ࡱ > _ a X Y Z [ \ ] ^ @ 5^ bjbj{{ c 5V Z Z Z Z Z Z Z 4 / 1 1 1 1 1 1 $ f R U Z : : : U Z Z j : 3 Z Z / : / V p w Z Z 3 b / 0 p H F p Z Z Z Z p Z 0 " Ș ܘ ^ U U Wilhelm Busch In der Seelsorge Gottes Angefochtene Gottesknechte Schriftenmissions-VerlagNeukirchen-Vluyn ABCteam Bcher erscheinen in folgenden Verlagen: Aussaat- und Schriftenmissions-Verlag Neukirchen-Vluyn R. Brockhaus Verlag Wuppertal Brunnen Verlag Gieen (und Brunnquell Verlag) Christliches Verlagshaus Stuttgart (und Evangelischer Missionsverlag) Oncken Verlag Wuppertal und Kassel 7. Auflage 1990 Aussaat- und Schriftenmissions-Verlag GmbH, Neukirchen-Vluyn Umschlag: Gerd Meussen, Essen Druck: Steinbeck-Druck, Sprockhvel Printed in Germany ISBN 3-7958-3162-8 Dies Buch sucht die richtigen Leser Ein Wort zur Einfhrung Dies Buch rechnet von vornherein mit einer nicht allzu groenZahl von Lesern. Denn nur die Leute, die Jesu Ruf Kommund folge mir nach!" gehrt haben, wissen, was Anfechtung ist.Krzlich hat ein General von der Stunde der Anfechtung" ge-sprochen, als die Bundeswehr kritisiert wurde. Wir meinen indieser Schrift etwas anderes. Hier ist nicht einfach von Schwie-rigkeiten die Rede. Anfechtung" ist die Kehrseite des rechten Glaubens. Der Glaube ist froh, dankt, preist und ist gewi, weil er aufden groen, starken, wunderbaren Herrn blickt und in Kreuzund Auferstehung Jesu offene Tren des Heils sieht. Anfechtung aber entsteht, weil ein Nachfolger des Herrn sich seinen Gott oft anders gedacht hat, Gottes Fhrungen nicht begreift, an sich selbst zuschanden wird, ohne Gewiheit nicht leben kann, die Wirklichkeit des Teufels erfhrt, der nicht will,da jemand aus seinem Machtbereich ausbricht. Nachfolger Jesu Christi stehen zuweilen vor einem Abgrund,der sich auf ihrem Weg aufgetan hat. Sollen sie umkehren?Sollen sie sich in den Abgrund strzen? Beides nicht. Sie glau-ben und finden sich auf einmal doch auf der anderen Seitedes Abgrunds. Das ist das Wunder des Glaubensweges ! Doch wie gesagt nur auf dem Weg der Gottesknechte"finden sich solche Abgrnde. Und nur auf der Strae derGottesknechte" wird die Erfahrung des Osterlieds gemacht: Er reiet durch den Tod,Durch Welt, durch Sund, durch Not,Er reiet durch die Hll,Ich bin stets sein Gesell." W. Busch Essen INHALT Gott lt warten 1. Mose 8,1-16 5 Unter dem Druck der Verhltnisse 1. Mose 12,10-13,1 11Das nicht erhrte Gebet 1. Mose 18, 20-33 u. 1. Mose 19, 27-28 16 Die Angst - 1. Mose 32, 25-32 21 Der massive Generalsturm 1. Mose 39, 718 .... 26 Ein geplagter Mann 4. Mose 20, 212 32 Hat er mich gemeint?" Richter 6, 3640 38 Das schwache Herz Richter 16, 4 43 Am Scheideweg 1. Knige 3,5 u. 9 48 Ich habe keine Lust mehr!" 1. Knige 19,1-21 ... 53 Die schreckliche Frage: Ist Gott ungerecht?" Hiob 2, 3 59 Der tiefe Fall - Psalm 51 64 Ich komme zu kurz!" Psalm 73 70 Der erfolglose" Zeuge Jesaja 6, 810 76 Die Ungerechtigkeit in der Welt Habakuk 1, 24 ... 81Temperaturschwankungen des Glaubens Matthus 14,19-33 86 Der ungestillte Ehrgeiz Markus 9, 3334 92 Ich aber mu abnehmen" Johannes 3, 2630 . ... 98 Ausgerechnet so einer! Apostelgeschichte 9,13 . . . . 103 Im finsteren Tal 2. Korinther 1, 4 u. 8 108 Gott lt warten I.Mose 8,1-16: Da gedachte Gott an Noah und an alle Tiere und an allesVieh, das mit ihm in dem Kasten war, und lie Wind aufErden kommen, und die Wasser fielen; und die Brunnender Tiefe wurden verstopft samt den Fenstern des Him-mels, und dem Regen vom Himmel ward gewehrt; unddas Gewsser verlief sich von der Erde immer mehr undnahm ab nach hundertundfnfzig Tagen. Am siebzehntenTage des siebenten Monats lie sich der Kasten niederauf das Gebirge Ararat. Es nahm aber das Gewsser im-mer mehr ab bis auf den zehnten Monat. Am ersten Tagedes zehnten Monats sahen der Berge Spitzen hervor. Nachvierzig Tagen tat Noah das Fenster auf an dem Kasten,das er gemacht hatte, und lie einen Raben ausfliegen;der flog immer hin und wieder her, bis das Gewsser ver-trocknete auf Erden. Darnach lie er eine Taube von sichausfliegen, auf da er erfhre, ob das Gewsser gefallenwre auf Erden. Da aber die Taube nicht fand, da ihr Furuhen konnte, kam sie wieder zu ihm in den Kasten; denndas Gewsser war noch auf dem ganzen Erdboden. Datat er die Hand heraus und nahm sie zu sich in den Kasten.Da harrte er noch weitere sieben Tage und lie abermalseine Taube fliegen aus dem Kasten. Die kam zu ihm zurAbendzeit, und siehe, ein lblatt hatte sie abgebrochenund trug's in ihrem Munde. Da merkte Noah, da dasGewsser gefallen wre auf Erden. Aber er harrte nochweitere sieben Tage und lie eine Taube ausfliegen; diekam nicht wieder zu ihm. Im sechshundertundersten Jahrdes Alters Noah, am ersten Tage des ersten Monats ver-trocknete das Gewsser auf Erden. Da tat Noah das Dachvon dem Kasten und sah, da der Erdboden trocken war.Also ward die Erde ganz trocken am siebenundzwanzig-sten Tage des zweiten Monats. Da redete Gott mit Noahund sprach: Gehe aus dem Kasten, du und dein Weib,deine Shne und deiner Shne Weiber mit dir. Die Situation Die Geschichte von der Sintflut ist allgemein bekannt. Geradein dieser Erzhlung von dem furchtbaren Gericht Gottes wirduns in unberhrbarer Weise das Evangelium verkndigt. Gottwill und mu richten. Aber seine Gerichtsaktion beginnt damit, da er umstndliche Vorbereitungen trifft, um den Noah unddie Seinen zu retten. Es geht Gott um das Erretten. Aber nun haben wir es diesmal nicht mit der eigentlichen Sint-flut-Geschichte zu tun und auch nicht mit der Errettung desNoah. Wir wollen vielmehr unsere Aufmerksamkeit daraufrichten, wie der Noah sich verhielt, als die Sintflut zu Ende war.Jeder Bibelleser wird jetzt daran denken, da Noah Dankopferdarbrachte, als er aus dem Kasten kam. Aber auch davon wollenwir nicht reden. Es wird meist viel zu wenig beachtet, was derNoah tat, ehe er aus dem Kasten kam. Das ist nmlich fralle Christenleute beraus lehrreich und wertvoll. Es wird uns berichtet: Am siebzehnten Tag des siebten Mo-nats (im sechshundertsten Lebensjahr Noahs) lie sich derKasten nieder auf das Gebirge Ararat." Noah sprt mit denSeinen erschttert, da nun ihre schreckliche Notzeit zu Endegeht. Hundertfnfzig Tage schwebte dieses seltsame Schiff auf denWellen. Das mu eine frchterliche Zeit fr Noah gewesensein. Seitdem Gott hinter ihm zugeschlossen hatte, sa er inder dmmrigen Arche, in die kaum Licht fiel. Sie hrten viel-leicht die Schreie der untergehenden Menschen. Ihre Phantasiezeigte ihnen frchterliche Bilder. Und dann war Stille. Dann kamen die einhundertfnfzig Tage. Die Arche war einSchiff ohne Kiel. Solch ein Kasten mag jmmerlich geschaukelthaben. Man war eingeschlossen in Dmmerung und drang-voller Enge. Wie mag Noah es begrt haben, als er sprte: Jetzt ist unserSchiff irgendwo auf Grund geraten. Jetzt werden wir baldbefreit." Das war wie gesagt am siebzehnten Juli. (Man verzeihemir, wenn ich einfach unsere Daten einsetze. Ich tue es, damitder Leser die Zeit ein wenig besser verfolgen kann.) Aber nun ging es gar nicht so eilig. Die Bibel sagt nur: Amersten Oktober sahen der Berge Spitzen hervor." Noah wartetnoch 40 Tage. Dann wird er ungeduldig. Er ffnet ein Fensterund lt einen Raben hinausfliegen. Spter eine Taube. Siekommen beide zu ihm zurck. Nach sieben Tagen lt er dieTaube noch einmal ausfliegen. Als sie zu ihm zurckkommt,trgt sie im Schnabel ein Olblatt. Da merkte Noah, da dasGewsser auf Erden gefallen wre." Aber immer noch geschieht nichts. Es heit nur, da am erstenJanuar das Gewsser auf Erden vertrocknete. Noah merkte esdaran, da die Taube nach einem weiteren Ausfliegen nicht zu ihm zurckkam. Aber es geschieht nichts. Gott schweigt. Dareit Noah das Dach vom Kasten und sieht, da der Erdbodentrocken ist. Aber erst am siebenundzwanzigsten Februar redet Gott mitNoah und spricht: Gehe aus dem Kasten." Wir spren dem biblischen Bericht an, wie endlos sich dieseZeit fr den Noah dehnt. Und damit sind wir bei der Anfech-tung, von der zu reden ist. Das Warten-Mssen Der unbekannte Verfasser des Hebrerbriefes schrieb an eineGemeinde, die in heier Verfolgung stand. Da ist so wichtig derSatz: Geduld ist euch not, auf da ihr den Willen Gottes tutund die Verheiung empfangt." Der Apostel wute also, daes Gottes Art ist, seine erkauften und erwhlten Kinder war-ten zu lassen. Vom Teufel heit es einmal in der Bibel: Erwei, da er wenig Zeit hat." Von Gott wird so etwas nie ge-sagt. Wir aber sind Leute, die auch wenig Zeit haben. Unddarum gehrt das Warten-Mssen zu den groen Anfechtungender Knechte Gottes. Wie brannte das Herz Moses, seinem Volk zu helfen! Abernachdem er den fleischlichen Weg erwhlt hatte und einengypter erschlug, lie ihn der Herr vierzig lange Jahre warten,bis er ihn beim brennenden Dornbusch berief zu dem groenWerk. Wie brannte Gottes Volk auf die Freiheit, als Mose zum ersten-mal zu ihm kam! Aber dann dauerte es lange, lange Zeit, inder die gypter durch die zehn Plagen zermrbt werden mu-ten, bis die Stunde der Freiheit endlich schlug. Die Bibel erzhltuns, da Israel in dieser Zeit immer wieder den Glauben unddie Geduld verlor. Wie hat Joseph warten mssen, obwohl ihm Gott durch dieTrume so groe Verheiungen gegeben hatte! Da sa er imGefngnis in gypten. Er hatte die Versprechung des Hof-mundschenken, er wolle an ihn denken. Und es geschah nichts. Es lieen sich unendlich viel Beispiele aus der Bibel anfhren:Wie haben die Vter warten mssen auf das Kommen des Hei-landes! Jakob sagt schon verlangend: Herr, ich warte auf deinHeil." Und dann dauerte es noch tausend Jahre. Oder wir denken an Paulus, diesen aktiven Streiter des Herrn,den ein oberflchlicher rmischer Landpfleger zwei Jahre in Csarea im Gefngnis hlt, weil er nicht recht wei, was er mit diesem Mann anfangen soll und weil er auf eine Bestechung wartet. Ich glaube, es ist fr alle glaubenden Christen sehr wichtig, sich klarzumachen: Gott lt sich Zeit! Und da er uns warten lt, gehrt zur Erziehung an seinen Kindern. Die Ungeduld Kehren wir zu Noah zurck Die Bibel hat ja immer in sehrgroer Offenheit von den Snden der Heiligen" gesprochen.Sie tut es auch hier. Bis zu diesem schrecklichen halben Jahrwar Noah ganz klar unter des Herrn Fhrung. Der Herr sagteihm, wie er die Arche bauen sollte. Und der Herr bestimmteden Zeitpunkt, an dem er in die Arche gehen sollte. Und derHerr schlo hinter ihm zu. Da Noah die Fenster ffnet und den Raben und die Taubenausfliegen lt, verrt schon etwas davon, da er ungeduldigwurde. Aber ganz besonders deutlich wird das, als Noah dasDach von der Arche abwirft. Der Herr hat hinter ihm verschlos-sen. Die Tren sind zu. Es sieht fast so aus, als wenn Noah nundurchs Dach hinaussteigen wollte. Man wundert sich fast, da er es nicht getan hat. Sicher war erviel zu sehr darin gebt, den Willen Gottes zu tun, als da ersolch einen Ungehorsamsschritt gewagt htte. So lie er esdabei bewenden, da durch das abgehobene Dach Licht undLuft in die Arche strmten. Wie mag Noah in den kommenden zwei Monaten mit seinemungeduldigen Herzen gerungen haben, um es zur Stille zuzwingen ! Wir werden hier auf etwas sehr Wichtiges gewiesen: Durch un-sere Ungeduld, die den Wegen Gottes vorauseilen will, knnenwir uns selbst in groe Not bringen. Als schrecklichste Warnung steht in der Bibel das Bild des K-nigs Saul, der nicht warten konnte, bis der Herr ihm denSamuel schickte, und der darum verworfen wurde.Oder wir denken an Abram, dem es zu lange dauerte, bisGott ihm den verheienen Sohn gab. Da lie er sich in die bseGeschichte mit Hagar ein, die ihm viel Not machte.In wieviel Unruhe und Schwierigkeiten kamen die lieben Jn-ger, die die Knigsherrschaft Jesu so brennend erwarteten unddie einfach irre wurden, als Jesus zunchst den Weg zumKreuze ging. 8 Ich bin berzeugt, da alte Gotteskinder aus ihrem eigenenLeben genug Beispiele wissen, wie sie durch ihr ungeduldigesWesen Gott zuvorkommen wollten und alles verdarben. Esist doch ein sehr wichtiger Satz, der im Propheten Jesaja steht :Durch Stillesein und Hoffen wrdet ihr stark sein." Die Torheit der Ungeduld Sicher bestand die eigentliche Anfechtung des Noah darin, daer den Eindruck bekam, Gott htte ihn vergessen. Ja, das isteine der schweren Anfechtungen der Kinder Gottes, da Satanihnen einredet: Wenn so groe Ereignisse geschehen, dannkann der Herr unmglich so ein einzelnes kleines Menschen-leben wichtig nehmen. Du berschtzt dich selbst, wenn dumeinst, da der Herr inmitten der groen Weltstrme dich imAuge habe und dich persnlich fhren, tragen, heben und er-retten knne." Gerade darum ist es sehr wichtig, da das Kapitel, in dem derSchlu der Sintflutgeschichte steht, so beginnt: Da gedachteGott an Noah und an alle Tiere und an alles Vieh, das mit ihmin dem Kasten war." Whrend der Kasten noch auf den Wellenschaukelt, gedenkt der Herr an seinen Noah. Das ist das Wunder aller Wunder, da wohl ein Weib ihresKindleins vergessen kann", aber da der Herr seine Kindernicht vergit. Das ist etwas ganz Wunderbares und fr dieVernunft Unausdenkbares. Wenn in den letzten Monaten des vergangenen Krieges Tau-sende von Menschen aus ihren Wohnungen gerissen wurden,heimatlos ber die Straen irrten; wenn Tausende in Bomben-kellern zitterten oder gar umkamen, dann schien es unausdenk-bar, da der Herr in diesem Durcheinander seine Kinder imAuge behalten knne. Aber er tut es! Jesus sagt: Niemand kann meine Schafe ausmeiner Hand reien." Es ist so wichtig, da wir das ganz fest-halten: Ich steh in meines Herren Hand / und will drin ste-henbleiben." Geduld ist euch not Ich habe mir eine Konkordanz vorgenommen und gestaunt, wiehufig die Wrter Geduld" und geduldig" in der Bibel vor-kommen. Das spielt also eine groe Rolle im Glaubensleben. Die Gemeinde der Endzeit wird dem antichristlichen Wtenihre Fahne entgegenhalten: Hier ist Geduld und Glaube derHeiligen!" Die Bibel sagt uns klar, da Geduld nicht auf dem Bodenunseres bsen Herzens wchst. Sie ist eine Frucht des HeiligenGeistes. Je mehr wir ihn haben, desto mehr werden wir mitGott und wie Gott warten knnen auch in Trbsalen. 10 Unter dem Druck der Verhltnisse I.Mose 12,10-13,1: Es kam aber eine Teuerung in das Land. Da zog Abramhinab nach gypten, da er sich daselbst als ein Fremd-ling aufhielte; denn die Teuerung war gro im Lande.Und da er nahe an gypten kam, sprach er zu seinemWeibe Sarah Siehe, ich wei, da du ein schnes Weibvon Angesicht bist. Wenn dich nun die gypter sehenwerden, so werden sie sagen: Das ist sein Weib undwerden mich erwrgen und dich leben lassen. So sagedoch, du seist meine Schwester, auf da mir's wohl geheum deinetwillen und meine Seele am Leben bleibe umdeinetwillen. Als nun Abram nach gypten kam, sahendie gypter das Weib, da sie sehr schn war. Und dieFrsten des Pharao sahen sie und priesen sie vor ihm. Daward sie in des Pharao Haus gebracht. Und er tat AbramGutes um ihretwillen. Und er hatte Schafe, Rinder, EselKnechte und Mgde, Eselinnen und Kamele. Aber derHerr plagte den Pharao mit groen Plagen und sein Hausum Sarais, Abrams Weibes, willen. Da rief Pharao Abramzu sich und sprach zu ihm: Warum hast du mir das ge-tan? Warum sagtest du mir's nicht, da es dein Weibwre? Warum sprachst du denn, sie wre deine Schwe-ster? Derhalben ich sie mir zum Weibe nehmen wollte.Und nun siehe, da hast du dein Weib; nimm sie und ziehehin. Und Pharao befahl seinen Leuten ber ihm, da sieihn geleiteten und sein Weib und alles, was er hatte. Alsozog Abram herauf aus gypten mit seinem Weibe und mitallem, was er hatte, und Lot auch mit ihm ins Mittagsland. Die Herrlichkeit Abrams Wenn ich die alten Ausleger wie etwa Magnus Friedrich Rooslese, dann ergreift es mich immer wieder, wie ungern und z-gernd sie von Abrams Snde sprechen. Es ist, als wenn siesagen wollten: Es steht uns nicht an, diesen Vater des Glaubensund Freund Gottes in seiner schwachen Stunde zu beobachtenund zu kritisieren. Ich glaube, diese Haltung ist richtig. DerHebrerbrief mahnt uns: Gedenkt an eure Lehrer ... IhrenGlauben schauet an und folget ihrem Wandel nach." Dervorbildliche Glaubenswandel der groen Gottesmnner ist fruns wichtiger als die Beobachtung ihrer Snde und Schwachheit. 11 Darum lat uns zuerst von der Herrlichkeit Abrams reden. Siewar zunchst uere Herrlichkeit. Wir lesen: Abram aberwar sehr reich an Vieh, Silber und Gold/' Als er spter seinemNeffen Lot zu Hilfe eilte, war er imstande, 318 leibeigeneKnechte zu bewaffnen. Welch einen Reichtum mu der Abramgehabt haben! Wie hat ihn Gott mit ueren Gtern gesegnet! Wichtiger aber ist die geistliche Herrlichkeit Abrams. Der Herrhatte zu ihm gesagt: Geh aus deinem Vaterlande in ein Land,das ich dir zeigen will." Abram war sofort diesem Ruf gefolgt.Seitdem befand er sich mit seinem ganzen Leben auf der Glau-bensbahn. Seine Wege waren Glaubenswege. Der Herr selberfhrte ihn Schritt fr Schritt. Und wie herrlich bewhrte er sichim Glauben! Als der Herr ihm einen Sohn verheit, sieht ernicht an seinen erstorbenen Leib, auch nicht den erstorbenenLeib der Sara, sondern er wute aufs allergewisseste, da,was Gott verheit, das kann er auch tun" (Rmer 4,21 f.). Undals der Herr seinen einzigen Sohn von ihm forderte, hat erdiese patriarchalische Anfechtung im Glauben bestanden. Erwar bereit, seinen Sohn dem Herrn zu opfern. Darum wird eruns im Rmerbrief geschildert wie ein Mann, der im tiefenSchnee Fustapfen tritt. Und alle, die nach ihm im Glaubenwandeln, treten in die Fustapfen des Glaubens des VatersAbraham". Wie wei das 11. Kapitel des Hebrerbriefs den Glauben desAbraham zu rhmen Er wartet auf eine Stadt, die einenGrund hat, deren Baumeister und Schpfer Gott ist ... Darumschmt sich Gott ihrer nicht, zu heien ihr Gott."Ja, es ist viel zu rhmen von der Herrlichkeit Abrams. Und doch . . . Und doch erzhlt die Bibel ein paarmal davon, wie Abram vomGlaubensweg abgewichen ist, z. B. in der Geschichte mit Hagar.Oder in unserm Textabschnitt. Einerseits ist das sehr trstlich fr uns. Selbst die groen Got-tesmnner haben ihre Kmpfe bestehen mssen. Wollen wir esbesser haben? Selbst die groen Gottesmnner haben gesn-digt und Bue tun mssen. Wie knnten wir sndlos sein!Andererseits aber ist dies fr uns eine unberhrbare War-nung. Wenn selbst ein Abraham, der so stark im Glauben war,bedroht ist, wieviel mehr sind wohl wir bedroht. Da kann manschon erschrecken und bitten: Hand, die nicht lt, halte michfest!" 12 Der Druck der Verhltnisse Als aus dem Geschlecht Abrahams ein groes Volk gewordenwar, hat der Herr dies Volk aus gypten erlst. In der bibli-schen Gedankenwelt ist der Weg nach gypten ein Symbol frden Ungehorsamsweg. Als Elia aus der Arbeit weglief, schluger die Richtung nach gypten ein. Abram geht nach gypten.Er reist in das Land, wo der Herr sein Volk nicht haben will.Diesen Ungehorsamsweg ging Abram unter dem Druck derVerhltnisse. In Kanaan war groe" Teuerung. Das ergab eine schwierigeLage fr Abram! Er hatte viel Vieh! Und er mute fr viele,viele Menschen sorgen. Da sagte die Vernunft: Es wreLeichtsinn, jetzt noch einfach auf den Herrn zu vertrauen, derdich hierhergefhrt hat. Jetzt mut du handeln, Abram; jetztmut du etwas tun. In gypten sind Nahrung und Wasser." Wir kennen aus der Josephs-Geschichte ja diese Parole: Aufnach gypten ! In gypten ist genug zu essen. So kam bei Abram die Vernunft in Konflikt mit Gottes Wort.Wir kennen in unserer heutigen Lage alle solche bedrngendenSituationen, wo Vernunft und Glaube gegeneinander stehen.Denken wir nur daran, wie viele Christen whrend der Nazi-zeit gegen ihre berzeugung in die Partei eingetreten sind!Ich kann doch nicht anders!" seufzten sie. Es gibt ein Sprch-lein aus den Glaubenskmpfen der nachreformatorischen Zeit,in der Pfarrer oft gezwungen wurden, irgendeinen Revers zuunterschreiben, der gegen ihr Gewissen ging. Die Pfarrfrauenbaten: Schreibt, lieber Herre, schreibt, / da ihr auf der Pfarrebleibt!" Und wie oft begegnen mir in meiner Seelsorge Kauf-leute, die in ihren Steuererklrungen nicht immer ganz nachihrem christlichen Gewissen handeln. Ich mte mein Geschftschlieen, wenn ich ganz ehrlich sein wollte", sagte mir einMann in groer Traurigkeit. Oder ich denke an einen hherenSchler. Er sagte: Unsere Lehrer rechnen damit, da wir pfu-schen. Ich kann einfach nicht mitkommen in der Klasse, wennich es nicht tun wollte." Das sagte nicht irgendeiner, sondernein Primaner, der den Herrn Jesus liebhat und auf Gottes We-gen gehen will. Er sagte es in groer Not des Herzens in einerBibelbesprechstunde. Vernunft gegen Gottes Wort! Rechnen gegen Glauben! 13 Die halbe Lge In welch innerer Not mag Abram gewesen sein, als die Stimmedes Herrn und die klare Fhrung in seinem Leben verstumm-ten und nur noch die rechnende Vernunft das Wort hatte : Dukannst deine Knechte und Mgde nicht mehr ernhren! DeineHerden verdursten!" Da gibt er endlich nach und macht sichauf den Weg nach gypten. Was ist das fr ein trauriger Weg! Und doch sind so viele Got-teskinder auf diesem Wege. Die frhliche Glaubenszuversichtist dahin. Der innere Unfriede, der die Welt regiert, zieht insHerz ein. Und was man vorher nicht kannte, die Angst, fngtan, eine Macht zu werden. Abram nhert sich gypten. Und da kommt die Angst: Diegypter werden seine schne Frau sehen. Sie werden nach ihrbegierig werden. Um sie zu erlangen, werden sie ihn um-bringen. Es ist interessant: So weit war es doch noch gar nicht. Solangewir auf dem Glaubensweg sind, knnen wir frhlich singen:Unter deinem Schirmen / bin ich vor den Strmen / allerFeinde frei." Wenn wir aber anfangen, den Weg der Vernunftund des Fleisches zu gehen, kommen die ngste der Welt ber uns. Abram ist von Angst geqult. Da nun nicht mehr der Herr,sondern die Vernunft ihn leitet, mu ein vernnftiger Ausweggefunden werden. Dieser Ausweg ist eine halbe Lge. Keineganze! Eine halbe, ein Kompromi! In 1. Mose 20,12 hren wiraus dem Munde Abrams: Sarai ist wahrhaftig meine Schwe-ster; denn sie ist meines Vaters Tochter, aber nicht meinerMutter Tochter, und ist mein Weib geworden/' Dieser Ver-wandtschaftsgrad mu nun herhalten; Abram bittet Sarai:Sage nur, du seiest meine Schwester." Wir mssen noch auf etwas besonders Unheimliches bei die-sem Ausweg aufmerksam machen: Abram kalkuliert also vonvornherein ein, da man ihm sein Weib wegnehmen wird. Mitdieser halben Lge gibt er sie preis. Mgen die gypter sienehmen ! Wenn er nur sein Leben und sein Hab und Gut rettet !Ich bin berzeugt, da Abram sein Weib nicht preisgebenwollte, da er diese Gedanken weggeschoben hat. Und es wirdhier sehr deutlich: Wer sich einmal auf den Glaubensweg be-geben hat, kommt auf den Vernunftwegen nicht mehr zu Ran-de. Man will eine Not beseitigen und ffnet der nchstenSchwierigkeit nur die Tr. Armer Abram! Wir knnen das sagen, weil wir heute genaudie gleiche Erfahrung machen. Wir sind ja viel hufiger der 14 Vernunft gefolgt als Abram. Und am Ende kam nur eine Notaus der andern heraus, bis wir umkehrten und dem Herrnunser Leben wieder anvertrauten. Im brigen wird hier deut-lich: Mit Kompromissen und halben Zugestndnissen gegenunser Gewissen wird unsere Lage nicht leichter, sondernschwerer. Unwrdige Lage Man stelle sich vor: Pharao sieht Abram als Schwager an undtut ihm Gutes. Und Abram schweigt. Dann kommen gericht-liche Plagen ber das Haus Pharao um Sarais willen. UndAbram kann nicht reden. Was mu der liebe Mann Gottes frschlaflose Nchte durchgestanden haben! Wie hat er wohl un-ter Trnen sich zurckgesehnt nach den Tagen, wo der Herrmit ihm redete und der Friede Gottes sein Herz erfllte! DieVernunft hat ihn in eine Lage gebracht, aus der es keinen Aus-weg mehr gibt. Fr Kinder Gottes gibt es immer nur eineneinzigen Weg und Ausweg: nmlich die Fhrung durch denHerrn. Alles andere sind Sackgassen. Und wie frchterlich ist die Lage erst fr Abram, als er, derMann Gottes, vor dem heidnischen Pharao steht und sichsagen lassen mu: Warum hast du mir das getan?" Es ge-hrt wohl zum beschmendsten fr Kinder Gottes, wenn siesich von der Welt ihre Snde vorhalten lassen mssen. Wohluns, wenn wir es dann machen wie Abram, da wir uns nichtrechtfertigen, sondern schweigend den Vorwrfen recht geben! Der Herr lt seine Erwhlten nicht Nein, der Herr lie den Abram nicht los: Also zog Abramherauf aus gypten mit seinem Weibe und mit allem, was erhatte, ins Mittagsland." Der Herr sorgt dafr, da sein Knechtwieder auf den Weg kommt, auf den er gehrt. Wenn ich dieseAbram-Geschichte betrachte, fallen mir die schnen Verse vonPaul Gerhardt ein: So ging's den lieben Alten, / an deren Fu und Pfad / wir unsnoch tglich halten, / wenn's fehlt an gutem Rat. / Sie zogenhin und wieder, / ihr Kreuz war immer gro, / bis da der Todsie nieder / legt in des Grabes Scho. Ich habe mich erge-ben / in gleiches Glck und Leid; / was will ich besser leben /als solche frommen Leut? / Es mu ja durchgedrungen, / esmu gelitten sein; / wer nicht hat wohl gerungen, / geht nichtzur Freud hinein." 15 Das nicht erhrte Gebet I.Mose 18,20-33 und I.Mose 19,27-28:Und der Herr sprach: Es ist ein Geschrei zu Sodom undGomorra, das ist gro, und ihre Snden sind sehr schwer.Darum will ich hinabfahren und sehen, ob sie alles getanhaben nach dem Geschrei, das vor mich gekommen ist,oder ob's nicht also sei, da ich's wisse. Und die Mnnerwandten ihr Angesicht und gingen gen Sodom; aber Abra-ham blieb stehen vor dem Herrn und trat zu ihm undsprach: Willst du denn den Gerechten mit dem Gottlosenumbringen? Es mchten vielleicht fnfzig Gerechte in derStadt sein; wolltest du die umbringen und dem Ort nichtvergeben um fnfzig Gerechter willen, die darin wren?Das sei ferne von dir, da du das tust und ttest denGerechten mit dem Gottlosen, da der Gerechte sei gleichwie der Gottlose! Das sei ferne von dir, der du aller WeltRichter bist! Du wirst so nicht richten. Der Herr sprach:Finde ich fnfzig Gerechte zu Sodom in der Stadt, so willich um ihrer willen dem ganzen Ort vergeben. Abrahamantwortete und sprach: Ach siehe, ich habe mich unter-wunden zu reden mit dem Herrn, wiewohl ich Erde undAsche bin. Es mchten vielleicht fnf weniger denn fnfzigGerechte darin sein; wolltest du denn die ganze Stadt ver-derben um der fnf willen? Er sprach: Finde ich darin fnf-undvierzig, so will ich sie nicht verderben. Und er fuhr fortmit ihm zu reden und sprach: Man mchte vielleicht vierzigdarin finden. Er aber sprach: Ich will ihnen nichts tun umder vierzig willen. Abraham sprach: Zrne nicht, Herr, daich noch mehr rede. Man mchte vielleicht dreiig darin fin-den. Er aber sprach: Finde ich dreiig darin, so will ich ihnennichts tun. Und er sprai: Ach siehe, ich habe mich unter-wunden mit dem Herrn zu reden. Man mchte vielleichtzwanzig darin finden. Er antwortete: Ich will sie nicht ver-derben um der zwanzig willen. Und er sprach: Ach zrnenicht, Herr, da ich nur noch einmal rede. Man mchte viel-leicht zehn darin finden. Er aber sprach: Ich will sie nicht ver-derben um der zehn willen. Und der Herr ging hin, da er mitAbraham ausgeredet hatte; und Abraham kehrte wieder uman seinen Ort... Abraham aber machte sich des Morgensfrh auf an den Ort, da er gestanden vor dem Herrn, undwandte sein Angesicht gegen Sodom und Gomorra und allesLand der Gegend und schaute; und siehe, da ging ein Rauchauf vom Lande wie ein Rauch vom Ofen. 16 Es war ein so gutes Gebet Im Psalmbuch heit es einmal: Mein Gebet-msse vor dirtaugen" (141,2). Es gibt also untaugliche Gebete. Als der Pha-riser im Tempel betete: Ich danke dir, Gott, da ich nichtbin wie andere Leute", wurde sein Gebet nicht angenommen,weil es ein untaugliches Gebet war. Aber das Gebet des Abraham war bestimmt ein tauglichesGebet". Abraham hielt nicht ein Selbstgesprch. Es heit: Er bliebstehen vor dem Herrn." Wenn im Gottesdienst der Pfarrer oderPrediger sagt: Wir wollen beten", dann beugen alle die Kpfe.Aber es glaubt wohl niemand, da jetzt auch alle vor demHerrn stehen". Abraham ging den Herrn an nicht fr sich selbst, sondernfr andere. Es war ein wirkliches Frbitten-Gebet. UnsereSelbstsucht, die sich immer um sich selber dreht, kann auch inunseren Gebeten zum Ausdruck kommen. So war es bei Abra-ham nicht. Abraham betete fr Menschen, die seine weltanschaulichenGegner" waren. In 2. Petrus 2,7 steht: Die schndlichen Leutein Sodom taten dem gerechten Lot alles Leid mit ihrem unzch-tigen Wandel." Lot war Abrahams Neffe. Er htte also allenGrund gehabt, den Leuten in Sodom alles Bse zu wnschen.Statt dessen tut er Frbitte fr sie. Es war ein demtiges Gebet. Wie beugt er sich vor GottesMajestt: Ach, siehe, ich habe mich unterwunden zu redenmit dem Herrn, wiewohl ich Erde und Asche bin." Es war ein herzandringendes Gebet. Die Nationalsozialistenhaben immer wieder ber dies Kapitel gespottet und gesagt,Abraham habe mit Gott geschachert wie ein Handelsjude. Nun,dies ist ja gerade das Groe an dem Gebet, da Abraham nichtmde wird, sondern den Herrn immer und immer wieder an-geht um Erbarmen fr Sodom. Wenn wir das alles uns vergegenwrtigen, dann mssen wiranerkennen: Dies war wirklich ein geistliches Gebet. So selbst-los, so voll Erbarmen mit den Verlorenen, so klein vor derMajestt des Herrn, und doch so unermdlich knnen nurwiedergeborene Gotteskinder beten. Es gibt Gebete, die sind so, als wenn ein Mensch an der Not-bremse reit, um die er sich vorher keinen Deut gekmmerthat. Nein, so ist Abrahams Gebet nicht. Es ist ein taugliches"Gebet. 17 Die Erwartung Abrahams Wir spren aus dem biblischen Bericht, mit welcher Spannungder Abraham der Erhrung seines Gebetes entgegensah:Abraham machte sich des Morgens frh auf an den Ort, da ergestanden vor dem Herrn, und wandte sein Angesicht gegenSodom und Gomorra und alles Land der Gegend undschaute..." Man hat den Eindruck, da Abraham in jener Nacht kaum ge-schlafen hat. In aller Frhe, whrend sein groes Lager noch imSchlafe liegt, ist er schon wieder auf den Beinen. Er geht an denPlatz, der ihm aus einem doppelten Grund jetzt wichtig ist.Es ist der Platz, wo er mit dem Herrn so eindringlich geredethat. Und es ist ein Platz, von wo man in die Jordanebene nachSodom und Gomorra zu einen weiten Blick hat. Dorthin eilt Abraham in der Morgenfrhe. Der biblische Textsagt: Er wandte sein Angesicht gegen Sodom und schaute."Man sprt den Worten frmlich an, mit welcher Spannung undErwartung dieser Knecht Gottes die Dmmerung mit seinenBlicken durchdringen will, um zu sehen, ob sein Gebet erhrtist. Es gibt eine Art zu beten, die gar nicht mit der Erfllung derGebete rechnet. Das klassische Beispiel dafr ist ja wohl dieerste Gemeinde in Jerusalem. Da hatte der Knig Herodes denPetrus ins Gefngnis geworfen, um ihn nach dem Passahfesthinzurichten. Nun lesen wir in der Apostelgeschichte: Die Ge-meinde betete ohne Aufhren fr ihn zu Gott." Der Herr erhrte das Gebet und befreite in wunderbarer Weiseden Petrus. Der wute, wo er die Gemeinde finden konnte, undeilte mitten in der Nacht schnurstracks zu dem Hause, wo dieGebetsversammlung stattfand. Dort klopfte er an. Eine Haus-angestellte namens Rhode machte ihm auf und schaute hinaus.Als sie den Petrus stehen sah, schlug sie die Tr wieder zu, eiltein die Gebetsversammlung in die Gebetsversammlung, woman fr die Befreiung des Petrus betete! und teilte mit: DerPetrus ist frei. Er steht drauen." Da erklrt man dem Md-chen, sie habe wohl den Verstand nicht ganz beisammen. Undwenn da jemand stnde, dann knne es offenbar nur sein, daPetrus schon hingerichtet und sein Geist ihr erschienen sei.Jeder kann diesen Bericht im 12. Kapitel der Apostelgeschichteselbst nachlesen. Diese ersten Christen, die blutig verfolgt wurden, waren dochgewi ernsthafte Beter. Und trotzdem rechneten sie nicht mitder Erfllung ihres Gebets. 18 Was sollen wir da sagen! Wie oft ist unser Gebet wohl soarmselig! Bei Abraham war es anders. Er rechnete mit der Er-fllung. Die Not im Herzen Abrahams Man sprt im biblischen Bericht geradezu das Entsetzen:... und siehe, da ging ein Rauch auf vom Lande wie ein Rauchvom Ofen/7 Was mag da im Herzen Abrahams vorgegangen sein !Wir heute knnen uns in dieser Sache leicht zu VerteidigernGottes machen. Wir knnen darauf hinweisen, da AbrahamsGebet damit geschlossen hat: Herr, wenn man zehn Gerechtein Sodom findet, dann verderbe die Stadt nicht!" Und der Herrhatte geantwortet: Ich will sie nicht verderben um der zehnwillen." Wir knnen also mit Recht darauf hinweisen, da frden Abraham die Sache klar sein mute: Es waren eben nichtzehn Gerechte in Sodom und Gomorra. Wir knnen auch auf Kapitel 19, Vers 29 weisen, wo erzhltwird: Und es geschah, da Gott die Stdte in der Gegend ver-derbte, gedachte er an Abraham und geleitete Lot aus denStdten, die er umkehrte, darin Lot wohnte."Jawohl, wir knnen uns heute leicht zu Verteidigern Gottesmachen. Aber fr Abraham war die Sache einfach so: Seindringendes Gebet um die Errettung dieser Stdte war nicht er-hrt worden. Er hatte mit dem Herrn frmlich gehandelt, umwieviel Gerechter willen der Herr die Stadt verschonen solle.Sollte in seinem Herzen nicht der entsetzliche Gedanke auf-gestanden sein: Htte ich Gott noch gebeten, er solle um fnfGerechter willen die Stadt verschonen, dann htte er vielleichtErbarmen gezeigt. Ist denn Gott so kleinlich, da er meineAbsicht nicht verstanden hat, diese Stdte aus seinem Gerichtherauszubeten? Ja, ist denn Gott unbarmherziger als Men-schen? Vielleicht hat ihn auch der Gedanke geqult: Um dieser Stdtewillen habe ich einmal einen Kriegszug unternommen und habedie Bevlkerung aus der Kriegsgefangenschaft errettet. (Mankann das im 14. Kapitel des 1. Mosebuchs nachlesen.) Nun waralle meine Mhe und Arbeit verschwendet: die Arbeit jenesKriegszuges und meine Gebetsarbeit. Es gehrt zu der knappen Erzhlweise der Bibel, da sie unsber die Gedanken des Abraham nichts sagt. Wir spren nuraus dem Bericht sein Erschrecken und seine Traurigkeit berdas nicht erhrte Gebet. 19 Ich erinnere mich einer Tersteegensruh-Konferenz, bei der dergesegnete Pastor Modersohn eine halbe Stunde lang mit gro-er Freudigkeit von Gebetserhrungen berichtete. Nach ihmstand Paul Humburg auf und sagte: Es ist schn, was BruderModersohn uns gesagt hat. Aber nun will ich noch ein Wortsagen fr die, denen Gott die Gebete nicht erhrt; fr dieKreuztrger; fr die, denen der Herr einen Strich durch ihreRechnungen macht; fr die, zu deren Gebeten er nein sagt."Das Aufmerken, das in diesem Augenblick durch die Versamm-lung ging, zeigte, wieviel heimliche Not hier liegt. Die Anfechtung Es ist wohl nicht von ungefhr, da im folgenden Kapitel voneinem Ungehorsams weg des Abraham berichtet wird. Es isteine Geschichte voll Verwirrung, Unwahrhaftigkeit und Trau-rigkeit. Und 16 Verse lang wird kein Wort gesagt, da Abrahamgebetet habe. Erst im 17. Vers fngt er wieder an zu beten.Wir merken diesem Kapitel an, wie Abraham durch das nichterhrte Gebet angefochten worden ist; wie es ihn in eine Ge-bets-Ermattung gebracht hat. Hier liegt eine groe Anfechtungfr alle Kinder Gottes. Zugleich aber ist es auch trstlich, daselbst groe Mnner Gottes durch solche Anfechtungen hin-durch muten. Wir drfen es erfahren wie der Abraham, dader Herr seine Kinder nicht lt und sein Wort von neuem anihnen wahr macht: Ich will ausgieen den Geist der Gnadeund des Gebets." Wir mssen lernen Durch den Mund des Propheten Jesaja sagt der Herr (55,8 f.):Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken, und eure Wegesind nicht meine Wege; sondern soviel der Himmel hher istdenn die Erde, so sind auch meine Wege hher denn eure Wegeund meine Gedanken denn eure Gedanken." Wenn der Herrunsere Gebete nicht erhrt, dann drfen wir nicht aufhren zubeten. Dann mssen wir erst recht lernen, den Herrn zu bitten,da er uns ein gehorsames Herz gibt, das ja sagt zu seinenWegen. Wir haben ja dafr ein wundervolles Vorbild denHerrn Jesus in Gethsemane. Der betet zuerst: Vater, la die-sen Kelch an mir vorbergehen." Und als der Vater ihm dasNein sagt, da betet er: Ist es nicht mglich, so trinke ich denKelch denn." Und dann ringt er um Strkung und erfhrt, daein Engel vom Himmel ihn strkt. 20 Die Angst I.Mose 32,25-32: Und Jakob blieb allein. Da rang ein Mann mit ihm, bis dieMorgenrte anbrach. Und da er sah, da er ihn nicht ber-mochte, rhrte er das Gelenk seiner Hfte an; und dasGelenk der Hfte Jakobs ward ber dem Ringen mit ihmverrenkt. Und er sprach: La mich gehen, denn die Mor-genrte bricht an. Aber er antwortete: Ich lasse dich nicht,du segnest mich denn. Er sprach: Wie heiest du? Erantwortete: Jakob. Er sprach: Du sollst nicht mehr Jakobheien, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mitMenschen gekmpft und bist obgelegen. Und Jakob fragteihn und sprach: Sage doch, wie heiest du? Er aber sprach:Warum fragst du, wie ich heie? Und er segnete ihndaselbst. Und Jakob hie die Sttte Pniel; denn ich habeGott von Angesicht gesehen, und meine Seele ist genesen.Und als er an Pniel vorberkam, ging ihm die Sonne auf;und er hinkte an seiner Hfte. Daher essen die KinderIsrael keine Spannader auf dem Gelenk der Hfte bis aufden heutigen Tag, darum da die Spannader an dem Ge-lenk der Hfte Jakobs angerhrt ward. Tief unten ruht die Angst Es ist in unserer Zeit viel davon die Rede, da tief im Unter-bewutsein des Menschen die Angst wohnt. Philosophen undNervenrzte wissen davon zu sagen. Und wer einmal einender Romane des bekannten Schriftstellers Graham Greene ge-lesen hat, der wei, wie sehr die Tatsache der Angst den mo-dernen Menschen beschftigt. Ja, man hat den Eindruck, dadie ganze Politik und das ffentliche Leben immer mehr vonder Angst bestimmt werden. Auch Christen haben ihren Anteil daran. Und es ist sehr in-teressant, da schon gleich im Anfang der Bibel die Geschichteeines Mannes erzhlt wird, bei dem die Angst gewaltig aus-brach. Es ist auch sehr bezeichnend, da dieser Ausbruch derAngst in der Nacht geschah. Ein Psalmist redet von demGrauen der Nacht". Aber wenn die Bibel von der Angst spricht, dann wei sie auchzu berichten von der berwindung der Angst. Und das machtunsere Geschichte so herrlich, da sie nicht mit Verzweiflungschliet. Jakob sagt vielmehr nach dieser schrecklichen Nacht: 21 Ich habe Gott von Angesicht gesehen, und meine Seele istgenesen." Diese Geschichte ist also fr unsere Zeit sehr wichtig. Der geheimnisvolle Mann In einer gefhrlichen Lage hat sich Jakob von seinen Angehri-gen gerissen und ist an der Furt des Jabbok allein geblieben.Da rang ein Mann mit ihm." Wer war dieser geheimnisvolle Mann? Hier ist Christus imAlten Testament. Lange ehe die zweite Person der Dreieinig-keit in der Flle der Zeit Mensch wurde, war sie von Ewigkeither beim Vater. Der Sohn des Vaters, der Christus, tritt hierdem Jakob entgegen. Wer knnte es sonst sein, wenn Jakobselbst hinterher sagt: Ich habe Gott von Angesicht gesehen/'Unmglich kann es ein Engel gewesen sein, wenn Jakob zuihm sagen kann: ... du segnest mich denn." So spricht mannur zum Herrn selbst. Und dann: Jakob fragt ihn nach seinemNamen, und der fremde Mann antwortet nur: Warum fragstdu, wie ich heie?" Da wird deutlich, da Jakob lngst wei,mit wem er es zu tun hat. Ein Mann, dem die Zukunft Not macht Es ist Nacht. In unendlicher Einsamkeit sitzt Jakob an demrauschenden Flu. Seine Gedanken gehen zurck. Er erinnertsich daran, wie er vor seinem Bruder Esau fliehen mute, nach-dem sein Vater ihm, dem Jakob, den Erstgeburtssegen gegebenhatte. Bei dieser Flucht geschah es, da er in Beth-El im Traumdie Himmelsleiter" sah. Der Herr hatte ihm versprochen : Ichwill dir wohltun." Ja, der Herr hatte sein Versprechen gehalten.Der Lebensweg des Jafcob war gesegnet. Er dachte daran, wieseine Frauen und Kindef auf der anderen Fluseite nun schlum-merten. Er dachte an den ungeheuren Reichtum, der ihm zu-gefallen war. Wie unendlich hell war die Vergangenheit! Einpaar Stunden erst lag es zurck, jenes merkwrdige Erlebnis,das die Bibel so schildert: Und es begegneten ihm die EngelGottes. Und da er sie sah, sprach er: Es sind Gottes Heere, undhie die Sttte Mahanaim." So war es: Wenn Jakob zurckschaute, dann war alles hell. Aber und das war die Qual fr Jakob er mute jetzt nachvorne schauen. Und da war es dunkel. Da war das Grauen.Boten waren zu ihm gekommen mit der Meldung: Dein Bru-der Esau zieht dir entgegen mit 400 Mann/' Der tiefgekrnkte 22 Brader Esau, vor dem er einst hatte fliehen mssen, kam ihmmit 400 gewappneten Mnnern entgegen. Jetzt hatte ihn diewrgende Angst gepackt. Wir sagten im Anfang, da die Angst tief im Grunde unseresHerzens lagert. Aber je und dann findet sie Anla auszubre-chen. Und dann beherrscht und besitzt sie unser ganzes Wesen.Das kann geschehen, wenn die Zukunft uns Not macht. Ich erinnere mich, wie diese wrgende Angst ber mich kamwhrend Hitlers Regierung, wenn so ein kleines, unscheinbaresSchreiben in meine Hand gelangte von der Geheimen Staats-polizei: Sie haben sich am nchsten Dienstag morgens um8 Uhr einzufinden zu einer Verhandlung in eigener Sache.'7Das hatte so manches Mal Verhaftung bedeutet. Man wutedann nicht, um was es ging. Man sah nur die unendlich feind-selige Staatsmacht, die wie Polypenarme nach einem griff. Nun, es macht jeder seine Zukunftsngste durch. Darum istes so wichtig, da wir auf unsere Geschichte achten. Als Jakobbei Sonnenaufgang zu den Seinigen geht, jauchzt sein Herz.Die Angst ist geschwunden. Meine Seele ist genesen." Dabeiist die uere Lage gar nicht gendert. Es ist nach wie vor so,da Esau drohend mit den 400 Mann heranrckt. Wie ist es mglich, da bei dem Jakob die Angst so vllig ge-schwunden ist? Jesus ist ihm begegnet und hat ihn gesegnet.Jesus hat sein Herz ganz und gar eingenommen. Nun ruht erin der Gnade Jesu wie ein Kind in Mutterarmen. Es ist der-selbe Jesus, der uns sagt: Den Frieden lasse ich euch. MeinenFrieden gebe ich euch. Nicht gebe ich euch, wie die Welt gibt.Euer Herz erschrecke nicht und frchte sich nicht." Ein Mann, der vor Gott Angst hat Kehren wir zurck zum Anfang der Geschichte. Es ist Nacht.Unheimlich rauscht der Flu. Und wie ein rauschender Flustrmt die Angst auf den Jakob zu. Es geht nicht nur um Esau. Es geht um eine viel grere Not.Jakob ist ein Mann, der einmal die Freude am Herrn" ge-kannt hat. Wie hat das Wort Ich will dir wohltun" ihn Jahrehindurch begleitet! Wie war sein Leben getragen von der Gnadedes Herrn! Aber nun ist das alles verschwunden. Der Herr Jesus tritt alssein Feind auf. Es heit hier: Es rang ein Mann mit ihm." Wirknnen uns vorstellen, was da geschah. In jener Nacht standen 23 vor dem Jakob alle seine Snden auf. Der Herr selbst hielt sieihm vor. Der Herr selbst behandelte jetzt den Jakob wie einenFeind. Der Herr wird ihm gesagt haben: Geh nur hier weg ausdeiner Einsamkeit und geh hin zu deinen groen Herden, andenen ja dein Herz hngt. Dein Reichtum ist dir lngst wich-tiger als meine Gnade. Wie knnte es auch anders sein beieinem Menschen, der sich den Erstgeburtssegen mit List er-schlichen hat, weil er nicht warten konnte, bis der Herr selberihn ihm gab. Geh nur dem schrecklichen Esau entgegen! Duhast es verdient, was dir da droht. Ich bin dir lange gndig ge-wesen. Aber jetzt ist meine Geduld erschpft." Der arme Jakob ! Die Verheiungen des Herrn sind da, aber erkann sie nicht mehr fr sich in Anspruch nehmen. Die herr-lichen Erfahrungen mit der Himmelsleiter und den Engelheerensind wie weggewischt. Ausgerechnet in dieser Nacht, wo uer-lich alles ber ihm zusammenbrechen will, kommt das Gerichtseines Herrn ber ihn. Das ist die schrecklichste Angst, die ein Christenherz berkom-men kann: Der Herr hat mich verlassen. Der Herr hat michverworfen. Meine Snde ist grer, denn da sie mir vergebenwerden knnte!" Doch in dieser schrecklichen Anfechtung tut Jakob genau dasRichtige: Er lt den Herrn nicht los. Und als der Herr seineHfte anrhrt, da sie ber dem Ringen verrenkt wird, dahngt er sich dem Herrn einfach an den Hals und sagt: Ichlasse dich nicht, du segnest mich denn." Das ist die eigentliche und tiefste Christenerfahrung: Vor demGericht des Herrn gibt es nur eine einzige Zuflucht nmlichbei dem Herrn selber bei dem Herrn, der unsere Snde hin-aufgetragen hat an das Kreuz. Der groe Ausleger Gottfried Daniel Krummacher sagt in einerPredigt ber diese Geschichte: Wie wird sich der Herr Jesusgefreut haben, als sich Jakob ihm an den Hals hngte undsagte: ,Ich lasse dich nicht!'" Und dann fhrt Krummacher fort:Solch ein Vertrauen htte ja Jakob gar nicht aufbringen kn-nen, wenn es der Herr nicht selbst in ihm gewirkt htte. Undso freute sich Jesus, wie der Glaube, den er in Jakob wirkte,mchtig wurde." Vor solchem Glauben gibt der Herr sich geschlagen und sagt:Du hast mit dem Gottmenschen gekmpft und bist obge-legen." 24 Ein Mann, dem seine Einsamkeit Not macht Und er blieb allein/' Gewi, Jakob htte es nicht ntig gehabt, allein zu sein. Erhatte viele treue Knechte. Er hatte Frauen und Kinder. Die hatteer selber weggebracht. Das gehrt gerade zu der Anfechtung der Angst, da da keinMensch uns beistehen kann. Was htten ihm seine Angehri-gen auch sagen knnen in dieser Stunde? Ja, wenn er mittenunter Menschen gestanden htte, wre er doch allein gewesen.Es luft manch einer durch belebte Grostadtstraen, wo esvon Menschen wimmelt, und ist doch todeinsam mit seinerAngst. Jakobs Herz schrie nach einem Menschen und doch konnteer Menschen jetzt nicht brauchen. Das klingt paradox und istdoch die Erfahrung, die wir immer wieder machen. Aber dem Jakob wurde geholfen. Als die Sonne aufging, sahsie einen glcklichen Mann, der bekannte: Meine Seele ist ge-nesen." Wie gesegnet sind solche Stunden, wo unser einsames Herz mitdem Herrn allein ist ! Auch wenn der Herr sich zuerst als Feindstellte Jakob war doch nicht mehr allein. Der Herr war da.Jesus-Jnger versinken nicht in der Einsamkeit. Sie erfahren:Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende." Aber wir wollen noch auf folgendes hinweisen: Jakob wreverloren gewesen, wenn er hier nur einen allgemeinen Gottes-glauben gehabt htte. Der Sohn war es, der ihn errettete. Jesusist der von Gott gesandte Helfer in der Angst der Einsamkeit ! Jakob hat auch dem Herrn nicht nur ein dumpfes Sehnen ent-gegengebracht, sondern ein klares Gebet um Errettung. Nichtsgegen schne agendarische Gebete! Aber ein Herz ist verloren,das sich nicht dem Herrn an den Hals werfen und zu ihmschreien kann wie Jakob. Und auch das ist wichtig: In dieser Stunde halfen dem Jakobnicht die Erinnerungen an frhere Durchhilfen. Unser Lebenbraucht die bestndige neue Erfahrung der Gnade des Herrn. Wohl uns, wenn aus allen dunklen Nchten am Ende das Be-kenntnis herauskommt: Meine Seele ist genesen." Ich lag intiefer Todesnacht, / du wurdest meine Sonne." 25 Der massive Generalsturm 1. Mose 39,7-18: Und es begab sich nach dieser Geschichte, da seines HerrnWeib ihre Augen auf Joseph warf und sprach: Schlafe beimir! Er weigerte sich aber und sprach zu ihr: Siehe, meinHerr nimmt sich keines Dinges an vor mir, was im Hauseist, und alles, was er hat, das hat er unter meine Hndegetan, und hat nichts so Groes in dem Hause, das er vormir verhohlen habe, auer dir, indem du sein Weib bist.Wie sollte ich denn nun ein solch gro bel tun und widerGott sndigen? Und sie trieb solche Worte gegen Josephtglich. Aber er gehorchte ihr nicht, da er nahe bei ihrschliefe noch um sie wre. Es begab sich eines Tages, daJoseph in das Haus ging, sein Geschft zu tun, und warkein Mensch vom Gesinde des Hauses dabei. Und sie er-wischte ihn bei seinem Kleide und sprach: Schlafe beimir! Aber er lie das Kleid in ihrer Hand und floh undlief zum Hause hinaus. Da sie nun sah, da er sein Kleidin ihrer Hand lie und hinaus entfloh, rief sie das Gesindeim Hause und sprach zu ihnen: Sehet, er hat uns denhebrischen Mann hereingebracht, da er seinen Mutwil-len mit uns treibe. Er kam zu mir herein und wollte beimir schlafen; ich rief aber mit lauter Stimme. Und da erhrte, da ich ein Geschrei machte und rief, da lie ersein Kleid bei mir und floh und lief hinaus. Und sie legtesein Kleid neben sich, bis sein Herr heimkam, und sagte zuihm ebendieselben Worte und sprach: Der hebrischeKnecht, den du uns hereingebracht hast, kam zu mir her-ein und wollte seinen Mutwillen mit mir treiben. Da ichaber ein Geschrei machte und rief, da lie er sein Kleidbei mir und floh hinaus. Ein glcklicher junger Mann Unsere Geschichte handelt von Joseph, dem Sohne des Jakob.Das erste, was wir von diesem jungen Mann hren, ist, dasein Vater eine besondere Liebe zu ihm hatte. Und dann wirderzhlt, er habe mit seinem Vater besprochen, wo ein bsesGeschrei gegen seine Brder war". Man hat aus diesen Stelleneine Altersschwche bei Jakob herauslesen wollen und einenmoralischen Hochmut des Joseph. Ich bin berzeugt, da das eingewaltiges Miverstndnis ist. Jakob war ein geisterfllter 26 Knecht Gottes. Joseph war damals der einzige von seinen Sh-nen, der in den Fustapfen des Vaters ging. Kein Wunder, dazwischen ihnen eine besondere Verbundenheit herrschte undda sie gemeinsam trauerten um die Abwege der anderen Sh-ne Jakobs. Aus seinem Geborgensein beim Vater wurde Joseph rauh her-ausgerissen durch seine Brder. Er wurde als Sklave nachgypten verkauft und gelangte in das Haus eines reichen undhochgestellten gypters, Potiphar. Es mu etwas Besonderesum diesen jungen Freund Gottes gewesen sein; denn Potipharvertraute ihm allmhlich sein ganzes Hauswesen und alle seineGeschfte an. So knnen wir von Joseph das Paradoxe sagen: Er war sehrunglcklich als ein Sklave, der aus dem Vaterhaus gerissen war und er war sehr glcklich, weil er ein Freund Gottes war.Unsere Textgeschichte beginnt mit den Worten: Und der Herrwar mit Joseph, da er ein glcklicher Mann ward." Und gleichnach unserer Textgeschichte, wo wir den Joseph in noch gre-rem Elend finden, heit es wiederum: Aber der Herr war mitihm und neigte seine Huld zu ihm." Die Antenne Joseph lebte in einer vllig heidnischen Umgebung. Es ist ein-fach wunderbar, da dieser junge Mann trotzdem so unbeirrtseinen Weg ging. Das hatte seinen Grund. Er hatte eine An-tenne fr die Stimme Gottes : das wache Gewissen. Die heidnische Umwelt fragte damals und fragt heute nur so:Was bringt mir Lust? Und was bringt mir Nutzen?" GottesKinder aber haben eine andere Richtschnur fr ihr Leben. IhrGewissen fragt: Was will Gott von mir?" Man kann sein Gewissen betuben und abtten. Man kannsich auch nicht auf sein Gewissen allein verlassen; denn daskann schrecklich irren. Ich denke daran, wie in vergangenerZeit die frchterlichsten Dinge getan wurden unter der Parole:Ich mu doch meine Pflicht tun." Da sprach das irrende Ge-wissen. Gottes Kinder haben ihr Gewissen gebunden an Gottes Wortund Willen. Luther hat erklrt: Mein Gewissen ist gefangenin Gottes Wort." So htte schon Joseph sagen knnen. Undnur wo es so steht, kann man seinen Weg durch diese Weltfinden. 27 Wie wichtig ist es fr wiedergeborene Gotteskinder, da sie ihrGewissen in Ordnung halten: da sie nicht mit einer klar er-kannten Snde Frieden schlieen; da sie vor dem Herrn tg-lich ihre Snden bekennen und sich im Blute Jesu reinigen las-sen. So ein vershntes Gewissen bringt Friede und Freude imHeiligen Geist. Der massive Generalsturm Satan frchtet die Leute mit dem zarten Gewissen, das an Got-tes Wort gebunden ist; denn sie sind die eigentlichen Repr-sentanten des Reiches Gottes auf Erden. Sie richten mit ihremganzen Leben ein Zeichen auf dafr, da es einen schmalenWeg zum Leben gibt. Sie schwimmen gegen den Strom underinnern daran, da Gott wirklich lebt. Darum versucht Satanganz massiv, sie dazu zu berreden, gegen ihr Gewissen zuhandeln. Es ist interessant, da Satan hier gar nicht zart und vorsichtigvorgeht, wie etwa bei der Versuchung Jesu, wo er mit Bibel-sprchen kommt. Er wendet sich ganz brutal an die Neigungender gefallenen Natur. Dabei hat er einige Spezialgebiete: dasGeld, damit hat er Achan und Ananias zu Fall gebracht; denAlkohol und die Sucht nach Betubung, damit hat er den Noahangefochten; die Sexualitt und das Triebleben, damit versuchter es hier bei Joseph, damit hat er den David in groe Not ge-bracht; und den Krach mit dem Nchsten, der zu unserer bungneben uns steht. Sogar Paulus und Barnabas kamen aneinander.Und von den Jngern wird erzhlt, da sie zankten, wer derGrte unter ihnen sei. Satan macht einen Generalsturm auf die Glubigen, um sie zuFall zu bringen. Aber seine Absicht dabei ist, sie im Fall fest-zuhalten und sie zu zwingen, gegen ihr Gewissen weiter-zuleben. Wie viele Menschen, ja auch wie viele Christen le-ben so. Die Gefhrlichkeit des Angriffs Die Frau des Potiphar sagt hemmungslos zu Joseph: Schlafebei mir." Dieser massive Angriff ist darum so gefhrlich, weiler auf einen Vulkan im Herzen trifft. Der Herr Jesus hat ge-sagt und er ist der, von dem geschrieben steht: Er wutewohl, was im Menschen ist" : Denn von innen, aus demHerzen der Menschen, gehen heraus bse Gedanken: Ehebruch,Hurerei, Unzucht..." 28 Man knnte fast sagen, wenn es keinen Heiland gbe: Satanbringt die Kinder Gottes durch solch einen Angriff so oder sozu Fall. Entweder geben sie dem Ansturm nach wie Davidund kommen in groe Gewissensnot. Oder es kommt zu einerVerdrngung", von der die Psychologen heute viel zu sagenwissen. Wir wissen alle von solchen Angriffen Satans. Und wir wissen,da er neben dem massiven Angriff sehr feine Entschuldigun-gen an die Hand gibt. Etwa die, da man ja unter der Gnadeund nicht unter dem Gesetz stehe. Oder man erklrt, Gott habeeinem nun einmal einen schwachen und labilen Charakter ge-geben. Und wem wenig gegeben sei, von dem werde ja auchwenig gefordert. Wie Joseph geholfen wurde Ich bin berzeugt, da diese Stunde der Anfechtung fr Josephsehr hart war. Er lebte in einer Welt, in der man den Ehebruchnicht schwernahm und in der die Snde auf geschlechtlichemGebiet gewissermaen normal war. Und wir haben eine fataleNeigung, uns der Umwelt anzupassen, wenn es uns angenehmist. Dazu kam, da Joseph ein junger Mann war, der etwaswute von der Not des Triebes. Und nun stand hier eine ge-pflegte, elegante junge Frau vor ihm, die ihm offenbar mitleidenschaftlicher Liebe zugetan war. Ja, man sollte wirklichdenken, da dieser einsame junge Mann diesem massivenGeneralangriff Satans erliegen mute. Doch nun erlebt er das Wunder der Gnade, da es nicht ge-schieht. Spter heit es von Joseph: Der Herr war mit ihmund neigte seine Huld zu ihm." Nun, dies Wort knnte eben-sogut mitten in unserer Textgeschichte stehen. Denn es istwirklich Gnade Gottes, wenn er uns in solchen Anfechtungs-stunden bewahrt. Ja, wir wollen hier einfgen, da es sicherlich ganz besondersgefhrliche Tage in unserem Leben gibt. Im 6. Kapitel desEpheserbriefes, wo der Paulus die Christen ermahnt, die volleGlaubensrstung anzuziehen, sagt er: ... auf da ihr an dembsen Tage Widerstand tun und alles wohl ausrichten und dasFeld behalten mget." Solch einen bsen Tag" erlebt Joseph.Aber der Herr hat ihn gerstet mit dem Schild des Glaubens"und dem Helm der Hoffnung zur Seligkeit". Und so bleibter Sieger. Wir wrden allerdings besser sagen: So bleibt derHerr Sieger in Joseph. 29 Wir wollen gut darauf achten, wie Joseph der Frau antwortet.Er schilt sie nicht: O du schlechtes Weib!" Er setit sich nichtauf einen moralischen Richterthron. Er lt es geradezu offen,ob die Anfechtung ihn nicht auch bis ins Herz getroffen hat.Er sagt: Wie sollte ich denn nun ein solch gro bel tun undwider Gott sndigen?" Hier sind drei Dinge wichtig. a) Er nennt das, was so verlockend aussieht, Snde. Er setzt dem brutalen Angriff Satans ebenso brutal das WortSnde" entgegen. Er macht aus der versuchlichen Stunde nichtein Schferidyll, sondern er nennt die Sache mit dem Namen,den Gott ihr gegeben hat : Snde. b) Er stellt sich in das helle Licht des gegenwrtigen Gottes. Es wird hier offenbar, da Joseph sich darin eingebt hat, vorGottes Augen zu wandeln. Es ist mir immer ein wenig gefhr-lich vorgekommen, wenn man Kinder das Lied lernen lie: Indem Himmel ferne..." Die Bibel sagt nicht so. Sie sagt: Erist nicht ferne von einem jeglichen unter uns." Und: Von allenSeiten umgibst du mich." Das hat Joseph gewut. Und weil ersich darin eingebt hat, vor den Augen dieses nahen Gottes zuleben, konnte er diese Stellung in der Stunde der Anfechtungbehalten. c) Er spricht den Namen des geoffenbarten Gottes aus. Fr uns ist dies der Name Jesus". Es ist eine Erfahrung, dieChristen immer wieder gemacht haben, da das bloe Nennendes Namens Jesus" den Angriff Satans abstoppte. Er ertrgtdiesen Namen nicht. Das Aussprechen dieses Namens schaffteine neue Atmosphre. Die Zermrbung Unsere Vter sagten: Und ist ein Kampf wohl ausgericht't,das macht's noch nicht..." In unserem Text heit es: Und dieFrau trieb solche Worte gegen Joseph tglich." Was Satan beim Generalsturm nicht erreicht, versucht er oftdurch Zermrbung zu gewinnen. Jesus-Jnger mssen die Stra-tegie des Feindes kennen. Gegen diese Zermrbung hift nurein Leben im Wort Gottes und ein regelmiges Beten. 30 Die Flucht Satan versucht noch einmal einen massiven Generalangriff aufJosephs Gewissen. Das war in jener schwlen Stunde, wo dieFrau nach seinem Gewand griff. Hier hat Joseph es gehaltennach dem Wort Salomos: Fliehe vor der Snde wie vor einerSchlange." Paulus sagt: Fliehe die Lste der Jugend." Dieser letzte Schritt hat die Liebe der Frau in glhenden Haverkehrt und Joseph in schreckliche uere Not gebracht. Abereben da heit es : Aber der Herr war mit ihm und neigte seineHuld zu ihm." Und diese Huld ist fr Kinder Gottes immersehr viel mehr wert als die Huld der Welt. 31 Ein geplagter Mann 4. Mose 20,2-12: Und die Gemeinde hatte kein Wasser, und sie versammel-ten sich wider Mose und Aaron. Und das Volk hadertemit Mose und sprach: Ach, da wir umgekommen wren,da unsere Brder umkamen vor dem Herrn! Warum habtihr die Gemeinde des Herrn in diese Wste gebracht, dawir hier sterben mit unserm Vieh? Und warum habt ihruns aus gypten gefhrt an diesen bsen Ort, da mannicht sen kann, da weder Feigen noch Weinstcke nochGranatpfel sind und dazu kein Wasser zu trinken? Moseund Aaron gingen von der Gemeinde zur Tr der Httedes Stifts und fielen auf ihr Angesicht, und die Herrlich-keit des Herrn erschien ihnen. Und der Herr redete mitMose und sprach: Nimm den Stab und versammle dieGemeinde, du und dein Bruder Aaron, und redet mit demFels vor ihren Augen; der wird sein Wasser geben. Alsosollst du ihnen Wasser aus dem Fels bringen und die Ge-meinde trnken und ihr Vieh. Da nahm Mose den Stabvor dem Herrn, wie er ihm geboten hatte. Und Mose undAaron versammelten die Gemeinde vor den Fels, und ersprach zu ihnen: Hret, ihr Ungehorsamen, werden wireuch auch Wasser bringen aus diesem Fels? Und Mose hobseine Hand auf und schlug den Fels mit dem Stab zwei-mal. Da ging viel Wasser heraus, da die Gemeinde trankund ihr Vieh. Der Herr aber sprach zu Mose und Aaron:Darum da ihr nicht an mich geglaubt habt, mich zu hei-ligen vor den Kindern Israel, sollt ihr diese Gemeindenicht in das Land bringen, das ich ihnen geben werde. Das war zuviel! Immer wieder mu man sich wundern, was die Bibel fr einaufrichtiges Buch ist, da sie mehr von den Snden der KinderGottes als von den Snden der Heiden spricht. Was ist denn da geschehen? Israel war vom Herrn durch eineherrliche Erlsung aus gypten gefhrt worden. Und nun wardas Gottesvolk auf dem Weg nach Kanaan. Hinter ihm lag dieherrliche Erlsung, vor ihm lag ein wundervolles Ziel. Genaudas ist auch die Lage der neutestamentlichen Gemeinde. Hinteruns liegt die wundervolle Erlsung, die auf Golgatha geschehen 32 ist. Vor uns liegt das himmlische Kanaan. Dazwischen liegt dieWanderung durch die Wste. Sollte Gottes Volk auf dieser Wanderung zwischen Erlsungund Ziel nicht erfllt sein von himmlischem Glanz? Ja, so solltees sein! Aber es ging bei Israel, wie es bei uns geht: Auf dieser Wan-derung wird dem Herrn und Erlser viel, viel Schande gemacht!'Und der Mann, durch den Gott das alttestamentliche Volkfhrte, war ber all dem ein geplagter Mann. Wieder einmal mute Mose erleben, da eine Not Israel vlligaus der Bahn warf. Sie hatten kein Wasser. Und nun murrtensie. Da ging Mose mit seinem Bruder Aaron zur Stiftshtte.Dort fielen sie vor dem Herrn auf ihr Angesicht. Und die Herr-lichkeit des Herrn erschien ihnen." Der Herr befahl Mose:Nimm deinen Stab und rede mit dem Fels vor den Augen derGemeinde. Er wird sein Wasser geben." Als die Gemeinde versammelt war, packte den Mose der Zorn.Und er schrie das Volk an: Werden wir auch Wasser bringenaus diesem Fels?" Und dann schlug er zweimal auf den Fels ein.Der Felsen gab sein Wasser. Und Israel konnte seinen Durststillen. Dem Mose aber sagte der Herr: Weil du mich nicht geheiligthast vor den Kindern Israel, sollst du diese Gemeinde nicht indas Land bringen, das ich ihnen geben will." Ein geplagter Mann Es wird uns in der Bibel bezeugt, da der Mose ein besondererFreund Gottes war. Das zeigte sich nun nicht darin, da derHerr ihn leichte Wege fhrte, sondern erstaunlicherweise da-durch, da der Herr besonders viel auf ihn legte. Israel litt Durst in der Wste. Durst ist eine furchtbare Qual.An dieser Not hat Mose bestimmt teilgehabt. Wir wissen alle, wie es unsere Soldaten emprt hat, wenn siean der Front Hunger und Durst leiden muten, whrend inden hheren Stben alles in Hlle und Flle vorhanden war.Es gibt ein bses Wort im Deutschen: die Bonzen". Damit willman sagen: Die, die uns leiten, tragen ja unsere Not gar nichtmit." Mose, der Freund Gottes, war bestimmt kein Bonze". Undwenn Israel Durst hatte, dann hat Mose vor allen andern dieseNot getragen. 33 Aber ihm war darber hinaus noch mehr auferlegt als derbrigen Gemeinde des Herrn: Die Not machte die Gemeindeunwillig. Und aus dem Unwillen kam sie in Torheit. Und alldies trichte Schimpfen traf Mose, den Freund Gottes.Im kleinen Ma haben wir Christen das sicher auch erlebt.Wir muten zum Beispiel die Bombenangriffe im Ruhrgebietgenauso notvoll durchstehen wie alle anderen Menschen. Aberauerdem traf uns all das lsterliche Reden: Wie kann Gottdas zulassen?" So wird es immer sein. Die Kinder Gottes tragen nicht nur dieNot der Welt mit, sondern sie sind auch wie Prellbcke zwi-schen den Herrn und die Lsterungen der Menschen gestellt.Und wer in der Gemeinde des Herrn ein Amt hat, der mu was besonders schwer ist die Torheiten in der Gemeinde auchnoch mittragen. Torheit in der Gemeinde des Herrn Im 4. Mosebuch wird uns das Reden des Volkes ausfhrlich erzhlt. Es lohnt sich schon, das nher zu betrachten. Da ist zunchst ein trichter Wunsch: Ach da wir umgekommen wren, da unsere Brder umkamen vor dem Herrn." Es ist wirklich ein trichter Wunsch. Denn wenn die Gefahr war, da sie umkamen, haben sie verzweifelt ihr Leben zu retten versucht. Ich hrte von einer lieben alten Christin, die immer seufzte:Ach wenn ich doch daheim wre beim Herrn!" Als sie einesTages Lungenentzndung bekam und ihre Kinder sagten:Mutter, nun wird dein Wunsch erfllt, da du heimgehendarfst" da rief sie verzweifelt: Aber nicht an dieser Lun-genentzndung ! !" Der Wunsch wird nicht klger dadurch, da sogar Prophetenwie Jeremia oder Jona ihn aussprachen. Wohl sollten die Jesus-jnger eine groe Sehnsucht nach dem himmlischen Kanaanhaben. Aber sie sollten auch wirklich lernen : Meine Zeit stehtin deinen Hnden." Weiter sehen wir in den Worten des Volkes eine Verach-tung der Gerichte Gottes: ...da unsere Brderumkamen vor dem Herrn." Sie denken an die Shne Aarons, die der Herr schlug, weil siefalsches Ruchwerk geopfert hatten. Sie denken an den Unter- 34 gang der Rotte Korah, die gegen das von Gott geordnete Hohe-priestertum meuterte. Sie denken an die vielen, die umkamen,als sie gegen Gottes Willen nach Kanaan eindringen wollten.Sie wissen genau, da dies alles Gerichte des Herrn waren. Ja,sie sprechen es selber aus mit dem Wrtlein vor dem Herrn".Und doch scheint ihnen dieser Tod jetzt erstrebenswert. Damitmachen sie deutlich, wie wenig furchtbar ihnen Gottes Gerichtesind. Auch das ist unter Kindern Gottes heute weit verbreitet, dadie Furcht Gottes verlorengegangen ist. Wer frchtet sich dennnoch vor der Hlle? ! Ferner sehen wir in den Worten Israels eine vllige Verken-nung der Tatsachen. Sie sagen zu Mose und Aaron:Warum habt ihr die Gemeinde des Herrn in diese Wstegebracht?" Als wenn Mose und Aaron das getan htten! Sie wuten dochgenau, da der Herr sie aus gyptenland gefhrt hatte. Wieverachteten sie hier die Fhrung ihres Herrn.Geht es nicht auch uns oft so? Als ich einst um meines Glau-bens willen ins Gefngnis kam, habe ich ein paar Tage langinnerlich gewtet gegen die Ungerechtigkeit der Menschen, diemir dies antaten. Erst als ich in der Bibel las, da ohne denWillen unseres himmlischen Vaters kein Haar von unseremHaupte fllt, lernte ich wieder glauben, da nicht Menschenmich in diese Lage gebracht hatten, sondern der Herr.Wir machen uns viel Not, wenn wir Menschen anklagen, wowir es doch mit dem Herrn zu tun haben.Weiter: In der Rede Israels sehen wir eine schreckliche Ver-achtung der Verheiungen: Warum habt ihr unsin diese Wste gebracht, da wir hier sterben?"Der Herr hatte ihnen deutlich gesagt, da er sie durch dieWste nach Kanaan fhren wolle. Nicht zum Sterben sollte esgehen, sondern zur Heimat. Wie verzerrt sich alles, wenn Kinder Gottes die Verheiungendes Herrn aus den Augen verlieren. Und zum Schlu: Sie erklren: Warum habt ihr uns ausgypten gefhrt an diesen bsen Ort, da weder Feigen nochWeinstcke noch Wasser sind?" Welch eine Vergelich-keit! War die Wste nicht der Ort, wo der Herr sich herrlich bezeugthatte unter seinem Volk? Wo er ihnen geholfen hatte gegenFeinde? Wo er sie fhrte auf ungebahnten Wegen? Wo er siewunderbar ernhrte? 35 Nicht umsonst heit es in einem Psalm: Vergi nicht, was erdir Gutes getan hat!" An all diesen Torheiten hatte Mose keinen Anteil. Um soschwerer war es fr ihn, diese Torheiten zu ertragen. Hier ist noch alles klar Mose antwortet nichts auf all die Reden, die ihn qulen. Ergeht ins Heiligtum und wirft sich vor dem Herrn auf seinAngesicht. Das ist wirklich eine geistliche Haltung. WievielNot machen wir uns oft dadurch, da wir auf Anwrfe odertrichte Reden vorschnell antworten, da wir uns selbst undGott verteidigen wollen. Von Hiskia wird erzhlt: Als der Knig von Babel ihm einenschrecklichen Drohbrief schrieb, ging er in den Tempel undbreitete den Brief vor dem Herrn aus. Beim Militr war eine feste Regel, da ein Soldat sich erstnach 24 Stunden beschweren durfte. Christen sollten auch im-mer 24 Stunden haben nicht um eine Sache zu berlegen,sondern um sie vor dem Herrn auszubreiten. Da wir dochhier von Mose lernen wollten! Die bse Stunde Nun tritt Mose im Auftrag des Herrn vor das Volk. Er stehtvor dem Felsen. In der Hand hlt er den Stab Gottes. Wenn erdoch hier nur auf den Herrn und seinen Auftrag gesehen htte !Statt dessen sieht er in die wtenden, verzagten und verbisse-nen Gesichter des Volkes. Und da geschieht es! Die Nervenreien ihm. Statt den Trost zu verkndigen, wie der Herr ihmgesagt hat (Der Felsen wird euch Wasser geben!"), hlt er demVolk gleichsam seine Snde vor in einem Augenblick, wo er kei-nen Auftrag dafr hat: Ihr Ungehorsamen! Wird auch der HerrWasser geben?" Dann reit ihn der Zorn fort, und er schlgtauf den Felsen ein. Das alles ist so verstndlich. Wir kennen solche Stunden, wodie Nerven reien. Und doch ist es schlimm, wenn ein KindGottes nicht mehr vom Geist Gottes regiert wird, sondern vonseinen Nerven, von seinem Zorn, von seinem rger. Das istSnde! Und Mose mu erfahren, da der Herr es als Sndeansieht. 36 Das Gericht In seinem Amt hat Mose gesndigt. Und nun besteht GottesGericht darin, da er dieses Amt nicht zu Ende bringen darf.Er darf Israel nicht nach Kanaan bringen. Er stirbt an derGrenze des verheienen Landes. Wie hart ist das ! Es zeigt unsunberhrbar, da der Herr die Snden seiner Kinder sehrernst nimmt. Und doch: Gerade an dieser Stelle leuchtet die Botschaft vomKreuz Jesu auf, in dem wir Vergebung der Snden habendrfen. Im Neuen Testament heit es: Der geschlagene Felswar Christus." Wir mchten hier nicht auf die groen Geheim-nisse dieses Wortes eingehen, sondern nur darauf hinweisen.Kinder Gottes sind es, die den Heiland immer wieder neukreuzigen. Aber Kinder Gottes drfen am Kreuz den Ort fin-den, wo man von Herzen Bue tun kann und wo man Gnadefindet! 37 ,Hat er mich gemeint ?" Richter 6,36-40 Und Gideon sprach zu Gott: Willst du Israel durch meineHand erlsen, wie du geredet hast, so will ich ein Fellmit der Wolle auf die Tenne legen. Wird der Tau auf demFell allein sein und die ganze Erde umher trocken, so willich merken, da du Israel erlsen wirst durch meine Hand,wie du geredet hast. Und es geschah also. Und da er desandern Morgens frh aufstand, drckte er den Tau ausvom Teil und fllte eine Schale voll des Wassers. UndGideon sprach zu Gott: Dein Zorn ergrimme nicht widermich, da ich noch einmal rede. Ich will's nur noch einmalversuchen mit dem Fell. Es sei allein auf dem Fell trockenund Tau auf der ganzen Erde. Und Gott tat also dieselbeNacht, da es trocken war aHein auf dem Fell und Tauauf der ganzen Erde. Vor einer groen Aufgabe Jahrelang wurde das Volk Israel durch die heidnischen Midia-niter bel geqult. Jedesmal, wenn sie gerade die Ernte vollen-det hatten, fielen diese mchtigen Stmme mit groer Heerscharins Land, plnderten und raubten und lieen Israel in groemElend zurck. Die Bibel sagt uns ganz klar, da dieser Jammer einen tiefenGrund hatte: Die Kinder Israel taten bel vor dem Herrn.Darum gab sie der Herr unter die Hand der Midianiter."Nachdem der Herr lange geschwiegen hat, greift er ein. Ermacht es, wie er es auch noch heute tut, wenn er seinem Volkaufhelfen will : Er beruft einen einzelnen Mann.Es ist merkwrdig, da der Herr nicht einen der groen oderklugen Leute in Israel beruft, sondern den Bauernsohn Gideon.Der sagt von sich selber: Siehe, meine Freundschaft ist diegeringste in Manasse, und ich bin der Geringste in meinesVaters Hause." Es gilt hier die Regel, die der Apostel Paulusim 1. Korintherbrief ausspricht: Was tricht ist vor der Welt,das hat Gott erwhlt, da er die Weisen zuschanden mache;und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwhlt, daer zuschanden mache, was stark ist; und das Unedle vor derWelt und das Verachtete hat Gott erwhlt und das da nichtsist, auf da er zunichte mache, was etwas ist, auf da sich vorihm kein Fleisch rhme/' 38 Der Gideon also bekommt den Auftrag: Du sollst die Midia-niter schlagen wie einen einzelnen Mann." Da stand dieserjunge Mann nun vor der unermelich groen Aufgabe. Wieeine unbersteigbare Mauer lag sie vor ihm. In derselbenLage waren die lieben Apostel, als der Herr Jesus ihnen befahl:Gehet hin in alle Welt und predigt das Evangelium allerKreatur/' Und in solche Lage werden auch wir je und dann gestellt. Dasind Aufgaben, fr die unsere Krfte und unser Verstand zuklein sind. Da sind Auftrge, vor denen uns graut.Nun hatte der Gideon allerdings eine wundervolle Verheiungbekommen: Ich will mit dir sein." Mit dieser Verheiungkann man wie David sprechen: Mit meinem Gott kann ichber die Mauern springen." Die Anfechtung Mit groer Freudigkeit hat Gideon die Sache begonnen. Inkurzer Zeit hat sich eine Heerschar um ihn gesammelt. Aberdort im Heerlager kommt die Stunde der Anfechtung. Von zwei Seiten her kommt die Anfechtung auf Gideon zu.1. Sein Gewissen wird unruhig und fragt: Bist du dennganz sicher, da der Herr auf deiner Seitesteht und da du auf seiner Seite bist?" Ich denke mir, da der Teufel ihm in dieser Stunde alle mg-lichen Dinge aus seiner Vergangenheit vorgehalten hat. Warennicht in seines Vaters Haus zwei groe Gtzenbilder gewesen?Hatte sich der junge Mann nicht auch an diesem Gtzendienstbefleckt? Und als der Herr ihm befohlen hatte, er solle dieGtzenbilder umstrzen, da hatte er sich vor den Menschengefrchtet und den Befehl heimlich bei Nacht ausgefhrt.Da wird der Teufel wohl hohnlachend gesagt haben: Meinlieber Gideon, das ist gar nicht sicher, ob unter solchen Um-stnden der Herr noch mit dir ist! Wie oft hat er von seinemunauslschlichen Zorn gegen alles heidnische Wesen gespro-chen ! Woher in aller Welt willst du wissen, da sein Zorn nichtber dir ist?" Tersteegen hat das in einem Liedvers wundervoll ausgespro-chen, was im Herzen des Gideon vorgeht: Wenn mein Ge-wissen zagen will / vor meiner Sndenschuld ..."So kann Gideon nicht weitermachen. Er mu wissen, ob er aufdie Seite des Herrn gehrt. Er mu es ganz gewi wissen, obseine Snden vergeben sind. Das ist sehr wichtig fr uns. 39 Die Gemeinde des Herrn besteht ja nicht aus Leuten mit reli-gisen Gefhlen". Sie besteht aus Leuten, die sein Eigentumsind und es auch wissen. Man mu es bis zum Schwren gewiwissen, ob man mit Gott in Ordnung ist. Sehen wir nur einmaldas Neue Testament an! Von der Pfingstpredigt des Petrus anspielt das Wrtlein gewi" eine ganz groe Rolle im Zeugnisder Apostel. Erst dann steht es richtig mit einem Menschen,wenn er durch den glubigen Aufblick auf das Kreuz JesuChristi und durch das Zeugnis des Heiligen Geistes vlligeHeilsgewiheit gefunden hat. Nur der kann den Dienst Gottesrichtig ausrichten, der bekennen kann: So gewi wie die Sonneam Himmel dort prangt, /so gewi hab ich Snder Vergebungerlangt." 2. Noch eine andere Anfechtung kommt auf den Gideon zu. Erwird auf einmal unsicher, ob ausgerechnet er die-sen Kriegszug fhren soll. Kinder Gottes knnengroe Aufgaben, welcher Art sie auch seien, nur dann getrostanpacken, wenn sie ganz gewi wissen : Der Herr hat mir dieseAufgabe gestellt. Es gibt eine feine Geschichte von dem bedeutenden MissionarNommensen, der als erster in das Innere der indonesischenInsel Sumatra vordrang und dort ein gewaltiger Zeuge JesuChristi wurde. Als er zum erstenmal im Tal Silindung in ein groes Dorf kam,schleppten die Radjas, die Huptlinge des Volkes, den jungenWeien in das Versammlungshaus. Dort erklrten sie ihm:Unsere Adat (das von den Vtern berkommene heiliggehal-tene Gesetz) erlaubt nicht, da ein weier Mann unter unswohnt." Darauf erklrte Nommensen gelassen: Das mag sein.Aber der groe Tuan (Herr) Jesus hat mich zu euch gesandt.Darum mu ich hierbleiben." Nun gab es tagelange Verhand-lungen. Der Hhepunkt kam, als ein wilder Kerl aufsprangund mit drohender Anzglichkeit zu Nommensen sagte : Wennein Mann ein Reiskorn auf die Strae wirft werden nichtdie Hhner das Reiskorn aufpicken?" Da sah ihn Nommensenruhig an und erklrte: Wenn der Mann, der das Reiskornauf die Strae geworfen hat, die Hhner wegscheucht, werdensie das Reiskorn nicht aufpicken." Nommensen wute genau: Die einzigen weien Mnner, zweienglische Missionare, die vor ihm ins Innere Sumatras gekom-men waren, waren erschlagen und aufgefressen worden. Trotz-dem sprach er so. So konnte nur einer reden, der seines Wegesvor Gott ganz gewi geworden war. 40 Als einmal eine groe Evangelisation vorbereitet wurde, ver-loren pltzlich mitten in den Vorbereitungen die Brder denMut. Es schien ihnen doch unmglich zu sein, in ihrer Stadtsolch eine umfassende Evangelisation durchzufhren. Damischte sich auf einmal ein anwesender Theologieprofessor insGesprch und sagte mit groem Nachdruck: Glaubet ihr nicht,so bleibet ihr nicht! Wir haben im Glauben diese Sache alsAuftrag von Gott bernommen. Nun drfen wir nicht zurck-weichen." Ja, man mu seiner Sache gewi sein, wenn man groe Auf-gaben bernehmen will. Es gibt so viele mde Christenleute und verkrachte christlicheUnternehmungen, weil man das in der heutigen Christenheitviel zu wenig beherzigt. Der junge Gideon wute um diese Sache. Und darum konntedie Anfechtung ihn berfallen: Bin denn ich unerfahrenerMann wirklich berufen, diesen Kriegszug zu fhren? Vielleichthabe ich mir alles nur eingebildet. Vielleicht habe ich den Herrnfalsch verstanden. Ja, ich mu ihn falsch verstanden haben;denn ich verstehe ja gar nichts von der Kriegskunst. Fr dieVernunft ist dieser Kriegszug berhaupt eine Unmglichkeit;denn die Midianiter sind uns ja gewaltig berlegen."Das waren die beiden Anfechtungen des Gideon. Und es sindgenau die Anfechtungen, die einen jeden berfallen, der seinLeben dem Herrn geweiht hat und ihm dienen will. Stille im Lrm Mitten im Heerlager steht das Zelt des Feldherrn Gideon. Wirhren in dem Bericht das Schmettern der Kriegsfanfaren, dasKlirren der Waffen, das Eilen der Kuriere. Wir knnen unsdenken, da Gideon unendlich ausgefllt ist mit der Aufstel-lung eines Heeres, mit der Beschaffung von Waffen, mit Ver-pflegungsfragen. Es ist wunderbar, da uns von all dem nichts erzhlt wird. Da-gegen wird uns berichtet: Und Gideon sprach zu demHerrn ..." Er sagt nicht: In dieser berflle von Arbeit habeich keine Zeit zum Gebet." Er spricht vielmehr: Weil so vielauf mich eindringt, dem ich nicht gewachsen bin, darum muich mir in der Stille vor dem Angesicht Gottes Kraft und Weg-weisung holen. Vor allem aber mu ich gewi werden, ob ichwirklich dem Herrn gehre und ob ich berufen bin, seinenDienst zu tun." 41 Das sind die gesegneten Leute, die mitten im Lrm des LebensJesu Wort wahr machen: Gehe in dein Kmmerlein undschliee die Tr und bete zu deinem Vater im Verborgenen." Der Herr schenkt Gewiheit Der Herr hat dem Gideon sein fast unverschmtes Bitten umseltsame Zeichen, sein immer erneutes Fragen nicht belge-nommen. Im Gegenteil! Er ist darauf eingegangen. Und damitmacht er deutlich, da er gern Leute hat, die Gewiheit habenwollen. Wir haben ein neutestamentliches Gegenstck zu dieser Ge-schichte: Das ist der Bericht von Thomas, der die Auferstehungnicht glauben wollte. Auch diesem Mann hat Jesus zu froherund fester Gewiheit verholfen. Man kann oft Auslegungendieser Geschichte hren, in denen der unglubige Thomas"gleichsam getadelt wird. Nun htte Thomas gewi um die Auf-erstehung wissen knnen, da Jesus sie vorher verkndigt hatte;aber es ist doch wohl so, da man den Sinn dieser Geschichteverkennt, wenn man Thomas hier in ein schlechtes Licht stellt.Das sind nicht die schlechtesten Christen, bei denen es durchviele Fragen und Zweifel geht, bis sie endlich, vllig berfhrt,bekennen: Mein Herr und mein Gott." Gideon verfiel auf eine merkwrdige Sache, um zu Gewiheitzu kommen. Er fordert Zeichen vom Herrn. Dieser Weg istuns im Neuen Bunde verwehrt. Wir haben grere Zeichen, andenen uns die Gewiheit geschenkt wird. Unsere Zeichen sindKreuz und Auferstehung Jesu und das Zeugnis des HeiligenGeistes. 