12, 9; Sirt. 47, 17]»«» Zeichen und Wunder sGottesf m Natur: und Weltereignissen] weiß fie Æmit prophetischem Geiste] zuvor Izu erkennen], und mit gleichem prophetischen Blicbsieht sie voraus] wie es zu den Zeiten nnd Stunden [mit den Zeiten und Umstan- den, ihren Begebenheiten und Kämpfen endlich] ergehen [und was für einen Ausgang es damit nehmen] soll. V) Die Morgenlcinden besonders die Jsraelitem waren in der Erfindung sinnreicher Sprüche, künstlicher Gleichniß- reden und tiefsinniger Riithsel besonders stark, und die heilige Weisheit ergoß sich acn liebsten in diese Formen, wie die Spriiche Sal., auch Hiob, Predigeiz Hoheslieu endlich unser Buch und Jesus Sirach beweisen. I. Jch lKönig Salomo Kap· 7, 1] hab es [also, da die Weisheit dem Menschen so roße Güter verleiht] beschlosseiy mir sie zum Gespielen Fzur Braut und Ge- fährtin meines Lebens V. Z] zu nehmen; denn ich weiß, das; sie mir ein guter Rathgeber [genauer: ein Rath- geber im Glück] sein wird, nnd candrerseits ein Tröster in Sorgen nnd Traurigkeit [wie solche das eben eines Herrschers auch mit sich bringt] 10. Ein Jün ling [wie ein solcher ich noch war] hat [1. Kön Z, ] durch dieselbige sRuhm und] Herr: lichkeit bei dem Volk [in seinen Versammlungen] und Ehre bei den Alten. 11·. Jch werde sim Besitz derselben als] scharf [-sinnig] erfunden werden im Gericht [1. Köln Z, 28], und bei den Gewaltigen [den Großen meines Reiches und den Führern meines HeeresJ wird man sich mein [uni ihretwillen] verwundern. . .12. Wenn ich lin der Volksversammlung] schweige, werden sie snicht wagen, zuerst zu sprechen, sondern] aus mich harren lbis daß ich geredet]; wenn ich salsdann] rede, werden sie [genau] ansmcrkcnz wenn ich fort [noch länger] rede, werden sie snicht wagen, mich ungeduldi zu unterbrechen, sondern] die Hunde auf ihren Man legen EHiob 29, 7 ss.]. 13. Jch werde einen unfierblicheu Namen durch sie bekommen, nnd ein ewiges Gedachtniß bei meinen Nach- koräimen [bei allen zukünftigen Geschlechtern hinter-] a en. einem nnbesleclten Leibe. 14. Jch werde Leute [viele Völker] regieren [Spr. l 8, 14 f.], und Heiden [genauer: fremde Nationen] ;» werden mir [durch meine Siege über sie] iiziierthaii sein. ; 15. Grausame Tyrannen werdet; sich»furchteii, wenn L sie mich [d. i. von meiner Weisheit] horenz und bei [unter] idem Volk werde ich» gnug» lals tüchtiger Herr- scher] erfunden, und»im KrWe ein Held [denn »auch tapferen Muth verleiht die eisheit 7]. Bleib ich aber daheim [od»er kehre ich aus dem Kriege nach Hause zurück] io hab ich meine Ruhe [und ErhoiUngJ an ihr lin ihrem liebevollen U»nigang]. » » 16. Denties ist kein »V»erdrusi, »mit ihr umzugehen lwie ein inürrisches Weib· leicht Erbitterung hervorruft] noch Uulnst, uui sie lzn sein; sondern Lust und Freude. 17. Solchcs [a es, was ich in V. 3-—16 dargelegt abe] bedachte ich bei mir, nnd nahm es zu Herzen. enu ldies der Gegenstand meines: Bedenken-A] welche ihre [der himmlischen Weisheit] Verwandten geworden] sind [dur·ch Herzens- und Lebensgemeinschaft mit ihr], haben ewiges Wesen; » « · » Its. nd welche ihre izreuude find, haben reine»[hei- li e] Wollush nnd kommt unendlicher sirdischex wie himm- lilched Reichthuin durch die Arbeitoihrer Handesdurch die Tugenden und allerlei guten zyruchte, die sie her- vorbringt], und [alles wohl iiberlegende und zweck- mäßig einrichtendej Klugheit durrh ihre Gesellfchast und Gespräch durch die vollige Gewohnung »an ihren Um- gangk un» »ein guter Ruhm [bei den Ncenscheng durch i re iemeiuichast und Rede [durch»stet·e Theilna nie an i ren Gesprächem deren Frucht sich in recht einsichts- vollem Handeln bewährt] Jch bit! Daher» dies Alles« tiberle end] umhergcgangeu zu suchen, das; ich» sie [als liepe raut und Gefährtin] zu mir [in inein Haus] brachte. » , , , 19. Denn [auch] ich lvermochteohne die Weisheit nichts, obwohl ich von Haus an Leib und Seele vom HErrn reich begabt war; denn ich] war ein Kind guter Art [von guten Anlagen], nnd habe bekommen eine feine sreich begabte] Seele. i Die reichen Gaben und Früchte der Weisheit im Herzen. » 20. Da ich aber wohl erzogen war, wiichs ich zu Jn diesen Worten, welche genauer iibersetzt lauten: Oder vielmehr (iim es richtiger und genauer auszudriickcnx weil ich (nach uieiner Seele) gut (auf das Gute gerichtet) war, so kam ich in einen (durch die Macht der· bösen Liiste) unbefleckten Leib, finden viele ältere und neuere Ans- leger die Lehre von der Priieristenz der Seelen ausgesprochen, « d. h. die Lehre von einem Leben der Seelen in den himm- lischen Negionen vor der Zeugung auf Erden, welche Lehre von der Kirche als Jrrlehre verurtheilt worden istsp »Die Folgerungen aus dieser Lehre, die unter den alerandrinisch- jildischen Philosophem besonders Philo, allerdings »sehr zu Hause war, und die sie aus der Lehre des großen giiechischen Philosophen Plato entlehnt hatten, sind sehr schwere »und weitreichenda Hat die Seele des Meiischen schdn eristirt und ein Leben geführt, ehe sie (wie Viele annahinem · 40 Tage nach der EmpsiingniD in ihrem irdischen Leibe einen Wohnsitz angewiesen bekam, so liegt die Annahme sehr nahe, daß der Unterschied zwischen gottseligen und gottlosen Men- schen seine Ursache darin habe, daß die Seele sich schon vor ihrem Leibesleben für oder gegen das Gute entschieden und aus dieser Ursache einen der Stint-e— weniger oder mehr un- terworfenen Leib empfangen habe; so folgt ferner, daß» der Leib der eigentliche Sitz der Süudhaftigkeit und die Suiide vorzugsweise in der Fleischeslust zu suchen sei; daß ferner die Sünde durch Abtödtung des Fleisches überwunden werden könne; daß ferner der Leib ein Strasaufeuthalt oder»ein Ge- fängniß sei, aus welchem zu entfliehen und in ihre eigentliche Heimath die himmlischen Regionety zurückznkehren die Seele sich sehnen müsse, daß der Leib als etwas an sich Geringes, 13 ja Sündliches, die Auferstehung nicht erleben könne, daß we- nigstens die Seele solche zur Vollenduug ihrer Seligkeit nicht nöthig habe, daß die Lehre der Kirche von der Vererbuiig der Sündhaftigkeit der Sünde uiid Schuld ihre Hauptgruud- H» lage, die gleichzeitige Entstehung des Leibes und der Seele durch die Zeugung und Enipfä1igniß, verlöre, endlich daß die Verantwortlichkeit des Menschen, wenn er verloren geht, ver- nichtet würde, weil die Ursache seiner Gottlosigkelt ja jenseits seines Erdenlebeiis und in einem besonders siindhaften Leibe zu suchen wäre. Hatspniiser Verfasser dieser Lehre von der Präexistenz wirklich gehuldigt, wie dies unser V. 20 zu glauben nahelegt, so wäre das vollkommen Grund genug, sein sonst so herrliches Buch iiicht zu den kanonischeiy sondern zu »den apokryphischery d. i. nicht irrthumsfreien Büchern zu zäh en. 21. Da ich aber cin meinem Herzeii erkannte und] erfuhr, daß ich nicht anders könnte ziichtig sein srein von fleischlichen Begierdemund Sünden, als der Grundlage für alle weiteren Tugendenh es gäbe mir? denn Gott — und dasselbige war auch [schon wahre] Klugheit [Kap. S, 16], erkennen, wes; folche Gnade ist [von wem solch Gnadengefchenk allein verliehen werden kann] —, trat ich zum HErrn, und bat ihn, und sprach von meinem ganzen Herzen [wie in Kur. 9 folgt]. Es thut der Wahrheit keinen Eintrag, daß aus der hl. Geschichte bekannt ist, wie Salomo in seinen letzten Jahren keineswegs mehr ztichtig iind enthaltsam gewesen ist; denn dcr Verfasser laß: ja iiicht den rein gefchichtlichen Saloniiz sondern den idealisirteiy über alles Gemeine erhabenen König der Weisheit reden und verlegt auch die ganze Rede in die Jugend desselben (V. 1ci)· Das 9. Kapitel. gebet? zu igott iim Weisheit. III. U. t——19. Der Verfasser wendet sich nun, uui zu zeigen, wie nian um Weisheit beten Messe, als König Sa- loino im Gebet an Gott mit der Bitte um Weisheit. Er stellt dem HGcrn vor, das! er ja den Menschen dazu er— schaffen habe, die Welt mit Gerechtigkeit zu beherrschen; dies sei aber« ohne Weisheit von oben für niemand möglich, da alle Menschen von Natur schwach seien. zumal aber er selbst seinen hohen königlichen Beruf ohne den Beistand der göttlichen Weisheit nicht zu erfüllen vermöge; denn das— natürliche Denken des Menschen sei schon on sich ohn- niächtig und durch den Leib noch besonders gehindert, die Weisheit aber lehre Gottes; willen recht erkennen und ihm gemäp auf ebenem Wege zum ewigen Leben wandeln. — (Vgl. i. Nu. Z, 6——1O und B. Chr. l, 9 s.; sowie dar» Lied von P. Gerhardx hGrr aller Weisheit Quell nnd Grund ic., welches in diefeni Kapitel seine Grundlage hat) I. O Gott meiner Väter, und HErr aller Güte, der du alle Dinge durch dein sallmächtiges Schdpferd Wort H. Mos l, L; Pf. 33, 6; oh. 1, 2] gemacht lund also Weisheit den deinen gewißlich geben willst und kannstL 2. Und den Menschen durch deine Weisheit szu dei- nem Ebenbisdq bereitest hast, daß er kais solchesq herr- schen sollte uber die Kreatur, so von dir gemacht ist [1. Mos. 1, 26 ff.; Pf. 8, 6 ff.; Sir. 17, 2-—4], Z. Das; er die Welt regieren sollte mit Heiligteit auch» Gerechtigkeit, und mit rechten: [lauterem] Herzen ri en, 4. Gieb mir sden du ja noch in besonderem Sinne zur Herrschaft in dieser Welt berufen] die sGnadengabe der] Weisheit, die stets am deinen Thron st [durch die 14 Weisheit 9, 5—19. 10, 1——17. du alles ordnest und rZiereft Spn 8, 28], und ver- wirs uiich nicht ldurch ersagung meiner Bitte] ans deinen Kindern. « 5. Denn ich bin dein [dir treu er ebener] Knechh und deiner fdir gehörigen] Magd Sohn fund darum gänzlich dein Eigenthum L. tillos Es, l2], ein schwacher Mensch, und iurzes Lebens fund daher unfähig, aus eigener Kraft Weisheit zu erlangen], und zu gering im Verstande des Rechtes und Gesetzes. » b. Und wenn gleich einer ziiiter den EohJimächtigeIiJ Menschenkindern vollkommen ware, so gilt er doch nichts fin deinen Augen] wo er ohne die Weisheit ist, so von dir kommt. · 7. Du [selbst] hast· mich »[ja, schon eheich geboren ward] erwiihlet zum Konige uher dein [heiliges] Volk, nnd ziini Richter aber deine Sohne und Tochter [5.Ellios. 14, 1; Jes 43, 6]; · 8. Und hiestest fselberJ ·mieh einen [liinstr»e·ichen] Tempel bauen auf deinem heiligen Berge [Mori1·a, 2. Sam. 7, is; I. Kein. 5, 19], und einen Altar ja der Stadt deiner Wohnung fda du selbst gegenwärtig sein willst in der Wo kensäulesz über den Cherubim] der· da l»elch wäre [dem himmlischen Urbilde]· der heiligen atte- welche du vor fewigen] Zeiten fiii deinem Himmel] bereiten ließest [2. Mos. 2»5, 9». 40; 26, 3(·); Hebt. 8, 5]; b. Und mit dir [bei dir wohnet immerdar als deine RathgeberiiiJ deine Weisheit, welche deine [S·chöp- sung-N] Werte weis; fund nach ihrem Wesen und ihren inneren Gesetzen erkennet], und lals deine Gehilfinj dabei war, da du die Welt machtest, und Iauch fort »und fort erkenne-i, was dir snach der Heiligkeit deines Wi eng] wohlsfallh nnd was richtig ist in [besser: nach] deinen eboten. · 10. Sende sie herab von deinem »heiligeii Himmel, nnd aus dem »Throne deiner» Herrlichkeit; seude sie, das; sie bei» mir sei, und mit mir arbeitc, das; ich erkenne, was dir wohlgefalln 11. Denn sie weiß all·es, aad verstehn» es. Und last sie· mich leiten in nieiiien Werken maßigiich fniit Klugheit] und» niich lals meine schiitzende WegflrhrerInJ behuten durch ihre [Licl)t-] Herrlichkeit fso daß ich nur den von ihr erleuchteten Weg wandle Katz. 7, 2b];· 12. So werden dir fund allen EronimeiiJ meine Werte angenehm sein: und lich] wer· e dein Bolkrccht richten, und würdig sein des Throns meinesBaierssp 13. Denn welcher fsiindigej Mensch weis; fvon sich selbst] Gottes Rath fund Willenfs Denn wer kann kwenn er auch wirklich Gottes Willen erkeUneteJ denken von sich selbst zu Herzen nehmen und nach dem han- deln], was Gott will? » · 14. Denn der fterblielsen Menschen Gedantemfueid UeberIegUngenfJ sind mißlich fschwankend und armselig], und unsere An chlage ldurch welche wir unsere Gedan- ken zur Ausführung bringen wollen] sind fahrlich fun- gewiß und oft mißlmgend]. 15. cDenn auch] Der sterblicheLeiclsnanit cderderVer- wesung anheimsallende Menschenleib] beschweret die Seele [gleich einer La t und hält sie im Vergänglichen darnieder, daß sie sich niszchtzuihrem Urquell, dem Ewigen, erheben kann] iind die irdische Hutte [in welcher die Seele auf Erden ihre Vorübergehende Wohnstätte hat Jes. 38, 12; 2. Cor. 5, 4] druclt fdurch ihre Trägheit] den zerstreu- ten fviel und unablässig denkendenf Sinn [oder Geist darnieder und hemmt seinen Aufschwung zur rechten Erkenntnis; des ewigen Gottes: und seines Willens vgl· Kap. 8, 20 Blum] Leichnam, altdeutschc lich Its-two, bedeutete ursprüng- lich den Menschenkörper überhaupt; denn es ist zusammenge- setzt aus lich = Körper, Fleisch (daraus: Leiche) und liamo = Hiille, Haut, also = Kleid der Seele. Jii dieser allge- meinen Bedeutung wiid das Wort auch von Luther noch häufig gevrancht; daher er an iinsercr Stelle zur näheren Bestimmung »der sterbliche«, in Hesck I, 7 ,,todter«, in 2 ishr. 20,»24 ,,todlen« noch hinzufügh was rr sicherlich nicht gethan hätte, wenn er ,,Leich1iani« in seiner heutigen Bedeutung = Leiche verstanden hätte. S. ferner Offd is, is; Mark. l4, s; Hefs is, 4 und das Wort »Frohnleich- unter« = Leib des HErrn (,,fröhtien« ist s. v. a. einem Herrn Dienste leisten, und die weibliche Form zu 1·r6, der Herr, ist fröwå = Frau) IS. Wir treffen fbeurtheileu aus eigenen Kräften] das kaum [richtig], so ans Erden ist fund vorgeht] und erfinden [nur] schweriich, das unter Hunden fund leicht begreiflich] ist. Wer will denn fnun gar aus eigener Vernunft und Kraft] erforsityem das im Himmel ist? 17. Wer will [ insonderheit] deinen Rath [und Willen an den Menschen] erfahren? Es sei denn, daß du Weisheit gebeft und sendeft deinen heiligen Geist ans der Hbhe [Kap. 7, 26 Anm.]. 18. Und also richtig cdeinem Willen gemäß] werde das Thau ans Erden, iind die Menschen fdurch deine Weisheit] lernen,«was dir gefcillt: 19. »Und [also] durch die Weisheit fvon Sünde und Finsternis; erlöst, ewig] selig werden. Soweit die Worte des Gebetes um Weisheit; denn im Folgenden wird von Gott meist in der Z. Person und nur von Knie. to, 20 an zuweilen noch in der g. Person geredet Das 10. Kapitel. Mimderbare Erhaltung der Liebhaber Himmlischer Weisheit. C. Der dritte, Kap.10—19 umsassende Theil unseres» Baches, also dessen SchluhtheiL ifk geschichilichen Inhalts; der Verfasser will darin die Weisheit ans» ihren legeasreichen Wirkungen in der Geschichte des« Volkes Gottes non Ildani bis zum Zuge durch die Wüste eiuschliesllich empfehlen. Ei· zeigt, wie die Weisheit sowohl einzelne Fronime erhalten und beseligt, als auch das ganze Volk Gottes geleitet, vor· dem Götzendienst bewahrt und in den Besitz des heil. Landes ge« bracht hat. Mit besonderer« Vorliebe verweilt er bei dem Ilnszuge ans Eggpten nnd dem Zuge durch die U1üsle, woran er betueish dass die obgbitische und lasierhalle Chorheit die Eggpter und Kananiter zu Grunde richtete, die heil. Weisheit aber dem Vollte Gottes eine Quelle alles Heils war. Die einzelnen gescljichtlichen Chaisacijen find, wohl aus mündliche: Ueberlieferung, öfters» aus-geschmückt und erweitert. Eigen- thiimlich ist, dass der Vertiisser die Namen der geschichtlichen Personen, von denen er redet, nie meint, sondern sie als Gattung oder Beispiel· uon vielen Gleichen schildert. I· V. l — Rats. 1l, l. Zuerst besilsreibi et das Walten der Weisheit in der Geschichte von Zldani bis tliose5, und zwar· in der Gelchichte Adams, Kanns, Noahs, Abra- hain’5, Leib, Jakobs, Joseph-«» iind der Erlösung des Volke; aus der Rnechischalt Essig-texts. Da überall zeigt er, wie die Weisheit sich als leite-we, ist-schützende und er— lösende Himmels-weiht bewiesen habe. (Vgl. 1. trinke. L, 52——60.) 1. Dieselbige Weisheit behütete [vor äußerer Ge- fahr und Untergang] den, so am ersten gemacht cAdam 1. Miit. Z, 7] nnd alleine fanfangs ohne den Beistand- ginesWlLlliesens seiner Art] geschaffen ward zum Vater er e ; Z. Und brachte ihn [nach seinem Falle zur Buße« und Vergebung seiner Sünde 1. Mos s, 20, und er- Gebet um Weisheit; Wirken derselben in der Menschheit seit Adam. 15 rettete ihn so] aus seiner Sünde [und bewahrte ihn vor weiteren fchweren Sünden], und gab ihm Kraft, ctrotz seiner Sünde den göttlirheii Segen in l. Mos. 1, 28 zu erlangen, nämlich] uber alles lGefchassene auf Erden] zu herrschen. · · » Z. Von welcher da [nach unserer jetzigen Redeweise: Da von ihr, der himmlischen Weisheit] der Ungcrechte [Kain] absiel durgh seinen Zorn, verdarb er [ewiglich] von wegen des wiithigeu Vruderiuords [1. Mos. 4, 8 f.]. 4. Und als die Erde nin desselbigen [Brudermör- vers] willen sdessen Gottlosigkeit sich in seinem Ge- Mlecht forterbte und steigerte] niit der Sundftuth [1. of. 6, 17 Anm.] verderbet ward, half die Weisheit kais rettende Macht] wiederum, und regierte [geleitete in göttlicher Fürsorge] den Gerechten sNoah mit den Seinen Hebt 1l, 7; 2. Pein L, 5] durch ein gering Holz [in ein Verhältnis; zur Größe der Fluth und Gefahr nur fchwaches ort 1. Mos. 7, 21]. · Z. Dieselbigh da fnicht gar lange zuvor] die Heiden salle Völker] zugleich iiu Jrrthuin boslich lebten [genauer: in einniüthisger Bosheit fiel) mit einander vermifchten und durch den Thurinbau zu Babel sich in hochmüthigem Trotz gegen Gott enipörten], fand sie fmit ihrem allsehenden Auge] den einen Gerechten sAbram zu Ur in Chaldäa, heraus und berief ihn zum Träger der göttlichen Offenbarung 1. Mos. 17, 1], und erhielt ihn unstraflich vor Gott, und ließ ihn feste fboll Glaubens und Gehorfams gegen des HErrn Be- fehl, seinen einigen Sohn zu opfernj sein wider das klliebgeltkooslleåiniå zfgFJiendeJ våterliche Herz gegen den Sohn . o. «, . . is. Dieselbige erlbsete den Gerechten [Lot], da die Gotixosen iiizikanien, da er floh vor deni Feuer, das aiif die funf Stadte fiel U. Mos. 19, 16 f.]. 7. Welcher verwustei Land raiichei noch Uetzt fort und fort in den aus dem an seine Stelle getretenen todten Meer aufsteigenden Schwefeldünsten] zum Ovar- nendenl Zeugniß der sdamals bestraften] Bosheit, faenint den [in der Gegend des todten Meeres WachfendeIiI Bäumen, so unreife täußerlicly lieblich scheinende, aber UiIgeIiießbareJ Fkuchie»[die sogenannten SodomsäpfeU tragen, und der Salzsaiilh die sjetzt noch] da stehet zum Gedacbtniß der ungliiubigeii ldas verkündigte Gericht bezweifelnden und darum ihre Flucht verzögerndenl Seele [Lot’s Weibz auch diese beiden Dinge geben noch immer fort Zeugnis; für das schreckliche Gericht Gottes: l. Mos. l9, 26 Aiim.]. Der Reisende Robinson erklärt die Sodoniscipfeh von denen die Alten berichten, für die Frucht der Asclepias gi- gkdiiteu s. pro-zum, die viel Aehnlichkeit mit einem großen glatten Apfel oder einer Apfelsine habe von gelblicher Farbe sei, schön und lockend in's Auge falle, aber wenn man sie drücke oder stoße, wie eine mit Luft gefiillte Blase platzend aufbreche, so daß nur die Fetzen der dünnen Schale und ein paar Fasern in der Hand zurückbleiben. Grimm. 8. Denn die, so die Weisheit nicht achten, haben nicht allein den Schaden, daß sie das Gute nicht [er-] kennen [desfen Vollbringung sie hätte vor dem Verder- . ben bewahren kdnnen]; sondern lassen auch ein Ge- dachtnifi [ein Denkmal wie 1ene Naturerscheinungen V. 71 yitttek sich dett sedeedigee kden jpiitesteki Nach- kommen, also], daß sie nicht der-] mogen verborgen [zu] bleiben in dem» darin sie rre gegangen find [son- dern vielmehr ein immerwährendes Zeugnis; ablegen Züge; von der Schwere der Sünde und des Zornes o e 9. Judex die kiiixsoegendej Weisheit errettet die aus aller Mit e lfund Gefahr] so sich an sie halten. . 10.. ie elbige leitete [Jakob] den Gerechten, so vor Fahrzeug, an einen sicheren Bergungs- . seines Bruders [Esau] Zorn flüchtig sein mußte, sdaß er] stracls Weges [und ohne hemmende Gefahr zu seinen Verwandten nach Mejopotcinien gelangte l. Mos. 27, 42 ff.],« und.- [sie] zeigte »Im lunterwegs im Traume l. M. 28,»12 f,] das Rei Gottes sseine Weise, wie er· mit maiestätischeni Walten uiid himmlischer Fürsorge seine heil. Enge! zum Dienste nnd ficheren Geleit seiner Heiligen aussendet], und gab ihm [dadurch] zuerkennen, was heilig swas unsichtbarer, öttlicher Art] ist, und half ihm szu großem ReichthiimF in seiner sArbeit sund seinen großen Mühen, die ihm der beschwerliche Dienst bei seinem Schwiegervater Laban auferlegte I. Mos. Si, 39—42], daß er [in feinem Eigenthum] wohl Zie- n8hm2uud viel Gutes an seiner Arbeit gewann l. s . 3 . , 11. nd war shilsreiclil bei ihm, da er übe-ever- theilet ward von denen, die ihm Gewalt thaten ginsondew heit von Laban, der mehrmals seine Dieiitzeit ver- längerte und den ausgeniachten Lohn veränderte l. Mos. 29, 15 f.; so, 27 ff.; Si, 7]; 12.» lSie schützte ihn vor Feinden Und machie ihn sicher vor denen, so ihm [a s ei: end ich mit den Seinen aus Labaiis Hause entfloh] nachsielleteu svor Labanund Esau I. Mos. 3l, 23 ff·; 32, 7]; Und gab ihm Ssg in starkem ltanivf cinit dem HErrn am abok l. · .32, 24 ff.], daß ·er sdurch alles dies] erfuhre·, wie [wah·re] Gottseligkeit machii er ist, denn alle Dinge [dieweil sie nicht nicr aus Gefahren von Menschen errettet, sondern selbst Gott überwindet] 13. Diese verließ den vertauften Gerechten sJose h] nicht; sondern behuteie ihn vor der Sünde [in we che ihn das buhlerxsche Weib des Potiphar zu verstricken suchtel fuhr· mit ihm hinab in den Kerker [in welchen er· von Potiphar um der Verleumdung des Weibes willen geworfen Wams; Und in den andeii verließ sie ihn nicht [son- dern erweckte· ihm das Wohlwollen und volle Vertrauen des Gefängnißaufsehers und erleiichtete ihn zur Deu- tung»de»r Träume l. Mos. 39, 21 sf·; 40, 5 ff.], bis das; sie ihni zubrachte das Seehter des Köiii reichs und Obrigkeit [d. i. die Gewalt] uber die, so ihm Gewalt gethan hatteii»[l. Mos. 41, 89 ff.]; und site] mqchtk [durch diese seine Erhdhungj die zu Lugnern, die ihn getadelt lbcrleumdet] hatten [besonders Potiphars Weib l. M. M, 40 ff.], und gab ihm cdurch sein gerechtes und fszürsorgendes Regiment über Egyptenl eine ewige figchelrrcgtcliieif sunsterblichen Ruhm bei den spätesten Ge- e ern. 15. Dieselbige exlbsete das heilige [gottbegnadi te] Voll iind [den] nnstraflichrni Samen [Jsraels] aus den Helden sden Egypterii], die sie plagten [2. Mos. 1 fs.]. V) Die Schilderuug der sittlicher: Beschaffenheit des aus- erwählten Volks hier und im Folgenden lcißt nicht undeutlich den apokryphischem d. i. nicht ganz wahrheitsgetreuen Cha- rakter des Bachs erkennen; in den kanonischen Büchern ist die Klage über die Halsstarrigkeit und den Unglauben der großen Masse des Volks vorwiegend. 16 Sie iain in die Seele [Mosis] des Dieners des HErrn [Ps.»90,1], und wider-stund kdurch ihn] den ransamcu Konigeii [dem Pharaonischen Köiiigshausg urch Wunder und Zeichen [2. Mos. 7, 10]. 17. Sie belohnete Edurch wunderbaren, mächtigen Sihutz und Schirm bei dem Auszuge den Heiligen sdem auserwählten Gottesvolk] ihre [ usdauer unter chwerer Mühe und] Arbeit [unter egyptixchem Druck] nud leitete sie durch wunderliche [der men chlichen Ver- nunft zwar widerfprechende, aber herrlich zum Ziele führende] Wege; nnd war ihnen [in der wunderbaren Wolken- und euersäule] des Tages ein [i·iber sie aus- gebreiteterJ S irin [Ps. 105, 39], und des Nachts eine ! 16 Weisheit 10, 18—-21. 1 kden Weg beleuchtende] Flamme, wie »das Gestirn sden lreNdlingen den rechten Weg anzeigt L. Mos 13, nm.. 18. Sie sührete sie durchs rotl)e Viert, und leitete sie durch große Wasser [2. Mos.14, 15 ff.; Pf. 78, 13]. 19. Aber ihre Feinde erstiufte sie, nnd diese succin- lich die Leichnanie der EgypteriI zog lichtet-werte] sie aus dem Grunde der Tiefe [an’s Ufer Z. Mos 14, So] V) Luther bezog die zweite Hälfte des Verses auf das Volk Israel; allein dies widerstreitet dem Wortlaut und dem Zusammenhang mit dem Folgenden. 20. Darum [weil auf diese Weise ihre Feinde ihnen preisgegeben wurden] nahmen dieGereclsten lsdie Kinder Israel] Raub lWaffen und allerlei andere Habe] von den Gottlofeu [Egyptern], und prkifeten deinen bei- ligetii Raum; DZEZFE ;in?5lol;etfefn] einmnthiglich dritte sieg- aie an ·. o. , «. h Si. HDennldie Weisheit öffnete der Stummen sfür Lieder und Gesänge Undegabten] Mund, und inachte der Unmiindi en fin zusammenhangender Rede Unbe- wandertenj . niige beredt. Das 11. Kapitel. Rache und Strafe Hoites wider die tferfolgen l. Sie fiihrete derselben sder Kinder Israel] Werke [und Thaten zum glücklichen Ausgang] durch die Hand der lrtchtigert eines] heiligen Propheten ldes Maniies Gottes, Moses] II. V. 2 — Kap.12, 27. Zniiiichsk wird noch weiter ausgeführt, wie grundnerfchieden das Sthictifal der Kinder Israel und der alten Gggpter gewesen. während der HErr Israel sicher durch die Wüste leitete und reithlich niit Wasser tränkte, so bestrafte Gott durch dasselbe Mittel die Gggptey indem er das Tiilwasser ungenießbar machte; zugleich liest er die Seinen ini zeitweiligen Durst empfinden, mit welchen Qualen er seine Feinde heinisnche, jenen aber brachte er durch seine Gerichte zum Bewusttfeim dasi ein lebendiger Gott sei. — Von V. 18 an folgt dann eine längere Be— trachtung über die Gerechtigkeit Gottes» in seinen Gerichten, worin der Verfasser besondere» here-erhebt, dass die. göttliche Gerechtigkeit mit feiner Weisheit, Liebe und Langmuth stets gepaart sei. Darum slrase Gott den Siiiider gelinde, damit er sich beliebte. Auch an den zur Itugrottung be- stimmten Kananiterii habe er das bewiesen. So schonuiigw voll nerfahre Gott ininier, obwohl er nach feiner Allmacht niemandem verantwortlich sei. Aber« gerade feine grosse Macht sei die Ursache seiner Gerechtigkeit und Milde. Auch habe seine schonende Langmuth gegen die Kauaniter dem Volke Gottes» zugleich zur Lehre, Trost und Hoffnung dienen sollen. Ebenso habe die Bestrafung der allen Gggpter zu« gleich den Zwecb gehabt, dieselben zur· Erkenntnis des:- Ginen wahren Gottes» zu führen. T. Und geleitete sie swbrtlichc »Sie» zogeszii unter Gottes schützender Führung] durch» eine wildeWufte, d»aß sie Gezelte aufschlagen in der» Etnode [2. Mof IS, 2-], Z. Uud ihren Feinden [wie den Amalekitern 2.Mos. 17, 8 ff.; Arad, dem König der Kananiter 4. M. 21, 1ss.; Sihom dem König der Amoriter 4. M. 21, 21 ff.; O von Basan 4. M. 21, 33 ff.; den Mon- bitern 4. 25, 17; den NTidiaZIiternJ widerstanden, nnd sich rächeten »ein ihren Widertvartigem » 4. Da sie durftete, riefen sie [in der Person Mosis und Aarons] dich an; nnd ihnen ward Wasser gxsebeu ans dem shohen [genauer: schroffenj Fels, und to chten den Dur aus hartem Stein [2. Mos. 17, 1 ff.]. 1, 1-27. m, .1—12. Z. Und eben dadurch ihre Feinde [die Egypted ge- plaget wurden kais ihnen ihr Trinkwassey der Nil, in Blut verwundet ward 2. Mos 7, 14 sf.], H. »Dadx1rch ldurch eben dieselbige Gabe des Trink- wauersj gefchah ihnen Gutes, da sie Noth litten. Der allgemeine Gedanke, daß Gott seine Feinde durch diesetbigen Dinge straft, durch welche er die Seinen segnet, bildet den Hauptgedaukeii oder das Thema zu Kap. 16—-19, wo derselbe direct) viele andere geschichtliche Beispiele begrün- det toll-d. 7. Denn wie jene [die EgyPterJ erschraken vor dem fgeronneneni Mordblut ähnlichen] Blut, so lauf Mosis Befehl] anstatt des simmer frisch] fließenden Wassers? fim Ytil und seinen SeiteUbächeiIJ kam zur Stråife des lvoii Pharao gegebenen Geduld, . Daß man die Kinder sdes olks Israel] tödten fund damit Mordblut veraießen und die Gemordeten in deii Nil werfen] mußte [2. Mos. 1, 15 f.]: also ga- best du diesen sdeinem Volke] Wassers die Fiille saus deui Fels iii der Meiste] unversehens [V. 17]. I. Und zeigtest damit findem du gerade durch Blut das Wasser ungenießbar machtest] an durch jener [Egyp- terJ Durst, wiedn die Widerwärtigen sdurch dasselbige, womit sie siindigen] plagest · 10. Denii da diese [die Kinder Israel, in der Wüste von dir] vexsitctsi [in ihrem Glauben geprüft] nnd mit Gnadeugezuchgigt wurden, erkannten sie [zugleich durch ihren zeitweiligen Durst] wie die Gottloseii [z. B. die Egypterj mit Zorn und Gericht gequält werden. 11. Diesezwar haft du als ein Vater veruiahnet und gedeutet, seiie aber als ein strenger König gestraft und verdammet [Kap. Z, 5]. 12. Und es wurden beide, die dabei waren lals das Verfolgungsheer gegen Jsrciel auszog] Und die nicht dabei ssondern zu Hause in Egypten geblieben] waren, [zu-]· gleich geplagct [und zwar erstere dadurch, daß sie allesammt im Schilfmeer umtamen]. 13. lLetspitere aber, die zu Hause geblieben, wurden noch weit mehr geplagt-J Denn eh kam wicfaltigLLetd snäinlich zunächst in den Strafgerichten ü er das and, und dann iii der» Kunde von der gelungenen Erlösung Tdsraels V. 14] uber sie, dazu auch·Seufzen, so sie des Vorigen lder früher erlittenen GerIchteJ gedachten. 14. Denn da sie sspäter] höreten, daß diesen [den Kindern Jsrael auf ihrem Wüstenzuges dadurch [fort und fort] Gutes geschah, durch tvelches ie [selbst einst- mais] gequalt wurden sgeqiiält worden waren, nämlich durch das Mittel des Wasserst fnhlten sie den [Arm des] HErrn fder in dieser wundersamen Erscheinung wirksam war]. 15. Denn [gerade MosisL den sie etwa [so v. a. einstmals Kap. 5, 3 Anna] verachtlich verstoßen nnd verworfen hatten, und ihn [wegen seines Auftretens im Namen des wahren Gottes] verlachten, deß mußten sie sich zuletzh da es [mit allen Plagen, die auf seinen Befehl über sie kamen] so hinausging cdaß er alles siegreich ausführte], verwundern, das; [besser: da] ihr Durst [den sie durch Trübung des Niltvassers achtTage leiden mußten] nicht fo [gewesen] war, wie der [welchen die] Gerechten ldurch die Prüfung Gottes in der Wüste er- litten, und der mit desto größerer Begnadigung endete]. Hi. » Also auch sschon früher zur gerechten Vergel- tung] sur die tollen Gedanken [die m Folge] ihres nn- erechten Watidels lunter ihnen aufgekommen waren s öm· 1», 18. 21], durch welche sie betrogru, unvernünf- tige Wnrmer [wi»e das Krokodilj nnd verachtltche Thiere [wie Frösche, Fliegen und anderes Ungeziefeid anbe- tcteu, saudtcst n sals 2te und 8te Plage 2. Mos 8, 2 ff.; 10, 12 ff] unter sie die Menge der sselbigenj Die göttliche Gerechtigkeit ist mit Weisheit, Liebe und Langmuth verbunden. 17 nuvernünftigen Thiere [die sie angebetet hatten] zur Rathe [für ihre Verkehrtheit]; 17. Auf daß sie [ithatsächlich] erlenueteu, daß, womit jemand suudiget, damt wird er auch [von Gott] gepla t IN. 12, 23; 16, l; 17, Z; 18, 4; I. MVL 9, ; atth. 26, 52; Ofsenb. 16, 4 ff.]. 18. Denn es mangelte deiner allmiichtigeu Hand nicht —- welche hat die [wohl geordnete] Welt geschaffen aus uns-glattem Wesen —, lmit besondererer Erweisung deiner underkraft statt jener vertichtlichen Würmer] nber sie zu schicken »Meuge der Baren, oder freudige [Kap. 5, 1 Anni.] Lowen. 19. Oder von neuem geschasfeue grimmige bis dahin] unbekannte Thiere, oder die da Hdas schreck iche Krokodil noch übertreffend Hiob 41, 10 ff. Feuer speieten [mit ihrem glühenden Athem aushauchten], oder mit grimmigem [genauer: stinkendem] Rauch schuaubelem oder grausanie [grausenerregende] Funken ans den Augen blinke en [ausstrahleten]; 20. Welche nicht allein mitVersehrung [durch ihren Biß oder HaUchJ sie [ver-] mochten Fu] erschmetteriy sondern auch wohl mit ihrem schreclli en esicht oder Blick, wie dies dem Vasilisken und Cerast im lter- thnm zugeschrieben wurde, zu] ern-argen. 21. Ja, sie .[ver-] mbchten wohl [schon] ohne das [ohne daß es olcher neugefchaffener Ungeheuer und der Anwendung deiner Wunderkraft bedurft hätte durch einen einigen Odem [-zug aus deinem Munde zu fallen, mit [deiner] Rache verfolgen nnd durch den Geis deiner Kraft [Kap. 5, 241 zerstreuet [zu] werden. 22. Aber [eine folche Aeußerung deiner Macht hieltest du deiner weltordnenden Weisheit zuwider; denn] du haft svon Anbeginn] allcs Fowohl das Weltall bei seiner Einrichtung und bei Fest tellung seiner Ge- setze, als auch die Uebung deiner Gerechtigkeit gegen die Widerwärtigen Hiob 28, 25; 31, 6] geordnet mit Maß, Zahl und Gewicht kin welchem sich deine himm- lische»Weisheit als Ordnerin offenbaret]. Denn groß Bermogen [auch auf wunderhafte Weise deine Feinde zu zerschmettern] ist allezeit bei dir; nnd wer kann der Macht deines Armes widerstehen! 23. Denn die Welt ist vor dir [im Vergleich zu dir so UichtiaJ wie das Zunglein [richtiger: wie ein StäUbIeinJ an der Wage [das zu ohnmächtig ist, ihre Schalen sinken zu machen Jes. 40, 15], und wie ein Tropfen des Morgenthaus der auf die Erde fällt ; [und von den Sonnenstrahlen schnell aufgezehrt wird]. « 24. Und du erbarmest dich [dennoch] iiber alles [und gerade in deiner alles beherrschenden Allmacht liegt der» Grund für dein Erbarmen]; denn dn hast Gewalt uber alles [und brauchst nicht zu fürchten, das; das Geschöpf deiner Strafe entrinnef und verfieheft gbersiehest darum mit Langmuth der Menschen nnde, daß sie sich bessern sollen [Röm. Z, 25]. 25. sSolche heilige Langmuih hat aber ihren Grund in deiner Liebe] Denn du liebest alles, das da· ist, und hassest nichts, was du gemacht hast [und diese Liebe zum Sünder ist dieselbi e, wie die, die dich zur Schöpfung be- wog]; denn du hat [besser: hättest] freilich nichts be- reitet, da [-fern] du Haß zu [irgend etwas] hattest. 26. Wie könnte etwas [am Leben] bleiben, wenn du nicht wolltest? oder wie könnte erhalten werden, das du nicht in’s Dasein] gerufen hättest! [vielmehr ver- Baiibtetj a es auf Erden auch feine Erhaltung deiner ie e. 27. Du skhonefi aber aller; denn sie find dein, HEriy du Liebhaber des Lebens. Kuh. 12, V. 1. Und fgenauert Denn] dein [eige- ner] unverganglicher Geist st in allen sdeinen Geschöpfen; wie solltest du nicht schonen, das von dir sein Wesen und Leben hat?]. Das 12. Kapitel. Preis göttlicher cangmuih und gerechtigkeit. 2. Darum strafesi du såuberlich die, so da falleu, und eriunerst sie mit Zucht cmit strasender Zurechtwei- jung] woran sie farbigen, aus daß sie von der Bosheit los werden, und an dich, HErr. glauben. » s. Denn da du feind warest den vorigen Einwobueru deines heiligen Landes, 4. Darum, daß sie feindfelige [besser: verab- scheuUngsJvurdigeJ Werke begingen mit Zaudern Es. Mos. 18, 9 ff.], » 5. Und wolltest [hier beginnt der Nachsatzx So wolltest du] durch unserer Väter Hände vertil· en die ungottlichen snnheiligenlObferer »und nnbarmherzigen Mörder ihrer Sohne [die ihre Kinder zu Ehren des Baal und Moloch umbrachten 3. Mos 20, 2 ff.]. s. Die da nach solchen Opfern, bei den mit ihnen verbundenen ahlzeiteng Meuschenfleisch fraßen und greulich Blut soffen, dami sie dir Gottesdieust erzeigen wollten [wohl richtigen inmitten deines geweih- ten Ortes, nämlich des verheißenen Landes]; und die, so Eltern waren, erwurgeten [ihren Göttern zu Ehren eigenhändig] die [Kinder-1 Seelen, so [doch] keine Hilfe cgegen ihre Mörder] hatten; 7. Auf daß das Land» so vor dir unter allen das edelste war [als dazu bestimmt» deine höchsten Offen- barungen zu schauen], eine wurdige Wohnung wurde der Kinder Gottes. ] 8. Dennoch verschontest du derselbigen [dieser gott- lofen Kananiter], als Menschen [die doch noch immer deine Gefchöpfe waren und deinen Lebensodem in sich trugen], nnd sandtest vor dir [und deinem Volke] her [wie du in 2. Mos. 23, P; 5. M. 7, 20 verbeißen hattest] deine Bortraben namlich dein Heer sbesser wer- den beide Worte mit einander verbunden: als Vor- läufer deines Heeres], die Horuisfeu cdurch welche du z. B. die Amoriterkönige Sihon und Og vertriebest Eos. 24,»12j, auf» daß sie dieselbigen mit der Weile sallmählich] umbrachten [und sie so zur Buße Zeit fän- en L. Mos 23, 28 Anm. 29 f.]. » 9. Es war dir zwar nicht unmoglich, die Gottloseu im Streit den Gerechten zu unterwerfen, oder durch rausame Thiere, oder sonst etwa mit einem [einzigen] harten Wort alle zugleich zu zerschmettern [Kap.11, .]; 10. Aber du richtetest [straftest] sie mit der Weile, und ließest ihnen Raum zur Buße; wiewohl dir nicht unbewußt war, daß sie boer Art [bös»en»und verfluchten Ursprungs] waren, und ihre Bosheit» ihnen ungeboren smit ihrem innersten Wesen» verwachsenL und aß sie ihre Gedanken nimmermehr andern wurden. « 11. Denn sie waren ein verflnchter Same von An- fang sseit ihrem Ursprung von ihrem Stammvater Kanaan, dem Sohne Hams 1. Mosz 9, 25]. So durftest [brauchtest] du auch niemand [zu]· scheitert, ob du ihnen vergäbest sdaß du ihnen aus diesem Grunde hättest vergeben müssen]·, woran sie gesundiget hatten. 12. Denn wer will zu dir·sageu: Was thust du! oder wer will deinem Gericht widerstehen? oder wer will dich [vor einem höheren Richter, als du selbst bist, be-] zz schnldigen um die vertilgteu Heiden, welche du ge chaffen 18 Weisheit 12, 13-27. is, 1—19. 14, 1. 2. hast! oder wer will sich zum Rächer wider dich setzen, nni [der Bestrafung] der ungerechten Menschen willen [Jes. 45, 9; Hiob 9, 12; Dan. 4, 32; Röm. 9, 2012 13. Denn es ist außer dir» kein Gott, der du sorgeft cgenauert der da sorgte] sur alle lund also auch siir solche mit dem Untergange bestrafte Völker] aus das; du cdiesem höheren Gotte] beweisest lbeweisen möchtest], wiss-i? cin der Vertilgung der Kananiter] nicht nnrecht ri e . « 14. Denn es kann dir much] weder siegend ein irdischer] Konig noch Thrciun coder Gewaltherrscher] unter An en treten sund dich zur Rechenschaft ziehen] sur die, o du strafest · » 15. Weil du denn [nicht blos allmächtig, sondern auch] gerecht bist, so rkgierest du alle Dinge recht, nnd athtest es deiner Majesta nicht gewiß, lzu handeln wie irdische Gewalthaber und] jemand zu verdammen, der die StZafeJUicht verdienet hat setwa um ihn unschädlich zu ma en. Its. Denn deine Stärke ist eine Herrschaft der» Ge- xeehtigkeit [und der Grund derselbigen]. Und weil du uber alle herrschest so verschonest»dn auch aller. 17. Denn du hast deine Starke beweiset [und be- weisest sie immerdar nur] »an denen, so nicht glaubten, daß du so gar machtig warest [wie«z. B. an Pharao, Rabsake u. a.], und hast dich als einen Rächer alles TrotzeZJ erzeigt an denen, die eh keck wußten [die deine Yäjkcht Jund röße zwar wohl kannten, aber nicht a eten. 18. Aber du, gewaltiger Herrscher, richtest [bei allem Trog, der dir von Vielen entgegengesetzt wird] mit Lindigkeit, nnd regierest uns mit viel Verschonem denn du vermagst alles, was [und so oft] du [etwas willst. 19. Dein sheiligg olk aber lehrest du durch solche Werke [der Langmut und Milde gegen deine Veråchtey z. B. gegen die Kananiter], daß man fromm nnd Ege- nauer: daß der Fromme oder Gerechte auch] gutig kgegen seine Nächstem besonders seine BeleidIgerJ sein oll; nnd deinen Kindern» giebst du damitzu verstehen, sie sollen guter Hoffnung sein, daß du sauch ihnen] wollest gliaum zur] Buße sur die Sunde [geben und wahre usze auch gnädig] annehmen. » 20. Denn so u die Feinde deiner Kinder, und die sdurch ihre heidnischen GreUelJ des Todes schuldig wa- ren, mit solchem [vorfichtigen] Verzug und [herablassen- den, ja bittenden] Schonen gestraft hast, und absi ihnen Zeit nnd Raum lgünstige Gelegenheit], danii sie [noch in der letzten Stunde] konnten von ihrer Bosheit lassen: 21. Wie mit viel größerem Bedacht [richtetest du später durch die Drangsale von den Nachbarvölkern und] rillliest du [fortwährend] deine Kinder, mit welcher Vätern [Abraham, Zsaak und Jakob, besonders auch mit Muse] du hast id und Bund [deren Gegenstand] viel uter Verheißungen [waren: I. Mos 22, 16 ff.; 24 7; 2. M. 13, 5 u. ö.] aufgerichtet! 22. Darum, wie ost du lmit schweren Strafen] unsere Feinde plagest, thust dn solches uns zur Zucht üchtigest du dagegen uns mit väterlicher Ruthe zur esserung aus Lie e und Erbarmen] daß wir deiner Güte [die so ohne all’ unser Verdienst uns bege« net] mit Fleiß wahrnehmen; ob wir»aber [gleich durch a erlei Strafen von dir] gerichtet wurden, daß wir doch anf deine Barmher igiei [die uns auf unseren Glauben hin Vergebung unserer Sünde schenkt] trauen sollen. Der Verfasser scheint hier dem zu widersprechem was er soeben in V. 20 von der Behandlung der Kananiter von Sei- ten Gottes gesagt hat. Allein er hat dort die Milde und Schonung nur insofern behaupten wollen, als Gott nach feiner Allmacht und Freiheit sie weithcirter hätte bestrafen können. ! sehen an den lherr 23. Daher [eben, weil du von je unsere Feinde weit strenger bestraft hast, kommt es nun daß] du auch die Ungerechten [die heidnischen Egypter], so xdurch allerlei Götzendienstund mit ihm verbundene chanden und Laster] ein nnverstiindig Leben führeteiy mit ihren» eigenen Greueln [d»iirch dieselbigen Thiere, die sie abgöttisch ver- ehrten] qualetest [Kap. 11, 16]. 24. Denn fie waren so gar ferne in den Jrrthnin gerathen, daß sie auch die Thiere, so bei ihren Feinden verachtet waren [wie Schlangem Krokodile, Fifche u. dgl.], sur Gotter hielten, gleichwie die unverständ gen Kinder [die auch das Lächerlichste nnd Werthloseste für etwas Hohes und Heiliges halten] betrogen. Also nicht einmal die Erwägung, daß sie sich dem Spotte ihrer Feinde preisgiibem hielt sie von ihrem Unverstande ab. 25. Darum hast du auch [anfänglich] eine spöttliche Sirasesnämlich die Thierplagen] unter sie, als unter nnverftandige Kinder, eschiclt 26. Da sie aber sgolkhe svöttliche Vermahnun nicht szur Umkehr und Buße] bewegte, empfunden e die ernste Gottes-Strafe [wie fie deiner Macht und Majestät geziemte, nämlich das Sterben der Erstgeburt und den Untergang des .t3eeres]. » 27. enn sie wurden eben dadurch eqnalet, das [durch dieselbigen Thiere, die] sie»sur ötter hielten, welches leiden zu müssen] sie gar ubel verdroß [und in rosze estürzung versetzte], da sie [aii solchen Beweigen sxeiner Macht mitten in ihren Drangsalen] den sa en [und erkannten] den sie vorhin nicht.wollten kennen Ils2. Mos. Z, 2], und inußxen ihn seben um solcher deut- ichen Beweise willen] fnr einen sfiir den wahren] Gott [gegen ihren Willen] bekennen [2. Mof. 8, 8.28; 9, 27; 10, 7. 16 ff. ; darum zuletzt [da fie dieser klaren Erkenntniß denno keine Folge in ihrem Leben gaben und sich nicht zu ihm bekehrten] die Berdanininisz [wört- lich: das höchste Maß der Strafen, nämlich der Tod »der Erstgeburt und der Untergang des HeeresJ auch nber fie kam. Das 13. Kapitel. strafpredigt wider die Ubgöitischerr III. v. 1 — Rad. 15, 19. Es folgt nun eine aus-führ- liche Beurtheilnng des Götzendiensies überhaupt. Zuerst hie» Kaki. 14, 11 schildert der Verfasser die zwei Haupt· arten des Göhendienstez die edler-e, die in Verehrung der Naturkräfte and mafestätifchen Naturerfcijeinungen he· steht, und die where, die von Menschen gemachte Götzen- Bilder unserer, und verliündigt dem ganzen Heidenthum die göttlichen Strafgerichte. Sodann bis Kuh. 14, 31 hefpricht er den Ursprung des grollen Göizendiensies nnd zeigt, wie schrecklich die schanden und Laster sind, die ihn begleiten. Endlich Kap.15, 1—19 stellt er dem wahren Gottesdienste des« heiligen Volks, der allein gerecht auf Erden und selig in jenem Lesen mache, die Vernunftwidriglieit und Thorheit des rohen Götzenöilderdienltes gegenüber und kommt zuletzt wieder auf den eggptischeii Thierdiensh um damit zu dem folgenden grösseren Abschritt iiöerzuleitea I. Es sind zwar laußer jenen groben Götzenbilden anbetern V. 10 ff. auch] alle [die] Menschen natürlich eitel durch ihre ihnen angeborenen, des Lichtes der göttli en Weisheit baare Natur thöricht Rörcr. 1, 20 f.], so von [dem Einen allein wahre? Gott nichts wissen, und an den stchtbarlichen Gntern und Kräften in der SchöpfUngJ den, der es [nämlich: allein gut und voll: kommen] ist, nicht l[zu er-] kennen [vermögen], und ichen, kunstreichen] Werten [der Daß die Anbeter der Naturkräfte gegen die groben Götzenbilderdiener noch zii entschnldigew 19 SchöpfiingJ nicht, wer der Meister ist fzn ivelcher Er- kenntniß die aufmerksame Betrachtung dieser Kräfte und Güter sie doch hätte führen können und sollen]; 2. Sondern halten entweder das Feuer [wie die Griechen in der Verehrung des HephästosL oder Wind [wie die Verehrer des Aeolus] oder [dieJ fchtlelle [leicht- bewe liche] Luft [wie die Verehrer der Hera], oder-die [in iren Kreisen sich bewegenden] Sterne fdie Pla- neten uud Fixsterne, besonders die des Thierkreises, welche alle die Araber und die griechischen Philosophen Pythagoras Plato, Aristoteles und ihre Schüler ver- ehrteu], oder mächti es [bald segensreiches, bald der- derbenbringendes] asser [wie die Anbeter des Posei- don, der Nereiden und Najaden], oder die Fäden] Lichter am Himmel fSonne und Mond, we che d·ie Griechen in Apollo und Artemis, die Vorderasiaten m Baal und Astarte, die E ypter »in Osiris und Jsis anbeteten], die die Welt reg eren, sur Gotter fbesser um- stellt: für Götter, die die Welt xegierten]. · Z. So sie aber an derselbigen schonen Gestalt [wie dies ja wohlberechtigt ist] Gefalleu hatten, und sie also für Götter hielten, sollten sie billig gewußt im Geiste geahnt und gefühlt] haben, wie gar viel b·e er der sei [sein mtisse], der uber solche [schon so herrliche Wesen] der Hirn» fder Schöpfer und Lenker] ist. Denn der aller Schone [in der Natur] Meister fund Urheber] ist, [derselbige] hat solches alles···geschaffeu. · · · 4. Und so sie sich der acht und Kraft [die in die Natur gelegt ist] verwunderten [und die Naturerscheb nungen, an denen sie solche gewahrten, für Götter hielten] fo»llteu sie billig an denselbtgeu gemerkt haben, wie viel machtiger der sei [sein müsse], der solchrs alles zubereitet hat. · » Z. Denn es kann Ia an der großen Schone und Geschäfte wörtlich: aus der Grö»ße und Schönheit der Ges öpfe] derfelbigen Schohfen als im Bilde, erkannt werden [indem man aus den Eigenschaften der Wirkungen auf die viel· röszere Erhabenheit des Ur- hebers einen Schlusz ziet Pf. II, 1—5; 92, 5 ff.; Röm. 1, so] » s. Wiewohl uber diese fVerehrer der Naturkräfte und Naturkörpeu wenngleich es wahr ist, daß sie Gott aus seinen Werken wohl hätten erkennen sollen] nicht so gar hoch zu klagen ist; denn auch sie [sogar·, die Er- leuchteten aus dem Volke Gottes] wohl leicht irren können, wenn sie im Nachdenken mit einer von der himmlischen Weisheit erleuchteten Vernunft] Gott suchen und erue fanden [wie sein Verhältnis; zur Welt und zur enschheit vorzustellen oder seine Weltregierung recht zu begreifen sei; wie viel leichter aber die, denen jenes Hinimelslicht fehlt]. · 7. Denn so sie fnämlich die Verehrer der Natur- erscheinungen ——· als Astronomen oder NatUrforscherJ mit seinem Gcschops fmit den Werken der Schöpfung Gottes in ihrem gelehrten Berufe] umgehen uud ftlber sie] nachdenken, werden sie gefangen im äuszerlich präch- tigen Fischen, weil die Kreaturen so schon sind, die man e . 8. Doch sind [ai·ich] sie [a»ndererLeits] dauiituicht entgclänlhtget [so wenig, wie die gro en Götzenbildev an e er. 9. Denn haben sie so viel mögen erkennen fund sich auf eine solche Stufe der Bildung und Erkenntniß der Wahrheit aufschwin en], daß sie ·[nach Durchfor- schungder Welt rticksicht ich ihrer Theile, Gesetze und ihres Zusammenhangs] konnten die Kreatur hochachteu; warum haben sie nicht viel eher »den HErrn derselbigeu fuuden fzu dem hin ihr Wahrheitssinm wenn· er lauter ewesen und aus einem deinütgigen und einfältigen geizen gekommen wäre, sie not wendig hätte führen mitssen, un· dem sie die Welt so eifrig durchforscht hatten und i rem Schöpfer bis« auf einen Schritt fast nahe gekommen waren]? 10. Aber fweit größer, als dieser, ist der rohen Götzenbilderanbeter Thorheit:] das sind die Unseli en, und deren Hoffnung billig unter die Todten u re neu ist [richtiger: dienhre Hoffnun ,ihr ertrauen auf Todtes·, das nichts von göttliihem Leben in sich tragt, auch nicht einmal Nutzen oder Schaden bringen kann, wie die Naturkräfte, setzen], »die da Menschen: gemarhte Gott heißen, als Gold und Silber, das kunstlich Zigerichiet ·ift,·nnd die· Bilder der ·Thiere [wie das des agon mit einem Fischrumpf bei den Philisterm wie die Bilder von »Stieren und Thierköpfen bei den Egyp- tern] oder uunusze Steine [z. B. Bildsäulen] so vor alten Jahren gemacht sind fund darum als geheimniß- voll und—- ehrwürdig elten Jes 40, 18]. II. Als· wenn en Zimmermann, der u arbeiten sucht, etwa einen [geeigneteu] Baum [im alde] ab- haut, uud beschlagt fschält] und schlichtet denselben wohl, nnd macht [vor allem etwas Kunfiliches uud Feines daraus, deß man brau et zur Nothdurft im Leben [wie Schüsseln, Löffel, Werkzeuge] 12. Die [besseren] Späne aber von solcher Arbeit braucht er, Speise zn kochen, daß er satt werde [Jes. 40, 19; 41, 7; 44, 9—20; 46, 5 ff.]. II. Was aber davon iiberblcibeh das sonst nichts [weder als Werkholz noch als Brennholz] nütze ist, ais das krumm und· aftig Holz ist fund also auch kein leb- haftes Feuer giebt] nimmt fnachdem er alle Lebensbe- durfnisse vorher se bei: befriedigt hat] uud fchuiizt er, wenn er [einmal] niussig ist, mit Fleiß, uud bildet es nach seiner Kunst meisterlich, und macht es eines Men- schen oder verachteten Thieres Bilde glei ; 14. Und»farbet es mit· rother uud weißer Farbe, roth uud schon, und wo ein Fleck daran ist, streicht er’s zu; 15. Und macht ihm ein feines Hciusleiu fdarin man es anbeten möge], und setzei es an die Wand [desselben], und heftet es fest mit Eisen; 16. Daß es nicht falle, so wohl versorgt er es. Denn er weiß [recht wohl] daß es ihm selber nicht hel- fen kann; denn es ist ein Bild und [be-] darf wohl Hilfe cohne doch Anderen Hilfe bringen zu könuen]. 17. »Und so er ·[dann ·zu dem Holzklotg betet fiir feine Gute; [·für die höch ten Angelegenheiten seines Lebens] sur ein Weib, sur seine Kinder, schiimet er sich nicht, mit einem Leblofeu u reden; 18. Und rufet den chwachen um Gesundheit an, bittet den Todten um’s Leben, stehet dem Untuchtigen um lfe: 19. ·Und dem, so nicht ehen kann, um feine gliick-] selige Reise, und um seinen ewinn, Gewerbe und Hand- thiernngz daß es wohl gelinge, bittet er den, so gar nichts vermag. Das 14. Kapitel. cgreuel und Ursprung des igiiiszzendienftea 1. Deßgleiche·n thut, der da fchifsen· will, uud durch wilde Flutheu [die Lebensgefahren mit fich bringen, welche ohne höheren Beistand nicht bestanden werden können] zu fahren gedeutet, und rufet an viel ein fauler fzerbrechlicherj Holy denn das Schiff ist, darauf er fährt. Z. ·Deiiu daffe bi e ldas Schiff] ist erfunden fdurch den Trieb des Men chen], Nahrun [auch in weiter Ferne] zn suchen list schon deßhalb est gebaut und von 20 Weisheit 14, 3—31 . 15, I. 2. hohem Nutzen] nnd der [Bau-] Meister hats mit Kunst [die ihm die öttliche Weisheit ein ab] zubereitet [aber das hölzerne ötzenbild ist u ni ts nütze, und seine Anfertigung hat wenig Kunt und Weisheit erfordert] Z. Aber deine Vorsichtigleit [oder sorgende Vor- sehung], o Vater, regieret es [auch mitten in großen Gefahren]; denn du auch ljetzt noch, wie einst deinem Volke im Schilfmeer und im Jordan, jedem, der dich im Ernst darum ansieht] im eere We e iebst, nnd mitten unter den Wellcn sichern Lauf [2. illioi 14, 21]. 4. Damit du [jedermann und für alle Zeiten] be- weisest [besser: bewiesen hast], wie du [so wie dort im Schilsmeerg an allen Enden fund aus noch so großen Gefahren] hel en kannst; ob ankh gleich jemand sim festen Vertrauen auf deinen mächtigen Beistand] ohne Sthiff in’s Meer sich gäbe richtiger: ohne die Kunst, ein Zchiff zäilfnkem an s Meer sich beg.åbe, wie z. B. oah t at . s. Doch [besser: Nun] weil du nicht willft, daß ledig [uud unbenutztj liege, tvas du [in fremden Län- dern und Meeren in reicher Fülle und Mannigfaltig- keit] durch deine Weisheit ges affen hast, geschieht es, daß die Menschen sum die reichen Produkte der Fremde den Gegenden zuzuführen, die sie entbehren] ihr Leben auch so llgeringeni Holz vertrauen, und [trotzdem durch deine a mächtige und väterliche Leitung und Hilfe] be- Falls; werdenllim f[zi;rbrechlichen] Schiff, damit sie dnrch ie eereswe en a ren. s. Denn auch vor Alters, da die hochmüthigen Riesen [die aus den widergöttlichen Ehen der Kinder Gottes und der Kinder der Menschen entsprossen waren l. Mos. 6, 1, durch das Weltgericht der Siindfluth] - umgebracht wurden, flohen die, an welchen Hoffnung blieb, dte Welt Izu erhalten und das Menschengeschlecht wieder] zu mehren [nämlich Noah und die Seinigen] in ein [solchen Fluthen gegenüber elendes, gebrechlichesJ Schiff, welches [aber] deine [allmächtige, schützende Hand regierete, und ließen also der Welt Samen hinter sich [so das; das Menschengeschlecht erhalten wurde]». 7. Denn solches [wenn auch noch so zerbrechlichg geringe] Holz ist [Gottes] Segens sundseines mächtigen chutzes] wohl werth, damit man recht handelt [durch welches gerechte, gottwohlgefällige Werke vollbracht werden, wie die Arche Noahs, durch welche die dem HErrn treuen Seelen und damit der wahre Glaube gerettet wurden, wie auch jedes andere Schiff, dessen Besitzer gerechte und gute Ziele zum Tliutzen der Ntichsten mit Gottvertrauen verfolgen] 8. Aber de»s Fluches werth ist das shölzerne Götzen- bild], so mit Hunden geschnitzt wird, [eben-] sowohl» als der, der es fchnitzeh dieser darum, das; ers macht, ienes darum, daß es Gott genannt wird fund dem Einen wahren Gotte, der allein unsterblich und unvergänglich ist, seine Ehre nimmt], so es doch ein vergänglich Ding ist seiner. 1, 23]. » » » » I. Denn Gott ist beidgn gleich feind, dem Gottlosen nnd seinem gottlofen Gefchafte [Ps. ·115, 8]; » · Tit. Un darum] wird [auch einstmals im Gericht Gottes] das erk sammt dem Meistekgeqnälet werden. II. Darum werden· auch die Gotzen der Heiden seinstmals mit StrafgerichtenJ heimgesucht; denn sie sind aus der Kreatur Gottes sdurch welche seine Ehre hätte verkundiget und gemehrt werden sollcn], zum Greucl und zum Aergerniß der Vlenschen Seelen [welche durch sie zum Abfall doni lebendigen Gott und zu allerlei Schanden und Lastern verleitet werden], und zum [Fall-] Strick sder die Seelen dem Tod überliefert] worden [Jer. lO, 15; 46, 25; Jes 2, 20; 30, 22; 31, 7]. 12. Denn Gdhemaufrichten ist die höchste Hnrerei [die Vollendung des Abfall-Z der Nienschenseele von dem Gott, der mit ihr in ewiger Liebe und Treue verbun- den sein tvill 5. Mos 31, 16; Jes l, 21; Des. 16, 15 ff; Hof. 1, 1Anm.]« und dieselben erdenken ist ein chadlich Exemgel in: Leben szerstört allen Ernst und Heili keit im ebenswandel]. 1 . Von [Ur-] Anfang sind sie nicht Ein der Welt] gewesen lsind vielmehr erst durch den Ab all von Gott entstanden] werden auch nicht ewig bleiben ssondern mit derdSkinde nnd dem Reich der Finsternisz zerstört Wes; en . 14. Sondern durch eitle Ehre der Menschen [die Gott nicht allein die Ehre geben, sondern sich elbst und das Geschöpf auf Gottes Thron setzen wo ten] find sie in die Welt kommen, und darum erdacht, daß die Menschen kurzen Lebens sind srichtigerz darum ward auch von Gott ihr baldiges Ende beschlossen]. Der Verfasser spricht hier die Hoffnung aus, daß Gott bald das Heidenthum richten werde, und es hat ihn diese aus dem Glauben an die Verheißung und Weissagung des A· T. geschöpfte Hoffnung nicht getäuscht; denn 200 Jahre nach ihm ist in der Menschwerdung Gottes thatsiichlich aller Götzendienft alle Anbetung des Geschöpfe gerichtet worden, wenngleich die Bestrafung desselben erst bei der zweiten Zu- kunft des Menfchenfohnes geschehen wird· · 15. [Veranlaszt worden ist aber der Götzenbildew dienst in alten Zeiten durch abgöttiche Liebe zu »an- deren Menschen.] Denn [z. »B.] ein ater, so er uber seinen Sohn, der ihm allzufruh dahin enonimen ward, Leid nnd Schmerzen tru , ließ er ein sisztig an den, so [nunme r] ein todter Mensch war, nun fnr seinen] Gott zu halten, und stiftete fnr die Seinen [die ihm untergehen und Gehorsam schuldig waren] einen Gedächtnifzd Gottesdienst nnd [Todten-] Opfer [und - este]- - Der Lacediimonier Diophanius erzählt davon folgendes Beispiel: Ein Egyptetz Syrophanem verfiel in namenlosen Schmerz über den Tod seines Sohnes. Endlich richtete sich seine fchmerzerfiillte Seele, wie ja die Angst stets einen Nothtroft sucht, ein Bild des Sohnes in einem Tempel auf. Zuletzt ward es ein Götterbild. Denn die ganze Familie gewöhnte sich in Nacheiferung ihres Herrn daran, dem Bilde bald Kränze zu winden, bald Blumen auf dasselbe zu legen, bald demselben Rauchopfer anzuzündem Ja sogar erwarben sich einige Sclavem die sich vergangen hatten und vor dem Zorn ihres Herrn zu dem Bilde flüchtetem Verzeihung. (Grimm.) Auch die Laren oder Hausgötter der Römer waren die oergötterten Seelen guter verstorbener Vorfahren. 16. Darnach mit der Zeit ward solche gottlose Weise EFaIniliensitteJ fnr ein Recht und ein StaatZgesetzJ ge- alten, daß man auch mußte die Schnitz-] Bilder von solchen Verstorbenen] ehren aus der Tyrannen [der an- desbeherrscherJ Gebot. 17. Desselbi en gleichen sdiejenigenk welche die Leute fnåmlich igre von ihnen über drei) aßen verehr- ten Könige] nicht konnten unter Augen ehren, darum, daß fte zu ferne wohneteu, ließen sie aus fernen Landen [wo der König wohnte] das »Angesicht [desselben] ab- malen, nnd machten »[so] ein lobliih [möglichst ähnlich] Bild des herrlichen Kbnigs: auf daß sie mit [allem Eifer und] Fleiß [diesem Bildeihre Huldigungen darbrächten und] heucheln fund schmeichelnJ mochten dem Abwesen- den, als dem Gegenwartigen. 18. So trieb auch der Künstler Ehrgeizigieit [nach welcher sie, um sich Ehre und Gunst bei dem Köni zu erwerben V. 19, alle ihre Kunstfertigkeit für das id aufwendeten, sogar] die unverständigen [die ar nicht wußten, wen das Bild vorstellensollte], zu stät en solchen Gottesdienst [die anfängliche Verehrung des Bilde-Z zu einer Anbetung durch Viele zu steigern] ild machety ugd l Wie der Götzenbilderdienst meistens entstanden ist, und zu welchen Sünden er führt. 21 » U. Denn [der Maler oder Bildhauer] welcher dem Fristen wollte wohl dienen csodaß er dessen Zuneigung nnd Gunst sich erwürbe], der machte das Bild mit kAufwendungj aller Kunst [und Anstrengung] aufs etnste csodaß es nicht nur ähnlich, sondern auch ein für Alle anziehendes Kunstwerk ward]. 20. Der Hause aber, der durch solch sein Gemächte sGemäldcz oder Marmorstandbildk gereizet ward, sing an den sur einen»Gott zu halten und anzubeten], wel- cher kurz zuvor sur einen Menschen geehret ward. 21. «Aus solchem sAnlaßj kam der Betrug sdes Gdtzendienstes] in die Welt. Wenn den Leuten swie den in V. 15 f. Bezeichnetenj etwas angelegen sein früh Verstorbener sehr am Herzen gelegen] war, oder [es] lvolltcn [Andere, wie die in V. l7 f. Genanntenj den Tyrannen loder LandeZherreUJ hosiren [den Hof machen stetem. 4, 30], gaben sie den Steinen nnd Holz solchen Namen, der doch denselbigen nicht gebuhrte csondern nur dem Einen wahren Gott zukommt] 22. Darnacb ließen sie sich nicht dran begnügen, dasi sie in Gottes Erkenntnis; irreteiiz sondern, ob sie leich in einem wusten wilden Wesen [in Haß, Neid, ord, Ungerechtigkeit, Unzuchh Ehebruch, welche aus] der Unweisheit [der Verleugnung der göttlichen Wahr- heit, nothwendig entspringen] lebten, nannten sie doch solchen Krieg und Uebel [solche Zerstörung alles haus- lichen und öffentlichen Lebens] Friede sGlück und Wohl- stand; denn sie fühlten nicht einmal das tiefe Elend, in welchem sie schmachtetens 23. Denn entweder sie wiirgen ihre Kinder zum» Opfer cwie die Molochsdiener in Phönizien Katz. 12, 5], oder pflegen Gottesdiensh der nicht zu sagen ist [ge- heime, ni»it allerlei Schanden verbundene Feste’«], oder alten wuthiåe lmit wilder Ausgelassenheit bei Gesang, ufik und anz im Haus nnd auf den Straßen ver- bundene] Fxesserei [w»ie z. V. zu Ehren des Dionysuss iliaclåzxungjewohnlicher [in abenteuerlicherj Weise [Röm. V) Da die heidnischen Religioiien in Naturvergötterung ihren Grund hatten, fo waren viele religiöse Feste, Institute und Mhfterien bei den Eghpterm Griechen und Morgenlcikk dern der Verehrung der Zeugungskrast der Natur geweiht, daher es an scandalösen Symbolen, Gebräuchen und Hand- lungen zur Veranschaulichung dieser Kraft, besonders der ge- schlechtlichen Vereinigung, nicht fehlte. Namentlich gilt dies vom Feste der Cybele, den Tesmophoriem Bachanaliety den samothrakischen und eleusinifcheti Mhsterien in ihrer Aus- artung (Grimm.) ·24. Und haben fiirder weder reinen Wandel noch sreineg Ehe, sondern einer erwurget den andern mit List, oder eleidiget ihn mit Ehebruch [wie dies zumal bei den Bachanalien vorkam]; 25. Und gehet bei ihnen kalten, die sich los-gesagt von der Quelle aller Heiligkeit] unter einander her lohne Umterschied jedes Laster im Schwanges Blut [-ver- gießen Mord sttberhaupth Diebstahl, Falschheit, Be- trug besser: Ruin des Lebens], Untreue, Pochen l= Miszhandlung besser: Störung aller Lebens- verbältnisse], Meiuetd, Unruhe fund Verfolgung] der Frommen, 26. Undanh der jungen Herzen Aergerniß lund Ver- führung dnrch allerJei frevelhaste Gedanken und Hand: ,lungen], stumme Sniiden swieSodomitereiund Knaben- schänderei], Blutschanden [genauer: Zerrüttung des ehelichen Lebens-J, Ehebruch, wilde] Unzucht [Rö·m. 11,« Gal. 5, 19 ff.; Z. Cur. 12, 2 ; l. Tim. , . . . » 27. Denn den sihcindlikhen Götzen dienen, ist alles Bose-i Anfang, Ursache und Ende coder Gipfelpunkts 28. Halten sie Feiertage sbessen Sind sie»srö - lichen Sinnes]- so thun sie, als wären sie wuthen ; weissagen sie lnämlich ihre »viele1»ji. Wahrsagen Zeichen: und Sterndeuters so ist's eitel Lugen Sie leben [über- haupt in allen Stücken] nicht recht [sondern» verletzen alle göttlichen und menschlichen Rechte], schworen [in-s- besonderes leichtferttg [und ohne jegliches Bedenken] falschen Gib. « 29. Denn weil sie [der Mehrzahl nach je länger je mehr selber] glauben an die leblosen Götzen [näm- lich, daß die Götzeiy die ihr Volk anbetet, leblose, ohn- mächtige Wesen seien, und so mit der Zeit völlige Gottesleugner werdens besorgen sie sich keines Schadens cdurch etwaige Strafen von ihren Göttern] wenn sie salsclilich schworeiu Mit der Zunahme des Verfalls der alten heidnischen Volksreligionen und mit dem Auskommen des Rationalismus uiid Unglaubens unter den Heiden (in Griechenland um 300 v. Ehrf- ging nach Aussage der Alten selbst das Wach- sen der Entsittlichung und besonders die Verachtung des Eides Hand tn Hand. 30. Doch wixd aller beider Recht sfür beides die gerechte Strafe] uber sie kommen; beide deß [sowohl die Strafe dafür] daß sie nicht recht von »Gott [und allem GöttlichenJ halten, weil sie aus die Gotien achteu cdenn bei lauterem Herz und Sinn vermochten sie den wahren Gott wohl aus seinen Werken zu erkennen Kap. 13, 1——5], iiud des; sals auch dafür], »daß sie unrecht nnd fälschlich schworen, und achten kein Heiliges [genauer: daß sie falsch schwören und verachten mit lerischem Sinn die Frömmigkeit] Der Verfasser will sagen, daß das nicht-reiht-don-Gott- Halten mit dem Falschschwörem sowie das Achten auf die Götzen mit der Verachtung wahrer Frömmigkeit bei ihnen in innigem Zusammenhang stehe; daß sie ferner, weil sie im Gewissen und in der Schöpfung noch immer eine Offenba- rung des wahren Gottes haben, wohl verantwortlich und strafbar seien für ihre theoretifchen und praktifchen Ver- irrungeix 31. Denn der Uugerechten szumal der Meineidigen] Bosheit nimmt ein Ende [d. i. die Strafe dafür kömmt sicherlich über sie]; nicht [fr»e1lich]» nach der·[Straf»-] Gewalt, die sie haben, wenn sie schworen srichtigerr die ihre Götzen haben, bei denen sie im Vertrauen auf die Ohnmacht derselben schwören], sondern nach der Strafe fdes allmächtigen und gerechten Gottes] die sie verdienen mit ihrem [f»rechen] Sundigen [bei dem auch ihnen 1noch das Gewissen Zengniß gegen den Frevel giebt ». Das 15. Kapitel. Beschreibung der gläubig-en. I. Aber du, unser Gott, bist [wi»e du selbst zu Mose gesagt hast 2. M. 34, s] freundlich, nnd treu, und geduldig, und regierest alles mit Barmherzigkeit. 2. Und wenn wir gleich sündigeiy sind [und bleiben] wir doch dein [denn unsere Uutreue hebt deine Treue nicht auf Röm. 3, 3 f.; du zitchtigest uns dann nach deiner Geduld und Barmherzigkeit] und [wir] kennen deine sstrafendej Macht. Weil wir denn solches wissen, ständigen wir nicht« denn wir sind sur» die Deinen ge- rechnet [besser: Weil wir denn wissen, daß wir sind für die Deinen gerechnet, von» denen du ein ZtnsträfZiches Leben forderst, wollen wir nicht sün- ig en · heucha Jveiin sie sich dereinst getäuscht 22 Weisheit 15, 3——-19. 16, 1——-—14. Z. Dich aber [mit demHerzen recht er-] kennen, ist eine vollkommene Gerechtigkeit denn folchen wird ihr Glaube als Gerechtigkeit zugere net, und sie haben in ihm die Quelle alles heiligen Lebens-J; und deine Macht fdie Sünde zu strafen] wissen fund sich darum vor jederSünde fürchtenL ist eine Wurzel des ewigen [feligen] Lebens [Joh. 17, 3]. »· 4. Denn uns verführen nicht fo der Meufchen böse Fuudlein fthörichxe Erfindungen] noch der Maler tin-· Fuge Arbeit, namlich ein bunt Bild mit mancherlei iar e, Z. Welches Gestalt [genauer: Anblick] die Un- verständigen ärgert sdaß sie in den schändlichen Götzen- dienst und endljch in das ewige Verderben fallenlz nnd die gerne Boses thun, haben auch ihre Lust an dein leblosen und todten Bilde [genauer: sodaß sie sich sogar dazu anreizen lassen, nach dem geist- losen Anblick des todten Bildes heftig zu verlangen und mit demselben Schande zu treiben, wie folches aus dem Alterthum öfters bezeugt wird]. «) Der Verfasser fcheint hier nur an die Zeit des Vol- kes Israel zu denken, die nach dem babylonifchen Exil folgte; denn von der gefammteu Gefchichte des Volkes verstanden, widerfprciche es dem Zeiigniß des ganzen alten Testainents «« is. Sie csolche Liebhaber des Bösen] sind auch solcher Frucht [wörtlich: Hoffnungen, d. »i. solcher nichtigen Gegenstände des Vertrauens, wie die todten GbtzenbildeA werth, beide, die sie macheiy begehren und ehren [es widerfährt ihnen also durchaus erdientes, finden, weil sie an der Sünde solches Gefalleii hatten]. 7. Und sbessert Auch K»ap. 13, 11 ff] ein Töpfer, der den weichen Thon mit Muhe [be»-] arbeitet kund zur Festigkeit bringt] macht allerlei Gefahr» zu unfermBrauch Daraus] Er macht aber aus einerlei Thon beide Ge- fäße, die zu reinen, und zugleich auch die zu unreinen Wer- ten dienen. Aber wozu en jegliches derfelbi en soll ge- braucht werden, das stehet bei dem Topfer der ebenso frei verfügt, aus welchem Stück Thon er daruach einen Gott machen will] s. Aber das ist eine elende Arbeit [ein ruchlos Ge- fchåft], wenn er [nun] aus demselbigen Thon einen nichtigen Gott macht, so er»selbst doch uicht lange zuver von Lrde gemacht ist, nnd uber ein Kleiues wieder dahin fährt, davon ei: genommen ist, wenn die Seele, so er gebraucht hat, von ihm genommen wird. Wie nahe läge es ihm gerade, der täglich mit Thon und Erde umgeht, fleißig an seinen Ursprung und feinen Tod zu denken, und es nicht aus thörichter Eitelkeit zu unter- nehmen, hiinmlifche Wesen aus Erde bilden zu wollen! 9. Aber seine Sorge stehet darauf, nicht, »daß» er arbeite [genauer:·Abe·r daran denkt er bei seiner schändlichen Arbeit nicht, daß erszbald sterben muß], noch da er so ein kurz Binfalligg »Lebcn hat; sondern sum] as; er um die ette ar eite mit den Goldfchmeden und Silberschmiedem und daß»er’s den Rothgießeru»[= Kupferfchmiedeid uachthnn moge;« nnd er halt es sur einen Ruhm, daß er falsche Arbeit [Bilder, die aussehen, als wären sie aus Gold, Silber oder Erz gegossen, aber nur aus Thon gebildet und mit Glasur und Farbe überzogen sind] macht. 10. Denn seines Herzens Gedanken find ffelbst be- reits] wie [todte] Asche [aller Sinn für Göttliches und Ewiges ist in ihm bereits erstorben], und seine Hoffnung [verschloffen für ein ewizes Leben· nach dem Tode und nur auf Jrdisches und ergängliches, auf Nichts ge- richtet, ist] geringer, denn fdie Thon-] Erde cmit der er ar eitet, denn sie ist doch zur Ausfiillung der Bedürf- nisse des Lebens niitze; aber seine Hoffnung wird, so- ba d sie sich bewähren soll, zu Scheinden], und sein Le- bcu [im Nichts fich»bewegend] verachtlicher denn Thon cder doch feine Bestimmung erfüllt]; 11. Weil er den nicht kennt, der ieu [selbst] gemacht [aus Erde geformt], und ihuidie See e, so iu ihm fdas Denken und Wollen] wirkt, eingegosseiy und den leben- digen Odem [die Leben erzeugende Seele] eiugeblaseu hat U. Mos Z, 7; Kap. 8, 20 Anm.]. » 12.· Sie cnänilich alle, der Verfertiger der Thon- götzenbilder und die große Masse seiner Gesiiinungs- genosseng halten auch das menschliche Leben fur einen Scheräszur steten Erheiterung daß man mit einander loses piel treibe und sich gegenseitig zum Besten habe], und menschlichen Wandel sur einen [gewinnbringenden] Jahrmarkt cwo die Menschen sich versammeln, um sich gegenseitig auszunutzen und möglichst zu itbervortheilen]; ge eu vor, man iuufse alleuthalben cwährend des anzen Grdenlelzens möglichst Viel] Gewiuust suchen, aus durch bose Stucie [wie die Verfertigung von Götzen, an die man selbst nicht glaubt, die aber Geld einbringen] 13. Diese wissen Nämlich] vor allen saubern, die ihre Bilder kaufen], daß cihre Götzen nichts sind und daß] sie farbigen, wenn sie solche lose EzerbrechIicheJ Diiåge und Bilder aus irdischen: Thon szur Anbetungl ma en. 14. Sie [die GötzenbildewVerfertiger und deren AUbeterJ sind aber [durch ihren Aberglauben und ihre Unwissenheit] thorichier und elenden denn ein Kind —" uamlich die Feinde [besser: da u find sie alle Feind e] deines [rechtgläubigen] olks, welches sie un- terdriicken —, 15. Dadurch] Daß sie Hauch] allerlei Gbheu der [iibrigen] Heiden sebeiiso gut sur Götter halten swie die ihrigen, und sie auch anderen, wenn sie können], welcher Augen swie Pf. 115, 4 ff. sagt] nicht sehen, noch ihre Nasen Luft holen, noch» die Ohren huren, noch die. Finger an ihren Hunden fahlen können, und ihre Fuße gar faul [unfahig] sind zu wandern. Its. Denn ein Mensch hat sie gemacht, und der den Odem von einem andern lgeliehen erhalten] hat, hat sie gebildet. 17. Ein Mensch aber kann ja uicht Etwas] machen, das ihm [selbft] gleich sei, und dennoch ein Gott sei. Denn weil er fder Verfertiger der Götzenbildeid sterb- lich ist, so macht er freilich einen [solchen, wie er selbst zum Theil schon ist und bald ganz werden wird, näm- lich einen] Todten mit seinen gottloseu Händen. Er ist ja falfo selbst noch] besser, denn das, dem er Gottesdienst thut; denn er lcbt doch, jene sGötzenbilded aber nim- mermehn IS. Da ii ehren sie sbesonders die E ypter] auch die allerfeia seligfteii [und fchäDlichftenJ Fihiere fwie Schlangen und Krokodile],»welche, so mau.sie gegen andre nuvernuuftige Thiere halt, find fie viel ärger [und richten viel grösser Unheil an, denn diese] 19. Denn sie sind auchj nicht leben] lieblich fan- zusehen], wie andere hiere, die eiu anzusehen find Sinn: Thciten sie’s, um an ihnen Woh gefallen zu nden, soweit dies möglich wäre im Verg eich mit an- dern Geschöpfen, dann könnte man’s i neu noch ver- eihen, daß» sie Thiere anbeten], und fsbe er: sondern ielf sind [vielmehrs] von Gott weder gelobet kais er uber ale seine Werke ein Woh efallen aus-sprach l. Mos- 1, 21.· 25], noch gesegnet »[a s er den übt; en Thieren nach ihrer Erschasfung seinen Segen erthei te l. Rief. I, YZRF loliellmehr traf die Schlange Gottes Fluch «- Der wahrhaft vernünftige Gottesdienst und der unvernünftige Götzendiensi. 23 Das 16. Kapitel. Von der Strafe, den Egypterm und Mohlthuieiu den Jsraeliten erzeigt. IV« V. 1 — Rats. 19, 21. Der Verfasser nimmt in diesem letzten Abschnitt die in Rast. 11, 16 abgestorbene Verglei- chung des ganz entgegengesetzten Schicksals des Volkes Gottes und der Eggpter zur Zeit des Auszngs der ersteren wieder auf und siihrt sie in 5 Punkten mit grosier Breite aus. Als ersten Vergleichungspunkt liespriclit er die den Egge- tern zur Strafe, dem Volke Israel zum Segen gesandten Thiere: V. 1—14; als zweiten die Naturerfclseinungem nämlich Regen, Hagel und Feuer, mit denen die Gggpter bestraft, und Manna, dem Schnee und Eise ähnlich, womit Israel gesegnet ward: V. 15—29; als dritten die dichte Finsternis, mit der die Gggpler für ihre Hoffnung, ihre geheimen Siinden an dem Volke Gottes sollten in Dunkel und Vergessenheit bleiben, bestraft wurden, und das Licht während dieser Knsternisd in den Wohnungen Jsraels, sowie die göttliche Feuersäule während des Zuges durch die Wüste, womit Israel liegnadigt wurde: Kap.17,1 —- 18, it; als vierten Vergleichungspunkt siihrt er die Tödtung der Erstgeliurt an, durch welche die Eggpter fiir die Ermor- dung der Kinder des Volks Gottes bestraft wurden, und die Erhaltung und Rettung Israels sammt ihren Kindern vor dem Wiirgengeh wogegen die Todesanfechtung, die Israel auf kurze Zeit in der wüste erlitt, nicht in Betracht kommen kann: Kaki. 18, 5—25; als fünften endlich den Durchzug durchs rothe Meer auf trockenem Wege, womit Israel eine durch Wunder verherrlichte Reise vollendete, und der schmiihliche Untergang der Gggpter in demselben Meer; Tlnhangsweise betrachtet er noch, wie die Eggpter durch Wasferthiere geplagt, die Jsraeliten dagegen durch Vögel, die ans dem Meer ausstiegen, gelalit wurden, und vergleicht dann die Gggpter mit den Bewohnern von Sodom; denn sie hätten an den Jsraeliten ehenfo schmählich das heilige Gastrecht verletzt, wie jene, und feien dafür gleicher- weise non Gott gerichtet worden: Kost. 19, 1—21. Auch in diesem Abschnitt ist die hl. Geschichte vielfach durch an- derweitige Ueliersieferungen aus-geschmückt. 1. Darum [weil sie diese abfcheulichen Thiere Kap- 15,»18 f. verehrten] wurden sie [die EgyPterJ mit der- selbigen gleichen» [Thieren] billig [auch·] gepla i, und wurden durch die Menge der bösen Wurmer [ chlan- gen u. s. w.] gemartert Z. Gegen welche Plage [d. i. anstatt derselben] lhatest du deinem Volke Gutes, nnd bereitetest ihm ein neu [wunderbar] Esseu, uamlich große, fette] Wach- teln zur Nahrung, uach welchen e lusieru waren [f»ür welche Lüsternheit sie freilich zunächst Von dir geziichtigt wurden 4. Mos. 11, 33 .; 2. M. 16, 13 ; [Solches, wie in V. 1 gesagt, thatest du aber den Eg ptern —- der Satz ist auf diese nicht mit Luther auf die inder Jsrael zu beziehen:] Auf daß die· -selben], so nach shlcher Speise frichtigerx nach Spec e über- haupt luftetn [hungrig] durch solche dargegebeue und zuges iclte Wachteln lrichtigerx durch den Abscheu vor den ihnen Gesandten, nämlich dem Un e- ziefer, wie den Fröschem die auch in die Häuser Dsken und Backtröge krochen] lerneten auch der na urli en Noihdurft abbrechen [auch den natiirlichen Hunger ver- gessenPJ die Andern aber [die Kinder sraelL so eine leiue Zeit [in der Wüste] Mangel lit en, fdurch die wunderbare Sendung der Wachteln] einer neuen [un- gewöhnlichen] Speise mit genossen. «) Luther hat sich durch das nur hier vorkommende Wort szöåzhsra (eigentlich: verhaßter Anblick, dann Absehen) ver- leiten lassen, auch den ersten Theil des Versen auf das Vol! Israel zu beziehen und ihn uach seiner Auslegung umschrei- bend zu übersehen, während ganz offenbar auch hier die gött- liche Absicht einerseits bei der egyptischen Ungezieferplagm andererseits bei der Wachtelbescheerung dargelegt werden soll. » 4. Denn es sollte also gehen, daß jenen, so ihr-an- nisch [gegen» Gottes» Volk]»handelten, solcheeMaxigel [Hunger] widerfuhre der nicht fdurch keinerlei Mittel gegen die Fröschefaufzuhalien wäre; diesen aber »allein ein Anzeichen geschahe, wie» ihre Feinde geplaget wurden. 5. Zwar »es kamen uber diese auch bose zornige Thiere· fnamlich giftige Schlangen], und wurden gebissen und [in großer Menge] verderbet durch die krummen Schlangen [um ihres Murrens willen gegen den HErrn und seinen Diener 4. Mos 21, 6 sf.]. h. Doch blieb der Zorn endlich fbis zum Ende und Untergang des Volks] nicht, sondern wurden da sie bald reuig zurückkehrten und um Schonung ehten] eine kleine Zeit erschreckt zur Warnuåilg Denn sie alten [in der auf Gottes Befehl von ose aufgeri teten ehernen Schlange] ein heilsam Zeichen lein Sinnbild, durch dessen Anblick sie gehsilt wurden] aus daß sie [von nun an immerdar? gedachten an das Gebot in dei- nem Gesesz lwie sie da se be durch ihr Murren schwer verletzt hätten und nur im Gehorsam gegen dasselbe Heil und Leben finden könnten] 7. Denn welche sich zn demselbigen Zeichen [im Glau- ben an die gnädige Verheißung und mächti e Hilfe des HErrn hin-] lehnen, die wurden gesund, ni t [auf eine äußerliche zauberische Weise] durch das, so sie au- schaneten, sondern durch dich, aller fderer Heiland die im Gehorsam und Glauben auf dich s auen 4. of. 21, 8 Anm.; Joh. 3, 14 .. Z. Und [auch]« da elbst mit [neben anderen That- sachen, wie durch die ettung im Schilfmeer] bewiesest klubcilnsern Feinden, das; du bist der Helfer aus alleni e e. I. Aber jene wurden durch Heuschreclen und Fliegen zu Tode gebissen lwas jedoch in Z. Mos 10 nicht er- zählt wird, sondern nur, daß durch dieselbigen alles vom Hagel übrig gebliebene Kraut und Getreide auf- gefressen worden sei, wasfreilich Hungersnoth und Tod im Gefolge haben mußte] und konnten keine Hilfe ihres Lebens finden; denn sie warens Werth, das; sie damit geplaFet wurden. » « I . Aber deinen Kindern konnten auch der [viel schrecklicheren und gefährliyclseren Thiere, der] gisti en Drachen [= Schlangen]» Zahne nicht schaden; denn de ne Barmherzigkeit war dasur [kam den sich zu dir Bekeh- renden zu Hilfe] und uiachte sie gesund. 11. Denn sie wurden darum also [mit Schmerzen durch Bisse] gestraft, und flugs wieder geheilt, auf daß sie lerneten an deine Worte foder Gebote eißigJ ge- denken, und nicht zu tief in’s Vergessen fderse benk fielen, sondern blieben unabgeweudet von deinen Wo lihateu [und theilhastig deiner Segnungen . 12. lEs mußte sie aber an ottes Wort und Ge- bot solche Rettung lebendig erinnern] Denn es hei- lete sie weder Kraut noch Pflaftey sondern dein Wort, HErry welches alles heilet II. Denn [nur] du hast» und übst durch dein tnäch- tiges Wort] Gewalt, beide n er »3eben und uber Tod; und du führest hinunter u der Hollen fzu des Todten- reicheZJ Pforten fbringeit einen Menschen dem Tode nahcg und fuhrest wie er faus solcher Gefahr] heraus [2. am. 2, B; Tod. 13, 2; H. Mvs. 32, 39 . 14.» Ein Mensch» aber lbesserx freilich], so er je- mand« todtet durch seine Bosheit, so kann er den ausge- sahrenen Geist nichl wiederbringen, noch die verschiedene Seele wieder holen. « 24 Weisheit is, 15-—29. 17, 1—18. 15. Aber Zum zu einer zweiten Vergleichung nun- mehr über uge en] uumoglich istss lfür den Sünder], deiner frä enden] Hand zu entfliehen. » · 16. Denn die Gottlosen [die EgypterL so dich nicht kennen wollten»[Kap. 12, N] sind durch deinen mach- ti en Arm gestcinpet [word»en ; da sie durch ungewohn- liiiye Regen, Hagel, Gewasser, denen sie nirht entgehen konnten, verfolge und durch’s Feuer sdas mit dem Ha: gål vZeFiIJbUnDen war] aufgefressen wurden [2. Mos. 9, -—· «) . 17. Und das vwar das Allerwnnderlichsiu daß das Feuer am meisten im Wasser brannte [2. Mos. 9, 24], welches doch alles ausloschet fFeuer und Hagel waren unter einander gemischt, und der Hagel besteht aus Wasser; aber um den Willen ihres Schöpfers zu voll- ziehen, schlossen beide Friede mit einander] Denn die kganzesl Welt [und ihre Kräfte] streitet lauf Gottes Be- ehl] fiir die Gerechten [wenn es gilt, dieselben zu er- lösen und Gottes Reich auszubauen] »· 18. Zuweilen that die Flamme lzwiichen dem Hagel] gemach gließ in ihrer Kraft etwas nach], daß sie Ia nicht ver rennete die Thiere, so unter die Gottlosen ge- schickt waren [Kap. 19, 21-««]; sondern daß sie selbst El» und deutlich] sehen» mußten, wie« sie durch Gottes erichte also zerplaget wurden. is) Eine iibertreibende Ausmalung des Wunders; nach g. Mos. s, is. 31 war das Ungeziefer lcingst gcinzlich hin- weg, ehe der Hagel mit dem Feuer über Egypten kam. 19. Zuweilen aberbrannie die Flamme [mitten] im Wasser [des HagelsJ uber fstärker als] die Macht des Feuers fgewöhnlich ist], auf daß es die Ungerechteu um- brachte [richtiger: auf daß die Erzeugnisse des gottlosen Landes zerstöret würden] 20. Dagegen [statt des Hagels und Feuers, womit die Nahrungsmittel deiner Feinde vernichtet wurden] nähretest du dein Volk mit Engelspeise smit Brod von himmlischer Beschaffenheit und wie für himmlische We- sen Pf. 78, 25; Kap. 19, 2l], nnd sandtest ihnen Brod fdas schon fertig zum Essen] zubereitet [war] vom Him- uiel ohne [daß sie] Arbeit fdadon gehabt hätten, und unaufhörlich] welches vermochte allerlei Lust zu geben xjede Art eines gewünschten Genusses und Wohlge- chmarks zu gewähren] und war einem jeglichen nach seinem [besonderen] Schmuck eben [d. i. demselben zu- sagend — wonach ein jeder sich gerade sehnte, es zu genießen, dessen Geschmack nahm das Manna wunder- arer Weise an]. 21. (Denn, so man ans hich harret, das macht dei- ncn Kindern offenbar, wie suße du seiest.) Denn ein jeglicher machte draus, was er wolltex nachdem ihm Lust ankam, so oder so zii schmecken [wem z. B. das Süße nicht zusagte, für den nahm es auch einen andern Ge- schmack an]· Richtiger lautet V. 21: Denn deine himmlische Speise [das honigsüße Manna] offenbarte zwar deinen Kindern deine eigene Süßigkeit [Milde und Freundlichkeit]. Aber indem es der Sehnsucht [dem Begehren] eines jeden, der es zu sich nahm, sich anbequemte, verwandelte es sich jedesmal in dasjenige, was einer gerade wollte. Diese, die heilige Geschichte ausschmückende und das Wun- der noch vergrößernde Meinung findet sich auch im Talmud und bei den Rabbinem mit der näheren Bestimmung, wer sich z. B. nach -Trauben gefehnt habe, fiir den habe es den Ge- schmack von Trauben angenommen, für einen Andern den der Feigen u. dgl. Nur den Geschmack der in it. Mos. 11, 5 genannten Nahrungsmittel habe es nicht angenommen. —- Jn V. 21 will der Verfasser nun weiter ausführen, was er bereits im V. 20 gesagt, daß zwar, wie e. Mos. berichtet, - das Manna allerdingshonigfiiß gewesen, daß aber dabei nicht ausgeschlossen sei, daß es für jeden, der es wünschte, den Geschmack einer anderen Speise angenommen habe. 22. Dort aber [bei dem Volke Gottes] blieb auch der Schnee nnd Schlossen [das, frisch gefallenem Schnee oder Gefrorenem ähnlich sehende Manna Z. Mos. 16, 14] im Feuer [wenn es nämlich gekocht oder gebacken wurde 2. Mos. 16, 23; 4. M. 11, 8], und zerschmet- zen nicht, auf daß sie [die Kinder Israel daran] inne wurden, wie seinerseits] das [Gerichts-] Feuer füber Egyptenki so auch fmitten im Hagel brannte [V. 17], und im egen blitzte, der einde Frnchte [ihre Nahrung] verderbete. 23. Dasselbige Feuer [andererseits, auf daß sich die Gerechten bekehreten frichtigerz au daß die Ge- rechten ernähret würden], mußte es seiner [ihm] eigen? Kraft falles Feste zum Schmelzen zu bringen ber e en. gGrammatisch hängt dieser Vers noch von dem »auf daß sie inne würden« V. 22 ab; es ist deßhalb am Schluß von V. 22 nur ein Komma zu denken, und »die strenge Form von V. 23 müßte lauten: und daß andrerfeits dasselbige Feuer — seiner eigenen Kraft vergessen mußte. Pl. Denn die [Kraft der] Kreatur, so dir als dem Schovfer fund HErrn derselben nnd deinem Gnaden- rathschluß] dienet, ist ffwie hier am Feuer sich zeigte, so überhaupt, bald] he tig zur Pius; nber die Unge- rechten, und thut [bald] gemach zur ohlthat über die, so dir trauen. 25. Darum ließ sie fnämlich die Naturkraft sich auch dazumal in allerlei lbald in Strafe, bald in egen ver-J wandeln «[j·e nachdem es zum Aufbau deines Reiches nothwendig war] und diente in der Gabe fdes Manna], welches alle nahten, nach eines jeglichen Willen, wie ers bedurfte [indem sie in dem llianna jeden, von den Cfsenden gewünschten Geschmack annahm]. 26. Auf daß deine Kinder Daraus] lerneten, die du, HErr, lieb hast, daß nicht die gewachsenen [richtiger: verschiedenen Gattungen der] Früchte [an sich selbst schon] den Menschen ernahren; sondern [daß] dein Wort [an welches sie glauben, und dein Wille, der die Gesetze der Natur zu seinen Seligkeitszwecken durch- brechen kann] erhält die, so an dich glauben [5. Mos. 8, Z; Matth 4, 4]. Der Verfasser spricht hier das Wesen und rechte Ver- stiindniß des Wunders überhaupt aus. Die Natur-Welt hat zwei Seiten: die eine, uns zugekehrth erscheint uns ewigen, unveränderlichen Naturgefetzen unterworfen, die andere, Gott zugewaudte dagegen steht unter den Gesetzen der göttlichen Freiheit und dient dem Reich— der Seligkeit. Beide Seiten sind von demselben Gott geschaffen und streiten nicht mit einander; vielmehr ift jedes Wunder; als ein Durchscheinen und Durchleuchteii der Gesetze der göttlichen Freiheit durch die Gesetze der Nothwendigkeit oorzustelletn Einst werden wir erkennen, daß beide Seiten der Natur nur dem Einen heiligen Zweck, das Reich Gottes« zur Vollendung zu führen und die Auserwählten selig zu machen, gedient haben. »27. fDas Wort und der Gnadenwille Gottes ists, der den Zweck und die Richtung der Naturkraft be- stimmt] Denn das [Manna], so vom Feuer nicht ver- zehret [und zerschmolzen] ward, das ward fkhlecht [-weg, alsbald Jef. 40, 4 Am. von einem geringen Glanz der Sonne warm, und zer chmolz; 2 Darum wurde den Kindern Israel auch e- boten, da elbe noch vor Sonnenunter ang zu samme n· solches Gebot war ihnen aber zuglei darum gegeben] Auf daß IfjedermannJ kund würde, daß man, ehe die Sonne an eher, dir danken solle, und vor dich reine, wenn dasgicht aufgehet [damit der Dank gegen dich. Der götzendienerischen EghpterPlagen verglichen mit der Kinder Jsrael Segnungen 25 allem übrigen Denken und Sinnen und allen Geschäften des Tages vorangehe]. 29. Denn eines Undankbaren Hoffnung sneuen Se- gen vom HErrn zu erlan en] wird wie ein Reif im Winter zer eben, »und wie en nnnutz Wasser sdas man wegschüttets verfließen Das 17. Kapitel. Uon der egyptisoheii Finsternis. 1. »[Denn] Groß und unsäglieh sschwer zu begreifen] sind deine [Straf-] Gerichte sauch über den Undank- baren Kaki. 16, 29], HErr sund nur selten kommt es bei einem Menschen auch zur rechten Furcht vor den- selben]; darum fehlen auch die thörichten sdon wahrer Gotteserkenntniß leeren] Leute swie z. V. die Egypten da sie sich gegen Gottes Volk Thaten erlaubten, die nothwendig deine Strafgerichte nach sich ziehen mußten] Z; Denn da sie melneten, das heilige Volk zu un- terdrncken [und in steter Gefangenschaft zu halten], wurden sie sgemäß der ewigen Ordnung Gottes Kap. 11, 17 gut Strafe dafür selbst], als die Ungerechtein der Fins erniß Gebniidene nnd der langen Nach Gefan- geuex nnd als die Flnchtigeu lagen sie unter den Dacheru verschlosseii vor der ewigen Weisheit srichtigerx und v«erschlossen, ohne einen Schritt vom P atze thun Ei; können, lagen sie 3 Tage lang unter ihren ächern, verbannt von der ewigen Vorse- hung 2· Mos 10, 23]. Z. Und da sie meincten, ihre sgeheimenj Sünden swie ihre nächtlichen Schandfeste] sollten verborgen, nnd unter einem blinden Deckel seinem dunkeln chleier] vergessen sein; wurden sie szur gerechten Vergeltung dafür] granfamlich zerstreuet srichtigeip völlig mit Finsternis; bedeckt], und sschrecklich geängstigt und] durch Gespeuste sallerlei Trugbilder ihres bösen GewisseUZJ erschreckt. · 4. Denn auch der Winkel« darin sie sdurch die insternisz festgebannt] waren, konnte sie nicht ohne urcht bewahren. Da war ssausendes] Getoue um sie her, das sie erschreckte, und scheiisliche Larven* erschieneiu davor sie sich entsehten wörtlich: scheuszliche Gestal- ten erschienen ihnen mit kläglichen»Gesich- tern, nämlich allerlei Gespenster, bbse Geister und Schatten aus der»Unterwelt, die mit ihrem fahlen Schein die Finsternis; noch schreckhafter machten]. J) Larve gebraucht Luther nur in der ursprünglichen, der lateinischen Sprache angehörigen Bedeutung, wo larva ein Gespenst, einen bösen Geist bedeutete. 5. Und das Feuer vermochte mit keiiier Macht sweiin es auch noch so groß gemacht wurde] ihnen zn»leuchten; noch die helleu Flammen der Sterne konnten die elende Nacht licht machen. » » s. Es erschien ihnen aber sstatt dessens wohl ein goie Finsterniß durchzuckendes, von] selbt brennend euer, voller Erschrecknis. Da erschraeteu sie svon Grund ihrer Seele] vor solchem Gespenst, das dort) nichts war [richtiger; dessen Aiisgangsort oder Heerd sie doch nicht sahen]; und dachten, es wäre noch ein Aergeres dahinten, denn das sie sahen. . Das Gaukelwerk der schwarzen sZauber-] Kunst sdas sie sonst so fleißig getrieben] lag» [nun auch· dar: nieder snnd war«unfähig, die» gespenstischen rscheinun- gen Zu bannen»]·, und das» Rahmen» von. ihrer hohen] uns snnd Wissenschaft in allerlei geheimen räften und Mitteln] ward [hier, wo sie sich hätte bewähren sollen] znin Spott. 8. Denn die sich sfrüherj uiiterwandetn die Furcht und Schreckniß von den kranken Seelen zu treiben, wur- den sjetztJ selbst saus Furcht] krank, daß man auch ihrer Furcht sbottete sweil sie sich die Dinge größer und schreckhafter dorsteslseiu denn sie waren V. 6; 2. Mos 7- · ; 9. Und wen e schon keines solcher Schreclnifse hatte erschreiit so hätten sie doch mögen vor Furcht ver- gehen, da die stunden] Thiere ssie aus ihren Winkeln, in die sie die Finsternis; bannte, hervorscheuchten und] unter sie fuhren, und die S la ch ugen mit Haufen fo- ischet»eii, daß sie auch in die Luft, welcher sie doch nicht sentsliehen und] entbehren konnten, nicht erne sahen. »10. Denn aß einer so verzagt»isgt, das macht seine eigene Bosheit, die ihn til-erzeugt [die ihm im Herzen bezeugt, wie strafwürdig er ist] und verdammt; » 11. Und ein erschrocken Gewissen versiehet sich immer- dar des Aergsten sund stellt sich die vorhandene Noth und Gefahr viel größer vor, denn sie ist]. 12. Denn Furcht kommt sallewege] daher, daß einer sich nicht tranet zu verantworten, noch keine Hilfe weiß. 13. Wo aber weni Trost [oder Hoffnung, ilfss mittel gegen die Not zu finden] im Herzen it, da macht dasselbige Verzagen bringet, denn die Plage selbst. Genauer lauten V. 12 u. ·13: Denn Furcht kommt sallewege] daher, daß einer daran bezweifeln daß es Hilfsmittel sgegen die vor- handene esahr] gebe, welche vernünftige Ueberle- gung eingiebt [denn es verschwindet die urcht, so- bald man tiber den Grund und das esen des Uebels klar ist und die nöthigen. Mittel aufgefunden hat, um es zu beseitigen oder leichter zu ertragen]. »— Da stellt sich· solche Trost: und Hoffnungslosigkeit ihre Unwissenheit [wie zu helfen sei] weit größer vor, als die» Ursache, welche das Uebel hervorgebracht hat, selber ist. 14. D»ie aber» so zugleich dieselbi e Nacht schliefen —·—welcheeinegreuliche, und eine rechte·sgenaner: welche eine in Wahrheit iknerträ liche]»Nacht, nnd aus der greulichen sunerträglich finstern] Holle Winkel» koni- inen war —, 15. Wurden etliche durch» grausame s Mauer: wun- dersame] Gespenste umgetriebeu sausge chreckt und ge- ängstigt],» etliche aber fielen dahin skauien vor Furcht so von Sinnen] daß sie sich des Lebens erwegtetsi sund glaubten sterben zu müssen] Denn es kam über sie eine vlotzliche und unversehene Furcht, · 16. Daß gleich, wo einer seben] war, der drin sin seiner Beschästigung von der hereinbrechenden 2 inster- mßJ ergriffen ward, der war gleich wie im Ker er ver- sihlossen ohn Eisen soder Ketten] verwahret ssodaß er sich nicht von »der Stelle bewegen konnte], ». Er ware »ein Ackermaiiiy oder Hirte, oder ein Arbeiter iu der Wuste sin fernen einsamen Gegenden, um Holz zu fällen, Gräben Fu ziehen u. dgl.];»» sondern er mußte, alssvon der plotz ichen FiUsternißJ ubereilet, solche iiumeidliche Noth tragen. V) Das Wort erwägen (richtiger: »wegen, daher auch noch: oerwegen) kommt in der Bedeutung: ,,bedenken, über- legen« bei Luther noch gar nicht vor; desto häufiger als Re- flexivx sich »wegen, und zwar in 2 Vedentungenx l) sich: eines Dinges unterwinden, etwas kühn unternehmen »(in Luthers sonstigen Schriften, aber nicht in der deutschen Bibel); 2) sich einer Sache begeben, daraus verzichten, sie preisgebens (so hier, 2. Tor. I, s; Stücke in Esth 7, 6). 18. Denn sie waren alle zugleich mit einerlei Ketten der Finfterniß gefangen. 26 Weisheit 17, 19"«—21. 18, 1—-25. 19, 1-—13. 19. Wo etwa ein Wind hauchte, oder die Vögel suße sangen unter den dicken Zweigen, oder das Wasser mit vollem Lauf ransehete, oder die Steine mit starkem Pol: tern fielen, oder die springeuden Thiere, die sie nicht sehen konnten, liefen, oder die grausamen wilden Thiere henleten, oder der Wiederhall aus den hohlen Bergen schalletez so» erschrerlte es sie, nnd machte sie verzagt. 20. Die ganze Welt hatte ein helles Licht, und ging in unverhiuderten Geschaffen; 21. Allein nber diesen stund eine tiefe Nacht, welche war ein Bild der Finsternis» die [fpäter nach ihrem Tode in der Hölle] nber sie kommen sollte; aber sie waren ihnen selbst schwerer, denn die Finsternisn Das is. Kapitel. Vom Auszug der Kinder Israel aus Egyptew 1. Aber deine Heiligen hatten ein groß Licht wäh- rend solcher Finsternis; in ihren Wohnungen» im ande Gosen 2. Mos. 10, 23], nnd die Feinde horeten ihre Stimme [des Lobes und Preises Gottes] wohl, aber sahen ihre Gestalt nicht. · Z. Und lobeten fpriefenå es [wenn auch mit un- willigem Herzen, als ein links, daß sie nicht der- gleichen litten, und dankten, daß de, so von ihnen zuvor eleidiget waren, sich nicht fjetzt unter dem Schutze der Finfterniß und der allgemeinen Verwirrung] an ihnen räkheten, nnd wiiuschten, daß sie ja ferne von ihnen blieben [besser: und fleheten sie um Verzeihung an wegen der früheren eindschaft]. » Z. Dagegen gabet du desen eine feurige Saale, die i nen den unbekannten Weg weisen; nnd» ließest sie die onne nicht versehreu auf der [durch deinen wun- h derbaren Schuh] herrlichen Reife [2. Mos. 13, 21 f.]- 4. Denn jene warens auch werth, daß sie lzur e- rechten Vergeltung von Gott Kap. 11, 17] des Liklts beraubt und in Finsternis, als im Kerker, gefangen«- gen, so»deine Kinder gefangen hielten, durch welche das nnvgrgangliche Licht des Gesetzes der Welt gegeben follte wer en. H. Und [um hiermit zum vierten Vergleichungs- punkt überzugehen] als sie gedachten der Heiligen Kin- der zn tödten —- eines aber derselbigen [Mofes], so weg: geworfen [im Wasser ausgesetzt] und ihnen zur Stra e erhalten ward — [2. M. l, 16; 2, 3]; nahmeft du ihnen fihre erstgebornen] Kinder mit Haufen weg, iiud verderbeteft sie [selbft allefammt mit ihrem König, der den Kindermord befohlen] auf einmal im machtigen Wasser? fdes Schilfmeeres ur gerechten Vergeltung iir Ziestcidestgeåcåhiq die sie Molen im Wasser bereitet hatten is. Zwar diefelbige Nacht fin welcherjenen die Erstgeburt getödtet ward] war unseren Bätern [von Gott durch MOsenJ zuvor kund worden [2. M. 11,»4 ff.; 12, 21 ff.], auf das; sie [durch die Erfahrung, wie der HErr das den Seinen zuvor Verktlndigte auch» halte] ewiß waren und sich freueten der Berheißnng ldie ihren Vätern gegeben war und noch erfiillt werden sollte], daran sie laubten. » 7. Un dein Volk wartete also fim Glauben] auf das Heil der Gerechten [die Erfüllun der Verheißung an feine Väter] und auf das Berder en der Feinde. 8. Denn eben [durch dieselbige Veranstaltung] da FmitJ du die Widerwärti en plagtesd machtesddn uns, o du [von der Knechtfchalt der Egypter befreiteft und als dein Eigenthum und Erbe, über welches hinfort du allein verfügen wollteft] zu dir fordertesy herrlich. 9. Und als die heiligen Kinder der Frommen [besser: Kinder des Heiles, das ihnen verheißen und zu- edacht war] dir fdas von dir selbst zum Zeichen un- serer Berufung zu dir angeordnete PassaIammJ opfer- ten im Verborgenen fihxer Wohnungen], und handelten das göttliche Gesetz eiutrachtigx nahmen sie es an Wege» da nahmen sie einträchtig als heiliges e- seh, nach welchem sich von nun an alle richten sollten, an], als die Heiligen fdenen allen Gottes Verheißung und Bund gelte], beide, Gutes und Böses [von nun an auf der gefåhrlichen Wanderung] mit einander zu leiden [und zu theilen]; und die Vater saiågen vorher [vor der PassamahlzeitJ den Lobgesang [2. hr. so, 21 und fuhren während der Mahlzeit damit fort]. 10. Dagegen aber erfchallete [in derfelbigen Nachg der Feinde» gar uugleich [Angst-] Geschrei, nnd tlägli Weinen horete man hin und wieder nber lihre ermorde- ten erftgeb—orenen] Kinder. » 11. Denn esging gleiche Rache, beide, nber Herr und Knecht, und der Konig mußte eben, das der gemeine Mann, leiden [2. Mos. 11, 5; 12, 30]. 12. Und sie hatten alle auf einem Haufen unzählige Todte, einerlei Todes lnämlich durch Gottes Racheenge] gestorben, daß der Lebendigu nicht genug waren, sie zu egrabem denn in einer tuude war dahin, was ihre ZeHsteJ Geburt war snämlich die Erftgeborenen und I« et! . 13. Und da sie uvor nichts [von alle dem, das der HErr ihnen that] glauben wollten fdaß es wirklich Thaten des wahren Gottes seien]z, durch ihre Zauberei· verhindert 2. Mos. 7, 11 ff.; 2·» ff.; 8, 3]; mußten sie, da die rstgeburten alle erwiirget wurden, [durch ihre Erlaubniß des Aus ugs thatsächlich] bekennen, gaßs diles rBolk Gottes Kinder wären [2. M. 4, 22; o . , . 14. Denn da alles stille war und ruhete, und eben recht Mitternacht war; » 15. Fuhr dein allmachtiges Wort herab vom Him- mel aus koniglicheui Thron, als ein heftiger Kriegs- mann, mitten in das Land, so verderbet -werden so te [Hos. S, 5;» Bis. 147, 15]; Its. Naml ch das soharfesSchwert, das dein ernstlich Gebot brachte, stund und machte es allenthalben voller Todten, und wiewohl es anf Erden stund, riihrete es doch bis in Himmel [so groß und furchtbar war seine göttliche Vernichtungsmacht I. Chr. 22, ·16]. »17. Da ersrhrecite sie plötzlich das »Gesirht greulicher Traume, und unversehens kam Furcht nber sie, 18. Und lag ·[genauer: stürzte] einer hie [-hin], der andere da [-hin], halb todt [mit solchen Geberden und Worten] daß man wohl an ihnen sehen konnte, aus was Ur achen er so stnrbe. 19. Denn die Träume, so sie [vorher] ersehreclet hatten, eigteirs [ih»nen] an, ans daß sie nicht verdiirben unwissen , warum sie so ubel gehlaget wären. 20. Es traf aber dazumal [bald nachber, bei und nach der Empörung der Rotte Korah 4. Mos. 16 41 ff] auch die Gerechte:- kdas von Gott beguadigtexiåoikj des Todes Anfechtung [darin ste erfuhren, wie es sei, wenn eine große Zahl Volks enossen von einem plötz- lichen und widernatürljcheri ode dahingerafft wird] und geschah in der Wuste ein Riß [ein Strasgerichtj unäetrlder Menge; aber der Zorn fGottesj währete n ange. 21. Denn-eilend kam »der uusträsliche [an der gott- losen Gmpörung UUschuldIJ Mann [Aaron], de»r sur sie stritt, nnd fuhrete die asfen seines Amte, namtirh das Gebet, und Berfohunng mit dem Räuchwert [4.Mof. 16, 46 f.], und widerstand dem Zorn [Gottes], und schaslfte dem Jammer ein Ende; damit beweiseie er [that- fäch ich], daß»er dein [erkorener] Diener were. 22. Er uberwand aber das schreckliche Wesen Zaum- lich den Ausstand und den darüber ausgebro enen orn Gottes] nicht mit leiblicher Macht, noch mit asseuiraft; oudern mit dem Wort lseines glaubens- starken Gebetes] warf er unter sich den Plagen [den Racheengel,» der das Gericht ausführen] da er dem HErrIiJ erzahlte [im»Gebetvorhielt] den Eid und und, den Vatern [Abraha»m, Jfaak und Jakob] verbeißen. 23. Denn da ietzt die Todten mit Haufen uber einander fielen [4. Mos 16, 49], stund er im Mittel lzwischen den noch Lebenden und chon Todten 4. M. 16, 48], und fteuerte dem Zorn [ ottes], und wehrete gheizienlåviiegiiein RacheeiigelJ den Weg zu den lnoch übrigen] 24. [So Großes richtete das hohepriesterliche Amt in Aaron aus, das in dessen Kleidungversinnbildlicht war. Denn in [besser: auf] feinem lau en lbis auf die üße reichenden hohepriesterlichen Ieib-] Rocke [2. of. 28, 4] war der ganze Schmucl [richtiger: die anze Welt-i— abgebildet], und der [12 Erz-J Vater Ehre ihre Namen, durch die jedermann an ihre Ehre und uhm erinnert ward] in die vier Riegen der [Edel-] Steine Edes Bru tfchildleiiisj gegraben, iind deine err- lichkeit in den orten: Heiligkeit des HErrn 2. of. ZT Bis] an »dem Hut [dem Stirnblatt der Binde] seines aup s. 25. Solchen Stücken sin denen fich die Heiligkeit des hohepriesterlichen Amtes darstelltej mußte der Ver: derber weicheu, und solche mußte er fürchten; denn es war daran euu , daß allein eine Verfuchuug des Zorns daß eine rfa ung von den Schrecken des Zornes ottes von dem Volke gemacht worden] walte. V) Eine spätere, auch von den Schriftstellern Philo und Josephus behauptete Vorstellung, die aber in den 5 Büchern Mosis nicht begründet ist. Der Verfasser scheint die Vor- stellung gehabt zu haben daß der Wiirgengel beim Anblick des Bildes der Welt, des Jiibegriffe und der Fülle des na- türlichen Lebens, dessen Fortbestand Gott will, und bei der Vergegenwärtigung der Majestät Gottes, des HErrn über Leben und Tod, in dem Stirnblatte, und durch Erinnerung an die Namen der zwölf Patriarchem mit denen Gott den eidlich versiegelten Bund geschlossen, mit seiner Todesmacht zuriickgewichen und vertrieben worden sei. Es find aber wohl damit verwandte Gedanken, die den Inhalt der Fürbitte Aarons als Hohenpriesters ausgeniacht haben mögen. Das 19. Kapitel. lfom Untergang der Zeitlohn, und Erlösung der Frommen. l. Aber sum einen fünften und letzteii Verglei- chungspunkt zwischen dem Schicksal der »Egypter und Jsraeliten aus uführenj die Gottloseu iiberfiel sund verfol te] der orn [Gottes] ohne Barmherzi lett bis zum ude [bis zu ihrem Untergang im Meeres. » Z. Denn er wußte zuvor wohl, was fie tun tig thiin wurden, uamlich [statt in sich u ·ehen und von ihrem Trotz zu lassen, vielmehr] da ei uen geboten [erlaubt] hatten, wegznzieheu, un da u fie mit Fleiß lassen gelei- ten, daß sie es gereuen wnr e, und ihnen nachjagen. Z. Denn da sie noch Leide trugen, und bei den Todteugraberu [den Gräbern ihrer ErstgebDreneUJ klass- teu, fie en fie. auf ein ander thorlich Vornehmen, daß e verfolgen wollten, als die Flnchtigew welche fie doch mit Flehen hatten ausgeftoßen Schließlicher Untergang der GottlofenundägEsiYungäfder Frommensz 27 4. Aber es mußte also gehen, daß f=- damit »He zu folchem [schrecklichen] Ende kamen, wie fie ver ieut hatten, und mußten vergessen, was ihnen widerfa rey war, auf daß sie vollends die Strafe sdas volle aß der durch thue Sünden gegen Gott und sein Volk ver- dienten· Strafen] uberkämem die»noch dahinteu sder Größe ihrer Schuld noch nicht völlig entsprechend] »war, Z. Und dein Voll eine wunderliche Reise er»fuhre, jene aber eine neue [unerhdrte] Weise des Todes fanden. it. Denn die ganze Kreatur, so »[ja sonst] ihre eig ne Art fihre festen Gesetze] hatte, verauderte sich wiederu sbon Neuem] nach deinem lganz besondern] Gebot, dem fie dienet [und auch hier beim Durchzug des Volks durchs Meer diente], auf daß deine Knder unversehrt bewahret wurden. 7. Da war die Wolke, und beschattete das Lager fden Heereszug] ; da zuvor Wasser stund, sahe man trocken Land hervorkommen, da ward ans dem rothen Meere ein Weg ohneHinderniß [genauer: der bis dahin npch von niemand betreten war], und aus den mach- tigen Fluthen ein graues Feld; s. Dnrch welches ging alles Volk, so unter deiner fgzizud bescliirniet ward, de solche wunderliche Wunder a en, 9. Und gingen [so wohl verforgtJ wie die Rosfe au der Weide, nnd lockten s= hüpften, ursprünglich: leck- ten, s. Jes 35, 6 Anm.] wie die Lämmer [Pj.114,6; Mal. 3, 20], und lovten dich, HEriy der sie erlofet hatte [2. Mos. 15, 1——19]. 10. Denn sie xedachten uoch daran, wie es sihnen] ergan en war [in gyVtenJ im Elende* [in der Fremde und erbannungL wie die Erde, anstatt der gebotnen [statt der Erzeugung der gewöhnlichen] Thiere Fliegen Hervor] brachte, nnd das Wasser, anstatt der Fische, rosche die Menge gab. V) Elend hieß im Althochdeutschen eli1endi, dann eitel-Sude, zusammengezogen eilends; erst im Neuhoch- deutschen Elend. Die Urbedeutung dieses schönen, vom deut- schen Heimweh eingegebeuen Worts ist das Wohnen im Ane- land, in der Fremde; daher z. B. »das Elend bauen, ins Elend fahren, wandern, verstoßen werden«. Diese Grund- bedeutung hat das Wort auch hier noch, ebenso in 2. Pius. Z, 17. Da nun Fremde und Verbrennung wehe thun, nahm ,,Elend« nach und nach den Begriff von mjseria an, und die ursprüngliche Bedeutung trat vor dieser endlich ganz zurück, wie man denn z. B. in den Ausdriicken ,,Brod des Elends effen«"(1.Mof. tu, U; H. M. is, s) an die- selbige gar nicht mehr denkt. Wie mit dein Hauptwert Elend, so verhält es sich auch mit dem Eigenschaftswortx elend. (Grimm.) 11». Hernach aber sahen fie saußer den bisherigen Erweisungen Wunderbarer Zeitung und Fürsorge Gottes] auch eine neue Art der Vogel, da fie lufteru wurden, und um niedliche [leckerhafte] Speise [d. i. um FIeifchJ baten soder vielmehr nach 4. Mos U, 4; 13, 21 stür- misch fordernd gegen Mosen muri-ten] Denues tanieu ihzieu Wachtelu vom· Meer gKixpRällyz Esnihre Lust zu bußeu [d. i. zu befriedigen, g . . , . 13. Auch kam sum endlich noch die Egypter mit den Bewohnern von Sodom zu vergleichen] die Strafe sdes Untergang-es im SchilsMeerJ uber die Sunder [die EgypterJ durch [genauer: nicht ohne vorhergeschickte Wunder-J Zeichen, so mit machttgen Blitzen efchaheu aus denen sie das nunmehr über sie herein rechende odesgericht ahnen konnten If. 77, 18 ff. Anm.]; denn es war recht, daß fie sol es litten um ihrer [be- wiefeneii un ewDhnIichenJ Bosheit willeu, weil sie hatten die sKinder ,-srael,»die doch als] Gäste [bei ihnen ein- gekehrt waren, so] ubel gehalten [wie es kaum ander- 28 Weisheit 19, 14—21 —- Schlußbemerkungen wärts in dieser Weise vorgekommen]. Etliche [wie die Bürger von Sodom], wenn die [d. i. solche] kamen, so [am Orte unbekannt waren iind] nirgend hin wußten caber den Bewohnern der Stadt auch keinerlei Wohl- thaten erwiesen hattengje nahmen sie dieselbigen [wie z. B. jene 3 Engel I. of. 191 nicht aus; etliche aber [w»ie die Eghpterj zwangen die [bei ihnen einkehrenden] Gaste fiiämlich die Kinder Jsraelh so ihnen [doch in is; sfltzerson Josephs viel] Gutes gethan hatten, zum ie n . 14. —- Und das nicht allein [ist ihre Verschuldung daß sie ihre Wohlthäter zum Dienst zwangen]; son- dern es wird auch noch ein ander Einsehen besser: welche Strafe muß schon darum nber se kom- men, daß sie [überhaupt] die Fremden deren Gastrecht doch allen Völkern heilig ist] so unfreundlich hielten [gingen doch die· Bewohner von Sodom darüber zu Grunde] -"— 15. Etliche aber plagten ][richtiger: Sie, die Egyp- ter, plagten aber sogar die, so sie [anfänglich] mit Freuden [und Ehrenbezeugungen bei sich] hatten angenommen [1. Mos. 47] nnd Stadtrecht süberhaupt gleiche Rechte wie die Eingeborenen] mit genießen lassen, mit großen Schmerzen. 16. Sie wurden aber auch mit Blindheit geschlageiy -— gleichwie seUesSodomiterJ vor der Thur des Gerechten sdes Lot] —, mit so dicker Finsternis [wurden diese, wie wir in 1. Rief. 19, 11 lesen] i»i»bersalleii, das; ein jeglicher suchte den Gang zu seiner That. 17. [Wunderbar verwendete Gott damals zur Er: ldsung seines Volks die Kräfte der Natur:] Die Ele- mente iugcn durch einander [und vertauschten ihre Eigenschaften und Wirkungen mit einander], wie die fTöiie der] Saiten auf »dem Psalter·[1. Sam. 16, 16 Anna] diirch einander klingen [und ihre Tonart wech- seln, je iiachdem sie schwach oder stark, hoch oder tief, rasch oder langsam sind] und doch zusammen lauten [und im Wesen dieselbigen Töne bleiben] wie man solches lsolchen wunderlichen Wechsel in den Wirkungen der Elemente] an der That Iaus der Betrachtung der oben schon beschriebenen Ereignisse] wohl siehet. 18». Denn was» [vo»n Thieren sonst] auf dem Lande zu sein pflegt [wie die Heerden der Kinder Jsrael], das war im Wasser sals fie durch das trocken ele te rothe· Meer hindurchzogen]; und was flsonstj im aller? zu sein pflegt [wie FrbscheY ging an dem Lande Hals dieselben zur Plage uber Lgypten geschickt wurden. »· 19. Das Feuer [das sonst ein Feind des Wassers ist], war» [dort bei der Plage Eghptens machtig [bren- yend mitten] im Wasser [des agels ap. 16, 15 ss.], nber seine fihm sonst eigene renn-f] Kraft, und das Wasser [des Hagel-Z] vergaß seine Kra i» zu loschen sdenn Blitze und Feuerklumpen leuchteten mitten ini Hagel] 20. Wiederum die Flammen verzehrtennicht [wie es sonst gewöhnlichnstj das Fleisch der· sierblichen Peicht zu versehrenden] Thiere, so drunter [mitten in den elden umher-J gin en» [Kap.·16, 18], »und zers nielzten nicht e geo oer eaen ar a. , .’, e dåe unkstgtli de shimzngfchejwSgeisKze BdaFS Fxnåcåjweäiiii doch, wie ein Eis, [durch die SonnenhiYeJ leichtlich zerichinolz « 21. HErr, du hast [in solcher und ähnlicher Weiseg dein Volk allenthalben herrlich gemacht nnd geehret, un ast sie» nicht peraihteh sondern allezeit und an allen rteii ihnen beigestanden. Dieser Vers trägt offenbar den Charakter dee Absehlnsset des Ganzen an sich; denn der Verfasser faßt hier alles Vor- hergehende, mit Anwendung auf alle Zeiten der Geschichte feines Volks, in dem Satze zusammen, daß Gott sein Vol! überall nnd immerdar verherrlicht habe, und giebt damit zu verstehen, daß weitere geschichtliche Betrachtungen nur zu demselben Ergebniß führen würden. Er konnte seinen Zweck bei dem Buche, durch Erinnerung an Jsraele segensvolle Vergangenheit und durch die Aussicht auf seine herrliche Zu- kunft die ihrem Gott treu gebliebenen egyptischen Juden über die leidensvolle Gegenwart zu trösten und dadurch in ihrem Glauben zu stärken, die bereits Schwankenden in dem Glau- s den aber neu zu befestigen und dem weiteren Umsichgreifen des Zweifeln und Abfalls vom Glauben der Väter« zu steureiy E als erreicht ansehen: s. Kap. I, 16 Arm. (Grimm.) »Schlugbemerlinngen zum Buche der Weisheit. Da das Buch selbst keinerlei Nachricht über seineaBerfasser und die Zeit seiner Entstehun wird die Untersuchung hierüber stets eine Zweifelhafte bleiben- Nur so viel steht fest, daß der iebt, so ersass er in Egypteii gelebt habe, denn dort in Alexandrien wurde die Religionsphilosophie eigens gepflegt, zu der auch unser Buch neigt; ferner, daß derselbe vor dem jüdischen Philo ophen Philo gelebt habe, weil die von der göttlichen Ofsenbarun abweichenden Lehren des· Buchs (z. B. die von der Existenz der Seelen vor der Geburt; zwar den Lehren Phi o’s verwandt sind, aber die Bekanntschaft mit denselben keineswegs voraussehen; endli daß der Berfasser (Aristobulus s? der laubigen die «»eit um’s vgl. 1.Macc. 1, II. Anm.) in einer Zeit des Ha Ouden in Egypten ge ebt habe; dies führt auf die Zeit des Königs Ptolemäus Phhseon und F. 140 v. Chr. (Dan. 11, 5 Anm.). Was wir nämlich in der Anmer aus dein von Luther nicht mit übersetzten 3. Maccabäerbuch von Pt Philopators fes und der Verfolgung . u 1.Macc. 1, 11 (S.8b) ersuchen, die egyptischen Juden zum Dienst seines Familiengottes Bacchus zu zwingen, erzählt haben, dürfte nach Josephus (c. Apz Z, b) in der That erst in den Anfang der Re» ierung des Ptz Physcon fallen. » hauptet worden, der Verfasser sei ein Christ gewesen, wenigstens sei es von einen besonders den Zweck hat, die Da das und ergänzt worden. Buch ganz Dage en ist von anderer Seite be- ristlichen Uebersetzer erweitert Juden, welche in Gefahr waren vom Glauben abzufallem zurückzuführen, und· mit Aufwand einer hohen und edlen, auch durch die griechische Philo- sophie geförderten Bildung geschrieben ist, so ist dasselbe gerade für unsere Zeit und die Gebildeten, die in Gefahr tehen, am Glauben Schiffbruch zu leiden, von einer gewissen apologetischen Bedeutung. Abgesehen aber von dem Sauerteig alexandrinischer Asterweisheih die dem Werke beigemischt ist, gereicht ihm auch der ungeisv e liche Judaismus um Nachthei·, weder zu einer re ten Erkenntnis; der Sünde, noch d Jsraels Vorz" e ·m Jnt r sse fl ischlicher U er V uzkiimlBedürsenieß naceh einem Erlöser im Sinne der heil. Schrift erhebung ausbeutete und es bringt, weshalb zur Seligkeit mehr gehört, als hier geboten wird· xinhang 11. Das Buch Jesus Hirn-h. Das uns in griechischer Sprache vorliegende Werk ward ursprünglich hebräisch verfaßt und zählte unstreitig u den bedeutsamsten Erzeugnissen des untergehenden althebräischen Schriftthums. Jndem darin ein ächter Zsraelit das niederlegte«, was sich ihm nach mancherlei und ernsten Erfahrungen, sorgfältiger Betrachtung· der verschiedenen Verhältnisse des Lebens und reiflichem Nachdenken als die wahre Lebensweisheit darstellte, bediente er ich der gegebenen volksthümlichen Spruchform, jedoch in einer Mannigfaltigkeit und Verschiedenheit der Dar- stellung, die eine ermüdende Eintönigkeit ausschloß. sFritscheJ — Ein Buch, das so leicht verständlich ist und Eil) reichlich alle Verhältnisse des täglichen Lebens be euchtet, hat von je das christliche Volk sehr angezogen. ber die Furcht, es werde dadurch von den prophetischen und apostolischen Schriften abgezo en, ist ungegrün- det. Denn diejenigen, welche noch nicht zum lebendigen Glauben gelangt sind, werden do eher durch den Jesus Sirach, der an die kanonischen Bücher angebunden ist, auch zu anderen biblischen Büchern geführt, als wenn sie sich mit anderen Lesebüchern beschäftigen und diejenigen, die das Kleinod des Glaubens haben, werden wahrlich über Jesus Sirach die Evangeliem die Psalmen und das erste Buch Mosis, kurz alles, was ihnen in der Bibel verständlich ist oder zugängltch gemacht wird, nicht gering schätzen. Vorrede aus das Buch Jesus Strand. Diese Vorrede des, seinem Namennach unbekannten En- kels und Uebersehers von Jesus Sirach wurde gleichfalls von Luther über-seht und noch der letzten Bibelausgabe von seiner Hand im Jahre 1545 beigefügt, in den späteren Ausgaben aber immer weggelassen; wir fügen sie jedoch wieder hinzu, weil sie nach einstimmiger Ueberlieferung wirklich von jenem Enkel herrührt und zuverlässige, wichtige Anfschlüsse über das Buch, sowie über den Kanon des Alten Testanients giebt. Es haben uns sdem Volke Israel] viel und große Leute die Weisheit, aus dem sttanon des Alten Testa- mentg, nämlich dem] Gesetz [den 5 Biichern älteste] Pro- pheten sund zwar den älteren oder den Geschirhtswerken außer Chronik, Rath, Esra, Nehemia nnd Estheiy und den jünge r en oder den weifsagenden Büchern außer Daniel] und seen] andern« sheiligen Schriftens so denselben nachge- olget [den Hagiographeii 5. Mosc is, 22.]-7«, dargetham daher man muß Israel billig loben, umihre Weisheit und Lehre. Darum sollen nicht allein die, so es sdie Ianonischen Biicher des Alten Testaments] haben und lesen, weise daraus werden, sondern auch den andern saußer Palcistina lebenden, zerstreuten Juden, die der alten heiligen Sprache nicht mehr recht mächtig sind, und denen die hei- ligen Bücher fremd geworden] dienen, mit Lehren und Schreiben «) Dies ist das älteste Zeugniß für den zur Zeit der großen Synagoge geschehenen Abschluß, die Sammlung und Anordnung des Kanons des Alten Testament-s. Der Enkel Jesus Sirachs unterscheidet hier dreimal mit großer Sicher- heit aufs Strengste zwischen dem in feinen 3 Theilen (Thora oder Gesetz, Nebijim oder Propheten und Chetubim oder übrige heilige Schriften: Reh. II, 3 Anm.) ihm und jedem Juden, auch schon feinem Großvater, als fertig und abgeschlossen geltenden Kanon und den später verfaßten apv- kryphischen Büchern Diese Sicherheit des Bewußtseins wiire ums Jahr Mo, wo der Enkel die Uebersehung etwa ange- sfertigt haben mag, nndenkbasey wenn die Sammlung und Ordnung des Jkanvn nicht wenigstens 50 Jahre früher (etwa Wo. zur Zeit des Hohenpriesters Simon des Gerechten, bis zu dessen Zeit die Dauer der großen Shnagoge angenommen wird) schon beerdigt gewesen wäre. Mein Großvater Jesus [oder Josua Matth l, 21 Anat· I., der Sohn eines Sirach oder Sira Kap- 50, 29, von Jerusalem, zur Zeit des Hohenpriesters Simon des Ge- rechten: 3to—291 v. Chr. 1 Mark. i, n Atem. lebend] ngchdem er sich [von Jugend auf Kap ex, is] sonder- (Schmieder.) lich befleißiget, zu lesen das Gesetz, die Propheten, und andere mehr Bücher, so uns von unseren Vätern [seit der großen Synagoge im Kanon des alten Testamento] gelassen sind, und sich wohl drinnen sim Veksteindniß des göttlichen Worte] geübt hatte, nahm er Hieb] vor auch etwas zu schreiben, von Weisheit und guten Sitten, auf daß die, so lschon dukch eifrige Beschciftigung mit der heiligen SchriftJ gerne lernen und klug werden wollten, sdurch Annahme auch dessen, wag er von Weisheit it! seinem Vuche ihnen bietesz desto verständiger und ge- schickter würden, ein gut eben zu führen. Darum [weil nun mein Großvater mit solchem Sinn und solcher Vorbereitung an sein Werk ging] bitte ich [sein Enkel, der das Buch aus der hebröiischen Grundsprache in’s Griechische übertragen, euch, denen dasselbe in die Hände kommt) ihr wollet es freundlich annehmen, und mit Fleiß lesen, und uns sda wir doch allen Fleiß auf die Uebersetzung verwandt haben] zu gute halten, ob wir setwa in einigen Worten den rechten Sinn des Berfassers verfehlt zu haben scheinen nnd] und nicht so wohl reden können, als die berühmten Redner. Denn was [ursprüng1ich] in hebräischer Sprache geschrieben ist, das lautet nicht « so wohl skann um der Verschiedenartigkeit der Sprachen willen nicht so völlig entsprechend wiedergegeben werden], wenn man’s bringet in eine andere Sprache. Nicht allein dieses mein Buch, sondern auch [die griechische Uebersetzung] des sheiligen Kanons, nämlich des] Gesetzes, der Propheten und anderer sder übrigen heiligen] Bücher, lauten gar viel anders, wenn sie unter ihrer shebräischen Grund-J Sprache geredet soder gelesen] werden. Hiernach hatte also der Enkel bereits die griechische Uebersetzung des alten Testaments, die Septuaginta, fertig vor sich liegen. Dies stimmt genau mit der sonstigen Ueberlieferung, daß dieselbe zur Zeit des Hohenpriesters Eleasar (291——276 v. Chr-·) unter Ptolemäus 11., mit dem Beinamen Philadelphus, angefertigt worden sei (1. Mark. 1, 11 Anm.). Als ich nun sang Palästina] in Egypten kam, im acht·und dreiszigsten Jahr smeines Leben], zur Zeit des Königes Ptolomei Euergetis [I.: vvn»247——222 v. Ehr] und sein Leben lan Jsgeiiauen eine längere Zeit] drinnen blieb, fand i aum viel Gutes zu lesen und zu schreiben [besser: fand ich bei meinen Glaubensgenossen eine, im Vergleich mit der Heimath, nicht geringe Verschiedenheit in ihrer Bildung, was die Erkennt- niß Gottes und seines Gesehes anlangt] Darum sahe, ich’s 30 Sirach 1, 1—38. Z, l——18. für gut und noth an, daß ich den Fleiß und die Mühe d’rauf legete, und dies Buch berdollmetschta Und die- weil ich Zeit hatte, arbeitete ich und kehrete Fleiß an, daß ich dies Buch ausmachte [in der Uebersetzung been- bete] und an Tag bråchte, auf daß auch die Fremden [besondeis die in Egypten wohnenden Juden, sowie die Kin- der Gottes aller Zeiten und Orte] so lernen wollen, sich zu guten Sitten gewöhnen, auf daß sie nach dem Ge- setze des HErrn leben mögen. Das 1. Kapitel. Ruhm der Weisheit und kfuroht Falles. A. Der erste, Rai-· 1—16 umfalfende Theil des Buihes erläutert das wesen der Weisheit nud fügt Ermah- nungen, sich ihr zu ergeben, nud Weisnngem ihr ge- mäsz zu leben, hinzu. I. V. 1 —- Kau L, W. Nachdem der Ursprung und dac- wesen der Weisheit erörtert ist, beschreibt der Verfasser die Gottessurchh als welihe der Weisheitim Menschen erst den wahren Werth verleiht, und zwar« ihre Früchte, ihr Verhältnis zur Weisheit und ihre wesentlichen Zeichen und Beweise (V. 1—38); dann, wie sich dieselbe in Trübsal und Anfechtung verhält Man. Z, 1—23). 1. Alle Weisheit fHiob 28, 12 Anm.; Weish.1,4 Anm.; Spn 2, 6; 8, 221 ist von Gott, dem HErru, und ist bei ihni ewiglich. Z. sAus eigener Vernunft und Kraft vermag darum niemand sie zu erforschen; drum] »Wer hat zuvor ge: dacht [je gezählet], wie viel Sau im Meer, wie viel Tropfen im Regen, nnd wie viel Tage der Welt werden sollen [wi«e viel Tage von der Urzeit an ver- flossen ind Kein. 18,8; Jer. 33, 1«2.]? » Z. er hat [je] zuvor gemessen, wie hoch der Him- mel, wie breit die Erde, wie tief das Meer fbesserx der Abgrund der Wasserfluth im Innern der Erde] sein sollte? Wer hat Gott se gelehnt, was er macheu solltet Besser: Wer hat je die Weisheit ergründet? - So weni einer je dies alles erforscht hat, so weni ists csziög ich, die in Gott vorhandenHWeisheit selbt zu ergründen und zu finden Jes. 40, 13 f.] Die alte lateinische Ueberseduug des alten Testaments Jtala, auf welcher die von Hieronymus herstammeude Vul- gata ruht, weicht im Jesus Sirach sehr vielfach ·vom grie- chischen Tert ab und enthält insbesondere sehr viel Zusätze zu demselben, oftmals ganze Verse, dann wieder einzelne Sätze und Worte· Luther, der diese latein. Uebersetzung im kirchlichen Gebrauche vorfand und ihre große Verschiedenheit von der griech. Septuaginta sehr bald wahrnahnn versuchte es, vielleicht weil er, wie manche Andere, annahm, der latein. Uebersetzer habe noch den hebriiischen Urtert vor sich gehabt und seine Zusätze enthielten deshalb ursprüngliches, beide Terte, den lateiuischeu und griechifchem uiszit emander zu ver- schmelzen und einem dritten, dem urfprunglichen möglichst nahe kommenden herzustellew wie er sagt: ,,Jch suchte das Buch, wie einen zerrissenen, zertretenen und zerstreuten Brief wieder zusammen zu lesen und den Koth abzuivischenÆ Jene Zufätze gehören aber, unzweifelhaft nicht dem hebräischen Ur- tert an, sondern sind meist willkürlicher Art und von— der Jtala gemacht. um das Buch zu erklären. Auch Luthers Uebersetzung ist sonach weniger eine »Uehersetzung, als eine freie Auslegung. Es wird deshalb nothig sein, ·ba, w:- die Eiusehiebungen nicht ganze Verse sind, foudern in Veraude- rang von Worten oder einzelnen Gedanken bestehen, öfters den whrtlicheu Sinn nach der Septaaginta eiuzuschalten Es soll hiermit also keineswegs gesagt werden, Luther habe schlecht oder falsch übersetzt, da ja die Schuld nicht an ihm, sondern an der Jtalasliegu er hat vielmehr eine unendliche Mühe anf jene Verschmelzucig oder an das Zusammeulesen des zer- rissenen Vriefs gewandt, und fein Werk ist daher von großer Bedeutung und Vortreffticheeit Sein Ausdruck ist stets tref- feud und inarkig, und häufig fühlte er aus den unverstiiud- lichen Worten den richtigeu Sinn heraus. · 4. Denn seine Weisheit ist vor allen Dingen [ge- fchaffen, nud die kluge Einsicht ist von Ewig- keit her Spic 8, 22]. - 5. Das Wort Gottes, des Allerhbchsteiu ist der Braun der Weisheit, nud das ewige Gebot ist ihre Quelle ssbesser ihr Weg, den sie die Ihrigen gehen lehrt Kap. 24, 32 ff.; Weis-h. 7, 25 f.]. it. Wer khnute sonst wissen, wie man die Weisheit und Klugheit erlangen sollte! Genaue« is. Wem ist der Weisheit Wurzel ent- Tescleszt und wer hat ihre weisen Plane erkannt! [Hiob 7. liiner [nux] ists, der Allerhöchste,» der Schöpfer aller DiiRe, allinachtig ein gewaliiger Kouig, nnd sehr ersrhreclli , « 8. Dei; auf seinem Throne sitzet ein herrschender Gott [1. Tim. G, 15; 2. Macc- 1, 24, 25]; » 9. Der hat sie durch seinen heiligen Geist vertan- digct, der hat alles zuvor gedacht, gewußt [der hat sie ersehen und kund gethan] nud gemessen lHiob 10. Und hat die Weisheit ausgeschüttet über alle seine Werke [an deren Gesetzmäßigkeit und Herrlichkeit jedermann sie wahrnehmen kanns, Und insbesondere] nber alles Fleisch nach seiner [freien] Gna e; nnd giebt sie denen, so ihii lieben. 11. DieFurcht des HErrn [durch welche die Weis- heit in einem Herzen erst ihren Werth erhältJ ist [und FFTebtJ szshgcezsnud Ruhm, Freude und eine schone Krone an. ·, « . 12. Die Fuicht des HErru macht das Herz fröhlich, ilisd ZgiJebt Freude nud Wonne ewiglich [Spr. 14, 27; II. Wer den HErrn fürchtet, dem wird’s wohl zehen: in der legten Noth, und wird endlich [an seinem nde] den Segen behalten [Ps. 37, 37]. » 14. Gott lieben, das ist die allerschonste Weisheit, 15. Und wer sie erstehn, der liebt ste; denn er siehet, welch große Wunder sie thut. 16. Die Furcht des HErru ist der Weisheit Anfang [Spr. S, 225 Pf· 111, 10], und ist [sie, die Weisheit] in: Herzeusgrund allein bei den Glciiibigeu [fo mit ihnen ·verwach»sen, als wäre sie schon im Mutterleibe mit ihnen vereiniget worden Weish 9, 17], nud wohuet allein bei den auserwahlteu Weibern, nnd niau findet ste allein bei den Gerechten und Gläubi ca [genauer: und sie at sich eine ewige, feizte Stätte gegründet ei den Men- sch en, nämlich bei dem Volke Gottes, und bei ihrem, der Gerechten, Samen wird sie dauernd bleiben] 17. Die Fnrcht des HErrn ist der rechte Gottesdienst sgenauert ist ein gottseliges Wissen]; IS. Und [die GottseIigkeitJ behütet, und macht das Herz fromm srechtfertiget das Herz] nud giebt Freude nud Wonne. » 19. Wer den HErrn fnrchtet, dein wirds wohl ge- hen, nud wenn er [an seinem letzten Ende] Trostes e- darf, wird er ge»se net sein» « 20.· Gott fur ten ist die Weisheit, die reich macht, und bringet alles Gute uiit sich. Woher und was dies-Weisheit sei, und wie sie in Trübsal sich bewähre. 31 Gen»auer: 20. Gott fiirchten ist der Weis- Heit Fnlle und sie. machet trunken von ihren ruchten. » · 21. Sie erfullet das ganze Hans mit ihren Gaben denn ihr eigenes Haus» ist ganz voll von lieblichen ingen], und alle Geniacher mit ihrem Schatz. ·22. Die Furcht des HErrn ist eine Krone der Weisheit, » » · 8 Hhmugd giebt reichen Frieden und Heil [Weish. « 2’4. Diese Weisheit macht eecht kluge Leute weiser: Und der HErr sah und that sie kund, Ver- ständniß und kluge Einsicht ließ er mit ihr ausströmen]; und wer an ihr festhält, dem hilft sie s it E . «« Z? DheiienHErrn fürchten ist die Wurzel der Weis- heit, nnd ihre Zweige [die sie treibetJ grünen ewigltch ldenåsieZiibtisiitiiciiiesdåebglEIiilsiliiehhietlöder Sünde darum ist auch die Weisheit den Uebertretern ein bsgeu Fiiirn Fiierlsiihne Gottes-J Furcht fund mit lei- denschiiftlichem Zorn in sleinem Leben] fährt, der gefällt t ni [und wird von den Leuten nicht unschuldig erklärt werden ; und seine Frechheit smit »der er stets zornzis utsiåibhaitig dsöeinsöåhrtj thntsturZFn. h r« «. ’ em er wer. un erae Heduldigkdeerit glitt, die uihngtrösten wird [Jac. 5, 7]. t Spät. ietzn wiewohl seine Sache eine Zeitlang un- ru w , er 30. S: werden doch die Frommen seine Weisheit fizihe sich in seiner schweigsamen Geduld bewIesJ r wen. u 31. Deut Gottlosen ist Gottes [-Furcht und Gottes-J Wort ein Gmel; denn es ist ein Schuh der Weisheit ziii hätt-ein äorhcåndeiz , der ihm verborgen ist fsöiob , ; . o . , . 32. MeinrSohn, willst du weise werden, so lerne Lgiwöelriizig izn tzslFzsn]7dilck7]Gebote; so wird dir Gott e e en o . , . e33. enn die Furcht des HErrn [die Gottes Gebot vor Augen und im Herzen hat] ist die rechte· Weisheit idind Fkchtbsweildsizdgslgsielbotå Uebektxhetitingcsxlikhg us? e n n en n i ie o e ur sssiiesiieeissssi Eise« s . treu, a eine beut) ni en eei snicltst iåiitflsiikzehorgaigi desjtjerzess gegefrildden Hgrrn v en e,nn ieneirnu mi a em op- pgiteliiil oder zwiespältigemJ Herzen fdas zwischen Glau- benzxind ålnslaulitårti chtldanklt Kam. 252 txt] d ch H . neu ninei en enen ur eu- cheåei sinsegihdu der Wjelt uididftGiiltt zugleich) tdieihieg ·t ,ws e, aucun ora Xericiuilritz tritt; kauclstiea auufrdeinegLippen, das; sie åiichlt unvermerkt in solche Heuchelei willigen Matth « hin. Und wirs dich selbst nicht auf shalte von deiner Gottesfurcht und dir nicht selbst hoch, noch mache dei- nen Werth vor den Leuten selbst groß], auf daß du nicht fallest, und zu Schanden werdest [Luk. 1·8, 14], 37. Und der HErr deine Tucle [da du im Herzen wohl weißt, es stehe mit dir ganz anders, als du dir selbst und den Leuten weiß u machen suchst] offenbare, nnd stütze dich öffentlich vor en fim Thore versammel- ten 1. Mos 19, 1 Anm.] Leuten [von deiner ange- maszten Höhe herab]; » · 38. Darum, daß du nicht in rechter Furcht fdie auch stets wahrhaftig und demüthig ist] Gott edienet hast, und dein Herz salsch lzwischen Gott, dir sel st und der Welt getheilt] gewesen ist. Das 2. Kapitel. Vermahnung zur egeduld in Trübsal. 1. Mein Kind, willst ·du Gottes Diener sein, so schicle dich [bei Zeiten] pur Anfechtung [damit, wenn sie kommt, du nicht allest; denn nur durch Kreuz gelangt man zur Krone Hiob 33, 30 Anm.; 1, 2 Anm.; Spn Z, 11.]. Z. Halte fest, und let [= gedulde] dich, und wante nicht, wenn man dich davon loclet [dich überreden will, der Züchtigung des HErrn dich zu entziehen] Z. Halte dich [in der Anfechtung in stetem Gebet fest] an Gott, und weiche nicht [von ihm], auf daß dn sendlich das Feld behaltest und dadurch] immer stärker werdest [Hebr. 10, 39]. » 4. Alles, was dir [an Kreuz und Trübsal] wider- fahrt, das leide [nimm als vom HErrn dir auferle t an], und sei geduldig in allerlei Trubsal [auch wenn ie sich immer von Neuem wiederholt] . Denn gleichwie das Gold durchs Feuer von allen Schlacken gereinigt wird, also werden die, so» ott gefallen, durch7s Feuer [im chmelzofenJ der Trubsal [von allem, wasdem HErrn mißfällt, gereinigt und im Glauben bewahret [Sach. 13, 9; Mal. Z, 3; Spr. 17, s; 27, 1; Weisen s, s; 1. Bett. 1, 7. 6. Vertrane Gott Paß er auch dir feine Verhei- ßung erfüllen werde], o wird er dir aushelfen; richte deine Wege fdasz sie seinen Geboten entsprechen] und hoffe auf ihn Pf. 37, 5]. » · 7. Die, o ihr den HErrn furchtet, vertrauet ihm, denn es wird euch [anseinem Gnadenlohn] nicht fehlen. 8». Die, so ihr den HErru fürchtet, hoffet des Besten von ihm, so wird euch Gnade und Trost allezeit wider- fahren [Ps. 34, 9. 10]. » 9. Die, so ihr den HErrn furchtet, harret seiner Giiatda nnd weichet nicht, auf daß ihr nicht zu Grunde ge e. näh Sehet an die Exempel der Alten, und nier- e e II. Wer Fvon ihnen] ist jemals zu Schanden wor- den, der ans i n gehosft hat [Ps. 2·2, 5]. 12. Wer ist jemals verlassen, der in der Furcht Gottes geblieben ist! oder wer ist jemals vou ihm ver- schmahet, der ihn angerufen hat [Ps. 34, 6·]? 13. Denn der HErr ist gnädig und barmherzig und gergiebt Sande, nnd hilft in der Noth [2. Mos 34, 4. Wehe denen, so an Gott fund seiner endlichen barmherzi en Hilfe] ver agen, und nicht [am Glauben] festha ten sondern ihre »·ände schlasf und muthlosssick ken lassen es. 35, 3; Hiob 4, 3; Hebt. 12, 12], und dem Gottlo en, der [von einem We zum andern] hin und wieder wanket [bald auf die elt und bald auf Zisottlssein Vertrauen setzt Jac. I, 8; 4, 8; Spp 15. Wehe den Berzagtenz denn sie glauben nicht, darum werden sie auch [in der Trübsal] nicht [von Gott] beschirinet [Jes. 7, 9]. b h16. Wehe denen, so nicht [in Geduld und Glauben] e arren. ·17. Wie will es ihnen gehen, wenn sie der Err Eionigsseznen ZtIchtigUngenJ heinisuchen wird [ ebr. »18. [Dagegen:] Die den HErrn fürchten, glauben fmit ungetheiltem Herzen] seinem Wort sseinen Ver- heißungen]; nnd die ihn leb haben, haltenseiiie Gebote sgehen gern die Wege, die er sie gehen heißt, wenn ie auch dunkel und rauh sind Joh. 14, 21. 23; 1. Joh s, ] 32 Skmch 2, 19——23. 3, 1—34. 4, i—-19. Hllh Die den HErrn fürchten, thun, was ihm wohl ea ; g 205 Und die ihn lieb haben, halten das Gesetz recht [laben und sättigen sich an feinem Gesetzs « 21. Die den HErru suchten, schicleu ihr Herz szu flieget Trübsal] nnd demuthigen sich vor ihn: und re en: P 22. Wir wolleu lieber in die Hände des HErrn fallen, weder [s. v. a. denn Z. Chron- 29, 34 Anm.] in die Hände der Menschen [2. Sam. 24, 14-; 1. Chr. Z, 18]; 23. Denn seine Barmherzigkeit ist ja so groß, als er selber ist. Das 3. Kapitel. llom Gehorsam der Kinder· gegen die Eltern, iind wahrer Demuth II. V. 1 — Bau. It, 11. Zunächst legt der Verfasser dar, wie die Weisheit die Eltern zu lieben und zu ehren lehre, und welch reiche Verheisliing solches» Gebot habe (V. 1—18); sodann wie sie demüthig mache und nor Verinessenheit im gegebenen Beruf vernahm, und welch reicher Segen aus Barmherzigkeit nnd Dankbarkeit ruhe (V.19—3Il); endlich wie der Weise der Armen und Bedrüctiten sich herzlich annehme Gan. El, 1——t1). 1. Lieben Kinder, gehorchet mir, eurem Vater, Z. Und lebet also [wie ich euch lehre], ans daß es Euchmwohl gehe [Spr. 4, 1; 2. Mos 20, 12; 5. M. « a] Dem: kes ist Gottes» heiiigeg Geier-«] dekHErk will den Vater von· den Kinderngeehrt haben; und was eine Mutter die Kinder heißt, will er gehalten· haben. 4. Wer seinen Vater ehret, des; Sande [in seinem sonstigen Leben] wirdGott nicht [mit zeitlicbein Un- glück] strafen lsondern ihm den Segenzufließeii lassen, der von ihin einem solchen verbeißen ist V. 14, 1:H]; Z. Und wer feine Miitter ehret, der sammelt einen uien Schatz [aii Segnungen in himnilischen und irdi- fchen Gütern für die Zeit der Noth Katz. 29, 14]. 6. Wer feinen Vater ehret, der wird auch Freude an seinen Kindern haben [dadurch, daß sie wohl gera- then und ihn auch wieder ehren]; nnd wenn er betet, so wird er erhbret [denn wer seine Eltern recht ehret, der ehret auch»den HErrn]. » 7. Wer seinen Vater ehret, der wird desto langer [ja ewiglich] lebenzund wer um des HErrn willen sden Eltern] gehorfam ist, an dein hat die Mutter einen TtEoft ][und das ist auch Segen über denselben vom ri:n. H 8. Wer den HErru fürchtet, der· ehret auch den Vater, nnd dienet feinen Eltern sals d»ie mit der Herr: lichkeit Gottes bekleidet sind], nnd halt sie sur seine b. Ehre Vater und Mutter mit That, niit Worten und Geduld [besonders in ihrem Alters; Tät. Auf daß ihr Segen nber di komme [Kap. « 11. Denn d»es Vaters Segen bauet den Kin- dern [ihre] Hanf er sdaß sie den Wasserwogen und Windstößen widerstehen und· festgegriindet blerbeii], aber der Mutter Fliich reißet ie nieder sbis auf den Grund, daß sie verschwinden von der Erde L. Mos. I, 21; Spr. n, i1]. 12. Spotte deines Vaters Gebrecheii [und Sünden] nicht ssiioch weniger rühme dich derselbigen]; denn es snämlich seine Sündeund SchaUdeJift dir keine Ehre sondern wird von dir gleicherweise getragen werden 1. Mos 9, 25]. 13. Denn den Vater ehren [besfer: die Ehre und der Ruhm deines Vaters] ist deine eigene Ehre; und deine Mutter verachten [besser: und die Unehre oder das böse Gerücht deiner Mutter], ift deine eigene Schande [beides, Ehre und Schande, gehet von deinen Eltern auf» dich selbst über Spr. 17, 6. 14. »Lieb·es Kind, pftege deines Vaters im Alter, iind betrnbe ihn ia nicht, so lange er lebet [Spr. 23, 22; 1. Tini. 5, 4]. 15. Und halte ihm zu» gute, ob er [gleich] kindisch [schwach am Verstande] wurde, und verachte ihn ja nicht Rrnmhgaßlgii geschickter [und noch lebenskräftiger] bist up. «., . 16. Denn der Wohlthah dem Vater erzeiget, wird nimmermehr lvom HErrnj vergesseu werden, und wird dir svign ihm wieder] Gutes geschehen, ob du auch wohl ein Sunder bist [und wohl eitel Strafe verdient hast]. 17. Und drin wird svom Hirten] gedacht werden in der Noth [darum, daß auch du deines Vaters gedacht und dich sein angenommen] nnd deine [sonstigen] Stin- den werden vergehen wie das Eis von der Sonne [in- dem sie von der Gnade des HErrn dir vergeben und nicht an dir heinigesucht werden] IS. Wer seinen Vater [in der Hilflosigkeiq verläßt, der wird sschon hier auf Erden] geschiindetz und »wer seine Miit er [durch Verweigerung der Hilfe] betrnbet, klitzr verflucht vom HErrn [5. Mos 27, 16; Spn , - . 19. LiebesspKind, bleibe· gern im niedrigen Stande sindem du die Geschäfte deines Berufs in Demuth und Selbstverleiignuiig ausrichtest], das ist besser, denn alles, da die Welt nach trachtet sgenauerx so wirst du von denen, die Gott gefal en, geliebt werden] » 20. Je hoher du bist, je mehr dich demn- thige; so wird dir der HErr hold fein [Spr. Z, Ja; 1. Werk. 5, 5]. 21. Denn der HErr ist der Allerhbchste sund allein mächtig], nnd thut doch große Dinge durch die Demu- thigen sgenauem und von den Demüthilizlen wird er gepriesen, weil sie Jhn allein für denA erhöchsten erkennen Kap. 10, 15]. » 22. Siehe nichtnach hohernStande [forsche und trachte nicht nach Dingen, die dir zu schwer» und zu hoch iind], iind denke nicht sauf etwas, das nber dein Vermögen [geht, indem du außer Acht la en wolltest, welches das Maß der Kräfte sei, die dir der HErr ge- geben Spn 25, 27; Nöm. 12, 16 ; 23. Sondern was Gott dir be ohlen hat, deß nimm dich stets an. Denn es frouiniet dir nichts, daß du gasfest « uach dein, das dir nicht befohlen ist [Röm. 12, 7]. Gieb, daß ich thu mit Fleiß, was mir zu thun gebühret, wozu mich dein Befehl in meinem Stande führen Sieb, daß ich’s thue bald, zu der Zeit, da ich soll; und wenn ich«- ihu, so sieh, daß es geraihe wohl. (O Gott, du frommer Gott ——- V. 2.) 24. Und was deines Amts nicht ist, da laß deinen Vorwisn » 25. Denn dir ist vor [ohnehin] mehr befoh- ten, weder s= als 2. Chiron· 29, 34 Anm.] du kannst ausrichten » 26. Solcher tsvermessener] Dunkel [der seine Kräfte uberschätzq hat v ele betrogen [und verleitet, auf Dinge, die ihnen iiicht befohlen waren, ihre Kraft zu verwen- den]; nud»ihre Verznessenheit hat sie in Sünden und VerkehrtheiteiiJ gesturt [Kap. s, 2 ff. . 27. ·Denu wer ch gerne in Fahr giebt, der ver: dirbt drinnen. Die Weisheit lehret die Eltern lieben und ehren, lehrt demüthig undgåjbgrmherzig sein. 33 As. Und einem vermessenen Menschen [der auf sei- hizchfahrenden Sinn beharrt] gehet es endlich n e an . Eh. Ein vermessener Mensch macht ihm selbst viel Ungluckh und richtet einen Jammer nach dem andern an genauer: wie der Sünder Sünde haust auf und en — hier mehret sich die Last der Sünden, dort die des. Unglück-J. 30. Denn Hochmuth thut nimmer gut [und wird selbst durch Heimsuchung und Unglück nicht geheilt], und Ebesserx denn, es] tann nichts denn Arges draus nämich aus dem Hochmuth, als der Wurzel aller ündej erwachsen [Kap. to, 14 ff.]. Das , 4. Kapitel. Von gutihätigtieit gegen die Armen und Bär-fingen. El. Ein vernünftiger Mensch dessen Vernunft von der Weisheit gereinigt und erleu tet ist] lernet Gottes Wort [das allen Hochmuth austreibetg gerne; se. Und wer die Weisheit lieb ha , der horet [dem- selben, dem Worte Gottes] gerne zu lbehalt es in einem feinen, guten Herzen und bringet Frucht in Geduld] II. Wie das Wasser ein brennend Feuer lbskht, also tilget das Almosen die Barmher igkeit, die aus der Erfahrung der» armherzigkeit Gottes« gegen das eigene Herz entquillt] die Suude [ja, selig sind die Barmherzigeiy denn sie werden Barmherzigkeit er- langen Matt? Z, 7; 6, 4; Kap. 17, l8; 29, l4 f.; Spin 16, S; ob. 4, Ilj 12, 9l]. « Z4. Und der oberste Berge ter wird es hernachmals g3deiåten, nnd wird ihn im Uufall erhalten [Apostg. nah, 4. V. 1.v Liebes Kind, laß den Armgn nicht Noth leiden, und sei nicht hart gegen den Durftigen [Kap. 14, 13 f.; Spr. Z, 28]. » »2.» Veraihte den Huu rigen nicht, und betrube den Dnrstigeii nicht in seiner rmuth lindem du ihn unge- Lättigtfsltoon dir lässest oder ihm gar seine Armuth orwir . » Z. iuem betrübten Herzen mache nicht [nocb] mehr Feidekdßtfitika duriclztVorwürfeL nnd verzeuch die Gabe em ur en n . Bis data, qui cito daß, nil dar, qui munera tar- datz sagt ein lateiin Sprichwort, d. i. doppelt giebt wer bald giebt; nichts giebt, wer die Gabe verzögert. 4. Die Bitte des Elenden schlage nicht ab, und wende dein stlngeficht nicht von dem Armen [Tob. 4, 7]. Z. Wende deine Augen nicht von dem Dtirfti en, aus daß er nicht über dich [zu Gott, dem Vater gder åålriäizii und Elendenj tlage [Spr. 28, 27; Matth « St« Denn dgr ihn gemacht hat [und weil er ihn ge- macht hats; erhoret sein Gebet, wenn· er mit traurigem Herzen lti er deine Hartherzigkeih mit welcher du ihn wegsaUdtestJ uber dich tiägiet [und der glatt) Gotte-s w7ird5 dich verderben 2. of. 22, 23; pr. 14, Zls l «7. · Sei nicht zöintisch vor Gericht, und halte den Richter in Ehren. ) Richtigen 7. Sei freundlich [und gefalligY gegen Deiuesgleichen in der Gemeinde, un gorpietinem Hoherstehendeu deiiinthige dein au . ji » s. Höre den Armen gerne, und antworte ihm freund- "; lieh nnd sanft. ( Vers 7 fcheint den Zusammenhang zu unterbrechen; je- « doch führt die Betrachtung, wie man sich gegen die Niedri- gen und Arm (V. s. s) verhalten soll, sehr leicht und natürlich auch auf da« Verhalten gegen Gleich- und Höher- stehende. h. Errette den, dem Gewalt geschieht, von dem, der ihm Unrecht thut, und sei ldem Angeseheuen und Reichen gegenüber, der seine grössere Macht leicht als sein rößeres Recht zu betrachten versucht ist] Unerschrocken EPs 82, 3 f.], wenn du urtheilen sollst. 10. Halte dich gegendie Waisen wie ein Vater, nnd gegen ihre Mutter die Wittwe], wie ein [sie ver- sorgeiider, beschützender Hausherr [5. Mos. 24, 17; Jes. I, 17; Hiob 29, 1. ff.]; » 11. So wirst du sein wie ein Sohn des Aller- hochsten [im zärtlichsten und innigsten Verhältnis; zu Gott stehen], und er wirddich lieber haben, denn dich deine Mutter« hat [deren Liebe zu dir auf Erden doch die grösste ist Luk· 6, 35]. III· U. 12 «— Rad. S, 17. Zuerst werden in diesem Ab· sihniit die Segnnngen der Weisheit, mitwekshen sie ihre Jtinger beglückt, beschrieben (V.12—22); dann Ermah- nmigen gegeben, sich der Weisheit gemäh nor dein Bösen zu hüten, mit Beziehung ans einige befdndere Fälle, wie das) man ohne Scheu die Wahrheit nnd das Recht bekennen und sich nor Znngensiiiiden bewahren solle (V. 23 — Kap.6,1l); endlich wird von Freunden nnd Freund· schaff gehandelt (Kap. 6, 5—17). 12. Die Weisheit erhöhet ihre Kinder [die sie geisti gezeugt und geboren hat Matth 11, 19., daß sie grog und glücklich werden], und nimmt dte auf [pfleget und nähret sie, daß sie glücllich und selig werden] die ste suchen [und gerne haben wolltenY 13. Wer sie lieb hat, der ha das Leben lieb sdenn sie giebt ewiges Leben ihrem Liebhaber ; »und wer sie Zeiss] g] sucht, wird große Freude haben [ eigh.7,11fs.; 14. Wer fest an ihr hält- der wird große Ehre sbei Gott und den Seinen] erlangen; nnd was er vor- nimmt, da wird der HErr Glut! zu geben [Spr.s3, 35]. 15. Wer Gottes Wort ehret [und der Weisheit, die darin geoffenbaret ist, dienet], der thut den rechten Gottesdienst Ikind dienet dem heil. Gott selbstJF und wer es [die eis eit im Worte Gottes] lieb hat, den hat der HEtr an lieb Edenii Weisheit im Herzen und gottodesfurcht sind stets an ’s Jnnigste verbunden l. Sam. lob. « er der Weisheit gehorchet, der kann andere Leute lehren [genauer: der wird in jenem Leben, ini Reiche der Herrlichkeit, die Heiden» richten Weis-h. Z, 8; e, 21]; und wer sich zu ihr halt, ver wird kiu diesem, wie in jenem Leben] sicher wohnen. 17. Wer ohne Falsch Fgegen sieJ ist [und mit zwei- fellosem Herzen seine Ho fnung und sein Vertrauen auf sie setzt], der wird fie erlangen sammt ihren reichen Segnun en], und [sel»bst] seine achkommen·-[noch] ävejtödeu fsie als Erbtheil behalten und durch sie] ge- e en. 18. Und ob sie zum ersten sich anders kais er hoffte und wÜnschteJ gegen ihn ftellet [und ihn verkehrt schei- nende, rauhe und dunkle Wege führt] 19.» Und macht »ihm anfangs] angst nnd bange nnd prnset ihn mit ihrer uthe, und versucht ihn mit ihrer Ziirhtigung bis sie befindet, daß er ltrotz aller Trübsal treu verbleibt und] ohne Falsch sei [Hebr. 12, 7; Matth. 7, 13 f·]; 34 Sikach e, est-»He. Z, 1--18. e, 1——17. 20. So wird sie dann snachdem er treu erfunden] wieder zu ihm kommen [ihre Nähe, die er in der Trüb- sal und Versuchung nicht empfand, ihn wieder deutlich spüren lassen, und ihn auch wieder] ans rechten! [ebenem Find sanftem] Wege [ftihren], iind ihn [desto mehr] cr- tcUc U- 21. Und wird ihm [dem erprobten Kinde der Weis- heit] offenbaren ihr Geheimnis; sdie Tiefen der göttlichen Erkenntnis; Hiob 11, G; III, 4; Pf. 51, 8]. 22. Wo er aber [in der Prüfung und Versuchung] falsch [zwiespältigen, untreueu Herzens, das nur irdische Glückseligkeit bei ihr gesucht hat] befunden wird, fo wird sie ihn verlassen, das; er sals ein vom HErrn Abge- fallener, ewiglich] verderben miifi [darum ist’s nothwen- dig, daß einer, der die Weisheit erlangen will, sich Zr 117nit ganzem, vertrauensvollem Herzen hingebe 23. Liebes Kind, brauche der Zeit, nnd hüte dich ixirhiiåirechser Sache svor ieglicher Art von Sünde s P · - « » 24. Und schäme dich nicht swenndn gesündigts sur deine Seele das Recht sgenauerx die Wahrheit] zu bekennen. · « »25. Denn man kann sich so schamcn,»dii»sz »» man Snnde daran thut; nnd nian kann sich auch alio stimmen, daß man Gnade und Ehre [bei Gott davon hat [2. Cur. 7, 10; Mark. 8, 38; Liik. 9, Zu; up. 41, 19]. »·26. Las; dich keine Person sauch nicht deine eigene falsche Ehre] bewegen fzu sündigen], dir sdeiner Seele] knm Ewigen] Schaden, nocli erschienen, dir zum Ver: erben [besser: nnd schttme dich nicht, also daß es dir zum Verderben deiner Seele gereicht]; 27. Sondern bekennedas Recht sdas vor Gott Rechte und wahrhaft Weise] frei [ohne alle falsche SchamL » 28. Wenn man den Leuten helfen foll [wenn es gilt, den Nächsten zu retten und zu helfen] » » Tit. Denn [erst] durch fsolches sreimüthige] Ve- ienntniß wird die Wahrheit wörtlich: die Weisheit, die retten Max, und das echt [von den Menschen erkannt undg o enbarz » so. Rc e nicht wider die Wahrheit [etwa aus fal- scher Rücksicht, xvo es» doch gilt, sie auszusprecheiqx sondern laß den Hohn ubcr dich ergehen, wo dn in der Sache gefehlet hast [vesser: »aber, wenn du aus Mangel an Zucht und Bildung des Herzens die Wahrheit und das» Recht nicht kennst und dich darum des Bekenntnisses derselben enthalten mußt, dann schäme dich]- 31. Schäme dich nicht, zn bekennen, wo di: gesehlet hast, nnd strebe nicht wider den Strom [so» wenig dies möglich ist, so wenig ists auch möglich, die einmal be- gangene Sünde noch zu verdecken oder zu bemänteln]. 32. Diene einem Narren in seiner Sache» nicht slvenn es nur durch Verleugiiuiig der» Wahrheit und des Rechts inöglich ist, etwa weil du dick) schåmsh ihm den Dienst abzuichlagen], nnd siehe scine»Gewait»nicht» an Wagner: und nimm nicht artei für einen Piächtigem weil du dich schämst, dem Armen, der im Recht ist, beizustehen]: » » » « II. Sondern vectbeidige die Wahrheit bis m Tod; so wird Gott, »der [allmc·ichtige] HErr [deß der ·Sieg ewiglich ist], sur dich streiten [Ps. III, 139; So, l; 5. Mos. 1. 30]. » » · zz Ist. Sei nicht wie die, so sich mithohen ·[vrahle- « rischenJ Worten erbieten, und thun [l)interdrein] doih gar nichts dazu [Jak. i, 19»; Rönn M, 11]· » » .» 35. Sei nicht ein [»wilder, grausamer] Loive ins« deinem Hause, nnd nicht ein Wniherich [besser: einer, H der eitlem Verdacht sich leicht hingiebt ge en dein Gesinde so. i. deine Hausgenossen Spn 2 , I5. » sit. Deine Hand soll nicht ausgethan [gierig] sein, immer zu nehmen, und umschlossen, nimmer n geben zurücthaltend das Empfangene gehörig zurit zugeben s emsig. 20, 35]. Das 5. Kapitel. Vom rechten Hishi-mich zeitlich-zi- igüter und der Zunge. I. Verlaß dich nicht ans deinen Reichihuuy und denke nicht: Jch habe genug siir inicli [mir kann nichts Fehle? widerfahren Lieb. l2, 19; Ps 62, 11; l. Tim. , 7 . Z. Folge deinem Muthwillen nicht, ob dn es gleich k vermagst sdenn die Macht dazu verleitet manchen, die ihm gesetzten Schranken zu überspringens und this nicht, was dich geliistei [Spr. l, 3«.-], Z. Und denke nicht: Wer will mirs wehren! Denn iiersbtsspfrszzder oberste Rächey wird’s reichen [Ps.12,5; . es - 4. Denke nicht lweil der HErr nicht jedesmal auf »der Stelle strait]»: Ich habe wohl mehr gcsiindigen nnd ist mir nichts Boscs widerfahren; denn der OErr ist wohl geduldig, aber er wird dich nicht ungestraft lassen [Kap. l8, 22;»Pred. 8, l1 f.]. Z. Und sei nicht so sicher, ob deine Sünde noch nicht gestraft ist [besser: daß deine Sündespdir doFh vergeben werde, so] daß du darum sur und sur smidigen wolltest. . 6. Denke auch nicht: Gott ist sehr barmherzig er wird mich nicht strafen, ich siiudige, wie viel ich will [Röm. 6, If. » 7. Er iann ba»id also zornig werden, als gnädig er ist, nnd sein Zorn aber die Gottlosen hat kein Aufhoren [Kap. is, 1·2. 2 . s. Darum» verzeuch nicht, dich zum HErrn zu be- kehren, nnd schieb es nicht von einem Tag aus den an- dern [Kap. 18, 22]. » 9. Denn sein Zorn kommt plötzlich, nnd wird’s rathen, und dich verderben. Its. Aus nnrecht Gnrverlaß dich nicht; denn es sgedeiht nicht»»und] hilft dtch nicht ssondern zerrinnt dir unter den Handens wenn Anfechtungen konimcn werden [Spr. 10, S; 11, 4: Hesek 7, 19]. It. Las; dich nicht einen jegiichen Wind cder Men- schengunst in deiner HandIUngsweiseJ führen, und folge nicht einem jeglichen Wege sden Aienschen von dir ein- geschlagen wiiseii wollen], wie die nnbestcindigen Herzen thun snänilich die doppelherzigen und doppelziingigen Sünder, die allen Parteien gerecht werden wollen und dariiach reden und handeln, wie eben der Wind weht Knie. L, 14; End. 4», W; » · 12.» Sondern sei bestandig in deinem Wort [besser: in deiner C1ns1cht], nnd bleibe bei einerlei Rede ; sals dem sichern Ausdruck deiner klaren und festen » Ueberzeuguiig]. - is. Sei bereit, zu hören, »und antworte smit Be- diicizunkeits was keck; ist, ins-d xiiiereiie dich nicht wen« zwei Ohren bat dir der HErr gegeben, aber nur Einen Mund Kaki. Z, 27; 4, Es; Jak. l, 19]. »14. Verstehst di: die Sache, so unterrichte deinen Nachsteiy wo nicht, so halte dein Maul zu sSpr. s7,27 s.]. Entweder sprich, was besser ist, als schweigen, oder fchivecgez denn besser ist schweigen, als reden. da« nichts taugt. (Chthsostoinns) Die wahre Scham; muthwilliges Sündigeky Reden und Schweigen, wahre Freundschaft. 35 II. Denn Reden bringet Ehre, und Reden bringet auch Samt-de; und den Menschen fal1et seine eigene Zunge lSptx l2, 13; l8, 21; Mattlx U, 37]. Freidank fprichtx ,,Schweigen ist gar gut, Reden besser, wer ihm recht thut«. -— Unter ,,Freidank« (s. v. a. Frei- deukendeiz der durch keinerlei äußere und zufällige Beschrän- kung sich bedingen oder einer-gen laßt, Gott gegenüber keinen Unterschied macht zwischen Herrn und Knecht, selbst kein-en durchweg trennenden ztvischen Christen, Juden und Heiden) haben wir den Verfasser einer, mit dem Titel ,,Vescheideii- heit« versehenen Sammlung von Sprüchwörtern zu verstehen, die i1n Munde des Volks wohl auch »die weltliche Bibel« heißt. Der Verfasser ist aber, wie Wilh. Grimm erwiesen hat, niemand anders, als Walther von der Vogel- weide, gebürtig von Würzburg, aus niedetem Adel stam- mend, aber von gelehrter Bildung; feine vollere Ausbildung zum Dichter suchte er im Herzogthum Oesterreich zog nach der Sitte seiner Zeit von Hof zu Hof und war ein beson- derer Günstling des Herzogs Leopold VlL von Qesterreich, zuletzt mit Kaiser Friedrich lI., den er auf seinem Kreuzzuge nach Palcistina (I22s n. Chr) begleitete, verbunden. Nach seiner Niicktehr von dort hat er das fern im Qsten begonnen, nur stijckweis abgesaßte Gedicht vollendet und mit solcher Spruchweisheit die Summa seines Lebens gezogen. IS. Sei nicht ein Ohrenbläsey und verleumde nicht inztsdeiner Zunge [Kap. 21, Si; Rom. I, so; Pf. «, . 17. [Denn] Ein Dieb ist ein schändlich Ding, aber ein Berlenmdcr ist viel scbändlicher wörtlich: aber auch den Verleumder trifft arger Tadel. -— Beide leicben sich darin, das; sie etwas entwenden, jener eine Fremde Sache, dieser den guten Namens· 18. Achte nichts skeine Sünde] gering, es sei klein tådektt lege? Isvon bedeutenden oder geringen Folgen u. , U . Kur. b. V. I. Laß dich [insbesondere] nicht [durch böswillige Menschen] bewegen, daß du deinem Freunde gam lvetdesl; denn solcher Verleutnder wird endlich zu that-den [besser: denn der schlechte Name, den du dadurch bekommen wirst, wird dir Schntach als Ernte bringen] Das C. Kapitel. Rom Cadelm wahrer Freundschaft Eigenschaften» und Lohn» der Liebhaber Himmlischer Weisheit. Z. Laß dich nicht tlng dünken süberhebe dich nicht bochmüthig m kühnen Gedanken], jedermann zu tadeln [richttger: damit dein Leben ntcht zerrissen werde, wie ein unbändiger Stier, der dem ge- waltsamen Tode anheimfällth » · . aß deine Blätter cdeine schönste Zierde, die Frxtchte deiner Lebenskraft] nicht verweilen, nnd deine ruchte verderben, nnd auch dermalemst werden sbesser: und du endlich werdest], wie ein durrer Baum Lder zu Grunde geht; denn Hochmuth zehrt alle Le- « · ; Gut zu bezahlen. Denn ein solcher gistiger»[übermüth1ger] Mensch enåkraft auf und stürzt in's Verderben] schade? ihm selber, und wird seine« Feinde« ei« Spott [wenn er an seinem Hochmuth zu Grund gegan- «; gen ist] « I] Schwerte: foll man sich trösten. (Spriichw.) Z. Wiederum [s. v. a. andererseits, dem Hochmtk «: thigen, der jedermann verletzt und sich zum Feind macht, gegenüberh wer alles zum Besten auslegt lwer süß und einschmeichelnd zu den Nienschen redet], der macht ihm viel Freunde, und wer das Beste zur Sache redet smtt ] beredter Zunge dem Andern dient], von dem redet man ’s wiederum das Beste sund begegnet ihm mit Freund- lichkeit I· Sanu II, 4]. . b. Haltes mit jedermann freundlich sohne doch ein engeres Freundschaftsverhältnisz mit ihnen zu habenjz bertraue aber unter tausend kaum Einem sals deinekn Herzensfreunn der deine Geheimnisse weiß]. Unter vielen Freunden habe wenige zn geheimen Mühen. (’Bolks-Spriichto.) 7. Bertraue keinem sals deinem] Freunde, du habest ihn denn sals treu und von Herzen dir wohlwollend] erkannt in der Noth lSptv 17- 17]- s. Denn es sind viel sMenfchen deine] Freunde, [die-] weil s= solange] sie es genießen formen: aber in der Noth halten sie nicht [in Treue und Liebe aus Kreta. 37, 4 ss.]. Bei jedem Freunde halte still, der dich nur, nicht das Deine will! (Spriirhw.)- —- Der beste Freund, den man je findt, ist der, der Freundes Seele minnt; dabei sind wir gewiß, daß Christ der beste Freund lins ist; denn er vermag’s alleine, unser Herz zu behalten reine. -— Verkehrte Freund- fchaft ist Feindschaft (Sprlichtv.) —- Eiu Knrfijrst von Sachsen sagte: Gott hüte mich nur vor meinen Freunden, die mir auf dem Fuße uachtretenx vor meinen Feinden will ich mich schon selber hüten. — Wer alle Welt zum Freund will hatt, der ist ein Narr bei jeder-innern. —- Freunde in der Noth, gehn zehne auf ein LotbL und so sie sollen be- hilflich sein, geh’u zehne auf ein Quenteleiir. — Als ich hatte zu geben, wollten alle bei mir leben; als mein Beutel worden leer, läßt sich keiner sehen mehr. «— Siedet der Topf, so bliihet die Freundschaft. sSpriichtvJ — Wein! es an Leib und Ehre geht, da wird der rechte Freund erkannt. (Freidauk.) « 9. » Und ist mancher Freund, der wird bald Feind; und wußte er einen lMord auf dich ldie Schuld eines Mordes auf dich zu brmgens er sagte ev sdirs uach. Wer sich vom Freunde scheiden will, der suchet gerne Schulden viel. (Freidsank.) 10. Es sind auch etliche Tischfreundcz und halten nicht in der Noth [Spr. 19, 4; 14, 20]. Zahlreich sammeln um! Plahl und den Vecher sich flugs die Gesellen, aber zur ernstlichen That bleiben dir weils-ge nur. (Theognis.) II. Weil s= solange] dir's wohl gehet, so ist er dein Geselle sdir gleich gesmnt], und lebt [und gebietet] dlezijem Hause, als wäre er auch Haushecr [Spr. I · » 12. Gebet dirs aber ubel, so stehet er wider dich, und läßt sich nirgend finden. Um den Freund zu erkennen, mußt du erst einen Scheffel Salz mit ihm gegessen haben. — Freund in der Noth und hinter’m Rücken sind f1irwahr. zwei starke Brücken. (Sprüehn).) 13. Thn [Scheide] dich [schlechthin] von deinen Fein- den, und hute dich gleichwohl auch vor [deinen] Freun- den sdenn sie können auch unecht sein]. Offener Feind ist besser, denn zweideutiger Freund. (Sokiichw.) 14. Ein treuer Freund ist ein starker Schuh wer den hat, der hat einen großen Schatn 15. Ein trener Freund ist mit keinem Geld noch Freunde thun mehr Noth, als Feuer, Wasser« und Brod. — Wo Freunde, da Reiehthnm «— Freunde sind über Sil- ber und Gold. — Alter Freunde, alten Weins und alter IS. Ein treuer Freund ist ein Trost des Lebens sder das Leben. erhält]; wer Gott surchteh der kriegt solchen Freund [Kap. 25, U; 27, 20]. mi l il 17. Denn wer Gott fütchtet,·dem wird’s gelingen l, t Freunden sder allem wird ein treuer, bewåhrter i 36 » Sirach s, 18-—37. 7, 1——4o. Freund sein]; und wie er ist, also wird sein Freund aueh sein sdenn »ein Freund ist des andern Spiegel-«: Sprtichiv.]. IV« V.18—87. Es folgt eine nene Ermunterung, sich der göttlichen Weisheit zu ergeben, die lich in dem warte Gottes« offenbart habe. Wenn sie auch anfangs« rauhe Wege führe, so sei ihr Ende doch stets» Seligkeit. « IS. Liebes Kind, laß dichdie Weisheit [er-] ziehen dort Jugend auf, so wird lendlrch bis daß du grau wirst] ein weiser Mann ans dir. » » 19. Stelle dich zu ihr, wce»einer, der da aclert nnd biet, nnd erwarte ihre guten Fxuchte Nat. 5, 7]. » TO. Wenn; Dn mußt swie ern ckersmanrq eine kleine Zeit um hretwillen Muhe und Arbeit haben; aber gar bald wirst du ifhre Fruchte genießen. » 21. Bitter ist e den nngebroihenen Menschen; und ein Rnchloser [Spr. J, 22 Arm] bleibt nicht an ihr. 22. Denn sie ist ihm ein harter [genauer: gewal- tigerJ nseftetnl [den er nicht zu tragen vermag], nnd er wirt sie bald von fich. «) Es ist Sitte in den Stadien Palästincss und bis auf den heutigen Tag als alte Gewohnheit in ganz Judäa bei- behalten, daß in Dörferty Stiidten und Schlössern runde Steine von gewaltigen Schwere hingelegt werden, an denen sich die Jünglinge zu üben pflegen. Je nach der Verschie- denheit ihrer Kräfte heben sie sie empor, die einen bis zum Leib, die anderen bis zum Kopf und den Schultern- einige bis über den Scheitel; damit beweisen sie die Größe ihrer Mast. (Hierontzmus.) II. Sie rnhmen wohl viel von der Weisheit, aber wissen wenig drum. » » » Genauert U. Denn die Weisheit ist etwas Großes, und nnr wenigen ist sie bekannt. 24. Liebes Kind, gehorche meiner Lehre, und ver- achte nicht meinen Rath» » » 25. Ergieb deine Fuße in ihre Fesseln» nnd deinen Hals in ihre Haldeisen cunterwirddich ihrer Zucht, wenn sie auch beengend und lästig 1st]. 26. Vticle deine Schultern nnd trage sie [diinkt» sie dir gleich eine beschwerliche Last] und sperre dtch wider ihre Bande nicht cPi 2, 3]. » 27. Halte dich zu ihr vouKanzeux Herzen, und bleibe mit allen Krallen» ans ihrem ege la. Mos. G, II. As. Forsche ihr uath, und suche sie, so wirst du sie finden; und wenn du sie erkriegsh »so laß» sie [um deß- willen, daß sie dir etwa beschwerlich wird durch das, was sie dir auflegt] nicht von dir »[Kap. 4, 13 f.]. Tit. Denn endlich swenn du m der Prüfung als treu erfunden worden] wirst du Trost lund die wahre Seelenruhej an ihr haben, und» sdurch sie] wird dir dein Leid» [was dich später noch tritt] in Freude getehret wer en. 30. Und ihre Fesseln [die dir »anfånglich lästig dankten] werden dir ein starker» Schirm lgegen alles Uebel, ja gegen den Tod], und ihre Halieiseu ein herr- lichdKleid [in dcm du dich glücklich und selig fühlst] wer en. 31. [Sie kann und· wird dir das werden; denn sie ist selbst aufs: Herrlichste geschmücktj Sie hat eine gitldene Krone mit einer [kbniglcchen]» Purburhanbe [auf ihrem Haupte; ihr inneres Wesen Ist aufs« Herrlichste und Reichfte ausgestattet] » » 32. Dasselbige Kleid» kder Herrlichkeit und des Glückes] wirst du lmit ihr] anziehen, und dieselbige scYne ÆFIFUIIUZJI Krone wirft du [mit ihr] aussehen V« - ; - - p33. «Ltebes Kind, willst du [in diesem, V. 24 ff., dir gegebenen Rathe mir] folgen, so wirst du weise; nnd nimmst du ed zu Herzen» sdaß du die Weisheit erfor- schest und dich ihr hingibstL fo wirst du klug. 34. Wirst du gerne gehorchen saufmerksam hdren , auf die Lehren der Weigheitd so wirst du sie kriegen; und wirst du deine Ohren izu derselben] neigen, so wirst du weise werden, Der Verfasser kann nicht genug wiederholen, daß Hin- gabe der eigenen Gedanken, Aufgabe der eigenen Einsicht und Wünsche das Wichtigste sei. Es ist dasselbe, was Augustin in den Worten: Credo ut inielligam: Jch glaube, um darnach auch zu verstehen — ausspricht. 3.3.» Sei suberall dajd gerne [wo die Weisheit zu finden ist, besonders] bei en Alten, nnd wo UIberhaUptJ ein weiser Mann ist, zu dem halte dich»[um von ihm zu lernen] Hote gerne· Gottes Wort [1n welchem die Weisheit lauter und rein sich absptegelt , und merke die guten Sprache der Weisheit [Hiob 1 , 1·2]. sit. Wo du einen vernünftigen [we«isen] Mann siehest, kudehm komm mit Fleiß, und gehe stets and und ein e: i m. 37. Betrachte immerdar Gottes Gebote, und gedenke stets an sein Wort, der wird· dein Herz vollkouimeu cfest und» stark an gottlicher Einsicht] machen, und dir Weisheit sieben, wie du tin-einer] begehrest [Ps. 1, Z; Hebt. 13, J. Das T. Kapitel. Etliche gemeine Lehren und besondere sauste-giesst. v— V. l -— Rad. to, St. Auf eine ollgemeiue Warnung, lich vor Sünde zu hüten, folgen dann besondere Warnungen nnd Lehren sehr verschiedener Art. Man Kann darin mit Schuri-der folgende Abschnitte unterscheiden: a. War» du thust, so bedenke das» Ende (V. 1 ——- 40); b. Siehe zu, wen du oar dir hast (Rap. 8, t—22); a. Schöne Weiber haben manchen bethört (Kap. 9, 1—t3); d. Traue, schaue, wem Man. S, 14—2«3); e. Fürttenspiegel (10, i— 11, 9); f. An Gottes Segen ist Alles» gelegen (Kap. it, 10—29); g. Hüte dich nor dem Schleiiher (Kap. 12, 1- 19); h. Der Reiche und der Ilrnie (Kap.13, 1—1Il, V; i. Wehe dem Geizigen Gab. M, 3——21). 1. Thue nichts Böses, so ividersährt dir nichts Böses. Auch als Spriichwort in’s gemeine Leben übergegangen. Z. Halte dich dont Unrecht [fern], so trisst dich nicht Unglticl ssv hält dieses sich fern Von dir-J» » s. Säanicbt aus den Apler der Ungerechtigkeit, so w st du ne nicht ernten sicbensaltig [Spk. 22, s; Hof. 10, 123 Gut. 6, 8). Wie der Acker, so die Rüben; tvic der Vater, so die Beiden. (Sprüchw.) it. Dringe nicht in Aemier vor Gott, und ringe ui»»cht nach Gewalt [nach hoher niächtiger Stellung] beim Konige [hiite dich vor ehrgeizigem Trachten nach oben 1. Saht. 2, 8]. Z. Laß dich nicht diinkeu vor Gott, du seiest tüchtig gering dakiy und laß dich nicht dünken beim Könige, du seiest weie genug dazu. it. Laß dich nicht bitt-Fugen, Richter zu sein;- denn durch dein [eigenes] Vermogeu sdurch deinen Verstand] wirst du nicht alles Uurecht causrotten und] zu Recht bringen. Du mochtest dich [aber einmal fürchten und] , entieheu vor einem Gewalti en fund für seine Person einnehmen lassen] nnd lau Liebe zu ihm] das Recht knF Schandrn Enämlich zu deiner eignen Schande] fallen a en. « Wem Gott ein Amt giebt, dem giebt er auch den Ver- stand. fSprüchwJ Merkec Wem? Gott gibt! Aber kein Gimpel ist so simpel, er sucht ein Amt, unbekümmert um den dazu nöthigen Verstand, und denkt: ,,Ei, Lieber, den Verstand dazu wird der schon geben, der ja auch dem Vieh sein Futter giebt!« »— 7. Nichte nichtZtlusruhr an in der, Stadt, uud hange dich uicht an den Pobel fmische dich uicht in die Händel des Pöbels]. Dein Pöbel weich’, thu’s aber uicht gleich. Wer dem Pöbel dient, hat ’nen schlimmen Herrn. Dem Pöbel weicht auch der Teufel. (Spriichw.) » 8. Auf das; du uicht tragen uiussest srichtigerr Ver- wickle dich nicht in] zwiefaltige Schuld lhäufe nicht Schuld auf Schuld, in der Meinung, sie sühnen zu kbnnen]; denn es wird keine seinzigej ungestraft bleiben. D. Denke auch nicht: Gott wird daszir mein groß Qpfer [gnådig] ansehen, und wenn ich dafur dem aller- hochsten Gott opfere, so wird er’s annehmen fund mir verzeihen Mich. S, 7; Hof. 8, 13. 10. Wenn du betet, so Fwei e nicht [Jak. l, 6]. U. Und sei uicht laß, A mofen zu geben. Die Milde uicht von Herzen geht, wer Reue nach der Gabe hat. (Freidank.) » . 12. Svotte des Betrubten nicht; denn es ist einer, der kann beide niedrigen und erhohen simd auch deine Lage kann leicht eine andre werden Spr. 17, 5; 1. Saat. g, 7]. » 13. Stifte nicht Lügen wider deinen Bruder, noch wider deinen Freund [Kap. S, 16]. Lügen und Trägen Gott verbot, daher sind sie der Seele Tod. Lügen und Trügen ist ein Pflug, der hat Ackerleute genug. (Freidaiik.) » 14. » Grwohne dich uicht an die Lager; denn das ist levitke schadliche Gewohnheit [die die Seele mit Schaden e ä dt]. 15. Sei nicht waschbaftig geschwäYigJ beiden Alten sden erfahrenen Weisen] und auch] wein: du betest [mit dem Alleinweisen redest], sp mache nicht .viel Worte [Matth. S, 7]. « Viele Worte bleiben ohne Antwort. (Sprüchw.) is. Ob dirs sauer wird mit deiner Nahrung niid Acker-wert, das laß dich uicht verdrießen; denn Gott hats so geschasfen [1. Mos. 2, 15 ff.]. 17. Verlaß dich nicht drauf, daß der Haufe [derer] groß ist, niit denen dn irbcl [ leiche Sünde] thust; is. Sondern gedenke, daF dir [so gut, wie allen, die mit dir ständigen] die Strafe nicht ferne ist [Matth. 7, 13]. II. Darum demuthige dich von Herzen fund las; ab hon der Sünde]; denn Feuer und Wurmer ist Rache ubet die Gottlosen [kommt als Strafe einst über sie Jes. se, Arg. » 20. Ue ergieb deinen Freund nin keines Guts willen lbessert Vertausche und Verlaß deinen Freund uicht um einer gleichgiltigen Sache willen], noch deinen treuen Bruder unt des besten Geldes [gen.: um Goldes von Ophir l. Kbm 9, 28 AtimJ willen [Kap. S, 15]. . »» El. Scheide dich nicht von einer dertiunttigeu weisen, gIäUbigenJ und frommen E=tüchtigen] Frau; denn sie ist edler, weder = als L. hron. 29, 34 AnmJ kein Gold [Spr. 3I, 10 . 22». Einen treuen Knecht und fleißiger Arbeiter halte nicht ubel [5. Mof 15, 12]. 2Z. Einen frommen Knecht habe lieb, nnd hindere ihu nicht, wo er szur gesetzlichen Zeit, iiach sechsjahriger Zdienstzeit oder im Jubeljahr] frei werden kann cJer. it, s es. Haft du Vieh, s» wart« sein, mir trat dir-s MIs- slo behielt es Iund trachte nicht immer nach echseLJ Lohn der himmlischen Weisheit; allgemeine Regeln eines gottseligen Leben: 37 25. Hast du Kinde! inamentlich Knaben , so zeuch sie [er iehe sie mit Strenge] und beu e ihren als lbrich ihre iderspenstigkeit mit Gewalt? oon Jugend aus ldeim später wird es leicht zu spät Spr. 13, 24]. Je lieberes Kind, je schärfere Ruthe. (Spriichio.) Wer sein Kind lieb hat, der sparet der Ruthe nicht. Thorheit ist an des Kindes Herzen gebunden; aber die Ruthe nimmt die Thorheit hinweg, die spiiterhin den Vater weinen machen würde. 26. Hast du Töchtec,- so bewahre ihren Leib svor Unkeuschhe1t» und Befleekung), nnd verwbhne sie uicht Edurch Lindigkeit und allzugroße Freundlichkeit, was ie zum Leichtsinn verleiten möchte, sondern sei ernst und streng gegen He] » » 2 . Berathe deine TochterIbei ihrer Verheirathun , so hast du ein groß» fund wichtig] Werk gethan, und g eb sie einem vernunftigen Manne. Vernitihle deinen Sohn, wenn du willst; Tochter, wenn du kannst. (Englisches SpriichwJ » 28. Hast du ein Weib, das dich siebet, so laß dich nicht von ihr wenden, sie zu verstoßen, und shesseu aber] vertraue der Feindseligen [die dich nicht ieb hat] nicht fdoch selig du dich nicht von ihr scheiden]. 29. · hre deinen Vater von ganzem Herzen; und vergiß uicht, wie sauer du deiner Mutter worden bit! [Tob. 4, 4; Katz. Z, 8. sit. Und deute, daß du von ihnen geboren bist dein Leben durch sie empfangen hast] ; nnd was kann du ihnen dafux thun, das sie an dir gethan haben! It. Furchte den HErrn von ganzem Herzen, und halte seine Priester in alle»n Ehren. Liebe den, der dich gemacht hat, von allea Kraftew nnd seine Diener verlaß uicht [5. Prof. so, 5;»10, 17; Mal. 2· 7]. P Summa: Furchte den tät-Lern- und ehre den re er; s 33. Und« gieb ihnen ihr Theil, wie dir geboten ist is. Mof 2, s; 5. M. 14, 27J, 34. INämIichJ Von den Erstlingen [aller Art] and Schuldopferm . 35. Und Hebopfern [allen den Opfern, von denen dem Priester der rechte Schenkel dargebracht werden muß], nnd was· mehr geheiliget wird snämlichj zum kunblutigen Speis-J Opfer» und allerlei heilige Erstlitåfte =:die Zehnten für die Priester Z. Mof 7, Z; 4. . 18, 21; z. M. 18, 3; s. M. 27, 30 .. sit. Reiche [auch] dem Armen de ne fhilfreiche Hand, auf daß du reichlich svon Gott] gesegnet werde [5. Mdf 14, 29; Tob. 12, 9], Armen geben, atmet uicht. Wer dem Armen leiht, dem zahlt Gott die Zinsen. Den Armen geben, ist wohl gesätt- Trink und iß, des Armen nie vergiß. (Spriichw.) 37. Und deine Wohlthat dich angenehm niache vor allen lebendigen Menschen lgenauerz Beweise dich wohlthätig gegen alle Lebenden ;»ja beweise auch an den Todten [noch] deine Wohlthat deine Milde und Barmherzigkeit, dadurch daß du ihnen gern das ietzte Geleit giebst und wohlwollend über sie redest Ruth 2, 20; 2. S . 2, 5. am die Weiueuden uicht ohne Trost, sondern 38. Laß traute niit den Traurigen [Röm. U, 15. · 39. Beschwere dich uicht lversaume es uicht] die Kranken Fu besuchen, denn unt drßwilleu wirst du svon Gott] ge iebet werden kund Zlücklich sein Matth 25, 36]. 40. Was du thns , »so edeiiie das Ende sden Tod, das Gericht und die Ewigkeit, so wirft du nimmermehr Uebels thun [5. Mos 32, 29. Das Ende bewährt alle Dinge. (Spriichw.) «— Was du thust, bedeute« das Ende, greift roeislich an, sei uicht zu behende; sei fiirsichtig und halt dich schlecht, sei nich: zu such, beben! dich recht. - aber deine 38 Sirach 8, 1-—22. 9, 1—23. 1o, 1——12. Das s. Kapitel. Rermahnnngen zum Frieden und Einigkeit. 1.. Zanke nicht mit einem Gethaltigein daß du ihm nicht in die Hände sallcst sund er dichs biißen lasse; denn er bat durch seine Stellung allerlei Gelegenheit,’ dich in seine Gewalt zu bekommen]. Mit großen Herren ist nicht gut Kirschen essen. —- Große Herren haben lange Hände. (Spriichw.) 2. Zanke nicht mit einem Reichem daß er dikh nicht sdurclzBestechung Andere: gegen dich durch sein Geld] itberwage [urspr. iiberwege, d. i. cüberwältiges , Z. Denn viele lasseccsnh mit Geld besiechen, und es beweget auch wohl der Konigc Herz sldasz sie um seinet- willen von Recht und Gerechtigkeit Essen] Geld regiert die Welt; Geld behält das Feld. —- Geld kann den Teufel in ein Glas bannen. —- Geld schließt anch die Hölle auf (aber nich: auch den Himmel) — Nichls ist so hoch, das man mit Geld nicht fallen kann. — Nedet Geld, so schioeigt die Welt. —— Geld kann nicht Ilnrecht thun. (Sprüchw".) 4. Zanie nicht mit einem Schwäher, daß du nicht snochl Holz zntragest zu seinem Feuer ihm noch den besten Stoff lieferst, seiner Zunge treten auf zu lassen]. 5. Scherze nicht mit einem groben [ungebildeten] Menschen [der keinen Scherz versteht) daß er dein Ge- schlecht sin dir selbst] nicht schmahe il. Riicle dem nicht auf seine Sünde, der sich bessert, und gedenke, daß wir alle lauen] noch Schuld auf uns haben [2. Cor. 2, 6 f.; GaL G, 1]. 7. Verachte das Alter nicht; denn wir gedenken auch alt zu werden sund es würde uns dann mit Recht das Gleiche treffen Z. Mos. II, 32]. 8. Freue dich nicht, daß dein Feind stirbt fund über: baupt über niemgnds Tod]; gedenke [vielmehr], daß wir alle sterben musscn [Spr. 24, l7]. I. Verachte nicht, was die Weisen reden, sondern sbesclkäftige dich gern mct und] richte dich nach ihren Sprachen sKan 6, 34 sf.]. 10. Denn von ihnen kannst du etwas cnämlich Herzensbiid·u11g] lernen, und Uns-besondere, was gar schtvieriss ist und ungewöhnliche Einsicht fordert] wie du dich halten iollst gegen große lmächtiges Leute. 11. Laß dich nicht tliiger danken, denn die Alten, denn sie habetrs auch von ihren· Vätern gelernct sroas sie don Weisheit und Einsicht besitzen] 12. Denn von ihnen sannst du lernen, wie du sollst antworten, wo es noth ist. " . Blase dem Goitlosen nicht sein cunter der Asche glimmendesj Fcitcr [dcr leicht erregbaren Leidenschafteig auf, daß du nicht [im furchtbaren, rnaßlosen Ausbru derselben] auch mit verbrennest ssammt ihm ins Ver- derben stÜrzestJsz » » 14. Le e dich sticht an» einen [übermüth1gen] Lasterer serhebe di » nicht feindlich gegen ihn], daß er [nicht heimlich aus deine Aeußerungen laure und] dir sdann dortigen Leuten] deine Worte nicht [in ihr GegeUtheiIJ ver c re. 15. Lethe nicht einem Gewaltigerem denn du [selber] bist: lcihest du aber, so acht es als verloren sdenn er denkt schwerlich an? Wcederbezahlely und du vermagst nicht-Z wider ihn]. » » » 16. Werde nicht Burge uber dein Vermogeru thust du es aber [denn Biirge werden 1st wohl erlaubt, ja auch gefordergj so denke sauf alle Fälle an die Einlösung deines orte-Z] und be ahle [Spr, 11, 15; 17,18; 20, 16; 22, 267 c, 1—-5J 17. Rechte [prozessire] nicht mit dem Richter; »denn man spricht das Urtheil sin deiner Klage gegen this, wie er will sgemäß seinem richtcrlichen Ansehen] 18. Wandre nicht mit einem Tolliiihnen sdenn ge- rade aus Reisen findet sich leicht Gelegenheit sur seine Unbesonnenheit und»Eigenwilligkeit], daß er dich nicht in lfein eigen] Ungluck smit hinein-J bringe; denn er richtet an sunterninimt alles], was er will, so mußt du denn um deiner [richtiger: um seiner] Thorheit wcllen Schaden leiden. II. Hadere nicht unt» einem [Jäh-] Zornigen, und gehe nicht allcin mit ihm uber Feld· lwo es einsam 1st], enn er achtet Blatt-ergießen wie nichts; wenn du dann keine Hilfe baß, so erwurget er dich. » 20. Mit Narren halte keinen Rath swober Ver- schwiegenhcit vonnöthen ist], denn es gehet ihnen utcht zu Herzen ssie können es nicht im Herzen behalten, son- dern müssen es ausschwatzens · 2l. Vor einem Fremden sdessen Wesen du nicht kennst] ihn nichts, das dich hehl’«) hat [das du verbcr st und heimlich gehalten wissen willst]; denn du weißt ni i, was draus kommen möchtr. 22. Qsfenbare dein Herz nicht jedermann Isgenaueiu keinem Menschens er mochte dir ubel dan en. «) Das ,,Hehl« ·—- 1nittelhd. die Miete, bäte, die Ver- heimlichung kommt seht nur noch in der Nedensartx »eines.- Sache kein Hehl haben« vor. Luther gebraucht das Wort noch häufiger und, wie hier, in alcerthütnlicher Construction (s. Jef. Z, 9). Friiher wurde es bald mit ,.haben«, bald mit »nehmen«, bald persönlich mit dem Genitio der zn ver- hehlenden Sache, bald unpersönlich, wie hier, mit dem Aecnsas tio der Person Verband-en. (Vrgl. hohl, Hölle.) Das D. Kapitel. Man soll oorsichtig mit Weibern und Freunden handeln. 1. Eisere nicht ssei nicht eiferstIchtigJ über dein frommes Weib [aenauer: gegen das Weib deines Busens, das dir lieb und theuer ists; denn solch hart Aussehen bringt nichts Gutes sdu möchtest sie erade durch deine Eifersucht nichts) Gutes gegen dich ehren, erst zur Untreue gegen dich verleiten 4. Mos. 5, 14; Spr. 6, n4]. Eifersucht, Leid mit Eifer sucht. (Sprüchlv.) Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schaffn (Wortspiel) — » Z. Laß deinem Weibe nicht Gewalt uber dich, daß sie nicht dein Herr werde [1. Mel. Z, l6]· Adam und Simsom David und Soldaten, die hatten Weisheit und Kraft, doch zwang sie Weibes Meisterschafh (Freidank) Z, Fleuch die Buhlerin, daß du nicht in ihre Stricke sallest [Spr.»7, 10 sf.] » » · 4. Gewohne dich nicht zur Sangerin sser nicht dauernd bei ihr], daß sie dich nicht sahe mit ihren Reizen sihren Künsten, einen Mann zu fesseln]. Z. Siehe nicht nach den Mägden sden ungfrauen««], daß du nicht cgöguadet werdest gegen sie [1. of. 34, 1 f.; Hiob 3l, l; atth. 5, 28I. «) Das Wort »Magd« ist, wie so manches andere, von seiner ursprünglichen hohen und schönen Bedeutung jetzt herab- gesunken. ursprünglich bedeutete es nur die reine Jungfrau, so auchnoch bei Luther in Hohesl I, Z; 4. Mos so, H; Spn so, 19 nnd hier. Auch in Jef. 7, 14 hatte Luther ursprünglich« «Magd« geschrieben, wie er selbst sagt: »Ein- Dirny die mannbar ist und noch im Kranz geht, heißen wir " neuen gerathen. Vorsicht im Handel u. Wandel, gegen Weiber und Freunde; von Obrigkeit u. Unterthanen. 39 aufs eigentlichst deutsch eine Magd. Daher sagt man auch recht von der Mutter Gottes; die reine Magd. Und das junge Vol! nennet man gemeiniglich Meide oder MeidevoltC Erst seit dem 16. Jahrly nahm das Wort den Begriff« einer Dienerin an. Vgl. das über ,,Metze« zu Nicht. Z, 30 Gesagte. is. Hänge dich nicht an die Hirten, daß du nicht um das Deine kommest [Spr. 29, 3; 7, 8]. Kommt die Hure ins Herz, so kommt sie auch in den Säckei. (Spx—üchw.) 7. Gasse nicht in der Stadt hin und wieder cnach Dirnen aus] und laufe nicht durch alle Winkel. 8. Wende dein Angesicht von schönen Frauen, nnd siehe nicht nach der Gestalt anderer Weiber. it. Denn fchbne Weiber haben manchen bethdret; 10. Und böse Lust entbrennet davon, wie ein Feuer. Weibes Schöue inanchen hat verleitet auf groß Misse- that. (Freidaiik) 11. Sitze nicht hei eines Andern Weibe [habe keinen Umgang mit ihr Pf. 26, 4 f.], 12. Und herze dich nicht mit ihr, 13. Und prasse nicht mit ihr, daß dein» Herz nicht an sie gerathn und deine Sinne nicht bethoret werden [Spr. , 14; denn wo Schmauserei, da Buhlerei Spiz 7, 26 f.]. 14. Uebergieb [Verlaß] einen alten Freund nicht; denn du weißt nicht, ob du so viel am neuen iriegest. 15. Ein neuer Freund ist eiu neuer Wein ie die- ser uiibewähreh ·gährend, scharf, nicht lieblich]; laß ihn [den Freund, wie den Wein] alt werden, so wird er dik wohl schmecken. Kein bessrer Spiegel, als ein alter Freund. —- Alt Freund, alt Wein, alt Geld führen den Preis in aller Welt. —- Alte Freunde soll man nicht vertiefen, man weiß nicht, wie die (Spkiichw.) is. Laß dich auch nicht szum Neide] bewegen den Gotttosen in seinen großen Ehren fund seinem Gltick]; denn dn weißt nicht, wie es ein Ende [mit ihm und seinem Glücke] nehmen wird lfeine Strafe wird nicht ausbleiben Pf. 37, 1. Z]- 17. Laß dir nicht [wohl gefallcn der Gottloseu Vor- nehmen sdas woran sie s ohlgesallen l)ahen]; denn sie werden nimmermehr fromm [vor Gott gerecht] bis in die Hotle hinein sdie ist schließich doch ihr Ende Pf. 73, Z; Hiob 21, 13 f.; Pf. 55, 20]. · 18. Halte dich von denen [fern·und sündige nicht wider sie], so Gewalt haben, zu todten, so darfst du dich nicht besorgen, daß er dikh todte. · 19. Mußt du aber nm ihn fein, so vergreif dich nicht [verfehle es in nicht-M, daß er dir nicht das Leben 38hme, da du diklys am wenigsten versiehest [Spr. 16, 17; 20. Und wisse [sci dir immer bewußt] daß du unter den Striklen ETodeZschlingenJ wandeln, und gehest auf eitel hohen [Mauer-]· Spitzen ldaß deine Stellung bei ihni eine höchst gefährliche ift]. 21. Erlerne mit allcni Fleiße deineiiNächsten [und erforsche, ob sie weise und zur Berathung tauglich sind]; und wo du Rath bedarfst, so fuche es [nur] bei [be- wahrten] weisen Leuten [Spr. is, 7]. 22. Und befpcich dich mit den Verständigen [den Weisen] und richte alle deine Sachen [besser: und dein gesgpräch beroege sich] nach Gottes [geoffenbartem] or . 23. Geselle dich zu frommen Leuten, und sei fröh- lich, doch mit Gottcsfurcht sToh 9, 12]. Das 10. Kapitel. Ruhm weiser Obrigkeit. Von Meldung der ißosfahrt » 24. Das Werk lobt den Meister, nnd einen weisen Furften seine Handel sgen.: Rede; gleichwie ein Kunst- werk als solches erkannt und gelobt wird, wenn es durch die Hand» von Künstlern künstlich gearbeitet ist, also wird ein Fürst als weise erkannt aus seiner Rede; denn in dem Worte offenbart fiel) der Geist] 25. Es ist ein gefährlich Ding in einem Regiizient Pn der Stadt, wo ein solcher lebt] um einen Schwatzer man fürchte: ihn allgemein], und [noch viel mehr aber] ein jäher Wafcher [der voreilig und mit kecker Unüber- legtheit überall mit Worten zuführt] wird zu Srhandeu swird von jedem gehaßt] Kuh. 10. V.1. Ein weiser Regent ist strenge shalt das Polk in Zucht], nnd wo eine verstandige [gottesfi’irchtige] Obrigkeit ist, da gehet es ordentlich sauer; im Volke] zu [Spr. So, 8; 28, 12]. Wie der König, so das Gesetz; wich! Gesetz, so das Volk. (Spriichtv.) Z. Wie der Regent ist, so sind auch seineAnitleutez wie der Rath ist, so sind auch die Burger [Spr. 29, 12]. Qualis tax, talis get-X, deutsch: Wie der König, so die Heerde. (Spriichw.) Z. Ein wüster sZiichtloserJ Kbnig verderbet Land und Leute. Wenn aber die Gewaltigen kln [durch Gottes« furcht weise] find, so gedeihet die StadtfSpn 29,4]. 4. lDochl Das Reginient auf Erden stehet lnicht allein in der Menschen Händen, sodaß alles natürliche Folgen und Ursachen im Staate wären, sondern vor allemI in Gottes Händen sder giebt Segen und Fluch nach seiner Weisheit und Gerechtigkeit]; erselbige giebt sgeziz er« wecktj ihr zu Zeiten szu rechter Zeit] einen tuthtigen [heilbringenden] Regentein » · Z. Es stehet in Gottes Hunden, daß es einem Regen- ten fmit seinem Regimente zum Segkn des Landes] gerathe; derselbige giebt ihm einen loblichen Kanler frichtigenderse bigeGottistUTDerdemHerrs er Ehre verleihet, nicht das Volk und seine Gunsth 6. Rächc nicht zn genau alle Miffethah und iuhle dein Miithlein nicht, wenn du strafen sollst. · Besser: s. Riiche keinerlei Unrecht sdas dir widerfahrtJ an deinen Nachstein nnd thuedurclp ans nichts, wenn Gewaltthat wider dich genbt wird fdu möchteft dich leicht im heftigen Zorn zu übereilter That verirren und versündigens 7. Den Hoffärtigen ist beide Gott und die Welt feind, denn sie handeln vor [an] allen beiden Unrecht [l. Petri 5, 5]. · Hosfahrt ist überall Sünde, sie trage denn ein Helmlin oder ein Fähnliiu (Sprüchtv.) » 8. Um Gewalt suebermiithls Unrecht und Geizes cGeldgierl willen kommt ein Konigreiih von einem Voll aufs andere sdenn diese Sünden treiben sowohl die Fremden zur Eroberunin als Verderben sie das Volk, errschend im Jnnern Spr. 28, 2; Weish··5, 241 I. Was eihebet sieh [doch der armselige Mensch] die arme Erde iind Asche sihm stehet solches aiii wenig- sten zu 1. Mos. 3, 19]? · » · 10. Jst er doch ein eitel schandlicher Koth, weil [solange] er noch lebet. · · 11. Und wenn fes nun gar zum Ende mit ihn: gehet mag der Arzt schon lange daran sticht, » · · 12. o gehers doch endlich also: Heute Konig Ein aller Herrlich eit], morgen to 40 Sirach 10, 13——34· 11, 1——35. 12, 1——4. 13. Undwenn der Mensch »todt ist, fressen ihn die Schlangen sdie Waben] und Wurmer [die sind sein Erb- theil. Welch ein Gegensatz dann gegen seinen Hoch- mnth! Hiob 17, 14; Jes. 14, 11]. 14. Da kommt alle Hosfart her, wenn ein Mensch voiichGott abfallt, und sein Herz von seinem Schöpfer wei . 15. Und Hossart treibt n allen Sünden [genauer: Denn der Anfan der offart ist die Sünde, sobald Sünde, welihe wesentlich Abfall von Gott ist, da ist, ist anch Hoffart da , Und wer darin fteckt fund nicht von ihr läßt] der ri tet viel Greuel sgottlos Ver- messenes] an [Weish. 14, 27]. « »16. Darum hat der HErr allezeit den Hochmuth ge- skhandet [mit ganz außerordentlichen nnd plötzlichen Heimsnchnngen gestraft], und endlich lganz nnd gar] gestutzt [Spr. 11, 2]. 17. Gott hat die hoff-irrt en Fürsten [plötzlich] vom Stuhl herunter geworfen, und emuthige san ihrer Statt] drauf gesetzt [1. Sam. Z, 7 f.; Lnk. 1, 52. 18. Gott hat der stolzen Heiden Wurzk [die Völker bis ans die Wurzel] ansgerotteh und demuthi e an ihre Steige gepflanzet [5. Mos L, 12; 11, 31; s. 44, Z; 78 Ist. Gott hat der [itberniuthigen] Heiden Land um- gekeheeh und zu Grund sbis an die Grunbvesteiq ver- erbet [1. Prof. 19, 2»5; Pf. 107, 33 ff—]. TO. Er hat sie sdiese Länder] verdorrea lassen nnd verstoret, nnd ihren cder übermttthigen Bewohner] Namen [sogar] vertilget auf Erden [Ps. J, 6 f.; l. Matt. 12, 54]. 21. Daß die Leute hosfartig und grimmig sind, das ist von Gott nicht geschaffen. Wörtlich: 21. Fur dcnjliensghen ist Hosfart nicht geschaffen, noch ubermuthiger Grimm sur deii vom Weibe Geborenen cHiob 14,1]. Hochfahrd der Hölle Königin, die will bei allen Leuten fein. Wie bieder oder böse er sei, sie läßt doch Keines Herze frei. Hochfahrtz Habsucht nnd Neid, die haben noch ganz ihren alten Streit, der sichtbar ward an Adam; fo verdarb fein reiner Same.... Dem Teufel nie nichts Liebers ward, denn Unkeufchheit und Hochfahrt Wer« Hochfahrt ver- meiden mag, das ist dem Teufel ein großer Schlag. Von Hochfahrt ward der erste Fall, der vom Himmel fiel zu Thal. Hochfahrt ist der Seele Tod, ihre Pein geht vor aller Noth. » (Freidank.) 22. Der Mensch ist nicht bosggeschaffenz 23. Sondern, welcher Gott trachtet, der wird mit Ehren bestehen; welcher aber Gottes Gebot iibertritt, der wird in Schauder. » 24. Und die, so Gott» trachten, halten ihren Regen: ten in Ehren; darum vehntet er sie. » Richxigen 24. Wiein der Mitte von Bruder-n ihr Fuhrer geehrt ist, also in Gottes Augen, die den HErrn furchtein 25. Es soll sich beide, der Reiche und der Arme, der Große und »der Kleine, keines andern richtigen, denn daß sie Gott furchten falle. andern Dinge auf Erden sind gleiihgiltig Jer. 9, Es; Jakz 1, 9 f. . 26. Es taugt Daher] gar nichts, daß man einen armen Berstandigenjder Gottessurcht und Weisheit im sgerzken2hcist]flierschmahe, und einen reichen Gottlosen ehre Ja . , f . . 27. Fürsten, Herren und Regenten sind cbei jeder- mann] in großen Ehren; aber so groß sind sie nicht [»nach dem eigentlichen inneren WertheJ als der, so Gott furchtet [Kap. 25, 14]. Es. »Einem weisen Knecht muß der Herr dienen; und ein verniuiftiger Mann miirret nicht» drum sdaß sonach ein scheinbar umgekehrte« Verhaltmß ist] 29. Siehe nicht [in Selbstsefälligkeit unt) Ueber- klngheit] aus deinem eigenen ovfe in deinem Amte [tlberhaupt, wo du etwas ausrichteii willst und sollst, ohne zum Werke selbst zu kommen] und mache dich nicht stol sund rühme dich nicht, als hättest du das Deinige ethan nnd· seiest schuldloisL wenn man dein [be-] darf enauer: wenn du durch deinen Hochmnth in edräugniß kommst] sit. Es ist besser, daß einer [in treuer Arbeit] seines Thnns warte, dabei er gedeihet, denn sich viel vermesse sals einer, der nichts thut und spazieren eht, zugleich sich seiner selbst rühmt], und dabei ein ettler bleibe [Spr. in, 9]. Hoffart löscht das Feuer in der Küche aus. (Spriichw.) II. Mein Kind, in Widerwcirtigieit sei getrost, und trohe auf dein Amt. Genaue» 31. In aller Demnth ehre dich selbst, und gieb dir Ehre nach deinem Wirthe. IT. Denn wer an feinem Amte verzaget cstch und seine Anitswürde selbst nicht achtet, wer will dem helfen cihn von Schuld freisprechenTs nd wer will den bedEhren erhalten, der sein Amt selbst unehret lder zu gering Von sich und seinem Leben hält] II. Der Arme wird geehret um seiner Klugheit willen kund das ist wahrer Ruhm] und der Reiche um feiner Guter willen. 34. Jst aber die Klu hcit löblich an einem Armen, wie viel mehr an einem Re then! Und was einem Reichen ubel anstehet, das stehet viel mehr dem Armen ubel an [genauer: und wer im Reichthnm nicht geehret wird, wie viel weniger in Armuthlj Kuh. 11. V. 1. Die Weisheit des Geringeu bringet ihn zu·E ren, und seht ihn bei die Fursten Pvie den oseph in gyptein den Daniel inBabylon LMo .4I,40; S s.278, So; sagt. 2, 48]. « ß . ii oll niemand r« nien um eues ro en Anse Ins sseiiisef schöneki Gestkihlt trittst-il, snhochs jEttkand vera en ntn rnrs e ä e ne en ein r heißiichen Gestalt] winkte« i? Its-Felix 7J. e, Z. Denn die Biene ist ein kleines Vö eleiu, und Hebt doch die allersiißcste Frucht also ist dag äußerlich nscheinbarste meist das itinerli Vorzüglichste]. 4. Erhebe dich nicht deiner Kleide: cdaß d s d 'n Andern kannst zuvor thun], nnd sei nicht stoluiiet deiiiin Ehren lwenn du bei den Leuten hoch stehestrjzdenn der HErr ist wunderbarlich in seinen Werten einen Ge- richten, die er auf Erden ergehen laßt] und niemand weiß, was er thun will [ob es nicht am Abend anders ist, xenczigesli åm frühen hMorgen war].h t f . ie hrannen aben müssen erun er an die Erde ist ten; dntådt ljstttdeiliiL dkie anfgesehh aus den manu gea ae u. , . s. [Ja!] Viel großer Herren sind zu Boden» e- angen, nnd gewaltige Könige sind andern in die Hat: e onst-ten. 7. »Berdamme niemand füber eine Handlung blos unerue z o,un raee . Iieatciltyetskorietnsisigånh teesetdlki rdie Sdaäie Puvoör ;:ået:inest; er- 8. Du sollst nicht äjemandem antworten und] ur- theilen, ehe du die Sa e szu Ende] hörest, und laß die Leute gut-or ansreden sohne ihnen in die Rede zn fallen Jabg , Je; Sirt-BGB, Ist] S ch [ ch . en e ni t in fremde a e die di nichts aiige H, und sihe nicht bei niigerechtem Urtheil Brit-lese] di nicht der Sünde nngerechter Richter ·u ig . Von Hoffart und Demnthvon Erwerb» irdischen Gutes, von der Barmherzigkeit. 41 Das 11. Kapitel. Wie zeitliche Nahrung zu erwerben und zu gebrauchen sei. I0. Mein Kind, stecke dich nicht in mancherlei Händel khüte dich vor der eitlen VielgeschäftigkeitL denn wo u dir mancherlei svieles zugleich] vornimnish wirst du nicht· viel dran gewinnen [genauer: nicht ohne Schuld bleiben]. Wenn dn gleich fast «=uoch·so sehr Jos 13, 1 Anm.] darnach snach dem IelerleiJ rcngest, so er- laugest du es doch nicht; und wenn du gleich hie und da flickest sum dich schadlos zu halten], so kommst du doch nicht [ohne Schaden wieder] heraus. · 11. Mancher läßt es ihm [in seiner Vielgeschästicp seit] sauer werden, nnd eilet zum Reichthunn und hindert sich nurselbcr damit sund hat nur größeren Mangel; denn nicht an unsereni Rennen und Laufen, sondern an Go1t(t)es2(å5]nade liegt alles Pred. J, 11; Pf. 127, 1 f.; Spr. , · . 12. Dagegen thut manchergeniach gist so trägåj der [= daß er] wohl der Hilfe bedurfte, ist azu schwa szu wenig arg Gewinn] und arm; 1.. en siehet Gott an mit Gnaden, nnd hilft ihm aus dem Elend, nnd brinzet ihn zu Ehren, daß sich sein viele verwundern [Spr. 1 , 22. 14. Es [liegt eben nicht an des Menschen Wollen und Wünschein sondern] kommt alles von Gott, Glut! ilisdstlzglnskj Leben nnd Tod, Armuth nnd Reichthum « e. o, . IS. Den Frommen giebt Gott Güter, die da bleiben d.»h. wenn der HErr dem Frommen Glück, Leben und eichthum verleihet, so bleiben sie bei ihm; denn sie sind sein Segen]; » « M. »Und»was er [den GotteSfürchtIgeUJ bescheereh das gedeihet immerdar. 1 . Mancher» target nnd sparet, nnd wird dadurch ldurch solche Knickereq reich, 18. Und denkt, er habe etwas vor sich gebracht, U. Und spricht: Nun tvill ich lniich zur Ruhe setzen und] gut Leben haben, essen nnd trinken von meinen Guten» und er weiß nicht, daß sein Stundlein so nahe ist, und ninß alles andern lassen und sterben [Luk. 12, 16 ff; Hiob»27, 16 Pred.·2, 21]. » » 20.» Vleibe [du vielmehr in Gottes Wort, nnd nbe dich drinnen, nnd beharre in treuer Arbeit bis in’s Alter] in deinem Beruf; un laß dich nicht irren, wie die Gottlosen nach Gut trachten Wege reich werden Pf. 73, 2 . . B Bertraue du Gott, nnd bleibe [treu] in deinem ern « I 22. Denn es ist dem HErrii gar leicht, einen Armen sschnell und plötzlich] reich zn»niachen. ·2Z. Gott segnet den Frommen ihre Guter [und das ist ihr GnadenlohnL nnd wenn die Rechte, vom HErrn erwählte] Zeit kommt, gedeihen sie bald ssproßt plötzlich ihr Segen und Glück empor Spr. 10, 22]. 24. Sprich nicht: Was hilft michs swenn ich immer nur auf die Zukunft hoffen soll], und» was hab’ ich die- weikqxvon der Frömmigkeit, wenn ich dabei darben mu . 25. Sprich [aber auch] nicht: Jch habe genug, wie kauftfi u]iir’s fehlen! sEs wird keinerlei Unfall mich re en. TO. » Wenn dirs wohl gehet, so gedenke, daß dir’s wieder iibel gehen kann; nnd wenn dr’s ubel gebet, so gkdeiite, daß dir’s wieder wohl gehen kann smach es nicht, wie die Welt, die im Glück des Unglücks, im Unglück des Gliickes vergißt und bald irr-Its, bald verzagt ist Lan. 18, 25]. und auf ungercchtem 27. Denn der HErr kann einem jeglichen leichtlich vergelten sauch noch im Tode [in der Stunde des Todes und noch mehr na dem Tode], wie er's verdienet hat. · 28. Eine lwenn auch noch so kurze] böse Stunde kwie besonders» die Todesstunde macht, daß man aller vorher genosseneu] Freud: vergi ct [fo gleicht sich dann der scheinbare Widerspruch, daß gerade die Sünder oft das meiste Glück haben im Leben, schon aus-J; und wenn der Mensch stirbt [und er sich anschicken muß, dem heiligen Gott vors Angesicht zu treten] so wird er [und oftmals auch die anderen Menschen an seiner Lage dem Tode gegenüber] inne, wie er gelebt hat sob gottlos oder in seiner Gemeinschaft] 29. Darum sollst du uieniand [als glücklich und selig] rühmen vor scincui»Ende [da wird fein Leben er- probt] denn was einer sur ein Mann gewesen sei, das findet sich an seinen Nachkommen [auf die seine Ge- sinnung, fein Segen oder seine Strafe forterbt 2. Mos 20, 5]. Das is. Kapitel. Von Beherbergung der ckremdlinge und Mild- thäiigkeit gegen die Dürstigen 30·. Herberge nicht einen jeglichen in· deinem Hause [als einen Hausfreundjz denn die Welt ist hol! Untrene und List [und so mochie sich mancher bei dir einschleichem get ägäiii dein Wohlwollen zu deinem Schaden miß- rau . « · Ell. chczinfxalselj Hier? sdaz rndit Loist sie? itn ZeEIickFaUF ein ei i wie c n zur a a geri e er o oge ein Rebhuhn oder auch eine HQhreule die] auf einem loben einem gespaltenen Stock sitzt, in welchen die herbeige ockten Vögel sich einklemmen], und [fo] lauert Eauch der salsche Hausfreuiids wie er dich sahen nioge Pf. 41, Z; Mastth ro, 17]. G t 32. n was er u es [ n d· nd d inem Hause] siehst, deoiigtcelixr aufs ärgste sundlrn3tzt« e; aus Zizasåinen Zwecien]; und das Allerbeste schändet er aufs o e. Its. Aus einem Fünklein wird ein groß Feuer [Jcik. s, 5], nnd [ebenso] der Gottlose i verfolgt dich aus geringfügige: Ursache und] horet iii t aus, bis er Blut vergieße. sit. Hüte dich vor solchen Buben; sie haben nichts Gutes im Sinn, daß sie dir nicht eine ewige Schande anhangem Z5. Nimmst du einen Fremden [der nicht in’s Haus gehört und nur seinen Nutzen verfolgen wird] zu dir ein, so wird er dir sdurch allerlei Familienzeriviirfnissd Unruhe macheu, und dich aus deinem Eigenthum treiben [besser: und dich den eigenen Gliedern des Hauses« entsremden]. Kein. 12..V. 1. Willst du Gutes thun, so sthue es nicht blindlings jedermann, sondern thue es mit Weisheit, und] siehe zu, wenn du es thust, so verdienst du Dank damit. 2. Thu dem Frommen Gutes, so»wird di« reichlich vergolten, wo nicht von ihm, so gescbiehks gewißlich von! HErrn Z. Aber den bösen Buben, die nicht danken für die Wohlthat wird? nicht wohl gehen. a. Sieb dem Gottesfürihtigein und erbarme dich des Gottlosen nicht U. dagegen: Seil. S, 10]. 42 Z. Thu Gutes dem Elendes: fder von Gott ge- schlagen ist und die-Z auch fühlt], und gicb dem Gott- tosen nicht. Behalte dein Brod vor time, uud gicb ihm nichts, daß er dadurch nicht fnoch ixiclir in feiner gott- losen Gesinnung] gestattet werde, uud dich ffchliefzlich zum Danke] untcrtreta S. Du toirst noch eins so viel Bosheit durch ihn eint-sahen, als du ihn: Gutes gethan hast. Denn [auch] der Allerhbihfte ist deu Gottlofrn feind, und wird die Gottlofeu strafen [cLuk. G, 34 fs.]. Den: Armen hilf, den Bettler verjag. (Spriichw.) —- Auch unter dem Namen des Christenthiims wird Atlderer Gutthiitigleit viel gemißbraiichr Es ist nichts Neues, daß manche, die nicht gern arbeitet: oder uuterthiiiiig sind, lieber herunifchweifeii und ehrlichen Leuten beschwerlich fallen, bringen von einein Ort Grüße zum andern, uud machen aus der Gottseligteit ein fchiiiidlich Gewerbe, nur damit sie unter dessen Schein nibgen aufgenommen werden. Einige wissen sich auch ernsthaft anzustellen, daniit sie die Einfiiltigen be- trügen mögen. (Berteb Vib.) Aue; dein Zufanieiihaiige sowohl, wie aus diesen Spriichivötsterit wird es deutlich, wie das Wort iii V. 4 genieint ist, so daß man nicht Anstoß daran zu liehmen braucht. " 7. Wer-nd einen: wohl gehet, «f·o kam: man keinen « Freund recht erkennen; weuirs aber übel gehet, so wer- den alle Herzeii offenbar, dann] kann fiel) der eiud aurh nicht bergen ffouderii wird alsbald hervortreten]- 8. Denn wcunw einem wohl gehet, das veidreußt seinen Feind fweil er »schweigen und sich zurückhalten muß]: weuirs aber übel gehet, so weichcn auch die Freunde vou ihm [.Kap. ei, 7 f.; Spi- 19, 4. 7]. .Wird dein Mann das Gut benommen, so ist er auch von Jreitndeii kontnicn (Freidaiik.) 9. Trau deinen: Feinde nimmermehr [wie er sich auch stellen mag] to. Denn gleiaswiojtas Eisen immer wieder kostet, also läßt er auch sein-e Tuckc nicht [besser: Denn gleich- wie dass Eisen roftct, also iftUZ mit feiner Tücke; sie tiberzicht sich nur äußerlich mit dem Firniß der Freundschaft, innerlich bleibt sie dieselbe] 11. Und ob er sich fchou neiget und bücket fgar demüthig und friedlich fich gebcrdet], so halte doch an dich, und hutc dich vor ihm fes: ist eine List, mit der er dich fangen wjll].» Uud wem: »du gleich an ihm boli;eft, wie an einen: Sisiegeh so bleibt er dochroftig fbefferx und es wird direndlich gehen, w1eeii1e·tn, der einen Metall-Spiegel abtpischt, und wirst er« kennen, bat; er fichnichtbiszum Ende mitRoft über-zogen hat. Seine alte Bosheit und Feindschaft wird bald wieder klar zu Tage treten, wenn du dich Vom ihn: nicht täuschen lässest. Spr. 26, 24]. 12. Zciich ihn nicht fix: dein Haus nahe] zu dir, daß er dich nicht wegstosicy und trete an deine Statt. Setze ihn auch· nicht» neben dich [gieb ihm auch nicht eine Elirenstelliing in deiner Nähe] das; er nicht nach deinem Stuhle trachte, uud»[du] zuletzt an meine Worte denken utiisscst fwie wahr sie gewefen], und dich dann gerettet: wird ffie nicht beachtet und nicht nach meinem Rathe gehandelt zu haben] « ist. Gleich alo wenn ein Schlangcnbefchwörer swie sie in Egypten so häufig find] gebissen» wird, das Jam- mert niemand, so wenig als das, to« einer mit wilder: Thieren unigeheh und von ihnen zerrissen wird [denn es widerspricht schon dein einfachsten Verstande, der Gefahr fich preiszugebeiqz also gehetes den: »auch, der itch an die Gottlosen hauget Dich mit ihnen e·inlaßt], und sich in ihre Stindeu men et Her darf» sich nicht wundern, wenn er auch in ihre tra e berwickelt wird] Simch 12, 5—19. is, 1—32. it, i-—3. 14. Er bleibt wohl eine Weile bei dir; aber wenn du ftrauchclst fin irgend ein Unglück geräthft], so be- harret er nicht. II. Der« Fisiiid ·lebt wohl gute [schmeichlerifche] Worte, und klagt dich sehr fals wäre er der theilnehmendfte Freund] und stellct sich freundlich. Its. Kam: auch dazu weinen; aber im Herzen denkt er, wie er dich ia die Grube fällez und kriegt er Raum fund eine paffende Gelegenheit] fo kann er deines Bluts nicht satt werdet: [Ps. 55, 22]. 17. Will dir jemand Schaden thun ltrifft dich irgend ein Unglück] so ist er der erste [den du als scheinbar Theilnchmendeii am Platze findestL is. lind stetlet sich, als wollte er dir helfen, und lgerade dann stellt er dir hcimlich und tückisch ein Bein und] fiillet dich meuctllitigh 19. Seinen Kopf wird er [fpöttisch] schütteln, und fschadenfroh über deinen Fall] in die Faust lachen, dein , spotten [geiiaiier: bei den Leuten allerlei über dich munke»lii], und das Maul aufwerfen cgenauerr und nun eine andre Miene, nämlich die des offenen, « tückifchen Feindes, annehmen Hiob 27, 23]. Das 13. Kapitel. Von gemeinschaft; der Armen und Reichen ungleichem Zustande; gutem und bösem gewissen. Jn dein nun folgenden Abschnitte Kap- 13, 1 —- 14, 21 schließen fih die Ermahnunaen folgendermaßen an einander: Warnung bot: dem Umgang mit Mächtigen (Kap.13,V.1—l1) und Weisung ihnen nicht zu nahe zu kommen (V. 12—18). Gleich und Gleich gehört zu- sammen, nicht arm und reich (V. 19 - 24); anders) wird der Reiche, anders; der Arme gehalten (V. 25——29). Gut ist der Rcichthum ohne Sünde, wie es bei dem Menschen darauf ankommt sich vor der Sünde zu wahren (V. 80 —- Kap. 14, 2). Nicht gut ist der Reich- thun: für den Habftichtigen und Neidifchen (V. 3—10). Ermunterunaety nach Maßgabe der Habe sich und glndgrln in diesem flüchtigen Leben wohlzuthun (V. 11 is T . 1. Wer Pech augreifh der besudelt frch damit; und wer sich gescllet zum Hoff-trügen, der leruet Hosfart U. Kou 15, Eis] 2. Geselle dich [auch] nicht zum Gewaltlgen und Reichen fder gewöhnlich auch ein tjochmüthiger ift]; du ladeft sonst eine schwere Last fdie du nicht zu tragen vermagst] aus dich. Z. Was soll dir der irdene Topf bei dem eherucri Topf« oder Keffel]? denn wo sie- an einander stoßen, so zerbn t er fder irdene Topf]. 4. Der Reiche thut lltirechh und trotzt noch dazu ist noch obendrein unzufrieden, als wäre ihm was s bfes widerfahren]: aber der Arme muß Unrecht] lei- den, und dazii [noch] danken fgenauerz itten, als hätte ei: was Böses gethan Spr. 18, 23; Pf. 73, 9]. Wer sich zu eitlem reichen Mann gesellet, der verliert dran. (Freidaiik.) Z. So lange du ihm ciütze bist [durch deinen Wohl- stand] braucht er dein; aber wenn du nicht mehr kannst, io laßt er drei) fahren. Ei. Weil [Solange] du hast, zehcet er mit dir fund beutelt dich aus] und betuiumert ihn nichts, daß du verdirbesh Von Feinden; von dem Umgang der Reichen und Armen. 43 · 7.· Wenn er dein bedarf, kann er dich fein öffen [ist’s ihm ein Kleines, fich selbst zu helfen zu deinem Schaden; dann heuchelt er dir, und liiclielt dich an, verheißet dir viel, und giebt dir ie besten Worte, uiid spricht: Bedarfst du etwas! sJch lvill dir schon helfen — so wird er dir alles vorspiegelnJ s. Und ladet dich einmal oder drei [etwa.«—i mal-H] zu Gast betknglich [um dich zu gewinnen] bis er dich uui das Deine briu e [dadrlrch, daß du ihm borgst], und spotte dein [iio ] uleszt fdaß du dich also hast täuschen und fangen lassen. » . nd wenn er [dariiach]»gleich deine Noth siehet, laßt ex dich doch fahren, und schuttelt lnoch hohiiisch] den Kopf uver dich [Ps. 22, 8]. 10. Darum flehe u, daß dich deine Einfältiglclt [solaiige du« gllicklich bist] nicht betrug-s, 11. Und in Unglucl bringe. «) Ein eigenthlinilichery bei Luther häufig vorkommender Redegebrauch, dessen fich die Volkssprache zwar bis heute be- dient, der aber gleichwohl nicht selten niißverstanden worden ist. Soll nämlich einer Zahl der Charakter der Unbestimmt- heit gegeben werden, so wird derselben die Partikel ,,oder« in Verbindung niit dem Zahlwort »ein« vol-gesehm das dazu gehörige Subftantio laß: Luther in der Regel deni in diesem Jall gern unslectirt gebrauchten »ein« folgen (hier das Wort »mal«· So in I. Wes. U, ab; ferner in der Vorrede zum kl. KatechJ »Wer das Sake-aiment nicht sucht oder be- gehrt zum wenigsten ein mal oder vier des Jahres (lat.: quuter ut minimum), da ist zu besorgen, daß er da« Sakrament oerachte.« Ebenso spricht man noch jetzt im größten Theil von Hessem am Rhein n. s. w.; »die Kuh ist ein oder zehn Jahr alt.« Ein Rest dieses Gebrauche liegt auch in dem Ausdruck der Umgangsfpcachc ’n Stück ’er (ein Siiick oder) drei, vier u. s. w. 12. Wenn dich ein Gewaltiger will zu sich ziehen [um öfter mit dir zu verkehren) so weigere dich [und ziehe dich von ihm zurück]; so wird er dich desto mehr c« ikch l« III— . . . . Is- rauge dich lnoch viel weniger] nicht selbst zu ihm, daß du nicht verstoßen werdest; fleuch es auth nicht zu seht, daß er deiner nich; ganz bergesse, sondern] uian dich ur oth brauchen konnte. 14. ehre dich nicht, so er dir etwas befiehlt [ge- iiauerz trachte nicht darnach, mit ihm wie mit deines Gleichen frei und offen u reden]; aber vetlaß dich nicht drauf, daß er [viele Xorte macht und] dir sehr gemein ist um dich ausziiforscheiqz denn er versucht dich damit um dich zutraulicher zu machen], und niit seinen freundlichen Gebet-den ho1ct er dich aus. 15. Wenn [bald darnach seine Laune wechselt und] er ungniidig fgegeii dich] wird, so bleibt es nicht bei solchen freundlichen Worten, 16. Und fchcxzet [genauer: schonet dann] nicht niit Strafen und Gefangniß lsondern wird dich mit unbarm- herzigkeit seine ganze Macht fühlen lassen]. · X. Darum hüte dich svor ihm], und sieh dich wo Vol. 18. Du lebest in großer Gefahr. 19. lueberhaupt taiin zwischen Reichen und Armen in dem Sinne, wie beide hier zu verstehen find V. 21, keine Freundschaft, sondern nur Feindschaft bestehen? Ein jeglich Thier süberhaupt jeg iches lebende Wesen halt slch zu seines gleichen· [K»ap.» 27, 10]; 20. So foll [ciuch] ein jeglicher Mensch sich gesellen zu seines Blumen. U. s ist eben [s. v. a. gleich], als wenn slch der Wolf zum Schaf stellen, wenn ein Gottlofer sich zum Frommen gesclletiMattlx 10, 1(-’-]. 22. Wie Hhaua niit dem Hunde sich esellet, also auch der Reiche niit dem Armen [Jak. 2, Si. 23. Wie der Löwe das Wild [die wilden Esel Hiob 39, 5 Anm.] frißt in dir Heide [in der Wüste], so fressen die Reichen die» Armen [Ps. 10, S« f.], 24. Wie. dem Hoffattigen unwcrth fein Lllischeul ist, was gering! ist, also ist der Arme dem Reichen auch itnwerth ein - bscheu]. · 25. Ueberhaupt ist die gefellschastliclyg Stellung des Reichen eine ganz andre, als: die des Renten; jener wird überall riickfichtsvoll behandelt, dieser riickiiclytslos mißhandeln] Wenn der Reiche [in eine bcdenkliche Lage kommt und] fallcn will, so helfen ihm seine Freunde lderen er inimer viele hat] auf; wenn [dagegen] der Arme falli [in’s Elend zu gerathen anfängt] flossen ihn auch feine Freunde snoch vollends] zu Boden. 26. Wenn ein Reiiher nicht recht gethan hat [ge- nauer: ins Unglück gerathen isl], so sind viele, die ihm uberhclfem wenn er sich mit Worten bergrisscn hat swenn er dann Thbrichtes sagt, was ihn entschul- digen soll], so muß want; lassen recht sein flieht ihn jedermann für gerechtfertigt an, wenn auch seine Ent- schuldigung noch so albern ist]. 27. eun aber· ein Arme: nicht recht gethan hat [ohne seine Schuld ins Unglück gerathen ist], so kann inand aufiunszeu sschilt man ihn noch dazu]; und wenn er gleich weidlich redet sindem er triftige Entschuldigung dorbringtl so findet ei; doch ieiue Statt. 28. Wenn der Reiche redet, so schwei t jedermann, nnd sein Wort hebt man in den Himmel s» s. 73, 9]. 29·. Wenn aber der Arme redet, so spricht man: Wer? ist der ldaß er zu sprechen sich unterlteht]? Und so er sehlet, so muß er herhaltein » 30. lDennoch kann auch der Reichthum etwas Giites sein:] Reichthum ist wohl gut, wenn man ed ohne Sande braucht lioenn er überhaupt nicht niit Sünde befleckt ist]; aber Armuth des Gottlofen lehret ihn viel Volks reden [besser: aber Armuthistan sich schon bös ncich der Meinung des Gottlosen.] Si. Was einer im Sinn [für eine Gesinnung] hat, das stehet uian ihm an den Augen sgm ganzen Gesichts- ZYZdlrFckJ an, ed sei Gutes, oder Boses [Spr. is, is; 32. Haber Gutes im Sinn ffühlt er sich im Herzen glücklicbL so siehet er frohlich auf; wer aber niit hcinilichen Tnclen uuigehet kann nicht Ruhe davor haben sbesserx aber die Auffindung von Sinnsprüchcn fordert angestreiigte Denkarbeih d. i. aUch ernstes Nachdenken zeigt sieh im Angesicht, nämlich im Ernst des Antlitzesz der gerunzelteii Stirn, den zu- sammcnzogeiien Augenbrauen, den ruhigen Augen, dem schweigsamen Mund] Kan 14. V. 1. Wohl dem, der itiilit bösen Rath giebt [der überhaupt nicht siindigt mit seiner Zunge], und davon nicht boses Gewissen hat«[geiiauer: wohl dem, der nicht von Zerknirsiihnng wegen der« Sünde im Herzen gequält wird Eint. Z, 2. Z. Wohl· dein, der kein boses Gewissen hat [der: seine Seele nicht um schloere Verschuldung verdamrnet], und seine Zuversicht Lauf »den HErrn und seine Gnade] ihm nicht entfalleu i [Hiob 27, S; I. Joh. Z, 21]. Das 14. Kapitel. Vom Mißbrauch nnd rechten Hishi-auch zeit- licher guter. Z. sBeim Neichthum kommt es aber nicht blos auf den Be itz, sondern viel mehr auf den Gebrauch des: selben an :] Einem Lauter skleiiilich knauserigeii Menschen] stehet? Ukchk WVhI M« das? er reich ist lweil er seinen Reichthum iiicht zu gebrauchen versteht], Und was soll Geld und Gut einem kargen Hunde [Kap. 81, 29; Spr. 17, 16]? 4. Wer viel sammelt, nnd ihm selber nichts Gutes thut, der sammelt es andern, nnd andere werdend ver- prassen [Kap. 11, 17; Pf. 49, 11; Pred 6, 2 f.]. Z. Wer ihm selber nichts Gutes thut [noch gönnen sondern alles abdarbt], was sollte der andern Gutes thun? Er wird seines Gutes [auch] nimmer froh. 6. Es ist kein sihändlichcr Ding [und gewährt nichts einen so widrigen Anblick], denn daß einer ihm selbst nichts Gutes gounet; nnd das ist [eben] die rechte Plage ldie gerechte Strafe] sur seine Bosheit [Spr.11, 17]. 7. That er [einem»Andern] etwas Gutes, so weis; er freilich nichts drum Ho thut er? ohne seinen Willen und unbewußt], nnd zuletzt wird er ungeduldig druber [offenbart er durch» sein Gebahren seine Schlechtigkeih daß er nämlich die Wohlthat ohne seinen Willen ge- than und er noch der alte Geizhals ist]. s. Das ist ein bdser Menskib der nicht sehen mag, das; man den Leuten Gutes thut, sondern wendet sein Angesitht [von den hungrigen Seelen] weg, nnd erbarmet sich Niemanden I. Ein vorthcilischer Mensych [mit einem habsuchtigen Auge] laßt ihm icimnier genugen an seinem Theil [ge- nauer: an einem Theil, das man ihm giebt, er will Alles haben], nnd kann vor Geiz nicht gedeihen [denn solche Gesinnung quålet und trocknet ans die Seele Sptz 27, 20]. 10. Ein Neidischer siehet nicht gern essen kmißgönnet auch das» Nothwendigsteh und thut ihm wehe, wenn er soll essen geben lgenauerx und hat Mangel an sei- nem eigenen Tisch] 11. Mein Kind sgebrauche dii dein irdische-Z Hab und Gut vielmehr der Weisheit gemäß) thu dir selbst Gutes von» dem Deinen, und gieb [auch] dem HErrn Opfer, die ihm zzebuhrcn swie es sich sur dich nach deinen Umständen geziemt] . » 12. Gebeine, daß der Tod nicht saumet [sondern seine bestimmte Zeit rücksichtslos einhält]; und [diese Zeit ist dir nicht bekannt:] du weißt ja wohl, was du sur einen Bund mit dem Tode» hast [genauer: der Bund oder die Abmachung, die der Tod mit dir»und allen Menschen geschlossen hat, zu welcher Zeit er kommen will, ist dir nicht bekannt; darum gebrauche deines Gutes: bei Zeiten der Weisheit gemäß] 13. Thn Gutes dem Freunde vor deinem Ende [Gal. S, 10], nnd reiche dem Armen nach deinem Ber- niogeu [Spr. Z, 28]. » » · 14. Vergiß der Armen iiicht, wenn du den srohliclien Taghhafxk so wird dir auch Freude widerfahren, die du be e re . g Richtiger:»14. Welche nicht aus derFreude eines festlichen Tages nnd die Theilnahme an einem erlaubten Genusse laß dir nicht ent- ehen [sondern genieße auch· die Freude, die sdir tssott bescheeret, mit Dankbarkeit] 15. Dn mußt doch deinen sauren Schweiß Andren lassen, nnd deine Arbeit Edeln erworbenes Gut] den Erben smit deinem Todq ubergeben [drum genieße dein Gut arglos und neidlos . · 16. Gieb gerne, so» wirst du wieder eins-sahen kso wirst du mit desto-grösserer Freude ciiich selbst von dem deinigen für dich nehmen und es genießen], und heilige deine Seele [hüie sie vor dem Schmutz des-Geizes nnd Neides, sondern erqnicke sie vielmehr mit dankbarer Freude-J. 44 Sirach M, 4——27. 15, l—21. IS, I—5. 17. Denn wenn du todt bist, so hast du ansgczehret gim Todtenreich ist keine Freuden und Lust Hiob 7, 9 Unm.] 18. Alles Fleisch verschleißt [d. i. verdirbh geht dem Untergang entgegen] wie einKleid; denn es ist der alte Bund [die Festsetzung Gottes von Anfang an 1. Mos. L, 17]: du mußt sterben [Jes. 40, S; Pf. 102, 12. 27]! 19. Gleichwie die grunen Blätter aus einem schönen [dichtbel·ciiibten] Baum, etliche [im Herbste] ahsalleih etliche sim Frühling] wieder wachsen; also gebet esmit den Leuten [dem hinfälligen Geschlecht mit Fleisch und Blut] auch, etlichesterbein etliche werden [an ihrer Statt wieder] geboren [Pred. I, 4; Hiod Ist, 1 ff. Anm.] So wie der Blätter Gesch1echt, so sind die Geschlechte der Menfchem Blätter ja schüttet zur Erde der Sturm jeht, andere sprossen Neu im grünenden Wald, und wieder gebiert sich der Frühling, Also der Menscheii Gefchlechtx dies treibt und das andre verschwindet. (Homer’b It. s, 146 ff.) 20. Alles bergiingliche Ding muß [um der Sünde des Menschen willen] ein Ende nehmen; 21. Und [die Menschen] die damit umgehen, fahren auch mit dahin [Röm. Z, 12]. - Das l5. Kapitel. Von Jtutzbarkeit der Weisheit, und Ursache der Sünden. VI. V. 22 — Rats. its, 22 wohl dem Menschen, der sich der Weisheit gänzlich ergiebt, aber nur der Gottes« fiirchtige vermag es (Kap.14, 22 —- 15, 10). Der Sünder baun für sein Verderben nicht den HGrrn verantwortlich tauchen; denn er halte freie Wahl zwischensRectjl und Un· recht, Leben nnd Tod (·ttap. 15, 11—21). Viele Kinder, wenn sie nicht goitessiirchtig sind, sind seein Gliictiz ihr Glück? hat ticinen Bestand, denn dek- Slinders erbarmt sich der DE» nicht. Denn bei all feineni Erbarmen isk er doch auch der Gerechte nnd Einige, und Niemand wähne, ihm verborgen zn bleiben; erzittert doch vor ihm das Weltall. Aber freilich bleiben seine Wege nnd Gerichte uns verborgen muss. te, 1—21). 22. Wohl dein, der stets mit Gottes Wort [eigent- lich: mit der hirnmlischen Weisheit, die im Worte Gottes geoffenbart ist] unigehet, und dasselbe ausleget und lehret wörtlich: und dessen Rede durch seine, in seinem Herzen wohnende Einsicht oder Weisheit geheiligt und regieret ist]. 23. Der es sgenauert ihre, nämlich der göttlichen Weisheit, Wege oder Art und Weise] von Herzen [mit andåchtigem Herzen] betrachtet, nnd [ ihre GeheirnnisseJ gruiidlich verstehen lernet, nnd [wie ein lauernden dem Wild eifrig nachspurender Jäger] der Weisheit immer weiter nachsorsillet [um sie auf jede Weise zu erhaschen], und schleicht ihr nach, wo sie hingehet sund also zu finden ist Spr. 2, 2 ff.].· » · · 24. Und guclt Begierig] zu ihrem Fenster hinein, nnd horcht an der Thur [um von ihr zu lernen ,Spr. 8, 34 l, 25. Sucht sbleibendej Herberge nahe bei ihrem Hause, und richtet an ihrer Wand seine Hütte ans [wört- lich: und schlägt seinen Zeltpflock in ihre Wände ein, daß er dicht neben ihr wohne], nnd ist ihm eine gute Herberge sund bleibet wohnen in dieser Hutte des reichsten Segens]. 26. Er bringt seine Kinder auch unter ihr Dåchlein ldaß steauch diese unteri enSchutz nehme Ps.25,13], und bleibt unter, ihrer [s til-senden] Lande. Rechter Gebrauch irdischen Gutes; Gott ist nicht Urheber der Sünde. , 45 27. Darunter wird er vor der Hi e der Versuchung] dein-traut, und ist ihm eine herrli e ohnung sdenn die Weisheit lgiebt ihm Theil an ihrem Glanz und ihrer Lichtherrichkeit Weish 10, 17]. (Epist. am Tage St. Iohannis des Eiiangel’isleu. V. 1——8). Dieser Aposteltag fällt auf den 27. Dezetnbety also mit dem Z. hl. Christfesttag zusammen und hat außer dieser Epistel noch mehrere andre: Hebt. 1, 1—t2; l. Joh- 1. 1——10; Joh. l, 1—14; II, 15——24. zwischen denen die Wahl frei steht, so daß wir keineswegs an dies apokin Stück gebunden sind. Katz. 15. V. l. Solches leifrige Trachten nach der himmlischen Weisheit] thut niemand, demrder den HErrn inrchtet, und wer fich an Gottes Wort lsonderlich seine heil. Gebote] halt [und sie befolgt], der sindet sie. Z. Und sie wird ihm begegnen [ihm entgegenkommen und ihn empfangen mit al er Zärtlichseith wie eine Mutter, uud wird ihn empfangen, wie eine junge Braut sWeish S, 13; Jes 66, 13 · » » Z. Sie wird [seine tägliche geistige Nahrung sein und] ihn speisen mit Brod des Verstandes lder Erkennt: niß der göttlichen Geheimiiisse], nnd wird ihn tranken mit Wasser der Weisheit [Joh. 6, 27]. » 4. Dadurch wird er stark werden, daß er [in An- fechtungen] feststeheu kann, und wird sich an sie halten, daß er nicht sdurch Sünden vors» Gott und Menschen] zu Schanden wird. » » Z. S»ie wird ihn szu großem Ansehen erhohen uber seinen Nachsten, und wird ihm seinen und aufthun cuiid ihm Tagen, was ei: reden soll] in der [Berathung der] Geme ne sSpn 24, 7]. C. Sie wird ihn krönen mit Freuden und Wonne [Kap.1, 11], und mit ewigem Namen [Jes. 56, 5 begaben. 7. Aber die Narren [d. i. die Frevler s. 14, 1] finden sie nicht, und die Gottlosen können sie nicht er- sehen [ge chweige denn, daß sie sie erlangen Sprx 14, 6]. 8. euu sie ist ferne von den Hosfartigem und die Heuchler wissen nichts von ihr skümnierii sich auch nicht um sie Wei . l, 4]. 9. Ein Gottloser kann nichts Rechte-Z lehren [besser: Nicht lieblich und wohllautend ist das? Lob Gottes im Munde» des: Sünders-J, denn esiomnit nicht von Gott [ist nicht durch seinen Geist gewirkt Ps. 50, 16]. O. Denn» zu rechter Lehre [besser: zum Lobe Gottes] gehoret [daß einer] die Weisheit sGlauben und Liebe im Herzen hat], fo giebt [dann Gott Gnade dazu cund hat sein Wohlgefallen daran s. 33, 1]. 11. sDer Sünder kann aber seine Schuld nicht auf Gott wälzerh denn jeder ist seines eigenen Schickfals Schmied :] Du darfst nicht sagen: Hab ich unrecht gclehret [richtiger: Hab ich gefehletL so hats Gott gethan [er hat mich von sich abfallen lassenkdenn was er hasset cnämlich alle Sünde] das solltest [sollst] du sia nach seinem ausdrücklichen Gebot eben] nicht thun [er also kann an deinen Uebertretungeiy deinem Abfall von ihm doch» nicht Schuld sein Rom. 9, 19]. 12. Du darfst lkannst auch] nicht sagen: Hab ich « unrecht gelehret [besser: gethan] so hat er mich be- trogen [ auf den Jrrweg gefahren. Denn er [be-] darf keines Gottlofen ldarum wird er. auch keinen zum Gott- losen machen, damit er ihm diene, wie es wohl die Menschen thun Jak. I« II] » » 13. Dem: der HErr hasset alle stlbgottkrei silber- haupt alle Süudengreuelh und wer ihn furchiet, der schenkt sich davor. » » 14. Er hat den Menschen Zwar] von Anfang san] geschaffen caber darum ist er nicht auch Schopfer und Urheber seiner Sünde, sondern dieselbe ist durch den Fall des Weibes in die Welt gekommen Kap. 25, 32s], und [der HErr hat] ihm [wie den ersten Menschety o auch jedem] die [freie] Wahl lsich für das Leben oder für den Tod zu entscheiden] gegeben. » II. Willst du, so halte die Gebote- nnd thue, was ihm gefällt, in rechtem Vertrauen Drichtigert Wenn du willst, wirst du die Gebote halten, und Treue zu halten hängt an deinem Wollen, in dir allein also liegt die Ursache und Schuld, wenn du von Gott abfällst und verloren gehst, oder wenn du dich retten lässest]- 16. Er hat dir Feuer und Wasser czur völlig freien Zlzahlkshorgeitelletz greife sdu kannst greifen] zu welchem u wi 17. Der Mensch hat svon Gott zur Wahl] vor sich Leben und Tod sHeil und Unheil]; welches er wtll sworan er Gefallen hat] das wird ihm [einstens] gegeben wer- den [5. Mos 30, 15; Jen 21, 8; Spu 18 · - 2. Cor. Z, l0; Gal- 6, 8]. Die Papisten pflegen unpafsender Weise diese Stelle (V. 14-——17) anzuführen, wenn sie beweisen wollen, daß auch der natiirliche Mensch nach dem Süudenfall noch die volle Freiheit, d. i. sowohl die Fähigkeit, sich gegen Gottes Willen zu entscheideiy als auch die Kraft, das Gebot Gottes zu er- füllen und an den HErrn zu glauben, besitze. Aber sie über- sehen, daß Sirach hier gar nicht von den Fähigkeiten und Kräften des Menschen zum Guten handelt, daß er nach andern Stellen unzweifelhaft die völlige Geneigtheit des natürlichen Menschen zum Bösen annimmt, vielmehr« hier nur darthun will, daß Gott nicht der Urheber der Sünde ist. Nicht», was der Mensch kann, oder welche Kraft er hat, legt er dar, sondern was er thun miisse, damit er nicht, wenn er gesündigt habe, die Schuld auf Gott fchiebe. 18. fund er vermag nach seiner göttlichen Macht und Allwissenheit Leben und Tod, je iiachdem der Mensch gewählt und gehandelt, untrüglich zu vertheileu:] Denn die Weisheit Gottes ist groß, und er ist mächtig, II. Und siehet Alles [auch das im Verborgenen Geschehene] ; » 20. Und seine Augen sehen svoll liebender Fürsorge und gnädiger Beivahrung] anf die, so ihn fürchten, und er weis; wohl [er kennet jede That der Menschen bis in ihre ersten Anfänge hinein], was recht gethan oder Heuchelei ist [Ps. 33, 18; 32, 8; 34, 16 . 21. Er heißt Durchaus] niemand gottlos sein sdarum kann ihn auch niemand für seine Sünde verantwortlich machen], und erlaubt niemand zu sundigen sdaruni läßt er auch niemand ungestraft, der da sündigt Pf. 5, 5]. l f Das 16. Kapitel. Ifon böser Iiiiiderzuctji Tsoslziehiing gedroht-er strafen Volkes. 1. Ueberall kommt es nur auf die Gottesfurcht an; au bei deinen Kindern :] Freue dich nicht, das; du viel ungeratlsener Kinder hast, und voche nicht darauf, daß du viel Kinder sbesonders viel Söhne] hast, wenn sie Gott nicht fukchteu [Weish. 4, I ff.]. 2. Verlaß dich nicht auf sie sauf ihr Leben, als« ob sie» lange leben würden] nnd traue nicht auf ihr Ber- mogen sihr Glück, als ob es Bestand haben werde] Denn es ist besser Ein fromm Kind lEinen from: mein, wohlgeratheiieii Sohn], denn tausend gottlose Izu c 4. Und ist besser« ohne Kinder sterben, denn gottlose Kinder haben [und hinterlassend. · 5. [Denn:] Ein [e1nziger] frommer .Mann kann einer Stadt anfhelfen Ldasz sie durch Bürgermenge er- blüht]; aber wenn der Gottlosen gleich viel [in einer Stadt] ist, wird ftedocd durch sie [umihretwillen] verwiistet 46 Sirach is, o-—3o. i7, 1—30. 6. Deß [d. i. Beispiele davon] habe ich mein Tage disk» gesehen, und noch viel mehr [noch viel Schlimmeres] ge oret. 7. Das Feuer sdes Zornes Gottes] verbrannte Italiens] deii ganzen Haufen der« Gotilosen [wie z. B. dort an. den Lustgreibern 4. Mos. 11, 1, oder die Rotte Horai: 4. M. ·16; Pf. 78, 2l], iind der Zorn ging an uber die Ungliinbigein s. Er verschonete der alten [iii»der Urzeit leben- den] Riesen iiicht, die mit ihrer Starke sihrem Trotz gegen den FZErrnJ zu Boden [d. i. zu Grund] gingen ldeiin der HErr dertilate sie allsammt durch das Ge- richt der Fluth 1. Mos 6, 1 ff.; Var. Z, 26 ff.]· s. Er schoncte auch nicht derer, bei welchen Lot ein Fremdling war; sondern verdammte sie um ihres Hoch- mnthd lals der Wurzel all ihrer andern SündengreueU willen [l. Abs. 19, 9. 24]. to. Und verderbete dcie»ganze Land ohn alle Barm- herzigkeit, die en niit Sunden nbermactit hatten. [Genauer: Nicht erbarmte er sich des Volkes Jsrael während der 40 Jahre in der Wüste, welches zum Verderben d. i. zum Tode in der Wiijte bestimmt war und m seinen Sünden hinweggerafft wurde 4. Mos. 14, Je; ff.]. U. Also bat eruvohl sechs hundert tausend [in der Wüste] weggerafft, darum, daß sie ungehorsam waren [sich trotzig zutammengeschaart hatten zum Widerstande geszaen des: HErrn Willen El· III-of. 26, 65; 2. M. is, 37]; wie sollte denn ein einiger Ungehorsamer ungestraft bleiben? 12. Denn» er ist wohl barmherzigf aber er ist auch zornig. Ei« laßt stch versohnem nnd rast auch greulich. So groß seine Barmherzigkeit ist, sogroh ist auch seine Strafe, und richtet einen ieglichen wie ers verdient. II. Der Gottlose wird mit seinem Unrecht sites-Straf? nicht entgehen, und des Frommen Hoffnung wird sauch nicht außen bleiben Uoiiderii sich reich1icherfiillen, wenn der sJJErr ihn in Gnaden belohnt] » » » 14. Alle Woblthat wird ihre Statte finden seine Barmherzigkeit wird er injeglieher Weise walten la en]; [ciber] einein jeglichen wird widerfahren, wie er’s ver- dienet hatIEU d2,»l3; Rom. L, 6]· » 15. [ ähne nicht,» als Sünder· dem Gerichte des HErrii entgehen zu konnen!] Sprich nicht: der HErr siehet nach mir süberhauivt nach einem Einzelnen] nicht; wer fragt im Himmel fdem so hoch über der kleinen Erde erhabeuens] nach mir Nah. 23, 25 s.; Pf. 94, 7]? 16. Unter ogrosiem Vauien [Volks] denkt er an mich nicht; was bin ich gegen so großer Welt swie ge- ring ist meine Seele im unermeßlichen Weltallp » 17. [O thi.srichter Schluß! Wenn das Gewaltigste Vor ihm erziiterh wie sollte der eiiizelne Sünder ihm entgel)eu!] Denn siehe, der ganze Himmel allcuthalbeiy das Meer und die Erde beben svor seiner furchtbaren Ntajesicit Ps. 115, 1o; Je» 10, 1o; Si, :z»5]; · » 18. Berg nnd Thal zittern, wenn cr like mit Stras- erichten] heimsucht; sollt er denn in dein Herz nicht leiten sund von deinen Sünden nicht wohl wissen Pf. tot, 3212 » » »« » II. Aber [dariiber, namlich, über das Walten Gottes) unter dcii Plenschein und welches: seine Wegesind mit den Sündern, denket das» natürliche Herz nicht nach, und] was er thnii will sszseine Weise, wie »er jeden Sün- der fiiidet und nach seinen Werken »strast], das siehet Iliemand ldas iiitnmt izn Allgemeinen niemand zu Herzen] und Etreilicti sind die nieisten »seiner Werke. vor der Menschen Augen verborgen; gleichwie] das Wetter sder SturmwindL so lzorhaiiden ist fund uber die Felder hin- stürmt, niemand sieht, noch wein, woher es kommt und wohin es fährt Folg. 3, 8, so] nierit [auch] lein Mensch sdas Walten seiner Gerechtigkeit; seine Strafgerichte sehen die Allerwenigsten und ergründen kann -sie niemand] 20. Und er kanii [überhaupt] die! thun, deh sich niemand versiehet sseine Werke geschehen überhaupt im Verborgenen, und es gehören Augen des Glaubens dazu, sie zu schen undzu Herzen zu nehmen]. Und [daher lommt’s, daß die Frevler und Thoren alle Ge- richte Gotte-Z auf Erden leugnen und sagen: wer lau-us snämlich die Strafgerichte Gottes auf "rden] aiissagen [s"ie wissen und Andern zeigen; sie sind schlecht- hin unbekannt] und [wer kann] ertragen, so er richtet seine Gerichte als kommende erwarten, wie die kommen thun]? 21. Aber [nein, das kann und soll niemand] solch Driiuen gGottes init einem Strafgericht] ist kund] zu weit aus en Augen [wer kann wissen, wann es ommen wird? es ist noch weit entfernt und darum gar nicht nöthig, daß man sich davor fürchte oder darauf schicke Pf. 10, 5; Haar. 12, 22; ·2. Werk. g, 4J; -22. Uiid wenn es ein roher Mensch höret, bleibt er doch bei seiner Thorheit, und bei seinem Jrrthinin esjerx 22. Das sind die Gedanken dex un- verstandigen(rohen) Menscheiynndeinthorichs irr, irre gehender Mann denkt Eines. Das 17. Kapitel. Erzählung der Mohlthateii Hatte-· und Ver· Mahnung zur Ruhe. B. Kuh. l6, 23 — W, s7. In diesem zweiten Hanplabsihnitte feines Buche» beschreibt der Vers. des hErrn Walten und Regierung iu der Schöpfung nnd des Menschen Stellung zu that, und giebt sodann allerlei Erniahaungem wie siaj ein Meufch in den verschiedenen Lagert des Leben- verhafleii und iior Sünden bewahren müsse. I. V. Es— Kuh. is, M. Ziiiiåchsk wird dargelegt, wie der hErr die Welt gefchaffcii nnd weis-lich geordnet habe (V. 23—30); wie er den Menscheii uiit Gaben und Kräften sure-gestattet nnd in die innigfie Gemeinschaft mit sich ver« setzt habe Man. 17, 1——12); wie all’ dessen Wesen and Wandel blos) nnd ausgedeclit daliege aor des HErrn Augen, fowotjl feine, des llieiifctieii Blinde, als auch seine, des HErrn erbarmende Liebe, und uiie er hiernach Gericht halten werde; doch wolle er, dap sieh jedermann zur Bube liehre (V.1Z—- 20). Sodann giebt der Verfasser Grniahnungeu zur Bape und Beläehriinkk denn der HEN- fei voll Erbarmen gegen den schwachen Menschen (V. 2l——27). Der, welcher von Einigkeit isi und alles-«- gefctjnsseii hat, fei allein gerecht and in seinen Chaten uuerforsihlicli, tose- isfend und ohnmächtig ihm gegenüber der Mensch! Wie ein Tropfen in! Meer auch das- längsie Menfcljenleberri Daruni fei aber der HErr auch reich an Erbarmen; ksr ziichtige lind erniahne jeden nnd nehme erbarmiingsooll die an, die feiner Zucht lich ergeben (Kap. 18, 1—«l1l-.) 23. Mein Kind, gehorche mir [höre mir jetzt genau zu], und lerne Weisheit, und merke auf meine Worte mit Ernst sdenn was ich dir jetzt sagen will, ist von hoher Bedeutung] 24. Jch will dir einegewisse swohlerwogenej Lehre geben, und dich llarlich [in der himmlischen Weisheit] untercirhten · 25. Gott hat von Anfang seine [Schöpsungs-] Werke wohl geordnet, 26. Und einem jeglichen von Anfang an] fein eigen Wert. sseinen besondern eruf] gegeben. Gottes Gerichte über die Sünder; seine Wohlthaien an allen Menschen. 47 27.· ·[Er hat alle seine Werke· don Anfang an herrlich geschmückt, sonderlich die höchsten der- lben, die Himmels-fördern] Und [e.r] erhält sie sdiese leuchtenden Lichter des Himmels] siir und für in solcher Ordnung, daß sie sweder hungern, noch müde· werden, sondern] ihr Amt immerdar sunderdrossen m stetem Kreislauf] ausrichteiy 28. Und keins das andre hindere, sondern sind imui·e·;·?ar·i;·e·iuem Befehl gehorsani [Kap. gut, 11; Pf. 148, 29. Weiter bat· ei· snaih solcher herrlichen Aus: schmückung der Gestirne·] aukh Lin gleiitser YIbsichtJ aus die Erde gesehen, nnd ie mit einen Gutern [mir Ge- treide, Wein, Oel und anderen zum Leben nothwen- digen und nützlichen Dingen] erfüllet [1. Mos l, 20 ff.], 30. Und macht das Erdrcirh vol! Thiere, welche wieder unter die Erde kommen sweiin er· seinen Odem zurückzieht 1. Mos. Z, 19; Pf. 104, 29]. Kalt. 17, V. 1. Gott hat den Viensihen geschaffen aus der Erde, Z. Und tauchte ihn shieß ihn] wieder [zuriickkehren] zur Erde [i. Mosc Z, m. Kap. 40, 11]; ·Z. Und bestimmte ihnen die Zeit ihres Lebens lHlvb M, Z; Apvftgd 17, II» und gab ihnen Gewalt über alles, was auf Erden itt], und· schuf sie beide, ein jegliches »in ·seiner Art sbekleidete sie mit Stärke nach seinem göttlichen Ebeiibilde], und tuailste sie Ein allen Stücken] nach seinem Bilde [1.Mos. l,25; Weis »). Z, 23]. 4. Er gab ihnen, daß alles Fleisch sie fürchten mußte U· Mos l, 28; W»eish. I, 2 f.], und sie herrschen sollten uber Thier uud·Bogel. Z. Er gab ihnen Vernunft, Sprache, Ihrigen, Ohren und Verstand sEnipfindung des Herzens] und [einsichts- volle] Erkenntnis; [d. i. hinimlische Weisheit]; S. Und zeigte ihnen ldiirch solche Weisheit] beide Gutes und Voses seins Von dem andern wohl zu unter- ei · den], 7. Und hat sie vor andern Thieren sonderlicb an- gesehen ·[genauer: Und er setzte sein göttliches Auge in ihre Herzen] « . Ihnen zu zeigen sdamit sie. eben durch dieses» Auge klar erkeIinetenJ seine große Viajistiit [in den Werken der ·Schöpfung, und sie sollten loben seinen heiligen Namen iind preisend verkün- d»igen dieGroßtbaten oder Wunder seiner Schöpfiingswerkq I. Er bat sie sEins ich t] geleistet, und [ihneii] ein Gesetz des Lebens [das ihnen, wenn sie es hielten, ewiges Leben mittheiIteJ gegeben. · 0. Er hat einen ewigen Bund sdurch Aufrichtiing seines ewig giltiizcn Gesetzes] init ihnen geniacht, und seine Rechte offeiibarct · 11. Sie Inäinlich zunächst das Volk Israel, in ihm aber zugleich die ganze Menschbeih die durch das- selbe vertreten wurde] haben lbei Offenbarung seines Gesetzes am SiUaiJ mit ihren Dingen seine Viajestiit siu den Vlitzeiy deii Wolken und dem Donner] gesehen, und mit ihren Ohren seine herrliche Stinime [bei Ver- kündigung der heil. 10 Gebote] gehöret 12. Und ··er sprach zu ihnen sals töaiiptsiimnie seines Gesetzes]: Eint-It Euch vor allem Unrecht, und befahl [msonderbeit] einein jeglichen seinen Niirhsteir. II. sAbczr es ist ihm auch allezeit wohl bewußt, ob und wie sie seine Gebote baltenxj Jhr Wesen sund Wandel] ist iugnier vor ihm sPs 90, L; Kein. W, W; 42, 20], und liie sind] nicht svor ihm] verborgen. 14. In allen Landen sunter den HeiDenVölkeriiJ bat ser [um ihre Geschicke zu lenken und sein göttliches Auge über sie und ihr Tbiin wachen zu lassen] Herk- lltlafictl iEnaelfiirsten 5. Mos 32, 8 Ante« Dan. l0, is. 20 f.; U, 1] geordnet; ·15. Aber über Israel ist er selbst Herr worden sum dessen Geschicke mit eigener Hand u1id fonderlicher Für: sorge zu leiten: auf jeden Einzelnen unter ihneus aut sein Auge, H. Mos 32, 9]. Its. Lille ihre [der Glieder dieses seines Volks] Werke sind vor ihm so offenbar wie die Sonne, nnd seine Hliigen schen ohn Unterlaß all ihr Wesen [Kap. 23, 28]. 17. Auch sind alle ihre Bosheiteii ihm uuberborgenz und all ihre Sünden sind vor ihm offenbar. 18. Eijbehält saber ebenso sehr] die Wohithat shal- l. Petri L, 201 des Menschen, wie hierin] einen Siegel- ring [als ein theueres Kleinod aufs Sorgfältigste be- wahrt Hagg Z, 24; Hob. 8, 6], und die guten Werke, wie einen Angapfel [5. Mos 32, to; Pf. 17, s« Spn 7, 2]. 19. Und zuletzt wird er» czuni Gericht] ausmachen, und einein jeglichen sSünder seine Niissethateid vergelten ans seinen Kopf, wie ers verdienet hat [Ps«.7,17; Wirth. as, 41 s] 20. Aber die sReue über ihre Siinden empfinden, seine Gnade suchen und] sich bessern, laßt cr z» Gnaden kommen, und die da [ei«schrockeii, verzagt und] miide werden [ob ihrer Sünden Menge] tröstet er, daß» sie nicht verzagen [Jer.31, 25; Jes.28, 12; ElJtatth 11, es] · 2l. So betelire dich nun zitin HErrm und laß dein sundlich Leben. 22. Bitte den HErrn sum Vergebung deiner Sün- den] und höre aus von: Boten. » 23. Halte dich [vertrauensvoll] zu dem Hochstem nnd wende dich vom liiircchh · 24. Und hasse mit Ernst die Abgotterei sjede Art von SiiiIdengreUelJ · · · · 25. sVcrsihiebe deine Busze ja nicht bis in deine letzte Zeit; es möchte sonst a1n··Ende zu spät sein:] Wer· will [s. v. a. kann] den Hochften loben in der Hölle sin dem Reich des Todes-J? · W. [Da(3 kann keiiicrlj Dem! lhier auf Erden ist der Ort der Buße und Gnade Gottes, d·er Unikehr und des Lobes Gottesq alleiii die Lebendigen konnen loben; die Todten, als die niiht uiehr sini Besitz· des irdiichen Da- seins und der Gnadenzeit] sind, Tonnen nicht lmehr umkehreii und den HErrn] loben. · · · · 27. Darum lobe den HErrn saieb ihm die Ehre durch Umkehr und Buße, ehe es zu spät ist, bald], die- weil du lebest und gesund bist. Das 18. Kapitel. Preis göttlicher Barmherzigkeit, und wie man derselben beständig genießen könne. 28. sGerne nimmt er jeden buszferiigeii Sünder zu Gnaden am] O wie ist»die Barmherzigkeit des HErrn so gro·ß,.nad laßt sich gnädig finden denen, so sich zu ihm· bekehren lPi. leis-Z, 1"-].· 29. Denn sder HCrr hat åliachsichrniit unserer großen Schwachheit und Undollkomnienheitj was kann doch ein Mensch sein sder in Sünden empfangen und geboren ist], sintcmal er nicht unsterbtini ssondern Adams Kind] ist hund also unmöglich vollkommen heilig sein kan ? Was ist heller,·dciin die Sonne? Noch muß sie vergehen ldennoch verfinstert sie sich» zuweilen]; and swäre es zu verwundern, daß der schwache, siindige 48 Sirach 17, Si. 18, 1—33. m, 1——27. Mensch sich zuweilen noch mehr verderbt und verfinstert] was Fleisch und Blut dichter, das ist ja böses Ding tzwbrtlichx und der Böse folgt dem Gelüste von leisch und Blut] 31. Er siehet die nnmätiige Höhe des Himmels fbesserx Sie, die hellstrahlende Sonne, überschaut und beherrscht die Sternenwelh das Heer des hohen , Himmels, und dennoch verfinstert sie sichs; aber alle Menschen sind ErmseIigeJ Erde und Asche fwas Wunder, daß sie ihrer chwäche noch nachgeben]. Ka . 18. V. l. Der da aber ewig lebt, alles, was der ma t- das ist vollkommen fbeffer: der hat Alles mit einander gemacht, er ist der allein Mächtige und Erhabene]- 2. Der HErr ist [auch] allein fbollkommen] ge- recht fund niemand ist im Stande, an ihm und seinen Werken einen Tadel aufzufinden, niemand lann seine unzähligen] Werke aussprechen. er kann seine großen ander fin seinen SchöPfUngswerkenJ begreifen fPs 107, 22; Dait 9, 7]? Z. Wer kann seine große Macht fmit menschlichen Maßen und Begriffen] uiessent ·4. Wer kann ffernerhinj seine große Barmherzigkeit fwie oft sie sich erwiesen] erzählen? Z. MsdDie Werke seiner Macht siiid höchst vollkommen und] an kann sie weder wehren fdurch Leugnen ge- ringfiigiger machen] noch durch Anerkennung und Lob: preis] iuehrety und kann eine großen Wunder nicht be- greifen fin ihren Ursachen und ihrem Hergang er- orschen]. s. Aber fbeffen Je? ein Mensch, wenn er gleich sein Bestes gethan hat und meint, Gottes Wunder- thaten bis in die Tiefen ergründet zu haben], so isks fnijt seiner Ergriindung derselben soweit gekommen, das; er] noch kaum angefangen fhataz und wenn er nieinet, er habe es liebende, so feh et es noch weiter fbessen und wenn er davon absieht, sie zu erforschen, o wird er daran verzweifelm etwas ergründen zu können] 7. fDas ist ja auch ganz natiirlicb:] Denn was fwie gering und arniseligJ ist der Mensch! Wozu taugt er! fZu nichts Was kann er frommen oder Schaden thun fbesser: as, wie gering ist sein Glü·ck, das ihm zu Theil wird? Was, wie gross; ist sein Un- glück Pf. 8, 5]? » s. Wenn er fange lebet, so lebet er hundert Jahr. Gleichwie »ein Tropslein Wassers gegen das Meer, »und wie ein Kornleiu gegen den Sandam Meer, so geringe sind seine Jahre gegen die Ewigkeit fPs 90, 10]. L. Darum weil er weiß, was für ein Gemächte wir nnd] hat ott fauch] Geduld unt ihnen fihren Sünden »und Schwächens und schuttet seine Barmherzig- keit aus uber sie fLuc. 13, 7 f.]. » 10. »Er siehet und weiß wohl, wie sie alle des Todes sein· mussen fund daß der Tod ein böses Ding für 11. Darum erbarmet er sich desto reichliciseruber sie fund iebt ihnen reichliche Gelegenheit, mit ihm sich zu versöhnen] · » » 12. Eines Menschen Barmherzigkeit gehet alleiu uber seinen Nachsteuz aber Gottes Barmherzigkeit gehet uber alle Welt fPs 145, 9]. » 13. Er strafet fallerdings den Sünde: auch] und geistigen er lehret und issleget fführet auf den rechten eg zurück], wie ein Oirte seiner Fheerde hfPs 23, l; es. 40, 1l;-Ps. 100, Z; und darin bewei et sich sein rbarmen erst recht groß], 14. Er erbarmet sich aller [Röm. II, 32], die sich ziehen lassen fdie seine Ziichtigung gerne annehmen] nnd [darnach] fleißig Gottes Wort hören fund bewahren] II. V. 15—29. Wenn du den Armen giesst, so oerlehe sie nicht durch nnfreundliche Worte (V. 15—18); in allen Dingen· die du unternimmsh gehe sorgfältig und vorsichtig zu Werke. Dak- isk des Weisen Art. Wer verständig ist, der liennet und schälzei die Weisheit; er kennst selbst viel gute Sprüche der Weisheit nnd theilt sie auch Andern gern mit (v. 19——29). 15. Mein Kind» wenn du jemand Gutes thust, so mache dich nicht nnnusz fdadurch, daß du dem Armen durch Vorwürfe das Herz verbittcrstsfz und wenn du etwas giebst, so betrube ihn nicht unt harten Worten [Kap. 20, IS; denn das hieße, dem Honig Galle bei- niischen]. - U. Der Thau fühlet die Hitze fdie verfengende Gluth des Ostwindes und erquicket die lechzenden Fluren]; also ist ein gut fsreundlich] Wort ffilr den niedergebeugten Unglücklicheiy es richtet ihn auf und giebt ihm neue Lebenskraft, und so ist es] besser, denn die fbeste] Gabe. 17. Ja, ein ffreundlichesj Wort ist fdem Armen] oft angenehmer, denn eine große Gabe; und ein hold- seliger fvon Gottes Erbarmen erfüllterj Mensch giebt sie alle beide fSpr. 16, 24 f.]. 18. Ein Narr aber fder Gottes Erbarmen selbst nicht erfahren] ruckt es einem unhofliih smit verletzenden Worten] aus; und fnun gar] eine unsreundliche fmit Neid »und Miszgunst glespendetej Gabe ist Verdrießlich fwörtlich: läßt des« rmen Augen in Thränen zerfließen Jalc 1,«5]. U. Lerue fzu-] vor selbst- ehe du andere lehrest foder auch öffentlich reden willstg. 20. Hilf dir vor selber, ee du andere arzneiest fbessen Sorge für dich und Pflege dich, ehe du rank wirst]. · « 21. Strafe dich fund erforsche den Zustand deines Herzens zu-] vor selbst fund· thue Buße für deine Sünden] ehe du andere urtheilest fbesser: ehe du von Gott gestraft wirstäz so wirst du Gnade fund Ver- gebung vor Gott] siu en, wem: andere gestraft werden fdurch Gottes Strafgerichte]- 22. Spare »denn» Buße nicht, bis· du krank widest; sondern fdemüthige»dich, damit du die Strafen Gottes in allerlei Krankheiten abwenden mö·gest;] bessere dich fkehre wieder zum HErrn zurückL weil du noch sundigen annsl fgenauerx »wenn du gesündiget hast] Vet- zeuch nicht slasi dich durch nichts daran hindern] fromm zu werden fund dem HCrrn deine Gelübde zu bezahlen], und harre iiicht mit Besserung deines Lebens bis in den Tod fKau 5, 8]. » 23. Und willst du Gott» dienen fund ihm Gelübde thun] so laß dirs ernst sein fund prüse dich, ob du deine Gelübde auch erfttlleii willst und kannst], auf daß du Gott iiicht fdurch leichtsertiges Geloben dessen, was du nicht halten kannst und willst] versnchest. 24. Gedenke fallezeitJ an· den Zorn fdes heil. Gottes] der am Ende Ewenn dein letztes Stündlein da ist] kommen wird, un an die Rache cdes gerechten Richters], wenn sGott sein Antlitz von dir abwendet und] du davon mußt fins Gerichtx das wird dich trei- ben, bei Zeiten vor Gott dich zu demüthigem damit du seinem Gerichte entgehest].· 25. Denn fstets soll man eingedenk sein, wie schnell sich die Dinge des Lebens verändern können :] wenn man satt ist, soll uiau gleiehwohl denken, das man wieder hungern kann; und wem: man reich ist, soll niaii deuten, Schone des Armen. Handle vorsichtig Laß die böse Lust nicht dein Herz einnehmen. 49 daß man wieder arm werden kann [so wird man das Leben und seine Güter wohl gebrauchen.] 26. Denn es kann vor Abends wohl anders werden, weder s= als: 2. Ehren. 29, 34 Anm.] es am Morgen war; nnd solches alles geschieht bald vor Gott. 27. Ein weiser Mensch ist Daher] in diesem allen siiberhaupt bei allen Dingen] forgsälti , und hutet fiel) vor Sundcn, weil er noch sundigen kann genauer: wenn böse Zeit ist und Sünden im Schwange gehens 28. Wer verständig ist, der nimmt solche Weishet an [der kennet die Weisheit und weiß, was sie be- deutet], und wer sie kriegt [durch Gottes Gnade findet] der lobet sie [richtiger: den preiset er selig]. 29. Wer solche [Weisheits-] Lehre sin guten Sprücbens recht geleruet hat, der kann sich [auch] weis- lich [der himmlischen Weisheit gemäß] halten, nnd szu andern] wohl fund treffend] davon fvon solchen Weis- heitssPrÜchenJ reden zur Besserunxu Das 19. Kapitel. Böse Lust. Hesehmäiz und Urglisiigläeit zu meiden. III— V. 30 — Rad. 19, Z. Es» folgen nun einige solcher treffendenWei5heitspriiclje, die davor marnen sollen, das! man der bösen Lust nachgiebt und ihr die Herrschaft über das, Herz küssen 30. Folge nicht deinen bösen Lüsten, sondern brich deinen Willen [t.«Mos. 4, 7; »Eltöm.»6, 12]. 31. Denn wo du deinen boscn Lnsten folgest ssodaß deine Seele nach jedem begehren darf, woran sie Wohl- gefallen findet] so wirft du sin Sünde und Schande und damit in’s Unglück stürzen, nnd so] dich deinen Feinden selbst zum Spott machen. 32. Sei nicht ein Prasser süppig und verschwende- risch im Essen und Trinken], und gewohne dich nicht zum Schlemmen [an solche Gesellschaftem in denen die Ueppigkeit zu Hause ist Spr. 23, 20 f.], · 33. Aus daß du nicht [durch Schmausereien] zum Bettler werdcsi, und wenn»du nimmer Geld im Sacke! hast, auf Wueher nehmen mussest sum so mit erborgtem Geld deine Schmausereien fortsetzen zu können]- Kap. 19. B. l. Ein Arbeiter, der fiel) gerne voll fällst, der wird nicht reich [denn all sein Verdienst wird verfliegen]; und wer ein G»eringes nicht zu Rathe halt, und [besser: der] nimmt sur und sur ab swird endlich auch ein' Bettler Spr. 21, 17; 23, 21]. Wer mehr verthun will, als er verdient, und mehr an sieh und sein Haus wendet, als er einzunehmen hat, auch dazu Schuldeu macht, der handelt wider die Regeln einer guten Hauehaltuukg und wer im Geiftlicheu die Gnade ver- schwendet und das Oel des Geistes nicht zu Rathe hält, auch eine Sünde, die er für klein unsicher, unter dem Namen der menschlichen Schwachheit gering achtet, der wird aus einem Unrecht in das andere fallen, und erfahren, was das Darben mit sich bringt. (Berleb.»V.) 2. Wein nnd Weiber bethbren [auch] die Weisen sdak si]e vom HErrn cibfallen und in’s Verderben ge- rat en ; s. Und die sich [gar] an Huren hängen, werden wild cwerden noch schneller zu Falle kommen und ins Verderben gerathen] nnd kriegen Motten [Maden] und Wurmer [den Tod, der nicht stirbt zum Lohn, und ver- dorren den andern zum merklichen xempcl [Spr. 5, 5; 7, 26 f.; 9, 18]. IV. v. 4—17. Trau- uichk eeichiseriig eurem Geschwkiex halte dich selbst sern davon, und wenn über deinen Nachi «« sie-n ein böser» Geschwälz in Umlauf ist, so fahre nicht rauh und heleidigeud zu, sondern prlise erst uorsishtig, und isk er schuldig, so weise ihn freundlich zurecht. 4. Weit sals-] bald siedem Gerede der Me1ischen] glaubt, ist leichtfertig, und thnt ihm, wenn»er sich» so sdurch seine Leichtgläubigkeit zu süUdigenJ verfuhren laßt, selbst [an seiner eigenen Seele] Schaden [Spr. 14, 15]. 5.» Wer sieh freuet, daß er Schalkheii treiben kann, der wird verachtet [besser: Wer sich an leerem Ge- schwätz freuet, der lädt eine Schuld auf sich und wird sein Urtheil empfangen]; wer aber solche unnutzeSchwatzer süberhaupt jedes unuütze Geschwätz] hasset, der verhutet Schaden sfür seine Seele und wird fern bleiben vom Unglück] s, Höreft dn was Böses [über deinen Nächsten] das sage nicht nach strage niemals weiter], denn Stint-ei- gen schadet dir nicht [so hast du weder Unruh im Herzen, noch Schaden am Leibe]. 7. Du sollst es weder Freund noch Feinden [dessen, über welchen du Uebles gehört] sagen. s. Und offenbare es nicht, wo du es ohne böses Gewissen thun kannst snämlich falls du selbst das Ge- fchwätz veranlaßt oder dich dabei betheiligt und also versündigt hast, dann bekenne es offen, damit du den üblen Folgen des entstandenen Geschwätzes für deinen Nächsten vorbeugeft.» Sonst aber fchweige!]. . Denn man horet dir wohl zn swie du das böse Geschwätz wiederholft], und mertet draus; aber man swird mißtrauifch gegen dich werden und sich vor dir als einem losen, gefährlichen Schwätzer hüten, und] hasset dich gleichwohl swenn die rechte Zeit gekommen zu sein scheint, wo man offen als dein Widerfacher austreten kann Spn 25, 10]. 10. Hast du etwas süber deinen Nächstenl gehöret [das auch im Geringsten nur bedenklich ist, weiter zu reden], laß es mit dir sterben, so hast dn ein ruhig Ge- wissen: [sei nur getrost!] denn du wirst ja nicht davon ldaß du das Gerede immer im Herzen behältftJ bersten [wenn dir’s auch enge macht] 11. Aber ein Narr sder auch stets ein lofer Schwätzer ist, wenn der etwas verschweigen soll] bricht heraus [leidet die heftigften Schmerzen von dem Geheimniß, das nicht heraus soll und doch will], wie ein zeitig Kind heraus will fund der Mutter die grössten Sel)mer- zen verursacht]. 12. Wenn [d. i. solange] ein Wort sein Gerede, das er verfchweigen soll] im Narren steckt, so ift’s eben [-so], als wenn ein Pfeil in der Hufte steckt ser macht große Schmerzem bis daß er endlich heraus ist]. » v 13. Sprich du] deinen »Nachsten drum an sstelle ihn lieber zur ede], Vielleicht hat er’s nicht gethan swas Uebles von ihm »eredet wird und ein seh echtes Licht auf ihn wirft]; o er hat er’s gethan swenn auch nur etwas davon, so weise ihn zurecht], daß er’s nicht mehr thue [Matth. 18, Its] · 14. sQder handelt sieh’s um den»Ursprung eines bösen Geschwätzess Sprich deinen Nachsien drum an, bielleicht hat er’s nicht sweitera geredet swas der Andere Uebles gethan haben soll]; »at er’s aber geredet [so weise ihn zurecht] daß er’s nicht mehr thue. 15. sEs ist durchaus nothwendig, daß man den Nächsten zur Rede stelle:] Sprich deinen Freund drum an [wenn ihm etwas zur Last gelegt wird] denn man äiigi »gertii aus die Leute; drum glaube nicht alles, was n re « bv s. 16. lAuch geht nicht jedes Gerede aus bösem Willen hervor:] Es entfährt ost einem ein Wort süber die Schwächen und Sünden des Nächften in einem unbewachten Augenblicks nnd nieinct es doch nicht also 50 Sirach 19, 17——27. 20, i—33.g sdaß er dem Nächsten Schaden zufügen will]; denn »wer ist, dem nicht nweilen ein [unüberlegtes] Wort entfahrt sdas er alsbald wieder bereut Jak. Z, ? 17. Sprich deinen Nächfteu [also] drum an [stelle ihn zur Rede und weise ihn zurecht], ehe du mit ihm pocheft [und ihm Strafe androhest] nnd denke an Gottes Gebot [das dir die Liebe zum Nächsten befiehlt B. Mof 19, 17; Matth 18, 15]. V. V. 18—27. Die Weisheit ist durch nnd durch gottes- fürchtig nnd hat mit dem Bösen keine Gemeinschaft. Darum ist verschmitzte Klugheit von der Weisheit uiohs zu unter- scheiden; denii dieselbe sinnet unter einem falschen änslern Schein im Innern nur aus· Böses. Darum mirs) man sich hüten und aus die äussere Erscheinung des Menschen achten; denn ans dieser tiislt sich meist auch das innere Wesen des Menschen erkennen. 18. Denn [die Weisheit bestehet in nichts anderem, als in der steten Betrachtuiig und treuen Erfüllung des Gefetzes Gottes:] die Furcht Gottes macht wejslich thun in allen Sachen, und Gottes Gebot lehret kluglich fahren in allem Handel. Genauer: Alle [und jede] Weisheit ist sselbst und beweiset sich in] Gottesfurcht, und mitaller sund jeder] Weisheit ist [eng] verbunden die Erfüllung des Gesetzes [Kap.1,25; Hiob 28,28; Spr. 9, 10.] Das ist nicht Weisheit, wenn nian nur die Worte Gottes weiß, sondern wenn man nach den Worten Gottes lebt. (Chrysoftomcis.) 19. Arglistigkeit sGewandtheit und durchtriebene Erfahrenheit in allem Argen] ist ladet] nicht Weisheit cuzid wohl von ihr zu scheiden]», nnd der Gottlosen Tncle [Erfindungskiinste, wie sie ihre bösen Absichten auJühren können] find keine [wahre] Klugheit sWeish 1 . « Ein Weiser heißt nicht ein spitzfindigeh natiirlich kluger Mann, sondern ein solcher, in wclchem eine feste und gewisse Erkenntniß feiner selbst« und Gottes ist, und dessen Leben und Verhalten mit seiner Erkenntnis; iibereinkominn (Augustinus.) 20. Sondern es ist eine Bosheit und Abgöttereh nnd eitel Thorheit und Unweisheit Bessen 20. Esgiebt eineVerfchmitztheit, die ist verabfcheuun swurd·ig, nnd es giebt Un- kluge, saus Uiiertiahrenheit Unverständiges die an Weisheit Mangel haben saber darum noch nicht Bösewichter sind]. » « » · 2l. Es ist sauer] besser geringe Klugheit unt Gottes- furcht [die Gottes Gebote haltL denn große Klugheit [Welterfahrung] mit Gottcsverachtun . 22. Es ist mancher fcharffiuntg Fund erwägt alles genau] und doch Dabei] ein Schalk sein Taugenichts der Gottes Gebote nichts achtet], und swenn er in eineni Rechtshandel steckt] kann [er] die Sache sdurch seine VerfchmitztheitJ drehen, wie er’s haben will ssodaß der Richterfpruch zu Stande kommt, den er wiinscht, der aber ungerecht ist]. c Derselbe Schalk kann ssiußerlich gebückt und traurig einhergeheiq den Kopf hangen, und ernst sehen [als dächte er nur an sich, und sei sehr unschuldigs Und ist doch eitel Betrug sinnerlich ist er ganz anders] 24. Er schliigi die Lliigen nieder sals ob er sich ge- drückt fiihle und an sonst nichts dächte], und [thUt, als ob er nur halt: höre und seine Unigebuiig gar nicht beachte, aber er] horchct sauf alles] mit Schalksohrem nnd wo du nicht-zischt auf ihn haft, so· wird erdich [mit seinem AUgrisfeJ icbcreilen sehe du dich’s verfiehest]; 25. Und ob er schon [vielleicht] schwach ist sund nicht so kann, wie er gern möchte], dir Schaden zn you, so wird er dich doch, wenn er feine Zeit stehet sals günstig erkennet], betreten. 26. Man stehet es einem wohl [am Gesicht und an der ganzen Gestalt] an »[ob er ein solcher verschmitzter Schalk ift], und ein Bernunftiger [wahrhaft KliigerJ merkt ZeudMann srichtigerz wird erkannt] an feinen Ge- er en. 27. Denn feine Kleidung, Lachen und Gang sdiefe drei Dinge hauptsächlichj zeigen ihn snach allgemeiner srfckhxlunO an sob er ein Weiser oder nur Verschmitek er ei. Das 20» Kapitel. Vom rechten gestattet) der Zunge. VI« V. 1——8. Rede und schweige zur rechten Zeit nnd aus rechtem Grunde! l. »Es straft einer oft feinen Nächften zur Unzen, nnd thate weislichey daß er schwiege 2. Es ift saber andererseits weit] besser frei strafen [und »dem Nächsteii »seine Silnde v·orhalten], denn sschweigen und] heimlich Haß [gegen ihn] tragen [der ich dann leicht gewaltsam Luft macht]. » Z. Und wer es sfolchen brüderlicheu Vorhalt zu Dank annimmt [und eine Schuld offen bekennt], en: bringet es Frommen [d. i. Nutzen-«, insofern es ihm ein versöhnt Gewissen wieder fchafft und Seelen: und Leibesschaden vorbeugt Z. Mos 19, 17; Spr. 27, 5; 25, 12; Pf. 141, 5]. V) Auch in Rönu ei, 21 hat Luther anderwärts überfetztx was hattet ihrniinguder Zeit für ein Frommen? 4. WerGewalt nbet svon leidenfchaftlicher Gereizt- heit stch bestimmen läßt] im Gericht [beim Fällen eines Urtheils oder auch bei der Ausführung desselben], der ift»ebeu [gleich] als ein Hofmeisten der eine Juu fran schandeh die er bewahren soll [genauer: als ein er- schnittener 5.»Mos.23,1Anm., der eine Jung- frau zu schänden Lust hat; in ihm ist die leiden- fchaftljchh rückfichtslofe Gier um so größer, je ohn- mächtkger er ist]. Hier ist 1 Vers von Luther übergangew Er lautet: Manche, die da schweigen, werden als weise erfunden, unt? manche find verhaßt uui ihres vielen Geschwatzes wi en. 5. sFreilich hat aber das Schweigen verschiedene Gründe] Etlicher fchweiget darum, daß er sich nicht kann verantworten siiberhaupt nichts hat und weiß, was er sagen soll]; » » 6. Etlichcr fchweigct, und wartet feiner Zeit [Pred. s, 7]. · » 7. Ein weiser Mann fchwei et, bis er feine Zeit erstehn; aber ein jäher Narr auu der Zeit nicht er- harreu fund fyricht entweder zu früh oder zu innig. s. Wer viel Plaudern der macht sich feindfelig daß man ihn verabscheuts und wer stch viel Gewalt anmaßt simnicr zu fprechen], dem wird man gram [Spr. 10, 19]. vlL u. 9-—33. J« diesem ueschkiika siehe» die Gedanke« in ein-as fosereni Zusammenhange unter einander. Haupt« sächliih sind es folgende: Manches- kiommt anders, als man erwartet. Wenn der Chor giebt, so niitzt es Andern, aber nicht ihm selbst. hüte dich vor der Zunge und jedem un« zeitigen Reden. Manche siindigen nicht, weit sie lieine Ge- legenheit nnd Keine Macht dazu haben; nianche wiederum stürzen sich in Sünde und Verderben ans sakscher Scham und niacheii den Freund ohne Ursach sieh zum Feinde. Die wahre und die falsche Weisheit; Reden und Schweigen Das Leihen des Narren. Die Lüge. 51 Häsllictx nerderblich nnd schmacht-all ist alle Lüge. wo Weisheit in einem Herzen ist, da must sie sich zeigen nnd wird den Menschen auch bei den Menschen zu Ehren bringen. 9. Es glückt maiichem in bösen Sachen [wo er es selber nichterwartet hättejz aber es golcher unberhoffte Glücks-fund] gedeihet ihm [oft] zum crderbeip 10. Es sist auch der Erfolg der Mildthätigkeit ganz ein anderer, als man» erwartet hat, denn es] giebt oft einer etwas, da er’s ubel anlegt [weil er nur Undank erntet]; dagegen giebt [oft] einer, da er’s wohl anlegt [weil es ihm reichlich vergolten wird] »11. Oftmals ist auch etwas die Ursache von seinem gexaden egentheilg Wer sehr Mangel, der verdirbt drnber [richtiger: ft entstehetUnglück oder Ver- lust aus dem Glitck, das ma1i»genießt]; wer sich aber drucket [tn Armuth und Niedrigkeit lebt] der kommt sost empor sdurch sein Unglück zum Glticks 12. aniher lauft am ersten wohlfeil; aber hernach muß er’s thener genug bezahlen sdenn es zeigt fich bald, daß er’s siebensältig bezahlt hat]. 13. Ein weiser Mann macht sein Geschenk werth sbesser: macht sich lieb und werth bei den Menschen] mit lieblichen Worten sdurch seine lieblichen, herz e- winnenden, weisen Reden]; aber was die Narren schen en Este Freundlichkeitem mit denen die Narren in ihren eden fich beliebt machen wollen], machen sie selbst wieder] unwerth ssodaß sie ihres «weckes durch die fkrgltvezsheit und Leerheit an göttli em Jnhalt ver- e en. 14. Des [geizigen] Narren Geschenk wird dir nicht viel frommen [nut3,en]; denn mit einem Auge [und noch dazu eineni·scheelsuchtigen] giebt er, und mit sieben [iioch dazu gierigen] Augen siehet er, was er dafur kriege. 15. Er giebt wenig, und rucket einem viel aiif kais ob er viel gegeben], nnd fchreiet es [vor den Leuten] aus, alsStJeiU Weinruser [der seinen Wein marktschreierisch anprei . 16. eute leihet er, morgen will er’s [schon wieder haben. as sind feindselige [Gott und Mens en ver- haßteJ Leute. » 17. Der [-selbige geizige] Narr klagt: Mit! ist nie- mand treu »[in der Freundschaft und Liebe], niemand dankt mir sur meine Wohlthat 18. Auch die mein Brod essen [mit mir leben und mir am meisten verpflichtet sind], reden nichts Gutes von mir statt mich anzuerkennen] 19. wie oft und von [wie] vielen wird er ver- spottet! 20. Er [besser: Mancher] fällt fährlicher durch solche [besser: seine] Rede, denn so er vom Sbller fiele; also sweil die Sünde mit der Zunge so gefährlich ist] gehet es den Rosen, daß sie doch znleht plötzlich cund wäraes ciuch erst in; Tode, so doch noch zu plötzlich und ichnellJ fallen mussen. 21.» Ein grober uugezogener Menfch blaudert»nnvor- i i i ,un wa immeror, wee im eina . schtgslch d seht· ft i s’h ’fllt ichtiger: Wie ein widerwårti er Mensch ist eine unzeitigeRe e, und doch ehretsieim Muzide der Ungebi deten [Unweisen] immer wie er. 22. Wenn ein Narr schon etwas Gutes redet, so taugt es doch nicht [wird es doch nicht angenommen], denn er redet es nicht zu rechter Zeit. 23. Manchem wehret seine Armuth, daß er nichts llebles thut; davon hat er den Vortheih daß er kein boses Gewissen hat. 24. Mancher thut lieber das Aergste sbringt lieber seine Seele in’s Verderben] denn daß er seine [mensch- ] lich-irdtsche] Ehre berliere, nnd thut es um gottloser gute Jwillen [weil er sich vor thörichten Menschen ämt . 25. Mancher dienet dem andern [versnricht, aus Schcim, ihn; seine Bitte abzuschlagem dem Andern be- hilflich zu sein] zu unrechten Sachen [besser: zu etwas, das er nicht ausführen kann], und eben daniit kriegt er ihn [der bisher sein Freund war] zum Feinde lund dazu ohne Ursache; denn er hatte es nicht nöthig, ihm dergleichen zu versprechens 26. lSolch leichtsinniges Versprechen ist nicht besser denn Lügen; aber] Die Luge ist ein haßliclier Schand- fleck an einem Menscheu und [doch] ist [sie] gemein sund kaum als» Sünde erkannt] bei uuczogenen snoch kiåcht ZonLUGeiste der Weisheit gezii tigtenJ Leuten ap- ,, . 27. »Ein Dich ist nicht sr böse, als ein Mensch, der fich zu Lugen gewohnt [denn ein solcher steht mit dem Vater der Liige Joh. 8, 44 in enger geistiger Gemein- ichaft]; aber znletzt kommen sie beide an den Galgen [oder wenigstens in’s ewige Verderben Offenb. 22, l5]. 28. Liigen ist dem Menscheu ein schändlich [auf Erden schon Unehre und Veschämung im Himmel aber ewige Schande dringendes] Ding: nnd er kann tiinimer- mehr zu Ehren kommen sweil er fur immer ein Lügner in den Augen der Menschen bleibt, dem kein Glauben und Vertrauen zu schenken ist]. 29. Ein weiser Mann [dagegen, der der Lüge feind ist] bringt sich selbst [bei den Leuten] zu Ehren durch seine weise saus der Wahrheit geborene] Rede: und» ein kluger Hinfeinen Worten» verständiger, zuver- läsiIgerJ Mann it lieb und werth bei Fursten [und kommt so vorwärts Spn 14, 35]. 30. Wer seinen Acker fleißig bauet, der machtseinen [Garben-] Hausen groß [ha»t also eine reichliche Ernte]; nnd wer bei Furfien sich halt» daß er [ihnen] lieb und werth ist, der kann vielem Vosen vorkommen [genauer: der wird durch seine Treue und Sorgfalt in ihrem Dienste feine Ungerechtigkeit und Fehltritte, die er gegen sie begangen, sühnen, »so daß sie dieselben ungestraft dahin gehen lassen — in beiden Fällen be- Zahrt slegß und Sorgfalt vor Schaden Spn 12, U; red. , . II. sAndererseits gehet Sünde oft auch durch Un- gerechtigkeit straflos dahin:] Geschenke und Gaben ver- blenden [selbst] die Weisen sdaß sie das Unrecht nicht mehr recht sehen] nnd legen ihnen einen Zaum ins sgenauert einen Jiaulkorb ans] Maul, daß [wie Thiere dann nicht mehr beißen sie nicht [mehr] strafen können [2. Mos 23, 8]. 32. Ein weiser Mann, der sseine Weisheit verbirgt oder vergräbt und] sich nicht brauchen laßt lwie der, welcher seine Weisheit durch Vestechuiig verliert V. 3»1], und ein vergrabener Schatz, wo U sind sie beide nutze [Kap. 41, 18 f.; Matth 5, 13 » 33. Es ist besser, daß fich er Unweise berkrieche Eine Thorheit im Herzen verberge], denn »[dasz] der I eise sfeine Weisheit verbirgt und sein Licht unter den Scheffel stellt]. Das 21. Kapitel. Vermahnung zur Buße, igegeneitianderhultung des Weisen und Narren nur-h ihren Eigenschaften. VIII. V.1—31. Zuerst wird vor der Sünde, als die den Menschen ins Verderben stürzt, gewarnh besonders vor Hochmnth nnd Gewaltthot (V. 1—-11); sodann werden die Weisen und Frommen den Choren und Gottlosen gegen- i O« w iiöergesiellt und mit ihnen verglichen in ihrem ganzen Wesen, ihrer iiiisleren Erscheinung und ihrem Ansehen (V. 12—31). I. Mein Kind, hast du gefiindigt, so höre auf lzu süudigen und fange ein neues; gottwohlgefälliges Leben an] und bitte, daß dir die vorigen [Si"inden] auch ver- geben werden [Kap. 17, 22]. Die Buße hat stets 2 Seiten: 1) die aufrichtige Reue und Schrecken über die Sünden, und Z) den Glauben an die Ver- gebung durch die Barmherzigkeit Gottes, in welchem zugleich der gewisse Vorsatz-und die Kraft zu einem neuen Leben enthalten ist. (Vgl. Augsb. Conf· Art· 12.) 2. sUeberhaupt aber] Flench vor der Sünde, wie vor einer [giftig»en] »Sehlauge; denii» so du·ihr zu nahe kommst, so sticht sie dich sund bringt dir den Tod 1. Mos II, 10; Spr. 23, 32]. »» »» »» Z. Jhre Zähne sind wie Lowenzahnu und todten den Menschen. » »» » » » 4. Einejegliihe Sunde ist wie ein lzu beiden Seiten] scharf [geschlisfenes] Schwert, nnd verwundet, daß nie- mand heilen kann. » Z. Wer smit Frechheit] Gewalt und Unrecht thut, muß [in allerlei Streit und Widerwärtigkeiten stürzen und] zuletzt ziim Bettler werden, iind wer stolz ist, kommt znleät von Haus nnd Hof. » . Denn sobald der Elende ruft, so horet es Gott [Ps. 34, 7], und die Rache wird eilend kommen. 7. Wer ihm nicht sagen laßt lkeine Zurechtweifung und Strafe über feine Sünde ertragen kann], der ist schon aus der Bahn des Gottlosen sdenn er will .sich iiieht auf die rechte Bahn zuriickführen lassen]; und wer Gott furchtet, der nimmks zu Herzen [wenn er um eine Sünde gestraft wird, und kehret uni Spu 13, is; Jak. Z, 17]. S. Wer aber noch dazu trotzt, den siehet Gott von ferne: und ein Kluger merket wohl, daß er untergehen will. »Besser: s. Betauiitund weit beruhmiish wer sur die Rede» begabt» ist; aber ein Kluger sder himmlische Weisheit besitzt] in erket wohl, worin er sLeizlet [und stimmt nicht so mit dem Haufen in sein to · ein . 9. Wer sein Haus bauet mit anderer Leute Gut, der sammelt Steine ihm zum Grabe [genaiier: der ist, wie einer, der Steine, statt Holz, für deii Winter ammelt; beide thun etwas Thörichtes das ihnen keinen utzen bringen wird]. » » le. Die Rotte der Gottlosen ist wie ein Haufen Wergs, das [leicht] in»i»t Feuer verzehret wird also auch der Gottlosen Ende ist die Fenerflainnie El al. 4, 1; Jes 1, 3l]». » » il. Die Gottloien gehen zwar auf einen: feinen Pflastee fihr Weg scheint ein ebner, ihr Glück ein un- getrübte-s zu sein, aber es ist ein Weg] deß Ende der Hbllen Abgrund ist sSpn 14, 12; Many. 7, 13]. 12. Wer Gottes» Gebot hält,»der folget seinen: eigenen Kopf nicht fsonderii beherrscht seine Gedanken und Meinungen] » »» is. lind Gott mit Ernst furiiiteii [und in solcher Furcht seine Gebote haltenk ist [selbst schon Weisheit und führt stets»mehr zur] cis-heil. » 14. Wo nicht Veijiiunft [Kliigheit] innen ist, das läßt stell nicht ziehen sein solcher Mensch gelangt daher auch nicht zur Weisheit].»» » » Etliche sind veruunstig genug, richten aber da- mit vie! uugiiias fsiie sich seit-s: und Andere] an kweii . sie ihre Vernunft »nicht in den Dienst der Weisheit, sond1e6rn der Bosheit stellen] saß] neun daher, wie eine fstets wachsende] Ftuih Eines weisen Mannes Lehre [besser: Erkennt: l l l i Sirach 21, 1——31. 22, 1——30. sauch sie wird stets größer nnd reicher werden] nnd wie eine lebendige Quelle [die immer von Neuem Leben und Glück ihm verleiht Pf. 36, 10; Spr. 16, ·2«2; 10, 11; 13, M; 14,«27; Joh. 7, Z8]. 17. Des Narren Herz ist wie ein Topf, der da [zer- brochen ist und] rinnet fer ist stets leer und behält nichts bei iichä nnd kann keine Lehre sErkenntniß er- langen und] alten. 18. Wenn ein Verniinftiger eine gute Lehre höret, so lobet e»r sie, und»br»»eitet sie aus; hbret fle aber ein Pluthwilli er, so mißfallt sie »ihm [weil sie sein leicht- sinniges esen straft], und wirft sie hinter sich. 19. Die Rede des Narren drückt wie eine Last auf dem »Wege; aber wenn ein Weiser redet, das ist lieblich zu horen [Spr. 15, 26; 16, 24]. 2l). »Im Rathe sder Gemeinde] hat man Acht, was der Weise redet; u»nd was er redet, das gilt [denn ein solcher redet nicht in die Luft, sondern an’s Herz, und das spiiret man bald]. » 21. Des Narren [weise sein sollende] Rede siehet wie ein eingefalleii Haus ssie ist zu nichts zu brauchen]; und des Unverstandigen [vermeintlich zu weiser] Rath kann man nicht wissen, »was es ist les sind leere, sinn- lose Worte] 22. Wenn man den Narren sziir Weisheit er-] ziehen» will, so stizllet er sich, als wollte man ihm Fesseln an Hande 1iud Fuße legen: 23. Aber ein Weiser Fvenn er gezuchtigt wird von Gottes Wort, das ungött iche Wesen und die weltlicben L»i"iste zu» verleugnen] achtet es ffolche ZüchtigUUgJ für einen gnldenen Schmuck, und für ein Geschmeide am rechten Arm. » » » 24. Ein Narr lauft frei splump und rijlckstchtslos] einem sAndern »ius Haus; aber ein Verniiiifti er [in Anstand nnd »itte ErfahreUerJ scheidet sich [au schon vor dem Eintritt in’s Vorhaus]. 25. Ein· Narr guckt frei einem zum Fenster hinein sum neugierig ausziiknndschaftem was es etwa giebt]; aber etn Vernunstiger swahrhaft Gebildeter] bleibt draußen stehen [iim nicht etwas zuhören oder zu sehen, wozu er keinen Beriif hat]. 27.» Es ist eine Unvernuuft sungezogenheit und llxigebildetheit], einem an der Thiir horchen; ein Ber- nnnftiger hielte es» sur eine Schmach. 28. Die iiiiiiutzen Wasrher Plaudern, das nichts zur Sache dieuet [nach besserer Uebersetziinw die Lippen der Uebermüthigen werden mitFluch beladen werd en]; die Weisen aber bewegen ihre Worte mit der Goldwage.» »» » » 29. » Ein Narr lacl)t uberlaut; ein Weiser lachilt ein wenig sim Stillen Spn 17, 24; Brod. 7, 6]. 30. Wenn der Gottlose einem Schalk sseinem Feinde] fluchet, so fluchet ei« ihm selber linsofern ihn selbst als einen Gotilosen die Schuld trifft und somit auch die Strafe des göttlichen Fluches ihm gehört]. 31. Die Ohrenblaser thun ihnen selbst Schaden fdurch Befleckung ihrer eigenen Seele], und hat sie niemand gerne um sich. Das 22. Kapitel. lfon etliche» nothwendiger! Hausregem IX. n. 1—32. D» Funke isi ei« vekiichiricijee means) (V. l. 2); angezogene Kinder find eine Schande für die Eltern (V. 3——6); der Narr ist nicht zu belehren, er ist Der Fluch der Sünde; der Weise verglichen mit dem Gottlosem Trennung» vonFreunden. 53 mehr zu heil-gen, als der Gesiorliena Man mirs! sich vor ihm hüten, weit er nar höchst beschwerlich fällt (V. 7—18). Furchtlos nnd fest ifi der Weise; furchtsam nnd wankend der Narr (V. 19——22). Riasi jegliche, alter gewisse Be- leidigungen lösen Freundschaft auf immer auf (V. 23—27). Bteitie deinem Freunde treu und schätze ihn in der Rath, setlilk mit Aufopferung deiner selbst (l1. 28——32). l. Ein fauler Mensch ist gleichwie ein Stein, der im Koth liegt; 2. Wer ihn sangreift und] aufhebt, der sbefudelt · sich und] muß die Hande wieder wischen sdie Faulheit ist also etwas« Verächtliches und Ekelhaftes und man soll fich mit ihr nicht befassen]. Z. Ein ungezogener [roher] Sohn ist seinem Vater eine Unehre [und, sagt der Grundtext weiter, ein e th örichte Tochter seine Schmach Spin l0, 1; 17, 25]. 4. Eine vernünftige lgottesfürchtigej Tochter krie t wohl einen Mann szur Ehre und Freude ihres Vaters-J; abc»r eine ungerathene Tochter läßt man sitzen, nnd sie bekummert ihren Vater. 5. Und welche wild [frech, ohne Scheu ihren Ruf verletzend] ist, die ist beide dem Vater nnd dem Mann eine Uuehre, und wird von beiden gehasset [besser: verachtet]· » s. Eine [ermahnende] Rede, so zur Unzeit [in der Kxndererziehung] geschieht, reimet sich eben [d. i. gleich] wie ein [lustcges] Saitenspiel, wenn einer traurig ist. Strafe und Lehre soll maii»»zii rechter Zeit [also mit Weisheit bei den Kindern] uben. 7. Wer lfreilichieinen Narren sauch einen Sohn, der gottlos und thöricht ist] lehret, der [1nacht sich ver- gebliche Mühe, wie wenn einer] flicket Scherben [eines irdenen Gefässes] zusammen ses wird immer wieder zerbrechen und Scherben bleiben], und thut eben, als wenn man einen aus einem tiefen Schlaf weclet ses wird nichts helfen, er wird immer wieder in den Schlaf zurücksinken]. s. Wer mit »einem Narren [um ihn zu belehren] redet, der redet mit einem Schlafcnden [er versteht nicht was gesprochen wird] 9. Wenn es aus ist, so spricht er: Was ists? 10. Ueber einen Todten pflegt man zu tranern, denn er hatdas Licht sdes irdischen Lebens] nicht mehr: aber uber einen Narren sollte man sweit mehr] trauern, daß crhlegitieiö Yerstand skein geistiges Licht] hat sauch nie ge a a . 11. Sllgan soll sdaher nicht zu sehr tranern über den Todten; denn er ist zur nhe kommen. » »»12. Aber des Narren [vei«kehrtes, gottlofes] Leben ist arger, denn der Tod fund sein Schattenlebem denn da ruhet die Seele doch in Gottes Händen] 13. Sieben Tage trauert nian über einen Todten lJUdith IS, 29; I« Moss 50- 10], aber über einen Narren· und Gottlosen ihr Lebenlang [denn ihr ganzes Leben ist ein verkehrtes und beklagenswerthes]. 14. Rede nicht viel mit einem Narren [der keine Gottesfzircht hat], und gehe nicht viel um mit einem Unverstandigen [denn er wird dir leichter Schaden, als) du ihm Nutzen bringen Pf. 1, 1]. 15. Halte dich von ihm [Spr. 14, 7], daß du nicht in einen [unnöthigen, fruchtlosen] Schweiß lvon Mühe und Beschwerde mit ihm] gefiihret nnd von feinem sSilnden-] Ilnslath beslecket werdest. Its. Weiche nur von ihm, so bleibest du mit Frieden, nnd kommst nich; in Angst und Noth sinneren Aerger und Verdruß] »uber seiner Thorheit 17 Was ist schwerer [zu tragen], denn Blei? Und wie will man einen Narren anders heißen, denn Blei? lEs giebt nichts Lästigeres für den Gottesftirchtigem als ein Narr voll eigener Weisheit Kalb. 21, 19.] 18. Es ist leichtey ldas Schwerfte nämlich] Sand, Salz und Eisen tragen, denn einen nnberstandigen Men- scheu [Spr. 27, 3]. . 19. Gleichwie ein Haus, das sdurch hölzern Quer- hält] fest in einander verbunden ist, nicht zersallt vom Sturmwind [oder Erdbeben], also auch ein Herz, das seiner Sache lseines mit Gott gefaizten Entschlusses] geklagt: Eil, das fnrchtet sich vor keinem Schrecken [Matth. , J— « 20. fEin solches Herz, das fest gegründet ist in göttlichen heiliger Weisheit und Ertenntnis3, das»»ist Gleichwie der schone sreich mit Sand gemiscbtej Tun an der schlechten [d. i. schlichten, wohlgeglätteten Jes 40, 4 Anin.] Wand fder unerschütterlich haften bleibt auch] wider den Regen lSturm und Erdbeben], 21. Und sbesserx Aber gleichwie] ein lhölzerner Pallisaden-] Zaun auf hohem Berge wider den [Sturm-] WinZ nicht kann bestehen ssondern umgestürzt werden wird ; 22. Also stehet das blöde [in seinem Entschluß nach dem eizzenen Willen schwankendej Herz des Narren in seinem ornehmen wider kein Erschrecien [sondern wird dasselbe bald aufgeben und den Umständen weichen Weis-h. 17, 11]. 23. Lklöiite dich, deinen Freund im Herzen zu der- letzei»i:] enn man das Auge driickt [und reiztL so gehen Thranen heraus, 24. Und wenn man einem das Herz trifft sdas in- nerste Gefühl verletzt] so laßt er sich’s merken [so kann man’s bald merken an feinem Schmerzgefühl]· 25. Wer nnter die Vögel wirft, der scheucht sie weg, und wer seinen Freund schmahet sbesonders durch Vor- rücken. von Diensten und Wohlthatery die man ihm erwiesen, tief verletzt und beleidigt], der zertreniiet die Freundschaft, » » » » 26. lNicht iede Beleidigung hebt die Freundschaft gänzlich auf:] Wenn du gleich ein Schwert»zuckest iiber deinen Freund, so niachst dn es nicht so boie »(als mit -— solchem — Schmahen) IV. 25. PeZweifle nicht, ihn selbst dann wieder zu gewinnen, die S ückkehr steht dir auch bei dieser starken Beleidigung noch offen] Denn ihr konnet wohl wieder Freunde werden, wenn du ihn nicht meidest, nnd redest mit ihm [genauer: Wenn du den Mund im Zorne wider deinen Freund geöffnet hast, fürchte dich nicht, dasz es nun mit eurer Freundschait gänzlich aus sei] Denn man kann alles [in der Freundschaft doch endlich wieder] ver- söhnen, ausgenommen die Schmach sdie man dem Freunde durch Vorriicken und Vorwerfen der ihm erwiesenen Wohlthaten angethan], Verachtung sstolzes verächtliches Reden über ihn], Offenbarung der Hginiliclikeit sseiner dir andertrauten GeheimiiisfeL undbose Tucke [die du durch hinterlistiges fcheinbar mitleidsdolles oder ent- fchuldigendes Verläumden gegen ihn geübt hast]. Solche Tücke [derletzei1 tief und] versagen den Freund [selbst den sanften und geduld»igen Kuh. 27,»23 28. Bleibe treu deinem Freunde »in seiner Armuth, das: du dich [auch] mit ihm freuen mogeft, wenns ihn: wieder] wohl gehet. · » » » 29. Halte fest bei ihm fund hilf ihn; mit Rath und That] wenns ihm ssonst irgend wie] ubel gehet, auf daß »du seines I·iviedererbluhten] Glncks auch genießen nib et. g30. Der Ranch und Dampf gehet vorher, wenn» ein Feuer [ent-] brennen will; also kommts vom Schmahen zum Blutvergießein 54 » Sirach 22, 31——33. 23, 1——37. 24, 1—7. 31. Schiime dich nicht swenn du solches siehest, daß er »in blutige Händel gerathen will] deinen Freund zu glniihsm und meidc ihn [dann] nicht ssondern leiste ihm » ise». 32. Widersährt dir sdabei] etwas Böses von ihm [indem er dich etwa seinetwegen leiden läßtL so »[hast du das Deine gethan, aber es] wird sich vor ihm hüten, wer es horet. Das 23. Kapitel. igebet um rechten gebrannt) der Zunge; und was für Sünden in Worten und Werken zu meiden. X. Zieh. ge, 33 — es, 37. nachdem der Verfasser« de« HGrrn gebeten, das! er ihn oor Sünden mit der Zunge bewahren und nicht der bösen Lnsk anheimgeben möge (V. 33 —- Kau M, 6), erniahnl er feine Jiinger, die Zunge zu beherrschen, insbesondere nie falsch und leicht- serlig zu schwören, soinie mit wüster Rohheit zu sitsiniiiheii und zu fluchen (V. 7—20). Sodann warnt er vor der Sünde dersxvolkiisk, wobei im besondern der Ehebruch bei beiden Geschlechte-in in seinen schkinimeii Folgen vor Augen gestellt wird (V. 21—87). 33. O daß til) könnte ein Schloß an meinen Mund legen [.Kap. 28, 28], und ein fest Siegel aus mein Maul drücken, daß icli dadurch nicht zu Fall käme, und meine Zunge mich nicht verdcrbete [Ps. 39, 2; 141, 3]! Kuh. 23, V. 1.» HErr Gott, Vater und HErr meines Lebens, laß mich» nicht »unter die Lasterer gerathen [genauer: derlaß mich nicht beim Rathschlag meiner Lippen] undlaß mich nicht unter ihnen sdurch sie, meine sündigen Lippen, ewig] verderben. Z. O daß ich meine Gedanken sehe sie auf den Lippen zu Worten werden] konnteiiu Zaum halten, und mein Herz mit Gottes Wort suiid seiner heiligen Weis- heit] zuclitigemiind ich mein nicht schonete, wo ich [mit allerlei Thorbeiten schiefe, » Z. Auf daß i nicht Suude saiif Sünde] anrichten, und [endlich] großen Jrrthnm [Thorheit] stiftete, uud salso im Anwachsen» der Masse meiner Sünden] viel Uebels heginga damit ich» nicht sam Ende gar] unter- chen mußte vor nieinen Feinden, und ihnen szur Schaden: Freude und] zum Spott wurde. 4. HErr Gott, Vater nnd HErr meines Lebens, 5. Bihute mich vor unfuclitigem Gesicht sdaß meine Augen nicht lüstern umher chauen], und wende von mir alle bbse Lnste»[Sp»r, 21, 4]. b. Laß mich nicht iu Schlemmer: [Wollust] und Un- keiischlieit gerathen, und bchute mich vor uuverschamtem sder Wollust begehrendem und dienendem] Herzen. 7. Lieben Kinder, lernet sdon der Weisheit, wie man] das Plan! [in Zucht und Ordnung] halten ssoll]: denn wer es halt [solche Zucht beobachtet] der wird sich mit Worten nicht vergreifen [Spr. »10, 19; 25, 28]. 8. Wie» die Gottloseii und »Lasierer nnd Stolzen [Uebermüthigen] dadurch sdurch ihre zuchtlosen Lippen strauchelu und] fallen. I. Gewohniz deinen Mund nicht zum [leichtfertigen, unni·;tzen] Schworeii [8JJ»iatth. 5, 83], uud»Gottes Namen sonisig und unnützlich im Munde] zu fuhren [2. Mos 7 . 2 , . »Es. Denn Gleichwie ein [leibeigener] Knecht, der oft gesiauhet suiit eiselhieben geziichtigtj wird, nicht ohne Striemen ist; » » 11. Also kann der auch nicht rein von Sunden sein, der oft schwhret [seine Behauptungen stets mit Anrufun von etwas Heiligem bekräftigexi zu müssen glaubt] un Gottes Namen [im Munde] fuhren 12. Wer oft schwhreh der süudiget oft, nnd die Plage Gottes; von seinem Hause nicht sfort-] bleiben pr. , . 13. Schwbret er, [häufig],»uud verstehet» [merket] es sgarjSciöiriki [»ei»i?ir»ial n»iegr],» so sixsdägkt er glleictigvohl fass) die udaeauim;ve eeer’sweierwo, das; er und wenn er schwören iind daß er damit sün- diget], und »berachtet’s [achtet’s»gei»·ing, Bußedcifiir zu thun und sich zu bessern] so sandige-her zwiefaltig lern- lich» durch den Mißbrauch des heiligen Namens und zweit-Ins EUHFHHYEFYZITTYLZTLZIts-litt seh] sp ist ei: deiiupch nicht phueSiiude keichtigeks so wird ee von der Sünde nicht rein gesprochen, sie wird ihm schwerlich vergeben werden]; sein Haus wird hart gestråft sxi m»i»t Uzglück »be»l»c;:)»e»e»n] nEerden T »» -. ist au ein ö er nur mitdem o e zu sühnender 3. Mos 24, 14 ff.] Fluch [mbglich, näm- l" » gie Lästerung Gottes-J, davor bcliiiic Gott das Haus a o s. J 16. Und die Goitessürchtigeu siind solche sollen ja alle Kinder Jakobs sein] fliehen solches salies V. 13——15], und besudeln sich nicht mit dieser Sunde sdes Mißbrauchs des Namens Gottes in irgend welcher Art]. 17»». Gewöhue deinen- Miiiid nicht zu leichtfertigem Schworen sbesserx zu roher»Gemeinheit im Spre- chen]; denn es kommt aus bosem Vornehmen [und geht nicht ohne Sünde ab]. 18. Ver iß nicht deines Vaters. imd deiner Mutter Lehre sdaß sie dich erzogen haben uiid also auf sie die Schande zurückfällt von deinen leichtfertigeiy rohen Reden] fv wirst du unter den Herren sitzeii [besser: wenn du unter Herren, etwa bei Tische, iitzest], 19. Und wird dein auch nicht vergessen werden [ge- nauer: Vergiß derselben niemals vor solchen] daß du nicht gewohnestt der Narrheit [damit du dich nicht durch deine Art und Gewohnheit, rohe, leichtser- tige Gespräche zu führen, versüiidigst], und [du] zuletzt swenn dir endlich dein uamenloses Sündenelend und die Schmactlz die du deinen Eltern bereitet hast, zum Beiviitztiein kommt] wolltest, du warest nie geboren, und versluchest deii Tag deiner Geburt sHiob Z, 1 ff.]. V) Luther gebraucht neben dem jetzt allein üblichen »sich an etwas gewöhnen« auch noch das alte, jenem gleichbedeuteiide intransitive Wort: »einer Sache gewohneii«, mtlhd. gewissen, wovon jetzt noch das particip ,gewohnt« iibrig ist. Außer unserer Stelle findet sich das alte Wort noch in Hefeh les, et. 20. Wer sich gewöhnt, zn schmähen sund allerlei rohe Reden zu führen] der bessert sich sein Lebtage nicht [für den ist wenig Hoffnung, das; er wahre Herzens-bil- dung und Weisheit erlange]. 21. Das andere Mal sündigten, das ist zu viel; das dritte Mal bringt Strafe mit sich. Genauer übersetzt lautet V. 2l: Zioei Arten von Meuschen lnämlich der Hurer mit Bluts-verwandten und Wollüstige überhaupt] machen ihrer Sünden viel; aber der dritte [der EhebrecherJ ziehet über sich den Zorn Gottes herbei sdaß er ihn unmittel- barer und in höherem Maße straft] 2». Wer in der Brunst [der unkeuschem leiden- chaftlichen Gier] steckt, der ist wie ein brennend Feuer das ni t verlischh solange es noch Nahrung hat], und ein sol»er] hort [auch] nicht auf svon seiner heißen ier], bis er» sich selbst verbrenne szu Grunde gerichtet hat durch seine Brunst, der er sich unablässig hingiebts 23. Ein unkenscher Mezisch hat keiue Nnhe an seinem Leibe, bis er ein Feuer anziiude. Besser: 23. So wird ein Menfch- der mit Behüte deine Zunge; hüte dich-vor Unkeuschheit und Ehebruchl 55 Blutsverwandteu harrt, nicht aufhören und keine Ruhe haben] bis er das Feuer seiner nst ausgebrannt hat [und kein Reiz mehr in ihm· ist] 24. »Einem unleuscheu Menschen süberhauptg ist alle Speise siiße Ijedes Weib angenehm und will ommen, welcher Artszsie auch sei], und laßt nicht ab szu huren], bis er’s erfulle cbis er seinen Leib zu Grunde gerichtet hat und gestorben ist]. 25. Ein Mann [aber——und hiermit nenne ich die dritte und ärgste Art], der seine Ehe bricht und denkt bei selbst: Wer siehet mich sHiob 24, 15 f.; Jes- , J— 26. Es ist finster um mich, nnd die Wäudeverber en with, has; mich niemand siehet: wen soll ich scheuen? er Allerhochste achtet meiner Sande nicht [wie sollte er jedes Einzelnen Sünde strafen ?]. 27·. Solcher schenet allein der Menscheu Augen sdaß sie seine Sünde nicht sehen möchten], 28. Und deutet [in seiner ThorheitJ nicht, das; die Augen des HErrn viel [tausendmal] heller sind, denn die Sonne, und sehen alles, was die Menschen thun, nnd schauen auch in die heimlichen Winkel [wo man vor Menschen Augden sich geborgen glaubt]. 29. Alle iiige sdie geschehen würden] sind [besser: waren] ihm bekannt, [sowohl] ehe sie geschaffen werden [wurden], also wohl, als wenn sie geschaffen sind lals auch nach der Schöpfung der Welt Apostelgesch 15, 18: wie sollte Er, der allmächtige Schöpfer, nicht deine Sünde von ferne sehen, ehe sie noch von dir be- gangen ig?]. so. ers elbige Mann wird bffentlich in sden Straßen] der Stadt stvo er den Dirnen nachläiift und gelegent- lich in Streit gerathen wird] gestraft werden, 31. Und wird [auf seiner Hurenjagd] erhascht wer- den, wenn er siitfs am weni sten verstehet [und dann schon hier für seinen Ehebruch büßen. ·32. Also [und noch üblexj wird’s auch zehen dem Weibe, die ihren Mann verlaßt, nnd einen rben von einem andern kriegt. II. sJhre Sündenschulo ist weit größer, als die des ehebrecherischen Mannes :] Erstlich ist sie dem Gehot Gottes ungehorsam [·2. Mos 20, 14], um Andern sun- diget sie wider ihren Mann ldem sie heilig verpflichtet ioar], zum Dritten bringet sie durch ihren Ehebrnch [Huren-]»Kinder» von einem Andern [in’s Haus und zerstört die Familie] . lDie Strafe für ihren Ehebruch wird eine zwiefache sein:] Diese lsie selbst] wird man [nach dem Gesetze des HErrn Z. Mos 20, 10; 5. M. 22, 221 aus der Gemeine werfen [genauer: aus der Stadt hinaus-fuhren und zu Tode steinigen], und ihre cim Ehebruch erzeugten] Kinder niüssen ihr [d. i. ihrer] ent- gelten die Strafe Gottes mittragen fiir die Schande ihrer ntter]. 35. Ihre Kinder [näinlich] werden nicht wurzeln skein fest-es, glückliches Hanswesen gründen], und ihre Zweige werden nicht Frucht bringen ssie werden ohne Nachkommen und Erben bleiben, also daß das Haus deuEhebrecherin mit ihnen erlischt Kap. 41, 8——10; Weish 4, 3 ff,»]. Its. Sie laßt ein verflucht ffiir Jedermann mit dem Fluch Gottes verbundenes] Gedächtnis; hinter sieh, und ihrsllSchaude sals einer EhebrecherinJ wird nimmermehr ver e . By. Daran lernen die Nachkommen süberhaupt die sie Ueberlebenden], das; nichts Besseres sfür dizes und jenes Leben HeiIbringeUderesJ se»i, denn Gott surchten, iind sfür den Frommen] nichts Siißeres denn auf Gottes Gebot achten. Das 24. Kapitel. Ruhm der Weisheit und der heiligen Schrift. C. Der dritte, new. 24 — se, 17 amfasseade Tkjeir unseres Buche» hebt an niit einem herrlichem begeiskerten Lob- preis auf die innere Sihönheit und Lieblichkeit der himmlischen Weisheit, wozu schon 1137 des vorigen Kapitals iiberleitete Sodann schildert er wieder, wie sich dieselbe im Leben des Menschen in seinen verschiedenen Beziehungen darftelle und segnend offenbare, wie fich andererseits ihr Gegeutheil, die Thorheit oder Gottlosigkeih in den einzelnen Lagen des Lebens zeige. In kernhaften sittlichen, lehrhasteii Betrachtungen und Ermahnungen giebt er überall Anweisungen, wie sich ein Mann im gefelligen Leben halten soll. I. v. 1——o7. Das empkehieade Lob de: Weisheit, das zu Anfang des ersten und zweiten Theils derselben gespendet wurde, erreicht hier, ziemlich in der Mitte des ganzen Bachs, seinen Gipfelpunky zugleich aber wird auch ihr Wesen und ihre Offenbarung unter den Menschen hier in voller Klar— heit ausgesprochen. »Die Weisheit ist auch hier (wie in den zu vergleichenden Lobgrsängetn hiob W; Zur. s; Weish 7) die Fülle des göttlichen Geistes, das auf die Schöpfung gerichtete Denken Gottes, woraus» die Entstehung, Gestaltung und Ordnung der Dinge hervorgegangen, worin der Grund und das Wesen aller Gesihöpfe erstaunt wird, wodurch dem Ganzen und allem Einzelnen sein Ziel und Zweck gefetzt ist and Iegliches auch seinen Zweck erfüllen must. Die Weisheit ist von Ewigkeit her bei Gott, als der Mutterfchoop der Schöpfung: aber ihre Bestimmung und ihr Wille ist, iu der Schöpfung selbst sich eine Stätte zu begründen. Die Menschen sollen ihre Wohnung werden: unter den Völkern der Erde ist aber Israel zu ihrer Wohn- stätte erkoreu Ihre Herberge war die Stift5hütte, dann Jerusalem: ihr Brunnen ist das Buch des Bandes, wie fihon David in Pf. 19, 8—i2. gelehrt hat. 5ie ist der Baum des Lebens, dag- Gesetz Gottes ist der Brunnen des Lebens, aus welchem die Weisheit sich ergiesst, wie der Lebens-quoll des Paradieses fich in vier hauptwasfern er— gop w. 1——39). Der Itinger der Weisheit rithmet nun, dass er in dem Paradiese der heiligen Schrift mehr gefunden, als er gesucht. Gr wollte nur von den Ilasflüffeu der Weisheit so viel Ginsiiht gewinnen, als für seinen kleinen Lebens-bedarf nöthig wäre. Aber da strömte das Wasser so reichlich zu, das! er auch Anderen ein Lehrer nnd Führer werden konnte: V. 40—47. (5chmieder.) I. Die Weisheit preiset sich [selbst], und unter dem Volke [Jsrael, ihrem erkorenen Wohnort] rnhmet sie sich. 2. Sie prediget svon ihrem Ursprung und ihren Werken] in der Gemeine Gottes sdes Allerhöchsten]. Z. Und» lobt sich [im Folgenden selbst] in seinem Reich cbessert vor seiner über den Cherubin im Aller- heiligsten thronenden Herrlichkeit],. 4. · Und spricht also: Jch bin Gottes Wort [genaiter: Jch ging hervor aus dem Munde des Höchsten vor allen anderen Kreaturen Pf. 33, 6]. Z. Und schwebe ssehwebte im Anfang, da noch Alles wüste und leer war1. Mos 1,2., als schaffendey besruchtender Geist Gottes] aber der ganzen Erde, csie verhiillend] wie die lNacht der] Wolken. b. » Mein sbleibendes Wohn-] Ge elt ist [ivar] in der Hohe [in der Nähe des Allerhö sten], und mein Khsgid Stuhl in den Wolken [d. i. in dem Himmel . , 7 . 7. · Ich allein [denn niemand anders war dazu fähig, umkreiste von Anfang des Himmels Wölbung und] bin Zwar] allenthalbeu [wirksam], soweit der Himmel ist [Weish. 7, 22]. 56 s. Und [gleicherlveise] so tief der Ab rund sder Wasserfluthen im Jnueren der Erde 1. Moll. l, Z] ist, 9. Allenthalben im Meer fund seinen Wellen], allenthalben auf Erden swaltete ich schaffend und ordnend], 10. Unter allen Leuten, unter allen Heiden silber- hSciuptqViålkäern —- wirkte ich, die Herzen erleuchtend PIZ ( , · 7 . U. Bei diesen» allen habe ich Wohnung gesucht, daß ich etwa sursprünglicht etwo, d. i. irgend wo Weis-h. 5, 3 — eine Ruhe] Statt fände [aber ich fand sie ni J. 12. Da gebot mir der Schöpfer« aller Dinge, und der [anch] mich geschaffen smir also auch zu gebieten] hat, bestellte mir eine Wohnung Ida ich sur alle Zeit Ruhe finden sollte], und sprach: 13. In Jakob sollst du wohnen, und Israel soll dein Erbe [dein besonderer Besitz] sein [da du durch das Gesetz an den Herzen arbeiten kannst]. « 14». Vor der Welt, von Anfang bin ich geschaffen, und Ho] werde ich [anch] ewiglich Kund zwar in der Wohnstätte des auserwählten Volkes- Gottes] bleiben, und habe vor ihm [dem in der Wolkensäule Gegen- wärtigen schon] in der [Stifts-] Hütte gedienet [deren gottesdienstliche Einrichtungen und Gottes-Dienste selbst mein Werk, von mir eingegeben waren]; « 15. Und darnach [habe ich unter dem König Salomo] zu Zion [auf dem heiligen Berge] eine gewisse sbleibendej Stätte gekriegt [und schuf alle die heiligen Dienste im Tempel des HErrnL nnd er hat mich [anch] in die heilige Stadt [selbst, dort zu wohnen] Weg, das; ich [unter den Bürgern] sit Jerusalem [durch ottes hei- liges Gesetz] regieren ollte.· Its. Jch habe [sodcmn] eingewurzelt fin ganz Israel] bei einem geehrten lvor allen» ölkern bevorzugten] Volk sdadurch daß es sich meinem Gesetze und seinem Dienste ergab], das Gottes Erbtheil ist. 17. sMein heiliger Dienst in Ausübung des Ge- setzes im Tempel nnd im Leben des Volks gedieh vor- trefflich:] Jch [die heilige Weisheit aus Gott] bin hoch gewachsen [in dieser meiner Ruhestatt des Volkes Gottes] wie eine [stattliche, hoch emporwachsende, ihre Zweige weit ausbreitende] Cedcr auf dem Libanon, nnd wie eine [hohe] Chpresse [1. Kön 5, 8 Anm.] auf deui Gebirge Herinon I5. Mos Z, 8 Anin.]. 18. Jch bin ausgewachsen [und zum vollen Gedeihen gekommen] wie ein Palmbaum am Wasser kdes Jordan bei Jericho, der Palmenstadt 5. Mof set, 3 oder am Gestade· des Sees Genezareth], und wie die [schlanken] Rosenstoclh so man [in der fruchtbaren Gegend] zu Jericho erzeuclsti [= erzieht]. i V) Es ist iiicht die sogenannte Rose von Jericho (Anastk»i- tica liioisoclxiiiitiika Jos. S, 1 Anm.) genieiut, sondern wohl- riechende reichgefiillte Centifoliem l9. Wie ein schöner ljmit stets griiiienu glänzendem Laube bedeckter, weit ausgebreiteterj Oelbaunt auf freiem lsaiidigenU Felde [da er am besten gedeiht Z. Mos. 27, 21Aiiin]; ich bin ausgewachsen, wie smächtigd Ahornen swenn sie am Wasser stehen]. 2l). lAuch waren die Früchte, die sich durch mein Wohnung und Wirken im Volke zeigten, lieblichster Arn] Ich gab einen lieblichen Geruch von mir, wie Cinnaniet jZimmet 2. M,os. 30, 23 Anm.], nnd köstliche Wnrze swie Aspalath eine Art Rosenstrauch mit wohl- riechendem Holze] Hund wie die besten Eljihrrhen [die von selbst aus dem Baume ausgeflossen sind L. Mos 30, 23 Anm.], 21. Wie Galban [da-Z Harz eines in Syrien wachsen- den Strauchesj, und Onhx lSeenagel oder Tenfelsklaue], und Mhrrben [genauer: Storax-Gummi], nnd silber- Sirach 24, 8—-47. 25, l———5. haupt war der Duft meiner Wirksamkeit im Volke] wie der Weihrauch in dein Tempel [vgl. zum Ganzen: Z. Mof 30, 34 Anm.]. 22. Ich breitete sselbstl meine Zweige süber das gan e Volk] aus, wie eine Eiche seine ihre Aeste weit- ausitreckende Terebinthejz und meine Zweige waren schon und lustig cdarum brachte ich auch Herrliches und Liebliches unter ihm hervorl 23. Jch gab einen lieblichen Geruch von mir [ge- nauer: Jch ließ Liebliches aus mir hervor- sproffen], wie der Wkiustociz » 24. Und meine Bluthe brachte ehrliche [d. i. herr- liche] und· reiche Frucht. Hier haben manche Handschriften der Septnagiiita folgenden fchönen Zusatz: » Jch bin eine Mutter der Gutigteit und Liebe, der Furcht und Erkenntniß und der heiligen Hoffnung. Ich gebe allen meineinKinderu stets währende Dinge, denen, die von ihm erwahlet sind. 25. ESoJ Kommt Denn] her zu mir, alle, die ihr mein begehret [Matth. 11, 28], » 26. Und sättiget euch von meinen [reichen] Feuchten [Gal. 5, 22; Eph 5, I; ak.-3, 17]. 27. [Denn] Meine redit [genauer: Meiner zu gedenken] ist süßer, denn onig, und meine Gabe besser: mich zu besitzen] süßer, denn Honigseim [Ps. 19, u; 119, 103], « - 28. Wer von mir ifsct, den hungert immer wieder] nach mir. 29. Und wer von mir trinket, den dürstet immer [wieoer] nach mir. » Vgl. Joh. it« l4. Wer das Wasser der Weisheit irinket, der dürstet und diirftet auch nicht. Er dürstet; denn er dtirstet je länger je mehr nach dem, das er trinken Er dürstet aber dennoch nicht; denn er wird so gesättigt, daß er nach keinem anderen Trunk verlangt. —- Wenn sich das Gemüth mit Speisen der Weisheit treibt-et, fo wird der Mensch endlich ein vollkommener Mann, wie er vom Anfang war, ernährt zum Bild und Gleichheit Gottes. (Origines.) -O miichte diese hochtheure Mutter nur viel Seelen finden, welche eines einfältigen Hdrzeug wären; wie sollte nicht ihr lauterer Quell übergehen, und ihr Tisch zum allgemeinen Segen werden! Wie sollte man ihre Wollüsie und Niedlich- keiten allem andern verziehen und alleuthalben preisen und ausrufen! Die für jetzt kaum einigen wenigen bekannt und glaublich sind. Gewiß, wenn sie ihren Jiinglingen und Jung- frauen, auch nur nach den Uinstiinden der Wüste, wo sie hier durch inijssen, einen Tifch bereitet und Quellbrunnen leben- digen Wassers öffnet, auch Honig aus dem Felsen Christo schaff-et, so möchten sie die Fleischtiipfe Egyvtens gar wohl vergessen! (Berleb. Bibel.) 30. Wer mir gehorchen der chält stets fest an Recht und Gerechtigkeit und] wird nicht n Schandeu swird sich nicht zu schämen haben um gro er Binde-willen] It. lind wer mir folget kmeiner Hilfe und Dienste ghebrlauchts der wird unschuldig bleiben cschwerer Misse- t at Soweit die Rede der himmlischen Weisheit über sich, ihren Ursprung und ihre Wirksamkeit. Es folgen nun wieder Worte des Verfassers, die Erklärungen und Erweiterungeii zum Vorigen hinzufügen sollen. 32. Dies alles swas die himmlische Weisheit im Vorhergehenden von sich gesagt hat] ist eben das gilt even vom] Buch des Bandes, mit dem höchsten ott [am Senat] gemacht; 33 Nämlich das Gesetz [der 5 Bücher Mosis und die auf ihm ruhenden anderen Büchern des alten und neuen Testamentesj, welches Mose dein Hause Jakobs zum Schatz befohlen hat, Die Herrlichkeit der himmlischen Weisheit, und welchen Segen Je] Sirach von ihr gehabt. 57 34. Daraus die Weisheit [so reichlich] geflossen ist [und fort und fort fließt und sich denen, die sich dem- selben ergeben, mittheilt], wie das [Pciradiefes-] Wasser Pifon, wenn es groß ist [1. blos. L, 1l], 35. 1»lnd wie das Wasser Tigris coder Hidekel], wenn es ubergehet im Lenze; · sit. Darauslcius welchem Gesetze] der IhimmlischeJ Verstand ffo reichlich] geslosseti ist fund fortwährend fließet] wieder Exil-hintre, wenn er groß ist, nnd wie der Jordan fweiin er] in der lFrühlingsd Ernte [durch die Wasser des Libanon anschwillt Jos Z, l5]. 37. Aus demselben ist hervorgebrochen [und bricht noch fort und fort hervor] die Zucht [die wahre Herzens- bildung], wie das Licht fnach anderer richtigerer Ueber- fetzungx wie der Nil] lind lzwar so reichlichä wie das Wasser Nilus im Herbst kzur Zeit der Weinle e, da der Stand des Nil am höchsten ist] Das Gesetz, der Kanal oder das Flcißbett der himmlischen Weisheit, wodurch sie sich in fromme Seelen ergießt, wird mit den Lebensfti·ömen, die das Paradies niit dem Segen Gottes iiberströmtem ferner mit dem Jordan, als dem heiligen Strom des gottgeliebtem verheißenen Landes Canacuy und mit dem Nil, dein Jdeal aller irdischen Fruchtbarkeih ver- glichen und noch über sie, selbst in ihrer größten Wasserfülle, gestellt. 38. Er ist nie [auf Erden] gewesen [so lange sie steht], der es lgenauert sie, die himmlische Weisheit inihrer unergrundlichen Tiefe] ans elernet hätte» und wird nimmermehr werden, der es fsieii aus lzu1 grunden [ber-] mochte. sit. Denn fein fbefserz ihr Sinn ist reicher, weder f= denn Z. Chron 29, 34 nm.] kein« Meer, und kein Wort [besser: ihre Einsicht] tiefer, denn kein Abgrund [der großen Wafserfluth im Erdinnern]. V) Wir würden in der jetzigen deutschen Sprache sagen: »denn ein Meer-«; aber erst in der neueren Zeit ist die thörichte Meinung aufgekommem die deutsche Sprache könne zwei« Verneinungen nicht auf einander folgen lassen, oder zwei« Verneiuungen müßten wie in der lateinischen und griechischen Sprache eine Vejahung ausmachen. Dem widersprechen aber Luther und alle alten Schriftstelley bei denen allen zwei, so- gar drei Verneinungen oft einander folgen, um sich zu ver- ftiirkein Man vergleiche nur Pf. no, n; Blute. «, H; Rönn is, 8. 40. Es fließen von mir viele Bächlein in die Gärten, wie man das Wasser hinein leitet. Richtiger: 40. fllud auch mir ist’s also, wie ich V. 38. 39 gesagt, mit der Weisheit ergangen :] Auch ich fhabe aus dem unergriindlichen Meer der hinun- lischen Weisheit in dein Gesetze Gottes ein Theil zum reichften Segen geschöpft; ich] hin wie »ein Waffergrahen aus einem [grofzen,tiefen]Flusse, wie eine Wafferleitnng faus einem Flusse] in einen Lustgarten hervorgegangen sich wollte aus ihrer reichen Fülle nur ein klein Weniges empfangen] 4l. fJch sprach bei mir felber:] Da wässele ich fdamit will ich wäsfern] meinen Garten, 42. Und tränke [will tränken] meine Wiese kmeine Gartenbeetex nur so viel möchte ich aus dem Reich- thum der himmlischen Weisheit in Gottes Wort er- langen, daß ich meine eigene Seele sättige, das; ich selbst den HErrn und mich recht erkenne und lerne, wie man gottselig leben und selig sterben kann]. 4 Und [siehe, da] werden [befser: wurden] meine Bächlein [die Gräben, mit denen ich nur den eigenen Garten wäfsern wollte, selbst] zu großen Strömen. 44. nd meine Ströme werden [wurden] große Seen [die himmlische Weisheit theilte sich mir in so reicher fülle mit, das; ich je länger je mehr das ganze Meer i res Reichthums vor mir sah]. 45. lDarum will ich nun nicht blos den eigenen Garten wäfferm sondern, wie bisher, auch ferner andern reichlich davon niittheilen] Denn meine Lehre leuchtet so weit [ich will die Weisheit weithin leuchten lassen], als der lichte Morgen [die Morgenrbthe weithin gesehen wird] und scheinet ferne sich will Gottes Wort bis in die fernsten Zeiten scheinen lassen und offenbaren] 46. Hluch schüttet meine Lehre Weissagung aus, die ewig bleiben muß. Genaucrt Noch fernerwill ich die himm- lische Lehre ausgießen fin so reicher Fülle] wie die gottbegeisterteii Worte der Weisfagung, und will sie hinterlasfen den fernsten Ge- schlechtern « » 47». Da sehe; ihr, daß ich nicht [selbstsuchtig] alleiu sur nttch [die Weisheit erforfcht habe und] atbeith son- dern sur alle, die der Weisheit begehren. Das ist die Art aller ihrer Liebhaber. "Man preiset gern Andern an und hat ein herzliches Verlangen, das gemein zu machen, was Einem durch die Weisheitgescheiikt ist. (Berleb. Bibel) Das 25. Kapitel. Von etlichen lob: und slrafmiirdigen 8ilidben, fund-ersieh non der Einigkeit und bösem Weibe. II. V. 1 — -Kap. 26, As. Es» folgen nun wieder Sprüche, bald gruppenweis unt« einen Gegenstand bezüglich, bald mehr vereinzelt das und jenes herau5greilend. Zunächst werden drei liebliche und drei hassenswerlhe Dinge ge« nannt V. 1—4), womit der Uebergang zu dem Gedanken gebahnt wird, das) Weisheit und Gottesfurcht die Zierde der Greise sei (V. 7-—8). Ueber wie Vieles auch die Weisheit flehe, Alles liberrage die Gokkessurcht (V. 9—16). Die ärgste Bosheit sei die dek- WeibeI-, die ärgste Rache die des Feindes (V. 17——21). Bei dem Weibe bleibt nun der Verfasser stehen und schildert sowohl das böse nach verschiedenen Beziehungen, und wie es den Mann ungllictilich macht (V. 22—34; Rats. AS, 5—15), als et das Gliccti hervorhebh ein braves Weib zu haben (Kap. AS, i-—o; 16«- Ah. l. Drei schone Dinge sind, die beide Gott und den Menschen Wohlgefallen: 2.» Wenn Bruder [die Glieder eines und desselben Volkes] eins sind und die Nachbarn»fsolche, die durch Perwandtschcift oder Herzensfreundfchaft zusammenge- horen] sich lieb haben» und· Mann und Weib» [die im engsgebi Bchiteithe Zghegkgzsiiki niit einander wohl fverftehen un e e . «, . » Fdrei tucke fblrten von Bienschenj find, denen IchH«vHgrzenszgeiudchbiigxluiid ihr Wesen fihre Lebens- weie er ren mi u e: «. Wenn ein Armee fdem Demuth und Niedrigkeit vor allem ziemt] hosfartig ist,«uud ein Reicher [der vor Andern bei der Wahrheit bleiben soll, aus Eigennutzj gern luget, und ein alter Narr ein. Ehebrecher ist fge- nauert und ein Greis ein Ehebrecher ist, weil ihm Weisheit fehlt] Bei allen dreien sind Dinge vereinigt, die schlechthin zu einander nicht passen, und das ist Widerwärtig- · Z. [Freilich:] Wenn du in der Jugend nicht [Weis- heit] sammeln, was willft du wie willst du sie] im Alter fnochj finden [Spr. 10, 5 ? 58 Sirach 25, 6—34. ge, 1—28. 27, 1—5. 6. » O wie fein stehet es, wenn die ranen Häupter weise [in gerechtem, billigem Urtheil], un die Alten klug [in gutem Rath], 7. Und die Herren sgenauerx dies von jedermann aechrten Greise] veriiunstig [eiiisichtsvoll] nnd vor- sichtig sin Auffindung guten Rathe-Z] sind! 8. Das ist der Alten Krone [die sie vor jedermaniis Augen ziert], wenn sie viel erfahren haben; und ihre [hbchste] Ehre sdereii sie sich am meisten riihiiien können] ist, wenn sie Gott furchten 9. Neun Stücke sArten von Leuten] sind, die ich in meinem Herzenhoch zu loben halte, nnd das zehnte [den zehn»ten] will ich [auch] mit meinem Munde [öffentlich] prei en: 10. Ein Mann, der Freude an seinen Kindern hat sweil sie wohlgerathen sind]. Wer erlebt, d»aß er seine Feinde untergehen siehet sdenn damit verschafft ihm der HErr schon auf Erden Gerechtigkeit und Genugthuiings 11. Wohl [drittens] dem, der ein verniinftia Weib hat«· [Ferner:] Wer mit seinem Reden keinen Schaden [weder sich an seiner Seele diirch Sündenschiild, noch dem Nächsten] thut. Wer nicht dienen niiiß denen, so es nicht werth [fchlechter als er selbst] sind. 12. W l dein, der einen» treuen Freund hat. Wohl dem, der smenschlichj klug ist cseine Angelegenheiten wohl einzurichten»»versteht], nnd lfernerjder da lehret, da mairs gerne horet [der»solche Klugheit auch denen, die sie gerne hören, mittheilen kann, der willige Herzen und Ohren für sie findet] » 13. O wie groß ist laher schoii gegen sie alle —- neuntens —] der, so weise ist! » 14. Aber wer Zehnten-Z] Gott furchtetsimd also seine Weisheit auch in »einem heiligen gottseligen Leben beweist] iiber den ist niemand. »» 15. Denn die Furcht Gottes gehet iiber alles. 16. Wer »dieselbige fest halt, wem kann man den vergleicheui lNiemand auf ErdenU « » » 17. Es ist kein Wehe so groß, als Herzeleid sein Schlcig Von dem das Herz getroffen wirdE. » 18. Es ist sgleicherweisej keine List keine durch- triebene Bosheit] iiber Frauen List [oder Bosheit] 19. Es ist kein Latier-i» [besser: kein Ungemach] iiber des Neidharts Lauern sdas Ungeinach, das Einem von feindlicheii Hasfern kommt] Neidhart (altdeutsch nit·11art) ist eigentlich der altdeutsche Mannsname Nithart, im Norddeutschen jetzt noch viere-sit, und bedeutet ,,hart (= stark) in feindlichein Eifer, in Haß-«, und erhielt später appellatioe Bedeutung. Aehnliche Namen sindi Bernhard (.: Niannfesty Leonhaed (fest wie ein Löwek Reinhard (Rathstark); Gotthard d. i. der in Gott Starke, Ausdauernda · » s»Ji·itting.) 20. Es ist keine Rachgier sbesseri keine Rache, Strafe für begangeiies Unrecht] iiber der Feinde»Rach- gier sfo schlimm, so schwer und empfindliclz als die von Feinden ausgeübt wird] » » » 21. Es ist kein Kopf so listig sbefser:»kein Gift so tödtlichL nls der Schlangen Kopf [Gift], nnd ist kein Zorn so bitter sund leidenschaftlich], als der Frauen Zorn. 22. Ich wollte lieber bei Löwen und Drachen wohnen lmit ihnen in enger Verbindung stehen, das ist weniger gefälzrjich], denn bei einem bosen Weibe [Spr. 21, m; 25, . 23. Wenn sie böse wird, so verstellet sie ihre Ge- berde sihre Bosheit verändert auch ihr Aeußeres und machet ihr» Gesicht häßlichL und »wird io scheußlich [finfter], wie ein sschwarzerj Sack [ein»»Trauergewand]. 24. Jhr Mann muß ficb ihrer schauien; und wenn nians ihm vorwirft, so thnrs ihm im Herzen wehe. HadersZorn des: Mannes über das Besser: M. Inder Mitte feiner Freunde sucht der Mann einer solchen Frau seine Erholung, nnd hort er dort svon bösen Weibern]-reden, so s eufzter siim Stillen tief auf und gedenket der sei- nigen. » 25. Alle Bosheit ist» gering ge· en der Weiber Bos- heit;» es geschehe ihr [einer»jede»iis, was den Gottlosen geschieht Bis: Strafe z»u Theil» wird]. » » » 26. in waschhaftig szänkischj Weib ist einem stillen Mann sfo befchwerlich und lästig], wie ein saudiger We hinauf [»der aufwärts führt] einen: alten Mann [da it die Krat bald zu Ende] » 27. · Laß dich nicht [damit] betrügen, daß sie gäbe:- haupt eiii Weib] schon ist, und begehre ihrer nicht arum [mit heftiger Begierde] » 28. Wenn das Weib den Maiin reich macht [und ihm den Lebensunterhalt darreich»t], 29 So ist da sals nothwendige Folge davon] eitel hzerrische und ver- letzendeBetragen der Frau] Verachtung sdes Manne-Z durch die Frau] und große Schiiiacir »» 30. Ein böses Weil! macht [dem Manne] ein be- trubt Igedruckt] Herz, traurig Angesicht, und das Herze- leid sdas Leid, das am Herzen, am Lebensmark rißt]. » 31. Ein Weib, da der Mann keine Freude an ha , die macht ihn verdrossen smuthlos und unentschlossenj zu alleu Dingen sdaß er die Hände lässig sinken läßt und ihm die Kniee schlotternI. 32. Die Siinde kommt her von »eiuem Weibe [1. Mos Z, 6 , nnd um ihretwillen uiiisseu wir alle st»er»EI»e»n [kein under darum, daß es so böse Weiber gie . 33. Wie nian dem Wasser nicht Raum lassen [son- dern es eindämmeni soll [damit es nicht überströmt»1, also soll man dem Weibe seinen Willen nicht lassen [sont wird sie herrschen und ihre Schranken überschreiten] 34. Will sie dir nicht zur Hand szur Seite] gehen surid deiner Leitung folgenL so fcheide dich [lieber] von ihr [auf daß du dich nicht unglücklich machst]. Gewiß ist es kein geringer Jammer und eine fchwere Plage, wenn das Weib wie ein wildes Thier dem Manne begegnet, und ihre Zunge als ein Schwert schiirfet, daß aus einer Gehiilfin eine Feindin wird. Aber es kann fein, heißt es da, daß Gott dadurch auch dem Manne manches Böse ab- brenne. (xhry.sosiomus.) Jm neuen Testament und seinem Lichte stellet sich das Verhältnis; des Mannes zum Weibe doch anders, als in V. 34 gesagt ist (Matth. s, 3I). Das 26. Kapitel. Die frommen Weiber· werden gekostet, die bösen aber geschaffen. 1. Wohl dem, der eiii tiigendsam Weib hat, [um] deß willen] lebt er noch eins so lange [denn es ver- bittert ihm »d»ie Frau nicht sein Leben Spn St, 10 ff.; «2. Ein» häuslich Weib ist ihrem Mann eine Freude, und macht ihm ein fein ruhig Leben sdaß er sein Leben in Ruhe be chließen kann Spr. 31, 12]. . Z. Ein tugendsam Weib ist eine edle Gabe, und wird [vom»HErrn deui sals Gnadengeschenk] gegeben, der Gott snrchtet Spr. 18, 22; II, 14]. 4. Es fei reich oder arm, so ists ihm eiii Trost kdalszmer ein gutes Weib hat], und macht ihnnllezeit ro i . Die Krone des Alters. Hasseuswerthe Dinge. Das brave und das böse Weib» Z. Drei Dinge sind [meinem Herzen] schrecklich, und das pierte ist greulich Ewenn ich des Vierteii, als des Schlimmsten, gedenke, so flehe ich zum HCrrn, das; es mich nicht treffe] » « 6. Berrutherey Olnfruhn unschuldig Blut vergießeuz Besser: s. Ueble Nachrede von Seiten der Vurger der Stadt, Schmahniig von Seiten der Menge, schandlielte Verleumdung: d 7T dWelche alle arger lund widerwäriigerJ sind, denn er o . s. Das ist aber das [grbßte] Hcrzeleid sfür einen Ehemannh wenn ein Jnamlich s ein] Weib wider das andere eifert seifersüchtig ist, als habe ei« mit ihr ehe- lichen UmgangL und schandet sie bei jedermann sgenauer: und hat dabei eine geißelnde Zunge, die ihren Verdacht gegen den eigenen Mann und das andere Weib allen Leuten ausplauderti 9. Wenn einer ein bbses Weib hat, so ists smit ihm und diesem Weibe] eben [d. i. gleich] als ein ungleich Iuneinig] Paar Ochsen, die neben einander sin einem Joche] ziehen loben. 10. Wer sie ssolch ein bös Weib] kriegt, der kriegt einen Skorpion [gleicht dem, der einen schmerzlich und tödtlich stechenden Scorpion anfaszt]. U. Ein trunken Weib ist eine große Plage sbesserx bringt ihren Mann in großen Zorn] denn sie fwird in ihrer Trunkenheit bald schamlos und] iunn ihre Schande nicht decken swird ihre Scham ausdecken und sich Anderen hingeben. » 12. Ein hurisch Weib eiint man bei ihrem unzuch- tigen Gesicht sihren frechen Blicken] nnd an ihren [be- weglichenj Augen [-Wimpern]. 13. Jst deine Tochter nicht schambafticp so halte sie hart, auf daß fie nicht ihren Mutbwillen treibe sund in Wollust aus-schweife] wenn sie so frei ist swenn du Yachcziesäiger und lässiger in ihrer Bewachung gewor- en i . 14. Wenn dii weilest, das; sie frech um sich sieht [richtiger —»ohne Beziehung auf die Tochter —-: Wenn du unverschänite Augen eines wollüstigen Weibes· siehst] so»siehe»wohl darauf [und hüte dich vor ihr, » gehe nicht hinter ihr her]; wo nicht, und sie thut darubcr wider dich ldaß sie dich berückt und zur Süigde verführt], so laß dirifs [hinterher] anch ucht wun ern 15. Wie ein Fuß-gingen der sdurch seine Wande- rung] durstig ist, lechzet sie»snach Unzucht mit jeglichem Manne] nnd trinkt das »nachsie Weste] Wasser, das sie kriegt, und setzt sich san Jede Ecke] wo sie einen Stock seinen Zaun] findet fund hofft, ihre Lust zu befriedigen] nnd nimmt an, was ihr [eben] werden kann [so tief kann das Weib in die Sünde und Bosheit versinken]. 16. Ein freundlich Weib erfreuet ihren Mann, und wenn sie bernunftig mit ihm nmgehet, erfrischet sie ihn: sein Herz sund macht ihn stark und lebensfroh]. 17. Ein Weib, das schweigen kann, das ist eine sgroßej Gabe Gottes. · is. Ein wohlgezogen sbesonders ein verschwiege- nesj Weib ist nicht zu bezahlen. 19. Es ist nichts Licberes snichts Anmuthigeress LiebIicheresJ auf Erden, denn ein zuchtig Weib, 20. Und ist nichts Kostlicheres denn ein kensches senthaltsames] Weib. » 21. Wie die Sonne, wenn sie sehen] ausgegangen ist, an dem hohen Himmel des HErrn eine [hohe] Zierde ist; also ist ein tugendfam Weib eine Zierde sfür ihren Mann] »in ihrem [reinlichen, schmucken] Hause [da offen- baret ich ihre Schönheit in voller Pracht] 22. Ein schon Weib, das fromm bleibt sgenauerx Ein Weib von schönem Antlitz und edler, hoher 59 Gestalt] ist sweithiii strahlend] wie die helle Lampe [mit prachtboll strahlendem LichteJ auf dem heiligen [siebenarmigen] Leuchter [im Tempel zu Jerusalem] 23. Ein Weib, das ein beständig Geinuth hat [und eine schöne wohlgebauke Gestalt] »24. Jst wie die guldeuen Säulen auf den silbernen Siuhien sFußgestellen, nämlich eine Vereinigung Von laiiter Sctiönem und Edelem]. Das 27. Kapitel. Von der Welt UIidaIiFH gefährliehem Stande der Kaufleute, und Regierung der Zunge. 1Il·. V. 25 —- nqix 28, so. unt» anderem widrig» iri der Widrigsicz der in Blinde zuriicksällt ().!. 25 —- 27). Bei Handel und tstreben nach Reichthaui ist Sünde schwer« zu vermeiden (V. 28 —- Kan 27, It) Das« Unreine des tlienscheii liegt in seinem Inneren, es läomiut dimh seine Rede aii den Tag (V. 5——8). Das Streben nach Gerechtig- keit liröiiet der Erfolg (V. 9——11). Die Rede des Gott- losen und Fronimem dei- Schmörer und Hochmiithigeii [V. 12——16). Wer Geheimnisse entdeckt, findet keinen Freund und verliert den alten unmiederbringtich (V. 17—24). Aeuslerst hassenswctih isk der Futsche (V. 25——27). Wer hinter-listig und böse handelt, schadet sich selbst (V. 28—— 3l). Wer sich über den Full der Frommen freuen wird schwer leiden (V. 32). Riiihe dich nicht, sondern nergieb (V. 33 -—-— Kur. 28, N. tlieide den Streit (V. 10——14). Fluchwiirdig ist der Verleumder und eine böse Zunge, die so entsetzlichegsunheit anrichtet; vor der hüte dich ja (V. 15——30). 25. Zwei Stücke [Menschenkiassen] sind, die mich verdrießen sund inein Herz traurig stimmen], iind das dritte saber der dritte]»thnt [erregt] mir Zorn. . Wenn man einen streitbarcn Mann sder für das Vaterland gekämpst und sich aufgeopfert hat] zu- letzt Armuth leiden laßt, und die weisen Räthe sderen Rath man bedurft und auch gebraucht hat] zuietzt ber- a chtet. 2i. lind [besser: Aber — gänzlich unwiirdig ist] wer· vom rechten Glauben Eiczid damit von dem rechten, heiligen Leben wieder] a fallt um unrechten Glauben sund gottloseii Leben] diesen hat Gott zum Schwert verdammet ssolcher Abfall wird ihm zum ewigen Tode gereichen Hesek 18, 24]. » 28. Ein lkuiifmgnn kann sich schwerlich huten vor Unrechh und ein Krauier vor Sunden sdes Betrags] »Kap. 27, B. I. Denn um sder Erwerbung des irdischen] Gutes Willen thun biete linken-i; und die sdurchaus] reich werden wollen, wenden sleicht] die Augen svon Gott Und seinem heiligen Gesetze] ab [i. Tim. 6, 9]. Z. Wie eiii Nagel in sdie Fugen] der Mauer zwischen zween Steinen steckt [eingetrieben wird], » s. Also steckt auch »[dränget sich rein die] Suude zwischen Kanfer und Berkaufer lwörtlichx zwischen Kauf und Verkauf, indem sie dabei fast nothwendig be- gangen wird] · 4. Halt er [ecn Kaufmann] sich nicht mit Fleiß in der Furcht des HErrn, so wird sein Haus bald sund plötzdlich durch die Strafgerichte des HErrUJ zerstoret wer en. . Z» Wenn man [die Frucht] siebet, so sverfliegt zwar der leichtere Unrath, aber es] bleibt das IschWerereJ Un- ftäthige [mit der Frucht im Siebe] drinnen seben weil es zu schwer ist und zu fest sitzt]; also» was der Mensch vornimmt, so tlebet immer etwas Uiireines dran [wört- . Gestalten] deii 60 lich: also bleibet, wenn der Merisch sich auch fchüt- tel·t, um den Süiidenunflath von sich zii thun, in seinem» Herzen und Sinn immer der schwerem, zu fest sitzeiide Unrath der Sünde zurück] s. Gleichwie fern] der [Brenn-] Ofen bewährt die neuen. Topfe kund» ihre Güte oder Unbrauchbarkeit ofsenbart»l, also bewahrt sund offenbaret erst] die Trüb- El» crichtigerx seine Rede] des Menschen [verborgenen] un 7. An den Friichten merket man, wie des Baums gewartet ist sgenauerz die Güte des Acker-Z, auf dem der Baum steht] ; also merket man an der Rede sdes Menschen] wie das Herz geschickt lwie es um sein Herz bestellt] ist. » 8. Du sollst» niemand loben, dii habest ihn denn sziivor reden] gehört; denn an der Rede [cr-] icunet man den Mann kund seine Gesinnuiigs 9.· Folgcst du derGerechtigkeit iiacl) shuiigerst und dürftest du danach, sie zu erlangen] so wirst du sie kriegen [denn im»Glaiiben wird sie dir gescheiikt wer- den] und swirst sie] anziehen, wie einen schönen Rock [der dich über und über bedeckt Matth 5, 7]. » 10. Die Vogel gesellen sich zu ihres gleichen, also halt sich die Wahrheit zu denen, die ihr gehorchen fund sie wird ihnen helfend beistehen, das; sie ihr treu bleiben] »» 11. Wie der Lowe aufdeieRaub lauert, also slauert und] ergreifet uleht »die Sunde [in ihren einzelnen ebelthciter sund verstricket ihn immer tiefer in ihre Netze Spr.»13, 21 . 12. Ein Gottesfurciitiger redet allezeit, das heilsam serbauliih und weise] ist »[bleibet sich eben deßwegen in seiner Aussage stets gleich]; ein ljgottloser] Narr ist [in seinen Reden] waudclbar szwischen Lüge und Wahr: heit hin- und herschwankendj, wie der Mond» 13. Wenn du »iinter den Unweisen bist sgenauerr unter die Unweisen gehen willst] so merke, was die Zeit leiden will ldenii esast nicht immer, sondern nur zu Zeiten- angeznesseiksich unter sie zu mengen]; aber unter den Weisen sdich aufzuhalten] magst du simnier] fortfahren sdas ist zu allen Zeiten guts. 14. De»r Narren Rede Unterhaltung] ist über die Eljiaße Verdrießlich sverabfciieiiungswürdigz denn sie ist gründlich albern und sündhaft], und ihr Lacheu ist eitel Siinde [wird am nieisten bei siindigem, üppig gchniietzigeiii Geschwätz gehört], nnd titzclii sich doch ami. 15. Wo man viel schwören hört, da gehen einem die Lzaare zii Berge Ivor Scharidernz denn es folgt da Sünde auf Sünde]; iind ihr Hadern raucht, daß man die Ohren zuhalten uiiisz [weil mairs nicht mehr anhören kann, noch mag; denn gerade beim Hadern pflegen sie am nieisteii gotteslästerlich zu schwören] its. Wenn die Hosfartigen mit einander haderii, so folgt Blatt-ergießen darnach ijdenn sie sind ganz besonders einpsindlich gegen Kränkungeii und gehen leicht zum Aeußerstcii tiber»Kap.23, 10f.]; und ist verdriesilich zu hören, wenii sie sich so zerscheltew · 17. Wer Heimlichieit offenbart» der verliert den Glauben, und wird nimmermehr einen treuen Freund kriegen ldenn zur Freundschaft gehört Vertrauen Kap. M, 10; Spn 20, 19; Kuh. 25, 9]. IS. Halte »deiii·en Freund Werth, und halte ihm Glauben sbeweife dich ihm ziideelässig]. · 19. Wo du aber seineHeiiiilichkeit »offeiibareit soffen- baret haft]- so wirst du ihn nicht wieder krie en sum ihn zu versöhnen; er ist unwiederbringlich ver oren]. 20. Wer seinen Freund verliert, dein geschieht wohl so übel, als dem sein Feind entgehet sgenauerz der gleicht dein, der seinen Feind zu Grunde richtet Sirach 27, 6—-33. 28, 1—30. 29, l. oder tödtet; die Wiederherstelluiig eines» todten Menscheii ist ebenso uiimöglich, als dieder Freundschafh die diirch Verrath am Vertrauen des Freundes aufgelöst ist]. » 21. Glei als wenn du einen Vogel aus der Hand lassest, alio ii’s, wenn du deinen Freund sdurch Miß- brauch seines Vertrauensj verlassest [er ist für dich für immer dahin].» 22. Du sahest ihn nicht wieder, du darfst sbrauchstj einmaligen, wie ein sschnellfüszigesj Rehe aus dem [Jagd-] Netz sSpn G, 5 . » » 23. Wunden kann man verbinden, Scheltworte [mit denen man den Freund beleidigt hat] kann man ver- söhnen [Kav. 22, 27]; » 24. Aber wer Hciuilichkeit ldes Freundes, die er ihm vertraut] osfenbaret mit dem ist’s ans [er hat keine Hoffnung mehr, den Freund wieder zu gewinnen]- » 25. Wer saus falschem Herzen] mit den Augen winket, der hat Böses im Sinn, nnd laßt sich nichtdavon weitere: ssondern hängt sich dir wie eine Klette an, daß er ein g, is; Pf. 35, 19]. » 26. Vor dir iaiin ex suß reden, und lobt sehr, was du redet« aber hiuterwarts [wenn er nicht mehr vor dir» ist] redet er anders, und verkehret dir deine Worte [also daß die, welche sie hören, Anstoß an ihnen nehmen als an thörichten und bedenklichen]. 27. Jch bin keinem Dinge so feind, als deiii sder falschen Herzens ist]; und der HErr ist ihm auch send. Das 28. Kapitel. Ungerechtigkeit in Werkes! und Worten soll man meiden. 28. Wer den Stein in die Höhe wirst, dem fällt er auf den licht. [Ebenso] Wer heimlich saus sicherem Peäfsttecke nach dem andern] sticht, der verwundet sich e » »29. Wer eine Grube gräbt [dem Andern hinter: listig nachstellt], der fallt selbst drein fund unterliegt dieser eigenen Nachstelluiig]. 30. Wer· einem Andern [eine Falle] stellet, der fiihet sich selbst [in seiner eigenen Falle] Wer dem Andern Schaden thun will, dem kommt er selber uber seinen Hals, daß er nicht weiß,»woher [Ps. 9, 16]. 31. DieHossartigen höhnen iind spotten; aber die Rache [Got»tes] lauert aus sie, wie ein Löwe. » 32. »Die sich freuen, weiiirs den Frommen ubel gehet, werden im Strick sdes Unglücke] gefangen; das Herze: Zid ]d»ci]ri"iber] wird sie verzehren, ehe sie sterbeii sehe ihre - eit it . 33. Zorn iind Wiithen lauch das] sind Grenel lwie die vorgenaukiten Sünden] und dir Gottlose treibt sie smcicht sie besonders bösartig dadurch, daß er sie lange im Herzen verbirgt] Kein. 28, B. i. Wer sich [selber] riichet [an seinem Nächftens an dein wird sich der HErr wieder reichen [Rdm. 12, 19j, und wird ihm seine Sünde [sicherlich] auch behalten. » 2. Vergieb deinem Nachsteiy was er dir zu »Leide gethan hat, nnd bitte dann, so werden dir deine Sunden svom HErrUJ auch vergeben [werden Matth. S, 14; 18, 35; Mars II, 25]. Z. Ein stündiger, ohnmächtiger] Mensehhiilt gegen den andern lseines gleicheri, da die Beleidigung doch nicht so groß sein kann, als wenn sie Gott selbst wider- ihm» nicht nach szu] laufen; er ist zu ferne weg, er ist . falsches Wesen mit dir treibe Spr. lO, 10;» An der Rede wird der Mann gerkanntgzg das falsche Herz; der Rachgierigezg das Maul. 61 fährt] den Zorn [ist auf Rache bedacht und würde es gern sehen, wenn dem Andern Uebeles begegnete], und will [dabei] bei dem HErrn Gnade sucl)en [und ver- langt, daß Gott, der Schöpfer aller Dinge, von seinem Zorn ablass»e?]. · 4.» Er ist unbarmherzig gegen seines gleichen, »und will sur feine Sunde lzu dem über alles mächtigen und heiligen Gott] bitten. Z] · 5. Er ist nur [hinfä iges, der Lierzeihung und Nachsicht bedürftigesj Fleisch und Blut, und halt »den Zorn; wer will denn ihni seine Suiidevergebeu swo ävirii siier ihn noch eine Versöhnung möglich sein Matth it. Gedenke au·das [traurige] Ende sdas deiner harrt, wenn du iiicht Verzeihung übst], nnd laß die Feindschaft» fahren, » 7. Die den Todund sdcis ewige] Verderben suchet kund sicher ernten wird]; und bleibe iu den Geboten de-813HErrii, die dir Barmherzigkeit gebieten Jak. ]. 8. Gedeule aii das Gebot [der Liebe zuui Näch- stenk und laß dein Driiueii wider deinen» Nächsten. · . Gedenie an den Bund des Hochsten [der dich verpflichtet zu vergebenL und vergieb die Unwissenheit [die Sünde, die der Nächste sich gegen dich hat zu Schulden kommen« lassen]. » · 10. Laß [i"iberhauso»t] ab von Hader lseglicher Art], so bleiben [dir] viel Sundeu nach. » · . Denn ein zorniger Menfch zuudet ldurch seine Gottlosigkeit] Hader an, und dir Gistilose verwirrt gute Freunde lsået Mißtrauen zwischen sie] , und hetzet sdurch Verleumdung] wider einander, die guten Frieden haben [Spr. 15, 18; Pred to, 4. 12. Wenn des Holzes viel ist, wird des Feuers desto mehr, und [ebeiifo] wenn die Leute gewaltig sind, wird der Zorn desto größer; und wenn die Leute reich sind, wird der Zorudesio heftiger; und wenn der Hader lange wahret [und einen wichtigen Gegenstand betrisft], da ljiiåenizikä es desto mehr sin den streitenden Herzen Spr- 13. Jäh [und übereilt] fein zum Hader, zündet Feuer an, und jah fein zu zanken, vergcußt Blut sführt zum Blutvergiefzen]. » » » 14. Blaskst du ins Fuuklein,» so wird ein groß Feuer draus; speiest du aber in’s Fiinilcin, so verloscht es; nnd beides kann aus deinem Llliiinde kommen [beides ist also deine Sache, du vermagst es, Zorn und Streitz u beschwichtigen oder noch zu vergröszern Spr. l l’ 15. Die Qhrenbläscr und falsche böse Mäuler [die Andere gegenseitig verleumden] sind verflucht; denn sie verwirren sbriiigen ins Unglück] viele, die guten Frie- den haben. » » 16. Ein boses Maul sdas Zwietralht sliet zwischen zwei Personen] macht viel Leute uneins [besser: un: glücklich] und treibet sie aus einein Lande ins andere [Spk. 16, 28]. Der Talmud sagt: Ein böses Maul tödtet drei, iiiiinlich den Verleuinder selbst, den, welcher die Vcrleuindiiiig nu- nimmt, und den, welcher verleiimdet wird. 17. Es zerbricht sdurch Berratl)] feste Städte, und erstört Fiirstenthiiiner [genauer: die Piilläste von Fürsten, insofern an Fürstenhöfeii die Verleiinidung meist den fruchtbarsten Boden hat] « 18. Ein böses Maul verstößt redliche Weiber lmdem es ihre Scheidung veranlaßt] 19. Und beraubt sie Damit] allcs, das ihnen [zu erwerben] sauer worden ist. » — . Wer sbesonders der Ehemanm welcher aus ein böses Maul, das ihn gegen sein treues Weib einneh- i men will, hört und] ihm gehorcht fso das; er sein bra- ves Weib verliert], der hat nimmer Ruhe und lann nirgend mit» Frieden bleiben. 21. Die Geißel uiacht [nur] Strienien Idie wieder vernarben]; aber ein böses Maul zersihmettert Beine tligd zlles [und richtet also gänzlich zu Grunde Spic 22. Viele siiid gefallen durch die . Schärfe des Schweris; aber nirgend so viele als durch böse Mäuler [Ps. 55, 22J. 23. Wohl dem, der vor bösem Maul bewahret ist [und· bleibt, der also der Verleumdung entgeht], und von ihm ungeplagt bleibt, uiid sein [schioeres] Joch [das dasselbe auferlegt] nicht tragen muß und in seinen Stri- cken [die dasselbe durch seineVerleumdiing anlegt] nicht gebunden ist. 24. Denn [ivahrlich, die Beschwerden, die dasselbe auferlegt, sind furchtbar:] fein Joch ist eisern, und seine Stricke ehren. 25. Seine Plage [mit welcher dasselbe vor den Menfchen zu Grunde richtet] ist bitterer, demi der Tod [«g»enauer: ist bitterer Tod], nnd ärger, denn die Volle sårger als wenn man wirklich stirbt und in’s Todteureich kommt]. 26. Aber es sdas derleuuiderische böse Maul] wird den Gizttessurchtigen nicht sschädigem noch weniger] uuterdruckeu [köniien], uiid ei· wird in desselben Feuer nicht brennen cvon ihrer Bosheit nicht gepeinigt werden] 27.» Wer [aber] deuHErrn verläßt, der wird drein fallen [indem er ihm leicht glaubt und auch von seiner Verleumdung getroffen wird], und drin brennen, und es [das böse Maul und seine versehreuden Flammen] wird nicht ausgelbscht werden sbis es den Gottlosen gänzlich und ohzie Rettung verzehret hat]; es wird ihn sselsoiiungsloV uberfalleiu wie ein Löwe, und aufreiben wie ein Parden » » 28. Du verzanncst deine Giiier mit Dornen: warum uiachst du nichtvielmehr deinem Miiiidc Thiir und Riegel ldasJ er nicht sofort sprechen kann, sondern mir, wenn du ihn selbst öffnest Kaki. 22, 33]? » 29. Du» wageft dein Gold und Silber ein: warum wagest du nicht »auch deine Worte ans der Goldwagei z0. Hiite dich, daß dn nicht dadurch sdasz du deinen Mund nicht sorgfaltig behtItestJ gleitest, und fallest vor deinen Feinden, die auf dich fund deinen Fall] lauern. Das 29. Kapitel. lieu! der Barmherzigkeit und Jöegniiissniiilieit der Lllieiischeir IV. u. «i—35. ex; oirdci dieser— ukischuiii ei» woijrgcmszp iietes Ganze in drei 2lbihciliiugen. Zuerst werden zwei Wertte der Barmherzigkeit besprochen, uiiinlich das Leihen ils. sl——l7) und das Biirgen (V. «l8—27). Bei jeden: derselben wird weise Vorsicht augeralheii, weil es goiilosc ilieiiscljeii giebt, die ihren Wohlthiiker zu iichaden bringen, damit mairnichk durch Bürgscljast selbst zu Grunde gehe. Ilni befien isi’s, das! ein jeder, ioenii er auch arm ist, da- siir sorge, auf eigenen Füsse« zu flehen, damit ei« sich nich! durch Abhängigkeit non Ilndereii sein Leben verbittere (V. 28—35). 1. Wer seinem Niichsieu leihet, der thut ein Werk ier Barmherzigkeit cPs. 37», 26]; und wer Güter— hat, der soll solches thun srichtigerx und wer ihm auf- 62 Sirach sie« 2—35. 30, 1——27. Si, i-—4. hilft mit seiner borgenden Hand, der erfüllt Go»»t2tes Gebote, die folches auch vorschreiben Matth J« - 2. Lcihe deinem Nächsteiy wenn er’s bedarf; nnd dii anderer, giebs auch wieder zur bestimmten Zeit civo du es versprochen hast Pf. 37, 21]· Z. Halte [unbedingt], was du geredet hast [sonder- lich in Bezugquf die Zeit der NiickzahlungL und handle nicht betrugliclf mit ihm; so findest du allezeit deine Nothdurft 4. - Niancher uieinet [freilich], es sei gefunden [und er brauche nicht zurückzugeben] , was er» borget, und niacht den unwillig, so ihmgeholfen hat findem er das Geliehene zurückerhalten will und nicht kann] 5. »Er iufset [wohl]» einem »[einfcl»)meichelnd] die Hand, dieweil lsolange bis] mau»»ihm leihet, iind redet so demuthiglich um [über] des Nachsten Geld lwie er ja doch genug habe und wohl borgen könne]. 6. Aber wenn er’s foll wiedergeben, so berzeucht er’s [und vertröftet feinen Gläubiger von einer Zeit zur andern], und klagt sehr, es sei schwere Zeit. 7. Und ob [wenn] er’s [a»uch] wohl [zurückzugeben] vermag, giebt er’s kaum» die Halfte wieder, und rechnet es [die andereHälfteI fenem crichtigerx sich selbst] sur einen sglücklich gefundenen] Gewinn zu. 8. Vermag er’s aber nicht, so» bringt er jenen [ganz] um's Geld. »Der-selbe hat dann ihni selber einen Feind zekiigift sohne feine Schuld, sogar] mit seinem eigenen e . s» I. Uud jener fdem er aus Barmherzigkeit geborgt] bezahlt ihn mit Fluchen und Sehelten, und giebt ihm Schmähworte [als sei er ein hartherzigeiy unehrenhafter Mann] sur Dank [und Ehre] 10. Mancher [wendet»sich deshalb ganz ab von der Uebuiig»»der Barmherzigkeit und] leihet ungerne, aus keiner bosen Meinung; sondern sum der »Schlechtig- teit der Menschen willen, weil] er muß furchten, er komme um das Seine. »» 11. Doch habe Geduld mit» deinem Reichsten fwenu er] in der Noth [dir nicht gleich das Geborgte zurück- zahlen kann], und ihn das Llmosen dazu, daß du ihm Zeit lafsest [besser: und halte ihn, den von der Noth Gedrückten, nicht hin, wenn es gilt, ihm durch Leihen wohlzuthun Elliatth 18, 29]. · » 12. Hilf dem Armen [dadurch, daß du ihm leiheft] um des Gebots [V. l] willen, und laß ihn [wenn» er] in der Noth fvon dir borgen will] nicht leer von dir. 13. Verliere gerne dein Geld um deines Bruders und Nächsten willen findem dii das Gebot der Barm- herzigkeit an ihm üdest], und vergrabe es nicht unter einen Stein, da es doch fnutzlos und gegen den Willen Gottes] umkomnit » » » 14. Sanimle dir einen [ewig bleibenden] Schaf; finden; du dein Geld und Gut] nach dein» Gebot des Allerhochfteti [zur Uebung» der» Barmherzigkeit, wie Leihen, verweudest]: der wird dir besser fein, denn sein Gold [Matth. 6,» 20]. » 15. Lege dein [Geld, das du zu] Almosen fwie zum Ausleiheii an Nothleidende bestimmt hast] an einenfonderii Ort; dasselbe wird dich erretten aus altem Ilugliick [Luk. 16, »9]. » » » 16. Es lnämlich solche Barmherzigkeit, die du aus Liebe zum bedrängten Bruder nnd»»iui» Gehorsam gegen Gottes Gebot geübt hast] wird siir dich streiten wider deinen Feind, » » » 17. Besser, denn kein Schild oder Spieß. » » 18. »Ein frommer Mann wird [gerne] Burge sur seinen Nachftenz »» » 19. Aber ein »Unbe»rschanite»r [der keine Scham nnd Ehre mehr hat] laßt seinen Burgen stehen. 20. Vergiß nicht der Wohlthat deines Bürger; 21. » Denn er hat sich selbst [fein Leben und seine Ehre] sur dich versetzt [und in die Gewalt deines Gläu- bigers gegeben] »» » 22. er Gottlose ladet] bringt seinen Burgen [und sein Vermögen] in Schaden, »» » »» »»23. Und ein Undaukbarer laßt seinen Erlbfer e en. 24. Biirge werden hat viel reiche Leute verderben nnd [aus ihrem glücklichen, ruhigen Leben] hin und wieder geworfen, wie die svom Wind hin und her be- wegten] Wellen im Meer [Spr. 6, 1 f.]. » 25. Es hat große Leute Laus ihrem Besitz] ver- trieben, daß sie ni fremden Landen uiußteii iii der Jrie gehen. « 26. »Ein» Gottloser, so er Biirge ist worden, und gehet mit Ranken um, daß er sich auswickele, der wird der Strafe nicht entgehen. » Genaue« 26. Ein Gottloser dränget sich dazu, Bnrge zu werden lum dabei durch Wucher gute Geschäfte zu machen]; wer aber [auf solche Weise, durch BÜrgschaftJ dein Gewinn nachjagt, der wird in Reihtshiindel gerathen [und durch die Strafe als Gottloser offenbar werden]. 27. Hilf deinem Niichfteit laus Barmherzigkeit, in- dem du für ihn Bürge wirft] aus; und [aber] siehe dich [bei alle dem] vor, daß dn nicht selbst darüber zu Schaden lins Unglück] kommst. 2 Es ist genug [aber auch das Nothwendigftej zu» diesem Leben, wer Wasser und Brod, Kleider und eigenen] «» ns [-stand] hat, dauiit er seine Noth decken kann [1. T1m.»(;, 8]. 29. Es ist besser [nur dies Nothwendigste, nämlich] erin e Nahrung unter einein [arn»»iseligen] bretternen Haber] ei cneaDach [haben , denn kostlicher Tisih unter den Frem en [in fremder - ohiiung]. 30. Laß dirs gefallen, du habest wenig oder viel lwenn du nurjenes Allernöthigfte hast], denn es ist ein schändlich sein schlimm, bitter] Leben, von Haus zu Hans ziehen fkeiiien eigenen Wohnsitz haben und auf Andere angewiesen sein , wenn auch nicht gerade als Bettler] 31. Und [Denn] wo einer fremde [in einein Hause] ist, darf cr sein Maul nicht anfthnn [und wird sich immer gedrückt fühlen]; 32« Er must-Eva diejenigen, bei denen er im Hause wohnt] zu sich lasen [freuiidlicl) einladen], und [sie] mit ihm trinken [und essen] lassen, und lwird von ihnen P»ock»)]»keiiieu Dank haben ffür all seine große Freund: eit · » Ist. »»[Ja!]» Muß dazu [noch] bittere Worte [von ihnen] horch, namlicli [bald]: Gast, gehe hin, nnd be- reite den Ttlch [in deiner mir gehörigen Wohnung] laß mich mit dir esseu, was du hast. 34. Jtcm Isbald danach, wenns dem Hausherrn nicht mehr beliebt, ihn im Haufe zu haben]: Zeuch aus, ich habe einen eifrlichen svon mir hochgehaltenen Kap. 24, 24 Anm.] Gast gekriegt, ich muß das Haus haben, [d»ii mußt also ausziehen, denn] mein Bruder zeucht zu mir· ein. 35. Solches ist schwer einein vernünftigen Mann [der wohl versteht und weiß, wie es ist und wie es sein sollte], daß er um dir Herberge willen solche Worte ldes schmählichen Undanks und des Eigennutzess fressen muß, und daß nian ihm lwenn er etwa in Noth ge- wesen] aufrnckeh wenn man ihm geliehet hat. [Alfo ists am besten, auch mit den geringsten Mitteln zum Leben auf eigenen Füßen zu stehen und von nieman- dem, als von Gott dem HErru, abhängig zu sein]. Vom Leihen und Bürgewerdeiu Halte dich unabhängig von Menschen Gute Kinderzucht u. Gesundheit. 63 Das 30. Kapitel. Lob rechter« Iiindeezuehi. und Leibes igesundheit V. V. 1—27. In drei Abschnitten wird zuerst eine strenge Kinderzucht empfohlen (V. 1—-13); dann das Glück guter Gesundheit gepriesen (V. lIi———21), und endlich ermahnt, sich nicht der Traurigkeit und Sorge hinzugehen (V. 22——27). l, Wer sein Kind lieb hat, der hält es stets ohne dazwischen es wieder zu verzärteln] unter der uthe, daß er hernach Freude an ihm erlebe [Spr. 13, 24; 23, 12f.;29,15 .. · 2.· Wer sein Kind in der Zncht hält, der wird sieh fein Ein späteren ahren] freuen, und darf fiel) fein bei den vertrauten] s ekannten [als eines wohlgerathenen Sohnes rühmen und] nicht schämen. . Wenn einer sein Kind [zu einem tüchtigen Sohn heran-H eueht, das verdrenßt seinen Feind luud macht ihn ei erxgitchtigs und erfreuet feine Freunde. 4. enn wo sein Vater stirbt, so ist’s, als wäre er nicht gestorben; denn er hat [in dem wohlgerathenen Sohne] seines gleichen hinter sich gelassen. d. Da er lebte, sahe er seine Lust, nnd hatte Freude an ihm; da er starb, durfte er nicht sorgen [denn er wußdtej das; es mit seinem Sohne schon gut gehen wer e . 6., Denn er hat hinter sich gelassen sin seinem Sohne] einen Schu wider seine Feinde, nnd der den Freunden wieder denen [und ihre Liebe gegen den Vater vergelten] kann. 7. sWer aber feinen: Kinde zu weich ist, der klagt bedauert stets seine Strieuie [das Uebel, das ihm in Yolgeseiner narten widerfa ren ist-J, nnd erschrickt in seiner zärtlichen Vaterliebe , so of es sitber etwas nangenehmes, das ihm zugetoßenj meiner. s. Ein verwöhnt [uiierzogen] Kind wird ntnthwilli [unbesonnen und thörichtl »wir ein ·wild lungezähmth Pferd [hartmäulig und unbiegsam wird] 9. Zärtle mit deinem Kind, so uiusit du dich hernach [wenn es selbstständig geworden] vo»r ihm cbor seiner dich geringschätzenden Ausführung] surchten: shiele mit ihm [und vergieb deiner väterlicheii Würde und Strenge]», so wird es dich hernach bexrnben sindem es deiner nicht achtet und sich schlecht ausfiihrt]. 10. Scherze nicht init ihm, auf daß du nicht mit ihm hernach trauern mnssest sitber seine« Jrrloege in Folge deiner ··Nachsicht], und deine Zähne zuletzt kirren tnirschen] mussen saus Unwillen über sein Mißrathen durch deine eigene Schuld. 11. Las; ihm seinen Willen nicht in dir Jugend, und entschiildige seine Thorheit nicht. »» 12. Beuge ihn: den Links, weil er noch jung ist; blaue ihm den Rucken, weil er noeh klein ist, auf das; er nicht halsstarrig und dir ungehorsam werde. 13. Zcuch dein Kind, und las; es nicht mässig gehen, daß du nicht iiber ihin zu Schanden wcrdest svon ihm, als einem ungerathene1i Sohn, Schmach erntest] 14. Es ist besser, einer sei arm, und dabei frifch und gesund, denn reich nnd ungesund. is, Gesund und frisch sein ist besser, denn Gold, und ein gesunder Leib ist besser, denn groß Gut. 16. Es ist kein Reichthuui u vergleichen einem e- snnden Leibe, und keine Freude soder Lust, die man äch durch Reichthum verschafft] des Herzens Freude [dem vollen Gesuridheitsgefühl und Wohlbehagen] gleich. 17. Der Tod [felbst] ist besser, denn ein ssiech [ge- nauer: ein bitter, traurig] Leben, oder [die ewige gt3uhe4 im Tode besser, denn] slete Krankheit [Ps. 18. Es« ist eben gleich] als ein gut [und reichlich] Gericht vor einem anl, das svor Krankheit] nicht essen kann, nnd wie die Speise, so man bei eines Todten Grab setzet. »» » »· 19. Denn was ist dem Guten das Opfer nahe? Kann er doch weder essen noch riechen [5. Mos 4, 28]. 20. So ists mit dem Reichen auch, den Gott [straft und] siech macht er hat keinerlei Nutzen von seinem Geld, Speise und rant]. 21. Er siehet es wohl mit den Augen, und seufzet darnach, und ist wie ein Berschnittenew der bei einer Fuugzxrau liegt und seuszet fiiber sein Unvermögen Kap. 22. Mache dich selbst nicht traurig, und Plage dich nicht selbst mit deinen eigenen Gedanken [und Sorgen] 23. Denn ein srbhlich Herz fdas Gott in allen Dingen walten lässt] ist des Menschen Leben, nnd seine sdes Herzens] Freude -[und Sorgenlosigkeit] ist sein langes Leben [Spr. 17, 22; H, 30]. -24. Thu dir Gutes [halte Kummer fern von dei- ner Seele] , und tröste dein Herz sermuntere esund sprich ihm zu, daß es sich dem Kummer nicht ergiebt], nnd treibe Traurigkeit ferne »von dir. · 25. Denn Traurigkeit tddtet viel Leute- und dienet doch nirgend zu. » e W. Eifer und Zorn verlurzeu das Leben, nnd Sorge macht alt vor der Zeit. 27. Einen: fröhlichen Herzen schmeckt alles wohl, was er isset svgl P. Gerhards Lied: Wer wohl auf ist und gesund 2c.]. Das 31. Kapitel. sgesundheit mirs) durch igeiz und kfresserei nersctjerzt VI. V. 1———11. Es schlicht sitt) dieser Iltisihliitt genau an den vorigen an. Wie das Vorige ermahnte, sich nicht der Trauer hinzugehen, so ermahnt nun das Folgende, die Sorge um Reichthuni von snh fern zu halten, weil sie am Körper uage (V. 1. 2); Mühen hat freilich der Ali-nie wie der Reihe, nur mit verschiedenem Erfolge, aber Geld— gier ist gefährlich. Ein Reiiher hält sich selten rein; thut ers, so ist er unt so preiswürdiger (V. 3——11). 1. Wakhen sund eisriges Trachten] nach Reichthiim hsrlzefhret den Leib, und darum sorgen, läßt nicht s a en. 2. Wenn einer liegt und forget [wie er nur reich werden möge], so wachet er immer auf, gleich wie große Krankheit immer aufweelt [Ps. 127, 2]. Z. Aber der Menschen Glück hängt nicht von ihrem ennen und Laufen, Mühen und Sorgen ab; denn beide, der Reiche und der Arme machen sich viel Mühe, aber der Erfolg ist bei beiden ein umgekehrter:] Der ist reich, der da arbeitet [richtiger: Der Reiche arbeitet sich ab] nnd sammelt Geld, und hbret sauch mal wieder] aus sum sich auszuruhen] und geniußt sein [der erworbenen Schätze] auch. 4. Der ’ aber arm, der da arbeitet [richtiger: Der Arme dagegen miihet sich auch ab, um seinem Lebensinangel abzuhelfekg , und gedeihet [doch] nicht [hat also bei derselben s iihe und Sorge einen ganz andern Erfolg]; und wenn ei schon aufhoret [iim 64 Sirach 31, 5-40. 32, i—28. 33, 1——-32. sich zu ruhen], so ist er doch ein Bettler sund kann keine Friichte seiner Mühe genießen —- es ist eben an Got- tes Segen gelegen, der einem jeglichen 1iach seinem Wohlgefallen giebt, damit er durch das: Viele oder das Wenige selig werde]- Der Talinud fügt hier ZVerse hinzu, die eine gute Erweiterung von V. 4 sind: Alle Tage des Armen sind unglücklich. Jesus Sirach sagt: auch seine Nächte. " » Sein Dach ist der Dächer niedrigstes, sein Wem- berg hingegen der Weinberge höchster. » Der Regen von andern Dächern rinnt aus sein Dach, und das Erdreich seines: Weinbergs flieseet ui andere Weinberge» 5. Wer Geld lieb hat, der bleibt nicht ohne Sünde [Spr. 28, 20; l. Tun. S, 10]; und wer Berganglicheo nicht, der wird mit vergehen. » is. Viele kommen zu llnfall nm Geldes willen sdas sie erwerben wollen], und verderben druber vorihren Augen lohne daß sie es sehen und merken, weil die Gier sie blind macht]. 7. Die ihm sals ihrem Gbtzen] ohferu Iihre Liebe und Vertrauen scheiiken], die stnrzet es [in Sünden und Schanden], und die Uuvorsichti en [die durch das- selbe blind geworden] fiihet es [in Oiindennetzens s. Wohl dem Reichen, der» sdurcb seinen Reichthum sich nicht zu Sünden hinreiszen lässt und] uustrafltch fanden wird, nnd nicht das Geld sucht. 9. [Aber»] Wo ist der lzi finden Lnk. 6,24; 12, 21]? So wollen wir— ihn loben; denn er thut groß Ding unter seinem Volk. » » » · 10. Der bewahrt hierin [im Gebrauch seines Reichthums] und rechtsihasfen erfunden ist, dcr wird billig gelehrt. [Denn] Er konnte wohl Ilebels thun, und that es doch nicht: Schaden thun, nnd that es auch nicht. sWo sind aber die Menschen, die Vermögen und Ge egenheit haben zu slindigem und es nicht thun? deren giebt es nur wenige.] 11. « Darum bleiben seine Gitter [in Sicherheiu auch auf seine Nachkommen] und die Heiligen [oder Gottes- fiIrchtigenJ preisen seine Almosen las» rechte Gabe, von recht erworbenem Gute genommen]- VIL o. 12— new. 32,17. J» diesem Iiosszajnikt wird nach verschiedenen Beziehungen gezeigt, wie man sich sei Mahlzeiten verhalten soll. Zeige diih nicht gierig und un— anständig (V. 12—21); iiberfiille dich nicht zum Schaden deiner Gesundheit (V. 22—27). wer sich als Gostgetier sreigebig beweist, wird gerühmt (V. W. 29). tliislhraiiche nicht die herrliche Gabe des Weines (V. 30——Z8), und verletze den Nächsten nicht Bein: Lveingelage O. 39. 40); als Tischiueisier thue, ohne dich zii iilierhel3en, deine Pflicht gehörig (Kap. 32,1—3); als älterer Mann tiihre in Weisheit das Wort, alter« sei der Musik als Wiirze des Mahls nicht entgegen (V.Ll«—9); als Jüngling sei zuriictis haltend nnd sihweigsam (lJ. 10—12). Unter Vornehmen stell dich ihnen nicht gleich und, wenn ein Jlndercr spriihh schmalze nicht (V. t3.11t). Gehe zur rechten Zeit nach Hause; dort Kannst du siherzeii iiaih Herzenslust, doch ohne Sünde. Vor allem aber danke Gott für das geuossene viele Gute (V. 15—17). 12. Wenn du bei eines reichen» Mannes [reichbe- letztern] Tisch sitzest, so sperie deinen Rachen nicht [gierig] auf, » »— » 13. Und denke nicht sum dich vor dir selbst zu åiåtsdåuldigenL Hie ist [in] viel zu fressen [Spr. - v 14. Sondern gedenke, das; ssolche Gier ein Zeichen von Neid ist und daß] ein untreues Auge neidisch ist [besser: ein neidisches Auge etwas Arges ist]; 15. Denn was ist svon Natur] neidischen weder ein solch Auge [a·l»—Z das Menschenauge überhauptR und sein solch neidisch Auge] weilieh wo es siehet eiueu zu- en greii . .l6. Greif sbei einer Mahlzeit] nicht nach allem, was du [mit litsternem Auge] siehest: » » 17·. Und nimm nicht, was vor ihm sdeinem gierigen Auge] in der Schussel liegt. »18. Nimmt; bei dir selbst ab, was dein Nächfter sbei der Niahlzcit vielleicht] gern oder ungern hat sund nimin ihm nicht das Beste vorher weghnnd halte dich verniiuftig in alleu Starken [Matth. 7, l2]. 19. »Ist wie ein Mensch, was dir vorgesetzt ist; und friß nicht in sehr [genauer: schniatze nicht la·ut], auf d»aß man dir· nicht grain werde sals einem widerwäw tigen, unanständigen Elltensihens 20. Um der Zucht [der guten Bildung] willen höre du»»sbei einer Mahlzeit] am ersten auf, und sei nicht ein unlattiger Fraß, daß du nicht Unguust erlaugest sAnderen Anstoß gebest]. » 21. Wenn du bei vielen kam Mahle] fihesh so greif nicht am ersten in. » 22. »Ein sittiger swohlerzogened Mensch läßt ihm [in Speise und Trank] am Gcrin en genn en; darum darf er [auch] in seinem Bette shintenna in Folge von UnmaßigkeitJ nicht so frühen. »,23. Und wenn der Magen mäßig gehalten wird, so schlast man sanft, so kann einer [auch] »den Morgens fruh ausstehen, nnd ist fein bei sich selbst [im Besitz aller seiner Seelenkråftes » »» 24. Aber ein unssittiger Fraß schlaft unruhig, und hat das Grimmen und Bauihwehe 25. Wenn du caber bei einer Mahlzeit einmal] zu viel gegessen hast, so stehe auf, nnd gehe weg kmache einen tüchtigen Gang], iind lege dich [darnach] zu Ruhe. Das 32. Kapitel. weiterer Unterricht, mie gesundheii zu erhalten, sammt etlichen Halte-eiteln. »26. Mein Kind, geliorche mir, und verachte mich smit meinen WahrheitSlehrenJ nicht, daß dich zuletzt meine Worte nicht ireffen [genauer: so wirst du fin- den, daß meine Worte wahr sind]. U. Nimm dir [1"iberhaupt, um dir noch eine all- genieine Gesundheitslehre zu geben, stets] etwas [T1"ichtiges] vor zu arbeiten, so widerfährt dir keine Krankheit 28. Einen kostsreien [gastfreien] Mann loben die Leute, und sagen, er sei ein ehrlicher [aller Ehre wertherJ Mann; und folches ist ein guter sder Wahrheit ent- sPrecheUderJ Ruhm; » 29.» Aber von einem kar eii Filze redet die ganze Stadt iibel, und man sagt re st daran. » 30. »Sei nicht ein Weinsiiufeu denn der Wein bringt viel Leute um [Jes. 5, 22]. » 31. Die Esse prüfet das gelblhete Eisenwerl [und zeigt, ob es guter Stahl sei]"; also prufet der Wein der Frevlen Herzen, wenn sie trunken sind [und offenbart, wenn sie in Streit gerathen, ihren Uebermuth]. 32. Der Wein erquickt den Menschen das Leben, so man ihn maßiglich trinkt [Ps. 104, 15; Spr. 31, 6]. Ueber das rechie Verhalten bei Mahlzeiteru Das Schickfal der Gottesfürchtigen und Sünder. 65 33. Und was ist das sfür ein cirmselig] Leben, da kein Wein ist lwenn ein Mensch den Wem gänzlich ent- behren muß]? » » 34. Der Wein ist geschaffen, daß er den Wienschen frohlich soll machen. 35. Der Wein, zur Nothdiirfi getrunken, erfreuet Leib nnd Seele. » » 36.» Aber so man sein zu viel mutet, bringet er das Heråeleid » 7. Die Trunkenheit macht einen tollen Narren [einen unbefonnenen Gottlofen] noch toller, 3»8. Daß er trotzt nnd pocht [zcinkt], bis er wohl geblauet, geschlagen und verwundet wir-d. sit. Schilt deinen Nächsten nicht beiniWeinz nnd lchniahe ihn uicht [behandle ihn mchtgeringschätzigj in seiner Freude. » · · 40.· Gieh ihm [gerade bei solcher Gelegenheit] nicht bose [vorwnrfsvolle] Worte, und begegne ihm nicht mit harier Rede sindem du gerade dann eine Schuld von ihm zuriickforderst]; · Kuh. 32. . l. [Und wenn man dich zum Speisemeister oder Ordner· des Mahls Joh. 2 , 8 ge- wählet hat, so überhebe dich nicht anmaszend über die anderen Gäste:] Sondern sorge für ist-e gehörige Bedienung und]» halte dich [ü eigen-Z] glei wie sie [nur als einen Gast , und richte dich nach ihnen fsorge für ihre Wiinschehsv fttzcst du recht sgenauerx und dann setze dich zu»ihnen], · 2. Und· gich dazu [ver»richte], was dir sals Ordner der Mahlzeit] gebuhrt, willft du mit sitzen [dann erst laß dich auch selbst nieder]; » · ·» s. Auf daß sie mit dir frohlich fein mogen [und du selbst dich auch freuest, wenn du siehest, wie ihnen» ge- sällt, was du angeordnet hast], damit du Ehre davon [von der Schönheit deiner Anordnung] kriegest, [und] daß man dich einen fiitigen, holdfeligen Mann heiß-et. 4. Der Aeltesigsunter den Gästen] foll svoc allen] reden, denn es gebuhrt ihm, als der erfahren ist [und in genauer Kenntniß weise zu reden vermag]. Z. [Aber, bist du ein Alter, so rede nicht immer; sei auch nicht gegen andere Unterhaltung] Und irre die Spielleute nicht. · » s. Und wenn man Lieder Ebene: Mahle] singt, so wasche nicht [wenn du gleich at bist] drein; und share Dann] deine Weisheit bis zur andern [rechten] Zeit. 7. [Denn] Wie ein Rubin IeingesaßtJ in feinen: Golde leuchtet, also zieret ein Gesang [überhaupt: har- monische Musik] das Mahl. · » »· »·8·. Wie ein Smaragd Dinge-faßt] in schonein Golde e e, s I. Also irren die Lieder beimguten Wein. 10. Ein ungliug mag sbei einer Mahlzeit] auch wohl reden ein Mal oder zwei [ungefähr oder höchstens zwei Mal Kap. 13, 8 Anm.], wenns ihm noth ist; 11. Und wenn man ihn fragt, soll er’s inrz machen kmit wenigem viel sagen], 12. Und sich halten, als der nicht viel wisse, nnd lieber schweigen [genauer: als der es wohl weiß, was man i n fra t, aber schweigen kannF IS. Un soll eh nicht den shöher gestellten Herren san: Mahle] gleich·achten, und wenn ein Alter [oder überhaupt irgend ein Andereq redet, nicht drein waschen [ihm nicht in die Rede fallen . 14. Donner bringet großen Witz, Scham macht große Gunst. Genauer:14. Wie der Blitzgvahrgenommen wird, ehe man den Donner oret», also macht auutnthxg den bescheidenen Iungling die Schanirothe, ehe er redet. s » 15. Siehe auch hci Zeit [vom Mahle] auf, nnd sei nszchtliiber Seokttthtrn gehe eilend heim und spiele IscherzeJ Zaselbsg dund Mag» was··»du willst·;« sdoch Faß Wär; U M! em Cl e wo getielg eM Mit! M Uebles [Sündiges] thust, und niemand pocheft smit über- müthzgenSWiodrten ·sche·ltest]·;· h» ·» · ·· »« ·· . on ern ane vieme r ur a a e em- der dich geschaffen nndmit seinen Gütern gesäitiget hat [5. Mos 8, W; 1. Tim. 4, 4]. Das 33. Kapitel. Ruhm der kgottesfiirchiigem Beschreibung der kgottloseih Auch, wie den tgiitern und der Haus- hultung vorzustehn. V111. v. 18—Kap. In, e. Das-verharren xmdschiaisqc der Gottessürchtigen und Einsichisnotlen, der Sünder nnd Untiherlegten (V. 18 ———Kap. II, 3)· Bedenke erst, was du sprechen willst. Des Chor-n Herz nnd der fpötiische Freund (v. 4——6). 18·. Wer den HErrn fürchtet», der läßt sich gerne [von ihm] iehen, und wer» sich srnhe dazu schickt [dcn Errn zu uchen und sich ihm zu er eben], der wird uadc lbei ihm] finden [Spr. 15, 32. 19. Wer nach Gottes Wort fra t [und fein Gesetz u erfüllen sucht], der wird’s reichli überkommen von ihm gesättigt werden]»; wer es aber nicht mit ruft nieiuet, der wird nur arger »dadnrch. 20. Wer den HErrn furchtet, der trifft die rechte Lehre sdas rechte Urtheil in allen StückenL und macht [durch seine Worte der Wahrheit] die Gerechtigkeit leuchten, wie ein Lichi. » 21. Ein Gotiloser laßt ftch cüber seine Handlungen] nicht sgern von Gottes Wort] strafen, und weiß fich zu behelfen [zu entschuldigenj niit anderer Leute E emhel Bie das Gleiche vor ihm gethan haben] in keinem oruehnien cgenauen deren er so viele findet, wie er wtinscht Spu 12« 1 . 22. Ein oeruuufiger Mann verachtet nicht guten Rath lder ihm von einem Fremden gegeben wird]; 23. Aber ein wilder und hosfäriiger fürchtet sich nichts [nimmt keinerlei Riicksicht auf bessere Meinungsh er habe gleich gethan, was er wolle lgenauerx hat er Z·ati·n imverständig gehandelt, so weiß er keinen ll l) 24. Thue nichts ohne Rath und gute UeberlegungL so gercuet dich’s nicht nach der at [Spr. 13 15 f.]. 25. Gehe nicht auf den eg [da viel Steine durcheinander liegen] da di: fallen möchtest, noch da du dich an die Steine stoßen ·mochteft [d. i. vermeide in deinem Leben alles, wobei es leicht Anstoß und Aet- ·g·ernifz giebt, so wirst du ohne Sünde bleiben und keine nannehmlichkeit haben . P. Verlaß dich ni t darauf» daß der Weg schlecht [schlicht, »eben und ohne Aergerniß und Seelen efahr] sei; ja hute dich It. B.] auch vor deinen eigenen indern [denen man doch vor anderen ganz vertrauen möchte] 27. Was du saber immerhin] vorniiumst, so ssei doch bei aller klugen Vorsicht nie muthlos, sondern] vertraue Gott von ganzem Herzen; denn das ist Gottes Gebot halten lwelches solches vor allem gebietet]. 28. Wer Gottes Wort glaubt, der achtet [halt] die Gebote, und wer auf solche Weise] dem HErrn ver- trauet, dein wird ni is mangelte [Pf. 23, 1]. 66 » Kost. 33. V. l. Wer Gott since-Titel, dem wider- fahrt kein Leid sdas ihn vom HErrri scheiden könnte]; sondern wenn er angefochten ist swas ihm freilich nicht erspart» werden kanns, wird er wieder erlbset werden szso gdnsz ihm auch dadurch kein Uebel zustößt 2. Pein 2. Ein Weiser läßt ihm Gottes Wort nicht ver-leiden fmag auch das und jenes seinem natürlichen Sinn nicht zusagen]; aber ein Heuchler [bei: zwiespaltigen Herzens ist] fchwevet wie ein Schiff auf dem ungestumeu Meer sso· läßt er sich, ohne festen eigenen Willen, von den Umständen bald zum Guten, bald zum Bösen treiben] » » Z. Ein berstandiger Meusch halt Gottes Wort [und erwartet von ihm alles Heilh und Gottes Wort ist ihm Ho] gewiß, wie eine klare Rede [richtiger: wie eine ntwort Vom Licht und Recht oder Urim und Thummim 2. Mos 28, 30 Anm.]. 4. Werde der Sachen [erst] gewiß [und überlege zuvor genau] ,· darnach rede davon [so wird man dich gern hören; nimm deine Weisheit zusammen und] las; ich zuvor wohl svon ihr] lehren, so taniist du [recht] antworten lund man wird deine Worte annehmen]. Z. Des Eliarreii Herz ist [freilich] wie ein Rad am Wagen sdas sich stets um sich selbst dreht], und seine Gedanken laufen· um wie die Nabe sgenaiierx wie die Wagenaxe, die bei schneller Bewegung des Wa ens sich auch zu bewegen scheint; so bleibt der Narr stets im Kreise seiner eigenen Gedanken und vermag nicht zu überlegen] · « » it. Wie der Schellhengst lursprünglich schrieb Luther: Schelhengst, setzt Be chälhetigsh »der stets bei den Stuten ist] schreiet gegen allen Aiahren [nur seiner Gier nachgeheh unbe ümmert darum, wer auf ihm sitzt oder in welcher Lage erysich befindet], also hciuget sich der Heuchler an alle Spottet srichtigerx also ist der spöttische Freund, der auch unbekümmert, mit wem er es zu thun hat, ob mit Freund oder Feind, immer seinen Spöttereien nachgehet und niemand schont], und spricht: « «) Diese Worte: »und sprichi« sind von Luther mit Unrecht zugefügt, der das Folgende für Worte des Spötters angesehen hat; vielmehr beginnt mit V. 7 ein neuer Abschnitt. IX. V. 7—19. Wie die ganze Instit-sung, so durihzieht besondere» auih die lltenschetiwelt ein Gegensatz, den der HGrr nach seiner Weisheit also geordnet hat (V. 7—16). hier macht der Vers. einen Halt; er bemerkt, dass, wenn er auaj ais Spätgelioreiier unter den Weisen nur eine Rachlese gehalten, er doch nicht vergeblich sitt« die Weisheit Suchen« den gearbeitet habe, und fordert die Grollen ans, ihm Gehör zu sthentsieri (V. 17—19). 7. Warum muß ein Tag heiliger süberhaupt aus- gezeichneter] sein, denn der andere, so doch die Sonne zugclhetiecls sourch das gleiche LichtJ alle Tage im Jahr ma . 8. Die Weisheit des HErru hat sie so unterschie- den, und er hat die Iahrzeit snicht s. v. a. Jahreszeit, sondern die alle Jahre wiederkehrende besondere, hohe Zeit 1. Mos 40, 201 und Feiertage also geordnet. I. Er hat etliche sunter den Tagen] anserwiihlet und Zeheiliget vor andern sgewöhnticheisd Tagen; 1 . Gleichwie alieMeiisetien lohne Unter chiedsl aus der Erde» und Adam sihr UrVaterJ ans dem Staube ge- schaffen ist, » II. Uud doch der HErr sie unterschieden hat nach seiner mannigfaltigen Weisheit, nnd hat mancherlei cArt und] Weise sin Bezu aus ihren Stand und ihr Schrei- sal] unter ihnen geor net. Sirach 33, 1——32. 34, 1———15. 12. Etliche has er sdurch weltliche Macht und Ein- fluß] gesegnet, erhohet und setliche hat er zu Priestern in seinem HeiligthUmJ geheiliget, und zu seinem Dienste gefordert; etliche aber hat er verflucht und geaiedrigeh und aus ihrem sglucklicheiij Staude gestutzt. 13. Denn sie falle Menschen] sind in seiner Hand, wie der Thon in des Töpfers Hand; er macht saus- demselben Thon] alle seine Werke, wie es ihm gesallt Mem. 9, 21«I. l4. Also sind anch die Menscheii in der Hand des, der sie gemach: hat, nnd giebt einem jeglichen kleinen Stand und» fein Schicksalh wie es ihn [in seiner Weis- heit] gut daucht · "l5. Also sin demselben Gegensatz] ist [auch] das Gute wider das »Bose, und das Leben wider den Tod, undder Gottesiurchtige wider den Gottlosen[von Gottes Weisheit] geordnet. 16. Also sin Bezug hieraufJ schaue alle Werke des Höchsten [an]; soswirst du denselbigen Gegensatz durch die ganze Welt finden, es] sind immer zwei wider zwei sgenauert je zwei und zweis und szwars eins wider das andere geordnet caber die e Ungleichheit hat ihre Quelle in der Weisheit Gottes] « l7. Jch lwas mich selbst nun betrifft, so] bin [ich als] der letzte [und geringste unter den Jüngern der himmlischen Weisheit] auferwachet säum Streben nach ihr gelangen und bin], wie einer, er im· Herhft cnach Vollendung der Ernte] nachlieset [denn ich bin hinter den großen Propheten und Weisheitslehrern des Volkes Gottes her egangen, habe von ihnen gelernt und die Weisheits örner, die sie etwa liegen gelassen, aufgesammelt]; und Gott hat mir den Segen dazu ge- geben, daß ich meine Kelter cdurklj die Nachlese] auch voll gemacht habe, wie im vollen [die Trauben reichlich spendenden] Herbst. · » « 18. Schauet salso], wie ich nicht sur mich callem über die Dinge der himmlischexi Weisheit nachgedacht und] gearbeitet habe, sondern sur alle, die [die Weis- heit] gern lernen wollen sKap. 24, 47]; 19. Gehorchet mir [drum], ihr großen Herren cvor gllen anderen] und ihr Regenten im Volk, uehmeks zti «erzen. D. Dir vierte, von V. 20—Kap. As, 19 reichende hauptabschnitt des« Bmhs iiesprictst die litage und gerechte Haltung des. Menschen und des HGrrn Stellung zu seinem auserwählten Volke. I- V. 20—32. Auch denen gegenüber, die dir am nächsten stehen, hatte dich unabhängig, besonders in Dingen de- Geldes (V. 20——24). Die Knechte tiehaiidte einerseits streng, andererseits alter mild und freundlich (V. 25—32). 20. Laß dem Sohn, der FraneiiÆ dem Bruder, dem Freunde [solchen, von denen man sich am leichtesten abhängig niacht], nicht Gewalt uber dich , weil ss o- nge] du Iebest;»und ubergieb niemand [bei deinen Lebzeiten] deine Guter, daß dielfs uiiht gereue, und mnssest sie [am Ende] darum [um die Mitte zu deinem Leben] bitten. «) Eine ziemlich große Anzahl von weiblichen Ding- wörterty welche in der jehigen deutschen Sprache die Endungeti der schwachen Biegung nur in der Mehrzahl haben, z. B. Frau, Zunge, Erde, wurden in der älteren Sprache auch iii der Einzcchl schwach gebogen, also z. B« die Frau, der Frauen, der Frauen, die Frau. 21. Dieweil [io lange] du betest und Odem haft, iuitersieb dich teurem andern Menschen. » 2 . Es iit besser, daß deine tdsnder dein bediirfetu denn daß du ihnen mtzssest tu die Hunde sehen Lob sie - sich nicht aus deine Bitten öffnen werden, dir zu geben] Des Narren Herz· Gottes Ordnung in der Welt. Behandlung der Knechte Erfahrung uiacht weise. 67 23. Vieibe du der Oberste in deinen Gütern [und allem, was dir zu thun obliegt], und laß dir deine Ehre sals Hausherr] nicht nehmen snoch befleeken]. [Erst] Wenn dein Ende kommt, daß du davon « 24. mußt, alsdann theile dein Erbe aus. 25. Dem Esel gehört sein Futter, Geißel nnd Last; also dein [leibeigenen] Knechte soder Sclaven] sein Brod, Strafe und Arbeit. 26. Halte den Knecht zur [ang»estrengten] Athen, so hast du Ruhe vor ihm; [denn]» lassest du ihn musfig gehcchnf sit will er Junker [Herr] sein [und nach Freiheit ra en . 27. Das Joch und die [Le»it-] Seile beugen den Zalsttskses Zugthieres], einem bosen KnechteStocl und iiu e. . 28. ·Treibe ihn zur Arbkit [gieb ihm recht tüchtig zu arbeiten], daß er nicht muisig gehe. 29. Müssiggnnh lehret [jedermaiin, zumal aber einen schlechten, ha sstarrigen Sehnen] viel Poles. »30. Lege ihm [solche] Arbeit auf, die einein Knechte gehn it; gehorchet er dann nicht, so setze ihn iu den Sto [lege ihm Fußfesseln an]; doch lege keinem »zii viel auf [und thue selbst dem bösartigsten Knecht kein Un- recht an], und halte Maße in allen Dingen. · · 31. »Hast du einen Hnecht sder treu« und fleißig ist], so halte uber ihm, als uber dir selbst ]fbehandle ihn so rücksi tsvoll, wie du dich selbst hältst ; denn wer· ihm was t ut, der nieiiiet dein Leib nnd Leben [richtiger: denn mit deinem Geld und Gut hast du ihn erworben]. Hast du einen [gehorsci»inen] Knecht, so laß ihn halten [und pflegen], als warest du da; denn du bedarfst sein, wie deines ei enen Lebens fgenauerp so wirst du ihn an dich fes eln und er wird dir zu Diensten sein]. » 32. Hättst du ihn aber ubel, daß er sich erhebt und von dir.länft, wo willst du ihn wieder suchen! [denn das Gesetz 5. Mos 23, 16 f. nöthigt niemand, dir deinen entlaufenen Sclaven auszuliefern]. Der Verfasser will in diesem Abschnitt nicht überhaupt eine möglichst graufame und nnmenfchliche Behandlung der Selaven anempfeh1eii, wie es nach V. 25———3o scheinen könnte, sondern blos in starkem Ausdruck in der Art von Sprichwdriern den Gedanken ausführen, daß Sclaven in strenger Zncht zur Arbeit angehalten fein wollen; auch mil- dert er seinen Rath durch die folgenden Verse. Freilich sind die Gründe, worauf er ihn stützt, Riicksichten der Klugheit und des Riesens, wie so oft nur diese Gründe ihn bestimmen, wo er die Verhältnisse des täglichen Lebens bespricht. Durch die Erscheinung des Sohnes Gottes, der ein Knecht ward, auf daß wir die rechte Freiheit gest-bauen, ist auch das Verhält- niß der Herren und Knechte umgewandelt worden. Das 34. Kapitel. Was non Träumen zu halten sei. II· v. 1 — noli. es, as: Es ein-ei dieser Aascizuin ein wohl abgeenudete5, in innerem Zusammenhange stehende-» Ganze. Folgende Gedanken bilden seinen Inhalt: Träume sind im Allsgemeiiien nichtig (V. 1—8). Erfahrung nur macht weise und reitet ans Gefahren, aher der HErr fchiihet die Gottegfnrchligeii (V. 9—20)· Opfer rou angerechtein Gute ist Gott nicht wohlgefällig W. 2t——3i). Besteht auch das» wahre Opfer in Goitfeliglieit litt-a. II, 1——5), so soll man doch die Opfergebote erfüllen und. freudig nnd . reichlich opferte ,(V. 6——i3); aber man wöhne nicht, das Gott ungerechtes Opfer annehmen werde. Er erhört das Gebet der Armen und wird die Unliarmherzigen strafen (V.11t—23). G: wird einfk auch Rache üben an den iihermlithigen Heiden, feinem Uollee Jsrail Recht verschaffen und es erharmniigsnoll erquicken. — hiernach wendet siih der Verf., wie es nahe lag, alsbald im Gebet zum HErrn («tiap. 36), dass ei« sich feines Volkes« erharmen möge. I. Unweise Leute betrügen sich selbst mit thbrichten [trtigerischen] Hoffnungen, nnd febenso die] Narren ver- lassen sich ans Traume [und werden von denselben zu eitlen Hoffnungen gespannt] 2. Wer . auf Träume hält, der greift nach dem [wesenlosen] Schatten, und will den [unerreichbaren] Wind haschen. Z. Träume sind nichts anders, denn Bilder ohne Wesen sSpiegelbilder von Dingen, die die Seele drau- ßen erlebt oder gesehen hat Hiob 33, 18 Anm.]. 4. Was unrein ist [wie ein Traum] wie kann das rein sein [und etwasWirkliches zur Grundlage haben]? und was falsch ist [wie der trügerische Schein], wie kann das wahr sein! » Z. Elgene saus menschlicher Vernunft und Ein- bilduiig herdorgegangenesWeissagung, nnd Deutung [Ahnun eines Zukniiftigerq nnd Traume sind nichts, nnd ma en doch einem [wie der Gebarenden ihre nich- tigen Phantasieen] schwere sbeängstigendg Gedanken, » n. Und wy es nichtiouimt durch iugebnng des Foghften sder dich etwa heimsiichen willL so halte nichts a ou. 7. Denn Träume betrii en viel Leute, und fes] fehlt denen snicht an Täus ung], die siegend eine Hoffnung] darauf bauen. 8. Man [be-] darf keiner Lüge dazu, daß man das Gebot halte, nnd man hat genug ani Wort Gottes, wenn nian recht lesen will. ·Genauer: 8. Ohne Trug nnd Täuschung wird sich das» Geseß ffeiiie Verheißuugeii und Drohungen] erfnllen; und man hat genug am Wort Gottes, das aus znverlassigeui Munde gekom- men ist sdas bewährt und erfüllt sich, und inan be- darf der Träume nicht]. 9. sWie aber gelangt man zu der Weisheit, die nicht auf Tkäunih ssndern auf Gottes: Wort achtetBJ Ein wohlgenbter [wohlunterrichteter] Mann verstehet viel, und ein wohlerfahrener kann von Weisheit sein- sichtsvollj reden. » 10. Wer aber nicht geubt ist sdurch Versuchungew undi also keine Erfahrungen gemacht hat], der verstehet wen g. 11. Und die irrlgen Geister stiften viel Böses. Richtigeu 11. Wer aber weit umbergeirrt ist [in der Wein, der gelangt zu viel Klu heit. 12. Da ich noch in Jrrthuni war, konnte icli auch viel Lehrens, und war so gelehrt, daß ichs nicht alles sagen konnte. Richtigeu 1·2.- Vieles habe ich gesehen und erfahren, da ich in der Welt niiihergetrieben wurde, nnd meine Einsicht ist großer, als« sie sich iu meinen Worten rennst-recht. » 13. Und binvst in Fahr des Todes drüber [auf meinen weiten Reisen] kommen, bis ich davon erlbset worden bin [besser: bin aber durch meine Erfah- rung errettet worden] 14. [Oder vielmehr der HErr hat inich errettetxs Nun sehe ich, daß die Gottesfiirchtigen den rechten Geist haben [besser: Denn der Geist derer, die den HErrn fürchten, wird am Leben erhalten]- 15. Denn- ihre Hoffnung stehet ans den, der ihnen helfen kann. 68 Sirach 34, 16—31. 35, 1——26. Eis, 1—21. Its. Wer den HErrn fiirclitch der darf vor nichts er- schreclen [Ps. up, 7. 8], noch sich mischen, denn er ist seine Zuversicht. « » 17. Wohl dem, d»er den HErru surchtet 18.» Worauf verlasset er sich? Wer ist sein Trotzl 19.· Die·Aug»eu des HErrn sehen [gnädig] auf die, so ihn lieb»haben. Er ist ein gewaltiger Schutz, eine große Starke, ein Schirm wider die Hitze [wider den versengendem heftigen Ostwind], eine Hütte wider den heißen Piittag , eine Hut wider das Stran- chelu, eine Hilfe wider den Fall [Ps. 33 , 18; 27, s; s 4- 6 . 20. EEzwder HErrJ Der das Herz erfreuet nnd das Angesicht frohlich macht sdaß die Augen strahlen] , und gie t Gesundheit, Leben und Segen. Das 35. Kapitel. Von gott mi[3- und roohcgefäcligen Opfern; und Trost für diellsienden aus Erhörung ihres tgelieta 21. Wer von nnrechtem [unre«chtmäßig, durch Ge- waltthat gegen die Armen erworbenem] Gut ohfert, dese Opfer ist [kei»n ernster Dienst zur Ehre Gottes, sondern] ein Gespött seine Verhöhnung Gottes-J; 22.» Aber solch Gespott der Gottlosen gefiillt Gott nichts nberall sdurchaus nicht Spia 21, 27; Jes.1»,11]. 23. Die Gaben der Gottlosen gefallen dem Höchsten gar nichts; und [ihre] Sunden lassen sich nicht versöhnen mit viel Opfern [Spr. 15, 8]. 24. Wer von des Armen Gut sdas er durch Un- recht an sich gebracht] opfert, der thut eben [gleich, als der den So n vor des Vaters Augen sals pfer] schlachtet [er ügt Gott unendliches Wehe zu, denn die Armen liegen dem HErrn so am Herzen, wie der Sohn dem Vater] . « 25. Der Arme hat nichts sworanf sein Leben sich stützth denn »ein wenig Brods; wer ihn darum bringt, der istßeiis Morder [der scheut sich auch nicht, Blut zu vergie en . 26. sDennj Wer einem seine Nahrung nimmt, der tödtet seinen Nachstem 27. Wer dem Arbeiter seinen Lohn nicht giebt [von dem er sich nähren muß], der ist ein Bluthund [ein Mörder Z. Mos 19, 18; 5. M. 24, 14 f.; Jer. 22,13; Mal. Z, 5; Jak. 5, 4]. 28. Wenn einer bauet, und [ein AIidererJ wiederum Skrkrikckzh was hat er shaben sie beide] davon, denn r ei « 29. [Ebenso] Wenn einer betet [wie der vom un- gerechten Gute des Armen Qpfernde], und [der andere, der Arme, dessen Gut jener geraubt] wiederum flucht, wie soll den der HErr erhören [da der Fluch des Be- drängten gegen ihn stehet]? -30 Wer sich wäscht [um der Befleckung willen], wenn er einen Todten angerichtet hat, und riihret ihn wieder an, was hilft den sein Wascheii[4.Mos. 19,11]? — 31. Also ist der Mensch, der fiir seinspe Sünde ssich vor Gott demüthiget und] fastet, nnd fnudiget immer wieder; wer soll deß Gebet erhören [und seine Sünde ihm vergeben] nnd was hilft ihn sein Fasten [seine ganze Buße 2. Petr. Z, 20 ff.]? Katz. 35. V. 1. Gottes Gebot halten, das ist ein reich Opfer [und wiegt viele blos äußerlich dargebrachte Opfer guf I. Stint. 15, 22; 51, 18 f.]. - hilftzw Fottes Gebot groß achten, das [Dank-] Opfer o . Z. Wer Gott fund Menschen] dankt, das ist das rechte Semmel- [Speis- und Trank-C opfeia 4. as ist das rechte Wer Barmherzigkeit übet , Dankopfer. » 5. Von Smiden lassen, das ist ein Gottesdieiish der dem HErrn gefzillh und anfhoren, Unrecht zu thun, das ist ein recht Suhnopfer. is. Du sollsi aber darum nicht leer vor dem tslzklziiirxtälßn seinem heiligen Tempel] erscheinen [5. Mos 7.» Denn solches muß man auch thun sauch die Darbringung der äußerlichen Opfer hat ihren Werth] um Gottes Gebot willen. ·8. »Die Gerechten Opfer macht den Altar reich [denn es ist ein gutes Opfer], nnd sein Geruch ist fiisee vor dem Hochsie n. I. Des Gerechten Opfer ist angenehm [1. Mos 8, 2l], und desselben wird nimmermehr vergessen. » 10.» Gieb Gott seine Ehre fdurch reichliche Opfer] mit frohlichen [neidlosen] Augen, und deine Erstlinge sdie deine Hände dir erwarben und die dem zszzsrrtltsz gehören] ohn allen Fehl [oder Abzug 2. Mos "11. Was du· ca« des: Herrn] ziehn, das ieb gerne [und reichlich], nnd heilige deine Ze iiten Ide- stimme den Zehnten deiner Habe zu heiligem ebrauche] blickt. . 12. Gieb dem Höchsten, nachdem er dir lkviel oder wenig] bescheret hat; und was deine Hand nach dem von dir erworbenen Vermögen] vermag, das gieb mit «fröhlichen Augen [2. Cor. 9, 7]. II. Denn der HErr, der ein Bergelter [von allem] ist, wird dirs »siebenfiiltig ver elten. 1.4. Verstumntele deine abe nicht [besser: Suche Gott nicht durch Opfer und Gaben zu bestechem daß er über dein sonstiges übles Leben hinweg- sehe]; denn es ist nicht angenehm swird vom HErrn nicht angenommen] 15. Stiche nicht Vortheih wenn du opserii sollsi sverlaß dich nicht auf ungerechtes , von unrechtmäßig erworbenem Gut dargebrachtes Opfer]; denn der HErr ist ein Rächer, nnd .vo·r ihm gilt kein Ansehen der Person fes gilt ihm gleich, daß du reich und angesehen bist, und der von dir Beeinträchtigte , der über dich schreit, arm ist]. 16. Er hilft dem Armen [gegen den du ungerecht gehandelt], nnd siehet keine Person an, und erhoret das Gebet des Beleidigtem 17. Er verachtet des Waisen Gebet nicht, noch die Wittwe, wenn sie [wider dich zu ihm] klagt [2. of. 22, 21f.; s. M. 24, 17; Pf. es, S; Seit. 23, 1oJ. 18. Die Thrcineu der Wittiven [ob der Un- gereclhiigkeit ihrer Dränger] fließen wohl die Backen « . r , » » · 19. Sie schreien aber nber fsch lzum VErrn im Himmel um Racheniitd Hilfe] wider den, der sie [durch seine Ungerechtigkeit] heraus dringet. 20. Wer Gott sdurch Qpfersl dtenet mit Lust [also daß Gott Lust und Wohlgefa en an ihnen haben kanns, der ist angenehm sdesz Opfer wird angenommen] nnd ein Gebet reichet bis in die Wollen [zum Throne Gottes, der es erhöret]. - 21. Das Gebet der Elenden [der unschuldig Be- drücktenJ dringbet durch die Wolken lzum HErrUJ , und läßt nicht ab, is es szum Throne Gottes] hinzu komme, rsinhd höret nicht auf szu slehen], bis der Hoihsie drein e e. - Das rechte Opfer. Gottes Rache über seine Widerwärtigen Gebet um Erlösung seines Volks. 69 22. Und sey] der HErr wir·d recht richten nnd strafen, und nicht verziehen, noch die Lange leiden limmer lang- müthig sein], bis er den Unbarmherzigen die Lenden zerschmettern W. Und [sonderlich des Schreien seines gedrückten und verfolgten auserwählten Volks wird er endlich hören und recht richten, daß er] sich an solchen Leuten [geuauer: an den übermüthigen Heiden] rathe, nnd vertilge alle, die jene sseine GläUbigenJ beleidigeiy und die Gewalt der Ilngerechten sdie sie jetzt über das Volk Gottes üben] stutzt, 24. Und gebe einem jeglichen sDränger seines Volks] nach feinen Werken, und lohne ihnen, wie sie es ver- dienet haben, · 25. Und rache sein Volk, und erfrene ste darnach, wenn das Gericht vollendet ist] mit seiner arniher- i teil. · « Tit. Gleichwie der biegen wohl serquickend und lieb- lich] kommt, wenn es durre ist, al o kommt [dann] die [rettende] Barmherzigkeit auch in der Noth [und Be- drangniß seines Vol s] zu rechter Zeit, Das 36. Kapitel. gebet des Volks igoties um Hunde, Rache. and Hilfe. II. V. t—-i9. Jm engen Zusammenhang mit dem Vorigen folgt nun ein brünstiger, Gebet, dasi der tjErr seines be— drängten volkre- sich erbarme, seinen Zorn are-giesse uber die hcidnischen dränget, das zcrsireute Volli nach alter Weise wieder im heiligen Lande sanimle und wohnen lasse and die theuren Verheislangen und weissagungeu der Propheten von der zukünftigen Erlösung erfüllen möge. I. HErm allniächtiger Gott, erbarme dich unser. Z. Und siehe drein, und erfchrecke alle Völker sdie nach dir mcht fragen]. s. Hebe deine Hand ans szum Gericht] über die Fremden [die über dein Volk herrschen], daß sie deine Macht sehen fund empfinden] 4. Ebenso] Wie du svor Zeiten] vor ihren [der um uns wohnenden Heiden] Augen geheiliget wirst bei uns [richtiger: dich an uns durch Strafen und Ge- riFhte über· unsere Sünden geheiliget hast], also er- Zige dich [1etz»t] herrlich und mächtigJ an ihnen sunseren räUgernJ vor unsern ngen, Z. Aus daß sie szu ihrem Heil oder ihrem Gericht] erkennen, gleichwie wir les] erkennen, daß kein anderer Gott sei, denn du, HEm s. Thu neue Zeichen und neue Wunder sführe dein Volk mit eben· solchen Wundern, wie dort in E hinten, aus seiner jetzigeri Bedrängniß und Gefangens ast zu der Herrlichkeih die du ihm verheißen hast]. 7. Erzeige [durch solche neue Wunder] deine Hand nnd rechten Arm herrlich. »· 8. Erre e den Grimm, nnd schutte Zorn aus cüber deine Feinde . 9. Reiß den Widersacher [deines Volks] dahin, nnd zerschmeiße den Feind, · 10. Und eile damit [deine Erlösung herbeizubringenL und denke an deinen Eid den du Abraham geschworem und lasz erscheinen den amen Abrahams, in welchem alle Völker auf Erden gesegnet sein sollen], daß man [solche] deine Wundertgat preise» . »Der Zorn des euere sdein orn- oder Gerichis- teuer] mnsse sie verzehren, die so si er leben kdasz ihrer kei·ner entkomme]; und die deinem Volk Leide thun, niusfeu umkommen. ·· 12. Zerschmettert den Kopf der Fursten [der Völker] die uns [als..dem Volke Gottes] feind find nnd sagen [in ihrem Uebermuthe]: Wir sind’s allein suns gebühret zu reden, wer ist unser Herr Pf. 12, 4 s.; 68, 22.]? is. Versayiuile snach Vernichtiing deiner einde wieder] alle Stamme Jakobs sini wahren einigen G auben in das Land der VerheißungL und laß sie swieder] dein Erbe sdein besonderes Eigenthum] sein, wie von An- fang Lvon Alters her Mich. 7, 14; Such. Z, l6]. I . Erbarme dich [wieder] deines Volks, das von dir den Namen seines Volkes Gottes] hat, und des Israel, den du [2. Mos 4, 22] nennest deinen ersten Sohn sunter allen Völkern auf Erden]. 15. Erbarme dich singe-besondere] der Stadt Jerusa- lem, da dein Heiligthum ist, und da du wohnest küber den Cherubin]. »1s. Richte Zion wieder an, daß daselbst dein· Wort wieder auf ehe ldaß sich an ihm deine Verheiseungen erfüllens aß deine Ehre cund Herrlichkeit dadurch] im Vol roß werde. " · 17. rzeige dich gegen [richtiger: Lege lautes Zeugnisz ab für] die, so von Anfang svou alters her] dein Besonderes] Eigenthum gewesen sind; und erfulle die Weissagungem die in einem Namen [von den von deinem Geist erfüllten ropheten] verkundi et sind svon der Zukunft des Me sias und der Aufri tung des Reiches ottes in Herrlichkeit]. · 18. Vergilt denen, die auf dich kund deinen Trost in deinen Verheiszungen] harren, daß deine Propheten [durch Erfüllung ihrer Heilsverkiindigunged wahrhaftig erfunden werden. · 19. Erhore, HEry das Gebet derer, die dich sum die Erscheinung »des Trostes JsraelsJ anrufen, nach dem Se en Aarons uber dein Volk [der deinem Volke ver- hei et, daß dein Antlitz über ihm erscheinen und leuchten und deine Gnade ewiglich über ihm walten soll 4. Mos 6, 23—26], auf daß alle, so ans Erden wohnen, erkennen, BißttdiWHErr [und Gott Jsraels], der ewige [wahre] o . Wenn auch ein wenig fleifehlich jlidifcher Geist in diesen: Gebet nicht zu verkennen ist, so spricht doch auch noch etwas von echt prophetifchem Geist und tiefe Sehnsucht nach dem wahren Trost Jsraels aus demselben. Das 37. Kapitel. Wodurch die Zdeschwerlictjlieit menschlichen Lebens mag gelindert werden. E. In dem nun begiunenden fünften Hauuiabschnitt des Buches-»der von V. 20 — Kaki. 39, 15 reicht, giebt Jesus Sirach wieder allgemeine Belehrungen und Grmahnungen iiber gesellige Verhältnisse. I. V. 20 —— Kuh. 37, 29. Durch diesen ersten Abschnitt zieht sich der Grundgedanke hindurch, das) man alle Dinge sorgfältig prüfen und Rechtes» von Uniichtem unterscheiden solle, so bei den Frauen (V. 20——28), bei den Freunden Man. 37, 1——7), bei den Rathgebern (V. 8——19), nnd bei den Weisen (V. 20——29). 20. Der Bauch nimmt allerlei Speise zn sich; doch ist eine S eise besser, denn die andere. 21. ie die Zunge das Wildhrettostet [und von anderem,·gewöhnlichem·Fleisch unterscheidetA also uierket ein verständig Herz die falschen [lügneriche;i] Worte cund weiß sie von wahren wohl zu iinterscheidenl 750 Sirach se, 22-—28. Si, 1—34. as, 1—16. 22. Ein titckischer sverkehrtesd Mensch kann einen sdurch sein Widriges Betragen] in ein Utiglutl bringen [besser: kann einem Betrübnis; erregen], aber ein crfahrner weiß sich davor zu huten [besser: weis; seinen schlechten Absichten wohl zu begegnen]. W. Die Mütter haben alle Söhne lieb: und geräth geht) zuweilen eine Tochter baß c= besser], denn der o u Genauer lautet der V. 23: Jeden Mann nimmt die Frau [zum Ehemannx denn sie hat nichvzu wählen, sondern wird gewahlt], es ist aber eine Junizzfrau besser, denn die andere sdarum thut der ann wohl, unter ihnen zu unterscheiden und die beste zu wählen] 24.» Eine schöne Frau erfreuet ihren [genauer: einen] Mann, und ein Mann hat nichts Licberes [darum greift einer gemeiniglich nach einer solchen vor allen]. 25.» [Aber] Wo sie [außerdem, daß sie schön ist, noch] freundlich und fromm ist, so sindet man des Mannes gleichen nicht fes ist dann fein Glück überaus groß] As. Wer eine stüchtigq Hausfrau hat .[genauer: gewinnt], der bringet se n Gut in Rath sder erlangt einen großen Schuhe und that einen treuen Gehilfen k1.Mos.2, 18], un eine-Saale, der er sich trosten nun. 27. Wo kein Zaun ist, wird das Gut verwiistetz und wo keine Hausfrau ist [wo einer keine Hausfrau hat], da gehrs dem Hauswirth als ginge er in der Irre [da irret der Mann unstät und unglücklich umher, weil er keinen festen Sitz hat] 28. Wie man nicht vertrauet einem Straßenriiiibey der von einer Stadt in die andere schleicht besser: flüchtet]; also trauet man auch nicht einem aune, der skeine Frau und damit auch] kein Nest hat, und einkfeheeei muß sbald hier, bald dort], wo er fich leben] ver pa e . Kuh. 37, V. 1. Ein jegliches: Freund spricht wohl: Jch bin auch Freund; aber etliche sind allein mit dein Namen Freunde. Z. Wenn Freunde einander feind werden, so blcibet der Gram Darüber] bis in den Tod. Z. Ach, wo kommt doch das böse Ding her, daß alle Welt so voll Falschheit ist lund sich so leicht Von der Freundschaft zur Feindschafu List und Tücke wendet, gleichwie ein überfluthendes Wasser sich über den trocke- nen Boden hin wålzet und ihn bedeckt Pf. 116, 11]? 4. Weuns dem Freunde wohl gehet, so freuen· sie ssolche falsche Freunde] sich sswolylil mit ihm: wein« »thstn aber sdarnachj nbel gehet, werden sie seine Feinde lKcip. S, 81 5. Sie trauern sprühen sich ab] init ihm [aber] um des Banchs [des eigenen Genusses und Vortheils willen; aber wenn die Noth hergehen so halten sie si Ziegen] sie] zum Schilde sum sich Vor allem selbst zu U et! . h. Vergiß deines Freundes [der es in Wahrheit, in Freud und eid ist] nicht, wenn du fröhlich bist srichiigert in deinem Herzen) - » 7. Und gedenke an ihn, wein: du reich wirst sftehe ihm» ßauch bei und las; ihn deinen Reichthum mit dir genie en . s. hin jeglicher Rathgeber will rathen [Rath be- kommt man fchon bei jedem, den man darum angeht], aber etliche rathen»auf ihren eigenen Nutz . b. Darum hnte Räthen; bedenke sund prüfej uvor, ob es gnt sei [ob der Rathgeber nicht Ursache habe, zu seinem eigenen Nutzeii dir zu rathen] Denn er gedenkt vielleicht ihn: selbst sin seinem eigenen Jnteresse dir] zu rathen, und will dich’s wagen lassen, » 10. Und. spricht, du seiest aus der rechten Bahn gwährend er doch wohl· weiß, daß du auf falschem Wege ist]·;·und er stehet gleichwohl wider dich [sucht dich hin- terlistig auf dem falschen Wege zu erhalten] und merkt swartet darauf, daß es dir übel gehen wird, oder stellt es« dem Zufall anheim], wie es [dir] gerathen will» 1l. [So] Halte keinen Rath niit dem, der [dir nicht von Herzen wohl will, sondern] einen Axgwohn zu dir hat, und nimm nicht zu Rath,·die dich« treiben. 12. Gleich als wenn szum Beispiel wenn] du ein Weib um Rath fra test, wie man ihrer Feindin fihrer Nebenbuhlerin, aus die sie eifersüchtig ist] freundlich sein [oder wohlthunl soll, oder einen Verzagtem wie man kriegen soll, oder einen Kaufmann, wie htzch er deine Waare ge en seine achten wolle, oder einen Kansas, wie theuer du deine WaareJ geben sollst, 13. Oder einen Neidischen Pier niemandem etwas gdnnt], wie man wohl thun insbesondere Dank er- weisen], oder einen Unbarmherzigen wie man Gnade sLiebe und Barmherzigkeit gegen Arme] erzeigen soll, oder einen Faulen lSaumseligen und Bedenk ichen] von großer Arbeit [besser: über irgend eine Unter- - nehmungx er wird bei seiner Liebe zur Ruhe überall Bedenken haben und dir Von jeder Entschiedenheit in Unternehmungen abrathen«], e « 14. Oder einen Tagelohneiz der nirgend besessen ist Bkeinen eigenen Wohnsitz hat, sondern zum Hause ge- ört und täglich darin arbeitet] wie man nicht ans der Arbeit gehen soll [besser: wie man eine Arbeit rasch zu Ende bringen soll; er wird, um nicht bald aus dem Lohn zu kommen, dir schlecht rathen], oder eiuen trägen Haustnecht von viel Geschäften swie man Viel leert sich bringen könne] Solche Leute nimm nicht zu « . l» 15. Sondern halte dijh stets zu gottesfürchtiger Leuten [mit ihnen Verkehre, sie frage um Rath], da svon denen] du saus Erfahrung] weißt, daß fie Gottes Ge- bote halten [denn das ift e die rechte Prüfung auf die Wahrheit ihrer GottesfiirchtL 16. Die fauchs Hesinnet sind, wie du [selbst] bist, die ldarum auch] itleid mit dir haben, wo du stranchetst « 17. eDoch folge nicht allzusehr dem Rathe Anderen sondern rage in jedem Ding vor allem dein eigen Herz] Und bleibe bei derselben [desselbigen] Rath, denn du wirst keinen treueken Rath [-geber] finden fals der in deinem Jnneren wohnt]. 18. Und solche: einer fnämlich das» eigene Herz] kann oft etwas baß ersehen ssiehet oft weiter und tiefer], denn sieben Wächter [wie·man zu sagen pflegt]·, die oben ans der Watte sitzen ealso sowohl dazu angestellt» sind, als auch die beste Ge egenheit haben, weitzu blickene 19, Doch in dem allen swas du unternimmst]· tu e auch den Allerhoehsten an, daß er dein Thun gelingen und nicht fehlen lasse. · » 20. [Auch unter den Weisen unterfcheide wohl!] Ehe du was anfahest, so frage füberlege es zu-] vor; und ehedii was thust, so nimm Rath dazu shalte bei dir selbst Rath darüber] 21. Denn wo man was Neues vorhat fbessert Denn je nachdem das Herz überlegt], da Do] muß der [folgenden] vier eines [herau«3] kommen, das! es gut oder bös werde, [und] daß Leben oder Tod draus «» » en · « folge, und dies alles regieret allezeit die Zunge lwas dich vor ssolchen selbstsüchtIgenJ « aber von diesen vieren zu Tage komme, hängt noch be- sonders davon ab, wie man sich mit seiner Zunge oder , Rede hält] Prüfe Alles. Warte des Leibes. Gebrauche des Arztes. - 71 22. sDrei Arten von Einsichtigem die aber nicht find, wie sie sein sollten, unterscheide vom wahrhaft Weisen:] Maucher ist wohl geschickt, [vielen] andern zu rathen sund ihnen also zu niitzeiiL und ist ihm selber [mit seiner Einsicht] iiichts nahe. 23. Mancher [andere] will klüglich rathen fspielt nur deiiWeisen in seinen Worten, ists aber nicht] und man hort ihn [daber] doch nicht gerne ssondern er ist gehaßth uud sseiii Weisethun bringt ihm gar nichts ein, er ist und] bleibt ein Bettler. 24. »Dein: er hat nicht vom HErru die Gnade dazu, gädkist keine Weisheit in ihm [ob er sich gleich weise n et]. 25. Mancher Dritte] ist weise durch eigene Erfahrung cgenauen nur für sich selbt; er hat nur seinen eigenen Nutzen, nicht aber den cillgemeinen im Auge], der schafft mit seinem Rath Nutzen, uud trisst es srichtigen nur nach seiner Rede, mit dem Munde, denn er ist selbstsüchtig und thut nicht-s für Andere] » 26. [Dagegen]»Ein Fwahrhafts weiser Mann kami iem Volk lehren list al»o nxcht blos »auf fich bedacht, sondern breitet seine Weisheit und seinen Rath unter Allen aus-l, und [er] schasst mit seinem Rath swirklichenl Nutzen, und trifft es sseine Worte bewähren ich jedem]. 27. Ein wahrhaft] weiser Mann wird kdarum kiulcilgärlcshizch gelobt; und alle die ihn sehen, prei en ihn g i . 28. Ein ekilicher hat [ja zwar nur] eine bestimmte [und» kurze] et zu leben; aber Jsraels »[un»d seiner göttlichen Offenbarung, in welcher aller Weisheit Quelle -iegt] Zeit hat keine Zeit les bleibet ewiglich]- 29. cDarum auch] Ein swahrhast Weiser hat [schon] bei seinen Leuten foder Zeitgenojeid ein groß Ansehen, und sein Name [Ruhm und Andenken] bleibet lauch nach seinem kurzen Erdenleben, wie die Weisheit selbst] ewiglich. Das IS. Kapitel. allerhand igesuiidheitsregelm 1I. v. so — im. es, en. J« d» Eikiieiiukkz z» dieses» wohlgeordneten abgerundeten Abschnitt ermahnt der Vers. den Leser, anfseinen Leib zu achten, und warnt ihn vor Unmäsligi lieit im Essen (V. 30—34); darnach legt er dar, wie man sich gegenüber dem Arzte (Kap. 88, 1-—8), in der Krank- heit (V. 9——15) nnd bei Todesfälken verhalten solle (V. 16—21l). Zu. Mein Kind, priise, was deinem Leibe gesund soder schiLdlichJ ist; uud stehe ckwohl zu, das], was ihm ungesund ist, das ieb ihm iii t. » II. Denn a erlei dienet nicht jedermann, so mag auch nicht jedermann allerlei [1. Cor. s, 12; 10, 23]. 32. Uebersülle dich nicht mit allerlei iiiedlicher Speise ssei nicht unmäßig im Genusse von irgend einer Er- götzlichkeitL uud frisz nicht zu gierig swerin dir Lecker- bissen geboten werden Kap. 31. 24. Eis. Denn viel Fressen macht krank süberhaupt Be- schwerden], uud ein unsattiger Fraß kriegt das Grimmeu [genauer: Erbr·echen]. .» Viele [schon] haben sigh zu Tode gefressen; wer aber maßig ist, der lebt desto langer. Kuh. IS, B. l. lAber auch bei all deiner Auf- merksamkeit aufdeine Lebensweise und bei aller Måßig- keit wirst du nicht jeder Krankheit vorbeugen können; darum] Ehre den Arzt mit gebührlicher Verehrung( [be- sonders auch mit Belohnung durch Geld], daß du ihn habest suiid er dir beistehe] zur sZeit der] Noth: Z. Denn der HErr hat kanns] ihn geschaffen [und will, daß du ihn ehrest und gebrauchst] und die Arziiei srichtigert Heilii»ng, die der» Arzt VeFmitteltJ koinmt [doch] von dem Hochsieiu und sielbstj Konige ehren ihn sdurch Geschenke] » » Z. Die Kunst Ziend Geschicklichkeit des Arztes er- hohet ihn Ein der» enschen Ansehen , und macht ihn groß [selbst] bei Fursteii nnd Herren. 4. Der HErr läßt ja] »die Arznii [-mittel] aus der E»rde wachsen, und ein eriiunstiger verachtet sie [daher] n » Z. Ward doch· [auch] das bittere Wasser [zu»Mara] suße dnrchein [heiliräitig] Holz, aus daß man seine des« slszolzgå ZZIeiLHKraft erkennen sollte [vgl. dagegen 2. of. o, · um. b. Und er [der HErr] hat solche Pein] Kunst den Meiischeii gegeben, daß er [d»er Mensch gepreiset würde sich groß und herrlich erweise] in seinen Wundcrthaten durch Anwendung der Wunderkräfta die er, der HErr, in die Heilmittel gelegt hat]. » 7. Damit [mit diesen vom HErrn aesegneten Heil- mitteln] heilet er, und oertreibet die Schmerzen; uud der· Ahotheker macht Arznei draus Tau-s den verschiedenen Heilniittelns » s. Summa, Gottes Werke kann man nicht alle er- zahlen: und er giebt alles, was gut ist auf Erden. Genauer lautet V. 8: Und kaum ist er· sder APothekerJ fertig mit der Bereitung seiner Mediciiis so szeigt sich auch schon der beste rfolg, so] trit schon Wohlbesinden ein [unter den Menschen] auf Erden. I. Mein Kind, wenn du [selbst] krank bist, so »ver- achte dies was ich dir· im »olgenden sagen will] nicht; sondern sbe er: nämlich] itte [vor allem] den HErrn, so wird er dich gesund machen. 10. Laß boii der Sande sreinige dich von ihr, als der Ursache deinen-Krankheit, durch Reue und Buße, und uiache deine Hunde unstraflich und »reinige [au ] dein Herz [die Quelle aller Sünden mit Worten und Werken] boii aller Missethat [auch von der verborgenen Pf. 19, is; 51, 4, 9]. » » U. Opsere [dem HErrn zu deiner Versöhnungg saßen» titiudSShemåiiezpzfum Gk3enko»s)»;eä; »und» gvie eino e un- er,a inne naou ldenn dann wirst du am reichlichsten opsern]. 12. Dariiach laß sauchå den Arzt zu dir, denn der HEkr hat ihn Dazu] gefkha en sdaß du ihn gebrauchest], und laß ihn nicht von dir, weil du sein doch bedarfst. 13. Es kann die Stunde kommen [besser: Denn es kommt ·e zuweilen both, daß dem Kranken allein [besser: au »] durch jene gehol en werde, l4. [Nci»mlich] Weucisaiichh sie [sammt dem Kranken] den HErrii bitten, daß es mit· hm besser werde, und les- ihnen »gelinge mit den Heilmitteliy das; er wieder] Ge- sundheit kriege, [ai»if daß auch sie, die Aerztej lauer» zu heYnCghabsien, näämlich durch reiche Belohnung von eiten e ene enen . » 15. Wer saber muthwillig] hor seiukm Schöpfer suudiget, der muß ssollg »dem Arzt in die Hande kommen [von1i6HE»i;:»n»mg»K;ank eit Festäaskhweirdenfsolhi 5», is] . en in ,wenn en i ener ir , o e- weiue ihn, uud klage ihn von Herzen]», als sei dir groß Leid geschehen, und [dann] verhiille seinen Leib gebohr- licher Weise, und bestatte ihn ehrlich smit Ehren, wie er?- vor Menschen derdienet] zum Grabe. 72 Sirach 38, 17—- 39. 39, 1—22. 17. Du» sollst [allerdings] bitterlich weinen, nnd herzlich betrnbt sein, und Leide tragen, darnach Ue nach- dem] er sdir näher oder ferner im Leben] gewesen ist [Hiob 3, 10 Anm,]· » 18. Zum wenigsten einen Tag»oder zweenh auf daß man nicht ubel von dir reden mogejtz und sdanig tröste dich auch wieder, daß du nicht traurig fund dadur selbst schwach und elend] widest. « 19. Denn von Traziern kommt der Tod, und des Herzens Traurigkeit schwacht ·die Krafte [Spr. 17, 22 f.; . or. 7, 10; Kap. 30, 25]. 20. Traurigkeit nndjllrmuth thut dem Herzen weh in der Anfechtung, nnd ubertritt [Genauer: Im Un- glück dauert ja freilich die·Trauer an und schädigt das Leben,»ebenso wie »das Leben des Diirftigen ihm amspverzen zehrt] 21. lDrumg Laß die cdas Leben verzehrendej Trau- rigkeit nicht in ein Herz [sich einnisten], sondern schlage sie von dir, und denke anss Ende sdasz es dochspzeitig genug für dich und sicherlich kommt], und vergiß das nicht fan’s Ende zu denken und nicht vor der Zeit schon das Leben zu verzehren in Trauer].· » » 22. Denn da sausdem Tode] ist kein Wiederkom- men [auf diese Erde» Hiob 7, 9; Weish 2,·1];» es hilft ihn [den Dahingeschiedenen] nicht qvaß du dich in Gram verzehrestzz nnd du thust dir [selbst Schaden. 23. edenke an ihn [besser: Gedenke, daß es fester Beschluß ist? wie er gestorben, so mußt du auch sterben. fEr rut dir stets aus dem Grabe zu, wie man im Spriichwort fagi:] Gestirn tvar’s an mir, heute ist es an dir. · · » 24. Weil der Todte nun in der Ruhe liegt, so hore auch auf [in allzu sehnsüchtiger Trauer] sein·zu ge- denken, nnd troste dich· wieder uber ihn, weil sein Geist von hinnen geschieden ist. V) Zu Luther-s Zeit unterschied man noch strenge zwischen dem umso. zween, dem kam. zwo uiid dem nennt. zwei, welches letztere allniiilig, am spiitesten in der Poesie, für alle drei Formen iiblich geworden ist (Vgl. besotid. u. Mosc W, 15—-20; zwei Enden, zwo Spangeiy zween Ringe, zwo Eckein zwo .Ketten). So bietet das Wort einen wichtigen Beweis für die leider immer größer werdende Verstiimnielung und Verwitterniig sprachlicher Formen. — M) Die gewöhn- liche Trauerzeit in Israel war sieben Tage (Kap, 22, 1:3). Es ist jedoch möglich, daß hier von der ersten, heftigen Trauer die Rede ist. Der Beweggrund, aus welchem der Vers. auräth, über einen Verstorbenen nicht zu kurze Zeit zu trauen» isi ein kalter und herzlosesiy vom kalten, klugen Verstand eingegeben, wie es ja schon öfter heroorgetreten ist. daß er vorwiegend ein Mann der klugen Rücksichtnahme ist. Damit stimmt auch die Verflüchtigung des Giiadenwunders aus r. Mos. 15 (s. V. is). Das 39. Kapitel. Vom Nähr- und Lehrstandik und was zum studiren erfordert werde. III. V. 25 — Kuh. 89, its. Es werden nun diejenigen, welche mit den Dingen des praktischen Lebens sich its-Iw- tigen, denjenigen gegenüber gestellt, die der Weisheit nach- «geheu, und die Besshästiguugen und Bedeutung beider Stände au5einandergetrgt. Zuerst werden die wichtigsten Klassen der mit den praktischer! Lebensbediirsniisen sich Be« schiifligcnden nach ihren Arbeiten, der Art ihrer Einsicht oder Klugheit und ihrer Bedeutung geschildert (V. 25——39). Dann inerdeii die weisen, ihre Arbeit und Bedeutung be- schrieben (Kap· 39, 1——13). ·25. Wer die Schrift lernen [und die himmlische Weisheit den Anderen zu Nutz aus ihr schöpfen] soll, der kann keiner andern [körperlichen] Arbeit warten [sondern muß Muße habenjz und wen man lehren [ e- nauer: wer weise werden] soll, der muß sonst nichts lmit rohen Arbeiten] zu thun haben. 26. Wie kann der der Lehre warten fund weise werden], der szn seinem Beruf erwählt hat, die Dinge dieses irdischen Lebens zu betreiben, z· B. der] pflugeu muß, und der gerne die Ochsen mit der Geißel dem Ochfenstachel als seiner Lanze und seinem Herr eher- stabJ treibet, und mit dergleichen Werken [Arbeiten, wie sie die Ochsen aUZrichtenJ umgehet, und weiß sdarum von] nichts, denn von Jungen] Ochsen [nnd ihrer ZUchtJ zu reden? 27. Er muß denken, wie er aiiern fund xien Boden frnchtbarer machen] soll, und muß spat und frnh fdarum solrlgem wie er] den Kuhen Futter geben [herbeischaffen] o . 28. Also [werden] auch die Tischler [besser: Bau: meister]und Zimmerleute und Mauren nicht zu Weisen werden], die Tag und Na t sohne Abwechselung an der Ausrichtung von Gebäuden] arbeiten, nnd [ebenso wenig ferner, die da Siegelringe stechen und] ichnitzen Bild: werk [in Edelsteine] und Fleis- Eund Ausdauer genug] habemzmaniherlei [bunte] Arbeit in Gemmen] You machen, die müssen cgdaraufj denken,»daß es [dem Vor ild] recht Hund ähnli ] werde, und frnh und spat daran sein, daß te es volleuden. 29. Also [auch] ein Schmied, der muß [stets] bei seinem Anibos sein, und seiner Schmiede warten [sich dort abmtihen mit dem rohen Eisen] und wird matt Edurch den Rauch] vom Feuer, und arbeitet sich ninde uber [dem Feuer] der Esse. 30. Das Häinmern schlägt ihm die Ohren voll, und siehet [nur] drauf, wie er das Werk sdas anzufertigende Geräth] recht [dem Modell ähnlich] mache, » Si. Und muß [draiif] denken, wie er’s fertige, und frnh nnd spat dran fein, daß er’s fzum Schluß] fein [polire und] ansarbeiia « 32. Also [auch] ein Töpfer» der ninß ·[stets] bei seiner Arbeit sein, und die Scheibe mit feinen Füßen umtreiben, nnd muß immer mit Sorgen [daß er’s nur fertig brin e] sein Werk inacheiy und hat sein gewiß snach der ahl der anzufertigeiiden Geschirre bestimm- tes und bezahltes] Tagwerk. II. Er muß mit seinen Armen ans dein Thon fein Gefciß formiren, nnd muß sich zn seinen Fußeii ninde bucken [be·sser: muß mit seinen Füßen den Thon geschmeidig machen]. 34.» Er muß denken, wie er’s »[endlich] fein glasure, und frnh nnd spat den [Brenn-] Ofen fegen Idamit nichts] Unreines an seine Gefäße koiiime und fie ver- der e . s 55. Diese alle trösten sich ihres Handwerks [ihrer Hände Arbeit, daß sie ihnen Glück und Wohl! at bringceä nnd ein jeglicher fleißigt sich, da»ß er seine rbeit [re t klug und Yschickt anfertigen] konne fund so haben sie auch ihre rt von Einficht und Klugheit].· 36. [Aber darum ist ihre Bedeutung xn der Welt nicht gering anzufchlagem denn] Man kann ihrer in der Stadt nicht entbehren lohne sie kann keine Stadt gegründet werden, kann kein Fremdling sich niederlassen, kann niemand hin und her wandern zum Handel, es beruht auf ihnen aller Handel und Wandel. 37. Aber man kann sie nir end hiuschi en [besser: man begehret ihrer nicht ei der Berathun in der Volksversammlung, noch thun sie si Fliehe das Herzeleidl Die Arbeiter für diese Welt und die Weisen. 73 in ihr herum; sie können der [Richter-] Aemter auch nicht gewarten-O, noch in der Gemeine regieren. 38. Sie können den Verstand nicht haben, die Schrift zn lehren [und den Bund des HErrn mit seinem Volk und feine heiligen Rechtsordnungen darzulegen] noch das Recht und Gerechtigkeit cwas recht und billig ist, erkennen und gnderen zu predigen. II. Sie konnen die sspruche in denen die imm- lische Weisheit niedergelegt wird nicht lesen [ esser: erfinden und hervorbringen] soudernksie haben darin ihre, auch hohe Bedeutung, daß n? nur en der eitlichen Nahrung warten [und helfenj da diese irdisåse Welt im Bestand erhalten werde], und denken [auch in ihren Gebeten vor dem HErrUJ nicht weiter, denn was sie mit ihrer Arbeit gewinnen mögen. V) Vor Zeitwörtern drückt die Vorsitbe »ge« zunächst starker« oder schwiicher ein Mit, Zusammen aus, z. B. ge- frieren, geriunen, gestehen (Hiob IS, 30), woran sich dann die Bezeichnung des Zuneigendem Anhaltendem Dauerndem Rahmen, Behagenden knüpft, z. B. gelangen, gelingen, ge- schweigen, gerathen u. s. w.; gewarten heißt also: mit Alcsdaner warten. (Weigand.) Vgl. I. Kbin s, c) Anm- Kap.· 39, V. l. Wer sich aber darauf geben soll Barauf richtesk das; er das Gesetz des Hochsten sals die uelle aller eisheit] lerne [und iiber dasselbe nach- denkesp der muß cvor allem] die Weisheit aller Alten ersor then, und in den Propheten tin welchen die Weis- heit der Alten niedergelegt ist] studireru Z. El! muß lsodann die Gegenwart benutzen, näm- lichjs die Geschichten lReden und MittheilUUgenJ der bernhnilen Leute merken, und denselben sgenauen den künstlichen Spritchen derselben] nachdenken, was sie bedeuten und lehren. Z. Er muß die [tiefe Bedeutung und den geheimnis- vollen Sinn der] Ygeisllichen Sprüche [überhaupt der Spriichwörter und äthsel zu verstehen] lernen, nnd in den tiefen [Gleichniß-] Reden sich üben. 4. Der kann Dann] den Fürsten dienen cund mit ihnen verkehren] und bei. den Herren sein. b. Er kann sich schiclen lassen [oder auch selbst herum- wandern] in fremde Lande lohne Gefahren]; denn er hat versucht [besser: er sucht überall zu erfahren], was bei den Leuten taugt oder nicht taugt; » h. Und ·[vor allemjl denkt sein solchers wie er sruhe anfstehe [in jungen ahren schon anfange], den HErrn Zu suchen, der ihn ge chassen hat; nnd betet [fleiszig] vor ern Holhsteu sdaßder ihm Weisheit schenke] . 7. Er thut seinen Mund getrost ans zum Bitten und Flehen] und betet sur des ganzen olks Sünde srichtigert bitter um Vergebung seiner« Sünden; denn der Sünde muß ledig sein, wer weise werden will]. 8. Und wenn dann- der HErr also versöhnet ist [ge- name: wenn der HErr dann will], so iebt er ihm den Geist der Weisheit reichlich sJak. I, 5; es. 11, 2], Daß er weisen Rat nnd Lehre geben lann ge- it. «walt1i3lich, dasiir er dem H rrn dankt in seinen: Gebet. Und der HErr giebt Gnade dagin daß sein Rath nnd Lehre sstch Iiicht irren, sondern g iIckIichJ fortgehen Wji1TMiiIili-« e: betrachtet-s knomiich die Geheimuisse der Weisheit Gottes] zuvor bei sich selbst; darnach sagt er seinen Rathnud Le re» [die er aus der himmlischen Flzecsfeät gesechbpftd hist, ifdtermsannq lorgrsdcirnachh ver? ang erau , un eweie .e tut Her: rü me sich] der heiligen Schrift [die ihm solche Weisheit, Freude und Trost gegeben . » . l2. Und viele verwundern sich lund preisen ihn ob] seiner Weisheit, und sie sgenaueer er und sein ruhm- volIer Name] wird nimmermehr untergehen. 13. Sein ·»wird nimmermehr vergessen, und sein Name bleibet sur und sur. 14. Was er gelehret hat wird man weiter sauch unter andern Völkern] predihen sund auch sie werden seine Weisheit preisen] und »die [ganze] Gemeinde [der Jignger der himmlischen Weisheit auf Erden] wird ihn ru wen. « 15. Dieweil er lebet, hat er einen rbßeren Namen, denn andere tausend; und nach seinem To e bleibt sbessert erhöhet sich] ihni [noch] derselbige Name. Das 40. Kapitel. Vermahnung zum Lohe Hutte-s. Klage, übel: der Menschen Elend. F. In dem sechsten, von V.16 — Koo.42,14 reichenden haciptlheil des Buche« stellt der Vers. Betrachtungen über die Schöpfung des hErrn and die Stellung des Menschen in derselben an. I. v. 16-—Ilt. In einem wohlgeordneten, abgerundeten Ganzen behandelt dieser erste Abschnitt den Gedanken, das) alle Wertie des hGrru gut find, und dasl alles, was er gebietet, zu seiner Zeit geschieher Um deswillen fordert der Vers. zunächst die Frommen zum preise des:- hErrti aus (V. 16——-20). Dann erörtert er seinen hauplgedantien nach drei Seiten: 1) alle Werke des HGrrn müssen gut sein, weil er ja der Allmtichtige und Allwissende ist; L) weil, was er thut und gewährt, den Frommen zum Segen, den Gottlosen aber zum Unsegen gereicht; Z) die Rölhe nnd Uebel dieser Welt, die den hauptgedanlien zu widerlegen scheinen, sind Strafen Gottes, in denen sich doch auch nur Gottes guter und guädigcr Wille vollzieht. (V. 21———26; 27—32; 33——37). Zum Schlatt fordert er wieder out. den hGrrn um solcher Wahrheit willen zu preisen (V. Eis-Jst) Its. Jeh habe noch etwas mehr zu sagen swas ich über die große Frage, wie sich der HErr zu dem Uebel auf Erden verhalte, als Wahrheit erkannt habe]; denn ich bin [so erfüllt von himmlischer Weisheit] wie ein Bollmond [und es treibet mich, sie Andern initzutheilen]. 17. Gehorrhet mir shbret mir aufmerksam zu], ihr heiligen Kinder sihr Frommen; denn nur euch gilt das Folgende], nnd wachset Ein Geiste durch Ausmerken auf meine Weisheit so errliclF wie die Rosen, [im fruchtbaren Boden] an den [was erreichen] Bachlein ge- hflanget [Ps. l, Z; Jein 17, S, » I . Und gebet [durch lieblichenLobpreisz des HErrnJ fußen Geruch von euch, wie Weil-kaum; blnhet, wie die Lilien sljos 14, 6], und riechet [wie sie] wohl. 19. Singet loblich, und lobet den HErrn in allen seinen Werken, preiset seinen Namen herrlich. » 20. Daniel ihm, und lobet ihn mit Singen und Klingen [begleitet euren Lobgesang mit lautem Cithers spiel], nnd sprechet also ini Daniel« » 2l. Alle Werte des HErrn [in seiner ganzen Schöpsung] sind sehr gut [1. Mos.1, 31; 1. Tun. 4, 4], nnd was er gebeut, das geschieht zu rechter Zeit [und eben darum, weil alles in des HErrn Hand stehet, so, ist auch alles gut]. 22. Und nian darf nicht sagen: Was soll das [wel- chen»Nutzen hat jenes]? Denn zu ihrer Zeit toincnen sie gewunschet swerden sich alle Dinge als nützlich zeigen]; gleich als da durch sein Gebot [am dritten Schöpfung?- tag l. Mos.1, 6 ff.] das [die Erde umgebende] Wasser stund wie Mauern, und durch sein Wort die Wasser 74 Sirach II, 23-—41. 4o, 1--—32. it, 1——4. stunden, als wären sie gefasset [genauer: die Wasser- behalten, nämlich die Meere, Seen und Flüsse, ent- standen und das Trockene vom Wasser gesondert wird] 23. Denn was er dizich sein Gebot schaffet, das ist lieblich und man darf uber leineu Mangel klagen an seiner Hilfe. » Genauer: 23. Denn alles was ihm wohlgesallh das cschiehet auf sein Gebot, und niemand vermag sein get! sdas er auf Erden schaffen will] zu hindern. Dein Werk kann niemand hindern, dein Arbeit darf nicht ruhn, wenn du, was deinen Kindern ersprießlich ist, willst thun. (P. Gerhardh Besiehl du deine Wege -— V. 4). 24. sAber nicht blos nach seiner Allmacht, auch nach seiner Allwifsenheit sind alle seine Werke Aguttj Aller Menschen Werte sind dorthin, und vor seinen ugen ist nichts verborgen vermag sich niemand zu verbergen] 25. Er siehet a es von Anfang der Welt, bis an’s Ende der Welt, und vor ihm ist kein Ding neu sdessen Entstehunsk und Ursache er nicht kennete]. 26. an darf» sda er] nicht sagen: Was soll das! Denn er hat ein icgli es geschaffen, das; es zu etwas dienen soll. · 27. sEr thut auf Erden immerdar Großes, sowohl segnend, als auch strafend] Denn sein»Segen slenßt daher, wie ein [gewaltiåer] Strom. nnd trantt Fund be·- srUchtetJ die. [trockene] rde, wie eine Sindfluh so. i. eine große Ueberschwemmungs — Daß hier nicht auf das Weltgericht der Siindfluth hin- gewiesen werden foll, deutet schon der unbestimmte Artikel an. Vielmehr gebraucht Luther hier das Wort uoch in feiner uesprfinglichen Bedeutung, nach welcher es von jeder großen Ueberschiveminung, auch der segensreichem gesagt werden konnte. Vgl. I. Mos is, 17 Auen. 28. Wiederum sein Zorn trifft die (gottlosen] Hei- den, als [z. B] wenn er» ein wasserreich Land swie das Siddimthalj verdorreu laßt sdaß es ein unfruchtbarer, salziger Boden wird] » 29. Sein Thun ifi bei den Heiligen recht fund ge- fällt ihnen wohllz aher die Gottlosen stoßen fich daran [und fallen darüber in neue. Sünde Hof. 14», 10]. 30. Alles, was von Anfang »gefchasfen ist, das· ist den Frommen ut [u»iid dienet ihnen Tit: Seligkeit]; aber den Gottlo en schadlich lja auch das ’este verkehret fich ihnen durch ihre Sünde in Verderbenbringendes Weish 16, 24; Rö»m. 8, Pf. · · Si. sEs giebt jedoch viele Dinge, die an sich weder gut, noch böse sind, sondern erst durch den Gebrauch zum Guten oder Schlimmen aussschlagenj Der Mensch sbe-] darf« sals nothwendig] zu feinem Leben kzehn Dinge-J Wasser, Feuer, Essen, Salz, Mehl, Honig, Milch, Wein»- Oel und Kleider. V) ,,D«i·irf en« gedraucht Luther in folgenden Bedeutungem i) von bedürfen, nöthig haben (.Hiob 22, 2; Matth 2i3, es; 1,Joh. n, 27 u. ö); Z) von brauchen, Ursache, Grund haben (1· Mos «, 22; Hiob as, 7 u. ö); s) von Freiheit, Befugniß, Recht wozu haben (Jph. 22, 27-u. ö), a) wagen, sich unterstehen (l. Mos «, l5).—«««) Palästina war ein reiches Weinland, ebenso war der Gebranch des Oels ein sehr ausgedehnter; deßhalb erscheinen diese beiden Dinge hier auch unter den iiothwendigen Lebensbedürfiiissem IT. Solches alles sobwohl an sieh weder gut noch bog] iomuit den Frommen zu gut, und den Gottlofen zu Schaden can ihrer Seele].» · » Its. Es sind auch Hviele Dinge ausdrücklich ur Strafe geschaffem so stnd die Winde ein [»=- zum] Theil ur Rache gefchasfen, und durch ihr Slurmen t un sie EtüchtIgeUJ Schadenz » sit. Und wenn die Strafe kommen foll, so toben sie, nnd richten den Zorn aus des, der sie geschaffen hat. II· Feuer, Hagel, Hnn er, Tod P. i. Pestileng dergl. der schwarze Tod], so ches alles it zur Rache ge- en sit. Die wilden szerfleischeiideUJ Thiere, Seorhionem [giftiszge] Schlangen und Schwert [d· i. Krieg) sind auch zur ache gefchasfen, zn verderben die Gottlosem 37. Mit Freuden thun sie seinen Gottes] Befehl, nnd sind» bereit, wo er ihrer bedarf auf rden; nnd wenn das Slnndleiu [der Heimsuchung über die Sünder] kommt, lassen sie nicht ab süberschreiten sie nicht den Befehl ihres Schöpfers Pf. 148, 8]. 38. Das ist’s [:ilso], das ich» anfing und gedachte zn schreiben [genauer: wovon ich von jeher fest fickherzsfgt war, was ich erwog und auch nieder- rie : sit. Nämlich, das: alle Werke des HErrn gut sind, und ein jegliches zu seiner Zeit uiifz ist [und auch als solches- erkannt wird] 40. Daß man salsoj nicht sagen darf: Es ist nicht alles gut loder das eine ist schl1mmer als das andere]; denn es ist ein jegliches zu seiner Zeit auch in der Zteiåszcheäisl Augen] toftlich svon hoher estimmung 41. Darum soll man den Namen des HErrii loben und danken, intt Herzen und Munde. II· Kaki. do, 1——11. Es wird nun der Gedaniie ans« einander-gelegt, das! das« Leben des Menschen voll Mlihsal sei. Erwartung und Todesfurclil hält ihn gespannt (V. i. 2). Leidenschaften lassen weder den hohen iioclj den Riedrigen zur Ruhe kommen, selbst nicht in der Nacht, wo Träume ihn ängstigen .(V. 3——7); dazu leiten allerlei plagen, die um der Bösen willen entstanden sind, auf allen Geschöpfen, nnd Riicliiiehr zur Erde ist das gemeinsame Leo- (V. 8-——1l). Der Abschnitt bildet demnach das Gegenbild und eine Er- läuterung des vorigen. Obwohl alles, was der HErr scljasfeh gut ist, so hat sich doch vieles durch die Sünde der Menschen in Mtihsal und Plage verwandelt; ihre Ur- sache liegt nicht im Meter, sondern allein im Menschen. Kein. 40. B. 1. Es ist ein elend jämmerlich Ding nni aller Menschen Leben shiob 7, 1-; 14, l; Pf. 90 I; Jesus; trinke« seitens.uisbniesniikxi i: U. Mos. 2,g7; Hiob i, 21«; Preis. 5, 14J. Z. Da ist [in ihren Gd ken] immer S r e, [Todes-] Furcht, Hoffnung, unde zciiietzt der Tod. o g Z. Sowohl bei dein, der in hohen Ehren list, als bei deni4GerxigfteiälczufdErdeåi; S »F [ P . owo ei em, er ei e genauer: urdnr und Krone trägt, als bei·deni, der einen groben Kittei an hat— »Da ist· Funter ihnen] immer seins vonden sieben Dingen, die ie beunruhi en :] Zorn, Eifer, Wider- wartigteit lllnruhe des Gemut s] Unfriede, und Todes- fuhr, Neid und Zank. 5. Und wenn einer des Nachts auf seineiwBette ruhen und schlafen foll, [hat er auch da nicht einmal Ruhe, sondern es] fallen ihm mancherlei sbeuiiruhigendej Gediinkeiovor« i n) i w « i i s isic i n is . enner ei euienigrue, o ’ o .o gut wie] nichts: denn» erschrickt swie einer, der auf eine Gefahr gespannt ist und darum Vom leisesten Ge- räusch usammenfährH im Traume, als sehe er die . n euner im ugeni er o en n IV« iimYiiY c· A brck d lychst A it] aufwacht, und siehet, das; ersicher ist, so ist ihm, als Ader ans der Schlacht entronnen ist, und ist wnnder froh fund freuet und verwundert fiel) darüber], daß die Furcht nichts [ohne Ursache] ist gewesen. Alle Werke Gottes smd gnt für die Frommen. Trübsal und Angst sind Folgen-der Sünde. 75 8. Solches [V. J] widcrfährt allem Fleisch, beide Menschen nudB1eh, aber den Gottlofen streifen alle Plagen] siebenmal mehr. b. [Nämlich:] Mord sgenauerzVestilenzL Bsut -vergieszeu], Hader, Schwert so. r. Krieg] Ungluch un er, Verderben [Verheerung des Landes] und [aller- ei and-] Plage. 10. Solchee alles ist [uranfänglich] geordnet wider die Gottlofeu szur Strafe für die Stint-ej; denn auch die Süudfluth [1. Mai· s, 17 Atem] ntn ihret willeu kommen mußte. Das 41. Kapitel. Von Vergleichung elcicher sonderbaren Stücke. Vom sohmarohen nnd Betteln. llon der sfnrcht des Todes. « 11. Alles, was ans der Erde kommt swas irdisch ist] muß sendlichj wieder u Erde werden [1. Mai. 3, 19; Preis. 1, -, wie a e Wasser wieder in’s Meer fließen saus wel em sie uraufänglich gekommen sind]. III. v.12 — usw. in, n. te. Diese« Aosnjnitk kam: man wieder in zwei einander gegeniiberstchende Theile: V. 12—28 nnd V. 29 — Kur. M, 16 zerlegem In dem ersteren wird zunächst der Gedanke ausgeführt, das! un· gerechtes Gut sammt ihren Herren nicht gedeiheh wohl aber Treue und Wohlthun (l1. 12—--17). Darnach werden 27 verschiedene Annehmlichkeiten und Güter des Lebens so ans· gezählt, das! se ein drittes vor zwei anderen den Vorzug verdiene, zuletzt aber die Gortesfurcht als alle überragend genannt nnd ihr reicher« Segen dargestellt wird (V. t8—28). Im zweites: Theile bespriiht der Vers. die schlimmen Dinge im Leben im Gegensatz zum vorhergehenden. Zunächst das Bettlerlebem welches schlimmer sei als selbst der Cod (U. 29—32); sodann den Tod selbst (V.Rap.1l1, V.1——7); endlich das Unglücli der Gottlosen besonders durch ihre Kinder und durch den Untergang ihres Namens (V. 8—16). — Der Zusammenhang mit dem vorigen Ilbschnitt liegt wohl darin, dasl im Folgenden darauf hingewiesen wird, was» bleibt trotz des gemeinsamen Looses zu sterben, und einige gute nnd schlimme Seiten des Lebens beleuchtet werden. 12. Alle Geschenke [die man durch Bestechung er- langt], nnd unrecht Gut müssen untergehen sdenn sie haben keinen Segen] aber die Wahrheit sbesserx Treue und EhrlichkeitJ bleibet ewiglich [.Spr.10, J; Jen 17, 11]. 13. Der Gottlofen sungerecht erworbene] Güter versiegen [allmalig] wie ein Bach [im heißen Sommer] wie ein» [getoaltiger] Donner verrauschl [und nicht ge- hort werd] Im slauterr Platz-J Regen sHiob 6, 15 f.]· . Sie find frohlicln solange sie Geschenke nehmen; aber zuletzt gehen sie doch zu Boden. Rrchtigerz 14. Wie der Fromme sich freuet sund glücklich ist], daß er dieHäude anfthun ann [um woblzuthuns so werden die Gottloseu Bre hartherzrg die Hände verschließeii], gänzlich zu runde gehen cund unglücklich werden] 1·5. Die Nachkommen der Gottlofcn werden keine Zweige [d. I. keme Kinder] kriegen, nnd der llngerechten Wur- el soder Sproß] stehet auf einem bloßen [von Erde entb ößtenJ Felsen sund kann nicht Wurzel treiben Kuh. W, 35; Weisln 4, 3 ff.]. » 16. Und wenn sie gleich sehr feucht und am Wasser stunden, werden sie doch [gleich dem SUmpfgraZJ ans- gcrotteh ehe» sie reif werden fund ehe anderes Gras abgemaht wird] , 17. Wohlihun laus einem guten, frommen Herzen? aber ist wie ciu gesegneter Garten, und Barmherzcgiec bleibt ewiglich. » » 18. Wcrszstch mit seiner [Hände-] Arbeit nahten· und läßt ihm genugen sund wer ihm lässet an Wemgem einigen] der hat sdie haben beide wohl] ein sein ruhig heben. Das heißt einen Schatz uber alle Schatze finden Zichtigerz Aber über beiden stehet der, welcher eichthum findet; sein Leben ist silßergf 19. Kinder zeugeu nnd die Stadt be ern [besser: Wer vielKinder hat und eine Stadt erbauet], macht [seinem Namen] ein ewig [langdauernd] Ge- dächtnis; aber ein ehrlich streues und keusches] Weib sbringet dem Mann] mehr [Ehre], denn alle die beide. 20. Wein nnd Saitenspiel erfreuet das Herz: aber die Weisheit [und zwar die Liebe zu ihr] ist lieblicher, denn die beide sWeish 7, 10]. 21.. Pfeilen sFlötenj und Harfcn lauten wohl, aber eine freundliche [gehaltvolle, wohlgeformte] Rede cans des Weisen Munde] besser, denn die beide. » 22. Dein Auge siehet gerne, was lieblich nnd schon gftsd aber eine sjungej grüne Saat lieber, denn die e e. 23. Ein Freund kommt [wohl] zum andern szu ge- wissen Zeiten, zumal] in der Noth; aber lüber beides, Freund und Genossem gehet] Mann und Weib [die] vielmehr fja stets beisammen und zur gegenfeitigen Stiitze sind] 24. Ein Bruder hilft dem andern in der Noth; aber über beide gehet] Barmherzigkeit [die man aus reiner iebe geübt hat; die] hilft viel mehr. 25. Gold .und Silber erhalten einen Mann [in seinem Glück, sodaß er nicht wankt und fällt]; aber [über beide gehet] viel mehr ein guter Rath sbessert kluge ErnstchtL 26. Geld und Gut machet Muth; aber viel mehr die Furcht des HErru cSpa 10, 15]. 27. Der Furcht des HErrn maugelt nichts, und [wer] sie [im Herzen hat] bedarf keiner sondern] Hilfe. 28. Die Furcht des HErrn ·ift ein gefegucter Gar-« ten, nnd nichts so schön, als sie ist. 29. Mein Kind, gieb dich nicht aufs Betteln; es ist besser sterben, denn betteln. · 30. Wer sich auf eines andern Tisch verläßt fund verlangend und bittend auf ihn schauet], der gedenkt sich nicht mit Ehren zu nähren [genauer: deß Leben ist seines Namens nicht werth]; denn er muß sich [oftmals] versuudigen um fremder Speise willen. » 31. Aber davor svor einem solchen BettlerlebeUJ hntet sich ein vcrnuuftigcn weiser Mann. 32. Bettelei schmeckt wohl dem Unverschämten Maul; aber er wird zule t ein boses Fieber davon kriegen. Besserx 32.· er uuversrhgmte Bettler macht wohl mit-fernem Munde fuhe[liebreiche] Worte [um etwas zu bekommen, und ist also voll Heuchelei und, Verstellung]; aber in seinem Innern bren- netein Feuer sdes Unwillens und Zornes, und peinigt Ihn, daß er so thun muß] Knie. 41. B. l. O Tod, wie bitter bist du, wenn an dich gedenkt ein Mensch, der gute Tage und genug hat, und ohne Sorge lebt, 2. Und dem es wohl gehet in allen Dingen, und Der] noch wohl [zu]»essen [ver-] mag. O Tod, wie wohl thust du Dagegen] dem Durfttgern 4. Der da schwach und alt ist, soder] der in allen Sorgen steckt, und nichts Bessers zu hoffen, noch zu er- wartet! hat lgenauerz der über sein Loos unglück- lrch ist und der dretHoffnung verloren hat]. 76 Sirach 41, 5—-29. 42, 1——24. Z. Fürchte [du aber] den Tod nicht, Gedente [viel- mehr] daß also von: HErrn geordnet ist aber alles Fleisch, beide derer, die vor dir gewesen sind, und nach dir kommen werden Gebt. 2, 15]. · s. Und was weigerst du dich wider Gottes Willem [ist es nicht zuletzt doch einerlei] du lebest zehn, hundert oder tausend Jahrt 7. Denn im Tode [im Todesreiche sind alle gleich, da] fragt man nicht, wie lange einer gelebt hat. Das 42. Kapitel. Von Rermnsedeiung der cgottlosem und Erhaltung des guten Namens. s. Die Kinder der Gottloseky und die [richtiger: und zwar wenn sie] sich wiederum] zu den Gott- losen gesellen [und ihren Eltern in ihrer Gesinnung enge? isuerldzäi eitel Greuel [und verabscheuungswurdig eis . , « . 9. Der Gottlosen Kinder Erbgut kommt um sund Armuth ist ihr Loos], »und ihre [der GottloseUJ Nach: kommen [i·iverhaupt] mussen [werden gewißlich immer] verachtet sein kHiob 20,»10]. » 10. Die inder mussen ila en uber den gottlofen Passe; denn um feinetwillen sin sie verachtet kWeish Z, ]. 11. Wehe each Gottlosen, die ihr des Höchsten Ge- setz verlassetl » » 12. Jhr lebet oder fterbet, so seid ihr [gleicher- weise] verflucht HWeish. Z, 17 fs.]. 13. Gleichwe allen, so aus der Erde kommt, wiede- rlim zu Erde wird, also kommen die Gottlosen aus dein [zeitlichen] Fluch Zikir klingen; Perdammniß keins folgt dem andern mit othwendig eit]. » 14. Eines Menschen Leiden mag hie wahren, fo lange er lebet lMenschen trauern iiber ihres Leibes Verwesung; aber doch bleibet ihnen noch zurück das Andenken ihres guten Namens-L» aber der Gottlosen Name [fogar] muß swird sicherlichj vertilget werden, denn er taugt nicht [Spr. 10, 7]. 15. [Darum:] Siehe zu, daß du einen guten Namen behaltesh der bleibt gewisser, denn tausend große Sihatze Goldes [ red. 7, 1]. · · 16. in Leben, »es sei· wie »gut [und·glückselia] es wolle, so wahr-et es eine ilcinegei ; aber ein guter Name bleibt ewiglich [Jak. 4, 14; Hiob 14, 1]. IV. u. 17 —- Kiu ne, in. Dies. de: reizie unsre-sitt unseres Bachs, der Sitteolehren ausspricht. Der Vers. fordert zunächst seine Schüler non Neuem aus, seinen Lehren zu folgen und besonders zwischen falscher und wahrer Scham zu unterscheiden (V. 17—19). Dann zählt er in 18 Bei« spielen aus, wessen man sich schämen müsse (V. 20—29), und in einigen wenigen, messen man sich nicht schämen dlirse(Kap.42,1—8). Endlich stellt er dar, welche Sorgen ein Vater« ütier eine Tochter haben könne, und wie sich litter- haupt jeder im Umgang mit Frauen hiiieu müsse (v. 9—1lt). 17. Meine Kinder, wenns euch wohl gehet, so sehet zu, und bleibet in Gottesfurcht [und haltet meine Lehren von ihr und lebet darnach]. Es folgen hier im Grundtext zwei Verse, die Luther übergaugen hat, weil sie unter Kap- 20, V, 32 u. 33 be- reits wörtlich ebenso vor-kamen. Es scheinen im Volk ge- läufige spriichtvörtliche Reden-essen gewesen zu fein und fügen fich auch hier gut in den Zusammenhang, standen daher ur- sprünglich wohl auch an dieser Stelle: Denn verborgene Weisheit [die sich nicht in einem gottseligen Leben beweisetj und ein unsichtbarer Schuh, welcher Nutzen liegt in beiden? — Besser · ein Mensch, der seine Thorheit verbirgt, als ein Mensch, der seine Weisheit verbirgt. IS. Warum schiimet ihr euch meiner Wortes sge- nauerx Darum so fchämet euch nicht der Weisheit und Gottesfuichu sondern dessen, das ich im Folgen- den nennen will, und das fchämenswerth ift.] 19. Man schämet sich oft, da man sich nicht schämen sollte, und billigt oft, das man nicht billigen sollte [Kap. 4, 25]. 20. Es schäme sich lrichtigeu Schäme dich vor] Vater nnd Mutter der Hurerei, ein Fnrst und Herr [richtiger: vor Fürsten und Herren, die von ihren Untergebenen vor allem Wahrheit erwarten dürfen] der Lager; 21. Ein Richter und Rath [r»ichtige·r: Schäme dich vor dem Richter und Vorgesetzten] des unrechten [des Ver ehens], die srichtiaerz vor] Gemeine und Volk des Ungesorsams ldeines ö entlich begangenen und auch öffentlich zu bestrafenden erbrechens]; 22. Ein Nächsten. crichtigen Schiime dich vor dem Nächften nnd Freund Leid zu thun []oder: der Bexeidigung ein srichtigen vor dem Nachbar [schame dich] des Steh end. » . Jm Grundtext folgt hier wiederum em V» den Luther libergaiigen hat, dessen Urfpriinglichteit aber nicht zu be« zweifeln ist: t Fchäme dich, Gottes Wahrheit und Bund zu über- re en. P. Schäme dich, daß du mit deinem Arm, shab- gierig] auf dem Brod uber Tisch swährzsnd der Mahl- Zeit] liegest [ohne dein Armen davon mitzutheilen]. 24. Schäme dich, daß da übel bestehest in »der [Ab- legung deiner] Rechnung [und also ob deiner Einnahme oder Ausgabe, daß du verschwenderisch oder knauserig gewesen, gescholten wirst], und nicht dankest, wenn man ich graste. 25. Schäme dich, nach den Huren zu sehen, und dein Angesicht von deinen Blutsfieuuden zu wenden [ohne ihnen den verlangten Beistand zu leisten] 26. Schame dich, das Erbtheil un Morgeiågzabe seines andern] zu entwenden, und eines andern eib zu begehren. » · · »2 . Sihame dich, eines andern Magd zu begehren, und uni ihr Bette zu stehen. · 283 Schame dich, deinem Freunde cgeleistete Dienste] auszurotten; und wenn du ihm etwas lauf feine Bitten] gie st, so verweise es ihm nicht [mache ihm nicht Vor- würfe darüber Katz. 18, 15. 18; 20, 15]. « » 29. Schauie dich, nachzusagen alles, was du gehoret hast, und zu offenbaren Zieimliche vertraute Rede. Also saller dieser Dinge] schamest du dich· recht, und wirst [dann] allen Leuten lieb und werth sein» »Kap. »42. B. 1. Aber dieser snun folgenden Stucle schame dich keines, und um niemand-s Gunt oder Ansehen] willen thue Unrecht: namlich gerftlich schäme dich nie] des Bandes und Gesetzes des Hochsien sdasz du darinnen stehest und darnach lebst]; 2. Den Gottesfiirchtigen bei Recht zu erhalten; 3. Trenlich handeln gegen den Nachsten und Ge- sellenz den Freunden [bei deinem Tode] das [dir be- schiedene] Erbtheil zuzuwenden; 4. Fleißig sein, rechtes Maß und Gewicht u halten; zufrieden sein, du gewinnst sim Handel] viel o er sauch nur] wenig Es. Wes. W, 35]; Schäme dich, dessen du dich schämen sollst. Lobpreiß der Herrlichkeit Gottes in seiner Schöpfung 7—7 5. Recht handeln mit zeitlichen! Gut siiåmlich beim Erwerb desselben] in Kaufen und Berlanfenz die Kinder mit Fseisc iehen [und d»abei der Ruthe nicht sparen] den bosen necht wohl staunen; b. Vor einem bösen Weibe das deine wohl bewahren Fund verschließem damit du nicht durch ihre Liederlich- eit zu Schaden kommest]; wo viel sLente im Haus und darum viel] Eingreifens sviel Verfuchung zum Stehlen ist, alles wohl verschließen; » 7. » as man ihnen muß unter die Hunde geben, alles zahlen und abwägen, alle Ausgabe und Einnahme [genau] anschreibenz · · 8. Die Unverstandigen iind Thoren uiiterweisen [mit Worten strafen], auch die gar alten Leute, daß sie sieh nicht niit den jungen haderu [und ihre Ehre auf’s Spiel setzen und dabei doch den Kürzeren ziehen] Also swenn du dich alles dessen schämest] wirst du ein recht wohl- geschickter [ein in Wahrheit wohlgebildeter] Mensch Heini, nnd bei allen Leuten gelobet swohlgelitten werden]. 9. Eine Tochter, die noch unberathen [ohne Einsicht] ist, macht dem Vater viel Wacheneh und das Sorgen sur sie nimmkihm viel Schlafsz weil ssolangeä sie jung ist, daß sie mochte lvor der Zeit] veralten so ne zu ihrem natürlichen Ziele, zur Heirath, zu kommen], oder wenn sie einen Mann kriegt, daß er ihr möchte gram [und sie also ungliieklichj werden. 10. Oder weil [solange] sie noch Jungfrau ist, daß sie möchte geschiindet, und in des Vaters Hause schwanger werden; oder wenn sie bei dem Manne ist, das; sie sieh nicht recht halten sihm untreu werden], oder er kein Kind mit ihr haben möchte. 11. Wenn deine Tochter nicht sehninhaftig ist, so halte fie hart, daß sie dich nicht deinen Feinden zum Spott mache, und die ganze Stadt von dir sage, und du von einem jeden Schande sbeleidigende Vorwürfe] hören, und dich vor allen Leuten schämen miisseft [Kap. 26, 13]. · 12. Siehe :dich nicht um nach schönen Menschen fes ist verfiihrerisch, sie anzuschauenj und sei [insbesondere] jiiiiizt so gerne um die Weiber [zumal wenn sie schdn in . i is. Denn gleichwie aus den BBschönstenJ Kleidern Motten kommen, also kommt von eibern [und zumal von den schönsten, dem Manne] viel Böses, 14. Es ist itcherey bei einem bösen Manne zu sein, denn bei einem freundliehcn [liebkosenden] Weibe, die ihn sbinternach oft] zu Hohn und Spott macht sdurch ihr Siånkrleiäesn herrisches Wesen — denke an Simson und e l ct . Das 43. Kapitel. Bob Heiles um das Werk der Schöpfung, und Erhaltung aller Dinge. G. Jn diesem 7. und letzten tjouptlheil des Bachs, welcher von V. 15 —- Katx 50, 28 reicht, lobt und preist Sirach die Herrlichkeit Gottes, wie sie sich erstlich in den Werken der Schöpfung offenbart und ferner in der Geschichte des Volkes Gottes, besonders bei den Trägern der Offenbarung, linndgethan hat. I. v· 15 — new. its, 37. Es. iik dies wieder ei» i« sichsmohl abgerundetes Ganze und gehört nach Inhalt und Form zu den heroorragendsken und schönsten Abschnitten des Bachs. Mit dem vollen Gefühl menschlicher« Be- schränkung den grossen werben Gottes gegenüber preist er »den Wien, das: er seine Macht und Weisheit in den werben der Schöpfung verherrlicht habe, in einem Lobgesang, durch den er auch den Leser auf die Höhe seiner Betrachtung zu versetzen vermag. Unter den Wundern der Schöpfung weist er dabei nur auf die erhabeuskem gewaltigsien und unbe- greislichsten.. hin, auf die Wunder des Himmels und des Meeres. Nicht zufällig ists, das) das Ganze in sieben Ge- danlienreichen sieh zerlegt. Jm Eingang (V. 15-—20) meist er darauf hin, das! es unmöglich sei, die Werke des tjErrn vollkommen zu preisen, da Einsicht in alle Wunder des THE-tu, der alle Tiefen ergründe, dem nichts unbekannt sei, selbst den heiligen des Vollis nicht verliehen sei (V. 21 bis 26). Thema des Ganzen: Gott schufalles ohne frem- den Rath aufs schönste, lebendig, in heiliger Ordnung nnd zu gegenseitig« Unterstützung; die Herrlichkeit der Sonne (Kap. its, 1-—5); der Mond, die Sterne und der Regen« bogen (V. 6——13); der Schnee, der Hagel, der Reif und das Gewitter (V. til-TO; das Eis und die Dürre, der Nebel und der Thau, das Meer und seine Geschöpfe (V. 22——28); Sihlnsdx Lauter Lobpreis der Herrlichkeit des HErrn und unser Untier-mögen, seine Werke zu verstehen (V. 29—-37). 15« Jch will nun preisen des HErrn sSchöpsungsd Werke, aus der heiligen Schrift seine Werte veriundigem wie ich’s gelesen habe. R»ichtiger: 15. Jkh will nun preisen des HErru Schopfungswerke und was ich davon gesehen, will ich verkundigen salles zu sehen ist niemand mög- lich, denn überaus herrlich sind sie]; auf s ein [bloßes] Wort sind sie entstanden [Ps- 33, 9]« 16. Die Sonne szwar] giebt aller Welt Licht [be- leuchtet und durchschauet alles] und ihr Licht ist das» allerhelleste Licht [ja voll der Herrlichkeit des HErrn und ein Abglasiiz derselben] 17. sAber Menschen sind nicht im Stande, die Herrlichkeit des HErrn in der Schbpfung gänzlich zu durchschauen; ja:] Es ist aiich den Heiligen sden Be- gnadigtsten unter dem Volke Gottes] von den: HErrn noch nie gegeben, daß sie alle seine Wunder aussprechen könnten; denn der allmächtige HErr hat sie zu groß ge- streicht, und alle Dinge sind zu groß, nach Wurden zu o en. 18. Er allein [durchschauet alles und ist nichts vor seinen-Blicken verborgen; er] erforschet den Abgrund des Meeres] und der Menschen Herzen, und weiß, was e [wenn auch noch so fein, aussinnen und] gedenken. 19. Denn der HErr weiß ckEttberhaUPtJ alle Dinge, und siehet, zu welcher [auch no so weit in der Zukunft liegenden] Zeit ein jegliches geschehen werde. 20. Er verkündigh was vergangen, und was ukiinfti ist, nnd offenbart sden Gottesfiirchtigen und eisen , was verborgen ist« [ einen verborgenen Rathschluß über die Welt, daß sie ihm nachspitren und erkennen sollen]; er verstehet alle Heimlichteit [der Herzens nnd ist ihm [auch] keine Sache skein Wort auf den Lippen] ver- borgen [Dan. 2, 22]. » 21. Er beweisetseine roßeWeisheitherrlich· [wört- lich: Er schmückte die underseiner Weisheit, nämlich seine Schöpfung, auf’s Herrlichste aus]; nnd er ist [sie, nämlich diese Schöpfungswundey bleiben] von Ewigkeit bis in Ewigkeit svom Anfang, da er sie schuf, bis an’s Ende der Zeiten werden ste Zeugen seiner Weisheit sein]. » 22. Man kann ihn [richtiger: sie] weder großer noch geringer tnachen, nnd er bedarf sbedurfte u ihrer Herstellung] keines [Bei-] Raths [Jes. 40, 13 s] 23. Wie lieblich sind alle seine Werke, wiewohl man iaiim ein Funklein davon erkennen kann. 24. Es lebt alles, und bleibt für und für; und wozu er ihrer bedarf, sind sie alle gehorsann 78 Sirach 42, 2-5. 26. 43, l—-37. 44, 1——26. 25. Es sind iiumerziuei gegen [besser: und] zwei, und [zwar] eins [männlich] gegen eins [weiblich, daß sie sich fortpflanzen und ewig ble1ben]; und was er macht fgemacht hat] daran ist kein Fehl skeinem unter allen seinen Werken fehlt sein geschlechtlicher Gegensatz, so- daß es zu Grunde gehen müßte] 26. Und hat ein jegliches geordnet, wozu es sonder- lich nütze sein soll sgenauert daß es des Andern Glück und Wohlbefinden befördern soll]. Kuh. 43. V. 1. Und wer kann sich seiner Herr- lichkeit [in seiner Schöpfung] satt sehen? »Man siehet seine Herrlichkeit an der machiigeu roßen Hohe, au dem hellen Firmamenh an dem fchöncn Qiuimel Z. Die Sonne, wenn sie [in ihrem vollen Glanze] ausgehei, vertiindiget sie den Tag srichtigeiu die Herr: licbkeit des HErrn Pf. 19, sie ist sgerade im Ausgang] ein Wundern-er! des Hochstem Z. Jm Mittag trocknet sie die Erde [aus], nnd wer kann [dann] vor ihrer Hitze bleiben? 4. Sie machte heißer, denn viele Ofen, und brennet dritter] die Berge [aus], und blciset eitel Hitze von sich idaß die Dünste der Luft glühend werden] und fjjvenn ie dann aus: den Dünsten hervorstrahlt] giebt sie] so heiter-Glanz von sich, daß sie die Auges: blendet lPt 19, 7J. Z. Das muß ein großer HErr sein, der sie gemacht hat, und hat sie heißen so fchuell laufen. 6. Der Mond in aller Welt fbesserx in allen Stücken muß er-] scheinen [gena·u] u seiner Zeit, und die ouate [ ahre und Jahreszeiten] unterscheiden, und das Jahr austheilen [genauer: und Vorzeichen von Zukünftigem geben I. Mof 1, 14. 16]. 7. Nach dem Mond rechnet man die Feste sdes Volkes Gottes]: es ist ein Licht, das abnimmh und wieder zu- nimmt [und nach seinem verschiedenen Phasen richten sich die heiligen Zeiten]- 8. Er macht den Monat svon ihm hat der Monat feinlen Namen]; erwächfet nnd verändert sieh wunder- bari » eh. h. Er leuchtet auch fals ein Leiter und Ordner für] das ganze himmlische Sternen-] Heer in der Hohe am Firmamcnh und die he en Sterne zieren die Himmel« 10. Also hat sie der HErr in der Höhe heißen die Welt erleuchteu [besser: als leuchtenden Schmuck ges ch offen] , 11. Durch Gottes Wort snach feinem Befehl] halten sie ihre Ordnung, und, wachett sich [auf ihren ihnen an- gewiesenen Posten] nccht mode. 12. Siehe deu Regenbogen an, und lobe den, der ihn gemacht hat; denn er ha sehr schöne Farben. 13. Er hat den Himmel sein rund gemacht [in glänzendem Kreise umschlungen] und die Hand des Höchsten bat ihn aus ebreitet. » 14. Durch sein ort sauf seinen Befehl] sallt ein roßer Schnee; nnd er liißt es finden; er der Erde als trafender Richter erscheint] wunderlich durch einander bli eu [soda die Blitze m Massen sich hervordrängen], da sich der immel anfthut [genauer: darum öffnen ich, um seine Strafwerkzeuge, wie Schnee, Blitze u. a» heranszulassem die Vorrathskammern des: Him- mels, in denen der HErr dieselbigeir aufbewahrt Hiob 38- 23]. · · 15. Und die Wolken svoll Schnee, Hagel, Viehe] schweben sdrän en sich eilig in dichtgedrångten Massen hervor] wie ie Vögel feilend und gedrängt dahin] te en. f! gilt. Er iuacht durch seine Kraft die Wollen dicke, daß Hagel swie Steine] herau5faklen. 17. Sein Donner erschreckt dieErde, und Berge zittern vor ihm swenn er im Gewitter als Richter erscheint]. 18. Durch seinen Willen wehct der Siidwiitd und der [fti"1rmische] Nordwiud 19. Und wie die Vögel stiegen, so wenden sich die Winde, und wehen frichtigeri Und der Wirbelwind; und wie Vögel herabfliegem streitet er, der HErr,] den Schnee dureh einander, daß er sich zu Haufen wirft, als wenn sich die Heuschrecken nieder thun. 20. Er ist so weiß, daß er die Augen blendet, und das Herz muß steh verwundern solches seltsamen Regens. 21. Er [der HErrJ schüttet den Reif aus die Erde wie Salz; und wenn es fder Reif] gefrieret, so werden Eiszacleiy wie die Spitzen an deu Stecleu [Dornen]. 22. Und wenn der kalte Nordwiud wehrt, so wird das Wasser zu Eis; wo Wasser ist, da wehet er aber her fund macht es erstarren] und zeucht dem Wasser gleich [-sam] einen Harnifch au sHiob 38, 30]. 23. Er sder HErrJ verderbet sverzehret mit der Sonnenglanz] die Gebirge, nnd verbrenuet die Wusteu, und verdorret alles, was grün ist, wie ein Feuer. 24. Dawider hilft. [aus seinen Befehl] ein dicker Nebdeh und ein Thau uach der Hitze, der erquirlt alles wie er. 25. Durch sein Wort [nach seinem weisen Plan] wehret er dein Meer, daß es nicht ansreiße fgenauerx machet er hier und da still die Tiefe des Meeres]; nnd hat [daselbst] Inseln drein gesaet. 26. Die auf das Meer fahren, die sagen» ferzählen uns] von seiner Fährlichkeitz und die wir’s huren, ver- wuu ern uns. 27. Daselbst sind seltsame Wunder, mancherlei Thiere und Wallsisrhe süberhaupt Meeresungeheuers durch die- selbigeu schifft man hin sbesserx Er aber, der HEry der alles gemacht, in dem alles Bestand hat V. 28, giebt allem Glück und Gedeihen]. » 28. Summa, durch sein sallmächtiges Schöpfer-J Wort bestehet alles fund wird alles erhalten Heda I, 3]. W. Wenn wir gleich viel snoch viel mehr von der Herrlichkeit seiner SchöpfUUgZwerTeJ sagen, so können wird doch nicht erreichen ihn, den HErrn, nach Würden zu preisen] Kurz: Er i ’s gar [in ihm und durch ihn und zu ihm siud alle Dinge, in ihm lebet, webet und ist alles Nim- 11, 36]. 30. Wenn wir gleich alles hoch rühmen, was ist das? Er ist doch noch v el höher, weder [= als L. Ehren· 29, 34 Anm.] alle seine Werte [Ps.138, 2]. 31. Der HErr ist unaussprechlich groß fund er- schrecklich] und seiue Macht ist wuuder arlich. e » 32. Lobet und preiset deu HErrn, so hoch ihr ver- moget; er ist doch uoch hoher. 33. Preifet ihn aus alleu Kräften, und lasset uicht ab. 34. Noch werdet ihrs nicht erreichen sihn nach Würden zu preisen] » 35. Wer hat ihn gesehen, daß er von ihm sagen konnte? wer kann ihn so hoch preisen, als er ist! sit. [Und] Wir sehen seiner fherrlichen Schöpfuugsd Werte [noch] das weuigstez denn viel größere sind uns noch verborgen. 37. Denn alleu, was da ist, das Bat de: HErr ge: macht, und gieb»t’s sdurch seine Weis eitJ den Gottes- futcbti en Izu ruhen fund soweit es iivöglieh ist, zu verste en s. 25, 14]. . Rückblicke auf die Glanzpunkte in der Geschichte des Volkes, FspHenockzLNoahgggiuidJdiiegspatriargchgenz Das M. Kapitel. igemeines Lob berühmter Leute, souderiioh etlichen« Erznäten II. v. 1 — keep. so, es. Auf den Leop-us der Hex-r- lichlieit des hErrn in den Werken der Schöpfung folgt nun sehr pasfend ein· Riiciiblicti auf die Glanzpuiilite in der Ge- schichte des Vollies Gottes. Auch hier gilt es aber dem Vers. darum, nachzuweisen, wie sich die Herrlichkeit Gottes gleicherweise in der Leitung seines auserwählten Volkes durch Leid nnd Freud offenbarte. Der Stoff ist fast ohne Ins· thaten den Schriften des A. T.’s, zum Theil sogar wört- lich, entlehnt; die dichterische Form ist wohlgelungeir und dem iedesmaligen Gegenstande trefseud angeheilt. Die Ab· licht dcs Vers. ist dabei, sein Volk durch Erinnerung an die graste Vergangenheit in der triiben Gegenwart im Glauben an den hErrn und in der Liebe zum ganzen Vosiie zu stärken nnd zu heben. Ein ähnlicher Riictiblicti auf die Vergangenheit des Vallies Gottes findet sich auch im Buche der Weisheit Sol. (Kap.16 ff) und in anderen apotirgph B. Das wohtgeordnete Ganze dieses Ilbschnitts zerfällt zunächst in 3 Haupttheile, nämlich die Einleitung, die Ausführung, in welcher die hanptträger der Ge- schichie des Voll-s nach den hauptnerioden derselben und ihre Chaten besprochen werden, und der Schlust An« hangsweise wird dann noch auf die drei harml- nnd Erb- feinde des Volkes Gottes hingewiesen. Diese 3 Haupttheile bilden wiederum 14 kleinere Abschnitte, die im Folgenden mit Kleinen lateinischen Buchstaben bezeichnet sind. n. [V· 1—15] (Eingang:) preisen wollen wir die berühm- ten Männer des Volkes. Eine große Anzahl in mannig- faltigen Aemtern umgab der HErr mit Ruhm. Aber von Vielen unterihnen ist Name und Nachkommen- schaft spurlos verschwunden. Nur der wahrhaft Frommen Name und Geschlecht hat sich erhalten und wird fortdauern bis an? Ende. 1. Lgsset une loben die berühmten Leute, und [zivar] unsere Vater snach dem Fleisch] nach einander. Z. Viel herrliche Dinge hat der HErr bei ihnen Edurch sie] gethan von Anfang [von der Urzeit an] urch seine große Macht. » Z. »Sie sdie einen von ihnen haben sals Könige] ihre Konigreiche wohl regieren un lobliche Thateu ge- than. Se [andere] haben sals Propheten] weidlich gerathen und geweissaget. 4. Sie [andere] haben sals Weise und Führer des Volks] Land nnd Leute regieret sauf Gottes Wege ge- leitet] mit Rath und Verstand sEinficht in die göttliche Wahrheit] der Schrift [richtiger: andere waren Lehrer des Volks und zeigten ihre Weisheit in ihren Reden zum Unterricht]. Z. Sie [andere] haben die Musik gelernet, nnd gegsiicllpitclle Lieder [wie die Psalmen, Hiob, Hohe-Blieb] ge et. b. Sie saudere endlich] sind auch reich gewesen, nnd haben große Gnter gehabt, und im Frieden [ihr Haus] regiereh weil [solange] sie hie gewesen sind. - 7. Also ftud iie alle»zu ihren Zeiten löblich gewesen, und bei ihrem Leben geruhmt [worden]. 8. Und [doch ist ein großer Unterschied unter ihnen vorhanden :] die feinen von ihnen] haben seinen] ehr- lichen [auch von den spätesten Geschlechtern noch ge- rühmten und gepriesenen] Namen hinter sich gelasseiu b» Aber die anderen haben keinen Ruhm [kein srtihniliches Andznken bei der Nachwelt] nnd find uni- lonniiew als waren sie nie gewesen. Und da sie noch lebten, waren sie eben, als lebten sie·uicht» fgenauen und sie wurden, als wären sie nie da ge- wes en]; nnd ihre Kinder nach ihnen auch also. 10. Abersenen eiti en swahrhaftfrommenijikeuten sunter ihnen], wel ei« FThaten der Gerechiig eit sbis in die spätesten Zeiten] nicht verge en swerdenj wird, ist ein gut Erbe [bei der Nachweltj geblieben, sammt ihren Kindern. · 11. Ihre Nachtommen find [wie sie] im Bunde. [Abrahams] geblieben- iiad um ihretwillenjweilihre Gesinnung und»ihr Segen forterbte] sind ihre Kindh- tinder sur nnd sur geblieben. 12. Und ihr Lob wird nicht untergehen. 13. Sie sind im Frieden begraben; aber ihr Name lebt ewigliih » 14. Die Leute reden [noch in den spätesten Zeiten] von ihrer Weisheit, · » 15. Und die Gemeine lGottes aller Zeit] verlan- diget ihr Lob. b. Es folgt nun Die Ausführung des Themas [V. 16—19]. Zunächst werden aus der ältesten Zeit die beiden heroorragensten Männer, Henoch und Noah, genannt. 16. Enoch gefiel dem HErrn wohl, und ist cvon ihm von der Erde] weggenommen [in den Himmel] daß er der Welt eine Vermahnung zur Buße wäre [1. Mos. s, 24]. 17. Noah ward erfunden unsiräflich [1. Mos.6,9], und zur Zeit des Zornes hat er Gnade fanden, 18. Und ist übrig behalten auf Erden, da die Sündftuth [1. Mos 6, 17 Anm.] kam. 19. »Und er empfing den Bund sGottes mit der Erde] sur die sDauer der] Welt, daß nicht mehr alles Fleisch durch die seine] Sündfluth vertilget werden follte [1. Mai· 9, 15J- c. Die patriarctjenzåikt.,2zlhrczlåcum, Jsaak, Jakob 20. Abrahauy der hochberühmte Vater vieler Völker [1. Mof 17, 4] hat seines Gleichen nicht in der re 2"1. Er hielt das Gese des sonsten, ma- Gott machte. mit ihm einen Bau , und stiftete [befiegelte] gcnselbtsin ilfzuudFsdiikgch ldlcissteisigkyzeEches Beschnei- un]neine .o. ,. .-nn er ward? treu erfunden, da er svom HErrn in dein Gebot, Jsaak zu opfern] versucht ward [1. Mof 22, t2]. 22. Darum verhieß ihm Gott mit einem Eide [1. Mos 22, 16 ff.], daß durch feinen Samen die Hei: den sollteu gesegnet werden, und er, wie der Staub der Erde, gemehret follte werden [1. Mos. 12, 3], 23. Und sein Same erhbhet, wie die Sterne und Erben» sdes verheißenen Landes] werden von Einem snämlich dem rothen] Meer bis ans andere sdass mit- tellaäidischsgjtuiid Tut-It Øåzagsseiisx sgeiå Eårphratgbiisn bis Ei! ck c Un e TM e U c i c Wüste im Siideizi 1. Mos 15, IS; L. M. 2 By« 24. Und sdex HErrJ at denselbigen Segen sder da kommen»sollte] uber alle ensclien, und den Bund gurh also bestatigct unt Jsaat [1. M. 26, 3 f.], um feines Vaters Abrahams rothen. undæfleibäujiaisgitilssllkmåhitsfs Sgfclixzjjjuf Jakob komme« Dis. Er hat Bruch] ihn gnädiglich gesegnet, nnd das Erbe sdes Landes] gegeben, und eh: Theil sdes Landes Theile] ab esondert, und in die iwolf Stämme getheilt [1. Mos o, 28]. , ziehen, ohne seine Kinder allein, nnd und Sirach 45, 1——32. 46, 1—-23. 47, 1——31 Das 45. Kapitel. Von Muse, daran und Pius-has. d. Die Zeit der Gründung des Volkes Gottes, Moses, Aaron und Pinehas (V. 1—32). 1. Er hat aus ihm kommen lassen den heiligen Mann Mos e, der aller Welt lieb und werth war [2. Mos. 11, Eis, nnd beide Gott nnd Menschen ihm hold waren, deß Name hoch gepreiset wird. » 2. Er hat ihn auch geehret, wie die heiligen Vater [die Pairiarchen], nnd hoch erhaben, daß ihn die Feinde fürchten mußten; und ließ ihn mit Worten ldurch das bloße Wort] viel Zeichen thun. .3. Er machte ihn herrlich vor den Königen, nnd ab ihm Befehl an fein Volk, nnd zeigte ihm szum åzlxiläseine Herrlichkeit [2. Mos. 16, 2; 4. M. 1- , . 4. Er hat ihn auserkoren zum heiligen Stande, um seiner Treue und Sauftmnth willen [4.Mos. 12, Z. 7], uikdt ans allen Mcnschen [zum Mittler des Bandes] e etwa . Z? Er ließ ihn hören feine Stimme, nnd fiihrete ihn in die sinstere Wolke [in der er selbst gegenwärtig war 2. Mos 20, Zu. » s. Er hat ihm gegenwartig svon Angesicht zu An- esichtJ die Gebote gegeben, namlich das G h des Lebens nnd der Weisheit, daß er Jakob sollte den Bund lehren, nnd Israel seine Rechte. 7. Er hat Anton, seinen Bruder, aus demselben Stamm Levi auch erhohet , und ihm gleich szu gleicher Heiligkeit und Ehre wie Mose] auserioren [2. Mos. 4, 14 ff.; 28, 1 f.]. 8. Er machte einen ewigen Bund mit ihm, nnd gab ihm das Priesterthiim im Volk [4. Mos 25, 13; 2. M- 29, 9; 40, 15]. » 9. Er hat ihnehrlich [= ehrenvoll] und schon ge- kleidet, und legte ihm einen herrlichen Rock silberhaupt PriesterkIeidUngJ an, und zog ihm allerlei Schmuck an. 10. Er riistete ihn mit kosilichem Geschmeide age- nauer: Zeug von» Kleidern] , und le te ihm an als die drei Hauptbestandtheile seiner PrieiierkleidUngJ die Niederlvand das leineiie Unterbeinkleid], den langen Lbis zu den ndcheln reichenden Ober-J Rock nnd Leib- rocl [das Ephod odenSchulterkleid 2. Mos 28]. » It. Und hing viel guldener Schellen und Knaufe [künstliche, dreifarbige mit Gold durchwirkte Granat- äPfelJ umher an ihn san den unteren Saum des OberkleidsL daß es »k»liinge,»wenn» er aus- und ein inge, und der Klang gehoret wurde im H»eiligthuiu, ainit seinesss Zlfziilks vor Gott gedacht wurde [2. Mos. 28 , . ; » » 12. Ja, [er zog ihm an] den heiligen [Schulter-] Rock ldas EphoM mit Golde, gelber Seide nnd Schar: lach gesiiclt [2. os. 2·8, Z, f·];» , I« . Das Machtschildlein shing ihm] ans der Brust, mit dem Licht nnd Recht [darinnen], kunstlich lau-S scharlachrothem Zeug] gewirkt, nkit den edlen Steinen, darin die Namen der zwolf Stimme Jsraels nnd in Gold gefasset durch die St»;eiiischneider, daß ihrer [der Fåridersesraelj gedacht wurde vor Gott [2. Mos. 28, 14. EEUdlIchJ Das gtkldeiie Stirublatt an dem Hut [der KopfbiUdeJ , darin die [Jnfchrift:] Heiligkeit sdes HErrnJ gegraben war; welches alles war herrlich, kost- lich, lieblich nnd schon [2. Rief. 28, 36 f-]· II. Man hat deßgleiilien vor ihm nie gesehen. Its. Es mußte s= durfte] sie auch kein anderer an- f Kindeskinder sur ne. - — »17. Seine [ihm befohlenenJ Opfer wurden tggelich äigeiiåigl sMorgens und Abends] vollbracht [2. of. f. . ·18. Moses füllie» ihm lals er ihn zum oben- priester weihte] »die Hunde [1nit Opfergaben als eichen der Belehiiung 2. Mos 28 , 41] , Und salbetr ihn mit dem heiligen Oele [:-3. M. 8, 12. 19. Es ward Damals] der Bund mit ihm Tgemachh daß er und seine Sohne ewiglich. so lange die age des Himmels wahren, ihm dienen, Priester sein, und sein Volk in seinen: Namen segnen sollten [4. Mos. 6, 27]. — 20. Er hat ihn erwählet ans allen Lebendi en, daß er dein HErrn ohsern sollte»Speisopfer und slduchohfer Im fußen Geruch und Gedachiniß ldaß der HErr des olks in Gnaden gedenke], das Volk [durch Brand- opserj zu versöhnen [2. Mai. 30, 7 f.; Es. M. I, 17]. 21. »Er befahl ihm das Amt seines Worts, daß er Jakob seine Zengnifse lehren, nnd Israel mit seinen: Gesetze erlenchteii sollte [5. Mai. 33, 10]. 22. Es rotteten sirli wohl andere wider ihn, und ueideten ihn in der Wnsleznamlich die mit Dathan und Dilthiriim waren, nnd die wnthende Rotte Koriih [4. Mos - s]- 23. Aber der HErr sahe es, nnd gefiel ihm nicht, und sie wurden verschlungen im grimmigen in. 24. Er beweisete ein schrecllich Wunder an ihnen, und verschlang sie mit seinem Feuer [4.Mos.16, 31 f.]. 25. Egehrete Aaron noch weiter, und gab ihm ein Erbtheil: namlich alle Erstliiige theilte. er ihm zu: vor allen andern herordnete er ihnen [den Priestern zum ersten sals nothwendigstes Lebensbedürfnißj rods genug. 26. Denn sie sollten essen Eben] des HErrn Opfer [die Stücke, die ihnen zukamen] die er ihm nnd seinem Samen gab. 27. Aber sie mußten [= durften] kein Theil am Lande haben, noch mit dem Volk erben; sondern der THE? war ihr Theil und Erbe [4. Mos 18, 20; 5. M. As. Pinehas, der Sohn Eleasars kund Enkel Aaronss war der Dritte in solcher Ehre [dem in dieser Zeit hohe Ehre gebührt]; der eiferte in Gottessnrcht [4. Prof. 25, 7——13]. » · 29. Und da das Volk [zum Gotzendiensy abfiel, stiind er treulich, fest und keck, und versobiiete Israel» 30. Darum ward ihm gegeben der Vund des Frie- dens, daß er deiu Heiligthum [dem Priesterstandl und dem Vol; vorstehen und er nnd seiii Same die Priester- liche Wurdigkeit [d. i. die hohepriesterliche Würde] ewiglich haben so»llte. » 31. Gleichwie mit David ans dem Stamme »Juda der Bkndgissuiiachfi llist, daß allein aus seinen Sohnen einer on: en o ; 32. Aglso sollen auch Aaron nnd sein Same die alleinigen] Erben ldes Hohenpriesterthums sein [und o gebe denn der HEry eitch, den«Priesterii, daß man uns· Weisheit lehre [genauer: daß ihr allezeit Weis- heitnm Herzen hab? und sein Voll recht regiere [regiere·t], auf daß ir [hder Kindes: Israel] Stand und Herrlichkeit nicht unterge e, sondern sur und sur bei ihnen bleibe. Das 46. Kapitel. Von Josua und Anlaß, den Richter-n, und Samuel. a. Die wichtigsten personen aus ver Zeit der Besisnahme des Landes» und der Richter [V. 1-—23]. Die Zeit der Gründung des Volkes Gottes bis zur Vliithezeit des Reiches. 1. Jesus Navc [Jofua, der Sohn Nun’s] war ein Held im Streit, und ein Propbet nach Mose sMofis Nachfolger im Prophetenamte 5. M. St, 9], . Der große Siege behielt [errang] fiir die Aus: crwiihlten Gottes »[wie sein Name: »der HErr ist Hilfe« giebt] und sie rachete an den Feinden, von welchen fte angegriffen worden [2. ihr rbe sdas hl. Land] kriegten [Jos. I, S; 13, 7]. Z. Er hat sschon bei seinersZeitgenossen große] Ehre erlanget, ·da er »die Hand ausreckte, und das Schwert znclte wieder die Stadte [Jos. s, 18].. 4. Wer ist jemals so freudig surfprünglickx freidia Weis-h. 5, 1 Anm.] gestanden? Er fing die Feinde des HErrn [genauer: denn der HErr selbst focht wi- der die Feinde Jos.10,42]. Z. Um seinetwillen stund die Sonne, und ward ein Tag solang als zween [J. ·10, 13 f.]. · s. Er rief an den Hochsteii und Viachtigem da er seine Feinde· allcuthalben driingete: und der HErr, der Große, erhorete»ihn,·iind ließ sehr große Hagelsteine sallen auf die Feinde II» 10, 11]; 7. Und schlug die« idersacher todt, da sie sdurch einen Engpaß]-herii»iiter zog» . Und die Heiden wurden gewahr, was diese fiir Ges n? hatten, · 8. Und [Nc"imlich] daß er HErr selbst gegenwärti ware in dem Streit; und er jagte dem Gewaltigen na crichtigerz und er, Josua, gehorchte dem All: mächtigen in allen Stücken] 9. Und zur Zeit Mose that er und Caleb, der Sohn Jephunng ein gut Wert sdadurch sie ihre Fröm- migkeit bewiesen]; da stunden sie wider den Haufen Ezenauen da wollten sie die Feinde im Lande anaan bestreiten 4. M· 18, 30], nnd wehreten dem Volk die Suiide [nämlich abziifallen vom HErrn und nach Egypten umzukehren] und stilleteii den schiidlicheu [boshafteii] Aufruhr [4. M. 14, 6 f. . 10. Darum sind sie zween allein [am Leben] er- halten unter sechs hundert tausend Mann, und haben [darnach das [neue] Volk zum Erbe gebracht in’s Land, da Mit und Hoiiig innen Mußt. 11. Und der HErr erhielt den Caleb bei Leibes- träften bis in sein Alter, daß er sals Greis: von 85 « ahnen] hinanfzog [in die Gegend von Hebron] aufs ebirge im Lande [und es eroberte als sein Erbtheil]; und sein Same besaß cfiir alle Zeiten] das [vor: ihm erworbene] Erbe [Jos. 14, 6 ff.]; 12. Aus daß [an ihm] alle Kinder Israel sähen, · wie ut es ist, dem HErru ehorchem El. Und g Namen, welche [von ihnen] nicht Abgötterei trieben, noch - vom HErrn absielen, werden [mögen] auch [in allen « Zeiten] gepreiset [werden]. » 14. Jhre Gebeine [mögen] grauen noch immer, da sie liegen sihr Andenken möge sich stets erfrischen]; 15. Und ihr Name wird smöge immer von Neuem] gekrteiset [werden] in ihren Kindern, aus welche er ge- er e 16. Und Samuel, der Propbet» des HErrn, von seinem Gott geliebt, richtete ein Königreich an, nnd salbete Fursten uber sein Voll. 17· Und richtete die Gemeine nach dem Gesetz des HErrn, nnd der HErr sahe Jakob wieder lgnädig] an. 18. Und der Prophet [in seinem Prophetenamtd ward [er] rechtschasfen und treu erfunden; und man er- kannte, »19. Er rief [·1. Sam. 7] an den H»Errn, den Machti en, da er seineFeinde allenthalben drangete, und junge ammer szur Suhne des Vo te] opferte. . 20. Und »der HErr donnerte vom Himmel herab, nnd ließ W) huren in einem großen Wetter, M. 17, 9 f.], auf daß Israel « daß seine Weissagungen gewißlich wahr wurden. s 81 21. Und zerschlug die Fürsten zu Tyrns snach an- derer Auslegung: die Fiirsten der Feinde] Und alle Herren [Anführer] der Philister. 22. Und, vor feinem Ende, ehe er starb« hezengete er vor dem HErrn und seinem Gesalbten sdem Könige Saul) daß er von keinem Menschen Geld, auch nicht einen Schuh genommen hätte: und kein Mensch konnte « ihn etwas zeihcn [1. Sam. 12, 3 ff.]. «23. »Und da er nun entschlafen war, weissagte er, und vertundigte dem Konige sSauls sein Ende, und ließ sich horen aus der Erde hervor, und weissagte, daß die ottlosen Leute sdas Volk um seiner Sünde willen] Follten umkommen [1. S. 28, 3 ff.]. Das 47. Kapitel. Vom Riiciige David, Summa, Jioljoam und Forum-am. r. Die Bkiiihezeit des» Reiches unter David und Salomo. Fseillunglfesselben unter Rehabeam und Jerobeam 1. Darnach zur Zeit Davids weissagte Nathan [2. Sam. 7, 2 f.; 12, l f.]. » 2. Und David war unter den Kindern Israel aus- erkoren, wie das Fette sdas Beste] am [fehllosen] Opfer Gott geeignet war. ·· Z. Er giri »mit Lowen um, als scherzte er mit Böck- lein, nnd mit aren, als mit Lammeru [1. S. 17, 34 ss.]. 4. Jn seiner Jugend schlug er den Riesen todt, nnd nilihnåwkg d·i»e·» Schmach sder Philister] von seinem Volk k . . 5. Auf hub er seine Hand, und warf mit der Schleu- der, nnd schlug den stolzen Goliath darnieder. s. Denn er rief den HErrn, den ·Hochsten, an, der stcirkte ihm seine»Haud, daß er erwurgete den starken gri·e»ger, und erhohete das Horn [die Macht] seines o s. ·· 7. Er ließ ihn [bei seiner Rückkehrvoii derSchIachtJ ruhmen als zehn tausend· Mann werth [1. S. 18, Z f.], nnd ehrete ihn mit gottlichem Segen, daß er die könig- liche Krone kriegte. - 8 Er schlug die Feinde allenthalbem und vertilgte ; « « it , · V ik di» Ruyter» ei» jegsicher M» seinem» Fzesoiidersq die Phiiser seine sdes o es Gottes] idersachen nndszerbrach ihr Horn [ihre MachtL wie es noch heutiges Tages zerbrochen ist [2. S. 8, 1]. 9. »Für ein jegliches Wert? dankte er dem Heiligen, dem Hochsten, mit einem schonen Liede. 10. Er san» von ganzem Herzen, und liebte den, der ihn gemacht alte» · 11. Er stiftete Saiiger bei dem Altar, nnd ließ sie seine süßen Lieder singen [1. Chr. 17, 7; 26, 1]. 12. Und ordnete, die Feiertage herrlich zuhalten, nnd daß man die Jahrfeste durchs ganze Jahr schön be- gehen sollte, mit Loben den Namen des HErrn, und mit Singen des Morgens [vom frühen Morgen an] im Heil gthiim · · » I . Der HErx vergab ihm seine· Sunde [2· Sam. 12, 13, und erhohete sein Volk ewiglich, nnd» machte einen und mit ihn: [mit David] daß das Konigreich nnd königlicher Stuhl in Israel auf ihm [bei seinem Samen] bleiben sollte [2. S. 7, 16]. 14. Nach ihm ward König sein kluger Sohn S alo m o, dem der Vater gute Ruhe [vor allen Feinden] geschasst hatte, daß er im Frieden regieren. 82. 15. Denn Gott hatte ldurch Davids Siege] alles Hi umher stille gemacht, daß er seinem Namen ein bliebe [1. Kön- 5, 3 f.; 6, I] 16. O wie wohl lernteft du in deiner Jugend, nnd warest voll Verstandes, wie ein Wasser [z. B. der Nil, Zusåssjeinen Ufern getreten] das Land bedeclt [1. Kön. » 17. Und haft alles mit Sprücheu nnd Lehren er: fullt [und befruchteh wie der Schlamni des ausgetretenen Nils i. Kön 4, 30 ff.]. Und dein Name ward berufen kgerühmt und genannt] fern in die Inseln [die Küsten- ander Europa’s], nnd um deines Friedens wtllen wareft du lieb nnd werth gehalten [1. K. to, 1]. » · 18. Alle Lande verwunderten sich deiner Lieder, Spriiche, Gleichuisse nnd Ausle ungen [derfelben], 19. Und tobten den HErru Frichtigert Dem HErrn zu Lob und Ehren], der da heißt der Gott Israel, 20. Du brachtestjrichtigerx Brachtest du] so viel Gold zuwegen als Sinn, und so viel Silber als Blei [1. Kein. 1o, 27; e. Chr. 1, 15]. 21. Dein Herz hing fich an die Weiber, nnd ließest dich sie bethoren, und hingest deiner Ehre einen Schand- flecl an [1. Kön 11, 1]; . » 22. Du machtest, daß deine Kinder verworfen sein mußten, und der Zorn uber deine Nachkommen ging [1.Kön. 1·1 ff.], zur Strafe Eessen ich bin schmerz- lich ergriffen ob]» deiner horheit; » 23. Da da»s »Konig»re»ich zertheilet ward, und in Ephraim ein abgottisch Königreich entstund [1. K. 12, l6]. 24. Aber der HE»rr wandte sich nicht von feiner Barmherzigkeit, und anderte nicht sein verheißen Wert lseine Verheißung, dem David ge eben 2. Sarg. 7], und vertilgte nicht gar sDavidsj eines Auserwahlteu Nachkommen, nnd that nicht weg den Samen feines Liebhabers; » 25. Sondern behielt noch etwas uber dem Volk Jakob, und eine Wurzel von David. 26. Und Salomo entschlief mit feinen Vätern, s 27. Und ließ hinter sich feines Samens Roboani soder Nehabeam], einen anweisen Mann, das Volk zu regieren. 28. Der keinen shimmlischeiq Verstand hatte, der das Volk der ZOStämmeJ mit feinem Eigeusiun [1. K. 12, 13 ff. abfallig machte. « 29. a n Jerobeaim den Sohn Nebats, der Israel zur s bgotterei [mit den goldenen Kälbern zu Dan und Bethel]« brachte, nnd fuhretc Ephratm in Sande [1. K. 12 15 2sj. 30. Und ihrer Siinden wurden fast s= sehr viel, daß sie zuletzt sdurch den Assyrer Salmanassar aus ihrem Lande vertrieben wiirden f2. K. 17, 18]. 31.» Denn sie erdachten allerlei Abgbttered bis die Rache uber sie kam. Das 48. Kapitel. Von Glitt, Elisiu Ezerhia unt) Jesaia g. Die beiden hervorragendsteti Männer« und gewaltigen Propheten des Reiches Israel, deren Bußruf es aber Überhörte Elias und Elisa [V. 1—18]. » »1, Und der Propbet Elia brach svoll Eifer für den HErrnJ hervor wie ein Feuer, nnd sein Wort brannte, wie eine Fackel; . Z. Und brachte die theure Zeit über sie [1. Köix 17, 1; 18, 2], und machte sie [die Bewohner des nörd- .. Haus bauen, nnd ein Heili thuiic aufrichtete, das fur und sur ;s · · · . s« Himmel zu sdaß es drei Jahre nicht regnete 1. Kön t l Sirach 47, 15——31. 48, 1—-2kZ.gg-gkk9,g izzeosp « » Ecken Reiches durch Hungerstod] geringer durch feinen irr. Z. Denn durch das Wort des HErrn schloß er den 17, 1; at. 5, 17]; dreimal brachte er san dem KarmelJ Feige vom Himmel] herab [1. Kön. 18, 38; 2. K. 1 4. O wie herrlich bist dagewesen, Elia, mit deinen Wunderzeichenl Wer ist so herrlich als du! z. Durch das Wort des Höchsten hast du einen Todten auferweckt lzu Sarepta 1.·K. 17, 17 ffgi nnd wieder aus der Holle kdem Todtenreiche Hiob 7, 9 um«] gebracht. H. Du haft ftolg Könige in Tod und Verderben] geftur et aus ihrem ette [1. on. 21, ·20 ff.], und um- gåbriint lihnen ihren Tod angekündigt K. 1, 4. 7. Du haft auf dem Ver e Sinai gehöret die künf- tige Strafe süber das Reich srael] und in Horch die Rache [1. K. 19, 1—-—18]. 8. Du haft die Könige geweifsa t fund gefalbet , die da strafen sollten [nämlich Hasae und Jehu l. . xkslö ff.], und Propheten uach dir verorduet snnmlich in. — 9. Du bist weggenommen iu einem Wetter, mit einem feurigen Wagen und Pferden [2. K. L, 11]. 10. Du bist 23 f.; 4, 5 f. eines Bachs] verordnet, daß du sjmit deiner Predigt die Menschen] strafen sollst zu se net! Zeit, zu stillen den Zorn cGottes durch Buße derer, die dich hören], ehe der Grimm fdes großen und schreit- lichen Tages des HErrUJ kommt, das Her? der Väter zu deii Kindern kehren, und die Stämme Ja obs wieder- briu en sdaß sie wieder gesammelt und zum HErrn bete ret würden] 11. Wohl denen, die dich fdannj sehen, und nni deiner Freundschaft willen geehret [genauer: und mit Liedbe und Treue zum HErrn geschIiitIcktJ sein wer en. 12. Da werden wir das rechte Leben haben sbesserx Auch ich hoffe es gewißlich zu erleben]. 13. Da Elia im Wetter weg war, da kam sein Geist auf Elis a reichlich [2. Kön- 2, s. 15]. Zu seiner Zeit erscbraik er vor keinem Fursten [2. K. 6, 15], und niemand konnte ihn umwinden. 14. Er ließ sich nichts zwingen snichts ging über seine Wunderkraft hinan-V; und da er todt war, weis- sagte noch sein Leichnam szeigte noch der todte die Kraft des lebenden Propheten Z. K« 13, 21]. 15. Da er lebte, that er Zeichen; und da er todt war, that er Wunder. 16. Noch half das altes nicht, daß stch das Vol! gebessert nnd von ihren Suudeu gelassen hatte, bis sie ans dihrem Lande vertrieben, nnd in alle Lande zerstreuet wur en; 17. Und ein» klein Häuflein [im Reiche Juda] über- blieb, und ein Furst im Hause Davids. 18. Unter welchen etliche thaten, was Gott gefiel; aber etliche sundigten sehr. h. Die frommen Könige Hiskia und Iosia in Juba; unter dem ersteren der prophek Jefaia [V. 19 z— Kap. 49, 4]» 19. Ezechia [oder HisZkiaJ beseitigte sich seine Stadt Bd« Residenz Jerusalem L. Chr-« 3·2, H, und leitete afser fnämlich aus dem oberen Gihoriteiche 2. Köin 20, 20; 2. Chr. 32, 30 an der Westseite des ZioIibergeHJ hinein, er ließ in LdUrchJ den Fels graben, und Brunnen wandte] inachein Piach Maleachks Weissagung in Kap. Z, r Die Theilung des Reiches und die Zeit bis zur Rückkehr aus dem Exil. »Wiederaufbaii des Tempels. 83 20. Zu feiner Zeit zog herauf Sanherib, und sandte Rabfaken 12. Kdn. 18 und 19; Jes 36 ; er hub seine Hand auf wider Zion, nnd trotzte mit großem Hochmiith [2. K. 18, 19 ff.; l. Mart. 7, 41]. · 21. Da erz’ erten ihre Herzen und Hijnde und ward illtznenbiäugy wie einem Weibe in Kindesnothen [2. Köln. 22. Und sie »riefen den barmherzigen HErrn an, nnd huben ihre Hande auf zu ihm [2. K. 19, 15 ff.]. 23.» Und der Heilige im Himmel erhörete sie bald, iligd Zezlofxete sie durch snach dem Worte] Jesaia [2. K. , - - · 24. r srhlugs das Heer der Assyrer, nnd sein Engel veriilgete sie [2. . 19, 35; Jes. 37, 36]. 25. Denn Ezechia that, was dem ibErrii wohlgesiel, nnd blieb bcstandig auf dem Wege Davids, seines Vaters, wie ihn lehrete Jesaia, der» ein großer uud wahrhastiger Progflizet igar gnsssfliyijier ållkceisssagnäigxz it » d» S . u ee en eaia e in ie oune wieder zurück [an get Sdjonnenuhr 2. 20, 9. 11; Hei. 38, ], und er verläugerte fdurch sein Gebet] dein oni e das Leben. -2 . Er wetssagte mit reichem Geiste, was zuletzt ge- schehen sollte, uud gab den»Vetri"ibten zu Zou»Trost [Jes. 40, 1], damit sie sich sur und sur trösten mochten. 28. Er verkündigte das Zukünftige uud Verborgene- ehe denn es kam. Das 49. Kapitel. Von Josia und den Königen in Judex, etlichen großen nnd den kleinen Propheten. lfon andern berühmten Männern und Erzvätern l. Der Name sdes frommen Königs] Josia ist in seinem Andenken so WOhlriecheUdJ wie ein edel s aiichwert aus her Apotheke. · Z. Er ist sufze wie Honig im Munde, uud wie ein Saitenspiel beim Weine. s. Er hatte große Gnade, das Volk zu bekehren, nnd die Greuel der Abgotterei abzuthun [2. Kön 23, 24; 2. Chron..84, 3 ff. 4. Er wagte es mt gau cui Herzen ans den HErrn, er richtete den rechteu Gottes ienst wieder auf lstärkte und befestigte die Frömmigkeit) da das Land voll [Gott- losigkeit und] Abgötterei war. i. Die übrigen Könige Judas; der Untergang des Reiches uda; die Propheten Jeremia, Hesekiel und die 12 leinen Propheten [V. 5—12]. b. Alle [übrigen] Könige, ausgenommen David, EzesZiaIFFEZiZkiaJ und Josia, haben sich ldurch GötZendienstJ ver u e. 6. Denn sie verließen das Gesetz des Höchsten. Auch Afa, Josaphat und Joas erhalten kein gutes Zeug- küß, weil das Volk unter ihnen deni Giihendieiist zugethan blieb (1. Kiste. is, 1t——15; ne, 43 f.; 2. K. 12, s f.). 7. Darnach war »es aus mit den Königen Juba; denn sie mußten ihr Kouigreicb andern lassen, und ihre Herrlichkeit einem fremden Volk [2. K. 20, 17]. 8. Die verbrannten die auserwählte Stadt des Heiligthnms, und machten ihre Gassen wusie [2. K. 25, gk lgie Jerepiia geweissagt hatte [Jer. 7, 34; 20, 4 f.; 9. e« elchen sie übel pla ten [Jer. 37, 14 ff.; 38, 4 ff.;; der im Mutterleibe sfchonj zum Propheten aus- erkoren war [Jer. 1, 5], daß er ausrottem zerbrechen und zerstören, und wiederum anch bauen und pflanzen sollte [Jer. l, 10]. 10. Hesekiet sahe die Herrlichkeit des HErrn im Gefühle, welche er ihm zeigte ans [auf] dem Wagen [der] Cherubim [Ezech. I, 5 ff.; 8, 10].« 1»1. Er hat geweissaget wider die Feinde, und Trost verkundiget denen, die da recht thun. »12. Und der zwölf [kleinen] Propheten Gebeine rnnen rieth, da sie liegen fihr Andenken wird immer irisch und lebendig, ihr Einfluß auf die Herzen »grosz bleiben] Denn sie haben Jakob geleistet, iiud Erlosmig » verheißen, der sie [die Kinder Israel] gewiß hoffen sollten. k. Die Zeit noch der Rückkehr ans der lialigloniseijen Ge- fangenschaft: SerubabeL Josua, Nehemia fV. 13——15]. 13. Wie wollen wir Sorobabel [Hagg.1,1; Esr. s, 2] preisen, der [eine solche Zierde seines Volkes ge- YesFLiJL wie ein Ring an der rechten Hand war [Hagg. 1 . Und Jesus [Jefua], der Sohn Josedechs welche zu ihrer Zeit [die erste Ansiedelung im Lande einführten und] den Tempel baueten, und das heilige Haus dem Errn wieder aufriihtetem das da bleiben sollte zn ewiger rcekrrliflzkeit [um den HErrn ewig darin zu verherr- i en . 15. »Und Neheinia ist allezeit zu loben, der uns die zerstorten Mgnern wieder ausgerichtet hat, und die Thore mit Schlosferu gefetzt, und unsere Hauser wieder gebauet [Neh. Z, 17; 7, 1 f.]. Daß der ausgezeichnete Schriftgelehrte und Anführer der zweiten Ansiedelung, Es ra, nicht auch erwähnt ist, läßt fich daraus erklären» daß der Verf- hier mir zweierlei, die Er- bauung des Tempels und die der Stadt, als Hauptsachen hervorheben» wollte. l. Der Vers. lenkt nun nochmals auf die Urzeit zurück und zwar aus bestimmter Veranlassung. Nachdem die Reihe der berühmten Altvordern geschlossen ist, blickt er zurück und hebt aus Allen drei personen als Männer ganz besonderer Art hervor und schließt so das Ende mit dem Anfang zusammen [V. 16——20].. 16. Niemand ist aiif Erden geschaffen, der Henoch gleich sei; denn er ist lohne Tod] von der Erde weg: gewlliimetsldisaxosfetb lfbaiich nicht welcher war fwie er geträumt hatte] ein Herr iiber seine Brüder, und Erhalter åeiiies Zzjtlks [in der Hungersnoth I. Mos. 37, 5 ff.; A As. Seine zvurden sdaruizi iauchb nahch skinex - nordnung dur ) o e wiederum e m·c ra un bei Sichem beftattet Mos 13, 19; Fing. 24, 32]. 19. Seth nnd Sem sind [zwar] unter den Leuten in großen Ehren gewesen [denn der erstere war Stamm- Vater der frommen Geschlechter 1. Mos 4, 25 f.; der letztere Stammdater der Kinder»Jsrael]. 20. Adam aber ist geehret nber alles, was da lebet, daß er der erste von Gottgeschafien fund also der Stamm- Vater aller Menschen] is. Das 50. Kapitel. Vom Loh 8imon8, des Hohenpriesierz und Sirachs Eifer mider die igottlosen m. Nachdem der Vers. die ruhmdollen Männer der Vergangenheit in einem Gesammtbilde vorgeführt hatte, war noch eine glänzende Erscheinung übrig, deren Erinnerung bis in die Gegenwart hineinreichte, 84 Sirach 50, 1—31. 51, 1—28. der Hohepriesker Simon 1. der Gerecht-e (3l0—291 v. Chr» vgl. 1. Mark. 1, 1l Anm.). Nachdem auf seine Verdienste hingewiesen ist, die er stch durch Bauten um den Tempel und die Stadt erwarb, befchreibt ihn der Verf. mit dichterischem Schwung wie er in- mitten der Priester und dem Volke gegenüber sein hohepriesterliches Amt verwaltet und schließlich die Hände erhebt und dem kuieendeu Volke den Segen ertheilt (V. 1—23). I. Simon [der Gerechte], der Sohn Ouiä, der Hohevriesteiy der zu feiner Zeit [310—29l v. Chr-J uui das Haus Gänge baiiete, und Pfeile: dran setzte [ge- nauer: das Haus Gottes erneuerte und den Tempel aus-besserte Esra 6,15 Anm.].» 2. Und den Grund noch eins so hoch auffnhrete, nnd oben den Umgaug am Tempel wieder zurichten. Nach einer andern Uebersetzung dieser dunkeln Stelle lautet der V« Und von ihm wurde aufgeführt zu doppelter Höhe der Umwallung (der ringsum laufen- den Mauer) die Höhe der Mauer des Heiligthums Z. Zu feiner Zeit war der Brunnen fdas große Wasferbecken im priesterlicben Vorhof, welches Seruba- bel an Stelle des von den Chaldäern zerschlagenen und mitgenommenen ehernen Meeres aus Steinen herge- stellt hatte] verfallen, den fcisfete er mit Kupfer fliefz er wieder aus Kupfer gießen; und sein Umfang war wie eines Meeres 1.Kön. 7, 23; Este. 6, 15 Anm.]. 4. Er sorgte für den Schaden seines Volks sdaß es keine Niederlage wieder erfübre], uiid [zwar] machte set] die Stadt fest wider die Feinde. d. Er that ein loblieh Werk, daß er das Volk wie- der zu rechter Ordnung brachte frichtigerx Wie herr- lich strahlte er am roßen Versöhnungstage, wenn das Volk« seinen» feierlichen Umzug um das Heiligthiim hielt, die Augen auf den aus dem Inner- sten desselben hervortretenden Hohepriester gerichtets h. Wenn er [daiin] aus dem Vorhang [der das Heilige vom Allerheiligsten schied] hervorging so leuchtete Eeåwide der Elliorgenstern durch die Wolken, wie der volle . m, . ) » 7. Wie die Sonne scheinet auf den Tempel des Hochfteu, wie der Regenbogeu mit seinen schonen Farben sgenauen in lichten« Wolken]; 8. Wie eine schone Rose im Leuzen, wie die Lilien am Wasser s-anell], wie der Weihrauchbaum im Leiizeu [besser: im Sommer] z» O. Wie ein angezundeter Weihraukh iin Ränchsaßx 10. Wie ein guldener Scheuer [=- PokalJ mit allerlei Edelsteinen gezieretx » 11. Wie ein fruehtbarer Oelbauin, und wie der hochste Cvpresseiibaunt V. 6 und 7 sollen das Majeftöitifchh V. 8-—-1I das Aninuthige und Liebliche der Erscheinung des Hohenpriesters schildern. 12. Wenn er den schönen [purpurblauen] langen Rock [Kap. 4H, 10] anlegte, und den ganzen sübrigen hohenpriesterlichen] Schmuck anzog, und zum heiligen fBrandopferq Altar trat, so zierete er das ganze Heilig- hum umher. 13.» Wenn er aber ans der Priester Händen die Opferftucke nahm, und bei dem Feuer stund, so auf dem Altar brannte; » »14. So stunden seine Bruder [die Priester und Levitenj rings um ihn her fals herrliche Zierde, und er selbst stand da] wie die Cedern seine Ceders auf den: Libanon gepflaiizh und [sie, die Priester] umiiugeten ihn wie Paliiizweign ’15. Und alle Kinder Aarous cksdie Priester und Leviten, waren] iii ihrem Schmu , und hatten des HErrii Opfer in ihren Händen, vor der ganzen Gemeine Jsrael 16. Und er richtete fein Amt ans auf dem Altar; und that also« dem Höchstew dem Alloicichtigeia ein feines Opfer [und verherrlichte darnach des HErrn Brandopfer noch durch ein Trankopfer]. 17. Er reclte cnämlichl seine Hand aus mit dem Traukopfer [gen.: nach der OpserschaaleL und opferte rothen» Wein, nnd goß»[il)n] an den Boden des Altars, zum fußen Geruch dem Hochsteu, der aller König ist. 18. Da riefen die» Kinder Aaroiis laut, und bliesen mit Trommeten, nnd toneten hoch, daß ihrer sder Kinder Israel] gedacht wurde vor dem Höchsten. 19. Da fiel so bald alles Volk mit einander zur Erdgzauf ihr Angefichh und« beteten zum HErru, ihren: allmachtigen hocbften »Gott. 20. Und die Sanger lobeten ihn niit Psalmen, und das ganze Haus erscholl von dein fußen Getone. 21. Und das Volk betete lzuin zweiten Blute] zum HErrn, dem Hochfteiy daß er gnädig fein wollte, bis der Gottesdieuft aus war, und sie ihr Amt vollendet hatten. 22. Wenn er fder HohePriesterJ nun wieder [vom Brand- oder RauchOPferaItarJ herab ging, so reclte er seine Hand aus uber die ganze Gemeine der Kinder Israel, und gab· Ihnen den Segen des HErrn mit feinem Munde, und spwiinsihte ihnen Heil in seinem Namen [4. Mos. n, 2-i. - 23. Da beteten sie abermal, und nahmen den Segen an von dem Höchsten, 24. Und sprachen: Diese beiden Worte finden sich nicht iin Grundtext, son- dern sind von Luther in der Meinung hinzugefügt worden, die folgenden Verse seien das Dankgebet, welches das Volk nach beendigtem Gottesdieist und empfangenen: priesterlicheii Segen zur Zeit des Hohenpriesters Simon zu sprechen pflegte. Da indeß im Text davon gar nichts angedeutet ist, daß das Volk spreche, und die Worte sich eben so sehr zum Schlußwort für den ganzen Abschnitt, der doch ein solches eben so be- durfte wie einer Einleitung, eigenen, so bleibt man -besser dabei, sie als solches aufzufassen n. Sitsluslwort für die ganze Schilderung der Offen- barung der Herrlichkeit des HErrn in der Geschichte seines Volks (Kap. 44—50): Aufforderung, den HErrn für alle seine erwieseiie Gnade zu preisen und ihn zu bitten, sein Erbarmen von feinem Volke nicht ab- zuwenden. (V. 24——28.) s (24.) Nun danket alleGott, der große Dinge thut an allen Enden, der uns von Mutterleib an lebendig erhält sgenauerx Glück und Segen verliehen hat] und thut iizis alles Gute. 25. Er gebe uns ein frohlich Herz, andrer- leihe immerdar Friede zu unserer Zeit in Israel [wie in den Tagen der Vorzeih des Friedens- Königs Salomo], 26. Und [verleihe] daß seine Gnade stets bei uns bleibe, und [endlich] erlofe seit] uns, solange wir leben [richtiger: zu seiner Zeit, die er feinem Rathschluß zoorbebalten hat]- Es bilden diese 3 Verse die Grundlage für das herrliche Lied Martin Rinkartsz »Nun danket alle Gott«, welches der- selbe als ein recht evangelisches Te Deum laudamus bei Gelegenheit des endlich wieder gewonnenen Friedens in Deutsch- land durch den westphiilifchen Friedensfchluß 1648 dichtetr. Vgl. auch P. Gerharde Lied: Nun danket all und bringet —· o. Die drei Grtsseiiide des Volkes Gottes, welche seinen Frieden und Wachsthum von je gestört haben: gleich- fam eine nachträgliche Parenthefe zum ganzen vor- hergehenden Abschnitt. (V. 27. 28.) Lob des Maccabäers Simon 1. und Eifer wider die Erbfeinde Jsraels Dankgebet und Lobliedp 85 27. Zweierlei Volk bin ich von Herzen feind: dem dritten aber bin ich so graue, als sonst keinem sdenn es ist gar kein rechtes Volk, sondern eine Mischung aus Vielen Völkern]. 28. Den Samaritern swohl richtiger nach der alten lateinischen Uebersetzung .K’ap. l, 3 nun: den Edo- mitern auf dem Gebirge Serr], den Philistcrm nnd dem tollen [gottlofen] Pöbel zu Sichkm sden Sama- ritern, deren Hauptstadt damals Sichem oder Neapo- lis war]- Will man den Verfassee bei diesem Ausdruck seines Hasses gegen die drei genannten Völker nicht mißverstehem so muß man an die heilsgeschichtliche Bedeutung derselben denken. Wir würden sagen: Die falschen Brüder (Edomiter), die gänzlich Abgefallenen (Philister), und die Sniccretistern solche die die reine Lehre mit Jrrthum nrengen und das feste Be- kenniniß uinsioßen (die Sa1naritaner). Denn für diese drei Formen des Un- und Haibglaitbens sind diese Völker ewige Vorbilder· H. Schlnhwort des Vers. zum ganzen Buch. Er nennt sich und preistdiejenigen selig, welihe den Inhalt seines Wer-lies- zn herzen nehmen und danach lehen (V. 29——31l. 29. Diese Lehre [der Einsicht« in menschlichen Din en] nnd [der himmlischen] Weisheit hat [mit allem Flei ] n dies Buch geschrieben Jesus, der Sohn Sirachs is. die Vorrede auf das Buch], von Jerusalem, nnd» ans seinem Herzen sseiner Erfahrung] solche Lehre geschulten 30. Wohl dem, der sich hierin iibet. Und wer es zu Herzen nimmt, der wird weise werden. 31. yud wo er darnach thut, so wird er zu allen Dingen tuchtig fein fund alle Hindernisse und Wider- wärtigkeiten im Leben zu überwinden vermögen ; denn des HErrn Licht gdas auch in diesem Buche cheinet] leitet ihn lPs. n , Ins-J. Das 51. Kapitel. Siraohs Dunksaguiig für sgoties 1liohlthaten, und Vermahnung mit seinem Exempel, nach der Weisheit fleißig zu for-schen. J. Anhang znm ganzen Buch, dessen ausfällt-ge Stel- lung vielleicht daher Kommt, dah Jesus sit-ach denselben erst nach Ahschsasl des Bachs niederschrieb, ohne ihn! gseich die passendere Stellung nor Rad. 50, 29 anzuweisen. Er enthält: 1. V. 1——17. Ein Dankgebet und Lohlied auf den HErrm der aus grollen Lehensgefahreit errettet. Ein Gebet Sein, des Sohns Sirachn 1. Ich danke dir, HErr König, und lobe dich, Gott, meinen Heiland. 2. » Jch danke deinem Namen, daß du mein Schuh und Hilfe [gewe»sen] bist, Z. Und utemen Leib aus dem Verderben, und vom Strick der falschen Zungen nnd Lngenmauler erlofet hast lPs- 120, Zi- 4. Und hast mir geholfen wider die Feinde, und haft mich errettet nach deiner» großen nnd hochberuhmten Barmherzigkeit von dem Vrullen derer, die nkich [wie wilde Thiere] fresseu wollten; 5· Aus der Hand» derer, die mir nach dem Leben stunden, ans vielen Trubfalem darin ich lag; h. Aus dem] Brand» der mich umgeben hatte sund ersticken wollte], mitten aus den: Feuer, das; ich nicht drin verbrannte [besser: das rch nicht angezündet hatte, an dessen Entstehung ich unschuldig war], aus dem tiefen Rachen der Holle sdes Todtenreichz dem ich fast schon verfallen war]; » »· 7·. Bondem falschen Kliiffern und Lngnern vor dem Koutgek und von nngcrechtcn Urtheil. D« Hieraus geht hervor, daß die große Lebensgefahy für deren Abwendung der Vers. dem HErrn dankt, durch schänd- liche Verienmdung bei seiner Landesherrfchaft ihn: ent- standen war, 8. Jch »wac den: Tode nahe, und mein Leben war schier zur« Holle gesunken [Ps. 88,»4 f.]. h. Jch war ninrmget, nnd niemand half mir [Ps. 118, 10 sf.1. »10. Ich suchte Hilfe bei den Menfcheiu und fand keine [Ps. los, l3]. 11. Da gedacht ich, HErn an deine Barmherzigkeit [Ps. 25, 6s, und wie du allezeit geholfen hast. 12. Denn du grrettest alle, die »auf dich harren [Ps. 25, 3], und erlofeft sie ans den Handen der Heiden Laus der Gewalt derer, die die Gottesfitrchttgen der- gen . . . 13. Ich betete zu Gott wider ihren Grimm, und flchete um Erlosnng vom [drohenden] Tode. 14. Und rief an den HErrn, meinen Vater und Herrscher, daß er mich nicht verließein der Noth, und wenn die Stolzen trotzten, und ich keine Hilfe hatte. 15. Jch lobe deinen Namen ohu Unterlaß« und ich preise nnd danke dir; denn mein Gebet ist erhoretz M. Und du haft mich errettet aus dem Verderben und von allen siebet. 17.· Darum will ich dir, HErtJ danken, und loben, und deinen Namen preisen. U. V. 18—38. Eine Schilderung, wie der Vers. von Jugend ans mit reichskem Erfolge der Weisheit nachskrehtg und eine Aufforderung nn alle Unersahrenen und Unweisem sich ßgleicherweise den liöstlichen Schar; der Weisheit zu er— wer en. « 18. Da ich noch jung war, ehe ich verfügrei ward, siechte ixh [schon] die Weisheit [Kap. G, 18] o ne Scheu mit meinem Gebet. 19. Jm Tempel bat ich drum, und will sie« bis in mein Ende suchen » · Exil. Mein Herz freuete sich uber ihr san ihrer Herr- lcchkert],»als lsich das Auge freuet] wenn die Trauben reifen ssich färbenä 21. Jcb ging traclsweges zu ihr [besser: Jch wandelte durch sie auf gradem Wege], nnd forschte von Jugend auf nach ihr, ich horchte snur kurze Zeit] draus, nnd nahm sie an sda empfing ich sie] 22. Da lernete ich wohl sgewann ich Herzens-bil- dungdurch sie], und nahm sehr zu [hatte Glück und Gedeihen In meinem Thau] durch sie. 23. Darum danke ich dem, der mir Weisheit gab. 24.» Jch setzte mir vor, darnach zu thun, nnd mich zu fleißigen des Gesten; und ich ward [werde] nicht zu Schandetgdruber [werden]. 25. Jch rang von Herzen darnach, nnd ward fleißig, darnach zn thun. » 26. Jch hub meine Hunde auf gen Himmel cund flehte um Vergebung meiner Sünders; 27. Da ward meine Seele erleuchtet durch die Weis- heit, daß ich meine Thorheit [meine Uebertretungen der Gebote Gottes] erkannte [und betrauerte]. 28·. Ich stund mit Gruft nach ihr; sie und ich wur- den Ein Herz [besser: bei ihr gewann ich Einsicht] Von Umfang, und fand sie rein [der ich rein und un- Trrtgsnliich wandelte] Darum werde ich nicht verworfen e . 86 Sirach 51, 29-—38. —- Schlnß. 2·9. Ehieineni Innersten] Herzen verlangte nach ihr, nndztoch kgegteHksiii IhrJt einenlgåtez Sdcha .h ] d ch si . er. re· a mir a naenon nr e sitze neue [beredte] Zunge gegeben, damit will irh ihn o en. dåflü [I;)ahrum] Marhdet euch hetr zu mir, ihr gijngeiiseltt un nera reinen, un ornme zu rnr in ie ne lwogget äazwo ihr Herfzekrkstbilddunxki erlc;n;;henhkön;1t]. « . n was euch e) e, a« bnne r ie ernen Ekäetssekztgggrueizißtizålkxhtrigrrssschinten bleiben?]; n i g i 1 i . Jch habe meinen Mund ansgethan und geleh . Denket nun, nnd kaufet euch Weisheit, weil ihr sie ohne Gelälhabeic ionnet [Jes. 55, l f-J- e. 35. Sehet mich an, ich habe eine kleineZeit V« geboten ist ueimiich Weisheit zu erwerbe-H, weit ksorcmge F. ihr [noch] Und ergehe: enren Hals unter ihr Joch [Kap. 6, T; M« e» ench wo« belohnen Z« seine« 25ss nnd laßt euch ziehen; man findet sie jetzt in der s;- N" E l. Mart. I, 11 sowie auf die dem Buch vorgedrnckte Vor- « i I: i- i« H s: u N[ i! »; F Mühe und Arbeit [um sie] gehabt, nnd habe großen Trost lfFrieden des Herzens und Wohlfahrt im Leben durch ie] fanden. 36. Nehmet die Lehre lder Weisheit] san, wie einen « großen Schah Silbers, nnd behaltet sie, wie einen großen Hausen Goldes [Weish. 7, 8 f.]. » 37. sDanns Frenet euch der Varnxhergigkeit Gottes die euch Weisheit verliehL und schcime euch seines Lobend [ihn ob solcher Begnadigung aus vollem Herzen zu loben] nicht. » 38. That, was euch lvor allen andern Dmgerq eit habt cund es noch nichtguitspät ist]; so e . Zum »Sei-laß des Buchs verrveifen wir auf die Atem. zu T rede des Uebersetzers mit der dazu gehörigen Bemerkung.