Einführung in den 1. Korintherbrief

 

·        Der 1. Korintherbrief beschäftigt sich mit den realen Problemen einer christlichen Ortsgemeinde. Er zeigt auf, wie konkrete Schwierigkeiten angegangen und gelöst werden müssen. Zudem gibt er viele detaillierte Anweisungen, die grundsätzlich wichtig sind, um an einem bestimmten Ort eine biblische Ortsgemeinde nach Gottes Gedanken darstellen zu können.

Autor

·        Der Apostel Paulus (1Kor 1,1). Mitabsender ist: Bruder Sosthenes (1Kor 1,1; vgl. ev. Apg 18,17).

Adressaten

·        Die Gemeinde in Korinth (1Kor 1,2)

·        Zur Entstehungsgeschichte: Paulus gründete die Korinther-Gemeinde auf seiner dritten Missionsreise (Apg 18 und 1Kor 3,10; Aufenthalt: 50-52 n. Chr.; mehr als ½ Jahre gemäss Apg 18,11.12.18; Teilzeitarbeit bei Aquila und Priscilla: Apg 18,1-3; Missionsarbeit in der Synagoge in 2 Stufen: Apg 18,4-5; Bruch mit der Synagoge: Apg 18,6; neuer Missionsstandort: Haus des Proselyten Titius Justus, neben der Synagoge: Apg 18,7; gewaltiger Durchbruch: Krispus, der Synagogenvorsteher, und seine Familie sowie ein grosse Menge von heidnischen Korinther kommen zum Glauben: Apg 18,8-11; Aufruhr unter dem Prokonsul Gallion:[1] Apg 18,12-17); die Mehrheit aus der Unterschicht (1Kor 1,26-27), Sklaven (1Kor 7,21-24); wenige Edle (1Kor 1,26-27; vgl. Erastus, der Stadtökonom, in dessen Haus die Gemeinde zusammenkam: Röm 16,23; vgl. die Erastus-Inschrift von Korinth!), viele aus dunkelstem Heidentum und aus schlimmster Unzucht (1Kor 6,9-11).

·        Lage der Stadt Korinth: Am W-Ende der Landbrücke (Isthmus), welche die Halbinsel Peleppones mit dem griechischen Festland verbindet. 3 km vom Meer entfernt. è verkehrsgünstige Lage nahe der beiden Häfen von Kenchräa und Lechäon.

·        Um 143 v. Chr. wurde Korinth durch die Römer zerstört und entvölkert. Kurz vor 22 v. Chr.: Neugründung durch Julius Cäsar kurz vor 44 v. Chr.: Veteranen, Freigelassene und Händler siedeln sich an; zur Zeit von Paulus: flächenmässig grösste Stadt von Griechenland (4 km2); viele Tempel, viele Sklaven, grosse Gegensätze zwischen arm und reich; Stadt der Prostitution (korinthiazesthai = korinthisch leben = Hurerei treiben).

·        Die Meisten der gläubigen Korinther kamen aus der Unterschicht

·        Obwohl der 1. Korintherbrief sehr ausgeprägt örtliche Schwierigkeiten behandelt, richtet er sich ausdrücklich an alle Gemeinden auf der ganzen Welt (1Kor 1,2).

·        Die apostolische Lehre des Paulus hatte weltweit in allen Gemeinden Gültigkeit (1Kor 1,2; 4,17; 11,16; 14,33).

Zeit und Ort der Abfassung

·        Frühjahr 54 n. Chr.

·        Abfassungsort: Ephesus (1Kor 16,8-9; vgl. Apg 20,16). In Ephesus war Paulus während 3 Jahren (Apg 20,31). Am Ende des Ephesus-Aufenthaltes wurde der 1. Korintherbrief verfasst.

·        Die in 1Kor 16 erläuterten Reiseziele entsprechen genau den Angaben in Apg 19-20:

o       Mazedonien (1Kor 16,5; Apg 19,21)

o       Achaja (= Provinz von Korinth; Apg 19,21; 1Kor 16,5)

o       Jerusalem (Apg 19,21; 1Kor 16,3)

·        Ab Apg 20,1 setzte Paulus exakt diese Pläne um.

Anlass

·        Stephanas, Fortunatus und Achaikus aus Korinth haben Paulus besucht und haben ihm eine persönliche Unterstützung überbracht (1Kor 16,15-18).

·        Die Hausgenossen der Chloe haben Paulus über Spaltungen in der Gemeinde informiert (1Kor 1,11).

·        Die Korinther haben Paulus einen Brief mit konkreten Fragen bezüglich Ehe, Ehelosigkeit, Scheidung  (1Kor 7,1) und Götzenopfer (1Kor 8,1) geschrieben.

·        Über diese Informationskanäle erfuhr Paulus von den zahlreichen Missständen in Korinth, die er durch den 1. Korintherbrief zu korrigieren suchte (vgl. 1Kor 5,1; 11,18).

·        Missstände in der Gemeinde: Spaltungen (1Kor 1,10ff; 3,4; 11,18-19); Eifersüchteleien und Streit (1Kor 3,3); Liebäugeln mit der Weisheit dieser Welt (1Kor 1,18ff); Kritik an den verborgenen Gesinnung des Apostels Paulus (1Kor 4,3-5); ein Fall von schwerer Unzucht (1Kor 5); fehlende Gemeindezucht (1Kor 5); Rechtshändel unter Geschwistern (1Kor 6,4-7); Unklarheiten bezüglich Ehe, Scheidung, Ehelosigkeit etc. (1Kor 7); Unklarheit im Zusammenhang mit Götzenopfern (1Kor 8 und 10); Angriffe auf die apostolische Autorität des Paulus (1Kor 9); Unwürdige Behandlung des Abendmahles (1Kor 11,20-34); Verwirrung bezüglich des Wirkens des Heiligen Geistes (1Kor 12-14); Unordnung im Ablauf der Gemeindestunden (1Kor  14,26-33); Reden der Frauen in der Gemeinde (1Kor 14,34-40); gewisse Korinther leugneten die Auferstehung (1Kor 15,12).

·        Die Missstände nahmen tendenziell zu (1Kor 11,17).

Struktur

Einleitung

·        Begrüssung (1,1-3)

·        Dank für Gottes Werk in Korinth (1,4-9)

 

I. Glauben und Denken

·        Das Problem der Spaltungen in Korinth (1,10-17)

·        Die Weisheit der Welt und die Weisheit Gottes (1,18 – 2,16)

·        Die fleischlichen Korinther und der Gott wohlgefällige Dienst (3,1- 4,21)

 

II. Glauben und Ethik

·        Gemeindezucht bei schwerer Sünde (5,1-13).

·        Die Gemeinde als Entscheidungsinstanz bei in Streitfällen (6,1-11)

·        Ehe und Sexualität nach Gottes Plan (6,12 – 7,40)

·        Das Problem der Götzenopfer: Götzen sind Nichtse (8,1-13)

 

III. Glaube und Dienst für Gott

·        Autorität im Dienst (9,1-27)

·        Götzendienst, eine dämonische Gefahr für die Gemeinde (10,1 – 11,1)

·        Die Stellung von Mann und Frau in der Schöpfung (11,2-19)

·        Das Abendmahl nach Gottes Gedanken (11,20-34)

·        Die Gaben und Wirkungen des Heiligen Geistes (1Kor 12-14)

 

IV. Glauben und Lehre

·        Die Auferstehung (15,1-58)

 

Epilog

·        Gottes zukünftiges Werk in Korinth (16,1-18)

·        Grüsse (1Kor 16)

Einige Besonderheiten

·        Jesus Christus ist HERR (69x kyrios + 1x mara è 70x HERR). è Die Anerkennung der Autorität des Herrn Jesus ist der Schlüssel zur Lösung aller Unordnung in der Gemeinde!

·        Maranatha (1Kor 16,23) = Aramäisch! marana’ ’atha = Unser Herr kommt!  (nicht unmögliche Alternativen:  maranatha = der Herr kommt! Oder: Oder: maranatha = Unser Herr, komm!)

·        Darstellung der Gemeinde: Gemeinde Gottes (1,2); Gottes Ackerfeld (3,9); Gottes Bau (3,9); Gottes Tempel (3,16); Leib Christi (12,13.27)

·        Zur Lehre über Christus: unser HERR (1,2); der Sohn Gottes (1,9); Gottes Kraft (1,24); Gottes Weisheit (1,24); Weisheit von Gott, Gerechtigkeit, Heiligkeit und Erlösung (1,30); das einzige Fundament der Gemeinde (3,11); der Richter (4,5); unser Passah (5,7); Schöpfer aller Dinge (8,6); der Fels (10,4); das Haupt jedes Mannes (11,3); der Erstling der Entschlafenen (15,20); der letzte Adam, ein lebendigmachender Geist (15,45); der zweite Mensch vom Himmel (15,47); der Himmlische (15,48).

·        Das AT ist für uns Christen geschrieben worden (9,10; 10,6.11).

·        Einziger Brief, der das Thema Abendmahl abhandelt: 10,14-22 und 11,20-34

·        Die eindrückliche Beschreibung der Liebe: 13,1-13

·        Das Geheimnis der Entrückung (15,51ff).

·        Die Echtheit des Briefes wird durch den eigenhändigen Schriftzug des Paulus garantiert (1Kor 16,21-24; vgl. 2Thess 3,17-18; 2,2).

1. Korinther 11,2-16

·        Wenige Symbole im Christentum: Taufe, Abendmahl mit Brot und Wein, Bedeckung / keine Bedeckung, langes / kurzes Haar (vgl. 1Kor 1,13-17; 10,14-22; 11,17-34; 11,2-16)

·        Die Vorschriften stehen im Gegensatz zu kulturellen Gebräuchen von damals: Judentum: Beim Beten bedecken sich die Männer und auch die Frauen; Griechen: Frauen und Männer bedecken sich nicht beim Beten zu den Göttern; Römer: Frauen und Männer bedecken sich beim Beten zu den Göttern.

·        Vers 2: Überlieferung = griech. paradosis = Überlieferung, Unterweisung; Lob für Gehorsam, ohne genügendes Verständnis; wünschenswert: Gehorsam + Verständnis

·        Vers 3: göttliche Regierungsordnung / Autoritätsordnung: Gott – Christus (als Mensch!) – der Mann – die Frau; gegründet auf der Schöpfungsordnung von 1Mo 1 und 2 (Gott, der Schöpfer, der Messias nach Ps 8, der Mann, die Frau)

·        Schöpfungsordnung: 1Mo 1,27: Mann und Frau (w. männlich und weiblich); Mann zuerst erschaffen, Frau wegen des Mannes erschaffen (1Mo 2,7; 1Kor 11,8-9; 1Tim 2,13), Mann erhielt zuerst Gottes Gebote (1Mo 2,17), Frau danach erschaffen (1Mo 2,21-22), Frau erschaffen als: 1. „Hilfe“, 2. Entsprechung (1Mo 2,18); der Mann von einer Frau geboren (1Mo 2,24; 1Kor 11,12)

·        Verse 4+7: Mann beim Beten und Weissagen (vgl. 1Kor 14,2: weissagen = reden zur Erbauung, Ermahnung und Tröstung): nichts auf dem Kopf haben (griech. kata kephales echo = w. herab des Kopfes haben = [etwas] auf dem Kopf haben, [das von oben herab auf den Kopf gelegt wird])

·        Vers 5: griech. a-kata-kalypto te kephale = nicht-herab-bedeckt [bezüglich] dem Kopf = ohne eine Bedeckung auf dem Kopf zu haben; griech. xyraomai = scheren, rasieren

·        Vers 6: griech. kata-kalypto = herab-bedecken = bedecken (indem man etwas auf dem Kopf hat); griech. keiromai = schneiden, abschneiden, scheren, grasen, weiden; Schlachter 1905: beschneiden; Luther (1912): zerschneiden

·        Vers 10: eine Macht / Autorität (exousia) auf dem Haupt haben = ein Zeichen der Autorität unter der die Frau steht; um der Engel willen (Schauspiel für die Engel; vgl. 1Kor 3,9; Eph 3,10; 1Pet 1,12; Autoritätsproblem in der Engelwelt: Fall Satans, Jes 14,12)

·        Vers 13: Appell an die geistliche Urteilsfähigkeit

·        Verse 14-15: Natürliches Empfinden: langes Haar = Unehre für den Mann; langes Haar = Ehre für eine Frau (vgl. Hohl 4,1; 6,5; 7,5); 2x griech. komaô = das Haar lang tragen; komê = langes Haar (vgl. langes Haar = Schleier)

·        Vers 15: griech. periboleion = w. Herumgeworfenes = Schleier; vgl. 1Mo 24,65 (Mit dem Schleier entzog sich eine Frau den Blicken anderer Männer. è Ich bin reserviert für Isaak. è Symbol für Hingabe und Treue; die Frau erschaffen, um eine „Hilfe“ /“Ergänzung“ zu sein

·        Vers 16: Wir wollen nichts mit Streitsüchtigkeit zu tun haben.

·        Jer 7,29: Haarschmuck = hebr. nezer = Weihe = ungeschnittenes Haar der Weihe (vgl. den Nasiräer [nazir] in 4Mo 6). Das ehebrecherische Juda soll nichts vorheucheln, sondern vielmehr das Zeichen der Treue wegtun.

·        Bedeckung: Anerkennung der Stellung in der Schöpfung: Führungsaufgabe des Mannes (Unterordnung) è “unter“

·        Haar: Anerkennung der Stellung in der Schöpfung: Erschaffen zur Hilfe/Unterstützung in Treue (Zuordnung) è „für“

Gedanken zu 1. Korinther 14,34-40

Die Schlussverse von 1Kor 14 werden heute unter bibeltreuen Christen häufig diskutiert. Es gilt dabei zwei Schwierigkeiten zu vermeiden: Einerseits müssen wir uns im Klaren sein, wie stark wir bewusst oder unbewusst unter dem Einfluss des Zeitgeistes stehen. Anderseits stehen wir immer in Gefahr, die Bibel mit der Brille der Tradition zu lesen. Daher sollten wir allezeit ein doppeltes Bemühen aufweisen, um zurück zur Quelle zu gehen.

 

Verschiedene Auslegungen

Es gibt heute eine riesige Zahl von Auslegungen zu 1Kor 14,34-38. Die Vielfalt der Meinungen ist geradezu phänomenal. Es fällt auch auf, wie viele Ideen es gibt, um den Text sagen zu lassen, es gäbe kein Schweigegebot für Frauen in der Gemeinde.

 

·        1Kor 14,34-38 sei eine spätere Einfügung (nicht von Paulus)

o       entspreche nicht dem Stil und der Theologie von Paulus

o       einige wenige griechische Manuskripte setzen 14,34-35 nach V. 40

·        Zitattheorie (T. Schirrmacher): Paulus zitiere lediglich die Meinung der Korinther. Er sei aber vom Gegenteil überzeugt.

·        In 1Kor 14:34 gehe es lediglich um die Beurteilung der Weissagung in der Gemeinde.

·        In 1Kor 14:34 gehe es nur um die Beurteilung der Weissagung (V.29). Daran dürften sich die Frauen nicht öffentlich beteiligen.

·        Es gehe hier nur ums Lehren, das Frauen nicht dürfen (1Tim 2,11-12). Weissagen dürfen sie aber in der Gemeinde gemäss 1Kor 11,5).

·        In 1Kor 14,34ff gehe es um eine Gemindebesprechung und nicht um ein Zusammenkommen als Gemeinde zur Auferbauung.

·        1Kor 14,34 spiegle lediglich die kulturelle Situation von damals wieder und sei daher nicht verbindlich für heute.

 

Detailuntersuchung des Textes von 1Kor 14,34-38

·        „[33]  Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens. Wie in allen Gemeinden der Heiligen[2] [34] sollen [auch] eure Frauen schweigen[3] in den Gemeinden[4], denn es ist ihnen nicht erlaubt[5] zu reden[6], sondern unterwürfig zu sein, wie auch das Gesetz sagt.[7] [35] Wenn sie aber etwas lernen[8] wollen, so sollen sie daheim[9] ihre eigenen Männer fragen; denn es ist für Frauen schändlich[10], in der Gemeinde zu reden. [36] Oder ist das Wort Gottes von euch ausgegangen?[11] Oder ist es zu euch allein gelangt?[12] [37] Wenn jemand sich dünkt, ein Prophet zu sein oder geistlich,[13] so erkenne er, dass die Dinge, die ich euch schreibe, Gebote des Herrn[14] sind. [38] Wenn aber jemand [dies] nicht versteht, so verstehe er es nicht!“

·        In 1Kor 14 geht es insbesondere um die Zusammenkunft als Gemeinde: 14,4: „... wer aber weissagt, erbaut die Gemeinde“; 14,5: „... Wer aber weissagt, ist größer, als wer in Sprachen redet, es sei denn, daß er es auslege, auf daß die Gemeinde Erbauung empfange.“; 14,12: Also auch ihr, da ihr um geistliche Gaben eifert, so suchet, daß ihr überströmend seid zur Erbauung der Gemeinde.“; 14,19: Aber in der Gemeinde will ich lieber fünf Worte reden mit meiner verständlichen Aussage, auf daß ich auch andere unterweise, als zehntausend Worte in einer Fremdsprache.“; 14,23: „Wenn nun die ganze Gemeinde an einem Ort zusammenkommt...“; 14,26: „Was ist es nun, Brüder? Wenn ihr zusammenkommt, so hat ein jeder von euch einen Psalm ...“; 14,28: Wenn aber kein Ausleger da ist, so schweige er in der Gemeinde, rede aber sich selbst und Gott.“; 14,33-34: „... Wie in allen Gemeinden der Heiligen [34] sollen [auch] eure Frauen schweigen in den Gemeinden, ...“; 14,35: „Wenn sie aber etwas lernen wollen, so sollen sie daheim ihre eigenen Männer fragen; denn es ist für Frauen schändlich, in der Gemeinde zu reden.“

·        In 1Kor 14 geht es nicht allein um Sprachenreden (14,6), Weissagen (14,6), Offenbarung- und Erkenntnisvermittlung (14,6), Lehre (14,6), Lieder vorschlagen (14,26), sondern auch ums das Beten: 14,15: „Was ist es nun? Ich will beten mit dem Geiste, aber ich will auch beten mit der verständlichen Aussage; ...“ 14,16: „Sonst, wenn du mit dem Geiste preisen wirst, wie soll der, welcher die Stelle des Unkundigen einnimmt, das Amen sprechen zu deiner Danksagung, da er ja nicht weiß, was du sagst?“ 14,17: Denn du danksagst wohl gut, aber der andere wird nicht erbaut.“

·        Sprachenreden = beten in einer fremden Sprache (14,15-16; vgl. Apg 2,11; 10,46) è in Sprachen reden: 14,2.4.5.6.9.11.13.18.21.23.27.28.39.

·        laleo = reden, sagen, aussprechen, Laute von sich geben, sich äussern, vernehmen lassen, vorbringen etc., 294x im NT; 24x in 1Kor 14,2.2.2.3.4.5.5.6.6.9.9.11.11.13.18.19.21.23. 27.28.29.34.35.39

·        laleo = reden im Gegensatz zum Schweigen: Mark 1,34: „Und er heilte viele, die an mancherlei Krankheiten leidend waren; und er trieb viele Dämonen aus und erlaubte den Dämonen nicht zu reden, weil sie ihn kannten.“

·        laleo è Gebet: Joh 17,13: „Jetzt aber komme ich zu dir; und diese Dinge rede [laleo] ich in der Welt, auf daß sie meine Freude völlig in sich haben.“ Das hohepriesterliche Gebet Jesu in Joh 17!

·        1Tim 2,8: „Ich will nun, daß die Männer[15] an jedem Orte beten, indem sie heilige Hände aufheben, ohne Zorn und zweifelnde Überlegung.“

·        Das Weissagen und Beten der Frauen: „Jede Frau aber, die betet oder weissagt mit unbedecktem Haupte, entehrt ihr Haupt; denn es ist ein und dasselbe, wie wenn sie geschoren wäre.“ (1Kor 11,15) Beachte: In 1Kor 11,1-16 wird im Gegensatz zu 1Kor 14 kein Rahmen („in der Gemeinde“) genannt! è Ausserhalb von Gemeinde-zusammenkünften haben Frauen zahlreiche Möglichkeiten, um laut zu beten und zu weissagen.

 

Bibliographie

HUNTER, J: Was die Bibel lehrt, 1. Korintherbrief, Dillenburg 1993.

MAUERHOFER, E.: Einleitung in das Neue Testament, Vorlesungsscript, 2. Aufl., Basel 1988, SS. 369ff.

MAUERHOFER, E.: Einleitung in die Schriften des Neuen Testaments, 2 Bde., Neuhausen / Stuttgart 1995.

MACDONALD, W.: Kommentar zum Neuen Testament, Bd. II, Bielefeld 1989.

REMMERS, A.: Das Neue Testament im Überblick, Hückeswagen 1990.

UNGER, M.F.: Ungers großes Bibelhandbuch, Asslar 1987.

WALVOORD, J.F. / ZUCK, R.B.: Das Neue Testament erklärt und ausgelegt, Holzgerlingen 1990, Bd. V.

 

Roger Liebi, März 2007

 

 



[1] Eine aufgefundene Inschrift aus Korinth macht deutlich: Gallion war (während 7 Monaten) höchstwahrscheinlich ca. von Juli 51 - Juli 52 n. Chr. Prokonsul von Achaja è wichtig, um die Chronologie der Bibel mit der Chronologie der Weltgeschichte miteinander in Beziehung zu bringen (Mauerhofer: Einleitung, II, S. 6ff.; Hunter: Was die Bibel lehrt, 1. Korintherbrief, S.12).

[2] In allen christlichen Gemeinden damals galt das Schweigen der Frauen in der Gemeindezusammen-kunft. Doch Korinth machte sich zu einem Sonderfall, wo dies nicht so praktiziert wurde.

[3] sigao = schweigen, stumm od. ruhig sein; > sige = Schweigen, Stillschweigen, Stille, Ruhe; 10x Luk 9,36; 18,39; 20,26; Apg 12,17; 15,12.13; Röm 16,25; 1Kor 14,28.30.34.

[4] Od. „in den Gemeinde[zusammenkünften]“, griech. en  tais ekklesiais (2x: V.33+V.34); vgl. 4x en ekklesia: 1Kor 11,19; 14,19.28.35). Das Schweigegebot beschränkt sich auf die offiziellen Zusammenkünfte der Gemeinde. Nicht jede Zusammenkunft von Christen ist eine Zusammenkunft als Gemeinde (vgl. Hauskreis, „Frauenzmorge“, Jugendgruppe, Sonntagschule, Jungschar, Familienandacht, Gebetskreis, Bibelgruppe etc.).

[5] „nicht erlaubt“ = griech. ou... epitrepetai) = in göttlicher Verfügung verboten; vgl. Apg 14,16; 16,7; Mark 10,4 etc.

[6] laleo = sprechen, reden etc.; dasselbe Wort wird gebraucht für Gott (1Kor 14,29), für solche, die, weissagen (14,6.29), Erkenntnis weitergeben (14,6), lehren (14,6), in Sprachen reden und zur Erbauung sprechen (14,3); 24x in 1Kor 14! Die Umschreibung  „nicht erlaubt zu reden“ erklärt die Bedeutung des Wortes „schweigen“.

[7] Vgl. 1Mo 3,16. Es geht hier nicht um das Gesetz vom Sinai (2Mo 19ff.), unter dem nur Israel steht, sondern um Gottes Gebot an die Urahnen der Menschheit, das als Schöpfungsordnung universelle Bedeutung hat.

[8] D.h. nicht einmal Fragen sollten in der Gemeinde öffentlich gestellt werden.

[9] en oiko = Gegensatz zu „in der Versammlung/Gemeinde“; griech. en ekklesia.

[10] „schändlich“ = ais’chros; 4x: 1Kor 11,6; 14,35; Eph 5,12; Tit 1,11.

[11] = ironische Frage: In allen Gemeinden schweigen die Frauen. In Korinth ist es anders. Vielleicht ist diesbezüglich in Korinth eine anders lautende Offenbarung empfangen worden, welche die anderen Gemeinden leider nicht kennen.

[12] Ironische Frage: In allen Gemeinden schweigen zwar die Frauen. In Korinth ist es anders. Vielleicht ist irgendwo eine anders lautende Offenbarung empfangen worden, die leider einzig und allein nur nach Korinth gelangt ist.

[13] Ein Prophet oder allgemein jemand, der sich durch den Geist Gottes leiten lässt, sollte in der Lage sein, zu erkennen, dass diese Anweisungen von Herrn stammen.

[14] Vgl. Joh 14,21: „Wer meine Gebote hat und sie hält, der ist es, der mich liebt; wer aber mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden; und ich werde ihn lieben und mich selbst ihm offenbar machen.“

[15] Achtung: Nicht „Brüder“ (oft = „Geschwister“), sondern „Männer“ im Gegensatz zu „Frauen“.