98. Bibelkurs                                                                                                                                   BK  98

 

       Großes  Gottvertrauen -  was hilft uns dazu?- Teil 1/3

 

            Großes Gottvertrauen ist heutzutage nötiger denn je. Der bedeutendste deutsche Zukunftsforscher Meinhard Miegel nannte kürzlich als Kennzeichen unserer Zeit: die Unsicherheit.  Da hat er wohl recht. Für viele ist der Arbeitsplatz unsicher, die Zukunft der Kinder – und noch vieles andere. Wie alles noch werden soll mit der Finanzkrise und der Wirtschaftslage, da haben auch die Spitzenpolitiker und Wirtschaftsexperten kein überzeugendes Rezept. Und das Vertrauen hat – nicht nur zu den Banken - sehr abgenommen. Wem kann man noch trauen? Da sind große Probleme, die alle betreffen. Manche ahnen schon: man bräuchte eine unabhängige mächtige globale Instanz, die alles weise dirigiert. Das zeigt eine gute Richtung an. Denn dazu kam Jesus in die Welt, um die Verbindung mit dieser außerirdischen Zentrale herzustellen. Wer Verbindung mit dieser Schaltstelle des Universums hat, kann sicher sein: sein Verbündeter ist der „Chef“ des Universums (nicht nur eine „globale“ Instanz sondern eine „universale“).

            Kürzlich begann ein Leitartikel auf Seite 1 der FAZ mit dem Satz: „Glaube kann Berge versetzen.“ (Matthäus 21, 21). Das wissen also sogar Journalisten, dass es etwas gibt, womit man sehr Großes erreichen kann. Diesen Satz sagte Jesus, nachdem Seine Jünger sehr verwundert waren, als ein Feigenbaum ohne Früchte auf ein Befehlswort Jesu hin in wenigen Minuten verdorrt war (Markus 11, 23). Jesus wollte sagen: „Wenn ihr großes Gottvertrauen habt, könnt ihr nicht bloß Feigenbäume versetzen sondern auch Berge.“

 

I.   Jesus lobt großes Gottvertrauen (bei zwei Heiden)

 

            Der innigste Wunsch von Jesus war es, dass Seine Anhänger Ihm das Allergrößte zutrauen. Leider hat Er das nicht oft angetroffen. Nur bei zwei Menschen hat Er das erlebt, - und das waren seltsamerweise zwei Ausländer, also gar nicht vom Gottesvolk Israel (wie man das eigentlich erwarten müsste). Und diese beiden – ein römischer Offizier und eine Frau aus Syrien – hat Jesus dann sogar öffentlich gelobt wegen ihres großen Gottvertrauens (welch eine Blamage für Seine Jünger und noch viele andere jüdische Zuhörer!):

 

·         Der römische Offizier aus Kapernaum hatte einen schwerkranken Diener und bat Jesus um Hilfe (Matthäus 8). Dieser Römer hatte eine solche Hochachtung vor Jesus, dass er meinte, Jesus brauche nicht einmal in sein Haus zu kommen (obwohl das eigentlich die Absicht Jesu war). Der Offizier hielt sich für unwürdig, einen so hohen Gast in sein Haus zu bitten. Er sagte zu Jesus: „Sprich nur ein Wort und dann wird mein Diener gesund!“ So etwas hatte Jesus noch nicht erlebt, - da glaubt einer, dass in einem Wort von Jesus ungeheure Kräfte sind, die auch über große Entfernungen wirken, - dass einem Befehl Jesu sogar Krankheiten gehorchen müssen. à Da können wir Heutigen nur von ihm lernen: Befehle von Jesus werden sofort ausgeführt. Die meisten Wunder geschahen, als Jesus etwas befahl. Sogar ein Sturm musste binnen weniger Sekunden aufhören, weil Jesus zu ihm gesagt hatte: „Schweig und verstumme!“ (Matthäus 8). Was Jesus verspricht, das trifft absolut sicher ein. Wenn Jesus sagt: „Du brauchst dich nicht zu sorgen!“ dann ist das ernst gemeint, - dann übernimmt ER das Problem – und ER möchte, dass wir sorglos in den Tag gehen. Jesus freut sich riesig über eine solche Einstellung und kommentierte den römischen Offizier: „Ein solches Gottvertrauen habe ich in Israel noch bei keinem gefunden!“ – Bei einer anderen Rede Jesu über das Ausharren im Gebet sagte Jesus am Schluss: „Wenn ICH wiederkommen werde, - meint ihr, ich werde Gottvertrauen finden bei den Gläubigen?“ (Lukas 18, 8) Jesus war skeptisch. Sollte uns das nicht nachdenklich machen und anspornen, mehr Vertrauen in die große Macht von Christus zu haben – so wie der heidnische Offizier?

 

·         Eine Frau aus Phönizien (die nördlichen Nachbarn von Galiläa) hatte nur gerüchteweise von Jesus gehört, dass ER in größter Not helfen und heilen kann (Matthäus 15). Sie kommt zu Jesus und schreit herzzerreißend: „HERR, erbarm Dich doch über meine schwerkranke Tochter!“ Aber Jesus schweigt. Vier mal erfährt die Frau Ablehnung von Jesus. Aber sie gibt nicht auf. Sie ist überzeugt: „Jesus ist ein großer Helfer, ER hat noch nie einen weggeschickt und enttäuscht. ER wird auch mir irgendwie helfen. Was ich bis jetzt von IHM gehört habe, war nur positiv.“ Dieses Denken hat Jesus überwunden. ER sagt zu ihr: „Frau, du hast großes Gottvertrauen! Deshalb erfülle Ich dir deine Bitte.“

Es ist merkwürdig, dass Jesus zwei Heiden in ihrem Verhalten uns als Vorbild hinstellt. Sein Ziel war, dass die Menschen doch begreifen, dass ER ein von Gott Gesandter ist und dass man IHM auch das Allergrößte zutrauen kann: „ER kann in jeder Not helfen, so dass wir immer durchkommen. ER erhört jedes Gebet. ER will unser Bestes. ER meint es immer gut mit uns. ER lässt uns nie fallen.“ So spricht jemand, der großes Gottvertrauen hat. Gott helfe uns, es den beiden Heiden gleichzutun. Darüber freut sich Jesus. Das ist eine Ehre für IHN!

 

II.  Jesus tadelt mangelndes Gottvertrauen  (bei den Jüngern – 4 mal „Kleingläubige“)

Es ist überraschend: zwei Mal stellt Jesus Heiden als Vorbilder für Gottvertrauen hin – und vier Mal muss ER erleben, dass Seine Anhänger kein Gottvertrauen haben. Das gibt uns sehr zu denken.

 

·         Es war bei einem gewaltigen Sturm auf dem See Genezareth (Matthäus 8). Das Boot (mit Jesus und den Jüngern) wurde mächtig geschaukelt. Alle Jünger dachten ans Sterben und schreien um Hilfe. Jesus rettet die Situation – aber zuerst tadelt ER die Jünger: „Ihr habt  ja überhaupt kein Gottvertrauen. Warum habt ihr eigentlich Angst? ICH bin doch da, da kann doch gar nichts schief gehen.“ Und dann kommandierte ER den Sturm und alles war wieder ruhig. Die Jünger waren beschämt. Sie hatten eine Lektion gelernt – und sagten: „Sogar Stürme und ein tosendes Meer beherrscht ER!“ – und wir denken im Stillen weiter: „Auch die Finanzkrise steuert ER, - und die Sache mit dem Arbeitsplatz, die Krankheit - - - man muss sich nur an IHN wenden, an den Meister, – und IHM völlig vertrauen! ER schafft es! ER ist Gottes Sohn.“

·         Eine Diskussion im Boot auf dem See zwischen Jesus und Seinen Jüngern hat einmal ihre Einstellung drastisch offenbart. Sie machten sich Sorgen, weil sie zu wenig Brot mitgenommen hatten – obwohl Jesus gerade eine Rede angefangen hatte und eigentlich mit ihrer Aufmerksamkeit rechnete - (Markus 8, 14-21). Das merkte Jesus und erteilte ihnen eine kräftige Lektion: „Warum sorgt ihr euch wegen eines kleinen Verpflegungsproblems bei 12 Männern? Ihr wart doch bei der Speisung der 5000 und der 4000 Menschen neulich dabei und wisst noch, wie viele Körbe voll Brot übrig blieben. Versteht ihr nicht? Begreift ihr nicht? (2 mal!) Ihr habt doch Augen und seht nicht  - und habt Ohren und hört nicht? Denkt ihr denn gar nichts mehr? Habt ihr alles vergessen? Habt ihr den Verstand verloren?“ (ein 8-facher Tadel!!). Aus der Schärfe der Worte erkennt man, dass Jesus Gottvertrauen für sehr wichtig hält – und dass ER tieftraurig ist, wenn es bei Seinen Leuten fehlt. – Die Jünger hatten also schon große Exempel der Macht Jesu erlebt (die Versorgung von Tausenden in einer Wüste, - also dort, wo überhaupt nichts da ist!) – und das hatten sie alles vergessen. – Israel erging es ähnlich, nachdem sie Ägypten verlassen hatten. Als die ersten Schwierigkeiten – ebenfalls in der Wüste! – auftauchten, hat keiner von ihnen gesagt: „Kein Problem! Die gewaltige Kraft unseres Gottes, die wir bei den zehn Plagen und beim Roten Meer erlebten, ist hier dieselbe. Unser Gott hat versprochen, mit uns zu gehen – und ER ist nicht kleiner geworden!“ Diese Denkart war in Israel nicht da. Mose hatte seine Plage mit dem Gottesvolk. Ganz schlimm war es, als sie schon vor den Toren des Gelobten Landes standen und das neue Land erkundet hatten. Im Volk verbreitete sich mit Windeseile eine ganz miese Stimmung. Fast allen fehlte das Gottvertrauen. Sie meinten: wenn wir weiter ziehen, dann gibt es eine Katastrophe. Gott war so enttäuscht von Seinem Volk, weil es IHM so wenig zutraute, dass ER sie, als Gericht für ihr fehlendes Gottvertrauen, 40 Jahre lang in der Wüste herumziehen ließ, bis die letzten Zweifler gestorben waren, - die junge Generation zog dann ein (4. Mose 13+14). – Darum ging es Jesus vor allem: Seine Anhänger sollten lernen, Großes von Ihm zu erwarten und felsenfeste Gewissheit zu haben, dass man mit Jesus überall durchkommt. Für Paulus war dies das Fundament seiner Lebensphilosophie: „in allen schrecklichen und fürchterlichen Situationen werden wir nicht nur Siege sondern sogar glänzende Siege erringen, weil Christus auf unserer Seite ist, - weil ER stärker ist als alle Teufel, Dämonen und Schicksalsmächte“ (Römer 8, 37) Seine Auferstehung ist der Beweis dafür. Der Abschnitt, in dem dieser Vers steht, ist ein Triumphlied! (Römer 8, 31-39). Paulus hatte so eine feste Überzeugung in diesem Punkt, dass nichts und niemand in der Welt ihn davon abbringen konnte. Diese Geisteshaltung nennt Jesus: „Großes Gottvertrauen“.

·                    Das dritte Beispiel für fehlendes Gottvertrauen ist die Geschichte vom „sinkenden Petrus“ (Matthäus 14). Als Jesus am frühen Morgen auf dem See den Jüngern entgegen kam, war Petrus so begeistert, dass er auf dem Wasser Jesus entgegengehen wollte, nachdem ER ihm zugerufen  hatte: „Komm her!“ Als aber plötzlich ein Windstoß kam, fing Petrus an zu sinken. Jesus half ihm, aber ER hat ihn auch kräftig getadelt: „Petrus, du hast kein Gottvertrauen. Warum hast du denn gezweifelt?“  Die Geschichte zeigt, wie schnell uns ein Problem in unserem Denken doch gefangen nehmen kann und wir dann nicht mehr an Jesus denken. Als Petrus beim Prozess gegen Jesus IHN drei Mal schmählich verleugnet hatte, krähte plötzlich ein Hahn. Da schaute er nur einen Moment hinüber zu Jesus, dessen Folterung vorbereitet wurde. (Lukas 22, 61). Die Blicke trafen sich. Sofort waren die Gedanken des Petrus in einer anderen Welt, -  in der göttlichen Welt. Die Worte Jesu fielen ihm ein: „Wenn der Hahn kräht, wirst du Mich drei Mal verleugnen.“ – „... und Petrus ging hinaus und weinte bitterlich“. Diese Tränen waren zwar bitter, aber sie bringen Petrus in seinen Gedanken zu Jesus hin: wie konnte ich bloß so Schreckliches tun? – IHN verleugnen, der mir so viel Gutes getan hat? Im Geist war er bei Jesus, - und das bewahrte ihn vor der Macht des Bösen.

   Von Judas heißt es – ähnlich - nach dem letzten Mahl mit Jesus und den anderen Jüngern: „... er ging hinaus. Und es war Nacht.“ (Johannes 13, 30). Er sah dann Jesus nie mehr. „Judas ging fort und erhängte sich“ (Matthäus 27, 5). Petrus blieb in der Nähe von Jesus (trotz seines Versagens) – und das war seine Rettung und bewahrte ihn vor der Verzweiflung.   Judas entfernte sich von Jesus – und die Macht des Bösen wurde Herr über ihn.

         Der Kontakt mit Jesus ist notwendig, - im wörtlichen Sinn: ER wendet die Not. Dem Teufel ist es ziemlich egal, welche Sünde wir tun. Ihn interessiert nur eins: wie bringe ich diesen Menschen weg von Gott? – und das fängt bei den Gedanken an! Solange wir in der Nähe von Jesus sind, erfahren wir Seinen Schutz und Seine Kraft (weil Jesus stärker ist als der Satan). Der Teufel versucht es mit allen Mitteln, mit schönen und hässlichen, mit erhabenen und schmutzigen Dingen. In seiner listigen Art fällt ihm immer etwas Neues ein. Er will unbedingt erreichen, dass wir die göttliche Atmosphäre verlassen. Deshalb ist es hilfreich, unsere Gedankenwelt auch im Alltag richtig zu „trainieren“, damit wir im „Ernstfall“ klug reagieren. Manches Training beim Sport wirkt für Nichteingeweihte fast lächerlich. Was soll das? fragen sie sich kopfschüttelnd. – Ähnlich ist es beim „geistlichen Training“. Wir im Westen tun uns schwer, in diesem Punkt die Christen der Orthodoxen Kirche in Russland  zu verstehen. Für sie ist das „Herzensgebet“ (= „Jesusgebet“) lebensnotwendig. Martin Tamcke, (Prof. für Ostkirchenkunde in Göttingen in seinem Buch „Im Geist des Ostens leben“ 2008) zählt das „Herzensgebet“ zu den drei Kennzeichen der orthodoxen Christen – neben den Ikonen und dem Starez, dem Seelsorger).  Es lautet: „Jesus Christus, Du Sohn Gottes, erbarme Dich über mich armen Sünder.“ Das beten diese Christen unablässig den ganzen Tag. Auch bei uns ist das für manche Christen schwer verständlich. Aber in einem Land, in dem ganze Familien unter der Diktatur und den Straflagern in Sibirien seit Generationen zu leiden hatten, denkt man anders.

   Man kann auch andere Texte beten. Die Benediktiner-Mönche haben durch Jahrhunderte bei ihren Arbeiten im Freien fortwährend die Psalmen gebetet. – Bruder Laurentius in Paris (um 1650) hat in der Küche des großen Karmeliterklosters ständig Gespräche mit Jesus geführt, gemäß der apostolischen Mahnung: „Betet ohne Unterlass!“ (1. Thessalonicher 5, 17 - siehe das Büchlein: „Die Gegenwart Gottes“ von Bruder Laurentius, seit 300 Jahren immer wieder nachgedruckt!) - Viele Christen der ersten Jahrhunderte (über 85 % von ihnen waren Analphabeten – schreibt der Soziologe W.V.Harris in „Ancient Literacy“ 1989) konnten sich nur immer wieder – da sie nicht lesen und schreiben konnten - die wichtigsten Sätze ihrer neuen Glaubenswelt aufsagen, die sie in den Gottesdiensten gehört hatten: „Christus ist immer da. ER ist auferstanden. ER ist stärker als der Teufel. Jesus liebt mich. Jesus hilft mir. Jesus verlässt mich nicht.“ Das ist geistliches Training – und wirkt. Jedes Training hilft zu einer größeren Leistung – nicht nur im Sport. Auch jedes „geistliche Training“ hilft uns, wie der Apostel Jakobus in seinem Brief schreibt: „Widersteht dem Teufel, so flieht er von euch!“ (Jakobus 4, 7) Gedanken haben eine große Macht (das wissen alle, die nachts stundenlang nicht schlafen können!), aber das WORT Gottes besitzt eine noch größere, göttliche Kraft. 

·         In der Bergpredigt greift Jesus dieses Thema auch auf, in einem langen Abschnitt, - wohlwissend, dass dieses Thema (die „Sorgen“) ein Hauptthema für das menschliche Leben ist (Matthäus 6, 25-34). ER fängt an mit den Worten: „Macht euch keine Sorgen im Leben...“ und schließt mit dem Satz: „Gott wird euch alles Notwendige zukommen lassen“ – Petrus fasst das

in den bekannten Worten zusammen: „Alle eure Sorgen werft auf IHN, denn ER sorgt für euch!“ (1. Petrus 5, 7). Und mitten in dem Abschnitt steht der Kern des Themas, - das, was Jesus so viel Sorgen macht: „Gott sorgt sich viel mehr um euch als ihr denkt, euch fehlt wirklich das Gottvertrauen!“ (V.30). Luther übersetzt: „... ihr Kleingläubigen“. Damit kennzeichnet man (auch im damaligen Judentum!) „einen Menschen, der Gott nichts zutraut“ (Julius Schniewind).

Interessant ist, wie Jesus dieses Thema behandelt. ER sagt, wir sollen etwas tun: wir sollen denken, - richtig denken. In dem Abschnitt stehen acht Fragen und vier Vergleiche, das ist

genügend Stoff zum Nachdenken. Jesus kennt die Macht Satans und kennt seine raffinierten Tricks. ER schafft keine emotionelle, wohltuende Atmosphäre – sondern ER gibt uns Argumente an die Hand, ER appelliert an unseren gesunden Menschenverstand. Bei der Diskussion mit den Jüngern im Boot über dasselbe Thema (siehe oben S.2) hat sich Jesus 8 mal an den Verstand der Jünger gewendet (Markus 8, 14-21). Jesus will sagen: „Studiert die Vögel unter dem Himmel, die Blumen auf den Wiesen und das Gras auf dem Feld. Alles wächst und gedeiht, - jeden Tag, bis heute – ohne dass Geräte und Personal eingesetzt werden. Warum ist das nicht nötig? Der himmlische Vater sorgt für sie, weil sie Seine Geschöpfe sind. Und weil ihr Seine Kinder seid, sagt Jesus, sorgt ER noch viel mehr für euch. Wenn ihr doch Gott mehr zutrauen wolltet!“ Es ist heute nicht anders. Die Blumen im Garten zu versorgen, das vergessen wir manchmal. Aber  bei unseren Kindern passen wir gut auf. Noch sorgfältiger achtet Gott auf alle, die zu Seinen Kindern gehören. Unser himmlischer Vater ist ein großer Herrscher, dem alle Macht zu Gebote steht, der unendlich intelligent ist, sich in allen Problemen bestens auskennt und uns so lieb hat, dass ER nur die besten Lösungen für uns durchsetzt. Diese Fakten übersehen viele, wenn sie über Gott reden. Die meisten Menschen denken zu wenig über Gott nach, deshalb haben sie so viele Sorgen. Wie viel hat Gott aufgewendet, um uns von der Macht der Finsternis zu erlösen! Paulus denkt darüber nach und schreibt: „Gott hat Seinen einzigen Sohn nicht verschont sondern hat Ihn einen schrecklichen Tod für uns sterben lassen.“  Wenn Gott so Großes für uns getan hat, dann ist es doch logisch, „dass ER erst recht auch alles Notwendige uns schenken wird.“ (Römer 8, 32) Darum betet Paulus im Brief an die Epheser: „Gott erleuchte euch, damit ihr erkennt, welch eine große Kraft ihr durch Christus bekommt. Es ist dieselbe Kraft, die bei der Auferstehung Jesu am Werk war!“ (Epheser 1, 18+19). Mit dieser Kraft könnt ihr alles ertragen, was an Schwierigkeiten auf euch zukommt, ohne dabei die Freude und den Frieden zu verlieren (mit diesen Gedanken beginnt der Apostel Jakobus seinen Brief, - hält sie also für so wichtig, dass er sie an den Anfang setzt. Jakobus 1, 2).

 

III.  Was sagt die Bibel zum Thema „Gottvertrauen“?

“Der christliche Glaube ist seinem Kern nach Vertrauen“
schreibt der bekannte Neutestamentler Otto Michel/Tübingen im Theol. Lexikon. Er stützt sich dabei auf die beiden Wörter, die in der Luther-Bibel mit „Glauben“ übersetzt werden: im Hebräischen ist es „Ämunah“, das vor allem „Vertrauen“, „Festigkeit“ und „Treue“ bedeutet. Zu dieser Wortfamilie gehört auch unser bekanntes AMEN, das wir am Schluss eines Gebets sprechen. Es bedeutet nach Luther: „Ja, ja, es soll also geschehen!“. Es ist ein Bekenntnis, dass ich zuverlässig mit der Erhörung meines Gebets rechne. Im Griechischen steht für „Glauben“ „pistis“, das auch im Grund „Vertrauen“ bedeutet. In Hebräer 11 steht in der Luther-Bibel 24 mal „Glauben“. Moderne Bibelübersetzungen verwenden dafür „Vertrauen“. – Bei dem Wort „glauben“ muss man auch bedenken, dass heutzutage im Volksmund das Wort „glauben“ eigentlich mehr abwertend im Sinne von „vermuten“ verwendet wird. Wenn es in Gesprächen ums Wetter geht, hört man immer: „Ich glaube, morgen regnet’s wieder.“ (man sagt nicht: „ich vermute“). Da ist „glauben“ (= vermuten) genau das Gegenteil von dem, was die Bibel mit „glauben“ meint: nämlich „gewiss sein“, „fest überzeugt sein“. Die zehn Beispiele, die in Hebräer  11 aus dem Alten Testament berichtet werden, bringen das auch zum Ausdruck: Noah, Abraham, Mose und die anderen waren fest überzeugt, dass Gott Sein Versprechen halten wird und dass Seine Verheißung erfüllt wird. Sie trauten Gott das Größte zu. Das nennt die Bibel „Vertrauen“.

 

Im Volk begreifen die Leute schneller das, was die Bibel meint, wenn wir von „Vertrauen“ reden. Dafür ein Beispiel: Ein Freund von mir, der Pfarrer ist, musste zur Operation seines Auges nach Kassel zu einem Augenarzt, der ein weithin bekannter und angesehener Experte für diese Krankheit ist. Im Wartezimmer ergaben sich – wie so oft – Gespräche. Eine Frau fragte den unbekannten Patienten: „Wo kommen denn Sie her?“ – „Aus Bayern“. „Ja, ja,“ sagte die Frau, „zu unserem Doktor kommen sie von weit her, aus ganz Europa. Er ist auch ein großer Spezialist. Da sind Sie schon an der richtigen Stelle. Aber wissen Sie, Gottvertrauen braucht’s schon noch!“ Da hat die Frau wirklich den Nagel auf den Kopf getroffen und genau das gesagt, was die Bibel unter „Glauben“ versteht. – Von „Glauben“ redet die halbe Welt – und jeder versteht etwas anderes darunter. Mit „Gottvertrauen“ ist man schon näher am Kern der Sache. Und Gottvertrauen ist heutzutage wirklich wichtig. Was es praktisch – nach der Bibel – bedeutet, soll im nächsten Teil entfaltet werden.

 

20. Juni 2009                                                                              Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün