oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gefinntm. 501 dir entnommen sind und dir vorgehen müssen, so weiß ich doch, »daß es des Herrn gewesen ist; hätte es dem Herrn gefallen, Er hätte es ja anders verordnet. Darum, mein liebes Kind, gieb dich zufrieden; Er weiß, was Er an dir ersehen hat, weil ich dich hier lassen muß; sei hier allezeit ehrbar und freundlich gegen alle Menschen; wenn du zu deinem Verstande gekommen sein wirst, laß deine Bescheideiiheit allen Menschen kund werden. Jch lasse dich hier unter meinen Freunden, und hoffe« daß mein Vater und meine Stiefmutter, meine Brüder und meine Schwestern an dir das Beste tun werden so lange, als sie leben; sei ihnen untertan und ihnen allein gehorsam, insofern es nicht wider Gott ist. Dasjenige, was mir von meiner Mutter zukommt, nämlich dreißig Gulden und darüber, hinterlasse ich dir; ich weiß nicht, wie viel es ist, denn ich habe hier lange ge- sessen, ich weiß nicht, was dieses alles gekostet hat; ich hoffe aber, meine liebe Schwester Grietgen, die mir so viel Freund- schaft erwiesen hat, werde hierin das Beste tun und dir geben, was dir zukommt. Was dir von Seiten deines Vaters zukom- men möchte, weiß ich nicht, denn von seinen Eltern habe ich keine Nachrichten einziehen können, weil es so weit von hier ist; be- kommen sie Nachricht von dir, so können meine Freunde hierin das Beste tun. Und nun, mein liebes Schaf Janneken, die du noch sehr klein und jung bist, diesen Brief« hinterlasse ich dir nebst einem Goldstücke, das ich bei mir im Gefängnisse gehabt habe; dasselbe hiiiterlasse ich dir zum ewigen Abschiede und zum Testa1nente, damit du meiner dabei eingedenk sein mögest, wie auch bei diesem Briefe. Lies ihn, wenn du zu Verstande kommst, und bewahre ihn so lange, als- du lebst, zu meinem und deines Vaters Anden- ken, damit du dadurch erbauet werden mögesi. So sage ich dir nun hiermit, meine liebe Janneken Munstdorp, gute Nacht, und küsse dich herzlich, mein liebes Schaf, mit dem ewigen Kusse des Friedens; folge mir und deinem Vater nach, und schäme dich nicht, uns vor der Welt zu bekennen, denn wir haben uns auch nicht geschämtÆ unsern Glauben vor der Welt und diesem ehe- brecherischen Geschlechte zu bekennen; darum bitte ich dich, du wollest dich auch nicht schämen, unsern Glauben zu bekennen, denn es ist der rechte, evangelische Glaube, und es wird in Ewig- keit kein anderer gefunden« werden. . Halte dir das rühmlich vor, daß wir um keiner Uebeltat willen gestorben sind, und strebe auch darnach, und sollte«man dich auch zu töten suchen, so laß dich doch durch nichts abhalten Gott über alles zu lieben, denn, wenn du nach dem Guten strebst, so kann dich Niemand verhindern, Gott zu fürchten. Suche den Frieden und jage ihm nach, dann wirst du die Krone des ewigen Lebens empfangen; diese Krone wünsche ich dir, nnd den gekreuzigtenks blutigen, nackenden, verachteten, verstoßenen und getöteten Jesum Christum zum Bräutigam. Dieses wünsche ich dir zum ewigen Testamente und zum ewigen Abschiede mein liebes Schaf. Denke dabei an« deinen lieben« Vater und an mich, deine liebe Mutter, die ich dieses zu deiner Erbauung eigenhändig ge- schrieben habe: trage auch das Goldstück und diesen Brief als ein ewiges Testament bei dir, ich sage dir hiermit zum Abschiede gute Nacht: ich hoffe diesen Brief mit meinem Blute am Pfahle zu versiegeln. Jch befehle dich hiermit dem Herrn und dem tröstlichen Worte seiner Gnade, und sage dir noch einmal gute Nacht; ich hoffe dich zu erwarten; folge mir nach, liebstes Kind. «« Sie. hofft. es soll ihrem Kindlein wohlgetan werden. III-Sie läßt den Brief, sammt einem goldenen Real zum Tesiagiente zurück. «« Sie hat sich nicht geschämt ihren Glauben zu bekennen. ssSiczwunscht ihrem Kinde den gekreuzigten Chri- stum zum Bräutigam. « Dieses sur ihr liebes Kind zum Andenken an ihre Mutter. Nochss einmal, gute Nacht, mein Liebstes auf Erden, gute Nacht, und nichts mehr; gute Nacht, folge mir nach; gute Nacht zum Abschiede. Geschrieben den 10. August, im Jahre 1573 zu Antwerpem Dieses ist das Testament, das ich im Gefängnisse für meine Tochter Janneken geschrieben, die ich hier während meiner Ban- den getragen und geboren habe. Um dsgzsoitz liebsten Mutter Janneken Nisunftdorxx gefangen Mit diesem Testamente haben wir auch einen Brief em- pfangen, welchen Janneken von Munstdorp an ihren lieben Vater und ihre liebe Mutter geschrieben hat, welche (wie es scheint) noch nicht zum wahren Glauben gekommen waren, worin sie dieselben zum Besten ermahnet, und ihnen unterdessen ihr Kindlein anbefiehlt. Llbschrift eines Briefes von Janneken Munstdorps eigener Hand, geschrieben an ihren Vater und ihre Mutter, zu Antwerpen auf dem Steine, den 19. September 1573. Einen1 rechten Verstand und ein zerschlagenes Gemüt in euer Herz, um Gott zu fürchten, wünsche irh euch, mein lieber Vater und meine liebe Mutter, zum freundlichen Gruße. Nebst einem herzlichen und geziemenden Gruße, verlasse ich euch nun, mein sehr werter und herzgründlich geliebter Vater, wie auch liebe und werte Mutter, ohne meine lieben Brüder und Schwestern zu vergessen, die ich, um des Herrn willen, nun alle verlassen muß; ich darf nicht hoffen, euer Angesicht auf dieser Welt wiederzusehen, weil ich hier sitze, ge- fangen und gebunden, und das um des Herrn willen, und jeden Tag-« gewärtig bin, daß mir das Todesurteil gefällt werde. Ferner, mein lieber Vater, da mir der Herr, durch seine große Gnade, noch Zeit gegeben hat, euch ein wenig zu schreiben, so treibt es mich, euch von meines Leibes Gesundheit Nachricht zu geben. Darum schreibe ich euch, daß es mit mir, dem Fleische nach, noch ziemlich wohl stehe, und dem Geiste nach ist mein Ge- Miit noch Willens, bei dem lebendigen, allmächtigen und einigen Gott zu bleiben, und um keiner Marter willen, die sie mir auch antun werden, von Jhm abzufallen, denn es steht geschrieben: Wer mich vor den Menschen bekennt, den will ich auch vor mei- nem Vater bekennen, der im Himmel ist. Jch weißk daß der- selbe Gott mich aus dieser Trübsal erlösen wird, wenn ich Jhm nur getreu bleibe, und neben Jhm keinen andern Gott suche; darum hoffe ich auch, daß Er das gute Werk, das Er in mir angefangen hat, mir wird ausführen helfen, damit sein Name durch mich gepriesen werde. Deshalb, mein lieber Vater und meine liebe Mutter, wün- sche ich von Herzen, daß es mit euch, dem Geiste nach, auch so wäre, wie es gegenwärtig mit mir bestellt ist, solches würde mir eine große Freude sein, wenn ihr nur einmal den Herrn fürchs ten würdet. Dich« möchtet ihr noch in der letzten Stunde in des Herrn Weinberg arbeiten, denn obgleich ihr frei und nicht«in Haft seid, so seid ihr doch keine Stunde versichert, wie lange ihr leben werdet. Darum, meine Geliebten, ist euch das Wachen auch anbe- fohlen, denn an dem letzten Tage werdet ihr keine Entschul- digung machen können, daß ihr nicht gewußt hättet, welches der enge Weg ist, derF wie Esdras sagt, zum ewigen Leben führt, »Der ewige Abschied und gute Nachi. I Eingang dieses Briefes an ihren Vater und Mutter, Brüder und Schwes stern sammt gehührlichem Gruße. ESie erwartet alle Tand ihr Urteil. sJhre Hoffnung nnd Vertrags! auf Gotte-z Hülfe. OSie wünscht. dkcsz ihr Vater: Und Mutter in der letzteti tunde nvch arbeiten möchten. « Vdn den: Wege, der zmn Leben führt. « 502 Der blutige wo auf der. einen Seite Wasser und auf der andern Seite Feuer ist, welchen Weg zwar viele wissen, aber nur wenige wandeln. Darum, lieber Vater und liebe Mutter, ist uns Wasser und Feuer dargestellt; wir mögen erwählen, was wir wollen, das Leben oder den Tod. So« haben wir denn, lieber Vater, hier im Leben durch dieses Sterben die Seligkeit gesucht, um ewig zu leben, dieses Vergängliche zu vertauschen, um das Unvergäiigs liche zu erlangen, denn das Leiden dieser Welt ist doch nicht mit der Herlichkeit zu vergleichen, die an uns offenbar werden soll. Werden wir hier auch von allen Menschen unterdrückt, und vor aller Welt als ein Spott und Schauspiel geachtet, so werden sie dennoch am jüngsten Tage bekennen müssen, daß sie unschul- diges Blut Vergossen haben; dann werden sie sehen, in wen sie gestochen haben; sind wir hier auch arm geachtet, so werden wir doch noch viel Güter ererben, wenn wir Gott fürchten und die Sünde meiden. Darum,’ mein lieber Vater und meine liebe Mutter, müßt ihr auch bisweilen hören, daß ich um einer schändlichen Secte oder ketzerischen Lehre willen gefangen sitze, wie ich vermute, daß man sagt und gesagt hat; man sagt uns aber viel nach, was doch die Wahrheit nicht ist. Jhr wisset es ja wohl, daß es nicht wegen irgend einer bösen T-at geschieht, sondern es geschieht um unserer Seelen Seligkeit willen; werden wir auch verachtet, so geschieht es doch um der rechten Wahrheit willen; es wird auch in Ewigkeit keine andere gesunde-n werden, ich habe ja doch auch nichts anderes darin gesucht. Wenn ich nicht gerne selig wäre, so hätte. ich auch gerne das gemächliche Leben gesucht, wie andere, aber wer Gott fürchten will, der muß Druck, Leiden, Bande und Gefängnisse erwarten; wir mögen doch nirgends einen sichern Ort haben, denn uns ist es nicht allein gegeben, an Gott zu glauben, sondern auch um seines Namens willen zu leiden. So betrübt euch denn nicht darüber, mein lieber Vater und meine liebe Mutter, wenn ich hier um Christi willen des Todes sterben muß, und die Men- schen allerlei Uebels von mir sagen, denn haben sie den Herrn Beelzebub genannt, wie viel mehr diejenigen, die an Jhn glau- ben? Darum verwundert euch nicht; unterlassets auch nicht, meinem kleinen Kinde wohlzutun, welches ich in großer Betrüb- nis während meiner Bande getragen und geboren habe, und welches ich wie meine Seele liebe, so daß ich nicht ohne Tränen davon schreiben kann, wenn ich an meinen lieben Mann denke, von welchem ich es empfangen habe, und welches ich nun hier lassen muß; aber der Herr weiß, warum Er es so gefügt hat, daß ich noch ein Waislein hier zurücklassen muß. JchV befehle es euch und dem, der es erschaffen und gemacht hat, und hoffe, daß Er ihm nichts Böses widerfahren lassen wird, obgleich es hier feines Vaters und seiner Mutter beraubt worden ist; der Herr weiß wohl, wie ich es getragen habe, und warum es ge- schehen ist. Darum traget väterliche Sorge für dasselbe, mein lieber Vater, und du, liebe Mutter, so lange ihr lebt; erweiset die Liebe, die ihr zu mir traget, meinem lieben Kinde. Wer den Baum Iiebet, der soll auch die Zweige lieben. Ach, ach, wenn es der Herr hinweg nehmen möchte, welche große Freude würde mir das sein, weil ich sterben muß. Ach, wäre es des Herrn Wille gewesen, daß ich es noch hätte auf- ziehen mögen, wie würde ich es in Ehren gehalten haben um meines lieben Mannes willen, und hätte ich auch Mangel leiden müssen, so würde ich es doch nicht von mir gelassen haben; doch des Herrn Wille müsse geschehen. Vielleicht bin ich nicht tüchtig dazu, daß« ich demHerrn ein Opfer tue; Er hat vielleicht et- «Jhr Verlangen nach dem ewigen Leben und den himmlischen Reichtümerrr 7Erinnerung an ihren Vater und Mutter, es nicht übel zu deuten, wenn ihre Tochter als eine Ketzerin ausgefchrieen wird. herzlidxe Sorge dieser Frau für ihr liebes Kind, welches sie durch den Tod verlassen mu sie. »Sie befiehlt es mit gebeugtetn Herzen ihrem Vater und ihrer Mutter. 10 Bedenken über ihre lange Gefangenschaft. " Schauplatz, was in mir gefunden, daß Er mich noch hier sitzen läßt; ich dachte nicht, daß ich hier so lange sitzen würde, denn, lieber Vater, ich habe mich sehr vor einer langen Gefangenschaft ge- fürchtet, jeszt aber ist es mir doch begegnet, was mich sehr be- triibt hat, indem ich weiß, daß es hier sehr viel kostet, und weil ich meiner Schwester hier so beschwerlich falle, denn sie hat hier viele Mühe und Unkosten, wiewohl ich weiß, daß sie es herzlich gern tut. Aber, mein lieber Vater, ich weiß wohl, daß ihr Ver- mögen nicht groß ist, und deßwegen weiß ich es ihr nicht genug zu danken; ich habe es auch niemals an ihr verdient, was sie mir erwiesen und angeboten hat, denn sie hat die Liebe in der Not bewiesen; man hat bisweilen viele Freunde, jedoch nur so lange, bis man sie nötig hat; in der Not soll man die Freunde kennen. AchU wäre ich im Anfange hinweggenommen worden, dann hättet ihr nicht nötig gehabt, um meinetwillen Kosten zu haben. Aber, mein lieber Vater und meine liebe Mutter, ich hoffe, daß ihr mich in der Not nicht verlassen werdet; ich hoffe, ihr werdet meiner Schwester die Kost bezahlen helfen und was noch übrig bleibt, wie ich in dem Vriefe geschrieben, das sollt ihr fiir mein Kind aufbewahren. Mein Vater, du kannst wohl denken, das; wir nicht viel zu verzehren hatten, denn wir hatten nicht viel, als wir einander heiratheten; ebenso waren wir auch noch nicht lange getraut, darum dachte ich, das was da wäre, wiewohl es nicht viel ist, solltest du fiir mein Kind behalten; und weil ihr schreibt, daß meine Schwester fiir mich Sorge tragen würde, so dachte ich, ihr werdet mir darin helfen. Meine Schwester hat ihr Bestes getan, mir zu helfen, ich weiß auch wohl, daß es ihr schwer fällt; sie haben auch viel daran gesetzt, das; ich nicht in’s Loch gehen mußte, was ich gern hätte tun wollen, weil es so lange währt, und es hier so viel kostet, wie- wohl man im Loche auch nicht ohne Kosten sitzt; auch kann man dort nichts sehen; sie wollen mich in keiner Not verlassen, und lieber Geldopfer bringen, als mich in’s Loch gehen lassen. Weiter, lieber Vater, wisse, daß ich mit Hans von der Dam Briefe gesandt habe, ich habe aber noch keine Antwort erhalten; wenn ich ausgekämpft haben werde, so forsche 11ach, ob es noch etwas ist, es wiirde meinem Kinde wohltun Jch habe auch meinem Kinde ein Testament geschrieben, wobei es sich meiner und seines Vaters erinnern kann; wenn es zu seinem Verstande gekommen sein wird, und du noch am Leber: bist, so laß es ihm vorlesen, damit es wissen möge, warum sein Vater und seine Mutter gestorben sind. Weiter, lieber Vater, weiß ich dir nichts Besonderes zu schreiben; sollte ich dir aber nicht wieder schreiben, sondern mei- ne Reise bald antreten müssen, ja wenn es schnell vor sich gehen würde, so schreibe mir bald ein Brieflein, wie es mit euch und mit meinem Kinde steht, und wenn ihr etwas von Hans ver- nehmt, so laßt doch meinen Bruder Passchier einen Brief schreis ben und denselben seinem Vater senden. Für dieses Mal nichts weiter. Hiermit noch einmal gute Nacht, mein lieber Vater und meine liebe Mutter, und allemeii ne Brüder« und Schwestern. Vergesset meines lieben Kindes nicht um meinetwillen, und gedenkt dabei meiner allezeit. Grü- ße meine Schwester sehr herzlich, und sage ihr in meinem Na- men für alle Gunst, die sie mir erwiesen hat, herzlicheii Dank: der Herr wird es nicht unbelohnt lassen. Gehabt euch wohl, küsset mein Kind statt meiner und besucht es bisweilen. Grüßet Pleuntjen und Lieben. herzlich, und sagt ihnen, daß ich sie bitte, an dem Kinde das Beste zu tun und es um meinetwillen zu lieben, denn es kommt von einem lieben Pfande her, welches ich über alles, wasauf Erden ist, liebe; ich hoffe nun bald meinem Manne zu folgen, wenn es des Herrn Wille ist. Ach, hätte ich mit ihm sterben und das Reich Gottes mit ihm ererben mögen. d« Sie wünschte gleich im Anfange aus diesem Leben hinweggenommen zu wer en. oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gestnntett. Gehabt euch wohl; hiermit, mein lieber Vater und meine liebe Mutter, bleibt Gott befohlen. Von mir, eurer lieben Tochter, Fanneken Munstdorp, gefangen um des Zeugnisses Jesu Christi willen Fu Antwerpen Noch ein Brief von Janneken Munstdorsh des Hans von Munftdorp Hausfrau, geschrieben an ihre Schwester, als sie um des willen im Gefängnisse auf dem Steine zu ntwerpen lag, und mit drei Andern« zum Feuertode veru.reilt worden war. Geschrieben im Jahre unseres Herrn 1573, den Z. October, in der acht um 1 Uhr. Die süberschwengliche und unaussprechliche große Gnade des Vaters, die Barmherzigkeit Gottes und die Gütigkeit und Liebe des Sohnes, so wie die Gemeinschaft des Heiligen Geistes, welcher uns b vom Vater aus Gnaden hierher gesandt worden ist, durch den Namen unseres Herrn Jesu Christi, c zum Troste und zur Freude aller treuen und wahre1i Kinder Gottes, d durch welchen wir alle getrieben, gelehrt und unterrichtet werden, die- selbe, sage ich, bewahre deinen Verstand, dein Herz und deine Sinne in Christo Jesu, zum Lobe und Preise des Vaters, zum Heile deiner Seele e und zur Auferbauung aller lieben Brüder und Schwestern, die den Herrn fürchten kund die Wahrheit lieben. Derselbe Gott, der allein weise ist, wolle dich hierzu tüchtig machen; demselben sei Preis, Ehre und Kraft, Gewalt und Stärke, von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen, und zum ewigen Abschiede. Nach diesem meinem Herzenswunsche von Gott an dich, und zum Abschiede an euch, meine sehr lieben Brüder in Gott, und an meine auserwählten, werten und herzgründlich geliebten Schwesterm lasse ich euch wissen, daß jetzt die Zeit gekommen, daß wir von einander scheiden müssen; ich werde nun von jeder Trübsal befreit werden; kein Trauern, noch Seufzen wird mich mehr überfallen. Meine lieben Freunde, gute Nacht, gute Nacht, nun müssen wir hier scheiden. Da es nun der Herr so über mich verordnet hat, so bin ich getrieben, euch noch einmal etwas zu schreiben, zum letzten Male. Jch habe euch zwar gute Nacht geschrieben, aber nun geht es mir von Herzen, nun ist das Urteil über mich ergangen, daß ich sterben soll; ich sagte, sie sollten wohl zusehen, gdenn sie müßten von unserem Blute schwere Rechenschaft geben; sie meinten aber, daß sie es nicht täten, es wäre des Königs Befehl. Jch sagte: Das wird euch nicht entschuldigen, aber der Herr wolle es euch vergeben, b wenn ihr es unwissend tut, wiewohl ich denke, daß es vielen unter euch bekannt genug sein wird, was wir fiir ein Volk sind. iHierauf versuchten sie die Schuld von sich abzuwälzen. Jch sagte: Dasselbe tat Pilatus auch. Worauf sie erwiderten: Pilatus war ein gerechter Richter, und fügten hinzu, daß wir wider des Königs Gebot handelten Jch sagte: k Wir müßten Gott mehr gehorchen als dem Könige. Es ist eine geringe Sache, daß ihr uns hier den zeitlichen Tod antut, denn wir wissen nicht, wie lange wir leben werden und müssen ja doch einmal sterben: dann setzte ich hinzu, Isie sollten sich vorsehen und nicht unschuldiges Blut vergiesze1i. So sind wir Vier nun verurteilt, und es wird mit uns bald getan sein, meine lieben Brüder und Schwestern; s« der Herr hat mich noch erhört, daß ich um seines Namens willen mein Opfer tun mag; kch meinte nicht, daß mich der Herr so lieb gehabt hätte; ich habe es ja doch niemals an Jhm verdient; aber Er wolle durch seine. Gnade mich hierzu tüchtig machen. 11 Ach, welchen starken Not- helfer haben wir, der uns nicht zu Schande-n werden läßt! denn eugnisses Jesu Christi die Zeit, die ich hier gewesen bin, dünkt mich sehr kurz zu sein, «— a2. Kot. Hi. is. tiEvkL Z. 7. oJoE l. 12. dJokK 14, AS. eMaitkx 10. sc. Sirt. 12, U. iRöm. 10. 26. EIN. 2S, IS. Mattkx 28, 24. hLI1k. 23. IS. iMattkx 27, 24. lcApostelg. Z, sc. lHebQ S, 27. Jetemiciå 7, S. mRöUx 12, 1. nPsulm Es, 2Z. 503 und dennoch habe ich mich zuvor so sehr davor gefürchtet; dabei hat Er mir auch 0 in aller meiner Not so getreulich beigestanden, und macht mich nun so wohlgemut, daß ich von von keiner Be- trübnis zu sagen weiß. p Ach, achl wie stark ist unser Gott! wer wollte Jhn nicht fürchten? was sollte uns erschrecken? g Gott ist mit uns, wer mag wider uns sein? Wir müssen ja doch hier alles verlassen; ich kann wohl sagen, daß noch niemals eine größere Freude in meinem Herzen gewesen ist, als ich hatte, da ich verurteilt ward. Meine liebe Schwester, fürchte doch nicht die Menfchen, t die wie Heu vergehen müssen, denn sie können doch nicht mehr tun, als ihnen der Herr zuläßt. Meine liebe-n Brüder und Schwestern, fürchtet euch doch nicht; hätte es ihnen der Herr zugelassen, sie hätten mich so lange nicht sitzen lassen, aber nun läßt es ihnen der Herr zu, das gefällt mir wohl, daß sie mir aus dieser argen bösen Welt s helfen werden, um des Unglücks willen, das mir in dieser Welt noch begegnen möchte, damit ich nicht abgewandt werde, denn ich erwarte hier in dieser Welt keine Freude um meines lieben Mannes willen, der mir auf diesem Wege vorangegangen ist, welchem ich nun durch des Herrn Gnade nachtreten werde, und worauf ich lange gewartet habe. t Jch gehe nun auch voran, folget mir nach, dies ist der enge Weg, worauf die Propheten und Apostel gewandelt sind, welche den Kelch auch haben trinken müssen, den wir hier trinken müssen. UBald sind wir hier die Wüste durchwandelt, wenn wir noch ein bitteres Wasser getrunken haben; die Zeit zu ge- bären ist nun vor der Türe, V Weinen und Klagen wird nun ein Ende haben. Ach, welche Freude ist das in meinem Herzen! sie ist so groß, daß ich es euch nicht schreiben kann; ach, wie kräftig wirkt der Herr in unseren armen schwachen Gefiißenl ich weiß ja, daß ich es an dem Herrn nicht verdient habe,«u. auch nichts als den ewigen Tod verdient habe. Wenn der Herr mit mir ins Gericht gehen wollte, so würde ich nicht selig; aber es geschieht aus lauter Gnade; W darum muß ich nun die Seligkeit erwar- ten und weiß gewiß, daß er meiner vorigen Sünden xnicht mehr gedenken werde, wie der Prophet sagt: Wenn sich aber der Gottlose von allen seinen Sünden bekehrt und alle meine Rechte hält, so soll aller seiner Ungerechtigkeit nicht mehr gedacht wer- den. Ach, meine werte und sehr liebe auserwählte Schwester! die ich von Herzen lieb und wert habe, und das in göttlicher Liebe, weil du mir stets so viele Freundschaft erwiesen und mir in der Not beigestanden hast, wofür ich dir nicht genug danken kann, denn ich bin nun hier eine arme schwache Creaturz es ist auch recht, daß ich alles bezahle, was ich schuldig bin, Yes sei nach dem Fleische, oder nach dem Geiste; aber, meine liebe Schwester, ich weiß dir nichts abzuverdieneih sondern danke dir sehrherzlich für alles das, was du mir jemals erwiesen hast. Ach, liebe Schwester! du schreibst mir, ich soll dir vergeben, was du mir Leides getan; ach, meine liebe Schwesterl du hast mir nichts Leides getan; aber wisse, daß ich in Vielem an dir zu kurz komme, doch ich vertraue dir, daß du es mit mir begraben, und dessen nicht mehr gedenken werdest. Jch weiß, -daß ich in allem zu kurz komme; zaber dafür ist Christus gestorben, um dasjenige zu bezahlen, worin wir zu kurz kommen, denn Er ist ja für uns des bittern Todes gestorben, s da Er doch ohne Run- zeln und Flecken war, und in seinem Munde kein Betrug er- funden-ward, b wie sollten wir für einen Gerechten nicht gerne des Todes sterben? Darum laß uns unserer selbst nicht schonen, sondern um des Namens Christi willen freiwillig in den-Tod gehen, c und nicht fürchten, was uns auch Menfchen tun mögen. So sei denn wohlgemut, mein lieber Bruder und meine liebe Schwester; betrübt euch doch nicht mehr um mich; wenn wir H br. 13, s. set. s2, 17. qRöm. S, 81. tJes. El, 10. sGul. l, 4. t1. Kote 10, M. ussdnttlx M, 23. v L. Mose 1.5, 28. Jes 26, 17. w Apostels. IS, U. xEzeclx IS, 21. yMattlx 12, so. zPsalni M, s. a 1. Petri 2,.24. b Rom. Z, 7. i: Hebt. II, S. 504 Der blutige auch von den Menschen getötet werden, des ist doch so des Herrn Wille, denn ich weiß wohl, daß ihr um meinetwillen große Betrübnis habt; es ist nun geschehen; eich werde nun bald meinen letzten Feind überwunden haben, daß ich mit Pau- lus sagen kann: f Jch habe einen guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, Glauben gehalten, hinfort ist mir die Krone des ewigen Lebens beigelegt; ich werde euch bald ein Brief sein, g der vor allen Menschen wird gelesen werden können. Müssen wir, meine liebe Schwester, auch hier von einander scheiden, so wisse doch,-daß es um eines Bessern willen geschieht; wir haben ja doch weder Stunde noch Zeit; -es ist ja herrlich, um seines Namens willen zu sterben, und Petrus sagt: bFreuet euch, wenn ihr um des Wohltuns willen leidet und duldet; das ist Gnade bei Gott. Aber, meine liebe Schwester, es ist nun die Reihe an mir; vielleicht ist morgen die Reihe an dir; habe doch guten Mut, iund erwarte deine Zeit mit Geduld, meine aller- liebste Schwester. Du schreibst mir von meinem Kinde; ich habe das Vertrauen zu dir, daß du das Beste dabei tun werdest; ich habe es dem Herrn übergeben, daß Er damit nach seinem Wohl- gefallen tun und seure Herzen dazu bewegen wolle, denn liebe Schwester, ich habe das Vertrauen zu dir, daß du mich von Herzen liebest; die aber den Baum lieben, die müssen auch die Zweige lieb haben. Jch habe deinen Brief noch einmal mit Tränen gelesen, als ich hörte, daß du um meinetwillen so be- trübt wärest, und ich so fröhlich war. Ach, meine liebe Schwesterl wie freudig war ich, daß ich dich noch einmal geküßt hatte; betrübe dich nicht darüber, daß du mich nicht mehr besucht hast; ich habe es dir nicht übel aufge- nommen, denn ich weiß es wohl, daß es dir am Willen nicht ge- mangelt hat. Meine liebe Schwester, du hast mir so viel ge- tan; ach, mein lieber Bruder und meine liebe Schwester, kich sollte euch wohl noch mehr schreiben, von der Hoffnung, die jetzt in mir ist; aber ich kann euch nicht schreiben, wie groß sie ist; ich hoffe, ihr werdet dieses zum Besten deuten. Hiermit will ich einen ewigen Abschied von euch nehmen; tut das Beste an einander. Und du, mein lieber Bruder, tröste doch meine liebe Schwester in ihrem «Drucke, den sie um meinetwillen hat, denn ich liebe sie von Grund meines Herzens; es fällt auch der Ab- schied dem Fleische nach schwer; aber dem Geiste nach wollest du doch den Herrn loben und Jhm danken, Idaß ich ein solches Opfer tun möge, das Jhm angenehm sein mag, und daß ich mein Fleisch und Blut an einem Pfuhle aufopsern mag; der es mir gegeben hat, dem gebe ich es gern wieder, und wenn ich sieben Leiber hätte, so wollte ich sie gern um des Herrn willen· übergeben. Bittet doch den Herrn herzlich, 111 daß ich doch nun einen rechten Gang tun möge, zur Erbauung aller lieben Brü- der und Schwestern; hiermit gute Nacht Jch habe Stricks nadel11 für mein Töchterlein mitgesandt; verwahret dieselben, und tut an ihr das Beste. Jch hinterlasse dich auch hier als ein armes vater- und mutterloses Waislein; der Herr wolle dein lieber Vater sein, ich empfehle dich dem, der dich erschaffen und gemacht hat. Meine Schwester, verwahre doch meine Lampe zu meinem Andenken; ich habe für dich und deine Tochter etwas Zucker gesandt, wovon ich aß, als ich verurteilt war. Sage dem Engel statt meiner Dank für den Krug Wein, und sage ihm gute Nacht. Jch weiß euch nun nichts weiter anzuempfehlem als daß ihr das Beste an meinem jungen Schäflein tun wollt, der Herr wird es euch nicht« unbelohnt lassen, nwas ihr um seines Namens willen tut. Entbietet meinem Vater und meiner Mutter, meinen lieben Brüdern und Schwestern gute Nacht zum Abschiede. Gute Nacht zum Abschiede euch allen; gute Nacht, meine lieben Brüder und auserwählten Schwestern, die ciMattb. 10, 28. et. Kot. 15, IS. is. Tini. s, 7. g2. Kot. s, 2. h St, U· 1. Petri Z, 17 und 4 It. iLukas 21, F. Icpiörner Z, E. lPbiL Lu . » g, 7. m e. Tom. s, i. Herr. 12, is. u Mars. es, s r i. Jan. is, Ia. sehr. 12, g. Motiv. 10, 223 Mann. is, 24I Schanplaix ich von Grund meines Herzens liebe. Jch grüße euch noch einmal mit dem heiligen Kusse des Friedens, als ob ich gegen- wärtig bei euch wäre, küsset einander. Meine Mitschwestern, die bei mir sind, grüßen euch auch, und haben mich statt eurer einmal geküßt, was ich statt eurer auch getan habe. Meine lieben Oauserwählten Brüder und lieben Schwestern, werdet doch Jesu Christi nicht überdrüssig; ich hoffe euch vorzuwandeln nach der himmlischen Stadt, und will l) unter dem Altare war- ten bei allen auserwählten Heiligen; darum folget mir nach. Meine liebe, auserwählte Schwester! nun muß ich dir voran- wandern; dort werde ich Freude genießen. Gute Nacht, meine liebe Schwester, sei doch« meiner eingedenk; die Zeit meines Gebärens ist vor der Türe, wo ich an einem Pfahle qmein Opfer tun werde. Sehr Geliebte, hiermit befehle ich dich dem Herrn. Jch werde dieses mit meinem Blute versiegeln. Gute Nacht, gute Nacht, meine allerliebsten Brüder und Schwestern, sammt euren kleinen Schäfleim und auch dem meinen, das ich unter meinem Herzen getragen habe. Dieses habe ich noch für euch geschrieben, als« ich verurteilt war, in der Nachtnach ein Uhr, wiewohl ohne Verdruß, und nehme nochmals meinen Ab- schied von euch, bis wir demnächst wieder zusammenkommen, wo uns keine Menschen mehr scheiden werden. Gute Nacht, bis wir mit einander s den neuen Most trinken werden, den uns Christus an seiner Tafel einschenken wird. Dieser andere Brief kommt vom Augustin, den er mir gesandt hat. Gute Nacht, gute Nacht insgesammt; gute Nacht, ich werde meinem lieben Manne Hans nachfolgen. Nun geht die Frau mit ihrer He- bamme und der Aufwärterin dahin und werden gleichen Lohn empfangen. Mehr nicht von mir, als diesen letzten Abschied. Folget mir nach. Fürchtet s Gott! Das ist der Schluß. Susannckcn und Kallckeir Claesx 1573. « Jn diesem Jahre 1573 sind ferner zu Gent in Flandern, um der eNachfolge Christi willen, zwei Schwestern, die noch Jungfrauen waren, mit Namen Susanneken und Kalleken Claes oder Draeyarts verhastet worden, von denen die zuerst genannte ungefähr sechs und zwanzig, die andere aber ungefähr vier und zwanzig Jahre alt war. Als dieselben auf dem Sau- celet, dem Stadtgefängnisse b gefangen saßen, haben sie von den Feinden der Wahrheit viel c Versuchung und Anstoß ausstehen müssen, in welchein allem sie bei ihrem einigen d Hirten, Herrn und Herzoge des Glaubens Stand gehalten; sie haben sein Kreuz und seine Schmach unter seiner Blutfahne tragen helfen und als tapfere Heldinnen männlich ·e bis in den Tod gestritten, den sie um seines Namens willen haben schmecken müssen. Da sie nun standhaft blieben und weder von der Wahrheit Gottes, noch von dem rechten Glauben, worauf sie nach Christi Ordnung die Taufe empfangen hatten, nicht abfallen wollten, so sind sie endlich als Ketzerinnen kzum Tode verurteilt, und den vierten December des gemeldeten Jahres, nachdem sie ihnen den Mund mit Kugeln verstopft (womit sie ihnen das Reden zu verwehren suchten, damit sie nicht gdie Ursache ihres unschuldigen, frei- mütigen, gutwilligen und Gott angenehmen Todes und 11 ihrer Aufopferung verkündigen könnten) auf den Freitagsmarkt gebracht worden, wo man sie öffentlich an einem Psahle ver- brannt hat. Also sind sie imit brennenden Lampen und mit Gefäßen, die mit Oel der Liebe angefüllt waren, ihrem Vorgänger und Bräutigam entgegen gegangen, der sie als kluge Jungfrauen zu seiner Hochzeit einführen wird, wenn die Törichten, deren Klo- oMattlx 2s. 7. pOffenb. S, S. aJeL W, 1«»7. tMatth. W, Es. sSir. l2. it. sJoh I0, 27. Luk. 21, II. bPhU s IS. cJvb. 17 Offenc 2, I0. Mattkk 24, IS. Hebt. 10, AS. kJvb. I7, I7. Mark. IS, IV. S2· Mose 23, 7. bRöm. I2, I. iMatthx 25, I. oder MärtyrewSpiegel der Tauss-Gefinnteit. pfen bei ihrer späten Reue und unzeitigem Herzeleid nicht er- hört, I( ausgeschlossen werden und draußen bleiben müssen. Anthonius Ysbaerts 1573. Zu der Zeit, als der Herzog von Alba in den Niederlanden die Gläubigen grausam verfolgte und asseine Tyrannei an ihnen ausübte, ist auch zu Tielt in Flandern, b um seines Glaubens und der Belebung der Wahrheit willen, Anthonius Ysbaerts gefangen genommen und getötet worden. Derselbe war ein Diener des Oberschultheißen zu Gent, und hat daher oft, e als die Heiligen aufgeopfert wurden, dabei gestanden, wiewohl er die unüberwindliche dStandhaftigkeit im Glauben und die fröhliche Gemütsruhe der Christen, die mitten in ihrem un- schuldigen Leiden eden Namen Gottes unverzagt bekannten, verkündigten und groß machten, nicht mit sündlichen, lüsternen, leichtfertigen und eitlen Sinnen, noch mit verblendeten Augen angesehen hat, sondern er ist dadurch zuletzt in seinem Gemüte so gerührt und bekümmert geworden, daß er nicht allein den Dienst seines lieben Herrn, sondern auch k den Dienst der Ab· götter verlassen und sich dem Dienste Gottes widmete, obgleich er es oft angesehen hat, was andern deshalb widerfahren ist, und was er ebenfalls zu gewärtigen hatte, wie ihm denn solches auch in der Tat widerfahren ist.- Nachdem er sich nämlich zum Gehöre des Wortes Gottes und zur gNachfolge Christi begeben hatte, worin er so zuge- nommen hat, daß- er würdig erkannt wurde, 11 die Taufe auf seinen Glauben zu empfangen und zu einem Mitgliede der Ge- meine Christi aufgenommen zu werden, hat er aus dem Lande fliehen müssen und ist nach Friesland gezogen, wo er, weil er kein Handwerk verstand, kaum seine Kost hat verdienen können. IUnterdessen hat es sich zugetragen, daß ein anderer Bruder auch um seines Glaubens willen aus dem obengenannten Tielt geflüchtet ist und sich in Friesland häuslich niedergelassen hat, welcher, weil er viel Vermögen zurückgelassen hatte, diesen Anthonius gedungen und nach Tielt gesandt hat, um seine Rechnungen in Ordnung zu bringen und seine Güter zu retten und ihm zu überbringen, so viel ihm möglich wäre. Als er nun alle Dinge, die ihm aufgetragen waren, beschickt hatte, und er eben im Begriffe stand, wieder nach Friesland zu reisen, kam der Oberschultheiß von Tielt zu ihm und fragte ihn, kob er nicht auch von dem Volke wäre, das ihn ausgesandt hätte; und als er solches nicht leugnen durfte, hat der Schultheiß Enach seinen Dienern gesandt und ihn ins Gefängnis führen lassen, wo er vielem M Anstoße und großer Pein hat widerstehenmüss sen. Als er aber in allem standhaft bei der angenommenen Wahrheit blieb, ist er endlich, nach des Königs Befehle, zum Tode verurteilt worden, daß er als ein Ketzer lebendig ver- brannt werden sollte. Als nun sein Urteil vorgelesen ward, hat er um Erlaubnis gebeten, einige Worte reden zu dürfen, und als er solche er- halten, fragte er die Herren, ob sie nicht glaubten, 11 daß dieses Urteil zu grausam sei, indem er Niemanden mißhandelt hätte. Dieses hat die Richter in solche Bewegung gesetzt, daß sie zusammen redeten und beschlossen, daß man ihn zuerst erwür- gen, dann aber erst verbrennen sollte, wofür er sich bedankte, daß sie ihm noch 0 so viele Gnade erzeigt hätten. Es war auch einer bei ihm, Bruder Pieter de Backer; dieser suchte noch viel mit ihm zu reden, um ihn zum Abfalle zu brin- gen, aber er hat alle seine Reden von der Hand gewiesen und zuletzt gesagt: Laß mich zufrieden; mein Gemüt ist ruhig, und mein Abschied ist sehr nahe, denn ich hoffe p mein Opfer getan 1c Uns. 19, 17. aMarL to, s. bJob. 17, 17. Epb. I, II. e1. Petri 4, is. Mutth IS, 52. . hMarL M, 16. W. Es, 27. lAposte CRZUL IS, S. JJOL D, IV. f1··Kor· TO, 14. » Mattb. est-» i, a. . Petri e, www. 2o, ge. Eprx i, s 505 zu haben, ehe die Glocke, die nun schlägt, noch einmal schlagen wird, und dann zu Hause bei meinem Erlöser zu sein, auf wel- chen ich meine Hoffnung und mein Vertrauen gerichtet habe. Hiernach wurde er mit sehr schlechten Kleidern zum Tode hinausgeführt; denn er hatte seine Kleider, die besser waren, mit einem, der um seiner Missetat willen gefangen saß und bald darauf frei werden sollte, vertauscht. Da er nun zu dem Pfahle kam, woran er g sein Opfer ver- richten sollte, ist er niedergekniet und hat ein ernstliches Gebet zu Gott getan, und darauf sich freiwillig zum Tode bereitet. Als aber der Scharfrichter ihn erwürgen wollte,,konnte er seinen Knebel nicht finden; da hat der Schultheiß mit seinem Degen ein Stück von der Fackel abgehauen, womit sie das Feuer an- zünden wollten, um dasselbe statt eines Knebels zu gebrauchen. Sodann ist er (als er tseinen Geist in die Hände Gottes be- fohlen hatte) sanft in dem Herrn entschlasen. Als er nun er« würgt war, und das Feuer— angesteckt wurde, um ihn zu ver- brennen, ist auf einmal solch ein erschreckliches Ungewitter ent- standen, daß sich viele Menschen darüber entsetzten und der Meinung waren, daß Gott hiermit sein Mißvergnügen über die Tyrannei, s welche seinen Auserwählten angetan wurde, habe zu erkennen geben wollen. Vier und fünfzig Personen, sowohl Brüder als Schwestern, nämlich sieben und dreißig zu Antwerpen und sieben« zehn zu Brüsseh werden um des Zeugnisses Jesu Christi willen im Jahre 1574 sehr unbarmherzig verbrannt. Nach mancherlei und langwieriger Tyrannei, Peinigen, Morden und Töten der Kinder Gottes ist es noch im Jahre 1574 s auf Veranlassung des grausamsten und blutdürstigsten Tyrannen, des Herzogs von Alba, geschehen, daß zu Antwerpen in Brabant sieben und dreißig Personen in einer Versammlung verhaftet worden sind; ebenso sind zu Brüssel in Brabant siebenzehn Personen, bMänney Weiber, Wittwen und Jung— frauen zu gleicher Zeit zur Haft gebracht, welche in diesen hier gemeldeten Plätzen schwere Gefangenschaft erlitten haben und mit grausamer Tyrannei e gepeinigt und verhört wor- den sind, um sie zum Abfalle von der Wahrheit des heiligen Evangeliums und der Nachfolge Christi zu bringen, damit sie wieder dem päpstlichen Aberglauben und all’ ihrer Krämerei der dMenschensatzungen und wider Gott streitenden Gebote nachfolgen möchten; insbesondere hat man sie mit grausamer Thrannei gepeinigt, um ihre Glaubensgenossen zu verraten und in die Hände des Schinders und der Henkersknechte zu liefern, denn sie waren noch nicht gesättigt, sondern dürsteten noch im- mer nach dem e unschuldigen Blute; aber diese frommen Helden und Männer Gottes haben diesen listigen und tyrannischen An· schlägen des Teufels, durch den Glauben und die unüberwinds liche Kraft Gottes (die in ihnen war), k tapferen Widerstand geleistet und überwunden; deshalb sind sie von den blinden Schriftgelehrten für Ketzer erklärt und den weltlichen Obrig- keiten in die Hände gegeben worden. Diese, welche von dem Weine der babylonischen Hure trunken gemacht waren, haben sich als Schinder und untertänige Diener dieser abgöttischen Pfaffen und Mönche in diesen und andern Zeiten gebrauchen und diese vierundfünfzig gemeldete Personen alle nach und nach unbarmherzig verbrennen lassen, so daß sie alle standhaft gestorben sind und gden Glauben der ewigen Wahrheit mit ihrem Tode und Blute bezeugt und befestigt haben, und wiewohl es öffentlichen Dieben und Mördern zugelassen wird, den Mund q Röcke IS, l. Apostels 20 IS. rLuL II, W. Apostels. 7, s. s Bach. L, S. est-richte. W, W. b» bestem. s, S. cApostelg. W, U. dMattb. 15, s. eMatth Sei, 24. i S, U. 2- E END— S« M« . . . 4. I. Aar. . Motiv. 2Z, W. Offenb. 17, 2 und S, s. und Z, is. kdsfenb 22, s.- 506 Der blutige Schauplath aufzutun und ihre Not dem umstehenden Volke zu bekennen, auch den Gott des Himmels um b Vergebung ihrer Sünden an- zurufen, so ist doch die grausame Tyrannei und der Neid gegen die wahren Kinder Gottes so groß gewesen, daß ihnen solches oft verweigert wurde. Zu dem Ende haben sie iden frommen Zeugen Gottes den Mund mit Gebiß und Kugeln verstopft, da- mit sie dem umstehenden Volke ihre Unschuld und die gerechte Sache (warum sie litten) nicht mitteilen konnten; die Pfaffen und Mönche aber, als sie merkten, daß diese frommen Männer Gottes, wenn sie zum Gerichte kamen, sich von diesem Gebisse und diesen Kugeln wieder befreiten und dem Volke mit Gottes Worte zuredeten, haben, um diesem vorzubeugen, ein Werkzeug machen lassen, eine Art von Feilklobem zwischen denselben haben sie die Gefangenen die Zunge stecken lassen und haben dann zugeschraubt; damit aber die Zunge nicht durchschlüpfen möchte, so haben sie dieselbe mit einem glühenden Eisen bestri- eben, damit sie aufschwoll; dieses neu erfundene grausame Kunststück der Mönche und Pfaffen haben die Tyrannen, zu ihrer ewigen Schande, an diesen gemeldeten Personen zur An- wendung gebracht. Es haben aber diese wahren Zeugen Jesu dieses alles als deinütige I( Schafe und Lämmer Christi erlitten, die, als sie zur lSchlachtbank geführt wurden, ihnen keinen III-Widerstand ge- leistet haben, sondern von denselben unrechtmäßig getötet wor- den sind; aber es ist zu fürchten, es möchte ihnen diese Tat in der 11 Wiederkunft Christi (mit allzu später 0 Reue) genug zu schaffen machen; dagegen werden diese tapferen Helden und Heldinnen, die so pritterlich für des Herrn Namen gestritten haben, von ihrem Bräutigam Christo Jesu, auf dem qBerge Zion, mit der Krone der ewigen Herrlichkeit belohnt werden, gåitin nun ist der Streit ausgeführt und sie ruhen unter dem . are. - Wem es gefällt, der lese Emanuel von Meteren der H. H. Staaten löblichen Geschichtschreiber, gedruckt im Jahre 1614, Blatt 99, wo er die Wahrheit dieser Sache finden wird. Adrian Hutmacher und Matthiius Keuse. 1574. Zu Brugge in Flandern sind auch im Jahre 1574 Adrian Hutmacher, sonst Kort-Adriaentgen von Gent genannt, und Matthäus Keuse verhaftet worden, weil sie der s Lehre Christi und seiner Apostel nachfolgten und sie belebten. Nachdem sie nun eine Zeitlang. gefangen gesessen hatten, sind sie, um des« standhaften Bekenntnisses ihres b Glaubens willen, zum Feuer verurteilt worden. Als sie nun auf die Schaubühne kamen, um ihr e Opfer zu tun, hat der Pfaffe einige Worte geredet, worauf« der Scharfrichter zu ihm sagte: Sorge du für dein Predigen; darauf hat der Schinder oder Scharfrichter diese Brüder geküßt, und dieselben mit Gottes Wort getröstet; der Pfaffe aber, oder Beichtvater, als er solches hörte, sagte zu ihm: Sorge du für dein Amt, denn das Predigen kommt mir zu. Nach diesen und mehreren andern Vorgängen haben diese beiden Brüder ihr s! Brandopfer dem Herrn freimütig übergeben und ihre e See- len in seine Hände befohlen, und haben ihren Abschied in diesem Tränentale genommen, damit sie in die ewige k Freude zu Gott und allen seinen Heiligen kommen möchten Hans Peltney im Jahre 1574. Jm Jahre 1574 ist Hans«,.Peltner, ein Schneider, zu Rot- terhofen im Jmtale um seines E! Glaubens und der göttlichen Wahrheit wille11 in Verhaft genommen worden, welcher viele Verhandlungen und Anfechtungen, sowohl von den Pfaffen, als iOffenb. s, 9. lcMatth. 10, is. But. 10, s. IJeL . m , . n Weislr Z, S. o 2. Thesf I, «7. Apostels. . q2. Tini. 4, S. »i-Offenb. S, O. aLuL 21, . bMark. II, 18 . eRbfkL s12, l. dMatlh U, W. eLuk. R, 45. i Ohms. 25, 21. . 2Joh. 17». 17, andern hat erdulden müssen; er hat aber allem diesem tapferen Widerstand geleistet, und die Wahrheit mit dem Worte Gottes bezeugt, wobei er mit Gottes Hülfe bis in den Tod bleiben wollte, Darauf ist er endlich zum b Tode verurteilt, und auf den Richtplatz hinausgeführt worden, wo er das Volk ermahnt hat, daß es von eSünden ablassen und Buße tun sollte; darnach kniete er nieder, wandte sein Angesicht nach Osten (oder nach dem Aufgange der So1ine), erhob seine Hände gen Himmel, und hat ein ernstliches Gebet zu Gott, seinem himmlischen Vater, getan, worin er Jhm für alle Gnade und Wohltat, die Er an ihm dbewiesen, und daß Er ihn gewürdigt hätte, um seines Namens willen zu leiden, Lob und Dank gesagt hat; auch hat er für alle Menschen, die es würdig waren, gebeten, daß Gott ihre Herzen mit eBuße und Besserung erfüllen wolle. Zuletzt hat er seinen Geist in die Hände Gottes befohlen, für dessen Namen er seinen Leib und sein Leben (welches er von Jhm empfangen hatte) gern wieder aufopfern und seine Wahr- heit bis an den letzten Tropfen Blutes bezeugen wollte, wie er Jhm in der Taufe angelobt hatte, und so erwarten wollte, daß er von Jhm in die Arme seiner Gnade aufgenommen würde. Dieses Gebet währte dein Scharfrichter zu lange; darum wollte er, daß er solches abkürzen sollte; aber die Richter sagten, er sollte ihn-nach seinem Willen und Wohlgefallen ausbeten lassen, weil es ja das letzte Mal wäre. Als er ausgebetet hatte, ist er ausgestanden und freimütig zum-Scharfrichter gegangen, so daß weder seine Haltung noch seine Farbe sich verändert hat; er ist aber noch einmal so beherzt niedergeknieh daß sich auch der Scharfrichter über sein herz- haftes Gebet und unverzagtes Gemüt entsetzt und sich gefürchtet hat, ihn zu richten. Als nun der Scharfrichter ihm den Halskragen abnahm, fragte er ihn noch einmal, ehe er das Schwert nahm, ob er kumkehren wollte, aber er wollte es nicht. Darauf enthauptete ihn der Scharfrichter und verbrannte seinen Leichnam. Als; hat dieser christliche Held die g Wahrheit mit seinem Blute fr 1 bezeugt, und sich von dem b Wege des ewigen Lebens in Christo nicht abwenden lassen; darum wird der Herr, der Richter der Lebendigen und der Toten, der das Gericht und die Seelen derer, die um des Glaubens willen gestorben sind, in seiner Hand hat, ihn am jüngsten Tage aufwecken, und vor sich erschei- nen lassen; alsdann wird er die Marterkroiie und alles erben, was Gott den Seinen iverheißen hat. Reytse Llysefz von Oldenborn wird zu Leeuwaarden um des Zeugnisscs Jcsu Christi willen den 23. April im Jahre 1574 getötet. Verschiedene Schreiben von·Reytse Ahseß von Oldenborsu gefangen zu Leeuwaandem im Jahre unsers Herrn 1574. Der erste Brief, von Rhtse Ayseß in seiner Gefangenschaft geschrieben, wie er von dem Edelmanne (Andreas Grief genannt) verraten, gefangen und in Banden gelegt worden sei, wo er seinen Glauben freimiitig un Unerschrocken bekannt hat. Es ist im Jahre 1573 den 18. September gewesen, daß ich nach Oldenborn gekommen bin; dort ist mir der Edelmann be- gegnet; derselbe begehrte von mir, ich sollte mit ihm gehen, er hätte mir etwas zu sagen. Als ich nun mit ihm in sein Haus kam, fragte er, wo ich wohnte; ich antwortete: Zu Bechsters schwaeg. Darauf fragte er mich, wie alt ich wäre; ich sagte, ich wüßte es so genau nicht; ferner hat er mich gefragt, wo ich über Nacht geloesen wäre; ich sagte: Jn meines Vaters Hause. Er fragte mich, ob H. nicht dort gewesen wäre; hierauf schwieg ich bOffenb. 2, 10· cMatth. it, 172 Apostelgz 7, So. dApostelce s, 42. 1. Tini. 2, 1. eLuL W, 45. L. Mute. 7, U. Rom. 12, 2· tApostelg. 12, L. UND. 17, 17· liApostelg. 10, 42. i2. Um. it, s. » oder Märtyrer-Spiegel der Tanfs-Gesinnten. still, worauf er so ernstlich in mich gedrungen ist, daß ich zuletzt ja sagte. Darauf fragte er mich nach mehreren Andern, ich aber schwieg lange still; zuletzt, nach vielen Versuchungem sagte ich, daß W. auch dort gewesen sei, und daß wir von jeher große Freundschaft mit einander gehalten hätten; nachdem wir noch Einiges verhandelt hatten, schwieg ich still. Darauf hat er mich in s Fesseln gelegt, und mich mit den Altvätern von fünfzehn- hundert Jahren her, und andern Schriften, die im Neuen Testa- mente nicht enthalten sind, zu unterrichteii gesucht; ich sagte, daß ich keine anderen Schriften annehmen wollte, als das Neue Testament. Am andern Tage Morgens kam ein Unterschulz von Leeu- waarden, welcher sehr in 1nich gedrungen, ihm zu bekennen, was für Leute in meines Vaters Hause gewesen wären, aber bder allmächtige Gott hat meinen Mund bewahrt. Hiernächst haben sie mich nach Leeuwaarden geführt und in ein Loch geworfen, worin sich acht Gefangene befanden, die nach Gott nichts frag- ten; dort war ich anfänglich sehr betrübt, und rief den all- mächtigen c Gott Tag und Nacht an, daß Er mich bewahren wolle; dEr hat auch mein Herz erleuchtet, weshalb ich dem ewigen Vater für seine großen Wohltaten, die Er an mir be- wiesen hat, Lob und Dank sage. Nachdem ich hier fünf Tage gelegen hatte, haben sie mich in ein anderes Gefängnis gebracht, unter eine Herrschaft, wofür ich Gott gelobt und gedankt habe. Verschiedene Verhöre des Rcytse Aysesz durch den Ver-abtreten, die Pastoren, Pfaffen, Bischöfe und mehrere Andere gehalten. Den sechsten Tag haben sie mich vor den Verordneten ge- bracht; unterwegs aber begegnete mir ein alter Mann, der mir einen guten Abend bot; ich dankte ihm und erschrak, als ich ihn ansah; aber er sagte zu mir: Du hast einen bösen Verordneteiiz er redete viel mit mir, unterrichtete mich auch, wie ich dem Ver- ordneten antworten sollte, und so binich hinein gegangen. Der Verordnete wünschte mir zunächst einen guten Tag, welchen Gruß ich erwiderte; dann a fragte er mich, was ich hier zu tun hätte; ich sagte, ich wäre wider meinen Willen herge- bracht worden. Weiter hat er gefragt, was ich glaube. Ant- wort: Jch glaube an den allmächtigen Gott, und daß nicht mehr als ein Herr, ein Glaube und eine Taufe ist, wodurch wir selig werden; er sagte, daß er solches auch wohl glaubte, aber ich wäre verführt. Jch fragte ihn, ist denn Gott ein Verfiihreri2 Commissarius: Nein, sondern von Menno und andern Ver- «führern. Jch sagte, ich gründete mich nicht auf Menschen, son- dern auf das b Wort des Herrn. Er sagte: Jch sollte mich un- terrichten lassen von der heiligen katholischen Kirche, denn Gott hätte selbst Apostel, Doetoren und Pastoren eingesetzt. Jch sagte, ich glaube an nichts anderes, als an »das Wort Gottes und das Neue Testament. Darauf hat er mich gefragt, ob e ich ge- tauft wäre; worauf ich erwiderte, ja, auf meinen Glauben, wie Christus befohlen hat. Da hielt er eine lange Rede, daß Chri- stus fein Fleisch und Blut von Maria empfangen habe und daß ich es glauben müßte. Hiernächst fragte er mich, wann ich mich das letzte Mal der Beichte und des Sakraments bedient hätte; ich erwiderte, während meines ganzen Lebens nicht, worüber wir noch manches hin und her redeten; er ermahnte mich, ich sollte mich von der heiligen Kirche unterweisen lassen; darauf ging er fort; solches ist am Freitage geschehen. Nachdem ich sechs und eine halbe Woche gefangen gesessen hatte, haben sie mich auf die Pforte gebracht; dort traf ich einen Pastor von Nyehoof (derselbe ist Paftor zu Enchuysen gewesen) und einen Advocaten; diese fragten mich, wie ich mich bedacht hätte; ich aAhvstelg. 16,"26. III. Muse 17, 1. cMatth is, 26. d2. Kot. 1, 4. ABBE-ich. is, 26. Epkk 4, S. III-IV. 17, 17. . cMatth. W, 19 erwiderte, daß ich bei des Herrn Worte bleiben wollte. d Hier- enthielt; sie fragten mich darauf, ob ich der Mennoniten Ge- meine für recht erkenntez ich sagte, ihr nennet sie so, aber ich halte sie für die wahre Gemeine Gottes; das schrieben sie nieder. Darauf fragten sie mich, ob ich auf meinen Glauben getauft wäre; ich sagte, ja; dann fragten sie mich, ob ich in meiner Jugend nicht getauft worden sei; ich sagte, ja, aber das sei keine Taufe wie Christus befohlen habe, denn Christus hat ge- lehrt, e zuerst Buße zu tun und sich zu bekehren, und alsdann sich taufen zu lassen, zur Vergebung der Sünden; sehet, ebenso habe ich mich auch taufen lassen. Darauf sagten sie, daß die Kinder in der Erbsünde geboren wären, darum müßten sie auch durch die Taufe gereinigt wer- den; ich k antwortete: Christus hat uns von Adams Falle und Uebertretung erlöset, darum sagt Er selbst, daß den Kindern das Himmelreich zukomme; sie sagten, ja, aber das wären beschnittene Kinder. Darauf fragten sie, ob ich wohl in der Mennoniten g Gemeine gewesen wäre; ich erwiderte, daß ich in der Gemeine Gottes gewesen wäre; dieses schrieben sie auf. Frage: Was hältst du von der römifchen Kirche? Antwort: Jch halte nichts davon. Frage: Was hältst du von dem Sakra- mentes Antwort: Jch habe mein lebelang noch nie von einem Sakramente gelesen, 11 sondern von dem Abendmahle des Herrn; dasselbe wollte ich wohl halten, wie es Christus befohlen hat; aber von eurem Sakramente halte ich nichts. Frage: Glaubst du auch, daß Gott allmächtig ist? Jch antwortete: Ja. Dann fragten sie weiter, ob Gott um deswillen nicht in das Brod kom- men würde, das sie brächeUZ Antwort: Das glaube ich nim- mermehr. Auch fragten sie, ob ich nicht glaubte, daß Christus von Maria Fleisch und Blut angenommen hätte; ich entgegnete mit kurzen Worten, daß ich solches nicht glaubte. Dies sind hauptsächlich die Artikel, um welche sie mich ge- fragt hatten, wobei ich bemerke, daß sie alles aufschrieben. Dar- auf fragte ich den Pfaffen: Wenn ich nun euren Willen tun würde, wolltet ihr dann für meine Seele einstehen? Er sagte, ja, für dich und die ganze Welt; ich sagte, das lautet, wieder Apostel sagt: Sie verbeißen ihnen iFreiheit, während sie selbst Knechte des Verderbens sind. Er sagte: Das wäre nicht zu ihnen geredet. Nach vielen andern Reden, die wir mit einander hatten, entließen sie mich, und so nahmen wir damals unsern Abschied von einander. Als ich sieben Wochen gefangen gelegen hatte, bin ich aber- mals aufs Tor in einen großen Saal gebracht worden; in dem- selben traf ich drei Piaffenz der eine war der von Ryehoof, bei welchem ich oft gewe’en bin, der andere war ein Friesländerz diese fragten mich, wie ich mich bedacht hätte; ich antwortete, daß ich, mit Gottes Hülfe, k bei des Herrn Worte bleiben wollte; er sagte, daß es Gottes Wort nicht wäre, und daß ich verführt wäre; es täte ihm leid, weil wir beide Friesländer wären; auch fügte er hinzu, wenn man zeitliche Dinge unter den Händen hat, die man nicht versteht, so sucht man Rat bei denen, die in solchen Sachen weise und verständig sind, und läßt sich unterrichten; darum ist es nötig, daß man sich auch in Sachen, welche die ewige Seligkeit betreffen, von verständigen Männern der heiligen Kirche unterweisen läßt. Antwort: Wer mir aus des IHerrn Worte einen rechten Unterricht giebt, den will ich gern hören, aber durch euren Unterricht könnte ich wohl verführt werden; sie sagten, ich wäre schon verführt; wenn ich mich aber von der« heiligen Kirche unterrichten lassen wollte, so wollten sie ihre See- ckguk.11,2o. End. s, ge. Mark. is, is. est-rauh. 4, 17. ex. Mos- s s. wem. s, 18 Mutes-« 1, u. ges-h. s, es. verstand. ge, es. i2. Petri 2,’19. kein. 11,2«s. Ists-eiteln. s. so. 507 « nächst nahmen sie eine Schrift zur Hand, die mein Bekenntnis · 508 Der blutige Schauplaty len am jüngsten Tage für mich zum Pfande setzen; ich erwiderte, sie würden wohl mit ihren eigenen Seelen genug zu tun haben; aber sie blieben dabei stehen, ich wäre verführt. Zuletzt kamen wir an die Kindertaufe; sie sagten, M die Kinder wären in der Erbsünde geboren; ich antwortete: Christus hat uns frei ge- macht und die Kinder zu sich gerufen und bezeugt, 11 daß solcher das Reich Gottes wäre( Pfaffe: Fleisch und Blut kann das Reich Gottes nicht ererben, darum muß man aus Wasser und Geist geboren werden; daraus folgt ja, daß die-Kinder getauft werden müssen, sollen sie anders wiedergeboren werden und das Reich Gottes ererben. Reytse: Die Kinder stehen in der Gnade Gottes, so lange sie in ihrer O Unwissenheit bleiben und durch das Blut Christi gewaschen sind; darum ist es eine nichtige und ver- gebliche Sache, sie zu taufen. Pfaffe: Wie verstehst du die WiedergebUrtZ Reytset Ein Mensch muß rechtschaffene Buße tun pund sein Leben bessern; er muß seine Sünden mit zer- schlagenem Gemüte vor Gott bekennen, daß sie ihm von Herzen leid seien, und mit Vertrauen zu Gott um Vergebung rufen; auch muß er an Gottes Wort glauben und in allem Gehorsam sich darunter beugen; g auf solches Bekenntnis soll er die Taufe empfangen, zur Vergebung der Sünden; solches kann ja von keinen Kindern geschehen. Pfaffe: Gleichwohl müssen die Kin- der getauft werden, denn die Apostel haben ganze Häuser ge- tauft, darunter müssen ja auch Kinder gewesen sein. Reytse: I« Das Haus Stephanus hat sich selbst verordnet, zum Dienste der Heiligen, solches können keine Kinder tun. Hiernächst führten sie an, daß die Apostel zuerst, und nach ihnen die heiligen Väter vor 1500 Jahren sie eingesetzt hatten; ich erwiderte, der Papst hätte sie eingesetzt; derselbe hätte es besser machen wollen als« Christus. Da wurden sie unwillig und sagten, ich wäre verführt, ich würde Leib und Seele in das Verderben stürzen; ich antwortete, das Leben könnten sie mir wohl nehmen, die Seele aber würde ich wohl erhalten, zum ewigen Leben. Pfaffe: Was hältst du von der heiligen römischen Kirche? Reytse: Daran glaube iih nicht. Pfaffe: Glaubst du nicht, daß die Priester die Sünden vergeben können? Rehtse: Nein, nein, denn s Gott ist allem, der die Sünden vergeben kann; dieses schrieben sie auf. Pfaffe: Glaubst du nicht, daß Gottes Fleisch und Blut in dem Brode sei, das wir brechenZ Rehtset Nein. Pfaffe: Das ist klar ge- nug, denn Christus spricht: Nehmet, esset, das ist mein Leib, da- gegen kannst du nichts einwenden. Reytse: t Christus hat seinen Jüngern Brod zu essen und Wein zu trinken gegeben, wie die Evangelisten bezeugen, und nicht seinen Leib, denn »Er saß noch dort bei ihnen leibhaftig .an der Tafel; auch sagte Er zu seinen Jüngern, die seine Wortefleischlich verstanden, wie ihr tut, und darüber murrten: U Das Fleisch ist nichts nützez die Worte, die ich rede, sind Geist und Leben. Sein Fleisch und Blut hat Er dahin gegeben zur Erlösung für viele, und nicht, daß man sein Fleisch essen soll; Er sitzt zur rechten Hand Gottes, seines all- mächtigen Vaters, und V wird nicht von dannen kommen, bis Er die Lebendigen und Toten richten wird. Darum wird Er nicht unter eure Zähne kommen. Pfaffe: Dennoch sagt Paulus: Das Brod, das wir. brechen, ist das nicht der Leib Christi? Der Kelch; den wir segnen, ist der nicht das Blut Christi? Darum muß man glauben, daß Gottes Fleisch und Blut in dem heiligen Sakramente sei. Reytse: Jch habe nichts von einem Sakra- mente gelesen, sondern von des Herrn Abendmahle; dasselbe wollte ich mit der Gemeine Gottes gern halten, aber das übrige begehre ich nicht. Sie hatten davon noch viel mehr Reden, die mir zu weit- m III. qMotth. 28, S, As. vMarl. 1 pPsT 51 2 i, se. Rom. s, is. siehst. io, i4. opfre-is. i s. , . io is. »Ich. .6k 116 nor. is, is. zwei-its. o, e. sinke-ich! es, läufig sind zu erzählen; sie hielten das Sakrament so hoch, daß sie auch ihr Haupt entblößten, wenn sie es nannten; auch sahen sie mich scharf an, weil ich demselben keine Ehre erweisen wollte. Sie fragten mich auch, ob ich nicht glaubte, W daß Christus von Maria Fleisch und Blut empfangen hätte; Jch erwiderte: Chri- stus ist durch seine göttliche Kraft aus dem Himmel gekommen, X von dem Heiligen Geiste in Zlliaria empfangen und aus ihr ge- boren, hat die Gestalt einesKnechtes angenommen, und ist uns in allem gleich geworden, ausgenommen die Sünde, so daß er nicht aus dem Gebliite noch aus dem Willen des Fleisches ge- boren ist, viel weniger von Maria Fleisch und Blut angenommen hat, sondern es ist so zugegangen, daß es Maria selbst zuerst nicht verstehen konnte, denn sie fragte den Engel: d« Wie soll das zu- gehen, indem ich von keinem Manne weiß? Der Engel ant- wortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft Gottes wird dich überschattenz weshalb auch das Heilige, das von dir geboren werden wird, Gottes Sohn genannt werden soll. Dagegen sag-ten sie nicht viel. Pfaffe: Glaubst du nicht, daß man die Heiligen im Himmel ehren und anbeten müsse? Reytset Die Heiligen ehren, solches wollte ich wohl tun, denn man ehrt ja Menschen, aber sie nicht anbeten, sondern ich will Gott allein anbeten, denn es steht geschrieben: 2 Den Herrn, dei- nen Gott, sollst du anbeten und Jhm allein dienen. Pfaffe: Was glaubst du von dem Fegfeuerlck Reytse: Jch habe es nicht gelesen, daß ein Fegfeuer sei; wo steht das geschrieben? Pfaffe: Jn den Büchern der Maccabäeu Sodann ermahnte er mich, ich sollte mich von der heiligen Kirche unterrichten lassen, welche schon 1500 Jahre gestanden hätte; unsere Secte aber wäre erst 50 Jahre alt, denn Menno Simon hätte sie zuerst eingeführt. Reytse: Es hat von Anfang der Welt zweierlei Völker gegeben, 8 ein Volk Gottes und ein Volk des Teufels; aber die Kinder Gottes sind allezeit verfolgt und verjagt worden, deshalb ist ihre Zahl immer die geringste gewesen, b ja bisweilen« so gering, daß sie sich in Klüften und Höhlen haben verbergen müssen, denn wenn sie nicht von der Welt sind, so kennt sie auch die Welt nicht; aber die Gottlosen sind stets mächtig gewesen und haben die Oberhand gehabt; darum erkennet weder ihr noch eure Väter die Kinder Gottes, sondern ihr meint, daß sie erst entstanden seien. Sie sagten, ich sei verführt, ihre Kirche sei von Anfang her so gewesen. Jch ant- wortete: e Wenn wir vor Christi Richterstuhl kommen werden, so wird man die Sache anders befinden; d dann werdet ihr sa- gen: Diese sind es, die wir zum Spotte hielten, ach, wie sind sie nun unter die Kinder Gottes gezählt. Auch redeten sie mir zu, ich sollte mich der Schrift nicht annehmen; ich sollte unbedingt zur Kirche gehen und mich von ihr lehren lassen, und nicht hart- näckig sein, weil doch die Schrist sagt, daß alle Worte in zweier oder dreier Zeugen Munde bestehen; hier wären ihrer drei Zeu- gen; ich wäre verbunden, ihnen zu glauben. Rehtsex Jch glau- be des Herrn Wort viel mehr, als eurem Zeugnisse; e ich will davon nicht abweichenz durch Gottes Gnade hoffe ich dafür zu leben und zu sterben, weil Christus sagt: kWer mich vor den Menschen bekennt, den will ich wieder bekennen vor meinem himmlischen Vater. Wir redeten noch viel mehr mit einander, welches zu weit- läufig sein würde zu erzählen. Sie setzen mir so vernünftig zu, daß ich hätte unterliegen müssen, wenn der Herr nicht auf meiner Seite gewesen wäre; darum kann ich wohl sagen: g Der Herr ist mein Helfer, vor wem sollte ich mich fürchten2 Als ich neun Wochen gefangen saß, führte man mich aber- mals auf die Pforte; dort waren zwei Pfaffen und des Bischofs ow Mattlx l, 20. Jesus. 1, 37. yLuk. I, sc. zö. Mvse S, IS. Matthäus i, 1 . ei. Mose i, 8. besser. ii, as. Jud. is, is. i. sah. s, i. se. nor. s, in. dWeien s, s. eJos. i, 7. swamp. io, se. aPsalm se, ii. oder Märtyrer-Spiegel der Taussckskpcsinntew 509 Verordneter; der eine derselben war der vom Nyehoof, der an- C daß ich es nicht anders» glaubte, Als ich bekTUMt hätte— Abels- dere war vom Lande. Als ich zu ihnen kam, entblößte ich mein Haupt und grüßte sie. Sie fragten mich zunächst, wie ich mich bedacht hätte, ob ich mich nicht bessern wollte. Jch erwiderte: Ja, so viel als in meinem Vermögen wäre. Da brachten sie einen Brief zum Vorschein, worin die Artikel enthalten waren, die ich zuvor bekannt hatte; diese haben sie mir vorgelesen und mich gefragt, ob ich dabei bleiben wollte. Jch sagte: Ja. Sie sagten, hdann wäre ich verdammt, und würde Leib und Seele ins ewige Verderben.stürzen. Reytse: Wie dürft ihr mich so. grausam verurteilen, ida doch das Urteil dem Herrn zukommt? Pfaffe: Du hast gegen die Schrift gehandelt und bist von der heiligen Kirche abgegangen, die schon über 1500 Jahre gestanden hat, eure Secte aber hat noch nicht über 50 Jahre gestanden; auch hast du dich wiedertaufen lassen, da du doch einmal getauft warst 2c. Da hatten wir abermals viele Reden von der Taufe; seine Meinung war die, daß die Kinder in Ewigkeitverdammt sein müßten, die ohne Taufe sterben. Rehtse: Fürchtest du dick) denn nicht, die armen unschuldigen Kinder so grausam zu verur- teilen, l( da ihnen doch Christus das HimmeIreich zugesagt hat, so lange sie nämlich in der Unschuld bleiben. Pfaffe: Es kann Niemand ins Himmelreich kommen, es sei denn, daß er zuvor aus Wasser und Geist geboren werde; darum müssen die Kinder getauft werden, wenn sie selig werden sollen; auch haben die Apostel viele Häuser getauft, worunter ja auch Kinder gewesen sind. Reytse: So viel die Hausgenossen betrifft, so steht dabei geschrieben, 1daß Stephanus Haus sich selbst zum Dienste der Heiligen ergeben habe, das ist ja kein Werk der Kinder; auch steht von Cornelius Haus ebenso geschrieben, m daß Cornelius, der Hauptmann von Cäsarien, als er seine Freunde und Ver- wandten in sein Haus zusammenberusen hatte, unter andern Worten zu Petrus gesagt habe: Du hast wohlgetan, daß du ge« kommen bist; nun sind wir hier alle gegenwärtig vor Gott, um zu hören, was dir Gott befohlen hat. Als nun Petrus noch zu ihnen redete, fiel der Heilige Geist auf älle, die solches hörten, und die Gläubigen aus der Beschneidung, die mit Petrus ge- kommen waren, verwunderten sich, daß die Gabe des Heiligen Geistes auch auf die Heiden ausgegossen wurde, denn sie hörten, daß sie mit v Zungen redeten und Gott verherrlichten . Da ant- wortete Petrus: Mag auch Jemand das Wasser wehren, daß diese nicht getauft werden, die den Heiligen Geist empfangen haben, gleichwie wir? Daraus kannst du ja merken, 0 wenn du nicht ganz mit Blindheit geschlagen bist, daß dieses von keinen Kindern geredet werde. Ferner; Paulus hat dem Kerkermeister und allen, die in seinem Hause waren, das Wort Gottes ver- kündigt, und als sie getauft waren, erfreute er sich mit allen denen, die in seinem Hause waren, daß er an Gott gläubig ge- worden wäre, was aber der Kinder Vernunft übersteigt, denn die Predigt des Wortes Gottes zu verstehen, daran zu glauben und um des Glaubens willen sich zu erfreuen, i) solches ist von den Kindern weit entfernt. Sie sagten, es wären noch viele an- dere Schriften, die davon zeugten, aber ich begehrte keine solche anzunehmen, als das Neue Testament, welches Christus mit sei- nem teuren Blute versiegelt hat. Darauf fragten sie mich, ob der Heiden und Türken Kinder die Seligkeit auch erlangtenZ Jch antwortete: Ja, eben so gut, als eure getauften Kinder. Darüber verwunderten sie sich sehr, redeten trotzig zu mir und verdammten mich. Der eine Pfaffe saß bei mir« und sagte, wie ich solche Worte reden dürfte, er wüßte eben so gut, daß ich ver- dammt wäre, als er wüßte, daß ich bei ihm süße. Jch lachte und sagte: Wie kannst du es besser wissen? Nach vielen Reden, die» wir mit einander wegen der Kindertaufe hatten, sagte ich zuletzt, h2. Kot. l, U. iMattT 7, Z. Wirt. L. l. leMatth l8, 3 und IS, l4. il. Kot. l6, l5. mApostelg. l0, W. nApos1elg. l0, 47. ob. Mose W, W. Apostels. IS, M. pl. Petri l. Z. mals fragten sie mich, ob ich noch nicht glaubte, daß unser Herr unter der Gestalt des Brodes sei. Jch entgegnete: Das glaube ich nicht, denn Er wird nicht unter eure Zähne kommen. Jch fragte den Müssen, ob er es wohl glaubte; da streckte er seinen Finger aus, und sagte, er glaube eher, daß Gott im Brode sei, als er glaubte, daß dieses sein Finger wäre. Nachdem sie sonst noch mehr mit mir geredet hatten, brachten sie ein sauberes Pa- pier zum Vorschein und verhärten mich auf’s Neue wegen aller Artikel, ob ich der Mennoniten Gemeine für Recht erkennte, und wie lange es schon sei, daß ich getauft worden wäre. Jch ant- wortete: Ungefähr vier Jahre, und so fragten sie mich über alle Artikel. Jch antwortete auf dieselbe Weise wie zuvor; solches alles haben sie ganz genau aufgezeichnet, um es den Herren zu übergeben. Zuletzt, als alle Reden zu Ende waren, haben sie eine Schrift sehen lassen, die das Urteil enthielt, das der Bischof über mich beschlossen hatte; darin haben sie mich als einen un- gläubigen, ungehorsamen und widerspenstigen Keszer verdammt, und haben mich den Händen der weltlichen Richter übergeben. I· Nachdem er mich nun genugsam ermahnt hatte, und ich mich nicht unterrichten lassen wollte, nahm er, wie Pilatus, Hand- wasser, und meinte, auch an meinem Blute rein zu sein, und daß ich nunmehr das Urteil erwarten müßte; mit diesen Worten ha- ben sie mich abtreten lassen. Nachdem ich zwölf Wochen gefangen gesessen hatte, führten sie mich in des Schloßvogts Haus; dawar der Bischof, ein Rats- herr, der Pastor von Oudenhoos und der Pastor von Nyehoof, sowie der Pastor von Jorwert und des Bischofs Commissarius. Nachdem sich dieselben gesetzt hatten, ließen sie mich vor- führen. Als ich nun hineinkam, nahm ich meinen Hut ab s und sehte mich wie ein Schaf mitten unter einen Haufen Wölfe. Sie sahen mich scharf und ernsthaft an; aber der Herr, mein Gott, auf den .ich mich —verlasse, stärkte mich, und gab mir ein freimütiges Herz, so daß ich mich vor ihnen allen nicht fürchtete. Der Bischof fragte mich, ob ich noch in dem Glauben bleiben wollte; zuerst schwieg ich eine Zeitlang, denn ich hielt es für un- nötig, diese Reden zu beantworten; aber er brachte so viele Re- den vor, daß ich zuletzt genötigt wurde, mich zu verantworten, wiewohl ich mir vorgenommen hatte, nicht mehr zu disputiren; ich bestrafte sie bisweilen und widersprach ihnen wegen ihres gro- ben Unverstandes, denn es verdroß mich, daß die Wahrheit so ge« lästert werden sollte, t damit sie nicht meinen möchten, als ob ich ihnen zustimmen wollte. Der Jnhalt ihrer Reden war, ich sei verführt, und die mich gelehrt hätten, seien Verführer gewesen, wie Menno, derselbe sei ein Landläufer gewesen. Jch erwiderte: Jch gründe mich nicht auf Menno noch auf Menschenlehre, son- dern allein auf das Wort Gottes, U dabei begehre ich mit des Herrn Hülfe zu leben und zu sterben. Wir redeten außer von der Kindertaufe auch noch über andere Gegenstände. Jch sagte, es ist in der Schrift nicht enthalten, daß man die Kinder taufen soll; wäre es aber des Herrn Wille gewesen, Er wiirde es ohne Zweifel wohl befohlen haben; da aber davon nichts geschrieben steht und auch weder unser Herr Jesus Christus noch seine Apo- stel etwas davon gemeldet haben, so ist es eine große Verwegen- heit, daß wir armen nichtigen Menschen es besser machen wollen, während es doch geschrieben steht, daß man den Geboten des Herrn nichts hinzusehen noch davon etwas abnehmen soll; wer solches tut, V dem ist das ewige Wehe gedroht. Zuletzt sagte der Bischof, daß er sich über keinen von allen Artikeln so verwun- derte, als über den, daß ich nicht glaubte, daß der Herr Jesus Ehristus nun persönlich Mensch im» Himmel sei, wie Er aus Erden war, mit Wunden und Striemen, die Er von den Juden q I. Kot. l, 17. kMcttlx 27, U. sMotth l0, l6. List. l0, Z. Pf. US, 8. E l, IS. uShtichkm 30,.5. VI. Mofe L, 2. Shkkchkw sc, S. Offenb- « . 510 Der blutige Schaut-laß, empfangen hatte. Dieses wollte ich nicht annehmen, weil ich nichts davon gelesen hatte, sondern ich sagte, ich glaube, W daß Er nun in der Gottheit zur rechten Hand des allmächtigen Va- ters in seiner Herrlichkeit sitzt und mit Kraft und Majestät wieder kommen wird, wie die Schrift davon bezeugt. Da nahm der Bischof die« Bibel und las die Geschichte Von dem Gesichte, das Johannes auf der Jnsel Patn1os gesehen hatte von einem, X der eines Bienschen Sohn gleich war, und als er es gelesen hatte, machte er das Buch wieder zu, denn es widersprach ihm. Ein Mensch kann ja an seinen Gliedern nicht so beschaffen sein, wie Johannes von dem Gesichte bezeugt. Hiernächst haben sie die Artikel meines Glaubens aufs Neue wiederholt, worauf ich mein Bekenntnis tat, wie ich zuvor allezeit getan hatte, und nachdem sie solches aufgezeichnet hatten, gingen sie fort. Der Ratsherr sagte, J! nach dem Befehle hätte ich mein Leben verschuldet. Darauf brachten sie mich wieder ins Gefängnis. Jch hätte alle Umstände der Länge nach beschreiben sollen, aber meine Gabe ist gering, ebenso habe ich auch eine schwere Hand zu schreiben; darum muß ich es in der Kürze abhandeln. Nachdem ich dreizehn Wochen gefangen gesessen hatte, brach- ten sie mich noch in des Schloßvogts Haus, dort traf ich den Pastor von Nhehoof, der abermals behauptete, daßChristus nun persönlich im Himmel sei, gleichwie Er auf Erden in der Gestalt war, in der wir sind. Jch verantwortete mich und bewies es ihm aus der Offenbarung· Johannes. Er sagte, es könnte Niemand die Offenbarung Johannes verstehen, worüber ich mich sehr ver- wunderte; in allen Reden nannte er mich Bruder. Jch fragte ihn: Warum nennst du mich Bruder? ich begehre ja nicht dein Bruder zu sein. Er sagte: Jch hoffe, daß wir mit einander noch ein Schasstall werden würden. Nach verschiedenen andern Ver- handlungen ist er von mir geschieden. Noch ein Bekenntnis, welches Rcytse Ahscsz vor dem Bischof» den fünften Januar im Jahre 1574, abgelegt hat. Die s Liebe Gottes und die Mitteilung des Heiligen Gei- stes, so wie die Liebe des Vaters, der seinen eingeborenen Sohn für uns alle b dahingegeben hat, müsse euch und uns alle bewah- ren, stärken und kräftig machen bis ans Ende, damit wir der.- maleinst zu dem Hirten e Jesu Christo kommen mögen; darum ist meine freundliche Bitte an euch, meine herzgründlich geliebten und werten Freunde, daß ihr eilen wollet, um zu seiner Ruhe einzugehen. Hebr. 4, 11. Nebst geziemendem Gruße lasse ich eure Liebe wissen, dckß « ich den fünften Tag dieses Jahres 1574 vor dem Bischofe ge- wesen bin. Derselbe sagte: Guten Tag und ein seliges Neues Jahr; willst du dich 11och nicht zu dem heiligen katholischen Glauben begeben, an welchen alle deine Voreltern geglaubt haben? Antwort: Ein seliges Neues Jahr begehre ich von Herzen, d aber von eurem Glauben will ich nichts wissen, son- dern ich will an die heilige Schrift glauben. Der Bischof sagte, ich hätte auf Menschen und auf Menschenlehre gebaut! Rehtse: Jch habe nicht auf Menschen gebaut; e ich habe auf den Grund der Apostel und Propheten, ja auf den Felsen gebaut; deshalb wird mein Haus stehen bleiben. Seht, das sind nun die Sturmwinde, die auf mein Haus stürmen; stände es auf Sand, es würde wohl fallen; nun aber ist es auf den Felsen gegründet. Bischof: Was ist die Ursache, daß du von uns gegangen bist, denn du hast bekannt, daß du unsere Lehre niemals gehört hast? Reytsex Höret mich, ich will es euch sagen. Als ich ein Kind war, lief ich dahin, wie ein an- derer; aber meine Eltern hielten 1nich k von der Bahn der Sün- der zurück, wofür ich ihnen sehr danke; aber, als ich zu meinem Verstande ka1n, las ich in Heiliger Schrift, daß g der Weg zum Reiche Gottes schmal und eng wäre, daß Fleisch und Blut daran hängen bleiben müsse, daß man sehr geschickt sein müsse, daß l! eine reine Gemeine sein müsse, daß die Steine gehauen und an vier Ecken geschnitten sein müssen, bevor sie an das Haus Got- tes kommen mögen, von welchem Christus Jesus der iEckstein ist, und daß keine Huren noch Buben, noch Trunkenbolde noch Geizige, noch Götzendiener in der Gemeine Gottes sein sollten; ich habe aber gefunden, daß eure Gemeine, von welcher du das Haupt bist, eine solche sei, und ich bin deinetwegen besorgt, weil duein gelinder Mann bist. Darum bitte ich dich, du wollest doch die Heilige Schrift einmal durchsehen, denn es kommt mir vor, daß du es besser weißt, als du sprichst; du hast eben so wohl eine Seele zu verlieren als ich. Er sagte, weil Trunkenbolde, Hurer und andere Sünder in ihrer Gemeine wären, so hätten sie verordnet, daß man für dieselben bitten und daß die Priester die Sünden vergeben sollten. Jch erwiderte: Die Priester können die Sünden nicht vergeben, sondern l( Gott um Vergebung der Sünden bitten; das ist sehr gut; doch muß man von Herzen bitten, daß man sie zeitlebens nicht wieder begehe. Aber ich musz euch nun auch einmal fragen: Was dünkt euch, wenn ein Mensch heute oder morgen sündigt und bittet den Herrn um Vergebung, ltut es aber jeden Tag wieder; wird wohl der Herr ihm solches vergeben oder nicht? Er meinte, das könnte wohl bestehen. Jch sagte, das könnte nicht so bestehen. Zuletzt hielt der Bischof eine lange Rede, daß ich meinem Oberhaupte nicht gehorsam sein wollte, daß ich von ihrem heili- gen Glauben abgefallen und zu den Mennoniten und Tibben übergegangen wäre. Jch antwortete, daß ich niemals ungehor- sam gewesen sei; ich hätte mich auch niemals gegen den König gesetzt, und begehrte 11 das Schwert wider Niemanden zu tragen, wie Christus lehrt. Darauf sagte der Bischof, er wollte das Klarste von allem nehmen, dem ich nicht widersprechen könnte; ich sollte mich stellen, als ob ich unwissend wäre, er wollte sich auch stellen, als ob er unwissend wäre, dann sollte die Schrift den Ausschlag geben. Jch sagte, er sollte es sagen; wenn es mit der Schrift bestehen könnte, so wollte ich ihn hören. Er sagte, daß der Herr so klar in dem Evangelium gesagt habe: Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird; desgleichen auch den Kelch; darum muß man sein Fleisch essen und sein Blut trin- ken, wie Er gesagt hat; dagegen kannst du nichts einwenden. Jch erwiderte, ich wüßte wohl, daß solches geschrieben stände und daß der Herr gesagt habe: Nehmet, esset, das ist mein Leib; aber ich bekennte, daß der Herr im hohen Himmel ist und nicht unter der Menschen Zähne kommt; denn euer eigenes Volk glaubt es nicht, daß ihr ihnen Fleisch und Blut gebet. Er sagte, sie müßten es glauben. Jch sagte, daß der Herr so gesprochen habe: Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen werden soll. Das hat der Herr so gesagt; aber seine Jünger sprachen: Wie kann uns dieser sein Fleisch zu essen geben? Darauf sagte der Herr: 0 Fleisch und Blut ist nichts näh, denn die Worte sind Geist und Leben. Daraus erhellt klar genug, daß man Christi Fleisch und Blut nicht essen und trinken möge, wie Er gesagt hat, sondern daß wir dabei seines Todes und Leidens eingedenk sein sollen; denn der Herr hat p seinen Leib für die ganze Welt und für die Erbsünde gegeben, worin wir geboren worden sind. Hätte uns der Herr nicht von den Sün- wMark. 16, l9. xOffenkx l, Dis. y Z. Kot. l, 17. Phil.»8, l. MOFJRJMÅLT Z. bJvcL s, IS. cJoh. l0, 27. c12. Tini. s, l6. CEVL Z, W. alm l, l. gMutth. 7, l4. 11 EIN. s, 27. l. Stdn. S, 7. iEpb. L, IS. i . lcPfalsicizifsh s. 1Ezech. II, 14. mGaL S, S. nMattlx s, AS. oJoh C, CI. I) I. Kur. U, 24. l. Ich. L, l. oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gefinnten. den, die uns Adam auferlegt hat, erlöset, so hätten wir nicht selig werden mögen; nun aber hat uns der Herr mit Ei seinem Fleische und Blute erlöset und uns von allen Sünden frei gemacht, und hat sein Blut für viele vergaffen; darum können wir sein Fleisch nicht essen, weil Er uns damit frei gemacht hat. Der Bischof sagte, daß Christus solches nicht von seinem eigenen Fleische sagte, daß es nichts nütze sei, sondern von einem andern. Dar- um, weil der Herr solches so klar sagt, fügte er hinzu, muß man sein Fleisch essen und sein Blut trinken, wollen wir anders selig werden; Paulus hat gesagt: Jst das nicht sder gesegnete Kelch? und weil Christus und Paulus so klar geredet haben, so kannst du dagegen nichts einwenden. Reyse: Mein Herr, ich weiß wohl, wie Christus und Paulus redet, denn die t Apostel haben das Brod von Haus zu Haus gebrochen, wie wir klar lesen, und das zum Beweise, wie es Christus hinterlassen hat, aber er blieb dabei stehen, daß wir des Herrn Fleisch essen müßten, wenn wir selig werden wollten. Ferner hat der Bischof eine lange Rede über die Aufer- stehung der Toten gehalten, wie wir sterben müssen und mit die- sem Fleische wieder auferstehen, wobei er viele Gründe von der Auferstehung anführte. Zuletzt sagte ich, daß ich wohl glaubte, daß eine s Auferstehung der Toten sei, denn, wenn keine Auser- stehung der Toten wäre, so wäre uns Christus nichts nützez ich wollte auch nicht so leiden, solches wäre ein unnützer Streit. Da- bei ließ er es bewenden; hiernächst hat er eine lange Rede gehal- ten, daß von einem Herrn, einem Glauben und einer Taufe ge- schrieben stände; solches hätte ich übertreten und mich wieder tau- fen lasse1i, da ich doch einmal getauft gewesen wäre; auch hätte ich die Heilige Schrift übertreten, indem ich im Namen des Va- ters, des Sohnes und des Heiligen Geistes getauft gewesen sei, was den Ordnungen der heiligen Kirche widerspricht Reytse: Jch habe mich nicht wiedertaufen lassen, indem ich nur einmal getauft bin, denn ich weiß wohl, daß von einem Herrn und einem Glauben geschrieben steht; darum habe ich mich auch zu einer Taufe begeben, wie der Herr an vielen Stellen lehrt, daß man die Gläubigen taufen soll; so habe ich mich denn einmal zur t Buße taufen lassen, wie es sich nach der Schrift und nach meiner menschlichen Schwachheit gebührt; aber, daß du sagst, daß ich mich habe wieder taufen lassen, dazu sage ich nein, denn ich er- kenne die Kindertaufe nicht für eine u Taufe, sondern für eine Menschenfassung, wie solches klar genug am Tage liegt, weil man keine Schriftstelle dafür hat, daß man die Kinder taufen soll. Der Bischof sagte, daß man aus Wasser und Geist geboren sein müßte, wenn man selig werden wollte, und darum. müßten die Kinder getauft sein,. wenn sie selig werden wollten. Reytse: Nein, dafür hat man keine Schrift, daß man die Kinder taufen soll, denn der Herr hat die Kinder zu sich gerufen und gesagt, — man v soll ihnen nicht wehren, denn das Reich Gottes gehört ihnen zu; darum sind sie schon selig; er sagte, das wären gläu- bige Kinder gewesen, die beschnitten waren; dabei hielt er eine lange Rede über die Beschneidung Abrahams wie die Kinder hätten beschnitten sein müssen, oder sie wären verdammt gewesen, und wie es sich damals mit der Beschneidung verhalten hätte, so sei die Taufe von den heiligen Vätern verordnet, wie es Jetzt ist. Reytse: Dazu sage· ich nein, dem ist nicht so, daß dieKinder verdammt worden sind, die nicht beschnitten waren, denn es war ein Befehl, daß man sie beschneiden sollte, weil sie von dem Saa- men Abrahams waren; darum sollte man sie beschneiden; der Herr hatte es so befohlen, weil sie sein Volk sein sollten und nicht um.deswillen, weil sie verdammt gewesen wären, die nicht w be- schnitten worden waren, denn sie wurden den achten Tag beschnit- Evrx i. 7. Rom. s se. Gar. s, i. keins-stetig. 2 is. seien is, es. email-r. is, is. sit-rauh. is, is. sie-rauh. is. wi. Mosis i7, i2. 511 ten, es sind ihrer aber viele gestorben, die nicht so alt wurden, daß sie das Zeichen der Beschneidung empfangen hätten; also ware ja den armen Kindlein großes Unrecht geschehen; auch wären die Mägdlein alle verdammt worden, die gleichwohl Mit- erben des Reiches Gottes sind, wie wir. Dagegen sagteer nicht viel, aber er blieb dabei, daß die Kinder getauft werden müßten, sollten sie anders die Seligkeit erlangen. Reytsex Mit nichten; ich sage noch einmal, daß die Kinder in den Händen Gottes sind, so lange sie unwissend sind, und daß ihnen die Taufe nicht zu- kommt, sondern denen, die Buße getan haben, denn Johannes hat gepredigt, daß man I( Buße tun und sich bekehren solle, und daß man sich nicht eher taufen lassen sollte, als zur Vergebung der Sünden, wie er .auch sagt: Jhr Ottergezüchte; wer hat euch denn geweissagt, daß ihr dem zukünftigen Zorne Gottes entflie- hen werdet? darum tut y Buße, und laßt euch helfen von diesem unartigen Geschlechte » Der Bischof sagte, daß ich solches mit zJohannes Taufe nicht beweisen konnte; ich antwortete, Christus sei selbst zu Jo- hannes gekommen, und habe sie von Johannes begehrt; Johan- nes aber hat es dem Herrn abgeschlagen. Der Herr sagte: 8 Nein, laß es so geschehen, damit alle Gerechtigkeit erfüllt wer- de; darauf hat es Johannes zugelassen. Warum sagst du, daß ich es mit der Taufe Johannes nicht beweisen könnte, da Christus sie ja selbst begehrt hat? dagegen sagte der Bischof nicht viel; ich sagte, ich will dir wohl noch mehrere andere Sprüche anführen, woraus hervorgeht, daß sie den Gläubigen zukommt, wie den Kämmerer, zu welchem Philippus kam und sagte: Verstehst du wohl, was du IiesestZ er erwiderte: Wie kann ich es verstehen, wenn mich nicht Jemand unterrichtetz darauf predigte ihm Phi- lippus von Anfang an, und er glaubte; er sagte: Hier ist Was- ser, was hindert es, daß ich mich nicht taufen lassen sollte? Phi- lippus sagte: Glaubst du von Herzen, so mag es wohl geschehenz der Kämmerer sagte: b Jch glaube, daß Jesus Christus der Sohn des lebendigen Gottes ist. Darauf ist es geschehen. Se- het, da war der c Glaube vor der Taufe; ebenso war er auch kein Kind; ebenso ist Paulus auch in solcher Weise getauft wor- den, als er gläubig geworden war; ei, durchleset einmal die Ge- schichte der Apostel. Der Bischof sagte, er wollte auch wohl die Alten taufen, die in ihrer Jugend nicht getauft worden wären, wie Heiden oder Tibbenz dergleicheii Alte wollte er auch taufen, denn, sagte es, es stände geschrieben: Wer glaubt und getauft wird, soll selig werden, und obgleich der d Glaube der Taufe vorangeht, so ist es den-noch gut, daß man die Kinder taufe, denn es sind viele, die nicht so alt werden, daß sie zu ihrem Verstande kommen, und wenn sie ohne Taufe sterben, so sind sie ja ver- dammt. Darum müssen die Kinder getauft werden, damit sie alle selig werden; ich sagte: Die Kinder sind in der Hand Gottes, aber die Taufe kommt ihnen nicht zu, denn man kann es aus der Schrift nicht beweisen, daß solches geschehen müsse; hätte es der Herr haben wollen, Er hätte es wohl befohlen; aber nun hat Er befohlen, daß man die Gläubigen taufen soll, wie Er es gelehrt hat, und seine Apostel haben es getan. Darum beweise es mir mit der Schrift, daß es befohlen sei, die armen, unschuldigen Kinder zu taufen, die doch keine Sünde begangen haben, und wenn ich auch noch so viel Kinder hätte, so wollte ich sie doch nicht von euch getauft haben; er erwiderte, wäre es auch nicht geboten, daß man die Kinder taufen sollte, so wäre es ja auch nicht gesagt, daß man sie nicht taufen soll; es ist in keiner Schrift geboten, daß es nicht sein soll; ich sagte: Alles, was der Herr nicht ge- boten hat, das hat Er verboten; darum hat Er geboten, die Gläubigen zu taufen; die Menschen sollten es nicht anders ma- chen, als es der Herr selbst geboten hat, denn wir lesen überall xMatt . Z, B. yLuL aMutc . Z, is. b s. :Avostelg. L, 40. Apostelg s, AS. cApostelg S, 18. cis-Ratt. W, U. 512 Dei: blutige von einer Taufe der e Buße, nicht aber von einer Kindertaufe, wie ihr lehrt und tut. Warum tut ihr solche Dinge, die sich nicht geziemen? mich dünkt, daß du es besser weißt; sage die Wahr- heit. Aber darauf gab er mir keine Antwort, sondern äußerte nur, ich wäre verführt, ich wäre verdammt, wenn ich bei diesem Glauben bliebe; darum sollte ich mich zu dem heiligen katholi- schen Glauben begeben. Wir redeten noch vieles mit einander, aber es wurde spät; er ging fort und sagte zu dem Schloßvogt, es wäre an mir keine Hoffnung, und ich wollte mich nicht unter· richten lassen; zu mir aber .sagte er, ich sollte mich noch bedenken; ich erwiderte, das wollte ich zwar wohl tun, aber in diesem Falle hätte ich nvich schon bedacht; bedenke du dich aber selbst, darum bitte ich dich, setzte ich noch hinzu. Noch ein Bekenntnis des Rehtse Aysesz vor einem stolzen Pfaffen abgelegt, sowie einen Sendbrief oder eine Er« mahnung an die Freunde. Bald darauf ist ein Pfaffe gekommen, der sehr frech war; er» fragte mich, wie ich mich auf den Brief bedacht, den mir der Bischof gesandt hatte. Reytse: Jch habemich bedacht, wie ich zu diicch letzdte Nkal dgesagttc»hkibe; vondseinem Skkeibekihbin i? m wa er, on ern ar er gewor en, wiewo er e r gro schreibt, daß den Menschen keine Sünde hindert, und daß man das Abendmahl wohl mit Huren und Buben halten möge, daß Fiberkkeine Tüigdellsrg Fels; sei, Sagsszesiek dgng Mensche; htiindeålich ein onne; a a e i er mi ar . ewei en, o er err die große Schaar speisete Reytse: Was willst du damit bewei- sen? Ach, wie blind bist du! er wurde böse und wollte keine III-Brig verstehen, sondeitm 8IlästFrtF, rxiete sehr dübel und sagteö a i mi meiner zwei en an e es errn To verachtete nn verwürfe; ich entgegnete, daß ich des Herrn Tod nicht verachtete, sondern ihn als gut bekennte, denn, wenn ich so bekennen»würde, wie du sagst, so wäre ich unselig, doch ich erkenne eure Taufe für keinäkaåiäe five? nkiian kefine Fchäriftstelle dafur gut; aberfihrdvers wer ri ti o , ja ein ei en mit eurer in ertau e, enn Christus hat uns erlöst; aber ihr sagt, daß die Kinder verdammt Leim, wbas ist dockåmiä delr bSchriftdnicht beäeisen könnt; von enen a er, ie in ün en e en, un von we en der Herr sagt, daßdsieGnicht das cReickå Gottes ewrbenhsolleiF wie Trunken- bol e, eizige, Hurer un so weiter, agti r, d aß sie selig wer- den können, aber von den armen Kindern, die selig sind, wie der Herr gesagt hat, sagt ihr, daß sie verdammt sind; ist das nicht eine kllägliPeckSZiZe, idhr sodveikblendåtgeidz Dgrum wache einma au , i i e i , enn u omm ami zu rz. Er erwiderte, daß ich einen Glauben hätte wie ein Türke. Jch fragte ihn: Worin besteht der türkische Glaube? Er ant- wortete: Der Türke glaubt an ein Holz, oder was ihm .ansteht. IF; sagte, åaßitsikånteinsgstück Bäofd glargbtsnz dikksåes esciåhlöben fix ie einen o , eene anun ie en a or au ie ieeun hielftendes für eineF Eos; egelnisdo giissabgikttigche Kinder- au e, enn in wie ern i wo ie e e e er a s er türkische Glaube? « Er wurde böse und lästerte sehr auf uns, hielt uns auch für das verkehrte Volk. »Jch erwiderte: Sollte ich dir sagen, wofür ers-esse ssssexksks stieg« ge! ssszssek s«- o ee n. : n enn; i i e ir agen: Ech halte-euch- für die rauhe Welt, e für eine Gemeine der T d- tesen und für Heiden und Türken, dem Geiste nach, und daß« iIhr von dem Leben, das aus Gott ist, entfremdet seid, wie Daniel 12 steht und wie die Offenbarung von euch schreibt, und so wird es eMuttb. s. U. IF! Z. Z. Apostels. 2, BE. se. Im. 3 e. . i, 7. ei. nor. o, 1o. Gar. s ei· End. s, s. siehe. s, s. sitt-m. ie, e. Svkichssx ei, 1o. gut. o, se. Erd. e, io. copy. i, is. Den. ie, s. Schaut-laß, am Tage des Herrn befunden werden; kdarum tut Buße, und gehet aus von ihr, damit ihr ihrer Sünden nicht teilhaftig wer- det. Da stand er auf und lief fort, aber ich begegnete ihm in einem andern Saale, wo wir noch etwas mit einander von der Kindertaufe und von andern Dingen redeten. Zuletzt sagte er, er könne nicht länger da bleiben, denn er müßte bei einem Kinde Gevatter stehen. Jch bat ihn, daß er es nicht tun sollte, denn das Kind sei so gut, als er es machen könne. Er antwortete, er wolle es dennoch tun. Er redete auch viel vom Kriege und von den Reformirten (Geusen), daß ihre Dinge nichts taugten, und sagte, daß wir ihnen mit Geld und Gut beiständen. Jch erwi- derte, daß es nicht wahr wäre, was er sagte; wir begehrten ihnen keineswegs mit Geld oder Blut beizustehen, denn ich hielte von den Reformirten eben so wenig als von ihnen, denn ihr könnt nicht vor Gott bestehen, weil ihr einander so jämmerlich verratet und erwürgt; gleichwohl sind die Reformirten nicht so blutdürs stig wie ihr, g denn hätten sie mich gefangen, sie ließen mich wohl laufen, aber ihr wollt mein Blut vergießen. Er wurde böse und sagte: Du verzweifelter Bösewicht, würden wir dich nicht töten, einen solchen Ketzey wie du bist, wir könnten es nicht vor Gott verantworten, denn wir laufen so oft um deinetwillen, was wir um Geld undalle Güter dieser Welt nicht tun würden; h dar- um sollst du hier das zeitliche Feuer und dermaleinst das ewige Feuer empfangen, weil du dich nicht unterweisen lassen willst, wiewohl wir doch so viel ium dich getan haben. Jch redete ihm sehr liebreich zu, er aber sagte, daß ich den Teufel in mir hätte, und der Teufel verstelle sich in mir in einen Engel des Lichts, und hätte mich verführt, I( daß ich nicht auf dem rechten Wege bleiben könnte. Reytse: Jch habe den Teufel nicht in mir, son- dern ich rede mit einem freien und fröhlichen Gemüte. Er lä- sterte sehr, führte auch keine Schriftstelle an, und meinte nur, daß sie für mich viel getan hätten, und allezeit bemüht seien, meine Seele zu gewinnen und mir das Leben zu erhalten; nun aber sei jede Hülfe umsonst und ich wollte von der Ketzerei nicht abstehenz darum müßte mich der Bischof abschneiden, wie sich solches gebühre. Reytse: Jch habe es niemals begehrt, daß ihr zu mir kommen sollt; ihr könnt ja wohl zu Hause bleiben; l denn ich will euch nicht hören noch euch glauben; ihr hättet euer Lau- fen wohl unterlassen können, denn der Lohn, den ihr an mir ver· dient, wird nicht groß sein. Zuletzt hat er von dem Gebete ge- redet und sich seines Gebetes gerühmt, auch gesagt, daß er mehr in einer Woche bete, als ich in einem Vierteljahre; er hatte vieles von dem Gebete zu sagen, und wie Christus im Tempel gebetet hätte· Jch sagte, er wäre den Pharisäern gleich, die sich ihres Gebetes rühmten, m auch im Tempel und an den Straßenecken ständen, damit sie von den Menschen gesehen werden möchten; in allen euren Worten seid ihr ihnen gleich, darum sieh wohl zu, wie du dich rühmst, U denn man wird einen Baum an seinen Früchten erkennen, aber deine Früchte stehen mir nicht an. Er sagte, ich hätte eines Pharisäers Herz, er aber ihre Kleider; was denn nun das Beste wäre? Reytse: Nein, mich dünkt, daß du sie beide habest, das Herz und die Kleider, denn der Herr hat sich nicht so gezeigt, auch haben die Apostel zu ihren Zeiten solches Leben oder solche Kleidertracht nicht gehabt, wie ihr habt, was der Schrift entgegen ist; darum magst du wohl wissen, was du tust, und ich bitte dich, 0 du wollest doch Buße tun, indem du vor dem Herrn nicht bestehen kannst, weder mit deinem Glauben noch mit deinem Wandel, oder auch mit deiner Gemeine, für welche du doch an dem Tage des Herrn einstehen willst. Zuletzt ging er fort; ich sagte im Abgehen zu ihm, er sollte es dem Bischofe sagen, daß er nicht nötig hätte, meinetwegen wieder zu kommen, iOffenE 18, is. gShtlchtm S, U. Les. M, s. bMattL 7, I. iKoL L, Z. III-b. S, CI. lJvM 10, s. mMnttL S, Z. nMattb. 7, is. oMntth. Z, S. oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gesinnteii. denn ich wollte ihn nicht mehr hören. Darauf bot er mir einen guten Tag und dann brachten sie mich wieder ins Gefängnis. Ungefähr drei Tage darauf kam der Bote vom Bischofe und sagte, ich sollte nach drei Tagen das Urteil hören. Sie kamen auch auf den bestimmten Tag .und verrichteten ihre Sachen, wie sie es verstanden, fällten auch das Urteil über mich und machten sich mit Worten groß, was sie von dem Urteile meinten. I) Nach verrichteter Sache gingen sie fort, aber ein Pfaffe blieb zurück, der sehr ungeziemend und grob lästerte, wiewohl ich mit ihm nicht reden wollte, weil sie mich überantwortet hatten und weil er auch so übel redete, was sich nicht geziemtex als ich ihm nicht antwortete, ging er fort. Dieses ist einige Zeit zuvor geschehen, ehe ich es aufgeschrieben hatte, denn ich konnte 11icht wohl dazu kommen, der Gefangenen wegen, die bei mir saßen; außerdem habe ich auch ein kurzes Gedächtiiis; einige Sachen habe ich ver· gessen; sollte ich alles aufschreiben, es würde zu viel werden, denn ich bin wohl elf Mal vor dem Bischofe und seinen Gesellen gegvesem und habe viel mit ihnen von allen Glaubensartikeln ge- re et re. Feschrieben von mir, Rehtse Aysesz, deinem geliebten Bruder in errn. Ein Sendschreiben oder Ermahnung von Reytse Ayseß, geschrieben an die Freunde. Ach lieben Freunde, erschreckt und verwundert euch nicht, wenn ihr in mancherlei Anfechtungen, die einem Christen zusto- ßen, e und auch Jemandem in Banden und Gefängnissen begeg- nen können, geprüft werdet, denn ich finde nun, daß es dem Flei- sche ach schwer ist, aber dem Geiste nach ist es sehr leicht, indem es eine Kraft Gottes ist; das habe ich in diesen Banden erfahren, daß der Herr mit Denen ist, die Jhn von Herzen suchen und fürchten. Darum, meine lieben Freunde, b die ihr mit mir glei- chen Glauben empfangen habt, fürchtet den Herrn von Herzen, c damit ihr Widerstand leisten könnt, wenn esetwa des Herrn Wille wäre, daß ihr in solche Bande und Gefangenschaft kommen solltet, denn sie treiben viel List und Schalkheit, um uns von der Wahrheit abzuziehen; sie können die Lügen erheben und die Wahrheit mit erdichteten Worten vernichten, die sie bisweilen mit sanften, bisweilen aber mit harten Reden vorbringen, womit sie einen schwach und verzagt. zu machen suchen, wie sie mir getan haben. So gehet auch der Satan, wie Petrus sagt, d um uns herum wie ein brüllender Löwe, und sucht uns zu verschlingen; ebenso hat er mich oft angefallen, aber der Herr hat mich bisher bewahrt, wofür ich Jhm danke; einmal aber hat mich der Satan mit einer Versuchung überfallen, das muß ich euch schreiben, wie listig der Arge ist. Jch redete einmal mit einem Pfaffen, welcher bei dieser Gelegenheit über uns lästerte und sagte, sie sängen Da- vids Psalmen, wir aber die Lieder, welche Menschen gemacht hät- ten. Ylls ich nun wieder ins Gefängnis kam, überfiel mich der Versucher sehr listig, daß es wahr wäre, daß wir Lieder sängen, die Menschen gemacht hätten; ich war betrübt, daß ich leiden sollte: es möchte Unrecht sein, ich wäre noch jung von Jahren; mit solchen Vorstellungen plagte ich mich, zuletzt aber dachte ich, ich weiß es besser, daß die Lieder aus der heiligen Schrift gemacht worden sind, und daß es recht ist; könnte ich darnach tun, ich würde wohl selig werden: ich dachte der Pfaffen Leben und ihrem Glauben nach, auch demjenigen, e was sie wider die Hei- lige Schrift geredet hatten, welches Lügen waren; deshalb bat ich den Herrn, und es kam mir nicht mehr in den Sinn. Darum, lieben Freunde, k ist der Satan sehr listig, aber man muß den Herrn allezeit bitten in allem Anliegen, g weil er uns in man- cherIei Versuchungen zuseszt, denn der allmächtige, ewige, barm- dem p 2. Vekki 2 a Apostels. , 12. 