12/07

 

Ostermontag, 9. April 2007

Präl. a. D. Rolf Scheffbuch

 

Thema: „Des Todes Tod!“

Jesaja 25, 8+9

Liebe Gemeinde!

 

Die Herrnhuter haben damit angefangen. Und die Korntaler haben es gerne übernommen, in der Frühe des Ostersonntags über den Gräbern zu bekennen: „Auch der Tod ist entmachtet!“

 

Das ist eine kühne Feststellung. Schließlich wird doch auch für jeden von uns das Totenglöcklein läuten. Aber als Gott damals Jesus aus dem Grab geholt hat, ist ein längst angekündigter Gottes-  Plan in Kraft getreten. Und dieser Plan schließt auch uns ein. Lassen Sie mich Ihnen verlesen, was Gott durch seinen Propheten Jesaja vor langer Zeit angekündigt hat:

 

„Gott, der Herr, wird den Tod verschlingen auf ewig. Er wird die Tränen abwischen von allen Angesichtern, er wird aufheben die Schmach seines Volkes in allen Landen; denn der Herr hat es gesagt. Zu der Zeit wird man sagen: ‚ Siehe, das ist unser Gott, auf den wir hofften, dass er uns helfe. Das ist der Herr, auf den wir hofften. Lasst uns jubeln und fröhlich sein über sein Heil“!“

 

Das hat Gott auch mit uns vor!

 

Das also hat Gott vor. Auch mit uns, gegen die doch die Uhr des Lebens Minute um Minute abläuft. Mit uns hat Gott hat Besseres, Verlässlicheres vor als alles, was Menschen sich an Hoffnungen auf Todesüberwindung zusammengebastelt haben. Nicht nur die Indianer haben Eigenartiges mit ihren „ewigen Jagdgründen“ erhofft. In nicht wenigen Todesanzeigen findet sich die Behauptung, dass das Sterben eine „Erlösung“ sei. Wer darf denn so etwas behaupten? Oder sind das nur Wünsche, Allerwelts-Fantasien? (Es ist doch erstaunlich, wie uraltes religiös- heidnisches Re- Inkarnationsdenken sich in das Denken des vermeintlich aufgeklärten Menschen eingeschmuggelt hat.)

 

Es ist Gott, den die Bibel bezeugt, der darauf aus ist, dass der Tod erledigt wird. Umfassend, endgültig. Also auch für uns, die wir „tod- sicher“ (wie wir so makaber sagen) unserer Sterbestunde entgegen leben. Wie bedauerlich, dass sich immer noch so viele Menschen betäuben lassen durch fragwürdige Vermutungen von Philosophen und sog. „Sterbeforschern“. Es ist doch verlässlicher, dem zu trauen, „was der Herr gesagt“ hat: „Er wird den Tod verschlingen auf ewig. Gott, der Herr, wird die Tränen von allen Angesichtern abwischen!“

 

Diese klar mitgeteilte Absicht Gottes ist längst heraus aus der Planungsphase. Gott hat den Retter Jesus herausgeholt aus Todesstarre und aus verwesendem Vermodern. Gott hat den Erlöser Jesus der Macht des Todes entrissen. Der scheinbar so fest gefügte Kerker des Todes ist an einer Stelle aufgebrochen worden. Damals konnten das sogar jene Menschen nicht fassen, die Jesus jahrelang begleitet hatten. Sollte denn das wirklich möglich sein, dass da einer von jenseits der Sterbegrenze wieder zurück kommt? (Es ist gut, dass die biblischen Berichte diese Skepsis schonungslos nicht verschweigen. Denn auch wir könnten versucht sein, die Auferstehung von Jesus als ein Märchen abzutun. Aber damals hat dann hat der auferstandene Jesus sogar noch den Zweifel seiner Freunde überwunden. Der auferstandene Jesus hat ihnen ein ganz neues Zutrauen zu Gott geschenkt.)

