Christustag 30.05.2002
Nur ein Interview lang hatte das
Norwegisches Kronprinzenpaar Haakon und Mette-Marit in der Frühlings-Sonne
gebadet, und man sah deutliche Spuren von Sonnenbrand in den edlen Gesichtern.
Mette-Marit trug vor allem an den Augen so schwere Verbrennungen davon, dass
sie sich gezwungen sah, die lang vorbereitete Deutschlandreise Mitte Mai
absagen zu müssen. "Norwegische Prinzessin im Pech" lautete die
dpa-Meldung vom 12.05.2002 um 14.57 Uhr.
Als jener griesgrämige alte Herr zum ersten Mal sein "Urenkele" sah,
das mit großen Kulleraugen und süßen Lachgrübchen seine Ärmchen nach dem Opa
ausstreckte und laut jauchzte, da strahlte und lachte der Alte und sah gleich
hundert Jahre jünger und so unbefangen, unbeschwert glücklich aus.
"Deutscher Alters-Prinz im Glück" könnte die Boulevard-Presse jetzt
melden.
Was ich auf mich einwirken lasse, wirkt sich aus: die intensive Frühlingssonne,
das fröhliche Lachen des Kindes.
Als der ägyptische Ex-Prinz Mose auf den Sinai gestiegen war, um dort 40 Tage
und 40 Nächte in der herrlichen Gegenwart Gottes zu verbringen, gab Gott ihm
die zehn Gebote ein zweites Mal. "Es geschah, als Mose vom Berg Sinai
herabstieg, …da war "die Haut seines Angesichtes strahlend geworden, als
er mit Gott geredet hatte." (Exodus 34, 29).
Das ist ein äußerst merkwürdiger Vorgang: Denn jeder Mensch, ohne Ausnahme
jeder, muss in der Gegenwart des heiligen Gottes sterben. Gott ist das Sonnenlicht
in Person. Je näher du kommst, desto unerträglicher ist die Glut-Hitze. An der
Lichtherrlichkeit Gottes kann man nur eins: sterben. Dass Mose nicht sterben
musste, war ein einziges Wunder. Mose erlebte, dass er im Gespräch mit Gott
leben durfte und ein leuchtender Segen für andere wurde. Das vertraute Gespräch
mit Gott gab seinem Leben den Glanz der Ewigkeit.
Aber das Wunder, das Mose erlebte, hatte eine äußerst schmerzliche Grenze.
Immer, wenn Mose mit seinem strahlenden Gesicht aus der Gegenwart Gottes kam,
um der Gemeinde Israel etwas von Gott zu erzählen, musste er sich eine Decke
über den Kopf legen. Dadurch wurde erschreckend deutlich, dass Mose und das
Volk Israel mit ihm wie unter einer Käseglocke lebte. Das Leben unter dem
Gesetz ist wie das Leben unter einer Käseglocke. Man kann durch die Käseglocke
ein großartiges Stück Gottes-Herrlichkeit wahrnehmen, aber man stößt an
gläserne Wände.
Wer immer sich mühte, auf Gott zu hören, ihm zu gefallen und zu gehorchen,
erlebte: Eigentlich sollte ich… (Gott den ersten Platz geben, nicht lügen,
nicht stehlen, nicht die Ehe brechen, wahrhaftig sein, Liebe üben, Geduld
haben…) aber ich kann nicht.
Das Leben unter der Käseglocke des Gesetzes ist zum Scheitern verurteilt. Denn
das Gesetz zeigt mit unerbittlicher Schärfe die Heiligkeit Gottes an und
zugleich die brutale Verlorenheit und grenzenlose Ohnmacht des Menschen. Und so
vertieft das Gesetz das heiße Verlangen nach wirklicher Erlösung.
Der Lichtglanz auf dem Angesicht des Mose kann uns letztlich nicht helfen. Das
Mose-Licht reicht nicht. Wir brauchen das Jesus-Licht.
Noch eine große Leuchte in der Ahnengalerie der Glaubenden? Nein. Das
Jesus-Licht ist ganz anders: nicht nur eine wahrhaft große Leuchte, nicht nur
die eine große Leuchte. Nein. Jesus ist das Licht Gottes in Person. Jetzt
endlich kommt auf unserer Erde in Sicht, was die Söhne Korachs im Mose-Licht
gesungen hatten: "Gott, der Herr, Gott Jahwe, ist Sonne und Schild"
(Psalm 84, 12). Jetzt endlich kommt greifbar nah, was Jesaja verkündigt hatte:
"Das Volk, das im Finstern lebt, sieht ein großes Licht und über denen,
die im Land der Finsternis wohnen, leuchtet Licht auf" (Jesaja 9, 1).
