Theo Lehmann – Jugendgottesdienst Nr. 116

Abschrift der Predigt vom 11. September 1988 über Markus, 1-17 (überschrieben mit dem Titel: „Jesus und der Grufti“).

 

Liebe Freunde,

ich kann nicht leugnen, dass es bei uns heute um eine ziemlich schweinische Geschichte geht. Das heißt, so richtig schweinisch wird’s erst am Ende, am Anfang ist es bloß unheimlich. Ich fange an mit einer Pressemeldung: „In den Vereinigten Staaten wächst die Zahl der Verbrechen, die vom Satanismus motiviert sind. Am stärksten greift offenbar der Totenkult um sich. In einem Bezirk von New York wurden innerhalb von sieben Tagen Köpfe von zehn Leichen abgerissen.“ Das war jetzt eine Meldung aus einem westlichen Nachrichtenblatt. Aber ihr wisst ja aus unseren Zeitungen, dass es auch in unserem Land Gruftis gibt, die nachts auf den Friedhöfen ihr Unwesen treiben. Menschen, die so etwas tun und sich mit Toten befassen, sind krank. Die sind schwer krank an Geist und Seele, aber es gibt auch für solche Menschen eine Rettung, einen Retter. Und dieser Retter heißt Jesus.

Ich erzähl euch heute die Geschichte: „Jesus und der Grufti“, nachzulesen im Markus-Evangelium, Kapitel 5. Ort der Handlung ist ein Friedhof. Er liegt am anderen Ufer des See Genezareth, ein felsiges Kalkgestein mit Grabhöhlen und Grüften. Ihr müsst euch das vorstellen, das ist so ein Felsabhang mit Zypressen, die lange Schatten werfen. Am Abend ist das ein recht unheimlicher Ort. Genau am Abend landet Jesus an dieser Stelle. Den ganzen Tag lang hat Jesus hart gearbeitet. Er stand in einem Boot und  hat den Menschen gepredigt, und die Menschenmassen standen da und hörten Ihm zu. Am Abend sagt Jesus plötzlich: „Schluss jetzt, Feierabend, wir packen ein, macht euch bereit, wir fahren jetzt zusammen über den See!“ Keiner weiß warum und wohin, aber ab geht die Post. Jesus ist vom Predigen so fertig, dass Er sich in eine Ecke vom Boot schlafen legt. Er schläft ein, dann kommt der Sturm, alle denken, es kommt ihr letztes Stündlein, aber am Ende kommen sie alle ans andere Ufer, an der Stelle, wo der Friedhof ist.

Kein Weg ist für Jesus zu weit, um einen Menschen zu retten.

Und noch bevor die Jünger die Frage stellen können: „Wozu die ganze Aktion?“ können sie die Antwort auf diese Frage sehen. Markus 5: Als Jesus aus dem Boot stieg, kam Ihm ein Mann entgegen. Dieser Mensch wurde von Dämonen beherrscht und lebte in Grabhöhlen. Er war so wild, dass er nicht einmal mit Ketten gebändigt werden konnte. So oft man ihn auch fesselte und in Ketten legte, jedes Mal riss er sich wieder los. Niemand wagte sich in seine Nähe.

Einer wagt es, und das ist Jesus. Er ist der einzige, der sich nicht vor den Dämonen fürchtet, weil Er der einzige ist vor dem sich die Dämonen fürchten. Die Ärzte sind hilflos, die Polizei ist machtlos, die Bevölkerung ist mitleidslos, sie haben schiss. Außer Jesus. Keiner wagt sich an diesen gefährlichen Mann ran. Für alle andern ist dieser Mann nichts weiter als eine Belastung, eine Landplage, ein wildes Vieh, aber für Jesus ist er ein Mensch. Ein Mensch, der Hilfe braucht. Um ihm zu helfen, lässt Jesus Tausende stehen, lässt Er sein Abendbrot stehen, begibt sich in Lebensgefahr, fährt über diesen See – um einer Menschenseele zu helfen, ist für Jesus kein Weg zu weit. Es gibt nichts wert-volleres, als eine Menschenseele.

