Gertrud Wasserzug–Traeder,
Dr. Phil.
Hilfe zum Dienst
Heft 2
Über Seelsorge
Inhaltsangabe
Kapitel 1
Jesus Christus, der wahre Seelsorger
Kapitel 2
3. Jesus rettet den Menschen
1.
Der Seelsorger im Neuen Testament
2.
Die Arbeit des Herrn an dem Seelsorger
3.
Die Ausrüstung zum Seelsorger
Kapitel 3
4. Die praktische Arbeit
2.
Das Ziel unserer Seelsorge an Ungläubigen
Kapitel 4
3. Wie wirkt das Wort Gottes auf den Menschen?
1.
Das Bekenntnis der Sünde des einzelnen.
2.
Das Bekenntnis kollektiver Schuld
Kapitel 5
III. Die
Entscheidung
Kapitel 6
Ein Wort an
Neubekehrte
1.
Seelsorge an gesunden Gläubigen
Kapitel 7
2. Die Seelenpflege an kranken Gläubigen
Seelsorgerliche Unterweisung im 1. Timotheusbrief
Kapitel 1
Zu der Verkündigung des Evangeliums und zu der Lehre der
Bibel muss notwendig die Anwendung des Evangeliums auf den einzelnen Fall
kommen, die Seelsorge.
Seelsorge oder Seelendienst will dem einzelnen Menschen in
seiner besonderen Not, mit seinen besonderen Fragen und Hindernissen helfen,
das Evangelium zu erfassen und in seinem persönlichen Leben anzuwenden.
Jesus Christus ist der wahre Seelsorger. Wir sehen Ihn im Gespräch mit vielen einzelnen, die Er in ihrer besonderen Art erkennt und zu sich zieht. Z. B. Nikodemus, die Samariterin, die Sünderin, die Ehebrecherin, der reiche Jüngling, Maria und Martha usw. Jesus war den einzelnen Seelsorger. Er ist es heute noch. Sein Wort wirkt auf den einzelnen ganz individuell, und durch Seinen Heiligen Geist wird es ganz persönlich angewandt. Jesu Seelsorge ist besonderer Art.
Johannes 2, 25 Er wusste wohl, was im Menschen war.
Hebräer 4, 13 Es ist alles bloß und entdeckt vor seinen Augen.
Offenbarung 2+3 Ich weiß …
Offenbarung 1,
14 Seine Augen wie Feuerflammen.
Jesus durchschaut den Menschen. Es ist vor Ihm keine bewusste
oder unbewusste Täuschung möglich.
Wir haben den Heiligen Geist sehr nötig, wenn wir den
heiligen Dienst der Seelsorge ausüben wollen.
Jeder Mensch hat einen gewissen intuitiven Eindruck von einem andern Menschen, auch ein gewisses Urteil über ihn – aber wir
müssen uns hüten, uns in der Seelsorge davon leiten zu lassen. Diese natürliche
Menschenkenntnis muss unter der
Leitung des Heiligen Geistes stehen.
Die Psychologie kann uns wohl manches wertvolle Material
geben, um die Seele des Menschen kennen zu lernen, aber wir verirren uns, wenn
wir von Systemen ausgehen und den Menschen methodisch beurteilen wollen.
Außerdem kann uns ja die Psychologie nur sagen, wie der Mensch sich verhält,
aber nicht, was im Menschen ist.
Die beste Vorbereitung für die Seelsorge ist das Studium des
Menschen, wie ihn uns die Bibel offenbart. Wir können das Menschenherz weder
durch Beobachtung noch durch Erfahrung, sondern nur durch die Offenbarung Gottes wirklich kennen lernen.
Vor Jesus ist der Mensch in seiner abgrundtiefen Not
offenbar. Er sieht, was nie ein Seelsorger durchschauen kann: die tiefsten
Wurzeln der Sünde und den Umfang des Verderbens.
Das gerade ist das Gewaltige an dem Seelsorger Jesus, dass
Er durch die Not des Menschen, durch die Tiefe seiner Sünde nicht abgestoßen
wird, sondern Seine Barmherzigkeit ihren Sieg feiert. Die Propheten verkündigen
schon diese unbegreifliche Liebe Jehovas zu Seinem sündigen Volk. Vgl. Hesekiel
16, 5+6; Hesekiel 16, 9-14.
Jesus Christus ist die
erschienene Liebe Gottes und Sein ganzes Leben ist die Seelsorge der Liebe.
Römer 5, 8 Christus ist für uns gestorben,
da wir noch Sünder waren.
Epheser 2, 4 Er ist reich an Barmherzigkeit.
1. Johannes 4,
10 Er hat uns geliebt.
In unzähligen Beispielen wird uns diese Liebe im Neuen Testament geschildert: den Kranken, den Frauen, den Sündern gegenüber.
Die Liebe des natürlichen Menschen ist seelisch und daher
immer abhängig von dem Gegenstand der Liebe. Sie versagt oft und ist von recht
persönlichen Momenten beherrscht.
Die Liebe, die wir in der Seelsorge haben müssen, ist
geistlich – d. h. sie fließt aus der Liebe des Geistes. Daher kann nur ein
wiedergeborener Mensch Seelsorger sein. Die geistliche Liebe ist unabhängig von
allen seelischen Momenten. Sie benutzt unsere seelischen Fähigkeiten nur als
Ausdrucksmittel, aber sie ist aus einer andern Quelle.
Römer 5, 5 Die Liebe Gottes ist ausgegossen
in unser Herz durch den Heiligen Geist, welcher uns gegeben ist.
2. Korinther 5,
14 Die Liebe Christi dringt uns also.
Seelsorge aus seelischer Liebe ist eine sehr große Gefahr:
Bindung an den Seelsorger – oder Ärger des Seelsorgers über den Sünder –
Handeln im Affekt – auch geschlechtliche Bindung an den Seelsorger.
Wir müssen uns als Seelsorger bewusst sein, dass wir nur
Werkzeug der Liebe Jesu sind. Wir stehen dem Menschen vor uns völlig neutral –
unpersönlich gegenüber, und doch muss Jesu Liebe durch uns in warmer und
spürbarer Weise hindurchgehen. (Vgl. den Arzt, der den Kranken in objektiver
Weise, ohne persönliche Bindung und doch mit persönlichem Interesse und mit
menschlicher Liebe zu behandeln hat.)
Jesus steht der Seelennot des Menschen nicht ratlos
gegenüber. Es gibt für Ihn keinen Fall, in dem Er nicht retten könnte. Er ist
der Gekreuzigte und Auferstandene und Erhöhte und hat jeden Feind besiegt und
jede Kette gesprengt.
Er hat die gewaltige Macht, Sünden zu vergeben und aus Bindungen zu befreien. Er kann ein völlig neues Leben schenken.
Hebräer 7, 25 Er kann retten.
Markus 2, 10 Er kann Sünden vergeben.
Offenbarung 1,
18 Ich habe die Schlüssel der Hölle
und des Todes.
Jesus als Seelsorger ist zugleich der Retter, der Heiland,
der Befreier. Es geschieht etwas Tatsächliches, Neues. Er macht neu!
Wir müssen als Seelsorger unsere völlige Unfähigkeit
einsehen, aus eigener Kraft retten zu wollen. Wir dürfen in niemandem die
Hoffnung erwecken, dass wir selbst etwas könnten. Jede Suggestion, jeder
Versuch der Bindung an uns selbst, jeder Einsatz unserer Energie, jedes
Durchsetzen unserer Meinung ist daher vom Übel.
Aber wir müssen uns auch davor hüten, dass wir den Menschen
auf sich selbst konzentrieren und ihn auf die Kräfte seiner Seele zur Rettung
verweisen.
Der Seelsorger, der vom Heiligen Geist sich führen lässt,
führt zu Jesus Christus, dem Retter. Denn nur das vollgültige Opfer Jesu auf
Golgatha kann Menschenseelen befreien und erneuern.
Kapitel 2
Wir haben dieses Wort „Seelsorger“ nicht in der Bibel – und
doch haben wir das Amt des Seelsorgers sehr klar und ausgiebig in der Schrift,
es ist verbunden mit dem Amt des Lehrers und des Hirten. Ein Seelsorger ist
tatsächlich beides: ein Hirte und ein Lehrer, ein Arzt der Seele.
Apostelgeschichte 20, 28 … zu weiden die Gemeinde Gottes.
Hebräer 13, 17 Die Lehrer wachen über euren Seelen.
Apostelgeschichte 26, 18 … aufzutun ihre Augen.
Wir sehen den Apostel Paulus als Seelsorger in seinem Ringen
um die Gemeinde.
1. Thessalonicher
2, 11 … wie ein Vater.
1. Thessalonicher
2, 7 … mütterlich wie eine Amme.
Galater 4, 19 … Abermals mit Ängsten
gebäre.
Der Seelsorger ist berufen von Gott, er ist ausgerüstet
durch den Heiligen Geist zu dieser Arbeit. Es ist heiliger Dienst an den Seelen
im Auftrage dessen, dem die Seelen gehören: in dem Namen Jesu Christi, der die
Seelen durch Sein teures Blut erkauft hat.
