Die neue Stellung und
die neue Natur
Christine von Viebahn
Die neue,
herrliche Stellung, in welche die Gnade Gottes alle wahren Gläubigen auf Grund
der Erlösung gebracht hat, findet ihren Ausdruck in den so oft wiederkehrenden
kostbaren Worten: „Ihr in Christus!" oder „Ihr in Christus Jesus!" —
Die neue Natur, die wir seit unserer Bekehrung besitzen, findet ihren Ausdruck
in den Worten: „Christus in euch!" Für unsere neue Natur sind die
Vorschriften des Wortes Gottes wundervolle glatte Schienen, auf welchen der Zug
unseres Glaubenslebens aufs schnellste und beste vorankommen und das hohe uns
gesteckte Ziel erreichen kann. Nicht nur das Neue Testament, sondern auch das
Alte ist für meinen neuen Menschen solch siegreiche Bahn, solch köstlicher Weg,
um zur Herrlichkeit zu gelangen. — Der Apostel Petrus schreibt den Kindern
Gottes: „In Seiner wunderbaren Kraft
hat Gott uns alles geschenkt, was zu einem Leben im Licht und zu wahrer
Gottseligkeit nötig ist. Wir durften ja Ihn erkennen, dessen Herrlichkeit und
Hoheit uns zum lebenerweckenden Ruf geworden ist. Dadurch sind uns die
wertvollsten und kostbarsten Verheißungen geschenkt: wir sollen der göttlichen
Natur und Art teilhaftig werden, nachdem wir der bösen Lust und Verführung der
Welt entronnen sind!“ (Lies 2. Petrus 1, 3-4.)
Die neue
Natur ist uns dazu gegeben, dass wir entsprechend der neuen Stellung handeln
und wandeln können. — Ich brauche die neue Natur, um praktische Gerechtigkeit
üben und den herrlichen Willen Gottes tun zu können. „Daran erkennt man klar
die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels: Jeder, der nicht praktische
Gerechtigkeit übt, ist nicht aus Gott, und ebenso auch der nicht, der seinen
Mitgläubigen nicht liebt! Denn dies ist die Botschaft, die ihr von Anfang an
gehört habt, dass wir einander lieben sollen. Nicht etwa dürfen wir Kain gleichen,
der ein Kind des Bösen war und seinen Bruder ermordete! Und warum ermordete er
ihn? — Weil sein ganzes Tun böse war, das Tun seines Bruders dagegen gerecht.
Wundert euch nicht, liebe Geschwister, wenn die Welt euch, hasst! Wir wissen,
dass wir aus dem Tode in das neue göttliche Leben hinüber geschritten sind,
denn wir lieben die Glaubensgeschwister. Wer den Mitgläubigen nicht liebt, der
bleibt im Tode. Ja, jeder, der seinen Bruder hasst, gilt vor Gott als ein
Mörder, und ihr wisst ja, dass in einem Mörder das ewige Leben nicht wohnt!
Daran haben wir die wahre Liebe kennen gelernt: Er, unser Herr Jesus, hat Sein
Leben an unserer Stelle hingegeben. Nun sind auch wir verpflichtet, unser Leben
für unsere Brüder und Schwestern zu opfern!" — „Geliebte Kinder, lasst
euch von niemand irreführen! Wer das tut, was vor Gott recht ist, der ist
wirklich gerecht, gleichwie Christus gerecht ist" (vgl. Matthäus 7, 16—20).
Die meisten
Kinder Gottes legen leider ihr Bewusstsein und ihren Schwerpunkt viel mehr in
den alten Menschen statt in den neuen, während doch die Schrift uns zeigt,
dass wir uns stets und zu aller Zeit als neue Menschen in Christus betrachten
und fühlen sollen. Der Apostel Johannes unterrichtet uns so mit den Worten:
„Keiner, der aus Gott geboren ist, begeht Sünde, denn der Lebenskeim aus Gott
bleibt in ihm; ja, er kann nicht sündigen, denn er ist aus Gott geboren!"
Und Paulus schreibt an die Römer: „Was sollen wir nun daraus schließen? Wie
sollen wir uns dazu stellen? Sollen wir etwa in der Sünde verbleiben, damit die
Gnade sich umso reicher erzeige? Auf keinen Fall! Wir sind ja tot für die
Sünde; wie könnten wir da noch in ihr leben?" (Lies Judas 24—25; 1. Petrus. 1, 23.)
Man kann
erst dann richtig dem alten Menschen zu Leibe gehen, erst dann den alten
Menschen tatsächlich in den Tod geben und töten, wenn man bewusst und freudig
als neuer Mensch lebt! „Wie nun Christus aus der Mitte der übrigen Toten heraus
durch die Herrlichkeit des Vaters auferweckt worden ist, so sollen und dürfen
auch wir uns in einem ganz neuen Leben bewegen! Denn wenn wir mit Ihm
einsgemacht — mit Ihm zu einer Pflanze geworden sind, Ihm gleich hinsichtlich
Seines Todes, so
werden wir Ihm auch gleich sein in Seiner Auferstehung." Der
wiedergeborene Mensch darf wissen: „Gott sieht mich allezeit in Christus
Jesus!" und „Ich bin Gottes geliebtes Kind!" — „Schaut doch, welch
wunderbare Liebe der Vater uns erwiesen hat: wir dürfen Gottes Kinder heißen und sind es auch.
Deshalb versteht uns die Welt nicht und erkennt uns auch nicht an, weil sie Ihn
nicht erkennt und versteht. Geliebte, jetzt schon sind wir Gottes Kinder, und
was wir einmal sein werden, ist noch nicht offenbar. Doch wir wissen, wenn es
offenbar werden wird — wenn Er offenbar werden wird —, dann werden wir Ihm
gleich sein, denn wir werden Ihn schauen wie Er ist!" (Lies Römer 8,
14—17; 2. Korinther 6, 16b—18.) Mit ganz beglücktem Herzen und voll Anbetung
bewundert Johannes eine solche Liebe, wie der Vater sie uns erwiesen hat. Wenn
wir aus Gott geboren sind, so ist ja damit ausgesprochen, dass wir Gottes
Kinder sind, und das wird uns nun ausdrücklich hier bezeugt: „Bereits vor
Grundlegung der Welt hat der Vater uns auserwählt in Jesus, damit wir vor Ihm
heilig und tadellos seien in Liebe. Ja, Er wollte uns für Sich Selbst haben —
für Sein eigenes Herz! Er hat uns von Ewigkeit her vorausbestimmt, dass wir
Seine Kinder sein sollen durch unseren Herrn Jesus Christus. So war es Sein Wille
und Sein Wohlgefallen, und so dient es zum Preis Seiner herrlichen Gnade, die
Er uns in Seinem geliebten Sohn zugewandt hat!" Den römischen Christen
schreibt Paulus: „Nicht einen
knechtischen Geist habt ihr empfangen; sondern den Geist von Kindern habt ihr
empfangen, und im Gebet rufen wir durch Ihn: Abba, Vater! Dieser Heilige Geist
bestätigt unserem Geist, dass wir nun Gottes Kinder sind! Sind wir aber Kinder,
so sind wir auch Erben: Erben Gottes und Miterben Christi — vorausgesetzt, dass
wir mit Christus leiden, um dann auch mit Ihm verherrlicht zu werden!" —
Groß ist hierin auch die gemeinsame Freude. Johannes sagt nicht: „mir" oder „dir" hat der Vater
diese Liebe erzeigt, sondern „uns!"
Wer ist
so hoch und erhaben wie Gott? Sein Kind zu sein ist die größte Ehre, das
höchste Vorrecht! Wahrlich, Gott hat uns zu Sich Selbst in das allernächste und
schönste Verhältnis gebracht, in die innige Beziehung von Kindern zum
Vater. Wie beglückt können unsere Herzen
sein, wenn wir uns einfach dieser großen Liebe freuen, die uns aus dem Herzen
Gottes entgegenkommt — wenn wir uns sinnend, dankend und anbetend in diese
Liebe versenken! Der Heilige Geist hat es Selbst übernommen, uns vertraut zu
machen mit dem Herzen unseres Gottes. „Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit,
gekommen ist, wird Er euch in die ganze Wahrheit leiten. Denn Er wird nicht aus
Sich Selbst reden, sondern was irgend Er hören wird, wird Er reden, und das
Kommende wird Er euch verkündigen. Er wird Mich verherrlichen, denn von dem
Meinen wird Er empfangen und euch verkündigen!"
Als Vater
ist Gott uns in Seiner wunderbaren Liebe in Jesus Christus entgegengekommen und
hat uns zu Seinen Kindern gemacht: „Ihr
alle seid Kinder Gottes durch den lebendigen Glauben an Jesus Christus! Wohl
wäre es schon große Barmherzigkeit gewesen, hätte Gott uns dem Sündenverderben
und der ewigen Qual entrissen und hätte uns etwa zu Seinen
Knechten und Mägden gemacht, die an der Schwelle Seines Hauses, an den Stufen
Seines Thrones stehen dürfen. David sagt: „Ich will lieber an der Schwelle
stehen im Hause meines Gottes, als wohnen in den Zelten derer, die sich nach
Gottes Gesetz nicht richten!" Aber nein,
Gott tat mehr an uns: Er gab uns den allernächsten Platz an Seinem Herzen.
Der gerettete Sohn im Haus des Vaters — sieh, er ist ein Bild von der kostbaren
Segnung und Gemeinschaft mit Gott, zu welcher der Glaubende schon jetzt gelangt
durch den Herrn Jesus Christus (lies Lukas 15, 11—32; Offenbarung 3, 12). „Wer
überwindet, den werde Ich zu einer Säule machen in dem Tempel Meines Gottes,
und er wird nie mehr hinausgehen. Und Ich werde auf ihn schreiben den Namen
Gottes und den Namen der Stadt Meines Gottes, des neuen Jerusalem, das aus dem
Himmel hernieder kommt, von Meinem Gott, und Meinen neuen Namen!"
Liebe,
von Gott so groß, freu dich darin;
Siehe, so
liebt dich Gott, o schaue hin.
Denkst du
wohl stets daran, was Gott für dich
getan?
Bete Ihn
dafür an, freu dich darin!
1. Die
neue Stellung
„Also
gibt es jetzt keine Verurteilung, keine Verdammnis mehr für die, welche in
Christus Jesus sind!" —Hier erblicken wir die volle dauernde Befreiung und
herrliche Segnung, die allen wahren Glaubenden in dem Sohn Gottes geschenkt
ist. Gott räumt dir und mir ein für allemal diese kostbare Gnaden- und
Sicherheitsstellung ein.
„In
Christus Jesus", wie oft doch finden wir in den Briefen der Apostel diese
kostbaren Worte — mehr als fünfzig Mal. Doch wie wenig ist wohl vielen von uns
die volle Bedeutung und Tragweite dieser Worte aufgegangen!
„In
Christus Jesus" — das bedeutet, dass ich als ein Ihm Vertrauender für
immer geborgen bin in Ihm, dem großen Erlöser, und dass ich nun durch die Gnade
eine ganz neue Stellung vor Gott besitze für Zeit und Ewigkeit: „Denn durch den
Gehorsam des Einen, Jesus Christus, sind wir, die vielen, die an Ihn glauben,
in die ewig sichere Stellung von Gerechten und Geheiligten gebracht worden,
wie wir vorher durch Adams Fall in die Stellung von Sündern gekommen
waren". „Durch ein Opfer hat Christus auf immerdar vollkommen gemacht in
ihrer Stellung und Annahme bei Gott alle, die durch Ihn geheiligt werden. Das
wird uns durch den Heiligen Geist klar und freudig bezeugt" (lies Hebräer
10, 10—18).
Ja, „in Christus Jesus" ist uns auf immerdar unsere Sündenschuld
vergeben! „In Christus Jesus" sind wir „Auserwählte, Heilige und Geliebte
Gottes geworden" so viele von uns den Sohn Gottes angenommen haben (lies
1. Korinther 1, 12; Epheser 1, 1; Kolosser 3, 12; Off. 17, 14).
Wir
sehen: in dem Augenblick, da ein Mensch sich in tiefer Reue und Buße unter das
Kreuz Christi beugt und die herrliche
Erlösung im Glauben annimmt, wird
er errettet aus
der Gewaltherrschaft der Finsternis und versetzt in das Königreich des geliebten
Sohnes Gottes: „Der Gott aller Gnade aber, Er hat euch ja berufen zu Seiner ewigen
Herrlichkeit in Christus Jesus, Er Selbst wird euch, die ihr kurze Zeit zu
leiden habt, vollenden, befestigen, stärken und gründen. Ihm gehört die Macht
und die Herrlichkeit in Ewigkeit."
„Soviel
aber wissen wir, dass denen, die Gott lieben, alles und jedes zum Besten dient,
weil sie ja nach Seinem Ratschluss zum Heil berufen sind. Denn die, welche Er
zuvor erkannt hat. die hat Er auch dazu ausersehen und vorherbestimmt, dem
Bilde Seines Sohnes gleichgestaltet zu werden. Er soll ja der Erstgeborene sein
unter den vielen Brüdern und Schwestern. Die Gott nun so zuvorbestimmt hat, die
hat Er auch berufen; die Er aber berufen hat, die hat Er auch zur
Rechtfertigung geführt; die Er aber auf Grund von Christi Erlösungswerk für
gerecht erklärt hat, die hat Er auch zur Herrlichkeit gebracht!" Mit
unserer Errettung und Versetzung in das Königreich Jesu Christi ist der
Glaubende ausgewurzelt aus der Welt und aus seinem alten, sündigen Wesen und
nun für immer eingepflanzt in den Garten Gottes, „eine Pflanzung zu Seiner
Verherrlichung" — „ein Mensch des Wohlgefallens.'" Gott spricht:
„Sie alle werden Gerechte sein, eine von mir angelegte Pflanzung, das Werk
Meiner Hände, zu Meiner Verherrlichung!" (Lies Jesaja 60, 19—22; 61, 1—3,
vgl. Jesaja 5, 7a.)
„In
Christus Jesus" hat der Gott aller Gnade alle wahren Glaubenden berufen zu
Seiner ewigen Herrlichkeit, so dass sie sich der himmlischen Seligkeit schon
jetzt rühmen und freuen können. In
diese neue herrliche Stellung sind wir nun mit vollem, dankbarem Bewusstsein
eingetreten, darum ist unser Jubel, unsere Freude so groß! (Lies Psalm
32, 1—11; 33, 1—3.)
„Ja,
wahrlich, es ist eine hohe Gnade, die uns geschenkt und eine herrliche neue
Stellung, die uns eingeräumt ist auf Grund des vollbrachten Erlösungswerkes
Christi, so dass wir die volle Seligkeit erlangen, die in Ihm, dem Sohne Gottes
für uns bereit ist, verbunden mit ewiger Herrlichkeit!" (Lies 2. Timotheus
2, 10.) Die Schrift sagt: „Darin ist Gottes Liebe zu uns aufs völligste zutage
getreten, dass Gott Seinen eingeborenen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir
durch Ihn leben möchten. Hierin liegt in erster Linie die große Liebe: Nicht
wir haben Gott geliebt, sondern Er hat uns geliebt und Seinen Sohn gesandt als
Sühne für unsere Sünden! Geliebte, wenn Gott uns so sehr liebt, dann sind auch
wir verpflichtet, einander herzlich zu lieben! Gott gesehen hat ja noch keiner;
doch wenn wir einander mit göttlicher Liebe lieben, so bleibt Gott in uns, und
Seine Liebe ist vollendet in uns — das heißt: wir können uns dann in Seiner
Liebe ungetrübt freuen und sie auch wieder ausstrahlen. Dass wir nun bleibende
Gemeinschaft mit Ihm haben und Er in uns wohnt, erkennen wir daran, dass Er uns
von Seinem Geiste gegeben hat. Wir haben es ja mit Augen gesehen und bezeugen
es, dass der Vater den Sohn gesandt hat als Heiland der Welt!"
Das Verdammungsurteil,
das uns um unserer Sünde willen auf immer von Gott hätte verbannen und den
Flammen der Hölle preisgeben müssen, es hat Ihn, unseren großen Erlöser, statt
unser getroffen, da Er Sich freiwillig als unser Bürge dem göttlichen Gericht
stellte: „Gott hat Ihn treffen lassen
unser aller Ungerechtigkeit, Ja, die Strafe zu unserem Frieden lag dort am
Kreuz auf Ihm und durch Seine Wunden ist uns Heilung geworden!" — Ja,
Jesus hat dort auf Golgatha die Sünden vieler getragen!
In neuer Stellung jetzt
Dürfen wir leben, dürfen wir dienen —
Als Priester geweiht,
Zum Dienste bereit,
Weil uns ja die Gnade, die Gnade
erschienen!
Führt uns der Geist 'hinein,
In unser Erbe, das uns gegeben.
Das herrliche Heil
Ward voll uns zuteil.
In Neuheit wir dürfen drin leben, drin leben!
Die Christus wiederbracht
Vom Tod, vom Grabe Ihn hoch erhoben.
Wird wirksam jetzt sein
Und führt uns hinein
So ganz in den Reichtum, der droben, der droben!
2. Wir
wollen freudig heranwachsen zu Christus, unserem herrlichen Haupte im Himmel!