Die Frage ist jetzt: wie konnte dieser Mensch seine Seele an den Teufel verlieren? Wie kann ein Mensch besessen werden? Wie das bei ihm hier war, das sagt die Bibel nicht, sondern sie sagt nur, dass es so war. Der Mensch ist eben nicht nur ein Bewohner, sondern er hat auch Bewohner. Nicht bloß Läuse und Wanzen, die man mit Wasser und irgendwelchem Pulver wegbekommen kann, sondern es gibt Bewohner, sagt die Bibel, die sind durch keine medizinische Maßnahme loszuwerden.

Was sind Dämonen?

Diese Bewohner, diese Hausbesetzer, die das Haus unseres Lebens besetzen, die uns zu Besessenen machen, das sind Dämonen. Dämonen sind Angestellte und Mitarbeiter des Teufels. Die gibt es in tausend Varianten. Jeder, der sich mit Aberglauben und Okkultismus einlässt, lässt Dämonen in sein Leben rein. Das, was du vielleicht für einen harmlosen Spaß hältst – einen Talisman tragen oder im Horoskop lesen oder sich sein Schicksal pendeln lassen oder „Toi Toi Toi“ sagen oder so etwas, das nimmt der Teufel tierisch ernst und er nimmt dir den Frieden deiner Seele! Der Teufel ist ein Terrorist. Weil heute der Gedenktag für die Opfer des Naziterrors ist, möchte ich einmal sagen: wer das nicht sieht, dass in der Nazizeit in Deutschland Dämonen am Werke  gewesen sind, der ist blind für die Wirklichkeit der geschichtlichen Abläufe.

In der Nazizeit waren aber nicht nur diejenigen vom Teufel besessen, die wie die Verrückten „Juda verrecke!“ gerufen haben und die Juden gequält haben, sondern da waren welche dabei, die haben ganz ruhig in ihrem Bürosessel gesessen, die haben niemals einen Juden angefasst. Aber sie haben mit ihrem Füllfederhalter Millionen Juden in den Tod geschickt. Das waren Teufel in Menschen-gestalt. Aber von außen waren das vielleicht weiter nichts als ganz brave Spießer. Wenn die abends vom Dienst kamen, da haben sie mit Liebe ihre Hauskatze gestreichelt. Versteht ihr: Dämonen sind Wesen, die Menschen besetzen, sie verwandeln. Das lässt sich von außen nicht immer so erkennen wie bei diesem Grufti, der mit Schaum vor dem Mund zwischen den Gräbern hin und her läuft, der mit Steinen auf sich selber eindrischt etc. Wen Dämonen besetzen, der wird gemeinschaftslos und der wird gemeingefährlich. Und er zerstört auch seine eigene Menschenwürde.

Die Gruftis unserer Tage – auf dem Weg zur Selbstzerstörung.

Das trifft auch auf die Gruftis unserer Zeit zu. Die geben ja nicht nur zu, dass sie vom Teufel besessen sind, sondern sie berufen sich sogar noch darauf. Sie geben sich ausdrücklich als Satans Diener aus. Ich bin in verschiedenen Städten der DDR solchen jungen Menschen begegnet.

Ich bin zum Beispiel einmal abends nach einer Evangelisation mit dem Wolfgang nach Hause gegangen, und da haben wir zwei junge Kerle getroffen, die transportierten so eine Box. Wir haben sie natürlich angesprochen, eingeladen für den nächsten Abend in die Kirche, und einer von ihnen hat daraufhin gesagt: „Ich betrete keinen kirchlichen Boden! Ich bin Heavy Metal Musiker, ich diene dem Satan, ich bete den Teufel an.“

In einer anderen Stadt hab ich einmal welche erlebt, die saßen in der Kirche hinten in der letzten Reihe und haben die ganze Zeit solche Teufelszeichen gemacht und versucht, mich während meiner Predigt zu stören. Einer von denen hatte sich ein Hakenkreuz tätowiert und sich mit Blut dem Teufel verschrieben und hat zu mir gesagt: „Luzifer ist mein Retter, Satan lebt in mir!“ Den habe ich gefragt: „Junge, was willst du denn mit deinem Leben machen, was ist dein Ziel?“ Daraufhin hat er gesagt: „Schlechtigkeit, das Böse!“ – Der Junge war 16 Jahre alt, aber er sah Jahrzehnte älter aus. Er hatte eine aschfahle Haut, den hatte der Alkoholteufel bereits fertig gemacht, er war schon auf dem Trip zur Selbstzerstörung.

Aber Dämonen sind nicht nur dort, wo sich jemand ganz bewusst als Teufelsanbeter bezeichnet. Dämonen können überall sein! Auf Fußballplätzen, auf Wirtschaftskonferenzen, im Kopf eines Wissenschaftlers, der sich eine neue Bombe ausdenkt, im Kopf einer Hausfrau, die vom Sorgengeist besessen ist, im Kindergarten, wo das Schießen schmackhaft gemacht wird oder im Altersheim, wo Menschen von der Todesangst gequält werden. Sie können auch in Kirchen und in theologischen Hörsälen sein. Jedenfalls in den Kirchen und den theologischen Hörsälen, wo gelehrt wird, dass es keine Dämonen gibt. Dort sind die ganz bestimmt, weil sie sich dort am allersichersten fühlen, dass ihnen dort nichts passiert!

Auch Christen können einen Dämon haben.

Also jetzt noch einmal: Dämonen können überall sein. Auch in dir, auch wenn du Christ bist oder dich Christ nennst. Denke also nicht, die Predigt hier geht dich nichts an, weil du kein Grufti bist. Es geht doch hier nicht um die Gruftis, es geht um dich!

Hast du dir zum Beispiel schon einmal die Karten legen lassen, bist du schon einmal dabei gewesen beim Tischerücken? Da hat doch der Teufel dich schon bereits in der Hand! Da brauchst du dich doch gar nicht wundern, dass es in deinem geistlichen Leben nicht weiter geht, dass du Beklemmungen und Hemmungen hast und vielleicht Depressionen. Oder vielleicht bist du besessen vom Geist des Besitzenwollens, des Materiellen, des Zusammenraffens, des Habenwollens. Vom Geist des Neides oder vom Geist des Egoismus oder vom Geist des Hasses.

Also wenn das so ist oder wenn in deinem Leben etwas ist, was mit Aberglaube oder mit Okkultismus zu tun hat, dann geh zu einem Seelsorger, noch heute Abend. Ich habe vorher gesagt, wir haben hier unsere Freunde bei uns, die tragen so eine Plakette, die könnt ihr jederzeit ansprechen. Geh zu einem Seelsorger und lass dich im Namen von Jesus freisprechen. Denn wo Jesus auftritt, da fliegen die Dämonen raus. Wenn du Jesus in dein Leben einlädst, wenn du sagst: „Tritt ein, übernehme jetzt du die Herrschaft!“ dann fliegen die andern raus. Jesus ist der Sieger, Er treibt die Dämonen aus ihren Schlupfwinkeln.

Nicht einmal der Teufel ist so dumm, Gottes Existenz zu leugnen.

Kaum setzt Jesus seinen Fuß auf das andere Ufer, auf das Friedhofsgelände, da kommt der Besessene schon aus seinem Grab herausgestürzt. Nun redet Jesus den an und sagt zu dem Dämonen: Verlass dein Opfer, du teuflischer Geist! Der Dämon schreit jetzt aus dem Besessenen heraus: Was willst du, Jesus, Sohn des Allerhöchsten! Ich beschwöre dich, quäle mich nicht!

Zweierlei fällt mir an der Äußerung des Dämonen auf. Erstens: die Dämonen kennen Jesus. Sie erkennen Ihn. Sie wissen, dass Er der Sohn des Allerhöchsten ist. Wenn du also sagst: „Ich weiß, dass es einen Gott gibt, und dass Jesus sein Sohn ist“ dann bist du noch keinen Schritt weiter als die Dämonen. Das wissen die Dämonen auch. So dumm, die Existenz Gottes zu leugnen, ist ja nicht einmal der Teufel[1]. Sondern er gibt zu, dass es Gott gibt, aber ergibt Ihm nicht die Ehre. Und ein Christ bist du nicht deswegen, weil du sagst: „Ich weiß, es gibt einen Gott“ oder so, sondern wenn du diesem Gott die Ehre gibst, wenn du Ihm dein Leben gibst.

Die alte Leier der Dämonen.

Das erste ist also: die Dämonen kennen Jesus, und das zweite ist: Sie können nur immer die alte Leier: „Quäle uns nicht, lass uns in Ruhe, misch dich nicht in unsere Angelegenheiten!“ Na, die Platte kenne ich. Die haben alle die drauf, die sich Jesus vom Halse halten wollen. Aber Jesus ist ja gerade gekommen, um sich in die inneren Angelegenheiten deines Lebens einzumischen. Er will ins Zentrum deiner Persönlichkeit, Er will in dein Herz, Er will genau mit. Und wenn du von irgend einem Dämon besessen bist, zum Beispiel von so einem Alkoholteufel, der dich zum Saufen zwingt, selbst wenn du gar nicht mehr willst, oder von irgend einer anderen Sucht oder Sünde, dann mach das wie der Besessene in unserer Geschichte, der aus seinem Elend raus, Jesus entgegen rennt. Dann kehr um, dann komm raus aus deiner elenden Bindung an falsche Idole und an falsche Ideale und falsche Ideologien.

Mach es wie der Besessene: lauf Jesus entgegen.

Und wenn du noch so tief im Grab deines Widersinns steckst, du hörst jetzt meine Stimme, und ich sage dir: Jesus, der Retter lebt, auch für dich! Und Er hat dich lieb und Er will dir ein neues Leben geben.

Und ich bitte dich: komm zurück, warte nicht einen Tag länger. Jesus ist der einzige, der dich befreien kann, und Er will es ja auch. Die Frage ist, ob du es willst. Dein Fall ist für Jesus nicht weniger schwer und du bist für Jesus nicht weniger wert als dieser besessene Mann vom Friedhof.

Als der Dämon, von dem er besessen war, zu Jesus sagt: Quäle mich nicht, da sagt Jesus zu ihm: Wie heißt du? Der Dämon antwortete: Mein Name ist Legion, denn nicht nur ich, sondern viele von uns beherrschen diesen Menschen. Der Ausdruck Legion kommt aus der Militärsprache. Legion ist eine Truppeneinheit der römischen Besatzungsarmee gewesen. Ein Besessener ist eben einer, der eine Besatzungsmacht in seinem Leben hat. Und als der Dämon merkt, dass Jesus den Abzug aller Besatzungsmächte fordert, da sagt er zu Ihm: Vertreibe uns nicht aus dieser Gegend. Hier steht weiter: Nicht weit entfernt, an einem Abhang, wurde eine große Herde Schweine gehütet. Lass uns in diese Schweine fahren, bettelten die Dämonen. Jesus erlaubte es ihnen. Jetzt ließen die bösen Geister den Mann frei und fuhren in die Schweine, die den Abhang hinunter in den See stürzten. Alle zweitausend Tiere ersoffen.

Zweitausend fette Schweine sausen, von Dämonen geritten, im Sturzflug den Abhang hinunter. Könnt ihr euch das Gequieke und Geplatsche vorstellen? Ich nehme an, ihr habt jetzt noch einigermaßen gutwillig zugehört, wie ich von Dämonen gesprochen habe, obwohl das für manche von euch möglicherweise eine ganz abwegige Geschichte ist, und ihr euch wie im Mittelalter vorkommt, aber bei der Sache mit den Schweinen werden viele sagen: Aber jetzt reicht es! Das hört sich an wie so ein Schwank. Das kann man sich doch als moderner Mensch gar nicht mehr zumuten, das ist doch bloß noch zum feixen.

Aber wisst ihr, was das merkwürdige ist? Dostojewski, der größte russische Dichter, hat im 19. Jahrhundert einen Roman geschrieben der da heißt: „Die Dämonen“. In diesem Roman beschreibt er das Schicksal des modernen Menschen. An den Anfang des Romans hat er die Geschichte gestellt, über die ich heute predige, Markus 5.

Bernhard Shaw[2], einer der größten Dramatiker unserer Zeit, hat uns, die Menschen des 20. Jahrhunderts, mit dieser Herde Schweine verglichen, die blindlings und kopflos in Richtung Abgrund rasen. Und wenn dich solche Namen wie Dostojewski und Bernhard Shaw nicht beeindrucken, dann kaufe dir irgendeine Zeitung.

