Wie groß ist des Allmächtigen
Güte
- Wie
groß ist des Allmächtgen Güte! Ist der ein Mensch, den sie nicht rührt, der
mit verhärtetem Gemüte den Dank erstickt, der ihm gebührt? Nein, seine
Liebe zu ermessen, sei ewig meine größte Pflicht! Der Herr hat mein noch
nie vergessen, vergiss, mein Herz, auch seiner nicht.
- Wer
hat mich wunderbar bereitet? Der Gott, der meiner nicht bedarf. Wer hat
mit Langmut mich geleitet? Er, dessen Rat ich oft verwarf. Wer stärkt den
Frieden im Gewissen? Wer gibt dem Geiste neue Kraft? Wer lässt mich so
viel Glück genießen? Ist's nicht sein Arm, der alles schafft?
- Schau,
o mein Geist, in jenes Leben, zu welchem du erschaffen bist, wo du, mit
Herrlichkeit umgeben, Gott ewig sehn wirst, wie er ist. Du hast ein Recht
zu diesen Freuden, durch Gottes Güte sind sie dein. Sieh, darum musste
Christus leiden, damit du könntest selig sein.
- Und
diesen Gott sollt ich nicht ehren und seine Güte nicht verstehn? Er sollte
rufen; ich nicht hören, den Weg, den er mir zeigt, nicht gehn? Sein Will ist
mir ins Herz geschrieben, sein Wort bestärkt ihn ewiglich. Gott soll ich
über alles lieben und meinen Nächsten gleich als mich.
- O
Gott! Lass deine Güt und Liebe mir immerdar vor Augen sein! Sie stärk in
mir die guten Triebe, mein ganzes Leben dir zu weihn; sie tröste mich zur
Zeit der Schmerzen; sie leite mich zur Zeit des Glücks; und sie besieg in
meinem Herzen die Furcht des letzten Augenblicks.
Text: Christian
Fürchtegott Gellert 1757, (1715-1769)
Melodie: Halle 1704