 

Auch ein nüchterner Verstandesmensch wie der Rabbi Saulus von Tarsus hatte das Geraune vom „auferstandenen Jesus“ für eine geradezu sträfliche Volksverdummung angesehen. Er wollte es nicht dulden, dass so etwas noch länger behauptet werden kann. Er wollte dies Geschwätz ausmerzen. Doch da ist extra für ihn der auferstandene Jesus erschienen. Der lebendige Jesus ist diesem Saulus dort vor Damaskus sogar so überwältigend erschienen, dass Paulus bezeugen konnte: „Ich habe unseren Herrn Jesus gesehen“ (vgl. 1. Korinther 9, 1). Und: „Der Tod ist verschlungen vom Sieg“ (1. Korinther 15, 54)! „Er ist der Erst, der stark und fest, all unsre Feind hat bezwungen und durch den Tod als wahrer Gott zum neuen Leben gedrungen (EG 108, 2)!

 

Jesus lebt, mit ihm auch ich!

 

Wenn jetzt Paulus leibhaftig unter uns sein könnte, dann müssten wir doch Einspruch erheben: „Moment mal! Der Tod soll verschlungen sein? Lassen wir es einmal dahingestellt, dass Gott diesen Jesus wirklich aus dem Grab geholt hat! Aber was soll’ s? Wir alle werden doch das Beerdigungsinstitut Bissinger oder sonst ein Bestattungsunternehmen ins Brot setzen. Wo ist denn da dem Tod die Macht genommen?“

 

Paulus würde keinen Augenblick mit seiner Antwort zögern, davon bin ich überzeugt: „Leute, das ist doch nicht meine Erfindung! Das ist doch nicht mein Fündlein! Sondern so hat es Jesus gemeint. So hat er es auch gesagt. Nehmt doch das Evangelium ernst, also die Berichte von ihm! Das habe ich gemeint, als ich wortwörtlich sagte: „Christus Jesus hat dem Tode die Macht genommen und das Leben und ein unvergängliches Wesen ans Licht gebracht  d u r c h  d a s  E v a n g e l i u m“ (2. Timotheus 1, 10). Ihr müsst zu den Ankündigungen Gottes, die er durch seine Propheten gemacht hat, auch noch das dazunehmen, was Jesus euch wissen ließ. Denn erst das zeigt die ganze Wirklichkeit, was uns im Evangelium von Jesus berichtet ist!“

 

Zum „Evangelium“ gehört etwa der Bericht vom Gräberfeld von Bethanien. Jesus war dorthin gekommen, zu einem frisch verschlossenen Grab, zum Grab seines Freundes. Dort traten sogar ihm die Tränen in die Augen. Jesus kennt die abgrundtiefe Not des endgültigen Abschieds. Aber dort auf jenem Friedhof gab es trotz aller Trauer ein glaubensstarkes Bekenntnis. Die Schwester des Verstorbenen hielt fest an der Hoffnung: „Ich weiß sehr gut, dass mein Bruder auferstehen wird am Jüngsten Tag!“

 

Jesus machte jedoch klar: „I c h  bin die Auferstehung, ich bin das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und an mich glaubt, der wird nimmermehr sterben“ (Johannes 11, 24ff). Dies war für Paulus „Evangelium“: Wer Jesus gehört, kann gar nicht mehr richtig sterben! „Evangelium“ ist es, was Jesus noch sterbend den mit gekreuzigten Verbrecher wissen ließ: „Mit mir – ins Paradies!“ Das ist es, was Jesus auch mit uns vorhat, wenn wir wirklich zu ihm gehören wollen.

