38. Bibelkurs BK 38 Apokalypse I - Durchblick und Einblick in die Offenbarung des Johannes Durch die Terroranschläge in den USA am 11. Sept. 2001 hat unsere Welt schockartig eine Veränderung erlebt. "Wie die Welt war, wird sie nie mehr sein" ist ein geflügeltes Wort geworden. Die "Frankenpost" brachte am 12.9. in Schlagzeile: "Apokalypse in New York". Auch sonst begegnet einem seitdem immer wieder das Wort "apokalyptisch", erst kürzlich in Verbindung mit den befürchteten biologischen Waffen. In Gesprächen unter Christen taucht häufig das Stichwort "Endzeit" auf. Es ist kein Wunder, dass das letzte Buch der Bibel auf einmal gesteigertes Inter-esse findet. Es wird gut sein, sich mit diesem geheimnisvollen Buch der Bibel zu befassen. Es gibt wohl aber auch kein Buch, das so viele Rätsel aufgibt und über dessen Auslegung so viel gestritten wird. Die Fantasie wird erregt, wenn wir vom Krieg der Engel mit den Dämonen lesen, von fallenden Sternen oder von Serien schrecklicher Katastrophen. Auch für einen Christen unserer Zeit ist die Offenbarung ein sehr wichtiges Buch. Wer sie aufmerksam und betend liest, bekommt starke Impulse - gleichsam einen Adrenalinstoß für sein Glaubensleben. Sie rüttelt uns auf. Die Offenbarung will uns nicht eine Menge Informationen liefern, sie will uns keinen Fahrplan der Endzeitereignisse geben, - sie will vielmehr uns inspirieren und unser geistliches Leben intensivieren. In der Substanz der biblischen Wahrheiten erfahren wir nichts Neues. - Weil man sich in der Offenbarung leicht verirren kann und vieles auch verwirrend wirkt, soll hier nur ein Durchblick gegeben werden, um die Schwerpunkte dieses Buches zu erfassen. Es geht um die Frage: Was bringt die Offenbarung für die Gläubigen? Es soll nicht ein Geheimcode entziffert werden, sondern Gott will uns Ermutigung durch dieses Buch geben. - Ich habe Gedanken aufgenommen aus dem sehr wertvollen Buch über die Offenbarung "Reversed Thunder" ( = "Donner ist die Antwort auf Gebete") von Eugene Peterson, USA (1991). I. Der Apostel Johannes Johannes, der Verfasser des Evangeliums und der Offenbarung, wurde im hohen Alter wegen seines "Zeugnisses von Jesus" (Offenbarung 1, 9) Ende des 1. Jahrhunderts auf die Insel Patmos (vor Kleinasien, 100 km von Ephesus entfernt) verbannt. * Johannes ist der Theologe, wie er in der Alten Kirche genannt wurde. Er ist der Denker unter den Aposteln. Er hat uns im Evangelium die meisten Reden Jesu aufgeschrieben. Die Passion Jesu beschreibt er am genauesten. Er bringt in der Offenbarung nicht eine Analyse der Politik Roms sondern macht sich Gedanken über das WORT Gottes und das Zeugnis von Jesus. Er ist innerlich ganz von Gott erfüllt. Er weiß, wer Gott ist, - er sinnt über Gott nach, er betet zu Gott, er denkt auf den Knien. Mitten im Gefängnis ist ihm Gott ein und alles. Er will die göttlichen Ordnungen aufzeigen mitten im Chaos des Bösen. In turbulenten Zeiten brauchen wir Theologen, die die biblischen Grundlinien aufzeigen und nicht nur interessante Randbemerkungen machen. Wir leben in der Schöpfung Gottes, die der Allmächtige lenkt - und nicht in einem "Irrenhaus" der Weltpolitik. * Johannes ist Pastor, der Hirte seiner Gemeinde. Er war zuletzt Bischof in Ephesus und betreute die