Es ist selbstverständlich, dass der Seelsorger ein wiedergeborener Gläubiger sein muss, der die besondere Berufung empfangen hat, den einzelnen Seelen nachzugehen, um sie zu Jesus Christus zu führen.
Ein Seelsorger ist nie fertig, er ist einer, an dem der Herr
ständig arbeitet. Er muss erfahren, was der Herr an seiner Seele tut. Je mehr
der Herr an ihm selbst arbeitet, umso geeigneter ist er für den Dienst an
andern. Sich selbst der Herrschaft des Heiligen Geistes und der Reinigung durch
den Geist ständig aussetzen, macht uns fähig, zu dienen.
Ferner muss eine radikale Entscheidung über das eigene Ich
getroffen worden sein. Menschen, die ständig mit sich selbst zu tun haben, sind
keine Seelsorger. Römer 6 muss lebendig und täglich bejaht werden. Der
Seelsorger muss das „Nein“ zu sich selbst kennen, sich verleugnen können.
Der Seelsorger hat den Wert der Seele am Kreuz von Golgatha
erkannt und die Liebe zu den Seelen – um ihrer selbst willen und um Jesu willen
– durch den Heiligen Geist, der in ihm wohnt, empfangen.
a) Der Heilige Geist
Die wichtigste Ausrüstung für den Seelsorger ist
selbstverständlich der Heilige Geist und Sein Buch, die Bibel. Der Heilige
Geist will in jedem Fall leiten und Weisung geben.
Es gibt kein Rezept für Seelsorge, es gibt kein Schema für
die Arbeit an den Seelen der Menschen, es gibt keine Arzneivorschriften. Wir
sind in jedem Fall auf eine ganz persönliche Weisung angewiesen.
Seelsorge ist Leben – Handeln mit lebendigen
Persönlichkeiten. Seelsorge ist Gehorsam gegen eine lebendige Persönlichkeit,
den Heiligen Geist.
Daher erfordert Seelsorge ein lebendiges Gebetsleben. Die
Psychologie kann uns Material geben, aber nicht die Antwort selbst auf die
Fragen der Seele.
b) Das Gebet
Unerlässlich ist es, das Leben des andern im Gebet vor dem
Herrn auszubreiten! Darum ist es nötig, dass wir uns mit viel Liebe in ihn
versenken. Jede Seele will für sich studiert und erkannt werden. Es braucht
Zeit, um alles in der Stille dem Herrn zu bringen und uns Weisung geben zu
lassen. Seelsorge ist ganz persönlicher Dienst, der unsere ganze Hingabe
erfordert.
c) Die Praxis
Der Seelsorger muss andererseits mitten im Leben stehen – je
tiefer im Alltag, umso besser für uns. Vorsicht vor der abgeschlossenen
Studierstube! Wir müssen von denselben Fragen umgeben sein wie die Seelen, zu
denen wir reden wollen. So wird der Seelsorger nüchtern, sachlich,
unpersönlich, ohne Ansehen der Person, wahrhaftig. Er darf sich nicht scheuen
die Wahrheit zu sagen –aber in Liebe.
d) Die Bibel
Das beste Lehrbuch der Seelsorge ist die Bibel. Wir haben
Menschenseelen in der Bibel bei den verschiedensten Ereignissen, sehr
verschiedenartig eingestellt, und über allem das Licht des göttlichen Urteils.
In der Bibel haben wir alle Typen, die uns im Leben begegnen – und hier handelt
der größte Psychologe, Gott selbst, mit ihnen. Wir haben Sünder, unbußfertige
und reuige; es werden uns Gläubige gezeigt in ihren Nöten und Schwierigkeiten.
(Geschichten des Alten Testamentes, die Psalmen, die Evangelien, die
Gleichnisse, die Menschen in den ersten Gemeinden.)
Wir haben ein Buch der Seelsorge in der Bibel, Hiob, das uns
falsche und wahre Seelsorge zeigt.
Die Bibel ist der Ratgeber des Seelsorgers. Sie hat auch eine reinigende Kraft, die wir als Seelsorger so nötig haben. Zu leicht werden wir durch die Seelsorge hinabgezogen oder infiziert; wir gewöhnen uns an Sünde, von der wir hören, so leicht, so dass wir sie nicht mehr als ganz so schlimm empfinden und also nicht mehr ganz biblisch reagieren. Die Bibel gibt uns stete Klarheit für das Denken, Empfinden und Handeln in der Seelsorge.
e) Die Erfahrung
Ebenso wichtig für die Seelsorge ist eine ständige Erfahrung
Jesu Christi im praktischen Leben.
Je mehr wir das Leben kennen, umso leichter finden wir uns darin zurecht und können andern helfen. Es gibt eine sehr praktische Seite der Seelsorge, die durch die Verhältnisse gegeben ist. Es werden uns viele Fragen gestellt, in denen wir die äußeren Umstände auch zu berücksichtigen haben, z. B.
in der Frage der Mission: Gesundheit, Einverständnis der Eltern,
in der Frage der Heirat: Anstellung und Auskommen,
in der Frage des Berufs: Begabung und Geldmittel.
Wenn der Seelsorger noch jung ist, sollte er in schwierigen Fragen unbedingt einen älteren Berater fragen, der genügend Lebenserfahrung hat. Demütige Zusammenarbeit ist hier sehr am Platze.
a) Das Gespräch
Die Seelsorge ist eine Angelegenheit, die nur zwei Menschen
vor Gott angeht (eventuell ein Ehepaar, das gemeinsam kommt, und der Seelsorger
vor Gott). Es darf niemals etwas aus der Seelsorge weitergesagt werden (nicht
an Ehegatten, Freunde, Gebetskreis). Ausnahmen sind nur, wenn wir die Frage,
die uns zu schwer ist, einem älteren Berater vorzulegen haben.
Der persönliche Kontakt, die mündliche Aussprache ist nötig,
um wirklich einem Menschen aus seiner Not helfen zu können.
Bei der mündlichen Aussprache ist wichtig, dass der andere
sich zuerst wirklich aussprechen kann. Er muss Vertrauen haben und erzählen
können. Aber oft ist es doch nötig, das Gespräch auf die Hauptsache zu lenken.
Immer muss der Seelsorger die Führung des Gesprächs in der Hand behalten.
b) Der
schriftliche Verkehr
Wenn die mündliche Aussprache nicht möglich ist, so ist der
schriftliche Verkehr der beste Ersatz. Briefe haben eine große Bedeutung. Wir
wollen die Briefe, die wir empfangen, betend lesen und betend beantworten. Es
ist sehr wichtig, dass in unseren Briefen die Wahrheit der Botschaft und die
persönliche Liebe zum Ausdruck kommen.
c) Einige
Ratschläge
Seelsorge soll nur vom Mann dem Mann gegenüber und von der
Frau der Frau gegenüber geschehen. Zeugnis geben (einmalig) mag auch vom Mann
der Frau gegenüber und umgekehrt geschehen. Ausnahmen sind:
Wenn der Mann das Amt der Seelsorge in der Gemeinde hat.
Aber auch in diesem Fall ist Vorsicht geboten.
Wenn der Seelsorger viel älter ist als derjenige, der ihn um
Rat fragt.
Wenn es sich um eine kurze Zeit der Seelsorge handelt, bis
die geeignete Persönlichkeit des gleichen Geschlechts gefunden ist.
Diskutiere nicht, sondern bezeuge das Heil. Wir können nur
solchen helfen, die unsern Rat und unsere Hilfe wollen, aber nicht solchen, die
alles besser wissen wollen (Vorsicht bei Sekten des Verderbens). Beschließe die
seelsorgerliche Unterredung wenn möglich mit kniendem Gebet. Vor dem Angesicht
des Herrn kann noch manche Klarheit gegeben werden, die wir nur unvollständig
übermitteln konnten.
Kapitel 3
Die Bibel unterscheidet zwischen gläubig und ungläubig. In
einem gewissen Sinn ist jeder Mensch ein „Gläubiger“. Jeder Mensch glaubt irgendetwas
– der Mohammedaner, der Heide, der Hindu, der Animist, der Atheist, sogar die
Teufel glauben.
Jakobus 2, 19 Die Teufel glauben auch – und zittern.
Was aber heißt „gläubig“
nach der Schrift?
An Jesus Christus als den Sohn Gottes und den Heiland der
Welt gemäß der Heiligen Schrift persönlich glauben – Ihn persönlich angenommen
haben.
2. Korinther 6, 15 … Gläubige und Ungläubige.
1. Johannes 5,
1 Wer da glaubt …
1. Johannes 5, 12-13 Wer den Sohn Gottes hat …
Johannes 1, 12 Wie viele ihn aufnahmen …
Johannes 3, 3 … von neuen geboren …
Römer 5, 12-21 In Adam – in Christo.
und viele andere Beispiele.
Der 1. Johannesbrief sagt uns im Besonderen sehr klar, was
es heißt, ungläubig = tot, oder gläubig = lebendig zu sein.
