Gertrud Wasserzug-Traeder,
Dr. Phil.
Was sagt die Bibel über Krankenheilung?
Inhaltsverzeichnis
1.
Die Zeit des Alten Testaments
2.
Die Zeit des Neuen Testaments
1.
Die Erlösung Jesu Christi ist vollbracht
2.
Die Erlösung Jesu Christi wird vollzogen
Das
Verhalten des Gläubigen in der Krankheit
1.
Das normale Leben des Gläubigen
Was sagt die Bibel über
Krankenheilung?
Die Menschheit ist heute krank, sehr krank. Die Gesundheit
der meisten Menschen hat schwer gelitten – sei es durch Kriegsnöte, durch
Flüchtlingselend, durch Überforderungen in der Arbeit – sei es durch das
aufreibende Tempo unserer Zeit oder durch die Last der Sorgen und die Schwere
des täglichen Kampfes um das Leben. Viele Menschen haben auch ihre Gesundheit
selbst untergraben durch einen sündigen Lebenswandel, durch ein schrankenloses Genussleben,
das die Kraft des Körpers zerstört hat. Wie viele Menschen achten heute die
Ordnungen Gottes, ihres Schöpfers, gering; sie machen die Nacht zum Tage, sie
treten die Gesetze Gottes über die Ehe und die Familie mit Füßen und schädigen
dadurch ihre Gesundheit aufs schwerste. Wieder andere liefern sich ohne
Bedenken den satanischen Mächten aus und bezahlen Aberglauben und Zauberei
teuer mit der Gesundheit ihrer Seele, ihrer Nerven und ihres Körpers. Je mehr
sich der Mensch dem Willen, der Ordnung und der Herrschaft Gottes entzieht, umso
mehr leidet er an seinem eigenen Leib und umso tiefer zieht er die kommende
Generation mit hinein in Krankheitsnot und Schwachheit des Leibes. Unsere
heutige Menschheit ist durch Massenkrankheiten der Sünde gezeichnet, gegen die
ärztliche Kunst vergeblich ankämpft. Die Sünde ist auch auf körperlichem Gebiet das Verderben der Völker! Wir
sind eine schwerkranke Generation geworden.
Es ist nicht
verwunderlich, dass die Frage der körperlichen Gesundung das Denken und das
Wünschen und das Handeln der Menschen beherrscht. Wie viel wird heute für die
Gesundheit getan – das allein beweist ja, wie krank die Menschheit ist. Immer
neue Krankenhäuser, Pflegeanstalten und Irrenhäuser werden gebaut, immer neue
Heilmittel werden angeboten. Nur gesund werden, um leben zu können, um zu
arbeiten, um wieder zu genießen – wie vorher; wie tief beherrscht dieses
Verlangen die kranke Menschheit.
Jeder Weg wird
versucht, jedes Mittel wird gebraucht, jedes Angebot der Heilung findet eine
gewaltige Antwort – ganz gleich, von welcher Seite es kommen mag und wie viel
es kosten mag.
Diese Frage der
Krankenheilung durch Wunderkräfte liegt heute in der Luft. Wo das Wissen und
Können des Menschen versagt, ist er wohl geneigt, durch „höhere Kräfte“ sich
die ersehnte Gesundheit schenken zu lassen; daher haben „Wunderärzte“ aller
Art, „Gesundbeter“ jeder Weltanschauung einen großen Zulauf.
Auch in der
Gemeinde Jesu Christi ist die Frage nach der Krankenheilung ganz neu erwacht;
sie beschäftigt heute weite Kreise so sehr, dass sie tatsächlich oft in den
Mittelpunkt der Diskussion über den christlichen Glauben gerückt ist. Was für
eine gewaltige „christliche“ Bewegung könnte wohl ausgelöst werden, wenn sich
Jesus Christus heute als der größte „Wundertäter“ erweisen und eine kranke
Menschheit heilen würde! Die heutige Zeit ist wundersüchtig geworden; sie will
etwas sehen! Ist es heute nicht so wie damals, als die Pharisäer und Sadduzäer
ein Zeichen von Jesus forderten, und Er es ihnen verweigerte und zu ihnen
sagte:
„Es soll ihnen kein Zeichen gegeben werden denn das Zeichen des
Propheten Jona.“
Matthäus16, 4
Ist uns dieses
Zeichen des gekreuzigten und auferstandenen Heilandes nicht auch gegeben
worden? Warum fordert unsere Zeit ein anderes Zeichen von Jesus Christus? Wozu
wollen die Menschen eigentlich um jeden Preis gesund werden? Wie viele Menschen
suchen die Gesundheit, damit sie wieder mit neuer Kraft ihren eigenen, oft
sündigen Wegen nachgehen können! Wie sehr beherrscht das Irdische den Menschen
von heute – auch den „religiösen“ Menschen! Es wird mehr Wert gelegt auf den
Leib als auf den Geist; es wird das Sichtbare mehr gesucht als das Unsichtbare;
die Zeit spielt eine größere Rolle als die Ewigkeit!
Mitten in diesen
Zeitbewegungen steht nun die Gemeinde Jesu Christi, die Wert darauf legt, im
Einklang mit dem Willen Gottes zu leben und zu handeln, wie er uns in der Bibel
offenbart ist. Daher ist unsere Frage berechtigt:
Was sagt die Bibel über
Krankenheilung?
Es ist unbedingt
nötig, dass wir die ganze Bibel fragen, wenn wir eine klare Antwort finden
wollen, und dass wir uns davor hüten, irgendein Wort der Schrift aus dem
Zusammenhang zu reißen oder zu verallgemeinern. Dadurch gerade entstehen so
viele Irrtümer und Irrlehren. Wenn wir aber die ganze Bibel zur Beantwortung
unserer Frage heranziehen wollen, so ist die unbedingte Voraussetzung, dass wir
an die ganze Bibel als an das vom Heiligen Geist inspirierte Wort Gottes
glauben. Wenn auch nur an einer einzigen Stelle die Verfasser der Bücher der
Schrift ihre eigene Meinung gesagt hätten, wenn sie gefangen gewesen wären in
den Anschauungen ihrer Zeit oder ihres Volkes, so könnten wir niemals aus der
Bibel zu einer Klarheit über unsere Frage kommen, so gäbe es überhaupt keine
Antwort der Bibel auf unsere Frage, sondern nur eine Antwort verschiedener
Menschen aus verschiedenen Zeiten. Wir aber glauben mit der Bibel, dass jedes
Wort der Bibel Gottes Wort ist, auf das wir uns unbedingt verlassen können. Die
Bibel gibt uns tatsächlich eine klare, einheitliche Antwort auf unsere Frage
nach der Krankenheilung.
Jeder, der die
Bibel studiert, muss davon überzeugt werden, dass uns darin verschiedene
Heilszeiten vor Augen gestellt werden, in denen Gott auf verschiedene Weise mit
verschiedenen Menschen handelte, um Sein Ziel zu erreichen: die Aufrichtung des
Reiches Gottes auf dieser Erde durch Jesus Christus, den Heiland und den Herrn
der Welt. Wir erkennen vor allem eine klare Unterscheidung von zwei Heilszeiten
in der Schrift – z. B. in dem Wort:
„Nachdem vorzeiten Gott manchmal und mancherleiweise
geredet hat zu den Vätern durch die Propheten, hat er am letzten in diesen
Tagen zu uns geredet durch den Sohn, welchen er gesetzt hat zum Erben über
alles, durch welchen er auch die Welt gemacht hat.“
Hebräer 1, 1-2
Wir wollen diese
beiden Heilszeiten nennen: „Die Zeit der Väter“ und „die Zeit des Sohnes“, also
die Zeit des Alten Testaments und die Zeit des Neuen Testaments; die erstere
ist die Zeit der Vorbereitung des Heils in Jesus Christus, die letztere ist die
Zeit der Erfüllung des Heils in Jesus Christus.
Diesen großen
Zeitabschnitt von Adam bis zu Christus können wir nun wieder folgendermaßen
einteilen:
von Adam bis zum Turmbau zu
Babel =
die Entwicklung der Menschheit, 1. Mose 1-11
von Abraham bis Joseph =
die Geschichte der Stammväter Israels, 1. Mose 12-50
von Moses bis Christus =
die Geschichte des Volkes Israel, 2. Mose bis Matthäus.
Für unsere Frage
ist nun die Zeit von Moses bis Christus von besonderer Bedeutung, die
Geschichte des Volkes Israel, das von Gott auserwählt wurde, um auf dieser Erde
ein sichtbares Königreich Gottes darzustellen – allerdings unter der einen
Bedingung des völligen Gehorsams dem Gesetz Gottes gegenüber.
„Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt
ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein. Und ihr
sollt mir ein priesterlich Königreich und ein heiliges Volk sein.“
2. Mose 19, 5-6
Das ist die
Bestimmung des Volkes Israel: ein „priesterliches Königreich“ auf Erden, eine
schaubare Königsherrschaft Gottes zu sein. Gott machte mit dem Volke Israel
einen Bund und verpflichtete sich, dieses Volk mit irdischem, sichtbarem Segen
zu überschütten, wenn es die Bedingung des Gehorsams halten würde – er verhieß
andererseits in heiligem Ernst, dass ein irdischer, sichtbarer Fluch auf Israel
kommen würde, wenn es von dem Gesetz Gottes weichen würde. Die Zeit von Moses
bis auf Christus ist also die Zeit des Gesetzes, und es heißt unabwendbar und
folgenschwer:
Gehorsam = Segen
Ungehorsam = Fluch
Wir lesen darüber
ausführlich in 5. Mose 28 und können in diesem Kapitel das Wort „wenn“ unterstreichen,
das immer wieder die Bedingung des Segens oder die Ursache des Fluches betont.
Zu dem äußeren,
sichtbaren Segen gehört nun auch die Gesundheit und das lange Leben des Leibes;
zu dem äußeren, sichtbaren Fluch gehört die Krankheit und der frühzeitige Tod
des Leibes. Wir können also sagen: in dieser Heilszeit des Gesetzes von Moses
bis auf Christus bedeutet
Gehorsam: Gesundheit und langes Leben
Ungehorsam: Krankheit und Tod.
Diese Ordnung des
Gesetzes Moses wird deutlich bestätigt durch das Wort des Herrn:
„Der Herr sprach: Wirst du der Stimme des Herrn, deines Gottes,
gehorchen und tun, was recht ist vor ihm, und zu Ohren fassen seine Gebote und
halten alle seine Gesetze, so will ich der Krankheiten keine auf dich legen,
die ich auf Ägypten gelegt habe; denn ich bin der Herr, dein Arzt.“
2. Mose 15, 26
Jeder im Volk
Israel hatte es also in der Hand, die Gesundheit zu erhalten und sich vor
Krankheit zu schützen: Gehorsam dem Gesetze Gottes gegenüber war das alleinige
und das sicher wirkende Heilmittel. Der Herr war Israels Arzt, daher zog kein
Arzt mit dem großen Volk durch die Wüste, es brauchte keine Medizin. Aber als
das ganze Volk dem Gesetz Gottes ungehorsam war, da „verfielen ihre Leiber in
der Wüste“ (Hebräer 3,17) und kein Arzt und kein Heilmittel hätte ihnen helfen
können.
Wir wollen noch
einige Worte der Schrift anführen, die uns bestätigen, dass in dieser Zeit des
Gesetzes in Israel tatsächlich der Gehorsam die Bedingung für die Gesundheit
bedeutete:
„Dem Herrn, eurem Gott, sollt ihr dienen, so wird er dein Brot und dein
Wasser segnen, und ich will alle Krankheit von dir wenden. Es soll nichts
Unträchtiges noch Unfruchtbares sein in deinem Lande, und ich will dich lassen
alt werden.“
2. Mose 23, 25-26
Ebenso
eindrucksvoll ist das Wort:
„Und wenn ihr diese Rechte hört und haltet sie und darnach tut, so wird
der Herr, dein Gott, auch halten den Bund und die Barmherzigkeit, die er deinen
Vätern geschworen hat. Der Herr wird von dir tun alle Krankheit und wird keine
böse Seuche der Ägypter dir auflegen.“
5. Mose 7, 12+15
Wir sehen aber
auch, mit welchem Ernst der Herr dem Volke Israel die Strafe des Ungehorsams androht
und ihnen die furchtbaren Krankheiten vor Augen stellt, die sie treffen werden,
wenn sie nicht gehorchen; wir lesen in 5. Mose 28:
„Wenn du aber nicht gehorchen wirst der Stimme
des Herrn, deines Gottes, dass du hältst und tust alle seine Gebote und Rechte,
die ich dir heute gebiete, so werden alle diese Flüche. über dich kommen und
dich treffen.“
5. Mose 28, 15
„Der Herr wird dir die Pestilenz anhängen, bis dass er dich vertilge in
dem Lande, dahin du kommst, es einzunehmen. Der Herr wird dich schlagen mit
Darre, Fieber, Hitze, Brand, Dürre, giftiger Luft und Gelbsucht und wird dich
verfolgen, bis er dich umbringe.“
5. Mose 28, 21-22
„Der Herr wird dich schlagen mit Drüsen Ägyptens, mit Feigwarzen, mit
Grind und Krätze, dass du nicht kannst heil werden. Der Herr wird dich schlagen
mit Wahnsinn, Blindheit und Rasen des Herzens.“
5. Mose 28, 27-28
„Der Herr wird dich schlagen mit bösen Drüsen an den Knien und Waden, dass
du nicht kannst geheilt werden, von den Fußsohlen an bis auf den Scheitel.“
5. Mose 28, 35
„Wo du nicht wirst halten, dass du tust alle Worte dieses Gesetzes, die
in diesem Buch geschrieben sind, dass du fürchtest diesen herrlichen und
schrecklichen Namen, den Herrn, deinen Gott, so wird der Herr erschrecklich mit
dir umgehen, mit Plagen auf dich und deinen Samen, mit großen und langwierigen
Plagen, mit bösen und langwierigen Krankheiten, und wird dir zuwenden alle
Seuchen Ägyptens, davor du dich fürchtest, und sie werden dir anhangen; dazu
alle Krankheiten und alle Plagen, die nicht geschrieben sind in dem Buch dieses
Gesetzes, wird der Herr über dich kommen lassen, bis du vertilgt werdest.“
5. Mose 28, 58-61
Das sind ernste
Worte, die nun tatsächlich Gesundheit und Krankheit in die Hand des Menschen
legen; er kann durch den Gehorsam dem Gesetz Gottes gegenüber Gesundheit und
Leben erlangen – er überantwortet sich selbst durch Ungehorsam der Krankheit
und dem Tode.
Hat Gott
tatsächlich nach diesen ernsten Worten gehandelt? Wir sehen in der Schrift, dass
die Geschichte des Volkes Israel eine ständige Bestätigung der Worte des Herrn
ist. Wir erwähnen Mirjam, die Schwester des Moses, an der Gott nach Seinem Wort
handelte. Mirjam murrte wider Moses und darum wider Gott, der ihn gesandt
hatte, und es heißt:
„Der Zorn des Herrn ergrimmte über sie, und er wandte sich weg; dazu die
Wolke wich auch von der Hütte. Und siehe, da war Mirjam aussätzig wie der
Schnee. Und Aaron wandte sich zu Mirjam und wird gewahr, dass sie aussätzig
ist.“
4. Mose 12, 9-10
Wir können in der
Geschichte des Volkes Israel klar erkennen, was nun diese Ordnung des Gesetzes
in Israel ausrichten konnte. Wenn es dem Volke Israel gelungen wäre, dem Gesetz
Moses gehorsam zu sein, so hätte es in blühender Gesundheit das stärkste Volk
auf Erden werden können, tatsächlich ein sichtbarer Segen Gottes auf Erden.
Wie aber verläuft
die Geschichte Israels? Es ist eine Kette von Sünden und von Ungehorsam und
daher ein Verfall und ein Siechtum und ein äußeres und inneres Verderben. Jede
Generation stand unter dem Fluch Gottes, von der Zeit des Auszuges aus Ägypten
bis endlich zu der letzten Generation, die um 70 n. Chr. aus dem Land der Väter
vertrieben wurde. Die Sünde war tatsächlich das Verderben des Volkes Israel –
ein Beweis dafür, dass das Gesetz keine Kraft hat, um das Gute im Menschen zu
stärken und zu vollbringen. Aber die Zeit des Gesetzes war eine begrenzte Zeit,
die nur dauern sollte „bis der Same (Christus) käme“ (Galater 3,19). Mit Ihm
ist die Zeit des Gesetzes beendet, denn Er hat das Gesetz nun endlich als
einziger Mensch, als der wahre Menschensohn, erfüllt – und Er hat außerdem die
Strafe für das Nichterfüllen des Gesetzes durch die Menschheit getragen; darum
heißt es von ihm:
„Christus ist des Gesetzes Ende.“
Römer 10, 4
Die Zeit des
Gesetzes ist also in Christus zu Ende! Wenn wir nun ein Wort aus dieser Zeit
des Gesetzes hervorholen und danach heute handeln wollen, um gesund zu werden,
so kehren wir zurück in die Heilszeit des Alten Testaments, so nehmen wir das
ganze Gesetz als Verpflichtung und Bedingung unseres Heils auf uns – und wir
haben dadurch Christum verloren!
„Ihr habt Christum verloren, die ihr durch das Gesetz gerecht werden
wollt, und seid von der Gnade gefallen.“
Galater 5, 4
Wer heute
freiwillig das Gesetz auf sich nimmt, geht einen gefährlichen Weg, vor dem uns
der Galaterbrief so ernstlich warnt; es heißt:
„Der Mensch, der das Gesetz tut, wird dadurch leben (gesund sein!).“
Galater 3, 12
Aber wer das Gesetz
nicht tun kann, der ist unter dem Fluch Gottes! Das aber ist nun gerade der
Triumph des Evangeliums, dass Jesus Christus uns von dem Fluch des Gesetzes
erlöst hat – wir sind in Jesus Christus nicht mehr unter dem Gesetz als der
Bedingung unseres Heils für Zeit und Ewigkeit. Unsere Erlösung ist vollbracht
und wird uns heute ohne Bedingung – vollständig frei – aus lauter Gnade
angeboten. Das aber ist tatsächlich die volle Erlösung des Geistes und des
Leibes, wie sie uns von dem gekreuzigten und auferstandenen Christus erworben
wurde. Das ist die herrliche Botschaft des Evangeliums:
„Christus aber hat uns erlöst von dem Fluch des Gesetzes, da er ward ein
Fluch für uns.“
Galater 3, 13
Das aber bedeutet
für unsere Frage über die Krankenheilung, dass wir keineswegs die Worte des
Alten Testaments über Gesundheit und Krankheit aus dem Zusammenhang und aus der
Zeit des Gesetzes herausnehmen und heute für unsere Zeit anwenden können. Das
hätte verheerende Folgen für unser Glaubensleben. Wir leben nicht mehr in der
Zeit des Gesetzes Moses, es ist also heute nicht mehr so, dass Gehorsam
unbedingt Gesundheit bedeutet, und dass also Krankheit ein unbedingtes Zeichen
von Ungehorsam gegen Gott ist.
Mit dieser Logik
arbeiteten übrigens die Freunde Hiobs; sie wollten dem todkranken Hiob
beweisen, dass seine Krankheit unbedingt das Zeichen seines Ungehorsams und
seiner Sünde gegen Gott sei. Aber wie lehnte sich Hiob dagegen auf – und mit
Recht, denn Hiob stand nicht unter dem Gesetz Moses.
Aus dem gleichen
Grunde haben wir heute eine solche Beweisführung abzulehnen. Wenn auch gewiss
in vielen Fällen Sünde und Krankheit eng zusammenhängen, so können wir doch nie
behaupten, dass der Gehorsam unbedingt die Gesundheit wirkt, während der
Ungehorsam unabwendbar die Krankheit zur Folge hat. Die Erfahrung würde ja eine
solche Behauptung schon widerlegen, denn wir sehen wohl, dass viele Menschen,
die sich um Gottes Willen nicht kümmern, recht gesund sind, und dass dagegen
viele Gläubige, die dem Willen des Herrn mit Freuden gehorchen, äußerst schwach
und krank sind und oft jahrelang schwer leiden müssen.
Jesus selbst würde
unsere oberflächliche Beweisführung genau so wie damals zurückweisen, als die
Jünger fragten:
„Meister, wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er ist blind
geboren? Jesus antwortete: Es hat weder dieser gesündigt noch seine Eltern,
sondern dass die Werke Gottes offenbar würden an ihm.“
Johannes 9, 2-3
Nein, wir können
und dürfen heute nicht die Antwort auf unsere Frage aus der Zeit des Gesetzes holen,
in der wir nicht mehr leben!
Jesus Christus kam,
in Ihm erschien der Sohn Gottes auf Erden, der den Anspruch macht, der König
des Reiches Gottes auf Erden zu sein. Was das Volk Israel nicht vermochte, das
hat Er getan: Er hat das Gesetz Gottes vollkommen gehalten, Er hat Leben,
überfließendes Leben gebracht! Jesus Christus ist der einzige Mensch, der über
diese Erde gegangen ist und Gottes Gesetz vollkommen erfüllt hat; darum war Er
gesund, völlig gesund – Er kann sagen:
„Ich bin das Leben.“
Johannes 14, 6
Jesus Christus hat
also der Zeit des Gesetzes ein Ende gemacht – Er hat die Bedingung erfüllt und
damit erledigt – und es beginnt mit Ihm eine ganz neue Zeit auf Erden: das
Königreich der Himmel ist in Ihm nahe gekommen; das messianische Reich ist
greifbar nahe, denn der König des Königreiches der Himmel ist auf die Erde
gekommen, und Er ist dabei, Sein Reich auf dieser Erde aufzurichten.
Aber Sein Volk war
nicht bereit, Ihn anzunehmen, die Obersten des Volkes suchten Ihn zu töten, sie
verwarfen ihn und sagten:
„Wir wollen nicht, dass dieser über uns herrsche.“
Lukas 19, 14
Da antwortete der
König Seinem Volk mit dem „Nein“ des Gerichts und der Verwerfung. Er ging
hinweg und übergab sie dem Fluch. Er sprach von einer schweren Zwischenzeit, in
der sie nichts sehen würden von ihrem König und der Herrlichkeit Seines
Königreichs – aber nach langer Wüstenzeit wollte Er wiederkommen – so sagte Er
ihnen – und dann würde Er tatsächlich das Königreich des Himmels auf dieser
Erde aufrichten. Er sagte Seinem Volke voraus, was geschehen würde:
„Wie oft habe ich deine Kinder versammeln wollen, wie eine Henne
versammelt ihre Küchlein unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt! Siehe,
euer Haus soll euch wüst gelassen werden. Denn ich sage euch: Ihr werdet mich
von jetzt an nicht sehen, bis ihr sprecht: Gelobt sei, der da kommt im Namen
des Herrn!“
Matthäus 23, 37-39
Wir können nach
diesen Worten unseres Herrn drei verschiedene Heilszeiten des Neuen Testaments
unterscheiden, die nach dem Zustand Seines Königreiches auf Erden eingeteilt
werden:
a)
Der König ist da = die Zeit Jesu Christi auf Erden von
Seiner Geburt bis zu Seiner Auffahrt.
b)
Der König ist fern = die Zwischenzeit, die Er auf dem Thron
Seines Vaters zubringt, zur Rechten Gottes – fern von Seinem Königreich auf
Erden.
c)
Der König ist wieder da = die Zeit Seines Erscheinens und Seiner
tausendjährigen Königsherrschaft auf dieser Erde.
Wir sehen also, dass
der entscheidende Faktor in den neutestamentlichen Heilszeiten die
Persönlichkeit des Königs ist – ob Er da ist, oder ob Er fern ist.
Jesus Christus kam,
und mit ihm war das Königreich der Himmel auf diese Erde gekommen – greifbar
nahe mit allem, was zu Seiner Königsherrschaft gehört, mit sichtbarer Kraft und
offenbarem Leben und mit viel Herrlichkeit des Sohnes Gottes. Wo Jesus Christus
sichtbar erscheint, da wirkt Seine Lebenskraft auch sichtbare Wunder als
Zeichen Seiner Herrlichkeit! –So war es, als Er auf Erden war; es heißt:
„In Ihm war das Leben, und das Leben war das Licht der Menschen.“
Johannes 1, 4
„Das Leben ist erschienen.“
1. Johannes 1, 2
„Das ist das erste Zeichen, das Jesus tat – Er offenbarte Seine
Herrlichkeit.“
Johannes 2, 11
Das aber bedeutet:
Leben und Gesundheit für alle Kranken, die nach Genesung verlangten –
Auferweckung von dem Tode für alle Toten, die Er berührte. Jesus heilte sie
alle, weil Er sich durch Seine Werke als der Sohn Gottes offenbaren und als der
wahre Messias legitimieren wollte. Er sagt zu dem Volk, das Ihn umgibt:
„Die Werke, die mir der Vater gegeben hat, dass ich sie vollende, eben
diese Werke, die ich tue, zeugen von mir, dass mich der Vater gesandt habe.“
Johannes 5, 36
Als Johannes der
Täufer im Gefängnis mit der Frage rang, ob dieser wirklich der verheißene
Messias, der König des Himmelreichs, sei, da sandte er zwei seiner Jünger mit
der Frage zu Jesus:
„Bist du, der da kommen soll, oder sollen wir eines
andern warten?“
Matthäus 11, 3
Jesus antwortet mit
der Legitimation Seines Amtes aus dem Wort des Propheten Jesajas:
„Die Blinden sehen und die Lahmen gehen, die Aussätzigen werden rein und
die Tauben hören, die Toten stehen auf und den Armen wird das Evangelium
gepredigt.“
Matthäus 11, 5
Lukas berichtet
uns, was gerade in dieser Stunde geschah:
„Zu derselben Stunde aber machte er viele gesund von Seuchen und Plagen
und bösen Geistern, und vielen Blinden schenkte er das Gesicht.“
Lukas 7, 21
Was ist Sein
Ausweis als König des Himmelreichs? Es werden durch Sein sichtbares Erscheinen
alle, die nur wollen, gesund – ohne jede Bedingung, ohne jede Verpflichtung auf
das Gesetz Moses.
Sehen wir den
großen Unterschied zwischen der Heilszeit des Gesetzes Moses und der Heilszeit
der Gnade des Christus? Denn
„das Gesetz ist durch Moses gegeben, die Gnade und Wahrheit ist durch
Jesum Christum geworden.“
Johannes 1, 17
Der König vor dem einzelnen
Natürlich verlangt
Jesus Christus nach dem Glauben derer, zu denen Er gekommen ist. Wie viel reden er von dem Glauben an Ihn, den der Vater gesandt hat!
Er wartete mit unendlicher Geduld auf den Glauben der einzelnen, mit denen Er
zusammenkam, Er freute sich tief, wo Er den Glauben an Ihn, den Messias und den
Heiland, den König Israels und das Lamm Gottes, fand! Er lobte den Glauben, und
Er hat nur eins immer wieder bei Seinen Jüngern getadelt: wenn sie keinen
Glauben an Ihn, den Gesalbten Gottes, hatten!
Der Glaube erkannte
Ihn als den Sohn Gottes, wie Petrus, der bekannte:
„Du bist Christus, der Sohn des lebendigen Gottes.“
Johannes 6, 69
Der Glaube ging
durch die offene Tür, die vor jedem aufgetan wurde, der da glaubt!
„Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben.“
Johannes 3, 36
Es ist
selbstverständlich, dass allen, die an Ihn, den König des Himmelreichs,
glaubten, auch die besonderen Segnungen gegeben wurden, die gleichsam die
königlichen Gaben des nahen Königs waren: sie wurden gesund, weil sie an den
gekommenen König des Reiches der Himmel glaubten.
Das ist die
Bedeutung der Einzelheilungen, die wir in den Evangelien so zahlreich finden.
Der einzelne stand gläubig vor dem König des Himmelreichs und empfing darum
auch aus Seiner Hand die Gnadengabe des Himmelreichs auf Erden: die Gesundheit.
Die Krankenheilungen der Evangelien sind Einzelbegegnungen mit dem König.
Der Hauptmann zu
Kapernaum, der Jesum um die Gesundheit seines Knechtes bittet, hat die Hoheit
Jesu erkannt; er weiß, dass dieser Herr befehlen kann, wie er als Hauptmann
seinen Knechten gebietet. Und Jesus spricht zu ihm:
„Gehe hin, dir geschehe wie du geglaubt hast.“
Matthäus 8, 13
Wie ergreifend war
der Glaube derer, die den Gichtbrüchigen zu Jesus brachten. Sie hatten den
Messias in Ihm erkannt – und sie erhielten die königliche Gabe des Messias – Matthäus
9,2.
Jesus fragte die
Menschen, die Ihn um Heilung baten, so gern nach dem Glauben. Es war Ihm eine
Freude, sie zu einem klaren Bekenntnis zu Ihm, dem Messias, dem Sohn Gottes, zu
bewegen und sie dann zu heilen. Sie sollten eine bewusste Begegnung mit dem
König des Himmelreichs haben und wissen, wer sie geheilt hatte.
Jesus fragte die
beiden Blinden:
„Glaubt ihr, dass ich euch solches tun kann?“
Matthäus 9, 28
Und als sie
antworteten: „Ja, Herr!“, da rührte Er ihre Augen an und sprach:
„Euch geschehe nach eurem Glauben.“
Matthäus 9, 29
Es war eine
persönliche Tat des Herrn aller Herren an ihnen; darum wollte Jesus auch gar
nicht, dass es vor der Menge offenbar würde. Er sagte den beiden Geheilten:
„Sehet zu, dass es niemand erfahre.“
Matthäus 9, 30
Besonders deutlich
wird uns die Lage, wenn wir eine Nichtjüdin, die kanaanäische Frau, hören, die
sich an Jesus als den Messias wendet und um Heilung ihrer Tochter bittet:
„Ach Herr, du Sohn Davids, erbarme dich mein! Meine Tochter wird vom Teufel
übel geplagt.“
Matthäus 15, 22
Jesus antwortete
ihr gar nicht, denn Er war ja dieses Mal bei Seinem Kommen als Messias „nur zu
den verlorenen Schafen von dem Hause Israel“ gesandt. Es war noch nicht die
Zeit der Gnade für alle Völker angebrochen.
Aber der Glaube
dieser Frau überwältigte Ihn, denn sie wollte Israel das Brot nicht wegnehmen,
sondern nur wie ein Hündlein von den Brosamen unter dem Tisch essen. Sie
glaubte, dass Er der Messias sei, der sich auch als Messias auf Erden erweise!
Und Jesus sprach:
„O Weib, dein Glaube ist groß! Dir geschehe, wie du willst.“
Matthäus 15, 28
Ebenso redet der
blinde Bartimäus vor Jericho Jesum an als den Sohn Davids und kommt in vollem
Vertrauen zu Ihm, dem Messias, mit seiner Not. Auch ihm wird geholfen, sein
Glaube darf nehmen. Jesus sagt ihm:
„Dein Glaube hat dir geholfen.“
Markus 10, 25
Was hat Jesus bei
dem Blindgeborenen gesehen? Es ist ein tiefes „Ja“ in seinem Herzen zu Jesus,
und während Jesus ihm das äußere Auge auftut, wird ihm auch das innere Auge des
Glaubens an den Sohn Gottes, den König des Königreichs der Himmel, geöffnet,
und er bekennt:
„Herr, ich glaube! und betete ihn an.“
Johannes 9, 38
Was soll Martha,
die um den toten Bruder trauert, glauben? Sie soll an den Sohn Gottes, den
Gesalbten, den Messias, glauben, der gekommen ist, um das Leben Gottes offenbar
zu machen! Und sie bekennt:
„Du bist Christus, der Sohn Gottes, der in die Welt gekommen ist.“
Johannes 11, 27
Die Begegnung
zwischen Christus und dem einzelnen sollte immer zu einem Erkennen Seiner Macht
als Sohn Gottes und Seiner Herrlichkeit als König des Himmelsreichs werden.
Der König vor der
Menge
Aber Jesus Christus
war in dem Erweis Seiner Kraft und Herrlichkeit nicht auf die wenigen und
einzelnen beschränkt, die an Ihn glaubten, sondern Seine Werke sollten als das
Zeugnis des Messias vor allen in einer überzeugenden Kraft offenbar werden. Er
sagt:
„Die Werke, die mir der Vater gegeben hat, dass ich sie vollende, eben
diese Werke, die ich tue, zeugen von mir, dass mich der Vater gesandt habe.“
Johannes 5, 36
Das Volk aber, das
Seine gewaltigen Taten sieht, ruft aus:
„Wenn Christus kommen wird, wird er auch mehr Zeichen tun, denn dieser
tut?“
Johannes 7, 31
Wir haben in den
Evangelien eine überwältigende Fülle von Beweisen dafür, dass Jesus, der König
des Königreiches, tatsächlich alle heilte, die da gesund werden wollten. Er hat
niemandem die Heilung abgeschlagen, Er hat nicht den Gehorsam zur Bedingung der
Heilung gemacht – nicht einmal den Glauben an Ihn gefordert – sondern alle, die
da kamen, um geheilt zu werden, wurden gesund.
Die Krankenheilung
ist also in dieser Zeit ein sichtbares Zeichen für das Dasein des Königs – sie
ist ein Merkmal des gekommenen Königreiches Jesu Christi auf Erden. Wenn der
König da ist – so werden alle Kranken gesund, die nur wollen. Man warf ihm
sogar die Kranken vor die Füße – und Er heilte sie alle! Kam Er in eine Stadt,
so trug man die Kranken zusammen – und sie wurden alle geheilt! Es hieß also
tatsächlich in jener Zeit, wo Jesus auf Erden war: Jesus heilt! Er heilt alle!
Er heilt sofort! Er heilt unter Garantie! Er heilt ohne jede Bedingung – und
ohne jede Bezahlung oder Verpflichtung!
Wir können nicht
einmal sagen, dass die vielen Kranken, die Jesus körperlich heilte, auch in
ihrem Geist wiedergeboren wurden. Im Gegenteil, die allermeisten glaubten nicht
an Ihn als das Lamm Gottes, das ihre Sünden Hinwegtrug.
Wie viele, die von
Ihm geheilt wurden, folgten Ihm wohl nach? Gewiss nur ganz wenige! Wie viele
von den Geheilten haben wohl in der Masse des Volkes mitgeschrieen:
„Kreuzige Ihn!“ Sogar seine Feinde bezeugen noch unter dem Kreuz von Ihm: „Andern
hat Er geholfen!“ – aber glauben sie an Ihn? Keineswegs. Für die Massen war Er
nur der große Wundertäter, der Brot und Gesundheit spendete.
Darum finden wir
auch die Menge derer, die durch Jesus gesund geworden waren, nicht in der
ersten Gemeinde. Nur hundertzwanzig waren versammelt, als der Heilige Geist
kam!
Jesus Christus
heilte, uni Seine messianische Berufung zu bezeugen.
Wir wollen aus der
reichen Fülle der Berichte in den Evangelien nur einige herausgreifen; gerade
Matthäus redet davon, er, der uns das Bild des Königs gibt und in besonderer
Weise verkündigt: Das Königreich der Himmel ist nahe herbeigekommen! Matthäus
berichtet:
„Jesus predigte das Evangelium vom Reich und heilte jede Krankheit und jedes
Gebrechen unter dem Volke. Sie brachten zu ihm alle Leidenden, die mit
mancherlei Krankheiten und Qualen behaftet waren, und Besessene und
Mondsüchtige und Gelähmte; und er heilte sie.“
Matthäus 4,23-24 (Elberfelder Übersetzung)
ebenso Matthäus 9, 35
„Er heilte alle Leidenden,
damit erfüllt würde, was durch den Propheten geredet ist, welcher spricht: Er
selbst nahm unsere Schwachheiten und trug unsere Krankheiten.“
Matthäus 8,17 (Elberfelder Übersetzung)
„Und es kam zu ihm viel Volk, die hatten mit sich Lahme, Blinde, Stumme,
Krüppel und viele andere und warfen sie Jesu vor die Füße, und er heilte sie.“
Matthäus 15, 30
„Er heilte ihre Kranken.“
Matthäus 14, 14
„Und als die Männer jenes Ortes ihn erkannten, schickten sie in jene
ganze Umgegend und brachten alle Leidenden zu ihm; und sie baten ihn, dass sie
nur die Quaste seines Kleides anrühren dürften: und so viele ihn anrührten,
wurden völlig geheilt.“
Matthäus 14,35-36 (Elberfelder Übersetzung)
Nicht etwa nur bei
Matthäus, sondern auch in den andern Evangelien haben wir diesen klaren und wahren
geschichtlichen Bericht: Die Krankenheilung bestätigt den erschienenen Jesus
als den Messias und den König des Königreichs: Er heilte alle!
„Eine große Menge des Volkes von allem jüdischen Lande und Jerusalem und
Tyrus und Sidon, am Meer gelegen, die da gekommen waren, ihn zu hören und dass
sie geheilt würden von ihren Seuchen, und die von unsaubern Geistern umgetrieben wurden, die wurden gesund. Und alles Volk
begehrte ihn anzurühren; denn es ging Kraft von ihm, und er heilte sie alle.“
Lukas 6, 17-19
„Er redete zu ihnen vom Reich Gottes, und die der Heilung bedurften,
machte er gesund.“
Lukas 9, 11
Eng verbunden ist
in allen diesen Berichten: das Reich Gottes auf Erden und die Krankenheilung.
Wir können sagen: Wo das Königreich der Himmel ist, ist auch die
Krankenheilung. Vor gewaltigen Massen bezeugte Jesus, dass das Königreich der
Himmel nahe sei, und in gewaltigen Massen machte Er die Kranken alle völlig
gesund.
Die Herolde des Königs
Jesus sandte als
der König und Messias Seine Jünger als Herolde des Königreiches der Himmel aus.
Sie sollten nicht zu den Nationen gehen, sondern nur zu dem Hause Israel. Sie
hatten die Botschaft des Königreichs zu bringen und nicht die Botschaft der
Gnade. Jesus gebot ihnen:
„Gehet nicht auf der Heiden Straße und ziehet nicht in der Samariter Städte, sondern gehet hin zu den verlorenen
Schafen aus dem Hause Israel. Gehet aber und predigt und sprecht: Das
Himmelreich ist nahe herbeigekommen.“
Matthäus 10, 5-7
Diese Botschaft des
Königreichs der Himmel aber war begleitet von den Zeichen des Königreichs, um
zu erweisen, dass die Zeit des Königreichs der Himmel auf Erden tatsächlich
nahe war und also verkündigt und ausgerufen werden konnte. Jesus gebot Seinen
Herolden die Botschaft, und Er befahl ihnen auch, die Zeichen zur Legitimation
der Botschaft zu tun:
„Macht die Kranken gesund, reinigt die Aussätzigen, weckt die Toten auf,
treibt die Teufel aus. Umsonst habt ihr's empfangen, umsonst gebt es auch.“
Matthäus 10, 8
Nur die Herolde des
Königs der Himmel haben auch die Macht erhalten, diese Zeichen zu tun: Kranke
gesund zu machen und Tote aufzuwecken. Ist uns heute die Botschaft des
Königreichs anvertraut und befohlen? Keineswegs! Wir haben allein die Botschaft
der Gnade, das Evangelium, allen Völkern zu
verkündigen. Darum hüten wir uns davor, dass wir nur ja nicht die Hand
ausstrecken nach den Insignien der Herolde des Königreichs und mit Zeichen
arbeiten wollen, die uns als den Boten des Evangeliums nicht zukommen! Wer sich
hier versündigt, könnte sogar seiner hohen Berufung als Bote des Evangeliums
verlustig gehen!
Nun aber die große
Frage: Leben wir heute in dem messianischen Reich? Können wir von den Tagen, da
Jesus Christus auf dieser Erde sichtbar wandelte und in Seinen Wundern und
Werken Seine Kraft und Herrlichkeit offenbarte, eine gerade Linie bis in unsere
Zeit ziehen? Wo ist denn Jesus Christus heute auf dieser Erde sichtbar?
Nein, der König ist
heute nicht da! Er hat uns selbst gesagt, dass Er hinweggehen würde, Er hat es
uns in Gleichnissen beschrieben und in Seinen Worten erklärt; die Evangelisten
und die Apostel haben es uns bezeugt: Jesus Christus ist nicht da, der König
ist fern, Jesus Christus ist aufgefahren gen Himmel, und dort sitzt Er zur
Rechten Gottes und wartet auf die große Stunde, wenn Er wiederkommen und
endlich auf dieser Erde Sein Reich aufrichten wird.
Die Himmelfahrt
Jesu Christi ist eine heilsgeschichtliche Tatsache, die wir nicht außer acht
lassen dürfen; sie schließt die Zeit ab, in der das Königreich des Himmels so
greifbar nahe war, dass die Menschen es damals schon sehen und seine Frucht
genießen konnten. Mit dem Weggang des Königs verschwindet auch das sichtbare
Königreich des Himmels von dieser Erde: Israel ging in die Zerstreuung unter
alle Völker; da war kein Tempel und kein Reich mehr zu sehen – der König ist
fern, die Nationen machen von der ihnen gegebenen Gelegenheit Gebrauch und
regieren diese Erde nach ihrer Willkür.
Diese Zeit, in der
der König fern ist, beschreibt uns Jesus mit folgenden Worten:
„Er sprach: Ein Edler zog ferne in ein Land, dass er ein Reich einnähme
und dann wiederkäme.“
Lukas 19, 12
Seinen Jüngern
sagte Jesus in klaren, einfachen Worten:
„Ich gehe hin und komme wieder zu euch.“
Johannes 14, 28
Die Zeit Seines
Fortgehens von dieser Erde ist die Wartezeit für den König und für Sein Königreich.
Es heißt:
„Er sitzt nun zur Rechten Gottes und wartet hinfort, bis dass seine
Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt werden.“
Hebräer 10, 12-13
Das aber bedeutet, dass
während der Zwischenzeit mit dem König und mit Seinem Reich auf Erden auch die
Zeichen und Merkmale des sichtbaren Königreichs des Himmels, also auch die allgemeine
Krankenheilung, zeitweise außer Tätigkeit gesetzt sind. Wir können also die
Worte der Evangelien, die von Jesu Wirken auf dieser Erde als König des
Königreichs berichten, keineswegs einfach auf unsere Zeit übertragen, in der
das Königreich Jesu Christi gar nicht da ist. Damals war das Königreich der
Himmel sichtbar da – und darum heilte Jesus sie damals alle! Heute aber ist das
Königreich der Himmel nicht sichtbar da – und folglich heilt Jesus sie heute
nicht alle!
Ehe wir uns fragen,
was für eine Verheißung wir nun eigentlich aus dem Neuen Testament für unsere
Zeit haben, müssen wir noch einen Augenblick bei
der Zeit des Überganges
stehen bleiben: das
sind die Jahrzehnte von der Himmelfahrt Jesu Christi bis zu der Zerstörung
Jerusalems (70 n. Chr.) oder bis zur Niederlegung des inspirierten Wortes Gottes
in den Schriften der Apostel.
Diese kurze Spanne
Zeit, die etwa das 1. Jahrhundert umfasst, hat als Übergangszeit ihren
besonderen Charakter; es ist
das letzte Angebot des Königreichs an das Volk Israel
und zugleich
die Zeit der
mündlichen Überlieferung, die zur schriftlichen Urkunde wird – also die Zeit
der Apostel und des Anfangs der Gemeinde. Wir finden in der Apostelgeschichte
den Bericht des Heiligen Geistes über diese Zeit des Übergangs mit ihrer
besonderen Aufgabe.
Noch einmal soll
das Königreich des Himmels, das sich schon entfernt hat, vor der neuen
Generation des Volkes Israel wie ein Abendrot aufleuchten. Das ist die
Bedeutung der Rede des Petrus an Israel am Pfingsttag; darum wurde Petrus, der
Apostel an die Beschneidung, also an die Juden, mit besonderen Kräften der
Wunder und Zeichen ausgerüstet. Deshalb konnte Paulus sich zuerst noch nicht
frei an die Nationen wenden, sondern er musste immer zuerst Israel das Heil
verkündigen. Es war die Zeit des Übergangs – dann aber wurde das Reich Gottes
von Israel genommen, der Feigenbaum verdorrte tatsächlich, und Paulus macht den
endgültigen Schnitt, wenn er sagt:
„Euch musste zuerst das Wort Gottes gesagt werden; nun ihr es aber von
euch stoßet und achtet euch selbst nicht wert des ewigen Lebens, siehe, so wenden
wir uns zu den Nationen.“
Apostelgeschichte 13, 46
Da ging die Tür des
Königreichs der Himmel vorläufig zu – und die Tür der Gemeinde Jesu Christi
öffnete sich.
Die Gemeinde Jesu
Christi aber dürfen wir nicht verwechseln mit dem Königreich Jesu Christi auf
dieser Erde. Es sind zwei ganz verschiedene Größen – verschieden in ihrer Art,
in ihrem zeitlichen Erscheinen, in ihren Aufgaben und in ihrer Zukunft.
Die Gemeinde Jesu
Christi ist ein geistlicher Organismus – gebildet von allen Gläubigen seit dem
Tage von Pfingsten bis zu dem Tag ihrer Entrückung. Sie ist nicht sichtbar
darstellbar, sie hat eine verborgene Herrlichkeit, sie wirkt nicht durch äußere
Mittel der Macht, sie braucht keine schaubaren Beweise ihrer Kraft. Aber in der
Zeit ihres Anfangs musste sich die Gemeinde Jesu Christi ausweisen; das Wort
der Apostel, das zur Grundlage der Gemeinde werden sollte, musste als Wort
Gottes erwiesen und bezeugt werden. Darum treten in dieser ersten Zeit der
Gemeinde hinter das Wort der Apostel die Zeichen und Wunder – auch die
Krankenheilung – um ihr Wort zu legitimieren als das Wort Gottes; auch Paulus
erweist sich durch viele Zeichen und Wunder als wahrer Apostel Jesu Christi,
dazu berufen, das wahre Wort Gottes zu vermitteln und damit den Grund für den
Aufbau der Gemeinde zu legen, denn es heißt von der Gemeinde:
„Erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der
Eckstein ist.“
Epheser 2, 20
Die Apostel haben
also eine ganz besondere Stellung in der Zeit des Übergangs und werden darum
auch besonders legitimiert. Jesus selbst gibt ihnen den Ausweis der Zeichen und
Wunder mit, der Gültigkeit hat, bis das geschriebene Wort Gottes als die
einzige Autorität für die Gemeinde fertig vorliegt. Das Neue Testament ist das
Wort Gottes, das sich als solches durch die Kraft des Heiligen Geistes bezeugt
und der Unterstützung durch Zeichen und Wunder nicht mehr bedarf.
Für die
Übergangszeit der Apostel und der Apostelschüler heißt es:
„Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Kreatur. Wer
da glaubet und getauft wird, der wird selig werden;
wer aber nicht glaubet, der wird verdammt werden. Die Zeichen aber, die da
folgen werden denen, die da glauben, sind die: in meinem Namen werden sie
Teufel austreiben, mit neuen Zungen werden sie reden, Schlangen vertreiben; und
so sie etwas Tödliches trinken, wird's ihnen nicht schaden; auf die Kranken
werden sie die Hände legen, so wird's besser mit ihnen werden.“
Markus 16, 15-18
„Sie aber gingen aus und predigten an allen Orten; und der Herr wirkte
mit ihnen und bekräftigte das Wort durch mitfolgende Zeichen.“
Markus 16, 20
Ebenso sagt Paulus:
„Ich bin nichts weniger, als die hohen Apostel sind, wiewohl ich nichts
bin. Denn es sind ja eines Apostels Zeichen unter euch geschehen mit aller
Geduld, mit Zeichen und mit Wundern und mit Taten.“
2. Korinther 12, 11-12
Und die
Apostelgeschichte berichtet von ihm:
„Alle, die in Asien wohnten, hörten das Wort des Herrn Jesu, beide,
Juden und Griechen. Und Gott wirkte nicht geringe Taten durch die Hände des
Paulus, also dass sie auch von seiner Haut die Schweißtüchlein und Binden über
die Kranken hielten und die Seuchen von ihnen wichen und die bösen Geister von
ihnen ausfuhren.“
Apostelgeschichte 19, 10-12
Die Zwischenzeit der Gemeinde
Nach der Übergangszeit,
also nach der Zerstörung Jerusalems im Jahre 70 n. Chr., treten nun die Zeichen
des Übergangs zurück und die Zwischenzeit der Gemeinde Jesu Christi – wie wir
sie heute erleben – gestaltet sich immer deutlicher. Der Weg der Gemeinde geht
aus dem Sichtbaren und Schaubaren immer mehr in das Verborgene – genau wie der
Weg Jesu Christi von den Höhen der Bergpredigt in den einsamen Garten
Gethsemane ging. Je mehr die antichristliche Zeit sich auf dieser Erde
vorbereitet, umso heftiger wird die Verfolgung der Gemeinde, und Jesus verhüllt
sie daher immer mehr, um sie den Blicken der Verfolger zu entziehen, bis Er sie
zubereitet hat und zu sich nimmt, um sie darzustellen „heilig und herrlich“ als
Seine Gemeinde vor Seinem Vater. Die wahre Gemeinde Jesu Christi wird aus der Öffentlichkeit
in die Stille des Brautgemaches geführt, wo sie für ihren Herrn herrlich
geschmückt werden soll.
Darum treten auch
in der letzten Zeit der Gemeinde die Wunder und Zeichen viel mehr zurück. Das
Wort Gottes, wie wir es in dem Neuen Testament vorliegen haben, braucht nicht
durch äußere Dinge als die Wahrheit bewiesen zu werden. Es bezeugt sich selbst
durch den Heiligen Geist an jedem, der aus der Wahrheit ist. Sogar bei Paulus
treten nach dem Bericht, den wir in den Briefen des Neuen Testaments haben, die
Zeichen ganz zurück, wie sie uns in der Apostelgeschichte, also in der
Anfangszeit seines Apostelamtes, berichtet werden.
Als die Zeit des Königreichs völlig abgeschlossen war, da ist Paulus einfach
der schlichte Bote der Gnade, der sich nur auf den Erweis der Kraft des
Heiligen Geistes in seinem Wort beruft:
„Ich hielt mich nicht dafür, dass ich etwas wüsste unter euch, als
allein Jesum Christum, den Gekreuzigten. Und ich war bei euch mit Schwachheit
und mit Furcht und mit großem Zittern; und mein Wort und meine Predigt war
nicht in vernünftigen Reden menschlicher Weisheit, sondern in Beweisung des
Geistes und der Kraft.“
1. Korinther 2, 2-4
Die Briefe des
Neuen Testaments wenden sich in erster Linie an die Gemeinde Jesu Christi, sie
sind das eigentliche Schrifttum des Heiligen Geistes für die Zeit der Gemeinde.
Für alle Fragen, welche die Gemeinde in der Zwischenzeit angehen, finden wir
also in den Briefen des Neuen Testaments die vom Heiligen Geist gegebene
Antwort.
Wenn wir wissen wollen,
was für eine Verheißung wir in der Bibel in Bezug auf Krankenheilung für unsere
heutige Zeit, die Zeit der Gemeinde, haben, so müssen wir uns auf die Briefe
des Neuen Testaments konzentrieren und von daher die Antwort auf unsere Frage
erwarten. Was lehren uns die Briefe des Neuen Testaments über Krankenheilung in
der Zeit der Gemeinde? Das ist die einzig richtige Frage, wenn wir eine wahre
und klare Antwort der Schrift haben wollen.
Der König ist ferne
wir leben in einer nicht messianischen Zeit – daher in einer Zeit ohne
sichtbare Beweise des Messias, ohne Seine Legitimation durch Zeichen und
Wunder.
Wir sahen, dass in
der Heilszeit des Alten Testaments, in der Zeit des Gesetzes von Moses bis auf
Christus, die Gesundheit an die Bedingung des Gehorsams geknüpft war: Gehorsam
bedeutete Gesundheit – Ungehorsam bedeutete Krankheit! Wird eine solche
Bedingung in den Briefen des Neuen Testaments an die Gläubigen in der Gemeinde
Jesu Christi gestellt? Bedeutet heute für den Gläubigen immer Gehorsam auch Gesundheit? Ist Krankheit immer unbedingt Folge des Ungehorsams? Davon lesen wir nichts in
den Briefen des Neuen Testaments.
Wir haben weiter
gesehen, dass in der messianischen Zeit, als Jesus, der König und Messias, auf
Erden weilte, alle
Kranken, die da wollten, gesund wurden. So berichten es uns die Evangelien: Er
heilte die Massen von Kranken – und zwar ohne jede Bedingung. Viele der Kranken
glaubten an Ihn, aber war der Glaube die Bedingung der Heilung? Nein, das
können wir nicht sagen; sehr, sehr viele Kranke, die Ihm vor die Füße geworfen
wurden, wollten nur gesund werden und beschäftigten sich wenig oder gar nicht
mit der Person des großen Wundertäters – und doch heilte sie Jesus – ohne jede
Bedingung. Der Messias heilte alle. Ist es nun genau so in den Briefen des
Neuen Testaments? Werden wir dazu aufgefordert, alle, alle Kranken zu bringen?
Haben wir die Zusage irgend–wo in den Briefen, dass
Er alle heilen wird? Nein, davon lesen wir nichts in den Briefen des Neuen
Testaments. Es wäre also ein großer Irrtum, wenn wir uns heute in der Zeit der
Gemeinde auf einen Bericht aus der messianischen Zeit, also aus den Evangelien,
stützen würden, um dasselbe zu erwarten, was damals geschah. Wir haben dazu
kein Recht, denn der König ist heute fern – die Zwischenzeit hat kein Anrecht
auf die messianischen Wunder!
Was berichten uns
nun die Briefe des Neuen Testaments über Krankenheilung? Wir finden eingestreut
in den Briefen des Neuen Testaments kurze Worte über Kranke – und diese kurzen
Angaben genügen uns, um zu zeigen, dass es in der Zwischenzeit zwischen
Pfingsten und der Entrückung der Gemeinde nicht heißt: Er heilte sie alle –
sondern dass es zu dieser Zeit solche gibt, die Er heilte, und andere, die Er
nicht heilte, obwohl sie gläubig waren. Wir lesen in den Briefen:
„Epaphroditus war todkrank, aber Gott hat sich über ihn erbarmt.“
Philipper 2, 27
„Trophimus aber ließ ich zu Milet krank.“
2. Timotheus 4, 20
„Trinke nicht mehr Wasser, sondern brauche ein wenig Wein um deines
Magens willen und weil du oft krank bist.“
1. Timotheus 5, 23
Wir wissen, dass
Paulus selbst mit einer schweren Krankheit behaftet war – und der Herr heilte
ihn nicht. Paulus berichtet:
„Dafür ich dreimal zum Herrn gefleht habe. Und er hat zu mir gesagt: Lass
dir an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“
2. Korinther 12, 8-9
Die Briefe des
Neuen Testaments sagen uns also, dass die Krankenheilung in der Zeit der
Gemeinde keiner allgemein gültigen Regel unterworfen ist, dass sie keine
messianische Bedeutung hat, sondern eine Sache der ganz persönlichen Führung
des einzelnen Gläubigen ist. Es gibt keine allgemeine, keine unbedingte und
keine für alle Gläubigen verheißene Krankenheilung in dieser Zwischenzeit,
sondern eine Führung des Herrn durch den Heiligen Geist in jedem einzelnen
Falle – Er kann hier einen Gläubigen heilen und dort einen Gläubigen nicht
heilen – ganz wie Er will! Er handelt mit den Seinen nach höheren Zielen, Ihm
geht es darum, dass ein jedes Glied am Leibe Jesu Christi heilig und herrlich
werde – und wenn der Weg zu diesem ewigen Ziel durch die Krankheit des
Gläubigen geht, so wählt der Heilige Geist sehr oft diesen Leidensweg. Wie
viele Gläubige wurden gerade durch Krankheitsnot in wunderbarer Weise geheiligt
und zubereitet zur Verherrlichung ihres Herrn!
Wir wollen
zusammenfassend feststellen: In der Zeit der Gemeinde Jesu Christi können wir
uns in keiner Weise stützen auf Verheißungen, die für eine ganz andere Zeit
gegeben wurden; wir leben weder in der Zeit des sichtbaren Gottesreiches Israel
noch in der Zeit des sichtbar erschienenen Messias, auch nicht in der Zeit des
wiedergekommenen Messias, die noch vor uns liegt, sondern wir leben eben
zwischen Pfingsten und Entrückung in der Zeit des Evangeliums der Gnade und in
der Zeit der Herrschaft und der Führung des Heiligen Geistes.
Die Gefahren der letzten Zeit
Hüten wir uns vor
allen Erscheinungen und Bewegungen, die über diese Zeit der Gemeinde hinausgehen
wollen, entweder in die Vergangenheit oder in die Zukunft. Auch wenn die Stunde
der Erscheinung Jesu Christi nahe ist, so ist sie eben doch noch nicht
angebrochen. Begnügen wir uns mit den Segnungen, die der Herr uns in dieser
Zeit gegeben hat – es sind wahrhaftig große geistliche Güter – aber greifen wir
nicht nach den Segnungen, die uns heute nicht zukommen! Wir haben heute – in
der letzten Zeit – in besonderer Weise die Geister zu prüfen, denn
„es sind viele falsche Propheten ausgegangen in die Welt.“
1. Johannes 4, 1
Die falschen
Propheten aber werden gerade durch sichtbare Zeichen und Wunder kenntlich sein.
Das hat uns Jesus selbst gesagt:
„Denn es werden falsche Christi und falsche Propheten aufstehen und
große Zeichen und Wunder tun, dass verführt werden in den Irrtum (wo es möglich
wäre) auch die Auserwählten. Siehe, ich habe es euch zuvor gesagt. Darum, wenn
sie zu euch sagen werden: Siehe, er ist in der Wüste! so gehet nicht hinaus, –
siehe, er ist in der Kammer! so glaubt nicht. Denn gleichwie der Blitz ausgeht
vom Anfang und scheint bis zum Niedergang, also wird auch sein die Zukunft des Menschensohnes.“
Matthäus 24, 24-27
In dieser Zeit
leben wir heute – die falschen Christi treten überall auf, um die Gemeinde zu
verwirren, um den Heiligen Geist zu dämpfen und die Gemeinde in ihrer Aufgabe
der Verkündigung des Heils zu lähmen.
Mit tiefem Ernst
warnt Paulus vor den falschen Propheten:
„Denn solche falsche Apostel und trügliche Arbeiter verstellen sich zu
Christi Aposteln. Und das ist auch kein Wunder; denn er selbst, der Satan,
verstellt sich zum Engel des Lichtes.“
2. Korinther 11, 13-14
Paulus nennt hier
die falschen Apostel, die trüglichen Arbeiter, die sich verstellen, als seien
sie Christi Boten; er nennt Satan selbst, der sich verstellt zum Engel des
Lichts, und er nennt die Diener Satans, die sich verstellen zu Predigern der
Gerechtigkeit. Sie verstellen sich – und dadurch verführen sie! Das große
Propagandamittel der falschen Propheten aber ist gerade die Krankenheilung als
Sensation und Demonstration und Attraktion. Es kann in unserer Zeit gar kein
Propagandamittel mit mehr Erfolg geben, als gerade die Krankenheilung.
Wie sind heute die
Mächte der Finsternis am Werk, um Kranke zu heilen und die Menschen dadurch mit
Leib und Seele zu binden. Der Teufel verleiht heute seinen Dienern in
freigebiger Weise die Gabe, gesund zu machen!
Die Kräfte der
Finsternis haben heute eine gewaltige Macht über die Menschen! Da suchen Kranke
Heilung durch „Besprechen“, durch Zauberkräfte aller Art, durch Aberglauben,
durch satanische Kräfte. Die Irrlehren sind heute geradezu kenntlich an ihrem
Heilungsprogramm! Massen werden angezogen, gewaltige Tempel werden gebaut,
sogar das Gebet wird missbraucht. Die Menschen wollen um jeden Preis gesund
werden – die Massen wollen etwas sehen! Und viele werden tatsächlich gesund
durch die Mächte der Finsternis, aber sie werden zugleich gebunden an Satan –
und wie unsagbar schwer ist es dann, wieder loszukommen. Wenn wir die Tausende
und Abertausende vor Augen haben, die in unsern Ländern durch falsche Propheten
Knechte Satans geworden sind, dann haben wir eine Erklärung für die immer
zunehmende Gewalt Satans auf dieser Erde.
Wir gehen der Zeit
entgegen, in der einmal – nach der Entrückung der Gemeinde – der Satan
schrankenlos auf dieser Erde herrschen wird durch den Antichristen und den
falschen Propheten.
Der falsche Prophet
aber wird der größte Wundertäter sein, und seine Religion der Teufelsanbetung
wird eine gewaltige Sensation durch die Wirkung teuflischer Kräfte sein. Dieser
falsche Prophet, der religiöse Machthaber der Weltkirche der Endzeit, wird in
Offenbarung 13 als „das andere Tier“ bezeichnet, und es heißt von ihm in diesem
Kapitel:
„Es tut große Zeichen, dass es auch macht Feuer vom Himmel fallen vor
den Menschen; und verführt, die auf Erden wohnen, um der Zeichen willen, die
ihm gegeben sind zu tun.“
Offenbarung 13, 13-14
„Es ward ihm gegeben, dass es dem Bilde des Tiers den Geist gab, dass
des Tiers Bild redete und machte, dass alle, welche nicht des Tiers Bild
anbeteten, getötet würden.“
Offenbarung 13, 15
Dieser falsche
Prophet kann durch die Kraft Satans sogar dem Bild des Antichristen Leben geben
– das ist die gewaltigste Sensation der Endzeit.
Wie nötig brauchen
wir heute den Heiligen Geist, den Geist der Unterscheidung, damit wir die
Geister prüfen und scheiden können! Der Heilige Geist aber schärft unsere
Unterscheidung durch das Wort Gottes, das die Wahrheit ist.
Es ist eine große
Not in unserer Zeit, dass die Gläubigen so wenig unterrichtet sind im Worte
Gottes, und dass sie darum so leicht sich bewegen lassen von jedem Wind der
Lehre und wie neugierige Kinder überall da zu finden sind, wo „etwas los“ ist.
Manchem wird seine Neugierde zum Verhängnis! Wer die Hochspannung berührt, wird
von dem Kraftstrom getötet. Der Herr gebe uns,
„dass wir nicht mehr Kinder seien und uns bewegen und wiegen lassen von
allerlei Wind der Lehre durch Schalkheit der Menschen und Täuscherei, womit sie
uns erschleichen, uns zu verführen.“
Epheser 4, 14
Jesus Christus
kommt wieder! Das ist die gewisse Zusage der ganzen Bibel. Er kommt wieder in
der Herrlichkeit des Messias, als König aller Könige und als der Weltenrichter.
Er kommt wieder, um auf dieser Erde das Königreich der Himmel aufzurichten.
Dann wird das Himmelreich nicht nur nahe sein, sondern es wird da sein! Eine
Fülle von sicheren Verheißungen des Wortes Gottes steht uns zur Verfügung, um
diese Zeit der vollen Herrschaft Jesu Christi in der Prophetie zu schauen. Das
tausendjährige Reich Jesu Christi auf dieser Erde ist eine sicher bezeugte,
geschichtliche Tatsache der Zukunft. Jesus Christus bezeugt uns – und er ist
die Wahrheit:
„Ihr werdet sehen kommen des Menschen Sohn in den Wolken des Himmels mit
großer Kraft und Herrlichkeit.“
Matthäus 24, 30
Das Volk Israel wird
dann durch die furchtbare Not der großen Trübsal gegangen sein. Es wird Seinen
Messias erkennen und bekennen, dass es derselbe ist, der damals kam und den es
gekreuzigt hat.
„Sie werden mich ansehen, welchen sie zerstochen haben.“
Sacharja 12, 10
Das Volk Israel
wird sich bekehren, und es wird in dem vollen Besitz der sichtbaren,
geistlichen und leiblichen Segnungen des Königs das heilige Bekenntnis ablegen:
„Führwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir
aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert
wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünden
willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und
durch seine Wunden sind wir geheilt.“
Jesaja 53, 4-5
Das Königreich Jesu
Christi auf Erden wird ein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit sein, es
wird ein Reich gewaltiger Lebenskraft und Freiheit sein – eine Zeit des Segens
und der Fülle auf allen Gebieten. Die Hauptsache aber wird sein: der König ist
wieder da! Er wird sich vor allen Nationen zeigen, Er wird sichtbar werden in
Seiner ganzen Kraft und Herrlichkeit – und damit ist die große messianische
Zeit angebrochen, die uns in dem ganzen Alten Testament als die herrliche
Zukunft Israels und das Heil der Menschheit auf dieser Erde geschildert wird.
Uns interessiert
nun die Frage: Wie wird es in dieser messianischen Zeit der Zukunft, wenn der
König wieder da sein wird, mit der Krankenheilung aussehen? Was sagt die Bibel
über Krankenheilung in der messianischen Zeit des tausendjährigen Reiches?
Das tausendjährige
Reich wird die „Wiederbringung aller Dinge“ sein, d. h. in dieser Zeit des
Königreiches der Himmel auf Erden wird alles in konkreter, geschichtlicher,
schaubarer Weise erfüllt werden, was die Propheten geweissagt haben. Der
Apostel Petrus bezeugt nach Himmelfahrt und Pfingsten:
„Jesus Christus muss den Himmel einnehmen bis auf die Zeit, da herwiedergebracht werde alles, was Gott geredet hat durch
den Mund aller seiner heiligen Propheten von der Welt an.“
Apostelgeschichte 3, 21
Wenn der König
wieder da ist, so wird der Fluch von der Erde genommen und die ganze Kreatur wird
aus dem Gefängnis befreit. Dann wird das Wort erfüllt sein:
„Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet auf die Offenbarung der
Kinder Gottes. Sintemal die Kreatur unterworfen ist der Eitelkeit ohne ihren
Willen, sondern um deswillen, der sie unterworfen
hat, auf Hoffnung. Denn auch die Kreatur wird frei werden von dem Dienst des
vergänglichen Wesens zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes.“
Römer 8, 19-21
Wie wunderbar wird
dann diese Erde aussehen, die in Hülle und Fülle ihre Frucht gibt! Die
Propheten geben uns ein prächtiges Bild von der befreiten Natur in dem
Königreich Jesu Christi:
„Siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass man zugleich ackern
und ernten und zugleich keltern und säen wird; und die Berge werden von süßem
Wein triefen, und alle Hügel werden fruchtbar sein.“
Amos 9, 13
Die Erde wird dem
Paradies gleichen, denn auch von der Tierwelt wird der Fluch genommen sein und
mit dem Fluch die Qual und das Leiden, denn der Messias ist das!
„Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein und der Glaube der Gurt
seiner Hüften. Die Wölfe werden bei den Lämmern wohnen und die Parder bei den Böcken liegen. Ein kleiner Knabe wird Kälber
und junge Löwen und Mastvieh miteinander treiben. Kühe und Bären werden auf der
Weide gehen, dass ihre Jungen beieinander liegen; und Löwen werden Stroh essen
wie die Ochsen.“
Jesaja 11, 5-7
Wie wird es den
Menschen ergehen, die in der Zeit des tausendjährigen Reiches auf Erden leben
werden? Die Kraft des Lebens Jesu Christi wird in ihnen nach Geist, Seele und
Leib in wunderbarer Weise offenbar werden.
„Auf Erden, oben auf den Bergen, wird das Getreide dick stehen; seine
Frucht wird rauschen wie der Libanon, und die Menschen werden grünen in den
Städten wie das Gras auf Erden.“
Psalm 72, 16
Das Leben der
Menschen wird ohne Fluch sein, darum wird die Lebenszeit eines Menschen wieder
wie am Anfang der Zeiten viele Hunderte von Jahren betragen. Adam wurde 930
Jahre alt; wir können wohl annehmen, dass die meisten Menschen, die das
tausendjährige Reich erleben, in dieser ganzen großen Zeitspanne weder krank
sind noch sterben. Nur in den Fällen der Auflehnung gegen den Messias wird der
König Jesus Christus die gewisse Strafe für die Sünde, den Tod, verhängen.
„Es sollen nicht mehr da sein Kinder, die nur etliche Tage leben, oder
Alte, die ihre Jahre nicht erfüllen; sondern die Knaben sollen hundert Jahr alt
sterben und die Sünder hundert Jahr alt verflucht werden.“
Jesaja 65, 20
„Denn die Tage meines Volkes werden sein wie die Tabe eines Baumes; und
das Werk ihrer Hände wird alt werden bei meinen Auserwählten.“
Jesaja 65, 22
Dann wird auch das
messianische Wort, das Jesus Christus als Legitimation als Messias gebrauchte,
voll erfüllt werden, denn der König ist da – und Er heilt alle Krankheit:
„Alsdann werden der Blinden Augen aufgetan werden, und der Tauben Ohren
werden geöffnet werden; alsdann werden die Lahmen springen wie ein Hirsch, und
der Stummen Zunge wird Lob sagen. Denn es werden Wasser in der Wüste hin und wieder
fließen und Ströme im dürren Lande.“
Jesaja 35, 5-6
Dann wird auf
dieser Erde endlich Friede sein, denn der Fürst des Friedens ist da! Keiner
wird mehr den Krieg lernen – es wird keine Waffen mehr geben, eine völlige
Abrüstung, kein Menschenleben wird mehr der Waffe des Krieges zum Opfer fallen.