sieben Gemeinden, die die Sendschreiben erhalten. Er kennt seine Gemeinden und weiß, was sie brauchen. Die Christen haben schwere Verfolgungen unter dem grausamen und blutdürstigen Kaiser Domitian (81-96 n.Chr.) durchgemacht. Sie sollen durch die Apokalypse des Johannes Kraft für ihren Glauben einen Blick für das Wesentliche bekommen. * Die Offenbarung ist in einer poetischen Sprache abgefasst. Johannes gibt keine Erklärungen oder Abhandlungen. In einem dichterischen Stil bringt er dramatische Visionen. Er will nicht unser Wissen bereichern sondern unseren Glauben stärken. Ein Dichter will in die Tiefe führen. Durch die farbigen Bilder vom feurigen Thron, von den Engeln mit den Posaunen, vom Untergang Babylons, vom Glanz des himmlischen Jerusalems sollen wir inspiriert und von der Größe unseres Gottes fasziniert werden. Wir sollen nicht zusätzliche Informationen erhalten sondern sollen miterleben, was Gott Großes geplant hat. II. Das letzte Buch der Bibel. * Die Bibel hört nicht plötzlich auf sondern sie beschreibt am Schluss das große Ziel, das Gott erreichen wird. Das Zentrum der Offenbarung ist Gott - nicht eine Sammlung von mystischen Geheimnissen. Johannes will mit seiner Botschaft die Gemeinde aufbauen und nicht mit alarmierenden Nachrichten unterhalten. Die Heilige Schrift ist Gottes persönliches WORT, zu Menschen gesprochen. Die Absicht der Bibel ist es, eine Beziehung des Menschen zu Gott herzu-stellen und zu verstärken. Die Pharisäer kannten die Worte der Schrift, aber sie hörten die Stimme Gottes nicht. - Die Dichter der Psalmen fürchteten mehr die Menschen, die ihnen das WORT Gottes verdrehten, anzweifelten oder madig machten als die Mörder, Ehebrecher und Diebe. Das WORT richtig hören, das hat zentrale Bedeutung in der Offenbarung. Darum heißt es sieben Mal am Schluss der Sendschreiben (Kap.2+3): "Wer Ohren hat, zu hören, der höre!" Das WORT Gottes ist nicht Stoff für Plauderstunden. Es ist kein Schlüssel, um Geheimnisse zu enträtseln, sondern es möchte uns mit Gott in eine lebendige Verbindung bringen. Das bringt uns dann auch großen Segen. Wenn wir Gottes WORT aufnehmen, bekommen wir Kraft von oben, - bekommen wir sichere Wegweisung in einer ratlosen Welt, er-fahren wir die Wahrheit. - Die Bibel betont das Jetzt und hat gar kein Interesse an Zukunfts-Fantasien. "Was willst DU mir jetzt sagen, HERR?" - dazu will uns die Bibel bringen, und auf solche Fragen gibt Gott auch Antwort. * Die Offenbarung zählt 404 Verse und enthält 518 Hinweise auf Schriftstellen, besonders aus Hesekiel, Daniel, Jesaja und den Psalmen. Auf alle Bücher des Alten Testaments wird Bezug genommen. Aber es ist niemals ein direktes Zitat sondern das Denken des Johannes ist so erfüllt mit der biblischen Welt, dass seine Sprache gesättigt ist mit der Heiligen Schrift. Johannes lebt und denkt in der Schrift. Wer die Offenbarung verstehen will, muss alle 66 Bücher der Bibel kennen. - Als Johannes die Stimme Gottes hörte, "fiel er zu Seinen Füßen wie tot." (Offenbarung 1, 17) Das Wort Gottes ist für Johannes keine Sache des Studierzimmers oder für intellektuelle Neugierde sondern das WORT packt ihn total. Die Offenbarung will uns nicht tausend Fragen beantworten, sondern sie will auf die Knie zwingen, dass wir wie der junge Samuel sagen: "HERR, rede, denn Dein Knecht hört!" Gott will nicht unseren Wissensdurst stillen, sondern ER will uns das sagen, was zu unserem Heil und zu unserer Rettung dient. - Die Offenbarung will uns zeigen, worauf alles hinsteuert in der Welt. Sie schließt mit einer Warnung über den Gebrauch der Schrift (Offenbarung 22, 18+19): Wir sollen nichts dazu tun und auch nichts von der Schrift wegnehmen. --> Was Gott geoffenbart hat, das ist genug. Die Heilige Schrift ist Gottes Wort vom Anfang bis zum Schluss. III. CHRISTUS in der Offenbarung. (Offenbarung 1, 12-20 = Die CHRISTUS-Vision) Christus ist das Zentrum der Offenbarung des Johannes. Christus ist die absolut dominierende Gestalt. Nicht die böse Welt, die immer schlechter wird, gibt das Thema an. Wenn Christus nicht der Brennpunkt der Offenbarung ist, dann verirren wir uns und haben keinen Gewinn. Es sind freilich eine Menge faszinierender Bilder und Einzelheiten, die unsere Aufmerksamkeit erregen und wir sind ständig in Gefahr, vom Zentrum abzukommen. Deshalb braucht es Disziplin, um die Offenbarung richtig zu lesen. Ohne diese gesunde Linie ist die Bibel nicht mehr als ein religiöses Lexikon mit so geringem geistlichen Nährwert wie ein Telefonbuch. Christus ist der Angelpunkt in der Bibel - und besonders auch in der Offenbarung. Deshalb hat Luther immer betont: Konzentriere dich in der Bibel auf das, "was Christum treibet!" Wer Christus als Zentrum missachtet, verirrt sich im religiösen Labyrinth. Christus soll nicht einen Ehrenplatz in der Halle der Religionen bekommen, neben Buddha, Mohammed, Mose, sondern ER ist der eine Mittelpunkt, um den sich alles andere dreht. Wie schildert die Offenbarung CHRISTUS? - nicht als Guten Hirten, nicht als Wohltäter und Helfer, nicht als Leidenden und großen Dulder sondern als HERRN aller Herren und als KÖNIG über alle Großen der Welt, in Seiner Majestät und Kraft. - Johannes hört einen gewaltigen Posaunenton (Offenbarung 1, 10), ein Signal, dass jetzt etwas ganz Wichtiges kommt: er schaut eine Christus-Vision; er sieht Christus "einem Menschensohn gleich". Das ist Bezug auf Daniels große Vision, die uns im ganzen Neuen Testament oft begegnet, Daniel 7, 13-14: "Es kommt Einer, wie eines Menschen Sohn ... und Gott gab Ihm Macht, Ehre und Reich, dass Ihm alle Völker dienen sollten. Seine Macht ist ewig. Sein Reich hat kein Ende..." (Daniel 7, 13+14) Auf diese Stelle bezog sich Jesus in einem entscheidenden Moment: als beim Verhör vor dem Hohenpriester Kaiphas die Entscheidung fiel, dass Jesus gekreuzigt werden soll, da sagte Jesus deutlich: "ICH bin der Sohn Gottes ... und ihr werdet den Menschensohn kommen sehen auf den Wolken des Himmels." (Matthäus 26, 64) - Dieser Menschensohn ist eine triumphierende Herrschergestalt, ein Erlöser. Nur Jesus hat den Titel "Menschensohn" im Munde geführt. Die Jünger hat das oft verwirrt, dass sie von der Glorie und Herrlichkeit Jesu im Alltag nichts sahen. Dieser gewöhnliche Rabbi, der herumzieht und predigt, - soll das der Menschensohn von Daniel 7 sein? Wo sind die zuckenden Blitze und die Donner der göttlichen Allmacht? Jesus sprach wie ein König und handelte wie ein Sklave, ER predigte mit höchster Autorität und lebte wie ein Vagabund. Er weigerte sich, in einem Gefahrenmoment Legionen von Engeln herbeizurufen. Jesus bestand auf diesem Titel Menschensohn bis zuletzt. Jeder Seite hat ER voll und ganz recht gegeben: ER war wirklicher Mensch und ER war wirklicher Gott. - Es dauerte lange, bis die Jünger das begriffen hatten. Am Ende des 1. Jahrhunderts war es für die Christen der dritten Generation ähnlich. Was sie in den Verfolgungszeiten erlebten, erstickte alle himmlischen Visionen. Sie machten über Jahr-zehnte Leiden und Martyrium durch. Wo blieb die Herrschermacht Jesu? Die Christen waren in der Gefahr, das Gotteswort anzuzweifeln und gleichgültig zu werden - wie es auch heutzutage bei uns ist. - Johannes führt den Glanz der apokalyptischen Daniel-Vision wieder ein. Das ist der wirkliche Christus. Diese Vision soll das letzte Wort über Christus sein. - Das sollten auch wir uns tief einprägen, denn die Gefahr ist groß, dass wir die Größe und das Geheimnis von Christus verlieren. Die Christus-Vision: (Offenbarung 1, 12-20) Die Kirchen sind oft träge, müde und ohne Glaubenskraft. In diese Umgebung stellt Gott Christus als herrlichen Menschensohn. In der Bibel ist das immer so: Christus, als Gottessohn wird er in der Krippe eines Viehstalls geboren, Seine Krönung erfährt Er bei Seiner Kreuzigung. Die Größe von Christus wird nicht kleiner, wenn die Kirche eine Jammergestalt ist. Gott bleibt bei diesem Kontext. ER will sich inmitten aller Schwachheit Seiner Gemeinde offenbaren. Die Kirche ist oft unklar in ihrer Botschaft, hat große Fehler gemacht (man denke an die Kreuzzüge!), hat so viele Heuchler, dass es manche anekelt, sich diesem Haufen anzuschließen. Es ist kein Wunder, dass deshalb nicht wenige das Heil auf anderen Wegen suchen: in den Religionen, in der Esote-rik, in den Sekten. Aber dieses Suchen führt nie zum Ziel, sagt die Bibel. Wir müssen Christus suchen und dürfen uns von Seiner "Alltags-Umgebung" nicht abstoßen lassen. ER allein ist der Weg zum himmlischen Vater. * Die Kleidung des Menschensohns beschreibt Seine Stellung und Sein Tun: ER ist ein Prie-ster. Christus ist der Brückenbauer zwischen Gott und Mensch. ER ist der "Mittler" (Hebräer 9, 15) * Sein Haupt und Sein Haar beschreiben Seinen Charakter: ER ist rein und ER reinigt. Sein Haar ist schneeweiß. Das erinnert an Psalm 51: "Wasche mich rein von meiner Missetat! Wasche mich, dass ich schneeweiß werde! Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz!" * Seine Augen sind wie Feuerflammen. Sie durchdringen uns und wollen uns verändern. * Seine Füße sind wie Golderz. Das bezieht sich auf das große "Standbild", das Nebukadnezar im Traum sah und das auf "tönernen Füßen" stand, ein Symbol für die Weltreiche. (Daniel 2) Hier ist das Gegenteil: Christi Reich steht auf einem festen Fundament, im Feuer getestet. * Seine Stimme ist wie ein "großes Wasserrauschen" und wie "ein scharfes, zweischneidiges Schwert". Dies ist das Zentrum der Vision. Johannes schrieb im Evangelium: Christus ist das WORT. Im Johannes Evangelium stehen die meisten Reden Jesu. Die Bibel beginnt mit einem sprechenden Gott ("Gott sprach: Es werde Licht ...") Und dieses WORT hat eine große Kraft. Das "Schwert" erinnert an militärische Aktionen. Aus der Mündung eines Kanonenrohrs kommt Zerstörungskraft, aus dem Mund Jesu kommt Himmelskraft, die in das Innerste des menschlichen Herzens eindringt, die aufdeckt und auch heilt. (Hebräer 4, 12) Mit diesem WORT schuf Gott das Universum, weckte Jesus Tote auf. Das WORT bewirkt viel mehr, als die meisten Leute denken. Es ist mächtiger als die Atomkraft. * In Seiner "rechten Hand" hält Christus sieben Sterne. Das bedeutet: Christus steuert den ganzen Kosmos, ER beherrscht auch die sieben Planeten (damals waren nur 7 bekannt!). In der Antike war die Astrologie hoch im Kurs. Der Lauf der Planeten bestimmte das Schicksal von einzelnen Menschen und von Nationen. Durch Christus wird das anders: ER lenkt alles Geschehen. ER dirigiert und ER kontrolliert das Weltall im Kleinen und im Großen - und nicht der Zufall, das Schicksal, die Sterne oder die Mächte des Bösen! * "Sein Angesicht leuchtet wie die Sonne". - Als Mose vom Sinai zurückkam, "strahlte sein Gesicht", weil er mit Gott gesprochen hatte. Wo Gott fehlt, da ist Finsternis, Angst und Furcht, -da irrt man herum. Wo Gott ist, da ist Licht, - da erfahren wir Wärme, - da erkennen wir die richtigen Wege, - da können wir uns orientieren, - da scheint die Sonne! Diese Christus-Vision ist am stärksten entfaltet. In der Offenbarung gibt es 7 Christus-Visionen: * Christus - der "Menschensohn", der HERR aller Herren (Kap.1) * Die Anbetung des Lammes (Kap.5) * Die Vision von der Geburt Jesu (Offenbarung 12, 1-6) * Das Lamm auf dem Berg Zion, umgeben von den 144.000 Gläubigen (Offenbarung 14, 1-5) * Der gekrönte Menschensohn rüstet sich zur Ernte ( = zum Gericht) (Offenbarung 14, 14-20) * Der Reiter (mit vielen Kronen) auf dem weißen Pferd und das Himmelsheer (Offenbarung 19, 11-16) * Das zweite Kommen von Christus: "Siehe, ICH komme bald!" (Offenbarung 22, 6-21) Die Visionen machen unsere Vorstellung von Christus farbig und lebendig und sollen uns Seine Majestät einprägen. Wir kennen Jesus von den Evangelien, wie Er herumzog, predigte und Menschen half. Wir dachten, das ist schon alles. Aber die Offenbarung sagt: Christus ist größer! Nach der Vision fällt der Apostel wie tot auf den Boden. Christus legt ihm Seine Hand auf und sagt: "Fürchte dich nicht! ICH bin der Erste und der Letzte und der Lebendige....Schreibe, was du gesehen hast und was geschehen soll!" - Johannes erlebte dies alles in seinem Exil auf Patmos, abgeschnitten von seinen Gemeinden. Das römische Weltreich steht in voller Kraft. Das Evangelium schien ein wirkungsloser "Geistesblitz" gewesen zu sein. Das Böse wurde nicht gestoppt. Zwei Generationen nach dem Pfingstereignis scheint alles ein Desaster zu sein. - Aber auf einmal - ohne ein Erdbeben, ohne eine Revolution in Rom - steht Johannes wieder auf den Füßen. Er hat eine Botschaft für die Gemeinden. Das Evangelium läuft weiter in die Welt. Der Grund dafür: die große Vision - Christus ist eine Wirklichkeit! Johannes, der sich nach seinen Mitgläubigen sehnt, weiß, dass die Gemeinden in der starken Hand des Guten Hirten sind. Er weiß, dass das Zeugnis von Jesus wie ein scharfes Schwert weiter Boden gewinnen wird. - Johannes, ein Gefangener im Exil, wird auf einmal ein kraftvoller Prophet. Im Geist hat er "am Tag des HERRN" ( = am Tag der Auferstehung) einen Blick in die himmlischen Regionen getan. Die Vision hat ihn mit einem neuen Realitätssinn erfüllt. Die Frustration im Blick auf die Welt weicht. Johannes weiß: die Kraft in den göttlichen Bereichen ist größer. Sie ist zwar unsichtbar - aber viel kräftiger als die Mächte auf dieser Welt. Die Christus-Vision hat diese Umpolung bewirkt. Wie notwendig ist es, dass wir wissen, wer Christus wirklich ist. Das erste Kapitel der Offenbarung kann uns dabei sehr helfen im Blick auf die Ratlosigkeit in unserer Zeit. IV. Christus und Seine Kirche. (Die Sendschreiben an die 7 Gemeinden; Kap. 2+3) Mit den 7 Gemeinden in Offenbarung 2 und 3, die Johannes einst als Bischof betreute, wird das Thema Kirche angeschnitten. Zinzendorf prägte den berühmten Satz: "Ich konstatiere kein Christentum ohne Gemeinschaft." Das Evangelium ist nicht für Einzelgänger sondern für eine Gemeinde gedacht. Die Sünde wirkt entgegengesetzt: sie treibt uns zum Egoismus und trennt uns von Gott und von unseren Mitmenschen. Wer im Glauben wachsen will, braucht eine Gemeinde. In der Mitte einer Gemeinde ist Christus. (Matthäus 18, 20) Christus ohne eine Gemeinde haben zu wollen, das ist nicht möglich. Wir möchten gerne Gott erfahren, wenn wir einen Sonnenuntergang erleben, am Strand des Ozeans entlang pilgern, eine schöne Symphonie hören, durch den roman-tischen Frankenwald wandern - anstatt einen Gottesdienst zu besuchen. Uns verlangt sehr nach Gott - aber gegenüber der Kirche sind wir kühl. Und doch geht der einzige Weg von Christus in den Himmel über die Gemeinde. Die sieben Gemeinden der Offenbarung beschreiben die Kirche. Keine Gemeinde stellt die Fülle von Christus dar. Eine Zeile wird ständig wiederholt: "Wer Ohren hat, zu hören, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt." Damit wird das entscheidende Zentrum einer Gemeinde angezeigt: Der Geist spricht, die Menschen hören. Auf Gottes Stimme hören, das ist die Hauptaufgabe in einer christlichen Gemeinde. "Alle Morgen weckt ER mir das Ohr, dass ich höre, wie Jünger hören. Gott der HERR hat mir das Ohr geöffnet. Und ich bin nicht ungehorsam und gehe nicht zurück." (Jesaja 50, 4+5). Jesus warnt: lieber eine Hand, einen Fuß oder ein Auge verlieren, um vor Abfall bewahrt zu bleiben (Markus 9) - aber das Ohr wird hier nicht erwähnt. Wir brauchen das Ohr unbedingt unser Leben lang, um Gottes Ruf zu hören. - Das Gleichnis vom Sämann (Mark.4) ist eigentlich ein Hörtest. Was für eine Qualität hat mein Hören? - ist es oberflächlich? - hören wir bei allem zu, ohne zu fragen, ob es wahr ist? - verschließen wir unsere Ohren gegenüber den Lügen der Welt und den Einflüsterungen des Teufels? - sind wir "ganz Ohr", wenn wir Gottes Stimme hören? Wir schalten oft ab, wenn unser Stolz getadelt wird oder wenn wir zum Gehorsam aufgerufen werden. Christus will auch unsere Ohren heilen. Wenn wir recht auf IHN hören, dann wirkt sich das positiv auf uns aus: unser Denken wird neu, unser Gewissen wird ruhig, wir bekommen Kraft und Zuversicht. Jedes Sendschreiben an die 7 Gemeinden ist in 3 Teile gegliedert: * Bestätigung. Christus weiß, was in einer Gemeinde geschieht. ER kennt die Situation genau. Es sind in allen 7 Gemeinden positive Fakten vorhanden: Geduld, Wachsamkeit, Leidensbereitschaft, mutiges Zeugnis, Wachstum im Glauben, Treue. Christus misst uns nicht an unserem Beitrag für die Gesellschaft. IHN interessiert nicht, ob wir bei den Trends der Welt mitmachen oder ob wir Erfolg haben. ER achtet auf unsere Einstellung zu IHM. * Korrektur. In einer Gemeinde gibt es auch manche Not. Außenstehende sehen oft nur die Schwächen der Gemeinde. Aber es gibt nirgends eine reine Gemeinde. Die Kirche besteht aus Sündern. - Jesus deckt auf, wenn ER sagt: "Aber ICH habe gegen dich, dass..." Es gibt eben doch nicht wenige, die eine heilige Atmosphäre lieben aber kein Interesse haben, selbst heilig zu werden. Deshalb braucht eine Gemeinde immer wieder "Reformation". Fünf Gemeinden werden hier dazu aufgerufen: die erste Liebe wieder entfachen (Ephesus), die Irrlehrer zu-rechtweisen (Pergamon), keine Unmoral dulden (Thyatira), neues Leben nötig (Sardes), die Lauheit aufgeben (Laodizea). * Verheißung. Für alle, die im Glaubenskampf durchhalten und überwinden, hat Christus eine Verheißung bereit. Das ewige Leben gilt für jede Gemeinde, aber es wird in verschiedenen Bildern aufgegliedert: der Lebensbaum (Ephesus), die Krone des ewigen Lebens (Smyrna), der neue Name auf dem weißen Stein (Pergamon), der Morgenstern (Thyatira), die weißen Kleider (Sardes), ein Pfeiler im Tempel Gottes (Philadelphia), essen und herrschen mit Christus (Laodizea). - Die Verheißungen sollen eine Motivation, ein Ansporn für die Christen sein. Es kostet immer einen Kampf, wenn wir Christus nachfolgen - aber wir sollen das große Ziel der Ewigkeit nicht aus den Augen verlieren. Christus sagt: "Wen ich liebhabe, den weise Ich zurecht und den erziehe ich." (Offenbarung 3, 19) Dieses geistliche Training geschieht in sieben Bereichen: in der Liebe (Ephesus), im Leiden (Smyrna), die Wahrheit sagen (Pergamon), heilig sein (Thyatira) echt sein (Sardes), in Mission (Philadelphia), Gott dienen (Laodizea). - Johannes beklagt sich nicht über seine Gemeinden aber er verherrlicht sie auch nicht. - Langwierige Analysen helfen einer Gemeinde nicht. Notwendig für das Wachstum einer Gemeinde sind eine Vision, eine Hoffnung und Ermutigung. - Die Gemeinde Jesu ist eine Werkstatt, in der manchmal auch einiges durcheinander geht - und kein Schaufenster, in dem alles akkurat aufgestellt ist. - Der Apostel sieht die Gemeinden wie Leuchter. Sie müssen nicht unbedingt hochpoliert sein, - wichtig ist, dass sie das Licht von Christus ausstrahlen. Im Weigle-Haus in Essen, wo Pastor Wilhelm Busch jeden Sonntag in der Nazi-Zeit vor 400 jungen Menschen eine packende Bibelstunde hielt, hing über der Eingangstüre innen ein großes Bild, das ganz schlicht gemalt war. Es zeigte ein weißes Pferd mit einem Reiter auf den Wolken des Himmels. Pastor Busch wurde oft gefragt, was dieses seltsame Bild für die Jugend bedeuten soll. Busch antwortete: Wenn die jungen Leute am Sonntag durch diese Türe nach Hause gehen, dann soll ihnen der Blick auf dieses Bild sagen: "Wenn du morgen wieder in deine gottlose Umgebung kommst, dann vergiss nicht, dass dein JESUS der siegreiche Reiter ist aus der Offenbarung (Kap.19). ER ist ein großer HERR und ER begleitet dich auf Schritt und Tritt!" 20. Oktober 2001 Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün