Benedikt Peters – Die Psalmen, Teil 3/7
Die fünf Bücher der Psalmen
Audioabschrift
Ich werde jetzt etwas sagen über die fünf Bücher der Psalmen. Und dann bleiben uns vier Stunden, wo wir uns mit dem Leben Davids und mit Psalmen, die aus seinem Leben heraus entstanden sind, beschäftigen werden. Und zwar habe ich das so gemacht, irgendwann im Laufe dieses Jahres habe ich an den Psalmen, am Leben Davids gearbeitet, und da fiel mir auf, – Nun das ist ja auch sehr nahe liegend, dass die Gedanken, wenn sie um David und um die Psalmen kreisen, ständig, bewusst oder unbewusst, sich an Psalm 23 orientieren und an dem entlanggleiten. – dass man tatsächlich das ganze Leben Davids, nach dem Psalm 23 aufbauen kann. Und wir werden in acht Schritten durch den Psalm 23 gehen und das, was er dort sagt, Begebenheiten und Episoden aus seinem Leben, zuordnen und Psalmen, die aus bestimmten Episoden heraus entstanden sind, miteinander betrachten. Das haben wir also vor uns. Ich bin dankbar, dass Walter so lebendig, so anschaulich und so zu Herzen gehend zu uns redet und das gibt mir ein wenig Freimütigkeit, euch jetzt mehr lehrmäßige Dinge mitzuteilen.
Ja, die fünf Bücher der Psalmen. Das wird in den neueren Bibelausgaben auch so sein, dass die Sammlung der Psalmen fünf Bücher eingeteilt ist. Das ist eine sehr alte Weise die Psalmen einzuteilen. Schon die alten jüdischen Bibelausleger nennen das Buch der Psalmen den Pentateuch Davids. – Ihre Äußerungen besitzen wir schriftlich zwar erst aus nachchristlicher Zeit. Wie ihr wahrscheinlich wisst, wurde der Talmud erst nach der Zerstörung des Tempels geschrieben. Vorher wurde das allerdings während einigen Jahrhunderten schon mündlich, durch Auswendiglernen, radiert. Und so ist das eine alte Überzeugung und alte Sichtweise aus vorchristlicher Zeit, dass nämlich die Juden das Buch der Psalmen den Pentateuch Davids nennen. – Der Pentateuch Davids in Anlehnung an den Pentateuch des Mose. Und man kann tatsächlich folgende Zuordnung machen. Die entsprechende Tabelle und Übersicht ist auf den Blättern, die ihr nach dieser Stunde bekommt.
Psalmen |
Mose |
Thema |
1. Buch: Kapitel 1-41 |
Genesis |
Mensch und Schöpfung |
2. Buch: Kapitel 42-72 |
Exodus |
Drangsal und Rettung |
3. Buch: Kapitel 73-89 |
Levitikus |
Heiligtum und Heiligkeit |
4. Buch: Kapitel 90-106 |
Numeri |
Vergänglichkeit und Ewigkeit |
5. Buch: Kapitel 107-150 |
Deuteronomium |
Wort und Vollendung |
Das erste Buch der Psalmen, Kapitel 1-41, entspricht dem ersten Mosebuch, Genesis. Und ich habe als Überschrift dazu gesetzt: Mensch und Schöpfung. Das ist ein wichtiges Thema, das im ersten Psalmbuch vorkommt. Das zweite Psalmbuch, Kapitel 42-72, handelt von Drangsal und Rettung, wie eben auch das zweite Mosebuch, Exodus, das mit Drangsal beginnt und dann Gottes Rettung beschreibt. Das dritte Psalmbuch, Kapitel 73-89, entspricht dem dritten Mosebuch. Und ich habe als Titel dazu gesetzt: Heiligtum und Heiligkeit. Das vierte Psalmbuch, Kapitel 90-106, entspricht dem vierten Mosebuch, dem Buch der Wüstenwanderung. Ich habe hier als Überschrift gesetzt: Vergänglichkeit und Ewigkeit. Das fünfte Psalmbuch, Kapitel 107-150, entspricht dem fünften Mosebuch. Hier habe ich als Überschrift gesetzt: Wort und Vollendung.
Obwohl die Psalmen von verschiedenen Verfassern stammen und aus sehr langer Zeit und erst später in diese Form gefügt wurden, weisen sie doch eine innere Ordnung auf. Sie sind also nicht zufällig so angeordnet. Wer sie angeordnet hat, wissen wir nicht. Er muss aber dabei nachgedacht haben und bei seinem Nachdenken wird er wohl von Gott auch geführt worden sein, von Gottes Geist. Nehmen wir ein Beispiel. Der 90. Psalm ist der älteste Psalm. Wäre es nun dem Autor darauf angekommen, nach einem nahe liegenden Kriterium die ganze Sammlung der Psalmen zu ordnen, hätte er sich sagen können: Wir nehmen den ältesten Psalm zuerst. Der Psalm 90 erscheint aber erst am Anfang des vierten Buches. Oder er hätte sich sagen können: Wir nehmen die Psalmen Davids zuerst. Alle Psalmen Davids hinter einander, und dann die Psalmen Asaphs, und dann die Psalmen Korahs und so weiter. Er ist aber nicht so vorgegangen. Er muss sie also thematisch geordnet haben. Wir vertrauen, dass der Gott, der dafür sorgte, dass diese, und nur diese Psalmen in seinen Kanon aufgenommen wurden, auch dafür sorgte, dass sie in der Weise geordnet wurden, wie er es wollte.
Einige Auffälligkeiten, bevor wir uns etwas näher das Thema der einzelnen Bücher ansehen, will ich noch ansprechen. Jedes der fünf Psalmbücher hört mit einem ähnlich klingenden Lobpreis auf. Das erste Psalmbuch endet folgendermaßen, Psalm 41, 13: „Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels, von Ewigkeit bis in Ewigkeit! Amen, ja, Amen.“ Das zweite Psalmbuch endet folgendermaßen, Psalm 72, 18-19: „Gepriesen sei der HERR, Gott, der Gott Israels, der Wunder tut, er allein! Und gepriesen sei sein herrlicher Name in Ewigkeit! Und die ganze Erde werde erfüllt mit seiner Herrlichkeit! Amen, ja, Amen.“ Das dritte Psalmbuch endet mit Psalm 89, 52: „Gepriesen sei der HERR ewiglich! Amen, ja, Amen!“ Das vierte Psalmbuch mit Psalm 106, 48: „Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Und alles Volk sage: Amen! Lobet den HERRN!“ Und das ganze Psalmbuch, also das fünfte Psalmbuch, welches das ganze Buch abschließt, endet mit einem fünffachen Hallelujah, mit fünf Halleluja-Psalmen. Zum Hallelujah könnte unser Rudi noch etwas sagen. Ja, aber wir kommen vielleicht später noch drauf. Also jedes Psalmbuch endet mit Lobpreis. Dreimal werden dabei ein doppeltes und einmal ein einfaches Amen gerufen. Nach dem ersten Psalmbuch: Amen, ja, Amen! Nach dem zweiten wiederum: Amen, ja, Amen! Und beim dritten desgleichen. Am Ende des vierten Psalmbuches heißt es: Amen! Und dann am Ende des fünften Psalmbuches sind wir am Ziel der Reise, und da ruhen wir aus. Da sind wir in der ewigen Ruhe.