„Er wird richten unter den Nationen und strafen viele Völker. Da werden
sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es
wird kein Volk wider das andere ein Schwert aufheben, und werden hinfort nicht
mehr kriegen lernen.“
Jesaja 2, 4
Der König ist da
und mit Ihm Sein Reich des Friedens und der Gerechtigkeit, der Freiheit und der
vollen Lebenskraft. Da wird es tatsächlich heißen: Jesus rettet und heilt! Man
wird nicht mehr Massen von Kranken sehen, sondern Massen von Gesunden. Alle,
alle können geheilt werden, denn der König ist da!
Aber diese Zeit
liegt heute noch vor uns – der König ist noch nicht wiedergekommen, und darum
können wir auch heute noch nicht die Früchte des tausendjährigen Reiches
genießen wollen.
Wir stehen am Ende
der Zeit der Gemeinde und sehen vor uns die Stunde der Entrückung der Gemeinde
und zugleich das Morgenrot des großen Tages des Herrn, des tausendjährigen
Reiches. Aber vergessen wir nicht, dass dazwischen noch das tiefe Tal, der
Abgrund der Herrschaft des Satans auf dieser Erde, liegt, die antichristliche
Zeit der großen Trübsal. Bleiben wir heute völlig und ganz das, was wir sind:
Gemeinde Jesu Christi mit allem „geistlichen Segen in himmlischen Gütern“, wie
er uns für heute verheißen ist, und lassen wir uns nicht dazu verleiten, die
sichtbaren, irdischen Gaben des tausendjährigen Reiches vorwegnehmen zu wollen!
Wir würden dadurch nichts gewinnen, sondern wir würden nur an geistlichen
Schätzen verlieren! Wir wollen heute bekennen und ausleben:
„Wir, die wir haben des Geistes Erstlinge, sehnen uns auch bei uns
selbst nach der Kindschaft und warten auf unsers Leibes Erlösung. Denn wir sind
wohl selig, doch in der Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man sieht, ist nicht
Hoffnung; denn wie kann man des hoffen, das man sieht? So wir aber des hoffen,
das wir nicht sehen, so warten wir Sein durch Geduld.“
Römer 8, 23-25
Wir haben uns einen
geschichtlichen Überblick über die Heilszeiten verschafft und gesehen, dass
Gott, der Schöpfer, den Menschen nach Geist, Seele und Leib durchaus als Sein
Werk und daher als Sein Eigentum betrachtet, und dass Er nach Seinem Willen und
nach Seiner besonderen Zielsetzung über unserm Leben waltet.
Es ist uns auch
klar geworden, dass das Kommen Jesu Christi von entscheidender Bedeutung ist
für die Menschheit und im besonderen für die
Gläubigen, dass Jesus Christus Macht hat zu heilen. Er ist derselbe gestern,
heute und in Ewigkeit, Er ist immer im vollen Besitz der Kraft des unendlichen
Lebens, Er kann immer heilen – aber wir sahen, dass Er in den verschiedenen
Zeiten in ganz verschiedener Weise und mit völlig verschiedener Zielsetzung
Gebrauch macht von der Kraft des Lebens, die in Ihm wohnt.
Jesus Christus ist
der König des kommenden Königreiches auf Erden! Gott hat Ihn erhöht und gesetzt
über alles, weil Er der Heiland und Erlöser wurde, der alles mit Seinem eigenen
Blut erkauft hat. Die Bedeutung Jesu Christi für diese Erde, für die Menschheit
auf dieser Erde, geht zurück auf das Kreuz von Golgatha, wo Jesus Christus zu
dem Welterlöser wurde. Das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt Hinwegtrug, ist
zu dem Löwen geworden, dem alle Herrschaft und Macht und Gewalt gebührt. Weil
Er sich erniedrigt hat bis zum Tode am Kreuz, weil Er als der Stellvertreter
der Menschheit die Sünde der Menschheit Hinwegtrug und die Strafe dafür erlitt,
darum hat Ihn Gott erhöht über alles.
Jesus Christus hat
den Willen Gottes zur Erlösung der Menschheit ausgeführt, Er hat sich selbst
zum Sündopfer gegeben. Er ist der einzige, der mit der Sünde der Menschheit
fertig geworden ist und in dem eine wahre, ewige Erlösung zur Tatsache geworden
ist. Das Kreuz Jesu Christi ragt mitten in der Weltgeschichte empor als
Wahrzeichen dafür, dass eine vollkommene Erlösung von aller Schuld der Sünde,
von aller Gewalt Satans und von aller Macht des Todes vollbracht wurde.
Das Kreuz und die
Auferstehung Jesu Christi sind gewaltige geschichtliche Tatsachen, die eine
völlige Umgestaltung in die Weltgeschichte und in die Geschichte jedes
einzelnen Menschen bringen.
Jesus Christus hat
am Kreuz durch Seinen Tod die Sünde bezwungen, den Satan besiegt, die Welt
überwunden und dem Tode die Macht genommen! Gott aber hat ihn auferweckt von
den Toten, Er lebt in Ewigkeit als Beweis dafür, dass Seine Erlösung am Kreuz
eine Realität ist. Gott hat Ihm den Ihm gebührenden Platz des Siegers zu Seiner
Rechten auf dem Thron gegeben, um für alle Zeiten und Ewigkeiten zu
dokumentieren, dass Jesus Christus der Herr über alles ist!
„Gott hat ihn gesetzt zu seiner Rechten im Himmel über alle
Fürstentümer, Gewalt, Macht, Herrschaft und alles, was genannt mag werden,
nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen; und hat alle
Dinge unter seine Füße getan und hat ihn gesetzt zum Haupt der Gemeinde über
alles.“
Epheser 1, 20-22
Es gibt keinen
andern Erlöser, es gibt keinen andern Weg der Erlösung. Jesus Christus allein
konnte ausrufen: „Es ist vollbracht!“ Es ist geschehen! Die Erlösung der
Menschheit ist am Kreuz Jesu Christi völlig und ganz vollbracht – und niemand
kann je dieser Erlösung noch etwas hinzufügen oder sie ergänzen oder sie
verbessern wollen. Sein Wort „Es ist vollbracht“ dringt laut durch das Weltall
und hat eine ewige Bedeutung für die ganze Menschheit in Zeit und Ewigkeit.
„Wir haben die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden, nach
dem Reichtum seiner Gnade.“
Epheser 1, 7
Das Wort „Es ist
vollbracht“ steht über dem Kreuz Jesu Christi und macht Sein Opfer gültig für
jeden Menschen, der da will.
„Mit einem Opfer hat er in Ewigkeit vollendet die geheiligt werden.“
Hebräer 10, 14
Es wird niemals
eine Wiederholung dieses Opfers geben, es genügt ein für allemal, für alle
Menschen, in alle Ewigkeit.
„Das hat er getan einmal, da er sich selbst opferte.“
Hebräer 7, 27
Das aber bedeutet, dass
die Erlösung jedes Menschen nach Geist, Seele und Leib tatsächlich auf Jesus
Christus, den Gekreuzigten und Auferstandenen, zurückgeht. Das Opfer Jesu Christi
auf Golgatha ist die alleinige Quelle aller Erlösung, alles Lebens, aller Kraft
– aller Gaben Gottes an eine sündige Menschheit. Was wir von Gott dem Schöpfer
nehmen dürfen an geistlichen und an leiblichen Gaben, das erhalten wir alles um
der Erlösung Jesu Christi willen dank Seines Wortes: „Es ist vollbracht!“ Es
ist wahr, was die Schrift sagt:
„Fürwahr, er trug unsre Krankheit und lud auf sich unsre Schmerzen. Wir
aber hielten ihn für den, der geplagt und von Gott geschlagen und gemartert
wäre. Aber er ist um unsrer Missetat willen verwundet und um unsrer Sünden
willen zerschlagen. Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten, und
durch seine Wunden sind wir geheilt.“
Jesaja 53, 4-5
Alles, was Gott an
Heil für den Geist und an Heilung für den Leib des Menschen in den
verschiedenen Heilszeiten dargereicht hat und heute darreicht, geht auf den
Einen zurück, der durch Sein Opfer auf Golgatha die Quelle aller Erlösung
geworden ist.
Aus diesem Opfer
Jesu Christi schöpften die Gläubigen des Alten Testaments, auf Grund dieses
Opfers, das vor Grundlegung der Welt gebracht wurde, konnte der König Jesus
Christus, als Er auf Erden war, alle Krankheiten heilen. Er war der schon
Geopferte nach dem Willen Gottes und nach Seiner eigenen ewigen Entscheidung, denn
Er hat gesagt:
„Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern.“
Psalm 40, 9
Auf Grund dieses
Opfers von Ewigkeit her konnte Er vor Seinem Tod am Kreuz Sünden vergeben und
Kranke heilen.
Aus diesem Opfer
Jesu Christi lebt die Gemeinde Jesu Christi heute. Jede Heilung, die heute auf
Grund persönlicher Führung durch den Herrn geschieht, hat ihre rechtmäßige
Grundlage in dem Opfer Jesu Christi auf Golgatha. Das Opfer Jesu Christi wird
in Seinem Königreich auf Erden, wenn er wiederkommt, die Grundlage Seiner Herrschaft
und Seiner Lebenswirkungen sein. Es heißt immer:
„Das Lamm, das erwürget ist, ist würdig, zu nehmen Kraft und Reichtum
und Weisheit und Stärke und Ehre und Preis und Lob.“
Offenbarung 5, 12
Wir können also in
Bezug auf unsere Zeit heute sagen: Die Erlösung unseres Geistes, unserer Seele
und unseres Leibes ist in der Erlösung am Kreuz von Golgatha eingeschlossen.
Wir sind tatsächlich durch Jesus Christus vollkommen und ganz erlöst von allem
Verderben, das die Sünde in uns gewirkt hatte: es ist alles vollbracht durch
die Erlösung Jesu Christi am Kreuz. Das Blut Jesu Christi ist die Quelle alles
Heils für alle Menschen aller Zeiten, bis in die Ewigkeiten der Ewigkeiten!
„Christus hat eine ewige Erlösung erfunden.“
Hebräer 9, 12
Die Erlösung Jesu
Christi ist vollbracht! Das ist die herrliche Tatsache, die uns die Evangelien
verkündigen. Nun aber muss diese vollbrachte Erlösung zu einer persönlichen
Erfahrung des einzelnen Menschen werden, sie muss vollzogen werden.
Es ist ein
Unterschied zwischen vollbringen und vollziehen. Ein Testament kann gemacht
sein und versiegelt daliegen, aber es kann manches Jahr dauern, bis es
vollzogen wird.
Die Erlösung Jesu
Christi wurde vor 1900 Jahren für alle Menschen aller Nationen und aller Zeiten
vollbracht, aber sie muss in dieser Generation an dir und an mir vollzogen
werden – erst dann hat sie für mich eine Bedeutung, erst dann ist sie in meinem
Leben zur Erfahrung geworden, und ich kann sagen: ich bin erlöst durch die Tat
Jesu Christi auf Golgatha.
Wir müssen uns
natürlich zuerst darüber klar sein, dass wir die Erlösung Jesu Christi
brauchen, dass wir wirklich erlösungsbedürftig sind. Die Bibel zeigt uns, dass
der Mensch seit dem Sündenfall total verderbt ist nach Geist, Seele und Leib.
Wie wunderbar wurde
der Mensch von Gott geschaffen! Der Heilige Geist beschreibt es uns:
„Und Gott der Herr machte den Menschen aus einem Erdenkloß, und er blies
ihm ein den lebendigen Odem in seine Nase. Und also ward der Mensch eine
lebendige Seele.“
1. Mose 2, 7
Gott, unser
Schöpfer, machte den Leib des Menschen aus Erde, aus Staub – und Er gab durch
Seinen Odem den lebendigen Geist in diese irdische Hülle hinein, und dadurch
ward eine lebendige Persönlichkeit, ein Selbst, ein Ich, ein einzelner Mensch,
der sich seiner selbst bewusst war, der sagen konnte: ich denke, ich fühle, ich
will! Ober diesem Menschen stand das Urteil Gottes: sehr gut! Der Mensch war
körperlich und geistlich völlig gesund, keine Krankheit plagte ihn, und den Tod
kannte er nicht.
Aber es stand über
dem Menschen ein Verbot Gottes:
„Du sollst nicht essen von dem Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen;
denn welches Tages du davon issest, wirst du des
Todes sterben.“
1. Mose 2, 17
Sünde und Tod
wurden in diesem Wort als Ursache und Wirkung verbunden. Da kam die
Katastrophe, der Mensch übertrat das Verbot Gottes – er sündigte. Die Sünde kam
in sein Inneres und wirkte nach dem Worte des Schöpfers den Tod. Denn:
„Durch einen Menschen ist die Sünde gekommen in die Welt und der Tod durch
die Sünde, und ist also der Tod zu allen Menschen durchgedrungen, dieweil sie
alle gesündigt haben.“
Römer 5, 12
Wie aber zeigte
sich der Tod, der über den Menschen gekommen war?
Der Geist des
Menschen wurde von der Sünde berührt und dadurch von dem Geist Gottes getrennt.
Trennung von Gott, dem Leben, aber bedeutet Tod.
„Tot in Sünden und Übertretungen.“
Epheser 2, 1
„Da wir tot waren in Sünden.“
Epheser 2, 5
Der Leib des
Menschen wurde ebenfalls dem Tode unterworfen:
„Der Tod ist der Sünde Sold.“
Römer 6, 23
„Wer wird mich erlösen von dem Leibe dieses Todes?“
Römer 7, 24
Ein toter Geist in
einem toten Leibe – das ist das Wesen des sündigen Menschen. Was aber ist die
Krankheit? Sie ist ein Beweis dafür, dass der Keim des Todes in dem Leib des
Menschen ist. Krankheit ist werdender Tod. Jeder Mensch wird geboren mit der
Sünde in seinem Wesen und mit dem Keim des Todes in seinem Leib. Die Sünde
wirkt sich in den Sünden aus und der Todeskeim des Leibes in Krankheiten.
Vollendete, d. h. hundertprozentige Krankheit aber bedeutet Tod des Leibes.
Solange die Sünde in der Menschheit ist, muss auch die
Krankheit und der Tod herrschen. Die Geschichte der Menschheit ist daher eine
große Krankheitsgeschichte und ein unsagbar langes Sterberegister.
Der Tod des Geistes
trat bei den ersten Menschen sofort ein, sie waren in dem Augenblick des Sündenfalls
in ihrem Geist von dem heiligen Gott getrennt; der Tod des Leibes aber wurde
später vollzogen, Adam lebte noch mehr als 900 Jahre nach dem Fall.
Natürlich hat der
Tod, der in den Geist des gefallenen Menschen eingedrungen ist, eine furchtbare
Einwirkung auf die Seele des Menschen. Die Persönlichkeit des Selbst, das „Ich“
des Menschen, ist dadurch verderbt worden, sein Denken ist verfinstert, sein
Fühlen ist verwirrt, und sein Wollen ist böse. Welch ein Zustand!
„Wir haben auch weiland unsern Wandel gehabt in den Lüsten unsers
Fleisches und taten den Willen des Fleisches und der Vernunft und waren auch
Kinder des Zornes.“
Epheser 2, 3
Ein Toter kann sich
nicht selbst erlösen, es ist also ganz unmöglich, dass ein sündiger Mensch sich
selbst erlösen kann – er braucht einen Erlöser! Jesus Christus aber ist
gekommen, um Sünder zu erlösen!
„Des Menschen Sohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, das
verloren ist.“
Lukas 19, 10
Jesus Christus hat
die vollkommene Erlösung am Kreuz von Golgatha vollbracht. Und nun?
Die Erlösung Jesu
Christi muss an dem sündigen Menschen vollzogen werden, und zwar sowohl an
seinem Geist wie an seinem Leib.
Die Bibel lehrt uns
nun in den Briefen des Neuen Testaments ganz klar, wie die vollbrachte Erlösung
Jesu Christi an dem Geist und an dem Leib des Menschen vollzogen wird – nämlich
in zwei Akten: zuerst an dem Geist des Menschen und dann an dem Leib des
Menschen.
Die Erlösung Jesu
Christi kann an dem Geist des Menschen heute und jetzt, sofort und ganz
geschehen. Das ist das herrliche Evangelium von der Gnade Gottes in Jesum
Christum, das jedem Menschen gilt. Wir können in den größten
Massenversammlungen verkündigen: Jesus rettet dich heute! Wer da will, der kann
das Heil in Jesum Christum annehmen! Wer an Ihn glaubt, der ist gerettet! Denn
„Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab,
auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben
haben.“
Johannes 3, 16
Das ist die
Botschaft des Evangeliums, die jeder, der glaubt, unter Garantie sofort
erfahren kann:
„Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben.“
Johannes 3, 36
Das Evangelium der
Vergebung der Sünden und der Wiedergeburt des Geistes ist für alle, für alle,
alle, die da glauben. Wer Jesus Christus als seinen persönlichen Heiland
annimmt, der hat die Vergebung der Sünden, der empfängt das ewige Leben, das
seinen toten Geist lebendig macht. Er wird wiedergeboren in seinem Geist und
ist dadurch ein neuer Mensch geworden.
„Als die da wiedergeboren sind, nicht aus vergänglichem, sondern aus
unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das da ewiglich
bleibt.“
1. Petrus 1, 23
Das ist eine
gewaltige Erfahrung! Der Mensch kommt aus dem Tod in das Leben. Der Geist des
Menschen hat wieder die Verbindung mit dem lebendigen Gott.
„Da wir tot waren in den Sünden, hat er uns samt Christo lebendig
gemacht.“
Epheser 2, 5
Nun ist der Mensch
in „dem Geist seines Gemüts erneuert“ Epheser 4,23; er ist „eine neue Kreatur“
geworden, 2. Korinther 5, 17. Er hat ein Leben erhalten, das ewig ist – sein
Geist ist also wahrhaftig neu geworden, er ist schon auferstanden, der Tod hat
keine Macht mehr über den Geist des wiedergeborenen Menschen:
„der Geist ist Leben.“
Römer 8, 10
Welch ein Triumph
der Erlösung Jesu Christi heute in uns, in jedem, der Sein vollbrachtes Heil
annimmt! Welch eine Botschaft des Lebens für eine tote Menschheit: jedes kann
kommen, wir dürfen alle, alle Sünder einladen, und jeder kann heute sofort das
Leben Jesu Christi in seinem Geist erfahren! Die Erlösung Jesu Christi an dem
Geist des Menschen wird heute an jedem, der da glaubt, vollzogen!
Aber wie steht es
nun mit der Erlösung des Leibes? Können wir behaupten, dass die Erlösung des
Leibes, die Errettung von Krankheit und Tod heute ebenso wie die Erlösung des
Geistes vollzogen werden kann? Keineswegs.
Die Erlösung Jesu
Christi ist völlig und ganz vollbracht, so sahen wir, aber sie wird heute noch
nicht an unserm Leibe vollzogen. Ober der Erlösung des Leibes steht ein „Noch
nicht“. Könnte es wohl anders sein? Natürlich könnte der allmächtige Gott die
vollbrachte Erlösung Jesu Christi im Augenblick unserer Wiedergeburt nicht nur
an unserm Geist, sondern auch an unserm Leibe vollziehen! Das aber würde
bedeuten, dass wir den Leib, den wir jetzt tragen, ablegen und den
Herrlichkeitsleib anlegen müssten. Aber mit dem Herrlichkeitsleib könnten wir
nicht mehr auf dieser Erde leben, der Herr müsste uns zu sich nehmen. Das hieße
aber, dass jeder, der wiedergeboren wird, nicht mehr auf dieser Erde bleiben
könnte, weil er nicht mehr den Leib dieser Zeit hätte. Wo bliebe dann die
Verkündigung des Evangeliums? Paulus sagt:
„Ich habe Lust, abzuscheiden und bei Christo zu sein, was auch viel
besser wäre; aber es ist nötiger, im Fleisch bleiben um euretwillen.“
Philipper 1, 23-24
Der Herr muss die
Gläubigen, deren Geist wiedergeboren ist, noch auf dieser Erde lassen, weil Er
sie hier noch dazu gebrauchen will, Seelen für Ihn zu gewinnen, weil sie hier
auf Erden noch eine große Aufgabe haben: sie sollen ein lebendiges Zeugnis für
Ihn hier unten mitten in der Welt sein. Aus diesem Grunde wird die Erlösung
Jesu Christi an unserm Leibe noch nicht vollzogen, sondern es heißt heute von
jedem Gläubigen:
„So aber Christus in euch ist, so ist der Leib zwar tot um der Sünde
willen, der Geist aber ist Leben um der Gerechtigkeit willen.“
Römer 8, 10
„Der Geist ist
Leben – aber der Leib ist tot.“ Das steht über unserer Erfahrung als Gläubige.
Wir befinden uns also in einem merkwürdigen Zwischenzustand: in unserm Geist
ist die Erlösung Jesu Christi schon vollzogen, aber in unserm Leib ist sie noch
nicht vollzogen. In unserm Leib ist folglich noch die
Sünde und die Krankheit und der Tod. Das entspricht tatsächlich unserer
Erfahrung. Unser Geist entwickelt sich immer mehr nach den Gesetzen des ewigen
Lebens, und unser Leib baut ab und siecht dahin und wird von der Krankheit
überwältigt und sinkt in den Tod! Darum heißt es:
„Ob unser äußerlicher Mensch verdirbt, so wird doch der innerliche von
Tage zu Tage erneuert.“
2. Korinther 4, 16
Es wäre ein
verhängnisvoller Irrtum, wenn wir den Gläubigen auffordern wollten, durch den
Glauben schon jetzt und hier die Erlösung Jesu Christi für seinen Leib in
Anspruch zu nehmen und zu erwarten, dass er durch den Glauben immer und in
allen Fällen die völlige Heilung von allen Krankheiten des Leibes erfahren
könne. Wir haben für eine solche Erwartung keine Grundlage in der Heiligen
Schrift. Die Losung: „Jesus rettet und heilt!“, die eine volle Heilung des
Leibes heute allen verspricht, die da glauben, vermischt in verhängnisvoller
Weise, was Jesus heute tut und was Er einst tun wird!
Solange wir noch in
diesem Leibe der Sünde, der Krankheit und des Todes leben, müssen wir mit
Paulus bekennen:
„Dieweil wir in der Hütte sind, sehnen wir uns und sind beschwert;
sintemal wir wollten lieber nicht entkleidet, sondern überkleidet werden, auf dass
das Sterbliche würde verschlungen von dem Leben.“
2. Korinther 5, 4
Das aber bedeutet, dass
der Gläubige auch nach seiner Wiedergeburt die Not seines Leibes noch spürt, dass
sich manche Krankheit in seinem Leibe zeigt, dass er alt wird und die Kräfte
seines Leibes abnehmen, dass seine Gestalt immer mehr vom Tode gezeichnet wird,
und dass er endlich an irgendeiner Krankheit dahinsiecht und stirbt! Dieses „Verderben
des äußeren Menschen“ ist nach Gottes Willen, und es bleibt keinem Gläubigen
erspart.
Die Erlösung
unseres Leibes ist heute noch Gegenstand unserer lebendigen Hoffnung. Wir
können heute noch nicht alles haben, was uns Jesus Christus auf Golgatha
erworben hat. Wir haben „des Geistes Erstlinge“ – die Erlösung unseres Geistes –
und warten auf das andere, und wir sehnen uns danach – nämlich nach der
Erlösung unseres Leibes. Über dieser Gabe steht ein „Noch nicht“, aber „bald“.
„Wir sind wohl selig, doch in der Hoffnung. Die Hoffnung aber, die man
sieht, ist nicht Hoffnung; denn wie kann man des hoffen, das man sieht? So wir
aber des hoffen, das wir nicht sehen, so warten wir sein durch Geduld.“
Römer 8, 24-25
Es liegt eine
herrliche Hoffnung über unserm Leib: die Erlösung, die Jesus Christus am Kreuz
von Golgatha vollbracht hat, wird einst auch an unserm Leib vollzogen werden:
„Wir warten auf unsers Leibes Erlösung.“
Römer 8, 23
Dieser arme,
kranke, von der Sünde und vom Tod gezeichnete Leib wird zerfallen, er wird im
Grabe verwesen; aber es ist in ihm ein wunderbarer Lebenskeim, den Jesus
Christus bei unserer Wiedergeburt auch unserm Leib geschenkt hat. Dieser
Lebenskeim kann durch den Tod nicht getötet werden, er schläft wie ein
Samenkorn in der Erde. Wenn aber die große Stunde kommt, die uns in 1. Thessalonicher
4,16-17 beschrieben wird, wenn unser Herr Jesus Christus in den Wolken
erscheint, um Seine Gemeinde zu sich zu holen, so werden zuerst die „Toten in
Christo“ auferstehen. Alle, deren Geist wiedergeboren wurde, die den Keim des
ewigen Lebens in ihrem Leibe trugen, werden aus den Gräbern hervorkommen und
den Herrlichkeitsleib anziehen, der dem Leib des auferstandenen Christus
ähnlich sein wird; von den „Toten in Christo“ und von ihnen allein heißt es:
„Es wird gesät verweslich, und wird auferstehen unverweslich. Es wird
gesät in Unehre, und wird auferstehen in Herrlichkeit. Es wird gesät in
Schwachheit, und wird auferstehen in Kraft. Es wird gesät ein natürlicher Leib,
und wird auferstehen ein geistlicher Leib. Ist ein natürlicher Leib, so ist
auch ein geistlicher Leib.“
1. Korinther 15, 42-44
Erst in der Stunde
der Erscheinung Jesu Christi in den Wolken wird also die Erlösung Jesu Christi,
die auf Golgatha vollbracht wurde, auch an dem Leib des Gläubigen vollzogen
werden. Das ist die Botschaft der Briefe des Neuen Testaments, des Lehrbuchs
des Heiligen Geistes für die Gemeinde. Erst in der Stunde Seiner Erscheinung
heißt es über allen Gläubigen allgemein und vollkommen: Jesus heilt den Leib
auf Grund Seiner vollbrachten Erlösung! Dann erst wird es unser aller jubelndes
Bekenntnis sein, das wir auf Grund unserer Erfahrung in alle Ewigkeit bezeugen
werden: Jesus rettet völlig, und Jesus heilt völlig!
Wenn die Erlösung
Jesu Christi auf dieser Erde völlig vollzogen sein wird, dann wird keine Sünde
mehr sein, kein Schmerz und kein Tod. Dann wird es auf der neuen Erde zu der
herrlichen, schaubaren Tatsache geworden sein:
„Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht
mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste
ist vergangen.“
Offenbarung 21, 4
Wir haben nun aus
den Ergebnissen unseres Studiums die Folgerungen für unser heutiges praktisches
Leben zu ziehen. Wie haben wir uns auf Grund unseres Einblicks in die
Heilszeiten und in die Glaubenslehre nach der Schrift als Gläubige in
Krankheitsfällen zu verhalten?
Wir leben nicht in
der messianischen Zeit des sichtbaren Königreichs Jesu Christi auf Erden, die
Verheißungen, die für das messianische Reich Jesu Christi gegeben sind, kommen
also für uns heute nicht in Betracht. Wir können also die Krankenheilung nicht
einfach als eine allgemeine Zusage an alle Gläubigen in Anspruch nehmen.
Wir haben auch vom
dogmatischen Standpunkt aus feststellen müssen, dass die völlige Erlösung Jesu
Christi wohl auf Golgatha vollbracht wurde, aber dass sie heute wohl an unserm
Geist, aber noch nicht an unserm Leib vollzogen wird. Wir leben in der Zeit des
Wartens auf die Erlösung unseres Leibes.
Sind wir nun
eigentlich Benachteiligte, weil wir in der Zwischenzeit der Gemeinde Jesu
Christi – also in der Zeit zwischen Pfingsten und der Entrückung der Gemeinde –
leben? Keineswegs, sondern im Gegenteil: der Herr hat uns den Heiligen Geist,
den Tröster, gegeben, der in uns wohnt! Keine andere Zeit kann sich dessen
rühmen, dass Gott selbst durch den Heiligen Geist in dem Herzen des Gläubigen
Wohnung gemacht hat. Es ist ein unsagbar großes Vorrecht, das wir heute als
Gläubige haben dürfen und an das uns Paulus erinnert, wenn er sagt:
„Wisset ihr nicht, dass euer Leib ein Tempel des Heiligen Geistes ist,
der in euch ist, welchen ihr habt von Gott, und seid nicht euer selbst? Denn
ihr seid teuer erkauft; darum so preiset Gott an eurem Leibe und in eurem
Geiste, welche sind Gottes.“
1. Korinther 6, 19-20
Wie hat der Herr
unsern schwachen, gebrechlichen irdischen Leib geehrt, dass Er ihn zum Tempel
des Heiligen Geistes erwählt hat. Welch eine gewaltige Aufgabe wird dadurch dem
irdischen Leib des Gläubigen zuteil, dass Gott gepriesen werden soll an seinem
Leib und an seinem Geist!
Wenn ein Mensch
wiedergeboren wird, so geschieht etwas Gewaltiges in ihm, eine totale
Erneuerung seines tiefsten Wesens. Die Schrift sagt uns:
„Ist jemand in Christo, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist
vergangen, siehe, es ist alles neu geworden!“
2. Korinther 5, 17
Der Geist des
Menschen ist lebendig geworden, und der Heilige Geist ist gekommen und hat in
diesem wiedergeborenen Geist des Gläubigen Wohnung genommen. Das ist ein
gewaltiger Vorgang in dem Leben des Menschen! Jetzt wohnen zwei
Persönlichkeiten in seinem Geist – er selbst und der Heilige Geist! Es kommt
nun alles darauf an, dass der Gläubige dem Heiligen Geist die Ihm gebührende
Stellung einräumt, dass er Ihm die volle Herrschaft übergibt, denn:
„Der Herr ist der Geist; wo aber der Geist des Herrn ist, da ist
Freiheit.“
2. Korinther 3, 17
Das ist eine
gewaltige Entspannung, die über den Menschen kommt, der sich nach Geist, Seele
und Leib Ihm, dem Heiligen Geist, überlässt. Das ist die tiefe, wahre Ruhe, die
Jesus Christus dem Gläubigen schenkt, der zu Ihm kommt. Er sagt:
„Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will
euch erquicken. Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir; denn ich bin
sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen.“
Matthäus 11, 28-29
Ruhe für unsere
Seele! Können wir ermessen, was das heißt? Ein anderer, der Stärkere, Jesus
Christus, der Herr, hat durch Seinen Heiligen Geist alles übernommen! Er trägt
nun die volle Verantwortung für unser Leben! Er hat uns alle Sorgen und alle
Lasten abgenommen, denn wir dürfen der Aufforderung der Schrift folgen:
„Alle eure Sorge werfet auf
ihn; denn er sorgt für euch.“
1. Petrus 5, 7
Wie gut tut das!
Welch eine Erleichterung ist Seine Herrschaft für unsere müde Seele und für
unsern schwachen Leib! Du musst dich ja nun nicht mehr vor der Zukunft
ängstigen, du brauchst ja keine Furcht mehr vor den Menschen zu haben, du hast
nichts mehr zu tun mit der Sorge für den kommenden Tag! Das ist das beste
Sanatorium für deine Seele, für deine Nerven und für deinen Leib! Da kannst du
wieder ruhig schlafen, geborgen in Jesu Armen! Da kannst du wieder froh werden
und dich von Herzen freuen an allem, was dir dein Herr täglich darreicht! Du
hast in Ihm Leben und volles Genüge gefunden, die Gemeinschaft mit Ihm, der in
dir wohnt, wird zu einer Quelle der Kraft, denn
„Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und
der Liebe und der Zucht.“
2. Timotheus 1, 7
Viele Krankheiten
des Leibes haben ihre Ursache in der Not der Seele und in der Leere des
Geistes. Die Bibel zeigt uns immer wieder den tiefen Zusammenhang zwischen
Geist, Seele und Leib. Wo der Geist leidet, da leidet auch der Leib! Wo der
Geist gesund wird, da gehen auch belebende Kräfte in den Leib und erquicken
ihn. Der Psalmist kennt die Not des Geistes und des Leibes, wenn er sagt:
„Da ich’s wollte verschweigen; verschmachteten meine Gebeine durch mein täglich Heulen. Denn deine Hand war Tag und Nacht schwer auf
mir, dass mein Saft vertrocknete, wie es im Sommer dürre wird.“
Psalm 32, 3-4
Ein tief betrübter
Geist, eine gequälte Seele und ein verdorrter Leib – wie oft ist das
tatsächlich das Bild eines Kranken. Andrerseits aber bezeugt uns die Schrift in
so überwältigender Weise, wie der Druck von der Seele und dem Leib genommen
wird, wenn ein Mensch den Frieden in Gott findet; welche Freude drückt das Wort
des Psalmes aus:
„Mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.“
Psalm 84, 3
Der moderne Mensch
leidet an Krampfzuständen, die seine Seele und auch seinen Leib erfassen und
krank machen. Wie viele Gläubige erfahren in Jesus Christus die große
Entspannung, die volle Freiheit, so dass sich der Krampf ihrer Seele und ihres
Leibes auf ganz einfache Art und Weise löst – und sie gesund werden.
Wir dürfen in
diesem Zusammenhang auch den Genfer Arzt Dr. Tournier erwähnen, der das ausgesprochen
hat, was heute viele gläubige Ärzte bezeugen und in ihrer Tätigkeit befolgen:
Dr. Tournier betont in seinen Büchern („Médicine de
la personne“ und „Desharmonie
de la vie moderne“), dass der Arzt in der Seelsorge versuchen muss, die Ursache
der Krankheit in dem Geist des Menschen aufzudecken, dass er also für den Geist
und die Seele ebenso wie für den Leib des Kranken sorgen muss. Er stellt also
die persönliche Seelsorge in den Vordergrund, und er bezeugt, dass er manche „Heilungen“
hat sehen dürfen, die er dem Gebet für den einzelnen Kranken und der völligen
Unterwerfung unter den Willen Gottes zuschreibt. Da werden uns die
Krankenheilungen wieder zu dem, was sie doch in der Zeit der Gemeinde sein
sollten: eine Erneuerung des sündigen Menschen durch die Kraft Jesu Christi. Da
wird die Krankenheilung aus dem Gebiet des Zauberhaften und Magischen in die
reine, klare Atmosphäre der Wirkung Jesu Christi in dem einzelnen gestellt.
Die Psychotherapie
hat heute eine gewaltig große und ernste Aufgabe. Aber niemals wird sie ihr
gewachsen sein, wenn sie nicht zu einer wahren „Seelsorge“ wird, die im Namen
Jesu Christi und durch die Kraft des Heiligen Geistes an dem Geist des Menschen
getan wird. Wir brauchen wahrhaft wiedergeborene und vom Heiligen Geist berufene
und ausgerüstete Seelsorger, die um die Not des Geistes des Menschen wissen,
aber auch die einzige Kraft kennen, die Menschen erneuern kann nach Geist,
Seele und Leib: das Blut Jesu Christi, das für uns dahingegebene Leben Jesu
Christi, das wirklich neu schaffen kann.
Der wiedergeborene
Mensch allein hat die seelische Kraft, um durchzukommen!
Was konnte Paulus
trotz seines schwachen Leibes aushalten! „Die Gegenwärtigkeit des Leibes ist
schwach“, so gibt er zu, 2. Korinther 10,10.
Wenn wir lesen, was
er durchgemacht hat, was für Anstrengungen des Leibes und der Seele er ertragen
konnte, so wissen wir, was es heißt:
„dass Christus hoch gepriesen werde an meinem Leibe!“
Philipper 1, 20
Paulus hat gelebt:
„in Mühe und Arbeit, in viel Wachen, in Hunger und Durst, in viel
Fasten, in Frost und Blöße.“
2. Korinther 11, 27
Ist er ein
Ausnahmemensch? Steht nicht jedem Gläubigen dieselbe Kraft Jesu Christi zur
Verfügung für Seele und Leib? Wenn wir ein normales Leben im Geist führen, wenn
der Heilige Geist wirklich der unumschränkte Herr unseres Lebens ist, so können
wir auch heute die normalen Wirkungen der Kraft des Heiligen Geistes in unserm
Leib erfahren. Dann werden wir uns viel weniger um den Leib mit allen seinen
kleinen Schwachheiten kümmern, wir werden vielmehr unsere ganze Aufmerksamkeit
auf Jesus Christus, unsern Herrn, richten – und der Leib kann sich von uns
erholen! Wir lernen:
„Ich bin guten Muts in Schwachheiten, in Misshandlungen, in Nöten, in
Verfolgungen, in Ängsten, um Christi willen; denn, wenn ich schwach bin, so bin
ich stark.“
2. Korinther 12, 10
Wenn unser Leben
völlig unter der Herrschaft des Heiligen Geistes steht, so wird es auf allen
Gebieten geordnet, denn Er ist der Geist der Zucht! Das ist wiederum unserem
Leibe sehr zuträglich. Wie viele Krankheiten sind das Resultat eines zuchtlosen
Lebens. Das Übermaß an Essen und Trinken, die Genusssucht, die ungeordnete
Tageseinteilung, die Zügellosigkeit im Fleischesleben, die Knechtschaft der
Eitelkeit – und ein Heer von Krankheiten! Das ist das Bild der heutigen
Menschheit. Und wenn der Mensch sich zu Jesus Christus bekehrt und Er der Herr
über ihn wird und durch Seinen Heiligen Geist wirklich regieren darf, so ist so
vieles anders.
Der Trinker wird
frei von dem Zwang des Trinkens, der Genussmensch lernt einen höheren
Lebensinhalt kennen als das Essen. Der Sieg Jesu Christi ordnet das Leben vor
der Ehe und in der Ehe! Die Sünden des Fleisches haben keine Macht mehr, denn
„Die Sünde wird nicht herrschen können über euch, sintemal ihr nicht
unter dem Gesetze seid, sondern unter der Gnade.“
Römer 6, 14
Die Herrschaft Jesu
Christi lässt in vielen Fällen die Seele und den Leib genesen, der sich freut,
nicht mehr „Knecht der Sünde“ zu sein, sondern „Knecht der Gerechtigkeit“, der
Ordnung des Schöpfers.
Bedeutet das
eigentlich, dass wir nun unsern Leib „kasteien“ müssen, dass wir ihm die nötige
Nahrung entziehen und ihn in eine neue Zwangsjacke der religiösen Vorschriften
stecken? Wäre das wirklich die Herrschaft des Heiligen Geistes? Nein, es wäre
die Herrschaft des frommen Ich, das nun die Peitsche in die Hand nimmt und den
armen Leib aus religiösem Eifer halb totschlägt. Die Briefe des Neuen
Testaments warnen uns ernst vor dieser Art Eigenherrschaft, die den Leib
untauglich macht zu dem Dienst des Herrn:
„Lasset euch niemand das Ziel verrücken, der nach eigener Wahl
einhergeht in Demut und Geistlichkeit der Engel, davon er nie etwas gesehen
hat, und ist ohne Ursache aufgeblasen in Seinem fleischlichen Sinn
und hält sich nicht an dem Haupt, aus welchem der ganze Leib durch
Gelenke und Fugen Handreichung empfängt und zusammengehalten wird und also
wächst zur göttlichen Größe.
So ihr denn nun abgestorben seid mit Christo den Satzungen der Welt, was
lasset ihr euch denn fangen mit Satzungen, als lebtet ihr noch in der Welt?
Du sollst – sagen sie – das nicht angreifen, du sollst das nicht kosten,
du sollst das nicht anrühren,
was sich doch alles unter den Händen verzehrt; es sind der Menschen
Gebote und Lehren,
welche haben einen Schein der Weisheit durch selbsterwählte
Geistlichkeit und Demut und dadurch, dass sie des Leibes nicht schon und dem
Fleisch nicht seine Ehre tun zu seiner Notdurft.“
Kolosser 2, 18-23
Lasst uns die
Herrschaft über Geist, Seele und Leib aus der Hand geben – an Ihn, den Herrn, der
in uns wohnt; dann wird unser Leib gerade das sein, was er nach Gottes Willen sein soll:
„Ein geheiligtes Gefäß zu Ehren, dem Hausherrn bräuchlich
und zu allem gutem Werk bereitet.“
2. Timotheus 2, 21
Wenn die Beziehung
zwischen dem Herrn Jesus Christus und dem Gläubigen in Ordnung ist, wenn Er
durch den Heiligen Geist Herr sein darf, so kann Er die Kraft Seines Lebens in
dem Gläubigen auswirken. Wir verlangen heute so sehr nach Kraft, es werden
immer neue „Kraftnahrungen“ fabriziert und genommen, um dem armen Leib für viel
Geld ein wenig Kraft zuzuführen.
Aber wir tragen ja
den Heiligen Geist der Kraft in uns, der unendlich viel mehr vermag als alle
Stärkungsmittel der Welt. Wollen wir nicht einmal Ernst damit machen und die
Kraft des Heiligen Geistes in Anspruch nehmen für unsern Geist und für unsern
Leib?
Der Apostel Paulus
kannte dieses Geheimnis der ständigen Belebung des Leibes durch die Kraft des
innewohnenden Christus.
„Wir tragen allezeit das Sterben des Herrn Jesu an unserm Leibe, auf dass
auch das Leben des Herrn Jesu an unserm Leibe offenbar werde.
Denn wir, die wir leben, werden immerdar in den Tod gegeben um Jesu
willen, auf dass auch das Leben Jesu offenbar werde an unserm sterblichen
Fleische.“
2. Korinther 4, 10-11
Hier handelt es
sich nicht um die Verklärung des Leibes, die wir bei der Auferstehung unseres
Leibes erfahren werden, sondern um eine tägliche, ganz normale Wirkung des
Heiligen Geistes auf unsern Leib. Da liegen noch unausgenützte Kräfte für die
meisten Gläubigen, weil so wenige ganz praktisch Ernst damit machen, dass
Christus in uns lebt!
Wer mit seiner
eigenen Kraft rechnet, liegt bald am Boden; wer aber mit der Kraft des
unendlichen Lebens rechnet, das in Jesus Christus ist, der in ihm wohnt, der
kann Großes erfahren!
Wenn nun ein
Gläubiger krank wird, so ist es selbstverständlich, dass er wie ein Kind zu seinem
lieben Vater kommen und Ihn um Gesundheit bitten darf. Gehen wir doch zuerst zu
unserm Herrn – und nicht etwa zuletzt, wenn alles andere versagt hat und uns „nur“
das Gebet bleibt. Das Gebet um Heilung ist so einfach und natürlich für das
Kind Gottes wie das Gebet um das tägliche Brot; es ist gar nichts Besonderes,
da brauchen wir keine „Mittler“ und keine „Heiler“ – jeder Gläubige kann als
mündiger Sohn dem Thron des Vaters nahen. Wir brauchen auch keine besonderen
Veranstaltungen, keine seelischen Erregungen.
„Wenn du betest, so gehe in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und
bete zu deinem Vater im Verborgenen; und dein Vater, der in das Verborgene
sieht, wird dir’s vergelten öffentlich.“
Matthäus 6, 6
Wenn der Herr sein
Kind heilen will, so tut Er es auf das einfache, natürliche Gebet hin. Wir
dürfen unsern Herrn um alles bitten, auch um die Heilung von unserer Krankheit,
wenn wir es Ihm nur überlassen, ob Er nach Seinem heiligen und allweisen Willen „Ja“ antwortet oder „Nein“. Kann Er nicht
handeln wie Er will? Können wir mit Ihm rechten oder mit Ihm diskutieren?
Dürfen wir Ihn nach einer Erklärung oder Begründung Seines Handelns fragen? Die
Frage „Warum?“ beweist schon, dass wir an Seiner Liebe oder an Seiner Weisheit
zweifeln. Ein volles Vertrauen kennt kein „Warum?“
Einen Bittenden im
Alten Testament erhörte Gott, der Herr, und machte ihn gesund. Als König Hiskia
todkrank war und zum Herrn betete, da erhielt er die Antwort:
„Ich habe dein Gebet gehört und deine Tränen gesehen. Siehe, ich will
deinen Tagen noch fünfzehn Jahre zulegen.“
Jesaja 38, 5
Kann der Herr heute
Seinem Kind, das Ihn um Heilung bittet, ebenso „Ja“ antworten? Ganz gewiss!
Wenn wir in einem Leben tiefer Gemeinschaft mit unserem Heiland stehen, so
besprechen wir alles mit Ihm – natürlich auch die Bedürfnisse unseres Leibes in
gesunden und kranken Tagen. Er sorgt für uns! Vor wie vielen Gefahren und Unglücksfällen
und Krankheiten hat Er uns schon bewahrt! Das werden wir erst in der Ewigkeit
erfahren.
„In wie viel Not
hat nicht der gnädige Gott
über dir Flügel gebreitet.“
Und aus wie viel
Krankheitsnot hat Er uns errettet! Wie oft sind wir tatsächlich wieder gesund
geworden! Verdanken wir eigentlich die Genesung der Tüchtigkeit des Arztes? Und
wenn der Herr uns den Odem nicht mehr gegeben hätte, was hätte dann alle
Weisheit des Arztes geholfen? Wir haben alle so viele „Krankenheilungen“
erfahren, wir haben nur meistens vergessen, dem Herrn dafür zu danken und
meinten, es sei alles gut, wenn wir die Arztrechnung bezahlt hatten. Wir nehmen
die Gesundheit so selbstverständlich hin und meinen, unsere gute Natur habe
sich selbst geholfen. Wir bilden uns etwas ein auf unsere Gesundheit, als wäre
sie unser Verdienst, oder wir sagen, das neue Heilmittel habe gewirkt – und an
unsern Herrn denken wir nicht! Jeder Atemzug ist Seine Gnadengabe, jede
Bewegung unserer Glieder ist Sein „Ja“, jeder Schlag unseres Herzens ist nach
Seinem heiligen Willen. Bedenken wir doch, es ist
„Gott, der deinen Odem in seiner Hand hat.“
Daniel 5, 23
Zählst du nur die
kranken Tage in deinem Leben? Zähle doch auch die gesunden Tage und danke dem
Herrn dafür.
Oft hatte der Herr
uns auch schon viel eher geheilt, als der Arzt die Heilung erwartete, oft hat
Er plötzlich geheilt – oder Er hat uns vielleicht geheilt, wenn der Arzt uns
als „unheilbar“ bezeichnete. Das sind alles Wunder Seiner Gnade, die uns auf
unser einfaches Gebet hin – oder manchmal sogar in überraschender und
beschämender Weise ohne unser Gebet – von unserm Herrn zuteil wurden. Wie viel
Grund haben wir dazu, Ihm für Heilungen unseres Leibes zu danken!
Aber wir können aus
den vielen Erweisungen Seiner Gnade niemals ein Recht auf Heilung ableiten
wollen. Wir können den Herrn nicht zwingen, uns immer zu heilen. Der Herr kann
auch „Nein“ sagen!
Einen Bittenden im
Neuen Testament, der Ihm recht nahe stand, erhörte der Herr nicht. Als Paulus
den Herrn dreimal um Genesung von einer schweren Krankheit gebeten hatte,
erhielt er die Antwort „Nein“. Der Herr gab ihm keine weitere Erklärung für
dieses Nein, sondern Er gab ihm, die Verheißung:
„Meine Gnade ist dir genug.“
2. Korinther 12, 9
Wir dürfen unserm
Herrn jeden Morgen neu unsere beiden leeren Hände hinstrecken. Er kann in die
eine die Gesundheit legen, dann sind wir Ihm dankbar – Er kann aber auch in die
andere die Krankheit legen, und dann – sind wir Ihm auch dankbar. Denn der
Heilige Geist lehrt uns:
„Seid dankbar in allen Dingen.“
1. Thessalonicher 5, 18
Und wenn Er oft
eine recht lange Zeit immer wieder die leere Hand mit der Gabe der Krankheit
füllt? Haben wir dann einen Grund, an Seiner Liebe zu zweifeln? Ganz gewiss
nicht, dann heißt es erst recht:
„Welchen der Herr lieb hat, den züchtigt er!“
Hebräer 12, 6
Das Gebet um
Heilung ist immer erlaubt, aber es hat keine Garantie der Erhörung, sondern es
heißt immer: Dein Wille geschehe! Der Herr antwortet auf jedes Gebet hin – auch
„Nein“ ist eine Antwort der Liebe unseres Herrn, der wohl weiß, was er mit uns
vorhat. Es gibt höhere Ziele als die Gesundheit unseres Leibes. – Vereiteln wir
nicht das Wirken des Herrn in uns und durch uns, wenn Er in Seiner Weisheit die
Krankheit als Mittel zu Seinem Ziel wählt. Viele Gläubige danken später für die
Antwort „Nein“, die zeitweilig oder die zeitlebens über ihrer Bitte um
Gesundung stand. Manchem Kind Gottes ist es ergangen wie Hiob, der nach langer
Krankheitszeit dankbar bekannte:
„Ich hatte von dir mit den Ohren gehört; aber nun hat mein Auge dich gesehen.“
Hiob 42, 5
Die Krankheit des
Leibes greift oft die Fähigkeiten der Seele an – ja, oft wird es dem Kranken in
seinen Schmerzen schwer, zu beten und zu glauben – er braucht Hilfe, und er
soll sie in der Gemeinde, in seiner geistlichen Familie, finden. Die Kranken
besuchen, ist ein wichtiger Dienst in der Gemeinde,
den wir oft aus Nachlässigkeit oder aus Zeitmangel nur zu sehr versäumen. In
der Stunde der Krankheit ist der Geist des Menschen so verlangend nach Trost
und Stärkung, und der Heilige Geist möchte unsere Hilfe haben, um in dem
Kranken wirken zu können.
Nun gibt uns das
Neue Testament an einer Stelle noch einen Rat, dem wir in Krankheitsfällen gewiss
auch folgen dürfen – besonders wenn wir uns zu schwach fühlen, um selbst zu
beten. Ist es nicht ganz natürlich, wenn jemand in der Familie krank ist, dass
er dann die Gläubigen in der Familie bittet, mit ihm und für ihn zu beten?
Ebenso einfach und natürlich ist es, dass ein Kranker, der Glied einer
lebendigen Gemeinde ist, die Ältesten der Gemeinde bittet, mit ihm und für ihn
zu beten. Das ist kein Gebot, es ist kein Gesetz, es ist nicht eine Bedingung
der Heilung, es ist kein Sakrament, sondern es ist eine Hilfe, die der Kranke
in Anspruch nehmen darf, wenn er will – und wenn gläubige Älteste da sind, die
er rufen kann! Es heißt:
„Ist jemand krank, so rufe er zu sich die Ältesten von der Gemeinde, und
sie mögen über ihn beten und ihn mit Öl salben im Namen des Herrn.
Und das Gebet des Glaubens wird dem Kranken helfen, und der Herr wird
ihn aufrichten; und so er hat Sünden getan, werden sie ihm vergeben sein.“
Jakobus 5, 14-15
Es ist also eine
ganz persönliche Angelegenheit des Kranken – er mag es tun. Wenn es ein Gebot
wäre und es gäbe keine gläubigen Ältesten in der Gemeinde – was dann? Deutlich
heißt es hier auch, dass der Kranke die Ältesten zu sich zu seiner Hilfe, also
in sein Krankenzimmer, rufen kann, damit sie mit ihm ganz persönlich beten
sollen. Es heißt nicht etwa, dass jemand die Kranken rufen soll, um ihnen in Massenversammlungen
öffentlich und ganz allgemein die Hände aufzulegen. Ein solches Vorgehen kann
sich nicht auf das Wort in Jakobus 5,14 berufen. Die Begegnung zwischen dem
Kranken und dem Seelsorger, der für ihn beten soll, gehört in das Verborgene –
und nicht in die Öffentlichkeit. Es werden nirgends in den Briefen des Neuen
Testaments Heilungsversammlungen geboten oder empfohlen, es gibt nirgends in
den Briefen des Neuen Testaments ein Angebot der allgemeinen Heilung aller
Gläubigen und ebenso wenig eine Zusage der allgemeinen Heilung aller Menschen.
Wer hier den Boden des Neuen Testaments verlässt als „Heilender“ oder als „Heilung
Suchender“ erntet nur Enttäuschung oder Anfechtung und sogar Verzweiflung.
Wie aber steht es mit
„der Gabe, gesund zu mauen“, von der doch gerade in den Briefen des Neuen
Testaments die Rede ist? Die Gabe, gesund zu machen, wird in 1. Korinther 12
als eine Gabe des Geistes, die in der Gemeinde in Korinth vorkam, erwähnt:
„Einem andern die Gabe, gesund zu machen in demselben Geist.“
1. Korinther 12, 9
Es ist sehr zu
beachten, dass diese Gabe des Geistes im Neuen Testament nur in der Gemeinde zu
Korinth in besonderer Weise erwähnt wird, dass sie bei den andern Gemeinden
mindestens ganz zurücktrat, und dass sie nirgends als eine Notwendigkeit oder
ein Beweis der Fülle des Heiligen Geistes oder als ein unbedingt erforderliches
Mittel zur Krankenheilung in der Gemeinde erwähnt wird. Lasst uns aus diesem
Vorkommen einer bestimmten Gabe in Korinth kein Gesetz für alle Gemeinden aller
Zeiten machen!
Lasst uns beachten:
es ist ein Unterschied zwischen der Gemeinde des Anfangs und der Gemeinde des
Endes – ebenso wie ein Unterschied ist zwischen Jugend und Alter, zwischen
Frühling und Herbst. Wir können die Tatsache feststellen, dass die Gabe, gesund
zu machen, in einer Gemeinde in der Zeit des Anfangs vorkam und zwar nicht einmal
in der reinsten oder fortgeschrittensten Gemeinde, sondern im Gegenteil in
einer recht anfechtbaren und von Sünden behafteten Gemeinde. Wir können aber
daraus gar keine allgemeinen Forderungen ableiten und behaupten, dass damals
die Gabe, gesund zu machen, allgemein vorhanden war, oder dass heute in der
Gemeinde die Gabe, gesund zu machen, als Beweis der Wirkung des Heiligen
Geistes auftreten müsse. Nein, sondern wir haben heute das Wort Gottes im Neuen
Testament, das uns von dem Heiligen Geist in uns bezeugt wird als die Wahrheit
und das keiner äußeren Wunder und Zeichen zum Beweis seiner göttlichen Kraft
bedarf. Wir können auch nicht die Geschichte der Gemeinde zurückschrauben
wollen und die Zustände der ersten Gemeinde wieder herstellen wollen. Wir leben
nicht in dem apostolischen Zeitalter. Das wäre genau so, als wenn ein reifer
Mann wieder Kind sein will. Es ist unmöglich. Wir haben heute nicht mehr die
Gemeinde der ersten Zeit, sondern die Gemeinde der letzten Zeit vor uns – wir
leben in der Zeit der Gemeinde von Laodizea, in der Zeit des Herbstes, es geht
der Reife entgegen. Für diese Zeit haben wir keine Verheißung besonderer Geistesgaben,
auch nicht der Gabe, gesund zu machen.
Es mag gewiss auch
heute noch hier und da eine „Gabe, gesund zu machen“, vorkommen, das wollen wir
nicht bezweifeln – aber eine Schwalbe macht noch keinen Sommer – es ist dennoch
Herbstzeit in der Gemeinde. Wo aber die „Gabe, gesund zu machen“, wirklich als
Gabe von oben her, gegeben durch den Heiligen Geist, vorkommt, da darf sie nur
ganz in der Stille, verbunden mit persönlicher Seelsorge, gebraucht werden –
also nur in Einzelfällen unter der klaren Leitung und Zucht des Heiligen
Geistes.
Wir haben in der
neueren Geschichte manche – wenn auch ganz einzelne – Beispiele einer
geistgeleiteten Anwendung der Gabe, gesund zu machen. Wir erinnern an Christoph
Blumhardt, der in einem langen, geduldigen Kampf im Gebet die Gottliebin Dittus heilen durfte
und dann in der gesegneten Tätigkeit in Bad Boll manchem Kranken nach Geist,
Seele und Leib dienen durfte. Das Geheimnis aber seiner Tätigkeit war das
persönliche Gebet für den Kranken und die Einzelseelsorge an dem Kranken.
Ebenso können wir
an einzelne gesegnete Männer Gottes in der neuesten Zeit erinnern. Wo eine
echte Gabe, gesund zu machen, vorkam, da stand die Einzelseelsorge im
Vordergrund, und da wurde zuerst die Forderung nach einer gründlichen Bekehrung
und Wiedergeburt laut – ehe überhaupt von körperlicher Krankheit und Heilung
die Rede war.
Dieses Gepräge
hatte der Dienst von Vater Stanger in Möttlingen und ebenso von dem Gottesmann Dr. Hefti in Zürich-Altstetten.
Wo eine Gabe der
Krankenheilung in der Öffentlichkeit zur Massenbehandlung ohne gründliche
Einzelseelsorge gebraucht wird, da zweifeln wir mit Recht daran, ob es sich
wirklich um eine Gabe des Heiligen Geistes handelt.
Es werden ja heute
in solchen Massenversammlungen tatsächlich nicht alle Kranken geheilt, auch
nicht „durch den Glauben“ der Kranken. Zählen wir doch einmal in den „Heilungsversammlungen“
die vielen, die nicht geheilt werden! Es ist so einfach, dann die Schuld auf
diese armen Kranken zulegen und zu sagen: Ihr habt eben nicht richtig geglaubt!
Alles ist doch möglich dem, der da glaubt! Wie falsch wird dieses Wort der
Schrift hier angewandt! In welcher innerer Not werden die Kranken wieder nach
Hause gebracht, die nicht geheilt wurden; es ist ja nun viel schlimmer, denn es
wurde den leiblichen Schmerzen noch die innere Qual hinzugefügt, dass sie sich
sagen müssen: Ich habe nicht den wahren Glauben an Jesus! Sie ziehen natürlich
die Schlussfolgerung aus ihrem Zustand: Wenn Jesus mich dem Leibe nach nicht
heilen kann, weil ich nicht den rechten Glauben habe, so hat er mich auch nicht
von meinem inneren Verderben retten können, weil mein Glaube zu klein ist – so
war also alles Täuschung, und ich bin verloren nach Leib, Seele und Geist!
Andere ziehen die Schlussfolgerung aus der Botschaft, die sie hörten, und der
Erfahrung, die sie machten: „Jesus hat mich nicht geheilt – also hat Er mich
auch nicht gerettet! Das ganze Evangelium ist Betrug!“
Ebenso schlimm ist
es, wenn der Kranke durch diesen Misserfolg des „Heilers“ nach einem andern
ausschaut, der mehr Erfolg hat, und dadurch die Grenze zwischen Hilfe von oben
und Hilfe von unten verwischt wird und der „Erfolg“ allein gesucht wird – ganz
gleich, woher die Kraft zur Krankenbehandlung eigentlich stammt. Wie viele
Kranke sind auf diese Weise in die Gewalt der finsteren Mächte geraten und
haben das Heil ihrer Seele verspielt.
Manche
Krankenheiler verlangen von den Kranken, die bei ihnen Heilung durch Gebet
suchen, dass sie keinen Arzt aufsuchen und keine Arznei einnehmen. Wir geben
gern zu, dass wir Menschen von heute die Apotheke mit den vielen Hunderten von
Heilmitteln, die uns angeboten werden, viel zu nahe haben, und dass die meisten
Kranken viel zu viel Arznei nehmen.
Wir bedauern auf
das Tiefste, dass wir in unsern Ländern so wenige gläubige Ärzte haben. Es wäre
wohl an der Zeit, in unsern modernen Heidenländern mit einer bewusst gläubigen „ärztlichen
Mission“ zu beginnen, wie wir sie für die Missionsländer für unentbehrlich
halten. Eine „ärztliche Mission“ in Europa wäre eine gewaltige Möglichkeit zur
Evangelisation unserer „Heiden“, die wir nie in einer Kirche oder in einer
Evangelisation finden! Eine „christliche Poliklinik“ mit klarer
Wortverkündigung und mit unentgeltlicher Behandlung von Geist, Seele und Leib
würde gewiss Scharen unter das Wort Gottes bringen. Warum haben wir das große
Gebiet der Krankenbehandlung gerade in den europäischen Ländern den ungläubigen
Ärzten und den Irrlehren und den „Heilern“ weitgehend überlassen? Wo sind die
gläubigen Ärzte, die bereit sind, dem Herrn Jesus Christus allein zu dienen,
die in ihrem ärztlichen Dienst wahre Missionare sind?
Aber können wir
eigentlich in der Bibel ein Verbot des Arztes oder der Arznei finden? Ganz gewiss
nicht –– vor allem nicht in den Briefen des Neuen Testaments, die doch Gottes besonderes
Wort für die Heilszeit der Gemeinde Jesu Christi sind!
Im Gegenteil, es
ist von „Lukas, dem Arzt, dem Geliebten“ die Rede, Kolosser 4,14, und Paulus
weist immer wieder jegliche „Vorschrift“, die Menschen dem Gläubigen machen
wollen, zurück. Es ist etwas ganz anderes, wenn das moralische und sittliche
Gebiet im Leben des Gläubigen berührt wird; da gibt es unbedingt ein Vorbild im
Neuen Testament, von dem der Gläubige, besonders wenn er Verantwortung in der
Gemeinde trägt, nicht abweichen darf! Wir erinnern daran, wie ernst und wie
unbedingt die Forderungen sind, die über dem Aufseher (Bischof) und dem Diener
in der Gemeinde – samt ihren Familien – stehen! Vgl. 1. Timotheus 3, 2-13.
Wir haben da heute
zum großen Schaden der Gemeinde die Forderungen des Neuen Testaments weitgehend
erweicht und meinen, dass solche Vorschriften „gesetzlich“ seien! Das ist eine
der Ursachen der „Knochenerweichung“ in der Gemeinde von heute! Nein, diese
Forderungen auf moralischem und sittlichem Gebiet lassen wir unbedingt stehen.
Wie aber verhält es sich mit der Arznei im Falle einer Krankheit des Gläubigen?
Ist es „geistlicher“, keine Arznei zu nehmen? Ist es ein Mangel an Glauben?
Darf ich es tun – oder nicht? Wie viele Gläubige werden heute von solchen
Fragen geplagt! Und wie töricht ist das alles!
Essen und Trinken
macht uns nicht besser und nicht schlechter, wenn wir diese Dinge unter der
Zucht des Heiligen Geistes und zur Ehre Gottes tun. Richten wir nun nicht alle
unser Essen und unser Trinken, so gut wir können, nach unseren ganz
persönlichen Bedürfnissen ein? Wir essen, was „uns bekommt“ – und das ist für
jeden sehr individuell! Gibt es eigentlich einen grundsätzlichen Unterschied
zwischen Essen oder Arznei? Gewiss nicht! Wir richten von selbst unser Essen
anders ein, wenn wir krank sind! Warum sollten wir nicht unserm Körper eine
gewisse Zutat geben, wenn er krank ist, die er vielleicht gerade entbehrt und
die ihm aufhelfen kann? Ist es ein Unterschied, ob ich eine
gewisse Vitamine im Brot oder im Obst zu mir nehme, oder in kranken
Tagen die benötigte Vitamine, die mir mangelt, in Tablettenform einnehme? Ganz gewiss
nicht!
Wir haben eine
volle Freiheit, Arznei zu nehmen oder nicht zu nehmen – wie wir in jedem
einzelnen Fall von dem Herrn geleitet werden.
„Alle Kreatur Gottes ist gut, und nichts ist verwerflich, das mit
Danksagung empfangen wird.“
1. Timotheus 4, 4
Niemand kann da für
den andern entscheiden, und niemand kann den andern in seiner Entscheidung
richten. Es heißt:
„Denn warum sollte ich meine Freiheit lassen richten von eines andern
Gewissen?“
1. Korinther 10, 29
oder
„Wer bist du, dass du einen fremden Knecht richtest? Er steht oder fällt
seinem Herrn.“
Römer 14, 4
Hüten wir uns nur
sorgsam vor Arzneien, die unter Mitwirkung irgendwelcher teuflischer Kräfte –
wie Pendeln – hergestellt werden – oder die von „Wunderdoktoren“ angeboten werden,
die mit Mächten von unten in Verbindung stehen.
Es gibt in dem
Leben des Gläubigen nichts Höheres, als den Willen Gottes in allen Dingen
völlig und freudig zu tun. Das Werk des Heiligen Geistes in dem wiedergeborenen
Menschen heißt zuallererst: Gehorsam! Das höchste Modell des Gehorsams dem
Vater gegenüber ist Jesus Christus selbst, von dem gesagt wird:
„Er ward gehorsam bis zum Tode, ja zum Tode am Kreuz.“
Philipper 2, 8
Jesus Christus aber
hat den Gehorsam gelernt und bewiesen im Leiden.
„Wiewohl er Gottes Sohn war, hat er doch an dem, was er litt, Gehorsam
gelernt.“
Hebräer 5, 8
Vor uns, den
Seinen, liegt derselbe Weg, den Er gegangen ist. Gehorsam ist der höchste
Beweis völligen Vertrauens in die Führung des Herrn. Gehorsam ist besser als
Opfer und mehr als Flehen und Fasten, Gehorsam ist ein tieferes Erleben mit dem
Herrn als eine seelische oder körperliche Erfahrung. Verachten wir nicht den Weg
des schlichten, freudigen Gehorsams in allen Dingen, auch in der Schwachheit
und in der Krankheit unseres Leibes.
Ist es nicht wahr
und durch die Erfahrung vielfach bestätigt, was Petrus durch den Heiligen Geist
schreibt:
„Wer am Fleisch leidet, der hört auf von Sünden, dass er
hinfort die noch übrige Zeit im Fleisch nicht der Menschen Lüsten, sondern dem
Willen Gottes lebe.“
1. Petrus 4, 1-2
Wir können gewiss sein, dass unserm Herrn die Heiligung Seiner Kinder wichtiger ist als ihre Heilung, und dass Seine Liebe sie wohl durch Krankheitsnöte führen kann, um sie zu läutern wie Gold! Es heißt:
„Auf dass euer Glaube
rechtschaffen und viel köstlicher erfunden werde, denn das vergängliche Gold,
das durchs Feuer bewährt wird, zu Lob, Preis und Ehre, wenn nun offenbart wird
Jesus Christus.“
1. Petrus 1, 7
Ist es nicht die Erfahrung aller Gläubigen, dass gerade Tage der Krankheit einen tiefen Segen wirkten, und dass sie durch Krankheitsnot näher in die Gemeinschaft mit ihrem Heiland und Herrn gebracht wurden, so dass sie die Krankheitszeit nicht missen möchten? Wie oft birgt der Herr Seinen kostbaren Schatz – den Heiligen Geist – in recht zerbrechlichen Gefäßen, damit alle Ehre und aller Ruhm ganz allein Ihm gehöre:
„Wir haben aber solchen Schatz in
irdenen Gefäßen, auf dass die überschwängliche Kraft sei Gottes und nicht von
uns.“
2. Korinther 4, 7
Zusammenfassend wollen wir sagen: Unser Herr und Heiland
Jesus Christus hat uns durch Seinen Tod am Kreuz und durch Seine Auferstehung
von den Toten eine herrliche und völlige Erlösung von Sünde, Tod und Teufel
erworben.
Wir sind mit Ihm durch den Glauben eins geworden – eins im Tod und eins im Leben – und wir haben durch den innewohnenden Heiligen Geist schon heute hier auf Erden die volle und tiefe Gemeinschaft mit Ihm, dem Leben, mit Ihm, dem Sieger. Wir können schon heute triumphierend fragen:
„Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg? Aber der Stachel des Todes ist die Sünde; die Kraft aber der Sünde ist das Gesetz. Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn Jesus Christus!“
1. Korinther 15, 55-57
Wir sind tatsächlich
„mit ihm versetzt in das Himmlische“, Epheser 2,6 und wir leben dort in der Wirklichkeit des Lebens, das wir in uns tragen und das sich voll entfalten wird, wenn uns der Leib dieses Todes genommen ist und es Tatsache sein wird, dass Er
„unsern nichtigen Leib verklären wird, dass er ähnlich werde seinem verklärten Leibe.“
Philipper 3, 21
Solange wir aber hier in dieser Hütte unseres Leibes wallen, dürfen wir uns der überwältigenden Kraft Jesu Christi getrösten, die uns hindurch trägt durch alle Schwachheit des Leibes, so dass wir niemals entmutigt, niemals unter Druck sein müssen, sondern freudig bekennen dürfen:
„Aber in dem allem überwinden wir weit um deswillen, der uns geliebt hat.“
Römer 8, 37