Zweiter Brief des Paulus an die Christen in Thessalonich

Nachdem Paulus seinen ersten Brief an die Thessalonicher geschrieben hatte, predigte er mit großer innerer Freiheit in der Synagoge in Korinth und machte den Juden deutlich, dass der Messias, den sie erwarteten, schon gekommen war und Jesus hieß, Jesus von Nazaret. Daraufhin kam es – wie überall – zur Trennung von der Synagoge. So entstand in Korinth eine große Gemeinde, die anderthalb Jahre lang von Paulus betreut wurde. In dieser Zeit erhielt der Apostel wieder Nachrichten aus der Gemeinde in Thessalonich, die einerseits sehr erfreulich waren, ihn andererseits aber veranlassten, zusammen mit Silas und Timotheus einen zweiten Brief an die Christen dort zu schreiben. In der Gemeinde waren nämlich falsche Lehren über den sogenannten „Tag des Herrn“ aufgetaucht, hatten die Gläubigen verwirrt und einige sogar dazu gebracht, ihren Beruf aufzugeben.

 


1 Es schreiben Paulus, Silvanus[1] und Timotheus[2]. An die Gemeinde der Thessalonicher[3], die in Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus ‹geborgen› ist.

Gnade und Frieden sei mit euch von Gott, dem Vater, und von Jesus Christus, dem Herrn.

Verfolgung und Vergeltung

Wir müssen Gott immerzu für euch danken, Geschwister. Und das ist richtig so, denn euer Glaube wächst überaus stark und die gegenseitige Liebe nimmt bei jedem Einzelnen von euch zu. Mit stolzer Freude erzählen wir den Gemeinden Gottes von eurer Standhaftigkeit und Glaubenstreue in allen Verfolgungen und Bedrückungen, denen ihr ausgesetzt seid. Daran lässt sich jetzt schon erkennen, dass Gottes Entscheidung gerecht ist und ihr gewürdigt seid, zum Reich Gottes zu gehören, für das ihr ja auch leidet.[4] Denn so zeigt es sich, dass Gott gerecht ist: Er wird es denen, die euch jetzt unter Druck setzen, mit Bedrängnis heimzahlen, und euch, den Bedrängten, mit Erholung. Das werden wir miteinander erleben, wenn sich der Herr Jesus vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht in loderndem Feuer zeigen wird. Dann wird er es denen heimzahlen, die von Gott nichts wissen wollten und dem Evangelium unseres Herrn Jesus nicht gehorcht haben. Sie werden mit ewigem Verderben bestraft: Sie sind dann für immer vom Herrn getrennt und von seiner Macht und Herrlichkeit ausgeschlossen. 10 Das wird an dem Tag geschehen, an dem er kommt und seine Herrlichkeit sich in seinen Heiligen spiegelt. Dann wird er von denen, die ihm geglaubt haben, umjubelt werden – auch von euch, denn ihr habt ja unserem Zeugnis Glauben geschenkt.

11 Im Blick darauf beten wir immer für euch. Wir bitten Gott, dass er euch dieser Berufung würdig mache und durch seine Macht jede gute Absicht und jede Tat des Glaubens zur Vollendung führe. 12 So soll der Name unseres Herrn Jesus durch euch geehrt werden und auch ihr durch ihn – wie es der Gnade unseres Gottes und des Herrn Jesus Christus entspricht.

Der große Verführer

2 Was nun das Wiederkommen unseres Herrn Jesus Christus und unsere Vereinigung mit ihm betrifft, bitten wir euch, Geschwister: Lasst euch durch die Behauptung, der Tag des Herrn wäre schon da, nicht so schnell aus der Fassung bringen oder gar in Schrecken versetzen. Glaubt es nicht, auch wenn sich jemand auf eine Geistesoffenbarung, eine angebliche Aussage oder einen Brief von uns beruft. Lasst euch von niemand und auf keine Weise täuschen! Zuerst muss der Aufruhr gegen Gott kommen und der „Mensch der Gesetzlosigkeit“[5], der zur Vernichtung bestimmt ist, muss auftreten. Er wird sich auflehnen und über alles hinwegsetzen, was Gott oder Heiligtum genannt wird, bis er sich schließlich im Tempel Gottes niederlässt und für Gott ausgibt.

Erinnert ihr euch nicht, dass ich euch das alles schon gesagt habe, als ich noch bei euch war? Und nun wisst ihr ja, wodurch es noch zurückgehalten wird, denn er soll erst dann auftreten, wenn seine Zeit gekommen ist. Die geheime Kraft der Gesetzlosigkeit ist allerdings schon am Werk. Das wird so bleiben bis der, der sie noch zurückhält, aus dem Weg ist. Dann erst wird der Gesetzlose offen hervortreten. Wenn aber Jesus, der Herr, wiederkommt, wird er ihn durch einen Hauch seines Mundes beseitigen, ihn durch sein bloßes Erscheinen vernichten.

Dieser Gesetzlose wird mit Satans Hilfe auftreten und alle möglichen Machttaten, Zeichen und Wunder vollbringen und die Menschen verblenden. 10 Alle, die ins Verderben gehen, wird er mit seinen Verführungskünsten zum Bösen verleiten. Sie werden ihm erliegen, weil sie es abgelehnt haben, die Wahrheit zu lieben, die sie gerettet hätte. 11 Aus diesem Grund liefert Gott sie der Macht der Täuschung aus, dass sie der Lüge glauben. 12 Denn alle, die der Wahrheit nicht geglaubt, sondern Gefallen am Unrechttun gefunden haben, werden verurteilt werden.

Fest im Glauben bleiben!

13 Aber für euch, vom Herrn geliebte Geschwister, sind wir immer zum Dank verpflichtet. Denn Gott hat euch ausgewählt, mit zu den ersten Geretteten zu gehören,[6] gerettet durch das heiligende Wirken des Geistes und durch den Glauben an die Wahrheit. 14 Und durch unser Evangelium hat er euch auch berufen, einmal an der Herrlichkeit unseres Herrn Jesus Christus teilzuhaben. 15 Bleibt also standhaft, Geschwister, und haltet euch an die Überlieferungen, an alles, was wir euch mündlich oder schriftlich gelehrt haben.

 16 Es ist unser Herr Jesus Christus selbst, und Gott, unser Vater, der uns geliebt und in seiner Gnade immerwährenden Trost und eine verlässliche Hoffnung geschenkt hat. 17 Er möge eure Herzen ermutigen und sie in jedem guten Werk und Wort stark machen.

Gebetsanliegen

3 Noch eins, Geschwister: betet für uns, dass die Botschaft des Herrn sich schnell ausbreitet und in ihrer Herrlichkeit offenbar wird, wie es auch bei euch geschehen ist. Betet darum, dass Gott uns vor niederträchtigen und bösartigen Menschen bewahrt. Denn nicht alle wollen etwas vom Glauben wissen.

Anweisungen und Mahnungen

Aber der Herr ist treu. Er wird euch stärken und vor dem Bösen beschützen. In ihm haben wir das Vertrauen zu euch, dass ihr jetzt und auch in Zukunft tun werdet, was wir euch anweisen.  Der Herr richte eure Herzen auf die Liebe Gottes aus und auf die Geduld des Christus. Und im Namen unseres Herrn Jesus Christus ordnen wir an: Zieht euch von jedem Bruder zurück, der unordentlich lebt und sich nicht an das hält, was wir euch gelehrt und weitergegeben haben.  Ihr wisst ja, wie ihr unserem Beispiel folgen müsst, denn wir haben weder unsere Pflichten bei euch vernachlässigt noch je auf Kosten anderer gelebt. Im Gegenteil: Wir haben mit Mühe und Anstrengung Tag und Nacht gearbeitet, um keinem von euch zur Last zu fallen. Nicht dass wir kein Recht auf eure Hilfe gehabt hätten, nein, wir wollten euch ein Vorbild sein, dem ihr nacheifern könnt. 10 Denn schon als wir bei euch waren, haben wir ausdrücklich gesagt: „Wer nicht arbeiten will, der soll auch nicht essen.“ 11 Nun hören wir, dass einige von euch ein unordentliches Leben führen: Sie arbeiten nicht, sondern treiben sich nur herum. 12 Solchen Leuten befehlen wir im Namen des Herrn Jesus Christus mit allem Nachdruck: Sie sollen einer geregelten Arbeit nachgehen und sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen.

13 Doch ihr, Geschwister, werdet nicht müde, das zu tun, was gut und richtig ist. 14 Sollte aber jemand unserer brieflichen Weisung nicht gehorchen wollen, dann merkt ihn euch[7] und geht ihm aus dem Weg, damit er beschämt wird. 15 Betrachtet ihn aber nicht als Feind, sondern weist ihn als einen Bruder zurecht.

Gruß und Unterschrift

16 Der Herr des Friedens selbst schenke euch allezeit und auf jede Weise seinen Frieden. Er, der Herr, sei mit euch allen!

17 Den Gruß schreibe ich, Paulus, mit eigener Hand. So sieht meine Handschrift aus, das Kennzeichen in jedem meiner Briefe. 18 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch allen.



[1] 1,1: Silvanus (Silas) stammte aus Jerusalem und war ein enger Mitarbeiter des Paulus.

[2] 1,1: Timotheus. Ausgezeichneter Mitarbeiter des Paulus aus Lystra, vgl. Apostelgeschichte 16,1-3.

[3] 1,1: Thessalonich war die bedeutendste Stadt Mazedoniens, etwa 200.000 Einwohner groß. Es war Hauptstadt des zweiten mazedonischen Bezirks und ein wichtiger Seehafen. Heute: Thessaloniki.

[4] 1,5: leidet. Wer bereitwillig Nachteile auf sich nimmt, beweist damit, dass er zu Gott gehört.

[5] 2,3: Mensch der Gesetzlosigkeit. Ein Mensch, der alles Böse verkörpert und der Anführer der endzeitlichen Rebellion gegen Gott sein wird.

[6] 2,13: Wörtlich: als Erstlingsfrucht. Nach anderen Handschriften: von Anfang an.

[7] 3,14: merkt ihn euch. Oder: kennzeichnet ihn. Das könnte dadurch geschehen, dass die Gemeinde sich öffentlich von seinem Verhalten distanziert.