Wir wollen aber festhalten:
a) Wir sind in unserm Urteil über Menschen sehr
beschränkt und oft Fehlern unterworfen. Z. B.:
Es ist ein Unterschied im
körperlichen Leben zwischen tot und lebendig. In vielen Fällen wird auch der
Laie sagen können, ob jemand tot ist oder lebendig. Aber wir könnten uns oft
irren – sogar ein Arzt kann irren (scheintot)! Aber diese Möglichkeit des
Irrtums ändert die Tatsache nicht, dass es Tod und Leben – Tote und Lebendige
gibt.
b) Wir haben nicht immer das Recht, unser Urteil
einem Menschen zu sagen, genau wie nicht jeder ein Recht hat, Arzt des andern
zu sein. Wir brauchen, um unser Urteil zu sagen: höheren Befehl, persönlichen
Auftrag, die Bitte und das Verlangen des andern.
c) Wir können nie von solchen, die gestorben
sind, sagen, dass sie im Unglauben starben. Wir wissen nicht, was der Geist
Gottes im letzten Augenblick noch an ihnen getan hat. Er kann auch wirken, wenn
der Mensch ohne Bewusstsein ist, und es heißt: „Wer den Namen des Herrn wird
anrufen, der ist gerettet!“ Römer 10, 13.
Als Seelsorger muss ich in Erfahrung zu bringen suchen, mit
was für einem Menschen ich es zu tun habe. Wir können nicht raten, nicht
helfen, nicht heilen, wenn wir nicht wissen, ob wir es mit einem Gläubigen oder
einem Ungläubigen zu tun haben.
Wie können wir es
erfahren?
a) Die direkte Frage. Sie führt in den meisten Fällen
am besten zum Ziel. Die Reaktion des andern auf unsere Frage ist typisch. Der
Gläubige weiß, dass er gläubig ist, und wird die Frage mit Freuden bejahen!
Natürlich kann auch hier eine
Täuschung vorliegen, z. B. es kann nur eine seelische Bekehrung (Verstand)
vorliegen oder aber eine bewusste Täuschung und Heuchelei.
Wie muss ich die Frage stellen?
Nicht etwa: sind Sie gläubig? (Alle antworten „Ja“! Katholiken –
Juden!)
Nicht etwa: sind Sie ein Kind Gottes? (Alle meinen, Kinder Gottes
zu sein!)
Sondern: Haben Sie einmal eine ganz klare Entscheidung für Christus
getroffen? Sind Sie gewiss, dass Sie die Vergebung der Sünden haben? Sind Sie
wiedergeboren? Haben Sie Jesus Christus in einer besonderen Stunde angenommen?
Es ist normal, dass ein Mensch die Stunde seiner
Wiedergeburt weiß.
Ausnahmen: Wenn er als kleines Kind bekehrt wurde und sich nicht bewusst
war, was geschah – oder wenn er allmählich in das neue Leben hineinwuchs, das
er bejahte.
Wenn die Erkenntnis aus Mangel an
Bibelkenntnis unzulänglich war – und hinter dem Erleben zurückblieb.
Wir haben uns klar gemacht, dass die Bibel tatsächlich
zwischen ungläubig und gläubig unterscheidet, zwischen tot oder lebendig,
zwischen nicht wiedergeboren und wiedergeboren.
Wenn das so ist, so besteht alle Seelsorge an Ungläubigen
einfach darin, dass sie sich bekehren und wiedergeboren werden.
Darum ist es von großer Bedeutung, dass wir selbst ganz
genau wissen, was die Bibel unter Bekehrung und Wiedergeburt versteht.
Was ist Bekehrung
und Wiedergeburt?
Bekehrung und Wiedergeburt sind zwei Seiten ein und
desselben Vorganges. Die Bekehrung ist die Umwendung des Sünders zu Christus
hin; die Wiedergeburt ist das Werk Gottes an dem Sünder, um ihn aus dem Tod in
das Leben zu bringen.
„Bekehrung“, „bekehren“ ist ein klarer, biblischer Begriff
im Alten und Neuen Testament.
2. Chronik 7, 14 … dass sie sich bekehren …
Jeremia 3, 7 Bekehre dich!
Jeremia 4, 1 Bekehre dich!
Jeremia 31, 18 Bekehre mich du!
Hesekiel 18, 32 Bekehret euch, so werdet
ihr leben.
Hosea 7, 16 Sie bekehren sich –
aber nicht recht.
Joel 2, 12 Bekehret euch zu mir von ganzem Herzen.
Apostelgeschichte
3, 19 Tut Buße und bekehret euch.
Apostelgeschichte 11, 21 Eine große Zahl bekehrte sich zum Herrn.
Apostelgeschichte
15, 3 Die Bekehrung der Heiden.
Apostelgeschichte
14, 15 … dass ihr euch bekehren sollt
…
Apostelgeschichte
26, 18 … dass sie sich bekehren …
1. Thessalonicher
1, 9 Ihr seid bekehrt.
1. Petrus 2, 25 Ihr seid nun bekehrt.
Nur einmal kommt in der Bibel das Hauptwort „Bekehrung“ vor,
Apostelgeschichte 15, 3, aber oft das Wort „sich bekehren“. Bekehrung ist in
der Bibel eben nicht als Begriff, sondern als Tätigkeit gelehrt.
Bekehren: von – hin zu! Von der Sünde – hin zu Jesus
Christus. Die Bekehrung hat eine Ursache. Ein Anstoß zur Bekehrung kann sein
eine große Not oder Freude, das Wort Gottes, das Gebet oder das Wort eines
Menschen, ein Brief, ein Plakat, ein Traktat! Die Wendung kann sich schnell
oder langsam vollziehen.
Immer aber ist die Bekehrung ein Willensakt des Menschen.
Die Schrift betont: sich bekehren wollen!
Jeremia 4, 1 Willst du dich bekehren …
Wenn der Mensch sich zu Gott hinwendet, der sich ihm in
Jesus Christus offenbart, so geschieht die
Wiedergeburt.
Die Wiedergeburt ist
der Anfang von etwas total Neuem im Geist des Menschen – nicht eine
Reformation des Alten, sondern eine Regeneration aus dem Heiligen Geist.
1. Johannes 3,
14 … aus dem Tod ins Leben .
Epheser 2, 5 Er hat uns lebendig gemacht.
2. Korinther 5,
17 … eine neue Kreatur …
2. Petrus 1, 4 … teilhaftig der göttlichen Natur.
Die Wiedergeburt ist
Gottes Handeln – Er handelt durch das Wort:
1. Petrus 1, 23 … wiedergeboren aus dem lebendigen
Wort Gottes.
Jakobus 1, 18 … gezeugt durch das Wort der
Wahrheit.
1. Korinther 4, 15 … wiedergeboren durch das Evangelium.
Jedes Wort hat einen Sprecher – das Wort Gottes ist Ausdruck
der göttlichen Persönlichkeit. Das Wort Gottes bringt in Verbindung mit Gott.
Nur durch das Wort, das Gott spricht, der nie lügt, kann ein Mensch Gewissheit
des Heiles erlangen.
Ist der Mensch wiedergeboren worden, so ist er Gottes Kind geworden, der Heilige Geist ist bei ihm eingezogen und wohnt in ihm.
Johannes 1, 12 Wie viele Ihn aufnahmen …
Epheser 1, 13 Da ihr glaubtet, versiegelt …
Offenbarung 3,
20 Die Tür auftut, zu dem werde ich
eingehen …
Das Wort Gottes geht durch die Sinne in den Menschen ein,
der Mensch hört oder liest das Wort. Wie wichtig ist also unser
Handlangerdienst, damit die Menschen das Wort hören oder das gedruckte Wort
lesen:
Römer 10, 17 Der Glaube aus der Predigt.
Dann muss das Wort durch
den Verstand gehen, es muss als Botschaft aufgenommen und verstanden
werden. Das ist die objektive Seite der Verkündigung – z. B.:
1. Mose 1, 1 Gott schuf Himmel und Erde.
Aber es ist wichtig, dass das Wort nicht in dem Verstand
hängen bleibt, denn der menschliche Verstand kann das Wort Gottes nicht fassen.
1. Korinther 2,
14 Der natürliche Mensch vernimmt
nichts.
Das Wort muss vom Verstand zunächst aufgenommen werden und
dann weitergeleitet werden in das Gefühl
oder Empfinden. Hier wird die persönliche Beziehung zu dem gehörten oder
gelesenen Wort gezogen. Der Mensch merkt, dass es ihn ganz persönlich angeht.
Daher muss die Verkündigung auch die subjektive, persönliche Seite betonen.
Wenn nicht, so bleibt das Wort eben im Verstand und bleibt leerer Begriff.
Es ist natürlich auch die Gefahr, dass das Wort im Gefühl,
also in der Seele des Menschen, hängen bleibt. Viele Menschen leben im Gefühl
und aus dem Gefühl – und meinen, dass es eine Bekehrung und Wiedergeburt sei,
wenn sie eine tiefe Gemütsbewegung unter dem Wort Gottes erlebt haben (Gefahr
mancher Evangelisationen!). Aber Gefühlsbekehrungen halten natürlich nicht, sie
sind sehr bald vergessen oder schlagen oft sogar ins Gegenteil um. Das Wort muss
in den Willen des Menschen dringen.
Dieser Übergang ist nicht leicht, aber sehr notwendig. Der Wille hat sich unter
den Willen Gottes zu beugen und Ihm Recht zu geben.
Ist der Wille auf den Herrn gerichtet, und bat er Ihm das Ja-Wort
gegeben, so wird die Tür in das Herz des Menschen – d. h. in den Geist des
Menschen – geöffnet, und das Wort dringt ein und macht lebendig.
Das ist der große Augenblick, in dem der Herr die
Wiedergeburt in dem Menschen wirken kann, es geschieht zweierlei:
der Geist des Menschen wird
lebendig,
und der Geist Gottes zieht in den
lebendigen Geist des Menschen ein.
Dann aber wirkt der Heilige Geist in dem Menschen. Er erfasst
den Willen, das Fühlen und Denken des Menschen. Der Wille steht jetzt unter der
Wirkung des Heiligen Geistes und sagt „Ja“ zu Gottes Wort; er fragt: Was sollen
wir tun?
Beispiele:
Lukas 3, 10 Das Volk fragte: Was sollen wir denn tun?
Apostelgeschichte
2, 37 Was sollen wir tun?
Apostelgeschichte
9, 6 Herr, was willst du, das ich
tun soll?
Das Gefühl wird von der Liebe zu Jesus bewegt, und der
Verstand wird erleuchtet, so dass er Gottes Wort erfasst und Gott erkennt.
Fortan ist das Wort Gottes nötig, um den Menschen, der wiedergeboren ist, zu
leiten, zu nähren und zu erleuchten.
Kapitel 4
Der Ausgangspunkt
Der Ausgangspunkt ist sehr verschieden, weil die Menschen,
die uns begegnen und die wir für Christus gewinnen möchten, so verschieden
sind. Es ist wichtig, dass wir jeden Menschen ganz individuell behandeln und
ihn in seiner Lage zu verstehen suchen. Wir können sagen, dass jeder Mensch
wieder ganz neu und besonders ein Studium seiner Lage, ein Verstehen seiner
Persönlichkeit beansprucht. Wir treffen Menschen in äußerer Not, in Krankheit,
in Sündennot, in völliger Gleichgültigkeit, eingenommen von der Welt oder von
der Arbeit oder von der Familie. Es ist wichtig, dass wir den Menschen anrufen,
um ihn zum Horchen zu bringen. Es muss irgendwie der Kontakt geschlossen werden
zwischen ihm und uns; er muss uns vertrauen, er muss sich öffnen, er muss
horchen.
Die Wege zu dem Kontakt sind sehr verschieden – so
verschieden wie der Ausgangspunkt. Es kommt darauf an, dass wir uns da treffen,
wo der andere versteht. (Von uns selbst erzählen, um den Boden zu lockern – den
andern reden lassen, um ihn zu entlasten.)
Der Weg
Dann ist es Zeit, dass wir den Menschen auf den Weg zu Jesus leiten. Es sind drei Marksteine wichtig auf diesem Weg:
I.
Die
Sünde
II.
Die
Verkündigung
III.
Die
Entscheidung
Wir können von jedem Menschen, der noch nicht zu Jesus
gekommen ist, annehmen, dass er weiß, was Sünde ist, und dass er weiß, dass er
gesündigt hat. Solche, die betonen, dass sie nie gesündigt haben und die ein
selbstgerechtes Wesen zur Schau tragen, haben dieses Bewusstsein der Sünde
verdrängt.
Wie können wir einen
Menschen von Sünde überführen?
Die zehn Gebote haben eine große
neutestamentliche Bedeutung, sie führen zur Erkenntnis der Sünden. Was sagt das
Wort Gottes über den sündigen Menschen?
Römer 3, 10 Nicht, der gerecht sei – auch nicht einer.
Das Bild Jesu Christi zeigen. (Philipper
2)
Den Mangel im Leben aufzeigen.
(Unterlassung)
Das Verhältnis zu Gott – zu Jesus
Christus beleuchten. (Unglaube, die schwerste Sünde.)
Dann helfen wir von den konkreten Sünden zu der Sünde selbst
zu kommen und sie zu erkennen. Lektüre:
Psalm 51, 3-6 Gott sei mir gnädig …
Lukas 15, 21 Vater, ich habe gesündigt.
Johannes 16, 8-11 Er wird die Welt strafen um die Sünde.
Wir können niemanden von uns aus von Sünde überführen, aber der
Heilige Geist tut es durch das Wort. Wir arbeiten hier mit dem Heiligen Geist
und mit dem Gewissen des andern zusammen. Wir sind verpflichtet, dem Sünder die
Strafe der Sünde zu zeigen:
Römer 6, 23 Der Tod ist der Sünde Sold.
Hesekiel 18, 20 Welche Seele sündigt, die soll
sterben.
Offenbarung 21,
8 … deren Teil wird sein in dem
Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt.
Offenbarung 22, 15 … draußen.
Es gibt ein ewiges Verlorensein, einen andern Tod, eine
Hölle. Wir sind nicht treu in unserer Verkündigung, wenn wir das verheimlichen.
Wenn der Herr durch Sein Wort und Seinen Geist Sünde aufgedeckt
hat, so ist es notwendig, die Sünde zu bekennen.
Eine Notwendigkeit
Es ist eine Notwendigkeit um der Menschen willen, an denen gesündigt wurde. Es ist unmöglich,
wieder normale Beziehungen unter Gläubigen, eine wahre Einheit zu haben ohne
ein offenes Bekenntnis. Hier liegt die Ursache, weshalb so viele gebrochene
Beziehungen nie wieder hergestellt werden. (Ein Pflaster genügt nicht!)
Es ist eine Notwendigkeit um des Herrn willen, denn alle Sünde ist Sünde gegen Ihn, und es
ist das Wenigste, was der Sünder tun kann, dass er die Sünde bekennt.
Die Bibel zur Notwendigkeit des Bekenntnisses der Sünde:
4. Mose 5,
5-8 Wenn einer eine Sünde wider einen
Menschen tut … und sie sollen ihre Sünde bekennen, die sie getan haben.
Psalm 32, 5 Ich bekannte meine Sünde.
Sprüche 28, 13 Wer seine Sünde bekennt und lässt …
Matthäus 3, 6 Sie bekannten ihre Sünden.
Das Bekenntnis der Sünde ist die unbedingt notwendige
Bedingung der Vergebung der Sünde. Es gibt keinen Ersatz für das Bekenntnis.
Nur bekannte Sünden werden vergeben.
Wir wollen aber andererseits auch bedenken, dass das
Bekenntnis der Sünde nicht die Vergebung der Sünde wirkt. Bekenntnis fordert
sogar das Gericht heraus. (Wer Diebstahl vor dem Gericht bekennt, wird
verurteilt.) Die Vergebung geschieht allein durch das Blut Jesu Christi.
Wem soll die Sünde bekannt werden?
Wir können im Allgemeinen sagen, dass die Sünde vor dem
bekannt werden muss, an dem sie begangen wurde.
Ist sie allein an Gott begangen, kann sie allein vor Gott
bekannt werden.
Ist sie an einem einzelnen begangen worden, ist sie vor ihm
zu bekennen.
Ist sie an einer Gesamtheit von Menschen begangen, muss sie
auch vor der Gesamtheit bekannt werden.
Für die Gemeinde gilt besonders der Grundsatz:
Matthäus 18, 15-17 Sündigt dein Bruder …
Aber dieser Grundsatz setzt natürlich eine lebendige, Geisterfüllte
Gemeinde voraus.
a) Das Bekenntnis vor dem Seelsorger
Wenn sich jemand bekehrt, so ist es gut, wenn er mit einem
Seelsorger über sein Leben nachdenkt und die Sünden bekennt. Er weiß dann eher,
was Sünde ist, und manche Macht der Sünde, mit der er allein schwer fertig wird
(Zauberei und Aberglauben, Unreinheit), kann gebrochen werden. Diese Sünden,
die heimlich und verborgen sind, müssen aus ihrer Verborgenheit gezogen werden –
wie die feindlichen Könige von Josua aus ihren Höhlen gezogen wurden.
Josua 10, 22 Bringet hervor die fünf Könige zu mir.
Das Bekenntnis der Sünde vor dem Seelsorger ist oft aber
auch im Leben des Gläubigen eine große Hilfe (Beichte!). Es erhält in der Demut
und in der Wahrheit und macht der ernsten Heiligung Raum. Es ist unbedingt
erforderlich, dass der Seelsorger nicht über diese Bekenntnisse zu andern
redet. Gebrochenes Vertrauen ist schwere Schuld.
Oft wird der Seelsorger Mitwisser von Schuld, die vor der
weltlichen Obrigkeit strafbar ist (Diebstahl, Mord). Wir stehen als Seelsorger
unter dem Amtsgeheimnis und haben von uns aus natürlich nie Vergehungen
anzuzeigen – wir können nicht einmal den andern überreden, die Schuld vor der
Obrigkeit einzugestehen. Aber wir können ihm die Notwendigkeit dazu zeigen,
wenn er vollen Frieden haben will. Bestätige das, was der Heilige Geist dem
Betreffenden schon gesagt hat.
