Bergpredigt - der Eingang in das
Himmelreich
Fred Colvin
Kapitel
5, 6 und 7 vom Matthäus-Evangelium ist ein Beispiel von der Verkündigung Jesu.
Eine Predigt, gehalten an einem Tag. Niemals in der Geschichte der Welt hat
eine Rede von einem Menschen die Geschichte nachher so geprägt, wie die
Bergpredigt. Hier legt er das Evangelium des Königreiches dar, hier ist sein
Programm für sein Königreich. Leute von der Friedensbewegung mögen diese Predigt
sehr, zumindest gewisse Auszüge der Predigt; Lieblingsabschnitte; eine Welt
ohne Gewalt, Eutopie[1]
stellen sie sich vor. Wenn man sich nur verhalten würde, nach den Grundsätzen
dieser Predigt. Tolstoi in seinem „gewaltigen“ Werk „Krieg und Frieden“, fand
hier seine Inspiration. Die Abschaffung von Exekutive, von Militär, von allen
Formen der Autorität. Das war sein Traum, das war sein Programm; Eutopie zu
erreichen. Ein ehemaliger Erzbischof von Canterbury, das Oberhaupt der Kirche
Englands, sagte: „aber es ist unmöglich, die Politik Großbritanniens aufgrund
der Bergpredigt zu betreiben. Denn dieses Land erkennt den König Jesus nicht
an, diese Nation ist ihm gegenüber nicht loyal.“ Des Königs Predigt vom Berg
kann nur verstanden und befolgt werden, von Menschen, die freiwillige Untertanen
dieses Königs sind.
Aber
nicht nur Tolstoi und Friedensbewegler sind mit eutopischen Vorstellungen
behaftet. Einmal hab ich einen jungen Mann gefragt: „Wenn Gott Sie fragen
würde, warum er Sie in seinen Himmel eingehen lassen sollte, was würden Sie ihm
sagen?“ und er sagte: „na ja, ich lebe nach der Bergpredigt“. Da hab ich
gedacht: lesen wir die gleiche Bergpredigt?
Die
Bergpredigt ist paradox. Sie beginnt mit Seligpreisungen. „Glückselig die
Reichen“, würde man schreiben, in unserer Welt. „Glückselig die Edlen, die
Erfolgreichen, die Berühmten, die aggressiven Menschen, die vorwärts kommen,
mit ihren Ellenbogen“. Das ist das Evangelium dieser Welt. Aber Jesus stellt
alles auf den Kopf. Jemand sagte, es war, als ob Jesus zum Schaufenster des
Lebens kam und hat alle Preisetiketten verändert: „Glückselig die Armen“?
Glückselig? Glücklich die Trauernden, Verfolgten? Wie kann es so was geben?
Wir
werden im Laufe des Vortrages sehen, dass es einen wesentlichen Unterschied
gibt, zwischen der Glückseligkeit, die Jesus über Menschen ausspricht, die so
leben und dem Glück, dass diese Welt anbieten kann. Das Glück dieser Welt ist
wie ein Flug von Vögeln. Die Vögel landen in meinem Garten, sie halten sich
eine Weile auf, aber wenn ich mich ihnen nähern will, dann fliegen sie mir
davon. Und so ist das Glück dieser Welt. Wenn wir unser Glück suchen in Erfolg,
in Reichtum, in erstrebenswerten Zielen.
Jesus
will uns eines sagen: der Baum des echten Glücks kann nicht wachsen auf
verfluchtem Erdboden.
Zweitens
ist die Bergpredigt paradox, weil sie alle unsere üblichen
Religionsvorstellungen auf den Kopf stellt. Ein Beispiel: Kapitel 7. Lesen wir
zusammen den Predigt-Schluss.
Matthäus
7, 21-23
21 Nicht
jeder, der zu mir sagt: Herr, Herr! wird in das Reich der Himmel eingehen
(manche meinen ja, dass alle in den Himmel eingehen; aber „nicht jeder“ sagt
Jesus, nicht jeder wird in das Reich der Himmel eingehen), sondern wer den
Willen meines Vaters im Himmel tut(der in dem Himmel ist). 22 Viele
werden an jenem Tag zu mir sagen: Herr, Herr, haben wir nicht in deinem Namen
geweissagt und in deinem Namen Dämonen ausgetrieben und in deinem Namen viele
Wundertaten vollbracht? 23 Und
dann werde ich ihnen bezeugen: Ich habe euch nie gekannt; weicht von mir, ihr
Gesetzlosen (Übertreter)! 24 Ein jeder
nun, der diese meine Worte hört und sie tut, den will ich mit einem klugen Mann
vergleichen, der sein Haus auf den Felsen baute. 25 Als nun
der Platzregen fiel und die Wasserströme kamen und die Winde stürmten und an
dieses Haus stießen, fiel es nicht; denn es war auf den Felsen gegründet. 26 Und
jeder, der diese meine Worte hört und sie nicht tut, wird einem törichten Mann
gleich sein, der sein Haus auf den Sand baute. 27 Als nun
der Platzregen fiel und die Wasserströme kamen und die Winde stürmten und an
dieses Haus stießen, da stürzte es ein, und sein Einsturz war gewaltig.
Unser
Thema heute lautet: Die Bergpredigt zeigt uns den Eingang ins Himmelreich. Und
hier ist eine Stelle, die uns zeigt, wie der Eingang ins Himmelreich ausschaut.
Aber hier, über dem Eingang steht eine Warnung vor der Gefahr der
Selbsttäuschung geschrieben. Selbsttäuschung ist die schlimmste Form des
Betruges!!! Es gibt zwei Kategorien von Selbstbetrügern und eigentlich ist die
Rede in diesem Text nicht von Atheisten und nicht von Agnostikern, nicht von
überreligiösen Menschen. Hier sind religiöse Selbstbetrüger gemeint. Die erste
Gruppe, die sagen etwas, geben etwas an, und sie tun es nicht. Sie haben ein
Bekenntnis: „Jesus, Jesus, Herr, tu uns auf, wir haben das und jenes getan“ Die
Form ihres Selbstbetruges ist: sie meinen, dass der Eingang ins Reich der
Himmel durch ihre religiösen Werke, durch ihre Riten oder ihren Dienst für den
Herrn geöffnet wird.
Und
die zweite Gruppe von Menschen, bei denen geht es nicht so sehr um Bekenntnis,
dass sie etwas angeben, was sie nicht tun, es geht um Leute, die etwas hören
und es nicht tun: das Wort Gottes. Wie oft meint man, das Verständnis des Wortes
Gottes, dass das Hören des Evangelium zum Beispiel, dass das getraut ? sei mit
dem, was Jesus sagte, dass das der Eingang ist. Der Unterschied zwischen diesen
beiden Gruppen von Menschen ist nicht, dass die eine Gruppe verstand und die
andere nicht. Der Unterschied ist, dass beide das Wort Gottes hörten und der
Weise baute sein Leben auf eine feste Grundlage, auf die Grundlage des
Gehorsams der Worte Jesu. Und der törichte Mensch, und das, letzten Endes aus
Gottes Sicht, ist der Unterschied zwischen Weisheit und Torheit, zwischen Sieg
und Niederlage, zwischen Erfolg und Zusammenbruch im Leben: er baute sein Leben
auf eine andere Grundlage, irgendeine andere; aber nicht auf das, was er hörte
von Jesus Christus. Jesus sagte zu der ersten Gruppe von Menschen, die kommen
und sagen an dem Tag „Herr, Herr“, „weicht von mir“. Das erinnert uns an die
Aussage am Ende des gleichen Evangelium im Kapitel 25, 23: Weicht von mir, ihr
Verfluchten in das ewige Feuer, das bereitet ist für den Teufel und seine
Engel.
Menschen,
die meinten, sie wären dabei; Menschen, die schließlich ausgeschlossen werden,
weil sie den Willen des Vaters nicht getan haben. Und dann lasen wir von dem
Zusammenbruch, von einem großen Fall eines Lebenswerks, dem Zusammenbruch eines
Lebens mit einem unzureichenden Fundament, ein Lebenswerk, gegründet NICHT auf
den Gehorsam Jesu Christi; ein Lebenswerk mit einer anderen Grundlage. Die
Warnung steht über dem Eingang ins Himmelreich: „Passt auf, betrügt Euch nicht
selbst! Nicht jeder wird gerettet werden.“ Aber der Eingang ins Himmelreich
wird schon in Kapitel 5 dargestellt. Lesen wir da:
Matthäus
5, 17-20
17 Meint
nicht, dass ich gekommen sei, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin
nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen. 18 Denn
wahrlich, ich sage euch: Bis der Himmel und die Erde vergehen, soll auch nicht
ein Jota oder ein Strichlein von dem Gesetz vergehen, bis alles geschehen ist. 19 Wer nun
eins dieser geringsten Gebote auflöst und so die Menschen lehrt, wird der
Geringste heißen im Reich der Himmel; wer sie aber tut und lehrt, dieser wird
groß heißen im Reich der Himmel. 20 Denn
ich sage euch: Wenn nicht eure Gerechtigkeit die der Schriftgelehrten und
Pharisäer weit übertrifft(vorzüglicher ist), so werdet ihr keinesfalls in das
Reich der Himmel hineinkommen.
Wiederum
wird der Eingang uns vor Augen gestellt und zugleich eine Warnung: Der Eingang
ist keine Selbstverständlichkeit. Jesus redet nicht in ein Vakuum hinein. Jesus
redet hier im 1. Jahrhundert in eine Gesellschaft, geprägt von Religion. Jesus
redet gegen einen religiös/politischen Hintergrund, der unserem religiösen
Hintergrund sehr ähnlich ist. Der Zeitgeist ist auch religiös. Und er redet vor
4 Gruppen von Menschen.
1. Pharisäer, Religionisten, eine Sekte, die meinte,
dass richtige Religion im Einhalten von göttlichen Regeln und religiösen
Traditionen besteht. Sie beobachteten das Gesetz, Riten und Traditionen, und
Bräuche. Brauchtum war im Vordergrund bei den Pharisäern; das Brauchtum ihrer Väter.
Sie schauten sozusagen in die Vergangenheit zurück, was ihre Väter geglaubt
haben, hielten sie aufrecht.
2. Die Sadduzäer, eine andere, sehr politisch engagierte
Partei. Die waren die Gegenwartsmenschen, die Realisten, sie sahen das: Religion
muss mit den Römern zusammen arbeiten. Sie waren liberal denkende Menschen, sie
hielten nicht viel von Übernatürlichem, Auferstehung und Engeln usw. Sie
veränderten und gebrauchten die Schrift zu ihrem eigenen Vorteil, untermauerten
ihre religiöse Philosophie und nahmen es nicht so genau mit der Bibel. Solche
religiösen Menschen kennen wir auch.
3. Da waren die Asketer? Asketen, religiöse Menschen,
die sahen Gerechtigkeit in der Absonderung von der Gesellschaft. Sie haben für
sich Stätten gebaut in der Wüste, zum Beispiel bei Qumran, wo wir diese
fantastischen Schriftenfunde im letzten Jahrhundert erlebt haben; in Wüstengegenden
kapselten sie sich ab von der Gesellschaft. Und die 4. Gruppe waren
4. Die Zeloten. Das waren die damaligen
Befreiungstheologen. Sie waren darauf aus, mit oder ohne Messias (hoffentlich
mit ihm) das römische Joch zu brechen und Freiheit diesem freiheitsliebenden
Volk zu bringen. Politischer Aktivismus war ihr besonderes Merkmal.
Aber
die Gerechtigkeit und die religiösen Vorstellungen Jesu waren ganz andere, als die
dieser 4 Gruppen. Den Pharisäern verkündigte er: Geistlichkeit und
Gerechtigkeit ist nicht eine Frage in erster Linie von Äußerlichkeiten und
Riten, sondern von einem Innenleben, das Gott gefällt. Den Sadduzäern: Gerechtigkeit
ist nicht des Menschen Weg, sondern Gottes Weg. Den Asenern: es geht nicht so
sehr um meinen Körper, es geht viel mehr um mein Herz; um meine Herzenshaltung.
Den Zeloten: nicht politische Revolution, nein, eine echte Umwälzung in meinem
Leben, die zum Tragen kommt in der Gesellschaft durch veränderte Menschen; das
ist die Revolution. Und er sagte in Vers 20, um in das Reich der Himmel
einzugehen, muss meine Gerechtigkeit vorzüglicher – und das Wort heißt
„überfließender“ – als die der Pharisäer sein. Doch wir müssen uns einmal
fragen, wie sah die Gerechtigkeit der Pharisäer aus? Ich meine, die Pharisäer
sind für uns sprichwörtlich. Wenn du jemand einen Pharisäer nennst, dann pass
auf, auf die Reaktion! Aber was glaubten sie wirklich? Sie waren die strengste
Sekte der Juden und hatten großes Vertrauen auf ihre eigenen religiösen
Errungenschaften. Es gab ein Sprichwort zur Zeit Jesu: wenn nur zwei Menschen
in den Himmel kommen, wird einer ein Pharisäer sein und einer ein Schriftgelehrter.
Sie waren die religiösesten der Religiösen; überzeugt, dass Gott verpflichtet
war, ihre religiösen Bemühungen anzuerkennen und sie in den Himmel einzulassen.
Es war für den Pharisäer undenkbar, dass er, ein Kind Abrahams, der das Gesetz
ernst nimmt, dass er verloren gehen könnte.
Kennzeichen
ihrer Gerechtigkeit: Zuerst einmal, wenn man Matthäus-Evangelium, Kapitel 23
zurate zieht; das Matthäus-Evangelium ist ein interessantes Buch. Es beginnt mit
den Seligpreisungen und etwa genauso weit vom Ende des Buches sind die
„Wehe-Rufe“ zu lesen. Diese sind sehr ähnlich. Seligpreisungen an Menschen,
deren Gerechtigkeit vorzüglicher ist, als die der Pharisäer und Schriftgelehrten,
und dann die Wehe-Rufe an die Pharisäer und Schriftgelehrten selbst.
Matthäus
23, 25f.
25 Wehe
euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! Denn ihr reinigt das Äußere des
Bechers und der Schüssel, inwendig aber sind sie voller Raub und
Unenthaltsamkeit. 26 Blinder
Pharisäer! Reinige zuerst das Inwendige des Bechers, damit auch sein Auswendiges
rein werde.
Ihre
Gerechtigkeit war gekennzeichnet von einer Betonung auf Äußerlichkeiten. Die
äußerliche Beachtung von Gesetzen und Traditionen; von Feiertagen und Brauchtum
– wenige Gedanken über das Innenleben eines Menschen; wenige Gedanken wälzten
sie über ihre eigenen Motive – solange die Taten stimmen, ist das, was in
meinem Herzen ist, egal – für den Pharisäer. Er kann genießen durch die Augen!
Selbst wenn er mit Händen nicht tasten darf, naja, ein bisschen „Augenweide“ –
ist das so schlimm? – Liebe Freunde, wenn Ihr so denkt, dann denkt Ihr wie
Pharisäer! Das ist, wie sie dachten! Ihr Herz ist voll Begierde. Er sagte:
innwendig seid Ihr voller Raub und Unenthaltsamkeit. Freunde! Heuchelei ist
kein Ersatz für Heiligkeit! Riten kein Ersatz für Recht!
Zweitens
war ihre Gerechtigkeit wählerisch!
Matthäus
23, 23f.
23 Wehe
euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, Heuchler! Denn ihr verzehntet die Minze
und den Dill und den Kümmel und habt die wichtigeren Dinge des Gesetzes
beiseite gelassen: das Recht und die Barmherzigkeit und den Glauben; diese
hättet ihr tun und jene nicht lassen sollen. 24 Ihr
blinden Führer, die ihr die Mücke seiht, das Kamel aber verschluckt!
Sagt
mir ja nicht, dass Jesus keinen Humor hatte! Dekorative Sprache natürlich; aber
man sieht eine ganz kleine Fläche von Staub, und die muss man entfernen, und
dann schluckt man ein Kamel. So war ihre Gerechtigkeit wählerisch. Recht, Barmherzigkeit,
Treue, das Halten ihres Wortes, das alles ließen sie beiseite! Sie hatten keine
Hemmungen, eine arme Witwe, die wehrlos war, durch Wucherzinsen auszunutzen,
ihren Besitz an sich zu reißen, aber sie hatten ein gutes Gewissen dabei, in
das Prätorium des Pilatus zu gehen, sie wollten sich nicht besudeln, mit diesen
heidnischen Menschen. Sie waren bereit, den Sohn Gottes zu kreuzigen, waren
aber nicht bereit, zu essen, ohne eine zeremonische Waschung. Sehr wählerisch
in ihrer Gerechtigkeit! Drittens: sie hatten eine modifizierte Gerechtigkeit!
Sie eichten, anstatt sie ihren Lebensstil an dem Gesetz orientierten, eichten
sie das Gesetz an ihrem Lebensstil. Sie haben sogar in ihren Werken bekannt,
dass es unmöglich wäre, alle Gesetze zu halten, aber man hat verschiedene
Prioritäten. Deshalb fragt ein junger Gesetzgelehrter Jesus: Welches ist das
größte Gebot? Denn die gängige Theorie war, wenn man das größte Gebot hält kann
man einiges beiseite lassen. Sie schrieben ihre eigene Auslegung der Tora, oder
des Gesetzes, genannt Talmud, und hier haben sie sich irgendwie zurecht
gefunden, mit den Strafen, mit den strengen Anforderungen Gottes. Sie haben
Mittel und Wege gefunden, das auf ihre Art zu praktizieren, also; sie waren
nicht bereit, sich zu richten im Lichte des Gotteswortes, sie haben Gottes Wort
und Herrlichkeit herabgezogen auf ihr Niveau. Und Gott ist grundsätzlich
modifiziert. Viertens waren sie selbstzentrisch und selbstgerecht. Sie prahlten
über ihre Gerechtigkeit. Wir kennen vielleicht die Geschichte von dem Pharisäer
in der Synagoge, wie er betet, und da hinten in der Synagoge ist ein Zöllner,
und der Pharisäer betet, hebt seine Augen zum Himmel und sagte:
Lukas
18, 11
11 Der Pharisäer stand und betete bei sich
selbst so: Gott(im Himmel), ich danke dir, dass ich nicht bin wie die Übrigen
der Menschen: Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner(und
schielte nach hinten).
Sie hielten viel von sich. Und sie genossen es,
angesehen zu werden, wegen ihrer religiösen Errungenschaften. Jesus sagte, sie
stehen gerne auf der Ecke und beten laut, auf dass sie von anderen gesehen
werden. Nun irgendwie sind sie nicht dumm. Man will beten zu Gott, und das ist
gut, und hier ist ein Pharisäer unterwegs zum Tempel, und die Leute schauen: Wahnsinn!
da steht er und betet! Er kann nicht mal abwarten, bis er in den Tempel kommt.
Und er hat einen doppelten Gewinn. Einerseits, es gefällt Gott und andererseits
sehen die Leute, wie heilig ich bin, deshalb stehe ich auf der Straße, und
damit ich zwei Straßen auf einmal erwische, stehe ich auf der Ecke, das ist
wirklich optimal! „Befriedigung durch Anerkennung der Menschen“, wie Paulus
später schrieb. Sie wollten ihre eigene Gerechtigkeit aufrichten und haben sich
daher der Gerechtigkeit Gottes nicht unterworfen. Und, wenn wir nachdenken über
den Eingang in das Himmelreich, wir müssen eine vorzüglichere Gerechtigkeit
haben, wie die, die wir gerade beschrieben haben. Und wir sehen, diese
Gerechtigkeit ist nicht nur eine Gerechtigkeit der Alten, wie wir lasen in Kapitel
5: Jesus ist nicht gekommen, das Gesetz
oder die Propheten aufzulösen; er ist nicht gekommen aufzulösen, sondern zu
erfüllen. Und bis Himmel und Erde vergehen, bleiben Gottes Anforderungen aufrecht.
Sie sind nicht zu modifizieren, es ist nicht, dass wir sagen können, es ist
jetzt das 20. Jahrhundert, und naja, das war ziemlich gut für die damalige
Zeit, aber wir sind moderne Menschen. Diese Richtlinien Gottes sind nicht
aufzuheben. Wir dürfen nicht wählerisch sein. Gottes Standard bleibt aus Recht.
Es wird hoch gehalten von Jesus. Und wenn wir jetzt weiter lesen, im 5. Kapitel
ab Vers 21 sehen wir, dass Jesus keine Abstriche macht. Er betont die
göttlichen Maßstäbe für das Leben in seinem Königreich. Im Kontrast, im
Gegensatz zu der Gerechtigkeit der Alten, das ist die Gerechtigkeit der
Rabbiner, deren Traditionen und Lehrsätze überliefert wurden, von den
Pharisäern usw. legt Jesus den Standard Gottes offen dar und hält Gottes
Maßstab hoch. Im Gegensatz zu Äußerlichkeiten, zu Oberflächlichkeit, zur
äußerlichen Gerechtigkeit, redet Jesus über eine innere Gerechtigkeit. Über die
Gerechtigkeit des Herzens. Gerechtigkeit, die vor Gott taugt, muss die Äußerung
einer richtigen Herzenshaltung sein, wie wir zum Beispiel an anderen Stellen
der Heiligen Schrift lesen. Ich lese ein Beispiel vor, von dem Apostel Paulus:
denn ich bin mir selbst nicht bewusst, dass ich irgendwo schuldig bin. Aber
dadurch bin ich nicht gerechtfertigt, der mich aber beurteilt, ist der Herr! So
verurteilt nichts vor der Zeit, bis der Herr kommt, der auch das Verborgene der
Finsternis ans Licht bringt. Und die Absichten, die der Herr der Herzen
offenbaren wird, dann wird jedem sein Lob werden, von Gott. Das Verborgene des
Herzens.
Wie
der Schreiber des Hebräer Briefes schreibt: Gottes Wort reicht tief hinein, in
das Menschenherz, scheidet Herz und Seele, zwischen Knochen und Mark. Gottes
Wort durchforscht. Jeremia, der Alttestamentliche Prophet sagte in Jeremia 17:
das Herz ist so trügerisch, wer erkennt seine Tiefe? Ich, der Herr, erkenne das
Herz, ich erforsche die Nieren, um jeden zu belohnen nach seinem Werk. Oder,
wie wir lesen, an einer Stelle in der Offenbarung 2: ich bin es, der Nieren und
Herzen erforscht, und ich werde Euch einem jeden nach seinem Werk geben.
Im
nächsten Abschnitt führt Jesus sechs Fallbeispiele an. Eine Gegenüberstellung
der Gerechtigkeit der Pharisäer und Schriftgelehrten mit der Gerechtigkeit des
Königreiches. Jesus hält hier das Gesetz hoch, Religion hält Gottes Standard
nicht aufrecht.
Matthäus
5, 21-20
21 Ihr
habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht töten!«, wer aber
tötet, der wird dem Gericht verfallen sein. 22 Ich
aber sage euch: Jeder, der seinem Bruder ohne Ursache zürnt, wird dem Gericht
verfallen sein. Wer aber zu seinem Bruder sagt: Raka![2],
der wird dem Hohen Rat verfallen sein. Wer aber sagt: Du Narr![3],
der wird dem höllischen Feuer verfallen sein.
Er beginnt zuerst einmal mit „Mord“. Das erste
Verbrechen der Menschengeschichte war als Kain seinen Bruder Abel tötete. Hier
ist die Rede von absichtlicher Tötung eines Menschen aus persönlichen Überlegungen,
egal welcher Art sie sind. Die Rabbiner haben einen Zusatz zum ursprünglichen
Gebot hinzugefügt; das Alte Testament, das Gesetz sagt, du sollst nicht töten.
Die Rabbiner fügten folgendes hinzu: wer aber töten wird, der wird dem Gericht
verfallen sein. Das ist eigentlich ein Zusatz und eine Abschwächung zugleich.
Statt dessen, dass das Urteil des Alten Testaments hochgehalten wird, reservieren
die religiösen Führer für sich das Recht, zu entscheiden, was mit dem Mörder
geschieht. Gottes Charakter, Gottes Beschaffenheit wird nicht hochgehalten!
Gott hat gesagt „der Mensch ist geschaffen im Ebenbild Gottes“, er hat ewigen,
wesentlichen Wert, und eben deshalb, weil er so wertvoll ist, muss sein Mörder
getötet werden. Nie werde ich die Szene in dem Film „Wiesental“ vergessen,
nicht Recht, nicht Rache; wo er redete von einem Oberösterreicher, einem
Kriegsverbrecher, der verantwortlich war, für den Tod von 70 000 Juden und
schließlich 7 Jahre Gefangenschaft in Russland abgebüßt hat für seine Untat.
Und er sagt, das heißt umgerechnet, dass das Leben eines Juden 20 Minuten wert
ist. 70 000 Menschen, er sitzt 7 Jahre lang. Ein Mensch in Gottes Ebenbild
geschaffen, und der Wert seines Lebens 20 Minuten deiner Zeit? Nein, der Mensch
ist zu teuer und das Leben ist zu heilig! Jesus sagt korrigierend in Vers 22
„ich aber sage euch, ihr Selbstgerechten, seid nicht so schnell, euch selbst zu
rechtfertigen! Mord entspringt dem Herzen, nicht den Händen!“ Mord beginnt mit
bösen Gedanken, egal, ob sie ausgeführt werden oder nicht! Sein Jünger Johannes
sagt, jeder, der seinen Bruder auch nur hasst, ist ein Menschenmörder, und Hass
entspringt dem Zorn, und Mord entspricht dem Hass. Sogar Psychologen sagen,
dass es keine Gefühlsregung gibt, die öfter in Mord ausartet, als der Hass.
Jesus möchte unsere Selbstgerechtigkeit vernichten.
Der Pharisäer steht in der Synagoge und betet: „O Gott, ich danke dir, dass ich
nicht bin, wie die übrigen Menschen, wie die Mörder“ und selbst verachtet er in
seinem Gebet den Zöllner, und nennt in etwa einen Thor. In seinem Herzen ist
Mord. Wir rümpfen die Nase wegen der Verbrecher, wir sehen auf die Leute herab,
eigentlich ist das sehr verkehrt, nicht wahr? Statt dessen, dass wir unser Leben
messen an Gottes Rechtforderungen schauen wir um uns herum in der Gesellschaft,
wir sehen die Verbrecher und sehen, wie sie zunehmen an der Zahl und an
Häufigkeit und sagen: „O es ist so eine furchtbare Zeit, es sind so furchtbare
Verbrecher, hast du gelesen heute in der Köllner Zeitung…“ Du, wenn es ein
Verbrechen gibt, dann wird es auf der ersten Seite stehen, „hast du’s gelesen“
und man fühlt sich hervorgehoben aus der Gesellschaft. Weißt du, wo dieses
Empfinden herkommt? Aus dem Herzen eines Pharisäers.
Wir vergleichen uns nicht mit dem Verbrecher, wir
vergleichen uns mit dem Maßstab Gottes, den er angelegt hat. Ein Verbrecher
heißt Twogun, Charly, wurde getötet 1931, in Chicago. Nachdem man seine Leiche
in der Wohnung seiner Freundin gefunden hat, er hatte etwa 20 Menschen getötet
und einen Polizisten; wirklich ein Massenmörder der 30iger Jahre, fand man in
seinem Mantel eine Notiz: „Unter diesem Mantel ist ein sehr einsames Herz, ich
bin sehr müde, ich will niemandem weh tun, ich bin wirklich ein guter Mensch.“
Und der Mensch ist ein Selbstbetrüger, er möchte sich so gut vorkommen, darstellen,
egal, wie er gelebt hat, gemessen an Gottes Maßstäben will der Mensch gut sein.
Eigentlich, bei viele von uns, wenn wir ehrlich wären, wenn wir uns nicht
fürchteten, wenn wir nicht von Feigheit heimgesucht wären, wenn wir wüssten,
dass wir es ohne Vergeltung tun könnten, wenn wir nur die Gelegenheiten hätten,
hätten wir längst jemanden umgelegt. Viele Menschen, die nie einen Mord
begangen haben, haben es in Gedanken häufig getan.
O, wenn der Blick töten könnte, oder die Zunge, wer
wäre dann noch übrig auf diesem Planeten? Und Zorn? Nicht jede Form von Zorn
ist verboten. Jesus wurde zornig, als die Herrlichkeit seines Vaters in
Mitleidenschaft gezogen wurde, als Menschen ‚im Namen Gottes‘ ihre Geschäfte
betrieben haben, im Tempel, und mit den Seelen der Menschen gehandelt haben, wurde
Jesus böse und er hat eine Peitsche gemacht – eine selbstgemachte Peitsche – womit
er das Tempelgelände geräumt hat, und so würde er auch vielerorts noch heute
vorgehen.
Wenn wir Verbrechen sehen, wie schuldlose Menschen
ausgenutzt, betrogen, und getötet und vergewaltigt werden. Wir haben kein
Gerechtigkeitsempfinden, wenn wir da nicht zornig werden. Er redet aber von
einer anderen Art von Zorn. Zorn, nicht wegen der Verletzung von Gottes Ehre,
oder der Verletzung von Hilflosen, sondern selbstsüchtiger Zorn. Wegen
Beleidigungen der eigenen Person, wegen Schaden, den Leute uns zugefügt haben,
diesen Zorn ‚ohne Grund‘ ist der Zorn, den man hegt und pflegt, kochender,
lodernder Zorn. Es ist wie Sauerteig, wie die Kultur, wenn man Joghurt macht,
meine Frau hat früher eine Joghurt-Maschine gehabt, und man braucht nur einen
Joghurt-Becher und man macht Joghurt von Joghurt, und man braucht nur Milch und
man kann Monate und Jahre Joghurt haben, wenn das Zeug nur frisch bleibt. Und
so ist es mit dem Zorn. Jemand hat mich beleidigt. Das kann vor Jahren gewesen
sein, ich hege es, ich pflege es. Ich grüße sie nicht, ich gehe ihr aus dem
Weg, ich brüte Bitterkeit aus und Hass in meinem Herzen.
Unsere Nachbarin, unsere ehemalige Vermieterin, deren
Bruder starb. Ich ging zum Begräbnis, sie war nicht da. Er war 80, sie war 75,
sie lebten in Nachbarhäusern, nebeneinander, seit etwa 50 Jahren. Bei seinem
Begräbnis war sie nicht, sie konnte nicht einmal seiner Leiche vergeben. Das
ist dieser Zorn, und das ist Menschenmord sagt Jesus. Es zerfrisst uns wie Krebs,
Bitterkeit und Hass. Jesus sagte, wenn du so lebst, selbst, wenn es nicht so
arg ist, wie ich es jetzt beschrieben habe, wenn du Zorn hegst und pflegst,
bist du dem Gericht verfallen, bist du todeswürdig, denn du bist ein Mörder.
Und wenn man aus Zorn ein Urteil spricht über einen Menschen, Rache übt, Rakka;
man kann es nicht genau übersetzen, es ist ein verletzender, böswilliger
Begriff, aus Verärgerung heraus denkst: ‚O, du blöder Hund‘, dann bist du dem
Hohen Rat verfallen, das Höchste Gericht des Landes. Oder „du Narr“, in der
griechischen Sprache, „du Gottloser, Verrückter“ sagst, dann bist du des Feuers
der Hölle würdig. Wisst Ihr, Gott hasst nicht nur Mord, nicht nur die Frucht
dieser Pflanze. Er hasst die Blätter, den Stamm und die Wurzel. Das ist alles
Sünde. Es mündet früher oder später, hier oder da in Menschentötung. Es artet
aus in Zungen-Geißelungen, Verurteilungen, Klatsch und alle möglichen
zerstörerischen Sachen tagtäglich. Die Pharisäer waren aber religiös, ‚man muss
zur Anbetungsstätte gehen, man muss die Gabe bringen, man muss Vergebung haben‘
Verse 23 – 26. Ja, aber, erwartest du Vergebung, wenn du selbst in Unversöhnlichkeit
bleibst? Es ist heuchlerisch, zu opfern und Vergebung herbei zu bitten, und zugleich
in der alten Sünde zu bleiben, unbußfertig. In den Versen 27 – 30 entlarvt
Jesus den Pharisäer in uns, in seiner Selbstgerechtigkeit, wieder in Beziehung
auf sein Herz.
Matthäus
5, 27-30
27 Ihr
habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht ehebrechen!« 28 Ich
aber sage euch: Wer eine Frau ansieht, um sie zu begehren, der hat in seinem
Herzen schon Ehebruch mit ihr begangen. 29 Wenn
dir aber dein rechtes Auge ein Anstoß [zur Sünde] wird, so reiß es aus und wirf
es von dir! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verlorengeht,
als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird. 30 Und
wenn deine rechte Hand für dich ein Anstoß [zur Sünde] wird, so haue sie ab und
wirf sie von dir! Denn es ist besser für dich, dass eines deiner Glieder verlorengeht,
als dass dein ganzer Leib in die Hölle geworfen wird.
Natürlich
ist die Rede hier von radikalem Umgang mit Sünde in unserem Leben. Das ist
bildlich gemeint, was er sagt. Einmal ist ein junger Mann von der Westküste Amerikas
zu mir gekommen, und hat mich gefragt, wie ich diesen Vers auslege und ich
schaute ihn an, und begann zu zittern, denn sein rechter Arm war weg. Und der
Grund, warum er die Frage stellte, war offensichtlich. Das hat Jesus nicht gemeint,
für den Juden war das rechte Auge seine „beste Sicht“, seine rechte Hand seine
„beste Fähigkeit“; das Beste vom Leben. Er sagte nicht einmal die teuersten
Dinge des Lebens sind so wichtig, wie dein ewiges Schicksal! Lass nichts im
Leben dich dran hindern, dass du in das Königreich eingehst, sagt Jesus. Und
wie wir beim sechsten Gebot gesehen haben, dass Jesus die Heiligkeit des Lebens
hochhält, hier hält er die Heiligkeit der Ehe hoch. Menschen, die buchstäblich
nicht gemordet haben, die nie Ehebruch begangen haben, brechen diese Heiligkeit
in ihren Herzen. Ich möchte hier vorausschicken, dass sehr viel Unfug betrieben
wurde, von Leuten, die sich Christen genannt haben, im Laufe der Jahrhunderte.
Einer der größten Kirchenväter (oder sollte man lieber sagen –verräter) in Oregon
war überzeugt, dass Sexualität so schlimm ist, dass er sich selbst kastriert
hat. Andere Menschen, wie der Heilige Antonius, ist in die Wüste gegangen, auf
dass er nicht von sexuellen Regungen heimgesucht würde und bekannte aber am
Ende seines Lebens, dass seine Sexualität mitgegangen ist, in die Wüste; und
hat ihn nicht in Ruhe gelassen.
Sexualität
ist eine wunderbare Gabe, ein gewaltiges Vorrecht von Gott und eine gewaltige
Verantwortung. In Vers 28 sagt Jesus, Gottes Sohn: dass jeder, der eine Frau
ansieht, um sie zu begehren, schon Ehebruch mit ihr begangen hat, in seinem
Herzen. Das griechische Wort für „ansehen“ ist nicht irgendwie ein
‚unbeabsichtigter Blick‘, etwas, was einfach passiert, es ist ein
absichtliches, wiederholtes begehrliches Schauen, um sie zu begehren, um
irgendwelche Begierden in meinem verdorbenen Herzen zu befriedigen, auf eine
Frau von einem anderen Mann, oder wenn ich verheiratet bin, die mir nicht gehört.
Und das kann man heute auf vielfältige Weise tun, mit Videos, oder Programmen,
Pornografie, Augenweide, überall. Die Rede ist hier nicht von Konfrontation mit
Versuchung – es war der Martin Luther, der sagte – „du kannst nicht verhindern,
dass ein Vogel über deinen Kopf fliegt, aber du kannst sehr wohl verhindern,
dass er dort nistet“.
Was
du tust, mit Begegnungen dieser Art, das willentliche Treiben, das Befriedigen
an diesen Dingen, das ist grobe Sünde, das ist Ehebruch.
Du
sagst: He, Fred, du bist wirklich unmöglich heute Abend, das ist zu viel. Aber
Fred hat diese Worte nicht geschrieben. Das sind die Worte Jesu Christi, das
ist sein Maßstab, bitte ziehe Jesus Christus nicht in den Dreck, und sein
Urteil, nur weil du es nicht einsiehst, oder abstreiten willst, was er hier
sagt. Jesus Christus, das ist sein moralischer Maßstab; und wenn ich mich fragen
muss ‚wer ist zuverlässiger; Jesus oder du‘, das ist keine schwierige
Entscheidung. Ich möchte noch sagen, dass ich ein bisschen Erfahrung in der
Seelsorge habe. Ich war in den letzten Monaten zusammen mit zwei Ehepaaren,
deren Ehe tatsächlich gerettet wurden. Sie sind glückliche, gläubige und haben
eine frische Ehebeziehung. Ein Ehepaar war kurz vor der Scheidung. Ein drittes
Ehepaar wollte uns einladen, dass wir über die christliche Ehe reden können und
wie man Gott erkennen. Diese sind überzeugt. Gestern bekam ich den Anruf: diese
glückliche Ehe gibt es nicht mehr. Der Mann wartete, bis seine Frau nach hause
kam, und hat sich vor ihren Augen erschossen. Sag mir nicht, dass diese
Grundsätze nicht richtig sind, ich hab genügend Erfahrungen. Ich weiß nicht,
wie viel Eheberatung du tust. Aber wie oft hab ich die Leidensgeschichte
gehört: „naja, er war nicht so interessiert an mir“, auf einmal seine
Unzufriedenheit. Seine Zufriedenheit mit seiner Frau nahm ab, er sah eine
andere Möglichkeit. Zunehmend bestand eine zunächst nur gedankliche Bindung an
die andere Person, es war alles in Gedanken, er hat sie gar nicht angerührt,
und schließlich geht eine Ehe und eine Familie auseinander. In der Tat er bricht
die Ehe. Oder umgekehrt, das alles begann, wie alle Sünde, im Herzen. Jeder,
der eine Frau ansieht, sie zu begehren, hat schon Ehebruch mit ihr begangen, in
seinem Herzen.
Matthäus
5, 31-32
31 Es ist
aber gesagt: Wer seine Frau entlassen will, gebe ihr einen Scheidebrief. 32 Ich
aber sage euch: Jeder, der seine Frau entlassen wird, außer aufgrund von
Hurerei, macht, dass mit ihr Ehebruch begangen wird; und wer eine Entlassene
heiratet, begeht Ehebruch.
Hier
sehen wir Leute, die meinten im Gesetz Gottes ein Schlupfloch zu finden. Im
Alten Testament ist zwar die Rede von erlaubter Ehescheidung, wenn der Partner seiner
Partnerin einen Scheidebrief gibt. Aber es musste ein triftiger Grund für eine
Ehescheidung vorliegen. Die Pharisäer oder religiösen Menschen wissen aber
immer die Regeln Gottes zum scheinbar eigenen Vorteil zu drehen. Sie sahen hier
die Erlaubnis für ein zügelloses, egoistisches Leben, für einen egoistischen
Gebrauch der Ehe. Zur Zeit Jesu war zum Beispiel ein genügender Grund für Ehescheidung,
dass der Frau das Essen anbrennt, das war für Pharisäer schon genug Anlass,
oder besonders häufig, dass die Frau zu dick geworden ist. Ich weiß nicht,
erfahrungsgemäß werden Männer auch dick, ich bin froh, dass ich hier hinter
diesem Podium stehe. Eine Beleidigung in der Öffentlichkeit, vielleicht, dass
ihre Zähne nicht geputzt sind. Viele fanden einen Grund ihre Frau zu verlassen,
nun ja, es gibt noch andere Fische im Teich und vielleicht finde ich eine Gescheitere
für mich. Diesen egoistischen Gebrauch von Ehescheidung verurteilt Jesus hier.
Der egoistische Ausweg aus unglücklichen Ehen, was sind die Auswirkungen? Sehen
wir ihre Tragweite: Zuerst einmal zumindest in der damaligen Gesellschaft, und
auch heute, wirklich, zwingt man die Ehefrau zum Ehebruch. Wenn eine
Ehescheidung nicht aufgrund von Hurerei geschieht, zwinge ich die Partnerin im
Laufe der Zeit einen anderen Partner zu suchen; und das ist Ehebruch. Und wenn
ich die Ehe scheiden würde, nicht wegen Hurerei und ich schaue, mir eine
Bessere zu finden, das, sagt Jesus, ist Ehebruch. Du sagst: Fred, jetzt wirst
du wirklich persönlich. Es tut mir leid. Aber die Ehe ist hochheilig und
ehrbar. Einer der Apostel des Herrn schrieb: „die Ehe sei ehrbar in allem und
das Ehebett unbefleckt, denn Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten. Das
ist ein Versprechen von Gott: Unzüchtige und Ehebrecher wird Gott richten! Der
Unzüchtige ist der Mensch, der nicht verheiratet ist, der will eine
Geschlechtsbeziehung genießen, ohne im Bereich der Ehe zu sein. Wir reden heute
von „Ehe ohne Trauschein“. Jesus sagt ganz deutlich dazu in Johannes, Kapitel
4. Dort sagt er: Ehe ohne Trauschein ist nicht Ehe, Ehe ohne Trauschein ist
laut Jesus Christus Hurerei, oder Unzucht. Hurerei ist das altmodische,
schlecht klingende Wort, seien wir höflich heute Abend „Unzucht“. Aber du
sagst: Fred, wir sind in Österreich, im 20 Jahrhundert. Ich weiß, ich kann
nichts dafür, dass dieses Land so korrupt ist, ich kann ebenso wenig dazu, dass
Amerika so korrupt ist! Meine Aufgabe ist es, eine zeitlose Botschaft zu
verkündigen, von Jesus Christus , der der Gleiche ist gestern, heute und in
Ewigkeit, Euch zu sagen, was er sagt. Ich weiß, es ist schwierig heute, schaut
das Fernsehprogramm an, mit Sex wird alles verkauft. Fahr durch die Stadt, mit
Sex wird alles verkauft. Und uns wird eingeredet, dass man nie glücklich sein
kann, in einer Beziehung mit nur einer Frau, in Treue genossen, auf Lebenszeit.
Dass du nicht warten kannst, dass es töricht ist, zu warten, enthaltsam zu sein
und zu warten auf die Frau oder den Mann deines Lebens. Ich weiß das. Und wenn
du dich schuldig gemacht hast in diesem Bereich, dann brauchst du nur eines,
und das ist Vergebung von Gott, und wir reden jetzt drüber. Aber zuerst einmal:
Matthäus
5, 33-37
33 Wiederum
habt ihr gehört, dass zu den Alten gesagt ist: Du sollst nicht falsch schwören,
du sollst aber dem Herrn deine Eide erfüllen. 34 Ich
aber sage euch: Schwört überhaupt nicht! Weder bei dem Himmel, denn er ist
Gottes Thron; 35 noch
bei der Erde, denn sie ist seiner Füße Schemel; noch bei Jerusalem, denn sie
ist des großen Königs Stadt; 36 noch
sollst du bei deinem Haupt schwören, denn du kannst nicht ein Haar weiß oder
schwarz machen. 37 Es
sei aber eure Rede: Ja, ja! Nein, nein! Was aber darüber hinausgeht, ist vom
Bösen.
Das
heißt nicht, dass es keine Umstände gäbe, wo man nicht einen Eid schwören
sollte. Jesus selber hat einen Eid geschworen in der Bibel „wahrlich, wahrlich
sage ich euch...“ ist eine Schwurformel. Und Paulus im Römer Kapitel 9 sagt in
der Gegenwart Gottes: „ich schwöre“. Man kann in gewissen Situationen schwören,
vor Gericht zum Beispiel. Aber die religiösen Menschen sahen in dem Verbot in
Gottes Namen falsche Eide abzulegen, - im Alten Testament steht: du sollst bei
meinem Namen nicht falsch schwören -; weil dann Gottes absolute Wahrheit in
Mitleidenschaft gezogen würde. Die Juden haben darin ein Schlupfloch gesehen:
OK. Wenn wir in Gottes Namen schwören, dann müssen wir die Wahrheit sagen. Aber
es gibt andere hochheilige Gegenstände, und in Kapitel 23 führt Jesus einige
Beispiele an, bei den Wehe-Rufen:
Matthäus
23, 16-22
16 Wehe
euch, ihr blinden Führer! Die ihr sagt: Wenn jemand bei dem Tempel schwören
wird, ist das nichts; wenn aber jemand bei dem Gold des Tempels schwören wird,
ist er gebunden. 17 Narren
und Blinde! Was ist denn größer, das Gold oder der Tempel, der das Gold
heiligt? 18 Und:
Wenn jemand bei dem Altar schwören wird, ist das nichts; wenn aber jemand bei
der Gabe schwören wird, die auf ihm ist, so ist er gebunden.
Die
waren ganz raffiniert! Wir schwören beim Tempel! Und die Leute sagen: „ach,
dieses Mal wird er sein Wort halten“. Aber sie sagen, wir haben nicht beim Gold
im Tempel geschworen, sagt er zu sich selbst, und so hat er sich eine
Halbwahrheit erlaubt. Und Leute: eine „halbe Wahrheit“ ist eine „ganze Lüge“,
wirklich wahr. Eigentlich, eine Eidformel, sagt der Hebräer-Schreiber soll jede
Diskussion beenden! Wenn ein Mensch soweit kommt, in einer Diskussion, dass er
sagt: „jetzt schwöre ich im Namen Gottes“, dann gibt’s nichts mehr zu
diskutieren, weil es davon keine Steigerung mehr gibt. Aber die Pharisäer und
religiöse Menschen im Allgemeinen und Menschen im Allgemeinen haben einen
ziemlich freizügigen Wahrheitsbegriff. In gewissen Situationen musst du die
Wahrheit sagen, zum Beispiel vor Gericht, da musst du wirklich aufpassen, wenn
du die Wahrheit nicht sagst. Da soll die ganze Wahrheit sein. Selbst Diebe, die
eine Rotte von Dieben haben, die erzählen Lügen den ganzen Tag, haben Abmachungen:
aber wenn wir reden miteinander, dann erzählen wir die Wahrheit. Wieso? Weil
die Welt nicht funktionieren kann ohne Wahrheit. Mir kommt es so vor, als könne
sie heutzutage auch nicht ohne die Lüge funktionieren. Die Wirtschaft und alles
ist geschmiert mit Unwahrheit.
Aber
Jesus sagt, diese Zweierteilung im Leben, dieser Wahrheitsbegriff, wo man
irgendwie in gewissen Situationen: Ja, deine Frau muss dir die Wahrheit sagen!
Aber naja, an der Arbeitsstelle, Halbwahrheiten, übertreiben,
Steuererklärungen, Versprechungen. Es gibt ein Alpenvolk, ich sage nicht,
welches es ist, aber es wird behauptet über das Volk: wenn es ja sagt, bedeutet
das vielleicht, und wenn es vielleicht sagt, das bedeutet nein. Und wenn es
nein sagt, ist es nicht dieses Alpenvolk. Ich weiß nicht, aber in unseren
Geschäften und all das, wie oft erlaubt man sich Unwahrheiten. Ein Freund von
mir war beim Skifahren, stand in der Schlange in St. Weiden, eine Tageskarte zu
kaufen. Da hat ihn eine Einheimische angesprochen, die Tageskarte wäre an einer
anderen Kasse billig. Er sagt: was? Die sind ganz schön teuer. Sagt sie, er
solle sagen, er wäre Einheimischer, dann würde er sie billiger bekommen. Im
Gespräch erwähnte er den Namen eines Einheimischen Politikers. Sie sagt: ist
das nicht furchtbar, er kann nicht einmal die Wahrheit sagen, er lügt. Und mein
Freund sagt ihr ins Gesicht: „ja, wir bekommen die Politiker, die wir auch
verdient haben“.
Ist
das nicht interessant? Ich verlange von Politikern, die mich repräsentieren,
dass sie die Wahrheit sagen. Und wenn sie die Wahrheit nicht sagen, müssen sie
ihres Amtes enthoben werden.
Pass
mal auf, wenn du so denkst. Denn auch diese Bergpredigt sagt: Denn mit welchem
Gericht ihr richtet, werdet ihr gerichtet werden, und mit welchem Maß ihr
messt, wird euch zugemessen werden. Wir verlangen Wahrheit in anderen. Sie
sollen uns die Wahrheit sagen, und wir übertreiben? Und wir verschweigen nur „strategische
Details in einer Schilderung“?
Ich
möchte noch etwas sagen zur Nächstenliebe, Vers 43-49
Matthäus
5, 43 - 49
43 Ihr
habt gehört, dass gesagt ist: »Du sollst deinen Nächsten lieben« (3.Mose 19,18)
und deinen Feind hassen. 44 Ich
aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen, 45 damit
ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über
Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte. 46 Denn
wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht
dasselbe auch die Zöllner? 47 Und
wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht
dasselbe auch die Heiden? 48 Darum
sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist.
Du
sollst deinen Nächsten lieben« (3.Mose 19,18) und deinen Feind hassen. Natürlich
war der Zusatz nicht im Alten Testament, sondern wiederum von unsern
Pharisäer-Freunden; das haben sie hinzugefügt. Nein, wirkliche Nächstenliebe schließt
auch meinen Feind, der mir nicht freundlich gesonnen ist, mit ein. Sie ist
übernatürlich, die Liebe. Gott fordert von den Bürgern seines Reiches ein
übernatürliches Leben, das er selber hingab. Es hat zu tun mit dem Charakter
Gottes. Wie ist Gott? Leute, die in passiver Gleichgültigkeit sind, Leute in
aktiver Ablehnung gegenüber Gott, auf ihre Felder schickt er Sonnenschein,
schickt er Regen. Er gibt ihnen eine Chance, er will jeden erretten, er übt
Liebe. Und unsere Liebe? Er sagte, wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet
ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner? Ist das nicht interessant?
Man hat einen Familienkreis, eine Frau und einige Kinder und einige Verwandte –
nicht alle natürlich - und einige Freunde, die einem sehr sympathisch sind, und
diese Leute liebt man wirklich. Und da spürt man warme Gefühle, und Liebe und
man fühlt sich besonders, irgendwie menschlich, ach schau mal. ER sagte: die
Zöllner tun das, und das waren die größten Gauner. Er hätte heute zu uns sagen
können, die Mafioso, die tun das! Der kommt nach hause, hat jemanden umgelegt,
und seine kleine schwarzhaarige Tochter läuft ihm entgegen umarmt ihn und sagt:
Papa; und er sagt Bambina. Und er ist so begeistert, der Mafioso. Seine
Tochter, bella. Dann geht er und legt einen anderen um. Diese warmen Gefühle,
diese wunderbaren Gefühle, die so natürlich sind, und trauriger weise: selbst
diese Liebe verschwindet heute langsam von der Bildfläche. Aber das ist nur
„Zöllner-Liebe“. Selbst der Gauner liebt unter Umständen seine eigenen Kinder,
und seine, ihm sympathischen Freunde. Und wenn ihr grüßt, die euch grüßen, was
ist das? Selbst die Heiden machen das. Das ist Heiden-Liebe. Aber irgendwie:
aufwallende Emotionen und so. Freundlich und „bin ich nicht wunderbar“. Täusche
dich nicht. Das ist Heiden-Liebe. Ist es nicht interessant? Ich meine, der
Maßstab Gottes: Ihr nun sollt vollkommen sein, wie euer himmlischer Vater
vollkommen ist. Gottes Maßstab, Gottes Vollkommenheit. Weil Gott gerecht ist
und nur mit einem Gleichartigen Gemeinschaft haben kann. Sein Maßstab; die
Gerechtigkeit, die vor Gott gilt, die ausreichende Gerechtigkeit, um in das
Königreich der Himmel einzugehen, ist Gottes Gerechtigkeit. Ich denke an eine
andere Stelle; Römer 3,23: Denn alle haben gesündigt und erlangen nicht Gottes
herrlichen Maßstab.
Mit
meiner Hand über meinem Mund muss ich vor Gott stehen, ich habe keine Verteidigung,
ich habe nichts zu sagen. Bloßgestellt, entpuppt als Mörder, Ehebrecher,
Lügner, liebloser Mensch, von der Herrlichkeit Gottes weit entfernt! Und glaube
ja nicht, dass Gottes Gericht etwa wie eine Schularbeit ausschaut! Denn jeder
Mensch, wenn er ehrlich ist, hat einen 5er geschrieben. Man könnte denken, wenn
alle einen 5er schreiben, ist die Prüfung zu hart, zu schwierig, es gibt ein
Problem: wir haben schon gelesen in Kapitel 5,17: Ein Mensch, sein Name Jesus
von Nazareth, er schrieb einen 1er. Gott wird seine Gerechtigkeit nicht
herabziehen lassen, wie kann dann Gottes Gesetz erfüllt werden? Und, erst
jetzt! Erst jetzt, meine ich, kann ich die Seligpreisungen verstehen! Erst
jetzt! Hier stehen als Verfluchte, unter dem Fluch des Gesetzes, schuldig und
bankrott. Mit meinen eigenen Vorstellungen und Selbsteinschätzung völlig
zerstört, meine Religion auf den Kopf gestellt, jetzt kann ich das Paradoxon innerlich
fassen. Lesen wir wiederum am Ende jetzt der Seligpreisungen: Die Rede ist hier
von einem völlig neuen Lebensweg. Um Gorbatschows Begriff zu benutzen: „Das
neue Denken“. Aber hier in der Bergpredigt ist wirklich neues Denken, völlig
neue Standards der Gerechtigkeit.
Matthäus
5, 3
3 Glückselig
die Armen im Geist, denn ihrer ist das Reich der Himmel.
In
diesem und den nächsten Versen sind acht Seligpreisungen, sie sind göttliche
Urteile über das Leben eines Menschen, genauso wie die Wehe-Rufe am Ende des
Buches ein göttliches Urteil über das Leben eines selbstgerechten Menschen ist.
Hier ist Gottes Urteil über das Leben eines Menschen auf dem Weg der Gerechtigkeit
in das Königreich der Himmel. Und die acht Seligpreisungen sind so paradox, sie
können erst verstanden werden, wenn wir einsehen, wie bankrott wir sind, wenn
unsere ganzen religiösen Vorstellungen auf den Kopf gestellt sind. Glückselig
die Armen im Geist, warum, weil ihrer ist das Königreich der Himmel. Hier, liebe
Zuhörer ist der Eingang! Armut im Geist. Nicht tatsächlich finanzielle Arme, da
hungrig zu sein, mittellos und in Fetzen da zu stehen. Das ist keine
Glückseligkeit. Hier ist Glückseligkeit des Armen im Geiste. Ein Mensch, der
seine geistliche Armut anerkannt hat. Armut. Es gibt zwei biblische Wörter für
Armut im Neuen Testament. Eins heißt „arm sein“ wie unser deutsches Wort. Das
andere kommt von einem Wort das heißt, sich zurückzuziehen, sich
zusammenkauern, verkriechen. Es ist das Wort für einen Bettler, der sein
Gesicht zudeckt, und sich in die Ecke zurückzieht, und bittet um Almosen, und
er deckt sein Angesicht zu, damit du nicht siehst, wer er ist, weil er sich
schämt. Das ist dieses Wort. Glückselig die bettelarmen, mit zugedecktem
Angesicht, im Geist. Geistlich arme erkennen, was heißt das? Das heißt, dass
ich anhand des Maßstabes Gottes erkenne, wer und wie ich wirklich bin. Ein
Sünder. Ein hoffnungsloser Sünder, ein hilfloser Sünder, ein verlorener Sünder.
Ich sehe, ich habe keine Gerechtigkeit. Ich habe nichts vorzuweisen, ich bin bettelarm.
Denn es geht um Gerechtigkeit, die vor Gott gilt. Mein Stolz ist weg. Mein
Selbstvertrauen bin ich los. Vor Gott stehe ich mit leeren Händen. Bist du
bereit, deine geistliche Armut heute Abend anzuerkennen? Das ist der einzige
Weg in das Reich der Himmel! Glückselig die Armen im Geiste, denn ihrer ist das
Königreich der Himmel. Oder bist du wie das blinde Sklavenmädchen in Rom? Sie
hat gesagt: ich bin nicht blind, die ganze Welt ist immer in Finsternis!
Urteilst du so, oder bist du blind? Erkennst du deine geistliche Armut an, oder
bist du mit deiner Gerechtigkeit zufrieden? Mir geht’s gut. Gottes Standard,
das ist ein bisschen zu viel verlangt. Oder hast du seinen Maßstab relativiert,
herabgezogen auf dein Niveau? Bist du wählerisch? Auf Äußerlichkeiten und
Brauchtum aus? Oder bist du bereit, zu Gott zu kommen, bettelarm, mit nichts
vorzuweisen. Dein Reich aufzugeben, arm im Geiste sein, und sein Reich zu
ererben. Paradox ist das nächste nicht.
Matthäus
5, 4
4 Glückselig
die Trauernden, denn sie werden getröstet werden.
Eigentlich
ist es doch paradox: ‚glücklich‘ die Trauernden. Das ist mir fast zu viel. Aber
hier ist in erster Linie nicht die Rede von den Schlägen des Lebens in einer
gefallenen Welt; diese Trauer ist die Trauer, von der Paulus schreibt, im 2.
Korinther-Brief: die Betrübnis, das ist Trauer nach Gottes Sinn, schreibt er,
bewirkt einer nie zu bereuende Buße oder Bekehrung zum Heil. Die Betrübnis
dieser Welt aber bewirkt den Tod. Wenn ich meine geistige Armut erkenne, ist
das Ergebnis in meinem Leben Trauer über mein Leben, über meine Sünde, trauern
über meine Sünde, wie ich Gottes Heiligkeit und Gerechtigkeit verletzt habe,
Trauer über meine mir groß gewordene Sünde. Glückseligkeit ist nicht zu finden
in dem Trauern selbst; das ist keine schöne Sache, glückselig, denn sie werden
getröstet werden; Glückseligkeit ist in dem Trost Gottes. Wenn ich umkehre –
weißt du, es sind heute manche religiöse Menschen unterwegs, die benutzen das
Wort „Bekehrung“ und meinen damit „Einkehr“, man kehrt zu sich ein – nein, das
ist es nicht, was Bekehrung meint. Bekehrung bedeutet umkehren! Eine völlig
neue Einstellung gegenüber Gott, eine völlig neue Haltung gegenüber Sünde,
umzukehren! Eine nie zu bereuende Umkehr zum Heil. Glückselig die Trauernden,
denn sie werden getröstet werden mit der Vergebung, mit der Gerechtigkeit mit
der Annahme; Aufnahme Gottes.
Was
verhindert das? Vielleicht liebst du deine Sünde? Oder Vermessenheit. Öfters meint
man ja ‚es wird nicht so schlimm sein, ich bin ein ziemlich guter Kerl‘, oder
Verzweiflung. Manchmal meinen Leute, sie sind so schlecht, wie könnte Gott sie
erretten? Aber das größte Hindernis für diese Art von Bekehrung ist die Lange
Bank! Leute, das ist ein Möbelstück, dass es im Königreich der Himmel nicht
gibt: die lange Bank, sie ist in der Hölle!
Matthäus
5, 5
5 Glückselig
die Sanftmütigen, denn sie werden das Land erben.
Echte
Armut im Geist führt zu einer Trauer über meine Sündhaftigkeit und dann
demütige ich mich vor Gott! Sanftmütigkeit, deren Ursprung und Haupttriebfeder
ist wahre Demut vor Gott. Keine Argumente, keine selbstgerechte, eigennützige
Haltung mehr – Demut! Geäußert in Sanftmut vor Gott und anderen Menschen. Und
der Prozess geht weiter:
Matthäus
5, 6
6 Glückselig,
die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden.
Armut
im Geist bewirkt Trauer über meinen Zustand vor Gott, bewirkt Demut, bewirkt
Hunger und Durst nach Gerechtigkeit! Hier sind zwei Triebe nach der
Notwendigkeit des Lebens, nach den Grundbedürfnissen. Und was ist das
Grundbedürfnis in meinem, in deinem, in unserem Leben? Es ist Gerechtigkeit!
Ohne die niemand in das Himmelreich eingehen wird. Gottes Gerechtigkeit ist
mein Grundbedürfnis nach dem ich hungern und dürsten soll. Ein Verhungernder
denkt nur ans Essen, ein Verdurstender denkt nur an Trank. Gerechtigkeit, die
nur vor Gott gilt.
Im
1. Weltkrieg, während der Befreiungsaktion Palästinas, als Soldaten aus
Großbritannien, Australien und Neuseeland gegen die Türken kämpften, sie hatten
Beerscheba erobert, und die Türken zurückgedrängt gen Süden, und sie sind
tiefer und tiefer bis sie den Kontakt zu ihrem Stützpunkt verloren, zu Wasser
und Munition. Und jetzt war es wirklich Verzweiflung: Kein Wasser, sie waren in
dem heißesten Teil der Wüste, die Türken besetzten die Brunnen, Seir, es ging
um Leben oder Tod. Man muss vorwärts kämpfen zu den Brunnen, sonst ist es zu
spät und Hunderte sind gefallen. Ein verzweifelter Versuch, die Brunnen von
Seir zu erobern. Nach der Kampagne erreichen sie die Brunnen; zuerst kommen die
Verwundeten, sie werden getränkt, dann die ganzen Leute, die auf Wachtposten
stehen, die müssen jetzt zu trinken haben, und die gesunden, wehrfähigen Männer
sie standen, 5 m von den Brunnen entfernt, und haben gewartet, 4 Stunden lang,
auf ein Tröpflein Wasser! Und dann sagte ein Offizier, ein Christ: „Ich glaube,
wir lernten unsere erste Bibellektion im Marsch von Beerscheba nach Seir, denn
unser Durst nach Gott, nach seiner Gerechtigkeit, nach seinem Willen so groß
wird, was wird der Ausgang sein in unserem Leben.“
Wieso
führte ich heute so klare Äußerungen von Jesus Euch vor Augen? Weil wir
Gerechtigkeit brauchen, wie diese Männer das Wasser! Nur wir wissen es häufig
nicht, weil wir meinem, wir schnitten ziemlich gut ab. Ja, gemessen an manchen
Mitgliedern der Gesellschaft vielleicht, aber gemessen an Gottes Vorstellungen?
Armut im Geist, Trauer über unsere Sünde, Demut vor Gott und Hunger nach
Gerechtigkeit, das ist Voraussetzung, um in das Königreich Gottes einzugehen.
Und wenn ich wirklich arm bin im Geist(Vers 7) werde ich barmherzig sein, in
meinem Umgang mit anderen. Wenn ich wirklich trauere über meine Sünden, werde
ich lernen, ein Friedensstifter für andere, die durch Sünde im Streit sind, zu
sein. Und ich werde ein reines Herz haben, wie Vers 9 sagt. Wenn ich wirklich
sanftmütig bin, habe ich die Voraussetzung, ein Friedensstifter zu werden, und
wenn ich wirklich nach Gerechtigkeit hungere und dürste, dann bin ich bereit,
wenn es darauf ankommt, auch für die Gerechtigkeit verfolgt zu werden (V.
10-12).
Wir
sehen die Ursachen eines Lebens in der Gerechtigkeit in den ersten vier
Seligpreisungen, und die Auswirkungen der gleichen Tugenden in den zweiten
vier. Kapitel 7, der letzte Vers von der Bergpredigt, den wir lesen heute Abend;
Kapitel 7, 13.
Matthäus
7, 13-14
13 Geht
hinein durch die enge Pforte! Denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der
zum Verderben führt, und viele sind, die auf ihm hineingehen. 14 Denn
eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind,
die ihn finden.
Wir
haben hier nicht die Wahl zwischen Religion und Nicht-Religion. Der breite Weg
ist sehr religiös! Es gibt Raum auf dem breiten Weg für Pharisäer, Sadduzäer,
Zeloten und andere, für Menschen, die nicht bereit sind, sich Gottes
Gerechtigkeit zu unterwerfen. Menschen, die lieber ihre eigene Gerechtigkeit
behalten wollen. Menschen, die selbstgerecht sind und meinen, sie sind nicht so
schlimm! Ich sage Euch, der breite Weg ist breit genug für alle! Du kannst
Atheist sein, du kannst religiös sein, du kannst politisch engagiert sein, du
kannst ein Faulpelz sein, oder ein fleißiger, ehrgeiziger Mensch sein, der Weg
ist sehr breit und du kannst ihn maßschneidern. Aber dann gibt es noch einen
schmalen Weg, und dieser Weg ist Jesus selbst. Jesus sagte, wie wir schon in
Kapitel 5, 17 lasen, „ich bin nicht gekommen, das Gesetz aufzuheben, ich bin
gekommen, das Gesetz zu erfüllen!“ und er erfüllte das Gesetz. Der einzige
Mensch, der jemals auf dieser Erde gelebt hat, vollkommen den Gesetzen Gottes
entsprechend; das jüdische Gesetz, was das Judentum kennzeichnet, die Juden
absondert, als eine besondere Nation, hat er vollständig gehalten. Das jüdische
Gesetz war etwa wie die Verfassung der jüdischen Nation. Er lebte im Rahmen
dieser Gesetze. Er erfüllte das moralische Gesetz, die zehn Gebote und
ähnliche, abgeleiteten Gebote. Er lebte diesen Gesetzen entsprechend sein
ganzes Leben lang, und er erfüllte mit seinem Tod das zeremonische Gesetz. Da
wo Menschen sich Gott nahen konnten durch ein Blutopfer, ein Opfertier, dass
stellvertretend für sie starb, um zumindest bildhaft ihre Schuld und ihre
Sündhaftigkeit, wie sie von Gott getrennt leben, abzuwerten - die Opfertiere
nahmen, bildlich gesprochen, die Schuld auf sich, auf dass sich der Anbeter
Gott nahen konnte. Jesus erfüllte dieses zeremonische Gesetz als er starb am
Kreuz. Jeder, der nach dem Gesetz leben will, sagt Paulus, und das Gesetz in irgendeiner
Einzelheit bricht, der steht unter dem Fluch des Gesetzes. Ich glaube, wir
haben das heute Abend ein bisschen empfunden. Hast du dich je gefragt, warum
Jesus gekreuzigt wurde? Weil das Gesetz sagt: „Verflucht ist der Mensch, der an
einen Baum geheftet wird.“ Und hier war Jesus geheftet, mit Nägeln, auf einem
Fluchholz, auf einem Schandpfahl, als er der Gerechtigkeit Genüge tat. Hier ist
der Weg! Nicht deine eigene Religion, nicht irgendwelche Riten, nicht
irgendwelche guten Werke! Der einzige Weg ist Jesus selbst. „Ich bin der Weg“
sagte er, „die Wahrheit und das Leben“ in Johannes 14, 6. Er ist die Tür, die
Pforte, er sagte „ich bin die Tür, wer durch mich eingeht, hat ewiges Leben“.
Liebe
Zuhörer, Voraussetzung, durch diese enge Pforte zu gehen, ist Armut im Geist!
Du kannst nichts mitnehmen, die Pforte ist zu eng! Keine Selbstgerechtigkeit,
keine Werke vorzuweisen, nicht deine fromme Großmutter, die wirklich unter
Umständen fromm war, sie hilft dir hier nicht! Eine enge Pforte, und sie ist
wirklich nicht zu bewundern, man muss eingehen! Jesus sagt, die Armen im
Geiste, die von ihrem geistlichen Bankrott wissen, und die sich an mich wenden,
zu meiner Gerechtigkeit, die werden errettet werden.
Ich
möchte nun zum Schluss ein Zitat von Paulus lesen zu dieser Frage: „Aber, was
immer mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Verlust geachtet, ja
wirklich, ich achte es alles für Verlust, um der unübertrefflichen Größe
Christi Jesu, meines Herrn willen, um dessen Willen ich alles eingebüßt habe, -
es war eine enge Pforte – und es für Dreck achte, im Zusammenhang mit meiner
eigenen Religion und meiner eigenen Gerechtigkeit, für Dreck achte, damit ich
Christus gewinne, und in ihm erfunden werde, dass ich nicht meine Gerechtigkeit
habe, die aus dem Gesetz ist, sondern die durch den Glauben an Christus, die
Gerechtigkeit aus Gott aufgrund des Glaubens.
[1] Utopie (von Griechisch ou = kein
und topos = Ort -> "Nichtort")
Eutopie (von Griechisch eu = gut und topos = Ort ->
"Guter Ort")
Dystopie (von Griechisch dys = schlecht und topos = Ort
-> "Schlechter Ort")
[2] d.h.
»Nichtsnutz« od. »Hohlkopf« (aramäischer Ausdruck der Verachtung)
[3] Ein starker
Ausdruck der Verachtung für einen hoffnungslos gottlosen, bösartigen Menschen.