Die Zeichen des Abfalls
Die Heilige Schrift spricht davon, dass die letzte Zeit vor dem Wiederkommen Jesu Christi in Macht und Herrlichkeit von einem beispiellosen Abfall von Gott und seiner Wahrheit geprägt sein wird. Wenn wir nun wissen wollen, an welcher Stelle im endzeitlichen Geschehen wir heute stehen, müssen wir unser Ohr an den Puls unserer Zeit legen und alles, was wir beobachten, mit der Lehre des unfehlbaren Wortes Gottes vergleichen. Diesen Vergleich wollen wir in einigen Bereichen antreten. Doch zuerst die Hauptstelle der Bibel, die von dem großen Abfall vor dem Kommen des Herrn spricht, 2. Thessalonicher 2, 3: „Lasst euch von niemandem verführen, in keinerlei Weise; denn zuvor muss der Abfall kommen und der Mensch der Bosheit offenbar werden, der Sohn des Verderbens.“ Man könnte fast erzittern, wenn man liest, dass Menschen, die es besser wissen müssten, von Gott abfallen. Wie äußert sich nun dieser Abfall?
1. Die Zusammenfassung der Konfessionen
Der Bund Freier Evangelischer Gemeinden gibt eine Zeitschrift heraus, die den Namen Christsein heute trägt. Darin ist eine Rubrik „Kurznachrichten“ enthalten, die man als eine Art Umschau in die christliche Welt betrachten kann. In der Nummer 24 vom 19. November 1995 ist auf Seite 14 in dieser Rubrik folgende Notiz zu lesen: „Eine ‚Zusammenfassung der Konfessionen’ fordert der württembergische Pfarrer Timo Hertneck. In einem Zeitungsbeitrag empfiehlt der 36jährige Theologe, dass zunächst gemeinsame Gottesdienste und Abendmahlsfeiern von Protestanten und Katholiken abgehalten werden. Mit der üblichen ‚konfessionellen Kleinstaaterei’ machten sich die Kirchen vor Gott schuldig.“
Diese Meldung wurde leider nicht im Licht der Bibel kommentiert. Wir wollen aber hoffen, dass sie nicht dazu dienen sollte, die Freien Evangelischen Gemeinden langsam an eine solche Zusammenfassung heranzuführen. Was haben wir davon zu halten? Katholiken und Protestanten aller Art sollen also zu einer einzigen Kirche zusammengefügt werden. Demnach war die Reformation des 16. Jahrhunderts überflüssig! Demnach haben Hunderttausende von Christen ihr Blut und Leben umsonst gelassen! Demnach bestehen keine gravierende Unterschiede in der Lehre der beiden Religionssysteme! Oder etwa doch? Was lehrt denn die katholische Kirche in Bezug auf die grundlegenden Dinge biblischer Wahrheit?
a) Ablässe
„Da von Christus der Kirche die Vollmacht gegeben wurde, Ablässe mitzuteilen..., so lehrt und gebietet die heilige Kirchenversammlung, dass der Gebrauch von Ablässen, der für das christliche Volk überaus segensvoll ist... in der Kirche beibehalten werden muss. Und sie verurteilt diejenigen mit Ausschluss, die sie für unnütz erklären oder die der Kirche das Recht absprechen, sie zu verleihen“ (Neuner-Roos, Der Glaube der Kirche. Regensburg: Pustet-Verlag, 8.Aufl. 1971; Nr.688; vgl. Nachkonziliare Dokumentation, Bd. II, Apostolische Konstitution über die Neuordnung des Ablasswesens. Trier: Paulinus-Verlag, 1967; S.111).
Nach dieser Aussage hat die katholische Kirche die Vollmacht und das Recht, für Geld Sündenvergebung zu verkaufen. Eine solche Lehre und Praxis ist in Gottes Augen aber ein Gräuel. Die Heilige Schrift lehrt klar und deutlich: „Wer kann Sünden vergeben als Gott allein?“ (Markus 2, 7), „Bei dir“ (bei Gott und bei keinem anderen!) „ist die Vergebung, dass man dich fürchte“ (Psalm 130, 4) und: „Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht“ (Jesaja 43, 25). Alles andere ist menschliche Erfindung und daher zu verwerfen! Von einem Segen für das christliche Volk kann in keiner Weise die Rede sein. Und für das Eintreten für die biblische Wahrheit sollten wir uns gerne ausschließen lassen! Auch und gerade dann, wenn Landesbischof Klaus Engelhard in Rom beim Papst die Lehrverurteilungen des 16. Jahrhunderts zurückgenommen und damit die Reformation verraten und zu ihrem Ende gebracht hat, wir bekräftigen diese Verurteilungen der falschen Lehren Roms um so mehr!
b) Bilderdienst und Anbetung der Heiligen
„Ferner soll man Bilder Christi, der jungfräulichen Gottesmutter und der anderen Heiligen vor allem in den Kirchen haben und bejahen. Man soll ihnen die schuldige Ehrfurcht und Verehrung erweisen“ (Konzil zu Trient). „Der Brauch, in den Kirchen der Gläubigen heilige Bilder zur Verehrung darzubieten, werde nicht angetastet“ (2. Vatikanisches Konzil, vgl. Karl Rahner, Herbert Vorgrimler, Kleines Konzilskompendium. Freiburg: Herder-Verlag, 1966; S.88).
Wir haben es bei diesen Aussagen mit Verführung subtilster Art zu tun! Der Katholizismus umgeht geschickt und bewusst das Wort „anbeten“, um nicht den Anschein zu erwecken, als ob Bilder und sogenannte Heilige angebetet werden. Sie werden angeblich nur verehrt. Aber worin besteht der Unterschied zwischen anbeten und verehren? Im biblischen Sprachgebrauch gibt es diesen Unterschied nicht. Das Wort des Neuen Testaments, das gewöhnlich mit „anbeten“ übersetzt wird, ist das Griechische „posküneo“. Zerlegt man es in seine Einzelteile, so hat man die Vorsilbe „pros = hinzu“ und den Stamm „küneo = knien“. Die Grundbedeutung ist als „hinkien, niederknien, auf die Knie gehen, niederfallen“. Wer nun vor einer Statue oder einem Bildnis niederkniet, wie es die Katholiken regelmäßig tun, der betet an. Da ändert auch der Gebrauch des Wortes „verehren“ anstelle von „anbeten“ nichts. Wir sehen: Wir befinden uns beim Götzendienst! Und gerade diese Sünde war es ja hauptsächlich, die Israel zu Fall brachte und den Untergang des Nordreiches im Jahre 722 v. Chr. und den des Südreiches 586 v. Chr. heraufbeschwor. Wie wird Gott wohl einmal Christen richten, die in frommen Götzendienst verstrickt sind?
In diesem Zusammenhang muss auch deutlich darauf hingewiesen werden, dass die katholische Kirche ihren Gliedern das zweite Gebot vorenthält. Darin heißt es: „Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was im Wasser unter der Erde ist: Bete sie nicht an und diene ihnen nicht“ (2. Mose 20, 4-5a). Dieses Gebot kommt im katholischen Katechismus nicht vor! Dafür spaltet man den 17. Vers in 2. Mose 20 in zwei Teile auf, um auf zehn anstatt neun Gebote zu kommen: „Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat.“ Die katholische Zählung ist eindeutig falsch! Daran ändert auch der Hinweis auf die Parallelstelle in 5. Mose 5, 1-21 nichts, wo das Material in etwas veränderter und kommentierter Form dargeboten wird. Worauf es ankommt, ist letztlich nicht, wie man zählt, sondern ob der gesamte Inhalt vorhanden ist! Und der ist im Katholizismus eben nicht vollständig vorhanden!
Leider hatte auch Martin Luther an diesem Punkt einen blinden Fleck, so dass er und mit ihm das Luthertum bis zum heutigen Tag die katholische Zählung der zehn Gebote beibehalten hat. Doch beachte man den Ernst der Aussage des zweiten Gebotes: Wir sollen uns erst gar keine Bildnisse anfertigen, geschweige denn vor diesen niederzuknien! Doch genau das tut die katholische Kirche! Maria und viele der sogenannten Heiligen sind längst im Himmel. Warum macht man sich entgegen der Weisung des Wortes Gottes Bildnisse von ihnen, um sie zu verehren? Solche Formen des frommen Götzendienstes können nicht entschieden genug abgelehnt werden! Schließlich geht es hier um alles oder nichts: um Gerettetsein oder Verlorengehen!
c) Das Messopfer
Bei der Messe kommen wir an das Herzstück des römischen Katholizismus. Nimm ihm die Messe, und er stürzt als System in sich zusammen. Die Messe unterscheidet den Katholizismus von den christlichen Gemeinden aller Schattierungen. Das Messopfer, „durch welches das Opfer des Kreuzes fortdauert..., [ist] Quelle und Gipfel des gesamten Gottesdienstes der Kirche und des ganzen christlichen Lebens“. So lesen wir es bei Neuner-Roos, op. cit., Nr. 622 und 624. Die Wandlung der Hostie, Transsubstantiation genannt, ist „der wahre Leib und das Blut Christi, der unter der Gestalt von Brot und Wein wirklich und wesenhaft gegenwärtig ist, um sich selbst im Messopfer darzubringen und als geistliche Speise in der heiligen Kommunion empfangen zu werden“ (John A. Hardon, S. J., Pocket Catholic Dictionary. Doubleday, 1966; S.132).
Zweierlei wird hier gesagt: Erstens ist die Messe ein Opfer, d. h. Christus wird jeden Sonntag neu Tausende Male auf den katholischen Altären geopfert, und zweitens verwandelt sich das Brot (die Hostie) und der Wein in den tatsächlichen Leib und das buchstäbliche Blut Jesu Christi. Eine große Hostie wird in der Monstranz aufgehoben, einem goldenen oder silbernen kreuzförmigem Gefäß mit durchsichtigem Mittelteil. Bei Prozessionen etwa wird eine Monstranz demonstrativ durch die Straßen getragen, und Katholiken sind gehalten, vor ihr niederzufallen und die Hostie anzubeten. Wenn sich die Substanzen tatsächlich in den Leib und das Blut Christi verwandeln, dann ist es nur zu folgerichtig, dass man sie auch anbetet, schließlich hat man ja Christus buchstäblich vor sich.
Was lehrt die Bibel? Es wird vielleicht an dieser Stelle schon deutlich, dass das christliche Abendmahl und die katholische Messe zwei grundverschiedene Dinge sind. Ahnungslosen Protestanten ist das heute weithin nicht mehr bewusst. Als Christus das Abendmahl einsetzte, sprach er mit keinem Wort davon, dass sich die Substanzen Brot und Wein verwandeln würden. Im Gegenteil! Er setzte beides ein und sagte: „Das tut zu meinem Gedächtnis“ (1. Korinther 11, 24). Das Abendmahl ist also keine Opfer-, sondern eine Gedächtnisfeier! Sodann sprach er nach der Einsetzung „von diesem Gewächs des Weinstocks“ (Matthäus 26, 29) und nicht vom Blut, ebenso „von diesem Brot“ (1. Korinther 11, 26) und nicht vom Fleisch. Es verwandelt sich also nichts! Wir haben es bei der Messe mit einem ganz primitiven Götzendienst zu tun! Weil sie diese falsche Lehre ablehnten, mussten über die Jahrhunderte Millionen von Menschen ihr Leben durch die Inquisition lassen.
Die letzten Worte Jesu am Kreuz waren: „Es ist vollbracht“ (Johannes 19, 30), und in Hebräer 10, 14 lesen wir: „Mit einem Opfer hat er für immer die vollendet, die geheiligt werden.“ Mit diesen Worten entlarvt die Bibel das ganze Lügensystem des Vatikans. Für Katholiken war das Erlösungswerk scheinbar doch nicht vollbracht, dass sie Jesus weiterhin opfern müssen. Sie sind mit dem einen und einzigen Opfer am Kreuz scheinbar nicht geheiligt und vollendet, sonst bräuchten sie keine Fortsetzung. Welch eine ungeheuere Verführung von Abermillionen Menschen! Das Werk Christi wird durch eigene Werke ersetzt! Und niemand kann so gerettet werden! Wer in diese Irrtümer und Irrlehren verstrickt ist, den bitten wir inständig um den Preis seiner unsterblichen Seele: Verlass dieses falsche System und komm zu dem Christus der Bibel! Sage dem Hostiengott ab, und nimm den Gott der Heiligen Schrift an! Wir möchten Dich gerne im Himmel wiedersehen!
Abschließende Bemerkungen zu Punkt 1
Es wäre noch vieles zu sagen über den Wert der Werke, über die sieben Sakramente, den Papst, die Mittlerschaft der Jungfrau Maria und der Heiligen, das Zölibat, die Himmelskönigin, das Unfehlbarkeitsdogma usw. usw. Mit diesen drei beispielhaften Erörterungen wollen wir den ersten Punkt der Zusammenfassung der Konfessionen abschließen. Es ist deutlich geworden, dass der römische Katholizismus eine ganz andere Religion ist als der biblische Glaube. In diesem Zusammenhang empfehlen wir wärmstens das Buch von Dave Hunt, Die Frau und das Tier (Christliche Literatur-Verbreitung e. V., Postfach 110135, 33661 Bielefeld).
Wir warnen alle wirklichen Christen davor, wie es Pfarrer Timo Herneck empfiehlt, gemeinsame Abendmahlsfeiern mit Katholiken abzuhalten. Wer dies tut, verrät den biblischen Glauben und macht sich des Götzendienstes mit schuldig! Es ist von daher für wiedergeborene Christen unmöglich, sich mit der katholischen Kirche zusammenfassen zu lassen! Wer eine solche Zusammenfassung ablehnt, macht sich in keiner Weise vor Gott schuldig. Er gibt damit im Gegenteil Gott die Ehre, der eine Zusammenjochung mit Un- bzw. Falschgläubigen verbietet (vgl. 2. Korinther 6, 14-18).
Wir sind uns bewusst, dass es unter unseren formell katholischen Mitmenschen und Lesern echte Christen gibt. Diese wollen wir nicht vor den Kopf stoßen, bitten sie aber, ihr angestammtes Religionssystem einmal im Lichte der Bibel zu überprüfen und sich der Stimme Gottes nicht zu verschließen. Wir haben das oben Erwähnte nicht geschrieben, um ihnen scheinbar Heilsnotwendiges zu nehmen, sondern um ihnen zu helfen zu erkennen, was Gottes Wille ist. Die Nachfolge Jesu zieht immer Konsequenzen nach sich, auch wenn uns diese unbequem sind. Sie müssen aber gezogen werden, sonst hat Gott kein Gefallen an uns! „Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern“ (2. Mose 19, 5)!
2. Die Gesellschaft für Freikirchliche Theologie und Publizistik
Eine solche Gesellschaft haben laut Mitteilung der eingangs erwähnten Nummer der Zeitschrift Christsein Heute „Mitglieder mehrerer Freikirchen als Brücke zwischen der wissenschaftlichen Theologie und dem Gemeindeleben in Berlin gegründet. Ziel der Gesellschaft ist es, durch Gesprächsform und Veröffentlichungen der Ausbreitung fundamentalistischer Tendenzen zu begegnen. Gerade in pietistisch geprägten freikirchlichen Gemeinden bestünden starke Ängste, sich mit modernen theologischen Konzepten auseinander zu setzen, so der Vorsitzende Kim Strübind. Die Gesellschaft hat derzeit 20 Mitglieder“ (S.15).
a) Fundamentalismus beinhaltet die grundlegenden Lehren des biblischen Glaubens
Diese Meldung lässt aufhorchen! Fundamentalistischen Tendenzen soll also in den Freikirchen entgegengewirkt werden. Wenn damit islamischer Fundamentalismus gemeint wäre, hätten wir ja nichts dagegen, aber es geht offenbar um den christlichen Fundamentalismus, was der Hinweis auf die „wissenschaftliche“ Theologie belegt. Es müsste doch den freikirchlichen Herren eigentlich bewusst sein, dass der christliche Fundamentalismus nicht das geringste mit Terroranschlägen oder Gewalttätigkeiten jeglicher Art zu tun hat. Sie müssten auch wissen, dass damit das Gegründetsein auf das alleinige Fundament Jesu Christi (vgl. 1. Korinther 3, 11) und die Heilige Schrift gemeint ist. Das schließt den Glauben an die völlige Inspiration und Unfehlbarkeit der Bibel (vgl. 1. Timotheus 3, 16; 2. Petrus 1, 20-21; 1. Korinther 2, 13), an die Jungfrauengeburt (vgl. Lukas 1, 31-35; 2, 6-7), an den Himmel (vgl. Offenbarung 21-22) und die ewige Verdammnis in der Hölle (vgl. Matthäus 25, 46; Markus 9, 47-48; Offenbarung 20, 14-15), an die leibhaftige Auferstehung (vgl. Markus 16, 6.9) und Himmelfahrt Jesu (vgl. Apostelgeschichte 1, 9-10), an die Gottheit (vgl. Johannes 20, 28; 1. Johannes 5, 20) und Wiederkunft Jesu in Macht und Herrlichkeit (vgl. Offenbarung 1, 7; 19, 11-16) und das ewige Gericht (vgl. Apostelgeschichte 17, 31) ein.
All das ist christlicher Fundamentalismus, und all das haben die freikirchlichen Väter und Gründer geglaubt. Das haben auch die Apostel und urchristlichen Gemeinden geglaubt. Warum also eine solche Gesellschaft? Gilt das Wort Gottes neuerdings in unseren Freikirchen auch nichts mehr? Oder nur noch, wie in der Landeskirche, soviel wie ein Steinbruch, aus dem sich jeder herausbricht und damit macht, was ihm gerade gefällt? Wo stehen wir eigentlich? Wo stehen die Freikirchen, die diese Gesellschaft gegründet haben? Offensichtlich beginnt man auch in ihnen, die „Gravamina“, die oben erwähnten unaufgebbaren Grundlagen des biblischen Glaubens, aufzugeben! Sie sind im ökumenischen Fahrwind unbequem. Deshalb müssen sie mit dem abschreckenden und negativen Titel Fundamentalismus belegt werden. Ihnen soll nun entgegen gewirkt werden. Arme Freikirchen! Wie tief seid ihr bereits gefallen!
Wir erinnern in diesem Zusammenhang daran, was sich auf dem evangelischen Kirchentag vom 14. bis 18. Juni 1995 in Hamburg in Bezug auf Fundamentalismus zugetragen hat: Der in Costa Rica lebende Professor Franz J. Hinkelammert kritisierte die konservativen Christen und erklärte sie für mitschuldig am Untergang der Gesellschaft. Gerade der christliche Fundamentalismus, wie er in den Vereinigten Staaten entstanden sei und weltweit gepredigt würde, enthielte ein Gottesbild, „das unsere heutige Todesfahrt vorwärtstreibt und als Apokalypse vorstellt“. Mit diesen Aussagen werden die biblischen Lehren relativiert und schlussendlich aufgehoben. Und in das gleiche Horn stoßen nun auch deutsche Freikirchen! Mit der Gründung der Gesellschaft für Freikirchliche Theologie und Publizistik wird nun der Abfall vom Wort Gottes institutionalisiert. Damit dürfte der geistliche Tod im freikirchlichen Lager nicht mehr allzu weit sein, es sei denn, es wird Buße getan. Für klar stehende Gläubige müsste das eigentlich Konsequenzen nach sich ziehen! Doch schauen wir uns ein wenig weiter um!
b) Modernistische Theologie
Mit der Eindämmung „fundamentalistischer Tendenzen“ soll die Einführung „moderner theologischer Konzepte“ in die freikirchlichen Gemeinden einhergehen. Dabei dürfte es sich um nichts anderes handeln als um eine modernistische Theologie à la Bultmann, Käsemann und anderer. Da sucht man dann wie der evangelische Pfarrer eines Siegerländer Dorfes nach dem historischen Jesus, den man hinter dem nachösterlichen Kerygma vermutet, als ob uns die Heilige Schrift nicht den historischen Jesus vorstellen würde. Da ist die Auferstehung Jesus Christi nicht wörtlich zu verstehen. Er ist vielmehr nur in das Kerygma (die Predigt) der Kirche auferstanden. Da ist die Bibel nur noch eine Sammlung von Glaubenserfahrungen verschiedener Menschen, die sich natürlich wiedersprechen können. Johannes hatte seine Gotteserfahrung, Petrus hatte eine andere, Matthäus wieder eine andere, und wenn man bis zu Ende denkt, hatten auch Mohammed und Buddha ihre eigenen ihnen typischen Gotteserfahrungen.
Da sucht man in der Bibel den Kanon im Kanon bzw. das Wort Gottes im Menschenwort, als ob die Bibel nicht das Buch wäre, das 100% Gotteswort und 100% Menschenwort ist, so wie die zwei Seiten einer Münze völlig deckungsgleich sind. Und fragt man dann 10 modernistische Theologen, was denn nun in der Bibel Gotteswort und was Menschenwort ist, dann erhält man 10 verschiedene Antworten. Etwas Verbindliches bleibt dann schwerlich übrig. Die unbequemen Aussagen werden natürlich als „unecht“ deklariert. Die stammen dann nicht aus der Hand des biblischen Schreibers, sondern von einem späteren anonymen Redaktor. Da hat dann Paulus entgegen dem Zeugnis der Schrift nicht mehr einen Teil der Pastoralbriefe geschrieben und Mose nicht mehr den Pentateuch verfasst (vgl. dazu Apostelgeschichte 15, 21; Römer 10, 19). Da hat man dann auf einmal den Jahwisten und den Elohisten, zwei sich widersprechende Überlieferungsströme, die zusammengearbeitet wurden.
Da hat auch Jesaja, entgegen dem Gesamtzeugnis der Schrift (vgl. Johannes 12, 38-40; Apostelgeschichte 8, 30-35; Römer 10, 16.20-21) nicht alle Teile seines Buches geschrieben. Ab Kapitel 40 soll ein anonymer Prophet, der sog. Deuterojesaja, geschrieben haben (vgl. auch die Einführung zu Kapitel 40 in der evangelikalen Brunsbibel!!). Klar, denn in diesem Teil wird der Perserkönig Kores erwähnt, und der lebte erst rund 200 Jahre nach Jesaja. Und weil es keine Prophetie geben darf, konnte Jesaja von Kores noch nichts gewusst haben. Folglich muss ein anderer als Jesaja ab Kapitel 40 geschrieben haben. Unterschiede im Schreibstil sollen das dann belegen...
Dass Jesus von einer Jungfrau geboren wurde, ist in den Augen der „modernen theologischen Konzepte“ eine Legende, von der Paulus noch nichts wusste. Leibhaftig auferstanden ist er natürlich auch nicht. Dies ist nachösterliches Kerygma. Bestenfalls war die Auferstehung für die Jünger eine mystische oder visionäre Erfahrung, die man auch psychologisch erklären kann (siehe Eugen Trewermann).
Der theologische Modernismus ist längst in die Freikirchen eingedrungen
All das und vieles andere ist „wissenschaftliche Theologie“, und die oben genannte Gesellschaft soll nun als Brücke dienen, um diese Theologie in die freikirchlichen Gemeinden zu bringen. Im Licht solcher Tendenzen wundert es auch nicht mehr, dass die Methodisten an ihrem theologischen Seminar in Reutlingen einen Universitätsprofessor angestellt haben, und die Baptisten werden sich vielleicht schon bald dafür entschuldigen, dass sie an ihrem theologischen Seminar, damals noch in Hamburg, vor einigen Jahren einen Professor entlassen haben, der die Jungfrauengeburt geleugnet hat. Man kann nur wünschen, dass die Gesellschaft für Freikirchliche Theologie und Publizistik nicht viele Mitglieder gewinnt und keinen großen Einfluss auf die Gemeinden haben wird. Nur: Dieser ungute theologische Einfluss ist schon längst in die freikirchlichen Gemeinden eingedrungen!
Nehmen wir als Beispiel die Vereinigung der Deutschen Mennonitengemeinden. Kurt Kerber, der Sekretär dieser Vereinigung, schreibt in einem Artikel über das Schriftverständnis der heutigen Mennoniten: „So nimmt es denn auch nicht Wunder, wenn eine Gemeinde aus einer bestimmten Stellung zur Schrift eher einen konservativen, die andere einen weltoffenen Lebensstil fördert, die eine Gemeinde Wiedergeburt und Bekehrung als Voraussetzung zur Taufe und Gliedschaft in der Gemeinde ansieht, während der anderen die Unterweisung im christlichen Glauben und Leben genügt, einige Gemeinden aktiv in der Mission und Evangelisation sind, während andere sich fast ausschließlich auf sozialem Gebiet engagieren“ (zitiert in Christsein heute, op. cit., S. 27). Bei dieser Lage der Dinge verwundert es auch nicht mehr, aus dem Mund eines Mennoniten zu hören, Teile des mennonitischen Friedenskomitees seien die mennonitische Mafia.
Die Auswirkungen der modernistischen Theologie werden auch auf die freikirchlichen Gemeinden katastrophal und verwüstend sein. Hören wir auf Frau Professor Eta Linnemann, die eine Schülerin von Rudolf Bultmann, Ernst Fuchs, Friedrich Gogarten und Gerhard Ebeling war und jahrelang diese falsche Theologie an der Universität gelehrt und für richtig gehalten hat, bis Gott ihr die Augen öffnete und die Wiedergeburt schenkte. Heute charakterisiert sie die modernistische Theologie so: „Anstatt im Worte Gottes gegründet zu sein, hat sie Philosophien zu ihrem Fundament gemacht, welche sich entschieden haben, Wahrheit so zu definieren, dass Gottes Wort als Quelle der Wahrheit ausgeschlossen und der Gott der Bibel, der Schöpfer Himmels und der Erde und Vater unseres Heilandes und Herrn Jesus Christus auf der Grundlage dieser Voraussetzung nicht denkbar ist“ (Eta Linnemann: Gottes Wort und die historisch-kritische Theologie. Aus: Wissenschaft oder Meinung? Hänssler-Verlag 1993, S.5-6). Frau Professor Linnemann hat alle ihre früheren Werke widerrufen! Unsere Hochachtung, verehrte Frau Linnemann!
Abschließende Bemerkungen zu Punkt 2
Wie zu beobachten ist, wählen leider auch die Freikirchen mehr und mehr den Weg des Abfalls. Was gestern schon an den theologischen Seminaren gelehrt wurde, wird heute bereits von den Predigern verkündigt und morgen von der Gemeinde angenommen und geglaubt. Deshalb rufen wir alle Gläubigen in diesen Kirchen auf, zu ihren fundamentalen Wahrheiten, die gleichzeitig die Wahrheiten der Bibel sind, zurückzukehren! Ihr führenden Brüder: Korrigiert falsche Wege und tut Buße über Eure theologischen Sünden! Habt den Mut, einen Wall gegen die Verführung aufzurichten und für die Wahrheit einzustehen!
So mancher Gläubige aus dem landeskirchlichen Bereich hat schon mit dem Gedanken gespielt, sich einer Freikirche anzuschließen. Solche Geschwister bitten wir, vor einem Übertritt ernsthaft die örtliche Gemeinde, in die sie gehen wollen, zu prüfen. Der Name einer Denomination steht heute leider nicht mehr wie in früheren Zeiten für eine bestimmte Qualität. Es ist besser, nach dem Vorbild und der Lehre der Bibel neue, unabhängige Gemeinden zu gründen, die keine Bundesleitung, Inspektorate, Superintendenten, Präsides oder dergleichen haben, sondern ausschließlich von ihren eigenen Ältesten bzw. Aufsehern (griech. „episkopoi“, wovon das deutsche Wort „Bischöfe“ kommt) geleitet werden. Vergleiche Apostelgeschichte 20, 17.28: Ältester und Bischof ist ein und dieselbe Person! Darüber übergeordnete Instanzen sind der Heiligen Schrift fremd und somit menschliche Erfindungen.
3. Neukatholisierung Europas
Die Nummer 40 von Idea-Spektrum vom 5. Oktober 1995 bringt auf Seite 6 eine Nachricht, die viele schon längst vermutet haben, aber so offen ausgesprochen noch nicht gehört haben. Der Vatikan spricht in den letzten Jahren viel von Evangelisation. Was damit wirklich gemeint ist, ist nun aus berufenem Mund zu hören: „Der katholische Missionswissenschaftler Prof. Giancarlo Collet (Münster) äußerte sich kritisch zu den Vorstellungen Papst Paul Johannes II. für eine Neuevangelisierung Europas. Dieses Konzept laufe auf eine Re-Katholisierung hinaus. Collet sprach in diesem Zusammenhang von einem ‚Heiligen- und Maria-Kult’ des Papstes. Die Reformatoren Luther, Calvin und Zwingli blende er hingegen weithin aus.“
Hier hören wir nun endlich offiziell, was damit gemeint ist, wenn der Vatikan von evangelisieren spricht: Europa soll in einen katholischen Kontinent verwandelt werden! Und dahin steuert auch die Ökumene! Es wird nie eine gleichberechtigte Partnerschaft zwischen Katholiken und Protestanten unter einem Dach geben. Alle Gläubigen, die sich in der ökumenischen Bewegung engagieren, machen sich zum Steigbügelhalter des Papstes, dessen Ziel nach wie vor die Weltherrschaft ist. Die Wiedervereinigung mit Rom und damit das weitere Ausreifen der in Offenbarung 17 und 18 beschriebenen großen Hure Babylon dürfte nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen. Vergessen wir nicht, was in Offenbarung 18, 24 über diese Hure ausgesagt wird: „Das Blut der Propheten und der Heiligen ist in ihr gefunden worden, und das Blut aller derer, die auf Erden umgebracht worden sind.“ Vergessen wir auch nicht die schätzungsweise 60.000.000 Menschen, die der Inquisition allein zwischen den Jahren 1200 und 1800 zum Opfer gefallen sind.
Und dann gibt es immer noch Protestanten und Evangelikale, die zusammen mit der katholischen Kirche die Welt evangelisieren wollen. Ihren Eifer in Ehren, aber dazu müssen wir sagen: So geht es nicht! So wird man eine leichte Beute des Satans.
4. Ausgrenzung bibeltreuer Pfarrer
Kommen wir zum Schluss zum evangelisch-landeskirchlichen Bereich zurück. Noch immer gibt es wiedergeborene bibeltreue Pfarrer in den evangelischen Landeskirchen, und viele Christen meinen, dies müsste auch so sein, kann man doch auf dem landeskirchlichen Acker wunderbar für Jesus wirken. Doch wie sieht die Realität aus? Auf einem „Evangelischen Orientierungstag“ in Köln stellte der stellvertretende Vorsitzende der Evangelischen Sammlung im Rheinland, Pfarrer Wolfgang Sickinger (Mühlheim/Ruhr) ein Diskussionspapier vor, in dem es u. a. heißt: „Wir stellen fest, dass die Landessynode und Kirchenleitung die Grundlage unserer evangelischen Kirche verlassen haben.“ Der Bezug zu dieser Erklärung ist die Forderung, Fassung oder Tolerierung von Beschlüssen wie die nach Segnungen gleichgeschlechtlicher Paare in der Evangelischen Kirche im Rheinland.
Die Evangelische Sammlung hat von der Heiligen Schrift her gesehen eindeutig Recht. Doch wie reagiert die Kirche auf das mahnende Wort ihrer gläubigen Pfarrer? Auf der gleichen Tagung kam die schärfste Kritik an der Kirche von dem evangelikalen Pfarrer Klaus Kanwischer (Solingen), „der von der rheinischen Kirchenleitung in Düsseldorf aus seinem Dienst abberufen worden war. Nach seinen Angaben werden ‚bibeltreue Pfarrer in der Kirche systematisch fertiggemacht und als Psychopathen abgestempelt’. Die meisten bibeltreuen Pfarrer lebten in ständiger Existenzangst. Niemand widersprach Kanwischer“ (Idea-Spektrum Nr.39 vom 27. September 1995, S.9). Hier offenbart sich ein tiefer Riss im Wahrheitsgefüge der Evangelischen Kirche. Mehr und mehr drängt sie ihre gläubigen Pfarrer und damit das Wort Gottes aus ihrer Mitte. Und wie mancher gläubige Vikar bekommt erst gar keine Anstellung mehr. Die Kirche scheidet die Wahrheit so langsam aus ihren Reihen aus!
Was ist zu tun? Von vielen der 150 Teilnehmer des Evangelischen Orientierungstages wurde die sofortige Gründung einer „Neuen Bekennenden Kirche“ gefordert. Dies tat schon Professor Peter Beyerhaus vor einigen Jahren. Es wurde nichts daraus! Wie damals so auch hier wurde dies als verfrüht abgelehnt. Was muss wohl noch geschehen, bis die Gläubigen die biblischen Konsequenzen ziehen? Die Forderung nach einer neuen bekennenden Kirche ist zwar lobenswert, aber warum geht man nicht den ganzen Weg zur Schrift zurück und fordert die Gründung von unabhängigen Gemeinden nach dem Vorbild und der Lehre der Heiligen Schrift und setzt diese auch durch? Warum ist man den Weisungen aus 2. Korinther 6, 14-18 nicht gehorsam und trennt sich nicht endlich von dem ungleichen Joch mit den frommen Ungläubigen und Gottlosen?
Schlussbemerkung
Wir haben uns eingangs die Frage gestellt, wo wir heute stehen und wie sich der Abfall von Gott und der Wahrheit äußert. Dabei haben wir einige wenige Geschehnisse näher betrachtet und stellen fest, dass wir uns bereits tief im endzeitlichen Geschehen befinden und dass damit die Wiederkunft Jesu Christi in Macht und Herrlichkeit nahe gerückt sein muss. Vor unseren Augen spielt sich ein beispielloser Abfall von Gott und seinem Wort hin zur Irrlehre und totalen Verwirrung ab. Dies betrifft den katholischen, evangelisch-landeskirchlichen und freikirchlichen Raum. Die Dinge reifen aus, und die wahre Gemeinde Jesu steht in der Gefahr, der Versuchung zu erliegen.
Den angefochtenen und bereits verführten Gläubigen gilt der erneute Ruf des Herrn: „Folge mir nach“ (Markus .2, 14). Und denen, die in treuer Nachfolge stehen, ruft das Wort Gottes zu: „Wenn aber dieses anfängt zu geschehen, dann seht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht“ (Lukas 21, 28). Deshalb: „Werde wach“ (Offenbarung 3, 2) und: „Wer beharrt bis ans Ende, der wird selig werden“ (Matthäus 24, 13)!