Glaube in der Bewährung - Beunruhigende Entdeckungen im Jakobusbrief Teil 2/7 - Geld oder Leben? Woran Du Dein Herz hängst

 

Wolfgang Nestvogel

30.12.2015

Schönblick, Willy-Schenk-Straße 9, 73527 Schwäbisch Gmünd

ID: 28908

 

 

 

Wir wollen fortsetzen unsere Studien im Jakobusbrief. Wir freuen uns jetzt, im Jakobusbrief weiter forsch voranzuschreiten und kommen zu unserem zweiten Vortrag heute. Gestern ging es um die Einführung, den Grundton, den der Jakobusbrief setzt: Der Glaube in Anfechtung und Versuchung. Dabei hatten wir einen Abschnitt im 1. Kapitel nur ganz kurz gestreift. Und auf den wollen wir heute zurückkommen, weil er die Brücke auch zum 2. Kapitel schlägt.

Wir haben gestern Folgendes festgestellt: dass Jakobus sehr deutlich macht, Gott will unser Herz ungeteilt sowie Gott ungeteilt ist. Das hatten wir schon gesehen in diesem 5. Vers: Wenn es jemand unter euch an Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen gern gibt. Und das 'gern' das ist eigentlich viel zu schwach übersetzt, das meint 'ungeteilt', 'voller Zuwendung', 'ohne jeglichen Hintergedanken'. Gott ist uns ganz ungeteilt zugewandt, als der Vater derer, die durch Jesus seine Kinder geworden sind. Und wir haben das nochmal dann gefunden – diesen Hinweis – auf dieses ungeteilte, einlinige, ganze, ungebrochene Dasein Gottes für uns in Vers 17, wo Gott beschrieben wurde als der Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist noch ein Schatten infolge von Wechsel. Das ist ja auch ein interessanter Gegensatz: Die Lichter selbst, die Gott geschaffen hat, sind – wenn wir so wollen – Mediatoren des Wandels, des beständigen Wandels zwischen Tag und Nacht, zwischen den Gezeiten, zwischen den Jahreszeiten, aber der Gott, der der Vater dieser Lichter ist, der diese Lichter geschaffen hat, der ist absolut unwandelbar und beständig. Auch nochmal diese völlige Zuwendung Gottes in seinem Ungeteiltsein. Und als Antwort darauf zielt dieser lebendige Gott, unser Vater, in unserem Leben darauf, dass auch wir ein ungeteiltes Leben haben. Das ist ein Cantus firmus, so eine Grundmelodie, die im Jakobusbrief immer wieder auftaucht. Wenn wir etwa an Vers 8 denken: Ein Mann mit geteiltem Herzen ist unbeständig in allen seinen Wegen. Also das war die Erklärung dessen, was ein Zweifler ist, einer, der sein Leben nicht an Christus verbindlich gebunden hat. Ein Mann mit einem geteilten Herzen, der hin und her  schwankt, der 'ja' sagt, aber auch 'nein'. Der nicht ganze Sache machen will. Und Jakobus sagt: Wer so lebt, der lebt gefährlich. Sei, sei ungeteilt, das ist es, wozu der Herr dich ruft und wozu er dich einlädt.

Und dann hat Jakobus schon mal angedeutet in den Versen 9 – 11: Ein Beispiel, ein Beispiel, bei dem die Teilung unseres Herzens offenkundig wird. Und dieses Beispiel ist offensichtlich so wichtig, so typisch für uns Menschen, dass es im Jakobusbrief dreimal vorkommt: Kapitel 1, die Verse 9 – 11, dann Kapitel 2, die Verse 1 – 6 und Kapitel 5, die Verse 1 – 4. Und deswegen kommen wir nicht umhin, wenn wir den Jakobusbrief studieren miteinander, uns diesem einen Beispiel auch zuzuwenden, Beispiel für die Gefährdung, dass unser Herz geteilt ist und nicht in dieser Einlinigkeit in dieser positiven Einfältigkeit in dieser Völligkeit dem Herrn folgt und dient. Und das bringt uns zu unserem zweiten Vortragsthema: Geld oder Leben? Woran du dein Herz hängst. Das ist unser Thema heute Morgen. Geld oder Leben? Ist ja oft bei Raubüberfällen so, nicht, dass die Gangster dann sagen: „Geld oder Leben!“ Mancher soll schon gesagt haben: „Lassen Sie mir lieber mein Geld.“ Ja. Das war etwas kurzsichtig. Geld oder Leben? Woran du dein Herz hängst. Und dazu gibt es drei, drei Texte im Jakobusbrief: Jakobus 1, 9 – 11, Jakobus 2, 1 – 6 und Jakobus 5, 1 – 4. Und da steigen wir jetzt ein.

 

Ich lese einfach die Verse vor. Zunächst Jakobus 1, 9 – 11:

9 Der Bruder aber, der niedrig ist, soll sich seiner Erhöhung rühmen; 10 der Reiche dagegen seiner Niedrigkeit, denn wie eine Blume des Grases wird er vergehen. 11 Denn kaum ist die Sonne aufgegangen mit ihrer Glut, so verdorrt das Gras, und seine Blume fällt ab und die Schönheit seiner Gestalt vergeht: So wird auch der Reiche verwelken auf seinen Wegen.

Und dann Jakobus 2, 1 – 6:

1 Meine Brüder, verbindet den Glauben an unseren Jesus Christus, den Herrn der Herrlichkeit, nicht mit Ansehen der Person. 2 Denn wenn in eure Versammlung ein Mann käme mit goldenen Ringen und in prächtiger Kleidung, es käme aber auch ein Armer in unsauberer Kleidung, 3 und ihr würdet euch nach dem umsehen, der die prächtige Kleidung trägt und zu ihm sagen: Setze du dich hier auf diesen guten Platz!, zu dem Armen aber würdet ihr sagen: Bleib du dort stehen!, oder: Setz dich hier an meinen Fußschemel!, 4 würdet ihr da nicht Unter­schiede unter euch machen und nach verwerflichen Grundsätzen richten? 5 Hört, meine geliebten Brüder! Hat nicht Gott die Armen dieser Welt erwählt, dass sie reich im Glauben würden und Erben des Reiches, das er denen verheißen, die ihn lieben? 6 Ihr aber habt den Armen verachtet. Sind es nicht die Reichen, die euch unterdrücken und ziehen nicht sie euch vor Gericht?

Und dann der dritte Text, Jakobus 5, 1 – 4. Also in diesem kleinen Brief, der nur 5 Kapitel hat, kommt das dreimal vor, das Thema. Jakobus 5, 1 - 4:

1 Wohlan nun, ihr Reichen, weint und heult über das Elend, das über euch kommt! 2 Euer Reichtum ist verfault und eure Kleider sind zum Mottenfraß geworden; 3 euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wird gegen euch Zeugnis ablegen und euer Fleisch fressen wie Feuer. Ihr habt Schätze gesammelt in den letzten Tagen! 4 Siehe, der Lohn der Arbeiter, die euch die Felder abgemäht haben, der aber von euch zurückbehalten worden ist, er schreit, und das Rufen der Schnitter ist dem Herrn der Heerscharen zu Ohren gekommen!

Dreimal spricht Jakobus dieses Thema an und Kapitel 5 erinnert fast wortwörtlich an die Bergpredigt unseres Herrn Jesus, der in Matthäus 6 sagt:

19 Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo die Motten und der Rost sie fressen und wo die Diebe nach graben und stehlen. 20 Sammelt euch vielmehr Schätze im Himmel, wo weder die Motten noch der Rost sie fressen und wo die Bibel nicht graben und stehlen. 21 Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.

Also wir hatten ja schon drauf hingewiesen auf diese ganz enge Verknüpfung von Jakobusbrief und Bergpredigt. Dieser Jakobus ist der Halbbruder des Herrn Jesus und eine ganz, starke starke Nähe bis in die Sprache hinein wird da erkennbar.

Bevor wir in die Einzelheiten gehen, müssen wir vorweg eines klarmachen: Weder Jakobus noch der Herr Jesus an diesen Stellen und auch an anderen Stellen betreiben Schwarz-Weiß-Malerei nach dem Motto die Armen sind fromm und gut und die Reichen sind böse und schlecht. Die Bibel betreibt definitiv keinen Klassenkampf. Aber sie weist uns auf eine praktische Gefahr hin, die das Thema Reichtum [und das muss nicht unbedingt nur Reichtum an Geld sein, das können auch, werden wir noch sehen, ganz andere Schätze sein] eine Gefahr, die das Thema Reichtum offensichtlich immer mit sich bringt. Und dabei handelt es sich um eine Doppelgefahr, um eine Doppelgefahr: Die positive Bedeutung von Reichtum wird überschätzt und die Gefährdung, die von Reichtum für unser Herz ausgehen kann, wird unterschätzt. Also die positive Bedeutung des Reichtums wird sehr schnell überschätzt und die Gefährdung, die davon für unser Herz ausgeht, wird unterschätzt. Und das gilt – interessanterweise – sowohl für die, die den Reichtum haben als auch für jene, die den Reichtum nicht haben und ihn sich umso mehr wünschen. Für beide Seiten gilt das: überschätzt die Hilfe und unterschätzt die Gefahr. Und darum setzt Jakobs in diesem Brief 3 Nadelstiche – so kann man das nennen – 3 Nadelstiche, um uns alle – egal, auf welcher Seite wir uns zurzeit eher ansiedeln würden –, um uns für diese Gefahr zu sensibilisieren. Und er zeigt uns an 3 Beispielen, 3 Beispielen, wie sich die Überschätzung des Reichtums auswirkt. Und wir wollen uns diese 3 Beispiele jetzt Schritt für Schritt miteinander ansehen, was das Wort Gottes uns dort lehrt.

 

1.   Überschätzung des Reichtums verleitet dazu, sich auf Reichtum zu verlassen. Verleitet dazu, sich auf Reichtum zu verlassen. Und der erste Hinweis dazu der findet sich schon in den Versen 9 – 11 von Kapitel 1, wo Jakobus sagt:
9 Der Bruder aber, der niedrig ist, soll sich seiner Erhöhung rühmen; 10 der Reiche dagegen seiner Niedrigkeit, denn wie eine Blume des Grases wird er vergehen. 11 Kaum ist die Sonne aufgegangen in ihrer Glut verdorrt das Gras, die Blume fällt ab, die Schönheit seiner Gestalt vergeht: So wird auch der Reiche verwelken auf seinen Wegen.  
Offensichtlich kam dieser Fall auch in der Gemeinde damals häufiger vor: Armut bei den einen und Reichtum bei den anderen. Und beides kann als Anfechtung wirken. Beide – der Arme wie der Reiche – brauchen eben Weisheit (Vers 5), damit sie beide ihr Leben nicht nach materiellen sondern nach geistlichen Gesichtspunkten bewerten. Und beiden ruft Jakobus zu: Leute, richtet euer wichtigstes Augenmerk, richtet eure Konzentration nicht auf eure wirtschaftliche Situation. Klar, ihr müsst das logisch und rational und nüchtern handhaben, ihr müsst euch darum kümmern, aber richtet eure Konzentration nicht darauf, nicht auf eure wirtschaftliche Situation, sondern auf euer geistliches Wachstum. Macht eure Zufriedenheit, macht eure Hoffnung nicht an eurem Geld fest oder an euren Reichtümern anderer Art, sondern an Jesus. Und dann kommt als Ergänzung dazu Kapitel 4 zunächst, Vers 13 und 16 ist schon ein interessanter Hinweis:   
13 Wohlan nun, die ihr sagt: Heute oder morgen wollen wir in die oder die Stadt reisen und dort ein Jahr zubringen, Handel treiben und Gewinn machen 16 Jetzt rühmt ihr euch in eurem Übermut!  
Ihr, ihr seid voller Selbstgewissheit. Ihr meint: Wir können agieren. Wir können handeln. Wir haben die Dinge im Griff. Und dann der Zusammenhang in Kapitel 5, 1 – 3:
1 Wohlan nun, ihr Reichen [die ihr so selbstgewiss meint, euer Leben nach euren eigenen Plänen gestalten und im Griff haben zu können], weint und heult über das Elend, das über euch kommt! 2 Euer Reichtum ist verfault, eure Kleider sind zum Mottenfraß geworden; 3 euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wird gegen euch Zeugnis ablegen und euer Fleisch fressen wie Feuer. Ihr habt Schätze gesammelt in den letzten Tagen!   
Das sind deutliche Worte. Damit sagt Jakobus: Reichtum verleitet zum Selbstbetrug, nämlich zur Selbsttäuschung, zur Illusion, wir könnten unser Leben mit unseren eigenen Möglichkeiten absichern. Das ist die Illusion, das ist die Gefahr. Jakobus sagt: Seid nicht verträumt in einer trügerischen Selbstsicherheit, die sich als Selbstbetrug erweist. Ihr habt gemeint: Wir mit unserem materiellen Polster, das wir uns erarbeitet haben oder das unsere Vorfahren erarbeitet haben, wir sind unabhängig, wir haben ausgesorgt. Aber kein Geld der Welt kann das leisten. Ich musste da an Steve Jobs denken, den Chef von Apple, der 2011 verstorben ist mit 56 Jahren. Steve Jobs hätte bestimmt sein Riesenvermögen geopfert, wenn er dafür ein paar Lebensjahre mehr bekommen hätte. Oder denken Sie daran, wie traurig und krank der griechische Reeder Aristoteles Onassis seinerzeit in Paris gestorben ist. All seine Reichtümer konnten die Katastrophe nicht vermeiden. Man muss sich das mal vorstellen: Das Imperium, das er sich aufgebaut hatte, war einzigartig, v.a. mit Tankergeschäften. Er besaß u.a. die größte Tankerflotte der Welt, eine Fluglinie, Banken, Aktienfonds u.v.m. Und als sein Sohn verunglückte [möglicherweise hatte ein Geheimdienst nachgeholfen], stürzte ihn das in tiefste Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Er sah immer deutlicher, wie wenig Reichtum leisten kann. Und dann hat Aristoteles Onassis einmal gesagt: „Wenn ein Mensch behauptet, mit Geld lasse sich alles erreichen, darf man sicher sein, dass er nie welches gehabt hat.“ Wenn ein Mensch behauptet, mit Geld lasse sich alles erreichen, darf man sicher sein, dass er nie wirklich reich gewesen ist. Und an anderer Stelle wurde dieser Satz von ihm überliefert: „Ein reicher Mann ist oft nur ein armer Mann mit sehr viel Geld.“ Ein reicher Mann ist oft nur ein armer Mann mit sehr viel Geld. Und Aristoteles Onassis hätte sicherlich nur mitleidig gelächelt über den reichen Kornbauern aus Lukas 12, 15, der da meinte, sein Schäfchen im Trockenen zu haben, der gut gewirtschaftet hatte, was ja durchaus wichtig ist und was wir auch als Christen tun sollen, gut zu wirtschaften, aber der dann eben gesagt hat bei sich selbst, Lukas12, 17:    
17 Was soll ich tun, da ich keinen Platz habe, wo ich meine Früchte aufspeichern kann? 18 Das will ich tun: Ich will meine Scheunen abbrechen, größere bauen und will darin alles, was mir gewachsen ist, und meine Güter aufspeichern 19 und will zu meiner Seele sagen: Seele, du hast einen großen Vorrat auf viele Jahre; habe nun Ruhe, iss, trink und sei guten Mutes!       
Über den hätte Aristoteles Onassis nur gelacht. Das ist die erste praktische Lebensgefahr, auf die Jakobus uns hinweist, die von der Überschätzung des Reichtums ausgeht. Die Überschätzung des Reichtums verleitet uns dazu, uns auf den Reichtum zu verlassen. Und dann ein zweites Beispiel eine zweite Lebensgefahr, auf die Jakobus hinweist:      

