Gertrud Wasserzug–Traeder,

Dr. Phil.

 

Hilfe zum Dienst

Heft 2

 

Über Seelsorge


Inhaltsangabe

Kapitel 1

 
 


Jesus Christus, der wahre Seelsorger 3

1. Jesus kennt den Menschen. 3

2. Jesus liebt den Menschen. 3

Kapitel 2

 
3. Jesus rettet den Menschen. 4

Der Seelsorger 5

1. Der Seelsorger im Neuen Testament 5

2. Die Arbeit des Herrn an dem Seelsorger 5

3. Die Ausrüstung zum Seelsorger 5

Kapitel 3

 
4. Die praktische Arbeit 6

Seelsorge an Ungläubigen. 8

1. Gläubig und ungläubig. 8

2. Das Ziel unserer Seelsorge an Ungläubigen. 9

Kapitel 4

 
3. Wie wirkt das Wort Gottes auf den Menschen?. 10

Wie führe ich zur Bekehrung?. 12

I. Die Sünde. 12

1. Das Bekenntnis der Sünde des einzelnen. 13

2. Das Bekenntnis kollektiver Schuld. 14

II. Die Verkündigung. 16

Kapitel 5

 
III. Die Entscheidung. 17

Kapitel 6

 
Ein Wort an Neubekehrte. 19

Seelsorge an Gläubigen. 21

1. Seelsorge an gesunden Gläubigen. 21

Kapitel 7

 
2. Die Seelenpflege an kranken Gläubigen. 22

Seelsorgerliche Unterweisung im 1. Timotheusbrief 24

 


Kapitel 1

Jesus Christus, der wahre Seelsorger

 

Zu der Verkündigung des Evangeliums und zu der Lehre der Bibel muss notwendig die Anwendung des Evangeliums auf den einzelnen Fall kommen, die Seelsorge.

Seelsorge oder Seelendienst will dem einzelnen Menschen in seiner besonderen Not, mit seinen besonderen Fragen und Hindernissen helfen, das Evangelium zu erfassen und in seinem persönlichen Leben anzuwenden.

Jesus Christus ist der wahre Seelsorger. Wir sehen Ihn im Gespräch mit vielen einzelnen, die Er in ihrer besonderen Art erkennt und zu sich zieht. Z. B. Nikodemus, die Samariterin, die Sünderin, die Ehebrecherin, der reiche Jüngling, Maria und Martha usw. Jesus war den einzelnen Seelsorger. Er ist es heute noch. Sein Wort wirkt auf den einzelnen ganz individuell, und durch Seinen Heiligen Geist wird es ganz persönlich angewandt. Jesu Seelsorge ist besonderer Art.

 

1. Jesus kennt den Menschen

Johannes 2, 25         Er wusste wohl, was im Menschen war.

Hebräer 4, 13            Es ist alles bloß und entdeckt vor seinen Augen.

Offenbarung 2+3       Ich weiß …

Offenbarung 1, 14     Seine Augen wie Feuerflammen.

 

Jesus durchschaut den Menschen. Es ist vor Ihm keine bewusste oder unbewusste Täuschung möglich.

Wir haben den Heiligen Geist sehr nötig, wenn wir den heiligen Dienst der Seelsorge ausüben wollen.

Jeder Mensch hat einen gewissen intuitiven Eindruck von einem andern Menschen, auch ein gewisses Urteil über ihn – aber wir müssen uns hüten, uns in der Seelsorge davon leiten zu lassen. Diese natürliche Menschenkenntnis muss unter der Leitung des Heiligen Geistes stehen.

Die Psychologie kann uns wohl manches wertvolle Material geben, um die Seele des Menschen kennen zu lernen, aber wir verirren uns, wenn wir von Systemen ausgehen und den Menschen methodisch beurteilen wollen. Außerdem kann uns ja die Psychologie nur sagen, wie der Mensch sich verhält, aber nicht, was im Menschen ist.

Die beste Vorbereitung für die Seelsorge ist das Studium des Menschen, wie ihn uns die Bibel offenbart. Wir können das Menschenherz weder durch Beobachtung noch durch Erfahrung, sondern nur durch die Offenbarung Gottes wirklich kennen lernen.

 

2. Jesus liebt den Menschen

Vor Jesus ist der Mensch in seiner abgrundtiefen Not offenbar. Er sieht, was nie ein Seelsorger durchschauen kann: die tiefsten Wurzeln der Sünde und den Umfang des Verderbens.

Das gerade ist das Gewaltige an dem Seelsorger Jesus, dass Er durch die Not des Menschen, durch die Tiefe seiner Sünde nicht abgestoßen wird, sondern Seine Barmherzigkeit ihren Sieg feiert. Die Propheten verkündigen schon diese unbegreifliche Liebe Jehovas zu Seinem sündigen Volk. Vgl. Hesekiel 16, 5+6; Hesekiel 16, 9-14.

Jesus Christus ist die erschienene Liebe Gottes und Sein ganzes Leben ist die Seelsorge der Liebe.

Römer 5, 8                Christus ist für uns gestorben, da wir noch Sünder waren.

Epheser 2, 4             Er ist reich an Barmherzigkeit.

1. Johannes 4, 10     Er hat uns geliebt.

 

In unzähligen Beispielen wird uns diese Liebe im Neuen Testament geschildert: den Kranken, den Frauen, den Sündern gegenüber.

Die Liebe des natürlichen Menschen ist seelisch und daher immer abhängig von dem Gegenstand der Liebe. Sie versagt oft und ist von recht persönlichen Momenten beherrscht.

Die Liebe, die wir in der Seelsorge haben müssen, ist geistlich – d. h. sie fließt aus der Liebe des Geistes. Daher kann nur ein wiedergeborener Mensch Seelsorger sein. Die geistliche Liebe ist unabhängig von allen seelischen Momenten. Sie benutzt unsere seelischen Fähigkeiten nur als Ausdrucksmittel, aber sie ist aus einer andern Quelle.

Römer 5, 5                Die Liebe Gottes ist ausgegossen in unser Herz durch den Heiligen Geist, welcher uns gegeben ist.

2. Korinther 5, 14      Die Liebe Christi dringt uns also.

 

Seelsorge aus seelischer Liebe ist eine sehr große Gefahr: Bindung an den Seelsorger – oder Ärger des Seelsorgers über den Sünder – Handeln im Affekt – auch geschlechtliche Bindung an den Seelsorger.

Wir müssen uns als Seelsorger bewusst sein, dass wir nur Werkzeug der Liebe Jesu sind. Wir stehen dem Menschen vor uns völlig neutral – unpersönlich gegenüber, und doch muss Jesu Liebe durch uns in warmer und spürbarer Weise hindurchgehen. (Vgl. den Arzt, der den Kranken in objektiver Weise, ohne persönliche Bindung und doch mit persönlichem Interesse und mit menschlicher Liebe zu behandeln hat.)

 

3. Jesus rettet den Menschen

Jesus steht der Seelennot des Menschen nicht ratlos gegenüber. Es gibt für Ihn keinen Fall, in dem Er nicht retten könnte. Er ist der Gekreuzigte und Auferstandene und Erhöhte und hat jeden Feind besiegt und jede Kette gesprengt.

Er hat die gewaltige Macht, Sünden zu vergeben und aus Bindungen zu befreien. Er kann ein völlig neues Leben schenken.

Hebräer 7, 25            Er kann retten.

Markus 2, 10             Er kann Sünden vergeben.

Offenbarung 1, 18     Ich habe die Schlüssel der Hölle und des Todes.

 

Jesus als Seelsorger ist zugleich der Retter, der Heiland, der Befreier. Es geschieht etwas Tatsächliches, Neues. Er macht neu!

Wir müssen als Seelsorger unsere völlige Unfähigkeit einsehen, aus eigener Kraft retten zu wollen. Wir dürfen in niemandem die Hoffnung erwecken, dass wir selbst etwas könnten. Jede Suggestion, jeder Versuch der Bindung an uns selbst, jeder Einsatz unserer Energie, jedes Durchsetzen unserer Meinung ist daher vom Übel.

Aber wir müssen uns auch davor hüten, dass wir den Menschen auf sich selbst konzentrieren und ihn auf die Kräfte seiner Seele zur Rettung verweisen.

Der Seelsorger, der vom Heiligen Geist sich führen lässt, führt zu Jesus Christus, dem Retter. Denn nur das vollgültige Opfer Jesu auf Golgatha kann Menschenseelen befreien und erneuern.


Kapitel 2

Der Seelsorger

 

1. Der Seelsorger im Neuen Testament

Wir haben dieses Wort „Seelsorger“ nicht in der Bibel – und doch haben wir das Amt des Seelsorgers sehr klar und ausgiebig in der Schrift, es ist verbunden mit dem Amt des Lehrers und des Hirten. Ein Seelsorger ist tatsächlich beides: ein Hirte und ein Lehrer, ein Arzt der Seele.

Apostelgeschichte 20, 28   … zu weiden die Gemeinde Gottes.

Hebräer 13, 17                     Die Lehrer wachen über euren Seelen.

Apostelgeschichte 26, 18   … aufzutun ihre Augen.

 

Wir sehen den Apostel Paulus als Seelsorger in seinem Ringen um die Gemeinde.

1. Thessalonicher 2, 11       … wie ein Vater.

1. Thessalonicher 2, 7         … mütterlich wie eine Amme.

Galater 4, 19                         … Abermals mit Ängsten gebäre.

 

Der Seelsorger ist berufen von Gott, er ist ausgerüstet durch den Heiligen Geist zu dieser Arbeit. Es ist heiliger Dienst an den Seelen im Auftrage dessen, dem die Seelen gehören: in dem Namen Jesu Christi, der die Seelen durch Sein teures Blut erkauft hat.

Es ist selbstverständlich, dass der Seelsorger ein wiedergeborener Gläubiger sein muss, der die besondere Berufung empfangen hat, den einzelnen Seelen nachzugehen, um sie zu Jesus Christus zu führen.

 

2. Die Arbeit des Herrn an dem Seelsorger

Ein Seelsorger ist nie fertig, er ist einer, an dem der Herr ständig arbeitet. Er muss erfahren, was der Herr an seiner Seele tut. Je mehr der Herr an ihm selbst arbeitet, umso geeigneter ist er für den Dienst an andern. Sich selbst der Herrschaft des Heiligen Geistes und der Reinigung durch den Geist ständig aussetzen, macht uns fähig, zu dienen.

Ferner muss eine radikale Entscheidung über das eigene Ich getroffen worden sein. Menschen, die ständig mit sich selbst zu tun haben, sind keine Seelsorger. Römer 6 muss lebendig und täglich bejaht werden. Der Seelsorger muss das „Nein“ zu sich selbst kennen, sich verleugnen können.

Der Seelsorger hat den Wert der Seele am Kreuz von Golgatha erkannt und die Liebe zu den Seelen – um ihrer selbst willen und um Jesu willen – durch den Heiligen Geist, der in ihm wohnt, empfangen.

 

3. Die Ausrüstung zum Seelsorger

a) Der Heilige Geist

Die wichtigste Ausrüstung für den Seelsorger ist selbstverständlich der Heilige Geist und Sein Buch, die Bibel. Der Heilige Geist will in jedem Fall leiten und Weisung geben.

Es gibt kein Rezept für Seelsorge, es gibt kein Schema für die Arbeit an den Seelen der Menschen, es gibt keine Arzneivorschriften. Wir sind in jedem Fall auf eine ganz persönliche Weisung angewiesen.

Seelsorge ist Leben – Handeln mit lebendigen Persönlichkeiten. Seelsorge ist Gehorsam gegen eine lebendige Persönlichkeit, den Heiligen Geist.

Daher erfordert Seelsorge ein lebendiges Gebetsleben. Die Psychologie kann uns Material geben, aber nicht die Antwort selbst auf die Fragen der Seele.

 

b) Das Gebet

Unerlässlich ist es, das Leben des andern im Gebet vor dem Herrn auszubreiten! Darum ist es nötig, dass wir uns mit viel Liebe in ihn versenken. Jede Seele will für sich studiert und erkannt werden. Es braucht Zeit, um alles in der Stille dem Herrn zu bringen und uns Weisung geben zu lassen. Seelsorge ist ganz persönlicher Dienst, der unsere ganze Hingabe erfordert.

 

c) Die Praxis

Der Seelsorger muss andererseits mitten im Leben stehen – je tiefer im Alltag, umso besser für uns. Vorsicht vor der abgeschlossenen Studierstube! Wir müssen von denselben Fragen umgeben sein wie die Seelen, zu denen wir reden wollen. So wird der Seelsorger nüchtern, sachlich, unpersönlich, ohne Ansehen der Person, wahrhaftig. Er darf sich nicht scheuen die Wahrheit zu sagen –aber in Liebe.

 

d) Die Bibel

Das beste Lehrbuch der Seelsorge ist die Bibel. Wir haben Menschenseelen in der Bibel bei den verschiedensten Ereignissen, sehr verschiedenartig eingestellt, und über allem das Licht des göttlichen Urteils. In der Bibel haben wir alle Typen, die uns im Leben begegnen – und hier handelt der größte Psychologe, Gott selbst, mit ihnen. Wir haben Sünder, unbußfertige und reuige; es werden uns Gläubige gezeigt in ihren Nöten und Schwierigkeiten. (Geschichten des Alten Testamentes, die Psalmen, die Evangelien, die Gleichnisse, die Menschen in den ersten Gemeinden.)

Wir haben ein Buch der Seelsorge in der Bibel, Hiob, das uns falsche und wahre Seelsorge zeigt.

Die Bibel ist der Ratgeber des Seelsorgers. Sie hat auch eine reinigende Kraft, die wir als Seelsorger so nötig haben. Zu leicht werden wir durch die Seelsorge hinabgezogen oder infiziert; wir gewöhnen uns an Sünde, von der wir hören, so leicht, so dass wir sie nicht mehr als ganz so schlimm empfinden und also nicht mehr ganz biblisch reagieren. Die Bibel gibt uns stete Klarheit für das Denken, Empfinden und Handeln in der Seelsorge.

 

e) Die Erfahrung

Ebenso wichtig für die Seelsorge ist eine ständige Erfahrung Jesu Christi im praktischen Leben.

Je mehr wir das Leben kennen, umso leichter finden wir uns darin zurecht und können andern helfen. Es gibt eine sehr praktische Seite der Seelsorge, die durch die Verhältnisse gegeben ist. Es werden uns viele Fragen gestellt, in denen wir die äußeren Umstände auch zu berücksichtigen haben, z. B.

in der Frage der Mission:    Gesundheit, Einverständnis der Eltern,

in der Frage der Heirat:       Anstellung und Auskommen,

in der Frage des Berufs:     Begabung und Geldmittel.

 

Wenn der Seelsorger noch jung ist, sollte er in schwierigen Fragen unbedingt einen älteren Berater fragen, der genügend Lebenserfahrung hat. Demütige Zusammenarbeit ist hier sehr am Platze.

 

4. Die praktische Arbeit

a) Das Gespräch

Die Seelsorge ist eine Angelegenheit, die nur zwei Menschen vor Gott angeht (eventuell ein Ehepaar, das gemeinsam kommt, und der Seelsorger vor Gott). Es darf niemals etwas aus der Seelsorge weitergesagt werden (nicht an Ehegatten, Freunde, Gebetskreis). Ausnahmen sind nur, wenn wir die Frage, die uns zu schwer ist, einem älteren Berater vorzulegen haben.

Der persönliche Kontakt, die mündliche Aussprache ist nötig, um wirklich einem Menschen aus seiner Not helfen zu können.

Bei der mündlichen Aussprache ist wichtig, dass der andere sich zuerst wirklich aussprechen kann. Er muss Vertrauen haben und erzählen können. Aber oft ist es doch nötig, das Gespräch auf die Hauptsache zu lenken. Immer muss der Seelsorger die Führung des Gesprächs in der Hand behalten.

 

b) Der schriftliche Verkehr

Wenn die mündliche Aussprache nicht möglich ist, so ist der schriftliche Verkehr der beste Ersatz. Briefe haben eine große Bedeutung. Wir wollen die Briefe, die wir empfangen, betend lesen und betend beantworten. Es ist sehr wichtig, dass in unseren Briefen die Wahrheit der Botschaft und die persönliche Liebe zum Ausdruck kommen.

 

c) Einige Ratschläge

Seelsorge soll nur vom Mann dem Mann gegenüber und von der Frau der Frau gegenüber geschehen. Zeugnis geben (einmalig) mag auch vom Mann der Frau gegenüber und umgekehrt geschehen. Ausnahmen sind:

Wenn der Mann das Amt der Seelsorge in der Gemeinde hat. Aber auch in diesem Fall ist Vorsicht geboten.

Wenn der Seelsorger viel älter ist als derjenige, der ihn um Rat fragt.

Wenn es sich um eine kurze Zeit der Seelsorge handelt, bis die geeignete Persönlichkeit des gleichen Geschlechts gefunden ist.

Diskutiere nicht, sondern bezeuge das Heil. Wir können nur solchen helfen, die unsern Rat und unsere Hilfe wollen, aber nicht solchen, die alles besser wissen wollen (Vorsicht bei Sekten des Verderbens). Beschließe die seelsorgerliche Unterredung wenn möglich mit kniendem Gebet. Vor dem Angesicht des Herrn kann noch manche Klarheit gegeben werden, die wir nur unvollständig übermitteln konnten.


Kapitel 3

Seelsorge an Ungläubigen

1. Gläubig und ungläubig

Die Bibel unterscheidet zwischen gläubig und ungläubig. In einem gewissen Sinn ist jeder Mensch ein „Gläubiger“. Jeder Mensch glaubt irgendetwas – der Mohammedaner, der Heide, der Hindu, der Animist, der Atheist, sogar die Teufel glauben.

Jakobus 2, 19    Die Teufel glauben auch – und zittern.

 

Was aber heißt „gläubig“ nach der Schrift?

An Jesus Christus als den Sohn Gottes und den Heiland der Welt gemäß der Heiligen Schrift persönlich glauben – Ihn persönlich angenommen haben.

2. Korinther 6, 15             … Gläubige und Ungläubige.

1. Johannes 5, 1              Wer da glaubt …

1. Johannes 5, 12-13      Wer den Sohn Gottes hat …

Johannes 1, 12                Wie viele ihn aufnahmen …

Johannes 3, 3                  … von neuen geboren …

Römer 5, 12-21               In Adam – in Christo.

und viele andere Beispiele.

 

Der 1. Johannesbrief sagt uns im Besonderen sehr klar, was es heißt, ungläubig = tot, oder gläubig = lebendig zu sein.

Wir wollen aber festhalten:

a)  Wir sind in unserm Urteil über Menschen sehr beschränkt und oft Fehlern unterworfen. Z. B.:

Es ist ein Unterschied im körperlichen Leben zwischen tot und lebendig. In vielen Fällen wird auch der Laie sagen können, ob jemand tot ist oder lebendig. Aber wir könnten uns oft irren – sogar ein Arzt kann irren (scheintot)! Aber diese Möglichkeit des Irrtums ändert die Tatsache nicht, dass es Tod und Leben – Tote und Lebendige gibt.

b)  Wir haben nicht immer das Recht, unser Urteil einem Menschen zu sagen, genau wie nicht jeder ein Recht hat, Arzt des andern zu sein. Wir brauchen, um unser Urteil zu sagen: höheren Befehl, persönlichen Auftrag, die Bitte und das Verlangen des andern.

c)   Wir können nie von solchen, die gestorben sind, sagen, dass sie im Unglauben starben. Wir wissen nicht, was der Geist Gottes im letzten Augenblick noch an ihnen getan hat. Er kann auch wirken, wenn der Mensch ohne Bewusstsein ist, und es heißt: „Wer den Namen des Herrn wird anrufen, der ist gerettet!“ Römer 10, 13.

Als Seelsorger muss ich in Erfahrung zu bringen suchen, mit was für einem Menschen ich es zu tun habe. Wir können nicht raten, nicht helfen, nicht heilen, wenn wir nicht wissen, ob wir es mit einem Gläubigen oder einem Ungläubigen zu tun haben.

 

Wie können wir es erfahren?

a)  Die direkte Frage. Sie führt in den meisten Fällen am besten zum Ziel. Die Reaktion des andern auf unsere Frage ist typisch. Der Gläubige weiß, dass er gläubig ist, und wird die Frage mit Freuden bejahen!

Natürlich kann auch hier eine Täuschung vorliegen, z. B. es kann nur eine seelische Bekehrung (Verstand) vorliegen oder aber eine bewusste Täuschung und Heuchelei.

Wie muss ich die Frage stellen?

Nicht etwa: sind Sie gläubig? (Alle antworten „Ja“! Katholiken – Juden!)

Nicht etwa: sind Sie ein Kind Gottes? (Alle meinen, Kinder Gottes zu sein!)

Sondern: Haben Sie einmal eine ganz klare Entscheidung für Christus getroffen? Sind Sie gewiss, dass Sie die Vergebung der Sünden haben? Sind Sie wiedergeboren? Haben Sie Jesus Christus in einer besonderen Stunde angenommen?

Es ist normal, dass ein Mensch die Stunde seiner Wiedergeburt weiß.

Ausnahmen: Wenn er als kleines Kind bekehrt wurde und sich nicht bewusst war, was geschah – oder wenn er allmählich in das neue Leben hineinwuchs, das er bejahte.

Wenn die Erkenntnis aus Mangel an Bibelkenntnis unzulänglich war – und hinter dem Erleben zurückblieb.

 

2. Das Ziel unserer Seelsorge an Ungläubigen

Wir haben uns klar gemacht, dass die Bibel tatsächlich zwischen ungläubig und gläubig unterscheidet, zwischen tot oder lebendig, zwischen nicht wiedergeboren und wiedergeboren.

Wenn das so ist, so besteht alle Seelsorge an Ungläubigen einfach darin, dass sie sich bekehren und wiedergeboren werden.

Darum ist es von großer Bedeutung, dass wir selbst ganz genau wissen, was die Bibel unter Bekehrung und Wiedergeburt versteht.

 

Was ist Bekehrung und Wiedergeburt?

Bekehrung und Wiedergeburt sind zwei Seiten ein und desselben Vorganges. Die Bekehrung ist die Umwendung des Sünders zu Christus hin; die Wiedergeburt ist das Werk Gottes an dem Sünder, um ihn aus dem Tod in das Leben zu bringen.

„Bekehrung“, „bekehren“ ist ein klarer, biblischer Begriff im Alten und Neuen Testament.

2. Chronik 7, 14                      … dass sie sich bekehren …

Jeremia 3, 7                            Bekehre dich!

Jeremia 4, 1                            Bekehre dich!

Jeremia 31, 18                       Bekehre mich du!

Hesekiel 18, 32                      Bekehret euch, so werdet ihr leben.

Hosea 7, 16                            Sie bekehren sich – aber nicht recht.

Joel 2, 12                                 Bekehret euch zu mir von ganzem Herzen.

Apostelgeschichte 3, 19        Tut Buße und bekehret euch.

Apostelgeschichte 11, 21      Eine große Zahl bekehrte sich zum Herrn.

Apostelgeschichte 15, 3        Die Bekehrung der Heiden.

Apostelgeschichte 14, 15      … dass ihr euch bekehren sollt …

Apostelgeschichte 26, 18      … dass sie sich bekehren …

1. Thessalonicher 1, 9            Ihr seid bekehrt.

1. Petrus 2, 25                        Ihr seid nun bekehrt.

 

Nur einmal kommt in der Bibel das Hauptwort „Bekehrung“ vor, Apostelgeschichte 15, 3, aber oft das Wort „sich bekehren“. Bekehrung ist in der Bibel eben nicht als Begriff, sondern als Tätigkeit gelehrt.

Bekehren: von – hin zu! Von der Sünde – hin zu Jesus Christus. Die Bekehrung hat eine Ursache. Ein Anstoß zur Bekehrung kann sein eine große Not oder Freude, das Wort Gottes, das Gebet oder das Wort eines Menschen, ein Brief, ein Plakat, ein Traktat! Die Wendung kann sich schnell oder langsam vollziehen.

Immer aber ist die Bekehrung ein Willensakt des Menschen. Die Schrift betont: sich bekehren wollen!

Jeremia 4, 1    Willst du dich bekehren …

 

Wenn der Mensch sich zu Gott hinwendet, der sich ihm in Jesus Christus offenbart, so geschieht die Wiedergeburt.

Die Wiedergeburt ist der Anfang von etwas total Neuem im Geist des Menschen – nicht eine Reformation des Alten, sondern eine Regeneration aus dem Heiligen Geist.

1. Johannes 3, 14     … aus dem Tod ins Leben .

Epheser 2, 5             Er hat uns lebendig gemacht.

2. Korinther 5, 17      … eine neue Kreatur …

2. Petrus 1, 4             … teilhaftig der göttlichen Natur.

 

Die Wiedergeburt ist Gottes Handeln – Er handelt durch das Wort:

1. Petrus 1, 23          … wiedergeboren aus dem lebendigen Wort Gottes.

Jakobus 1, 18           … gezeugt durch das Wort der Wahrheit.

1. Korinther 4, 15      … wiedergeboren durch das Evangelium.

 

Jedes Wort hat einen Sprecher – das Wort Gottes ist Ausdruck der göttlichen Persönlichkeit. Das Wort Gottes bringt in Verbindung mit Gott. Nur durch das Wort, das Gott spricht, der nie lügt, kann ein Mensch Gewissheit des Heiles erlangen.

Ist der Mensch wiedergeboren worden, so ist er Gottes Kind geworden, der Heilige Geist ist bei ihm eingezogen und wohnt in ihm.

Johannes 1, 12         Wie viele Ihn aufnahmen …

Epheser 1, 13           Da ihr glaubtet, versiegelt …

Offenbarung 3, 20     Die Tür auftut, zu dem werde ich eingehen …

 

3. Wie wirkt das Wort Gottes auf den Menschen?

Das Wort Gottes geht durch die Sinne in den Menschen ein, der Mensch hört oder liest das Wort. Wie wichtig ist also unser Handlangerdienst, damit die Menschen das Wort hören oder das gedruckte Wort lesen:

Römer 10, 17     Der Glaube aus der Predigt.

 

Dann muss das Wort durch den Verstand gehen, es muss als Botschaft aufgenommen und verstanden werden. Das ist die objektive Seite der Verkündigung – z. B.:

1. Mose 1, 1     Gott schuf Himmel und Erde.

 

Aber es ist wichtig, dass das Wort nicht in dem Verstand hängen bleibt, denn der menschliche Verstand kann das Wort Gottes nicht fassen.

1. Korinther 2, 14      Der natürliche Mensch vernimmt nichts.

 

Das Wort muss vom Verstand zunächst aufgenommen werden und dann weitergeleitet werden in das Gefühl oder Empfinden. Hier wird die persönliche Beziehung zu dem gehörten oder gelesenen Wort gezogen. Der Mensch merkt, dass es ihn ganz persönlich angeht. Daher muss die Verkündigung auch die subjektive, persönliche Seite betonen. Wenn nicht, so bleibt das Wort eben im Verstand und bleibt leerer Begriff.