Wer Tierschutz will, soll beim Menschenschutz anfangen. Kein Preis ist zu hoch.

In jeder Ausgabe schreiben Sie über die Katastrophen und die Ängste, die die Menschen beherr-schen, weil die Menschheit wie so eine Herde Schweine blindlings und kopflos in den Abgrund der Selbstzerstörung hinein rast. Und keiner weiß, wie das Ding aufzuhalten ist. Ich kann an der Geschichte von den Schweinen schon lange nichts mehr zum feixen finden. Ich weiß wirklich nicht, was daran lächerlich sein soll.

Im Gegenteil, ich finde es lächerlich, wenn jetzt welche ankommen und so auf Tierschutz machen: Wie konnte Jesus das erlauben, dass die Dämonen in die Schweine gefahren sind? Hat Jesus denn kein Herz für Tiere? Natürlich hat Jesus Miss Piggy genauso ins Herz geschlossen wie wir alle auch. Ich habe auch nichts gegen Tierschutzvereine, im Gegenteil, ich finde es einen Skandal, dass es in einer Stadt wie Karl-Marx-Stadt keinen Tierschutzverein gibt. Aber wenn sich heute Leute aufregen über das Robbensterben in der Nordsee oder das Fröschesterben im Müggelsee, ohne sich genauso darüber aufzuregen, dass im Mutterleib Tausende von Kindern durch Abtreibung umgebracht werden, dann kann ich das ganze Getöse um das Robbensterben überhaupt nicht mehr ernst nehmen. Es ist schlimm, wenn Tiere sterben, aber es ist noch viel schlimmer, wenn Menschen sterben, kleine Menschen, zu Hunderten, zu Tausenden, zu Millionen.

Oder wenn mir gesagt wird, warum machst du eine Evangelisation, das kostet einen Haufen Geld und Kräfte unter der ganzen Woche, ein großer Wirbel, und was kommt am Ende dabei heraus – vielleicht ein Bekehrter. Lohnt sich das eigentlich? Was heißt denn hier eigentlich: lohnt sich das? Um einen einzigen Menschen zu retten, ist doch kein Preis zu hoch und keine Anstrengung zu groß. Was ist denn das überhaupt für eine unmenschliche Einstellung?

Diese krämerhafte Rechnerei… Eine Evangelisation für eine Seele, zweitausend Schweine für einen Kranken – der Preis ist zu hoch! Na, wie viele Schweine wären denn für einen Menschen ange-messen? Zweitausend sind zu viel, Zweie ist zu wenig, einigen wir uns auf Zweihundert! Bist du so viel wert wie zweihundert Schweine? Natürlich waren zweitausend Säue ein stolzer Preis für einen Menschen. Nehmen wir mal an, der Preis für ein Schwein ist fünfhundert Mark. Also, Zweitausend mal Fünfhundert ist eine Million. Eine Million Mark, um eine Seele zu retten. Das war es Jesus wert!

Und du bist ihm noch viel mehr wert. Denn um dich zu retten, hat Jesus nicht bloß eine Herde Schweine hops gehen lassen, da ist Er selber ans Kreuz gegangen. Da hat Er schwer dafür geblutet, Er hat sein Blut dafür vergossen! Dafür hat Er sein Leben hingegeben. Du bist nicht erkauft mit Gold oder Silber oder Devisen oder Dollars, sondern, wie es in Luthers Katechismus heißt, mit seinem  heiligen und teuren Blut. Du bist Gott mehr wert als alle Schweine dieser Welt, vergiss das nie! Und sei nie so undankbar wie die Schweinezüchter von damals.

Als die hörten, dass ihre Schweine futsch waren sind sie natürlich alle rausgerannt, um sich die Schweinerei anzugucken. Das erste, was sie sehen, ist keine Schweinerei, sondern ein Wunder. Der Besessene, der vorher nackt wie ein Wahnsinniger in den Gräbern herum gerast ist, der saß hier, und war gekleidet wie jeder andere. Hier heißt es: Er saß ganz vernünftig neben Jesus.

Mit anderen Worten, zu Jesus kommen heißt: zur Vernunft kommen! Es ist eben nicht so, dass diejenigen, die an Gott glauben, die Blöden, die Verrückten, die Unvernünftigen sind. Sondern es ist genau umgekehrt. Wer zu Jesus kommt, der lernt erst einmal, seine Vernunft richtig zu gebrauchen und sein Leben vernünftig aufzubauen. Es gibt deswegen überhaupt nichts Vernünftigeres für den Menschen, als zu Jesus zu kommen.

Das Motto der Schweinezüchter aller Zeiten: lieber Schwein gehabt als Jesus.

Dann müsste man ja meinen, dass die Leute damals sich bei Jesus bedankt haben, dass Er diesen gemeingefährlichen Verrückten gesund gemacht hat. Das Gegenteil war der Fall: die schickten eine Delegation zu Jesus, um Ihn zu bitten, Er möge doch bitte schön ihre Gegend möglichst schnell verlassen. Ich glaube, dieser Vorfall ist einmalig in der Geschichte. Eine ganze Stadt ist sich einig, in der Bitte und im Gebet zu Jesus: „Lass uns in Ruhe, hau ab! Du bist eine Gefahr für unseren Ferkel-Aufzuchtplan. Du hinderst uns am Geld verdienen, du gefährdest unseren Lebensstandard, du störst hier bloß. Wir sind Schweinezüchter, und wollen das auch bleiben. Wir verdienen gut, und das soll so weiter laufen – also lauf weiter, hau ab, Jesus! Jesus go home.“

Das war vielleicht eine kranke Gesellschaft. Den, der den Verrückten gesund macht, der den Gefährlichen friedlich, der die Kaputten ganz macht, den schicken sie fort, um nur ja keine wirtschaftlichen Nachteile zu haben. Die Unmenschlichkeit dieser Leute ist die Folge ihrer Gottlosigkeit. Die Schweinezüchter von heute, also zum Beispiel die Raketenbauer und die Umweltverschmutzer wissen auch ganz genau, dass das, was sie tun, von Gott verboten ist und unmenschlich ist. Aber sie schütten ihr Gift in die Elbe und pusten es in die Luft und pumpen es in unsere Lungen und in unsere Leiber und sie versauen uns unsere Gesundheit und die Zukunft unserer Kinder und gefährden die Zukunft unserer Erde. Hauptsache der Betrieb läuft, Hauptsache der Plan stimmt, Hauptsache die Prämie kommt.

Störenfried Jesus.

Und wer in unserer wirtschaftlichen Lage von Umkehr und Umweltschutz redet, der stört. Wer angesichts der AIDS-Gefahr von ehelicher Treue redet, der stört. Wer angesichts der Kriegsgefahr von Kriegsdienstverweigerung spricht, der stört. Wer angesichts der Abtreibung vom Schutz des ungeborenen Lebens redet, der stört. Jesus ist der große Störenfried in dieser Welt. Der große Störenfried für jede Gesellschaft, der die persönliche Bequemlichkeit, die sexuelle Freiheit und der wirtschaftliche Profit wichtiger ist als der Mensch. Wo irgendetwas wichtiger ist als der Mensch, da sind Dämonen am Werke. Da sind die Schweinezüchter an der Arbeit.

Das Motto der Schweinezüchter aller Zeiten lautet: „Nach uns die Sintflut - lieber Schwein gehabt als Jesus!“ Diese schweinische Gesinnung ist die eigentliche Besessenheit unserer Zeit. Du kannst dich jetzt einmal fragen, wie weit du an dieser Gesinnung Teil hast. Ob du gesinnt bist, wie Jesus Christus war, wie es im Philipperbrief[3] heißt, oder ob du an dieser schweinischen Gesinnung, die ohne Rücksicht auf den Menschen dahin lebt, Teil hast. Noch ist ja Gnadenzeit für alle, die umkehren wollen, die da nicht mitmachen wollen, die einen neuen Geist haben wollen, die aussteigen wollen, die einsteigen wollen, in eine neue Art zu leben – mit Jesus! Wenn du das willst, dann tu's.

 

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[1] Vgl. Jakobus 2, 19

[2] George Bernard Shaw (1856 – 1950), irischer Dramatiker und Pazifist. – Anm. des Schreibers.

[3] Philipper 2, 5