Rolf Scheffbuch

Der Auftrag Jesu

Ludwig-Hoferacker-Konferenz

18.06.1981

 

Der Auftrag Jesu, so lautet das Thema der Ansprache, die der Evangeliumsrundfunk im Juni 1981 bei der Ludwig-Hoferacker-Konferenz aufgezeichnet hat.

Dekan Rolf Scheffbuch aus Schorndorf bei Stuttgart hat seinen Ausführungen eine Anweisung zu Grunde gelegt, die der Apostel Paulus seinem jungen Mitarbeiter Timotheus gegeben hat, und zwar im ersten Brief an Timotheus Kapitel vier, die Verse 1-6.

Da schreibt Paulus:

Der Geist Gottes sagt deutlich, dass in den letzten Zeiten einige von dem Glauben abfallen werden und verführerischen Geistern und teuflischen Lehren anhängen, verleitet durch Heuchelei der Lügenredner, die ein Brandmal in ihrem Gewissen haben. Sie gebieten, nicht zu heiraten und Speisen zu meiden, die Gott geschaffen hat, dass sie mit Danksagung empfangen werden von den Gläubigen und denen, die die Wahrheit erkennen. Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird. Denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet.

 

Wenn du die Brüder dies lehrst, so wirst du ein guter Diener Christi Jesu sein, auf erzogen in den Worten des Glaubens und der guten Lehre, bei der du immer geblieben bist.

Hören Sie dazu nun Dekan Rolf Scheffbuch.

 

Was denken Sie? Wie das dem Timotheus durch und durch gegangen ist: „So wirst du ein guter Diener Jesu sein“. Ich kränklicher, ängstlicher Timotheus!

Ich weiß noch, wie im Jahre 1957 der Landesbischof Dr. Dr. Haupt zu sich auf den Oberkirchenrat kommen ließ, ich war damals ein ganz kleines Vikärle, und mich zu sich gerufen hat dass ich seine Vorzimmerdame werden sollte, sein persönlicher Referent, eine Mischung zwischen Rausschmeißer, Portier und persönlichem Adlatus. Und da habe ich gedacht, das kann ich doch nicht. Da habe ich doch viel zu wenig Erfahrung, da gibt es doch andere, die viel besser sind, und wenn das schon bei einem Kirchenfürsten so ist, dass man denkt, das kann ich nicht, wie viel mehr, wenn der Herr aller Herren, unser Herr Jesus Christus, sagt, du, dich kann ich gebrauchen. Ich habe einen Auftrag für dich. Da werden wir alle sehr schnell zurück schalten und sagen: Herr Jesus, des isch arg lieb, aber des kann i net, i kann net so schwätze, und das können andere viel besser, ich will gern dafür beten, für die, die das Amt übernehmen, aber ich bleibe lieber im zweiten Glied. Ich würde da eine Sache mehr stören, als fördern, wäre mehr ein Hindernis als eine Hilfe.

 

Es ehrt unsere Nüchternheit, wenn wir so denken. Aber es schmälert Jesus, wenn wir so denken. Denn Jesus kann Menschen anders machen, Sie und mich, ein Bischof kann seinen Vorzimmerhelfer nicht anders machen, und auch ein Personalleiter im Betrieb kann den Mitarbeitern nicht ändern. Aber Jesus kann Menschen ändern. Und der kann selbst dann, wenn er uns nicht anders machen will, durch die Schwachheit unseres Dienstes hindurch Großes wirken. In den Evangelien wird berichtet, dass Jesus 5000 Menschen gespeist hat mit fünf Gerstenkipfen und zwei geräucherten Sardinen. Wenn heute ein Reporter, die Reporter machen ja ein Interview mit allem und jedem, nicht, sie brauchen auch Stoff, wenn die ein Interview gemacht hätten mit einem dieser Gersten-Brote, und gesagt hätten: Verehrtes liebes Gersten-Brot, schön dass ich Sie treffe, wie empfinden Sie heute, dann hätte das Gersten-Brot gesagt, Herr Reporter, heute Morgen war mir es wesentlich besser zu Mute, da habe ich, als ich aus dem Bäcker seinem Ofen kam, wenigstens noch ein bisschen ansehnlich ausgesehen, aber nachdem mich der junger Bub den ganzen Tag in der Hitze des Tages in seinem Rucksack herumgeschleppt hat, ich bin ganz zerdrückt und ausgetrocknet, und wenn ich an die vielen hungernden Menschen denke, da bin ich eher eine Verlegenheit, als eine Hilfe. Und ich weiß nicht mal, der junge Mann, der mich im Rucksack trägt, ob der mich nicht wieder ausspuckt. So trocken und alt backen bin ich. Aber da war das Interview schon zu Ende. Denn Jesus nahm die fünf Brote, und die zwei Fische, und dankte, und brach es und gab es den Jüngern und die den Fünftausend, und sie wurden alle satt, und hoben auf, was übrig war, 12 Körbe voll. Das ist der Stolz Jesu, dass er aus etwas, was nichts ist, was wie eine Verlegenheit aussieht, etwas zu seiner Ehre machen kann.

