Prof. Dr. Werner Gitt

Ein Auszug aus dem Buch: „Fragen, die immer wieder gestellt werden“

16. Auflage

 

Glauben heißt ja nicht "wissen"; wie kommen Sie dazu, den Glauben als etwas Gewisses darzustellen?

 

Mit der Frage des Glaubens haben sich zahlreiche Denker befasst. Wir finden bei ihnen sehr unterschiedliche Positionen, die aber nicht das Ergebnis neutralen Denkens sind, sondern uns ihren persönlichen Standpunkt wiedergeben.

 

Kritische Standpunkte: Der Atheist Theo Löbsack vertritt die Auffassung: „Der Glaube verteidigt vorgefasste Überzeugungen und lehnt Erkenntnisse der Wissenschaft ab, wenn sie diesen Überzeugungen widersprechen. Damit ist der Fragen bezüglich des Lebens und des Glaubens Glaube auch letztlich der Todfeind der Wissenschaft."

 

Ähn­lich kritisch äußerte sich Kant: „Ich musste das Wissen auf­heben, um zum Glauben Platz zu bekommen." Mit dieser unbiblischen Auffassung wurde er zum Wegbereiter ver­schiedener Philosophieschulen, die dem Glauben diame­tral gegenüberstanden. Der Leitspruch an einer Wand der Neuen Oberschule in Norf bei Neuß „Vertraue keinem, der seinen Gott im Himmel hat", ist die letzte Konsequenz der kritischen Vernunft.

 

Positive Standpunkte: Von dem wohl größten Physiker aller Zeiten, Isaak Newton, stammt der Ausspruch: „Wer nur halb nachdenkt, der glaubt an keinen Gott; wer aber richtig nach­denkt, der muss an Gott glauben." Mit gleicher Gewissheit bezeugt der berühmte Mathematiker Blaise Pascal (1623-1662): „Wie alle Dinge von Gott reden zu denen, die ihn kennen und ihn enthüllen denen, die ihn lieben, so verber­gen sie ihn aber auch allen denen, die ihn nicht suchen und nicht kennen."

Die beiden gegenübergestellten Positionen belegen deut­lich, dass der Glaube nicht eine Funktion der Unwissenheit ist, sondern allein von der persönlichen Voreinstellung ab­hängt. Diese ändert sich nicht durch philosophische Refle­xionen, sondern allein in der Hinkehr zu Jesus Christus, welche die Bibel als Bekehrung bezeichnet. Dem nichtbekehrten Menschen sind Fragen des Glaubens eine Torheit (1. Korinther 1, 18), und er kann sie nicht verstehen (1. Korinther 2, 14). Der von Christus erfasste Mensch jedoch wird in alle Wahrheit ge­leitet (Johannes 16, 13), sein Glaube hat ein festes Fundament (1. Korinther 3, 11), und sein Glaube ist etwas äußerst Gewisses:

„Es ist aber der Glaube eine gewisse Zuversicht des, das man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, das man nicht sieht" (Hebräer 11, 1).