30. Bibelkurs BK 30
Lobgesänge in der Nacht
(Hiob 35, 10)
Eigentlich sollten die Christen jeden Tag singen. So steht es mehrmals in der Psalmen, z.B. in Psalm 96: „Singet dem HERRN und lobt Seinen Namen, verkündet von Tag zu Tag Sein Heil!“ oder im Psalm 34: „Ich will den HERRN loben allezeit, Sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.“ - und im Psalm 146: „Ich will den HERRN loben, solange ich lebe und meinem Gott lobsingen, solange ich bin.“
In der Regel singen die Menschen nur, wenn sie gut gelaunt sind - nach einem Sieg, bei einem Fest, - wenn alles nach Wunsch verläuft. Die Lust zum Singen ist sofort verschwunden, wenn schlechte Laune da ist, wenn eine Niederlage oder ein Schicksalsschlag zu verkraften ist. Dann folgt das Jammern, Klagen und sogar Anklagen.
Die Bibel sieht das ganz anders. Elihu sagt in seiner vorletzten Rede zu Hiob: „Kennt ihr den Gott, der Lobgesänge gibt in der Nacht?“ (Hiob 35, 10) Das gibt es also und das kann Gott machen, dass Menschen in der Nacht des Leides nicht jammern und klagen sondern ihren Gott preisen. Dafür gibt es viele Beispiele in der Bibel und in der Geschichte der Christenheit.
I. Lobgesänge in der Nacht - Beispiele dafür:
1. Paulus und Silas im Gefängnis von Philippi. Die beiden Apostel wurden auf ihrer Missions-
reise in Philippi ins Gefängnis geworfen, weil sie eine Frau von einem dämonischen Geist befreit hatten. Man hatte sie vorher ausgepeitscht, warf sie in die finsterste Zelle und spannte ihre Füße in den Block, - eine Situation, die mit viel Schmerzen verbunden war. Und dennoch:
„Um Mitternacht aber beteten Paulus und Silas und lobten Gott. Und die Gefangenen hörten sie (sie sangen also kräftig!). Plötzlich geschah ein großes Erdbeben...“ (Apostelgeschichte 16) Das war Gottes Antwort auf den Lobgesang in der Nacht. Die beiden Apostel ließen sich trotz aller Qualen nicht davon abhalten, um Mitternacht (das ist traditionell jüdische Gebetszeit!) Lobpsalmen zu singen. Sie ließen sich nicht von Stimmungen leiten sondern praktizierten den Psalm 34: „Ich will den HERRN loben allezeit...“ Gott freut sich, wenn wir IHN ehren auch in dunklen Stunden und uns nicht dem Selbstmitleid hingeben.
2. Sehr viel kann man von David lernen. - Es gibt einige Psalmen von David, bei denen im ersten Vers des Psalms seine besondere Situation beschrieben wird, z.B. in Psalm 57: „...als David vor Saul in die Höhle floh“. Da befand er sich in großen Ängsten und in Todesgefahr. Und doch dichtet er: „Ich will dir danken unter den Völkern, denn deine Güte reicht, so weit der Himmel ist...“ - oder der Psalm 59 beginnt: „...als Saul hinsandte, um David zu töten...“ Aber am Schluss siegen nicht die Todesgedanken sondern die Zuversicht: „Ich aber will von Deiner Macht singen und des Morgens rühmen Deine Güte. Du bist mir Schutz und Zuflucht in der Not.“ - Und gerade der Psalm 34, den David dichtete, als er sich wahnsinnig stellte, um den Philisterkönig Achisch zu täuschen, beginnt in einer frohgemuten Tonart: „Ich will den HERREN loben allezeit, Sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein...“
3. Der Gesang der 3 Männer im Feuerofen. Das waren Daniels Freunde, die dem Befehl Nebukadnezars zur Anbetung des Götzenbildes nicht folgten und deshalb in den feurigen Ofen geworfen wurden (Daniel 3). Mit kühnen Worten gaben sie ihre Überzeugung kund: „Wenn uns unser Gott nicht erretten will, so sollst du dennoch wissen, dass wir deinen Gott nicht anbeten.“ Das vorletzte Buch der Apokryphen überliefert uns den Lobgesang, den die drei im Ofen, vom mörderischen Feuer umgeben, anstimmten - kein Verzweiflungsgeschrei sondern eine Aufforderung, dass das ganze Universum Gott loben soll - ähnlich wie im Psalm 148. Das ganze Panorama der Schöpfung soll Gott rühmen: die Himmel, die Engel, die Sterne, die Winde, das Feuer, die Blitze, die Wolken, die Berge... Das soll bedeuten: Wir haben einen Gott, der ein mächtiger Herrscher ist. ER lenkt alles richtig. Seine Wege sind niemals verkehrt. IHM gebührt allezeit Ehre - auch mitten im Feuer der Trübsal! - Die drei Männer im Feuerofen klagen Gott nicht an, weil sie für ihre Frömmigkeit übermäßig streng bestraft wurden sondern ihr Gesang ist einziger Lobpreis ihres Gottes. Sie lassen sich von ihren Gefühlen und Stimmungen nicht beherrschen sondern erklären unabhängig davon mit ihrem Gesang: „Die Macht Gottes bleibt immer die gleiche, auch wenn wir persönlich im Moment keinen Nutzen davon haben. IHN wollen wir rühmen, ganz gleich, in welcher Situation wir uns befinden.“
4. Die Hugenotten in Frankreich. Sie wurden 200 Jahre lang verfolgt. Der Historiker dieser langen Verfolgungszeit (Joseph Chambon), schreibt: „Der Sterbestil der französischen Hugenotten war der singende Tod.“ Viele hugenottische Christen wurden mit Psalmliedern auf den Lippen zur Hinrichtung geführt, wie z.B. Pierre Durand, (der Bruder von Marie Durand, die fast 40 Jahre lang gefangen war im „Tour de Constance“ von Aigues Mortes, im Rhone-Delta), der mit 23 Jahren in Montpellier auf dem Marktplatz enthauptet wird. Auf dem Weg dorthin singt er mit mächtiger Stimme, die alle Trommeln übertönt, den 23. Psalm, am Galgen angelangt, stimmt er noch als Letztes einen Bußpsalm an. - Was hat ihn wohl zum Singen bewegt? Christus war in ihm gegenwärtig; er wusste, dass er einer großen Herrlichkeit entgegengeht. Das war der Grund für sein Singen.
5. Paul Gerhardt. Auf seinem Grabstein steht: „Im Sieb das Satans gesichtet...“ Als er 11 Jahre alt war, begann der 30-jährige Krieg, dessen Leiden er alle mitmachen musste und dazu noch viele schwere persönliche Schicksale: mit 45 Jahren erhielt er die erste Pfarrstelle (war bis dahin arbeitslos, würde man heute sagen!), heiratete erst mit 48 Jahren (nachdem sie sich schon 12 Jahre lang kannten!), weil er erst jetzt eine Familie unterhalten konnte. Von seinen fünf Kindern sind vier gestorben und nach 14-jähriger Ehe starb seine Frau. - Und doch hat Paul Gerhardt nicht die Klagelieder des Jeremia in Neuauflage gedichtet sondern er schenkte uns die schönsten Trost- und Stärkungslieder: „Sollt ich meinem Gott nicht singen, sollt ich IHM nicht dankbar sein, denn ich seh in allen Dingen, wie so gut ER’s mit mir mein...“ oder: „Warum sollt ich mich denn grämen, hab ich doch Christus noch, wer will mir den nehmen? - „Mein Herze geht in Sprüngen und kann nicht traurig sein, ist voller Freud und Singen, sieht lauter Sonnenschein. Die Sonne, die mir lachet, ist mein HERR JESUS CHRIST, das, was mich singen machet, ist, was im Himmel ist.“ - Hier wird sehr deutlich: Christus ist die Quelle aller Freude für Paul Gerhardt. Sein Herz ist so stark von Christus erfüllt, dass die Leiden kein großes Gewicht mehr haben.
6. Viele Liederdichter hatten ein ähnliches Schicksal. In dem Buch „Lobten Gott um Mitternacht“ wird von 25 Liederdichtern unseres Gesangbuchs berichtet, die alle Schwerstes zu ertragen hatten und dennoch uns Lieder hinterließen, die uns heute noch ermutigen und trösten. Unter ihnen ist aus unserer Nachbarschaft in Thüringen Ämilie Gräfin von Rudolstadt. Sie dichtete das Lied „Bis hierher hat mich Gott gebracht durch seine große Güte...“ Ihre Eltern sind früh verstorben, dann starb auch noch der Pflegevater, ihre drei Pflegegeschwister wurden inner-halb von 4 Wochen vom Tod hinweggerafft (eins von ihnen war verlobt). Von daher versteht man, dass von ihr auch das Lied stammt: „Wer weiß, wie nahe mir mein Ende...“ - Oder denken wir an Johannes Falk in Weimar: seine sechs Kinder musste er alle in kurzer Zeit zu Grabe tragen, darunter ein 19-jähriger Student. Er ist darunter nicht innerlich zerbrochen. Durch sein Gottvertrauen baute er ein Kinderheim auf, worin er seine Lebensaufgabe sah. Für diese Kin-der dichtete er das bekannte Weihnachtslied: „O du fröhliche, o du selige gnaden-bringende Weihnachtszeit...“ Seine Lieder atmen nicht den Geist der Schwermut sondern der Freude und Zuversicht. - Auch Martin Rinckart aus Eilenburg in Sachsen, der den Choral „Nun danket alle Gott...“ dichtete, war ein schwergeprüfter Mann. Von seinen fünf Kindern sind vier gestorben, seine Frau beerdigte er zwei Wochen vor dem Silbernen Hochzeitstag. Seit der Zeit, als er im Thomanerchor in Leipzig sang, trug er einen Ring mit der Inschrift: MUSICA. Er hat diese 6 Buchstaben später gedeutet: „Mein Vertrauen (U=V) steht in CHRISTUS allein.“ Damit bekannte er, woher er seine Getrostheit bekam. Wenige wissen, dass Johannes Sebastian Bach (mit 9 Jahren Vollwaise), dessen erste Frau nach 13-jähriger Ehe starb und der dann noch ein-mal heiratete, aus beiden Ehen 20 Kinder hatte, von denen er elf auf dem letzten Weg zum Friedhof begleiten musste. In seinen großen Werken merken wir nichts davon, dass dieses Familienleid ihn zu einem depressiven Menschen gemacht hätte. Diesen Liederdichtern ist durch ihr vielfaches Leid nicht das Dichten und Singen vergangen, sondern sie wollten durch ihre Lieder bezeugen: „Wir haben einen lebendigen HERRN, der uns Kraft gibt und uns nicht im Stich lässt - und das macht uns getrost und froh!“ - Winrich Scheffbuch hat kürzlich zwei Bücher herausgebracht ( „Dennoch fröhlich singen“ und „Den Kummer sich vom Herzen sing-en“), in denen er über hundert Liederdichter kurz vorstellt, die alle große Lasten zu tragen hatten und uns dennoch die schönsten Lieder hinterließen. Sie bezeugen alle: „Gott schenkt Lobgesänge in der Nacht.“ - und das gilt für alle Zeiten!
II. Welches ist der Grund dieses Singens?
Es muss etwas geschehen sein bei diesen Liederdichtern, - es muss Großes geschehen sein, das bei ihnen die Dunkelheit alles Leidens überwand. Es muss ein großes Licht in ihr Leben gekommen sein, das die Finsternis überstrahlte. Es muss eine Kraft in ihr Herz gekommen sein, die sie nicht nur befähigte, Schweres zu ertragen sondern ihnen auch noch den Impuls gab für frohmachende und ermutigende Lieder.
1. Die Erlösung durch Christus ist der Urquell aller Christenfreude.
Das war das große Ereignis in ihrem Leben, dass Christus in ihr Leben eintrat und sie erlöste von aller Schuld und Last der Vergangenheit. „Schuldenfrei!“ - das hat schon manchen zu Freudensprüngen veranlasst, wenn alles bezahlt wurde!! - Das war auch der Grund für das erste Lied der Reformation, das Luther dichtete: „Nun freut euch, lieben Christen g’mein und lasst uns fröhlich springen, dass wir getrost und all in ein mit Lust und Liebe singen, was Gott an uns gewendet hat...“ In diesem Lied beschreibt Luther, wie er die Erlösung durch Christus erlebte und wie ihm das eine ganz neue Lebensperspektive brachte, - eine ganz große Freude! - Ähnlich klingt es mit jubilierendem Fortissimo am Anfang des Weihnachtsoratoriums von Johannes Sebastian Bach: „Jauchzet, frohlocket, auf preiset die Tage, rühmet, was heute der Höchste getan...“ - Großer Jubel, weil der Erlöser geboren ist. „ER wird sein Volk frei machen von allen Sünden“ - so wird der Name JESUS am Anfang des Matthäus-Evangeliums in Matthäus 1, 21 gedeutet. Das „neue Lied“, das oft in den Psalmen zitiert wird (Psalm 33; 96; 98; 144; 149) das „Lied des Mose“ (1. Mose 15) nach der Befreiung aus Ägypten, das auch in Offenbarung 15 noch einmal aufgegriffen wird und mit dem „Lied des Lammes“ verbunden wird - kreist um die Erlösung, die durch Kreuz und Auferstehung Jesu geschaffen wurde. Das ist das Fundament alles christlichen Singens - und weil diese Erlösung beim Islam fehlt, deshalb haben die Moslems auch kein Gesangbuch und keine Choräle. Das qualvolle Sterben Jesu am Kreuz war ein ganz anderes als das Sterben Mohammeds, der sein Leben in den Armen seiner Lieblingsfrau aushauchte (so bei Hans Küng). Der Mittelpunkt der großen PASSIONEN von Bach und im MESSIAS von Händel ist die Erlösung durch Christus.
Sehr deutlich wird das auch in einer ganz anderen Welt, der Welt der Sklaven in den Südstaaten der USA. Etwa 12 Millionen Schwarze waren in 40.000 Schiffsfahrten von Afrika herübergeholt worden, um auf den großen Baumwollplantagen zu arbeiten. Es gab die Anordnung, dass sie nur bei der Arbeit und in der Kirche singen durften - zu Hause nicht. In der Kirche hörten sie von Jesus und die Geschichten der Bibel. Als sie selber Christus in ihr Leben aufnahmen, wurden sie total verändert. Sie gaben ihrer Freude über das neue Leben mit Jesus Ausdruck in den Negro-Spirituals, die bis heute durch ihre leidenschaftliche Dynamik beliebt sind. Diese Lieder sind voll von biblischen Bildern und Geschichten. - Gleichzeitig entstand unter den Sklaven eine andere Liedgattung: der Blues. Diese Lieder sind voller Wehmut, Tragik, Hoffnungslosigkeit und Trauer. Sie spiegeln die Tragik des Sklavenlebens wider, das keine Begegnung mit dem Evangelium von Jesus erlebt hat. - Welch ein Unterschied! Christus im Herzen als himmlische Kraft, das kann sogar ein Sklavenschicksal mit jubelnder Freude erfüllen.
2. Die Christen singen, weil sie einen großen Gott haben. „Großer Gott, wir loben Dich, HERR, wir preisen Deine Stärke...“ - dieser bekannte Choral beschreibt in vielen Strophen die Größe und Herrlichkeit unseres Gottes. ER ist der Schöpfer des Universums, ganze Engel-heere stehen Ihm zur Verfügung, ER lenkt die Sterne, die Völker, die Wolken, Luft und Winde. Christus hat dem Teufel die Macht genommen, - hat den Tod überwunden und ist Herrscher über alle Mächte und Kräfte im Universum. Die Kraft Gottes hat keine Grenzen. - Der schwer angefochtene Apostel Paulus wurde gestärkt mit der Botschaft: „Gottes Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ (2. Korinther 12) Das reicht aus für alle Situationen! Das macht zuversichtlich!
3. Die Christen singen, weil die Liebe Gottes so groß ist. Gerhard Tersteegen hat sie besungen in dem wunderbaren Lied: „Ich bete an die Macht der Liebe, die sich in Jesus offenbart...“ Im Johannes-Evangelium steht es klassisch: „So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass ER Seinen Sohn dahingab, um am Kreuz zu sterben und das Lösegeld zu bezahlen, damit alle, die an Ihn glauben das ewige Leben haben.“ (Johannes 3, 16) Diese große Liebe Gottes hat schon viele Menschen überwältigt - nicht nur zu großartigen Liedern sondern auch dazu, dass sie aus Dankbarkeit für diese Liebe ihr ganzes Leben mit Freuden in den Dienst Gottes stellten.
4. Auch die Weisheit Gottes übersteigt weit unser menschliches Begreifen und bringt uns zum Staunen und Anbeten. Sie weiß einen Weg auch da, wo unser Verstand keinen Ausweg mehr sieht. „Weiß ich den Weg auch nicht, DU weißt ihn wohl, das macht die Seele still und friedevoll ... DU weißt den Weg für mich, DU weißt die Zeit, Dein Plan ist fertig schon und liegt bereit. ... Drum wart ich still, Dein Wort ist ohne Trug. Du weißt den Weg für mich, das ist genug.“ Dieses Lied der Hedwig von Redern hat 1919 vielen christlichen Märtyrern im Baltikum in der kommunistischen Verfolgung einen tiefen inneren Frieden geschenkt.
5. Dieser große Gott ist uns nicht ferne, sondern nah. Die Religionen der Menschheit suchen die Verbindung zu Gott, aber Gott erscheint ihnen unendlich ferne. Bei einem Konzert japanischer Musikstudenten der Musikhochschule Detmold in der Geroldsgrüner Kirche berichtete eine Japanerin, wie sie zum Glauben an Jesus fand. Sie studierte Gesang an der Hochschule in Frankfurt. Zuhause war sie von ihrer Mutter sehr streng in der Frömmigkeit des Konfuzius erzogen worden. Sie betete jeden Tag sehr lange. Aber sie hatte immer das Gefühl, dass Gott weit, weit von ihr entfernt sei. Als sie durch die Begegnung mit einem christlichen Studentenkreis Christin wurde, war ihre erste Entdeckung: „Gott ist jetzt ganz nahe bei mir!“ Das war für sie eine freudige Überraschung. Wer Jesus aufnimmt (siehe Johannes 1, 12), für den ist Jesus nicht irgendwo sondern in seinem Herzen (siehe auch Galater 2, 20).
Man kann sagen: Jesus ist der Brückenbauer zu Gott hin. ER überbrückt die Kluft, die zwischen Gott und den Menschen besteht (und die durch die Sünde des Menschen verursacht ist), indem ER selbst eine Brücke dafür baut. Die alten Römer nannten ihren Priester: Pontifex das heißt: Brückenbauer. Sie ahnten, dass man nicht selbst zu Gott finden kann sondern dass man einen Helfer braucht. Aber sie wussten nicht, dass unsere selbstgebauten Brücken es nicht schaffen. Wenn Gott selbst einen Brückenbauer schickt, dann wird es gelingen. Jesus baute diese Brücke mit Holz, - mit dem Holz des Kreuzes von Golgatha. Dort nahm ER durch Seinen Tod die Strafe Gottes für die Sünde der Menschen auf sich - und damit wurde der Weg frei zu Gott. Jetzt können wir direkt vor den Thron Gottes treten. - Holz hat schon oft bei den Rettungsaktionen Gottes eine Rolle gespielt: aus Holz wurde die Arche gebaut für die Errettung der Menschheit bei dem gewaltigen Gottesgericht der Sintflut. - Als Jesus, der von Gott gesandte Retter für alle Menschen, geboren wurde, war Seine erste Wohnstatt aus Holz die Krippe von Bethlehem. - Die Weihnachtslieder sind voller Freude, weil uns Gott in Jesus so nahe kommt. Das besingen unsere Liederdichter sehr eindrucksvoll. Paul Gerhardt: „So lass mich doch dein Kripplein sein; komm, komm und lege bei mir ein Dich und all Deine Freu-den.“ (in: „Ich steh an deiner Krippe ...“). Martin Luther (in „Nun freut euch, lieben Christen g’mein...“): „ER sprach zu mir: Halt dich an Mich, es soll dir jetzt gelingen. ICH geb mich selber ganz für dich, da will ICH für dich ringen. Denn ICH bin dein und du bist Mein, und wo ICH bleib, da sollst du sein, uns soll der Feind nicht scheiden.“ - oder das bekannte alte Lied: „In DIR ist Freude in allem Leide, o Du süßer JESUS CHRIST....“ Mitten im Leid spüren die Christen die Nähe Jesu, die uns Freude bringt und uns auch Schweres leicht ertragen lässt.
Dies alles sind eine Menge Gründe, die uns inspirieren und Ursache sind für die große Freude in den Herzen der Christen. In acht Strophen hat der Liederdichter Ludwig Allendorf (1693-1773) aufgezählt, mit welchem Reichtum wir durch Christus beschenkt werden. Er beginnt: „JESUS ist kommen, Grund ewiger Freuden ... Schöpfer, wie kommst Du uns Menschen so nah!“ Diese Freude ist so stark, dass sie bei den Christen immer wieder Ausdruck findet in den Liedern und in der Musik. Das Leid kann diese Freude nicht ersticken. Benjamin Schmolck (1672-1737), dessen ganzes Leben in Schlesien ein einziges schweres Schicksal war, hat nicht aufgehört zu dichten. Er schenkte uns über 1200 Lieder, darunter viele bekannte: „Tut mir auf die schöne Pforte...“, „Jesus soll die Losung sein...“ und „Weicht, ihr Berge, fallt ihr Hügel, brechet, alle Felsen, ein! Gottes Gnade hat das Siegel: sie will unverändert sein. Lasst die Welt zu Trümmern gehn, Gottes Gnade wird bestehn!“ Und welch ein Gottvertrauen in dunkelster Zeit in den Zeilen: „ ... wenn auch Höll’ und Abgrund brüllt, bleibt ER mir doch Sonn und Schild.“
(ohne Datum) Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün