U n t e r w e g s   n o t i e r t

 

Eine Handreichung für Dienende

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Wenn ihr nun mit Christus den Elementen der Welt starbt,

was lasst ihr euch Satzungen auferlegen,

als lebtet ihr noch in der Welt?

Kolosser 2, 20

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Nr. 72       Januar - Februar 2012

 

 

„Martha, Martha“ (Lukas 10, 38-42)

 


Es geschah, als sie dahinzogen, dass er in ein Dorf hineinging. Eine Frau namens Martha nahm ihn auf in ihr Haus. 39 Und diese hatte eine Schwester, genannt Maria, die sich auch zu den Füßen Jesu setzte und seinem Wort zuhörte. 40 Aber Martha ließ sich über vielem Dienen abziehen.

    Sie trat hin und sagte: Herr, kümmert es dich nicht, dass meine Schwester mich mit dem Dienen alleine ließ? Sage ihr also, dass sie zusammen mit mir zufasse.

    41 Aber Jesus antwortete und sagte ihr: Martha, Martha: Du bist in Sorge und beunruhigst dich über vieles. 42 Aber eines ist nötig. Maria wählte das gute Teil – welches nicht von ihr genommen werden wird.’“

 

Den Herrn, umringten oft große Massen, die auf sein Wort gierig waren. Und der Herr öffnete seinen Mund und sprach. Aber der Herr Jesus sprach auch gerne, wo nur zwei oder drei zusammen waren.

    In V. 39 heißt es: „…, die sich auch zu den Füßen Jesu setzte“. Wir beachten das Wort „auch“. Sie setzte sich auch zu den Füßen Jesu, also wohl i. S. v.: „zusammen mit den anderen“. Sie saß dort nicht alleine zu Jesu Füßen. Wahrscheinlich waren auch Lazarus da und die Zwölf.

    Der Herr öffnet seinen Mund und spricht. Maria nimmt sich Zeit.

    Gibt es einen seligeren, schöneren Ort als zu Füßen Jesu? Einfach dasitzen und zuhören!

 

Marta gehört zu denen, die „große Sorge“ und „viel Mühe“ bzw. „Unruhe haben. Sie meint es gut, will dem Herrn dienen.

    Ist es nicht das, was auch uns heute beschäftigt? Wir möchten dem Herrn dienen? Was setzen wir nicht alles ein!

    Während Jesus sprach, klapperten wahrscheinlich die Töpfe in der Küche. Marta war dabei, das Essen vorzubereiten. Gut, aber nicht jetzt! 

 

V. 40: Herr, sprich zu meiner Schwester! Sag ihr …!

    Kennen wir das?

    Aber der Herr tadelt nicht Maria, sondern Marta.

 

V. 41: „Du bist in Sorge und Unruhe [o.: Du bist in Sorge und bringst dich ins Gedränge / machst dich wirre] über vieles.“ Du hast viel Sorge und Mühe, meinst es gut; und dabei verpasst du das Beste. Du meinst, das Essen, die Atmosphäre, alles soll schön sein. Und dabei verlierst du etwas viel Schöneres.

    Marta hat ihre eigene Vorstellung vom Dienst für Jesus. In ihren Augen war ihr Beschäftigt-Sein ein Dienen für Jesus.

Das Motiv war gut, die Prioritäten falsch.

    Wenn man sich zu viel vornimmt und die Prioritäten vertauscht, kommt man in ungesunden Stress. Man macht sich wirre. In Jesu Augen ist ihr Dienen unnötiges „Gedränge“.

    Warum war er ins Haus gekommen? Um zu essen? Um Martas Dienst zu genießen? Nein, seine Zeit mit den Schwestern war begrenzt. Er würde lange nicht wieder kommen. Sie sollten daher ihre tägliche Arbeit auf ein Minimum beschränken – zugunsten von Gemeinschaft mit ihm.

    Maria hatte begriffen. Es muss eine Zeit geben, da der „Pflug“ ruht.

 

Gottes Wort hören, ihm zu Füßen sitzen hat absoluten Vorrang im Leben. Wir müssen lernen, stille zu werden vor Gott und den „Pflug“ einmal in die Ecke zu stellen.

    Jesus Christus kam in mein Leben  – nicht in erster Linie, um meinen Dienst zu genießen, sondern um mir zu dienen.

Christen, die sich in allerlei Dienst für den Herrn verzetteln, in deren Leben sind oft viele Ungereimtheiten. Die aber, die viel Zeit mit ihm verbringen, deren Dienen ist ein Fruchtbringen für den Herrn.

 

Marta wollte aus Maria eine Marta machen. Aber der Herr Jesus will aus Marta eine Maria machen.

    Der Schöpfer kommt zu uns, besucht uns, hinterlässt uns schriftlich sein Reden. Unsere erste Pflicht und höchste Freude ist es, auf das zu hören, was er sagt. Es wird für uns zu einem Nachteil werden, wenn wir unseren Dienst für ihn über die Gemeinschaft mit ihm stellen.

 

Maria entgegnet nichts. Selbst wenn sie von ihrer Schwester gerichtet wird, hat sie kein Wort zur Antwort. Für sie spricht der Herr. Maria weiß, wie man sich verhält. Das lernt man, wenn man sich mit dem Herrn viel Zeit nimmt und richtig zuhört; wenn man die Gemeinschaft mit dem Herrn höher stellt als den Dienst; wenn man die Sorge und die Mühe/Unruhe weglässt und in Gemeinschaft mit dem Herrn umwandelt.

    Maria wird später dienen, den Herrn salben, mit ihren Haaren seine Füße trocknen (Johannes 12, 3); aber das war jetzt nicht dran.

 

V. 42: „Aber eines ist nötig. Maria wählte das gute Teil – welches nicht von ihr genommen werden wird.

    Was ist nötig? Ein einfaches Mahl, wenig Geschirr, wenig Umstände. Aber Zeit für den Herrn.

    Jesus hätte Martas Gemeinschaft lieber gehabt als ihren Dienst. Durch ihre falsche Vorstellung davon, was beim Herrn Priorität hat, beraubte sie den Herrn und sich selbst.

