Du aber - 2.Timotheusbrief - Glauben in dunkler Zeit - Teil 4/7 –

Der Gott bewährte Mitarbeiter

 

 

 

Wolfgang Bühne

14.03.2020

Bibelstudium, Bibelarbeit

2. Timotheus 2, 14-26

ID 32249

 

 

 

(Kleiner Teil fehlt) … Timotheusbrief vor uns. Mir wurde gesagt ab Kapitel 2 Vers 14. Vers 14 hat schon Roger einiges zu gesagt, kann ich mich also kurz fassen. Aber ich lese den Text bis Vers 26. 2. Timotheus 2, 14 – 26. Ich lese nach der alten Elberfelder Übersetzung. Vielleicht steht das eine oder andere bei euch ein bisschen anders:

14 Dies bringe in Erinnerung, indem du ernstlich vor dem Herrn bezeugst, nicht Wortstreit zu führen, was zu nichts nütze, sondern zum Verderben der Zuhörer ist. 15 Befleißige dich, dich selbst Gott bewährt darzustellen, als einen Arbeiter, der sich nicht zu schämen hat, der das Wort der Wahrheit recht teilt. 16 Die ungöttlichen, eitlen Geschwätz aber vermeide; denn sie werden zu weiterer Gottlosigkeit fortschreiten, 17 und ihr Wort wird um sich fressen wie ein Krebs; unter welchen Hymenäus ist und Philetus, 18 die von der Wahrheit abgeirrt sind, indem sie sagten, dass die Auferstehung schon geschehen sei, und den Glauben etlicher zerstören. 19 Doch der Grund Gottes steht und hat dieses Siegel: Der Herr kennt die sein sind; und: Jeder, der den Namen des Herrn nennt, stehe ab von der Ungerechtigkeit! 20 In einem großen Haus aber sind nicht allein goldene und silberne Gefäße, sondern auch hölzerne und irdene, und die einen zur Ehre, die anderen aber zur Unehre. 21 Wenn sich nun jemand von diesen reinigt, so wird er ein Gefäß zur Ehre sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereitet. 22 Die jugendlichen Lüste aber fliehe; strebe aber nach Gerechtigkeit, Glauben, Liebe, Frieden mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen. 23 Aber die törichten und ungereimten Streitfragen weise ab, da du weißt, dass sie Streitigkeiten erzeugen. 24 Ein Knecht des Herrn aber soll nicht streiten, sondern gegen alle milde sein, lehrfähig, duldsam, 25 der in Sanftmut die Widersacher zurechtweist, ob ihnen Gott nicht etwa Buße gebe zur Erkenntnis der Wahrheit 26 und sie wieder nüchtern werden aus dem Fallstrick des Teufels, die von ihm gefangen sind, für seinen Willen.

Also das ist ja ein unwahrscheinlich inhaltsreicher Text, den wir hier vor uns haben, und den kann man auch in einer Stunde oder jetzt in 45 Minuten überhaupt nicht ausschöpfen. Das ist unmöglich, da sind so viele Imperative, so viele Anweisungen an Timotheus und auch an uns natürlich drin. Das ist eigentlich schade. Und so werde ich manche wichtigen Themen hier in diesem Abschnitt auch nur kurz streifen, sonst kommen wir da nicht durch. Und ich hoffe, dass ich mich an die Zeit halte und ihr noch rechtzeitig dann auch an die frische Luft könnt.

Ich möchte gerne auf 5 Anweisungen besonders eingehen, die hier in diesem Abschnitt aufgezählt werden für einen Arbeiter oder für einen Sklaven des Herrn in schwierigen gemeindlichen Umständen, zwar wo der Timotheus umgeben ist von Schwätzern und von Irrlehrern oder Widersachern – Schlachter übersetzt von Widerspenstigen – in der Gemeinde. Und das ist eben das Tragische an der ganze Geschichte hier.

Dieses Wort 'dies bringe in Erinnerung' bezieht sich auf den Abschnitt vorher, den Roger am Ende seines Vortrags erwähnt hat und ausgelegt hat. Im ersten Teil – der also heute Morgen dran war – da haben wir gesehen, wie die Beziehung des Timotheus zum Herrn, zu seinem Gebieter, sein soll. Und jetzt im zweiten Teil, da lesen wir, wie die Beziehung von Timotheus zu den Zuhörern – also zu den Gemeindegliedern oder zu denen, die im zuhören, – sein soll. Und das ist natürlich auch für uns ein ganz wichtiger Abschnitt, die wir alle dem Herrn dienen wollen, auch grade die Brüder unter uns, die Verantwortung haben in der Versammlung, in den Gemeinden oder wo auch immer.

Es beginnt mit der Aufforderung und das ist die erste Anweisung, der erste Befehl hier, 'dies bringe in Erinnerung', also all das, was vorher ihm gesagt wurde, nachdem Timotheus im ersten Teil und im ersten Kapitel sich selbst erinnern sollte an seine Vergangenheit, was er gehört und was er mit dem Herrn erlebt hat, Kapitel 2 Vers 8: 'halte im Gedächtnis', was er in der Gegenwart beachten soll, in seinem Kopf, und das soll er jetzt anderen sagen, mitteilen, in Erinnerung bringen. In welcher Haltung? Das lesen wir 'indem du ernstlich vor dem Herrn bezeugst'. Das ist ein ganz starker Ausdruck, der kommt auch im letzten Kapitel noch einmal vor und auch in den andern Briefen. Da wird sehr deutlich Wert drauf gelegt vom Apostel Paulus, dass wirklich in Gottesfurcht gepredigt wird, unterwiesen wird, dass vor dem Herrn etwas bezeugt wird. Als einer, der vor Gottes Angesicht steht wie ein Elia, der sagen konnte 'so spricht der Herr', so soll der relativ junge Timotheus auch aufstehen, wenn er in der Gemeinde predigt oder Verantwortung hat, etwas sagen muss. Nicht, der vor Menschen steht, der nicht menschlichen Autoritäten verantwortlich ist, sondern vor dem Herrn. Und nur das macht geistliche Autorität möglich. Wenn wir nicht vor dem Herrn stehen als Einzelner, Brüder oder Schwestern, dann werden wir auch nicht vor den Menschen stehen können und etwas mit Autorität bezeugen können.

Es ist interessant, ich denke an einen sehr bekannten Autor und auch einen bekannten Verkündiger, sehr bibeltreuer Mann, ich hab manches von ihm auch gelernt, in bestimmten Konferenzen oder auf bestimmten Konferenzen, wo ich auch bei war, hat er jeden Vortrag begonnen mit einem jüdischen Witz. Und die Leute waren alle gespannt und freuten sich schon da drauf. Die wussten, wenn der also jetzt seine Vorträge hält, der beginnt mit einem jüdischen Witz. Und dann, wenn der Witz dann gesprochen war und alle gelacht haben, ja, dann konnte man sich ein bisschen zurücklehnen und dann auch den Vortrag über das biblische Thema dann hören. Ich übertreibe ein klein wenig. Ich hab auch gelacht und ich hab mich auch drauf gefreut. Und ich lache ja auch sehr gerne.

Aber ich denke, wenn der Timotheus hier so aufgefordert wird, wirklich feierlich vor dem Herrn, möchte der Paulus dem Timotheus das aufs Gewissen drücken, wirklich in Gottesfurcht zu predigen, dann meine ich, dann sollten wir auch in der Art und Weise, wie wir verkündigen, entsprechend auch auftreten. Also ich glaube schon, viele Brüder machen das ja, sie beginnen immer einen Vortrag mit einer Geschichte, mit einer Illustration, möglichst mit einer sehr aktuellen Geschichte aus der Politik oder Wirtschaft oder was auch immer. Wenn das dann auch zum Text passt, ist das ja auch gut, wenn man damit etwas deutlich machend erklärt. Der Herr Jesus hat auch manche Rede begonnen mit einem Gleichnis. Aber wenn das gar nichts damit zu tun hat, sondern wenn es nur darum geht, dass man jetzt praktisch die Zuhörer fangen möchte für das, was man sagen möchte, und nicht mehr vertraut, dass Gottes Wort Autorität hat, dann ist das schade. Also versteht das bitte nicht falsch, das soll keine Kritik sein an anderen Verkündigern, sondern will sollten vor dem Herrn stehen, grade die unter uns, die verkündigen, und in dieser demütigen, aber auch mutigen Haltung, dann auch das predigen, was in Gottes Wort steht.

Wir sollen keinen Wortstreit führen: Dies bringe in Erinnerung, ernstlich zu  bezeugen, nicht Wortstreit zu führen, was zu nichts nütze, sondern zum Verderben der Zuhörer ist (Vers 14). Wortstreit heißt Krieg mit Worten. Gegen wen? Ja, gegen Irrlehrer, die vielleicht da sind oder auch Ungläubige unter den Zuhörern oder auch Unreife, wichtigtuerische Christen, – das kennen wir vielleicht auch aus unseren Versammlungen – da soll man nicht mit streiten. In Titus 3, 9 sagt Paulus dem Titus oder erklärt das ein bisschen: Törichte Streitfragen über Geschlechtsregister oder Streitigkeiten über das Gesetz, das ist wirklich zum Verderben der Zuhörer. Im Griechischen steht da ein Wort, von dem man 'Katastrophe' ableitet, ist eine Katastrophe, ist Gift. Ungläubige Zuhörer werden dann bei solchen Streitgespräche, bei Wortstreit in die Irre geführt, Gläubige werden verwirrt oder beunruhigt. Und das hat auch eine Folge, denn das wird ja auch hier deutlich gemacht in Vers 16, wohin das führen kann, nämlich zu einem gottlosen Lebensstil. Und dass sich das dann ausbreitet unter den Zuhörern wie ein Krebsgeschwür und sogar (Vers 18) der Glaube, damit ist der Glaubensinhalt, also nicht der persönliche Glaube, das Vertrauen auf den Herrn, sondern der Glaubensinhalt, die Theologie, könnte man sagen, dass die dabei auch zerstört wird. Und dafür gibt es ja leider in unserer Zeit auch manche Beispiele. Deshalb eben, und das sollen wir lernen: Kein Wortgezänk in der Gemeinde zulassen, sofort unterbinden, freundlich, aber entschieden jede öffentliche Diskussion in der Gemeinde mit solchen, die nicht auf der Grundlage des Wortes Gottes stehen, denn das ist sinnlos. Wir werden nie einen gemeinsamen Nenner finden. Und es ist schädlich für die Zuhörer. Und ich denke, manche von euch, die können das auch aus Erfahrung sagen. Es gibt manchmal Debatten in der Gemeinde, wo man hinterher nur noch den Kopf schüttelt, manchmal auseinanderläuft und – ja wirklich nur ein Ärgernis entstanden ist.

Jim Elliot, ich hoffe, ihr alle habt sein Tagebuch gelesen 'Im Schatten des Allmächtigen', ich setz das mal voraus, der hat ja viele schöne Sätze dort geschrieben, als junger Christ, die man sich nur unterstreichen kann. An einer Stelle schreibt er ein Gebet: 'Vater, mach mich zum Wendepunkt für andere. Stelle die, mit denen ich in Berührung trete, in die Entscheidung. Lass mich nicht ein Meilenstein auf einer graden Straße sein. Mach mich zu einem Scheideweg, so dass Menschen, wenn sie Christus in mir gegenüber stehen, entweder in die eine oder in die andere Richtung gehen müssen.“ Das finde ich, ist ein gutes Wort. Falls jemand sich das aufschreiben möchte, das steht auf der Rückseite vom letzten 'Fest & Treu', die liegen da noch aus, haben wir das abgedruckt. Ich halte das für ein ganz wichtiges Gebet, das wir alle sprechen sollten, dass der Herr uns das wirklich schenkt, dass Menschen, die mit uns in Berührung kommen, wirklich vor eine Entscheidung gestellt werden, so wie Paulus das hier auch von dem Timotheus erwartet.

Und dann kommt eine sehr schöne wichtige zweite Anweisung an Timotheus, die positiv ist 'befleißige dich' – oder Schlachter übersetzt 'strebe danach' – 'dich selbst Gott bewährt darzustellen'. 'Gott bewährt' das bedeutet, nach einer strengen Prüfung als würdig, bewährt, beurteilt zu werden eben von unserem Herrn. Und ich denk, wir alle wissen und besonders die, die in der Wortverkündigung auch stehen, dass wir alle in der Gefahr stehen, Menschen gefallen zu wollen, grade auch in unserer Verkündigung, dass wir die Aner­kennung und Ehre von Menschen suchen. Und die Eitelkeit unter Verkündigern ist ja ein bekanntes Phänomen, da haben wir alle mit zu kämpfen. Und deswegen ist das so wichtig, dass diese Ermahnung hier, danach zu streben, wirklich Gott bewährt dazustehen, vor ihm zu leben und vor ihm zu dienen, dass wir dran denken, welchem Herrn wir dienen.

Paulus, Galater 1, 10, bekannte Verse: Wenn ich noch Menschen gefallen wollte, wäre ich Christi Knecht nicht. 1. Thessalonicher 2, 4: Wir reden nicht, um Menschen zu gefallen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft. Also Paulus, er hat das gelebt, was er hier dem jungen Timotheus mitgibt auf die Reise. 1. Korinther 4, 3: Mir aber ist es das Geringste, dass ich von euch oder von einem menschlichen Tag beurteilt werde, ich beurteile mich aber selbst auch nicht. Der mich beurteilt, ist der Herr. Ist das nicht eine ganz wichtige wertvolle Haltung, die hier bei dem Paulus deutlich wird?  Noch ein Zitat von Jim Elliot aus seinem Tagebuch: „Es war eine lange Lehrzeit, bis ich gelernt habe, nur vor Gott zu stehen, sich das Gewissen nur von ihn formen zulassen und nichts zu fürchten, als das Abweichen von seinem Willen.“ Wenn das unser aller Wunsch wäre, ich wiederhole das noch einmal: „Es war eine lange Lehrzeit, bis ich gelernt habe, nur vor Gott zu leben, sich das Gewissen nur von ihm formen zulassen und nichts zu fürchten, als das Abweichen von seinem Willen.“ Ja, und das hat ein junger Bruder mit 22-23 Jahren geschrieben in sein Tagebuch. Mit 29 Jahren ist er heimgegangen oder wurde ermordet von den Indianern. Ich wünschte, dass wir das auch so ehrlich sagen könnten.

Und hier wird der Timotheus vorgestellt oder von Paulus als ein Arbeiter bezeichnet, nachdem er – das haben wir heute Morgen gehört in den ersten Versen, auch in den ersten Kapiteln, in Kapitel 2 die ersten Verse – als ein Kriegsmann, als ein Soldat bezeichnet wurde, dann als ein Athlet, ein Sportler, ein Ackerbauer, aber jetzt eben als ein Arbeiter, der für fleißige Arbeit belohnt wird, ohne sich schämen zu müssen, weil er das lebt, was er predigt. Und ich glaube, das ist so enorm wichtig in unserer Zeit. Spurgeon, der ja auch sehr viel Humor hatte und die Menschen beobachtet hatte und auch eine gute Selbsterkenntnis hatte, der hat einmal von einem Prediger geschrieben: „Wenn er auf der Kanzel ist, sollte man ihn nicht herunter und wenn er unten ist, sollte man ihn nicht rauf lassen.“ Versteht ihr den Gedanken? Also wenn er predigt, dann ist man so ergriffen, aber wenn man ihn im Alltag erlebt, dann würde man sagen, der darf niemals auf die Kanzel gehen. Das ist natürlich schlimm. „Wenn er auf der Kanzel ist, sollte man ihn nicht herunter und wenn er unten ist, sollte man ihn nicht herauf lassen.“ Also das sind so schöne Sprüche von Spurgeon, die ich sehr liebe.

Ja Timotheus soll drauf achten, das Wort der Wahrheit recht teilen, in eine grade Richtung schneiden. Ich denke, darüber würde der Roger einen ganzen Vortrag halten, nur über den einen Vers. Denn das ist ja auch seine besondere Begabung, die er vom Herrn bekommen hat, dass man wirklich das Wort recht teilt, recht schneidet, beim Pflügen eine grade Furche zieht, beim Bauen wirklich eine grade Linie hat, an der man sich orientiert und nichts falsch macht. Die Wahrheit nicht verfälschen, die Wahrheit auch nicht dehnen, auch nicht einseitig auslegen, sondern immer im Zusammenhang der anderen Schriftstellen. Das ist wichtig für uns, die wir auch das Wort verkündigen dürfen. Trennen Gesetz und Gnade, auseinander halten gerade schneiden, trennen Gemeinde und Israel, Christus für uns Christus in uns, Wiederkunft des Herrn zur Entrückung und auch die Wiederkunft zum Gericht, um einige bekannte Beispiele zu nennen, wo wir eine grade Trennung, einen geraden Schnitt machen sollten. Und ich denke, viele Streitigkeiten und falsche Lehren entstehen grade auch durch oberflächliche, willkürliche und einseitige Schriftauslegungen.

Die dritte Anweisung haben wir dann in Vers 16: Vermeide ungöttliche oder auch profane, unheilige und eitle, also nichtige, unnütze Geschwätze. Das ist nämlich dann genau das Gegenteil vom richtigen Teilen des Wortes Gottes, es sind unheilige Geschwätze über Gottes Wort. In 1. Timotheus 6, 20 hat er schon dem Timotheus zugerufen, fast auch beschwörend: O Timotheus, bewahre das anvertraute Gut, indem du dich von den ungöttlichen leeren Geschwätzen und Widersprüchen wegwendest. Hier in einer ähnlichen Form 'vermeide ungöttliche und eitle Geschwätze'. Timotheus war ja ein autorisierter Führer in Ephesus, auch wenn er wahrscheinlich etwa 35 Jahre alt war, also relativ jung, aber er soll hier wirklich mit Autorität auftreten. Er soll etwas vermeiden, etwas abweisen, Stellung beziehen, wegwenden und genau das Gegenteil von dem, was uns heute empfohlen wird, nämlich 'im Gespräch bleiben' oder 'den Dialog suchen'. Das ist ja ein großes Schlagwort leider auch bei vielen Evangelikalen: 'Man muss doch miteinander reden, nur ja den Streit vermeiden'. Und die Gefahr ist bei einer unbiblischen Toleranz oder Duldsamkeit, ja, da werden diese Schwätzer oder Irrlehrer gottlosen Einfluss verbreiten. Es ist interessant, wie jetzt in den folgenden Sätzen eine Steigerung zu beobachten ist: gottlos – unnütz – Gottlosigkeit – und wie ein Krebs. Also das ist die Folge, wenn man diesen Schwätzern Gelegenheit gibt, sich auszubreiten. Und das wirkt dann wie ein Sauerteig, der ungehindert streut oder wie ein Krebsgeschwür, das um sich greift. So werden diese Irrlehrer oder diese falschen Lehrer die Gemeinde zerstören. Und das ist ja leider die Geschichte vieler Gemeinden, auch vieler Bibelschulen, vieler theologischen Seminare und auch Missionsgesellschaften, die mal gut angefangen haben vor 100, 150, manchmal vor 200 Jahren, die gegründet wurden, um ein Bollwerk gegen den Liberalismus zu sein, die aber im Laufe der Generationen nun selbst liberal geworden sind und Kompromisse machen. Deswegen ist das eine ganz ganz traurige Beobachtung: Man hat den Anfängen nicht gewehrt. Und deswegen soll der Timotheus hier auch mit Vollmacht und Autorität auftreten und gar nicht erst solche Entwicklungen zulassen, sondern im Keim schon ersticken.

Um euch einen kleinen Eindruck davon zu geben: Es ist ein Buch erschienen bei den Dillenburgern 'Knapp daneben ist auch vorbei - Holzwege post-evangelikalen Glaubens'. Ich werde nur ein paar Sätze mal zitieren, was heute auf solchen Hochschulen, Seminaren geduldet wird und teilweise auch gepredigt wird. Ich denke an die Worthaus-Theologie, wenn das einigen von euch bekannt ist, wahrscheinlich die Jüngeren unter euch. Das ist eine Sammlung, kann man im Internet aufrufen. Da sind durchaus begabte Lehrer, die dort predigen, die wirklich auch intellektuell auf der Höhe sind, aber leider sich in eine Richtung entwickelt haben in den Jahrzehnten, die sehr sehr ungut sind. Und zwar sind das Hochschulen, die teilweise im Gnadauer Verband sind, also eigentlich auf Bibeltreue verpflichtet sind, Tabor z.B. in Marburg, die evangelische Hochschule. Dort lehrt einer dieser Männer, die auch auf den Spring Festivals und anderen großen evangelikalen Großveranstaltungen der Evangelischen Allianz als Redner auftreten, Prof. Zimmer und auch andere Männer, die dort lehren. Thorsten Dietz ist auch einer der etwas jüngeren Männer, sehr begabter Mann, der auch wirklich ne Bekehrung erlebt hat. Ich glaube, er kommt aus dem Atheismus und hatte ursprünglich ne gute Prägung, aber der jetzt eben leider auch in diese Richtung abgedriftet ist. Nur ein paar Zitate, damit ihr ungefähr wisst, wovon ich hier rede, sind Zitate aus deren Predigten: „Jesu Tod am Kreuz sei eindeutig kein stellvertretendes Sühneopfer für die Schuld der Menschen gewesen. Paul Gerhardt's Lied 'O Haupt von Blut und Wunden' transportiere eine irrige Passionsfrömmigkeit. Im Abendmahl feiern wir im Kern die Kontaktfreudigkeit und Zuwendung zur Lust Jesu.“ Anderes Zitat: „Eine Kamera hätte am österlichen Grab nichts filmen können. Himmelfahrt und Pfingsten seien keine historischen Ereignisse gewesen.“ Anderes Zitat: „Das Heil ist nicht exklusiv nur in Jesus Christus zu finden.“ Weiteres Zitat: „Der Tod sei nicht nur Folge der Sünde, sondern Teil von Gottes guter Schöpfung. Der Himmel sei kein fassbarer Ort. Man könne dort keine Bekannten wiedertreffen. Erst recht gäbe es keine wie auch immer geartete Hölle. Der Glaube an eine ewige Verdammnis zeuge von einem eiskalten Glauben und primitiver Moral. Der Teufel sei sehr wahrscheinlich keine Person. Wer in der Schlange im Schöpfungsbericht den Teufel erkennt, der sei ballaballa.“ Das sind heftige Worte. Und diese Brüder – wie ich annehme – glauben nicht, dass 1. Mose 1–11 historisch wahr ist. Adam hat's nie gegeben und deswegen gibt’s auch keine Erbsünde und deswegen musste auch Jesus am Kreuz nicht stellvertretend für uns sterben. Das sind dann die Folgerungen, die man daraus zieht. Ich zitiere das nicht hier, um bestimmte Männer 'schwarz' zu machen, sondern um deutlich zu machen, wie schnell das gehen kann, dass auf einer evangelikalen bibeltreuen Bibelschule im Laufe der Generationen sich Dinge einschleichen, bis hin zu diesen abenteuerlichen Behauptungen, die wirklich absolute Irrlehre sind, wenn wir den Anfängen nicht wehren.

Thema Homosexualität brauch ich nicht erläutern. Die Rolle der Frau in den Gemeinden wird auch in ganz konservativen Gemeinden inzwischen diskutiert wieder ganz neu. Und es wichtig, dass wir Überzeugungen haben, die wir in Liebe, aber auch in aller Deutlichkeit vertreten, bekennen und auch dafür kämpfen. Negative Beispiele werden hier noch mal aufgezählt, Vers 17 und 18, Hymenäus und Philetus. Hymenäus, den haben wir ja schon kennengelernt gestern Abend. Philetus kommt dazu. Der ist nicht näher bekannt. Aber sie sind von der Wahrheit abgeirrt und sie haben eben gepredigt, dass die Auferstehung schon passiert ist. Nun, das ist auch eine Lehre, die inzwischen auch sich verbreitet hat in manchen evangelikalen Kreisen, eine Art Perfektionismus. Wir sind mit Christus bereits schon auferstanden und da kommt keine weitere Auferstehung mehr vor. Deswegen können wir auch sündenlos leben bis dahin, wenn man wirklich konsequent ist, auch nicht mehr sterben muss usw. Es gibt keine Auferstehung der Toten. Und dann wendet man die Auferstehung ganz materialistisch an auf das Reich Gottes jetzt in dieser Zeit, wir sind jetzt schon im tausendjährigen Reich und wir werden hier das Reich Gottes aufbauen und die Kultur verändern, transformieren und dergleichen mehr. Man braucht da auch fromme Worte, aber im Grunde leugnet man die buchstäbliche Auferstehung der Toten, natürlich die Auferstehung unseres Herrn, sondern vergeistlicht sie, eine Art von gnostischer Irrlehren.

Und diese Männer, schreibt Paulus, zerstören den Glauben, also den Glaubens­inhalt, die Theologie. Und er nennt diese Irrlehrer deutlich mit Namen. Können wir daraus auch was lernen? Ja, das tun wir nicht so gerne. Aber wenn wir Männer und auch Frauen sehen, erkennen oder auch in unseren Gemeinden haben, die den Glauben zerstören oder umstürzen, dann dürfen die keine Immunität genießen. Sie zerstören die Gemeinde und deswegen sollten sie auch ganz deutlich markiert werden vor allen, dass jeder Anwesende weiß, worauf wir uns beziehen. Also in solchen krassen Lehren, die auch in unsere Gemeinden eindringen, einzudringen versuchen, da sollten wir uns nicht scheuen, auch diese Männer und Frauen mit Namen zu nennen und vor ihnen zu warnen. Das tun wir heute in unserer Zeit nicht gerne, wir halten uns sehr bedeckt und das kann ich auch gut nachvollziehen. Aber Paulus ermutigt hier diesen etwas schüchternen Timotheus, das haben wir auch schon gehört, das auf jeden Fall zu tun.

Und dann weist er bei all dem Verfall und den traurigen Umständen dahin: Doch der Grund Gottes steht (Vers 19), wenn auch manche abirren oder auch umstürzen, das Wort Gottes steht fest. Es ist das Fundament. Und die Wahrheit Gottes ist nicht relativ. Und dieses Fundament trägt Gottes Siegel, einmal, das ist Seite A: Gott kennt, die sein sind. Das ist die eine Seite von diesem Siegel. Das ist Gottes Souveränität. Die Gläubigen sind von Gott erwählt, Paulus von Geburt an, sie gehören ihm. Gott kennt uns mit Namen. Niemand kann uns aus seiner Hand rauben. Johannes 10, Römer 8, die Verse kennen wir ja alle ganz gut, unsere ewige Heilssicherheit in dem Herrn. Aber die andere Seite, und das ist das Erkennungszeichen: Sie stehen ab von der Ungerechtigkeit. Und das ist praktische Heiligung und das ist unsere Verantwortung. Hier sehen wir also in den wenigen Versen beides: einmal Gottes souveräne Gnade. Er hat alles gewirkt und alles getan, wir können uns nicht auf die Schulter klopfen, erwählt. Aber die andere Seite – genauso wichtig – wir haben hundertprozentige Verantwortung, dass wir dementsprechend leben, was wir bekannt haben. Das ist unsere Verantwortung. Und wahrscheinlich hat Paulus hier im Hinterkopf die Geschichte der Rotte Korah (4. Mose 16), wenn er hier argumentiert. Ich erinnere nur kurz daran, wie Mose vor Korah und seinen Kindern oder seiner Rotte steht und sagt: Morgen, da wird der Herr kund tun, wer sein ist und wer heilig ist. Das ist die eine Seite des Siegels. Und am nächsten Tag wurde das ganze Volk Israel zusammengerufen, auch mit der Rotte Korah, und er hat zu den Israeliten gesagt: Weicht doch von den Zelten dieser gottlosen Männer und rührt nichts an, was ihnen gehört, dass ihr nicht weggerafft werdet in all ihren Sünden. Und das klingt so ein bisschen an in seiner Argumentation, die Paulus hier dem Timotheus vorstellt: der stehe ab von der Ungerechtigkeit.

Und dann kommt in Vers 20 ein sehr interessantes Bild, eine Illustration, nämlich das Bild von einem großen Haus und von vielen Gefäßen. Ein Bild von der sogenannten Christenheit, die eben aus echten Gläubigen besteht und auch leider aus Namenschristen. Und dann gibt’s unter den Auslegern zwei Variationen, wie man den Text auslegt oder interpretiert. Einmal, dass man jetzt diese verschiedenen Gegenstände oder Materialien bewertet, nämlich Gold und Silber und auf der anderen Seite Holz und Ton. Oder aber dass man nach dem Verwendungszweck urteilt. Ich will versuchen, das ein bisschen darzustellen. Ob ein Gefäß zur Ehre ist, d.h. brauchbar ist und eben rein ist, so könnten – so sagen die Ausleger – auch Gefäße aus Holz oder auch aus Ton durchaus nützlich sein, wenn sie zur Ehre Gottes eingesetzt werden. Das ist also eine Argumentationsmöglichkeit oder Interpretationsmöglichkeit, den Text auszulegen. Oder eben, wie im Fall A, dass man die Materialien betrachtet – auch im Kontext des neuen und alten Testamentes – Gold und Silber immer als wertvoll, also wertbeständig, als geläutert, als feuerfest und sehr wertvoll. Und ich denke, dass es naheliegend ist, diese Interpretation vorzuziehen, Gold und Silber, die Gefäße eben so zu betrachten, sie sind zur Ehre des Besitzers und das sind echte wiedergeborene Gläubige, Gott bewährte Arbeiter wie Timotheus. Und Holz und Ton eben nicht feuerfest, zerbrechlich – zumindest Ton – nicht wertbeständig, sondern oft wird es nach Gebrauch weggeworfen, ein Bild von den Namenschristen oder gottlosen Mitläufern wie Hymenäus und Philetus, die eben auch mit hier in diesem großen Haus sind und die nicht zur Ehre Gottes sind.

Beispiel Rotte Korah: Angenommen, Mose hätte sich damals – der nun wirklich ein Gefäß zur Ehre Gottes war, ein Mann Gottes war, wie die Bibel sagt, – plötzlich auf die Seite von Korah gestellt. Wäre er dann ein Gefäß zur Ehre gewesen? Natürlich nicht, er wäre ein Gefäß zur Unehre geworden. Deswegen kann man auch als ein – im Bild gesprochen – goldenes oder silbernes Gefäß zur Unehre Gottes sein, wenn man nicht heilig lebt. Deswegen Jesaja 52, 11: Weicht, weicht, geht von dort hinaus, rührt nichts Unreines an! Geht hinaus aus ihrer Mitte, reinigt euch, die ihr des Herrn Geräte tragt! Also, die die ganz besondere Verantwortung tragen, die des Herrn Geräte tragen – ist eine Anspielung darauf – die sollen nichts Unreines anrühren und sich auch von den anderen trennen, aus ihrer Mitte hinauszugehen. Das bedeutet, dass auch ein echter Christ – Gold und Silber – zur Unehre Gottes sein kann, wenn er nicht seiner Bestimmung entspricht und zur Ehre Gottes lebt.

Vielleicht ein bisschen krasses Beispiel: Vor 120/150 Jahren, manchmal auch noch danach, in manchen Ländern auch heute noch, da man hatte man Nachttöpfe – die meisten jungen Leute wissen gar nicht mehr, was das ist, - da war die Toilette draußen, wenn man überhaupt eine hatte, ohne Wasserspülung. Und besonders, wenn's dann Winter war und kalt, da hatte man eben unterm Bett einen Nachttopf stehen für besondere Bedürfnisse. Na gut, wenn man in manche Länder heute noch fährt, da ist es ähnlich so. Und ich hab das in jungen Jahren bei manchen Besuchen auch noch kennengelernt. Das ist schon ne spannende Geschichte. Nun ist ja solch ein Nachttopf durchaus ein nützliches Gerät, das kann man nicht abstreiten. Aber, auch wenn es ein goldener Nachttopf wäre – in der Antike z.B. – der wäre zwar feuerfest und an sich Gold, wertvoll, aber man würde ihn doch auch unters Bett stellen und nicht gleich auf dem Küchenbuffet hinstellen, weil das ist nicht zur Ehre, oder? Wenn nachher der Kuchen da auf der großen Platte steht, dann würde da eine goldene Urinflasche stehen, dann würde das nicht ein gutes Licht hier auf den Hausvater und die Küchenbesatzung werfen. Entschuldigt dieses krasse Beispiel, aber nur dafür: Man kann auch als goldenes Gefäß zur Unehre des Herrn eben leben. Das möchte ich gerne deutlich machen.

Ein Ausleger, den ich sehr schätze, Allen Rettners (?), der hat einmal geschrieben: 'Mögen wir alle davor bewahrt werden, mit einer geretteten Seele und einem verschwendeten Leben vor Gott zu treten.' Man kann seines Heils gewiss sein und doch sein Leben verschwenden zur Unehre Gottes.

John MacArthur hat in seinem Kommentar zu 2. Timotheus, möchte ich auch sehr empfehlen, gibt’s auch zum Sonderpreis von 8 € drüben am Büchertisch statt 14, 90 €, geschrieben: 'Ein unmoralischer oder an Irrlehren festhaltender Gläubiger ist gefährlicher als ein Heide und Atheist, ganz besonders, wenn er in der Leitung der Gemeinde involviert ist.' Also ein unmoralischer oder an Irrlehren festhaltender Gläubiger. 'Schwache oder sorglose Geschwister können daraus schließen, dass bestimmte Dinge oder Ideen erlaubt sind, weil sie von jenem Ältesten praktiziert oder gelehrt werden.' Das ist die große Verantwortung, die grade Verkündiger haben in der Gemeinde. MacArthur schreibt: 'ist gefährlicher als ein Heide oder Atheist'. Stimmt das? Natürlich, weil er von den Schwachen im Glauben ernst genommen wird.

Geschwister, die sich Jahrzehnte in einer Gemeinde quälen, wo z.B. keine Gemeindezucht praktiziert wird, wo falsche Lehren geduldet werden oder wo Sünde nicht verurteilt wird, das ist wirklich schlimm und ich denke, dass die auch von diesem Wort angesprochen werden sollen, was Paulus hier dem Timotheus sagt: dass wir wirklich Gefäße werden sollen zur Ehre, geheiligt, nützlich dem Hausherrn. Und dann müssen wir uns eben auch abwenden von denen, die eben nicht zur Ehre Gottes leben.

Lektion: Investiere dein Leben und dein Kraft nicht in eine Gemeinde, die nicht mehr auf dem festen Grund Gottes steht, sondern über die das Todesurteil Gottes ausgesprochen ist. Und ich nehme an, dass manche hier unter euch sind, auf die das zutrifft. Ich kenne viele solche Geschwister, die ich sehr sehr schätze, die Jahrzehnte lange aushalten und Depressionen kriegen und krank werden fast dabei. Vorige Woche hatte ich ein Gespräch mit einem lieben Bruder, der mir sagte, dass er also Jahrzehnte lang in einer ...kirchlichen Gemeinschaft hier unten im Süden ausgeharrt hat, wo man gar nicht mehr die Bibel aufschlägt, wo man kaum noch alte Glaubenslieder mit Inhalt singt. Und dass er dann den Mut hatte, sich davon zu distanzieren, ist dann in eine Nachbargemeinde gegangen. Und dann erzählte er mir, dass er vor Freude geweint hat, als man endlich wieder mal ein altes Glaubenslied gesungen hat und als am Anfang der Verkündigung Bibelverse vorgelesen wurde. Er hat geweint, hat er so lange drauf gewartet und endlich ... Vielleicht macht das dem einen oder anderen Mut, auch Konsequenzen zu ziehen, wirklich zu seinen Überzeugungen zu stehen, und dann, wenn die Zeit reif ist, sich ganz eindeutig auch zu distanzieren und sich zu trennen, um dann auch ein glückliches Gefäß zur Ehre zu sein, geheiligt, nützlich dem Hausherrn, zu jedem guten Werk bereitet.

Ja, dann folgt noch in Vers 22 eine weitere Anweisung, die vierte: Die jugendlichen Lüste fliehe; strebe aber … Also es geht nicht nur um äußere Heiligung und Reinigung, dass man sich trennt von anderen, sondern wir sollen aber auch eine Zielrichtung haben. Wenn wir uns nur noch trennen, nur noch auf äußere Heiligung und Reinigung absehen, das kann uns auch zu Separatisten und zu Pharisäern machen; davor bewahre uns Gott. Nein, es gibt in allen Zeiten auch solche, die Gott anrufen aus reinem Herzen. Und mit denen sollen wir Gemeinschaft suchen. Nun, wenn du hier bist und in solch einer Gemeinde, die zweifelhaft ist, aufgewachsen bist, dann bist du ja auch hier, um eben diese Gemeinschaft zu haben. Und ich hab von manchen gehört, dass sie sich freuen, hier zu sein, einfach um unter Geschwistern zu sein, die Gottes Wort lieben, die den Herrn lieben, für ihn leben möchten, und das ist gut so, dass wir danach streben, aber auch mit aller Konsequenz. Diese Gemeinschaft sollen wir dringend suchen: strebe danach, jage danach, könnte mach auch übersetzen.

Hindernis auf dieser Suche sind die jugendlichen Lüste. Ich hab immer gedacht in jungen Jahren, na ja, das sind eben die sexuellen Begierden von jugendlichen Menschen usw., aber das scheint im Kontext des NTes nicht der Fall zu sein, denn es geht um unsere ganz persönliche Reinheit und Heiligung. Und wenn die Absonderung nach außen nicht mit persönlicher Heiligung verbunden ist, dann tragen wir die hässliche Fratze einer hochmütigen arroganten Exklusivität, die den Herrn verunehrt und Außenstehende abstößt. Fliehe deswegen jugendliche Lüste. Und da sind eben nicht in erster Linie sexuelle Begierden, die gehören sicherlich auch dazu, sondern Sünden, für die besonders junge Menschen - auch junge Gläubige – anfällig sind: Ehrgeiz, Neid, Unbeherrschtheit, Streitsucht, Rechthaberei, sich selbst gerne reden hören, Leichtsinn, Selbstvertrauen, Ungeduld. Ein paar Begriffe einmal, wie ich glaube, damit sind jugendliche Begierden oder Lüste gemeint. Und das sollte in unserem Leben nicht deutlich werden, sondern sollten wir mit Gottes Hilfe wirklich richten in unseren Herzen.

Und dann kommt eine Aufforderung, nach Dingen zu streben, vier Eigenschaften des reinen Herzens. Wir sollen ja die Gemeinschaft suchen mit denen, die Gott anrufen aus reinem Herzen: praktische Gerechtigkeit, dann Glauben, praktisches Vertrauen im Alltag auf den Herrn und seine Verheißungen. Also einmal versteht das NT unter 'der Glaube' den Glaubensinhalt, die Theologie, aber dann auch – wie hier – der praktische Glaube, Vertrauen auf Gottes Verheißungen, Abhängigkeit von ihm. Dann die Liebe, selbstlos aufopfernde Liebe. Und dann auch als viertes Frieden, die harmonische Beziehung zu Gott und den Geschwistern. Paulus schreibt: mit denen, die den Herrn anrufen aus reinem Herzen, also Gemeinschaft mit solchen, deren Bekenntnis zum Herrn mit ihrem Leben übereinstimmt.

Und dann kommt die letzte Anweisung und ich freue mich, dass ich einigermaßen in der Zeit bleibe, nämlich: die ungereimten oder die dummen unverständigen Streitfragen sollen wir abweisen. Das sind also innerhalb der Gemeinde und der Gemeinschaft keine echten Fragen, die aus dem Nachdenken über Gottes Wort entstehen. Also, wenn der Roger da einen Vortrag hält nur über die Bücher der Bibel, also 'Buch des Lebens', 'Buch des Lammes' usw. usw., dann sind das keine törichten Streitfragen, sondern da sollen wir wirklich drüber nachdenken und das ist ein wertvolles Bibelstudium, wenn wir da alle Stellen suchen, welche Bücher gibt es, für wen sind die, kann man daraus ausgestrichen werden, wie kann man da eingetragen werden oder wie geschieht das? Das ist hier also nicht gemeint, das ist Nachdenken über Gottes Wort, sondern dass man sich streitet über, ja, Fragen die völlig unwichtig sind und unsinnig sind. Nur ein paar Beispiele, um das deutlich zu machen. Es gibt Christen, die haben sich getrennt, von anderen abgesondert, weil sie behaupten, Abendmahl muss man abends feiern und nicht am Morgen. Und deswegen wollen wir ganz treu sein und das Abendmahl auch abends feiern, so wie der Herr Jesus das mit seinen Jüngern gemacht hat. Das sind blödsinnige Diskussionen, sich darüber zu streiten. Oder – denke ich wenigstens, vielleicht seid ihr anderer Meinung – darf man beim Abendmahl Traubensaft benutzen oder muss es gegorener Wein sein? Der spricht nur vom Gewächs des Weinstocks und das sollte man wirklich auch freistellen oder sollte man sich nicht drüber streiten, du liebe Zeit nochmal. Das ist doch kein Punkt, wo man sich trennen muss. Es gibt wichtige Fragen, da kann man sich wirklich den Kopf zerbrechen und viel nachdenken und beten, aber das sind doch Dinge, da brauchen wir doch keine Zeit mit verweilen. Wie oft erlebe ich das, in Lateinamerika, dass man mir immer sagt: „Bitte antworte nur mit 'ja' oder 'nein'. Ist Schmuck Sünde oder nicht? Wir wollen jetzt keine Ausführungen von dir hören.“ Oder in Russland: „Hast du ein Fernsehapparat? Wie stehst du dazu?“ usw. Und dann kommen dann Kopfbedeckungen, dies und jenes usw. Manches hat seine Berechtigung, aber in vielen Fällen sind das Streitfragen, die wirklich töricht sind und die nichts mit unserem Glauben zu tun haben.

Aber – und das ist auch wichtig – Vers 24: Ein Knecht des Herrn soll nicht streiten, sondern gegen alle milde sein, lehrfähig, duldsam, der in Sanftmut die Widersacher zurechtweist, ob ihnen Gott nicht etwa Buße gebe zur Kenntnis der Wahrheit und sie nüchtern werden aus dem Fallstrich des Teufels. Und das ist natürlich auch ein Wort für uns, die wir manchmal auch ein bisschen streitsüchtig sind und schroff werden, sondern wir sollen diesen gegenübertreten in einer milden, lehrfähigen, duldsamen und sanftmütigen Haltung. Und das ist nicht so leicht. Wenn dann diese Streithammel da kommen mit diesen unsinnigen Fragen, die immer wieder aufkommen: „Wo kam die Frau vom Kain her plötzlich?“ Dann ist es schön und weise, wie ein Bruder dann sofort reagiert hat: „Hör mal, bist du unglücklich verheiratet oder weswegen fragst du nach der Frau von Kain?“ Da muss man denen manchmal auf diese Weise den Mund stopfen, das fand ich sehr weise. Aber dass der Herr uns das wirklich auch schenkt, dass wir kompromisslos für den Herrn und seine Ehre eintreten, aber nicht beleidigend sind, auch nicht überheblich oder unfreundlich sind, sondern mit einem demütigen, mitfühlenden Herzen, das die Heilung der Widersacher sucht. Ja, das kann man ja heute Abend in der Fragerunde hier auch versuchen zu praktizieren oder auch in persönlichen Gesprächen beim Kaffeetrinken oder beim Abendessen, dass wir das hier auch ein bisschen üben miteinander.

 

 

 

AT = Altes Testament

NT = Neues Testament