Es gibt hier schwierige Fragen, da oft die Existenz eines
anderen mit gefährdet ist – in diesen Fragen suchen wir am besten Rat bei
reifen Seelsorgern.
b) Das öffentliche Bekenntnis
Das öffentliche Bekenntnis der Sünde ist in Zeiten der
Erweckung oft vom Heiligen Geist gefordert worden und hat geradezu die
Erweckung ausgelöst. Wir müssen uns klar darüber sein, dass wir nie seelisch
erzwingen dürfen, was allein Recht des Heiligen Geistes ist. Ebenso darf das
Bekenntnis von Sünde nie zur Schau oder als Mittel zum Zweck geschehen (z. B.
damit der andere es auch tue).
Es kann Fälle geben, wo das Bekenntnis der Sünde einem
einzelnen gegenüber eine starke Belastung für den Betreffenden ist – und deshalb
besser nicht geschieht (Diese Tatsache nicht als Entschuldigung nehmen, um dem
Bekenntnis auszuweichen!).
Wo öffentliche Schuld begangen wurde (Veruntreuung), ist
auch ein öffentliches Bekenntnis nötig.
c) Das krankhafte Bekenntnis
Wir brauchen nie nach Sünden zu suchen, die wir vielleicht
noch zu bekennen hätten. Aber wir müssen die Sünden bekennen, die uns der
Heilige Geist zeigt. Es gibt ein seelisches Bekennen, das sehr gefährlich ist (Selbtkonzentration)!
Es gibt ein krankhaftes Bekennen, wenn der Teufel Sünden
zeigt und den Menschen – auch den Gläubigen – mit seiner Anklage quälen will
(Stimmen). Wenn der Mensch dann nicht mehr erkennt, dass dies eine Versuchung
von unten ist, so fällt er in die Gewalt Satans und kann sogar seelisch krank
werden.
Wir haben bisher von der Sünde des einzelnen Menschen
gesprochen und gesehen, dass er für seine Sünde vor Gott und Menschen
verantwortlich ist. Sobald der einzelne mit Jesus Christus in Verbindung kommt
und der Heilige Geist ihn von Sünde überführt, so ist das Bekenntnis der Sünde
eine innere Notwendigkeit und eine Vorbedingung der Vergebung der Sünde.
Vergebung aber erfolgt nur auf Grund des Sühnopfers Jesu Christi.
Nun aber ist der einzelne Mensch mit anderen Menschen zu
einer Einheit verbunden. Er ist ein Teil einer Gesamtheit von Menschen – z. B.
die Familie, die kirchliche oder kommunale Gemeinde, das Volk.
Der einzelne könnte nicht existieren, wenn er nicht in diese
Gesamtheit eingegliedert wäre – er ist zu allererst Nutznießer der Gesamtheit.
Das Kind ist Nutznießer der
Familie (Lebensunterhalt, Schulung).
Der Bürger ist Nutznießer der Gemeinde (Schulen, Post).
Der Untertan ist Nutznießer des
Volkes (Wohlstand, Kultur, Polizei, Wehrmacht als Schutz, religiöser Dienst).
Jeder, der aus der Gesamtheit Nutzen zieht, ist auch
verantwortlich für diese Gesamtheit. Der einzelne hat Verpflichtungen der
Familie, der Gemeinde und dem Volk gegenüber. Dadurch wird bewiesen, dass der
einzelne in der Gesamtheit verankert und verwurzelt, ja mit ihr zu einem Ganzen
verwachsen ist. Die Gesamtheit (Familie, Volk) besteht schließlich aus diesen
einzelnen.
Die Bibel sieht den einzelnen Menschen in enger
Verbundenheit mit der Gesamtheit.
2. Mose 20, 5 Gott, der heimsucht der Väter Missetaten
an den Kindern.
Das Volk Israel mit Männern, Frauen
und Kindern ist in den Segen und den Fluch, der über dem Volk steht,
eingeschlossen. Die Kanaaniter werden immer als Gesamtheit gesehen, in die der
einzelne Kanaaniter verwachsen ist – auch in der Schuldfrage. Auf den Befehl
des Herrn sollten Männer, Frauen und Kinder in Kanaan umgebracht werden. Sie
wurden als Einheit vor dem Herrn angesehen.
Wie ist es nun,
wenn die Gesamtheit eine Schuld auf sich lädt?
Wir müssen unterscheiden: die Schuld des einzelnen (um
seiner eigenen, persönlichen Schuld willen) und dann die Mitschuld an der
Schuld der Gesamtheit, deren Glied der Mensch ist. Wir können nicht für die
Sünde eines andern einzelnen verantwortlich gemacht werden, als hätten wir sie
begangen (Mörder, Kriegsverbrecher usw.). Darum können wir diese Schuld auch
nicht als unsere eigene bekennen.
Aber wir sind verantwortlich und mitschuldig an dem
Gesamtzustand unseres Volkes und an seiner Gesamtschuld, jeder einzelne trägt
Verantwortung für die Obrigkeit und die Regierung.
Der Herr macht den einzelnen für das Ganze mitverantwortlich und lässt den einzelnen mitleiden unter dem Gericht des Ganzen (Achan und seine Familie, Josua 7; die Last über Völker Jesaja 17-24). Daher kennt die Bibel auch das gemeinsame Sündenbekenntnis.
Vgl. Aarons
Bekenntnis der Sünde des ganzen Volkes.
3. Mose 16, 21 … bekennen alle Missetat der Kinder Israel.
Moses beugt sich
über der Schuld seines Volkes Israel.
2. Mose 33, 13 Siehe doch, dass dies Volk dein Volk ist.
Daniel beugt sich
unter die Schuld seines Volkes, er weiß sich mitschuldig vor Gott, und darum
bekennt er die Schuld als seine eigene Schuld.
Daniel 9, 5 Wir haben gesündigt …
Das Bekenntnis der Schuld kann aber nur von jemandem abgelegt werden, der durch den Geist Gottes selbst überführt wurde.
Die Stellung zu Gott, zu Jesus Christus und Seinem Geist ist
also entscheidend dafür, ob ein Mensch die Gesamtschuld als Mitschuld auf sich
nimmt. Von einer gottlosen Masse können wir kein Bekenntnis der Mitschuld
erwarten; von einer moralischen Mehrheit können wir keine geistlichen Regungen,
d. h. ein Bekenntnis Gott gegenüber erwarten. Nur wo Gottes Geist wirken kann,
ist das Bekenntnis der kollektiven Schuld möglich. Also ist die Schar der
Gläubigen, die wahre Gemeinde Jesu Christi in jedem Volk, die Stätte, wo die
Mitschuld am Volk bekannt werden muss. Nur die Gemeinde Jesu Christi kann
wahrhaftig Buße tun für die Sünde des Volkes. Die Verheißung über diesem
Bekenntnis aber ist, dass der Herr das Land heilen will.
2. Chronik 7, 14 Wenn mein Volk sich demütigt …
Die Gläubigen aller Länder bilden eine Einheit von
Mitschuldigen, die für ihre Völker einstehen und in der gemeinsamen Vergebung
der Sünde geeint sind.
Es gehört zu der herrlichen Aufgabe eines Seelsorgers, den
Menschen das Heil in Jesus Christus zu verkündigen. Wir sprechen in diesem
Zusammenhang nicht von der öffentlichen Verkündigung an viele, sondern von der
Verkündigung des Heils in der Seelsorge, dem einzelnen gegenüber.
Wir können nur einem Menschen das Heil verkündigen, der
danach verlangt. Wir können nur dem Hungrigen zu essen geben, nur dem Durstigen
zu trinken reichen. Jesus sagt, dass Er für die Kranken gekommen ist, und nicht
für die Gesunden. Er sagt:
Lukas 5, 32 Ich bin kommen zu rufen die Sünder zur
Buße, und nicht die Gerechten.
Darum ist es wichtig, mit einem Menschen zuerst von der
Sünde und der Schuld und Mitschuld zu sprechen und dadurch den Boden des
Herzens für den kostbaren Samen zu lockern.
Es ist auch selbstverständlich, dass nur ein wirklich
wiedergeborener Mensch, der das Heil erlebt hat, einem andern helfen kann.
jeder kann nur so weit führen, wie er selbst ist. Manche Menschen allerdings
sind Wegweiser, die den rechten Weg weisen, aber ihn selbst nicht gehen –
manche können dann wohl das rechte Ziel erfassen, das sie anzeigen, und sogar
über den Wegweiser hinausgehen.
Wir wollen bei der Verkündigung beachten: Es muss eine klare
Erkenntnis der ganzen Heilswahrheit bei dem Seelsorger vorhanden sein, sonst
kann er dem einzelnen nicht wirklich helfen. Er muss das Heil in Jesus Christus
auch selbst lebendig erfahren haben, sonst ist die Verkündigung leblos.
Beachten wir ferner:
a) Unsere Verkündigung ist Weitergabe des Wortes Gottes. Die Bibel muss also im Mittelpunkt aller Seelsorge stehen. Es ist wichtig, dass wir die Botschaft nicht aus dem Gedächtnis, sondern mit Worten der Schrift geben: Wir müssen unser Material stets bereit haben. Z. B.:
Jesus Christus:
Johannes 3,16 Also hat Gott …
1. Petrus 2, 24 unsere Sünde selbst hinaufgetragen …
Jesaja 53, 4-6 Fürwahr, er trug …
Johannes 19, 30 Es ist vollbracht.
2. Korinther 5, 21 Für uns zur Sünde gemacht.
Kolosser 2, 14 Ausgetilgt die Handschrift.
Vergebung:
Jesaja 1, 18 Ob eure Sünde blutrot …
Psalm 103, 12 Eurer Sünde nimmer gedenken.
Micha 7, 19 In die Tiefe des Meeres …
Jesaja 44, 22 Ich tilge deine Sünde …
Von Jesus geht alles Leben aus.
Was wir auch mit dem andern besprechen, es ist immer möglich, dass wir die
Linie von Jesus her ziehen zu dem Menschen, mit dem wir reden.
b) Unsere Verkündigung muss immer den lebendigen Christus zum Mittelpunkt haben und von Seiner Persönlichkeit zeugen.
Das ist der Wille des Heiligen
Geistes, der in uns und durch uns Jesum bezeugt.
Nicht Jesus als Gedanke oder als
Dogma darf im Mittelpunkt unserer Verkündigung stehen, sondern Er selbst, als lebendige
Persönlichkeit, so dass sich ein Verhältnis zu Zweien zwischen Ihm und dem
Menschen vor uns bilden kann. Es gibt für den Seelsorger kein größeres
Anliegen, als den Menschen in lebendige Verbindung mit Jesus zu bringen.
c) Wenn wir die Persönlichkeit Jesu betrachten,
so ist es vor allem das Lamm Gottes,
das uns beschäftigen muss. Es gibt keine wahre Wiedergeburt ohne den Blick auf
das Lamm. Jesum sehen und Ihn erkennen als Lamm erwürgt für uns – das ist der Blick
des Glaubens, der Leben wirkt.
Johannes 1, 29 Siehe, das ist Gottes Lamm …
Es ist unvermeidlich, über die Bedeutung des Blutes Jesu zu sprechen und sehr wichtig, dass
wir die Wirkung des Blutes biblisch erklären.
3. Mose 17, 11 Des Leibes Leben ist im Blut …
Von der Sünde sind wir zu dem Sündenträger gekommen, von der Strafe zu dem Träger der Strafe.
Aber es ist auch wichtig, dass wir Jesus Christus als den
Lebendigen und Auferstandenen verkündigen, als den Erhöhten, der zur Rechten
Gottes ist. Vgl. die Verkündigung in der Apostelgeschichte.
Alle Fragen des Suchenden, alle Schwierigkeiten, die er uns erzählt, werden zu Ausgangspunkten, die zu Jesus hinführen.
Wir haben die Freiheit, den ganzen Ratschluss Gottes zu
verkündigen, aber es wird immer dieser Ratschluss in Jesus Christus verkörpert
sein.
Die Verkündigung ist objektiv, aber es muss dazu die
persönliche Anwendung kommen. Es geht nicht anders, wir müssen „persönlich
werden“. Gibt es einen Arzt, der nicht persönlich wird? Wir wollen sogar, dass
der Arzt uns nicht im allgemeinen oder fabrikmäßig,
sondern sehr individuell behandelt. Es ist genau so nötig für den Seelsorger,
persönlich zu werden – aus zwei Gründen:
1. Jesus
redet und handelt ganz persönlich an dem einzelnen.
2. Der
Glaube und die Annahme des Heils sind Taten des Willens und also eine ganz
persönliche Sache.
Wir wenden uns nach der Verkündigung des Heils in Christo an
den Gläubigen. Jesus hat alles getan für unser Heil, jetzt ist es an uns, eine
Entscheidung zu treffen und Ihn anzunehmen.
Niemand wird gegen oder ohne seinen Willen gerettet oder wiedergeboren.
Die Schrift fordert auf zur Annahme Jesu Christi:
Johannes 1, 12 So viele ihn aber aufnahmen …
Matthäus 11, 28 Kommet her zu mir alle …
1. Johannes 5, 12 Wer den Sohn hat, der hat das Leben.
Offenbarung 3, 20 So jemand die Tür auftut …
Johannes 3, 36 Wer an mich glaubt …
In diesen Worten haben wir die biblische Grundlage für die
Notwendigkeit einer persönlichen Entscheidung.
Bekehrung und Wiedergeburt sind sehr persönlich. An Jesus
glauben, heißt in ein ganz neues persönliches Verhältnis zu Ihm, einer
Persönlichkeit, eintreten. Wir können diese Entscheidung an Bildern klar
machen, z. B.:
Tausch mit Jesus am Kreuz: ich
gebe meine Sünde; Er gibt Seine Vergebung.
Jesus, der Bürge für den einzelnen
– ich muss auch meinen Namen zeichnen.
Persönliches Schuldkonto, das Jesus übernimmt.
Persönlicher Sündenträger für
meine Sünden.
Verlobung – Bund zwischen zwei
Persönlichkeiten.
Wenn es dem Suchenden ganz klar ist, was Jesus getan hat und
was er selbst tun muss, so können wir ihn auffordern, den Schritt zu tun, das
Jawort zu sprechen, die Hand zuzumachen und zu nehmen, Ihm die Hand zu geben,
die Tür aufzumachen.
Nur wer einmal eine klare Entscheidung für Christus
getroffen hat, ist seines Heiles gewiss, er kennt die Freude des Heils und ist
zum Zeugnis bereit.
Wenn die Entscheidung auf Grund des Wortes Gottes vollzogen
wurde, so ist sie unabhängig von dem Gefühl. Das Schiff muss auf den Felsen
(Wort Gottes) Anker werfen, nicht ins Meer (Gefühl).
Wenn so die Entscheidung getroffen ist, so ist es wichtig, dass
der Neubekehrte im Gebet dem Herrn für die Gabe dankt, und zwar im Perfekt (ich
danke Dir, dass Du mir vergeben hast,
dass Du in mein Herz eingezogen bist).
Die Bibel zeigt uns klar, dass zu der Verkündigung die
Aufforderung zur Entscheidung kommen muss:
Apostelgeschichte
2, 38 Tut Buße …
Apostelgeschichte
3, 19 So tut nun Buße und bekehret
euch.
Apostelgeschichte
8, 37 Glaubest du von ganzem Herzen …
2. Korinther 5, 20 So bitten wir nun an Christi
Statt …
Der Herr wollte aus Seinen Jüngern Menschenfischer machen,
die etwas fangen! Der wunderbare Fischzug Johannes 21 ist ein Bild für den
Menschenfischer!
Das Wort spricht Epheser 6, 17 vom Schwert des Geistes –
dieses Schwert aber soll gebraucht werden, und zwar nicht im Manöver, sondern
im Ernstfall!
Gewiss braucht es eine ganz bestimmte Leitung des Heiligen
Geistes auch in diesem heiligen Amt – und besonders bei einer Aufforderung zur
Bekehrung.
Gefahren sind vor allem folgende:
a) ungenügende Erkenntnis des Heils bei dem Suchenden.
(Er muss genau wissen, wen er annehmen soll, wem er
sein Leben übergibt, wozu er sich entscheidet und was die Folgen sind.)
b) seelische oder persönliche Beeinflussung des Seelsorgers
(Suggestive Wirkung).
c) Beeinflussung
durch die Wirkung auf andere (Massenwirkung).
d) Schematische Aufforderung (Vorsicht bei Kindern)
Wir können bei jeder Sache
rechten Gebrauch und Missbrauch unterscheiden, der Missbrauch aber darf uns
nicht vom rechten Gebrauch abhalten!
Wir begehen eine sehr große
Unterlassungssünde, wenn wir uns damit begnügen, bis zu der Schwelle des
Vaterhauses zu führen, aber nicht über die Schwelle leiten! Nicht das Anhören
einer objektiven Verkündigung rettet, sondern die Antwort auf die subjektive
Aufforderung.
Kapitel 5
Wenn wir die große Gnade haben, dass wir Menschen zu Jesus
Christus führen dürfen, so liegt auf uns eine ernste Verantwortung.
Wir wollen zunächst unterscheiden: Den Fischzug in einer
großen Versammlung und den einzelnen, den wir in einer persönlichen Aussprache
zu Christus führen. Selbstverständlich ist die Verantwortung für Letzteren
größer. Aber wir wollen zunächst an den Fischzug in einer Versammlung denken.
Eine weitere Betreuung derer, die sich dem Herrn übergeben
haben, hat große Schwierigkeiten:
1. Wir
verlassen meistens den Ort bald wieder.
2. Wir
haben unmöglich die Zeit zu einer seelsorgerlichen Betreuung der vielen
Menschen.
3. Wir
dürfen sie nicht aus ihrer Kirche oder Gemeinde ziehen, sie sollten ihre innere
Förderung an Ort und Stelle finden, oft aber ist dort ungenügend für sie
gesorgt.
Und doch müssen wir alles tun, um den Neubekehrten weiter zu
helfen. Was können wir tun?
1. Wir
stellen Literatur zur Verfügung, die einführt in die ersten Schritte im neuen
Leben, z. B.: „Auf dem neuen Wege“ (Verlag Bibelschule Beatenberg). Dann ist es
auch wichtig, die Neubekehrten anzuhalten zum Auswendiglernen von Kernversen
der Schrift, damit sie sich gegen den Feind verteidigen können.
2. Wir
suchen die Namen und Adressen der Neubekehrten zu erfahren und geben Gelegenheit
zur Aussprache mit Freunden am Ort.
3. Wir empfehlen, sich einer Kirche mit lebendiger Verkündigung anzuschließen. Wir müssen zugeben, dass dies schwierig ist, da oft keine lebendige Verkündigung am Ort ist! Kleine Gruppen von Gläubigen, die zu Hause die Bibel miteinander studieren, oder Gebetszellen tun hier einen guten Dienst.
Wenn irgend möglich – z. B. bei einer Evangelisation von
mehreren Tagen – versammeln wir die Neubekehrten, um ihnen Ratschläge für den
neuen Wandel in Christo zu geben.
Diese Nachversammlung hat den großen Vorteil, dass wir die
Neubekehrten in unserer Nähe haben, und dass wir ganz persönlich zu ihnen reden
können. Es ist wie eine Seelsorgestunde. Hier fällt die Arbeit in der größeren
Versammlung mit der persönlichen Arbeit zusammen.
Was haben wir den
Neubekehrten zu sagen?
1. Bruch mit der Sünde – die höchste Norm des
Neuen Testamentes für das neue Leben.
Sünde, Bücher,
Lebensgewohnheiten, Freunde im Lichte des Neuen Testamentes sehen. Die Sünde,
die bekannt und vergeben wurde, wieder gut machen. Mit jeder bewussten Sünde
brechen; eventuell auch mit Menschen, die auf dem neuen Weg hindern. Wir müssen
uns bewusst sein, dass wir damit viel fordern und müssen hinweisen auf die
Gegenwart Jesu Christi und auf den Frieden eines völlig gereinigten Lebens –
vor allem auf die Kraft des Heiligen Geistes.
2. Die Bibel lesen und beten (Bibel und Gebet).
Es ist wichtig, dass wir dazu
einige praktische Anweisungen geben – z. B. über die Stille Zeit am Morgen –
über einen Bibelleseplan (zuerst vielleicht Johannes-Evangelium) – über Fragen,
die in das Verständnis hinein führen: „Was steht da?“ „Was bedeutet das heute
für mich?“
3. Gemeinschaft und Dienst.
Für jeden Neubekehrten ist die
Gemeinschaft mit Gläubigen sehr wichtig. Er braucht Ermutigung, Rat, Erziehung.
Zur Teilnahme an Bibelgruppe oder Gebetszelle raten.
Das Bekenntnis zu Jesus Christus
ist eine Lebensnotwendigkeit für den Gläubigen. Der Neubekehrte soll nicht
warten, sondern sofort nach der
Bekehrung sich daheim und in seiner Umgebung zu Christus bekennen. Wenn er
wartet, so wird es immer schwerer, denn der Feind erhält Macht über ihn. Von
dem Bekennen des Namens Jesu Christi hängt die Freude des Neubekehrten ab.
Der Neubekehrte soll sofort
beginnen, für Christus zu arbeiten. Es drängt ihn gewiss von selbst dazu. Aber
es sollen ihm nicht zu schwere Dienste zugemutet werden. Es ist zunächst
wichtig, dass er ganz einfach dienen lernt (Traktatverteilung, später
Hausbesuche usw.).
Kapitel 6
Gläubige sind solche Menschen, die Jesum Christum bewusst aufgenommen haben und also das ewige Leben empfangen haben. Brauchen sie noch Pflege? Genau so wie das neugeborene Kind der Pflege der Mutter bedarf! Die Bibel spricht
von der Arbeit eines Hirten: Johannes
21, 16,
von der Arbeit einer Amme: 1. Thessalonicher
2, 7,
von der Arbeit eines Vaters: 1. Thessalonicher
2, 11.
Wir wollen uns zuerst beschäftigen mit
Gesunde Gläubige sind solche, deren Wiedergeburt normal
verlief und die sich auch normal entwickelt haben. Normale Kinder sind für die
Eltern die größte Freude.
In der Seelsorge an gesunden Wiedergeborenen gilt es, alles
zu vermeiden, was das Wachstum hindert, und alles zu tun, was das Wachstum
fördert. Daher hüten wir uns vor zwei Gefahren:
1. Die
Menschen an uns persönlich zu ziehen.
2. Die
Menschen zu verwöhnen und zu verzärteln.
Worin besteht nun die Seelsorge an gesunden Gläubigen?
Wegweisend ist uns Jesu Seelsorge an Seinen Jüngern und
ebenso die Seelsorge des Paulus an seinen jungen Mitarbeitern wie z. B.
Timotheus und Titus.
a) Nahrung:
das junge Kind, das das neue Leben erhalten hat, muss essen. Es genügt nicht
ein Vortrag über Vitamine, sondern es muss die Nahrung selbst erhalten. Das
Wort Gottes ist die rechte Nahrung für die Wiedergeborenen – die lautere Milch,
durch die sie wachsen und gedeihen.
1. Petrus 2, 2 Seid begierig nach der vernünftigen
lauteren Milch.
Beispiele: Jesus und die Jünger (Johannes 14-16).
Die Briefe der Apostel an seine
Gemeinden (Römerbrief, 1. Korintherbrief, Galaterbrief, Johannesbriefe).
b) Luft:
Zum Atmen und Entfalten des Lebens. Gebet ist nötig. Wer nicht beten lernt,
kann nicht leben. Beten muss man lernen durch Beten. Jesus lehrte seine Jünger
beten!
Die Gebetsschule des Neuen
Testamentes: Matthäus 6, 5-13; Lukas 11, 1-13, Gebete in den Briefen des
Paulus.
Einige Schritte in der Gebetsschule sind folgende: Zuerst Vorbilder des Gebets in der Bibel
studieren, dann sich am gemeinsamen Gebet beteiligen
und endlich zu einer aktiven
Mitarbeit im Gebet kommen. Die Gebetszelle ist die natürliche Stätte zum Lernen
des Gebets.
c) Bewegung:
Jesus ließ die Jünger arbeiten. Matthäus 10. Der junge Gläubige will Arbeit
haben. Müßiggang ist auch hier aller Laster Anfang. Wir dürfen den Dienst von
ihm erwarten und verlangen. Wichtigkeit des Zeugnisses. Zusammenarbeit: Das
Beispiel Jesu, der Seine Jünger am Retterdienst beteiligt.
d) Reinigung:
Johannes 13 – Wie man ein kleines Kind waschen muss, so muss man einem jungen
Gläubigen helfen, stets gereinigt zu sein. Er muss Vertrauen haben, um über
seine Sünde zu reden. Das ist heiliger Austausch vor Gott. Wir dürfen aber
Gespräche über Sünde nicht zur Gewohnheit machen, sondern danach streben, sich
entbehrlich zu machen.
Die verantwortungsvolle Arbeit der Seelenpflege können wir
nur tun in engster Gemeinschaft mit Jesus Christus durch Seinen Geist.
Ständige Reinigung des Seelsorgers ist nötig; er darf keine
Last selbst tragen.
Ständige Gehorsamstellung dem Herrn gegenüber ist
Vorbedingung der Seelsorge. Bereit! – Der Seelsorger muss selbst wachsen in
Ihm.
Es gibt nichts, was eigenes Wachstum so fördert wie die Mitarbeit mit Jesus Christus. Wir brauchen eine stets gefüllte Hand, und unser Leben muss beständig die unendliche Kraft Jesu Christi zeigen.
Genau so viele Krankheiten, wie unsern Körper befallen, kann
auch unser inneres Leben haben.
Krankheiten der Seele sind zu unterscheiden von den Krankheiten des Glaubenslebens, von
denen wir hier reden wollen.
Wenn die Seele eines Menschen krank ist, so hat der
Seelsorger sehr behutsam zu Werke zu gehen. Wie er kein Arzt des Leibes ist, so
darf er in den allermeisten Fällen auch nicht Diagnosen über Seelenleiden
stellen, die einer psychiatrischen Behandlung bedürfen.
Aber das geistliche Leben, das Glaubensleben, ist das
tiefste Wesen, der Kern des Menschen. Hier liegt die Aufgabe des Seelsorgers.
Es können verschiedene Arten von kranken Gläubigen
unterschieden werden:
a) Krüppel
von Geburt
b) Innere
Krankheiten
c) Chirurgische
Fälle.
Die meisten Krankheiten des inneren Lebens können auf diese drei Gruppen zurückgeführt werden.
a) Krüppel.
Irgendein Organ oder Glied ist nicht richtig entwickelt. Lahme, Blinde, Taube,
im Kindesalter stehen Gebliebene, Unentwickelte aller Art, Beispiele:
Hebräer 5, 12-14 Ihr solltet längst … ihr bedürfet, dass
man euch Milch gebe.
Apostelgeschichte
19, 2 Habt ihr den Heiligen Geist
empfangen …
Die Ursache ist meistens die unvollständige Verkündigung – oder die
einseitige Verkündigung, daher keine genügende Nahrung aus dem Wort Gottes,
kein Studium der Bibel (nur Losung!)
Was ist zu tun? Den Zustand klarstellen! (Diagnose). Den Weg zum Bibelstudium öffnen! Zu Jesus Christus führen!
b) Innere
Krankheiten. Erkrankung eines lebenswichtigen Organs. Funktion gestört –
Harmonie gestört – Hemmungen, meistens durch Bazillen hervorgerufen, die nicht
zeitig oder nicht gründlich genug ausgesondert wurden.
Wir sind alle von Bazillen
umgeben – aber wir sind gesund, so lange der Prozess der Überwindung der
Krankheit funktioniert.
Wie ist der Vorgang im inneren Leben?
Z. B. Es kann der Bazillus der Empfindlichkeit kommen und sich so festsetzen, dass er die Arbeit des Heiligen Geistes lähmt.
Es kann der Bazillus der
Bitterkeit den Strom der Liebe hemmen.
Hebräer 12, 15 dass nicht etwa eine bittere Wurzel aufwachse …
Es kann der Bazillus Hochmut zu
Minderwertigkeitsgefühlen treiben und den Dienst brachlegen.
Eifersucht zerstört die
Gemeinschaft (1. Korinther 1, 12).
Unreine Gedanken. – Fleischeslust lähmt das neue Leben.
Symptome: Freudlosigkeit. Unbefriedigtsein.
Gelähmtes Zeugnis. Unruhe.
Was ist die Aufgabe des Seelsorgers?
Durch Gebet und Fragen, durch
genaue Beobachtung die Diagnose zu stellen: wir müssen den erregenden Bazillus
finden, nicht nur mit einzelnen Sünden handeln, sondern die Sünde als die
Wurzel aufdecken, die Ursache der oft lange Jahre hindurch schleichenden
Krankheiten.
Wie können geistliche Krankheiten geheilt werden?
1. Die
geduldete Sünde muss erkannt, bekannt und gedeckt werden. 1 Johannes 1, 9 gilt
auch für den Gläubigen. Die Sünde absolut lassen! Das heißt Buße tun.
2. Die
volle Geistesherrschaft muss durch
Buße und Glauben wieder hergestellt und angenommen werden.
2. Korinther
3, 17 Wo der Geist des Herrn ist …
Dann ist Jesus Christus wieder
der Herr, und Er, der Arzt, bringt das geistliche Leben in Ordnung.
c) Chirurgische
Fälle.
Es handelt sich um eine akute
Erkrankung im geistlichen Leben, einen Unfall, eine Wucherung, einen
Fremdkörper. Es ist ein operativer Eingriff nötig!
Beispiele:
In grobe fleischliche Sünde gefallen 1. Korinther 5, 1.
Petrus heuchelt
aus Furcht Galater
2, 12.
Weltliche
Methoden 1.
Korinther 6, 1-2.
Da ist die Diagnose nicht
schwer!
Hier hilft nur ein energischer Schnitt mit zarter Hand: Radikal! Das Schwert ist das Wort Gottes. Hebräer 4, 12 (nicht unser Wort).
Unterschied zwischen dem Messer
des Chirurgen und dem Schwert des Soldaten: schneiden, um zu heilen – oder:
schneiden, um zu vernichten! Der Seelsorger hilft wie ein Arzt und bringt in Verbindung mit Jesus Christus, dem
Heiland.
Zur Seelsorgearbeit ist nötig:
nicht nur Stunden im Heiligtum, sondern ein Leben
im Heiligtum. Unser Seelsorgedienst besteht nicht nur in der „Sprechstunde“,
sondern in dem Kontakt durch Briefe, in dem Verbundensein im Gebet, in der
Hingabe unseres ganzen Lebens für andere.
Kapitel 7
Der 1. Timotheusbrief wurde am Ende des Dienstes des
Apostels Paulus geschrieben – entweder zwischen den beiden Gefangenschaften in
Rom – oder aber, wenn wir annehmen müssen, dass es eine ununterbrochene
Gefangenschaft war, vor seiner letzten Reise nach Jerusalem.
Die Frage der Ordnung in der Gemeinde bewegte Paulus, und es wurde nötig, seinen Mitarbeitern Timotheus und Titus klare Anweisungen darüber zu geben.
Thema des Briefes:
Heilsame Lehre.
Schlüsselvers: 1. Timotheus 3, 15 dass du wissest, wie du handeln sollst in
dem Hause Gottes.
Wir hören in diesem Brief den alten Paulus, der seinem
geistlichen Sohn Timotheus Anleitungen gibt. Er hat Timotheus in Ephesus
gelassen. Er hat Timotheus stets mit wichtigen Ämtern betraut, in Thessalonich,
in Korinth und nun in Ephesus.
Timotheus muss damals erst 30 Jahre gewesen sein. Er war in einer überaus
schwierigen Gemeinde im „Praktikum“. Die Irrlehrer, von denen Paulus geredet
hatte (Apostelgeschichte 20, 28-30), waren gekommen. Die jüdischen Gnostiker
waren eingedrungen und hatten die Gemeinde zersetzt. Durch die Überheblichkeit
dieser Lehrer war das innere Leben in der Gemeinde völlig gestört worden.
Paulus weist Timotheus an, wie er die einzelnen behandeln soll.
Wir haben in diesen Briefen eine reiche Anleitung für die
Seelsorge und wollen versuchen, einige dieser Schätze zu heben. Wir wollen
sehen:
Mit was für Menschen hat Timotheus zu tun?
Wie soll er sie behandeln?
1. Timotheus 1 Die eingebildeten Meister der Schrift zu Ephesus
1. Timotheus 1, 4-7 Wer sie sind: Sie achten auf Menschenweisheit, sie wollen der Schrift Meister sein.
Seelsorgerlicher Rat: Sie in das praktische Leben verweisen: Liebe
von reinem Herzen. Ungefärbter Glaube.
1. Timotheus 1, 8-11 Die
Sünder
Wer sie sind: Die in Ungehorsam und Ungerechtigkeit leben.
Seelsorgerlicher Rat: Das Gesetz steht über ihnen. 1. Timotheus 1, 9
1. Timotheus 1, 12-17 Wie
der Seelsorger Paulus wurde: in der Seelsorge Jesu.
Wer er war: Der Verfolger, Schmäher, Vornehmste der Sünder.
Was er erfuhr: Barmherzigkeit 1. Timotheus 1, 13+16.
Er ist ein Vorbild der Gnade
geworden.
1. Timotheus 1, 18-20 Abgefallene,
Lästerer
Wer sie sind: Sie erlitten Schiffbruch am Glauben, Lästerer.
Seelsorgerlicher Rat: Die geistliche Autorität des Paulus ist
nötig, um solch ein Wort zu sagen. 1. Timotheus 1, 20.
1. Timotheus 4
1. Timotheus 4, 1-5 Menschen,
die in Irrlehren fallen
Wer sie sind: Sie treten vom Glauben ab – Verführer, die bösen
Geistern und Lehren der Teufel anhangen (Aberglauben)! Sie verachten das
Fleisch und stellen eine eigene Ethik auf: sie verbieten, ehelich zu werden –
sie gebieten, gewisse Speisen zu meiden.
Seelsorgerlicher Rat: Die Wahrheit erkennen: Alle Kreatur Gottes
ist gut. Geheiligt durch Gottes Wort und Gebet. Gottes Schöpfung ist Gottes
Gabe und darum gut.
1. Timotheus 4, 7-9 Ungeistliches
Gerede
Wer sie sind: Sie suchen in ungeistlichem Gerede Ehre.
Seelsorgerlicher Rat: Übe dich selbst in der Gottseligkeit.
Der rechte Seelsorger: 1.
Timotheus 4, 12-16 in Wort, Wandel, Liebe.
Glauben, Keuschheit.
Anhalten mit Lesen, Ermahnen, Lehren.
Die Gabe des Heiligen Geistes erwecken.
Zunehmen im innern Leben.
Hab acht
auf dich selbst und auf die Lehre.
Dazu: 1.
Timotheus 6, 13-16 Der Hinweis auf die Zukunft Jesu Christi ist der größte
Antrieb zum Handeln für den Seelsorger.
1. Timotheus 5
1. Timotheus 5, 1-2 Grundregel
der Seelsorge
jeden Alten als Vater,
die Jungen als Brüder,
die alten Frauen als Mütter,
die jungen Mädchen als Schwestern ansehen!
1. Timotheus 5, 17-20 Das
Verhalten gegen die Ältesten
Sie sind zwiefacher Ehre wert –
wenn sie arbeiten im Wort und in der Lehre.
Klage nur annehmen durch zwei
oder drei Zeugen (kein geheimer Klatsch).
Die sündigen, strafe öffentlich.
1. Timotheus 6
1. Timotheus 6, 1-2 Ein
Wort an die Knechte
Die Herren der Ehre wert halten.
Wenn gläubige Herren: um so mehr
ehren.
1. Timotheus 6, 3-5 Menschen
der Diskussion
Wer sie sind: Aufgeblasen, eine Seuche der Wortkriege,
Schulgezänke.
Erklärung: Sie haben zerrüttete Sinne, sie sind der Wahrheit
beraubt.
1. Timotheus 6, 6-10 Menschen, die da reich werden wollen (die Armen)
Wer sie sind: Wollen mehr als tägliche Nahrung und Kleidung.
Erklärung: Der Geiz ist die Wurzel des Übels.
1. Timotheus 6, 17-19 Menschen,
die reich sind
Seelsorgerlicher Rat: Ihr Vertrauen nicht auf den Reichtum setzen.
Hinweisen auf rechte Verwendung des Reichtums.