Zeugen sein … damit Gott geehrt wird
Apostelgeschichte 14, 8-20
Predigt
Allianz-Gottesdienst
17.01.2010
Das Thema und der Text für die heutige
Predigt sind von der Evangelischen Allianz vorgegeben. Das Thema lautet:
„Zeugen sein … damit Gott geehrt wird.“ Und der zugehörige Text ist ein
Ausschnitt aus Apostelgeschichte 14: der Bericht darüber, was die Apostel
Paulus und Barnabas in Lystra in Kleinasien (der heutigen Türkei) erlebten.
8In Lystra lebte ein Mann, der verkrüppelte Füße hatte;
er war von Geburt an gelähmt und hatte noch nie auch nur einen Schritt getan. 9Dieser
Mann war unter den Zuhörern, als Paulus das Evangelium verkündete. Paulus
blickte ihn aufmerksam an, und als er merkte, dass der Gelähmte Vertrauen zu
Jesus gefasst hatte und dass er überzeugt war, er könne geheilt werden, 10sagte
er mit lauter Stimme zu ihm: »Steh auf! Stell dich auf deine Füße und richte
dich auf!« Da sprang der Mann auf und begann umherzugehen.
11Als die Volksmenge sah, was durch Paulus geschehen
war, brach ein Tumult los, und die Leute riefen auf Lykaonisch: »Die Götter
haben Menschengestalt angenommen und sind zu uns herabgekommen!« 12Sie
nannten Barnabas Zeus, und Paulus nannten sie Hermes, weil er der Wortführer
war.
13Der Priester des vor der Stadt gelegenen Zeustempels
brachte Stiere und Kränze zum Stadttor und wollte – zusammen mit der
Bevölkerung – Barnabas und Paulus Opfer darbringen. 14Als den beiden
Aposteln erklärt wurde, was die Leute vorhatten, zerrissen sie entsetzt ihre
Kleider, stürzten sich in die Menge und riefen: 15»Liebe Leute, was
macht ihr da? Wir sind doch auch nur Menschen – Menschen wie ihr! Und mit der
guten Nachricht, die wir euch bringen, fordern wir euch ja gerade dazu auf,
euch von all diesen Göttern abzuwenden, die gar keine sind. Wendet euch dem
lebendigen Gott zu, dem Gott, der den Himmel, die Erde und das Meer geschaffen
hat, das ganze Universum mit allem, was darin ist! 16Zwar ließ er in
der Vergangenheit alle Völker ihre eigenen Wege gehen. 17Doch er gab
sich ihnen schon immer zu erkennen, indem er ihnen Gutes tat. Er ist es, der
euch vom Himmel her Regen schickt und euch zu den von ihm bestimmten Zeiten
reiche Ernten schenkt; er gibt euch Nahrung im Überfluss und erfüllt euer Herz
mit Freude.«
18Mit diesen Worten konnten Paulus und Barnabas, wenn
auch nur mit größter Mühe, die Volksmenge davon abhalten, ihnen Opfer
darzubringen.
19Aber dann kamen Juden aus
Antiochia und Ikonion und redeten so lange auf die Bevölkerung von Lystra ein,
bis sie sie auf ihre Seite gezogen hatten. Daraufhin steinigten sie Paulus, und
als sie ihn für tot hielten, schleiften sie ihn zur Stadt hinaus. 20Doch
als ihn dann die Jünger umringten, kam er wieder zu sich. Er stand auf und ging
in die Stadt zurück. Am nächsten Tag machte er sich zusammen mit Barnabas auf
den Weg nach Derbe.
Der
entscheidende Augenblick
In der Geschichte von Paulus und Barnabas in
Lystra gibt es eine dramatische Zuspitzung. Es ist der Moment, wo den beiden
Aposteln dämmert, was man mit ihnen anstellen will: Der Zeuspriester und die
ganze Einwohnerschaft der Stadt wollen ihnen Tieropfer darbringen, weil sie sie
für Götter halten, für Zeus und Hermes. Wegen der ihnen unbekannten Sprache
brauchte es eine Weile, bis der Groschen fiel. Aber nun ist der alles
entscheidende Augenblick da: Wir werden Paulus und Barnabas reagieren?
