90. Bibelkurs 90. BK
(1. Könige 18+19)
Elia ist einer der größten Propheten des Alten Testaments. Wir haben von ihm keine Predigten oder besondere Prophezeiungen (wie von Jesaja oder Jeremia), aber er hat viele und große Wunder getan: auf sein Gebet hin trat eine 3 ½ jährige Dürre ein (als göttliches Gericht für die Gottlosigkeit des Volkes Israel unter dem König Ahab). Erst nachdem Elia gebetet hatte, kam der Regen wieder. In dieser Zeit versorgte Gott Elia an einem Bach im Gebirge durch Raben, die ihm Brot und Fleisch brachten. Später tat das durch wunderbare Mehl- und Ölvermehrung eine Witwe in Sarepta bei Sidon, deren verstorbenen Sohn Elia vom Tod auferweckte (1. Könige 17). Die berühmteste Geschichte, sehr ausführlich erzählt (1. Könige 18), geschah auf dem Berg Karmel am Mittelmeer. Als Prophet Jahwes bewirkte er vor versammeltem Volk durch sein Gebet, dass Feuer vom Himmel fiel und auf einem dafür aufgebauten Altar das Opfer verbrannte und sogar 12 Eimer Wasser aufleckte – ein Signal, dass Jahwe ein lebendiger und großer Gott ist. Das Ergebnis war besonders eindrucksvoll, weil bei diesem Wettstreit seine Gegenpartei, die 450 Baalspriester vom Morgen bis zum Abend intensiv - mit aufgeritzten blutenden Körpern - gebetet hatten, ohne dass auch nur ein einziger Funke zündete. Jahwes Ehre war mit einem Schlag vor dem Volk wiederhergestellt. - Elia ist der einzige Prophet, der nicht gestorben ist – sondern in einem Wirbel-sturm auf einem feurigen Wagen mit feurigen Rossen zum Himmel fuhr (2. Könige 2). Ähnliches war bisher nur e i n e m widerfahren, nämlich dem Henoch (dem siebenten nach Adam), den Gott entrückte, weil Henoch ein Leben mit Gott geführt hatte (1. Mose 5). Spurgeon nennt Elia den „eisernen Propheten“, den „Propheten des Feuers“.
Auch bei Jesus nahm Elia eine hohe Position ein. Jesus erinnerte daran, dass Johannes der Täufer kein anderer sei als der wieder erschienene Elia, wie das der Prophet Maleachi vorausgesagt hatte (Matthäus 11, 10+14; Maleachi 3, 1). Als Jesus auf einem Berg verklärt wurde, erschienen Ihm Mose und Elia, die beide über den Tod Jesu in Jerusalem redeten (Matthäus 17). Als Jesus am Kreuz den 42. Psalm betete, der mit den Worten „Eli, eli, lama asabtani...“ beginnt, hörten das römische Soldaten und meinten, dass Jesus den Elia zu Hilfe rufe (weil sie kaum Aramäisch konnten). Es ist aber auch ein Zeichen dafür, dass Elia im Volk sehr bekannt gewesen sein muss, sonst hätten die römischen Soldaten nicht diese Deutung vermutet.
Wenn der Apostel Jakobus, der selber als eifriger Beter bekannt war, am Schluss seines Briefes auf das Gebet zu sprechen kommt, und zeigen will, dass das Gebet Großes vollbringen kann, „wenn es aufrichtig und ernsthaft geschieht“, dann wählt er als Beispiel Elia und schreibt: „Elia war ein Mensch genau so wie wir. Er betete, dass es nicht regnen sollte, und es regnete 3 ½ Jahre nicht – und er betete wieder, da kam der Regen.“ (Jakobus 5)
Es ist aber nun doch verwunderlich, dass von diesem kraftvollen Propheten Elia auch eine Schwachstunde berichtet wird, - wie er einmal in eine tiefe Depression verfiel. Das hätte man von Elia nicht erwartet. Dass es dennoch geschah, gibt uns manche Rätsel auf und macht uns sehr nachdenklich. Aus dem Bericht darüber (in 1. Könige 19) kann man viel lernen – nicht nur, wie man in Depressionen hinein geraten kann – sondern noch mehr: wie Gott uns da wieder heraushelfen kann. Ein führender Psychiater (David Servan-Schreiber) schreibt in einem kürzlich erschienenen Bestseller, dass die sogenannten Antidepressiva die am meisten gekauften Medikamente sind (in Frankreich sogar 40 % mehr als in den USA!). Es ist hilfreich, gerade aus dieser Elia-Geschichte zu erfahren, welche Hilfen uns Gottes Wort gibt, um mit dem Stress im Alltag fertig zu werden.
