Charles Haddon Spurgeon

Guter Rat für allerlei Leute

Reden hinterm Pflug

 

Wie man vorwärts kommen kann

 

Das große Geheimnis des Vorwärtskommens heißt: Tüchtig arbeiten. Trägheit bringt nichts als Lumpen und Armut zustande. Der Schweiß des Angesichts ist der einzige Stoff, aus dem man Gold machen kann. Wer nicht will schwitzen, wird auch nicht besitzen. Wer Vogeleier haben will, muss auf den Baum klettern. Durch aufgekrempelte Hemdsärmel kommt man zu einem feinen Anzug, und wer sich nicht schämt, den Kittel zu tragen, wird bald ohne ihn einhergehen können. „Fleiß ist die Mutter des Glücks“, so sagt der arme Richard; und „Trägheit ist des Teufels Polster“, so sage ich.

Glaubt mir, vorwärts kommt man nur Schritt für Schritt. Hofft nicht, mit einem Sprung reich zu werden. Langsam und sicher ist besser als schnell und schwankend. Der tägliche Gewinn beharrlicher Arbeit macht einen Menschen viel reicher als dann und wann eine glückliche Spekulation. Kleine Fische schmecken lecker. Jeden Tag einen Faden macht im Jahr einen Strang. Ein Stein auf den anderen gelegt, macht ein Haus. Erst sollte man kriechen, ehe man geht, und laufen, ehe man fährt. Je mehr man eilt, reich zu werden, desto langsamer kommt man dazu. Eile fällt über ihre eigenen Füße. Schnelle Kletterer fallen schnell.

Ein Geschäft anfangen ohne Kapital, ist nicht gut. Mit leeren Taschen handeln ist schwer. Man muss ein Nest-Ei haben, denn Hennen legen ihre Eier dahin, wo schon welche sind. Freilich muss man backen mit dem Mehl, das man hat; wenn aber der Sack leer ist, so tut man gut daran, sich nicht für einen Bäcker auszugeben. Ziegel streichen ohne Stroh ist leicht im Vergleich mit Geld verdienen, wenn man kein Geld zum Anfangen eines Geschäftes hat. Bleibe noch ein wenig länger Geselle, mein junger Freund, bist du dir einige Taler gespart hast. Fliege, wenn du Federn bekommen hast; versuchst du es aber zu früh, so wirst du dem jungen Raben gleichen, der sich den Hals brach, weil er fliegen wollte, ehe er flügge geworden war. Eine Sprotte möchte gewiss lieber ein Wal sein, aber es ist besser, ein kleiner Fisch zu sein, solange man nur wenig Wasser hat. Wenn dein Teich zum Meer wird, dann blase dich auf, soviel du willst. Handeln ohne Geld heißt Häuser bauen ohne Steine, Feuer anmachen ohne Späne, Kerzen brennen ohne Docht. Man versucht's dann bald mit diesem oder jenem Kniff und strandet schließlich an einem Riff.

Gib ein kleines Geschäft nicht eher auf, als bist du siehst, dass du mit einem großen mehr verdienen wirst. Auch Krumen sind Brot. Ein schlechter Gaul ist besser als ein leerer Stall. Ein halbes Brot ist besser als gar keines. Mit wenig Möbel in einem kleinen Haus wohnt sich besser als in einem leeren großen. Wer in diesen schlechten Zeiten einen Stein hat auf dem er sitzen und sein Brot essen kann, tut gut daran, sich nicht nach anderem umzusehen. Vom Schlechten zum Schlimmeren ist kein besonderer Fortschritt. Eine Brotkruste ist eine harte Nahrung, aber gar keine ist noch härter. Gehe nicht aus dem Regen in die Traufe. Denke daran, viele Leute haben in sehr kleinen Läden sehr großen Verdienst gehabt. Ein kleines Geschäft mit Gewinn ist besser als ein großes mit Verlust. Ein kleines Feuer, an dem man sich wärmt, ist besser als ein großes, an dem man sich versengt. Auch aus einer kleinen Röhre kann man viel Wasser bekommen, wenn der Eimer nur immer da steht, um es aufzufangen. In kleinen Forsten kann man große Hasen fangen. Ein Schaf kann in einer kleinen Wiese dick werden, in einer großen Wüste wird es verhungern. Wer zuviel unternimmt, wird in Wenigem Fortschritt haben. Man kann einen Sack entzweireißen, wenn man ihn zu voll stopft, und man kann sich ruinieren, wenn man zu habgierig ist. In einem großen Fluss sind zwar viele große Fische; man kann aber auch darin ertrinken.

Nimm so wenig Veränderungen vor wie möglich. Bäume, die oft umgepflanzt werden, tragen wenig Frucht. Wenn man an einem Ort Schwierigkeiten hat, so wird man sie ja an einem anderen auch haben. Wenn man das Tal verlässt, weil es feucht ist, so wird man auf dem Berg feststellen, dass es kalt ist. Wo gibt es einen Ort für den Esel, an dem er nicht zu arbeiten haben wird? Wo kann eine Kuh leben ohne gemolken zu werden? Wo gibt es ein Land ohne Steine oder Fleisch ohne Knochen? Überall auf Erden muss man im Schweiße seines Angesichts sein Brot essen. Wer Mühe und Arbeit entfliehen will, muss Adlerflügel haben. Veränderung ist nicht immer Verbesserung – sagte die Taube, als sie aus dem Netz heraus und in die Pastete hinein kam. Manchmal ist es recht, eine Veränderung vorzunehmen, und dann heißt es, tüchtig Hand anzulegen, denn eine Henne, die sitzen bleibt, bekommt nichts vom Futter ab. Aber laufe nicht ewig hin und her, denn an einem rollenden Stein bleibt nicht viel Moos hängen. Wer ausharrt, siegt. Wer lange genug warten kann, wird gewinnen. Erst dies und dann das und dann etwas anderes und alles und jedes macht summa summarum nichts. Wer aber auf einem Pferd sitzen bleibt, kommt mit der Zeit auch zum Ziel. An einem Ort gedeiht die Saat, in einem Nest brütet der Vogel seine Eier aus, in einem Ofen backt das Brot, in einem Fluss leben die Fische.

Sei dir nicht zu vornehm für dein Geschäft. Wer über seine Arbeit die Nase rümpft, zankt mit seiner eigenen Nahrung. Ein Schmied, der sich vor Funken fürchtet, ist zu bedauern. Unannehmlichkeiten gibt es bei jedem Handwerk, nicht bloß bei dem des Schornsteinfegers. Wenn die Matrosen nicht mehr zur See fahren wollten, weil sie da nass werden könnten; wenn die Bäcker das Backen aufgeben wollten, weil sie dabei Hitze auszuhalten haben; wenn die Bauern nicht mehr pflügen wollten wegen der Kälte und die Schneider uns keine Kleider mehr machen, weil sie sich dabei in den Finger stechen könnten – in was für einen Zustand würden wir da geraten! Mein feines Herrchen, eines ehrlichen Berufes braucht sich niemand zu schämen. Fürchte dich nicht, deine Hände zu beschmutzen, es gibt noch Seife genug in der Welt. Jedes Handwerk ist gut, wenn man es nur gut betreibt. Ein kluger Kopf macht Geld aus Schmutz. Auch an Streichhölzern ist viel zu verdienen, wenn man nur viele verkauft. Man kann keinen Honig bekommen, wenn man sich vor Bienen fürchtet, noch Korn säen, wenn man sich die Stiefel nicht schmutzig machen will. Geckenhafte Menschen sollten lieber ins Schlaraffenland auswandern, wo man sich mit Lackstiefel-Tragen und Glacéhandschuh-Anziehen seinen Lebensunterhalt verdienen kann. Wenn man erst Eisenstangen im Südwind schmelzen, Felder mit Zahnstochern umgraben, Schiffe mit Fächern vorwärtstreiben, Äcker mit Parfum düngen und Rosinenkuchen in Blumentöpfen ziehen wird, dann werden die Bummler gute Zeiten haben. Aber jetzt werden wir uns alle noch viel gefallen lassen müssen und besser daran tun, unsere gegenwärtigen Lasten zu tragen, als Hals über Kopf dahin zu laufen, wo wir es noch viel schlimmer finden werden.

In dieser Welt muss man sich nun einmal plagen. Man muss die Ruder gebrauchen, die man eben hat, und da man sich den Wind nicht wählen kann so, muss man mit dem segeln, den Gott schickt. Mit Fleiß und Geduld wird man schließlich doch ans Ziel kommen. Wenn die Katze lange genug am Loch sitzen bleibt, fängt sie die Maus. Der Bauer Immerrüstig erntet guten Kohl und Salat, wo andere nur Disteln finden. Ich als Landwirt weiß es: Man kann ein Feld nur dadurch durchpflügen, dass man immer hin und her, hin und her pflügt; man kann nicht eine Viertelmeile auf einmal pflügen. Wer sich nur redlich müht und Furche um Furche zieht, beackert das ganze Gebiet, während die Faulheit flieht.

Schlafende Hühner holt der Fuchs. Man muss gut aufpassen, wenn man einen Fang tun will. Narren fragen, wie viel Uhr es ist, weise Männer wissen, was an der Zeit ist. Mahle, wenn der Wind weht; tust du es aber nicht, so klage nicht die Vorsehung an. Gott gibt jedem Vogel sein Futter, aber er wirft es ihm nicht ins Nest. Er gibt uns unser täglich Brot, aber er schenkt es durch unsere eigene Arbeit. Man muss die Zeit auskaufen und früh aufstehen. „Morgenstund hat Gold im Mund.“ Wer als letzter in der Reihe fährt, kriegt den ganzen Staub ins Gesicht; darum steh früh auf und du wirst den ganzen Tag im Vorteil sein.

Lass dich nie auf Ränke und Schliche ein, um Geld zu verdienen. Es bringt keinen Gewinn, Honig von Domen abzulecken. Ein ehrlicher Mensch wird sich nicht zum Hund machen, um einen Knochen erwischen zu können. Auf des Teufels Glatteis zu gehen, ist gefährlich; man kann darauf nicht Schlittschuh laufen, und es endet mit einem schweren Fall oder mit Schlimmerem. Wer aus derselben Schüssel mit dem Satan essen will, muss einen langen Löffel haben. Stürze dich nicht ins ewige Verderben, um irdischen Gewinn zu erlangen; das ist ebenso, als wenn man sich in einen Brunnen ertränkt, um einen Schluck Wasser zu bekommen. Lass dich auf nichts ein, was Reue im Gefolge haben kann. Es ist besser, barfuss zu gehen, als auf einem Wagen in die Hölle zu fahren. Wenn die Maus durch Käse gefangen wird, so hat sie wenig gewonnen. Ehrlichen Verdienst oder gar keinen, das merke dir. Denn betrügerisch erlangter Gewinn ist ewiger Verlust.

Gute Ware, volles Gewicht und solide Preise locken Kunden in den Laden. Einen Laden, in dem man übers Ohr gehauen wird, empfiehlt niemand. Betrüger gedeihen nirgends, es sei denn in London, wo sie genug Gelegenheitskunden fangen, um von ihnen leben zu können. Ein Schwindler mag wohl hin und wieder Glück haben, aber ehrlich währt am längsten. Die Börse eines Schelms ist löcherig. Wer gestohlene Schuhe trägt, wird Schwielen an den Füßen bekommen. An klebrigen Fingern bleiben noch andere Dinge hängen als Silber. Stiehl Aale und sie werden sich in Schlangen verwandeln. Je öfter der Fuchs stiehlt, desto eher wird er gejagt. Wenn ein Gauner ein gutes Geschäft machen will, so sollte er ehrlich werden. Wenn du auch nichts im Auge hast als deinen Gewinn, so handele dennoch aufrichtig, denn dieses Geschäft lohnt sich am meisten.

Achte vor allem darauf, was du ausgibst. Wie viel auch eingenommen wird, wenn mehr ausgegeben wird, so wirst du immer arm bleiben. Die Kunst ist, nicht das Geld zu verdienen, sondern es festzuhalten. Kleine Ausgaben richten doch wie viele Mäuse in einer Scheune großen Schaden aus. Ein Haar nach dem anderen fällt aus – sie bringen eine Glatze zustande. Strohhalmweise geht das Dach der Hütte ab, und tropfenweise kommt der Regen in die Kammer. Ein Fass ist bald leer, wenn der Zapfen auch nur jede Minute einen Tropfen herauslässt. Hühner sind bald gerupft, eine Feder nach der andern. Kleine Maden fressen den Käse; kleine Vögel verderben eine große Menge Weizen. Wer irgendwo sparen will, der fange bei seinem Mund an: Viele Diebe lauern in der Halsstraße. Der Bierkrug ist ein großer Verschwender. In allen Dingen halte die rechten Grenzen ein. Bei der Kleidung wähle passende und haltbare Stoffe und keinen bloßen Flitterkram. Die Hauptsache ist, dass sie warm hält; wie sie aussieht, ist Nebensache. Strecke deine Beine nicht weiter aus, als es deine Decke erlaubt oder du wirst bald kalte Füße bekommen. Ein Narr kann Geld verdienen, aber man muss ein weiser Mann sein, um es ausgeben zu können. Es ist leichter, zwei Schornsteine zu bauen, als in einem stets Feuer zu erhalten. Harte Arbeit und harte Kost in der Jugend schaffen gute Aussichten auf Ruhe im Alter. Wer sich der Verschwendung ergibt, schlägt den kürzesten Weg zum Armenhaus ein. Das Geld hat schon selber Flügel, schafft man ihm nun noch ein zweites Paar an, so muss man sich nicht wundern, wenn es schnell fliegt.

Entschuldigt, dass ich dieses Garn so lang gesponnen habe, aber wie ich es zog, so kam es nach. Ich wollte nur sagen: Seid nicht geldgierig, denn Habsucht ist immer arm. Nichtsdestoweniger aber strebt danach vorwärtszukommen, denn Armut ist keine Tugend und emporzukommen in der Welt gewährt einem Menschen nicht nur Annehmlichkeiten, sondern gereicht ihm auch zur Ehre. Erwirb, was du kannst; spare, was du kannst, und dann gib, was du kannst. Versuche nie, etwas an deinen Spenden für Gottes Sache zu sparen; solches Spargeld frisst das andere auf. Was man Gott gibt, ist nicht verloren, man bringt vielmehr sein Vermögen auf die beste Bank. Solches Geben ist wahres Besitzen – wie es auf einem alten Grabstein stand: „Was ich ausgab, hatte ich; was ich sparte, verlor ich; was ich gab, das habe ich.“ Die Hände der Bedürftigen sind sichere Geldkassetten, und Geld, das dem Herrn geliehen ist, ist gut angelegt. So wünscht der Pflüger Hans allen jungen Anfängern viel Glück und langes Leben.