2.   Die Überschätzung des Reichtums verleitet dazu, Menschen ungerecht zu behandelt. Das ist das zweite: Die Überschätzung des Reichtums verleitet dazu, Menschen ungerecht zu behandeln. Und das finden wir in diesem Abschnitt Kapitel 2, die Verse 1 – 6:        
1 Meine Brüder, verbindet den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus, [den Herrn] der Herrlichkeit, nicht mit Ansehen der Person ! 2 Denn wenn in eure Versammlung ein Mann käme mit goldenen Ringen und in prächtiger Kleidung, es käme aber auch ein Armer in unsauberer Kleidung, 3 und ihr würdet euch nach dem umsehen, der die prächtige Kleidung trägt, und zu ihm sagen: Setz du dich hier auf den guten Platz!, zu dem Armen aber würdet ihr sagen: Bleibe du dort  oder setz dich hier an meinen Fußschemel! 4 — würdet ihr da nicht Unterschiede unter euch machen nach verwerflichen Grundsätzen?    
Jakobus schildert hier ein peinliches Beispiel aus dem Gemeindealltag, öffentliche Gemeindeveranstaltung. Der Text selbst sagt uns nicht ganz klar, ob das eine konstruierte Situation ist, also, ob Jakobus sagt: „Mal angenommen, Folgendes würde bei euch passieren ...“ oder ob er sich auf einen Fall bezieht, der tatsächlich so stattgefunden hat. Das ist beides möglich. Jedenfalls erscheinen da (Vers 2) zwei Männer in der öffentlichen Gemeindeversammlung: Einer, der offensichtlich ziemlich wohlhabend ist, das erkennt man an den Klunkern an seiner Hand. Eine Kollektion goldener Ringe, das galt als demonstrative Darstellung von Luxus. Ja. Er trug seinen Reichtum am Finger. Und dann auf der anderen Seite dieser offensichtlich zerlumpte Arme in seinem sehr trüben Erscheinungsbild. Und wie reagiert jetzt die Gemeinde? Damals war es üblich, dass Diakone am Eingang standen und den Leuten, die dann kamen ihre Plätze zuwiesen, so wie das in manchen Restaurants ja heute noch geschieht. Und der eine – der mit den Klunkern – der bekommt offensichtlich so einen Vorzugsplatz, 2./3. Reihe mit bestem Blick auf das Podium. Und dem Armen wird eine andere Alternative angeboten. Ja. Der kann sich entweder auf die Hinterbank setzen oder auf den Fußboden quasi. Ober der da im Schneidersitz sitzt oder wie, das weiß man nicht. Jedenfalls offensichtlich hat der Sprecher – so war das damals manchmal üblich – Stuhl und Fußschemel. Und jetzt schaut mal, was zu dem Armen gesagt wird, wo der sich hinsetzen soll: Bleibe du dort stehen – also auf dem hinteren Platz (Vers 3) – oder setze dich hier an meinen, an meinen Fußschemel. Also der bekommt offensichtlich nicht mal den Schemel selbst, sonder er soll [wörtlich] sich unter den Fußschemel noch setzen. Das ist hier die wörtliche Übersetzung. Spielt vielleicht auch bisschen Ironie mit, die Jakobus hier anwendet: „Du setz dich da mal schön im Schneidersitz auf den Fußboden.“ Und Jakobus sagt: Was soll das? Ihr macht falsche Unterschiede. Ihr seid parteiisch. Ihr diskriminiert, und zwar nach verwerflichen Grundsätzen. Das ist hier gemeint. D.h., ihr bevorzugt und benachteiligt. Die Bibel warnt uns nicht davor, prinzipiell Unterschiede zu machen, nein, die Bibel sagt, in bestimmten Zusammenhängen müssen Unterschiede gemacht werden. Wir können in der Gemeinde nicht alles über einen Kamm scheren. Also z.B. sagt die Bibel ganz klar, dass ein Frischbekehrter nicht Gemeindeältester werden soll. Die Bibel sagt ganz klar, dass wir unterscheiden müssen zwischen Aufgaben, die Männern vorbehalten sind, und Aufgaben, für die in besonderer Weise Frauen vorgesehen sind. Auch das sagt die Bibel. Die Bibel sagt nicht automatisch, dass jemand, weil er ein Mann ist, qualifiziert ist, Gemeindeleiter zu werden. Das ist keine hinreichende Voraussetzung, aber eine notwendige Voraussetzung nach Aussage der Heiligen Schrift, etwa Titus 1, 2; 1. Tim 3. D.h., wir müssen Unterschiede machen in der Gemeinde. Wir können nicht einfach alles nebeneinander stehen lassen und dann sagen: „Ja die Liebe gebietet, sich zu nichts kritisch zu äußern. Die Bibel fordert, dass wir sehr klar unterscheiden zwischen richtiger Lehre und falscher Lehre und dass wir das auch benennen und begründen. Wir müssen Unterscheidungen vornehmen in der christlichen Gemeinde. Und die Bibel gibt uns ganz klar die Maßstäbe, die Kriterien für diese Unterscheidung. Aber wir dürfen keine falschen Unterscheidungen vornehmen wie Jakobus hier sagt: nach verwerflichen Grundsätzen unterscheiden bzw. diskriminieren. Und das, was ihr da macht, sagt Jakobus, das ist verwerflich. Es verunehrt Gott, das ist das Problem. Also Vers 1 sagt er ausdrücklich: verbindet den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus, den Herrn der Herrlichkeit, nicht mit so einem Verhalten. D.h., es geht um den Herrn der Herrlichkeit, es geht um Christus. Es geht nicht darum, dass ihr die guten Sitten wahrt, das kann auch nicht schlecht sein, aber das ist hier nicht das Argument. Es geht nicht um ein Humanitätsideal. Wenn ihr dagegen verstoßen würdet, OK, darüber kann man diskutieren. Jakobus geht es hier auch nicht um eine sozialistische Sozialromantik. In der Frage, wie sich die Gemeinde gegenüber Menschen unterschiedlicher Herkunft und unterschiedlichen Reichtums z.B. verhält, geht es nicht um eine sozialistische Gleichmacherei. Nein, es geht um ein geistliches Problem. Es geht um die Ehre Christi. Und darum steht hier so viel auf dem Spiel. Jakobus sagt: Wenn ihr euch in dieser Weise verhaltet, dass ihr die Reichen bevorzugt und die Armen benachteiligt, weil die Reichen reich sind und die Armen arm und ihr vielleicht von den Reichen erhofft, dass die etwas mehr spenden für eure Gemeindekasse, dann begeht ihr dabei einen doppelten Denkfehler und dann überseht ihr dabei zwei Tatsachen. Und diesen doppelten Denkfehler erklärt Jakobus dann in den nächsten Versen. Der erste Denkfehler, den ihr macht, sagt er, ist, dass ihr überseht, Gott erwählt auch Arme. Das sind die Verse 5 – 6a. Da sagt er:    
5 Hört, meine geliebten Brüder: Hat nicht Gott [man könnte sagen: auch] die Armen dieser Welt erwählt, dass sie reich im Glauben würden und Erben des Reiches, das er denen verheißen hat, die ihn lieben? 6 Ihr aber habt den Armen verachtet!   
Das ist das erste, was ihr überseht, sagt Jakobus: Gott erwählt auch Arme. Natürlich ist materielle Armut für sich kein geistliches Plus. Das macht den Menschen in Gottes Augen nicht annehmbarer. Das ändert nichts an den krassen Folgen, die die Erbsünde auch an einem Armen angerichtet hat. Aber manchmal ist es für Arme wahrscheinlich leichter, ihre Bedürftigkeit und ihre Hilflosigkeit zu erkennen. Und Gott in seiner Souveränität macht seine Gnade nicht von menschlichen Voraussetzungen abhängig. Gott beruft Arme und Reiche. Und wenn einer dann zu Jesus kommt, dann wird er sowieso reich, nämlich reich im Glauben. Und der Glaube, den Gott ihm schenkt und an den er sich in Christus als seinen Retter klammert, der Glaube ist dann der Schlüssel zu Gottes ganzem Reichtum. Also nochmal ganz klar: Nicht die Armut ist die Tugend der Armen. Das gab's ja auch immer mal wieder in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts, dass man die Armen besonders gelobt hat und gesagt: Die Armen sind Gott besonders nahe. In den Armen verwirklicht Gott schon jetzt den Anbruch seines Reiches. Das ist alles Quatsch. Das ist Lyrik. Das hat keinerlei Substanz. Also die Armut der Armen ist keine Tugend, genauso wie der Reichtum der Reichen keine Tugend ist. Sondern worauf kommt es hier bei denen an? Vers 5 am Ende: Dass sie, dass sie Gott lieben. Darum geht’s. Egal, was sonst über ihre Lebenssituation zu sagen ist. Und damit öffnet sich der Himmel und sie werden plötzlich Erben im Reich Gottes und ihnen gehört alles, was Gott seinen Leuten schenkt. Und ihnen gilt dann auch, was Paulus in Epheser 1, 18 schreibt, wo er darum bittet – das ist auch ein wunderbares Gebet, woran wir auch erkennen können, wofür wir beten sollen für unsere Glaubensgeschwister – da betet Paulus für die Christen in Ephesus (Epheser 1, 18): dass Gott euch erleuchtete Augen des Herzens gebe, damit ihr erkennt, wie reich die Herrlichkeit seines Erbes für die Heiligen ist. Und diesen Reichtum von Epheser 1, 18, den haben auch die armen Christen. Und etwas Größeres gibt es nicht. Und, und einen wichtigeren Reichtum kann uns niemand sonst schenken. Und jeder – egal wie arm er sonst menschlich sein mag an Geld, an menschlichen Begabungen, an Besitz, an Ansehen vor der Welt oder was auch immer – wer Erbe ist im Reich Gottes, der hat schon mehr, als er überhaupt verkraften kann.    
Und Jakobus sagt hier: Und was habt ihr gemacht? Vers 6: Ihr habt den Armen verachtet. Und das ist jetzt nicht mehr hypothetisch formuliert: Angenommen, es käme da einer und es ergäbe sich diese Situation, sondern er sagt's ihnen jetzt ins Gesicht, er sagt's ihnen auf den Kopf zu Vers 6: Ihr aber habt den Armen verachtet. Das ist passiert bei euch. Und überlegt mal, was ihr damit gemacht habt. Ihr habt einen königlichen Erben verachtet und damit habt ihr den König beleidigt. Das ist das Problem, wenn ihr seinen Erben verachtet. Und das widerspricht eigentlich dem Glauben, der euch so wichtig ist. Also das ist euer erster und wichtigster Denkfehler: Ihr habt übersehen, dass Gott auch Arme erwählt.  
Und dabei ist euch noch ein zweiter Denkfehler unterlaufen, nämlich die Lästerung mancher Reicher. Das sind die Verse 6 und dann geht’s noch fast weiter bis 7:      
6 Ihr aber habt den Armen verachtet! Sind es nicht die Reichen, die euch unterdrücken, und ziehen nicht sie euch vor Gericht?  
Und dann könnten wir Vers 7 noch dazu nehmen:      
7 Lästern sie nicht den guten Namen, der über euch ausgerufen worden ist.   
Hier sind v.a. die materiell Reichen gemeint. Das lässt sich aber auch auf andere Formen von Reichtum übertragen. Und damit sagt Jakobus: Ich sag's nochmal, nicht, dass die Reichen moralisch schlechter sind, aber die Reichen haben einfach mehr Möglichkeiten, euch mit ihrer Gottlosigkeit zu schaden, haben einfach mehr Möglichkeiten. Arme können auch lästern, klar, tun sie auch. Aber die Reichen haben einfach viel mehr Möglichkeiten. Und das ist bei euch offensichtlich vorgekommen, sagt Jakobus. Unterdrücken und ausbeuten. Wenn unterdrückt wird und ausgebeutet wird, dann geht das v.a. von Reichen aus, nicht von allen Reichen, aber von Reichen, die eben nicht nach Gottes Maßstäben leben. Und dass sie euch vor Gericht ziehen. Die Gerichte wurden damals häufig benutzt, um Arme ihrer Rechte zu berauben. Es gibt da interessante Berichte über römische Gerichte und jüdische Synagogengerichte. Im Laufe der Zeit kam es dann oft auch zur Einschrän­kung der Religionsfreiheit und manchen Regionen wurde das Judentum einseitig gegenüber den christlichen Gemeinden bevorzugt. Leute überlegt euch doch mal, solche Sachen gehen eher nicht von Armen aus, sondern von Reichen. Also das ist euer zweiter Denkfehler: Ihr seht nicht das Lästern, das von vielen Reichen ausgeht, und ihr habt nicht im Blick, dass Gott auch die Armen erwählt hat. Und das führt letztlich dazu, dass ihr die Situation falsch einschätzt und dass ihr Menschen ungerecht, d.h. ungleich, behandelt an dem Punkt, wo ihr sie gleich behandeln sollt. Und an diesen Beispielen könnt ihr sehen, sagt Jakobus, wie absurd es ist, wenn ihr bestimmte Leute parteiisch bevorzugt, nur weil sie vor der Welt einen bestimmten Status haben. Das ist ungeistlich. Es ist kurzsichtig. Es ist auch irrational. D.h. nicht, dass ihr sie schlechter behandeln sollt, nein im Gegenteil, ihr sollt ihre Fähigkeiten respektieren, ihr sollt das auch achten, denn es sind ja Gaben, die Gott ihnen gegeben hat. Seien es bestimmte intellektuelle Fähigkeiten, bestimmte wirtschaftliche Erfolge, die Gott ihnen geschenkt hat. Ihr sollt sie auch unterstützen. Ihr sollt für diese Leute beten, dass sie mit den Gaben, die Gott ihnen geschenkt hat, verantwortlich umgehen. Ihr sollt sie ermutigen, dass sie sich mit dem Status, den Gott ihnen geschenkt hat, öffentlich zum Herrn bekennen und sich mit ganzer Kraft für ihn einsetzen. Ihr sollt sie auch dafür achten und respektieren. Und ihr sollt euch mit ihnen freuen, wenn sie Erfolg haben, auch möglicherweise öffentlich sichtbaren Erfolg vor der Welt. Das ist nicht anrüchig geistlich. Das ist nicht für sich genommen, das ist nicht per se schon mal fragwürdig, wenn einer Erfolg hat. Nein, die Bibel kennt keinen Klassenkampf. Aber ihr sollt sie nicht als Menschen bevorzugen. Und darum prüft euer Verhältnis, besonders zu den Schwachen. Aber ihr sollt auch nicht auf der anderen Seite vom Pferd fallen, ihr sollt nicht Armut verherrlichen, sondern ihr sollt euch um Gerechtigkeit bemühen, um Fairness, um gleiche Wertschätzung. Denn durch Christus sind wir alle Brüder. Durch Christus sind wir in eine Gemeinschaft zusammengestellt, in der wir uns auf menschlicher Ebene nie in dieser Weise begegnen würden. Und was ist das entscheidende Motiv für alles? Wir machen das nicht aus humanen Gründen, sondern wir machen es um Jesu willen. Das ist das Motiv, Jakobus 2, 1: Verbindet den Glauben an unseren Herrn Jesus Christus, den Herrn der Herrlichkeit, nicht mit dem Ansehen der Person. Und dann schließt sich nämlich der Kreis zu Vers 7, wo es heißt: Lästern die nicht den guten Namen, der über euch ausgerufen worden ist? Leute, bei der Art und Weise, wie wir miteinander umgehen, geht es darum, dass der Name Jesu geehrt wird und nicht verlästert wird. Und darum Leute, passt auf, überschätzt nicht den Reichtum, was dazu führen kann, dass ihr Menschen ungleich behandelt. Und dann bleibt ein drittes Beispiel übrig. Ein dritter folgenschwerer Fehler, der uns passiert, wenn wir den Reichtum überschätzen.      

3.   Und die Überschätzung des Reichtums verleitet dazu, ihn als Selbstzweck zu horten. Und das ist Jakobus 5, 2 – 3:  
2 Euer Reichtum ist verfault und eure Kleider sind zum Mottenfraß geworden; 3 euer Gold und Silber ist verrostet, und ihr Rost wird gegen euch Zeugnis ablegen und euer Fleisch fressen wie Feuer.       
Das ist die höchste Form der Vergötzung des Reichtums, dass es uns um den Reichtum um seiner selbst willen geht und dass diese Dynamik dann sich in einer Weise verselbständigt, die wir nicht mehr einfangen können. Euer Reichtum ist verfault und eure Kleider sind zum Mottenfraß geworden; Ihr habt alles gehortet und ihr habt soviel gehortet, dass ihr's schon gar nicht mehr überblickt. Jakobus beschreibt hier das, was ich gerne das Dagobert-Duck-Syndrom nenne. Zu meiner Zeit gab es so Kinder-Comics Donald Duck, Dagobert Duck. Ich weiß nicht, die Älteren werden das noch in Erinnerung haben, vielleicht haben sie's auch aufgehoben für ihre Kinder. Da gab es eine besonders interessante Comic-Figur – und damit meine ich nicht Daniel Düsentrieb, der immer die sagenhaftesten Dinge neu erfand, – sondern ich meine den alten Onkel Dagobert Duck. Und ich hab's noch vor Augen, wie der die Münzen sammelt in einem riesigen Swimmingpool. An diesem Swimmingpool war ein Sprungbrett angebracht und wenn er seinem Geld besonders nahe sein wollte, dann sprang er von diesem Sprungbrett in seinen Swimmingpool mit den ganzen Münzen. Manchmal etwas schmerzhaft, aber es tat seinem Selbstbewusstsein offensichtlich gut. Offensichtlich war dieser Reichtum über einen längeren Zeitraum angesammelt worden. Und dieses Bild müssen wir hier vor Augen haben. Reichtum wie Kleider, in denen sich nach einiger Zeit die Motten sammeln, wie Metall, das im Laufe der Jahre verrostet. Und wir müssen wissen, Gold und Silber waren im Altertum oft nicht ganz rein und deshalb konnten sie Rost ansetzen. Und Jakobus sagt: Liebe Leute, anstatt eure Arbeiter fair zu entlohnen (Vers 4: siehe der Lohn der Arbeiter, die euch die Felder abgemäht haben, wurde von euch zurückbehalten), anstatt das zu machen, lasst ihr euren Reichtum da lieber im Swimmingpool verrosten. Ihr habt mehr Kleider, als ihr tragen könnt, je tragen könntet; mehr Geld, als ihr jemals ausgeben könntet, aber anstatt die Sache jetzt arbeiten zu lassen, anstatt den Bedürftigen zu helfen, anstatt euren Besitz zum Segen einzusetzen, lasst ihr ihn lieber vergammeln, und wisst nicht, was die nächste Währungsreform damit machen wird. Nur weil ihr den Hals nicht voll genug bekommen könnt. Und dann trefft ihr euch einmal im Jahr mit eurem Finanzberater. Und dann werden die Bilanzen fortgeschrieben und über die niedrigen Zinsen wird geklagt, aber es wächst und das beruhigt euch. Und ihr könnt den Hals nicht voll genug bekommen. Jakobus sagt damit indirekt, wie viel Gutes lässt sich mit Reichtum bewirken. Reichtum ist ja nicht unbedingt ein Fluch, sondern eigentlich ein Segen. Wie viel Gutes könntet ihr damit tun. Jakobus 4, 17: Wer nun Gutes zu tun weiß und es nicht tut, für den ist es Sünde. Wie viel Gutes könntest du damit tun. Welche Verantwortung könntest du damit wahrnehmen. Und wir lesen auch in der Apostelgeschichte ja etwa von der Lydia, die die erste Gemeinde dort in dem, was wir Europa nennen, beherbergt hat. Das muss eine ziemlich wohlhabende mittelständische Unternehmerin gewesen sein. Und die hat ihr Haus dem Herrn zur Verfügung gestellt. Und die erste Gemeinde etwa darin beherbergt (Apostelgeschichte 16, 15). Oder wenn wir Apostelgeschichte 10, 2 lesen, wird uns dort über Kornelius, den römischen Hauptmann, berichtet, der auch wohl einigermaßen wohlhabend war und von dem gesagt wird, dass er dem Volk viele Almosen gab, viele Almosen gab. Und er betete ohne Unterlass zu Gott. Also man kann viel damit tun. Tut Gutes Jedermann, allermeist aber des Glaubens Genossen. Leute, sagt Jakobus, das wäre doch so nahe liegend, aber ihr seid von eurer Überschätzung des Reichtums inzwischen wie betrunken. Und ihr könntet so viel Gutes tun und unterlasst es (Jakobus 4, 17). Und ihr ahnt gar nicht, was diese Eigendynamik bewirkt hat in eurem Herzen und in welcher Gefahr ihr damit schwebt, nämlich nicht nur eure Schätze werden vergehen. Die habt ihr sowieso nicht in der Hand. Sondern auch ihr selbst werdet in Gottes Gericht nochmal dafür zur Rechenschaft gezogen werden. Hier in Kapitel 5 Vers 3: Der Rost eurer Schätze wird Zeugnis gegen euch ablegen. Wo? Vor Gott natürlich. Vor Gott. Ihr habt in den letzten Tagen Schätze angesammelt. Wie absurd! Ihr könnt nichts mitnehmen. Ihr könnt keine Zukunft darauf bauen und anstatt damit dem Herrn zu dienen, sammelt und hortet ihr und sammelt damit lieber den Rost und die Motten. Und interessant, ihr Lieben, das griechische Wort für 'Rost' bedeutet zugleich 'Gift'. In dieser Bedeutung wird es auch in Jakobus 3, 8 verwendet. Das griechische Wort für 'Rost' bedeutet zugleich 'Gift' und erinnert an die Giftigkeit von Metalloxyd. Und damit sagt Jakobus: Leute, gehorteter Reichtum wird mit der Zeit giftig. Er wird giftig. Er vergiftet euer Leben und das, womit ihr eure Zukunft sichern wollt, wird eure Zukunft zerstören. Jakobus erbringt hier also den dramatischen Beweis dafür, dass unser Leben in höchster Gefahr ist, wenn wir unseren Reichtum überschätzen. Und er sagt: Leute, am Ende stehen wir doch mit leeren Händen da, auch wenn noch so viel Goldstaub an diesen Händen kleben sollte. Denken Sie an das Wort von Aristoteles Onassis: „Ein reicher Mann ist ein armer Mann mit sehr viel Geld.“ Und was bedrückend an diesem Zusammenhang ist, zeigt sich darin, dass ein solches Denken offensichtlich auch in die Gemeinden eindringen konnte, schon sehr früh. Und das hat sich ja bis heute nicht geändert. Das geht ja nicht erst los mit Health-Wealth-Prosperity-Bewegung, die ja so im Rahmen der Charismatischen Bewegung dann eine große Bedeutung bekommen hat und gesagt hat: Ja, wenn du ein Christ bist, dann musst du gesegnet sein und dein Segen zeigt sich daran, dass du ein großes Bankkonto hast, ein großes Auto fährst, dass du gesund bist und dass du ein unbeschwertes Leben lebst. Darin zeigt sich der Segen deines Gottes. Das ist eine krasse Irrlehre, dieses Wohlstandsevangelium. Aber, aber da geht es nicht erst los, sondern es beginnt dort, wo wir unseren – sei es kleinen – Wohlstand festklammern und wo wir vergessen, dass uns auch der Besitz, den wir haben, und all die anderen Reichtümer, die Gott uns schenkt, seien es auch spezielle Begabungen, was auch immer, dass uns das ja eigentlich nicht gehört. Wenn unser Leben dem Herrn gehört, dann sind wir lediglich eingesetzt zu guten Haushaltern. Und daran erinnert uns Jakobus in diesen Passagen. Wenn wir das lesen, ihr Lieben, dann – denke ich – kann uns das einen Schrecken einjagen, weil, wenn wir uns kritisch prüfen, ich denke die allermeisten von uns sehr schnell merken, wie leicht wir uns von solchen Perspektiven faszinieren und fixieren lassen, wie schnell sie unseren Blick bannen. Und dann werden wir abhängig von dem, was wir haben. Oder manche werden abhängig von dem, was sie nicht haben und wonach sie ständig mit allen Fasern streben. Das ist auch eine Form von Abhängigkeit. Und deshalb hat der Herr Jesus selbst persönlich in der Bergpredigt ein Testverfahren eingebaut, mit dem wir unser Verhältnis zu den Schätzen aller Art überprüfen sollen.    

4.   Dieses Testverfahren möchte ich hier im letzten Teil noch kurz in Erinnerung rufen. Es steht in Matthäus 6, 19 - 24, also mitten in der Bergpredigt. Da entfaltet der Herr Jesus dieses Thema, das wir hier bei Jakobus finden, auch teilweise in sprachlich ganz enger Übereinstimmung. Und diese Verse Matthäus 6, 19 – 24, die lesen sich wie eine weiterführende Erklärung zu den drei Abschnitten, die wir eben bei Jakobus studiert haben: Jakobus 1, 9 – 11, Jakobus 2, 1 – 6 und Jakobus 5, 1 – 4. Und jetzt kommt als letzter Text, in dem der Herr Jesus das noch vertieft, Matthäus 6, 19 – 24 dazu. Teste deine Schätze, so könnte man diesen Abschnitt überschreiben. Teste deine Schätze und damit wir eine Testanleitung haben, ein Verfahren, das wir anwenden können, nennt der Herr Jesus uns zwei Testfragen, zwei Testfragen, denen wir unsere Schätze bzw. unseren Umgang mit unseren Schätzen unterziehen sollen.

a)   Und die erste Testfrage ist eine Testfrage, die Sie an jeden guten Joghurt-Becher richten sollten, nämlich die Frage nach dem Haltbarkeitsdatum. Teste deine Schätze im Hinblick auf ihr Haltbarkeitsdatum. Wie lange hält unsere Gesundheit? Mancher hält seine Gesundheit für seinen einzigen und größten Schatz. Wie lange hält mein geschäftlicher Erfolg? Wie lange hält mein Wohlstand? Wie lange hält meine Arbeitsstelle? Und jetzt hören wir mal, was der Herr Jesus sagt Matthäus 6, 19:       
19 Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo die Motten und der Rost sie fressen und wo die Diebe nachgraben und stehlen. 20 Sammelt euch vielmehr Schätze im Himmel, wo weder die Motten noch der Rost sie fressen und wo die Diebe nicht nachgraben und stehlen! 21 Denn wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.
Und dann entfaltet der Herr Jesus diese Wahrheit noch mit dem Vergleich zwischen dem Auge und dem Herzen:       
22 Das Auge ist die Leuchte des Leibes.  
Damit ist das innere Auge gemeint. Also das Herz ist das Zentrum unseres gesamten Lebens. Und deswegen die Frage, woran richtet sich unser Herz aus. Und dann läuft alles auf diese Grundsatzentscheidung in Vers 24 zu:
24 Niemand kann zwei Herren dienen, denn er wird entweder den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhängen und den anderen verachten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon!
Also die erste Testfrage, die Jesus uns stellt, ist die nach dem Haltbar­keitsdatum. Stellen Sie sich vor, an allem, was Sie besitzen, oder an allen Fähigkeiten, auf die Sie stolz sind, an allen ideellen Reichtümern, die Ihnen möglicherweise viel viel wichtiger sind als Ihr Geld, an allem stünde ein Haltbarkeitsdatum. Jesus drängt uns, diese Frage zu stellen. Teste deine Schätze: deinen Erfolg, dein Ansehen, dein Aussehen, deine Sportlichkeit, deine Bildung, deine Kultur, deine Lebenserfahrung, deine Familie, deine Gesundheit. Und alle deine Schätze, sagt Jesus, lassen sich in zwei Gruppen einteilen. Und der Unterschied zwischen diesen beiden Gruppen liegt im Haltbarkeitsdatum. Die eine Gruppe, das sind die Schätze, die von Motten und Rost zerfressen werden, und die andere Gruppe, das sind die Schätze, die von Motten und Rost nicht klein zu kriegen sind. Die gefähr­dete Gruppe nenne ich die E-Schätze und die sichere Gruppe nenne ich die H-Schätze. Das eine sind die Schätze hier auf dieser Erde und das andere, sagt der Herr Jesus, sind die Schätze im Himmel. Die E-Schätze und die H-Schätze. Die E-Schätze stehen in Vers 19: Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden (die E-Schätze), wo die Motten und der Rost sie fressen. Und Vers 20 sind die H-Schätze: Sammelt euch vielmehr Schätze im Himmel, wo weder Motten noch Rost sie fressen. Das ist eine ganz klare Systematisierung, die Jesus hier vornimmt. Es gibt E-Schätze und es gibt H-Schätze und das Kriterium, an dem sie sich wesentlich unterscheiden, ist das Haltbarkeitsdatum.    
Und dann gucken wir uns zunächst die E-Schätze an, also von Vers 19. Von denen sagt Jesus: Alles wird gefressen. Schöne Wollkleider galten damals als Zeichen von besonderen Reichtum, aber die Motten waren stärker. Münze und Metalle waren die Wertpapiere und Geldanlagen jener Zeit. Aber auch sie fallen dem Rost zum Opfer. Und damit, sagt der Herr, ist es alles, alles unsicher, es ist alles vergänglich. Und selbst, was du bis zu deinem 90. Geburtstag stolz zusammen hälst, wird dir spätestens der letzte große Dieb entreißen. Und ich denke, Sie haben das gemerkt, was Jesus hier nicht sagt. Jesus sagt nicht: Ihr sollt keine Schätze auf Erden haben. Das sagt er nicht. Jesus sagt nicht: Ihr sollt euren Besitz zur Disposition stellen. Das sagt er nicht. Jesus sagt nicht: Ihr sollt nicht genießen. Sondern er sagt: Ihr sollt keine Schätze sammeln. D.h., wir sollen unser Herz nicht dran hängen. Wir sollen unsere Hoffnung nicht drauf setzen. Wir sollen unsere Gedanken nicht ständig drum kreisen lassen. Und wir sollen schon gar nicht den Sinn unseres Lebens darauf bauen. Dafür taugt es einfach nicht. Das Problem ist gar nicht unser Besitz. Das Problem sind nicht deine Millionen. Das Problem sind nicht deine großen Ehren, die du vor der Welt hast. Das Problem sind nicht deine Erfolge, die du aufzuweisen hast. Das Problem ist nicht deine tolle Familie, auf die du stolz bist. Sondern das Problem ist unsere Einstellung dazu. Wir müssen feststellen, dass die Bibel eine sehr unver­krampfte Haltung zu Geld hat, sofern es auf ehrliche Weise erworben wird. Also in der Bibel wird auch von vielen reichen Leuten gesprochen, die geistliche Vorbilder waren. Abraham und Hiob etwa waren für ihre Zeit aus­gesprochen wohlhabende Leute. Und auch später in den christlichen Gemeinden, da gab es eine ganze Reihe wohlhabender Christen. Und auch die Jünger waren nicht – was so von einer gewissen links gefärbten Theologie gerne behauptet wurde – im Grunde genommen das Lumpen­proletariat der damaligen Zeit. Das waren keine Straßenverkäufer, sondern die Jünger waren für damalige Verhältnisse eher Kleinunternehmer z.B., wenn die ein ordentliches Fischereigeschäft hatten und Mitarbeiter hatten, die sie beschäftigt haben. Nein, nicht der Besitz ist das Problem. Zwei Leute können ein gleich hohes Bankkonto haben und doch ganz anders damit umgehen. Für den einen ist es ein Schatz, um den sich seine ganze Sorge dreht. Und für den andern ist es schlichtweg ein großes Geschenk Gottes und er fragt sich ohne Unterlass, wie er Gott damit dienen kann. Also der Herr Jesus sagt: Wer irdische Schätze sammelt, wer sich auf seinen diesseitigen Besitz verlässt, sei es materiell oder ideell, wer nicht an das Haltbarkeitsdatum denkt, der steht am Ende mit leeren Händen da, der verrechnet sich wie der reiche Kornbauer, der sagt: Viele Jahre noch hast du Sicherheit. Und Gott sagt: Heute Nacht ist Ultimo. Heute Nacht ist Schluss. Ich muss in dem Zusammenhang immer an eine Geschäftsfrau denken, die ich in meiner Pfarrstelle in Osnabrück kennengelernt habe damals, liegt viele Jahre zurück. Und sie wusste, dass sie nicht mehr lange zu leben hat. Und ich habe sie besucht. Sie gehörte nicht zu unserer Gemeinde, aber ihre Tochter arbeitete bei uns mit und sie bat mich dann, ihre Mutter aufzusuchen. Und ich traf eine sehr, sehr nachdenkliche Frau an und wir hatten ein, ein sehr gutes offenes Gespräch. Und dann sagte sie. Was hatten wir eigentlich? Sie hatten ein wunderschönes Geschäft dort in einer Kleinstadt. Waren sehr angesehen als Familie auch. Was hatten wir eigentlich? Das ganze Leben haben wir gearbeitet. Ja, und unsere Kinder großgezogen, aber nicht mal für die hatten wir viel Zeit. Was hatten wir eigentlich? Und diese Dame hat das rechtzeitig gemerkt. Das war ein Segen, dass Gott ihr das geschenkt hat. Das war sicherlich auch mitver­ursacht durch die Gebete ihrer Tochter. Und sie hat ihr Leben mit Jesus in Ordnung gebracht. Und ihre Beerdigung dann – einige Wochen später – war ein Zeugnis für die Treue Gottes. Dass Gott Menschen aus den scheinbar sicheren Situationen, die aber doch in die Verzweiflung führen, heraus retten will, allein durch Jesus. Und das war eine wunderbare Möglichkeit, an ihrem Sarg das Evangelium zu verkünden. Gott hat sie da noch raus gezogen. Aber sie hat gemerkt, wie vergänglich, wie schwach, wie unzureichend alle irdischen Schätze sind.     
Und dann die andere Gruppe – die H-Schätze in Vers 20 – die haben eine ganz andere Qualität. Sie sind nicht anfällig für Motten, nicht anfällig für Rost, die können nicht mal von Dieben geklaut werden, nicht mal vom Steuerrecht uns weggenommen werden. Und diese ewigen Schätze, sie haben alle mit Gott zu tun Vers 20: Sammelt euch Schätze im Himmel, wo weder die Motten noch der Rost sie fressen und wo die Diebe nicht nach graben und stehlen. Sie haben kein Verfallsdatum. Diese Schätze kann man auch nicht sehen, das liegt an ihrem Aufbewahrungsort, nämlich im Himmel, in Gottes ewiger Welt. Aber man kann diese Schätze trotzdem schon rechtmäßig besitzen. Wie mit einem einem Gutschein, mit einer Urkunde verbürgt, wenn man sich das bildlich so vorstellen kann. Der Herr Jesus hat gesagt, dass alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben Johannes 3, 16. Und das ist der größte Schatz, den man überhaupt besitzen kann: das ewige Leben. Das ist der Hauptschatz. Dass ich weiß: Mein Leben ist fest, geborgen und sicher in den Händen dessen, der es mir geschenkt hat. Und er wird dafür sorgen, dass ich am Ende sicher bei ihm ankomme. Er wird mich retten. Er hält mich fest. Und auf ihn kann ich mich 100 %ig verlassen. Egal, und wenn morgen Schluss wäre, ich darf wissen, wo ich dann, wo ich dann aufwachen werde und dass ich auf ewig bei ihm sein darf. Das ist der Hauptschatz.   
Aber die Bibel verspricht uns noch weitere Schätze. Wer sein Leben an Jesus bindet, der bekommt nicht nur diese gültige Eintrittskarte für den Himmel, diese Garantie, sondern der bekommt noch eine ganze Menge an Nebenschätzen. Gott will uns zusätzlich belohnen. Er sagt immer wieder ganz deutlich in der Bibel, dass alles, was wir aus Liebe zu ihm getan haben, dass das nicht vergessen sein wird. Und dass jeder Mensch, den wir auf Jesus hinweisen konnten, den wir mit Jesus bekannt machen konnten oder den wir im Glauben stärken konnten, dass der uns wie ein Schatz im Himmel wieder begegnen wird. Und ihr Lieben, was wäre das großartig, wenn Gott zu uns sagen würde: „Du warst ein treuer Knecht. Du warst ein treuer Knecht. Du hast deine Begabungen wirklich für mich eingesetzt. Du hast ernst gemacht mit meinem Wort. Du hast der Bibel mehr gehorcht als allen menschlichen Parolen. Klar, du warst auch ein Sünder. Du hattest auch deine Probleme. Und du musstest Tag für Tag wiederkommen und Abbitte tun und meine Vergebung in Anspruch nehmen. Aber dein Herzblut hast du für mich eingesetzt. Und du, du hast dich reingehängt um meinetwillen. Du warst, du warst ein treuer Knecht. Du hast mich geliebt. Du hast mir gedient.“ Ihr Lieben, was wäre das, wenn das der Herr uns sagen würde? Jim Elliot, der berühmte Indianer-Missionar, hatte recht, als er sein Leben riskierte, um die Aucas, die Indianer, zu Gott zu rufen. Und als man ihn vor den Gefahren warnte, da hat er ja diesen berühmten Satz gesagt: „Der ist kein Narr, der hergibt, was er sowieso nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nicht mehr verlieren kann.“ Das sind die H-Schätze. Und das andere sind die E-Schätze. Das ist genau diese Unterscheidung. Der ist kein Narr, der hergibt, was er sowieso nicht behalten kann. Es ist ein gutes Geschäft, was wir da machen. Der hergibt, was er sowieso nicht behalten kann, um zu gewinnen, was er nicht verlieren kann. Das ist der erste Test. Und dann der zweite noch kurz hinterher, der auch damit zusammen hängt.     

b)   Es geht um das Haltbarkeitsdatum und es geht um unsere Herzenshaltung. Und das ist die andere Frage, die Jesus uns stellt. Er sagt in Vers 21: Wo dein Schatz ist, da wird dein Herz sein. Das ist ja nicht nur für die Zukunft wichtig, sondern das prägt mich ja schon heute. In der Bibel ist das Herz die Schaltzentrale des Menschen. Das Herz ist nicht einfach der Sitz des Gefühls, sondern das ist gewissermaßen ein multifunktionales System, von dem aus Denken, Wollen, Hoffen und Fühlen gestaltet und gesteuert werden. Unser Herz ist unsere Persönlichkeit. Mein Herz das bin ich. Und Jesus sagt: Woran du dein Herz hängst, das wird dein Leben prägen. Das wird dich ausfüllen. Die Schätze, für die du dich entscheidest, die werden deine Persönlichkeit in höchstem Maße beeinflussen: Wie du denkst. wonach du strebst, worum deine Überlegungen kreisen von Tag zu Tag, auch deine Gefühle, das wird in hohem Maße davon beeinflusst, wo dein Schatz ist. Und darum teste deine Schätze. Überprüfe sie daraufhin, was sie mit deinem, mit deinem Herzen machen. Wie beeinflussen sie dich? Wohin führen sie dich? Was kann, ja, Geld für eine massive Bindung bewirken? Weil Geld mir auch einen bestimmten Lebensstil ermöglicht. Und was kann dieser Lebensstil wiederum für meine ganze Sicht auf meine Existenz ausmachen? Dass ich das nicht verlieren will. Wo dein Schatz ist, da ist dein Herz. Oder für andere kann so ein Götze beruflicher Erfolg sein und dass er dem alles unterordnet: die Zeit mit seiner Familie, den Einsatz in der Gemeinde, seine charakterliche Integrität hier und da, die eine kleine krumme Tour, wenn's dem Geschäft denn dienlich ist und die Karriere fördert. Für den andern ist sein Götze seine Bequemlichkeit, dass er sagt: Ach, Karriere ist mir völlig unwichtig. Ich brauch auch nicht viel Geld, Hauptsache ich hab meine Ruhe. Hauptsache ich kann zurückgezogen meinen Müßiggang pflegen. Und kommt mir jetzt nicht mit irgendwelchen Verbindlichkeiten, dass ich irgendwo mitarbeiten soll in der Gemeinde oder so. Lasst mir meine Ruhe. Meine Bequemlichkeit, das ist mein Götze. Das werd ich nicht zur Disposition stellen. Egal, um mich herum kann die Welt zugrunde gehen, aber meine Bequemlichkeit, meine Ruhe, meine kleine stille vertraute Nische, das ist mein Götze und da lass ich mich nicht stören. Und das ist mein Glück. Für andere ist es die Kultur. Kultur ist etwas Wunderbares. Aber Kultur kann auch zum Götzen werden. Dass einer seine Vorliebe etwa für Klassische Musik oder Literatur oder Malerei und Kunst hat. Das ist, das ist das wahre Leben. Darin geh ich auf. Das zählt. Das hat Wert. Und jeder, der das nicht teilen kann, ist dann eben ein bisschen primitiv. Oder meine Familie. Gott hat uns ja die Familie auch als Auftrag gegeben. Die Familie ist kein Luxusartikel. Es ist eine, eine geistliche Verantwortung, gut für unsere Familie zu sorgen, liebevoll für die uns Anvertrauten wirklich da zu sein. Aber selbst die Familie kann zum Götzen werden. Und das sehen Sie spätestens daran, wenn jemand in der Art und Weise, wie er mit seiner Familie umgeht, plötzlich alle biblischen Grundsätze außer Kraft setzt. Ja, das gilt für die andern, aber nicht für meine Familie. Also wenn woanders Leute in wilder Ehe leben, dann kritisiere ich das natürlich und kritisiere das zurecht und ich weise darauf hin. Aber wenn meine eigene Tochter dann ihren Freund mit nach Hause bringt und der auch bei uns schläft und so, na ja die jungen Leute, die haben's eben schwer heute und da muss man Verständnis haben. Sondern dann wird mit zweierlei Maß gemessen, weil ich dieses, dieses vermeintliche Idyll nicht ankratzen lassen will. Gott kann in alles andere reinreden, aber bitteschön nicht in meine Familie. Und das ist ein Götze. Und darauf will Jesus uns hinweisen, wenn er sagt: Teste deine Schätze, welcher Art sie auch seien. Und überprüfe dich daraufhin, was sie mit deinem Herzen machen. Und wisse, dass nichts von dem wirklich bleiben kann, sondern richte, richte dein Herz aus auf Jesus allein und und bitte ihn, dass er, dass er dein Leben bestimmt, dass er dein Denken immer mehr prägt. Und dann wird Jesus dir den Schlüssel geben, so dass du mit all diesen vergänglichen Dingen souverän umgehen kannst. Wenn Gott dein Leben prägt, dann wirst du dadurch doch nicht weltfremd. Gott, Gott hat die Welt geschaffen. Und und wenn Gott dein Leben prägt, dann wirst du diese Welt auch an vielen Stellen genießen können, wie der Prediger Salomo das sagt: Wer kann genießen ohne ihn? Aber mit ihm kann man genießen, heißt das. Wir können dankbar das viele Gute in Anspruch nehmen, dass der Herr uns schenkt. Wir brauchen kein schlechtes Gewissen dabei zu haben, im Gegenteil, wir nehmen es aus des Herrn Hand: ein wunderschönes Essen, ein Urlaub, den Gott uns ermöglicht, was auch immer. Es ist seine Gabe. Und wir müssen nicht bei allem Guten, was wir genießen, ein 'christlich-schlechtes' Gewissen haben, dass möglicher­weise wir uns hier irgendwas nehmen, was uns nicht zusteht. Nein. Gott gibt uns eine große Freiheit und Souveränität darin, wie wir mit seiner Welt umgehen, aber der Schlüssel dazu ist, dass unser Herz an ihm hängt. Und dass wir's mit ihm genießen und unter seiner Führung. Und dass wir fragen: „Herr, was willst du? Was willst du, wie ich mit meinen Schätzen umgehe? Herr, gib es, dass mein Herz nicht an den Dingen hängt, sondern dass mein Herz an dir hängt. Und dass meine Schätze im Himmel sind. Und dann ordne du alles andere in meinem Leben so, dass es dich ehren möge.“    

 

Das ist die Botschaft, die uns auch Jakobus hier in diesen Versen ausrichten will und die der Herr Jesus durch diese Vertiefung und durch diese Konkretisierung, was Motten und Rost denn nun bedeutet, und durch dieses Testverfahren für unsere Schätze nochmal vertieft und so sind wir am Ende vor dieser dreifachen Überschätzung des Reichtums gewarnt.

Die Überschätzung des Reichtums – hatten wir gesehen – verleitet uns dazu, dass wir uns auf unseren Reichtum verlassen. Die Überschätzung des Reichtums verleitet uns zweitens dazu, Menschen ungerecht und ungleich zu behandeln. Und die Überschätzung des Reichtums kann uns drittens dazu verleiten, ihn als Selbstzweck zu horten. Und dann machen wir aus dem, was Gott uns gegeben hat, um es zum Guten einzusetzen, um ihm damit zu dienen und um auch glücklich und fröhlich und dankbar damit in dieser Welt zu leben, machen wir zu etwas, mit dem wir uns von Gott letztlich unmerklich an diesen Punkten immer weiter entfernen und so ein Eigenleben aufbauen, in das Jesus nicht hineinreden darf und das uns nicht wirklich froh machen wird und auf dem auch vor allem kein Segen liegen wird. Und darum, liebe Geschwister, lasst uns immer wieder fragen: „Woran will ich mein Herz hängen? Und was zählt wirklich?“

 

Deshalb schließe ich mit einer Kurzgeschichte, die der berühmte Literat Anton Pawlowitsch Tschechow geschrieben hat. 'Die Wette' heißt das. Eine berühmte Kurzgeschichte von Tschechow. Und daran kann man sehen, dass dieser russische Schriftsteller geahnt hat, was bei dieser Entscheidung von Matthäus 6, 24 auf dem Spiel steht: Niemand kann zwei Herren dienen.

Ein Bankier – so diese Kurzgeschichte von Tschechow – auf der Höhe seines Erfolges und ein junger Anwalt gehen eine Wette ein. Anlass ist die Diskussion über die Form des Strafvollzugs. Der Bankier vertritt in diesem Gespräch die These: Lebenslange Haft ist grausamer als Todesstrafe, denn bei lebenslanger Haft, da wird dem Inhaftierten das Leben gewissermaßen langsam heraus­gezogen. Und der 25jährige Jurist dagegen sagt: „Nein, ich würde lebenslanges Gefängnis vorziehen. Unter schlimmen Umständen zu leben ist besser als gar nicht zu leben.“ OK. Der reiche Bankier wettet mit dem Juristen um 2 Millionen Rubel (das spielt ja in Russland). Und er sagt: „Sie werden es nicht mal 5 Jahre in Einzelhaft aushalten. Wenn Sie's aber aushalten, dann bekommen Sie 2 Millionen. Wenn Sie's nicht aushalten, haben Sie die Möglichkeit, jederzeit in die Freiheit zurückzukehren und damit den Vertrag aufzulösen. Und der Jurist sagt: „Och für 2 Millionen da mach ich nicht nur 5 Jahre, da mach ich 15 Jahre.  

Und dann läuft die Uhr. Der Jurist muss sich in ein Gartenhaus begeben, das auf dem Grundstück des Bankiers steht. Das Haus wird rund um die Uhr bewacht. Und der Gefangene, dieser freiwillig Gefangene, bekommt alles, was er braucht: Essen, Literatur. Er darf nur keine Menschenseele sehen. Und am Anfang geht das alles auch ganz gut. Er spielt zunächst fast den ganzen Tag Klavier. Er genießt das, dass ihn keiner unterbricht. Und dann liest er und lernt verschiedene Sprachen. Und die Literatur, die er sich kommen lässt in sein Verlies, die wird immer anspruchsvoller. Im 10. Jahr greift er endlich zur Bibel und das verändert ihn zunehmend. Während drinnen die Jahre verstreichen, kommt draußen der Bankier aus der Erfolgsspur. Sein Vermögen wird weniger. Und dann kommt der Tag, an dem er die Wette zutiefst bereut. Er weiß, sie wird ihn arm machen und sie wird den beneidenswerten Juristen reich machen. Wenn er das Geld erhält, ist er erst 40, hat ja noch einen großen Teil des Lebens vor sich. Der Stichtag naht. Und am Vorabend beschließt der Bankier schließlich, den Juristen zu töten, um seine Wettschulden nicht bezahlen zu müssen. Er nimmt – so die Geschichte von Tschechow – er nimmt sein Gewehr, geht in das Gartenhaus und findet dort am Abend den Juristen schlafend vor einem Brief am Tisch sitzen. Der Bankier sieht den Juristen und denkt: „Na, der träumt schon von seinen 2 Millionen, die er morgen besitzen wird.“ Er will ihn erschießen. Und da fällt sein Blick auf den Brief, den der Jurist offensichtlich soeben geschrieben hat. In dem Brief liest er Folgendes: „Morgen um 12.00 werde ich frei sein. Aber vorher muss ich Ihnen noch etwas mitteilen. Mit reinem Gewissen und vor Gott, der mich sieht, erkläre ich Ihnen, dass ich das verachte, was ihr Freiheit nennt, und was eure Bücher als die Freuden dieser Welt bezeichnen. Ich verachte eure irdischen Segnungen und eure weltliche Weisheit. Sie sind wertlos, hohl und enttäuschend wie eine Fata Morgana, wie ein Trugbild. Ihr mögt euch für stolz, klug und schön halten, aber der Tod wird euch genauso vom Angesicht der Erde wegwischen wie er die Maus weg nimmt, die unter euren Fußsohlen flüchtet. Und auch eure Erben, eure Geschichte, eure unsterblichen Erfindungen werden zusammen mit der Erde erfrieren und verbrannt werden. Ihr haltet Lüge für Wahrheit und Abartigkeit für Schönheit. Um euch zu beweisen, wie sehr ich eure Werte verabscheue, verzichte ich auf die 2 Millionen, von denen ich früher einmal glaubte, sie würden mir die Tür zum Paradies öffnen, und die ich heute nur noch verachtet. Und damit ich das Recht auf dieses Geld verwirke, werde ich mein Gefängnis heute 5 Stunden vor der verabredeten Zeit verlassen und auf diese Weise unsere Vereinbarung ungültig machen.“ Da endet der Brief.

Als der Bankier das las, liefen ihm Tränen über das Gesicht. Er küsste den schlafenden Mann auf den Kopf und verließ still das Gartenhaus. Nie zuvor – schreibt Tschechow – hatte er sich so geschämt wie in diesem Augenblick. Vor Erschütterung konnte er die restliche Nacht nicht mehr schlafen. Um 7 Uhr morgens schließlich informierten ihn seine Wachleute, dass der Jurist gerade das Fenster geöffnet habe und durch die Pforte des Grundstücks verschwunden sei, 5 Stunden vor Ablauf der Frist.

Was ist wirklich wertvoll? Diese Frage hat Tschechow verstanden: Was öffnet mir wirklich die Pforte ins Paradies? Wie soll ich mein einziges Leben investieren? Und Jesus macht uns deutlich: Häng dein Herz nicht an Götzen, die dann versagen, wenn's wirklich drauf ankommt, sondern häng dein Herz an den Herrn. Es geht um viel viel mehr als nur die falschen Werte gegen die richtigen Werte einzu­tauschen. Es geht darum, wem ich vertraue und wem mein Leben gehört. Und darum möchte ich nach diesem fiktiven Beispiel schließen mit einem einem realen Beispiel eines Mannes, der wirklich sehr viel Geld besessen hat in seinem Leben.

 

Ich meine Deichmann, Heinz-Horst Deichmann, den berühmten Schuh­fabrikanten, der ein weltweites Imperium aufgebaut hat und der im Oktober letzten Jahres mit 88 Jahren verstorben ist. Deichmann hatte einen riesigen Konzern dirigiert, aber Deichmann hatte immer wieder deutlich gemacht, auch in seinen öffentlichen Äußerungen: Mein Leben soll Jesus dienen. Die Sächsische Zeitung beschrieb ihn als Schuhhändler, Milliardär und Missionar. Und schon vor 12 Jahren, 2003, und deshalb erzähl ich das, wurde Deichmann vom Manager Magazin in die sogenannte Hall of Fame aufgenommen. Also das ist eine besondere Ehrung von Managern für herausragende wirtschaftliche Erfolge. Da hatte er gewissermaßen den Gipfel des wirtschaftlichen Erfolges und seiner Managementkarriere errungen. Und ich will Ihnen am Ende vorlesen, mit welchen Worten Deichmann damals seine Dankesrede schloss, anlässlich der Aufnahme in die Hall of Fame durch das Manager Magazin. Er sagte, nachdem er seinen vielen Mitarbeitern gedankt hat: „Darüber hinaus weiß ich mich jedoch dem in Dankbarkeit verpflichtet, der seine Jünger nach ihrer Rückkehr von einer erfolgreichen Missionsreise so begrüßte (Lukas 10): Doch darüber freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind, freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind.“ Das war die Freude, das war das Ziel, das war das Glück von Heinz-Horst Deichmann und es sollte auch unser Glück sein.

 

 

 

 

Wir beten:

Herr Jesus, du weißt, wie jeder von uns an bestimmten Stellen in der Versuchung steht, Dinge zu horten, unabhängig von dir. Du kennst unsere Gefährdung, dass Dinge in unserem Leben sich verselbständigen können. Und wir bitten dich, dass du uns bewahrst, dass du uns immer wieder zurecht bringst. Herr, es ist unsere Sehnsucht und unsere Bitte, dass unser Herz wirklich ungeteilt an dir hängt. Und danke, dass du es nur gut mit uns meinst. Bitte bewahre uns, bring uns ans Ziel. Und gib, dass all das, was du uns an Schätzen in dieser Welt schenkst, Herr, dass wir's dir zur Verfügung stellen und einsetzen, um dir zu dienen und dich zu ehren Herr. Danke, dass du es so gut mit uns meinst. Und dir sei alle Ehre. Amen

 

 

AT = Altes Testament

NT = Neues Testament