    Das, was nötig gewesen wäre – für sie und für den Herrn! –, war das Sitzen zu Jesu Füßen.

 

„Maria wählte das gute Teil“, das Hören, die Gottes-gemeinschaft, das, wofür wir bestimmt sind. Erst daraus entsteht der richtige Dienst. Wer eng mit Gott lebt, bekommt im Herzen des Herrn Jesus einen exklusiven Platz, der ihm nicht weggenommen werden wird.

    Wir können nicht alles tun, was zu tun wäre. Es ist nicht genügend Zeit vorhanden. Wir müssen Prioritäten setzen. Gemeinschaft mit dem Herrn steht vor Dienst für ihn.

 

Wie finde ich heraus, was Priorität hat? – Vorher gut überlegen und forschen, was in Gottes Sinn Priorität hat.

    Vgl. die Psalmen 1 und 2 – und die Klammer, die sie zusammenhält: „Selig“: (Psalm 1, 1: „Selig ist der Mann, … seine Lust hat an der Weisung des Herrn und in seiner Weisung nachsinnt Tag und Nacht.“ Psalm 2, 12: „Selig sind alle, die Zuflucht nehmen bei ihm.“)

    Das sind die beiden Dinge, die der Mensch unbedingt braucht, um selig – wirklich zutiefst glücklich – zu sein: das Wort Gottes und den Sohn Gottes. 

    Was man für wirklich wichtig hält, dafür nimmt man sich Zeit.

    – Herbert Jantzen (überarbeitet von Thomas Jettel)

Über menschliche Zusammenschlüsse von Christi Gemeinden

Es gab in der Geschichte immer wieder Bestrebungen, Gemeinden einander näher zu bringen, indem man Gemeindebündnisse organisierte. Dabei beging man den Fehler, die biblische Wesenseinheit der Gemeinde mit einer organisatorischen zu verwechseln. Dadurch aber wurde die Darstellung der biblischen Einheit der Gemeinde Jesu gehindert. Menschlich organisierte Bündnisse von Gemein-den oder Denominationen waren zwar oft gut gemeint, trugen aber nicht zur Darstellung der biblischen Einheit der Gemeinde bei. Der Grund: Die Einheit ist eine geistliche, gottgegebene. Sie kann nicht auf menschliche Art und Weise produziert werden. Sie muss ausgelebt werden. Paulus schrieb an die Christen von Ephesus (Epheser 4, 1-3): „Ich rufe euch also auf, ich, der Gebundene im Herrn, in einer Weise zu wandeln, die würdig ist des Rufes, mit dem ihr gerufen wurdet,  2 mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld, wobei ihr einander in Liebe ertragt  3 und euch dabei befleißigt, die Einheit des Geistes zu bewahren in dem Band des Friedens.“

    Die Einheit ist durch den Geist gegeben und wird durch Wandeln in Liebe und in Wahrheit ausgeübt in einer Haltung der Demut, Sanftmut und Geduld – am Ort sowie überörtlich.

 

Wie stark waren die Gemeinden voneinander abhängig?

 

Die Gemeinden des NT waren durch ein starkes Band der Liebe zu Christus und zu einander verbunden sowie durch das Band des gemeinsamen Glaubens (Römer 1, 12; Epheser 4, 5). Da es gemäß der Lehre des Apostels Paulus in der ganzen Welt nur einen „Leib Christi“ gibt (Epheser 4, 4), verstanden sich die Gläubigen in aller Welt als eine Einheit und wussten sich voneinander abhängig wie die Glieder eines Leibes. Die Einheit der Christen aller Welt war eine organische, nicht eine organisatorische. So wurde sie auch gelebt. Man kannte Christen anderer Gemeinden und hatte Gemeinschaft mit einander – je nachdem wie der Herr es führte und möglich machte.

 

Organisatorisch war man zur Zeit des NT nicht zusammen-geschlossen und nicht voneinander abhängig. Paulus rief Gemeinden ins Leben, die in leitungsmäßiger, lehrmäßiger und finanzieller Hinsicht unabhängig waren – unabhängig vom Apostel und voneinander. Das unsichtbare Haupt war Jesus Christus. Auf ihn und das Wort Gottes wurden die Heiligen verpflichtet. Letzte Autorität in Lehrfragen hatten die Fundament legenden Apostel (Epheser 2, 20) bzw. das von ihnen geschriebene Wort: das Neue Testament.

    Üblicherweise setzte der Apostel Paulus dort, wo er evangelisiert hatte, Älteste („Hirten“) ein (Apostelgeschichte 14, 23). In manchen Fällen ließ er Missionare („Apostel“) zurück oder sandte welche dorthin, die vollenden sollten, was er angefangen hatte. Eine der Aufgaben, die Paulus seinem Mitarbeiter Titus anvertraute, war, in den einzelnen Städten, wo es Christen gab, Älteste („Hirten“) einzusetzen, insofern Brüder vorhanden waren, die charakterlich reif und fähig waren, den Hirtendienst zu tun (Titus 1, 5-9). Die Einsetzung von Ältesten gehörte zum missionarischen Dienst. In keinem Fall wurden im Neuen Testament Älteste demokratisch von der Gemeinde gewählt.

    [– auch nicht in Apostelgeschichte 14, 23. Das dort verwendete Wort bedeutet „die Hand aus- oder emporstrecken; durch Erheben der Hände wählen o. bestimmen“ (Gemoll); von daher: beschließen, bestätigen, die Hand zum Beschluss erheben; erwählen“ (Vgl. Menge-Güthling.). Nach Bauer: „(durch Aufheben der Hand – und  dann auch überhaupt) wählen, besonders für bestimmte Ämter u. Aufgaben“. Zur Stelle Apostelgeschichte 14, 23 bemerkt Bauer, dass „die Presbyter in Lykaonien und Pisidien nicht von den Gemeinden gewählt“ werden, sondern von Paulus und Barnabas. Bauer fügt hinzu: „Es handelt sich also nicht um eine Ge-meindewahl, sondern um Auswahl und Bestellung durch die Apostel“.]

    Solange Missionare („Apostel“) wie Titus und Timotheus zugegen waren, trugen sie die Hauptverantwortung. Sie waren nicht „Pastoren“ im modernen Sinne, sondern taten den von Paulus angefangenen apostolischen Dienst weiter. Sobald ihr Dienst getan war, verließen sie die Gemeinden (Titus 3, 12). Irgendwann später besuchten sie sie wieder.

    Die örtlichen Ältesten trugen die Verantwortung am Ort. Sie taten ihren Dienst für den Herrn und waren nur ihm verantwortlich. Als Paulus die Ältesten von Ephesus und Milet verließ, befahl er sie Gott und seinem Wort an (Apostelgeschichte 20, 32): Und nun, Brüder, übergebe ich euch Gott und dem Wort seiner Gnade, das Kraft hat, euch aufzubauen und ein Erbe zu geben unter allen Geheiligten.“.

    Von Zeit zu Zeit besuchten Missionare und reisende Lehrer die Gemeinden und gaben ihnen durch entsprechende Unter-weisung Hilfestellung. (Vgl. Apostelgeschichte 18, 25; Titus 3, 13; 2. Johannes 12; 3. Johannes 5-8.14.) Die Missionare hatten keine organisatorische Autorität über die Ältesten und die übrigen Geschwister am Ort.

    Heute – wie damals – untersteht eine Ortsgemeinde in Lehrfragen nur dem Wort Gottes. Deshalb müssen die Gläubigen im Wort gegründet werden.   

    Der Ort, nicht ein bestimmter Apostel oder Lehrer, gibt der Gemeinde die Prägung. So hat jede Ortsgemeinde ihren eigenen Charakter, ihre eigene Verantwortung vor Gott und ihre eigenen Probleme, denen zu begegnen ist. (Vgl. Offenbarung 2 und 3).

 

Welche Rolle spielte das Treffen der Apostel und Ältesten in Jerusalem?

 

Apostelgeschichte 15, 1.2: „Und etliche kamen von Judäa herab und lehrten die Brüder: ‚Wenn ihr nicht beschnitten werdet nach der Sitte Moses, könnt ihr nicht gerettet werden.’

    2 Als darauf Paulus und Barnabas in nicht geringe Aufregung und nicht geringes Disputieren mit ihnen gerieten, verordneten sie, dass Paulus und Barnabas und einige andere von ihnen dieser Frage wegen nach Jerusalem zu den Aposteln und Ältesten hinaufgehen sollten.“

    Das Treffen in Apostelgeschichte 15 war nicht zu dem Zweck, einen Bund zu gründen. (Bündnisse von Gemeinden gab es nicht.) Es war einmalig und hatte einen speziellen Grund: Irrlehrer aus Judäa (15, 1) waren umhergezogen und hatten behauptet, die Gläubigen aus den Heidenvölkern müssten beschnitten werden, um gerettet zu werden. Das Problem, das aufgetaucht war, hatte seinen Ursprung in Jerusalem. Von dort waren die Irrlehrer ausgegangen (15, 24). Und in Jerusalem waren führende Brüder, die als „Säulen“ angesehen waren: Petrus, Johannes und Jakobus. Sie gehörten zu den Fundament legenden Aposteln; Johannes und Petrus kamen aus dem persönlichen Jüngerkreis Jesu. Aus diesen Gründen war es naheliegend, dass Paulus und Barnabas und einige andere mit ihnen wegen dieser Frage nach Jerusalem zogen, um an Ort und Stelle miteinander über das Problem zu sprechen.

    In Jerusalem waren nicht Vertreter aus allen Gemeinden zugegen. Es war keine Generalversammlung einer Organi-sation. Von einem Zusammenschluss von Gemeinden war nicht die Rede. Und wir lesen nicht, dass eine derartige Versammlung während des ersten Jahrhunderts je wiederholt wurde.

 

Was sagt das neutestamentliche Modell über Gemeindeverbände?

 

Die Apostelgeschichte ist uns als Modell vorgegeben. Nach diesem sollte man sich ausrichten. Gott hat uns die Apostelgeschichte nicht nur gegeben, um zu beschreiben, was damals alles vor sich ging, sondern um uns damit durch den Heiligen Geist vorzuschreiben, wie wir es zu tun haben. Die Apostelgeschichte ist die Grundlage für die Lehre in den Briefen, und die Briefe nehmen Bezug auf das, was in der Apostelgeschichte beschrieben wurde. Sie gibt uns das Modell, wie Gott sein Königreich aufbaut. Der beschreibende Text der Apostelgeschichte gewinnt von daher Gebotscharakter.

    Das neutestamentliche Modell kennt keine Zusammen-schlüsse zu einem Gemeindeverband und keine menschlich organisierte Vereinigung von Gruppen von Christen, sondern es kennt einfach örtliche Gemeinden, die vom Herrn als dem Haupt abhängig waren. Jede war eigenverantwortlich und selbständig. Keine war der anderen unterstellt. Neben dem Herrn Jesus Christus gab es kein gemeinsames Haupt über mehr als eine Gemeinde. Oberste sichtbare Autorität am Ort war die Ältestenschaft.  Es gab auch keine regelmäßig oder unregelmäßig durchgeführte Regionalkonferenz.

    Jerusalem war nicht das geistliche Zentrum der Christenheit, weder zu jenem Zeitpunkt noch später. Keine der damals entstandenen Gemeinden wurde je der Gemeinde von Jerusalem unterstellt; auch die Gemeinden in Samaria nicht, auch Antiochien nicht. In Apostelgeschichte 11, 21-24 lesen wir: „Die Hand des Herrn war mit ihnen, und eine große Zahl glaubte und kehrte um zum Herrn.  22 Es kam die Nachricht über sie der Gemeinde in Jerusalem zu Ohren. Und sie sandten Barnabas aus, hindurchzuziehen bis Antiochien,  23 der, als er kam und die Gnade Gottes sah, sich freute, und er rief sie alle auf, mit Vorsatz des Herzens am Herrn zu bleiben,  24 weil er ein guter Mann war und voll Heiligen Geistes und Glaubens. Und es wurde eine große Menge dem Herrn hinzugefügt.“

    Als Paulus und Barnabas von Antiochien ausgingen (Apostelgeschichte 13), waren sie nicht Jerusalem unterstellt. In Galater 2, 6-10 berichtet Paulus: „Aber von denen, die dafür angesehen waren, etwas zu sein (was immer sie auch waren, macht für mich keinen Unterschied; Gott nimmt das Äußere eines Menschen nicht an), mir nämlich haben die Angesehenen nichts hinzugefügt; 7 sondern im Gegenteil, nachdem sie gesehen hatten, dass ich mit der guten Botschaft der Unbeschnittenheit betraut war, so wie Petrus mit der der Beschneidung 8 (denn der, der in Petrus für eine Apostelschaft der Beschneidung wirkte, wirkte auch in mir für [eine Apostelschaft] derer, die von den Völkern sind), 9 und nachdem sie die Gnade zur Kenntnis nahmen, die mir gegeben worden war – Jakobus, Kephas und Johannes, die dafür angesehen waren, Pfeiler zu sein –, gaben sie mir und Barnabas die rechte Hand der Gemeinschaft, damit wir für die, die von den Völkern sind, da wären, aber sie für die Beschneidung, 10 nur dass wir der Armen gedächten, was ich mich auch befleißigte zu tun.“

    Auch als Paulus die zweite Missionsreise begann, fragte er nicht in Jerusalem nach, ob er sollte oder dürfte (Apostelgeschichte 15, 35-41): Paulus und Barnabas hielten sich in Antiochien auf, lehrten und sagten die gute Botschaft, das Wort des Herrn, mit noch vielen anderen. 36 Nach einigen Tagen ‹wandte sich› Paulus an Barnabas: ‘Wir sollten doch zurückkehren’, sagte er, ‘und nach unseren Brüdern schauen in allen Städten, in denen wir die Botschaft, das Wort des Herrn, verbreitet haben, [und sehen], wie es ihnen geht.’

    40 Aber Paulus wählte sich Silas und zog aus, von den Brüdern der Gnade Gottes übergeben. 41 Er durchzog Syrien und Kilikien und festigte die Gemeinden.“

    Paulus wies in Antiochien Petrus zurecht, ohne vorher mit einer Bundesleitung zu sprechen. Galater 2, 11-16: „Aber als Petrus nach Antiochien kam, widerstand ich ihm ins Gesicht, weil er schuldig geworden war; 12 denn bevor etliche von Jakobus kamen, hatte er mit denen, die von den Völkern waren, gegessen. Aber als sie kamen, zog er sich zurück und sonderte sich selbst ab, da er sich vor denen, die aus der Beschneidung waren, fürchtete. 13 Und zusammen mit ihm heuchelten auch die übrigen Juden, sodass auch Barnabas durch ihr Heucheln mit fortgerissen wurde. 14 Als ich jedoch sah, dass sie nicht auf dem richtigen ‹und geraden› Weg gingen mit Blick auf die Wahrheit der guten Botschaft, sagte ich zu Petrus vor allen: Wenn du, obwohl du ein Jude bist, wie die, die von den Völkern sind, lebst und nicht jüdisch, was nötigst du die, die von den Völkern sind, jüdisch zu werden?“

 

Die Arbeiter des Herrn arbeiteten unabhängig von einer menschlichen Organisation. Zum Beispiel konnte der Apostel Paulus nicht auf Entscheidungen des Apollos Einfluss nehmen.  In 1. Korinther 16, 12 schreibt er: „Was den Bruder Apollos betrifft: Viel rief ich ihn auf, dass er zu euch hingehe mit den Brüdern, aber es war ganz und gar nicht sein Wille, dass er nun gehe. Aber er wird kommen, wenn er eine gute Gelegenheit hat.“

    Anders war verhielt es sich freilich mit den eigenen persönlichen (freiwilligen) Mitarbeitern wie Timotheus und Titus. Ihnen gab er Anweisungen, dem Bruder Apollos nicht.

 

Gibt es Gefahren und Nachteile durch Zusammenschlüsse zu einem Bund?

 

.  Gemeindebündnisse bringen die Einführung eines Unter-scheidens innerhalb der Gemeinde Jesu mit sich. Bei jedem Zusammenschluss werden Gemeinden übrig bleiben, die aus irgendwelchen Gründen dem Bund nicht beitreten werden oder können. Gründen wir einen Bund, so laufen wir Gefahr, die gegebene Einheit des Geistes zu verlassen. Gemeinden des Bundes fühlen sich dann den Gemeinden, die im Bund sind, mehr verpflichtet als denen, die sich dem Bund nicht angeschlossen haben. Auf diese Weise werden Teile des Leibes Christi vernachlässigt. Es ist erfahrungsgemäß nicht so, dass Bündnisse das Ausleben und das Bewusstsein der Einheit des gesamten Leibes Christi fördern. Eher hindern sie es.

 

.  Die Gefahr des menschlichen Organisierens auf Kosten der Spontaneität des Heiligen Geistes ist durch menschliche Zusammenschlüsse größer. Organisation ist vorherbestimmter Verlauf. Wenn z. Bsp. etwas lange im Voraus organisiert wird, ist es nicht mehr so einfach, im Sinne des Heiligen Geistes spontan zu handeln, falls es erforderlich wäre. Aus diesem Grund sollte man vorsichtig sein, zu viel von dem, was zu geschehen hat, durch menschliche Organisation zu bestimmen.

    Grundsätzlich darf man sagen: je weniger menschliche Stütze und Organisation desto mehr Abhängigkeit vom Herrn. Sind Geschwister nicht von einem Bund oder sonstiger menschlicher Organisation abhängig, werden sie mehr auf den Herrn geworfen sein und lernen, in der Abhängigkeit vom Heiligen Geist zu handeln. Dieses ist zwar der schwerere und längere Weg, aber der gesündere. Er ist für das geistliche Wachstum der einzelnen Glieder des Leibes Christi äußerst förderlich.

