Einführung in den Kolosserbrief – Teil 1/2

Roger Liebi

ID: 20256

 

Der Kolosserbrief zeigt die überragende Herrlichkeit der Person des Herrn Jesus als wahrer Gott und wahrer Mensch auf. Wer den Sohn Gottes kennt und des Christen Stellung in Ihm, darf deutlich feststellen, dass all die verführenden Angebote mystischer und judaisierender Bewegungen als völlig wertlos verblassen müssen neben dem, was ein Gläubiger in Christus als reines Geschenk besitzt.

Der Autor dieses Briefes ist Paulus, wie aus der Begrüßung hervorgeht, Kolosser 1, 1-2:
„(1) Paulus, Apostel Christi Jesu durch den Willen Gottes und der Bruder Timotheus, (2) an die heiligen und treuen Brüder in Christus in Kolossä: Gnade sei mit euch und Friede von Gott unserem Vater und dem Herrn Jesus Christus!“ Also der Brief ist von dem Apostel Paulus, seine apostolische Autorität wird in diesem Brief gleich zu Beginn betont.

Die Adressaten sind die Kolosser, die Gemeinde in Kolossä. Die Entstehungsgeschichte dieser Gemeinde ist so, dass diese Gemeinde offensichtlich nicht durch den Dienst des Paulus entstanden ist, sondern durch Epaphras. In den Versen 3-8 haben wir ein Dankgebet des Paulus für die Kolosser: „(3) Wir danken dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, indem wir allezeit für euch beten, (4) da wir gehört haben von eurem Glauben an Jesus Christus und von eurer Liebe zu allen Heiligen, (5) um der Hoffnung willen, die euch aufbewahrt ist im Himmel, von der ihr zuvor gehört habt durch das Wort der Wahrheit des Evangeliums, (6) das zu euch gekommen ist, wie es auch in der ganzen Welt ist und Frucht bringt, so wie auch in euch, von dem Tag an, da ihr von der Gnade Gottes gehört und sie in Wahrheit erkannt habt; (7) so habt ihr es auch gelernt von Epaphras, unserem geliebten Mitknecht, der ein treuer Diener des Christus für euch ist, (8) der uns auch von eurer Liebe im Geist berichtet hat.“

Also, dieser Epaphras hat offensichtlich das Evangelium dort verkündigt und so ist die Gemeinde entstanden. Kolossä befindet sich in der Provinz Asia der heutigen Westtürkei, das ist eine Provinz etwa so groß wie die Schweiz. Paulus hat auf seinen Missionsreisen dort einen besonders intensiven Dienst getan in dieser Provinz, aber nicht in Kolossä, sondern in Ephesus, Apostelgeschichte 19, da sind wir auf der 3. Missionsreise und wir lesen etwas über den Dienst des Paulus dort, Apostelgeschichte 19: „(9) Als aber etliche sich verhärteten und nicht glaubten [es geht um Juden in Ephesus, 150 km entfernt von Kolossä] und vor der Menge übel redeten von dem Weg, trennte er sich von ihnen ab und sonderte die Jünger ab, indem er sich täglich in der Schule des Tyrannus unterredete. (10) Dies aber geschah zwei Jahre lang, sodass alle, die in Asia wohnten, sowohl Juden als Griechen, das Wort des Herrn hörten.“

Also Paulus hatte seine Missionsaufgabe in der Stadt Ephesus in dieser Provinz Asia, und da hat er täglich, kann man sagen, Bibelklasse gegeben, biblischen Unterricht in der Schule des Tyrannus. Und das hat nun nicht dazu geführt, dass die Christen dadurch etwa passiv geworden wären, im Blick auf Evangelisation, sondern diese systematische Unterweisung hat sie so motiviert, dass in zwei Jahren die ganze Provinz evangelisiert wurde, sowohl Juden als auch Griechen haben da das Wort des Hern gehört. Und so kann man sich eben auch die Entstehung der Kolossergemeinde erklären, als eine Folge von dem Dienst des Paulus in Ephesus. Andere haben dann eben gewirkt in der ganzen Provinz und Epaphras, er hat in Kolossä gewirkt. Dieser Epaphras wird dann auch in Kapitel 4, 12 im Kolosserbrief weiter erwähnt unter den Grüßen: „(12) Es grüßt euch Epaphras, der einer der euren ist, ein Knecht des Christus Jesus, der allezeit in den Gebeten für euch kämpft, damit ihr feststeht vollkommen und zur Fülle gebracht in allem was der Wille Gottes ist. (13) Denn ich gebe ihm das Zeugnis, dass er großen Eifer hat um euch und um die in Laodicäa und die in Hierapolis.“

Also hier wird deutlich: Die Kolossergemeinde ist durch Epaphras entstanden, Kapitel 1, und er war dort in der Gemeinde in Kolossä tätig. Aber sein Dienst war auch überörtlich, er hat auch im Blick auf die Gemeinden Laodicäa und Hierapolis gewirkt. Nun, wir haben gesehen, wie in Kolosser 1, 3-6 der geistlicher Zustand der Kolosser gelobt wird, und das ist die Frucht der Arbeit von Epaphras. Aber Epaphras hat auch in anderen Städten gewirkt. So kann man sagen, dass diese drei Städte: Kolossä, Laodicäa (Kap 2, 1; 4, 13.16) und Hierapolis (Kap 4, 13), die bildeten eine Städte-Dreiheit im Lykustal in dieser Provinz Asia, die waren also ziemlich nahe beieinander gelegen. Und über den Dienst von Epaphras bestand also eine überörtliche Gemeinschaft unter diesen Gemeinden. Das ist ein wichtiger Punkt, weil hier deutlich wird, dass im NT Gemeinde nicht einfach unabhängig für sich dasteht, sondern dass es eine überörtliche Gemeinschaft von Gemeinden gibt. Nicht als eine Organisation, aber durch diesen lebendigen Bezug und Sorge füreinander und eben gerade durch diesen überörtlichen Dienst von Epaphras.

Nun fragen wir uns einiges im Bezug auf Zeit und Ort der Abfassung. Man kann sagen, dass der Kolosserbrief etwa 62 n.Chr. geschrieben worden ist. Das heißt anlässlich der 1. Gefangenschaft des Palus in Rom, das ist die Gefangenschaft, die am Ende der Apostelgeschichte 28, 16-31 beschrieben wird. Und tatsächlich sehen wir im Kolosserbrief, Paulus schreibt als Gefangener: Kap 4, 3-4.10.18: „(3) und betet zugleich auch für uns, damit Gott uns eine Tür öffne für das Wort, um das Geheimnis des Christus auszusprechen, um deswillen ich auch gefesselt bin, (4) damit ich es offenbar machen, wie ich reden soll... (10) Es grüßt euch Aristarchus, mein Mitgefangener, und Markus, der Neffe des Barnabas... (18) Der Gruß mit meiner, des Paulus, Hand. Gedenkt meiner Fesseln. Die Gnade sei mit euch!“ Also, Paulus ist gefangen, es geht hier um die Gefangenschaft in Rom, und von Aristarchus haben wir bereits in Vers 10 gelesen, auch Lukas wird erwähnt, in Vers 14: „Es grüßt auch Lukas, der geliebte Arzt, und Demas.“

Wenn wir in Apostelgeschichte 27, 1-2 schauen, da beginnt die Romreise des Paulus, die dann zur 1. Gefangenschaft in Rom führt, und da werden Lukas und Aristarchus ausdrücklich als Begleiter des Paulus erwähnt, und die werden im Kolosserbrief als Grüßende genannt, Apostelgeschichte 27: „(1) Als es aber beschlossen war, dass wir nach Italien absegeln sollten, überlieferten sie den Paulus und etliche andere Gefangene einem Hauptmann, mit Namen Julius, von der Schar des Augustus. (2) Als wir aber in ein adramyttisches Schiff gestiegen waren, das im Begriff stand, die Orte längst der Küste Asiens zu befahren, fuhren wir ab; und es war bei uns Aristarchus, ein Macedonier aus Thessalonich.“ Vergleichen wir noch eine Bemerkung in Philemon 1, 23-24: „Es grüßt dich Epaphras, mein Mitgefangener in Christus Jesus, Markus, Aristarchus, Demas, Lukas, meine Mitarbeiter.“ Der Philemonbrief richtet sich an einen Gläubigen in Kolossä, dessen Sklave Onesimus entlaufen war und mit Paulus in Rom in der Gefangenschaft zusammenkam und so zum Glauben geführt werden konnte. Dieser Onesimus wurde nun zurückgeschickt und als Begleitbrief schrieb Paulus den Philemonbrief. Nun sehen wir, Philemon- und Kolosserbrief haben eine enge Beziehung, dazu dann gleich mehr.

Der Übermittler dieses Briefes war Tychikus, in Kolosser 4, 7-9 wird er genannt: „(7) Alles was mich betrifft wird euch Tychikus mitteilen, der geliebte Bruder und treue Diener und Mitknecht in dem Herrn, (8) den ich eben deshalb zu euch gesandt habe, damit er erfährt wie es bei euch steht und damit er eure Herzen tröstet, (9) zusammen mit Onesimus, dem treuen und geliebten Bruder, der einer der euren ist; sie werden euch alles mitteilen, was hier vorgeht.“ Hier sehen wir also, der Kolosserbrief wurde durch Tychikus übermittelt, aber Tychikus nahm nicht nur den Kolosserbrief, sondern auch den Philemonbrief und Onesimus, den entlaufenen Sklaven, bringt er auch mit. Also eine ganz sensible Mission, ein entlaufener Sklave wird gleich mit dem Kolosser- und Philemonbrief in die Heimat zurückgeführt. Und sensibel deshalb, weil nach römischen Recht Onesimus die Todesstrafe verdient hätte, aber er wird zurückgebracht, um eine ganz neue Beziehung zu seinem früheren Herrn zu bekommen.

Der Epheserbrief wurde auch durch Tychikus übermittelt und das zeigt nun, wie da einige Briefe im NT eine sehr enge Beziehung untereinander haben, Epheser 6, 21-22: „(21) Damit aber auch ihr wisst, wie es mir geht und was ich tue, wird euch Tychikus alles mitteilen, der geliebte Bruder und treue Diener im Herrn, (22) den ich eben darum zu euch gesandt habe, dass ihr erfahrt, wie es um uns steht und dass er eure Herzen tröste.“ Also dieser Tychikus brachte den Epheserbrief nach Ephesus und den Kolosserbrief, 150 km entfernt nach Kolossä und eben auch den Philemonbrief.

Das sind auch Briefe der ersten Gefangenschaft. Paulus stellt sich auch im Ephesebrief als Gefangener vor: Epheser 3, 1; 4.1; 6, 20. Aber auch der Philipperbrief wurde in der ersten Gefangenschaft in Rom geschrieben: Philipper 1, 7.12.1.17. Noch zusätzlich in Kolosser 1, 24: „Jetzt freue ich mich in meinen Leiden, die ich um euretwillen erleide, und ich erfülle meinerseits in meinem Fleisch, was noch an Bedrängnissen des Christus aussteht, um seines Leibeswillen, die die Gemeinde ist.“ Also Paulus hat seine Gefangenschaft und seine Leiden in Rom als ein Leiden im Dienst für die Gemeinde gesehen, und zwar deshalb: Paulus kam ja ins Gefängnis nach Rom, weil man ihm unterstellt hatte, in Jerusalem habe er Heiden in den inneren Bereich des Tempels hineingeführt. Also gewissermaßen hätte er Heiden ins Judentum hineingeführt ohne dass sie Juden geworden waren. Das hatte er allerdings nicht gemacht, wie wir deutlich in Apostelgeschichte 21 und 22 sehen. Das war die Verleumdung, aber der Kern der Sache war eben der: Paulus hat das Evangelium verkündigt unter den Heiden und die kamen zur Bekehrung, und er hat sie nicht ins Judentum hineingeführt. Also er hat ihnen nicht gesagt, ihr müsst euch jetzt beschneiden und jetzt könnt ihr anfangen die jüdische Feste zu feiern und Sabbath beobachten usw, er hatte das alles nicht gemacht, sondern alles grundsätzlich abgelehnt. Das sehen wir im scharfen Galaterbrief, wo deutlich zeigt, Menschen, die außerhalb des Judentum zum Glauben kommen, die dürfen auch nicht sich unter diese Dinge des Gesetzes stellen. Ganz scharf verteidigt er diese Position im Galaterbrief! Und dadurch wurde deutlich, die Gemeinde ist nicht eine Bewegung innerhalb des Judentum, sie ist nicht jüdisch, aber sie ist auch nicht heidnisch, sie ist etwas ganz Neues im Ratschluss Gottes! Und darum war es sehr wichtig, dass die Heiden eben nicht ins Judentum hineingeführt wurden, aber das war ein Ärgernis für die Juden damals. Hätte er das gemacht, kein Problem, dann wären neben Pharisäer, Sadduzäer, Essennen, usw. wären die Nazaräer, eine Bewegung innerhalb des Judentum gewesen, mit so sonderbaren Ansichten, wäre alles geschluckt worden. Aber das hat er nicht getan und darum musste er diese Verfolgung erleiden und kam deswegen auch ins Gefängnis nach Rom. Aber das war ein Leiden für das Evangelium, dass Menschen aus den Heidenvölkern einen direkten Zugang zu Gott ermöglicht, ohne Vermittlung oder Umkehr über das Judentum zu gehen. Das war völlig neu, denn im AT war das normal, dass Heiden, die wirklich voll und ganz dem Gott Israel dienen wollten, dass sie ins Judentum als Proselyten übertraten. Nun, das also zu diesen Leiden in Rom.

Im Philemonbrief sehen wir: „(9) So will ich um der Liebe willen, viel mehr eine Bitte aussprechen in dem Zustand in dem ich bin, nämlich als der alte Paulus und jetzt ein Gefangener Jesu Christi [also, gefangen für Jesus Christus!] (10) Ich bitte dich für mein Kind, das ich in meinen Fesseln gezeigt habe, Onesimus, (11) der dir einst unnütz war, jetzt aber dir und mir nützlich ist, (12) ich sende ihn hiermit zurück – du aber nimm ihn auf wie mein eigenes Herz.“ Paulus ist gefesselt, Onesimus kam in Rom zum Glauben. Sein Name bedeutet nützlich, der Nützliche, aber er war einst unnütz und jetzt wird er nützlich geworden durch die Bekehrung. Und noch Vers 22: „Zugleich aber bereite mir auch eine Herberge, denn ich hoffe, dass ich euch geschenkt werde durch eure Gebete.“ Paulus stand also hier am Schluss der Gefangenschaft in Rom von 2 Jahren und rechnete bereits damit, dass er bald frei kommt und dann nach Kolossä kommen würde – man soll schon eine Herberge für ihn bereit machen. Und jetzt ist es nämlich so, in der Apostelgeschichte 28, 30.31 steht, dass Paulus zwei volle Jahre gefangen war in Rom. Dieser Ausdruck „zwei volle Jahre“ war ein wichtiger juristischer Begriff. Im römischen Recht kannte man diese Gefangenschaft von zwei vollen Jahren und wenn im Verlauf dieser Zeit die Ankläger nicht auftraten vor Gericht, wurde der Angeklagte freigesprochen. Es war so, dass die führende Priester in Jerusalem, die Paulus eben umbringen wollten, dass sie nie nach Rom gekommen sind zur Anklage vor Kaiser Nero. Nach Verlauf der zwei Jahre war für Paulus klar, es kommt der Tag, wo ich frei werde und dann komme ich nach Kolossä. Aber zuvor sollte der Kolosserbrief, Philemonbrief, Epheserbrief, Philipperbrief und auch Hebräerbrief versandt werden.

In Hebräer 13, 23.24 wird nämlich deutlich, dass dieser Brief auch aus Italien geschickt wurde: „(23) Ihr sollt wissen, dass der Bruder Timotheus freigelassen worden ist, wenn er bald kommt, will ich euch mit ihm besuchen. (24) Grüßt alle eure Führer und alle Heiligen. Es grüßen euch die von Italien.“ Dieser Brief ist also auch aus Italien geschrieben und er hat vor sie zu besuchen. Nun, es ist so, dass die älteste Paulusbriefhandschrift, der P-46, nach der neuesten Datierung aus dem letzten Viertel des 1. Jahrhunderts (75-100 n.Chr.) stammt und dort ist der Hebräerbrief nach dem Römerbrief und vor dem 1. Korintherbrief eingeordnet. Ein klares Zeugnis, die Handschrift stammt aus Ägypten und die Christen wussten ganz klar, dass dieser Brief von Paulus stammt. Und auch den Hebräerbrief muss man auf die Zeit um 62 n.Chr ansetzen, das hat also auch einen Zusammenhang mit der ganzen Briefgruppe.

Paulus ist offensichtlich wieder frei geworden und konnte dann seinen Wunsch, den er in Römer 15, 24 geäußert hat, erfüllen, nämlich die Reise nach Spanien! Es gibt ein frühchristliches Zeugnis, das davon spricht, dass Paulus das Evangelium bis ans äußerste Ende des Westens verkündigt hatte und das war Spanien. Also, das hat er tatsächlich noch erfüllt.

In der Apostelgeschichte in den vier Missionsreisen spielt Spanien keine Rolle, das muss also nach der 1. Gefangenschaft geschehen sein. In Titusbrief spricht er darüber, wie er Titus in Kreta zurückgelassen hat (Titus 1, 5). Das kann man in der Apostelgeschichte in den vier Missionsreisen nicht unterbringen. Also, auch das gehört nach der Zeit der 1. Gefangenschaft. Dann erwähnt Paulus in Titus 3, 12 sein Vorhaben in Nikopolis zu überwintern. Das ist eine Botschaft, wo er in der Apostelgeschichte nie überwintert hat. Das gehört also in diese Zeit der Missionstätigkeit nach der 1. Gefangenschaft in Rom. Auch in 1. Timotheus 1, dieser Moment, wo er Timotheus in Ephesus zurückgelassen hat: „Ich habe dich ja bei meiner Abreise nach Macedonien ermahnt, in Ephesus zu bleiben.“ Auch diese Verhältnisse beziehen sich auf die Zeit nach der 1. Gefangenschaft: Paulus geht nach Macedonien und Timotheus bleibt in Ephesus. Und offensichtlich wurde Paulus dann ein 2. Mal verhaftet und nach Rom geführt. In 2. Timotheus 4, 13 spricht er noch von dem Mantel, den er in Troas zurückgelassen hat, als er seinen Brief aus der Todeszelle versandt hat. Also, das deutet darauf hin, dass Paulus in Troas verhaftet wurde, dann erneut in die Gefangenschaft nach Rom kam. Das war 66/67 n.Chr. Und schließlich erlitt er dort den Märtyrertod durch Enthauptung, Kaiser Nero hat ihn geköpft. Davon schreibt Paulus in 2. Timotheus 4, 6-8, dass jetzt sein Lauf vollendet ist und dass er damit rechnet, dass der gerechte Richter ihn zur Vergeltung den Siegeskranz der Gerechtigkeit geben wird. Also das hilft uns so ein bisschen diese Briefe in der Chronologie einzuordnen.

Nun haben wir einen Strukturplan des Kolosserbriefes: Der Kolosserbrief aus vier Kapitel zerfällt in zwei große Hauptteile:

I.        Die Lehre von der Erhabenheit des Sohnes Gottes (Kap 1-2).

II.      Praktische Konsequenzen der Lehre (Kap 3-4).

Also zuerst reine Belehrung und dann die Frage, wie man die Belehrung auf das praktische Christenleben anwenden kann. Das ist ein Prinzip, das man im NT durchgehend immer wieder findet, zuerst die Belehrung und dann die Anwendung. Und zwar muss man in Kolosser 3, 1.2 das Wörtchen „nun“ beachten: (1) Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, so such das, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zu der Rechten Gottes. (2) Trachtet auf das was droben ist, nicht auf das was auf der Erde ist“. Wenn ihr nun – das Wörtchen „nun“ ist die Schlussfolgrung aus der Belehrung von Kap 1 und 2. Also, wenn das so ist, dann hat das folgende Bedeutung aus Kolosser: Vers 1: „Sucht was droben ist...“; Vers 2: „Trachtet nach dem was droben ist...“; Vers 5: „Tötet daher eure Glieder...“; Vers 8: „Nun aber legt auch ihr das alles ab.“; Vers 9: „Lügt einander nicht an...“; Vers 12: „So ziehet nun an als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte herzliches Erbarmen...“; Vers 13: „Ertraget einander, vergebt einander...“.

Also, ein Befehl nach dem anderen, ein praktischer Befehl nach dem anderen und das ist alles die Schlussfolgerung aus der reinen Belehrung von Kapitel 1 und 2. Und das ist sehr wichtig, weil viele Christen heute sagen „Mich interessiert Belehrung nicht, ich will Praxis!“ Aber die Praxis folgt aus der Belehrung, alles was wir tun, hat hinter sich eigentlich eine Lehre, ein System. Ich mag mich erinnern, so spontan aus dem Leben gegriffen, als ich Musik studierte, da sollte ich einen Kurs über Eutonie besuchen, das ist eine Entspannungslehre, die Ähnlichkeit mit Joga hat usw. Weil ich nie Stunden geklämmt habe, bin ich hingegangen, obwohl mich das anekelte von Anfang an. Und dann hat die Lehrerin gesagt „So, jetzt könnt ihr alle auf den Boden liegen“ usw., und dann begann das mit der Praxis. Da bin ich zu ihr gegangen und habe gesagt, ich habe gedacht, das sei eine Information über das, was Eutonie ist usw. und wegen den ideologischen Gründen dahinter kann ich das nicht praktizieren. Dann sagte sie, da ist keine Ideologie dahinter. Ich habe gesagt, alles was man macht, hat immer zuerst eine Lehre dahinter, es gibt nicht einfach die Praxis so, sondern die Praxis kommt immer aus einem System. Und dann hat sie gesagt, entweder Sie machen mit oder Sie gehen. Das war klar, dann konnte ich gehen, hatte dann später aber Konsequenzen. Der Rektor hatte nach einer Pädagogikprüfung, wo ich durchgefallen war, bei Nachbesprechung gesagt, Sie sind ja sowieso gegen Joga und Eutonie. Und auch gegen Joga hat er gesagt, also da hat man hinterher natürlich darüber gesprochen. Gut, das hatte mich ein Semester mehr gekostet, aber das habe ich bis heute überwunden.

Also: Hinter jeder Praxis steht eine Belehrung und das ist auch im Christentum so! Also aus der biblischen Belehrung wissen wir, was wir zu tun haben und warum wir etwas tun und nicht anders! Nun haben wir das auch z.B. in Römer 12, nachdem Paulus im Römerbrief die ganze Lehre des Heils systematisch entfaltet hat und auch im Zusammenhang damit die Stellung Israels im Heilsplan (Kapitel 9-11), kommt dann der praktische Teil ab Kapitel 12, 1: „Ich ermahne euch nun, ihr Brüder, Angesichts der Barmherzigkeit Gottes...“ und diese Barmherzigkeit Gottes wurde aufgezeigt in Römer Kapitel 1-11! Und nun kommt die Ermahnung, aber eben als Schlussfolgerung all dieser konkreten praktischen Anweisungen. Und da könnte man einen Katalog sich mal zusammenstellen, was gibt es da alles an praktischen, konkreten Anweisungen und Befehlen.

Es gibt viele Christen, die sagen, was man man eigentlich tun, es gibt ja keine Gesetze im NT. Ja, die muss man nur mal zusammenzählen lassen, all diese Befehle, es heißt ja nicht „du sollst, du sollst“, sondern das ist eine ganz andere Sprache: „sucht, was droben ist...“, „legt ab...“, „zieht an...“ usw. Und dieses „du sollst...“ hat den Unterton, das Gesetz richtet sich ja an Menschen, von denen die größte Zahl gar nicht wiedergeboren war – du sollst – das sollte der Mensch, aber Gott weiß, dass der Mensch aus sich überhaupt nicht kann. Aber die Sprache des NT ist an Wiedergeborene gerichtet – ziehet an, trachtet, sucht,... Weil Gott erwartet, dass man durch Seine Kraft, durch das neue Leben es tun kann. Also, so muss man Römer 12-16 lesen und das Wörtchen „nun“ zeigt die Schlussfolgerung.

Desgleichen im Epheserbrief: Nachdem Paulus diese erhabenen Lehren über die Gemeinde und ihre Stellung vorgetragen hat, kommt Kapitel 4, 1 „Ich ermahne euch nun...“. Die Kapitel 4-6 sind die praktische Schlussfolgerung aus der Belehrung von Epheser 1-3. Also, eine sehr wichtige Sache.

Im Kolosserbrief hatten wir schon bereits die Begrüßung (Kolosser 1, 1-2) gelesen, das Gebet (Kolosser 1, 3-8) und jetzt kommt wieder ein Gebet: Bitte um geistliches Wachstum der Kolosser, Kolosser 1, 9-15: „(9) Deshalb hören auch wir nicht auf, von dem Tag an, da wir es gehört haben, für euch zu beten und zu bitten, damit ihr erfüllt sein mögt mit der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und geistlicher Einsicht, (10) um würdig des Herrn zu wandeln zu allem Wohlgefallen, in jedem guten Werk Frucht bringend und wachsend durch die Erkenntnis Gottes, (11) gekräftigt mit aller Kraft nach der Macht seiner Herrlichkeit, zu allem Ausharren und aller Langmut mit Freuden; (12) danksagend dem Vater, der uns fähig gemacht hat zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Licht, (13) der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis und versetzt hat in das Reich des Sohnes seiner Liebe, (14) in dem wir die Erlösung haben, die Vergebung der Sünden; (15) der das Bild des unsichtbaren Gottes ist, der Erstgeborene aller Schöpfung.“

Also Paulus dankt für die Bekehrung der Kolosser in den Versen 3-8 und betet jetzt, dass sie geistlich wachsen und vorwärts kommen (V.9). Und dieses geistliche Wachstum ist wichtig, um dem Herrn würdig zu wandeln (V.10). Dieser Punkt des geistlichen Wachstums ab der Bekehrung ist ganz wichtig in Verbindung mit dem Kolosserbrief. Weiter werden wir sehen, die Kolosser waren mit einer Irrlehre konfrontiert, wo man eigentlich erklärt hatte, es ist toll, dass ihr bekehrt seid, aber das reicht nicht, ihr müsst noch in eine höhere geistliche Sphäre aufsteigen, ihr braucht noch eine zweite Erfahrung. Und diese Irrlehre wird nun gründlich zerschlagen, widerlegt durch den Kolosserbrief, indem hier gezeigt wird: Nein, der Erlöste hat mit der Bekehrung und Wiedergeburt alles in Christus, er braucht keine zweite Erfahrung, er hat bereits alles!

Aber das ist dann im Widerspruch, dass wir geistlich tagtäglich wachsen müssen im Glauben. Das müssen wir schon, aber nicht das zweite Erlebnis, eine zweite Erfahrung, eine Einweihung in höhere Erkenntnis, das auf keinen Fall! Und darum ist dieses Gebet hier ganz wichtig: Paulus betet um das gesunde, fortschreitende geistliche Wachstum der Kolosser und dieses Wachstum wird begründet in der Tatsache der völligen Errettung. Darum wird in Vers 12 gedankt: „danksagend dem Vater, der uns fähig [tüchtig, passend] gemacht hat zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Licht, (13) der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis und versetzt hat in das Reich des Sohnes seiner Liebe.“ Im Griechischen sind das Aorist-Formen, die eine vollendete Handlung in der Vergangenheit beschreiben. Das ist so wichtig, der Gläubige muss wissen, durch die Bekehrung und Wiedergeburt bin ich - als abgeschlossener Akt in der Vergangenheit - errettet aus der Gewalt der Finsternis! Das Reich der Schlange hat überhaupt kein Anrecht mehr an einem, das ist abgeschlossen! Und das ist sehr wichtig zu betonen, weil viele Gläubige verunsichert sind und denken, irgendwie habe ich noch Bindungen durch meine Vorfahren, die müssen zuerst gelöst werden; es sind so manche Flüche da usw., ich bin irgendwie noch im Reich der Finsternis teilweise gefangen. Aber diese Verse sagen uns: Nein, ihr sollt dem Vater danken, Er hat uns errettet (vollendete, abgeschlossene Handlung) aus der Herrschaft der Finsternis und Er hat uns versetzt (auch Aorist und ist abgeschlossen) in das Reich des Sohnes seiner Liebe. Das ist nicht ein Prozess, wir kommen so langsam ins Reich des Sohnes seiner Liebe hinein, nein, sondern der Gläubige ist herausgerettet aus dem Reich der Schlange und er gehört jetzt ins Reich des geliebten Sohnes Gottes!

Übrigens, „der Sohn seiner Liebe“ bedeutet „der geliebte Sohn“. Warum sagt dann Paulus nicht „der geliebte Sohn“? Das ist so eine Redewendung, die dem Hebräischen entspricht. Und es ist so, im Hebräischen gibt es im Vergleich zum Deutschen oder zum Griechischen sehr wenig Adjektive. Es gibt sie schon, aber wenig. Ist man dann im Ausdruck eingeschränkt? Nein, sondern man umschreibt mit Hauptwörtern im Genetiv, z.B: „Das Wort seiner Macht“ ist „sein mächtiges Wort“ (Hebräer 1), „der Sohn seiner Liebe“ ist „sein geliebter Sohn“ (Kolosser 1). Aber das hatte damals für das Gefühl in der Sprache etwas Feierliches in sich, es klingt würdiger, wenn man sagt „der Sohn seiner Liebe“ anstatt nur „der geliebte Sohn“. Darum drückt sich der Apostel Paulus auch an anderen Stellen oft so aus mit diesem Hauptwort im Genetiv, das die Bedeutung hat wie ein Adjektiv.

Also diese vollständige Errettung ist geschehen durch seinen geliebten Sohn des Vaters, in ihm haben wir die Erlösung als gegenwärtigen Besitz, indem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Sünden (V.14). Also ganz wichtig: Wir haben die Befreiung! Wir haben die Vergebung! Und dann schreibt mir einer, aber es heißt doch in 2. Mose 20, dass Gott sich doch rächt bis ins 3. und 4. Glied. Ja, es steht dort, aber auf wen bezieht sich das in 2. Mo 20? Im Vers 5 geht es um Götzendienst und das ist ein wichtiger Teil des Okkultismus: „Du sollst dich nicht vor ihnen niederbeugen und ihnen nicht dienen; denn ich, der HERR, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Ungerechtigkeit der Väter heimsucht an den Kindern, an der dritten und an der vierten Generation derer, die mich hassen“. Also bitte, wer hier nicht stoppt – derer, die mich hassen! Also wenn jemand auf dem gleichen Weg als der Vorfahre weiter geht im Götzendienst, in der Gottlosigkeit, im Okkultismus usw, dann erfüllt sich dieses Wort – derer, die mich hassen; aber es geht in Vers 6 weiter: „und der Güte erweist auf Tausende hin [so viele gab es nicht seit Adam] an denen, die mich lieben und meine Gebote halten.“ Dieses Rächen bis in 3. und 4. Glied bezieht sich auf Menschen, die in Gottlosigkeit weiter gehen, aber wer sich bekehrt hat, der ist aus dem Reich der Finsternis errettet und er ist versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe!

Und nun bildet das den Höhepunkt des Kolosserbriefes und das sind die Verse 16-23: Die Erhabenheit Christi als Gott und Mensch: „(16) Denn durch Ihn sind alle Dinge geschaffen worden, die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: Alle Dinge sind durch Ihn und für Ihn geschaffen. (17) Und Er ist vor allen, und alle Dinge bestehen durch Ihn. (18) Und Er ist das Haupt des Leibes, der Versammlung, der der Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, damit Er in allem den Vorrang habe. (19) Denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in Ihm zu wohnen (20) und durch Ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen – indem Er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes -, durch Ihn, es seien Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln. (21) Euch, die ihr einst entfremdet und Feinde wart nach der Gesinnung in den bösen Werken, (22) hat Er aber nun versöhnt in dem Leib Seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und untadelig und unsträflich vor sich hinzustellen, (23) sofern ihr in dem Glauben gegründet und fest bleibt und nicht abbewegt werdet von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt, das gepredigt worden ist in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist, dessen Diener ich, Paulus, geworden bin.“

Jetzt zeigt der Apostel Paulus, wer denn dieser Sohn der Liebe des Vater ist, der uns so ein vollkommenes und vollendetes Heil geschenkt hat, das wir heute im Besitz haben. Und es gilt das auch wirklich im Glauben zu ergreifen! Jemand, der denkt, da gibt es noch einen Fluch, von dem man sich noch befreien muss, ja, der wird wackeln, obwohl er errettet ist, aber er ist wackelig auf seinen Beinen und da hat der Feind natürlich einen gelegenen Ansatzpunkt. Aber dem dürfen wir nicht nachgeben, sondern wir müssen uns da auch ganz klar auf Kolosser 1, 12 und 13 abstützen: „(12) danksagend dem Vater, der uns fähig gemacht hat zu dem Anteil am Erbe der Heiligen in dem Licht, (13) der uns errettet hat aus der Gewalt der Finsternis und versetzt hat in das Reich des Sohnes seiner Liebe.“ Das sind Stellen, die ich immer wieder in der Seelsorge benutze, grad für die Gläubige, die auf diesem Gebiet Probleme haben. Da müssen sie sich festhalten, da steht hier „errettet“, eine abgeschlossene Handlung! „Versetzt“, eine abgeschlossene Handlung! Wir haben die Erlösung (V.14), also keine Bindung mehr und dafür sollen wir danken (V.12). Das ist alles geschehen durch diesen wunderbaren Sohn seiner Liebe (V.13) und wer dieser Sohn ist, das wird nun erklärt in den Versen 16-20, diese gewaltige Größe des Sohnes Gottes!

Dieser gegebener Text in Versen 16-20 ist nach der alten Elberfelder von mir etwas bearbeitet und zusätzlich habe ich alle Wörter, die im Grundtext betont sind, die aber im Deutschen nicht unbedingt als solche erkannt, fett gedruckt. Dann sieht man plötzlich, wenn man den Text so liest, wie es im Griechischen zu verstehen ist, welcher Akzent darauf gelegt wird auf die Erhabenheit und Größe der Person Jesu Christi, der einzigartig dasteht.

Die Besonderheit, die im Kolosserbrief ist, der Name Kolossä, gr. kolossai, dieses Wort kommt von dem griechischen Adjektiv kolossaios und es bedeutet riesengroß, gigantisch, gewaltig. In Kolossä gibt es gigantische Felsformationen, und der Kolosserbrief beschreibt die gewaltige Größe des Herrn Jesus Christus! Unser Wort „kolossal“ kommt vom gr. Adjektiv kolossaios.

„(16) Denn durch Ihn (in Ihm) sind alle Dinge erschaffen worden [dieser Sohn der Liebe ist der Schöpfer und kein anderer, Er ist das, durch Ihn sind alle Dinge erschaffen worden], die in den Himmeln und die auf der Erde, die sichtbaren und die unsichtbaren, es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten: Alle Dinge sind durch Ihn und für Ihn geschaffen.“

Wir haben in Vers 16 drei Ausdrücke: 1. Denn durch Ihn, d.h. in der Kraft seiner Person, alle Dinge sind in Ihm erschaffen worden! 2. Alle Dinge sind durch Ihn geschaffen, das ist ein anders Wort im Griechischen, „dia“ – durch Ihn! 3. Alle Dinge sind für Ihn geschaffen! Also: in Ihm, durch Ihn, für Ihn. Was bedeutet das? 1. In Ihm bedeutet, es ist in der Kraft seiner Person geschehen, Er hat in seiner Macht gewirkt in der Schöpfung. 2. Durch Ihn bedeutet, dass der Sohn Gottes auch wirklich der Ausführende war in der Schöpfung. 3. Für Ihn bedeutet, dass die ganze Schöpfung zur Verherrlichung seiner Person ins Dasein gerufen worden ist! Und jedes Mal wird betont – in Ihm, durch Ihn, für Ihn. Kein anderer, das ist der Sohn seiner Liebe, also wirklich gewaltig!

Es wird in Vers 16 bei den unsichtbaren Dingen betont, „es seien Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten“, das sind Ausdrücke, die öfters im NT an verschiedenen Stellen vorkommen und sie bezeichnen Engeln, aber verschiedene Abstufungen und Funktionen von Engeln. Throne – so bezeichnet man die Cherubim, die Gottes Thron flankieren. Nicht wahr, in der Stiftshütte, die Bundeslade wurde so hergestellt: der Fußschemel Gottes, dass zwei Cherubimengel waren ein Stück Gold mit dem Versöhnungsdeckel der Bundeslade. Im Salomo-Tempel gab es dann noch zwei weitere Cherube aus Olivenholz, überzogen mit Gold. So waren hier vier lebendige Wesen, die Gottes Thron flankierten. Gott thronte zwischen den Cherubim, Psalm 80, 1 „...der du thronst zwischen den Cherubim, strahle hervor!“ In Offenbarung 4 finden wir den Thron Gottes im Himmel, Vers 6: „... und inmitten des Thrones und um den Thron her vier lebendige Wesen, voller Augen vorn und hinten.“ Das sind Cherubgestalten, die Gottes Thron gewissermaßen flankieren und Gottes Ehre in seiner Herrschaft verteidigen. Das sind Thron-Engel!

Aber da wird auch über Herrschaften, Fürstentümer und Gewalten gesprochen, also die ganze Engelwelt ist das Werk des Sohnes Gottes! Das war wichtig, weil die Irrlehre, die nach Kolossä gekommen war, hat die Engelverehrung mitgebracht, Kapitel 2, 18: „(18) Lasst nicht zu, dass euch irgendjemand um den Kampfpreis bringt, indem er sich in Demut und Verehrung von Engeln gefällt und sich in Sachen einlässt, die er nicht gesehen hat, wobei er ohne Grund aufgeblasen ist von seiner fleischlichen Gesinnung, (19) und nicht festhält an dem Haupt, von dem aus der ganze Leib unterstützt und zusammengehalten wird.“ Also diese Irrlehre – Verehrung der Engel – und Paulus sagt, die Engel sind einfach Geschöpfe Gottes, so mächtig die Engel auch sein mögen, sie sind einfach Geschöpfe des Sohnes Gottes. Und Engel dürfen nicht verehrt und nicht angebetet werden! Aber es ist so eindrücklich, wenn man das NT nur studiert, um zu sehen, welche Dinge, die später in der Kirchengeschichte gekommen sind, sind alle im NT bereits widerlegt. Das ist eindrücklich, durch die ganze Kirchengeschichte kann man hindurchgehen, auf jedem Irrweg hat man bereits im NT vorweggenommen die Antwort und die Widerlegung! In der katholischen Kirche ist z.B. die Lehre, das Dogma der Engelverehrung auch gebracht worden, bis heute, dass Engel angerufen werden können. Ein abscheulicher Götzendienst! Und der Kolosserbrief zerschlägt ihn gleich bereits im 1. Jh., im Jahr 62, noch lange bevor die römisch-katholische Kirche überhaupt entstanden ist, das ist ja das Eindrückliche!

Kolosser 1, 17: „Und Er ist vor allen und alle Dinge werden durch ihn zusammengehalten.“ Das ist in der deutschen Übersetzung im Allgemeinen nicht unbedingt so sichtbar, was hier speziell betont wird. Es heißt nicht einfach „und er ist vor allen“, sondern „und Er ist vor allen“, um ihn abzugrenzen gegen alle anderen, die irgendwie konkurrieren möchten. Nun, was bedeutet das „und Er ist vor allen“? Wir würden vielleicht so schreiben: Und Er war vor allen. Es geht von seiner Präexistenz, aber weil er der ewige Sohn Gottes ist, ja der Ewige Gott, wird die zeitlose Gegenwart verwendet: Und Er ist, schlicht der Seiende, vor allen! Also: Er hat alles erschaffen, und es gibt nichts, was nicht durch Ihn erschaffen worden wäre, aber Er selber ist der Ewige, der der Zeit nicht unterworfen ist!

Das entspricht genau der Bedeutung des Gottesnamen JAHWE im AT. JAHWE, der häufigste Gottesname kommt ca. 7000x im AT vor, man schreibt auf Hebräisch JHWH und diese drei Konsonanten HWH [hawah] bedeutet „sein“. Also, JAHWE bedeutet der Seiende, der da IST, der Ewigseiende, der Unwandelbare, der eben nicht Raum und Zeit unterworfen ist. Aber die Engel sind auch wie wir Menschen Raum und Zeit unterworfen! Gott stellt Satan die Frage in Hiob 1, 7: „Woher kommst du?“ Und der Satan antwortet dem HERRN und sprach: „Vom Durchstreifen der Erde und vom Umherwandeln auf ihr.“ Also Satan machte Weltreisen, aber er war nicht überall gleichzeitig! Ein Engel in Daniel 10 entschuldigt sich, nachdem Daniel drei Wochen gebetet und gefastet hat, dass er schon nicht am 1. Tag gekommen war, denn das Gebet war von Anfang an erhört. Aber er sagt in Vers 13, der Fürst von Persien habe ihm Widerstand geleistet und jetzt sei er gekommen. Das war ein gefallener Engelfürst, der an der Spitze von Persien steht, der hatte dem Engel Gottes drei Wochen lang Widerstand geleistet und darum kam er zu spät. Also Engel sind Raum und Zeit unterworfen, wenn sie sich auch viel schneller bewegen können als wir. Der gefallene Engel z.B., der zum Satan wurde, sagt in Jesaja 14: „Zum Himmel will ich aufsteigen, zum Gottes Thron und den Sternen...“ Also das zeigt die Beweglichkeit im Weltall und diese haben wir nicht, wir sind nur ein bisschen über die Erde gesprungen in der Weltraumfahrt, nicht wahr. Also, Engel sind auch Raum und Zeit unterworfen aber der Herr Jesus, von Ihm heißt es in Kolosser 1, 17: „und Er ist vor allen [Er ist JAHWE] und alle Dinge werden durch Ihn zusammengehalten.“ Also der Herr Jesus ist nicht nur der Schöpfer aller Dinge, hier sehen wir, Er ist auch der Erhalter aller Dinge. In diesem üblen Buch Dr. Faust von Goethe wird die Frage gestellt, was denn die Welt im Innersten zusammenhält. Ja, das war die große Frage der Philosophie und die man nicht beantworten kann ohne die Offenbarung des Wortes Gottes. Was die Welt im Innersten zusammenhält ist der Sohn Gottes! Das bedeutet dann auch, dass die Atome, die Materie durch Ihn zusammengehalten werden. In 2. Petrus 3, 10 sagt Petrus, dass der Tag kommen wird, wo die Elemente (gr. stocheja) aufgelöst werden. Die Griechen meinten, die Elemente seien unteilbar, aber der Petrusbrief braucht nicht das falsche Wort „atom“, das wir immer noch gebrauchen, obwohl wir heute wissen, dass die Grundelemente spaltbar sind, sondern Petrus braucht das Wort „stocheja“, das bedeutet Grundelement der Materie und er sagt, die werden aufgelöst und Himmel und Erde werden im Brand zerschmelzen. Da ist sogar die Kernfusion drin, ein Fischer aus Galiläa schreibt vor 2000 Jahren unter der Inspiration des Heiligen Geistes. Wir wissen heute, dass die Atome spaltbar sind, die Welt wird zusammengehalten und der Tag wird kommen, wo alles aufgelöst wird, wo der Sohn Gottes nicht mehr zusammenhalten wird. Das wird der Weltuntergang sein, aber erst nach dem 1000-jährigen Reich. Wir warten nicht auf den Weltuntergang, wir warten auf die Wiederkunft Christi. Aber er hält alles zusammen. Heute wissen wir, welche kleinere Teile in den Atomen wirken; man weiß genau wie groß die Ladung eines Elektron ist. Das Wesen dieser Dinge ist uns völlig unbekannt, man kann nur damit rechnen und arbeiten, aber im Grunde genommen weiß niemand, was das ist. Im tiefsten Wesen ist es völlig unbekannt, aber wir wissen: Da sind Kräfte, die zusammenhalten, aber im Innersten ist das aktive Wirken des Sohnes Gottes. Darum können wir auch sagen: Die Naturgesetze sind nicht so zu verstehen, dass Gott am Anfang alles geschaffen hat und jetzt ist die Welt selbstständig. Das war der Wunsch der Deisten in der Aufklärungszeit. Die Deisten haben gesagt, es gibt natürlich einen Gott, irgendwie muss es alles begonnen haben, aber Gott hat sich zurückgezogen und hat nichts mehr zu tun mit dieser Welt. Und darum gibt es auch keine Wunder, die Wunder in der Bibel können wir vergessen, das gibt es nicht, es gibt nur natürliche Abläufe, sind alle fix festgelegt.

Aber die Bibel sagt: Nein, der Sohn Gottes hält alles fortdauernd zusammen. Dann heißt es, die Naturgesetze sind nichts anderes als die Umschreibung des üblichen Handels des Sohnes Gottes in der Natur. Gott ist ein Gott der Ordnung! Und darum können wir damit rechnen, wenn wir aus dem 3. Stock springen, dass eben das nicht gut ist für unsere Gesundheit, das sollen wir nicht tun. Weil diese Naturgesetze wirklich das übliche Handeln Gottes beschreiben. Aber es ist nicht so, als hätte sich Gott zurückgezogen, sondern Er hält alles zusammen! Es ist auch so, dass Daniel dem König Belsazar in Daniel 5, 23 sagen konnte: „aber den Gott, in dessen Hand dein Odem ist, und bei dem alle deine Wege sind, hast du nicht geehrt.“ Gott hat unser Lebensatem in der Hand und wenn Er loslässt, dann sterben wir! Und dann kann man immer noch sagen, ja da hat man ein krankes Herz erwischt. Aber es ist wirklich so, dass Gottes Sohn die Todesstunde bestimmt, in seiner Hand ist unser Odem! Und natürlich gibt es menschliches Versagen, aber über allem steht der Sohn Gottes! Und wenn man die Natur so sieht, sieht man sie ganz anders. Wir sind in der Schule beeinflusst worden durch Aufklärung der Deisten und Atheisten usw, das können wir alles abstreifen und können wieder eine wahre Weltsicht gewinnen aus dem Lesen des Kolosserbriefes, aus dem Lesen der Bibel: Alle Dinge werden durch Ihn zusammengehalten! Das bedeutet, als der Herr Jesus als kleines Kind in den Armen Marias war, war Er abhängig von seiner Mutter. Da war er aber auch gleichzeitig der, der Maria Kraft gegeben hat ihn zu tragen. Er hat nie aufgehört Gott der Schöpfer und Erhalter des Weltalls zu sein! Gott ist Mensch geworden, aber er konnte nicht seine Gottheit aufgeben, sonst wäre er nicht Gott. Gott ist Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit!

Und was noch eindrücklich ist, als der Sohn Gottes am Kreuz hing und die Menschen ihn geschmäht haben – wenn du Gottes Sohn bist, so steige vom Kreuz herab. Im gleichen Moment war er es, der den Atomen des Holzes die Kraft gab ihn zu tragen oder Atomen der metallenen Nägel die Kraft gab ihn zu halten. Wenn man es so sieht ist das so beeindruckend, Er ist es, der alle Dinge zusammenhält! Er wollte am Kreuz bleiben, weil anders wäre die Erlösung dann nicht möglich geworden durch sein Leiden in den drei Stunden der Finsternis. Das, was die Menschen ihm angetan haben, das hat ja keine Sünde weggebracht, das war nur die Offenbarung der Bosheit der Menschen. Aber das sühnende Leiden war das Leiden von Seiten Gottes in den drei Stunden der Finsternis, wo Gott ihn, den mit Schuld Beladenen, verlassen hat – „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Und dieses Leiden ist unvergleichbar mit allen körperlichen Leiden, die die Menschen ihm zugefügt haben. Aber Gott hatte eine Finsternis darüber gezogen, weil er nicht wollte, dass die Menschen das schmerzentstellte Gesicht des Sohnes Gottes sehen würden, als er der Sündenträger war und Gott ihn verlassen hatte.

Und gleichzeitig war er es, der den Elementen die Kraft gab, ihn am Kreuz zu halten. Das ist schon eindrücklich, das ist unser Herr! Das ist eben dieser Sohn seiner Liebe, dem wir unsere völlige Erlösung verdanken. Darum ist es Paulus so wichtig zu zeigen, wer er ist, weil die Kolosser so dumme Lehren zugespielt bekommen haben. Und ich habe die Erfahrung gemacht mit kleinen Kindern, wir haben einige zu Hause gehabt, wenn sie etwas Gefährliches in der Hand haben und man muss ihnen das entwenden aus Sicherheitsgründen, dann ist es nicht unbedingt das Idealste, wenn wir ihnen das aus der Hand reißen. Dann machen sie so ein Geschreie, man muss ihnen nur etwas Besseres geben, dann lassen sie das Dumme fallen. Und so ist es auch: Wie werden Irrlehren im NT widerlegt? Immer und immer wieder sehen wir, dass dann die Größe des Sohnes Gottes gezeigt wird, damit man sieht, wie unsinnig das Dumme ist. Darum ist es wichtig, in allen Aufklärungen, die wir tun, immer die Größe des Sohnes Gottes vor die Herzen zu stellen, dass die Herzen bewegt werden über Ihn, dann sind sie bereit all den Unsinn auch wegzugeben. Das ist genau das, was wir hier im Kolosserbrief finden, aber auch anderswo im NT gezeigt werden kann.

Wir fahren weiter mit Vers 18: „Und Er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde,...“ wieder betont das Wort „Er“, kein anderer, nicht der Papst von Rom, nicht die Königin von England. Ja die ist das Oberhaupt der englischen Kirche, das vergisst man, aber das ist ja antichristlich – „anti“ heißt ja nicht nur „gegen“, sondern auch „anstelle von“. Also, wer sich als Haupt der Kirche bezeichnet, der nimmt den Platz von Christus ein oder will ihn einnehmen und das ist antichristlich. Und darum ist der Vicarius Dei und Oberhaupt der Kirche sowie die Stellung der Königin von England antichristlich. Er ist das Haupt der Gemeinde (Vers 18), nur Er hat das Sagen in der Gemeinde, niemand anders! Hier in Vers 18 wird nun über den Leib Christi gesprochen und wir haben letztes Mal hier in Rickenbach den Epheserbrief behandelt und dort haben wir sehr viel über den Leib Christi gefunden. Zwischen dem Kolosserbrief und dem Epheserbrief, der ja zur gleichen Zeit geschickt wurde, bestehen sehr viele inhaltliche Parallelen, bis in die Wortwahl hinein. Es lohnt sich mal die so nebeneinander zu vergleichen, alle Parallelen im Kolosser- und Epheserbrief, aber dann muss man auch auf die Unterschiede achten. Also wir müssen jetzt nicht eine Synopsis machen, so wie man die vier Evangelien in eine Einheitsbreite zusammenführen möchte, soll man nicht, höchstens so zum Studium, aber man soll die Eigenart jedes Evangelium sehen und auch so Epheser- und Kolosserbrief.

Der Epheserbrief legt die Betonung auf den Leib, also die Belehrung, was der Leib ist, bestehend aus allen wahren Gläubigen aus den Juden und den wahren Gläubigen aus den Nichtjuden, zusammengeführt zu einem Leib. Der Kolosserbrief legt die Betonung auf das Haupt, wer das Haupt dieses Leibes ist und das ist das Hauptthema im Kolosserbrief. Darum wird hier in Kolosser 1, 18 betont „Und Er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde, der der Anfang ist,...“.

Anfang = „arche“ hat im Griechischen verschiedene Bedeutung, „Anfang“ oder „Ursprung“. Also der Herr Jesus ist, wie wir in Kolosser 1, 16 sehen, der Ursprung aller Dinge in der Schöpfung und dann auch in der Erlösung der Ursprung der Gemeinde, alles kommt aus Ihm hervor, Er ist der Anfang, der Ursprung!

Vers 18 sagt weiter: Er ist „der Erstgeborene aus den Toten...“. Zuerst der Begriff „Erstgeborene“: Der Erstgeborene im AT war der, der eine besondere Stellung hat in der Familie und auch das größte Erbe bekam. Der Erstgeborene hatte immer Anrecht auf den doppelten Anteil! Aber man konnte auch Erstgeborener werden, es war nicht immer unbedingt der, der als erster in der Familie geboren war. Das war üblicherweise so, aber nicht unbedingt. Zum Beispiel war der älteste Sohn Adams Kain, der den jüngeren Bruder Abel ermordete. Aber der fortführende messianische Linie, der Erbe, war dann Seth und nicht Kain. Noah hatte drei Söhne, der älteste war Japhet, der jüngste war Ham, aber Sem, der Zweite, wurde der fortführende messianischen Linie. Und später finden wir bei Isaak die Söhne Esau und Jakob, Zwillinge, und Esau war der Erstgeborene aber schließlich hat Gott Jakob zum Erstgeborenen gemacht. Später hatte Jakob 12 Söhne, der Erstgeborene war Ruben, aber weil er sich so übel verhalten hat, bis zur Blutschande hin, wurde er enterbt. So bekam Joseph das Erstgeburtsrecht, was das doppelte Erbe anbetrifft, denn seine Nachkommen wurden immer als zwei Stämme gerechnet: Ephraim und Manasse. So bekamen sie das Doppelerbe in seinem Land. Das Vorrecht der Herrschaft bekam der Stamm Juda und das Vorrecht des Priesterdienstes in der Familie bekam der Stamm Levi, das Erbe wurde sogar aufgesplittert. Wir sehen, das hat sogar System in der Bibel, dass nicht unbedingt der zeitlich, der Erstgeborene sein muss. Aber der Erstgeborene heißt derjenige, der den 1. Rang hat, den Vorrang, es kann zeitlich sein, muss aber nicht zeitlich bedeuten. Im Vordergrund steht jedenfalls immer der Vorrang.

Der Herr Jesus ist der Erstgeborene aus den Toten, da ist es auch zeitlich. Er ist der erste Mensch, der auferstanden ist und nicht mehr stirbt, Römer 6, 9: „Wir wissen, dass Christus aus den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod herrscht nicht mehr über ihn.“ Alle, die früher auferweckt worden waren im AT, die sind alle wieder gestorben, auch im NT. Lazarus ist wieder gestorben. Und darum wird in Hebräer 11, 35 von Menschen gesprochen, die wollten eine bessere Auferstehung, das ist also die Auferstehung wo man nachher nicht mehr stirbt, sondern bleibend auferstanden ist. Und so ist der Herr Jesus der Erstgeborene aus den Toten (Kolosser 1, 18) aber er ist auch der Erstrangige von allen, die je auferstehen werden, denn er hat sich selber auferweckt. Ja so steht es doch in Johannes 10, 17-18, da sagt der gute Hirte: „(17) Darum liebt mich der Vater, weil ich mein Leben lasse, damit ich es wiedernehme. (18) Niemand nimmt es von mir, sondern ich lasse es von mir selbst. Ich habe Gewalt es zu lassen und habe Gewalt es wiederzunehmen.“ Als Gekreuzigter ist der Herr Jesus nicht irgendwie in Schwäche gestorben, wie so viele eben auf dieser Weise am Kreuz verendet sind. Er stieß noch kurz vor seinem Tod einen lauten Schrei aus (Johannes 19, 30 oder Markus 15, 37), das kann man nicht mehr, wenn jemand, der völlig am Verenden ist am Kreuz, kann nicht mehr einen lauten Schrei ausstoßen. Und so war es, dass der Herr Jesus schließlich sein Leben selber hingelegt hat. Und so hat er sich am 3. Tag wieder selber auferweckt. Natürlich finden wir in Römer 6, 4, dass Christus auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters. Und wir finden in 1. Petrus, dass der Herr Jesus in der Kraft des Heiligen Geistes auferweckt worden ist. Der dreieine Gott war am Wirken und es war auch der dreieine Gott, der gewirkt hat in der Schöpfung. Aber wir finden eben den Herrn Jesus als den Ausführenden in der Schöpfung, der auch in seiner Kraft gehandelt hat und wir finden in der Erlösung, dass der Herr Jesus sein Leben selber hingegeben und er hat es wieder selber genommen. Das Johannesevangelium betont eben die Gottheit Christi und seine Gottessohnschaft, darum finden wir das hier so ausdrücklich. Und so ist er der Erstgeborene aus den Toten, sagt Kolosser 1, 18.

Und das sind die Besonderheiten, die nur im Kolosserbrief vorkommen, die Titel und Namen Jesu Christ: der Sohn seiner Liebe (1, 13), das Bild des unsichtbaren Gottes (1, 15), der Erstgeborene aller Schöpfung (1, 15), das Haupt des Leibes, der Gemeinde (1, 18), der Erstgeborene aus den Toten (1, 18), der Christus Jesus, der Herr (2, 6), der das Haupt jedes Fürstentums und jeder Gewalt ist (2, 10), Christus, unser Leben (3, 4), der Herr Christus (3, 24).

Aber man vergleicht dazu Offenbarung 1, 5 „der Erstgeborene der Toten“, das bedeutet nicht genau das gleiche wie im Kolosserbrief 1, 18 „der Erstgeborene aus den Toten“. Kolosser 1, 18 bedeutet, Er ist der herrlichste von denen, die je auferstanden sind. Offenbarung 1, 5 bedeutet, Er ist der herrlichste, der je gestorben ist, weil er nicht wegen seiner eigenen Schuld gestorben ist, sondern als Stellvertreter, und niemand konnte ihm das Leben nehmen, sondern er hat es gewissermaßen als Opfer vor Gott auf den Altar gelegt. Ein sehr kostbarer Titel. Und dieser Titel „der Christus Jesus, der Herr“ (Kolosser 2, 6) kommt nur da im Kolosserbrief vor, d.h. der Messias Jesus, der Herr! Und er ist nicht nur das Haupt des Leibes, der Gemeinde, sondern die ganze unsichtbare Engelwelt steht unter ihm, denn er ist auch das Haupt jedes Fürstentums und jeder Gewalt (Kolosser 2, 10)! Das sind so besondere Titel, die wir nur im Kolosserbrief finden und gerade da in unseren Versen, die wir behandeln, finden wir ein Konzentrat von solchen ganz besonders einzigartigen Titeln im NT.

Also, wir stehen noch in Kolosser 1, 18: „... damit Er in allem den Vorrang habe.“ Das ist Gottes Wille, Christus hat in allem den Vorrang und soll ihn haben. Also durch niemand und durch nichts darf es streitig gemacht werden! Das sind alles Schläge gegen diese Irrlehren, die nach Kolossä gekommen waren, wo Engel und Engelmächte und geistige Mächte eine wichtige Rolle spielen sollten neben Christus, also weitere Vermittler. Genau so, wie sich das in der katholischen Kirche später so ausgeprägt entwickelt hat, mit all diesen Heiligen, die wie Götter verehrt werden oder der ganze Marienkult. In Wirklichkeit verbergen sich hinter diesen Heiligen gefallene Engel, Dämonen, die so verehrt werden, wie das überhaupt beim Götzdendienst ist, da stehen immer Dämonen dahinter. Aber der Herr Jesus hat in allem den Vorrang, das ist der Wille Gottes!

Kolosser 1, 19: „Denn es war das Wohlgefallen der ganzen Fülle, in Ihm zu wohnen“. Was ist die Fülle? Dieser Ausdruck kommt noch einmal in Kolosser 2, 9 vor: „Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig.“ Das ist der dreieine Gott, es gibt nur einen Gott, aber in der Gottheit offenbart uns die Bibel drei Personen: der Vater, der Sohn, der Heilige Geist, vollkommen gleich von Ewigkeit her, ewig, allwissend, allgegenwärtig. Nun wird hier gesagt, es war das Wohlgefallen des dreieinen Gottes in Ihm zu wohnen, das heißt in dem Menschen Jesus zu wohnen! Also wird der Herr Jesus hier als Mensch wahr und es war das Wohlgefallen des dreieinen Gottes. Es geht ja hier um die Herrlichkeit Christi als Gott und Mensch in diesen Versen und darum wird das hier so betont – in Ihm zu wohnen, es gibt keinen anderen!

Kolosser 1, 20: „und durch Ihn alle Dinge mit sich zu versöhnen, indem er Frieden gemacht hat durch das Blut seines Kreuzes, durch Ihn, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge in den Himmeln.“ Nur Er ist der Erlöser, es gibt keinen, der irgendwie Erlöser oder Miterlöser oder Miterlöserin wäre. Das ist ja auch eine Lehre, die man in der kath. Kirche findet, Maria als Miterlöserin. Nein, durch Ihn, niemand anderes, nur durch Ihn alle Dinge zu versöhnen, indem Er eben als Mensch sein Blut am Kreuz gegeben hat. Und da wird nochmals betont – durch Ihn, es seien die Dinge auf der Erde oder die Dinge im Himmel! Was bedeutet das, die Versöhnung aller Dinge? Nun, wir müssen gut lesen, es heißt nicht „die Versöhnung aller Menschen“, sondern „aller Dinge“! In Hebräer 1, 10-12 lesen wir: „(10) Du Herr, hast im Anfang die Erde gegründet, und die Himmel sind Werke deiner Hände; (11) sie werden untergehen, du aber bleibst; und sie alle werden veralten wie ein Kleid, (12) und wie ein Gewand wirst du sie zusammenwickeln [rollen], und sie werden verwandelt werden. Du aber bist derselbe und deine Jahre werden nicht vergehen.“ Hier ist der Christus der Schöpfer, der alle Dinge die Er erschaffen hat, die werden einmal verwandelt werden. Und in 2. Petrus 3 ist die Auflösung der Schöpfung. Und was tut Gott dann, wenn die Erde aufgelöst ist? Dann erfolgt die Verwandlung zum neuen Himmel und zur neuen Erde! Davon mehr nach der Pause im 2. Teil.