Du aber - 2.Timotheusbrief - Glauben in dunkler Zeit - Teil 7/7 –

Kampf und Preis der Nachfolge

 

 

 

Wolfgang Bühne

15.03.2020

Bibelstudium, Bibelarbeit

2. Timotheus 4, 1-22

ID 32252

 

 

1 Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christus Jesus, der Lebendige und Tote richten wird, und bei seiner Erscheinung und seinem Reich: 2 Predige das Wort, halte darauf in gelegener und ungelegener Zeit; überführe, strafe, ermahne mit aller Langmut und Lehre. 3 Denn es wird eine Zeit sein, da sie die gesunde Lehre nicht ertragen, sondern nach ihren eigenen Lüsten sich selbst Lehrer aufhäufen werden, indem es ihnen in den Ohren kitzelt; 4 und sie werden die Ohren von der Wahrheit abkehren und zu den Fabeln sich hinwenden. 5 Du aber sei nüchtern in allem, leide Trübsal, tu das Werk eines Evangelisten, vollführe deinen Dienst. 6 Denn ich werde schon als Trankopfer gesprengt, und die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden. 7 Ich habe den guten Kampf gekämpft, ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt; 8 fortan liegt mir bereit die Krone der Gerechtigkeit, welche der Herr, der gerechte Richter, mir zur Vergeltung geben wird an jenem Tag; nicht allein aber mir, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben. 9 Befleißige dich, bald zu mir zu kommen; 10 denn Demas hat mich verlassen, da er den jetzigen Zeitlauf liebgewonnen hat, und ist nach Thessalonich gegangen, Kreszens nach Galatien, Titus nach Dalmatien. 11 Lukas ist allein bei mir. Nimm Markus und bring ihn mit dir, denn er ist mir nützlich zum Dienst. 12 Tychikus aber habe ich nach Ephesus gesandt. 13 Den Mantel, den ich in Troas bei Karpus zurückließ, bring mit, wenn du kommst, und die Bücher, besonders die Pergamente. 14 Alexander, der Schmied, hat mir viel Böses erzeigt; der Herr wird ihm vergelten nach seinen Werken. 15 Vor ihm hüte auch du dich, denn er hat unseren Worten sehr widerstanden. 16 Bei meiner ersten Verantwortung stand mir niemand bei, sondern alle verließen mich; es werde ihnen nicht zugerechnet. 17 Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich, auf dass durch mich die Predigt vollbracht werde, und alle die aus den Nationen hören möchten; und ich bin gerettet worden aus dem Rachen des Löwen. 18 Der Herr wird mich retten von jedem bösen Werk und bewahren für sein himmlisches Reich; welchem die Herrlichkeit sei in die Zeitalter der Zeitalter! Amen. 19 Grüße Priska und Aquila und das Haus des Onesiphorus. 20 Erastus blieb in Korinth; Trophimus aber habe ich in Milet krank zurückgelassen. 21 Befleißige dich, vor dem Winter zu kommen. Es grüßt dich Eubulus und Pudens, Linus, Klaudia und die Brüder alle. 22 Der Herr Jesus Christus sei mit deinem Geist! Die Gnade sei mit euch!

 

Herr Jesus, bitte schenke, dass wir für die letzten Minuten dieser Konferenz der Wortbetrachtung nochmal einen klaren Kopf haben, dass du zu uns reden kannst, uns dein Wort deutlich machst, in unser Leben hinein sprichst und uns Mut und Freude gibst, auch unseren Lauf zu vollenden. Amen.

 

Der Kampf und Preis der Treue, so wurde dieses letzte Kapitel des Paulus an Timotheus überschrieben. Seine letzten Worte, ich erinnere kurz Situation: Gefängnis in Rom. Ein Leben der Hingabe und des Kampfes hinter sich. Er weiß, dass er bald heimgehen wird. Abschiedsworte an seinen geistlichen Sohn Timotheus. Also wir haben hier ein Vermächtnis, ein Testament vor uns, das haben wir schon am ersten Tag in der Wortbetrachtung gehört. Auch hier in diesem Kapitel – ähnlich wie in Kapitel 2 – eine feierliche und sehr ernste Einleitung. Und das muss auf den jungen Timotheus – ich erinnere, etwa um die 35 Jahre alt, – doch ganz massiv eingewirkt haben.

Es klingt fast wie eine Beschwörung, wenn hier diese Worte gebraucht werden: Ich bezeuge ernstlich vor Gott und Christus Jesus, der da richten wird. Vor Gott und Christus Jesus. Schlachter übersetzt, glaube ich: vor dem Angesicht Gottes und Christus Jesus. Also ein sehr sehr eindringlicher Appell und er stellt den Timotheus als Diener Gottes vor das Angesicht dessen, der richten wird sowohl die Lebendigen ... Und das ist ja eine Anspielung auf das Gericht zu Beginn des 1000jährigen Reiches, Matthäus 25, das Gericht der Lebendigen, und das Gericht der Toten, der jüngste Tag, der sogenannte, Gericht der Toten, die auferstehen werden in Offenbarung Kapitel 20. Aber wir dürfen auch an das Preisgericht denken für die Gläubigen in 1. Korinther 3 und 2. Korinther 5, also Gott als Richter aller Menschen. Darüber hat Roger schon viel gesprochen und da kann man auch manches nachlesen oder in seinen Vorträgen nachhören. Das wird dann sehr ausführlich erklärt, diese Gerichte. Zusammenfassend 2. Korinther 5, 10: Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden. Ob gläubig oder nicht gläubig, jeder Einzelne wird einmal vor dem Richter stehen. Und das sollte der Timotheus vor Augen haben, das sollte er im Herzen haben. Er sollte vor Gott verantwortlich leben und dienen. Und die Erinnerung an dieses Gericht, dass er einmal Rechenschaft ablegen muss, sollte auch seiner Botschaft und seinem Dienst doch eine ganz besondere Autorität oder auch eine Dringlichkeit vermitteln.

Ich erinnere gerne an einen der englischen Reformatoren, Hugh Latimer. Ich weiß gar nicht, wie er richtig englisch ausgesprochen wird, ich sag lieber Hugo Latimer, zur Zeit Heinrich des VIII., das war ja ein ganz berüchtigter König in England, gibt’s viele Bücher drüber, manche Filme gedreht worden, ein uriger Typ. Auf der einen Seite sehr sportlich, sehr intelligent, hat sich mit Philosophen auch damals – Erasmus von Rotterdam – noch unterhalten oder Briefe gewechselt. War auch kein besonderer Freund von der katholischen Kirche, hat sich mit dem Vatikan angelegt, weil die seinen verschiedenen Ehen nicht anerkannt haben. Ihr kennt alle die Geschichten, wie viele Frauen hat er köpfen lassen und vergiftet. Ich glaube, sechs waren es insgesamt, weil sie alle ihm keinen Sohn geboren haben, denn er wollte ja einen Thronfolger haben, einen männlichen. Also ein, ja, ein Mann mit vielen Facetten. Auf der einen Seite sehr nachdenklich, auf der anderen Seite sehr egoistisch. Ein moralisches Ungeheuer, könnte man sagen. Dass er seine Gegner beseitigen konnte, das machte ihm nicht viel aus. Interessanterweise – in der zweiten Hälfte seines Lebens wurde dann auch unter seiner Regentschaft die Reformation in England durchgeführt. Das hatte aber auch viele politischen Gründe, nicht unbedingt nur religiöse. Aber dieses moralische Ungeheuer liebte ausgerechnet den Latimer, den Reformator, – auch eine ganz ganz hoch interessante Geschichte; wer Gelegenheit hat, darüber was zu lesen – als seinen Hofprediger. Und das ist auch ein eigenartiges Phänomen, was man in der Kirchengeschichte und auch in der Weltgeschichte beobachten kann, dass gerade solche unmoralischen Persönlichkeiten doch irgendwie eine Vorliebe haben, was heißt 'Vorliebe', irgendwie eine Neigung, eine ehrliche Haut am Hof zu haben, der einem auch mal die Wahrheit sagt. Und das war der Latimer. Und gerade den Mann, den hatte er sich ausgesucht, weil er wusste, dass der die Wahrheit spricht und dass der Gott fürchtet und nicht die Menschen. Und so besuchte er regelmäßig natürlich die Gottesdienste am Hof, wie das damals so üblich war. Er saß vorne in der ersten Reihe oder hatte seine besonderen Stühle da und musste sich oder durfte sich die Predigt von diesem Reformator anhören. Ein Mann ohne Furcht. Es wird erzählt, dass er am Neujahrstag, also dieser Latimer, das war dann Sitte, dass alle hohen Beamten dann zum König kamen, ihm dann ein Geschenk mitbrachten und Gottes Segen wünschten für die nächsten Monate, dass Latimer natürlich auch antrat. Und der hatte ihm dann ein Neues Testament mitgebracht in englischer Sprache. Das wurde damals von Tyndale usw. dann nach England gebracht oder ist schon gebracht worden zu diesem Zeitpunkt. Und da war dann eine Seite umgeknifft, so dass sie sofort aufgeschlagen wurde. Und da war dann ein Bibelvers unterstrichen, und zwar der Vers: Die Hurer und Ehebrecher wird Gott richten. Das machte ihm nicht so viel aus. Na ja, und der Heinrich VIII. wusste, dass ist typisch Latimer. Der scheute sich da nicht. Aber eines Sonntags hatte er dann eine Predigt gehalten, das wurde dem Heinrich dann doch ein bisschen zu stark. Und er hatte mit aller Deutlichkeit die Sünden des Königs und auch der Höflinge da beim Namen genannt. Und nachdem er 'Amen' gesagt hatte, stand der dicke Heinrich mit quellenden Augen vor ihm und sagte: „Komm mal her usw. Ich bin ja Manches von dir gewohnt.“ Sagte er mit anderen Worten. „Aber heute, das war einfach ein bisschen zu viel. Und wenn dir dein Kopf lieb ist, und du weißt ja, das fällt mir nicht schwer, Leute einen Kopf kürzer zu machen, dann gebe ich dir eine Chance, nächsten Sonntag wirst du die gleiche Predigt halten hier über denselben Text, aber du wirst jedes Wort, was du über meine Person gesagt hast, zurücknehmen. Verstanden?“ „Jawohl Majestät.“ Es hatte sich natürlich rumgesprochen am Hof. Ihr könnt euch vorstellen, Kirche rappelvoll am nächsten Sonntag. Alle haben die Ohren rausgefahren: Was wird passieren? Na ja, Latimer begann seine Predigt und leitete sie feierlich ein, fast so wie hier der Paulus an Timotheus und sagte dann zu sich selbst, aber mit lauter Stimme: „Hugh Latimer, weißt du, vor wem du stehst? Vor dem mächtigen König Heinrich VIII., der in der Lage ist, dich einen Kopf kürzer zu machen, wenn du etwas sagst, was ihm nicht gefällt. Hugh, weißt du, vor wem du auch stehst? Vor dem lebendigen Gott, der die Macht hat, deinen Leib und deine Seele in der Hölle zu zerstören. Deswegen hüte dich, ein Wort zu sagen, dass deinem himmlischen Herrn missfällt.“ Und dann hat er die Predigt wiederholt vom letzten Sonntag, nur noch ein bisschen schärfer. Der dicke Heinrich mit so nem Gesicht, Schaum vorm Mund. Nach dem 'Amen': „Komm mal her. Was ist dir bloß eingefallen? Wie konntest du dich unterstellen, mich hier vor der ganzen Menschenmenge dermaßen zu blamieren?“ Da fiel der Hugh auf seine Knie und sagte nur ganz einfach und demütig: „Das bin ich meinem irdischen und meinem himmlischen Herrn schuldig.“ Da zog ihn Heinrich nach oben, nahm ihn in den Arm und sagte: „Wie gut, dass ich noch einen treuen Untertan habe.“ Das war der Heinrich VIII. Aber er konnte nicht verhindern, dass die blutige Maria, seine Tochter, dafür sorgte, dass der Latimer verbrannt wurde nach einigen Jahren.

Aber das war ein Mann, der vor Gott stand. Und ich denke, dass uns das heute sehr fehlt, auch den Verkündigern, wirklich dran zu denken, dass wir unseren Dienst tun vor Gott und Christus Jesus, der richten wird Lebendige und Tote. Und ich wünschte so sehr, dass ich selbst und wir alle von dieser heiligen Gottesfurcht erfüllt sind und auch so das Wort Gottes verkündigen könnten.

Paulus schreibt an anderer Stelle, 2. Korinther 5: Da wir den Schrecken des Herrn kennen, überreden wir die Menschen. Oder andere übersetzen: Im Bewusstsein, dass Gott zu fürchten ist, überzeugen wir die Menschen. Das sollte uns und unseren Dienst irgendwie doch markieren.

Und dann kommen einige Anweisungen, die hat teilweise der Martin schon in seinem Vortrag erwähnt, da brauch ich nicht mehr viel sagen. Das Erste ist: Was soll gepredigt werden? Predige das Wort. Hier geht es also um die öffentliche Proklamation, Verkündigung des Wortes Gottes. Die soll ausgerufen werden wie ein Herold, der neue Gesetze verkündigt oder der vor Gefahren warnt oder der die Ankunft des Kaisers in der Antike ankündigte. „Achtung eine Durchsage“, so würde man heute das hören, oder „eine Warnung“. Und in diesem Bewusstsein sollte gepredigt werden, im Bewusstsein seiner Bevollmächtigung von Gott und seiner verliehenen Würde und Verantwortung. Also kein Clown mit ner Pappnase, der auf der Kanzel steht, kein Unterhaltungskünstler, kein Showmaster, keine Stimmungskanone, wie sie heute in evangelikalen Kreisen auch immer beliebter werden. Und es soll das Wort Gottes gepredigt werden. Was soll gepredigt werden? Das Wort Gottes. Allein darauf liegt der Segen Gottes. Und nur das Wort Gottes kann Leben schaffen, kann Leben verändern. Das Wort Gottes ist der Same der Wiedergeburt. Auch das haben wir eben, im letzten Vortrag, deutlich gehört. Wann soll gepredigt werden? Zu gelegener und ungelegener Zeit. Also egal, wie die Umstände sind, ob du gut drauf bist oder nicht, ob die Hörer es hören wollen oder nicht, zu gelegener und ungelegener Zeit. Wie soll gepredigt werden? Halte darauf oder steh dazu, sei bereit, sei in ständiger Dienst- und Alarmbereitschaft, das Wort Gottes zu verkündigen.

Und dann, brauche ich nur kurz erwähnen, das wurde vorhin gesagt: Überführe, d.h., argumentiere überzeugend, appelliere an den Verstand, es muss wirklich durch unseren Kopf, richtet sich an unseren Verstand. Dann auch: Strafe oder tadele, wende deine Argumente auf das Gewissen an, nenn Sünde beim Namen. Erinnern wir uns an den Latimer. Ermahne 'parakaleō' d.h. auch, kann man übersetzen 'beiseite nehmen'. Ich erinnere da gerne an einen Fußballtrainer, wenn bei einem Bundesligaspiel eine kleine Pause ist, weil einer der Spieler verletzt wurde oder irgendwie gerammt wurde und die Sanitäter kommen, dann nimmt sich der Trainer meist sehr schnell 1–2 von seinen Spielern, flüstert ihnen etwas ins Ohr, gibt ihnen klare Anweisungen für die nächsten Aktionen und klopft dann noch einmal auf die Schulter. Ich glaube, das drückt hier diesen Begriff aus 'ermahne'. Das heißt jetzt nicht drohen, sondern sowohl ermutigen, zureden, auffordern, helfen umzusetzen, so, wie das ein Trainer macht, um seine Spieler wirklich in Schwung zu bringen.

Und das soll geschehen mit aller Langmut, mit Geduld, mit Ausharren. Das sind dickköpfige, sture und bockige Schafe, die uns anvertraut sind in den Gemeinden. Manches muss man zehnmal sagen, also nicht ungeduldig werden.

Und noch einmal: Lehre. Nicht die Persönlichkeit des Predigers, die natürlich auch eine Rolle spielt, seine Begabung, sondern die Lehre der Bibel muss die Grundlage und Kraft der Predigt sein. Wir brauchen klare Argumente und wir müssen unsere Ermahnung auch biblisch begründen.

Und dann wird es auch aktuell für uns ab Vers 3: Denn es wird eine Zeit sein, in der die gesunde Lehre nicht ertragen wird. Ich erinnere an das Volk Gottes im AT, 4. Mose 21, 5, wo die Israeliten ausrufen: Unsere Seele ekelt sich vor dieser losen Speise, die Gott gegeben hatte, die göttliche Nahrung für das Volk Gottes, ein Bild von unserem Herrn Jesus, er greift das im Johannes-Evangelium auf, und von dem Wort Gottes. Ist das möglich auch unter uns heute? Das sind ja die Leute, die Timotheus belehren soll, die ihm anvertraut sind, dass unter uns, in unseren Gemeinden solche sind, die das sicherlich nicht so krass ausdrücken, aber die das in ihren Herzen denken und ihrem Verhalten ausdrücken, dass das Wort Gottes ihnen überdrüssig ist, die keine Freude daran haben und keinen Gewinn davon haben. 4. Mose 11, 6: Gar nichts ist da, schreit das Volk, nur das Man sehen unsere Augen. Wenn hier steht 'sie können die Lehre nicht ertragen', dann ist das für sie fast wie ein Brechmittel. Man kann es nicht ertragen, man spuckt es aus. Man will nichts mehr damit zu tun haben. Und so gibt es da manche Stichworte, die hier teilweise auch schon erwähnt werden, wo das heute deutlich wird unter den Christen, auch bei den Evangelikalen. Thema: Rolle der Frau. Wird auch sicherlich interessant, wenn es zu kleinen Gruppen wieder kommt und zu Hauskirchen. Wie sollen sich die Schwestern verhalten? Thema: Homosexualität – ist genug drüber gesagt worden. Kreationismus. Ist der Sündenfall historisch wahr? Ist Christus wirklich der einzige Weg? Das Sühnopfer Christi. Die wörtliche Inspiration in der Bibel usw. usw. Man kann es nicht mehr hören, nur noch die Bibel. Ich las jetzt von einer Kirche, einer Jugendkirche, wo anschließend dann gerühmt wurde: Wir hatten heute eine Jesus freie Predigt. Wie schön war das doch. Das kann auch in unserer Zeit oder das ist in unserer Zeit geschehen.

Sie werden sich nach ihren Lüsten Lehre aufhäufen, dass es in den Ohren kitzelt, also Prediger, die das verkündigen, was ihnen angenehm ist, unterhaltsam klingt, die ein Lust betontes Leben rechtfertigen, also praktisch den Menschen erheben und über den Herrn selbst und über Gott sehr sehr beleidigend oft sprechen, Gott sehr erniedrigen.

Ich denke da gerne an die beiden großen Männer Gottes im 18. Jahrhundert George Whitefield und John Wesley. Der eine – man nannte ihn ein Calvinist, George Whitefield. Der andere, John Wesley – ein Arminianer, so sagte man. Der eine, der die Souveränität Gottes betonte, aber ein brennender Evangelist war, George Whitefield. Der andere, der mehr an den Willen appellierte, an die Entscheidungskraft und -fähigkeit des Menschen, ein brennender Organisator und auch Evangelist, ein mutiger Mann, John Wesley, auch wenn er klein von Gestalt war, wirkt wie ein Vorbild für mich. Beide verschiedene Standpunkt, beide vielleicht neigten zur Einseitigkeit in ihrer Betonung, diese beiden Seiten, die im NT immer wieder betont werden, die beiden Seite einer Münze. Und dann gab es eine Zeit von mehreren Jahren, wo beide sehr gekämpft haben für ihre Überzeugungen. Es wurden Briefe hin und her geschrieben, Bücher geschrieben, es entstanden Parteiungen, jeder hatte seine Fans usw. Whitefield, der sogenannte Calvinist, war der Friedensstifter. Ich hoffe, dass das heute auch noch so ist, denn wir leben in einer Zeit, wo leider auch ähnliche Schlachten geschlagen werden. Einige von euch, die wissen das, wie das heute durch die Gemeinden geht. Der Calvinismus, der sogenannte, oder die reformatorischen Lehren und auf der anderen Seite eben die Arminianer, die mehr die Verantwortung des Menschen betonen. Und wir hatten lange Zeit geglaubt, das wäre ein Streit, der nicht nach Deutschland kommen würde, den würde man in den USA lassen, der dort schon Jahrzehnte lang existiert. Aber seit einigen Jahren ist das hier in Deutschland und droht auch die Gemeinden zu spalten. Und damals hat dann der Whitefield den Anfang gemacht und hat noch einmal dem Wesley einen Brief geschrieben. Die waren ja im Grund beste Freunde. John Wesley war der geistliche Mentor von George Whitefield. Und er schrieb dann zu seinem alten Freund Wesley: „Lieber Wesley, lass uns doch einen anderen Kampf kämpfen, nämlich wer von uns beiden Gott am meisten erhöht und den Menschen am tiefsten erniedrigt. Das soll doch unser Scheit sein. Darin wollen wir einen Wettstreit beginnen.“ Und das finde ich, ist eine sehr sehr gute Ermutigung auch für uns. Lasst uns darin wirklich eifern, wer von uns im Leben und auch in der Verkündigung Gott am höchsten erhöht und den Menschen am tiefsten erniedrigt. Nun, dass passt heute natürlich gar nicht in unsere Evangelisationssituation, den Menschen zu erniedrigen. Auch das haben wir in der ersten Stunde schon gehört.

Sie werden die Ohren abkehren und sich den Fabeln – oder den Mythen, den Legenden – zuwenden. Ein sehr sehr schlechter Tausch, wenn man sich von der Wahrheit abwendet und sich dann für satanische Einflüsse öffnet. Da könnte man jetzt auch wieder viele Beispiele nennen, aber die Zeit läuft. Aber vielleicht nur die eine Erwähnung, dass man grade so in den etwas moderneren evangelikalen Kreisen und Kirchen und Jugendkirchen sehr viel Wert drauf legt, dass man eben Geschichten erzählt, möglichst auch lange Geschichten, die Leute unterhält und weniger die Bibel liest und die Bibel auslegt. Man meint, dass man damit heute die jungen Menschen begeistern kann. Lehre und Dogmatik sind out. Für die unter euch, die in den Gemeinden Verantwortung tragen, möchte ich auf ein Buch hinweisen, das vor einigen Wochen erschienen ist in Dillenburg mit dem wenig sagenden Titel 'Entwurzelt – aktuelle christliche Irrtümer', wo dann auch ein Baum abgebildet ist. Das ist nicht besonders aussagekräftig, aber das Buch ist sehr sehr aktuell. Ich möchte jetzt nicht zu viel Zeit verwenden, um auf alle Einzelheiten einzugehen. Aber hier wird die neue apostolische Reformation vorgestellt. Laut John MacArthur ist das die Bewegung der charismatischen Bewegung, die am meisten Einfluss gewinnt weltweit. Da gibt es neue Apostel, die auch relativ oft hier in Deutschland, besonders im Süden sind, auch in Verbindung mit Johannes Hartl auftreten oder Peter Wenz in Stuttgart, auch nicht weit von euch entfernt, und bei den Erweckungskonferenzen. Und zwar besonders der Bill Johnson, Pastor der Bethel-Kirche in USA. Vielleicht habt ihr gehört von Bethel-Musik. Das sind die meisten neuen sogenannten Anbetungslieder, die von dort kommen. Nach Hillsong sind das die meisten Lieder, die auch hier in Europa jetzt gesungen werden. Und das ist wirklich eine Person und eine Bewegung, dieser Bill Johnson, der (leugnet?) sagt z.B. in aller Deutlichkeit, dass der Herr Jesus nur Mensch war und nicht Gott war und erst wiedergeboren wurde, nachdem er auferweckt wurde aus den Toten. Kollegen von ihm sagen: Ja, Jesus ist erst Gott geworden und wurde von Gott adoptiert nach seiner Taufe. Also die Gottheit Jesu wird abgelehnt oder wird geleugnet. Und diese Männer nehmen Einfluss dann auch auf grade viele junge Christen hier in Deutschland.

Dort in den Versammlungen geschehen Phänomene wie umfallen, zittern, Prophezeiung, Wahrsagerei – das kennen wir schon aus der charismatischen Bewegung – außerbiblische Offenbarung, Totenauferweckung, Zungenrede, eintauchendes oder zentrierendes Gebet, trunkene Herrlichkeit (also trunken vom Heiligen Geist zu sein), Visualisierung, heiliges Lachen, Tierlaute als Zeichen auf Erfüllung mit dem Heiligen Geist, Heraufbeschwören von Engellichtkugeln, Feuertunneln, Geistreisen, außerkörperliche Erfahrungen, Engelsanbetung, Himmelstourismus (dass man in den Himmel eintaucht oder auftaucht und dort Dinge sieht und wieder zurückkommt), Trauminterpretation, Heilungen. Man berichtet von Phänomenen wie Goldstaub. Das erzählen auch diese Pfarrer auf ihren Konferenzen. Ich kenne auch manche Gemeinden, die das berichten, wie plötzlich Goldstaub in ihren Bibeln auftaucht. Herrlichkeitswolken erscheinen in der Versammlung. Engelsfedern fliegen plötzlich im Raum. Und Edelsteine, die auf Menschen erschienen sind und ähnliche Dinge. Ja, wir lachen darüber, aber das wird dann als ein ganz besonderes Merkmal der neuen apostolischen Reformation gesehen. Und das Schlimmste für mich ist dieses sogenannte 'Soaking'. Im Internet wird das sogar gezeigt, dass dieser Bill Johnson und Fitzgerald, so schreibt er sich, der auch oft hier in Deutschland ist, und wie gesagt in Augsburg mitarbeitet auf diesen Mehr-Konferenzen. Und Tausende von Evangelikalen hören das und lernen das, dass man sich auf Gräber legt und dass man da den Geist der Verstorbenen in sich aufsaugt – 'soaking' – und dann eben geistliche Kräfte kriegt von den Verstorbenen. Das könnt ihr nachgucken bei Youtube, auf Videos wird das gezeigt, wie die sich dann platt legen auf diese Gräber von Kathryn Kuhlman oder CS Lewis oder wer auch immer, wo man glaubt, dass das besonders Heilige waren, und dann saugt man die geistliche Kraft auf und kommt man gestärkt in den Alltag zurück. Das ist ein Okkultismus schlimmster Art, deswegen auch die Nähe zum Katholizismus, die praktizieren das ja schon lange mit den Knochen, die sie überall da aufbewahren, und dergleichen mehr. Aber das dringt in unsere Zeiten hinein. Das ist die Zeit, wo glaube ich auch, hier der 2. Timotheusbrief hinweist, dass man die Ohren von der Wahrheit abkehrt und zu Fabeln sich hinwendet und dann sogar zu diesen ganz okkulten Dingen.

Dann das dritte 'du aber', was der Martin nicht behandelt hat, egal, was alle anderen machen, auch hier wieder ein Gegensatz: Du aber sei nüchtern in allem, leide Trübsal, tu das Werk eines Evangelisten. Nüchtern, frei von irgendwelchen geistlichen Rauschmitteln. Behalte einen kühlen Kopf. Sei nicht gedopt wie viele Verkündiger. Und es gibt einzelne, die das ja auch gesagt haben, nachdem sie umgekehrt sind, dass sie ihre Predigten nur halten konnten unter bestimmten Medikamenten, die anregend wirken und die einen in Schwung bringen. Und nach der Predigt sind sie oft zusammengebrochen. Das ist keine nüchterne Verkündigung. Aber wir können auch unnüchtern sein, wenn wir vom Trend der Zeit berauscht sind. Wenn wir jetzt im Moment so eine Schockstarre erleben in unseren Gemeinden teilweise, dass man sich nicht mehr versammelt, weil irgendwelche Leute jetzt eine Panik machen. Ich glaube, dass das ein Vorspiel ist und dass man hier trainiert auf den Tag X, wo wir alle manipuliert werden. Das wird jetzt schon ein bisschen geübt. Das ist meine persönliche Meinung, vielleicht liege ich da falsch. Aber da ist es gerade gut, wenn wir auch unbeeinflusst bleiben von dieser Manipulation, die im Gange ist. Wir sollen das nicht so wichtig nehmen, aber vor allem auch keine Angst davor haben.

Und dann die Aufforderung, die wir alle nicht gerne hören: Leide Trübsal. Oder man kann auch wörtlich übersetzen 'erleide Böses' oder 'nimm Teil an den Trübsalen' als ein guter Streiter Christi. Wie hat Paulus in seinen Briefen oft drauf hingewiesen, aufgezählt, was er gelitten hat, um des Herrn willen. Das ist der Preis der Nachfolge. Und deswegen soll auch Timotheus sich drauf einstellen, auch nicht bitter werden. Und er soll, wie der Hebräerbrief – und das ist auch an uns gerichtet – den betrachten, der so großen Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldet hat, damit wir nicht ermüden, indem wir in unseren Seelen ermatten (Hebräer 12, 3). Viele von euch haben dieses Buch, glaube ich, gelesen 'keine Kompromisse'. Und da hab ich viele Sätze angestrichen und einen lese ich gerne immer wieder vor, wo David Platt schreibt: „An alle Christen, die ein sicheres, einfaches und bequemes Leben ohne Gefahr möchten: Haltet euch von Jesus fern. Die Gefahr in unserem Leben wird im gleichen Maß zunehmen wie die Tiefe unserer Beziehung zu Christus.“ Könnt ihr das nachvollziehen? Die Gefahr in unserem Leben wird im gleichen Maß zunehmen wie die Tiefe unserer Beziehung zu Christus. Ich glaube, dass das stimmt.

Wolfgang Nestvogel, der manchen von euch bekannt ist, hat am Jahresende bei uns in der Gemeinde Vorträge gehalten, 3 Stück: 'Der Ernstfall der Nachfolge'. Also für die, die eine lange Autofahrt vor sich haben, das sind 3 Predigten, kosten 4, 90 €. Da predigt er über Gethsemane, dann über die Verleugnung des Petrus, über die Gefangennahme Jesu usw. 'Der Ernstfall der Nachfolge'. Das hat uns alle sehr sehr aufgewühlt. Und in Verbindung mit dem Büchlein von Roger 'Die letzten 8 Tage des Herrn Jesus', die Passionswoche, ist es gut, das auch zu hören und daran zu denken, wie es dem Herrn ergangen ist und was er uns verheißen hat.

Tue das Werk eines Evangelisten. Dieser Begriff 'Evangelist' kommt, soweit ich weiß und da berufe ich mich auch auf viele Ausleger, nur einmal hier an dieser Stelle vor. Es wird wohl von Philippus berichtet, dass er ein Evangelist war, aber dass einer hier aufgefordert wird 'tue das Werk eines Evangelisten', das ist wirklich einmalig. Hier haben wir das Werk von ihm, egal, ob er eine Gabe hat oder nicht. Es ist eine Aufgabe an jeden von uns, dass wir, die wir Kinder Gottes sind, die den Schrecken des Herrn kennen, das Evangelium weitersagen sollten. Egal, ob alle anderen den Paulus verlassen haben, spielt keine Rolle, auch wenn es tausend Schwierigkeiten gibt und die noch kommen werden. Und das ist, glaube ich, auch eine wichtige Aufgabe für uns: Wir können uns stundenlang unterhalten über die ganze Missstände in der Christenheit, können jede Menge Bücher dazu lesen, das ist gut, wenn man informiert ist. Aber tue das Werk eines Evangelisten, das darf nicht vernachlässigt werden und das muss immer Vorrang haben. Und ich hab mich so gefreut, gestern, wo fast in jedem Tischgespräch beim Essen oder beim Kaffee nur noch der Corona diskutiert wurde – und das ist ja auch nachvollziehbar – da kriegten wir einen Anruf. Ich muss vorher sagen, wir beten bei uns in der Gemeinde schon einige Tage und ich ganz besonders, weil ich eine besondere Beziehung zu dem Mann hab, das ist unser Steuerberater, ein sehr erfolgreicher Mann, 50-55 Jahre alt, der vor etwa 4 Wochen gesagt hat, er hätte noch nie in einer Bibel gelesen. Er hätte alle möglichen Bücher gelesen, aber die Bibel bisher noch nicht. Es würde so langsam Zeit, wäre alt genug, dass er auch mal die Bibel kennenlernt. Dann hat unser Andi Fett einen Evangelikal-Kurs gemacht und es sind einige Brüder gekommen, die ihre Freunde mitgebracht haben. Es waren so 6-7 Leute da, davon waren 4 völlig ungläubige Leute. Dann haben wir gebetet und ich kann sagen, dass ich jeden Tag für diesen Elmar gebetet habe und dann kam gestern der Niko und zeigte mir – er hatte eine Nachricht gekriegt vom Andi Fett – bitte betet dafür, heute Nachmittag hat sich der Elmar angemeldet, möchte mit mir einen Spaziergang machen. Und ein paar Stunden später – während hier Corona wirbelte in unserer Gemeinschaft – kriegten wir dann wieder eine Mail: Der Elmar hat sich bekehrt. Er ist mit mir auf die Knie gegangen, hat seine Sünden dem Herrn bekannt. Und ist das nicht großartig, dass man das Werk eines Evangelisten tun darf. Wir dürfen dafür beten. Das ist auch das Werk eines Evangelisten, dass wir dafür beten, wenn wir vielleicht nicht so viele Kontakte haben oder auch nicht so die Begabung haben, dass in diesem ganzen Wirrwarr der Herr derselbe ist, der Gebete erhört und der Menschen errettet, von denen man es überhaupt nicht erwartet, dass sie jemals in die Bibel gucken würden oder eine Gemeinde besuchen würden. Das ist wirklich wunderbar. Tue das Werk eines Evangelisten. Ich muss sagen, dass mir das nicht so leicht fällt. Manche von euch kennen den Onkel Ernie Klassen. Der konnte beim Bäcker sein, an der Tankstelle, wo auch immer, der hatte immer einen Spruch drauf und einen Bezugspunkt, wo er das Evangelium weitersagen konnte und hat dann alle möglichen Erlebnisse gehabt und Bekehrungen erlebt an Ort und Stelle, dass man sich nur wundern kann. Seine Bücher sind ja voll davon, er hat ja zwei Zeugnisbücher geschrieben, ist inzwischen beim Herrn. Aber das war einer, der wirklich ein Evangelist war. Ich kann so was nicht so gut. Liegt das an meiner Feigheit oder Vorsicht, ich weiß auch nicht, warum. Auf jeden Fall, da hab ich meinen Mangel. Ich wünschte, es wäre anders, so dass man viel schneller Kontakte knüpft und dann wirklich das Werk eines Evangelisten tun kann. Dem Archippus wird in Kolosser 4, 17 gesagt, ganz am Ende dieses Briefes: Sieh auf den Dienst, dass du ihn erfüllst. Das war also ein Mann, der von Gott einen Dienst bekommen hat, aber in Gefahr stand, den zu vernachlässigen. Und ich glaube, das trifft auch manche von uns. Und mich hat das oft getroffen, dass man einfach nicht mehr auf den Dienst sieht, den der Herr uns gegeben hat, nicht mehr vor Gott steht, sondern alle möglichen andere Dinge macht oder sich Sorgen macht und Gedanken macht und das Eigentliche unseres Lebens, den Dienst, den der Herr uns gegeben hat, dass wir ihn nicht erfüllen.

Wir haben 7 Kinder und als die jung waren, haben wir oft 'Risiko' gespielt. Ich weiß nicht, ob ihr das Spiel kennt, 'Risiko'. Da gibt es also zuerst eine Auftragskarte. Ich fand das ein sehr schönes Bild für unser Leben. Die darf kein andrer lesen, nur der einzelne Spieler. Da steht dann drauf, was weiß ich 'du musst Australien befreien von allen anderen Gegnern, Feinden', musst dann würfeln usw. usw. Oder man muss das oder das Land einnehmen. Auf jeden Fall, keiner weiß vom andern, welchen Auftrag er hat. Jeder muss sehen, dass er seinen Auftrag erfüllt, um eben das Spiel zu gewinnen. Und so meine ich, soll es auch in unserem Leben sein. Jeder von uns sollte auch so eine Auftragskarte kennen. Was will der Herr von dir? Was ist dein Auftrag? Wofür bist du da? Und dass wir auf dieses Ziel hinstreben. Und dass wir uns immer wieder erinnern an dieses Wort 'sieh auf den Dienst, den du vom Herrn empfangen hast, dass du ihn erfüllst. Vergiss nicht deinen Auftrag.'

Paulus spricht in Vers 6 davon, dass er jetzt als Trankopfer gesprengt wird. Schlachter übersetzt: denn ich werde schon geopfert. Das Schlachtopfer, das hat Roger erklärt, Abschluss des täglichen Brandopfers, wo hinterher Wein drüber gegossen wird. Ich weiß nicht, ist das nur ein Bild vom Blut oder vielleicht auch von der Freude, die damit verbunden ist, wenn man an den Herrn denkt und an sein Opfer denkt. Vielleicht dürfen wir beides sehen. Philipper 2, 17 schreibt Paulus: Wenn ich aber auch als Trankopfer über das Opfer und den Dienst eures Glaubens gesprengt werde, so freue ich mich. Auf jeden Fall ist das auch mit Freude verbunden, diese Anspielung.

Dann sagt er sehr deutlich: Die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden. Ich habe den guten Kampf gekämpft. Also er macht hier deutlich, dass er nicht mehr lange leben wird. Er weiß das ganz genau. Die Zeit meines Abscheidens ist vorhanden. Dieses Wort im Griechischen, das wird sehr verschieden übersetzt, auch an anderen Stellen, ist ganz interessant. Es kann auch 'Aufbruch' bedeuten. Es kann auch 'Entlassung' bedeuten, als der Simeon den Herrn Jesus als kleines Kind in den Händen hält: Nun entlässest du Herr deinen Knecht in Frieden. Das ist das gleiche Wort 'entlassen'. Auch praktisch 'Auftrag erfüllt' oder 'das Zelt abbrechen' wird auch damit ausgedrückt. Oder 'ausspannen', wenn man aus einem Joch ausgespannt wird, das ist die vielerlei Bedeutung dieses Wortes im Griechischen. Hier wird’s übersetzt in der Elberfelder 'die Zeit meines Abscheidens – oder eben auch des Aufbruchs – ist vorhanden'. Und da merkt man schon, wie dieser alte Apostel, erfahren, ja die ganzen Narben an seinem Körper praktisch noch einmal zeigt, was er alles erlebt hat, und jetzt kommt bald die Zeit, wo ich jetzt ausspannen kann, wo ich entlassen werde, wo ich das Zelt abbrechen kann, wo ich aufbrechen kann in die ewige Heimat. Er sieht also seinem Ende sehr deutlich entgegen und schaut zurück: Ich habe den Lauf vollendet, ich habe den Glauben bewahrt. Darüber haben wir schon oft gesprochen. Es geht hier um das Glaubensgut, das er anvertraut bekommen hat vom Herrn, das hat er bewahrt. Und dann wartet die Krone der Gerechtigkeit auf ihn. Das wäre ein Thema für Roger, über die vielen Kronen zu sprechen. Da bin ich nicht in der Lage zu. Ich hab mir noch nicht den Kopf darüber zerbrochen. Aber ich freu mich immer, wenn andere das gut können. Das ist die öffentliche Anerkennung und der Lohn für die Treue am Tag der Erscheinung unseres Herrn mit allen, die seine Erscheinung lieb haben.

Dann kommt ab Vers 9 bis zum Schluss, Vers 22 dann: Freunde und Feinde. Sehr persönliche Schlussworte: Beeile dich, zu mir zu kommen oder befleißige dich, bald zu mir zu kommen. Und dann erinnert er sich eben an an einige Männer und wir haben hier Gegensätze: Einmal der Demas, ein ehemaliger Mitarbeiter des Paulus, der im Kolosserbrief und auch im Philemon erwähnt wird, der ihn aber verlassen hat, weil er den jetzigen Zeitlauf liebgewonnen hat oder die jetzige Weltzeit. Auch ein interessanter Gegensatz: Ein Vers vorher wird gesprochen von der Krone der Gerechtigkeit für die, die seine Erscheinung lieben, und hier ist ein ehemaliger Mitarbeiter, Demas, der den jetzigen Zeitlauf liebgewonnen hat, wie sehr verschieden. Frage an uns: Was würde der Herr über uns sagen können? Lieben wir seine Erscheinung oder lieben wir den jetzigen Zeitlauf, den Mainstream, die allgemeine Ausrichtung des Lebens, die Lebensweise dieser Welt. Welch ein trauriger Nachruf für einen ehemaligen Mitarbeiter von Paulus. Er hat die Welt liebgewonnen. Sind wir Demas?

Vers 11: Lukas ist allein bei mir. Dieser Mann hat ihm die Treue gehalten bis zum Schluss. Und dann wird noch Markus erwähnt, der nützlich zum Dienst ist. Wir haben seine Geschichte auch andeutungsweise ja gehört auch schon in diesen Tagen: Der damals von Barnabas mitgenommen wurde und gemeinsam mit Paulus gedient hat, aber dann irgendwie es ihm zu heiß wurde und er dann mit Barnabas loszog später, dann aber Petrus gedient hat und Petrus nennt ihn sogar 'sein Kind im Glauben', und dann zum Schluss bei Paulus ist und wieder nützlich zum Dienst ist. Ein großer Trost auch für alle unter uns, die eine Auszeit hatten oder auch ein Abrutsch hinter sich haben, dass doch jeder auch wieder zurechtkommen kann und dass die Gnade Gottes zurechtbringen will und dass Gott ein Gott der zweiten Chance ist, wie MacDonald in seinen Büchern oft schreibt. Dafür ist Markus ein Beispiel. Und gerade genau dieser damals untreue Knecht und Diener wird benutzt, um das Markusevangelium zu schreiben, das den Herrn als treuen Diener schildert in allen Facetten, wahrscheinlich durch das, was Petrus ihm über den Herrn Jesus mitgeteilt hat. Das ist auch ein Trost, glaube ich, für uns.

Dann werden einige genannt: Tychikus ist nach Ephesus gegangen.

Und dann einige Verse, die natürlich von manchen kritischen Theologen belächelt werden, dass jetzt auf einmal der Paulus da von einem Mantel, den er zurückgelassen hat, schreibt, und Bücher erwähnt, die Pergamente usw. Aber das sind auch inspirierte Worte, verbal inspiriert in den Urschriften, die wir leider nicht vorliegen haben, aber so einigermaßen in guten Übersetzungen. Der Winter stand vor der Tür und Paulus wusste, dass es kalt wird. Er braucht einen Mantel als Decke. Er braucht aber auch Bücher und Pergamente, wahrscheinlich Papyrusrollen, wahrscheinlich auch biblische Bücher des alten Testamentes. Pergament vielleicht auch noch, um zu schreiben, wir wissen es nicht genau. Wie viele Christen kenne ich – Gott sei Dank nicht so furchtbar viele – die sagen: „Ich brauche keine Bücher. Ich habe die Bibel und das reicht mir.“ Das hört sich sehr sehr fromm und entschieden an, aber ist völliger Blödsinn. Gott hat Gaben gegeben, Lehrer gegeben. Gott sei Dank haben wir sie auch unter uns hier und da sollen wir dankbar für sein. Und wir sagen auch nicht: „Die brauchen wir nicht“, sondern Gott hat doch diese Gaben gegeben, ob das nun in schriftlicher Form oder mündlicher Form geschieht oder von mir aus per DVD oder auf Audio. Aber wir brauchen wirklich solche, die uns das Wort Gottes auch in der rechten Weise schneiden und auslegen. Und wenn der Paulus sogar die Bücher und Pergamente brauchte, dann ist das doch wirklich eine Dummheit und Arroganz, wenn wir meinen, wir brauchten nur die Bibel und damit wär alles geklärt. Das ist keine geistliche Bescheidenheit.

Gott hat Geistesgaben gegeben, um Gottes Wort zu erklären oder auch uns helfen, es anzuwenden. Und es gibt eine nette Illustration dazu von dem Reformator Tyndale, der hier in Deutschland leider nicht so sehr bekannt ist. John Piper hat in einem seiner Bücher 'Gewürdigt zur Schmach' sein Leben geschildert. Er ist in sehr jungen Jahren gestorben, mit 42 Jahren. Er war derjenige, der die Bibel in die englische Sprache übersetzen ließ oder selbst übersetzt hat, zumindest das NT, und dann von Deutschland aus und von Holland aus in Stoffballen dann rübergeschmuggelt hat nach England, bevor es da eine Übersetzung öffentlich gab. Das war auch zur Zeit von Heinrich VIII. etwa. Aber damals war der Heinrich oder war's die blutige Maria, ich weiß nicht ganz genau. Ich glaub, es war der Heinrich in seiner wilden Zeit. Er hatte es abgesehen auf diesen Mann, den Tyndale, und seine Testamente. Er wurde bespitzelt, auch in Europa, und dann schließlich auch von seinem besten Freund verraten, der ihn bespitzelt hatte, und er wurde dann in Belgien, damals in Brüssel, glaube ich, dann gefangen genommen. Er war dann lange Zeit im Gefängnis, in einem Burggefängnis, und schließlich wurde er später dann erdrosselt und auch verbrannt und – ich glaube – die Asche wurde dann nach London geschickt und dann in die Themse geschmissen. Und der saß jetzt die letzten 2 Jahre seines Lebens in einem dunklen, feuchten Gefängnis. Und da gibt es diesen netten, letzten Brief, den er geschrieben hat. Daraus lese ich etwas vor. Und das war eine Bitte an einen der Beamten in der Burg, der für das Gefängnis zuständig war. Piper schreibt: „Wir haben einen kleinen Eindruck von Tyndales Zustand in dem Gefängnis und von seinen Leiden, denn er schrieb im September 1535 einen Brief, als es offenbar eine Pause bei seinen Verhören gab. Er war an einen ungenannten Beamten der Burg gerichtet.“ Und daraus zitiere ich jetzt: „Ich wende mich an Eure Lordschaft und an den Herrn Jesus, dem alle Herrschaft unterstellt ist. Wenn ich hier den Winter über bleibe, möchten Sie den Kommissar bitten, so freundlich zu sein, mir von meinen beschlagnahmten Gütern eine warme Mütze zu geben. Mein Kopf leidet sehr unter der Kälte und ich werde von einem unaufhörlichen Katarrh geplagt, der in der Zelle noch stark zugenommen hat. Ich erbitte ebenso einen warmen Mantel. Denn der, den ich jetzt habe, ist sehr dünn, und dazu ein Stück Stoff, um meine Beine einzuwickeln. Meine Jacke ist sehr abgetragen, ebenso meine Hose. Er hat ein Wollhemd, das er, wenn er die Güte hat, mir senden möge. Ich habe auch eine Überhose von dickem Stoff, die ich überziehen könnte. Ich habe auch wärmere Nachtmützen. Gleichzeitig bitte ich, mir eine Lampe für den Abend zu genehmigen. Es ist wirklich schrecklich, allein im Dunkeln zu sitzen. Aber vor allem erbitte und erflehe ich Ihre Barmherzigkeit dahingehend, dass Sie unbedingt mit dem Kommissar sprechen, er möge mir freundlichst erlauben, eine hebräische Bibel, die hebräische Grammatik und das hebräische Wörterbuch zu bewilligen, damit ich meine Zeit mit solchen Studien verbringen kann. Dafür mögen Sie empfangen, was Sie am meisten entbehren, aber nur, wenn es der Errettung Ihrer Seele dient. Denn wenn irgendeine andere Entscheidung betreffs meiner Person gefallen ist, dass ich vor dem Winter verurteilt werde, will ich das geduldig tragen und in dem Willen Gottes bleiben zur Verherrlichung der Gnade meines Herrn Jesus Christus. Mein Gebet ist, dass Sein Geist stets Ihr Herz leiten möge. Amen. William Tyndale“