I. Wie es bei Elia zu einer Depression kam.
· Auch große Gottesmänner sind vor Depressionen nicht gefeit. Dafür gibt es in der Bibel viele Beispiele. Gott hatte Abraham gleich bei seiner Berufung eine große Nachkommenschaft versprochen. Aber als es nach zehn Jahren nicht die geringsten Anzeichen dafür gab, überlegte Abraham einen eigenen Weg (1. Mose 12+15). Durch persönliche Aktivitäten wollte er aus seinen düsteren Perspektiven herauskommen. Aber damit hätte er den Plan Gottes zunichte gemacht. Gott brachte Abraham in einem Nachtgespräch wieder zurecht. Abraham gingen dabei die Augen auf für die große Macht und Weisheit seines Gottes. Diesem Gott wollte er nun künftig vertrauen, - auch wenn sich die Sache endlos hinausziehen sollte. Gott traute er jetzt alles zu, - auch unmöglich erscheinende Lösungen. Aus diesem Grund wurde Abraham in der Bibel zum Vorbild für alle Glaubenden. Abraham gibt uns für Depressionen
ein Rezept, das uns die Bibel immer wieder ans Herz legt:
1. Höre auf das, was Gott dir sagt, - in der Bibel, - in einem Gespräch oder im Gebet!
2. Nimm dir genügend Zeit, über Gottes Größe (Macht und Weisheit) nachzudenken!
3. Vertraue diesem Gott ohne Einschränkungen – und lass keine Zweifel hochkommen, auch wenn sie noch so vernünftig und begründbar erscheinen!
Das sind drei wichtige Punkte! Es ist klug, sie sich tief einzuprägen und immer wieder zu praktizieren und zu trainieren, denn die negativen Gedanken sind kräftiger als man denkt – und sie kommen nicht einzeln daher sondern in riesigen Schwärmen wie die Heuschrecken in Ägypten! Auch Mose hat mit diesem Rezept große Siege errungen. – Der Apostel Paulus kannte diese Probleme aus eigener Erfahrung. Vierzehn Jahre lang versuchte er durch intensives Gebet mit einer schweren Belastung fertig zu werden. Hilfe erfuhr er, als Christus mit ihm darüber sprach. ER sagte ihm: „Paulus, ICH lebe in dir, - damit lebt auch göttliche Kraft in dir und die reicht für dich für alles - an jedem Tag!“ (2. Korinther 12). Damit konnte Paulus den sog. „Pfahl im Fleisch“ ertragen und frohgemut weiterleben und weiterarbeiten. Paulus wendet das Rezept Abrahams an: 1. Er hört auf Jesu Stimme – 2. Er begreift, wie groß Gottes Kraft ist – 3. Er vertraut der Botschaft Jesu und nimmt sie an – und praktiziert sie jeden Tag.
· Elia ist auf die wütende Königin Isebel fixiert. Als Elia nach dem Gottesurteil auf dem Karmel die 450 Baals-Priester getötet hatte (nach göttlichem Gebot: 5. Mose 13, 7-10), schwört die Königin, ihn schon am nächsten Tag zu töten. Darum flieht Elia in die Wüste. Wir begreifen leicht, dass Elias Gedanken dauernd um Isebel kreisen. Ihre Tochter Atalja hatte den König Joschafat in Jerusalem geheiratet, weshalb sich Elia in Juda nicht sicher fühlte. - Es ist eine
alte Regel: Womit wir uns sehr beschäftigen, das beherrscht uns innerlich. Wenn wir uns in ein Problem hineinsteigern, dann verlieren wir die Gelassenheit. Wenn dieses Sich-hinein-Steigern schlimmer wird, steuern wir auf eine Depression zu. Das ist ein psychologisches Gesetz, das die Psychiater bestätigen. Petrus kannte dieses Phänomen. Die Verleugnung hat ihn lange Zeit sehr belastet. Jeder Hahnenschrei hat ihn am frühen Morgen daran erinnert. Warum ist er nicht depressiv geworden bei diesem täglichen negativen Morgen-Impuls? Weil er seine Gedanken nicht auf die Verleugnung fixierte sondern auf Jesus. IHM hatte Petrus in einem Gespräch unter vier Augen gesagt: „HERR, Du weißt alle Dinge, Du weißt auch, dass ich Dich lieb habe, - dass meine Gedanken dauernd um Deine große Liebe kreisen, die mir Vergebung brachte“ (Johannes 21). Dieses Wissen hat ihm Frieden und Kraft gegeben. In seinem Brief schreibt Petrus ganz praktisch an seine Mitchristen: „Wenn ihr Probleme oder Sorgen habt, dann plagt euch nicht zu sehr damit ab – indem ihr ständig darüber grübelt – sondern nehmt sie und werft sie Jesus vor die Füße. ER nimmt sie auf und nimmt die Sachen selbst in die Hand. Was ER anpackt, das wird immer gut, darauf könnt ihr euch verlassen!“ (1. Petrus 5, 7).
· Elia ist so sehr mit Isebel beschäftigt, dass er Gottes große Taten vergessen hat. Wir singen im bekanntesten deutschen Choral: „... denke daran, was der Allmächtige kann, der dir mit Liebe begegnet“ – „... In wie viel Not hat nicht der gnädige Gott über dir Flügel gebreitet!“ Das hat Elia zu wenig beachtet. Erst vor drei Tagen hat er das gewaltige Eingreifen Gottes auf dem Berg Karmel erlebt, als Gott plötzlich Feuer vom Himmel sandte. Über drei Jahre lang wurde er in der Dürrezeit in der Einöde und im Haus einer Witwe von Gott wunderbar versorgt. Aber negative Mächte haben eine ungeheure Sogkraft. Isebel mit ihrem Rachegeist hat Elia mehr beschäftigt als die göttlichen Feuerflammen auf dem Berg Karmel. Deshalb sagt Petrus auch in seinem Brief: „Nehmt eure Probleme und Sorgen und schiebt sie nicht auf die Seite, sondern werft sie weit, weit weg, dass sie nicht mehr in eure Gedankenwelt einsteigen können“ (1. Petrus 5, 7). Denkt mehr über Gottes Liebe und Macht und über Seine Treue nach! Das hilft uns!
Das Vergessen ist oft ein großes Problem. Wir behalten vieles aus der Vergangenheit – Schönes (Nostalgie!) und Belastendes (Fehler, Versagen), haben aber seltsamerweise eine starke Neigung, Gottes Hilfe und Eingreifen in unserem Leben in unserem Gedächtnis nicht zu behalten. Das kann man schon beim Volk Israel studieren. Sie hatten schnell die großen
Machttaten Gottes an Pharao beim Auszug aus Ägypten vergessen (die sog. Zehn Plagen, - besser: die 10 Katastrophen). Sobald beim Zug durch die Wüste ein neues Hindernis sich vor ihnen auftürmte, begannen sie zu jammern und zu stöhnen. Wie oft muss sie Mose an Gottes frühere Wunder erinnern! 14 Mal tut er das im 5. Buch Mose mit Worten wie: „Hüte dich, dass du nicht den HERRN vergisst, der dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt hat...“ (5. Mose 6, 12). Acht Stellen im Psalm 119 mahnen, Gottes Taten nicht zu vergessen. - Auch Jesus begegnete dieser Schwäche oft bei seinen Jüngern. Als sie sich einmal in einer
problematischen Situation Sorgen machten, erinnerte ER sie an die Speisung der 5000 und
der 4000, weil sie das wiederholte Eingreifen Jesu in großer Not vergessen hatten (Markus 8).
Es hilft uns sehr, wenn wir bei auftretenden Schwierigkeiten an Gottes frühere Taten – in der Bibel und in unserem Leben – denken. Dabei sollten wir die größte Tat Gottes an die erste Stelle setzen, weil sie in jedem Moment aktuelle Bedeutung hat: Christus ist auferstanden, ER ist unsichtbar, aber ER ist da! – Das gilt heute und allezeit! C.F.Gellert hat es gut gedichtet: JESUS lebt, wer nun verzagt,
lästert IHN und Gottes Ehre!
Die Auferstehung Jesu sollen wir nicht nur einmal im Jahr an Ostern - oder am Sonntag feiern, sondern an jedem Tag – sonst versäumen wir etwas GROSSES! Seit der Auferstehung Jesu ist nichts mehr wie es war. Alles ist anders geworden. - Wenn man etwas nicht vergessen will, dann muss man es aufschreiben oder sich immer wieder vorsagen. So muss man es mit dem Auferstandenen machen, - zu IHM sagen: „HERR, ich danke Dir, dass Du da bist. Du bist stärker als Tod und Teufel. Danke, dass Du mir hilfst!“ – „Helf, was helfen mag!“, damit wir nicht in die „Todsünde“ des Vergessens geraten! – Als Jesus nach Seiner Auferstehung mehrmals Seinen Anhängern erschien, geschah das mitten bei der Arbeit (beim Fischen), bei der Wanderung (Emmaus!), in einem Garten (Maria Magdalena!) – aber nicht im Tempel oder bei einer Gebetsversammlung! Jesus wollte Seinen Leuten klar machen: ICH bin jeden Augenblick in eurer Nähe, sogar in euch. ICH bin da – auch im Alltag! Vergesst das nicht! – Wenn Luther in schwere Gedanken versunken am Tisch saß, schrieb er oft mit Kreide auf die Tischplatte mit großen Buchstaben: VIVIT (= ER lebt!), um sich an die Auferstehung zu erinnern und die Worte deutlich vor sich zu sehen: VIVIT – ER LEBT! Das hat ihn aufgerichtet.
· Es gibt Zeiten der Überlastung – Stress-Phasen. Da sind wir besonders gefährdet! So ging es auch Elia. Der Kampf auf dem Berg Karmel war nervenaufreibend. Einer, ganz allein, gegen 450 heidnische Priester, das ganze Volk als neugierige Zuschauer, gespannt auf den Ausgang des Wettstreits. Als alles vorbei war, folgt die Erschöpfung. In solchen Zeiten der Ruhe kommen böse Gedanken und kreisen wie schwarze Vögel über unserm Haupt, das können wir nicht verhindern, sagt Luther in diesem Bild, - aber dass sie Nester auf unserem Kopf bauen, das können wir verhindern. Je mehr wir uns mit göttlichen Gedanken und Geschichten innerlich beschäftigen, desto weniger gelingt es Satan, uns zu entmutigen. Wenn an unserer Denk-Zentrale das Schild hängt „Besetzt!“, wird jeder fremde Besucher damit abgewiesen.
· Elia betet: „HERR, lass mich jetzt sterben!“ „Es ist genug!“ sagt er, es reicht jetzt, es ist einfach zu viel. Der Elia, der hier zu sterben wünscht, ist nie gestorben. Gott hat ihn mit feurigen Rossen zu sich geholt, ohne dass er den Tod erleiden musste (2. Könige 2). Spurgeon sagt: „Wie unweise sind oft unsere Gebete, wenn unser Gemüt bedrückt ist.“ – „Wenn Gott nicht mit Silber zahlt, dann zahlt ER mit Gold.“ Gott hatte etwas Besseres für den erschöpften Elia geplant. Elia dachte, seine Karriere sei jetzt beendet, aber Gott hatte noch Großes mit ihm vor. „In unserem Ende liegt oft Gottes Anfang“ betonte immer wieder Pastor Heinrich Kemner.
· Es gibt Schlimmeres als Verzagtheit. – Einen verzagten Menschen kann Gott leicht aufrichten. Ein ermutigendes WORT hat da schon oft Wunder gewirkt. Aber einen stolzen, eingebildeten und selbstsicheren Menschen korrigieren, das ist nicht leicht; da muss Gott oft schon schweres Geschütz auffahren, um die Festung des Hochmuts zu stürmen.
· – Als Jesus zu Seinen 12 Jüngern sagte: „Heute Nacht werdet ihr alle an Mir irre werden“, kam sofort die Antwort des Petrus: „Wenn das alle machen, - ich aber nicht!“ Jesus sagte ihm dann ganz offen die Wahrheit: „Gerade du wirst mich heute nacht drei Mal verleugnen!“ Petrus schien das gar nicht zu hören, denn er antwortet unverbesserlich: „Und wenn ich mit Dir sterben müsste, ich will Dich nicht verleugnen.“ Jesus konnte Petrus mit Worten nicht korrigieren. Jesus wendet ein anderes Heilmittel an, das hatte Erfolg: Petrus schlittert drei Mal in Situationen hinein, bei denen er Jesus mit Selbstverfluchung und Schwören verleugnet. Als dann der Hahn krähte, genügte diese schwache Erinnerung an das vor einer Stunde gesprochene WORT Jesu, um bittere Tränen der Reue bei Petrus zu bewirken. Der Bazillus des Hochmuts war getötet. Mit dem gedemütigten Petrus konnte Jesus weiterarbeiten, - bei dem stolzen Petrus wäre das nicht möglich gewesen (Matthäus 27). – Auch Paulus erhielt aus demselben Grund von Gott den berüchtigten „Pfahl im Fleisch“, damit er wegen der Entrückung in den dritten Himmel (2. Korinther 12, 1+2+7) nicht hochmütig würde sondern demütig blieb, damit Gott ihn weiter gebrauchen konnte.
II. Wie hat Gott dem verzagten Elia geholfen?
· Elia tut das Einfachste von der Welt: beten und schlafen. Nach einem Tagesmarsch von Beerseba in Richtung Wüste ist er müde, legt sich unter einen Wacholderbusch, spricht sein Abendgebet und schläft dann ein. Das ist seine Gewohnheit – und das ist eine gute Gewohnheit. Elia war am Ende mit seinen Kräften und mit „seinem Latein“ (mit seinen Überlegungen) – und er tut nun etwas, was jeder Gläubige auch kann: Er betet und legt sein ganzes Problem Gott vor die Füße: „HERR, ich kann nicht mehr, lass mich sterben!“ Elia hat etwas nicht getan: er hat nicht aus Verzweiflung irgendetwas gemacht – wie es Menschen oft machen (eine sog. „Verzweiflungstat“). In den klassischen griechischen Tragödien, wo Rache und Mord die Probleme lösen sollen, ist das fast die Regel (wie in der „Orestie“ von Aischylos – 458 v.Chr.). Martin Luther hat es einmal treffend formuliert: „... ich müsste verzweifeln. Aber das lass ich bleiben. Wie Judas an den Baum mich hängen (die Verzweiflungstat!), das tu ich nicht. Ich hänge mich an den Hals oder Fuß Christi wie die Sünderin (in Lukas 7). Ob ich auch noch schlechter bin als diese, ich halte meinen HERRN fest. Dann spricht Christus zum Vater: <Dieses Anhängsel muss auch durch, Vater. Er hängt sich an Mich. Was will’s! ICH starb auch für ihn. Lass ihn durchschlupfen!> Das soll mein Glaube sein.“ - Das ist eine gute Regel, die wir täglich praktizieren sollten: die Sache, die uns bedrückt, vor Gott bringen und IHM vertrauen, dass ER handeln wird. Für gläubige Juden ist das Abendgebet sehr wichtig. Sie breiten alle Probleme vor Gott aus, schließen die Augen und glauben, dass Gott arbeitet – während sie schlafen. So fassen sie den Psalmvers auf: „Seinen Freunden gibt ER es im Schlaf.“ (Psalm 127)
· Elia macht eine Entdeckung: Gott ist da! – auch in der Wüste! Damit hat Elia nicht gerechnet, dass ihn mitten in der Nacht in der Wüste ein Engel weckt und ihn mit einer Stärkung erquickt (geröstetes Brot und ein Krug mit Wasser). Das geschieht zwei Mal. - Auf dieses wichtige Faktum, das wir leider selten bedenken, weist der Psalm 139 hin: „Ich gehe oder liege, so bist DU um mich und siehst alle meine Wege. Von allen Seiten umgibst DU mich und hältst Deine Hand über mir. Diese Erkenntnis ist mir zu wunderbar, ich kann sie nicht begreifen.“ Vor allem der letzte Satz hier trifft auf Elia zu – und auch auf uns. Gott ist nicht nur auf dem Thron des Universums – sondern ER ist auch hier, in jedem Moment. Durch die Auferstehung JESU ist das noch deutlicher und intensiver geworden. Jesus wollte nach Seiner Auferstehung Seinen Leuten gerade diese Tatsache klar machen, wenn ER ihnen mitten im Alltag einige Male plötzlich erschienen ist: CHRISTUS ist da, in der „Wüste“, am Grab, am Kochherd, am Steuerrad, am Fließband, bei der Wanderung. Wir sollten von Elia lernen und mehr mit dieser Tatsache rechnen: ER ist da! – Wenn Er da ist, dann ist alles anders!
· Gott gibt mehr Kraft als man denkt. Durch die Stärkung, die Elia vom Engel empfing, ging Elia den weiten Weg (ca. 400 km) zum Gottesberg, den Horeb, in sechs Wochen. Die göttlichen Kräfte sind stärker als wir denken. Wir können sie oft nicht erklären, - auch medizinisch nicht. Jakob Vetter gründete 1902 die deutsche Zeltmission. Er litt viele Jahre an einem schweren Lungenleiden und starb deshalb schon 1918 mit 46 Jahren. Fast 20 Jahre lang evangelisierte er in einem großen Zelt ohne Lautsprecher, obwohl ihm Ärzte dringend davon abrieten. Aber Gott gab ihm die Kraft dazu. – Das beste Beispiel dafür ist auch hier der Apostel Paulus. Der sog. „Pfahl im Fleisch“, der ihn belastete, war „ein Satansbote, der Paulus wie mit Fäusten geschlagen hat“ (2. Korinther 12). Christus erinnerte Seinen Apostel daran, dass ER selbst mit Seiner göttlichen Kraft in ihm lebt und sagte ihm: „Das ist ausreichend für dich!“ Vielleicht hat Paulus mehr erwartet – aber da täuschte er sich! – denn Jesus sagt ausdrücklich: „Das genügt für alle Fälle! Mehr brauchst du nicht!“. Paulus tat seinen anstrengenden Reise- und Verkündigungsdienst trotz dieser Behinderung viele Jahre bis an sein Lebensende. Die Kraft von Christus war unerschöpflich, noch größer als bei Elia! – Wir erweisen Gott eine große Ehre, wenn wir damit rechnen, dass ER uns - wenn wir IHM vertrauen – göttliche Kraft geben wird. Paulus erinnert uns an eine zweite Episode in seinem Leben, wo er dieselbe Erfahrung machte (2. Korinther 1). In Kleinasien war er mit seinen Mitarbeitern in so große Bedrängnis geraten, dass sie mit dem Tod rechneten. Aber sie lernten in dieser Situation, nicht auf eigene Anstrengungen zu vertrauen sondern einfach „ihr Vertrauen auf Gott zu setzen, der die Toten auferweckt.“ – Wenn wir Gott zutrauen, dass ER die große Kraft besitzt, Tote lebendig zu machen, dann hilft das uns – wie Gott auch das Vertrauen des Apostels belohnt hat.
· Elia – allein durch die Wüste. Diese sechs Wochen durch die Wüste hatten für Elia eine besondere Bedeutung. Er befand sich auf den Wegen, die Mose mit dem Volk Israel 40 Jahre lang ging. Sicherlich sind ihm die Geschichten aus dieser Zeit durch den Kopf gegangen. Ein Israelit denkt geschichtlich, seine Gedanken gehen zurück und beschäftigen sich mit Gottes früheren Taten. (Ein Philosoph beschäftigt sich mit Ideen, für ihn haben Fakten der Vergangenheit wenig Bedeutung!). – Als Paulus auf seiner dritten Missionsreise von Troas (das berühmte Troja!) nach Assos wollte, ging er diese Strecke (ca. 50 kam) zu Fuß allein (seine Begleiter sollten mit dem Schiff dorthin fahren – Apostelgeschichte 20, 13). Viele Ausleger sagen, Paulus wollte allein sein – zum Beten und zur inneren Gemeinschaft mit Gott. à Es ist gut, wenn wir wie der Apostel Paulus unser Alleinsein nützen für das Gebet.
· Elia erlebt am Berg Horeb eine Gottesbegegnung.
Elia wusste, welche Bedeutung der Berg Horeb (= Sinai) für Mose und das Volk Israel hat. Er
erwartete sicherlich Großes – aber es gab auch hier für Elia Überraschungen:
o „Was machst du hier?“ - zwei Mal (2. Könige 19, 9+13) richtet Gott am Horeb diese Frage an Elia. Gott fragt uns manchmal, was wir nicht gleich verstehen. Das Gespräch mit Adam (nachdem er im Paradies gesündigt hatte) beginnt Gott mit der Frage: „Adam, wo bist du?“ (1. Mose 3, 9). Mit solchen Fragen will Gott nicht gleich eine Antwort, sondern ER will uns damit zum Nachdenken bringen.
o Gott wirkt mehr im Stillen als im Lauten und Gewaltigen. – Das war die Lektion für Elia, als Gott sich ihm offenbaren wollte. Gott war weder im Orkan, der Felsen zerschmetterte noch im Erdbeben, auch nicht im Feuer sondern im stillen, sanften Sausen (1. Könige 19, 11+12). Vom Berg Karmel her hätte Elia Gott mehr im Erdeben oder Feuer erwartet. Aber nun musste er dazu lernen: Gott arbeitet viel mehr im Stillen und im Verborgenen als die meisten denken. Das gilt auch heute noch. Jesus denkt genau so. ER vergleicht Sein Wirken mit dem Wachsen eines Samenkorns: „Während der Landmann schläft, - wächst der Same, er weiß nicht wie.“ (Markus 4) Elia dachte, er wäre allein in einem gottlosen Volk. Aber Gott sagte ihm: es sind 7000 in Israel, die Baal nicht anbeten. – Die Welt schaut immer nach dem Großen und Gewaltigen. Darüber berichten dann die Zeitungen und das Fernsehen. Aber Gott hat eine ganz andere Strategie. Deshalb verstehen auch viele Gläubige das Weltgeschehen nicht richtig. Durch das WORT und durch das Gebet arbeitet Gott mächtig in dieser Welt, ohne dass es die Menschen merken. Gottes Reich ist auf diese Weise entstanden – ohne Waffen und ohne Anwendung von weltlicher Kraft. „Die Schwachheit Gottes ist stärker als die Menschen sind.“ (1. Korinther 1) Diese Methode behält Gott bis zum Ende bei – bis Christus mit großer Macht und Herrlichkeit erscheinen wird. à Das bedeutet: Wir dürfen uns vom Großen in der Welt nicht beeindrucken lassen und brauchen uns deshalb auch nicht zu ängstigen – und umgekehrt: wir dürfen die „leisen Instrumente“ Gottes (der unsichtbare, auferstandene Christus, Gottes WORT und das Gebet) nicht gering schätzen sondern vielmehr als die besten Werkzeuge Gottes achten, mit denen Gott das Größte ausrichtet. – Auch in kleinen Gruppen oder bei Gesprächen wirkt Gott oft Großes – ER liebt es, im Verborgenen zu arbeiten! – nicht nur auf großen Konferenzen.
o Ein gutes Beispiel für eine Gottesbegegnung bietet uns Jesaja 6, die Berufung des Propheten. Jesaja lebte in einer Zeit geistlicher Dürre. Der König Usia regierte 52 Jahre in Jerusalem. Er war lange Zeit erfolgreich, aber dann tat er etwas Schreckliches: er missbrauchte den Tempel indem er selbst als Priester opfern wollte. Auf der Stelle wurde er vom Aussatz befallen und musste abgesondert leben (2. Chronik 26). In dieser gottlosen Zeit lebte Jesaja: der Tempel entweiht, der König verstoßen, die Assyrer als große Gefahr von Norden kommend. Eine aussichtslose, trostlose Zeit! – In dem Jahr, in dem der König Usia starb, erlebt Jesaja im Tempel Gott in einer Vision. „Heilig, heilig, heilig ist Jahwe, der HERR der himmlischen Armeen. Alle Länder sind erfüllt von Seiner Herrlichkeit!“ – so singen die Engel, - das ist die Wirklichkeit! - Egal, wie gottlos ein König (oder eine Regierung) ist, - egal, wie unheilig die Welt ist, - egal, was die Medien und die Journalisten alle berichten, - egal, was Gipfelkonferenzen beschließen: die Heiligkeit Gottes ist da, - das ist die Wirklichkeit, rings um den Globus! – Diese Vision hat Jesaja gebraucht, wenn er nun unter das gottlose Volk treten sollte. Diese Gottesbegegnung hat ihm alle Angst genommen und eine neue Perspektive gegeben. – Diese neue Sicht hatte auch Elia nötig. Am Gottesberg ist ihm klar geworden: Jahwe ist ein mächtiger Gott. ER ist am Werk, auch wenn man beim Blick in die Welt einen anderen Eindruck hat. – Abraham hat durch Gottesbegegnungen und durch Gespräche mit Gott (besonders angesichts des Sternenhimmels in 1. Mose 15) die Größe Gottes begriffen und erwartete immer Großes von Gott. Im Blick auf göttliche Aktionen dachte Abraham nicht „kleinkariert“. Er lebte zwar Zeit seines Lebens in Zelten, – aber er glaubte fest, dass er einmal mit Sara in einer Stadt wohnen wird, die Gott selbst erbaut hat. Das hatte ihm Gott versprochen. Danach sehnte er sich. Diese Vision half ihm, an der Heiligkeit und Größe Gottes festzuhalten (Hebräer 11). Göttliche Visionen sind hilfreich. Sie werden Realität! Wir brauchen sie heute! Wir dürfen uns nicht von den glänzenden Angeboten der Welt blenden lassen. Gott hat viel Größeres mit uns vor. Deshalb sind die letzten Kapitel der Bibel voll von herrlichen Bildern (Christus auf dem Thron, eine goldene Stadt, eine himmlische Hochzeit). Sie sollen unsere Gedankenwelt prägen und die Gewissheit fest machen: Wir haben einen großen Gott mit ewiger Herrlichkeit – alles andere verblasst und vergeht. Deshalb gebührt IHM allein die Ehre jetzt und bis in Ewigkeit.
26. April 2008 Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün