Zeugen sein … damit Gott geehrt wird

Apostelgeschichte 14, 8-20

Predigt Andreas Symank
Allianz-Gottesdienst
17.01.2010

 

Das Thema und der Text für die heutige Predigt sind von der Evangelischen Allianz vorgegeben. Das Thema lautet: „Zeugen sein … damit Gott geehrt wird.“ Und der zugehörige Text ist ein Ausschnitt aus Apostelgeschichte 14: der Bericht darüber, was die Apostel Paulus und Barnabas in Lystra in Kleinasien (der heutigen Türkei) erlebten.

8In Lystra lebte ein Mann, der verkrüppelte Füße hatte; er war von Geburt an gelähmt und hatte noch nie auch nur einen Schritt getan. 9Dieser Mann war unter den Zuhörern, als Paulus das Evangelium verkündete. Paulus blickte ihn aufmerksam an, und als er merkte, dass der Gelähmte Vertrauen zu Jesus gefasst hatte und dass er überzeugt war, er könne geheilt werden, 10sagte er mit lauter Stimme zu ihm: »Steh auf! Stell dich auf deine Füße und richte dich auf!« Da sprang der Mann auf und begann umherzugehen.

11Als die Volksmenge sah, was durch Paulus geschehen war, brach ein Tumult los, und die Leute riefen auf Lykaonisch: »Die Götter haben Menschengestalt angenommen und sind zu uns herabgekommen!« 12Sie nannten Barnabas Zeus, und Paulus nannten sie Hermes, weil er der Wortführer war.

13Der Priester des vor der Stadt gelegenen Zeustempels brachte Stiere und Kränze zum Stadttor und wollte – zusammen mit der Bevölkerung – Barnabas und Paulus Opfer darbringen. 14Als den beiden Aposteln erklärt wurde, was die Leute vorhatten, zerrissen sie entsetzt ihre Kleider, stürzten sich in die Menge und riefen: 15»Liebe Leute, was macht ihr da? Wir sind doch auch nur Menschen – Menschen wie ihr! Und mit der guten Nachricht, die wir euch bringen, fordern wir euch ja gerade dazu auf, euch von all diesen Göttern abzuwenden, die gar keine sind. Wendet euch dem lebendigen Gott zu, dem Gott, der den Himmel, die Erde und das Meer geschaffen hat, das ganze Universum mit allem, was darin ist! 16Zwar ließ er in der Vergangenheit alle Völker ihre eigenen Wege gehen. 17Doch er gab sich ihnen schon immer zu erkennen, indem er ihnen Gutes tat. Er ist es, der euch vom Himmel her Regen schickt und euch zu den von ihm bestimmten Zeiten reiche Ernten schenkt; er gibt euch Nahrung im Überfluss und erfüllt euer Herz mit Freude.«

18Mit diesen Worten konnten Paulus und Barnabas, wenn auch nur mit größter Mühe, die Volksmenge davon abhalten, ihnen Opfer darzubringen.

19Aber dann kamen Juden aus Antiochia und Ikonion und redeten so lange auf die Bevölkerung von Lystra ein, bis sie sie auf ihre Seite gezogen hatten. Daraufhin steinigten sie Paulus, und als sie ihn für tot hielten, schleiften sie ihn zur Stadt hinaus. 20Doch als ihn dann die Jünger umringten, kam er wieder zu sich. Er stand auf und ging in die Stadt zurück. Am nächsten Tag machte er sich zusammen mit Barnabas auf den Weg nach Derbe.

 

Der entscheidende Augenblick

In der Geschichte von Paulus und Barnabas in Lystra gibt es eine dramatische Zuspitzung. Es ist der Moment, wo den beiden Aposteln dämmert, was man mit ihnen anstellen will: Der Zeuspriester und die ganze Einwohnerschaft der Stadt wollen ihnen Tieropfer darbringen, weil sie sie für Götter halten, für Zeus und Hermes. Wegen der ihnen unbekannten Sprache brauchte es eine Weile, bis der Groschen fiel. Aber nun ist der alles entscheidende Augenblick da: Wir werden Paulus und Barnabas reagieren?

Eine verlockende Herausforderung

Man erklärt sie zu Göttern. Eine phantastische, nie erträumte Aufwertung! Man will sich vor ihnen niederknien, ihnen opfern, sie reich beschenken, sie von jetzt an auf Händen tragen. Eine unglaubliche Ehre! Paulus hat schon so viel Anfeindung erlebt. In Damaskus konnte er seinen Häschern nur in einem Korb entkommen, der über die Stadtmauer heruntergelassen wurde. In Antiochia hatte man eine Verfolgung gegen ihn angezettelt und ihn aus der Stadt ausweisen lassen. Vor kurzem noch, in Ikonion, konnte er sich nur durch eine entschlossene Flucht vor der Steinigung retten. Und hier sind jetzt endlich einmal Leute, die seine Arbeit schätzen, die Gutes mit ihm vorhaben. Warum soll er sich das nicht gefallen lassen?

Die Leute verehren eigentlich nicht Paulus als Paulus oder Barnabas als Barnabas. Sie verehren Zeus und Hermes. Nun sagt ja die Bibel, dass diese Götter tot sind (im Gegensatz zu dem lebendigen Gott); sie sind nicht-existent, unreal. Sie sind Menschen-gemacht, von Menschen ausgedacht; es gibt sie ganz einfach nicht. Aber hinter all den vielen Göttern steht der eine, der Gottes Gegenspieler ist, sein Todfeind und der Todfeind aller Menschen: der Teufel. Er verfolgt hier eine neue Strategie im Kampf gegen die Apostel, gegen das Evangelium, gegen Jesus: Bisher die Peitsche, jetzt das Zuckerbrot. Bisher die geballte Faust, jetzt die Samthandschuhe. Vielleicht macht das sie mundtot. Vielleicht sind sie die ewigen Auseinandersetzungen leid. Vielleicht erliegen sie der Schmeichelei.

Man stelle sich nur mal vor, Paulus und Barnabas hätten nachgegeben. Für den Augenblick wären sie fein raus gewesen. Aber auf die Länge? Es wäre das Ende ihrer Mission gewesen. Sie hätten nie mehr von Christus reden können. Sie hätten mit Sicherheit keine weiteren Wunder mehr vollbracht, wie das die Leute erhofften. (Die Heilung des Gelähmten geschah ja nicht in der Kraft von Zeus oder Hermes, sondern im Namen von Jesus!) In Lystra wäre keine Gemeinde entstanden. Ein glaubwürdiges Eintreten für Jesus wäre in dieser Gegend für lange Zeit unmöglich geworden. Und wir hätten keinen einzigen Brief von Paulus (die sind alle erst nach Lystra geschrieben worden); das Neue Testament in seiner jetzigen Gestalt würde es nicht geben.

Probe bestanden!

Das alles hätte dem Teufel natürlich mächtig in den Kram gepasst. Aber der Teufel hat mit einem nicht gerechnet: mit der totalen Fixierung von Paulus und Barnabas auf Gott; mit ihrer totalen Hingabe an Gott den Vater und Gott den Sohn, Jesus Christus. Nicht eine Sekunde zögern, schwanken, überlegen es sich die beiden. Es geht ihnen nicht um ihre Ehre. Es geht ihnen um Gottes Ehre. Und da perlt die ganze Schmeichelei, perlen all die schönen Aussichten auf Ruhm und Reichtum wie Wasser an einer Ente ab. Da bleibt nur das Entsetzen, dass um ein Haar so etwas Widersinniges hätte passieren können: dass man die Boten des einen Gottes selbst für Götter erklärt!

Halbgötter oder Gott?

Paulus und Barnabas zerreißen ihre Kleider zum Zeichen der äußersten Empörung. Was sich hier abspielt, ist Gotteslästerung! Sie stürzen sich in das Gewühl. Stopp, schreit Paulus. Ihr lieben Leute: Stopp! Das ist alles ein riesengroßes Missverständnis! Wir sind nicht Zeus und Hermes. Wir sind ganz normale Menschen, Menschen wir ihr. Und mit unserem Besuch bei euch wollen wir euch doch gerade sagen, dass es nur einen Gott gibt, einen einzigen, einen wirklichen, einen lebendigen. Dem müsst ihr euch zuwenden, den sollt ihr verehren! Es gibt keinen Zeus, es gibt keinen Hermes, es gibt keinen einzigen von diesen unzähligen Göttern, die ihr euch ausgedacht habt. Überlegt doch mal: Zeus ist für Blitz und Donner zuständig, Demeter für die Erde, Poseidon für das Meer, Apollon für die Sonne, Artemis für den Mond, Hermes für den Handel, Ares für den Krieg, Aphrodite für die Liebe, Hera fürs Kinderkriegen … Und so geht das immer weiter. Es gibt hunderte und tausende von Göttern. Jeder ist für eine kleine Ecke im Weltgetriebe verantwortlich. Muss ein Gott nicht allmächtig sein, wenn er wirklich Gott sein will? Wenn er beansprucht, Gott genannt zu werden? Eure Götter sind halbmächtig, viertelsmächtig, achtelsmächtig. Sie müssen ihre Macht mit hundert anderen teilen. Ihr Können ist auf einen winzigen Ausschnitt beschränkt. Was sie fertigbringen, ist nichts Halbes und nichts Ganzes. Nein, ein echter Gott muss anders sein als Zeus oder Hermes. Der Gott, den wir euch verkünden, hat alles geschaffen – den Himmel und die Erde und das Meer, das ganze Universum mit allem, was darin ist. Er lässt die Sonne scheinen und lässt es regnen. Er lässt das Gras wachsen und das Getreide, die Bohnen und die Linsen, die Feigen und die Weintrauben und die Granatäpfel. Ihm gehört alles, er regiert über alles, er hat einen Plan für alles. Ein Gott, ein allmächtiger Gott.

Angst oder Freude?

Und dazu ein Gott, der uns liebhat und uns Gutes tut. „Er erfüllt euer Herz mit Freude“, sagt Paulus. Mit was haben denn die Götter der Griechen die Herzen der Menschen erfüllt? Mit Angst! Die Götter waren unberechenbar. Man wusste nie, wo man bei ihnen dran war. Mal hatten sie gute Laune, mal war ihnen eine Laus über die Leber gelaufen. Ständig musste man versuchen, sie gnädig zu stimmen; nie wusste man, wie sie reagieren würden. Immerzu musste man sich um ihre Gunst bemühen und konnte sich doch nie sicher sein, ob die Anstrengungen ausreichten. Willkür-Götter. Das Leben der Menschen war erfüllt von der Angst, es den Göttern recht zu machen, ihren Missmut zu besänftigen, ihren Zorn abzuwenden. Der wahre Gott, sagt Paulus, erfüllt unser Herz mit Freude. Beim wahren Gott wissen wir, wo wir dran sind. Er muss nicht gnädig gestimmt werden; er ist gnädig. Wir müssen nicht fürchten, dass er irgendeinen Groll, irgendeine Gereiztheit an uns auslässt. Er liebt uns. Er hat sich tausend Dinge ausgedacht, die uns Freude bereiten sollen: Das Vogelgezwitscher am frühen Morgen. Das Lächeln eines Babys. Die Farbenpracht eines Tulpenfeldes. Die romantische Stimmung bei einem Sonnenuntergang. Und dass man sich, wenn die Sonne dann untergangen ist, schlafen legen darf und nicht rund um die Uhr immer weiter schuften muss. Gott dreht uns sozusagen das Licht aus, damit wir neue Kräfte sammeln können.

Aber dann hat sich Gott noch etwas ausgedacht, eine ganz besondere Freude. Gott weiß, dass wir immer wieder Dinge tun, die nicht recht sind – nicht recht vor ihm, nicht recht gegenüber unseren Mitmenschen, nicht recht nach unserem eigenen Maßstab. Wir machen uns schuldig. Und dann plagt uns das Gewissen. Wir können unseren Mitmenschen nicht mehr in die Augen sehen. Wir können Gott nicht mehr in die Augen sehen. Wir können die Freuden, die Gott uns schenkt, gar nicht mehr richtig genießen. Und genau an der Stelle hat Gott sich etwas ausgedacht: Er hat seinen eigenen Sohn auf die Erde geschickt, Jesus Christus. Und dieser Jesus hat alle unsere Schuld auf sich geladen und hat an unserer Stelle die bittere Konsequenz getragen, den Tod. Er starb am Kreuz, als wäre er der Schuldige und nicht wir. Und weil er unschuldig war, hat Gott ihn wieder zum Leben erweckt. Seitdem besteht dieses Angebot Gottes: Wer sein Leben Jesus anvertraut, den befreit er von seiner Schuld, dem schenkt er ein gutes Gewissen, den nimmt er in seine Familie auf. Das ist die größte Freude überhaupt.

Gefahr abgewehrt …

Allerdings scheint es so, als wäre Paulus bei dieser Kurzpredigt gar nicht mehr im Detail auf Jesus zu sprechen gekommen. Es ging ja zunächst einmal nur darum, zu verhindern, dass die Leute ihnen wie Göttern opferten. Und immerhin: Das klappte, wenn auch nur mit Ach und Krach, mit Hängen und Würgen. Irgendwie haben sie kapiert, dass zwei Männer, die so vehement nur einen Gott als Gott anerkennen, schlecht selber zwei Götter sein können. Paulus und Barnabas können aufatmen. Jetzt können sie in aller Ruhe diejenigen um sich scharen, die mehr von dem einen Gott und seinem Sohn wissen möchten.

… und neue Gefahr heraufbeschworen

Lukas teilt uns nicht ausdrücklich mit, ob ihre Arbeit erfolgreich war. Nur eins stellt er klar: Mit der Ruhe war es bald vorbei. Auf den beiden vorherigen Stationen seiner Reise – in Antiochia und in Ikonion – gelang es Paulus zwar jedesmal, Menschen für Jesus zu gewinnen und eine Gemeinde ins Leben zu rufen, aber jedesmal waren da auch jüdische Gegner, die alles versuchten, um Paulus das Handwerk zu legen. In Antiochia zettelten sie eine Verfolgung gegen ihn an, bis die Stadtobersten ihn schließlich auswiesen. In Ikonion schürten sie Hass und Aggressionen und planten einen tödlichen Anschlag gegen ihn, so dass Paulus fliehen musste. Und jetzt kommen dieselben Leute auch nach Lystra und wiegeln auch hier die Bevölkerung gegen Paulus auf. 150 km von Antiochia, ohne Autobahn, ohne Intercity, ohne Überlandbus. Wie groß muss ihr Hass auf Jesus gewesen sein, dass sie nicht einmal vor solchen Distanzen zurückschrecken! Und diesmal machen sie ernst mit ihren Mordabsichten: Sie steinigen ihn, und als sich der geschundene Körper nicht mehr rührt, schleifen sie ihn vor die Stadttore und lassen ihn dort liegen.

Aus Verehrung wird Hass

Ist das nicht fast unheimlich? Gerade noch hatten die Leute aus Lystra Paulus zum Gott erklärt und wollten ihm Opfer bringen – und jetzt schleudern sie Steine nach ihm, bis er blutüberströmt zusammenbricht. So schnell kann Bewunderung in Hass umschlagen! Heute „Hosianna!“ und morgen „Kreuzige ihn!“ Genau wie bei Jesus. Wie ist so was möglich?

Erstens, glaube ich, waren die Lystraianer verärgert, gekränkt. Sie wollten Paulus göttliche Ehre erweisen – und er akzeptierte es nicht. Jetzt stehen sie mit ihrer frommen Idee im Regen, und das nehmen sie ihm übel. Beleidigte Leberwürste. Nur weil da jemand ist, der nicht so will, wie sie wollen.

Zweitens können sie sich plötzlich nicht mehr wichtig machen. Das ist doch bei allen Religionen so: Vordergründig ehrt man die Götter. In Wirklichkeit klopft man sich selbst auf die Schulter: Ich habe was Frommes geleistet. Das muss Gott honorieren. Ich habe mich um ihn bemüht. Jetzt muss er mir ein paar Punkte auf meinem Konto gutschreiben. Hat Jesus nicht genau davor gewarnt?

Stichwort Gebet: Wenn es Dir beim Beten wirklich um Gottes Ehre geht, dann bete im Verborgenen. Wenn Du extra so betest, dass möglichst viele deine salbungsvollen Worte mitkriegen, betest Du zu Deinem eigenen Ruhm, und Gott hält sich die Ohren zu!

Stichwort Fasten: Wenn es Dir beim Fasten wirklich um Gottes Ehre geht, dann häng Deinen Verzicht nicht an die große Glocke. Andernfalls lenkst Du die Aufmerksamkeit auf dich statt auf Gott.

Stichwort Spende: Wenn Du einen Geldbetrag in die Kollekte legen willst, dann halte den 1000-Franken-Schein nicht erst so lange in die Höhe, bis ihn jeder gesehen hat. (Sorry, ich hab gerade keinen Tausender zur Hand.) Mit solchem Geld förderst Du nicht Gottes Sache, sondern Deine eigene.

So ist das doch: Wir wollen etwas leisten, etwas Frommes. Und dann meinen wir, dass Gott uns dafür besonders gern hat. Aber beim Evangelium funktioniert das so nicht. Da muss man umkehren, sich abwenden von den Göttern, sich abwenden von allen eigenen Leistungen, mit denen man sich das Himmelreich verdienen wollte. Und wenn man umkehrt, heißt das nichts anderes als: Zugeben, dass man bisher in die falsche Richtung gegangen ist. Da fällt aller Selbstruhm in sich zusammen. Da bleibt nur noch die Ehre Gottes. Und das geht unserem Ich ganz schön gegen den Strich. Da müssen wir erst mal schlucken, ehe wir zustimmen.

Es gibt noch einen dritten Grund, wieso die Leute so schnell umschwenkten vom „Hosianna“ zum „Kreuzige ihn“. Die Zeuspriester von Lystra werden schnell begriffen haben, dass diese neue Religion ihnen ans Eingemachte geht. Wenn das stimmt, was Paulus sagt – nix Zeus, nix Hermes –, dann heißt das auch: Nix Zeustempel. Nix Geschäft. Nix Money. Und für Geld geht nicht nur die Mafia über Leichen; da können sogar fromme Leute alle Skrupel hinter sich lassen. Aber so ist das eben: Der christliche Glaube lässt sich mit keiner anderen Religion koppeln. Der Gott der Bibel lässt sich nicht mit anderen Göttern vor denselben Karren spannen. Zwischen Gott und den Göttern wird es nie einen Pakt geben. Die Zeuspriester hatten sich ausgerechnet, sie könnten diese Wunderheiler in ihren eigenen Kult integrieren. Und wie sie merken, dass Paulus und Barnabas sich querstellen, ist es ganz schnell vorbei mit den Flötentönen und dem ehrenvollen Gesäusel. Jetzt wird knallhart kalkuliert: Wir oder sie. Wir wollen diesen neuen Ideen keinen Glauben schenken. Also müssen sie dran glauben. Und so kommt es dann eben, dass Steine fliegen.

Totgeglaubt und trotzdem erfolgreich

Zum Schluss noch dies: Blieb Paulus denn wirklich tot vor den Stadttoren von Lystra liegen? Paulus war gar nicht tot! Halbtot war er sicher, dreivierteiltot. Aber hier steht: „Doch als ihn dann die Jünger umringten, kam er wieder zu sich. Er stand auf und ging in die Stadt zurück.“ So schrecklich die Steinwurf-Schmerzen und die Todesängste gewesen sein müssen – dass Paulus hier mit dem Leben davonkam, wurde für ihn eine unüberbietbare Erfahrung der Macht und Liebe Gottes – und dafür, dass Gott ihn weiterhin gebrauchen wollte, dass sein Auftrag noch nicht zu Ende war.

„Die Jünger umringten ihn“, heißt es. Was waren denn das für Jünger? Das können nur Leute aus Lystra gewesen sein, die durch die Predigt und das Vorbild von Paulus zum Glauben an Jesus gekommen waren. Einige haben also doch begriffen. Einige haben doch kehrt gemacht – weg von den Göttern und hin zu dem einen wahren Gott. Einige haben aufgehört, ihre eigene Ehre zu suchen, und haben begonnen, Gott die Ehre zu geben. Die Arbeit von Paulus und Barnabas war mit Gefahren und Ablehnung verbunden, mit Anfeindung und Verleumdung, aber sie hat sich doch gelohnt.

Wir alle kennen zumindest einen Christen aus Lystra. Er ist wahrscheinlich durch Paulus zum Glauben an Jesus gekommen; auf jeden Fall hat Paulus in ihm so etwas gesehen wie seinen eigenen Sohn. Von allen seinen Mitarbeitern war er der, der ihm am allernächsten stand. Paulus hat ihm zwei Briefe geschrieben, die uns im Neuen Testament erhalten geblieben sind. Sie wissen, wen ich meine: Timotheus. Lesen Sie die ersten 3 Verse von Apostelgeschichte 16! Im zweiten der beiden Briefe an Timotheus, unmittelbar vor Paulus‘ Tod geschrieben, heißt es: „Du weißt ja, was ich in Antiochia, Ikonion und Lystra alles durchgemacht habe und wie sehr ich dort verfolgt wurde! Aber aus jeder Gefahr, in die ich geriet, hat der Herr mich gerettet.“ (2. Timotheus 3, 11). „Du weißt, was ich in Lystra alles durchgemacht habe!“ Vielleicht gehörte Timotheus zu den Jüngern, die im Kreis um den gesteinigten Paulus standen. Vielleicht hat er miterlebt, wie Paulus wieder zu sich kam, aufstand und weiterpredigte. Er hat die Macht Gottes bewundert und über den Mut von Paulus gestaunt und hat beschlossen, dasselbe zu werden wie dieser Mann: ein Zeuge für Jesus Christus – damit Gott geehrt wird.