Der
Mensch hat durch seine Sünde alles, was Gott ihm einst im Paradies bereitet
hatte, verdorben. Statt Herrscher über die Erde ist er der Sklave Satans
geworden. „Gott aber ist wunderbar reich an Barmherzigkeit. Er hat uns Seine
große Liebe erzeigt und uns, die wir tot waren, in unseren Sünden — gänzlich
abgeschnitten von Ihm, der ewigen Lebensquelle, mit dem Herrn Jesus lebendig
gemacht; nur Gnade ist's, dass wir
Rettung fanden. Und nun hat Gott uns sogar mit Christus auferweckt, uns
im Geist in die himmlischen Welten versetzt und lässt uns dort schon jetzt mit
unserem Herrn und Erlöser thronen. Auf diese erstaunliche Weise will Er bis in
alle Ewigkeit den überwältigenden Reichtum Seiner Gnade vor dem ganzen Weltall
kundmachen. — Ja, immer neu müssen wir es euch sagen: Nur G n a d e ist's, die
euch errettet hat, indem sie euer Vertrauen gewann. Es kann sich also niemand
selbst deswegen rühmen. Nein, ganz und gar sind wir Gottes Werk, in Christus
Jesus sind wir neu geschaffen zum Tun all des Guten, das Gott schon zuvor
bereitet hat, damit wir uns darin bewegen!" (Lies Kolosser 1, 12—17; Römer
9, 22—26.)
Erblickst
du, lieber Freund, an deinem Weg täglich diese kleinen guten Taten, in welchen
Gott dich wandeln und handeln sehen will? Wir wollen es nicht vergessen, Gott
hat uns eins gemacht mit Seinem geliebten Sohn — uns im Geist schon jetzt mit
Ihm auf erweckt und uns in Ihm bereits versetzt in die himmlischen Welten.
Die
vierundzwanzig Ältesten in der Offenbarung, die mit Christus in der
Herrlichkeit thronen, stellen uns die wahre Gemeinde Jesu Christi dar,
bestehend aus allen Erlösten. Auch du und ich sind dabei! (Lies Off. 4, 1—4.
8—11.) Ist dir das klar? Im Geist dürfen wir schon jetzt mit unserem herrlichen
Herrn im Himmel wohnen und thronen, während wir zugleich unsere Aufgaben,
unsere Prüfungen und Bewährungen noch hier im Tränental durchleben. Wir hören:
„In Ihm, in Christus Jesus, ist einzig
und allein die Fülle der Gottheit, die Fülle göttlicher Herrlichkeit
geoffenbart und zu uns gekommen; in Ihm wohnt diese Fülle leibhaftig! — Und in
Ihm seid auch ihr jetzt schon zur Vollendung gebracht, soweit es eure neue,
ewig sichere Stellung betrifft — in Christus, dem Gesalbten, der höher ist als
jede Herrschaft und Gewalt, selbst in der Engelwelt, deren Herr und Haupt Er
ist!"
Für alle
Kinder Gottes ist es von größter Bedeutung und Freude, im Glauben
hinaufzublicken, dorthin, wo ihr Herr und Erlöser für sie eingegangen ist in
die Herrlichkeit Gottes. „Wunderbar hat Gott Ihn erhöht und Ihm einen Namen und
eine Würde verliehen, über alle Namen und Würden hinaus! Denn Gott will, dass
in dem Namen des Herrn Jesu jedes Knie sich beuge — im Himmel und auf Erden und
unter der Erde! Ja, jede Zunge soll bekennen, Herr ist Jesus Christus. Dies
dient zum ewigen Ruhme Gottes, unseres Vaters!" „Dort im Himmel thront
Christus nun, erhaben über jedes Fürstentum, über jede Herrschaft, erhaben über
alle Mächte und Gewalten, — ja, über alles, was hoch und herrlich genannt wird,
nicht allein in dieser Welt, sondern auch in dem zukünftigen Zeitalter!"
(Lies Offenbarung 5, 6—14.) Wir dürfen uns so sehr freuen an unserem
auferstandenen, im Himmel gekrönten Herrn. Wir gehören ja schon ganz zu Ihm, so
viele von uns wahrhaft Erlöste sind. Wir sind Seine Glieder und dürfen in
unserem inneren Leben und in unserem ganzen Benehmen auf allen Gebieten,
heranwachsen zu Ihm, zu unserem herrlichen Herrn.
Im Himmel
thront in ewiger Macht
Der
Sieger, der uns Heil gebracht.
Sein
Leben, ganz nach Gottes Art,
Der Welt
geoffenbart ward.
Für dich,
für dich gab Er Sich her,
Dien'
Satan und der Welt nicht mehr!
Denn
Christi Sieg gehört jetzt dir,
Drum ehre
Gott nun für und für!
O
wunderbare Siegesmacht,
Die
Christus hat der Welt gebracht!
Des
ersten Adams Fall, er war
Für alle:
„Knechtschaft immerdar!"
"Doch
nun ist für die Menschen ja
Befreiung
und Erlösung da;
Der Sünde
Knechtschaft höret auf —
Zur
Herrlichkeit geht jetzt der Lauf!
Drum
preiset Christus Jesus sehr!
Er ist
der große, heil'ge Herr;
Er macht
von Schuld und Sünde frei —
Er macht
das Leben völlig neu!
Es preist
mein Herz Dich, Heiland, heut',
Rühmt
Dich in alle Ewigkeit!
Mein
Leben rühm' vor allem Dich,
Herr
Jesus, Heiland, ewiglich!
Gott hat
in unsere neue Natur das tiefe Sehnen und ringende Streben hineingelegt, nun
auch in unserem praktischen Alltagsleben unserem Herrn und Heiland ähnlich zu
werden.
Unser
ganzes Mitwirken und Mitarbeiten an unserer praktischen Heiligung und
Vollendung ist notwendig, wenn wir in unserem kurzen Erdenleben Gott preisen
und unseren Herrn Jesus Christus ehren wollen. Wirklich, es ist außerordentlich
wichtig, dass wir in der Heiligkeit befestigt werden und zur himmlischen
Vollendung gelangen, so dass wir unserer hohen Stellung in Christus Jesus Ehre
machen!
Dies ist
leider bei vielen Gläubigen nicht der Fall, obwohl es Gott durch die Kraft des
Heiligen Geistes für alle bestimmt und möglich gemacht hat. Den Christen in
Thessalonich schreibt Paulus: „Der Herr erfülle euch mit überquellender Liebe
zueinander und zu allen Menschen; Er befestige Eure Herzen in tadelloser
Heiligkeit vor unserem Gott im Blick auf das nahe Kommen des Herrn Jesus mit
Seinen Heiligen. — Ja, Er Selbst, der Gott des Friedens, heilige euch durch und
durch, damit euer ganzes Wesen nach Geist, Seele und Leib ohne Tadel bewahrt
bleibe auf die herrliche Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus! Treu ist Er,
der euch beruft; Er wird auch Sein Werk in euch vollenden". Auch Petrus
schreibt an die Christengemeinden in Kleinasien: „Der Gott aller Gnade aber,
Er hat euch ja berufen zu Seiner ewigen Herrlichkeit in Christus Jesus. Er
Selbst wird euch, die ihr kurze Zeit zu leiden habt, vollenden, befestigen,
stärken und gründen. Ihm gehört die Macht und die Herrlichkeit in alle
Ewigkeit! Amen" (1. Petrus 5, 10. 11; vgl. Epheser 5, 24—27).
3. Unser
königliches Priestertum!
Petrus
schreibt den Kindern Gottes: „Ihr seid
ein auserwähltes Geschlecht, Priester von königlicher Würde — ein heiliges
Volk, das Eigentumsvolk Gottes! Eure Aufgabe ist es, die herrlichen
Eigenschaften Dessen zu verkündigen, Der euch aus der Finsternis gerufen hat
in Sein wunderbares Licht!“
Mit fast
denselben Worten, mit denen Gott einst durch Mose Sein altes Bundesvolk in
seine hohen Vorrechte und Aufgaben einsetzte, spricht hier Petrus die lauteren
Gotteskinder an. Wie Christus als der herrliche Grund- und Krönungsstein
unseres Heils „auserwählt und sehr köstlich" heißt, so werden hier auch
alle, die in Wahrheit an Ihn glauben, „Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte"
genannt! (Vgl. Römer 8, 33. 34; Offenbarung 17, 14b.) Aus Gottes eigenem freiem
Erbarmen geht also die herrliche neue Stellung hervor, in die wir als Erlöste
durch Christus gebracht worden sind. Als eine heilige Priesterschar dürfen wir
jetzt Gott im Geiste dienen und Ihn anbeten. Paulus sagt: „Wir sind die
wahrhaft Beschnittenen, die wir in der Kraft des Geistes Gottes dienen — die
wir uns des Herrn Jesus rühmen und nicht irgendwie auf äußere Vorzüge
bauen". Solche sucht unser großer himmlischer Herr. Er sagt: „Es kommt die
Stunde und ist jetzt, da die wahrhaftigen Anbeter den Vater in Geist und in
Wahrheit anbeten werden; denn der Vater sucht solche als Seine Anbeter. Gott
ist Geist, und die Ihn anbeten, müssen Ihn in Geist und in Wahrheit
anbeten!" (Vgl. Römer 7, 6; Epheser 6, 17. 18; Judas 20. 21.) Hierin
besteht ja die Herrlichkeit und Ehre der zum Himmel berufenen Gemeinde Gottes,
dass sie aus der Welt durch Gottes Ruf herausgelöst und schon jetzt mit
Christus dem himmlischen Herrn und Haupt, verbunden ist: wie Er, der himmlische
Herr, so sind auch die schon jetzt dem Himmel angehörenden Menschen, die wahren
Gläubigen, Gott nahe gebracht. Sie sind die, die hier keine bleibende Statt
haben, sondern ihr Sinnen und Trachten richten auf das was droben ist. In ihrem
Namen spricht Paulus: „Unsere Heimat und unser Ziel liegt in den himmlischen
Welten. Und von dort aus erwarten wir sehnlich unseren Herrn Jesus Christus
als Retter zurück. Er wird dann unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten,
damit wir Seinem Herrlichkeitsleibe gleich gestaltet seien! Dies wird Christus
tun entsprechend der Macht, mit welcher Er Sich alle Dinge untertan machen
wird."
Im Blick
auf diese herrliche Zukunftsaussicht schreibt der Apostel Johannes: „Schaut
doch, welch wunderbare Liebe der Vater uns erwiesen hat: Wir dürfen Gottes
Kinder heißen und sind es auch! Deshalb versteht uns die Welt nicht und erkennt
uns auch nicht an, weil sie Ihn nicht erkennt und versteht. Geliebte, jetzt
schon sind wir Gottes Kinder, und was wir einmal sein werden, ist noch nicht
offenbar. Doch wir wissen: Wenn es offenbar werden wird — wenn Er offenbar
werden wird, dann werden wir Ihm gleich sein, denn wir werden Ihn schauen wie
Er ist.
Ein jeder
nun, der diese herrliche Aussicht, diese freudige Hoffnung auf Ihn im Herzen
hat, der reinigt sich in der Jetztzeit und zwar entsprechend Seiner Reinheit.
Die kostbaren Namen, die Gott Seinen Erlösten beilegt, tragen wir nicht zum
Schein, sondern in K r a f t. Diese Namen geben Kunde von unseren höchsten Vorrechten
und wir erfüllen mit wunderbarer Freude unsere Aufgabe hier unter den
Menschen, wenn wir dem Herrn treu sind! Unser Meister ruft uns zu: „Ihr seid das Licht für die ganze Welt! Eine
Stadt, die auf dem Berge liegt, kann nicht verborgen bleiben. Deshalb lasst nun
euer Licht, das Wortbekenntnis und Tatbekenntnis eures Glaubens und eurer
Liebe, hell leuchten vor den Menschen-, dann werden sie euer gutes Tun sehen
und euren Vater, der die Himmel bewohnt, rühmen!" Ja, der Name
unseres herrlichen Herrn soll durch uns, die Gläubigen, gepriesen werden, damit
wir vor aller Welt als Ihm zugehörig und Ihm ebenbürtig erkannt werden. So will
es unser Gott haben.
„Ihr seid
ein auserwähltes Geschlecht!" Ja, wir sind die Familie Gottes, die
Gesamtheit derer, die sich Gottes geliebte Kinder nennen dürfen! Wir alle sind
aus demselben unvergänglichen Samen gezeugt, nämlich durch das lebendige und
bleibende Wort Gottes. Gott ist durch Jesus Christus unser Vater und aus Gnaden
sind wir Seine Kinder (Johannes 1, 12. 13; Johannes 3, 1; 5, 1).
Die wahre
Gemeinde Gottes heißt ja die „Ecclesia", die Herausgerufene. Sie ist durch
den Heiligen Geist aus der großen Schar der Menschen herausgerufen und zur himmlischen
Seligkeit bestimmt — die Brautgemeinde Jesu Christi! (Lies Offenbarung 21,
9—14. 18—23.) Gott spricht: „Dieses
Volk, das Ich Mir gebildet habe, es soll Meinen Ruhm verkündigen". Schon
Mose ruft aus: „Glückselig das Volk, dessen Gott der Herr ist, das Volk, das Er
Sich zum Eigentum erkoren hat!" (Vgl. 5. Mose 7, 6. 7; 10, 15; 33, 29.)
Das königliche Priestertum Christi und Seiner Gläubigen findet ein schönes
Vorbild in Melchisedek, dem priesterlichen König, von Salem. Er ist ein
köstliches Bild von Jesus Christus, unserem himmlischen Herrn, der unser
Hohepriester vor Gott im Himmel ist und der in großer Freigebigkeit und Macht
uns alles an inneren und äußeren Gnaden schenkt, was wir in der kurzen
Erdenzeit hier in Seinem Dienst brauchen!
Unser
Priestertum wird hier ein königliches genannt. Gott der Allmächtige, der
Allgewaltige, regiert, darum sind Seine Erlösten die Freien, von niemand
unterjocht — die im Geiste Herrschenden, deren Werk vom Heiligen Geist gewirkt,
bleibenden Charakter und Wert besitzt, so dass es von niemand überwunden und zunichte gemacht werden kann! Es
steht geschrieben: „Alle die, welche die überschwänglich reiche Gnade und das
Geschenk der Gerechtigkeit empfangen haben, sie vermögen königlich im Leben zu
herrschen, das heißt: alle Schwierigkeiten,
Versuchungen und die Sünde unter
die Füße zu bekommen durch den Einen, Jesus Christus. Im Neuen Testament hat
das Wort „königlich" noch eine besondere Kraft. Da, wo ein König mit
seinen Untertanen eins ist, nehmen diese an seiner Königsherrlichkeit teil:
alles, was Sein ist, gehört auch ihnen! Sie sind zum Geben, zum Segnen berufen.
Sie haben eine königliche Gesinnung und beweisen diese mit der Tat. Aufopfernd
und in warmer Liebe dienen sie ihren Mitmenschen aus freien Stücken, sie sind
freigebig und üben selbstlose Liebe wie ihr Herr und Meister! (Lies
Hebräer 13, 16; vgl. Matthäus 25, 35—10; Psalm 37, 3. 4.)
Petrus
schreibt: „Ihr werdet als lebendige Steine mit aufgebaut — ein geistliches
Haus, eine heilige Priesterschar, berufen und befähigt Gott geistliche Opfer
darzubringen, die Ihm so wohlgefällig sind durch Jesus Christus, unseren
Herrn." — Schon Jesaja sagte: „Ihr aber, ihr werdet Priester des Herrn
genannt werden; Diener unseres Gottes wird man euch heißen".
Was uns
ferner vor Augen gestellt wird, das ist der priesterliche Charakter der
Familie Gottes. Wir Kinder Gottes dürfen alle frei zu Gott und zu Seinem Thron
herzunahen, Ihm dienen und Ihm geistliche Opfer darbringen. Wir dürfen Gott
Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen darbringen und sind berufen
göttliche Segnungen weiterzugeben.
Im
Hebräerbrief lesen wir: „Da wir nun, geliebte Brüder und Schwestern, im Begriff
stehen, ein unerschütterliches, das heißt, ein ewig bleibendes, himmlisches
Königreich zu ererben, so lasst uns dankbar Gebrauch machen von aller
dargereichten Gnade, damit wir Gott in dieser kurzen Erdenzeit wohlgefällig
dienen mögen mit Frömmigkeit und ehrfurchtsvoller Scheu! Denn auch unser Gott,
der Gott der Christen, ist ein verzehrendes Feuer!" — Wahrlich, ein
heiliges Volk sind auch wir Gläubigen dieser letzten Tage, fest vereint zu
gemeinsamem heiligem Leben im Dienst Gottes durch unseren Herrn Jesus Christus.
Hier hat jedes Glied der Gesamtheit am großen Ganzen Anteil und jeder trägt
auch mit an der heiligen Verantwortung und Aufgabe, die wir in unserem kurzen
Erdenleben haben: „Leidet nun ein Glied Schaden oder Kummer, so leiden alle
Glieder mit. Und wird ein Glied geehrt oder ausgezeichnet, erfreut und
gesegnet, so freuen sich alle Glieder mit!" (Lies 1. Kor. 12, 12—27.) Es
wird uns zugerufen: „Lasst uns sorgfältig aufeinander achten und uns
gegenseitig zur Liebe und zum Gutestun anspornen. Wir wollen doch einander stärken
und ermutigen, und das um so mehr, je näher ihr den großen Tag Christi
herankommen seht!"
4. Führe
ich in meinem Alltag ein Leben im Heiligen Geist?
Zu
unserer großen Freude vernehmen wir mit allen lauteren Kindern Gottes die
folgenden Worte: „ Ihr alle seid ja jetzt erwachsene Söhne und Töchter Gottes
durch den Glauben an Jesus Christus". „Es gehören ja Der, welcher heiligt,
und die, welche geheiligt werden, zusammen und haben denselben Vater. Daher
schämt Christus Sich auch in keiner Weise, uns Seine Brüder und Schwestern zu
nennen." Doch was müssen wir wahrnehmen? — Dass leider gar nicht viele
Erlöste wirklich in die vollen Vorrechte und Segnungen der Söhne und Töchter
des lebendigen Gottes praktisch eingetreten sind! Und doch sind diese Vorrechte
und Segnungen von so großer Bedeutung und Kraft für die Glaubenden und sind
auch für sie alle von Gott bestimmt!
Gerade
diese neue, freie Stellung aller wahren Erlösten in Christus Jesus ist ja auch
das Thema unseres Büchleins. Dasselbe wird viel zu selten zum Gegenstand des
Unterrichts und der Freude für die Kinder Gottes gemacht — vielleicht weil sich
unter den Dienenden im Königreich Gottes gar zu selten die Persönlichkeiten
finden, denen diese hohen und doch auch wieder so einfachen Wahrheiten und Tatsachen
geläufig und wichtig geworden sind! Ja, diese Botschaft gehört zu den Grundlagen
und kostbarsten Hauptwahrheiten des Evangeliums, und sie wird uns so herrlich
entfaltet in den Briefen, die die Apostel den verschiedenen Christengemeinden
geschrieben haben.
In
Christi Reich versetzt,
In neuer
Stellung jetzt
Dürfen
wir leben, dürfen wir dienen —
Als
Priester geweiht, zum Dienste bereit, :
Weil uns
ja die Gnade, die Gnade erschienen!
Durch
Jesu Blut ganz rein,
Führt uns
der Geist hinein
In unser
Erbe, das uns gegeben.
Das
herrliche Heil ward voll uns zuteil.
In
Neuheit wir dürfen drin leben, drin leben!
Die
gleiche große Macht,
Die
Christus wiederbracht ;
Vom Tod,
vom Grabe Ihn hoch erhoben,
Will
wirksam jetzt sein und führt uns hinein
So ganz
in den Reichtum, der droben, der droben!
Andererseits
nimmt man auch wieder folgendes wahr unter den Christen: Gläubige rühmen sich
ihrer Freiheit vom Gesetz. Sie verwechseln aber Gesetz mit Erziehung. Das ist
freilich ein schlimmes Missverständnis! Freiheit vom Gesetz bedeutet durchaus
nicht Zuchtlosigkeit und Unerzogenheit. O nein! Unerzogene Kinder Gottes sind
unreife und ungeheiligte Menschen, die der Beeinflussung und Erleuchtung des
Heiligen Geistes sehr ermangeln. Die Schrift ruft uns zu: „Zur vollen Reife
wollen wir gelangen, damit wir im ganzen Ausmaß die Fülle der Herrlichkeit
Christi erfassen können!" (Epheser 4, 13.) Wo allerdings der Heilige Geist
regiert, da offenbart Er Sich als der Geist der Kraft und der Liebe, der
nüchternen Besonnenheit und Entschlossenheit. Der Apostel Paulus schreibt an
seinen geliebten Timotheus: „Fache an zu neuer Glut — zu heller Flamme die
Gnadengabe Gottes, die in dir ist — die du unter meiner Handauflegung
empfangen hast! Denn Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben,
sondern den Geist der Kraft und der Liebe, der nüchternen Besonnenheit und
Entschlossenheit. So schäme dich denn nicht, ein klares Zeugnis von unserem
Herrn abzulegen und dich zu Seiner erhabenen Botschaft zu bekennen. Schäme dich
auch meiner nicht, der ich um Seinetwillen ein Gefangener bin, sondern teile
freudig die Bedrängnisse der Evangeliumssache in der Kraft Gottes, die dir
dargereicht wird! Gott hat uns ja errettet und berufen mit heiliger Berufung —
nicht nach unseren Werken, sondern entsprechend Seinem freien Vorsatz und der
Gnade, die uns in Christus Jesus schon vor Beginn der Zeiten geschenkt worden
ist. Nun aber ist diese Gnade völlig offenbar geworden in der Erscheinung
unseres Retters Jesus Christus! Er hat den Tod zunichte gemacht, dagegen Leben
und Unsterblichkeit ans Licht gebracht durch Seine frohe Botschaft, die ich als
Apostel und Lehrer mit lautem Heroldsruf unter allen Völkern verkündigen soll.
Das ist auch die Ursache meiner vielen Leiden; aber ich schäme mich derselben
nicht und lasse auch den Mut nicht sinken. Weiß ich doch, wem ich mich
anvertraut habe und bin gewiss: Er hat die Macht, das Ihm von mir anvertraute
hohe Gut bis auf jenen Tag zu bewahren. Halte fest das Lehrbild, die klar
umrissene Form gesunder Worte, die du von mir gehört hast und bewahre sie mit
Glauben und Liebe, wie Christus Jesus sie verleiht. Ja, bewahre und hüte dieses
kostbare, anvertraute Gut durch die Kraft des Heiligen Geistes, der in uns
wohnt!" (Vgl. Apostelgeschichte 4, 32—37.)
Eben
dort, wo man in Wahrheit frei von aller Gesetzlichkeit ist und nun im Geiste
wandelt, da findet man auch die gesegnete Wirkung und Erziehung des Geistes
Gottes, ein zartes Gewissen und einen schmalen, geheiligten Weg nach der
Schrift. An Seine Geliebten in Ephesus schreibt Paulus: „In Jesus ist uns die
herrliche Wahrheit geoffenbart: Ihr habt, was den früheren Lebenswandel
anbetrifft, den alten Menschen abgelegt, der sich in den trügerischen Begierden
verdirbt. Nun werdet ihr erneuert in dem Geist euerer Denkungsart, und habt den neuen Menschen angezogen, der nach Gott geschaffen ist in
wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit. Berauscht euch daher nicht
mit Wein, denn dadurch gerät man auf Abwege, vielmehr werdet voll Geistes! Ja,
seid mit dem Geiste erfüllt; redet zueinander und erquickt einer den anderen
mit Psalmen, Lobgesängen und schönen
geistlichen Liedern. Singt und spielt dem Herrn von Herzensgrund, und
danksaget auch allezeit für alles dem großen Gott und Vater im Namen unseres
Herrn Jesus Christus. Zugleich ordnet euch einander unter, wie es euch die Ehrfurcht vor
Christus vorschreibt." Lieber Bruder, liebe Schwester, bewegst du dich in der
wahren Freiheit und Freude des Heiligen Geistes?
Wir
stimmen heute von neuem ein in den Lobgesang, der in alle Ewigkeit ertönen wird
aus aller wahren Erlösten Mund: „Ihm,
der uns so sehr liebt — der uns von unseren Sünden gewaschen hat in Seinem Blut
und uns gemacht hat zu Königen und Priestern vor Seinem Gott und Vater—
Ihm gebührt die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit! Amen."
Nein, wir
wollen es nie vergessen, was es unseren Herrn und Erlöser gekostet hat, uns zu
waschen von unseren Befleckungen und Unreinheiten. — Nun aber wird uns versichert:
„Ihr seid geheiligt und Gott geweiht!" Wenn Gott wirklich etwas an uns
haben soll, wenn wir in Wahrheit Ihm dienen und Wohlgefallen wollen, dann ist
dies nur möglich, wenn der Geist Gottes uns mit unserem ganzen Herzen und Leben
auswurzeln konnte aus dem Boden des natürlichen Wesens und uns einpflanzen
konnte in die praktische tägliche Lebensgemeinschaft mit
dem Allerhöchsten! — Christen,
die das nicht wirklich und persönlich erlebt und erfahren haben, sind ans
Irdische und an ihr altes natürliches Wesen und Denken gebunden. Sie leben
nicht in der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. „Die fleischlich
gerichteten Menschen trachten nach dem, was fleischlich ist, die geistlich
gerichteten Menschen aber trachten nach dem, was geistlich ist. Die Gesinnung
des Fleisches, das heißt: des natürlichen Menschen, bedeutet ja den Tod; die
Gesinnung dagegen, die der Heilige Geist wirkt, bedeutet Leben, Frieden und
Wohlfahrt! — Der innerste Sinn des Fleisches ist nämlich Feindschaft gegen
Gott; denn dem Gesetz Gottes fügt sich das Fleisch nicht, es kann das nicht.
Die aber, welche im Fleische sind, vermögen Gott nicht zu gefallen." Im
Galaterbrief lesen wir: „Seid ihr wirklich so unverständig? Im Geiste habt ihr
euer neues Leben angefangen, im Fleische wollt ihr es vollenden? — Gebt euch doch
ja keiner Täuschung hin! Gott lässt Seiner nicht spotten! Der Mensch erntet,
was er gesät hat. Wer auf sein Fleisch sät, der wird von dem Fleische Verderben
ernten; wer dagegen für den Geist sät, der wird von dem Geiste ewiges Leben
ernten! — Ist uns nun wirklich durch den Geist das neue Leben geschenkt, so
wollen wir auch durch den Geist unser tägliches Leben führen."
Den
wirklich Geheiligten gilt das Wort: „Nun
seid ihr betreffs eurer Schuld völlig gerechtfertigt durch den Namen des Herrn
Jesu und durch das Zeugnis des Geistes Gottes!"
Ja, der
Name des Sohnes Gottes, unter dessen Deckung wir uns gestellt haben, und dem
wir huldigen, der rechtfertigt uns vor aller Welt als Erlöste Gottes,
vorausgesetzt, dass wir das wirklich sind!
„Den, der Sünde nicht kannte, hat
Gott an unserer Stelle zur Sünde gemacht, damit wir als Freigesprochene
und Gerechtfertigte ein lebendiges Denkmal der in Christus rettenden
und heiligenden Gerechtigkeit Gottes seien!" (Lies Jesaja 45, 24. 25;
Lukas 18, 9—14; Jesaja 61, 10; Römer 14, 17. 18.)
5. Verborgen
mit Christus in Gott
„Lob und Preis sei dem großen Gott und Vater
unseres Herrn Jesus Christus! Er hat uns gesegnet mit jeder Segnung und
Wirkung des Geistes schon jetzt in den himmlischen Welten in Christus.“
Bereits vor Grundlegung der Welt hat Er
uns auserwählt in Jesus, damit wir vor Ihm heilig und tadellos seien in Liebe.
Ja, Er wollte uns für Sich Selbst haben, für Sein eigenes Herz! — und hat uns
von Ewigkeit her vorausbestimmt, dass wir Seine Kinder sein sollten durch
unseren Herrn Jesus Christus! So war es Sein Wille und Sein Wohlgefallen und so
dient es zum Preis Seiner herrlichen Gnade, die Er uns in Seinem geliebten
Sohn zugewandt hat. In Ihm, unserem Herrn Jesus, haben wir die Erlösung und
sind befreit aus der Schuldhaft durch Sein heiliges Blut: Vergebung der Sünden
ist uns geschenkt entsprechend dem Reichtum Seiner Gnade! Diese Gnade hat Gott
gegen uns überströmen lassen und schenkt uns alle Weisheit und Einsicht: denn
es hat Ihm gefallen, uns das Geheimnis Seines Willens kundzutun. So hat Er es
Sich vorgesetzt in Seinem Herzen und so will Er es auch ausführen bis zur
Vollendung der Zeiten: alles will Gott einheitlich zusammenfassen in Christus
als dem Haupte — alles, was in den Himmeln und was auf der Erde ist. In Ihm
haben ja auch wir solch ein herrliches Erbteil erlangt! Dazu sind wir schon
von Ewigkeit her vorausbestimmt nach dem Vorsatz Dessen, der alles so zustande
bringt, wie es Sein heiliger Wille beschlossen hat." (Lies Epheser 1,
1—23; 2. Korinther 1, 3; Kol. 3, 1—17.) Lieber Leser, bitte suche aus den
beiden 1. Kapiteln des Epheserbriefes lauter Tatsachen heraus von der herrlichen,
ewig sicheren Stellung der Gläubigen. Ist es nicht kostbar und herrlich, zu
wissen: Der große Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus hat unser
gedacht, längst ehe wir da waren! Er hat uns berufen mit heiligem Ruf und hat
für uns in den himmlischen Welten jede Segnung und Wirkung des Geistes bereit.
Was irgend notwendig und geeignet ist, uns auszurüsten mit himmlischer Kraft
und unser Herz zu erfüllen mit siegreicher Freude, ist in den himmlischen
Welten für uns da.
Ein
Wertbrief, der für mich auf der Post liegt, er muss erst in mein Haus gebracht
und von mir in Empfang genommen werden, damit mir der Inhalt zur Verfügung
steht! So ist jede Segnung und Wirkung des Heiligen Geistes und der göttlichen
Gnade für mich im Himmel vorhanden. Ich muss sie aber erst wirklich verstehen
und glaubend in Empfang nehmen, sonst habe ich keinen Gewinn davon. Wenn ich
das aber will, muss ich meine Glaubensflügel gebrauchen und mich im Geist
emporheben lassen in die himmlische Gegenwart Gottes! Der Psalmist sagt: „Zu
Dir, Herr, erhebe ich meine
Seele!" Ob es sich nun um biblische Erkenntnis handelt oder um den
Geist des Gebets, um Kraft zu geduldigem Ausharren oder um die Gewissheit der
himmlischen Aussichten — der Vater „hat uns gesegnet mit jeder Segnung und
Wirkung des Geistes durch unseren Herrn Jesus Christus!"
Durch die
Gnade sind wir Glaubenden innerlich schon ganz einsgemacht mit dem Sohne
Gottes, welcher erhöht ist im Himmel und meinen Namen nennt am Thron des
Vaters. Man kann dies so ausdrücken: All die kostbaren Wahrheiten und
Tatsachen des Heils, all die Reichtümer der Gnade, über welche der Sohn Gottes
droben verfügt, sind für uns, die Glaubenden, bereit, wenn wir vertrauensvoll
eintreten in die Heiligtümer Gottes und freudig nehmen, was die Gnade uns geben will. Der Schreiber des Hebräerbriefes
sagt: „Da wir nun einen so großen
Hohenpriester haben, der durch
die Himmel geschritten ist — bis ins
Allerheiligste der Gegenwart
Gottes, Jesus, den
Sohn s Gottes, so wollen wir freudig an unserem Bekenntnis festhalten.
Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht imstande wäre, unsere
Schwachheiten mitzuempfinden — Er weiß durchaus, was Versuchung heißt! — denn
Er ist in jeder Hinsicht ebenso auf die Probe gestellt worden wie wir; nur hat
Er dabei nie gesündigt. Deshalb, lasst uns mit der größten Freiheit und
Zuversicht dem Gnadenthron Gottes nahen, damit wir als schon Begnadigte neue Barmherzigkeit erlangen und weitere Gnade finden zu unserer
rechtzeitigen Hilfe. Geliebte Brüder und Schwestern, wir haben die vollste
Freiheit, jederzeit in das Heiligtum der Gegenwart Gottes einzutreten auf Grund
des Blutes Jesu. Wir dürfen den neuen lebendigen Weg betreten, den Er uns
geweiht hat durch den zerrissenen
Vorhang hindurch, das ist Sein Leib, den Er für uns dahingab. Und nun haben wir
ihn, unseren Herrn Jesus, im Himmel als den großen Priester über das Haus
Gottes. Darum lasst uns denn auch wirklich hinzutreten zum Throne Gottes und
Gott nahen mit aufrichtigem Herzen — in
freudiger Glaubensgewissheit. Unsere Herzen sind ja besprengt und ein für
allemal gereinigt vom bösen Gewissen, und unser Leib ist gewaschen in reinem
Wasser, das heißt: unser ganzes Denken, Wesen und Tun hat eine reinigende
Erneuerung erfahren, die sich in allem zeigt. Daher wollen wir das herrliche
Bekenntnis unserer Hoffnung unbeweglich festhalten. Ist doch Er, der uns die
Verheißung gegeben hat, treu!" In Psalm 65, 4 heißt es: „Glückselig der
Mensch, den Du, Herr, erwählst und dem '' Du gestattest, Dir zu nahen — zu
wohnen in Deinen Vorhöfen! Wir werden gesättigt mit dem Heiligen Deines
Tempels!" (Psalm 15, 1—5;
vgl. 17, 15; 36, 7—10.)
Zu unserer neuen Stellung in Christus gehört auch
die herrliche Erkenntnis und Tatsache, dass unser alter Mensch dort auf
Golgatha im Tod Christi sein Ende gefunden hat, so dass wir als neue Menschen
in Christus Jesus zum Preise Gottes in unserem Alltag leben und dienen können: „Was sollen wir nun daraus schließen? Wie
sollen wir uns dazu stellen? Sollen wir etwa in der Sünde verbleiben, damit die
Gnade sich umso reicher erzeige? Auf keinen Fall! Wir sind ja tot für die
Sünde; wie könnten wir da noch in ihr leben? Oder wisst ihr etwa nicht, dass
wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft sind, in Seinen Tod versenkt
worden sind? So sind wir nun. mit Ihm begraben worden durch die Taufe in den
Tod. Wie nun Christus aus der Mitte der übrigen Toten heraus durch die Herrlichkeit
des Vaters auferweckt worden ist, so sollen und dürfen auch wir uns in einem
ganz neuen Leben bewegen! Denn wenn wir mit Ihm einsgemacht worden — mit Ihm zu
einer Pflanze geworden sind, Ihm gleich hinsichtlich Seines Todes, so werden
wir Ihm auch gleich sein in Seiner Auferstehung.
Ja, wir
wissen: Unser alter Mensch ist mit Christus gekreuzigt worden, damit der von
der Sünde beherrschte Leib außer Wirksamkeit gesetzt sei und wir der Sünde
nicht länger als Sklaven dienen. Denn wer die Todesstrafe erlitten hat, hat
seine Schuld gebüßt und ist freigesprochen von der Sünde. Sind wir jedoch mit
Christus gestorben, so glauben wir auch zuversichtlich, dass wir mit Ihm leben
werden. Wir wissen ja, dass Christus, aus den Toten auferweckt, nie mehr
sterben kann; der Tod hat keine Gewalt mehr über Ihn. Denn indem Er gestorben
ist, ist Er ein für allemal der Sünde gestorben um unsretwillen; und wenn Er
jetzt und ewiglich lebt, so lebt Er für Gott! Ebenso auch ihr: Haltet euch der
Sünde für tot, aber lebendig für Gott in der Gemeinschaft mit Christus
Jesus!" In Christus, dem Auferstandenen und zur Rechten Gottes Erhöhten,
ist nun meine Lebenskraft, Er Selbst ist mein Heil und mein Leben! Deshalb wird
uns Gläubigen zugerufen: „Wenn ihr nun mit Christus zu einem ganz neuen Leben
auferweckt worden seid, dann richtet euer Trachten auf alles das, was droben
ist, nicht auf das Irdische. — Ihr seid ja mit dem Herrn Jesus gestorben, —
abgestorben allen weltlichen, ichsüchtigen Interessen. Euer eigentliches Leben,
euer erneuerter Geist ist mit Christus in Gott verborgen!" (Kolosser 3,
1—3, vgl. Galater 3, 19. 20; Römer 8, 6—11.) Wie herrlich ist doch dieses
Verborgen- und Geborgensein mit Christus in Gott! Einerseits liegt darin das
Geheimnis der Kraft, des freudigen Siegeslebens, das wir nun in all den
Schwierigkeiten, Widrigkeiten und Versuchungen des praktischen Alltags führen
dürfen. Ich brauche nicht zu unterliegen, nicht gedrückt zu sein: „Er verbirgt
mich in dem Verborgenen Seines Zeltes!" — Andererseits liegt darin das
Geheimnis des Bewahrtseins: ich brauche nicht zu sündigen, nicht zu fallen:
„Der aus Gott Geborene bewahrt sich, und der Böse tastet ihn überhaupt nicht
an!" ' Wie kostbar ist doch diese neue Stellung und Lebenskraft in dem
auferstandenen und erhöhten Heiland für alle Glaubenden: „In Ihm seid auch ihr
jetzt schon zur Vollendung gebracht, soweit es eure neue, ewig sichere
Stellung betrifft — in Christus, dem Gesalbten, der höher ist, als jede andere
Herrschaft und Gewalt, selbst in der Engelwelt, deren Herr und Haupt Er ist. In
Ihm, unserem herrlichen Herrn, habt ihr ja auch eine Beschneidung empfangen —
aber nicht eine Beschneidung wie bei den Israeliten, die äußerlich vollzogen
wird. Nein, unsere Beschneidung besteht vielmehr darin, dass wir mit Christus
völlig abgeschnitten sind von dem alten sündigen Leben des natürlichen
Menschen. Ja, unsere Taufe (die Taufe, wie sie zur Zeit der Apostel gehandhabt
wurde) ist uns die Darstellung unseres Begrabenseins mit unserem Herrn Jesus
Christus. Und mit Ihm sind wir auch auferweckt worden zum neuen göttlichen
Leben."
Der
Apostel fährt fort: „Vor eurer Bekehrung waret ihr allerdings tot für alles
Göttliche; ihr stecktet ja ganz und gar in euren Sünden und in eurer
ungöttlichen, fleischlichen Art. Nun aber hat Gott euch in Verbindung mit Christus gebracht und euch
dadurch zu einem ganz neuen Leben auferweckt und euch gleichzeitig all euer
unrechtes Tun vergeben!"
Wie
kostbar, dass wir dieses erkennen und auch wissen dürfen, dass tatsächlich unser alter Mensch mit Christus gekreuzigt ist. Ja, Gott
hat unseren alten Menschen mit ins Gericht gebracht, als Christus Jesus am
Kreuz auf Golgatha für uns im göttlichen Strafgericht litt und starb. „So ist
uns in Jesus diese Wahrheit geoffenbart: Ihr habt, was den früheren
Lebenswandel betrifft, den alten Menschen abgelegt, nun werdet ihr erneuert in
dem Geist eurer Denkungsart und habt den neuen Menschen angezogen, der nach
Gott geschaffen ist in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit!" Wir
brauchen also nicht mehr der Sünde dienen. (Lies 2. Könige 5, 1—17; besonders
Vers 17.)
Welch
eine Befreiung, welch eine Gnade! O ihr Kinder Gottes, lasst doch stets eure
neue Natur euer wahres Ich sein, wie Gott es in so herrlicher Weise geordnet
hat. Freut euch als neue Menschen, dass ihr die Sünde nicht mehr zu tun und dem
alten Ichwesen nicht mehr zu dienen braucht!
„Also gibt es jetzt keine Verurteilung, keine
Verdammnis mehr für die, welche in Christus Jesus sind! Denn das Gesetz des
Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht von dem Gesetz der
Sünde und des Todes." Ja.
„Wenn nun der Sohn euch frei machen wird, so werdet ihr wirklich frei
sein."
„Hat
jemand seine neue Stellung in Christus, dem Auferstandenen und zum Himmel
Erhöhten, gefunden, so ist er eine neue Schöpfung. Das Alte ist vergangen;
seht, alles ist neu geworden! Dies
alles aber ist das Werk Gottes: Er hat uns durch Jesus Christus mit Sich selbst
versöhnt. Und nun hat Er uns den Dienst übertragen, der Welt die Versöhnung
anzubieten. Gott ist ja in Christus erschienen und trat den Menschen voll
versöhnender Gnade nahe. Er rechnete ihnen ihre Übertretungen und Sünden nicht
zu und hat uns den Auftrag gegeben, überall die Botschaft von der
Erlösung zu verkündigen. So
sind wir nun Christi Gesandte an die Menschheit; Gott
ruft sie durch uns. Wir bitten in Christi Namen: Lasst euch versöhnen mit Gott!"
Ich bin erstanden mit Christus jetzt,
Schon in den Himmel mit Ihm versetzt!
Nun darf ich wissen, alles ist mein,
Und ich darf wandeln im neuen Sein!
Nun rühm ich Ihn, den Herrn!
Für Christus lebend, geb ich mich hin.
Weih Ihm die Kräfte, weih Ihm den Sinn.
Nicht dem Gesetz nach, nein, weil ich frei,
Darf ich Ihm dienen, wo es auch sei.
Nun rühm ich Ihn, den Herrn!
Lebend in Christus, folg ich Ihm nach,
Dien Ihm von Herzen, bin für Ihn wach!
Er hat im Kampfe für mich gesiegt,
Jetzt Sünd und Elend hinter mir liegt.
Nun rühm ich Ihn, den Herrn!
In Christus wachsend, der mich durchdringt,
Werd ich zum Baum, der Früchte Ihm bringt,
Bis zu der Stunde, da Er erscheint,
Und ich mit Ihm für immer vereint!
Dann rühm ich ewig Ihn!
6. Volle
Befriedigung und volles Genüge in Jesus Christus!
Wir haben
bisher von der herrlichen neuen Stellung gesprochen, in die wir durch die
erlösende Gnade Gottes in Christus Jesus versetzt worden sind bei unserer Bekehrung!
Wir sagten uns, dass diese neue Stellung in der Heiligen Schrift wiederholt
ihren Ausdruck findet in den kostbaren Worten „in Christus" oder „in
Christus Jesus". (Lies z. B. Kol. 2, 9. 10; Epheser 1, 3—11; 2, 10;
Philipper 4, 4.) Jetzt wollen wir reden von der neuen Natur, die uns mit dem
Übergang aus dem alten sündigen Leben in die neue Stellung geschenkt ist und
die ihren Ausdruck in den oft wiederkehrenden Worten findet: „Christus in
uns!" Im Kolosserbrief schreibt der Apostel Paulus den Gläubigen: „Gott
will euch kundtun, wie groß der Reichtum dieses Geheimnisses ist, das jetzt
verkündigt wird. Es bedeutet: Christus
in euch. Und damit besitzt ihr ja die sichere Aussicht auf die
himmlische Herrlichkeit und Seligkeit!"
Es ist
also Tatsache: In Christus Jesus können jetzt alle Menschen die Rettung und den
Ausweg aus dem Bereich der Sünde und des Todes, aus Finsternis und Unglück
finden, und der Sohn Gottes bietet jedem einzelnen das neue göttliche Leben, den
Eingang in das Reich des Lichts und der Gnade an. Er spricht: „Ich bin für euch
die Tür zu Gott; wer durch Mich in Gottes Königreich eingeht, der ist gerettet!
Er wird in Freiheit ein- und ausgehen und für sein Herz Weide und Erquickung
finden!" (Vgl. Johannes 14, 6—13.)
Es gibt
also zwei Welten: die eine ist diese uns umgebende sichtbare Welt voll Sünde,
wo Elend und Herzeleid, Verderben und Sterben
herrscht. Aus dieser dunklen Welt schreitet der begnadigte Sünder bei seiner
Bekehrung durch sein Vertrauen auf Christus hinüber in die Gemeinschaft mit
Gott und damit in die Welt des Lichts und des himmlischen Lebens. Die Schrift
sagt nun von ihm, dass er gerettet aus der Welt der Finsternis, versetzt ist in
das Königreich des Sohnes Gottes, und dass er sich schon jetzt der ewigen
Herrlichkeit und Seligkeit bei Gott rühmen darf. Der Herr Jesus sagt:
„Wahrlich, wahrlich, Ich sage euch: Wer Mein Wort hört und glaubt Dem, der Mich
gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus
dem Tode in das Leben übergegangen. Denn gleichwie Moses in der Wüste die
Schlange erhöhte, also muss der Sohn des Menschen erhöht werden, auf dass
jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. So
sehr hat Gott die Welt geliebt, dass Er uns Seinen eingeborenen Sohn gab, auf
dass jeder, der an Ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern schon hier das
ewige Leben habe. Gott hat ja Seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, auf dass
Er die Welt richte, sondern auf dass die Welt durch Ihn errettet werde. Wer an
Ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, ist schon gerichtet;
weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes!“
Jesus
verspricht jedem, der an lhn als den Sündenträger und Erlöser glaubt, die neue,
von oben kommende göttliche Natur — eine Gabe, die ihm für sein Innerstes ein
ganz neues Leben, volle Befriedigung und volles Genüge bietet, und die sich
dann als reicher, überfließender Segen in das Herz und Leben der Mitmenschen
ergießen soll.
Der Sohn
Gottes bot der Sünderin am Jakobsbrunnen ein himmlisches Geschenk an, das den
Wasserkrug, aus welchem sie bisher ihr Dürsten gestillt hatte, durch eine
wunderbare Quelle ersetzen und ihr Dasein so verwandeln sollte, dass Ströme lebendigen Wassers, Ströme himmlischer Segnung und Erquickung von
ihr auf andere ausgehen würden. Die Schrift verheißt auch uns: „Mit Wonne
sollt ihr Wasser schöpfen aus den Quellen des Heils und ihr werdet an jenem Tage sprechen: „Preiset
den Herrn, ruft Seinen herrlichen Namen aus und macht unter den Völkern Seine
Taten bekannt. Verkündigt es, dass Sein Name hoch erhaben ist. Ja, lobsingt dem
Herrn, denn Wunderbares hat Er vollbracht; das muss auf der ganzen Erde
kundwerden! — Jauchzt und jubelt, ihr Kinder Zions, denn groß ist in eurer
Mitte der Heilige Israels." „Wie köstlich ist doch Deine Gnade, o Gott,
dass Menschenkinder sich bergen dürfen unter dem Schatten Deiner Flügel! Sie
laben sich an den reichen Gütern Deines Hauses und mit dem Strom Deiner Wonnen
erquickst Du sie. Bei Dir,
Herr, ist ja der Urquell des Lebens und erst in Deinem Licht schauen wir
.wirklich das Licht. Herr, las Deine Güte fortdauern denen, die Dich kennen und
Deine Gerechtigkeit den von Herzen Aufrichtigen."
Lieber
Bruder, liebe Schwester, wie zeigt sich die neue Natur, das neue Leben bei dir?
Stillst du dein Dürsten aus dem Wasserkrug einer gewissen biblischen
Erkenntnis, oder gar aus einem alten Andachtsbuch oder schöpfst du unmittelbar
aus der Quelle des göttlichen Lebenswortes und der nahen persönlichen
Gemeinschaft mit Gott und mit Jesus, dem Lamm? „Herr, Deine Worte waren vorhanden
und ich habe sie gegessen, und Deine Worte waren mir zur Wonne und zur Freude
meines Herzens; denn ich bin ja nach Deinem Namen genannt, Herr, Gott der Heerscharen."
Unser
Herr und Heiland sprach also zu der Samariterin: „Wenn du die Gabe Gottes
kennen würdest und wenn du wüsstest, wer es ist, Der zu dir spricht: Gib Mir zu
trinken, so würdest du Ihn bitten und Er würde dir lebendiges Wasser geben —
frisch aus der Quelle!" — Wir werden nicht im Zweifel darüber gelassen,
von welcher Gabe der Herr Jesus hier zu der Frau am Jakobsbrunnen spricht. Sie
begegnete ja zum ersten Mal dem großen Retter und war sich noch gar nicht
bewusst, wie sündig und schuldbelastet ihr Leben bisher war — wie sehr sie der
Rettung bedurfte. Ebenso blind und unwissend war sie über Ihn, den großen
Heiland Selbst, der sie um einen Trunk frischen Wassers bat und der hier mit
ihr reden und etwas ganz Großes an ihr tun wollte! Es musste in ihrem Herzen
erst einmal ein inneres Fragen und Verlangen geweckt werden. Es musste ein
Gefühl ihrer Schuld, ihrer Sündigkeit aufwachen. (Lies Apostelgeschichte 16,
28—31; 2. Samuel 12, 5—13.)
Und
wirklich, es gelang der Liebe, der Geduld und Weisheit des Sohnes Gottes, das
Innerste dieser Seele aufzuwecken und auf die heiligsten und wichtigsten
Fragen des Lebens mit ihr zu sprechen zu kommen! Dadurch wachte in ihr die neue
Natur auf! — Wie freundlich, weise und zartfühlend fing es doch unser Herr und
Heiland an mit der Bitte um einen Trunk frischen Wassers.
Wenn du,
liebes Kind Gottes, begehrst, innerlich helfend und rettend deinen Mitmenschen
zu begegnen und seelsorgerlich ihnen zu dienen, dann gehe doch fleißig in die
Schule bei dem großen Meister Jesus Christus. Nichts erfordert wohl so viel
Erleuchtung und Darreichung des Heiligen Geistes von oben, nichts so viel
inneres Flehen, innere Übung und Unterricht wie gerade dieser Dienst heiliger
Liebe an Menschenherzen, die man für Gott und Seine Herrlichkeit, für Christus
und Seine erlösende Gnade aufschließen und gewinnen will!
„Ihn,
unseren erhöhten Herrn, verkündigen wir ja. Darum treten wir an jeden Menschen
mit unserer kostbaren Botschaft heran und unterrichten jeden einzelnen von
euch, den Glaubenden, in aller Weisheit, damit wir einen jeden von euch zu
wirklicher geistlicher Reife, ja, zur Vollendung in Christus führen! — Das ist
das Ziel meines ernsten Mühens um euch, während ich zugleich für mich selbst
kämpfend ringe entsprechend der Wirksamkeit Seines Geistes, die in mir wirkt
voller Kraft." (Lies 2. Timotheus 2, 1—9.) Nur der aus Gott Geborene, der
aus dem Heiligen Geist Gezeugte vermag solchen Dienst zu tun!
7. Frei
von der Schuld und von der Macht der Sünde
Das
Laubhüttenfest war das Schlusserntefest, das höchste Freudenfest im Lauf des
israelitischen Jahres. (Lies 3. Mose 23, 39—43.) Jesu Jünger gingen dazu nach
Jerusalem, während der Heiland Selbst erst um die Mitte des siebentägigen
Festes unter dem Volke erschien (Johannes 7, 14). Vor dem aus dem ganzen Land
versammelten jubelnden Volk goss der Hohepriester unter Posaunenschall und
Psalmengesang zur Zeit des Morgenopfers aus der Siloahquelle geschöpftes und
mit Wein vermischtes Wasser aus goldenem Kruge vor dem Herrn aus.
Frisches
Quellwasser und Wein bedeuten im Sinn der Heiligen Schrift von Gott geschenktes
Leben und von Gott geschenkte heilige Freude. War jedoch wirklich in dieser
feierlichen Zeremonie, in diesem Auftreten des Hohenpriesters mit Wasser und
Wein Lebenskraft und wahre Herzensfreude für die versammelte Volksmenge zu
finden? Ach, in Wirklichkeit sah es in den Herzen und im Alltagsleben dieser
Tausende von Menschen sehr anders aus! Wir hören: „Beim Anblick der
Volksscharen erfasste den Sohn Gottes tiefes Mitgefühl: Er war innerlich bewegt
über sie, denn sie waren erschöpft und verschmachtet wie Schafe, die keinen
Hirten haben!" (Matthäus 9, 36.) Darum ließ es des Heilandes Erbarmen
nicht anders zu: Am letzten, dem höchsten Tage des Festes, trat Jesus in den
Vordergrund und rief mit lauter Stimme in die Versammlung hinein: „Wen irgend
dürstet, der komme und stille sein Dürsten bei Mir. Wer so an Mich glaubt und
sich Mir anvertraut, wie die Schrift sagt, von dessen Leib und Leben sollen
Ströme lebendigen Wassers ausgehen für andere!"
Wahrlich,
es ist so: Alles, wonach das Menschenherz dürstet und wonach sein Innerstes
verlangt, das findet es einzig und allein bei diesem großen Retter und Erlöser,
der Sein Leben einst am Kreuzesstamm zu unserem Heil geopfert hat und der jetzt
vom Himmel aus immer noch alle Schuldigen und Unglücklichen zu sich ruft:
„Kommt doch alle zu Mir her; ihr quält euch ja so ab und seid von schwerer Last
bedrückt. Ich will euch erquicken und euch wahre Ruhe schenken!" (Lies
Matthäus 11, 28—31.) Das Notwendigste und Dringendste, was der Mensch braucht,
ist die Befreiung von der Schuld und von der Macht der Sünde! Es steht
geschrieben: „Keiner, der aus Gott
geboren ist, begeht Sünde, denn der Lebenskeim aus Gott bleibt in ihm; ja, er
kann nicht sündigen, denn er ist aus Gott geboren. Daran erkennt man klar die
Kinder Gottes und die Kinder des Teufels-, jeder, der nicht praktische
Gerechtigkeit übt, ist nicht aus Gott, und ebenso auch der nicht, der seinen
Mitgläubigen nicht liebt!" — „Wenn ihr wisst, dass Er gerecht ist,
so muss es euch klar sein; jeder, der das tut, was vor Gott recht ist, ist aus
Ihm geboren!" (1. Johannes 2, 29.)
Da die
Sünde ganz das Kennzeichen und das Werk des Teufels ist und andererseits
Christus gekommen ist, um die Werke des Teufels zu zerstören, so ist es klar, dass
der aus Gott Geborene, ähnlich geworden dem Erstgeborenen der vielen Brüder,
die Sünde nicht tut, sondern vielmehr meidet, hasst und flieht! Nur dadurch
kann er sich als aus Gott geboren erweisen. Sündigt er, so verleugnet er,
jedenfalls in diesem Augenblick, seine Gotteskindschaft; denn er tut gerade
das, was derselben gänzlich entgegen ist! „Sind wir jedoch mit Christus gestorben,
so glauben wir auch zuversichtlich, dass wir mit Ihm leben werden. Wir wissen
ja, dass Christus aus den Toten auf erweckt, nie mehr sterben kann; der Tod hat
keine Gewalt mehr über Ihn. Denn indem Er gestorben ist, ist Er ein für allemal
der Sünde gestorben um unsretwillen; und wenn Er jetzt und ewiglich lebt, so
lebt Er für Gott! Ebenso auch ihr: Haltet euch der Sünde für tot, aber lebendig
für Gott in der Gemeinschaft mit Christus Jesus! So darf nun nicht mehr die
Sünde ihre Herrschaft üben in eurem sterblichen Leibe, dass ihr seinen Trieben
und Begierden gehorsam wäret."
Das Bleibende in dem wahren Gläubigen, das, was
ihn dauernd kennzeichnet und kennzeichnen soll, ist der göttliche Same — das
Leben aus Gott, die neue Natur! Diese bleibt in ihm; das ist eine
unaussprechlich kostbare Versicherung. Es ist das ewige Leben, das der wahre
Christ durch die Gnade empfangen hat und besitzt. — Petrus schreibt an die
Kinder Gottes: „Durch Jesus Christus seid ihr zum Glauben gekommen an den
großen, wunderbaren Gott, der Ihn aus den Toten auferweckt und Ihm Herrlichkeit
verliehen hat, so dass euer Glaube und eure Zuversicht sich nun ganz auf Gott
stützt!"
„Aus
freiem Liebeswillen hat Gott uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt, damit wir
gleichsam eine Erstlingsfrucht, die Schar der Erstgeborenen unter Seinen Geschöpfen
seien." (1. Petrus 1, 23; Jakobus 1, 18; vgl. 1. Johannes 4, 7; 5, 1. 18.)
Ähnlich
wie den Gläubigen zuvor versichert wurde: „Die Salbung, die ihr von Gott
empfangen habt, bleibt in euch!" so heißt es hier: „Sein Same bleibt in
ihm!" Wer also das göttliche Leben und den Heiligen Geist in Wahrheit empfangen
hat, der ist ein Kind Gottes, der besitzt die neue Natur — und zwar für ewig!
„Denn alle, die sich vom Geist Gottes leiten lassen, sie sind die wahren Söhne
und Töchter Gottes. Ihr habt ja nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass
ihr euch von neuem fürchten müsst. Nein, sondern den Geist von Kindern habt ihr
empfangen und im Gebet rufen wir durch Ihn: Abba, Vater! — Dieser Geist Selbst
bestätigt unserem Geiste, dass wir nun Gottes Kinder sind. Sind wir aber
Kinder, so sind wir auch Erben: Erben Gottes und Miterben Jesu Christi —
vorausgesetzt, dass wir mit Christus leiden, um dann auch mit Ihm verherrlicht
zu werden!" (Römer 8, 14—17.) Jesus
Christus spricht: „Meine Schafe hören Meine Stimme, und Ich kenne sie, und sie
folgen Mir. Ewiges Leben gebe Ich ihnen; sie gehen nicht verloren in alle
Ewigkeit, und niemand wird sie Meiner Hand entreißen! Mein Vater, der sie Mir
gegeben hat, ist größer als alle Mächte des Weltalls: so vermag auch niemand
sie aus der Hand Meines Vaters zu rauben. Darin sind Ich und der Vater
eins!"
Entsprechend
dem in ihm bleibenden göttlichen Samen kann der wahre Gläubige nicht sündigen.
Sündigt er doch, so handelt er im krassesten Gegensatz mit der göttlichen
Natur, die doch allein ihn kennzeichnen sollte! „Es gibt jetzt keine
Verurteilung, keine Verdammnis mehr für die, welche in Christus Jesus sind!
Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich freigemacht
von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Denn was dem Gesetz unmöglich war —
wozu es durch den Widerstand des Fleisches (des natürlichen Menschen) unfähig
war, das hat Gott vollbracht: Er sandte Seinen eigenen Sohn in einem Leibe
gleich dem der sündigen Menschennatur als Sündopfer und verurteilte so die
Sünde im Fleische. So findet nun die Rechtsforderung des Gesetzes ihre volle
Erfüllung in uns, die wir nicht nach dem Fleische, sondern nach dem Geiste
wandeln!" (Römer 8, 1—4.)
Dass es
selbst in diesem Fall noch Umkehr, Vergebung, Heilung für ein Kind Gottes gibt,
zeigt tröstlicherweise die ganze Heilige Schrift, auch Johannes selbst:
„Bekennen wir dagegen unsere Sünden, dann ist Gott treu und gerecht, dass Er
uns die Sünden vergibt und uns reinigt von jeglichem Unrecht." — „Meine
Kinder, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht in Sünde geratet! Hat aber doch
einer von euch gesündigt, so haben wir einen Anwalt beim Vater: Jesus Christus,
den Gerechten. Er ist die Sühnung für unsere Sünden, und nicht allein für die
unseren, sondern auch für die der ganzen Welt."
Hätte
Johannes, wie die Vertreter einer falschen Sündlosigkeits- und
Vollkommenheitslehre behaupten, tatsächlich lehren wollen, dass der wahre
Gläubige nicht mehr sündigen kann, so hätte er in Kapitel 2, 1 nicht zu sagen
brauchen: „Meine Kinder, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht in Sünde
geratet! Hat aber doch einer von euch gesündigt, so haben wir einen Anwalt beim
Vater, Jesus Christus, den Gerechten. Er ist die Sühnung für unsere
Sünden!"
Auch
hätte Johannes die Gläubigen dann nicht gewarnt: „Kinder, lasst euch durch
niemand irreführen!" — Denn die Möglichkeit des Verführtwerdens schließt
die Möglichkeit des Sündigens in sich. Lasse ich mich verführen, so sündige
ich damit auch wider Gott, denn Gott hat mir Seinen Geist gegeben, mir in
Seinem Wort den rechten Weg klar gewiesen und die rechte Lehre klar bezeichnet.
„Der Aufrichtigen Straße ist: vom Bösen weichen! Wer seinen Weg bewahrt,
behütet seine Seele!" (Psalm 25, 1—6; Psalm 27, 11; 86, 11; 139, 23. 24.)
Wir beschäftigen uns nochmals mit dem kostbaren Worte: „Keiner, der aus Gott
geboren ist, begeht Sünde, denn der Lebenskeim aus Gott bleibt in ihm! Ja, er
kann nicht sündigen, denn er ist aus Gott geboren! Daran erkennt man klar die
Kinder Gottes und die Kinder des Teufels: Jeder, der nicht praktische
Gerechtigkeit übt, ist nicht aus Gott und ebenso auch der nicht, der seine
Mitgläubigen nicht liebt." Johannes nimmt die Dinge stets so, wie sie von
Gott aus Tatsache sind, ohne auf die Beschränkungen Rücksicht zu nehmen, die
durch andere Umstände verursacht werden können.
Der unwiedergeborene,
der natürliche Mensch ist allerdings zu jeder Sünde fähig und findet sich zu
vielen Sünden bereit. Wenn dagegen Welt und Sünde an ein wahres Gotteskind ihr
Ansinnen stellen, so spricht es: „Ich kann nicht und ich will nicht
sündigen!" (Lies 1. Mose 39, 7—23; vgl. Nehemia 6, 10—14.) Wir hören in 1.
Johannes 5, 18: „Jeder, der aus Gott geboren ist, sündigt nicht. Nein, der aus
Gott Geborene bewahrt sich und der Böse tastet ihn nicht an."
Es ist
höchst bedeutsam und wertvoll für uns, dass die ganze Macht Gottes zu unserer
Verfügung steht, um uns vor der Sünde zu bewahren. Der Apostel Petrus schreibt
den Gläubigen: „Ein unvergängliches, unbeflecktes Erbteil von unverwelklicher
Kraft wartet euer. Es wird euch in den himmlischen Welten aufbewahrt, während
ihr — durch Gottes Macht geschützt und im Vertrauen bewahrt — dorthin
gelangt!" Wahrlich, Gott Selbst ist unser Bergungsort: „Der Name des
Herrn ist ein festes Schloss, ein starker Turm; dahin flüchtet sich der
Gerechte und befindet sich in Sicherheit, — Er spricht zu dem Herrn: Du bist
ein Bergungsort für mich; vor Bedrängnis behütest Du mich; Du umgibst mich mit
Rettungsjubel." (Lies Psalm 32,
7-11.)
Lieber
Bruder, liebe Schwester, erfährst du in deinem Alltagsleben die heiligende und
vor Sünde bewahrende Macht deines geliebten Herrn? Lies und lerne doch heute
auswendig Psalm 16, 1: „Bewahre mich Herr, denn ich traue auf Dich!"
„Meine Schritte halten fest an Deinen Spuren, meine Tritte haben nicht
gewankt."
8. Bist
du ein wirklicher Überwinder und heiligst du dich täglich für Gott?
Vor den
bösen Samenkörnern, die der Teufel in unser Herz streuen will, müssen wir uns
hüten und fürchten. Wie gerne will er gerade da seine schlimme Saat ausstreuen,
wo für Gott eine Ernte reift! Diese Ernte will der Widersacher verderben, denn
er hasst Gott; er gönnt weder Gott noch uns die Ehre und den Triumph des
Sieges. Wie oft aber auch Sünde, Welt und Teufel den Wiedergeborenen mit
wütenden Anläufen niederzuwerfen suchen — er darf und soll sich bewusst
bleiben, dass der Same Gottes, das neue, göttliche Leben und der Geist Gottes,
in ihm bleiben — dass daher der Sieg und die Macht auf seiner Seite ist! Mag
die Magnetnadel wohl hin- und herbewegt werden, sie strebt doch unbedingt ihrem
Pol zu. So überwindet das neue Leben in uns jede Sünde und die Schrift sagt: „Alles, was aus Gott geboren ist, besiegt
die Welt!"
Wir
wollen uns immer neu die köstlichen Verheißungen ins Gedächtnis rufen, die der
Herr dem überwinder gibt, um ihn zu freudigem Vorwärtseilen auf dem Glaubensweg
anzuspornen!
„Dem, der
überwindet, dem werde Ich zu essen geben vom Baume des Lebens, welcher in dem
Paradiese Gottes ist."
„Wer
überwindet wird nicht beschädigt werden von dem zweiten Tode."
„Dem, der
überwindet, dem werde Ich von dem verborgenen Manna geben; und Ich werde ihm
einen weißen Stein geben und auf dem Stein einen neuen Namen, geschrieben,
welchen niemand kennt, als der, welcher ihn empfängt."
„Wer
überwindet und Meine Werke bewahrt bis ans Ende, dem werde Ich Gewalt über die
Nationen geben; und er wird sie weiden mit eiserner Rute, wie Töpfergefäße
zerschmettert werden, wie auch Ich von Meinem Vater empfangen habe; und Ich
werde ihm den Morgenstern geben."
„Wer
überwindet, der wird mit weißen Kleidern bekleidet werden, und Ich werde
seinen Namen nicht auslöschen aus dem Buche des Lebens und werde seinen Namen
bekennen vor Meinem Vater und vor den heiligen Engeln!"
„Wer
überwindet,, den werde Ich zu einer Säule machen in dem Tempel Meines Gottes,
und er wird nie mehr hinausgehen. Und Ich werde auf ihn schreiben den Namen
Meines Gottes und den Namen der Stadt Meines Gottes, des neuen Jerusalem, das
aus dem Himmel herniederkommt von Meinem Gott und auch Meinen neuen
Namen." „Wer überwindet, dem werde Ich geben, mit Mir auf Meinem Thron zu
sitzen, wie auch Ich überwunden und Mich mit Meinem Vater gesetzt habe auf
Seinen Thron." Wahrlich, der aus
Gott Geborene ist Gott ähnlich und Gott geweiht. Unsere neue, aus Gott
geborene Natur sündigt nicht, sie kann nicht sündigen! Es wird uns zugerufen:
„Tut eure Schritte in der Kraft des Heiligen Geistes; lasst euch von Ihm leiten
und bestimmen, dann werdet ihr dem Begehren des Fleisches keinen Raum geben,
sondern ihm stets ein Nein entgegensetzen!" (Galater 5, 16—18. 25. 26.)
Unser
großer Herr und Heiland erwartet von Seinen Jüngern, dass sie nur noch nach der
neuen Natur, nach den Weisungen des Heiligen Geistes leben. Selbst die Welt
erwartet von uns, dass wir als Kinder Gottes keine Sünde tun; sie höhnt und
lacht über Gott und Sein Evangelium, wenn sie ein Kind Gottes sündigen sieht!
Unser ernstes Anliegen muss sein: „Lass nicht durch mich enttäuscht werden, die
Dich suchen, Du Herr der Heerscharen!" (Vgl. Daniel 9, 15—19).
Der
Apostel Johannes schreibt den Gläubigen: „Ihr jedoch seid aus Gott, geliebte
Kinder, und habt die falschen Propheten überwunden, weil Der, der in euch ist,
mächtiger und größer ist als der, der in der Welt wirksam ist. Jene Leute
gehören der Welt an, darum reden sie nach der Art der Welt, und die Welt hört
auf sie! Wir kommen von Gott. Wer Gott kennt, der hört auf uns; wer nicht von
Gott ist, hört nicht auf uns! Hieran erkennen wir den Geist der Wahrheit und
den Geist des Irrtums." (1. Johannes 4, 4—6.)
„Jeder,
der da glaubt, dass Jesus der Gesalbte Gottes, der von alters her verheißene
Retter ist, der ist aus Gott geboren. Es ist ja so: Wenn wir den Vater lieben,
so lieben wir auch Seine Kinder. Daran erkennen wir, dass wir die Kinder Gottes
wirklich lieben, wenn wir Gott lieben und Seine Gebote erfüllen! Darin besteht
die Liebe zu Gott, dass wir Seine Gebote halten; und Seine Gebote sind nicht
schwer zu erfüllen. Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die Welt,
und dies ist die Siegesmacht, die die Welt überwindet und sie bereits überwunden
hat — unser Vertrauen! Wer ist denn ein Weltüberwinder? Nur der, welcher
glaubt: Jesus ist Gottes Sohn!" (1. Johannes 5, 1—5.)
Paulus
schreibt: „Wenn wir durch den Heiligen Geist das neue Leben haben, so wollen
wir auch im Geiste wandeln!"
Von dem
aus Gott Geborenen sagt der Apostel Johannes in seinem Brief:
1. Er
glaubt, dass Jesus der Gesalbte Gottes ist, der Heiland der Welt! „Jeder, der
da glaubt, dass Jesus der Gesalbte Gottes, der von alters her verheißene
Retter ist, der ist aus Gott geboren!"
2. Er
liebt andere mit göttlicher Liebe! Daher ruft Johannes uns zu: „Geliebte, wir
wollen einander lieben, denn die Liebe ist von Gott! Und jeder, der mit solcher
Liebe liebt, ist aus Gott geboren und kennt Gott in Wahrheit!"
3. Er übt
praktische Gerechtigkeit, d.h. er tut, was vor Gott recht ist und was Gott
haben will! „Wenn ihr wisst, dass Er gerecht ist, so muss es euch klar sein:
Jeder, der das tut, was vor Gott recht ist, der ist aus Gott geboren!"
4. Er
überwindet die Welt! „Denn alles, was aus Gott geboren ist, überwindet die
Welt, und dies ist die Siegesmacht, die die Welt überwunden hat — unser
Vertrauen! Wer ist denn ein Weltüberwinder? Nur der, welcher glaubt: Jesus ist
Gottes Sohn!"
5. Er
sündigt nicht! „Keiner, der aus Gott geboren ist, begeht Sünde; denn der Lebenskeim
aus Gott ist in ihm; ja, er kann nicht sündigen, denn er ist aus Gott
geboren."
6. Er
bewahrt sich, und der Böse tastet ihn nicht an! „Das aber wissen wir: Jeder,
der aus Gott geboren ist, sündigt nicht. Nein, der aus Gott Geborene bewahrt
sich, und der Böse tastet ihn nicht an!"
Eine
runde, klare Absage vermag der an die Welt und alles Böse zu richten, der sich
freudig seines Aus-Gott-Geborenseins und der Kraft der neuen Natur bewusst ist.
In der Kraft des Geistes Gottes kann er sprechen: „Weicht von mir, ihr
Übeltäter, ich will die Gebote meines Gottes bewahren!" (Vgl. Psalm 119,
115; Matthäus 4, 8—10; Psalm 26, 1—8.)
Wir, die
wir der Sünde abgestorben sind, wie sollten wir noch in ihr leben? Wer
gestorben ist, kann doch nicht mehr leben, denn der Tod stellt eine völlige
Trennung her. Durch den Tod Jesu Christi, deines großen Erlösers, bist du
geschieden von der Welt und von der Sünde! Willst du dich etwa über das Kreuz
deines Heilandes hinwegsetzen, über Seine Leiden und Seinen Opfertod hinweg
sündigen? — Paulus sagt: „Von mir sei es fern, in irgend etwas anderem meinen
Ruhm zu suchen, als allein in dem Kreuz des Sohnes Gottes; denn durch dasselbe
ist mir die Welt gekreuzigt und ich bin für die Welt gekreuzigt!" Kind
Gottes, hüte dich, dass du noch begehrliche Seitenblicke nach der Welt und der
Sünde tust. Damit schwächst, und schädigst du aufs bedenklichste deine neue
Natur; du beleidigst deinen Gott und Seine Majestät; du betrübst und
unterdrückst Seinen Heiligen Geist. Wohin kannst du doch noch geraten!? — Die
Schrift ruft uns Kindern Gottes zu: „Hütet euch, dass ihr nicht des Bundes des
Herrn, eures Gottes, vergesst, den Er mit euch gemacht hat!" „Hütet euch,
dass euer Herz nicht verführt werde und ihr abweicht von dem guten Weg!"
„Hütet
euch vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen,
inwendig aber sind sie reißende Wölfe. An ihren Früchten sollt ihr sie
erkennen. Liest man etwa von Dornen Trauben, oder von Disteln Feigen? Also
bringt jeder gute Baum gute Früchte, aber der falsche Baum bringt schlechte
Früchte. Ein guter Baum kann nicht schlechte Früchte bringen, noch ein fauler
Baum gute Früchte bringen. Jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird
abgehauen und ins Feuer geworfen." Der Apostel Paulus weist uns in ganzer
Klarheit hin auf den Unterschied zwischen Licht und Finsternis. Er schreibt:
„Was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit dem Ungehorsam gegen Gott, und
welche Gemeinschaft besteht zwischen Licht und Finsternis — welche Übereinstimmung zwischen
Christus und dem Teufel? Welche Gemeinschaft kann also ein Gläubiger mit einem
Ungläubigen haben? Und wie verträgt sich der Tempel Gottes mit Götzenbildern?
Nun seid ihr ja doch der Tempel des lebendigen Gottes, denn Gott hat gesagt:
„Ich will unter ihnen wohnen und
wandeln. Ich will ihr Gott sein, und sie sollen Mein Volk sein!“ „Darum geht aus aus der Mitte der Weltkinder
und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt Unreines nicht an, dann werde
Ich euch aufnehmen! Und Ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet als Meine
echten Söhne und Töchter zu erkennen sein!“ spricht der Herr, der
Allmächtige. Da uns nun solch köstliche Verheißungen gelten, geliebte Brüder
und Schwestern, so wollen wir uns entschlossen reinigen von jeder Befleckung an
Leib und Geist und in der Weihe für Gott vorwärts gehen bis zur Vollendung — in
tiefer Ehrfurcht vor Ihm!“
9. Von
hoher Bedeutung ist die praktische Gerechtigkeit
Als der
Jüngling Joseph, der Sohn des Erzvaters Jakob, im Hause Potiphars einst in eine
so große Versuchung geriet, da floh er vor dieser Versuchung! Er führte ganz
die Sprache des neuen Menschen und verwirklichte seine Siegeskraft: „Wie sollte
ich ein solch großes Übel tun und wider meinen Gott sündigen?" (1. Mose
39, 9.) Ganz ähnlich sprachen auch die drei Freunde Daniels zu dem heidnischen
Monarchen. Der König wollte sie in den Feuerofen werfen, weil sie sich
weigerten, sein Bild anzubeten: „Wenn ihr das Bild nicht anbetet, so sollt ihr
sofort in den brennenden Feuerofen geworfen werden, und wer ist der Gott, der
euch aus meiner Hand retten wird?" Da antworteten Sadrach, Mesach und
Abed-Nego: „O, König, wir halten es nicht für nötig, dir auch nur ein Wort
hierauf zu erwidern. Ob unser Gott, dem wir dienen, uns aus dem brennenden Ofen
zu retten vermag — und Er wird uns aus deiner Hand, o König retten, oder nicht.
Jedenfalls sei es dir kund, o König, dass wir deinen Göttern nicht dienen und
das goldene Bild nicht anbeten werden!" (Lies Daniel 3, 1—30.)
So
erkennt man auch heute an dem Nichtsündigen und Von-der-Sünde-frei-sein die
wahren Kinder Gottes: „Hieran sind offenbar die Kinder Gottes und die Kinder
des Teufels." Es gibt keinen Zwischenstand; wer nicht ein Kind Gottes ist,
der ist ein Kind des Teufels! Es gibt allerdings viele Christen, die eine so
scharfe Gegenüberstellung, wie der Apostel Johannes sie hier macht, nicht
billigen und nicht leiden können. Doch es ist Gott, der so redet! Entweder du
bist Licht oder du bist Finsternis — entweder du bist auf ewig erlöst auf Grund
des Blutes Jesu Christi, oder du gehst in die ewige Verdammnis, wo das Heulen
und das Zähneknirschen sein wird. — Stehen wir da nicht vor einer außerordentlich
erschütternden Entscheidung? (Lies 5. Mose 30, 15—20a.)
Viele
Verführer und Irrlehrer sind in die Welt hinausgegangen, die Jesus
Christus nicht als den Mensch Gewordenen bekennen. Darin
zeigt sich gerade der Irrlehrer, der Antichrist, dass er dieses Bekenntnis
ablehnt! Es wird uns zugerufen: „Seht zu und habt acht auf euch selbst, damit
ihr nicht wieder verlieret, was wir durch unsere Arbeit an euch erreicht haben.
Steht vielmehr so da, dass wir, wenn unser Herr kommt, den vollen Lohn
empfangen für unsere Bemühungen um euch! Jeder, der darüber hinausgeht und
nicht bleibt in dem, was Christus uns gelehrt hat, der hat auch Gott nicht. Wer
dagegen in dieser Lehre bleibt, der besitzt sowohl den Vater als auch den
Sohn!" (Lies Psalm 34, 9—15.) Zu Seinen Jüngern und zu der Volksmenge
sprach Jesus einst und Er sagt es uns heute ebenso eindringlich: „Wenn eure
praktische Gerechtigkeit nicht bedeutend besser ist, als die der
Schriftgelehrten und Pharisäer, so könnt ihr niemals in das himmlische
Königreich eingehen." — Der Apostel Johannes spricht: „Man erkennt klar
die Kinder Gottes und die Kinder des Teufels."
Ja, am
Nichtsündigen sind die Kinder Gottes zu erkennen — sollten sie wenigstens zu
erkennen sein — wie andererseits die Unbekehrten und Ungläubigen am Sündigen zu
erkennen sind, sei es in feiner oder grober Weise!
Ein
treuer Mann Gottes sagt: „Von jedem bösen Pfade habe ich meine Füße
zurückgehalten, damit ich Dein Wort bewahre. Nicht bin ich von Deinen Rechten
gewichen, denn Du, Du hast mich unterwiesen. — Wie süß sind meinem Gaumen Deine
Worte, mehr als Honig meinem Munde! — Aus Deinen Vorschriften empfange ich
Einsicht; darum hasse ich jeden Lügenpfad!" (Vgl. Psalm 94, 3—12.) Lieber
Freund, deine Worte, dein Tun und deine Gesinnung macht offenbar,
auf welcher Seite du stehst — magst du dir selbst nicht klar darüber sein oder
es nicht zugeben wollen! über die Zuhörer des Propheten Hesekiel musste Gott
klagen: „Die Kinder deines Volkes kommen scharenweise zu dir und sitzen vor dir
als Mein Volk und hören Meine Worte, aber sie tun sie nicht, sondern sie
handeln nach ihrem eigenen Sinn. Ihr Herz geht ihrem Gewinne nach. — Und siehe,
du bist ihnen wie ein liebliches Lied — wie einer, der eine schöne Stimme hat
und gut spielen kann; sie hören deine Worte, doch sie tun sie nicht. Wenn aber
der Gerichtstag kommt — siehe, er kommt! — so werden sie wissen, dass ein
Prophet in ihrer Mitte war!" (Vgl. Jeremia 22, 20—23.) Der große Gott der Liebe „will nicht, dass
irgend jemand ein Kind des Teufels bleibe und verloren gehe, sondern dass alle Menschen
gerettet werden und zur Erkenntnis der
Wahrheit kommen!" „Zum Schluss, meine geliebten Brüder und
Schwestern, noch eins: Alles, was der Wahrheit entspricht — alles, was edel und
des Herrn würdig ist — alles, was recht und rein, was angenehm und liebenswert
ist — alles was einen guten Klang hat, darauf seid bedacht! Bemüht euch um jede
Tugend und um alles, was Anerkennung verdient." (Vgl. 2. Petrus 1, 1— 5.)
Der
Apostel Johannes sagt: „Jeder, der nicht praktische Gerechtigkeit übt, ist
nicht aus Gott geboren und ebenso auch der nicht, der seinen Mitgläubigen nicht
liebt!"
Wenn
Johannes mehr als einmal vom „Tun der Gerechtigkeit" spricht, so knüpft
er unmittelbar an das Alte Testament an; mehr als 180 Mal nennt Gott dort die
Menschen, die Ihm Wohlgefallen, „Gerechte", weil sie ihr Leben einrichten
nach Seinem Willen und Ihm gehorsam sind — einfach das tun, was vor Ihm recht
und richtig ist. „Geliebte Kinder, lasst euch von niemand irreführen. Wer das
tut, was vor Gott recht ist, der ist wirklich gerecht, gleichwie Er gerecht
ist!" (Vgl. Psalm 97, 11; Sprüche 10, 6. 7. 12. 26.)
Es ist
jedoch bedeutsam, dass die Bezeichnung „die Gerechten" gleichzeitig auch
die kostbare Sicherheitsstellung anzeigt, die den wahrhaft Wiedergeborenen vom
Beginn ihres neuen Lebens ab auf immer eingeräumt ist, und zwar sowohl im Alten
wie im Neuen Testament! „Wir sind auf Grund unseres Vertrauens gerechtfertigt
worden und haben Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus. Durch Ihn
haben wir volles Vertrauen und freien Zugang zu dieser wunderbaren Gnade, in
der wir bei Gott stehen, und rühmen uns voll Zuversicht schon jetzt der
Herrlichkeit Gottes!"
Im
Propheten Hesekiel finden wir das wichtige Wort: „Wenn jemand gerecht ist —
wenn er Recht und Gerechtigkeit übt, an Götzenopfern nicht teilnimmt und die
Frau nicht entehrt, niemand bedrückt, bei Rückzahlung einer Schuld das Pfand
dem Schuldner zurückgibt und keinerlei Erpressung verübt — wenn er dem
Hungrigen von seinem Brote abgibt und den Bedürftigen mit Kleidung versieht —
wenn er sein Geld nicht auf Wucher ausleiht und von dem Armen keinen Zins
fordert, überhaupt seine Hand von allem Unrecht fernhält, und in Streitfällen
der Wahrheit entsprechend handelt — wenn er nach Meinen Satzungen tut und
Meine Gebote beobachtet, sie treulich erfüllt, so ist er wirklich ein gerechter
Mann; er soll gewisslich leben, so lautet der Ausspruch des Herrn!" — Ist
dies nicht ein hochwichtiges Wort für uns alle, besonders in der jetzigen Zeit,
wo so viel Unrecht auf allen Gebieten geschieht? — Es erquickt uns, von dem
Priester Zacharias und seiner Gattin Elisabeth zu hören: „Beide waren gerecht
vor Gott, indem sie untadelig wandelten in allen Geboten und Vorschriften des
Herrn l"
Im
Markus-Evangelium hören wir von Johannes dem Täufer: „ER war ein gerechter und
heiliger Mann! Und der Sohn Gottes Selbst nennt ihn „ein brennendes und
leuchtendes Licht, in dessen Schein andere fröhlich sein können!" (Lukas
1, 5. 6; 2, 25—31; Job. 5, 35; Lukas 23, 50—53.) — Lieber Leser, kennst du aus
eigener Erfahrung das neue göttliche Leben und den täglichen Wandel im Lichte
des Angesichts deines Herrn? Weißt du,
was praktische Gerechtigkeit im Alltag ist?
10. Dem
Gerechten werden Segnungen zuteil
Im 23.
Psalm lesen wir: „Auch wenn ich wanderte im Tale des Todesschattens, fürchte
ich nichts übles, denn Du, Herr, bist bei mir; Dein Stecken und Dein Stab
trösten mich. Du deckst mir den Tisch angesichts meiner Feinde; Du salbst mein
Haupt mit öl, mein Becher fließt über. Fürwahr, Güte und Huld werden mich
begleiten mein Leben lang und ich werde wohnen im Hause des Herrn auf
immerdar." — „Ja, der Herr ist mein Licht und mein Heil, vor wem sollte
ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Stärke, vor wem sollte ich
erschrecken, wenn ein Heer sich wider mich lagert — nicht fürchtet sich mein
Herz, wenn Krieg sich wider mich erhebt, hierauf vertraue ich: Eins habe ich
von dem Herrn erbeten, nach diesem will ich trachten: zu wohnen im Hause des
Herrn alle Tage meines Lebens, um anzuschauen die Lieblichkeit des Herrn und
nach Ihm zu forschen in Seinem Tempel!"— Ja, das Verlangen der neuen Natur
nach der wahren, innigen Gemeinschaft mit Gott und die Glückseligkeit, die man
darin findet, kommt so kostbar zur Geltung im 84. Psalm: „Wie lieblich sind
Deine Wohnungen, Du Herr der Heerscharen! Es sehnt sich, ja es schmachtet
meine Seele nach den Vorhöfen des Herrn. Mein Inneres, wie auch mein leibliches
Leben ruft voll Sehnsucht nach dem lebendigen Gott. Sogar der Sperling findet
durch Gottes Güte ein Haus und die Schwalbe ein Nest, wo sie ihre Jungen birgt:
für mich sind es Deine Altäre, Du Herr der Heerscharen, mein König und mein
Gott. Wahrlich, glückselig alle, die ihren Ruheplatz in Deinem Hause gefunden
haben, sie können Dich allezeit preisen! Glückselig der Mensch, dessen Stärke
in Dir, o Herr, ist, in dessen Herzen gebahnte Wege für Dich sind. Durch das Tränental
schreitend, wird es ihnen zu einem Ort der Segensquellen; ja, mit Segnungen von
oben bedeckt der Frühregen das Tränental für die Vertrauenden. Die Erlösten
des Herrn gehen von Kraft zu Kraft, von Sieg zu Sieg, bis sie vor Gott
erscheinen im himmlischen Zion. — O Gott, Du
Herr der Engelscharen, höre mein Gebet, nimm es zu Ohren, Du Gott der Schwachen.
Du unser Schirm und Schild, blicke her und schaue an das Antlitz Deines Gesalbten!
Wahrlich ein Tag in Deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend. Lieber will
ich an der Schwelle stehen im Hause meines Gottes, als den besten Platz zu
haben in den Zelten derer, die sich nach Gottes Gesetz nicht richten. Denn Gott
ist uns Sonne und Schild; Gnade und Herrlichkeit schenkt Er und enthält kein
Gutes denen vor, die ihre Schritte in Lauterkeit tun. Du Herr der Heerscharen,
glückselig der Mensch, der auf Dich sein Vertrauen setzt!" — Dieser
wunderbare und erquickende Psalm wird ganz gewiss nur von solchen verstanden,
die die neue Natur von oben besitzen und vom Geist Gottes erleuchtet und
gesegnet werden. (Lies Psalm 87, 2; 122, 1—3. 8. 9; Offenbarung. 21, 1—5.) Wer
nicht aus Gott geboren ist, kann auch nicht in Gottes Herrlichkeit eingehen! Im
Himmel werden lauter Wiedergeborene sein. Unser Herr spricht: „Wahrlich,
wahrlich, Ich sage euch: Wer nicht von neuem, von oben her geboren ist, der
kann niemals Gottes Königreich schauen." — Möchte es dir, lieber Freund,
der Geist Gottes klarmachen, was das heißt: Aus Gott geboren sein — von oben
her geboren sein! Der Apostel Johannes schreibt: „Wer Gutes tut, der ist aus
Gott; wer Böses tut, hat Gott nicht gesehen." (Lies 1. Johannes 4, 7—10.)
Die Schrift sagt: „Der Gerechte wird
an seinem Wege festhalten und der Mann reiner Hände wird an Stärke
zunehmen!" „Dem Gerechten ist es Freude, Recht zu üben!" „Der
Gerechte wird sprossen wie ein Palmbaum, wie eine Zeder auf dem Libanon wird er
emporwachsen!" „Der Gerechte wird nicht wanken in Ewigkeit!" „Sagt
von dem Gerechten, dass es ihm gut gehen wird, denn die Frucht seiner
Handlungsweise — den Lohn seines Tuns wird er zu schmecken bekommen. Wehe
dagegen jenem Menschen, der sich nach dem göttlichen Gesetz nicht richtet! Es
wird ihm übel ergehen. Denn was seine Hand verübt hat, das wird ihm vergolten
werden!"
Das Tun
des Willens Gottes und die Liebe zu den Mitgläubigen gehen Hand in Hand. Wer
als Kind Gottes noch Sünde tun kann, bei dem fehlt es gewöhnlich auch an
herzlicher tragender Liebe für die Mitmenschen und insbesondere für die
Mitgläubigen. — Beeinflusst und bestimmt uns die göttliche Liebe in all unserem
Tun, dann gefallen wir unserem Gott wohl. „Ein reiner und unbefleckter Dienst
vor Gott, unserem Vater, ist dies, Waisen und Witwen in ihrer Not besuchen,
sich ihrer annehmen und sich dabei von der Welt unbefleckt erhalten!"
(Lies Jakobus 1, 22—27; Hiob 29, 11—17.)
11. Das
herrliche Gesetz des Geistes
„Also
gibt es jetzt keine Verurteilung, keine Verdammnis mehr für die, welche in
Christus Jesus sind! Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus
hat mich freigemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes. Die Gesinnung des
Fleisches, das heißt: des natürlichen Menschen, bedeutet ja den Tod; die
Gesinnung dagegen, die der Heilige Geist wirkt, bedeutet Leben, Frieden und
Wohlfahrt! Der innerste Sinn des Fleisches ist nämlich Feindschaft gegen Gott;
denn dem Gesetz Gottes fügt sich das Fleisch nicht, es kann das nicht. Die
aber, welche im Fleische sind, vermögen Gott nicht zu gefallen. Ihr jedoch seid
ja nicht im Fleische, sondern im Geiste, wenn Gottes Geist wirklich in euch
wohnt. Wenn aber jemand Christi Geist, Christi Gesinnung und Art nicht hat, der
gehört Ihm auch nicht an! — Wohnt jedoch Christus wirklich in euch, so ist zwar
der Leib dem Tode verfallen infolge der Sünde; doch euer Geist ist voller Leben
auf Grund der Gerechtigkeit. Wenn also der Geist Dessen, der Jesus von den
Toten auferweckt hat, in euch ist, so wird Er, der Christus aus den Toten
auferweckte, auch euren sterblichen Leib lebendig machen, weil ja Sein Geist
in euch wohnt!"
Gott
räumt, wie wir besonders im ersten Teil unseres Büchleins sahen, jedem, der mit
seiner Sünde zu Christus flieht und an Ihn glaubt, eine völlig neue Stellung
ein. Der Glaubende ist damit, dass er sich in Christus birgt, gerechtfertigt
vor Gott, denn der stellvertretende Opfertod Christi sühnt seine Schuld, und
das teure Blut des Sohnes Gottes macht ihn rein von aller Sünde! Durch diese
Zufluchtnahme zu unserem Herrn und Heiland haben wir Gläubigen jedoch nicht
nur auf immerdar eine neue Stellung, sondern auch ein ganz neues inneres Leben
— eine ganz neue Natur erlangt. Vorher
tot in Übertretung und Sünden oder auch in religiösen Formen und Gebräuchen,
ist unsere Seele nunmehr lebendig gemacht in Christus und zum neuen Leben
erwacht im Gott.
„Ganz
beglückt dürfen wir Danksagung darbringen dem Vater, der uns schon jetzt
befähigt und passend gemacht hat, am Erbteil der Heiligen im Lichte Anteil zu
haben. Er hat uns errettet aus der Gewalt der Finsternis und uns versetzt in
das Königreich Seines Sohnes, den Er so sehr liebt! — Ja, in Jesus Christus
haben wir die Erlösung, die Vergebung unserer Sünden. Er ist das Ebenbild des
unsichtbaren Gottes, das Haupt der ganzen Schöpfung. Denn durch Ihn hat Gott
alle Dinge erschaffen — alles, was in den Himmeln und auf der Erde ist, das
Sichtbare und das Unsichtbare: Throne, Herrschaften, Fürstentümer und Gewalten.
Das ganze All ist durch Ihn und für Ihn geschaffen! Vor allem anderen war Er
da, und alle Dinge insgesamt haben durch Ihn ihren Bestand."
Wir
denken hier auch an die Worte des Apostels: „Gott wollte uns kundtun, wie groß
der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses ist, das jetzt unter den
Völkern verkündigt wird. Es bedeutet: Christus in euch — und damit eure sichere
Aussicht auf die himmlische Herrlichkeit! Ihn, unseren erhöhten Herrn,
verkündigen wir ja. Darum treten wir an jeden Menschen mit unserer kostbaren
Botschaft heran und unterrichten jeden einzelnen von euch, den Glaubenden, in
aller Weisheit, damit wir einen jeden von euch zu wirklicher geistlicher Reife,
ja, zur Vollendung in Christus führen! — Das ist das Ziel meines ernsten Mühens
um euch, während ich zugleich für mich selbst kämpfend ringe entsprechend der
Wirksamkeit Seines Geistes, die in mir wirkt voller Kraft." Wir reden
also hier von dem neuen Leben in Christus und von der neuen Natur, die wir
durch Ihn empfangen haben; sagt unser Herr Jesus doch: „Wer Mich findet, der
hat das Leben gefunden und Wohlgefallen erlangt bei Gott. Ich bin für euch der
Weg zu Gott, Ich bin die Wahrheit und sage euch in allem die volle Wahrheit.
Ich bin für euch das Leben — Der, der allein euch vom Tode retten und schon
hier euch das ewige Leben schenken kann. Wer also den Sohn Gottes nicht im Glauben
findet und ergreift, der wird das Leben niemals sehen, sondern der Zorn Gottes
bleibt auf ihm!" Von dem Bekehrten spricht Gott in Seiner großen, väterlichen
Liebe: „Dieser, Mein Sohn war tot, und ist wieder lebendig geworden, er war
verloren und ist wieder gefunden worden!" (Lies Lukas 15, 11—24.) Wir
sind nun also berufen, Gott zu dienen in dem neuen Leben des Geistes und nicht
mehr im alten des Buchstabens einer toten Religiosität, und wenn sie noch so
rechtgläubig wäre! — Liebes Gotteskind, stehst du noch unter dem Gesetz einer
äußerlichen Frömmigkeit und suchst du vergeblich, ihren Forderungen gerecht zu
werden? Oder hast du dich Christus, dem Herrn vom Himmel, zu eigen gegeben?
Wenn dies letztere der Fall ist, dann hast du in der innigen Gemeinschaft mit
Ihm den herrlichen Beruf, Gott Frucht zu bringen. Die auf immerdar erlangte
neue Gnadenstellung macht für den Erlösten das neue Leben zu etwas Dauerndem,
Gesetzmäßigem. Die so genannten Naturgesetze, zum Beispiel das Gesetz des
Schalls oder das Gesetz der Schwere, setzen sich unter allen Umständen und ohne
Ausnahme durch; es sei denn, dass ein höheres Gesetz sie wirkungslos macht!
Ebenso ist es auch mit dem Gesetz der Sünde und des Todes, der natürliche, der
unwiedergeborene Mensch ist diesem furchtbaren Gesetz unentrinnbar
unterworfen. Dieses Gesetz durchdringt, wie uns das ernste Kapitel Römer 7
zeigt, die menschliche Natur so völlig — ja, es ist ihr so zu eigen geworden,
dass der Sünder, solange er lebt, der Sünde und dem Tode geradezu preisgegeben
ist (lies Römer 7, 18—21), es sei
denn, dass ein höheres Gesetz eingreife und das Gesetz der Sünde und des Todes
außer Kraft setze!
Und
gerade das ist durch das machtvolle Eingreifen des Gottes aller Gnade
geschehen! „Der große Gott erweist die übermächtige Größe Seiner Kraft an uns,
den Glaubenden. Hier wirkt die gleiche, mit gewaltiger Stärke sich betätigende
Macht, wie Gott sie an Christus erwiesen hat, als Er Ihn aus den Toten
auferweckte, und Ihn zu Seiner rechten Hand in die himmlischen Welten erhob.
Dort thront Er nun, erhaben über jedes Fürstentum, über jede Herrschaft —
erhaben über alle Mächte und Gewalten, ja, über alles, was hoch und herrlich
genannt wird — nicht allein in dieser Welt, sondern auch in dem zukünftigen
Zeitalter. Alles hat Gott unserem Herrn Jesus unterworfen und zu Füßen
gelegt." (Lies 2. Korinther 4, 7—10; 5, 17.) Diese wunderbare göttliche
Kraft, dieses „Gesetz des Geistes des Lebens", das in unserem Herrn und
Heiland zur vollen Entfaltung kam, es erweist nun seine befreiende Kraft auch
an uns, den Glaubenden; es greift als ein unendlich höheres Gesetz in unser
Herz und Leben ein und macht das Gesetz der Sünde und des Todes für uns
unwirksam, hebt dasselbe auf: „Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in
Christus Jesus hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes."
„Wo der Geist des Herrn ist, da ist wirkliche Freiheit. Wir alle schauen mit
offenem Angesicht — ohne Hülle und Hindernis — die Herrlichkeit des Herrn an.
Und so werden wir in Sein Bild umgewandelt von Herrlichkeit zu Herrlichkeit,
das wirkt der Herr, das wirkt Sein Geist." „Damit ihr euch nun auch wirklich in voller Freiheit vor Gott bewegen
könnt, hat Christus euch freigemacht. Steht also lest in dieser herrlichen
Freiheit und lasst euch nicht von neuem in ein Joch der Knechtschaft
spannen!" (Lies 1. Korinther 7, 23; 1. Petrus 2, 16.)
Den
Christen in Kolossä schreibt Paulus: „Vor eurer Bekehrung wäret ihr allerdings
tot für alles Göttliche; ihr stecktet ja ganz und gar in euren Sünden und in
eurer ungöttlichen, fleischlichen Art! Nun aber hat Gott euch mit Christus in
Verbindung gebracht und euch dadurch zu einem ganz neuen Leben erweckt, indem
Er euch gleichzeitig all euer unrechtes Tun vergeben hat. Ja, Gott hat den
durch Christi Kreuzesleiden beglichenen Schuldbrief, dessen Satzungen uns immer
anklagten, aus dem Wege geräumt und hat ihn ans Kreuz genagelt — an jenes
Kreuz, an welchem alle Seine Forderungen mehr als befriedigt worden
sind!"
Im
Gegensatz zu dem Gesetz der Sünde steht das „Gesetz des Geistes des
Lebens". Unter diesem Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus
verstehen wir jenes Lebensgesetz, das den herrlichen Sohn Gottes durchdringt
und erfüllt, Sein wunderbares herrliches Leben, das Sich stärker erwiesen hat
als der Tod und das denselben überwindet: „Nun aber ist die Gnade Gottes völlig
offenbar geworden in der Erscheinung unseres Retters Jesus Christus! Er hat den
Tod zunichte gemacht, dagegen Leben und Unsterblichkeit ans Licht gebracht
durch Seine frohe Botschaft, die ich als Apostel und Lehrer mit lautem
Heroldsruf unter den Völkern verkündigen soll." In der Kraft dieses
unauflöslichen Lebens ist Christus siegreich am dritten Tage aus der Mitte der
übrigen Toten heraus auferstanden. In der Kraft dieses unauflöslichen Lebens
thront Er jetzt im Himmel und „Engel und Gewalten und Mächte des Lichts wie
auch der Finsternis sind » Ihm Untertan!" (1. Petrus. 3, 22; Philipper 2,
9—11.) Und die Kr a f t dieses unauflöslichen Lebens teilt sich nun auch uns
mit durch den Heiligen Geist, so dass unser Glaube der Sieg ist, der die Welt überwindet. Ja, „wir sind mehr als
Überwinder — wir siegen glänzend durch Ihn, Der uns so sehr liebt."
Für diese
herrliche Freiheit der Kinder Gottes also hat Christus uns freigemacht. Und der
Wille Gottes ist für unsere neue Natur jetzt das vollkommene Gesetz der
Freiheit! Jakobus sagt: „Wer in das vollkommene Gesetz, in das Gesetz der
Freiheit nahe hineingeschaut hat und darin bleibt, der wird nicht ein
vergesslicher Hörer des Wortes Gottes sein, sondern einer, der wirklich tut,
was Gott haben will. Wie glückselig kann
er sein in seinem Tun!"
Wir
sprechen nun mit unserem Herrn Jesus zum Vater „Ich weiß, Vater, dass Dein
Gebot ewiges Leben ist!" Ja, unser Leben darf nun wie dasjenige unseres
Herrn und Heilandes Tag für Tag und Stunde um Stunde im Tun des Willens Gottes
bestehen.
Das
Gesetz des Geistes ist also das Gesetz der wahren Freiheit, das jedoch
persönlich im Glauben erkannt und ergriffen werden muss.
Es wird
mir und dir zugerufen: „Kämpfe den
guten Kampf des Vertrauens; ergreife jetzt schon das ewige Leben, denn hierzu
bist du berufen und hast in Gegenwart vieler Zeugen das herrliche Bekenntnis
deines Glaubens abgelegt." — Paulus schreibt uns Christen: „Ihr
seid zur Freiheit berufen,
geliebte Brüder und Schwestern! Nur darf man diese Freiheit nicht missbrauchen
als einen Freibrief des alten Menschen. Vielmehr dient einander in heiliger
Liebe. Damit werdet ihr ja auch dem Gesetz gerecht; denn das ganze Gesetz
findet seine Erfüllung in dem einen Wort: Du sollst deinen Nächsten lieben wie
dich selbst!"
12. Fortschritte
in der kostbaren Erkenntnis
Der
unwiedergeborene Mensch vermag Gott nicht wohlzugefallen. Doch den erlösten
Kindern Gottes schreibt der Apostel Paulus: „Ihr seid ja nicht im Fleische,
sondern im Geiste, wenn Gottes Geist wirklich in euch wohnt!" Wir, die
Glaubenden, sind ja nun hindurchgedrungen vom Tode zum göttlichen Leben, und
beides ist nun unser Teil: ein neues Leben und eine neue Stellung. Menschen des
Geistes dürfen wir jetzt sein und immer mehr werden; der Besitz und die Innewohnung
des Heiligen Geistes kennzeichnet unser neues Leben vor Gott, wenn wir unser
Herz wirklich Seinen Einwirkungen und Seiner Kraft aufgetan haben — wenn Er
wirklich Besitz von uns genommen hat: „Nachdem ihr gläubig geworden seid, ist
euch das Siegel des Heiligen Geistes aufgedrückt worden, der das Unterpfand und
die Bürgschaft unseres zukünftigen Erbteils ist."
Jesus
sagt: „Meine Schafe hören Meine Stimme und Ich kenne sie und Sie folgen Mir und
Ich gebe ihnen ewiges Leben, sie gehen nicht verloren ewiglich!" Denken
wir doch daran, wie kostbar und wunderbar es in der Zeit der ersten Christen
war, wenn der Heilige Geist auf sie fiel! „Sie wurden alle mit Heiligem Geist
erfüllt und fingen an, in anderen Sprachen zu reden, wie der Geist ihnen gab
auszusprechen." (Apostelgeschichte. 2, 4; 6, 5. 8; 10, 44—48.)
Auch wir
sind ja nun bekehrt, um Gott zu dienen in dem neuen Leben des Geistes und nicht
mehr in dem alten Leben der Sünde.
Nur echte
Kinder Gottes empfangen den Geist Gottes. Die Schrift sagt: „So viele wirklich
durch den Geist Gottes geleitet werden, das sind die wahren Kinder
Gottes!" Wie kommt doch alles auf die persönliche innere Verbindung der
Seele mit Christus an; und wie kommt doch alles darauf an, dass die praktischen
Früchte des neuen Lebens in unserem Alltag zur Geltung kommen — dass der Name
des Herrn Jesus durch unseren Wandel allezeit geehrt werde! — In Römer 8, 1
lesen wir die Worte: „Ihr in
Christus!" in Vers 10: „Christus
in euch!"
Den
gläubigen Kolossern schreibt Paulus: „Ihr habt den alten Menschen samt seinem
Wesen und Tun ausgezogen und habt angezogen den neuen Menschen, der erneuert
und zur vollen Erkenntnis geführt wird entsprechend dem Bilde Dessen, Der ihn
erschaffen hat. Da gibt es nun nicht mehr Juden und Griechen, Beschnittene und
Unbeschnittene, Gebildete und Ungebildete, Untergebene und Freie, sondern da
gilt Christus alles und man
sieht in allen Mitgläubigen Ihn! " (Lies Johannes 14, 19. 20; Galater 4,
19; Epheser 3, 17—21.)
Lieber
Freund, kannst du mit dem Apostel sprechen: „Ich bin und bleibe mit Christus
gekreuzigt?" „So lebe denn nicht mehr ich, sondern Christus lebt in mir.
Das Leben, das ich jetzt — noch im sterblichen Fleische! — führe, lebe ich
durch Vertrauen, nämlich durch das Vertrauen auf den Sohn Gottes, der mich geliebt
und Sich Selbst an meiner Stelle dahingegeben hat.“ Unser neues Leben in
Christus Jesus ist ganz entgegengesetzt der alten Knechtschaft unter dem
Gesetz der Sünde. So wie Christus aus der Mitte der übrigen Toten heraus durch
die Herrlichkeit des Vaters auferweckt worden ist, so dürfen auch wir uns in
einem ganz neuen Leben bewegen und Gott dienen entsprechend der Heiligen
Schrift! „Wenn nun bald Er, der unser Leben ist, erscheint und offenbar wird,
dann werdet auch ihr, Seine Auserwählten, Heiligen und Geliebten, mit Ihm in
wunderbarer Herrlichkeit vor aller Welt offenbar werden." In der Jetztzeit
führen wir allerdings dieses kostbare neue Leben in einem sterblichen Leibe und
im Stande der Schwachheit. Das heißt aber nicht etwa, dass wir nach dem alten
Menschen leben, sondern dass wir, von Welt und Sünde und Ichleben getrennt, voll Vertrauen auf dem
neuen Wege des Glaubens mit Gott vorangehen und uns Ihm weihen aus Dankbarkeit
für Seine großen Erbarmungen. Paulus schreibt an die Römer: „Ich bitte euch
nun, meine geliebten Brüder und Schwestern: Weiht euch Gott aus Dankbarkeit für Seine großen Erbarmungen; weiht Ihm euren Leib als ein lebendiges,
heiliges und Ihm wohlgefälliges Opfer! Das sei euer verständnisvoller
Dienst für Gott. Gestaltet eure Lebensführung nicht nach der Welt Weise und
seid ihr nicht gleich; bildet euch
nicht nach den Grundsätzen dieser Weltzeit! Lasst euch vielmehr
umwandeln, da ihr ja einen neuen Sinn empfangen habt. Dann werdet ihr auch
imstande sein zu prüfen und zu erkennen, was der Wille Gottes ist, d. h. was
gut und wohlgefällig und vollkommen in Seinen Augen ist."
Wohl ist
unsere Heiligung noch unvollkommen, und wir werden deshalb ermahnt: „Jaget nach der Heiligung!" Dennoch
ist das Glaubensleben aufrichtiger, treuer Kinder Gottes ein ganz kostbares
Zeugnis für Christus zu Gottes Verherrlichung mitten in der dunklen, sündigen
Welt. Die Schrift sagt: „Es gibt einen
Pfad, den der Raubvogel nicht kennt und den das Auge des Habichts nicht
erblickt — den die wilden Tiere nicht betreten und über den der grausame Löwe
nicht hinschreitet!'' (Hiob 28, 7. 8; Sprüche 12, 28; 4, 10—15; vgl.
Jesaja 35, 8—10.)
In den
angegebenen Schriftstellen wird uns der geheimnisvolle und so segensreiche
Pfad des Glaubensgehorsams vor Augen gestellt. Unser neues Leben vollzieht
sich ja täglich und stündlich durch Vertrauen, und dieses Vertrauen richtet
sich unmittelbar auf den Herrn, Dessen mächtige Gnade so für mich eintritt und
so für mich da ist, dass Er mein ganzes Vertrauen erweckt und besitzt. Ich
vergesse auch nie, dass der Sohn Gottes in Seiner Liebe das Größte für mich
getan hat, das getan werden konnte: Er hat Sich Selbst für mich zum Opfer
gebracht! Das war Seine große Erlösertat, die mich für ewig gerettet und
gewonnen hat! „So haben denn wir, geliebte Brüder und Schwestern, die vollste
Freiheit, jederzeit in das Heiligtum der Gegenwart Gottes einzutreten auf Grund
des Blutes Jesu. Wir dürfen den neuen, lebendigen Weg betreten, den Er uns
geweiht hat durch den zerrissenen Vorhang hindurch, das ist Sein Leib, den Er
für uns dahingab. Und nun haben wir Ihn, unseren Herrn Jesus, im Himmel als den
großen Priester über das Haus Gottes. Darum lasst uns denn auch wirklich
hinzutreten zum Thron Gottes und Gott nahen mit aufrichtigem Herzen — in freudiger Glaubensgewissheit.
Unsere Herzen sind ja besprengt und ein für allemal gereinigt vom bösen
Gewissen, und unser Leib ist gewaschen in reinem Wasser, das heißt: unser
ganzes Wesen, Denken und Tun hat eine reinigende Erneuerung erfahren, die sich
in allem zeigt." (Vgl. Hebräer 7, 24. 25; 8, 1. 2.)
13. Bleibe
treu dem, was du gelernt hast
Unsere
neue, von Gott geschenkte Natur lebt durch Glauben: „Wir tun unsere Schritte
durch Vertrauen, denn wir sind noch nicht zum Schauen gelangt!" — Was
heißt eigentlich Glauben? „Glauben heißt: in zuversichtlichem Vertrauen das
voraus nehmen, was man hofft, es schon jetzt verwirklichen und fest überzeugt
sein von den herrlichen Dingen, die man noch nicht sieht, die aber vorhanden
sind und die zu gegebener Zeit in die Erscheinung treten werden. In diesem
Stück haben sich unsere Väter Lob und Anerkennung bei Gott erworben!"
Der
Glaube an den Sohn Gottes und die Zuversicht zu Ihm ist ja eine wunderbare
Macht, die unser ganzes tägliches Leben umwandelt.
Was macht es, wenn ich mich auch noch in diesem Leibe der Schwachheit
bewege? Darf ich doch gerade in diesem unvollkommenen irdischen Leben ganz
persönlich mit dem Sohn Gottes verbunden sein, und zwar so, dass Sein
himmlisches Leben in mir hier auf Erden zur Ausgestaltung kommt. Täglich und
stündlich darf ich mich Seiner Liebe, wie auch Seiner himmlischen Herrlichkeit
freuen! (Lies 2. Korinther 3, 18; Römer 8, 29. 30.)
Unser
Glaube an Christus ist zugleich dankbare Liebe zu Ihm, der Sich kreuzigen ließ
für uns. Er thront jetzt in der himmlischen Herrlichkeit, und durch
vertrauensvolles Aufblicken zu Ihm empfange ich beständig all die K r a f t und
Gnade, die Er mir aus Seiner Fülle darreicht. Von den alttestamentlichen
Heiligen heißt es: „Sie blickten auf Ihn und wurden erfreut und ihr Angesicht
wurde nicht beschämt, ihr Herz nicht enttäuscht!' (Psalm 34, 5; 123, 1; Hebräer
12, 1. 2.)
Mit allen
wahren Gläubigen darf ich sprechen: „Wir haben ja unsere Zuversicht darin
gefunden, dass wir die vor uns liegende köstliche Aussicht voll Vertrauen
bereits in Besitz genommen haben. Diese Zukunftsaussicht ist uns wie ein
sicherer Anker für unsere Seele, der schon jetzt hineinreicht in das himmlische
Allerheiligste, denn dorthin
ist unser Herr als Vorläufer für uns eingegangen, da Er unser Hohepriester ist
in Ewigkeit!" — Kind Gottes, du darfst jetzt jenes starke und heilige
Leben in der Kraft Jesu Christi führen. Dein Glaubensleben darf nun ganz und
gar den Stempel jener himmlischen Herrlichkeit tragen, aus welcher es dir
zuströmt. Und Christus, Der die Quelle deines neuen Lebens ist, ist auch Der,
für Den du die kurze Zeit hier auf Erden arbeiten und dienen darfst!
Früher,
vor unserer Bekehrung, war unser Gewissen vor Gott befleckt und belastet und
klagte uns in stillen Stunden unserer vielen Missetaten an! Ja, ich hatte vor
Gott ein böses Gewissen und musste es haben! Nun aber habe ich ein befreites
und gutes Gewissen — ja, auf Grund des vollbrachten Opfers Jesu Christi habe
ich sogar ein „vollkommenes Gewissen", weil das Blut Jesu Christi mich
weißer gewaschen hat als Schnee! (Lies Psalm-51, 7; Jesaja 1, 18; Offenbarung
7, 13—17.)
Wie die
Blutbesprengung für uns geistlich aufzufassen ist und nicht äußerlich, so auch
das Wort: „Tretet herzu, den Leib gewaschen mit reinem Wasser!' Wir sehen, wie gesegnet es ist, wenn wir mit
dem Alten Testament immer gründlicher vertraut werden; dann können wir auch im
Neuen Testament die Gedanken Gottes viel tiefer und klarer erfassen! Der
Schreiber des Hebräerbriefes ist ganz in den heiligen Begriffen und Ordnungen
des Alten Bundes aufgewachsen und zu Hause. Er bezieht sich in diesen Worten
auf die Weihe der alttestamentlichen Priester, der Söhne Aarons. Bei dieser
Weihe hatten sie ein ganzes Bad zu nehmen und dann erst konnten ihnen die
Priesterkleider angetan werden. (Lies 2. Mose 29, 4—9.)
Auch wir
dürfen heilige Priester Gottes sein. Es wird uns zugerufen: „Stellt euch Gott
zur Verfügung und weiht euch Seinem Dienst als solche, die aus der Mitte der
übrigen Toten heraus zum neuen göttlichen Leben gelangt sind! Gebt eure Glieder
Gott zu Werkzeugen, die das ausrichten, was vor Gott richtig und wohlgefällig
ist." Darum lasst uns denn auch wirklich hinzutreten zum Thron Gottes und
Ihm nahen mit aufrichtigem Herzen — in freudiger Glaubensgewissheit. Unsere
Herzen sind ja besprengt und ein für allemal gereinigt vom bösen Gewissen, und
unser Leib ist gewaschen in reinem Wasser, das heißt: unser ganzes Wesen,
Denken und Tun hat eine reinigende Erneuerung erfahren, die sich in allem
zeigt. (Vgl. Hesekiel 36, 25—29a.)
Diese
„Waschung mit Wasser" ist also geistlich zu verstehen. Sie ist von
solcher Wichtigkeit, dass wir unbedingt noch dabei stehen bleiben wollen. Das
Wasser ist, wie wir schon erkannten, ein Bild des lebenspendenden und
reinigenden Wortes Gottes. Der Mensch braucht bei seiner Bekehrung nicht nur
eine Reinigung durch das 'heilige Blut Christi, sondern gleichzeitig auch eine
gründliche Reinigung durch das Wort Gottes. Diese letztere wird von den meisten
Kindern Gottes noch wenig verstanden
und beachtet, und doch ist sie von so großer Bedeutung! Die
Wiedergeburt oder Bekehrung wird deshalb in Titus 3, 5 „das Bad der
Wiedergeburt" genannt, weil bei der Bekehrung der Heilige Geist ein
grundlegendes Reinigungswerk an der Seele tut vermittelst des Wortes Gottes!
Ebenso sagt auch der Sohn Gottes Selbst, dass der Mensch wiedergeboren sein
muss aus Wasser und Geist, wenn er in das Reich Gottes eingehen will. Diese
grundlegende Erneuerung und Reinigung durch Gottes Wort und durch die Kraft des
Heiligen Geistes ist eine einmalige, die
nie wiederholt werden muss und auch nie wiederholt werden kann, weil sie für
immer wirksam und gültig ist! Sie wird verglichen mit dem zeremoniellen Bad
der Priester bei ihrer Weihe, welches gleichfalls nie wiederholt wurde. Klar
sagt auch der Herr Jesus Selbst bei der Fußwaschung Seiner Jünger: „Wer gebadet
hat, hat nicht nötig, sich gleich wieder zu waschen — ausgenommen die Hände
und die Füße, denn er ist ja ganz rein!" (Johannes 13, l0a.)
O dass
doch die Bekehrung und Wiedergeburt jedes einzelnen von uns eine ganz
gründliche Reinigung gewesen wäre; wie viel Kampf und Not wäre den meisten Gläubigen
dann nach ihrer Bekehrung erspart geblieben! Diejenigen, welche das Evangelium verkündigen und den Seelen bei ihrer
Bekehrung behilflich sind, tragen eine sehr große Verantwortung dafür, dass der
Heilige Geist doch gleich zu Anfang ein ganz gründliches Reinigungs- und
Erneuerungswerk an jedem einzelnen tun könne, dem sie bei der Bekehrung
behilflich sind. (Lies Apostelgeschichte 20, 17—21; vgl. Hesekiel 18, 30—32; Lukas 3, 7—14.)
Wie
notwendig ist also die tägliche Reinigung durch Gottes Wort, die tägliche Hand-
und Fußwaschung. Ob wohl jedes Kind Gottes täglich eine Zeit der Stille vor
Gottes Angesicht bei gesammeltem Lesen und Beherzigen der Heiligen Schrift
nimmt und hat? „Du aber bleibe treu dem, was du gelernt hast und von dessen
Wahrheit und Zuverlässigkeit du völlig überzeugt bist! Du weißt es ja, von wem
du gelernt hast. Und du kennst die Heiligen Schriften von Kind auf; sie
vermögen dich weise zu machen zu deinem Heil, indem du dich Christus Jesus,
deinem Herrn, völlig anvertraust. Ja, die ganze Heilige Schrift ist von Gott
eingegeben und ist für uns die Quelle aller Unterweisung! Sie dient zur Überführung
der Gegner, zur Widerlegung verkehrter Lehre und verkehrter Leute, zur
Zurechtweisung und Erziehung, zum Unterricht in der praktischen Gerechtigkeit.
So reift der Mensch Gottes zur Vollkommenheit heran und ist zu jedem guten
Werke völlig ausgerüstet."
„Der
Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das aus
dem Munde Gottes zu uns geht." — Wir wollen es tief zu Herzen nehmen: „Nun
denn, ihr Söhne and Töchter, höret auf Mich: Glückselig sind, die Meine Wege
bewahren! Höret Unterweisung und werdet weise, und verwerfet Meine Worte
nicht!" — Jesus spricht: „Glückselig
der Mensch, der auf Mich hört, indem er an Meinen Türen wacht Tag für Tag, die
Pfosten Meiner Tore hütet! Denn wer Mich findet, hat das Leben gefunden und
Wohlgefallen erlangt von Gott. Wer aber an Mir sündigt, tut seiner Seele Gewalt
an: alle, die Mich hassen, lieben den Tod!"
Inhalt
1.
Die
neue Stellung
2.
Wir
wollen freudig heranwachsen zu Christus, unserem herrlichen Haupte im Himmel!
3.
Unser
königliches Priestertum
4.
Führe
ich in meinem Alltag ein Leben im Heiligen Geist?
5.
Verborgen
mit Christus in Gott
6.
Volle
Befriedigung und volles Genüge in Jesus Christus
7.
Frei
von der Schuld und von der Macht der Sünde
8.
Bist
du ein wirklicher Überwinder und heiligst du dich täglich für Gott?
9.
Von
hoher Bedeutung ist die praktische Gerechtigkeit
10. Dem Gerechten werden Segnungen zuteil
11. Das herrliche Gesetz des Geistes
12. Fortschritte in der kostbaren Erkenntnis
13. Bleibe treu dem, was du aus der Schrift
gelernt hast!