Als er auf dem Scheiterhaufen festgebunden wurde, von dem Henker erwürgt und dann verbrannt wurde, berichtet ein Augenzeuge, Fox der Geschichts­schreiber, seine letzten Worte seien gewesen: „Herr, öffne dem König von England die Augen.“ Er war 42 Jahre alt, hat nie geheiratet und wurde nicht begraben. Das erinnert doch sehr auch an die letzten Stunde oder Tage des Apostel Paulus. Und ist das nicht großartig, auch sein größter Wunsch, doch in dieser dunklen feuchten Zelle das AT zu haben, eine Grammatik, auch ein paar Bücher und hebräische Wörterbücher, damit er seine Zeit mit solchen Studien verbringen kann.

Vers 14 erinnert Paulus den Timotheus an Alexander den Schmied, der viel Böses getan hat. Eine sehr deutliche Warnung vor ihm, aber keine Bitterkeit. Er übergibt ihn praktisch dem Herrn.

Dann erwähnt er, dass er bei seiner ersten Verantwortung allein war. Alle hatten ihn verlassen. Damals war's bei den Römern üblich, dass Verwandte und Freunde als Zeugen bei Gericht mit dabei sein konnten, aber hier kam keiner. Vielleicht war es ihnen zu gefährlich. Er war allein wie unser Herr, von dem wir auch lesen: Der verließen ihn die Jünger alle und flohen. Aber Paulus schreibt: Es werde ihnen nicht zugerechnet.

Vers 17: Der Herr aber stand mir bei und er wird mich retten oder ich wurde gerettet aus dem Rachen des Löwen. Ein Bild für die tödliche Gefahr, die ihm drohte. Und der wird mich retten und bewahren.

Und dann preist und lobt er Gott angesichts der Verurteilung zum Tod und grüßt noch einmal alte und treue Freunde. Da könnte man ne Menge drüber sagen: Priska und Aquila, wir haben einiges auch schon gehört über diese langjährigen treuen Mitarbeiter. Auch Onesiphorus, der ihn oft erquickt hat. Welch ein wunderschönes Zeugnis, dass hier ein Bruder ist, der dem Paulus durch seine Gegenwart eine Freude und eine Erquickung war. Und da werde ich automatisch erinnert an die Beerdigung von Wilhelm Busch, wo ich bei sein durfte. Ich war damals 19-20 Jahre alt. Tausende von jungen Menschen waren bei der Beerdigung. Und auf dem Weg dann zum Grab – ich weiß nicht, wie viel Tausende dann da rumstanden – wurde alles dann damals schon, 1966, mit Verstärker und großen Lautsprechern für alle hörbar gemacht, was da gesagt wurde. Und ich weiß nicht, wie viel Brüder es waren, da wurde keine Rede gehalten am Grab, sondern jeder trat vor und las einen Bibelvers vor, der ihm wichtig war in Erinnerung an Wilhelm Busch. Und dann war es der Paul Daldenbeck aus Lüdenscheid, unserer Nachbarschaft, der nur einen Vers vorgelesen hat aus dem Philemonbrief, Vers 7: Denn wir haben großen Trost durch deine Liebe, weil die Herzen der Heiligen durch dich, Bruder, erquickt worden sind. Da hab ich gedacht: 'Was ist das für ein gewaltiger Nachruf.' Könnte man das bei meiner Beerdigung sagen? Dass die Herzen der Heiligen durch mich erquickt worden sind? Manche hab ich sehr traurig gemacht. Auch eine Schwester gestern, die sehr traurig über mich war, der war ich sicherlich überhaupt keine Erquickung. Aber wie schön, von dem Wilhelm Busch konnte man das sagen: Wir haben großen Trost durch deine Liebe, weil die Herzen der Heiligen durch dich, Bruder, erquickt worden sind. Das ist schön. Hier war ein Bruder, der Onesiphorus, der Paulus erquickt hat.

Trophimus blieb krank in Milet. Da könnte man jetzt auch einiges anspielen auf die charismatische Bewegung, dass also Krankheit eben nicht vom Teufel ist oder Kennzeichen von Sünde ist. Er wird nicht von dem Paulus geheilt.

Und dann kommen einige Grüße von uns unbekannten, aber bei Gott wohlbekannten Geschwistern und Freunden.

Und dann sein letztes Wort: Der Herr Jesus Christus sei mit deinem Geist! In dieser Form ganz einmalig am Abschluss eines Briefes. Es wird wohl hier und da in den Briefen geschrieben 'sei mit eurem Geist', aber hier an Timotheus ganz persönlich: 'Der Herr Jesus Christus sei mit deinem Geist!

Und dann auch an uns alle, zum Schluss endet der Brief mit den Worten: Die Gnade sei mit euch!

Ein alter Mann, aber keine Bitterkeit, keine Vorwürfe, in geistlicher und geistiger Klarheit, in völligem Frieden, ist bereit, abzuscheiden, abzutreten, entlassen zu werden. Ähnlich wie Mose, der am Ende seines Lebens segnen konnte nach 40 Jahren Wüstenreise und Problemen mit den Kindern Israel, von dem die Bibel sagt: Sein Auge war nicht schwach geworden und seine Kraft war nicht geschwunden, so ähnlich finden wir hier den Apostel Paulus.

 

Und so möchte ich dann auch schließen mit den Worten von einem geistlichen Vater von vielen von uns, William MacDonald, der in seinem Kommentar die letzten Sätze schreibt über 2. Timotheus 4:

„Hier legt Paulus seinen Stift nieder. Der Brief ist fertig, sein Dienst beendet, doch der Duft seines Lebens und Zeugnisses bleibt. Wir werden ihn einst wiedertreffen und mit ihm über die großen Themen des Evangeliums und der Gemeinde sprechen können.“

Damit endet dieser Kommentar zum 2. Timotheusbrief.

 

Damit möchte ich schließen, kurz hinweisen auf einige Bücher ...

 

 

 

 

AT = Altes Testament

NT = Neues Testament