Predigt über 1. Timotheus 1, 12-17

Winrich Scheffbuch

Gehalten am 11.06.1978 in der Ludwig-Hofacker Gemeinde Stuttgart

1. Timotheus 1, 12-17

 

Erster Timotheus Brief 1, Vers 12-17

Ich danke unserem Herrn Christus Jesus, der mich stark gemacht und treu geachtet hat und gesetzt in das Amt, welcher ich zuvor war ein Lästerer und Verfolger und ein Frevler, aber mir ist Barmherzigkeit widerfahren, denn ich habe es unwissend getan im Unglauben, es ist aber desto reicher geworden die Gnade unseres Herrn, samt dem Glauben und der Liebe, die in Christus Jesus ist. Das ist ganz gewiss war und ein teuer wertes Wort, dass Christus Jesus gekommen ist in die Welt, die Sünder selig zu machen, unter welchen ich der vornehmsten bin. Das heißt, unter welchen ich noch der letzte bin, der allerunterste. Aber darum ist mir Barmherzigkeit widerfahren, auf dass an mir vornehmlich Jesus Christus erzeigt alle Geduld zum Vorbild derer, die an ihn glauben sollten zum ewigen Leben, aber Gott dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, dem sei Ehre und Preis in Ewigkeit. Amen.

Wenn man sich heute sein Leben ansieht, dann muss man sagen, es geht einem doch erstaunlich gut. Wir leben schon lange in einer Zeit des Friedens. Wir haben genug zu essen, wir sind satt. Und wir haben alle Formen der Menschenrechte, die wir auf demokratischem Wege verwirklichen können, wir haben Besitz, wir haben Wohlstand, und ausgerechnet in solch einer Zeit des Friedens und des gut Gehens gibt es immer mehr Menschen, die an ihrem Leben verzweifeln. Ich versteh das nicht! Und ich werde doch tagtäglich damit konfrontiert, dass man in den schönen schicken Wohnungen, wo so ein interessantes Fernsehprogramm läuft, und so viele Menschen neben einem wohnen, da sind Leute, die wissen gar nicht mehr, was sie sollen in ihrem Leben. Natürlich, es braucht noch viel mehr zu einem erfüllten Leben, als nur, dass man sein Leben mit Gütern vollhäuft, und dass man sich vollessen kann. Vielleicht fehlt in unserer Zeit sehr stark die Bestätigung: wo ist denn jemand, der einmal einen lobt. Kritiker haben wir genug. Es könnte sein, das das auch die Wurzel dieses verzweifelten Suchens junger Menschen heute ist. Wer ist denn da, der ihnen sagt, du bist brauchbar, du bist gut. Jemand, der das Selbstgefühl hebt. Denn wenn das fehlt, da muss man selber Erfolge suchen. Und wenn es nur mit zweifelhaften lautstarken Aktionen ist, hinter denen nichts steht als Geschrei. Das ist ja oft in unserem eigenen Leben die Not, dass man niemanden hat, der einen akzeptiert, der einen einmal ein bisschen herauskommen lässt. Das braucht man einfach. Denn mit dem Selbstlob klappt es doch nicht richtig. Mit dem Angeben wäre es ja sonst ganz nett, aber man hat dieses Manöver längst selbst durchschaut, wenn man sich selber lobt und angibt, dass das eben doch nicht echt ist, was man dort an Ehre und Erfolg in die eigene Tasche schiebt. Oder nach dem schönen Wort: wenn die anderen mich schon nicht loben, da muss ich doch wenigstens mich selber loben. Aber so kann ich meinem Leben auch keine Anerkennung geben, nicht das, was es lohnend macht. Gerade heute, wo so viele erfolgreiche Geschäftsleute oder Karriere-Menschen herumlaufen, ist im gleichen Verhältnis verbreitet die Enttäuschung am Leben. Man meint, das sei wie eine ganz dünne Eisdecke, und einer geht über die Eisdecke, und hört schon das Knacken der Risse, und denkt, jeden Moment breche ich ein, und dann wenn er einbricht, dann kann das im Leben eines Managers sein, eines großen und bedeutenden Geschäftsmannes, dass er plötzlich sagt: wozu eigentlich, was war denn mein Erfolg, was habe ich denn erreicht, und was bringt denn das mir? Und er verzweifelt an sich selbst und sagt: ich bin nichts wert. Was ist denn mein Leben wert?. Und er wirft sein Leben weg, wie man ein Papier zerknüllt in den Papierkorb wirft, weil er nichts mehr findet. Ich bin so froh, dass ich ihnen heute aus dem Evangelium zeigen darf, wie unser Leben Anerkennung, Bestätigung, findet. Die größte Bestätigung, wie man finden kann, kommt nicht von Menschen, und kommt nicht durch Erfolg, und kommt nicht durch Bilanzen, sondern die Bestätigung, nach Bewährung, die kann nur vom heiligen Gott kommen, vom Richter unseres Lebens, und wer von ihm bestätigt ist, der hat ein Selbstwertgefühl. Dazu möchte ich zwei Dinge ihnen sagen: wie kriegt man diese Selbstbestätigung, die wir so nötig brauchen? Das eine, ohne Beschönigung in den Abgrund blicken.

Warum predigen wir nur hier Sonntag für Sonntag immer wieder von diesem leidigen Thema der Schuld? Warum wird denn das Sonntag für Sonntag immer wieder im Mittelpunkt gestellt? Es gibt doch in dieser Welt auch positive Entwicklungen, es gibt Kunst und Kultur, und es gibt Schönheiten der Natur, darüber könnte man doch auch reden, und immer wieder lenkt das Evangelium unseren Blick auf das Versagen des Menschen, auf seine Gottlosigkeit, auf seinen Eigensinn, auf dieses störrische Wesen, das sich gegen Gott auflehnen lässt. Ich muss Ihnen sagen: Nur, wenn wir fortwährend in diesen Abgrund ohne Beschönigung hineinblicken, bekommen wir auch die Bestätigung. Das hängt ganz eng zusammen. Lassen wir es uns mal so geschwind ausgemalt sein, man könnte das ja einmal versuchen, dass man sein Leben wie ein Traum lebt, und es gibt philosophische Lebensanschauungen genug. Ich bin in einem humanistischen Gymnasium aufgewachsen, das von der Größe des Menschen ausgeht, von dem edlen Gut, ein Mensch zu sein. Und ich habe in meinen Schülertagen gespürt, wie es hier zu einem Riss kommt, der durch nichts überbrückt werden kann, zwischen dem Evangelium und einer humanistischen Weltanschauung. Denn wenn ich in dieser humanistischen Weltanschauung lebe, oder wie sie auch ist, der Mensch ist gut, was ist dann plötzlich, wenn ich dem schmutzigen dreckigen Menschen begegne? Und wenn ich plötzlich entdecke; Das ist mein Leben! Wenn ich mir selber ins Gesicht sehen kann, und merke, das stimmt ja gar nicht! Das mag vielleicht für andere Elite-Menschen zu treffen, was die Großes erzählen, was der Mensch kann! Aber ich bin es doch gar nicht! So, wie ich mit Menschen umgehe, wie ich andere unterdrücke, wie ich andere unter mir leiden müssen, welch böse Gedanken in meiner Fantasie toben, wie ich eigensinnig bin, an mich gebunden, gefesselt! Darum betrügen uns diese Träume ja, die helfen uns nicht weiter. Und das ist ja nur für eine kurze Droge, wenn ich sage, das ist groß, Mensch zu sein, und du bist ein Mensch, und es ist etwas Wunderbares. Und auf einmal begegne ich dem biblischen Realismus. Wo mit einer Klarheit unmissverständlich gesagt wird, dass notvollste in dieser Welt bleibt der Mensch. Und wehe dem, der in die Hände der Menschen fällt. Ohne Beschönigung! Da kam ja neulich wieder so ein Leserbrief in der Zeitung, wo ein Vikar geschrieben hatte, er hätte mit Kirchengeschädigten zu arbeiten. Ich habe das auch schon verschiedentlich gehört, das ist ein Modewort aus der Psychologie, dass manche meinen, sie müssten nun ihre Probleme, die sie haben in ihrem eigenen Persönlichkeitsleben, darauf zurückführen, dass sie in der Kindheit gelehrt wurden, dass der Mensch unter der Sünde steht. Und dann wird gesagt, das gibt da den Menschen einen ganz negativen Eindruck, er kriegt kein Selbstvertrauen, er kann sich selber nicht annehmen. Was soll ich denn selber in mir annehmen? Solange ich mich selbst noch nicht kenne im Lichte Gottes kann ich noch große Worte machen, ich will mich selber annehmen. Ich kann das Wort nicht mehr hören vom Sich-selber-annehmen, soll ich denn ja zu mir sagen zu Gier in mir, zur Leidenschaft, zur Selbstsucht? Da betrügt mich all das andere nicht darüber hinweg, dass die Wurzel meines Lebens böse ist, und so getrennt von dem, was Gott will. Darum sagt Paulus: es ist ein teuer wertes Wort, und aller Annahme wert, verlässlich, so dass man sich darauf gründen kann, dass Jesus Christus in die Welt gekommen ist, um sündige gestrandete Menschen selig zu machen. Darum ist das ja für uns die große Befreiung, dass wir nicht ewig Theater spielen müssen, nicht ewig beschönigen müssen, nicht ewig Worte machen müssen, und die Tatsachen aus unserem Leben verdrängen müssen. Dass wir sagen können: Ja, Herr, du hast mich eingeholt, und das ist für mich solch eine Befreiung, dass ich vor dir meinen Bankrott eingestehen kann! Mit dem Ethos hat es nicht geklappt, mit der Moral hat es nicht geklappt, und mit der Frömmigkeit hat es nicht geklappt, und ich will kein Spiel mehr vor dir spielen, sondern ich stelle mich vor dir. Das ist ein teuer wertes Wort, und ein verlässliches und gewisses Wort. Auf dieses kann man leben und sterben, auf dieses kann man gründen. Das ist so wichtig, nicht bloß, dass ich immer davon rede, sondern dass ich es einmal im mich aufnehme und merke, hier ist der Schlüssel zum Herzen Gottes. Das ganze Evangelium, alle Predigt, alles was verkündigt wird, kreist um das eine Thema, das Paulus so beschreibt, das ist ein gewisses Wort. Ein teuer wertes Wort: Christus Jesus kam, um sündige Menschen, nicht um fromme Menschen, nicht um gebildete Menschen zu retten. Sondern gestrandete Menschen herauszuholen aus dem Abgrund. Und dass ich heute an diesem Tag eine hohe Meinung von meinem Leben habe, und die habe ich, und mein Leben nicht dafür wegwerfe wie ein zerknülltes Papier, das kommt davon her, dass Christus mich wert und teuer erachtet. Und dass Christus so weit in den Abgrund herunter gegriffen hat, und mich herausholt, so wie wir das vorhin bei der Taufe einem Menschen zu gesprochen haben: Dich greift Christus, und er lässt dich nicht los. Nicht, weil ich mich selber annehmen kann, was soll ich denn in mir annehmen? Sondern, weil ich Christus annehmen kann, und weil ich zu ihm Ja sagen kann. Es ist jetzt für uns eine ganz lebensnotwendige Frage, und dass wir uns einmal darüber besinnen, sind wir noch vom Urteil der anderen Menschen abhängig? Das spielt ja bei mir auch eine ganz große Rolle. Natürlich, wie soll ich denn hier Pfarrerdienst tun können, wenn Sie unzufrieden sind? Wenn Sie alle weggelaufen? Das erhebt, wenn Sie so treu kommen, und auch ab und zu ein ermutigendes Wort sagen, aber dürfen wir da eine Klarheit schaffen: es darf unser Leben, auch unser Tun, und unser Dienst, nie vom Lob von Menschen abhängig sein. Wenn ich meine, dann bin ich gut, und dann bin ich gehoben, wenn andere mich loben, Nein! Paulus sagt: bleibt immer dort stehen, wo ihr ohne Beschönigung in den Abgrund hineinsehen könnt. Und das bleibt Sonntag für Sonntag unser Thema. Und das predigen wir Sonntag für Sonntag, jedem Menschen, der hier in den Gottesdienst kommt, weil dies das dauernde Thema unseres Lebens bleibt. Keinen Tag, keine Stunde, wo wir etwas aus uns hätten, wo wir etwas aus uns machen könnten, wo irgendwelche Veranlagungen und Gaben in uns zur Blüte kämen. Als das eine, dass Jesus Christus sich Sündern erbarmt und sie herausgreift. Wir sollten uns das abgewöhnen, dass uns das doch nur wichtig ist, ob die Menschen gut oder böse von uns reden, dass uns das manchmal brummt und wir manchmal nicht zur Ruhe kommen, weil ein paar uns kritisiert haben, wir sollten doch unsere Ruhe allein nur dort finden können, wo Jesus Christus uns dies zuspricht: Ich habe dir vergeben, ich habe dich angenommen, du gehörst mir. Du bist wertvoll, weil ich dich geliebt habe. Weil du in meinen Augen so wert bist geachtet, heißt es schon in diesem großen Prophezeiungswort in Jesaja 43: habe ich dich lieb. Gott sieht einen Sinn in meinem verkrachten Leben, und in unserer komischen, merkwürdig geprägten Existenz, mit allen merkwürdigen Veranlagungen, mit allen Verklemmungen, die wir haben mögen, das ist so unwichtig für unseren Herrn, für den Schöpfer aller Dinge. Er ruft uns, und er liebt uns, und dann ist das so unwichtig, was andere von uns reden. Das ist ein Geschenk, dass uns unser Herr gerade auch in Zeiten des Erfolges und der Anerkennung dann immer wieder Wege führt, wo er uns drastisch zeigt, wer wir sind in seinen Augen. Und dass uns jedes Selbstgefällige wegziehen muss vor dem. Dass wir sagen: An mir und meinem Leben ist nichts, gar nichts auf dieser Erd', was Christus mir gegeben, das ist der Liebe wert.

Und nun das zweite: ohne Scheu aufblicken. Ohne Scheu aufblicken, also ohne Beschönigung in den Abgrund blicken war das eine, ohne Scheu aufblicken, das gehört nun ganz eng dazu. Ich kenne so viele, in den Christengemeinden hin und her. Die sind wirklich so vermatschte und zerquetschte Persönlichkeiten, wenn man die einmal fragt, oder ansieht, dann sehen sie einen so ganz mitleidig an, wie, wenn ihnen alles im Leben zerschlagen wäre, und wenn man sagt: ja, tust du auch was für den Herrn, und ist dein Leben erfüllt: Ach ja, ich kann eben nichts, und ich bin eben nichts, und ich bin eben so schlecht, und ich bin eben ein sündiger Mensch. Wer so redet, der lästert Gott. Und das ist unverantwortlich, dass das große Wort der Annahme der Sünder so missbraucht werden kann. Wir wollen das ein für alle Mal uns abgewöhnen, wenn Jesus Christus sündige Menschen ruft, dann ist ein Strich gezogen im Leben. Und Paulus sagt: das war in meinem Leben typisch zum Vorbild all derer, die glauben werden: Vom ersten Tag an habe ich die Hand Gottes ergriffen, und aus einem Lästerer und Verfolger und Frevler wurde der wichtigste Apostel Gottes. Wie das möglich sein kann, dass einer in einer Christengemeinde unter einer Verkündigung immer sitzen bleibt und sagt: Aber ich bin doch ein sündiger Mensch!? Aber was ist denn mit der großen Zusage dieses Herrn, der Menschen heraus reißen will? Bleiben wir jetzt immer mit dem Blick gefesselt und schauen dorthin: Ach ich, und ich habe mit meinen Versuchungen zu kämpfen, und in meinem Leben waren so böse Dinge... Der Herr will uns doch heraus reißen! Paulus spricht davon, dass Gott in seinem Leben viel Großes getan hat: „Ich danke unserem Herrn Christus Jesus, der mich stark gemacht hat, mit Dynamis begabt, heißt es im Griechischen, mit dieser dynamischen Stärke erfüllt hat.“ Und ich kann in meinem Leben über Großes verfügen. Ich habe in der Vorbereitung ein bisschen gerungen, ob ich das so sagen kann, oder ob danach ein paar weglaufen. Die da so ein paar Sätze aus dem Zusammenhang reißen... Ich wage es einfach einmal: Ein Christ, der an Jesus Christus gläubig geworden ist, der hat eine ganz hohe Meinung von sich, den kann niemand aus dem Gleis werfen, weil er nicht auf seine Tugend, und auf seine Güte baut, sondern weil er auf das Erbarmen Jesu traut. Das war doch bei Paulus so, dass er mit einem Selbstbewusstsein ohnegleichen auftrat. Wollen wir jetzt noch zum Strohhalm greifen und uns selber annehmen, als ob wir da ein Selbstwertgefühl bekommen würden? Ich habe doch mein Selbstwertgefühl darin, dass Christus aus mir etwas machen will. Und Paulus sagt, das habe ich erst im Dienst bekommen, als ich das begriffen habe, Gott braucht mich zu den Aufgaben in der Welt, dass ich damals einen Missions-Auftrag führte. Das hängt jetzt ganz eng damit zusammen, dass ich sagte, ich bin nicht, ich kann nicht, ich glaube nicht, ich glaube nicht, ich bin ein sündige Mensch, ich habe so zu ringen mit meinem bösen Wesen, und der Teufel wohnt in mir, und all die alten Geschichten. Oder ob ich den Ruf höre, und sage, ich lasse mich senden von ihm in den Dienst. Und weil er mich sendet, weil er mich beauftragt, macht er mich auch stark, und die Christi gebührt das, auf seinen Namen hin. Auf seinen Auftrag hin. Es bleibt gar keine Zeit jetzt mehr, ich wollte erzählen aus der Kirchengeschichte, von Menschen um uns her, deren einziges Geheimnis das war, dass sie weit über sich hinaus gewachsen sind. Sie haben das angenommen, und sie haben dies vor der Todesstunde nie vergessen, dass sie eigentlich verlorenen Menschen waren, aber Gott hat sie beim Namen gerufen. Vielleicht haben das die verkrachten Existenzen noch viel besser annehmen können, als so andere. Die über sich hinaus gewachsen sind, die keine Redegabe hatten, und die nichts anderes hatten, als dass sie auf die Zusage dieses Herrn hin bauten. Paulus sagt: ich war ein Frevler, ein Lästerer, aber desto reicher ist mir die Gnade widerfahren. Was ist das für eine Rechnung, die man hier aufmacht. Umso mehr, umso gewaltiger hat Gott seine Gaben in einen Menschen hineingelegt, je ärmer ich bin, je weniger ich vorzuweisen habe, desto reicher ist sein Erbarmen geworden. Und da hat Jesus selbst das Gleichnis erzählt vom Wuchern mit dem Pfund. Ja, das ist ja eine Welt, die mir ein bisschen fremd ist, aber vielleicht kennen Sie das, wie das im Geschäftsleben sein kann, wenn da einer so Devisenspekulationen macht, oder auf der Börse mit Geld umgeht. Und da sagt Jesus: Genau so ist das, wenn einer mit der Gnade Gottes wuchert. Mit der Erbarmung, mit dem, dass Gott sündige Menschen herausreißt. Da kann man damit wuchern, der eine wagt einen großen Einsatz, er geht bis an den Rand seines Könnens. Stellen Sie sich das mal vor. Er sagt: ich setze alles auf die eine Aktie, und wenn die nicht steigt, dann bin ich verloren, so sind gläubige Menschen, die alles auf eine Karte setzen. Und da hieß es im Gleichnis, da war einer, der hat sein Pfund, sein anvertrautes Talent, im Schweißtuch vergraben. Das erste Gut und Pfund, das uns der Herr anvertraut hat, das ist doch zuerst einmal sein Erbarmen, seine Zusage, die er uns gibt: Ich habe dich lieb, und du bist wert geachtet in meinen Augen. Das ist das Schlimmste, was man tun kann, Sonntag für Sonntag in der Kirche drin sitzen und sagen: Ach wie nett ist der Herr, dass er mich so beschenkt, und man wuchert nicht damit, man riskiert nichts. Ich möchte damit schließen, dass Paulus sagt, das ist zum Vorbild geschehen.

Das ist widerfahren, darum ist mir Barmherzigkeit widerfahren, auf dass an mir vornehmlich Jesus Christus erzeigte alle Geduld zum Vorbild denen die an ihn glauben sollten zum ewigen Leben. Er ruft Sie und er sendet Sie, er gibt ihnen diesen Zuspruch. Und er sagt Ihnen das ganz direkt zu. Was tun Sie, glauben Sie ihm? Paulus schließt diesen großen Abschnitt mit einer Anbetung Gottes: Gott, dem ewigen König, dem Unvergänglichen und Unsichtbaren, der allein Gott ist, sei Ehre und Preis in Ewigkeit. Welch ein Lobgesang könnte bei uns aufbrechen, wenn wir 500, oder wie viel wir sind, nach Hause gehen und begreifen, Gott will Großes machen, weil wir so tief gefallen sind, weil wir so schwache Personen sind. Aber ich darf mit seiner Gnade wuchern! Soll doch noch einer sagen, er verstünde Gnade nicht! Das ist für mich kein abgegriffenes Wort. Das ist jeden Morgen für mich so, dass Gott in mein menschlich sündiges Leben hineintreten will, das er in meiner Umwelt, da, wo ich in Stuttgart stehe, Großes für sein Reich wirken will. Wir dürfen doch ihn beim Wort nehmen. Paulus sagt, denn ihr das Vorbild nur versteht von mir. Dass ihr in die Fußstapfen des Apostels der Apostel treten dürft, und wir Nachfolger des großen Paulus werden dürfen, damit unser Leben viel Frucht bringt. Amen.