Es ist natürlich auch die Gefahr, dass das Wort im Gefühl, also in der Seele des Menschen, hängen bleibt. Viele Menschen leben im Gefühl und aus dem Gefühl – und meinen, dass es eine Bekehrung und Wiedergeburt sei, wenn sie eine tiefe Gemütsbewegung unter dem Wort Gottes erlebt haben (Gefahr mancher Evangelisationen!). Aber Gefühlsbekehrungen halten natürlich nicht, sie sind sehr bald vergessen oder schlagen oft sogar ins Gegenteil um. Das Wort muss in den Willen des Menschen dringen. Dieser Übergang ist nicht leicht, aber sehr notwendig. Der Wille hat sich unter den Willen Gottes zu beugen und Ihm Recht zu geben.

Ist der Wille auf den Herrn gerichtet, und bat er Ihm das Ja-Wort gegeben, so wird die Tür in das Herz des Menschen – d. h. in den Geist des Menschen – geöffnet, und das Wort dringt ein und macht lebendig.

Das ist der große Augenblick, in dem der Herr die Wiedergeburt in dem Menschen wirken kann, es geschieht zweierlei:

der Geist des Menschen wird lebendig,

und der Geist Gottes zieht in den lebendigen Geist des Menschen ein.

Dann aber wirkt der Heilige Geist in dem Menschen. Er erfasst den Willen, das Fühlen und Denken des Menschen. Der Wille steht jetzt unter der Wirkung des Heiligen Geistes und sagt „Ja“ zu Gottes Wort; er fragt: Was sollen wir tun?

Beispiele:

Lukas 3, 10                           Das Volk fragte: Was sollen wir denn tun?

Apostelgeschichte 2, 37      Was sollen wir tun?

Apostelgeschichte 9, 6        Herr, was willst du, das ich tun soll?

 

Das Gefühl wird von der Liebe zu Jesus bewegt, und der Verstand wird erleuchtet, so dass er Gottes Wort erfasst und Gott erkennt. Fortan ist das Wort Gottes nötig, um den Menschen, der wiedergeboren ist, zu leiten, zu nähren und zu erleuchten.


Kapitel 4

Wie führe ich zur Bekehrung?

 

Der Ausgangspunkt

Der Ausgangspunkt ist sehr verschieden, weil die Menschen, die uns begegnen und die wir für Christus gewinnen möchten, so verschieden sind. Es ist wichtig, dass wir jeden Menschen ganz individuell behandeln und ihn in seiner Lage zu verstehen suchen. Wir können sagen, dass jeder Mensch wieder ganz neu und besonders ein Studium seiner Lage, ein Verstehen seiner Persönlichkeit beansprucht. Wir treffen Menschen in äußerer Not, in Krankheit, in Sündennot, in völliger Gleichgültigkeit, eingenommen von der Welt oder von der Arbeit oder von der Familie. Es ist wichtig, dass wir den Menschen anrufen, um ihn zum Horchen zu bringen. Es muss irgendwie der Kontakt geschlossen werden zwischen ihm und uns; er muss uns vertrauen, er muss sich öffnen, er muss horchen.

Die Wege zu dem Kontakt sind sehr verschieden – so verschieden wie der Ausgangspunkt. Es kommt darauf an, dass wir uns da treffen, wo der andere versteht. (Von uns selbst erzählen, um den Boden zu lockern – den andern reden lassen, um ihn zu entlasten.)

 

Der Weg

Dann ist es Zeit, dass wir den Menschen auf den Weg zu Jesus leiten. Es sind drei Marksteine wichtig auf diesem Weg:

              I.      Die Sünde

            II.      Die Verkündigung

          III.      Die Entscheidung

 

I. Die Sünde

Wir können von jedem Menschen, der noch nicht zu Jesus gekommen ist, annehmen, dass er weiß, was Sünde ist, und dass er weiß, dass er gesündigt hat. Solche, die betonen, dass sie nie gesündigt haben und die ein selbstgerechtes Wesen zur Schau tragen, haben dieses Bewusstsein der Sünde verdrängt.

 

Wie können wir einen Menschen von Sünde überführen?

Die zehn Gebote haben eine große neutestamentliche Bedeutung, sie führen zur Erkenntnis der Sünden. Was sagt das Wort Gottes über den sündigen Menschen?

Römer 3, 10     Nicht, der gerecht sei – auch nicht einer.

Das Bild Jesu Christi zeigen. (Philipper 2)

Den Mangel im Leben aufzeigen. (Unterlassung)

Das Verhältnis zu Gott – zu Jesus Christus beleuchten. (Unglaube, die schwerste Sünde.)

 

Dann helfen wir von den konkreten Sünden zu der Sünde selbst zu kommen und sie zu erkennen. Lektüre:

Psalm 51, 3-6              Gott sei mir gnädig …

Lukas 15, 21               Vater, ich habe gesündigt.

Johannes 16, 8-11      Er wird die Welt strafen um die Sünde.

 

Wir können niemanden von uns aus von Sünde überführen, aber der Heilige Geist tut es durch das Wort. Wir arbeiten hier mit dem Heiligen Geist und mit dem Gewissen des andern zusammen. Wir sind verpflichtet, dem Sünder die Strafe der Sünde zu zeigen:

Römer 6, 23                Der Tod ist der Sünde Sold.

Hesekiel 18, 20           Welche Seele sündigt, die soll sterben.

Offenbarung 21, 8       … deren Teil wird sein in dem Pfuhl, der mit Feuer und Schwefel brennt.

Offenbarung 22, 15     … draußen.

 

Es gibt ein ewiges Verlorensein, einen andern Tod, eine Hölle. Wir sind nicht treu in unserer Verkündigung, wenn wir das verheimlichen.

 

1. Das Bekenntnis der Sünde des einzelnen

Wenn der Herr durch Sein Wort und Seinen Geist Sünde aufgedeckt hat, so ist es notwendig, die Sünde zu bekennen.

 

Eine Notwendigkeit

Es ist eine Notwendigkeit um der Menschen willen, an denen gesündigt wurde. Es ist unmöglich, wieder normale Beziehungen unter Gläubigen, eine wahre Einheit zu haben ohne ein offenes Bekenntnis. Hier liegt die Ursache, weshalb so viele gebrochene Beziehungen nie wieder hergestellt werden. (Ein Pflaster genügt nicht!)

Es ist eine Notwendigkeit um des Herrn willen, denn alle Sünde ist Sünde gegen Ihn, und es ist das Wenigste, was der Sünder tun kann, dass er die Sünde bekennt.

Die Bibel zur Notwendigkeit des Bekenntnisses der Sünde:

4. Mose 5, 5-8      Wenn einer eine Sünde wider einen Menschen tut … und sie sollen ihre Sünde bekennen, die sie getan haben.

Psalm 32, 5          Ich bekannte meine Sünde.

Sprüche 28, 13    Wer seine Sünde bekennt und lässt …

Matthäus 3, 6        Sie bekannten ihre Sünden.

 

Das Bekenntnis der Sünde ist die unbedingt notwendige Bedingung der Vergebung der Sünde. Es gibt keinen Ersatz für das Bekenntnis. Nur bekannte Sünden werden vergeben.

Wir wollen aber andererseits auch bedenken, dass das Bekenntnis der Sünde nicht die Vergebung der Sünde wirkt. Bekenntnis fordert sogar das Gericht heraus. (Wer Diebstahl vor dem Gericht bekennt, wird verurteilt.) Die Vergebung geschieht allein durch das Blut Jesu Christi.

 

Wem soll die Sünde bekannt werden?

Wir können im Allgemeinen sagen, dass die Sünde vor dem bekannt werden muss, an dem sie begangen wurde.

Ist sie allein an Gott begangen, kann sie allein vor Gott bekannt werden.

Ist sie an einem einzelnen begangen worden, ist sie vor ihm zu bekennen.

Ist sie an einer Gesamtheit von Menschen begangen, muss sie auch vor der Gesamtheit bekannt werden.

Für die Gemeinde gilt besonders der Grundsatz:

Matthäus 18, 15-17       Sündigt dein Bruder …

 

Aber dieser Grundsatz setzt natürlich eine lebendige, Geisterfüllte Gemeinde voraus.

 

a) Das Bekenntnis vor dem Seelsorger

Wenn sich jemand bekehrt, so ist es gut, wenn er mit einem Seelsorger über sein Leben nachdenkt und die Sünden bekennt. Er weiß dann eher, was Sünde ist, und manche Macht der Sünde, mit der er allein schwer fertig wird (Zauberei und Aberglauben, Unreinheit), kann gebrochen werden. Diese Sünden, die heimlich und verborgen sind, müssen aus ihrer Verborgenheit gezogen werden – wie die feindlichen Könige von Josua aus ihren Höhlen gezogen wurden.

Josua 10, 22      Bringet hervor die fünf Könige zu mir.

 

Das Bekenntnis der Sünde vor dem Seelsorger ist oft aber auch im Leben des Gläubigen eine große Hilfe (Beichte!). Es erhält in der Demut und in der Wahrheit und macht der ernsten Heiligung Raum. Es ist unbedingt erforderlich, dass der Seelsorger nicht über diese Bekenntnisse zu andern redet. Gebrochenes Vertrauen ist schwere Schuld.

Oft wird der Seelsorger Mitwisser von Schuld, die vor der weltlichen Obrigkeit strafbar ist (Diebstahl, Mord). Wir stehen als Seelsorger unter dem Amtsgeheimnis und haben von uns aus natürlich nie Vergehungen anzuzeigen – wir können nicht einmal den andern überreden, die Schuld vor der Obrigkeit einzugestehen. Aber wir können ihm die Notwendigkeit dazu zeigen, wenn er vollen Frieden haben will. Bestätige das, was der Heilige Geist dem Betreffenden schon gesagt hat.

Es gibt hier schwierige Fragen, da oft die Existenz eines anderen mit gefährdet ist – in diesen Fragen suchen wir am besten Rat bei reifen Seelsorgern.

 

b) Das öffentliche Bekenntnis

Das öffentliche Bekenntnis der Sünde ist in Zeiten der Erweckung oft vom Heiligen Geist gefordert worden und hat geradezu die Erweckung ausgelöst. Wir müssen uns klar darüber sein, dass wir nie seelisch erzwingen dürfen, was allein Recht des Heiligen Geistes ist. Ebenso darf das Bekenntnis von Sünde nie zur Schau oder als Mittel zum Zweck geschehen (z. B. damit der andere es auch tue).

Es kann Fälle geben, wo das Bekenntnis der Sünde einem einzelnen gegenüber eine starke Belastung für den Betreffenden ist – und deshalb besser nicht geschieht (Diese Tatsache nicht als Entschuldigung nehmen, um dem Bekenntnis auszuweichen!).

Wo öffentliche Schuld begangen wurde (Veruntreuung), ist auch ein öffentliches Bekenntnis nötig.

 

c) Das krankhafte Bekenntnis

Wir brauchen nie nach Sünden zu suchen, die wir vielleicht noch zu bekennen hätten. Aber wir müssen die Sünden bekennen, die uns der Heilige Geist zeigt. Es gibt ein seelisches Bekennen, das sehr gefährlich ist (Selbtkonzentration)!

Es gibt ein krankhaftes Bekennen, wenn der Teufel Sünden zeigt und den Menschen – auch den Gläubigen – mit seiner Anklage quälen will (Stimmen). Wenn der Mensch dann nicht mehr erkennt, dass dies eine Versuchung von unten ist, so fällt er in die Gewalt Satans und kann sogar seelisch krank werden.

 

2. Das Bekenntnis kollektiver Schuld

Wir haben bisher von der Sünde des einzelnen Menschen gesprochen und gesehen, dass er für seine Sünde vor Gott und Menschen verantwortlich ist. Sobald der einzelne mit Jesus Christus in Verbindung kommt und der Heilige Geist ihn von Sünde überführt, so ist das Bekenntnis der Sünde eine innere Notwendigkeit und eine Vorbedingung der Vergebung der Sünde. Vergebung aber erfolgt nur auf Grund des Sühnopfers Jesu Christi.

Nun aber ist der einzelne Mensch mit anderen Menschen zu einer Einheit verbunden. Er ist ein Teil einer Gesamtheit von Menschen – z. B. die Familie, die kirchliche oder kommunale Gemeinde, das Volk.

Der einzelne könnte nicht existieren, wenn er nicht in diese Gesamtheit eingegliedert wäre – er ist zu allererst Nutznießer der Gesamtheit.

Das Kind ist Nutznießer der Familie (Lebensunterhalt, Schulung).

Der Bürger ist Nutznießer der Gemeinde (Schulen, Post).

Der Untertan ist Nutznießer des Volkes (Wohlstand, Kultur, Polizei, Wehrmacht als Schutz, religiöser Dienst).

Jeder, der aus der Gesamtheit Nutzen zieht, ist auch verantwortlich für diese Gesamtheit. Der einzelne hat Verpflichtungen der Familie, der Gemeinde und dem Volk gegenüber. Dadurch wird bewiesen, dass der einzelne in der Gesamtheit verankert und verwurzelt, ja mit ihr zu einem Ganzen verwachsen ist. Die Gesamtheit (Familie, Volk) besteht schließlich aus diesen einzelnen.

Die Bibel sieht den einzelnen Menschen in enger Verbundenheit mit der Gesamtheit.

2. Mose 20, 5       Gott, der heimsucht der Väter Missetaten an den Kindern.

Das Volk Israel mit Männern, Frauen und Kindern ist in den Segen und den Fluch, der über dem Volk steht, eingeschlossen. Die Kanaaniter werden immer als Gesamtheit gesehen, in die der einzelne Kanaaniter verwachsen ist – auch in der Schuldfrage. Auf den Befehl des Herrn sollten Männer, Frauen und Kinder in Kanaan umgebracht werden. Sie wurden als Einheit vor dem Herrn angesehen.

 

Wie ist es nun, wenn die Gesamtheit eine Schuld auf sich lädt?

Wir müssen unterscheiden: die Schuld des einzelnen (um seiner eigenen, persönlichen Schuld willen) und dann die Mitschuld an der Schuld der Gesamtheit, deren Glied der Mensch ist. Wir können nicht für die Sünde eines andern einzelnen verantwortlich gemacht werden, als hätten wir sie begangen (Mörder, Kriegsverbrecher usw.). Darum können wir diese Schuld auch nicht als unsere eigene bekennen.

Aber wir sind verantwortlich und mitschuldig an dem Gesamtzustand unseres Volkes und an seiner Gesamtschuld, jeder einzelne trägt Verantwortung für die Obrigkeit und die Regierung.

Der Herr macht den einzelnen für das Ganze mitverantwortlich und lässt den einzelnen mitleiden unter dem Gericht des Ganzen (Achan und seine Familie, Josua 7; die Last über Völker Jesaja 17-24). Daher kennt die Bibel auch das gemeinsame Sündenbekenntnis.

Vgl. Aarons Bekenntnis der Sünde des ganzen Volkes.

3. Mose 16, 21     … bekennen alle Missetat der Kinder Israel.

 

Moses beugt sich über der Schuld seines Volkes Israel.

2. Mose 33, 13     Siehe doch, dass dies Volk dein Volk ist.

 

Daniel beugt sich unter die Schuld seines Volkes, er weiß sich mitschuldig vor Gott, und darum bekennt er die Schuld als seine eigene Schuld.

Daniel 9, 5       Wir haben gesündigt …

 

Das Bekenntnis der Schuld kann aber nur von jemandem abgelegt werden, der durch den Geist Gottes selbst überführt wurde.

Die Stellung zu Gott, zu Jesus Christus und Seinem Geist ist also entscheidend dafür, ob ein Mensch die Gesamtschuld als Mitschuld auf sich nimmt. Von einer gottlosen Masse können wir kein Bekenntnis der Mitschuld erwarten; von einer moralischen Mehrheit können wir keine geistlichen Regungen, d. h. ein Bekenntnis Gott gegenüber erwarten. Nur wo Gottes Geist wirken kann, ist das Bekenntnis der kollektiven Schuld möglich. Also ist die Schar der Gläubigen, die wahre Gemeinde Jesu Christi in jedem Volk, die Stätte, wo die Mitschuld am Volk bekannt werden muss. Nur die Gemeinde Jesu Christi kann wahrhaftig Buße tun für die Sünde des Volkes. Die Verheißung über diesem Bekenntnis aber ist, dass der Herr das Land heilen will.

2. Chronik 7, 14      Wenn mein Volk sich demütigt …

Die Gläubigen aller Länder bilden eine Einheit von Mitschuldigen, die für ihre Völker einstehen und in der gemeinsamen Vergebung der Sünde geeint sind.

 

II. Die Verkündigung

Es gehört zu der herrlichen Aufgabe eines Seelsorgers, den Menschen das Heil in Jesus Christus zu verkündigen. Wir sprechen in diesem Zusammenhang nicht von der öffentlichen Verkündigung an viele, sondern von der Verkündigung des Heils in der Seelsorge, dem einzelnen gegenüber.

Wir können nur einem Menschen das Heil verkündigen, der danach verlangt. Wir können nur dem Hungrigen zu essen geben, nur dem Durstigen zu trinken reichen. Jesus sagt, dass Er für die Kranken gekommen ist, und nicht für die Gesunden. Er sagt:

Lukas 5, 32      Ich bin kommen zu rufen die Sünder zur Buße, und nicht die Gerechten.

 

Darum ist es wichtig, mit einem Menschen zuerst von der Sünde und der Schuld und Mitschuld zu sprechen und dadurch den Boden des Herzens für den kostbaren Samen zu lockern.

Es ist auch selbstverständlich, dass nur ein wirklich wiedergeborener Mensch, der das Heil erlebt hat, einem andern helfen kann. jeder kann nur so weit führen, wie er selbst ist. Manche Menschen allerdings sind Wegweiser, die den rechten Weg weisen, aber ihn selbst nicht gehen – manche können dann wohl das rechte Ziel erfassen, das sie anzeigen, und sogar über den Wegweiser hinausgehen.

Wir wollen bei der Verkündigung beachten: Es muss eine klare Erkenntnis der ganzen Heilswahrheit bei dem Seelsorger vorhanden sein, sonst kann er dem einzelnen nicht wirklich helfen. Er muss das Heil in Jesus Christus auch selbst lebendig erfahren haben, sonst ist die Verkündigung leblos.

 

Beachten wir ferner:

a)   Unsere Verkündigung ist Weitergabe des Wortes Gottes. Die Bibel muss also im Mittelpunkt aller Seelsorge stehen. Es ist wichtig, dass wir die Botschaft nicht aus dem Gedächtnis, sondern mit Worten der Schrift geben: Wir müssen unser Material stets bereit haben. Z. B.:

 

Jesus Christus:

Johannes 3,16       Also hat Gott …

1. Petrus 2, 24       unsere Sünde selbst hinaufgetragen …

Jesaja 53, 4-6       Fürwahr, er trug …

Johannes 19, 30   Es ist vollbracht.

2. Korinther 5, 21  Für uns zur Sünde gemacht.

Kolosser 2, 14       Ausgetilgt die Handschrift.

 

Vergebung:

Jesaja 1, 18            Ob eure Sünde blutrot …

Psalm 103, 12        Eurer Sünde nimmer gedenken.

Micha 7, 19             In die Tiefe des Meeres …

Jesaja 44, 22          Ich tilge deine Sünde …

 

Von Jesus geht alles Leben aus. Was wir auch mit dem andern besprechen, es ist immer möglich, dass wir die Linie von Jesus her ziehen zu dem Menschen, mit dem wir reden.

 

b)   Unsere Verkündigung muss immer den lebendigen Christus zum Mittelpunkt haben und von Seiner Persönlichkeit zeugen.

Das ist der Wille des Heiligen Geistes, der in uns und durch uns Jesum bezeugt.

Nicht Jesus als Gedanke oder als Dogma darf im Mittelpunkt unserer Verkündigung stehen, sondern Er selbst, als lebendige Persönlichkeit, so dass sich ein Verhältnis zu Zweien zwischen Ihm und dem Menschen vor uns bilden kann. Es gibt für den Seelsorger kein größeres Anliegen, als den Menschen in lebendige Verbindung mit Jesus zu bringen.

 

c)   Wenn wir die Persönlichkeit Jesu betrachten, so ist es vor allem das Lamm Gottes, das uns beschäftigen muss. Es gibt keine wahre Wiedergeburt ohne den Blick auf das Lamm. Jesum sehen und Ihn erkennen als Lamm erwürgt für uns – das ist der Blick des Glaubens, der Leben wirkt.

Johannes 1, 29       Siehe, das ist Gottes Lamm …

 

Es ist unvermeidlich, über die Bedeutung des Blutes Jesu zu sprechen und sehr wichtig, dass wir die Wirkung des Blutes biblisch erklären.

3. Mose 17, 11     Des Leibes Leben ist im Blut …

 

Von der Sünde sind wir zu dem Sündenträger gekommen, von der Strafe zu dem Träger der Strafe.

Aber es ist auch wichtig, dass wir Jesus Christus als den Lebendigen und Auferstandenen verkündigen, als den Erhöhten, der zur Rechten Gottes ist. Vgl. die Verkündigung in der Apostelgeschichte.

Alle Fragen des Suchenden, alle Schwierigkeiten, die er uns erzählt, werden zu Ausgangspunkten, die zu Jesus hinführen.

Wir haben die Freiheit, den ganzen Ratschluss Gottes zu verkündigen, aber es wird immer dieser Ratschluss in Jesus Christus verkörpert sein.

 

III. Die Entscheidung

Die Verkündigung ist objektiv, aber es muss dazu die persönliche Anwendung kommen. Es geht nicht anders, wir müssen „persönlich werden“. Gibt es einen Arzt, der nicht persönlich wird? Wir wollen sogar, dass der Arzt uns nicht im allgemeinen oder fabrikmäßig, sondern sehr individuell behandelt. Es ist genau so nötig für den Seelsorger, persönlich zu werden – aus zwei Gründen:

1.       Jesus redet und handelt ganz persönlich an dem einzelnen.

2.       Der Glaube und die Annahme des Heils sind Taten des Willens und also eine ganz persönliche Sache.

Wir wenden uns nach der Verkündigung des Heils in Christo an den Gläubigen. Jesus hat alles getan für unser Heil, jetzt ist es an uns, eine Entscheidung zu treffen und Ihn anzunehmen.

Niemand wird gegen oder ohne seinen Willen gerettet oder wiedergeboren.

Die Schrift fordert auf zur Annahme Jesu Christi:

Johannes 1, 12           So viele ihn aber aufnahmen …

Matthäus 11, 28          Kommet her zu mir alle …

1. Johannes 5, 12       Wer den Sohn hat, der hat das Leben.

Offenbarung 3, 20       So jemand die Tür auftut …

Johannes 3, 36           Wer an mich glaubt …

 

In diesen Worten haben wir die biblische Grundlage für die Notwendigkeit einer persönlichen Entscheidung.

Bekehrung und Wiedergeburt sind sehr persönlich. An Jesus glauben, heißt in ein ganz neues persönliches Verhältnis zu Ihm, einer Persönlichkeit, eintreten. Wir können diese Entscheidung an Bildern klar machen, z. B.:

Tausch mit Jesus am Kreuz: ich gebe meine Sünde; Er gibt Seine Vergebung.

Jesus, der Bürge für den einzelnen – ich muss auch meinen Namen zeichnen.

Persönliches Schuldkonto, das Jesus übernimmt.

Persönlicher Sündenträger für meine Sünden.

Verlobung – Bund zwischen zwei Persönlichkeiten.

 

Wenn es dem Suchenden ganz klar ist, was Jesus getan hat und was er selbst tun muss, so können wir ihn auffordern, den Schritt zu tun, das Jawort zu sprechen, die Hand zuzumachen und zu nehmen, Ihm die Hand zu geben, die Tür aufzumachen.

Nur wer einmal eine klare Entscheidung für Christus getroffen hat, ist seines Heiles gewiss, er kennt die Freude des Heils und ist zum Zeugnis bereit.

Wenn die Entscheidung auf Grund des Wortes Gottes vollzogen wurde, so ist sie unabhängig von dem Gefühl. Das Schiff muss auf den Felsen (Wort Gottes) Anker werfen, nicht ins Meer (Gefühl).

Wenn so die Entscheidung getroffen ist, so ist es wichtig, dass der Neubekehrte im Gebet dem Herrn für die Gabe dankt, und zwar im Perfekt (ich danke Dir, dass Du mir vergeben hast, dass Du in mein Herz eingezogen bist).

Die Bibel zeigt uns klar, dass zu der Verkündigung die Aufforderung zur Entscheidung kommen muss:

Apostelgeschichte 2, 38      Tut Buße …

Apostelgeschichte 3, 19      So tut nun Buße und bekehret euch.

Apostelgeschichte 8, 37      Glaubest du von ganzem Herzen …

2. Korinther 5, 20                  So bitten wir nun an Christi Statt …

 

Der Herr wollte aus Seinen Jüngern Menschenfischer machen, die etwas fangen! Der wunderbare Fischzug Johannes 21 ist ein Bild für den Menschenfischer!

Das Wort spricht Epheser 6, 17 vom Schwert des Geistes – dieses Schwert aber soll gebraucht werden, und zwar nicht im Manöver, sondern im Ernstfall!

Gewiss braucht es eine ganz bestimmte Leitung des Heiligen Geistes auch in diesem heiligen Amt – und besonders bei einer Aufforderung zur Bekehrung.

 

Gefahren sind vor allem folgende:

a)      ungenügende Erkenntnis des Heils bei dem Suchenden.

(Er muss genau wissen, wen er annehmen soll, wem er sein Leben übergibt, wozu er sich entscheidet und was die Folgen sind.)

b)      seelische oder persönliche Beeinflussung des Seelsorgers

(Suggestive Wirkung).

c)       Beeinflussung durch die Wirkung auf andere (Massenwirkung).

d)      Schematische Aufforderung (Vorsicht bei Kindern)

Wir können bei jeder Sache rechten Gebrauch und Missbrauch unterscheiden, der Missbrauch aber darf uns nicht vom rechten Gebrauch abhalten!

Wir begehen eine sehr große Unterlassungssünde, wenn wir uns damit begnügen, bis zu der Schwelle des Vaterhauses zu führen, aber nicht über die Schwelle leiten! Nicht das Anhören einer objektiven Verkündigung rettet, sondern die Antwort auf die subjektive Aufforderung.


Kapitel 5

Ein Wort an Neubekehrte

 

Wenn wir die große Gnade haben, dass wir Menschen zu Jesus Christus führen dürfen, so liegt auf uns eine ernste Verantwortung.

Wir wollen zunächst unterscheiden: Den Fischzug in einer großen Versammlung und den einzelnen, den wir in einer persönlichen Aussprache zu Christus führen. Selbstverständlich ist die Verantwortung für Letzteren größer. Aber wir wollen zunächst an den Fischzug in einer Versammlung denken.

Eine weitere Betreuung derer, die sich dem Herrn übergeben haben, hat große Schwierigkeiten:

1.       Wir verlassen meistens den Ort bald wieder.

2.       Wir haben unmöglich die Zeit zu einer seelsorgerlichen Betreuung der vielen Menschen.

3.       Wir dürfen sie nicht aus ihrer Kirche oder Gemeinde ziehen, sie sollten ihre innere Förderung an Ort und Stelle finden, oft aber ist dort ungenügend für sie gesorgt.

 

Und doch müssen wir alles tun, um den Neubekehrten weiter zu helfen. Was können wir tun?

1.       Wir stellen Literatur zur Verfügung, die einführt in die ersten Schritte im neuen Leben, z. B.: „Auf dem neuen Wege“ (Verlag Bibelschule Beatenberg). Dann ist es auch wichtig, die Neubekehrten anzuhalten zum Auswendiglernen von Kernversen der Schrift, damit sie sich gegen den Feind verteidigen können.

2.       Wir suchen die Namen und Adressen der Neubekehrten zu erfahren und geben Gelegenheit zur Aussprache mit Freunden am Ort.

3.       Wir empfehlen, sich einer Kirche mit lebendiger Verkündigung anzuschließen. Wir müssen zugeben, dass dies schwierig ist, da oft keine lebendige Verkündigung am Ort ist! Kleine Gruppen von Gläubigen, die zu Hause die Bibel miteinander studieren, oder Gebetszellen tun hier einen guten Dienst.

 

Wenn irgend möglich – z. B. bei einer Evangelisation von mehreren Tagen – versammeln wir die Neubekehrten, um ihnen Ratschläge für den neuen Wandel in Christo zu geben.

Diese Nachversammlung hat den großen Vorteil, dass wir die Neubekehrten in unserer Nähe haben, und dass wir ganz persönlich zu ihnen reden können. Es ist wie eine Seelsorgestunde. Hier fällt die Arbeit in der größeren Versammlung mit der persönlichen Arbeit zusammen.

 

Was haben wir den Neubekehrten zu sagen?

1.       Bruch mit der Sünde – die höchste Norm des Neuen Testamentes für das neue Leben.

Sünde, Bücher, Lebensgewohnheiten, Freunde im Lichte des Neuen Testamentes sehen. Die Sünde, die bekannt und vergeben wurde, wieder gut machen. Mit jeder bewussten Sünde brechen; eventuell auch mit Menschen, die auf dem neuen Weg hindern. Wir müssen uns bewusst sein, dass wir damit viel fordern und müssen hinweisen auf die Gegenwart Jesu Christi und auf den Frieden eines völlig gereinigten Lebens – vor allem auf die Kraft des Heiligen Geistes.

2.       Die Bibel lesen und beten (Bibel und Gebet).

Es ist wichtig, dass wir dazu einige praktische Anweisungen geben – z. B. über die Stille Zeit am Morgen – über einen Bibelleseplan (zuerst vielleicht Johannes-Evangelium) – über Fragen, die in das Verständnis hinein führen: „Was steht da?“ „Was bedeutet das heute für mich?“

3.       Gemeinschaft und Dienst.

Für jeden Neubekehrten ist die Gemeinschaft mit Gläubigen sehr wichtig. Er braucht Ermutigung, Rat, Erziehung. Zur Teilnahme an Bibelgruppe oder Gebetszelle raten.

Das Bekenntnis zu Jesus Christus ist eine Lebensnotwendigkeit für den Gläubigen. Der Neubekehrte soll nicht warten, sondern sofort nach der Bekehrung sich daheim und in seiner Umgebung zu Christus bekennen. Wenn er wartet, so wird es immer schwerer, denn der Feind erhält Macht über ihn. Von dem Bekennen des Namens Jesu Christi hängt die Freude des Neubekehrten ab.

Der Neubekehrte soll sofort beginnen, für Christus zu arbeiten. Es drängt ihn gewiss von selbst dazu. Aber es sollen ihm nicht zu schwere Dienste zugemutet werden. Es ist zunächst wichtig, dass er ganz einfach dienen lernt (Traktatverteilung, später Hausbesuche usw.).


Kapitel 6

Seelsorge an Gläubigen

 

Gläubige sind solche Menschen, die Jesum Christum bewusst aufgenommen haben und also das ewige Leben empfangen haben. Brauchen sie noch Pflege? Genau so wie das neugeborene Kind der Pflege der Mutter bedarf! Die Bibel spricht

von der Arbeit eines Hirten: Johannes 21, 16,

von der Arbeit einer Amme: 1. Thessalonicher 2, 7,

von der Arbeit eines Vaters: 1. Thessalonicher 2, 11.

Wir wollen uns zuerst beschäftigen mit

 

1. Seelsorge an gesunden Gläubigen

Gesunde Gläubige sind solche, deren Wiedergeburt normal verlief und die sich auch normal entwickelt haben. Normale Kinder sind für die Eltern die größte Freude.

In der Seelsorge an gesunden Wiedergeborenen gilt es, alles zu vermeiden, was das Wachstum hindert, und alles zu tun, was das Wachstum fördert. Daher hüten wir uns vor zwei Gefahren:

1.       Die Menschen an uns persönlich zu ziehen.

2.       Die Menschen zu verwöhnen und zu verzärteln.

 

Worin besteht nun die Seelsorge an gesunden Gläubigen?

Wegweisend ist uns Jesu Seelsorge an Seinen Jüngern und ebenso die Seelsorge des Paulus an seinen jungen Mitarbeitern wie z. B. Timotheus und Titus.

a)   Nahrung: das junge Kind, das das neue Leben erhalten hat, muss essen. Es genügt nicht ein Vortrag über Vitamine, sondern es muss die Nahrung selbst erhalten. Das Wort Gottes ist die rechte Nahrung für die Wiedergeborenen – die lautere Milch, durch die sie wachsen und gedeihen.

1. Petrus 2, 2      Seid begierig nach der vernünftigen lauteren Milch.

Beispiele: Jesus und die Jünger (Johannes 14-16).

Die Briefe der Apostel an seine Gemeinden (Römerbrief, 1. Korintherbrief, Galaterbrief, Johannesbriefe).

b)   Luft: Zum Atmen und Entfalten des Lebens. Gebet ist nötig. Wer nicht beten lernt, kann nicht leben. Beten muss man lernen durch Beten. Jesus lehrte seine Jünger beten!

Die Gebetsschule des Neuen Testamentes: Matthäus 6, 5-13; Lukas 11, 1-13, Gebete in den Briefen des Paulus.

Einige Schritte in der Gebetsschule sind folgende: Zuerst Vorbilder des Gebets in der Bibel studieren, dann sich am gemeinsamen Gebet beteiligen und endlich zu einer aktiven Mitarbeit im Gebet kommen. Die Gebetszelle ist die natürliche Stätte zum Lernen des Gebets.

c)   Bewegung: Jesus ließ die Jünger arbeiten. Matthäus 10. Der junge Gläubige will Arbeit haben. Müßiggang ist auch hier aller Laster Anfang. Wir dürfen den Dienst von ihm erwarten und verlangen. Wichtigkeit des Zeugnisses. Zusammenarbeit: Das Beispiel Jesu, der Seine Jünger am Retterdienst beteiligt.

d)   Reinigung: Johannes 13 – Wie man ein kleines Kind waschen muss, so muss man einem jungen Gläubigen helfen, stets gereinigt zu sein. Er muss Vertrauen haben, um über seine Sünde zu reden. Das ist heiliger Austausch vor Gott. Wir dürfen aber Gespräche über Sünde nicht zur Gewohnheit machen, sondern danach streben, sich entbehrlich zu machen.

Die verantwortungsvolle Arbeit der Seelenpflege können wir nur tun in engster Gemeinschaft mit Jesus Christus durch Seinen Geist.

Ständige Reinigung des Seelsorgers ist nötig; er darf keine Last selbst tragen.

Ständige Gehorsamstellung dem Herrn gegenüber ist Vorbedingung der Seelsorge. Bereit! – Der Seelsorger muss selbst wachsen in Ihm.

Es gibt nichts, was eigenes Wachstum so fördert wie die Mitarbeit mit Jesus Christus. Wir brauchen eine stets gefüllte Hand, und unser Leben muss beständig die unendliche Kraft Jesu Christi zeigen.

 

2. Die Seelenpflege an kranken Gläubigen

Genau so viele Krankheiten, wie unsern Körper befallen, kann auch unser inneres Leben haben.

Krankheiten der Seele sind zu unterscheiden von den Krankheiten des Glaubenslebens, von denen wir hier reden wollen.

Wenn die Seele eines Menschen krank ist, so hat der Seelsorger sehr behutsam zu Werke zu gehen. Wie er kein Arzt des Leibes ist, so darf er in den allermeisten Fällen auch nicht Diagnosen über Seelenleiden stellen, die einer psychiatrischen Behandlung bedürfen.

Aber das geistliche Leben, das Glaubensleben, ist das tiefste Wesen, der Kern des Menschen. Hier liegt die Aufgabe des Seelsorgers.

Es können verschiedene Arten von kranken Gläubigen unterschieden werden:

a)      Krüppel von Geburt

b)      Innere Krankheiten

c)       Chirurgische Fälle.

Die meisten Krankheiten des inneren Lebens können auf diese drei Gruppen zurückgeführt werden.

 

a)   Krüppel. Irgendein Organ oder Glied ist nicht richtig entwickelt. Lahme, Blinde, Taube, im Kindesalter stehen Gebliebene, Unentwickelte aller Art, Beispiele:

Hebräer 5, 12-14         Ihr solltet längst … ihr bedürfet, dass man euch Milch gebe.

Apostelgeschichte 19, 2      Habt ihr den Heiligen Geist empfangen …

 

Die Ursache ist meistens die unvollständige Verkündigung – oder die einseitige Verkündigung, daher keine genügende Nahrung aus dem Wort Gottes, kein Studium der Bibel (nur Losung!)

Was ist zu tun? Den Zustand klarstellen! (Diagnose). Den Weg zum Bibelstudium öffnen! Zu Jesus Christus führen!

 

b)   Innere Krankheiten. Erkrankung eines lebenswichtigen Organs. Funktion gestört – Harmonie gestört – Hemmungen, meistens durch Bazillen hervorgerufen, die nicht zeitig oder nicht gründlich genug ausgesondert wurden.

Wir sind alle von Bazillen umgeben – aber wir sind gesund, so lange der Prozess der Überwindung der Krankheit funktioniert.

 

Wie ist der Vorgang im inneren Leben?

Z. B. Es kann der Bazillus der Empfindlichkeit kommen und sich so festsetzen, dass er die Arbeit des Heiligen Geistes lähmt.

Es kann der Bazillus der Bitterkeit den Strom der Liebe hemmen.

Hebräer 12, 15     dass nicht etwa eine bittere Wurzel aufwachse …

 

Es kann der Bazillus Hochmut zu Minderwertigkeitsgefühlen treiben und den Dienst brachlegen.

Eifersucht zerstört die Gemeinschaft (1. Korinther 1, 12).

Unreine Gedanken. – Fleischeslust lähmt das neue Leben.

Symptome: Freudlosigkeit. Unbefriedigtsein. Gelähmtes Zeugnis. Unruhe.

 

Was ist die Aufgabe des Seelsorgers?

Durch Gebet und Fragen, durch genaue Beobachtung die Diagnose zu stellen: wir müssen den erregenden Bazillus finden, nicht nur mit einzelnen Sünden handeln, sondern die Sünde als die Wurzel aufdecken, die Ursache der oft lange Jahre hindurch schleichenden Krankheiten.

 

Wie können geistliche Krankheiten geheilt werden?

1.       Die geduldete Sünde muss erkannt, bekannt und gedeckt werden. 1 Johannes 1, 9 gilt auch für den Gläubigen. Die Sünde absolut lassen! Das heißt Buße tun.

2.       Die volle Geistesherrschaft muss durch Buße und Glauben wieder hergestellt und angenommen werden.

2. Korinther 3, 17       Wo der Geist des Herrn ist …

Dann ist Jesus Christus wieder der Herr, und Er, der Arzt, bringt das geistliche Leben in Ordnung.

 

c)   Chirurgische Fälle.

Es handelt sich um eine akute Erkrankung im geistlichen Leben, einen Unfall, eine Wucherung, einen Fremdkörper. Es ist ein operativer Eingriff nötig!

Beispiele:

In grobe fleischliche Sünde gefallen        1. Korinther 5, 1.

Petrus heuchelt aus Furcht                        Galater 2, 12.

Weltliche Methoden                                   1. Korinther 6, 1-2.

Da ist die Diagnose nicht schwer!

Hier hilft nur ein energischer Schnitt mit zarter Hand: Radikal! Das Schwert ist das Wort Gottes. Hebräer 4, 12 (nicht unser Wort).

Unterschied zwischen dem Messer des Chirurgen und dem Schwert des Soldaten: schneiden, um zu heilen – oder: schneiden, um zu vernichten! Der Seelsorger hilft wie ein Arzt und bringt in Verbindung mit Jesus Christus, dem Heiland.

Zur Seelsorgearbeit ist nötig: nicht nur Stunden im Heiligtum, sondern ein Leben im Heiligtum. Unser Seelsorgedienst besteht nicht nur in der „Sprechstunde“, sondern in dem Kontakt durch Briefe, in dem Verbundensein im Gebet, in der Hingabe unseres ganzen Lebens für andere.


Kapitel 7

Seelsorgerliche Unterweisung im 1. Timotheusbrief

 

Der 1. Timotheusbrief wurde am Ende des Dienstes des Apostels Paulus geschrieben – entweder zwischen den beiden Gefangenschaften in Rom – oder aber, wenn wir annehmen müssen, dass es eine ununterbrochene Gefangenschaft war, vor seiner letzten Reise nach Jerusalem.

Die Frage der Ordnung in der Gemeinde bewegte Paulus, und es wurde nötig, seinen Mitarbeitern Timotheus und Titus klare Anweisungen darüber zu geben.

 

Thema des Briefes: Heilsame Lehre.

Schlüsselvers: 1. Timotheus 3, 15     dass du wissest, wie du handeln sollst in dem Hause Gottes.

 

Wir hören in diesem Brief den alten Paulus, der seinem geistlichen Sohn Timotheus Anleitungen gibt. Er hat Timotheus in Ephesus gelassen. Er hat Timotheus stets mit wichtigen Ämtern betraut, in Thessalonich, in Korinth und nun in Ephesus. Timotheus muss damals erst 30 Jahre gewesen sein. Er war in einer überaus schwierigen Gemeinde im „Praktikum“. Die Irrlehrer, von denen Paulus geredet hatte (Apostelgeschichte 20, 28-30), waren gekommen. Die jüdischen Gnostiker waren eingedrungen und hatten die Gemeinde zersetzt. Durch die Überheblichkeit dieser Lehrer war das innere Leben in der Gemeinde völlig gestört worden. Paulus weist Timotheus an, wie er die einzelnen behandeln soll.

Wir haben in diesen Briefen eine reiche Anleitung für die Seelsorge und wollen versuchen, einige dieser Schätze zu heben. Wir wollen sehen:

 

Mit was für Menschen hat Timotheus zu tun?

Wie soll er sie behandeln?

1. Timotheus 1                 Die eingebildeten Meister der Schrift zu Ephesus

1. Timotheus 1, 4-7         Wer sie sind: Sie achten auf Menschenweisheit, sie wollen der Schrift Meister sein.

Seelsorgerlicher Rat: Sie in das praktische Leben verweisen: Liebe von reinem Herzen. Ungefärbter Glaube.

1. Timotheus 1, 8-11       Die Sünder

Wer sie sind: Die in Ungehorsam und Ungerechtigkeit leben.

Seelsorgerlicher Rat: Das Gesetz steht über ihnen. 1. Timotheus 1, 9

1. Timotheus 1, 12-17     Wie der Seelsorger Paulus wurde: in der Seelsorge Jesu.

Wer er war: Der Verfolger, Schmäher, Vornehmste der Sünder.

Was er erfuhr: Barmherzigkeit 1. Timotheus 1, 13+16.

Er ist ein Vorbild der Gnade geworden.

1. Timotheus 1, 18-20     Abgefallene, Lästerer

Wer sie sind: Sie erlitten Schiffbruch am Glauben, Lästerer.

Seelsorgerlicher Rat: Die geistliche Autorität des Paulus ist nötig, um solch ein Wort zu sagen. 1. Timotheus 1, 20.

1. Timotheus 4

1. Timotheus 4, 1-5         Menschen, die in Irrlehren fallen

Wer sie sind: Sie treten vom Glauben ab – Verführer, die bösen Geistern und Lehren der Teufel anhangen (Aberglauben)! Sie verachten das Fleisch und stellen eine eigene Ethik auf: sie verbieten, ehelich zu werden – sie gebieten, gewisse Speisen zu meiden.

Seelsorgerlicher Rat: Die Wahrheit erkennen: Alle Kreatur Gottes ist gut. Geheiligt durch Gottes Wort und Gebet. Gottes Schöpfung ist Gottes Gabe und darum gut.

1. Timotheus 4, 7-9         Ungeistliches Gerede

Wer sie sind: Sie suchen in ungeistlichem Gerede Ehre.

Seelsorgerlicher Rat: Übe dich selbst in der Gottseligkeit.

Der rechte Seelsorger:   1. Timotheus 4, 12-16 in Wort, Wandel, Liebe.

Glauben, Keuschheit.

Anhalten mit Lesen, Ermahnen, Lehren.

Die Gabe des Heiligen Geistes erwecken.

Zunehmen im innern Leben.

Hab acht auf dich selbst und auf die Lehre.

Dazu:                                1. Timotheus 6, 13-16 Der Hinweis auf die Zukunft Jesu Christi ist der größte Antrieb zum Handeln für den Seelsorger.

1. Timotheus 5

1. Timotheus 5, 1-2         Grundregel der Seelsorge

jeden Alten als Vater,

die Jungen als Brüder,

die alten Frauen als Mütter,

die jungen Mädchen als Schwestern ansehen!

1. Timotheus 5, 17-20     Das Verhalten gegen die Ältesten

Sie sind zwiefacher Ehre wert – wenn sie arbeiten im Wort und in der Lehre.

Klage nur annehmen durch zwei oder drei Zeugen (kein geheimer Klatsch).

Die sündigen, strafe öffentlich.

1. Timotheus 6

1. Timotheus 6, 1-2         Ein Wort an die Knechte

Die Herren der Ehre wert halten.

Wenn gläubige Herren: um so mehr ehren.

1. Timotheus 6, 3-5         Menschen der Diskussion

Wer sie sind: Aufgeblasen, eine Seuche der Wortkriege, Schulgezänke.

Erklärung: Sie haben zerrüttete Sinne, sie sind der Wahrheit beraubt.

1. Timotheus 6, 6-10       Menschen, die da reich werden wollen (die Armen)

Wer sie sind: Wollen mehr als tägliche Nahrung und Kleidung.

Erklärung: Der Geiz ist die Wurzel des Übels.

1. Timotheus 6, 17-19     Menschen, die reich sind

Seelsorgerlicher Rat: Ihr Vertrauen nicht auf den Reichtum setzen. Hinweisen auf rechte Verwendung des Reichtums.