Nun, dieser Ausruf: Amen! bedeutet auf Deutsch? So sei es. Nein, so ist es! So sei es ist viel zu blass, das ist ein fader Wunsch. Der Psalmist ruft aus: So ist es! Man könnte es eben so umschreiben mit: so ist es. Wörtlich heißt es übersetzt aus dem Hebräischen ungefähr, fest oder treu oder wahr oder gewiss. Und es ist so, als ob der Beter, der unterwegs ist zum Ziel – und wir sind ja als Pilger unterwegs – die Psalmen liest und immer wieder bei seinem Aufstieg, auf seinem Weg aus dieser Welt, aus der diesseitigen Welt, in die Welt der himmlischen Herrlichkeit, Halt macht und seinen Blick um sich her schweifen lässt und auf den Gipfel hinauf schaut. Da hinauf wollen wir. Aber so sicher wie der Gott, der uns errettet und berufen hat, und so gewiss sein Wort ist, so gewiss werden wir bei ihm sein. Und Anbetung, Lobpreis ist wirklich der Ausdruck einer Seele, die von sich selbst befreit ist, wie wir auch hörten. Einer Seele, die von sich selbst befreit und in der Gewissheit der Treue Gottes, in der Gewissheit der Festigkeit seines Wortes und seiner Verheißungen, ruht, und darum immer wieder anbetet und dazu Amen sagt.
Ich habe noch eine Aufstellung, eine Tabelle, die seht ihr dann auf euren Blättern. Man kann auch sehen, wie der Name Gottes in den fünf verschiedenen Psalmbüchern verschieden gewählt wird und wie das mit der Botschaft des Buches zusammenhängt. Aber das lasse ich jetzt beiseite.
Name |
I. Buch |
II. Buch |
III. Buch |
IV. Buch |
V. Buch |
Adon, Herr |
2 |
1 |
|
1 |
5 |
Adonaj, Herr |
13 |
18 |
15 |
1 |
12 |
Jah, Ewiger |
2 |
7 |
32 |
|
|
Jahwe, Ewiger |
275 |
32 |
44 |
106 |
236 |
El, Starker |
18 |
16 |
20 |
9 |
10 |
Elohijm, Gott |
50 |
198 |
60 |
18 |
30 |
Eloah, Gott |
1 |
1 |
|
|
2 |
Und wir wollen uns jetzt ein wenig mit dem Inhalt des ersten Psalmbuches beschäftigen. Das Thema des ersten Psalmbuches ist Mensch und Schöpfung. Es erinnert uns an das erste Mosebuch. Und jetzt beachten wir gleich die Parallele. Wir lesen den 1. Psalm: „Glückselig der Mann, der nicht wandelt im Rate der Gottlosen, und nicht steht auf dem Wege der Sünder, und nicht sitzt auf dem Sitze der Spötter, sondern seine Lust hat am Gesetz des HERRN und über sein Gesetz sinnt Tag und Nacht! Und er ist wie ein Baum, gepflanzt an Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und dessen Blatt nicht verwelkt; und alles, was er tut, gelingt.“ Wir haben hier zwei Dinge, die uns an den Schöpfungsbericht denken lassen. Die ganze Glückseligkeit des Menschen ist in seinem Gehorsam an Gott, und das heißt an Gottes Wort, gebunden. Das ist der glückselige Mensch, der Gott und seinem Wort unterworfen bleibt. Der ganze Fluch des Menschen kam, als der Mensch sich Gottes Wort widersetzte, sich über Gottes Wort erhob. Und dann erinnert noch etwas an den Schöpfungsbericht, ein Baum, der Baum des Lebens. Das ist der Baum des Lebens, Abhängigkeit von Gott. Und so wird uns der Weg nicht zu dem Baum, der im Garten Eden stand, geöffnet, es wird uns hier aber der Weg geöffnet zu dem Baum, der im Paradiese Gottes steht. Ein Ausdruck, der im Neuen Testament verwendet wird. Wer weiß, wo das steht? Dem werde ich zu essen geben von dem Baume des Lebens, der im Paradiese Gottes steht. Ja, im ersten Sendschreiben, im Sendschreiben an Ephesus, Offenbarung 2. Also das erinnert uns hier an das erste Mosebuch, Mensch und Schöpfung. Und jetzt beachten wir einmal, wie hier der Gedanke weitergeführt wird, nachdem das Grundprinzip genannt ist. Die ganze Glückseligkeit des Menschen liegt darin, dass er sich Gott, Gottes Wort und damit Gottes Regierung unterwirft.
Psalm 2, wovon spricht Psalm 2? Er spricht davon, dass der natürliche Mensch, die ganze Natur des Menschen, sich dagegen aufbäumt. „Warum toben die Nationen und sinnen Eitles die Völkerschaften? Es treten auf die Könige der Erde, und die Fürsten ratschlagen miteinander wider den HERRN und wider seinen Gesalbten: «Lasset uns zerreißen ihre Bande, und von uns werfen ihre Seile!»“ Das ist das Aufbäumen des Sünders, des natürlichen Menschen, gegen diesen Grundsatz. Seit dem Sündenfall steckt dieses Prinzip in uns drin, dass wir uns Gott und seinem Wort nicht unterwerfen wollen. Und der Psalm 2 sagt uns dann gleichzeitig, Gott aber wird sein Wort, das was er gesagt hat, erfüllen. Und darum wird in Vers 12 noch mal eine Seligpreisung gegeben: „Glückselig alle, die auf ihn trauen!“ Glückselig alle, die sich ihm unterwerfen.
Und dann der Psalm 3. Und wir sehen jetzt, wie hier ein Gedanke, ein Psalm, in den vorhergehenden greift und den Gedanken weiter führt. Wenn das der von Gott festgesetzte Grundsatz ist, um glückselig zu werden, sich Gottes Wort zu unterwerfen und wenn unsere Welt so ist, wie Psalm 2 es sagt, dass sie sich auflehnen gegen diesen Grundsatz, dann ist es unausweichlich, dass es so kommt, wie Psalm 3 sagt: „HERR! Wie viele sind meiner Bedränger!“ Dann müssen Bedränger sein. Dann müssen Verfolger sein in einer solchen Welt. Was anderes können wir erwarten? Also die ersten Psalmen tun genau das, was das erste Mosebuch macht. Sie legen die Grundlage zu allem. Sie nennen uns die großen Grundsätze, die großen Prinzipien. Und wir könnten sagen, dass der ganze Rest des Buches der Psalmen, diese hier genannten Prinzipien illustriert.
Nun lasst uns noch zum Ende – oder noch eine Stelle, die uns an das erste Mosebuch erinnert, Psalm 8. Hier wird von der Schöpfung gesprochen, von der Schöpfungsbestimmung des Menschen, wie Gott dem Menschensohn alles unterworfen hat. Und wir werden hier natürlich darauf vorbereitet und im Neuen Testament wird uns das erläutert, dass dieser Mensch, der als einziger Mensch Gottes Wort vollkommen gehorchte, der Gottes Wort vollkommen untertan war, der darum auch der einzig wirkliche Baum war, der dastand und Frucht trug und trägt, der Menschensohn Jesus Christus, einst regieren wird. Psalm 8 spricht davon. Die Psalmen 9 und 10 schließen sich hier direkt an, das ist auch kein Zufall. Psalm 8 spricht vom Menschensohn, vom vollkommenen Menschen, von dem der kommen und einst über alle Schöpfung regieren wird. Die Psalmen 9 und 10 reden vom Antimenschen, vom Antichristen, von seiner Regierung, wie er die Gerechten verfolgt, wie die Gerechten dabei aber auf ihn hoffen.
Wir haben in diesem ersten Buch der Psalmen gleichzeitig die ausführlichste Weissagung auf das Leiden, auf das Sterben des Messias. Psalm 22 passt auch dazu, zum ersten Psalmbuch, wo Grundlegendes gesagt wird. Und lasst uns einfach noch eine mehr formale Parallele, natürlich auch eine inhaltliche, betrachten, die uns in die Augen sticht. Psalm 41, das letzte Kapitel im ersten Psalmbuch. Erinnert euch das in irgendeiner Weise an das letzte Kapitel von 1. Mose? Das letzte Kapitel des ersten Mosebuches endet damit, dass jemand in die Enge eines Sarges eingeschlossen liegt. Und hier in Psalm 41 sehen wir auch jemanden, der darniederliegt. Vers 8:„Ein Belialstück klebt ihm an; und weil er nun daliegt, wird er nicht wieder aufstehen.“ Also es sieht aus wie das Ende. Aber er wird wieder aufstehen. Auferstehung. Joseph glaubte ja auch an die Auferstehung, wie Hebräer 11, 22 uns deutlich macht. Gut soviel zu ersten Psalmbuch und einige Parallelen, die wir zum ersten Mosebuch sahen.
Dann das zweite Psalmbuch. Es beginnt wie das zweite Mosebuch mit Not. Hier im zweiten Psalmbuch ist es jemand, der in seiner Not nach Gott und Gottes Rettung lechzt. „Wie ein Hirsch lechzt nach Wasserbächen, also lechzt meine Seele nach dir, o Gott! Meine Seele dürstet nach Gott, nach dem lebendigen Gott. Wann werde ich kommen und erscheinen vor Gottes Angesicht? Meine Tränen sind mir zur Speise geworden Tag und Nacht, da man den ganzen Tag zu mir sagt: Wo ist dein Gott?“ Also Tränen, niedergebeugt, Drangsal. Vers 7: „Tiefe ruft der Tiefe beim Brausen deiner Wassergüsse; alle deine Wogen und deine Wellen sind über mich hingegangen.“ Vers 10: „Wie eine Zermalmung in meinen Gebeinen höhnen mich meine Bedränger, indem sie den ganzen Tag zu mir sagen: Wo ist dein Gott?“ Und wie endet das zweite Mosebuch? Das zweite Mosebuch beginnt mit Drangsal und Bedrängnis. Und wie endet das zweite Mosebuch? Am Ende des zweiten Mosebuches wird uns gezeigt, wie die Herrlichkeit des Herrn die Stiftshütte erfüllt, eben Errettung, das ganze zweite Mosebuch geht von Drangsal, Knechtschaft, dem Tod ausgeliefert sein, hinauf zur Errettung, zur Herrlichkeit. Ein Volk, das errettet und in Gottes Gegenwart, ja zu Gottes Herrlichkeit gebracht worden ist.
Und wie endet das zweite Psalmbuch, das auch mit Drangsal beginnt? Psalm 72, 18-19: „Gepriesen sei der HERR, Gott, der Gott Israels, der Wunder tut, er allein! Und gepriesen sei sein herrlicher Name in Ewigkeit! Und die ganze Erde werde erfüllt mit seiner Herrlichkeit! Amen, ja, Amen.“ Also es endet ebenso damit, dass Gottes Herrlichkeit, diesmal nicht allein die Stiftshütte, sondern die ganze Schöpfung erfüllt. Und das wird tatsächlich im Friedensreich der Fall sein. Also das Ende des zweiten Psalmbuches endet mit dem Friedensreich. Am Ende des zweiten Psalmbuches haben wir das messianische Reich, Gottes Herrlichkeit erfüllt die ganze Schöpfung. Das ist übrigens auch der Grund für diesen Vers 20 in Psalm 72: „Es sind zu Ende die Gebete Davids, des Sohnes Isais.“ Das heißt, David hat hier gebetet und hat von Gott her erkannt und gesehen, Gott wird das tun. Und da bleibt nichts mehr zu beten. Also alle seine Bitten, alle seine Wünsche, sind jetzt erfüllt. Ein König wird regieren in Gerechtigkeit und Gottes Herrlichkeit wird alles erfüllen.
Noch einige doch bemerkenswerte Parallelen aus dem zweiten Mosebuch, die wir hier im zweiten Psalmbuch finden. Psalm 42: Bedrängnis. Psalm 43: der Bedrängte betet; das bedrängte Israel in Ägypten betet und ihr Schreien wird von Gott gehört. Psalm 43: „Sende dein Licht und deine Wahrheit; sie sollen mich leiten.“ Und Gott sendet sein Licht und seine Wahrheit. Er sendet nämlich seinen Retter, das war in Ägypten Mose, und er wird seinen Sohn in die Schöpfung senden, ja, sein Sohn wird am Ende als König kommen. Psalm 45 spricht von diesem König, wie er kommt. Er sendet also seinen König. Und dann noch dies. Im 2. Mosebuch wird uns gesagt, dass Gott sein Volk erlöst hat um es zu sich zu führen, dass er es erlöst hat, weil er unter seinem Volk wohnen will. Man kann das auch anders formulieren, eine andere Seite der gleichen Wahrheit: Gott hat sein Volk erlöst, weil er über dieses Volk herrschen will. Das geschieht alles gleichzeitig. Das steht auch im 2. Mosebuch, dass Gott sein Volk erlöst hat, weil er in diesem Volk herrschen will, König sein will. Das Lied der Erlösten, 2. Mose 15.
Wir haben am Sonntagabend den Vers 17 gelesen. Jetzt lesen wir noch den Vers 18. Das ist das letzte Wort in diesem Lied der Erlösung. Mit dieser Aussage ist das Lied geschlossen: „Der HERR wird König sein immer und ewiglich!“ „Jahve jimloch leolam vaed!“ Dazu hat er sein Volk erlöst, um über dieses Volk zu herrschen. Es ist mir beim Durchlesen der Psalmen aufgefallen, dass im 2. Psalmbuch Gott häufiger als König bezeichnet wird, als in den anderen Psalmbüchern. Wir hatten schon Psalm 45, 1: „Ich sage: Meine Gedichte dem Könige!“ Psalm 47, 2: „Denn der HERR, der Höchste, ist furchtbar, ein großer König über die ganze Erde.“ Psalm 48, 2: „Schön ragt empor, eine Freude der ganzen Erde, der Berg Zion, an der Nordseite, die Stadt des großen Königs.“ Psalm 68, 24: „Gesehen haben sie deine Züge, o Gott, die Züge meines Gottes, meines Königs im Heiligtum.“ Es geht also um Errettung in diesem zweiten Psalmbuch. Errettung wozu? Errettung, dass Gott unser König sei, dass er als König herrsche. Errettung wozu? Dass am Ende seine Herrlichkeit alles erfülle. Dann gibt es eine Bedingung zur Errettung: Tut Buße und glaubt an das Evangelium. Wir haben im 2. Psalmbuch den Bußpsalm schlechthin, den 51. Psalm. Und in diesem Bußpsalm bittet David darum: Schaffe mir, Gott, ein reines Herz. Reinigung durch? Er nennt Opfer und er nennt Ysop. Etwas, das auch im 2. Mosebuch erwähnt wird, in Zusammenhang mit dem Passahlamm. Ysop, in Psalm 51 steht das, in Vers 7: „Entsündige mich mit Ysop, und ich werde rein; wasche mich, und ich werde weißer sein als Schnee.“ Und in 2. Mose 12, 22 steht: „Nehmt einen Büschel Ysop und taucht ihn in das Blut.“ In das Blut des Passahlammes.
Nun ich gebe euch einfach ein paar Hinweise und ich bin überzeugt, wenn ihr auch selbstständig hier weiter arbeitet, werdet ihr noch weitere Übereinstimmungen und Parallelen finden. Und die helfen uns auch zu sehen – ja was zu sehen? Sie zeigen uns einmal, dass ein Geist die ganze Bibel inspirierte. Der Geist, der Mose inspirierte, wohnte auch in den Schreibern der Psalmen. Und wenn nun solche Themen, wie wir sie in den fünf Mosebüchern finden, solche Grundthemen, wiederholt werden, dann zeigt uns das auch, dass das wichtige Themen sind. Es sind Grundprinzipien von Gottes Wirken, von Gottes Wesen, von Gottes Handeln am Menschen, von seinen Wegen und Zielen
Das 3. Psalmbuch entspricht dem 3. Mosebuch. Lesen wir einmal den allerersten Vers aus Psalm 73 und versuchen wir hier einmal zu sehen, ob uns da etwas auffällt. Psalm 73, 1: „Fürwahr, Gott ist Israel gut, denen, die reinen Herzens sind.“ Das ist das dritte Psalmbuch und entspricht dem 3. Mosebuch. In welcher Weise? Reinheit! Im 3. Mosebuch geht es um Reinheit. Es geht also im 3. Mosebuch darum, dass das Volk für die Gegenwart Gottes passend gemacht würde und passend bleibe. Gott ist rein, Gott ist heilig und darum muss der Mensch, der ihm naht, rein sein, heilig sein. Und dann folgender Satz aus dem Psalm 73, in Vers 17: „bis ich hineinging in die Heiligtümer Gottes und jener Ende gewahrte.“ Er sagt es hier ausdrücklich, ich gehe hinein in die Heiligtümer. Genau so beginnt das 3. Mosebuch. Es beginnt mit diesem Wort: Und der HERR rief Mose, vajjikrah Adonaj el-mosche. Und es rief der Ewige Mose – aus dem Zelt der Zusammenkunft. Nicht vom Berg Sinai, sondern aus dem Zelt der Zusammenkunft. Und da ruft Gott Mose zu sich und zeigt ihm den Weg, auf dem man ihm nahen kann und auf dem man in seiner Gemeinschaft bleiben kann. Und so auch Psalm 73: bis ich hineinging in die Heiligtümer.
Ich habe das beim Durchlesen auch vor längerer Zeit einmal gemacht, mir jedes Mal angestrichen, wenn im 3. Psalmbuch etwas von Gottes Wohnung, Gottes Haus, Gottes Heiligtum, gesagt wird. Überaus häufig, häufiger als in den anderen Psalmbüchern, kommen diese Ausdrücke gerade im 3. Psalmbuch vor. Nun, das sind Dinge, die wir beim Bibelstudium machen. Bibelstudium ist sicher in erster Linie eine Sache des Herzens. Wir liegen vor Gottes Angesicht, wir lesen sein Wort, er redet zu uns, wir unterwerfen uns ihm, er beugt unseren Willen unter seinen Willen. Aber wir arbeiten ja auch in der Bibel. Und Bibelstudium ist auch viel Fleißarbeit. Lesen, lesen, lesen, lesen und beim Lesen Daten, Fakten sammeln und darüber nachdenken und vergleichen und auswerten.
Zum 4. Psalmbuch. Hier ist der Zusammenhang nun geradezu offenkundig. In Psalm 90 das Gebet von Mose, des Mannes Gottes, des Mannes, der in der Wüste, am Ende der Wüstenwanderung, starb. Und dieser Psalm 90 blickt zurück auf die Erfahrungen der letzten vierzig Jahre, die Vergänglichkeit des Menschen, das Ende des Ungläubigen, er stirbt dahin und ist weg. Und gleichzeitig sehen wir, Angesichts der Vergänglichkeit, der Zeit, und der Hinfälligkeit des Menschen und des Endes der Sünder, wie sich der Mann Gottes, Mose, verankert weiß in dem ewigen Gott. Psalm 90, 1-3: „Herr, du bist unsere Wohnung gewesen von Geschlecht zu Geschlecht. Ehe geboren waren die Berge, und du die Erde und den Erdkreis erschaffen hattest – ja, von Ewigkeit zu Ewigkeit bist du Gott. Du lässest zum Staube zurückkehren den Menschen, und sprichst: Kehret zurück, ihr Menschenkinder!“ Also das steht natürlich in direkter Beziehung zur Erfahrung des Mose und des ganzen Volkes in der Wüste. Das 4. Psalmbuch endet mit zwei historischen Psalmen, den Psalmen 105 und 106. Der Psalm 105 besingt die Treue Gottes, wie Gott den Bund bewahrt, wie Gott sein Volk führt und erhält. Und der Psalm 106 beschreibt uns die Untreue seines Volkes, die Sünden seines Volkes.
Und diese Beobachtung lässt den Psalmisten sein ganzes Vertrauen auf Gott und seine Gnade setzen. Er erinnert sich an Gottes Erbarmen und ruft zu Gott, dass er um seines Erbarmens willen sein unwürdiges Volk retten möchte. Psalm 106, 44-48: „Und er sah an ihre Bedrängnis, wenn er ihr Schreien hörte; und er gedachte ihnen zugute an seinen Bund, und es reute ihn nach der Menge seiner Gütigkeiten. Und er ließ sie Erbarmen finden vor allen, die sie gefangen weggeführt hatten. Rette uns, HERR, unser Gott, und sammle uns aus den Nationen, dass wir deinen heiligen Namen preisen, dass wir uns rühmen deines Lobes! Gepriesen sei der HERR, der Gott Israels, von Ewigkeit zu Ewigkeit! Und alles Volk sage: Amen! Lobet den HERRN.“ Nun, die vierzigjährige Wüstenwanderung ist nur die Vorwegnahme einer viel längeren Wüstenwanderung, eines jahrtausendelangen Exils, durch das Gott sein Volk hat führen müssen. Aber er wird seinem Bund an die Väter treu sein und wird sein Volk wieder sammeln. Nachdem es durch die Wüste der Nationen gezogen ist, wird dieses Gebet erfüllt werden.
Das 5. Mosebuch ist das Wort Gottes an Israel, als es an der Schwelle des gelobten Landes steht. Und im 5. Mosebuch wird Israel deutlich gemacht, wie Wohl und Wehe des Volkes Gottes vom Gehorsam gegenüber Gottes Wort abhängig ist. Und es zeigt sich im 5. Mosebuch, dass Gottes Wort in Erfüllung geht, sei es zum Fluch, sei es zum Segen. Und es zeigt sich, dass am Ende, trotz der Untreue, des Unglaubens, der Sünden des Menschen, Gott sein Wort an diesem Volk erfüllen wird zum Segen. Das wird Gott tun in seiner reinen, freien Gnade. Und das 5. Psalmbuch beginnt auch mit dem Wort Gottes. Und zwar wird die Bedeutung des Wortes Gottes anhand des Psalms 107 so gezeigt, dass Israel, oder der Mensch oder die Menschheit immer wieder Gottes Wort verachteten und darum strauchelten und darum Gott sie züchtigen musste und darum schrien sie zum Herrn und er rettete sie. Und dann heißt es hier in Psalm 107, 20: „Er sendet sein Wort und heilt sie, und er errettet sie aus ihren Gruben.“ Es ist sein Wort, das in Erfüllung geht und am Ende das Volk dahin bringen wird, wo Gottes Vorsatz es bestimmt hat. Also Gott und sein Wort. In diesem 5. Psalmbuch findet sich darum auch jener Psalm, der der längste aller Psalmen ist, der Psalm 119, der als Thema die Herrlichkeit des Wortes Gottes hat. Und das fünfte Psalmbuch, welches das ganze Psalmbuch beschließt, enthält fünf Halleluja-Psalmen. Hallelujah, hallelu-Jah, lobt Jahwe. In fünf Psalmen steht am Anfang und am Ende diese Aufforderung: Lobt den HERRN! Lobt den Ewigen! Hallelujah. Das sind die Psalmen 146-150.
Es bleibt mir gerade noch hier ein Zitat zu lesen aus dem Psalmenkommentar von Spurgeon, der in diesen Tagen auf Deutsch erscheint. Ich habe es halt aus dem Englischen nehmen müssen. Spurgeon schreibt zum 150. Psalm folgendes und das beschließt das ganze Psalmbuch: „Wir haben jetzt den letzten Gipfel in der Bergkette der Psalmen erreicht. Er steigt hoch empor ins klare Blau des Himmels. Sein Scheitel badet im hellen Sonnenlicht nie endender Anbetung. Er ist eine einzige Entrückung. Der Dichter Prophet, ist voller Eingebung und heiliger Begeisterung. Er hält sich nicht mehr auf, zu begründen, zu lehren, zu erklären; vielmehr ruft er nunmehr mit brennendem Mund: Preist ihn, preist ihn, preiset den HERRN.“