75. Bibelkurs BK 75 Wer ist Jesus Christus? XI Die Wiederkunft Jesu "Jesus wird auf die Erde zurückkommen" - das ist ein Thema, das in letzter Zeit immer mehr Interesse in der Öffentlichkeit findet, besonders seit dem 11. Sept. 2001, als das World Trade Center in New York von islamistischen Attentätern zerstört wurde (mit rd. 3000 Toten). Damals lautete der erste Satz im Kommentar der FAZ am 13.9.: "Der 11. September des Jahres 2001 wird als jener Tag in die Weltgeschichte eingehen, an dem westliche Zivilisation eine Ahnung davon bekommen hat, was die Vision vom Endkampf zwischen Gut und Böse vor dem Tag des Jüngsten Gerichts, was der biblische Ortsname "Armagedon" bedeuten könnte." (mit Harmagedon bezeichnet die Bibel den Ort, an dem die letzte Schlacht der Weltgeschichte geschlagen wird - Offenbarung 16: "... die Könige der ganzen Welt versammeln sich zum Kampf am großen Tag Gottes, des Allmächtigen... und ER versammelte sie an einen Ort, der heißt auf Hebräisch Harmagedon". Aber auch schon vorher taucht dieses Thema auf. Im April 1990 wurde in München auf der 2. Biennale für neues Musiktheater im Kongresssaal des Deutschen Museums das Oratorium "Patmos" von Wolfgang von Schweinitz uraufgeführt. Der Text dieser Komposition ist die ganze Offenbarung des Johannes mit ihren 22 Kapiteln in der Luther-Übersetzung, - ohne Auslassungen, ohne Umdeutungen. Was hat hier gereizt? "Ist es die theologische Botschaft? Die möglicherweise aktuelle Menschheitssitutation? Der letzte große Appell zur Umkehr?" schreibt der führende Kulturkritiker der FAZ Gerhard R. Koch in seiner Rezension am 2.5.90. Die Posaunen und Bläser stehen in dem Oratorium für das Himmlische, die Streicher für das Irdische und das Schlagzeug für höllische Verführung. Die Aufführung "hinterließ glänzende Eindrücke" und wurde eine Woche später in Kassel wiederholt. "Für die Kunst des letzten Vierteljahrhunderts ist das Apokalypse-Thema immer wieder attraktiv gewesen" schreibt der Rezensent. In USA erschien in den Jahren 2002 bis 2004 eine Buchserie mit 12 Bänden, die ein Bestseller wurde, mit dem Titel: "Left behind" (= "zurückgeblieben" - nach der Entrückung! Deutscher Titel: "Die letzten Tage der Menschheit"). 70 Millionen wurden von dieser Buchreihe verkauft (Preis 58,- €). 126 Lastautos brauchte der Verlag, um die Startauflage zu befördern. Der evangelikale Autor Tim LaHaye erhielt für eine andere Buchreihe den höchsten Vorschuss, den je ein Autor für eine Veröffentlichung erhielt: 51 Mio. Euro. Als der letzte Band von "Left behind" erschien, waren schon im voraus 1, 9 Mio. Exemplare verkauft. Dieser Buchtitel wurde beim renommierten internationalen Wissenschaftskolleg in Berlin als ein Buch mit Signalwirkung erwähnt. Der führende amerikanische Historiker Anthony Grafton von der Princeton-University (Chef vom "Institute für Historical Studies") wies auf "Left behind" hin, das ein Zeichen ist für eine "weltweite Deutungsaktivität" im Geschichtsdenken der Gegenwart. "Wenn Anthony Grafton anfängt, die Apokalypse zu studieren, ist es womöglich wirklich Zeit, den Sicherheitsgurt festzuziehen" schreibt der Kommentator Andreas Kilb am 24.6.06 in der FAZ und weist auch auf die Internetseite "raptureready.com" hin. . Das sind nur einige Nachrichten aus dem weltlichen Bereich, - auf hoher Ebene, die deutlich machen, dass denkende Menschen ernsthaft sich mit dem Ende der Menschheitsgeschichte und der Rückkehr Jesu beschäftigen. Das gibt uns Christen einen Anstoß, nach der Botschaft der Bibel über die Wiederkunft Jesu zu fragen - und uns mit noch größerem Eifer diesem wichtigen Thema zu widmen. Die Parusie Jesu hat schon immer die Christen beschäftigt, besonders in Katastrophenzeiten und in Verfolgungen. Es ist auch immer wieder der Versuch gemacht worden, das Datum der Wiederkunft Jesu zu errechnen (obwohl Jesus mehr als einmal deutlich sagte, dass dieser Tag nur dem Vater im Himmel bekannt ist). Sogar der bedeutende Theologe und Gottesmann Johann Albrecht Bengel in Württemberg (1687-1752) hatte das Wiederkommen Jesu für den 18.6.1838 errechnet (er wollte ursprünglich Mathematik studieren, - vielleicht hängt es damit zusammen?). Es sind in den letzten 50 Jahren, nachdem das Thema der Wiederkunft Jesu immer brennender wurde, viele Bücher geschrieben worden, die sich vor allem mit den Anzeichen des baldigen Erscheinens Jesu befassten. Besondere Anziehungskraft haben die Fragen: "Was bedeutet die Zahl 666?, der Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem, der Antichrist, das Bündnis der zehn Nationen, wann ist die Entrückung?" Der Wiener Historiker Franz Stuhlhofer hat diese Bücher einmal alle unter die Lupe genommen (in dem Buch: "Das Ende naht! Die Irrtümer der Endzeitspezialisten" - 1992) und eine überraschende Feststellung gemacht. Die Vorhersagen in diesen Büchern sind samt und sonders nicht eingetroffen. Aber was noch mehr überrascht: keiner der Autoren hat sich später für die Fehldeutung entschuldigt. "Von einer tiefgreifenden Umkehr, die ein Abwenden von dieser ganzen Art, mit biblischen Endzeitaussagen zu spekulieren, beinhalten würde, sind sie jedenfalls weit entfernt" schreibt der Autor. Warum werden diese Bücher so viel gekauft? Es ist die Neugierde, die dahinter steckt, die eine ganz starke Triebkraft ist. Die Schlange im Paradies kannte diese Schwäche der Menschen und hat bei der Eva auf ihre Neugierde spekuliert, - hatte auch prompt Erfolg damit. Denn bei der ersten Attacke blieb Eva noch fest und antwortete: "Gott hat gesagt: Esst nicht vom Baum, rührt ihn auch nicht an ..." Aber dann zischelte die Schlange geheimnisvoll: "Wenn ihr davon esst, werdet ihr sein wie Gott und wissen, was gut und böse ist" - und dann war nur noch ein kleiner Schritt zum Baum mit der Frucht. Eva griff sofort zu, denn sie wollte nur zu gerne wissen, wie es ist, wenn man ein Gott ist und gut und böse unterscheiden kann. Und dann nahm das Verhängnis seinen Lauf (1. Mose 3). Eva brachte es fertig, am Anfang Gott zu gehorchen aber sie schaffte es nicht, der Neugierde zu widerstehen. So hat also die Neugierde des Menschen die große Menschheitskatastrophe eingeleitet. - Daran sieht man, welch eine große Kraft in der Neugierde steckt. Nicht umsonst ist darin das Wort "Gier" enthalten. - Neugier kann allerdings auch positiv sein. Sie ist häufig das Motiv für Wissenschaftler und Forscher. - Es gibt im geistlichen Bereich auch eine "geheiligte Neugier". - Im Neuen Testament kommt oft das Wort "Geheimnis" vor (28 mal). Ein Geheimnis hat immer eine gewisse Anziehungskraft. Aber die Bibel sagt dazu: Ein Geheimnis muss uns durch Gottes Geist offenbart werden. Wir können es selbst mit eigenen Anstrengungen nicht enträtseln. - Auch in den Endzeitfragen ist es notwendig, dass wir uns nicht zu sehr von der Neugierde treiben lassen sondern uns Zurückhaltung auferlegen und warten, bis Gott selbst uns die Antworten zeigt. Was sagt die Bibel über die Wiederkunft Jesu? Die große Endzeitrede Jesu bildet in den ersten drei Evangelien jeweils ein ganzes Kapitel (Matthäus 24; Markus 13; Lukas 17+21). Dazu bringt Jesus noch drei Gleichnisse: die zehn Jungfrauen (Matthäus 25), das große Weltgericht (Matthäus 25), der Feigenbaum (Lukas 21) In den Apostelbriefen sind die meisten Hinweise in den beiden Thessalonicher-Briefen, in 1. Korinther 15 und im 2. Petrus-Brief. In der Offenbarung des Johannes ist die Wiederkunft Jesu das Hauptthema. Jesus hielt Seine Endzeitrede, weil die Jünger zwei Fragen an Ihn richteten: "Wann wird das alles geschehen? Welches sind die Vorzeichen dafür?" Dieselben Fragen beschäftigen auch heute die meisten. Es sollen nun weniger interessante Einzelheiten oder strittige Themen der Wiederkunft Jesu zur Sprache kommen sondern es geht hier mehr um wichtige Wahrheiten aus der Bibel, die uns helfen können, unser Christsein im Alltag so zu leben, dass wir mit Freuden dem großen Erscheinen Jesu entgegensehen können. 1. Die Wiederkunft Jesu ist ein Teil vom großen Plan Gottes. Diese Feststellung ist wichtiger als die meisten denken. Gott handelt immer nach Plan - im Großen wie im Kleinen, in der Kosmos-Geschichte und in unserem Alltag. Bei Gott gibt es keine Hektik oder Torschlusspanik. In großer Weisheit lenkt ER alles Geschehen, - bis ins kleinste Detail. Nach dem tragischen Versagen von Adam und Eva im Paradies fasste Gott den Entschluss, die Sache wieder in Ordnung zu bringen, was mit hohen Kosten verbunden sein würde: ein Nachkomme der Eva wird zwar vom Satan tödlich verwundet werden, aber ER wird dem Bösen auch eine vernichtende Niederlage beibringen. Das ist die Prophezeiung auf Jesu Kreuz und Auferstehung (1. Mose 3, 15). Bis es soweit ist, sollten - nach jüdischer Zählung - rund viertausend Jahre vergehen. In diesem langen Zeitraum entfaltet sich eine Geschichte, die genau nach Gottes Planung verläuft: Nach der Sintflut beruft Gott Abraham als Sein Werkzeug. Aus seinen Nachkommen erwählt Gott Israel als Sein Volk. Nach einer sehr wechselhaften Geschichte mit vielen Hochs und Tiefs wird Jesus in diesem Volk geboren - durch Seinen Kreuzestod und durch Seine Auferstehung wird Jesus der Erlöser für die ganze Menschheit. Mit IHM kommt die Wende der Menschheitsgeschichte. Eine totale Wende für den ganzen Kosmos wird die Wiederkunft Jesu bringen. - Diese ganze Geschichte nennt man die "Heilsgeschichte", die genau dem Plan Gottes folgt - und die zum Heil der Menschheit führt. Einen solchen Plan findet man in den Religionen der Völker nicht. Im Hinduismus und im Buddhismus wird das "Karma" gelehrt: eine ewige Wiederkehr des Lebens wie in einem unendlichen Kreislauf, ohne ein bestimmtes Ziel. Auch die alten Griechen hatten eine solche zyklische Geschichtsauffassung: es kommt alles einmal wieder, niemand weiß das Endergebnis. Ähnlich denken auch viele bei uns heute, die sich vom Christentum abgewendet haben. Die östlichen Religionen (mit allem, was zu Esoterik gehört) beeindrucken die Deutschen mehr als die Lehren von "Left behind", sagte ein bekannter deutscher Verleger, der sich überlegte, "Left behind" in Deutsch herauszubringen. Die Frage nach dem Sinn und Ziel des Lebens hat die Menschen schon immer beschäftigt. Das Theater, das heute allgemein zu unserer Weltkultur gehört, hat seinen Ursprung in Griechenland. Die alten Griechen suchten im Theater die großen Probleme des Lebens zu lösen. Die Aufführungen hatten religiösen Charakter und waren dem Gott Dionysos geweiht. Die Darsteller waren alle Priester. Die berühmtesten Theaterstücke der Griechen waren Tragödien, - ein Zeichen dafür, dass die Menschen damals mit schweren Schicksalen im Leben nicht fertig wurden und Antworten im Theater suchten. Interessant ist nun, dass es in Israel kein Theater gab. Israel hatte die Propheten, die das Sprachrohr Gottes waren. Sie gaben die göttlichen Antworten auf die Fragen der Menschen, deshalb brauchten sie kein Theater. Die Propheten verkündeten auch den Plan Gottes für die Menschheit - bis hin zum Kommen des Messias und dem Anbruch einer neuen Welt Gottes. Die Planungshoheit Gottes gilt auch für ein Menschenleben, - besonders für die "Gotteskinder". Zwei mal spricht David im berühmten Psalm 23 von der Führung Gottes. "ER führt mich zum frischen Wasser" - "ER führt mich auf rechter Straße - um Seines Namens willen" (d.h.: ER garantiert mit Seiner göttlichen Allmacht und Weisheit dafür, dass es immer der richtige Weg ist, den ER mich führen wird.) - Auch im Psalm 139 wird das Thema behandelt. Da heißt es: "Auch wenn ich mit Lichtgeschwindigkeit bis ans Ende des Weltalls flöge, so würde auch dort Deine Hand mich führen und Deine Rechte mich halten." Planlos in der Welt umherirren, das ist für viele Menschen eine Last, ein Trauma - mit der ständigen Frage im Innern: Warum bin ich auf der Welt? Wozu lebe ich eigentlich? - Umgekehrt: zu wissen, dass die unsichtbare göttliche Hand des Allerhöchsten mich führt, hält und schützt - das ist mehr wert als Navigation durch einen teuren Satelliten. - Der Gott, der das Weltall steuert, der die Völkergeschichte nach einem Plan lenkt, dessen Planung keine Macht der Welt (außer den Gebeten!!) verändern kann, - dieser große Gott führt auch mein Leben - richtig und gut, niemand kann es besser! Diese Gewissheit ist mehr als Gold wert, sie gibt einen Frieden, den die ganze Welt nicht geben kann, der auch im größten Tumult uns nicht genommen wird. 2. Die Gefahr der Verführung ist in der Endzeit sehr groß. Gleich am Anfang Seiner Endzeitrede warnt Jesus vor den Verführungsmächten. ER beginnt mit den Worten: "Passt gut auf, dass ihr nicht verführt werdet! - Es werden falsche Propheten, falsche Messiasse auftreten, die sogar Zeichen und Wunder tun." Das sind Führungspersonen, die den Menschen einen selbst erdachten Heilsweg anbieten. In den ersten Jahrhunderten war dies die erste und größte Gefahr für die Christen. Schon ums Jahr 150 n.Chr. - die Verfolgung der Christen war schon 100 Jahre im Gang und sollte noch über 100 Jahre dauern - trat Marcion auf und fand schnell Anhänger im ganzen Römischen Reich. Er war Sohn eines Bischofs am Südufer des Schwarzen Meeres. Sein Vater hat sogar später seinen eigenen Sohn exkommuniziert (= aus der Gemeinde ausgeschlossen). Marcion lehrte: Der Schöpfergott des Alten Testaments ist nicht der Vater Jesu. Gott ist nur ein Gott der Liebe. Marcion lehnt den Versöhnungstod Jesu am Kreuz ab. Der Mensch vergibt sich seine Sünden selbst. Mehr als die Hälfte des Neuen Testaments lehnt er ab, viele Texte verändert er eigenwillig. Der Bischof Polykarp von Smyrna, der mit 90 Jahren den Märtyrertod auf dem Scheiterhaufen erlitt, nannte Marcion die "Erstgeburt des Satans". - Es folgten noch andere Verführer: die Manichäer und Montanus in Kleinasien. Später (um 400) hatte Augustin schwer mit den Pelagianern und den Donatisten zu kämpfen. Was hilft gegen die Gefahr der Verführung? Allein das WORT Gottes, das Evangelium von Jesus Christus. Augustin schreibt: "Jesus sagt: ihr seid schon rein um des WORTES willen, das ICH zu euch gesagt habe - Johannes 15, 3 - Christus sagt also nicht ‚rein um der Taufe willen'. Nimm das WORT weg, und was ist das Wasser anderes als eben Wasser?" Deshalb ist es heute und für die Zukunft wichtig, das WORT Gottes gut zu kennen, sonst wird man schnell eine Beute der Verführer. Der Film "Sakrileg", die Bücher vom "Thomas-Evangelium" und vom "Judas-Evangelium" sind Verfälschungen der neutestamentlichen Botschaft - und viele Leute nehmen das als mögliche Wahrheit auf, weil sie die Bibel nicht kennen. Zur Zeit der Alten Kirche gab es acht "apokryphe" Evangelien, die alle einen anderen, unbiblischen Jesus verkündigten. - Eine gute Kenntnis der Heiligen Schrift ist die beste Garantie, auf dem richtigen Weg zu bleiben, denn die Bibel ist die stärkste Kraftquelle und ein absolut sicherer Beurteilungsmaß-stab. - G.K. Chesterton hatte ganz recht: "Wenn die Menschen sich von Gott abwenden, dann denken Sie ja nicht, dass sie nichts glauben, - im Gegenteil: sie glauben alles, auch den größten Unsinn." 