    Nebenbei: In manchen Gemeindebündnissen werden Beschlüsse nach demokratischem Prinzip gefasst. So etwas kennt die Bibel nicht. Gemeinde Jesu ist eine Theokratie (Gottesherrschaft). Der Heilige Geist will die Gemeinde regieren, will die Glieder des Leibes Christi prägen und führen. Es braucht geistlich gesinnte Älteste. Beschlüsse werden nach dem Prinzip der geistlichen Einheit gefasst, also erst dann, wenn der Geist Einmütigkeit innerhalb der Gemeindeleitung gibt. (Vgl. Apostelgeschichte 15, 28: „Es gefiel dem Heiligen Geist und uns, …“.)

 

.  Durch Gemeindebündnisse kann geistliches Wachstum gehindert werden. Paulus zeigt auf, dass Gläubige, die sich um Lehrer wie ihn selbst oder Apollos gruppieren, ihre Aufmerksamkeit, ihr Vertrauen und ihre Abhängigkeit vom Heiligen Geist abziehen und sich auf diese Weise daran hindern, die tieferen Dinge von Gott zu lernen. Sie bleiben auf diese Weise geistlich zurück und unmündig (1. Korinther 2, 1- 3, 5). So gut, wertvoll und ehrenwert Gottes Knechte auch sind (1. Korinther 3, 5-9), Gottes Volk lernt in dem Maße etwas, in dem es durch den Heiligen Geist erleuchtet wird. Darum ist im NT jede Christenschar von der aktiven Herrschaft des Heiligen Geistes abhängig, der in den einzelnen Christen und in den Gemeindezusammenkünften der Gemeinde am Wirken ist. (Vgl. 1. Korinther 5, 4; 12, 1-11.)

 

.  Menschliche Organisation hindert das Entwickeln von persönlichen Tugenden und das Wirken des Geistes oft mehr als sie es fördert.

    Als Beispiel diene die kollektive Finanzierung von Arbeitern durch einen Fonds. Was der Heilige Geist einzelnen auferlegen wollte – freiwillig –, wird nun von der Bundesleitung bestimmt.

    Menschliche Organisation kann sehr leicht die Abhängigkeit des Einzelnen (und der einzelnen Gemeinde) von Gott behindern. Der Mensch tendiert dahin, sich eher auf den Bund – die Organisation bzw. auf die organisierenden Leiter – zu verlassen als auf Gott. (Diese Gefahr besteht freilich auch sonst, aber sie ist bei vermehrter menschlicher Organisation und Bestimmung größer.)

    Eine gemeinsame Berufung und kollektive Finanzierung von vollzeitlichen Mitarbeitern (z. Bsp. durch einen Finanzierungsfond) bringt auch den Nachteil mit sich, dass der direkte Bezug zu demjenigen, der finanziell unterstützt wird, eher abhandenkommt. Es ist gesund für Geschwister, wenn sie lernen im Gehorsam und im Auftrag Gottes selber verantwortlich und zielgerichtet zu geben (Galater 6, 6). Nun, das eine muss natürlich nicht das andere ausschließen. Aber eine gemeinsame Berufung und Finanzierung von vollzeitlichen Mitarbeitern ist im Grunde nicht nötig und nicht immer wirklich hilfreich. Und oft kennt die zentrale Bundesleitung die spezielle Situation einer Gemeinde, ihre begabten Brüder, ihre Nöte, ihre Bedürfnisse und Stärken nicht so gut wie die verantwortlichen Brüder der örtlichen Gemeinde selbst.

    Die kollektive Finanzierung von Mitarbeitern birgt auch die Gefahr, dass die Mitarbeiter stärker von den Gebern abhängig oder beeinflusst werden. So kann es geschehen, dass einer nicht mehr so stark in der direkten Abhängigkeit von dem Herrn Jesus steht. So kann es auch vorkommen, dass er auch dann noch finanzielle Unterstützung erhält, wenn er nach Gottes Urteil keine mehr erhalten, sondern für seinen Lebensunterhalt selber aufkommen sollte. Und würde er ohne jede finanzielle Absicherung direkt vom Herrn abhängig leben, würde er vielleicht mehr ins Gebet geführt und von Gott leichter lenkbar sein. Grundsätzlich ist es für das Werk des Herrn mehr von Vorteil und mehr der Förderung dienlich, wenn Gemeinden in finanziellen Angelegenheiten selbständig handeln.

 

.  Ein weiterer Punkt ist der vermehrte Aufwand von Zeit und Energie für die Aufrechterhaltung eines Bundes. Bei einem Bund ist eine gewisse Verwaltung unerlässlich. Dazu müssen Leute angestellt und bezahlt werden. Der Apparat wird mit der Zeit größer und komplizierter. Die Kirchengeschichte zeigt, dass auf diese Weise das neutestamentliche Gemeindeleben oft mehr gehindert als gefördert wird.  

 

.  Eine weitere Gefahr: Die Ausbreitung von Irrlehre ist in einem Bund leichter. Es gab im Lauf der Geschichte Fälle, wo die Bundesleitung fehlgeleitet wurde und sich auf diese Weise eine falsche Lehre viel schneller ausbreiten konnte.

    Watchman Nee schreibt; „Wenn die Gemeinden ihren Ortscharakter behalten, wird die Ausbreitung einer Irrlehre ausgeschlossen, denn wenn eine Ortsgemeinde sektiererisch ist oder sich im Irrtum befindet, beschränkt sich das zunächst nur auf einen Ort. Die Ausbreitung des römischen Irrtums wurde nur durch die Vereinigung der römischen ‚katholischen’ Kirchen möglich. Da das Netz solcher Zusammenschlüsse weit verzweigt ist, ist auch der Irrtum weit ausgebreitet.“ (W. Nee[1])

    Wenn jede Gemeinde ihre eigene Verwaltung hat und die Autorität bei der (geistlich qualifizierten) Ältestenschaft liegt, besteht nicht so sehr die Gefahr, dass ein fähiger und begabter falscher Prophet sein Organisationstalent entfaltet, verschiedener Gruppen von Gläubigen zu einer großen Föderation zusammenschließt und sich selbst zum Kopf dieser Gemeinschaft macht. Rom könnte heute niemals solche Macht ausüben, wenn die Gemeinden Gottes auf der von Gott gesetzten Grundlage stehengeblieben wären.

 

.  Mancherorts wird die Bestrebung zu Gemeinde-zusammenschlüssen motiviert durch den Wunsch nach staatlicher Anerkennung. Aber das sollte nicht als erstrebenswertes Ziel betrachtet werden. Die Kirchen-geschichte lehrt, dass sich staatliche Anerkennung für das Wachstum der Christenheit eher als Hemmschuh erweist.

 

Fazit: Übergemeindliche Erbauung und gegenseitige Korrektur ist immer nötig. Aber das erfordert nicht notwendigerweise einen menschlich organisierten Zusammenschluss von Gemeinden. Sollte es vorkommen, dass es in einer Gemeinde Christen gibt, die meinen, der Herr habe ihnen wertvolle Wahrheiten gezeigt, so ist es selbstverständlich, dass sie das Anliegen haben, dass Gläu-bige an anderen Orten von ihren Erkenntnissen profitieren. Aber das wird nicht notwendigerweise am besten dadurch erreicht, dass man Gemeinden zu einem Bund zusammen-schließt.

    Christen sollten die Gläubigen von anderen Gemeinden ermutigen, zu lernen, von ganzem Herzen immer mehr von dem lebendigen Herrn, dem Geist, abhängig zu werden. Durch ihn haben wir alle die Freiheit, die Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi direkt zu betrachten (2. Korinther 3, 17- 4, 6). Er ist es, der seine Gemeinden in alle Wahrheit führt.

    Gegenseitige übergemeindliche Erbauung und Korrektur gab es auch bei den Christen zur Zeit des Neuen Testaments. Sie gaben anderen Gemeinden Anteil an dem ihnen zuteil gewordenen Segen, ohne sich in einer Organisation zusammenzuschließen.

    Der lebende und wirkende Herr wandelt heute noch mitten unter seinen Gemeinden, spricht jede einzeln mit Namen an und ruft jede zu einem speziellen Erfahren seiner Person und seiner Reichtümer auf, damit sie ihre Mängel korrigieren, ihre Kräfte bewahren und vermehren, ihren Eifer entfachen und ihr Licht heller leuchten lassen. (Vgl. Offenbarung 1-3.)

    Christen und Gemeinden sollten alles vermeiden, was zu einer zentralen irdischen Aufsicht führen könnte. Sie sollten vermeiden, was die Souveränität der örtlichen Gemeinde verletzt.

Thomas Jettel (z. T. n. D. Gooding, W. Nee, H. Jantzen)

 

Wie Gott mich lehrte, Ihm auch in finanziellen Dingen zu vertrauen

Die Tür für die Missionsarbeit im moslemischen Königreich Marokko hatte sich Ende 1959 geschlossen. Nach nur 1 ¼ jähriger Mitarbeit in der Radio Mission „Stimme von Tanger“ musste auch ich dies schöne nordafrikanische Land verlassen. Wohin nun? Was hat Gott mit mir vor? fragte ich mich.  Mit großer Klarheit zeigte mir Gott: Bibelübersetzung in vom Evangelium noch unerreichten Stämmen! Ich hatte jedoch noch keine Ahnung, wie das vor sich gehen sollte. Doch hörte ich „zufällig“, dass die Wycliff Bibelübersetzer, die mir völlig unbekannt waren, in England einen dreimonatigen Kursus für Bibelübersetzung anboten. Dazu gehörte auch Sprachanalyse von ungeschriebenen Sprachen. Trotz Überfüllung des Kursus, kurz vor Torschluss, wurde ich angenommen, sodass ich nach kurzem Zwischenaufenthalt in Deutschland nach England reisen konnte. Die damals sehr kleine Missionsgesellschaft, die mich nach Tanger ausgesandt hatte, bezahlte mir die Reise und den Kursus in England. Es war dort eine sehr interessante Zeit für mich, wo ich viel lernte und mit vielen Missionaren und Missionskandidaten in Kontakt kam. Gegen Ende des Kursus wurde mir nach einer Zeit des Fastens und Betens klar, dass ich nicht mit der damals schon recht großen Wycliff Mission hinausgehen sollte, sondern mit einer ganz kleinen Mission in ein spanischsprachiges Land. Doch wurde mir klar, dass ich für die Arbeit in einem bisher unerreichten Stamm medizinische Kenntnisse brauchte. Die Missionary School of Medicine (MS. Mose = Medizinische Schule für Missionare) in London bot solch einen konzentrierten Kursus für Missionskandidaten an. Da der Missionar in solchen bisher unerreichten Stammes-gebieten, wo fast nie medizinische Hilfe vorhanden ist, auch für den kranken Körper der Stammesangehörigen zuständig ist, sind medizinische Kenntnisse unbedingt erforderlich. Ich teilte dies dem Leiter der kleinen Missionsgesellschaft in Deutschland mit. Doch er war anderer Meinung und schrieb zurück: „Charlotte, Du bist zu alt! Komm nach Deutschland zurück, und wir werden versuchen, für dich eine Arbeit in Deutschland zu finden!“

    Nach einem schweren Gebetskampf war es mir klar geworden, dass ich nicht nach Deutschland zurückkehren sollte, sondern mich weiter auf den Missionsdienst in Übersee vorbereiten und an dem einjährigen medizinischen Kursus teilnehmen sollte. Ich schrieb nach Deutschland zurück: „Betrachten Sie mich bitte als unbezahlte Missions-kandidatin. Ich muss hier noch diesen medizinischen Kursus machen  bevor ich aufs Missionsfeld ausreisen kann.“  

    Soviel ich mich erinnere, kam keine Antwort und auch kein Geld. Das mir noch übrig gebliebene Geld verbrauchte ich für das Fahrgeld zur Schule und für das nötigste Essen. Bücher und sonstiges Lehrmaterial konnte ich mir nicht kaufen. Ich war in einem Heim in London untergebracht, das deutsche Mädchen aufnahm und von deutschen Diakonissen geleitet wurde. Ich wusste nicht, fragte auch nicht, wie viel dort die Unterbringung kosten würde. Ich hatte mit vier anderen Mädchen in einem Zimmer ein Bett, und wir bekamen dort jeden Morgen ein Frühstück; für das übrige Essen musste jeder selbst sorgen. Aber mein kleiner Geldvorrat war recht schnell aufgebraucht und es blieb mir noch so viel übrig, dass ich damit noch fünf Tage zur Schule quer durch das große London fahren konnte.

    An dem Abend, als ich dies feststellte, wurde mir doch recht bange zumute und da ich allein im Zimmer war, warf ich mich auf die Knie vor meinem Bett und sagte: „HERR, habe ich verkehrt gehandelt? Du hast doch gesagt: Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles (nämlich das Irdische, das wir zum Leben brauchen) zufallen! Warum bin ich nun am Ende? Warum bin ich nun ohne Geld für die nötigen Lebensmittel? Wo fehlt es bei mir, denn bei Dir kann es doch nicht fehlen?“

    Wie ein Blitz kam die Antwort aus dem Worte Gottes in meine fragenden Gedanken: „Wer Dank opfert, der preiset mich, und dies ist der Weg, dass ich ihm zeige das Heil Gottes!“ Psalm 50, 23.

    Dies ist der Weg! Dank opfern! Ja, das hatte ich vergessen. Ich hatte so viel Grund zum Danken: und hatte es nicht getan. Ich war noch gesund und konnte in der feinen Medizinschule studieren. Ich hatte gute Lehrer und gläubige Mitstudenten, hatte auch heute noch etwas zum Essen gehabt, auch genügend Kleidung. Ich fing an zu danken und bat um Vergebung für meinen Undank. Als ich von meinen Knien aufstand, fühlte ich mich so reich wie die Königin von England und schlief dankbar ein. Die wenigen Schillinge waren über Nacht zwar nicht gewachsen, ich musste einige davon wieder ausgeben für die Fahrt zur Schule, aber ich sorgte mich nicht. In der Schule war mit der Morgenpost ein Brief von meiner Mutter aus Berlin gekommen, den ich noch vor Unterrichtsbeginn lesen konnte, doch da lagen zehn Mark bei, was meine Mutter bisher noch nie getan hatte. Ich sagte: „Danke HERR. nun kann ich noch einige Tage mehr zur Schule fahren!“

    Für die Mittagsmahlzeit, wo jeder seine belegten Brote mitbrachte, hatte ich nichts; doch ich trank dankbar die Tasse Tee, die in der Schule für alle bereitet wurde. Da sagte eine Mitschülerin zu mir: „Charlotte, ich habe heute so viele Brote, die ich nicht allein essen kann. Könntest Du mir dabei helfen?“ – „Ja, gern“, sagte ich ihr, (sie hatte sonst nie daran gedacht, etwas abzugeben, warum gerade heute?) und ich dankte ihr und dem treuen Gott, der auch an das Mittagsbrot dachte.

    Mit der Nachmittagspost kam wieder ein Brief – von einer ganz armen Bibelschülerin. Und zu meinem großen Erstaunen  sah ich auch darin einen Zehn-Mark-Schein, den sie für mich beigelegt hatte! „Danke HERR!“ sagte ich. „Du bist so gut!“

    Als ich am Abend nach der Schule zum Mädchenheim zurückkam, wo die anderen ihr Abendbrot verzehrten, hatte ich nichts, doch freute ich mich auf das Frühstück am Morgen, das alle bekommen würden. Da sagte mir die Küchenschwester: „Fräulein Teubner, heute ist so viel vom Abendbrot übrig geblieben. Hätten Sie Lust noch etwas zu essen?“

    Nun, und ob! Ich dankte mit strahlendem Gesicht und verzehrte mit Dank auch diese für mich so ungewöhnliche Gabe.

    Da meinte die Schwester: Eigentlich könnten Sie immer das Abendbrot mit uns Schwestern essen. Und Sie brauchen auch nichts dafür zu bezahlen!“

    Wie wunderbar! Ich hätte jubeln können, konnte der Schwester aber nicht den Grund dafür sagen, doch ich fragte mich, warum mir die Küchenschwester das gerade heute gesagt hatte!? O, ein treuer Gott, der sich auch um das Abendbrot Seiner Kinder kümmert!

    Ein oder zwei Tage später sah ich auf meinem kleinen Schreibpult, an dem ich beim Unterricht saß, ein Kuvert liegen mit meinem Namen und dem Bibelwort: „JEHOVAH JIREH! Der HERR wird versorgen!“ 1. Mose  22, 14. „Welch ein wunderbares Verheißungswort!“, dachte ich. Doch als ich ins Kuvert schaute, traute ich meinen Augen nicht, Da lagen doch ganze zehn englische Pfund darin, was damals eine ungeheure Summe Geldes war!

    Ich konnte aber bald herausfinden, wer das Kuvert auf meinen Platz gelegt hatte. Es war eine englische Mitstudentin mit Namen Barbara.

    Ich fragte sie: „Wie kommst Du dazu, mir so viel Geld zu geben?“

    Da sagte sie: „Ich habe vom englischen Staat ein Studien-Stipendium bekommen und fragte den HERRN: Wem soll ich davon den Zehnten geben? Da sagte Er zu mir: „Gib es Charlotte!“

    Mit großer Dankbarkeit und Freude ging ich am Abend zu der leitenden Diakonisse des Mädchenheimes und fragte sie nach dem Preis für die Unterkunft in ihrem Heim.

    „Können Sie denn das bezahlen?“ fragte sie.

    „Ja“, erwiderte ich sicher – und auch ein wenig stolz – und legte ihr das Geld auf den Tisch.

    Ich konnte nun auch die mir noch fehlenden medizinischen Bücher und Instrumente kaufen und hatte auch noch genug zum Essen! O, ein wunderbarer Gott!

    Doch auch die größte Summe Geldes nimmt ab, bei den täglichen Ausgaben, wenn nichts mehr hinzukommt. Und ich hatte ja keine menschliche Garantie für weitere Einnahmen. Aber ich hatte die größte Garantie, nämlich die meines himmlischen Vaters, von dem Jesus sagt: „Euer himmlischer Vater weiß, was Ihr bedürft!“ (Matthäus 6, 8)

    Und so gingen immer wieder Gaben ein: von Freunden aus Deutschland, auch aus der DDR, aus der Schweiz, aus USA; sogar aus Holland von einem mir ganz unbekannten Bruder. Und ich fragte mich oft: Wie kommen diese Leute nur dazu, mir, der deutschen Missionskandidatin in England, Geld zu schicken, wo ich doch gar keinen Spendenaufruf erlassen hatte noch sie meine finanzielle Lage hatten wissen lassen?

    „Euer himmlischer Vater weiß…!“ Und ER legte es diesen Seinen Kindern aufs Herz, mir das zum Leben Nötige zu schicken!

    Eines Tages merkte ich, dass bei dem vielen Regen in London meine Schuhe wasserdurchlässig geworden waren und sehr abgetragen, so dass ich meinte, ich sollte mir mit der nächsten Gabe ein Paar Schuhe kaufen. Doch hatte ich noch gar nicht diese Bitte meinem himmlischen Vater vorgelegt, da rief mich die Leiterin der Medizinschule zu sich und sagte zu mir: „Miss Teubner, können Sie Schuhe gebrauchen? Ich habe hier drei Paar fast neue Schuhe, die ich aber nicht tragen kann. Ich habe auch ziemlich große Füße wie Sie, vielleicht passen sie Ihnen!“

    Ich war sprachlos und ging die Schuhe anzuprobieren. „Sie können alle drei Paare haben, wenn Sie wollen!“

    Zwei Paare passten ausgezeichnet und ich trug sie auf den Londoner Straßen, solange ich dort war! Gott sorgt auch für meine Schuhe! Wunderbar!

    Zu allem, was ich in diesem Jahre benötigte, reichte es immer. Einer deutschen Mitstudentin, die in ähnlicher Lage war, konnte ich auch noch helfen, und wir zogen dann später in ein Mädchenheim der Heilsarmee, wo wir auch viel Liebe erfuhren.

    Gott hatte mich eine wichtige Lektion gelehrt, die ich im Missionsdienst so nötig brauchte: „Euer Vater weiß, was Ihr bedürft!“ Sein ist Silber und Gold, und Er hat Mittel und Wege genug, die Seinen zu versorgen und ihnen die Hände zu füllen, wenn sie auf Seinen Wegen gehen. Die „Raben des Elias“ fliegen noch, auch heute noch, wohin der HERR, unser Gott, sie sendet!

    ­­– Charlotte Teubner, Ich erzähle von allen deinen Wundern

Bedenkenswerte Sätze

°  Weihnachten: Es ist ja, Herr, dein Kommen, das wir feiern. Weh, wenn mit ird’schem Glanz wir dich verschleiern! – Herbert Jantzen

° Wer lernen will, muss ein bisschen skeptisch sein.

° Wir sind nicht für das Vergnügen erschaffen, sondern für die Freude. – Paul Claudel.   

° Herr, lehre mich, mich so zu geben, dass andere in meiner Gegenwart sich wohl fühlen.

° „Ein Mensch, der nie einen Fehler gemacht hat, hat auch noch nie etwas Neues probiert.“ – Einstein

° „Wenn es keinen Unterschied macht, welche Musik gespielt oder gesungen wird, wie man behauptet, verliert Musik ihre Bedeutung. Wo alles gleich gültig ist, ist alles gleichgültig.“ M. R. DeHaan dazu: „Das Evangelium sollte in Lied wie in der Predigt würdevoll und ehrwürdig, im Einklang mit der Majestät und dem Ernst der Botschaft verkündet werden. Wir können der Welt nicht Halt gebieten mit ihrer ausschwei-fenden Musik, aber wir können der weltlichen Musik Halt gebieten im Hause Gottes.“

° Wenn ein Leben Jesus Christus zum Mittelpunkt hat, kann es sich nicht mehr um sich selbst drehen.


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„Unterwegs notiert” ist eine Zeitschrift, die Gedanken weitergeben will, die im geistlichen Gespräch oder im Dienst am Wort eine Hilfe sein können. Sie wird unentgeltlich zugestellt. Die Zeitschrift besteht seit Febr. 1999. Jede frühere Nummer darf bestellt werden. Hrsg.: Thomas Jettel, [email protected] (Breitistr. 58, CH-8421 Dättlikon; 052 3010215 / von DE aus: 01801 5557776869), Mitarbeit von Herbert Jantzen (324 - 489 Hwy 33 W, Kelowna, BC, V1X 1Y2, Kanada; 001 250 765 0605; [email protected]). Beiträge zum Inhalt bitte an den Herausgeber.. Inhalte dürfen vervielfältigt werden. (Bankverbindung für Unterwegs notiert: Thomas Jettel, Konto-Nr.: 1462814, Volksbank Jestetten, D, BLZ: 68491500; für die Schweiz: Postkonto 87-519928-9) Zur Erleichterung des Versandes bitte E-Mail-Adressen dem Herausgeber bekannt geben. Wer das Blatt nicht mehr erhalten möchte, darf es ohne weiteres abbestellen.



[1] Watchman Nee: The Normal Christian Church Life, S. 29.30; http://ar2.podbean.com/pb/5fe6a9eecc81de5bf93f6aa296b855dc/4f0432f8/ar2/blogs18/260474/ebook-watchman_nee_-_the_normal_christian_church_life.pdf