1. Bibelkurs                                                                                                                                     BK  1

 

                       

                                           David in großer Verzagtheit

                               Die großen Gefahren des Zweifelns

 

                                   „David aber dachte in seinem Herzen:

                                   Ich werde doch eines Tages Saul in die Hände fallen.“

1. Samuel 27, 1

 

 

            David wurde lange Zeit von Saul schwer verfolgt, fast 10 Jahre lang. Es gelang ihm jedoch immer, zu entkommen. Aber die ständige Unruhe und Angst vor dem mächtigen Saul war für David nervenaufreibend. Hier wird ein Tiefpunkt beschrieben: David hat keine Hoffnung mehr. Er sieht sich schon im Geist in den Händen Sauls und hat mit dem Leben abgeschlossen. Dass Gott ihn durchbringen wird, - das kann er nicht mehr glauben. David zweifelt an der Macht und der Güte Gottes. - Solche „Schwarzseherei“ begegnet auch uns heutzutage oft im Alltag. Gewisse Redens-

arten in diesem Sinn kann man fast jede Woche hören: „Es kommt heute schon alles zusammen...“ - „Ich seh mich schon im Irrenhaus“ - „Ihr bringt mich noch ins Grab“ - „Wir werden bald pleite sein!“ usw. - Redensarten verraten manchmal, was den Menschen innerlich bewegt.

 

            Diese Zweifel an der Güte Gottes sind in Gottes Augen eine schwere Sünde. Das zeigt uns sehr deutlich die Geschichte von den Kundschaftern (4 .Mose 13+14). Israel hatte die feste Zusage des Allmächtigen erhalten, dass ER Israel das Gelobte Land geben wird. Sie sahen auch den Reichtum des neuen Landes mit eigenen Augen, - aber sie zweifelten an der Fähigkeit Gottes, ihnen bei der Eroberung des Landes beizustehen und die Feinde zu besiegen. Gott wurde

über dieses Misstrauen Ihm gegenüber sehr zornig und verhängte als Strafe für diesen Kleinglauben 40 Jahre Wüstenwanderschaft für das ganze Volk. - Eine sehr harte Strafe, - nicht für sog.

moralische Sünden (Hurerei, Mord und Totschlag...) sondern für die Zweifel an Gottes Güte. - Im

Psalm 136 hat die zweite Hälfte eines jeden Verses immer den gleichen Wortlaut. 26 mal heißt

es: „...denn Seine Güte währet ewiglich!“ Das ist das einzige Mal in den Psalmen, dass eine Verszeile so oft wiederholt wird. In den ersten Vershälften dieses Psalms werden zwei Themen

durchgezogen: einmal Gottes große Taten in der Schöpfung - und zum andern Gottes große Taten in der Geschichte Israels (Auszug aus Ägypten, Pharaos Demütigung, die Teilung des Schilfmeeres, die Siege über viele Könige, der Einzug ins Gelobte Land...). Das bedeutet: Gott will durch die häufige Wiederholung den Seinen tief und fest einprägen, so dass sie es nie vergessen

sollen, auch nicht in dunkelsten Stunden: Gottes Güte währt ewig, ER meint es immer gut, ER wird alles gut hinausführen (Güte hängt mit „gut“ zusammen!). - Aber leider ist diese Überzeugung

in den Herzen der Menschen (und auch der Gläubigen) oft schnell entschwunden, sobald einmal große Probleme auf uns einstürmen. - Davids Verhalten und Davids Fehler können uns einige wichtige Lektionen erteilen und uns helfen, dem Negativ-Denken und dem Jammer-Geist ade zu

sagen.

 

I.   Davids Gedanken in seinem Herzen waren  f a l s c h.

 

1.  David hatte keine Beweise dafür, dass er wirklich Saul in die Hände fallen werde. Es war nur seine Vermutung! Es war nur ein Gedanke, der ihm gekommen war; aber er hatte keine konkreten Anhaltspunkte dafür, dass es Saul am Ende doch gelingen würde, David in seine Hände zu bekommen. Diese negativen Gedanken übten bei David eine große Macht aus und beherrschten sein Innenleben.

 

2.  Fürs Gegenteil gab es viele Beweise! Gott hatte David von den Löwen und Bären errettet, als er Hirte war. Das hatte er selbst dem Saul gesagt. Das war auch der innere Grund, weshalb er ein so großes Gottvertrauen hatte, dem Riesen Goliath mutig entgegenzutreten. - David war dem Wurfspeer des schwermütigen Königs Saul mehrmals um Haaresbreite entronnen. Der intensiven Verfolgungsjagd Sauls war es bis jetzt nicht gelungen, David gefangen zu nehmen, obwohl Saul eine Übermacht zur Verfügung stand - gegenüber den 600 Freischärlern, die sich David angeschlossen hatten (1. Samuel 27, 2). - In Hebräer 13, 5 heißt es: „ICH will dich nicht verlassen...“ Fünfmal steht hier im Griechischen die Verneinung: „...niemals, niemals, niemals...wird Gott Seine Leute im Stich lassen.“ Gott hat sehr oft versprochen, immer bei den Seinen zu sein, Ihnen zu helfen und ihnen aus Liebe nur das Beste zu geben. - Darf man Gott als einen Lügner hinstellen, der Großes verspricht - es aber dann nicht einhalten kann? Gott bewahre uns davor! Die Christen, die durch schwere Prüfungen geführt wurden, bestätigten immer wieder: „Gott war uns immer nah!“ - Das gilt genau so heute noch, für jeden Christen!

 

3.  David stand im Gegensatz zu Gottes Versprechungen (= Verheißungen).

 

     David war vom Propheten Samuel gesalbt worden, er sollte König werden. Das war Gottes heiliger Plan und Wille! Kann David dann vorher umkommen? Gott hat uns sehr viele Verheißung-en gegeben. Jede einzelne ist absolut zuverlässig. Oft hat Gott sie sogar mit einem Schwur bestätigt, um damit volles Vertrauen bei den wankelmütigen Menschen zu wecken. Jesus sagt:

„Meine Schafe gehören mir - und niemand wird sie aus Meiner Hand reißen!“ (Johannes 10)  Man sollte sich mehr Gedanken über Gottes großartige Zusagen machen, - und nicht so viel über Vermutungen und Annahmen, für die es gar keine Beweise gibt.

 

Davids Verhalten stand im Gegensatz zu dem, was er selbst oft gesagt hatte. - Als David in der Wüste Sif vor dem schlafenden Saul in einer Höhle stand, riet ihm sein Begleiter Abischai, Saul doch zu töten. David aber antwortet ihm: „Der HERR wird ihn schlagen, wenn seine Zeit kommt...“ (1. Samuel 26, 10) David war damals überzeugt, dass Gott die Sache mit Saul hinausführen wird. - Als der bedeutende Prediger Charles H. Spurgeon in London einmal sich in großen Anfechtungen befand, besuchte ihn ein Bruder, der ihm zum Trost Abschnitte aus einer Predigt vorlas. Wie verwundert war Spurgeon, als  ihm offenbart wurde, dass er diese Predigt früher einmal selbst gehalten hatte. è Wir haben schon manche getröstet, - „aber wenn es an dich kommt“, heißt es im Buch Hiob (Kap.4, 5), dann vergessen wir manchmal sehr schnell die Verheißungen unseres HERRN, die wir anderen zum Trost weitergegeben haben. Sie sollten uns immer gegenwärtig sein, besonders dann, wenn wir uns selbst in dunklen Stunden befinden.

 

5.  Die Tatsachen sprachen  f ü r  David. - Wo ist Saul, vor dem sich David so fürchtet? Holt er zu einem letzten Schlag aus? - Nein, sondern Saul ist unterwegs zur Wahrsagerin von Endor, die ihm sein baldiges Ende verkünden wird. Wenn das David gewusst hätte! - Gott hilft oft schneller als wir denken. Darum ist es wichtig, geduldig zu sein und die Hoffnung nicht aufzugeben. Gott hat einen Plan für die Seinen und bringt ihn auch in Erfüllung. ER will uns nur den besten Weg führen. - Hinterher hört man oft: „Wer hätte das gedacht!“ - das bedeutet: Gott tut oft das, woran ein Mensch nicht einmal im Traum denkt. - Als Abraham seinen Sohn Isaak opfern sollte, nannte er den Platz, an dem dann Gott wunderbar eingegriffen hatte, indem ER ihm einen Widder als Opfertier zeigte, mit dem Namen: „Jahwe jireh“ - das heißt: Gott trifft Vorsorge, Gott überblickt alles und schreitet oft überraschend ein. Abraham zweifelte nicht daran, dass die Opferung gut ausgehen würde. Er wollte mit der Namensgebung für alle Zeiten festhalten: In allem Geschehen lenkt es Gott so, dass Sein gutes Ziel auch erreicht wird.

 

 

II.  Wie kam David auf solche törichten Gedanken?

 

1.  David war nur ein Mensch, kein Halbgott. Die früheren Siege Davids waren auch nicht seine eigenen sondern Gottes Siege. Wer nur auf sich schaut (hier steht: „David dachte bei sich selbst...“), wird schwach. Wer im Gauben auf Gott schaut, der erhält Kraft.

 

David hatte eine lange Prüfungszeit hinter sich, die ihm viel Kraft kostete. Er war wie ein gejagtes Reh. Die Leute von Keila verrieten ihn an Saul, obwohl er ihnen Gutes getan hatte (1. Samuel 23). Beim Priester Abjathar hatte sich der Spion Doeg versteckt und verriet dann David an Saul, was 85 Priestern das Leben kostete (ein Racheakt Sauls an David!) (1. Samuel 22)

 

David hatte schwere nervliche Belastungen zu ertragen. Zweimal hatte er die seltene Gelegenheit, den schlafenden Saul zu finden - und widerstand jedesmal der Versuchung, Saul zu töten, - und damit ein Ende seiner Verfolgung zu erreichen. Solche Erlebnisse müssen innerlich

auch verarbeitet werden und kosten Kraft. Wie oft musste er wohl hinterher mit dem Gedanken ringen: „Hätte ich doch....!“ - Ähnlich ging es dem Propheten Elia, der auf dem Berg Karmel eine gewaltige Demonstration der Kraft Jahwes erlebte (auf sein Gebet hin schickte Gott Feuer

vom Himmel!) (1. Könige18). Als kurz darauf seine gottlose Königin Isebel mit Eifer nach Elia fahndete, wurde der Prophet völlig verzagt und wünschte sich das Ende. Er floh in die Wüste und betet abends unter einem Wacholderstrauch: „HERR, es ist genug. Lass mich heute nacht sterben!“  Aber wie leicht man sich beim Bitten täuschen kann! Der Mann, der ums Sterben bat, ist gar nicht gestorben. Gott hat Elia im feurigen Wagen in den Himmel geholt.(1. Könige 19)

è  Lasst uns barmherzig sein mit Menschen, die übermäßigen Belastungen ausgesetzt sind!

 

David hatte das  G e b e t   vernachlässigt. - In den Samuelbüchern heißt es oft von David, wenn er vor Entscheidungen stand: „Er befragte den Mund des HERRN...“. - Wen befragte David in dieser schweren Stunde? - den größten Betrüger, sein eigenes Herz! („David dachte in seinem Herzen...“). Davids Gedanken kreisen um Saul und seine Macht - und nicht um den allmächtigen Gott. Wer anstatt zu beten sich nur mit seinem Problem, mit seinen Sorgen, befasst, gerät immer mehr unter die Herrschaft der Finsternis. Er ist zu vergleichen mit dem Menschen, der über Eiern brütet, - so lange, bis Schlangen herauskriechen.

 

III. Die üblen Folgen von Davids verkehrtem Handeln.

 

1.  David begeht nun eine große Torheit. Er flieht zu den Philistern, um Saul zu entkommen.

     (1. Samuel 27, 2)  Diesen Fehler hatte er schon einmal gemacht, als er bei den Philistern den Verrückten spielte (1. Samuel 21, 14). - Auch Abraham fiel zweimal in denselben Fehler, indem er seine Frau Sara als seine Schwester ausgab. „Alter schützt vor Torheit nicht“ - sagt schon das Sprichwort. Die Bibel spricht selten von Torheiten junger Menschen, aber oft von den Fehlern

älterer Christen. Warum? Ältere verlassen sich oft mehr auf ihre gemachten Erfahrungen und leben nicht mehr in der Abhängigkeit von ihrem HERRN.

2.  David ging zu den Feinden (den Philistern) über. Er musste dabei den Philisterkönig Achisch täuschen und belog ihn sogar - und beinahe hätte er  sogar  mit gegen Israel kämpfen müssen (1. Samuel 30). - Und das alles, weil David kein Gottvertrauen mehr hatte.

 

                                        Die große Lektion aus der ganzen Geschichte: 

 

            Wer anfängt, an der Güte Gottes zu zweifeln, gerät immer mehr auf Irrwege und in Sackgassen. In einem alten Lied heißt der Kehrreim: „Immer auf Gott zu vertrauen, das ist der beste Weg!“ Pastor Ernst Modersohn hat es plastisch formuliert: „Alles kann Gott, nur eines nicht: die enttäuschen, die IHM vertrauen.“ Der all-mächtige Gott führt bei den Seinen alles gut hinaus, - weil IHM unendliche Kräfte zu Verfügung  stehen, weil ER große Weisheit hat (und also immer einen Ausweg kennt! - und weil ER uns  sehr lieb hat. Diese göttlichen Fakten reichen aus, um in jeder Situation zuversichtlich sein zu können. Der Apostel Paulus kleidet diese Wahrheit in das berühmte Wort: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.“ (Römer 8, 28)

            Johann Daniel Herrnschmidt (1675-1723), der in schwerer Zeit 8 Kinder zu versorgen hatte und die Franckeschen Stiftungen in Halle mitleitete, gab uns dafür ein Zeugnis in einem Lied:           

                        Gott will’s machen, dass die Sachen gehen, wie es heilsam ist.

                        Lass die Wellen immer schwellen, wenn du nur bei Jesus bist!

                                   Wer sich kränket, weil er denket, Jesus liege in dem Schlaf,

                                   wird mit Klagen nur sich plagen; denn der Unglaub leidet Straf.

                        Glaub nur feste, dass das Beste über dich beschlossen sei.

                        Bleibt dein Wille nur fein stille, wirst du alles Kummers frei.

                                   Gottes Hände sind ohn’ Ende, sein Vermögen hat kein Ziel.  (= keine Grenze)

                                   Ist’s beschwerlich, scheint’s gefährlich, deinem Gott ist nichts zu viel.

                        Wenn die Stunden sich gefunden, bricht die Hilf mit Macht herein;

                        und dein Grämen zu beschämen, wird es unversehens sein.

 

1997                                                                                                           Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün