Singgottesdienst

Winrich Scheffbuch

Gehalten am 04.05.1975 in der Ludwig-Hofacker Gemeinde Stuttgart

Lukas 11, 9-13

Rogate

 

Wissen sie, dass Gott denen, die ihm dienen, nur Gutes, nur Liebe schenken will? Die treuen Sinnen, die niemand Unrecht tun, mir gefallen diese Choralstrophen, weil da so viel drinsteckt. Gott hat lauter Friedensgedanken mit Ihnen. Er hält ein Wort, mit Freuden, fällt ihm nicht schwer. Wir sehen Gott oft so kompliziert, so kalt, so theoretisch. Aber heute als Predigttext Johannes 16. Von Vers 22 bis Vers 28, dann noch Vers 33. Es mag manchmal so passieren, dass aufs erste Mitlesen, lesen Sie bitte in Ihren Bibel mit, Johannes 16, 22, das erste Mitlesen, man sagt, da sind so viele Gedanken hineinverwoben. Man kann das in der Kürze nicht gleich verstehen. Das stimmt. Beim Bibellesen braucht man Zeit. Da muss man meditieren können. Da kann ich kurz erklären, warum das so ist. Diese altkirchlichen Evangelien sind ja geordnet und jetzt schon gerichtet auf den Himmelfahrtstag, kommenden Donnerstag. Der Tod Jesu und seine Auferstehung hat Jesus sichtbar weggenommen von seiner Gemeinde und das ist immer schwierig. Ich habe mir auch schon gedacht, wenn ich Jesus anfassen könnte, wenn Jesus sichtbar vor mir stehen würde, wäre das für mich eine Glaubensstärkung. Jesus sagt es genau umgekehrt. Dass Jesus nicht mehr sichtbar unter uns ist, hat für uns enorme Vorteile. Die Wirkungsweise Jesu ist viel größer, weil er jetzt dort wirkt, beim Vater, zur Rechten des Vaters. Er spricht ganz anders zu uns. Und auf dem Glauben, auf dem Gebet liegt eine ganz andere Verheißung, als Jesu sichtbar unter seinen Jüngern weilte. Ich lese von Vers 22. Vorher ist ja viel erzählt, das Bild von der Frau, die ein Kind gebiert, und die Schmerzen, die Wehen hat und die Freude, wenn das Kind geboren ist, das deutet schon Jesus auf seine Erhöhung, auf seine Himmelfahrt. 

22 Und auch ihr habt nun Traurigkeit; aber ich will euch wiedersehen, und euer Herz soll sich freuen, und eure Freude soll niemand von euch nehmen. Mit der Himmelfahrt beginnt die Freudenzeit der Gemeinde. 23 An dem Tag werdet ihr mich nichts fragen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: (Ich habe Ihnen immer gesagt, diese Worte, die Jesus so einleitet, sind nicht altertümlich, sondern sind alle ganz dick und fett von Jesus unterstrichene Worte. Wenn es kommt „Amen, Amen“ - unumstößlich wahr ist das) Wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er's euch geben. Amen, Amen. 24 Bisher habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, so werdet ihr nehmen, dass eure Freude vollkommen sei. 25 Das habe ich euch in Bildern gesagt. Es kommt die Zeit, dass ich nicht mehr in Bildern mit euch reden werde, sondern euch frei heraus verkündigen von meinem Vater. 26 An jenem Tage werdet ihr bitten in meinem Namen. Und ich sage euch nicht, dass ich den Vater für euch bitten will oder bitten muss, natürlich bittet Jesus für uns beim Vater, aber er sagt, es ist gar nicht mehr nötig, dein Gebet allein dringt durch zum Vater; 27 denn er selbst, der Vater, hat euch lieb, weil ihr mich liebt und glaubt, dass ich von Gott ausgegangen bin. 28 Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater.

Wenn Sie heute bloß das mitnehmen, wie klar Jesus uns das Geheimnis entschlüsselt: Ich, Jesus. Die ganze Herrlichkeit des Vaters liegt in Jesus. Die ganze Vollmacht dessen, was Jesus wirken will, vom Vater in seine Hand gelegt. Und deshalb noch Vers 33:

33 Das habe ich mit euch geredet, damit ihr in mir Frieden habt. In der Welt habt ihr Angst; aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.

Ich habe heute die Predigt überschrieben: Wie man mit den Ängsten fertig wird. Ich hätte auch sagen können: Vom Beten. Hängt ganz eng zusammen. Für mich hat am eindrücklichsten Fritz von Bodelschwingh erzählt, was Beten ist. Der Sohn des Gründers der Anstalten Bethel, der spätere Reichsbischof der deutschen Kirchen, 1946 gestorben, erzählt, wie er als Kind von der Mutter abends, drei Jahre alt, ins Bett gebracht wurde, sie schliefen schnell ein, aber irgendetwas hat sie aufschrecken lassen in der Nacht. Donner vielleicht, und dann richteten die Kleinen sich in ihrem Bettlein auf: Was war das? Sie rufen, die Schwester antwortet, sie starren in das Dunkel, das sie umgibt, Es wird immer unheimlicher. Und dann sprechen die beiden miteinander: Wir müssen ins Wohnzimmer. Aber sie haben Angst. Da lagen, wie so früher, zwei kalte, ungeheizte Zimmer dazwischen, und ob die Kleinen die Türklinke aufbringen, ob sie den Weg im Dunkel finden, aber wenn die Angst immer schlimmer wird, nehmen Sie ihr Herz in die Hand, und dann wackeln sie los in ihren Nachthemden. Und dann durch die erste Türe durch, und dann durch das zweite Zimmer, unheimlich, immer schlimmer wird die Angst, sie zittern, dann kommen sie in den Flur, und da beginnt schon die Freude. Da sieht man das Licht durch die Ritzen der Türe fallen, und dann geht die Türe auf, und der Vater tritt in die Türe, so wie das Bodelschwingh erzählt. Und seine beiden kleinen Schätze auf den Arm. Streichelt ihnen mit seiner großen Hand über den Kopf und sagt: Ja, was wolltet ihr denn? Und sie sagen bloß: Zu dir, Vater. Und dann sagt Bodelschwingh zum Gebet, das ist sich aus der Angst der Welt aufmachen und zum Vater gehen. Beten heißt, sehen, wie die Tür sich öffnet, und ewige Licht sich auf unsere Arme und auf unsere Gestalt fällt. Beten heißt, sein Haupt neigen, dass die Hand des Vaters die gute, starke Hand Gottes sich darauf legen kann. Kind, was wolltest du? Vater, ich wollte doch bloß zu dir.

Jetzt habe ich das ein wenig gegliedert nach diesem Schriftabschnitt, den wir hier haben, und möchte zuerst sagen: Wir dürfen beten. Wir dürfen beten. Unglaubliches Vorrecht. Man kann die Diskussion um's Gebet führen, wie man will. Hat Beten überhaupt Sinn. Ist das bloß ein dummer Zopf aus alter Zeit, usw. Hört Gott wirklich Gebet? Also, wenn Sie anfangen wollen mit Zweifeln, das ist ja ganz selbstverständlich. Sagen Sie mir mal, verstehen habe ich das noch nie können. Wie soll Gott mein Beten hören können? Und gleichzeitig betet jetzt vielleicht eine Gemeinde in Buenos Aires, und in China, wie soll Gott alles hören können? Es gibt viele Gründe, die mich zweifeln lassen, die mich fragen lassen. Ich habe mich oft im Leben gefragt: Interessiert sich denn Gott für meinen lächerlichen Kleinkram, der mich bewegt. Wenn ich die Sorgen ansehe meines Lebens und Probleme, kaum, dass ich meiner Frau davon erzähle, aber sie belasten mich ganz schwer. Will ich denn den ewigen Gott, Herr des Himmels und der Erden, mit meinem kleinen blöden Zeug belasten, hat das überhaupt einen Sinn. Es fällt auf, dass Jesus bei vielen Gelegenheiten immer wieder gedrängt hat zum Beten. Betet! Betet ohne Unterlass. Bittet, so wird euch gegeben. Sucht, so werdet ihr finden. Ich hätt mal gern so eine Erhebung gemacht, keine Sorgen, machen wir nicht, aber wenn wir das mal prüfen würden, es ist eine Schande, wie wenig wir von diesem großen Vorrecht wahrnehmen. Wir laufen am liebsten so hinten rum und beschweren uns bei allen möglichen oder nicht möglichen stellen. Statt dass wir dort hin laufen, wo Hilfe möglich ist, wo wir mit unseren Problemen ernst genommen werden. Grade wir Christen. Was ist das oft eine Scheu, bis in die Kreise der hauptamtlichen Mitarbeiter der Kirche. Ach, da wird doch meist gar nicht gebetet. Das ist doch das erste, dass wir zusammenkommen und beten. Und unsere Nöte Gott vortragen, statt hier und da zu jammern über das, was uns bewegt. Warum drängt denn Jesus zum Beten. Es ist merkwürdig. Die größte Gabe, die er gibt, mir, die wird von uns gar nicht ernst genommen. Und er muss uns richtig drängen. Gott hat eine Schenkungsaktion gestartet und er muss sie anbieten wie sauer Bier. Er muss sagen: Bitte benützt doch, ich will doch Gutes geben. Der Vater wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen. Jetzt legt doch das ihm das, was euch bewegt. Darum muss man den Kopf schütteln über sich selber, warum, warum benütze ich das Gebet nicht mehr Gebrauch davon? Ich sehe einen Grund, warum uns das Beten so schwer fällt. Ein Grund ist zweifellos unser Stolz. Wie ist das bei Ihnen in der Kantine im Geschäft? Wenn Sie beten, dann lächelt einer und sagt, ach, kannst du nicht einmal essen, ohne dass du betest? Warum sagen wir nicht ganz offen: Nein, wenn ich nicht den Segen Gottes habe, schmeckt mir das nicht. Warum weiß das nicht jeder, mit dem wir zusammenkommen, dass wir nicht an die Arbeit uns begeben ohne dass wir Gott um sein Ja bitten. Ich nehme mir das jedes Mal wieder vor, wenn ich aus der dritten Welt zurückkomme, ich will nicht mehr den Zündschlüssel in meinem Auto rumdrehen, gibt es ja gar nicht. Dass gläubige Leute das Auto starten, ohne vorher zu beten. Es ist auch viel zu risikoreich, viel zu gefährlich, man kann anderen Schaden tun. Ach, wenn wir es uns zur Gewohnheit machen würden, alles, was ihr tut, mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn. Ja ohne ihn – ja nur in der eigenen Kraft, ach, da habe ich schon so viel Falsches und Blödes gemacht, das hat doch habe ich doch gesehen, ich brauche das beten. Das Beten muss doch mein ganzes Leben umkleiden. Und gerade tätige Leute, mit großer Verantwortung, Leute mit einer weiten Begabung, Leute, denen viel anvertraut ist, die müssen mehr beten als andere. Leute, die faul sind, die wollen nicht beten. Aber sie sind ja alles aktive Leute, dann kann Gott ja eigentlich nur wirklich wirken, wenn wir ihn darum bitten. Interessant, was erzählt wird im Neuen Testament. Je länger die Jünger mit Jesus zusammen waren, begriffen sie auf einmal, wo das Geheimnis der Kraft Jesu liegt. Und eines Tages sind sie gekommen und haben gesagt: Jesus, du musst mit uns einen Kurs machen. Aber keinen Kurs vom Volksbildungswerk über irgendeines religiöse theologischen Themen, du musst mit uns einen Kurs machen, wie man richtig betet, richtig. Herr, lehre uns beten. Und diese Bitte hat Jesus erfüllt und sie das Vaterunser gelehrt. Es ist ganz wunderschön beschrieben: Christen sind Leute, die immer besser beten lernen wollen, die immer mehr entdecken wollen, was das eigentlich für eine Sache ist. Und im Beten – das muss bei ihnen ein Wachstum sein. Ich bin sehr traurig, dass unsere Gebetsgruppen ganz klein sind. Wir sind sehr viel beim Predigthören – ich freu mich drüber, das ist wichtig. Aber ich wollte noch ein Wachstum bei den Gebetsgruppen erleben. Ich weiß, dass es wird sonst wie noch viel gebetet, aber es ist etwas Herrliches, wenn man sich gegenseitig stärken kann im ganz schlichten miteinander beten, zusammenkommen, seine Nöte einfach kurz vortragen.

Und deshalb mein zweiter Punkt: Beten macht fröhlich. Also, gucken sie nochmal unser Bibelwort an, Johannes 16, wie Jesus da redet, da fordert er auch auf und sagt: Bittet, dass ihr nehmen werdet usw. und dann steht viel von der Traurigkeit und von der Angst der Welt da, die hier läuft. Jetzt haben wir heute doch einen schönen Frühlingstag. Vorhin, als wir da vor der Kirche standen, da habe ich mich gefreut und habe mich gefreut an den Büschen und Pflanzen und Blüten, und an der warmen und feuchten Temperatur, und jetzt rede ich von Menschen. Doch, das liegt auf ihrem Herzen. Das liegt ganz tief in Ihnen. Jesus hat immer hineingesehen. Bei Jesus war das auch da. Er hat auch die Schönheiten der Natur gesehen, wie Sie jetzt. Gleichnisse hat er genommen aus der Schönheit der Welt. Er sprach immer wieder von den schweren Ängsten. Die Ängste, die wir haben, sind Existenzängste, die ganz tief uns berühren. Schaffe ich das Leben überhaupt noch, werde an die Wand gedrückt? Ob das Krankheitsnöte sind, Ärger mit Menschen, mit denen wir zusammenleben. Ob das Versagen ist und Schuld. Wenn man plötzlich einmal sieht, wie böse und unzuverlässig wir sind. Mit unserm ganzen Charakter. Und dann kommt die Angst: Wie soll ich das alles denn noch bestehen können? Wer bin ich denn? In der Traurigkeit der Welt, wenn wir der Todesmacht gegenüberstehen, wache Leute spüren, wie unser Leben vom Tod umgeben ist. Beten überwindet Angst, Beten überwindet Traurigkeit. Beten macht fröhlich. Wenn Jesus von der Freude redet, dass Freude in unser Leben kommt, aus dem Gebet. Dass ich mein angstbedrohtes Leben, wenn ich kaum mehr atmen kann, einfach vor Gott ausbreite. In der Bibel stehen so große Lieder in den Psalmen, von Angst, die zu den größten Zeugnissen der Weltliteratur gehören. Da gibt es überhaupt nirgendwo mehr etwas beschrieben von den schweren Empfindungen der Menschen. Und Gott im Gebet ausgesprochen. Bittet, heißt es im Vers 24, gucken sie mal, bittet, in der zweiten Hälfte, bittet, dass eure Freude vollkommen sei. Nicht bloß das Beten macht fröhlich, sondern das Nehmen. Was nehmen sie aus Ihrem Gebet heraus? Was empfangen Sie? Jetzt muss ich mal ein Wort zu Ihnen sagen, wie betet man wirksam? Dass man wirklich etwas erlebt. Wenn Sie an Gebetsgruppen teilnehmen, wird bei Ihnen ganz rasch auch das blöde Fehlurteil in Ihrem Kopf entstehen: Beim Beten muss man irgendwo ganz unnatürliche Worte machen. Nehmen Sie sich vor, dass Sie sagen: Ich möchte nie mit frommem Pathos beten. Ärgerlich, es ist ein Gräuel bei Gott. Manche meinen, sie müssen viele Bibelworte gebrauchen. Manche meinen, sie müssten Gott Romane erzählen. Davon steht nie etwas drin in den Worten Jesu. Komisch, dass das so fromm klingt. Und manche meinen, das sei der Höhepunkt des Gebets. Vielleicht sind unsere Kirchengebete schuld. Ich weiß, die sind alle viel schöner in den Büchern, und trotzdem glaube ich, dass ich Jesus recht verstehe, dass er das Schreien der Kinder lieber hat, als die wohlformulierten Gebetsworte. Wir brauchen auch nicht alles und jedes sagen, wenn wir beten. Wir brauchen auch nicht von Adam und Eva bis zur Offenbarung alles durchbeten. Das meinen manche, ach das ist ein wirksames Gebet, oder, ganz schlimm, dass ein Gebet lang sein müsse. Wo steht denn das geschrieben, dass Gott lange Gebete erhört. Es gibt auch heute Leute, die üben einen Terror aus, dass man Gott nur mit Lobpreis zuerst beginnt. Ja, wo steht denn das geschrieben? Natürlich dürfen Sie loben, Sie sollen mit Danksagen vor Gott kommen, aber es gibt Augenblicke Ihres Lebens, die auf der Intensivstation liegen, mit schweren Schmerzen, da können Sie nur noch schreien, Herr erbarme dich. Und so war es beim Schächer, und das erhört Gott auch. Was echt ist, erhört er. Jetzt gibt’s zwei Stufen von Gebet, und die erwähnt Jesus hier. Er sagt: ihr habt bisher gebetet, also ganz normal gebetet, Bitten Gott vorgetragen. Und dann gibt es eine zweite Stufe des Betens, und wie? Im Namen Jesu beten. Das sind zwei Dinge. Ich darf zu Gott einfach kommen, etwas beten, aber ich darf auch in seinem Namen beten. Die zweite Stufe ist mehr, und wenn etwas nötig ist, und wirksam, oder erfolgreich zu beten, oder es will gehört werden, ist ganz entscheidend, dass wir im Namen Jesu beten. Und jetzt sagt Jesus: Ihr habt bisher noch nicht in meinem Namen gebetet, aber ab der Himmelfahrt könnt ihr in meinem Namen beten. Ich bin beim Vater in der Herrlichkeit, jetzt dürft ihr eure Bitten in meinem Namen vorbringen lassen. Wissen sie, was das ist, im Namen Jesu. Ich mach's mal an einem Beispiel deutlich: Bei meiner Frau klingelt's. Ein verschmutzter Kerl, und sagt, er braucht dringend 50 Mark. Sie sagt, du spinnst wohl, ich gebe dir doch keine 50 Mark. Und sagt: Ja, Ihr Mann steht mit dem neuen Auto an der neuen Weinsteige oben und ihm ist das Benzin ausgegangen und ich hab gesagt, mit meinem Rad, ich fahr geschwind bei der Frau vorbei und hol das Geld, ich komm im Namen Ihres Mannes. Da fällt es meiner Frau bedeutend leichter, die fünfzig Mark zu geben, damit ich wieder Benzin in mein Auto hineinkriege. Im Namen heißt doch auf eine fremde Rechnung, auf einen anderen Auftrag, und jetzt merken sie: Können Sie Ihre Gebete im Namen Jesu beten? Ihre alltäglichen Sorgen, ja, natürlich, Ihre ganz privaten Dinge, Ihre Berufsnöte, Ihren Familienärger, Ihre Gesundheitsprobleme. Jesus will doch in Ihrem Leben gepriesen sein. Dürfen Sie so beten? Er will doch in Ihrem Leben mächtig wirken, oder haben Sie nie das begriffen, dass Gott Sie ruft, dass damit Ihr Leben ein Lobpreis Gottes wird, ja, deshalb dürfen wir im Namen Jesu, Herr, sagen, das ist doch nicht meine Privatsache, das ist doch dein Problem! Wenn ich hier leide, aber wir können eins nicht mehr, wir können eins nicht mehr, wir können nicht mehr eigensinnig beten. Wir können nicht selbstsüchtig beten. Wir können plötzlich nicht mehr um böse Dinge beten. Manche unserer Dinge, die wir oft im Gebet ertrotzen wollen, das kann manchmal bis zu ganz bösen Dingen gehen, Herr, lass mich gut durch den Zoll durchkommen, nicht, und so, dass ich nicht erwischt werde, und so. Passen sie mal auf, was sind unsere Gebete überhaupt im Namen Jesu. Sind Ihre Dinge, die Sie vor Gott vorbringen, vor Jesus geklärt. Da steht der Herr ganz groß vor uns, und wir sehen auch, wer wir sind, mit unserem Versagen, mit unserer schuld, mit unseren Enttäuschungen. Und es gibt ein echtes Beten im Namen Jesu, das sagen: Dein Name werde in unserem Leben geheiligt. Und wir kommen auch immer an der Stunde von Gethsemane vorbei, wo wir sagen: Herr, nicht mein Wille geschehe, sondern dein Wille. Es kann oftmals anders sein, als mein Gefühl es mir erbittet und wünscht. Ich saß gestern noch mit ein paar jungen Leuten zusammen, und wir sagten, bei uns wird viel zu wenig darüber gesprochen, dass Gott wirklich Gebet erhört. Ich könnte Ihnen wirklich jetzt lange erzählen aus den letzten Tagen, wie Jesus unerwartet Wunder tut. Ich könnte auch gar nicht anders leben. Ich könnte es doch gar nicht riskieren, einen jungen Menschen hinauszuschicken in eine gefährliche Umgebung, wenn ich nicht davon überzeugt wäre, dass Jesus alle Macht hat und sein Herz in Liebe brennt. Und er mit seinem Schutz uns umgibt, und alles in Bewegung setzt, um uns zu behüten und zu beschützen. Und wenn er etwas Schweres geschehen lässt, das er eine Absicht damit verfolgt, und ein Ziel, dass man danach suchen darf. Wir haben doch einen Gott, der wirkt. Bloß manchmal sind da unsere Gebetserlebnisse ein bisschen zu persönlich, manchmal zu intim, vielleicht wirken sie manchmal auch für den, der gerade durch Zeiten hindurchgeht, da er meint, der Himmel sei verschlossen, etwas überheblich, darum sind wir so zurückhaltend, alles so hinauszuposaunen. Aber Sie dürfen es doch auf Schritt und Tritt erleben. Schreiben sie es doch in Ihre Bibel hinein oder in Ihr Losungsbüchlein, in Ihr Tagebuch, in Ihren Kalender, da habe ich Gott gebeten, dass er hilft, und das kennen wir, dass Gott uns warten lassen kann, und doch, wenn wir zurückgreifen müssen, zurückblicken müssen, dass wir dann sagen, sein Plan war gut, und sein Wille war weise. Da hat Jesus diese Garantie darauf gelegt. Die noch viel wirksamer ist als die Garantie aller Geschäfte, wo Sie sich ein Uhr kaufen, ein Elektrogerät oder sonst wo. Eine zeitlich unbegrenzte Garantie: Wahrlich, wahrlich, Amen, Amen, ich sage euch, wenn ihr den Vater um etwas bitten werdet in meinem Namen, wird er's euch geben, und wenn meine Gebete durch Jesus geläutert sind, auf ihn hin bestimmt, auf die Sache seines Reiches, dann wird er's euch geben. Eine so einfach unverklausulierte Garantie, einfach grandios, ohne lange Fußnoten, einfach direkt, Ihnen zugesagt: Beten macht Freude. Und was erlebt man da, wie hat man schon schwere Geschicke beeinflussen können. Wir werden einmal in der Ewigkeit staunen, wie die Gebete der Gläubigen die Weltgeschichte bestimmt haben. Allein den Betern kann es noch gelingen, das Schwert ob unsern Häuptern aufzuhalten. Was ist das? Wir haben neulich Sie gebeten, im Blick auf ProChrist – beten sie jeden Tag für Menschen, reden Sie mal gar nicht, beten sie, wenn sie das treu tun, werden sie staunen, was raus kommt. Auch für schwierige Menschen in Ihrer Familie. Das kindliche Gebet, das gerechte Gebet, das hat der Herr lieb. Die Mutter versteht's beim Kind schon, wenn's noch gar nicht reden kann, was's Kind will. Und der Vater weiß, was wir wollen. Wir dürfen unkompliziert beten, unser Gebet soll, wenn's echt immer einfacher werden, das ist das Schönste.