 

Und der kann aus schwachen Menschen Diener machen, mit denen er Württemberg und Deutschland prägt. Zu was machen wir eigentlich Glaubenskonferenzen? Wenn Jesus mit 12 Leuten die Mittelmeerwelt umgestaltet hat in einer Generation, dass wir sagen es ist eine Schmähung Jesu, wenn wir nicht damit rechnen, dass er durch uns hindurch, unsere toten Gemeinden, unsere lebenslosen Gemeinschaften, unsere armseligen Häuser, unser notvolles Land anders machen kann, so wirst du ein guter Diener Jesu sein. Die Bibel macht keine Sprüche. Sie erzählt von dem, was geschehen ist.

 

Wenn der Paulus zum Timotheus schreibt, dann wissen wir aus den Timotheus-Briefen von diesem magenkranken Timotheus, dass er nicht bloß jung und ängstlich war, sondern dass ihn viele Leute kritisiert haben, mit dem ist doch nichts anzufangen. Nun kennt jeder von uns aus seiner Nachbarschaft und Bekanntschaft magenkranke Leute. Sind Sie selber magenkrank? Ich kenne Magenkranke, die sind keine Kerle, und sie leiden darunter, dass sie keine Kerle mehr sind. Und die machen auch meistens ein Gesicht, bei denen selbst Ihnen noch das Lachen vergeht. Die sind nicht bloß im Magen sauer, sondern in ihrem ganzen Wesen sauer, und sie leiden darunter. Und auch Timotheus klagt, also Paulus alles schön und gut, aber die Leute kritisieren mich und ich bin magenkrank, und es ist nicht mehr das, und ich bin jung und hab keine Erfahrung, und da hat der Apostel Paulus dem Timotheus gleich 1.Timotheus 1 gesagt, ich weiß das alles, und es ist ein Hindernis, aber ich möchte dir einmal etwas erzählen, wenn es überhaupt Hemmungen gab für den Dienst Jesu, da waren sie bei mir. Ich war ein Lästerer und ein Verfolger, und ein Schmäher der Gemeinde, wenn es überhaupt eine Sünder gab in der ganzen langen Reihe der Sünder, war ich Nummer eins, ich war der Flügelmann. Aber Gott hat mich berufen, und treu geachtet, und stark gemacht, und gesetzt hinein, mich, den Verfolger und Lästerer und Schmäher. Und damit ist ein Vorgang geschaffen, dass Versager und schwache Leute in der Kraft Jesu gute, gute Diener Jesu werden. Und der Apostel Paulus hat dem Timotheus oft genug eingeschärft, wenn Sie es in den Briefen lesen, das Schlimmste, was es in der Welt gibt, ist nicht ein Regentag, das Schlimmste ist nicht, wenn wir großes Durcheinander sehen, das Schlimmste ist, wenn Menschen große fromme Worte machen, welche haben den Schein eines gottseligen Wesens, aber wissen Sie, wie es weitergeht, aber seine Kraft verleugnen sie. Es geht im schwäbischen Gemeinschaftswesen nicht darum, dass wir Weltmeister werden im fromme Sprüche machen, sondern dass wir ganz neu persönlich damit rechnen, mit der Kraft Gottes. Sie kann im Nu alles ändern, auch den Mehltau über manchem Christenleben, das langweilig geworden ist, unser Herr kann uns ändern, das herrlichste an Jesus ist seine Menschen verändernde Kraft, und es macht ihm Freude, Menschen zu ändern. Das zweite:

 

Jesus will durch uns in unserer Welt hineinwirken.

