89. Bibelkurs BK 89
Von den Wundern Jesu lernen
(über die in den 4 Evangelien berichtet wird)
I. Die Welt ist voller Wunder. Bei „Wunder“ denken wir meist zuerst an außergewöhnliche und
unerklärbare Ereignisse. Die Bibel aber bezeichnet nicht nur die Erschaffung der Welt als großes Wunder sondern auch die Erhaltung der Welt. Augustinus schreibt: „Die Welt ist voller Wunder und sie selbst (das Fortbestehen der Welt) ist das größte Wunder.“ Als Jesus in Jerusalem am Teich Betesda einen Schwerkranken geheilt hatte, griffen ihn die Juden an, weil ER das am Sabbat getan hatte. Jesus gab ihnen als Erstes zur Antwort: „Mein Vater ist seit der Schöpfung unaufhörlich an der Arbeit – und ICH auch.“ (Johannes 5, 17). Die Bibel beginnt in Genesis 1 damit, dass sie Gott bei der Arbeit zeigt. Nach der Bibel ist Gott kein „ruhendes Wesen“ sondern ER ist ein kreativer Gott, der ständig Dinge und Menschen in Bewegung setzt und immerzu Neues schafft. Im Johannes-Evangelium ist 30 mal von der Arbeit Jesu die Rede. Luther hat das Wort für Arbeit (ergon – das Wort Energie hängt damit zusammen) mit „Werk“ übersetzt. Die Wunder Jesu sind ein Teil Seiner Arbeit. Auch Seine Passion bezeichnet ER als Arbeit (Johannes 17, 4). – Viele meinten früher, dass Gott die Welt geschaffen habe, - aber eben wie ein Uhrwerk, wie eine Maschinerie, die dann von selber weiterläuft. Das ist ein Irrtum. Gott arbeitet „wunderbar“ weiter – in allen Bereichen der Schöpfung. Die Bibel sieht Gott überall in der Natur am Werk: beim Gewitterdonner (Hiob 37, 2-5), bei den Sternenbahnen (Hiob 9, 9-11), beim Wachsen des Embryos (Psalm 139, 13-15) – und auch in der Geschichte lenkt Gott den Weg der Völker (Jesaja 25, 1+2). Das deutsche Wort „wunderbar“, das wir im Alltag oft verwenden sobald etwas Überraschendes auftaucht, erinnert uns an dieses Phänomen: Unser Gott kann jeden Moment kreativ etwas verändern oder sogar neu machen. Das sagen uns einige bekannte Bibelworte: „Erkennet doch, dass der HERR Seine Heiligen wunderbar führt“ (Psalm 4, 4). „Sein Rat ist wunderbar und ER führt es herrlich hinaus.“ (Jesaja 28, 29). Unter den 4 Namen, die Jesus prophetisch in Jesaja 9 gegeben werden, steht an erster Stelle: „ER heißt <wunderbarer Ratgeber>...“ Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass 8 mal in der Bibel steht: „Bei Gott ist kein Ding unmöglich!“ (1. Mose 18, 14; Hiob 42, 2; Jesaja 46, 10; Jeremia 32, 17+27; Sacharja 8, 6; Matthäus 19, 26; Lukas 1, 37) Dieser Satz will uns immer wieder daran erinnern, dass Gott jeden Augenblick etwas Neues schaffen kann, - kreativ, weise und mit großer Kraft. Das hilft uns auch beim Beten, Gottes Eingreifen zu erwarten. Mit dem Hinweis auf Gottes gewaltiges Wirken in der Schöpfung hat Jesaja das depressive Gottesvolk in der Babylonischen Gefangenschaft ermutigt (Jesaja 40-45), - hat Gott den verzweifelten Hiob auf andere Gedanken gebracht (Hiob 38-42). Beide Male wollte Gott daran erinnern, dass Seine Kraft ungeheuer groß ist und dass ER jede Situation sofort verändern kann, - dass für IHN kein Problem zu groß ist. Leider ist die heimliche Tendenz in uns stark, die Probleme zu groß zu sehen – und Gott zu klein, weshalb Gott in Babylon und bei Hiob „alle Register ziehen“ musste (mit 11 Kapiteln!). – Denselben Gedanken verfolgt Jesus, wenn ER sagt: „Ob ein Sperling vom Baum fällt (im großen Regenwald des Amazonas) oder ein Haar von unserem Haupt ...“ (Matthäus 10, 29+30) – jedes Mal ist die unsichtbare Hand Gottes bei der Arbeit, - nicht der Zufall oder ein blindes Schicksal.