42 Das schwache Herz Richter 16,4: Darnach gewann Simson ein Weib Heb am Bach Sorek, die hie Delila. Der auserwhlte Streiter des Herrn Es ist keine Frage: Der Simson ist fr viele Menschen eineanstige Gestalt. In seinem Leben sind sehr dunkle Stellen.Und die Feinde der Bibel haben oft mit Hohnlachen auf diesedunklen Stellen hingewiesen und gesagt: So sehen also dieMnner Gottes aus ! Es ist ein Zeichen fr die ganz groe Wahrhaftigkeit der Bibel,da sie solche dunklen Stellen nicht einfach verschweigt undverdeckt. Aber wir mssen zunchst einmal festhalten: Simson ist derGeliebte Gottes. Die Richter werden in der Bibel auch Hei-lande" genannt. Und so sehen wir auch im Leben des SimsonZge, die ihn zum Vorbild des Herrn Jesus machen. Er richtetdas Volk Gottes. Er fhrt den Streit des Herrn. Wie Jesus wirder vor seiner Geburt schon angekndigt durch einen Engel desHerrn. Und der Herr ist mit ihm im Streite. So wollen wir daran festhalten: Simson gehrt zu den ganzgroen Gottesknechten. Das schwache Herz Simson war ein gewaltiger Streiter. Es wird uns erzhlt, daer einen Lwen, der ihn anfiel, mit seinen bloen Fusten zer-rissen hat. Und als er in einer Stadt eingeschlossen war, hob erdie Stadttore aus ihren Angeln und trug sie weg. Ja, er warein starker Mann in der Kraft Gottes. Aber das Herz ! Ich meine jetzt nicht, da er herzkrank war undnach Bad Nauheim mute, um sich zu kurieren. Was wir mitder Schwachheit des Herzens meinen, ist in dem Wort ausge-sprochen: Da gewann er ein Weib lieb am Bach Sorek."Es wird frher schon einmal erzhlt, da er ein Mdchen derPhilister zu Thimnath liebgewann. Nun ist im Wort Gottesimmer sehr deutlich ausgesprochen, da die Mnner Israelssich nicht vermischen sollten mit den Frauen der Heiden. Manmu nur einmal lesen, welch ein Entsetzen den Schriftgelehrten 43 Esra befallen hat, als er hrte, da fhrende Mnner in Israelheidnische Frauen geheiratet hatten. So knnten wir bei dieserersten Liebesgeschichte des Simson schon Zweifel anmelden,wenn da nicht ausdrcklich stnde: Es war vom Herrn, denner suchte Ursache gegen die Philister." Darum mssen wir dieseerste Geschichte ausscheiden bei unserer Betrachtung. Bei derDelila aber steht nicht mehr: Es war vom Herrn." Hier be-trog den Simson sein eigenes Herz. Wir mssen auf das Wrtlein darnach" achten. Was geht dennvoraus? Da wird vorher schon eine sehr trbe Geschichte er-zhlt, wie Simson zu einer leichtsinnigen Frau in Gaza gingund sich mit ihr einlie. Hier war der wunde Punkt im Lebendes Simson. Er hatte viele Kmpfe des Herrn ausgefochten,aber den Kampf um Reinheit hat er nicht ernstlich aufgenom-men. So gert er in diese schlimme Sache in Gaza. Und dar-nach" fllt er der Delila in die Finger, die ihn verrt, dummmacht, betrgt und schlielich an die Philister ausliefert. Es wird hier deutlich, wie es mit der Snde ist. Zuerst spieltman mit ihr, und dann fesselt sie uns und macht uns un-glcklich. Das Wrtlein darnach" kann auch noch etwas anderes heien.Es weist gleichsam auf all die frheren groen Taten, die Sim-son im Namen des Herrn getan hat. Es wird uns erzhlt, wieSimson mit einem Eselskinnbacken tausend Mann der Philisterschlgt. Da hren wir von einem vollmchtigen Gebet Simsons,der verschmachtend in der Wste liegt; und dann ffnet ihmder Herr selber einen Brunnen. Und darnach" gewann er einWeib lieb am Bach Sorek. Es ist eine alte Erfahrung aller Christen, da nach besonderenSegenserfahrungen das Herz leicht sicher wird und der Teufelbesonders auf dem Plane ist. Und der Teufel kennt unsereschwachen Stellen. Das Gebiet des Geschlechtlichen ist eine be-liebte Einbruchstelle Satans namentlich in unserer Zeit. Der moderne Mensch tut, als wenn fr ihn heute ganz neueOrdnungen und Gesetze glten auf diesem Gebiet des Ge-schlechtlichen. Man tut, als habe die Keuschheit Gefahren imGefolge. Man redet von Verdrngungen und solchen Dingen.Man rhmt sich, da man frei und natrlich sei. Und dochzeigt gerade unsere Zeit, wie notvoll alles wird, wenn man dieklaren Ordnungen Gottes verlt, der eine reine Jugend undeine Ehe in Treue fordert. Aber wir sind eben Kinder unserer Zeit. Und darum wird inder Gemeinde Jesu Christi die Anfechtung Simsons nur allzu- 44 gut verstanden werden. Er gewann ein Weib lieb." Wer kanndenn gegen sein eigenes Herz?! Hier mute Simson erschreckenund den Herrn bitten: Fhre du die Sache meiner Seele!"Es ist mir immer gro gewesen, da der Apostel Paulus sagt:Der Friede Gottes bewahre eure Herzen und Sinne." DerFriede Gottes mu wie eine Mauer uns abschirmen gegen dieVersuchungen durch Delila und vor den dunklen Dingen, dieaus dem eigenen Herzen aufsteigen. Nach innen und nachauen mssen wir abgeschirmt werden. Und der Herr will estun. Aber man mu sich ihm in die Hand geben.Er gewann ein Weib lieb." Wie wichtig ist das Gebet: Liebe,zieh uns in dein Sterben! / La mit dir gekreuzigt sein, / wasdein Reich nicht kann ererben ..." Es ist schrecklich zu sagen: Der Streiter Gottes Simson ist derAnfechtung erlegen. Und weil gerade Knechte Gottes nicht un-gestraft sndigen drfen weil das Gericht anfngt am Hausedes Herrn , darum begann hier fr den Simson ein furcht-barer Schmerzensweg. Mit ausgestochenen Augen lag erschlielich gefesselt in einer Kerkerzelle im Philisterland. Habt nicht lieb die Welt!" Wir mssen ja diese Geschichten des Alten Testaments rechtgeistlich verstehen. Israel ist das Volk Gottes. Durch die Phi-lister ist die Welt" dargestellt, die ohne Gott stark, stolz undmchtig ist. Delila war ein Stcklein dieser Welt.Es wird nicht gesagt, da Simson die Philister liebgewonnenhtte. Nur die Delila ! Aber dieses kleine Stcklein brachte ihnzu Fall. Wenn die Bibel uns zuruft: Habt nicht lieb die Welt!", dannwird uns das Wort verstndlich gemacht durch die Simson-geschichte. Es kann sein, da ein Gotteskind sich wirklich fern-hlt von dem Geist dieser Welt. Es hat keinen Teil an denZechgelagen und Karnevalsveranstaltungen. Es ist nicht ver-wickelt in Betrugsgeschichten und htet sich vor Streit. Es ver-steht wirklich das Bibelwort: Habt nicht lieb die Welt!" Eswei um die Gefhrlichkeit der Welt. Und doch! Ein kleines Stcklein dieser gefallenen Welt wird ihmzur Delila. Ich kenne viele alte Leute, die im Geiste wandelten.Aber als sie alt wurden, ergaben sie sich dem Sorgengeist. Die-ses Sorgen um die irdischen Dinge wurde ihre Delila ... Ichmchte jetzt hier nicht alles aufzhlen, was uns zur Delilawerden kann. 45 Es hat mir einst tiefen Eindruck gemacht, als ich in der Lebens-beschreibung des gesegneten Professors Kahler folgendes las : Kahler war ein Dichter und hat eine Reihe wirklich schnerGedichte hinterlassen. Als junger Mann hat er eine Sammlungbesonders feinsinniger Verse in einem Lederbndchen gesam-melt. Daran hat sein Herz sich immer neu ergtzt. Doch einesTages hat er diesen Band genommen und ins Feuer geworfen,weil er begriff: Hier ist eine Bindung, die Gott nicht gefllt. Esist sicher etwas Wertvolles untergegangen mit diesen Versen.Aber wir knnen wohl den Versuchungen nicht widerstehen,wenn wir nicht je und dann so radikal werden. In einem Liedervers heit es, es sei gleichgltig, ob die Weltuns an einem Halme oder an einer Kette halte. Nun, es gehtmeist so, da sie uns zuerst an einem Halm hlt. Simson ge-wann Delila lieb." Das war ein kleiner Halm. Aber aus diesemHalm wurde eine frchterliche Kette. Ich kenne einen Mann, der eine kleine Reiberei mit einem Kol-legen hatte. Weil er nach seiner Meinung im Recht war, wurdeaus der Reiberei ein rechtschaffener Krach. Und dann wurdees so, da der Mann immerzu nur noch ber die Bosheiten sei-nes Gegners nachdenken konnte. Aus dem Halm wurde eineKette. Von Tersteegen gibt es ein kstliches Werk, das Blumengrt-lein". Darin sind allerlei geistliche Ratschlge in Versform auf-geschrieben. Dort fand ich auch einen Vierzeiler zu unseremThema. Er lautet: Ach, nicht zu weit, ach, nicht zu nah! / Traunichts der argen Delila ! / Bleib stehn im Geist, gefat und mun-ter, / sink nicht in die Natur hinunter !" Habt nicht lieb die Welt!7' mahnt die Bibel. Im Groen leuch-tet uns das wohl ein, wenn wir den Geist Gottes empfangenhaben. Aber die einzelnen Dinge, die uns zur Delila werden!Im Hohenlied Salomos heit es: Fanget uns die Fchse, diekleinen Fchse, die die Weinberge verderben !" Du luterst uns durch heies Leiden . . ." So steht es in der Umdichtung des 66. Psalms von Jorissen.Das ist die Erfahrung der Kinder Gottes. Und diese Erfahrungmute auch Simson machen. Sein Weg fhrte durch sehr groeTrbsal. Und doch wird gerade daran deutlich, da der Herrseine Kinder nicht loslt. Du hltst mich bei meiner rechtenHand. Du leitest mich nach deinem Rat." 46 Das letzte Wort des Simson ist ein glaubensvolles Gebet. DerHerr braucht ihn noch einmal im Kampf gegen die Philister.Im Sterben erringt er einen Sieg, der grer war als alle Siegezu seinen Lebzeiten. Auch im Blick auf solche Fhrungen sagtder Apostel Paulus: Wir rhmen uns aber der Trbsale." Doch nun steht die Geschichte Simsons in der Bibel als eineWarnung fr alle Gotteskinder davor, die Versuchungen zuleicht zu nehmen. In dem schon erwhnten Blumengrtlein" von Tersteegensteht der Vers : In kleinen Dingen gibt man nach, / in groenheit es: Ich bin schwach. / Ei, greif zur Sache wie ein Mann! /Wer wahrhaft will, durch Christus kann/' Und wir drfen ja beten: Bewahre mich, Gott, denn ich traueauf dich." 47 Am Scheideweg I. Knige 3,5 und 9: Und der Herr erschien Salomo zu Gibeon im Traum desNachts, und Gott sprach: Bitte, was ich dir geben soll!Salomo sprach: So wollest du deinem Knecht geben eingehorsames Herz, da er dein Volk richten mge und ver-stehen, was gut und bse ist. Denn wer vermag dies deinmchtiges Volk zu richten? Eine Anfechtung? In den Volksmrchen hat es sich niedergeschlagen, was dumpfund unbewut in den Herzen der Menschen lebt. Es ist sehrinteressant, da in diesen Mrchen immer wieder eine Szenevorkommt, in der etwa eine Fee einem jungen Menschen sagt:Du hast drei Wnsche frei!" Dabei denkt doch jeder: Das istkeine Anfechtung, sondern ein ganz groes Glck." In unserer Textgeschichte haben wir es mit Wirklichkeiten zutun, nicht mit einem Mrchen. Der lebendige Gott selbst sagtdem blutjungen Knig Salomo: Bitte, was ich dir geben soll."Gehrt diese Geschichte wirklich zu den Anfechtungen derGottesknechte"? Mte man sie nicht vielmehr besprechen ineinem Buch Wie gut es Gottesknechte haben"? Dazu ist folgendes zu sagen: Wenn ein Weltmensch sich etwaswnschen darf, ist das keine Anfechtung, sondern ein groesGlck. Fr einen geistlichen Menschen aber kann es eine gro-e Anfechtung werden. Ich bin berzeugt, da diese Stundefr den jungen Salomo eine groe Anfechtung bedeutete. Ein Traum? Wir wollen nicht darauf eingehen, da in unserm Text steht:Gott erschien dem Salomo im Traum." Aus dem ganzenZusammenhang geht deutlich hervor, da es sich hier nichtum einen der blichen Trume handelte, die aus dem Unter-bewutsein aufsteigen oder beim Schlafenden durch einen ue-ren Reiz hervorgerufen werden. Salomo hat es mit dem lebendi-gen Gott zu tun. Und als Salomo auf die Frage Gottes antwor-tete, geschah es wohl auch noch im Traum, denn erst sehr vielspter heit es: Und da Salomo erwachte, siehe, da war esein Traum." Aber die Bibel erzhlt uns das nicht, damit wir 48 diese Begebenheit gleichsam als unwirklich beiseite schieben.Wenn Salomo so klar und herrlich und geistlich auf die For-derung Gottes geantwortet hat, dann merkt jeder, da hiernicht ein wirrer Traum vorliegt, sondern da offenbar wurde,wie im Herzen Salomos ein Entschlu gefat worden war. Das ganze war eine ernsthafte Begebenheit. Als Gott demJoseph, dem Mann der Maria, befahl, mit dem Kinde Jesus nachgypten zu emigrieren, geschah das Reden Gottes ja auch imTraum. Und doch hat Joseph das als einen richtigen, deutlichenBefehl Gottes verstanden. Und der Jakob hat den Traum vonder Himmelsleiter als eine deutliche und klare Zusage seineshimmlischen Vaters erkannt. Worin besteht die Anfechtung ? Im Grunde besteht jede Anfechtung darin, ob die Natur oderder Heilige Geist siegen soll. Als das Weib Potiphars den Josephversuchte, stand er vor der Frage, ob er dem Fleische Raumgeben oder dem Geiste Gottes gehorsam bleiben wollte. Alsdie erste Christenheit bedroht wurde, stand sie vor der Frage,ob die Natur die Herrschaft behalten solle, indem man sichfrchtete und der Welt nachgab, oder ob man dem Geiste Got-tes gehorsam bleiben und unerschrocken das Zeugnis vom HeilGottes der Welt sagen wollte. Also darin besteht im Grunde jede Anfechtung, ob die natr-liche Art uns regieren soll (Paulus nennt es Fleisch und Ver-nunft) oder ob wir dem Geiste Gottes gehorsam werdenwollen. Beim Salomo hat der Herr selber ausgesprochen, worin einefleischliche Entscheidung bestanden htte. Er sagt: Weil dunicht bittest um langes Leben noch um Reichtum noch um dei-ner Feinde Seele ..." Da macht Gott ganz deutlich, was Fleischund Vernunft des Salomo fordern. Der Geist Gottes abermahnte ihn, um ein gehorsames Herz zu bitten und um eineklare Erkenntnis des guten und des bsen Wegs. Salomo hat die Anfechtung bestanden. Er hat all die Wnsche,die ein junger Knig haben kann, beiseite gestellt. Er hat wahr-haft geistlich gewnscht. Und als er seinen Wunsch ausgespro-chen hatte, da heit es: Das gefiel dem Herrn wohl, da Salo-mo um ein solches bat." 49 Kommen wir in dieselbe Lage ? Unser erster Gedanke ist: Midi hat Gott nie so nadi meinenWnschen gefragt." Und doch wir kommen in die Lage desSalomo jedesmal, wenn wir beten und von Gott etwas erbitten.Wir glauben doch bei unserm Gebet, da der Herr unsere Bittehrt. Wir wrden ja nie etwas erbitten, wenn gleichsam nichtvorher der Herr selbst zu uns sagte: Bitte, was ich dir gebensoll." Diese Geschichte zwingt uns also, unser Gebetsleben zuprfen. Ich habe die Geschichte vom Salomo einmal in einem Jungen-kreis erzhlt. Da fing ich so an: Stellt euch vor, ihr drfteteuch etwas wnschen. Was wrdet ihr vorbringen?" Da flogenmir die Antworten nur so zu: Ein Moped!" Eine Reisenach Italien!" Einmal fliegen drfen!" Ein prima Abi-tur!" Liegen unsere Gebete nicht meistens auf derselben Linie? Neh-men nicht die ueren Dinge den grten Teil unserer Bittenein? Im Psalmbuch heit es einmal: Mein Gebet mge taugen vordir." Es gibt also untaugliche Gebete. Ob nicht vielleicht unseruerliches Wnschen, bei dem Fleisch und Vernunft das Gebetregieren, zu diesen untauglichen Gebeten gehren? Diese Ge-bete machen doch offenbar, da wir im Irdischen verhaftet sindund den lebendigen Gott eigentlich nur als Helfer fr unserenatrlichen Wnsche wollen. Es hat mich sehr beeindruckt, als ich neulich bei Tersteegenlas: Was soll uns der vergiftende Dreck dieser Welt? Sind wirdoch erkauft von der Erde und zur Ewigkeit berufen." Von die-sem Ewigkeitssinn merkt man oft so wenig in unserem Gebets-leben. Fleisch und Vernunft behalten die Oberhand.Die Jnger sind einmal zum Herrn Jesus gekommen und habengesagt: Lehre uns beten." Da hat der Herr Jesus sie das so vielmihandelte Unser Vater" gelehrt. Da stehen lauter groegeistliche Dinge am Anfang. Und am Schlu auch. Und dasirdische Wohlergehen ist zwischen diese geistlichen Wnscheeingepackt. Bei uns ist es meist umgekehrt. Da sind, wenn esgut geht, einige geistliche Wnsche zwischen das Wnschendes Fleisches und der Vernunft eingepackt.So ist also recht gesehen jedesmal eine Anfechtungsstundeangebrochen, wenn wir uns zum Gebet anschicken. Dann stehtder Herr vor uns und fragt: Bitte, was ich dir geben soll."Und nun beginnt beim geistlichen Menschen der Kampf, ob ihmdie geistlichen Anliegen wirklich wichtig sind. 50 Dem Salomo lag das Reich Gottes auf dem Herzen. Er sagt:Wer vermag dies dein mchtiges Volk zu richten?" Es ist ihmvllig klar, da Israel nicht sein Volk, sondern Gottes Volk ist.Luther sagt: Israel im Alten Bund ist die Kirche des AltenBundes. Es geht Salomo in seinem Gebet darum, da dieKirche auf dem rechten Wege sei. Und es geht ihm um seinen eigenen geistlichen Stand. Er betet:Gib mir ein gehorsames Herz." Da bittet er darum, da Fleischund Vernunft der Herrschaft des Geistes Gottes Untertan seinmchten. Gott mu wirken, was ihm wohlgefllt Bitte, was ich dir geben soll", sagt der Herr zum jungen Salo-mo. Und nun bittet der nicht um langes Leben, um Reichtumund um seiner Feinde Seele", sondern um geistliche Gaben. Erhie Vernunft und Natur schweigen. Wie war das mglich? Dadurch, da der Herr selber ihn mitseinem Geist erfllte! Gottes Kinder werden vom Geiste Gotteserfllt und getrieben. Sie bekommen von dem Herrn einengeistlichen Sinn in der Wiedergeburt geschenkt. Das heit ja:Der Herr mu selber in uns das rechte Wnschen wirken, dasihm wohlgefllt. Gutes denken, tun und dichten / mut duselbst in uns verrichten." Trotzdem ist es so, da wir in solch einem Augenblick in derEntscheidung stehen, ob wir dem Geist oder dem Fleisch Raumgeben wollen. . . . was im Herzen ist" Als Israel auf seiner Wanderung an die Grenzen des verheie-nen Landes gekommen war, sagte Mose zum Volk: Der Herrhat dich diese 40 Jahre in der Wste geleitet, auf da er dichversuchte, da kund wrde, was in deinem Herzen ist." Undspter sagt er noch einmal: Denn der Herr, euer Gott, ver-sucht euch, da er erfahre, ob ihr ihn von ganzem Herzen undvon ganzer Seele lieb habt." Das sind seltsame Worte, die unser Nachdenken erfordern. DerHerr wei ja von vornherein, was in unserem Herzen ist. Unddoch will er es an den Tag bringen. Was im Herzen des Salomowar, kam an den Tag, als er sich etwas wnschen durfte. Undwas in unsern Herzen ist, kommt in unserm Gebetsleben an 51 den Tag. Der Herr knnte uns ja alles geben, was wir brau-chen, ohne unser Gebet. Aber er heit uns beten, da er unsversuchte, da offenbar wrde, was in unsern Herzen ist". Ein Weltmensch wird das nie verstehen. Der wird das Gebetimmer nur als eine Art Notbremse ansehen, die man in ver-zweifelten Fllen zieht. Ein Kind Gottes aber schttet sein Herzaus und macht damit offenbar, da ein geistliches Wesen inihm ist. Und wenn wir nichts anderes beten wrden als derZllner: Gott, sei mir Snder gndig!", dann wre dies dochein taugliches und geistliches Gebet. Denn hier steht an ersterStelle der heie Wunsch, da das Reich Gottes im eigenen Lebenverwirklicht werde. In der Nacht In der Nacht sprach der Herr zu Salomo. In der Nacht, als alldie lauten Stimmen der Welt schwiegen. In der Nacht, als dieRegierungsgeschfte beendet waren. In der Nacht, als er keinenMenschen um Rat fragen konnte. Da geschah das Gesprchzwischen dem Herrn und dem jungen Salomo. Kennen wir diese stillen Stunden, wo Radio und Fernsehappa-rat schweigen mssen, wo wir von dem Lrm der Menschenweggeflchtet sind, wo wir ganz allein es mit Gott zu tunhaben? Gerade in solchen Stunden wollen uns alle ueren Sorgenganz besonders berfallen. Da mssen wir durch die Anfech-tung durch, da wir unser Herz auf die geistlichen und ewigenDinge richten, da wir schreien um die Vergebung der Sn-den, um Befreiung von Ketten, um ein vollmchtiges Zeugnisan unsere Umgebung, um neues Leben in der Kirche. Trachtetam ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtig-keit, so wird euch alles andere zufallen." 52 ,Ich habe keine Lust mehr!" 1. Knige 19,1-21: Und Ahab sagte Isebel an alles, was Elia getan hatte undwie er hatte alle Propheten Baals mit dem Schwert er-wrgt. Da sandte Isebel einen Boten zu Elia und lie ihmsagen: Die Gtter tun mir dies und das, wo ich nichtmorgen um diese Zeit deiner Seele tue wie dieser Seeleneiner. Da er das sah, machte er sich auf und ging hin umseines Lebens willen und kam gen Beer-Seba in Juda undlie seinen Diener daselbst. Er aber ging hin in die Wsteeine Tagereise und kam hinein und setzte sich unter einenWacholder und bat, da seine Seele strbe, und sprach:Es ist genug, so nimm nun, Herr, meine Seele; ich binnicht besser denn meine Vter. Und legte sich und schliefunter dem Wacholder. Und siehe, ein Engel rhrte ihn anund sprach zu ihm: Stehe auf und i! Und er sah sich um,und siehe, zu seinen Hupten lag ein gerstetes Brot undeine Kanne mit Wasser. Und da er gegessen und getrun-ken hatte, legte er sich wieder schlafen. Und der Engel desHerrn kam zum andernmal wieder und rhrte ihn an undspradi: Stehe auf und i! denn du hast einen groen Wegvor dir. Und er stand auf und a und trank und gingdurch Kraft derselben Speise vierzig Tage und vierzigNchte bis an den Berg Gottes Horeb und kam daselbstin eine Hhle und blieb daselbst ber Nacht. Und siehe,das Wort des Herrn kam zu ihm und sprach zu ihm: Wasmachst du hier, Elia? Er sprach: Ich habe geeifert um denHerrn, den Gott Zebaoth; denn die Kinder Israel habendeinen Bund verlassen und deine Altre zerbrochen unddeine Propheten mit dem Schwert erwrgt, und ich binallein briggeblieben, und sie stehen darnach, da sie mirmein Leben nehmen. Er sprach: Gehe heraus und tritt aufden Berg vor den Herrn! Und siehe, der Herr ging vor-ber und ein groer, starker Wind, der die Berge zerriund die Felsen zerbrach, vor dem Herrn her; der Herraber war nicht im Winde. Nach dem Winde aber kam einErdbeben; aber der Herr war nicht im Erdbeben. Und nachdem Erdbeben kam ein Feuer; aber der Herr war nidit imFeuer. Und nach dem Feuer kam ein stilles, sanftes Sau-sen. Da das Elia hrte, verhllte er sein Antlitz mit sei-nem Mantel und ging heraus und trat in die Tr derHhle. Und siehe, da kam eine Stimme zu ihm und sprach:Was hast du hier zu tun, Elia? Er sprach: Ich habe um den 53 Herrn, den Gott Zebaoth, geeifert; denn die Kinder Israelhaben deinen Bund verlassen, deine Altre zerbrochen,deine Propheten mit dem Schwert erwrgt, und ich binallein briggeblieben, und sie stehen darnach, da sie mirdas Leben nehmen. Aber der Herr sprach zu ihm: Gehewiederum deines Weges durch die Wste gen Damaskusund gehe hinein und salbe Hasael zum Knig ber Syrien,und Jehu, den Sohn Nimsis, zum Knig ber Israel, undElisa, den Sohn Saphats, von Abel-Mehola, zum Prophe-ten an deiner Statt. Und es soll geschehen, da, wer demSchwert Hasaels entrinnt, den soll Jehu tten, und werdem Schwert Jehus entrinnt, den soll Elisa tten. Undich will lassen brigbleiben siebentausend in Israel: alleKnie, die sich nicht gebeugt haben vor Baal, und allenMund, der ihn nicht gekt hat. Und er ging von dannenund fand Elisa, den Sohn Saphats, da er pflgte mitzwlf Jochen vor sich hin; und er war selbst bei demzwlften. Und Elia ging zu ihm und warf seinen Mantelauf ihn. Er aber lie die Kinder und lief Elia nach undsprach: La mich meinen Vater und meine Mutter kssen,so will ich dir nachfolgen. Er sprach zu ihm: Gehe hinund komme wieder; bedenke, was ich dir getan habe! Under lief wieder von ihm und nahm ein Joch Rinder undopferte es und kochte das Fleisch mit dem Holzwerk anden Rindern und gab's dem Volk, da sie aen. Undmachte sich auf und folgte Elia nach und diente ihm. Die Anfechtung der Zeugen Es geht in unserer Geschichte um eine Not, die nur die Zeugendes Herrn kennen. Wer seinen Christenstand behaglich pflegt,wei nichts von dem, was der Elia hier durchmacht. Es gibt alsofr die Aktivisten im Reiche Gottes ganz besondere Anfech-tungen. Das ist ja auch kein Wunder. Im Schachspiel bedeutet der Knigoder der Turm mehr als ein Bauer. Und fr den Teufel und seinSpiel gegen das Reich Gottes bedeutet ein Zeuge Jesu mehr alsein Mitlufer. Es ist fr ihn wichtiger, einen Zeugen zu Fall zubringen als einen, der mit dem Christentum sympathisiert".Oder ein anderes Beispiel: In einem Kriege sind die starkenBollwerke einem strkeren Besch ausgesetzt als belangloseFrontabschnitte. Wo aber ein Zeuge Jesu Christi steht, der denMund auftut, der Snden straft und zum Herrn ruft, da ist einstarkes Bollwerk Gottes, das dem Feinde Abbruch tut. So ist es 54 ganz natrlich, da der Teufel hier in besonderer Weise an-greift. Luther hat einmal gesagt: Die Glaubensvter der Bibelseien patriarchalischen Versuchungen" ausgesetzt gewesen. Der Prophet Elia war einer von den ganz groen Zeugen Got-tes. In dem Kapitel vorher wird erzhlt, wie er auf dem BergeKarmel ganz allein im Glauben gegen Volk, Knig und Baals-priester den Herrn bezeugte und einen gewaltigen Sieg errang.Nun kommt der Gegenangriff Satans. Wer im Dienst des HerrnJesu steht, der kennt solche Gegenangriffe. Der wei, wie ge-rade nach besonders gesegnetem Dienst die gefhrlichsten undbedrohlichsten Tage kommen. Betonmauern Auf dem Berg Karmel war auf das Gebet des Elia hin Feuervom Himmel gefallen und hatte das Opfer verzehrt. Da wardas ganze Volk in die Knie gesunken, und alles hatte gerufen:Der Herr ist Gott! Der Herr ist Gott!" Selbst der gottloseKnig war aufs tiefste beeindruckt. Elia war sicher berzeugt:Jetzt kommt die groe Wende in Israel. Nach diesem starkenEindruck wird das Volk sich wieder zum Herrn wenden. Aber nichts dergleichen! Das einzige Echo, das Elia hrte, wareine Botschaft der abgttischen Knigin Isebel: Die Gtter tunmir dies und das, wo ich nicht morgen dich tten werde." Das sind schreckliche Enttuschungen fr Gotteskinder, wennman den Sieg des Herrn vor Augen sah und dann nur erfahrenmu, wie die Herzen sich mehr als je verhrten. Ich erinnere mich, wie ich nach einer gesegneten Evangelisation,die die Menschen in Bewegung brachte, solch eine Zeit erlebte.Als der Evangelist abgereist war und ich dachte, jetzt msse maneine Belebung in meinem Bezirk spren, entdeckte ich, da dieGleichgltigkeit und der Widerstand viel strker geworden wa-ren als vorher. Diese Betonmauern waren durch eine einzigeEvangelisation nicht umzustoen. Ich habe keine Lust mehr !" Bei dem Propheten Elia trat nach der hochgespannten Erwar-tung auf dem Berge Karmel eine tiefe Entmutigung ein. Er hatkeinen Augenblick an der Wirklichkeit des geoffenbartenGottes gezweifelt. Er hat sicher auch keinen Augenblick ge-zweifelt, da der Herr Gott und letzter Sieger in der Welt ist. 55 Aber er hatte keine Lust mehr, diesen schweren Kampf nochweiter auf sich zu nehmen. Es ist genug, Herr", sagte er. Das ist eine typische Anfechtung fr eifrige Zeugen unseresHerrn. Man hat bei dem Kampf viel vom Eigenen eingesetzt.Man hat seelische und leibliche Krfte verbraucht. Jetzt hat mankeine Lust mehr. O wie wir das kennen! Da heit es: Jetzt sollen einmal an-dere die Arbeit tun." Oder: In meiner Stadt oder in meinemDorf ist die Verstockung so gro, da es nicht mehr lohnt."Oder: Man ist ja doch immer ganz allein. Es ist keiner da, dereinem beisteht." Das Furchtbare ist: Wenn ein Gotteszeuge dieser Mdigkeitnachgibt, dann kann das schlielich zu vlligem Abfall fhren.Elia war auf einem gefhrlichen Weg. Rckkehr nach gypten Hchstwahrscheinlich hat Elia nur in die Wste entfliehen wol-len. Als Ziel stand ihm vor Augen der einsame Gebirgsstockam Berge Horeb, wo der Herr sich einst gewaltig offenbart hat,wo er seinem Volk das Gesetz gab. Ob Elia sich wohl klarmachte, da er damit genau die Straezog, auf der der Herr sein Volk aus der Knechtschaft gyptensnach Kanaan gefhrt hatte? Es war die Gottesstrae des VolkesGottes. Es war die Freiheitsstrae Israels. Nur Elia ging die-sen Weg zurck. Sicher hat das seine tiefe Bedeutung. Wer dem Herrn aus demDienst luft, der luft auch dem Herrn selbst weg. Es gibt einetraurige Geschichte vom Knig David. Dieser Streiter des Herrnhtte mit seinem Heer Gottes Kriege fhren sollen. Statt des-sen blieb er in Jerusalem. Und das wurde der Anla zu seinemtiefsten Fall, der die Feinde Gottes bis zu diesem Tage berDavid spotten lt. Es ist eine schreckliche Anfechtung fr Gottesknechte diesesDen-Mut-Verlieren"; dies Keine-Lust-mehr-Haben". Ja, esist eine schreckliche Anfechtung. Und man wird nicht so mitdieser Sache fertig, da man den Dienst des Herrn aufgibt,sondern da man die Erfahrung macht: Die auf den Herrnharren, kriegen neue Kraft, da sie auffahren mit Flgeln wieAdler, da sie laufen und nicht matt werden, da sie wandelnund nicht mde werden." 56 Der Herr lt seine Erwhlten nicht fallen Das ist das Wunderbare in dieser Geschichte, da der Herr jetztselber eingreift und sich um seinen mde gewordenen Knechtkmmert. Ich glaube schon, da es immer so sein wird: Solcheine schreckliche Krise in unserem Glaubensleben kann nurvom Herrn selbst berwunden werden! Er macht das unter-gehende Schifflein wieder flott. Er gibt dem verzagten Herzenneuen Mut. Er ist es, der dir Krfte gibt", sagt die Bibel. Aber ich glaube, da wir sehr darauf achten mssen, da dieswirklich nur fr die Erwhlten des Herrn gilt. Es gibt auch imGebiet der Christenheit Wichtigtuer, die einen groen Schaummachen und sich anstellen, als wenn durch sie das Reich Gotteseinen mchtigen Auftrieb bekme. Aber wenn sie keine Berufe-nen und Erwhlten sind, dann wird diese Begeisterung bald insich selbst zusammenfallen, dann wird dieser Eifer schnell er-lahmen. Und es bleibt am Ende nichts brig als ein Trmmer-feld. Dafr lieen sich viele Beispiele in der gegenwrtigenChristenheit anfhren. Seine Erwhlten und Berufenen aber richtet der Herr selberwieder auf. Denn so du durch Wasser gehst, will ich bei dirsein, da dich die Strme nicht sollen ersufen ... Weil du sowert bist vor meinen Augen geachtet, mut du auch herrlichsein, und ich habe dich lieb", sagt der Herr durch den Munddes Propheten Jesaja. Der mde Knecht wird erquickt Es ist ganz kstlich, was die Bibel hier erzhlt. Ein Engel desHerrn bringt dem verzagten Elia Brot und Wasser. Dann darfer sich grndlich ausschlafen. Anschlieend gibt es noch ein-mal ein Mahl von gerstetem Brot und Wasser. Da der Herr mit seinem Knecht in Gericht und Gnade ernstredet, das kommt erst spter. Zunchst bekommt er einfachganz kleine, schlichte Erquickungen. Wie weise und zart geht der Herr doch mit seinen Knechtenum! In dieser Stunde wre der Elia fr groe Dinge gar nichtempfnglich gewesen. Doch diese kleinen Freundlichkeiten rich-teten das zerbrochene Blmlein auf. Das war nicht nur vor 3000 Jahren so. Genauso macht es derHerr heute noch mit seinen mde gewordenen Knechten. Wiekann in solchen Stunden der Verzagtheit eine frhliche Stundein unserer Familie, eine Begegnung mit einem Bruder", ein stil- 57 1er Spaziergang in der Natur, eine Liebe, die uns erwiesen wird,oder sonst irgend etwas uns sein wie ein direkter Gru vonGott. Er hat dabei mancherlei Engel, die seinen Dienst an unsausrichten. Neue Gottesbegegnung Allerdings, bei dieser kleinen Erquickung blieb es nicht. AlsElia an den Horeb gekommen war, hie es: Schicke dich undbegegne deinem Gott." Und ohne solche neue Begegnung mitdem Herrn kann es fr die Streiter des Herrn nicht abgehen.Das sind geheimnisvolle Stunden, von denen die Welt keineAhnung hat, wenn der Herr mit seinen lustlosen Zeugen redet. Da gibt es zunchst ein Gericht. Was hast du hier zu tun,Elia?" Das mag dem Elia durch Mark und Bein gegangen sein.Es mag ihm aufgegangen sein, da solche Mdigkeit Unglau-ben und Snde ist. Er hatte gesagt: Es ist genug!" Welch eineLsterung! Die Stunde bestimmt der Herr, wo er seinen mdenKnechten sagt: Es ist genug", und wo er sie heimnimmt zueiner unvergnglichen Ruhe. Wenn der groe Gottesmann Elia schon durch eine solche Ge-richtsstunde gehen mute, wieviel mehr wird uns das ntigsein, die wir an unserem kleinen Abschnitt dem Herrn dienenwollen. Es ist merkwrdig, da fr Knechte Gottes solcheGerichtsstunden die eigentlichen Quellstunden eines Neuan-fangs und neuer Kraft sind. Eigentlich sollte man denken, dasolche Gerichtsstunden sie vollends niederschlagen. Aber dasGegenteil geschieht. Denn die Knechte Gottes begreifen, da es schon ganz groeGnade ist, wenn der Herr sich berhaupt noch mit ihnen be-schftigt. Nach dem Gericht kommen neue Auftrge. Und nachden neuen Auftrgen zeigt der Herr, da Elia nicht allein steht.Ich habe noch 7000 in Israel, die ihre Knie nicht gebeugt habenvor Baal." Und nach diesem Einblick in das verbor-gene Reich Gottes schenkt der Herr dem Elia einenWeggenossen. Elia soll hinziehen und den Elisa als sei-nen Gefhrten und Nachfolger berufen. Neu gestrkt kam der Prophet aus der Wste zurck. Und treurichtete er seinen Dienst aus bis zu jenem Tage, wo der Herrihn mit feurigen Wagen und Rossen" zu der Ruhe heimholte,die Elia sich ersehnte. 58 Die schreckliche Frage: Ist Gott ungerecht?" Hiob 2,3: Der Herr sprach zu dem Satan: Hast du nicht acht aufmeinen Knecht Hiob gehabt? Denn es ist seinesgleichenim Lande nicht, schlecht und recht, gottesfrchtig undmeidet das Bse und hlt noch fest an seiner Frmmig-keit; du aber hast mich bewogen, da ich ihn ohne Ursacheverderbt habe. Das Urbild angefochtener Gottesknechte Die Reihe von den angefochtenen Gottesknechten htten wireigentlich mit Hiob beginnen mssen. Er ist das Urbild allerangefochtenen Glubigen. Und der Jakobus-Brief weist nach-drcklich auf ihn hin: Siehe, wir preisen selig, die erduldethaben. Die Geduld Hiobs habt ihr gehrt." Da er ein besonderer Mann vor Gott war, geht auch aus einemWort im Propheten Hesekiel hervor: Und wenn gleich diedrei Mnner Noah, Daniel und Hiob darin wren, so wrdensie allein ihre eigene Seele erretten durch ihre Gerechtigkeit,spricht der Herr." Die Geschichte des Hiob Was war das fr ein glckseliger Mann, der so sichtbar unterGottes Segen stand! Eine stattliche Schar Kinder erfreute dasHerz der Eltern. Die sieben Shne und drei Tchter hielten ingroer Liebe zusammen. Und unermelich war der Reichtumdes Hiob. Die Bibel nennt 7000 Schafe, 3000 Kamele, 500 JochRinder und 500 Eselinnen. All das machte das Herz des Hiob nicht stolz, sondern nurdankbar gegen den himmlischen Vater, dem er von Herzenanhing. Und nun wird uns eine hintergrndige Szene gezeigt. Satanzweifelt vor dem Thron Gottes den Glauben Hiobs an. Und derHerr gibt dem Satan das Recht, den Glauben Hiobs auf dieProbe zu stellen. An einem Tage verliert er seine Kinder undsein Vermgen. Aber er bleibt am Herrn. Und als Satan wiedervor Gott erscheint, sagt der Herr das erschreckende Wort: Duhast mich bewogen, da ich ihn ohne Ursache verderbt habe."Satan erreicht in dem Gesprch, da er Hiob noch schrecklicher 59 auf die Probe stellen kann. Der verliert seine Gesundheit. Undals schwrenbedeckter Mann sitzt er in der Asche. Um was es nicht geht In der Bibel wird uns oft der Zusammenhang von Snde undLeid gezeigt. Die Schwester des Moses, die Mirjam, wird aus-stzig, weil sie die Fhrung Gottes durch Mose gelstert hat.Abram kommt in gypten in Not, weil er einen falschenWeg gezogen ist. Im Buch Hiob wird uns ausdrcklich gesagt, da alles Leid desHiob nicht eine Spur von solchem Gerichtscharakter trgt. DerHerr gibt ihm immer wieder das Zeugnis, da er gerecht istund das Bse meidet. Das darf auf keinen Fall so verstandenwerden, als wenn Hiob von dem allgemeinen Sndenverderbender Menschen ausgenommen wre. Denn der Rmerbrief sagt:Wir sind allzumal Snder und ermangeln des Ruhmes, denwir vor Gott haben sollten/' Dann gilt das auch fr Hiob. UndHiob htte diesem Satz sicher zugestimmt.Aber das Buch Hiob legt groen Nachdruck darauf, da in sei-nem Leid kein Zusammenhang von Snde und Gericht ist.Wir drfen auch nicht sagen, Gott wollte den Hiob prfen.Man hrt so oft diesen Satz, da Gott Menschen prfen will.Das ist sicher ein ungeistlicher Satz. Er hat es nicht ntig, unszu prfen, weil er die Herzen kennt. Aber der Herr lt es zu,da Satan, der den Glauben Hiobs anzweifelt, Hiob auf dieProbe stellen darf. Die schreckliche Frage Aus dieser ganzen eben geschilderten Lage heraus mu ja dieFrage auftreten: Ist Gott ungerecht? Und das ist dieFrage, die den Hiob bedrngt. In seinen Gebeten und in seinenReden bestrmt Hiob gleichsam Gott mit dieser Frage: Bist duungerecht? Hiob hat keinen Augenblick Zweifel, ob Gott existiert. DieseFrage wird in der Bibel als vllig nrrisch abgetan. Der Atheis-mus wird nur einmal in der Bibel erwhnt: Die Toren spre-chen in ihrem Herzen: Es ist kein Gott." Nein, von dieser Frageist Hiob in keinem Moment angefochten. Er wei, da Gottlebt. Aber fr den, der dies wei, wird es zur bedrngendenund schrecklichen Frage: Ist Gott ungerecht? Das ist die eigent-liche Not in den Tiefen des Leides, wenn diese Frage aufbricht. 60 Man kann groen Schmerz ertragen, solange man sich unterGottes gndiger Leitung wei. Ich erinnere mich an die schreck-liche Stunde, als mein Haus abbrannte whrend eines Bomben-angriffs. Ganz verzweifelt versuchte ich vergeblich zu lschen.Mein Herz war voll Jammer und Grimm. Und dann fiel mir aufeinmal ein, da die Losung an dem Morgen dieses Tages dasArnos wort war: Ist auch ein Unglck in der Stadt, das derHerr nicht tue?" Als mir das einfiel, kam eine groe Ruhe bermich. Und ich sagte mir: Gott darf auch mein Haus anznden,wenn ich nur in seiner Liebe geborgen bin. Aber das ist schauerlich, wenn mitten im Leid die Frage auf-bricht: Ist Gott ungerecht? Da kommt ein Grauen ber dasHerz, das wei, da wir ja vllig in die Hand Gottes gegebensind. Wie, wenn dieser Gott ein ungerechter Tyrann wre? Die Freunde Hiobs Das Buch Hiob erzhlt uns, da Hiob von ein paar Freundenbesucht wurde. Die haben zuerst sieben Tage und sieben Nchtenur einfach mit ihm getrauert. Aber am achten Tage rckteHiob mit seiner Not heraus. Da stand auf einmal die Fragemitten unter ihnen: Woher kommt solche Unruhe? Ist dennGott ungerecht?" Diese qulende Frage, die Hiob wie eine Anklage herausbringt,ruft nun die Freunde auf den Plan. Und der Hauptteil des Bu-ches Hiob besteht darin, da die Freunde versuchen, Gott zuverteidigen. Diese Freunde Hiobs haben im Abendland groeNachfolger gefunden. Unter Philosophen und Theologen hatman immer wieder versucht, gegenber den schrecklichen Leid-erfahrungen der Menschheit eine Lehre von der Theodizee",d. h. von der Gerechtigkeit Gottes, zu begrnden. Die grtenGeister haben sich mit dieser Aufgabe herumgeschlagen. Wer das Buch Hiob liest, der findet, da diese Freunde unend-lich viel sagen, dem man von Herzen zustimmen kann. Unddoch mu er ber all das, was sie sagen, fast lcheln, weil erwei, was die Freunde nicht wissen. Die Freunde wissen nichtsvon dem Gesprch zwischen Satan und Gott. Und darum gehtihre Verteidigung Gottes ins Leere. Ja, man kann Gott eigentlich gar nicht verteidigen. Man kannihn darum nicht verteidigen, weil fr unser Auge berhauptnichts mehr von Gerechtigkeit zu sehen ist. Und Gott selberbezichtigt sich frmlich der Ungerechtigkeit, indem er zum 61 Satan sagt: Du hast mich bewogen, da ich ihn ohne Ursacheverderbt habe." Hier stehen wir vor einem Rtsel. Aber: Gott ist nie ungerecht! Was tutHiob? Das ist eine wahrhaft patriarchalische Anfechtung, da manGottes ganz gewi ist und doch Grund hat, an seiner Gerech-tigkeit zu verzweifeln. Es ist gut, da der Herr nicht alle seineKinder in diese Tiefen kommen lt. Aber vielleicht war dereine oder andere von uns auch schon nahe an der Grenze sol-cher Finsternis. Und wir wissen nicht, was alles uns noch be-vorsteht. Darum ist es wichtig, von diesem angefochtenen Got-tesmann Hiob zu lernen. Was tut Hiob? Es ist mit zwei Worten gesagt: Er betet undglaubt. Wir wollen hier nicht in Krze eine Auslegung des gan-zen Buches Hiob geben. Wir gehen darum nicht ein auf RedenHiobs, die fast lsterlich klingen. Wir wollen vielmehr daraufhinweisen: Mit diesen Reden, mit der Verzweiflung seinesHerzens wendet sich Hiob an den Herrn selber. Es ist, als habeer das Psalmwort gekannt: Schttet euer Herz vor ihm aus,liebe Leute!" Und wenn diese Gebete manchmal wie ein ver-zweifeltes Strmen gegen Gott sind, so sind sie ganz sicherdoch brauchbarere Gebete als manches wohlformulierte Plap-pern fester Formen. Und Hiob glaubt. Mitten im Buch Hiob steht leuchtend derkleine Satz: Ich wei, da mein Erlser lebt." Mit prophetischem Auge sieht Hiob Jesus. Und ich wei auchfr uns in allen Dunkelheiten unverstndlicher Wege Gotteskeinen anderen Weg, nicht zu verzweifeln an der Liebe Gottes,als da wir auf Jesus sehen: So sehr hat Gott die Welt geliebt,da er seinen eingeborenen Sohn gab." Wenn alles dunkel umuns wird, dann drfen wir auf Jesus schauen als den unber-sehbaren Beweis von Gottes Liebe! Noch einmal : die schreckliche Frage Aber die Frage bleibt doch: Ist Gott ungerecht? Diese schreck-liche Anfechtung kann uns jeden Tag anfallen. Mir ist es im-mer als das Unheimlichste erschienen, da Gott selber sagt:Ich habe ihn ohne Ursache verderbt." Gibt Gott da nicht zu,da er ungerecht sei? Ja, Gott sagt zum Satan: Du haet mich 62 bewogen, da ich ihn ohne Ursache verderbt habe/7 Das siehtso aus man verzeihe mir die lsterliche Rede , als sei Gottselber einer satanischen Versuchung erlegen. Hier sind wirklichdie Grenzen dunkelster Anfechtung. Wie wird im Buch Hiob die Frage gelst ? In der erstaunlichsten Weise. Gott selber tritt auf den Plan undmacht klar: Wenn ich Gott bin, dann kann ich gar nicht un-gerecht sein. Euren blinden Augen sind die Dinge nicht durch-sichtig." Gott schiebt die Frage einfach weg und sagt: Sie istunsinnig." Und genau dasselbe geschieht im Rmerbrief. Paulus sagt im3. Kapitel: Ist denn Gott ungerecht...? (Ich rede also aufMenschenweise.) Das sei ferne! VJie knnte sonst Gott dieWelt richten!" Sowohl das Alte wie das Neue Testament sagen also einfach:Die Frage, ob Gott ungerecht sei, ist die letzte irrsinnige, sata-nische Anfechtung. Sie wird nicht so beseitigt, da man GottesGerechtigkeit beweist. Sie wird vielmehr so abgetan, da mandie Frage als satanisch erkennt und sie wegschiebt mit demWort: Das sei ferne!" Das Ende Wenn die Stunden sich gefunden, / bricht die Hilf mit Machtherein ..." So erlebt es auch der Hiob. Gott schenkt ihm wiederKinder und Reichtum. Aber ich bin berzeugt, er war nicht mehr derselbe wie vorher.Er hat begriffen, da Gott ein verborgener Gott" ist, der sichniemals dem Gericht unserer Gedanken stellt. Es gibt nur ein unauslschliches Zeichen der Liebe Gottes, andas wir uns in guten und bsen Tagen halten drfen: Ich wei,da mein Erlser lebt." Oder: So sehr hat Gott die Welt ge-liebt, da er seinen eingeborenen Sohn gab." 63 Der tiefe Fall Psalm 51: Ein Psalm Davids, vorzusingen; da der Prophet Nathan zuihm kam, als er war zu Bathseba eingegangen. Gott, seimir gndig nach deiner Gte und tilge meine Snden nachdeiner groen Barmherzigkeit. Wasche mich wohl vonmeiner Missetat und reinige mich von meiner Snde.Denn ich erkenne meine Missetat, und meine Snde istimmer vor mir. An dir allein habe ich gesndigt und belvor dir getan, auf da du recht behaltest in deinen Wor-ten und rein bleibest, wenn du gerichtet wirst. Siehe, ichbin in sndlichem Wesen geboren, und meine Mutter hatmich in Snden empfangen. Siehe, du hast Lust zur Wahr-heit, die im Verborgenen liegt; du lassest mich wissen dieheimliche Weisheit. Entsndige mich mit Isop, da ichrein werde; wasche mich, da ich schneewei werde. Lamich hren Freude und Wonne, da die Gebeine frhlichwerden, die du zerschlagen hast. Verbirg dein Antlitz vonmeinen Snden und tilge alle meine Missetaten. Schaffein mir, Gott, ein reines Herz und gib mir einen neuen ge-wissen Geist! Verwirf mich nicht von deinem Angesicht,und nimm deinen heiligen Geist nicht von mir. Trstemich wieder mit deiner Hilfe, und mit einem freudigenGeist rste mich aus. Ich will die bertreter deine Wegelehren, da sich die Snder zu dir bekehren. Errette michvon den Blutschulden, Gott, der du mein Gott und Hei-land bist, da meine Zunge deine Gerechtigkeit rhme.Herr, tue meine Lippen auf, da mein Mund deinen Ruhmverkndige. Denn du hast nicht Lust zum Opfer ichwollte dir s sonst wohl geben , und Brandopfer gefallendir nicht. Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein gengste-ter Geist; ein gengstet und zerschlagen Herz wirst du,Gott, nicht verachten. Tue wohl an Zion nach deinerGnade; baue die Mauern zu Jerusalem. Dann werden dir ge-fallen die Opfer der Gerechtigkeit, die Brandopfer und gan-zen Opfer; dann wird man Tarren auf deinem Altar opfern. Die groe Not Da die Welt sndigt, ist normal. Die Bibel nennt einmal denSatan den Gott dieser Welt". Wie sollte sie nicht sndigen!Und der Herr Jesus sagt von den Menschen dieser Welt: Aus 64 dem Herzen kommen arge Gedanken." Wie sollte diese Weltnicht sndigen! Wenn wir von einem tiefen Fall hier redenwollen, dann ist nicht die Rede von den Snden der Welt-kinder. Es ist aber auch nicht die Rede von dem Weiland-Zustand"eines Gotteskindes. Es gibt viele Kinder Gottes, die aus einemLeben grober Snden zum Herrn Jesus gekommen sind. Daging ihnen erst richtig vor dem Kreuze auf, wie schrecklich ihreSnde sei. Und sie haben von Herzen Bue getan und dieSeligkeit der Sndenvergebung erfahren. Von solchen Sndenheit es dann in der Bibel, da sie in die Tiefe des Meeres"geworfen sind. Darum ist von ihnen hier auch nicht die Rede. Nein, es ist die Rede von etwas viel, viel Schlimmerem. Es istvon dem tiefen Fall die Rede, den ein Kind Gottes, das bekehrt,angenommen und vershnt ist, getan hat. Wir brauchen die Geschichte hier nicht zu wiederholen. DerFall Davids ist bei Freunden und Feinden des Volkes Gottesbekannt genug. Die Sache begann damit, da David nicht mitdem Heer des Volkes Gottes auszog, sondern gemchlich zuHause blieb. Und dann gewannen die Mchte ber ihn Gewalt,die der Apostel Johannes in einem seiner Briefe nennt : Augen-lust" und Fleischeslust". Und nach dem Ehebruch kam derverkappte Mord. Das Unheimliche ist, da whrend der ganzen Zeit eine Bindevor den Augen des David lag. Er war so verblendet, da seinHerz nicht schneller schlug, als der Prophet zu ihm kam. Aberdann sprach Nathan in Vollmacht zu ihm: Du bist der Mann!"Da fiel die Binde von seinen Augen. Und nun kam die groeNot, die Not eines gefallenen Gottesknechtes. Das verklagende Gewissen Die berschrift unseres Psalms sagt uns, da dies das GebetDavids in jener schrecklichen Stunde war. berall in den Zeilendieses Psalms schimmert die furchtbare Not und Angst desGewissens hindurch. Und da ja Gott sich nicht gendert hatund sein Reden mit der Menschen Gewissen nicht anders ge-worden ist, wird dies je und dann auch unsere Not sein. David betet: Verwirf mich nicht von deinem Angesicht." Daspricht er es aus, welch wrgende Angst sein Herz umklam-mert. Er frchtet, da der Herr sagen knnte: Jetzt ist meineGeduld erschpft. Ich habe so viel an dir getan, David, von 65 deinen Jugendtagen an. Ich habe dich gerufen und gesegnet,getragen, bewahrt und errettet. Und dein Herz hat sich in kei-ner Weise gendert. Nun bin ich es mde geworden mit dir.Nun geh du nur die Wege, die du willst. Ich habe dich ver-worfen." Das ist das Schrecklichste, was uns widerfahren kann, da derHerr uns verwirft. Wenn das eintritt, dann beginnt die Hlleschon auf Erden. Das sehen wir an dem Knig Saul, zu demGott sagte: Ich habe dich verworfen." Von der Stunde anregierte ihn ein unruhiger und schrecklicher Geist. David betet: Verbirg dein Antlitz vor meinen Snden."Dahinter steht die furchtbare Angst, da der Herr nur nochseine Snden ansehen und sein. Antlitz vor ihm verbergenknnte. Der Segen Aarons lautete: Der Herr lasse leuchtensein Angesicht ber dir." Ja, wenn das geschieht, ist unser Le-ben hell und wie im Sonnenglanz. David sagt selbst einmal:Da du dein Angesicht verbargst, erschrak ich." Diese Not des erwachten Gewissens ist furchtbar. Sie ist na-mentlich furchtbar bei einem Gotteskind, das die Seligkeit derGemeinschaft mit dem lebendigen Gott erfahren hat. Mankennt die wundervolle Burg des Friedens mit Gott. Und nunherrscht die Angst, man knne fr alle Zeiten aus dieser Burgvertrieben sein. Der Teufel aber redet dem Herzen ein: Siehst du, alle deineGlaubens- und Heiligungsanstrengungen haben gar keinenWert. Der Herr htte dich ja bewahren knnen. Er hat es nichtgetan. Sieh, er hat dich gar nie gewollt." Ich erinnere mich, wie ich bei einer Evangelisation einmal einemjungen Arzt begegnete, der frher sehr eifrig in einem Bibel-kreis fr hhere Schler war, aber dann allen Glauben berBord geworfen hatte. Anklagend sagte er: Der Herr hat michenttuscht. Er hat mich in meinem Sndengefngnis stecken-lassen." Wolf oder Lamm Nun ist es zunchst sehr trstlich zu sehen, wie David in un-serem Psalm eine ganz groe Sehnsucht nach seinem himm-lischen Herrn zeigt. Wir mssen hier die kstliche Geschichte erzhlen, wie derLederhndler Johann Peter Diedrichs einem jungen Mannhalf, der in dieser Anfechtung Davids steckte. Der junge Mann 66 war in schwere Snde geraten. Und dadurch war er in tiefeZweifel an seinem Gnadenstand gekommen. Er konnte nichtmehr glauben, da er ein Kind Gottes sei. Dem sagte Diedrichs :Wenn ein Schaf in den Schmutz gefallen und so beschmutztist, da es eher einem Bren oder Wolf als einem Schafe gleicht,so lege ihm einmal Schaffutter vor von guter, gesunder Weideund dann gib ihm Wolfsnahrung, Leichen, Aas oder derglei-chen. Wonach wird es greifen?" Es wird nach der Nahrung von der gesunden Weide greifen",sagte der junge Mann. Nun", fuhr Diedrichs fort, welche Nahrung begehrst du dennjetzt? Nahrung, wie die Welt sie liebt, Sndengensse oderNahrung, wie die Schafe Christi sie lieben?" O, ich sehne mich nach der Nahrung der Schafe Christi", sagteder junge Mann. Dann gehrst du zu seiner Herde, auch wenn du in denSchmutz gefallen bist", rief Diedrichs. Und der junge Mannwagte es wieder, im Glauben die Gnade Gottes in Jesus zu er-greifen. Da David immer noch ein Schaf Jesu Christi war, zeigt derSatz : Die Opfer, die Gott gefallen, sind ein gengsteter Geist."Sein Herz schrie nach der Gnaden-Nahrung der Schafe JesuChristi. Klare Erkenntnis der Lage David hat in dieser Stunde der Anfechtung den Mut gehabt,klar seine verzweifelte Lage zu sehen: Denn ich erkenne meineMissetat." Wie deutlich er die Gefhrlichkeit seiner Lage sieht, sagt derSatz: An dir allein habe ich gesndigt." Er sieht, daseine Snde eine Snde ins Angesicht Gottes hinein war indas Angesicht des heiligen Gottes, der jede Snde hat. Und noch an einem anderen Satz wird deutlich, wie klar Daviddie Lage erkennt: Du hast nicht Lust zum Opfer ich wolltedir's sonst wohl geben , und Brandopfer gefallen dir nicht."David ist sich vllig klar darber, da er mit nichts den Scha-den gutmachen kann. Er macht gar nicht den Versuch, durchirgendein gutes Werk seine Snde gleichsam auszugleichen. Erversucht auch nicht, durch eine religise Kulthandlung die Sa-che wieder in Ordnung zu bringen. Er tut etwas sehr anderes:Er bekennt seine Snde. 67 Das Bekenntnis David klagt nicht Gott an, wie es Adam tat, als er sagte: DasWeib, das du mir zugesellt hast, hat mich verfhrt." Er klagtauch nicht die Bathseba an. Gewi htte er einiges darber sa-gen knnen, da die Bathseba in provozierender Weise sich ihmgezeigt hat. Aber er klagt sie nicht an. Er klagt auch nicht dieVerhltnisse und Umstnde an, aus denen sich der Sndenfallergab. Er klagt nur sich selbst an. Ohne Einschrnkung nennt er seineSnde meine Missetat". Und dies tut er vor dem Angesicht des lebendigen Gottes. Ergeht gleichsam in einen Beichtstuhl. In dem Beichtstuhl sitztaber nicht ein Priester, sondern der Knig aller Knige und derRichter der Welt. Ihm bekennt er ohne Beschnigung seineSnde. Immer wieder zeigt uns die Bibel, da dieses rckhaltlose Be-kenntnis der Snde der Weg zum Heil ist. Ich habe gesndigtgegen den Himmel und vor dir", sagt der verlorene Sohn. UndNehemia betet: Wir haben an dir migehandelt, da wir nichtgehalten haben die Gebote, Befehle und Rechte, die du gebotenhast deinem Knecht Mose." Es gibt viele Kinder Gottes, die in bse Dinge geraten. Aberes gibt so viele, die nicht mehr herauskommen aus der Ver-zweiflung in den alten Gnadenstand, weil sie Gott und dieWelt anklagen, aber nicht zu diesem rckhaltlosen Bekenntnisihrer Schuld kommen. Es ist geradezu auffllig, wie oft Davidin diesem Psalm sagt: Meine Snde, meine Missetat." Weil David so rckhaltlos bekennt, darum geht ihm von neuemdas Licht auf. Glauben knnen Wie wundervoll leuchtet in diesem Psalm Davids das Lichtauf, das immer mehr in seinem Herzen aufgeht. Er kann tat-schlich glauben, da der Herr Snden tilgen" kann. Tilgemeine Snden nach deiner groen Barmherzigkeit!" Das ist der eigentliche Heilsglaube, da man dies dem Herrnzutraut : Er kann Snden tilgen. In diesem Augenblick stand bestimmt vor David er war jaein Prophet das Kreuz des Sohnes Gottes von Golgatha. Hierwird Snde vertilgt, ausgetan und weggewaschen. Das Blut 68 Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von allerSnde." Du wirfst alle meine Snden hinter dich zurck." So wird aus der ganzen Geschichte deutlich, da wir wohl ein-mal eine grndliche Bekehrung durchmachen mssen. Aberauch nach unserer Bekehrung drfen und mssen wir das BlutJesu Christi immer wieder neu in Anspruch nehmen zur Ver-gebung der Snden. Die Gnade ist nicht ein einmaliges Erleb-nis. Sie ist immer neu im Leben eines Gottesknechtes. In der Dankbarkeit leben David hat gerade vorher gesagt: Du hast nicht Lust zumOpfer." Darum ist es auffllig, da der Psalm schliet: Dannwerden dir gefallen die Brandopfer und ganzen Opfer." David will sagen: Ich kann mit meinen Opfern nichts gutma-chen. Aber ungezhlte Opfer will ich darbringen, um demHerrn meine Dankbarkeit zu zeigen, weil sein Opfer auf Gol-gatha meine Rettung wurde. 69 ,Ich komme zu kurz !" Psalm 73: Ein Psalm Asaphs. Israel hat dennoch Gott zum Trost,wer nur reines Herzens ist. Ich aber htte schier gestrau-chelt mit meinen Fen; mein Tritt wre beinahe geglit-ten. Denn es verdro mich der Ruhmredigen, da ich sah,da es den Gottlosen so wohl ging. Denn sie sind in kei-ner Gefahr des Todes, sondern stehen fest wie ein Palast.Sie sind nicht im Unglck wie andere Leute und werdennicht wie andere Menschen geplagt. Darum mu ihr Trot-zen kstlich Ding sein, und ihr Frevel mu wohl getanheien. Ihre Person brstet sich wie ein fetter Wanst; sietun, was sie nur gedenken. Sie achten alles fr nichts undreden bel davon und reden und lstern hoch her. Wassie reden, das mu vom Himmel herab geredet sein; wassie sagen, das mu gelten auf Erden. Darum fllt ihnenihr Pbel zu und laufen ihnen zu mit Haufen wie Wasserund sprechen: Was sollte Gott nach jenen fragen? Wassollte der Hchste ihrer achten? Siehe, das sind die Gott-losen; die sind glckselig in der Welt und werden reich.Soll es denn umsonst sein, da mein Herz unstrflichlebt und ich meine Hnde in Unsdiuld wasche, und bingeplagt tglich, und meine Strafe ist alle Morgen da? Ichhtte auch schier so gesagt wie sie; aber siehe, damit htteich verdammt alle deine Kinder, die je gewesen sind. Ichdachte ihm nach, da ich's begreifen mchte; aber es warmir zu schwer, bis da ich ging in das Heiligtum Gottesund merkte auf ihr Ende. Ja, du setzest sie aufs Schlpf-rige und strzest sie zu Boden. Wie werden sie so pltz-lich zunichte! Sie gehen unter und nehmen ein Ende mitSchrecken. Wie ein Traum, wenn einer erwacht, so machstdu, Herr, ihr Bild in der Stadt verschmht. Da es mir wehetat im Herzen und mich stach in meinen Nieren, da war ichein Narr und wute nichts; ich war wie ein Tier vor dir.Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hltst mich beimeiner rechten Hand, du leitest mich nach deinem Ratund nimmst mich endlich mit Ehren an. Wenn ich nur dichhabe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. Wennmir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch,Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. Dennsiehe, die von dir weichen, werden umkommen; du brin-gest um alle, die von dir abfallen. Aber das ist meineFreude, da ich mich zu Gott halte und meine Zuversicitsetze auf den Herrn Herrn, da ich verkndige all dein Tun. 70 Die doppelte Beobachtung Asaph, der den 73. Psalm gedichtet hat, kam in groe An-fechtung dadurch, da er eine doppelte Beobachtung machte:Er lernte, wie schwer der Kampf eines rechten Christenstandesist, und er bemerkte, wie gut es die Gottlosen haben. Da sagtesein Herz: Es ist vielleicht doch eine Narrheit, den Weg zumLeben zu betreten. Sollte man es nicht besser mit dem groenHaufen halten?" Es gibt wohl kaum einen Jesus-Jnger, der nicht irgendeinmalin diese Anfechtung kommt. Ich erinnere mich an einen Mann,der lange Zeit ein treuer Christ gewesen war. Eines Tages aberwarf er alles ber Bord und lief mit der Welt. Einem Freunderklrte er: Ach, wie war ich bisher dumm, da ich so engher-zig gelebt habe. Ich habe ja gar nicht mehr gewut, wieviel dieWelt zu bieten hat." Das ist eine groe Not, wenn das Christenherz Angst be-kommt: Ich komme zu kurz! Ein Weltmensch hat es viel bes-ser." Gewhnlich versucht man es dann zunchst so, da manbeides miteinander verbinden will, das Wesen der Welt unddas Reich Gottes. Man will die Glckseligkeit der Welt und dieGlckseligkeit der Gotteskinder genieen. Weil darber aberder Geist Gottes betrbt wird, verliert man schlielich GottesGnade und das Heil Jesu Christi. Ich komme zu kurz, wenn ich Gott gehre!" Das war die An-fechtung des Asaph. Und sie kam zunchst daher, da er denChristenstand als zu schwer empfand. Asaph sieht nur mit einem Auge Mit ein paar Worten schildert uns Asaph diesen schwerenStand. Dabei hat er vllig vergessen, wieviel Gutes ihm derHerr getan hat. Er hat vllig vergessen, wieviel Trost undFreude und Kraft ihm sein Heiland tglich gibt. Er bersiehtvllig, da es schn ist, im Licht zu wandeln. Das alles ist wieausgelscht. Er sieht nur noch das Schwere des Christenstandes. Damit fngt diese Anfechtung an. Nicht umsonst mahnt der103. Psalm: Vergi nicht, was er dir Gutes getan hat!" Wennwir das vergessen, dann allerdings wird es gefhrlich. Lat unsdoch festhalten, da Jesus gesagt hat: Ich bin gekommen, dasie das Leben und volle Genge haben sollen." Lat es uns nichtvergessen: Welcher auch seines eigenen Sohnes nicht hat ver-schonet, sondern hat ihn fr uns alle dahingegeben, wie sollte 71 er uns mit ihm nicht alles schenken?" Unser Herr gibt immermehr, als er fordert. Und was er fordert, das hat er uns zuvorgegeben. Christenstand ist ein reicher und beschenkter Stand. Es istetwas, des Heilands sein, / ich dein, o Jesu, und du mein / inWahrheit sagen knnen." Man mu nur recht den Blick richtenauf das Kreuz Jesu. Welche auf ihn sehen, die werden er-quickt, und ihr Angesicht wird nicht zuschanden", bekenntDavid. Alles, was Asaph sagt, ist richtig. Es wird nur dadurch zurAnfechtung, da er das Gute bersieht. Asaph schildert die Schwere eines Christenlaufs Wir wollen hren, was Asaph von dem Schweren sagt: MeinHerz lebt unstrflich." Damit will er nicht sagen, da seinLeben sndlos sei. Aber er sagt, da das Herz eines Chri-sten nach Sndlosigkeit strebt. O ja, die Heiligung unseresLebens ist keine leichte Sache. Tglich heit es: Welche Chri-sto angehren, die kreuzigen ihr Fleisch samt den Lsten undBegierden." Es geht durch Sterben nur", singt Tersteegen. Wirwollen uns nicht irremachen lassen durch die, welche uns Eng-herzigkeit und Gesetzlichkeit vorwerfen. Die Bibel sagt sehrklar: Jaget nach der Heiligung, ohne welche wird niemandden Herrn sehen." Ich wasche meine Hnde in Unschuld", sagt Asaph weiter. Ermeint es anders als Pilatus. Er will sagen : Ich ringe darum, dameine Hnde nicht mitbauen an der ungeheuren Mauer derSchuld, die die Menschen zwischen Gott und sich aufrichten.Wie ein unschuldiges Kindlein will er lieber ein Gesptt dererfahrenen" Welt sein als teilhaben an ihrem Schmutz.Wir spren auch aus diesem Wort den tiefen Heiligungsernstdes Psalmdichters. Und ich meine, gerade davon knnte unsereheutige Christenheit, die so sehr in das Wesen der Welt ver-flochten ist, eine Menge lernen. Weiter sagt Asaph: Ich bin geplagt tglich." Wieviel Spott,Feindschaft und Widerstand mu ein Jnger Jesu auf sich neh-men! Da gibt es tglich Auseinandersetzungen und Reibungenmit der ungttlichen Welt. Wie knnte es anders sein, da jadie Bibel sagt, da wiedergeborene Gotteskinder Fremdlinge"sind ! Und dann kommt das Schwerste: Meine Strafe ist alle Mor-gen da." Kinder Gottes kommen nie zu einer Zufriedenheit 72 mit sich selbst, weil sie immer im Gericht Gottes stehen. Unserealte Art ist nie erstorben. Darum mu Gottes Geist uns immerwieder berfhren von unserer Lieblosigke.it, von unsererSelbstsucht, unserer Unwahrhaftigkeit und Unreinheit. RechteKinder Gottes werden immer und immer in die Bue gefhrt. Das Glck der Weltmenschen Darber nun wei Asaph viel zu sagen. Wir knnen das jetzthier nicht alles ausfhren. Nur einiges sei genannt. Das Wich-tigste ist wohl dies: Sie machen sich kein Gewissen aus ihrenSnden. Ihr Trotzen mu kstlich Ding sein und ihr Frevelwohlgetan heien." Was sie auch tun sie kennen nicht dieGewissensschmerzen, die Gotteskinder so reichlich erfahren.Im Gegenteil: Fr ihre Snde haben sie die herrlichsten Er-klrungen. Ihren Geiz nennen sie Sparsamkeit. Ihre Unkeusch-heit nennen sie heies Temperament. Ihrer Lieblosigkeit gebensie die schnen Namen: Geradheit und Aufrichtigkeit. Und ihreLgen nennen sie Klugheit. Und was sie da sagen, das glaubensie selbst ohne Gewissensnot. Und dann: Sie knnen tun, wozu ihre Triebe sie reizen. Sietun, was sie nur gedenken." Da gibt es keinen Kampf umHeiligung. Da wei man nichts von einem schmerzhaftenKreuzigen". Und in all dem haben sie das, was wir so ersehnen: Erfolg.Sie sind glckselig in der Welt und werden reich." Die Bilanz Asaph hat sich die Schwere des Christenstandes vor Augen ge-stellt, und daneben hat er die Glckseligkeit der Welt betrach-tet. Und nun? Nun kommt die schreckliche Anfechtung: Solles denn umsonst sein, da ich auf Gottes Wegen gehe?" Solles denn umsonst sein?! Asaph hat diese unheimliche Anfechtung berwunden. Es istsehr lehrreich zu sehen, wie er mit ihr fertig wurde. Die Wirklichkeit Gottes Asaph sagt: Ich ging in das Heiligtum Gottes." GesegneteStunde, wo ein angefochtenes Christenherz nicht mehr Men-schen aufsucht, sondern mit all seiner Verzweiflung vor das 73 Angesicht Gottes geht. Denn damit ist die Anfechtung eigent-lich schon zu Ende. Er ist ja da! Ohne ihn leben heit: schrgleben, heit: an der Wirklichkeit vorbeileben. Das kann janur verkehrt sein. Er ist da! Jetzt gilt: In dir ist Freude..." So sagt Asaph:Das ist meine Freude, da ich mich zu Gott halte." Und:Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel undErde." Und : Du, Gott, bist allezeit meines Herzens Trost undmein Teil." Asaph hat also erfahren: Solche dunkle Anfechtung kann nurberwunden werden, wenn man sich aufs neue der Gnade sei-nes Heilandes bewut wird. Nun fllt dem Asaph all das ein,was er vorher vergessen und bersehen hat, nmlich: da derHerr unser Heil ist und da uns mit ihm alles geschenkt wird.Wie sollte man da zu kurz kommen knnen! Was auch die Welt haben mag es sind Scheinfreuden gegen-ber dem berschwenglichen Reichtum Jesu Christi. Man mu das Ende betrachten Ja, wir sollten uns nie vom Augenblick bestimmen lassen! Ich erinnere mich an eine eindrucksvolle Begebenheit. Es warin der Zeit, als wir durch die Nachricht erschreckt wurden, daMartin Niemller ins KZ gebracht worden sei. Da sprach derVater, der alte Pfarrer Niemller, in Essen. Dabei erzhlte erfolgende Geschichte: Als man der Mutter Napoleons, Ltitia,zu den Erfolgen ihres Sohnes gratulierte, sagte sie nur: Er hatdas Ende noch nicht gesehen." Und dann zeigte uns der alteBruder Niemller, wie Christen Leute sind, die warten knnen.Das meint Asaph. Er macht sich klar, da Gotteskinder amEnde doch nicht zu kurz kommen. Das mu sich schon einesTages zeigen. Aber wenn Asaph vom Ende spricht, denkt er weiter, ber die-sen Weltlauf hinaus. Ich merkte auf ihr Ende", sagt er. Wiewerden sie so pltzlich zunichte! Sie gehen unter und nehmenein Ende mit Schrecken." Es geht eine gerade Linie von diesemPsalmwort zu dem furchtbaren Satz des Herrn Jesu: DerWeg ist breit, der in die Verdammnis fhrt. Und viele sind,die darauf wandeln." Jesus-Leute aber haben eine gewisse Hoffnung des ewigenLebens. So will ich zwar nun treiben / mein Leben durch dieWelt, / doch denk ich nicht zu bleiben / in diesem fremden 74 Zelt. / Ich wandre meine Straen, / die zu der Heimat fhrt, /da mich ohn alle Maen / mein Vater trsten wird/' Der Blick auf das Ende macht es ganz deutlich: Wir kommennicht zu kurz bei Jesus! Im Gegenteil! Wir werden berreichbeschenkt! Welch ein Herr, / welch ein Herr, / ihm zu dienen welch einStand!'7 75 Der erfolglose" Zeuge Jesaja 6,810: Ich hrte die Stimme des Herrn, da er sprach: Wen sollich senden? Wer will unser Bote sein? Ich aber sprach:Hier bin ich; sende mich! Und er sprach: Gehe hin undsprich zu diesem Volk: Hret, und versteht's nicht; sehet,und merket's nicht! Verstocke das Herz dieses Volks undla ihre Ohren hart sein und blende ihre Augen, da sienicht sehen mit ihren Augen noch hren mit ihren Ohrennoch verstehen mit ihrem Herzen und sich bekehren undgenesen. Schwere Stunde Nirgendwo steht geschrieben, da dieser Auftrag fr denJesaja eine Anfechtung war. Und so knnte man wohl bezwei-feln, ob der Jesaja mit dieser Stunde in die Reihe der angefoch-tenen Gottesknechte gehrt. Aber wer nur ein wenig im Dienst unseres Herrn gestandenhat, dem ist es kein Zweifel, da Jesaja hier in der Stille eineschreckliche Anfechtung durchmachen mute. Gerade eben hater den herrlichsten Einblick in die himmlische Welt getan. Ersah den Herrn sitzen auf dem hohen und erhabenen Thron.Und er hrte die gewaltigen Sprechchre der Seraphim : Heilig,heilig, heilig ist der Herr! Alle Lande sind seiner Ehre voll!"Und nachdem er diese Herrlichkeit gesehen hatte, erfuhr er diegrte Seligkeit: Der Herr schenkte ihm Vergebung seinerSnden. Wir knnen uns denken, wie das Herz des Jesaja in dieserStunde erhoben war, so da wir uns nicht wundern, da er sichdem Herrn als Bote zur Verfgung stellt. Es htte in diesengroartigen Rahmen hineingepat, wenn der Herr ihm nun indiesem Augenblick dasselbe gesagt htte, was er dem Natha-nael bei seiner Berufung zum Zeugen sagte: Du wirst nochGreres denn das sehen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch:Von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen" (Joh. 1,51). Ja, solch eine Verheiung htte in diese groartige Berufungs-stunde gepat. Statt dessen bekommt Jesaja den frchterlichen Auftrag, dasWort Gottes zu predigen ohne jeden Erfolg. Halt! Wir habenes nicht ganz richtig gesagt! Der Auftrag ist noch schlimmer: 76 Er soll durch seine Predigt nur die vllige Verstockung Israelsherbeifhren, damit es vollends reif wird zum Gericht. Er soll also Prediger werden mit negativem Erfolg. Er soll dasReich Gottes predigen, ohne etwas auszurichten fr das ReichGottes! Was mag in dieser Stunde in der Seele des Jesaja vor-gegangen sein! Sein Herz mag geschrien haben: Herr, sendemich, aber la mich deine Siege sehen!" Die Doppelwirkung der gttlichen Botschaft Der Auftrag, den Jesaja erhielt, hat in der Geschichte des Rei-ches Gottes eine groe Bedeutung bekommen. Der Sohn Gottes selber hat das Wort auf sich bezogen. Er hattedem Volk ein Gleichnis erzhlt. Wenn wir Beispiele undGleichnisse in unseren Reden bringen, dann sollen sie dieSache verdeutlichen. Die Gleichnisse Jesu haben eine andereAufgabe. Er erklrt seinen Jngern Matthus 13,13 ff.: berihnen wird die Weissagung Jesajas erfllt: Mit den Ohren wer-det ihr hren und werdet- es nicht verstehen..., denn diesesVolkes Herz ist verstockt..., auf da sie nicht dermaleinst mitdem Herzen verstehen und sich bekehren, da ich ihnen hlfe. Aber selig sind eure Augen, da sie sehen, und eure Ohren,da sie hren." Hier sagt der Herr Jesus deutlich, da seine Botschaft einedoppelte Wirkung hat. Bei dem Volk fhrt sie zur Verstockung,bei den Jngern zur Erleuchtung. Gerade dies schreibt der Apostel Paulus an die Korinther:Wir sind den einen ein Geruch des Todes zum Tode, denandern aber ein Geruch des Lebens zum Leben." Dem Herrn Jesus war diese Jesaja-Stelle offenbar sehr wichtig.Denn er kommt noch ein anderes Mal darauf zurck. In denTagen zwischen seinem Einzug in Jerusalem und seinem Lei-den trat er ffentlich auf, verbarg sich aber auch immer wiedervor seinen Feinden. Und da heit es: Sie glaubten doch nichtan ihn, obwohl er solche Zeichen vor ihnen getan hatte...Darum konnten sie nicht glauben, denn Jesaja sagt: Er hat ihreAugen verblendet und ihr Herz verstockt, da sie nicht mit demHerzen vernehmen und sich bekehren..." Auch der ApostelPaulus spricht von diesem unheimlichen Auftrag an Jesaja(Apostelgeschichte 28,23 ff.). Aus all dem wird etwas sehr Wichtiges deutlich: Die gttlicheBotschaft wirkt nicht nur Leben, sondern auch Verstockung. 77 Sie hat in jedem Fall eine Wirkung: eine Lebenswirkung odereine Todeswirkung. Beim Herrn Jesus und bei seinen Aposteln waren immer beideWirkungen da. Und so wird es zu allen Zeiten bei einemlebendigen Zeugnis sein. Das Furchtbare aber beim Auftrag des Jesaja war, da seineBotschaft nur die Todeswirkung haben sollte. Die Anfechtung Ja, das war ein unerhrter und unfabarer Auftrag, den derHerr dem Jesaja gab. Wir Jesusjnger von heute sind nicht Propheten. Uns legt Gotteine solch prophetische Anfechtung nicht auf. Fr uns ist esschon Anfechtung genug, da unsere Botschaft auch eineTodeswirkung hat. Uns ist es schon Anfechtung genug, wennwir so wenig Lebenswirkung der gttlichen Botschaft sehen. Ja,ein kleiner Teil der Jesaja-Anfechtung ist fr uns schon groeAnfechtung. Da knnen in stillen Stunden die Zweifel an der Bot-schaft aufsteigen. Da fragt das Herz: Ist das Evangeliumwirklich noch eine Botschaft fr unsere Zeit, die so ganz andereInteressen hat? Sollten wir sie nicht modernisieren? Sollten wirnicht einiges zurckstellen und anderes dazutun? Jeder ZeugeJesu kennt diese Anfechtung. Oder es kommen die Zweifel an unserem Auftrag.Wir bekommen ganz einfach Minderwertigkeitskomplexe: Esfehlt mir die Begabung zu einem Zeugen." Oder tiefer: Ichbin es nicht wert, sein Zeuge zu sein." Ja, wenn dann in unse-rem Gesichtskreis ein anderer steht, der uerlich groe Erfolgehat, der zu denen gehrt, von denen Jesus sagt, da sie indie Ernte gekommen sind", dann kann der Zweifel riesengrowerden und sich vermischen mit dem schrecklichen Gift, demNeid. Oder: Wenn unser Zeugnis so gar keine oder nur negativeWirkung hat, dann erwachen Zorn, Ungeduld, Menschenver-achtung, kurz: das ungeistliche Wesen. Wie oft ha-ben wir es erlebt, da Zeugen Jesu durch ihre scheinbare Er-folglosigkeit in eine ungeistliche, lieblose, menschenverachtendeArt hineingekommen sind. Dies alles, was wir eben nannten, sind Anfechtungen, vondenen die Welt nichts ahnt. Sie werden ausgefochten in den 78 Herzen derer, die irgendwann einmal gesagt haben: Hier binich, sende mich/' Und dabei sind nicht nur Berufsarbeiter imReiche Gottes gemeint. Wie berwand Jesaja die Anfechtung? Davon wird uns nichts gesagt. Wir knnen den ganzen Jesajadurchlesen : Es wird uns nichts darber erzhlt. Und doch gibt uns das ganze Jesajabuch die Antwort auf unsereFrage: Jesaja war einfach dem Herrn gehorsam. Er hat seineBotschaft ausgerichtet. Er hat nicht danach gefragt, ob Men-schen ihm Beifall klatschten. Er hat nur auf den Herrn geschaut,was der ihm zum Predigen auftrug. Dasselbe sagt der Apostel Paulus den Galatern: Wenn ich denMenschen noch gefllig wre, so wre ich Christi Knecht nicht.Ich tue euch aber kund, liebe Brder, da das Evangelium,das von mir gepredigt ist, nicht menschlich ist. Denn ich habees von keinem Menschen empfangen noch gelernt, sonderndurch die Offenbarung Jesu Christi." Noch einmal sei es gesagt: Wir sind weder Propheten nochApostel. Aber fr unseren Zeugendienst knnen wir hier viellernen. Zeugen Jesu drfen nicht Erfolgshascher sein. Sie dr-fen einfach glauben, da der Herr sie gesetzt hat, Frucht zubringen". Die Frucht kann Leben oder Verstockung sein, dasist seine Sache. Der Herr fragt nicht nach unserem Erfolg,sondern nach unserem Gehorsam und nach unserer Treue! Sehen wir nur zu, da wir lauter und unanstig vor ihmwandeln! Strecken wir uns nur recht aus nach einer fortschrei-tenden Erkenntnis der Gnade Gottes in Jesus Christus! Seienwir nur treu in der Erfllung seiner Auftrge. Alles brige istseine Sache. Als ich einst sehr niedergeschlagen war durch Erfolglosigkeitund Rckschlge in meiner Arbeit, schrieb meine Frau mir einVerslein, das ich gerahmt ber meinen Schreibtisch hngte:Streu deinen Samen aus, dann la Gott sorgen. / Er lt ihnwachsen fein zum Erntemorgen." Die Anfechtung, die aus der Erfolglosigkeit kommt, berwin-den die Zeugen des Herrn durch einfachen Gehorsam. 79 Kraftquellen Je mehr ich mich in diese Anfechtungsstunde des Jesaja ver-senkte, desto schrecklicher und gewaltiger erschien mir das,was der Herr ihm auferlegte. Man denke: ein Mannesleben andie Botschaft Gottes rcken mit dem einzigen Ziel, ein Volkvollends in die Verstockung zu treiben! Das ist mehr, als wiruns vorstellen knnen. Und darum habe ich mir berlegt, ob nicht etwas sichtbar wirdvon geheimen Kraftquellen, die dem Jesaja fr seinen schwerenAuftrag zur Verfgung standen Kraftquellen, die auch unszur Verfgung stehen mssen in unseren viel kleineren Erfolg-losigkeiten und Anfechtungen. Und solche Kraftquellen sindvorhanden. Da ist zunchst zu nennen die eigene herrliche Heilserfah-rung. Jesaja hat einen unauslschlichen Eindruck bekommenvon der Heiligkeit des dreieinigen Gottes. Und er hat es erlebt,wie der Engel mit der glhenden Kohle seine unreinen Lippenberhrte. Wir drfen dies als symbolische Handlung deutenund so eine durchdringende Erfahrung von der Vergebung derSnden heraushren. Die Gewiheit der Gegenwart und MachtGottes und die Gewiheit der Sndenvergebung verleihenauch in den erfolglosesten Stunden und in den dunkelsten An-fechtungen groe Kraft. Es ist etwas, des Heilands sein, / ichdein, o Jesu, und du mein / in Wahrheit sagen knnen, / ihnseinen Knig, Herrn und Ruhm / und sich sein Erb und Eigen-tum / ohn allen Zweifel nennen." Ja, das ist etwas! Und dann: Der Jesaja hatte sein Ohr am Mund Gottes.Wie herrlich ist es, im grauen Alltag der Erfolglosigkeit zuhren, was er sagt! So drfen auch wir bestndig ihn hren,wenn wir im Worte Gottes leben. Und vor allem: Jesaja lebte im Licht des Kreuzes undder Auferstehung Jesu. Wie kstlich sind all die Ver-heiungen auf Jesus, die Jesaja bringt! Und dabei ist es be-zeichnend, da die meisten Verheiungen von ihm so gesagtwerden, als seien sie schon erfllt. Zum Beispiel: Uns istein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben/' Wer aus diesen Kraftquellen lebt, kann getrost ein Zeuge desHerrn sein. 80 Die Ungerechtigkeit in der Welt Habakuk 1,2-4: Herr, wie lange soll ich schreien, und du willst nicht hren?Wie lange soll ich zu dir rufen ber Frevel, und du willstnicht helfen? Warum lassest du mich Mhsal sehen undsiehest dem Jammer zu? Raub und Frevel sind vor mir.Es geht Gewalt ber Recht. Darum ist das Gesetz ohn-mchtig, und keine rechte Sache kann gewinnen. Denn derGottlose bervorteilt den Gerechten; darum ergehen ver-kehrte Urteile. Eine traurige Zeit Wir wissen eigentlich gar nichts ber den Propheten Habakuk.Immerhin sind sich die Ausleger darin ziemlich einig, da erwohl whrend der Zeit der Knige Manasse und Amon gelebthat. ber den Knig Manasse lesen wir in der Chronika und inden Knigsbchern viel Schlimmes. Er tat, was dem Herrnbel gefiel, nach den Greueln der Heiden." Auch vergo Ma-nasse sehr viel unschuldiges Blut, bis da Jerusalem aller Ortenvoll war auer der Snde, durch die er Juda sndigen machte,da sie taten, was dem Herrn bel gefiel/' Und von dem Sohndes Manasse lesen wir: Er wandelte in allem Wege, den seinVater gewandelt hatte. Er tat, was dem Herrn bel gefiel, wiesein Vater Manasse getan hatte." Dazu brauchen wir nicht mehr viel zu sagen. Der Knig ver-lie mit seinem Volk die Wege des Herrn und diente denGtzen. Das ist ja nicht nur eine religise oder weltanschaulicheVernderung. Wo man Gott nicht mehr frchtet, da werden dieGebote Gottes beiseite getan. Dann wei schlielich keinMensch mehr, was gut ist und was bse ist. Dann kommt dassittliche Chaos: Wo Gottes Wort nicht mehr gepredigt wird,wird das Volk wild'' (Luther). In dieser Zeit lebt der Prophet Habakuk. Die Anfechtung Man hat nicht den Eindruck, da der Prophet besonders un-glcklich ist, weil ihn persnlich eine Ungerechtigkeit getroffenhtte. Aber die Lage im Volke erfllt sein Herz mit Verzweif-lung. Wir spren aus seinen Worten ja diese unendliche Her- 81 zensnot heraus. Wie lange soll ich schreien, und du willst nichthren? Wie lange soll ich zu dir rufen ber Frevel, und duwillst nicht helfen? Warum siehst du dem Jammer zu?"Es geht traurig zu im Volke. Der Gottlose bervorteilt denGerechten, darum ergehen verkehrte Urteile/' Oder: Es gehtGewalt ber Recht." Da es im Volke so zugeht und da Gottdazu schweigt das erfllt das Herz des Propheten mit Bitter-keit. Der Prophet wei etwas von der Wichtigkeit des gttlichenRechtes. Und darum entsetzt es ihn, da das Recht ohnmch-tig wird". berall sieht er dasselbe: Keine rechte Sache kanngewinnen." Die Gewaltttigen boxen sich durch. Und die red-lichen Gemter werden nach unten getreten. In all dem schildert der Prophet ja im Grunde die Welt, wie sieimmer gewesen ist und wie sie immer sein wird. Allerdings gibtes Zeiten, in denen das Wesen der gefallenen Welt besondersschmerzhaft offenbar wird. Und da fngt das Herz der Glu-bigen an zu schreien zu dem Herrn aller Herren. Es ist einegroe Anfechtung, da er einfach zuschaut, da er nicht ein-greift, da er gleichsam taub ist fr das Schreien seiner Kinder.Die Ungerechtigkeit der Welt ist eine groe Anfechtung frredliche Gemter. Und so kommt es dann, da viele Menscheneinfach verbittert werden. Es gibt mir jedesmal einen Stichdurchs Herz, wenn ich solch einen verbitterten Menschen sehe,der das Unrecht der Welt nicht mehr ertragen kann.Es gibt fr den Weltmenschen noch eine andere Mglichkeit:Er wird Anarchist und Revolutionr. Und viele der ganz gro-en Revolutionre waren edle Gemter, die die Ungerechtigkeitder Welt nicht mehr ertrugen. Sie bedachten dabei nicht, dajede Revolution ja nur neue Ungerechtigkeit herauffhrt; siendert nicht das Angesicht und das Wesen der Welt. Gott antwortet Das Herz des Propheten das spren wir immer neu in den3 Kapiteln des Habakukbuches steht am Rand einer groenVerzweiflung ber die Ungerechtigkeit der Welt und dasSchweigen Gottes. Aber er geht weder den Weg der Verbitterung noch den Wegder Revolutionre. Bei ihm heit es: ,;Dennoch bleibe ich stetsan dir." Und dann erfhrt er, da der Herr dem antwortet, derihn anruft. Die ersten drei Verse, die wir ber diesem Kapitelabgedruckt haben, fhren uns gleichsam in die Lage des Haba- 82 kuk hinein. Aber in dem folgenden finden wir nun die Ant-wort Gottes, die der Herr seinem angefochtenen Knecht gibt. Habakuk hat nicht aufgehrt, zum Herrn zu rufen, bis erAntwort bekam. Das ist eine wundervolle Sache. Die Welt, inder Habakuk lebte, war wie ein verschlossenes Zimmer, das miterstickenden Gasen erfllt ist. Ja, so knnen die Verhltnissein dieser Welt werden, da man das Gefhl hat: Ich kannjetzt nicht mehr leben. Ich kann es nicht mehr ertragen." Aberda stt der Prophet ein Fenster nach oben auf. Er schlgt umim Bilde zu bleiben gleichsam das Dach hinaus. Er ruft solange zum Herrn, bis er eine Antwort bekommt. Und er be-kommt Licht von oben. Alle Knechte Gottes bezeugen mitDavid : Da ich den Herrn suchte, antwortete er mir." In den folgenden Abschnitten wollen wir nun hren, was dennder Herr dem Habakuk fr eine Antwort gibt. (Diese AntwortGottes knnen wir hier nicht abdrucken, weil das zuviel Raumeinnehmen wrde. Ich empfehle aber den Lesern, Kapitel 1,2und 3 im Propheten Habakuk zu lesen.) Nur getrost, es kommt noch schlimmer ! Das ist ein merkwrdiger Trost, den der Herr seinem Knechtgibt. Das Herz des Propheten ist erfllt mit Verzweiflungber die Ungerechtigkeit der Welt. Darauf antwortet ihm derHerr: Fa dein Herz in Geduld!" Die Welt ohne Gott mu bis zum bitteren Ende auskosten, wassie sich selber eingeschenkt hat. Der Herr sagt durch den Munddes Propheten Jeremia: Du mut erfahren und innewerden,was es fr Jammer und Herzeleid bringt, den Herrn, deinenGott, verlassen und ihn nicht frchten." Und nun schildert der Herr dem Habakuk die kommendenSchrecken, die die babylonischen Heere ber Israel bringenwerden. Aber wenn wir diesen Abschnitt im ersten Kapitellesen, fhlen wir ganz deutlich, da hier eigentlich gar nichtvon den Babyloniern die Rede ist, sondern von den Heeren desAntichristen, der am Ende der Weltzeit kommen wird. DieSchilderung dieser antichristlichen Zeit stimmt vllig mit demberein, was die Offenbarung sagt. Es seien nur ein paar Dingeangedeutet: Der Antichrist verheizt" die Menschen. Sie werden Gefan-gene zusammenraffen wie Sand." Der Mensch gilt nicht mehr.Der Antichrist wird dafr sorgen, da es keine Sicherheit in 83 der Welt mehr gibt. Bei Habakuk heit es: Alle Festungen werden ihnen ein Scherz sein.'7 Und das Schrecklichste: Gott ist abgesetzt, aber man ist doch nicht ohne Religion. Ihre Macht mu ihr Gott sein." Nicht wahr, das sind Dinge, die wir anfangsweise schon erlebt haben. Und es ist sehr wichtig, da wir auf diesen seltsamen Trost Gottes achten: Die Ungerechtigkeit der Welt mu bis zum uersten offenbar werden. Da Jesus siegt, bleibt ewig ausgemacht . . ." Ja, das ist die zweite Antwort, die der Herr dem unter der Un-gerechtigkeit der Welt leidenden Knecht gibt: Am Ende wirddie Erde voll werden von Erkenntnis der Ehre des Herrn, wieWasser das Meer bedeckt". Es ist wundervoll, wie alle drei Kapitel des Propheten Habakukgleichsam hinberschauen auf die Endzeit, von der die Offen-barung Johannes uns deutlicher berichtet.Man mu diesen Propheten ganz im Licht des Neuen Testa-ments lesen. Im dritten Kapitel schildert er die Herrlichkeit derEpiphanie, d. h. der Erscheinung des Herrn. Vielleicht sprichter da vom Kommen des Herrn auf dem Sinai. Aber wir knnenes ja gar nicht anders lesen, als da hier von der Wiederkunftdes Herrn in Herrlichkeit die Rede ist. Sein Glanz war wieLicht; Strahlen gingen von seinen Hnden; darin war verborgenseine Macht." Wer sieht hier nicht den wiederkommendenHerrn Jesus vor sich? Und in seinen Hnden sind die Zeichenzu sehen, die Ngelmale. Weil er diese Ngelmale trgt, dar-um hat ihm Gott einen Namen gegeben, der ber alle Namenist". Ja, in den Hnden ist verborgen seine Macht. Das ist wirklich ein Trost fr Menschen, die die Ungerechtig-keit der Welt fast nicht mehr ertragen knnen. Zion hrt dieWchter singen, / das Herz tut ihr vor Freude springen, / siewachet und steht eilend auf. / Ihr Freund kommt vom Himmelprchtig..." Dieser Trost wurde dem Propheten Habakuk gegeben, und erschildert uns wundervoll, wie diese Trstung zu ihm kam. Wieetwa in einer belagerten Burg ein Wchter auf dem Turm stehtund schaut und schaut so ging es dem Propheten: Hier steheich auf meiner Hut und trete auf meine Feste und sehe zu, wasmir gesagt werde und was meine Antwort sein solle auf meinRechten. Der Herr antwortet mir: Die Weissagung wird ja nocherfllt werden zu seiner Zeit..." 84 Der Gerechte wird seines Glaubens leben Mag die Welt in ihrer Ungerechtigkeit, in ihrem Schmutz undFrevel ersticken der Gerechte wird seines Glaubens leben.Dieses Wort ist ein Zentralwort der Bibel. Das wird darandeutlich, da es sowohl im Rmerbrief als auch im Galaterbriefund schlielich im Hebrerbrief erwhnt wird. Es zieht sich wieein roter Faden durch die ganze Bibel hindurch. Und das NeueTestament legt uns aus, wie dies Wort zu verstehen sei. Der Gerechte das ist der, den Gott gerecht gesprochenhat, weil er seine Snden unter Jesu Kreuz niedergelegt hat undvon Herzen glaubt an das vershnende Opfer Jesu am Kreuz. Dieser Gerechte lebt. Die Welt vegetiert, ngstet sich. Einertritt den andern nieder. Sie erstickt frmlich in ihrem eigenenUnflat. Der Gerechte aber lebt im Umgang mit dem himm-lischen Vater. Der Heilige Geist erfllt sein Herz, und mittenim Jammer der Welt stimmt er Lobgesnge an. Und dieser Gerechte lebt aus Glauben. In der Welt findenwir keinen Trost. Er lebt nicht aus seinen Werken; denndas hat er gelernt, da die immer befleckt sind. Aber er schautauf das Kreuz von Golgatha, in dem sich ihm Gottes Herzffnet. Er erfhrt: Welche auf ihn sehen, die werden erquickt,und ihr Angesicht wird nicht zuschanden." Das ist der Trost, den der Herr dem Habakuk gab und den erauch uns gibt. 85 Temperaturschwankungen des Glaubens Matthus 14,19-33: Und Jesus hie das "Volk sich lagern auf das Gras und nahmdie fnf Brote und die zwei Fische, sah auf gen Himmelund dankte und brach's und gab die Brote den Jngern,und die Jnger gaben sie dem Volk. Und sie aen alleund wurden satt und hoben auf, was brigblieb vonBrocken, zwlf Krbe voll. Die aber gegessen hatten, wa-ren bei fnftausend Mann, ohne Weiber und Kinder.Und alsbald trieb Jesus seine Jnger, da sie in das Schifftraten und vor ihm herberfuhren, bis er das Volk vonsich liee. Und da er das Volk von sich gelassen hatte,stieg er auf einen Berg allein, da er betete. Und amAbend war er allein daselbst. Und das Schiff war schonmitten auf dem Meer und litt Not von den Wellen; dennder Wind war ihnen zuwider. Aber in der vierten Nacht-wache kam Jesus zu ihnen und ging auf dem Meer. Undda ihn die Jnger sahen auf dem Meer gehen, erschrakensie und sprachen: Es ist ein Gespenst! und schrien vorFurcht. Aber alsbald redete Jesus mit ihnen und sprach:Seid getrost, ich bin's; frchtet euch nicht! Petrus aber ant-wortete ihm und sprach: Herr, bist du es, so hei michzu dir kommen auf dem Wasser. Und er sprach: Kommher! Und Petrus trat aus dem Schiff und ging auf demWasser, da er zu Jesus kme. Er sah aber einen starkenWind; da erschrak er und hob an zu sinken, schrie undsprach: Herr, hilf mir! Jesus aber reckte alsbald die Handaus und ergriff ihn und sprach zu ihm: O du Kleinglu-biger, warum zweifelst du? Und sie traten in das Schiff,und der Wind legte sich. Die aber im Schiff waren, kamenund fielen vor ihm nieder und sprachen: Du bist wahr-lich Gottes Sohn! Siegesstimmung Ein gewaltiges Zeichen hatte Jesus getan. 5000 Menschen hatteer satt gemacht. Aus Johannes 6,15 erfahren wir, da das Volkin seiner Begeisterung auf der Stelle den Herrn Jesus zum K-nig ausrufen wollte. Wie war wohl das Herz der Jnger in dieser Stunde mit Freudeerfllt! Endlich begannen die Massen zu begreifen, wie herrlich 86 ihr Heiland war. Sie waren in dieser Stunde sicher bereit, ihmalles zuzutrauen und jedes Opfer fr ihn zu bringen.Jeder glubige Christ kennt diese hohen Stunden, in denen dasHerz singt: Jesus Christus herrscht als Knig, / alles wird ihmuntertnig..." Die abgebrochene Siegeslinie Es ist merkwrdig, da Jesus in diesem Augenblick seine Jn-ger in das Schiff trieb". Er bittet sie nicht, er redet ihnen nichtzu, er befiehlt ihnen nicht. Er schickt sie weg wie kleine Kinder,die man abends ins Bett schickt. Und dann treibt er das Volkebenso von sich. Seltsam! Htte Jesus nicht allen Grund gehabt, diese Erwek-kungsstimmung auszuntzen? So denkt unsere Vernunft. AberJesus tut genau das Gegenteil. Albrecht Bengel hat gesagt: Frdie Vernunft sieht es aus, als verstnde Gott sich schlecht aufseinen Vorteil." Jeder Jesusjnger kennt diese Enttuschung, wenn so eineSiegeslinie pltzlich abgebrochen wird wenn nach einer Evan-gelisation auf einmal alles armseliger zu sein scheint als vor-her oder wenn in unserem eigenen Leben es aussehen will,als seien wir wieder auf die Anfnge unseres Christenlebenszurckgeworfen. Warum handelt Jesus so? In Johannes 12,24 erklrt er: Es seidenn, da das Weizenkorn in die Erde falle und ersterbe, sobleibt's allein; wo es aber erstirbt, so bringt es viele Frchte."Sowohl das Christenleben als auch das Leben der GemeindeJesu trgt immer das Kreuzeszeichen. Es geht durch Sterbennur." Widerwrtigkeiten Sie litten Not von den Wellen; denn der Wind war ihnen zu-wider." Grauester Alltag! Alles scheint verkehrt zu gehen. Woist nun die Siegesfreude vom Nachmittag? Jetzt ist sie wenigeStunden spter in tiefe Depression verwandelt.Ich erinnere mich, wie ich einmal in der Hammerhtte" inSiegen eine herrliche Segensstunde erlebte. Mein Glaube warso gro, da ich dachte, ich knnte allen Gewalten der Hlletrotzen. Aber als ich meinen Wagen nach Hause steuerte, ginges immerzu durch dicken Nebel. Man kam nicht vorwrts. Und 87 dann wurde es meinem jungen Begleiter schlecht. Das zwangmich, immer wieder den Wagen anzuhalten. Und mit Schreckenentdeckte ich, wie schnell mein groer Glaubensmut vom Nach-mittag verflogen war. Da mute ich an den Paulus denken, der mit Silas zerschlagenim Kerker sitzt und doch Loblieder singt. Erst der, der die Lob-lieder singt, auch wenn der Wind zuwider ist, hat das Evan-gelium richtig begriffen. Die Not der Herzen Das ist eine Not, wenn unsere Glaubensfreude durch die alltg-lichen Widrigkeiten so gedmpft wird, da nur noch Verzagt-heit da ist. Aber das war nicht die einzige Not der Jnger. Eskam noch etwas anderes dazu : Sie hatten Jesus aus den Augen verloren. Es gibt nichts Schreck-licheres fr Menschen, die gewohnt sind, mit Jesus zu leben, alswenn seine Gegenwart ihnen verdunkelt wird. Und nun kommt die tiefste Not : In dieser dunklen Stunde kamauf einmal das Unterste der Herzen wieder zum Vorschein:Sie sprachen: Es ist ein Gespenst! und schrien vor Furcht."War denn durch die Gegenwart Jesu der alte Aberglaube nichtlngst abgettet? War die tiefe Furcht, die ganz unten imMenschenherzen sitzt, nicht ausgerottet? Das ist eine schreckliche Not, wenn Christen auf einmal mer-ken, da die alte Snde" wieder auftaucht; da das Tiefste desHerzens noch gar nicht umgewandelt ist. Und das geschah den Jngern ausgerechnet nach dem Sieges-nachmittag. Es ist eine alte Erfahrung, da Jesusjnger nachbesonders reichen Segenstagen an sich selber die tiefsten Ent-tuschungen erleben. Das knnte beinahe so aussehen, als sei im Leben der Jngerberhaupt nichts gendert worden. Nun, so ist es nicht. WerJesus gehrt, erfhrt wohl noch schmerzlich die Macht derSnde. Aber er dient ihr nicht mehr. Er sieht sie als seinenFeind an. Paul Humburg sagte einmal: Ein bekehrter Jesus-jnger ist nicht sndlos. Aber vor seiner Bekehrung sndigteer fahrplanmig. Nach seiner Bekehrung ist die Snde einEisenbahnunglck/' 88 Geborgen ! Wie mag wohl den Jngern zumute gewesen sein, als in ihrenganzen Jammer hinein das Wort des Herrn tnte: Seid ge-trost, ich bin's! Frchtet euch nicht!" So kann in der ganzenWelt niemand sprechen auer dem Herrn Jesuss selbst. Und:So er spricht, so geschieht's; so er gebeut, so steht's da/' Wenn Jesus einem Herzen und Gewissen sagt: Frchte dichnicht!", dann ist die Furcht wirklich verschwunden, und derFriede kehrt ein. Die ganze Geschichte zeigt zwischen den Zei-len, wie mit einem Schlage die Situation der Jnger verndertwar. Ach, mein Herr Jesu, / dein Nahesein / bringt groenFrieden ins Herz hinein. / Und dein Gnadenanblick / macht unsso selig, / da Leib und Seele darber frhlich / und dankbarwird." Da heit es nun wirklich: Die Freude am Herrn ist eureStrke." Glaubensmut So dachte auch Petrus. Alle Depression ist verschwunden. Da-vid sagte: Mit meinem Gott kann ich ber die Mauern sprin-gen." Und Petrus: Mit meinem Herrn Jesus will ich ber diewilden Wellen gehen. Es wrden wohl keine groen Dinge in der Welt geschehen,wenn nicht Christenherzen immer wieder diesen frhlichenGlaubensmut fassen knnten, der ihnen sagt, da mit Jesusdas Unmgliche mglich wird. Wieder eine Niederlage Nach den bisherigen Erfahrungen dieses Tages htte man demPetrus wohl zutrauen mssen, da er nun auf dieser Glaubens-hhe bleibt. Wir sehen ihn ber das Wasser schreiten. Sein Blickist auf den Herrn gerichtet. Ach, wre er doch dabei geblieben,unverwandt auf seinen Herrn zu schauen! Aber er erlebt, wasauch wir so oft erleben, da die Dinge dieser Welt sich sehrgeruschvoll bemerkbar machen. Er sah aber einen starkenWind; da erschrak er und hob an zu sinken." Auf einmal istdie Natur nur noch drohend und schrecklich. Auf einmal siehter nur noch eine Umwelt, die sich gegen ihn verschworen hat.Blitzartig fngt sein Gehirn an zu berechnen, welche entsetz-liche Tiefe unter seinen Fen ist. Er ist jetzt blo noch ein 89 Mann der Vernunft, der rechnet, wie ein Mensch rechnet, undder die Macht des Herrn in keiner Weise mehr einkalkuliert. Schreckliche Stunden sind das, die keinem Christenleben er-spart bleiben, wo die Welt mit ihren Drohungen und sorgen-bereitenden Wellen viel mchtiger zu sein scheint als der Herr. Ein Gebet aus Herzensgrund Als die Wogen ber Petrus zusammenschlagen wollen, be-sinnt er sich auf seinen starken Herrn. Und nun kommt einSchrei aus seinem Mund: Herr, hilf mir!'7 Es gibt mancherlei Gebete. Da sind die Gebete in der kirch-lichen Agende. Wenn der Pfarrer sagt: Lat uns beten!", dannfaltet die Gemeinde die Hnde und beugt das Haupt. Wennich das sehe, frage ich mich manchmal erschrocken: Wie vielewerden wohl jetzt richtig mit dem Herrn reden?" Und danngibt es das Gebet des Pharisers, der dem Herrn alle seineTugenden ausbreitet. Es gibt Tischgebete, die so leer sind, daeinmal ein christlicher Mann darber spottete: Es ist nur einWa-wa-wa ber dem Suppenteller/' Wie anders das Gebet des Petrus! Da ist die Verzweiflungber die eigene Ohnmacht und das Vertrauen zu der Strkedes Herrn. Da ist das Wissen um die Abgrnde unter seinenFen und das Vertrauen zu der starken Hand Jesu. Da wirdoch dies Gebet recht lernten: Herr, hilf mir!" So sollten wirrufen in den Nten unseres Lebens. Herr, hilf mir!" solltenwir rufen, wenn die Anfechtungen der Snde zu stark werden.Herr, hilf mir!" das ist die Antwort des Glaubens auf dasEvangelium. Erfahrung der Errettung Jesus aber reckte alsbald die Hand aus und ergriff ihn." Sohat der Herr Jesus wieder die Hand ausgestreckt und hat denPetrus ergriffen, als der nach der Auferstehung Jesu meinte, ersei nicht mehr tchtig zum Jngersein und Apostelamt. Davonerzhlt Johannes 21. Errettung, die man erfahren hat das ist die Melodie der gan-zen Bibel. Israel wird aus gypten errettet. Und die GemeindeJesu wird errettet durch das Blut Jesu von Sndenschuld undSndenmacht, vom drohenden Gesetz und von der Verlockungder Welt, von der Macht Satans und vom ewigen Verderben. 90 Jesus allein Welche Temperaturschwankungen hat der Glaube der Jngerin kurzer Zeit durchgemacht! Es ist trstlich, das zu lesen; dennjeder Jesusjnger leidet unter diesen Temperaturschwankungendes Glaubens. Davon wei ein unbekehrter Mensch nichts.Aber einer, der sich aufgemacht hat, Jesus nachzufolgen, weidavon um so mehr. Und er lernt ber all den Schwankungen:Mein Heil beruht nicht in mir, sondern allein in Jesus unddem, was er fr mich getan hat." So lernt man dann als reifsteErfahrung seines Glaubenslebens singen: Auf dem Lammruht meine Seele ..." 91 Der ungestillte Ehrgeiz Markus 9,3334: Und Jesus kam gen Kapernaum. Und da er daheim war,fragte er sie: Was handeltet ihr miteinander auf demWege? Sie aber schwiegen; denn sie hatten miteinanderauf dem Wege gehandelt, welcher der Grte wre. Groe Mnner ganz klein . Das Wort lieb" spielt in christlichen Kreisen eine Rolle, dieihm oft nicht zukommt. Wie geht's Ihrer lieben Frau?"pflegt man zu sagen, obwohl man heimlich denkt: Ich binfroh, da ich mit dieser znkischen Dame nicht verheiratet bin."Und der Pfarrer beginnt seine Predigt oft mit den Worten:Liebe Gemeinde!" Das geht glatt von den Lippen, obwohl mansich oft fragt: Hat dieser Pfarrer seine Gemeinde wirklichbrennend lieb?" Und es ist mir gar nicht sicher, ob die liebe"Gemeinde den Pfarrer so sehr liebt. Krzlich erzhlte jemandlachend, ein Bruder habe seinen abreisenden Gast gefragt:Wann geht Ihr lieber Zug?" Kurz, ich meine, wir sollten mit dem Wrtlein lieb" getrostetwas sparsamer umgehen, damit es seine Bedeutung behlt. Obwohl wir nun also eine Inflation dieses Wrtleins haben,fiel es mir auf, als ich es in einem alten Predigtband fand. Dawar die Rede von den lieben Jngern". Einen Augenblickstutzte ich. Und dann mute ich mir sagen: Hier pat es her." Ja, die Jnger Jesu, der Petrus und der Johannes und der Phi-lippus und all die anderen, sind der Christenheit unendlichlieb" geworden. Von Jugend auf haben wir ihr Bild eingeprgtbekommen. Sie sind uns Vorbilder in der Nachfolge und An-hnglichkeit an den Herrn Jesus. Sie sind unsere Bewunderungwert, weil sie als arme und schlichte Leute die Welt mit demEvangelium erfllt haben. Und wir beugen uns vor ihremGlaubensmut, mit dem sie fast alle den Mrtyrertod auf sichgenommen haben. Ja, sie sind uns lieb". Gerade darum bedrckt es uns, da unsere Textgeschichte siesehr klein und armselig zeigt. Da man sich in einem Kegel-klub um den Posten des Prsidenten zankt nun, das ver-wundert uns nicht sehr. Aber da die Jnger in solch armseligenZank verwickelt werden diese lieben" Jnger! , das istbedrckend. Und zugleich beachtenswert! 92 Ehe wir auf diesen Zank eingehen, wollen wir uns klarmachen,wie es doch ein Beweis fr die Wahrhaftigkeit der Bibel ist,da sie uns auch eine solche Geschichte berichtet. Der Markushtte diese Begebenheit sicher unterschlagen knnen. Warumhat er es nicht getan, wo ihm doch die Jnger gewi ebenso liebwaren wie uns? Darum, weil er die volle Wahrheit zu bezeugenhat. Wer eine Lebensbeschreibung verfat, der wei, da esgut ist, nicht alle kleinen und groen Schwchen des Dargestell-ten zu zeigen. In der Bibel aber haben wir die volle Wahrheit.Da ist nur ein einziger ohne Snde: Jesus Christus! Zank warum ? Die lieben Jnger zankten sich wie Schulbuben. Es ging um dieFrage: Wer ist eigentlich der Grte unter uns?" Wie ist da die alte, ungebrochene Natur bei den Jngern her-vorgetreten! Das ist die Art unserer Natur, da wir herrschenwollen, da wir eine Rolle spielen wollen, da wir Ehre habenwollen. Ich hre nirgendwo von den Jngern, da einer sich sexuellenAusschweifungen ergeben htte oder da sich einer unter ihnenbetrunken htte. Diese Snden hatten keinen Raum im Jnger-kreis. Aber dieser Drang nach oben, dieser Wunsch, eine Rollezu spielen und Ehre von den anderen zu bekommen dieseSnde war ungehemmt bei ihnen zu finden. Sie mu also tiefin der menschlichen Natur sitzen. Und darum vergiftet dieser Streit bis heute immer wieder diechristliche Gemeinde : Wer ist der Grte?" Die Kirche hat diesem Drang nach oben" ein Ventil geffnet,indem sie Ehren verteilt. Da gibt es Titel und Ehrendoktoren,Da gibt es Diplome fr verdiente Kster und lteste, da gibt es25-, 40- und 50-Jahr-Jubilen, wo der Gefeierte gebhrend ge-ehrt wird. Und niemand nimmt daran Ansto. Man denktwohl, da dies Ventil fr den Ehrgeiz eine notwendige Sachesei. In den Gemeinschaften gibt es solche Ehrenstellen nicht. Dar-um schwelt oft im geheimen ein bser Brand. Da hat man einemChor beim Jahresfest nicht gengend gedankt. Nun ist derChor beleidigt und will nicht mehr mitmachen. Da leidet einKreis daran, da zwei Brder heimlich um den entscheidendenEinflu kmpfen. Da ringt ein Prediger verzweifelt um seineStellung, weil ein Vorstandsmitglied ihm den Wind aus denSegeln nimmt und alles bestimmen will. 93 Also diese Geschichte ist so alt wie das ganze Christentum.Schon im Jngerkreis ging es um die Frage: Wer ist derGrte?" Ich bedaure, da uns nicht berichtet wird, an welcher Sache sichder Streit entzndet hat. Vielleicht ging es um die Frage: Werist dem Herrn der Nchste?" Drei der Jnger pochten darauf:Wir durften den Herrn auf den Berg der Verklrung beglei-ten!" Vielleicht auch stritten sie einfach darum, wer das Zeug-nis am besten ausrichten konnte, wer der beste und erfolg-reichste Evangelist sei. Oder es ging darum, wer am meistenverlassen habe, als sie in die Nachfolge Jesu traten. Oder:Wer wird den Platz zur Rechten und zur Linken des Herrnbekommen im messianischen Reich?" Wir wissen ja, da dieJnger auch darum gestritten haben. Solche Fragen haben die lieben Jnger sicher zuerst in ihrenGedanken herumgetragen. Im Gehirn und im Herzen fangensolche Streitigkeiten ja an. Und eines Tages waren die Herzenzu voll. Da gengte ein Wort, das einer von ihnen unvorsichtigund etwas hochmtig sagte, um alle auf die Schanzen zutreiben. Es war eine Anfechtung Es war den Jngern vllig klar, da sie hier ungeistlich undungttlich handelten. Denn als der Herr Jesus sie fragte : Wor-ber habt ihr geredet auf dem Weg?", da schwiegen sie ver-legen. Sie schmten sich im Licht seines Angesichtes. Jetzt woll-ten sie sich nicht mehr zu ihrem Drang nach oben" bekennen.Vor Jesu Augen erschien dieser Streit in einem anderen Licht. Noch einmal sie wuten: Es ist Snde. Und doch haben sieden Streit gefhrt. Und genauso geht es heute bei den Kindern Gottes. Da istmanch ein Mensch, der den groben Snden der Welt den Ab-schied gegeben hat. Aber dieser stille und bohrende Ehrgeiz,dieser Wunsch, eine Rolle in der Gemeinde und in der Welt zuspielen, dieses hochmtige Wesen sitzt tief im Herzen. Undman macht es wie die Jnger: Man betrbt den Heiligen Geistund achtet auf keine Warnung. Man ist angefochten von derSnde des Ehrgeizes und will es doch nicht anerkennen. Mannennt es Eifer fr des Herrn Haus". Man redet sich ein, manwerde gerade in einer bedeutenden Rolle ntig gebraucht. Mansieht doch nur zu deutlich, wie unbrauchbar die anderen sind! 94 Und so gibt man seinem Herzen nach und drngt sich dazu,der Grte zu sein. Ja, oft ist es auch so, da eine Frau fr sich selber gar keinenEhrgeiz hat, aber ihren Mann mchte sie gern als den Gr-ten" sehen. Und wenn erst Frauen sich in solchen offenen oderheimlichen Streit einmischen, dann wird es schlimm. Welch groe Gefahren liegen hier fr die Gemeinde JesuChristi! Da zeugt eine Snde die andere Es ist seltsam, da der Herr Jesus diesen Zank der Jnger nichteinfach berhrt hat. Er war ja gar nicht in das Streitgesprchhineingezogen worden. Warum lie er's den lieben Jngernnicht einfach durchgehen? Er hat die Sache an das Licht gezogen, weil bei diesem Drangnach oben" wirklich der Schlamm in ungeahnter Weise auf-gewhlt wird. Zunchst wurden nur die Gedanken der Herzenoffenbar. Gewi ging es den Jngern um das Reich Gottes.Aber so wurde nun deutlich es ging ihnen auch sehr um dieeigene Ehre. Zuerst waren das nur heimliche Gedanken. Jetztwurden Worte daraus. Und aus den Worten wurde Zank. Undaus dem Zank wurde eine Snde nach der anderen geboren. Da ist zuerst der Hochmut. Wer der Grte" sein will, dermu sich in seinen eigenen Augen heraufsetzen. Er schmcktsich vor sich selbst. Dann kommt die Snde der Lieblosigkeit. Der anderewird zum Hindernis auf dem eigenen Weg nach oben. Und einHindernis kann man nicht lieb haben. Dann kommt es zur Snde des Afterredens und bsenLeumund machen". Um sich selbst recht herauszustellen,setzt man den anderen herab, man stellt dessen Schwchenins Licht oder erfindet gar Fehler am anderen. Und schlielich kommt die Snde des Gekrnktseins.O die vielen, vielen Beleidigten, Schmollenden, Gekrnktenin der Christenheit, die es nicht verzeihen knnen, da manihnen nicht die erwnschten Ehren gab, die sich verkannt fh-len, die leiden, weil ihre Vorzglichkeit nicht richtig anerkanntwurde! Ein sehr gesegneter Missionsdirektor sagte einmal seufzend:Ein Drittel meiner Zeit brauche ich, um die beleidigten odersich zurckgesetzt fhlenden Brder wieder zu besnftigen." 95 Weil eben nicht jeder der Grte" sein kann, gibt es unterChristen so viele, die sehr unglcklich sind, weil sie es seinwollten und nicht konnten. Der Streit der Jnger war vllig fehl am Platze Wenn man das Evangelium genau liest, wundert man sich sehr,da die lieben Jnger gerade diesen Augenblick herausgesuchthaben, um den Streit auszufechten, wer der Grte sei. Siehtten ganz andere Sorgen haben sollen. Da waren zwei Geschehnisse vorausgegangen: Ein Mann hatte seinen mondschtigen Sohn zu den Jngerngebracht mit der Bitte, ihn zu heilen. Und dann machten dielieben Jnger sich ans Werk. Aber es wurde nichts aus derHeilung. Es fehlte ihnen die Vollmacht. Erst als der Herr Jesusselbst eingriff, wurde der Knabe gesund. Da hatten die Jnger es recht vor die Augen gefhrt bekom-men, wie ohnmchtig und klein wir alle sind. Ist es heute nicht noch genauso? Es sieht so armselig und trau-rig aus in Kirche und Gemeinschaften, da kein Mensch Grundhat, sich fr gro zu halten. Spurgeon sagte schon zu seinerZeit bitter: Es fliegen zur Zeit keine Adler durch den Kirchen-himmel." Reden wir lieber von unserer Ohnmacht anstatt vonunserer Gre" ! Und dann war noch etwas geschehen: Der Herr Jesus hatteseinen Jngern von seinem kommenden Leiden und Sterbengesprochen. Er hatte ihnen sehr deutlich gemacht, da es nachunten und nicht nach oben ginge. Sie aber verstanden dasWort nicht." Das ist klar: Wo man gro sein will und Ehre sucht, verstehtman das Wort vom Kreuz" nicht mehr. Damals und heute!Und doch kommt alles darauf an, da wir das Wort vom Kreuzverstehen. Denn so sagt Paulus es bleibt unverstndlichdenen, die verloren werden; denen aber, die gerettet werden,ist es eine Gotteskraft. Du hast dich meiner Seele herzlich angenommen,da sie nicht verdrbe" So sagte einst der Prophet. Und das darf jeder Jnger erfahren,gerade auch der, der vom Gro-sein-Wollen angefochten ist. 96 Dreierlei tut Jesus: Er sagt ein Wort. So jemand will der Erste sein, der sollder Letzte sein und aller Knecht/' Das ist vllig paradox. Undes fhrt in ganz groe Verwirrung; denn nun knnte jemandsagen: Jetzt will ich also recht niedrig sein, damit ich growerde/7 Und da ist alles schon wieder falsch, weil der bseDrang nach oben wieder da ist. So knnen wir nur aus JesuWort hren: Im Reiche Gottes gelten ganz andere Gesetze. Er wird ein Vorbild. Jesus macht sich zum Knecht aller Sn-der. Er wscht den Jngern die Fe und geht ans Kreuz. Er hilft uns, da wir unser Ich" mit ihm in den Tod gebenknnen. In Jesu Tod ist unser Ich" am besten aufgehoben.Der sicherste Weg zur Seligkeit geht durch Zerbrochen-Wer-den, durch Klein-Werden, durch Sterben. 97 ,Ich aber mu abnehmen" Johannes 3,2630: Und sie kamen zu Johannes und sprachen zu ihm: Mei-ster, der bei dir war jenseits des Jordans, von dem duzeugtest, siehe, der tauft, und jedermann kommt zu ihm.Johannes antwortete und sprach: Ein Mensch kann nichtsnehmen, es werde ihm denn gegeben vom Himmel. Ihrselbst seid meine Zeugen, da ich gesagt habe, ich seinicht Christus, sondern vor ihm her gesandt. Wer dieBraut hat, der ist der Brutigam; der Freund aber desBrutigams steht und hrt ihm zu und freut sich hochber des Brutigams Stimme. Diese meine Freude ist nunerfllt. Er mu wachsen, ich aber mu abnehmen. Eine neue Situation Bisher war Johannes der Tufer unbestreitbar der bekanntesteMann in Israel. Wenn es in der Bibel heit: Es ging zu ihmhinaus das ganze Land", dann knnen wir annehmen, dafast jeder mit seiner Verkndigung in Berhrung gekommenwar. Aber nun war Jesus aufgetaucht. Das Volk strmte zu ihm.Um den Johannes wurde es stiller. Es waren offenbar nur nochkleine Versammlungen, die sich bei ihm einfanden. Ja, sogarvon den Jngern des Johannes waren manche zu Jesus ber-gegangen. Diese neue Lage machte den briggebliebenen Johannes-Jn-gern Not. Sie sahen, wie ihr geliebter Meister immer mehr inVergessenheit geriet, wie es stiller wurde um ihn. Und schlie-lich knnen sie es nicht mehr bei sich behalten. Mit Bitterkeitin der Stimme sagen sie zu Johannes dem Tufer: Meister,der Jesus, fr den du dich so eingesetzt hast, der tauft, undjedermann kommt zu ihm/' So ganz stimmte diese Meldungnicht. Denn im nchsten Kapitel erfahren wir, da Jesus selbernicht taufte. Aber wenn ein Herz bitter wird, dann ist es schnellbereit zu bertreibungen. Johannes gibt seinen Jngern eine dreifache Antwort. Zuerst:Ein Mensch kann sich nichts nehmen, es werde ihm denngegeben vom Himmel." Sodann: Es ist in Ordnung, da Jesuszunimmt und der Jnger abnimmt." Und vor allem: Jesus istder Brutigam. Ihm mu die Braut zugefhrt werden." 98 Die Geschichte gehrt in die Sammlung Angefochtene Gottes-knechte". Denn wir sehen hier in eine Anfechtung hinein, mitder auch heute noch die Kinder Gottes zu tun haben, nament-lich die, die im Dienst fr den Herrn Jesus stehen. Die Anfechtung der Jnger Die Johannes-Jnger dachten in dieser Stunde nicht mehrdaran, da Johannes der Tufer Jesus als den verheienenMessias proklamiert hatte. Sie sahen nur: Ein anderer ziehtdie Menschen von unserm Meister ab. Bei uns war frherbrausendes Leben", sagen sie. Zu dem Tufer kamen dieMenschen. Von ihm sprachen sie. Und wir bekamen etwas mitvon der Bedeutung dieses Mannes. Aber jetzt zieht dieser Jesusdie Leute weg." Und heimlich ist im Herzen der bse Gedanke:Dieser Jesus ist eine schlimme Konkurrenz fr unsere Reich-Gottes-Arbeit." Wie hufig kommt das heute unter ernsten Christen vor! Vor meiner Seele steht folgender Fall: In einer kleinen Stadtstand es sehr trbe um das Leben in der Kirche. UnbekehrtePfarrer ohne eine rechte Botschaft sahen nur wenige Menschenin ihren Gottesdiensten. So war es gut, da in dieser Stadt einelebendige Gemeinschaft war. Dorthin strmten die hungrigenSeelen und die verlangenden Herzen. Die Gemeinschaft muteeinen neuen Saal bauen. Aber eines Tages kam ein eifriger,glubiger, vollmchtiger junger Pfarrer in diese Stadt. SeinePredigten zogen die Menschen an. Der Schwerpunkt des geist-lichen Lebens verlagerte sich immer mehr in den Gottesdienstdieses jungen Pfarrers. Und da er von einem falschen Amts-bewutsein frei war und den Laien die Mglichkeit zur Mit-arbeit gab, zog es viele Menschen dort hin, und um die Ge-meinschaft wurde es stiller. Da begann es in den Herzen der Brder zu rumoren. Und alsder junge Pfarrer einst zu ihnen kam, traf er auf khle Ableh-nung. Ebenso habe ich es oft umgekehrt erlebt: da Pfarrer unfreund-lich zu einer Gemeinschaft standen, weil sie in dem lebendigenKreis dort eine Konkurrenz fr ihre eigene Ttigkeit sahen. Ja, auch innerhalb von christlichen Kreisen kann dieser geheimeKonkurrenzneid wie ein schleichendes Gift sein. 99 Wie Johannes seinen Jngern half Johannes war ein wundervoller Seelsorger. Was ist das fr einhilfreiches Wort: Ein Mensch kann sich nichts nehmen, eswerde ihm denn gegeben vom Himmel." Gott verteilt im ReicheGottes die Aufgaben. Er bestimmt den Kreis unsres Einflusses.Es ist fr alle, die im Reiche Gottes arbeiten, beraus wichtig,da sie sich vom Herrn zeigen lassen, wie weit ihr Aufgaben-kreis geht. Es gehrt viel Stille vor Gott dazu, ja zu sagen,wenn der Herr unserem Aufgabenkreis enge Grenzen setzt,unser Ehrgeiz aber gern hoch hinaus mchte. Mir hat meine liebe Mutter da einen wundervollen Anschau-ungsunterricht erteilt. Sie stand in Frankfurt am Main an derSeite eines Mannes, den Gott in die Weite gefhrt hatte. Unddas Pfarrhaus in Frankfurt war erfllt mit Leben. Da trafensich Kinder Gottes, da wurde die Pfarrfrau gefordert zu man-cherlei wichtigen Aufgaben, da stand sie im Mittelpunkt einesweiten Arbeitsfeldes. Und dann starb der Mann mitten aus dengroen Aufgaben heraus. Es war fr uns lehrreich zu sehen,wie sie von Herzen ja dazu sagte, da Gott sie aus ihren gro-en Aufgaben herausfhrte. Nun lebte sie in dem kleinenDrflein Hlben. Sie wollte eigentlich nur noch fr ihre Kinderund Enkel leben. Aber dann geschah es, da Gott diese still ge-wordene Seele zu ganz besonderem Segen setzte. Es sind vieleMenschen nach diesem schwbischen Drflein gekommen, umsich Rat und Hilfe zu holen. Das ist also die erste seelsorgerliche Hilfe, die Johannes seinenangefochtenen Jngern gab: Strebe nicht nach groen Dingen,sondern sage ja zu dem, wie der Herr deinen Aufgabenkreisbestimmt. Die zweite seelsorgerliche Hilfe, die Johannes gab, war diese:Er mu wachsen, ich aber mu abnehmen." David hat einmalgesagt: Ich will noch geringer werden und will niedrig sein inmeinen Augen..." Das ist das Gesetz des geistlichen Wachs-tums. Und wer das erkannt hat, der lt dem Neid auf die Er-folge anderer keinen Raum. Vor allem aber macht Johannes seinen Jngern deutlich: Jetztwird es offenbar, ob es euch im Grunde um euch selbst gingoder um die Ehre Jesu. Ja, das mu bei uns auch eines Tages ganz deutlich offenbarwerden. Wenn es uns um die Ehre Jesu geht, dann verstehenwir den Vers: Wenn Jesus seine Gnadenzeit / bald da, balddort verklrt, / dann freu dich der Barmherzigkeit, / die an-dern widerfhrt." 100 Heimlicher Ehrgeiz und Neid sind zwei Snden, die nicht sooffen am Tage liegen wie Mord oder Ehebruch; darum werdensie bei vielen glubigen Christen heimlich geduldet. Es muauch hier gelten: Liebe, zieh uns in dein Sterben! / La mit dirgekreuzigt sein, / Was dein Reich nicht kann ererben." Die Anfechtung des Johannes Die Bibel erzhlt nichts davon, da Johannes angefochtenwurde, es sei denn, da wir die Botschaft, die er spter aus demGefngnis schickte, so verstehen wollen. Und doch glaube ich:Er htte seinen Jngern nicht so herrlich antworten knnen,wenn er vorher nicht auch durch eine Anfechtung gegangenwre. Er hatte Jesus als den Messias erkannt. Und doch war es fr ihnschwer, beiseite gestellt zu werden. Ja, wie schwer war das, daes immer stiller um ihn wurde, bis er schlielich im Gefngnisverschwand. Es mag manchen Leser geben, der in die Lagekommt, wo man von Gott so beiseite gestellt wird. Das ist sehr,sehr schwer fr die alte Natur. Und doch mssen wir uns klarmachen, da dies Abnehmen"zur Erziehung Gottes an seinen Kindern gehrt. Unser heimgegangener Bruder Dannenbaum sagte einmal:Gott handelt mit seinen Kindern wie eine rechte Mutter. Siezieht die Kinder aus, ehe sie sie zur Ruhe bringt." Es mu klar werden Um was geht es uns im Grunde? Geht es uns um uns selbst,oder geht es uns um die Ehre Jesu Christi? Man kann sehreifrig sein im Dienst des Reiches Gottes und merkt doch nicht,wie man ungebrochen seiner eigenen Ehre dient. Aber der Herrbringt es schon zu jenem Krisenpunkt und zu jener Anfech-tungsstunde, wo uns klar wird, wen wir eigentlich meinen. Johannes war ein zerbrochener Mann, der nichts mehr fr sichwollte. Es ging ihm ausschlielich um Jesus. Von dem hatte ergezeugt, als er rief: Siehe, da ist Gottes Lamm, welches derWelt Snde trgt!" Ihn liebte er. Er wute, da Jesus allein derBrutigam ist, um den die Braut, die Gemeinde, sich sam-melt. Und darum konnte er sich freuen, als er hrte, wie derEinflu Jesu wuchs. Auch wenn er beiseite gestellt wurde,freute er sich hoch ber des Brutigams Stimme". 101 Wenn wir von uns selbst frei geworden sind unter Jesu Kreuz,dann knnen wir uns mit einfltigem Herzen freuen an allenSiegesnachrichten im Reiche Gottes, auch wenn wir selbstdabei nicht gebraucht wurden. Die Jnger kamen einmal zu Jesus und erzhlten ihm freude-strahlend von ihren Erfolgen: Herr, es sind uns auch dieTeufel in deinem Namen Untertan!" Da schob Jesus das bei-seite und sagte: Freut euch, da eure Namen im Himmelgeschrieben sind." Hier ist im Grunde der gleiche Vorgang.Nicht unsre Erfolge, auch nicht unsre geistlichen Erfolge sollender Grund unserer Freude sein, sondern nur die Stimme desBrutigams". Johannes hat uns das vorgemacht, wie man seine eigene Ehrevllig in den Tod gibt und sich allein freut an dem geoffen-barten Gott Jesus Christus. Wenn wir ein solches Sterbenmehr ben wrden, dann wrde viel Gift aus dem Leben derKirche und der Gemeinschaften verschwinden. Unser Zeugniswrde vollmchtiger, unsre Freude einfltiger, und unserDienst wrde sauberer sein. Es mu wirklich ein ersthaftes Gebet fr uns werden: Liebe,zieh uns in dein Sterben! / La mit dir gekreuzigt sein, / wasdein Reich nicht kann ererben!" 102 Ausgerechnet so einer! Apostelgeschichte 9,13: Ananias aber antwortete: Herr, ich habe von vielen ge-hrt von diesem Manne, wieviel bles er deinen Heiligengetan hat zu Jerusalem. Ein Mann bekommt einen Schock In Damaskus lebte ein schlichter Jesusjnger. Er hie Ananias.Eines Tages bekommt Ananias vom Herrn einen klaren Auf-trag: Stehe auf und gehe in die Gasse, die da heit ,DieGerade', und frage in dem Hause des Judas nach einem namensSaul von Tarsus; denn siehe, er betet." Ananias bekommt einen frchterlichen Schrecken. Saulus vonTarsus! Diesen Namen kennt man in der jungen Christen-gemeinde! Das ist der Mann, der mit Drohen und Mordenwider die Jnger des Herrn schnaubt". Das ist der Mann, dertrotz seiner jungen Jahre alle Gelehrsamkeit seiner Zeit auf-bietet, das Evangelium als rgernis und Torheit zu entlarven.Das ist der Mann, der kaltherzig zuschaute, wie Stephanusgrausam gesteinigt wurde. Das ist der Mann, dem der Hoheratgroe Vollmachten gegeben hat, die Gemeinde Jesu Christiauch in Damaskus zu verwsten. Und offenbar darf er seineVerfolgung mit stiller Billigung der rmischen Gewalthaberbetreiben. Zu diesem Manne schickt ihn der Herr Jesus? In diesem Augenblick durchstrmten sicher mancherlei Gedan-ken und Gefhle das Herz des Ananias. Wie sollte er, derschlichte Mann, diesem groen Gelehrten gegenbertreten?Und hie es nicht, seinen Kopf in den Rachen des Lwen zustecken, wenn er sich zu diesem Saulus begab? Und war dasGanze nicht vllig unsinnig? Konnte man mit diesem wild-gewordenen Schriftgelehrten berhaupt verhandeln? Solche und hnliche Gedanken haben ihn sicher bewegt. Abernun erklrt ihm der Herr Jesus, da dieser Saulus bete. Undda er ein auserwhltes Rstzeug" werden solle, der denNamen Jesus vor Heiden und Israel tragen solle, vor Knigeund vor das Volk. Ich bin berzeugt, da da schlielich nur nochein einziger Gedanke in dem Herzen des Ananias war: Aus-gerechnet dieser Mann, dieser Verfolger, dieser Blutbefleckte,dieser Unzugngliche, dieser Grausame ausgerechnet dieserMann soll von Jesus angenommen und auserwhlt sein?!" 103 Ja, das ist eine der hufigen Anfechtungen bei Gottesknechten,da Gott in seiner herrlichen Freiheit Menschen erwhlt, diewir als durchaus ungeeignet und untchtig fr das Reich Got-tes erachten. Die biblische Linie Durch die ganze Bibel hindurch zieht sich diese Linie: Gott er-whlt sich Leute und zieht sie zum Sohne, die weder charakter-lich noch ihrer Anlage nach fr das Reich Gottes geeignet er-scheinen. Ja, Gott erwhlt sich oft Leute, die im Gegenteil allesmitbringen, rechte Verchter des Evangeliums zu sein. Undihre Erwhlung ist fr die Frommen einfach ein rgernis undein Schock. Da ist im Alten Testament der Jakob. Bis zum heutigen Tageist es fr Christen und Weltleute unfabar, da dieser Mannder Geliebte Gottes sein soll. Wie wenig sympathisch tritt eruns entgegen, als er sich den Erstgeburtssegen erschleicht. Derrauhe Jger Esau leuchtet unserer Vernunft viel mehr ein. Manbraucht nur irgendeinen theologischen Kommentar nachzule-sen, um festzustellen, wie schndlich Jakob immer und immerwieder gehandelt hat. Aber all diesen Vernunftgrnden setzt Gott in seiner herr-lichen Freiheit das Wort entgegen: Welchem ich gndig bin,dem bin ich gndig, und welches ich mich erbarme, des erbarmeich mich." Und in Beziehung auf Jakob heit es: Jakob habeich geliebt." Man kann darber Nheres im 9. Kapitel desRmerbriefes nachlesen. Und es ist herrlich, im Alten Testa-ment zu lesen, wie Gott sich seinen Jakob zubereitet und ihnzu einem auserwhlten Rstzeug macht. Im Prophetenbuch Jeremia wird uns berichtet von dem MohrenEbed-Melech. Das war also nun ein Mann, der nichtzum Samen Abrahams" gehrte. Er hatte kein Recht am Tem-pel. Und wir drfen wohl annehmen, da ihn viel Verachtungdes stolzen Gottesvolkes getroffen hat. Aber dies auserwhlte Volk hat den Propheten Jeremia, in demGottes Wort zu ihm kam, in eine leere Zisterne geworfen, inderen Schlamm Jeremia beinahe erstickte. Da erweckte Gott dasHerz des Ebed-Melech, da er den Jeremia rettete. Es wird unsdabei erzhlt, da er das mit einer solch rhrenden Liebe undSorgfalt tat, da uns das heute noch das Herz ergreift. Und wirmerken in dem Bericht, da es sich hier nicht um eine humaneRegung handelte. Er gab mit Jeremia dem Volke Israel das 104 Wort Gottes zurck. Und ausgerechnet dieser Mann aus derHeidenwelt bekam das Versprechen des lebendigen Gottes:Dich will ich erretten, du sollst dein Leben wie eine Beutedavonbringen, darum da du mir vertraut hast/' Ausgerechnet dieser Mann! Und dann gehrt in diese Reihe der wundervolle Bericht: Esnahten aber zu Jesus allerlei Zllner und Snder, dasie ihn hrten. Und die Phariser und Schriftgelehrten murrtenund sprachen: Dieser nimmt die Snder an und isset mitihnen." Ausgerechnet diese Leute!" sagten sie. Und das sag-ten sie auch bei dem Zachus: Sie murrten, da er bei einemSnder einkehrte." Und nun mu die Geschichte vom Hauptmann Korne-lius erwhnt werden. Das htte selbst der herrliche JngerPetrus nicht fassen knnen, da dieser heidnische rmischeSoldat zum Sohne gezogen wrde, wenn Gott ihm nicht zuvoreine Lektion erteilt htte. Die ist zusammengefat in dem einenSatz: Was Gott gereinigt hat, das mache du nicht gemein." Die Erwhlung der Snder, der Heiden, der Drauenstehendenist immer wieder ein groes rgernis gewesen. In Antiochienpredigte Paulus frei ffentlich in einer Synagoge. Als derWiderstand der dortigen jdischen Gemeinde gegen das Evan-gelium immer strker wurde, erklrte Paulus : Der Herr hat unsgeboten, den Namen Jesus zu den Heiden zu tragen. Da dasdie Heiden hrten, wurden sie froh und priesen das Wort Got-tes und wurden glubig, wie viele ihrer zum ewigen Leben ver-ordnet waren." Die Gemeinde aus Israel aber erklrte: Aus-gerechnet diese Leute? Das kann nicht mit rechten Dingen zu-gehen!" Und dann entfesselten sie eine Verfolgung gegenPaulus. Wir lesen in der Bibel, das Evangelium sei den Griechen eineTorheit und den Juden ein rgernis". Es erscheint nicht nurtricht und rgerlich in seinem Inhalt, sondern auch darin, wiees seinen Weg geht zu denen, die den Herrn nicht gesuchthaben. Gottes Linien bleiben Es geht auch heutzutage Christen noch so wie dem Ananias,da sie einen Schock bekommen, wenn Gott zu denen geht, beidenen jede Evangeliumsverkndigung aussichtslos erscheint.Da fhrt in den Herzen der Christen oft der Satz auf: Aus-gerechnet so einer!" 105 Die bekannte Evangelistin Corrie ten Boom, eine Hollnderin,die im deutschen Konzentrationslager Unsagbares erlitten hat,erzhlt in ihrem Buch Hallo, Bruder !" (Verlag Sonne undSchild, Wuppertal) ein ergreifendes Beispiel dafr: Eine deutsche Mutter erzhlte ihr von ihrem Sohn Carl. Er warwhrend des Krieges Gefngniswrter in Holland. Dabei hatteer allerlei Grausamkeit begangen und war zu 16 Jahren Ge-fngnis verurteilt worden. Aber nun zog die Mutter einen Briefhervor und zeigte ihn Corrie ten Boom. Darin schrieb der jungeMann: Liebe Eltern, freut Euch mit mir, ich habe den HerrnJesus als meinen Heiland angenommen. Alle meine Sndenhabe ich auf ihn geworfen, und er hat sie in das tiefe Meerversenkt." Corrie ten Boom war durch diese Stze sehr bewegt und be-schlo, sich bei der Knigin Juliane fr den jungen Mann zuverwenden. Zuvor aber besuchte sie ihn im Vughter Gefngnis.Sie kannte dieses Gefngnis gut. Sie hatte einst selber in demInnenhof dort gestanden mit einer Reihe von Mnnern undFrauen, die erschossen werden sollten. Das Grauen packte siebeim Betreten dieses schrecklichen Ortes. Und dann steht sie in der Zelle vor Carl. Sie sagt ihm: Ichhabe auch in diesem Gefngnis gesessen im Jahre 1944." Dawird Carl bla und schaut sie an. Dann kennen wir uns?"Ja", sagt sie ernst, allerdings kennen wir uns." Und in demAugenblick tauchen die schrecklichen Erinnerungen an all dieGrausamkeiten auf, die sie erlebt hat und deren Carl sich schul-dig gemacht hat. Und darum bekommt sie einen Schock wieAnanias, als der Kerl mit einem Freudenschimmer im Gesichtsagt: Ich bin so froh, da ich jetzt von meinen Snden erlstbin." Corrie ten Boom erzhlt von diesem Augenblick: DstreGedanken suchen mich heim. So leicht ist das? Jawohl: meinVater, meine Schwester Bep, Kik, mein Vetter, und viele, vieleandere sind im Gefngnis oder im Konzentrationslager durchdeine und deiner Genossen Grausamkeit einfach hingemor-det worden. Und jetzt sind deine Snden einfach von dir ge-nommen. So einfach ist das? ... Ich sage kein Wort. Nur die Gedanken arbeiten in mir. Aberdann wird mir pltzlich klar, was ich tue. Jesus hat Carls Sn-den ins tiefe Meer versenkt. Vergeben und vergessen hat er sie.Und ich zerre sie wieder ans Tageslicht. Ich bete : /Vater, vergibmir diese Gedanken im Namen Christi. Herr Jesus, la michganz nahe bei dir sein, damit ich vergeben und vergessen undmeine Feinde lieben kann/ Und jetzt habe ich wieder Mut zumReden. ,In der Tat, Carl, deine Snden sind dir vergeben wor- 106 den. Der Herr Jesus hat die Snden der ganzen Welt getragen,auch deine und meine Snden. Ich will dir etwas sagen: Ichschreibe jetzt an die Knigin und bitte sie, da dir Amnestieverliehen werden mge. In der Zelle bei Carl habe ich eine schwere Lektion gelernt:Wenn Jesus von uns verlangt, da wir unsere Feinde liebensollen, dann gibt er uns die Liebe, die er von uns fordert. Wirsind die Kanle seiner Liebe, nicht aber die Speicher. Wre ichein Speicher gewesen, dann htte er dort in der Zelle ein groesLoch bekommen, und die Liebe wre hinausgeflossen wie einWasserstrom. Nur wenn ich mit ihm, der am Kreuz gebetet hat:,Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun", ver-bunden bin, nur dann kann ich vergessen und vergeben, jasogar meine Feinde lieben. Ohne ihn aber ist mein Herz vonHa und Bitterkeit erfllt. Darum will ich bei ihm bleiben." Die berwindung der Anfechtung Es ist interessant zu sehen, wie Corrie ten Boom und derAnanias vor fast 2000 Jahren in genau derselben Weise dieAnfechtung berwunden haben, die aus der Rebellion des Her-zens kam: Ausgerechnet so einen erwhlt Gott!" Sie wurdendem Befehl ganz schlicht gehorsam. Das ist das eine. Und sielieen sich durch den Heiligen Geist die Liebe schenken, diewir natrlicherweise nicht aufbringen knnen. Es gibt auch fruns keinen anderen Weg, diese Anfechtung zu berwinden. 107 Im finsteren Tal 2. Koriniher 1,4 und 8: ... der uns trstet in aller unsrer Trbsal, da wir auchtrsten knnen, die da sind in allerlei Trbsal, mit demTrost, damit wir getrstet werden von Gott. Denn wirwollen euch nicht verhalten, liebe Brder, unsre Trbsal,die uns in Asien widerfahren ist, da wir ber die Maenbeschwert waren und ber Macht, also da wir auch amLeben verzagten. Nichts Nheres bekannt Der Apostel Paulus schreibt hier an die Gemeinde in Korinthvon einem Erlebnis, ber das wir nichts Nheres wissen. Esgibt Ausleger, die der Ansicht sind, Paulus rede hier von demErlebnis, das er schon im 1. Korintherbrief erwhnt: Ich habezu Ephesus mit wilden Tieren gefochten." Andere wollen dieAndeutung des Paulus auf irgendwelche Erlebnisse festlegen,die uns in der Apostelgeschichte erzhlt werden. Aber das allessind fragwrdige Wahrscheinlichkeiten. Ich glaube, wir tun gut,dies Wort von der ganz groen Trbsal des Paulus einfach sostehen zu lassen und ihm nicht weiter nachzuforschen. Auchwenn wir keine Einzelheiten wissen, knnen wir genug lernenaus dem, was Paulus uns hier berichtet. Unser Herr starb am Kreuz Es gibt keinen Christen, der nicht viel zu erzhlen wte, wiefreundlich ihn sein Herr fhrt. In solchen Zeiten, wo Sonneber unserem Lebensweg liegt, gilt uns immer das Wort ausdem Rmerbrief: Weit du nicht, da Gottes Gte dich zurBue leitet?" Aber wir sollten uns doch immer vor Augen halten, da wiruns fr einen Herrn entschieden haben, der sein Kreuz trugund der an das Kreuz geschlagen wurde. Der Herr, dem dieChristen nachfolgen, ist nicht zu denken ohne die Zeichen sei-nes Leidens. Als er auferstanden war, berhrten die Jnger dieNgelmale. Und in der Offenbarung wird er uns gezeigt alsdas Lamm mit der Todeswunde. Wir haben also einen Herrn,der durch Leiden zur Herrlichkeit ging. 108 Da ist es vllig normal, da seine Jnger und Jngerinnen inder Nachfolge denselben Weg gehen mssen. Als Paulus vonden ltesten der Ephesus-Gemeinde in Milet Abschied nahm,sagte er ihnen: Wir mssen durch viel Trbsal in das ReichGottes gehen/' Albrecht Bengel hat den erschreckenden Satzgesagt: Die Trbsal ist die dem wahren Christentum wesent-liche Weltstellung." Unsere Vter haben das immer gewut, da die Trbsale undNte zur Nachfolge Jesu gehren. Paul Gerhardt singt: Michhat auf meinen Wegen 7 manch harter Sturm erschreckt; /Blitz, Donner, Wind und Regen / hat mir manch Angst er-weckt; / Verfolgung, Ha und Neiden, / ob ich's gleich nichtverschuldt, / hab ich doch mssen leiden / und tragen mit Ge-duld. So gings den lieben Alten, / an deren Fu und Pfad /wir uns noch tglich halten, / wenn's fehlt am guten Rat; / siezogen hin und wieder, / ihr Kreuz war immer gro, / bis dader Tod sie nieder / legt in des Grabes Scho. Ich habe michergeben / in gleiches Glck und Leid; / was will ich besserleben / als solche frommen Leut? / Es mu ja durchgedrungen,/ es mu gelitten sein; / wer nicht hat wohl gerungen, / gehtnicht zur Freud hinein." Davon hat Paulus auch gewut. Sein Leben ging durch vieleTiefen. Wir hren ihn auch nirgends klagen. Er stellt das miteiner fast erschreckenden Sachlichkeit fest: Gott hat mich indunkelste Abgrnde gefhrt. Unheimliche Tiefen Ich habe so gern den Ausdruck, den ich einmal ber Abrahamhrte, der seinen Sohn opfern mute: Abraham erlitt einepatriarchalische Anfechtung." Dieser Ausdruck will sagen, dadie Kinder Gottes nicht Zuflligkeiten ausgesetzt sind, wennsie Trbsal erleiden. Gott mit ihnen vielmehr genau zu, ent-sprechend ihrem inwendigen Stand. Ein Patriarch erlebt patri-archalische Anfechtungen. Und der Apostel erlebt eine aposto-lische Anfechtung, von deren Tiefe wir uns keine Vorstellungmachen knnen. Paulus war kein Mann der berschwenglichen Worte, wenn esum sein eigenes Erleben ging. Wie groartig ist es, wenn eraus dem Gefngnis schreibt: Freuet euch in dem Herrn alle-wege!" Und ein andermal wei er aus seiner Zelle nur zu be-richten, da seine Bande zur Frderung des Evangeliums ge-dient htten, weil nun das Evangelium im ganzen Gerichtsge- 109 bude bekannt geworden sei. Solche Worte zeigen uns, da derPaulus kein wehleidiger Mann war. Und dieser Paulus sagtnun: Wir waren ber die Maen beschwert." Ja, da ist voneiner apostolischen Trbsal und Anfechtung die Rede. Gott konnte einem Paulus viel zumuten. Und da erhebt sichbei jedem von uns die Frage: Wieviel kann Gott mir zumuten?In jedem Fall ist es sehr trstlich zu wissen, da in der Bibelsteht: Gott ist getreu, der euch nicht lt versuchen ber euerVermgen, sondern macht, da die Versuchung so ein Endegewinne, da ihr es knnet ertragen." Wer aber die Hintergrnde kennt, da nmlich unser Herr unsdie Trbsale auflegt, und zwar entsprechend unserem innerenTragvermgen, der versteht das Wort des Paulus: Wir rh-men uns auch der Trbsale." In dieselbe Linie gehrt es, dadie Apostel Petrus und Johannes frhlich wurden, weil sie ge-wrdigt waren, von dem Hohen Rat Schmach zu leiden. Als ich einst mit jemand ber diese Dinge sprach, wurde ichgefragt: Kann denn die Trbsal nicht auch eine Strafe sein?"Darauf antworten wir: Die Strafe liegt auf ihm, auf da wirFrieden htten." Wir werden im folgenden noch sehen, da dieTrbsale Erziehungsmittel in der Hand unseres Herrn sind.Aber wenn er unsere Snden uns aufrechnen und strafenwollte, dann wren wir verloren. Unsere Strafe liegt ein frallemal auf Jesus. Wir sehen also in unserem Text Paulus, wie er in Tiefen ge-fhrt wird, von denen wir uns kaum eine Vorstellung machenknnen. Aber Paulus wute sicher, da diese Tiefen nie so ab-grndig sind wie die Tiefen, in die sein Heiland gefhrt wurdeim Garten Gethsemane. Der Weg durch diese Tiefen war seinWeg dem geschlachteten Lamme nach. Versager ? Nun hat es viele Bibelleser stutzig gemacht, da Paulus selberschreibt: ... da wir auch am Leben verzagten." Es ist immerwieder die Frage aufgetaucht, ob Paulus hier nicht andeute, dasogar sein Glaube ins Wanken geraten sei. Glich Paulus in die-ser Verzagtheit nicht jenen Jngern, die im Sturm riefen: Wirverderben!"? Denen mute Jesus mahnend antworten: IhrKleinglubigen!" Ja, erscheint hier Paulus nicht auch als einsolcher Kleinglubiger? War er grob gesagt nicht ein Ver-sager in der entscheidenden Stunde seiner Trbsal? 110 Es ist natrlich immer eine fragwrdige Sache, wenn wir klei-nen Geister dem nachspren wollen, was in den verzweifeltstenAugenblicken zwischen den groen Gottesmnnern und ihremHerrn vor sich ging. Aber soviel mchte ich doch sagen: Ge-hrt das nicht gerade zu der wirklich schrecklichen Anfechtung,da das Herz schreit: Wir verderben!"? Ist das nicht dietiefste und doch auch notwendigste Anfechtung, da unsereigener Glaube im Feuer der Trbsal fast verglht?Es bleibt dann doch brig der Blick auf das Kreuz Jesu, in demein fr allemal die Liebe Gottes manifestiert ist. So sehr hatGott die Welt geliebt, da er seinen eingeborenen Sohn gab!"Es ist keine Frage, da in solchen schrecklichen Stunden derTrbsal viel von unserem sogenannten Glaubensleben berBord geht. Und wenn der Herr nicht treu wre seinen Kinderngegenber, dann wrden sie wohl abfallen. Aber der Herr isttreu! Das bezeugt Paulus selbst: Gelobt sei Gott und derVater unseres Herrn Jesu Christi, der uns trstet in aller un-serer Trbsal." Gerade in der dunkelsten Stunde geht ihm neudas Licht auf von dem Gndigen und Barmherzigen. Wozu das Ganze ? Ein Kind geht in die Schule nicht damit ihm die Zeit ver-trieben wird, sondern damit es lernt und weiterkommt. .Undein Kind Gottes kommt in Gottes Trbsalsschule, damit eslernt und weiterkommt. Es gehrt zum Entsetzlichsten, wenn Christenleute durch Trb-sale gefhrt werden, ohne da dabei eine Frucht herauskommtfr sie selbst und fr andere. Es ist sehr bezeichnend, daPaulus in ein paar Stzen von dieser Frucht fr ihn selbst undfr andere spricht. Wir sind hier an einer ganz wichtigen Stelle. Wenn wir dieTrbsal, die Gott auf uns legt, nur wehleidig berstehen, indemwir klagen und uns um uns selbst drehen, dann bleibt dieLeidenszeit fruchtlos. Dann sind wir in die Schule gekommenund haben nichts gelernt. Frucht fr andere Der heimgegangene Prses der Rheinischen Bekenntnissynode,Paul Humburg, sagte einmal im Kirchenkampf in einer groenVersammlung den notleidenden Pfarrern: Wenn der Pfarrerin die Mhle kommt, dann bekommt die Gemeinde das l." 111 Das gilt nicht nur fr Pfarrer, sondern fr alle Christen. Wennich in meinem Geist all die Jnger und Jngerinnen vorber-ziehen lasse, die wirkliche Vter und Mtter in Christo waren,dann sind es alles die Leute, die in der Nachfolge des Lammesmit der Todeswunde" das Sterben gelernt haben. Sie sind durchTiefen der Trbsal gegangen. Und da haben sie es gelernt,Seelsorger zu werden fr andere. Paulus sagt: Der Vaterunseres Herrn Jesu Christi trstet uns in aller Trbsal, dawir auch trsten knnen, die da sind in allerlei Trbsal, mitdem Trost, damit wir getrstet werden von Gott." Das heitdoch: Paulus war in der Presse, damit die anderen das l be-kommen konnten. Nur wer selbst Trost empfangen hat, kann Trost weitergeben.Nur wer selber geplagt war, kann die Geplagten aufrichten.Nur wer selber angefochten war, kann Angefochtene strken. Gott wolle uns doch in unseren Trbsalen den rechten Blickschenken dafr, da wir immer zubereitet werden sollen zudem Dienst unseres Herrn an anderen! Frucht fr das eigene Leben Wir spren den Worten des Paulus an, da er selber durch dieTrstungen seines Gottes reich gemacht worden ist. Ist das nicht eine eigenartige Sache? Er beginnt den Berichtber die malosen Tiefen seiner Trbsal mit anbetendem Lob:Gelobt sei Gott und der Vater unseres Herrn Jesu Christi!"In einem Lied heit es: Leiden macht das Wort verstndlich, /Leiden macht in allem grndlich; / Leiden, wer ist deiner wert?/ Hier heit man dich eine Brde, / droben bist du eine Wrde,/ die nicht jedem widerfhrt." 112 =Aktuelle Themen p7= Berichte, Erzhlungen, Lebensbilder ' 7/' Christsein heute Menschen mit Gott machen Erfahrungen mitGott. Auf den Hhen und in den Tiefen ihresLebens. Gott selbst ist ihr Seelsorger. Da das so ist, wird in diesem Buch deutlich.An Gestalten der Bibel, an Menschen inmancherlei Anfechtungen. Gott wird mit ihnenfertig. Er fhrt sie zu neuer Freude. Der erfahrene Jugendpfarrer, Evangelist undSchriftsteller Wilhelm Busch versteht es, dieSeelsorge Gottes im Leben von Menschen sodarzustellen, da jeder Leser davon profitierenmu. ISBN 3-7958-3162-8 [995] ' ( B C \ l n v ! " ̸̤̐|dP<