Und noch das Letzte: Da weichen alle Ängste. Da wichen alle Ängste. Wie man immer mit der Angst fertig wird. Ich will gar nicht viel über die Angst reden. Da hat ein moderner Maler mal ein Bild gemalt, von einer modernen Stadt mit Hochhäusern, und da sind geballt die Häuser alle zusammengestellt zu einer modernen Stadt am Ende des 20.Jahrhunderts. Und über allem ist eine schwarze Spinne mit ihren Krallen, die hat alles umfangen, und das ist ein Ausdruck von der Angst. Man versteht das heute nicht, wir haben gerade Gäste aus Südafrika. Die sagten, sie seien gerade gestern durch die Kaufhäuser gegangen und sagten, selbst aus Südafrika, das ja immer noch ein Paradies ist, sagten, wir können nur den Kopf schütteln, was bei euch alles daliegt. Was man gar nicht braucht. Überfluss in allem. Und Angst. Ganz tief, ganz einfache Angst. Berufsangst, Krankheitsangst, Existenzangst, Angst ums Zusammenleben und um Frieden in der Familie, mit den Lieben und man kann‘s oft gar nicht aussprechen. Da kann man nicht mehr schlafen, Schweiß tritt auf die Stirn, man leidet unter der riesengroßen Überforderung, die Prüfungen sind alle zu schwer, ich schaff das alles nicht, man nimmt sich viel zu viel vor, und Jesus versteht uns, und spricht davon, in der Welt habt ihr Angst. Ja, sagt Jesus, ihr habt ganz viel Angst. Du hast Angst. Aber sei getrost. In diesem Wort steckt viel, viel mehr drin, sei fest, unbewegt, zapple nicht und zittre nicht, Du kannst ganz fest auftreten, nämlich: Blicke auf mich. Und jetzt wissen sie, warum der Bodelschwingh das so schön gesagt hat, was Beten ist: aus der Dunkelheit zitternd in das Licht treten, wo die Hand des Vaters auf unseren schwachen Kopf gelegt wird. Und das ist das Größte beim Beten: Ich darf Audienz haben bei dem ewigen, großen Gott, der viel, viel größer und gewaltiger ist als ich verstehen kann. Heute, am Sonntag Rogate, Betet. Sie merken: Ich will so oft wie möglich eintreten in diesen Frieden, dass Sie mitten im Geschäft Ihrer Sekretärin sagen: In den nächsten fünf Minuten lassen sie kein Telefon durch. Ja, wer kommt denn? Ich habe ein wichtiges Gespräch. Und dann reden Sie mit dem Herrn aller Herren. Und legen sich einfach an sein Herz und sagen: Herr, wie Du das hinausführst, ich weiß es nicht mehr, ich kann dir keine Ratschläge mehr geben, aber es ist deine Sache. Amen. Und dann wissen sie, dass er, der Herr, drüber steht, über Ihrem Leben, und sie dürfen sich bergen in ihm. Da sagt Jesus: Ich habe diese Welt überwunden. Und es ist eine tückische Welt. Das dürfen wir auch über dem Frühling nicht vergessen, eine Welt, die uns Todesschmerzen machen wird, die uns oft verwunden wird, wenn sie uns liebe Menschen wegreißt, die uns auch viel Enttäuschung bereitet, das gehört zu diesem Leben dazu. Es ist ein Leben in der Welt, die von Gott losgerissen ist, und diese Welt ist immer wieder so, dass sie auch selber uns von Gott losreißt. Wir sind immer wieder in Gefahr, die Verbindung zu verlieren. Und dann kommt die Angst. Und dann dürfen wir aus der Angst der Welt vor Jesus, den Herrn, treten, und alles ihm sagen: Ich habe diese Welt überwunden, sagt er, ich habe gesiegt. Nichts kann dich mehr verklagen, kein Tod kann dich mehr aus der Hand Gottes reißen. Nichts kann dich mehr so ängstigen, dass du die Verbindung mit mir verlierst. Ich bin doch bei dir. Ich halte dich, ich lass dich nicht los. Und das können Sie nur im Gebet lernen. Und im Gebet erfahren und entdecken. Mut, und festes Auftreten ist nötig, Tapfersein. Tapfer. Fröhlich vorwärtsgehen. Das Gebet macht uns doch nicht untätig, im Gegenteil, das Gebet macht uns mutig, kühn. Amen.