II. Den Liberalen sind die Wunder ein großes Ärgernis. „Was nicht geschehen darf, das kann
auch nicht geschehen sein.“ Nach diesem Motto denken sie bei den Wundern der Bibel. Es wurde jetzt des 200. Geburtstags von David Friedr. Strauß gedacht (1808 -1874), der in seinem Buch „Das Leben Jesu“ (Tübingen 1835) alle Wunder Jesu total ablehnte und damit zum ersten Mal den Bazillus der kritischen Theologie verbreitete und großes Aufsehen erregte. R. Bultmann (um 1950) hat in neuerer Zeit diese Richtung weiter verfolgt und die leibliche Auferstehung Jesu abgelehnt. Selbst im luth. Erwachsenen-Katechismus (1975) kann man lesen: “Die meisten Wunderberichte in den Evangelien sind legendarisch. – Die Frage, ob die erzählten Totenerweckungen (z.B.Lazarus), historische Ereignisse seien, tritt zurück.“ Wenn die Wunder Jesu ins Reich der Legende verwiesen werden, dann verliert das Evangelium seine Kraft. Die Liberalen zur Zeit Jesu waren die Sadduzäer, die nicht an die Auferstehung und nicht an Engel glaubten. In einem Streitgespräch mit ihnen über die Auferstehung sagte Jesus am Schluss: „Ihr kennt weder die Heilige Schrift noch die Kraft Gottes. Ihr irrt euch sehr!“ (Markus 12, 24) Denselben Vorwurf muss man den heutigen Liberalen (die auch die Jungfrauengeburt bezweifeln) machen: „Eure Sicht der Bibel ist ein Irrtum. Ihr habt keine Ahnung von der Kraft Gottes.“ Letzten Endes kennen die Liberalen die Größe unseres Gottes nicht. Da fängt die Malaise an. Mit der Erschaffung des Kosmos hat Gott Seine Allmacht gezeigt. Die Wunder im Alten und Neuen Testament sind nur Zeichen für die Majestät des Allmächtigen. Deshalb sind auch im Alten Testament so viele Hinweise (41 Stellen, siehe: BK 79, Seite 6+7) auf Gott, den Schöpfer, zu finden. Sie sind für das Gottesvolk der Beweis dafür, dass Jahwe der wahre Gott ist. Die Zehn Plagen in Ägypten waren alle Naturwunder, - Katastrophen, die Jahwe auslöste. Der Gott, der den Kosmos erschuf, hat keine Probleme bei Wundern. Die Kraft Gottes wirkt sich in der Natur aus, bei Menschen, bei den Völkern und sogar beim Tod. Sie kennt keine Grenzen. – Der britische Historiker Herbert Butterfield, der auch Christ war (gest. 1979), schreibt in seinem letzten Buch: „Du wirst das Wirken Gottes in der Geschichte niemals sehen, wenn du nicht Gott in deinem eigenen Leben gefunden hast.“ In ähnlicher Weise kann man sagen: „Du wirst niemals die Wunder Gottes erkennen, wenn du nicht das Wunder der göttlichen Wiedergeburt in deinem Leben erfahren hast.“
III. Die Wunder Jesu.
Von den vielen Wundern Jesu sind nur 35 mehr oder weniger ausführlich berichtet.
· Mehrmals wird erwähnt, dass Jesus alle Kranken heilte, die zu Ihm gebracht wurden: „Jesus heilte alle Krankheiten und alle Gebrechen im Volk“ (Matthäus 4, 23). Einmal heißt es sogar: „Alle, die geplagt waren, fielen über Ihn her, um Ihn anzurühren“ (Markus 3, 10). Auffällig ist, dass Jesus fast immer zu den Geheilten sagte: „Sage es niemand!“ (Markus 1, 44+45; Matthäus 9, 30+31; Markus 5, 43), was aber die meisten nicht beachteten. Ein einziges Mal hat Jesus befohlen, die Heilung den Angehörigen zu erzählen (beim besessenen Gerasener – Markus 5, 19). Jesus wollte mit den Heilungen zeigen, dass ER das Volk lieb hat und ihnen helfen will und dass ER in allen Lebenslagen helfen kann. Aber ER wollte dennoch nicht als „Wunderheiler“ bekannt werden. ER wollte nicht bloß gesund machen, sondern ER wollte Menschen von Sünden befreien, ihnen zu einem neuen, ewigen Leben verhelfen. Dazu sollten sie vor allem Seine Botschaft hören. Das war ihm das Wichtigste. In Seinem WORT ist eine Kraft, die noch Größeres bewirkt als Gesundheit. Das wurde deutlich bei einem Seiner ersten Wunder in Kapernaum, als man einen Gelähmten durchs Dach vor Jesus niederlegte. Sein erstes Wort an den Kranken lautete: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben!“ (Markus 2) Die Heilung folgte dann noch. „Gesundheit ist nicht die Hauptsache!“ Das ist ein Satz, der viele stutzig macht – aber genau so denkt Jesus.