Eine
verlockende Herausforderung
Man erklärt sie zu Göttern. Eine
phantastische, nie erträumte Aufwertung! Man will sich vor ihnen niederknien,
ihnen opfern, sie reich beschenken, sie von jetzt an auf Händen tragen. Eine
unglaubliche Ehre! Paulus hat schon so viel Anfeindung erlebt. In Damaskus
konnte er seinen Häschern nur in einem Korb entkommen, der über die Stadtmauer
heruntergelassen wurde. In Antiochia hatte man eine Verfolgung gegen ihn
angezettelt und ihn aus der Stadt ausweisen lassen. Vor kurzem noch, in
Ikonion, konnte er sich nur durch eine entschlossene Flucht vor der Steinigung
retten. Und hier sind jetzt endlich einmal Leute, die seine Arbeit schätzen,
die Gutes mit ihm vorhaben. Warum soll er sich das nicht gefallen lassen?
Die Leute verehren eigentlich nicht Paulus
als Paulus oder Barnabas als Barnabas. Sie verehren Zeus und Hermes. Nun sagt
ja die Bibel, dass diese Götter tot sind (im Gegensatz zu dem lebendigen Gott);
sie sind nicht-existent, unreal. Sie sind Menschen-gemacht, von Menschen
ausgedacht; es gibt sie ganz einfach nicht. Aber hinter all den vielen Göttern
steht der eine, der Gottes Gegenspieler ist, sein Todfeind und der Todfeind
aller Menschen: der Teufel. Er verfolgt hier eine neue Strategie im Kampf gegen
die Apostel, gegen das Evangelium, gegen Jesus: Bisher die Peitsche, jetzt das
Zuckerbrot. Bisher die geballte Faust, jetzt die Samthandschuhe. Vielleicht
macht das sie mundtot. Vielleicht sind sie die ewigen Auseinandersetzungen
leid. Vielleicht erliegen sie der Schmeichelei.
Man stelle sich nur mal vor, Paulus und
Barnabas hätten nachgegeben. Für den Augenblick wären sie fein raus gewesen.
Aber auf die Länge? Es wäre das Ende ihrer Mission gewesen. Sie hätten nie mehr
von Christus reden können. Sie hätten mit Sicherheit keine weiteren Wunder mehr
vollbracht, wie das die Leute erhofften. (Die Heilung des Gelähmten geschah ja
nicht in der Kraft von Zeus oder Hermes, sondern im Namen von Jesus!) In Lystra
wäre keine Gemeinde entstanden. Ein glaubwürdiges Eintreten für Jesus wäre in
dieser Gegend für lange Zeit unmöglich geworden. Und wir hätten keinen einzigen
Brief von Paulus (die sind alle erst nach Lystra geschrieben worden); das Neue
Testament in seiner jetzigen Gestalt würde es nicht geben.
Probe
bestanden!
Das alles hätte dem Teufel natürlich mächtig
in den Kram gepasst. Aber der Teufel hat mit einem nicht gerechnet: mit der
totalen Fixierung von Paulus und Barnabas auf Gott; mit ihrer totalen Hingabe
an Gott den Vater und Gott den Sohn, Jesus Christus. Nicht eine Sekunde zögern,
schwanken, überlegen es sich die beiden. Es geht ihnen nicht um ihre
Ehre. Es geht ihnen um Gottes Ehre. Und da perlt die ganze Schmeichelei,
perlen all die schönen Aussichten auf Ruhm und Reichtum wie Wasser an einer
Ente ab. Da bleibt nur das Entsetzen, dass um ein Haar so etwas Widersinniges
hätte passieren können: dass man die Boten des einen Gottes selbst für
Götter erklärt!
Halbgötter
oder Gott?
Paulus und Barnabas zerreißen ihre Kleider
zum Zeichen der äußersten Empörung. Was sich hier abspielt, ist
Gotteslästerung! Sie stürzen sich in das Gewühl. Stopp, schreit Paulus. Ihr
lieben Leute: Stopp! Das ist alles ein riesengroßes Missverständnis! Wir sind
nicht Zeus und Hermes. Wir sind ganz normale Menschen, Menschen wir ihr. Und
mit unserem Besuch bei euch wollen wir euch doch gerade sagen, dass es nur
einen Gott gibt, einen einzigen, einen wirklichen, einen lebendigen. Dem
müsst ihr euch zuwenden, den sollt ihr verehren! Es gibt keinen Zeus, es
gibt keinen Hermes, es gibt keinen einzigen von diesen unzähligen Göttern, die
ihr euch ausgedacht habt. Überlegt doch mal: Zeus ist für Blitz und Donner
zuständig, Demeter für die Erde, Poseidon für das Meer, Apollon für die Sonne,
Artemis für den Mond, Hermes für den Handel, Ares für den Krieg, Aphrodite für
die Liebe, Hera fürs Kinderkriegen … Und so geht das immer weiter. Es gibt
hunderte und tausende von Göttern. Jeder ist für eine kleine Ecke im
Weltgetriebe verantwortlich. Muss ein Gott nicht allmächtig sein, wenn er
wirklich Gott sein will? Wenn er beansprucht, Gott genannt zu werden? Eure
Götter sind halbmächtig, viertelsmächtig, achtelsmächtig. Sie müssen ihre Macht
mit hundert anderen teilen. Ihr Können ist auf einen winzigen Ausschnitt
beschränkt. Was sie fertigbringen, ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Nein,
ein echter Gott muss anders sein als Zeus oder Hermes. Der Gott, den wir euch
verkünden, hat alles geschaffen – den Himmel und die Erde und das Meer, das
ganze Universum mit allem, was darin ist. Er lässt die Sonne scheinen und lässt
es regnen. Er lässt das Gras wachsen und das Getreide, die Bohnen und die
Linsen, die Feigen und die Weintrauben und die Granatäpfel. Ihm gehört alles,
er regiert über alles, er hat einen Plan für alles. Ein Gott, ein
allmächtiger Gott.
Angst oder
Freude?
Und dazu ein Gott, der uns liebhat und uns
Gutes tut. „Er erfüllt euer Herz mit Freude“, sagt Paulus. Mit was haben denn
die Götter der Griechen die Herzen der Menschen erfüllt? Mit Angst! Die Götter
waren unberechenbar. Man wusste nie, wo man bei ihnen dran war. Mal hatten sie
gute Laune, mal war ihnen eine Laus über die Leber gelaufen. Ständig musste man
versuchen, sie gnädig zu stimmen; nie wusste man, wie sie reagieren würden.
Immerzu musste man sich um ihre Gunst bemühen und konnte sich doch nie sicher
sein, ob die Anstrengungen ausreichten. Willkür-Götter. Das Leben der Menschen
war erfüllt von der Angst, es den Göttern recht zu machen, ihren Missmut zu
besänftigen, ihren Zorn abzuwenden. Der wahre Gott, sagt Paulus, erfüllt unser
Herz mit Freude. Beim wahren Gott wissen wir, wo wir dran sind. Er muss nicht
gnädig gestimmt werden; er ist gnädig. Wir müssen nicht fürchten, dass
er irgendeinen Groll, irgendeine Gereiztheit an uns auslässt. Er liebt uns. Er
hat sich tausend Dinge ausgedacht, die uns Freude bereiten sollen: Das
Vogelgezwitscher am frühen Morgen. Das Lächeln eines Babys. Die Farbenpracht
eines Tulpenfeldes. Die romantische Stimmung bei einem Sonnenuntergang. Und
dass man sich, wenn die Sonne dann untergangen ist, schlafen legen darf und
nicht rund um die Uhr immer weiter schuften muss. Gott dreht uns sozusagen das
Licht aus, damit wir neue Kräfte sammeln können.
Aber dann hat sich Gott noch etwas
ausgedacht, eine ganz besondere Freude. Gott weiß, dass wir immer wieder Dinge
tun, die nicht recht sind – nicht recht vor ihm, nicht recht gegenüber unseren
Mitmenschen, nicht recht nach unserem eigenen Maßstab. Wir machen uns schuldig.
Und dann plagt uns das Gewissen. Wir können unseren Mitmenschen nicht mehr in
die Augen sehen. Wir können Gott nicht mehr in die Augen sehen. Wir können die
Freuden, die Gott uns schenkt, gar nicht mehr richtig genießen. Und genau an
der Stelle hat Gott sich etwas ausgedacht: Er hat seinen eigenen Sohn auf die
Erde geschickt, Jesus Christus. Und dieser Jesus hat alle unsere Schuld auf
sich geladen und hat an unserer Stelle die bittere Konsequenz getragen, den
Tod. Er starb am Kreuz, als wäre er der Schuldige und nicht wir. Und
weil er unschuldig war, hat Gott ihn wieder zum Leben erweckt. Seitdem besteht
dieses Angebot Gottes: Wer sein Leben Jesus anvertraut, den befreit er von
seiner Schuld, dem schenkt er ein gutes Gewissen, den nimmt er in seine Familie
auf. Das ist die größte Freude überhaupt.
Gefahr
abgewehrt …
Allerdings scheint es so, als wäre Paulus bei
dieser Kurzpredigt gar nicht mehr im Detail auf Jesus zu sprechen gekommen. Es
ging ja zunächst einmal nur darum, zu verhindern, dass die Leute ihnen wie
Göttern opferten. Und immerhin: Das klappte, wenn auch nur mit Ach und Krach,
mit Hängen und Würgen. Irgendwie haben sie kapiert, dass zwei Männer, die so vehement
nur einen Gott als Gott anerkennen, schlecht selber zwei Götter sein
können. Paulus und Barnabas können aufatmen. Jetzt können sie in aller Ruhe
diejenigen um sich scharen, die mehr von dem einen Gott und seinem Sohn wissen
möchten.
… und neue
Gefahr heraufbeschworen
Lukas teilt uns nicht ausdrücklich mit, ob
ihre Arbeit erfolgreich war. Nur eins stellt er klar: Mit der Ruhe war es bald
vorbei. Auf den beiden vorherigen Stationen seiner Reise – in Antiochia und in
Ikonion – gelang es Paulus zwar jedesmal, Menschen für Jesus zu gewinnen und
eine Gemeinde ins Leben zu rufen, aber jedesmal waren da auch jüdische Gegner,
die alles versuchten, um Paulus das Handwerk zu legen. In Antiochia zettelten
sie eine Verfolgung gegen ihn an, bis die Stadtobersten ihn schließlich
auswiesen. In Ikonion schürten sie Hass und Aggressionen und planten einen
tödlichen Anschlag gegen ihn, so dass Paulus fliehen musste. Und jetzt kommen
dieselben Leute auch nach Lystra und wiegeln auch hier die Bevölkerung gegen
Paulus auf. 150 km von Antiochia, ohne Autobahn, ohne Intercity, ohne Überlandbus.
Wie groß muss ihr Hass auf Jesus gewesen sein, dass sie nicht einmal vor
solchen Distanzen zurückschrecken! Und diesmal machen sie ernst mit ihren
Mordabsichten: Sie steinigen ihn, und als sich der geschundene Körper nicht
mehr rührt, schleifen sie ihn vor die Stadttore und lassen ihn dort liegen.
Aus
Verehrung wird Hass
Ist das nicht fast unheimlich? Gerade noch
hatten die Leute aus Lystra Paulus zum Gott erklärt und wollten ihm Opfer
bringen – und jetzt schleudern sie Steine nach ihm, bis er blutüberströmt
zusammenbricht. So schnell kann Bewunderung in Hass umschlagen! Heute „Hosianna!“
und morgen „Kreuzige ihn!“ Genau wie bei Jesus. Wie ist so was möglich?
Erstens, glaube ich, waren die Lystraianer
verärgert, gekränkt. Sie wollten Paulus göttliche Ehre erweisen – und er
akzeptierte es nicht. Jetzt stehen sie mit ihrer frommen Idee im Regen, und das
nehmen sie ihm übel. Beleidigte Leberwürste. Nur weil da jemand ist, der nicht
so will, wie sie wollen.
Zweitens können sie sich plötzlich nicht mehr
wichtig machen. Das ist doch bei allen Religionen so: Vordergründig ehrt man
die Götter. In Wirklichkeit klopft man sich selbst auf die Schulter: Ich habe
was Frommes geleistet. Das muss Gott honorieren. Ich habe mich um ihn bemüht.
Jetzt muss er mir ein paar Punkte auf meinem Konto gutschreiben. Hat Jesus
nicht genau davor gewarnt?
Stichwort Gebet: Wenn es Dir beim Beten
wirklich um Gottes Ehre geht, dann bete im Verborgenen. Wenn Du extra so
betest, dass möglichst viele deine salbungsvollen Worte mitkriegen, betest Du
zu Deinem eigenen Ruhm, und Gott hält sich die Ohren zu!
Stichwort Fasten: Wenn es Dir beim Fasten
wirklich um Gottes Ehre geht, dann häng Deinen Verzicht nicht an die große
Glocke. Andernfalls lenkst Du die Aufmerksamkeit auf dich statt auf Gott.
Stichwort Spende: Wenn Du einen Geldbetrag in
die Kollekte legen willst, dann halte den 1000-Franken-Schein nicht erst so
lange in die Höhe, bis ihn jeder gesehen hat. (Sorry, ich hab gerade keinen
Tausender zur Hand.) Mit solchem Geld förderst Du nicht Gottes Sache, sondern
Deine eigene.
So ist das doch: Wir wollen etwas leisten,
etwas Frommes. Und dann meinen wir, dass Gott uns dafür besonders gern hat.
Aber beim Evangelium funktioniert das so nicht. Da muss man umkehren, sich
abwenden von den Göttern, sich abwenden von allen eigenen Leistungen, mit denen
man sich das Himmelreich verdienen wollte. Und wenn man umkehrt, heißt das
nichts anderes als: Zugeben, dass man bisher in die falsche Richtung gegangen
ist. Da fällt aller Selbstruhm in sich zusammen. Da bleibt nur noch die Ehre
Gottes. Und das geht unserem Ich ganz schön gegen den Strich. Da müssen wir
erst mal schlucken, ehe wir zustimmen.
Es gibt noch einen dritten Grund, wieso die
Leute so schnell umschwenkten vom „Hosianna“ zum „Kreuzige ihn“. Die
Zeuspriester von Lystra werden schnell begriffen haben, dass diese neue
Religion ihnen ans Eingemachte geht. Wenn das stimmt, was Paulus sagt – nix
Zeus, nix Hermes –, dann heißt das auch: Nix Zeustempel. Nix Geschäft. Nix
Money. Und für Geld geht nicht nur die Mafia über Leichen; da können sogar
fromme Leute alle Skrupel hinter sich lassen. Aber so ist das eben: Der
christliche Glaube lässt sich mit keiner anderen Religion koppeln. Der Gott der
Bibel lässt sich nicht mit anderen Göttern vor denselben Karren spannen.
Zwischen Gott und den Göttern wird es nie einen Pakt geben. Die Zeuspriester hatten
sich ausgerechnet, sie könnten diese Wunderheiler in ihren eigenen Kult
integrieren. Und wie sie merken, dass Paulus und Barnabas sich querstellen, ist
es ganz schnell vorbei mit den Flötentönen und dem ehrenvollen Gesäusel. Jetzt
wird knallhart kalkuliert: Wir oder sie. Wir wollen diesen neuen Ideen keinen
Glauben schenken. Also müssen sie dran glauben. Und so kommt es dann eben, dass
Steine fliegen.
Totgeglaubt
und trotzdem erfolgreich
Zum Schluss noch dies: Blieb Paulus denn
wirklich tot vor den Stadttoren von Lystra liegen? Paulus war gar nicht tot!
Halbtot war er sicher, dreivierteiltot. Aber hier steht: „Doch als ihn dann die
Jünger umringten, kam er wieder zu sich. Er stand auf und ging in die Stadt
zurück.“ So schrecklich die Steinwurf-Schmerzen und die Todesängste gewesen
sein müssen – dass Paulus hier mit dem Leben davonkam, wurde für ihn eine
unüberbietbare Erfahrung der Macht und Liebe Gottes – und dafür, dass Gott ihn
weiterhin gebrauchen wollte, dass sein Auftrag noch nicht zu Ende war.
„Die Jünger umringten ihn“, heißt es. Was
waren denn das für Jünger? Das können nur Leute aus Lystra gewesen sein, die
durch die Predigt und das Vorbild von Paulus zum Glauben an Jesus gekommen
waren. Einige haben also doch begriffen. Einige haben doch kehrt gemacht – weg
von den Göttern und hin zu dem einen wahren Gott. Einige haben aufgehört, ihre
eigene Ehre zu suchen, und haben begonnen, Gott die Ehre zu geben. Die Arbeit
von Paulus und Barnabas war mit Gefahren und Ablehnung verbunden, mit
Anfeindung und Verleumdung, aber sie hat sich doch gelohnt.
Wir alle kennen zumindest einen
Christen aus Lystra. Er ist wahrscheinlich durch Paulus zum Glauben an Jesus
gekommen; auf jeden Fall hat Paulus in ihm so etwas gesehen wie seinen eigenen
Sohn. Von allen seinen Mitarbeitern war er der, der ihm am allernächsten stand.
Paulus hat ihm zwei Briefe geschrieben, die uns im Neuen Testament erhalten
geblieben sind. Sie wissen, wen ich meine: Timotheus. Lesen Sie die ersten 3
Verse von Apostelgeschichte 16! Im zweiten der beiden Briefe an Timotheus,
unmittelbar vor Paulus‘ Tod geschrieben, heißt es: „Du weißt ja, was ich in
Antiochia, Ikonion und Lystra alles durchgemacht habe und wie sehr ich dort
verfolgt wurde! Aber aus jeder Gefahr, in die ich geriet, hat der Herr mich
gerettet.“ (2. Timotheus 3, 11). „Du weißt, was ich in Lystra alles
durchgemacht habe!“ Vielleicht gehörte Timotheus zu den Jüngern, die im Kreis
um den gesteinigten Paulus standen. Vielleicht hat er miterlebt, wie Paulus
wieder zu sich kam, aufstand und weiterpredigte. Er hat die Macht Gottes
bewundert und über den Mut von Paulus gestaunt und hat beschlossen, dasselbe zu
werden wie dieser Mann: ein Zeuge für Jesus Christus – damit Gott geehrt wird.