06. Juni1985
29.
Ludwig-Hofacker-Konferenz
Die beiden Extreme
Wenn von gesellschaftlicher
Verantwortung die Rede ist, begegnen wir unter Christen zwei extremen Auffassungen.
Die einen halten alles, was mit Gesellschaft und Politik zusammenhängt, für
schmutzig und sündhaft. Sie überlassen die Verantwortung im Staat anderen,
lesen kaum eine Zeitung und gehen zu keiner Wahl, weil sie sich nur im Reich
Gottes zu Hause wissen. – Die andern sehen politische Verantwortung als
vorrangig für alle Christen an. Für sie ist in der heutigen Lage der Dienst der
Gemeinde oder Kirche letztlich eine Form des gesellschaftlichen Engagements für
bestimmte Ziele, die sie für wichtig halten. Die Kanzel dient dann der
politischen Bewusstseinsbildung, und selbst zentrale Glaubensaussagen der Bibel
werden dann oft nur noch durch die Brille der jeweiligen politischen Theologie
betrachtet.
Drei Thesen zur Klarstellung
Beide Auffassungen sind in
der Sicht der Bibel grundfalsch. Dazu drei Feststellungen:
1. Die Verantwortung eines
Bürgermeisters, Bundestagsabgeordneten oder Regierungschefs ist nicht „schmutziger“
als die eines Bäckermeisters, einer Filialleiterin oder des Chefs eines
Krankenhauses. Denn bei all diesen Aufgaben geht es für den Glaubenden darum,
den Willen Gottes in dieser Welt zu erfüllen – zu seiner Ehre und zum Wohl der
Menschen. Wer biblische Vorbilder für gesellschaftliche Verantwortung sucht,
der braucht nur an Mose oder Joseph, an Daniel, Jeremia oder Esra zu denken, an
den Prokonsul Sergius Paulus (Apostelgeschichte 13, 7), den Gefängnisaufseher
von Philippi und viele andere.
2. Das Zusammenleben unter
Milliarden von Menschen ist nur in geordneten Strukturen möglich. Sie gehören
zur Schöpfungsordnung Gottes und haben den Auftrag, den Bürger vor
Gewalttätigkeit zu schützen, so dass er „in aller Frömmigkeit und Rechtschaffenheit
ungestört und ruhig leben kann“ (1. Timotheus 2, 2). Das gilt insbesondere auch
vom Staat, der seine Autorität von Gott empfangen hat (Römer 13), und von der
Stadt, deren Bestes wir suchen sollen.
3. Das Reich Gottes ist in
der Tat nicht von dieser Welt, sondern es ist ein geistliches Reich mit anderen
Ordnungen. Die Zugehörigkeit zu diesem Reich steht für den Glaubenden an erster
Stelle. Er soll im Konfliktfall Gott mehr gehorchen als den Menschen. Die
Bindung an die Herrschaft Gottes aber macht den Glaubenden erst frei dazu, in
aller Treue auch „dem Kaiser (also dem irdischen Staat) zu geben, was ihm zukommt“.
Der Glaubende bejaht die politische Verantwortung, zu der Gott ihn persönlich
beruft.
Daher bleibt zu fragen: A)
wer diese Verantwortung trägt, B) was
sie inhaltlich ist und C) wie sie wahrgenommen werden soll.
A. Alle tragen Verantwortung vor Gott
Wer ist nach dem Willen
Gottes Träger dieser Verantwortung? Die Antwort ergibt sich daraus, dass alle,
die Jesus Christus nachfolgen, den Auftrag haben, Licht der Welt und Salz der
Erde zu sein. Alle sollen in seiner Kraft Orientierung vermitteln und Fäulnis
verhindern. Sie alle sind gemeint, wenn das Reich Gottes mit einem Sauerteig
verglichen wird. Wir alle sollen Zeugen Jesu sein und Verantwortung für das
Heil wie das Wohl unserer Mitmenschen übernehmen.
Natürlich können weder
alle Christen vollzeitliche Missionare sein, noch sind alle dazu beauftragt,
Berufspolitiker zu werden. Vielmehr beruft Gott im Einzelfall einen Menschen zu
den für ihn vorgesehenen Aufgaben.
Niemand braucht sich
krampfhaft Verantwortung zu suchen, indem er womöglich aufgrund manipulierter
Informationen ständig gegen irgendwelche übel in anderen Erdteilen opponiert.
Vielmehr ergibt sich Mitverantwortung organisch da, wo ein Glaubender zu einem
Personenkreis gehört: einer Familie, einer Schulklasse, einer Betriebseinheit,
einer Station im Krankenhaus usw. Auch dann, wenn wir vorübergehend in einem
Abteil oder Flugzeug sitzen, tragen wir dort Mitverantwortung für die Menschen
um uns herum. Oft gilt daher unsere Nächstenliebe zunächst denen, die uns
räumlich und der Zugehörigkeit nach am nächsten sind.
Hier geht es um die
Bereitschaft, aus Verantwortung eigene Wünsche und Bedürfnisse zurückzustellen,
um von Jesus Christus empfangene Liebe tatkräftig an andere Menschen
weiterzugeben. In einer Zeit, da viele nur sich selbst verwirklichen wollen und
ihr ganzes Leben in der Jagd nach ichbezogenen Inhalten wie Lust, Besitz und
Ansehen vertun, in einer solchen Zeit ist ganz neu die Form des Zeugnisses von
uns gefordert, die mit der opferbereiten Verantwortung für andere in der
Gesellschaft zusammenhängt.
Wenn Leistung und
Engagement aus der Verantwortung vor Gott und der Liebe zum Nächsten erwachsen,
nur dann haben sie letztlich einen Sinn. Leistung zum Zweck der
Selbstverherrlichung wirkt oft peinlich und ist abzulehnen. Umgekehrt
ausgedrückt: Unser Staat braucht heute mehr denn je Politiker und andere
Verantwortungsträger auf allen Gebieten, die deutlich sichtbar von dem
opferbereiten Glauben und nicht von eigennützigen Zielen motiviert sind.
B. Der Inhalt der gesellschaftlichen Verantwortung
In Vergangenheit und
Gegenwart ist christliche Verantwortung oft so verstanden worden, als ob es um
die machtpolitische Durchsetzung des Glaubens und seiner Verhaltensweisen
ginge. Dieses Missverständnis hat zu gewaltsamer Christianisierung ganzer Länder
geführt, zu Kreuzzügen und unseliger Verquickung von Staat und Kirche. Für die
Sache des Reiches Gottes ist dadurch großer Schaden entstanden.
Das biblische Modell
christlicher Verantwortung ist nicht das der politischen Christianisierung,
sondern das vom Salz der Erde, vom Licht der Welt, vom Sauerteig und von der
kleinen Herde. Eine Minderheit von Menschen, in denen das Feuer der Liebe Jesu
wirklich brennt, soll vor Gott Verantwortung tragen für die gesamte
Gesellschaft. Die Gemeinde Jesu soll keine institutionelle Macht im Staat
ausüben, sondern durch Verkündigung, Zeugnis, Fürbitte und leidensbereiten
Einsatz ihrer Glieder als Salz das Ganze vor Fäulnis bewahren.
So steht der einzelne
immer in beiden Reichen, dem geistlichen und dem staatlichen. Nicht erst Luther hat bemerkt, dass Gott
die Welt nach zwei Ordnungen regiert, der Heilsordnung für die Erlösten und der
Schöpfungsordnung für die ganze Menschheit. So gibt die Bergpredigt Leitlinien
für das persönliche ethische Verhalten der Erlösten, während Römer 13 von der
durch Gott gewollten Machtausübung des Staates in einer sündhaften Welt
spricht. Wo beides verwechselt wird – wie bei manchen lautstarken Bewegungen
heute – da kann es zu schwerem Schaden für beide Reiche kommen, für die Sache
Gottes und für den Staat.
Im persönlichen Bereich
hat für den Erlösten die Bergpredigt ihren tiefen praktischen Sinn: Verzicht
auf Durchsetzung eigener Interessen und Rechte aus Nächsten und Feindesliebe.
Wer aber die Bergpredigt
politisch verstehen wollte, der müsste konsequenterweise die Gerichtsbarkeit („Richtet
nicht!“) und die Polizei („Widersteht dem Bösen!“) ebenso abschaffen wie die
Rentenversicherung („Sorgt nicht für die Zukunft!“), die Banken („Sammelt euch
keine Schätze auf Erden!“) und die Gewerkschaften („Wenn dich jemand anstellt,
40 Stunden pro Woche für ihn zu arbeiten, so arbeite freiwillig für den
gleichen Lohn 80 Stunden!“). Nicht nur die Bundeswehr müsste er abschaffen,
sondern alle staatlichen Einrichtungen zum Schutz des Bürgers vor dem Bösen.
Kurz gesagt: Die Bergpredigt politisch durchsetzen zu wollen hieße, im Großen
die Zustände eines Brüsseler Fußball-Stadions herbeizuführen.
Stattdessen ist es der
biblische Auftrag an die Erlösten, Sich im Sinn der Schöpfungsordnung
gesellschaftlich voll mit einzusetzen für die Erhaltung des Lebens, für den
wirksamen Schutz des einzelnen vor Übergriffen anderer, für seine Würde, seine
körperliche Unversehrtheit, seine Ernährung, Kleidung, Wohnung, seine
medizinische Versorgung, seine Bildung, sein Eigentum, vor allem für seine
Menschenrechte einschließlich seiner Freiheit.
Zum Auftrag der Christen
gehört es, sich mit allen Friedfertigen für die Erhaltung des Friedens
einzusetzen. Zugleich aber gilt es, die von Gott geschenkte, verfassungsmäßig
verankerte Freiheit zu bewahren, um die uns so viele in der Welt beneiden.
Schließlich gehört es auch zu unserer Verantwortung, nicht nur den eigenen
Garten zu pflegen, sondern unseren Planeten als Ganzes bewohnbar zu erhalten.
Wer an Jesus Christus
glaubt, der ist aufgerufen – und zwar heute mit besonderer, aktueller
Dringlichkeit –, unseren Staat voll bei der Erfüllung dieser genannten Aufgaben
zu unterstützen.
Was vorrangig zur
christlichen Verantwortung gehört, hängt in jeder politischen Situation davon
ab, welches die größten Gefahren sind, die ein Volk, einen Erdteil und die Menschheit
bedrohen. Lassen Sie mich daher ganz offen sagen, welche Probleme ich in der
gegenwärtigen Lage als Christ, der zugleich von Gott als Staatsbürger in die
Bundesrepublik hineingestellt ist, für die dringendsten halte:
1. Die Tötung ungeborenen menschlichen Lebens
Keiner von uns sollte
ruhig schlafen, solange etwa jede dritte Schwangerschaft in unserm Land mit der
Tötung des ungeborenen Kindes endet. Sollte das wirklich in Hunderttausenden
von Fällen pro Jahr mit „sozialen“ Gründen vor Gott zu rechtfertigen sein? Wie
weit muss ein Volk von Gott abgefallen sein, wenn viele sich zwar für die
Erhaltung von Robben und Bäumen zu Recht einsetzen, die Tötung von ungeborenen
Babys aber noch weiter liberalisieren wollen?
2. Die militärische Bedrohung
Sie ist in unserem Teil
der Welt heute größer als vor 15 oder 20 Jahren. Bei den vielen Diskussionen
der letzten Zeit sind starke Ängste vor einem weltweiten Atomkrieg hoch gepeitscht
worden, so als ob diese Form des Krieges die einzige wäre, die uns bedroht.
Wäre unser Land ohne starke Bündnispartner, so würde uns womöglich bald das
Schicksal von Afghanistan ereilen. Hier gilt es, ohne Panik alle erkennbaren
Formen der Bedrohung nüchtern zu betrachten. Utopische Auslegungen der
Bergpredigt, die zum Chaos führen, sind abzulehnen, wie bereits dargelegt. Die
Erhaltung des Friedens einschließlich der Freiheit in unserem Land erfordert
für die unmittelbare Zukunft viel Gebet, Wachsamkeit und Opfer.
3. Der Geburtenrückgang
Seit etwa 15 Jahren ist
bei uns die Geburtenquote die niedrigste der ganzen Welt. Entgegen beschwichtigenden
Falschmeldungen bleibt festzuhalten, dass die deutsche Bevölkerung in der
Bundesrepublik in einem rapiden Aussterbeprozess steht, nicht etwa nur in einem
langsamen Rückgang. Vor Gott aber ist der Selbstmord eines Volkes nicht zu
verantworten, schon gar nicht mit dem Hinweis auf die Übervölkerung anderer
Weltgegenden. Sollte es wirklich mit christlicher Verantwortung vor Gott zu
vereinbaren sein, wenn manche nur wegen hoher Karriere und Konsumansprüche oder
wegen unchristlicher Zukunftsängste auf Kinder verzichten, aber dennoch im
Grunde erwarten, dass später einmal jüngere Menschen da sind, um sie zu pflegen
und ihre Rente zu finanzieren? Wo der Segen der Elternschaft und die Freude an
Kindern nicht mehr empfunden wird, zerbricht etwas von dem Wertvollsten und
Schönsten, das Gott unserem Leben geschenkt hat.
4. Die Auflösung der Familie
Die Zahl der Ehen ohne
Trauschein, die Zahl der Ehescheidungen. die Zahl der zerrütteten Familien hat
bei uns stark zugenommen. Ohne intakte Familien aber geht ein Volk bald
zugrunde. Auf richtige Fragen über die Stellung der Frau hat der Zeitgeist
teilweise ganz falsche Antworten mit zerstörerischen Folgen gegeben. Helfen und
heilen kann nur eine fröhliche Bejahung der biblischen Familienordnung, in der
Mann und Frau ihre hohe Würde und die Berufung zu lebenslanger Einheit
unmittelbar von Gott empfangen haben.
5. Die Aushöhlung der staatlichen Autorität
Ein falscher
Freiheitsbegriff hat dazu geführt, dass viele den Sinn von Staat. Verfassung
und Rechtsordnung nicht mehr bejahen. Als Zeichen von Fortschrittlichkeit gilt
es dann, Gesetze zu übertreten, Politiker respektlos mit Brüllkonzerten am
Reden zu hindern, Soldaten als Mörder zu diffamieren. Manche sind in Parlamente
gewählt worden, nachdem sie sich
damit gebrüstet hatten, dass sie „diesen Staat unregierbar“ machen wollen. Hier
kann es für die Menschen, die an Jesus Christus glauben, nur eine klare Absage
geben. Gott erwartet, dass wir den Staat als von ihm eingerichtet bejahen, die
Gesetze einhalten, Steuern zahlen, für Regierungen und Abgeordnete beten und
erkennbare Mängel mit liebevoll helfenden, legalen Mitteln zu beheben suchen.
6. Die Schädigung der Umwelt
Erst viel zu langsam nimmt
die Öffentlichkeit davon Kenntnis, wie stark das Leben auf dieser Erde in
vielen Gegenden einschließlich Deutschlands ökologisch gefährdet ist. Mehr und
mehr rächt sich der verschwenderische Umgang mit Rohstoffen und Energiequellen
wie die gefährliche Verseuchung von Luft, Gewässern und Boden durch
Schadstoffe. Hier sind alle aufgerufen, die an Gott als den Herrn der Schöpfung
glauben, in Verantwortung vor ihm an durchführbaren, sachgerechten Schritten
zur Lösung dieser Probleme mitzuwirken. Vermieden werden muss hier besonders
jener Zug unseres deutschen Nationalcharakters, der bekanntlich oft von einem
Extrem in das andere fällt und mitunter sozusagen Medikamente anwendet, die
noch schlimmer sind als die vorhandene Krankheit.
C. Das Prinzip der konzentrischen Kreise –
Bei mir selbst anfangen
Christliche Verantwortung
in der heutigen Gesellschaft sollte vor allem daran erkennbar sein, wie sie
wahrgenommen wird – aus welchen Motiven, nach welcher Strategie und mit welchen
Zielen. Während nämlich Ideologien zuerst die gesellschaftlichen Verhältnisse
verändern wollen und dann als Folge den neuen Menschen erwarten (so Karl Marx),
weiß demgegenüber jeder, der Jesus Christus als seinen Herrn anerkennt, dass
bei ihm die Erlösung und Veränderung der Welt viel radikaler ist: Zuerst wird
ein einzelner Mensch neu geboren durch Vergebung seiner Lebensschuld, für die
Christus gestorben ist. Zuerst empfängt ein einzelner diese totale Neuwerdung.
Dann wird als Folge davon auch in der Umgebung dieses Menschen die Welt in
vielem geheilt und verändert. Die Wirkungen Gottes gehen von innen nach außen
wie die Wellen, die ein ins Wasser geworfener Stein schlägt. Mathematisch
gesprochen: Gott wirkt bei der Erlösung nach dem Prinzip der konzentrischen
Kreise.
Biblisch ausgedrückt heißt
das: „Zuerst werdet ihr meine Zeugen sein in Jerusalem, dann in Judäa und
Samarien, dann bis an die Grenzen der Erde“ (Apg. 2,8b),
also zuerst am Wohnort, dann in den Nachbargebieten, dann weltweit. So ist die
von Gott gegebene Verantwortung wahrzunehmen, anders als bei denen, die die
ganze Welt revolutionär verändern wollen, nur nicht sich selbst.
Bei Gott wird aber
zunächst jeweils ein Mensch von seinem Unfrieden, seinen Hasserfüllten
Aggressionen, seiner Selbstvergötterung erlöst. Er wird von der Liebe Gottes
durchflutet. Als Folge davon kommt Friede in eine Ehe, eine Familie, eine
kleine Betriebseinheit, vielleicht in eine Schulklasse. Wo einzelne Menschen
gereinigt werden, hat dies sogar Einfluss auf die Sauberkeit von Straßen und
Gebäuden. Wo Menschen mit Gott versöhnt werden, da können sie auch einander
vergeben. Die Erfahrung zeigt, dass dies sogar die Umgangsformen in Parlamenten
und die Beziehungen zwischen Parteien, Sozialpartnern oder gar zwischen Staaten
zum Guten beeinflusst hat.
Aber immer fordert Gott
zunächst den modellhaften Gehorsam eines einzelnen Menschen. Der Umweltschutz
fängt sozusagen beim Verzicht auf das Rauchen an, der Lärmschutz beim Verzicht
auf bestimmte Diskotheken oder Motorräder. Das Energieproblem kommt einer
Lösung näher, wenn ich meinen persönlichen Verbrauch an Benzin, Öl und Strom
stark einschränke. Das Nord-Süd-Problem wird dadurch am ehesten gelöst, dass
einzelne für sich in der Kraft Gottes das Anspruchs und Konsumdenken sichtbar
durchbrechen, bewusst unter dem Niveau ihrer Einkommensgruppe leben und mehr
von dem, was Gott ihnen schenkt, fröhlich weitergeben. Die furchtbare Schuld,
die wegen der Massenabtreibung und Kinderfeindlichkeit auf unserem Volk lastet,
wird nur dann von Gott vergeben und später geheilt werden, wenn die Glaubenden
stellvertretend für alle Buße tun und sich von Gott neu die Verantwortung für
die kommenden Generationen, neu die Freude am Geheimnis des keimenden, von ihm
geschützten Lebens schenken lassen. Dazu gehört die tatkräftige, liebevolle
Hilfe für Kinder, die unter ungünstigen Verhältnissen geboren werden.
Wo immer eine Berufung von
Gott zu gesellschaftlicher und politischer Verantwortung erkennbar wird, sollte
ein Christ ihr gehorsam folgen. In manchen Bereichen öffentlichen Lebens würde
es besser aussehen, wenn wir Christen uns nicht aus einer falsch verstandenen
Weltferne und Endzeithaltung heraus so stark von ihnen zurückgezogen hätten.
Dem Auftrag aber, Salz der Erde zu sein und im Sinne Gottes diese Welt zu
verwalten, diesem Auftrag sind solange keine Grenzen gesetzt, bis er dereinst
am Ende dieser Geschichte erfüllt sein wird. Denn unser Herr will uns bei
seiner Wiederkunft weder schlafend noch beschaulich mit uns selbst beschäftigt
antreffen. Christus nachfolgen heißt, in aktiver, tätiger Verantwortung vor
Gott in dieser Welt zu leben, besonders in einer so gefährdeten, aus den Fugen
geratenen Lage wie der heutigen.