Biblische Urgeschichte - Teil 01/10 - Die biblische Schöpfungswoche

Roger Liebi

Audioabschrift – Bibelstudientage Aarau 1999

1. Mose 1, 1-31

 

Biblische Urgeschichte, so heißt unser Thema. Wir gehen Kapitel für Kapitel durch das erste Buch der Bibel bis zum Turmbau zu Babel in Kapitel 11. Also wir beginnen mit 1. Mose 1 und ich lese ein paar Verse vor:

 

«Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Die Erde aber war wüst und leer, und es lag Finsternis auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es wurde Licht. Und Gott sah, dass das Licht gut war; da schied Gott das Licht von der Finsternis. Und Gott nannte das Licht Tag, und die Finsternis nannte er Nacht. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: der erste Tag.

Und Gott sprach: Es werde eine Ausdehnung inmitten der Wasser, die bilde eine Scheidung zwischen den Wassern! Und Gott machte die Ausdehnung und schied das Wasser unter der Ausdehnung von dem Wasser über der Ausdehnung. Und es geschah so. Und Gott nannte die Ausdehnung Himmel. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: der zweite Tag.

Und Gott sprach: Es sammle sich das Wasser unter dem Himmel an einen Ort, damit man das Trockene sehe! Und es geschah so. Und Gott nannte das Trockene Erde; aber die Sammlung der Wasser nannte er Meer. Und Gott sah, dass es gut war. Und Gott sprach: Die Erde lasse Gras sprießen und Gewächs, das Samen hervorbringt, fruchttragende Bäume auf der Erde, von denen jeder seine Früchte bringt nach seiner Art, in denen ihr Same ist! Und es geschah so. Und die Erde brachte Gras und Gewächs hervor, das Samen trägt nach seiner Art, und Bäume, die Früchte bringen, in denen ihr Same ist nach ihrer Art. Und Gott sah, dass es gut war. Und es wurde Abend, und es wurde Morgen: der dritte Tag. »

 

Wir haben also in 1. Mose 1 die Schöpfungswoche vor uns. Noch einmal der erste Vers: «Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde.» Dieser Vers umschreibt gewissermaßen die Erschaffung des Weltalls. In Jeremia 10, 16 lesen wir, dass Gott das All erschaffen hat, Himmel und Erde. Interessant ist das Wort für Schaffen auf Hebräisch «bara», denn dieses Wort wird nur gebraucht im bibelhebräisch für Gott. Im Deutschen gebrauchen wir Schaffen auch für Künstler; wir gebrauchen Schaffen auch für Gott. Aber in der Bibel wird das Wort bara nur für Gott verwendet. Zweitens: bara bezeichnet immer die Erschaffung von etwas Neuartigem. Es kommt in 1. Mose 1 an drei Stellen vor: Nämlich zuerst im ersten Vers hier, wo wir gewissermaßen als etwas Neues haben, dass überhaupt Materie erschaffen wird. Zur Erschaffung der Erde wird Materie erschaffen. Dann finden wir es zum zweiten Mal in Vers 20-21, da geht es um die Erschaffung von Lebewesen im Wasser, und die werden im Hebräischen folgendermaßen genannt. In Vers 20 die lebendigen Wesen, da haben wir den Begriff «nefesch chajah», wörtlich «lebendige Seelen». Da wird also beseeltes Leben erschaffen, das ist in der Qualität wieder etwas ganz Neues. Und da kommt, auch wieder in Vers 21, dieses bara vor, nämlich: «und Gott schuf die lebendigen Seeungeheuer.» Dann zum dritten Mal in Verbindung mit der Erschaffung des Menschen (V.27). Dort gleich dreimal feierlich verwendet: «Und Gott schuf den Menschen in seinem Bild, im Bild Gottes schuf er ihn, als Mann und Frau schuf er sie.» Und der Mensch ist ja eine Einheit aus Körper, Seele und Geist. Materie, Beseeltes, aber auch der Geist kommt dazu und hier wird wieder dieses Wort bara verwendet.

Dann ist weiter zu bemerken, der erste Vers, der so gewissermaßen die Erschaffung der Erde und des Weltalls umschreibt, besteht im Hebräischen aus sieben Wörtern und viermal sieben Buchstaben. Keine Angst, ich halte nichts von Bibelcode, aber nichts desto trotz gibt es in der Bibel eine Zahlensymbolik. Und die Zahl sieben spielt gerade im 1. Buch Mose eine große Rolle, also hat das schon seine Bedeutung. Und nur so andeutungsweise: Zum Beispiel dieser Abschnitt in 1. Mose, wo es um das Geschlecht von Adam geht, wenn man das auszählt, kommt man auf 930 Wörter und 930 Jahre alt ist Adam geworden. Also ganz interessant, nicht wahr. Solche Zusammenhänge bestehen, aber das hat mit Bibelcode gar nichts zu tun.

Ich habe hier den ersten Satz der Bibel gleich ausgedruckt: «bereschit bara elohim et haschamajim ve’et ha’aretz.» Das ist der erste Satz der Bibel. Es bezeichnet die vollkommene Schöpfung, die Schöpfung aus dem Nichts. Römer 4, 17 spricht von diesem Gott, der das Nichtseiende ruft, wie wenn es da wäre. Also wir haben hier das lateinische «creatio ex nihilo», die Erschaffung aus dem Nichts. Und Hebräer 11, 3 erklärt uns «durch Glauben verstehen wir, dass die Welten durch Gottes Wort bereitet worden sind, so dass die erscheinenden Dinge aus Nichterscheinendem geworden ist.», eben aus dem Nichts durch Gottes Wort.

Wir kommen bereits zum zweiten Vers und da gibt es einiges zu bedenken bei der Übersetzung. «Und die Erde war Wüstheit und Leere». Man kann übersetzen: «Und die Erde jedoch wurde Wüstheit und Leere», also einen Gegensatz andeutend. Es ist so: Das hebräische Wort «hajah» bedeutet sein oder werden. Darum kann man sowohl «war Wüstheit und Leere» als auch «wurde Wüstheit und Leere» übersetzen. Nun der Ausdruck «tohu vavohu» also Wüstheit und Leere, kommt hier vor. Und wenn man diesen Worten nachgeht, hängt ihnen ein besonderer Klang an. Zum Beispiel in Jesaja 45, 18 heißt es vom Schöpfer: «Nicht als ein tohu hat er sie (die Erde) erschaffen. Um bewohnt zu werden hat er sie gebildet.» Weiter: Der Ausdruck «tohu vavohu» kommt noch einmal so zusammen in Jeremia 4, 23 vor, und da geht es um das Land, das durch Gottes Gericht verwüstet werden wird: «und siehe da, tohu vavohu». Also das hat schon seine Gründe, wenn man übersetzen würde: «Die Erde jedoch wurde Wüstheit und Leere.» Es ist auch noch interessant, in Jesaja 34, 11 kommen die beiden Wörter, tohu und vohu, getrennt noch einmal vor und auch dort geht es um ein Land, das total verwüstet wird durch das göttliche Gericht, nämlich Edom, Südjordanien. Nun, wir können uns fragen, wenn das heißt, dass Gott die Erde zuerst vollkommen geschaffen hatte, wie ist dann Wüstheit und Leere geworden? Nun wir wissen aus anderen Bibelstellen, es hat in der Engelwelt einen Fall gegeben. Satan war ein Engelfürst, der gefallen ist. Nun, die Frage stellt sich: Wann ist er gefallen? Es stellt sich denn auch die Frage: Wann sind die Engel erschaffen worden? Denn von Engeln lesen wir nichts in 1. Mose 1, im Schöpfungsbericht. Und dennoch wird in Kolosser 1, 16 gesagt, dass der Sohn Gottes, der Herr Jesus, die Engel erschaffen hat, die Engelwelt. Also es ist so: In Hiob 38, 7 da sehen wir, dass die Engelwelt jedenfalls vor der Erschaffung der Erde bereits existierten. Gott spricht zu Hiob über die Erschaffung der Welt und fragt ihn als Menschen: Wo warst du, als ich die Erde gemacht habe? Ich lese Hiob 38, 4:

«Wo warst du, als ich den Grund der Erde legte? Sprich es aus, wenn du Bescheid weißt! Wer hat ihre Maße bestimmt? Weißt du das? Oder wer hat die Mess-Schnur über sie ausgespannt? Worin wurden ihre Grundpfeiler eingesenkt, oder wer hat ihren Eckstein gelegt, als die Morgensterne miteinander jauchzten und alle Söhne Gottes jubelten?»

Die Söhne Gottes kommen in Hiob 1 und 2 auch noch vor und wir sehen, es ist die Engelwelt, die so bezeichnet wird. Diese waren also am Jauchzen im Moment von 1. Mose 1, 1. Im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde. Sie jauchzten, als der Eckstein für die Erde gelegt wurde. Also war die Engelwelt schon erschaffen vor 1. Mose 1, 1. Und wichtig ist hier, es heißt, und alle Söhne Gottes jauchzten, d.h. die ganze Engelwelt war positiv eingestellt. Aber, auf der anderen Seite, in 1. Mose 3 haben wir bereits den Verführer, die Schlange. Also das bedeutet, der Fall Satans muss stattgefunden haben vor 1. Mose 3, dem Sündenfall Adams, aber nach 1. Mose 1, 1, denn dort haben alle Söhne Gottes noch gejauchzt, als die Erde erschaffen wurde. Gut, ich erzähle hier etwas, wenn das jemand nicht glaubt, dann bin ich niemandem böse. Wir müssen ja unterscheiden zwischen Dingen, die ganz ausdrücklich im Bibeltext stehen und solchen, wie hier, wo wir verschiedene Schlussfolgerungen ziehen können und das darf man nicht auf die gleiche Stufe stellen. Das ist ganz wichtig. Also, wir sind uns klar, hier im Text selber steht das nicht, aber wir können gewisse Schlussfolgerungen ziehen durch Vergleich.

Es kommt weiter dazu, dass in 1. Mose 1, 2 neben tohu vavohu auch die Finsternis erwähnt wird, die in der Bibel sowieso symbolisch für das Negative steht. Also das ist auch etwas, das zu bedenken ist, die Finsternis. 1. Johannes 1, 5 sagt: «Gott ist Licht und gar keine Finsternis wohnt ihn ihm». Und weiter wird die Tiefe erwähnt. Tiefe heißt auf Hebräisch «tehom». Dieses Wort, tehom, bedeutet eine tiefe, rauschende, also aufgewühlte Wassermenge, ein rauschender Ozean. Der Geist Gottes schwebte über den Wassern. Das Wort schweben, hebr. «richaph», bedeutet mit den Flügeln flattern oder schützend schweben. In 5. Mose 32, 11 wird das Wort für einen Adler, der schützend über den Jungen im Nest schwebt, gebraucht. Also dieses Schweben des Geistes Gottes über dem tohu vavohu würde dann bedeuten, es wäre quasi wie ein schützendes Schweben, um weiteres Verderben aufzuhalten, bzw. dem Verderben entgegenzutreten, denn dann haben wir im weiteren Verlauf Gottes Schöpfungswerke: Licht, das in die Finsternis kommt usw.

Aber jedenfalls ist klar, dass der Zustand von Wüstheit und Leere nur kurz war, denn wir können das nachlesen. In Hebräer 4, 3-4 wird die Schöpfungsruhe, der Sabbat, der siebte Tag der Schöpfungswoche, in Verbindung gebracht mit der Grundlegung der Welt. Also 1. Mose 1, 1 spricht ja über die Grundlegung der Welt. Wenn also in der Zeit der Grundlegung der Welt der siebte Tag ein Ruhetag war, dann kann man nicht annehmen, dass da die Erschaffung der Welt war und dann ein Millionen Jahre langes Chaos, geologisches Chaos sagen wir, und dann wäre die Schöpfungswoche gekommen. Das geht nicht. Das liegt jedenfalls nahe beieinander. 1. Mose 9, 26 bringt den Sündenfall zusammen mit dem Opfer, das nötig ist seit dem Sündenfall, in Verbindung mit der Grundlegung der Welt. Also ist 1. Mose 3 ganz nahe bei 1. Mose 1. Und in Lukas 11, 50-51 geht es um die Ermordung von Abel, die stattgefunden hat, auch dort in der Zeit der Grundlegung der Welt. Also kann 1. Mose 4 nicht viel, viel später stattgefunden haben, als die Erschaffung der Erde, denn die Geschichte von Abel und Kain findet praktisch statt zur Zeit der Grundlegung der Welt.

Also man kann, was einige versucht haben, hier nicht irgendwie Millionen Jahre der Geologie unterbringen. Ich muss erklären: In der Geschichte der Geologie hat man bis 1800 n. Chr. in der wissenschaftlichen Welt allgemein geglaubt, dass die Erdschichten durch die Sintflut gebildet worden sind. Und erst speziell ab 1830 n. Chr. ist die Idee aufgekommen, die geologischen Schichten in riesigen Zeiträumen unterzubringen. Zu der Zeit sind die Millionen Jahre entstanden, übrigens bevor man irgendwelche Datierungsmethoden hatte. Das war also aus philosophischen Voraussetzungen heraus. Und dann haben manche Christen, aus dem Eindruck heraus, dass man das ja nicht einfach so vom Tisch wischen kann, versucht, mit der Lückentheorie eben diese Millionen Jahre von geologischen Umwälzungen in die Zeit des tohu vavohu von 1. Mose 1, 2 hineinzuflicken. Eine Lückentheorie, die aber nicht aufgeht. Und sie funktioniert auch aus anderen Gründen nicht. Ein sehr ernster Grund sogar ist der: In den Erdschichten haben wir tote Tiere und tote Menschen. Aber der Römerbrief (Römer 5, 12) sagt als grundlegende Lehre des Glaubens, dass durch den Fall des Menschen, durch Adam, der Tod in die Welt gekommen ist. Das heißt, man darf mit dem Tod gar nicht rechnen vor 1. Mose 3. Also können die Erdschichten, die den Tod dokumentieren, nicht in die Zeit fallen vor dem Sündenfall. Gut, aber wir werden sehen, wir haben es auch gar nicht nötig. Dann kommt dazu, die Verse 1 und 2 gehören mit zum ersten Schöpfungstag. In 2. Mose 20, 11 lesen wir nämlich, in den zehn Geboten, also ein wichtiger Vers, der auf die beiden Tafeln geschrieben wurde von Gott, die dann auch in die Bundeslade gelegt wurden: «Denn in sechs Tagen hat der HERR den Himmel und die Erde gemacht und das Meer und alles, was darinnen ist, und er ruhte am siebten Tag; darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn». Das ganze ist geschehen in einer Woche. Also wir können nur soweit gehen und sagen: Am ersten Tag hat Gott Himmel und Erde erschaffen und es kam zu einem tohu vavohu, aber sogleich hat Gott interveniert und das Licht in die Finsternis gebracht.

Aber interessant ist folgendes: Erst mit Vers 3: «Und Gott sprach es werde Licht», beginnt in der Erzählung 1. Mose 1 so das eigentliche Nullniveau der Zählung, jetzt wird richtig gestartet. Und zwar kann man das aus dem Grund sagen: Im Hebräischen gibt es eine Verbform, die gebraucht wird für eine Erzählung. Also wenn man eine Geschichte erzählt, entspannt zurückgelehnt, dann erzählt man es im Deutschen in welcher Zeitform? Imperfekt, ja? Imperfekt, Präteritum sagen die Schüler heute. Das ist die Erzählform und im Hebräischen gibt es auch eine Form, die normal für eine Erzählung gebraucht wird. Aber dann gibt es andere Verbformen, die braucht man um einen Hintergrund zu beschreiben, und diese werden gebraucht in den Versen 1 und 2. Da wird also quasi der Hintergrund beschrieben und jetzt geht die Erzählung los ab Vers 3.: «Und Gott sprach es werde Licht». Diese Erzählform, diese Narrativform, nennt man heute vajikdol-Formen, das sage ich für die, die Hebräisch können. Für Licht steht im hebräischen «or». Das bedeutet das Licht an sich, also nicht eine Lampe, sondern die Wellen, die dort ausgehen, das wird mit «or» bezeichnet. Es gibt nämlich im Schöpfungsbericht noch einmal das Wort Licht, in Vers 14, aber dann ist es «ma’or» und dann meint es einen Lichtkörper. Das ist also nicht das Gleiche. Or ist also das Licht an sich und in Vers 14 kommen dann erst die Lichtkörper, Sonne Mond und Sterne.

Das Licht in Vers 1 war Licht aus der Gegenwart Gottes. Paulus hat etwas Ähnliches erlebt bei seiner Bekehrung, als er auf dem Weg war nach Damaskus war, beschrieben in Apg 26, 13. Da ist er auf den Boden gefallen und er sah ein Licht mitten am Tag, das das Licht der Sonne überstrahlte. Das war kein Sonnenlicht, das er gesehen hatte, das war Licht aus der Gegenwart Gottes. 1. Tim. 6, 16 sagt: «Gott bewohnt ein unzugängliches Licht.» Und dann sagt Vers 2, 22, dass bei ihm das Licht wohnt. Aber im Neuen Testament wird nun von diesem Schöpfungsakt eine geistliche Übertragung gemacht. Wir wollen das gleich anschauen in 2. Kor. 4.

Paulus spricht über das Problem, dass Menschen blind sein können für die frohe Botschaft des Evangeliums. Und er sagt, es ist der Gott dieser Welt, der Teufel, der ihnen ihre Augen verblendet, der ihre Gedanken verblendet, damit sie das Licht des Evangeliums nicht sehen können. So steht es in 2. Korinther 4, 4. Aber dann sagt er in Vers 6: «Denn der Gott, der aus der Finsternis Licht leuchten hieß, ist es, der in unsere Herzen geleuchtet hat, zum Lichtglanz der Erkenntnis der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi.» Also Paulus sagt: Der Gott, der damals in 1. Mose 1 gesagt hat: jehi or, es werde Licht, dieser Gott ist es, der in unsere Herzen hineingeleuchtet hat, in unsere finsteren Herzen, damit wir Gott und sein Evangelium erkennen konnten.

Also leiten wir etwas Interessantes ab: Der Zustand des Menschen vor der Hinwendung zu Gott entspricht dem Zustand von 1. Mose 1, 2, tohu vavohu. Und es können viele von uns ein Lied davon singen, was das konkret bedeutet. Das Leben der Wüste und Leere ist geistlich zu verstehen: Finsternis war über der Tiefe, rauschende Wassermenge, innere Unruhe, Aufgewühltsein; aber dann der Geist Gottes, der wirkt. Nach Johannes 16: Der Geist Gottes überführt die Menschen von Sünde. Das Wirken des Geistes Gottes, dass es zum Punkt kommen kann, dass Gott sagt: jehi or, es werde Licht. Und das passt alles wunderbar. Der Mensch ist nach Prediger 7 von Gott einmal vollkommen erschaffen worden. Aber der Mensch ist in Sünde gefallen. So wie in 1. Mose 1, 1 alles vollkommen ist, dann haben wir das Chaos, tohu vavohu in Vers 2, und dann die Neuordnung, indem zuerst Licht in die Finsternis hineinkommt.

Nun wir kommen schon zum nächsten Tag, Verse 6-8, und da haben wir wieder Probleme. Da haben wir nämlich den Ausdruck «es werde eine Ausdehnung.» Luther übersetzt: Feste. Und das hat er so übersetzt, weil schon in der lateinischen Übersetzung «firmamentum» stand, das Firmament. Das kommt von englisch «firm» und heißt fest, das kommt von der gleichen Wurzel. Also eine Feste, firmamentum. Und der lateinische Übersetzer Hieronymus hatte das schon von der ältesten Bibelübersetzung, der Septuaginta. Die haben nämlich im 3. Jahrhundert vor Christus schon übersetzt mit «stereoma», und das heißt auch Feste, etwas Starres. Das ist aber sprachwissenschaftlich ein Fehler. - Luther war ein ausgezeichneter Bibelübersetzer, er hat die Bibel gut übersetzt, und manchmal auch zu gut. In Römer 8 hat er zum Beispiel übersetzt, dass alle Dinge, denen, die Gott lieben, zum Besten mitwirken. Aber im Grundtext steht nur zum Guten. Da hat er zu gut übersetzt. Aber es hat seinen Grund, dass eben nicht steht zum Besten, sondern zum Guten. Das ist Hausaufgabe. -

Wir wollen dem Wort hier nachgehen. Auf Hebräisch steht ja hier das Wort «raqia», das kommt von der Wurzel «raqa» und bedeutet plätten, breitschlagen, dünnschlagen. Das Wort bezeichnet daher etwas, das sehr dünn und weit ausgebreitet ist. Und damit ist es eine schöne Bezeichnung für die Atmosphäre. Denn diese Ausdehnung wird nämlich nachher in Vers 8 Himmel genannt. Und wir sprechen ja auch, wenn wir die blaue Hülle sehen, das Blau kommt ja von der Luft, denn das Weltall ist ja nicht blau, da sprechen wir auch vom blauen Himmel. Das ist der Lufthimmel, weit ausgebreitet und hauchdünn. Also in dem Wort raqia steckt gar nichts von Metall oder so drin. Das haben ja manche in die Bibel hineinlesen wollen und sagen, das Wort drücke aus, so eine metallene Kuppel. In der revidierten Elberfelder in der Fußnote steht das zum Beispiel, das könnt ihr grad rausstreichen, das ist sprachwissenschaftlich nicht haltbar, in dem Wort ist nichts von Metall drin, aber der Grundgedanke vom Dünnen. Ja, wir kennen zum Beispiel das Wort «raqa» als Schimpfwort aus der Bergpredigt. Und was heißt das? Dünnkopf! Also wo gar nichts drin ist. Dünnkopf, Hohlkopf, also da ist gar nichts drin, so dünn.

Also wir haben hier die Atmosphäre, aber hier am zweiten Tag wird gesagt, dass Gott von dem Wasser unterhalb einen Teil genommen hat und es oberhalb der Ausdehnung hingetan hat. Das muss man dann so verstehen, wohl in Form einer Wasserdunsthülle und das wirkt sich aus – man kann das übrigens physikalisch nachvollziehen, etwa in einer Höhe von drei Kilometern müsste das sein, und der Effekt wäre ein starker Strahlenschutz und zweitens ein Treibhauseffekt, der das Klima gleichmäßig über die ganze Erde verteilt. Aber heute finden wir nichts mehr davon. Viele von uns sind schon auf zehn Kilometern gewesen und wir haben nichts davon gesehen. Aber wir werden später noch sehen, dass offensichtlich diese Wasserdunsthülle in der Sintflut abgestürzt ist. Wir werden uns dem noch stellen, denn es ist ja die Frage, woher kommt das Wasser, das die ganze Erde überflutet werden kann. Jedenfalls ist es ja so, dass die Bibel mit der Erde beginnt, die wasserbedeckt ist. Es gibt auch solche, die sagen, in der Bibel steht, die Erde ist eine Scheibe, dabei wird die Erde ja beschrieben, als etwas, wo nur Wasser zu sehen ist, das wird hier in Vers 2 mit Erde bezeichnet. Nicht das Festland wird in Vers 2 als Erde bezeichnet, sondern die Erde als vollständig von Wasser überflutet. Nur nebenbei gesagt: Das Wasser heute hier auf der Erde, wenn das Wasser gleichmäßig ausgeglichen wäre, also sagen wir die tiefen Meeresbecken wären ausgeglichen gegenüber dem Himalaya, dann reicht das Wasser auf der Erde, um den gesamten Globus 3 Kilometer hoch zu bedecken. Die Wassermenge auf der Erde reicht aus, um sie, wenn sie gleichmäßig nivelliert ist, drei Kilometer hoch zu bedecken. Aber wir kommen auf diese Details sowieso noch zurück. Also ich behaupte jetzt einfach mal, wir müssen damit rechnen, das ist abgestürzt, abgeregnet bei der Sintflut.

Und nun haben wir hier gleich die Erklärung, dass die Bibel über drei Himmel spricht. Wir haben nämlich erstens die Atmosphäre, den Lufthimmel. Zweitens haben wir den Kosmos, den Sternenhimmel, das Weltall, dies bezeichnen wir ja auch als Himmel. Und jetzt verstehen wir zum Beispiel, warum in 1. Könige 8, 27 bei der Einweihung des Tempels Salomo zu Gott sagen konnte: «Siehe, die Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen; wie viel weniger dieses Haus». Nicht wahr, die heidnischen Gottheiten, die hatten Platz in Tempeln und ganz kleinen Tempelchen, aber Salomo sagt, Gott kann gar nicht in einem Allerheiligsten gefasst werden von 10 mal 10 Metern. Er kann nicht einmal durch den Lufthimmel und nicht einmal durch den Astralhimmel, den Kosmos, gefasst werden, wie viel weniger durch dieses Haus. Also haben wir schon zwei Himmel: den Himmel und den Himmel Himmel. Aber Paulus spricht dann in 2. Korinther 12 davon, dass er entrückt worden ist, dass er einen Menschen kennt, der entrückt worden ist, in den dritten Himmel und er nennt ihn das Paradies. Das bedeutet also, dass das Paradies, der Ort, wo der Thron Gottes ist, nicht identisch ist mit dem Weltall. Also als Gagarin damals als erster Kosmonaut etwas über den ersten Himmel hinauskam, über die Lufthülle, da ist er ja zurückgekommen und hat gesagt: Ich habe Gott nicht gesehen. Diese Aussage war also nicht gerade umwerfend. Denn die Bibel unterscheidet den dritten Himmel als etwas, das nicht identisch ist mit dem, was wir da sehen, Lufthimmel und Kosmos.

Am dritten Tag, Verse 9-13, findet etwas ganz interessantes statt; da kommt nämlich das Trockene hervor aus dem Wasser, also das Festland. «jabbaschah», das Trockene, braucht man im Modernhebräisch für das Festland. Also das Festland wurde sichtbar. Was ist geschehen? Eine erste geologische Auffaltung! Der Meeresboden wurde verschoben und so kam es zu einer massiven geologischen Auffaltung und somit zur Bildung des Festlandes. Und erst hier, am dritten Tag, wird begrifflich das Festland auch wieder Erde genannt. Aber früher im Text war der Begriff Erde umfassender, nämlich den ganzen Urozean umfassend war die Erde. Hier wird es eingegrenzt, mit Erde wird nun das Festland bezeichnet.

Wir haben am vierten Tag die Erschaffung der Lichtträger: Sonne, Mond und Sterne. Es ist interessant, dass gerade diese Himmelskörper, die bei den heidnischen Völkern als so wichtige Götter verehrt wurden, so sagt das jüdische Volk, das Volk Israel, sogar erst am vierten Tag gekommen sind. Die sind weit hintenan. Und übrigens sind es nur «ma’or», das sind nur Lampen. Warum den Mondgott verehren, warum die Planeten verehren, warum den Sonnengott verehren? Das sind gar keine Götter, das sind nur Lichtträger, Lampen. Und die kamen sogar später erst als die Erde. Nun, hier gibt es etwas interessantes, da wurden die Sterne sichtbar am Himmel. Aber wenn wir nun rechnen, ja wie weit weg sind denn diese Sterne, da merken wir, das sind Distanzen, die den menschlichen Geist absolut übersteigen. Wir sehen kein Ende und man entdeckt immer weiter entfernte Sterne. Ja, jetzt muss man rechnen. Vom Licht wissen wir genau wie schnell das ist, also zumindest wissen wir, wie schnell es heute ist. Es ist nicht einmal sicher, ob diese Geschwindigkeit immer gleich war. Aber heute ist es 300.000 km in der Sekunde. Jetzt können wir doch rechnen wie weit diese Sterne sind, dann können wir rechnen wie lange das Licht gebraucht hat bis hierher. Also braucht es Milliarden von Jahren. Wenigstens fünf Milliarden Jahre. Nun ist das eine Rechnung, in dem man den Schöpfer herauslässt. Schöpfung erscheint immer in einem gewissen Alter, in einem Scheinalter.

Stellen wir uns einmal vor: Hochzeit zu Kana, wundervolle Hochzeit, der Wein ging aus und dann hat der Herr Jesus, der Sohn Gottes, der Schöpfer, aus Wasser Wein gemacht. Und der Spezialist hat dann gekostet: wow, - o.k. er hat das wohl auf Hebräisch gesagt - das ist ja ganz wunderbarer Wein. Er konnte also schnell denken. Diese Trauben mussten einmal lange reifen, dann musste man sie ernten, dann musste man sie treten, dann musste man den Wein lange pflegen, das war eine Sache von Jahren. Dabei hat er es am gleichen Tag gemacht. Tja, das ist Schöpfungswerk. Schöpfungswerk sieht schon aus, als wenn es ein Alter hätte. Denken wir ein bisschen weiter. Wir gehen am sechsten Schöpfungstag in den Garten Eden und sehen da einen jungen Mann, wunderschön, eine junge Frau, sagen wir fünfundzwanzig Jahre alt. Dabei sind sie erst an diesem Tag entstanden. Die sind nicht als Baby entstanden. Oder wir gehen spazieren im Garten Eden und wir sehen viele Bäume – ach mich hätte es interessiert einen umzuhauen und die Jahresringe zu zählen. Schöpfung gibt automatisch – es ist Täuschung – aber es gibt automatisch einen Anschein von Alter. Wenn Gott das Licht leuchten ließ auf die Erde, dann war das ein Schöpfungsakt. Gott brauchte nicht 5 Milliarden Jahre um das Licht herzubringen. Aber für uns gibt es bereits den Anschein von Alter. Aber nur dann, wenn wir Erschaffung ausschließen.

Nun wir finden am fünften Tag die Erschaffung der Tiere im Wasser und in der Luft. Am sechsten Tag die Erschaffung der Landtiere und dann die Erschaffung des Menschen, Mann und Frau. Kapitel 2, 1-3, der siebte Tag: Gott hört auf mit Erschaffen. Das hebräische Wort für ruhen, Gott ruhte am siebenten Tag, heißt «schabath», klingt ähnlich wie das Hauptwort «schabbath», Ruhetag. «schabath» heißt ruhen im Sinn von Aufhören, Stoppen, Fertigsein. Es sagt also überhaupt nicht, Gott sei müde geworden. Das wird manchmal so vorgeworfen. Das Deutsche würde das vielleicht noch nahelegen, aber schabbath heißt einfach nur aufhören, stoppen. Gott hat aufgehört zu erschaffen. Und das ist der Sabbat, in dem Sinn der stoppende Tag. Und ich habe hier noch zwei Stellen aufgeführt und zwar 1. Mose 8 und Josua 5, wo das Wort auch vorkommt und ganz eindeutig die Bedeutung von Stoppen, von Fertigsein im Vordergrund steht.

Charakteristische Ausdrücke in 1. Mose: Sieben mal heißt es, dass es gut war.

 

-Pause-

 

Wir fahren weiter mit unserem großen Programm. Ich habe gemerkt, dass etwas nicht ganz klar herausgekommen ist, und zwar das mit dem Fall Satans. Ich muss mich noch ein bisschen klarer ausdrücken. Ich gehe also davon aus, Vers 1, im Anfang schuf Gott die Himmel und die Erde, bezeichnet die vollkommene Erschaffung der Erde und des Weltalls. Dann kam der Fall Satans, dieses Engelsfürsten, der sein wollte wie Gott, Jesaja 14, 12ff, Hesekiel 28, 12ff. In Jesaja 14 wird er beschrieben als Geist, der hinter dem König von Babylon stand und in Hesekiel als Geist, der hinter dem König von Tyrus stand. Dieser Engelfürst ist gefallen, weil er werden wollte wie Gott; nach Jesaja 14 zur Erde geschmettert. Und das erklärt dann, warum die Erde in Vers 2 dann ein tohu vavohu geworden ist. Und dann, - und das alles gehört in den ersten Schöpfungstag hinein- noch am gleichen Tag finden wir das Schweben des Geistes Gottes über den Wassern und Gottes Eingreifen, indem er in die Finsternis Licht leuchten ließ. Ich hoffe, dass es so ein bisschen klarer geworden ist.

Jetzt zu den charakteristischen Ausdrücken:

Sieben Mal kommt gut vor. Wir sehen, die ganze Schöpfung, inklusive Materie, war alles gut. Sehen wir, wie pervers in der griechischen Philosophie die Verachtung der Materie, die Verachtung der Ehe, die ja auch mit zur Schöpfung gehört, der Sexualität, die mit in die Schöpfung hinein gehört, ist? Das ist eine Perversion des Schöpfungsberichtes. Gott sagt, dass alles gut war. Darum hatten übrigens die Gnostiker schon früh große Probleme mit dem Schöpfungsbericht. Die Bibel sagt sieben Mal gut und das siebte Mal, nachdem nicht nur Adam, sondern auch Eva geschaffen war, dann heißt es gar sehr gut. Also das braucht es noch, dann ist es sehr gut.

Wir finden mehrere Male, ich habe alle Stellen aufgeführt, das Wort scheiden. Gott scheidet z.B. zwischen Licht und Finsternis. Ganz wichtig: Wir haben bei Gott begriffliche Unterscheidung. Er unterscheidet z.B. begrifflich zwischen Finsternis und Licht, einen nennt er jom, Tag, das andere lajlah, Nacht. Gott macht begriffliche Unterschiede. Gott scheidet auch andere Sachen in der Schöpfung. Es ist eben nicht alles einfach eine Einheit. Merken wir den Unterschied zu den östlichen Religionen? Alles ist eins?! Und XXX (hier fehlt ein kleiner Teil) des Menschen gibt es gar nicht, das ist alles nur Einbildung, denn alles ist eins. Die Hindus würden sagen, alles ist Brahman. Nein, Gott macht ganz klare Unterschiede. Und dazu gehört auch der vierte Punkt hier.

Zehn Mal finden wir im Schöpfungsbericht den Ausdruck «Art», hebräisch «mijn». Gott hat Pflanzen nach ihrer Art geschaffen, Tiere nach ihrer Art, oder nach ihren Arten. Wobei Achtung: Das Wort mijn darf man nicht einfach mit dem heute gebräuchlichen biologischen Artbegriff gleichsetzen. Und zwar weil es im Laufe der Biologiegeschichte Artaufspaltung gegeben hat. Am Besten kann man das zeigen beim Hund. Denn in den letzten dreihundert Jahren hat man etwa dreihundert verschiedene Hundearten hingekriegt. Die kommen aber alle von dem gleichen Urhund. Das heißt also, das genetische Vermögen, der genetische Pool, der sehr riesig sein kann, ist in den Tierarten enthalten und dadurch kann es zu Artaufspaltungen kommen. Aber alle Hunde sind gewissermaßen eine Art oder alle 140 Entenarten, die es gibt, ist eigentlich eine Art. Oder man kann z. B. kreuzen Tiger und Löwe. Alles also, was sich z.B. kreuzen lässt, direkt oder indirekt, das geht zurück auf eine Urart. Darum muss man also klar unterscheiden, man darf nicht sagen, die heutigen Arten in der Biologie, das sei prinzipiell das Gleiche. Aber was wir sehen ist, Gott hat am Anfang nicht eine Uramöbe geschaffen und dann ist es irgendwie von selber gegangen: von der Amöbe bis zu Goethe. Nein, sondern mehrere Arten nebeneinander. Also sie können, oder die Kinder, dem Biologielehrer sagen: Sie glauben an eine monophyletische Entstehung des Lebens, alles ist aus einem Stamm hervorgekommen, eben von der Amöbe aus. Ich glaube an eine polyphyletische Entstehung, d.h. dass es verschiedene Urarten nebeneinander gegeben hat und von daher kommt die Artfülle heute. Zehn Mal kommt dieser Ausdruck in 1. Mose vor.

Elf Mal liest man: Gott sprach. Und denken wir noch an Psalm 33, 9: «Er gebot und es war, er sprach, und es stand da.» Das braucht keine Zeit. Gott spricht und es wird. Gott gebietet und es steht da. Gott braucht keine Zeit. In Kapitel 1 wird immer von Gott gesprochen, Gott, Gott, Gott, Hebräisch Elohim. Aber wir sehen, jetzt in Kapitel 2 wird Gott immer genannt Jahwe Elohim, der HERR Gott. Sehr früh hat man dann die Idee entwickelt, nicht so früh, in der neueren Zeit erst, 18. Jahrhundert, dass das auf verschiedene Quellen zurückgehen könnte, dass also ein Schreiber, und das war nicht Mose, immer über Elohim schreibt und ein anderer Schreiber schreibt immer über Jahwe. Und so hat sich dann die bibelkritische Hypothese JED. Petrus entwickelt, wo man unterscheidet, der Jahwist, der Elohist, der Deuteronomist und der Priester. Man wollte also sagen, Mose hat die Bücher nicht geschrieben, das sind verschiedene Quellen und das merkt man, es gibt verschiedene Stile: Kapitel 1 immer Elohim, Kapitel 2 immer Jahwe Elohim. Nun, da hat man aber nicht geachtet darauf, dass die biblischen Gottesnamen eine Bedeutung haben.

Erklärung: Elohim bezeichnet Gott den Schöpfer und Erhalter des Weltalls. Schön ist beispielsweise 1. Chronik 18, 31. Josaphat ist im Krieg. Die fremden feindlichen Armeen kommen hin, sie wollen den König töten. Josaphat schreit zu dem HERRN, betet, schreit und dann heißt es im gleichen Vers, dass Jahwe ihm hilft und Elohim wandte die Heere von ihm ab. Ich muss erklären: Das Wort Jahwe bezeichnet in der Bibel ganz speziell Gott, der in Bundesbeziehung zum Menschen steht. Der Name des Bundesgottes. Ich habe hier die Stelle angegeben, in 2. Mose 6. Also Jahwe hilft dem Josaphat, antwortet ihm, der in der Not ist, weil er eine Beziehung hat zu ihm. Aber Er, der Mächtige, der Erhalter des Weltalls, kann die Armeen von ihm wegwenden. Sind das zwei verschiedene Schreiber, die den einen Vers dort geschrieben haben? Nein, das hat seine Bedeutung.

Zum Beispiel im Predigerbuch, geschrieben von Salomo, da kommt nur, und zwar 40 Mal, der Name Elohim vor. Salomo beschreibt eine Zeit, wo er mit Gott keine Beziehung hatte, und darum Elohim, Gott, Gott. Alles ist eitel, sagt er vom Leben enttäuscht. Aber in den Sprüchen, dort kommt praktisch nur der Name Jahwe vor, aber auch ein großer Teil von Salomo geschrieben. Im Buch der Sprüche haben wir 87 Mal Jahwe und nur 5 Mal Elohim. Sind das verschiedene Schreiber? Nein, aber in den Sprüchen finden wir einen Menschen, der in Beziehung zu Gott steht und seine Weisheit bekommt. Und nun, in 1. Mose 1 haben wir eine Übersichtsbeschreibung der Erschaffung der Welt. Gott der Erschaffer der Welt, Elohim. In Kapitel 2 finden wir eine Detailbeschreibung von der Erschaffung des Menschen und wie Gott mit Adam einen Bund schließt, Jahwe. Aber weil er dort auch als Schöpfer beschrieben wird, Elohim. Darum Jahwe Elohim. Also der Gebrauch der Gottesnamen ist ganz stimmig. Also nun, in Kapitel 1, Gott erschafft alle Dinge, Kapitel 2 eine detaillierte Beschreibung, wie Gott den Menschen erschafft und mit ihm einen Bund aufstellt mit dem Verbot, von dem einen Baum, dem Baum der Erkenntnis, zu essen. In Hosea 6 wird das als Bund bezeichnet, Bund mit Adam, den er übertreten hat. Also die Quellenscheidungstheorie können wir vergessen, die ist völlig unhaltbar, aus vielen anderen Gründen auch noch.

Wichtig ist zu sehen, in 1. Mose 1 haben wir eine wunderbare Symmetrie. Am ersten Tag geht es um Licht, am zweiten um Wasser und Luft, am dritten um Land. Dann kommt eine zweite Serie, da geht es wieder um Licht, am vierten Tag, da wurden die Himmelskörper geschaffen, am fünften Tag die Geschöpfe im Wasser und in der Luft, und am sechsten Tag die Landtiere und der Mensch auf dem Land. Also eine wunderbare symmetrische Struktur haben wir hier. Jetzt etwas ganz Interessantes: Wie haben sich die biblischen Völker rund um Israel die Entstehung der Welt vorgestellt? Und darüber wissen wir heute sehr viel, seit wir so viel Keilschrift aus dem Nahen Osten haben. Und jetzt müssen wir uns ja vorstellen: Nach der Bibel haben ja all die Völker einen gemeinsamen Ursprung, wie wir noch deutlicher sehen werden, zurück bis auf Noah. Also man kann erwarten, dass diese Völker von Noah her ein Wissen mitbringen konnten von den Dingen, die vor der Flut waren bis auf die Schöpfung. Jetzt wollen wir einmal diese heidnischen Schöpfungsvorstellungen ganz kurz miteinander anschauen und sehen, ob wir hier irgendwelche Übereinstimmungen finden.

Die Kanaaniter, nach der Überlieferung von Philo, sprachen von der Schöpfung so: Am Anfang gab es eine dunkle windartige Luft und ein dunkles schlammiges Chaos und daraus entsteht die Schöpfung in Form eines Eies. Tja wir haben am Anfang den Geist Gottes. Ruach bedeutet Wind oder Geist, das gleiche Wort. Ruach Elohim kann einen heftigen Wind bedeuten oder der Geist Gottes. Und wir finden ein tohu vavohu und Wasser, ein dunkles schlammiges Chaos und daraus entsteht Weiteres.

Dann gehen wir zum Gilgamesch-Epos bei den Sumerern, dem Bericht «Gilgamesch, Enkidu und die Unterwelt». Diese Schöpfungsvorstellung spricht über die Zeit als Himmel und Erde voneinander getrennt wurden durch Enlil, den Gott der Luft. Eigentümlich, Himmel und Erde werden getrennt durch die Luft. Was haben wir am zweiten Schöpfungstag? Die Ausdehnung, die scheidet zwischen den Wassern unterhalb und den Wassern oberhalb. Eigentümlich! Aber jetzt alles schon mit Naturgottheiten eben identifiziert, da wird über Enlil, den Gott der Luft, gesprochen, der diese Scheidung vollzieht. Es gibt eine andere Überlieferung bei den Sumerern, die sagt, die Göttin Nammu, das ist die Personifizierung des Süßwasserozeans, bringt Himmel und Erde hervor. Und Himmel und Erde vereinen sich in einer kosmischen Hochzeit und da bringen sie Erde, Kräuter, Wein und Honig hervor. Beginnt also auch mit einem Urozean, der Himmel und Erde hervorbringt und diese ließen durch Vereinigung in der Folge die Erde mit ihren Kräutern und Erzeugnissen entstehen. In dem Bericht Enki und Ninmach, da klagen die Götter über die Schwierigkeit der Nahrungsbeschaffung. Und der Gott Enki erschafft dann den Menschen, um den Göttern Nahrung zu beschaffen. Aber interessant ist ja, in der Bibel sehen wir, wie Adam ein Bauer ist, den Boden bebauen muss – wir werden diese Verbindung noch deutlicher sehen nachher. Es gibt in Sumer auch das sogenannte Lehrgedicht von der Hacke. Enlil, der Gott der Luft, erschafft nach der Trennung von Himmel und Erde, die Hacke. Er machte damit ein Loch in die Erde und daraus wuchsen die Menschen hervor. Danach wurden die Gottheiten Lachar und Aschnan geschaffen, die Götter für Vieh und Getreide, und so entstanden Viehzucht und Ackerbau. Aber interessant ist auch hier wieder die Verbindung: der Mensch wird geschaffen in Verbindung mit dem Ackerbau. Und in 1. Mose 2 wird ja der Mensch berufen, den Garten zu bebauen und zu bewahren, als Ackersmann.

Jetzt kommen wir zu Babylonien und Assyrien. In dem babylonischen Epos «Enuma Elish» geht es so los: Am Anfang existieren Apsu (Süßwasserozean) und die Göttin Tiamat (Salzwasserozean). Verbindung also auch mit den Urwassern. Die Vermischen sich und da entstehen neue Götter. Und dann gibt es zwischen den jüngeren und den älteren Göttern Streit. Da kommt es zu ganz brutalen Auseinandersetzungen und Marduk geht daraus als Sieger hervor, in diesen Abschlachtungen von Göttern und Göttinnen, und er ordnet die Sternbilder und regt die Erschaffung des Menschen aus Blut an. Also auch da haben wir gewisse Parallelen, nebst all dem mythischen.

Wir gehen nach Ägypten. Hier wird’s noch interessanter. Es gibt verschiedene Schöpfungsvorstellungen. Zuerst in Heliopolis, das ist Kairo. Atum, der Sonnengott, erscheint auf einem Urhügel, der sich aus dem Urozean, das ist der Gott Nun, erhob. Atum erzeugt, - es gibt da zwei verschiedene Versionen – nach der einen Version ein Geschwisterpaar, die Gottheiten Schu (Luft) und Tefnut (Feuchtigkeit). Und danach entstehen die Gottheiten Geb (Erde) und Nut (Himmel). Anfangs waren sie vereint, später wurden sie durch Schu (die Luft) getrennt. Eigentümlich, auch hier wieder diese Trennung von Himmel und Erde durch die Luft. Und es beginnt auch gewissermaßen mit einem Urozean und mit dem Sonnengott Atum: Licht. Licht beim ersten Schöpfungstag. Wir gehen nach Memphis. Dort steht der Gott Ptah im Mittelpunkt und von ihm wird gesagt, er erschuf durch sein schöpferisches Wort. Was er denkt und danach ausspricht wird Wirklichkeit. Ist doch frappant! Gott sprach, Gott sprach, Gott sprach. Aber da gibt es noch andere Götter, die sind symbolisiert als seine Zähne und seine Lippen und diese dienen ihm als Hilfsmittel. Also der ganze Polytheismus hat alles verfremdet und entstellt. Ptah bestimmt dann den Göttern Kultorte und verlangt ihre Verehrung.

Jetzt gehen wir nach Theben. Dort sagt man, am Anfang gab es acht Götter, vier männliche und vier weibliche, die werden dargestellt als Frösche oder Schlangen. Die befinden sich am Anfang auf der Flammeninsel, der Geburtsstätte des Sonnengottes. Die acht Götter sind Nun und Naunet (Urozean), Huh und Hauhet (die Unendlichkeit), Kuk und Kauket (die Finsternis) und – das ist nicht ganz klar – entweder Amun und Amaunet (das Unsichtbare) oder Niau und Niaut (das Nichts). Aber ich glaube, es ist doch frappant, dass überall diese Parallelen da sind. Und wenn man jetzt noch weitergeht, über den Nahen Osten hinaus, in alle Kontinente, auch da kann man diese Parallelen finden. Ich habe gerade kürzlich einen Schöpfungsbericht bei den Maori gefunden, das ist praktisch wie in der Bibel. Und die haben das von ihren Vorfahren noch, dieses Wissen, zum Teil ist es auch massiv verzerrt, aber das ist ja auch zu erwarten bei einer so langen mündlichen Überlieferung.