12, s. III. Petri l, is. SOLO. O, II. di. Pest! Z, S. e Mal-ich. 7, 7. iLuL is· l. gwhz C, IS. 513 herzige Gott wird uns nicht über unser Vermögen versucht wer- den lassen, sondern wird nebst der Versuchung ein Auskommen verschaffen, wie Er gesagt hat, denn Er ist unser Hauptmann und unser Kriegsmann b in all? unserer Not. Erschreckt darum nicht, wenn sie michauch an einen Pfahl stellen und verbrennen, sondern werdet dadurch gestärkt, daß der Herr noch kräftig ist in seinen Werken; fürchtet Jhn allezeit, lobet Jhn und danket Jhm von nun an bis in Ewigkeit, Amen. Weiter danke ich denen, die mir das Buch gesandt haben, denn es hat mich sehr erquickt und ergötzt in dem Herrn, kund seid alle dem Herrn befohlen, die ihr Jhn fürchtet. Noch ein Vekenntnis des Reytse Aysesz abgelegt vor dem Commissarius · Nachdem ich neunzehn Wochen gefangen gesessen hatte, bin Ich vor den Eommissarius von des Königshofe gebracht worden; derselbe hat zuerst mir einen Eid abgefordert, daß-ich die Wahr- he1t»sagen ewolltez ich sagte, der Herr hat befohlen nicht zu schworem darum« will ich auch keinen Eid tun. Darauf sagte er, ich sollte ihm dann auf seine Fragen mit Ja und Nein antwor- ten; ich erwiderte, das will ich nicht tun, denn du könntest mich Dinge fragen, welche mir nicht geziemten zu sagen; darum muß ich zuvor hören, was du mich fragen willst Da hat er zuerst nach« meinem Alter gefragt; ich antwortete, vier- oder fünfundzwans zig Jahre; solches schrieb er nieder. Weiter fragte er, wo ich geboren wäre, wo ich zuletzt gewohnt hätte, wie viele Kinder i hätte; ich sagte, eins. Commissarius: Wie alt ist es? Reyt Ein halbes Jahr. Commissarius: Jst es auch getauft? Reyt So viel ich weiß, nicht. Commissarius: Was ist die Ursache, daß es nicht geschehen ist? Reytse: Weil es in der heiligen Schrift nicht befohlen ist. Commissariusu Bist du auch getauft? Reytse: b Ja, auf meinen Glauben, wie Christus befohlen hat. Com- missarius: Bist du in deiner Kindheit nicht getauft worden? Reytse: Ja, aber solches erkenne ich nicht für eine Taufe, die der Schrift gemäß ist; solches alles hat er aufgeschrieben. Er fragte mich, wer derjenige gewesen sei, der mich getauft hätte; wo es geschehen wäre; wer in meines Vaters Hause gewesen wäre, und wie viele; ich erwiderte, das will ich nicht sagen, ich hoffe, du werdest mich nicht darnach fragen. Dürstet c dich denn so sehr nach dem Blute und Leben der Menschem so hast du mich ja in deinen Händen, tue mit mir nach deinem Willen; ich werde, durch des Herrn Hülfe, meinen Hals freimütig darreichen, aber ich hoffe auf deine Gütigkeit, daß du mich nicht so scharf darnach fragen werdest; er meinte, man würde mich wohl noch schärfer fragen, darum sollte es lieber freiwillig sagen als gezwungen; dich sagte, der Herr, mein Gott, wird mich wohl bewahren, solches Vertrauen habe ich auf seine Gnade. Nachdem er nun alles niedergeschrieben hatte, ließ er mich abtreten. II M « Ein Brief von Reytse Ayseß an seinen Vater. Lieber Vater, wenn es dir passen will, so schreibe mir etwas von deinem Vorhaben oder Plane, wo du künftig zu wohnen be- absichtigst, wie es mit deinem Zeitlichen steht, auch über meine Schwester und einige sonstige Erquickung teile mir mit, denn das erfreuet mich sehr. Ferner lasse ich dich wissen, daß gegenwärtig zwei Gefan- gene bei mir sind; es sind zwei alte Männer, wir können mit einander sehr gut fertig werden, denn sie haben schon einen Mo· nat bei mir gesessen; wir haben einige Gespräche von dem Wege des Herrn mit einander gehabt; sie wollten das Jhre auch gern HERR: X: Esel-r. U, 2». sMattlik Z, sc. Es. is. essen TO, U. dhebc is« S. 514 Der blutige für ein Besseres dahin geben, denn es dünkt sie, daß sie die Selig- keit so notig hätten als ich; sie haben zwar den guten Vorsatz, nicht mehr der Sünde zu leben, sondern sich in ein neues Leben zu verändern und sich zur Wiedergeburt zu begeben, was mir lieb zu hören ist; s aber Gott kennt die Herzen. Weiter melde Ich dir, daß es sich einmal gegen Abend zugetragen hat, daß des Obristen Weib vor das Gefängnis kam, als wir das Essen em- pfangen solltenz sie fragte zuerst, wie viel Gefangene da wären; dies wurde ihr gesagt. Da fragte sie, was sie verbrochen hätten; daraus hat der eine sich entschuldigt,- so gut er konnte; sodann fragte sie mich, was denn meine Missetat wäre; ich antwortete, meine Missetat wäre nicht sehr groß, um deretwillen sie mich ge- fangen hielten; sie hatte viel von mir gehört und sagte, ich sollte mich von denen unterrichten lassen, die weiser wären als ich; ich antwortete, ich wollte mich darin unterrichten lassen, b was recht wäre; sie sagte weiter, daß die Leute sagten, ich glaube nicht an den Vater, noch an den Sohn, und auch nicht an den Heiligen Geist; welchem ich sehr widersprach und sagte, ich hielte viel davon; mein Glaube sei darauf gegründet, und wenn ich nicht an den Vater, Sohn und Heiligen Geist glauben würde, so wäre ich nicht wert, daß ich das Leben hätte. Darauf fragte sie weiter, was es denn wäre; des Schloßvogts Sohn sagte, daß ich nicht an die Messe glaubte. Da wurde sie zornig; ich sagte, ich glaubte nicht an die Einsetzung der Menschen, nämlich an die e Kinder— taufe und ihr Sakrament, und daß der gebenedeite Herr darin wäre, sondern ich glaubte, daß Er auf dem Throne des ewigen Lebens wäre. Darüber wurde sie unwillig und sagte, wenn kein Scharfrichter wäre, so wollte sie mich lieber selbst töten, als daß ich leben sollte. Sie gab den beiden Gefangenen, die bei mir sind, sieben Stüber und verbot ihnen, mir etwas davon zu geben, warnte sie auch, sie sollten sich von mir nicht verführen lassen; nach dieser Warnung hat sie sich entfernt. Ferner, mein lieber Vater, bestelle diesen Brief an mein Weib (den ich an sie geschrie- ben habe) mit der ersten Gelegenheit und ermahne sie zum Guten; darum bitte ich dich freundlich, gleichwie auch alle meine lieben Freunde; vor allen Dingen aber meine liebe, alte Mutter und meine beiden Schwestern, sowie meinen jungen Bruder, daß er sich doch gut aufführen wolle, wenn er etwas besser zu Ver- stande kommt, und auch mein armes Kind, weil ich für seine arme Seele so sehr bekümmert bin, daß es dem d Herrn gefallen möge; aber ich hoffe, der Herr werde es in sein Reich holen, ehe es Sünde tut &c. Wandelt in der Liebe; endlich, lieber Vater, hätte ich gern ein Testament, wenn du mir eins schicken könntest, denn ich habe unsers Bruders Testament sehr lange gehabt; e aber er hat es jetzt wieder, weil er es selbst nötig hat . Geschrieben in meinen Banden von mir, deinem lieben Sohne, Reytse Ayseß. Ein Brief von Reytsc Ayseß an seine Mutter. Den gnädigen, ewigen, barmherzigen Vater, die Liebe Got- tes und den Tröster, den Heiligen Geist, wünsche ich dir, meine liebe Mutter, zum Gruße; der Vater des Friedens behalte die Oberhand in deinem Herzen, Amen. Meine s sehr werte und herzlich geliebte Mutter, du bist es, die mich neun Monate in ihrem Leibe getragen und mit großen Schmerzen zur Welt gebracht hat; ja, ich habe die Brüste deines Leibes gesogen, du hast mich auch ernährt und mich in aller b W-ahrheit unterrichtet; du hast mich von jeder sündhaften Ge- fellschaft abgehalten, ja du hast mich von jeder falfchen Lehre ab· gehalten; du hast mich von der babylonischen Hure abgehalten; . 17, 10. EDUARD. Z, 17. WANT II, Z. CIEVE Z, I. III. L, I7. TF.«ZJ:«-kc. 7, 27. grob. 4,- s. des. Dieses, 7. Ehr. e, 4. Dies-no. is, r. Schcittpcath du hast mich in die Gemeine des lebendigen Gottes gebracht; du hast mich vor allen Sünden nach deinem besten Vermögen be- wahrt; du hast mich mit des Herrn Hülfe so weit gebracht. Sieh, meine sehr werte und herzlich geliebte Mutter, meine Bitte und mein Begehren an dich ist, du wollest doch um meinetwillen nicht bekümmert und betrübt sein, denn ich hoffe, du habest mich nicht zur Schande, sondern Gott und seiner Gemeine zum Preise und Lobe auferzogen. Nebst allem gebührlichen Gruße bitte und be- gehre ich von dir, du wollest mir vergeben und es mir zu gut halten, wenn« ich dich auf irgend eineWeise betrübt haben möchte, es mag in meiner Jugend geschehen oder unwissend der Fall ge— wesen sein. Ferner, meine herzlich geliebte und werte Mutter, muß ich dir aus dem Grunde meines Herzens und aus dem Jn- nersten meiner Seele ein wenig schreiben, wiewohl du es gut weißt und von e Gott gelehrt und meine liebe Mutter bist, damit in Niemanden unter uns ein arges und ungläubiges Herz gefun- den werde, und damit Niemand durch Betrug der Sünde ver- strickt werde, und von dem lebendigen Gott um irgend einer Trübsal willen abtrete. Sieh, liebe und werte Mutter, laß uns nicht bekümmert oder verzagt werden, obgleich sie dein Gut und Blut angetastet haben; erschrick nicht darüber, sondern habe guten Mut, denn der Herr ist unser Erlöser. d Sieh an das Leiden Hiobs, wie ihm der Herr geholfen hat, und sieh an das Ende des Herrn, denn der Herr wird dich und mich nicht verlassen, wenn wir unser Vertrauen auf Jhn setzen. Der Herr hat mir im Streite ge- holfen, denn ich bin nun schon zwölf mal vor ihnen gewesen; der Herr ist mein Hauptmann, Er wird mich nicht verlassen; ich will Jhn auch nicht verlassen, weder um des Lebens noch um des Todes willen. Darum, sehr liebe und werte Mutter, laß uns doch ein wenig uns aufmachen und dem Herrn von Herzen zu Füßen fallen, denn wir leben allein darum, daß wir einmal ster- ben möchten; wie müssen wir dann so geschickt sein, e wenn wir alle vor dem Richterstuhle Christi dargestellt werden sollen? Darum, meine herzgründlich geliebte Mutter, die du mit mir gleichen Glauben empfangen hast, laß uns denn unsern Verstand schärfen und die Lenden unsers Gemütes umgürten; laß uns alles ablegen, was uns beschwert, und die Sünde, die uns an- klebt, und laß uns durch Geduld laufen in dem Streite, der uns verordnet ist, und auf den Herzog des Glaubens und den Vollen- der Jesum sehen, dann werden wir Lohn empfangen. Liebe und werte Mutter, haben sie auch dein Gut und mein Leben ange- tastet, was hat solches zu bedeuten? Der Herr, unser Gott, wird uns wohl helfen, aber wir müssen Jhm vertrauen· kDie Welt wird sich freuen, wir aber werden betrübt sein; doch soll unsere Traurigkeit in Freude verwandelt werden. Aber, liebe Mutter, wir müssen es mit g Geduld erwarten, wenn sie auch von uns reden (liebe Mutter), sie haben den Herrn, unsern Gott, vor uns gehaßt. Darum verwundere ich mich nicht, sie haben mich so oft ver- urteilt; ja, daß ich hier 11 das zeitliche Feuer und dereinst das ewige Feuer empfangen sollte, ja, daß der Teufel in mir sei; ja, sie sagten, sie könnten es vor Gott nicht verantworten, I wenn sie mich nicht und solche, wie Douve Euwoutß, von dieser Welt brächten. Darum, liebe und werte Mutter, erschrick nicht darüber, denn sie wissen es nicht besser, sondern laß uns unsere Lection wahrnehmen, denn der Herr fordet mehr von uns als von ihnen. Darum laß uns doch der Bestrafung und Züchtigung wahrneh- men und dieselbe mit Geduld und Freude aufnehmen, k dann o2. Petri I, 12. Lob. S, 45. Hebt. Z, I2. dJolx i, 2. eMattb· AS, II. l. Kur. s, to. L; Petri s, II. Z. Petri I, I. Qui. 12, BE. Hebt. 12, I. iJob. II, 20. cJoh IS, 24. Liszt-it. It, is. is. Muse I2, 48. kHebn I2, S. oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gesinnteii. werden wir Lohn empfangen, denn wen der Herr züchtigt, den will Er aufnehmen; wenn wir aber ohne Züchtigung find, so sind wir Bastarde und keine Kinder, wie sie dessen alle teilhaftig geworden sind. Darum, meine werte Mutter, freue ich mich von Grund meines Herzens, daß mich der Herr, unser Gott, so lieb gehabt und mir zugerufen hat, 1 daß ich als ein Schlachtschäfleiii Christi erfunden werden möge; ich hoffe durch seine große Gna- de und Barmherzigkeit, daß Er mich tüchtig machen und mich in sein Reich aufnehmen werde, m welches Er denen verheißen hat, die Jhn von Herzen suchen. Siehe, meine sehr geliebte und werte Mutter, Ulaß uns doch des Herrn Züchtigung nicht ge- ringschätzeih sondern dieselbe mit Geduld aufnehmen, dann wer- den wir Lohn empfangen, ja es wird dermaleinst alle 0 Traurig- keit und jede Träne von unsern Augen abgewischt werden. Wir werden auf dem Berge p Zion mit allen Heiligen Gottes stehen. Siehe, welche große Freude ist denen bereitet, die Gott gehorsam gewesen sind. Darum, geliebte und sehr werte Mutter, laß uns unser Kreuz auf uns nehmen, g und Jhm von Herzen nachfolgen als liebe Kinder, damit wir aus dem Buche des Lebens nicht ausgetilgt werden. Geliebte, s wir müssen heilig und unstraf- lich vor Jhm sein in unserem Wandel, s unsere Worte miissen mit Salz vermengt sein, wie Paulus sagt, damit wir vor dem allmächtigen, ewigen Gotte bestehen mögen. Ferner, liebe und werte Mutter, wie du alle Liebe an mir erwiesen hast, so ist das noch meine Bitte an dich, daß du doch mein geliebtes und wertes Kind lieben wolleft, wie du mich geliebt hast, und ein mütter- liches Herz gegen dasselbe tragen wolleft, wie ich denn auch hoffe, «daß du tun werdest. Ach, liebe Mutter! halte es mir zu gut, was ich hier ge- schrieben habe, denn es ist aus Liebe geschehen. Wisset, liebe und sehr werte Eltern, daß ich in der achtzehw ten Woche meiner Gefangenschaft vor dem Bischofe gewesen bin, dort waren wohl acht oder neun Personen versammelt. Da hat der Bischof mich zunächst aufgefordert, daß ich mich zu dem heili- gen katholischen Glauben begeben sollte, dann wollte er mich wie- der auf freien Fuß setzen, wobei er noch viele Worte machte; wollte ich aber das nicht tun, so wollten sie mich als einen Ketzer, Widerspenstigen und Ungehorsamen, welcher den Ordnungen der römischen Kirche zuwider ist, abschneiden Zuletzt thabe ich meinen Mund freudig aufgetan und ge- sagt: Tut, was ihr wollt, und was ihr vor Gott verantworten könnt, U denn ich will meinen Glauben nicht verlassen. weder um des Lebens noch Todes willen. Sie sagten, ich sollte mich be- denken und mich bessern, denn ewig wäre gar zu lange. Reytset Weil ewig so lange ist, darum will ich mich vorsehen; wäre ewig nicht so lange, ich« wollte in diesen Banden nicht sitzen Zuletzt fragten sie mich um alle Artikel aufs Neue, und ich habe mein Bekenntnis darüber abgelegt. Hierauf haben sie mir das Urteil vorgelefen, aber ich verstand es nicht recht, es war in Latein ge- schrieben; es hieß, weil ich ein Ketzer wäre, der sich mit den Ord- nungen der heiligen Kirche nicht unterweisen lassen wollte, so übergeben sie mich in der Richter Hände. Zuletzt saß ich mit entblößtem Haupte da und verantwortete mich mit vielen Grün- den und sagte getrost) die sollten zusehen und sich an mir nicht vergreifen. Der Bischof sagte, er hätte lieber vierzehn Tage bei Wasser und Brod fasten, als das Urteil über mich fällen wollen. Zuletzh als sie das Jhre verrichtet hatten, gingen sie fort. Als sie mich verlassen hatten, V blieb ein Pfaffe zurück, der sehr lästerte und viel zu sagen hatte, auch eine ganze Nacht mit mir disputiren wollte; aber ich wollte nicht, weil sie mich schon über- geben hatten, denn er kam aus eigenem Antriebe. Darauf ging l l 44, 23. L. K . Z, S. Svrichltk Z, I2. sei. W, s. 4. Efdra 2.PEMjatth. is, H. ists-Rose 1113 «. sKol. 4, Z. at Matth b, L? u Rönr. S. S, 4 s, s CI. Petri Z, 12. 515 er fort, und ich mußte wieder ins Gefängnis; dennoch bin ich unverzagt. Gott, der Herr, hat mich so weit gebracht; ich hoffe durch seine große Gnade, daß Er ferner mir helfen werde, denn ich weiß, daß Er der ist, W der mir hilft; ohne Jhn vermag ich nichts. Darum lobet den Herrn allezeit und preiset Jhn von Ewigkeit zu Ewigkeit; seid dem Herrn befohlen, denn Er ist unser Erlöser und Helfer in all unserer Trübsal und jeder Not. Von mir, Rehtse Ahseß, in der zwanzigsten Woche meiner Banden. Ein Brief von Reytse Ayscsz an seine Hausfrau. Gnade, s Friede, Barmherzigkeit, Liebe und Einigkeit von Gott, unserem himmlischen Vater, sei mit dir, meinem lieben und werten Weibe; der allmächtige Gott wolle dich und mich be- wahren und zum ewigen Leben bringen, Amen. Siehe, b mein liebes und wertes Weib, die ich vor Gott und seiner Gemeine geheiratet habe, wie sehrich deinetwege1i be- kümmert und betrübt bin; ich bitte den allmächtigen Gott Tag und Nacht für dich, daß Er dich in deinem standhaften Glauben bewahren wolle, denn als du bei mir warst, tröstetest du mich mit des Herrn Wort, worüber ich mich mit unaussprechlicher Freude Irkue und den allmächtigen, ewigen Gott für deinen Glauben o e. Siehe, meine liebe und werte Hausfrau, c sei nicht beküm- mert um mich, sondern tröste dich in dem Herrn, denn Er ist mein Helfer und tröstet dich; bisweilen weiß ich es kaum, daß ich gefangen bin, wenn ich an die Verheißungeii denke, die uns Gott gegeben hat; dich danke Gott, daß er mich dazu erwählt hat· Bleiben wir standhaft bis ans Ende, so ist uns die Krone des Lebens beigelegt; e dann werden wir mit weißen Kleidern ange- tan werden und werden auf dem Berge Zion mit allen auser- wählten Heiligen Gottes stehen und das gute neue Lied singen. Ach, mein geliebtes und wertes Weib! ich könnte dich um aller Welt Güter nicht verlassen, aber Christus sagt: k Wer nicht Vater und Mutter, Schwester und Bruder, Haus und Hof, Weib und Kind, ja sein eigenes Leben verläßt, der ist meiner nicht wert. Siehe, mein geliebtes Weib, wir haben einander zwei Jahre gehabt und haben einander sehr geliebt; es dünkt mich, wenn ich für dich hätte sterben sollen, es wäre mir nicht zu schwer gewesen. Mein liebes Weib, bin ich auch hier gefangen, gso wird es dir doch nicht zur Unehre, sondern Gott zum Preise ge- reichen; ich bin sehr bekümmert um dich und mein liebes Kind. Ach, möchte unser lieber Herr es in sein Reich nehmen, das wäre « mir eine große Freude, oder, wenn das nicht ist, es in seiner Furcht aufwachsen lassen. Mein liebes Weib, sei meinetwegen nicht bekümmert, sondern tröste dich in dem Herrn. Der all- mächtige Gotte wolle dich und niich bewahren, b daß wir der- maleinst im ewigen Leben erscheinen mögen. Der Herr wolle dich und mich bewahren und zum ewigen Leben stärken, Amen. Von mir, deinem lieben Manne, Reytse Ahseß Noch ein Brief von Reytse Ahseß an seine Hausfrau. Gnade, sFriede, Barmherzigkeit, Einigkeit und Liebe sei mit dir, meine liebe Hausfrau und Schwester in dem Herrn; der allmächtige Gott wolle dich trösten in deinem Drucke und Elende, welches du um meinetwillen hast. « Siehe, mein sehr liebes und wertes Weib und Schwester in dem Herrn, die ich vor Gott und seiner Gemeine genommen habe; der ewige, allmächtige Gott wolle dich trösten in deinem Drucke und Elende, das du um meinetwillen erträgst· Insekt. is, A. DREI-i. l. 7. T, 25. eWeish Z, s I. Kot. .1..· h! Kot. 7, 2. . c2. Kot. II, 17. II. Hcb . IS. S. Cl. . sank. «, es. «. Petri « For« 4, Its. h2. Kot. 18, 11. 516 Der blutige Schauptatx Siehe, meine Geliebte, müssen wir auch gleich hier etwas leiden,szb denn in der Welt werden wir Trübsal haben, so soll doch unsere Trübsal in Freude verwandelt werden; darum laß uns fest bei des Herrn Wort bleiben und nicht weichen, e weder zur rechten noch zur linken Seite. Ach, liebes und wertes Weib! ich bin deinetwegen sehr bekümmert und beschwert und bitte den allmächtigen Gott Tag und Nacht für dich, ddaß er dich be- wahren wolle und daß du bis ans Ende standhaft bleiben mögest; wer standhaft bleibt, wird selig werden. Mein liebes und wertes Weib und Schwester, als du bei mir warst, e tröstetest du mich mit des Herrn Wort (daß auch des Schloßvogts Weib sagte, solches könnte ich nicht tun) und sagtest, ich sollte bei des Herrn Wort bleiben, worüber ich mich sehr er- freue und» dem ewigen Gotte für deinen starken Glauben k dan- ke; ich bitte den Herrn, der das gute Werk in dir angefangen hat, daß Er es in dir bewahren wolle bis ans Ende, damit du deiner Seele Seligkeit davon bringen mögest. »Meine Ge- liebte, g habe guten Mut und sei tapfer im Herrn; dann können wir mit dem Propheten sagen: O, Israel! wie selig sind wir, daß Gott uns sein Wort offenbart hat; welchen Dank sollen wir dem Herrn für das Gute zurückgeben, das Er uns erwiesen hat, II denn Er ist um unsertwi!len arm geworden, damit wir durch seine Armut reich würden· Darum, mein liebes und wertes Weib, iwenn wir mit leiden, so werden wir uns auch mit freuen; sterben wir mit, so werden wir auch mit herrschen. Ach, Geliebte! habe guten Mut und bleibe fest bei des Herrn Wort und sei fest in Jhm gewurzelt,·wie k Jakob den Engel angriff und die ganze Nacht mit ihm rang bis an die Morgenröte. Der Engel sagte: Laß mich gehen. Jakob aber erwiderte: Jch lasse dich nicht, bis du mich gesegnet hast. Darum laß uns Gottes Nachfolger sein, 1als die lieben Kinder, in der Liebe. Ach, mein geliebtes Weib! deinetwegen trage ich Sorge und bin um dich sehr beschwert. Ach Geliebte! ich bitte dich aus dem Jnnersten meiner Seele, du wollest den Herrn, deinen Gott, während deines ganzen Lebens nicht ver- lassen. Ach Geliebte! ich bin um mein liebes Kind so sehr be- schwert und betrübt, daß ich nicht weiß, wo ich hin soll, und den m ewigen allmächtigen Gott deswegen Tag und Nacht bitte. Achjmeine Liebe und Werte! habe guten Mut, n tröste dich in dem Herrn, und sei um meinetwillen nicht beschwert; der Herr ist mein Helfer. Meine Geliebte! der Herr gebe, wenn es Jhm gefallen möchte, daß wir nicht wieder zusammenkommen, daß wir dermaleinst 0 im ewigen Leben zusammenkommen mögen. Der Herr wolle dir und mir dazu helfen, und uns bewahren, daß wir selig werden mögen. Geschrieben von mir, Reytse Ayseß, deinem geliebten Manne und Bruder in dem Herrn. Des Reytse Ayseß Todesurteil und Tod. Nachdem Reytse Ayseß seinen Glauben in aller Freimütig- keit vor den Herren und Fürsten bekannt und Abschied von sei- nen guten Freunden genommen hatte, so hat man ihn endlich vor die Herren gebracht und zum Tode verurteilt, wie das hier fol- gende Urteil ausweist. Nachdem der Hof von Friesland vernommen hat, daß Reytse Ayseß, gegenwärtig gefangen, durch das Urteil des hoch- würdigen Herrn, des Bischoss von Leeuwaarden, bezüglich seiner Meinungen und Jrrtümer in Ansehung der heiligen Kirche, hartnäckig befunden und als ein Ketzer verdammt worden ist, und dieserhalb den Händen und dem Willen der weltlichen Obrigkeit übergeben worden, um mit demselben nach den Rech- ten zu verfahren, wie solches das Urteil, welches davon handelt, ausführlich angiebt, so ist es geschehen, daß vorgemeldeter Hof, nachdem er alles, was man hierin zu betrachten pflegt, in genaue Ueberlegung genommen, den vorgemeldeten Gefangenen im Na- men und von wegen des Königs von Spanien 2c., Erzherzogs von Oesterreich, Herzogs von Burgund und Brabant Je» Grafen von Holland, Seeland &c. und Herrn von Friesland, verurteilt hat und ihn kraft dieses verurteilt, daß -er durch Wasser hinge- richtet und vom Leben zum Tode gebracht werden soll, und er- klärt ferner, daß alle seine Güter zu Jhrer Majestät Nutzen ver- fallen sein follen. So geschehen den 23. April 1574. Darüber war Reytse sehr freimütig und erfreut, sagte dem Herrn Lob und Dank, daß er s gewürdigt worden wäre, um sei- nes Namens willen zu leiden, und ist darauf des Abends um neun Uhr von den Gerichtsdienern in des Schloßvogts Haus ge- bracht worden. Es waren dort auch Mönche, die ihn sehr quälten und ver- suchten; aber bdem Geiste, der inihm war, konnten sie nicht widerstehen; er blieb immer sreimütig und icnerschrockeiy und redete mit einer Person, welche von ihm dieses Zeugnis gegeben hat, ließ auch alle seine guten Freunde grüßen, insbesondere seine Eltern, sein Weib und seine nächsten Blutsfreunde, und entbot ihnen, daß er sehr getrost wäre, und mehr Freude hätte, als er jemals in feinem Leben genossen hätte. Hiernächst ist er von dem Schloßvogte und dessen Dienern, dem Scharfrichter, den Mönchen und mehreren Andern des Nachts um zwölf Uhr nach dem Peinigerturme geführt worden, wohin er freudig ge- gangen ist und gesungen hat: Di ru’ « , e immli er Vater, an, Wrcikljlst mKnenhGlaubseJ stärken re. Als er nun in den Peinigerturm kam, ist er auf sein An- gesicht eniedergefallen und hat den Herrn mit briinstigem Ge- bete angerufen; hiernächst ist er ausgestanden und hat k sein Opfer in aller Freimütigkeit vollbracht. Jn solcher Weise ist er dort ertränkt worden, und gruht nun unter dem Altare und wartet, bis die Zahl seiner Mitbrüder erfüllt sein wird. Wie nachdrücklich nun der treue Gott mit Barmherzigkeit seines Volkes sich annitnt, dasselbe I! durch seinen Geist tröstet und stärkt, mit ihnen durch Wasser und Feuer geht, ja im bittern Tode bei ihnen bleibt und sie nimmermehr verläßt, auch an allen Leiden Teil nimmt, das den Seinen angetan wird, als ob Jhm selbst i in seinen Augapfel gegriffen worden wäre, kann in bei- den Testamenten an der I( strafenden Hand Gottes, die Er öfters wider die blutdürstigen Verfolger gebraucht hat, klar gesehen und bemerkt werden. Eben dasselbe kann man auch an vielen Tyrannen und Ver- folgern der neuesten Zeit wahrnehmen, wie unter andern an dem Edelmanne Andries Grypen zu ersehen ist, welcher als er einigen Dieben nachjagte, 1seine Hände an diesen gemeldeten Gottesfürchtigen, Reytse Ayseß, legte, und wiewohl sein und seiner Hausfrau Gewissen sie wegen dieser Tat sehr geplagt und beschuldigt hat, so daß sie sagten, es jammerte sie sehr, daß man diese Leute über die Maßen beschwerte, zdie doch Niemandem (sagte er) m Leides tun, noch Jemandes Gut begehren, sondern mit ihrem Eigentume wohl zufrieden sind; daß man diese so ängstige, das wäre in seinem Herzen ein schweres Kreuz. Ob- gleich er nun I! dieses in seinem Gewissen fühlte, so hat er doch, weil seine Schreiber ihn dazu anreizten und er mit Pilatus gern des Kaisers Freund bleiben, auch sein Amt nicht verlieren wollte, diese Ueberzeugung seines Gemütes in den Wind geschlagen und away. is, as. Z« Eh SITIPM Lag 22 , « . c . ei. Lob. Z. es. « cHebr. to, As. äMattlx to. 22· S. Bat. s 42. Ist-h. »Ja. is, is, stehn. l. Thest Z, O» h2. Kot. s, O. is. 4, I. vol. Mvse 17, I. ts2. K r. II; aAvostelg s, 42. bAvostelg. S, 10. cMattlx S, O. dLuL 17, H. etwa· fix-la. 7, So. iRöar. 12, I. gOffenb. S, O. hJeL St, 12. Tief. 43, e. iZqch, L, S. lc2. Rose 14 Z. Mark. S, 28 . Asldgstelg 12, is. 1Apoftelg. 12, i« s. i. Jud. s, so. used. is, s. se. nor. i, oder« Wtärtyrercksziiicgel der Tauss-Gesiniiteii. den Rehtse Aysesz festgebuiiden und in eiserne Bande geschlossen, und hat ihn so nach Leeuwarden 0 i11s Gefängnis gesandt; aber der gerechte Gott, der mit sicl) nicht spotteii läßt, hat den ge- meldeten Edelinaiiii bald nach dieser Tat mit seiner Haiid schwer getroffen und gestraft; denn die Freibeuteiz die aus Holland kamen, überfieleii sein Haus und zerstörten dasselbe gänzlich, taten ihm auch viel Leid und Schinach an und nahmen ihn mit nach Holland; und als er um sechstausend Gulden ranzionirt wurde, inußte er jede Woche für seine Person noch hundert Gul- den geben, bis das Lösegeld aufgebracht und ganz bezahlt war. Dadurch ist er mit seiner ganzen Familie in die äuszerste Armut geraten, so daß andere Leute, die mit Barmherzigkeit erfüllt waren, ihn in dieser großen pDiirftigkeit mit ihrer Hand- reichung ernährt und gespeist haben; außerdem wurde er von der Auszehruiig stark geplagt, woran er endlich (1 elend gestorben ist; ebenso haben auch einige von seinen Nachkommen in dieser Welt ein erbärmliches Ende genommen. Jn allen diesen Pla- gen hat sein Herz ihn noch sehr dieser Tat beschuldigt, so das; er mit Reue zu Gott gebeten und begehrt hat, daß er doch, um dieses zeitlichen Leidens und Ungemachs willen, der sewigen Pein der Hölle (die er in fiel) zu fühlen schien) durch Gottes Gnade entfliehen und ihr entübrigt sein möchte. Dieses möchte wohl für alle Tyrannen und Verfolger ein Spiegel und Exempel sein, damit sie sich vor solcher Tatsorgfältig hüten. Hcndrik Pacht. Jiii Jahre 1574. Um das Jahr 1574 ist noch ein frommer Bruder, Namens Hendrik Pruyt gewesen, welcher zu Harderwyk in Gelderland geboren und ein Seemanii war, der mit seinem Schiffe auf der Südsee, an der Küste von Friesland, fiihr. Weil aber in Wur- kom ein welscher Obrist lag, ein treuer Diener des Königs von Spanien, und zu der Zeit schwere Kriege zwischen Holland und dem Könige von Spanien geführt wurden, so ist des Königs Volk dem gemeldeten Hensdrik Pruyt mit einer Jacht aii Bord gekommen. Als er nun keinen Ausweg sah, sagte er zu seiner Hausfrau: Tryntgen Jansl Schaf, hier kommt der Wolf. Dabei ermahnte er sie, sie sollte freimiitig sein und ohne Falsch- heit reden, was man sie auch fragen wiirde.· Als diese Rauber an Bord kamen, fragten sie, woher das Schiff sei. Sie ant- worteteii: Von Harderwyk, welches doch damals mit dem Kom- ge im Frieden stand: aber sie niuszteii gleichwohl mit ihnen ans Land, wo sie Hendrik Pruvt nach Wurkoin iiis Gefängnis brach- ten. Seine Hausfrau, als sie zu ihm kam, war sehr bekümmert, wie sie ihn wieder befreien iuöchte ssdenn es waren junge Leute, die einander sehr liebteii). Weil aber Hendrik Prunt zii seiner Befreiung wenig Hoffnung hatte, so hat er seine Hausfrau ge- beten, sie sollte fich seinetwegen wenig Miihe geben, sondern zu ihrem Bruder und zu ihren Freunden reisen, welche bei dem Schiffe bAUptsächlicb beteiligt waren, damit sie dafür sorgen möchten, das; das Schiff gerettet würde, wie denn solches auch geschehen ist. Unterdessen, als sie nach Hause reisete, haben sie Hendrik Pruyt verhört und befunden, das; er ein Bruder der Meiiiioiiiten träte, weshalb sie so tyrannisch und grausam mit ihm verfahren, das; sie auch nicht einmal bis zu seiner Frau Wiederkunft warten konnten, welche sie auch wohl denselben Weg des Leidens hätten passiren lassen. Sie nahmen diesen frommen Mann und warfen ihn in ein Schifflein, welches sie mit Teer wohl beschmiert hat- tun: auch haben sie den Leib dieses Gefangenen mit Teer be- schmiert und seine Hände am Mastbaiinie festgebiinden Jn die- sem Zustande brachten sie ihii dann ans dem Hafen, stecken das Schifflein in Brand 1iiid steuerteii ihn brennend in die See hin- o Gut. S, O. i) Römer. 12, 20. q L. Maccabäer O, W. i· Psalm As, S. Motiv. 25. «. 517 ein. Als aber in Folge des Feuers die Stricke, womit seine Hände gebunden waren, verzehrt wurden, schien es, daß er sich iioch auf irgend eine Weise aus dem Brande hätte retten können, wenn die Mörder, die solches sahen, nicht sofort zurückge- kommen wären und ihn durchstochen hätten, worauf der s zeit- liche Tod erfolgt ist. Also hat dieser Freund Gottes sich tapfer durchgestritteih und ist deshalb der Saamen Gottes (den er durch die Ermahnung des Wortes Gottes in sein Herz empfan- gen hatte) bis ans Ende bei ihm geliebeii; wo·durch er b feine iseinde in Geduld überwunden, Glauben behalten und die Krone der ewigen Herrlichkeit durch Gottes Gnade erlangt hat. Als dieser Obrist bemerkte, daß Tryntgen Jans, seine Hausfrau, wenn sie diesen Vorfall hören würde, nicht leicht die- sen Wölfen würde in die Hände laufen wollen, ist er sehr miß- hiergniigt darüber gewesen, und hat gesagt: Hätte ich sie hier, sie müßte diesen Weg auch wandern, und wenn er zu irgend einer Zeit diese Frau bekommen könnte, sollte sie auch schon i. gendwo begraben sein, so wollte er doch ihren Leichnam wieder iinsgraben und denselben verbrennen lassen. Bedenke einmal, geliebter Leser, wie solche grausame Blut- dürstigkeit und Tyrannei mit dem Worte, Geiste und Vorbilde Christi und seiner Apostel übereinstimme, deren Nachfolger zu sein sie fich doch uiiverschän1ter Weise rühmen. Olivier Willemß von Ninimiigen wird zu Aiitwerpeii nebst zwei jungen Mägdlein lebendig verbrannt, weil er nach der Wahrheit des Evangeliums lebte. 1574. Olivieri Willeinsz geboren zu Nimmägeid und in den Schulen auferzogen, Pastor zu Leeuwen wurde (welches ein Dorf zwischen Nimmägeii und Tiel war), hat bisweilen seine Bedeiiklichkeiteii über sdie Bedienung der Messe und andere römi- sehe Satzungen zu erkennen gegeben. Dadurch ist er in Verdacht gekommen, weshalb er auf Anraten seiner Gönner in das Cle- vischei Land geflohen ist, und als er sich dort unter die Gemein- schaft der Taufsgesiniiteii begeben ist er mit einer Wittwe von Antwerpeii (die auch um der Verfolgung willen flüchtig war) in die Ehe getreten, worauf er, in der Hoffnung größerer Frei- heit, weil die blutigen Befehle gemildert waren, mit ihr wieder zurück« nach Antwerpeii gereist ist, und fich in dem Steinhauers- vest niedergelassen hat. Als ihm nachher seine Hausfrau zwei Söhne gebar, welche nicht zur Taufe gebracht wurden, sind sie in den Verdacht der Kelter-ei« geraten und nachdem sie verklagt waren, im Anfange des Jahres 1574 (als die Kinder fiinfviertel Jahre alt warei1,) ans den Stein« gebracht worden. Wenige« Tage darauf, auf einen Freitag, deii 22. Januar, lrurde der gute und aufrichtige Mann, Olivier Willemsz, um seines Glaubens willeii, nteil er sich im Alter hatte taufen lassen, nnd einige gute und erbauliclie Bücher verkauft hatte, die durch die Papisteii verboten waren, verurteilt, daß er lebendig ver- brannt werden sollte, welche Pein er auch am andern Tage stand« liaft erlitten, nachdem er seine Seele in die Hände Gottes be- fohleii hatte. Seine« Hausfrau kam durch besondere Umstände (die un- nötig sind zu erzählen) aus dem Gefängnisse. und ist endlich im fiiiifiindaclitzigsteii Jahre ihres Alters gottesfürchtig und gott- selig im Herrn entschlafen a 1. Juli. Z, 2. l. Petri I, AS. b 1. Ich. S, 4. 2. Tini. 4, 7. 1Von dem stummen den Olivier Willeiiiß wegen Bedienung der Messe te. hatte. »Er aoa in das Clevische und begab sich in die Gemeine »der Laufs-ge- linntcir «« Er zog wieder nach Antwerpen zurück. «Wo er und seine Hausfrau der Ketzecei beschulLigt worden sind. sSein standbafter Tod. «Seine Hausfrau Fig-ehe Qilolikkch besondere Umstände wieder frei und starb nachher in einem seh: o n er. 518 Der blutige Iiakheriiiiceriitig von Olivicr Willcmß Person, desgleichen von seinen: Leiden nnd Tode. Von! ihm wird berichtet, dasz er, neben seinem rechtschaf- feneu Glauben und tugeudhaften Wandel, einen sehr klugen und durchdringenden Verstand gehabt habe, und dasz er auch in den drei Hauptspracljeiy nämlich Hebräisclx Ojriechisch und Latein so erfahren gewesen sei, das; er sie täglich in seinem Hause ge- lesen und seinen Hartsgeiiosseii erklärt habe. « Jm Gefängnisse wurde ihni mit der Foltert sehr gedroht; er hat sich aber hierin standhaft, unbeweglich und ohne Verän- derung vor Gott und Menschen gezeigt. Er« war kaum drei Tage« gefangen, so war sein Prozeß schon beendigt, worauf das TodesnrteiL Tages darauf aber der Tod erfolgte. Man verbranntet ihn lebendig zwischen zwei jungen Töch- tern (die allem Vlnscheisie nach dieselbe Wahrheit auch bekannt hatten), nach dem Zeugnisse derer, die behaupteten, solches mit eigenen Augen gesehen zu haben. Nachdem uns nicht allein die vorgemeldete Abschrift, und die nachher angeführte Nachricht von Olivier Willemß zu Hän- den gekommen ist, sondern auch die gerichtliche Anklagek welche der Schultheisz zu Antwerpeii auf gemeldete Person erhoben hat, wie auch, was die Gerichtsherren darauf beschlossen haben, so wollen wir die nrkundliche Abschrift des dortigen Schreibers zur vollständigen Bewahrheitung der Sache hier beifügen. Auszug aus dem Gerichtsbuche, worin biirgerlikhe und Blutsgerirhtssachen der Stadt Antwerpeii enthalten sind. Der! Schultheisz wider OIivier Willenisz von Nimmägeir rneil er sich unterstanden, sich in verschiedenen, verbotenen Zu- sammenkiinften einznfinden, auch verbotene Bücher zu verkaufen und« sich in diesen verbotenen Zusammenkiinften nach seiner Taufe in der Kindheit hat wiedertaufeii lassen, alles den Gesetzen und Befehlen seiner Majestät zuwider; cossclttdit capitsliten das; der Beschuldigta rnnh den vorgemeldeteii Befehlen, gestraft wer- den soll, nachdem er, der Beschuldigta dasjenige öffentlich be- kannt hat, dessen er von dem Schnltheisz beschuldigt worden ist. J Udicatusst Er, als »der Anstifter, ist wegen seiner Vermessenheit verurteilt worden· Diese Abschrift ist von mir unterschsriebeneii Secretär der Stadt Antwerven mit dem liorgeiiieldeteii Gerichtsbuche verglichen und damit übereinstimmend befnnsden worden. » « « « Ph. Valckenissen Die Worte covcltsslit cspitslitet sagen auf Deutsch so viel, als daß der Schnltheiß ihn anklagt, daß Leben und Gut ihm verfallen sei; das Wort Juclicsitutv sagt so viel, dasz die Herren das Urteil gefällt haben. Dieses bezeugt derselbe. « "P-h. Valckenissen Jakob, der Schuhflickey nebst seiiier Hausfrau Grietgen von Briissel, Annekeii von Briisseh Tanneken Walravem 1575. Ferner sind im Jahre 1575 am Pfingstabeiide zu Antwers pen in— Vrabant die nachfolgenden Zeugen Jesu, nämlich: Jakob, der Schuhflickey und seine Hausfrau Grietgeii von Briissel, eine Wittwe, und Annekeii von BriisseL eine junge Tochter, sowie ! Von dem Verstande und der Gelehrtheit des Olivier Witlletnß. 2Von seiner Gefangenschaft, seinen erlittenen Bedrohnngen und seiner Standbastigkeit sVon der Zeit und Art seines Todes. « Eawurde nach drei Tagen mit zwei jungen Töchtern lebendig verbrannt» EVoneiner kiewisseii Anklage, die der Schnlz zu Antwerveti wider Olivier Wibemß eingebracht hat, und was die Gerichtsberretc daraus beschlossen haben. s » · IJch habe eine andere Tundliche Dlbschrurvon dieser Llnklagm wo an dem Rande gesetzt ist ,.Execnt1o. » als ob gesagt wurde: Exeauiret ihn nach eurer Anklage, das ist, verbrennet ihn lebendig; denn das war die Strafe de: stand- haften Taussaesiniiten nach dein Befehle des Kaisers, Schauplat3, Tannekeii Walravem die Yititter des Jaques Walraveii von Amsterdam, mit sestgeschraubten Zungen lebendig verbrannt worden. Diese haben den Tod gemeiuschaftlich erlitten, mit Llussnahnie der Ehefrau des Schnsters Jakob, welche schwanger war; diese hat ihre Ltiederkitiift erwarten müssen, worauf sie den Fnszstavfen ihrer— Ellkaniies nachgefolxzt ist, und ihr Leben un! des a j3eiignisseg Jesu willen freiwillig übergeben h:t. Hierbei möge ein jeder Leser beu1erken, wie diese Papistcsti den Fußstap- fen der Schriftgelehrten und Pharisäer nachgefolgt sind, welche neidisch waren und die Wahrheit "haszten, ixxelche bihre Ohren verstopft haben, damit sie die Worte der Wahrheit, die ihnen von dem treuen Zeugen Gottes, Stephanus, vorgehalten worden sind, nicht hiiren möchten. Ebenso haben auch diese Schriftgw lehrten mit noch größerer Tyrannei gegen diese Freunde Gottes« gehandelt, wobei sie sich der Jnstruniente bedienten, die von den Mönchen dazu erfunden waren; mit denselben haben sie diesen Zeugen die Zungen festgeschraubt, u1n sie am Reden zu verhin- dern, bannt, wenn sie zum Tode gingen, sie dem unisteheiideii Volke die Wahrheit aus Gottes Wort und die Unschuld ihres Todes« nicht verkiindigeii möchten. Wie werden fiel) diese Ver- folger vor dem Richterstnhle Christi verantworten, die doch wissen, das; Christus so viele Wehe, Wehe, iiber die c Schriftge- lehrten und Pharisäer ans-gerufen hat, welche die Propheten ge- tötet und gesteiniget haben, die zu ihnen gesandt waren, und doch auch eben denselben Werken nachgefolgt sind ? Darum haben sie auch von dem d gerechten Richter (der einen Jeden nach seinen Werken belohnen wird) eben dieselbe Belohnung zu erwarten. Dagegen können diese Zeugen sich in der Tat trösten, deren Zun- gen hier gebunden waren, und die eine kurze Zeit uin der e Wahrheit willen gelitten haben, das; solches ihnen eine k fried- same Frucht der Gerechtigkeit geben werde, wenn in der Offen- barung Christi ihr Mund voll gLacheiis und ihre Zunge voll Riihmens sein wird, und sie werden in großer Standhaftigkeit wider diejenigen stehen, die sie hier geängstigt und ihre 11 Arbeit verachtet haben, und sie stehen also unter den seligen Verheißun- gen Christi, der gesagt hat: ISelig sind, die um der Gerechtig- keit willen verfolgt werden, denn das Himmelreich ist ihnen; nnd Petrus: kWeiiii ihr um des Namens Christi willen ver- schmäht werdet, so seid ihr selig sc· « Von diesen Zeugen sind während ihrer Gefangenschaft viele Schriften herausgekommen, aber sie sind im spanischen Llufrrihu welcher den 4. November im Jahre 1576 zu Antwerpen statt- fand, wieder verloren gegangen. Claes von Armentiers und Lyntjem eine junge Tochter. Jm Jahre 1575. Jm Jahre 1575 ist zu Antwerpeii s! um des Glaubens der Wahrheit und des Zeugnisses Jesu willen ein gottesfürchtiger frommer Bruder, genannt Claes von Armentiers, ein Bortens weber, und mit ihm eine junge Tochter, genannt Lyntjen, eine Dienstmagd, lebendig verbrannt worden. Als nämlich Claes von Armentiers zuerst gefangen war, hat Lhntjen ihm in’s Ge- fängnis zugerufent Streite tapfer, mein lieber Bruder, denn du hast die rechte Wahrheit. Als sie aber deshalb ebenfalls gefan- gen wurde, ist sie vier oder fiiuf Tage darauf aufgeopferh unid sind so beide lebendig verbrannt worden: und weil sie um der Wahrheit Christi willen (b wie den gehorsamen Schäflein ihres einigen und ewigen Hirtens wohl ansieht) den zeitlichen Brand an ihren zeitlichen und vergänglichen Leibern geduldig und in wahrem Gehorsam erlitten haben, c so sind sie dadurch von dem h Avostelcr. 7, 57. c: Wiattlr List, IS. c19töm. L, s. STIMME. 4 kHebL 12, U. gPslllill AS, 2. h Weislx s, 1. iMattcx n. l. . 1 u d s, O. hJokx 1l), 27. oMatth. 25, 42. Mars. 9, 42. . Muttlx s« 10. o VI» s» »· oder Märtyrer-Spiegel der Tanfsdsesinnteiu ewigen und unauslöschlicheii Brande der Hölle, der dem Teufel und allen seinen Nachfolgern bereitet ist, errettet und befreit worden; denn diese werden Pein leiden müssen, das ewige Ver- derben von dem Angesichte des Herrn, da der Wurm nicht stirbt, noch das Feuer ausgelöscht wird; dagegen haben diese treuen Nachfolger der Wahrheit d aus dem Munde Jesu zu erwarten: Selig sind, die um der Gerechtigkeit wille1i verfolgt werden, denn das Himmelreich ist ihr; e dann werden sie diese Glieder, die sie hier um des Zeugnisses Jesu willen dem Feuer übergeben haben, mit großer Herrlichkeit wieder empfangen, kund werden dem herrlichen Leibe unseres Herrn Jesu gleich fein in der Un- sterblichkeih und mit Jhm gin unaussprechlicher Freude und Herrlichkeit leben von Ewigkeit zu Ewigkeit. Zwanzig Personen zu London in England, uigter denenJvier ehn Wediber ttvaren wetzen zur Stadt lzk3c:usgetrie- en« ein ung ing swir · in er einem rren aus evei )- einer istynachher im Gefangnislfe gestorben; wei, mit Hainen Hendrik Tevivoort und Jan Pieterß, sinidsle endig verbrannt; zwei Andere nach viel ausgestandenem Elende aus dem Gefäng- msse entkommen, welches alles unter der Regierung der Konigin Elisabeth im Jahre 1575 geschehen ift. Als die Verfolgung, das« Töten unid Morden der Christen- schaar an vielen Orten noch im Gange war, ist es gefchehen, daß einige Freunde um der schwere1i Verfolgung und geringen Nah- rnng willen aus Flandern nach England gezogen sind, unter denen sich auch Hendrik Terivoort und Jan Pieterß befanden. Als sie nun in ihrer Einfachheit zu London wohnten, um für Weib und Kind das Brosd zu verdienen, hat es sich im Jahre 1575 auf den Ostertag ereignet, das; sie sich in der Vorstadt ver- sammelten, um das Wort Gottes zu hören; als sie sich nun mit einander zu Gott ins Gebet begaben, ist der Constabel (weil sie auskundschaftet worden waren) aufeine graiisame und trotzige Weise hineingekommen, nannte sie Teufel und fragte sie, wer ihr Prediger wäre, schrieb auch ihre Namen auf und nahm von den Frauen das Wort, daß sie bis auf weitern Bescheid beisammen bleiben wollten. Deshalb sind» diese Freunde dort geblieben, bis der Constabel wieder kam, der sie bei Namen ausrief und hier- nächst vor sich her trieb, wie man die Schafe zur Schlachtbank führt; ihre Anzahl bestand aus fünf und zwanzig Personen, die er nach dem Gefängnisse geführt hat, von denen sich jedoch zwei, ohne irgend eine Gewalt anzuwenden, befreit haben. Sie haben zwei Tage auf -dem Südwerke in der Mercice gefangen gesessen, worauf sie auf gegebene Biirgschaft entlassen. worden sind; sie wurden aber bald daraus wieder in die St. Pauluskirche entba- ten, wo. der Bischof mit mehreren andern hochgeachteten Lehrern und Menschen anwesend war; dort hat man ihnen vier Fragen vorgelegt, welche lauten wie folgt: 1. Ob Christus, unser Heiland, sein Fleisch nicht von dem Leibe Maria angenommen habe? 2. Ob einem Christen erlaubt sei, einen Eid zu schwöreii? 3. Ob die Christen ihre Kinder auch taufen lassen sollten? 4. Ob einem Christen erlaubt sei, im Blutgerichte ein obrigkeitliches Amt zu bedienen? sc. Diesen Fragen haben diese Freunde nicht beipflichten kön- nen, sondern haben denselben sämmtlich widersprochen, weil sie dieselben in der heiligen Schrift (nach welche: man glauben muß) nicht gelesen hatten. Das bekannten sie, adaß sie von einer Obrigkeit gelesen hätten, die Gott in allen Landen zum Schuhe der Frommen und Strafe der Gottlosen eingesetzt habe. Als nun diese Freunde um der Furcht Gottes willen den Ge- ä PhiL Z, 21. 1. Kot. is, El. cOffeUkk s, V, Phsh B, 212 U» Kot. Z, V. s Weiålx s, IS. s Sie. II, le. Mira. B« l. 519 lehrten in diesen ihren Fragen nicht folgen konnten, so hat der Bischof sehr schändlich und grimmig über sie getobt, was auch die Anderen getan und geäußert haben, man sollte diesen Leuten den Proeesz machen, wenn nicht, so wollten sie selbst Hand an sie legen, und weil einer von den Gefangenen mehr als die andern redete, so sagten sie: Dieser ist ihr Capitäm du sollst deinen bösen Saamen nicht länger in unserem Lande ausbreiten, und haben ihn allein geschlossen. Darauf hat ider Vischof ihnen einen großen Brief gezeigt und sehr trotzig gesagt, daß der Hof be- fohlen habe, daß alle Fremdlinge di: vier obengemeldeten Fra- gen unterzeichnen sollten; wer solches tun wollte, der könne frei und ungehindert im Lande wohnen bleiben; aber alle die hierin widerspenstig erfunden würden, sollte man mit einem erschrecks lichen Tode hinrichten; darauf« mag sich ein Jeder bedenken; darum unterzeichnet lieber, dann helft ihr euch selbst aus der Gefahr. Diese grausamen und unchristlichen Vedrohungen ha- ben einigen Schrecken eingejagt, so daßum der Schwachheit des Fleifches willen fünf derselben von der Wahrheit abgefallen sind und sich geweigert haben, ihr Leben um Christi willen zu verlieren. Da sie nun diese in ihr Netz bekamen, so haben sie diese gefundenen Schafe (wie sie -dafür hielten) b nach der Lehre Christi nicht mit Freuden auf ihre Schultern gelegt, sondern sie haben im Gegenteil diese fünf zur Schmach auf Paulus Kirchhof gesetzt, wobei sie ihnen Brandreiser auf die Schultern banden, als ein Zeichen, daß sie des Brandes schuldig wären; auf solche Weise standen sie da, bis der Bischof seine Predigt geendigt und ihnen einen Brief eingehändigt hatte, des Inhalts, daß sie ver- führt wären und daß dieses die Wahrheit sei, die man dort lehrte, sie sollten Bürgschaft leisten, daß sie sich zur deutschen Kirche halten wollten, um dasdurch ihre Brüder zu werden. Die anderen Freunde aber, die bei der Wahrheit standhaft geblieben sind, haben sie noch zweimal vor den Bischof gebracht, und ihnen mit dem Befehle scharf gedroht, ob sie sie zum Unterschreiben bringen möchten, sonst müßten sie eines entsetzlichen Todes sterben· Als der Bischof diese Freunde keineswegs zum Abfalle bringen konnte, hat er sie dem Bürgermeister übergeben, worauf man sie zu den Uebeltätern in schwere Gefangenschaft gelegt hat, wo die vierzehn Frauen nebst einem jungen Knaben eine Zeit- lang in großem Leid und Trübsal unter mancherlei grausamen - Todesbedrohungen gefangen gelegen haben. Aber die Sache hat einen andern Ausgang genommen, denn sie haben diese gemeldeten Frauen herausgelassen, und wie- wohl sie unschuldige Schafe waren, die man leicht zwingen konnte, so haben sie sie doch mit Hellebarden und bewaffneten Leuten (als ob sie eine Stadt zu bewahren hätten) zu Schiffe· getrieben; den Junggesellen aber haben sie an einen Karren gebunden, und ihn so mit einer Peitsche auf den Leib gegeißelt und ausgepeitschh welcher sagte: Dieses ist um des Namens Christi willen. Als sie nun eingeschifst waren, um nach Grabes- end gebracht zu werden, gab man dem Schiffer einen Brief, des Inhalts, daß diese Leute nicht würdig wären, unter die Christen- heit zu kommen. Die andern fünf Brüder haben sie nachher vorgeführt unid sie mit großer Strenge zum Unterschreiben ge- nötigt, widrigenfalls sie auf dem Smitsfelde verbrannt werden sollten. Daraus hat Jan Pieterß mit tapferem Gemüte geant- wortet, daß- solches eine sehr geringe Sache sei. Der Bischof fragte scharf: Was sagt er da? Nachdem er -nun Jan Pieterß wohl verstanden hatte, sagte er trotzig, daß mcm solche Ketzer meiden müßte; darum wollte er sie nun als bose Glieder von seiner Kirche abschneiden. Darauf sagte· Hendrik Terwoortt Wie kannst du uns von eurer Kirche abschneidem da· wir doch noch niemals mit euch vereinigt gewesen sind? Der Bischof antwor- tete, das wäre eben so viel, denn es wäre Niemand in England, i b Lukkts W, S« 520 Der blutige der nicht ein Mitglied der Kirche Gottes wäre. Vllso haben ssie diese Freunde Christi nach Nieugeet geführt; dort haben sie sie sehr fest geschlossen und sie mit mancherlei Anfechtungen, mit Disputiren und mit grausamen Todesbodrohungen gequält. Als aber diese Freunde solches alles (als Männer i1n Glauben) standhaft ertrugen, so haben"sie sie sehr unbarmherzig in ein tiefes Loch zu bösem Ungeziefer gesteckt, wo es fürchterlich und ungesund zu liegen war, so daß einer von den Freunden, Na- mens Christian, wenige Stunden darauf dort gestorben ist. Bisweilen kam ein englischer Lehrer dahin, legte seine Hände auf sie und fiel auf seine Kniee, rief auch laut: Herr, bekehre ihr Herz! wobei er sden Teufel nannte und sagte: Weiche von ihnen, du böser Feind! Als aber diese Männer dieses alles (durkh Gottes Gnade) um der Liebe Gottes willen ertragen, ist ihnen zuletzt ein Brief gezeigt worden, welcher acht Artikel Umfaßte, den alle Fremdlinge unterschreiben und dabei erklären sollten, ob es nicht recht wäre, solche herumlaufende Ketzer zu töten. Nachher ist das Urteil iiber Jan Pieterß und Hendrik Terwoort von Hof gekommen, sdaß sie beide öffentlich verbrannt werden follten: das gemeine Volk hat dieses Urteil unterfchriebem und ebenfalls zugestimmt, daß man solche Ketzer töten sollte. Den folgenden Sonntag hat man ihnen die Nachricht ge- bracht, daß sie innerhalb dreier Tage verbrannt werden sollten, wobei gefragt wurde, ob sie, -die Gefangenen, noch einen Auf- fchub begehrten. Hendrik Terwoort antwortete: Muß es ein- mal nach eurem Vorhaben geschehen, so wollet denn mit der Sache sehr eilen, denn wir wollen lieber sterben als leben, damit wir einmal von »dem grausamen Ungeziefer erlöst werden mö- gen: aber es hat noch bis den Freitag gewährt, wo sie Morgens früh hinausgeführt worden sind, um auf dem Smitsfelde ge- tötet zu werden. Als sie zum Tode gingen, sagte Jan Pieterß, wir dürfen uns dieses Weges nicht schämen, weil viel Propheten denselben vor uns gewandelt sind» Also sind sie als wehrlose Schafe Christi den Fußstapfen ihres Meisters nachgefolgt, und um -des Namens Christi willen freimiitig zum Tode gegangen. Ein englischer Lehrer, der zugegen war, hat spottend vor allem Volke gesagt: Diese Leute glauben nicht an Gott. Darauf hat Jan Pieterß geantwortet: Wir glauben an einen Gott. unsern himmlischen, allmächtigen Vater, und an Jesum Christum, seinen Sohn. - Als sie nun an den Pfählen standen. hat man sie noch ein- mal mit dem Unterschreiben iener Schrift geplagt und ihnen, wenn sie unterschreiben würden, Pardon verbeißen. Darauf sagte Jan Pieterßt Jhr habt allen Fleiß angewandt, uns auf eure Seite zu bringen: nultjilihr aber en? Dlkffihchtldnicpt Frfreichen könnt, sent ihr uns an Pfä en. Darm: en u ia e i . einer von den Prediaern und sagte: Solches käme allein vom Rate her. und es wäre auch -der Königin Meinung, daß fie»aetotet werden sollten. Jan Pieterß gab zur Antwort: Sie waren m der Königin Lehrer, darum sollten sie sie anders unterrichten und deshalb wird unser Blut von euren Händen gefordert wer- den.. Also sind sie den M. Juli des aemelideten Jahres 15575 beide lebendig verbrannt worden, und haben das Wort er Wahrheit mit ihrem Tode befestigt, Aber die beiden anderen Gefangenen, nämlich Gerrit von. Bhler unsd Hans von Streiten. sind nach vielem Elende und Jammer (unvei·letzt an ihrem Glaubenl wieder frei geworden. . Es sollen auch alle Verständige billig erwägen, wie wenia solche unchriftliche und graufame Handlungen und Urteile. c wie hier vorliegen, mit dem christlichen Glauben übereinstimmen» d» doch die Christenfrliaar als eine Heerde von Schafen nnd Lam- mern beschrieben wird. die unter die grausamen nnd reißenden Wölfeausgefandt wurde. Wer wird nun niit gutem Gewissen cMatfb, 10, IS. Lukas 10, s· Scheins-laß, glauben können, daß diese englischen Prediger die wahren Schafe Christi seien, weil sie hierin so d merkwürdige Früchte der Wölfe hervorgebracht haben, indem man ja, nach der Lehre Christi, den Baum an den Friichten erkennen soll! Diese Predi- ger sind um so mehr zu bestrafen, weil sie es ja für einen Haupt- artikel ihre-I» Glaubeiis haltet» das; der allmächtige Gott vor Grundlegung -der Welt eine gelrisse kleine Zahl Menschen er- wählt habe, die weder vermindert noch vermehrtvqerden kön- nen, sonder« hne Fehl die Seligkeit erlangen, und daß dagegen der allmächtige Gott die andere große Zahl Menschen verworfen habe, die auch ohne Fehl verloren gehen müssen; auch, cdaß der Wille oder das Vermögen, das Gott dem Menschen gegeben hat, um die. gnädige Bekehrung von Gott anzunehmen, nicht mehr wirke oder vermöge, als die verstorbenen Menschen zur Aufer- wecknng vom leiblichen Tode tun können. Stehet nun die Sache mit des Menschen Bekehrung so, wie ganz ungegründet ist denn nicht das Tun dieser englischen Predigeu die auf folche thron- nische Weise diesen armen, wehrlosen Gefangenen den Glauben und die Bekehrung (-nach ihrer Meinung) durch die B·edrohun- gen des erschrecklichen Todes haben aufbringen wollen. Aus diesem ist zu ersehen, daß sie ihre eigenen Hauptartikel selbst nicht glauben. Dieses ist unter der Regierung der Königin Elisabeth ge- fchehen, im achtzehnteii Jahre ihres Reiches. Wem es gefällt, derslese diese Geschichte auch in einem alten gedruckten Liede, welches damals über die Aufopferung dieser Freunde gemacht worden ist. Auszug aus einer cigenhändigcn Schrift des Gerrit von Byler, im Gefängnisse zu London geschrieben, welche uns durch seinen Sohn, Jan von Adler, eingchändigt worden ist und zur Befestigung des Vorgemeldeten dient. ZUnächftT und vor allem berichtet er, daß sie, als ihrer mehr als fünf und zwanzig versammelt gewesen und Gott angebetet hätten, am Ostertage überfallen, gefangen genommen und in der Königin Gefängnis gesetzt worden seien: hier saßen sie bis in den dritten Tag und mußten dann für eine große Summe Gel- des Bürgfchaft leisten 2c,: die Bürgschaft hat Jemand übernom- men und wir (schreibt Gerrit von Byler) hielten unser Wort. (Von hieran wollen wir der eigenhändigeii Schrift des Gerrit von Byler nachfolgen.) Da« find wir vor Jhrer Majestät Bischof geführt worden, um unsern Glauben zu bekennen, was wir auch taten. Als« wir vor den Bischof kamen, trafen wir dort den-Mei- ster Joris, Jakobus de Koninck, Jan de Rademacher, zwei Rats- herren und einen französischen Predigerx sie hielten uns vier Fragen vor und sagten dabei: Saget Ja oder Nein. 1. Frage :« Ob Christus sein Fleisch und Blut nicht von der Jungfrau Maria angenommen habe? sWir antworteten, daß Er der Sohn des lebendigen Got- tes ei. 2. Frage: Ob die Kinder nicht getauft werden müßten? Wir antworteten: Wir können es nicht so annehmen, weil wir es in der heiligen Schrift nicht gefunden— haben. Z. Frage: Ob ein Christ im Blutgerichte ein obrigkeits liches Amt bedienen möge? Wir antworteten, das; unser Geloiffeii solches nicht zuließe, mir erkenneten sie aber (wie wir lesen) fiir eine Dienerin Gottes. ei Matthäus 7, 15. lEs werden mehr als fünf und zwanzig gefangen, die beisamm waren, um Gott anzuhaken. ESie wurden vor Jbrcr Majestät Bischof gebracht. Welche Personen hier versammelt waren. « Welche Fragen ihnen vorgelegt worden sind, und wie sie dieselben beantwortet haben. oder AtärttyrersSpiegel der Taufs-Gesintcten. 4. Frage: Ob ein Christ im Notfalle nicht schwören möge? Wir antworteten, unser Gewissen ließe uns solches auch nicht zu, denn Christus habe gesagt (beim Matthäus) eure Worte sollen sein Ja, ja, Nein, nein. Daraufs schwiegen wir still; der Bischof aber sagte, unsere Missetaten wären hierin sehr groß; und wir könnten das Reich Gottes nicht ererben. Ach, Herr! räche solches nicht. Darauf sagte der Bischof zu uns allen, man sollte uns wie- der in die Mercice führen, woher wir gekommen waren, um uns dort gefangen zu halten. Ein« junger Bruder, der zuerst gefragt wurde und die Wahrheit freimütig bekannte, wurde darüber hart angeklagt und von uns getrennt und nach Westmünster geführt, wo er allein geschlossen wurde; dieses hat uns sehr verdrossen. Als wir nun so gefangen saßen, kam Meister Joris und sagte, wenn wir uns zur Kirche begeben wollten, so sollte er uns losschließen und von den Banden befreien; dazu sagte er, hätte er Befehl vom Bischofe; aber wir standen tapfer für die Wahr- heit .Jesu Christi, Er ist doch unser Hauptmann und sonst Nie- mand, ja aus Jhm beruht all’ unser Vertrauen. Meine lieben Brüder und werten Schwestern, laßt uns tapfer anhalten, bis wir hinweggenommen7 werden. Der Herr wird uns neuen Wein einschenken. O, Herr stärke unsern Glau- ben! gleichwie wir den Herrn Jesum Christum» angenommen haben, so laßt uns doch auch fortschreiten und tapfer auf ihn trauen. Als wir nun meinten, der Streit würde bald aus Ende kommen, so hat er erst recht seinen Anfang genommen. Wir« wurden in Eisen geschlossen und von einander getrennt, auch wurden wir an unsern Beinen gefesselt; dieses währte etwas länger als drei Wochen unterdessen« mußten wir abermals vor die Herren, wo man uns verkündigte, daß wir verbrannt werden sollten, was für das Fleisch verdrießlich war; aber wir riefen zu Gott in unserer Not, daß Er uns stärken wolle, wie Er Jsrael getan hatte. Jnsp einer Morgenstunda am Tage vor Pfingsten, wurden wir abermals zwei unsd zwei zusammengebunden und vor die Herren geführt; (dieses war das vierte Mal) da wurden wir des Wortes des Herrn eingedenk: Wenn ihr vor Herren und Fürsten geführt werdet, so sorget nicht, was ihr reden sollt, denn es soll euch zur Stunde gegeben werden; solches Vertrauen haben wir zum Herrn. Als« wir dahin kamen, legten uns die Herren die vier vor- gemeldeten Fragen abermals vor, und drangen in uns, sie zu unterzeichnen, aber wir sagten, daß wir bei des Herrn Worte bleiben wollten. Da« wurden wir wieder Jeder in ein besonderes Gefäng- nis gebracht und wie zuvor, in Fesseln geschlossenz die Frauen wurden nebst einem jungen Bruder, nach Nieugeet geführt, von wo ab sieuber alle zu Schiffe gebracht worden sind, in welchem man sie weiter transportirt hat; den jungen Bruder aber hat man an einen Karten gebunden und mit Peitschen zur Stadt hinaus geschlagen. » Darnach wurden wir auf etwa fünf Tage von den Banden befreit, aber sie wurden uns wieder angetan und« wir warteten nun auf das Ende. » « Daraus sind zwei deutsche Prediger gekommen, :welche vom Bischofe gesandt waren; dieselben gaben dem Stockmeister ein Brieflijin sScharfe Ansvrache des Bischofs un die Gefangenen. »Ein junger Bruder wird von ihnen h nweggefiihrt te. «« Heilige Betrachtung und Ermahnung. s Man legte ihnen Fesseln an die Füße. DBedrohnngen, verbrannt zu werden. I» Sie wurden zum vierten Mal vor die Herren gebracht. U Wiederholung der vier dor- gemetdeten Fragen. »Die Weibe: werden des Landes verwiesen, der Jüngling qhek wird uegeißelh »Sie warten auf das Ende. 521 Hiernächst sind wir den 2. Juni abermals gebunden hin- ausgeführt und vor die Herren gebracht worden; dieselben« legten uns wieder die obigen vier Fragen vor, und als solches geschehen, sandten sie uns nach Ni.eugeet ins Gefängnis, wo die andern Freunde gesessen hatten. Da« dachten wir, es würde innerhalb eines oder zweier Tage ein Ende mit uns nehmen, wonach wir sehr verlangten, denn das Gefängnis war schwer; aber es war des Herrn Wille noch nicht. Als« wir dort ungefähr acht Tage gesessen hatten, ist einer von unsern Brüdern aus dem Fleische erlöst worden und gott- selig gestorben; wir wurden alle herbeigerufem um Zeugnis davon zu geben· unterdessen« saßen wir dort zwischen vielen Dieben und Uebeltätern, zu welchen der Bischof und auch ein Prediger sagte, sie sollten sich in Acht nehmen, daß sie von uns nicht verführt würden. « NachIs vielen Stürmen kam Meister Godefry-d mit zwei Lliidernz wir wurden nun zwischen Mauern gesperrt, daß wir auch mit unserm Nächsten nicht sprechen konnten. « Man« kündigte uns täglich unter den schwersten Bedrohum gen die erschrecklichsten Todesarten en; der Herr aber hat uns gestärkt, seinem heiligen Namen sei Lob. Sie sagten mir auch früher, wenn ich in des Feuers Glut wäre, so könnte ich mich nicht mehr um Gnade bücken oder neigen; darum sollte ich es zuvor tun, denn die geringste Pein wäre die beste, damit ich nach dem Tode nicht» lange leide11 müßte. So« haben wir von Tag zu Tag den Tod erwartet; wir dachten wenig an unser Leben, wiewohl es für das Fleisch eine schwere Aufgabe war; wir trösteten einander, weil wir doch einmal sterben mußten. · Der schwerste Streit für mich war, meine liebe Hausfrau mit allen meinen kleinen unschuldigen Kindlein zu verlassen. Nachii zwölf Tagen wurde zweien von uns angesagt, daß sie den dritten Tag sdurch Feuer sterben sollten; darauf erfolgte auch, daß auf den Dienstag ein Brandpfahl auf Smitsfeld ge- setzt wurde; aber das Gericht ging damals nicht vor sich. Am Mittwoch war viel Volk dort versammelt, um den Tod unserer beiden Freunde anzuschauen; dasselbe ist aber nach und nach wieder auseinander gegangen, denn das Ganze war nur geschehen, um unsere Freunde und uns zu erschrecken und vom Glauben abzuziehen. Auf« den Freitag jedoch sind zwei von unsern Freunden, nämlich Hendrik Terwoort und Jan Pieterß, aus dem Gefäng- nisse geholt und zum Opfer hinausgeführt worden. Jan Pieterßfs als er hinausging, sagte: Diesen Weg-sind alle fromme Propheten gegangen, ja selbst Christus, unser Seligmacher, was von Anfang der Tage, nämlich von Abels Zeiten an, geschehen ist. Diese« beiden wurden auf dem SmitsseIde an einen Pfahl gesetzt und haben sich mit Gewalt durchgestritten (in der Mitte des Feuers), und sind also vor dem Herrn ein Opfer geworden, welches sie Jhm lebendig ausgeopfert haben. Hierauf« folgte in dieser» Schrift ein Liedlein, wobei be- merkt war, daß Jan Pieterß Wagemacher (der damals ver- brannt wurde) dasselbe vor seinem Tode im Gesänisse gemacht hätte; es handelte von dem Leiden aller Frommen bis auf II! Dritte Wiederholung der vier dorgestellten Fragen. II Sje erwarte» hatt, getötet zu werden. U Einer von »den Brüdern starb im Gefangnisse 17 Eine fremde Warnung, welche »den Uebeltutern gegeben wurde. I« Die Märtyrer werden eingeschlossen. «« Man lundigte ihnen alle Tage mit schweren Bedrobungeu den Tod an. «« Aber sie hatten auf ihr Leben wenig Acht UZweien von ihnen wurde angezeigt, daß sie an einem Pfuhle verbrannt werden sollten. NDen Freitag wurden sie um Opfer hinausgefithrt «« Was Jan Pietersz käme, als er zum Tode Im. EOSe wurden beide auf Smitsfeld lebendig ver konnt. EVoU einem Liede, welches Jan Pieterß vor seinem Tode gemacht hat. 522 Jesum Christum, seine Apostel und viele Märtyrer, und fängt so an: « Hört, Freunde allzusammem Ein Lied hab« ich gestellt re» und hat es mit diesem Verse beschlossen: Der dies Lied hat begonnen, Der war sehr schwach und krank; Hätt· er den Streit gewonnen, So wäre es sein Dank. Der Streit sollt’ da angehen Als er dies Lied erst sang. Zu London ist’s geschehen, Allwo er saß in Drang. Dariiach noch ein Lied, welches sich so endigt: Der dieses Liedlein hat gesungen, Der war in einem Geist erfreut; Die Lieb’ hat im dazu gedrungen, Als er da la in schwerem Streit. Zu Gott war a ein sein Verlangen, Der stärkre ihn durch seine Hand. Zu London, da er lag gefangen Jn Nieugeeh welches wohl bekannt. Ferner noch ein Vers: Wir sind, o Herr, nun in dem Streite, Ach hilf und rett’ uns von dem Leid; Von unsern Feinden, die zur Zeit Uns ängstigen zu aller Seit’, O Herr uns doch befreiel Standhaftigkeit verleihe. O Herr! du bist ein großer Gott: Stark uns allzeit in aller Not. Hierauf wurden die nachfolgenden Worte von Gerrit von Byler geschrieben: Hoffnung der Gläubigen Obgleich man mich hier auf dieser Erde verdammt, so glaube ich doch gewiß mit dem Propheten David, Psalm Z« V. 12, daß ich das Gute des Herrn ini Lande der Lebendigen sehen werde; darum freue ich michdes Herrn und »bin getrost und unverzagt, indem ich gewiß weiß, daß mein Erloser lebt; meine Hoffnung ist auf Gott. Geschrieben in Nieugeet zu London, im September des Jahres 1575 von mir, Gerrit von Byler Auszug aus den beifiigten Dingen iii dein alten Märtyrer-Spiegel, gedruckt 163, Pag. 964, Kol L. Es! « ist uns eine Chronik über England voii Egmoiit Howes, einem Edelmaiine voii London, gedruckt ini Jahre 1015 von Thomas Dauwson, zu spät in die Hände geraten; in der- selben wird Blatt 78 die folgende Geschichte erzählt, welche sich unter der Königin Elisabeth im Jahre 1575 zugetrageir hat. Auf Ostern, welches auf den Z. April fiel, uiigefahr um neun Uhr Vormittags, wurde eine Versammlung Wiedertäufeh welche Deutsche waren, in einem Hause bei Algatenpforte ent- deckt, von denen siebenzehn gefangen genommen und vier ins Gefängnis geworfen wurden &c. Den St. Mai, auf Pfingstabend, wurden ein Mann und d zehn Frauen, deutsche Wiedertäufer, im geistlichen Rate von Paulus Kirche dahin verurteilt, daß sie auf einem Plage, ge- nannt das Smitsfeld, verbrannt werden sollten,· und nach großer Mühe und Arbeit, die man mit ihnen hatte, ist nur ein Weib umgekehrt, die andern wurden des Landes verwiesen. Den 22. Juni wurden zwei deutsche Wiedertäufer auf dem Plage, genannt das Smitsfeld, verbrannt, die unter großem Schrecken, Rufen und Geschrei starben. « So weit dervorgemeldete Schreiber. I Nacherdrtericnxh die Gefangenschaft, Ausbamiung iind Tod der Freunde in England betreffend. Der blutige Schaut-laß, Dieses haben wir fiir gut befunden, hierher zu setzen, weil es zur Befestigung des VorgemeIdete1i dient und auch ziim Zeugnisse, daß sie nicht um einer Missetat willen, wie einige ausstreuen, gegen ihre Ma.jestät, sondern allein um ihres Glau- bens willeii gelitten haben 2c., was uni desto gewisser ist, weil es durch die Hand ihrer Wisdersacher selbst beschriebeii worden ist. Hier folgen zwei Briefe von den gesaiigeiieii Freunden abgefaßt, wie wir sie in einein alten gedrncktcn Büchlein gefunden haben. Wir arme und verachtete Fremdlinge, die um des Zeugnis- ses Jesu Christi willen verfolgt sind, wünscheii von Gott allen Menschen, wessen Geschlechtes oder Amtes sie auch sind, daß ihnen der Herr einen langeii Frieden verleihen wolle, damit wir im Frieden unten einander leben mögen, s in aller Gottseligkeit zum Lobe und— Preise des Herrn und zur Seelen Seligkeit. Da so viele Meiischeii in Worten und Schriften mit großem Unrechte uns beschuldigeii und über uns lügen, so zwingt uns diese wichtige Sache, den Grund unsers Glaubens in kurzen Worten auszufegen und zu veröffentlichen wie folgt: Man redet nicht mit uns b und fordert uns unsern Glau- ben nicht mit einem sanftmütigen Geiste ab, wie die heilige Schrift lehrt, sondern man redet ein Scheltwort und eine Lüge über die andere, damit unsere Leiden und Betrübnis vermehrt und größer werden; überdies haben sie auch kein Mitleiden mit unsern armen schwachen Weibern und Kindern. Unser Vater- band, unsere Freundschaft u. unsere Güter haben wir zum Teil um der großen Tyrannei willen verlassen müssen, und sind wie Lämmer vor dem Wolfe gefliichtet, allein um der reinen evan- gelischen Wahrheit Jesu Christi, und iiicht um irgend eines Aufruhrs oder Sectirerei willen, wie die Münsterscheii Jrrtii- mer oder Greuel gewesen sind, was uns, Gott behüte uns, nach- gesagt wird. Wir wollten, daß unser ganzer Glaube und unser ganzes Leben vor unserm Haupte geschrieben stände, damit ein Jeder wissen und sehen möchte, was wir glauben und was wir hier auf Erden suchen und begehren. Man wird sonst nichts finden, als einen rechten Glauben, der rein, und dem Evaiige- lium Jesu Christi gleich, und ein unsträfliches Leben ist, c indem wir unser Brod fiir Weib und Kinder sucheii, wie Gott solches geboten hat und die Schrift lehrt. Ach daß unsere Verfolger das wüßten, daß dieses unsers Herzens Begehren wäre! sie müßten ja großes Mitleiden und Barmherzigkeit mit uns armen verach- tete1i Fremdliiige haben, wenn anders noch menschliches Mit- leide1i und Barmherzigkeit in ihnen ist, und müßten so nach des Herrn Wort Mitleiden mit uns haben, wie der Prophet sagt: dDie, welche im Elende sind, führe ins Haus. Moses sagt; Wenn ein Fremdling bei dir in deinem Lande wohnen wird, den sollt ibr nicht schinden; er soll bei euch wohnen wie ein Einheimischer, und ihr sollt ihn lieben wie euch selbst. Merket wohl auf das Gebot Gottes, daß man den Fremd- liiig lieben soll, wie sich selbst. Wer, der in einem fremden Lande wohnt, hat es wohl gern, das; er ins Elend gerät, veracl)- tet wird und mit seinen Glaubensgeiiossen mit großem Schaden daraus vertrieben wird? Darum sagt Christus: Alles, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sotlen, das tut ihr ihnen auch; das ist das Gesetz und die Propheten. O, daß doch ebenso mit uiis gehandelt würde, nach der natürlichen Billigkeit und evan- gelischen Wahrheit (dere1i unsere Verfolger sich so sehr riihineii) wie bald würden die Verfolger aufhören, und die lügenhaften Lästermäuler zugestopft sein! denn Christus, sammt den Sei- nen, hat Niemanden verfolgt, sondern dagegen gelehrt, in dem wahren Evangelium, wenn er sagt: e Liebet eure Feinde, segnet, a 1. Thess L, S. bSiL AS, 15 1. Petri s, 15. c l. ThcsL . 2, s. S. Theil. s, s. Csplx 4, W. I. Thess 4, II. d sei. Es, 7. Z. Mvse II, II. e Milttlx Z, 44. oder LlIiärtJzrerSpäegel der Tauss-Gesittitten. 523 die euch fluchen; tut wohl denen, die euch hassen; bittet für die, «die euch beleidige11 und verfolgen, damit ihr slinder seid eures Vaters im Hinimel, der die kSonne ausgehen läßt, über die Guten und iiber die Bösen. Diese Lehre hat Christus und seine Apostel hinterlassen, denn sie selbst geben davon Zeugnis, wie Paulus sagt: gBis auf diese Stunde leiden wir Hunger und Durst, und sind nackend, und haben keine gewisse Stätte, und arbeiten und wirken mit unsern eigenen Händen; man schilt links, so segnen wir, man verfolgt uns, so dulden wir es, man lästert uns, so flehen wir, wir sind stets ein Fluch der Welt und Fegopfer aller Leute; ferner sagt Paulus: 11 Alle, die gott- seIig leben wolle11 in Christo Jesu, müssen Verfolgung leiden. Aus allem diesem kann man beweisen, daß diejenigen, die eine rechte evangelische Lehre und Glauben haben, Niemanden verfolgen werden, sondern sie werden selbst verfolgt. Wollte man uns vorwerfen, sdaß wir um unseres ketzerischen Glaubens willen iverfolgt würden, nach der Lehre Paulus, und daß Gott befohlen habe, die falschen Propheten zu töten, so antworten wir Folgendes darauf: kPaulus sagt, daß man einen ketzerischen Bienschen meiden soll, wenn er einmal und abermals ermahnt worden ist; er sagt nicht, vertreibt sie aus dem Lande und aus den Städten, ohne sie zu hören, oder zu erwähnen. Daneben muß man auch wissen, was ketzerische Menschen seien, nämlich solche, welche eine Lehre haben, die dem Worte des Herr11 zu- wider ist; aber hiervon kann uns kein ålliensch überzeugen, daß unsere Lehre und unser Glauben der Lehre Jesu Christi und seiner heiligen Apostel zuwider sei, wie folgen soll. Wenn sie auch einwenden, daß Gott in seinem Gesetze ge- boten habe, die falschen Propheten zu töten, so antworten wir darauf: Wenn man in dieser Zeit des Neuen Testaments alle diejenigen töten sollte, die Gott im Alten Testamente zu töten geboten hatte, so müßte man nicht allein die falschen Propheten töten, sondern auch die 1Ehebrecher, die Hurer, die des Herrn Eli-unten nennen und fluchen, und dergleichen Uebertreter mehr, und wenn man ja diesen durch die Finger sehen und uns allein. das Gebot von den falschen Propheten vorhalten wollte, damit sie uns los werden möchten, so sehet denn doch des Herrn recht an, woran man die falschen Propheten erkennen soll. Gott spricht durch Mose: m Wenn ein Prophet oder Triiumer zu euch sagen würde, laßt uns fremden Göttern nachfolgen, die ihr nicht kennt; derselbe Prophet soll sterben; wir aber lehren und weisen nicht an, wie man fremden Göttern nachfolgen soll, haben auch keinen kelzerischen Glauben, der gegen das Wort Christi ist, sondern wir glauben an einen 11 Gott Vater, allmächtigen 0 Schöpfer des Hin1n1els und der Erde, und an P Jesum Chri- stum, seinen eingebornen Sohn, unsern Herrn, sder qvon dem Heiligen Geiste empfangen und aus der reinen sJungsrau Maria geboren ist, der unter Pontius Pilatus gelitten hat, gekreuzigt, gestorben und begraben ist; der am s dritten Tage von den Toten wieder auferstanden und gen tHimniel aufge- fahren ist, und zur rechten Hand des allmiichtigen Vaters sitzt, von dannen Er u wiederkommen wird, um die Lebendigen und die Toten zu V richten. Wir glauben an den Heiligen Geist; wir glauben, daß Christus Jesus wahrer Gott und Mensch sei. Wir suchen auch keine Seligkeit in unsern« Werken, wie uns nachgesagt wird, sondern wir glauben allein durch die Verdienste unseres Herrn Jesu Christi selig zu werden. Wir rühmen uns auch nicht, daß wir ohne Sünden seien, sondern wir erkennen uns alle Arigeiiblicke vor unserni Gott fiir Sünder; aber von W Inutwilligen Siinden müssen wir uns ent- halten, wenn wir selig werden wollen, nämlich von Ehebruth Hurerei, Zauberei, von Arkfrrihy Blutvergießen, vom Fluchen und Schwören, vom Lügen und Beträgen, von Hofsart und Vollsaufen, von Zorn und Zwietracht, von Hafsen und Beneiden Dieses sind die Sünden, von denen die Schrift sagt: Die solches tun, sollen Gottes Reich nicht ererben. Wenn sie auch vorgeben, daß wir Gottes Wort nicht hören wollen, weil wir die Prediger der Kirche nicht hören, so antwor- ten wir darauf, daß wir die Prediger nicht hören, dazu nötigt uns das X Wort Gottes, weil sie die Leute nicht sind, die tüchtig sind, solches Amt zu bedienen, denn Paulus lehrt Tiniotheus und sagt: y Was du von mir gehört hast durch viel Zeugen, das befiehl treuen Menschen, die da tiichtig sind, auch Andere zu lehren, 2 denn, wer einen Andern lehren und strafen will, der muß selbst unsträflich sein. Wenn nun die Prediger so nach der Apostel Lehre eingesetzt wären, so wollten wir sie von Grund unseres Herzens gern hören, wollten auch die Ersten und Leisten in der Kirche sein. Wollte man nun aber zu uns sagen, was Jesus Christus sagt: s Auf Mose Stuhl sitzen die SchriftgeIelJrteU und Phari- säer; alles, was sie sagen, das ihr halten sollt, das haltet und tutx aber nach ihren Werken sollt ihr nicht tun; so antworten wir darauf: Wenn die Prediger die Schriftgelehrten und Pha- risäer sind, so sind sie es, die Jesum Christum gekreuzigt haben, dann werden auch alle Wehe über sie kommen, die darauf folgen, sind sie aber die Schriftgelehrten nicht, so sind auch die vol-stehen- den Worte von ihnen nicht gesprochen, daß man nach ihren Wor- ten tun soll, und nicht nach ihren Werken; ferner, die auf I) Moses Stuhle saßen, sind aus dem Geschlechte Levi gewesen, wie Nioses, und lehrten das Volk Israel; alles, was euch die Priester unsd Leviten lehren, und was sie euch gebieten, das sollt ihr halten, und darnach tun. Der Prophet sagt: ODes Prie- sters Lippen solle11 die Lehre bewahren, daß man aus seinem Munde das Gesetz suche. Weil nun Christus nicht gekommen ist, das Gesetz und die Propheten zu brechen, sondern zu erfüllen, so hat er das seine Apostel so gelehrt; aber daß dieses aus den Worten Christi (Matth. 23) eine Verpflichtung auferlegen soll- te, die Prediger zu hören, das kann nicht sein, weil die Prediger nicht aus dem Stamme Levi sind, welche Jsrael hören mußte, sondern aus den Heiden; daneben muß man bemerken, daß Christus Jesus, als Er das Gesetz durch seinen bittern Tod und durch sein heiliges Blutvergießen vollkommen erfüllt hatte, ein anderes Priestertum verordnet habe, welches sein heiliges Gesetz lehre11 sollte, nämlich sein Evangelium, da Er zu seinen Jüngern sagte: d Wie mich mein Vater gesandt hat, so. sende ich euch. Diese heiligen Sendboten Christi haben uns angewiesen, nicht sträfliche Lehrer, sondern nnsträfliche zu hören, die sich nicht. vollsaufen, die nicht eigensinnig sind, nicht zornig, nicht beißig, nicht geizig, die keine unehrliche Handtieruiig treiben, sondern gastfrei, gütig, züchtig, gerecht, heilig und keusch sind, und fest an den Worten halten, die wahrhaftig sind; ebenso soll man »auch die Diener zuvor untersuchen, und dann erst lasse man sie dienen, wenn sie « unsträflich sind. Deshalb dürfen wir die Prediger nicht für die Leute halten, die das Lehramt bedienen sollten, auch sie nicht hören, weil sie sträflich und dazu nicht tüchtig sind, nach der Lehre Paulus. Daß man uns nun nach- sagen will, als wollten wir das c Wort Gottes nicht hören, darin f l. G, 27. 1. Kot. 4, 12. l L. Tini. Z, 12. « L« g a« Ins-se 22. 12. Z. kTiL s, 10. is. Mose 20. 10. Mose 24, 14. mMatth 7. is. n1. Kot. s, S. oSirX .1, s. 1. Mose 1, I. sah. 1, Z. pJvh Z, is. qlllkatth Rönn s. s2. rLnL 2. 7. Gal 4 4 sM tb sit. Mark. .1. 20. . « . at . 27- 1ö, 24. t But. 24, 25. Muttlx 28, S. ULIIL 24, 50. Apostels. L, 10. v2. Tim- 4. 1. whebn to, As. Eint. Z. 19. Offenv P, 27. s. Mose l5,»1. 1. Kot. s, 10. Stab. s, s. Röm l, Z2. xRom. is, la. y Z. Tun. 2, 1. zSie Nöut 2, 2. 1. Tini. Z, 2. Tit. 1, S. th.. W, 1. b S. Mose 17, 17. Sitz W, 20. c Mal. 2, 7. Mattb. s, 17. dJoh 20, Si. 2. Petri s, L. l. . s, 1. I. Fing. Z, Z. Tit. 1, S. Sirt. «. Rönr 2, 21 und la, 16..« 2. Tini. L« 2. Hat. Z, 1. eJolx S, 47. ob A. A. " Irrt. Z, U. 524 Der blutige tut man uns großes Unrecht, denn Gottes Wort zu hören, ist unsere größte Freude, die uns auf Erden werden kann, es ist unseres Herzens Trost. Wenn man u11s auch beschrildigeii will, daß wir der Obrig- keit nicht gehorsam sind, weil wir unsere Kinder nicht taufen las- sen, so antworten wir darauf: Wir begehren der Obrigkeit in allen Dingen kgehorsam zu sein, die nicht wider Gottes Wort sind; daß wiraber unsere Kinder von den Pfaffen nicht taufen l-assen, das unterlassen wir nicht aus Frevel oder Verwegenheit, sondern es geschieht aus Furcht Gottes darum, weil Christus be- fohlen hat, die Gläubigen zu taufen; ebenso haben auch die Sendboten Christi keine sprachlose Kinder, sondern verständige Leute auf das Bekenntnis ihrer Sünden und des Glaubens ge- tauft. Solches kann man lesen, Matth. Z, 16. Mark. l, 9. Luk Z, 21. Joh. Z, 22. Apostelg L, 38, und 8, 37, und 9, 18, und 10, 48, und 16, 83, und 18, 8, und 19, 5 und 22, is. Ebenso haben auch Christus und die Apostel von der Taufe gelehrt, wie man lesen kann, Matth. 28, 19. Mark. 16, 15. Joh. s, 23. Röm. B, Z. Gal. Z, 27. Eph. 4, 5. Kol. L, 12. Tit. Z, 5. 1. Petri s, 21. Hebr. G, Z. Dieses sind die Sprüche, die von der Taufe der Gläubigen zeugenz aber, daß man die unverständigen und sprachlosen Kinder auf der Väter Glauben taufen soll, davon sagt die Schrift ebensowenig, als von dem Ausbannen des Teufels. Darum dürfen wir eine solche g Taufe nicht billigen, indem auch Gott geboten hat, daß man seinen Worten nichts zusetzen, aber auch nichts davonnehmen soll, auch nicht daß wir tun, was uns recht dünkt, sondern allein was Er gebietet; ferner steht geschrieben: b Tue nichts zu seinen Worten, daß Er dich nicht strafe, und du liigenhaft erfunden werdest. Die Schrift bezeugt an vielen Orten, daß die sehr hart von Gott. gestraft werden sollen, die Gottes Wort verlassen und ihrem eigenen Gutdiinkeii folgen, wie iSauL der erste König in Israel, kUsa, der die Lade des Herr11 antastete, die beiden Söhne Aarons, lNadab und Abihu, indem sie taten, was ihnen nicht befohlen war, weshalb sie auch gestraft wurden. Dieses sind uns treffende Beispiele, daß wir Gottes Werke oder Cere- monien nicht ohne Gottes Befehle gebrauche11 dürfen; denn Christus sagt: Alle Pflanzen, die mein himmlischer Vater nicht gepflanzt hat, werden ausgerottet. Matth. 15, II. Martin Luther schreibt auch über das dritte Kapitel Daniels und sagt: Gottesdienst ohne Wort, das ist allezeit Abgötterei. Wenn man aber sagen will, daß die Kinder selbst glauben, und daß Gott allmächtig sei, daß Er den Kindern den Glauben wohl geben kann, denn der Glaube ist Gottes Gabe, so antwor- ten wir darauf, daßt Gott allmächtig ist und den Kindern den Glauben wohl geben kann, und nicht allein den Glauben, son- dern auch das Reden und das Werk, womit der Glaube. bekannt wird (denn der Glaube ist nicht ohne Bekenntnis nnd gute Werke); aber nun giebt Gott den Kindern weder das Sprechen noch das Werk, viel weniger den Glauben. Paulus sagt: Wie sollen sie glauben, von dem sie nichts gehört haben? Das kann ja ein Jeder erkennen, daß weder Gehör noch Verstand in den jungen Kindern sei, wie die Schrift öffentlich bezeugt; und wenn uns auch »dieses die Schrift nicht lehrt, so lehrt uns doch solches die Erfahrung, daß man sie vor allen scharfen und tötlichen Jnstrrcmeuteih vor Wasser und Feuer hüten und be- wahren müsse, womit sie also beweisen, daß kein Verstand noch Glauben in ihnen sei; und weil sie nicht zugeben wollen, daß die jungen Kinder das Sakrament empfangen, so» beweisen sie selbst END-n. 18, 1.» Tit. Z, I. Abs-steter. 4. 19. es. LVioie 4, 2 und 12, 32. h Svrichw so, s. : 1. Sinn. is, 24. le 2. Sam.— s, Cl. I. Kraut! 14, O. IS· Mose Its, L. 1 Dieses schreibt Miartin Luther in der Vorrede über den Brief an die Römer: m, u. ciMoie 1,s9. Joh.4,11. Miso. 12, 14. Schauplatz dcnnit, daß siefihre sprarhlosen Kinder nicht fiir gläubig erkennen. Lluch wollen sie sagen, daß ihre Kinder im Wintterleibe mit dem Heiligen Geiste erfullt seien, wie Johannes der Täufer war; wenn aber dem so wäre, wie konnnt es denn, daß sie die unreinen Geister aus ihren Kindern bannen, wenn sie dieselben taufen, loahrend sie den-Heiligen Geist zuvor gehabt haben. » Ferner nehmen sie zum Beweise, daß man die Kinder taufen müssen, weil Christus gesagt hat: M Lasset die Kindlein zu mir kommen, denn solchen gehört das Reich Gottes. Ant- wort: Daß den Kindern das Reich Gottes zugehöre, gestehen wcr von Herzen zu, aber daß man sie darum taufen müsse, ge- stehen wir nicht zu, indem Christus die Kindlein, die sie zu Jhm brachten, weder getauft, noch befohlen hat, daß sie getauft wür- den, sondern 11 sie sind selig aus Gnaden, ohne Ceremonien, durch das Blut Christi, ebenso wie die Kindlein, die unter dem Volke Jsrael ohne Beschneidung starben. Wenn man auch sage11»will, man müsse Dwiedergeboren werden aus Wasser und Geist, oder man könnte nicht in das Reich Gottes kommen, und will hieraus schließen, die Kinder müßten getauft werden, weil das Wasser vor dem Geiste steht und genommen wird, oder sie könnten nicht selig sein, so ant- worten wir zunächst darauf, daß Christus hier von keinen Kin- dern redet, sondern zu einem alten Menschen, der zu Christo in der Nacht gekommen war, zu dem Er sagt: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, es sei denn, daß Jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen, denn p was vom Fleische geboren wird, das ist Fleisch, und was vom Geiste geboren wird, das ist Geist. s! Ferner redet Christus von einer Wiedergeburt vor dem Wasser, welche Wiedergeburt nicht geschehen kann, als durch den Glauben an Jesum Christum, wie die Schrift lehrt. Eben dieses schreibt auch Martiii Lutherf daß der Glaube ein göttliches Werk in uns sei, das uns aus Gott verändert und erneuert, den alten Adam tötet und uns zu andern Wkenschen n1acht an Herzen, Gemüt und allen Kräften und den Heiligen Geist mit sich bringt. Diese Worte sind nicht auf unmiindige Kinder zu beziehen, denn sie haben nicht die alte Geburt der Erbsiinda die sie ver- dammt, wie einige mit den Worten Davids beweisen wollen: tJch bin aus siindlichem Saamen geboren, und meine Nkritter hat mich in Sünden empfangen. Diesen Psalm hat David ge- macht, als er die Ehe mit Bathseba brach und dieselbe übertrat; als ihn der Prophet Nathan bestrafte, da beklagte er die von Adam angebornen Sünden, aber sie. wurden ihm nicht zur Ver- dammnis gerechnet, um des verheißenen Saamens willen, der s Adam und Eva verbeißen war, welcher Christus Jesus ist, der Adams Missetat wieder versöhnt und die Erbsünde auf sich ge- nommen hat, wie Paulus sagt: tWie durch Eines Vieusclseii Sünde die Verdammnis iiber alle Wkenscheii gekommen ist, so ist auch durch Eines Gerechtigkeit die Rechtfertigung des Lebens über alle Mesnchen gekommen. Dieses bezeugt auch Martin Luther und schreibt über das fiinfzehnte Kapitel Johannes, daß die Erbsiiiide durch Christum hinweggenommen sei, und ver- dammt nach Christi Zukunft Niemanden mehr. Weil denn nun die Erbsiiiide durch Christum hinweggenommen ist. und Nie- mand mehr verdammt, so giebtes auch keine Sünde, welche die Kinder verdammen· kann, wenn sie ohne Taufe sterben, denn u die Kinder sollen nicht sterben, um des:- Baterzi Missetat willen, spricht der Herr. Daruin ist es eine große Sünde vor Gott, wenn man die Kinder um der Erbsiiiide willen taufen will, ohne welche sie nicht selig werden können. Solche machen auch mehr mMarL m, 14 und 10, 14. List. 18, is. n hehr. 9, 12. oJokx Z, s. July. s, s und Z, 24. kPsalm El, 7. s1. Male Z, is. Gal. S, 16. Und-n. 18, u s. Muse 24, 16. L. Stdn. 14, S. 2. Kronik 25, 4. Euch. 18, s. Es« der Vorrede über den Brief an die Römer. oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gesinnten. 525 aus der Sünde Adiuns, als:- aus den! VVerdieiiste Christi, ja sie suchen auch die Seligkeit mehr im Wasser als ini Blute Christi, was« doch der Schrift offenbar widersprichh weil so klar bezeugt wird, daß uns v« das Blut unsers Herrn Jesu Christi vo1i allen Sünden reinige Wenn sie auch beibringen wollen, als sollte die Beschnei- dung ein Beweis auf die Kindertaufe sein, so können wir solches nicht zugestehen, weil, wenn nian nur die Kinder taufen sollte, wie man sie besihneidet, so niiißte niaii X nur die Knaben taufen und nicht auch die Btägdleiih denn die Mägdlein wurden nicht beschnittein sondern nur die Knaben. schneidung nicht auf die Taufe, sondern auf die Beschneidung des Herzens, welche eine Beschneidung des Geistes ist. Gott hat )- Abraham befohlen, die Beschneidung am achten Tage zu ge- brauchen; dieses Gebot hat Jsrael bis auf Christum Jesnm ge- halten; sie haben es auch nicht verändert, weder i111 Kleinen, noch im Großen, sondern sind beim achten Tage geblieben, und haben nicht ihrer Vernunft folgen und sagen wollen, daß die Kinder verdaninit seien, wenn sie vor dem achten Tage ohne Ve- schiieidung sterben; sie haben vielmehr Gott und seinen Geboten gel)orsan1 sein und ihrer eigenen Weisheit nicht folgen wollen Auf gleiche Weise sollen wir nun auch im Neuen Testainente 2 die Taufe zu der Zeit gebrauchen, wie es Christus befohlen hat, nämlich an den Gläubigem und in der Taufe nicht unserm eigenen Gutdiinken folgen, daß wir sie vor der Zeit an den spracl)losen und unverständigen Kindern gebrauchen sollte1i, weil es Gott nicht befohlen hat und es auch sein Wille nicht gewesen ist. Wenn es aber Gottes Wille gewesen wäre, daß man die Kindlein taufen sollte, wie man sie beschnitt, wenn sie acht Tage alt waren, so hätte es Gott ohne Zweifel mit einem ausdrück- lichen Gebote befohlen, daß man die Kinder taufen sollte, und es würde eben so sicher geschehen sein, als Er befohlen hat, die Kindlein zu beschneidenz ebenso wiirde Christus die Taufe auch wohl in seiner Kindheit einpfangeii haben, ja eben so wohl, als Er fiel) beschneiden ließ, als Er acht Tage alt war. Aber nun ist es s Gottes Wille nicht so gewesen; darum hat Er sie auch anders gelehrt, und selbst anders empfangen; denn Christus ist zu Johannes gekommen und hat von ihm begehrt, daß er Jhn taufen sollte, wie er auch getan hat. Damit lehrt Er uns, und beweiset es mit Exempel1i, daß diejenigen, die man taufen soll, eine Begierde zur Taufe haben müssen. Wenn die Prediger vorgeben, Origenes habe die Kinder- taufe von den Aposteln empfangen, so können wir dies ebenfalls» 1iicht zugestehen, denn Origenes hat wohl hundert Jahre nach der Apostel Zeit gelebt, wie die Kronikeii ausweiseiiz aber man muß sich sehr verwundern, daß die. Gelehrten mit Origeiies etwas beweisen wollen, indem Martin Luther denselben ganz verwirft Je. Auch das» kann uns nicht bestimmen, die Kinder- taufe anzuerkennen, wenn sie das schreiben und sagen, nias einige römische Bisiliöfe oder Päpste eingesetzt haben, und was sie aus dem Geschichtsschreiber Platina zu beweisen suchen, daß nämlich der Papst Jnnocentiiis geboten habe, die Kinder. zu taufen, sobald sie geboren werden. Dies findet sich in einem Büchlein, welches zu Magdebiirg gedruckt, und ein Gebetbuch- Iei1i, neu aus der heiligen Schrift, genannt ist; ferner die Kronikeii von Sebastian Franck und Adrian von Bergen be- schrieben, daß Jgiiiusy der zehnte Papst, die Gevatter oder Patheii bei der Taufe eingesetzt habe. Qlus diesen Gründen können wir die Ki1idertaufe nicht recht einsehen, weil sie von Menschen eingesetzt und befohlen worden ist; ebenso weiß auch die Heilige Schrift nichts von solcher Taufe, sondern nur von einer Taufe, die l) anf den Glauben gelehrt wird, wie zuvor ge- vRöm. s, 18. w 1. sub. I, 7 . Kot. 1, tät. 1. Pti 1, 19. O· v. 1, s. Liebe. 9. 12. x 1. Mofe 17. 11. y Rom. Z, 20. Kol.«2, PhiL s, öfter; Mattlx W, W. Mark. 1 , 14 S . AMICI. 16, 15. Mntth Z, 14. Stil. s, 21. bMarl is, 16. City. 4, s. Paulus zieht die Be- nieldet wordenvist Wir nierdisii auch als» Sakramentschänder gescholtein die Gottes« vergessen. Darauf cintniorten wir: Wir schanden nicht, vergessen auch nicht das Sakrament unseres Herrn Jesu Christi, sondern ehren es mit großer Dankbarkeit, und erinnern uns,- wenn wir solches gebrauchen, der großen Liebe, die rins Christus am Kreuze erwiesen hat, als Er seinen Leib zerbrechen ließ undjeiii heiliges Blut um unsertwillen ver- gFß, und vertnndigeii also den Tod des Herrn, wie Paulus sagt: So oft ihr von diesem Brode esset und von diesem Kelche tri1iket, sollt ihr des Herrn Tod verkiindigeih bis daß Er konimk Dies; ist unser Glaube von den Safriunenteir Daß wir aber solches von den Predigeru nicht einpfaiigeir nnd es mit ihrer Gemeine nicht gebrauchen, dazu« bestimmen uns drei Gründe. Die erste Ursache ist, c weil der Diener oder der, welcher· es arti-teilt, nach Paulus Lehre uusträfliclz sein, seinem eigenen Hause wohl vorsteheii, dgehorsaine Kinder« haben und seiner Frau in allen Dingen getreu sein muß· Zweitens muß die Ge- meine, die von deni Brode essen soll, eine unsträfliclie Gemeine sein, wie Paulus« sagt:» eWir haben ein Osterlaniiih das ist Christus, fur uns geopfert. Darum laßt un:- Ostern lialteii nicht in dem alten Sauerteige nnd auch nicht i1i dem Sauerteige der Bokcheit und Schalkheih sondern in dem Siißteige der ilieiiiigteitiiiid Wahrheit. Weiter, sagt Paulus, khabe ich euch in dem Briefe geschrieben, daß ihr nichts mit den Hurern zu tun haben sollt, das nieine ich nicht von den Hurern in dieser Welt, oder von den Geizigen, oder von den Räubern, oder von den Götzendieiierih sonst müßtet ihr die Welt räumen; aber nun habe ich euch geschrieben, ihr sollt nichts mit ihnen zu schaffen haben, nämlich, wenn Jeniand ist, der sich einen Bruder nennen laßt und ist ein Hurer oder Geiziger, oder Götzendieney oder ein Lästerer, oder ein Trunkenbold, oder ein Räuber, mit dein- selben sollt ihr auch nicht essen. Weil wir nun solche Werke öffentlich an ihrer Gemeine finden, so verbietet uns auch das Wort Gottes mit ihnen des Herrn Sakrament zu gebrauchen. 1. Kur. 5, 7. Die dritte Ursache ist, g« weil sie ihr Sakrament nach dem Gebrauche Christi und seiner Apostel nicht halten, denn sie haben Brod genommen, dasselbe gebrochen und dem Volke gegeben; die Pfaffen dagegen brechen kein Brod, sondern geben unge- brocljeiie Qblateiiz die Oblaten setzte der Papst Alexander ein; Christus aber befiehlt zii tun zu seineni Gedäcl)t1iisse. Die Pfaffen sagen (zuiu Teil), daß man esznr Vergebung der Sünden tun soll. Dies sind die Ursachen, warum wir es mit ihnen nicht gebrauchten dürfen, und das uni der Frircht Gottes n3illeii, disnii uiir dürfen nicht anders hcnideliy als uns das Wort Gottes« lehrt. I! Des-halb gebrauchen iziir cis niit einem Unsträfs lieben, der i«ui—:steilt, in einer uusträflicheii Gemeine, die Gott fürchtet, niit Brod und Wein nach des Herr« uiid seiner Apostel Gebrauche in den Hiiiiserin irsie Christus und seine Apostel getan haben. Dies; ist unser Oålaube und Bekenntnis von der heiligen Taufe, daß solche sonst Niemandenn als den Verständigen gege- ben icerden soll, idie da glauben, und selbst wissen, was sie enipfiingein gleichwie sie auch verständig und gläubig sein iniiss sen, die von des Herrn Brod essen und sich selbst prüfen müssen. Weil wir nun diese beiden Sakramente recht gebrauchen nach dem Befehle Christi, so sind die Prediger (zum Teil) solche bittere Feinde von uns. ist ihnen leid, daß sie um ihren Ge- Eisiiiii koncmeii sollten; sie wissen nicht Böse-z·- genug bei der Obrigkeit und deni gemeinen Volke wider uns vorzubringen, daniit nian uns weder in Städteu noch Ländern dulde. Sie geben vor, es seien von den Uiiserigeii so viel Tausende im c1. Tini. s, 2. Tit. 1, S. c12. Tim 2, 24. 1. Petri s, s. End. s, 27. e1. Sitte. s, S. t2. Kot. E, s. gMatth. W, 25. Mark. 14, 22. List. 22, is. I. Kot: 10, 16 nnd 11,«22. Apostelg 2, 42 und 20, 11. 1. Kot. 11, 23. 11 I. Tini. Z, 2. Tit. 1, S. 1. Flor. 5,-7. iMatth. s, II. Mark. le, 15. 526 Der blutige Lande, die Länder und Städte einnehmen wollte11, während doch dergleichen Gedanken noch nie in unsere Herzen gekommen sind, denn Länder und Städte kann man nicht ohne Gewalt und Blutvergießen einnehmen; und wenn wir solche Freiheit hätten, daß wir todtschlagen und einem andern sein Gut rauben dürften, so hätten wir auch die Freiheit, unsere Kinder von den Pfaffen taufen zu lassen, dann dürften wir uns auch nicht von unsern Gütern und väterlichem Erbteil, aus unserm Wohlstande in großes Ungemach treiben lassen, einem Jeden zur Schmach. Wenn wir nun ein solches Herz hätten, wie uns nachgesagt wird, so litten wir dies alles ja vergeblich, denn die so tun, k werden das Reich Gottes nicht ererben, wie Paulus sagt. Die Lüge (spricht Sirach) ist ein häßlicher Schandfleck an einem Menschen, und gemein bei angezogenen Leuten. Ein Dieb ist nicht so böse als ein Mensch, der sich aufs Lügen legt; ebenso hatten sie auch Paulus die Lüge nachgesagt, 1daß er einen Aufruhr gemacht und vier tausend heimliche Mörder aus der Wüste gebracht hätte. Aber bei uns haben sie die Lügen in etwas vergrößert und sagen von vielen Tausenden, die unseres Glaubens sein soll- ten. Solch einen großen Anhang haben wir nicht, daß sie so haufenweise unseren Glauben annehmen sollten; aber es mag wohl hier und da eine Haushaltung sein, die da ganz allein und gering ist, m wie ein einsamer Vogel auf dem Dache, wie eine Rohrdommel in der Wüste und ein Steinkäuzlein in den zer- störten Städten, vwie eine Rose unter den Dornen und ein Apfelbaum unter den wilden Bäumen, O der seine guten Früchte bringt, nämlich ein bußfertiges Leben, indem man sich selbst ver- leugnet, Matth IS, 24, sein eigenes Leben haßt, sonst kann man Christi Jiinger nicht sein. Luk. 14, 26. Die Christo angehören, kreuzigen ihr Fleisch, sammt den Lüsten und Begierden Gal. 5, 24. Wer da sagt, daß er in Christo sei, der muß auch wan- deln, gleichwie Er gewandelt ist. 1. Joh 2, G. Christus sagt, daß Wenige seien, die auf seinem Wege wandeln, und die den- selben finden, als der zum Leben führt. Matth. 7, 14. Luk. 13, 22. Den Schr·iftgelehrte11 und Klugen dieser Welt ist es verborgen. Matth 11, 25. l. Kot. 1, 19. 2, 7. Das Unedle und Verachtetste hat Gott erwählt, und das da nichts ist, 1. Kot. Z, 27, denen ist es gegeben, das Geheimnis des Reiches Gottes zu verstehen, Luk. 8, 10. So bezeugt auch Christus und seine. Apostel, daß Wenige seien, die den rechten Glauben haben und den Weg wissen, wie denn auch der Prophet klagt: p Der Gläu- bigen sind wenige unter den Menschenkinderm denn die Bosheit hat die Oberhand bekommen, u so daß, wenn es möglich wäre, auch die Auserwählten in Jrrtum versielen, wie Christus selbst sagt: Wenn des Menschensohn kommen wird, meint ihr, daß Er auch Glauben auf Erden finden werde? Luk. 18, 8. So werden die Gläubigen in der Zukunft Christi sein, und also sind ihrer auch von Anfang der Welt her wenige gewesen. sSo waren zu Noahs Zeiten nur -acht gläubige Seelen; zu Loths Zeiten waren nur drei Gläubige; zu Zeiten der Kinder Jsrael waren 800 Falsche gegen einen Propheten; ferner vierhundert 4, falsche Propheten gegen einen Propheten. Also sind der Ver- kehrten jederzeit mehr gewesen, als der Frommen. Dies ist unser öffentliches Bekenntnis vor Gott und allen Menschen. So viel unserer sind, die wir so glauben, die sind so gesinnt, daß wir unsern Feinden, die uns verfolgen, weder irgend ein Leid antun, noch ihnen irgend ein Unglück anwiinschen möchten, son- dern wir begehren von Grund unseres Herzens für sie zu bitten und wollten ihnen von Herzen gern nach unserm Vermögen die- nen, wenn sie unserer benötigt wären. Sie wissen es nicht anders, als daß sie Recht haben, s und Gott eine große Ehre und I. Kot. s, 9. Gut. s, 21. Sirt. 20, M. 1Apostelg. 21, As. Schauplatp einen Dienst daran tun; solches werden sie dereinst bekennen müssen, wie im Buche der Weisheit im fünften Kapitel geschries ben steht; aber dann wird- es für sie zu spät sein. Darum ist uns auch die ewige Seligkeit verheißen, wie Christus selbst ge- sagt hat: tSelig seid ihr, wenn euch die Wienschen um meinet- willen schmähen und verfolgen und allerlei Uebels wider end) reden, wenn sie daran lügen. Seid fröhlich und getrost, es wird euch im Himmel wohl belohnt werden. Solche Verheißungen haben diejenigen, die hier verfolgt werden; denen aber, die hier verfolgen, ist das Wehe verheißen, wie Christus sagt: U Wehe euch, Schriftgelehrteih die ihr die Propheten tötet und das Maß eurer Väter erfüllet. Der Apostel sagt: V Wohlan nun, ihr Reichen, wei11et und heulet über euer Elend, das über euch kom- men wird, euer Reichtum ist verfault, eure Kleider sind motten- fräßig geworden, euer Gold und Silber ist verrostet und ihr Rost wird euch zum Zeugnisse sein und wird euer Fleisch fressen wie ein Feuer, ihr habe euch Schätze gesammelt in den letzten Tagen, ihr habt den Gerechten verurteilt und Er hat euch nicht widerstanden. Jak. 5, 6. Wollte man aber sagen, sie begehren 11icht unser Blut zu vergießen, sondern sie verwiesen uns nur aus ihren Städten und Ländern, so antworten wir darauf, wenn für uns nirgends Raum ist, so müssen wir ja irgendwo bleiben. Wenn wir nun aus solcher Ursache in die blutdürstigen Länder zurückkehren müssen, aus welchen wir (einmal) um der großen Tyrannei willen geflüchtet sind, so wird dort das Blut der Heili- gen Vergossen wie Wasser. W Aber, wenn der große Tag des Herrn kommen wird, wo man sagen wird: Jhr Berge und Hügel fallet auf uns und verberget uns vor dem Angesichte dessen, der auf dem Stuhle sitzt und vor dem Zorne des Lammes, dann wird man finden, wie schuldig sie an unserem Blute ge- wesen seien, x dann wird ein unbarmherziges Gericht über die- jenigen ergehen, die keine Barmherzigkeit geübt haben, denn mit dem Maße, womit sie die Anderen gemessen haben, soll ihnen wiederum gemessen werden. Darum begehren und bitten wir um Jesu Christi willen, daß man uns doch unser Schreiben in Gutem aufnehmen wolle, denn es ist aus Liebe geschehen zur Warnung vor des Herrn Strafe, damit ihr euch an uns nicht versündigeh weil wir die rechten Fremdlinge und das Volk Got- tes sind, die um der rechten Lehre Jesu Christi und seiner heili- gen Apostel willen verfolgt werden. Der ewige und barmher- zige Gott wolle alle seine elenden Kinder (die von so vielen Menschen gehaßt werden) mit gnädigen Augen J« ansehen und dem Tiere die Seele seiner Turteltaube nicht geben, um seines großen heiligen Namens willen. O, Herr! verkürze die Tage und sieh auf die Schmach deines Volkes, die sie täglich um des heiligen Zeugnisses des Evangeliums willen leiden müssen, durch deinen lieben Sohn, unsern Herrn Jesum Christum, Amen. Ende des ersten Briefes. Gleichwie zu der Zeit derjenige, der nach dern Fleische geboren war, den· jenggeii verfolgte, der nach dem Geiste geboren war, so geht es jestt auch. Gut. Noch ein Brief von den Gefangenen, worin wir uns darüber cntschuldigeiy was uns nachgesagt wird; auch werden in der Kürze die Hauptpunkte unsers Glaubens beschrie- ben, wie im Verlaufe ansfiihrlicher erklärt wird. Wir arme Gefangene, mit Namen Hendrik Terwoort und Jan Pieterß, die wir in der Mercice um des Zeugnisses Jesu Christi willen in Banden liegen und vom Leben zum Tode ver- urteilt sind, an einem Pfuhle zu Asche verbrannt zu werden, wo- zu wir uns auch gutwillig bereitet haben, im Jahre 1575 den 10. April zu London. . kRönx 1, 22. tMuttlx s, 10. Las. S, 22. uMatth. 2s, sc. Hut. 11, its. vJulc s, 1. m Psalm 10, 7. nhobelied L, L. oPsulm 1, S. pPsulm E, l. qMuttb. U, II. w List. W, 10. Osfenb O, 19 und S, S. xJulL 2, 18. Motiv. 7, L. y Psalm u. Mose 7, II. 1. Petri s, Z. L. Mose II, is. I. Kost. II. -Job. W, Z. R, 18- oder gwiärtiircrspiegcl der Taufs-Gcsitiittcti. 527 Weiter bitten wir arme Gesange1ie freundlich, Ew. Ehrw. wolle unser an sie gerichtetes, einfaches Schreiben bestens auf- nehmen, denn wir tun solches nur aus der Ursache, weil wir sehr betrübt sind, indem Ew. Ehrw. mit unserer einfachen Ant- wort nicht wohl zufrieden ist; dadurch sind wir genötigt wor- den, Ew. Ehrw. ein wenig zu schreiben, damit Ew. Ehrw. es besser verstehen und erkennen möge, welche Lehre wir haben. Das Bekenntnis unseres Glaubens von Gott, unserem himmlischen Vater, welches wir in der Kürze aufgesetzt haben, lautet wie folgt: l. Glauben wir an einen einigen Gott, den allmächtigen Vater, Schöpfer des Himmels und der Erde, s wie 1. Mose l, l, geschrieben· steht, b an welchen Abraham, Jsaak, Jakob, Moses und alle Propheten geglaubt haben. Hebr. l1. L. Weiter glauben wir an Jesum Christum, den einigen Sohn des Vaters, Joh. l, l, welcher im Anfange bei Gott war, Micha 5, 1, l. Joh. l, l, und als die Zeit erfüllt war, Gal. 4, 4, welche Gott verheißen hat, 1. Mose Z, 15, Jes 's, 9 und ll, dieses Wort ist Fleisch geworden, Joh. l, 14, und geboren vom Geschlechte Davids, Rom. l, Z, von der reinen Jungfrau Maria, verlobt einem Manne genannt Joseph, vom Geschlechte Davids, Matth. l, 18, Luk. l und L, die gesegnet ist über alle andere Weiber, Luk. l, Z8. Wir glauben, daß dieses der wahre Sohn Gottes sei, welcher durch viele Zeichen und Wunder, die Er ges: tan hat, uns das Wort seines Vaters Verkündigt hat. Joh. 15, L4. Darauf ist er den Juden überantwortet; unter Pontius Pilatus gekreuzigt, gestorben und begraben worden. Matth L7, l. Mark. 15, 1. Luk. LZ, l. Joh. 18, Z. Wir glauben auch, daß derselbe Jesus Christus wahrer Gott und Mensch sei und um unserer Sünde willen gelitten habe, Jes. "53, 7, und daß Er, da wir seine Feinde waren, den bittern Tod für uns erlitten, Rom. 5, B, damit die, die an Jhn glau- ben, nicht verloren würden, sondern das ewige Leben hätten. Joh. Z. 4. Wir glauben auch, da4 dieser unser Heiland von den Toten auferweckt worden ist, Matth. L8, B, Mark. 16, 6, Luk. L4, 4, Joh. L0, 9, wie Er vorher gesagt hatte, Matth. l7, 9, Niark 9, 8," Luk. 9, LL, und zur rechten Hand seines Vaters Ositzt Mark. 16, l9, Apostelg 7, 55. 5. Ferner glauben wir an den Heiligen Geist, wie ge- schrieben steht, l. Joh. 5, 7, wo gesagt wird, daß drei seien im Himmel, die da zeugen, der Vater, das Wort und der Heilige Geist, und daß diese Drei eins d seien. 6. Wir glauben an die Gemeinschaft der Heiligen, deren Gebet für uns viel vermag. Jak. 5, 1b. Auch glauben wir an die heilige Gemeine, in welcher diejenigen sind, die an Jesum Christum glauben, die durch Einen Geist zu Einem Leibe getauft sind, wie Paulus»sagt, l. Kur. 1L, 18, dessen Haupt Jesus Chri- stus ist, nämlich der heiligen Gemeine, wie geschrieben steht Eph 5, LZ und Kol. l, 18. Wir glauben und bekennen, daß diese heilige Gemeine Macht habe aus- und zuzuschließem zu binden und zu lösen; was sie auf Erden bi11det, das ist auch· im Him- gebunden; was sie aus Erden löset, das ist auch im Himmel ge- Iöset. Matth. 16. Wir glauben, daß Gott in dieser heiligen Gemeine Apostel, Propheten· und Lehrer, l. Kot. 1L, L8, Bischos se und Diener, 1. Tim Z, L, berordnet habe. 7. Wir glauben und bekennen eine Taufeim Namen des Vaters, des« Sohnes und des Heiligen Geistes, wie uns der Herr Jesus Christus befohlen und angeordnet hat, Matth. L8, 19, und wie die Apostel solche gebraucht, Apostelg L, Z8, und davon s. l. Mivse 17, 1. b l. Mvse l, 1. EIN. Z und 4. cJoh 15, 26. di. Joh. l, s. geschrieben haben, Rom. B, Z, 1. Kot. lL, lZ, Gal. Z, L7, Eph. 4, 5 und l. Petri Z, Ll. Ebenso glauben wir auch, daß alle, welche die Taufe empfangen haben, Glieder des Leibes Jesu Christi in der heiligen Gemeine sind. 8. Was edas heilige Abendmahl Jesu Christi betrifft, glauben und bekennen wir davon, wie Christus dasselbe gesagt hat und wie Matth. L6, L6, geschrieben steht: Da sie aber aßen, nahm Jesus das-Brod, dankte, brach es und gab es den Jün- gern und sprach: Nehmet, esset, das ist mein Leib; und Er nahm den Kelch und dankte, und gab ihnen den lkelitß und sprach: Trinket alle daraus, das ist mein Blut des Neuen Testa- mentes, welches vergosse1i wird für viele zur Vergebung der Sünden. Mark. l4, L4, dieses tut zu meinem Gedächtnis. Luk. LL, 19.» Wir glauben, wie Paulus bezeugt, wenn er sagt: Der gesegnete Kelch, welchen wir segnen, ist der nicht die Ge- meinschaft des Blutes Christi? Das Brod, das wir brechen, ist das nicht die Gemeinschaft des Leibes Jesu Christi? l. Kur. l0, 16. Wer mein Fleisch ißt und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecketi am jüngsten Tage. Joh. 6, 54. 9. Wir bekennen und glauben auch einen eljelictseii Stand, welcher eine Ordnung Gottes ist, wie wir l. Mose L, L4, lesen. k Ein Mann und ein Weib zusammen verbunden im Namen des Herrn in der heiligen Gemeine, 1. Kot. 7, Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seineni Weibe anhangen, und es werden Zwei Ein Fleisch sein; . so sind sie nun nicht Zwei, sondern Ein Fleisch; darum, was Gott zu· sammengefügt hat, das soll der Mensch nicht scheiden. Matth. l9, G. Die Ehe soll von allen ehrlich gehalten werden, und das Ehebett unbefleckt; die Hurer aber und Ehebrecher wird Gott richten. Hebr. lZ, 4. l0. Weiter glauben und bekennen wir auch, daß die Obrigkeit von Gott eingesetzt und verordnet sei, Weis-h. 6, 4, Sir. l7, 18, Rom. lZ, l, zur Strafe der Bösen und zum Schuhe der Frommen; solcher Obrigkeit begehren wir von Herzen ge- horsam zu sein; gleichwie, l. Petri L, 1Z, geschrieben steht: Seid u11tertan aller menschlichen Obrigkeit um des Herrn wil- len, denn sie trägt das Schwert nicht umsonst. Rom. lZ, 4. So lehrt uns auch Paulus weiter, daß wir vor allen Dingen Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksaguiig für die Könige und alle Obrigkeit tun sollen; daß wir ein stilles ruhiges Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbarkeit, denn das ist gut und angenehm vor Gott, unsereni Seligmacher, der da will, daß alle Nienschen selig werden. 1. Tim. L, 1. Ferner lehrt Er uns, daß man den Obersten und Gewaltigen untertan, der Obrigkeit gehorsain und zu allen guten Werken bereit sein soll. Tit. Z, l. Darum ioollen wir Eure Majestät freundlich gebeten haben, unsere Meinung recht zu verstehen, das ist, g daß wir die hochiviirdigm edle und gnädige Königin, nebst ihrem weisen Rate nicht verachten, sondern Jhro Niajestät aller Ehren wert achten, wie wir denn auch derselben in allem, was wir vermögen, unter- tänig sein wollem denn wir bekennen mit Paulus, wie oben angeführt worden ist, indem sie b Gottes Dienerin ist, nnd wer dieser Macht widersteht, der widersteht Gottes Ordnung, denn die Obersten sind denen nicht zur Fnrcht, die Gutes tun, sondern nur denen, die Böses tun. Darum bekennen wir, daß wir so- wohl i schuldig, als bereit sind, ihr Zoll, Zins, Ehre und Fnrcht zu geben, wie uns Christus selbst gelehrt hat, wenn Er sagt: Gebet dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist. Matth LL, Ll. Darum nun, weil sie eine Dienerin Gottes ist, wollen wir Eure Majestiit freundlich bitten, sich es gefallen ei. Kot. 12 H. il. Kot. S, IS. gis-Sir. it, l0. is, e. sen-m. ist, 7. I. Petri L, is. XIV-EIN. 528 Der blutige zu lassen, und uns armen Gefangenen Barmherzigkeit zu er- weisen, k gleichwie der hinunlische Vater gegen uns auch barm- herzig ist. . Hiermit stinunen wir nicht mit denen überein, die der Ob- rigkeit widerstehen wollen, sondern erkennen und begehren von ganzem Herzen, daß man ihr gehorfam und nntertänig sein müsse, wie wir oben gemeldet haben. U. Ferner, wenn man uns fragt, ob wir nicht einen Eid schwören wollten, so antworten wir darauf, daß wir so viel Frei- heit in unserem Gewissen nicht finden, daß wir solches tun mö- gen, weil Matth 5, 33 geschrieben steht: Jhr habt gehört, daß zu den Alten gesagt ist: Du sollst keinen falschen Eid schlvörenz sondern du sollst Gott deinen Eid halten; ich aber sage euch, daß ihr gar nicht schwören sollt, weder bei dem Himmel, denn er ist Gottes Thron, noch bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Sche- mel, noch bei Jerusalem, denn sie ist eines großen Königs Stadt; auch sollt ihr nicht bei eurem Haupte schwören, denn ihr vermö- get nicht ein Haar weiß oder schwarz zu machen; sondern eure Worte sollen sein: Ja, ja, Nein, nein; was darüber ist, konnnt vom Bösen. Weiter lehrt uns auch Jakobus im fünften Kapitel: 1 Meine Brüder, vor allen Dingen schwöret nicht, weder bei dem Himmel, noch bei der Erde, noch mit einem andern Eidcy sondern euer Wort sei Ja, das Ja ist, und Nein, das Nein ist. Lliis den oben angeführten Gründen dürfen wir also unter keinen Um- ständen schwören 12. Ferner glauben wir an die Auferstehung der Toten, gleichwie Jes. 26, 19, Joh 19, 25, Don. 12, i2, Joh 5, l. Kor. 15, 12, 1. Thess 4, 1 geschrieben steht, daß die Nienscheii von den Toten in ihren eigenen Leibern auferstehen werden; Hiob 19, 25, Jes. 16, 19, 1. Kot. 15 ganz. Wenn der Herr in den Wolken kommen wird mit seinen Engeln, wo Er einen Jeden nach seinen Werken richten wird; Matth. 25, 34, Rönr L, 6 18. Weiter glauben wir allem, was in 111 heiliger Schrift enthalten ist, sowohl dem Alten, als auch dem Neuen Testainente Darum bitten wir arme Gefangene demütig, worin wir uns etwa an Jl)rer Majestät oder ihren Untertanen vergangen haben mögen, uns solches zu vergeben, und gegen uns· barmherzcg zu sein, I! gleichwie der himmlische Vater barmherzig ist, denn wir sind ein armes, schlichtes Volk, gering von Wifsenschaft und Ber- stand, und es ist uns leid, daß wir nicht zierlicher schreiben ko11- neu. Darum bitten wir Ew. Ehrw·, daß Eure Majestät unser einfaches Schreiben zum Besten aufnehmen wolle. Hiermit wollen wir Eure O königliche Majestät dem Herrn empfehlen, der Herr sei mit Euch und uns allen, Amen. Jn unserem Gefängnisse zu London, den 21. Juli, im Jalre un- seres Herrn 1575, von mir, Hensdrik Tevwoorh von mir, Jan ieterß. Von dieser Geschichte ist eine ausfiihrliche Wiitteilung in nachfolgendcm Briefe getaucht. Ge chrieben von Jacques de Some-re (einem Msitgliede der Ealvinisctljen irche, damals in London wohnha t) und gesandt an eine Mutter Tanneken van der Varent, wo nhaft zu Gent in landern, in welcher Stadt er später ei der Regierung oberste: Schreiber geworden ist, zur Zeit als die Refsormirteii in Gent regierten, ehe die Stadt an arm-a übergeben wurde, im Jahre 15 4. Ein Brief von Jacques de Sag-were, gesandt an seine Mutter zu ent. Ehrwiirdige und geliebte Mutter, nebst aller demütigen Empfehlung lasse ich dich wissen, daß wir, Gott sei gelobt, noch wohlauf sind; wie wir denn aus des Vaters Schreiben (nicht leLnL S, AS. lJat. S, 12. mApostelg. 24, U. nMattlx s, its. Las. 6,86. o Apostel-z. 20, 82. Schornstein, ohne große Freude) ersehen haben, das; ihr euch ebenso befindet. Jch lierichtcd daß ich keinen Brief von nieiiiein Vater ohne Angst und Furcht lese, bis ich aus dem Schlusse desselben von eurer Ge- sundheit Versicherung habe, denn weil mir die Krankheit und Schwachheit eurer Natur bekannt ist, so bin ich allezeit besorgt, ihr niöchtet etwa in eine schwere Krankheit gefallen sein, was mir mehr Betrübnis:- verursachen würde, als wenn ich selbst in der größten Not und Pein wäre. Aber Gott sei für seine Güte gelobt, daß Er euch nicht schwerer heimsucht, noch euch eine größere Last -aufbiirdet, als ihr (durch seine« Hülfe, und den Trost seines Wortes, wie auch durch die Hoffnung des zukünftigen Lebens) ertragen könnt, und daß Er mich die besondere Freude genießen läßt, die ein gutes Kind auf dieser Welt sich wünschen möchte, nämlich zu sehen, daß mein Vater und meine Mutter zu. gutem Alter kommen, und folche Sorge, Liebe und Gunst zu mir tragen, wie ich von den» sorgfäl- tigsten und gütigsten Eltern erwarten dürfte, wofiir euch in Ewigkeit gedankt sein müsse. Ein fernerer Zweck dieses Schreibens, meine geliebte Mut- tot, ist der, euch iiber die besonderen linistäiide der Hinrichtung der Wiedertäufer Nachricht zu geben, wiewohl ich nicht bezweifle, du werdest aus dem Berichte anderer Leute bereits viel davon ge- hört haben, wie ich denn auch nicht gern von einer Sache schreibe, woran ich selbst niemals ohne große Betrübnis denken kann. Weil du aber solches von mir begehrst, und ich vielleicht der Um- stände anch mehr kundig bin, als der gemeine Mann, indem ich oft bei ihnen gewesen bin, und von allem Nachricht eingezogen habe, so habe ich nicht unterlassen wollen, so viel Bericht abzu- statten, als ich von der Sache weiß, wobei ich auch einige Ab- schrifteii von ihrem Bekenntnis, worauf sie gestorben sind, und 11och einige gefangen liegen, mitsende, sowie auch nebst einer Bittschrift, die» sie Jhrer Majestät überreichteih welche aber nicht angenommen wurde. Es hat sich nämlich auf Ostern im Jahre 1575 den S. April zugetragen, daß in einem Hause bei Alegeto (wo man nach dem Spiegelshofe geht) dreißig Wiedertäufey sowohl Männer als Weiber, in einer Versammlung bei einander waren, um sich mit einander zu ermahnen und ihr Gebet zu tun, welche, als sie von den Nachbarn auskundschaftet waren, fast sämmtlich von da nach dem Gefängnisse gebracht worden sind, jedoch mit so weni- gen Dienern, daß wohl einige derselben hätten entfliehen kön- nen, wenn sie in ihrem Gewissen Freiheit gehabt hätten, davon zu gehen. Llls sie nun in der Obrigkeit Hände gefallen waren, hat man sie in das Haus des Bischofs von London gebracht, um von ihm (doch durch den Mund der deutschen und französischen Prediger, weil der Bischof die Sprache nicht verstand) über ihren Glauben verhört zu werden, welchen sie schriftlich überga- ben, und der so aufgesetzt war, daß nichts darin enthalten war, was ich nicht hätte unterzeichnen dürfen, nur allein den Artikel vom Eide ausgenommen, worin sie öffentlich bekannten, daß sie glaubten, daß man unter keinen Umständen schwören möge. Als nun der Bischof mit diesem Bekenntnis nicht zufrieden war, hat er ihnen vier Artikel vorgelegt, die sie unterzeichnen sollten, widrigenfalls sie, wenn sie hartnäckig blieben, lebendig verbrannt werden sollten, wobei er hinzufügte, daß er diesen Auftrag vom Hofe empfangen habe. Die Artikel waren: Erstens, daß sie alle Jrrtümer, Spal- tungen und Keizereieii der verdammten Secte der Wiedertäufer verlassen und widerrufen und bekennen sollten, daß sie vom Ten- fel betrogen und dazu verführt worden seien; ferner, daß sie mit Herz und Mund glauben und bekennen sollte11, daß Chri- stus sein Fleisch und Blut aus dem Wesen des Fleisches und Blutes Maria angenommen habe. Zweitens, daß man die jungen Kindlein taufen müsse. Drittens, daß ein Christ wolzl oder zxsiåistiirctvSpiegel der Taufs-Gcsiitntcn. 529 das obrigteitliclje Anit bedienen möge. Viertens, daß ein Christ wohl einen Eid leisteii dürfe. Darauf antworteten sie, daß in ihrein Gewissen iiichts da- für spräche und dasz sie es mit ihrein ersten Bekenntnisse hielten. deshalb sind sie abermals von da nach dem Gefängnisse geführt worden; aber a1if dem Wege sind von ihnen zehn oder zwölf entlaufen (weil sie sahen, in welcher Gefahr sie waren, und das; sie gute Gelegenheit hätten zu entfliehen, weil nur einer oder zwei Diener initgiiigeii), nielclie sich aber alle freiwillig in den nächsten Tagen wieder eingestellt haben, teils, Inn ihre Burgen· zu befreien, welche fiir hundert Pfund verbunden waren, teil-i« aber, weil der Bischof, als ein Mann von Ehre, ihnen mit einein Eide verhieß, er wollte sie alle, wenn sie wiederkämeii, innerhalb vier oder fiinf Tagen auf freien Fuß setzen, im andern Falle aber sollteii die andern wohl bis Lichtmeß gefangen liegen. Bald darauf sind fiii1f von den Mäiiiierii (diii«cl) das iiicle Disputireii der Niederläiideirz die von der Cremeiiie gstsiirisiisi be( kehrt worden, ehe man sie als Ketzer verdannnt hatte, und dessen- ungeachtet, hat man sie dainals in St. Paulus Kirchhofe iii der vollen Versammlung vieler tausend Engländer tun« die Kanzel gestellt (merkt) und einem jeden derselben ein Biiiidlisiii Reises: auf die Schultern gegeben, als ein Zeichen, dass. sie das« Feuer verdient hätten, wobei man ihnen noch vielen andern Schadeii nnd große Schinaclj zugefiigt hat, wiewohl der Bischof ihiicii verbeißen hatte, daß er sie sofort jeder Strafe iiberhebeii 1iiid sie ohne weitere Ilmstäiide in Freiheit setzen wolle, wenn sie iiur die vier Llrtikel unterzeichnen wollten; aber das Gegenteil hat sicli wohl erwiesen. s Dieses ist den 25. Mai, im Jahre 1575 geschehen. Einige Tage darauf, als der Bischof sah, dass, die iibrigeii von ihrem Glauben iiicht -abfalleii wollteii, hat er sie auf« dein geistlichen Richthause in St. Paulus Kirche (wie der vapistisilic Bischof zu der Königin Maria Zeiten, welche die Christen zum Tode zu vernrteilen pflegte) sämmtlich zum Tode iieruitteilt und dem weltlicheii Richter übergeben; darauf hat man die. Frauen, Hand an Hand gebunden, nach Nieugeet (welches das Gefäng- nis fiir Diejenigen ist, die aiif den Tod angeklagt sind) geführt, sowie einen von den Männern, den sie unter ihnen fiir den jüng- steii und iinschiildigsteii hielten; aber die übrigen illiäiiiier teur- den abermals iiach ihrem alten bischöfliclieii Oiefiingiiissts ge- bracht, weshalb man meinte, würden die Frauen zuerst Iiiiige- richtet werden: wie man denn auch täglich kam, ihnen zu drohen, und den Tod vor Augen zu halten, wenn sie nicht alifalleii inult- tenx deshalb haben sie fiiiif oder sechs Tage grofie Angst nnd Anfechtung erlitten, ii1id sie iiieinteii von Tage zu Tage, sie wür- den verbrannt werden, ja selbst noch an dem Tage, als das Urteil ihrer Landesverweisuiig vom Hofe angekommen war, deiiii der Schultheiß kam mit seinen Dienern des Abends um zehn Uhr in das Gefängnis, um alle ihre Güter aufzuschreiben, iiioliei er ihnen andeutete, sich auf den folgenden Tag ziin1 Tode bereit zu markiert, was er nur tat, um zu sehen, ob von ihnen Niemand ans Furcht abfalleii wiirde. Als er aber sah, das; sie alle standhaft blieben, kiindigte er ihnen an, das; ihnen die Königin Gnade erwiesen, und sie iiiii· des Landes lierwiesein den Jüngling aber hinter einem Kiirreii iiuspeitscheii lasseii wollte. So sind denn innerhalb fiiiif oder sechs Tagen iniaefälir vierzehn Frauen von dem Gefängnisse, das bei St. Martin?- Kirche steht, bis nach St. Catharina in das Schiff von den Ge- richtsdieiierii geführt worden: deii Jüngling aber hat man an einein Kaki-en, der vor ihnen liergiiig, ansgesieitschh nnd so sind sie säuiiiitliih bei Leibesstrafcs des Landes verwiesen ii.si.ii«deii, nnd wohnen gegenwärtig in Holland iind Seeland Einige Tage darauf sind die fiinf Lllkiiiiiieiy die iii des Bi- schofs Gefängnis» noch saßen, gleichfalls vom Bischofe zum Tode verrirteilt und nach Nieugeet gebracht worden, wo einer unter ihnen um der Armut und schweren Bande willen ini Gefäng- iiisse gestorben ist, die Uebrigen aber fiirchteteih man niörljte an ihnen die schwerste Strafe vollziehen, weil inan sogar mit den Frauen so sehr iiach der Strenge gehandelt hatte· Sie haben auch gehört, das; die Königin und der ganze Rat so sehr iiber sie erziirnt untreu, daß auch Niemand fi.ir sie eine Bittschrift überrei- chen dürfe, weil aus bösem Munde das Gerücht sich verbreitet hatte, daß sie Gott und Christum verleugnen, und jede Re- gieruiig und das:- Aiiseljeii des Magistrats und der Obrigkeiten als iuigöttlich und unchristlich verwiirfeir Darum haben sie eine Bittschrift nebst ihreni Betenntnisse von den vier Artikelih die ihnen vorgelegt waren, tiiovciii ich hier die Abschrifteii seiide, an Jhre Majestät abgehen lassen, irielche aber so sehr iiber sie erziiriit war, daß sie dieselbe nicht annehmen wollte, sonderii die Hofdameii sehr schalt, die sie ihr iiberreichteiy wie diese denen berichteteih welche ihnen die Bittfcljrift eingehau- digt hatten. Als sie solches sahen, haben sie diese Artikel, sowie die Bitt- schrift, die etwas verändert war, dem Herrn von Bodley überge- ben, welcher als er die Sache bei dem Bischofe angebracht hatte, ihnen am andern Tage zur Olntwort gegeben hat, das; er um ihretwilleii sehr betrübt sei; aber es sei durchaus keine Hoffnung der lfkiicade vorhanden, es sei denn, das; sie die Artikel unterzeich- neten und ihre Ketzerei abschivöreii wollten. Unterdesfeii hat der Bischof im Namen ihrer Majestät einige Artikel erlassen, unter welchen auch der war, daß eine christliche Obrigkeit die halsstar- rige1i Ketzer wohl mit dem Schiverte strafeii dürfte, und gebot allen Fre1ndli1igeii, dieselben zu unterzeichneu, oder aber ge- nügeiide Bürgschaft zu stellen, das; sie, wenn es dem Biscl)ofe ge- falleii würde, vor ihm und der Königin Verordneteii erscheinen wollten, um ausfiihrlicher verhört nnd nach Vefindeii der Uni- stiiiide gestraft zu werden; also haben fast alle Fremdlinge, doch mehr ans Furcht als aus:- ai1derii Gründen iinterschriebeir einige ciusgeiiiiinnieih die lieber Gefahr laufen, als:- wider ihr Gewissen durch ihre lliitersclirift das» Töten der armen Leute billigen wollten; wie es aber solchen iioch ergeheii werde, weis; man noch nicht. Bald daraiif ist vom Hofe aus an den Scheriff oder Schult- lickiszeii zu London der Befehl ergangen, das; er die. beiden Neste- sten nach -Mas;gabe ihre-i- llrteils hinrichten lassen sollte; der eine von ihnen, Jan Pieterfz, war ein armer tllianih iiber fiinfzig Jiihre alt, der neun Kinder hatte, dessen erste Frau in friiherer E3eit zn dient, in Flanderih iiii1 der Religion niilleii verbrannt worden war, nnd welcher nun eine Fisau cieheiriitet hatte, deren erster Wkann gleichfalls früher nin der Religion iisilleii zu Gent lierbraiiiit Irorden inarx sie sind aber beide um der Verfolgung willen nach England gefliichteky iii der Sllkksiiiiiiiek sie könnten dort ohne Gefahr in der Freiheit ihre-Z Oåesnisieiis let-sein trag« er dein Bischofe zufördeitst vorstellte nnd Gnade liegelirtiy um 1iiit Weib inid Kindern eins dein Lande zu ziehen, aber ei« konnte iiiclit erreichen· Der andere, Hendrik Terwort, war ein schöner ansehn- licher Ebkoiiii von fii1if oder fischt» iiiid zwanzig· Jahren, seiner Saiidtieriiiig nach ein (I85cildscliniied, der erst ruht oder zehn Wochen lierheiratet war, cils er gefangen genoinincsii trurde Diese beiden, iiailideiii sie die deutschen ii1id französischen ilitxediger durch Disputireii iiirht zuin linterzeichiieii der Artikel bringen konnten, sondern sie iiieliiiislir in ihrer Tllieiiiiiiici durch die Gransaiiifcsit nnd diis iincliristlichcs Lierfciliiscsii derer, die sich des· Evaugeliunis nnd des wahren Gliniliisiisz riihnieii, gestärkt wurden, sind, obgleich viele Engliiiider und Deutsche Fürbitteu für sie einlegteu, uni ihnen Gnade zu erwirkeir dennoch den 22. 530 Der blutige Schqttplaih Juli, des Morgens um 6 Uhr, auf dem Smitsfelde, wo man in früheren Zeiten die Leute von unserer Religion zu verbrennen pflegte, an einem Pfuhle, ohne sie zu würgen und ohne Pulver, sehr jämmerlich nach des Landes Weise lebendig zu Asche ver- brannt worden. Dieses Urteil ist am Freitage vollzogen wor- den, nachdem der Pfahl schon den Dienstag zuvor gesetzt war. Jch zweifle nicht, die Königin ist ungern daran gegangen, aber sie ist von einigen Papisten oder andern verkehrten Menschen und Beneidern der Wahrheit, deren es hier viele giebt, dazu iiberredet worden, welche derselben vorgestellt haben, daß die Wiedertäufey deren Religion diesem Volke unbekannt ist, nicht allein Gott und Christum leugnen, und folglich die Seligkeit der Seelen umstieszen, sondern auch, daß sie alle weltliche Polizei, Rechte und Obrigkeiten verwürfen, und das Volk zur Meuterei und zum Aufruhre anreizten, indem sie lehrten, daß das obrig- keitliche Amt ungöttlich und unchristlich sei, weshalb sie, wie ich nicht zweifle, am meisten über dieselben erzürnt gewesen ist, so daß sie auch ihre Bittschrift nicht hat annehmen wollen. Der Herr wolle es denen vergeben, die hiervon die Urheber und Anstifter gewesen sind, und die armen Leute vor Jhrer Majestät so sehr verleumdet haben, wie du aus diesem ihrem Bekenntnisse, das sie bei mir eigenhändig unterzeichnet haben, beurteilen kannst, denn obgleich ich demselben nicht in allem beistimme, und auch versichert bin, daß sie in Ansehung des Punktes von der ersten Empfängnis Christi und der Herkunft seines Fleisches eine irrige Ansicht haben, übrigens aber mit ausdrücklichen Worten christlich bekannten, und oft in meiner Gegenwart mündlich bekannt haben, daß Christus wahrer Gott und Mensch sei, der uns in Fleisch und Blut und allen andern Dingen gleich sei, ausgenommen die Sünde, so sei es fern von mir, sie der Todesstrafe schuldig zu erkennen, sondern ich möchte sie vielmehr für Brüder erkennen und zweifle nicht an ihrer Seligkeit, wenn sie anders den Herrn gefürchtet haben und in einem guten Gewissen vor Jhm gewandelt sind; denn unser Gott ist ein barmherziger und gnädiger Gott, der die Menschen um dieses oder jenes Mißverständnisses und Jrrtumes willen nicht verdammt, sondern vielmehr ihrer Schwachheit und Krank- heit um seines Sohnes Christi Jesu willen gnädig vergiebt, wenn es anders aus keiner Hartnäckigkeih sondern aus reiner Unwissenheit herkommt, wie Paulus selbst von sich sagt, daß er bei Gott Gnade gefunden habe, weil er unwissentlich gesündigt hatte, wie denn der Jrrtum nicht den Grund des Glaubens, sondern nur die Umstände desselben berührt, gleichwie diese Wiedertäufer tun. Was die beiden jungen Mannspersoneii betrifft, die noch iibriggeblieben sind, so beharren dieselben gleichwohl noch fest und standhaft bei ihrem Bekenntnisse, und sind auch täglich der- selben Strafe gewärtig. » Wir, Lukas und ich, suchten ihnen, wenn es möglich ge- wesen wäre, aus dem Gefängnisse zu helfen (vier Tage später, als die andern hingerichtet waren), sie sind auch durch vieles Ueberreden so weit gebracht worden, daß sie das Bekenntnis (wovon ich euch hier eine Abschrift sende) unterzeichnet haben, in bei-Hoffnung, der Bischof werde damit zufrieden sein; dieser aber, nachdem er dasselbe gelesen, hat es zwar für gut befunden, will es aber gleichwohl in Gnaden nicht aufnehmen, es sei denn, daß sie.die vier ersten Artikel ohne irgend einen Widerspruch unterzeichnen und fiel) zu der deutschen Gemeine begeben, wozu sie sich jedoch nicht verstehen wollen, weil, wie sie sagen, wenn sie auch ganzin der Lehre mit uns einig wären, sie dadurch die beiden Hingerichteteii und alle ihre anderen Mitgenossen (die in demselben Glauben gestorben sind oder· noch leben) verdammen und bekennen müßten, daß sie vom Teufel, dem Geiste der Lügen und des Jrrtums, zu dieser verdammlichen Ketzerei ver- führt worden seien, von sder sie sagten, daß sie keineswegs in ihrem Gewissen überzeugt seien, sondern daß sie vielmehr von ihrer Seligkeit in Christo, dem wahren Gott und wahren Men- schen, versichert wären; darum würdensie Gott, wie sie sagten, auf’s Höchste erzürnen, wenn sie gegen das Zeugnis ihres Ge- wissens reden würden. Aus diesen Gründen kann man nicht anders annehmen, als daß sie eben dieselbe Strafe werden leiden müssen, die auch ihre Mitgesellen gelitten haben, und das um so mehr, weil sie versucht haben, aus dem Gefängnisse zu brechen, indem sie ein Eisen von den Fenstern abfeilteiiz darum liegen sie auch jetzt in Banden viel strenger geschlossen, als jemals zu- vor, und möchten sich wohl glückselig fchätzen, wenn sie je eher je lieber durch den Tod von der großen Armut und dem Elende des Gefangnisses befreit werden könnten, denn sie liegen beide von einander abgesondert, so daß sie einander nicht trösten können, und es darf Niemand mit ihnen reden, bei Strafe, selbst festge- setzt zu werden. Hier hast du, geliebte Mutter, die betrübte Geschichte der gefangenen, bekehrten, vertriebeneti und hingerichteten Wieder- täufer von Anfang bis zu Ende, die dir unglaublich .und un- 11atürlich erschienen sein wird, und worüber du sehr betrübt ge- wesen sein wirst, weil diejenigen, die hier in früheren Zeiten Verfolgung erlitten haben, jetzt andere Leute um ihrer Religion willen verfolgen, und anderer Leute Gewissen mit Feuer und Schwert bezwingen, da sie doch zuvor selbst gelehrt haben (was auch die Wahrheit ist), daß es keinem Menschen zukomme, über eines andern Gewissen zu herrschen, und daß der Glaube eine besondere Gabe Gottes sei, und in den Menscheii nicht durch irgend eine leibliche Gewalt, sondern durch das Wort Gottes und die Erleuchtung des Heiligen Geistes gepflianzt werde, so wie, daß die Ketzerei keine fleischliche, sondern geistige Missetat sei, die Gott allein strafen müsse, und daß man die Lügen nicht mit Gewalhsondern mit der Wahrheit überwinden müsse, daß es der Kinder Gottes Teil sei, nicht andere um des Glaubens willen zu töten, sondern selbst um des Zeugnisses der Wahrheit willen getötet zu werden, endlich, daß das Blutvergießen um der Religion willen ein gewisses Kennzeichen des Antichrists sei, der sich selbst dadurch an Gottes Statt auf seinen Richterstuhl setzt, und sich selbst die Herrschaft über die Gewissen (die doch Gott allein zukommt) zuschreibt. « - « Ebenso sage ich, daß ich wohl weiß, daß euch und alle mit- leidige Herzen-die Sache sehr betrübt habe, wie ich denn auch hoffe, daß ihr euch daran nicht ärgern oder daraus eine Veran- lassung hernehmen werdet, an dem wahren Glauben zu zwei- feln; auch mögt ihr bedenken (wie es denn auch die Wahrheit— ist), daß einige von den Gottesfürchtigen und Gelehrten, sowohl Cngländer als Fremdlinge die hier sind, dasselbe nicht gut be- funden noch gebilligt haben. Ferner, und wenn auch die Kirche diesen Glauben billigen würde, so wisset ihr dennoch wohl, daß die Wahrheit nicht an Menschen hängt, die doch gebrechlich, schwach, sündhaft und ver« änderlich sind, so daß derjenige, der heute gut und gottselig ist, morgen in große Sünden fallen kann, insbesondere wenn ihm die Sachen in dieser Welt wohl von Statten gehen, sondern daß unser Trost und unsere Hoffnung, Religion, unser Glaube und unsere Seligkeit in Gott bestehe, der unveränderlich ist und dessen Wahrheit allezeit einerlei Gestalt hat. Derselbe hat uns auch gelehrt und zuvor gewarnt, daß wir uns an den Aergers nissen der Welt nicht stoßen sollten, deren es viele und mancher· lei giebt, und die auch oft vondenen ausgehen, die in der Kirche Christi verborgen sind, wie denn auch Paulus aus eigener Er- fahrung bezeugt, das; ei« von den falschen Brüdern die größte Verfolgung erlitten habe. X Jch hätte euch von dieser Sache wohl mehr geschrieben, wenn es mir die Zeit zugelassen hätte; so aber will ich hiermit oder« BiårtnrervSpiegel der Taufs-Gestnnten. schließen und den Herrn bitten, daß Er euch, sowie alle Gottes- fiirchtigen und Liebhaber der Wahrheit, in den Tugenden und der Gottseligkeit stärken wolle, zur Seelen Seligkeit, Amen. Euer untertäniger Sohn, Jaques de Somere. Die folgenden Schreibeii scheinen auch auf Veranlassung dieses Jaques de Somere als eine Hingabe, aus Gunst gegen die Gefangenen, aufgesetzt zu sein. - Eine Bittsctirift im Namen der Gefangenen in England der Königin iiberreicht, aber von Ihrer Majestät nicht angenommen. Wenn wir Eurer Majestät löbliche und weit und breit unter allen Völkern berühmte Güte und Gnade betrachten, die stets in allen Sachen, und insbesondere was die Religion und das Gewissen betrifft, Bescheidenheit gebraucht und folches erst neulich s an unsern Mitgesellen bewiesen hat, so haben wir das gänzliche Vertrauen zu Eurer Majestät, daß Sie belieben werde, uns, ihren armen Gefangenen und Fremdlingew solche Gnade zu erweisen, weil wir auch in solchem Stande und in solchen Um- ständen uns befinden, und auch in demselben Glauben, welchen wir Eurer Majeftät demütig darreichen, bum Christi willen, daß es Eure Hoheit belieben wolle, selbst zu iiberlesen, und nach Eurer Weisheit und Gnade, in Betrachtung des geringen Unter· schiedes, gnädig darüber zu urteilen. Wir bezeugen vor Gott und Eurer Majestäh daß, wenn wir anders »in unserm Gewissen überzeugt wären, oder es verstehen könnten, wir das Gegenteil c von ganzem Herzen annehmen und bekennen wollten, indem es von uns ein großer Jrrtum wäre, wenn wir nicht lieber in einem wahren Glauben leben, als in einem falschen Glauben mutwillig sterben wolltenx ferner wolle auch Eure Majestät belieben zu betrachten, nach Jhrer angebornen Güte und Weisheit, daß es 11icht in unserer Gewalt stehe, in unsern Reden d Heuchelei zu treiben, anders, als wir von Herzen glauben, um so der Gefahr des zeitlichen Todes zu entgehen; denn es ist uns unmöglich, anders zu glauben, als wir in unserm Gewissen überzeugt sind; desgleichen, daß es nicht in unserm Willen stehe, so oder so zu glauben, wie ein Missetäter mit seinem Willen das Böse tun oder lassen kann, sondern es muß O der wahre Glaube in die Herzen der Menschen von Gott eingegossen werden, welchen wir täglich bitten, daß Er uns seinen Geist geben wolle, um seine Wahrheit und das Evangelium zu verstehen. Ueberdies ist es Eurer Majestiit wohl bekannt, daß wir nicht ein Volk sind, welches irgend k Meuterei oder Aufruhr wider Eure Majestät anzustiften sucht, sondern daß wir vielmehr den gHerrn täglich bitten um Eure glückliche Regierung und Wohlfahrt nach Seele nnd Leib, und daß wir nicht gesucht haben unsern Glauben in diesem Lande. auszubreitem was wir auch nicht tun können, weil wir schlichte, ungelehrte Handwerksleute sind und unerfahren in der Gottesgelehrtheit Wir bitten Eure Majestät demütig, diese und mehrere andere Gründe um unseres Besten willen zu betrachten, nnd insbesondere Jhrer löblichen und fürstlichen Gnade eingedenk zu sein, worüber alle Völker erstaunen und welche zu jeder Zeit in allen Sachen hervorge- leuchtet hat, insbesondere aber in Religionss und Gewissens- suchen. Unterschrieben waren Hendrik Terwoorh Jan Pieterß, Christian Kemels Gerrit von Bhler, Hans von Stratem Ein Glanbensbekeiiutiiis der Gefangenen in England, der vorhergehenden Bittfchrift angehängt. Was unsern Glauben von Jesu Christo, unserm Selig- machen betrifft, so glauben wir nicht allein seine sMensch- werdung, sondern halten auch dafür, das; es der Antichrist sei, b i. Petri s is. cRöm. 10, IV. clJaL A u . re, s. , «« Po« « Qui. 11, is. senkte-w. e4, ei. xJek S, 12. Mikro. 1, 17. Es, 7. a Mattlx 1, L. 1. Petri 1, 1. e2. Thess s, L. 531 der da leugnet, b daß Christus ins Fleisch gekommen sei; darum glauben wir mit dem Herzen und bekennen mit dem Munde, daß das ewige Wort Gottes von Anfang bei Gott gewesen, und daß der Sohn Gottes Mensch geworden sei in der c Fülle der Zeit, damit Er die Menschen selig mache und d erlöse, daß Er evon dem Heiligen Geiste empfangen worden sei durch die k Kraft des allerhöchsten Gottes, daß Er gvon der gesegneten Jungfrau Maria geboren und 11 aus dem Saamen Davids erschienen und daß Er die iFrricht des Leibes Maria sei; knachdem nun die Kinder Fleisch und Blut haben, ist Er es gleicher Maßen teil« hastig geworden; endlich bekennen wir, daß Er der Iverheißene Weibessaame sei, der den Kopf der Schlange zertreten hat, nnd glauben alles, was die M heilige Schrift noch mehr von Jhm beschreibt, nnd sehen-dies einzige Hoffnung unserer » Seligkeit in seinen Tod und seine Auferstehung. Aber das ncüssen wir hier- bei erklären, daß wir in unserm Gewissen noch nicht so über- zeugt sind, daß wir sagen können, Er habe sein Fleisch aus dem Wesen der Jungfrau Maria genommen, weil wir solchen Aus- druck in der Schrift nicht finden; darum überlassen wir die Untersuchung dem Geheimnisse Gottes. Was die Kindertaufe betrifft, so glauben wir, daß die un- mündigen Kinder in dem Stande der Seligkeit seien und daß o. ihnen das Reich Gottes zugehörex weil wir aber in heiliger Schrift weder Gebot noch Exempel finden, dieselben zu taufen, so halten wir, nach der Einselzuiig Christi, dafür, daß man mit ihrer Taufe warten soll, bis sie p ihren Glauben in der Kirche Gottes bekennen können; daneben aber s: vernrteileii und ver- dammen wir die Kirchen nicht, die eine andere Lehre haben. Was die Obrigkeit und deren Amt an sich selbst betrifft, so bekennen wir, daß sie nicht allein gut und nützlich sei zur Erhal- tung der gemeinen Wohlfahrt, sondern auch s von Gott verord- net sei, um die Guten zu beschützem die Bösen aber zu strafen, und daß sie das Schwert nicht umsonst empfangen habe, welcher wir auch, nach Gottes Befehl, schuldig und bereit sind, alle s Un- tertänigkeit und Dienste zu erweisen; übrigens aber halten wir dafür, daß es uns nichtznftehe von dieser Sache etwas weiter zu untersuchen und zu urteilen. » Aber durch Fragen in unserm Gewissen gedrungen, ob nämlich die Obrigkeit wohl christlich gesinnt sein könne, sagen wir, daß es vor der Menschen Augen (um der mancherlei Ver- hinderungetr willen) schwer und hart sei, nichtsdestoweiiiger zweifeln wir nicht daran, weil das, was vor den Menschen un- möglich scheint, tvor Gott möglich ist, wie Christus von dem Reichen im Evangelium sagt. Was das Schwören anbetrifft, so kommen wir mit den deutschen Predigern in diesem Artikel überein, daß man wohl mit gutem Gewissen u Gott zum Zeugen nehmen möge in einer Sache, die wir wissen und von der wir versichert sind. Diese Artikel, wie sie hier abgefaßt sind, glauben wir auf- richtig, jedoch abgesehen von solche11 Schlüssen, die einige aus ihrem eigenen Verstande dagegen machen. Darum bittenwir Jhre Majestät demiitig um Christi wil- len, unsere» Schwachheit zu ertragen, und zu betrachtem daß wenn wir in unserm Gewissen es anders finden könnten, wir V solches sehr gern und von Herzen annehmen nnd mündlich be- kennen wollten. . .· Deshalb Wbitten wir Gott demütig fiir Jhrer Majestät langes Leben, gliickliche Regierung und ewige Seligkeit. Wir zweifeln nicht, Sie werde es sich gefallen lassen, an uns armen, gefangenen Fremdlingem solche Gnade zu erweisen, die schon in. Ich. it, a. Rom. to, to. cGaL 4, 4. ein-Im. sjeL cMatthZy eo. « .. inne. 1, as. keck-sitz, II. Moie l! , J . , . . . 10, O. . , Z. FAM- iteiq. s, n. q 1. Kot. s, 11. seid-n. II, 4. swamp. 2e, ei. gestärkt-»in, so. under. i. o. vereint. 1o, in. wJer. ev, e. »« . 532 Der blutige bereits« au unsern Mitgeselleii bewiesen worden ist, wofür Gott und Jhrer Wiajestät geda11kt sein müsse. Es loar tinterschriebeiix Von mir, Hendrik Terlvoorh Jan Pie- lterß, Christi-an K«en1els, Gerrit von Bhler, Hans von der Straten. Antwort auf Johannes Foxtxs Schreiben, geschrieben! von den Gefangenen in London. 1575. Ehrsamer und werter Dr. Mr. Foxusy ioir haben deinen Brief gelesen, woraus wir den Fleiß ersehen haben, den du un! nnsertioillen angewandt hast, so nzohl bei der königlichen situie- stät, als auch bei ihrem weisen Rate; dafiir danken wir dir aufs Höchste, wie anch fiir deine gute Ern1ahnuiig, denn obgleich uns dein Brief ein wenig zu scharf geschrieben zu sein scheint, so sind wir doch versichert, das; es von der Liebe nnd einein guten Eifer herkommt, den du für die Wahrheit nnd deines Jtiicljsteii Wohl- fahrt trägst; darum können wir es auch nnr zuin Besten deuten, wiewohl es uns sehr leid ist, das; du unsere Wteinnng nicht besser verstehst, und eine andere Meinung von uns hast, als; loir wohl wollten (indem du dafiir hältst, das; wir durch unsere Spitz- findigkeit und Halsstarrigkeit nicht allein die Fiirche Gottes ärgern, sondern auch Gott aufs Höchste erziirnen und unsere Seligkeit umstoßen). » Welche Veranlassung du wohl hast, dergleichen von uns zu denken, wissen wir nicht, doch können wir dich versiche1·n, daß wir von ganzem Herzen dem einigen Gott nnd Christo mit gutem Gewissen zu dienen nnd unsern a Nächsten zu erbauen suchen, so viel es uns möglich ist. Deshalb nehmen wir gern an, was uns die heilige Schrift bezeugt und wünschen, das; man uns bei der Einfachheit des Wortes Gottes bleiben ließe, nnd uns durch spitzfiiidige Fragen nicht weiter triebe, als wir mit unserm schwachen Verstande be- greifen oder mit der Schrift verantworten können. Wir beken- nen (wie du sagst), b das; Jesus Christus, der Sohn des lebendi- gen Gottes, c aus dem Weibe in der Fiille der Zeit wahrhaftig Mensch geworden oder geboren sei. Wir bekennen, das; das Fleisch Christi nicht phantastisch oder aus der Luft sei, c! sondern wahres, menschliches Fleisch, uns in alle1n gleich, ausgenommen die Sünde: das; Er der ver- heißene cWeibessaatnem der Sohn k Davids und die Frucht des gLeibes Maria sei: endlich glauben wir allem, was die II heilige Schrift von ihinanszerdern bezeugt, nnd sehen auch in unserem i Leben oder Sterben unsere Seligkeit I( nicht in unsere Werke oder Heiligkeit, sondern allein 1i11 seinen Tod nnd seine Lluferstehung M Darum können wir uns nicht genug verwun- dern, dasz man von Christen mehr fordern mag, denn wie du selbst aus dem Apostel anfiihrsh wenn wir auch Christum nach dem Fleische gekannt haben, II so kennen wir Jhn doch jetzt nicht mehr; wer aber in Jhin ist, der ist eine neue Creatuix Damit giebt uns ja der Apostel zur Genüge zu erkennen, daß wir mehr die Früchte der Menschwerdiciig und des Leidens Christi be- merken und uns zueignen als vorwitzig von der Herknnft seines Fleisches disputireir sollten, welche wir gleichwohl bekennen, in 0 so weit uns die heilige Schrift davon Zeugnis giebt, und lassen uns mit demjenigen begnügen, was dn von uns begehrt hast, daß Er ins Fleisch gekommen sei; roenn nnr die Menschen damit zufrieden wären und uns nicht zwingen wollten, zu bekennen, r) das; Christus aus dem Wesen des Fleisches Maria hergekom- 1nen sei, was wir um deswillen nicht begreifen noch glauben können, weil das Wort Wesen in der heiligen Schrift nicht aus- gedrückt wird. Darum schließt man daraus gegen uns, das; nnr «;- - . Jud. is, All. bMattlL 16, 16. cGaL 4, 4. . Wittse Z, 1i5. III-Wams. 16, 22. gLuL 1- Eis. kJeL M, 19. lApostelg. 4, 12. m Riim. 10, O. . I) 1. Ich. 4, Z. 10. 1 III-III. 7, gss know! n Z. Kot. s, U. o Jvbi 72 Schauplatz, lehren, Christus sei kein wahrer B2ensch, und überhaupt, daß wir unsere Seligkeit verleugnen, während man doch im Gegenteile schließen sollte, wie uns die Liebe lehrt, daß wir, wenn wiss: sagen, das; Christus so wahrhaftig- das menschliche Fleisch an sich gehabt, als unser erster Vater Adam a vor dem Falle hatte, wir auch zugleich bekennen, daß Er ein wahrer Mensch und unser Seligniacher sei, insbesondere, da wir solches mit ausdrücklichen Worten bekennen. Wolltest du hierauf sagen, das; du einen ge- ringen oder gar keinen Unterschied zwischen eurem und unserin Glauben findest, als nur in dem Wörtleim Wesen des Weibes, rmd das; wir dasselbe um deswillen nicht halsstarrig verworfen sollten, so antworten wir darauf, s das; man uns dazu nicht mit Gewalt zwingen, sondern unsere Schwachheit in diesem Punkte ertragen sollte, weil wir in unserm Gewissen nicht anders über- zeugt sind, s und uns an Gott sehr versiindigen würden, wenn wir gegen das Zeugnis unseres Gewissens reden würden. Deshalb, wenn man uns dem Tode tüberaiitwortet (was wir doch von Jhrer königlichen Gnade nicht hoffen), so bezeugen loir vor Gott, das; wir nicht wegen dieses oder jenes; Artikels welchen, wenn man uns nur mit Gründen überzeugen könnte, wir von Herzen annehmen wollten), sondern um unsers Ge- wissens willen sterben, denn wenn wir gegen dasselbe handeln, U nnd wenn wir auch gleich recht täten, so tun wir dessennnges achtet übel, und geben Zeugnis wider uns selbst, wie du, nach deiner Gelehrheit, viel besser einsehen kannst, V als wir schlichte und nngelehrte Leute. Endlich, wir sind Mäuschen, und was noch mehr ist, unge- lehrte Menschen, die wohl irren können; deshalb wollen wir uns allen denen, die uns mit der Schrift etwas Besseres beweisen können, zur Unterweisung unterwerfen; daß man uns aber dazu mit Feuer und Schwert zwingen will, dünkt uns vergeblich zu sein und gegen den Verstand zu streiten, denn es ist wohl möglich, daß man uns durch die Furcht Vor dem Tode nötige, anders zu reden, als wir es verstehen, aber das; wir es anders verstehen sollten, als wir glauben, solches wisset ihr wohl, daß es unmöglich sei. Diesem nach stelle11 uns diejenigen, die mit uns auf diese Weise handeln, eins von beiden vor Augen, entweder zeitlich oder ewig zu sterben; zeitlich, wenn wir bei demjenigen bleiben, was rins unser Gewissen bezeugt, daß es recht und die Wahrheit sei; ewig aber, wenn wir gegen unser Gewissen handeln und reden. Aber wir haben zur königlichen Gnade eine bessere Hoff: innig, welche bisher noch nicht für gut befunden hat, W wegen Religionssachen zu töten, indem sie wohl weiß, daß der wahre Glaube eine besondere Gabe Gottes sei, welche dem Menschen eingegossen wird, nicht durch Feuer und Schwert, sondern durch den Heiligen Geist und die Predigt des äußerlichen Wortes Gottes. Auch sollten wir wohl bedenken, daß wir zuvor alle Ketzer gewesen seien, die wir, wenn wir in solchem Stande ge- storben wären, des Leibes? und der Seelen Tod hätten leiden müssen. Aber wir wollen jetzt schließen und dir für die Mühe danken, die du unsertwegeii hast unternehmen wollen: wir bit- ten dich, das; du das Beste in unsern Sachen (bei dem Rate, und insbesondere bei der königlichen Majestät) tun wollest, wie wir denn nicht bezweifeln, daß, wenn derselben unser Zustand wohl bekannt wäre, sie nach ihrer außerordentlichen Weisheit und gewohnten Gnade X barmherzig mit uns handeln würde, da wir doch Ihrer Majestiit alle Ehre und Gehorsam gern J» beweisen, nnd bitten, das; sie lange lebe11 und gliicklich regieren möge, Amen. » Ilnterfchriebesi war Gerrit von Byleu Hendrik Terwoorh Hans von Strafen, Jan Pieterß, Christian Kemels qLnL U, As. Mclttlx l, 21. rRiim. M, 1. sRiim. 14, 20. t2. Ktonik Z? 22.29u791ön1. 14, 13. vApsIstelg. 4, 18. wMatth. 13, sc. xMatth 21, I. y sc« , . oder Märtyrer-Spiegel der Jovis-Gestankes« 533 Paulus Glock Jm Jahre 1576. Jm Jahre 1576 hat Paulus Glock, der im Wiirtemberger Lande neunzehn Jahre nach einander gefangen gelegen hatte, a die Freiheit erlangt, nachdem er in der Zeit seiner Gefangen- schaft viel erlitten hatte, bund anfänglich sel)r gepeinigt und gemartert ist, und während dieser Zeit öfters und auf vielerlei Weise sowohl von der Obrigkeit als auch den Edelleute-i und lutherischen Pfaffen versucht worden ist; siehaben ihn mit hartem und mit leichtem Gefängnisse auf die Probe gestellL Jm Jahre 1566 versuchten sie ihn ein halbes Jahr lang nicht, lieszen ihn auch einige Male ausgehen, wenn er ihnen mit seinem Jaworte zusagte, c ohne ihr Wissen nicht fortgehen zu wallen Als nachher des Fürsten Hofprediger und Andere ihn verhärten, und er noch fest bei seinem Glauben blieb, d auch ihre Obrigkeit, so wie das Schwert und den Krieg nicht fiir christlich halten wollte, sagten sie, er wäre nicht wert, das; er unter die Leute ginge, er niüszte sein lebelang bis an seinen Tod gefangen sitzen, oder so lange, bis er sagen würde, daß sie gute Christen wären Jm Jahre 1567 war er krank vom Tage der drei Könige an bis an den St. Johannistag und war sehr ärmlich und elend, lahm an seinen Händen, wie auch an seinen Knieen, so das; er nicht stehen konnte; ebenso hatte er auch große Schmerzen im Munde, so das; er lange kein Brod essen konnte, und auch keine Hoffnung zu seiner Genesung vorhanden war. Als nun seine Feinde das vernahmen, dachten sie, dies ist unsere rechte Zeit, und schickten zwei Pfaffen zu ihm, die mit ihm handeln und ihn hinsichtlich der Kindertaufe und dem Sakramente überreden und ihn zu sich bekehren sollten, weil ihn Gott so mit Krankheit plage; aber der Bruder Paulus sprach: s Zeiget mir ein christliches Häuflein, das durch eure Predigt, Lehre und Glauben ausgewachsen ist, dann will ich mich dazu schlagen, k und wenn noch etwas an mir ist, das wider Gott ist, so will ich es ablegen und verlassen, und das Bessere annehmen. Da sagten die beiden Pfaffen: Man kann die christliche Kirche nicht mit Fingern zeigen. Der Bruder Paulus antwortete: Es ist offenbar, g was ihr für falsche Propheten seid: Christus hat seine Gemeine und Jünger gezeigt, als Er seine Hand iiber seine Jünger ausstreckte und sagte: 11 Das ist meine Mutter, Schwes ster und Bruder, die den Willen nceines" Vaters tun, der im Himmel ist; i auch kann eine Stadt, die auf einein Berge liegt, nicht verborgen bleiben: ferner, ihr seid das Licht der Welt. Der Apostel Petrus bezeugt auch davon, indem er sagt: k Jhr seid das auserwählte Geschlechh das heilige Volk. Paulus zeigt sie auch, wenn er sagt: IJhr seid der Tcktnpel des lebendigen Gottes, das Siegel meines Apostelamtes Weil ihr aber diesel- ben nicht kennt, M so seid ihr Kinder der Nacht und der Finster- nis, und keine Cilieder an dem Leibe Christi, weil ihr mir den Leib Christi nicht zeigen könnt Wie sollte ich nnn ein Ver- trauen zu euch haben und mich übergeben, damit ihr aus mir einen Christen machet, während ihr mir doch noch nicht einen Christen in eurer Kirche gezeigt habt? v Jhr seid eben wie die 400 falschen Propheten Ahabs, die ihr einen falschen Geist in euren schalkhaften Mund empfangen habt, O um die ganze Welt zu verführen; ja ihr seid die Diebe und Mörder, die jetzt kom- men, um zu würgen und zu stehlen· Als er ihnen nnn solche Antwort gab, verwunderten sie säh, das; er in seiner Krankheit so antworten konnte, und kamen in langer Zeit nicht mehr zu ihm, um mit ihm zu handeln; sie sagten auch: Wenn deine Sache auch recht und gut wäre, so soll man sie doch nicht dulden, denn man hat sie nie gelitten. Der Bruder Paulus antwortete: i) Ja aLuL 21, 12. hAPostelg. 9, 16. cMcttth. s, 37. d2. Tini. 4, 7. . 12, 82. Adel-r. 12, 1. gMuttlL 7, IS. hMatth. «12, sc. iMatlh. s, 14. lc I. Petri 2, s. 12. Kot. S, Its· m 1. Theil. S, Z. YOU. 12, s. n 1. Köth IS. Ost-h. 10, S. III-Ah. U, 47. Apostels. 12, 1. die Gottlosen und die Welt haben weder Jesum Christum noch seine Apostel oder irgend einen Frommen leiden können, ebenso wenig als ihr, Ei denn ihr seid gottlose, unfro1nme, böse Leute nnd Bauchdieneu Jm 72. Jahre sind des Fürsten Prediger- herren zum dritten Male zu ihm auf das Schloß zu Hohenwitts lung gekommen, haben mit ihm viel geredet und ihn wegen vieler Stücke untersucht. Jm Jahre 73 liessen sie ihn in die Stadt Aurach bringen, rvoeinige von den Predigerherreii wa- ten, sorgte auch der Hofkanzler (der dem Fürsten am nächsten ist); sie handelten mit ihm von der Kindertaufe und sagten: Die Kinder haben einen Glauben; darum bringt man sie mit Recht zur Taufe; denn der Qlpostel sagte: s Ohne Glauben ist es unmöglich, Gott zu gefallen; aber Paulus sagte: Der Apostel spricht da nicht von den Kindern, auch redet er nicht mit Kindern, sondern mit Alten, und sagte ferner zu ihnen: Wer zu Gott kommen will, der ums; glauben, daß Er sei und daß Er denen ein Vergelter sei, die Jlini dienen und Jhn suchen; setzet mir nun ein Kind hierher, wenn es so viel Bekenntnis und Glauben an den Tag legt, so tauft es ohne Scheu. Sie sagten: Das Kind bedarf keines Bekenntnisses-«; so bedarf es auch, erwiederte er, keiner Taufe. Da schwiegen sie hierüber und fingen an von der Obrigkeit zu reden und sagten, sie wären ja doch Christen, s weil sie der Apostel Diener Gottes nannte. Der Bruder ant- wortete: Der Apostel nennt sie Diener des Rates wegen; dieser Rat aber gehört nicht in das Haus Gottes oder Christi. Sie sagten: Der Rat gehört ja in das Haus Gottes. Der Bruder antwortete: So zeiget mir denn eine gesetzliche Obrigkeit in dem Hause Gottes oder der Gemeine Christi, t denn der Apostel hat alle Aemter im Hause Gottes verordnetz so zeiget mir denn, isro Er die Fürsten oder weltlichen Könige mit ihren Aemtern in der Gemeine verordnet habe. Da sagten die Pfaffen: U Cor- nelius ist ein Hariptuiaiiii unter dem Kriegsvolte gewesen und ist ein Christ geworden. Sie bezogen sich auch aus V Sergiris Pan- lus und sagten, derselbe sei Landvogt gewesen. Darauf fragte sieder Bruder, ob sie auch glaubten, das; der Apostel ihnen das Evangelium gepredigt habe, W wodurch sie gläubig werden muß- ten, und ob der Apostel auch ein rechter Nachfolger und X Lehrer Christi gewesen sei; sie antworteten: Ja. Er fragte weiter: Hat Er denn auch nach der Welt Weise gerichtet und ein Schwert getragen? Sie sagten: Nein, ysondern Er hat ein geistiges Schwert und Gericht geführt. Wenn ihr denn (d»as) auch be- kennt (sagte der Bruder), so wisset ihr auch wohl, das; die Qlpostel dem Cornelius nnd Sergius Paulus auch 2 das Evan- gelium Verkündigt haben, auch das; das Volk Christum zum Könige machen wollte, und das; Er geflohen sei; ferner, s die gneltliclseii Fürsten herrschen über die Ihren, aber unter euch soll es nicht so sein, ihr sollt dem Bösen 11icht widerstehen; aus die- sem allem konnten sie wohl lernen, daß sie kein wletliches obrig- keitliches Amt oder Vogtei (in der Nachfolge Christi) bedienen könnten, b wenn sie Paulus gleichsein wollten, der da sagt; Seid nieine Nachfolger, wie ich Christo nachfolge Darauf sehn-siegen sie nnd sagten nach einer kurzen Weile: Gott vergiebt allen Ebiensilseii oder Sündern, wenn auch ihre Sünden sehr groß sind. Der Bruder antwortete: Das glaube ich auch, wenn sie crechte Brisze tun und iiber ihre sündhaften Werke Reue tragen; aber er fragte sie, ob sie auch ihren Mitgliedern und Brüdern vergäbem wenn sie gesiindigt hätten. Die Pfaffen sagten: Ja. Er fragte: Warum hänget ihr denn die Uebel- täterZ ihr helft ihnen an den Galgen und auf die Räder, denen ihr die Sünden vergeben habt und die eure Briider sind. Da lachten sie iiber ihre eigene Torheit und sagten endlich: Die Obrigkeit ist darum eingesetzt, das; sie das Böse strafen soll. Der qqzyir s, Ja. mehr. n, o. seitens. is, 4. copy. s, 22. qui-Ostens. m; i. sApoiterg is, 7. wir-taki. te, us. x1. nor. to, 84. yet-h. e, n. .e,1s. « sind-site. 10,2s. Motiv. s,29. h1.aor.1o,s4. cApostergesa 534 Der blutige Bruder sagte: Jst Buße tun denn auch eine Missetat? Die Pfaffen sagten: Nein, sondern es ist wohl getan. Der Bruder fragte: Hat denn die Obrigkeit Macht oder Befehl aus dem Al- ten oder Neuen Testameiite, die Frommen und Bußfertigeii (wie ihr denn sagt, daß sie euer Sakranient gegessen hätten und auch Christen geworden seien) zu töten? Sie sagten: Gleichwohl müssen sie gestraft werden, andern zur Warnung. Weiter fragte der Bruder, ob sie auch glaubten, irenn sie solchen Uebeltäter durch ihr Predigen von der Kindertaufe und dem Sakramente im Gefängnisse fromin machten und wenn er diese beiden Stücke annehmen wollte, daß er alsdann ein Christ sei und fiiit einen Christen gehalten werden könne. Die Pfaffen bejahteii diese Frage. Der Bruder fragte weiter: Wenn er dann auf solche Weise gläubig geworden ist, wie ihr vorgebet, so ist er auch mit dem Geiste Gottes versiegelt worden nach den Worten Paulus; glaubt ihr das nicht auch für gewiß? Sie sagten: Ja. Der Bruder sagte: So niiiß sein Leib auch ein Tempel Gottes sein, dweil der Heilige Geist in ihm wohnet? Sie sagten: Ja. Sehet nun einmal sagte der Bruder, wie ihr handelt, wie ihr den Tempel Gottes schändet und an einen Galgen bringet; wisset ihr nicht, was der Apostel sagt: s Wer den Tempel Gottes schän- det, den wird Gott schänden und Verderben. Sehet auch eure Obrigkeiteii an, welche schönen Christen sie sind, indem sie so den Bnßfertigeii erwiirgen und den Tempel Gottes schände1i, wenn es anders so ist, wie ihr sagt und bekennt Als er« nun solche Worte zii ihnen redete, sahen sie einander an, als ob sie hätten sagen wollen: Wir tun übel mit solchem Bekenntnis vom Christentum. Da fingen sie aii von dem Abend- mahle zii reden und fragten ihn, was er davon hielte. Er ant- wortete: kJch halte viel davon, wenn man es so hält, wie es Christus verordnet hat; aber wie ihr es haltet, davon halte ich nichts, es ist auch vergeblich, viel davon mit euch zu reden. Da schwiegen sie. Endlich fing der Hofkaiizler an mit dem Hofprediger in La- tein zu reden, und als sie ausgeredet hatten, fragte. der Pfaffe den Bruder, ob er aus dem Lande ziehen und dasselbe nicht wieder betreten wollte, wann sie ihn aus dem Gefängnisse ent- lassen? Der Bruder antivortetet Wollt ihr mir einen Brief geben, daß, wohin ich komme, man mich frei aufnehme, so will ich euer Land verlassen. Sie erwiderten, das könnten sie nicht tun. Er antwortete daraus: So kann ich auch euer Land nicht verlassen; aber ich will wohl in ein anderes Land ziehen, und wenn ich dann wieder hineinkomme und tue etwas, woniit ich das Schwert verdiene, so gebraiichet es. Das gefiel ihnen wohl. Da redete der Hofkanzler abermals viel mit dem Pfaffen in Latein, worauf sie zu dem Bruder sagten: Willst du für dich fromm sein oder bei deiner Tllieinuiig bleiben und Niemanden mehr verführen, so wollen wir dich frei lasfeii. Der Bruder antwortete: g Habe ich Unrecht, so gebranchet das Schwert, weil ihr doch zu des Schwertes Gebrauch gesetzt seid; habe ich aber Recht, so ist es auch Recht für den, der von mir etwas Gutes« hört und lernt, und dazu will ich mich aiich halten. Da sagte der Pfaffe: Zu dem Glauben wollen wir dich nicht zwingen, aber wir wollen dich immer gefangen halten, damit du nicht mehr Leute verführst Da ließe1i sie ihn abermals nach dem Gefäng- 1iisse bringen. Auf solche Weise mußte er ganz 11 unschuldig die Gefangenschaft leiden und dulden, nur um seines Glaubens und der göttlicheii i Wahrheit willen. Er hat ungefähr 19 Jahre in der Gefangenschaft zugebracht. Niatthäiis Binden Jm Jahre 1576. Matthäiis Bi1ider, E! ein Diener des Wortes Gottes, wurde zu Neffen im wiirtemberger Lande bnm seines Glaubens und d e. ask. o, is. e l. Kot. s, 17. tMatth. Es, IS. Ist-h. IS, 23. hHebL II, Es. iEVh. I, IS. at. Kot. 4, 1. h 1. Petri I, S. Apostels, 22, US, - Schauplatz, des Zeugnisses Jesu Christi willen gefangen genommen und nach Stuttgart geführt, und hiernäclsft zii Maulbroiiii ins Gefängnis an enie Kette gelegt, wo man ihn oft verhört hat c und viel niit ihni gehandelt worden ist, sowohl von des Fürsten Leibärzte als von den Pfaffen, von dem Obersten und Vlbte von Manlbroinh nsie euch von den Edclleiiteih des» Fürsten Hofgesiiide nnd man- cheiklei Stiinden Als« sie niit ihin nach ihrem Willen nichts aus- richteii konnten, hat man ihn endlich nach Hohenntittliiig in das Zdclilosz gebracht, wo der Bruder Paulus Glock lange Zeit ge- sessen hatte; dort saßen sie noch zwei Jahre bei einander; aber im Jahre 76 d schickte ihnen Gott eine Erlösung. entstand nämlich durch des Schloßrolks Unacljtsaiiikeit ein Feuer im Schlosse, so das; dasselbe abbraiiiitez bei dieser Gelegenheit hal- fen diese beiden gefaiigenen Briider sehr tätig beim Löschen, entflohen auch nicht, sondern begehrten nachher, man wolle sie doch frei lassen, nseil sie Niemanden beleidigt "hätten, was sie bezeugen könnten, nnd versprochen, ihre Gefangenschaft nimmer- mehr» zii reichen. Darauf wurde schnell (ehe es die neidischen Pfaffen·verhinderten) ein Bericht an den Fürsten geschickt, der den Befehl gab, man sollte sie gehen lasse1i und ihnen einen Zehrpfennig verabreicheii c Also sind beide, Paulus und Mat- thäiis, mit gutem Gewissen kfreudig iiiid fröhlich zu ihren Briis derii nnd der Gemeine gekommen. Rnphel von dein Felde nnd Hieronymus Schein-us, nebst nichreren andern Personen. 1576. Jm Jahre 1576 sind zu Gent in Flanderii, um des festen Grundes der sWahrheit willen, der gottesfiirchtige fromme Bruder Raphel von dein Felde und mit ihm ein Bruder, ge- na1i1it Hieronymus Schepeiis, sowie mehrere andere Personen verhaftet»wordeii. Sie sind dort in einem festen Turme hinter sieben Tnren eingeschlosse1i und sehr genau verwahrt worden; dort lagen sie sieben Wochen gefangen, und wurden von den blutdürstigen Dienern des Antichrists mit mancherlei Anfech- tiing und Bedrohung grausam gepeinigt, denen sie aber doch (durch Gottes Gnade) widerstanden haben. Deshalb sind sie endlich von den cBaalsdieiierii veriirteilt worden, daß sie mit Feuer hingerichtet werden solltei1. Weil sie nun dieses alles um des· dZeugnisses Jesu ii1id nicht wegen irgend einer Missetat erlitten haben, so ist fiir sie im Himmel die Krone der ewigen Herrlichkeit bereitet; sie sind an gemeldetem Orte lebendig ver- brannt worden und haben den Glauben der ewigen e Wahrheit mit ihrem Tode und Blute befestigt, allen wahren Gläubigen zum bestäiidigeii Unterrichte und Beispiele, k um ihnen in den Fußstapfe-n des Glaubens nachzufolgen. · Hier folgen die Briefe, die Raphel von deni Felde in seiner Gefangenschaft geschrieben» iiiid seiner Hausfrau und seinen Freunden ziigesa1idt hat. Der Leser wolle sie mit Aufmerksam- keit lesen. Dcr erste Brief von Raphcl von dein Felde, geschrieben an seine Hausfrau. Gnade nnd a Friede von Gott unserem hiiiinilischeii Vater und unserem Herrn Jesn Christo sei mit dir, i1ieiiie werte und in Gott geliebte Hausfrau; der oberste bTröfter, der heilige Geist, wolle bei dir sein, dich trösten und dein Herz erleichtern in all deinem Druck und Trübsal, von welchem ich irohl weiß— daß Er nber die Maßen groß ist. Darum will ich»deiner Liebe ein wenig schreiben zu deinem O Troste, deii1i ich hoffe, es soll dir ein großer Trost sein, wenn du es lesen wirst, wie denn auch mein Herz über die Bkaßeii getröstet und erfreuet ward, als ich deinen Brief am ENittIiIiJclJ uni fiinf oder sechs Uhr einiifiniL cils ich des eApoftelcp 12, 7. dJer. 1, s. cJeu 40, Z. tMattlx 23, 7. Cspkx 2, 25· a2. Tun. Z, IS. » hSprichIix 29, 10. 1. Tini. 4, Z. ej. Kön .18, 25. c11. Pet 4, IS. L. Tim. 4, s. eOfsenlL 2, 18 fPhil. Z, 17. seid-is. i, 7. usw. 14, ge. entom. is, i. oder sijsärttsrcrnzpicgel der Tanfs-Gesiiintcii« Morgens ungesähr von acht bis zehn Uhr gepeinigt worden war; auch danke ich dem Herr1i dafür, daß Er meinen dMund be- wahrt hat, so daß dadurch Niemand beleidigt worden ist, denn so lange, als ich auf der Bank gelegen, habe ich meinen Mund nicht aufgetan zu Jemandes Beschweruug, sondern ich rief, seufzte und bat zu Gott; die Herreii sagten: Höre uns, wir wollen die Pein abkürzen, ja, es ist uns leid, daß wir es tun müssen. Als ich aber nun kein Gehör geben wollte, und sie meine Beine ge- bunden und beknebelt hatten, mir auch die Arme auf den Rücken gebunden waren, so daß dieselben unter meinen Lenden lagen, wobei noch überdies ein Strick mit Knöpfen an meinem Haupte befestigt wurde, während ich aufeineni Kiefelsteine lag, da fing man an, mit einer eisernen Kette zu winden, so d-aß es mir vor- kam, als ob sie mein Haupt dnrch Winden zersplitterten und in Stücken brächeii und, daß meine Beine, mein Fleisch, meine Adern und Nerven auseinander gerissen würden; ich dachte: O Herr! Jst das Peinigenki Ach, Herr! ich werde es nicht ertragen können. Ach, Heri·! hilf mir doch jetzt, denn es ist große Not. Da faßte ich den Entschluß, still zu schweigen und befahl Gott die Sache; in demselben Augenblicke waren alle meine Glieder wie abgestorben; die Herren aber riefen immer: Sage, sage, so wollen wir dir die Pein lindern. Als ich nun noch nichts sagen wollte, redeten sie lateinifch zu Meister Hans; da ging Meister Hans hin, und befestigte zwei Stricke an meinen großen Zehen; darauf spannte er mich aus, was mich über die Maßen schmerzte. Als ich noch nichts sagen wollte, spannten sie die Stricke auf meinen Schenkeln und Schienbeineii noch fester an, und die Knöpfe tatenmir so wehe, daß mich dünkte, ich müßte sterben; gleichwohl aber riefen sie immer: Rede, rede, so wollen wir deine Pein mildern. Da dachte ich: O Herr! wie werde ich dies ertragen können, muß es 1ioch lange währen? Da kam mir in den Sinn, daß die ewige Pein noch größer sein würde, welche doch ewig währen wird; ich schöpfte wieder Mut, und rief zu Gott: Hilf mir in dieser Not, damit ich meinen — Nächsten in dieses Elend nicht bringen möge; da gab mir der Herr solchen Mut, daß mich dünkte, ich wollte lieber auf der Bank sterben, und schwieg still. Als sie nun noch nichts zur Be- schwerung meines Nächsten von mir vernehmen konnten, nahm Meister Hans Wasser (mei1i Angesicht war fortwährend mit einem Tuche bedeckt), hielt mit einer seiner Hände meine Nase zu, und fing an, Wasser über meinen Bauch, über mein Herz und so auch in meinen Mund zu gießen; als ob Jemand trinken sollte, der großen Durst hat; - mich dünkte, daß die Kanne, womit er goß, ungefähr drei Pinten hielt( Als ich nun keinen Lltem mehr hatte, und Atem schöpfen wollte, schluckte ich das Wasser nieder, wodurch mir so übel zu Sinne ward, daß ich es nicht sagen oder schreiben könnte; aber der Herr müsse ewig gelobt sein, der meinen Mund bewahrt hat. Als sie nun noch nichts von mir erpreßten, banden sie den Strick auf, womit meine Schenkel zusammengebunden waren, legten ihn auf eine frische Stelle, und spannten denselben noch viel fester an als zuvor, wobei ich dachte, das würde mich töten, und wobei ich sehr zitterte und bebte; da goß er mir abermals Wasser in den Mund, ich meine, er habe vier solcher Kannen voll ausgegossen, wovon mir der Leib so angefüllt wurde, daß mein Bauch so dick ward, daß es wieder zum Halse herauskam, was zweimal geschah. Hier- nach wurde ich so ohnmächtig, daß ich die Besinnung verlorjwie mich dünkte: als ich aber wieder zu mir selbst kam, fand ich mich allein mit Meister Hans und Daniel de Keyser Da war MeisterHans so geschäftig, mich überall loszubinden, daß mich dünkte, sie wären meinetwegen in Sorge; der Herr nahm jedes- mal den Schmerz von mir, wenn es so weit kam, daß ich glaubte, es sei unmöglich, ihn zu ertragen, indem ich in meinen Gliedern dJesaicis Es, 7. 535 jedeEinpfindiing verlor; dafür iniisse dem Herrn ewig Lob, Preis, Dank und Glorie gegeben werden, denn, als es vorbei war, dachte ich, daß ich mit des Herrn Hülfe einen guten Streit gestritten habe. . Jch hätte dir wohl viel mehr davon schreiben sollen; »aber ich unterlasse es bis auf eine andere Zeit; darum, meine liebe Hausfrau, laß uns Gott fiir seine Gnade danken; ich dachte den Montag nicht, daß mir eine solche glückliche Woche bevorstände Was nieme Verletzungen durch das Foltern betrifft, so hoffe ich, daß es sich» wohl machen wird, aber es will seine Zeit haben; sei nicht betrubt um nieines Lebens wille1i, sondern preise Gott in dieser Sache, denn mein Gemüt steht unveränderlich und unbe- weglich, wie ich»hoffe; und sollten sie mich auch 1ioch zweimal peiiiige1i, so hoffe ich doch alles zu leide1i, was sie mir antun. Aber es mag wohl Peinigen heißen, denn es ist große Pein; ebenso bin ich auch, um der e Wahrheit willen bereit, nicht allein niich peinigen, sondern auch jederzeit mein Fleifch lebendig an einem Pfähle» verbrennen zu lasseii. Ferner muß ich dir etwas von meiner Freude und Wonne schreiben, die ich gegenwärtig in dem Herrn habe, wie der Herr mein Herz stärkt, tröstet nnd erfreuet, wenn ich an die Schrift denke, daß ich, ein solcher un- würdiger Mensch, des Leidens Christi teilhaftig sein mag; ich kann nun mit dem Apostel sagen, daß ich die kMalzeichen Christi an meinen Gliedern trage. Weiter, meine Geliebteste, lasse ich deine Liebe wissen, daß ich deinen Brief empfangen habe, wodurch mein Herz sehr getrös stet und erquickt worden ist, so daß ich vor Freude mich des« Wei- nens nicht enthalten konnte, was ein gewisses Kennzeichen der göttlichen g Reue war, die zur Seligkeit wirkt: ich habe auch aus deinem Briefe ersehen, daß du sehr betrübt seiest, sa viel mehr, als du schreiben oder sagen kannst; aber, meine Geliebteste, ich bitte dich durch die b Barmherzigkeit Gottes, du wollest die Be- triibnis um mich ein wenig bei Seite setzen, und bedenken, wie und auf welche Weise wir einander von der Hand des Allerhöch- ften angenommen haben; ist es nicht unter der Bedingung geschehen, daß der Herr allezeit der sLiebste bleiben soll, und daß wir einander verlassen müssen, wenn es sein heiliger Wille ist? Nun aber weiß deine Liebe wohl, daß dieses ja des Herrn Wille sei und nichts anderes, denn wäre es des Herrn Wille nicht gewesen, ich wäre so gut entkommen wie du. Deshalb, meine Geliebte, laß uns uns selbst hierin mäßigen, l( und uns nach dem richten, was vorliegt, wie ich denn zu deiner Liebe die 1Hoff- nung habe, daß du tun werdest: laß das Mägdlein, wenn es dich gut dünkt, lieber von dir gehen, und behalte dein Kindlein bei dir und lehre es unterdessen selbst etwas; lasse es fleißig bei dir etwas arbeiten. wollest dich wohl in Acht nehmen, denn der geistliche Commis- iarius hat mich sehr nach dir gefragt; sie haben mich auch ver- schiedene Male nach meinem Bruder gefragt: ich antwortete nichts darauf, aber sie wußten es schon alles, wie sie sagten. Daniel de Keyser kam in meine Kammer und fragte mich auch sehr nach meinem Bruder; sie fragten mich auch sehr nach meinem Kinde, und ob es nicht getauft wäre, was ich ihnen sag- te; darum bewahre es wohl, sie möchten es sonst nehmen und es könnten daraus große Unannehmlichkeiteii entstehen: was diese Sache betrifft, so müßte ich viel Zeit haben, um dir alles zu schreiben; aber so schreibe ich nur hier und da etwas davon, denn mein Kopf tut mir zu weh, um viel zu schreiben, wiewohl ich hoffe, daß es besser werden wird. Jch fühle mich heute durch ein Geipräch sehr abgespa1iiit, welches ich mit zwei Jesuiten wegen unseres Glaubens, in Gegenwart des Schreibers vom Blutge- eJolx 17. 17. wish. 1 is. kann. s, je. ge. nor. 7. to. bekam. IS, 2. Mut. U, , . ge. icon-in. 12. II. there. 13 s Aber vor allen Dingen bitte ich dich, du . 536 Der blutige richte und Meister Jakob HesseIing, wie auch des geistlichen Commissarius und eines Ratsherren, gehabt habe; aber dem Herrn müsse ewig Lob und Dank gesagt sein; sie mußten mit Schande ihrer Wege gehen. Jch hoffe zu seiner Zeit von allem ausführlicher zu schrei- den. Sage meinem lieben Bruder, daß er auch etwas schreibe, und grüße ihn herzlich von mir, so wie auch seine Hausfrau und meine Schwester mit des Herrn Frieden, und sage ihnen, daß sie mir etwas schreiben, denn ich bin über sie sehr beschwert und be- kümmert. Nehmet euch wohl in Acht, denn Niemand weiß, was Bande seien, als wer sie probirt; das mag ich wohl sagen, wofür ich dem Herr11 mit fröhlichem Herzen Lob und Dank sage. Jch hoffe, das; ich das Schlimmste überstanden habe; mein Herz ist auch sehr wohl zufrieden im Leiden oder Ungemach und im Sterben. Aber wenn ich an den Abschied von meiner Geliebten und von meinem liebe11 Sohne denke, so kann ich mein Herz nicht gut zufrieden stellen; das aber tröstet mich sehr, daß mein Kind seine Mutter behalten mag. Sei nicht allzusehr besorgt, meine Liebste; 111 der Allerhöchste sorgt für dich und auch fiir dein Kind; unser lieber Herr hat uns 11 viele Gnade erwiesen, daß Er uns so lange beisammen gelassen hat: sei doch nicht zu sehr besorgt, bitte ich dich, meine Liebste, sondern wirf doch deine Sorge ganz nnd gar auf den Herrn; Er wird dich wohl ver- sorgen nnd dir einen andern an meiner Stelle verleihen, wenn es dir. selig ist. Hiermit will ich dich, meine liebste Hausfrau und Schwe- ster in dem Herrn, O dem allmächtigen Gott und dem reichen Worte seiner Gitade anbefehlen Gjtcte Nacht, meine Liebste. Ach, welche fromme und getreue Haushälterin bist du mir aetneseiil Ach, meine Liebste! ich danke dir von Grund meines Herzens fiir deine große Treue undgutwilligen Dienste, die du mir in allem Gehorsam erwiesen hast. Jch bitte auch euch alle, lieben Freunde, ihr wollet mir helfen, ernstlich zu dem r) Herrn bitten, denn es ist ietzt Zeit: ietzt ist der Streit am schwersten, das erfahre ich wohl, und ich glaube, das; es unser Bruder Hie- ronmnns auch nsobl erfahren wird; der Herr wolle ihm gnädig sein! Jch tröste ihn bisweilen, so gut wie ich kann. Grüße mir doch Vvntfeii mit des Herrn Frieden. nnd be- uachrichtiae mich, wie es ihr ergangen ist: griifie mir Jan und Klaerkeii und K» und sage ihm, das; er mir etwas schreibe. Grüße mir auch alle, die Gott fiirchten, und halte dich allezeit zu den Fwinmeik dann wirst du noch frommer werden. Gute Nacht, gute Nacht. Ctesshriebeii im Finstern. den U. Mai im Jahre t576. Gute Nacht, mein Weib: gute Nacht, mem Kind. · Donnerstag-Si, den 24. Mai, wurde ich noch einmal vor die Herren gebracht, nto ich zwei Jesuiten antraf: ich war noch sehr schwach vom Peinigenz sie fragten mich zuerst, warum ich mich so lange hätte lierfiihren lassen, und fragten mich auch nach mei- nem Glauben. Da sagte ich: Bi11 ich denn hierher gekommen, um euch zu lehren? Das sei ferne von mir. Bekennet mir enern Glauben. denn ich bin gekommen, um unterrichtet zu werden. Da fing er an seinen Gslaiibeii zu bekennen, in der Weise, wie die Kinder lernen. Wohlaiu sagte er dabei, das ist mein Glaube. Da sagte ich: Beweiset das mit Gottes Wort, so will ich es auch glauben. Da fing er an aus Joh Z, das; die Kinder« getauft werden müßten: desgleichen aus Mark. if; und Matth W. Er fing sich jedoch selbst, so das: er nicht tin-site, wie er entxoischen sollte: von da kam er auf die Beschneidung, und darin niusate er auch keinen Ausweg. Ritlebt mußten sie beken- neu, das; die Beschneidung auf die Taufe nicht l1c1ßte, nias uiicli aPhil. 4, G. mais-»Im 55, Es. L. Pctri Z, 7. o9l11ostelg. Yo, 32. pl. Theil. s, ZU- Schaut-kais, sehr vern:nnderte. Qlls sie nun sahen, soas sie taten, und daß alles zu ihrein Nachteile aus-schlug, fingen sie an alle Latein zu reden; da saß ich wie ein Narr. Eamus, laß uns gehen (sagten sie); da wollten sie gehen, denn es schlug elf Uhr, und wir waren ein wenig nach acht Uhr zusammengekomineir Als sie nun. gehe» wollten, sagte ich: Jch bitte euch, ineine Herren, daß ihr doch mir euern läilatibcii ansschreibeii Tvollet, damit ich ihn desto besser verstehen möge; aber sie Trolltcti es nicht tun, so11- dern sizcxteiit Wenn du unsern Worten nicht glaubst, so wirst du auch unserm Schreiben nicht glauben. O! dachte ich, möihte ich solches erlangen, ich wollte euch wohl erwischen; ich wollte euch bald bewiesen haben, das; euer Glaube nicht in der Schrift steht. Den 25. Mai ist des Bischofs Aufseher über dieBiißenden mit noch Zweieii und dem Bruder Pieter de Backer zu mir ge- konunen; sie setzten mir sehr listig zu und fiihrten mich auf einen hohen Berg; hätte ich nur ein wenig ans dem Wege weichen wollen, es wäre alles gut gewesen. Meister Jakob Heyselitig sagte, er wollte mir helfen, die Sache stände in seiner Gewalt, ich sollte mich zum Scheine ein wenig bequemen. Lieber NapheL wie jammert es mich! es geht mir ins Herz. Jch erwiderte l)iercnf: Ach, meine Herren! ihr sagt, daß ich ein roenig von mir abgehen sollte; das will ich gerne tun, ja ich will ganz von mir abgehen, wenn ihr mir mit Gottes Wort ein Besseres be- weisen könnt; aber anders nicht, sonst wäre mein Glaube nicht auf das Wort Ciottes gegründet, sondern bestände auf Men- sche1i«.1-ort; ich srseiß auch wohl, was der Prophet sagt: sVer- flucht ist der Mensch, der sich auf Menschen verläßt· Ach, meine Herren! das wäre keine Bekehrung; ihr müsset es mir mit der heiligen Schrift beweisen, sonst tun wir es nicht. Nach vielen Worten schieden wir noch einmal von einander, nnd ich dankte ihnen fiir ihre Mühe. Kurze Zeit daraus kamen der Schreiber des Blictgerichts, der geistliche Connnissarins und der Bruder Pieter de Backen und setzten mir abermals mit Bitten zu. Jch sagte, es wäre mir leid, daß sie mich bäten. Sie-erwiderten: Wir wollen es dir ja so klar beweisen; und kamen auf ein anderes Geheimnis, von der Menschwerdung Christi. Als ich nnn anfing zu antworten, legte er sein Testament weg. Da sagte ich: Jch will euch, glaubt mir, auf alles antworten, einem nach dein andern. Als sie aber hörten, wie ich ihnen antwortete, machten sie sich davon nnd sagten: Gott befohlen. Jch griißte sie ebenfalls, teobei Bruder Pieter sagte: Jch will niorgeu oder in einigen Tagen wiederkommen. Jch erwiderte: Wie es dir gefällt. Ach, sagte er, wie lietriibt mnsz deine ålJtutter sein! Aber ichschnsieg still. Den Nachinittacs aber sandten sie mir ein Biichleiin das sich den Schild wider die Wiedertäufer nennt: dasselbe sollte ich lesen, nnd innerhalb zweier oder dreier Tage sollte mich der Aufseher über die Büßesideii wieder besuchen. " Hieraus« habt ihr, lieben Brüder« nnd Schtnesterm hören können, ob ich Anfechtung leide oder nicht, wieioohl ich es nur in ciller Kürze beschrieben habe, sonst Joiirde es viel zu tsceitläicfig sein, alles aufzuschreiben; dem Herrn aber sei für seine große Gnade gedankt, der mich so treulich stiirkt und meinen Mund zu seinem Preise regiert, I) nnd wiewohl der answeudige Mensch t1ergeht, so ist dies doch nur ein geringer Schades Oder. in- xsxendige Mensch wird von Tag zu Tag erneuert, dem Herrn niiisse ewiges Lob und Dank dafiir gesagt sein, denn ich kann nun mit Pieter von Wervicke soohl sagen: Jst) was: noch iciemaxs so bei-auftat, Llls nun zu diesen Z« en: tllicsin Leiden nsirv sehr nbltcll hellent- Sein Lhkoct setzt uiicli in Freuden. Les-san in) dein» an das— enrge Hut, dank: Matt-r ich sonnen Ums« nJerenL 17, s. hLnL 21, 14. cis-I. Kot. 4, IS· Z, oder sjäsietneerspiezzcl der Taufs-Gesinnten. Jch kann es nicht erzählen 2c. (die Freude auszudriicken), ja mich dünkt, wenn alle meine Haare Zungen wären, so könnte ich es nicht aussprechen. Und daß· sie mich zum Berhöreii quälen, halte ich für eine Erquickung, denn ich komme jedes Mal aus meinem stinkenden Loche in die klare Luft, und das erquickt mein Herz. Hierinit irill ich euch dem Herrn d und dem reichen Worte seiner Gnade anbefehlen, seid allezeit fleißig, die Einigkeit im Geiste durch das Band des Friedens zu halten, und reinigt eure Seelen vor dein Herrn, vielleicht möchte es Gott gefallen, euch in dieselbe Lage konnnen zu lassen; wenn man nicht zuvor ein frommer Christi ist, man wird es hier kaum werden können; das erfahre icl) wohl. Ach lieben Brüder und Schwestern, ich bitte euch um der Liebe Gottes und unsers Herrn Jesu Christi willen, daß ihr meiner herzlich geliebten Hausfrau und meinem lieben Kinde Liebe erweisen wollet ein aller Freundlichkeit, in aller Liebe, in der Einigkeit, in der Barmherzigkeit, in der Ge- duld; vertraget einander in der Liebe, darum bitte ich euch bon Grund meines Herzens, und bedenket, in welcher traurigen Lage sie jetzt sei; ach leider, ihr seid um nieinetwilleii betrübt, wofür ich euch danke, k denn es ist eine göttliche Traurigkeit; sie aber hat die größte Ursache, betrübt zu fein. Ach, sie hat sehr viel verloren, und auch mein Sohn; aber hierüber muß ich mich zufrieden geben, gdenu es ist des Herrn Wille, wer will es ändern? Dich, irren« ich an sie, ihre Traurigkeit, und an mein Fiiiid denke, so kann ich mich nicht bezwingen, baber ich hoffe, der Herr werde mir auch hierin helfen; ich bitte euch um der Liebe Gottes willen· Ach Brüder und mein lieber Bruder, schreibt doch einmal von ihren Verhältnissen, wie es mit ihrer Trübsal und ihrer Traurigkeit, und auch, wie es mit meinem lieben Sohne bestellt sei. Ach, mein lieber Sohn, ich bin dir allzufrüh entnommen· Ach, lieben Brüder, tut doch alles um meinet- und um des Herrn willen; ihr werdet rneineni Herzen große Erleichterung ver- schaffen. Ach-mich dünkt, ich hätte lange nichts gehört, und von meinem Sohne weiß ich nicht, daß ich überhaupt etwas gehört habe, wie auch von unserer Tanneken iAch armes Schaf! Gute Nacht, mein lieber Bruder, gute Nacht, meine lieben Schwestern, gute Nacht allen euren kleinen Kindern Gute Nacht, gute N«acl).t, Gott gebe Gnade, daß wir uns dereinst erfreuen mögen. Geschriebeii von mir, RapheL eurem schwachen Bruder in dem Herrn, mit vielen Thränen, unter Seufzen und Weinen; 11icht um meinetwillen, als ob mein Ge- müt nicht wohl stände, das sei ferne; es stand in elf Jahren nicht besser, dem Herrn sei gedankt, sondern es ist meine schwa- che Natur. Habe ich etwa zu wenig oder zu viel geschrieben, so haltet es mir zu gut, denn ineine Sinne haben viel gelitten, und der Kopf ist mir durch die vielen Drangsale ganz eingenom- men. Geschrieben den 25. Mai 1576. Noch ein Brief von Raphel von dem Felde, an seine Brüder und Schwestern. Ich, RapheL wünsche euch, meinen lieben Brüdern C. und K. s und meinen lieben Schwestern in dem Herrn, ein stand- haftes Gemüt, und beständig, stark und unbeweglich in der Furcht und in der Liebe Gottes zu sein, damit ihr durch solchen standhaften, starken, festen und unbeweglichen Glauben, durch die Hoffnung und die große Liebe zu Gott und eurem Nächsten, in der Liebe Gottes und in der Geduld Christi fortfahren, und daß ihr eure Seelen bin der Leidsamkeit, Sanftmut und Ge- duld fassen möget, damit ihr gern alles ertraget, was euch vom Herrn auferlegt ist; seid doch ja nicht verdrießlich, und lasset kreist) s. . 4. s. 2. Kot. is. is. a«1. Kot. 1Z. 13· eKoL 12. i2. Kot. 7, 10. iJoh 16 , J. b1· Theil· , Z. But. A, 7. gMattkk S, 10. hPsnlm 537 nicht ab um der Trübsal willen, welche jetzt sehr groß ist. Jch danke eurer Liebe, daß ihr mich so treulich durch euer trostreiches Schreibeii ermahnt und tröstet; ich wollte zwar auch ein Glei- ches tun gegen euch alle, nach meinem geringen Vermögen, welches sehr klein ist, caber einer hungrigen Seele ist jede Bitterkeit süß. Darum habe ich die Hoffnung und das Ver- trauen zu eurer Liebe, daß es eurer hungrigen Seele sehr süß schmecken werde, wiewohl es nicht so tröstlicl), süß oder freund- lich ist. So ist denn das mein herzlicher und freundlicher Gruß an euch alle, meine sehr geliebten Brüder und Schwestern, daß mein Gemüt noch sehr wohl steht, und ich auch wohl mit dem- jenigen zufrieden bin, was vorhanden ist, d es sei Leiden oder Sterben um der heiligen Wahrheit des Herrn willen; ich fürchte mich nicht, was mir auch ein Mensch tun möchte, denn ich habe viel mehr Lust zu Hause zu sein e bei dem Herrn in der ewigen Ruhe, als daß ich sollte länger leben wollen; und wenn ich auch frei wäre, wie man es begehren und wünschen möchte, so finde ich doch in mir selbst wohl, daß ich oft betrübt sein würde, wenn ich alle Dinge überlege, wie gefährlich es jetzt sei, in der Welt zu leben, worüber ich oft von Herzen betrübt bin, wenn ich an euch, an meine liebe Hausfrau und an mein Kind denke; ach es kostet mich so manche Träne! Jhr seid noch in der größten Not und Gefahr; der Herr wolle euch helfen, trösten und stärken, damit ihr in allem iiberlviiiden möget, wie ich denn auch hoffe, daß ihr werdet,.denn wenn der Streit am härtesten ist, so ist des Herrn Hülfe am gewissesten; ich darf es wohl sagen, denn ich habe es: in der Tat erfahren, wofür ich dem Höchsten niemals genug danken kann· Darum, meine herzlich geliebten Freunde, k lasset nicht ab um des Druckes oder irgend einer Trübsal willen, denn wir sollen wissen und Jhm gewiß zutr—auen, g daß Er uns über unser» Vermögen nicht versucht werden lassen wird, sondern daß Er neben der Versuchung einen Ausgang verschafsen werde, wie auch, 11 daß nicht ein Haar— auf unserm Haupte gekrümmt werden soll, es sei denn sein Wille. Merket wohl auf die Worte: Es sei denn sein Wille. So seid denn nicht verzagt, noch verdrießlich, meine lieben Freunde; werdet auch nicht müde auf dem Wege des Herrn, sondern leidet gern, denn der Herr sieht alle eure Gänge und alle eure Not und Arbeit, die ihr mit allem Fleiße tut, ium seinen heiligen Namen zu berherrliche11. Darum nehmt des Herrn Züchtigung mit gutwilligem Herzen auf, denn diejenigen, welche des Herrn Züchtiguiig teilhaftig sind, die sind seine Kinder, Söhne und Töchterz aber die sie nicht ertragen wollen, sind Bastardez ein Bastard aber hat keinen Teil an seines Vaters Gut. Darum, meine Geliebtesten, lasset uns lieber alles gerne leiden, was über uns kommt, um seines heiligen Namens willen, ehe wir des ewigen Gutes ermangeln sollten. Ach bedenket, wie groß und herrlich Er uns machen will, wenn wir k bis ans Ende standhaft bleiben. Wir müssen ja doch einmal sterben, wir können aber nicht ehrlicher und seliger sterben, als für den Namen unseres Gottes, der für uns so viel erlitten hat. Jch hätte eurer Liebe wohl mehr schreiben sollen, aber ich habe die Hoffnung zu eurer Liebe, daß ihr alle viel mehr von Gott gelehrt seid, als ich euch schreiben kann; ebenso habe ich auch nicht immer die passende Zeit zu schreiben. Darum habe ich das Vertrauen zu Gott und eurer Liebe, daß ihr das gute Werk so weit gebracht habt, daß ihr es jetzt nicht stehen lasset, Isondern daß· ihr fleißig sein werdet bis ans Ende, damit ihr vollen Lohn empfangen möget. Ferner, lieber Bruder und liebe Schwester und K. S., ich bitte eure Liebe, daß ihr euch doch in Acht nehmen wollet, denn dieser neueVorsteher des Gerichtes verfährt sehr streng; der Herr wolle sein Herz verändern und seine Augen öffnen. Ziehet cSprichw. 27, 7. dHebr. 13. s. Pflllm»18. O. e2. Kot. S, s. UND. 3,-13. sei. Kot. 10, is. hMlltth. IV, sc. ihebc 12, Z. lcMattkx 10, 22. ji g. Jud. s. 538 Der blutige lieber aus der Stadt, denn sie werden die rechte Zeit wahrneh- men, und sollte es noch ein Jahr währen; sie haben sehr viele auf dem Papiere stehen, aber wer sie alle seien, weiß ich nicht, sie nannten sie alle leise und fragten mich iiach einigen, aber bei Namen kannte ich sie 1iicht, und als Hieronymus, mein Freund, verhört wurde, nannten sie laut Boudewyn Tynke, Pouwels Ketel, Gyselbrecht und Andere, die er mit Namen 1iicht kannte; zuletzt redeten sie in leiseni Tone. Noch ein Brief von Raphel von dem Felde, an seine Hausfrau. Ich, Rapheh gefangen um der Wahrheit willen, wünsche meiner werten und in Gott geliebte1i Hausfrau (die das Aller- liebste von allem ist, das ich kenne, außer Gott; ja könnte ich dir helfen, und sollte ich auch darüber des Todes sterben müssen, ich wollte es sehr gerne tun; und mein lieber Sohn, ich wünsche dir, was du mir in deinem Schreiben wünschest) sein stand- haftes Gemüt in dem Glauben unseres Herrn Jesu Christi, b eine brüiistige Liebe zu Gott und eine unüberwindIiche Stärke von Gott, unserm himn1lische1i Vater, durch Jesum Christum, unsern Herrn und Seligmacher, damit ihr alle eure Feinde überwinden und in eurem Drucke Maß halten inöget, damit du dich 1iicht weiter oder mehr betrübst, als sich die göttliche Reue erstreckt, cwie ich denn hoffe, daß du auch tun und dich in Gelassenheit allem übergeben werdest, worin dich Gott versucht, d damit du so die Krone des Lebens von der Hand des Herrn empfangen mögest. Dies ist meine herzliche Bitte und mein großes Begehren zu Gott für dich, meine Allerliebste auf Erden; e der allmächtige Gott gebe seine große Barmherzigkeit dazu, Amen. Nebst allem liebreichen Gruße und Entbieten an dich, meine, werte u1id xin Gott geliebte Hausfrau, lasse ich dich wissen, daß mein Gemüt unverändert und gelassen in Gott steht, kum dem Herrn zu dienen, die Wahrheit zu bezeugen, und um seines heiligen hohen Namens willen alles zu leiden, was niir uni seinetwillen begegnet; ich fürchte mich auch keineswegs; der Herr sei gelobt und gepriesen für seine große Gnade. Jch war den Montag Nachmittag bei drei Pfaffen von kurz 1iach drei Uhr, wie ich meine, bis fast um sechs Uhr; sie wollten mir viel sagen, aber ich machte sie zuerst ihren Glauben bekennen, weil sie gekommen waren, um mich zu unterrichten Da be- kannten sie einige Dinge von der Kindertsaufe, von der Mensch- werdiing Christi und von ihrer Hostie oder Oblaten daß Chri- stus (nach den gesprocheneii Worten) darin in Fleisch und Blut sei, wie Er war, als sie das Abendmahl aßen. Als sie es nun mit der Schrift beweisen sollten, waren sie in Not, denn ich gab nicht nach und wollte von keinem Pünktlein weichen, oder sie hätten mir dasselbe vollständig bewiesen. Wenn sie nun alles bewiesen hatten, beschämte ich sie mit ihren eigenen Reden, so daß sie bisweilen erröteten und nicht wußten, was sie zu ihrem Besten sagen sollten; deshalb dünkte mich,·daß·sie sich zuletzt fürchten würden, mehr mit mir zu reden. Bisweilen redeten sie alle drei, und ich vergaß auch manchmal, was·sie kurz zuvor gesagt hatten; deshalb sagte ich: Jch tauge nichts zum Dis- putiren, ich habe gar kein gutes Gedächtnis. Darauf sagte der Eine: Mich dünkt doch, daß er redlich ist, und er sah mich an. Nun wohlan, meine Liebe, für dieses Mal wollen wir es dabei bewenden lassen, denn sollte ich alles schreiben, was mir· wider- fahren ist, mich dünkt, ich würde wohl sechs Bogen Papier voll schreiben müssen; dem Herrn sei gedankt, der den Seinen alle- zeit beisteht. Dieser neue Vorsteher» des Gerichts ist sehr blut- dürstig und strenge gegen uns ; er laßt uns »alle einsperren, den einen hierhin, den andern dorthin; wir dürfen uns kaum so lange aus unserer Kammer entfernen, daß wir unsere Notdurft asMattkk 10. 22. di. Petri 4, l. c2. Kot. 7, 10. cl4· Esdtu L, W. eLUL S, M. its-oh. is, N. Schaut-tats- verrichten ; es darf auch Niemand zu uns kommen. Jch habe auch gehört, daß wir nicht lange sitzen sollen, womit ich wohl zufrieden wäre, denn das lange Sitzen, und zwar immer allein, ist sehr verdrießlich; aber dem Herrn sei gedankt, gdie Zeit ist weder mir noch Hieronymus, meinem Bruder und Mitgefans guten, bis jetzt sehr lang geworden, denn wir verwundern uns, wenn wir daran denken, das; wir schon acht Tage gefangen sitzen. Jch hoffe auch, der Herr werde uns noch trösten und uns nicht verlassen. Gute Nacht, gute Nacht, zum Abschiede, bis auf eine andere Zeit. Noch ein Brief von Raphel von dem Felde, geschrieben an seine Hausfrau. Ich, RapheL dein Mann, s! gefangen um des Herrn willen, wünsche dir, nieiner lieben Hausfrau und Schwester in dem Herrn, I) viele Gnade, Barmherzigkeit und Frieden von Gott, dem Vater und unserm Herrn Jesu Christo, Oder ein rechter Vater ist über alle Geschlechter, die im Himmel und auf Erden sind, daß Er dir nach dem Reichtume seiner Güte geben wolle, mit Kraft stark zu werden durch seinen Heiligen Geist an dem inwendigen Menschen, und Christum Jesum durch den Glauben in deinem Herzen zu wohnen, durch die Liebe eingewurzelt zu werden, und daß Er bis ans Ende deines Lebens zum Heile deiner Seele bei dir bleiben wolle. Dies sende ich dir, meine liebe Schwester in dem Herrn, zum Testamente iind d freundli- chen Abschiede. Meine werte und in Gott geliebte Hausfrau, ich habe nicht unterlassen können, dir ein Brieflein zu senden, um dir einen sicheren Beweis meiner Liebe zu geben, die ich zu dir gehabt habe; denn ich glaube, daß es nun bald geschieden sein muß. Aber, meine liebe und werte Hausfrau! es ist kein e Scheide- brief, wie die Kinder Jsrael einen Scheidebrief schrieben, um ihres Herzens Härtigkeit willen, als wollte ich dich meine Ge- liebte, so verlassen. Ach nein! denn dieses Verlassen geschieht um der Liebe Gottes willen, denn um seinetwillen muß man sich von allem scheiden Ja, meine Allerliebste (allezeit neben Gott), Er ist es, der uns zusammengefügt hat, und Er ist es auch, der uns wieder scheidet, was ich von seiner Hand willig annehme; hierin hat auch mein Gemüt niemals besser gestan- den, als es jetzt steht; dem Herrn sei gedankt. So übergebe ich dich denn nun, meine Allerliebste, mit deinem Kinde k dem Herrn, als einem getreuen Vater; ich bitte dich, meine liebe Hausfrau, bleibe treulich bei Ihm, dann wird Er ohne allen Zweifel für dich sorgen, sowohl der Seele als dem Leibe nach; denn Petrus sagt: g Nachdem uns allerlei von seiner göttlichen Kraft (was zum Leben und göttlichen Wandel dient) geschenkt ist durch die Erkenntnis desjenigen, der uns berufen hat, durch seine Herrlichkeit und Tugend, durch welchen uns die allergrö- ßesten und köstlichsten Verheißungen geschenkt sind, nämlich daß wir durch dasselbe der göttlichen Natur teilhaftig werden, wenn wir 11 die vergängliche Lust der Welt fliehen. Wenn wir Jhm also gänzlich getreu bleiben, daß wir uns nämlich von der i Welt unbefleckt halten, so wird Er uns ein treuer Vater sein, der uns versorgen wird, denn Er giebt allem Fleische seine kSpeise, und Aller Augen warten auf Ihn, sagt David, und Er giebt ihnen Speise zur rechten Zeit. · Darum, meine liebe und werte Hausfrau, übergebe ich dich mit deinem Kindlein dem Herrn durch den Glauben, um den lBund zu bestätigen, den wir mit dem Herrn gemacht haben; gleichwie Abraham seinen Sohn Jsaak dem Herrn übergab durch den Glauben, und gleichwie Jephtha seine Tochter dem Herrn« übergab, um damit sein Gelübde zu beweisen und zu M Ab. aAvtbstelg B, Z. di. Kot. I, Z. cEph. Z, 15. dMatth. 12, so. s Mose 24, 1 Mattlx IS, 8 Abostelg 20, s2. Psalm OR, S. g2. Petri , . . f . l s til. Jud. L. IS. iJaL 1, 27. ItPlAlm Isc- 2s. , » Psalm 104, 27. il. Saat. i, 28. oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gefittitten. befestigen, so iibergebe ich dich mit nieiueni Kinde aus Liebe dem Herrn, und habe die Hoffnung und das Vertrauen, daß Er euch wohl versorgen werde, wenn ihr anders dem Herrn gehorsam und getreu bleibet. · Hiermit nehme sich von dir, meinewerte und in Gott ge- liebte Hausfrau, einen ewigen Abschied, biswir einander in der ewigen Freude sehen; der Herr gebe seine Gnade, daß es so geschehen möge. Jch danke dir auch aufs Höcl)ste und herzlich fiir deinen treuen, willigen und gehorsamen Dienst und deine Liebe, die du in allerlei Untertänigkeit und Freundlichkeit an mir bewiesen hast; nieine Liebe, dafür danke ich dir, Gott müsse dein Vergelter sein für deinen frommen nnd guten Uingang nnd guten Wandel neben mir, wodurch mein Herz oft erleichtert, getröstet und erquickt worden ist, was mich in der Tat um so mehr auf Gott vertrauen lehrt und mir dabei ein festes Siegel in meinem Herzen ist, daß wir, nach unserm schwachen Ver- mögen, unsere Zeit in der Liebe und in der Furcht Gottes un- würdig vor dem Herrn zugebracht haben. Noch einmal danke icl) dir, meine liebe Hausfrau, für alle Wohltat und Freund- schaft, die du mir erwiesen haft, und bitte dich herzlich m durch die große Liebe Gottes, wenn ich dich in etwas betrübt oder auf irgend eine Weise beleidigt habe, es sei in Worten oder Werken, daß du mir solches gern vergeben wollest; darum bitte ich dich mit vielen Tränen in diesem Schreiben. Jch weiß nichts wider dich, meine Liebe, was ich dir nicht gern vergeben sollte; der Herr wolle uns alle unsere Sünden vergeben. Ferner, meine liebe Hausfrau, kann ich nicht unterlassen, deiner Liebe noch ein wenig zu schreiben (wiewohl es mit vielen Tränen geschieht), um dein Herz durch das Wort Gottes zu trösten und zu erquicken, denn dasselbe muß jetzt unser Trost sein, wie der Prophet David sagt: 11 Herr, wäre dein Wort 11icht mein Trost gewesen, so wäre ich vergangen in meinem Elende; gleichwie auch der Prophet Jeremias sagt: O Herr, Du weißt, daß wir um deinetwillen geschmäht werden; aber dein Wort erhält tin-Z, wenn wir es kriegen, und dieses dein Wort ist unsers Herzens Freude und Trost. Darum, meine liebe Haus- frau, müssen wir unsere Lust haben an des Herrn Wort, und demselben Tag und Nacht nachdenken, wie ein reicher Mann, der— seine Lust an feinem Schatze hat, demselben nachdenkt und ihn oft nachzählt, um sein Herz zu ergötzen Darum sagt auch David, daß man seine Lust an des Herrn Gesetze haben müsse, »dann werde man einem Baume gleichen, p der an den Wasser- bächen gepflanzt steht und seine Frucht zu seiner Zeit bringt, dessen Blätter nicht verwelken, sondern alles, was er tut, wird glücklich von Stätten gehen. Darum bitte ich dich, meine Ge- liebteste, sei in allem geduldig, worin du von Gott« versucht wirst; betrübe dich nicht gar zu sehr, sondern bedenke, daß es von dem Herrn so verhängt sei, daß wir jetzt von einander scheiden müssen; damit tröste dich, und obgleich es dir schwer fällt, und es gegen unser Fleisch, gegen unsern Willeii und gegen unsere Begierde streitet, so müssen wir dochgeduldig sein. Leiden wir gern, so wird uns reichlich gelohnt werden, und wehe uns, wenn wir nicht gern leiden und leidsam sein wollen, wenn es auch dem Fleische schwer fällt Ach, meine Liebe! es ist ein Geringes, geduldig zu sein, so lange es dem Menschen wohl gehet; das kann man jedoch keine Geduld nennen; aber ge- duldig zu sein, wenn es einem übel gehet, und alsdann Maß halten zu können, das ist in der Tat eine große Kraft des Glau- bens. Daruin, meine Geliebteste, bitte ich dich noch einmal, daß du doch geduldig sein und Gott mit einem gelassenen Herzen danken nnd sagen wollest: qHerr, dein Wille geschehe; aber, ach Herr! stärke meinen Glauben und mein Vertrauen, damit me. nor. is, is. « facm im, Oe. »Ja: is, is. pscisalm i, 2. qindac i2, 12. Mund. s« 10. 539 ich doch niemals kleinmiitig oder trostlos, noch verzweifelnd oder an deinen Berheißungen zweifelhaft werden möge, sondern vertraue Gott, denn seine Verheißungen werden niemals täu- schen,—Er ist viel zu I· getreu, der es verheißen hat; an Jhm wird es niemals fehlen, denn s Er wird dich nicht über dein Vermögen versucht werden lassen, sondern wird allezeit neben der Versuchung einen Ausgang verleihen, daß du es ertragen kannst. Darum, meine Liebe, sei-geduldig und» leide gern, und tbitte den allmächtigen Gott, beiwelchem alle Dinge möglich sind, daß Er deine Trübsal und deine bedrängte Lage (die dir wegen meiner Bande zugestoßen, und weil mir nun von ein- ander scheiden müssen) verscl)1nelzen lassen, niinderii und ver- nichten wolle, und daß es künftig die einzige Bekümmernis deines Herzens sein möge, wie du in allen Dingen dem Herrn am besten gefallen, die Zeit deines Lebens in der Furcht Gottes zubringen und auch für dein Kindlein Sorge tragen Mögest. Der Herr gebe Gnade, daß es so geschehen möge; wirf deine Sorge ganz und gar auf den Herrn Uund hoffe allezeit das Beste von Ihm, denn wir sollen wissen, daß wenn wir viel um des Namens· des Hern willen verlassen, wir auch wieder viel empfangen werden, v und daß wenn wir viel um seines heiligen Namens willen leiden, wir uns auch in vielem erfreuen werden, wenn der Herr in seiner Herrlichkeit erscheinen wird. Wir niiisseii alle offenbar werden vor dem Richterstuhle Christi, wo ein Jeder an seinem Leibe empfangen wird, wie er hier getan hat, es sei Gutes oder Böses. Darum, Geliebteste, laß uns allezeit suchen, W in alle1i guten Werken die Vornehmsten zu sein; laß uns auch nicht Verdrießlich werden, Gutes zu tun, denn zu seiner Zeit werden wir ohne Aufhören ernten. Laß dein X Herz nicht erschrecken noch sich bewegen, werde auch nicht müde auf des Herrn Wege; werden schon die Wasser J· bitter, so 2 murre doch nicht, und wende dich doch niemals mit dem Herzen nach sEgyptem wie die Kinder Jsrael taten, als ihnen ihre bFleischtöpfe einfielen, die sie zurückgelassen hatten, und weil die c Wasser bitter waren, so wollte11 sie sich selbst d Haiiptleute erwählen und wieder nach Egypten ziehen; sie sagten zu e Moses: Hast du uns darum in die Wüste gebracht, daß du uns hier tötest? Du mußt auch noch über uns herrschen! Wie fein hast du uns in ein Land gebracht, wo Milch und Honig innen fließt. Darum ergrimmte des Herrn Zorn über sie, daß Er viele getötet und zu Grundegerichtet hat. Darum sagt Salo- mo: Hüte dich vor Murren, welches nicht fördert; denn, wenn wir auch alles verzehrt hätten, was- wir in der Welt hatten, und der Herr wollte uns mit Armut prüfen, wie Er dort Jsrael getan hat, so könnte uns durch unser Sorgen doch nicht geholfen werden. Darum müssen wir unsere Sorgen dem kHerrn an- befehleih Er sorgt für uns; Er ließ Jsrael Hunger leiden, um sie zu prüfen, ob sie Jhn lieb hätten oder nicht, und zur Probe, ob sie auch geduldig sein würden. Darum, meine liebe Hausfrau und S. J. H» gfasse doch alle Zeit deine Seele in Geduld, so wirst du mit allen frommen Zeugen Gottes wohl überwinden, die Seligkeit ererben, und mit dem Propheten Baruch sagen: b O, selig sind wir Israel, denn Gott hat uns seinen Willen offenbart; gleichwie auch Moses sagt: iO Volk! das du durch den Herrn selig wirst, der deine Hülfe, dein« Schild nnd das Schwert deines Sieges ist. Darum, nieine sehr geliebte Schwester in dem Herrn, wenn wir auch um seinetwillen leiden müssen, so sollen wir doch unsere Seelen in Geduld fassen und bedenken, was der Apostel sagt, k dasz es Gnade bei Gott sei, um Wohltat willen zu leiden, wiewohl die« i-—1, Theil. Z, 24. s1. Kot. 10. IS. tMatth. 16, 26. « uPlulm Es, 28. 10, 22. 2. nor. Z, 10. w Tit. Z, S. Gab S, 11. , . z4. Muse 11, 4. a . Male 1 , 4. h2. Qlioie is, 4. c2. Bin! e15, 23. d4. Indus» «, 4» e4, Mose 10. is. U. Petri s, 7. gLnL 21, 17. li Bat. Z, 42. ils. Mose Its. W. sei. Petri L, 29. »» . 540 Der blutige Schanplatz, Welt es für keine Gnade achtet, wie IPaulus sagt: Das Wort vom Kreuze ist denen eine Torheit, die verloren gehen; uns aber, die wir selig werden, ist es eine Kraft Gottes, welche Kraft Gott durch seinen Geist in ihnen wirkt, zum Troste und zur Stärkung ihres Gemütes, daß sie mit ihrem m Gott über die Mauern springen, mit II Caleb und Josua ihre« Feinde wie Brod fressen, mit Jael dem 0 Sissera, das ist, dem Feinde des Hauses Jsrael, einen Nagel mit dem Hammer des Wortes p Gottes durch den Kopf schlagen, wie David den Riesens g Goliath, das ist, den Teufel und Satan, der Jsrael bekriegt, mit s dem Steine Christo Jesu überwinden, und mit dem Apostel Paulus sagen: s Gott sei gedankt, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn Jesum Christum. Ferner sagt er: t Gott sei gedankt, der uns allezeit den Sieg erhalten hilft in Christo; und daß sie mit David sagen: Der UHerr istmeines Lebens Kraft; wie auch der Prophet schreibt: V Die auf den Herrn warten, ge- winnen neue Kraft, daß sie auffahre11 mit Flügeln wie ein Adler, daß sie laufen und nicht schwach werden, daß sie wandeln und nicht müde werden. Darum, meine sehr geliebte Hausfrau und S. J. T., kann die Welt dieses Trostes nicht teilhaftig wer- den, weil sie nicht an den Herrn glaubt, und das Wort vom wKreuze für eine Torheit achtet, wie geschrieben steht: Wir predigen den gekreuzigten Christum, den Juden ein Aergernis und den Griechen eine Torheit; aber die Gläubigen, die selig werden, halten es für eine Kraft und Weisheit Gottes, daß sie würdig X sind, um des Herrn Namens willen Schmsach zu leiden, wie auch Petrus und Johannes getan haben, als sie von den Pharisäern gegeißelt wurden. Darum schreibt Petrus: J! Was ist das für ein Ruhm, wenn ihr um Missetat willen Streiche leidet? aber wenn ihr um Wohltat willen leidet und erduldet, das ist Gnade bei Gott, denn dazu seid ihr berufen; ebenso schreibt auch Paulus: ZDie Alten haben Spott und Geißeln erlitten, dazu Bande und Gefängnis, sie sind gesteinigt, zer- hackt, zerstochen, durch das Schwert getötet; sie sind umherge- gangen in Pelzen und Ziegenfellenz sie haben mit Mangel und Trübsal, mit Ungemach gekämpst, deren die Welt nicht wert war· Sieh, meine werte und in Gott geliebte Hausfrau, wie die Welt dieser Gnade nicht teilhaftig werden kann, denn sie achtet den Herrn unwürdig, für feinen Namen zu leiden, denn Nie- mand kann für den Namen des Herrn leiden, es sei denn, daß er Macht erlangt habe, durch den s Glauben ein Kind Gottes zu werden. Darum, meine herzlich geliebte Schwester J. H, b laß uns doch nimmermehr verdrießlich werden, weil wir um des Herrn Namens willen leiden müssen, sondern erdulde es gern in der Liebe, und siehe auf die Belohnung. Denn, o welche schöne Verheißungen der Seligkeit haben diejenigen, und welche große Reichtümer sind ihnen zugesagt! c die also dem Herrn zu leben suchen und für seine Ehre sorgen, die nicht das Jhre suchen, sondern vielmehr was zu des Herrn Ehre und ihres Nächsten d Erbauung gereicht. Aber das sollen wir wissen, wolle11 wir zu Ehren kommen, so müssen wir zuvor leiden, denn so ist es von Anfang her allen ·from1nen.Kindern Gottes ergangen. Darum schreibt Johan- nes, daß das s Lamm von Anfang getötet worden sei, nicht aber, als ob Christus selbst, dem Fleische nach, von Anfang getotet worden sei, denn Paulus sagt, kdaß Christus am Ende der Welt erschienen sei, um durch sein eigenes Opfer vieler Menschen u. Kur. i. is. mass-tm 18. so. «. Muse 14, g. osnichtec 4, ei; " . 23, 20. 1. Saul. 17. 50. tPsalm US, 22. Si. Kot. 15, 57. t2. HEFT 16. uPslalm 27. I. vJeiI 40, El. VI. Kot. 1, is. 21. xAPostelg. D, U. y1. Petri 2 20. zHebL II, 36 . l» , »» hin: tt . 1o, 22. 14, 7. 1. Kur. 1o, 24. Mattkyius 1o, F2F«««1cspcichia. DIE. eoksenof III. even. o, es. gis-Mos- 4I s. gSiindeii wegzunehmen. Er ist von Anfang in dem gerechten Abel getötet worden, ebenso leidet Er noch täglich in allen Gläubigen;. darum ist es offenbar, daß sie um seines Namens willen leiden, wozu die Welt noch 11 unwijrdig ist, denn sie hat Christum sticht, darum kann sie um seines Namens willen nicht leiden; darum ist auch ihr Leiden nichts als iVerdruß, denn die Traurigkeit dieser Welt wirkt den Tod; aber die göttliche Trau- rigkeit wirkt zur Seligkeit, sie geschähe auswendig oder inwen- dig; geschieht es inwendig, daß man über die Siinde betrübt ist, so geschieht es zur Besserung; geschieht es aber auswendig, daß man um des Namens Christi willen leidet, so geschieht es zum Troste, denn Paulus sagt: I( Wie des Leidens Christi viel iiber uns kommt, so werden wir auch reichlich lgetröstet durch Christum; darum sagt auch Petrus: Selig seid ihr, das ist so viel gesagt, glückselig seid ihr, wenn ihr um der Gerechtigkeit willen leidet; ferner sagt er: m Wenn ihr um des Namens Christi willen verschmäht werdet, so seid ihr selig, denn der herrliche Geist Gottes ruht auf euch; bei ihnen wird Er ge- lästert, aber bei Euch wird Er gepriesen. Ach, meine Geliebteste, bedenke es doch, welche vortreffliche Worte dieses für uns seien, denen solche Verheißungen ohne allen Zweifel zukommen, denn obgleich Christus durch den Geist Got- tes die Teufel austrieb, mußte Er es doch (nach ihren Worten) durch 11 Veelzebub, den Obersten der Teufel, getan haben. Dar- um hat Christus wohl recht gesagt: 0Haben sie mich verfolgt, um wie viel mehr werden sie euch verfolgen; haben sie mein Wort gehalten, so werden sie das eure auch halten, denn der Knecht kann nicht besser sein, als sein Herr, noch der Jiinger über seinen Meister; der Engel sagte zu Tobias: pWeil du Gott lieb warest, so mußtest du nicht ohne Anfechtung bleiben; auch steht geschrieben: q Die Anfechtung lehrt allein aufs Wort merken. Darum, meine liebe Hausfrau, nimm diese Reden zu Herzen, und merke wohl darauf, wie der Herr die Seinen auf mancherlei Weise heimsucht und wie wohl es Jhm gefällt, wenn seine Kinder in allen Stücken Gehorsam erweisen und die rZiichtigung gern annehmen, die nicht das Kreuz Christi von sich zu jagen suchen, sondern sich gern und willig unter sein Joch begeben, die so gesinnt sind, daß sie sich durch die große Liebe und das feste Vertrauen, das sie zu Christo Jesu haben, viel lieber alles verlassen wollen, was s sie in der Welt haben, Vater, Mutter, Schwester, Bruder, Mann, Weib, Kinder, ja auch ihr eigenes Leben und alles, was sie besitzen, und die noch überdies alles erdulden und leiden, was ihnen zustößt, t Trüb- sal, Angst, Verfolgung, Kummer und Ungemach. Ach, U wie herrlich will Gott solche empfangen, die so arm um Christi willen geworden sind! Ach, wie reich wird Er sie machen! V denn, wie sie mit Jhm und um seinetwillen erniedrigt worden sind, so werden sie auch mit Jhm erhoben und herrlich gemacht werden; und wie sie Jhn in der Welt bekannt haben, so wird Er sie vor seinem Vater bekennen, der im Himmel ist, und W sie werden mit Jhm leuchten wie die Sonne in des Vaters Thron, und in weiße Kleider gekleidet werden, weil sie durch ihren X Glauben überwunden haben, wie Johannes schreibt: Darnach fah ich, und siehe eine weiße Schaar, welche Niemand zählen konnte, aus allen Heiden, Geschlechterm Völkern und Sprachen vor dem Stuhle stehen und vor dem Lamme, angetan mit weißen: Kleidern, und Palmen in ihren Händen; sie schrieen mit großer Stimme und sprachen: Heil sei dem, der-auf dem Stuhle sitzt, unserm Gott und dem Lamme. Und alle Engel standen um den Stuhl und um die Aeltesten, und um die vier Tiere, hMotth. 22. M. i2. Flor. 7, 10. k2. Kot. l. 4. l1. Petri Z, 14. m1. Petri 4, Ist. nMatth. 1 , . , . pTokx 12, 14. qJeL 1s. 19. . . DJiotth. 163 . Mattlx 11, 20. SMcctkh. 16, 29. tMclttb 5 10 til. Kot l, Ost. vMattlx M, U. wkVinttlh is, 43. x1. Jud. s,"4." Ostens. 7, o. oder kåsäärthisersSpiegel der Taufs-"Gcsitiittcti. und fielen vor dem Stuhle nieder auf ihr Angesicht, und beteten Gott an und sprachen: Amen, Lob, Ehre, Weisheit, Dank, Preis, Kraft und Stärke sei uuferln Giotto von Ewigkeit zn Einigkeit, Linien. Und es antwortete der Aelteften einer, und sprach zu mir: Wer sind diese, die mit weißen Kleidern angetan find? und woher sind sie gekommen? Und ich fprach zu Ihm: Herr, du weißt es. Und Er fprach zu mir: Diese sind es, die ans großer Trübsal gekommen sind, die ihre Kleider gewafchen und dieselben im Blute des Lammes hell gemacht haben; darum sind sie vor- dem Stuhle Gottes und dienen Jhm Tag und Nacht in seinem Tempel, und der aus dem Stuhle sitzt, wird über ihnen wohnen, sie wird nicht mehr hungern oder dürften, es wird auch nicht auf y sie fallen die Sonne oder irgend eine Hitze, denn das Lamm mitten im Stuhle wird sie weiden und leiten zn den lebendigen Z Wafferbrunnen und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen Vieh, meine liebe Schwester! das ist ein sicheres Zeichen, daß man hier zuvor weinen müsse, wenn anders der Herr die Trä- nen abwifchen soll. s Desgleichen sah auch Esdra auf dem Berge Zion eine große Schnur, die Niemand zählen konnte, die lobten alle den Herrn mit Lobgesängeir und mitten unter ihnen war ein Jüngling, der mit seiner Länge alle überging und einem Jeden eine Krone aufs Haupt setzte, und immer größer ward, worüber er sich fast sehr verwunderte« Da fragte er den Engel: Lieber Herr, wer sind diese? Er antwortete: Diese find es, die das sterbliche Kleid abgelegt und das unfterbliche angetan haben und die den Namen Gottes bekannt haben; nun werden sie gekrönt und empfangen Palmzweige Weiter fragte ich den Engel: Wer ist aber der Jüngling, der ihnen die Kronen auffetzt und ihnen Palmzweige in die Hände giebt? Und er antwortete mir: Er ist Gottes Sohn, welchen sie in der Welt bekannt haben; ich aber fing an, diejenigen höchlich zu preisen, welche so fest für den Namen des Herrn bestanden waren. Sieh, meine werte und in Gott geliebte Hausfrau und Schwester in dem Herrn, hier hörst du die fchö11en Verheißungen des Herrn, welche Er allen denen gegeben hat, die um feines heiligen Namens willen leiden, und dieses b Leiden in Geduld ertragen. Darum hat Paulus wahr geschrieben: c Wenn wir mit Jhm leiden, so werden wir uns auch mit Jhm freuen. Darum, meine liebe Schwefter, sei standhaft und unbeweg- lich, und nimm immer zu in den Werken des Herrn, und wisse allezeit, daß deine Arbeit nicht vergeblich sei bei dem Herrn. Hiermit befehle ich dich, meine Geliebte, d dem Herrn und " dem reichen Worte seiner Gnade, welcher mächtig ist, deinen Schatz zu bewahren und das Erbe zu geben unter allen, die geheiligt werden. Gute Nacht, meine werte und in Gott ge- liebte Hausfrau und Schwester in dem Herrn, gute Nacht, gute Nacht. e Zuletzt freuet euch, seid vollkommen, tröstet euch und habt einerlei Sinn, seid friedsam, dann wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein, Amen. Grüße mir meinen Sohn und Tanneken, und sage ihm, daß ich ihm befehle, daß er seiner Mutter allezeit gehorfam und untertänig fein soll, und daß er ihr in allen Dingen Ehre erweise. Gute Nacht, gute. Nacht, zum Abfchiede —- Gescihrieben mit meinem Blute, als Siegel nnd Testament, einen freundlichen Abschied an dich, meine Geliebte. Von mir, deinem lieben Manne, Raphel von dem Felde. Noch ein Brief von Ltiaphel von dem Felde an seinen Sohn. » Derselbe Gott, der 8Abraham, bJsaak und cJakob ge- segnet hat, wolle dich auch segnen, mein lieber Sohn, mit allerlei , 10. zJeL 25, s. cl Ali-eiteln. 20. so. III. Mole 25. 10. erst. Esdta L, 48. III. Tini. Z, 11. c1. e2. Kot. is, 11. Miit. it, 4. c1. Mofe 32. 27. yJeL 49 is. Si. Kur. ei. Moie 12, L. 541 d geiftigem Segen im himmlischen Wesen, damit du von Jugend auf den Herrn e erkennen und f fürchten lernen und Jhiii dein lebelang ggehorfam sein Mögest. Dieses ist die ausdrückliche Bitte, mein letzter Wille nnd Wunsch von Grund Ineines Her- Zeus, was ich von Gott begehre, damit du die ewige Seligkeit erlangen II mögeft und des Herrn Nanie von dir gepriesen wer- den möge. Diesem großen und herrlichen Namen sei Lob und EPreis von nun an bis in Ewigkeit, Amen. - Sieh, mein lieber Sohn Raphelkein der Herr hat es so ver« ordnet, daß ich von euch genommen werden muß, wiewohl ich gern hätte bei euch bleiben wollen, um euch fortzuhelfen und (dich) in der Furcht Gottes aufzuziehem kaber es hatdeni Herrn nicht gefallen. Wenn es nicht um des Herrn willen wäre, es wäre mir nicht möglich, daß ich deine Mutter und ineinexi lieben Sohn so verlassen könnte, denn keine Person ist mir so lieb und auch kein Schatz so groß auf der ganzen Welt, um desfetwillen ich euch verlassen wollte, aber um Christi Jesu wil- len muß man alles verlassen,- denn Er. sagt: lWer nicht Vater und Mutter, Schwester, Bruder, Mann, Weib, Kind, ja selbst— sein eigenes Leben und alles verläßt, was er besitzt, der ist meiner nicht wert, und wer etwas lieber hat, der kann niein Jünger nicht sein. Weil es denn nun derWille Gottes ist, daß wir von einander scheiden müssen, und ich nicht mündlich« mit dir reden kann, so habe ich etwas schreiben wollen zu deiner Unter« weisung in der Furcht Gottes, wie der weise Mann sagt: Mein Kind, gehorche 111 der Zucht deines Vaters« und verlaffe nicht das Gebot deiner Mutter. Sei allezeit bereit zu tun, was dir von Gott befohlen ist, das ist, Jhn von Jugend auf erkennen zu lernen, zu fürchten und Jhm gehorfam zu sein, denn der Gehor- sam entspringt aus der Furcht Gottes, und die Furcht Gottes kommt aus der Erkenntnis Gottes. Darum schreibt Salomo: 11 Des Herrn Furcht ist Anfang zu lernen. Ein Kind, das seinen Vater kennt, daß er so ehrbar und so gerecht ist, daß er nicht will, daß seine Kinder mit den Kindern auf der Straße umherlaufen, sich schlagen, zanken und böse Worte reden, oder gestohlenes Gut nach Haufe bringen, 0 die Kinder (sage ich), die ihren Vater so kennen, fürchten sich, solches zu tun, und denken, wenn ich das tue, werde ich geschlagen werden. Ebenso auch, mein lieber Sohn, tsift der Herr ein gerechter Gott, der die Siitideii nicht leiden teilt, sondern Er will diejenigen strafen, die sie begehen; dartun inufz nian Jhn fürchten und die Siinden nicht tun, q denn die Furcht Gottes treibt die Sünden aus, s und wer Gott fürchtet, dem wird Er Gutes tun, wie Salomo sagt: s Die Furcht des Herrn ist die Quelle der Weisheit, das; man die Stricke des Todes meide, denn, mein lieber Sohn, t der Sünden Sold ist der Tod. Darum nun, weil die Furcht Gottes die Sünden aus-treibt, ineidet man durch die Furcht Gottes:- die Veranlassung, wodurch inan in den Tod kommt, das ist die Sünden. dartun, mein lieber Sohn, lerne von Jugend auf in der Furcht des Herrn wandeln, damit du tiienialsri in die Siinde wil- ligft, und vergiß nicht die Gebote des— Herrn, deines Gottes, U sondern fürchte den Herrn, weil Er zu fürchten ist, denn die- jenigen, die den Herrn fürchteu, gehen auf rechter Bahn, nnd die Furcht des Herrn ist der Weisheit Anfang, und rneiden das Böse, das ist Verstand. Darum, mein Kind, fiirchte den Herrn und laß ab vom Bösen, denn der Propbet Jereniias sagt: V Es ist ein köstlich Ding, einem Manne, daß er das Joch in feiner Jugend trage, das; ein Verlaffener geduldig sei, wenn ihn etivcis iiberfälltz und 1 S user. St, As. kAvostelg. 10, As. II. Saal. IS, 22. clEUlL . 111. Petri i, V. «iOffenb. 4, O. lcEisln S, 4. lMaitlh U, W. Qui· M, 26. mSprichtix l. s. nSvrickiiixs 1, 7. oSurichnn 13, sit. PS. Mofe 32, s. qSvr 10, C. ir is. sSprtchnn sit, 27. tdlionr s. W. oSprichttk schritt. rS . OF, Z. Dich II, IV. VKIUILHEV Z, 27. 542 Sirach sagt: Mein Kind, in deiner Jugend nimm die Lehre zu deinem grauen Alter an, dann wirst du Weisheit finden. Hüte dich vor allen bösen Gesellschaftem die dich verführen können mit der Welt umzugehen, s« denn die Welt ist voller Bosheit und wird mit allen ihren Lüsten vergehen. Darum, mein liebes Kind, liebe nicht die Welt, noch was in der Welt ist, denn alles, was in der Welt ist, das ist Augenlust, Hoffart des Lebens und Fleischeslust; es kommt nicht vom Va- ter, sondern von der Welt; darum enthalte dich von den fleisch- lichen Lüsten, X welche wider die Seele streiten; und Paulus sagt: Fliehe die Lüste der Jugend, J! denn die Lüste der Jugend haben ihrer Viele ins Verderben gebracht. Mein Kind, : nimm der Unterweisung deines Vaters wahr und vergiß sie nicht; s enthalte deine Zunge vom Verleumden, und hüte dich vor Lügen, denn der Mund, der lügt, tötet die Seele, b und die Lügner haben keinen Teil an dem neuen Jeru- salem, sondern ihr Teil ist in dem feurigen Pfuhle, der von Feuer und Schwefel brennen wird, c welches der zweite Tod ist, ebenso stiftet auch ein Verleumder viel Zank und Uneinigkeit und erweckt Streit und Neid, und fcheidet gute Freunde von einander. Mose schreibtj d Es soll kein Verleumder oder Ehrenschälider unter euch sein. Darum, mein Sohn, hiite dich vor dem Verleumden, und« wenn du in einem Hause wohnst oder - zu tun hast, da sei verschwiegen und sage nicht außer dem Hause, was im Hause geschieht, und was man verfchweigen soll, das verschloeige, dann wirst du dich selbst beliebt machen. Sei den Leuten allezeit getreu und hüte dich vor dem Stehlen, denn es ist eine große Sünde; die Diebe haben keinen Teil am Reiche Gottes, auch hat Niemand zu einem Diebe Vertrauen und c Liebe, sondern wo er hinkommt, da sieht man ihm nach seinen Händen. Darum, mein lieber Sohn, halte dich doch allezeit ehrbar in der Furcht Gottes und hüte dich vor Sünden und Uebertretung, dann wird es dir wohl gehen am letzten Tage, kwenn Gott einem Jeden nach seinen Werken lohnen wird, je nach dem er getan hat, es sei gut oder böse. Mein Sohn, bedenke, daß ge- schrieben steht: g Ehre Vater und Mutter, damit du lange leben mögest auf Erden, denn das ist das erste Gebot im Gesetze, das eine Verheißung hat; das ist aber die größte Ehre, welche die Kinder ihren Eltern erweisen, daß sie ihnen gehorsam sind in allem, was nicht wider den Herrn und seine Gebote streitet. Darum, mein lieber Sohn, wenn du mich verlierst, sei nicht trotzig gegen deine Mutter, sondern sei ihr um so mehr gehor- san1, da ihr nun die Sorge allein anbefohlen ist; darum, mein. Kind, betrübe sie nicht in deinem Leben, denn im Sirach steht gefchriebent b Wer seinen Vater verläßt, der wird geschändet, und wer seine Mutter betrübt, der ist verflucht vom Herrn. Darum liebe sie und gedenke, i wie viel Schmerzen sie um deinet- willen erlitten, und wie sie dich neun kMonate unter ihrem Herzen getragen hat und noch viel leiden muß in deiner Aufer- ziehung und Verpflegung Darum, mein Kind, gewöhne dich von Jugend auf zum Ar- beiten und fleißig zu sein, und wenn du groß bist und etwas ver- dienen kannst, so laß es deiner Mutter zu Nutze kommen; arbeite allezeit fleißig und willig, und laß es dich nicht verdrießen, dein Bestes zu tun, der Mutter die Kost verdienen zu helfen, denn sie hat es schon zuvor an dir getan. Hüte dich vor Müßiggang und Faulheit, denn l durch Mußiggangkomnit viel Böses; Faul- heit aber macht die Kinder diebisch- und sie nehmen dadurch ein böses Ende. Darum, mein Sohn, laß dich doch dessen nimmer· w I. Jud. s, IF. II. Jud. L, W. JcGaL s, IS. I. Petri s, U. !2. TM. . , U. bOffenb. N. cSprichlv. U, L. cis, Muse kMuttb. II, 27. IJOIL s, W. Z. For. s, 10. L. Muse Pf is, 10. e 1. Kot, S, 10. iTIE c, Z. lkMattQ 7, 27·. lspsslelg II, s. Epcx . hcir. S. II: Der blutige Schauplatk mehr gelüsten, sondern arbeite und wirke gern mit deinen Hän- ldclö Etwas» Redliches, damit du dem Diirstigeii etwas zu geben )a e .— Hiermit will ich dich, mein lieber Sohn, und deine Mutter dem Herrn empfehlen. Ach, bitteres Scheiben! Doch der, um dessetwillen ich euch zu verlassen hoffe, ist mächtig, euch zu m ver- sorgen und vor allem Llrgen zu bewahren; der Herr gebe dir feine Gnade, daß du in der U Erkenntnis Gottes aufwakhsen Mögest, durch den Heiligen Geist, damit du nach dem Urteile des rechten Gerichtes Gottes gerecht erfunden werden Mögest, zu seinem Reiche, durch Jesum Christum, unsern Herrn und Hei- land, welche1n sei Lob und Preis, von Ewigkeit zu Einigkeit, Amen. Geschrieben von mir, Raphel von dem Felde, deinem Vater. Gute Nacht, mein lieber Sohn; den ich lieber habe, als alles Silber, oder Gold, oder Edelsteine; aber Gott muß der Liebste bleiben; gute Nacht; die Liebe überwindet alles, noch einmal gute Nacht, mein lieber Sohn; überlies dieses oft, was dein Vater aus Liebe geschrieben hat, tröste deine Mutter, und sei allezeit freundlich gegen sie in aller OUntertänigkeit in der Furcht Gottes; der Herr gebe seine Gnade, das; es so geschehen möge, Amen. · Der letzte Brief von Raphel von dem Felde, geschrieben an seine Hausfrau, nachdem er die Botschaft seines Todes- « Urteils empfangen hatte. Gnade und s Frieden, Liebe, Geduld, Leidsamkeih Gütig- keit, b Kraft und Stärke in deinem Glauben wünfche ich, Rapheh dir, meiner werten und in Gott geliebten Hausfrau und Schwe- ster in dem Herrn, zum freundlichen Abschiede; der Herr gebe dir und uns allen Gnade, daß wir dermaleinft einander in der ·: ewigen Freude sehen mögen. Meine Geliebte, ich danke dir für deinen Brief, den du mir zum Troste in meiner Ietzten Not gesandt hast; ich danke auch Ketzhntgen herzlich; ihr lieber Mann dankt ihr auch, und nimmt einen freundlichen Abschied; der Herr gebe dir Gnade, daß du ihm zu gelegener Zeit folgen mögeftz auch dankt er dir, daß du das letzte Mal sein Herz so wohl befriedigt und fröhlich gemacht hast, gute Nacht, gute Nacht. Dieses habe ich geschrieben, nachdem ich die Botschaft empfangen hatte, daß ich sterben sollte, was mir, dem Geiste nach, eine fröhliche Botschafh war; aber es fcheint, daß sich das Fleisch bis- weilen ein wenig fürchten will, worüber man sich auch nicht wundern darf, denn es geht ihm sehr nahe. Hiermit, meine Geliebte, will ich dich und meinen lieben Sohn dem d Herrn übergeben und befehlenz Er wird euch wohl versorgen, nach Seele und Leib, das ist mein EVertrauen zu Gott. Meine Geliebte, sei mit meinem Leiden und Tode wohl zufrieden, denn k alle Menfchen müssen einmal sterben, und mancher Mensch verliert fein Leben schändlich, jämmerlich und unfelig; mein Tod erfolgt aber um die ehrlichfte Sache, die man findet, und ist das seligste Werk, das man tun kann, und geht es auch mit g Angst zu, so wird doch die Belohnung alles gut machen. Ach, meine Geliebtestei sei wohl zufrieden, sei wohlgemut, und auch unsere Schwester Ketzyntgeir und danket Gott, daß ihr solche Männer gehabt habt, welche die 11 Wahrheit mit aller Macht, großer Gewalt und fchwerer Arbeit bezeugt haben. Gott sei gedankt, der uns geholfen hat, das Feld erhal- ten. Nun können wir mit dem Apostel Paulus sagen: Der Kampf ist gekämpft, der Lauf ist vollendet; wir haben Glauben gehalten, die Krone des Lebens ist uns nun bereitet. Ach, Herr! mAol. I, 10. tlRöur. 2, E. oEhh 6 1 und-u. 1, 7. here. a. is. etc-Euklid. es! n. in. Saat. 1, es. ei. Petri s, 7. Leere. o, 27. getrost-ca. «. ge. 4. Eil-m e, is. user-n. i, is. March. U, II. D. Kot. 2, IS. L. Tun. it, 7. I. Kot. b, W. oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gesinnteii. 543 welch ein schöner Trost! Ach, meine Geliebte! deiik oft an das- jenige, was ich dir geschrieben habe, zur Auserbauuiig und zum Troste deines Gemütes, und vergiß meiner, denn es ist fest ver- siegelt, daß die Toten nicht wieder kommen. Hiermit sage ich gute Nacht, gute Nacht, gute Nacht, iFleisch und Blut, gute Nacht, gute Nacht zum Abschiede. Geschrieben an meinem Ende von mir, Naphel von dem Felde, deinem lieben Manne und Bruder in dem Herrn. An Clacs Srhepem Die ewige Gnade und Friede von Gott, unserm himmli- schen Vater, die s Barmherzigkeit und Liebe seines Sohnes, wie auch die Genieinscliaft und Trost des Heiligen Geistes sei mit euch, mein lieber B. und S. in dem Herrn, zum freundlichen Gruße und ewigen Abschiede in dieser Zeit. Der Herr gebe seine Gnade, daß wir dermaleinst in der Ewigkeit einander sehen mögen, Amen. Nebst vielem freundlichem Gruße und liebreicher Ehrerbie- tung an eure Liebe· Beliebet zu wissen, daß mein Gemüt noch unverändert steht, den Herrn nach meinem schwachen Vermögen zu bekennen, und Jhm mein ganzes Leben hindurch zu dienen; dasselbe gute Vertrauen habe ich auch zu eurer Liebe, das ich zum Teil dar-aus entnehme, was ihr mir in eurem Briefe ge- schrieben habt, wodurch ich getröstet worden bin, als ich ihn lesen hörte. Der Herr wolle allezeit eure b Liebe darin aufwachsen, stark werden und sich vermehren lasse1i, zu seinem Preise und eurer Seelen Heil, Amen. Weiter, lieber B. und S. in dem Herrn, lasse ich euch wissen, wie es mir in meinen Banden geht, nämlich, daß ich wohl c zufrieden bin; dem Herrn sei für seine große Gnade gedankt; der Herr tröstet und stärkt mich so und macht meine Bande so leicht, daß ich bisweilen kaum weiß, daß ich gefangen bin; Er nimmt meine Furcht hinweg, macht mein Herz fröhlich, und giebt mir neue dKräste, und obgleich die falschen Propheten ihre tötlichen Pfeile auf mich schießen, so bewahrt mich doch der Herr so treulich, daß es mir keinen Scha- den tut, sondern daß es mich mehr erfreut, wiewohl sie mir mit vielen schönen eWorten sehr listig nachgestellt haben; ich habe. sehr viel Widerstand leisten und von meinem Vater, und Lieven de Krook, Maeykeii Wioeye unserem Vetter Pieter und Daniel de Kaiser, der mich fing, vieles anhören müssen; diesselben waren auf Aschermittwoch bei mir; sie kführten mich auf einen hohen Berg, und boten mir so viele schöne, jedoch gehaltlose Ver- heißungen an, wenn ich ihnen hätte Gehör geben wollen, aber, Gott sei geda1ikt, der uns allezeit das gFeld erhalten hilft, ja, sie sagten mir so viel, daß mich dünkt, vier Bogen Papier wür- den es nicht fassen können, Lieven de Krook sagte zunächst, daß ich eine Menge Teufel in mir hätte, und daß er sie auf meinen Schultern sitzen sähe, worauf ich erwiderte: Nehmt mir doch einen ab; auch kam es mir vor, sie hätten mich betrunken mache1i wollen, aber ich wollte nicht trinken, wiewohl sie mich sehr dazu nötigten, denn der Herr gab. mir Kraft, solcheni zu widerstehen. Ferner lasse ich euch, Geliebte, wissen, daß mein Vater heute abermals allein bei mir gewesen ist; er aualte mich sehr; ich aber sagte ihm, er sollte zufrieden sein, denn ich wollte den Herrn unter keinen Bedingung verlassen; er sagte mir auch, daß ihr eures Gutes beraubt und davon verjagt waret, was mich sehr betriibte, als ich es. hörte; aber mein lieber B. und S. in dem Herrn, seid doch geduldig und getrost in eurer Trübsal und Leiden, denn das sollen wir wissen, daß uns nicht allein gegeben ist, km li Christum zu glauben, sondernauch um seines· Namens willen zu leiden; auch sagt Christus selbst: IWer nicht Alles verläßt um meines Namens willen, der kann nicht mein Junger · J, .i.M 2.23. LZ«.«K1-:T.Fa. is. Fig» i. is. se. nor. i. is. met. la, Si. sent. . komme. i. s. ge. nor. e, is. hierin. i, es. kein. u, es. meinte. sein, und wer etwas lieber hat als mich, der ist meiner nicht wert. Davon, meine sehr geliebten Freunde, denkt an Tobias Reden, der um des Herrn willen so arm geworden ist: kMein Kind, sagte er, wir sind wohl arm, aber sei getrost, wir werden viel Güter haben, wenn wir Gott fürchten, Gutes tun, die Sünde meiden. Ja, werte und in Gott geliebte Freunde, wir sind Kinder der Heiligen, und hoffen auf ein Leben, welches Gott denen geben wird, die für ihn stehen, und fest im Glauben bleiben. Darum werdet nicht müde auf dem Wege des Herrn, und lasset nicht ab um der lTrübsal willen, sondern haltet steif an, bis ihr hinweggenommen werdet. Ferner vernehnie ich aus eurem Schreiber» daß ihr ini Sinne habt, fort zu ziehen; ich selbst bitte euch, ihr wollet das tun, denn sie trachten sehr nach eurem Leben, und fragen niich oft nach euch; Maeyken Moeye sagte, es wäre eure Schuld, daß ich hierher gekommen wäre, aber ich sagte nein. Ferner, lieber B. und S» bitte ich eure Liebe, daß ihr meiner in eureni 111 Gebete zu Gott mit briinstigem Herzen gedenken wollt, damit ich einen guten Kampf kämpfen und meinen Lauf zu meiner Seele Selig- keit vollenden möge; dasselbe hoffe ich auch fiir euch zu tun, und daß euch der Herr eine glückliche Reise verleihen wolle, nach Seele und Leib. So iiehme ich denn nun voii eurer Liebe, mein werter und in Gott geliebter B. und S. in dem Herrn, einen herzlichen und ewigen Abschied. v Dieser große, alles ver- mögende und allmächtige Gott, der Jakob geleitete, als er flie- hen mußte, wolle euch auch geleiten und in die ewige Ruhe bringen, Amen. G1ite Nacht, gehabt euch wohl, zum Abschiede, gute Nacht Ich, Raphel von dem Felde (der Schreiber dieses), lasse eitel) Geliebte auch sehr herzlich grüßen mit des Herrn Frieden. Die Liebe überwindet alles. Hieronymus Schepens, euer lieber schiwacher Bruder. Lorenz, der Schnhmachen Jm Jahre 1576. Jm Jahre 1576, zur Zeit des spanischen Aufruhrs (welcher den 4. November stattfand), hat zu Antwerpen ein frommer, gottesfiirchtiger Bruder, genannt Lorenz, der Schuhmacher, uin keiner andern Ursache willen gefangen gesessen, als weil er der Welt mit ihrer falschen, erdachten Bosheit (wozu sie übergeben ist) snicht folgen wollte, sondern dieselbe verließ um mit dem Volke Gottes ein göttliches Leben zu führen und Christo in der Wiedergeburt nachzufolgen suchte. bDarum ist er von den Feiiiden der Wahrheit (nämlch von den blutdiirstigen Papisten) gefangen und init großer und grausamer Pein geplagt worden. Sie haben ihn so iinchristlich und tyraiinisch gepeinigt, daß sein Körper sehr stark gelitten hatte. Als nun in dem spanischen Aufruhr die Gefängnisse geöffnet worden sind und die Gefan- genen entlaufen waren, sagte der Stockmeister zu ihm: Lorenz, lauf auch heraus; er aber gab zur Antwort: Wohin soll ich laufen, ich bin so zugerichtet, daß ich mein Brod nicht verdienen kann. Als er nun sitzen blieb, hat er (nachdem der spanische Tumult gestillt war) an gemeldetein Orte den wahren Glauben c mit seinem Tode nnd Blute liefestiget Darum wird er in der herrlichen Wiederkunft Christi vom Himmel eine herrliche Krone empfangen, die ihm von Niemanden in Ewigkeit genommen werden wird,-uiid also ist er mit Christo in die Gleichheit seines Todes gepflanzt, und wird der herrlichen Auferstehung mit ihm in der Ewigkeit teilhaftig werden. Haus Brei. Im Jahre 1576. Hans Bret, s ungefähr ein und ztvaiizig Jahre alt, dessen Vater Thomas Bret hieß, ein Englander, war sehr fleißig lcTokk 4, is und 2. 12. II. Theil. L, 7. mRöin. is, so. 2. Tini. 4, 7. s- 1. Muse W. us. s 1. Sah. S. is. heb: I. Leb. l. Mose s, U. hSvricbw. 29, TO. Apostels. W, 11. oOifeiilx 20. it. Avostelce i, U. S. Zweit. 1, to. L. Tini. 4, S. Lob. is. II. Nin-i. O. s. III. Zins. «. U. 544 Der blutige Schauplatz, (neben seiner täglichen Arbeit, die er in seines Meisters Dienst verrichtete) I) mit des Herrn Wort beschäftigt, worin er fiel) beständig des Bkorgeiis und Abends übte, auch sehr oft die- jenigen, mit denen er umging, c mit erbaulichen nützlichen und lehrreichen Spriichen der heiligen Schrift zu einem tugendhaften und gottseligen Leben ermahnte; auch hat er den Sonntag nicht niüßig zubringen wollen, sondern hat denselben recht geheiligt und gefeiert, und hat häufig einige Ankömmlinge zu ver- fancnielii gesucht, zu welchen er sich fleißig in aller Freundlichkeit hielt und ihnen in der Furcht Gottes einige erbauliche Fragen aus der Schrift aufgab, d wodurch er sie zur Buße und Absage ihres sündhaften Lebens ermahnte und ihnen die Ungnade zeigte, e die Gott über die Kinder des Unglaubens und der Un- gerechtigkeit ausgieße11 wird, und die gnädigen Verheißungen der Seligkeit, die in dem ewigen Leben den bußfertigen Kindern kdes Glaubens zugesagt sind. Diese seine Ermahnung hat er mit solchem feierlicl)en Ernste und auf erbauliche Weise ausge- gossen, daß viele bei ihm zu sein suchten, und in ihm das kräftige Werk gGottes und das Wachstum in der Erkenntnis· Christi wahrnahmem womit er in seinen jungen Jahren so reichlich erfiillt war, was er auch nicht allein für sich behielt, sondern zu seines b Nächsten Nictzen nnd Vorteil ohne Scheu mitteilte und ausströmen ließ. Aber der Teufel, der ein Feind der Gerechtigkeit nnd ein Beneider des Wachstums derTugend und der Gemeine Christi ist, hat dieses nicht lange ertragen und dulden können, denn weil er an diesem E Knechte den gottseligen Eifer in der Wahrheit und den Fleiß, die Jrrenden zu bekehren, bemerkte, so hat er durch seine Werkzeuge (die blutdürstigen Ntenscheih die allezeit Gottes Tempel geschändet, seine I( Schafe ermordet, seine Heiligen ge« tötet, ihr Blut Vergossen, und ihr Fleisch den Tieren des Feldes zur Speise gegeben haben,) diesen Knecht Gottes mit Leiden zu beschweren und die Klarheit seines lLichtes zu verhindern ge- sucht, was ihm auch teilweise gelungen ist, denn ungefähr zwei Monate, nachdem er auf sein GlaubensbekenntnisJiach dem Befehle Christi im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes M getauft war, ist den sechsten Tag im Mai des Jahres 1576, Abends nm neun Uhr, der Schultheiß von Ant- werpeii mit vielen Dienern nach dem Hause des Meisters von Hans Bret gekommen, welcher smit seinem ganzen Hausgesinde verraten war. Dieses Haus, welches zwei Ausgänge hatte, haben sie sowohl an der vordern Seite, als auch an der hintern Seite mit bewaff11eten Männern und Knechten scharf besetzt, und sodann an die Türe des Vorderhauses geklop"st, welcher Hans Bret entgegengegangen ist um sie zu öffnen (denn er wußte nicht, daß diejenigen, die nach seines Meisters und seiner Haus· genossen Blut dürsteten, davor standen) und fragte, wer da wäre; sie erwiderten: Mache auf! und stellten sich so, als ob sie etwas hätten kaufen wollenz unterdessen hörte er, daß sie mit einem Werkzeuge an der Türe waren, um sie von außen zu öffnen, was ihn auf -den 11 Gedanken brachte, daß es die Wölfe und Tyrannen wären, die gekommen seien, um diesunschuldigen Schafe 0 Christi zu verschlingen; darum hat er ihnen die Tür nicht geöffnet, sondern sie haben sie von außen erbrochen. Als solches Hans Bret gewahr wurde, ist er ins Haus zurückgelaw fen,s« wo sein Meister mit seiner Frau und noch einigen Weibern sich am Eßtische befanden, und hat sie gewarnt; als sie alle« in der größten Eile zur Tintertüre liefen, in der Meinung (wie auch Hans Bret), durch diese die Flucht zu nehmen, zeigten sich beim Oeffnen derselben des Schulzen Dienern mit großer Grausamkeit; griffen auch schnell zu und nahmen so viele g ge- fangen, als ihnen Gott zuließ, worunter dieser Knecht Gottes auch war; sein Meister aber und noch einige mit ihm, wurden wunderbar durch Gottes Hand und Beistand bewahrt und geret- tet. 1 Sehet, so ist dieses unschuldige Schaf Christi den Wölfen in die Hände gekommen und ins Gefängnis gesperrt worden, allein um des Glaubens willen an die Lehre unseres Herrn Jesu Christi, und weil er dieselbe belebte. Was sich nun mit ihm s in seinen Banden zugetragen hat, wie sie ihn durch List und DrangsaL durch schöne Verheißungen und« scharfe Bedrohungen t um seiner Seele Seligkeit zu bringen und sie ihm zu rauben gesucht, und. wie sie ihn (weil er einige Briefe an seine Brüder und Freunde geschrieben hatte) in ein garstiges Loch geworfen haben, sowie seine Disputationem die er mit den Pfaffen und Seelenverführern gehalten hatte, auch wie er ihnen geantwortet, und wie U freimütig er durch Gottes Hülfe sich gezeigt hat, findet- ihr in seinen nachfolgenden Briefen zur Genüge erzählt. Als er nun beinahe acht Monate lang gefangen gelegen hatte, haben die Tyrannen endlich alle ihre Kräfte bei diesem Knechte Gottes und v getreuen Nachfolger Christi aufgeboten, und haben ihn des Freitags vor Dertien Avond im Jahre 1577 vor Gericht bringen lassen, wohin er sehr freimütig gegangen ist, denner war nicht um irgend einer w Missetat oder wegen keiner Ungerechtigkeit, sondern um der Lehre seines Herrn und Meisters Jesn Christi, um der XGereckJtigkeit und Wahrheit willen in Banden, in Folge dessen die Kinder Gottes allezeit sehr viel haben y leiden müssen, welche geholfen haben, Christi Kreuz zu einemroahren Feldzeichen zu tragen, damit sie Christi Knechte, Jünger und Nachfolger seien. » Als er nun vor die Herren und Richter gebracht wurde, haben sie ihn gefragt, ob er sich hätte auf seinen Glauben taufen lassen, was er endlich bekannt und gestanden hat, denn er schämte sich dessen nicht, was er Z auf Befehl seines Herrn und Meisters Jesu Christi getan hatte, wiewohl er gewiß wußte, daß sie ihn nicht fragten, um von ihm belehrt zu werden, sondern nur, daß sie ein Wort aus seinem Munde hören möchten, auf dessen Grund sie ihn s zum Tode verurteilen könnten. Als die Herren und Blutrichter dieses christliche Bekenntnis angehört hatten, sind sie fortgegangen, um ihn. zum Tode zu ver-urteilen, und als sie von ihrer argen Beratschlagung wieder zurück-kamen, haben sie ihr Urteil über diesen Knecht Gottes gefällt, daß man ihn öfsentlich lebendig an einem Pfahle mit Feuer umbringen und verbrennen sollte. - Nachdem er nun sein Urteil ernpfangeii hatte, ist er wieder nach dem Gefängnisse gebracht worden, wobei er Unerschrocken und guten Muts gewesen, da er ohne Zweifel eine mit der Schrift übereinstimmende Rede an das gemeine Volk gehalten und demselben mitgeteilt haben wird, daß die Veranlassung zu seiner Gefangenschaft und seines Leidens b nicht durch eine Missetat herbeigeführt sei, sondern daß der Glaube der reinen und seligmachenden Wahrheit, welche die Welt nicht leiden kann, das Motiv davon gewesen ist. Er ist sodann vom Gerichte wieder in’s Gefängnis gebracht, und bis den folgenden Tag, einem Samstag, dort eingeschlossen und verwahrt worden. Hiernächst kam der Scharfrichter des Morgens in’s Gefängnis zum ihm, damit er dem Hans Bret die Zunge sestschrauben, den Mund verschließen und ihn dadurch am Sprechen verhindern möchte. O, ein elendes Werk! den Mör- tJcrcm. l, S. Apostels. 2S, 1S. Apostels 1S, 28. Mark. bJolQ 17. 17. cPsalm l, 2. Z. Tini. 4, L. SOJZAIL l, IS. eMctrL qL . 21. il. 1S, IS. tJokx Z, IS. g2. Kot. s, s. Phti. S, s. l. Tit-n. 4, l2. III. Kot. 1S, 1S, sKoL 4, l7. t2. Kot. l1, s. utoebh 1S, S. vJoh. 10, 27. wPhil. 10, As. iMatth IS 12. 1(1. Flor. Z, 17. Loh. 10, 109 Psalm W, L. 1Mcctth. I, 18. xJolx 1S, is. Gib. l, 13. yMattlx 1S, 24. Wiotklx 10, U. zMntth. Z l4 l - sXMatttx 10, 2 . tttAhogtelqszQ AS. Mattlx 28, W. nZepban. S, Z. used. 10, 27. l klomm. es. 4. h1.Pekti:z.17, Rom. 10, o. oder ätkiärtderrrgsjivicgcl der Tauss-Gestitnten. 545 deru und ärgsten Uebeltätern wird die Rede vergönnt und zuge- lassen um sie in Freiheit zu gebrauchen, caber betrachtet hier einen Nachfolger Christi, ein Kind Gottes, einen Knecht des Qslanbensg einen Abgesonderteii von der Welt, in welchein Ge- rechtigkeit wohnt, nnd bei welchem keine todeswiirdige Handlung cmfzicfiiideii ist: sehet diesen an, wie er sich mit verschlossenem EViuude und gebrannter Bringe zum Tode bereit macht, d damit nicht die Wahrheit verkiindigt, die Gerechtigkeit gehört, oder von dem Nanieu Christi ein Zeugnis gegeben werden möchte. O, Christel fiel) hernieder nnd steh’ deinen Heiligen bei. Als nun der Scharfrichter zu ihm kam, hat er ihm befohlen, e seine Zunge herauszustreckein was dieser treue und fromme Knecht Gottes willig getan hat, kdenn er hatte kein Glied an seinem Leibe, welches er nicht um des Namens Christi willen zum Leiden übergeben hätte, indem er versichert war, daß alles Leiden dieser Zeit gniclst mit der Freude und Herrlichkeit zu vergleichen ist, die Gott den Ueberwindem ver-heißen nnd zuge- agt hat. Als er seine Zunge herausstreckte hat der Scharfrichter die- selbe mit einem Eisen festgelegt und mit einer Schraube sehr stark zugeschraubt, hiernächst aber dieselbe miteinem heißen Eisen bestricheu, damit sie anfschnsellen und nicht aus der Schraube fchliipfen möchte. O bittere Grausamkeit und große Tyrannei. Nachdem sie ihm nun den Mund so geschlossen nnd die Zunge zngeschraubt hatten, auch das Feuer, hworin er sein Opfer tun sollte, auf dem Markte schon bereit war, haben sie ihn mit zusammengebnndeneti Händen aus dem Gefängnisse ge- führt, auf einen Wagen gesetzt und auf den Markt gebracht, i wo seine Aufopferung um des Wortes der Wahrheit willen geschehen sollte. " Man sagt, sie hätten sich deshalb des Wagens bedient, weil man um der abgebrannten Häuser willen den Weg, der vom Ge- fängnisse nach dem Markte führt, nicht gut hätte gehen können, und dasz diese Häuser bei der Einnahme von Antwerpeii zu Gun- sten der Spanier angesteckt worden sind. Als er auf den Wagen kam, sah er verschiedene Bekannte, die er I( freimiitig und fröhlich angesehen hat, wie er denn über- haupt durch sein Betragen das Verlangen zu erkennen gab, an den Ort zu korn1nen, wo sein Opfer geschehen sollte: 1 er hat das Haupt freundlich gebeugt und mehrere Leute gegrüßt, und seine 111 Standhaftigkeit durch seine ganze Haltung ausgedrückt und bezeugt, alles Gott zum Preise, 11 der solche Kraft und Stärke in seine Heiligen ausgieszt, 0 indem er ihr Beschiitzeh ihre Zuflucht, Hülfe, Kraft, Stärke und ihr festes Bollwerk in aller Not, Trich- sal und Leiden ist, das ihnen von der Welt p um des wahren seligmachenderi Glaubens an Jesum Christum willen angetan wird. » Als er nun auf den Markt zu dem Pfahle und an das Feuer gebracht wurde, hat er sich selbst in die Höhe gerichtet, Ist, wie mit einer göttlichen Klarheit angetan, vom Wagen gestiegen, c! nnd hat in Gott wohlgemut, stark im Glauben und standhaft im Streite seine Hände gefaltet, ist auf seine Kniee gefallen und hat seine Augen deinütig gen Himmel gewandt: in solcher Weise hat er sich bereitet, s seinen Herrn und Gott anzubeteii und sich selbst ihm anzubefehlem s wie solches allen Christgläubigen zu- kommt. Als aber dieses die blutdürstigen Menschen sahen, haben sie es nicht ertragen noch dulden können (was sie doch den Uebeltätern vergönnen, die um ihrer bösen»Werke willen zum Tode gebracht werden), sondern sie haben ihn schnell von der Erde aufgehoben, haben ihn mit großer Grausamkeit nach dem Pfuhle geführt, tund haben es nicht zugelassen, das; er Gott auf seinen siuieeti angerufen hätte. Dann hat er, um solches rules» zuleideu, sich in das Häuslein (welches von Stroh und Holz zubereitet war) verfiigt, »und sanft nnd demütig hineingetre- ten, wo sie ihn an einen Pfahl gestellt, ihm Ketten um seinen Leib geschlagen und angekettet haben, was er alles mit großer Standhaftigkeit »· um des Wortes Christi und der Wahrheit nsilleti ertragen hat. Als er nun in dem ddiiusrileiii an dem Pfuhle stand, haben sie endlich das Feuer angeziiiidet W und dieses:- Schäflein lebendig durch Feuer verbrannt und verschlun- gen; nun ist zwar dessen Leib verbrannt, aber seine Seele ist in’s Paradies, X in die Freude und selige Ruhe cuifgenoninieiy weil er Christum bekannte, der den Standhafkeii die Seligkeit zugesagt hat. Auf solche Weise hat dieser )- junge fromme Christ, unge- fähr 21 Jahre alt, sein Leben geendigt, nnd seinen Leib Zum des Wortes Gottes willen im Jahre 1577 auf den Dertien Avond iilierksebeii und aufgeopfert UAlso ist er ein Zeuge unter den Zeugen Jesu geworden, ein Bekenner unter den Be- kenneru Christi, ein christlicher Ueberwinder unterdes Herrn Streiten» und eine Seele icnter den Seelen Christi, die unter dem Altare ruhen, I) ein getreuer Knecht unter den Fineclsteii Christi, deren Belohnung die Krone des einigen nnvergänglicheti Lebens ist. IZier folgen einige Briefe, die Hans Bret im Gefängnisse geschrieben hat. Der erste Brief von Hans Brei, geschrieben den Montag nach Pfingsten im Jahre 1570 auf dein Steine zu Antwerpeii an seine liebe und werte Yilukteu Gåicade und s Frieden von Gott, unsern-i himmlischen Vater, durch seinen einigen Sohn Christum Jesnm und den Trost des Lyeiligeii Geistes, b zur Vermehrung deines Glaubens und dei- ner Seele Seligkeit, wiinsche ich dir, meiner herzgriindlich ge- liebten Mutter, ans dem innigsten Grunde meiner Seele, Dirnen. Herzgriindlich geliebte und werte Mutter, ich lasse dich wis- sen, daß es mit mir dein Fleische nach gut steht, c dem guten Gott sei dafür gedankt; insbesondere dem Geiste nach d danke ich dem Herrn, und lobe Jhu fiir seine Unaussprechliche Grade, e daß Er mich durch seinen Heiligen Geist stärkt, so das; das Gemüt un- verändert ist; dem Herrn sei gedaukt Jch habe auch das Ver- trauen in dem Herrn, das; Er mich durch seinen Heiligen Geist stärken kam-de, wies Er noch bis— auf diese Stunde aus Gnaden an mir armen Wiensclsesi getan hat, wofür der Herr in Einigkeit ge- lobt sei, k denn von Jhni allein erwarten wir unsere Stärke, um den grausamen Wölfen zu widerstehen, gso des; sie an unsere Seelen keine. Viacht haben können, denn sie sind grausamer als Wölfe: sie sind nicht damit zicfriedeih daß sie unsern Leib zerrei- ßen, sondern sie suchen auch unsere Seele zu verschlingen nnd zu ersticken, wie ich zu drei Pfaffen gesagt habe; b doch nach den Worten Christi können sie unsere Seelen nicht beschädigeir denn wenn sie alles tun, was sie können (doc"h nicht ohne des Herrn Zulassung), i so können sie doch uur unsern Leib töten. Solches leide ich gern um des Namens Christi willen, nnd habe ein Ver- langen, von diesem Fleische erlöst zu werden und bei Christo in Freuden zu sein, kder uns eine Wohnung zubereitet hat, die nicht mit Händen gemacht ist, sondern die ewig ist, im Himmel. Jetzt sehen wir nicht auf das Sichtbare, sondern wir hoffen auf das Unsichtbare, auf das Unvergängliche damit wir mit der Krone des ewigen Lebens gekrönt, ! ja mit weißer Seide be- t Psalm AS, S. aMatth It, M. vMaltlx 10, III. w kliössr H, Ali. xLulE «- « Esnyiiigciäjä «i112"v12«ilt;’mio12-i)1« O·f c- e » i«- T« 4 .M ttb. 10, 24. sub. 1, l2. clJeL M, its. Apostel» 22, 20. Jus. U, -. s« Ho e a. «, . .. a . , .·.. I ei! « , « «» Im. , R. e2. Mark. "l, 4. fMatth. 10, 22 . gRöm. s, 18. Osfenkn 2, 7. l1Phil.» 2, 17. ruht-im. l, 7. hJolx 14, is. cMatllx m, l7. il I. nor. IS, l0. »e END. iEhh. I· is. lcAvostelgp s. 42. IRöm. 12, 1. mMatth. 10, 22. nMatth is. Esel. 40, 29. send. Z, J. gMattlx 10, 26. nLuL l2, 4. i.«)1öm. 28, 20. OPL 18 Z. pMalcth. 16, 1S. qMatth. 24, is. rMattb. 4, 10. 7 24 1 Petri 1 14 kPbil.1, Es. 2. Kot. S, 1. L. Hier. 4, it. Ist. Esdra sent. es, us. Bis-im so; 4. 21 431 offer-v. us. s have. o. 546 Der blutige Schauplatz kleidet werden, und mit den Seelen ruhen, die unter dem Altare liegen, die um des Wortes Gottes willen getötet worden sind, bis die Zahl unserer Brüder erfüllt sein wird, die nach dem Zeug« nisse Johannes in seiner Offenbarung in eben derselben Weise getötet werden sollen· Darum verlange ich, liebe Mutter, von einem Samstag zum andern, m mein Opfer zu tun; ich habe zwar gehofft, daß icl) heute dasselbe tun sollte, aber es hat dem Herrn nicht gefallen, darum hoffe ich,-es den nächsten Samstag zu tun, II wenn es dem Herrn gefällt, und bei Jhm meine Freude und Wonne zu halten, die noch niemals ein Ohr gehört hat, noch eines Menschen Herz begreifen kann, was nämlich den Frommen bereitet ist, die sich nicht geschämt haben, den Namen des Herrn 0vor diesem ehebrecherischen Geschlechte zu bekennen, und so lange ein Atemzug in ihnen ist, zu reden, bis zur Zeit, wo ihnen die Sprache benommen sein wird. So freue dich denn, meine geliebteste Mutter, und danke dem Herrn, daß Er mich, deinen Sohn, der ich ein unwiirdiger Mensch bin, würdig achtet, p um seines Namens willen zu leiden, und meinen Leib Jhm aufzu- opfern, zum Preise seines heiligen Namens. Es geht mir nichts anders, meine liebe Mutter, »als es allen Frommen Gottes ergangen ist von Anfang der Welt bis auf die- sen Tag. H-aben sie Christum, den «; Herzog des Glaubens, ge- tötet, in welchem keine Sünde war, was werden sie dann den Knechten tun? Denn der Jünger ist nicht über seinen Meister, sagt Christus. So tröste dich denn nun, meine liebe Mutter, nnd freue dich darüber, denn sie haben nicht mehr an mir, als der Herr ihnen zuläßt, indem Er sagt: IAlle Haare unseres Hauptes seien gezählt; es fällt nicht ein Vogel auf die Erde ohne seinen Willen, wie viel würdiger sind wir aber als die Vögel? ja, er sagt, daß wir uns nicht vor denen fiirchten sollen, die den Leib töten, s denn an der Seele haben sie keine Macht. So sei denn zufrieden, und bitte den Herrn für mich und meine Mitgefangenen. Meine Mutter, ich sollte dir zu deinem Troste wohl mehr schreiben, »aber ich hoffe, daß dich der Herr besser getröstet habe, als ich es mit meinem Schreiben tun kann; ferner auch, damit du einige Nachricht haben mögest, t wie es mit unserer Gefan- genschaft zugeht, wiewohl hierzu mein Papier zu klein sein 1nöchte; ich denke, daß dich sehr verlangt, von mir etwas zu hören, ebenso wie auch mich verlangt, von dir zu hören, wie es um dich steht, wiewohl ich hoffe, das; es dir und euch allen wohl geht, sowohl an Leib als an der Seele, worum ich den Herrn bitte, und eurer aller in meinem Gebete zum Herrn eingedenk bin. Gedenkt auch an uns arme Gefangene nach dem Fleische in eurem Gebete, wiewohl wir reich sind im Geiste, wie ich denn eurer auch eingedenk zu sein hoffe, denn Jakobus sagt, daß das Gebet der Gläubigen viel vermag, damit wir unsern Streit mit Freuden vollenden mögen, V denn wir haben nicht allein mit Fleisch und Blut W oder mit Jsabels Priestern zu streiten, son- dern auch mit den unsichtbaren Geistern, nämlich dem Feinde, X der allezeit das Gute mit Betrug und Liigen zu verhindern und zu zerstören sucht, wie du denn vielleicht in Folge der gro- ßen Liigen, die der Feind der Wahrheit aus-streut, hören wirst oder bereits gehört hast, daß ich den Pfaffen Gehör geben wollte; ja, sie scheuen sich nicht, hier in diesem Gefängnisse gröblich zu lügen, denn sie sind an einem Tage zweimal zu N. gekommen und haben ihr gesagt, daß ich den Pfaffen J! Gehör geben wollte; ebenso hat sich auch der große Pfaffe, der Chordiaeom nicht ge- schämt, bei der N. abscheulich zu liigeu, um sie mit Betrug und Lügen ihrer Seligkeit zu berauben, und zwar durch die Worte: mNiiar 12, 1. n1. Petri 1 S. 1. Kot. L, O. oMark. s, II« Mund. c r is, AS. pAVostelg. Z, 42. Nishi. 12 1. cis-lebt. 12, L. 1. P L, 22. Mund. 10 U. tMatilu 10. so. Llliattlx 29. Las. 12, 4. sHelm II, s. tApostelg 12, Z. UJUL s, 10. v2. Tini. c, 7. WGUL B, U. xEplx S, 12. y sah. 8,«44. Euer Knecht will uns Gehör geben und sich bekehren; auch hat er sich noch anderer Worte bedient, womit der Satan umzugehen weiß, der von Anfang her ein Lügner gewesen ist, so daß sie sowohl von den Pfaffen 2 als auch ihrem Bruder heftig ange- fochten wird» Was die N. betrifft, so wenden ihre Freunde sehr viele Mühäuh ihre Freiheit zu bewirken, aber auf welche Weise, das· weis; ich nicht. Jch habe sie ermahnt, sich vorzusehen, was ich nicht ausführlicher hier erzählen will. Sie hat mir geant- wortet, 8 ihr Gemüt sei unverändert und begehre, sich der Wahr- heit nicht zu schämen. Was N. betrifft, so weiß ich noch nichts weiter als Gutes von ihr, und das; das Gemüt noch gut sei, dem Herrn sei ge- dankt, denn sie verlangt mit mir nach dem Tage, wo wir von diesem Fleische erlöst werden, nnd unser I) Opfer tun mögen. Gestern Abend redete ich mit N. um elf Uhr, welches der Pfingst- abend war; sie war etwas betrübt, weil sie zu den Pfaffen ge- sagt hatte, sie wollte detn gehorchen, was mit Gottes Wort über- einkommt, denn sie dachte, die Pfaffen würden daraus Veran- lassung nehmen, ihr nachzusageih daß sie den Pfaffen Gehör geben wollte; ich habe sie hierin getröstet und zu ihr gesagt, daß ich dasselbe sagen dürfte, es sei kein Arges darin, denn ihre grausame Abgötterei wäre ja gegen das Wort Gottes, und könne damit in Ewigkeit nicht iibereinkonimeih weil ja c ein großer Unterschied zwischen der Finsternis und dem Lichte wäre. Was mich betrifft, so danke ich dem guten Gott, der mich un· würdigen Nkenscheii mit den Qlngeii der Barmherzigkeit ansieht, und mir durch seinen dHeiligen Geist Stärke verleiht, sein Wort und seine Wahrheit vor diesem ehebrecherischen Geschlechte zu bekennen, ja der mich armen elenden Menschen so würdig achtet, daß ich Jhm meinen Leib zum Preise seines heiligen Namens aufopfern darf. Ach, meine Mutter! danke mit mir dem guten Gott, der mich unwürdigen Rkenschen mit den Augen seiner Barmherzigkeit ansieht, durch seinen Sohn Jesum Chri- stum, der mir unwiirdiger Creatnr so viele Wohltaten beweist; wie sollte ich ihn für die unaussprechliche Gnade und Barmher- zigkeit, die Er mir in dieser e Löwengrube bewiesen hat, genug loben und preisen können. Danke nun dem Herrn mit mir für seine Güte, die Er uns durch seinen Sohn Christum Jesum gemeint; dafür sei Er gepriesen, von nun an bis in Ewigkeit, men. Jetzt werde ich dir in aller Kürze erzählen, was sich zuge- tragen hat, als ich von den Pfaffen verhört worden bin. Als ich das erste Mal Init den Pfaffen redete, was, so viel ncir errinnerlich, acht Tage vor Pfingsten geschah, sind der Chor- diacon, der große, dicke Pfaffe, und noch ein anderer Pfaffe, den wir den Ketzermeister zu nennen pflegen, zu mir gekommen (mein Meister kennt ihn wohl), derselbe schrie und tobte am meisten: wir haben lange mit einander geredet, und ich habe ihre kAbgötterei bestraft, so viel der Herr mir durch seinen Heiligen Geist ei11gab. Da fing dieser Pfaffe an von dem Nacht- mahle zu reden, und fragte mich, ob dasselbe nicht der wahre Leib, den Christus seinen Jüngern gab, und sein Blut wäre; ich vertieiiite diese Frage. Da fing der Pfaffe an zu schreien nnd toben, lästerte sehr und sagte, daß es besser gewesen wäre, ich hätte mich mit meiner. Zuckerbäckereh oder mit dem Krautvev kaufen abgegeben, als mit der Schrift. Jch sagte: Jch darf mich wohl bemühen, die Schrift zu lesen, denn Christus sagte: g For- scl)et in der Schrift, denn sie ist es, die von mir zeugt. Darauf sagte der Chordiacom Höre die, welche ihr lebenlang in der Schrift ftudirt haben; ja, entgegnete ich, sie stndiren alle ver- kehrt; ich frage dich, sagte ich, wo hat Paulus ftudirt, oder wo zJolx R. 44. aMarL s, s. DREI-II. 12, 1. cJcL Z, 20. L. Ast-r. C, 14. dJes 40, AS. Makih 12, sc. PhiL 2, 17. eDmL O, 28. flink. IS, IS. gJvlx s, s9. oder« WtärttyrctssSpiegel der Tanfs-Gesinnten. 547 ist er auf der Schule gewesen? benieise mit: das mit der II Schrift; hat er wohl? ich sage, nein; ging er nicht zu Ana- nias, sagte der Chordiacon Ja, antwortete ich, aber er ftudirte nicht dort; da Iästcrte er abermals, und sie sagten, der Teufel hätte mich bei der Gurgel. EWähreIId wir so redeten, kam ein anderer Pfaffe, ein Jesuit, dazu; da saßen sie nun zu Dreien. Darauf fing der Pfaffe abermals an, vom Nachtniahle zu reden; ich fragte ihn: k Als Christus seinen Jüngern das Brod gab nnd sagte: 9iehn1et, esset, das ist ineiu Leib, tut das zu meinem Gedächtnisse, blieb denn Christus noch dort sitzen? er bejahete diese Frage; ich entgegnete ihinx Darum ist es nicht so (wie du sagst) zu tret-stehen, und setze hinzu, das; er die Schrift nicht ver— stände; auch sagte ich: I Ein fleischliclser Piensch kann nicht ver· stehen, was geistig ist, denn es ist ihm eine Torheit, sagt Partlus Da rief er: Was roeiszt du auf mich zu sagen, bin ich ein Trun- kenbold2 Antwort: Deine« Aligöttereieii geben Zeugnis, was du seiest; ebenso offenbart auch die heilige Schrift deine ab- scheuliche Abgöttereh die ein Gräuel vor den Augen Gottes ist; ja, ich bin betrübt, daß ihr so irret. Sie riefen: Du irrest. Der Jesuit rief jedes Mal, der Teufel habe mich bei der Gurgel, und ich wäre ein hoffärtiger Narr, und was dergleichen Worte mehr waren; ich sagte: m Jch freue mich, daß icl) um Christi willen so verachtet werde. Sie schrieen so laut, das; man kaum einreden konnte. Der Chordiacoii sagte zu dem andern: Herr, Herr, laß ih11 gehen, wir werden an ihm keine Tugend beweisen; aber dieser Pfaffe fing abermals an, von dem Nachtmahle zu reden. Jch sagte: Jhr müßt das geistig verstehen, und bewies es ihm mit einigen Spriichen, als Joh l. v Sieh, das ist Got- tes Lamm; ferner 111it Joh 15, ich bin ein rechter Weinstock. Sollte ich alles erzählen, ich würde mein Papier damit an· fiillen, wenn ich auch noch viel mehr davon hätte; hiernächst redeten wir von der Taufe; er fragte mich, warum man die Kin- der nicht taufen sollte? weil es weder Christus befohlen, noch die Apostel gelehrt haben, erwiderte ich. Da fiihrte er einige Spriiche an, die einen ganz entgegenge- setzten Sinn hatten, Joh R, und mehrere andere; ich bewies ihm, daß Christus an jener Stelle von der Wassertaufe nichts ge- lehrt hätte und erzählte ihm, daß er sie, Matth 28, Mark. 16 gelehrt hätte, sprach mich aruih darüber aus, was die 0 Taufe be- deutete, wem sie z1.kt«o1n1ne, nnd daß es abscheulich zu hören sei, daß sie die Kinder durch die pTarife selig machen wollten, wo- durch sie Christo die Ehre nehmen. Als wir nun lange geredet hatten, rief der Chordiacon dem Pfaffen zu: Höre, höre, Herr! Auch. audL Dominet Laß ihn gehen wir verlieren durch ihn un- sere Zeit nnd er bleibt doch halsstarrig. Jch sagte: Jch bin be- triibt daß ihr der Wahrheit nicht gehorchen wollt: es ist alles umsonst; es heißt nur tt die Perlen vor die Säue geworfen. Da wurde der Chordiacoii sehr zornig, weshalb ich mich bald von ihnen losmachte, denn es wurde spät; doch ich muß es kurz 1nachen, denn es maugelt mir an Papier. Nachher, auf Pfingstabend, redete ich mit einem andern Pfaffen allein; I· aber als ich ihm sagte, er sollte mir beweisen, daß s Christus und seine Apostel n1it dem Abgotte, mit Fackeln, Laternen und Schellen iiber die Straßen gegangen seien, wie sie täten, lief er davon. Er wollte nicht lange mit mir reden; wir redeten etwas von dem Nachtmahle und der Taufe: aber nicht lange, denn der Pfaffe ist davongela-ufen, und ich gab ihm einige Ermahnuugem aber ich muß es kurz machen· Wenn du etwa sagen horst, daß Ich den Pfaffen Gehör geben wollte, so glaube es nicht, sondern sei brun- stig im Gebete, denn es wird am Ende schon offenbar werden. he. Iris-i. s. a. o. inne-un. re, U. icon-ich» ge, es. List. 22. m. 12. Kur. e. .14. mMattn s, 12. »Ich. 1. ge. »Na-a. e» s. psou s, us. Apostels-s. «, 12. ciMattlx 7, S. kPsalm US, s. is. sBaruch s. Mutter, ich bitte dich, du wollest beiliegendeu Brief, den ich an meinen Bruder in« England geschrieben habe, überschickem wenn etwas darin enthalten ist, das sich nicht geziemt, so streiche es aus; ich bitte dich, schreibe ihm meinen Glauben, ich hätte ihn selbst geschrieben, aber weil es an Papier mangelt, kann ich nicht tun, damit er wissen möge, warum ich meinen Leib dem Feuer übergehe, denn ich denke, es werden wohl viele anders schreiben, als die Wahrheit ist. Darum, liebe Mutter, ist es nun Zeit aufzuhörein weil das Papier maugelt; ich griisze dich, meine Mutter, mit einem heiligen tKtcsse des Friedens, wie auch alle meine lieben Schwestern; grüße mir auch die, wie du wohl weißt, auch meinen Meister, desgleichen alle Freunde nnd endlich G. nebst seiner Schwester« K. Der Herr sei mit dir und uns allen und bewahre dich. So lebe denn toohl, meine geliebteste Mutter, der Herr sei mit dir, denn ich glaube, daß du mein Angesicht in diesem Leben nicht mehr sehen wirst; auch weiß ich nicht, ob ich mehr Gelegenheit haben werde, zu schreiben U So sei denn der Gott Llbrahamåtz Jsaciks und Jakobs mit euch allen, Amen. Von mir, deinem Sohne Hans Brei, gefangen um des v Zeugnisses Jesu Christi willen. Noch ein Brief von Haus Brei, geschrieben und gesandt an seinen Bruder David, der außer dem Lande wohnte, und noch nicht zur Erkeuittnis der Wahrheit gckonunctc war. Gnade und s Frieden von Gott, unserm himmlischen Vater, durch seinen einigen Sohn Jesum Christian, tinserii I) Heiland und Seligmacherx wie auch den Trost und die Kraft des Heiligen Geistes, die uns zu einem rechtschaffenen Glauben und zu wahrer l)immlischer Weisheit befördert, die rechte Wiedergebnrh die Furcht Gottes wünsche ich dir, meinem werten und herz- gründlich geliebten Bruder, zu deiner Seele Heil, Amen. Mein lieber Bruder! Die Veranlassung meines Schreibens ist, dich wegen meiner c Gefangenschaft zu benachrichtigeiu damit du nicht denken Mögest, daß es wegen irgend einer Uebeltat, we— gen Unglaubeiis oder Ketzerei geschehen sei, wie etwa viele böse Zungen vorgeben und uachsagen mögen, um dich dadurch zu be- trüben und dein Herz zu verhärten, damit du die rechte Wahr- heit nicht glauben, sondern in deinem Glauben bleiben Mögest; denn der Satan geht allezeit um die Menschen herum, wie Petrus sagt, d wie ein briillender Löwe, und sucht, wessen Seele er verschlingen und von dem Guten abziehen möge; denn er ist ein Feind alles Guten und sucht deinselbeli zu under-stehen. Aber, lieber Bruder, gieb solchen kein Gehör, denn e solches bläst ihnen der Satan ein, sondern gehorche dem Worte Gottes und der k rechten Wahrheit, wie Jakobus sagt, und lasse das in deine Seele gepflan-zt sein, damit dadurch deine Seele selig werde, wodurch du ewig leben magst. Darum, mein Werten gwache doch eiuinal auf aus dem Schlafe der Siinden, dann wird dich Christus erleuchten, denn es ist lange genug in Sünden und Uugerechtigkeit gewandelt: ist einmal Zeit die Sünde zu fliehen und die Ungerechtigkeit zu meiden, damit du nicht mit allen Gottloseii gestraft werden, die buicht nach dem Willen Gottes gelebt, noch der Wahrheit gehorcht haben, sondern in ihren eigenen Lüsten gewandelt sind; sie folgen den Lüsten ihres Fleisches und leben, wie Paulus, Gal. 5, sagt, iin Hoffart, Geiz, Sausen, Ehebruclx Zank, Haß, Zwietracht und dergleichen Werken mehr. Ach, lieber Bruder! laß alle dergleichen Werke bei dir nicht gefunden werden, denn solche, sagt Paulus, k werden das Reich tRöuh M. is. u L. Most s, S. Mclttcx II, AL- aRöm 1, 7. b2. Petri L 1. c1. Petri 4, is. . , 1, 18. . BEIDE. S, 14. hEUkx 1, 13. L. Theil. l« s. « l: I. Kot. S, 10 548 Der blutige Gottes nicht ererben, indem solches fleischliche Leben ein 1 Gräuel vor den Augen Gottes ist. So sagt auch Paulus an die Römer, Kap 8, m das; solche fleischliche Gesinntheit eine Feindschaft wider Gott sei, undGott nicht gefallen möge; denn der Sünden Sold ist der ewige Tod, aber die Gabe Gottes ist das ewige Leben. Mein Geliebten fliehe solche Werke, iiiid bekehre dicl) zu dein Herrn, 0 dann wirst du leben! Denke doch an die Lehre, welche Tobias seinem Sohne gab, indem er sagt: p Mein Sohn, las; Hoffart nicht in deinem Herzen wohnen, noch herrschen. Auch Sirach sagt: (1 Hoffart ist verhaszt bei Gott, und Hoffart ist der Anfang aller Sünden, und wer damit umgeht, wird um- kommen mit viel Fluch. Darum meide alle Hoffart und alle Sünden, begieb dich dem Herrn zuin Dienste, und s sage allen Lüsten des Fleisches ab. Suche den Herrn, sagt der Prophet Jesajas, Kap 55, s weil Er zu finden ist; rufekJlni a1i, weil Er so nahe ist; der Oksottliise lasse ab von seinen Wegen, nnd der Ungerechte von seinen Gedanken und bekehre sich zii dem.Herrii, dann wird Er ihm gnädig sein. Mein lieber Bruder, bekehre dich doch zu dem Herrn, weil d1i Zeit hast, und t warte nicht mit der Besserung deines Lebeiis liie an den Tod, wie viele Menschen tun, indem sie sagen: Wenn sie niir eine Stunde Reue trügen, so seies ihnen genug. Dich, inache solchen Aufschub nicht, und folge nicht solchem Rate, son- dern folge Sirachs Rate, welcher sagt: Bessere dich, während du noch sündigeii kannst: und abermals in dem fünften Kapitel: II Zandere nicht, dich zu dem Herrn zu bekehren, und schiebe es nicht von einem Tage zum andern auf, denn sein Zorn kommt plötzlich; darum kann man keine Zeit setzen, denn wir sind nicht eine Stunde versichert, und V Niemand weiß, wie lange er leben wird. — « Darum denke doch an die Worte Christi, wo Er sagt, dasz Er kommen werde, wie ein Dieb in der Eltacht; wenn nun der Haussvater wüßte, in welcher Stunde der Dieb kommen würde, er würde wachen nnxd fein Haus nicht durchgrabeii lassen. Wir haben weder Stnndenoch Zeit, darum wache« allezeit mit den X klugen Jungfrauen-J die nicht schlafend gefunden wurden, als der Bräutigam kanc Willst du nun mit deni Bräutigam zur ·» Hochzeit eingehen, wie die klugen Jungfrauen taten, so tue alles von dir (wie der Propbet Jesajas, Kap 1, sagt), was böse ist, dann wird der Herr dein Gott sein, und du wirst sein Sohn sein. Viein geliebtester Bruder, liebe doch das Gute, dann wird es dir inohl gehen: fiirchte doch deii Herrn von ganzem Herzen, dann nsird deine Seele im Guten wohnen nnd dein Sacune wird das Land besiizetxh denn der Propbet David sagt: J« Die Augen des Herrn sehen« auf die» die Jshii fiirchten und a1if seine Güte warten, und 2 Er wird ihre Seelen vom Tode erlösen, denn die Furcht Giotto-z« ist«-der Weisheit Anfang. Darum shabe Gdtt allezeit vor Augen in deinem Tun, dann wird dir glücken: habe allezeit das Gute lieb, und hasse das Arge, daniit der Herr bei dir sein möge, wie du dick) riihn1st. sagt der LBroiihet Vlnios im fünften Kapitel. Folge doch dem siiatcs Paulus, Nin-n. i2, 2i, wenn er sagt: blieberwinde das Böse mit dem Guten. Ach, dann wird es dir wohl gehen, und du wirst in deiner Seele Ruhe finden. c Las; den wahren Glau- ben in dir einmal lebendig erfunden werden, welcher durch die Liebe wirkt, welcher schon so lange in dir nicht viel Früchte her- vorgebracht hat. Darum ist es nun Zeit, einmal aufziiwachen lPiuliic s, s. m DREI-in. 7. n sitt-in. is, Its. oJes. M, N. »Nun. -i. in» nSiiI in. is. l. tliiole Ei, is. r1. seh. Z. is. sJi-l. IS, C. tSiix S, s. u Sitz Z. s. vHioli 1«1. i. w Vinttlr U. 42. x clliattli 25. i. yPL :I4, is. zPialni Hi, 10. aTob 4. L. bMattlx il. TO. c GUL S. S. Schliilpllllp nsnd t Christum zn suchen, durch welchen du leben und zur rechten Ti.ire in den Schasstall eingehen wirst. So gehorche dann der Stimme Christi, welche sagt: c Willst du zum ewigen Leben eingehen, so halte die Gebote. Merke doch wohl darauf, das; es des Herrn Wille sei, das; man sein Wort nnd seine Wahrheit beleben foll, und daß man es nicht wie viele Wlenscheii machen foll, die zwar k Gottes Wort im Munde haben und hören, aber nicht darnach leben, und es zu einem Ohre ein- gehen und es zum andern wieder hinausgehen lassen; die recht gnt wissen, das; man die Sünde und Ungerechtigkeit scheuen und nieiden müsse, aber sie haben es» kanin gehört, so gehen sie in der Siinde fort, in g« Sausen, in Ehebruch, in Tauschen und Spie- len :c.: ia sollten sie einmal das Testament oder die Bibel in die Hand nehmen, nnc zu lese1i und ihre Zeit in der Gottseligkeit zu- zubringeiy das wäre ihnen viel zu viel; sondern sie folgen ihren eigenen Lüften, nämlich den Lüsten ihres Vaters, des b Teufels, denn der hat einen Wohlgefalleii an dergleichen Werken, indem Johannes sagt: i Wer Sünde tut, der ist vom Teufel, denn der Teufel hat gesiindigt von Anfang her· Darum, lieber Bruder, habe kei1ie Gemeinschaft mit solchen Menschen, sondern suche solche, dieden Herrn fürchten, und nach seinem Worte leben und « dasselbe bewahren, denn Christus sagt: l( Selig sind die, die Gottes Wort hören und bewahren. So kannst du denn merken, das; die selig seien, die Gottes Wort bewahren und sich darnach richten; denn Christus sagt, Matth. T, 1 das; Er zu allen, die sein Wort nicht gehalten noch darnach gelebt haben, sagen werdes Gehet von mir, ihr Uebeltiiteiz ich kenne euch nicht. Ach, Bru- der! siehe wohl zu, dasz du solche Stimme nicht hören mögen, sondern das; du die freudige Stimme mit allen Frommen Gottes hören Mögest, die nach des Herrn Wort gelebt haben: M Kommt her, ihr Gesegneteih ererbet das Reich nieiiies Vaters, das euch von Anfang der Welt bereitet ist. Welche Freude wird es für die Frommen sein, die in der Furcht Gottes gewandelt sind, so etwas zu hören! Mein Bruder, gehorche dem Worte des Herrn, damit wir dort ziisammenkiiiiiiiieii mögen nnd die freudige Stiinme hören, wie ich denn » den Herrn darum bitte, das; Er es uns verleihen wolle durch seinen einigen Sohn Jesnm Christum, Amen. Bruder, ich inuß aufliöreiu denn es mangelt mir an Pa- pier: darnin 0 halte mir dieses; geringe Schreiben zu gut, denn ich habe er; aus Liebe geschrieben, nnd iiberlege es wohl; es ist nicht mein Wort, sondern des Herrn Wort, denn sein Mund hat geredet, Linien. Die Ursache nieiner Gefangeiisilicift werde ich dir, lieber Liriideiy erklären, daniit dn dich nicht betrüben, sondern dich er- freuen und dein sfierrii dafür danken Mögest. Jch danke dein .8Ierrii, das; Er inir die dunkeln Augen cieöffiicst und niich mit den Augen seiner Barniherzigkcsit cingeselicsii hat, cils ich. mit Sünden liedeckt ihrer, und sonst nichts erwartete cils den r! ewigen Tod nnd die eroixie Verdannnnis, ja ich war ohne Gott in der Welt, und lebte in unzähligen Sünden, die vor Oiottes Augen ein n Oiriinel waren, so dass, ntenii Gott mit mir ins Ciericiht ginge, ich vor feinen Llicgeii nicht bestehen könnte, sondern I· wegen meiner un- ziihligeii Sünden wie Staub vor dem Winde vergehen müsste. Dei« kderr aber hat durch seine icnaiissprcschljche Liebe mir armen Nienscheii sein Wort ans Gnaden durch seine Diener verkündigeii lassen, ron seineni Sohne Christo Jesn, das; der, welcher an Jhii glaubt, s dass— einige Leben liabeii sollte. Da l)örte ich, das; kein anderes Wiittel wäre, die Seligkeit zu erlangen, als durch seinen Sohn tChristnni Jesnnh der fiir Unnsercs Siiiidcsii den Tod erlit- ci Juli. ii. 25. Hieb in. T. »eJiIli. . 27. Maiilr III. 17. iJoir 1'7. 17. jki nor. il. in. ii sah. «. i i. Jol).».·-. i( Hut. il. As, itlliaiily 7. W. . «.«5. «. nJolr is. is. oLlinnielcr W. its. »Geh. L. il. siPialm u1. Sitte. is. 8 .1« Yllklalni i. s. sJoa J. 15. islvoiielg l, I«. « Geist, allem solcheni k zu widerstehen· oder« ssiskgärsiizrcrkspiegcl der Tanfs-Gcfiicuten. ten nnd sein rBlut vergaffen l)at, damit Er unsere Ungerechtig- keit cibwascljen möge, wie W Johannes sagt, daß uns das Blut Christi von allen unsern Sünden säubere uind reinige. Und als ich die Worte Christi hörte: I( Kommt her zu mir alle, die ihr inüliselig und beladen seid, ich will euch erquicken,-———so habe ich armer Wkensclx mit Sünden nnd unzähligen Bosheiteii beladen, mich vor Christo beklagt und meine Sünden beweint; da hat Er mir sie durch sein ausgegosseues Blut vergeben nnd erlassen, als— ich sie r vor Jhm bekannte· Darum habe ich, lieber Bruder, von Tag zu Tag nach inei- nem Vermögen, die Sünde abgelegt, nnd habe den engen Z Weg, zu betreten und zu bewandeln gesucht, habe mich auch von der A bösen, liertelsrteiix Welt abgesondert und Christo zu gefallen ge- sucht, jedoch nicht so, wie ich wohl wollte, denn ich fLihIe allezeit den Geist wider das Fleisch streiten, wie Paulus sagt I) Gal. 5 und Hiob sagt, «: das; des Menschen Leben auf Erden nichts an- ders sei, alzs ein beständiger Streit. Darunn lieber Bruder, habe ich dem Herrn und nicht der Welt zn gefallen gesucht; solches hat der Feind nicht? länger ertragen können, denn er haßt alles Gute, und kann das Gute nicht länger leiden, sondern sucht es zu dämpfeta welcher auch seine Macht an mir bewiesen hat, und sie» stock) zu benreiseii sucht, wiewohl er nicht mehr hat tun können, als· ihm der Herr zuläßt, ja wenn er alles getan l)at, so kann er nur d den Leib töten, aber an der Seele hat er keine Macht, denn der Herr giebt uns e Stärke durch seinen Heiligen Donau, lieber Bruder, ist nceine Gefangenschaft nicht wegen einer Uebeltat herbeige- führt, sondern nur der gWcihrheit und der Bekenntnis des heiligen Wortes des Herrn willen. So freue dich denn darüber, daß mich der Herr würdig achtet, um seines 11 Namens willen zu leiden, und meinen Leib i zum Preise seines heiligen Namens— aufzuopfern Bedenke, daß es allen Fronuneii Gottes so ergan- gen sei, von Anfang der Welt her bis anf diesen Tag. Darum, mein Bruder, sei doch init dem Werke. des Herrn zufrieden, den-n ebenso ist es k Christo, unserm Herzoge, ergangen. Haben sie aber dem Herrn so getan, wie will es dann mit seinen Nachfob gern gehen? denn IChriftus sagt: Der Knecht ist nicht mehr, als» der Herr; noch der Bote mehr, als der, der ihn 111 gesandt hat. Daruni hoffe ich nun durch die Gnade des Herrn, daß Ei· durch seinen Heiligen Geist mir Stärke geben werde, sein Wort nnd seine v Wahrheit zu bekennen, so lange ein Atem in mir ist, wie ich denn auch bis anf diese Stunde getan habe, so daß ich nun nichts anders erwarte, als niein Urteil, nämlich an einen Pfahl anf den Wkarkt gestellt und dort verbrannt zu werden. Hiermit tröste dich, und danke dem Herrn dafür, daß Er mich 0 wiirdig erkannt hat, Inn feines Namens willen zu leiden. So habe ich denn nun in der Kürze die Veranlassung zu meiner Gefangen- skhaft beschrieben. damit du dich desto besser damit trösten, und nicht einein jeden Lästermciule Gehör geben oder glauben mö- gest, wie ich denn hoffe, das; dir die Mutter schreiben werde. Jst es anders möglich, und ich kann Papier erlangen, so hoffe ich nieineii Cslaiiben aufzuschreiben, und sollte ich es nicht tun, so hoffe ich, daß die Mutter dir schreiben werde, damit du dich nicht betrüben Mögest, als ob ich im Unglaubeii gestorben wäre, wie » der Satan solches wohl vorgeben dürfte, und wie— dir auch vielleicht geschrieben worden ist: aber ich bitte. dich, gieb ihm kein Gehör, glaube es auch nicht, denn es ist die rechte Wahrheit nnd der rechte Glaube an Christum Jesum wofiir ich leide, indem es Christus mit seinen Apofteln gelehrt hat: i) hieriiber sagt auch Paulus: Wenn auch ein Engel vom Hinimel käme, der euch 549 anders lehrte, als ich gelehrt habe, der sei verflucht. Nun denn, lieber Bruder, ichsollte dir wohl mehr schreiben, aber ich habe nun tem Papier mehr; gehabe dich wohl; der Herr sei mit dir, ich gruße dich, lieber Bruder, mit einem heiligen Kufse, denn ich glaube, a daß du mein Lliigesicljt nicht mehr sehen werdeft Von mir, deineni Bruder, "ans Bret, der um des Zeugnisses Gottes, um des Herrn heiligen oxtes und der Wahrheit willen, ge- fangen sitzt. Noch ein Brief von Hans Brei, geschrieben an seine geliebte Nimm, den 19. Juli 1576. Die E! Icuaiissprecljliclje Gnade, Frieden und Barmherzigkeit Oåottew unseres« hinnnliscljeti Vaters, der ein Vater voller Gnade s und Wahrheit ist, durch das bittere Leiden und Sterben unseres einigen Heilandes nnd Seligmachers Christi Jesu, b der uns von allen unsern Sünden und Ungerechtigkeiteii abgewasche11 und ge- reinigt hat, wie auch dieKraft des» Heiligen Geistes, zur Vermeh- rung deines» Glaubens und um allen Feinden der Wahrheit zu widerstehen, wünsche ich dir, meine liebe herzgrü11dliche Mutter, zuni Heile deiner Seele, sehnen. . Bleine geliebteste Biuttea die ich von Herzen liebe, meine augseririiljlte Diutteu c die mich mit Pein und Schmerzen ge- boren hat, von welcher ich hergekommen bin, ich, dein Sohn, der ich gegenwärtig um des Wortes der Wahrheit willen zu Antwers pen auf dem Steine gefangen und geschlossen bin, d empfehle mich dir aus· dem Grunde nieines Herzens und danke dir, meine liebe Mutter, für die große Wohltat, die du an mir, von meiner Geburt an, bis.- anf diese Stunde bewiesen und daß du für nteiiieii Unterhalt Sorge getragen hast und noch Sorge für n1ich trägst; insbesondere danke ich dir, meine geliebteste Mutter, das; du für meiner Seele Seligkeit Sorge trägst, wie ich aus dem tröstlichen Briefe ersehe, den du an mich geschrieben hast. Ach, als· ich den Brief zu lesen anfing und bemerkte, daß er non dir war, meine Wttitteiy da iiberfielen mich die Tränen, so dcisz ich, Inn der vielen Tränen willen, die aus meinen Augen flossen, den Brief kaum lesen konnte, denn ich meinte, ich würde non dir keine kliaehricht mehr erhalten; ich war durch deine tröst- liche llnteriveisiing sehr erfreut, und weil du dem s Exempel To- bjcis nachgefolgt bist, der seinein Sohne auch eine Unterwei- sung gab. - Ach, ich danke, ja ich danke dir, meine liebe Mutter, daß du inich so zur k Standhaftigkeit und Freimiitigkeih den Namen Clntisti zu bekennen, erniahnsh was ich mit des Herrn Hülfe zu tun hoffe, der allein mein Helfer und meine Stärke ist, um den gliseiisaltixzeii und Fiirften dieser» Welt, den Geistern der Luft, xnie Paulus sagt, »ja die -n Jsabelspriesterii zu widerstehen, die stach dem Blute der F ommen dürften, die in den Wegen des II Herrn wandeln, die-n ch Gottes Wort den engen Weg zu be- treten und ihr eigjenes Ieben zu verlassen suchen, wie anch die «:·Zi·nide, die Ungerechtjgkeiteii und die fleischlicheii Lüfte, und die dem Herrn, jncuh dem Willen Gottes, in Gerechtigkeit und in Heiligkeit, zu gefallen uchen. « Diese werden verschmäht, ver-achtet und verfolgt, ja gefan- gen, k ihr Loos iftxgetötet zu werden, weil sie auf solche Weise auf dem Wege zu wandeln suchen, daß sie dem Herrn gefallen artigen; darum sagt auch 1Esdras: Der Weg ist eng, und kann ohne Gefahr nicht bewandelt werden. Dieses sollen wir— wohl überlegen. Sieh, es waren zwei Brüder in der m Welt, nämlich Cain w I. Juli. l. 7. x kIJiattli. II. W. .v Psalm NO. s. zMattlx 's, 14. «—- . « . H. M. bGaL R· l7. eJolx 7, 1. cl S1Jiutth. 10, W. eEislr s. 16. il. Petri H. S. LJOIL is, 17. bAVosfelkL Z. 42. iRöm. 12, i. kHebL L. 10. lMattlx is. is, raJolr 13, 16. nsocx U, l7. oAhosielg. s, 42. c) Gut. 1, s. 6 . b2. Petri I, l. Offenln J, S. cSia 7, M. Gib. l. IS. eTols. 4, O. iMatth. 10, 22. Muttlx 10, AS. END. S. 12. l19Jiakth. 7, IS. il. Theil. 4, Z. les-Oh. IS, 2. Male 4, S. d Zur. 21, 11. xPlalm St, 4. t4. Esdra 7. 7. 550 Der blutige Schanplat;, und Adel; Abel suchte deii eiigei1 Weg zu bewaiidelii und dein Herrn mit seinen! Opfer zu gefallen, was der Herr ansah und Jhin I! loohlgefieh weil er, sammt seinem Opfer, gut war. Caiu opferte den! Herrn, aber sein Opfer gefiel dem Herrn nicht; (we!l er bose war) darum sah der Herr sein Opfer nicht an; da inard Eain zornig über seinen Bruder Adel, und tötete ihn. Denke 0aii Lot in Sodom, wie sie sein Hans« durch ihre Bosheit überfielein nnd mit den i) Engeln, die in sein Haus ein- gegangen, Buhlerei treiben wollten; ebenso niuszte Abrahciiii sein Vaterland verlassen nnd in eii!eii! freii!dei1 Lande ivohiiein in welchem er ein Fremdling niaiz und iu Hütten wohiieii inus;te. ti Betrachte auch Jsacits der auf-den Wegen seines Vaters Abra- hams wandelte und dein Herrn diente; er ward voii den Phili- steri1 gehaßt, denn sie tierstiisifteii den Brunnen, den sein Vater Abrahaiii gegraben hatte; ja sogar das genügte ihnen nicht, sondern der König Abiiiielech befahl, das; ei· seine Wohnung verlassen ii!üs;te. Jakob s wurde voii seinem Bruder Esau gehaszt und ver- folgt, welclier ihn zu töten suchte. Joseph ward von seinen Brüdern in die Grube geworfen, und den Jsmaeliteii s verkauft, welcher auch lieber der Frau des Zofisz1!egtek;s·englieheii nlilitd seinen Mantel zuriicklasseih als ihre eg!er e efrie igen wo e. Also auch, liebe Qltutteiy will ich lieber mein Leben lassen, als nach ihreiii Befehle handeln. Die Kinder Jfrael haben auch viel Leiden gehabt; sollte ich alle-I erzählen, was iioch ai! allen Propheten Ojiittes geschehen ist, so möchte das Papier nicht aus- reichen. Solche. nnd dergleichen Exempel, t nämlich von Christo, dem Herzoge des Glaubens, wie Er in diesem Leben verfolgt wordeii ist, stärken niiclu ja, Er war kaum geboren, so innfzte seine Zlldutter Qliaria mit Jhiii flüchten; « U Sie hat Jhu in der Armut auferzogen, ja Er selbst war arm, denn Er spricht: Die Vögel des Himmels« haben Nester, nnd die Füchse Höhlen, V aber des Nienfcheii Sohn hat nicht, wohin er sei-n Haupt lege. Sieh. wie weiter mit Jhni ergangen, sie haben Jhii w gekreuzigt, seine Fiisze und Hände durchbohrt; man tränkte Jhn mit Essig und Oialle, und durchstach Jhm seine Seite mit einein Speer, X nioraits Blut und Wasser geflossen ist. Llllerke darauf, so ist es unseren! Hauptinaiiiie Christo Jesu ergangen, auf solche Weise hat Er seine Tage i11 Armut nnd Schinacli cieeicdicitx Ei« ist gegeif3cslt, geschlagen, verspottet, J« mit einer Dornenkrone a1if seinen! Haupte getröiit lisoitden Ach, ich tcniu sein Leiden nicht genug erzählen, was iini uns:- arme Menschen! ertragen hat, uin uns selig zu niachcsiil Diese Phari- säer gbcir schiigicsizsiäli EhhfJlfnP seine Elircsdzii nehmen, und sa- gen, n; wir ur ie an e e ig werden, emi der Herr Etui- stiici lieiligt und reinigt von den Sünden. Ach, wie bin ich betrübt, uienu ich das höre! der Herr vergebe es ihnen, ja wäre ljliristusrs selbst. da, sie wiirdeii Jhii auch noch töten. So haben wir denn ein Eijeinsiel cui unserem Hauptnmiiiie Christus, ja an seinen lieben 2 Ellpofteliu Paulus hat auch vieles um des tltcnneiis Christi roilleii erlitten: bedenke, wie viele ihrer noch nach Christi i!1id der Apostel Zeiten bis auf diesen heutigen Tag gelitten haben. , » Weil denn nun, ineine geliebte klliutteiz so viele gelitten haben. und wir, wie slsauliis sagt, s! einen Haufen von Zeugen un! uns?- haben, so sage ich mit Paulus: 11 Jch freue mich in mei- nem Leiden, das! icli uiii Christi willen leide. Dariilier freue dich denn auch, das; Christus iniih, deinen Sohn, den du geboren hast, eineii armen, unniiirdigcsii Bieiischein wiirdig achtet, iiii1 feines heiligen Itameiis nxilleii zu leidei1; deshalb verlangt mich, von diese-in Jsleifche erlöst ciind bei Christo zu sein, cui den ich ietzt glaube, uiieivoljl ich Jhii nicht sehe: aber dann werde ich Ihn anschauen nnd die Freude. geniefzenzdie in keines äbieiifclieii Herz gekeuniicsii ist nnd keine Zniige aussprechen kann, Cl die große Freude, die den Froinineii bereitet ist; sie werden mit weißer Seide angetan werden, sie werden mit der Krone des ewigen Lebens— gckröiit werden, sie werden aiif dem Berge Zioii sitzen und. dcs neue Lied singen, so das; ich mit David sagen kann: O Ein Tag bei den! Herrn ist besser, cilsxs hier tausend Tage in Freuden und Ergötzlichkeit Ach, liebe Mutter, irer wollte hier wohl noch gerne sein, lda doch solche Freude fiir die Froinmeii bereitet ist, die ewig ivälireii soll! Da utiird uns» loeder hungern noch dürften, da wer- den wir ioeder Hitze. noch Kälte. fühlen, so das; ich mit Paulus sagen kann: g Jch halte dafür, das; dieser Zeit Leiden der Herr- lichkeit nicht wert sei, die an uns offenbart werden soll. Nnii denn, geliebte Mutter, wenn ich dieses betrachte, sfo darf mich nicht befremdeiy das; ich um des Namens Christi, inii seines Wortes nnd seiner Wahrheit willen leide, weil alle Froinnieii Gottes» von Anfang der Welt her gelitten haben. Darum sagt Petrus: b Lasset es euch nicht fremd dünken, als oh euch etwas» Iteiies geschehe, wenn ihr durchs Feuer geprüft werdet, nämlich: EDurclJ Trübsal, Leiden und Verfolgung, denn der Propbet David sagt: Der Gerechte innsz viel leiden, aber der Herr hilft ihn! aus aller Not. Paulus sagt auch recht. ivenii er spricht, I( das; wir durch viel Leiden und Trübsal ins Reich der Himmel eingehen niiifsen » Erwäge, nieine liebe Miittey welche Vertröstnngen wir haben, damit, wein! es dem Herrn gefiele, unsern Glauben zu l prüfen, wir in der Prüfung nicht betrübt fein möchten, dem! Er sagt: M Uns ist gegeben nicht allein an Christum zu glau- bei!, sondern auch nm seinetwillen zu leidei1. Paulus, ein guter Sorgeträger fiir die Heerde Christi, hat es denen nicht verhehlen wollen, die nach Christi Wegen wandeln und den engen Weg betreten wollten, der voii Wenigen betreten wird, das; sie Ver- folgiiiig leiden müßten, damit, n irenn Leiden, Trübsal, Ver- folgung oder Schinacli kommt, es uns nicht befremden möge. Daruin sagt auch Christus: 0 Jn der Welt habt ihr Angst. Er tröstet auch sein«.- Jiingeu das; sie in Trübsal nicht betrübt fein sollten, niid sagt: Seid getrost, ich habe die Welt überwunden. Ei: lehrt seine. Jiiiigeu das; sie Trübsal oder Schmach nicht fiirch- te1i sollten, dein! wenn sie alles getan haben, nämlich die Mäch- tigen dieser Welt, i) so können sie nur deii Leib töten, die. Seele aber können sie nicht befchädigen Aber Er lehrt uns, wen wir fiirchteii sollen, nämlich den, der Macht hat, Seele und Leib in dass; eniige Feuer zu n7erfe1!, tt das ewig lirennt, wo Heulen und Zähueklaliiieii sein wird. Ach, wie betrübt werden alsdann diejenigen sein, die die Könige nnd Fürsten dieser Welt mehr gefürchtet haben als den H rrn, der ein Herr aller Herren, s ein Oiott der Götter und ein Såöiiig der Könige ist, wie David sagt, der das Herz der Könige und Fürsten dieser Welt« inacheii und lizie Scherben zertrümmern kann; Darum sollten lnir uns denn fürchten? dein! der Herr spricht bei dein Propheten Zachariast s Wer euch antastet, der tixsftet nieiueii Augapfel an. Betrachte, Chriftiis sagt: t Wer euch verschmiiht oder verachtet, der verachtet mich, und wer mich verachtet, der ver- s! l. Juli. II, H. 0 l. III-Ali« l«2, «l. I) l. Ellllllc 12, Pl. q l. Willst« ll3. H. k i» zum-c- 27, -II. s l. tllioics ::', 24 nnd im, Ist. tadeln: l2, El. a Llliattln L, l«l. «--·i,i:»llsli. s. Yo. iwltscilni .«., l7. sl.ltatlli. 22, III. xJoli. m, Stil. yMalt. M. zAvosteln. 14. is, » nHcbr. N. l. hKoL l. U. Stil-it. 7. U. List. 211. «senli. L. W. il. Eldra ollllioslelciszä iläd 42. l. Petri l, R. J. Juli. . Ist, b. e A« oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gesinnten. achtet den der mich gesandt hat. Auch sagt Christus: U Selig ist, wer um ineinetivilleii verachtet wird, denn sein Lohn ist groß in den Himmeln. So tröste dich denn, meine geliebte Mutter, mit diesen und dergleichen Worten Christi nnd freue dich mit mir; V danke dem Herrn und lobe Ihn, daß du würdig bist um seines Namens willen verfolgt zu werden; folge dem Rate Paulus, w sei gedul- dig in Trübsal, aiihaltend im Gebete. Denke an den Trost Muse, womit er die Kinder Jsraels tröstete und sagte: Seid getrost und unverzagt; fiirchtet euch nicht und lasset euch iiicl)t vor ihnen grauen, denn der Herr wird selbst mit dir wandeln und wird die Hand nicht von dir abtuii. Darum, nieine Mutter, sind unserer Feinde auch viele und bin ich auch hier iiiitteii in der Feinde Hand, so will ich doch mit dem Propheten David sagen: X Herr, nun Du bei mir bist und mein Helfer bist, so fürchte ich mich iiicht, wenn auch Tausend um mich wären. Ferner mit dem Propheten David: y Der Herr ist mein Licht und Heil, vor weui sollteicls mich fürchten? der Herr ist ineines Lebens Kraft, vor dem sollte ich erschrocken oder mich fürchten? und wenn mich auch der Tod iiberfiele, so fiirchte ich mich nicht, 2denn der Herr ist bei mir ewig, daß Er mich stärke; ferner: sEr ist mein Bollwerk; ich fiirchte mich nichtuiid wenn auih die Erde zusammenstiirzte niid die Berge mitten ins Meer fielen. Darum, meine liebe Mutter, dringe iiiit mir iuit Gewalt durch die enge Pforte; das ist, durch Leiden und Verfolgung, denn Christus sagt: l) Das Himmelreich leidet Gewalt ciiid die Jhm Gewalt antun, reißen es zu sich; ich hoffe es auch mit Gewalt einzunehmen durch die Stärke, die mir der Herr verleiht, der Grausamkeit dieser grausamen Löwen zii widerstehen, die mit dem Blute der Frommen nicht zufrieden sind, sondern durch ihre listigeii Worte und Schmeicheleieiy c ja, mit Lügen (nach dem Rate ihres Vaters, des Teufels, wie Christus sagt: Denn er ist ein Lügner und Betrüger von Anfang der Welt) ihre I! Seelen zu verschlingen und zu verderben und sie ihres Erb- teils, nämlich des ewigen Lebens, zu berauben suchen, s welches sie durch das vergessene Blut Christi, unseres eigenen Heilandes und Seligmacliers erlangen. Aber dem Herrn sei ewiges Lob und Dank, f dafz Er uns bewahrt uiud befreit, das; sie unsere Seelen nicht beschädigeii können, deiiii wenn sie alles getan haben, was sie können, so haben sie nicht mehr Macht, als das zeitliche Leben zu nehmen, welches ich gerne um Christi willeii lasse, denn ich weis; und bezweifle i1icht, das; mir der Herr ein besseres geben werde, g« welches Er allen Froiunieii verheiszet, die sich nicht gescl)ämt haben, sein Wort uiid seine Wahrheit vor diesem ehebrecherischeii Geschlechte zii bekennen. Darum sagt Christus: b Wer sein Leben um meiiietwilleii verliert, der wird es wieder finden, nicht ein vergäugliches Leben, sondern, das ewig währen wird; ein unvergiingliches Leben, ein Leben, das in ewigen Freuden bestehen wird. Darum, nieiiie liebe Mictteiy kverlangt meine Seele nach solchein Leben; sollte aicch Fleisch und Blut an einem k Pfahle bleiben, so achte ich es nicht (ehe ich mich ineines Erbteils, nämlich des ewigen Lebens um ein wenig zeitliches Leben, berauben lasseii sollte). O nein! das sei fern, denn ich achte nicht das Sichtbare, sondern das Unsichtbare, das ewig Unvergiingliche Ach, meine auserwählte Mutter! denke nicht, daß etwas sei, das mir meine Seligkeit rauben werde, denn Paulus sagt: lWer will uns scheiden von der Liebe Gottes? weder Hölle, Teufel noch Tod. Christus hat alles überwunden, so daß ich sagen kann: O, Hölle! wo ist dein Sieg? O, Tod! utMntlh. s, TO. vPhil. 4, 4. wNönL 12, 12. l. Theil. s, 17. s. Muse El. S. xVsalm its, 12. yPsalm 27, 1. zPfalm W, 4. aPsnlm 18, s. Psalm 46. s. bMutth. Il- 12. cJoh. s, 44. cI1. Petri tMuttlx 10, 28. « g 1. Ich. 2. 25. Mark. s, Bis. 11 Mattlx -. . .s2o. sc. d Ho« sank-ich. es, as. icsesaiqi 42, Indus. s, as. Z, 12- Ob. Nlatthx 10, ZU. 551 wo »ist· dein Stachel? Christus» hat den Tod iiberwundeiy M» Christus hat dem Sat-aii den Kopf zertreten, so das; er nur in die Fersen beiszeii kann, welches er denn auch tut; aber es ist nichts. U Wer will, sagt Paulus, die Auserwählten Gottes be- schnldigeii? Gott ist hier, der gerecht inacht, wer will verdam- men; Christus ist hier, der gestorben ist, Je. So sei denn, iiieiiie liebe Miitteiz mit mir und allen From- iiieic Gottes:- (wie Paulus sagt) O mit dem Harnische Gottes an deinem Leibe gewappnet, und habe den Helm des Heils auf dei- iieni Haupte unddas Schwert des Geistes in deiner Hand; vor allen Dingen aber ergreife den Schild des Glaubens, womit du alle feurigen Pfeile des Bösewichts auslöschen kannst, denn der Prophet sagt: i) Habe guten Mut: du wirst zuletzt dem Teufel auf seine Schultern treten. · Donau, iueiiie Btuttea wenn du etwas anders von mir als die Wahrheit höreii solltest (deiiii s! der Teufel ist listig, und geht mit vie en Jigeu um, iim die Frommen zu betriilien), so gieb ihm kein Gehör, wie ich denn auch das Vertrauen zu dir habe, daiz du tiiii »werdes»t, denn ineiu Geinsziit ist unverändert, wofür ich dem Iebeiidigeii Gott danke, dein Gott Abrahaiiis, Jsaaks und Jakobs» sei Tliaisiie sei·ge·lolit von Einigkeit zu» Ewigkeit diirch senileci einigen Sohn Christum Jcsuny unsern Seligmacheix der nur) unwiirdigisiy verachteten Menschen, smit seinem Heiligen Cdäecilste stärkt, alleu Feinden der Wahrheit zu widerstehen, die uii ) ineiicer Seligkeit zu berauben suchen, wozu sie doch feine sfbtcitclit hzbeiift denn dqceä Herrcilst ineidiie Sttiige näie dår Propbet ag : s «r i nieiii a in, i ) wer e im «reu en as ei« aiis dem Briuuieii des Seligmachers schöpfen; auch sagt der Herr durch den Propheten Jesaiast tJch bin der Herr, dein Gott, der deine rechte Hand stärkt» und zu dir spricht: Fürchte dich nicht, ich helfe dir, fiiricht der Herr, dein Erloseix So ficrchte dich denn nicht? dnåliisiriiclceiii Jakob, ihr asriklckr Haufen Jsiäaelz fich Ptelfe iir, link) ier Herr, vor wein o eii wir uns ieiiii un) en, deiiic der Herr hat es gesagt. Darum fasse Miit mit mir, iiieiiie Viutteiz i! uin mit Josua und Solch, die großen starken Riesen, die Fürsten dieser Welt zu überwinden, und nicht zn fürchten, und so dass Land der Verhei- szuiig, das» Reich der Himmel, einzunehmen. Vor wem sollte ich inich fiirchteii, da wir solche herrliche Vertröstungeii haben, das; Diejenigen, irelche sich aiif den Herrn verlassen, r nicht zu Schaii- deii nierden sollen? deiiii der Prophet sagt, das; der Herr deii Froiniiieii nicht verlassen werde bis iii den Tod; ja, der Herr spricht durch den Propheten Jesajas: W Elliag auch ein Weib ihres« Kindes— vergessen, das; sie sich nicht über die Frucht ihres» Leibes« erbarme, nnd uieuii siees täte, so will ich doch deiner nicht vergessen, denn icc diese iueiiie Hände habe ich dich gezeichnet, spricht der .«Zerr. Bedenke ferner, wie der Herr bei dem Prophe- ten Msalearlii redet, nseicii er sagt: X Der Herr hat eiiieii Deut- zettel, iooriii Er alle gezeichnet hat, die Jhii fürchten, und Er iiiird ihre Seelen voni Tode erlösen. Wohl dann denen, die den Herrn gefürchtet haben, denn David sagt: Selig ist der Mann, der den Herrn fürchtet: die sich nicht geschämt haben, in den Wegen des Herrn zu wandeln, r· deren Namen sind im Himinel in das Buch des Lebens geschrieben. Darum freiie dich mit mir, nieiiie Vtictteix ich wollte dir wohl noch etwas schreiben, das; dii allezeit in den Wegeii des Herrn wandeln wollest, voii denselben nimmermehr abzuweicheiy iiiid Viele zur Erkenntnis— der Wahr- heit zu bringen: aber es mangelt mir an Papier. Jch bitte dich, meine liebe iiiid werte Mutter, nimm dieses geringe schlichte Schreiben von iiiir zicm Besten auf, denn ich schreibe dir aus tadeln. L, 14. 1. Messe J. 15. 4, 25. used. s. 44. rEvkr s, is. Kot. L, S. u4. Mose 14, S. vPsalm 25, s. wJeL 49, is. nRöna s. IS. oEplx s. is. pBcir. sJeL 12, Z. tJcL 41, is. xMciL s, IS. YLUL 10, 20. 552 Der blutige Liebe, und teile dir von der kleinen Gabe mit, die der Herr durch seine icnansssireclsliclse Gnade mir nnwiirdixxeii Menschen ge- geben hat. Ferner· schreibst du mir in deinem trostreichen Briefe, ob ich an nieineiii Unterhalte Niaiigel hätte. Ach nein, ich habe genug, dem Herrn sei gedankt Du schreibst auch in deinen! Briefe, ich sollte es schreiben, wenn ich deiner— begehrte, du wolltest konnt-ten, und solltest du es auch mit deinem Blute bezahlen 1niissen. Dich, meine liebe Mutter, wie sollte ich das begehren; das begehre ich ninnnermehr, denn du kannst 1nir nicht helfen; Z meine xkziuflrccht ist allein zu dem Herrn, Er ist mein Helfer, Er giebt mir Stärke zu siegen und tapfer in den Streit zu gehen: Darum, meine Mutter, wandle doch vorsichtig, denn sie sind grausam das un- scl)uldige Blut zu vergießem s aber sie können nicht mehr tun, als ihnen der Herr zuläßt. Sollte ich mehr davon schreiben, mein Papier wiirde nicht ausreichen, denn ich beabsichtige dir noch zu erzählen, daß ich noch zweimal vor den Pfaffen gewesen bin, nachdem ich den Brief fiir dich geschrieben hatte, so das; ich in allem vier Mal vor ihnen gewesen bin; iiber die beiden ersten Male h-abe ich dir ein wenig geschrieben, und über die beiden letzten Male nierde ich dir jetzt ein wenig schreiben. Das dritte Mal habe ich mit dem Chordiacon geredet, am meisten aber gegen den Kelzermeistey denn er will doch Nieister sein; er heißt Pardo; wir redeten viel vom Nachtmahle; es war auch der ueuangestellte Schultheisz dabei, und ein Mann, der englisch reden konnte. Jch hörte Pardo unterdessen zu, wie er vom Nachtmahle redete, was gegen das Wort des Herrn war: er fragte nach, ob dem icicht so wäre, das; Christus den Aposteln seinen eigenen Leib gegeben hätte und daß sie denselben gegessen hätten. Jch erwiderte: Er gab seinen Jüngern Brod, und nsas sie aszen, war Brod; und er gab seinen Jüngern Wein, und was sie tranken, war Wein, und nicht verändert, wie du sagst. Jch bedeutete es ihnen, wie beides, nämlich das Brod und der Wein, zu verstehen sei; ich wollte es dir wohl erzählen, aber es würde mir an Papier mangeln Da redeten wir von der Kindertaufe Jch sagte, er sollte es mir mit der Schrift be- weisen, dasz Christus gelehrt habe, die Kinder zu taufen, und daß die Apostel dem nachgekoiniiieii seien und es getan hätten. Sie sagten: Christus hat gesagt und gelehrt,»Joh. Z: Wer« nicht wiedergeboren ist aus Wasser und Geist, der kann nicht ins Reich Gottes kommen. Jch sagte: Christus redete an dieser Stelle nicht von der Wassertaufe, sondern er lehrt von der Taufe, Matth. 28 nnd Mark. 16, und ich erzählte ihnen den Text. Darauf sagte der Mann: Ein Narr kann nicht glauben, darum kann man ihn auch nicht taufen, deshalb ist er verdammt. Jch sagte: Christus sagt nicht, gehet hin und lehret Nar- ren; ich fragte dich, fuhr ich fort, kann man auch einen Narren lehreiis Er antwortete mit Nein und fragte mich, ob der Narr verdammt wäre. Jch erwiderte: Jch darf Niemanden richten, ich überlasse den Narren des Herrn Händen Um es aber kurz zu machen, so fragte mich der Mann, ob ich wohl in England gewesen tränke. Jch bejahte die Frage. Was waren da, fragte er, für Mäuschen, die getötet wurden? Jch äußerte, sie seien von des Meicno Volk gewesen. Er sagte, nein, und setzte hinzu, daß es Puritaner gewesen seien. Jch erwiderte: Nein. Er sagte, ich wäre auch von deinselbeii Volke, ich wäre auch ein Puritaner Jch antwortete: das; ich« sie nicht kenne, es wäre das erste Mal, daß ich davon höre. Hiernächst sagte ich ihm, er sollte mir sagen, was es für ein Volk wäre, und was es für ein ljsjlaiibe wäre, «·den sie haben, aber er wollte mir das nicht sagen. Sie redeten noch Manches, aber es wiirde zu weitläufig sein, es alles zu erzählen. z Pfui« 46. I. »Spieles«-w. ex» Ja. 7. e. . » . » Schattplatz, letzte Mal, den is. Juli, lwlics ich mit vier Pfaffen zu· gleich geredet, aber nicht so viel, wie zu andern Tjzeiten Man Willst· »Ach, ob ich nciclj nicht bessern wollte. Jch antwortete: Ja, ich begehre von Tag zu Tag von Sünden cibznslehenr Nein, ob ich den geistlichen Miiniierii und der römiich-katholischen Kirche nicht gehorchen trollte Ja) erftiderter Tal) danke dem Fjierrir der mich unterrichtet, mir die Olnznsti geöffnet und ncicls »auf den ireclzteii Weg gebracht hat, I) dcirnm begehre ich von Jhm noch wohl unterrichtet zu werden. Dann setzten sie eine Schrift auf, sie Izsolitcsxi niicls den Her- ren iibergebeiy das; ich ein hartnäckiger siehest «.:sz7äre, nnd das; ich ihnen nicht gehorchen wollte; sie schrieben auch, das; sie ihr Vestes getan hätten, so das; sie nicht mehr niit mir reden wollten So bin ich denn nun der Pfaffen entiilixigt nnd der Obrigkeit iiberantkrortet c und erwarte mein Urteil den 22. Juni zu hören und mein Opfer den W. zu tun. Der Herr wolle mich bis ans Ende stärken, Jhm zum Preise nnd zmn Heile meiner Seele. Der Herr gebe mir den Geist der Freimiitixxkeih dcunit ich uieineii Streit mit Freuden vollenden möge. So bleibe denn, meine liebe Wiutteiz bei dem Herrn. Der dGott Abrahains, Jsaaks und Jakobs sei bei dir und lielvaljre dich. Derr Herr bewahre deinen Lliisgaiig nnd Eingang von nun an bis in Ewigkeit. » Meine liebe Mutter, ich griisze dich mit einem Kusse der Liebe, c denn ich glaube, das; du mich« nicht inehr sehen werdest, nnd ich dich auch nicht, meine Mutter; gehabe dich wohl, der Herr sei mit dir, nceine Mutter, ich gehe voran und were dich im Fimiäielreich erwarten, da werden wir einander sehen in voller sreu e. Jch sage dir gute Nacht; noch ein1n-al, gel)abe dich wohl; der Herr sei mit dir, in Ewigkeit, denn ich weis; nicht, ob ich dir wieder schreiben werde; ich griisze dich noch einmal, meine liebe Mutter, die mich mit Schnierzen geboren hat. Göriisze mir herz- lich meinen lieben Bruder D» und erniahne ihn, in des Herrn Wegen zu wandeln, zu seiner Seele Heil; dartun bitte ich dich, meine Mutter, wie ich denn auch das Vertrauen zu dir habe und nicht daran zweifle. Griisze mir meine werte Schwester K. A» so wie T. nnd W. Griiszc mir auch Diejenigen, die ich nicht zu nennen brauche: auch meinen geliebten Meister und Der Herr sei mit euch allen von nun an bis in Ewigkeit, Ihnen. Meine herzgriindlich liebe Mutter, die ich saus uceiner Seele csirund liebe, ich lasse dich hier und gehe freudig fort, und nierde Christum anschauen, san welchen ich nun glaube, wiewohl ich Jhii nicht sehe; du aber bleibst hier in der triibseligesi Welt, ivorin anders Jiichts zu erwarten ist, als Trübsal, Leiden und Verfolgung, so lange dem Herrn gefällt, der dich in aller Trübsal tröstenund ewig bei dir sein wolle, Ihnen. Geschrieben von mir, deinem Sohne, Jan Brei, gefangen u Blut- werpeii auf idem Steine um des Wortes der Wahrheit und des ekennt- uisses des heiligen Wortes Gottes loillenx ich erwarte mein Urteil, an einem Pfahle lebendig verbrannt zu werden, wenn es dem Herrn gefällh zum Preise seines heiligen Namens. Noch ein Brief von Hans» Beet, geschrieben an seine geliebte Ajiictter den 5. Juli 1576. Die Unaussprechliche sLiebe, Gnade und der Friede Got- tes, unsers lieben liiinrttlisclseii Vaters, der ein Vater voller Gnade und Wahrheit ist, reich nnd iibei·scl)noenc»1licl) an Bann- herzigteit und Güte, I) durch das bittere Leiden und Sterben seines einigen Sohnes, unsers Heilandes und Seligmachers I) Sbiccttlx 7, ist. c.")iiitn. 12, 1. sit-im. us. U. te. so: s a, e. · . e, es. zu. Petri s, «. sum-sum. 12.« a. « «« 4 Um« Offesboisiaid ·1. 7. Brand. e. g. Eise. e. 4. he. Ver« 1, J. »Ich· H, s« oder AiärtyrervSpiegel der Tauss-Gesiitntcit. 553 c der uns geliebt und von allen unsern Sünden in seinem Blute gewaschen hat, und von aller Ungerechtigkeit die wir begangen haben, wie auch die Kraft des Heiligen Geistes cl starke und tröste dich in aller deiner Trübsal, deiner Betrübnis und deinen Schmerzen, die du um des Wortes« und der Wahrheit Christi willen hast, in deiner Verfolgung und deinem Leiden, und in deiner Betrübnis, die du etwa, wie ich höre, um meinettoilleic hast, nach dem Fleische. Er stiirke dich in dem Glauben der Wahrheit, worin du nun stehst, welche dir von Gott aus Gnaden offenbart ist, damit du alle Betrübnis des Fleisches, die du etwa haben möchtest, überwinden Mögest. Solche wünsche ich dir, dein Sohn, meine ausernzählte Miitteh von ganzem Herzen zu deiner Seele Heil, damit wir dereinst mit einander versammelt werden mögen; eund die frohe und fröhliche Stimme des einigen Sohnes Gottes mit allen, die bis ans Ende in dem Glauben der Wahrheit standhaft geblieben sind, hören mögen: f Fiommt her, ihr Gesegneteiu ererbet das Reich nieines Vaters, das euch von Anbeginn der Welt bereitet ist, Amen. Wieine herzgründlich geliebte Mutter, die ich von Herzen liebe, ich befehle mich dir von ganzem Herzen an, und lasse dich litisseiu nieine auserirählte W2lctter, dasz ich nicht gemeint hätte, das; ich diesen Brief noch schreiben würde; aber da es gdem guten Gott so gefallen hat, mich noch bis auf diese Stunde in diesem Leben zu erhalten, so kann ich nicht unterlassen, nieine geliebteste Biutteu diesen nieiuen Qlbscljiedsbrief an dich zu schreiben, wenn es vielleicht der letzte wäre in meinem Leben, und sage dir, ineine liebe Liltutteix gute Nacht. Wie ich höre, ist die Zeit nieiner Erlösung sehr nahe, wiewohl ich bis auf diese Stunde noch nicht lr.eisz, ivenn es geschehen wird, nur dasz ich glaube, das; ich niorgen mein Todes-Urteil hören werde; ich "habe gehört, daß inorgen einigen das Todesurteil eröffnet werden soll; und ich hoffe, einer von denen zu sein, wenn es dem Herrn ge- fällt. Wir haben solches schon oft gehört; ob sie es aber tun, um uns zu erschrecken, dass— trieisz ich nicht; ich habe es nicht von den Leuten hier im Hause gehört, sondern von einer Jungfer vom M. Volke, die hier gefangen sitzt; sie hat es mir gesagt; ist es des Herrn Wille, so soll exi geschehen; ich bin damit wohl zufrieden, dem Herrn sei gedruckt, der mich armen, schivacheii 11 Wiensclieii hier in diesen ineinen Banden stärkt durch seinen Heiligen Geist, uiu allein zu widerstehen, was mir an ineiner Seele hinderlich oder schädlich sein möchte. Denn es ist der Tag, wonach mich verlangt, der I Herr gebe mir Stärke bis aus«:- Ende, dainit ich ineinen Streit mit Freuden vollenden und den Sieg erhalten inöge zum Lebe, Preise und Ehre des» heiligen kliaiueiis des Herrn. Nechdcsiti denn nun, meine liebe Miitter, dem guten Gott so gefallen hat, ncich, deinen Stillst, roiirdig zu achten, um seines I( Iisatiieiis willen zu leiden, damit ich die Zahl der Fisoiniiieii er- füllen helfen inöcl)te, die unter dem Llltare liegen icnd ruhen, bis die Zcihl ihrer Brüder erfüllt ist, die auch ebenso, wie sie, getötet - werden iniisseiu so roollest dic dich denn, liebe !l)iiitter, hiermit trösten, und um nieiiietivilleii bitte ich dich, nicht betrübt zu sein. Denn, liebe Mutter, der I Herr hat inich zu einem bessern Platze berufen, cils in dieser bösen, argen Welt zu bleiben, obgleich es dem Fleische schwer fällt; ich will das jedoch um der M Freude willen, die ich mit allen Friniiiiieii Gottes genießen werde, nicht achten, denn ich sage mit Paulus: Jch halte dafür, das; dieser TZeit Leiden der IIHerrlichteit nicht lrert sei, die an icns offenbart lixerdeii soll. Ach, met eYTgeIiebteste Mutter! wer sollte kein Verlangen haben nach der Herrlichkeit? wen sollte nicht darnach gelüsten? - ·i2..azk.-s,i.-.4. ««29.1:ai-i. nein. sein-un. es. ei. kann-im. in. i7. hast. i, i7. sei-bis. is. i. Tini. e. i2. i. nor. is.»s7. ksnvoiijzsöi.-s. sie. Orte-so. a, g. i2. im. is. ii. Von. i. i. essen. i,·.4-"« WILL-Ja«- . know. s, is. - Vers 7. und mit Paulus zu sagen: O Jch seufze, und mich verlangt aus diesem Fleische zu sein, denn ich erwarte eine andere Wohnung, die nicht mit Händen gemacht ist, sondern die ewig ist im Him- mel. Daun werden wir, wie Johannes sagt, den sehen, an pwelchen wir jetzt glauben, und ihn doch nicht sehen; dann werden wir ihn mit unsern Augen anschauen, der a heller leuchtet als die Sonne. Wer sollte nun dieses Leiden oder diese Pein achten, die man dem Fleische antun mag, und doch nicht ohne des Herrn Zulassung, denn, wenn sie alles getan haben, was sie vermögen, nach den Worten Christi, so t können sie nur den Leib töten, an der Seele aber haben sie keine Wiachh denn wir lesen im s Buche der Weisheit, daß die Seelen der Gerechten in des Herrn Hand seien. s Wer wollte wohl diese zeitliche Pein achten, die die Men- schen unserm Leibe zufügen mögen, da doch t solche Freude dafür verheißen ist, für eine geringe Pein eine große, unaussprechliche Freude; für ein geringes, zeitliches Leben ein ewiges Leben? denn Christus sagt: U Wer sein Leben um meinetwilleii verliert, der wir es dereinst wieder finden. . Betrachte einmal, ineine liebe Mutter, wie viele ihr Leben um Christi Wort und Wahrheit willen gelassen haben, und be- denke einmal, was des Menschen Leben sei, das so bald dahin ist; es ist nur, wie Jakobus sagt, v einein aufsteigenden Dampfe zu vergleichen, denn, wenn der Dampf verschwindet und sich ver- zieht, so sieht man ihn nicht mehr, was schnell geschieht; ja, es ist einer Wasserblase zu vergleichen, welche schnell vergeht. Warum sollte man nun dieses zeitliche Leben hochachteiik es ist nicht mit dem eniigen Leben zu lieu-gleichen. Solltest du· nun, liebe Mutter, über nieiiieii Schmerz, den inan mir an dem Leibe antun möchte, betrübt sein, was doch um des Glaubens und der Vekenntnis des heiligen Wortes Gottes und der Wahrheit iwilleti geschieht2 O, nein! meine Mutter, lasz dich solche Betrübnis nicht überfallen, sondern, ich bitte dich, meine herzgriindliche, liebe Mutter, sei getrost; ich hoffe, mit des Herrn Hülfe, daß deine W Trübsal sich in Freude verwandeln soll. Ach, meine geliebte Mutter! las; dir es gehen, wie Xes Abrahanc ging, der nur einen einzigen Sohn hatte, den Jhm Gott in seinem Alter gab. Sieh, wie Gott diesen frommen Mann priifte, als er ihm befahl, daß er seinen einzigen Sohn Jfaak ihm aufopfern sollte; wir lesen nicht, daß er um des Be- fehles willen betrübt gewesen sei, noch auch, als ihn fein Sohn fragte: J« Mein Vater, hier ist Holz, aber wo ist das Opfer? Abrahani sprach mit väterlicher Stimme zu seinem Sohne, in- dem er sein Vertrauen auf den allmiichtigen Gott setzte: Der Herr wird es ihm ersehen. Also ist Abrahiim dein Gebote Gottes nachgefolgh und ließ seinen einzigen, geliebten Sohn Jsaak auf das Holz niederknien, zog das Schwert aus der Scheide, und wollte den Streich arisfiihreiu um seinem Sohne das Haupt ab- zuschlageih und ihn aufzuopferm aber der Engel sagte zu ihm, er sollte d-as Schwert in die Scheide stecken, und das Kind nicht beschädigeir Wir finden nirgends geschrieben, daß dieser from- me Mann in all dieser Zeit, bis auf die letzte Stunde, sich betrübt habe und erschrocken gewesen sei, dem Gebote Gottes nachzufols gen. Meine liebe Mutter, warum willst du nun betrübt sein? der Herr prüft dich ja noch nicht auf solche Weise, daß du deinen Sohn töten sollst, sondern Er läßt es von Cain’s Geschlecht ge- schehen, die allezeit nach der 2 frommen Abeliten Blute dürften, indem solche dem Herrn gefallen. Meine Mutter, vertraue auch dem Herrn, wie der fromme Mann Abrahanh und sage: Der Herr wird es ihm ersehen, denn obgleich dein ältester Sohn, den at. Kot. s. l. pl. Jvkr s. 2. l. Petri l, S. ciHivb 19, 27. rMattlx to, W. sWeislx s, 1. tOsfenT 22, s. u2. Ich. 2. 2s. Matt. ·,8, as. vPfqkkkk 90i F« Fing. L, 14. wJob. is, 20. x1. Mose 22, s. XI. Mose - . oe . 554 Der« blutige Scham-laß, du jetzt hast, geopfert wird, so kann der Herr wohl einen andern erwecken, toeiiii es Jhm gefällt; so sei nun hierin zufrieden; es geht mir nicht anders als allen Frommen ergangen ist, an denen Gott von Anfang der Welt bis hierher einen Gefallen gehabt hat. 1Ieberlege es, s! wie es dein Propheten Jereiiiias geschehen ist, der viel Trübsal erlitt, weil er, nach des Herrn Befehl, die bStädte wegen ihrer Sünde strafte; er wurde gefangen, in einen Morast geschmissen, ja viel Trübsal iiberfiel ihn, wie die Schrift hiervon zur Genüge zeigt; c so daß er sich vornahm, nicht mehr im Namen des Herrn zu predigen. Sieh, solcher Trübsal war der Mann Gottes« unterworfen, der doch in Wiutter Leib von d Gott erwählt war, seinen heiligen Willen zu predigen. Nicht weniger sieh e Johannes a1c, welcher in seiner Mutter Leib geheiIigt und vor allem Volke bekannt war, daß er ein Pro- phet wäre; kdemselben hat Herodes um einer Hure willen im Gefängnisse das Haupt abschlagen lassen, der doch (nach Christi Worten) der größte Propbet war, der jenmls von Weibern gebo- ren worden ist. . Sieh, meine liebe Mutter, ist es denen so ergangen, die so wiirdig vor dem Herrn gewandelt sind; haben sie dieselben ge« tötet, g was werden sie u11s dann tun? Betrachte es, daß sie sich nicht geschent haben, Christum Je- sum zu töten, der doch der 11 einige Sohn Gottes und der Sohn des Nienschen ist, ja, der (nach der ScihriftsZeugnis) iwahrer Gott und Mensch Gottes Sohn und des Yienschen Sohn ist, denn Er nennt sich selbst an vielen Orten des Menschen Sohn, wird auch bekannt und ist der wahre lebendige Sohn Gottes, der uns von der Gewalt des Satans, vom l( ewigen Tode und Ver- dammiiis erlöset, der unsere Augen geöffnet hat, als wir Itod waren in unsern Sünden und Ungerechtigkeiteih und der uns zu dem wunderbaren Lichte gebracht hat; Er hat uns sein m Wort und seine Wahrheit, das Evangelium, offenbart, welches (wie Paulus sagt) 11 eine Kraft Gottes ist, die alle Diejenigen selig macht, die daran glauben. » ' So hat uns nun der gute Gott, durch seine O unaussprech- liche Gnade und Güte, sein i) Wort und seine Wahrheit offenbart, wodurch unsere finstern Augen geöffnet worden sind, und hat uns gegeben, an den zu glauben, durch welchen wir ewig leben mögen, der CI Christus Jesus ist, welchem das Schlangengeschlecht viel Pein und Qual angetan hat, wie die vier Evangelisten davon im Ueberflusse Zeugen, wie sie Jhn gegeißelt, verspottet, geschlagen, sehr jämmerlich mißhandelt, und eine Dornenkrone ·auf sein Haupt gesetzt haben. Er. hat sein Kreuz, woran sie Jh11 genagelt haben, selbst tragen müssen; l· sie haben Jhn mit Essig und Galle getränkt; sie haben mit einem Speere in seine Seite gestochen, woraus Wasser und Blut kam. Ach, wie jämmerlich sind sie mit Jhm umgegangen! alle die vorbeigiugen, sperrten den Mund auf und spotteten seiner, so daß Er der Verachtetste auf Erden war. Er war, wie der Prophet David sagt und weissagt: sJch bin ein Wurm und kein Mensch; ich bin der Verachtetste unter allen Menschen; sie sperren den Mund auf nach mir; sie werfen das Loos über meine Kleider. Ach, liebe Mutter, wie bitter ist das Leiden des unbefleckten Lammes Gottes zu beschreiben, das so vielem tLeiden und so vielen Schmerzen unterworfen war; wer kann wohl sein Leiden beschreiben, das es um unsertwillen erlitten hat; sollten wir denn nicht ein wenig um seinetwillen leiden, da Er doch alle, die ern. 20, i. hJerenr 38, S. cJcrenr. 20, 9. ciJerem. 1, E. 1, III« attlr 14, E. «sMatth. 1»4, 10. Mattkx 11, U. gMattly 2 lsislliattlx IS. 15. Motiv. s. . jPfulm its, 7. Jdkx s, 40. 1Evh. Z, 1. m1. Petri L, s. kund-n. I, . oMattlx 19, 17. q Avostelci is. In. i. Mofe Z, is. kJolx m, M. sPsalm II, 7. 1, 19 U » 22. is. .412'-i um seinetwillen leiden, so herrlich belohnen wird; denn Er sagt: l! Selig sind die, die nm der Gerechtigkeit willen leiden; und abermals: Selig sind, die nm Ineines Namens willen Schmach leiden, denn V ihr Lohn ist groß im Himmel. So kannst du nun merken, daß der Herr Diejenigen nicht unbelohnt lasse11 wolle, die um seines Wortes und seiner Wahrheit willen leiden; wer im Leiden standhaft bleibt, bei seinem Evangelium s« bis ans« Ende, die nicht von seinein Worte und seiner Wahrheit weichen, das Er mit seinem Munde gesprochen hat, die nicht von dem engen Wege abtreten, der zum ewigen Leben führt, die sich nicht geschämt haben, die Wahrheit vor dem Xehebrecherischen Ge- schlechte zu bekennen, die Diejenigen nicht gefürchtet haben, die den Leib töten, sondern die vielmehr denjenigen gefürchtet haben, der Seele und Leib )- in die Hölle, in die ewige Finsternis und Pein werfen kann, wo allezeit Heulen und Zähnklappeii sein wird, wo die Flamme nicht verlöschen, wo der 2 Rauch von Einig- ket zu Ewigkeit ausgehen, wo der Wurm nimmermehr sterben wird, die (wie Petrus sagt) sdem Hunde nicht nacharten, der wieder verschluckt, lvas er ausgespieeii hatte, oder der Sau, die gewaschen ist und sich wieder im Kote wälzt, die nicht b das Licht fiir die Finsternis bekennen, und die Finsternis für »das Licht, die die Wahrheit nicht fiir Lügen erkennen, und die Lügen für die Wahrheit, die mit c Eleazar auszuhalten und nicht zu l)eucl)eln gedenken, die d die Wahrheit nicht verwerfen, da sie doch wohl wissen, daß es die Wahrheit sei, die der tenselischen Lehre der Papisten kein Gehör geben, die nicht den Priestern sJsabels folgen, welche nach der Frommen Blut dürften, die Gott lieben und Jhm dienen, und Jhn von ganzem Herzen und k von ganzer Seele wert halten, die Christi Fußstapfen nachzufolgen und gnach seinem Wille11 zu leben und zu wandeln snchen, die Jhm und nicht den Menschen zu gefallen suchen; denn Jakobus sagt: I! Wer Gottes Freund sein will, der muß der Welt Feind sein; derjenige, der den engen Weg zu betreten und darauf zu wandeln sucht, der die Ungerechtigkeit zu verlassen und der Gerechtigkeit nachzukommen begehrt, der den Nat des Fleisches verläßt und idem Rate des« Geistes folgt, der das irdische Gut verläßt und das himmlische sucht, der das Zeitliche wie nichts achtet und das ewig Unvergängliche sucht, der nicht auf das Sichtbare sieht, sondern auf das Unsichtbare hofft, der dieses Leben nicht achtet, sondern das ewige Leben zu erlangen sucht, der keinen Gefallen hat an der zeitlichen Freude und Lust, sondern an ewiger Freude und Wonne. Diesen, die so sind, ist verheißen und zugesagt, das; sie immer und ewig das Land der Verheißung das ewige Leben ererben sollen, wo sie l( mit großer Herrlichkeit werden gekcönt werden; sie werden springen, wie Maleachi sagt, 1 wie die jungen Mastkälbeu es werden ihnen Palmzweige in ihre Hände ge- geben werden; sie werden, wie Johannes sagt, M das neue Lied vor dem Throne Gottes singen; sie werden mit weißer Seide angetan werden, sie werden wie die Sonne glänzen, sie werden ewig in Freuden sein; solche Freude (wie Paulus fagt), die kein Ohr gehört, kein Auge gesehen hat, noch eines Menschen Herz hat begreifen können, die Freude, welche die Frommen genießen werden, die bis ans Ende standhaft bleiben. Wer wollte nun Hum irgend einer Schmach und Verachtung willen weichen? Wer wollte nun um Verfolgung, oder Trübsal, oder des zeit- lichen Lebens willen weichen? Ach, szessist besser, Fleisch und Blut an einem Pfahle zu lassen, als siclfder ewigen Seligkeit seiner Seele, seines Vaters Magd. Z, 10. vLuL S, 22. wMclttlx 24, 13. XLUL 12, 4. z ffenkk 14. 10. aMark. O, 4Z. 2. Petri Z, 22. bJeL Z, 20. , . . «. eMattb. 22. AS. it. Petri L. 21. Matclx 7. is. iGal. S. is. Mattlx S, II. lMal. 4, L. 4. Esdra 2, its. mOssenb. Ist, l. Flor. L. U. n Blatt. Ist, 12. Hebt: .10, As. )- Mattlx c L. Mart. S, is. cl I. Stirn. gGal. 1, m. dsgl. it, it. . Kett. il, 1.7. lc1 Sol) 2 25 2 . . , . A. Ofsenki m, A. Blut-w. is, 48. oder« iistktslietxzseeissssteiegcl der Taufs-Gefiniitett. 555 Erbteiläy berauben zu lassen, O· das wir durch Christum erlangen. Darum sagt Paulus: Wer will unt« voii der Liebe Grittes schei- den, die in Christo Jesu ist? Trübsal, oder Angst, oder Verfol- gung, oder Hunger, oder BIößeP Wir können iiiit dei11 Apostel sagen: »Wir-sind gewis;, das; weder Tod noch Leben, weder Engel noch Obrigkeiteiy noch Elliächta noch Qiegeuiviirtiges, noch Zu- Fiinftigeåw weder Hohe-i- nocli Tiefe-J, noch irgend eine andere Creatur, unt; voii der Liebe Gottes scheiden kann. So lcis; uns denn nicht furchtsam sein, nieiiie Geliebteste, weil nichts- ist, das uns« voii Gott scheiden kaiin,—wer Jhn iiiir von Herzen liebetz denn Johannes·- fagt: i) Furcht ist nicht in der Liede, denn die Liebe treibt die Furcht rings; dies kannst du auch cui-»·- den Worten Pauliis abnehmen, weiiii er sagt: ci lind iveiiii ich allen Glauben hätte, daß ich Berge versetzen könnte, ja wein! ich all’ mein Gut den Llrnieii gäbe niid ließe. meinen Leib brennen, hätte cilieir die Liebe nicht, so wäre mir nicht-J nütze. So innß denn I« eine brennende Liebe zi! Christo sein; unsere Lampen iniisseu wir mit den kli!geii Jungfrauen brennen lassen nnd also unsern Briiiiti- gani erwarten, dass» ist, niir iniissen mit einer brennenden Liebe isntziiiidgt seåii und also Cliristiiui Jesniik unsern Lii«iiiit«iij-.iiii, er- war en ist» -·r foiinut. Siehe, hieran wird man erkennen, ioer Christum lieb hat, denn Er sagt: sWei« inich liebt, wird nieiii Gebot halten, ii1id der Licitelr wird» zi! ihiii i«oniineii, iiiid wir werden Wohnung in ihm niacieiu iacnni kann man, ohiie Christian zu liebeii icnd seine Gebote zu halten, nicht znin Lebeii eingehen; deiiii Er sagte selbst: tWillsl di! ziiiii Lebeii eingehen, so licilte nieine Gebote. Bkcis ist aber sein Gebot anders, als:- 11 Jhii zu Iiebeiik Wer« Jhii ii!!ii liebt, der wird nicht uin irgeiid einer Pein willen, die an dem Zdxleisgnz gtikscliegljixeii lköiinte, Flur! wdeicheih wie »ich zuvor von en vor en pciu us:- erzai ·)-.i.ie, ie ei« an iie Römer geschriebeii hat: I« Wer aber Christian nicht liebt, dessen Glaube ist nichtig und kann Gott nicht gefallen; deiiii Paulus« sagt: W Dei§ ist ein rechtschaffener Glinibe, der durch die Liebe tätig ist, das ist, durch die Liebe, die man zii Gott hat, iveiin man saeiii Gebot und seinen Liefehl hält; »dar«iiiii sagt der lieilige ««,citobii:-, X das; der Glaube ohne die Werte. tot sei. Lag« t-.i!i!i ii!aii auch wohl einsehen; denn iseo der iricilire Glaube ist, da iverdeii ciuch y gute Früchte liervorfoiiiiiieiix ein guter Liaiuii wird gute Früchte bringen, aber voii einein bsöscsii Baume wer- den böse Früchte auswachseiy denn ein guter Bann! kann feine liösen Früchte bringen, und ein böser Bann! t’-.iiii! feine guten Friichte bringen; «-· ebenso ist cuicli mit dein« «.Vieiischeii, der einein »reihtschcåffendeii Glauben hat äldiisseryikiksd gute Friichtkctheka vorir!1!»gei!, !e eiii Herrn ciefa en. ! er, wo ein nie) iger Glaube ist, der nicht rechtschaffen ist, da xnxirsl di! keine guten Früchte fpiireih stiniern cilleiii böse; denn kscitoliiis sagt, das; der Teufel auch glaube, nnd zittere. Nun kann man abnehmen, wie viel derer seien, die einen nichtigeii Glauben haben, ui!d»sicl) deniiocli rühmen, das; sie recht glaulien,—ja, auch diese sialiisteih sie konnen iriolil sagen: Jch glaube an Jesuni Christian, das; Cr gekreuzigt und gestorben sei Je; aber sie nehmen Jhui seine Ehre,—uu1e—:4 kurz zu nie-then, sie kennen Jhii nicht, sie habeii einen linglciiilien; sie. folgen Ihn! nicht in dein, das:- ihikeii sgebeiit; sie tun» nach den Liislei! ihres» Lunens, des:- - eufe S, cigt Christiisz renu I! er ist ein Lügner iiiid Betriigeis voii Anfang her. Ach, wie ist zii beiaiiiiiieriy das; einige solchen Liignern und Betriigern Gehör geben, und bekennen, das; die teufelisclie Lehre Christi Lehre, Wort und Wahrheit sei, da doch Gott durch dei! Propheten sagt: I) Verflucht ist, ii:er einen Jlbgott inacht i!iid contain. s. i7. Indus. s. Bis. at. sah. 4, is. q 1. bar. H. L. k:7.1tattli. 25. 1. sfiolr H. is. tdlliiittlr M. H. uJolr M, 124 nnd U, its. Hilf-in. s. Es. w Nat. H. h. x Ins. :2. As. z« :l.lialtli. 7. is. : Jus. L. its. a« oh. s. «. ohne. s. i4. . ehret. Ach, irasjs inacheii doch diejenigen, die da. sagen, das; der inahre Leib Christi in dem Häusleiii sei, rooinit sie über die Stra- szeu gehen, sainmt ihren Schelleih Fackeln und Laternen. Ach, wie abscheulich ist es, solche:- fiir die Tsiihrheit zu erkennen, da es doch nur Brod nnd Wein ist! Weil ich hier bin (n«ieiiie Wint- ter), so singe ich bisweilen ein geistliches Liedleiii; wird mir aber verboten, so ioill ich es darum nicht ciufgebeih so laiige sie meine Zunge frei lassen, ja, wenn ich oft einige Lieder voii des Menno Volk singe, so singen die Knechte ein srhiiiidliches Lied, dciiuit man die guten nicht hören möchte. Ach, ich bin so froh, daß mein allerliebster Bruder in dem Herr!i, den ich ans Erden habe, inich armen Gefangenen mit einein Liedlein und einein Briefe ron seiner eigenen Hand be- dacht hat! Es erfreute i1iicl) in iiieiiier Seele so sehr, daß ich es dir nicht schreiben kann. Jch bitte dich, danke ihm herzlich nnd bitte ihn, das; er noch eiiiiiial schreibe, und. schreibe di! mich, denn mich dünkt, das; iih hier wohl-icon) acht Tage sitzen werde; aber, als» ich anfing, dir diesen Brief zu schreiben, 1iieiiite ich nicht, das; ich noch so viel an dich schreiben würde, denn ich dachte, ich würde inein Urteil schon gehört haben. c Weil eg- aber den! Herrii so gefallen hat, daß ich noch hier in diesen! Gefängnisse: bleiben soll, so hoffe ich die Zeit mit d Geduld (iiac«h Paulus:- 9iat) zu erwar- ten, biEJ es» dem Herrii gefallen wird, nnd also, nach den Worten Christi, i1!eii!e Seele in Geduld zu fassen; denn c ich iibergebe inich in dek- Herrii Hände, daß mir nach seiueiii göttlichen Willen geschehiy z!i1i! Lebe, Preise und zur Ehre seines:- heiligeii iliciiiieiigs und. zur Seligkeit 1iieiiier Seele, von nun an bis; in Einigkeit. Nin! denn, iiiei!ie liebe Biutteiz ich sage dir noch einmal gute Nacht, gute »Macht, nceiiie ciuiseririihlte Zwitter; gute «.licicht, meine würdige Bii.itter, die inich in Pein ii!!d Schnierzeii geboren hat; ich bitte dich, meine liebe Wiutteu sei mit den Werken desi- Herrn zufrieden; sei un! ineinetiktiileii nicht betrübt, sei doch wohlgemut, weil ei» unser Gott so mit mir verordiiet hat, mich von dir abzusonderih so das; du niicli in diesem Fleische nicht mehr sehen wirst. Sei damit zufrieden, dein! iss widerfäliist mir nichts· Arge-J» ohne die Zulassiiiig des« Herrn, dein! der Herr ist ii!eii1 Be- hiiteix Schutz nnd Beschiriiiey k ii!deii! der Propbet David sagt: Der Engel des; Herrn lagert sich um die her, die Jhu fürchten. Denke nicht, daß Jeniaiid sei, der iuich beschiidigeii könne, denn Christus sagt: gdie Haare unsere-J Hauptes« sind alle gezählt; es fällt nicht ein Vogel von! Bauiiie ohne seinen Willen, wie viel höher sind wir aber geachtet eilst— die Vögel? 11 Daruni hat inau inich auch inn deg- Wortes iii!d der Wahrheit Christi ivitleii ins« Gefängnis; geworfen, liaiuit ich seinen kliaiiieii vor diesen grau- sanieii kltdeiisclieii bekennen, i auch Verachtung und Schiucich leiden möge, voll Verdrussesz ja, uieiiu ich auch zuletzt von ihnen ge- tötet werde, so freue dich darüber, nach den Wtirteii Christi, ioeiiii Er sagt: I( Freiiet euch, neenii euch die Tlliensclicsii schinäheii Iniid viel llebelgi von eint) reden un! ineinetioilleii, iiseun sie daran liige1!. — Denke daran, w! Petrus« scigt: m Lasset euch nicht befre1ii- dei!, als— ob euch etwas» klieiied geschehe; warum doch? weil es« allen siiiiderii Gottes« so ergangen ist, an denen Glitt jeiuals einen Gefallen hatte, denn Christus« sagt: » Jn der Welt liabt ihr 9liigst, aber seid getrost, ich licibe die Welt iiberiviindeir So soll uns: denn (i!«:ich den Worten Pelriis":s) nicht freiiid dünken, dein! die Schrift bezeugt solches:- zur Oseiiiicfez darum sagt auch Pau- lus: 0 lliigs ist es— nicht allein gegelieii an Cliristnin zii glauben, sondern auch un! seines: kliaiiieiig willen zu leidei!. Betrachte, was» der Propbet David sagt: i) Der Gerechte ums; viel leiden. clllhiiltelcp R. s. il l. Kur. C. 4. eLuL «l7. lPiAIin .",4. SU gMcItth. i0. ji«. xtliattlx in. sit. hlllvosi . if) .i. sMattli. In, Hi. IesV-h. 16, i. lLlIiat;li. H. 12. m1..Petkt 4. is« rissest)- l6, Its. "oPl!il. l, Lttp pPfatsu M. In. kennst-o» copy 556 Der blutige Sieh, Christus» selbst, der Herzog des— Oilcinbens, s! hat leiden und also zu seiner Herrlichkeit eingehen iniisscsicz haben sie aber den Hansliatcsr Beelzcsliicli genannt, s« ji«-as werden sie wohl seinen Knechten tun? Haben sie auch den Erben cncsiigestciszeic nnd ge- tötet, was nierdcsii sie dann den Gesandten tun? Darum klagt der Herr iiber Jerusalem und sagt: s O, Jerusalem, Jernsalcsini die du tötest die, Propheten und stei!!igst, die zu dir gesandt wer- den, wie oft habe ich deine Kinder· versanuccelic wollen, wie eine Henne ihre Kiichlein unter ihre Flügel versannnelt, aber dn hast nicht gewollt Sieh, wie sie allezeit diejenigen, die von Gott ge- sa11dt waren, getötet haben und icoch töten. Christus sagt z!! seinen Jüngern: tSie werden euch in den Bann tun, und wer euch tötet, wird meinen, er tue Gott ein Opfer« daran. Wer nun ein guter nnd getreuer Jiinger Christi sein und dem Herrn treulich dienen will, der muß cilles willig ertragen, 11 was ihm um des Herrn willen auferlegt wird, denn Paulus sagt: v Alle, die gottselig leben roollecr in Christo Jescn iniisseii Verzfolgungjleidein w nnd abermals, wir miissen durch viel Trüb- . s-al und Leidenins Himmelreich eingehen. Weil denn nun das Hinnnelreiclj durch viel Leiden und Drangsal eingenommen werden muß, X so laß uns mit Paulus uns erfreuen in dem Leiden, das wir um des« Nanieiis Christi willen leiden, denn wir sehen )- wie Petrus und Johannes, als sie vom Rate kamen, erfreuet waren, weil sie um Christi willen Schmach litten und gegeißelt worden sind. So freue dich denn auch, 2 meine liebe Blutten mit mir und danke dein guten Gotte, daß Er einen armen, schwachen, unwürdigeii Wkenscheic tüchtig achtet, s um seines Wortes und seiner Wahrheit willen zu leiden. Lobe und preise den Herrn für seine Gnade, bsinge ihm Lob fiir seine Wohltaten, sage mit mir: Dank sei dem Gotte Abrahams dem Gotte Jsaafs nnd dem Gotte Jakobs für seine Unaussprechliche Barmherzigkeit und Güte, die Er an uns armen Menschen erwiesen hat. Sage mit David: Wo ist ein Gott, wie unser Gott, demselben sei Preis und Lob, von Ewigkeit zu Ewigkeit, Amen. sJch sage gute Nacht, meine geliebteste Niuttey gute Nacht, wenn ich dir nicht mehr schreiben sollte; und sollte dieses der letzte Brief sein, so sage ich dir gute Nacht, meine geliebte Mutter, nnd nehme meinen Abschied von dir, meine V2ritter, die ich liebe. Gute Nacht, denn ich verlasse dich um des Herrn willen-, cund hoffe auch um feinetwillen mein Leben zu lassen, denn der Herr hat mir ein anderes Leben verbeißen, das ewig währen« und nim- mermehr· vergehen wird, nicht wie dieses Leben, das doch ver- gehen muß, denn dieses Leben, d oder die zeitliche Lust dieser. Welt ist nicht mit der Freude und Wonne zu vergleichen, die den Fronmieci verheißen ist, die bis ans Ende standhaft bleiben, wo ein Tag (wie David sagt) besser ist, e als hier tausend in Freude und Ergötzlichkeit Jch hoffe mit der Hülfe des Herrn die ewige Freude bald zu genießen; k dann werde ich von allern Seufzen, Weinen und Trübsal erledigt« werden; dann wird mich nicht mehr hungern oder dürften, dann werde ich weder Hitze noch Kälte mehr fühlen, g dann werde ich von allem befreit werden und mit dem Lamme ewig triumphiren So sei denn nicht betrübt, weine und seufze auch nicht, obgleich ich dir vorangehe, denn wir werden wieder znsammenkoinmeiu sei nur getrost, meine auserwählte Mutter; b der Herr tröste dich mit seinein Heiligen Geiste in all’ deinem Drucke und Trübsal. Jch sollte wohl mehr betrübt sein als du um deinetwillen, Scham-tats- denn ich lasse dich lner in dieser bösen Ali-it, i wo du aller Trüb- scilzksrscck nnd Leiden nnteclrorfeic bist, und scheide cius dieser Trnbsal in die Freude, einst« diesen! Leben in das? ewige Leben; aber wir sollten mit des:- Herrii Bserlen nicht betrübt, sondern zu- frieden sein, denn Paulus» sagt: I( Alle Dinge dienen den Gläu- bigen zncn Besten, darum denke an das:- Gebet, nteun wir bitten: lHercz dein Wille. geschehe auf Erden wie in! Hinnuel So las; uns:- denn zusehen, daß wir nichts— gegen den Willen des Herrn wollen, 111 sondern daß wir in allem geduldig nnd leid- smn sein mögen, damit in uns« der Spruch der Offenbarung Jo- hannes:- erfiillt werde: Hier ist Geduld der Sfseiligen So sei denn, liebe Qiiicttcsiy in allem geduldig, wag-i dich jetzt überfallen hat nnd was» dich icocls iilierrfallecc möchte. Gehalns dich wohl, meine herzgriindlich geliebte Platten ich bitte dich auch, wenn dn dein Gebet zu Gott tust, daß dn an 1nich«ar1ne1I, schwachen Mäuschen, deinen Sohn (" der um de:- Zengcsisses des einigen Sohnes Gottes willen hier gefangen ist), denken wollest, wie ich denn auch hoffe, daß du tun wirst, und znieifle iciclst daran, denn 0 Jakobus sagt, das; des Gerechten Ge- bet viel vermöge, wovon er auch ein Exempel anfiihrt nnd sagt: Elias war ein Nieusch wie wir und er bat, daß es nicht regnen sollte, nnd ei» geschah; abermals bat er, daß regnen sollte, nnd es geschah. Dieses erzählt der heilige Jakobus, um zu beweisen, p wie kräftig das Gebet der Glänbigen sei. Christus» sagt auch: Alles, was ihr in eurem Gebete bittet. habt nur e Glauben und zweifelt nicht, so wird es euch gewährt. Die Schrift bezeugt es im Ueberflussa wie das Gebet der From- men drIrclJ die Wolken dringe, so daß sie von dem Herrn erhört werden. Hierniit nehme ich meinen Abschied von dir, liebe Ahit- ter, möchte. vielleicht das letzte Mal sein, und befehle dich dem Gotte Vlbrahams Jsaaks und Jakobs; der Gott des Trostes tröste dich, s der starke Gott stärke deinen Glauben, um allen feurigen Pfeilen des Bösewichts zu widerstehen; der Herr b:- wahre deinen Aris- und Eingang immer und ewig, Amen. Gute Nacht, meine allerliebste Mutter, gute Nacht in dieser Zeit, bis wir einander im s ewigen Leben sehen bei Christo, un- serm einigen Haupte und Bräutigam, Amen. Grüße mir meinecc allerliebsten Bruder, den ich auf Erden HAVE, It! DEM Herr» Christo Jefuz grüße mir ihn sehr herzlich und arich nieineci auserwählten lieben Meister, wenn er da ist, wo du bist. Nieineii geliebten B. D. B. grüße mir, wenn du au ihn schreibst. Mein Mutter, halte mir dieses mein schlichtes Schrei— be11 zn gut,.denn ich habe es aus Liebe getan, nach meinem ge- ringen Verstande, den der Herr mir unwiirdigeii Menschen Laus Gnaden gegeben hat; der Herr sei mit uns allen, Amen. » ·Von mir, deinem Sohne, den du wohl kennst, Hans Brei, gegen- wartig gefangen und verschlossen auf dem Steine in Llntwerpeii den 7. Juli im Jahre 1576 U nm des Evangeliums icnd des Bekenntnisses des einigen Sohnes Gottes, Chriti e , ? ·l H s, w·ll ,1 I- chen die Welt nicht kennt, sonsdersn H« an« l e« ne Noch ein Brief von Haus—Bret, geschrieben ans einem finstern Loche, wohin man ihngeloorscn hatte, gesandt an eine von den Schwestern im Glauben, auf einen Sonntag, im Llngicst 1576. Gnade nnd s Friede von Gott, unserem lieben himmlischen Vater, voller« Gnade und Wahrheit, der reich an Barmherzigkeit und Güte, bist durch das bittere Leiden und Sterben seines ein- geboreneii Sohnes Jesu Christi, der rcns geliebt und uns in Z. Qui· 24, 25. Mattlx 1»0, 25. tMutth. 11, W. sMattlx 2Z, 26. tJvlx Its, 12. uLuL Ist, 27. v2. Tini. It, is. w Llhostclxkh 14, 22. xkViuttlx 11, 12. yApostelkn Z, 42. zPhil. il, 4. aAbostelg. Z. 42. l) Psalm 146, l. cOffetllh 12, 1S. Blattlx 10, Ali. 1. Ich. Z, 25. tl Jud· Its, W. Tlllattlx 2ö, 13. ePscllnl 84, 11. lOffenb. 7, 17. gOffenlh 22, S. hJolx l4. 16. « i qHebr. 12. m, 16. Diattlx « c. Ich. s. kais-u. s. 2s. country. s, 1o. N« . 11, 12· e. »oui«, 21, 11. Diskurs. 12, is. Her-c. 13, s.mo«å«iit. s, us. Pfisiiiiij . gnug-i. is, 24. -2. nor. 1, 1. Eva. a, je. Ach» onatzh.4zs, i. te. Kur. 4, 7. aus«-stets. 12, a. e. Pakt oder Märtyrer-Spiegel der Tanfs-Gesiniiten. 557 seiiieiii Blute voii allen uiisereii Sünden und· unserer· 1liige- rechtigkeit, die wir getan haben, gewaschen hat, so wie die straft des Heiligen Geistes» zur Stärkung in deni Glaubender Wahr- heit, welchen dir der Herr durch seinaunaussprechliche Gnade und Barmherzigkeit offenbart hat, sei dir von mir, deinem sihwachen Bruder, angewüiischh von ganzem Herzen, zu deiner Seele Heil, Amen. · Herzgrüiidliche, liebe Schwester in Christo Jesu,·die ich von Herzen liebe, c ich kann nicht ii1iterlasse-n, dir ein kleines Brief- lei1c zu schreiben, d hier iii diesem Loche, wohinein ich geworfen bin, ohiie irgend ein anderes Licht als das Licht der Kerzen. . So sage ich denn hiermit gute Nacht, wenn ich dir nicht mehr schreibeii sollte, welches unserem liebeii himmlischen Vater bekannt ist. · Ferner lasse ich dich wissen, meine geliebte Freundin, das; ich den Bund, den iih mit meinem Gott gemacht habe, «mit seiner göttlichen Hülfe zu behalten begehre, und erwarte unsern Bräuti- gani c Christum Jesum in seiner Zukunft, damit wenn Er kommt, ich mit Jhm zur Hochzeit eingehen und in ewiger Freude lebeii möge. Ach liebe Schwester, ich kann unserm Gotte nicht genug Lob und Dank sagen fiir seine unaussprechliche Barmher- zigkeit, daß Cr mir beisteht, und hier in dieser Grube oder diesem Loche Stärke verleiht, wohineiii man mich k um des Worte:- der Wahrheit willen geworfen hat. · . Liebe Schwester, denke doch an mich armeii Gefangenen g i deiiiem Gebete zu Gott, wie ich denn hoffe, daß· du tun r·i-·erdest, damit es Jhm gefallen möge, mich bald von dieseni Fleische· zu erlösen, b damit ich mein Opfer zuni Preise seines heiligen Elia- mens und zu meiner Seele Seligkeit tun wage, dariut diese Feinde in ihreni Vorhaben beschiimkwerdeii niogen, I die nur durch dieses Loch, in welches sie mich jetzt geworfen haben, mein Erbteil zu rauben glauben. Aber dem· Herrn sei·gedai«ckt. I( der mir in der Not beisteht und allein mein-Helfer ist, zudem 1ch meine Zuflucht nehme, denn Paulus sagt: eh« ist getreu, und wahrhaftig, I der uiis nicht mehr auflegen wird, als wir tragen können. Darum, liebe Schwester, sei deines armen schwacheii Bru- ders allezeit eingedenk vor deni Herrn, 111 denn das Gebet der Ge- rechteii vermag viel. ·· · · Ach liebe Schwester, ndiese grausamen Wolfe haben mir alle meine Briefe genommen, die ihr mir gesandt habt, Federn, Tinte und Papier, und auch eiiis und das andere, was ich· selbst geschrieben hatte, so wie auch zwei·Briefe, einen, den ich an meinen allerliebsten Bruder H. geschrieben hatte, uiid noch einen, der an meinen Bruder Willem geschrieben war, und noch einiges andere; aber ich glaube nicht, daß daraus irgend eine Unaii- nehmlichkeitentsteheii soll. · · · Unser Schreiben hatJeniaiid verraten, der bei mir· saß: sollte ich dir alles schreiben, das Papier wurde nicht ausreichen; dasselbe habe ich nachher vo1i einein Manne zuruckerhaltem der zu mir in dieses Loch gesetzt war. · · · So habe ich denn schon zehii Tage hier gesessen, und wie laiige noch, das ist unserem lieben Herrn bekannt. Als ich hier- her gesetzt wurde, war es Freitags Nachts, nach meinem Dafür- halten, den 27. oder 28. Juli. Nun denn, meine liebe Schwester, O halte dich allezeit zu der Wahrheit, welche Christus ist; fürchte dich nicht vor diesen Wöl- feii, p denn unser Gott steht uns allezeit nach seiner Verheißung in jeder Not bei. · · · Ich sage dir herzlich gute Nacht, gute Nacht,· meine liebe Schwester; grüße mir meine Mutter sehr herzlich, uiid alle meine Schwestern, unsern Bruder Hans und meinen lieben tt . 12, s. cl I. M se 1.7, 24. Matthi II, I. tEvlx 1 13. gEvlx S, 19kM1I2yTim. it, S. iKotlt 2, s. kPfalm 46, I. U. Kot. 10,« 15. Instit. Z, 16. sagend. B. Z. Ost-h. 14, S. pHebL 13, s. Meister, auch alle andern Freunde. Jch bitte dich, laß es iiieiiie Mutter nicht wissen, daß sie niich iii diese Lazarnsgrube geworfen haben. Der Herr sei mit dir und bewahre dich in seinen Wegen imnier und ewig, Amen. Geschrieben von mir, deinem schiniachen Bruder, Hans Brei, bei einem Kerzenlichta in einem Loche, genannt Lazarusgruba wo ich um des Wortes der Wahrheit willen eingeschlossen bin. ciDeni Herrn ist meine Erlösung bekannt. Noch ein Brief voii Hans Brct, geschrieben aii Hans C» einen von den Brüdern iii dcr Gemeine. Die große Unaussprechliche Gnade und der Friede voii Gott, unserin himmlischen Vater,--1 der ein Vater boller Gnade 1iiid Wahrheit ist, ein Gott des Trostes und des Friedens, reich nnd überfließend in seiner Barmherzigkeit l) und unermeßlich in seiner Gnade und Güte, die Er an uns durch seinen eingebornen Sohn Jesum Christum, c unsern Erlöser und Seliginachey erwiesen hat, dder uns von der Gewalt des Satans, dessen Sclaven und Dienstkiiechte wir durch unsere Sünden nnd llii- gerechtigkeiten waren, erlöste; aber Er hat uns; geliebt. sagt dei- heilige Johannes, e und hat uns gereinigt und tin-J iii sciiieiii Blute von allen unsern Sünden und Ungerechtigkeiten gewa- schen, womit wir beschwert und beladen waren, uiid hat iins zu Königen und Priestern vor Gott, seinem Vater, gemacht, kund die unsiiberwindliche Kraft des Heiligen Geistes stärke deinen iiiweiidigeii Menschen, damit du im Glauben der Wahrheit auf- ivachseii und zunehmen niögest, welche dir der gute Gott durch seineunaiissprechliche Gnade und Barmherzigkeit offenbart hat, damit du mit Josua iind Caleb g und alleii Frommen Gottes das Land der Verheißung, bnämlich das ewige Leben, einnehmen mögestz das wünsche ich von ganzem Herzen dir, meinem Bruder in Christo Jesu, zu deiner Seele Heil, Amen. i Mein geliebter Bruder in Christo Jesu, geheiligt und ge- reinigt und von Gott erwählt, ich grüße dich mit diesem ineineiii Wiese, den ich an dich hier in meinen Banden aus christlicher« Liebe schreibe, l( damit du wissen mögest, wie es mit mir steht, wofür ich deni guten Gotte nicht genug Lob und Dank sagen kann, der inir Unwürdigen in alleii meinen Anfechtungen beige- standen hat, so daß ich mit dem Propheten David sagen kann: Wo ist solch eiii Gott wie unser Gott, der deii nimmermehr ver· läßt, der auf Jhn trciuet, denn wer auf den Herrn vertraut, soll nicht zii Schanden werden, indeni der Prophet sagt: lWer auf den Herrn traiiet, wird nicht fallen, sondern stehen bleiben, wie der Berg Zion. Also, lieber Bruder, setze ich mein Vertrauen allein anf den Herrn, deiii ja alle Frommen vertrauet haben von Anfang der Welt her; sie sind auch nicht zu Schcinden geworden, M sondern in aller Triibscil und jeder Angst ist der Herr ihr Hel- fer gewesen, hcit nach seiner Lierheißiing ihnen beigestanden U und sie iii Wasser und Feuer bewahrt, wie wir davon viele Exempel in der Schrift zu unserem Uiiterrichte finden, wenn wir ansehen, O wie Gott die Kinder Jsrael diirclfs rote Wiccsr trocknen Fußes führte, und sie dadurch von der Hand des grausamen Pharao er- lösete, der sie verfolgte und es auch versuchte, durch’s Meer zu gehen; aber sie kamen sämmtlich um. Daraus kannst du nier- fen, wie der Herr den erlöse, der auf Jhn trauet; ebenso kannst dii den heiligen frommen Daniel betrachten, i) der ohne Speise iii der Löwengriibe lag; sieh, der Herr hat ihn nicht verlassen, sondern durch den Propheten (1 Habaknk gespeist. « Ebenso, lieber Bruder, speiset auch der Herr diejenigen, die ein festes Vertrauen zu Jhni haben, init einer geistigen Speise, nämlich mit seinem heiligen Worte, welches Er uns zur Speise . . bEdh 2, 4. cJolx s, IS. dKoL ·1, is. eOfsenb. i, S. it. Petri L, 2. g4. Muse ist, U. ·li1. Stolz. 2, 25.- iMattly 28, .7. IcKUL it, 17. lPsaltti Es, 1. Mattlx 12, ZU. Insel-r. is, C. n sei. its, Z. o2. Mofe U, M. pDan. O, 20. qGeschichte von kein Drachen Vers M. 558 Der blutige unserer Seelen gegeben hat, denn Christus sagt deutlich, t daß der Wiensch nicht vom Brode allein lebe, sondern von einem jeden Worte, das aus dem Munde des Herrn kommt, denn wie der Mensch durch Brod gespeiset und unterhalten wird, so wird der innere Mensch durch das Wort des Herrn gespeiset und ernährt, und wie ein Mensch, wenn ihm seine Nahrung, womit er sich un- terhält, entzogen wird, stirbt, so auch, Geliebte, wenn dem inner- lichen Menschen, nämlich der Seele, ihre Speise vorenthalten wird, nämlich das Wort Gottes, wodurch sie gespeist und unter- halten wird, so vergeht sie. Darum ist es nötig, s daß wir ein- ander ermahnen, wie der Apostel Paulus sagt, so lange es ,,heute« heißt, die Gebote Gottes zu halten, damit der innerliche Mensch von Tag zu Tag gespeist und ernährt werde, und dadurch aufwachseund stark werde, t denn der Apostel Petrus sagt: Jch achte es sur angemessen, so lange ich in dieser Hütte bin, euch zu ermahnen, wiewohl ihr in der gegenwärtigen Wahrheit gestärkt seid, U damit, wie Paulus sagt, Niemand durch Betrug der Sünde verführt oder verhärtet werde. Darum, mein lieber Bruder, sei der Worte Paulus eingedenk, wo er sagt: V Er- mahnet die Ungezogenen, tröstet die Kleinmütigem traget die dSchtlivachen und seid langmütig und gegen alle Menschen ge- u ig. Ach, mein geliebtester Bruder, werde nicht müde in den We—- gen des Herrn, noch schwach in der Unterhaltung der Gebote Gottes; Whabe daran deine Lust Tag und Nacht, mit allen Frommen Gottes, und sage mit dem Propheten David: X Herr, dein Wort tröstet und erfreuet mich mehr, als alle Schätze und Reichtümer dieser Welt, rund abermals, dein Wort, Herr, ist mir lieber, als viel Gold und Silber. Betrachte, wie sich alle Frommen Gottes mit dem Worte des Herrn getröstet haben, so tröste du dich denn auch damit, denke daran dein lebelang, laß es in deiner Seele gepflanzt»sein, 2 daß es dich selig machen möge. « So sage ich denn dir, mein vielgeliebter Bruder Hans, gute Nacht, gute Nacht, wenn dies das letzte Schreiben sein sollte; ich bitte dich, Geliebten halte auch steif an im Erniahnem Unter- weisen und Lehren, snach der Gabe, die dir Gott aus seiner unaussprechlichen Gnade gegeben hat. Hast du viel empfangen, so teile reichlich mit, hast du wenig, so teile auch von dem Weni- gen mit. Sei allezeit zur Verantwortung bereit gegen Jeder« Mann, b der Rechenschaft fordert von der Hoffnung, die in dir ist. Suche mit dem, was du empfangen hast, viel zu gewinnen, damit der Herr zu dir sagen möge: Komm, du getreuer Knechh über loenig bist du getreu gewesen, ich will dich über viel setzen. Bedenke, lieber Bruder, c daß der Herr den nicht unbelohnt lassen werde, der Jhm getreu ist. Darum sagt Gott in der Offen- barung Johannes: tlWer getreu bleibt, soll die Firone des ewigen Lebens empfangen. So bleibe denn, mein allerliebster Bruder, getreu, damit du mit allen Frommen Gottes mit der Krone des ewigen Lebens gekrö11t werden Mögest; darin wolle dich der gute Gott stärken, Amen. Mein lieber Bruder H., mein Herz und Gemiit wollte dir wohl mehr schreiben, nach der kleinen Gabe, die ich Unwiirdiger von dem Herrn empfangen habe, aber es mangelt mir an Papier, und ich bin besorgt, daß du dieses kaum wirst lesen können, weil das Papier sehr durchfchlägt Dich, danke dir sehr herzlich für das, was du mir so treulich gesandt hast; ich kann dir nicht schreiben, wie es mich erfreut hat, denn ich habe in langer Zeit nichts von euch gehört. Jch bitte Tdich,»danke unserm Bruder H. in meinem Namen sehr herzlich für seinen Brief, den ich, nicht ohne Weinen habe lesen können, um seiner tröstlichen Ermahnun- sHebr. to, As. Hebt. Z 1 . 4. , Z Cl. Petri. 2, Z. L. Petri . . . v1. Theil. s, U. w Psalm I, s. I: Psalm 119. J« Psalm . z Jus. 1 21 Schauplaip gen willen; er schreibt mir, ich sollte A. H. und B. einen Brief schreiben; ach, Brüder! wie gern tiite ich das, lieber als Essen; aber die Feinde der Wahrheit haben mich daran verhindert, so daß ich nicht weiß, wie ich sie euch senden soll; ich weiß nicht, wie ich diesen Brief hinaussenden soll; ich habe ihn auf Hoffnung ge- schrieben, ob unser lieber Herr ein Mittel geben möchte, und wenn ich auch mehr schreiben wollte, so habe ich kein Papier mehr. Dieses habe ich mit ein wenig Saft von lkrakebeereic geschrieben; »ich hoffe, du werdest mir, wenn es dem Herrn gefiillt, noch etwas Gerätschaft zur Arbeit senden, denn ich bin hier müßig, damit ich meine Zeit angemessen zubringen könne. Dieses sei für dieses Mal genug, mein lieber Bruder. Hiermit sage ich gute Nacht, gute Nacht, mein Bruder, gute Nachtz e der Gott des Trostes und des Friedens, der Gott Ja— kobs und Jsraels bewahre dick) in dem Glauben der Wahrheit; Er sei ewig mit dir, Amen. Jch grüße dich, lieber B., mit einem heiligen kKsusse des Friedens, griiße mir meine Mutter sehr herzlich, auch alle meine Schwestern, unsern B. H., meinen Meister, und sage, daß ich ihr neulich einen Brief gesandt hätte, weiß aber nicht, ob sie den- selben erhalten habe. g Grüße mir alle Heiligen; Gnade und Friede sei mit euch allen, Ainen Von mir, deinem schwachen Bruder Hans Bret, b gegenwärtig in Banden um des Evangeliums willen, welches allen denen eine Kraft Gottes ist, die daran glauben. " Als« auf diese große Hitze der Verfolgung, welche die Papi- sten überall, so weit sich ihr Gebiet erstreckte, erregt hatten, m einigen Städten in Holland, Seeland, und besonders in der Stadt Middelburg, wo der Prinz von Oranien, Wilhelm der Erste hochlöbl. Gedächtnf sowohl den Taufsgesinntem als Anderen, Gewissenssreiheit vergönnt hatte, eine Kühle erfolgte, weshalb sich viele der unschuldigen und wehrlosen Schafe Christi dort niederließen und in der Stille mit dankbarem Herzen Gott dienten, so haben einige von den Einwohnern dieser Stadt. wie- wohl sie zuvor selbst unter dem Drucke des päpstlichen Joches lebten, solches beneidet, und bei der dortigen Obrigkeit so viel bewirkt, daß den Taufsgesiiinteih die sich dort aufhielten, ange- sagt wurde, daß sie in Form eines Eides der Stadt Treue schwören, und überdies mit iiußerlichen Waffen sich, wie andere Bürger, um dem Feinde Widerstand zu tun, rüsten müßten, und wenn sie das nicht tun würden, sollte« sie verbunden fein, ihre Handwerk, Gewerbe und Handtierungeih welche zu des Leibes Uuterhalt gehörten, aufzugeben, ihre Häuser zuzuschlieszeii sc. Lllss solches den Taufsgesiintteu angekiiiidigt wurde, haben sie (weil sie sich weder zu einem Eidschwnre bequemen, noch mit äußerlichen Waffen rüsten konnten) ihre Zuflucht zu dem vorge- meldeten Prinzeii von Oranien genommen und ihn demütig er- sucht, er wolle sie Gewissenssreiheit in der Belebung ihres Glau- bens genießen lafse11, daß sie jedoch alle bürgerlichen Lasten, Schatzungen und dergleichen, treulich aufbringen wollen; daß man ihnen bei Ja und Nein, statt eines Eides, glauben möchte, und daß sie solches aufrichtig ohne Arcsfliichte Schalkheit oder List unterhalten wollten &c. Diese« Bitte hat ihnen der Prinz zugestanden nnd der dorti- e2. Flor. 1, Es· I. Kot. U, Z. i2. Kot. s, 12. gNin IS, L. li2. Tini. I. S. Rönn l, IS. IMMM is! de! Hide»Vekfvln1IUr-l« die die Pctvisten angerichtet hatten, trat lu andern Orten, bauhtlcichlich in Hoslland und Seeland er» eine tlühle ein. sAber die von Middelbsirg haben solches beneidet, denn sie haben die wehrlosen Schafe Christi, die unter ihrem Schuhe zu ruhen meinten, in ihrer Ruhe gestört. «Darmn haben die Ilnterdruclten dein Prinzen von Oranieu solches zu erkennen ers-rauh. es, is. ·d1. Petri s, is. Month. es, i. coffenkk e, 1o. d Zur. i. re. Matth- 1e. M. gegeben, damit sie Religionsfreibeit erlangen möchten. sDieses hat der Prinz nicht lange hernach zugestanden und ihnen deshalb einen Befehl angestellt. Herz. ITIZLirtiirseraspiezzcl der Storchs-Erstaunen. 559 ge11 Obrigkeit befohlen, diese Leute mit vorgemeldeter Auflage zu verschonen und mit dergleichen Lasten die Gewissen nicht zu beschweren· Nachdem wir hierüber zuverlässigen Bericht erlangt haben, halten wir es für nützlich und dienlich (zum Lobe des fürstlichen Hauses Ntaffau) solches hier anzuführen, in der Hoff« nung, es möchte andern Obrigkeiten zur Richtfchnur dienen. Abschrift. Nachdem von einigen Einwohnern dieser Stadt Wiiddelburg Seiner Excellenz eine Vittfchrift überreicht worden ist, in wel- cher sie sich beklagen, daß die Obrigkeit dieser Stadt vor kurzem ihre Werkstätten habe zuschließen lassen und ihnen folglich ver- boten sich zu ernähren, was doch ihr einziges Mittel ist, ihre Haushaltungen zu unterhalten, und daß ihnen der gewöhnliche Eid abgefordert worden sei, wie ihn Andere geleistet haben, wes— halb jene Einwohner auf das Bestimmtefte nachgewiesen haben, daß sie nun schon von langen Jahren her, ohne den vorgenannten Eid jemals getan zu haben, alle bürgerlichen Lasten, Schoß und Schatzungen2 so wie andere Bürger und Einwohner dieser Stadt, willig getragen hätten, ohne daß jemals an ihnen ein Betrug erfunden worden wäre, und daß man sie auch deshalb gegenwärtig nicht beunruhigen sollte, indem sie anders nichts begehrten, als in der Freiheit nach ihrem Gewissen zu leben, um loelcher Ursache willen ja die Untertanen des Königs von Spanien den Krieg gegen denselben aufgenommen und allen Gebrauchen widerstanden hätten, die dagegen streiten, worin es auch nun, durch Gottes Gnade, so weit gekommen ist, daß die vorgemeldete Freiheit des Gewissens erhalten worden sei, und daß es daher ungebührlich gehandelt wäre, wenn man die Kläger dieselbe nicht genießen lassen wollte, da sie doch nicht ohne ihres Leibes undLebens große Gefahr dieselbe hätten gewinnen hel- fen, indem sie !Schatzung, Schoß und andere Lasten getragen hätten, was alles sie in einer Bittschrift vorgemeldeter Obrigkeit vorgeftellt hätten, daß« es ihnen aber befohlen worden wäre, daß sie sich nach der Regierungsform und nach den Ordnungen der vorgemeldeten Stadt richten müßten, wodurch« vorgenannte Obrigkeit dahin zu trachten scheine, durch den Eid nicht allein die Klagendem in Middelburg wohnhaft, sondern auch folgeweise unzählige andere, in Holland und Seeland, die fiel) unter Jhro Excellenz Schutz, vermöge Dero Ausschreibem begeben haben, mit Weibern und Kindern, zu ihrem gänzlichen Verderben, zu vertreiben, woraus zwar Niemanden ein Ruhm, wohl aber ein großer merklicher Schaden in diesen Landen entstehen könnte, weil dadurch iiberall die Nahrung sehr vermindert werden wür- de, nnd daß sie deshalb Jhro Cxcellenz demütig ersuchten, die Sache mit Mitleiden einzusehen, und darin nötige Verordnung zu erlassen, insbesondere, da fiel) ja vorgemeldete Klagendeli erboten, daß statt des Eides ihr Ja so viel gelten sollte als ein Eid, und daß die Uebertreter als Meineidige gestraft werden sollten, so hat denn Seine Excellenz, nach vorhergegangener Be- trachtung und reifer Ueberlegung dessen, was zuvor gemeldet worden ist, auf gehaltenen Rat mit dem Gouver11eur und den Räten von Seeland verordnet und beschlossen, und verordnet und beschließt kraft dieses, daß bei der Obrigkeit gemeldeter Stadt vorgenaiiiite Kläger mit ihrem Ja, statt eines Eides, als wozu sie sich erboten haben, bestehen sollen und daß die Ueber- treter als Eidbrecher und Meineidige gestraft werden sollen. Darum befiehlt und gebietet Seine Excellenz der Obrigkeit von Middelburg und allen andern, die dieses angehen möchte, die Kläger mit dem Eide und andern gegen ihr Gewissen streitenden IDie Taussgefinnten baben nebst ihren Mitblirgern alle bürgerlichen Lasten getragen, und find nie als Betrii er erfunden los-even. »Man befchwerte sie nnbillig des Eidfchsvnrs darum bit en sie den Prinzem dessen über-hoben zu sein· "«-»D»i·ngei1 ferner nicht zu beschweren, sondern sie ihre Werkstätte offnen und ihr Gewerbe treiben zu lassen, wie sie zuvor getan haben, welches alles, nach reifer Beratschlagung mit mehrerer Ruhe, gebiirlicher Maßen eingerichtet werden soll. So gefchehen unter Seiner E rellenz Namen und Siegel in Mid- delburg den 26. Januar 1ö77. « er iegelt mit rotem Wachs re· nten stand Gast. von Nase-in. Was« hierauf erfolgt sei, soll auf das Jahr 1578 angeführt werden. Unterdessen haben die Papisten an den Orten, wo sie ihre Regierung hatten, mit aller Grausamkeit und Tyrannei. die Lämmer der Heerde Christi wie reißende Wölfe angefalletn so daß viele haben ihr Leben lassen müssen, wie aus dem Verlause ersehen werden kann. Lorenz Janß Noodrnst von Delft. 1577. Nach s mancherlei Verfolgung, Wiirgeu und Brennen der wahren Nachfolger Christi ist auch ein frommer Bruder, Na- mens Lorenz Janß gewesen, seines Handwerks: ein Schuhmacher, dieser hat lieber erwählt, mit dem b Volke Gottes» Ungemach zu leiden, als die zeitliche Crgötzliclfkeit der Sünden mit den Un- gläubigen zu haben, in der Hoffnung, dereinst mit allen wahren Kindern Gottes den cHimmelsraum zu genießen, und lieber hier eine kurze Zeit seinem Fleische nnd den Wollüften dieser Welt abzusterben, als es dereinst mit ewigem Wehklagen in des höllischen Feuers Pein d bezahlen zu müssen. Daher ist er von den Verfolgern und Feinden der Wahrheit im Jahre 1576, im Monat August, zu Antwerpen gefangen genommen worden, wo er (durch Gottes Gnade) eine schwere Gefangenschaft ertragen und vielen Anfechtungen widerstanden hat. Als er nun keines— wegs zum Abfalle gebracht werden e konnte (sondern auf Chri- stum fest gegründet war), haben ihn die Herren und Regenten dieser Welt, die durch die Pfaffen und Mönche angetrieben wur- den, vom Leben zum Tode verurteilt. Also ist er im Jahre 1577, im Monat Januar, an gemeldetem Orte lebendig ver- brannt worden, und hat den rechtschaffener: Glauben der Wahr- heit mit seinem Tode und Blute bezeugt nnd k befestigt, weshalb er für sein zerbrochenes, irdisches Haus einen Bau von Gott ans Gnaden erlangt hat, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, son- dern das ewig währen wird im Himmel. Weil aber dieser Freund Christi keine Gerätschaft zum Schreiben hat erlangen können, so hat er seinen geliebten Freun- den die Einpfiiiduligeli feines zugeneigteii Gemütes auf zwei zinnerne Löffel mit einer Stecknadel geschrieben nnd zu erkennen gegeben. Auf dem einen Löffel stand: Jch wünsche allen meinen Brüder« und Schwestern viel csjiiade von Gott, unserm Vater, nnd den Frieden unseres Herrn s! Jefu Christi, der allen Verstand übersteigt, derselbe werde Mei- ster von euer aller Herzen, und die b Liebe Gottes, die alle Cr- kenntnis übersteigt, vermehre sich bei euch allen, damit ihr in dem Werke des Herrn überfließend und cftandhaft sein und bleiben möget. Ach, meine lieben Freunde! nehmt doch eurer selbst wohl wahr; darum bitte ich euch, ich d unwürdig Gefangener in dem Herrn. Auf idem andern Löffel stand: Gnade und s Friede von Gott, dem Vater, und unserem Herrn Jefu Christo, sei mit dir, meine sehr werte und herzgriinds lich und in Gott geliebte. Schwester in dem Herrn, Weyndelkeii und deiner Tochter M» das wünsche ich dir aus meines Herzens» s Was darauf erfolgt, foll im folgenden Jahre lg 9 i tt . 7 angeführt leert-en. aApofte · . . III-lebt. U« Es« Mo b , 14· est. Esdra 7. S. cl Las· Its, W. eMattIx 7, 25 u. is, W. Ew- 6, 12. iOsfenK 2, is. 2. Kot. Z, 1. a Kot· PblL C, 'l. b END. C. IS. e I. Kot. is, 58. cl Hebt-·. to, St. s . or. . . - 560 Der blutige Grunde vor Gott, der Herzen und Nieren prüft, daß du vor Jhm unbeschädigt und ohne Hindernis in seiner Wahrheit wan- deln Mögest, wozu Er dich berufen hat, und sieh allezeit auf c Christum und auf alle Frommen. Gute Nacht in dieser Zeit, gute Nacht. Lorenz Janß Noddruft von Delft Hans de Ruyter, mit seiner Hausfrau und Tochter. 1577. Zu Antwerpen wurde um seines sGlaubeics willen im Jahre 1577 der Bruder Hans de Ruyter, ein I) Diener der Ge- meine Gottes und ein in der Schrift sehr ers-ahrener Mann, mit seinem Weibe und mit seiner Tochter verhaftet. Als sie ihm aber mit viel harten Prüfungeiy mit schönen Verheißungem ihn frei zu lassen, und auf c andere Weise zusetztem hat er sich zun1 Abfalle von seinem Glauben bewegen lassen, so daß er auch selbst seine Hausfrau dazu ermahnte. Als er aber nachher hörte, daß er gleichwohl sterben« müßte, hat solches ihn in solchen Schrecken und Niedergeschlagenheit versetzt (weil er sah, daß er sich von den blinden Führern mit Lügen hatte verfiihren lassen, der doch ein Geleitsmann anderer hätte sein sollen), daß er mit betrübtem d Herzen und geängstetem Gemiite (weil er merkte, wozu er sich hatte bewegen lassen, und was ihm bevorstand)» sich zu. der Ouelle der Gnaden gewandt und mit e heißen Tränen aus Bekiimmernis seiner Seele gebetet hat, daß ihm solcher Abfall und solche Berleugnung seines Herrn doch vergeben, und er wiederum mit dem kverlornen Sohne in Gnaden aufgenom- men werden möchte, dann wollte er sein lebelang standhaft dabei bleiben, und sich durch nichts mehr abwenden lassen. Dieses hat er nicht allein mit Worten verheißen, sondern auch mit der Tat bewiesen, denn welche Versuchung, Pein und Marter man ihm nachher angetan hat, so ist er doch standhaft bei seinem wieder angenommenen gGlauben geblieben, it? daß er zuletzt, mit seiner Hausfrau und Tochter, darum verbrannt worden ist. Nun erwarten sie unter dem Altare, b daß die Zahl ihrer Brüder erfiillt werde. Wir haben im Anfange des vorhergehenden Jahres 1577 den verkehrten! Eifer mehrerer· Nachfolger der Calvinifchen Lehre angeführt, welche zu Middelburg, in Seeland, so viel bewirkt hatten, das; den Taufsgesiiciitem die aus dem römischen Babel geflohen waren, und sich dort niedergelassen hatten, ver- boten wurde, ihr zeitliches Gewerbe oder Handtierung, wovon sie ihr Leben unterhalten mußten, zu treiben, weil sie sich weigerten, den bürgerlichen Eid zu schwören, und die Kriegswaffen zu ge- brauchen, weshalb (wie an seinem Orte gemeldet worden ist) von dem Prinzeii von Oranien der Obrigkeit dieser Stadt be- fohlen worden ist, jene Leute in der Stille wohnen zu lassen, und ihre Gewissen nicht zu beschweren; aber anstatt, daß die Obrig- keit, weil es von hoher Hand herkam, solches befolgt hätte, ist das Gegenteil geschehen, indem die Taufsgesinnteih die in jener Stadt und insbesondere aus dem Lande wohnten, genötigt wur- den, fiel) mit einer demütigen Bittschrift abermals an den Prinzen zu wenden, um Freiheit ihrer Religion zu erlangen, welcher darauf wiederholt an dieselbe Obrigkeit nachfolgenden Befehl erlassen hat. Abschrift. Der Prinz von Oraniem Graf von Moskau, Herr und Baron von Brei-a, Diest er» an die edle, tapfere, e rsame, weise, besondere er. Nachdem gewisse Hausleute die daselbst wohnen, und, wie man sagt, Taufsgesiiinte sind, uns zu wiederholten Malen kla- dOlfenlx 2. W. e I. Kot. TO. M. aAdostelg 12, s. . . , . ehebr. to, Es. ciMattlx is, U. Mira. Z, to. eMatth. W, «. Mut. to, so. gMatQ In, 22. hoffend. s, U. sVon dem verkehrten Eise: etliche: Nachfolger der Caldtn schen Lehre ge- en die Tatsssgesinntem well sie seinen Eil: schworem noch die äußerlichen Was« Fen gebrauchen wollten, welchen der Prinz von Oranieu widerstanden hat. Schauplatz geud zu erkennen gegeben habenf daß ihr sie täglich beschwert und ihnen die Gelegenheit benehmt, inRuhe und Stille die Kost sur sich und ihre Haushaltungen zu gewinnen, indem ihr ihnen verboten habt, ihre Werkstätten zu öffnen, unter dem Vermont-e, daß sie sich weigerten, den Eid in der Form, wie andere Bürger, abzustatten, was alles wir reiflich erwogen haben, nnd nachdem oorgemeldete Leute sich erbieten alle Lasten, der Redlichkeit ge- mäß, zu tragen, wie die andern Bürger (doch was den Handel wegen der Waffen betrifft, so sollen sie zwar davon befreit sein, jedoch haben sie darin ihre Schuldigkeit auf ihre Kosten zu tun, wie ihr, oder diejenigen, die darüber zu befehlen haben, der Redlichkeit und Billigkeit nach es für gut befinden werden), so dünkt uns, daß ihr großes Unrecht tut, weil ihr sie nicht in Ruhe und Stille nach ihrem Gemüte und Gewissen leben laßt, wie es. der Brief, den wir ihnen mit Zustimmung des Gouverneurs und der Räte früher verliehen, und welchen sie euch, wie sie sagen, vorgelegt haben, besagt, wie wir denn auch vernehmen, daß ihr bis hierher nicht habt daraufachten wollen, noch auf unsere früheren Briefe, so sind wir genötigt worden, zum letzten Male diese Verordnung aufzusetzeiy in welcher wir euch öffentlich er- klären, daß es euch nicht zusteht, euch insbesondere um Jemandes Gewissen zu bekümmert» wenn nichts gehandelt oder getan wird, das zu Jemandes Aergericis gereichen sollte, in welchem Falle wir Niemanden begehren zu schützen oder zu dulden. Deshalb befehlen und verordnen wir euch ausdrücklich, daß ihr fernerhin ablasset, die vorgenannten Leute, nämlich Taufsgesinute zu beschweren, oder sie zu verhindern ihren Kaufhaiidel und Hand- werk zu treiben, um für Weib und Kinder die Kost zu verdienen, sondern daß ihr sie ihre Kramlädetc öffnen und arbeiten lasset. wie sie zuvor getan haben, wenigstens so lange, bis von den Generalstaaten, denen es zukommt, eine andere Verordnung er- lassen wird. Darum« hütet euch, daß ihr nichts dagegen, und gegen die Verordnung, die wir ihnen verliehen haben, unter— nehmet, und irgend eine Geldstrafe um oben ge1neldeter Ursachen willen ihnen abneljmet, so lange sie nichts unternehmen, das zu Jemandes Aergericis gereichen möchte, »und so lange sie alle bürgerliche und redliche Lasten wie andere tragen werden Je. Edele, Tapfere Ehrsamcy Weise, Liescheidene Liebe, Besondere, bleibt Gott befohlen. Geschrieben iu Antlverpen den is. Juli 1678. Unten stand: Abges rieben von Baudemont Unter vorgemeldeter Abschrift stand ge chriebeti von dem Schreiber Bandemonh nnd damit einstimmig befunden, von mir, Jakob Ma u- reel, öffentlicher Schreiber »der Stadt von der Tiere, den 15. Novem er 1579. Und war unterschriebenx J. blas-meet. öffentlicher Schreiber. Nncheriniieruncp Obgleich der Prinz hochl Gedächtir diese Gewissensfreilieit in der Ausübung des Gottesdienstes nun zum zweiten Male so scharf befohlen hatte, so ist doch die wahre Frucht nicht darauf erfolgt, wiewohl man den Befehlen in den nächstfolgenden Jahren nachgekommen ist, denn nach dem Absterben dieses guten Fürsten hat man abermals die Verfolgung wieder angefangen; doch ist solches durch seinen Sohn (wie an seinem Orte gemeldet werden soll), zum Heil der wehrlosen Kirche Gottes, durch ein drittes Verbot verhindert worden. Heinrich Sumer und Jakob Mandel. 1582. Jm Jahre 1582, in der ersten Woche des September, ist der liebe und getreue Bruder, Henrich Sumer, ein s! Diener des 1 Von der Ursache, welche den Prlnzen bewogen bat, zum Besten der Taufs- gesinnten zu handeln. sWarnung an die Versolger. um gegen des Prtazen Befehl nicht zu handeln. - , a Werth. 12, so. 1. Stirn. s, 17. 1. Stirn. s, In. Apostels. 22, IS, u. W, u. oder Märtyrer-Spiegel der Tanfs-Gefinnteit. Wortes Gottes, der noch in der Prüfung stand, und mit ihm Jakob Mandel, zu Zurzag in der Schweiz um seines Glaubens« und des Zeugnisses Jesu Christi willen in Verhaft genommen worden. Darauf hat man sie nach der Stadt Baden geführt, wo sie von. dem Landvogte und« den Richter11 in Beisein des Vol- kes auf dem Oiathanse öffentlich verhört und wegen ihres Glau- bens untersucht worden sind, welchen sie freimiitig bekannt haben. Bei diesem Verhöre waren vierundzwanzig Pfaffen, welche ver- suchteu, ob sie dieselben zum Absalle bringen und von ihrem Glauben abirren machen könnten, aber sie konnten nichts er- reichen oder sie irgend eines Unrechtes oder Jrrtuines über- fiihre11, vielwenigereine Ursache zu ihrem Tode auf redliche Weise an ihnen finden. Als nun diese Brüder und christlichen b Helden im Glauben standhaft und durch das Wort Gottesszfreiiniitig bezeugten und bewiesen, daß sie auf dem rechten c schmalen Wege der Wahrheit zum ewigen Leben in ChristOHJesU wären, wovon sie keineswegs d abweichen wollten, und sollte es sie auch das Leben kosten, so sind die Pfaffen-zuletzt dahin einig geworden, und haben zu den Ratsherren gesagt, sie wüßten weiter nichts zu tun, weil die« selben halsstarrig blieben, deshalb müßten sie nach ihrem Gut- diinken mit ihnen handeln. Man sollte ihnen also nun das Todesurteil fällen, aber die Ratsherren konnten nicht einstimmig werden, denn einige unter ihnen wollten e ihren Tod nicht auf sich laden, und daran Schuld sein, weil es sich um Glaubenssacheii handelte, und sie dieselben fiir fromme Männer hielten, aber, weil die meisten Stimmen dahin stimmten, daß man sie vom Leben zum Tode. bringen sollte, so beschlossen sie. darauf, daß man mit ihrem Urteile fortfahren sollte· Und als« nun die Brüder vernahmen, daß ihre Zeit ge- kommen wäre, daß sie aus der Welt gehen sollten, freuten sie sich von Herzen, und kwaren fröhlich und wohlgemut, sagten -auch, es wäre ihnen eine viel größere Freude, als wenn sie irgendwo auf eine Hochzeit gehen sollten, ja sie waren gsehr wohlgemut, weil sie Gott so würdig erkannt hatte, daß sie seinen Namen durch solchen aufrichtigen Tod verherrlicheu sollten, was viele Fromme nnd Freunde Gottes vor ihnen getan hatten, und daß sie so die bhimmlische Krone erlangen würden. Als man sie nun hinausführte, haben sie zum Volke frei- inütig geredet und die versammelte Menge ermahnt, sie sollten iBuße tun und sich von ihrem siindhaften Leben zu Gott bekeh- ren; hiernächst fingen sie beide an sehr lieblich und mit siißer Stimme aus Grund des Herzens I( dem Herrn einen Lobgesang zu singen. Es war eine große Volksmenge zugegen, und vielen darun- ter fielen die Tränen aus den Llugein als sie sie singen und sagen hörten, daß sie in der Stunde des Todes so wohlgemut wären, aber die ewige Freude stand ihnen vor Augen, und sie l freuten fiel) nach dem inwendigeii Menschen, daß sie zu Abrahanu Jsaak und Jakob kommen sollten, zu allen Aeltesten und der ganzen Schaar der Heiligen, zu allen Propheten u. Aposteln des Herrn, und zu ihren unlängst verstorbenen frommen Mitbriiderti und Schwestern, ja zu M Jesu Christo selbst, ihrem Heilande und Se- ligmacher; also sangen sie bis an das Wasser, wo man sie erträn- ken sollte. · - Als sie nun hinauskamen, sprach Henrichx Nun, mein Bru- der Jakob, weil wir so lange mit einander Bekanntschaft gehal- ten, solasz uns mit ein-ander die Reise fortsetzen durch diesen zeitlichen Tod in das ewige Leben. Der Bruder Jakob Wiandel mußte zuerst daran; der Scharfrichter nahm ihn und erträ11kte ihn im Wasser; als er todt war, zog er ihn wieder. heraus, legte - . 2, 12. M tt . 7, l. J h. 14, S. d hehr. 10, IS. sit-Im. 10, 17. kJqhF Tit-Erz. gApostelgFtZ 42. hOsfenb. 2. iApostelg. Z, IS. elcEvlx S, II. 12. Kot. 4, IS. mMatthk 12, so. Qui. W» M« 561 ihn dem Henrich vor die Augen und sagte: Mein lieber Henrich, siehe doch deinen Bruder an, der um sein Leben gekommen ist, und stehe doch noch ab, sonst mußt du auch sterben, da ist kein anderer Rat. Aber er sprach: Denket doch ja nicht, daß ich ab« stehen und die tkgöttliche Wahrheit verlassen werden; ich will dabei aiisharren und sollte es mich auch Leib und Leben kosten. Auch bat ihn ein Pfaffe sehr ernstlich und sprach: O, mein lieber Henrcchl 0 laß doch ab von deinem neuen Unglaubeii und von dieser bösen Secte. Aber der Bruder Henrich wandte sich zu ihm und sagte: Was, p SecteP Jch glaube an Gott, denalls mächtigen Vater, und an g Jesum Christum, unsern Herrn und Heiland, und an sein heiliges Wort und seinen t göttlichen Be- fehl, darin stehe ich; hältst du das für eine Secte? Darfftdic s den rechten christlichen Glauben eine Secte schelten? Was hast du denn für einen Glauben? Hast du einen andern Glauben, so bist du selbst in einer Secte und in einem neuen Glauben; stehe davon ab und verlasse dein sündhaftes, lasterhaftes und gottloses Leben. Also wurde der Pfaffe zu Spott und Schan- den, und mußteschweigeie Als sie nun sahen, daß er noch t standhaft blieb, nahm ihn der Scharfrichter und ertränkte ihn auch, wie den andern. Dieses geschah den neunten October des vorgemeldeten Jahres 1582 zu Baden im Schweizerlande, »als sie fiinf und eine halbe Woche gefangen gesessen hatten. Viel-hier Plntscr. 1583. Jm Jahre 1583, am Freitage nach Pfingsten, ist Melchior Platser, der ein Apotheker war, in dem Dorfe Ranckweih in der Feldkircher Vogtei, a um des— Glaubens willen gefangen genom- men worden. Mat hat ihn dort in eiserne Bande geschlossen, nach Feldkirch ins Schloß geführt und daselbst in einem tiefen Turm gefangen gesetzt, wo er einige Male vor die Obrigkeit und die Pfaffen geführt worden ist. Er war allezeit bereit, b wegen seines Glaubens Bescheid und Antwort zu geben und ihrer fal- schen Lehre zu widerstehen. - » . Da wurde aus der Stadt Pregits ein Pfaffe zu ihm ge- bracht, den sie für sehr weise und gelehrt hielten; dieser nahm sich vor, mit dem Bruder Melchior öffentlich zu disputirem in der Hoffnung, er würde Ehre« und Ruhm damit erjagen; aber er wurde bald zu Schanden, sodaß er selbst sagte: Hat n1ich der Teufel um deswillen hierher gebracht, daß ich von einem Täufer überwunden werden sollte? Als sie nun ihm nichts abgewinneii konnten, haben sie (weil daselbst alles papistiscli ist) nach lntheris schen Pfaffen gesandt und dieselben zu ihm gebracht, ob sie ihn belehren könnten: aber sie galten eben so viel bei ihm; er über« zeugte sie, daß sie beide cin der Ungerechtigkeit ständen, und ihre Lehre mit Unrecht unterhielten und verteidigtem weshalb es gegenwärtig in der Welt mit allen d Sünden, Lastern nud der Abgötterei so übel stände, weil ja die Pfaffen selbst die größten Schälke und Buben wären. Als sie ihn nun weder verführe11 noch betrügen konnten, ha- ben sie ihn der Obrigkeit übergeben und als einen Verräter an- geklagt, der de11 Tod verdient hätte; aber zuvor boten sie ihm noch an, wenn er Gnade begehrte und einen Eid schwören wollte, daß er aus ihrem Lande und Gebiete ziehen wollte, so wollten sie ihn leben und fortziehen lassen; er antwortete jedoch, ehe er abstehen und solchen Eidschwur leisten würde, wollte er lieber erwarten, was Gott ihnen mit ihm zu tun zulassen würde, und sollte es ihn auch Leib und Leben kosten. Er sagte ihnen auch, ihre Bedrohungen erschreckten ihn nicht, es gelte ihm gleichviel, denn er iniißte doch einmal sterben. 17- U. oh. »Apostel« U, S. pHebn ji, C. qMattlx M, tu. kJoh. s Gut. Z. S. nJ U. 17. t Mart. II, Its. aApostelg. 4, Z. Osfenb L, 10. Apostels M, AS. b1. Petri s, 1s. cAvostelgx to, U. til. sub. Z, m. ask-ehe. s. 27. 562 Der blutige Schåttpltcih Da ward der Landvogt zu Feldkirch gerührt und bat, daß sie ihn wieder nach Rankweil führen wollten, in dasselbe Dorf, wo sie ihn gefangen hatten, als ob er damit seine Hände von ihm hätte wafchen und kan feinem Blute unschuldig sein wollen. Als sie nun nach Rankweil kamen, hielten sie Gericht über ihn nach dem Befehle des großen Hannibals, dem er von dem Fürsteli zu Jnnsbruck übergeben warxum damit nach seinem Belieben zu handeln-z da haben sie das Urteil gefällt, daß man ihn sogleich vom Leben zum Tode bringen sollte. Als der Bruder hörte, daß er aus dieser Welt scheiden sollte, hat er g Gott, dem himmlischen Vater, treulich gedankt und sich erfreut, daß ihn Gott würdigen wollte, die Wahrheit mit seinem Blute zu bezeugen, was er für eine große Wohltat Gottes hielte. Kurz darauf wurde er dem Scharfrichter in die Hände ge- geben, der ihn auf den gewöhnlichen Richtplatz führte: das Volk war sehr betrübt und mitleidend, aber der Bruder Melchior fing anmit großem Eifer zu dem Volke zu reden und ermahnte sie, ihres gottlosen Lebens, worin sie lägen, eingedenk zu sein, und daß sie sich nicht länger so unbillig des Christentums rühmen sollten. Ach, welch’ ein Weh (sagte er) und ewiges Leiden wird über solche Menschen kommen, die so unschuldig den b töten und um das Leben bringen, der sich von dem gottlosen, schändlicheii Leben der Welt abgesondert und abgewandt hat! Doch ich will solches Gott im Himmel anbefehlen (sagte er), der solchen iMaulchristen wohl ihren Lohn geben wird. Die Pfaffen wandten sich auch zu ihm, als man ihn hinausführte, und wollten ihn trösten, aber er sprach: Jhr Pfaffen seid wie die I( Schlangen und Scorpione (vor welchen uns Christus gewarnt hat), die voll Gräuel und Verderben stecken. Darauf hießen sie ihn schweigen, wenn. er» ihnen so trotzig begegnen wollte. Hiernächst sing er an mit heller Stimme zu singen, bis er auf den Platz kam, wo man ihn richten sollte. Darnach warnte er das Volk abermals, daß sie sich Ivor den falschen Propheten hüten sollten, die sie in der Ungerechtigkeit unterhielten, trösteten und stärken, und ihnen dabei Freiheit und Leben zusagten, damit sie desto weniger von der Bosheit abstehen n1öchten; so ernstlich und viel redete er zum Volke, daß der Schweiß ihm über das Angesicht lief. Der Scharfrichter trocknete ihm das Angesicht und sagte: Rede frei, ich will dich nicht übereilen. Kurz daraus sprach der Scharf- richter zu ihm: Wenn du dich bequemen und nach des Landvogts Sinne handeln und ihr Tun als recht erkennen willst, so hat man mir Vollmacht gegeben, dich freizulassen Melchior antwortete: Das tue ich nicht; darum fahre nur fort und tue, was dir be? fohlen ist. Darauf hat der Scharfrichter ihn sofort 111 mit dem Schwerte gerichtet und ihm das Haupt schnell abgeschlagen. Nicht weit davon lagen aufgerikhtete Holzhaufen; auf diese legte er seinen Leib und verbrannte ihn, nachdem er sechs und zwanzig Wochen lang gefangen gesessen hatte. Also hat er die bekannte Wahrheit behalten, so lange er im Leben war und einen Atemziig in sich hatte. Andreas Pirchnen 1584. Den 26. Tag Mai im Jahre 1584 ist Andreas Pirchuer zu Laitsch in Finsgau, in seinem Vaterlande, in 8 Verhaft genom- men und von da nach Soltrain geführt worden, wo er dreimal auf die Folter gebracht und sehr gepeinigt wurde. Als sie nun von ihm wissen wollten, wo er seine Wohnung und mit wem er Umgang gehabt hätte, und daß er diese angeben sollte, hat er ge- antwortet, er wollte kein b Judas fein und Diejenigen, die ihm Gutes getan hätten, verraten, daß ihnen dadurch irgend ein Leid widerfahren sollte; er wollte lieber Leib und Leben, ja ein fM it . M, 24. Loh. is, l. EIN. s, W. Avosteltx S, 42. J . 17, l7. a h . iMnttä IS, 27. lcMutth. W, AS. Vers 27. lMaktrh. 7, is. , . . r! Z, W. mAvvsielq. 12, 2. use-h. 17, l7. aApostelg. R, II. bMattcx TO. U. Glied nach dem andern verlieren; auch wären das keine Sachen, die den Glauben oder Artikel desselben beträfenz aber was den O Glauben anlangt, denselben wolle er willig und gern bezeugen, und sein Tun und Lassen nicht verschweigen; er hätte Gott im Himmel in der christlichen Taufe· ein Versprechen getan, dabei wolle er bleiben und vor Gott kein Lügner sein; darüber wolle er (wenn es anders nicht sein könnte) den Tod geduldig leiden und wolle auch nichts anders begehren, d als das; er durch sein Blut und Leiden einigen armen Seelen Veranlassung zur Besse- rung und Erkenntnis der Wahrheit werden möchte Darauf hat man die Pfaffen zu ihm gesandt, daß sie mit ihm disputiren und handeln sollten, aber sie haben, was sie auch mit ihm anfingen, dennoch nichts aus-gerichtet, denn er hat ihnen sofort ihr sündhaftes und liederliches Leben vorgeworfen nnd ihnen gesagt, e das; sie Niemanden zu einem tugendhasten Leben anführen, noch darin unterrichten könnten, weil sie selbst blind wären; weiter sprach er, sie sollten selbst ihr Tun und Lassen betrachten und von ihrem sündhaften Leben abstehen; auch hat er ihnen einige Reden oder Sprüche aus dem Alten und Neuen Testamente vorgehalten, so daß sie nach ihrem Willen mit ihm nichts ausrichten konnten, sondern er ist allezeit, in seinem Glau- ben standhaft geblieben. Er ist auch von vielen sehr eindringlich ermahnt und gebeten worden, sowohl privatim als auch öffent- lieh, er möge doch von seinem Glauben abstehen, denn er sähe ja wohl, daß es mit ihm sonst nicht anders sein könnte, als daß er sterben müßte. Darauf antwortete er: f Alle, die gottselig leben wollen in Christo Jesu, müssen Verfolgung leiden, wie die Schrift sagt; hierbei« will ich bleiben und bitte täglich Gott, meinen himmlischen Vater, daß sein Wille geschehen möge; g ist es nun Gottes Wille, so kann er es wohl fügen, daß ich -frei werde; ist es aber nicht sein Wille, so will ich geduldig sterben. Sie baten ihn, er möge doch einmal abstehen und widerrufen, so würde man ihn ziehen lassen, er könnte seinen Glauben ja doch wieder annehmen; aber er antwortete: Nein, das kann und mag nicht sein, Gott behüte mich davor, das; ich mein Versprechen brechen bund vor Jhm als Lügner erscheinen sollte, denn als- dann wäre ich wie ein Hund, i der das wieder auffrißt, was er einmal arisgespien hat, ebenso würde es mir auch gehen; ich müßte das widerrufen und zu Lügen machen, was ich doch lange für die Wahrheit und den. k Willen Gottes bekannt und ausge- geben habe; dann könnte ich in langer Zeit keine rechte Buße tun, und wer weiß, ob ich überhaupt Buße tun und Gnade erlangen könnte. Darum will, kann und mag ich es nicht tun, und will lieber sterben, hoffe auch mit Gottes Hülfe ein lebendiger Mär-« tyrer um seiner Wahrheit willen zu werden. Hiernächst hat man ihn von Soltrain nach Schlanders geführt und dort nach dem erlassenen fürstlichen und alten kaiserlichen Befehle und Gebote zum Tode verurteilt und dem Scharfrichter übergeben, der ihn nach dem Richtplatze geführt hat. Als man ihn nun hinausführte hat er mit fröhliche-m Ge- müte gesagt: Gott sei gelobt, daß es mit mir so nahe ans Ende gekommen ist, und weil es so fein Wille, so will ich auch geduldig sterben, Iund so verehrte er sein Ende mit vielen Danksagungen und christlichen Lehren und Reden zu dem Volke. s« Sodann ist er niedergeknieeh und obgleich es den ganzen Tag bis auf« jene Stunde dunkles Wetter gewesen war, so fing doch damals die Sonne an klar und hell zu scheinen und schien ihm ins Angesichh worüber er sich freute und sagte: Gott sei gelobt, daß Er mir feine klare Sonne noch vor meinem Ende zeigt. Dlls der Scharfrichter das Schwert entblößt hatte und den ej. Petri Z, IS. dMark. l, l5· Eplx l, l8. eMatth. IS, 24. s, 2l. SMattlx S, 10. liMattlx S, 1Z. il. Petri l, 22. 1Matth. AS. S. m Abt-steckt. 7, S. l2. Um. kJokn l7, 17. oder MårtiprewSpicgcl der Taufs«-Gesiitnten. Streich tun wollte, rief man ihm zu, er sollte einholten; sodann bat man den Bruder sehr ernstlich, er Inöge doch cibsteheih dann wollte man ihm das Leben schenken, aber er wollte nicht und hielt sein Haupt tapfer in die Höhe, hierniichst hat ihn der Scharf- richter enthauptet, und er hat seinen Geist gottselig manfges opfertz sodann wurde sein Leib mit Stroh und ein wenig Feuer versengt. Dieses ist den M. Oktober des vergaugenen Jahres ge—- schehen, als er zwei und zwanzig Wochen gefangen gesessen hatte. Leonhard Sinnen-over. Jm Jahre 1584. Jm Jahre 1584 ungefähr acht Tage vor s Martini ist der Bruder Leonhard Su1neraver aus dem Salzburger Lande in Verhaft genommen worden, als er das Land verlassen wollte, und zu Titmaing zu Schiffe gegangen war. Die Schiffsleute wurden solches gewahr und fuhren zu Berghausen an der Brücke an, damit sie nicht zu Schaden kommen möchten; da hat man ihnen einen Strick zugeworfen, an welchem er ans Land gezogen worden ist, denn die Schiffsleute riefen, das; sie einen Wieder· täufer bei sich hätten. Der Schreiber, der dabei stand, ging zum Kanzler und sagte ihm, es wäre ein Wiedertäufer angekommen. Der Kanzler ließ ihn gefangen nehmen, auch sofort auf die Pein- bank bringen und fünfmal jämmerlich peinigen, auch zweimal an den Strick aufhängen, aber sie haben von ihm nichts erlangen noch ihm irgend etwas abgewinnen können; auf solche Weise hat er b in der Zeit seiner Gefangenschaft viel Pein und Schmerzen leiden müssen und nebenbei auch viel Anstoß und Streit um seitlclets Glaubens willen, und weil er ihr Lehre nicht annehmen wo e. Als er nun fast ein halbes Jahr gefangen gesessen hatte, hat man ihn auf den Richtplatz geführt. Auf diesem Wege beglei- teten ihn vier Pfaffen, welche stark anhielten, er wolle doch ab- stehenz aber er sagte, O er wäre von seinem ungerechteii Leben schon vor länger als zwanzig Jahren abgegangen. Als man ihn durch die Stadt führte, ermahnten sie ihn wiederholt, er wolle doch abstehen, aber er antwortete: Sollte ich von Gott abweichen? solches lehrt mich Christus nicht, wenn er sagt: d Wer mich vor den Menschen verleugnet, den will ich auch vor meinem l)immli- schen Vater verleugnen. Als er nun zum steinernen Gerichte hinausgefiihrt wurde, sagten sie zu ihm: Sieh, da ist das Bild unseres Herrn, beuge dich vor ihm nieder, aber er antwortete, er dürfe nicht, sie sollten mit ihm fortfahren. Die Pfaffen fragten ihn, warum er von der christlichen Kirche abgegangen wäre und sich zu den Ketzeru (so nannten sie dieselben) begeben hätte; er antwortete hierauf: Doch nicht, sondern ich bin von den gottloseu c Götzendieneriy Hurern, Gottesläftereric und allen Unreinen ausgegangen und habe mich zu den f Frommen, zu Gott und seiner Kirche be- geben; sie aber sprachent Er hat den Teufel, der macht ihn so reden, g gleichwie auch die Juden Christum beschuldigten. Nachi her haben sie ihn noch dreimal um Gottes willen gebeten, er wolle— doch abstehen, aber er wollte nicht. Der Scharfrichter bat ihn auch nach besten Kräften, aber der Bruder Leonhard sprach: Ei Lieber, schweig still und bitte mich nicht, sondern fahre fort, denn ich will sterben wie ein frommer Christi; II ich stehe in dem rechten Glauben und auf dem rechten Grunde, welcher Christus, mein Herr, ist; davon werde ich nicht abweichen Als sie nun sahen, das; all ihr Tun umsonst war, hat ihm der Scharfrichter den Halskrageii abgenommen nnd zu ihm gesagt: Wenn du nur von den beiden Artikeln abstehst, wollen sie dich frei lassen; aber er sagte: Laß mich doch zufrieden und fahre fort, wie du willst, n LUL 28 s. aMatikL «12, s. «Avostelg. 12, L. bHebr. 11, AS. 1. Tini. S, 12. ePsalin sit, 15. edel-r. 10, IS. Muth. 10, III. es. Kot. B, 1.7. ist-I. 4, Z. gJoIx 7, 20, hMatth. IS, is, l, Kot, s, U. 563 denn ich will ritterlich auf meinen Glauben sterben. Darauf sagte der Scharfrichter; Jch richte dich nicht gern, aber tue ich es nicht, so tut es ein anderer, nnd entblößte sodann das Schwert, um ihn dadurch zu erschrocken, i aber er hat sich« gar nicht davor entsgtzt Also ist er enthauptet und auf deni Richtplatze begraben wor en. » Dieses ist zu Berghausen den 5. Juli 1585 geschehen, als dieses Schäflein des Herrn von k reißenden Wölfen zerrissen worden ist. « · " « Llnnckcic Butsu-c, Jan-tiefern, ihre Tochter, und Wiaehkcii Picters Im Jahre 1585. - " « Um das Jahr 1585 sind zu St. Weit, im Liitzeiibiirger Lande gelegen, s drei Frauenspersonen in Verhaft genommen worden, welche man aus dem Dorfe Neustadt brachte. linter denselben war eine Mutter und eine Tochterxdie Mutter wurde Olnneken Botson, ihre Tochter Janneken Botfon, die andere Frauensperson aber« Maeyken Pieters genannt. «I)Sie waren alle drei schlichte gottesfiirchtige Leute, welche das Papsttitsii ver- lassen und durch Gottes Gnade zu dem Gehorsam des c heiligen Evangeliums sich begeben hatten. Dieses konnten die Pfaffen nicht ertragen, sondern beneideten sie, und gabendiese Leute bei der Obrigkeit an; deshalb sind sie gefänglich eingezogen und zu St. Weit, wie gemeldet ist, eingesetzt worden. d Sie saßen auch dort nicht lange, sondern wurden sofort über ihren Glauben verhört, welchen sie wohlgemut in der Einfalt bekannten und auch standhaft dabei blieben, O wiewohl man es auf niancherlei Weise mit ihnen versuchte, sie zum Widerruf der Wahrheit zu bringen; weil sie ihnen-aber nichts abgewinnen konnten, so sind sie verurteilt worden zu Pulver verbrannt zu werden. kSie gingen aber wie unschuldige Schlachtschafe zum Opferplatze und find wohlgemut gestorben, gund haben ihren Leib dem Herrn zum Opfer aufgeopfert Wolfgang Raufey Georg Prukniair und Hansillichctx Im Jahre 1585. · « Jm Jahre 1585 sfind drei Brüder, nämlich-« Wolfgang Ranfer, Georg Prukmair und Hans Aicheiy eine halbe Meile von Riet, als sie im Wirtshause etwas- gegessen und getrunken hatten, nnd nach dem Essen eine Danksagnng hieltembum des Glaubens willen (anf der Reise) Verhaftet worden» Daher schickte man sofort nach den Dienern nnd lief; ihnen sagen, es wären Leute da wie Wiedertäufetn Jndem sie nun ihr lierzelsrtes Geld aufzählten und der Wirt dasselbe empfingjkam das böse Gesinde, nahm sie alle drei gefangen und fiihrte sie nach Riet. Nach einigen Tagen fiiljrte man sie von dort nach Berghauseih wo der Rat und Richter hochgeachtete Doctores zu ihnen fcl)ickte, die mit ihnen reden sollten, ob sie sie überwinden und von ihren Glauben abfiillig machen könnten; aber sie konnten nichts aus- richten, cnoch auch (weder Doctores noch Pfaffen) mit Dis- putiren auf irgend eine Weise sie zum Abfalle bringen. Unter- dessen haben sie den vorgemeldeten Bruder Leonhard Snmeraver auf einen Freitag früh um acht Uhr hinausgeführt dund mit dem Schwerte gerichtet. Daraus ist der Richter mit andern Herren in das Schloß gegangen und hat es diesen Brüdern an- gezeigt, und dabei gesagt, wenu sie nicht abstehen würden, so sollte es ihnen auch ergehen, wie» dem vorigen. Sie antworteten aber darauf: s Wir sind zum Sterben gern bereit: wir wollen geduldig leiden, wie-es Gott mit uns macht. Als sie nun eine lange Zeit, nämlich vierzehn Wochen, zu Berghauseii gefangen lagen, und man ihnen nichts abgewinnen noch sie kleinmiitig machen konnte, hat man sie besonders auf Karten gesetzt, sie den iAvostekce 12. 2. used. to. Z. send. Z. Z. - als-us. Si, 11. Hebt: U, sc. bApostelis. 1·0, AS. ctltöttr 1, s. elAhosielIL l2, 4. ej. Petri Z, 15. tPsnlm «. 2.·-i. III-im. 12, l. » - « aPlaltn 22. Es. bAdoflelcL s. Z. .«cLuk. U, 14. clAvostelg. 12, L. e Mond. S, 10. 564 Der blutige nächstfolgenden Richttag, nämlich den Z. August aus dem Ge- fängnisse geführt und um vier Uhr vor das Rathaus gebracht, wo man ihnen den fürstlichen Befehl vorgelefen hat, wonach man mit ihnen handeln sollte. unterdessen rief der Richter den Scharfrichter und befahl ihm, er follte diese drei Personen binden und sie nach dem gewöhnlichen Richtplatze hinaus-führen, und sodann (weil sie vom Leben zum Tode verurteilt wären) mit dem Schwerte hinrichten, hiernächst aber auf den Holzhaufen legen und mit Feuer verbrennen. Darauf antwortete der Bru- der Wolfgang: Nicht vom Leben zum Tode, k sondern durch den Tod in das ewige Leben. Sodann sagten Georg und Wolfgang: Weil wir denn nun sterben müssen, gfo sterben wir allein um der göttlichen Wahrheit willen, denn wir haben Niemanden beleidigt noch Unrecht getan; es steht kein Mensch hier, dem wir irgend ein Leid zugefügt haben oder der über uns klagen kann; II weil wir denn nun um des Glaubens und des Wortes Gottes willen unser Leben verlieren, so werden wir dasselbe in der Ewig- keit wieder finden, i wie das heilige Evangelium bezeugt. Dar- auf haben sie der Obrigkeit zugeredet, sie follte künftig besser zu- sehen, denn das unschuldige Blut würde wider diejenigen um Rache schreien, Ic die daran schuldig sind; aber weil es Gott so mit ihnen machte, so wollten sie willig sterben, 1 denn unser Herr Jesus Christus hat denselben Tod auch in dieser Welt leiden müssen. Darauf sprach Wolfgang zu Georg und Hans: Nun denn, meine lieben Brüder, m wir wollen von einander Abfchied nehmen; 11 laßt uns fröhlich sein, denn der Herr ist mit uns. Sodann bat der Bruder Georg den Scharfrichtey er wolle ihnen die Hände etwas löfer machen, daß sie einander die Hand geben und Abschied von einander nehmen könnten; dazu war der Scharfrichter bereit und tat es gern; also haben sie einen fröh- lichen Abschied von einander genommen.- unterdessen kam ein Pfaffe zu dem Bruder Wolfgang und ermahnte ihn, daß er ab- stehen möchte; aber er antwortete ihm ganz kurz, er sollte von feinem gottlofen Leben und der Hurerei abstehen, und wollte den Pfaffen nicht bei sich dulden. Hiernächst ging er fort, und als er auf den Markt kam, fing er an, fröhlich zu singen, und sagte Gott Lob und Dank, 0 daß sie dazu gekommen wären, daß sie recht geläutert werden möchten. Ferner sagte er: Wollte Gott, daß unter diesem Haufen Volks« Jemand aus unserm Lande wäre, der dieses unsern Brüdern zu wissen tun könnte, dann wollten wir Gott auf’s Höchste dafür danken: doch hoffen wir, es werde Gott Jemanden schicken, der ihnen dieses verkündigen werde.- es sei mündlich oder fchriftlich, und das erfreuet unser» Herz. Dieser Wunsch ist auch erfiillt worden, wie solches die Tat erwiesen hat. Darnach sprach Wolfgang zu dem Scharfrichter: Nun Meister ChriftoffeL fernerhin werde ich etwas stiller und zurückhaltender fein, aber mein Herz hat nun durchaus keine Plage mehr und lacht inwendig, und wenn meine Brüder, mein Weib und Kind dieses wüßten, sie würden sich über uns freuen, wiewohl sie sonst nach dem Fleische wohl weinen und trauern mochten; ich bitte und hoffe auch, Gott werde Jemanden nach unserm Lande zu unserer Gemeine fchicken, pder statt unserer von allen Bru- dern und Schwestern, von Weib und Kindern und allen Bekann- ten, dem Fleische nach, Abschied nehmen werde. Jndem Wolfgang so redete, find sie hinausgeführt worden und zum Richtplatze gekommen: die beiden andern Brüder, Georg und Hans, find meistens stille gewesen; als sie aber auf den Richtplatz kamen, sind sie alle drei fröhlich gewesen, q haben abermals von einander Abfchied genommen und ihr Gebet sämmtlich in der Stille verrichtet. Hiernächst find sie enthauptet, die Leichname aber auf Holz- haufen gelegt und verbrannt worden. . 25, 47. «( h. 17, 17. hOff ab. S, V. "Matih. 10, M. sei. Mai; Tals. user. 2(F,"1"5. »Ist-with. 27.e weinte. IF, so. »New. s. m. oWeish. s, s. pEvlx s, 27- EIN-b- ö- S« Seh-display, Als der Scharfrichter nun solches vollbracht hatte, sprach er zu dem Volke: Diese Leute haben von ihrem Glauben nicht ab- stehen wollen und wollenauch keine Pfaffen leiden; sie haben auch einen viel stärkeren Glauben als ich nnd alle, die hier sind; ich wollte lieber dreißig Räuber richten als diese. Also haben diese lieben Brüder t den Glauben an Jesum Christian unddie göttliche Wahrheit mit ihreni Blute bezeugt, wozu ihnen Gott Kraft nnd-Stärke gegeben hat, wofür Er ewig gelobt sein müsse, Linien. Von dem Befehle, der wider die Taufsgefiittcteti im Herzogtitiiie Preußen (dokh nicht zum Tode) im Jahre 1586 den 12. November bekannt geniacht wurde. Als« in Folge des abscheulichen Brennens und Sengens der frommen Zeugen Jesu, die man Wiedertäufer nennt, viele der- selben aus den papistifchen Ländern, wo die größte Not herrschte, sich in die preußischen Gegenden begaben, in der Hoffnung, daß die dortigen Regenten, die sich doch größerer· Befcheidenheit und Barmherzigkeit rühmten, als im allgemeinen im Papsttunie ihnen Freiheit vergönnen würden, nach ihrem Gewissen zu lebe11, hat es fiel) zugetragen, daß, als sie dahin kamen, sie in ihrer Meinung2 betrogen worden find, indem der Fürst dieses Landes, der. damals zu Brandenburg regierte, ihnen durch einen öffent- liche11 Befehl gebot, das Land wieder zu verlassen. Hiervon hat P. J. Twisck die nachfolgende Beschreibung gegeben: Georg Friedrich, Markgraf zu Brandenburg, gebot in einem öffentlichen Befehle im Jahre 1586 den 12. November, daß die Wiedertäicfer aus seinem ganzen Herzogtume Preußen wegziehen sollten Je. Kronik von dem Untergan e 2c., gedruckt 1620, der 2. Teil, im 16. Buche auf das Jahr 1586, ag. 1401, Kol. 1 &c. Christian Gaftehgetx 1586. Jm Jahre 1586 auf den Freitag nach Pfingsten, welches der Z. Juni war, ist Christian Gasteygey ein Schmied zu Jngol- stadt in Baiern, s! in Verhaft genommen worden. Den folgenden Sonntag kamen zwei Jesuiten mit dem Stadtrichter zu ihm; sie redeten mit ihm von seinem Glauben, aber sie gingen bald wieder fort, denn sie konnten mit ihm nicht einig werden. Nenn Tage später kamen die beiden Jesuiten wieder, um mit ihm zu reden, und fingen an, bdie Gemeine zu lästern; aber der Bruder widersprach ihnen, so daß sie fast anderthalb Stunden mit ein- ander zubrachten und ihn sodann mit Biiszvergiiiigen verließen. Nach drei Wochen sind abermals zwei Jesuiten zu ihm gekom- men, die ihn nnterrichten wollten: c als er aber nicht nach ihrer Pfeife tanzen wollte, find sie wieder von ihm gegangen. Zwei Tage darauf kam der Richter mit einem Doktor der Schrift zu ihm, um mit ihm von der Kindertaufe zu reden. Diese sagten, die Kinder wären verdammt, wenn sie nicht zur Taufe gebrach: würden. Darauf antwortete der Bruder Christian: d Sie sind um deswillen nicht verdammt; was er ihnen auch mit ange- zogenen Sprüchen bewiesen hat. Sie schalten ihn aber um willen für einen Ketzen und sagten ferner: Die Kinder haben den Teufel in sich, darum müssen sie getauft werden. Da fragte er, wie der Teufel in die. Kinder käme, worauf sie erwiderten: Er kommt von der Mutter ins Kind; aber darin hat er ihnen auch widersprochen. Nach neun Tagen kam der Richter mit seineni Rate zu ihm, diese sagten: Du weißt wohl, warum du hier gefangen sitzt, und hast schon eine zeitlang gesessen: es sind auch Priester zu dir ge—- rMattlr is. 16. Jolr 17, 17. End. S. te. » IVon der Ursache, warum viele aus vaviftischeii Landern sich in das preu- ßische Gebiet begaben. ·-·Aber sie wurden in ihrer Lllieinung betrogen. m Es. Kot. S, s. b Eil-h. s, W. 2. Petri 2, 12. cMatth. 11, 17. clMattlx oder Märtyrer-Spiegel der Tanfs-Gesiitnten. kommen, aber du haft ihnen nicht Gehör geben wollen, denn sie haben mir berichtet, daß an dir keine Hoffnung mehr sei, und ich habe Befehl erhalten, dafz ich noch einmal mit dir reden sollte; willst du dich nun nicht zu dem bekehren, was deine Eltern ge- glaubt haben, so wird man dich auf einen Haufen Holz setzen und verbrennen; so laß denn sehen, wie Gott mit dir sein wird. Er antwortete hierauf: O Jch bin ja jeden Tag bereit zu sterben, und habe die Hoffnung zu Gott im Himmel, das; Er mich bis; ans:- Ende getreu und gottselig bewahren werde, so das; ich von der Wahrheit nicht weichen werde; sein Wille geschehe über mir. Am andern Tage kamen abermals zwei Jesuiten, um mit ihm zu handeln; diese gaben vor, dass er keinen Glauben hätte, fingen auch von der Kindertatcfe an und sagten, das Kind miisztc getauft sein, sonst wäre et— verdasunitz aber er Widerspruch ihnen Als sie nun drei Stunden lang mit ihm zugebracht l)atten, und er ihnen genug geantwortet und ihrer falschen Lehre tapfer widerstanden hatte, sind sie von ihm geschieden. Blicks) hat er uns: wissen lassen, s daß, weil er nun um der Wahrheit willen gefan- gen wäre, er auch standhaft bei derselben bleiben wolle; nnd sollte es ihn auch das Leben kosten, so wolle er doch nicht davon weichen; man sollte ihm ja alles Gute zictraueu, g denn er toolle um die ewige Krone ritterlich kämpfen: er merke wohl, das; Gott ihm in seinen Banden treulich beistehe, weshalb er Jhni auch Lob und Dank gäbe u. bäte, das; Er ihn bis an den zeitlichen Toxd behüten wolle; daneben hat er Itns und alle Gläubigen christlich grüßen lasse11. Nachher, als er mehr als» zwölf Wochen zu Jngolstadt gefangen gesessen hatte, und alle Pfaffen und Jesui- ten daselbst an ihm tniide geworden waren und ihm aber gleich—- wohl nichts abgewinneii konnten, hat man ihn den 25. August auf einen Karren gesetzt und von Jngolstadt nach kijtiinclfeii geführt. Endlich hat man den is· December das 11 Urteil iiber ihn gefällt Der Fiirst war abwesend, der oberste Richter aber war gestorben, weshalb der Unterrirhter das;- Urteil fällen sollte, aber er wollte nicht und sagte, es wäre sein Amt nicht. Der Viirgets 1neifter und einige andere im Rate wollten auch nicht mit ein- stimmen, aber die Jesuiten haben hart darauf gedrungen, so das; das— Urteil doch vor sich gegangen ist. Man fiihrte ihn aus dem Lööefiiiicisiiffe vor das« diiathcitis und verurteilte ihn zum ISrhlverte. Hiernächst hat man ihn zum Tode hinausgefiihrh weil er aber sehr fröhlich nnd wohlge- nmt war nnd sehr viel zum I( Volke redete, so sind die Jesuiten sehr zornig xfetrordeii nnd haben ihm ins— Angesicht gesvieen, so das; der Scharfrichter« selbst ihn abgewisclft hat. Die Jesuiten haben ihm auch ein abgöttisches Crncifix vorgehalteiu und loieder ins Angesicht gespieen, ums« das Volk sehr verdrossen hat. Dlls er nun auf den Richtplatz kam, war er sehr fröhlich, weil er sah, das; er die 1 Krone fast gewonnen hatte. Der Scharfrichter stand mit entblöfztein Schwerte da, war furchtsam nnd bat ihn, er wolle doch abstehen: aber er spriich zum Scharfrichter, er sollte ihrn sein Recht tun, nnd zu den Jesuiten sprach er: Und wenn von den Eurigen liier Tausend und noch so viel Tausende untreu, so wiirdet ihr mich nicht M ver- fiihren können. Darauf hat ihn der Scharfrichter mit dem Schwerte gerichtet, und also ist er standhaft und fröhlich im v Glauben verharrt. Von dcm Befehle, der under die Taufsigesitiiitctc in der Königs- bergcr Herrschaft nnd deren Städten nnd Vorstädtctn ans Lcibesstrnfc nnd den Verlust ihrer Güter, im Jahre 1587, erlassen worden ist. Eben das, was« ein Jahr zuvor in Preußen den Taufe-ge- sinnteii geschehen ist, das:- geschali nun auch in der Herrschaft Kä- 565 nigsberg sc» was durch denselben Fürsten, der auch dieses Landes Herr« war, ausgeführt worden ist. Als vorgemeldeter Schreiber ihren Auszug aus Preußen erzählt hatte, fügte er kurz darauf hinzu, das; ihnen im Jahre l587, den 1-. März, befohlen worden sei, nicht allein die Herr- schaft Königsberg und deren Städte und Vorstädte zu räumen, sondern auch alle andern Ländern und E! Herrschaften, die unter Exeorg Friedrich, Markgrafen von Brandenburg, Regiment gehörten, und das« bei Lebensstrafe nnd Verlust der Güter Je. Dieses« ist um deswillen geschehen, weil sie von der Kinder- tanfe (die die Gelehrten dieses Landes fiir die Tür und den Ein- gang in das Reich Gottes hielten) sehr bärgerlich (wie man sagte) redeten Je. Vergleiche das sechzehnte Buch der Kronik von dem Untergange der Tyrannen und jährlichen Geschichtein den zweiten Teil, gedruckt l620, Pag. 1401, Kol Z, mit Joh Behin, Fol 72, 73 &c. Lliiichael Fischer. 1587. Jus Jahre l587, tun Pfingsten, ist Michael Fischer zu Jn- golstadt in Baiern um des:- Glaubens willen in s Verhaft genom- men worden· Lille; et· nun an zwölf Wochen gefangen gelegen hatte, und auf der I) Mönche, Jesuiten und anderer vieles Ver- suchen, ihrer falschen Lehre nnd Ilbgötterei nicht folgen wollte, sondern im Glauben, den er acigenommen nnd bekannt hatte, fest verharrte, so ist ihm das; Leben ab- und der Tod zugesprochen worden, das; man ihn Freitag den (3. August richten sollte, wenn er nicht abstehen wollte. cWeil er aber auf ein besseres und ewiges Leben bedacht war, so blieb er unbeweglich und standhaft im Glauben. Deshalb ist er am vorgemeldeten Tage, Morgens um acht l1hr., aus dem Gefängnisse vor das Rathaus gebracht worden, wo ncan ihm das:- Urteil vorgelesen hat, welches so lautete, daß, nachdeni dieser Täufer an zwanzig Jahre der Wiedertäuferei (so nannten sie dieselbe) angehangen, dazu auch einige andere verfiihrt hätte, und sich keineswegs davon ab- briiigeii lassen wollte, so müßte er nun darum sterben, denn der kaiserliche Befehl laute, das; man alle solche nicht dulden oder leiden, sondern sie mit Feuer und Schwert strafen salle. Darauf ist er hin-aus nach dem Richtplatze geführt worden, toozu er willig nnd bereit war nnd toelchem er in Eile entgegen ging. Ein Jesuit nnd ein Niöiicif gingen mit ihm und wollten ihn unterrichten, aber er nierkte nicht auf sie nnd hieß sie ihrer Wege gehen. Deshalb gingen sie voran nach dem Richtplatze und sagten dort zu il·un, er nciifzte doch sterben, darum sollte er sich dazu! bereit tauchen, liielten ihm auch ein Crucifix vor das Ange- sicht und sagten, er sollte den anschauen, der fiir uns» gestorben wäre, aber er schiittelte den Kopf und sagte: d Mein Erlöser Christus» ist im OinnneL darum entsage ich jedem Werke mensch- licher Hände: auch stiraclf er zu dem Scharfrichter: Komm hier« her: ist doch anders nichts zn tun, ich will ritterlich bei dem csilcitlbcsii bleiben und Edarauf sterben. Nach diesen Worten lnieete er freimiitig nnd unverzagt nieder; solche Kraft nnd Stärke lwt ihm Ozott verliehen, daß er bis ans Ende auf dem Wege. der Lltahrheit zum enoigisic Leben in kJefu Christo stand- haft geblieveii ist. Der Scharfrichter wurde durch seine Unver- zagtlicit erschreckt und konnte ihn daher nicht recht richten, son- dern niufzte dass— Oantit gleichsam abschneiden, so daß er in keiner geringen Lebeusgefahr war. « Christian Rhceir 1588. Dieser Christian Rhcen ist noch in den letzten Tagen, als ein treuer 8e1.1ge, in tdonscljoteii in Flanderii gewesen, wo er· als ein rechter Christ um des Wortes Gottes nnd des Zeugnifses Jesu Christi u1illen, im December des Jahres 1587 gefangen eJoh m. Juli. 17, 17. Hebt. O, Its. Mattlx S, m. fEvlx l, is. It. Kot. O. is. L. Tun. Z. S. hMattlx 7, i. 2. iRöm. 12, II. 1c kiliattlr W, IS. II. Um. 4. s. mAbostelg. 12, 2». s- Mattlx U, txt. A tl . A, l. J m. 20. 2 und 82, 2. Baruch s. one? Bis« eorvoitcifp Eisen. End. s, is. Matttx 1o, se. sah. 17« 17. Jvkx U. S. cMnttlL is, M. sMattlx 7, M« 566 Trorden ist; er ist aber stach langer Versuchung und vieler An- fechtung, die er dort gelitten hat, den siebenten Tag im April 1588 unter der blutigen Tyraunei und Regierung des:- sssriiizeii von Parina seht« grausam geinartert und zu Ilsche tierbrattiit worden. Also hat er feinen vergänglichen Leib um der Wahr- lieit Clittisti uiilleii standhaft dent Tode iiberacsbein iind erirscrtet dagegen eine neue Liehaiisiiiig iin HinuneL die ilun von Gott zubereitet ist nnd ewig tisiilireii wird. Fskotx Von diesent Freunde tdiottes ist friil)er ein Büchlein iin Druck erschienen, trelches fiinfzeliii Briefe und einige. Lieder enthält, welche dieser wahre sZeuge aiis sent Gefängnisse an seine Hausfrau nnd Freunde zic ihrem Troste und zur Stärkung geschrieben hat, toovoii dem Leser einige iiu Dserlaiife mitgeteilt werden. Der blutige Eine Erklärung, wie er von der Obrigkeit untersucht worden ist, ferner nie der Pfarrer ihn: hat die Kittdertaiife bewei- sen wollen, und wie sie ihn hart angefochten haben. cstnade, dFriede und Liebe sei init dir von Gott unserm hiinmlischen Vater, durch seinen Sohn Jesnm Christum, Lliiteiix das wiittsche ich meiner blieben und ioerteii Hausfrau zum freundlichen Gruße. Nebst dein Gruße lasse ich dith, meine sehr werte Haus- frau, wissen, daß mir, dem Fleische nach, noch ziemlich wohl geht, nach dem Geiste aber hat das Geniiit den Vorsatz, bei dem Herrit zit bleiben bis an das Ende ineines Lebens, durch des Herrn Hülfe. Eine c fernere Veranlassung meines Schreibens ist die, dich wissen zu lassen, das; ich einmal vor den Herren gewesen bin; sie haben mich wegen meines Glaubens« untersucht, welchen ich ihnen bekannt habe. Sie fragten inich, ob ich mich hätte taufen lasfe11; ich erwiderte: d Ja; sie fragten mich, vor wie langer Zeit es geschehen sei; ich sagte: Wohl vor acht Jahren. Da fragten sie nach meinen Kindern, ob sie nicht getauft wären; ich sagte: ENeiir Sie fragten, ob mein Weib auch wäre wie ich; ich sagte: Ja. Da fragten sie, in welchem Hause ich getauft worden wäre; ich antircirtete, es stände. in dem SüdostsWinkelx sie fragten, wie der Bisaun hieße der darin wohnte; ich ant- wortete: Pietetx und sein Ztiuameks sagten sie; ich sagte: Wir fragen nicht viel nach dem Zunamen Hiernächst haben sie alles, txt-as ich ihnen sagte, aufgeschrieben. Sie schickten nach dem Pfarrer, und lase1t ihm vor, was ich vor ihnen bekxiuitt hatte. Der Pfarrer fing an viel von der Taufe mit mir zu reden und sagte, die Kinder iniiszteit getauft werden, damit sie von der Erbsiiitde gereinigt nserdeii inöchtenz k ich sagte, was Paulus sagt, Nönr 5: Daß, gleicht-vie der Tod iiber alle Menschen durch Adam gekommen ist, so ist die Otechtsertigtnig iiber alle Lltieitsclieii durch Christum Jefum gekommen, ja, gleichwie wir alle durch Adam sterben, so sii1d wir alle durch Christum lebei1dig gemacht. Dieses wollte er nicht annehineir sondern sagte, tras Johannes- sagt: sei denn, gdaß Jemand wiedergeboren werde arti? Wasser und Geist, so kann er nicht ins Himmelreich kommen: deshalb müßten die Kinder getauft werden, toenn sie von der Erbsiiiide erlöst werden sollten; ich sagte ihm: Die Schrift sagt nicht an gemeldetein Orte, es sei denn, daß Jeniand getauft sei ans Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gotte-I- kommen, sondern sie sagt: Es sei denn, daß Jemand wiederge- boreu tret-de aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen; solches können die Kinder nicht tun, und bediirfen es auch nicht, denn sie haben nicht in den Sünden. »tie- lebt, das; sie die Wiedergeburt nötig hätten Außerdem, meine liebe und toerte Hausfrau, hatten wir auch noch viele andere sind-«. i. «7. wish. is. es. cPiaim its, 2. di. Petri s, is. winkt. te, ge. indem. s. is. is. ask-o. s. s. Schnitt-laß, RAE«- dkc ich tiergeffeii habe, und die nicht wert sind, das; itii lkk k«:I1-7l·(k)1·eilie: ich nieiß nicht, was:- sie init inir machen werden, ob sie ihrer alten Weise folgen iuerdeii oder nicht. . · »«.’-tver, ineine cielitslite 3Zausfraii, ixtenn sie mich auch töten, wie iieszvtiii ieher genioliiit gengesen sind, zu tun, so las; uns« sol- ieiii L’-.’u;iidec« sein, wie Lsetriis schreibt: 11 Lasset euch die sitt-ne, die euch begegnet, nicht befremdet« til-s» ixidersiihre eitel) etttiisszs Seltfaiiies, sondern freuet euch, das; ihr init Christo leidet, denn, sagt Er, selig seid ihr, die ihr iiber den Fskciiiieii Christi ge- schntaiiet is.«.erdet, denn der Geist, des: ein Geist der Herrlichkeit iuid Qksottes ist, ruht auf euch: bei ihnen ist Er verlästert, aber bei euch ist Er gesit«iesett. Nicht, meine liebe Hatte-statt, als ob sc) schon gesliiirt liätte, des; sie mich töten ·u:«et«deii, aber, wenn sie mich auch töten, so wäre nichts Neues, denn Christus hat selbst gesagt: iDie Zeit wird konnt-en, daß, wer euch tötet, meinen unt-d, Gott eineit Dienst daran zu tun, und das werden sie tun, Treil sie trieder mich, noch meinen Vater erkannt haben. Darum, meine liebe H·attsst·ciit, sei wohlgemut in dem Herrn, las; unis k demHerrii unsere Sache befohlen, und von Jhm den Tag erinartein der uns trösten wird, denn das sind die ersten Verheiszungeii hier iit dieser Welt, nämlich iHeuleit und Wei- nen, uxoriiber die Welt sich fretieit wird; wir aber 1niissei1 traurig fein, aber unsere Traurigkeit soll in Freude verwandelt nierdeip auch sagt Paulus: M Jch weiß, das; das Leiden dieser Zeit nicht zu vergleichen ist iiiit der zukünftigen Herrlichkeit, die an uns« offenbar nierdeit soll. Darunr mein liebes Weib sei s! getrost in dein Herrn, in der Hoffnung, das; Er uns helfen werde, und tue das Beste an den Kindern, um sie in O der Got- tesfttrcht aufzuzieheir drückt niich aber sehr, wenit ich an dick) nnd die Kinder denke, weil du sehr beschwert bist; die Tränen laufeit mir oft aus den 9litgeit, treil ich dich iit so großer Last und so geringem zeitlichen Verniögen verlasseit muß, aber, meine Geliebte, P wenit ich bedenke, das; unt des Herrn willen verlassen sein miisse, sonst sind wir feiner nicht wert, so hoffe ich, das; der Herr fiir dich· sorgen. toerde, denn es steht geschrieben: g Sitchet zuerst das Reich Ciottes und seine Gerechtigkeit, so wird euch alles, was euch nötig ist, zugeinorfeii werden, nnd Petrus sagt: I· Alle eure Sorge werset aufden Herrn, denn Er sorgt fur euch. Darum, ineiii liebes Weib, weil die Sprüche mich trösten, indem wir solchen großen Versorger liabeir so hoffe ich, das; Er dich und nach, sowie unsere Kinder mit demjenigen versorgen werde, was uns nötig ist. So unterlasse denn nicht, nein liebes Weib, zu schreiben, trie mit dir und den Kindern em Fleische und dem cdseiste nach steht. Aber, mein liebes Weib, ich niusz kdir itocli berichten, das; ich von den Pfarrern hier im Gefängnisse— oft angeredet worden bin, doch wir kounteit 11icht iibereiiikoiiiiiieitz bisweilen redeteit sie hart, bisweilen aber freundlich, und wollten allezeit ihre Kindertcittfe aus Joh. 3 beweisen, fiihrteit auch noch mehrere Sprüche an, als Röm G, Kol L, Eph 5, Tit. Z, und inehirere andere, die zu ihrem Vorsatze nicht dienen, sondern tion der Wiedergeburt und von der Begrabung der Sünden durch die Taufe handeln, oder davon, das; Gott seine Gemeine durch das W-asserbad im Worte gektzklligk HAVE· DTEFC Spkikclie fiihreii sie an, um ihre Kinder- taufe zu beweisen, welche doch nicht fiir sie sprechen. Darum habe ich hier einen großen Streit; es koinmt wir vor, ich sei in der s Wüste bei Mara, wo die Kinder Jsrael bei dem Zank- waffer roatteir dessen Wasser bitter war: aber der Herr zeigte ihnen eii»i»Holz, welches sie ins Wasser legen sollten, unt das Wasser fufz zu tauchen. s Also hat mir der Herr auch ein grünes Holz angewiesen, das altes dieses Wasser versiißt, das ist t Chri- 1:1. Petri 4, Je. ins-ii. is, g. 8 18 sie. nor. is. ii. cEiih s kseiacm 10, 14. ist-h. Ia, 2o. weis» « « · 4 Mat · r l. Petri b, 7. · « . I · « . s2.Moie15,28. tout. 827 so. h m W qMattsp s« H« oder« Märtyrer-Spiegel der Laufs-Erstaunen. stus Jesus, das rechte grüne Holz· Wenn ich an Jhn denke, daß Er von den Hohenpriesterii und Schriftgelehrteii zum Kreuzes- tode überliefert worden ist, so erfiillt mich das mit Süßigkeit, « denn ich denke, daß der Knecht nicht besser ist, als sein Meister, sondern es soll dem Knechte genug sein, daß er ist, wie sein Meister. Hiermit will ich dich für dieses Mal, meine liebe Hausfrau, dem Herrn empfehlen, und dem r reichen Worte seiner Gnade, der mächtig ist, deinen Schatz zu bewahren, und dir sein ewiges Reich zu geben. Geschrieben den L. Januar, im Jahre 1588, von mir, deinem Manne, Christian Rycen Noch ein Brief von Christian Führen, geschrieben an einen Bruder, daß er seinem Weib beförderlich sein wolle, unsd daß er, wenn er etötet werden solltmisr nach Holland helfen möchte, nebst mehreren anderen tröftli en Reden. Die ewige, sc unvergängliche Weisheit des Vaters, die Liebe des Sohnes und die Erleuchtung des Heiligen Geistes wünsche ich meinem lieben und sehr werten Bruder N» zum freundlichen Gruße in dem Herrn, Amen. Nebst dem Gruße lasse ich meinen lieben und sehr werten B. wissen, daß ich dem Fleische nach noch ziemlich wohlauf bin; dem Geiste nach aber ist es mein Barfuß, bei dem bHerrn zu bleiben, so lange ich lebe, durch »die Hülfe der göttlichen Giite. Weiter, mein geliebter Bruder, habe ich gehört, daß meine Kinder in deinem Hause seien, daß du sie bewahren wirst, bis mein Weib nach Hause kommt; du beweisest mir eine große Freundschafh daß du das getan hast; auch bitte ich dich, mein lieber Bruder, wenn du eine kleine Kammer hast, die du entbeh- ren kannst, du wollest mein Weib auch bei dir wohnen lassen, bis es der Herr mit mir verändert. c Sollte man mir aber das Leben nehmen, so wollte ich, daß du ihr behülflicls tritt-est, nach Brugge zu reisen, damit sie daselbst ihr Brod verdienen möchte, oder daß sie nach Holland zuriickkehre wenn es ihr gefiele, denn, mein geliebter Bruder, Weiber, die in solchen Umständen sind, haben Hülfe und Trost sehr nötig: darum bitte ich dich, tue hierin das Beste; bedenke, was Jakobus sagt, ddaß es ein rechter Gottesdienst sei, Wittwen und Waisen in ihre: Trübsal zu besuchen, nnd sich selbst von der Welt unbefleckt zu halten. Mein lieber Bruder, muß ich gleich um edes Herrn willen etwgsleidem laß dich solches nicht abschrecken, dem Herrn nach- zufolgen, sondern wende um desto mehr Fleiß an, kdas Haus auf den Felsen fest zu bauen, damit (wenn dergleichen Sturm- winde kommen) das Haics stehen bleiben möge. Unterlasset auch nicht, einander mit den g Gaben zu er1nahnen, die der Herr euch gegeben hat, damit Niemand durch Betrug« der Sünden verhärtet werde, sondern erweckt einander in der Liebe und guten Werken, damit, loenn es morgen oder iibermorgen ge- schehe, daß Jemand lmjferich in Bande käme, ihr alsdann b stark sein 1nöget, durch den Herrn und durchdie Machtseiner Starke, allen zu widerstehen, die sich wider die I Erkenntnis Jesu Christ! erheben: denn Paulus giebt zu erkennen, wie man sich mit dein Harnische Gottes wappnen müsse, und sagt, daß die Lenden mit der Wahrheit umgürtet sein müßten, und daß die Brust mit der Gerechtigkeit bedeckt nnd gestiefelt an den Füßen sein mußte, damit sie bereit sein möchten, das Evangelium des Friedens zu verkiindigeir nnd ergreift das Schwert des Geistes, welches Got- tes Wort ist. Vor allen Dingen aber zieht den Sclnlddes Glaubens an, damit ihr alle feurigen Pfeile deszBosewichts aiislöschen könnt. Also, mein geliebter Bruder, dienen solche uMnttkix 10, U. vLlVvltelg. 20, 32. is, M. . «« . , . . . Ei: . s. e. M no. m. s. nach. a, so. cscorlszjdioeil am d2:«i«i.«i«.h27. -Matth.he, m. ice-In. m, 27. ·Måtth. 7, 24. kHebu 10, Its. Hebt. Z, is. hAPOskelg- El, II, END« S, W. s2. Kot. U)- S« 567 Waffen denen, die heimgesucht werden, wie ich nun heimge- sucht werde. Darum bitte ich dich, mein lieber Bruder, bitte doch den k Herrn für mich, daß ich alles überwinden möge, und stehe auch, statt meiner, meinem Weibe nnd Kindern bei, darum bitte ich dich, und grüße mir N. N» insbesondere aber deine Hausfrau. Gesrhriebeii den 17. Januar, von mir, Christian Rycem Noch ein Brief» von Christian Rhcety geschrieben an fein Weib, worin er meldet, er hätte ehört, daß für ihn von Hof kein Trost gekommen sei, obgleich der Sgchreiber nach Haufe gekommen wäre, weshalb er sich in dem Herrn tröstet. Gnade, s Friede und Liebe sei mit dir von Gott, unserem himuilifcheii Beter, durch seinen Sohn Jesum Christum, Amen. Dieses wünsche ich, Christian Rycen, dir, meiner lieben und wer- ten Hausfrau, zum freundlichen Gruße in dem Herrn. Nebst dem b Gruße lasse ich dich, mein sehr geliebtes Weib, wissen, daß ich noch ziemlich niohlauf bin (dem Herrn sei Lob und Preis für seine Gnade), wie ich denn hoffe, daß es mit dir und den Kindern ebenso sein werde. Ferner benachrichtige ich dich, daß ich dein Schreiben em- pfangen habe: ich danke dir für dein Geschenk, das du mir ge- sandt hast. Weiter habe ich auch vernommen, daß du in des N. Hause wohnst, und daß er euch mit Holz versehen habe; es ist mir sehr lieb, daß du« dort noch etwas Trost findest. Gefiele es dem Herrn, mich einmal hieraus zu erlösen, ich hoffe, wir-woll- ten solches ihm vergelten, aber mich dünkt, d.aß noch wenig Ans- sicht zu meiner Befreiung vorhanden sei; ich habe gehört, daß noch keine Nachricht vom Hofe gekomen sei, und obgleich der Schreiber gekommen ist, so ist doch fiir mich kein cTrost mit- gekommen: gleichwohl danke ich dem Herrn, der mich in dieser Trübsal tröstet, ich hoffe mich auch als ein Diener Gottes zu erweisen, in großer d Geduld, in Trübsal, in slengstem in Schläs gen, in Gefiingnisfem in Aufruhr, in Wachen, in Keuschheit, in Erkenntnis, in dem Heiligen Geiste, in ungefärbter Liebe, in dem Worte der Wahrheit, in der-Kraft Gottes, durch Waffen der Gerechtigkeit, zur Rechten und zur Linken, durch Ehre und Schande, durch böse Gerüchte und gute Geriichte, als die e Ver- fiihrer, und doch wahrhaftig, als die Unbekannten und doch vor Gott bekannt, als die Sterbendem und sieh, wir leben. Also, mein liebes Weib, hoffe ich mich in alle11 Dingen als Gottes Diener zu erweisen, denn ich höre oft böse Gerüchte, und bis- weilen gute Gerüchte, und so geht die Zeit dahin, wie ich denn denke, daß es dir auch so ergehen werde. Darum, mein geliebtes Weib, laß uns k geduldig sein in Trübsal, brünstig in der Hoffnung, g anhaltend im Gebete, und sei meiner im Gebete eingedenk, denn ich tue solches auch für dich. Es geht wenig Zeit vorüber, wo ich deiner und der Kinder nicht eingedenk bin; ich bitte dich, tue das Beste an ihnen, und nteun du etwas zu arbeiten hast, so laß sie fleißig arbeiten: sage ihnen, daß ich ihnen solches befehle. Hast du auch Zeit übrig, so lehre sie etwas im Buche ( bitte ich dich), damit sie endlich (wenn sie dich und« mich verloren haben) untersuchen mögen, was ihnen zur Seligkeit dient. Ferner vernehme ich auch ans deinem Schreiben, daß du begehrst, ich soll deinem Hausherrn ein kleines Brieflein schreis ben, welches ich getan habe, aber ich machte die Aufschrift an N. N» wiewohl es mir gleich ist, wer ihu hat, wenn nur die b Frucht der Gerechtigkeit daraus kommt; ich hoffe aber noch I: EPV C, is. ers-käm. 1. 7. drei-h. s, es. se. nor. i, 4. de. nor. o. 4. »Ich. 7, II. ins-i. je, 12. i: . ,1. 1s,2o. Epb S 8 XIJOL 568 Der blutige einen Brief zu schreiben, wenn der Herr es mir z1.iläs;t. Nicht mehr fiir diesmal, als bleibe dem Herrn anbefohlen und grüße mir alle Bekannte. Geschrieben den 27. Februar, von mir, Christian Rhcen Noch ein tröstlicher Brief von Christian Lilie-en, geschrieben an sein Weib, in welchem er sie zur Stsandhaftigkeit iu der Furcht Gottes er1nabnt, auch berichtet, daß der Pfarrer von Houten ihn versucht itnd ihm heranszuhelfeii ver- sprochen habe, wenn er sich sagen lassen wollte. Ich, Christian Ryceu, agefaiigeii Inn des Herrn willen, wünsche meiner sehr lieben und werten Hausfrau die I) ewige Weisheit des Vaters, die Liebe des Sohnes und den Trost des Heiligen Geistes, zum freundlichen Gruße. Nebst dein Gruße lasse ich meine sehr geliebte und werte Hausfrau wissen, daß ich gegenwärtig nicht wohl auf bin, denn ich habe Kosifschmerzeu und iiberdies große Trübsal um deinet- und der Kinder willen, nieil ich euch nicht beistehen und das Brod verdienen helfen kann. Dennoch hoffe ich, daß der Herr, der mich dir entnonnnen hat, dir beistehen nnd für dasjenige sorgen. werde, was dir nötig sein wird, denn die Verheißungen, die Er gegeben hat, sind !·i.-ahrhaftig, wenn Er sagt: c Suchet vor allen Dingen das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit, so wird euch alles, nias euch nötig ist, zugeworfen irrer-den. Auch sagt Petrus: Alle eure ISOTge nierfet auf-den Herrn, denn Ei: sorgt fiir euch Darum, nieine cseliebtesta nimm deine d Zuflucht ganz und gar zu dem Herrn, denn der dem Siiemanne Saamen giebt, der wird dir auch e Brod zur Speise geben. Ferner benachrichtige ich dich, daß ich dein Schreiben em- pfangen habe, und danke dir sehr herzlich siir dein tröstliches Ge- schenk, das du mir gesandt hast. Du sollst wissen, daß es mich lehr erfreut bot, als ich deine Gemiitsstimmnng erkannte, und daß du mich f in der Wahrheit stärkest, um tapfer in dem Herrn bis zum Tode ousznhaltem wie ich denn durch Gottes Gnade zu tun hoffe, um die schönen Verheißnngeii zu erlangen. Jch bitte dich auch, mein liebes Weib, nimm deiner selbst allezeit wahr, damit loir dereinst, durch des Herrn Gnade, uns mit einander erfreuen mögen, wo die Fiseude ewig währen wird:- und wenn es hier in dieser Welt nicht mehr sein kann, daß es ja dereinst geschehen. möge. daß nsir uns einig freuen mögen; miissen wir auch jetzt gin Tränen säen, irenn xvir nur alsdann in Freuden ernten werden. Darum, meine Geliebte-sie, sei guten Mutes, nnd danke Gott, daß wir gemiirdigt sind, b um feines Namens niilleii zu leiden: denn auf gleiche Weise sind die Heiligen vor- gegangen, und wir müssen auch durch viel Trübsal i in’s Reich Gottes eingehen: Die Reihe ist nun an mir, vielleicht kann die Reihe auch bald an dich ko1nmen. Darum, mein liebes Weib, vxende doch Fleiß an, dem Herrn zu gefallen nnd Jhm treulich zu dienen, damit, irenn Er zu dir kommt, Er dich machend fin- den möge: denn selig sind die Knechte. die der Herr, wenn er kommt, in solchem Tun findet: er wird sich oufschürzem ksie zur Tafel sehen, nnd vor ihnen gehen und ihnen dienen. Dar- um, meiii liebes Weib, sei stets standhaft in dem Worte des » Herrn, und lrerde nicht schwach um meiner Trübsal willen. die nun eingetreten ist, sondern wende um desto mehr Fleiß an, dem Herrn zu dienen, nnd halte dich immer rein, mein liebes Weib (bitte ich dichl, wie ich denn hoffe, daß du tun werdest. Halte doch die Kinder wohl zur Arbeit an, so gut du kannst, nnd fiihre dick) bei ihnen allezeit gut auf, damit sie Ehrbarkeit lernen mögen, und tue in allem das Beste (bitte ich dich). Jch weiß noch nicht, sie mit mir tun werden: bisweilen höre ich Ge- riichte, dass, sie mich so lange in Gefangenschaft lassen wollen, aAhostelg. 12, s. koste-l. l, s. cMattkL S, Its. l. Petri 5’ 7. tlPsalm 46, L. eitel. Es. 10. fJokr 17. 17. gPlalm 126, Z. hAvoftelg s, 42. Apostelg 14. 22. l( LUL 12, 37. Schauplatz, bis ich mich bekehre und die römische Religion annehme; aber der Herr, dein ich die Sache anbefol)len"habe, kann es bald« ändern, wenn es« sein Wille ist; darum Iempfehle ich Jhm rneine Sache. Ich liatte vergangenen Dienstag den Pfarrer von Houteii bei mir; wir redeten viel mit einander, aber er Ioußte nicht viel ans« der Schrift zu sprechen; rnan hätte lange zu schrei- ben an dein, was vsir redeten; aber beim Llbsc"hied, als er hin« wegging, sagte er, toeun ich mir sagen lassen wollte, so-wollte er mir bcld helfen; ich erwiderte ihm, das; ich wohl das Beste tun loolftcn Auf solche Weise sind wir von einander geschieden. Deshalb ist denn, meine sehr liebe und rcerte Frau, meine Hoffnung und mein Vertrauen auf den Herrn gestellt, Jhm mein lebelaiig zu dienen und gehorsam zu sein durch seine göttliche m Hülfe und Kraft. —- Hierinit empfehle ich dich, nebst meinen Kindern, »dem Herrn und dem reichen Worte seiner C3nade, Amen. Grüße mir sehr alle Bekannte, die bei dir wohnen; gieb auch N» deinem Hausherrn, den Brief und grüße mir ihn sehr. Nichts weiter fiir diesmal, als gehabe dich wohl! Jn Eile. Den 5. März. Von mir, Christian Ryceir Noch ein Brief von Christian Rycen; er dankt seinem Weib für die tröstlichen Sprüche der Schrift, die sie ihm gesandt hatte, und läßt sie wissen, daß der Amtmann gekommen sei, und daß er von den Pfaffen verstanden habe, da keine Hoffnung zur Befreiung sei, denn es wären uns in em Concilium zu Triderct alle Länder verboten, als der äogsten Secte unter dem Himmel. Gnade, Friede und Liebe von Gott, dem himmlischen Va- ter, durch seinen Sohn Jesuni Christum, Vlmen Das wünsche ich dir, meine liebe und werte Hausfrau, Esznm freundlichen Gruße in dem Herrn. Nebst dem Gruße lasse ich dich wissen, daß ich noch ziemlich wohl bin (dem Herrn sei Lob und Preis fiir seine Gnadel), wie. ich denn hoffe, daß du dich wohl befindest: nur daß ich einigen Schmerz in meiner Kehle habe, wodurch mir die Lust zum Essen in etwas vergangen ist; sonst geht es noch sehr wohl. Jch bin sioch gesinnt (der Herr sei gelobt!) dem Herrn gehorsam zu sein, und »in seinen Gelioteii zu bleiben mein ganzes Leben hindurch, durch des bHerrn Hülfe. Ferner henachrichtige ich dich auch noch, daß ich dein Schreiben empfangen habe, nnd freue mich, daß du mich allezeit durch deine Gseschenke tröstest, die du mir sendestx ich danke dir auch sehr herzlich, daß du mir sdiese Schätze zum Troste zuschreibst, denn sie kommen mir wohl zu Nutzen, indem ich täglich, lreil mir die Zeit lang wird, viele Gedanken habe; darüber; daß ich hier sein muß: oft bin ich betrübt, bis- weilen bin ich getröstet; auf solche Weise geht die Zeit dahin mit großem Verlangen. O, meine Geliebtestel ich denke, es nrird dir auch so gehen. Aber, meine liebe Frau, laß uns fest anhalten, bis wir hinweggenommen nterden, denn c jetzt ist die Zeit da, von der gesagt worden ist, daß ngir durch viel Trübsal ins Reich Gottes eingehen müssen, nnd daß wir d weinen und heulen müssen; die Welt aber wird sich freuen. Wir miissen nun traurig sein, aber unsere Traurigkeit roird in Freude ver- wandelt werden; auch sagt Paulus: e Wie des Leidens Christi viel über uns kommt, so nierden inir auch reichlich getröstet durch Christum; ferner sagt Paulus: kobschon unser auswendiger Mensch vergeht, so wird doch der inwendige Mensch von Tag zu Tag erneuert, denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft in uns eine ewige und über die Maßen wichtige Herrlich- keit, die wir nicht auf das sehen, was sichtbar« ist, sondern auf das Unsichtbare, denn was sichtbar ist, das ist zeitlich, was aber lPsalm M. S. m List. I. So. n Avostelce 20. 32. or. J, 9. hMattlx II. IS. 1. Juli. s. Z. Z. cAdostelg. U, 22. e2. Kot. 1, S. t2. Kot. 4, 16. a2. K CIJVL 1S, 20, oder Märtyrer-Spiegel der Fausts-Gewinnen. unsichtbar ist, das ist ewig. Darum, meine liebe Frau, wir müssen nun auf das sehen, was Moses tat, und g die Schmach Christi fiir größeren Reichtum achten, als die Schätze Egyptens; wir müssen allezeit auf die Belohnung sehen, und durch den Glauben des egyptische Volk verlassen, auch nicht des Königs Grausamkeit fürchtem sondern uns allezeit an den unsichtbaren Gott halten, ebenso, als sähen wir ihn· Deshalb, meine liebe Frau, übergebe ich dich, nebst meinen. Kindern, diesem Gott, daß Er dich bewahren und j11 all’ eurer Not versorgen wolle, denn ich weiß nicht, ob ich euch mehr schreiben kann; ich erwarte nun bald eine Veränderung meiner Lage, denn der Amtmann ist gekom- wen; darum dünkt mich, daß es sich mit mirbald verändern nierde Du hast mir von dem Manne zu Kassel geschrieben, aber ich denke, daß der Mann nicht unseres Glaubens war, 11 denn die Pfaffen halten uns für die ärgste Secte unter dem Himmel. Darum dürfte es mir wohl anders gehen, als dem Manne zu KasseL i denn wir sind das Ausfegsel oder Wegwerfselvon dieser Welt. Der Pfaffe hat zu mir gesagt, daß uns in dem letzten Concilium zu Trident alle Länder verboten wären und das; wir keine Freiheit hätten. Darum, mein liebes Weib, wenn ich auch einer von denen sein muß, l( um die Zahl erfüllen zu helfen, so sei geduldig (bitte ich dich) und tue das Beste an den Kindern; 1 empfehle dem Herrn deine Sachen und hoffe auf Ihn, Er wird es wohl machen, dennsSirach sagt: m Der Herr hat »die niemals verlassen, die in der Gottesfurcht geblieben sind, noch auch Die- jenigen, die ihre Hoffnung auf Gott gestellt haben. Hiermit empfehle ich meine liebe Hausfrau dem Herrn und dem reichen Worte seiner Gnade, Amen. Grüße mir die Bekannten sehr, die bei dir sind, und halte dich allezeit rein in der Furcht Gottes. Geschrieben den 12. März 1588 von mir, Christian Rycem deinem nne. Noch ein trüstliches Brieflein von Christian Rhcen, geschrieben an sein Weib, als er meinte, daß man iZn das Todesurteil fällen würde, unid daß ihn einige auf den riedensschluß verrröstetem daß er alsdann frei werden würde. Gnade, A Barmherzigkeit, Friede und Liebe sei mit dir von Gott, unserem himmlischen Vater, durch seinen Sohn Jesum Christum, Amen. Das wünsche ich dir, meine liebe und werte Hausfrau zum freundlichen Gruße. Nebst dem Gruße lasse ich Christian Rycen, dich, meine liebe Hausfrau, wissen, daß ich noch ziemlich wohl bin (der Herr müsse für seine Gnade gelobt und gepriesen sein), wie ich denn hoffe, das; du nebst den Kindern, dich auch so befindest. Ferner« benachrichtige ich dich, daß ich dein Schreiben em- pfaiigen habe und bin sehr erfreut, daß du so wohlgemut bist, und daß du mich noch tröstet, wofür ich dir herzlich danke; ich wollte dir auch wohl etwas zum Troste schreiben, damit du wohl- gemut sein Mögest, aber, meine liebe: Hausfrau, b der beste Trost ist der Herr, -der mich dir entnommen hat, der wird dir (wie ich hoffe) in all’ deiner Not beistehen und für dich sorgen, wenn du Jhn nicht verläßt, denn Paulus sagt: Wir werden wohl versto- ßen, aber wir verzagen nicht; wir leiden Verfolgung, aber c wie werden nicht verlassen; ferner spricht Paulus, daß der Herr ge- sagt habe, d daß Er uns nicht verlassen, noch versäumen wolle. Darum dürfen wir sagen: Der Herr ist mein Helfer, ich will mich nicht fürchten, was mir auch ein Rkensch tun kann; auch sagt Sirach: e Wer ist jemals zu Schanden geworden, der auf 569 den Herrn vertraut hat; oder wer ist jemals verlassen worden, der in der Furcht Gottes geblieben ist, oder wer ist jemals von Jhm verschmäht worden, der Jhn angerufen »hat? Darum, nieine liebe Frau, setze all’ deine Hoffnung— allein auf Gott, und sage mit Jeremias: Herr, du bist meine Zuflucht, meine Stärke und mein Trost in der Not; ferner mit David: k Wenn ich nur Dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde; ja, wenn mir auch Leib und Seele verschmachtet, so bist Du doch meines Herzens Trost und mein Teil. Gedenke auch daran, was Sarah sagte, als sie in großer Trübsal saß, daß sie wohl wüßte, daß alle, die Gott dienen wollen, nach der Anfechtung erlöset und in Trübsal getröstet werden; g nach der Züchtigung findet er Gnade, nach großem Ungewitter läßt er seine Sonne wieder scheinen, und nach dem Weinen und Schreien begabt Er uns reichlich mit Freuden. Darum, mein liebes Weib, tröste dich mit diesen Worten; müssen wir jetzt gleich trauern und weinen, laß uns guten Mutes sein, 11 denn der Herr wird uns wieder sehen und unsere Herzen werden sich freuen und Niemand wird die Freude hinwegnehmen. Auch sagt Christus: Selig seid ihr, zxsenn euch die Menscheii hassen und euch absondern und euren Namen als den eines Uebeltäters ium «des Menschen Sohnes willen verworfen, sondern freuet euch, denn euer Lohn wird groß sein im Himmel, denn so taten auch ihre Väter den Propheten; ferner sagt Christus: I( Selig seid ihr, die ihr nun weinet, denn ihr werdet lachen. Mit diesen Worten erfreue dich. Hei-mit empfehle ich dich dem Herrn; was meine Sache betrifft, so weiß ich dir darüber nichts Besonders zu schreiben, ich wartete darauf, daß sie diese Woche mit der Sache durchbrechen würden, aber es dünkt mich, sie hätten die Macht noch l nicht von Gott empfangen. Es sind zwar solche, wie mir vorkommt, die es wohl wollten, aber es scheint, daß der Herr es ihnen nicht zuläßt; einige trösten mich mit dem Frieden, daß sie mich als- dann frei lassen« werden. Darum, meine liebe Frau, habe ich es dem Herrn anheimgestellt; tue dasselbe und grüße mir sehr alle Bekannte; halte dich allezeit rein in der Furcht Gottes und tue allezeit dein Vestes an den Kindern. Für jetzt nichts mehr, als gehabe dich wohl. Jn Eile diesen 19. März 1588. Vson mir Christian Rhcen, deinem geliebten Manne. Christian Rhceti ermahnt seine Hausfrau, dem Herrn fest zu vertrauen und läßt sie wissen, das; er diese Woche noch ein- mal von dem Pfarrer und cincm Franciscatcer ange- fochten worden sei, die es mit Vedrohungen nnd schönen Worten versucht haben, ihn zum Abfalle zu bringen, und von dem Schrecken, der ihm in der folgen- den Nacht zugestoßen ist. Gnade, s Friede und Liebe sei mit dir von Gott, unserm himmlischen Vater, durch seinen Sohn Jesum Christum, Amen. Das wiinsche ich dir, meine sehr liebe iind werte Hausfrau, zum freundlichen Gruße in dem Herrn. s Nebst dem Gruße lasse ich meine sehr liebe und werte Haus- frau wissen, daß ich noch in gutem Wohlsein bin nach Seele und Leib, dem Herrn sei ewiges Lob, Preis und Dank fiir seine gro- sze Güte, der mich zu dieser Zeit berufen und bewahrt hat, daß ich würdig sein soll, bum seines Namens willen ein wenig zu leiden. Jch hoffe auch durch des Herrn Gnade, das; du mit den Kindern auch in gutem Wohlsein sein werdest, wiewohl ich ans deinem Schreiben ersehe, das; du das Fieber gehabt hast; ich habe die Hoffnung zu unserem lieben Herrn, c daß Er dir bei- 2 . ji«. Kot. 4, is. sechs-so. S. ii. « 2I nor. i, is. se. nor. i, e. dem. is, s· erste. 2. gHebr. 11. 25. AS. iiAvoltelkr W, 21 lPsalm 37. Z. m Sir n l. Tini. 2, L. iPfaltå 73. 25. JACOB. s. 22· liJoh. 16, 22. S. 21. ist-b. 19 11 se. nor. i, «2. «i-Apoiiecq. s. 42. ei. ask. to, is. iMntth. s, 11. jiLul. 570 Der blutige stehen werde und dich· nicht über dein Vermögen versucht werden lassen, sondern daß er nebst der Versuchung ein Qliiskommeii geben werde, daß du es wirst ertragen können. O, meine Ge- liebteste! vertraue dem Herrn von ganzem Herzen und verlasse deinen Freund nicht, der deine Seele liebt, weil du ihn gefunden hast, s! wie die Braut in dem hohen Liede tat; bleibe treulich bei Jhni und nimm Jhn an zum Manne und zum cVater meiner Kinder. Unterrichte meine Kinder fleißig, sdaß sie dem- selben Vater während ihrer Lebenszeit gehorsam seien, und sei du auch, meine liebe Frau, deinem Manne Christo getreu und verlasse Jhn in keiner Not, denn Er hat verbeißen, daß Er dich auch nicht verlassen wolle. Jch muß dich nun mit Betrübnis verlassen, aber, meine liebe Frau, ich hoffe, daß wir einander im ewigen Leben finden werden, da werdenwir uns nicht mehr von einander scheiden. O, meine liebe Frau! wie lieb wäre es mir, wenn der Streit gestritten wäre, daß ich mit Paulus sagen könnte: kich habe einen guten Kampf gekämpft, den Lauf vol- lendet, Glauben gehalten, hinfort ist mir die Krone des Lebens bereitet, O dann wäre mein Herz voller Freuden; aber hier muß man noch bisweilen streiten. Diese Woche hatte ich g. den Pfar- rer und einen Franciskaner noch einmal bei mir, sie kamen, um zu sehen, ob ich mir nichts sagen lassen wollte. Der Pfarrer sagte, der Notar habe ihm gesagt, es wären Briefe vom Hofe gekommen; wenn ich mir nichts sagen lassen und mich nicht bekehren wollte, so wüßten sie schon, was sie mir tun sollten; ich s-agte zum Pfarrer, ich begehrte Yiiemaiidem Unrecht zu tun, bwas aber meinen Glauben beträfe, den hätte ich von dem Herr1i empfangen und den könnte ich nicht verlassen. Da rede- ten sie schön und sagten: Willst du dir sagen lassen, so kannst du hier bei uns wohnen und ein ehrbarer Mann sein. Jch ant- wortete: Jch begehre wohl als ein ehrbarer Mann zu handeln und will Niemandem Unrecht tun, und wenn ich Jemandem Unrecht täte, so soll man mich zweimal so scharf strafen, als einen andern, der wie ich getan hätte; dagegen sagten sie nichts. Wir hatten sehr viele Worte mit einander, die ich der Kürze wegen übergehen will; ich weiß also nicht, was sie mit mir machen werden. So wisse denn, meine liebe und werte Haus- frau ferner, daß mich die Nacht, nachdein der Pfarrer bei mir gewesen, ein großer Schrecken überfallen hat, denn es kam mir vor, als ob sie mich in die Eisen werfen oder auf die Folterbank legen· wollten, wodurch ich so erschreckt wurde, daß mir der Schweiß über den Leib lief und daß ich auch vom Schweiße naß wurde, worüber ich mich sehr betrübte; aber ich dachte an Chri- stum, idaß «der Schweiß von Jhm wie Vlutstropfeic auf die Erde lief, als ihn das Leiden ankam; darin habe ich mich in etwas getröstet; es dünkt mich auch, der Herr habe es mir dazu gesandt, damit ich mir selbst keinen Ruhm machen möchte, son- dern daß ich mich allein auf de1i Herrn und nicht auf meine Stärke verlassen möchte, k was ich auch zu tun hoffe und bitte meine liebe Hausfrau, sie wolle mir helfen zum Herrn bitten, 1daß mich der Herr stärken und kräftigen wolle mit seinem Geiste, daß ich mich nicht vor mMenschen noch vor Menschen- kindern fürchten dürfe, die wie Heu vergehen werden. Hiermit empfehle ich dich dem Herrn 11 und dem reichen Worte· seiner Gnade, Amen. Grüße mir deinen Hausherrn und gieb ihm für dies Mal dieses Liedleinx grüße mir auch alle andern, die bei dir wohnen. Für jetzt nichts weiter, als daß ich -dir für deine tröstlichen Schätze die du mir zum großen Troste sendest, herzlich danke, denn sie kommen mir wohl zu Mühen. — Gehabe dich wohl 0u1id tröste dick) in dem Herrn, denn diese meine Bande werden dir keine Unehre sein, indem ich ilHohelied S, 4. e L. Kor 11, 4. iLuL 22, 44. lcPhil. 4, 13. oPbiL I. Its. i2. Tini. 4, 7« BUT-VII. 1, 27. di. Kot. 4, 7» 1Jes. 16, IS· sei. S, 2öh ist-sei. El, 12. n Avostelg 20, Si. Schauplatz Niemanden beleidigt habe; auch ist Niemand (der Herr sei gelobt), der mir etwas Llrges nachfagen kann, worüber ich mich sehr freue. So sei denn, mein liebes Weib, dem Herrn getreu, I) denn wer getreu bleibt bis an den Tod, wird die Krone des ewigen Lebens empfangen. Geschrieben den 27. Miirz im Jahre 1588 von mir, Christian Rycem deinem geliebten Manne. Christian Rycen läßt seine Hausfrau nassen, daß er das Urteil erwarte, und da er das Eisen an seinem Beine achtzehn oder neunzehn Tage eha t unsd während dieser Zeit auf Stroh gelegen habe, aber er hgabe nun wieder etwas mehr Trost. « Jch muß dir, meine liebe Frau, noch etwas berichten, daß ich die vergangene Woche allezeit gehofft habe, das Urteil werde mir gefiillt werden, aber es ist nicht geschehen; mich hat indessen darnach um so mehr verlangt, weil ich täglich auf Trost wartete, und derselbe doch nicht erfolgt ist, wie ich denn denke, meine liebe Frau, daß du auch getan haben wirst. sNun aber habe ich es dem Herrn anbefohlen, und hoffe in Geduld den Tag zu erwar- ten, der uns trösten wird; darum bitte ich meine liebe Frau, auch ein Gleiches zu tun. Ferner lasse ich meine liebe Frau wissen, wie ich an achtzehn oder neunzehn Tage mit einem Eisen an meinem Beine auf Stroh gelegen und allezeit in meinen Kleidern zugebracht habe, was wohl unbequem war; b aber der Herr sei gelobt, es hat mich nicht verdrossen, sondern ich dachte, daßman dem Herrn in Mangel und Ungemach nachfolgen müß- te, wie die Heiligen vorgewa1idelt sind, nun aber habe ich guten Trost und bin dem Leibe nach sehr wohl; der Joost beweist mir große Freundschaft, mehr als ich ihm vergüten kann. Jch bitte dich, meine Frau, du wollest mit denen von Honschote so wenig Worte niachen, als du kannst, damit nicht die Obrigkeit, wenn sie es bemerken sollte, daß du da wärest, es denen von Bergen mit- teilen möchte. Kannst du aber mit N. reden, so tue es, er kommt ost nach Bergen. Wenn du aber, meine liebe Frau, mir etwas niitzuteilen hast, so sage es dem N. oder N» die werden mir wohl die Botschaft bringen, und unterlasse nicht, mir zu schreiben, wie es mit dir unld den Kindern steht cund was ihr macht. Für jetzt nichts weiter, als bleibe dem Herrn empfohlen und dem reichen Worte seiner Gnade, Amen. " Von mir, Christian führen, deinem Manne. Pieter Sahuien 1588. Jm Jahre 1588 wurde Pieter Saymer zu Freiburg im Baierlande s gefangen, denn als er dort bei einem Wirte über- nachtete und des Morgens wieder seinen Weg fortsetzen wollte, hat ihn ein Diener angegriffen und in Verhaft genommen. b Hiernächst hat man ihn nach Berghausen geführt und in der Kürze verhört; als er nun standhaft— blieb, hat man ihn aber- mals nach Freiburg gebracht. Den dritten Tag darauf hat ihn Ider Richter selbst aus dem Gefängnisse abholen lassen und hat ihn zum Abfalle ermahnt; aber er antwortete: O Jch will von deni rechten Glauben an Christum Jesum nicht abstehen, noch Gottes Gebote unterlassen, und sollte es mich auch Leib und Leben kosten. Darauf hat man ihm sein Ende verkündigt und den Stab über ihn gebrochen; darüber hüpfte sein Herz vor Freuden, so das; er Gott auf’s Höchste dankte und lobte und nachher sagte: Jch habe nur ein Haupt, aber wenn ich deren zwei oder noch mehrere hätte, d so wollte« ich sie lieber sämmtlich abhaueii lassen, als von meinem Glauben abweichen Es war viel Volk zugegen; einige davon weinten um ihn, pOffenlx L, 10. 2 åPsalni Es, 23. bLuk. u, 26· 1. Petri 2, 21. Hebt. 11, 37. eApoftelg. O, . Loh. Its, 12. b J. Kot. 14, s. Jolx 1, IS. 1. Kot. '7, M. dA t l » is, R. i. Jota. s. 4. « «« « « .iiicl)t leideii wollten. oder YiårtiirervSpicgcl der Tanfs-Gefiiiiitcii. als n1a1i ihn liiiiaiisfiihrtez aber ei« sagte: e Um iiiich diirft il)r nicht weinen, deiin ich bin wohlgeniiit in Gott, iiiiid er fing aii vor Freuden zii singen, was die Pfaffen iind der Gerichtsschreiber · kain ein einfacher Ykaiiii zu ihm, ein Fischer, und sagte: Lieber Pieter, steh doch ab nnd schone deiner; aber er antwortete: kSchweige doch, du kannst das nicht fassen noch begreifen, itias niir heilsam ist. Hiernächst kuieete er nieder g nnd verrichtete sein Gebet zu Gott iiii HiiiiineL und indem er so iiiederknieete, uin sein Gebet zii verrichten, hat ihm ider Scharf- richter das Haupt abgeschlagen, irelclies sich so wniiderbcir lieriiiii- iiialzte, als es auf die Erde fiel, ciucli sich mit dem Angesichte - gegen den Scharfrichter wandte und so liegeii blieb, iiioriilier sich das Volk sehr verwunderte. » Also hat dieser deiili Glauben» und die Wahrheit Gottes iiiit seinem Blute bezeugt, Iund die Krone des ewigen Lebens ei«- la1igt, was den S. Juli 1588 geschehen ist. Faust, der Ziilliiey Ntichacsl Bniise uiid Shntgcii Wen-s. » Jni Jahre 1589. Jin Jahre 1589 deii is. Jaiiuiiu des Nachts« nni zehn Uhr, siiid zu Gent in Flandern zwei Brüder iiiid eine Schwester ver- haftet worden, sireil sie nach der Wahrheit in der Tltaclifolge Christi lebteii; sie liieszeii Joost, der Zölliier, Michael Buhse iiiid Syntgeii Wensp Dieselben sind, iiachdein iiiai1 sie sehr versucht iind gequält hat (Is worin sie jedoch cillezeit standhaft gebliebeii sinid), endlich als sicher öffentlich ziiiii Tode vernrteilt worden, daß sie jedoch heimlich bei verschlossenen Türen in des issriifcsii Schloß aii einein Pfuhle erioiirgt, soda1iii aber die beiden Brüder draußeii an deii Galgen gehängt, die Frau aber darunter begra- beii werden sollte, inelclies Urteil den is. April des vorgemeb deten Jahres 1589 vollzogen ist. Weil iins nuii einige Briefe von Joost Zöllner in die Hände geloininen sind, so liabeii wir sie deiii Leser zu Liebe hier beige- fiigt. . Der erste Brief von Joost Zölliien Gnade und Friede E! von Gott, unserm hiniinlischeii Vater, disrch Jesum Christum, seinen liebeii Sohn, unsern Herrn und Heiland, wolle euch, iiiein lieber Bruder in dein Herrn, Loivys, auch Januekeir Jacomyiitgeii und Syntgeih iiieiiie liebeii Schwe- sterii in dein Herrn, nebst allen andern geliebteii Brüdern und Schwestern in dein Herrn, mit seinem Heiligen Geiste cui dein iiiweiidigen Menschen stark« und kräftig niachen, -damit ihr da:- Ende eiires I) Glaubens davon trageii iiiöget zii eurer Seelen Seligkeit nnd zum Lebe, Preise, Ehre und Dank dessen, der voii Ewigkeit zu Ewigkeit lebt, Linien. siehst herzliahem und christlicheiii Gruße aii euch, Cineine lieben Briider uiid Schwestern in dein Herrii, lasse ich euch wis- sen,«dciß ich dein Fleische iiach iii guter Gesundheit bin, dein Herrn sei gedaiikt, dein Geiste nach aber ist i1ieiii Gemiit durch des Herrn Gnade willig, bei der heiligen christlichen Wahrheit zu bleiben, «! denn es ist weder iiii Himmel noch auf Erdeii eine andere Seligkeit zu erwarten, als durch Jefum Christum, der die Wahrheit 1iiid das Leben ist. So wisset deiiii, meine lieben Brüder uiid Schwestern, daß ich iiiit ineiiieii Mitgefaiigeiieii iii·i Herrn sehr wohlgemut bin, wiewohl wir alle idrei voii einander abgesondert liegen; es hat auch der Stockineister strengen Befehl, daß er iins nicht zusoiiiiiieiikoiiuiieii noch iiiit einander reden lasseii soll. Es wird zwar genau Achtung gegeben, doch finden sich Habakiiks, die rins bisweilen behiilflich sind, iiiid obgleich so genau ziigeht, so liaben wir doch einen sehr großen Trost, eLuL 23, 27. 1. Kot. is, U. iAiniftelsL 7, Ob. gMcittlJ. S, O· hJcih. N I7. iJoL L. 12. - UEPL J. 15. 1. Flor. l0. M. b9J2a1«l. is. IS. EIN« l, 7. l) 1. Petri l, U. cMattlx 2d’, M. dAposlelkL et, l2. Juli. 571 E iiäiiilich deii Tröster, deii Heiligen Geist, denselben .(Zielfei· iiiid Beistand, der »die. heiligeii Apostel in ihrer Triibscil getriistcst hat, so das; ich Tag iiiid Nacht zii dein Herrn, iiieiiiei11 Gotte, bitte und flehe, daß Ei« inir gnädig lieisteheii und das Feld erhalten· helfen wolle, k damit sein heiliger Name durch iiiich Elenden ewig gepriesen werdeii iniige, iiiid Er mir das abnehiiie, was iiiir hiuderlicli ist. Unsd also habe ich niich dein ewigen alliiiächtigeii iiiid starken Gott iibergebeii g« durch Jesnni Christum, unsern ewigen Seligmacheu Deshalb, iiieiiie geliebtesteii Freunde, hat der Herr i1ieiiie Stiiiii11e erhört, und iiiich elenden unvollkoniiiieiieii Ellkensclieii angesehen, II der ich nur Staub iiiid Llsclie iiiid zii jeder Barm- herzigkeit zu gering bin, iiideiii Er iiiich dazu bericfeii hat, I daß ich uin seines Nanieiis willei1 Trübsal, Bande, Leiden, und Ver- suchiiiig haben soll; daher liabe ich solch’ einen Riut iin-d solche Freude, daß ich die Freude iii1d Wonne, die iiiir der Herr durch seinen Heiligen Geist giebt, iiiclit aiisziispreclieii lierinag, so dasz ich oft iii iiieiiieii1 Herzen deiike: s O Herr, lieiszt dieses Leidwesen, Druck, Leideii und Bande oderTriibsaM denn so laiige ich un- iriiirsdig in der Wahrheitjgeivaiidelt bin, halie ich iioch iiieiiicils solche Freude und Woniie gehabt. Wenn ich an die ewige Freude iiiid die großen tröstlichen Verheiszungeii der Seligkeit deiite, I( die der Herr fiir seine Auserivälilteii und fiir alle, die bis aiis Ende standhaft bleiben, zubereitet hat, l daß sie dein nnbefleckteii Lainiiie Christo Jesu mit glänzenden. ireiszeii Kleidern und Palniziiieigeii in ihren Liäiideii iiaclifolgeii und ciußerdein noch iiiit der Krone des ewigen Lebens getröiit werden, Mund daß Er sie zur Quelle des ewigen Lebens leiteii und also alle Tränen von unsern Llugeii abwischen werde; inenn ich dieses cilles iin Okeifte aiisehe, so diiickt iiiich, ineiii Herz zerspringe inir vor Freuden, so inächtig ist der Herr, nnd so kann Er diejenigen trösten, die sich Jhiii von gaiizeiii Herzen übergeben. Denn Freunde, es ist iiuii so weit gekommen, daß ich alles, was zeitlich und vergänglich ist, um Christi willen fiir Schaden achte, so hat iiiir cuich der Herr Gnade dadurch gegeben, daß inich keine zeitlichen Geschäfte ver- hindern, was ich als ein großes Geschenk von Jhm aiinehiiie Darum, v meine Lieben und Werten, erfreuet euch und er- götzt euch mitmir im Geiste, uiid daiiket dein 0 Herrn, das; Ei· eurem schiiiaclieii Bruder so gnädig beisteht, init seinem Geiste uiid Worte. Euch alle, die ihr diesen iiieiiieii Brief sehen oder leseii hören werdet, bitte ich aus brüderlicher Liebe, daß ihr die Kniee eures Herzens zuin Llllerliöclifteii beugen wollt, daß Ei: iin-Z durch seinen Geist stärken wolle, damit wir das Werk, das Er in uns aiigefai1gei1 hat, zic seinem heiligen Preise aiisfiilireii inöcly ten, deiii1 Freunde, wir versehen uns iiichts anders, als das; wir aufgeopfert werden, iiisbesondere ich uiid Michael, und das um gewisser Ursachen willen, die wir in iinfeiteiii Verhöre bekannt haben. Sie fragten niich zunächst iiaeh meinem Alter; ich sagte: Ungefähr fünfzig Jahre. Sie fragten, ob ich wiedergetauft worden sei; ich aiitwortete: Nein; i) aber ich setzte hinzu, daß ich niich auf das Bekenntnis meiner Sünden, welche 1iiir lierzlicli leid wären, und auf mein c! Glaubensbekenntnis an Jesuin Christum, daß Er der lebeiidige Sohn Gottes sei, iiii Namen des 1« Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes liätte taufen lassen; das wurde iiiedergeschriebeik Sie fragten, wie laiige es her sei; ich sagte: Sechs uiid zwanzig Jahre vergangene Christ- ineß. Sie wunderteii sich, daß ich so lange regiert hätte. Frage: Hast du eines Dieners Dienst zu s verwalten, oder hast du iiicht darin gestanden? Jch bekannte freiiiiiitig, daß ich iii dein Dienste stände, obgleich, sagte ich, ich dessen iiiclit vaiirdig wäre. Ferner fragten sie iiiich, ob ich das Wort der Erinahiiung täte oder nicht te. Kur. e. Je. eMcittii. i. 21. 1-1. Muse as. .1o. je. nor. r, s· knieend. is, its. sviattii 1o ge. IJou i, ev. Dame. 14, 4. m 4. Erde» 42 Our-so. 7, is. kiP oJoli 14, IS. 1)SV2attl.i. Z, o. qMcikr g, »» . 4, 4. . TM, U. Matth 16, 16. rMcitth. Es, M. s Apostclce G, IS. 572 Der blutige getan hätte; ich sagte: Nein. Sie fragten mich, ob nicht kürz- lich ein tManii da gewesen wäre, welcher draußen gepredigt hätte; ich schwieg. U Nach einigen Erörterungen sagte ich ihnen, es sei uns nicht von Gott erlaubt, Jemanden zu belästigen oder zu beschweren. Zuletzt sagten sie mir, wie sie müßten, daß Jan Weber in der Stadt gewesen sei, und daß man ihn heimlich Nachts aufgenommen hätte, und daß ihrer Drei oder Vier auf- genommen worden seien. Sie sagten auch mit kurzen Worten, .daß es unsere Schwester bekannt habe, die mit uns gefangen saß, denn sie hatten sie gefoltert; sie fragten mich auch, ob Hans in meinem Hause zur Herberge gewesen wäre; sie wußten schon Bescheid davon, darum konnte ich nichts dagegen sagen, sondern mußte es gestehen. Sie sagten, solches sei verboten; ich ant- wortete, es wäre mir nicht leid, daß ich ihn beherbergt hätte, und wenn es noch zu tun wäre (sagte ich·), ich wollte es noch gern tun. Das nahmen sie übel auf, daß es mir nicht leid wäre. Sie fragten mich auch, ob ich den Rat oder meine Zustimmung dazu gegeben, nach dem Jan Weber zu schicken; ich sagte, ja von ganzem Herzen. Das wurde auch übel aufgenommen, wiewohl ich wenig darauf gebe, denn sie deuten alle Dinge aufs Aergste Sie gingen sodann zu den Herre11 des Rates, wie ich nachher gekhört habe; überdies müssen sie sich noch bei Hofe mehr Rats er olen. . Dieses ist ein kurzer Bericht; es sollte mir wohl schwer fal- len, alles zu beschreiben, weil meine Gerätschaft zu gering war. Jch wollte, daß man diesen Brief, oder die Abschrift davon, an die von Harlem senden möchte. Es war einmal ohne mein Wis- sen von denen von Harlem ein Brief-gesandt worden, welcher in Michael Buyses Hause gefunden worden ist; derselbe hat mich sehr beschwert; es war wegen hundert Pfund, nielche an die Armen gesandt waren, und die ich empfangen haben sollte, und auch noch »ein Testament über vier und zwanzig Pfund von Joost Daems; ich antwortete darauf, daß ich den Brief niemals ge- sehen hätte, wie denn dem auch so ist; aber diese Briefe haben große Betrübnis angerichtet Jch habe so viele Briefe empfangen als irgend ein Mann in Flandern und Brabant, aber alles, was etwas zu bedeuten hatte, davon machte ich mich frei, doch Trübsal und Bande müs- sen von etwas herkommen. Ueberdies sei dem Herrn geda11kt, ich quäle mich nicht mehr damit; ich bin mit allem zufrieden, wie es mir der Herr zugesandt hat. Gott der Herr läßt es so ge- fchehen, damit Er dadurch priifen möchte, ob etwas in meinem Herzen läge, woran Er einen Mißfallen hätte, oder ob ich etwas mehr lieben möchte, als Jhn, V denn der Herr ist ein eifriger Gott und will allein der Liebste sein; Er ist dessen auch wohl wert, denn Er hat uns teuer erkanst, nämlich mit dem teuren Blute seines Sohnes, unsers Herrn Jesu Christi. Darum müssen wir auch in der Kraft unseres Glaubens« beweisen, daß wir Jhn mehr lieben, Wals Mann, Weib oder Kind, Haus, Llecker, Gold, Silber, und letzte und höchste Pfand, welches unser eigenes Leben ist. Wenn man so auf den Prüfstein gelegt wird, X so wird er- kannt, worauf man gebauet habe, es sei Gold, Silber, Edel- steine oder Holz, Heu oder Stoppeliu denn eines— Jeden Werk wird dann offenbar werden, wie durchs Feuer. Darum rate ich euch, mein lieber B. und S. in dem Herrn, die ihr nun in der Freiheit wohnet, daß ihr doch tapfer aufwachsen wolletz es könnte wohl geschehen, daß bei euch auch Verfolgung entstehen möchte, wie nun in Flandern, denn diese Freiheit haben wir sieben Jahre auch gehabt. Darum sollen alle z« rechtschaffenen Ritter Christi Jesu sich allezeit mit den Waffen der Gerechtigkeit tMattlx 27, 10. u Muttlx 7, 12. v L. Mofe 20, s. Ninttlx 10, 27. 1. Kot. S, 20. l, Petri i, 18. M. WLIIL ist, 26. xMatth. 7, 24. 26. 1. Kot. Z, 12. y 2· Kot. 10« it. Schauplath bereit machen, und den z Helm des Heils, sowie den Panzer der Gerechtigkeit anziehen und sich mit dem Gürtel der s Wahrheit, und mit dem Schwerte des Geistes, ja auch mit dein Schilde des Glaubens» bekoaffnein womit man alle feurigen Pfeile des Böse- wnhts auslöfchen kann. Aber Freunde, die Trägen lassen vielleicht bisweilen ihre Waffen in einen! Winkel stehen, wo sie dann leicht verrosten können; sobald es nun die Not erfordert zu streiten, wenn nämlich der b Feind (der wie ein grimmiger Löwe um uns herumgeht) uns auf den Hals ko1nmt, ja wohl, dann würde man sie wohl im Winkel ganz verrostet aufsuchen, und so wiirde uns der Feinde mit List überfallen. C Darum giebt Pau- lus einen guten Rat, wenn er sagt: Wachet, stehet fest im Glau- ben, seid männlich, und laßt alle Dinge in der Liebe geschehen. Freunde, ich wollte wohl mehr schreiben, daber ihr seid selbst von Gott gelehrt, und wie euch die Salbung alles lehrt, so ist es wahr, und wie sie euch gelehrt hat, so bleibet dabei. Jch will euch hiermit dem Herrn und dem Worte seiner Gnade empfehlen. Haltet mir mein keckes Schreiben zu gut. Wisset Brüder, daß ich meiner Tochter einen Testaments- hrlilef geschrieben habe, wenn wir etwa hier nicht lange mehr leben o ten. Von mir, Joost Zöllney eurem schwachen Bruder in dem Herrn, den IS. Januar 1589, gefangen um der Wahrheit willen. "Der zweite Brief von Joost Zöllner. Jch wünsche euch, meine herzlich geliebten und werten Brü- der und Schwestern in dem Herrn (s welche als Fremdlinge in allen Ländern zerstreuet, verjagt und verfolgt sind von ihren Ländern, Städten, Häusern und Gütern, und das um des Zeug— nisses Jesu« Christi willen) Gnade, Frieden, Barmherzigkeit von I) Gott, unserm himmlischen Vater, durch Jesum Christum, sei- nen eingeborenen Sohn, unserm Herrn und Heiland, durch wel- chen wir der gottseligen Verheißungen teilhaftig gewordeii sind, in seinem heiligen Namen. Denn Er hat uns c gereinigt durch das Bad der Wiedergeburt -in seinem heiligen Blute, und hat uns« auserwählt aus allen Geschlechtern der Erde zum heiligen Priestertuma um geistige Opfer zu d Opfern, die Gott angenehm sind, durch Christum. Derselbe wolle meine werten und in Gott geliebten Brüder und Schwestern stark und kräftig machen durch seinen Heiligen Geist an dem e inwendigen Menschen zum Preise und zur Qierherrlichuug des großen, icniiberwindlichen Gottes des Himmels. und der Erde, damit ihr als glänzende kLichter unter den heidiiischeii Völkern leuchten möget, unter denen ihr als zerstreuete Fremdlinge wohnet, damit viele g Tausende euch beim Zipfel ergreifen inöclitesi und sagen: Liebe, wir wollen mit euch gehen, denn wir sehen, daß der Herr mit euch ist. Dazu wolle euch der Herr den Segen geben, zum Lebe, Preise und zur Ehre feines heiligen anbetungswiirdigeti großen Namens. kliebst Hlnwünschung eines christlichen Grußes an euch, meine werten und in Gott geliebten B. und S. in dem Herrn, habe ich bei unsern letzten Verhörem welche den 23. und 28. März stattgefunden, vernommen, daß die Zeit unserer Wallfahrt bald am Ende sein möchte. Deshalb bin ich gedrungen worden aus brüderlicher und herzlicher Liebe, b euch meinen lieben Freunden ein wenig zu schreiben, wobei ich euch eine fröhliche Botschaft verkündige, nämlich, daß ich mit meinen Mitgefan- genen noch guten Miites bin, der Seele und dem Leibe nach, durch dess Herrn Gnade, um bei der heiligen Wahrheit z1c blei- z END. S. U. aHebr. it, 12. b1. Petri Z, s. e1. Kot. IS, IS. dJes. öd» is. Juli. S. 45. Llvoitetg 20, 32. aAuostelg. H, J. i. Petri l, 1. hRöm J, 7. cTiL s, s. Osienln 7, O. il i. Petri L, s. »e End. s, 10. tMattlx s, 14. 1· Petri 2, 12. gZach. A, 23. used. is. s. Rom. 12. 10. oder« stääetisisergSpicgel der Taufscksesinntetu 573 ben, so lange wir einen lebendigen Lltemziig in uns haben, auch daß es unser Wille ist, sowohl unsern Leib, cils unsere Seele in Gottes kräftigen Verwahr zu geben, was euch allen angenehm zu hören, uns aber ein seliger Teil ist; Gott wolle uns» aus Gna- den geben, daß wir, als unwiirdige Knechte, sei11es Leidens teil- hastig sein imöchtetr Jch erfreue mich aber im Geiste von ganzen( Herzen, daß micl) Gott zu solcher Gnade berufen hat, wozu die ganze Welt wegen ihres kUnglaubens unwürdig ist. Weiter, meine werten und herzlich geliebten Brüder und Schwestern in dem Herrn, ist unsere herzliche Bitte an alle Aus» erwählte, die I Gott von Herzen fürchten, mit einem aufrichtigem brünstigen Herzen, in einem heiligen Glauben, der durch die Liebe tätig ist, daß ihr die Kniee eures Herzens vor dem allmächs tigen Gott, dem M Vater unseres Herrn Jesu Christi beugen und für uns Gefangene als Mitgefangene bitten wollet, die wir in Ungemach sind, als die ihr selbst auch noch im Leibe seid, damit wir das Ende unseres Glau-bens (welchen wir durch Gottes Csjncide bekannt haben) vor diesem bösen und 11 argen Geschlechte, welche Feinde des Kreuzes Christi sind, ehrlich erreichen, und unsern Leib zum Opfer übergeben mögen, das Gott angenehm sei, durch Jesum Christum, zum Preise des großen Gottes, zu unseres 0 Nächsten Erbauung, und zum Lichte der Welt, das ist unser aller Bitte· Weiter, lieben Freunde, finde ich in diesem ineinein Drucke, Leiden, Banden und Schmach, die um der Gerechtigkeit Gottes willen über mich Univiirdigen gekommen sind, daß p Gott in allen seinen Verheißungen getreu ist; der uns nicht über unser Vermögen versucht werden läßt, sondern nebst der e Versuchung ein Auskommen giebt. Er läßt die Seinen nicht als Waisen; Er wird uns mit seinem Geiste vor Königen und Fürsten ver- teidigen, so viel uns dann nötig sein wird. Er hat gesagt: s Jch will dich nicht verlassen, noch versäumen; darum will ich mich auf den Herrn verlassen, und mich nicht fürchten, was mir ein Mensch tun möchte, denn, wenn sie auch hier das s irdische Haus dieser Wohnung zerbrechen, so wissen wir doch gewiß, daß den d Gerechte11 eine Wohnung im Himmel bereitet sei, die nicht mit Händen gemacht, sondern ewig ist, nach welcher Behausung meine Seele ein herzliches Verlangen hat. Aber, Freunde, es entsteht großer Streit, sowohl answen- dig, als inwendig, denn inwendig beweiset Fleisch und Blut seine Art, welchem durch den Glauben widerstanden werden muß; answendig gegen die U weltliche Hoffart, die v falschen Prophe- ten und die Geister der Lügen, mit welchen man ritterlich fechteic muß, mit dem Schwerte des Geistes, welches Gottes Wort ist. Ach, Freunde, ich habe es schon zur Genüge erfahren, denn ich bin zwölf Mal von ihnen angefochten worden; sechs Mal von der weltlichen Obrigkeit und sechs Mal von den falschen Pro- pheten. Die Obrigkeit sagte zu mir, ich hätte einen stolzen, hof- färtigen Geist in mir, und machte noch mehr dergleichen übele Aeußerungen und meinte, daß ich um deswillen mich nicht be- wegen lassen wollte; ich fragte sie, obdas eine große w Hoffart wäre, daß ich mich alles meines Gutes, meines Weibes und Kindes berauben ließe, und zuletzt allen Menschen ein«-c Schan- spiel sein müßte, welche mich an einem Pfahle brennenlassen und mein J« Fleisch den Tieren und Vögeln des Himmels-zur Speise geben würden. Sie sagten noch einmal: Ja eben darin seid ihr stolz; ich sagte, das wären wir, aber wir freuten uns weil wir des 2 Leidens Christi teilhaftig geworden wären; ich warnte sie, sie sollten zusehen, und die Hände nicht an diejenigen legen, die ksp IGUL Z. S· Gib. , IS. Rönh 12, l. Lob. 15, is. .-1 . uMattlx 7, is. v END. S, 17. z Mattkx Z, 12. I. Petri 4, II. iMattlx S, 12. lebet-r. U, AS. As, s7. Hebt. is. Z. nMattb 12. sit. b. 14. pl. Flor. 1, S. at. Kot. 10, . indes-r. is, s. s L. Kot. s, 1. t Z. Kot. s, 2. s w Heer. 10, sit. i: 1. Kot. 4, o· y Psalm 75«, Z. im Frieden nach ihrem Glauben zu leben suchten, die sweder euch noch deneurigen irgend ein Leid zufügen. Sie sagten, wir waren Aufruhrer nnd Meuterer, verfuhrten und zögen viele einfältige Herzen zu unserm Glauben, und daß wir eine größere Strafe verdient hätten, als Diebe und Räuber; ich erwiderte: Wirjf verführen keine« Seelen, sondern eure falschen Propheten verfuhren viele tausend Seelen durch ihre Lehre und ihren falschen Gottesdienst, den sie unter dem Scheine der Heiligkeit verrichten.» Sie sahen mich scharf an. Es fielen auch noch viele Reden vor, die ich der Beschreibung nicht wert halte. Was das- jenige betrifft, daß sie mich nach meinem Alter fragten, und wie lange ich im Glauben gewesen wäre, auch wegen meines Diener- amtes, davon habe ich· in meinem vorigen Briefe geschrieben, der von einigen unter euch gelesen worden ist, wie ich aus den: Jnhalte eines Briefes ersehe, den ich gestern empfangen habe; er war mir von Herzen lieb, denn, Freunde, es tut wohl, wenn einige cBriefe voll Trost und Warnung kommen; es ist« viel angenehmer als viele Goldstücke, denn, Freunde, eine Zeile von Freu11deshand schmeckt viel besser, als wenn man zehn« Pia! mehr in sich selbst trüge. " Weiter, Freunde, zehn oder zwölf Tage nachher sandte die Obrigkeit zwei Gelehrte, den Pfarrpfaffen von St. Jan und noch einen Domherrn; dieser machte auch viele Worte, und brachte ein langes Geschwätz vor; zuletzt fragte er mich, warum ich von der Mutter, der römischskatholischen Kirche abgefallen wäre; ich erwiderte ganz kurz, daß ich sie nicht für die rechte heilige Kirche hielte. Sie fragten: Warum? ich sagte; Um deswillenjweil man sonst nichts tut, als einen falschen, erdichteten Gottesdienst treibt. Das nahmen sie sehr übel auf, es fielen auch sehr viel Reden vor, nach der Weise, wie es unseren Freunden in früheren Zeiten ergangen ist. Ungefähr zehn oder zwölf Tage darauf kamen dieselben noch einmal, und brachten den Pfaffen Michelken mit, welcher ein Abtrünniger und seit der Zeit ein Pfaffe geworden ist. Da sagte der Pfarrpfaffe Namens Herr« Jan von Dale zu mir: Kennst du wohl den Herrn Michelken? ich sagte: Ja· Er sagte: Warum belehrst du dich denn auch nicht von der Ketzered wie Herr Michelken getan hat; wäre euer Glaube gut, er wäre von eurem Glauben nicht abgetrieben und zu der Mutter, der heiligen skirche umgekehrt. Jch antwortete: Er wäre von der heiligen - Gemeine Gottes« zum Götzendienste und zur Lehre der Teufel übergegangen. Sie fragten: d Was ist Abgötterei in unserer Kirche? Jch erwiderte: Zunächst alle Bilder, die darin stehen, vor welchen ihr Lichter brennt, opfert und die Kniee beugt. Sie sagten: Die eBilder wären die Bücher für ungelehrte Leute, die Messe aber, und das Opfer, das sie täten, wären lauter heilige Gebete. Jch antwortete: Wäre es gut, wie ihr sagt, ihr würdet es wohl in flämischer oder deutscher Sprache verrichten, damit die einfachen Menschen gelehrt werden möch- tenz überdies habt ihr das T Evangeliumbrcclx das mögt ihr lehren; aber ihr fürchtet, die Menschen ncöclxten deutliche Be- griffe daraus fassen. Ueberhaupt wechselten wir auch sehr viele Worte von der Sendung der Prediger und· von der Kindertausfe mit einander, aber» viel davon zu schreiben, dünkt mich unnötig zu fein, denn: es geht alles daraus hinaus, wie es im Opferbuche steht. Sollte ich alles- schreiben, es wären wohl sieben oder acht Bogen Papier nicht genug dazu; auch habe ich viel vergessen, denn es ist gar zu viel vorgefallen, Zuletzt kam der Stadtschreiber Schockmann mit seinem Sohne, welcher Schreiber des Blutgerichts ist; dieser befahl uns, daß ich und Michael Buyse mitkommen sollten, um mit ihm zu reden. Darum bat ich den Herrn, daß Er mich nach seiner Ver- ALUL Eis, s. bMqttd 7. 15. cRötIt 15, 4. cl I. Tim- 4, is. eBaiy s; 12 List. s; Its. 574 Der blutige heißung bewahren wolle. Darauf ging ich die Treppe hinunter, und als ich und ERichael zu ihm kamen, grüßten wir ihn ehrer- bietig, und er sagte uns auch guten Abend. Da fragte er uns sämmtlich, ob wir nicht Verdrießlich wären, so ggefangen zu sitzen. Antwort: Wir müssen darin geduldig sein. Ja, sagte er, es ist eure Schuld, und ihr tut es euch selbst; würdet ihr euch nur bewegen lassen, so wür-den wohl alle Dinge gut werden, wenn ihr nur von eurer Meinung ablassen wolltet, denn (sagte er) es ist nur Ruhmsüchtigkeit und ein hoffärtiger Geist, der dich dazu treibt; ich sagte ihm, wie ich zuvor erzählt habe, daß solches keine Hoffart wäre, wenn es sich um Leib und Gut handelt. , Er verteidigte das römische Reich sehr, und machte viel Wesens von der— Kirche der Pfaffen, weil sie von der Apostel Zeit an bis hier- her gewesen sei; auch zählte er viel Gründe auf, die weder schriftgemäß, noch der Mitteilung wert sind. Ferner (sagte er), sind auch einige Mißbräuche vorhanden, um deswillen ist der Glaube nicht schlechter. Jch weiß wohl (sagte er), daß Pfaffen sind, die tugendsamer leben könnten, aber man soll nicht auf ktihre Werke sehen, sondern ihren Worten gehorchen. Michael sagte: iEin guter Baum bringt gute Früchte, was ein böser Baum nicht tut. Aber (sagte»ich) meine Herren, wir haben die Wahrheit, ich hoffe, daß wir durch des Herrn Gnade bis ans Ende dabei bleiben werden. Er r ete viel, und sagte unter andern, er wäre aus Mitleiden zu u s gekommen, und obgleich ihr (sagte er) den Geistlichen nicht G hör geben wollt, so komme ich aus eigenem Antriebe und finde nnch dazu gedrungen, in der Hoffnung, ihr werdet mir mehr Gehör geben, denn (sagte er und schlug auf seine Brust) wäre es nicht durch ihn geschehen, so wäre es schon längst mit uns getan gewesen, aber er hätte es ver- hindert; wie wir denn auch wissen, daß er sehr hoch angesehen ist, sowohl bei Hofe, als bei den Herren der Stadt, denn im Stadtregimente geht es in vielen Sachen nach seinem Rate. Zuletzt sagte er (und schlug noch einmal auf seine Brust) wir müßten sterben, denn (sagte er) es ist; bei den Herren des Rates von Flandern, bei dem hohen Rate« beschlossen, und ferner sagte er, auch bei Hofe und bei seiner Hoheit, dem Prinzen von Parma, sei dieser Beschluß gefaßt. Darauf antwortete ich freudig: k Des Herrn Wille müsse über uns geschehen; wir sind geboren, um einmal zu sterben. Ja (sagte er) das Sterben ist ein geringes Werk, aber du wirst nachher in die Verdammnis gehen, wie er uns denn zuvor oft verdammt hatte. Michael antwortete darauf, das Urteil käme Gott zu; er aber sagte: IJhr solltet wohl sagen, daß wir verdammt seien? Darauf sagte ich, daß wir diejenigen, die außer uns sind, nicht richten; Gott wird sie richten. " Ja, Freunde, es ist ein stolzes, aufgeblasenes Volk, und sie M lästern ohne alle Furcht, Gott und seinen heiligen Tempel. Weiter sagte er: Wenn wir abstehen wollten, wollte er bei Sei« ner Hoheit sein Bestes tun, und sollte er auch selbst nach Hofe reisen müssen, was ihn viel kosten würde. Es scheint demnach, Freunde, wie wir hören, daß wir gleichwohl in Lebensgefahr wären, wenn wir auch vom Glauben abfielen. Jn solcher Weise ist er zuletzt von uns geschieden und hat uns gebeten, an seine Worte zu denken; ich hoffe, sagte er, der Heilige Geist wird es in dir wirken. Aber wir hatten eine andere Hotsnung, daß Gott, der Vater unseres Herrn Jesu Christi, 11 uns dicrch seinen Geist stärken werde, Oin der Wahrheit bis ans Ende unseres Lebens zu beharren. Freunde, wir waren bei ihm länger als zwei Stunden. Wir redeten wenig; nur hin und wieder, wenn etwas vorkam, was eine Verantwortung nötig machte, .verteidigten wir uns; hMntth 7, 17. iMnttb. 10« 22. lcMatth. S 10. gRönt 12« 12. . , . mOssenL is, S. n Eph 1, 17. oMntth 10, 22. Mose i, 17. 1. Kot. s, 11. 16 vRöm. S. s. wK Schauplatz das viele Reden gilt hier nichts, denn sie sagen, sie seien gekom- men unii zu lehren; aber wir wollten von ihnen nicht gelehrt sein. . Das haben die Pfaffen zu mir allein gesagt, denn wir waren im Verhöre von einander abgesondert, das letzte Mal ausgenommen. Fünf oder sechs Tage darauf hat er uns seinen Sohn noch einmal gesandt, der uns fragte, ob wir auf diese Sache Achtung gegeben und uns bedacht hätten; wir sagten darauf, wir begehr- ten bei dem Glauben an Jesum Christum zu bleiben, wie wir im Anfange bekannt hätten. Nach diesen Worten ist er von uns ge- schieden, was den 28. März geschah. So erwarten wir denn, meine herzgründlich geliebten Brü- der und Schwestern in dem Herrn, jeden Tag p den Tag unserer Erlösung, daß wir unser Opfer tun mögen. Jch hätte beinahe das vergessen, was der Stadtscl)reiber uns gesagt hatte, ihr möchtet vielleicht wohl einmal Nachts überfallen werden, wenn ihr solches am wenigsten vermutet; was sie im Sinne haben, ist Gott bekannt. Sie q haben über uns keine Macht, es sei denn, daß es ihnen der Herr zuläßt. Gott ist unsere Stärke und Kraft, und das Schwert unseres Sieges, und obgleich wir um seinet- willen leiden müssen, so müssen wir doch unsere Seelen in I Ge- sduld fassen, und dessen eingedenk sein, was der Apostel sagt, daß es Gnade bei Gott sei, um des Wohltuns willen zu leiden; wie- wohl, lieben Brüder und Schwestern in dem Herrn, die Welt es für keine Gnade achtet; denn 1. Kur. I, 16 steht, daß das Wort vom Kreuzedenen eine Torheit sei, die verloren gehen, aber uns, die wir selig werden, ist es eine s Kraft Gottes, welche Firaft Got- tes durch seinen Geist zum Troste und zur Stärkung ihres Ge- müts wirkt. » Darum, meine lieben Brüder und Schwestern, twachet, stehet im Glauben, seid männlich, seid stark, und lasset alle eure Dinge in der Liebe geschehen, damit ihr aufwachset und zunel)- met, und nicht schwach werdet u in der Liebe, in der Hoffnung,- im Glauben, welches ein köstlicher Schatz ist, den wir durch den Heiligen Geist in unsere v irdischen Gefäße empfangen haben. Bewahret doch denselben fleißig, mit großer Sorgfalt; denn einige von uns haben lange darum gearbeitet, aber durch eine leichtsiiinige Unachtsamkeit wird er so leicht geraubt: dann ist W alle Llrbeit verloren, die darum getan worden ist; denn X wenn der Gerechte weicht (sagt der Herr), so soll meine Seele an ihm keinen Gefallen haben. Er verläßt die Ouellader des« lebendigen Wassers, und die J! Abtrüntiigeic werden in die Erde geschrieben, ihr Name wird auch nicht inc ZBuche des Lebens gefunden wer- den. Darum s wachet im Glauben, und lasset uns fiir unsern geistigen Schatz, den wir durch den Glauben an Christum Jesum aus Gnaden empfangen haben, eine so große Fürsorge tragen, als wohl mancher Mensch für seinen vergänglichen Schatz trägt, dem die Diebe und Räuber nachstellen, wie es bisweilen vor- kommt, wie z. B· bei mir und Michael, meinem Mitgefangenenx denn sie haben uns fast alles geraubt, und b viele sind so gesinnt, daß sie gern zeitlich reich werden wollen, jedoch sie bedenken nicht in der Kraft, was Paulus spricht, cdasz solche in Versuchung und in große Stricke, und in Geiz fallen, welchen Paulus d Ab- götterei nennt; derselbe hat einen langen Mantel, daß man nicht leicht an ihn kommen kann; und sie sammeln ihren Kindern große Schöne. Es ist ihnen eine weite Türe aufgetan, ihre Kinder in die Welt zu führen, aber der beste Schatz, den man den Kindern hinterlassen kann, ist der, daß man sie von Jugend auf in der Gottesfurcht unterrichte und ihnen das Wort des Herrn verhalte, so deutlich nnd verständlich, als ihr Verstand fassen und piLul. 21, W. qJolx 19, 1.1. kMattb. s, 11. Las. 21, 1'7. 1. Petri 2. TO. sRöm. J, 16. t1. Kur. is· is. In. Kot. II, II. L. Kot. it, 7. s. »sehr. to, Eis. yJen . 10. s: Eier. 17, 18. ol. Z. 2 sPhiL c, s. bHebr. 10, Ist. c l. Tini. S, s. d Ehb oder Märtyrer-Spiegel der Jovis-Couranten. 575 begreifen kann; wie denn die Altväter ihr Kinder gelehrt haben e Gott zu fürchten, die Sünde meiden und Gutes tun, wovon k Abraham ein Exempel ist, welcher seinen Kindern Befehl gab nach ihm; desgleichen gSusanna und der alte Tobias, der feinen Sohn lehrte von Jugend auf Gott fürchten, wie auch Sarah, Raguels Tochter. Freunde, bforfchet fleißig in der Schrift, sie wird euch zur Genüge unterrichten Laßt uns alle- zeit idem Guten nachfolgen, einander ermahnen und in guten Werkenerweckein damit wir darin die Vornehmsten sein mögen. Darum schreibe ich noch einmal, wie früher; denn I( die Axt ist schon den Bäumen an die Wurzel gelegt; lalle Bäume, die nicht gute Früchte bringen, werden abgehauen und ins Feuer gewor- fen, und damit wir nicht den fünf törichten Jungfrauen gleich sein mögen, wenn« der Bräutigam kommt, daß wir alsdann nicht fchläfrig sein mögen und das Oel zum Brennen in der Lampe nicht erst kaufen müssen. Darum wird M der Glaube, der durch die Liebe tätig ist, herrlich leuchten vor dem Herrn, denn es werden nicht alle, die 11 Herr! Herr! rufen, ins Reich Gottes kommen, sondern wer den Willen meines Vaters tut, der im Himmel ist· Darum sagt Christus: 0 Selig sind, die Gottes Wort hal- ten und bewahren; p selig ist der, welcher die Worte der Prophe- ten hört und lieset, und das hält, was darin geschrieben ist, denn die Zeit ist nahe. Laßt uns g in der Lehre Christi bleiben, so werden wir auch seine Jünger sein und ewig bleiben. Weiter, meine herzgründlich geliebten Brüder und Schwe- stern in dem Herrn, finden wir in allen Schriften, daß alle heili- gen t Altväter, Propheten und Apostel getrieben worden seien, und uns zum s Frieden, zur t Liebe und u Einigkeit gelehrt und ermahnt haben; denn der Apostel sagt: Der V Friede Gottes, der allen Verstand übersteigt, bewahre eure Herzen und Sinne in Christo Jesu; Petrus sagt: W Zu einer rechten, ungefärbteii Bruderliebe und habt einander lieb aus reinem Herzen, als die wiedergeboren sind, nicht aus vergänglichem, sondern aus unver- gänglichem Saamen, nämlich aus dem Worte Gottes, das ewig bleibt. Ach, Freunde! wo Liebe, Friede und Einigkeit in der Gemeine ist, da ist ein übergroßer Reichtunr Wohl recht sagt der Psalmist: X Wie lieblich ist es, wenn Brüder einträchtig bei einander wohnen, wie der köftliche Balsam ist; denn wo Unfriede ist, da müssen die Herzen jämmerlich über einander seufzen und das Brod mit Trauern essen. Also werden die Festtage (wo man das Brod des Herrn in seiner Gemeine zum Andenken der iiberschwenglichen Wohltaten des Herrn brechen sollte) in J- Trauertage verwandelt, was die Einfältigen mit großem Leid» wesen sehen müssen, wie es denn leider unter Tränen zu beklagen ist, daß die Gemeine zu Harlem und einige andere Gemeinen mit solchen Seuchen behaftet sind, was mir und mehreren andern in unsern Landen betrübt zu hören ist, dem Herrn im hohen Himmel sei es geklagt. Ach, daß Gott Gnade gäbe, daß sie 2 einander in der Liebe « ertragen könnten, und daß die Häupter sich unter die starke Hand Gottes beugen und sich selbst um des Herrn heiligen Namen und seiner Gemeine willen verleugnen möchten! Jch hätte Hoff- nung, solches würde ihnen kein böses Gewissen niachemwenn sie es um des Friedens willen iiber fiel) ergehen ließen, und ein Jeder 8 klein in seinen Augen wäre, wie gut würde es gehen, und wie bald würde alles im Frieden sein! Ach, Freunde! lasset uns die Kiiee unseres Herzens vor dem Herrn beugen, das; eine christliche Eintracht unter einander über das geistige Jfrael sSprichm 12, 11. U. Mofe IS, IS. AFGeschichte der Sufanna W. its-oh. s; se. iHebr. 10, 24. kMattlx Z, 10. I and. AS, S. m Gut. Z, S. n Motiv· 7, N. o But· II, 28. pOffenlx I Z. a Ich. s, II. k2· Petri I, 21. s Rom. M, is. -t I. Kot. IS. uEplx 4, . vPhtl· 4, 7. w I. Petri 1, 22. xPfalm III. J· yAmos s« 1. z End. 4, 2 1. Petri b. S. a I. Saat. IS. 17. koinmen möge, damit eine triumphirende Dankfagung mit Freu- de undWonne im Geiste in allen Gemeinen gehalten werden möge. Darum b strebet nach dem Frieden und jaget ihm nach; bedenkt euch über das Wort ,,jaget,« denn wonach man jaget, das erreicht man in Eile. Dich, Freunde! es ist Zeit iiber Zeit, das; ihr Frieden und Einigkeit macht, denn es möchte etwa der Herr mit Zorn strafen. Es ist Niemand versichert, daß im Lande immer Freiheit sein werde; vielleicht giebt dort im Lande auch Veränderungen, wie es in Flanderic und Brabant der Fall ist. Darum, meine lieben Brüder und Schwestern in dein Herrn, bitte ich euch gemeinschaftlich mit meinem Mitgesfaiis genen, und das mit gebogenen Knieen und wehmütigeni Herzen im Namen unsers Herrn Jesu Christi (vor welchem sich c alle Kniee beugen müssen, der auch ohne Ansehen der Personen einen! Jeden vergelten wird, je nachdem er getan hat, es sei gut oder böse), daß ihr mit dem Herrn Frieden und Eintracht aufrichtet; denn d selig sind die Friedeumachen sagt Christus, denn sie. wer- den das Himmelreich ererben; damit der lustige Berg des Herrn und die heilige Stadt Jerusalem in einer IJerrlicheII Gestalt er- funden werden möge, nebst allen ihren lieblichen eBrnnnein aus welchen die Wasser des Heiligen Gcsistes im Ueberflusfcs entspringen in die Herzen der auserwählten heiligen Bürger und k Hausgenossen Gottes, die festgegründet stehen auf dem Grund der Propheten und Apostel, von denen Christus Jesus der wahre Eckstein ist. . . Hiermit will ich, meine lieben Brüder nnd Schwestern in dem Herrn, einen ewigen und christlichen Abschied von euch neh- men und euch gute Nacht sagen, bis wir dahin koncmen, wo kein Scheiden mehr sein wird, ich meine in den! neuen himmlischen Jerusalem, g wo der König aller Könige mit dem Scepter seines:- ewigen unvergänglichen Reiches ewig regieren wird. Hiermit empfehle ich euch dem Herrn l·- und dem tröftlicheii reichen Worte seiner Gnade, durch welches Wort wir im Frieden berufen sind zur Einigkeit im Geiste durch das Band des Friedens, und haltet eucl) tapfer ibei der Wahrheit; bittet auch den Herrn für uns, wir hoffen dasselbe für euch zu tun nach unserem schwachen Ver- mögen. Jch hoffe, der Herr werde uns bis an’s Ende unseres Lebens bewahren« Llch Freunde, mich verlangt von Herzen nach dem Tage nceiner Erlösung, k daß ich unter dem Altare Christi Jesu bei allen unsern lieben Brüdern und Schwestern ruhen möge, die sfiir uns« unc des Zeugnisses Jesu Christi willen getötet worden sind, 1 die ihres Lebens nicht gefchont, sondern es freiwil- lig unc feines heiligen Namens willen iibergeben haben. Also, ineine lieben Brüder und Schwestern in dem Herrn, m eilet auch und begebet eure Herzen unter die Blutfahne Jefu Christi, seine II Schmach bei dem Heerlager des Herrn tragen zu helfen, und das aus reiner Liebe ohne Furcht, denn wer sich fürchtet, der hat Pein; aber die vollkommene Liebe treibt die Furcht aus. Ach, Freunde! wo 0 solche Liebe ist, da ist die Liebe stärker, als der Tod, und der Eifer fest, wie die Hölle; ihre Glut ist feurig nnd eine Flamme des Herrn, so daß auch viele Wasser die Liebe nicht auslöschen können· Darum laßt alle eure Dinge in der Liebe geschehein und bleibt standhaft und unbeweglich, und iiberflies ßend in den Werken des Herrn, und wisset, das; eure Arbeit iiicht vergeblich ist, in dem Herrn. Jch bitte euch auch demütig, ihr wollet mein einfaches Schreibenniir zu gut halten, wiewohl fchlecht abgefaßt ist, denn, Freunde, das sei fern von mir, daß ich mich zum Erinahnen tüchtig halten sollte, sondern ich bedarf der Ermahnung, indem ich mich in allem mit einschließe, was ich hier geschrieben habe, weil es aus aufrichtigeiz brüderlicher Liebe ge- bRöm. 12. IS. Z, 10. dMatth. s, D. set. Z, 2· Offenb . 7, 17. fEvlx L, II. II. Tini. S, .1!5. i12lpoftelg. 20, 82· . f. 25. lc fsenkk S, I1. kOvffånbö I2. 16· mMatth. 10. 22. aHelm II, IS. l. Juli. . is. ohohes e , . Hebt. 12. M. cJvlx U, is. Rönh U. 11. L. Kot. 4 576 D» hastig; schehen ist, das weiß der Herr, »und ich hoffe auch, es durch p Got- tes Gnade, mit meinem Tode-zu befestigen, wie es den Anschein gewinnt. Der Herr wolle uns in unserer letzten Not mit seinem Geiste stärken, der ein Nothelfer»ist. Endlich, meine lieben Brüder, g freuet euch; seid vollkom- men-; tröstet euch; habt einerlei Sinn; seid friedsam, dann wird der Gott der Liebe und des Friedens mit euch sein. Wachet im Glauben. » Von mir, Sooft Hohn, einem schwachen Bruder und zarten Gliede an dem ei e hristi, der aller Barmherzigkeit Gottes und seiner Gnade zu rgering und des Leidens unwiirdig ist. mache mich llnivii igen -tvüvdig. Michael Buhfen und Syiitgen lassen euch mit dem Frieden des Herrn herzlich grüßen. err l ens Noch ein Brief von Joost Zöllner an seine Mutter. Gnade, Friede und Barmherzigkeit von Gott, unserm himmlischen Vater, durch Jesum Christum feinen eingebornen Sohn und Heiland der ganzen Welt, denn, gleichwie der Tod durch einen Menschen in die Welt gekommen ist, so ist auch das Leben durch einen Menschen in die Welt gekommen, damit alle, die an seinen Namen glauben, das ewige Leben erlangen mögen; derselbe wolle dich stark und kräftig machen mit seinem Heiligen Geiste in all’ deinem Druck und Trübsal, welche du auch um meinetwillen trägst; aber sei doch geduldig, meine liebe, werte, alte Mutter, denn deine Trübsal wird sich in ewige Freude ver- wandeln. Demselben allein weisen und starken, unüberwindlii cheii Gott sei Lob, Preis, Ehre, Kraft und Segen, von Ewigkeit zu Ewigkeit. s Nebst allem herzlichen und christlichen Gruße an dich, meine werte und in Gott geliebte Mutter und S. J. H., die ich gründ- lich und von ganzem Herzen liebe, lasse ich dich wissen, daß mein Gemüt unverändert steht, und ich hoffe, durch des Herrn Gnade, bei seiner heiligen Wahrheit zu bleiben, deren ich mich auch nicht geschämt habe, sie vor den Menschen zu bekennen, in der guten Zuversicht, daß sich Christus auch nicht schämen werde, mich vor seinem· himmlischen Vater und seinen heiligen Engeln« zu beken- nen, was ein ewiger Trost und eine ewige Belohnung für denje- nigen sein wird, der im Glauben bis ans Ende standhaft bleiben wird. Daher wolle er mich und alle die mit mir in Nöten sind, mit seinem Heiligen Geiste stärken und kräftig machen, damit Er zum Preise und zur Ehre seines heiligen und hochwiirdigen, an· betungswürdigen Namens in unseren Herzen die Oberhand ers« halten möge· Um dasselbe bitte ich Tag und Nacht in meiner Schwachheih und ersuche auch deine Liebe, meine werte Mutter, daß du helfen wollest, den allmächtigen Gott für uns arme Ge- fangene bitten, daß wir den Glauben bis ans Ende in brünstiger Liebe erhalten mögen, zu unserer Seelen Heil, unseres Nächsten Erbauung und der Welt zum Lichte. Ach, meine liebe und werte Mutter! die du mich neun Monate unter deinem Herzen getra- gen, und mit vielen Schmerzen und Wehen geboren, auch mich überdies mit großer Sorgfalt auferzogen hast, womit sollte ich wohl dir deine mütterliche Liebe vergelten können? ich habe nichts, womit ich dir vergelten kann, deine Liebe auszuzahlen. Weil du aber Gott fiirchtest, und mit mir in gleichem Glauben stehst, soshabe ich eine lebendige Hoffnung zu dem ewigen, all- mächtigen Gott, daß Er mich in meinem Glauben stärken werde, solches zu seines« Namens Ehre auszuführen, und das (weisz ich) wird in deinem Herzen mehr Freude erwecken, als wenn ich dir große irdische Schätze geben würde. Hierzu bin ich wohlgemut, denn der Herr ist in allen seinen Verheißungen getreu; Er ver- läßt Niemanden, der zu Jhm seine Zuflucht nimmt, sondern bewahrt «« seine Auserwählten wie seinen Augapfel Ach, wie jiRölw 11. 10. a g. nor. is. 11. Rom. re. is. Rom. 12. is. o Zactiarias 2. Schauplatp lieblich ist es, den Herrn fürchten, wenn man mit einem hinge- benden Herzen sich in Gehorsam dem Herrn untergiebtl Darum laß uns allezeit, so lange ein lebendiger Atem in uns ist, in der reinen Liebe zur Wahrheit wandeln, als b Kinder, die aus Gott geboren sind, denn Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott, und Gott in ihm. Darum sagt Paulus: Wer will uns von der Liebe Gottes scheiden, Trübsal, Angst, oder Verfolgung, oder Hunger, oder Blöße, oder Gefahr, oder Schtvertss wie geschrieben steht: c Wir werden um deinetwillen den ganzen Tag getötet; wir sind wie Schlachtschafe geachtet, aber in all’ diesem überwiiiden wir weit um seinetwilleih der uns geliebt hat; denn ich bin gewiß, daß weder Tod, noch Leben, weder Engel, noch Herrschaft, noch Gewalt, weder Gegenwärti- ges, noch Zukünftiges weder Hohes noch Tiefes, noch eine andere Ereatuy uns von der Liebe scheiden mag, die in Christo-Jesu, « unserm Herrn, ist. Darum wird das Band der Liebe von Paulus eine Voll- kommenheit genannt. Hiermit nehme ich von nieiner werten - und in Gott geliebten Mutter einen christlichen Abschied, und sage auf ewig gute Nacht. Gute Nacht, meine auserwählte, werte Mutter und S. J. H.; sei doch wohlgemut in dem Herrn, und betriibe -dich nicht zu sehr um nieinetwillem denn es muß doch einmal geschieden fein; aber wir warten in der Hoffnung des Glaubens auf eine himmlische Versammlung, wo kein Scheiden mehr vorkommen wird; dort hoffe ich dich unter dem Altare Christi zu erwarten. Jch bitte dich, du wollest nach meinem Tode allezeit mit meiner liebeii Hausfrau guten Umgang halten, denn ich werde ein betrübte Wittwe hinterlassen · das Beste, so lange ihr bei einander seid, denn so viel ich höre, möchte es mit uns diese oder die folgende Woche zu Ende komssj men. Der Herr gebe mir Kraft in- niei1ier äußersten Not. Gute Nacht, meine liebe Mutter, mit einem inwendigen Kusse - der Liebe und des Friedens. Grüße mir meine werte und in Gott geliebte Hausfrau mit dem Kusse der· Liebe und des Fries « dens, desgleichen auch J. F. E. und V. T. nebst ihrer Familie, auch Stoffe! und Margriete S., wenn du Gelegenheit hast. Gute Nacht, zum ewigen Abschiede an alle, die Gott fiirchteir Jch will, daß es nicht kund werde, daß wir ausschreibem denn« man hat uns darum befchweret und Verdruß angetan; der Her-r wolle allen unsern Feinden ihre Augen öffnen, damit sie sehen mögen, in welchen sie stecheii und wen sie beängstigein Von mir, Joost Zöllneu deinem geliebten Sohne, in aller Unter-«— Einigkeit, nach meinem schwachen Vermögen. Zin Testament vou Joost Zölliier an seine Tochter. Spricht-i. L, Z. Weiin du mit Fleiß nach der Wahrheit rufst und darum « bittest; wenn du sie wie Silber suchst und nach ihren Schätzen forschest, dann wirst du die Furcht des Herrn vernehmen igd Gottes Erkenntnis finden. Y- Sirach 18, 23. - " Willst du Gott dienen, so laß es dir ein Ernst du Gott nicht versuchst. . Römer 12, 11. Seid nicht trägein eurem Vornehmen, sondern brünstig im Geiste, fröhlich in der Hoffnung, geduldig in Trübsal, und haltet an im Gebet Joh. 5,·39. Forschet in der Schrift, denn ihr nieint das Leben darin zu haben, und sie ist es, die von mir zeugt. Jeremias 48, 10. Verflucht sei, der des Herrn Werk nachliissig tut. Daruni tut - sein, damit » - h i. Ich. «. cseiatia «. e. nor. c. 4. sum-Hi. oder Märtyrer-Spiegel der TaufssGesinntetr. Ich, Joost Zöllner, dein Vater, wurde in Gent gefangen, und in das Saucelet (das ist das Stadtgefängnis) gebracht, auf dem Kornmarkte des Nachts nach zehn Uhr den is. Januar 1589 und um des Wortes Gottes und des Zeugnisses Jesu Christi willen. Der Herr wolle mich durch seinen Heiligen Geist bis ans Ende meines Lebe11s stärken, so wie auch alle Diejenigen, die in» Nöten sind, sowohl außer als in Banden. Reigen, dies ist dein Llltey und dient dir zum Andenken. « Betgen Zöllner ist den 14. August im Jahre 1574 geboren. Gott st·cirke dich in Tugenden nach seinem Willen, und wenn ich um des Namens des Herrn willen sterbe, so dient dir der nachfols gende Brief, der an dich geschrieben ist, zu einem Testamente und zum Andenken dein lebelang, und wenn ich nicht sterbe, so dient er deinem Herzen zur Erquickung und Unterweisung, damit du dich dazu schicken mögest, den Herrn, deinen Gott, zu fürchten gFürchte Gott und halte seine Gebote, denn das kommt allen Menschen zu. . Dur eili en Gl uben unsd krä « e Triebe, Dei: ckeihnenk von obcen entzündeteifitlsiebe, Wie auch dur das O fer am Kreuze eschlachthb Wird Leben itiiijid Himikiel herwieder ge reicht. Der einige, c barmherzige allmächtigetGott, der reich an Barmherzigkeit und ein Vater der unterdrückten Wittwen und Waisen und ein Herrscher aller derer ist, die auf Jhn trauen, wolle dich, meine Tochter und mein Kindgl in der Weisheit und Erkenntnis der Wahrheit anfwachsen lassen, damit du den aller- höchsten Gott erkennen und fürchten lernen Mögest, der Himmel, Erde,- eMeer und alle Wasserbrunnen erschaffen und gemacht hat. Das verleihe dir der ewige, allmächtige Vater durch Jesnm Zhristum seinen eingebornen Sohn, unseren Herrn und Heiland, men. - Mein liebes Kind Betgen, khöre und verstehe mein Wort, im Namen des Herrn an dich geschrieben, laß ineine Reden dir zu Herzen gehen und nimm sie ,als einen köftlichen Schatz auf, das« ist, lerne von deiner Jugend auf den Herrn, g deinen Gott, von ganzem Herzen, von ganzer Seele und aus allem Vermögen fürchten, wandle in allen seinen Wegen und diene dem Herrn von ganzem Herzen und von ganzer Seele; halte die Gebote des Herrn deines Gottes, b damit es dir wohlgehe im Lande, dann wird dir der Herr seinen reichen Segen geben, nebst allerlei Segen im geistigen Wesen, denn die Gottesfiircht ist ein ubers fließender Brunnen des ewigen Lebens, der Herz und Geist lebendig macht; er giebt uns auch Lust und Begierde die Worte Gottes zu hören, denn sie stärken den inwendigen Nienscheii an Seele, Geist und Leib. — « » » « « Darum, mein liebes Kind, richte dich darnach, idamit du von Jugend auf das Böse scheuen und meiden lernst, denn es wird nun bald Zeit sein aufzumerkenund zu unterscheiden lernen, was gut und böse ist, J· denn wer daweiß Gutes zu tnn und tut es nicht, dem wird es zur Sünde gerechnet; auch sagt der weise Mann, k das; der Geist Gottes nicht in einer boshaften Seele, noch in einem der Sünde unterworfenen Leibe wohne. Darum lerne fernerhin die Sünde meiden, Iwie den Blick der Schlangen; tvso sei denn mäßig, männlich und ehrbar und 1neide alle eitle Gesellschaft, die fleischlich und weltlich gesinnt ist, denn die Welt wird vergehen 11 mit all’ ihrer Lust: wer aber den Wil- len Gottes tut, bleibt in Ewigkeit. Deswegen habe deinen Um- gang mit denen, 0 die den Herrn fürchten und in den Wegen Gottes wandeln, dann wirst du als eine Tochter Sarahs auf- · w. 12, u. hA tc. 4, 12. Mark. 12, es. dein. e, Si. ei. Saus-fett? sen-new. i. 8Y«T«såic. i. da« Mose io, 12. s. Mosi- 13. o. iPsalm a4, is. iJar e, n. kennen. i, 4. 1Sic. ei, e. i- i. Petri s, s. :- Viarm ge. 4. know. s. s. i. Jan. 2. i7. einsam: ge, 4 577 wachsen, die dem Herrn angenehm sein wird. Darum, mein Kind, hast du Mangel an Weisheit, i) so bitte sie von Gott, der sie allen Menschen in Ueberflusse giebt und Niemanden abweiset Aber man muß im Glauben bitten und nicht zweifeln, dann wird sie ihm gegeben werden. Darum bitte den Herrn, deinen (.s.iott, deinütig mit g gebogenen .K«nieen, und das zwar oft und anhal- tend. Wo du gehst, stehst und arbeitest, habe den Herrn allezeit vor Augen, rufe ihn an mit Bitten und Flehen und sage: O Herr! mein Gott, leite mich doch auf deinem Wege, gieb mir die Weisheit, s die von dem Throne deiner Herrlichkeit kommt, nnd reinige mich von allen meinen Sünden, s damit ich würdig sein möge, ein heiliger Tempel zu werden. Gieb mir Gnade, das; ich von Herzen tsanftniütig und demütig und klein in nieinen eige- nen Augen sein möge, damit dein Heiliger Cjeist in inir wohne und ich aufwachsen möge in deiner heiligen göttlichen Furcht zu meiner Seelen ewigen Seligkeit und zum Lebe, zum Preis nnd zur Ehre deines hohen und sanbetungswürdigeii Namens. O Herr, stärke mich Elenden, U· denn ich bin doch nur Staub und Asche O Herr, erbarme dich meiner und hilf mir ewig, Amen. Wenn du nun, mein Kind, dich mit deinem Herzen so in aller Demut dem Herrn nahst und Jhn1 unaufhörlich mit Bit- ten und Flehen anhängsh so wirst du Jhm Wohlgefallen, und Er wird dir V die Gottesfurcht und Erkenntnis der Weisheit im Ueberflusse geben, denn die Furcht Gottes ist ein Baum des Le- bens, seine Zweige grünen ewig und seine Früchte sind w Gerech- tigkeit, Friede und Freude im Heiligen Geiste, seine Blätter dienen zur Gesundheit der Heiden; aber Niemand iszt von diesen Früchten, als Diejenigen, die von X Neuem aus Wasser und Geist geboren find, die den alten Adam mit allen seinen fleischlichen Lüsten durch dieTautfe in Christo Jesu begraben haben, die dem Teufel, der Hölle, dem Tode, der Welt mit all ihrem falschen Scheine absagen nnd fortan nach dem heiligen Willen Gottes, des Herrn, wandeln, nebst allen auserwählten Kindern Gottes, Y deren Namen in das Buch des ewigen Lebens» geschrieben sind. Darum fürchte Gott von Herzen, nicht, wie die Welt tut, die da sagen, daß sie Gott kennen, Jhn aber mit den Werken verleug- nen, denn sie sind von denen, an welchen Gott ein Gräuel hat, ungehorsam und zu allen guten Werken nntiichtig und Zun- brauchbar Aber Gott hat sich insbesondere ein heiliges Volk auserwählt, das fleißig ist zu guten Werken, seinen Willen zu tun. Darum muß: man iiber alles, wie ich zuvor gemeldet have, s den Herrn ernstlich fürchten mit demiitigeui Herzen. Schlecht und recht war Hiob, fürchtete Gott nnd inied das Arge, I) denn das Llrge meiden, ist Verstand. Darum diene dem Herrn cinit Furcht und freue dich mit Zittern, denn die Ficrcht d des Herrn ist der Weisheit Anfang; das ist eine schöne Klugheit, nnd wer dartiach tut, dessen Lob bleibt in Einigkeit: auch sagte der weise Mann: eDie Furcht des Herrn besteht darin, das Arge, die Hoffart, den Hochmut und bösen Weg zu hassen. Wer den Herrn fürchtet, der geht auf der rechten Bahn; wer Jhu aber verachtet, der weicht von seinen Wegen nnd fällt in die Stricke des Todes, denn wo man in der Furcht Gottes um des Nrnietis des Herrn milleii leidet, da ist Reichtum und Ehre; die Furcht des« Herrn ist der Weisheit Anfang, kund ist allein bei den Glänbigen in des Herzens Grunde: sie nsohtit allein bei den auserwählten Frauen, und man sfiudet sie allein bei den Gerechten nnd Gläu- bigen. Die Furcht des Herrn ist der rechte Gottesdienstz sie bewahrt und macht das Herz fromm uud giebt Freude nnd Sol. 1, Z) qMattb· 7. 7. rWeish. 9, W. sPskilm Si, 4. il. Kot. .. . Matth U, M. 1. Sinn. is. 17. til. Mose s, 19. vSiL U, W. wRönu U, l7. Ossenlx 22, Z. xJolx s, s. y2. Muse 82, 32. Sprichtcx IF, IS. Tit. 1. is. :.1. Petri. 2. O. Tit. Z· U. which. l, 1. bHivb 28, W. cPsccim Z, U. dSiQ l, is. eSprichiv. S. is. Sbrichtlx U. Z. kSiL l, is. P 4117 578 Der blutige Schauplatp Wonne, denn, die den Herrn fürchten, denen wird es wohl gehen, und wenn er Trost bedarf, so wird er vom Herrn gesegnet wer« den. Die Furcht des Herrn wehrt der Sünde, denn wer ohne Fnrcht ist, kann Gott nicht gefallen Darum, mein Kind, wenn es dir wohl geht, so sei wachfam und bleibe fest in der Furcht des Zeklrm sei auch nicht stolz, g denn stolzer- Sinn kommt vor dem a e. Darum habe Gott den Herrn allezeit vor Augen in allen deinen Wegen und befleißige dich, Gott zu gefallenmit einem aufrichtigen Gemüte, dann wird Gott mit dir sein und mit dei- ner Schwachheit Mitleiden haben, auch den Siinden durch die Finger sehen, b wenn sie durch Unwissenheit oder Uebereilung dich überfallen; aber mutwillig sündigeii und widerspäiiftig sein, ist vor dem Herrn ein Greuel; denjenigen wird Er nicht unge- straft lassen, der seine Worte so gering achtet. Darum sieh dich vor, daß du kein Sclave der Sünden sein mögest und begieb deinen Mund nicht auf’s Lügen, denn der Mund, der lügt, tötet die Seele. i Von einem Diebe sollte man wohl bessere Hoffnung haben, als von einem lügenhaften Menschen, denn diese werden Jedermanns Feinde. Ein lügenhaftes Kind wird allezeit ge- haßt, und was sie auch reden, so giebt man ihren Reden kein Gehör, und sie sind ein Spott der Menschen Der Teusfel ist ein Lügner von Anfang und ist in i( der Wahrheit nicht bestanden; darum werden alle Gottlose Teufelskinder genannt. Wenn sie Lügen reden, so tun sie nach der Art ihres Vaters, des Teufels, welcher allezeit ein Lügner gewesen ist; darum ist er auch aus dem Himmel gestoßen worden. Deshalb, mein Kind, rede alle- zeit die Wahrheit, denn dieselbe schämet sich nicht, es sei, daß sie für oder wider dich ist. Sage allezeit, wie es sich verhält, denn wenn du dich auch irgendwo vergehst, so wird es dir leichter über- sehen, wenn du die Wahrheit redest, als wenn du es mit Lügen zuzudecken suchst, denn lügenhafte Reden kommen bald zum Vor- schein und werden offenbar. Alsdann muß der Lügner zur Schmach Schmähworte hören, was« vor Gott und Menschen ein Gräuel ist. Darum sagt Paulus: lLüget nicht rintereinandey sondern rede ein Jeder die Wahrheit von Herzen mit seinem Ntgchstem m denn die Lügner werden keinen Teil am Neich Gottes ha en. . Sieh, mein liebes Kind Betgen, ich habe dir viele schöne köstliche Schätze vorgeftellt und das alles zu deiner Ermahnung. Jch bitte dich, du wollest sie doch zu Herzen nehmen und dieselben oft überlese11, damit du dadurch in der Gottesfurcht auferzogen werden Mögest. Laß doch meinen Brief (welchen ich mit großer Mühe und Fnrcht in meiner Gefangenschaft geschrieben habe, fürchtend, es möchte mir unvermutet Jemand über den Hals kommen) nicht wie ein totes Gedicht liegen, sondern nimm ihn zu Herzen, denn ein Kind, das seinen Vater liebt, wird auch das lieben, was von seinem Vater kommt, es mit großer Lust oft überlesen und -d-abei sich der herzlichen Gunst seines Vaters erinnern, denn gleichwie ein Mann, der seine Lust an einem Geldschatze hat, welchen er in seinem Schranke verfchlossen hat, denselben osft besieht, überzählt und Pläne mit demselben macht, ebenso wollest du auch diesen oft zur Hand nehmen und überlesen, denn er ist mehr wert, als viele Goldstücke, 11 weil er dich zum Brunnen des Lebens weiset, wodurch deine Seele ewig leben wird, wenn du anders der Wahrheit untertan sein willst. Du bist zwar mein Kind, noch jung, und deine Sinne können es noch nicht alles begreifen, aber ich hoffe, der Verstand werde noch kommen. Darum gieb von oJugend auf gutes Gehör und gehorche den Worten Gottes, dann wir-d dir der Herr Weisheit geben; kaufe sie vom Herrn, Er wird sie dir umsonst geben. Darum nimm meine Reden zu Herzen, denn es sind nicht · gSpcichw. te, to. den-seh. ji, ei. 4.« Mai« is, so. iWeisrx 1, u. Sirt. 20, 27. les-oh. s, 44. lKoL s, O. Leids. s, Its. mOffenU A, A. nPialm AS, s. oLuk. U, 28. . meine Worte oder Reden, sondern des Herrn heiliges Wort, wel- ches uns Christus selbst gelehrt hat. Darum willst du selig sein, so I) halte des Herrn Gebote; denn wer Christum liebt undsein Jünger sein will, der wird in seiner Lehre bleiben; g mit demsel- ben wird Er sein Abendmahl halten in dem Reiche Gottes, seines himmlischen Vaters, und Er wird vor ihnen hergehen und ihnen dienen, und bei ihnen eine ewige Wohnung machen. Wer aber hier I· Gottes Diener sein irsilL der muß vielen Llnfechtungen be- gegnen; er mnsz auch sein s Kreuz auf sich nehmen und Jhm täg- lich nachfolgen, denn Christus sagt: tJhr koerdet weinen und traurig sein, aber die Welt wird sich freuen; -doch seid getrost, ich habe die Welt überwunden; wie es denn jetzt, mein Kind, am Tage liegt, denn weil ich Gott fürchte und nach meinem geringen Vermögen von der Welt scheide, darum hasset mich die Welt. Sie haben mich aus ihrem bösen Hasse und Neide gefangen; es könnte auch wohl bald geschehen, daß sie mich II um des Namens Jesu Christi und des Zeugnisses seines heiligen Wortes willen töten; aber auch hierin bin ich standhaft durch des Herrn Gnade, alles, was ich habe, dafür zu wagen; denn ich habe nichts, was ich nicht von dem Herrn empfangen habe; darum müssen wir es willig um seines heiligen Namens willen wieder übergeben, denn es ist uns nur geliehen, was wir hier in dieser Welt besitzen. Darum sind es auch törichte Menschen, die ihr Herz an zeitliche « Dinge hängen; denn wer Gott fürchtet, der muß alle Dinge be- sitzen, als besäße er sie nicht, indem v unsere Güter Jedermanns Raub sind. Man stößt sie aus ihren Häusern; alle, die Gott fürchten, werden beraubt und zerstreuet; daran wird erkannt, welche die auserwählten Kinder Gottes sind; dieselben werden geprüft, wie das Gold im Feuer. Darum, mein Kind, untersuche die heilige Schrift, sie wird dir zeigen, daß die Gottesfiirchtigeii W durch viel Trübsal und Leiden in das Reich Gottes eingehen müssen. Aber die gottlose Welt ist nicht wert, um des Namens des Herrn willen zu leiden, dennsie kennen den Namen Christi nicht im Geiste; hätten sie den erkannt, sie hätten in vergangenen Zeiten den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt. Darum haben sie X Christum, den Sohn Gottes, gehaßt, verfolgt, beneidet und gesagt, daß Er den z: Teufel hätte, um wie viel mehr seine Jüngers Aber (dem Herrn sesi gedankt1) wie sie auch schelten, lüstern und beneiden, so geschieht solches um keiner andern Urfache, als um des Wortes Gottes wille11, wie denn Christus sagt: s· Selig sei-d ihr, wenn die Menschen euch Uebels nachreden, wenn sie daran lügen; seid fröhlich und getrost, es wird euch im Himmel wohl belohnt wer- den. Petrus sagt: s Der Heilige Geist Gottes ruht auf Ihm; denn gleichwie des Leidens Christi viel über uns kommt, so werden wir auch reichlich getröstet durch Christum. Darum, mein Kind, wird es dir auch heute oder morgen von der Welt verwiesen, so darfst du dich dessen nicht schämen, denn ich leide nicht um irgend einer Missetat willen, als ein b Dieb, Mörder, oder als einer, der nach anderer Leute Gut strebt, sondern es geschieht um des Bekenntnisses meines Glaubens an Jesum Christum willen, nämlich, daß er c der wahre Sohn Gottes sei. Darum sagt Petrus, daß das d Gnade bei Gott sei, wenn man um Wohltun willen leidet. Ferner, mein liebes Kind Betgen, ist meine väterliche Bitte an dich, daß du, wenn ich dir entnommen werden sollte, zu deinem Vetter Lowhs, oder zu Tanneken, oder Jacomyntje, deiner Vase, gehen« wollest, um bei ihnen zu wohnen, oder halten sie es für zweckmäßig, so mögen sie dich irgendwo bei ehrbaren pMccLch. 19, 17. III. 14, 15. qMIUUJL IS, 28. kOffelllL Z TO, TO. SMALL 2S, 24. tJOL IS, Z. ULUL 2II., II. IS. VII. IS, Its. 4. Esdcll 1S, 72. WJUIL Z, IS. Apostels. 14, Z, . yJvE 7. 20. zMioUk 5 11 b1. Petri L, IS. , M. Ich. Ortes-v. i, o. 22. Dei. Kot. d1.333iri2i;etk1i9«4, 14. e. nor! 1,« s. eine-sich. is, is. oder Märtyrer-Spiegel der Tanfs-Gesinnten. 579 Freunden verdingenz alsdann (bitte ich dich) sei deinen Vorge- setzten untertaiy nicht mit deni Dienste vor Augen allein, den cMeiisclseii zu gefallen, sondern mit aller Bescheidenheit und Sittsanikeit, sowohl in ihrer Abwesenheit, als in ihrer Gegen- wart, und bedenke, daß dii nicht allein den Nkenscbeii dienest, sondern Gott. Sei allezeit fleißig, das« zu tun, was sie dir be- fehleii und sei bescheiden und sreu1idlich, dann wirst du von ihnen geliebt werden; mache dich allezeit zuni Geringsteih so wirst du voii ihnen erhoben und gepriesen werden; achte dich auch niemals für zu gut, und sieh’ wohl zu, das; du nicht mit deinen Vorgesetz- ten oder init denen zantst, bei welchen du wohnst, denn es steht jungen Leuten sehr iisbel an, wenn sie Widerworte haben und schnippisch sind. Ebenso sei auch, mein Kind, in all’ deinem Handel gerecht, nnd eiitweiide den Leuten nichts, denn das ist ein schändliches Ding, wenn man junge Mägdlein oder Knaben auf irgend einer Ungerechtigkeit ertappt Darum sieh’ zu, daß du reine Hände behältst (bitte ich dich), wie sich denn auch hoffe, daß du tun nierdest, und wenn Speise und Trank siehst, laß es unberührt, sonst wirst du dir einen schlechten Namen machen. So erinnere dich denn« an alles, was ich, dein Vater, von dir begehrt habe, und bewahre es zum ewigen Andenken in deinein Herzeii, denn es ist mit sorgfältiger Liebe voii mir zum ewigen Lliideiikeii geschrieben worden, damit du zu allen Zeiten einen guten Namen haben oder behalten Mögest. . Weiter, mein geliebtes Kind, muß ich dir noch vorstellen, daß du dich allezeit bei allen Menschen, bei denen du wohnst, ehr- lich halten sollst; fiihre dich sittsam auf, und beweise, daß du von aller kUnkeuschheit und Hurerei rein seiest, was ja eine grau- same Todsiinde vor Gott und außerdem ein Spott vor allen Menschen ist, wodurch du nicht in einen ehrlichen Stand gelangen wirst. Darum hüte dich doch allezeit, daß du nichtinit den Jungen redest, scherzest oder spielst, oder viel g eitles Geschwätz mit ihnen habest, damit du nicht durch Lust der Verfiihrung in Sünde fallest So rate ich dir denn aus väterlicher Liebe, daß du alles zu Herzeii nehmen wollest, was ich von dir begehre, was dir hvor Gott und allen Rienschen eine Ehre sein wird. Darum siehe, mein Kind, wenn ich nun aufgeopfert werde und iden Weg aller Welt gehen sollte (den1i alle Wiensclseii sind geboren, um einmal zu sterben), so I( sei wohlgemut: tröste dich in dem Herrn nnd sei stark; nimm die Ermahnung des Herrn unsers Gottes in Acht und zu Herzen, damit du in seinen Wegen wandeln niögest Halte seine lSitteii, Zeugnisse, Rechte nnd Gebote, wie im Gesetze und den Propheten geschrieben steht. Wenn du. nun, mein Kind, bei Leuten wohiist, die Gott fürchten, so sind sie schuldig, dich zu erniahneii nnd mit des Herrn Wort zu bestrafen, und solches wird dir ein Beweis sein, daß sie dick) lieben und deiner Seelen Seligkeit suchen, wofiir du aiich dank- bar sein sollst; denn wiewohl du noch jung bist, so wirst du es besser verstehen, wenn du zu mehrerem Verstande komineii·wirst. Darum bitte den Herrn fleißig, das; Er dich Weisheit nnd Verstand begaben irolle, damit du auswachsen mogest »O wie eine grüne Psflanze in Zion nnd wie eine liebliche Rose in Jericho, und wie eiii köstlicher Balsam, der auf dem Berge Hermon wächst Siehe, mein liebes Kind Betgen, wenn du den Herrn voii ganzem Herzen, von ganzer Seele und aus allen Kräften fürchtest, so wird dein » Name in das Buch des Lebens geschrie- ben werden, nnd du wirst an deiner Stirne mit dein Namen des lebendigen Gottes gezeichnet werden. Auch wirst du einen wei- ßen glänzenden Stein eiiipsangeiy und darauf geschrieben 0 einen neuen Namen, welchen Nsieinaiid kennt, als der ihn einpfängt Du wirst mit Kleidern von reiner, iseeißer Seide angetan werden, Heini. e, s. u. nor. e, m. ge. Tun. e. te. hierin. 2,-17. iJof es, 14. recht. e, 27. is. music m, te. »Sei. i, i7. Ja. 22, e. mSie es» U. Psalm me. stockend. ge, te. oQfienn le, s. welches die Gerechtigkeit der Heiligen ist. Dazu wirst du mit allen Engeln Gottes dem herrlichen Lamme Gottes iii großer Herrlichkeit nachfolgeii und von Ewigkeit zuEwigkeit lebeii. Siehe, solche herrliche Belohnung werden sie einpfaiigem wer überwindet, wird i) alles besitzen, was Gott seinen Auserwählten bereitet hat; Er wird sie zum Brunnen des lebendigen Wassers leiten, uiid alle Tränen von ihren Augen abwischeir Darum fürchte Gott, und suche allezeit von den Gottesfürchtigeii unter- richtet zu werden. Nimm die Worte Gottes wohl zu Herzen und bewahre sie, wie «; Maria, des Herrn Mutter, tat; wandle auch allezeit in Sanftmut uiid Demut, denn Gott hat einen Gefallen an denen, die eines i· demütigen nnd isiedrigeii Herzens sind, indem Gott die Hosffärtigeii vom Stuhle gestoßen hat, aber die Demütigen hat Er darauf gesetzt, denn s Gott widersteht den Hosfärtigem aber den Demiitigeii giebt Er Gnade. Darum demiitige dich unter die gewaltige Hand Gottes, dann wird er dich zu seiner Zeit erhöhen, deiin die Hoffärtigen können Gott du nicht gefallen. Jn den tSprichwörterii steht geschrieben: Diese Stücke haßt der Herr, hohe Augen, falsche Zungen und Hände, die unschuldiges Blut ergießen, und wo Stolz ist, da ist Schinach; aber U Weisheit ist bei den Demütigeir Ein stolzes Herz ist dein Herrn ein Gräueh nnd es wird nicht ungestraft bleiben. v Dar- um sagte auch Tobias zu seinem Sohn: Hoffart laß weder in deinem Herzen noch in deinen Worten herrschen, denn sie ist ein Anfang alles Verderbens Das ist ein Anfang aller Hoffart, wenn ein Mensch von Gott abfällt, und sein Herz von seinem Schöpfer abweicht; Hochmut treibt zu jeder Sünde, und wer darin steckt, richtet viel Gräiiel an. Darum hat der Herr allezeit den Hochmut gemieden und zuletzt iiiedergeworfeii. Gott hat die hoffärtigen Fiirsteii vom Stuhle gestoßen nnd die W Demütigen darauf gesetzt; Got hat die Wurzel der stolzen Heiden ausge- rottet, und die Deniiitigeii an ihre Stelle gesetzt und gepflanzt. Darum halte dich selbst nicht für klug, X und vergilt Niemaiidem Böses mit Bösem, sondern bezahle sie mit Gutem, wie Christus lehrt, wenn er sagt: Jhr habt gehört, daß gesagt ist: i« Auge um Auge, Zahn um Zahn, aber ich sage euch: Jhr sollt dem Bösen nicht widerstehen, sondern wenn dich Jemand aus den rechten Backen schlägt, dem biete auch den andern dar, und wenn Jemand mit dir rechten, und den Rock nehmen will, dem lasse auch den Mantel, und wenn dich Jemand zwingheiiie Nieile zu gehen, so gehe mit ihm zwei. Nicht, liebes Kind, als ob wir gern geschla- gen sein, oder gern verlieren wollten, oder gern den Mantel her- geben wollteiiszwenii man uiis den Rock. nimmt, oder daß wir drei oder vier Meilen mit Jemandeni wider unsern Willen gehen wollten, und gleichwohl lehrt uns die Schrift und will uns auch Christus damit lehreii, daß wir Jhn recht verstehen sollen, daß es den Gläubigen keineswegs erlaubt sei, sich an irgend einem Z Menschen zu rächen, was man auch für Ursache haben möchte, sondern wir mussen Gott die Sache Befehlen, der da recht richtet. Denn wenn uns Jemand schlägt, so miissen wir uns lieber noch « einmal schlagen lassen, als wehren oder Widerstand leisten, und wenn uns Jemand den Rock nimmt, ihm lieber den Mantel auch lassen, als ihn mit Gewalt oder mit Schlägen wieder nehmen. Ueberhaiiph wir müssen allezeit leiden und niemals Jemandem Leiden zufügen, wie uns das Gesetz der s Natur lehrt: Tue dei- nem Nächsten wie dir selbst, dann werden wir Niemandem Böses wiiiischein obgleich in dem Gesetze Moses das Gegenteil geschrie- ben steht: Du sollst dienen »Nächsten lieben und deinen Feind hassen, denn Christus hebt dieses auf; b es galt nur unter dem pJeL W, S. qLuL L, IS. rLuL l, 48. s1. Petri S, s. tSPrichvx S, IS. uSprichw. U, L. Shkichilx 16,. s. vToll 4, 14. vix-Exil. l, 48.« xRöni. 12, .17. i! Mqttlx F. IV. z Rönt 12 . 17. aMattlx 7, 12. b L. Mose U, 28. RZUL s, is. 580 Der blutige Schaut-lau, Gesetze der Rache, aber jetzt sind wir unter der Gnade. Darum müssen wir Gnade erweisen und nicht strafen, wie Christus sagt: Jhr habt gehört, daß gesagt ist, c du sollst deinen Nächsten lieben und deinen Feind hassen; aber ich sage euch, liebet eure Feinde, segnet die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, bittet »für die, die euch beleidigen und verfolgen, damit ihr Kinder eures Vaters seid, der im Himmel ist, der seine Sonne über Gute und Böse ausgehen läßt. Darum, liebes Kind, soll man seinem Feinde nichts Böses wünschen, vielweniger soll man böses tun; deshalb d hasse nicht, und räche dich auch selbst nicht, sondern gieb dem Zorne Raum, und werde nicht bald zornig, denn des Men- schen Zorn tut nicht, e was vor Gott recht ist, und wie du willst, daß dir die Menschen tun sollen, so tue du ihnen, k dann wirst du das Gesetz Christi ersüllen. Weiter, mein liebes Kind, bist du schuldig deine Mutter. die du jetzt noch hast, dein ganzes Leben hindurch lieb und wert zu haben, denn sie hat viele Mühe und Sorge mit dir gehabt, so lange ich mit ihr in der Ehe gelebt habe. Darum bist du auch schuldig, sie zu lieben wie deine Mutter. Wenn du heute oder morgen Von ihr gehst, so danke ihr herzlich für die mütterliche Liebe, die sie an dir bewiesen hat; ohne viele Tränen gebührt dir nicht von ihr zu gehen, denn sie ist dir eine gute Mutter ge- wesen. Darum, wenn du auch weit von ihr wohnst, so schreib ihr bisweilen ein angenehmes Brieflein, und wenn es dir wohl geht, so erweise deine Freundlichkeit gegen sie mit einem Geschenke, wobei sie sich erinnern kann, daß du sie lieb und wert hast; das wird dir eine Ehre sein. So tue denn das Beste in allem, was ich dir befehle. Schreibe meinen Brief oft ab, oder überlies ihn zum »ewigen Andenken deines Vaters; folge ihm nach, und allem, was gut und Gott gefällig ist. Weiter, mein Kind, begieb dein Herz unter den Gehorsam der Wahrheit; sie allezeit begierig das g Wort Gottes zu hören, und schicke dich dazu, daß du dich, »wenn du zu Verstande kommst, unter die Gemeine des lebendigen bGottes begebest und auf solche Weise in die Arche des Bundes eingehen mögest, damit du aller himmlischen Verheißungen mit Abraham, Jsaak, Jakob, Moses, allen Propheten» und heiligen Aposteln Gottes, unsers Herrn Jesu Christi, teilhaftig werden mögest, dann wirst du am letzten Tage ·(der wie ein feuriger Ofen brennen wird) frei ausgehen; denn die IGottlosen werden erschrecklich gepeinigt werden; sie werden weinen und heulen in Ewigkeit, denn sie werden mit dem Drachen, Teufel und allen falschen Propheten k in den feurigen Pfuhl geworfen werden, der mit Schwefel und Feuer brennen wird; darum sei wachsam in der Furcht Gottes, damit du ihrer lPlage nicht teilhaftig werdest. Wenn du heute oder morgen zu deinem vollkommen Alter kommst und es deine Hand vermag, so sei der armen Glieder Christi eingedenk, und teile den Armen mit von dem, was dir der Herr verleiht. Was du giebst, das gieb mit gutwilligem Herzen, und nicht aus Zwang, sondern aus einem zugeneigten Gemüte, m denn einen sfröhlichen Geber hat Gott lieb, sagt der Apostel Paulus. » « So steht auch an die 11 Hebräer: Wohl zu tun und mitzu- teilen, vergessetnichhdenn solche Opfer gefallen Gott wohl, und Almosen decken auch der O Sünden Menge. Durch Fasten, Be- ten und Almosen war der heidnische Cornelius Gott angenehm, und empfing die Verheißung der Seligkeit, denn gleichwie das p Wasser das Feuer auslöscht, so tilgen die Almosen die Sünden aus; der g Herr aber, der es ansieht, wird es in der zukünftigen Zeit vergelten, und in der Not, wenn er fällt, wird er Hülfe cMattkx s, its. CIRZIIL 12, 19. eJCL I, IS. fMcitt 11, 28. l12. Kot. S, IS. IMPLIED, 4, ·l. Muttlx 22, Its. 10ffenb. is. 4. ra2. Kot. D, 7. Insekt. IS. IS. m, Z. f) sit. 29, IS. c: Mattlx s, 4. K. 7, 12. gLuL Osfenkx IS, So. oDam 4, M. Apostels. finden. sMein Kind, sagt Sirach, laß den Armen nicht Not leiden, und sei nicht hart gegen den Dürftigem verachte den Hungrigen nicht und betrübe den Dürftigen nicht in seiner Ar- mut. Eineni betrübten Herzen mache nicht mehr Leid und ent- ziehe die Gabe dem Dürstigen nicht. Die Bitte des Elenden schlage nicht ab und wende dein Angesicht nicht von dem Sinnen. Darum tue dem Armen Handreichung, damit du von dem Herrn reichlich gesegnet werdest. Wenn du dieses zu Herzen nimmst und darnach handelsh so wird dein Licht ausgehen wie die glänzenden Sterne der Morgenstunde in der schönen Mor- genröte, Darum tue allezeit Gutes, und wenn« du Gott lieb hast, so halte seine Gebote. Hiermit will ich meinem Schreiben ein Ende machen; ich habe dir das Beste aus des Herrn Wort vorgehalten; s Wasser und Feuer wird den Menschen vorgestellt, nämlich Leben oder Tod; darum erwähle dir das Leben, damit du das« tReich Gottes mit allen auserwählten Heiligen Gottes ewig ererben mögest. Hiermit nehme ich für diesmal, mein liebes Kind Betgen, einen ewigen Abschied, und empfehle dich hiermit Gott, dem «» himmlischen Vater, der ein Vater aller Waisen ist und aller derer, die ihn sürchten und lieben. Vergiß und ·versäun1e nie- mals ernstlich zu Gott, dem Allmächtigem zu bitten, v dann wirst du mehr von Jhm erlangen, als du begehrst, wenn es nach seinem Willen geschieht. . Gute Nacht, mein Kind, wenn wir einander nicht mehr sehen sollten, so bitte ich den allmächtigen Gott und König aller Könige, w daß er dich durch seinen Heiligen Geist regieren wolle, damit ich dir in den Wolken des Himmels entgegenkommen möge, I( wo nimmermehr ein Scheiden sein wird; solches bitte ich von Gott durch seine unergründliche Gnade und Liebe mit gebogenen Knieen, weindem Herzen und einporgehobenen z« Hän- den. O Herr! erhöre meine Bitte, und laß es so geschehen, daß durch die Frucht meiner Lenden dein heiliger, hoch- und an- betungswürdiger Name gepriesen werden möge, von nun an bis in Ewigkeit, Amen. Mein Kind Betgen, wenn ich sterben sollte, so will ich, daß dir deine Mutter zum ewigen Andenken ein Testament gebe, ein Fundamentbuch von Dirrik Philips, wie auch ein Liederbuch und ein Büchlein von Jakob Kerzengießen lies darin oft, denn es stehen darin viele schöne Ermahnungen. Von mir, Joost Zöllneh deinem Vater, der dir alles Gute toiinscht. Meykcn Pickclcm 1590. Das; der Weg, der zum ewigen Leben führt, seng und schmal sei, bezeugt die heilige Schrift und überdies haben auch viele gottessürchtige Kinder Gottes dasselbe mit der Tat«so befunden. Unter diesen ist auch eine einfache, gottessiirkhtige Frau Namens Maeyken Pickeleii gewesen, die nach den Geboten und Menschensatzungen nicht länger leben wollte, sondern viel- mehr Gott gehorsam zu sein juchte bund ihrem Vorgänger, Herrn und Bräutigam mit dem Oele der Liebe in ihrem Gefäße und angeziindeter und brennender Lampe in der Hand nachzu- folgen suchte, cdarum hat sie auch nicht ohne Anfechtung sei können, sondern hat erfahren, daß das Reich Gottes mit Gew t d eingenommen werden müsse, denn sie ist im Jahre 1590 um ihres Glaubens willen, und weil sie nach der evangelischen Wahrheit lebte, in Verhaft genommen worden. Sie hat auch endlich, nach vielem Anstoße, Oual und manchen Leiden, ihr Leben elendig für dieselben lassen müssen und hat dadurch die rSir. 4, 1, sSic is, 21. is. Muse So, 15. uAvostelg. 20, II, Mund. S, O. Psalm As, S. vMatth. 7, 7. 1. Jud. S, 14, w Mccttlx IS, 26.· 1. Tini. S. is. xOffcnli 7. 17. 7EV·lJ. Z, 14. aMatth. 7, 14. hMattDZ 25, 4. Stab. 12, 14. clMatth. 11, II. sit. Esbra 2, its· oder :-.-.-«Ji.rti3rcr-S.roiegcl der Taufs-Gesituttctt. O Marterkrone erlangt, welche der Jüngling (von welchem Es- dras erzählt) ihr aussetzen wird, womit sie in die ewige und immerinährende Freude mit allen auserwählten Kindern Gottes eingelassen werden wird. Lcouhard Boltzin get. 1591. Jm Jahre 1591, auf einen Freitag, den s. März, ist Leon- hard Boltzingeiy ein Bruder, nicht weit von Plunaveii in Baieru s! um des christlichen Glaubens willen hingerichtet worden, nach- dem er drei und zwanzig Wochen gefangen gelegen liatx er ist den Tag vor St. Michaelis im Jahre 1590 dort Verhaftet Innr- den, nach der Stadt Braunau geführt und daselbst in ein dunkles Gefängnis gelegt; b man hat ihn auch sehr gepeinigt, um ihn zum Abfalle von seinem Glauben zu bringen. Einmal ist er mit Stricken anfgewunden, ein andermal aber ans der Bank sehr jämmerlich ausgespannt worden, aber er hat nicht von der Wahrheit abweichen wollen. Zuletzt haben sie ihn wieder von Braunau nach Ulba gebracht, wo er in Verhaft genommen wurde; dort haben sie ihn auf gemeldeten Freitag cnach dem Richtplatze geführt. Er hat sich sehr gefreut, als er sah, d daß er seinem Ende so nahe war, wiewohl sie ihm sehr zusetzteiy daß er doch abstehen follte; aber er antwortete: Jch stehe fiir das Rechte, und wenn ich auch zeh11 Häupter auf einander hätte, so wollte ich sie lieber alle zehn 11ach einander abhauen lassen, e als von meinem Glauben abweichen Hiernächst hat ihn der Scharfrichter mit dem Schwerte ge- richtet und verbrannt. Also ist er kstandhaftiii der Liebe Gottes geblieben nnd hat sich davon nicht absondern lassen, gwozu ihm auch Gott Kraft, Trost und Stärke verliehen hat, so daß, obgleich seine Leiden schwer gewesen sind, er sie doch so gering -achtete, als ob es keine Leiden gewesen wären; 11 eine solche feste Hoisfiiiiiig hatte er, in die Herrlichkeit Gottes zu kommen, in die ewigwährende Freude, daß er auch diese bald vergehe11de Trübsal nicht achtete. Georg Wangen 1591. Jn eben demselben Jahre 1591, den Z. August, ist Georg Wangen ein Schneider, um des Glaubens willen zu Lorentsi im Pustertale, in der Grafschaft TyroL hingerichtet worden, s nachdem er länger als ein Jahr gefangen gesessen hatte, denn er war den Abend vor Jacobi im Jahre 1590 gefangen geno1n- men worden. Man brachte ihn zu Lorentsi in’s Amtharis und legte ihn in ein gemeines Gefängnis. Den folgenden Tag wurde er vor den Amtmann, Richter, Schreiber und einen Pfaf- fen gebracht; sie wollten von ihin wissen, wer mit ihm ausge- zogen wäre, wo er sich aufgehalten hätte, oder wo er zur Her- berge gewesen wäre; aber er antwortete: b Gott behüte mich vor solchem Uebel: wir verraten unsere Feinde nicht, wie sollte ich denn meine Freunde und lieben Brüder verraten? das will ich mit Gottes Hülfe nicht tun, denn es ist wider die Liebe des Nächsten. Der Richter setzte ihm sehr zu, c sowohl. mit süßen als mit harten Worten, aber der Bruder sprach: Jch habe meine gesunden Glieder von Gott empfangen, d demselben will ich sie wieder aufopfern, und das mit einem guten Gewissen. Als er nun lange zu Lorentsi gefangen gelegen hatte, und von der Obrigkeit dreimal verhört worden war, hat man ihn auf dem Schlosse zu Michelsberg auf die Folter gelegt, und da er nach ihrem bösen Begehren (was wider Gott, sein Gewissen oder die Liebe des Nächsten war) nicht -ausfagen wollte, haben sie ihn zweimal so gepeinigt, daß man die Malzeichen wohl dreizehn Wochen lang c an ihm gesehen hat. sMattlx IS, so. set. 32, L. bAvostelix R, s. Avostela 12. 1. cApog sing. g, s. cis-edit. 4, 4. sechs-sing. 12, i. konnte» 10, ge. i. Kot. us, se. sei-m. a. as. sei-h. a. n; . am. s. s. . h R Sah. Dis. As. aAhostelg. 22, W. dMattb, 26, M. cRöM. H, 10- clRönn 12, l. eGaL S· 19. 581 Da er nun vierzehn Tage auf dein Schlosse zu Michelsberg gesessen hatte, haben sie ihn den sechszehnteii Tag im Herbstmos nate nach Brixen gefiihrt fund ihn dort an eine Kette in den Turm gelegt, worin viel Ungeziefer wär; auch befanden sich Scorpione ganz in seiner Nähe, sowohl auf seinem Bette als auch an der Mauer; er konnte sich nicht wohl uinwenden und mußte sein Haupt wegen des Uugeziefers allezeit bedeckt halten. In neunzehn Wochen, so lange er zu Vrixen gefangen lag, hat man ihm zweimal den Tod angekündigt und ihn dabei ernst- lich zum Abfalle ermahnt; aber er sagte: Jch habe weder Lust noch Zuneigung zu dem Volke, zu welchem ihr mich treiben wollt, wohl aber will ich mein Leben bessern, wenn ich irre, gauch andere zur Besserung erwähnen, die. bisher ihr Leben noch nicht gebessert haben; das halte ich fiir ein Werk Gottes und will es gern tun, auch das halten, was ich Gott in der Taufe zu meiner Seele Heil verheiszeu habe. Die Pfaffen zu Vrixeii haben ihn im Gefängnisse oft iiberlaufeiy auch ist er vor den Vik-ar oder Dompropst gefordert, zweimal vor den Obersten und zehnmal vor Mönche und Pfaffen, Edelleute und Andere, welche ihn wieder zu der rechten Kirche zu führen suchten; aber er sprach: Jch habe weder die rechte Lehre noch den Glauben oder die Kirche Christi verlassen, II sondern habe sie durch Gottes Gnade gefun- den, dabei will ich auch bleiben. Als er nun sieben Wochen zu Brixen gelegen hatte, haben sie ihn abermals nach Lorentsi ge- führt, wo er ihrer Alisicht zufolge nsach zwei Nächten gerichtet werden sollte, aber dieser Plan wurde durch den Tod des Bi- schofs von Brixen vereiteltx deshalb ist er wieder nach Miihlberg geführt und bis zum fünften August auf das Schloß i gefangen gelegt worden; hier hat man ihn abermals in das Richthaus zu Lorentsi gebracht, wo die Pfaffen Gericht über ihn gehalten haben. Zicerst versuchten sie, ob sie ihn vom Glauben abfällig nmchen könnten, aber als sie das nicht bewerkstelligeii konnten, hat man ihn auf des Kaisers Befehl zum Tode verurteilt, und ihm vorgelesen, daß er von der römischskatholischen Kirche ab- gefallen wäre und sich noch einmal hätte taufen lassen, daß er auch nachher« gesucht hätte, Andere dazu zu bringen und zu seiner ketzerischen Secte (so nannten sie dieselbe) zu verführen. Aber der Bruder Georg sprach: I( Es ist keine ketzerische Secte, son- dern» es ist die göttliche Wahrheit und Ider rechte Weg zum Reiche Gottes. Hiernächst hat man ihn hinaus auf den M Richt- platz geführt, wo ihn der Oberste von Lorentsi mit süßen Worten noch ernstlich ermahnt hat, daß er doch abstehen sollte, er wollte ihm so viel geben, daß er sein lebelang daran genug hätte, und irsollte noch iiberdies am jüngsten Tage Bürge fiir ihn sein, wenn er unrecht daran täte. Aber der Bruder sprach: Wenn ich das täte und dich zum Biirgen für mich annehmen würde, es käme aber der Teufel und holte zunächst den Bürgen, wo sollte ich nachher meinen Bürgen nnd mein Unterpfand suchen? Der Oberste fühlte sich hierdurch beschämt, und ließ von ihm ab. Es war viel Volks zugegen, worunter einige 11 weinten; aber er bat, das; man ihm die Hände etwas auflösen wollte, daß er sie zu Gott aufheben könnte, um Jhm Dank nnd Lob zu geben und Jhn zu bitten, daß Er ihm Kraft geben wolle, den O falschen Propheten und bösen Geistern zu widerstehen. Endlich hat er p seinen Geist in die Hände Gottes befohlen, und ist um des Wortes Gottes und seiner Wahrheit willen enthauptet worden. Jakob Platser. 1591. Jn eben demselben Jahre 1591, den neunzehnten Tag im August, ist der Bruder Jakob Platser, ein Schlosser, zu Silgen im Pustertale in der Grafschaft Tyrol, s verhaftet worden, und kApostelg. 12, S. gMarL I, 15. hOifenlr L, to. lcApostelg 24. 1Joh. 17, 17. Ins-oh. 14. nLuk. Es, 27. Muth. 7, 15. I. Petri S, s. pLuL As, its. Apostels; 12, 2. arg-taub. 12, so, Apostel-i. M, 19. iApostelg. s, Z. oEplx B, lö- 582 Der blutige hat etwa acht Wochen, bis zum fünfzehnten October, bin Ban- den und im Gefängnisse gelegen. Als sie nun (nach ihrem Wil- len) mit ihm nichts aus-richten konnten, er auch keineswegs von dem, was ihm Gott zu erkennen gegeben hatte, abstehen, noch cvon der Wahrheit weichen wollte, so hat man ihn, nach dem kaiserlichen Befehle, zum Schwerte verurteilt Hiernächst ist er d auf den Richtplatz hinausgeführt worden, wo er sein Gebet zu Gott getan hat, in welchem er sein Verlangen ausdrückte e um der Wahrheit und des Glaubens willen zu sterben. Unterdessen hat ihn der Scharfrichter f enthauptet und begraben. Also hat er g von dem Worte Gottes und den1 rechten Glauben bis in den Tod ritterlich gezeugt, wozu ihm Gott seine Gnade und Kraft verliehen hat. Bartholomäus Bauten, Niichach der Wittwey und Kalcken N: Jin Jahre 1592. Jm Jahre 1592, im Monate Juli, sind zu Gent in Flan- dern, zwei s! Brüder mit einer Schlvester gefangen worden, weil sie nach dem Worte Gottes lebten; ihre Namen sind: Bartholo- mäus Bauten, Michael, der Wittwer, und Kalleken N» welche viele Bersuchuugen ausgestanden haben, und sowohl von den Pfaffen und Jesuiten, als auch von dem Stadtschreiber scharf verhört worden sind, vor welchenssie ihren Glauben freimiitig und unverzagt b bekannt haben, und wobei sie auch, ohne Llbwei- chen, standhaft geblieben sind. Darauf ist es geschehen, das; die Schwester ihrer Bande entledigt und frei gelassen worden ist, die Brüder aber hat man hart gepeinigt, damit sie von ihrem Gott abfallen und ihre c Brüder anzeigen möchten; Gott aber, der die Seinen nicht verläßt, sondern sie wie seinen Augapfel bewahrt, hat ihnen beigestanden, so daß sie bei Jhm und seinem Worte standhaft blieben und ihren Mund bewahrt haben, so daß ihre Nächsten nicht beschwert worden sind· Deshalb sind sie endlich, um des Zeugnisses Jesu Christi willen, als Ketzer zum Tode ver- -urteilt und, nachdem man sie zuerst in des Grafen Schlosse an den Galgen aufgehängt und erwürgt hat, sind sie d außerhalb der Stadt auf dem Galgenfelde begraben worden; und wie sie dem Herrn Jesu Christo seine Schmach haben tragen helfen, so werden sie auch mit Jhm in seiner Herrlichkeit voller c Ehre und Klarheit ausgenommen werden und ewig mit Jhm in Freude und Wonne leben. Die Briefe, welche Bartholomäus Panten in seinen Banden geschrieben hat, haben wir dem Leser zu Gefallen beigefügt. Der erste Brief von Bartholomiins Bauten, geschrieben an seinen Bruder Carl, der zu Harlein wohnte. Nebst zugeneigteni Cjrusze an dich, meinen geliebten Bru- der (wobei ich auch deiner Hausfrau und Hausgenossen ge- denke), lasse ich euch wissen, das; ich durch des Herrn Gnade, dem Leibe nach, noch niohl sei, und was den Geist betrifft, so ist mein Gemiit fest darin, mit s! des Herrn Hülfe bei der Wahrheit zu bleiben bis ans Ende, was ich euch auch wiinsche Ferner, mein geliebter Bruder, benachriclstige ich dich, daß ich jetzt nebst einem andern Manne und einer Frau, um b des Zeugnisses unseres Herrn Jesu Christi und der Wahrheit des Evangeliums willen zu Gent gefangen sei und daß nämlich der Mann und ich, gepei- nigt worden sind, was ich unwürdig gelitten habe: sie haben auch gedroht, uns noch mehr Leiden anzutun; aber Petrus sagt: cFürchtet euch nicht vor ihrem Drohen, und erschrecket nicht, sondern heiliget Gott, den Herrn, denn sie können nicht lasset. 4, 17. Hebt: 11, 26. edel-r. 10, as. klEvlx S, 18. eEvlx 1, is. IAvoftela. 12. 1. xkscolx 18. Z«7. End. S. le. a Job. »17. . Hebt. 10, II. c Apostels 12, i. d Apostels-J es. 11. « sehr. is, is. äMcfttkx 12, es. aJokx 14. S. b Apostelg 2s, 11. Eplx J, 13. e1. Petri s, 14. Schaut-laß, mehr tun, als ihnen von Gott zugelassen ist; ebenso sagt auch Paulus en die Corintherr d Wir wissen, wenn das irdische Hans dieser Wohnung zerbrechen wird, daß wir einen Bau haben, von Gott erbaut, ein Haus, nicht mit Händen gemacht, das ewig ist im Himmel, und deshalb sehnen wir uns auch nach unserer Be- hausung, die vom Himmel ist, und uns verlangt, das; wir damit iiberlleidet werden, jedoch so, daß wir bekleidet und nicht blos; er- funden werden, denn, während wir in der Hütte sind, sehnen wir uns« und sind beschwert. Darum, mein lieber Bruder, sehe ich keinen andern Aus- weg, um zum ewigen Leben zu gelangen, als e durch das Kreuz, das uns von Gott aufgelegt ist; das müssen wir tragen, wie Christus sagt: f Wenn mir Jemand folgen will, der verleugue sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich, und folge mir nach, g denn, wer sein Leben erhalten will, der wird es verlieren, b wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, der wird es finden. Was iiützt es dem Menschen, wenn er auch die ganze Welt gewänne und nehme doch Schaden an seiner Seele? oder i was kann ein Mensch geben, daß er seine Seele erlöse? Aber das Leiden dieser Zeit ist nicht zu vergleichen mit der Herrlichkeit, die an uns offenbart werden soll; darum (sagt Paulus) k werden wir nicht müde, denn, obgleich unser auswendiger Mensch vergeht, so wird doch der inwendige von Tag zu Tag erneuert, denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft uns eine ewige und übe: die Niaszeii wichtige Herrlichkeit, die wir nicht auf das sehen, was sichtbar ist, denn, was sichtbar ist, das ist zeitlich, aber was unsichtbar ist, das ist ewig. Wisse, dasz ich von den Jesuiten und Pfaffen, auch von dem Stadtschreiber Anfechtulig gehabt habe, aber mit Gottes Hülfe habe ich allen Stürmen bisher widerstanden, und hoffe, daß er fernerhin durch seinen Geist und seine Kraft, ohne welche wir nichts vermögen, mir helfen werde, denn Ivon mir selbst habe ich nichts als lauter Schwachheit, Elend und Unvollkommenheit, was ich vor Gott mit Tränen beklagt und Jhn gebeten habe, daß Er ohne seine Gnade nicht mit mir ins Gericht gehen wolle, denn vor Jhm wird keine lebendige Seele in Unschuld bestehen. Hiermit befehle ich dick) Gott; sei der Worte Paulus einge- denk, wenn er sagt: M So ermahne nun euch ich Gefangener in dem Herrn, daß ihr wandelt, wie es eurem Berufe gebührt, worin ihr berufen seid, mit aller Demut und Sänftmuh mit Geduld, und vertraget einer den andern in der Liebe, und seid fleißig zu halten die Einigkeit im Geiste, durch das Band des Friedens, Ein Leib und Ein Geist; und an die Colosser: Er- traget 11 einander, und vergebe einer dem andern, wenn Jemand eine Klage hat wider den andern; gleichwie Christus euch ver- geben hat, so auch ihr. Ueber alles aber ziehet an die Liebe, die das Band der Vollkommenheit ist; und der Friede Gottes re- giere in euren Herzen, zu welchem ihr auch berufen seid in Einem Leibe, und seid dankbar; ferner an die Galater: OSo wir im Geiste leben, so lasset uns auch im Geiste wandeln; lasset uns auch nicht eiteler Ehre geizig sein, uns unter einander zu ent- rüsten und zu hassen. Lieben Brüder, i) wenn ein Mensch etwa von einem Fehler iibereilt würde, so helft ihm wieder zurecht mit sauftmütigem Geiste, die ihr geistig seid, und siehe auf dich selbst, damit du nicht auch versucht toerdest Einer trage des andern Last. Wennsich aber Jemand dünken läßt, er sei etwas, der betrügt sich selbst: darum prüfe ein Jeder sein eigenes Werk, und alsdann wird er an sich selbst Ruhm haben, und nicht an einem andern, denn ein Jeder wird seine eigene Last tragen: ferner bei Jak. Z, 19: Meine Brüder, wenn Jemand unter euch von der Wahrheit sich verirren wird, und Jemand bekehrt ihn d L. Kot. S, It. eMotth. 10, AS, s, IV. iRiim. s, is. l( L. Kot. it. IS. »O GAL S, 1. PGUL S, s. fMattlx 16, 24. gLul. 17, II. hMnc ist-IV. Dis, S. m END. 4, l. nKvL I, 18. oder Märtyrer-Spiegel der Jovis-Gewinnen. von dem Jrrtume seines Weges,sder hat einer Seele vom Tode geholfen, und wird die Menge der Sünden bedecken; und Petrus sagt: q Vor allen Dingen habt unter einander eine bitüiistige Liebe, denn die Liebe deckt die Menge der Sünden; auch sagt Johannes: Wer nicht recht tut, und wer seinen Bruder nicht Lieb hat, ist nichtvon Gott, denn das ist die Botschaft, die ihr gehört habt von Anfang, daß ihr einander lieben sollt, nicht— wie Cain, der vom Argen war und seinen Bruder tötete. Darum, meine lieben Brüder, seid unter einander freund- lich und herzlich, und I· vergebe einer dem andern, wie Gott euch durch Christum vergeben hat. Auch sagt Paulus: s Ermahnet die Ungezogenen, tröstet die Kleinmütigen, tragetdie Schwachen, seid geduldig gegen Jedermann, sehet zu, daß Niemand Böses mit Bösem vergelte, sondern jaget allezeit dem Guten noch, sowohl unter einander, als gegen Jedermann Je. Hiermit sage ich dir, mein lieber Bruder, gute Nacht, wenn wir einander nicht mehr sehen sollten. . Gesclrieben in meinen Banden, von mir, Bartholomäiis Spanien, an Carl anten, meinen Bruder. - - Der zweite Brief von Bartholomäus Panteiu welcher einen Unterri t aus dem Worte des Herrn an alle Liebhaber der Wahrheit ent ält, sowie einen kurzen Bericht von seinem Verhöre, odersseiner Untersuchung. ieut Liliutn intek seines· sit: est Amica mea inter Elias see. CWie eine Lilie unter den Dornen, so ist meine Freundin unter den Tochtern 2e.a) Christus Jesus lehrt uns Piatth 5, 10, selig sind, die um der Gerechtigkeitwillen verfolgt werden, denn das Himmelreich ist ihnen; selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwil- len schmähen und« verfolgen, und euch alles Uebele nachsagen; darum seid fröhlich und freuet euch, denn es wird euch wohl belohnt werden im Himmel; ebenso haben sie die Propheten verfolgt, die vor euch gewesen sind. b Darum laßt uns geduldig sein und uns darüber freuen; laßt uns segnen, die uns fluchen, und denen wohltun, die uns hassen, und für diejenigen bitten, die uns beleidigen und verfolgen, damit wir Kinder unseres« Vaters sein mögen, der im "Himmel ist, der seine Sonne über Gute und Böse, über Gerechte und Ungerechte scheinen läßt, denn, c wenn ihr diejenigen liebet, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? tun nicht dasselbe auch die Zöllners darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkom- men ist. Darum, meine lieben Freunde, laßt uns d allgemeine Liebe erweisen, und auch brüderliche Liebe, nach der Lehre Petri, wie auchnach der Lehre Paulus. s Laßt uns allen Menschen Gutes tun, besonders aber den Glaubensgenossen, und sehet zu, daß Niemand Böses mit Bösem vergelte, sondern trachtet allezeit nach dem Guten unter einander und gegen Jedermann: ebenso lehrt uns auch Petrus: k Bergeltet nicht Böses mit Bösenr oder Scheltwort mit Scheltwort, sondern segnet dagegen und wisset, das; ihr dazu berufen seid, daß ihr den Segen ererbet, denn, wer leben und gute Tage sehen will, der halte seine Zunge, daß sie nichts böses rede, und seine Lippen, daß sie nicht trügen, I. Petri Z, 12. Ei« wende sich vom Bösen, und tue Gutes, er suche Frieden und jage ihm nach. denn die Augen des Herrn sehen ans die Gerechten, und seine Ohren auf ihr Gebet: das Angesicht aber des Herrn sieht auf diejenigen, die Böses tun. Und wer ist. der euch schaden könnte, wenn ihr dem Guten nachkommt? Und wenn ihr auch' um der Gerechtigkeit willen leidet, so seid ihr doch selig; fürchtet euch aber vor ihrem Trotzen nicht, und erschrecket nicht: gheiliget aber Gott »den Herrn in eurem Herzen. Nie- q i· Petri 4. A. »s.6obclieb 2. 2, Z« 17. eGaL it, 12· II. Ich. Z. 10, III-b. 4, 32. bMattb. s. 44. Riinn 12, 14. il. Petri s, V. I: It. Pctri L. 15 s1. Thais. s, 14. c Mccttlx S, 46. s! II, Petri 583 man aber unter euch leide als ein Wiörder oder Dieb, oder Uebel- täter, oder als ein solcher der nach anderer Leute Gut trachtet; leidet er aber als ein Christ, so- schäme er sich nicht; er ehre aber Gott in solchem Falle. Denn es ist Zeit, daß das Gericht an dem Hause Gottes anfange; wenn aber zuerst a1i-uns, was will es mit denen :für ein Ende nehmen, die dem Evangelium Gottes nicht glauben? und wenn der Gerechte kaum erhalten wird, wo will der Gottlose und Sünder erscheinen? , Darum, alle diejenigen, die nach Gottes Willen leiden, 11 befehlen ihre Seelen dem treuen Schöpfer mit guten Werken. Lasset uns auf den Herzog des. Glaubens und den Vollender Jesum sehen, welcher, da Er wohl hätte Freude haben mögen, am Kreuze gelitten hat, und die Schande nicht achteteund zur Rechten auf dein Stuhle Gottes sitzt. Denkt an den, der ein solches Widersprecheii von den Siiiidern wider sich erduldet hat, daß ihr nicht in eurem Mute matt werdet und ablasset, denn ihr habt in den Kämpfen wider die Sünde noch nicht bis auf’s Blut widerstanden. So sagt auch Petrus: I Christus hat für uns im Fleische gelitten, und uns ein Beispiel hinterlassen, dasz wir seinen Fußstapfen nachfolgen sollten, der keine Sünde getan hat, und in dessen Munde auch kein Betrug erfunden worden ist, welcher nichts wieder schalt, als Ei« gescholten ward, nicht drohete, als Er litt; Er stellte es aber dem anheim, der da recht richtet. Wollen wir daher, lieben Freunde, unter seinen Knechten sein, so müssen wir dem Herrn nach-seinem göttlichen Willen und Begehren dienen, kdas ist, hier leiden und dulden und nicht widerstreben, sonst würden wir uns selbst leben und nicht dem Herrn, und würden alsoin unserem Tini den Fußstapfen Christi nicht nachfolgen, denn wir müssen segnen, die uns verfolgen, und nicht fluchen. Wie uns denn Paulus lehrt: lBefleißigct euch der Ehrbarkeit gegen Jedermann. So viel« es in euren Kräften steht, so haltet mit allen Menschen Frieden— und riichet euch selbst nicht, meine Allerliebstem sondern gebet dem Zorne Raum, denn es steht geschrieben: Die Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Herr; wenn deinen Feind hungert, so speise«ihn, dürstet ihn, so tränke ihn: wenn du das tust, wirst dn ihm feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln: laß dich das Böse nicht überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. Darum, meine lieben Freunde, und alle diejenigen, die ihre Seligkeit suchen, lernet hieraus die Schafe von den Wölfen und die Tauben von den Raubvögeln unterscheiden, M denn Christus hat die Seinen wie Schafe mitten unter die Wölfe ausgesandt und hat sie ermahnt, v sie sollten klug wie die Schlangen und einfältig wie die Tauben sein, denn alle, die gottselig leben wollen in Christo Jesu, müssen Versolgungen leiden: mit den bösen Menschen und Verführern aber wird es immer ärger: sie verführen und werden verführt. Als ich solches unsern Verfolgern vorhielt, sagten sie, sie seien auch verfolgt worden: daraus aber sagte ich ihnen, daß sie nur Verfolgung litten, wenn sie zu schwach und unvermogend wären: aber wenn sie die Oberhand wieder erhielten, wären sie selbst Verfolger, raubten unsere Güter, peinigten und mißhan- delten uns, so daß die Weissagung Esdras erfüllt wird: 0 Sie werden wie die Unsinnigen sein, indem sie Niemand verschonen wegzuführen und zu vernichten, die noch Gott furchten denn»sie werden ihre Güter zerstören und rauben und sie aus ihren Hau- sern stoßen; alsdann wird die Bewährung der Auserwählten offenbar werden, und sie werden geprüft werden wie das Gold, welches durch Feuer bewährt wird: und Christus sagt: P Sol·- ches habe ich zu euch geredet, damit ihr euch nicht argert. Sie hHebt. 12, Z, i1. Petri Z, El. I( Mntth s, W. lRömer 12, is. m Mach. 10, IS. n 2, Tini. s, 12. o 4. Esdrcc Eis, 72. pJvlx 26, It. 584 Der blutige werden euch in den Bann tun; es kommt aber die Zeit, daß, wer euch tötet, meinen wird, er tue Gott einen Dienst damit, und solches werden sie eiich darum tun, weil sie weder nieineii Vater noch mich erkennen; aber solches habe ich zu euch geredet, damit, wenn die Zeit kommen wird, ihr daran denkt, daß ich es euch gesagt habe. Aber, meine lieben Freunde, t1 das Leiden dieser Zeit ist nicht mit der Herrlichkeit zu vergleichen, die an uns s offenbar werden soll; denn es hat kein Ohr gehört und kein Aiige gesehen, was s Gott denen bereitet hat, die Jhn liebeii; denn die Gerech- ten werden ewig lebeii; der Herr ist ihr Lohn, und der Aller- höchste sorgt für sie, darum werden sie ein lierrliches Reich und eine schöne Krone von der Hand des Herrn empfangen. So laßt uns denn mit den Augen des Geistes auf tdie schönen Verhei- ßunge1i sehen und, wie Moses, lieber erwählen mit den Kindern Gottes Ungemach zu leiden, als die zeitliche Ergötzung der Sün- den zu haben; denn er sah auf die Belohnung und achtete die Schmach Christi fiir größern Reichtum, als die Schätze Eghptens. Hiermit will ich euch, meine lieben Freunde, U dem Herrn und dem reichen Worte seiner Gnade anbefehlen, damit ihr -durch dasselbe in dieser Zeit aufwachsen, blühen, fruchtbar und frisch sein möget. Von mir, Bartholomäus Bauten. Jn dem Nachfolgenden ist ein Gespräch enthalten, das wir Gefangenen mit den Jesuiten gehabt haben; es ist nur in aller Kürze niedergeschrieben, so gut, als ich es behalten habe, denn es ist mir nicht möglich, solches von Wort zu Wort in mein Gedächt- nis zurückziirufenq Hätten wir bei einander sein können, so hätte ich etwas ausführlicher schreiben können; es sind aber schon einige Tage verflossen, seit dasselbe stattgefunden. Sie beweisen ihre Sache besonders mit Augustinus und mit andern ihrer Lehrer, undbeziehen sich vorzüglich darauf, daß das Jhre nun schon so lange bestanden habe; sie wissen aber nicht, oder wollen doch nicht wissen, daß sie die Erde la1ige mit Betrug, Gewalt V und Tyrannei besessen, die nackende Wahrheit aber unterdrückt und die Lügen statt der Wahrheit geglaubt haben, W wie Paulus erzählt, daß Gott kräftige Jrrtümer senden werde, weil sie die Liebe zur Wahrheit nicht angenommen, sondern Lust zu der Un- gerechtigkeit gehabt haben; leset L. Thess L, wo von dem Men- schen der Sünden und dem Kinde des Verderbens geschrieben steht, der Gottes Widersacher ist, und sich über Alles erhebt, was Gott und Gottesdieiist heißt. Ferner lasse ich euch wissen, daß sie mir zugesetzt haben und 11iich gern wieder zu ihrer Lehre ge- bracht hätten; ich hätte ihnen gern mit dem Gleichnisse Matth 18, X von dem Unkraute des Ackers bewiesen, daß es sich nicht gezieme, ja gegen die Lehre Christi und auch gegen die allge- meine Liebe und Ehrbarkeit sei, Jemanden um seines Glaubens (oder eines Piiszverstandes in der heiligen Schrift) willen zu fangen, sein Gut zu nehmen, ihn zu peinigen oder zu töten; ich habe ihnen auch die Erklärung zum Teil vorgehalten, wie der Hausvater seinen Knechten befohlen hat, sie sollen das Unkraut mit dem Weizen zugleich bis zur Ernte aufwachseii lassen, was 1i-ach Christi eigener Erklärung der Welt Ende ist. Sie sagten hierauf: Jam Messis est. das ist: Jetzt ist die Ernte. Jch ant- wortete: Die Ernte ist der Welt Ende; die Schnitter sind die Engel, und setzte hinzu: Jhr tretet in den Dienst der Engel. Sie wollten sich mit der Obrigkeit entschuldigeiiz aber ich warnte sie, daß, weil sie I« der Obrigkeit Lehrer und Prediger wären, unser Blut von ihrer Hand gefordert werden würde, wenn sie die Obrigkeit solches lehren, sie darin bestärken,,sie zwingen, oder ihr raten würden, wie sie denn, nach meiner An- qRöni s. IS. rJel. 64. 17. s1. Kot. Z, O. Weiskx s, 16. tHebix U. 25. uAvostelg So. 32. v4. Efdra 11, 40. w2. Theil. Z, 11. xMattln is, U. yJeL IS, 7. Irr. 7, 16 und 26, 1ö. Matth..23, 24. Schauplatz sicht,«tun; denn es ist der Lehre Christi und dem Befehle Gottes zuwider. Heils seine Fiuechte ihii fragten, ob sie es ausraufen sollten, hat ei· ihnen gesagt: Nein, damit nicht, wenn ihr das Unkraut aiisjiiteh ihr den Weizen auch ansriinfet Aber sie wollen weiser sein, nnd iiber Christian herrschen, woniit sie ben:eise1i, das; sie Lliitiihristeii sind, das ist, wider Chri- stuni und» seine Lehre; denn kxxeiin sie rechte Christen, Jiinger Christi, die Braut, Ja Schafe, Tauben nnd Glieder Christi, oder Reben am Weinstocke wären, sie würden nicht verfolgen, noch Jeniaiideni Leid zufügen, sondern lieber selbst leiden und dul- den, indem Paulus sagt: Z Alle, die« gottselig leben wollen in Christo Jesu, miisseinVerfolgiiiig leiden; init deirböseii und gottloseii Menschen wird es ininier arger; sie verführen und werden verführt. — Sodann redeten wir auch niit denselben Jesuiten, niit dem Diacon von St. Jan ii1id ihrem Pfarrer. über die Taufe; sie be- haupteteii die Kindertaiife und hielten sie zur Seligkeit nötig, aber»ich habe ihnen verschiedene Sprüche angeführt, daß die Tau-se den Gläubigen znkomme und daß es nicht genug sei, den Glauben mit dem Munde zu bekennen, sondern man müsse ihn auch niit dem Herzen begreifen, wie Philippus, Apostelg 8, 36, zum Ksanimerer sagte: Glaubst du von ganzem Herzen, so mag es wohl geschehen. Auch sagte ich zu ihnen, daß Philippus den Samaritern das Wort Gottes verkündigt habe, daß sie Philippus geglaubt hatten (der» ihnen vom Reiche Gottes und dem Namen Jesu kslxisti predigte) und daß sich Männerund Weiber hätten taufen a e n. » Michael führte auch die Schrift aus s Aliostelg Kap. 2 an: So wisse nun das ganze Haus Jsrael geniis3, das; Gott diesen Jesum, den ihr gekreuzigt habt, zu einem Herrn und Christ ge- 1iiacht»hat. Da sie aber das hörten, ging es ihnen durclfsvHerz und sie sprachen zu Petrus und zu den andern Apostelnx Jhr Männer,- lieben Brüder, was sollen wir tun? Petrus sprach zu ihnen: Tut Buße. Darauf sagte einer unter ihnen: Was ist das, tut Buße? das ist: Habt Reue über eure Sünden, und lasse sich ein Jeder im Namen Jesii Christi, zur Vergebung der Siindeih taufen, dann werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen. Jn deniselben Kapitel steht ferner: Auch bezeugte er ihnen niit vielen andern Worten, ermahnte sie und sagte: Lasset euch helfen von dieseni argen Geschlechte, die nun sein Wort gern aufnehmen, ließen sich taufen, und wurden an dem- selben Tage dreitaiisend Seelen hinzugetan Der Diacon von St. Ja1i, und der Pfarrer dieser Kirche, hielten eine la1ige Rede aus Joh. Z, wo Christus sagt: I) Es sei denn, daß Jemand voii Neuen geboren nierde, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Jch sagte, das ware zu den Alten gesprochen; aber er wollte HOIJUUPTSIL es wäre sowohl von den Kindern, als von Alten gesprochen; daraus wollte er schließen, daß die K"iiider. die Fohne Taufe sterben, verloren seien, was doch die Unwahrheit ist, denn den kleinen Kindern gehört das Reich Gottes, nach Christi eigenen Berheißungen Seine Rede aber, die Er niit Nicodeiiius gehalten hat, geht die Kinder nichts an, sondern allein die, welche Ohren haben zu hören und Herzen zu tiersteheiu aber sie stiitzteii sich immer darauf, es sei denn, daß Jemand geboren werde aus Wasser und Geist, kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Sie meinten, daß das Tau-sen mit Wasser die neue Geburt begrii1ide, und daß die Kinder dadurch wiedergeboren würden, was ein großer lliiverstaiid ist, denn nach den I) Worten Petrus verhält es sich, wie er in seinem ersten Briefe meidet: Machet eure Seelen keusch im Gehorsam der Wahrheit durch den Geist zu iingefärbter II. Tini. 1. 12. aAhostelg. L. 36. bJoK Z. S. cMatth IV. 14. di. Petri 1, 22. oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gestnnten. Bruderliebe, und habt euch unter einander brünstig lieb, aus rei- uem Herzen, als die da wiederum geboren sind, nicht aus ver- gänglichenn sondern aus unvergänglicheni Saamen, nämlich aus dem lebendigen e Worte Gottes, das ewig bleibt; und Jakobus sagt: Er hat uns gezeugt, nach seinem Willen, durch das Wort der Wahrheit, damit wir kErstlinge seiner Creaturen wären. Auch sagt Johannes: Wer da glaubt, das; Jesus ist Christus, der ist aus Gott geboren; nicht weniger sagt Christus: Was vom Fleische geboren ist, das ist Fleisch; aber was Vom Geiste geboren ist, das ist Geist. Verwundert euch nicht, daß ich euch gesagt habe: Jhr miisset von neuem geboren werden, der Wind bläset, wo er will, und du hörst sein Sausen wohl, aber von wannen er kommt, und Ioohiii er gehet, das weißt du nicht; ebenso ist es mit einem Jeden, der aus dem Geiste geboren ist. Sehet, dadurch wird man wiedergeboren, wenn man das Wort Gottes annimmt, denn der alte Mensch mit seinen Werken muß ausgezogen, der neue aber angezogen werden, und das ist kein Kinderwerk Dieses habe ich beigefügt, um euch die neue Geburt zu erklären. Auch haben wir mit den Jesuiten und den andern, von der Menschwerdung unsers Herrn Jesu Christi geredet, worin wir mit einander nicht iibereinkameih gdenn sie sagten, Er hätte Fleisch und Blut von Maria; ich erwiderte, Er wäre der Sohn Gottes, der von der Jungfrau Maria geboren worden ist; sie aber hätte keinen Mann verkennt; ich sagte auch, was dort Paulus ansiihrt: Da wir Gott versöhnt sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, wie viel mehr werden wir selig werden durch sein» Leben, wenn wir versöhnt Wind? So steht auch in den Geschichten der Apostel: Euchszuförderst hat Gott sein Kind Jesuni auferweckt, und hat es zu euch gesandt. euch zu segnen, das; ein Jeder sich bekehre von seiner Bosheit; und Johannes sagt in seinem ersten kBriefe: Das Blut Jesu Christi seines Sohnes, und nicht das Blut Maria; ebenso sagt der Apostel Paulus an die Corinther im ersten !Briefe: Der erste Mensch ist von der Erde und irdisch, der andere Mensch ist der Herr vom. Himmel; m und im Evangelium steht:. Wer von oben kommt, der ist über alles; wer von der Erde ist, der ist irdisch und redet von der Erde; der vom Himmel kommt, ist über alles, und zeugt, was er gesehen und gehört hat, und sein Zeugnis nimmt Niemand aus; wer aber sein Zeugnis auf- nimmt, der versiegelt es, daß Gott wahrhaftig ist; 11 und an die Hebräer steht: Darum, als Er in die Welt kam, sagt Er: Opfer und Gaben hast Du nicht gewollt, aber den Leib hast Du mir bereitet; und Matth 1 Vers 20 steht: Joseph du Sohn Davids, , fürchte dich nicht, ållkarim deine Hausfrau zu dir zu nehmen, denn was von ihr empfangen ist, das ist vom Heiligen Geiste; was sie empfangen hat (merkt wohl) ist nicht von ihr gekommen, sonst niüßte Er von der Erde sein, wie Maria war, und alle Adamskinder sind. Wir haben zwar nicht alles dieses mit ihnen geredet, sondern ich fiihre es nur an, damit ihr den Grund unsers Glaubens desto besser verstehen möget. Die Anderen haben viel mehr gesprochen, als ich oben angeL geben, aber ich habe nicht alles behalteir Jhre Meinung war, daß Er aus dem natürlichen Saamen Davids hergekommen wäre. Darauf bekennen wir, 0daß Er aus dem Saamen Davids hergekommen, nnd das; Er aus dem Geschlechte Davids und aus» der Jungfrau Maria durch die Kraft und i) Wirkung der Heiligen Geistes geboren sei, denn Maria wunderte sich selbst über dieses Werk, als sie die Botschaft von dem Engel empfing, und zum Engel sagte: Wie soll das zugehen, indem ich von keinem Manne weiß? Der Engel antwortete ihr: Der Heliige Geist wird von oben über dich kommen, und die Kraft 585 des Allerhöchsten wird dich überschattem weshalb auch das Heilige, das von dir geboren werden wird, Gottes Sohn genannt werden soll. qJn dem Evangelium Johannes steht: Jch bin das lebendige Brod, das vom Himmel gekommen ist; wer von diesem Brode essen wird, der wird in Ewigkeit leben, und das Brod, das ich geben werde, ist mein Fleisch, welches ich für das Leben der Welt geben werde. Merket wohl hierauf, woher dieses Brod gekommen sei, welches Er sein Fleisch nennt, ob es von Maria gekommen sei, die von der Erde war, oder ob es vom Himmel gekommen sei? Wir sagen mit Christo: Vom Himmel und nicht von der Erde, wo Maria her war. Ferner berichte ich euch auch, s daß wir etwas vom Abend- mahle des Herrn und vom Brodbrechen mit dem Diacon von St. Jan und ihrem Pfarrer geredet haben; sie hielten dafür, daß Christi Fleisch und Blut im Sakramente wäre. Darauf sagte Michael: Wenn dem so wäre, so äßen sie ja des Freitages Fleisch, was sie nicht gut aufnahmen und sagten, daß man solches nicht äße, wie anderes s Fleisch. Da sagte Kalleken aus Joh. S: Das Fleisch ist nichts näh; die Worte, die ich rede, sind Geist und Leben; ich aber führte ihnen die Erklärung Paulus an aus 1. Kot. 11 Vers 24z So oft ihr von diesem Brode esset und von diesem Kelche trinket, sollt ihr des Herrn Tod verkündigen, bis daß Er kommt; so ist Er ja, sagte ich, nicht darin enthalten. Sie sagten, Er wäre überall; es stand Tinte auf der Tafel, woran wir saßen; sie sagten, oder einer von ihnen sagte, daß Er in der Tinte wäre. Einer unter ihnen hatte eine Feder in der Hand und sagte: Er ist in der Feder; auch sagte einer von. ihnen, Er wäre in der Hölle. So schien es denn, nach ihrer Rede, daß Gott überall wäre; ich sagte: Die t Weisheit kommt nicht in eine boshafte Seele, und wohnt nicht in einem der» Siinde unterworfenen Leibe, denn der Heilige Geist weicht von den Ruchlosen Es fielen noch viel mehr Worte» von ihren Bildern und Götzen vor; ihr Sinn war, man dürfte sie wohl machen und darstellen, aber nicht anbeten, und wenn Jemand wäre, der solches täte, den sollte man strafen, wie sie sagten, in solcher Weise redeten sie. Da sagte ich zu den Jesuiten: Er- weiset man ihnen denn keine Ehre und keinen Dienst, wenn man Kerzen und Lichter davor stellt, und sie aus den Schultern trägt? Auch sagte ich: Der Heiden Götter sind von U Silber und Gold, und der Menschen Hände Werk; sie haben Ohren und hören nicht, sie haben Augen und sehen nicht. Einer unter ihnen, als·er das hörte, wollte sagen, daß sie keine hätten; aber als er sich recht bedachte, fand er doch, daß sie welche hätten, die von Gold oder Silber waren. Hiervon wurde zwischen Michael und ihnen noch mehr gesprochen, was ich aber erzählte habe, habe ich wohl behalten. Hiermit gute Nacht für dies Mal; gehabt euch wohl, leset es mit Verstand und haltet es noch geheim, damit es den Herren nicht zu Ohren komme. Von mir, Bartholomäus Bauten. Ein Testament von Bartholomäus Punkten, an sein Töchterleim welches nach des Vaters Tode von den Pfaffen ins Kloster getan worden ist; der Herr lasse es noch auf den rechten Weg kommen. Mein liebes Kind, s höre die Unterweisung deines Vaters und vergiß sie nicht, wenn dich Gott aufwachsen läßt und du zu deinem Verstande kommst; denke daran, wie ich dir vorgegangen bin, nach meinem geringen Vermögen, im Elende, welches Gott geklagt sei, um durch die·enge Pforte einzugehen; bdenn die Pforte ist weit und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, »Ro- JY IF) xaAåift Yqohz ed »Ist-sahe» Yuvxlsiieixigz s, Hur. use? ·., .ioeg.,. .o·,. .or. , . s, IF« kam. 1o. s. und-«. i, s. Rom. o, s. kein. I, se« «« « »Ist» e, Ei. kMattn es, es. weh. s, es. us. 4. »So-wo. 1, 4· hindurch· 7."1s. tWeiålx l, L. uPsqsm 386 Der blutige und viele sind, die dadurch eingehen; und die Pforte ist eng und der Weg schmal, der zum Leben führt, und es giebt nur wenige, die ihn finden. Hüte dich vor den falschen Propheten und denen die in c Schafskleidern zu dir kommen; aber inwendig sind sie reißende Wölfe; a11 ihren Friichten sollst du sie erkennen; man kann keine Trauben von den Dornen lesen, noch Feigen von den Disteln Mein liebes Kind, ich sage, daß es unmöglich ist; dar- um gieb doch Qlchtung auf ihre Früchte, denn es stimmt keines- wegs mit der heiligen Schrift überein, daß man Jemanden um seines Glaubens willen fange, ihn seiner Güter beraube und töte; solches hat ja weder Christus getan, noch seine Jüngey sondern sie haben selbst von den Ungläubigen leiden müssen, und sind von ihnen getötet worden, wie es klar am Tage liegt, daß Christus selbst unter die dUebeltiiter gerechnet und wie ein Lamm zum Tode verstummt. - Darum, mein liebes Kind, befleißige dich, diesem Hirten nachzufolgen, wenn du anders eins von feinen Schafen sein willst, e denn Petrus zeugt von ihm: Christus hat fiir uns ge- litten und uns ein Beispiel hinterlass en, daß wir seinen Fußstap- fen nachfolgen sollte11, der keine Sünde getan hat und in dessen Munde kein Betrug erfunden worden ist, welcher nicht wieder schalt, als Er gescholten ward, nicht drohete, als Er litt; Er stellte es aber dem anheim, der recht richtet. Also, mein liebes Kind, ist der Herzog des« Glaubens vorangegangen, kwie uns Paulus bezeugt; so sollen denn auch wir, weil wir solche Wolke der Zeugen um uns haben, alles von uns ablegen, was uns befchwert, und die Sünde, die uns anklebt; und laß uns auf den Herzog des Glaubens und den Vollender Jesum Christum sehen, welcher, da Er wohl hätte Freude haben mögen, das Kreuz erduldete, und die Schande nicht achtete und zur Rechten auf dem Stuhle Gottes gesessen hat. Dentet an den, der ein solches Widersprechesi von den Sündern wider sich erduldet hat, daß ihr nicht in eurem Mute mat werdet und ablasset, denn ihr habt noch nicht bis aufs Blut der Sünde widerstanden. So nimm denn, mein liebes Kind, dieses zu Herzen; auch ist meine väterliche Bitte an dich, wenn du zu deinem Verstande kommst, daß du dich zu denen halten wollest, die Gott fürchten, die die Allergeringften unter allen Völkern und dennoch die rechte Versammlung und Gemeine Gottes sind, die ihre Regel nach der Ordnung des Herrn und dem Gebrauche der heiligen Apostel eingerichtet haben, nämlich eine Taufe, die auf den Glauben gegründet ist und empfangen werden muß, wie Chri- stus befohlen hat und im Evangelium Matthäus geschrieben steht: gGehet hin und lehret alle Völker, und taufet sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes, und lehret sie halten alles, was ich euch befohlen habe; auch im Evangelium Markus: 11 Gehet hin in alle Welt, predigt das Evangelium allen Creaturen; wer glaubt und getauft wird, soll selig werden; desgleichen in den Geschichteti der Apostel: i Da Petrus dieselbe an vielen .bedient hat, welches Glaubensbe- kenntnis nicht allein mit dem Munde geschehen soll, sondern auch mit dem Herzen begriffen und mit den Werken bewiesen werden muß, k wie Johannes den Pharisäern und Sadducäern bezeugt, als er sie zu seiner Taufe kommen sah, wenn er sagt: Jhr Otter- gezüchte, wer hat denn euch geweissagt, daß ihr dem zukünftigen Zorne Gottes entfliehen werdet? tut rechtschaffene Früchte der Buße. Daraus kann man leicht einsehen, daß das Bekenntnis nicht genug sei, sondern daß auch die Reue des Herzens mit guten Werken bewiesen werden müsse, daß man den alten Menschen mit feinen bösen Werken zuerst ablegen und daß solches Imit einem reinen Glauben geschehen müsse, wie Philippus zu dem 15. ciJeL Es, 7. e1. Petri Z. 21 . keck-c· 12. g. M tt . us, is. iApoitctg. 2, «. «« «« b M tth. 7. W, les. Hishi-III. lcMattk Z, 7. lEhlx 4, 22. Schauplatz Kämmerer sagt: m Glaubst du von ganzem Herzen, so mag es wohl geschehen, denn alles auswendige Getön ohne Erneuerung des Geistes kann Gott nicht gefallen. Das Abendmahl aber halten wir zum Gedächtnis des bittern Leidens und Todes des Herrn, wie an die Korinther ausgedrückt wird: v Jch habe es von dem Herrn empfangen, was ich euch gegeben habe, denn in der Nacht, da der Herr verraten war, nahm Er das Brod, dankte und gab es seinen Jüngern und sagte: »Nehmet, esset, das ist mein Leib, der für euch gebrochen wird, solches tut zu meinem Gedächtnis; so oft ihr von diesem Brode esset und von diesem Kelche trinket, sollt ihr des Herrn Tod verkündigen, bis daß Er kommt. Soll man nun seinen Tod verkündigem bis Er kommt, so ist er nicht täglich in der Messe, noch in ihrem Götzendienste noch in ihrem Abgotte, mit welchem sie die Kranken in ihrer Not besuchen, wo Er nach ihren Aeußerungen sein soll; das ist fern von der Wahrheit. Was nun die Menschwerdung unsers Herrn Jesu Christi betrifft, so glauben wir davon, wie die heilige Schrift bezeugt; ich bin mit dem Bekenntnisse Petrus zufrieden, denn als Chri- stus seine Jünger fragte, 0 was die Leute sagten, wer Er wäre, so sagten einige: Jeremiasz Elias oder einer von den Prophe- ten; Christus aber fragte ferner: Was sagt denn ihr, wer ich sei; da antwortete Petrus: Herr, du bist der Sohn des lebendi- gen Gottes; desgleichen mich, wie Nathanael bezeugt: pDu bist der König von Israel. Paulus sagt: Da wir mit Gott versöhnt sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, wie viel mehr sollen wir selig werden durch sein Leben, nachdem wir versöhnt sind; auch sagt Johannes: c! Das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, macht uns von allen Sünden rein, und in den Geschichteii der Apostel steht: I« Gott hat sein Kind Jefum erweckt. Hat Er nun sein Kind auferweckt, so muß es ja tot gewesen sein; auch steht im Jesajas gefchriebem UEine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären. Hat sie nun Jhn empfangen, so ist das mein Glaube, daß sie nicht mehr empfangen hat, als sie gebar; ich bin auch mit dem Werke Got- tes zufrieden, wie es zugegangen ist. Daß ich glauben sollte, daß Er von ihrem Fleische und Blute sei, davon habe ich kein Zeugnis in heiliger Schrift, und bin daher mit dem zuvor ange- führten Bekenntnis zufrieden. t Ferner gebrauchen wir nach der Lehre Christi und der Apostel einen Bann, womit man die Un— gezogenen strafen soll, die ihren Glauben in ungebührliche Werke verwandeln (-wie Christus und Paulus bezeugen), und zwar bei denen, die sich unter die Gemeinschaft der Heiligen begeben haben, und mit ihnen zu einem Leibe getauft, nachher aber wieder in fleischliche Werke verfallen sind, als in Ehebruclx Hurerei. Totschlag, Völlerei, Abgötterei u. dgl. Darum, mein liebes Kind, wenn du zu Verstande kommst, so zögere nicht, das Kreuz aufzunehmen, so lieb dir deine Seele ist, denn es steht geschriebem U Wer zu mir kommt und haßt nicht Vater, Mutter, Schwester, Bruder, Weib, Kind, ja dazu fein eigenes Leben, der kann nicht mein Jünger sein; und wer nicht sein Kreuz aufnimmt und mir nachfolgt, der kann nicht mein Jünger fein. Deshalb muß man alles um des Herrn willen verlassen, denn Christus sagt ferner in demselben Kapitel: Wer nicht alles verleugnet, was er hat, kann nicht mein Jünger fein. Darum, mein liebes Kind, Vsiehe nicht auf den großen Haufen, sondern denke an die Zeiten Noahs, W wie wenig erret- tet worden sind, als die Welt durch die Sündflut unterging, X und daß nur drei in den fünf Stäsdten Sodom und Gomorrha iibergeblieben seien. So scheide dich denn, mein liebes Kind, von diesem geistigen streift. S. 36. 111. Kot. 11, 22. oMuttlx is, Ist. . stillst-stehst. Z, 26. sJeL 7, is. tm. H, 20. uLtIL 14, 26. . . to· . is. x L. Kot. S, 17. PJOL l, 49. tMntth. IS, IV. III. Moll: 7, 7. w1. Muse oder MiietnremrisSpiegel der Taufs-Gefinnten. 587 Sodom, damit du auch ihrer Sünden nicht teilhaftig werden mögest und« nichts von ihren Plage11 eucpfangest; z· auch steht L. Kur. G: Gehet ans von ihnen und riihret nichts Ilnreiiies an, sagt der Herr, dann will ich euch aufnehmen und euer Vater sein, spricht der allmächtige Herr. Da wir nun solche Verhei- szungen haben, meine G"eliebteste, so sollen wir uns von allen Befleckuiigeii des Fleisches und des Geistes selbst reinigen und mit der Heiligung in der Furcht Ojottes fortfahren, denn die Zeit wird kommen, s· daß diejenigen, die ihr Leben ungebührlich zugebracht haben, es beklagen werden, wenn sie sagen werden: Es ist Friede, es ist keine Gefahr; dann wird sie das Verderben schnell überfallen wie der Schinerz ein schwangeres Weib, und sie werden nicht entfliehen. - Darum, mein liebes Kind, sagt Paulus: Seid nicht in der Finsternis, damit euch der Tag nicht wie ein Dieb iiberfailez ihr seid sämmtlich Kinder des Lichtes und Kinder des Tages; wir sind nicht von der Nacht, noch von der Finsternis, darum las; rins nicht schlafen wie die andern, sondern laß uns wachsani und nüchtern sein; denn -die da schlafen, die schlafen des 9iachts, und die da trunken sind, die sind des Qiachts trunken; lrir ccber, die wir im Tage sind, sollen wachfam und nüchtern sein; auch sagt Petrus: Seid nüchtern und machet, denn der Teufel, euer Wi- dersacher geht umher lvie ein brülleiider Löwe und sucht, welcheii er verschlingez dem widersteht efest im Glauben, und wisset, daß eure Brüder, die in der Welt sind, b dieselben Leiden auch ertra- gen müssen. r Ebenso glauben wir auch eine Auferstehung des Fleisches, einen jüngsten Tag über Gute und Böse, Gerechte und Unge- rechte, so daß alle, die im Grabe liegen, die Stimme des Sohnes Gottes hören werden, und diejenigen, die Gutes getan liaben, werden zur Auferstehung des ewigen Lebens hervorgehen, die- jenigen aber, die Uebels getan haben, zur Auferstehung des Gerichts. « Darum, mein liebes Kind, c richte deine Gänge nach der heiligen Schrift, sie wird dir die rechte WalJrIJeit zeigen, denn wer suchet, der findet, dwerda klopft, dem wird aufgetan. Darum bitte den Herrn um Hilfe und Beistand, O denn Er ist ein Geber alles Guten, damit du nach diesem Leben die liebliche Stimme hören Mögest: Kvinrnt her, ihr Gesegneten ineines Vaters, ererbet das 9ieich, das euch von Llnfaug der Welt be- reitet ist, denn ich bin hungrig gewesen, und ihr habt mich ge- speiset, ich bin durstig gewesen, und ihr habt mich getränkt, ich bin nackend gewesen, und ihr habt mich gekleidet, ich bin ein Gast gewesen, und ihr habt mich beherbergt, ich bin gefangen gewesen, und ihr habt mich besucht. So übe dich denn hierin, mein liebes Kind, und habe hierin deine Lust; folge dem Rate des Tobiaky khast du viel, so gieb viel, hast du wenig, so gieb wenig, und das mit treuem Herzen. Ach mein liebes Kind, denke an das, was ich dir geschrieben habe, und sei den Leuten allezeit treu und gehorsam in allem, was nicht gegen die Wahrheit ist; sei fleißig in deiner Arbeit, bescheiden, freundlich und sanftmütig, denn die Frucht dei- Gei- stes ist allerlei Güte, Gerechtigkeit und Wahrheit. Hiermit befehle ich mein liebes Kind dem Herrn und denen, die Gott fürchten. Dieses ist geschrieben von mir, deinem Vater Bartholomäus Bauten, auf denselben Tag, als ich um des Namens des Herrn willen gepeinigt wurde, sowohl vor als nach der Falter. Alle, die ihr dieses leset oder lesen hört, bedenkt es und ver- wundert euch nicht, wenn dergleichen geschieht, denn der Apostel Petrus sagt: gMeine Liebsten, verwundert euch nicht, als ob euch etwas Neues geschähe, sondern freuet euch darin, daß ihr « y2. Kot. 7. 1. «. schen. s. s. a1. Petri h1. Kot. 15« As. seh. s. W. S, S. cMatth. ·7« 7. l, 17. eMattlx W, Ist. Hist-b. 4, A. s l. Petri 4, 1Z. d JaL der Leiden Christi teilhaftig seid, damit ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben mögt, wenn ihr anders um des Namens Christi willen hier geschmäht werdet, Amen. Von mir, Bartholomäus Bauten. Michael HazeL 1592. Jn diesem Jahre 1592 ist auch Michael Hazel, nachdem er iiber vier Jahre s um des christlichen Glaubens willen gefangen gelegen hatte, zu Weitling im württeirberger Lande den 7. Juli l) im Gefängnisse enthaupt worden, welcher fest, standhaft und wohlgemut O in dem Herrn geblieben ist, d obgleich er toährend seiner Gefangenschaft viel Elend und Trübsal hat leiden müssen. Er lag lange Zeit in Banden, und wußte nicht, ob er zeitlebens niiirde gefangen sitzen müssen, und gleichwohl wollte er den c Glauben und die Wahrheit Gottes nicht verlassen, was ihm darüber« begegnen möchte, und sollte es auch der Tod sein. Des- hsalb haben auch selbst die Urtgläubigen ein gutes Zeugnis ihm erteilen müssen, denn der Schloßvogt sagte selbst, das sei ein k frommer Ellicmn gewesen, sollte der nicht in den Hinimel ko1n- men, so wollte er sich nicht unterstehen g« anzuklopseiy ja wenn er ein solches Ende nehmen würde, so wollte er sicl) von Herzen dariiber freuen. Thomas Hatt. 1592. . Jm Jahre 1592 den zwölften Mai ist auch Thomas Han von Niktsberg zu Freiburg im Baierlande s um des Glaubens willen gefangen genommen; er ist auch sehr hart l) gepeinigt und ausgespannt worden, und damit er auf das, was sie begehrten, antworten undvon feinen! Glauben abfallen möchte, so haben sie ihn von acht bis elf Uhr an Stricken hängen lassen; aber er hat ihnen geantwortet: Jhr habt meinen Leib, tut damit, was ihr wollt; die c Seele werdet ihr mir nicht nehmen; ich werde euch auch das, was ihr begehrt, nicht sagen, noch Jeinanden dver- raten. Solltet ihr mir auch eine Ader nach der andern aus dem Lei-be ziehen, und alle Tage Von meiner . aut einen Riemen schneiden, so will ich doch e nicht abfallen, noch von der Wahrheit weichen. Sie haben ihn mit vielen Sehmähworten geschoben, z. B! daß er ein k Verfiihrer wäre und viele Leute zu der Wieder- täufer-Secte verführt hätte. Aber er sagte ihnen: ist die rechte, christliche Taufe und keine Wiedertaufe; und wenn er die ganze Welt bekehren könnte, so wollte er gern dreinial sterben, wenn es möglich wäre. « Als er nun etwa sieben Wochen gefangen gelegen hatte, so hat man ihn (weil man ihn nicht zum Abfalle bringen konnte) den 8. Juli in das Rathaus gebracht, um d-as Urteil über ihn zu fiillenx als dieses geschah, hat er sich zum gVolke gewandt und dreimal mit lauter Stimme gerufen: 11 Gott sei Ehre und Dank, daß es dazu gekommen ist und daß dieses sein Wille ist. Da band ihn der Scharfrichter und wollte ihn auf einen Wagen setzen; aber er sagte: Jch roill zum Tode gehen, gleichwie auch Christus, unser Herr, izum Tode gegangen ist. Darauf hat er angefangen zu singen. Der Diener befahl ihm zu schweigen: aber der Scharfrichter sagte: Laß ihn reden. Unterwegs hat sich ein Pfaffe an ihn gemacht, und es sind auch noch mehrere andere Leute niitgegangeir Der Pfaffe fragte (als er sich nicht unterrichten lassen wollte), ob er meinte, daß er und seines Gleichen allein gerecht sei, die andern alle aber verdammt wären. Der Bruder Thomas antwortete hierauf: Wir befleißigen icns eines frommen Lebens und meiden die Sünden; aber diejeni- c2. Kot? B. U. Jst-h. Its, 20. a link. 21, 11. b Apostelch 12, L. cJctZ 26,«15. « Mbttkx 10, M. cjMottkk 26, 14. eJoh. 17, 17. »k—L1ebI·-. 10, AS. gglpostelcx 26, 10. bLuI. 2, U. END. Z, 20. Muttlx S, W. 1Jvb. W, 17. ICRUJIL S, 12. aJerenr s2, 2. bAvoftelch 12, J. . kMcIttlx 27, 24. 588 FDer blutige gen, die k in Sünden leben wollen, stoßen wir von uns aus und leideii sie nicht; doch verdammen wir Niemanden, sondern ein Jeder, der Sünde tut, wird um seiner bösen Werke willen ver- dammt, und solches verkiindigeii wir ihm. Darauf sagte der Pfaffe: Wir strafen auch die Sünde. Der Bruder fragte: Was wollt ihr strafen? Wenn der IHirte iiicht gut ist, wie sollten denn die Schafe gut sein? Jhr seid falsche Propheten, wie wollt ihr denn die Falschheit strafen? Weiter sagte er zu dem Pfaf- feii: Gehe voii mir, du falscher Propbet, ich mag dich nicht länger« ansehen. Hiernächst fing der Pfaffe an, sein Sakrament zu erheben, daß es Christi wahrer Leib und wahres Blut sei, und daß der, welcher es gebraucht, keine Sünde habe. Der Bruder sagte: Jhr geht mit eurem Sakramente um und ver- kauft es ums Geld, wie Judas den. Herrn verkauft und verraten hatte; wir aber halten das 111 Abendmahl des Herrn zu seiiieni Gedäihtnisse, nach seinem Befehle. Darauf fragte er den Pfaf- fe1i, wo von dem Sakramente geschrieben stände. Der Pfaffe verstummte und wußte nichts zu antworten, als daß er sagte: Es steht iii der Bibel. Thomas fragte: Wo? Der Pfaffe sagte: Paulus schreibt im fünfzehnten Kapitel. Der Bruder sagte: Dem ist nicht so; und setzte hinzu: Gehe doch von mir, sdu falscher Propbet. Als sie auf den Richtplatz kamen, fragte der Scharfrichteiz ob er I! beten wollte. Das tat er und sagte dar- auf: 0Jch habe mein Gebet schoii verrichtet; fahre nun fort, denn ich wünsche aus dieser Welt zu sein. Dann ist er 1iiederge- kniet, und der Scharfrichter hat das Schwert rasch entblößt, um ihn zu erschrecken, und hat ihn dabei dreimal um Gottes willen gebeten, er wolle doch widerrufeii, so wolle er ihn gehen lassen. Aber der Bruder sagte: Jch 1I«widerrufeiiicht, darum fahre fort mit deinem Werke, denn es muß sein. Hiernächst hat ihn der Scharfrichter enthauptet, und er hat seinen Geist im Frieden Gott befohlen. Darauf hat der Scharfrichter den Leichnam aufs Holz gelegt, ihn ein wenig versengt und dann den abgehauenen Kopf mit dem übrigen Körper begraben, und obgleich es an jenem Tagesehr windig war, so ist doch, als man ihn brannte, der Rauch gerade auf gen Himmel gestiegen, wie solches« alle, die es gesehen haben, bezeugen können. Dieses ist zu Freiburg in Baiern sden 8. Juli 1592 geschehen. Matthäus Mair. 1592. -Jn demselben Jahre 1592, auf s Ntaria-R2agdalena-Tag, ist Matthäus Mair zu Wier im Gebiete Baden in Verhaft ge- nommen worden, was auf Anstiften eines Pfaffen geschehen ist; denn als derselbe aus der Kirche ging und des Bruders gewahr wurde, hat er seine Magd ihm nachgeschickh um zu sehen, ob er aus dem Dorfe ginge, und hat ihr dabei befohlen, sie sollte mit ihm in der Weise reden, als ob sie sich auch zu seiner Religion gesellen und gern mit ihm zu seinem Volke ziehen wollte; unter· dessen wollte er kommen und auch mehr Volk nachschicken, das mit ihm reden sollte. Mit solchen Worten hat die Magd den Bruder aufgehalten, bis der Pfaffe einige Bauern aussaiidte welche ihn b gefangen nahmen und nach der Stadt Baden fuhr- ten. Sechs Tage darauf, nämlich den 28. Juli, ist der gottlose Haufe der Pfaffen mit ihm fortgefahren, weil er ihnen nicht folgen un-d von seinem Glauben sabfallen wollte; was sie aber mit ihm geredet haben, oder was er ihnen geantwortet hat, das haben sie nicht an den Tag kommen lassen. Als man ihn zum Tode hiiiausführte, waren sein Schwager und einige seiner Freunde zugegen, die für ihn gebeten und sich auch erboten haben, Geld für ihn zu geben; aber sie haben nichts ausgeitichteh ja selbst nicht einmal, daß sie mit ihm hätten reden dürfen. Als er nun zum Tode ging, hat er unter dem Volke gefragt, 1Matth. 7, is. mMattb. W, 25. List. 22, 19. nEpb. S, is. 1«7, U. oL2ls1-ostelg. 7, So. pApostelg. 12, 2. Las. W, G. aLUL . Loh. 11. bAvoltem IS. s. - Schauplatp wo sein Schwager und seine Freunde wären; sie sollten zu ihm kommen, er wollte ihnen befehle1i, sie sollte1i zu seinen Brüdern und Schwestern sagen, daß sie sein Weib und Kind sich a1ibefoh- len sein lassen sollten, denn sie wären bei einem frommen Volke; dieses hat er überlaut zu dem Volke geredet. Da hat einer von seinen Freunden unter dem Volke ihn getröstet und gesagt, er sollte nicht weichen, sondern c tapfer sein, denn er hätte nun bald iiberwiindeii Da hat einer diesen Freund, der solches sagte, um deswillen geschlagen und gesagt, er wäre auch ein Keim, inan sollte ihm tun, wie auch den andern. Als nun der Scharfrichter diesen Bruder Matthäus ins Wasser gestoßen hatte, hat er ihn drei- oder viermal wieder herausgezogen und jedesmal gefragt, ob er widerrufen wollte; aber er hat allezeit Nein gesagt, so lange er hat reden können; also ist er den neunundzwanzigsten Tag des Monats Juli ertränkt worden und ist, durch Gottes Kraft, d standhaft im Glauben geblieben; aber es ist viel über seinen Tod gesprochen worden bei Hoheii und Niedrigein näm- lich, daß sie eine Mordtat an ihm begangen hätten, und haben den Verräter Judas und den Pfaffen verflucht; denn dieser Matthäus war ein wohlbekannter, guter und frommer Mann; darum hat ihm auch Gott Kraft gegeben, e im Glauben bis an sein Ende standhaft zu bleiben. » Der Neid! einiger CalvinischsGesinnten in der Stadt Mid- delburg war damals so groß wider die wehrloseii Schafe Chri- sti, die aus verschiedenen päpstlichen Städteii, um der Not der Verfolgung zu entgehen, zu ihnen gekommen waren und unter ihrem Schutze zu ruhen meinten, daß sie weder auf die demütigen Bittschrifteiu noch auf den zweifacheii Befehl des Priiizen von Oranien, der in den Jahren 1577 und 1578 der Obrigkeit da- selbst befohlen hatte, diese Leute in ihren Wohnungen ruhig zu lassen, nachließen noch darnach fragten, sondern diese Leute in ihrer Ruhe und ihrem Gottesdienste fortwährend störten. Dar- um hat Moritz, der älteste Sohn des vorgemeldeten Prinzen hochlöbl Gedächtn., welcher seines Vaters Fußstapfen nachfolgte, zuni dritten Male einen Befehl wider die Unterdrückung der vorgemeldeten Leute ergehen lassen, damit sie en-dlich einmal Ge- wisseiisfreiheit erlangen mochten, wie solches aus nachfolgendeni Befehle zu ersehen ist. Abschrift. Moritz geborner Prinz von Oranieiy Gra von Nassau, Markgraf von der Vere·2c., (an die; Ehrsamein Ho gelehrten, Weisen, Beschei- denen, Lieben, Beson eren er. Was! uns von wegen Majliaert, des Bürgers, und Josto Leoniße, Sägers und Holzhändlers, wohnhaft in der Stadt Middelburg zu erkennen gegeben worden ist, solches werdet ihr aus beiliegeiider Bittschrift ausführlich ersehen, und wiewohl wir gar iiicht bezweifeln, ihr werdet euch gegen die Kläger in dem Punkt wegen ihrer Bitte und Klage nach Jnhalt des Schlus- ses verhalten, den zuvor die Herren Staaten von Holland und Seeland in Ansehung dieser Sache gemacht haben, und euch nach solchen Befehlen und Briefen richten, welche zu Zeiten unser Herr Vater, der Prinz von Oranien .löbl. Gedächtnisses, den Klägern und Mitbrüderii von derselben Religion vergönnt hat, so haben wir de1iiioch euch hiermit ernstlich ersuchen wollen, weil diese Sache die Stadt Middelburg nicht allein, sondern diese cHebn 10, As. d Gib. Z, 16. Matth to, 22. eMarl. 1, s. lDaß der Neid einiger CalbinischsGesinnten in der Stadt Middelburg weder durch Bittschriften noch durch das zwcjfache Gebot des Prinzen von Oranieu gestillt worden sei, sondern, daß sie dessen allen ohnerachtet mt der Verfolgung der unschuldigen fortgefahren seien. , 1Was Prinz Moritz in dorgenieldeter Sache getan hat. D n vorgemeldeten Vcrsolgern wird geboten: 1. Sich gegen Klage: nach dem Bessehle der Herren Staaten auszuführen er. L. Sich nach den Befehlen zu richten, welche den Klägerii durch vor-genannten Prinzen verliehen worden lud. Z. Den Klä ern und ihren Mitbrüdern Religioiisfreiheit zu vergönnen. c. iesem allem nacFzufolgen bis aus nähere Order sc. oder Märtyrer-Spiegel der TaufssGesinntetr. 589 vereinigten Länder im Allgeineiiieii betrifft, daß ihr euch nach dem Jnhalte des vorgemeldetenSchlusses ni aller Stille »und Freundschaft richten wollet, und daß ihr vorgenieldete Klager und ihre Mitbrüder alle solche Freiheiteii genießen lassen wollet, die ihnen durch vorgemeIdete Schlüsse und Befehle insbesondere zugelassen worden sind, bis vorgenieldete Herren Generalstaaten dieservereiiiigten Lande vorgenannte Sache genauer betrachtet und dariiber verordnet haben werden, was uns angenehm sei1i wird, weil wir dasselbe überdies redlichund billig erachten. Und hiermit, Ehrsame, Hochgelehrte, Weise, Bescheidene, Liebe, Besondere 2c., seid Gott befohlen. - , de 4. ."r 1593. Jm Grafellkilsiizchrilejbemwgcltez sehr guter Freund Mauritius von Nassau Die Ueberschrift war: De1i ehrsamen, weisen und bescheide- nen, unsern lieben, besondern Burgermeisterin Ratsherren und Regenten von Middelburg. · Und war versiegelt mit Jhro Durchlaucht Siegel. Unten tand e« rieben: Verglichen nsiit dengi FrigiiialY und ist damit einstimmig befunden wovdcjk J· Mllcclld sc· Nacherinnerung Hieraufi ist (wie sich denken läßt) einige Ruhe erfolgt, »so daß das zerstreute Häuflein Christi andieseiii Orte anfing, ein wenig zuzunehineiy und in der Zahl sich auszubreitem unter- dessen verfolgte man im Papsttume die Leute noch bis auf den Tod, wovon uns unter niehreren andern, die dort ihr Leben ließen, nachfolgende Fälle bekannt geworden sind, woraus man die Drangsal damaliger Zeit, obgleich an einigen Platzeu Ruhe herrschte, abnehmen und beurteilen kann. Aeltjen Bitten nnd Maeykeii Wouters 1595. Aeltjen Baten war eine betagte Frau, Maehkeii Wouters aber eine Jungfrau, etwa vierundzwanzig Jahre alt, welzche beide in Sonhofen (im Amte Vogelgesang, welches zum Lykeri lande gehört) gebürtig waren, und dort wohnten. Diese hatten (durch Gottes Gnade) sdie wahre Erkenntnis des heiligen Evangeliums erlangt, daran geglaubt und sich nach derselben, wie sie es erfordert, I) zur Besserung ihres Lebens begeben und auf denselben Glauben an Jesum Christum sich taufen lassen, nach seinem c göttlichen Befehle und dem Gebrauche senier lieben Apostel. Weil man aber solches nicht leiden konnte, so sind sie zu Luyk (wo das Hofgericht ist) angeklagt worden, deshalb hat man sie von da aus auf folgende Weise d gefanglich einziehen lassen: Die Herren von Luyk haben einige Diener (welche Trup- pers genannt werden) diese senden sie durch das Land, wenn sie Jemanden in Verhaft nehmen lassen wollen. Von diesen Trav- pern haben sie vierzehn von Luyk 1iach Sonhofen gesandt, um diese beiden genannten Frauenspersonen, oder niehrere andere, in eVerhaft zu nehmen und nach Luyk zu bringen. Diese fingen Dleltjeii zuerst und dann auch Maeyken mit ihrem Bruder (der noch sehr jung war), denn sie hatten sich beide dazu bereit gemacht, und waren willeiis, daß, wenn dieselben ihren Vater erwischte1i, sie beide mit dem Vater gehen und ihn nicht verlassen wollten; weil sie aber den Vater nicht erwifchten, so ist ihr Bru- der den Trappern entgangen. - Sodann haben sie diese beiden kSchafe nach Luyk geführt; es liegt aber Hasselt, eine Stadt, von Sonhofen ungefähr eine Meile ab, wo der Weg nach Luyk durchzieht; in dieser Stadt eitggg Ruhe erfolgt sei. Aber im Papsttume ber- ii o » eAbostelg s, AS. nApostelg. El, s. 1 Es scheint, dalz hierauf folgte xnan sie noch bis auf de . eMatth. 16, is. bMurL 1, is. eAVOltelq 22, 19. fJokL 10. 27. haben die Bekannten dieser beiden Schafe ihnen sehr zugeredet und sie sehr beklagt, sdaß sie ins Gefängnis nach Luyk gehen müßten und sprachen ihr Mitleiden und ihre Teilnahme gegen dieselben aus; Maeyken aber sagte zu denselben: g Wenn es der Herr so beschlossen hat, so gehe ich lieber nach Luyk (nämlich um des Zeugnisses Christi willen) als nach Hause. Also haben sie ihre Reise durch die Stadt nach Luyk fortgesetzt, welches zusam- men ungefähr acht Meilen ausmacht. Als sie dahin kamen, wurden sie iii den b Turm des geistlichen Nichters zehn Wochen lang gefangen gesetzt. Jn dieser Zeit haben sie einander große. Liebe erwiesen (zu nicht geringer Erbauung und Stärkung), was daraus zu ersehen ist, daß die junge Tochter gern alles Ungemach, welches ihrer lieben, alten Schwester zugestoßen ist, an ihrem eigenen Leibe hätte ertragen mögen, wenn es anders niöglich gewesen wäre. Sie haben vielerlei Anstoß erlitten, teils durch Drohen und Schrecken, teils aber auch durch Schmei- cl)eleien, womit man gesucht hat, sie von ihrem Glauben abz1i- bringen. Einmal kam des Bischofs Caplan zu der jungen Tochter mit freuiidlichsscheiiiendeii Reden; er brachte eine Kanne Wein mit, in der Hoffnung, er würde sie überwinden, denn er stellte ihr die Sache mit sehr lieblichen Reden vor, ja er fiel auf seine Kniee und bat sie mit gefalteiien Händen, sie möchte doch abstehen und an die römische Kirche glauben; aber Maeyken hat ihre Treue erwiesen und des iTeufels Betrug abgeschlagen, so daß der Versucher weggegangen ist. Nachher kam ein Mann aus ihrem Dorfe zu ihr, der mit ihr Bekanntschaft hatte; dieser, als er nach Luyk kam, hörte, daß sie sterben müßte; deshalb ist sein Gemüt entbrannt, und weil er Mitleiden niit ihr fühlte, hat er gedacht: Sollte denn das junge Mägdlein sterben müssen? Darum nahm er sich vor, er wolle mit ihr reden, um zu sehen, ob er sie bewegen möchte; des· wegen ist er ins Gefängnis gegangen, hat Maeyken allein her- ausgerufen und gesagt: Ei, liebe Maeykeir möchtest du doch folgen, und ein Blatt umschlagem so würdest du von diesen Ban- den erlöst werden; wenn du dann wieder frei bist, so lebe wie zuvor. Darauf antwortete sie: Mein lieber Freund (mit Namen genannt), solltest du mir das raten, daß ich Gott ver- lassen und ein k siind des Teufels werden sollte? Der Mann sagte: So niußte du denn sterben. Darauf sagte Maeykeiit Jch wünschte, es gi1ig uns so; so gerne als ich den lichten Tag sehe. Da der Elliaiiic das hörte, ist er verstummt, so daß er mit weinen- den Augen umkehrte und ihr nichts mehr sagte. Sie sind beide des Donnerstags Nachts gepeinigt und aus— gelningt worden, aber sie l verhielten sich still und fielen in Ohn- macht. Da begossen sie Maeykeii mit Wasser, worüber Maeykeii gis-schrieen hat; weiter aber brachten sie aus beiden nichts heraus. Des:- Nachts lagen sie still bei einander; des Freitags Nachts aber Msaiigen sie iiiit großer Freude. Als sie nun lange gefan- gen gelegen hatten, hat man sie eudlich in des geistlichen Richters- Hof gebracht, und nach ihreni geistlichen Rechte verurteilt. Alls sie ihr Urteil vernahmen, dankten sie niit freudigem Mute, ja, gleichsam iiiit lachendein Munde dem Herrn. Nachher haben sie diese beiden Personen dem weltliihen Richter iiberantwortetz derselbe hat sie angenommen, und wieder in sein Gefängnis ge« führt, worin sie (einige Tage), uni des unbehaglichen Gefäng- nisses willen, in großer Not waren; der Herr aber hat fiir sie gesorgt, daß sie in dem Herrn Trost und Mut .faßten. Aeltjeii erhielt von ihreni Manne Geld und Decken gesandt; sie aber wollte kei1ie1i Gebrauch davon machen und schlug es also ganz und gar aus. Sie fragte ihr liebe Schwester. El12aeyken, ob sie es haben wollte; Maeykeii sagte: Jch habe es eben so wenig nötig, gApoltelg. 22, 15 und W, U. a Avostelg M, is. «O o. I, 1o. e, ro. iocpoitecix 12. i. meinest-is. is. es. « m« ««J«« 590 Der blutige Schaut-laß, als ·du, meine liebe Schwester, denn sie hofften, bald mit dem Herrn in aller Fülle und Freude zu leben. Ja, sagte Aeltjen, wenn auch die Türe offen stände, so würde ich doch nicht weg- gehen. Weil sie denn in allem ihrem Leiden so freudig in Gott waren, so haben sie in ihren Herzen Gott im Himmel gedankt, und Jhm im Gefängnisse Lob gesungen. Nachher v wollte man sie durch das weltliche Recht verur- teilen, welches, wie man sagt, durch vier Ratsherren geschehen ist, daß nämlich diese beiden Personen(um des Wortes Gottes willen), nachdem man sie gebunden, lebendig von der Maas- brücke hinabgeworfen und auf solche Weise ertränkt werden soll· ten. An demselben Tage, als den Samstag, sind zwei Männer von ihrer Heimat nach Luyk zu ihnen gekommen, um sie beide zu fragen, ob sie noch etwas zu besorgen hätten. Sie kamen aber, der Sache unkundig, und fanden sie in einer Kammer, wo die Herren saßen, um sie zu verurteilen, und sie standen mitten unter ihnen. Als nun Aeltjen ihren Bekannten sah, sagte sie zu ihm: Vetter, kommst du, uns noch einmal zu besuchen; wir hoffen innerhalb einer Stunde 0 unser Opfer zu tun; wir danken dir herzlich dafür; ich bitte dich auch, sage meinem Manne, daß er meine Kinder in der l) Gottesfurcht aufziehe. Maeyken sagte: Sage doch meinem Vater und meiner Mutter gute Nacht. Dieses redeten sie, als sie zwischen den Herren standen, und ihr Urteil erwarteten. Als« die Männer noch ein wenig stehen blieben, hat sich einer von den Herren vor Maeyken gebeugt, und sie gebeten, sie wolle doch abstehen und an die rbmische Kirche glauben, so sollte ihr das Leben geschenkt sein. Darauf sagte Aeltjen: a Wir begehren zu sterben, wie die Apostel Christi getan haben. Als nun die letzte Stunde herbeikam, hat man sie aus dem Gefängnisse gebracht; hierüber haben sie beide voller r Freuden angefangen zu singen, Gott zu danken und ihn zu loben; aber leider wurde dies den armen Schafen nicht lange zugestanden, denn, was man Dieben und Mövdern vergönnt, nämlich zu reden, das wurde ihnen verwehrt. Man führte sie nachher wieder nach dem Gefängnisse zurück; hier verstopfte man ihnen den Mund und s führte sie wie stumme Schafe zur Schlachtbank und zum Tode. Als sie nun auf die Maasbrücke kamen, erhoben sich unter dem gemeinen Volke mancherlei Gerüchte von diesem Handel; der lScharfrichtey als sie an den verordneten Platz kamen, fing an, sie zu binden; aber sie durften nichts reden, bis der Scharfrichter das Tuch, das vor ihrem Munde war, losband und ihnen dasselbe um die Augen legte. Da sagte Aeltjen zuerst: Ach, Herr! das ist wohl· eine schöne Stadt, t wenn sie nur mit Ninive Buße täte, und als sie sich so Gott anbefahl, hat sie der Scharfrichter sofort von derBrücke ins Wasser geschmissen, wor- auf sie sogleich untergegangen ist. « Hiernächst hat der Scharfrichter der Maeyken gleichfalls das Tuch Vom Munde genommen, worauf man sie zum Schar«f- richter sagen hörte, vergönne mir, daß ich in meiner höchsten Not uzu Gott beten und Jhn anrufen möge. Der Scharfrichter sagte: Bitte du unsere Herren, die Obrigkeit, und glaube mit uns an die römische Kirche, so erhältst du dein Leben. Maeyken sagte: Jch habe die Obrigkeit nicht beleidigt, darum gebührt mir auch nicht, sie anzubetem der Scharsrichter aber gab ihr kurze Antwort, vergönnte ihr keine Zeit, sondern warf sie so- gleich über die Brücke hinab. Sie ist aber nicht so schnell wie Aeltjen gesunken, sondern mit blühenden Wangen noch lange auf dem Wasser dahingetriebenz man sagte,«ungefähr bis unter dieStadt Also haben diese beiden Christen ihr Leben Gott zu Ehren den 24. Juli 1595 geendigt. Psalm AS, L. asiötth 12 l. pEpQ Es, c. tciclbosäelcp U, s. . « III-b. ePsalm «» U. ist-n. I, 14 un) s. ·. Zu R, 2 s, If. I. ukfsalv U, Hier folgt ein Brief, den Maeyken Wouters aus dem Gefängnisse an ihre Eltern und andere ihrer Glanbensgesiossesc gesandt hat. Die s iiberschwängliche Barmherzigkeit Gottes, unseres himmlischen Vaters, durch Jesuni Christum, seinen einigen Sohn, unsern Herrn, wünsche ich euch, mein lieber Vater und meine« liebe Mutter, Brüder und Schwestern, die ich sehr herzlich liebe, b aber unsern himmlischen Vater über allesz denn Er hat mich berufen, daß ich Jhm sein Leiden tragen helfen soll, wie ich Jhn denn oft darum gebeten habe, wenn ich anders dazu würdig wäre. O Darum bin icl) Jhm mit großer Freude nachgefolgt Meine lieben Eltern, meinet ja nicht (obgleich ich leiblicher Weise von euch und der Heerde Christi geschieden bin), ddaß mein Bräutigam mich verlassen werde; bedeutet, daß Er ge- sagt hat: Wenn auch eine Mutter ihr Kind verIieße, so will ich meine Auserwählten (die mir mein himmlischer Vater gegeben hat) doch nimmermehr verlassen. Darum werde ich wohl bald erlöset werden, wennzes Jhm gefallen wird. Wenn ihr mich aber mit zeitlichem Gute erlöset, so raubet ihr unserem Bräuti- gam seine Ehre und glaubet nicht, daß Er mich erlösen werde. Darum, meine lieben Eltern, betriibet mich nicht mehr damit, die Unkosten zu bezahlen, denn ihr habt mich Tag und Nacht sehr beschwert, indem ich euch so oft habe bitten lassen, daß ihr mich nicht auslösen sollt nnd ihr mir keine Llntwort darüber geschrieben habt. . Darum, meine lieben Elternpredet doch mit unsern Freun- den, damit ich von euchoder von den Andern einen tröstlichen Brief empfangen möge, wodurch mir eine große Freude bereitet werden würde; sonst begehre ich keinen Trost von irgend einein Menschen, e sondern allein von unserm himmlischen Vater, der uns versorgen kann. - Ach, lieben Freunde! wenn ich standhaft bliebe in dem, was mir mein himmlischer Vater auflegt, k welch einen großen Schatz hoffe ich damit zu sammeln, welcher mir dermaleinst werden wird, worüber ich mich sehr freue! Ach, meine lieben Eltern, ist das nicht- eine größere Freude, als wenn ich gegen euren Willen gehandelt hätte, und miteinem Jünglinge davon gegangen wäre, wie ihr wohl von andern Dirnen gehört habt? Darum freuet euch, und globet den Herrn in eurem Herzen, weil der Herr mich bunwürdigen Menscheii dazu würdig gemacht hat, und ihr mich auch zum Preise Gottes auferzogen habt. Bei« denket was noch weiter geschrieben stehet, wenn der Herr sagt: iSelig seid ihr, wenn man euch um meines Namens willen verfolgt und schmähet; seid fröhlich und getrost, es wird euch im Himmel wohl belohnt werden. Wisset, liebe Eltern, daß ich bei vielen Herren und Obrigkeitem auch bei den Pfaffen und Jesui- ten gewesen bin, die nichts suchten, als meine Seele zu ermorden. Aber der Herr, unser Gott, gab mir I( Weisheit und Verstand und einen Mund zu reden, wie ich hoffe, das; es unserm lieben Herrn gefallen wird. Sie haben mir auch oft von der ewigen Verdammnis gesagt, und zu mir gesprochen: Wenn du deine Secte nicht verläßt und» nach der heiligen römischen Kirche lebst, wie die ganze Welt tut, so wirst du so wahrhaftig, als Gott in dem ewigen Leben ist, nimmermehr zur Besserung kommen. Da antwortete ich ihnen: IJch zweifle nicht, sondern hoffe, daß wir ans Gnaden die ewige Freude erlangen werden, wenn wir es mit des Herrn Hiilfe bis ans Ende bringen. Darauf sagten sie zu mir: Gott hat nichts mit dir zu tun; du bist ein Teufelskind, der Teufel hat dich bei der Gurgel, er wird dich bis ins Feuer hartnäckig m-achen. Gott hat dich schön erschaffen und nach as. Tini. l, L. bMattkb 22, AS. W, 27. dMatth W, I. Hebt. Si, s. Les. 49, IS· W, is. IPhiL 4. Evlx Z« Its. tiAvvftelcd S. 47. M, W. Ins. El. U. lApostela. Hi, U. Mattb 25, 21 PbiL I, 29. cApoftelg. Z, 42. K r . f Fels. o . 1, 4 Mark. oder· seinem Bilde gemacht; ist es aber nun nicht zu bejammern, daß du eines schändlichen Todes sterben und dereinst das ewige Feuer ererben mußt? Jch sagte zu ihnen, daß ich, wenn es Gott ge- fiele, lieber sterben als von meinem Glauben abfallen wolltex deshalb bi11 icl) viel lieber heute, alsmorgen bereit; ich will die Bienschen m nicht fürchten, die doch sterben müssen, sondern ich will viel lieber meinen himmlischen Vater fürchten, der mir das Leben gegeben hat; 11 Verliere ich es dann auch (um seinet- wille1i), so kann Er mir es wiedergeben. Darum sind sie von mir geschieden. Der 0 allmiichtige, starke und gewaltige Gott, unser hiinnilischer Vater, der uns allezeit das Feld erhalten hilft, und diejenigen nicht verläßt, die ihre Hoffnung auf Jhn gesetzt haben und ihren Glauben an Jhn nimmermehr verändern (der Herr, unser Gott, der in dem l) höchsten Trone der Herrlichkeit sitzt) wolle uns zu Hülfe kommen; Er ist allein würdig Lob und Dank zu nehmen, Ehre und Preis und Segen, von Einigkeit zu Ewigkeit, Amen. Hiermit grüße ich meine lieben Eltern, Bruder und Schwe- ster sehr herzlich mit dem Frieden des Herrn. Lieben Freunde, wenn ihr euer q Gebet vor den Herrn bringt, so vergesset mich nicht; ich werde euch auch nicht vergessen; der Herr wolle unser Helfer sein, Amen. Noch einmal griifze ich insbesondere Vater und Mutter, Bruder und Schwester, und ferner alle Gläubigen und Liebhaber der s Wahrheit, bittet s·cimmtlich herzlich für mich. So viel als mir der Herr Gnade gegeben hat, hoffe ich nieinen Fleiß anzu- wenden. Gott sei mit uns allen, Amen. Diesen Brief habe ich schreiben lasse1i, als ich um des Zeug- 1iisses der s Wahrheit wille11 in der Stadt Luyk tgefangen lag, im Jahre 1595. Jch, Maeykeii Wouters, ein schwaches Glied der christlichen Gemeine, die ich die U Mahlzeicheti meines Herrn an meinem Leibe trage; nun, gute Nacht euch allen. Annekcn von den Hove. 1597. Unter der Regierung des Erzherzogs Albert ist zu Brüssel eine Jungfrau, genannt Annekenl von den Hove (ei1ie Dienst-» niagd und des NicolausRampaerz Schwester) um ihres E! Glau- bens willen, und weil sie Christo nachfolgte, in Verhaft genom- nien worden, welches (wie man sagte) durch b Verrätherei des Pfarrers von der Savelkirche zu Brüssel geschah. Diese Anneken hat zwei Jahre und sieben Monate c gefan- gen gesessen, in welcher Zeit sie sowohl von den Pfaffen, Midn- chen, Jesuiten, als anderen, die sie zum Abfalle von ihrem ange- noninienen Glauben zu bringen suchten, große Anfechtungen erlitten hat. AberT welche Mühe sie auch anwandteih durch Ver- höre, Qualen, schöne Verheiszungem Bedrohungeiy langwierige Gefangenschaft und dergleichen, so ist sie desse1iungeachtet in dem d Glauben an ihren Herrn und Bräutigam stets standhaft ge- blieben; endlich den 9. Juli 1597 sind noch einige Jesuiten zu ihr gekommen und haben sie gefragt, ob sie sich noch bekehren lasse1i wolle, so wollte man sie freilassen. Darauf hat sie mit Nein geantwortet. Sie boten ihr nachher an, sie wollten ihr noch sechs Monate Bedenkzeit geben, aber sie hat keine« Frist begehrt, sondern gesagt, sie möchten tun, wie es sie gut dünkte, denn sie verlangte nach dem Orte zu kommen, wo sie dem O Herrn ein angenehmes Opfer tun könnte. Als diese Antwort bei den Nichtern angebracht wurde, haben« sie ihr zwei Stunden darauf Insel. di, 7. nMattlr 10, W. Apostels-i. 17, AS. as. Kot. 2, le. Röar Z, Z. pLuk. 2. U. Offenlh s, O. cisebrx 13, s. tEpb. S, W. s Ich. U, s7. t1» Kot« 12, 12. Ehh. S, 25. UGCL S, 19. IVon der Annelen von den Hove Gefangenschaft und Tod. OAlIe Mittel, mn sie zum Abfaslle zu bringen, waren vergeblich. USie begehrte keinen Aut- schnb. « Ein unvermutetes Todesurteil it. sah. s, 4. Mattlx 19, 28. lILuL 21, 11. cJen 32, L. List. 12, 4. dMattb to. 20. Mattb IS. I. eRöm 12, I. Jjäsjirttircrgspiegcl der Tanfs-Gesiiccitcii. 591 angesagt, sie sollte sich bereit machen, wenn sie sterben wollte, es sei denn, daß sie sich noch bekehren wollte. Deshalb« ist das Hofgericht in Begleitung einiger Jesuiten um acht Uhr mit ihr eine halbe Meile vor die Stadt Brüssel gegangen, wo ein Loch oder Grab gemacht wurde; unterdessen hat sie fiel) selbst freiwillig entkleidet, worauf man sie lebendig in das Loch oder die Grube gelegt hat, und« als sie zuerst die Beine mit Erde bedeckten, haben die Jesuiten, die dabei waren, sie gefragt, ob sie sich noch nicht bekehren und abstehen wollte. Sie antwortete, Nein, sondern sie wäre froh, daß die Zeit ihres Abschiedes so nahe vor der Türe wäre. Als die Jesuiten ihr verhielten, das; sie nicht allein zu erwarten hätte, daß ihr Leib in der Erde lebendig begraben werden würde, sondern daß auch ihre Seele die ewige Pein des Feuers in der Hölle zu erleiden hätte, antwortete sie, sie7 hätte ein ruhiges Gewissen und wäre versichert, daß sie selig stürbe und das ewige unvergängliche Leben voller Freude und Wonne im Himmel bei Gott und allen seinen Heiligen zu erwarten hätte. sz Unterdessen hat man immer Erde u1id (wie wir berichtet worden sind) dicke Rasenstücke oder abgestoche1ie Fklöße von grasi- ge1n Lande auf ihren Leib geworfen und sie damit bis an den Hals bedeckt, aber wie sehr man ihr auch mit Fragen und Be— drohuiigen zusetzte und ihr verhieß, sie frei aus der Grube zu lasse1i, wenn sie widerrufen wollte, so war doch alles vergeblich, sie wollte nichts davon hören. » · Darauf« hat man endlich auf ihr Angesicht und den ganzen Leib noch viele Erde (abgestochenen Nasen) geworfen und mit den Füßen darauf gestampft, damit sie desto eher sterben möchte So war das Ende dieser frommen Heldin Jesu Christi, die ihren Leib der Erde übergeben hat, damit ihre Seele den Him- mel erlangen möchte; also hat sie einen guten Kanipf gekämpft, den Lauf vollendet, Glauben gehalten und die Wahrheit ritterlich bis in den Tod bezeugt. Weil sie denn nun ihren lieben Vorgänger Christum Jesum so lieb hatte, daß sie Jhm nicht zur Cananäischen Hochzeit, son- dern selbst zum Galgenberges (so zusagen) nachgefolgt ist, so kann ihr die Ehre und der Name einer treuen Märtyrerim die um ksdeines Namens willen dieses alles erlitten hat, nicht entzogen wer en. Darum wird sie auch dermaleinst als eine kluge Jungfrau, ja als eine liebe Freundin des Herrn, wenn sie ihrem himnili- schen Bräutigam entgegen gehen wird, in den himmlischenm Sälen der unsterblichen Herrlichkeit mit allen standhaften Die- nern und Dienerinnen Gottes freudig bewillkommt und aufge- nommen werden. O Gott, sei auch uns, die wir noch leben, gnädig, damit wir bis an’s Ende treu bleiben und mit ihr nebst allen Heiligen dein feliges Erbteil empfangen mögen. Nachbericlst von der Ursache des Todes der Annelen von den Hove. Man! ist von la1iger Zeit her der Meinung gewesen (wozu einige Reformirte die Veranlassung gegeben haben), daß die vorgemeldete Annekeii Von iden Hove um des« Ealvinischen oder sogenannten reformirten Glaubens willen gestorben sei, aber man hat diesem von jeher sowohl durch mündliche als schriftliche Zeugnisse mit Recht widersprochen; unter andern durch einen— Brief, der im Monat Juli (als sie aufgeopfert ward) von Je· manden von Antwerpen an einen seiner Freunde geschrieben IMan aina des Morcldns um acht Uhr zum Gericht: eine ungewöhnltclje Sache. »Man begrub sie langsam. sTrost ihres Gemütes. IJhr Abschied aus diesem Leben. VSie folgte Christo nach, so zu sagen, bis aus den Galgenbercx U Solches alles wird der Herr: belohnen. 1Dasz Anneken von den Hove der Ealvintschen Religion zugetan geloelen sein sollte; solches wird mit schriftlichen und mündlichen Zeugnissen widerlegt. 592 worden ist, worin gemeldet wird (nach päpstlicher Weise), daß sie lebendig bei Brüssel begraben worden sei, weil sie zu den Anabaptiften oder Wiedertäufern gehört habe. · Ein« Jahr darauf, nämlich 1598, ist durch öffentlichen Druck die katholische Schutzschrift durch Franciscus Kloster, er- schienen, worin Blatt 160 die Worte gefunden werden: Auch hat man zu Brüssel der Anneken von den Hove nicht Unrecht getan, weil man mit ihr nach den alten Gesetzen der Kaiser verfahren ist, vielweniger dürfen die Calvinisten die Herren anklagen, denn sie ist als Mennonitiii und Wiedertäuferin erfunden worden, von welchen Calvin selbst bekennt, daß sie gestraft werden müßten re. Siehe vorgemeldetes Buch. gedruckt zu Antwerpen bei Joachim Trogesius 1698 an dem angeführten Orte. Nachher ist im Jahre 1601 ein anderes Buch zu Antwerpem durch Hieronymus Verdrussen gedruckt, herausgegeben worden, genannt ,,Kurze und wahrhafte Erzählung von dem Leiden eini- ger frommer und herrlicher Märtyrer 2c.", worin sie kurz vor ihrem Ende für eine Wiedertäuferin ausgegeben wird. Außerdem« hat auch ein gewisser Schulmeister und Küster der päpstlichen Kirche zu Aelst, der damals in Brüssel hart an der Steinpforte, wo sie gefangen war, wohnte und ihr öfters zu essen gebracht hatte, mündlichen Bericht davon abgestattet (naeh glaubwürdigen Zeugnissen), daß sie einen solchen Glauben» und eine solche Religion wie die Mennoniten gehabt habe ge. Auch war es damals und kurz darauf zu Brüssel ein allge- meines Gespräch unter denen, die einige Kenntnis von ihrem Glauben hatten, daß sie darin mit den Anabaptisten oder Wie- dertäuferii einstimmig gewesen sei 2c. Erzählung des Untergangs einiger Tyrannen dieser lebten Verfolgung. Wir wollen dieses Jahrhundert mit demjenigen beschließen, womit sich vormals unser altes Opferbuch auch geendigt hat, und den Untergang einiger Tyrannen erzählen, welche keine geringe Ursache dieser letzten und schwersten Verfolgung gewesen sind. GleichwieI der alte Mann, der von dem Könige Antiochus nach Jerusalem gesandt war, um dort viele Gräuel anzurichten und wider das Gesetz Gottes zu tyrannisiren, dennoch das Volk Gottes und das Gesetz nicht hat unterdrücken können, sondern das Wachstum derselben trotz der Verfolgung hat sehen und daneben leiden müssen, daß sich das Land durch Kriege und Auf· ruhr dem Könige widersetzt hat, eben also ist es auch dem alten Ferdinand Alvares von Toledo, sonst Herzog von Alba genannt, ergangen, den der König Philipp der Zweite von Spanien in die Niederlande gesandt hatte. Wie sehr er auch darnach getrachtet hat, daß Jedermann den Gräuel der Abgötterei annehmen und denselben über Gott und sein Wort verehren möchte, ja, wie sehr er auch gewütet hat, die rechten Liebhaber der göttlichen Wahr- heit und eifrigen Nachfolger des heiligen Evangeliums auf ein- mal auszurotten, so hat er doch seinen frevelhaften Vorsatz nicht vollbringen und sein wüthendes und blutdürstiges Gemüt nicht sättigen können, denn« unter seiner strengen und blutigen Vers« folgung hat die Gemeine der Gottesfürchtigem die reine Braut Christi, wie eine schöne Rose unter den stechendeii Dornen allezeit geblüht und ist fruchtbar gewesen, um Lobe des Allerhöchsten Aber er selbst, der ü er alle « erren in den Niederland-en zu herrschen und« andere zu unterdrücken suchte, hat von einigen unter denen, die er zu vertilgen suchte, welche doch nicht zu den wehrlosen Schafen Christi gehörten, harten Widerstand erlitten, IDie Talvinisiden eieso irren, sagt . Kosten-s, dtirsen nizt über den Tod der dorgerneldeten Annelenrkia en. «M ndlicher sbericht des chulmeisters zu stellt. der idr zu essen nedta i se: v m Ty am: , den ais-»aus as« den-tat m sei d: o : m so . essekssi"esiksrs seitens-kit-sage»nikspsxågsiniåzssrksgksss»si- U S c . il c dckkfeliied e Gemeine Jesu Christi nicht vertilgen können. « « Der blutige Schaut-laß, so daß er, nachdem er in sieben Jahren seine Lust im Blutver- gießen, Würgen und Morden um des Glaubens willen gebiißt hatte, als das Land um seinetwillen voll Krieg war, mit Schans den hat abziehen« müssen, und mit ihm Jan Vergas, einer seiner Bluträte, was von vielen als eine Strafe Gottes für seine Bos- heit angesehen wurde. Aber« noch schärfer lief es ab mit Jakob Sessel, einem der vornehmsten in seinein Mordgerichte und Jan de Bis, Amtmann von Jngelmünstey welche kurze Zeit darauf, ohne daß das Urteil gefällt und ihnen angekündigt worden wäre, aus dem Gefäng- nisse geholt, vor die Stadt Gent hinausgeführt und an einem Baum aufgehängt worden sind. Und wie sie viele unvermutet zum Tode verurteilt haben, ebenso hat man sie auch unvermutet umgebracht, und es ist ihnen auf solche Weise s mit eben demselben Maße gemessen worden, womit sie andern gemessen haben, bworan man die gerechte Strafe Gottes über diejenigen, die Christum und seine Glieder verfolgen und töten, wohl erkennen kann. Ein« Beispiel hiervon liefert auch der Oberamtmann von Halewym genannt Georg de la Rade, der zur Tyrannei über die Kinder Gottes durch Verfolgen, Verjagein Fängen und auf an- dere Weise mitgeholfen hatte, welcher, als er im Jahre 1571 unter andern auch einen Hutmachen Adrian Janß genannt, der zu Rhssel um seines Glaubens willen verbrannt worden ist, in Berhaft hat nehmen lassen, das Jahr darauf an demselben Orte, wo Adrian gefangen saß, einigen trunkenen Leuten begegnet ist, mit welchen er nebst seinen Dienern in ein Gezänk und in.eine Schlägerei geriet, wobei er so stark verwundet wurde, daß er lange Zeit an der Verletzung im Bette gelegen hat, und zuletzt mit unruhigem Gemüte eines schmerzhaften Todes gestorben ist. Er ließ vor seinem Ende mehrere Beichtväter kommen, c die ihm gleichwohl den nagenden Wurm des anklagenden Gewissens nicht benehmen konnten, sondern er mußte als ein Tyrann sein Leben in Unruhe endigen. " d Wie schwer es aber fällt, wider den Stachel zu lecken, ist insbesondere an Peter Titelmanf Diacon von Ronse, zu ersehen, welcher der bedeutendste Keizermeister in Flandern war; derselbe wurde um diese Zeit zu Kortryck miteiner schweren Krankheit von Gott heimgesucht, e denn die Läuse brachen so häufig aus seinem bösen Leibe, daß man ihn davon nicht hat reinigen kön- nen, obgleich man ihn wohl zwei- oder dreimal des Tages mit schöner Leinewand und dergleichen erfrischt und gereinigt hatte, es war jedoch kein Hülfsmittel ausreichend, bis er endlich auf solche Weise sehr elend und jämmerlich gestorben ist. Von’ diesem Diacon von Ronse wird noch erzählt, daß er einst mit einer geringen Anzahl Menschen ausgezogen« sei, um die Zeugen Gottes in Verhaft zu nehmen und sie den Peinigern und Mördern in die Hände zu geben. Als er nun an einem Abende in eine Herberge kam, zu einem Schulzen, der mit vielen von sei- nen Dienern ausgezogen war, um die Landstreicher und bösen Menschen zu fangen, sagte der Schulze zu Ronse mit Verwun- derung, wie er mit so wenigen Dienern sein Leben wagen möchte, andere Leute zu fangen, denn wenn ich das täte (sagte er) ith würde das Leben nicht lange behalten. Darauf antwortete der Diacon Ronse, er wäre« hierin ohne Furcht, weil er nur ausgzoi gen wäre um gute Menschen zu fangen, von welchen er keine e- IDer Herzog don Alba zieht aus den Niederlandem und mit ihm einer Namens Jan Berges. «Jalob Hessess und Jan de Bis Untergang. Ulion Georg de la Rade, einem Tyrannen, der von trunkenen Leuten bis zum Tode verwundet worden und kurz daraus unruhig gestorben ist. »Von Peter Titel- man, iietzerineister in Standes-n, und seinem elenden Tode. sVon einem ge- tvissetti Dkrxidbeäz ver sich zwischen vorgenannteni Keyermeisterscnd einem Obersten zuge rage . and. 7. L. bslpostelm O. s. M s. eurem. Ader. r. . i, es ein-often. e, s. se. make. o. . Z« starb. Z. Ipostelw US, 28 oder Märtyrer-Spiegel der Taufs-Gesinnten. fahr zu erwarten hätte. Darauf antwortete der Schulze (iiber Ronses Reden, die ihm sehr bedenklich geworden), fängst du die guten Leute, und ich die Bösen, wer kann dann ungefangen blei- ben? Hiermit hat dieser Diacon von Ronse über sich selbst Zeugnis gegeben, daß er seine Hände an die k Gerechten gelegt, die ihm keinen Widerstand geleistet hätten. Ebenso ist auch aus dieses Schulzen Reden zu ersehen, daß er selbst wohl gewußt hat, daß die Macht der Obrigkeit nur zur Bestrafung der gBösen, und zum Schutze der Guten angewandt werden müsse, und daß deshalb dieser Ronse mit seinen Anhängern, seine Macht an diesen Leuten schändlich mißbraucht habe. Ferner« hat es sich zu Dixmuyden in Flandern im Jahre 1553 zugetragen, als der fromme Wouter Capelle, dessen in die- sem Buche gedacht worden, um der Wahrheit willen verbrannt worden ist, daß dort ein einfältiger, alberner Mensch lebte, der von den Herren von Dixmuyden unterhalten wurde; dieser ging von einem Hause zum andern, und wurde so von den guten Leu- ten gespeiset. Weil nun der vorgenannte Wouter Eapelle (seines Handwerks ein Zeugmacher) ein sehr mildtätiger Mann gegen die Armen war, der von seiner Hände Werk mitteilte, so ist dieser alberne Mensch zwei oder drei Tage vor Wouters Ver- haftung, spät Abends, in dessen Haus gekommen. Wouter fragte ihn, ob er zu essen begehre; er bejahete diese Frage, worauf ihm Wouter zweimal ein Stück geholt hat, bis er nichts mehr begehrte. Als nun Wouter Eapelle zum Feuer verurteilt war, hat dieser alberne Mensch gerufen: Jhr Diebe und Mörder, ihr vergießt unschuldiges Blut; dieser Mann hat nichts Böses getan, sondern hat mir reichlich zu essen gegeben. Solches rief er beständig, und als Wouter zum Feuer geführt wurde, ist er auch mit hinzugetreten, um mit -dem VerUrteiIteUV ins Feuer zu laufen, so daß sie ihn mit Gewalt haben sortschaffen müssen. Als Wouter todt war, ist der verbrannte Leib außerhalb der Stadt auf das Galgenfeld gebracht worden; dahin ist dieser alberne Mensch täglich gelaufen und hat weder Schnee noch Regen gescheut, hat mit seinen Händen über den verbrannten Leib gestrichen und gesagt: Ach, armes Blut! du haft ja nichts Böses« getan, und gleichwohl haben sie dein Blut vergessen, und du hast mir so reichlich zu essen gegeben. Endlich, als der Leib von den Vögeln fast verzehrt war, hat« dieser Mensch das ganze Gerippe herabgenommen, hat solches auf seine Schultern gelegt, und ist damit zur Stadt hinein gelaufen; da sind ihm viele Menschen nachgegangen, um zu sehen, wohin er es bringen würde; er ist aber damit nach dem Herrn Stadtbiirgermeister gelaufen, und als er dessen Türe geöffnet, hat er das ganze Gerippe in den Saal geworfen und gesagt: (wo mehrere Herren beisammen waren) Jhr Diebe und Mörder, habt ihr das Fleisch von diesem gegessen, so esset nun die Beine auch. Es haben auch die Herren von Dixmuyden auf des vorgemeldeten Wouter Capelle Richtplatze einen eisernen "Pfahl gesetzt, zum Zeichen und immerwährendem Andenken, daß dort (nach ihrer Meinung) ein Ketzer verbrannt worden sei; darauf ist es ge- schehen, daß der Bürgermeister dieser Stadt (dem er das Ge- rippe in’s Haus geworfen hat) totkrank geworden ist. Es hat ihn aber die Krankheit so ergriffen, daß er wie wahnsinnig geru- fen hat, er hätte den Engel Gottes mit des verbrannten Wouter Eapelles Seele über den Pfahl fliegen sehen« Solches hat er beständig gerufen, bis die Herren diesen eisernen Pfahl wieder wegnehmen ließen; hierauf hat er zwar nachgelassen zu rufen, er ist aber bald darauf sehr elend gestorben. Hierdurch sind (wie fJaL S. ixRönr is« 4. · SVon dem Tode des Wouter Capelle und »was ein törichter Mensch vor und na seinem Tode getan bat. DE: wollte mit dem Vernrteilteii ins Feuer gehen. Er nahm den verbrannten Leib vom Pfuhle und warf ihnjn des Plirgetxniöeistters Haus. UWas der Bürgermeister von der Seele des tlliärtvrers czeug a. 593 es scheint) die Herren zu Dixmuyden dergestalt erschreckt worden, das; sie nachher kein unschuldiges Blut mehr vergessen l1abeti. Lliich könnt ihr von der strafendeu Hand Gottes, die Er sehr inerkiviirdig an den blutdiirstigen Tyrannen und Verfolgern seines Volkes bewiesen hat, in einem Sendbriefe Menno Siinoiis sel. Ged. lesen, den er damals an Mertyiius Mikron geschrieben hat, welches vorgemeldetem Menno zum Teil selbst begegnet ist, und der wie folgt, lautet: Es ist ungefähr vor achtzehn Jahren geschehen, daß ein trefflicher und hochgeachteter Mann, bei der Welt hoch angesehen, dessen Nanieii und Vaterland ich verschweige, einen bösen und giftigen Rat gab, daß man mich und alle Frommen ausrotten sollte; er hatte aber seine gottlosen Gedanken kaum ausgespro- chen, so hat ihn die strafende Hand des AlIerhöclJsteII erreicht, denn er ist bei der Tafel niedergeftiirzh und hat so sein unbnsk fertiges, blntdiirstiges und gottloses Leben in einem Augenblicke erschrecklich geendigt. O, erschreckliches Urteil! Geschehen um das Jahr 1539. Solches« ist auch um dieselbe Zeit einem Andern begegnet, der sich dahin aussprach, er wollte das Netz dergestalt über mich werfen, daß ich ihm nicht leicht würde entgehen können. Der- selbe ist ebensfalls während der «Mahlzeit, bei welcher er diese Worte redete, von« des Herrn Bogen mit einem Pfeile schnell durchschossen, das heißt, mit einer schweren Krankheit heimge- sucht, und von dem allmächtigem strafendeu Gott zur Rechen- Lchaftstgeforderh so daß er innerhalb acht Tagen begraben wor- en 1 Noch ein anderer, der ein Kriegsbedieiiter des Kaisers an einem bestimmten Orte werden sollte, hat sich verlauten lassen, er wollte dieses Volk ausrotten, oder es müßte dem Kaiser an Macht mangeln NachdemU er aber an dem Ort seiner Bestim- mung angelangt war, um seine Stelle anzutreteti und das ihm anvertraute Amt zu bedienen, haben sie vier oder fünf Tage nachher die Glocken über ihn geläutet, und das Requiem (Ruhe) ihm gesungen. Sehet, so zeruichtet Gott der Herr die Anschläge der Gott- lösen, die seinen heiligen Berg bestiirmen, und vernichtet alle Diejenigen, die seine Wahrheit hassen, und ihr feind sind. Auch ist es im Jahre 1554 zu Wisbuy in Godland gesche- hen, das; drei von unsern Briidern sich dort aufhielten, um ihr Brod zu verdienen. Es« war aber ein Prediger in dieser Stadt, Loreiitius genannt, welcher von seines Vaters Geiste getrieben wurde; dieser rief ihnen auf der Straße nach und lästerte sie so viel er konnte, sie sollten ihr Gewerbe (sagt er) dort nicht treiben, und sollte es ihn auch kosten, was er mit seinem Kleide umgiirtet hätte (das war Leib und Seele). Nach wenigen Tagen ist er mit einem von jenen Brüdern ins Gespräch gekom- men, wobei noch ein anderer Prediger zugegen war (der etwas aufrichtiger von Natur war); er lästerte sehr, und stellte sich abscheulich an. Der starke Herr aber hat ihn in ihrer beider Gegenwart dergestalt erschreckt, daß ihm die Sprache auf einmal genommen wurde, und daß er innerhalb ein und zwanzig Stun- den (leider!) unter die Toten versetzt wurde. O, erschreckliche Strafe und gerechtes Urteil Gottes! Fast« auf gleiche Weise trug es sich auch zu Wismar zu, wo sie einen Schreiber angenommen hatten, den Doctor Smedes stecd; derselbe ließ sich hören, das; er lieber einen Hut voll Blut« von uns hätte, als einen Hut voll Gold, und iiberredete die Ob- rigkeit (die außerdem solche Ohrenbläser gern hat und hört), das; man den armen Kindern gegen den grimmigkalten Winter K' Merlt aus die erschrecklicheis Urteile nnd Strafen Gottes. «« Ein Pfeil ans des Herrn Bogen. I« Das Requiem wurde kürzlich über einen qndekkk Tyrannen gesungen. Es Von dem Erstens, einem Prediger in Godland, der stumm lenkt-e, und bald darauf starb. T« Von Doktor Smedefteed 17 Ein Spiegel aller blutdürltigen Predigen 594 Der blutige ansagte, sie sollten sich noch vor Martini von dort fortbegeben, oder man wollte sie dahin bringen, wo sie nicht gern fein würden. Smedesteed war sehr erfreut, weil sein Wunsch erfüllt worden war, doch zu feinem schweren Gerichte, denn an eben demselben Tage hat der allmächtige, große Herr seine grimmige Hand an ihn gelegt, und hat ihn innerhalb sechs oder sieben Tagen durch eine grausame und schwere Krankheit hinweggenommen Und gleilcihwohl merkt die versteckte, blinde und dumme Welt nicht auf JmM Jahre 1555 hat es sich noch einmal in derselben Stadt zugetragen, daß ein Prediger war, Vincentius genannt (der es auch noch ist), welcher niemals des gottlosen Läfterns und heftigen Scheltens müde wurde. Er sagte an einem Tage (den sie des Herrn Himmelfahrt nennen, und wo sie das Evan- gelium verhandeln: Wer da glaubt und getauft wird, soll selig werden. Mark. 16), er wollte auf uns schelten und lüstern, so lange ihm sein Mund aufstände. Sosort aber hat ihm die starke Kraft Gottes den Mund geschlossen und seine Zunge gebunden, indem« er auf der Kanzel niederfiel, so daß ihn einige von der Kanzel tragen mußten, und als einen von Gott Gestraftem stumm in sein Haus trugen. Sehet, so kann er Diejenigen strafen, die seinen Augapfel anrühren und kränken wollen. Wenn ich alle Geschichten erzählen sollte, die sich zu meiner Zeit an den Feinden der Heiligen zugetragen haben, sie würden eine besondere Chronik und ein ganzes Buch ausmachen. So weit Menno Simon. Hierherio gehört dasjenige, was dem gemeldeten (gottes- fürchtigen) Menno Simon selbst begegnet ist, welcher von einem Verräter um eine Summe Geldes verkauft worden ist, der ihn« entweder den Tyrannen in die Hände liefern oder selbst feinen eigenen Kopf dafür lassen wollte, was ihm jedoch (zu feinem eigenen Schaden) nicht gelungen ist, wiewohl er seinen äußersten Fleiß daran gewandt hat, denn er hat fich auch zur Versammlung begeben, und den Ort ihrer Zusammenkunft genau auskunds schaftet; desfenungeachtet aber ist der gemeldete Menno seinen Händen auf eine wunderbare Weise entgangen. Gleichwohl aber hat es sich getroffen, daß der Verräter mit dem Officiere oder Edelmanne (die ausgezogen waren, den Menno zu suchen und zu sangen) unvermutet demselben in einem kleinen Nachen auf dem Canale begegnet sind. Der Ver- räter aber fchwieg still, bis Menno eine Strecke von ihnen ab war, welcher auf das Land sprang, um mit weniger Gefahr zu entlaufen. Hinterher sprach jener: Seheti da, der Vogel ist uns entwischt. Der Officier strafte ihn darum, schalt ihn einen Schelm und sagte, warum er es nicht früh genug gesagt hätte. Llber der Verräter antwortete: Jch konnte nicht reden, denn meine Zunge wurde mir gehalten. Solches haben die Herren so übel aufgenommen, daß sie den Verräther hart gestraft haben, allen blutdürstigen Verräthern zur Warnung und Lehre. An diesen und dergleichen Exempeln, wovon in diesem Buche an verschiedenen Stellen gehandelt worden ist, wie auch in beiden Teftamenten an dem Inörderischen iEain, kPharao, IJsabeL m Antiochus vHerodes und vielen Andern kann die ftrafende Hand des allmächtigen Gottes offenbar gesehen und bemerkt werden, und wie schwer Diejenigen sich 0 an dem Gott des Himmels und der Erde versündigen, die hier sein Volk belei- digen, verfolgen und töten, wie auch, welche unerträgliche Strafe dieselben p in der Wiederkunft Christi vom Himmel zu erwarten haben, wovon diese zeitliche Strafe nur ein Anfang und Vor- 1s Von Vincentiuz eine-n großen Lästerey und wie seine Zunge gerührt worden sei. I« Wer euch antastet, sagt Zacharias der tastet meinen Augapfel an. Zu . 2. S. YVon einem. der Menno Simon verkauft hatte und ihn nicht liefern konnte. ose 4, -11. » .i1. M lcEvlx 14. 15. 11. Könige O. II. m2. Mark. S, 2s. n Avostelg 12, 23. . o it. Esdra IS, V. s. Mose AS, öd. . I) L. Thais. 1, 7 Schmtpcatp geschmack ist, indem der Sohn Gottes (an dem Tage, an welchen1 er sich aufmachen wird, qZion zu rächen) alles Leid, welches den Seinen angetan worden ist, aufnehmen wird, als ob Jhm selbst in seinen sAugapfel gegriffen worden wäre; alsdann werden alle Verfolger mit allzuspäter Reue Leid tragen und vor Angst des Geistes seufzen, indem sie die s Gerechten, die ihnen dich keinen Widerstand geleistet, verurteilt und t getötet haben. Darum sagt die weise Frau Judith in ihrem Lobgefange: U Wehe den Heiden, die mein Volk verfolgen, denn der allmäch- tige Herr rächt sie und sucht sie heim V am Tage der Rache; Er wird ihren Leibplagen mit W Feuer und Würmern, und sie wer- den brennen und heulen in Ewigkeit. Ach, wie gut wäre es allen tyrannischen Menschen, daß sie diese und dergleichen Sprüche der heiligen Schrift bedächten und zu Herzen nähmen, und nicht mehr wider den hohen Gott stritten, denn X an jenem Tage (vor dem Richterftuhle Christi) müssen sie schwere Rechenschaft davon geben; denn y der Glaube wird allein von Gott gegeben, und kann von keinem Menschen (wie hoch geachtet er auch ist) gegeben oder genommen werden. So sollten auch alle Fürsten und Herren die Glaubenssachen 2 dem Schöpfer aller Dinge anbesehlen, welcher a allein aller Menschen Herzen und Nieren kennt und die b verborgenen Gedanken und Sinne des Herzens, als klar entdeckt vor feinen Augen, weiß und sieht; vor dessen hoher Majestät endlich der Richter und Verurs teilte mit einander werden erscheinen müssen. Dieser wird den c Erdkreis mit Gerechtigkeit richten und Jedem den Glauben vorhalten; dieser wird dem das Recht nach der Wahrheit sprechen, der entweder aufrichtig oder salfch geglaubt und ge- handelt haben wird. Hierzu wollen wir allen Herren und Fürsten, als zu ihrem eigenen Glücke, aus dem Jnnerften unserer Seele geraten und sie darum gebeten haben. Ach, der allmächtige Gott wolle allen Fürsten und Herren (die das Schwert des Gerichtes empfangen haben) die Gnade geben, daß sie ihr Schwert und ihre Macht nicht weiter gebrauchen möchten, als nur gegen die Leiber und Güter der Menschen in bürgerli- chen Sachen d zur Strafe der Uebeltäter und zum Schutze der Frommen, wozu dasselbe ihnen von Gott gegeben ist, und daß sie den allmächtigen e Gott einen Herrn und Richter iiber den Glau- ben, die Seele und das Gewissen der Menschen bleiben ließen, was Ihm, dem Gebenedeietem doch allein zukommt, und daß sie dabei bedächten, wie kurz und unsicher das Leben des Menschen ist, auch wie bald diese irdischen Reiche von einem Volke auf das andere fallen; Und wenn die Herren, die ihre Regierung an- treten, einer« andern Religion sind, als Diejenigen, welche von derselben abgetreten, so steht Stadt und Land in großer Gefahr, durch Meuterei und Aufruhr zu Grunde zu gehen, wenn sie anders alle ihre Untertanen zu ihrer angenommenen Religion bringen wollen, oder der Pöbel muß sich zur Heuchelei bequemen, um dadurch der angedrohten Strafe zu entgehen; denn es fehlt doch solchen Herren selten an dergleichen Predigerm welche um der großen Besoldung willen den Herren nach ihrem Gesallen predigen. «« Daß man doch einmal bedächte wie viele tausend Menschen seit vielen Jahrhunderten durch den Religionsstreit ihres Lebens und ihrer Güter beraubt worden sind, weil die Obrigkeit, auf den Antrieb ihrer Prediger, das ganze Land zu ihrer Religion zwingen will, wodurch doch nichts gebessert worden, sondern alles in einem beständigen Streite geblieben ist. Man kann aber leicht merken, wie blind und ohne Verstand in dieser Sache qJeL sit, s. kZach. L, S. sWeislx s, s. tJaL s, S. uJudith IS, 20. vJeL AS, So. wMarL O. 57. xAvostelg O, 4 und S, 40. Nönr 14, 10. Röin 10, 17. zApostelg. Z, 40 und y2. Kot. s. 4. Esdra 1, 82. Eplx L, 7. 18 15 « sein«-stets. 17. m. Praxis: 7. o. Diskurs. e, es. h » Hebt. 4, 12. eAvostelce 17, 31 und 10. 42. sei. U. 4. clRonh is, it. e EIN. L, 7. oder NiärtiprcrsSpiegel der-Taufs-Gefiittrtett. gehandelt wird, denn man findet ja klar und in reichlichem Maße, daß äuch selbst des Herrn Gesandte und hocherleuchtete Apostel nur einen geringen Teil der Menschen zu einer Religion haben bringen können, und daß zu ihres: Zeit (außer der un— zähligen Menge der Ungläubigen und Wahrheitsverfolger) noch viele k falsche Apostel und betrügliclse Arbeiter gewesen seien, die Christum aus Haß und Zank und nicht rein gepredigt haben, daß also Christus zu rechter Zeit und zur Unzeit auf vielerlei Weise verkündigt worden ist. Wer wollte nun glauben, daß jetzt in dieser neuesten und bösen Zeit (in welcher die Ungerechtigkeit die Oberhand gewonnen hat) ganze g Länder und Königreiche durch das Schwert und durch den Zwang der Obrigkeit in den Gehor- sam der apostolischen Lehre sollten gebracht werden können, um so weniger, weil Christus selbst sagt, daß es in seiner Zukunft gehen werde, wie hin den Zeiten Noahs und Lots. Daher scheint auch der Herr Jesus gleichsam im Zweifel zu fragen, ob Ein der zsukunft des Menschen Sohnes auch Glaube auf Erden gefunden werden würde. Von Anfang der Welt her ist die Zahl der Gläubigen sehr klein unter den Menschetikindern gewesen; ebenso ist auch der I( Glaube (wie Paulus sagt) nicht Jedermanns Ding, und es liegt, nach des Apostels Lehre, 1die ganze Welt im Argen. Alles, was in der Welt ist, s» Fleischeslust, Augenlust und hof- färtiges Leben ist nicht vom Vater, sondern von der Welt; die Welt aber mit ihren Lüsten wird Vergehen. Darum scheint auch Salomo diese Welt mit allem ihrem gottlose11 Wesen mit einem herrlich aufgeputzten Weibe im Hurenschmucke zu vergleichen, die II listig, wild und ungebunden ist, so daß ihre Füße in ihrem Hause nicht bleiben können; wodurch sie den törichten Jüngling verfühfct und betrogen hat, daß er ihr in der Bosheit nachge- folgt it. « Vergleiche man nun einmal hiermit diese gegenwärtige, arge Welt, wie man denn sieht, daß alle Städte und Länder mit 0Pracht, Prahlem FIuchen und Sch-wören, Sauf· und Ball- häusern, Tanzstuben und schändlichem unzüchtigeii Hurenhäw sern verunreinigt sind, so daß man mit offenen Augen sehen kann, wie schön aufgeputzt und geschmückt die Welt den Teufel ehrt, und welch eine unzählige Menschenmenge, insbesondere die Jugend, sich einander dahin locken und verführen läßt, während man gewiß weiß, und es von allen gegen einander streitenden Secten auch einstimmig bekannt wird (laut der ausgedrückten Worte Gottes), daß das Ende solchen Lebens und Wandels (ohne wahre Friichte der Buße) der ewige Tod ist. Dessenunge- achtet findet man nicht, daß die Prediger (diese Bosheit zu ver- hindern) an der Obrigkeit arbeiten, um dieses ausgemachte Uebel und diesen Seelenbetrug durch strenge Befehle und leib- liche Strafen nach allen Teilen auszurotten; aber in Betreff der Religion, worin doch durch die Schalkheit und Scharfsinnigkeit der Menschem so manche Streitpunkte, wie auch zweifelhafte und streitige Verhältnisse entstanden sind, sieht man sie nach ihrem Vermögen beschäftigt zu strafen, auszurotten und eines andern Glauben und Gewissen zu zwingen, obgleich man dieselben keineswegs der gemelideten Uebel beschuldigen kann. Dabei lehrt es die Erfahrung, sdafz viele dieser Prediger in ihrem Glau- ben selbst so unsicher und wankelmiitig sind, daß sie auch, auf Begehren der Obrigkeit, ihren Glauben wohl so oft verändern würden, als das Chamäleon seine Farbe, ehe sie um den Glau- ben ihre großen Einkünfte aufgeben würden. Darum istunsers Herzens Wunsch und unsere ernstliche Bitte an alle Oberherren, sie wollen doch solchen verrätherischen Predigern (die anderer Leute Schaden und Verderben suchen) kein Gehör geben, sondern pihre Macht gebrauchen zur Strafe der Uebeltäter und zum te. Kur. 11, is. gehst. 1 re. Motiv. 24, 24. gen-oh. 24, 12. heut. 17, es. Mattkx 24. s7. seist. is, e. ice. schen. s, 2. 11. Loh. s, is. kq1. Job. I. is. nSvrtchwörter 7, 10. oGaL 1, L. visit-m. 18, s. 1. Um. 2, 2. 595 Schutze der Frommen, damit wir unter ihnen ein stilles und rrihiges Leben führen mögen in aller Gottseligkeit und Ehrbar- keit, und daß wir also sämmtlich am jüngsten Tage q vor dem Richterstuhle Christi Trost und Gnade finden mögen, wenn uns Gnade und Trost höchst nötig sein wird. Hierin wolle uns der Herr durch seinen Geist stärken und bewahren, Amen. Abschied ans dem sechszchntctc Jahrhundert. Unsern Ausgang aus dieser sechszelnihundertjälsrigen Zeit wollenx wir mit einem Beschlüsse machen, welcher dem Märtyrer- Spiegel von dem Jahre 1631 als Schluß angehängt worden ist, worin wir, so viel iden Sinn desselben betrifft, nichts anderes reden werden, als was auch unsere lieben Mitgenossen daselbst geredet haben. » Wir haben dir (günstiger Leser) viel schöne Exempel vor Augen gestellt, die wir zum Teil vor Zeiten öffe11tlich gedruckt gefunden haben und die uns zum Teil neulich aus den Büchern des Blutgerichts der Städte und Länder zu Händen gekommen sind, von Männern, Weibern, Jünglingen und Jungfrauen, die in dem rechten Glauben ihrem Heilande, Christo Jesu, treulich nachgefolgt sind, die Gott aus dem Jnnersten ihrer Seele ge- fürchtet und das ewige Leben mit reinem Herzen gesucht haben, welche auch vor aller Welt in der Liebe und Kraft Gottes, als s klarscheinende Lichter geleuchtet haben, aus deren Mund die Weisheit und des Herrn heiliges Wort und Lehre geflossen ist, welches fiel) mehr in der b Bezeugung des Geistes, als in zierli- chen Reden oder menschlicher Klugheit erwiesen hat; denn ihre cGedanken und Worte, ihr Tun und Lassen waren dahin ge- richtet, ihrem Vorgänger und einigen Hirten zu gefallen, um dessen Namen willen sie ihr Leben gern dem zeitlichen Tode übergeben haben, als solche, die nicht etwa suchten, d hier auf dieser Erde ein weltliches, ruhiges Reich zu besitzen, sondern als rechte Pilger nach dem ewigen, himmlischen eVaterlande zu wallen, und die es aus Erfahrung wußten, daß diejenigen, welche gottselig leben wollen, k Verfolgung leiden müssen. Hier- bei müssen wir auch den Unterschied zwischen den Kindern Gottes und den Kindern der Ungerechtigkeih zwischen den Verfolgern und den Verfolgten ins Auge fassen, indem man weiß und aus heiliger Schrift klar bewiesen werden kann, daß von g Anfang der Welt her die Ungerechten, deren Werke böse waren, die Gerechten und Tugendsamen allezeit beneidet, verschmäht, ver- folgt und unterdrückt haben, denn dazu hat sie ein nnverständiger Eifer getrieben. Ferner hat man auch gesehen, daß öfters die Lehrer oder Führer, die die Leute zum rechten Gottesdienste nnd auf den Weg des Lebens hätten sollen führen, dieselben zum Götzendieiiste und auf verderbliche Jrrwege geführt haben. b Die Hirten, die des Herrn Schafe hätten sorgfältig weiden, mit dem Worte Gottes speisen, und vor den grimmigen Wölfen beschiitzen sollen, haben sich selbst gemästet, der Heerde nicht iwahrgenommeth sondern derselben größtenteils Menschenlehre und ihre eigene Vernunft vorgetragen, sich mit deren Wolle gekleidet, unxd haben auf solche Weise mit einer unter dem Schafspelze verdeckten Wolfsart selbst die Heerde zerstört und zerrissen, oder sie dem Adler in die Klauen und dem Löwen in die Zähne gespielt. » Ebenso haben auch die k Diener Gottes, die mit großer Ehre und Herrschaft von Gott begabt waren, und die das Schwert ernpfatigetk hatten, um die Bösen zu strafen und die Guten zu schützen, sich an diesen hohen Aemtern und Würden nicht begnügen lassen, sondern haben ihre Gewalt mißbraucht, und durch Anstiften, oder unwissend im Eifer, ihre lHände an a L. Kot. B, 10. Ists-im. Ist. 10. hehr. E, s. aMattlx Z, is. b 1. Kot. L, L. c l. Petri L, U. ciJolx 12, 25. I. Petri S, 11. eHebr. U, M. t2. Tini. Z, 12. g1. Ich. s, 12. hJeL O, 1s. iEzeclzk It. IMM- 18. lMattb. is, W. 596 Der blutige des Herrn Ackerwerk gelegt und unvorsichtig den Weizen statt des Unkrautes ausgerupft, und wiewohl es den Verfolgten zur Seligkeit gedient hat, so war es dessenungeachtet eine frevelhafte Tat, in solcher Weise auf des Herrn Acker die grüne Frucht vor der Ernte auszuraufen, zu verderben und n1it einem unbedacht- samen und ungerechten Urteile zu bemerken, denn Niemand, als der Herr selbst, kann wissen, wer des Feuers oder der Ernte wert ist. Darum ist kein Weiser auf Erden weise genug, ein Amt, das sde1n allein weisen Gott zukommt, zu versehen, und das Gericht auszuführen, das Er sich allein vorbehalten hat, denn, wer kann des Menschen Herz ergründen; Er sieht alle Dinge, und weiß alle Heimlichkeiteih indemEr durch Herzen und Nieren sieht und m aller Menschen Gedanken kennt. Solche Dinge kaniisin der Tat kein Mensch tun, denn sie sind oft (wenn sie auch meinen, fest zu stehen) vielmehr mit Sünden, Unglauben und verkehrter Lehre beladen, als ihnen bekannt ist, indem des Menschen U Wis- sen und Erkenntnis hier nur Stückwerk ist; deshalb kann man auch die Untersucher des Glaubens— mit Lügen und einem ver- stellten Leben leicht übertäuben oder betrügen. Diejenigen nun, die das Verfolgen und Töten wegen Glaubenssachen verteidi- gen und als eine geringe Sache vorstellen und treiben, bewirken durch ihr Wüten nichts Gutes, sondern sammeln statt des guten Weizens viel unreine Spreu, und machen den Schafstall voll Heuchler und scheinheilige Röcke. Wollte aber Jemand anneh- men, es gezieme einem Könige oder Fürsten nicht, allerlei Lehren, Religionen, oder Ketzer in seinem Lande zu dulden, sondern, daß er nur die Ausübung solchen Gottesdienstes darin gestatten müsse, von dem er weiß, das er zu seiner Untertanen Seligkeit gereicht, andere Formen des Gottesdienstes aber ver- bieten, der müßte daneben auch bedenken, daß, wenn in einem Lande Fürsten, die im Gottesdienste nicht übereinstimmen, nach einander regieren würden, und ein jeder Glaubenszwinger das Land mit seiner Einwohner Blute besudeln würde, daß solches Land nichts anderes als eine Hölle oder ein Pfuhl voller Unruhe und Verfolgung sein würde, wo die Gemüter der Menschen in solchem jämmerlichen Elend sein würden, wie Schiffe, die auf dem wilden, ungestümen Meere durch allerlei Winde im Sturme hin und her getrieben werden und endlich zusammen untergehen müssen. Aber, wie kann man doch Jemand (wenn er auch irrt) um des Glaubens willen so sehr hassen und verstoßen? das ist nicht die Art der Kinder Gottes, die auch die Ungerechten nicht verfolgen, denn es ist nicht der Schafe Art, die Wölfe zu zer- reißen, sondern es liegt in ihrer Natur, Oihnen zu entfliehen und von ihnen ihnen zerrissen zu werden. Wie will man denn nun Jemanden zum Glauben zwingen, der doch dem Menschen von Gott gegeben werden muß? D wer also irrt, der irrt sich selbst: fällt er, so fällt er seinem Herrn, der kann und will ihn wohl wieder aufrichtetr Denn dazu ruft und nötigt Er einen Jeden, und stellt ihm c! Wasser und Feuer, Leben und Tod vor; ein Jeder kann wählen, was er will, und solchen Glauben zu erwählen, zu suchen oder zu finden zu seiner Seligkeit, hat ein jeder Bürger oder Einwohner eben so gut die Freiheit, als der König oder Fürst, I· denn Christus ruft alle zu sich, die mühselig und beladen sind. Darum soll Niemand denken, solches Rufen gehe allein die s Oberhärcpter an, und daß es für die Untertanen genug sei, auf dieselben zu sehen und ihnen zu folgen. O nein! ein Jeder muß für sich selbst Rechenschaft geben, denn in dem letzten Gericht wird das eine Herz (welches Standes oder Na- mens es auch ist) so genau untersucht werden als das andere; t eines jeden Herzens Rat wird offenbar werden; U ein jedes wird nach seinen eigenen Werken belohnt werden; es wird nicht mJer. 17. IS. Hiob 42. 2. txt. Kot. is, 12. o2. Kot. Ist, it. as. Mose sc, IS. kMatth. 11, 28. sRönu 14, 12. t I. Kot. it, Z. aMattL 16, 27. L. 7. PRINT. Mattlx IS, sc. Schauklatp allein auf Fürsten oder Hirten ankommen; es wird daselbst Nie- mand für den andern stehen, v sondern es wird einem Jeden sein eigener Pack schwer genug zu tragen fallen. W Doch darf man sich nicht verwundern, als ob etwas Neues oder Seltsames ge- schehe, wenn Gott seine Auserwählten dergestalt prüft und läutert, denn hat selbst der Fürst des Lebens und der Seligkeit durch viel Leiden zu seiner Herrlichkeit eingehen müssen; x war der Weg so enge »für ihn in das Freudenreich zu kommen, wie sollen denn seine Nachfolger dazu gelangen, als durch denselben Weg? J« Was hat Er doch für Schuld gehabt? welche Bosheit oder Uebeltaten hat Er begangen? warum wurde dieses xuni schuldige und unbefleckte Lamm (das doch Niemanden beleidigt, sondern Jedermanns Heil sucht) mit solchem Neide verfolgt? Was hat doch der blinden Schriftgelehrten Zorn so gegen ihn er- regt? Warum waren sie so begierig, dem unbedachtsamen Rate des Caiphas zu folgen? War nicht die einzige Veranlassung hierzu, weil sie der wüthe11de Unverstand so heftig dazu angetrie- ben hat, so daß auch die Häupter des Volkes bisweilen so sehr entbrannt gewesen sind, daß sie (als ob es ein großer Dienst gegen Gott gewesen wäre) sowohl über die Gemüter, als über die Leiber der Menschen haben«herrfchen, und mit dem Schwerte sowohl zum· Glauben zwingen, als auch bürgerliche Einigkeit erhalten wollen? Gleichwohl sind mit solcher Raserei nicht alle Obersten befleckt gewesen, denn man hat unter den Heiden, von denen man doch sagt, daß sie in der Erkenntnis Gottes fremd gewesen seien, solche gefunden (als s Felix, b Festus, c Agrippa, d Gallius und dergleichen) die bedachtsamer gewesen sind, ihr empfangenes Amt wohl zu bedienen, die der gemeinen Wohl- fahrt sorgfältiger vorgestanden und nach sGamaliels weisen; Rate die Herrschaft über den Glauben Gott mehr anbefohlcn haben, als die neidischen Juden, die nach der kVerheißung Kin- der Gottes und rechte Zweige an dem wahren Oelbaume sein sollten. Daher sehen wir, daß Gott (der alle Dinge nach seinem Wohlgefallen ordnet) bisweilen an einigen Orten noch solche Obrigkeiten verleiht, die ihre Untertanen in Glaubenssachen nicht zwingen, sondern die nur für deren friedsame Ruhe und Wohlfahrt Sorge tragen, wie wir denn zu unserer Zeit erlebt haben, daß ein König in Polen und auch einer in Frankreich gewesen ist, welche ihre Untertanen wegen ihres Glaubens nicht so» genau untersucht oder ermittelt haben, ob ihr Glaube mit der allgemeinen Erkenntnis iibereinkäme sondern nur, ob ihr Tun des Landes Wohlfahrt hindere oder befördere, für welche sie mit herzlicher Liebe sorgten und sie zu befördern suchten, worin gleichfalls die Herren Staaten der vereinigten Niederlande nicht genug zu loben sind, welche auch (obgleich sie bisweilen dazu heftig aufgehetzt worden waren) solchen blinden Eifer, Gemüts- zwang und g Glaubensuntersitchuiig nicht gestatten. Weil uns denn nun von Gott befohlen ist, für die Obrigkeit zu bitten, daß wir unter ihr ein stilles, ruhiges und gottseliges Leben führen mögen, um wie viel mehr sind wir schuldig, 11 Gott für seine Giite zu danken, die uns auch die Gnade verleiht, daß wir unter dem Schutze solcher Obrigkeiten wohnen mögen, die dem bösen Eifer der Blutdürstigeiu die über die Gemiiter herrschen, wider- stehen (dergleichen wir hier zu Lande über fünfzig Jahre ge- nossen haben) und die ihre Aemter nach der Macht verwalten, die Herrschaft aber und Untersuchung des Herzens und Geinüts des Bienscheii Gott überlassen. Wir sind auch auf’s Höchste verpflichtet, den Allerhöchsten für sie zu bitten, daß Er sie stets in solchem guten Vorsatze erhalten nnd daneben ihnen Weisheit und Verstand geben wolle, um ihre Länder und Leute so zu vGL S, 7. w1. Petri 4, 12. Apostels. Z, 15. Hebt. L, 10. LUL 24, 2Z. x1. Petri 2, 21. yAhv M. 14, 22. 22. Petri l, TO. sAPvstelg. 28, 2ö. bApvsfelg. 24, 27. cApv lg 26, 1. dAhosfelg SJL Tini· 2, 2. ste . is, 12. eAvostelg. s, IS. fNöm. O, E. Rönr 11, 17. h Oh. s. 20. oder Märtyrer-Spiegel der Tanfs-Gesinnten. 597 regieren, das; alle:- zu der Untertanen Ruhe und Gottes Ehre zu üben an alleii denen, 1die Gott nicht erkannt und dem Evan- gefiiielieii und gereichen iiiöge, idaß Er ihnen auch solche gläu- gelium nicht gehorcht haben) auch mit allen Heiligen Gottes vige Herzen verleihen wolle, damit sie recht erkennen mögen, verklärt werden und mit den auserwählten Gläubigen in der wozu sie hier voii Gott eingesetzt find, und daß sie e1idlich so got« Auferstehung und Offenbarung 111 der himmlischen Klarheit er« tesfiirclitlg VPV Kskzm wandeln, kdafz sie am iungjten Tage (wcnn scheinen mögen, n damit sie mit denselben durch die Kraft Christi der gekreuzigte Jesus Christus als ein· allmachtiger Befehls- bekleidet werden und mit Jhm die unvergängliche Herrlichkeit habet, Ileberwinder und herrlicher Konig in den Wolken des einnehmen in deni vollkommenen Wesen, und dieselbe besitzen in Himmels mit den Engeln feiner Kraft erscheinen wird, um Rache Ewigkeit, Amen. iAlIostcliL 17. 17. l( Miattlx 27· M. Muttlx W, 18. V)kcctth. 16, Eis. 11. Thetis. 1, s. III-sähst. Z, U. nMiitth. As, 24. Geschichte der frommen Märtyrer und Blutzeugen Jesu Christi, die im siebeiizehiiteii Jahrhundert gelitten haben, von dem Jahre 1600 (iiach der Geburt Christi) an, bis aus das Jahr 1660. Knrzer Inhalt von den Märtyrern dieses fiebenzehnten Jahrhunderts. · Nachdem das vorhergehende sechszehiite Jahrhundert mit der lebendigen Begrabung der Lliiiieken von den Hove im Jahre 1597 sich geen- Peigtelfaäkef he? äaåofäggside siebenzchnte Jahrhundert nicht ohne Mißhandlung und Vergieszung des Blutes der frommen Zeugen des Herrn m n a e . Wssiåkg»kxxss.sstkkzsi.Orjssxgskggiixzsssggrxxitiszsg xiikgissgkggkixxxe gigsrgxirrgimssis «» Srck d« Tsss«ssssss««ssss- DE« s« Hieraus folgen hier Personen, nämlich Huhbertdp der·Straten, Trynkeiy se·i·ne Hausfrau, Pieter ten Hove und Lhsken te Linse-boten, gielche Eint· deds vcsrlxkemeclzdeseiei glöikibeiis willen bei Witgenfteiii um den Galgen gesiihrt, darauf gegeifzelt und dann des Landes verwiesen wor- -enin,in eme en as: . - Heines Nimriclx eiisi Lehrer der vorgeiiaiiiiteii Leute, ivie auch mehrere Andere, werden vier Jahre später, nämlich im Jahre 1605, in Stein sur Stadt hinaus epei rht, nachdem Heut-es unter einem Galgen durchgeführt ·worden·ist. · · rkus ··Eder und · ans Zoltziiigeoweri e·ii den 24. A ril desfe en Jahres zsu Nimbacl in Baierii gefangen und den— 26. desselben Monats iiaclsslgiet wcåäieoknx Eh, weil sie in ihrem GIau en standhaft blieben, durchs S Jwert getotet und mit Feuer verbrannt worden sind, im are ,eii ..i-u· ·» h Landis -wird in der Stadt Ziirich enthauptet; es folgt sodann eine Nacheriiinerung von den Umständen seines Todes auf das Ja r . ·· ·· tHiedrauf folgt· etiii Täergotj dudrch die Vvon Jsclletrdeiibsuifg liziider die Faufjsögkiiniigen Hbelktsaiintszgemschh uiid was durch die Herren General- iaa en - er vcreini en . ie er -aii e ur erni ) ung ie e en ini Ja re 5 ge» anie wor eii,i . iEs ·wird eiii Zluszugeiiies c ireibens der Herren Staaten an sen Herrn von Haultciim Gouverneur von Sluys, desgleichen an den Schiiläheisgånf died ObrigkeitDzu Lxerdenburgö an efii-hrt, ·;iiii: lliitYsrifickuiig der· angelfcikngenenspsskerfoågåiåiä im· If: re« 16v1d9. in e e) von enen zu even er wiier ie··· ennoiii en· vier· au sgesinn en, we ier im Ja re · ai·i ge· e t wu e. · ««».dxäsisgssssikseixsgxsigikxgki»igissisxssgiiisxiitksreesr Her» «» s« ssch »« Des» dssss Die letzte Verfolgung in der Schweiz iiiid deren Ursache« wird nach ihrenllinstiiiideii initgeteilt, im Jahre 1635. Speck· FortFiaiig Eifer· Länstalxnhdiesskgääerfolguiig auf deii Schlössern WadischwiL Knonau iind —Gröningen, wie auch auf der Ehorherrenstube zu uri J, wir aiige uir , im -a re . · Von nkehrgåineldeterZezfolgiiiig selbst, ugd hwiå Fiåoölf Brsidäzgefciiigeii und aiif dem Platze Otheiibach zu Zürich festgesetzt worden seien; crner wie ie i ) geeniiis Ja , wiri au las a r :7 anie ü r . · l· Hisraidif soslgtscpaiis New, der Alte, iind seines Sohnes ksiaiisfrain die ini Jahre 1638 nach Zürich gebracht und dort laiige gefangen ge- )a en- or en im. s— ·» Das Jahr 1639 ist fruchtbar anMärtiirern und Märtl)reriiineii, weil damals zu Ziirichi viel Per on-eii am Leibe .und Leben in den Ge- fiingniifsen gelitten·habeii, deren Schicksale alle iiacki einander erzählt iFerdcnsznamlichsCatl rina Mit erni, vier SchwestFrn, Barbara Wien- liii, Ottilia Mfullerim Barbara Kolbm sundElisabeth Met)li·n, Elisabeth .·gilzin, ii·e Bruiei »aus von Utickem Burckhard Jmaikz ·g , Ully Schedme·, init dem Zunamen Schneider, Jakob Ruitenhel vom Horgerbeig Stephan Zechender von Byrmenssdorß Ulri Schiieider mit seineii beiden Sohnen, Henrich und Gutwol von Lehumeiz Hans Jakob Hex» wie auch seine Hausfrau. · b Eine· ktsekaåinftvasaclkuiitg wird· durch dietvoiixssiriclägiåz Bemäntelung der ange angenen Verfolgung erlassen, wird aber durch die Verfolgten ean or e un -i er eg , im orgen-aiin en « a re . « · · · ·· · «· LBåeriier Ffistxesaiiiiddefiiies csscihiöeå OR? desglesicheii Galliis Schneider, Rudolph Baehniann uiid Ulrich Wikuller haben im Jahre 1640 i)r e en zu uri im-- e angni e en ) a en mu en. · » · ·V·on szeineoBitftskhkifstf durY dife svoskisliäistkiåditåiiNaiz des· Rat Ilion Ziirich iibergsebeiy die Verfolgung zu mildern; desgleichen von der Ant- wor iie iaraufero g»i ,wir.i au sia a r . a ri gege en« · » » · · ·· gsselisij Lcgidisztdksspxzaiis Lands-Sohn, starb durch Hunger iin-d Mangel iiii sGefangiiisse Othenbach 1642, wiewohl seine Hausfrau von ieu aiueii e rei uri e. ljiidolph Siihuer·, ·eiii Jüngling, folgt des vorgenieldeteii Fcliit Spur, iiiid·starb aus Mciiigel im Jahre 1643· · »amsixe·izzgiif·yfol xkieüeåiiågåwFäaiiLeiäk ååäogäeåxf duiädaåixiråiliäl dhässllgägrgäiltrgkgiätzeii haben, iiaiiilich Eli abeth Bachiiiaiiiiiiu Elfsa Vethezei. «» . · . · « » .· · · · . Henrich Voller, starb gebunden im Gefängnisse im Jahre 1644. 598 Der blutige Seh-display, Hierauf folgt ein Schreiben aus der Schweiz. worin die Miszhandlnngeii derer von Bern gegen die Taufsgesinnteii in jenen Gegenden angeführt werden, im Jahre 1645. Ein Befehl, den die voii Schaffhaiifeii wider diejenigen, die man Wiedcrtiiuser nennt, erlassen haben, wird im Jahre 1050 angeführt. Drei Jahre später, Uäsnlich USE« wird von einem Befehle gehandelt, der gegen Knie Wiedertiiiifer bekannt gemacht ioordeii ist. Ullh Wagmaiu nebst einem andern Bruder, wird gefangen; Ully starb im« Jahre 1664, der andere Bruder aber blieb noch lange nachher im Gefängnisse. M· »8Ein Schreiben von Makhenheimxzur Verantwortung der verfolgten Brüder in der Schtveiz wird nach Amsterdam gesandt, im Jahre e) . Sieben Lehrer werden zu Bern gefangen, nämlich Ullh Baumgaittem Anthonls Hinnelbcrg Jeglh «Sc«hlebach, Hans ZaUgh, Ullh Baum- gärtnciz Christen Christiaens und Rhode Peter-s; fehet auf das Jahr 1659. Hierauf folgt ein Befehl der-er von Berti, gegen diejenigen, die man Wiedertiiiiser genannt hat, bekannt gemacht, im Jahre 1659, den O. August. Das Ende ist ein Bericht, welcher dasjenige enthtsiltJvas die Herren Staate« der vereinigten Niederland-e zur Besänftigniig des vorge- nieldeten Befehls an die von Bern durch schriftliche Furbitten get-an haben; Desgleichen von den Fürbitten einiger holländischen Städte, zu gleichem Zwecke, im Jahre 1660. Hiermit wird dieses ganze Werk, nnd folg-lich das ganze Wkarterbuch beschlossen. Dieses! Jahrhundert wird kurz sein, und nicht viel mehr als ein halbes Jahrhundert oder die Hälfte von hundert Jahren in sich fassen; auch ist die Marter, die in demselben vorkommt, nicht so heftig, als in irgend einem der vorhergehenden Jahrhunderte· Die Leute enthaupten oder sie durch Mangel im Gefängnisse sterben lasse1i, wird wohl die schwerste Strafe fein, welche den Zeugen des Herrn, mit welchen wir es jetzt zu tun haben wer- den, deni Leibe nach widerfahren ist. Währendk der Nordwind der Verfolgung sich auf das Heftigste iiach dein Laufe der Zeiten erhoben hat, ist nun der angenehme Südwind der Freiheit und Ruhe von Verfolgung dazwischen gekommen. Wenngleicli in dieser kurzen Zeit das meiste Unheil im richer und Berner Gebiete durch solche Leute herbeigeführt wor- den ist, die sich Reformirte haben nennen lassen, so haben sich doch andere, die eben denselben Namen tragen, und insbesondere die hochlöblichen Regenteii der vereinigten Niederlande (als Freun- de des Friedens und Feinde des Gewissenszwangs) dagegen anfgelehiit und die unschuldig Verfolgten nach allen Kräften väterlich und gütigst beschützt. Dieses« Werk fängt mit Gröniiigeii und Sneck in Friesland an, uiid endigt sich zu Ziiriclj und Vern in der Schweiz Darum wollen wir dieser Ordnung nachfolgeir Von einein Befehle, der durch die von Gröniiigcn und Sneck wider dic Tanfsgcsiiiiiten im Jahre 1601 bekannt geniacht worden ist. Mit« dein Anfange dieses Jahrhunderts, als« der Zwang über den Glauben und die Gewissen der Frommen, welcher diirch die Papiften veranlaßt wurde, sich etwas legte, haben einige, die sich von dein Papsttiiiiie abgesondert, jedoch die Art der Papiften darin, das; man andere um ihrer Religion willen verfolgt, beibe- halten hatten, ihre Bitterkeit nicht allein gegen diejenigen, die sie zuvor verfolgten, sondern besonders; gegen diejenigen, die sie niemals:- beleidigt, sondern ihnen allezeit wohlgetan haben, aus- gegosseiix ilire Vedrohutigeii waren jedochniicht auf Todesstrafe oder sehnte-re Leibesstrafe gerichtet, sondern leichter und geringer, wovoii die von Gröniiigen nnd Sneck die Urheber gewesen sind, nielchen Befehl (insoweit er die Taussgesinnteii betrifft) wir in ihrer Schreibweise von Wort zu Wort abschreibeii wollen. Befehl. — Wir! Bürgermeister und Rat tun kund, nachdem man in sichere Erfahrung gebracht, daß nicht allein viele in der Stadt Wo« der Kürze dieses» Jahrhunderts; desgleichen, daß die Vcrsolgungen in demselben nicht so schwer« gewesen sind. » EAlH der Nordwind der Veriolgiing wehrte, bat sich der Südwind der Ruhe oit geosfeiibart s« Dieses Wer! fiingt in Fricslnnd an nnd endigt sich »in den Grenzen der Schiiieiz 1 Da die Pol-isten Inst aninebort hatten, die Glanbigeii zu liersolgcin so haben die verkehrt genannte« Illeforniirten daniit angefangen, Jedoch nicht so schwer, als die ersten. Niemand innsz sich an den Worten des nachfolgenden Plalats stoßen, weil wir es unverändert haben lassen wollen, lErzaliliing des Monats, der zuvor mit der Stadt aufgerichtet worden ist. und unter deren Gebiete fiel) unterstaiiden haben gegen den be« schworeiieti Traktah mit der Stadt im Jahre 94 aufgerichtet, eine andere Religion als die reformirte auszuüben und zu ge- brauchen, zur Verfälfcl)ii1ig des Wortes Gottes, zum Mißbrauch seiner« heiligen Sakramente und zum Aergernis und zur Ver- fuhrung vieler Menschen, sondern daß auch fast alle Unordnun- gen und Mißbräuehe in und außer dem Ehestande und sonst an- dere gegen die hier aufgerichtete und gebräuchliche christliche Kircljenordnung einreißen unid ausgeübt werden und wir uns Anits halber verpflichtet: erkennen, folchem allem mit gebührlis eher Strafe zu begegnen und zu steuern, so haben wir verordnet, verordnen auch und beschließen hiermit wie folgt: Erstlichf daß die Ausübung aller anderen Religionen au- ßer der reformirten hierniit nochnialsernftlich verboten sein soll. Ferner, wenn Jemand den Wiedertäufern 2c., gegen dieser Stadt Kirchenordiiung sein Haus oder sonstige ihm zugehörige Raume erlauben wird, um daselbst zu predigen oder Versamm- lung zu halten, der soll jedesmal mit 10 Talern gestraft werden. Die« Predigea ivie»vorgemeldet, die überwiesen werden, daß sie. predigen, sollen« sur jede Predigt mit 10 Talern gestraft oder vierzehn Tage bei Wasser und Brod gesetzt werden, und, wenn sie das Drittemal predigen, ans der Stadt oder deren Ge- biete verwiesen werden. · Wer in solchen Predigten oder Versammlungen gefunden wird, soll für jedesmal 2 Taler Strafe geben. Wenn erniittelt wird, daß Jeniand wiedergetauft hat, der soll niit 20 Talern gestraft werden, und wenn er es zum zweiten Male tut, soll er bei Wasser und Brode gesetzt und, wie vorge- melsdet, verwiesen werden. Ungetaiiftef Kinder sollen laut des Stadtbuches kein Erbe empfangen noch genießen. « Auch soll Niemand zu irgend einem Anite oder zu einer Be- dienung, es sei ein offentliches oder nicht öffentliches zum Zeugen zugelassen werden, erleifte denn den öffentlichem gehörigen Gib. Alle, die fiel) magern, solchen Erd zu leisten, sollen gestraft werden, wie es sich nach den Rechten gebührt. . (Hiera·uf5 folgen noch zwei Artikel, die zu dieser Sache eigentlich nicht geboren; darum haben wir dieselben nicht bei- fügen wollen, aber im Verlaufe heißt es so:) Von diesen geineldeten Geldstrafen soll die Hälfte dem An· klüger, die andere Hälfte aber der Stadt und deren Gerechtsama wie andere Strafen, heimfallen. « Also beschlossen den 5. September, um künftigen Montag mit der Glocke bekannt gemacht zu werden. Das, was zuvor von der Ausübung der Religionens gesagt EAlIe kllelinioiien werden verboten, aissaeiiominen die ««tefoi:mtrte· s« 10 Thaler werden zur Strafe gesetzt, oder vierzehn Tage bei Waler und Brod zu üben, oder aus ver Stadt verwiesen zu werden. « Die angetan? en Kinde: sollen nichts von ihren Eltern erben. SVon zwei Artitelm die verschwiegen werden. « Und rntt der Glocken» lautet die' Unterschrift des Befehls oder« Mgäxsttprsergstsiegcl der« Tanfs-Gcsiirutcn. worden ist, ist mit der Glocke bekannt gemacht worden, den 7. September 1601, nach der alten Zeit. » » Siehe in der lkrouik vom lltttergattge der Tyrannen und jährlichen Geschichtety den zweiten Teil, gedruckt 1620, das siebenzehiite Buch auf das Jahr 160;, Tag. »1539, Zins. L, verglichen mit der Schuhschrift des Befe is, Bahn. .l. Blatt 4; ferner Gegcnbericht Buchst El. s, 4 &c. Nacl)bericht. . Ob« dieser Befehl derer von Gröningen und S11eck damals, oder kurz darauf einige erhebliche Folgen für die Getauften nach Christi Ordnung durch Laudesverweisungeii oder dergleichen hervorgerufen habe, haben wir nicht vernehmen können; aber daß man nachher an diesen Orten viel härter, als der Jnhalt des Befehles lautet, durch schwere Gefangenschaft Je. mit diesen Leuten verfahren sei, ist uns nur zu viel zu Ohren gekommen, wiewohl zu großem GIücke und Heile derer, die dieses um des Zeugnisses des Herrn und seiner heiligen Wahrheit willen erlit- ten haben. Gleichwohl» hat sich dieses Jahr uicht ohne Blutvergieszen der Heiligen und ohne Beraubung ihrer Güter im Witgensteiner Lande geendigt, wie aus nachfolgender Beschreibung z1c ersehen sein wird. i Vier Personen, nämlich Huhbert op der Straten, Trynketc seine Hausfrau, Pieter ten Hove nnd Lyskeii te Linschoten werden bei Witgetisteisi um des Zeugnisses Jesu Christi willen um einen Galgen geführt, gegeißelt und des Lan-des verwiesen. Jm Jahre 16l)1. Es! hat sich im Jahre 1601 zugetragem daß Johann von Stein, Graf zu Witgenstein Herr zu Homburg, als er sich vor- nahm, die römische und lutherische Lehre abzuschaffen, indem er ein Mitglied der Calvinischen Kirche war, zugleich seine Hände an die wehrlosen Schafe Christi, die man verächtlich Anabaptis ste11 oder Wiedertäufer nannte, gelegt und sie ins Gefängnis gesetzt hat. « Unter denselben werden Huybert op der Straten, Trynkem seine Hausfrau, Pieter ten Hove und Lyskeii te Linschoten ge« nannt, welche letztere, wie wir gehört haben, eine alte Frau war, iiber siebenzig Jahre alt. Die drei zuerst Genannten saßen zwölf Wochen gefangen, die letztere aber siebenzehii Tage, weil sie viel später gefangen genommen wurde. Diese·- litten viel Anstoß, sowohl durch scharfe Bedrohuiis gen, als« auch durch schmeichelnde Worte, um sie zum Absalle zu bringen. Llls sie aber (nämlich die Verfolger) ihre Seelen nicht verderben oder zum Abfalle bringen konnten, sind sie zuletzt auf eine ringegriiiidete Llnklaga daß man sie mit der heiligen Schrift überwunden hätte (was doch weit entfernt war), und daß sie gleichwohl in ihrer verführerischeii Secte der Wiedertäuferei bleiben wollten 2c., alle vier auf folgende Weise verurteilt wor- den: Daßt alle ihre Güter verfallen sein, und das; einem jeden derselben mit der Rute vierzig Streiche gegeben werden und sie dergestalt gegeißelt, auch noch dazu auf ewig des Landes verwie- sen werden sollten. Dieses ist auch geschehen. Alsot haben sie (sagen die Schreiber) diesen unschuldigen nnd frommen Leuten den Leib entblößt, sie um den Galgen ge- führt, dieselben gegeißelt, sie ihrer Güter beraubt und mit leeren Händen zu ihrem Schaden vertrieben und des Landes verwiesen. Siehe in ider Vorrede des alten Qpferbicches iiber das Jahr 1615, Buch-sterbe i i i, Kot 1 re. xVpn des: Verfolgung, die lange nach der Belanntmnchitng desselben Befehles entstanden ist. «-’ Gleichwohl hat sich visrgemeldetes Jahr nicht ohne Blutvergiebeii di i. «« . . . geenlGraf Johannes von Stein ninunt sich vor, die roansche und lutherische Lehre ab uschaffety unterdessen legte er auch seine Hände an die wehrlosen Schafe C visit. .s'-'V’tan » Abfalle zu bringen, aber vergebens. IVon ihrem Urteile und» der Strafe. « Sic- wurden nm den Galgen geführt, gegeißelt und des Landes verwiesen, 599 Hemes Nimricin ein Lehrer der Tanfsgesinnteiy mit mehreren Andern werden um des Zeugnisfes Jesu Ehristi willen, nachdem «emes zuvor durch. den Galgen geführt worden ist, iu Witgesiteiii zur Stadt h1nausgege11zelt. Im Jahre 1605. Unter vorgemeldetem Grafen von Stein (oder Mitgen- stein) in Deutschland (wiewohl ihm der Name reformirt beige- legt wurde), habe gleichwohl die Taufsgesiiiitteii damals um ihres« Glaubens wille11 viel Verfolgung erlitten. Ein Lehrer (dieses Glaubens), Hemes Nimrich genannt, nurde nebst mehreren Andern in Verhaft genommen; dieser wurde nach dem Galgen geführt (schreibt P. J. Twisck) nnd wußte nicht anders, als daß man ihn enthaupten würde; als er aber dahinkanh führte man ihn (wie man es mit den andern ge- ncacht hatte) unter dem Galgen durch, und geißelte ihn scharf; die anderen Gefangenen peitschte man zur Stadt hinaus Je. Flrosiit vom Untergange 2c., das 17 Buch auf das Jahr mild. Gebt. 162«, der ziveite TeilFdas 17. Buch auf das Jahr 1605, Brig. 1ä90, Kol 2 2c. Wiarkics Edcr und Hans Polizist«-m. 1605.V Im Jahre 1605, den 24. April, sind zwei Brüder, E! mit Iskaineit Markus Eder, ein Wagner, und Hans Poltzingey ein Schneider, b um ihres Glaubens und der Wahrheit Gottes wil- len zu Nimbach im Baierlanide, als sie durchreisten, verraten und in Verhaft genommen worden· c Den As. April des Morgens friih führte man sie gefänglich nach Riet, d wo sie bis in die fünf- zehnte Woche gefangen gelegen haben. OUnterdesseII hat man auf mancherlei Weise mit ihnen gehandelt und gesucht, sie vom Glauben abfällig zu machen. Man hat zwei Jesuiten von der Stadt Oting zu ihnen gebracht, die sie unterrichten und sie ihren Glauben lehre11 solltenz k aber sie blieben standhaft und fest im rechten Glauben und wollten keiner fremden Stimme ggehors schen. Die Pfaffen zu Riet sind oft zu ihnen gekommen, um sie zu ihrem Glauben zu bereden, aber die Brüder sagten: Das ist ein Glaube der Abgötterei und Hurerei. 11 ein Glaube der Sünde nnd Lästerung, wie die Früchte bezeugen. Von ihrem Glauben beseelt, haben sie sich keineswegs überreden lassen, isonderii haben sich allezeit nach der Wahrheit und Lehre Christi in Be- ziehung auf dasjenige wohl verantwortet, l( was Gott ihnen zu erkennen gegeben hatte; dabei wollten sie bis» ans Ende bleiben, sagten sie; und wenn man auch ihnen (durcl) Gottes Zulassung) das« Leben nehmen wollte, Iso könnte man ihnen doch an der Seele keinen Schaden tun. Da nun alle falsche Lehren der Pfaffen an ihnen nichts hel- fen wollten, haben sie auch den Scharfrichter seine Kunst an ihnen probireii lassen; sie ließen sie zweimal sehr scharf peinigen, und I» wollten von ihnen wissen, wer sie beherbergt hätte, und welche Leute es wären, zu denen sie reisen wollten; aber die Brüder wollten ihnen solches nicht sagen, sondern sagten, sie brauchten solches» nicht zu wissen. ««Dci sie nun nach ihrem Willen mit ihnen nichts aus-richten konnten, ist, nach vielen Verhandlungen, ein Befehl von der Re- gierung znTBerghausen gekommen, 11 daß man sie mit dem Schwert hinrichten, nachher -aber mit Feuer verbrennen sollte. Als» sie nun auf den Richtplatz kamen, 0hat der Bruder Uliackus den Scharfrichter gebeten, er sollte Hans zuerst richten, was er auch tat, und nachdem solches geschehen war, sprach Markus zum Volke: I) Mein Bruder hat überwunden, dasselbe will ich cnuh tun. Nach diesen Worten wurde der Bruder Mar- tuski auch enthauptet, worauf sie beide verbrannt worden sind. fuchte diese Leute durch Drohungen und Flehen zum 1 aMattlx 12, sc. bHabakul 2, 4. Ich. 17, 17. cMatth. W, M. dHebL 1, AS. e r. M, L. kMacc. is, is. xJoh 10, s. hMatth. 7, II. UND. 1, is. kJolx 14, 16. 1Matth. 10, M. mAvostelg. 12, 1 und 26, U. a Apostg 12, 2. o Mattkx 28, 7. pOffenb S, s· 800 Der blutige Scheins-laß, Dieses ist den 26. Tag des Monats August in dem vorgemeldes ten Jahre geschehen. Dem Scharfrichter war befohlen, er sollte, wenn er bemerken würde, daß sie oder einer von ihnen, abfallen wollte, nachlassen und nicht fortfahren möchte, und hätte er auch das Schwert schon gezogen, aber CI sie sind in ihrer Hoffnung be- trogen worden. Also haben diese beiden Brüder von dem Glau- ben und der Wahrheit Gottes tapfer und standhaft bis in den Tod mit ihrem Blute Zeugnis gegeben. Gott, der ihnen dazu Kraft und Stärke gegeben hat, sei Lob und· Dank, in Ewigkeit. Zur Bestätigung des Vorgemeldeten dient der kurze Be- richt, welcher in der Kronik vom Untergange der Tyrannen, ge- druckt 1620, im 17. Buche, auf das Jahr 1605, Pag. 1590, Col. 2, gefunden wird. Jmt Jahre 1605 (s-agt der Schreiber), den 24. April, wurden Markus Eder und Hans Poltzingey Taufsgesinnte um des Glaubens willen, zu Nimbach in Vaiern Verhaftet; man hat sie darauf gefänglich nach Riet geführt, wo sie fünfzehn Wochen gefangen gelegen haben. Da2 sie nun dieselben, weder durch die Jesuiten, noch durch die Pfaffen, von idem Glauben sabbringen konnten, so haben sie den Henker (verstehe den Scharfrichter) seine Kunst an ihnen auch probiren lassen; sie ließen sie zweimal sehr hart peinigen, und wollten von ihnen wissen, wer sie beherbergt hätte und was es für Leute wären, zu denen sie reisen wollten; die Brüder aber wollten ihnen solches nicht sagen. Hiernächst-«« sind beide mit dem Schwerte hingerichtet, und ihre Leiber, den 26. August desselben Jahres, verbrannt worden. Bergleick e die zuvor angezogene Kronik mit Jak. Th. Dal und W. Att. Brie -en sc. Hans Landisk I614.s Daß der blutige Zwang oder die Herrschaft über die Gemü- ter der Menschen noch immer im Schwunge ist, ist eine betrübte Sache, insbesondere ist es zu beklagen, daß diejenigen, die sich rühmen, Nachfolger des wehrlosen Lammes- (mehr als andere) zu sein, s nicht mehr von der Lammesart, sondern im Gegenteil eine Wolfsart in sich haben. Man kann es in der Tat nicht damit entschuldigeiu daß sie mit dieser Handlungsweise bezweck- ten, die Kirche rein zu halten, sondern es scheint-vielmehr ein hitziger Sinn zu sein, wenn man des’Unkraut (oder das, was man für Unkraut hält) auszujäten sucht, indem doch die Diener des Herrn (da sie der Eifer anspornte, das Unkraut auszurup- sen) sich solches nicht unterstanden, sondern um Erlaubnis frag- ten, und es unterließen, weil es ihnen verboten war. b Wenn nun jene auch fragen, oder ihres Herrn Gesetzbuch untersuchen wollten, so würden sie finden, daß »der c Hirte nicht lehrt, seine Heerde zerreißen, sondern daß er sie als Schafe unter die Wölfe sendet, auch daß Er nicht will, d daß man das Verirrte ersticken, sondern ihm aus den rechten Weg helfen soll; ferner, daß Er auch nicht den Tod des Sünders begehrt, sondern daß er sich e bekehre und lebe. Dergleichen und noch viele andere Lehren haben wir, die alle zum Heile und nicht zum Verderben des Menschen dienen. Aber es scheint wohl, daß denselben noch eine Decke vor dem Herzen hängt, daß sie dieses nicht verstehen kön- nen, oder daß der wüthende kEifer ihr Herz noch mit solcher Grausamkeit erfüllt hat, daß sie es nicht leiden können, daß Jemand den Himmelsweg auf eine andere Weise bewandle, als eben wie sie sich denselben vorgenommen haben, und daß sie deshalb einen Jeden zwingen wollen, ihn ebenso zu bewandelir Dieses hat Inan noch im vergangenen Jahre 1614 zu gZiiriclY in der Schweiz, an einem frommen Zeugen der Wahrheit Got- tes, genannt Hans Landis, gesehen, welcher ein 11 Lel)rer und Diener des Evangeliums Christi war nnd am Rheine wohnte, nsclilken er aufwärts bereiste, um einige gottesfiirchtige recht hungrige und durstige Seelen nach der Gerechtigkeit mit dem Worte des Herrn zu speisen und zu erquicken. Als» solches der Rat zu IZiirich, welcher durch die Llrt der neidischen Schristges lehrten und Pharisäer aufgehetzt war, erfahren, hat er solches nicht leide11 können, sondern ihm dasselbe sofort verbieten lassen, als ob sie gemeint hätten, hiermit das evangelische IWort in seinem Fortschreiten zu hemmen, jedoch Hans, welcher mit Pe- trus wußte, k daß man den Geboten Gottes mehr als den Men- schengeboten gehorchen müsse, hatte solche Liebe zu der Wahrheit und den jungen Säuglingen der Brüste Zions getragen, daß er um menschlicher lBedrohuiigen willen keineswegs hat nachlassen wollen, dieselbe mit der rechten m Speise der Seele zu speisen. Er ist aber deshalb von den Feinden derselben gesänglich einge- zogen, und in eisernen Baniden von Zürich nach Solothurn den Papisten zugesandt worden, in der Y2einung, daß er weiter auf die See oder auf die Galeeren geschickt werden würde, wiewohl er durch Hülfe gutherziger Leute dort wieder auf freien Fuß gesetzt worden ist. Als er aber nachher wieder gefangen und nach Ziirich geführt worden ist, haben sie ihn seiner Lehre wegen scharf untersucht, und als er keineswegs von seinem gottseligen U Vorhaben, noch auch von seinem Glauben abstehen wollte, an ihm bezeugt, .daß ihr vor vier und achtzig Jahren (Anno 1530) erlassener Befehl noch nicht in Vergessenheit geraten oder dessen blutige Tendenz durch die Länge der Zeit sich verwischt habe, denn nach dessen Jnhalt haben sie ihn vom Leben zum Tode verurteilt, worauf derselbe im Monat September 0 des vorge- meldeten Jahres 1614 als ein rechter Nachfolger Christi um der Wahrheit willen getötet und enthauptet worden ist. Sie haben solches jedoch nicht bekennen wollen, sondernhaben vorgegeben und idie gemeinen Leute, um sie zu verführen, überredet, daß er nicht um der Religion willemsondern wegen seiner Halsstarrigs keit und seines Ungehorsams gegen die Obrigkeit gestraft und getötet worden sei. . Darin haben sie ihre alte pharisäische Art recht an den Tag gelegt, welche, als sie das unschuldige Lamm, unser aller Heiland und Seligmachen p zum Tode verurteilten, nicht vor- gaben, daß es wegen seiner tugendsamen Lehre geschehen wäre, womit er die Menschen zu Gott bekehre, c! sondern daß er um seiner Gotteslästerung willen sterben müßte. Und dieses ist die Art aller Tyrannen, den Unschuldigen, neben dem Leiden und dem Tode, noch mit falschen Beschuldigungeii zu beschweren, T aber wenn der jüngste Tag des Gerichts kommen wird, dann werden alle diejenigen, die jetzt -so unbedachtsam urteilen, auch ihr Urteil zu erwarten haben und empfangen, und vor Angst klagen: Diese sind es, welche wir etwa für einen s Spott hatten, und für ein höhnisches Beispiel, wie sind sie nun erhöht 2c.; dann werden sie über ihr gottloses Wesen allzuspäte Reue haben, tund es mit Zähnklappen ewig bereuen; dagegen aber wird dieser fromme U Märtyrer und Zeuge Gottes mit allen Gerechten, die noch unter dem Altare liegen und warten, bis die vZahl ihrer Mitbrüdey die auch ihre Kleider im Blute des Lammes rein machen, Werfüllt sein wird, eine herrliche Belohnung empfangen; und sie werden alsdann sämmtlich q1. Tini. s, 12. Osfenlh 2, 10. Folg. M, 37. END. s, 13. Hebt. IS, is. IVon der Zeit, wann dieses aesclichesi ist, nnd auch, wie lange ihre Ge- fangenschaft gewährt hat. sVon ihrer Standhaftigkeit im Stimmen. « Von ihrem Tode· s eLuL 12, dMatth. 10, IS. Qui. is2. Kot. Z, bBiattlx is, 29. . Es, 10. W« sEzcch is. se. se. is, 4. Jar s. 20. is. gJolx .17, 17. EIN. "1, H. 11 Allattlx H. O. Wiattlx 2ö, Eis. i2. Thess Z, l. «· Mutth 4, 4 lcApoftelcp 4, 18 und Z, so. 10es. M, U. 1n2lvostelg. 4, 21. . . n Hebt. 10 Es. oMattlx 1 , W. Joh 17, 17. Apostelg 12, Z. pJes. Es, 10. qMattlx W, 64. kMattbxR L. s Weislx Z, s. tMattlx 22, is. uApoftelg. W, 20 und 23, II. vOfsenE S, O. wOffenb. 7, 14.