Einführung in das 5. Buch Mose (Deuteronomium) - Teil 2/3

Roger Liebi

Audioabschrift – Bibelstudientage 2001

5. Mose 1, 1 - 5. Mose 34, 12

 

 

Vor der Pause sind wir stehen geblieben bei dem Thema, das 5. Buch Mose als Buch des Landes. Und damit zusammen hängt gleich der nächste Punkt auf unserem Blatt. Das 5. Buch Mose erwähnt den auserwählten Ort für den Gottesdienst im Land, der Ort, wo Gott seinen Namen wohnen lassen will. Und zwar wird er 21 Mal erwähnt. Ich habe auf dem Blatt alle 21 Stellen angegeben. Beispielhaft lesen wir aus Kapitel 12 den Vers 4. Und jetzt müssen wir uns ganz klar vor Augen halten, dass die Stiftshütte ja von Ort zu Ort transportiert wurde, der transportable Tempel, ein Elementbau, ideal für die Wüstenwanderung. Aber jetzt im Land sollte Israel ansässig werden und da sollte es auch schließlich einen Ort für die Anbetung geben. Einen einzigen Ort, den der Herr auserwählen würde. 5. Mose 12, 4-6: „Den HERRN, euren Gott, dürft ihr so nicht verehren. Sondern ihr sollt die Stätte aufsuchen, die der HERR, euer Gott, aus all euren Stämmen erwählen wird, um seinen Namen dort niederzulegen, dass er dort wohne, und dahin sollst du kommen. Und dahin sollt ihr eure Brandopfer bringen und eure Schlachtopfer, eure Zehnten und das Hebopfer eurer Hand und eure Gelübde und eure freiwilligen Gaben und die Erstgeburten euerer Rinder und Schafe.“ Vers 11-14: „Die Stätte, die der HERR, euer Gott, erwählen wird, seinen Namen dort wohnen zu lassen, dahin sollt ihr alles bringen, was ich euch gebiete: eure Brandopfer und eure Schlachtopfer, eure Zehnten und das Hebopfer eurer Hand und all das Auserlesene eurer Gelübde, die ihr dem HERRN geloben werdet. Und ihr sollt euch vor dem HERRN, eurem Gott, freuen, ihr und eure Söhne und eure Töchter und eure Sklaven und eure Sklavinnen und der Levit, der in euren Toren wohnt, denn er hat weder Anteil noch Erbe mit euch. Hüte dich, dass du ja nicht deine Brandopfer an jeder Stätte opferst, die du siehst! Sondern an der Stätte, die der HERR in einem deiner Stämme erwählen wird, dort sollst du deine Brandopfer opfern, und dort sollst du alles tun, was ich dir gebiete.“ Und so weiter und so fort. Dieser Ort wird also dreimal sieben Mal erwähnt.

Aber Mose erwähnt nie den Namen des Ortes. Einzig in Kapitel 17, 8 wird gesagt, man soll hinaufziehen zu diesem Ort, ganz am Schluss, wo es um Streitigkeiten geht: „… dann sollst du dich aufmachen und an die Stätte hinaufziehen, die der HERR, dein Gott, erwählen wird.“ Und dort soll dann auch das höchste Gericht in Israel seinen Sitz haben. Hinaufziehen, hebräisch alah, weist also darauf hin, dass es sicher kein Ort in einer Ebene sein wird, sagen wir in der Schephela, in der Arava oder im Tal Jezreel, das ist die Harmagedonebene, und so weiter. Also das muss irgendwo oben sein. Und noch mehr. Wir erfahren in 5. Mose 33, 12 etwas Eigenartiges. Da geht es um den Segen über alle zwölf Stämme Israels. Von Benjamin heißt es in Vers 12: „Von Benjamin sprach er: Der Liebling des HERRN! In Sicherheit wohnt er bei ihm. Er beschirmt ihn den ganzen Tag, und zwischen seinen Schultern wohnt er.“ Ja, wir müssen genau lesen. Wer wohnt zwischen seinen Schultern? Vielleicht würde mancher so spontan denken: Ja Benjamin wohnt zwischen den Schultern des HERRN, also wie ein Kind auf den Rücken gebunden. Nein, Benjamin ist der Liebling des HERRN. Und in Sicherheit wird er, der HERR, bei ihm wohnen. Er beschirmt ihn. Also der HERR beschirmt Benjamin, den ganzen Tag und zwischen seinen Schultern wohnt er. Das kam später so heraus: Der Tempelberg, Zion, ist geographisch so gelegen, dass die Grenze zwischen dem Stammesgebiet von Juda und Benjamin genau über den Berg verläuft. Das Tempelhaus lag in dem einen Stamm, der Altar im anderen. Also zwischen Tempelhaus und Altar ging die Grenze zwischen Juda und Benjamin hindurch.

Und so kam also das Tempelhaus in Benjamin zu wohnen und so wohnte der HERR zwischen den beiden Schultern, den beiden Berghängen des Berges Zion, der Südabhang und Nordabhang. Das Wort für Schulter, ketef im Hebräischen, braucht man auch für Bergabhänge. Man spricht zum Beispiel heute noch von Ketef Hinnom, Schulter von Hinnom, das ist ein Abhang außerhalb der Altstadt von Jerusalem. Und Gott wird also zwischen den Schultern Benjamins wohnen. Und so wusste man also, im Gebiet von Benjamin, auf einem Berg wird der Herr wohnen. Und diese Grenze wird beschrieben in Josua 15, 8. Das Buch Josua ist ja ein phantastisches Geographiebuch Israels. Das wird ja unser nächstes Thema der Bibelstudientage sein, denn nach dem 5. Buch Mose kommt ja das Buch Josua. Da finden wir eine Fülle von geographischen Besonderheiten. Hier in Kapitel 15, 8ff wird die Grenze beschrieben für Juda: „Und die Grenze stieg das Tal Ben-Hinnom hinauf, südlich zum Berghang der Jebusiter, das ist Jerusalem. Und die Grenze stieg an bis zum Gipfel des Berges, der sich vor dem Tal Hinnom nach Westen zu erhebt, der am Ende der Refaim-Talebene nach Norden zu liegt. Dann zog sich die Grenze vom Gipfel des Berges herum in Richtung auf die Quelle Me-Neftoach und lief zu den Städten des Gebirges Efron hin. Die Grenze zog sich dann herum nach Baala, das ist Kirjat-Jearim.“

Merken wir, da wird zweimal der Gipfel des Berges erwähnt? Das ist der Berg Zion. Und der Gipfel, das ist der Fels in der heutigen Omarmoschee, im Felsendom. Das ist die natürliche Bergspitze des Tempelberges, des Berges Zion, 753,7 Meter über dem Meer. Und da wird also bereits dieser Fels in diesem Text ausdrücklich erwähnt, der Gipfel des Berges. Und da ging also die Grenze so am Berggipfel vorbei. Auf dem Berggipfel baute Salomo das Allerheiligste, auf dem Felsen. Da sind ja heute noch die Vertiefungen für die Bundeslade, genau 2,5 mal 1,5 Ellen. Und der Altar war dann davor auf der anderen Seite der Grenze. In Kapitel 18, 16 wird das Umgekehrte beschrieben, nämlich die Grenze von Benjamin. Auch da wird der Grenzverlauf noch einmal wiederholt. Vers 15: „Und die Südseite begann am Ende von Kirjat-Jearim. Und die Grenze lief nach Westen hin, und sie lief zur Quelle Me-Neftoach. Und die Grenze lief hinab zum Fuß des Berges, der vor dem Tal Ben-Hinnom in der Talebene der Rafaiter nach Norden zu liegt. Und sie lief das Tal Hinnom hinab zum Südabhang der Jebusiter.“ Das ist genau die Gegenbeschreibung der Grenze für Benjamin. Also das sind die Hinweise, die man im 5. Buch Mose findet. Aber ganz klar wurde das erst in der Zeit von David geoffenbart. David hat um 1004 vor Christus Jerusalem, eine jebusitische Enklave, erobert. Durch prophetische Offenbarung wurde ihm klargemacht, dass das nun der Ort war, den der HERR auserwählt hat und von dem er 21 Mal sprach in dem fünften Buch Mose.

Wir lesen aus Psalm 132, 13-14: „Denn der HERR hat Zion erwählt, hat ihn begehrt zu seiner Wohnstätte. «Dies ist meine Ruhestatt für immer, hier will ich wohnen, denn ich habe ihn begeht.»“ Das ist ein Psalm von David. Vers 1 sagt: „Gedenke, HERR, dem David alle seine Mühsal!“ Also ganz klar, prophetische Offenbarung. Gott sagte: Dies ist meine Ruhestatt, da will ich wohnen. Der Berg Zion. Ich muss vielleicht noch erklären, wenn Sie heute nach Jerusalem gehen, dann heißt der Nachbarhügel Zionsberg. Der hieß aber in biblischer Zeit nicht Zionsberg. Zion war in biblischer Zeit der Tempelberg und erst in nachbiblischer Zeit, zum ersten Mal etwa Ende des 1. Jahrhunderts, wurde dieser Nachbarhügel Zion genannt. Ich spreche daher von Zion I, das ist der Tempelberg, und Zion II der Nachbarhügel, der nachbiblische Zionsberg. Auch wichtig, weil dort das urchristliche Quartier war. Auch der Obersaal, wo der Herr das letzte Abendmahl eingesetzt hat, liegt auf Zion II. Die Geistesausgießung an Pfingsten hat auch auf Zion II stattgefunden. Aber wichtig, Zion in der Bibel ist der Tempelberg. Gott hat ihn erwählt.

Interessant ist folgendes. Wenn man so eine Karte der zwölf Stämme Israels nimmt, dann sieht man, wie das recht zentral liegt. Also dass nicht die Nordstämme sagen können, ja die Südstämme sind so bevorzugt. Wir haben es so weit und sie sind so nahe. Und dann ist es auch interessant, dass die Stadt und sogar der Tempel so gelegen war, dass er auf der Grenze zwischen zwei Stämmen liegt, damit es ja nicht einem Stamm in den Kopf steigt und er sagt: Eigentlich gehört das alles uns. So mussten Juda und Benjamin sich das zusammen teilen. Aber der Herr hat gesagt, er wohnt in Benjamin, zwischen seinen Schultern. Also das zu diesem auserwählten Ort. Warum ist es so wichtig, immer dieser eine Ort? Das sollte ein Zeugnis sein für die umliegenden Völker: Es gibt auch nur einen Gott. Also einen Ort der Anbetung als Zeugnis für den einen Gott. Die Heiden haben viele Götter und darum auch viele Tempel, Israel nur einen einzigen Tempel. Aber das gibt ja auch dieses weltpolitische Problem heute. Die al-Aqsa-Intifada trifft ja eigentlich das Zentralproblem des Nahostkonflikts. Die al-Aqsa ist ja die Südmoschee auf dem Tempelberg. Es geht heute beim um den Kampf um Jerusalem, nicht um Jerusalem an sich, sondern um den Kampf um den Tempelplatz und Zion I.

Es ist aber interessant, die Juden haben ein Problem, sie können nicht ausweichen. Es gibt für sie keine Alternative zu Zion I. Sie haben im Jahr 70 nach Christus durch die Zerstörung Jerusalems durch die Römer den Tempelberg verloren und bis heute nie mehr einen Tempel gehabt, weil es keine Alternative gab. Es hätte ja auf den fünf Kontinenten der Welt einige Grundstücke geben können für einen jüdischen Tempel, Land gibt es ja genug. Aber es gibt keine Alternative. Den Tempel können sie nur in Zion haben, das hat die Thora vor 3500 Jahren so festgelegt. Nur an diesem Ort: „Hüte dich, dass du ja nicht deine Brandopfer an jeder Stätte opferst, die du siehst!“ Also wir sehen, dieses Gesetz wurde gegeben, bevor das eigentliche Problem entstanden war im 7. Jahrhundert nach Christus, als die Muslime den Tempelberg der Juden besetzt haben. Und das ist etwas Typisches im Islam, dort wo Muslime Gebiete anderer Völker erobert haben, haben sie mit Vorliebe an den Orten, die diesen anderen Völkern heilig waren, ihre Heiligtümer hingestellt. Das ist der Grund, warum die Omarmoschee auf die Bergspitze von Zion I gestellt wurde und gleich im Süden, da wo die königliche Säulenhalle war, wo der Herr Jesus vor Kaiaphas stand, die al-Aqsa-Moschee.

Übrigens grad an dem Ort, wo der Herr Jesus durch den Hohenpriester zum Tode verurteilt wurde. Und heute haben wir die al-Aqsa-Intifada. Und die ganze Welt ist ratlos und weiß nicht, wie man das Problem lösen soll. Das sind ja schon dramatische Dimensionen. Aber die haben also immer wieder genau diese Orte besetzt. Sie hätten ja ihre Omarmoschee irgendwo anders hinbauen können. Nein, sie haben sie genau im Allerheiligsten aufgebaut. Und das jüdische Volk ist gebunden durch die Thora. Wir können nicht irgendwo anders den Tempel bauen. Aber dieses Gesetz hatte Mose 2200 Jahre vor der Besetzung des Tempelberges durch die Muslime gegeben. Nun, das zum auserwählten Ort. Wir sehen also, wie aktuell das 5. Buch Mose ist. In jeder Hinsicht, praktisch, prophetisch, politisch.

Das 5. Buch Mose betont, dass Gott Geist ist. Also die Lehre dieses Buches über Gott ist sehr beachtlich. 5. Mose 4, 12: „Und der HERR redete zu euch mitten aus dem Feuer. Die Stimme der Worte hörtet ihr, aber ihr saht keine Gestalt, nur eine Stimme war zu hören.“ Dann weiter Vers 15: „So hütet eure Seelen sehr, – denn ihr habt keinerlei Gestalt gesehen an dem Tag, als der HERR am Horeb mitten aus dem Feuer zu euch redete, – dass ihr nicht zu eurem Verderben handelt und euch ein Götterbild macht in Gestalt irgendeines Götzenbildes, das Abbild eines männlichen oder eines weiblichen Wesens, das Abbild irgendeines Tieres, das es auf der Erde gibt, das Abbild irgendeines geflügelten Vogels, der am Himmel fliegt.“ Und so weiter. Der Herr Jesus sagt in Johannes 4, 24 zu der Samariterin: „Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten.“

Übrigens hat das der Herr aus einem ganz bestimmten Grund zu dieser Frau gesagt. Das war ja eine Samariterin. Die Samariter waren ein Mischvolk aus Heiden und ein bisschen israelitischem Blut. Die Samariter waren ja die Feinde der Juden, als diese aus Babylon zurück kamen und den zweiten Tempel bauten. Diese Feindschaft hat sich weiter entwickelt und schließlich haben die Samariter auch einen Tempel gebaut, aber nicht in Jerusalem, sondern auf dem Berg Garizim. Wir haben den Berg Garizim ja schon in 5. Mose angetroffen. Der kommt ja wiederholt vor. Und die haben also die 5. Bücher Mose übernommen von den Juden, aber sie haben diese Stelle von dem Ort, wo Gott seinen Namen wohnen lässt, anders ausgelegt. Da steht ja nirgends Jerusalem. Sie sagten also das ist nicht Jerusalem, das ist der Garizim. Die Juden beten eigentlich am falschen Ort an. Schauen wir mal in Johannes 4, 19. Der Herr hat ja vorher zu dieser Frau gesagt, in den Versen 16-18: „Er spricht zu ihr: Geh hin, rufe deinen Mann und komm hierher! Die Frau antwortete und sprach zu ihm: Ich habe keinen Mann. Jesus spricht zu ihr: Du hast du recht gesagt: Ich habe keinen Mann; denn fünf Männer hast du gehabt, und der, den du jetzt hast, ist nicht dein Mann; hierin hast du wahr geredet.“ Da wird es der Frau zu heiß und sie fängt mit einem anderen Thema an, Verse 19-20: „Die Frau spricht zu ihm: Herr, ich sehe, dass du ein Prophet bist. Unsere Väter haben auf diesem Berg (der Garizim) angebetet, und ihr sagt, dass Jerusalem der Ort sei, wo man anbeten müsse.“

Sie realisierte, der ist ja ein Prophet, der könnte ja mal das Auslegungsproblem zwischen Juden und Samaritern klären. Wie soll man das verstehen? Und dann hat der Herr gesagt: Schau, das spielt jetzt bald gar keine Rolle mehr. Vers 21: „Frau, glaube mir, es kommt die Stunde, da ihr weder auf diesem Berg, noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet. Ihr betet an, was ihr nicht kennt; wir beten an, was wir kennen; denn das Heil kommt aus den Juden. Es kommt aber die Stunde und ist jetzt, da die wahren Anbeter den Vater in Geist und Wahrheit anbeten werden; denn auch der Vater sucht solche als seine Anbeter. Gott ist Geist, und die ihn anbeten, müssen in Geist und Wahrheit anbeten.“ Er hat also erklärt: Schau mal, ihr Samariter habt ja gar keine richtige Beziehung zu Gott. Ihr betet an und wisst nicht was. Die Juden wissen wenigstens was sie anbeten. Aber jetzt kommt sowieso ein Wechsel. Bald wird man nicht mehr in Jerusalem anbeten. Jetzt kommen die wahrhaftigen Anbeter, und die werden Gott in Geist und Wahrheit anbeten. Und da ist der christliche Gottesdienst vorausgesagt worden. Es wird vorausgesagt, dass der Gottesdienst auf Zion aufhören wird. Im Jahr 70 wurde der Tempel zerstört und bis heute ist er nicht wieder aufgebaut worden. Also eine interessante Dimension, die da hervorkommt. Grad in Verbindung mit dieser Lehre, Gott ist Geist, die große Lehre aus 5. Mose. Und deshalb kann Gott auch nicht durch ein Bild dargestellt werden.

Und weiter betont das 5. Buch Mose, es gibt nur einen einzigen Gott. Ich habe eine Reihe von Stellen hier aufgeführt aus Kapitel 4, 6, 7 und 10. Wir lesen Kapitel 6, 4. Und das ist übrigens das Glaubensbekenntnis im Judentum. Jeder orthodoxe Jude muss diese Stelle jeden Tag aufsagen. 5. Mose 6, 4-5: „Höre, Israel: Der HERR ist unser Gott, der HERR allein! Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft.“ Schema Jisrael: ADONAJ elohejnu ADONAJ echad. Veahavta et ADONAJ elohejcha bechol-levavcha uvechol-nafschecha uvechol-me’odecha. Das ist das, was jeden Tag wiederholt werden muss. Also es gibt nur einen Gott. Aber interessant ist, dass das Wort Eins, echad, im Hebräischen eine zusammengesetzte Einheit bedeuten kann. Und das Neue Testament lehrt ja, es gibt nur einen Gott, aber es sind drei Personen in der Gottheit. Und selbst das Alte Testament gibt eine Fülle von Hinweisen, die dann im Neuen Testament voll entfaltet werden, über die Trinitätslehre.

Und da sind wir auch grad beim nächsten Punkt. Denn hier finden wir das, was der Herr Jesus als das größte Gebot bezeichnet hat. In Matthäus 22, 35-40 wird er von einem Gelehrten gefragt: Wie verstehst du das, was ist eigentlich das größte Gebot? Und da hat der Herr gesagt: Schau, das größte Gebot ist: Du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen, 5. Mose 6, 4. Und das nächste, im Gleiche: Und deinen Nächsten, wie dich selbst, 3. Mose 18, 4. Es ist ganz interessant: Wir denken, das ist eigentlich gar nichts Besonderes, diese Antwort. Die ist aber sehr besonders. In der rabbinischen Literatur wird an verschiedenen Stellen darüber diskutiert, was eigentlich das größte Gebot ist, wie man die hunderte von Geboten gewissermaßen auf den Punkt bringen kann. Und diese Antwort, die der Herr dort gegeben hat, findet man in der ganzen rabbinischen Literatur so nicht. Die Zusammenfassung: Liebe zu Gott und Liebe zum Nächsten.

Die Liebe zu Gott ist sehr interessant. Die wird 10 Mal erwähnt in 5. Mose. Ich habe hier alle Stellen aufgeführt. Und da wird deutlich gemacht gegenüber Israel, Gehorsam gegenüber Gottes Wort ist nicht der Gehorsam eines Hundes, sondern ein Gehorsam aus Liebe. Und darum können wir den Kreis wieder schließen. Wir haben doch ganz am Anfang gelesen, gewissermaßen als Überschrift über das 5. Buch Mose bei der neutestamentlichen Anwendung, dass der Herr in Johannes 14, 21 sagt: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt.“ Und in Vers 23: „Wenn jemand mich liebt, so wird er mein Wort halten.“ Natürlich sind wir als Christen nicht unter dem Gesetz vom Sinai. Also darum, wenn wir das 5. Buch Mose lesen, können wir nicht einfach alle Gebote auf uns übertragen. Aber es gibt von den neutestamentlichen Geboten sehr viele Übereinstimmungen mit den Geboten aus 5. Mose. Viele Dinge, die wir im Gesetz vom Sinai formuliert finden, finden wir auf einer höheren Ebene im Neuen Testament formuliert. Und darum sagt der Herr: Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt. Das sind die Gebote des Messias. Wer also das Gesetz des Messias hält, der ist es, der ihn liebt. Und weiter: Wer mein Wort hält, der ist es, der mich liebt. Es besteht ein Unterschied zwischen dem Halten der Gebote und dem Halten des Wortes. Gebote sind ganz ausdrückliche Befehle, da finden wir in der Bibel ganz klare Befehlsformen. Und dann gibt es Dinge, die aus einer großen Aussage heraus geschlossen werden müssen. Also wenn die Mutter der Tochter sagt, sie soll die Wäsche abhängen um fünf Uhr, und die Mutter geht weg. Um drei Uhr beginnt es zu regnen und die Tochter hängt es dann ab, dann hat sie nicht das Gebot der Mutter erfüllt, aber ihr Wort, weil sie genau weiß, wie die Mutter denkt. Also das Wort halten ist, dass wir uns nach Gottes Gedanken, die wir aus dem ganzen Wort erschließen können, richten. Und Gebote halten, das sind die ganz konkreten, in einem Satz nachlesbaren Befehle. Also wir sehen, wie das 5. Buch Mose eine sehr starke Beziehung zum Neuen Testament hat und die Prinzipien entsprechend sind. Die Liebe zu Gott.

Aber umgekehrt finden wir in diesem Buch auch Gottes Liebe zu Israel. Und das ist die große klassische Stelle, 5. Mose 7, 6. Diese Stelle ist hochbedeutsam, weil hier das Wort Liebe als Hauptwort, ahavah, zum ersten Mal in der Bibel vorkommt. Es gibt ja auch eine Produktlinie in Israel die Ahavah heißt, die Totes-Meer-Produkte. Also da haben wir dieses Wort ahavah, Liebe, in 5. Mose 7, 6: „Denn du bist dem HERRN, deinem Gott, ein heiliges Volk. Dich hat der HERR, dein Gott, erwählt, dass du ihm als Eigentumsvolk gehörst aus allen Völkern, die auf dem Erdboden sind. Nicht weil ihr mehr wäret als alle Völker, hat der HERR sich euch zugeneigt und euch erwählt – ihr seid ja das geringste unter allen Völkern – , sondern wegen der Liebe des HERRN zu euch.“ Das erste Mal ahavah, Gottes Liebe zu Israel. Und hier haben wir die Begründung für die Auserwählung Israels. Das hat ja schon so viele Menschen geärgert, dass Israel das auserwählte Volk ist. Warum? Und hier haben wir die souveräne Antwort. Gott sagt: Nicht weil ihr etwas Besonderes seid, sondern ich habe euch einfach geliebt. Das ist Gottes souveräne Liebeswahl und die muss der Mensch einfach stehen lassen. Aber über dieses Volk wollte er alle anderen Völker segnen. Der Messias kam aus Israel, um dann das Evangelium allen Völkern zu bringen.

Dann wird auch in Kapitel 10, 15 über Gottes Liebe zu Israel gesprochen. Das gibt diesem Buch, diesem feierlichen Buch, am Eingang zum verheißenen Land, ein ganz besonderes Gepräge. Gott liebt Israel und Gott fordert Israel auf, doch ihn zu lieben. Und das kann Israel durch seinen Gehorsam zeigen, nicht wie ein Hund, sondern durch seinen Gehorsam aus Liebe zu Gott.

Wir sind ja immer noch bei den Besonderheiten des 5. Buches Mose und da haben wir eine interessante Stelle in Kapitel 21, 22-23. Da geht es um den Fluch eines Gehängten. „Und wenn bei einem Mann eine Sünde geschieht, auf die das Todesurteil steht, und er wird getötet und du hängst ihn an ein Holz, dann darf seine Leiche nicht über Nacht an dem Holz bleiben, sondern du sollst ihn unbedingt am selben Tag begraben. Denn ein Aufgehängter ist ein Fluch Gottes. So sollst du dein Land nicht unrein machen, das der HERR, dein Gott, dir als Erbteil gibt.“ Ein Gehängter ist unter Gottes Fluch. Nun, das Dramatische ist, der große Prophet aus 5. Mose 18 ist gekommen. Und Gott hat gesagt, ihr sollt auf alles hören, was er euch sagen wird. Aber wir wissen, dass der große Prophet gehängt wurde, an ein Holz. Aber das 5. Buch Mose hat bereits gesagt, der Gehängte ist ein Fluch Gottes. Und den Zusammenhang zu dieser Stelle hat man ganz klar gesehen. Der Herr Jesus wurde ja am Karfreitag ans Holz gehängt und dann kamen doch die führenden Juden zu Pilatus und sagten: Kannst du uns erlauben, dass wir den Gekreuzigten abnehmen, noch bevor es Abend wird damit gewissermaßen nicht dieser Fluch über unser Land kommt. Darum wollten die unbedingt, dass die Gekreuzigten noch am selben Tag, noch bevor die Sonne unterging um sechs Uhr, abgehängt wurden. Also der Zusammenhang war ganz klar.

Und in Galater 3 wird das aufgenommen von dem Apostel Paulus. Er sagt etwas ganz Erschütterndes. Galater 3, 13: „Christus hat uns losgekauft von dem Fluch des Gesetzes, indem er ein Fluch für uns geworden ist – denn es steht geschrieben: «Verflucht ist jeder, der am Holz hängt!» – damit der Segen Abrahams in Christus Jesus zu den Nationen komme, damit wir die Verheißung des Geistes durch den Glauben empfingen.“ Also hier wird deutlich bezeugt, Christus ist ein Fluch geworden, aber für uns. Er der Vollkommene wurde ein Fluch Gottes am Kreuz, damit der Segen, den Gott Abraham versprochen hatte für alle Völker, auch auf sie kommen konnte. Jetzt lassen wir das offen, Galater 3.

Das 5. Buch Mose sagt nämlich auch in Kapitel 27, 26: „Verflucht sei, wer die Worte dieses Gesetzes nicht aufrechterhält, sie zu tun! Und das ganze Volk sage: Amen!“ Amen, so sei es, jawohl. Das 5. Buch Mose bringt jeden Menschen unter Gesetz unter einen göttlichen Fluch. Denn der Mensch, der einmal ein Gebot nicht einhält, kommt unter den Fluch Gottes. Im gleichen Buch. Ich habe das mal mit einem Juden studiert, in meiner Kantonschulzeit. Da habe ich ihn gefragt: Können wir mal über den Messias diskutieren? Er hat das gut gefunden und hat mich dann zu sich eingeladen. Und da haben wir so 5. Mose aufgeschlagen und kamen an diese Stelle und ich sage: Schau mal, jeder Jude, der nicht alles einhält, – und wer kann das? – der ist unter dem Fluch. Aber schau mal, im gleichen Buch, ein paar Kapitel vorher, steht: Verflucht ist jeder, der am Holz hängt. Und jetzt schau mal, Christus ist gekreuzigt worden, er hing am Holz, er wurde ein Fluch, damit wir die Möglichkeit hätten, von diesem Fluch des Gesetzes frei zu werden. Und das war nicht meine Erfindung, obwohl die Argumentation ja schon verblüffend war, oder, aber das hatte ich alles aus dem Galaterbrief. In Galater 3 sagt nämlich der Apostel Paulus in Vers 10: „Denn so viele aus Gesetzeswerken sind, also auf dem Grundsatz von Gesetzeswerken stehen, sind unter dem Fluch, denn es steht geschrieben: «Verflucht ist jeder, der nicht bleibt in allem, was im Buch des Gesetzes geschrieben ist, um es zu tun.»“ Und das ist das Zitat aus 5. Mose 27, 26.

Und so führt das 5. Buch Mose über das Thema des Fluches, der auf jedem Juden ruht, hin zu dem Fluch des Messias und damit hin zum Segen Gottes durch das Evangelium. Das ist also eigentlich ganz dramatisch, wie das 5. Buch Mose das ganze Volk Israel gewissermaßen unter die Last des Fluches bringt, um es letztlich absolut zwingend zum Messias, dem verheißenen großen Propheten, hinzuführen. Und ihr sollt hören auf alles, was er sagen wird. Und wenn wir bei diesem Thema Fluch sind, dann führt dies uns zum nächsten Punkt.

In 5. Mose 27 hat Mose angeordnet: Wenn ihr dann ins Land kommt, müsst ihr nach Norden gehen in das Gebiet des Berges Garizim und des Berges Ebal. Und da sollt ihr dann den Fluch aus diesem Buch auf dem Berg Ebal verkündigen – da musste also eine Gruppe dort oben sein und den Fluch ausrufen – und den Segen auf dem Berg Garizim. Das Volk sollte das dort hören: Wenn ihr nicht auf alle diese Worte hört, dann werdet ihr aus dem Land hinaus geworfen. Wo liegt der Berg Garizim und der Berg Ebal? Diese beiden Berge liegen im Westjordanland und überschatten die Stadt Nablus, biblisch Sichem. Das ist eine der größten Palästinenserstädte heute. Dort musste Israel stehen und Segen und Fluch aus 5. Mose hören. Und das Dramatische ist, wenn man dort steht und diese Berge anschaut, merkt man sofort, dass der eine höher ist als der andere. Der Berg Garizim liegt 881 Meter, und der Ebal 938 Meter über dem Meeresspiegel. Der Berg des Fluches ist höher. Dies entspricht übrigens genau dem Fluch- und Segensausspuch aus 5. Mose 28. Die Verse 1-14 beschreiben den Segen und 15-68 den Fluch. Da merkt man, dass der Berg ein bisschen höher ist. Warum? Ja, weil Gott wusste, dass kein Einziger in Israel dem Fluch entgehen wird. Das ganze Volk kommt unter den Fluch. Aber das hatte keinen anderen Grund, als was Paulus in Galater 3 sagt: Das Gesetz war unser Pädagoge auf Christus, auf den Messias hin. Das Gesetz sollte Israel zwingend auf die Erlösung durch den Messias vorbereiten. Also das war an einem ganz dramatischen Ort, auch heute, Nablus, Sichem.

Übrigens, die Samariter haben ja als Tempelberg den Berg Garizim gewählt. Natürlich, die wollten den Segen und nicht den Fluch. Drum haben sie das so aufgelegt. Und die haben sogar die Bibel gefälscht. In den zehn Geboten, in 2. Mose 20, haben sie noch ein Gebot eingefügt das sagt: Du sollst den HERRN anbeten auf dem Berg Garizim. Sie haben also die fünf Bücher Mose, weil es für sie wichtig war, gefälscht. Also das hat nicht erst mit der Neuen-Welt-Übersetzung angefangen, solche systematischen Arbeiten, sondern das ist schon ein bisschen älter. Also für die, die das nicht wissen, die Neue-Welt-Übersetzung ist die Übersetzung der Zeugen Jehova. Eine systematische Verfälschung von 1. Mose 1 bis Offenbarung 22. Ja, es beginnt schon in 1. Mose. Da übersetzen sie anstatt „der Geist Gottes schwebte über den Wassern“, „Gottes wirksame Kraft schwebte über den Wassern“, weil sie nicht glauben, dass der Geist Gottes eine Person ist. Gut, lassen wir das.

Als nächster Punkt gibt 5. Mose 28 eine prophetische Übersicht über ganz Israel, die Geschichte Israels mit Segen und Fluch. Es ist Zeit für Pause.