· Am häufigsten hat Jesus durch ein WORT ein Wunder gewirkt. Der Hauptmann von Kapernaum hat es treffend gesagt: „HERR, sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund!“ (Matthäus 8) Jesus hat oft nur kurze Befehle gesprochen, die das Wunder auslösten: „ICH will’s tun: sei rein!“ (Markus 1, 41) - „Steh auf, nimm dein Bett und geh heim!“ (Markus 2, 11) – „Strecke deine Hand aus!“ (Markus 3, 5) – zum Taubstummen: „Hefata“ – Tu dich auf!“ (Markus 7, 34) – „Frau, sei frei von deiner Krankheit!“ (Lukas 13, 12) – zum Sturm auf dem See Genezareth sagt Jesus: „Schweig und verstumme!“ (Markus 4, 39). – zum besessenen Knaben: „Du sprachloser Geist, ICH gebiete dir: Fahre von ihm aus...“ (Markus 9, 25). Es war wie bei der Erschaffung der Welt: „Gott sprach: es werde Licht und es ward Licht.“ Im WORT von Gott ist eine überirdische Kraft. Deshalb kann uns ein einziger Satz aus der Bibel oft so viel Kraft geben, - deshalb müssen böse Mächte durch ein WORT Gottes weichen. Ein einziges Gotteswort hat schon manchen Menschen total verändert. Gott benützt am liebsten Sein WORT als Instrument, um Veränderungen zu bewirken und erreicht damit die größten Erfolge.
· Bei allen Wundern erwartet Jesus: Nachdenken und eine Entscheidung treffen.
Die meisten Wunder tat Jesus in Kapernaum (10 von den 35 Wundern), also fast ein Drittel – und außerdem noch viele in der Nachbarschaft in Galiläa. Die Menschen um den See Genezareth hatten am häufigsten Jesu wunderbares Wirken als Augenzeugen miterlebt. Aber gerade über Kapernaum spricht Jesus das schlimmste Wort: „Kapernaum, du wirst bis in die Hölle hinuntergestoßen werden!“ (Matthäus 11, 23) Warum wohl? Die Leute von Kapernaum hatten Großes von Jesus gesehen und viel von Seinen Taten gehört – aber das ließ sie alles kalt, sie machten sich keine Gedanken darüber, - was Jesus sonst noch sagte, das hat sie in keiner Weise interessiert. Sie hatten einige große „Events“ miterlebt, aber das war dann schon alles! Aber Jesus erwartet mehr. ER sagte einmal zusammenfassend: „Selig sind die Augen, die die Wunder gesehen haben und die Ohren, die Mein WORT gehört haben!“(Matthäus 13, 16). Sehen und Hören gehören bei Jesus zusammen. Pfr. Theo Lehmann sagte einmal in einem Gottesdienst in Chemnitz: „Es ist gefährlich, eine Predigt zu hören, - das Wirken Gottes mitzuerleben. Die Entscheidung, die ich danach treffe, - Annahme oder Ablehnung - kann mein ewiges Schicksal bestimmen.“ – Es waren nicht wenige, die nach der Heilung Jesus nachgefolgt sind. Aber es gab auch den anderen Fall: Von den zehn Aussätzigen, die Jesus heilte, kam nur einer zurück (der über alles nachgedacht hatte) und „fiel vor Jesus nieder und dankte Ihm. Und das war ein Samariter.“ (Lukas 17).
· Das Problem Jesu mit Seinen Jüngern: die Apostel haben alle Wunder Jesu miterlebt, sie waren von Anfang überall dabei. Aber sie begriffen sehr langsam. Nach der Verwandlung von Wasser in Wein bei der Hochzeit in Kana heißt es von ihnen: „ER offenbarte Seine Herrlichkeit und Seine Jünger fassten Vertrauen zu Ihm.“ (Johannes 2) Aber es dauerte nicht lange bis zur nächsten Prüfung. Beim Sturm auf dem See Genezareth war plötzlich alles Gottvertrauen weg. Sie bangten um ihr Leben, obwohl Jesus auf dem Schiff war. Als ER den Sturm gestillt hatte, sagten sie untereinander: „Wer hätte das gedacht: selbst Wind und Meer sind Ihm gehorsam!“ (Markus 4) Sie hatten es mehrmals erlebt, dass die Dämonen Jesus gehorchen mussten – aber sie hatten daraus nicht den Schluss gezogen, dass a l l e s Jesus gehorchen muss. Da sollten sie dazu lernen. Für uns gilt das genau so: auch unsere Sorgen und Probleme müssen Jesus gehorchen, wenn wir sie IHM vor die Füße legen. Da sollten wir mehr Vertrauen zu IHM haben. Am kräftigsten hat Jesus einmal Seine Schar in die Kur genommen, als sie alle in einem Boot saßen und sich wegen der Verpflegung immer noch sorgten, - obwohl Jesus in einer Rede schon ein wichtiges Thema angefangen hatte. Sehr drastisch sagt ER zu ihnen: „Ihr habt Probleme, weil ihr zu wenig Brot dabei habt. Wie war das denn neulich in der Wüste, als Tausende versorgt werden mussten? Bei den 5000 Menschen hatte Ich am Anfang nur 7 Brote, wie viele Körbe voll Brocken habt ihr eingesammelt? – Zwölf! – und wie viele bei den 4000? – Sieben! – Seid ihr denn innerlich total verstockt? Könnt ihr nicht logisch denken? Habt ihr alles vergessen? Begreift ihr denn noch nicht?“ (Markus 8, 14-21). - Das war eine kräftige Lektion! – „Jünger“ heißt wörtlich die „Lernenden“. Es ist gut, nach jedem „wunderbaren Erlebnis“ sich zu fragen: „HERR, was willst Du mir damit sagen? – was hat das für mich zu bedeuten? – was kann ich daraus lernen?“ Man lernt nicht aus, sagt der Volksmund, - das gilt vor allem für unser geistliches Wachstum. Die Apostel schreiben oft in ihren Briefen, dass die Christen im Glauben wachsen sollen, - dass wir sogar „dem Bild Jesu gleichgestaltet sein sollen“ (Römer 8, 29). Wenn man dieses Ziel vor Augen hat, sagt man sich: da gibt es noch viel zu lernen. Und jede kritische Situation kann eine Lernstunde sein.
· Der „Berge versetzende Glaube“. Im Grunde ging es bei den Jüngern um das Gottvertrauen, das Jesus sehr am Herzen lag und das ER bei Seinen Leuten meist vermisste, - weshalb ER sie oft „Kleingläubige“ nannte. Jesus hat sich immer gefreut, wenn Menschen Ihm Großes zutrauten. ER lobte den heidnischen Offizier über die Maßen, weil dieser glaubte, dass Jesus durch einen Befehl die Krankheit seines Knechtes sofort heilen kann (Matthäus 8). Jesus hat es einmal zugespitzt gesagt: „Ihr braucht mehr Gottvertrauen! Wahrlich, ICH sage euch: Wer zu diesem Berg spräche: Hebräer dich auf und wirf dich ins Meer! und zweifelte nicht ... sondern glaubte ... so wird’s ihm geschehen.“ (Markus 11, 22+23) Als die Jünger einmal bei einem besessenen Knaben keinen Erfolg hatten, fragten sie Jesus nach der Heilung: „Warum konnten w i r das nicht?“ Da antwortete ihnen Jesus: „Weil ihr zu wenig Gottvertrauen habt!“ (Matthäus 17, 19+20). Mehrmals hat Jesus zu den Geheilten lobend gesagt: „Dein Glaube (= dein Gottvertrauen) hat dir geholfen.“ (Matthäus 9, 22; Lukas 7, 50; Lukas 17, 19; Lukas 18, 42;). Seine Abschiedsreden vor der Kreuzigung beginnt Jesus mit den Sätzen: „Habt keine Angst! Vertraut Gott und habt Vertrauen zu Mir!“ (Johannes 14, 1)
· Jesus heilt Besessene, ER treibt Dämonen aus. Fünf Mal wird das in den Evangelien berichtet, zwei Mal sogar sehr ausführlich (Markus 5 und 9). Bei dem besessenen Gerasener erlaubt es Jesus den Dämonen in eine Schweineherde zu fahren, die dann ins Meer stürzt. Für Jesus ist ein Mensch mehr wert als 2000 Schweine. Markus berichtet als erstes Wunder in Kapernaum eine Dämonenaustreibung. Damit demonstriert Jesus deutlich, dass ER stärker ist als der Satan. ER hat ihn bei der Versuchung in die Flucht geschlagen. Nun wird dieser Sieg offenbar. Johannes Warneck schreibt in seiner Missionstheologie: Die größte Freude hatten die Eingeborenen in Indonesien, als sie durch Jesus von den bösen Geistern befreit wurden. Die Freude über die Sündenvergebung kam erst später. Aber dem Islam gelang es nicht, Menschen von Dämonen zu befreien. – Wenn wir es mit finsteren Mächten zu tun bekommen, brauchen wir unbedingt die Verbindung mit Jesus. ER allein wird mit ihnen fertig. Als Pfr. Blumhardt in Möttlingen nach langem Gebetsringen (fast 2 Jahre!) die Befreiung der Gottliebin Dittus erlebte (1843), verließen die Dämonen die Kranke mit dem lauten Ruf: „Jesus ist Sieger“, der im ganzen Dorf zu hören war.
IV. Wunder haben begrenzte Wirkung - das WORT hat mehr Kraft.
· Für viele Menschen sind Wunder das Höchste. Wunder können sehr großes Erstaunen bewirken und nachdenklich machen. Aber einen Menschen verändern, so wie ihn Gott haben will, - das können sie nicht. Deshalb gab es auch in Kapernaum, wo die meisten Wunder Jesu geschahen, nur wenige, die Jesus nachfolgten. Allein das WORT Gottes hat die Kraft, einem Menschen neues Leben zu schenken. Bei der Hochzeit in Kana haben viele am Schluss den ausgezeichneten Wein getrunken und oft die Story davon erzählt, aber die sechs Fischer waren die einzigen, die den Schluss daraus zogen: „Mit diesem Jesus wollen wir gehen, - Dem kann man sich anvertrauen, - Der kann, was alle anderen nicht können“. Als Jesus nach drei Jahren in Jerusalem beerdigt wurde, war kein einziger von den Hunderten oder Tausenden dabei, die Jesus geheilt hatte. Nach drei Jahren war es vergessen. Keine große Dankbarkeit! So wenig hatten die Wunder bewirkt. – Von den drei Erzvätern Abraham, Isaak und Jakob war Isaak eigentlich die blasseste Gestalt, obwohl er als Junge durch ein Wunder im letzten Moment vor dem Tod bewahrt wurde (1. Mose 22). Aber dieses Wunder hat keinen großen Eindruck auf ihn gemacht. Abraham hat selten Wunder erlebt, er wurde innerlich geformt durch die Gespräche mit Gott, durch das Hören auf Gottes Botschaften. Das hat ihn so stark geprägt, dass ihn später der Apostel Paulus als Vorbild für die Gläubigen hinstellte (Römer 4).
· Dieselbe Wahrheit begegnet uns in dem Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus (Lukas 16). Der reiche Mann kommt in die Hölle und möchte nicht, dass auch seine fünf gottlosen Brüder an diesen Ort der Qual kommen. Deshalb bittet er Abraham inständig zwei Mal, doch den Geist des Lazarus seinen Brüdern zu senden (in der Hoffnung, dass eine Geistererscheinung mit Berichten von den fürchterlichen Qualen in der Hölle seine Brüder vielleicht zur Bekehrung bringen könnten). Aber Abraham hat ihm zwei Mal eine Absage erteilt – aus dem einfachen Grund: „Sie haben Mose und die Propheten, die sollen sie hören. Das reicht vollkommen. Eine Totenerscheinung würde bei ihnen nichts bewirken.“ Spektakuläre Erscheinungen können zwar Erstaunen (oder auch Spott) hervorrufen, aber geholfen wird damit keiner Seele. Die beste Hilfe im Blick auf die Ewigkeit bekommt ein Mensch durch das WORT Gottes.
· Johannes der Täufer, der von Gott gesandte Wegbereiter für das Wirken Jesu, hat überhaupt keine Wunder getan – obwohl Elia (mit dem Jesus ihn mehrmals verglichen hat) sehr viele und große Wunder getan hat (Feuer auf dem Karmel, 3 ½ Jahre lange Trockenheit durch das Gebet des Elia, Totenauferweckung in Zarpat – 1. Könige17+18). Die große Stärke des Täufers war seine Verkündigung. Er predigte: „Tut Buße, das Himmelreich (= Jesus) ist nahe herbeigekommen!“ (Matthäus 3). Und diese Botschaft bewirkte Veränderung. Scharenweise zogen die Leute aus Jerusalem und den umliegenden Regionen an den Jordan, um die Taufe der Buße von Johannes zu empfangen. Das war die beste Vorbereitung für das Kommen Jesu. Und Jesus begann seine Botschaft mit demselben Thema wie Johannes: „Tut Buße...“ (= „Ändert euer ganzes Denken und vertraut Meiner Botschaft!“ (Markus 1, 15) Gott hat Sein bestes Instrument, das WORT, eingesetzt, um Menschenherzen zu verändern, damit Jesus bei ihnen einzieht und sie Menschen werden, die Gott gefallen.
V.
Zeichenforderung hat Jesus abgelehnt.
Mehrmals
kamen die Gegner Jesu, Schriftgelehrte und Pharisäer, zu Jesus und verlangten
von IHM Wunder als Beweis dafür, dass ER der Sohn Gottes ist (was sie nicht
glauben wollten):
Matthäus 12, 38-42; Matthäus 16, 1-4; Johannes 4, 48; Johannes 2, 18; Johannes 6, 30. Aber jedes Mal hat Jesus abgelehnt.
Der Apostel Paulus hält das für typisch jüdisch: „Die Juden fordern Zeichen...“(1. Korinther 1, 22). Auch in Nazareth, wo Jesus aufgewachsen war, verlangte man bei seinem ersten Besuch in der Synagoge, auch in seiner Vaterstadt Wunder zu tun – so wie in Kapernaum. Als Jesus das ablehnte, wurden die Leute zornig und hätten Ihn beinahe einen Abhang hinabgestürzt (Lukas 4). Das steckt allgemein im Menschen drin: viele wollen erst Beweise haben und dann erst wollen sie glauben. Einfach auf eine göttliche Einladung hin Gott zu vertrauen, das ist für viele zu riskant. Aber ohne Vertrauen kann man bei Gott nichts erreichen. – Der britische Bischof Michael Baughen hat es in seinem Buch über das Gebet („Durchbruch zu Gott“) eindrucksvoll dargestellt. Wie oft erlebte er es bei Besuchen, dass jemand klagte: „Ich betete jeden Tag um den Schutz Gottes für mein Kind, doch hatte es jenen schrecklichen Unfall ... und da habe ich meinen Glauben verloren.“ Er schreibt dazu: „In aller Sanftmut muss man dazu sagen: <Je eher man einen solchen ’Glauben’ verliert, um so besser. Es handelt sich keineswegs um christlichen Glauben. Das war der verkehrte Glaube!> “ Gottes Ziele sind größer und wichtiger als unsere Vorstellungen. IHM einfach kindlich vertrauen, das hilft uns mehr, durch die Schwierigkeiten im Leben zu kommen als unsere Besserwisserei. – Wir können Gott nicht manipulieren, damit ER unsere Wünsche erfüllt. ER kennt uns und unsere ganze Situation besser als wir, - und weil ER die liebt, die IHM vertrauen, führt ER sie nur die besten Wege.
V.
Wunder sind Zeichen der Gottesherrschaft.
In
der ganzen Bibel sollen die Wunder signalisieren, dass der lebendige Gott
ein HERR ist, dessen Herrschaftsbereich sich über alles erstreckt. Die zehn
Wunder bei Pharao, die Mose auf göttlichen Befehl hin veranlasste,
zeigten, dass Jahwe der wahre Gott ist. ER hat das Recht, von Pharao zu
verlangen, das Gottesvolk freizulassen: „Lass Mein Volk ziehen!“ Erst nach
der zehnten Katastrophe, als in jedem Haus - auch im Palast - der erste Sohn
starb, hat Pharao die Herrschaft Jahwes anerkannt. – Elia hat durch das
Wunder auf dem Berg Karmel, als er durch sein Gebet Feuer vom lebendigen Gott
erhielt (im Gegensatz zu den 450 Baalspriestern, die trotz stundenlanger,
heftiger Gebete nichts erreicht hatten), seinem Volk gezeigt, dass Jahwe der
wahre Gott ist. Das Feuerwunder hat es bestätigt. - So sind auch die Wunder im
Neuen Testament zu verstehen. Jesus wollte damit deutlich machen, dass ER von
Gott gesandt ist und die Herrschaft Gottes ausbreitet. Deshalb nennt der
Apostel Johannes auch die Wunder Jesu immer Zeichen, die auf die
Gottesherrschaft hinweisen. - „Das Reich Gottes ist zu euch gekommen“ –
das bedeutet: Durch Christus wird die Herrschaft Gottes ausgebreitet. ER
hat eine gewaltige Kraft: ER kann Kranke heilen, Besessene befreien, Stürme
bändigen, Tote auferwecken, Sünden vergeben und Menschen neu machen. Das alles
kann nur Einer, der von Gott gesandt ist. Das sollten die Wunder
unterstreichen, um es den Hörern leichter zu machen, Christus für ihr ganzes
Leben zu vertrauen. Wer Christus als den HERRN seines Lebens annimmt,
kommt damit in den Herrschaftsbereich Jesu. IHM folgt er jetzt als seinem
HERRN. Christus schützt ihn und hilft ihm, mit den Schwierigkeiten des Lebens
fertig zu werden. Nachdem sich die Herrschaft Jesu auf alle Bereiche erstreckt
– ohne Ausnahme! – waren die ersten Christen trotz aller Hindernisse doch sehr
getrost und zuversichtlich, denn sie wussten: sie gehören dem größten
HERRN, der setzt sich ein für sie, mit dem kann sich keiner messen! – Am Anfang
der christlichen Gemeinde ist es ähnlich. Das Markusevangelium schließt mit dem
bedeutungsvollen Satz: „Der HERR wirkte mit den Aposteln und bekräftigte das
WORT durch die mitfolgenden Zeichen.“ (Markus 16, 20). Bis zum 15. Kapitel
der Apostelgeschichte lesen wir 8 Mal von den „Zeichen und Wundern“, die
die Verkündigungsarbeit der Apostel begleiteten, um damit zu demonstrieren,
dass Christus auferstanden und gegenwärtig ist – und auch ein HERR ist über
Krankheiten und böse Mächte.
VI. Die größten Wunder.
● Beim
„größten Wunder“ denken die meisten Leute an etwas ganz Spektakuläres, bei dem
auf
alle Fälle das Fernsehen dabei ist und das am nächsten Tag auf der ersten Seite der Zeitung ganz groß herausgestellt wird. Aber das ist die „weltliche Weisheit“, die weltliche Denkweise – sagt der Apostel Paulus (1. Korinther 1). Gott denkt anders – wie so oft, anders als wir Menschen. Das größte Wunder aus göttlicher Perspektive ist die Menschwerdung Gottes, die Inkarnation, - dass Christus als der Sohn Gottes auf unseren Planeten kam. Viertausend Jahre hat die Menschheit darauf gewartet. In Christus wurde es Wirklichkeit. - Eine christliche Gemeinde im Kongo hat es richtig erfasst: im Weihnachtsgottesdienst (so schrieb uns ein Missionshelfer im Rundbrief) haben die Christen stundenlang gesungen, gefeiert, getanzt – aus großer Freude. Sie sangen: „Was haben wir doch für einen großen Gott. Der schickt uns sogar Seinen eigenen Sohn auf unsere Erde, um uns zu helfen.“ Und dann folgte ein nicht enden wollendes vielfaches Halleluja, Halleluja, Halleluja! So drückt sich das aus, wenn Menschen das größte Wunder in Christus erkennen.
Zum größten Wunder gehört noch ein Zweites unbedingt dazu: die Auferstehung JESU. Zum ersten Mal – seit dem Verlassen des Paradieses – geschieht es, dass der Tod besiegt wird. Der Tod triumphiert nicht mehr. In CHRISTUS gibt es Sieg, durch CHRISTUS gibt es ewiges Leben. Der Tod ist nicht mehr das Ende. Mit CHRISTUS wird nach dem Tod eine großartige Herrlichkeit beginnen, die niemals endet. Das ist wirklich ein gewaltiges Wunder!
● Aber es gibt auch auf menschlicher Seite ein größtes Wunder: die göttliche Wiedergeburt eines Menschen. Johannes schreibt: „Wie viele Christus aufnahmen, denen gab Gott die Kraft, Gottes Söhne und Töchter zu werden.“ (Johannes 1, 12). Für Nikodemus erklärt es Jesus später so: „Es sind Menschen, die von „oben her“ (= von Gott her) neu geboren werden.“ (Johannes 3). Der Apostel Paulus erklärt es noch einmal anders. Wer Christus aufnimmt, sagt er, erfährt ein doppeltes Wunder: eine „Totenauferweckung“ und eine „Neuschöpfung“. Das ist Paulus so wichtig, dass er mehrmals diese Bilder in seinen Briefen verwendet, weil sie den „Nagel auf den Kopf treffen“:
■ „Wir waren tot in den Sünden und sind mit Christus auferweckt und lebendig gemacht worden.“ (Epheser 2)
■ „Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Schöpfung ...“ (2. Korinther 5, 17)
Ein zweites Wunder muss man auch hier noch hinzufügen: die Sündenvergebung. Sie ist der Anfang der Aktivität Jesu. Weil Christus am Kreuz unsere Sünde wegnimmt, verliert dadurch der Tod seine Macht und das göttliche Leben beginnt. Sünden vergeben, das kann nur Gott. In der Beichte erfahren wir die Sündenvergebung durch Christus. Alle anderen Religionen kennen das nicht. Da muss man schwer dafür arbeiten. Christus übernimmt es für uns. Das ist wirklich ein großes Wunder!
Eines muss am Schluss noch betont werden:
Wunder sind göttliche Aktivitäten in unserer Welt. Gott hat durch Wunder
immer wieder Seine Majestät und Seine Macht gezeigt. Jesus hat Seine Wunder als
Zeichen verstanden, die Menschen nachdenklich machen sollten, damit sie
vor allem auf Sein WORT hören. Die Wunder sollten die Botschaft der
Apostel unterstreichen. Das WORT benützt Gott am liebsten als Instrument, um
Menschen zu verändern.
– Aber nun kommt ein wichtiges Faktum:
Im
Neuen Testament ist CHRISTUS das WORT GOTTES. Wenn wir vom WORT hören, müssen
wir immer gleich an CHRISTUS denken. ER ist eigentlich das WORT. Dann verstehen
wir auch besser, warum im WORT so viel Kraft ist. Im WORT ist CHRISTUS.
ER ist der Auferstandene, ER ist der Stärkste, weil ER den Tod besiegt hat.
Seine Kraft – im WORT – reicht für alle Situationen. Deshalb wollen wir IHN
ehren allezeit mit dem alten Gruß der Christenheit:
Gelobt sei JESUS CHRISTUS in Ewigkeit. AMEN
Wunder Ort Matth. Markus Lukas Johannes
1. Wasser in Wein verwandelt (Hochzeit zu Kana) Kana 2,1-11
2. Heilung d. Sohnes eines königl. Beamten (todkrank) Kapernaum 4,46-54 3. Heilung eines Besessenen i.d.Synagoge am Sabbat Kapernaum 1,21-28 4,33-37
4. Heilung der Schwiegermutter des Petrus (Fieber!) Kapernaum 8,14-15 1,29-31 4,38-39
5. Fischzug des Petrus (und Berufung des Petrus) See Genezareth 5,1-11
6. Heilung eines Aussätzigen Gallläa 8,2-4 1,40-45 5,12-15
7. Heilung eines Gelähmten (durchs Dach gebracht!) Kapernaum 9,1-8 2,1-12 5,17-26
8. Heilung eines Kranken am Teich Betesda (38 J. krank) Jerusalem (am Sabbat!) 5,1-15 9. Heilung einer verdorrten Hand – am Sabbat Galiläa 12,9-13 3,1-5 6,9-11
10. Heilung des Knechts d. Hauptmanns von Kapern. Kapernaum 8,5-13 7,1-10
11. Auferweckung des Sohns einer Witwe (bei Beerdig.) Nain 7,11-17
12. Austreibung eines Dämons (blind und stumm!) Galiläa 12,22-32 11,14-23
13. Stillung des Sturmes See Genezareth 8,18-27 4,35-41 8,22-25
14. Heilung des besessenen Geraseners (2000 Schweine!) Gerasa 8,28-34 5,1-20 8,26-39
15. Heilung einer blutflüssigen Frau Kapernaum 9,20-22 5,25-34 8,43-48
16. Auferweckung d.Tochter d.Jairus (12 J.- eben gestorben) Kapernaum 9,18-26 5,22-43 8,41-56
17. Heilung zweier Blinder Kapernaum 9,27-31
18. Austreibung eines stummen Dämons Kapernaum 9,32-34
19. Speisung der 5000 (5 Brote, 2 Fische, - 7 Körbe voll!) bei Betsaida 14,13-21 6,32-44 9,10-17 6,1-14
20. Gehen auf dem Wasser („sinkender Petrus“) See Genezareth 14,22-33 6,45-52 6,16-21
21. Austreibung eines Dämons derTochter einer kanaan. Frau Phönizien 15,21-28 7,24-30
22. Heilung eines Taubstummen („Hefata!“ = „Tu dich auf!“) Dekapolis 7,31-37
23. Speisung der 4000 (7 Brote, Fische – 7 Körbe voll!) Dekapolis 15,32-38 8,1-9
24. Heilung eines Blinden (sieht Menschen wie Bäume) Betsaida 8,22-26
25. Heilung eines besessenen Knaben (Jünger erfolglos!) Hermon-Gebirge 17,14-21 9,14-29 9,27-43
26. Die Münze im Mail des Fisches (für die Tempelsteuer) Kapernaum 17,24-27
27. Heilung eines Blindgeborenen am Sabbat Jerusalem (langes Streitgespräch!) 9,1-7
28. Heilung einer verkrümmten Frau (18 J. krank, am Sabbat) Peräa 13,10-17
29. Heilung eines Wassersüchtigen – am Sabbat Peräa 14,1-6
30. Auferweckung des Lazarus (4 Tage im Grab) Jerusalem 11,1-44
31. Heilung von 10 Aussätzigen (nur 1 Samariter dankt!) Samarien 17,11-19
32. Heilung des blinden Bartimäus Jericho 20,29-34 10,46-52 18,35-43
33. Verfluchung des Feigenbaums Jerusalem 21,18-19 11,12-14
34. Heilung des Ohres des Malchus (Petrus mit d.Schwert!) Jerusalem 22,49-51
35. Wunderbarer Fischzug (153 Fische gefangen!) See Genezareth 21,1-13
Ergebnis: 10 Wunder in Kapernaum; 10 Wunder in Galiläa; 5 Wunder in Jerusalem; 7 Wunder am Sabbat
8. März 2008 Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün