Gottes zukünftige und gegenwärtige Pläne mit seiner Gemeinde
„Ich bin Johannes, euer Bruder, und teile mit euch Bedrängnis und Verfolgung. Wie ihr warte auch ich geduldig und standhaft darauf, dass Jesus Christus wiederkommt; dann werde ich mit euch an seiner Herrschaft teilhaben. Weil ich Gottes Wort verkündet und Jesus öffentlich bezeugt habe, wurde ich auf die Insel Patmos verbannt“ (Offenbarung 1, 9 HfA).
In einem Liedvers heißt es: „Wir sind im Kampfe Tag und Nacht, o Herr, nimm gnädig uns in acht und steh uns an der Seiten“ (Melchior Vulpius, 1609). Was der Liederdichter hier in Versform ausdrückt, ist nichts anderes als biblische Realität, wie sie auch in dem oben angeführten Bibelvers aus Offenbarung 1, 9, zitiert nach der Bibelübertragung „Hoffnung für alle“, zum Ausdruck kommt. In der wörtlicheren Fassung der Lutherbibel von 1912 heißt der Vers: „Ich, Johannes, der auch euer Bruder und Mitgenosse an der Trübsal ist und am Reich und an der Geduld Jesu Christi, war auf der Insel, die da heißt Patmos, um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses Jesu Christi.“ In Kapitel 1 der Offenbarung hat der Seher Johannes als erstes seine großartige Vision unseres Herrn und Retters Jesus Christus beschrieben. Dann erst geht er dazu über, die Botschaft des erhöhten Herrn und alles Weitere, was er gesehen hat, systematisch zu entfalten. Nach dem langen Gruß in den Versen 4 bis 8 seines ersten Kapitels zeigt er in Vers 9 schlaglichtartig und komprimiert auf, was Gottes Gedanken und Pläne für seine Gemeinde in der Gegenwart und in der Zukunft sind.
Im zunehmenden Dunkel der Endzeit tun wir deshalb gut daran, uns von Zeit zu Zeit mit diesem Thema zu beschäftigen. Richten wir unseren Blick deshalb zuerst in die Zukunft!
1. Das Ziel der Gemeinde ist die Herrschaft mit Jesus Christus
a) Die Bedeutung des griechischen Wortes „basileia“
Vers 9 betont klar und deutlich, dass die Gläubigen des Neuen Bundes mit Christus „an seiner Herrschaft teilhaben“ werden. Der wörtlichere Luthertext sagt, dass Johannes unser Mitgenosse „am Reich“ ist. Doch was genau bedeutet diese Formulierung? Für „Reich“ steht im griechischen Grundtext das Wort „basileia“, und das wiederum hat laut dem Wörterbuch zum Neuen Testament von Walter Bauer (Berlin, New York: Walter de Gruyter, 1971) zwei Bedeutungsschattierungen, zum einen „Königsein, Königtum, Königsmacht, Königsherrschaft“ und zum anderen „Königreich“ (S.267).
In den traditionellen Bibelübersetzungen wird das Wort meistens mit „Reich“ übersetzt, was die zweite Bedeutung des Wortes „basileia“ betont. Dabei denkt der deutschsprachige Leser meistens an ein geschlossenes Territorium und besonders, wenn es um das Reich Gottes geht, um ein weltumspannendes, einheitlich beherrschtes Gebiet. Dieser Gedanke ist auch nicht falsch, denn wenn Jesus Christus in Macht und Herrlichkeit wiedergekommen sein wird, wird er tatsächlich Herr über die ganze Erde sein. Dann wird kein Winkel der Welt ausgeklammert sein (vgl. Daniel 2, 44; Daniel 7, 14.27; 1. Korinther 15, 24; Offenbarung 11, 15 u. a.). Das, was viele Herrscher und Diktatoren in der Vergangenheit versucht haben und was der Teufel mit dem Auftreten des Antichristen und damit verbunden mit dem Aufkommen des antichristlichen Weltreiches versuchen wird vorwegzunehmen, wird dann Realität sein. Wenn Offenbarung 1, 9 nun sagt, dass Johannes und die Gemeinde Jesu Christi „Mitgenossen am Reich“ sind, sollten wir unseren Blick auch auf die erste Bedeutung des Wortes „basileia“ richten. Dann kommt in der Bedeutung das heraus, was „Hoffnung für alle“ umschrieben hat mit: „Dann werde ich mit euch an seiner Herrschaft teilhaben.“ Sind wir uns als Glieder am Leib Jesu Christi dessen bewusst? Ist uns klar, dass wir nach der Wiederkunft Christi mit ihm sozusagen Könige sein werden und dass das Königtum dann auch uns gehören wird? Wissen wir, dass Königsmacht und Königsherrschaft dann in unserer Hand liegen werden? Sind wir vermessen, wenn wir so etwas behaupten? Dass dem nicht so ist, werden wir im Folgenden noch anhand einiger anderer Verse sowohl aus den Evangelien als auch den Lehrbriefen sehen.
b) Die treuen Knechte in den Gleichnissen Jesu
Beginnen wir in den Evangelien! Uns ist sicherlich allen das Gleichnis von den anvertrauten Pfunden bzw. Zentnern (Matthäus 25, 14-30; Lukas 19, 11-27) bekannt. Vielleicht sollten wir eher von zwei Gleichnissen sprechen, denn trotz vieler Ähnlichkeiten enthalten die Texte auch Unterschiede. Da sind jedenfalls Knechte, denen jedem Pfunde bzw. Zentner anvertraut wurden, damit sie damit handeln sollten. Zwei vermehren das Gut ihres Herrn, und der Dritte ist mit dem ihm Anvertrauten untreu. Während der Dritte keine Belohnung, sondern Strafe empfängt, erhalten die anderen beiden jeweils eine Belohnung für ihre Treue. Wie sieht nun diese Belohnung aus? Den meisten von uns ist wahrscheinlich der Text des Matthäusevangeliums im Gedächtnis: „Recht so, du tüchtiger und treuer Knecht, du bist über wenigem treu gewesen, ich will dich über viel setzen“ (Matthäus 25, 21.23).
Wie soll aber dieses bei Matthäus unbestimmte „Viel“ aussehen? Lukas beschreibt es genauer, und hier müssen wir nun aufhorchen! Der aus einem fernen Land zurückgekehrte Fürst, jetzt König, verlangt von seinen Knechten Rechenschaft und ist über den Ersten und den Zweiten erfreut, denn sie haben mit dem ihnen jeweils anvertrauten Pfund gehandelt und es vermehrt. Bei dem Ersten wurde aus dem einen Pfund zehn Pfund, und sein Herr sagt zu ihm: „Recht so, du tüchtiger Knecht; weil du im Geringsten treu gewesen bist, sollst du Macht haben über zehn Städte“ (Lukas 19, 17). Bei dem Zweiten wurde aus dem einen Pfund fünf Pfund. Zu diesem sagt sein Herr: „Und du sollst über fünf Städte sein“ (Lukas 19, 19).
Haben wir es vernommen? Der eine Knecht wird über zehn Städte eingesetzt, der andere über fünf Städte! Wenn Jesus Christus, der König dieses Gleichnisses, wiederkommt und sein tausendjähriges Reich auf dieser Erde aufrichtet, wird jedes Glied seiner wahren Gemeinde gemäß seiner Treue mit Christus herrschen und in seinem Reich eine Funktion haben. Einer wird Gouverneur über zehn Städte, einer über fünf Städte, einer vielleicht über eine Stadt oder ein Dorf und noch ein anderer vielleicht über ein ganzes Gebiet sein. Die Bibel deutet diese Zukunftsaussichten mehr oder weniger nur an, aber es wird mit Sicherheit herrlicher sein als wir es uns je vorgestellt haben! Sind wir uns als wiedergeborene Gotteskinder über unseren Adel und unsere hohe Berufung im Klaren?
Vielleicht hält mir jetzt jemand entgegen: Du hast ein Gleichnis vor Dir, und Gleichnisse darf man nicht überstrapazieren. Man darf nicht jede Einzelheit ausdeuten, sondern muss die eine Aussage im Auge behalten, die von den Einzelheiten illustriert wird. Richtig! Doch was, wenn die Lehrbriefe des Neuen Testaments die von mir ausgedeutete Einzelheit bestätigen?
Gehen wir weiter in die Briefe des Neuen Testaments!
c) Der Zusammenhang von dulden und herrschen
Der Apostel Paulus schreibt an seinen jungen Mitarbeiter Timotheus den kurzen und doch so folgenschweren Satz: „Dulden wir, so werden wir mit ihm herrschen“ (2. Timotheus 2, 12) und bestätigt damit, dass die Gläubigen einmal mit Christus regieren werden. Dies wird in der Zukunft sein, wie die Zeitform des Wortes „herrschen“ (Futur bzw. Zukunft) zeigt. Wenn das Herrschen in der Zukunft liegt (nach dem Abschluss des Zeitalters der Gemeinde Jesu Christi), dann bezieht sich das Dulden auf die Jetztzeit, die mit Pfingsten begann und mit der Entrückung enden wird.
Der Textzusammenhang zeigt uns dann auch, was mit dem Dulden gemeint ist. Einige Verse davor spricht der Apostel Paulus vom Evangelium, „für welches ich leide bis dahin, dass ich gebunden bin wie ein Übeltäter“ (2. Timotheus 2, 9). Zum Zeitpunkt der Niederschrift des zweiten Timotheusbriefes (ca. 67 n. Chr.) befand sich Paulus um seines Glaubens willen in einem römischen Gefängnis. Das römische Reich wurde zu der Zeit von dem gottlosen und grausamen Kaiser Nero regiert, und Paulus hat seinen Lauf auf dieser Erde wahrscheinlich bald nach der Abfassung dieses Briefes beendet.
Die Bedingung, einmal mit Christus herrschen zu dürfen, ist das Leiden um Christi willen, wenn es von uns gefordert wird, ebenso unsere Treue bis ans Ende.
d) Die Gläubigen werden die Welt richten
Zur Ausübung unserer Königsherrschaft wird auch gehören, dass wir zusammen mit Christus das Gericht durchführen. Gemäß Offenbarung 19, 14; 17, 14; Sacharja 14, 5c und 1. Thessalonicher 3, 13 wird Jesus Christus am Ende der großen antichristlichen Trübsal sichtbar mit seiner Gemeinde auf die Erde zurückkommen, um sein Reich aufzurichten. Dann wird eintreffen, was der Apostel Paulus an die mit Problemen beladene Gemeinde in Korinth geschrieben hat: „Wisst ihr nicht, dass die Heiligen die Welt richten werden? Wenn nun die Welt von euch gerichtet werden soll, seid ihr dann nicht gut genug, geringe Sachen zu richten?“ (1. Korinther 6, 2).
Dann wird auch Judas 14-15 in Erfüllung gehen: „Siehe, der Herr kommt mit seinen vielen tausend Heiligen, Gericht zu halten über alle und zu strafen alle Menschen für alle Werke ihres gottlosen Wandels, mit denen sie gottlos gewesen sind, und für all das Freche, das die gottlosen Sünder gegen ihn geredet haben.“
Alle diese Verse zeigen, dass es keine Anmaßung ist, wenn wir sagen, dass wir später mit Christus herrschen und das Gericht mit ihm ausführen werden. Eine weitere Stelle zu zitieren sei mir noch erlaubt, Offenbarung 2, 26-28a: „Wer überwindet und hält meine Werke bis ans Ende, dem will ich Macht geben über die Heiden, und er soll sie weiden mit eisernem Stabe, und wie die Gefäße eines Töpfers soll er sie zerschmeißen, wie auch ich Macht empfangen habe von meinem Vater.“ Die Gemeinde wird hier in einer Linie mit Christus gesehen. Die Formulierung ist fast wörtlich die Gleiche wie in Psalm 2, 9, wo vorausgesagt wird, dass Jesus Christus die Völker einmal mit eisernem Zepter zerschlagen und wie Töpfe zerschmeißen wird.
e) Die Gemeinde wird mit Jesus auf seinem Thron sitzen
Eins der stärksten Bilder für das Herrschen in der Heiligen Schrift ist sicher das des Throns. Nach der Himmelfahrt setzte sich Jesus Christus zu seinem Vater auf dessen Thron (vgl. Psalm 110, 1; Matthäus 19, 28; 22, 44; Apostelgeschichte 2, 33-35; Hebräer 1, 13 u. a.). Von dort aus regiert er, heute unsichtbar, ab dem Zeitpunkt seiner Wiederkunft dann sichtbar, über die Welt. Wie sehr er seine Gemeinde liebt und wie sehr er wünscht, dass sie mit ihm Anteil an seiner Herrschaft hat, zeigt uns Offenbarung 3, 21. Dort heißt es: „Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Thron zu sitzen, wie auch ich überwunden habe und mich gesetzt habe mit meinem Vater auf seinen Thron.“ Von der gleichen Stelle, an der sich der Vater und der Sohn befinden, wird auch die Gemeinde mit dem ewigen Gott herrschen. So lieb hat Christus seine Gemeinde, dass er sie in seiner unmittelbaren Nähe haben will und seine Macht mit ihr teilen möchte.
Wir fassen an dieser Stelle noch einmal kurz zusammen, wie die Zukunft der in Wahrheit Wiedergeborenen aussehen wird: Sie werden mit Christus herrschen; sie werden im tausendjährigen Reich über Städte und Gebiete regieren; sie werden die Welt richten; sie werden mit Christus auf seinem Thron sitzen!
2. Das Ziel der Ungläubigen ist das Gericht
So wie eine Münze zwei Seiten hat, so hat auch das zukünftige Heil der Gemeinde eine zweite Seite, nämlich das Unheil derer, die Jesus Christus und seinen in der Heiligen Schrift niedergelegten Willen heute ablehnen. Für sie bleibt nur das Gericht und die anschließende ewige Verdammnis, wie die betrachteten Bibelstellen und viele andere Aussagen des Wortes Gottes klar aufzeigen. Daraus müssen wir heute eins lernen: Wir leben in einer Zeit, in der man weithin nur noch von Heil und Frieden predigt. Das Gericht und die Hölle wird in der evangelischen Theologie und in der kirchlichen Verkündigung weithin verschwiegen. Davon zu sprechen ist nicht mehr opportun. Man kann so etwas dem modernen Zeitgenossen doch nicht mehr zumuten. So meint man jedenfalls. Schließlich ist Gott doch ein Gott der Liebe, und der sandte Jesus Christus doch, um die Menschen zu retten. Gericht? Hölle? Ewige Verdammnis? Nein, nein... Damit macht man den Leuten doch nur Angst. Man macht sie damit seelisch krank.
Wir betonen an dieser Stelle klar und deutlich: Wer nur die eine Seite der sprichwörtlichen Münze predigt, nämlich die Liebe Gottes, und die andere Seite weg lässt, nämlich das Gericht über alle unbußfertigen Sünder, der lügt und verführt seine Zuhörer, und wenn er es noch so fromm und kirchlich tut! Wie weit dieses Lügen und Verführen heute bereits gediehen ist, wollen wir an einem Beispiel aufzeigen. Im Boten neues Israel Nr. 116 von 1995 (ZeLeM - Verein zur Förderung des messianischen Glaubens in Israel e. V., Xantener Straße 29, 67583 Guntersblum) ist auf Seite 9 folgende interessante Notiz zu lesen: „Sogar unter den Theologen grassiert der Abfall, wobei ein Professor Lüdemann aus Göttingen... davon ausgeht, dass die Bibel keine heilige Schrift sei, sondern das ‚Ergebnis von Machtkämpfen der frühen Christengemeinschaften’. Nachdem er vor nicht allzu langer Zeit behauptete, Jeschuas Leichnam sei verwest und gar nicht auferstanden, versteigt sich der gleiche Theologieprofessor unter Bezugnahme auf ‚frühchristliche Quellen’, die 1945/46 in Ägypten angeblich entdeckt worden seien, dass Paulus darin als ‚Ketzer’ diffamiert wird und ‚rund die Hälfte der Paulus-Briefe nachweislich von Erben des Apostels fingiert und gefälscht’ seien... Die Verführung wird erst dann zur wahren Verführung, wenn Irrlehren mit dem Anspruch auf Wissenschaftlichkeit von Theologen verbreitet werden.“
Der Herr Professor, dessen intellektuelles und akademisches Können wir hier in keiner Weise angreifen wollen, kennt natürlich auch die oben abgehandelten Bibelstellen und andere, die vom Gericht über die Unbußfertigkeit und deren Folgen sprechen. Da er aber sein Leben offensichtlich nicht unter die Herrschaft Jesu Christi und unter die Autorität der Heiligen Schrift stellen will, behauptet er einfach, die Bibel sei keine Heilige Schrift, sondern das „Ergebnis von Machtkämpfen der frühen Christengemeinschaften“, Jesus sei nicht auferstanden und die Hälfte der Paulus-Briefe sei gefälscht. So einfach ist das heute mittlerweile! Und solchen Professoren vertrauen wir unsere jungen Theologiestudenten an, um von ihnen ausgebildet zu werden.
Wann wird die Gemeinde Jesu Christi endlich wach werden und die von der Heiligen Schrift gebotenen Konsequenzen aus diesem offensichtlichen Antichristentum ziehen? Wann wird sie einem Kirchensystem, das von dieser Art von Theologie durch und durch verseucht ist, ihre Loyalität und Unterstützung entziehen, um ganz für ihren Herrn zu leben und Gemeinden zu gründen, die nur aus Bekehrten und Wiedergeborenen bestehen, so wie das Wort Gottes es lehrt?
Es ist schade, so schreiben zu müssen! Auch ein Professor Lüdemann könnte auf der anderen Seite stehen und einmal mit Christus tausend Jahre und bis in Ewigkeit herrschen. Eingeladen ist er und alle seine Gesinnungsgenossen dazu, aber er müsste sich dazu bekehren! Ob er dies noch tun wird, ehe die Stunde seines Todes kommt?
2. Zum Jetzt der Gemeinde gehört Leiden um Jesu willen
a) Bedrängnis, Trübsal und Verfolgung
Wir kehren zu unserem Eingangsvers aus Offenbarung 1, 9 zurück: „Ich bin Johannes, euer Bruder, und teile mit euch Bedrängnis und Verfolgung“ (Hfa), oder Luther 1912: „Ich, Johannes, der auch euer Bruder und Mitgenosse an der Trübsal ist“. Soviel Offenbarung 1, 9 und die anderen weiter oben betrachteten Stellen auch von der zukünftigen Herrlichkeit und Regierungsgewalt der Gemeinde Jesu Christi in der Zukunft sprechen, so viel spricht die Bibel aber auch von den Konsequenzen, die sich daraus für die heutige Zeit ergeben. Das Leben als Gotteskind auf dieser Erde zwischen Pfingsten und der Wiederkunft Jesu Christi in Macht und Herrlichkeit ist nämlich alles andere als Herrschen und Großsein. Auch der weitere Verlauf der Offenbarung bestätigt das. Was wird dort nicht alles an Trübsal, Verfolgung und schrecklichen Ereignissen angekündigt! Ich habe bewusst zuerst versucht, von der Schrift her die Zukunft aufleuchten zu lassen, damit wir vom Ziel her leben lernen und auf das Ziel hin ausgerichtet werden. Das gibt uns dann auch die Kraft, um im Heute mit all seinen Problemen und Sorgen zu leben und in Christus siegreich zu bleiben.
Im weiteren Verlauf von Kapitel 1 der Offenbarung hat Johannes seine Vision des erhöhten Christus, dessen Haupt und Haar weiß wie Wolle und dessen Augen wie eine Feuerflamme sind (V.14), dessen Füße wie Golderz sind, das im Ofen glüht und dessen Stimme wie ein großes Wasserrauschen ist (V.15), aus dessen Mund ein scharfes, zweischneidiges Schwert kommt und dessen Angesicht wie die Sonne leuchtete (V.16). Frage: Ist der hier beschriebene Christus real? Ist dieser Text evangelistisch? O ja, er ist es! Während meiner Dienstzeit beim pfälzischen Gemeinschaftsverband in Zweibrücken in der Westpfalz (1983 - 1986) begannen wir eine Arbeit unter den dort lebenden Asylbewerbern, die ich mit christlicher Literatur und Bibeln bestückte. Unter ihnen war ein junger Moslem aus Somalia. Auch er bekam ein Neues Testament in seiner Muttersprache und las darin. Dann kam der denkwürdige Tag, an dem er Offenbarung 1 las. Danach landete ein in englischer Sprache abgefasster Brief von ihm auf meinem Tisch, in dem er schreibt: „Vielen Dank für Deine Ratschläge... Ich bin sehr glücklich, nach der Tiefe der Bibel und dem tiefen Gefühl in meinem Herzen, von diesem Tag an selber ein Christ zu sein. Dafür habe ich mich heute Abend entschieden, denn ich habe dieser Tage darüber nachgedacht, wie ich die wahre Religion bekommen könnte, der ich folgen sollte. Glücklicherweise habe ich herausgefunden, dass es der Weg zu Jesus ist, und ich hoffe, dass das Tag für Tag stärker wird. Noch einmal vielen Dank, dass Du mir geholfen und mir eine Somali-Bibel gegeben hast, die mein Herz, Verstand, Augen und Ohren geöffnet hat.“ Datum: 13.11.1984, 17.12 Uhr.
So wirkt der reale Herr, der so ist, wie in Offenbarung 1 beschrieben. Unser junger Freund aus Somalia fing dann auch an, von seinem Erleben mit Jesus Christus anderen weiterzusagen, und so dauerte es nicht lang, und ich konnte ihn gegen 21.00 Uhr im Krankenhaus aufsuchen. Man hatte ihn zusammengeschlagen! „Ich... teile mit euch Bedrängnis und Verfolgung“ (Offenbarung 1, 9). K. musste das schon früh in seinem geistlichen Leben erfahren, doch er blieb seinem Herrn treu, ließ sich in der amerikanischen Baptistengemeinde taufen und kehrte später wieder in sein Heimatland zurück, in dem es für einen ehemaligen Moslem nicht ungefährlich ist. Bedrängnis, Verfolgung und Trübsal gehört zum Leben in der Nachfolge Jesu, nicht nur in islamischen Ländern, sondern auch in Europa. Doch welchen Sinn haben sie? Welches Ziel verfolgt unser Herr in unserem Leben damit?
b) Leiden dient zur Prüfung und Läuterung
Der Sinn des Leidens um Jesu willen wird uns im 1. Petrusbrief erklärt. Dort schreibt der Apostel Petrus: „Ihr Lieben, lasst euch durch die Hitze nicht befremden, die euch widerfährt zu eurer Versuchung, als widerführe euch etwas Seltsames, sondern freut euch, dass ihr mit Christus leidet, damit ihr auch zur Zeit der Offenbarung seiner Herrlichkeit Freude und Wonne haben mögt. Selig seid ihr, wenn ihr geschmäht werdet um des Namens Christi willen, denn der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ist, ruht auf euch. Bei ihnen ist er verlästert, aber bei euch ist er gepriesen“ (1. Petrus 4, 12-14).
Es ist also nicht so, dass ein Mensch, wenn er zu Jesus kommt, nichts Negatives mehr zu erwarten hat. Im Gegenteil! Es darf den Menschen bei Evangelisationen nicht gesagt werden: „Komm zu Jesus, und alle Deine Probleme sind gelöst.“ Es ist zwar wahr, dass Jesus die großen Probleme der Sünde und Schuld, der Sucht und vieles andere mehr löst, aber wir dürfen nicht verschweigen, dass manche Probleme und Unannehmlichkeiten mit der Nachfolge Jesu erst beginnen. Es ist auch ein falsches Evangelium, wenn gepredigt wird: „Setz Dein Vertrauen auf Jesus, dann wirst Du reich und hast ausgesorgt.“ Das Erfolgsevangelium ist ein anderes, widergöttliches Evangelium. Es ist ebenso falsch, wenn gesagt wird: „Du musst nur genug glauben, dann wirst Du nicht mehr krank, oder wenn Du krank bist, dann heilt Dich Jesus von jeder Krankheit.“ Jede falsche Erwartung, die geschürt wird, führt zu geistlichen Fehlgeburten!
Gott lässt das Leiden um Jesu willen im Leben eines Gläubigen zu, um ihn zu prüfen, wie eine Maschine auf ihre Leistungsfähigkeit hin geprüft wird. Wie der Hochofen die Schlacke vom Eisenerz oder Verunreinigungen vom Gold wegschmelzt, so schlägt Gott durch Trübsal und Leid Ecken und Kanten von unserem Charakter ab, damit wir Steine werden, die in das Bauwerk seiner Gemeinde passen. Wenn in einem Gebäude eine Säule gegossen wird, so geschieht dies nur durch Einengung und Druck. Der Mörtel muss von oben bis unten in die enge Verschalung, und zwar in jeden Winkel. Edelsteine entstehen im Inneren der Erde nur unter großem Druck. Und zu Säulen im Hause Gottes und Edelsteinen in der Krone unseres Herrn will Gott uns machen. Begreifen wir jetzt etwas vom Sinn des Leidens? Verstehen wir jetzt, warum Petrus seinen Briefempfängern schreibt, dass ihnen mit der Hitze der Verfolgung nichts Seltsames widerfährt, sondern etwas völlig Normales? Können wir seine Aufforderung annehmen: „Freut euch, dass ihr mit Christus leidet“ (V 13)?
Wer Bedrängnis und Leid um Jesu willen durchmachen muss (es darf nicht deswegen sein, weil wir uns daneben benommen haben, sonst geschieht es uns womöglich noch zu Recht!), sollte sich auch vor Augen halten, dass er nicht der Einzige ist, dem es so geht: „Wisst, dass eben dieselben Leiden über eure Brüder in der Welt gehen“ (1. Petrus 5, 9).
Unserem jungen Bruder aus Somalia gab ich diese Verse 1984 im Krankenhaus als Trost mit auf den Weg.
c) Verfolgung beginnt mit übler Nachrede
Vielleicht hält mir jetzt jemand entgegen: Verfolgung, ja, das gibt es in islamischen und kommunistischen Ländern, aber doch nicht hier bei uns im demokratischen Europa! Doch täuschen wir uns nicht! Verfolgung beginnt nicht erst mit Gefängnis, Schlägen und Geldstrafen, sondern bereits mit übler Nachrede. Lassen wir Matthäus 5, 10-12 auf uns wirken: „Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden; denn ihrer ist das Himmelreich. Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen. Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Denn ebenso haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.“
Wie viel üble Nachrede gibt es nicht seitens der Außenstehenden gegen uns Gläubige! Und was noch schlimmer ist, wie viel schlechtes Gerede gibt es auch in unseren Gemeinden, Bruder über Bruder und Schwester über Schwester! So etwas ist eine Schande für unseren Herrn! Es zeigt aber, dass in einem Gläubigen neben der neuen Natur auch noch die alte Natur vorhanden ist, und wenn die nicht ständig mit Christus in den Tod gegeben wird, sind auch wir Gläubigen zu allem fähig! Wichtig für uns ist beim Thema üble Nachrede, dass es so sein muss, wie Matthäus schreibt: „Wenn sie damit lügen.“ Wenn es nämlich der Wahrheit entspricht, ist es eine Schande für uns selbst. Dann ist aufrichtige Buße angesagt.
Dass nicht immer und überall offene Verfolgung herrscht, ist biblisch, wie wir der Apostelgeschichte entnehmen können. Dort hatte die Gemeinde auch Zeiten äußerer Ruhe, und dann kamen wieder Verfolgungswellen. Zur Zeit erleben wir in Europa eine Periode relativer Ruhe. Dafür sollten wir dem Herrn dankbar sein. Es kann aber auch schnell wieder anders kommen. So hat es auch Johannes erlebt. Nach einer Zeit der Ruhe und freien Ausbreitung des Evangeliums wurde er auf die Insel Patmos vor der Küste Kleinasiens verbannt. Dorthin kamen damals Verbrecher und unerwünschte Personen. Deshalb konnte er in unserem Eingangsvers schreiben: „Ich, Johannes, der auch euer Bruder und Mitgenosse an der Trübsal ist.“ Warum sollte es uns anders ergehen als den Aposteln und unserem Herrn? Morgen schon könnte über uns offene Ablehnung und Verfolgung kommen, auch in Europa.
Musterreligionsgesetze
Der Trend der Zeit ist gegenwärtig der zur multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft. Verstärkt wird er sicherlich in Deutschland in den nächsten Jahren noch, wenn die Pläne der neuen SPD-Regierung zur Ausführung kommen, dass nämlich Ausländer schon nach 8 Jahren Aufenthalt im Land die deutsche Staatsbürgerschaft erhalten sollen. Unsere Religionsgesetze müssen diesem Trend in Zukunft gewiss verstärkt Rechnung tragen. Das religiöse Klima ist heute bereits so, dass man seine Meinung zwar offen vertreten darf, es aber gleichzeitig von vielen schon als zu ahndendes Vergehen angesehen wird, bei Andersgläubigen Menschen zu gewinnen. Wie die Gesetzgebung im Europa der Zukunft aussehen wird, können wir meines Erachtens gut an den Religionsgesetzen der Folgestaaten der ehemaligen UdSSR studieren. Nehmen wir z. B. das Gesetz „Über Gewissensfreiheit und religiöse Organisationen“ der Republik Usbekistan (erschienen in der usbekischen Zeitung Kaschkandarja vom 20. Mai 1998, zitiert in den Nachrichten des Missionswerkes Friedensstimme, Gimborner Straße 20, 51709 Marienheide-Kotthausen, S.12-13). Dort lesen wir:
Artikel 1. Das Ziel des gegenwärtigen Gesetzes ist es, jedem das Recht der Gewissens- und Glaubensfreiheit und die Gleichheit der Bürger unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit zu gewähren...
Artikel 3. Recht auf Gewissensfreiheit... Es ist unzulässig, Minderjährige gegen ihren Willen, gegen den Willen ihrer Eltern oder deren Vertreter in religiöse Organisationen hineinzuziehen oder sie religiös zu belehren.
Artikel 5. Trennung der Religion vom Staat... Der Staat unterstützt den Frieden und die Eintracht zwischen den religiösen Konfessionen. Tätigkeiten, die dazu beitragen, dass Gläubige aus einer Konfession in eine andere übertreten (Proselytismus), sowie jegliche andere missionarische Tätigkeit sind verboten. Personen, die sich durch Übertreten dieser Regel schuldig machen, tragen dafür eine durch die Gesetzgebung festgelegte Verantwortung.
Artikel 9. Religiöse Lehranstalten... Personen, die an religiösen Lehranstalten religiöse Disziplinen unterrichten, müssen eine religiöse Ausbildung haben und dürfen ihre Tätigkeit nur mit einer Erlaubnis des entsprechenden zentralen Verwaltungsorgans verwirklichen. Das Unterrichten religiöser Glaubenslehren in privater Form ist verboten.
Artikel 19. Religiöse Literatur und Gegenstände religiöser Bestimmung... Die Herstellung, Lagerung und Verbreitung von Drucksachen, Foto-, Audio-, Videoproduktionen und anderer Materialien, die Ideen von religiösem Extremismus, Separatismus und Fundamentalismus enthalten, werden vom Gesetzgeber zur Verantwortung gezogen.
Eine multireligiöse Gesellschaft kann leicht zur Unduldsamkeit gegen die Wahrheit führen
Wie unschwer zu erkennen ist, wird einerseits Religions- und Glaubensfreiheit propagiert, andererseits aber Einschränkungen gemacht, die das Ausleben des biblischen Glaubens verhindern. So dürfen Eltern ihre Kinder nicht im Glauben erziehen oder zum Gottesdienst mitnehmen, wenn diese das nicht wünschen, missionarische Tätigkeit ist verboten und Unterrichten von Glaubenslehren in privater Form untersagt. Ein Hausbibelkreis wäre demnach gesetzwidrig, weil dort ja privat unterrichtet wird. Die religiöse Unterweisung ist auch an die offiziellen Kirchen bzw. Moscheen und deren Vertreter gebunden. Eine Brüdergemeinde wäre demnach illegal. Evangelistische Traktate und Bücher bis hin zur Bibel können leicht als Extremismus, Separatismus und Fundamentalismus abgestempelt werden.
Bereits heute haben wir in Europa und in den protestantischen Großkirchen einen religiösen Pluralismus, wonach jeder glauben und bekennen kann, was er will. Er darf nur eins nicht tun: Er darf nicht sagen, dass Jesus gemäß Johannes 14, 6 und Apostelgeschichte 4, 12 der einzig richtige Weg und die einzige Wahrheit ist und dass es außerhalb von ihm kein Heil und keine absolut verbindliche Wahrheit gibt. Dann ist er nämlich ein Fundamentalist, Separatist oder Extremist, ganz zu schweigen davon, dass er Menschen aus falschen religiösen Systemen herausführen darf. So lange er beim ökumenischen und interreligiösen Miteinander im Gleichschritt mitmarschiert, hat er nichts zu befürchten. Schert er aber aus, dann ist er nicht konsensfähig und eine Bedrohung für den religiösen Frieden. Von dieser Geisteshaltung bis hin zu einer Gesetzgebung wie der gerade erwähnten ist es nur noch ein Schritt. Und von entsprechenden Gesetzen bis zur Verfolgung der echten Gemeinde Jesu Christi ist es ebenfalls nur noch ein Schritt.
Seien wir vorbereitet, denn: „Wir müssen durch viele Bedrängnisse in das Reich Gottes eingehen“ (Apostelgeschichte 14, 22) und: „Alle, die gottselig leben wollen in Christus Jesus, müssen Verfolgung leiden“ (2. Timotheus 3, 12)!
Zusammenfassende Gedanken
Wir haben uns die Frage gestellt, was Gottes Pläne für die Gläubigen im gegenwärtigen Zeitalter der Gemeinde Jesu Christi und in der Zukunft sind. Im Verlauf der Ausführungen haben wir festgestellt, dass Gott eine großartige Zukunft für die Seinen geplant hat. Sie sollen mit ihm herrschen, wenn Jesus Christus wiederkommt. Die Pläne Gottes sind so wunderbar, dass sie unsere kühnsten Vorstellungen übersteigen. Das Wort Gottes zeigt uns diese Zukunft, damit wir in den Leiden der gegenwärtigen Zeit nicht verzagen und unsere Hoffnung fest auf Christus setzen, denn auch Trübsal, Bedrängnis und Verfolgung gehören mit zum Plan Gottes mit uns, um uns auf das Kommende vorzubereiten. Unsere Väter im Glauben hatten Recht, wenn sie sagten: „Durchs Kreuz zur Krone!“ Anders geht es im gegenwärtigen Zeitalter der Gnade nicht! Nicht Selbstverwirklichung, sondern Selbstverleugnung! Nicht ich, sondern Er! Deshalb: „Vorwärts mit Jesus, wie schwer der Kampf auch sei. Vorwärts mit Jesus, er steht dir bei! Vorwärts mit Jesus, er macht Dich frei!“