 

Paulus muss damals, als Jesus ihm erschienen ist, einen unvergleichlichen Durchblick bekommen haben. Das geschah auch stellvertretend für uns, die wir – von unserem kritischen Verstand genötigt – immer wieder skeptisch nachhaken müssen. Gerade solche Menschen, die sich überhaupt noch die Mühe des Nachdenkens und des Nachfragens machen, hat Paulus wissen lassen: Gott hat diesen Jesus durch die einzigartige Auferstehung so herausgestellt, so herausgehoben vor allen Mensch Gewordenen, dass alle Todverfallenen begreifen können sollten: Auf den kommt es an! Auf den soll keiner von uns verzichten müssen! An diesen Jesus kann man sich halten im Leben und im Sterben! Diesem Jesus kann man gehören mit Leib und Seele! Von seinem Konto an Gerechtigkeit können auch wir Insolventen leben! Mit diesem Jesus verbunden muss sich in Gottes Welt keiner wegen Unwürdigkeit verstecken. Ja, es stimmt: „Christus Jesus hat dem Tod die Macht genommen!“ Darum singt die Christenheit mit vollem Recht: „Wenn wir dich haben, kann uns nicht schaden, Teufel, Welt, Sünd oder Tod!“

 

Mit ihm wir wollen’ s wagen!

 

Das Evangelium von Jesus, die Berichte über ihn, machen ganz klar: Ja, Jesus war es, der die Macht Gottes erfahren hat! Das ist Tatsache – alle Todes- Erfahrungen von Jahrtausenden aushebelnde Tatsache: Das hat Gott  g e t a n!“ Nie jedoch, aber auch gar nie, wollte und will Jesus Gottes Macht für sich allein auskosten. Was ihm der Vater anvertraut hat, das geschah Immer „für uns“! „Mit IH. Mose wir wollen’ s wagen“! Bewusst „mit IHM!“, mit Jesus, wollen wir als Lebens- Kandidaten der großen Erfahrung zugehen: „Ich gehöre nicht dem Vergehen, sondern ich gehöre IHM!“ Die Einladung des Jesus „her zu mir!“ ist doch ernst zu nehmen, auch über den Stillstand meines Herzens hinaus! Jesus will, dass die Seinen ihm ewig gehören. Wie das aussehen wird, das weiß keines unter uns.

 

Damals, als der auferstandene Jesus seinen Jüngern erschienen ist, hätte man eigentlich erwarten können, dass Jesus dann „ausgepackt“ hätte, wie es „drüben“ aussieht. Darüber verlor jedoch der auferstandene Jesus kein Sterbenswörtlein. Nur dies: „Mein Vater will auch euer Vater sein; mein Gott kann auch euer Gott sein!“ Also der Gott soll auch unser Gott sein, auf den Jesus bis ins Sterben hinein gehofft hatte. Der Vater also, dem er sich mit Leib und Seele noch sterbend anbefohlen hatte. Das ist der Gott, auf den auch wir hoffen sollen! Ihm zu vertrauen, das ist wichtig für Todeskandidaten wie Sie und mich.

 

Vor sechs Jahren ist mir in Zeiten größter körperlicher Schwachheit eine Dimension wahren Christusglaubens wie noch nie zuvor bewusst geworden. Dazu half damals eine Strophe aus einem mir bis dahin völlig unbekannten Glaubenslied von Philipp Friedrich Hiller. Sie lautet: „So wird mein Tod mir nie zu früh noch unversehens kommen. Ich sage stets: ‚Herr, ich bin hie! Hast du mich angenommen, nimm mich auch ewig zu dir ein!’ Dies soll mein letztes Beten sein: ‚Nimm mich zu dir, Herr Jesus!“

 

Das ist das Vorecht von Christen, in solch gespannter Erwartung zu leben – und dann auch zu sterben. Wir dürfen auf IHN hoffen, „der am Jüngsten Tage mich und alle Toten auferwecken wird, und mir – zusammen mit allen Glaubenden – das ewige Leben geben wird. Das ist gewisslich wahr!“ „O Tod, wo ist dein Stachel nun, wo ist dein Sieg, o Hölle?!“

Amen.

 

Herausgeber:

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