3. Wachsamkeit ist deshalb für die Christen in der letzten Zeit sehr wichtig. Jesus schließt das berühmte Gleichnis von den 10 Jungfrauen mit den Worten: "Darum wachet! Denn ihr wisst weder Zeit noch Stunde, in der der Menschensohn kommen wird." (Matthäus 25) Eingeschlafen sind alle zehn Jungfrauen. Das zeigt, dass auch die Christen in der großen Gefahr sind, die Wachsamkeit aufzugeben. Drei mal ruft Jesus in der Endzeitrede bei Markus am Schluss Seinen Jüngern "Wachet!" zu. "Lasst uns wachen und nüchtern sein!" mahnt der Apostel im Blick auf den "Tag des HERRN" im Thessalonicher-Brief (1. Thessalonicher 5) * Wachsam sein heißt: aufmerksam das Geschehen in Welt und Kirche verfolgen und es mit der biblischen Wahrheit vergleichen - und dann dem biblischen Weg folgen. * Nüchtern sein bedeutet: sich nicht von jedem Trend oder einer Euphorie, einem Begeisterungsrausch in der Gesellschaft mitreißen lassen und sich lieber an die Richtschnur des Apostels Paulus halten: "Ich betrachte alles in der Welt als Verlust im Vergleich mit dem überwältigenden Gewinn, dass ich Jesus Christus als meinen Herrn kenne." (Philipper 3, 8). Denn alles in der Welt ist vergänglich. Wir wollen uns an den Ewigen und das Bleibende halten. 4. Endzeit ist Zeit der Gesetzlosigkeit. Jesus sagt in Seiner Endzeitrede: "Weil die Gesetzlosigkeit überhand nehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten." (Matthäus 24, 12 - Luther übersetzt: Ungerechtigkeit)) - Paulus schreibt über das Auftreten des Antichristen: "Zuvor muss der Abfall kommen und der Mensch der Gesetzlosigkeit (Luther: Bosheit) offenbart werden ... Denn es regt sich schon das Geheimnis der Gesetzlosigkeit." (2. Thessalonicher 5) Das ist eine wichtige Charakteristik der Endzeit - und sie trifft auch auf unsere Zeit zu. Ein Beispiel dafür ist die Abtreibung, die in Gottes Augen die Tötung eines ungeborenen Kindes ist. Nach Angaben der UNICEF werden in der ganzen Welt pro Jahr 47 Mio. Abtreibungen durchgeführt. In Deutschland ist die Abtreibung durch Urteil des Bundesgerichtshofs "rechtswidrig aber straffrei". "Verlogener geht es nimmer!" kommentiert dazu ein Med.-Prof. aus Berlin in einem Leserbrief. Klaus Bergers erster Satz in seinem "Jesus"-Buch zu diesem Thema lautet: "In Deutschland und anderen Ländern werden Abtreibungen vom Staat bezahlt, Geburten muss man selbst bezahlen." Das ist der Geist der Gesetzlosigkeit. Ähnliches gäbe es auch zum Thema Homosexualität oder Gleichbehandlungsgesetz und anderen Fragen zu sagen, wo biblische Richtlinien außer Kraft gesetzt werden. Und dieser Trend nimmt zu. Ganz im Gegensatz dazu kennzeichnet die Offenbarung die Christen mit den Worten: "Der Drache (= der Satan) ging hin, zu kämpfen gegen die, die Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis von Jesus." (Offenbarung 12, 17) "Hier ist Geduld der Heiligen! Hier sind die, die da halten die Gebote Gottes und den Glauben an Jesus." (Offenbarung 14, 13) Hier wird also deutlich gesagt, dass es am Ende nicht nur auf den Glauben und das Zeugnis von Jesus ankommt sondern auch auf das Halten der Gebote. Man darf dabei die Worte des Apostels Paulus nicht vergessen, die für alle Zeiten gelten: "Das Gebot Gottes ist heilig, gerecht und gut." (Römer 7, 12) 5. Es ist wichtig, dass sich die Christen auf die Wiederkunft Jesu vorbereiten. Es ist üblich, dass großen Ereignissen auch große Vorkehrungen vorausgehen. Nachdem die Wiederkunft Jesu das größte bevorstehende Ereignis ist, braucht es hier besonders intensive Vorbereitungen. Es ist nicht gut, wenn Christen sich nur noch mit den Vorzeichen und dem Termin der Wiederkunft Jesu beschäftigen und wenig Mühe darauf verwenden, sich selbst zu überprüfen vor dem HERRN, ob sie IHM wohl in der rechten Weise begegnen. - Ein Beispiel aus dem Alltag: Wer mit einem alten Auto beim TÜV durchkommen will, hat vorher eine Menge zu tun. Das sehen wir deutlich beim Gleichnis von den zehn Jungfrauen (Matthäus 25) Der entscheidende Punkt in diesem Gleichnis ist das Öl für die Lampen. Die klugen Jungfrauen hatten Öl dabei, die törichten Jungfrauen hatten keines - und wurden deshalb zum himmlischen Hochzeitsfest nicht eingelassen, - weil bei ihnen die Buße fehlte! Prof. Joachim Jeremias, ein bedeutender Neutestamentler in Göttingen, sagt: Das Öl in dem Gleichnis ist nach biblischem Denken ein Bild für die Buße. Dass alle zehn Jungfrauen eingeschlafen sind, war nicht das Schlimmste. Der Kapitalfehler der törichten Jungfrauen war, dass sie am Schluss kein Öl hatten. Es wird in der Endzeit verhängnisvoll für die Christen sein, wenn Buße kein Thema mehr für sie ist. Das erste Kommen Jesu wurde durch Johannes den Täufer vorbereitet - seine Botschaft lautete: "Tut Buße, denn das Himmelreich (= Jesus) ist nahe herbeigekommen!" Und die Leute bekannten ihre Sünden und ließen sich im Jordan taufen. (Matthäus 3) - Beim zweiten Kommen Jesu ist diese Buße noch notwendiger, weil das zweite Erscheinen Jesu viel gewaltiger sein wird. Buße heißt wörtlich: "umdenken" (griech. metanoein), d.h. eine "Änderung der Gesinnung". Die Wichtigkeit der Bußbereitschaft für die Christen wird an einem allgemein wenig beachteten Faktum deutlich, das uns massiv auf diesen Punkt hinweist. Acht Stellen gibt es in den Apostelbriefen, die - im Blick auf das Wiederkommen Jesu - jedes Mal die große Sorge zum Ausdruck bringen, doch möglichst "untadelig und unbefleckt" dem HERRN zu begegnen: o "Euch lasse der HERR wachsen in der Liebe, damit eure Herzen untadelig seien in Heiligkeit vor Gott, wenn unser Herr Jesus kommt mit allen Seinen Heiligen." 1. Thessalonicher 3, 13 o "Gott heilige euch durch und durch und bewahre euch unversehrt, untadelig für die Ankunft unseres Herrn Jesus Christus." 1. Thessalonicher 5, 23 o "Ich bete darum, dass ihr prüfen könnt, was das Beste sei, damit ihr lauter und unanstößig seid für den Tag Christi." Philipper 1, 10 o "Ich (Paulus) gebiete dir vor Gott und Christus, dass du meine Lehre unbefleckt, untadelig haltest bis zur Erscheinung unseres Herrn Jesus Christus." 1. Timotheus 6, 14 o "Christus wird euch fest erhalten bis ans Ende, dass ihr untadelig seid am Tag unseres Herrn Jesus Christus." 1. Korinther 1, 8 o "Wenn alles so zergehen wird, wie müsst ihr dann dastehen in heiligem Wandel und frommem Wesen, die ihr das Kommen des Tages Gottes erwartet und erstrebt." 2. Petrus 3, 11 o "Während ihr darauf wartet, seid bemüht, dass ihr vor IHM unbefleckt und untadelig im Frieden befunden werdet." 2. Petrus 3, 14 o "Dem aber, der euch vor dem Straucheln behüten und tüchtig machen kann, untadelig und mit Jauchzen zu erscheinen vor Seiner Herrlichkeit, dem sei Ehre und Majestät .." Judas 1, 24-25 Die Apostel hatten also ein großes Verlangen, mit einem "reinen Herzen" (Matthäus 5, 8) ihrem HERRN zu begegnen. Die achtmalige Erwähnung in den Apostelbriefen zeigt, dass wir diesen Punkt nicht an den Rand schieben dürfen. Das letzte Buch der Bibel unterstreicht dies, wenn wir beobachten, dass das Weiß (neben Gold!) die dominierende Farbe der Offenbarung ist. Weiß ist die Farbe der Reinheit. Alle Bürger des himmlischen Jerusalems sind reingewaschen von ihrer Sünde durch das Blut des Lammes und tragen deshalb weiße Gewänder. Die Gemeinde Jesu erscheint "wie eine geschmückte Braut" (die Braut ist immer erkenntlich am weißen Schleier!) (Kap.21). Christus erscheint als "König aller Könige" auf einem weißen Pferd, gefolgt "vom Heer des Himmels auf weißen Pferden, angetan mit weißem, reinem Leinen" (Kap. 19), - und das Weltgericht findet statt vor dem "großen weißen Thron"" (Kap.20). Weiß signalisiert: der Himmel ist ein Ort der absoluten Reinheit, wer dort einziehen möchte, sollte untadelig und unbefleckt sein. Deshalb betonen das die Apostel so oft in ihren Briefen. Jesus nennt in der Endzeitrede bei Lukas (Lukas 17) zwei Beispiele von Epochen aus dem Alten Testament, wo es in ähnlicher Weise auf ein Ende zuging: die Zeit Noahs vor der Sintflut (1. Mose 6) und die Zeit vor dem Untergang Sodoms und Gomorras (1. Mose 19). Die Menschen zu dieser Zeit "aßen und tranken, heirateten, kauften und verkauften, pflanzten und bauten" - das sind alles keine sündigen Aktivitäten! - aber sie kümmerten sich nicht im Geringsten um den bevorstehenden Untergang, der ihnen ja angekündigt war. Ähnlich, sagt Jesus, werden sich auch die Menschen der Endzeit verhalten. Man ist so beschäftigt mit tausend Dingen des Lebens, dass man sich für die ewigen Dinge keine Zeit nimmt, - und dass viele Christen auch keine Zeit finden, ihr Leben vor Gottes Augen zu überprüfen und zu verändern. (Laodizea, die Gemeinde des letzten Sendschreibens, wurde von Christus besonders wegen ihrer Lauheit getadelt - Offenbarung 3) 6. An der Liebe wird man vieles erkennen. Derselbe Gedanke erscheint noch in einem anderen Zusammenhang. Jesus sagt in der Endzeitrede: "Weil die Gesetzlosigkeit überhandnehmen wird, wird die Liebe in vielen erkalten." (Matthäus 24, 12) Paulus fasst das allgemeiner. Er schreibt: "Zuvor muss der Abfall kommen und der Mensch der Gesetzlosigkeit offenbart werden." (2.Thess.2, 3) Der Abfall äußert sich in der Welt nicht nur bei Ungläubigen, die immer mehr vom Egoismus geprägt werden, sondern auch bei den Christen im Nachlassen der Liebe. Denn die Liebe ist das Kennzeichen der Christen, sagt Jesus (Johannes 13, 35). In den sieben Sendschreiben der Offenbarung erhalten 5 Gemeinden einen eindringlichen Bußruf Jesu. Der erste Bußruf ergeht an die Gemeinde in Ephesus und lautet: "ICH habe gegen dich, dass du die erste Liebe verlässt."(Offenbarung 2, 4) Daraus sieht man, dass Jesus eine starke Liebe bei den Christen haben möchte. Leider ist in Sachen Liebe bei den Christen ein großes Defizit zu verzeichnen. Liebe ist das am meisten missbrauchte und missdeutete Wort. Liebe bezeichnet den höchsten Umgang mit dem heiligen Gott - aber auch die geschlechtliche Liebe. - Der Apostel Johannes schreibt seinen ersten Brief an eine Gemeinde, wo er sehr die Liebe vermisste: 5 mal spricht der Apostel vom Lügen, 4 mal vom Hassen, 3 mal vom Fehlen der Liebe. Es ist eine Gemeinde, der es an echter Liebe mangelt. Das ist nicht selten. Das ist die Norm seit 2 Jahrtausenden. Viele wollen sich einer christlichen Gemeinde anschließen, sind aber enttäuscht, weil sie keine Liebe finden. Liebe ist nicht die Einhaltung von Regeln, nicht die Zustimmung zu einem Glaubensbekenntnis - sondern Liebe ist eine Beziehung zwischen zwei Personen. - Liebe ist der höchste Ausdruck von Gottes Offenbarung: "Gott ist Liebe" (1. Johannes 4, 16) - "... und so sollen wir uns auch untereinander lieben." (1. Johannes 4, 11) Wir sind zum "Ebenbild Gottes" geschaffen. Weil Gott die Liebe ist, sollen wir auch die Liebe Gottes widerspiegeln. Zwei "Zerstörer" der Liebe: (im 1. Johannes Brief) ? Die Sünde. Man hört das Wort Sünde heute selten im biblischen Sinn. Sünde wird meist um- schrieben und verharmlost: ein Fehltritt, "es machen's fast alle so", ein "Seitensprung". Viele merken oft gar nicht, dass manches von ihrem Tun aus biblischer Sicht Sünde ist; z.B.: Neid, Verbitterung, Ärger, sich sorgen, nicht vergeben können, über andere schlecht reden, jemand nicht leiden können. Jesus sagt: "Wir werden Rechenschaft ablegen müssen im Jüngsten Gericht von jedem nichtsnutzigen Wort, das wir geredet haben." (Matthäus 12, 36) Nicht nur Worte sondern auch Gedanken werden von Gott gerichtet, wie es das 10. Gebot sagt: "Du sollst nicht begehren..." ? Die Antichristen. Dieser Ausdruck findet sich nur im 1. Johannes Brief (1. Johannes 2, 18.22; 4, 1-3; 2. Johannes 7) und damit ist nicht der Antichrist der Offenbarung gemeint sondern die Christen, die eine Ein-stellung vertreten, die gegen Christus ist. Es sind "Verführer, die nicht bekennen, dass Jesus Christus in das Fleisch gekommen ist." (2. Johannes 7) Das sind Menschen, für die Jesus nur "in höheren Welten" existiert, in Gefühlen, Ideen, Ekstasen - nicht im schmutzigen Alltag. Sie erkennen nicht, dass Jesus vom Himmel in die tiefsten Tiefen herabstieg, um da zu wirken. Jesus will da arbeiten, wo es am dunkelsten ist: im Streit der Familie, - mit einem aufsässigen Teenager, - mit einem schwierigen Ehepartner, mit einem mürrischen Arbeitskollegen oder kritischen Nachbarn. Überall will Jesus Seine verändernde Kraft erweisen, - gerade auch im Sumpf der Welt. Wie ist es möglich, in schwierigen Lebenslagen Liebe zu verbreiten? Das geht nicht von heute auf morgen. Ein Kursus in Liebe reicht nicht aus. Da braucht es ein lebenslanges Lernen und Trainieren - nach dem biblischen Rezept: Sünde erkennen - Sünde bekennen - von Jesus Vergebung empfangen - und mit Seiner Kraft weiter arbeiten - Tag für Tag, immer und immer wieder! 7. Wie wird Jesus wiederkommen? - "... mit großer Kraft und Herrlichkeit". So sagt es Jesus am Schluss Seiner Endzeitrede (Matthäus 24, 30): die Menschheit wird kosmische Zeichen am Firmament beobachten, die das Kommen Jesu signalisieren, ein Heer von Engeln wird IHN dabei begleiten, - Befehle des Erzengels und Posaunen werden vom Himmel erschallen, - die Gläubigen aus allen vier Himmelsrichtungen werden verwandelt und "entrückt" und begegnen - mit den vom Tod auferweckten Gläubigen zusammen - in ihrem neuen "Geistleib" in der Luft dem "König über alle Könige" CHRISTUS in Seiner Herrlichkeit. "Mit dem Hauch Seines Mundes" wird Christus den Antichristen, Seinen Widersacher, vernichten. Das wird ein Schauspiel sein, wie es die Welt noch nie gesehen hat . - Was für ein Kraft-Potential entfaltet da Jesus bei Seiner Rückkehr auf die Erde, wo ER in großer Niedrigkeit Sein Erlösungswerk durchgeführt hat! - Was sind das für Energien, um den Antichristen mit einem Hauch zu töten, um Millionen von Toten aufzuerwecken, lebende Menschen zu verwandeln und sie durch die Luft Jesus entgegenzuführen! Seine Wiederkunft wird es offenbar machen: Christus hat eine ungeheure Kraft! Eigentlich will das Vaterunser uns jeden Tag daran erinnern, wenn wir am Schluss beten: "... denn Dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit." - Diese Kraft Jesu ist heute dieselbe Kraft. Der Apostel sagt: Jesus Christus ist gestern, heute, bei Seiner Wiederkunft und in Ewigkeit immer derselbe große HERR, der alles beherrscht. (Hebräer 13, 8) Diese große Kraft nützt ER vor allem für die, die IHM vertrauen: * wenn wir beten, antwortet ER mit dieser Kraft und verändert Situationen und Menschen * wenn wir IHN um Führung bitten, dann führt uns Sein starker Arm sehr weise * Seine großen Möglichkeiten nützt ER, um für uns zu sorgen * - und das Höchste: dieser große Christus lebt in uns (wie es Paulus immer wieder erwähnt), deshalb können wir mit IHM alles überwinden (Römer 8, 37), - bei all Seinem Handeln ist Liebe das Motiv. - Jesus sagt abschließend und ermutigend in der Endzeitrede: "Wenn aber dies anfängt zu geschehen, dann erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht" (Lukas 17, 28). 1. Juli 2006 Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün