BK-Z2      Die Bedeutung des Alten Testaments für Christen    BK-Z2

 

Testament bedeutet „Bund“. Die Bibel besteht also aus zwei Teilen: dem Bericht über den alten Bund und dem Bericht über den neuen Bund.

 

1. Das Alte Testament ist die Bibel Jesu und auch die Bibel der Apostel. Jesus hat das AlteTestament niemals abgewertet, - hat nichts Negatives über das AT gesagt (obwohl ER es doch sehr genau kannte.) ER hat wohl seine Unvollkommenheit aufgezeigt aber auch auf die Vervollkommnung in IHM hingewiesen, z.B. in der Bergpredigt, wenn ER fünf Mal sagt: „den Alten ist gesagt... ICH aber sage euch...“ (Matthäus 5). Jesus sagte: „ICH bin nicht gekommen, das Gesetz aufzulösen sondern zu erfüllen.“ – „Bis Himmel und Erde vergehen, wird nicht vergehen der kleinste Buchstabe noch ein Tüpfelchen (= ein i-Punkt!) vom Gesetz, bis es alles geschieht.“ - Auch die Apostel leben eng mit dem Alten Testament. zusammen. Paulus zitiert sehr oft das Alte Testament, - Petrus bringt in seiner Predigt bei der Ausgießung des Heiligen Geistes drei Abschnitte aus dem Alten Testament, um zu zeigen, dass Jesus der prophezeite Messias ist (Apostelgeschichte 2). Auch die Offenbarung ist sehr stark geprägt von Anspielungen auf das Alte Testament (in den 404 Versen der Offenbarung sind 518 Zitat-Teile aus dem Alten Testament enthalten).

 

2. Ein Vergleich: Das Alte Testament = die Morgenröte, das Neue Testament = der Sonnenaufgang.

 Im Alten Testament ist – aus göttlicher Sicht – vieles noch unvollkommen und wartet auf die Vollendung.

·    Es begegnet uns noch oft die Vielehe (Polygamie): Jakob hatte zwei Frauen (Lea und Rahel). David hatte mehrere Frauen (Salomo noch mehr!). Das anzustrebende Ideal ist die Einehe, wie sie dann im Neuen Testament die Norm ist.

● Im Alten Testament hören wir oft, dass Israel Kriege führt, - dass Gott selbst Kriege anordnet. Bei der Eroberung Kanaans musste Israel alle Städte samt den Einwohnern mit dem Bann belegen, das heißt: alle Bewohner mussten getötet werden. Das hatte einen einfachen Grund: Die Kanaaniter (= die einheimische Bevölkerung) war total von Götzendienst und Sex-Kultur geprägt. Damit Israel, das auserwählte Volk Gottes, nicht vom Jahwe-Glauben abkommt, hatte Gott dieses strenge Gebot gegeben - denn Gott hatte noch große Pläne mit Seinem Volk vor. Die Gefahr der Vermischung wäre sehr groß gewesen. Ein Beispiel: das spätere Nordreich Israel (nach Salomo), aus den 10 Stämmen bestehend, vermischte sich mit heidnischen Völkern, - und besteht heute nicht mehr. Die zehn Stämme sind verschwunden. - Kriege waren bis ins letzte Jahrhundert in der Menschheitsgeschichte etwas ganz Normales, - oft das einzige Mittel, die Macht des Bösen zu überwinden. – Gott hat eine andere Perspektive als wir Menschen. Nach Angaben der UNO geschehen auf der ganzen Welt jedes Jahr 47 Millionen Abtreibungen, - in Deutschland sind es jährlich ca. 200 000. Nach geltendem Gesetz ist bei uns Abtreibung zwar „rechtswidrig, aber straffrei“ (bis zum 3. Monat). In Gottes Augen ist jede Abtreibung eine Tötung eines ungeborenen Menschen. Darüber regt sich heutzutage die Welt nicht sehr auf (und die Begründung für solche Tötungen, die also weltweit in die Millionen gehen, hängt meist mit Bequemlichkeit zusammen!). – Gottes Denken ist anders als das Denken der Menschen, - das begegnet uns oft in der Bibel. Gottes Gebote sind heilig, das wird oft übersehen.

 

3. Das Alte Testament zeigt uns Gottes Handeln in der Geschichte.

 Wie Gott mit Menschen und Völkern umgeht, nach welchen Prinzipien ER handelt, eingreift und manchmal auch straft, - das kann man an vielen Beispielen im Alten Testament studieren. Wenn man das Alte Testament fleißig liest, erfährt man viel über die göttlichen Richtlinien, die ER im Leben der Menschen anwendet. Aus diesem Grund ist es wichtig, das Alte Testament zu kennen, denn der Gott im Alten Testament ist der gleiche wie im Neuen Testament. Die Bibel zeigt uns Gott als den HERRN über alles Geschehen. Gott lenkt den Weg der Völker und auch der einzelnen Menschen. „Sowohl die Spinne, die in einer Ecke ihr Netz baut, als auch Napoleon, der mit seiner Armee durch Europa zieht, sind unter Gottes Kontrolle und Steuerung“ schreibt Jerry Bridges. Wenn bei uns Versicherungsgesellschaften Erdbeben, Orkane oder andere Katastrophen einer „höheren Gewalt“ zuschreiben, dann heißt es im Englischen „Acts of God“ (= Handlungen Gottes).

·    Gottes Handeln im Leben von Menschen. Man studiere das Leben von Abraham, Jakob, von den Königen Israels. Da erfährt man viel Hilfreiches auch für unser Leben.

·    Gottes Handeln im Leben von Völkern. Das wird allgemein sehr wenig beachtet. Aber die Propheten berichten sehr viel darüber. In 33 Kapiteln der Propheten des Alten Testaments werden Völker erwähnt (meist mit angedrohten Gerichten Gottes): die Ägypter, Babylonier, Philister, Assyrer, Perser u.a. Das bedeutet, dass Gott also die Politik mehr gestaltet als die meisten denken. Daniel war als Gottesmann Vizekanzler in einem Weltreich (Babylon), - ebenso Joseph in Ägypten. Daniel war ein fleißiger Beter – und ein großer Politiker, wie auch Joseph.

·    Gottes Handeln mit Seinem Volk ISRAEL. Das ist eine sehr spezielle Sache, denn Israel ist das von Gott auserwählte Volk unter allen Völkern. Gott hat mit diesem Volk einen Bund gemacht, das ist der Grundgedanke für das ganze Alte Testament (das betont vor allem Prof. Eichrodt, Basel – ein führender Alttestamentler). Dieser Bund wird nie aufgelöst. Gott steht immer hinter Seinem Volk. Der Plan Gottes mit Seinem Volk Israel wird bis zum Schluss durchgehalten. Keine Macht der Welt kann ihn verändern. Wenn im Alten Testament Gott Seinem Volk das Land verheißt, dann heißt es immer an solchen Stellen:

 „... das Land, das ICH euch geschworen habe, zu geben.“ (z.B. 1. Mose 50, 24; Josua 21, 43).

 

4. Gottes erzieherisches, seelsorgerliches Handeln im Alten Testament.

  Im Alten Testament finden wir viele Beispiele von Menschen, die Gott begegnen, - die Gott gehorchen oder auch ablehnen, - die Gott lästern oder sich über Ihn freuen. Der Mensch ist im Alten und im Neuen Testament der gleiche. Und auch die Sünde hat sich seit Adam und Eva in ihrer verführerischen Macht nicht geändert. Deshalb kann man im Alten Testament mit seinen vielen Geschichten und Berichten eine Menge Anschauungsmaterial finden für ein Leben mit Gott. Weil der Apostel im Hebräerbrief (Kap.11) deutlich machen will, wie Gottvertrauen in der Praxis wirklich aussieht, wählt er eine ganze Serie von Kurzbiographien aus dem Alten Testament, um Gottvertrauen (=Glauben) bei ihnen anschaulich zu machen (Abel, Henoch, Noah, Abraham, Sara, Isaak, Jakob, Josef, Mose, Rahab und viele andere). Das beste Exempel für Gottvertrauen, für Glauben, ist Abraham (1. Mose 12-25). Paulus nennt ihn den „Vater des Glaubens“ (Römer 4 + Galater 3). Heute würden wir sagen: Abraham ist der Prototyp, das beste Vorbild für einen Gläubigen. Wer Glauben studieren will, der muss die Abraham-Geschichte (1. Mose 12-25) kennen. Aber auch das Leben des Jakob (1. Mose 25-50), des Mose oder des Königs David (besonders. in 1.und 2. Samuel) sind eine reiche Fundgrube, um für die Nachfolge Jesu zu lernen.

    Neu ist im Neuen Testament, dass durch Christus bei jedem Versagen sofort Vergebung möglich ist und ER uns auch die Kraft gibt, um schwierigste Situationen zu überwinden.

 

5. Weissagung und Erfüllung: Hinführung zu Christus.

    Der wichtigste Punkt im Alten Testament ist die Hinführung zu Christus. Die ganze Geschichte mit Israel hat nur e i n Ziel: dass in diesem Volk der Messias, Jesus Christus, der Erlöser der Menschheit geboren wird. Dieses Signal wird schon auf Seite 3 der Bibel gegeben, gleich nach der Austreibung aus dem Para-dies. Gott sagt: „... es wird ein Nachkomme der Eva kommen, der wird der Schlange (= dem Satan) den Kopf zertreten, aber der wird Ihn in die Ferse stechen.“ (1. Mose 3, 15) Viertausend Jahre lang steuert Gott die Geschichte so, dass schließlich – „als die Zeit erfüllt war“ (Galater 4, 4) Gott Seinen Sohn in Bethlehem geboren werden lässt. Damit erfolgt durch Christus eine Wende der ganzen Menschheitsgeschichte. Die Jahreszahlen (vor Chr. – nach Chr.) geben davon überall Zeugnis bis heute. – Dieses gewaltige Ereignis – das Kommen des Gottessohnes – wurde vielfach vorausgesagt. 333 Prophezeiungen auf Christus enthält das Alte Testament. Paulus schreibt: „Christus ist das Ziel des Gesetzes.“ (Römer 10, 4; Ziel = „telos“ in Griechisch)

 

6. Praktisches. – Wie können wir das Alte Testament mit Gewinn lesen?

 Luther hat einen guten Rat und ein gutes Beispiel gegeben: Wenn wir in einem Obstgarten uns Äpfel

holen wollen, dann schütteln wir den Baum bis einige runterfallen – und wenn keine Äpfel runterfallen, dann gehen wir zum nächsten Baum. Wir sollen nicht beim ersten Baum so lange schütteln, bis auch die unreifen Früchte runterfallen. Das bedeutet: Was wir beim Lesen nicht gleich verstehen, das sollen wir einfach stehen lassen und zum nächsten Kapitel weitergehen (vielleicht verstehen wir es später, - oder wir treffen jemand, der uns helfen kann).

·   Die fünf Bücher Mose (= der Pentateuch) sollte man gut kennen. Das 1. Buch Mose (= Genesis) zeigt die Anfänge der Menschheit, - der Sünde, - des Volkes Israel (durch Abraham). Das 2. Buch Mose (= Exodus) schildert den dramatischen Auszug Israels aus Ägypten und die 40 Jahre Israels in der Wüste. Das dritte Buch Mose (Levitikus) kann man sich für später aufheben. Das 4. Buch Mose (= Numeri) schildert Ereignisse während des Zugs Israels durch die Wüste. – Das 5. Buch Mose (= Deuteronomium) wird oft unterschätzt. Es bietet einen Rückblick des Mose auf die Zeit Israels seit dem Auszug aus Ägypten bis zum Einzug ins Gelobte Land. Das Buch gibt uns eine gute Anleitung, ein konsequentes Leben mit Gott zu führen.

·   Die Psalmen sind sehr wichtig für unser persönliches Leben im Alltag. In der Anglikanischen Kirche wird der ganze Psalter (150 Psalmen) seit 400 Jahren jedes Monat ganz gelesen (jeden Tag 5 Psalmen). Bei den Psalmen kann man Beten lernen. Sie sprechen jede Situation unseres Lebens an.

·   Der Prophet Jesaja enthält ab Kapitel 40 kräftige Trostkapitel, die uns in dunkelsten Stunden sehr viel Hilfe geben können.

·   Der Prophet Daniel ermutigt uns, für die Regierungen zu beten. Daniel war Vizekanzler im Weltreich Babylon. Er war ein sehr fleißiger Beter und hat dadurch die Weltpolitik mit gestaltet.

·   Der Prophet Jeremia hatte das schwerste Schicksal. Er hat als einziger Prophet die Zerstörung Jerusalems nicht nur prophezeit sondern auch persönlich miterleiden müssen. Es ist ein Buch für Menschen, die große Anfechtungen durchstehen müssen.

·   Das Büchlein Jona (der von einem großen Fisch verschlungen wurde) schildert die sehr wechselhafte Geschichte eines Propheten, der erst ungehorsam war und dann Großes mit Gott erlebte. Jesus hat sich mit

 dem Propheten Jona verglichen. (3 Tage im Bauch des Fisches à Jesus 3 Tage im Grab; Matthäus 12, 40)

Bibelstudium ist sehr wichtig für ein persönliches Wachstum im geistlichen Bereich. Nicht Wachstum im Wissen, auch nicht im Bibelwissen – sondern in der Bibel Gott zu begegnen und Seine Stimme zu hören. Der große Kirchenvater Chrysostomos (um 400 n.Chr.) sagte: „Die Ursache aller unserer Übel ist, dass wir die Heilige Schrift nicht kennen.“ Den größten Gewinn haben wir, wenn wir die Bibel betend lesen – mit der Unterstützung des Heiligen Geistes. Der Verstand reicht nicht aus. Wirkliches Gebet ist ein Zwiegespräch: Gott spricht zu uns durch Sein WORT – und wir antworten Ihm im Gebet. Christus spricht: „Wenn ihr in Mir bleibt und Meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.“ (Johannes 15, 7)

      Prophezeiungen auf Christus - im Alten Testament (die wichtigsten!):

 

·   Mose 3, 15  Aus den Nachkommen der Eva wird Einer kommen, „der wird der Schlange (dem Satan) den Kopf zertreten, aber sie wird Ihn in die Ferse stechen.“ (Das sog. „Prot-Evangelium“ =  das „erste Evangelium“).

·   Mose 49, 10 „Es wird das Zepter von Juda nicht weichen... bis der Held komme, und Ihm werden die Völker anhangen.“

·   5. Mose 18, 15 „Einen Propheten wird der HERR, dein Gott, erwecken aus dir und aus deinen Brüdern, dem sollt ihr gehorchen.“ (Johannes 6, 14)

·   Micha 5, 1   „Und du, Bethlehem Efrata ... aus dir soll mir der kommen, der in Israel HERR sei, dessen Ausgang von Anfang und von Ewigkeit her gewesen ist.“

·   Jesaja 7, 14  „Siehe, eine Jungfrau ist schwanger und wird einen Sohn gebären, den wird sie nennen Immanuel.“ (das heißt: „Gott mit uns“) (Matthäus 1, 23)

·   Jesaja 9, 5 „Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf Seiner Schulter; und Er heißt: Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friedefürst.“

·   Jeremia 31, 15  „Man hört Klagegeschrei und bitteres Weinen in Rama: Rahel (Jakobs zweite Frau) weint über ihre Kinder und will sich nicht trösten lassen.“ (Jakobus = Israel; Matthäus 2, 16) (Kindermord von Bethlehem)

·   Hosea 11, 1   „Als Israel jung war, hatte Ich ihn lieb, und rief ihn, Meinen Sohn, aus Ägypten.“ (Matthäus 2, 14) (Flucht nach Ägypten)

·   Jesaja 8, 23   „Es wird nicht dunkel bleiben über denen, die in Angst sind... das Land Sebulon und Naphtali wird ER hernach zu Ehren bringen, ...das Galiläa der Heiden.“ (Matthäus 4, 12-16) (Jesu Dienst in Galiläa)

·   Sacharja 9, 9 „Tochter Zion, freue dich sehr ... siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein  Helfer, arm und reitet auf einem Esel.“ (Matthäus 21, 1-11) (Einzug in Jerusalem)

·   Sacharja 11, 12 „Sie wogen mir den Lohn dar, 30 Silberstücke.“ (Matthäus 26, 15) (für den Verrat des Judas)

·   Psalm 41, 10 „Auch mein Freund, dem ich vertraute, der mein Brot aß, tritt mich mit Füßen.“ (Markus 14, 10) (Verrat des Judas)

·   Jesaja 53, 4-5 „Fürwahr ER trug unsere Krankheit und lud auf sich unsere Schmerzen...ER ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünde willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf IHM, auf dass wird Frieden hätten und durch Seine Wunden sind wir geheilt.“(Jesu Leiden)

·   Psalm 22 Jesu Leidenspsalm - daraus folgende Verse:

·   Psalm 22, 2 „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?“ (Matthäus 27, 46)

·   Psalm 22, 16 „Meine Kräfte sind vertrocknet wie eine Scherbe und meine Zunge klebt mir am Gaumen.“ (Johannes 19, 28)

·   Psalm 22, 17 „Sie haben meine Hände und Füße durchgraben.“ (Johannes 20, 25+27)

·   Psalm 22, 19  „Sie teilen meine Kleider unter sich und werfen das Los um mein Gewand.“ (Johannes 19, 24)

·   Psalm 69, 22  „Sie geben mir Galle zu essen und Essig zu trinken für meinen Durst.“ (Johannes 19, 29)

·   Psalm 72, 10  „Die Könige sollen Geschenke bringen, die Könige aus Saba und Scheba sollen Gaben senden.“ (Matthäus 2, 1-11) (Die Weisen aus dem Morgenland)

 

25. Sept. 2006                                                                                       Pfr. Gerhard Hägel, Bobengrün