Jetzt endlich kann die Menschheit aufatmen. Gott hat sein Versprechen erfüllt.
Jesus, das Licht Gottes in Person, ist jetzt da. So bezeugt es der Evangelist
Johannes: "In ihm war das Leben und das Leben war das Licht der Menschen…
Und wir sahen seine Herrlichkeit. Eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes
vom Vater voller Gnade und Wahrheit… Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben.
Die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden." (Johannes
1, 4.14.16).
Jetzt ist der Durchbruch gelungen. Das Mose-Licht taucht ein in das
Jesus-Licht. Denn Jesus ist das Ende des Gesetzes, weil er der Erfüller des
Gesetzes ist.
Und eben dieses Jesus-Licht will sich in uns spiegeln. Was das für unser Leben
konkret bedeuten kann, soll jetzt ein wenig näher beleuchtet werden.
Es war zur Gerichtsverhandlung gekommen.
Angeklagte und Kläger begaben sich vor die höchste Instanz. Die Klage lautete:
"Auf frischer Tat beim Ehebruch ergriffen". Strafforderung des
Gesetzes: "Tod durch Steinigung". Wörtlich sagten die Vertreter des
Gesetzes: "In dem Gesetz hat uns Mose geboten, solche zu steinigen. Du
nun, Jesus, was sagst du?"
Diese peinliche Angelegenheit wird unmittelbar vor unserem heutigen Bibelwort
verhandelt. Und es ist eine seltsame Verhandlung, deren Ergebnis wir kennen:
Jesus verurteilt die Ehebrecherin nicht, sondern befiehlt ihr, ab sofort nicht
weiter in der Sünde zu leben.
Warum handelt Jesus so? Dass er die Sünde - ob winzig kleine Lüge oder
heimlicher Ehebruch oder brutaler Mord - nicht auf die leichte Schulter nimmt,
wissen wir sehr gut. Jesus bricht der Heiligkeit und Gerechtigkeit Gottes nicht
die Spitze ab. Denn die Gerechtigkeit Gottes verlangt - für jede kleine und für
jede große Sünde - die ewige Todesstrafe. Und die ist ja noch viel schlimmer
als jede physische Todesstrafe.
Aber was Jesus hier tut, ist nicht nur unerhört anstößig, sondern vor allem
modellhaft versöhnlich: Jesus wendet die Spitze, die uns alle aufspießen und in
die Hölle stoßen müsste, nicht gegen uns, sondern gegen sich selbst. Er nimmt
die Sünde, die diese Frau getan hat, nicht auf die leichte, aber auf seine
eigene Schulter, - so, als ob er sie getan hätte, lässt er sich dafür zum Tod
am Kreuz verurteilen und verschenkt zugleich in diesem Stellvertretungsakt
seine eigene Gerechtigkeit: "Was dich kaputt macht und tötet, nehme ich
auf mich und schaff es völlig weg und du bist frei; denn du sollst heil werden
und leben."
Im Blick auf die bloß gestellte Ehebrecherin handelt Jesus wahrhaft
prophetisch: "Aber euch, die ihr meinen Namen fürchtet, - das heißt: die
ihr Gott und seine Rechtsbestimmungen ernst nehmt (Psalm 19, 10) und anerkennt,
- wird die Sonne der Gerechtigkeit aufgehen, und Heilung ist unter ihren
Flügeln. Und ihr werdet hinausgehen und umherspringen wie Mastkälber."
(Maleachi 3, 20).
Jesus ist die "Sonne der Gerechtigkeit", die ins heilende Licht
Gottes und in die Freude der Versöhnung mit Gott und mit einander führt. Ob
diese Frau wohl auch wie ein wenig später die anderen Frauen unter dem Kreuz
Jesu zu finden war? Ob diese Frau für sich persönlich gelten ließ, was sie
schon als Kind gelernt hatte: "Fürwahr, er trug unsere Schmerzen und
unsere Krankheit, er war durchbohrt um unserer Sünde willen, die Strafe lag auf
ihm, auf dass wir Frieden hätten und durch seine Wunden sind wir geheilt."
(Jesaja 53)?
Ob Sie, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, sich hier persönlich einreihen können
und mit Paul Gerhardt singen:
4. Mein Jesus ist mein Ehre, mein Glanz und schönes Licht.
Wenn der nicht in mir wäre, so dürft und könnt ich nicht
vor Gottes Augen stehen und vor dem Sternensitz,
ich müsste stracks vergehen wie Wachs in Feuershitz.
6. Nichts, nichts kann mich verdammen, nichts nimmt mir meinen Mut:
die Höll und ihre Flammen löscht meines Heilands Blut.
Kein Urteil mich erschrecket, kein Unheil mich betrübt,
weil mich mit Flügeln decket mein Heiland, der mich liebt.
13. Mein Herze geht in Sprüngen und kann nicht traurig sein,
ist voller Freud und Singen, sieht lauter Sonnenschein.
Die Sonne, die mir lachet, ist mein Herr Jesus Christ;
das, was mich singen machet, ist, was im Himmel ist.
(EG 351: Ist Gott für mich, so trete )
Wenn uns Jesus als die Lebenssonne aufgegangen ist, dann will sein Licht auch
beständig in unserem Herzen und Leben scheinen. Es geht um ein Kommen ins
Jesus-Licht und um ein lebenslanges Bleiben im Jesus-Licht. Für die
Ehebrecherin bedeutete das: Gib dein altes Leben auf und folge Schritt für
Schritt dem Jesus-Licht. Lass es immer wieder neu einströmen in deine Gedanken-
und Gefühlswelt, in deine Beziehungen, in dein Tun und Lassen.
Es war in der Woche vor Pfingsten.
Monatelang hatte sich unser Programmteam auf das große Projekt
"Jugendtreffen Aidlingen 2002" vorbereitet und in der Regel bricht in
den Tagen vor der Anreisewelle unserer Gäste im Mitarbeiterteam die Krise aus.
In diesem Jahr hatte sie mich auf ganz persönlichem Fuß erwischt wie nie zuvor
- und das auch noch als Teamleiter, der ja stets fit und fröhlich zu sein hat:
So jedenfalls das "fromme" Klischee.
Schon seit Februar 2002 hatten sich bestimmte Fragen in mir, Hilflosigkeiten,
Schwierigkeiten massiv verdichtet und ausgerechnet in der Woche vor Pfingsten
saß ich in einem ziemlich schwarzen Loch - kraftlos, mutlos, ratlos.
Es war dann bei einem ärztlichen Routinebesuch, bei dem sich ein intensives
Gespräch entwickelte. Mit wenigen Sätzen beleuchtete mein Gegenüber mit dem
Licht Gottes die Ursache meiner verzweifelten Verfassung: "Sie leiden an
Überidentifikation mit Ihrer Umwelt und Sie müssen wieder bei sich selbst ein
Zuhause einrichten."
Ich war platt. Er hatte den Nagel auf den Kopf getroffen. Es fiel mir wie
Schuppen von den Augen und ich erkannte in dem barmherzigen Jesus-Licht: Wie
groß auch die Forderungen sein mögen, identifiziere dich nicht zuerst und
zutiefst mit ihnen. Identifiziere dich nicht zuerst und zutiefst mit deiner
Umwelt, mit den Personen, all den Wünschen und Forderungen, mit
Missverständnissen, Unverständnissen, Versäumnissen…, sondern mit deinem Jesus.
ER ist dein Licht und dein Heil. In Jesus und Jesus allein ist dein Zuhause.
Ich erzähle Ihnen das, weil ich weiß, dass viele Christen Probleme haben mit
den hohen und differenzierten Forderungen und Erwartungen in Beruf, Familie und
Gemeinde und in diesem Kontext dann auch mit ihrem Selbstwert-Verständnis. Man
braucht dann nur noch ein von Hause aus zurückhaltender, gewissenhafter und
verantwortungsbereiter Mensch zu sein, der nur schwer "Nein" sagen
kann, und zu allem noch einen chronischen "Virus" im Körper zu haben,
dann ist die Krise zementiert und der sichere Zusammenbruch vorprogrammiert.
Im Licht Jesu habe ich ganz neu erkannt und gelernt: Jesus sieht dich mit
anderen Augen an als alle Welt um dich herum und als die ganze verworrene
Gedanken- und Gefühlswelt in dir. Er, der König der Herrlichkeit, der
eigentlich herb enttäuscht von mir und tief geschockt über mich sein müsste,
strahlt vor Freude und Liebe zu dir, wenn er dich sieht.
Ob du krank bist oder einsam, unverstanden, ungeliebt, belastet, belächelt, verachtet…
sieh doch nicht länger darauf. Sieh dir Jesus an. "Sieh nicht an, wer du
selber bist in deiner Schuld und Schwäche, sieh den an, der gekommen ist, damit
er für dich spreche". Im Jesus-Licht erfährst du seine Liebe wie an keiner
anderen Stelle in der Welt. Ob du stark, gesund, beliebt oder erfolgreich bist
… sieh nicht auf deinen Erfolg, deine Karriere, deine Leistung, dein Konto!
Sieh dir Jesus an. Im Jesus-Licht schmilzt alle Selbstgerechtigkeit, alles
falsche und auch fromme (!) Leistungsdenken, aller Geschäftsgeist, all die
kalte Engherzigkeit und der stolze Geiz.
Im Jesus-Licht wirst du ein wahrhaft gütiger und liebevoller Prinz im
Königshaus unseres Gottes. Du darfst ihn darum bitten. Ich habe mir ein Gebet
von J.A. Bengel zu Eigen gemacht: "Herr Jesus, lass dein Licht uns
geleiten, dass wir unversehrt einhergehen lernen, auch wenn es ein böses
Stündlein geben sollte. Denn es widersetzt sich deinem Reich so Vieles, auch
solches, das sich deines Namens rühmet. Da ist dein Licht nötig zum Unterscheiden
des Guten und des Bösen."
Verlasst euch drauf: Euer Ehepartner, eure Kinder, eure Eltern, Nachbarn,
Kollegen, Freunde … werden es euch abspüren. Ihr schaut dann anders in die Welt
als es euch von dort entgegen schlägt.
Als der hochkarätige fromme Saul aus Tarsus im Licht des erhöhten
Christus zusammenbrach, brannten zwei Fragen in seinem Herzen: "Wer bist
du, Herr?" Und: "Was willst du, das ich tun soll?" (Apostelgeschichte
9). Mit diesen Fragen ging er dann in die Stille und ins Gespräch mit dem
heiligen Gott. Sein Augenlicht war im hellen Lichtglanz des erhöhten Christus
erloschen. Aber der Heilige Geist öffnete dem Erblindeten die Herzensaugen für
JESUS: "Gott ist ein verzehrend Feuer, dem man sich nicht nahen kann. Doch
kann man sich Gott nähern auf dem Weg, den uns die Leutseligkeit (sic.
herzliche Menschenfreundlichkeit) Jesu eröffnet hat. Er ist das Licht, das uns
nicht verzehren will." (J.A. Bengel).
"Wer bist du, Herr? - Was willst du, dass ich tun soll?", das sind
die zwei Füße, auf denen das Evangelium vom Jesus-Licht zu den Menschen läuft.
Und wir wissen, wie der Paulus dann unermüdlich geackert und sich beeilt hat,
damit das Jesus-Licht leuchtet in den Synagogen, auf den Marktplätzen und den
Luxus-Linern, in der Welt der Promis und Politiker, der Professoren und des
kleinen Mannes.
Das Jesus-Licht will bei uns doch nicht aufleuchten, damit wir uns hier ein
schönes Leben machen, dessen Krönung dann das Paradies ist. Nein, sagt Paulus:
Nichts gegen Urlaub, nichts gegen Spanien und die Karibik, nur das alles - und
was ihr euch sonst an Schönem und Gutem leisten könnt - entspricht nicht der
Energie und Zielrichtung des Jesus-Lichtes. "Denn Gott, der sprach: Licht
soll aus der Finsternis hervorleuchten, der hat einen hellen Schein in unsre
Herzen gegeben, dass durch uns entstünde die Erleuchtung zur Erkenntnis der
Herrlichkeit Gottes in dem Angesicht Jesu Christi" (2. Korinther 4, 6). DARUM geht es, ihr Lieben: Dein Leben
- von Kopf bis Fuß, von Morgengrauen zu Morgengrauen, von Stunde zu Stunde -
darf und soll SEIN Spiegel sein. Lass dir von IHM zeigen, wie du sein Spiegel
sein kannst. Aus der Jesus-Verbundenheit kommt Licht für deinen Alltag. Aus der
Jesus-Verbundenheit kommt Licht für das, was du tun und was du lassen sollst.
Seht, der dynamische Paulus, der die damalige Welt für mit allen ihm zur
Verfügung stehenden Kräften und Mitteln zu erobern gedachte, und der so
unendlich viel erreicht hat, wurde auf dem Höhepunkt seines Lebens nicht nur
ganz arg gebremst, sondern lahm gelegt. Da saß er nämlich im Gefängnis fest.
Aus war es mit der ausgedehnten Reisetätigkeit! Aus mit dem intensiven
Besuchsdienst, mit der Mitarbeiterschulung. Aus mit der Evangelisations- und
Lehrtätigkeit! Es kommt für uns alle einmal dieses AUS. Diese Auszeit im
Schatten einer Krise. Das Aus im Schatten einer Krankheit. Das Aus im dunklen
Dschungel der Ängste und Glaubenszweifel. …Dein Aus steht unter der
Barmherzigkeit Gottes. Er ist und er bleibt dein Licht und dein Heil. Für
Paulus im Gefängnis galt: er nutzte die scheinbar unnütze Auszeit als
Gebetszeit und Schreib-Zeit. Welch eine Tiefe des Reichtums bergen ausgerechnet
die Gefangenschaftsbriefe des Paulus: Epheser, Kolosser, Philemon und
Philipper. Briefe, die wir heute noch lesen und als persönliche Grüße aus dem
Herzen Gottes haben. Die beiden großen Fragen blieben - auch im Gefängnis: Wer
bist du Herr? Ich muss dich immer besser kennen lernen und die Kraft, die aus
der Gemeinschaft mit deinen Leiden und deiner Auferstehung kommt. Christus
werde hoch gepriesen; es sei durch Leben oder durch Tod. Was willst du, das ich
tun soll? Ach, Herr, auch wenn die Lichtfackel deines Evangeliums nicht auf
meinen Füßen weiterlaufen kann, dann hast du mir die Füße des Gebets gegeben.
Auch wenn ich nur sehr begrenzte Möglichkeiten haben, dich mit meinem Mund zu
bezeugen und zu bekennen, dann lass mich die wenigen Minuten ganzherzig und
weise nutzen.
Merken wir - ? - Gott gibt sein helles, warmes Licht in angeschlagene, brüchige
und rissige Gefäße, damit noch viele Menschen seine Herrlichkeit zu Gesicht
bekommen. Der Heilige Geist wird ein Übriges tun, dass das Jesus-Licht dann
auch in den Herzen der Menschen aufleuchtet. Aus der Jesus-Verbundenheit kommt
es, dass sich sein Licht in uns spiegelt: im ganz persönlichen Leben, in all
unseren Beziehungen, in all unserem Tun und Lassen.
Und wer jetzt gar nicht weiß, was er zu tun oder zu lassen hat, der nehme sich
ein Gebet zur Hand, das Johann Albrecht Bengel nach einer lateinischen
Liedvorlage hervorragend ins Deutsche Versmaß gebracht hat, und nehme dieses
Lied als Gesprächsgrundlage für ein ganz persönliches Gespräch mit seinem Gott.
(EG 632 Du Wort des Vaters, rede du):
2. Um eins, mein Jesus, bitt ich dich, um das lass dich erbitten:
Dein Herz, dein Herz, das gib in mich, ein Herz von guten Sitten;
ein Herz, das wie ein kleines Kind, einfältig, gütig, rein, gelind,
unschuldig und bedächtig; ein Herz, das heimlich Leide trägt
und sich in Staub und Asche legt, ein Herz in Liebe mächtig;
3. ein Herz, das Gott in Lauterkeit und Gottes Kinder liebe;
ein Herz, das sanfte Folgsamkeit und wahre Demut übe;
ein Herz, das mäßig, wachsam, klug, das ohne Murren, ohn Betrug,
mit dem wohl auszukommen; ein Herz, das allenthalben frei
und ganz von nichts gefangen sei, die Liebe ausgenommen.
8. Ach präge deinen Tod in mich, der all mein böses Wesen
in mir ertöte kräftiglich, so werd ich recht genesen!
Gieß aus dir selber in mich ein dein Leben, das so heilig, rein,
holdselig, ohne Tadel; mach mich von aller Heuchelei,
ja allen Missetaten frei und schenk mir deinen Adel.
10. Wohlan, so lebe Gott in mir! In ihm ich leb und webe,
damit mein Ich ihn für und für nach Würden hoch erhebe,
und meine Liebe ganz allein in Lieb und Leid, in Lust und Pein
an seiner Liebe hange, bis ich nach ausgestandner Prob
in vollem Licht zu Gottes Lob die Gottesschau erlange.
Amen.