Wir leben im Augenblick in einem abenteuerlichen Gewoge christlicher Meinungen. Viele Leute tun mir leid in unserem Land, sie kommen mir vor, ja wie Freizeitteilnehmer, die ich ein paarmal bei Nordsee-Freizeiten erlebt habe, die so mühsam den ersten Fuß in die Wogen gesetzt haben und nicht gewusst haben, wie gefährlich Wellen sind. Da kam die erste Nordsee-Woge, sie haben es gerade noch ausgehalten mit ihrem Körper, aber in dem die Woge wieder abgelaufen ist, hat es sie unten die Füße weggezogen, und die nächste Woge, die wie ein Berg aufgelaufen ist, hat sie in sich hineingewurschtelt und gedreht, dass sie am Schluss froh waren, wenn sie als halbe Wasserleiche noch am Strand liegen blieben, und nicht mit gezogen wurden. Und so ist es heute, wir haben eine Woge, die ist im Ablaufen.

 

Es waren modern, in den letzten 15 Jahren zu sagen, wir Christen müssten in die Welt hinein, wir müssten die Strukturen der Welt verändern, und anstelle der Strukturen der Ungerechtigkeiten müssten wir Strukturen der Gerechtigkeit, des Friedens, des Auskommens... das ist im Ablaufen, weil wir merken, dass das gar kein Mensch kann, am wenigsten wir Christen. Aber die Woge ist noch so stark, dass sie heute noch manchem die Füße wegzieht. Besonders so jungen Leuten. Die gern die Welt anders hätten. Aber schon ist die nächste Woge da mit einem großen Schaumkamm, und mit einem großen Gischt, der uns alle einhüllen will. Es ist eine neue ganz merkwürdige Frömmigkeit, die sich gar nicht mehr auf die Bibel beruft, die so gefühlig ist, dass einem beinah schlecht dabei wird. Ja das ist doch schön, schöööön! Wie bei einem Feuerwerk, wenn die Raketen starten, huuuuhhh... Hauptsache, ist, dass es schön ist. So war es übrigens schon zum Apostel Paulus Zeiten, dass da manche Irrlehre war, wir sollten uns auch nicht so furchtbar aufregen, man darf auch die Irrlehre nicht über einen Kamm scheren, sie sind unterschiedlich, aber wir sollten das, was der Apostel Paulus in seine Zeit hinein gesagt hat, hören. Damals ging die Stimmung um, ha, wer heiraten will, soll heiraten, aber besser ist ehelos zu bleiben, das ist noch frommer. Und wenn man nicht alles isst, ist es auch gut, gell. Und da sagt der Paulus, ihre dumme Kerle, alles, was Gott geschaffen hat, ist doch gut. Und alles, was Gott uns gibt, dass wir es mit Danksagung genießen, einschließlich des Ehestandes, ist gut, nichts ist verwerflich, worüber man sagen kann, lieber Gott, vielen Dank dafür. Der Herr Jesus will uns doch nicht, dass wir als Einsiedler am Waldesrand sitzen, und von einem Glas Milch und von Brennnessel-Salat leben. Nichts ist verwerflich, was mit Danksagung genossen wird.

 

Was haben wir für eine merkwürdige Zeit, dass alles mögliche schlecht und böse sein soll. Es wird überhaupt keinen den Signal zum Rückzug aus der bösen Welt gegeben, überhaupt, so schnell steht das gar nicht in der Bibel drin, dass die Welt so arg böse ist, die Welt liegt im Argen, sagt er ja, ja, Teufel, in dem Argen. Aber mitten in dieser Welt, in der es Lügner gibt und Heuchler, und Leute, die ein Brandmal in ihrem Gewissen haben, und in der es verführerische Geister gibt, da heiligt unser Herr Jesus Christus, er hat heiligende Kräfte, es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet.

 

Natürlich gibt es schwierige Dinge, jeden Morgen habe ich Angst, ob ich eigentlich noch meine Kinder ins moderne gymnasiale Wesen hinein lassen darf, was mein 16 jähriger gerade im Deutsch liest, wenn der wenigstens Goethe oder Schiller lesen würde, aber das ist so eine extreme Politik, die von dem Lehrer beim Deutschunterricht vertreten wird, ich würde sagen, das ist Verführung, Lüge, in die Herzen von Kindern eingepflanzt. Es wäre furchtbar, wenn ich nicht beten könnte über meinen Kindern, Herr, bewahre du sie, und umgib sie mit deiner Wahrheit, wie mit einem Mantel.

 

Es wird geheiligt durch das Wort Gottes und das Gebet. Und das mitten in dieser Zeit, wo in unserem Bildungswesen so viele Nöte sind, unsere Schüler-Bibelkreise an den Realschulen und Gymnasien entstanden sind, nicht, dass ganze Gymnasium bekehrt werden, aber dass ein Oberstudiendirektor bei uns sagt, seitdem der Schüler-Bibel-Kreis da ist, ist etwas an unserer Schule anders, da ist der Kampf um die Wahrheit härter geworden. Aber wir merken auch einen guten Geist, der an unserer Schule ist. Dass ein Bürgermeister mir sagt, ich bin dankbar für die Christen, die an diesem Ort sind, ich weiß, dass sie für die Arbeit vom Stadtrat beten, und vom Bürgermeister und von der Verwaltung, es gibt wahrscheinlich nichts wichtigeres, sagt dieser Oberbürgermeister, als was die Christen tun. Das wichtigste politische Geschäft, dass in diese Welt voll Hass und Gemeinheit und Lüge hinein wir mit dem Gebet hineinwirken, Gott will mit uns durch unser Gebet, durch unser Wort Gottes hineinwirken in die Welt.

Paulus sagt sehr prägnant, kurz, es wird geheiligt, er sagt es ohne wenn und aber, wenn wir beten, dann wirkt Gott.

 

Mein Vater ist mit 17 Jahren zum Glauben gekommen durch den Dienst von Sango Audenried, jenem Heimatmissionar der Basler Mission, und hat sich entschlossen, nicht Pfarrer zu werden, sondern er wollte Jesus im weltlichen Bereich dienen, das hat er auch getan als Lehrer und als Ministerialbeamter, als Stadtrat und als Landtagsabgeordneter, aber wenn er oft müde und zerschlagen von Sitzungen nachhause kam, hat er gesagt, habt ihr eigentlich nicht für mich gebetet? Weil er wusste, in dieser Welt der Lügen und des Durcheinanders können wir nur hineinwirken im Geist Jesu, wenn eine Macht des Gebets hinter uns steht.

 

Liebe Freunde, politische Verantwortung wird nicht wahrgenommen dort, wo Tausende diskutieren, über alle Weltprobleme, sondern wo wir es wieder uns vornehmen, dass wir beten wollen für Fürsten und Könige, und für Parlamente und Präsidenten, und Staatsratsvorsitzende und Stadträte und Landräte, das ist die politische Wirkung der Gemeinde Jesu. Dass die Heiligungskräfte Gottes, hineinwirken in unsere Welt, Gott ist nicht auf dem Rückzug, er will hineinwirken in unsere Welt. In dem Zusammenhang sagt der Paulus dann, wenn du dies den Brüdern vorhältst, dann wirst Du, Timotheus, ein guter Diener sein. Nicht Rückzug aus der Welt, sondern wir haben doch in der Kraft Gottes etwas einzubringen in die Not dieser Welt. In diesen Timotheus-Briefen spielt das Haus eine große Rolle, und das ist ja heute die Losung, ich und mein Haus wollen dem Herrn dienen, die Familien, es wird sogar gesagt, dass die Familie das Bewährungsfeld für künftige Bischöfe ist. Nur wer sich in der Familie bewährt, da ein guter Haushalter ist, ist auch tauglich als Bischof. So großartig sind Familien, so wichtig.

 

Liebe Freunde, eine intakte christliche Familie, eine geheiligte Ehe, ein Haus im Geist Jesu, das offene Türen hat, ist wichtiger als ein ganzes Bündel von Synodalerklärungen und Oberkirchenratserlässen. Mit Papier werden wir die Welt nicht ändern, aber ich bin schon in vielen Gemeinden herumgekommen, das gehört zum Vorrecht bei meinem Dienstes in Württemberg, wenn Sie nach dem Geheimnis gesegneter Gemeinden fragen und lebendiger Gemeinden, ist das neben unserem Herrn Jesus selbst, dass sie sagen, da ist die Familie X., und da ist die Familie L., und da kommen junge Kerle zusammen, und die kümmern sich um die Kranken, die haben Zeit für uns, wenn wie eine Sorge haben, können wir dorthin gehen. Familien, durch Familien, durch Häuser, will Gott in unsere Welt hineinwirken.

 

Es ist ja auch klar, einmal liegt über der Familie, über der Ehe, die besondere Freude Gottes. Gott hat den Menschen geschaffen als Mann und Frau, und dann heißt es gleich: und Gott sah an alles was er gemacht hatte, sehr gut. Und wenn diese Freude zusammenkommt mit dem anderen, wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, bin ich mitten unter ihnen, eine geheiligte Familie, eine fromme Ehe, das ist Segen hoch Zwei, Segen in der Potenz. Und wenn wir wieder in unsere Welt hinein wirken wollen, müssten wir es unseren Leuten wohl sagen. Gott kann einem schenken, dass man manchem Menschen zum Glauben helfen darf, man kann vielen Menschen zum Glauben und zur Gewissheit helfen, seinem Bräutigam und seinem Mann nicht. Ausnahmefälle erster Petrus-Brief, dass die Frauen noch ein bisschen wirken können durch stilles und sanftes Wesen, das ist ein besonderes Wunder des heiligen Geistes. Das allerschwierigste ist, in der Ehe im Glauben weiterzuhelfen, weil man einander so gut kennt, da kann man keine großen Sprüche mehr machen.

 

Man muss sich das vorher aussuchen, ob der Lebensgefährte dazu helfen will, dass man mit verdoppelter Kraft Jesus dient, oder mit halbierter Kraft. Und unsere Kirche wird noch daran zu Grunde gehen, dass wir das nicht genau beachten. Dass zwei, die miteinander durch das Leben gehen wollen, im Geist Jesu einen Vorposten, ein Team im Geist Jesu sein wollen. Früher hat man das noch gewusst, wie wichtig die offenen christlichen Häuser sind, die Familien. Wenn ein junger Mann in eine andere Garnison kam, hat man gesagt, da ist Familie Meier, da gehst du sonntags mal hin. Das machen wir schon gar nicht mehr bei unseren Jugendkreisen. Als mein Vater zum Studium nach Frankfurt kam, da hat der Arzt Dr. Glöckler in Kirchheim gesagt, also gucket'se mal, da gibt es eine deutschchristliche Studentenvereinigung, und dann, wenn Sie eine Familie brauchen, da ist die Familie in der und der Straße, gehen Sie doch mal Sonntags hin, und beides hat mein Vater gemacht, einen Kreis gefunden, und die Familien, in der er zum ersten Mal erlebt hat, was christlicher Lebensstil ist, und wie schön das ist, und seine Frau hatte auch noch gefunden dort in der Familie. Meine Mutter. Und die haben dann nicht bloß für uns sechs Kinder eine Heimat geschaffen, in der wir in den Glauben an Jesus hineinwachsen konnten, sondern auch in der Zeit des Dritten Reiches, als der Vater auf halbem Gehalt war, und mancherlei Not da war durch die politischen Verhältnisse, und wir beengt lebten, war das Haus offen für ein ganzes Heer von Vizetöchtern und Vizesöhnen, und unser Jugendkreis durfte seinen Mitarbeiterabend drin halten und Kindergottesdienstvorbereitung war im Haus, und natürlich haben die Kindergottesdiensthelfer und der Jugend Kreis alle unsere Stühle kaputt gemacht, dafür haben wir bald wieder neue gekriegt. Aber... Meine Mutter hätte sicher auch manchen Frauen-Kreis leiten können oder Elternbeiratsvorsitzende sein, das Zeug dazu hat sie gehabt, aber sie hat ihre strategische Aufgabe von Gott her in der Familie, im Haus gesehen. Wenn Gott in unsere Welt hinein wirken will, ist es nicht ein Rückzug, wenn fromme Familien darauf achten, dass Mann und Frau und Kinder im Geist Jesu leben, sondern sie sind die strategischen Zellen unseres Gottes.

 

Für unsere Christenheit gilt es, dass wir immer viel mehr darauf achten müssen, dass in der großen Strategie unseres Gottes zur Durchdringung der Welt die Häuser, die Ehen, die geheiligten Lebensgemeinschaften einer intakten Familie, die offenen Türen einer christlichen Hausgemeinschaft, eine entscheidende Rolle spielen: So wirst du ein guter Diener Jesu Christi sein.

 

Meide die ungeistlichen losen Geschwätze und das theologische Gezänk. So steht es nicht ganz drin, aber ich hab es zusammengefasst, das ist meins. Wenn Gott uns als rechte Diener und Mägde gebrauchen soll, müssen wir die haarfeine Grenze erkennen, die haarfeine Grenze zwischen dem Bekenntnis des, zwischen dem Bekenntnis der Wahrheit zur rechten Zeit und zur unrechten Zeit. Und im kirchenpolitischen Geschwätz, das bloß noch Unheil anregt. Wir müssten erkennen, wo wir die Wahrheit sagen, die Gott benützen kann, dass er Menschen an ihr Gewissen hin die Wahrheit bringt. Und wir müssten erkennen, wo wir es dann mit Menschen zu tun haben, deren Gewissen verwirrt ist, die zerrüttete Sinne haben, wie es der Paulus sagt, die der Wahrheit beraubt sind. Wir dürfen es schließlich nicht so weit kommen lassen, dass die Sache Jesu ein Zankapfel wird, wie eine Bürgermeisterwahl oder ein Bebauungsplan. Es gibt dann einmal einen Punkt, wo wir schweigen, die ungeistlichen Gespräche meide. In diesem Timotheus-Brief wird dem, der eine rechter Diener Jesu werden soll, gesagt, ein rechter Diener des Herrn soll nicht zänkisch sein, wenn ich an dieses Wort komme, dann muss ich immer tief durchatmen, nicht zänkisch sein, sondern freundlich gegen jedermann. Zum Lehren geschickt, der Böses ertragen kann, der mit Sanftmut zurecht weise die Widerspenstigen, damit sie wieder nüchtern würden aus des Teufels Strick.

 

Wie gesagt, ich muss tief durchatmen, wenn ich an dies Wort komme, weil ich von Natur aus eigentlich ganz gerne ein Kämpfer gegen, ein Knecht des Herrn soll nicht zänkisch sein. Und dann geht mir es wie dem Timotheus, als der zum ersten Mal las: du wirst ein guter Diener Jesu sein, soweit wird es der Herr Jesus auch noch bringen. Das soll bei mir möglich sein? Bei mir? Ja, weil Jesus schon dabei ist, Untaugliche tauglich zu machen. Sogar mich. Und Sie.

 

Das war der Jugendchor Aidlingen mit dem Lied „Herr lass uns in Bewegung bleiben“, davor sprach Dekan Rolf Scheffbuch aus Schorndorf bei Stuttgart über das Thema „der Auftrag Jesu“. Sie hörten eine Aufzeichnung von der Ludwig-Hofacker-Konferenz im Juni 1981.