Hans Peter Royer - ID 25205 - Energie 2 2013 - Teil 3/5 - Herz

 

(Vortrag während 42. Alpinen Skiweltmeisterschaft vom 4. bis 17. Februar 2013 in Schladming,

Tauernhof, Schladming)

 

Sprüche 4, 23 und Hebräer 4, 12 und Matthäus 15, 19 und Jeremia 17, 9-10 und 1. Timotheus 1, 15 und Lukas 18, 9-14 und Johannes 12, 42

 

Ich möchte einfach Gott danken einfach für die Gelegenheit, und danach schlagen wir das Wort auf.

Lieber Vater, wir kommen wieder vor dir in Dankbarkeit, im Wissen, wie sehr wir dich brauchen. Herr danke, dass wir das tun dürfen, was wir tun. Dass wir Menschen treffen dürfen, alles unterschiedliche Menschen, die du liebst, weil du sie geschaffen hast, und du wünscht dir nichts mehr, als dass sie zu dir kommen. Wir beten Vater für die Menschen gerade in unseren Familien und im Freundeskreis, die dir noch fern sind, die vielleicht sogar ablehnend sind. Herr, bitte erweiche ihr Herz, zieh du sie zu dir und schenke, dass sie dich erkennen können.

Vater, vielleicht ist jemand hier, der dich noch nicht persönlich kennt. Ich bete, dass er sich auf dich einlässt, das größte Abenteuer des Lebens, unseren Retter kennenzulernen, damit wir nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Herr, das wünsche ich mir in Jesu Namen. Amen.

 

Schlagt mal auf Sprüche 4, Vers 23 - einer meiner Lieblingsverse im Buch der Sprüche auf jeden Fall:

23 Mehr als alles, was man sonst bewahrt, behüte dein Herz! Denn in ihm entspringt die Quelle des Lebens.

Er sagt hier, mehr als alles, was man sonst bewahrt, mehr als alles andere, behüte dein Herz, denn in ihm entspringt die Quelle des Lebens.

 

Jetzt ist mal die Frage, was ist eigentlich das Herz? Was meint die Bibel damit?

 

Wir alle wissen zum einen, das Herz ist der quer gestreifte Muskel. Wir haben ja genügend Krankenschwestern, ihr könnt das bestätigen. Und es pumpt jeden Tag und zwar jede Minute 4 bis 12 Liter Blut durch unseren Körper, das ist eh ein Wahnsinn, zwischen 80 und 100 Jahre. Ich denke oft, das Herz, das bleibt nie stehen bis man halt stirbt, aber das geht andauernd. Es ist keine Überraschung, wenn morgen in der Früh jemand tot im Bett liegt. Wisst ihr, was die Überraschung ist, dass wir in der Früh noch alle leben. Da muss man echt mal nachdenken. Das Herz, das könnte auch mal sagen, du jetzt habe ich genug, jetzt höre ich mal auf. Das geht weiter und weiter und weiter, es ist ein Wahnsinn.

 

Ich muss es auch so sagen, oft zum Beispiel, wenn jemand Selbstmord begeht, was eine traurige Sache ist. Man ist oft schockiert, aber die größere Überraschung ist, warum die meisten Menschen weiterleben wollen. Viele Menschen, die leben gar nicht gerne, die jammern nur, alles ist nur schlecht. Dann denke ich, warum lebst du überhaupt noch, warum ist das so. Das sollte uns eigentlich immer wieder neu überraschen.

 

Aber so ist es auch mit unserem Herzen. Es ist ein erstaunliches Organ. Aber wenn die Bibel über Herz spricht, meint sie nicht diese faustgroße Pumpe, sondern sie spricht über den inneren Menschen. Es ist auch so, wenn der Bursche zum Mädchen sagt, ich liebe dich von ganzem Herzen, meint er ja auch nicht, ich liebe dich mit meiner Pumpe, sondern er meint, ich liebe dich mit Herzen, mit meinem ganzen inneren Vermögen. Das ist es, was er damit meint und man sagt es so.

 

Das Herz ist auch das Zentrum unseres Denkens.

 

Schlagt mal auf Hebräer 4, Vers 12, der Vers verrät uns etwas über die Funktion unseres Herzens. Da lesen wir:

12 Denn das Wort Gottes ist lebendig und wirksam, schärfer als jedes zweischneidige Schwert und durchdringend bis zur Scheidung von Seele und Geist, sowohl der Gelenke als auch des Markes, und ein Richter der Gedanken und - jetzt kommt es - der Gesinnung des Herzens.

Unser Herz hat eine Gesinnung. Das heißt, unser Denken kommt von unserem Herzen, nicht nur vom Hirn, wie wir glauben.

 

In Matthäus 15, Vers 19, sagt Jesus:

19 Aus dem Herzen kommen hervor böse Gedanken.

Nicht aus dem Hirn, sie kommen aus dem Herzen. Das heißt, das Herz ist das, was meine innere Haltung, was meine Einstellung zum Leben ist.

 

Ich weiß nicht, wer von euch schon mal etwas gelesen über Blaise Pascal, der Franzose.  Sagt man das so? Ich kann nicht französisch. Einen Satz kann ich: "mettre ses skis sur la neige", d. h. lege die Ski auf den Schnee. Aber sonst nix. Das habe ich gelernt als Skilehrer.

 

Aber der Blaise Pascal hat mit 19 Jahren seine erste Rechenmaschine entwickelt. Er war ein kluger Kopf, hat auch des Pascalsche Gesetz geschrieben u.a. Im Alter von 31 Jahren erlebt er eine Bekehrung zu Jesus hin. Und dann hat er die Erlebnisse als Christ - er ist nur 39 Jahre alt geworden und hat übrigens immer Kopfweh gehabt, hat sehr gelitten - alle aufgeschrieben. Er hat die Gedanken in seinen Mantel eingenäht. Und diese Mantel-Gedanken wurden dann in einem Werk zusammengefasst, das heißt "pensées" - Gedanken - . Da steht ein Satz, den liebe ich. Er hat geschrieben:

v  Die Argumentation des Menschen kommt von seinem Herzen.

 

Wie du argumentierst, kommt nicht von deinem Kopf, sondern vom Herzen. Darum, viel wichtiger als die Information, die wir bekommen, ist die Einstellung, die innere Herzenshaltung, die ein Mensch zum Leben hat. Wir denken eben nicht nur mit unseren Gedanken, sondern mit unserem Herzen, mit unserer Haltung. Das kann ich euch ganz leicht beweisen. Ihr hört heute Abend alle genau dasselbe, ihr kriegt dieselbe Information. Aber fast jeder geht hinaus und denkt etwas anderes, weil du nicht mit deinem Hirn nur denkst, sondern deine innere Haltung, die bestimmt, wie du das Gehörte aufnimmst.

 

Ein Essay von Charles Swindoll habe ich vor Jahren gelesen, das begleitet mich sehr. Das möchte ich euch vorlesen, gefällt mir extrem:

Je länger ich lebe, desto mehr erkenne ich, welchen enormen Einfluss meine Einstellung auf das Leben hat. Die Einstellung zum Leben ist wichtiger als Tatsachen.

 

Die innere Haltung ist wichtiger als die Vergangenheit, als unsere Ausbildung, als Geld, als Umstände, als Versagen, als Erfolg, wichtiger als das, was andere Menschen denken, sagen oder tun. Meine Haltung ist wichtiger als mein Auftreten, meine Gaben oder mein Können. Sie baut oder zerstört eine Firma, eine Gemeinde, eine Familie.

 

Und das bemerkenswerte daran ist, dass wir wählen, welche Einstellung wir einnehmen, jeden Tag neu. Wir können weder die Vergangenheit ändern, noch können wir beeinflussen, wie andere Menschen sich verhalten werden. Das Unveränderbare können wir nicht verändern. Das Einzige, das wir tun können, ist die eine Saite zu spielen, die wir haben, unsere Einstellung.

 

Und dann sagt er, den Satz liebe ich:

Ich bin überzeugt. dass das Leben aus 10 % daraus besteht, was mir geschieht, und 90 % daraus,

wie ich darauf reagiere.

 

Und genauso ist es auch in deinem Leben - wir sind verantwortlich für unsere Einstellung.

 

Unsere Haltung bestimmt, wie wir leben.

 

Das gilt bis zum Grab, es hört nie auf. Das hat mir auch so gefallen, ich war vor 2 Monaten in der Klostermühle. Das ist ein Fackelträger-Zentrum in der Nähe von Koblenz, das erste in Europa nach Capernwray Hall. War schon mal jemand in der Klostermühle? Einige schon, super. Und da ist einer, den kennt ihr, die schon dort waren, nämlich der Heiner Eberhardt, er ist nämlich schon 40 Jahre dort. Er hatte sein 40jähriges Jubiläum.

 

Ich habe den Heiner gefragt jetzt im Herbst: "Ja, 40 Jahre, wie geht es dir da so?"

Er hat gesagt: "Ich muss immer an die 40 Jahre Wüstenwandung denken, die die Israeliten hatten, weil das steht im 5. Mose 8, Vers 2:

2 Du sollst an den Weg denken, den der Herr, dein Gott, dich diese 40 Jahre in der Wüste hat wandern lassen, um dich zu prüfen und zu erkennen, was in deinem Herzen ist."

 

40 Jahre hat Gott ihn geprüft, was in seinem Herzen ist.

Ich habe ihn gefragt: "Was hast du herausgefunden, was ist in deinem Herzen?"

Die Antwort hat mir sehr imponiert.

Er sagte: "Früher dachte ich, wenn ich älter werde, kriege ich das Christenleben in den Griff. Aber ich habe erkannt, dass die Abgründe meines Herzens viel tiefer sind, als ich je gedacht hätte. Und ich habe auch erkannt, dass ich vielmehr von Gott ergriffen bin, als ich je erträumt hätte."

 

Er bekommt das Christenleben nicht in den Griff und du auch nicht. Aber zu erkennen, dass Gott dich im Griff hat mit, mit und trotz all deiner Abgründe, das ist, was das Herz erkennen soll.

 

Ich möchte heute über etwas reden, und zwar nenne ich es ehrlich sein uns selbst gegenüber.Wenn wir wollen, dass wir gesund werden im Glauben, im Leben mit Jesus, dann müssen wir lernen, ehrlich zu sein und das ist gar nicht so leicht.

 

Zum Beispiel: Jetzt, während der WM kann ich euch ehrlich sagen, da hätte ich am Tauernhof ein paar gute Geschäfte machen können. Nicht jedes Geschäft wäre moralisch ganz korrekt gewesen. Aber es hätte sich gelohnt, zumindest finanziell. Was tut man? Sagst du, ja, das tut ja sowieso jeder hier, warum ich nicht, warum bin ich so blöd und tue es nicht. Oder überlegt man, und lässt die Frage auf sich wirken und ist ehrlich. Oder du bist im Streit mit jemanden und dann bittest  du jemanden um Rat, eine Vertrauensperson. Aber du willst gar keinen Rat, du willst nur bestätigt haben, dass du recht liegst und der andere falsch.

 

Bin ich ehrlich zu mir selbst, sage ich mir selbst die Wahrheit?

Warum sage ich das? Aus dem einfachen Grund: Ich kenne die meisten von euch gar nicht, aber eins weiß ich von dir: Wir alle sind Experten, uns selbst zu belügen.

 

Da sind wir Weltmeister.

v  Wir reden uns ein, dass wir etwas brauchen und kaufen es, obwohl wir es nicht brauchen und es uns gar nicht leisten können. Und dann bekommt man den Stress mit Schulden, Kredite, Streitpotenzial zu Hause usw.

v  Wir gehen eine Beziehung ein, obwohl wir eigentlich wissen, es ist nicht ganz klug, aber ich tue es trotzdem. Dann wird sie schwanger, heiraten will man aber auch nicht. Jetzt kommt die Frage: Soll man das Kind abtreiben oder nicht?

v  Und wir lassen uns auf ein Geschäft ein, obwohl wir wissen, es ist nicht 100 % koscher, und wir tun es trotzdem. Dann kommt die unehrliche Geschäftsführung auf und wir müssen immer mehr Lügen erzählen.

 

Warum tun wir so unkluge Dinge? Aus einem ganz einfachen Grund, wir sind Weltmeister uns selbst zu belügen. Wir reden darüber, objektiv zu sein, aber Objektivität ist ein Mythos, das ist nur Gott, aber kein Mensch. Und darum ist die Frage so entscheidend: Bin ich wirklich ehrlich mit mir selbst? Mit anderen Worten, da kann sich jeder prüfen.

Warum kaufe ich das Auto, den Audi Quattro, den sieht man jetzt überall, obwohl ich das Geld nicht habe?

o   Ja, ich brauche einen Allrad, weil die Winter werden immer härter.

Da muss man fragen: Ehrlich, ist das der wahre Grund, warum du den kaufst. Ich habe ja nichts gegen kleine oder große Autos, aber warum kaufe ich es - ehrlich sein.

Warum habe ich so zornig reagiert?

o   Ja, weil er im Unrecht ist und ich im Recht.

Ehrlich, oder ist nur dein Stolz verletzt und darum bin ich so zornig.

 

Ich habe heute meine Brille nicht mit. Aber hier bei mir, da ist es schön hell, es geht noch. Aber meine Frau sagt, warum setzt du nicht deine Brille auf, sieht eh nichts mehr. Ich sage dann, ja, ich habe sie vergessen und das passt mir nicht. Ehrlich, wisst ihr, warum ich sie nicht aufsetze, weil ich eitel bin. Das ist der wahre Grund.

 

Der Grund, warum wir die Frage lieber vermeiden ist: Wenn man ehrlich ist, überführt man sich selbst. Das ist an Anfang unangenehm. Man will es lieber nicht so genau wissen, was man wirklich denkt. Das ist oft bequemer, Schwamm drüber, das passt schon so auf die Art, wie man bei uns sagt. Aber unser Eingangsvers ist, wir haben in Sprüche gelesen: Mehr als alles, behüte dein Herz!

 

Wenn wir wollen, dass unser Herz behütet bleibt, müssen wir lernen, ehrlich zu sein, bin ich wirklich ehrlich mit mir selbst. Wenn ich nämlich nicht ehrlich bin, mit Halbwahrheiten herumdrücke, dann geschieht etwas mit meinem Herzen, es wird hart, mein Herz verhärtet sich. Und was unser Herz anbelangt, befinden wir uns alle im selben Boot. Es ist völlig egal, wie alt zu bist oder von wo du kommst, niemand ist geschützt, davor, dass sein Herz hart wird. Da haben wir ein Problem.

 

Wisst ihr, warum ich das weiß, weil in Jeremia 17, Verse 9 und 10, sind diese bekannten Verse. Wenn du eine Bibel dabei hast, das musst du einrahmen, da lesen wir.

9 Trügerisch ist das Herz, mehr als alles, und unheilbar ist es. Wer kennt sich mit ihm aus?

10 Ich, der Herr, bin es, der das Herz erforscht.

 

Unser Herz ist trügerisch, mehr als alles, und es ist unheilbar, und niemand kennt sich damit aus, Jeremia 17, Vers 9. Jeder Mensch, unsere Kinder und unsere Großmutter haben ein trügerisches Herz. Und niemand von uns ist in der Lage, sein Herz selbst zu heilen. Wir sind angewiesen auf Gott, dass er unser Herz heilt.

 

Interessant ist hier auch, Jeremia schreibt nicht, unser Herz ist unehrlich. Das steht nicht da. Unser Herz ist trügerisch.

 

Wir alle haben Menschen getroffen, die lügen und nach einer Minute weißt du, dass der lügt, das ist ganz offensichtlich. Aber trügerisch zu sein ist etwas anderes.

Ein trügerischer Mensch bin ich dann, wenn ich Wahrheit und Unwahrheit vermische, sodass ich eigentlich gar nicht merke, dass ich lüge.

 

Ich gebe so viel Wahrheit zur Unwahrheit, dass ich in der Lage bin, mich selbst und andere zu manipulieren. Und wir sind in der Lage, für uns selbst zur Wahrheit so viel Unwahrheit dazuzutun und dabei zu glauben, dass es passt. Und wir belügen uns dabei selbst. Wer kennt sich mit dem Herzen aus?

 

Wenn wir ehrlich sind, ist es nicht so, man schaut zurück, speziell die Älteren unter uns, und man fragt sich manchmal, warum bin ich nur so blöd gewesen.

v  Warum habe ich jemals so eine dumme Entscheidung getroffen?

v  Warum habe ich mich mit der Person eingelassen, ich kann es nicht glauben, das hätte ich ja kommen sehen müssen?

v  Oder ich verstehe nicht, warum ich jemals da hingekommen bin?

Willkommen im Club. Unser Herz ist trügerisch, darum passiert uns das.

 

Wir alle kennen auch Menschen, die schöner, schneller, reicher, bekannter sind als wir. Und manchmal sind wir schockiert, wenn jemand, der schneller, reicher, schöner ist als wir, Entscheidungen trifft, die so dumm sind. Weil wir denken, wenn ich so viel Geld hätte wie der, dann hätte ich so etwas nicht nötig.

v  Man fragt sich oft bei Politikern, die im Monat 100 000 € verdienen, und dann unterschlagen sie immer noch Geld. Ich denke mir, was tut der mit dem ganzen Geld. Wenn ich mal so viel verdiene, dann brauche ich nichts mehr unterschlagen, warum tut er das.

v  Oder man sagt, ja wenn ich so bekannt wäre wie die, dann hätte ich doch das nicht nötig.

v  Oder wenn ich so gut aussehen würde wie die, dann würde ich mich doch nie auf so jemand einlassen.

Warum treffen solche Menschen so dumme Entscheidungen? Die Antwort ist ganz einfach: Ihr Herz ist genauso trügerisch wie deins. Das sagt die Bibel ganz klar: Unser Herz ist trügerisch. Wir belügen uns selbst. Das interessante ist, wenn andere Menschen sich selbst belügen, erkennen wir es relativ leicht und schnell.

 

Meine Frau, die Hannelore, hat ein gutes Gespür. Wenn wir mit jemanden zusammensitzen, dann sagt sie nachher zu mir, du, der lügt sich auch selbst in die Hose oder so, das ist bei uns so ein Spruch, der lügt sich selber an. Bei den Kindern, wer von euch Kinder hat, da merkst du es sofort. Du fragst die Kinder, warum hast du dein Zimmer nicht aufgeräumt? Ja, ich habe keine Zeit gehabt, ich musste lernen. Du weißt genau, der hat genug Zeit gehabt, der musste nicht lernen - der ist faul, das ist alles, der will nicht. Aber wir lügen uns selbst an - ich habe keine Zeit, ich muss lernen usw.

 

Bei anderen erkennt man es relativ leicht, wenn sie sich anlügen, aber nicht bei uns selbst. Es gibt einen Spruch, der heißt:

Stolz sieht den Fehler bei anderen, aber nicht bei sich selbst.

 

Jeder in diesem Raum weiß genau, wovon ich rede. Da sitzt keiner hier, der sagt, Hans Peter, keine Ahnung, wovon der heute redet, ich habe noch nie so etwas erlebt. Du weißt genau, wovon ich rede. Und ich möchte dich einfach heute Abend ermutigen:

Sei einfach mal ehrlich zu dir selbst.

Du musst nicht ehrlich sein zu den anderen, nur mal zu dir selbst. Frage dich mal ehrlich:

v  Warum bist du noch immer in der Firma, wo du bist?

v  Warum bist du am Tauernhof, kann ich Mitarbeiter fragen, am Bodenseehof, wo immer?

Antwort:

v  Ja, weil es meine Berufung ist.

Ehrlich, ist das der wahre Grund oder habe ich Angst, dass ich sonst nichts finde. Der wahre Grund ist vielleicht Angst, warum ich immer noch bin, wo ich bin.

 

Du kannst hier Leute fragen:

v  Warum baust du ein zweites Hotel, hast eh schon genug Probleme mit dem einen. Jetzt baut er noch ein zweites Hotel. Warum tust du es?

Antwort:

v  Ja, weil die Gewinnspanne wird besser und ich muss nicht so viele Steuern bezahlen.

Ehrlich, die Wahrheit ist wahrscheinlich, ich will meinem Vater und meinen Freunden beweisen, dass ich auch etwas kann, vielleicht nehmen sie mich dann erst einmal für voll. Der wahre Grund ist Minderwertigkeit.

 

Dieses ehrlich sein:

v  Warum hast du schon wieder ein neues Kleid gekauft?

Antwort:

v  Ich brauche es, ich habe nichts mehr zum Anziehen.

Ehrlich, vielleicht ist die Wahrheit, dass ich mich unattraktiv finde und darum tue ich das.

Anfangs ist es immer bedrohlich, wenn man ehrlich ist zu sich selbst. Weil einem bewusst wird, ich lebe eine Lüge.

Aber es ist tatsächlich extrem befreiend. Wenn man mal ehrlich ist mit sich selbst und sagt, ja so ist es, darum tue ich es.

Klingt nicht gut, schaut nicht schön aus, aber das ist ehrlich.

 

Denn nur wenn ich ehrlich werde, kann ich zu dem Punkt kommen, wo ich nicht mehr von der Lüge bestimmt werde. Und dann bin ich ein Kandidat für die Liebe Gottes und sage:

Herr Jesus, du kennst mein Herz, und wenn ich ehrlich bin, ich habe es getan, weil ich mich minderwertig fühle, unattraktiv, was immer. Herr, ich brauche dich. Jesus danke, dass du mich liebst, arbeite an mir, komm in mein Leben.

 

Da wird das Christleben dann Realität. Nicht nur, ja so nebenbei Christsein halt, weil man Christ ist. Ich brauche dich wirklich, Herr, mein Herz ist so falsch gestrickt. Und dann erkennen, wie ich in seiner Liebe angenommen bin, obwohl ich ehrlich bin und weil ich ehrlich bin. Jesus sagt, ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen. Nur die Lüge bindet. Die Wahrheit ist anfangs bedrohlich, das stimmt, aber sie ist sehr befreiend.

 

Etwas, das wir im Sommer machen, zumindest bei den längeren Freizeiten und bei "Upward Bound" und ich glaube bei "Aufwärts" machen wir es auch noch, ab und zu machen wir es mit Mitarbeitern, den heißen Stuhl.

Da sitzt einer in der Mitte vom Kreis und alle anderen, die müssen sich natürlich halbwegs gut kennen, sitzen herum und jeder hat zwei Minuten, um dir zu sagen, was bei dir nicht gut ist. Dann hat er die Möglichkeit, noch eine Sache zu sagen, die er von dir gelernt. Der in der Mitte hört einfach zu, braucht sich nicht verteidigen, gar nichts, nur mal zuhören.

 

Am Anfang, als ich dies das erste Mal getan habe, war ich echt nervös. Das schaut nicht gut aus, ich will das gar nicht hören. Aber wisst ihr, wie befreiend es ist, ehrlich zu hören, aha, so komme ich rüber, so sieht mich der andere.

Weißt du nämlich, wie du glaubst zu sein, und wie andere dich sehen, da ist oft ein Riesenunterschied.

 

Bei mir ist es zum Beispiel oft so, ich denke mir, ich will einfach ein Freund sein, ich will dem anderen ein angenehmes Gefühl geben. Und dann sagen sie: Du bist so bedrohlich - ich weiß auch nicht, aber das muss dir mal jemand sagen.

 

Ich denke genau das Gegenteil von mir und dann fragst du: Wieso? Man kann natürlich nicht mehr seine Persönlichkeit verbiegen, aber es wird einem bewusst, warum eigentlich. Und man kann zumindest mal darüber nachdenken und fragen: Ja, wie könnte ich es anders machen.

 

Es ist eine sehr gute Übung, mal einfach spazieren zu gehen mit Jesus und zu fragen,

v  der wahre Grund, warum ich die Scheidung will, ist... Warum denke ich darüber nach, was ist der wahre Grund?

v  der wahre Grund, warum ich meinen Ehepartner nicht konfrontieren will, ist ...Was ist der wahre Grund? Nicht das, was ich sonst so sage, was ist der wahre Grund?

v  der wahre Grund, warum ich nicht mehr in die Kirche gehe, ist... Was ist der wahre Grund, warum du nicht mehr in die Gemeinde gehst?

 

Jemand hat mal zum Pfarrer gesagt: Ist dir aufgefallen, ich gehe nicht mehr in die Kirche. Ja, sagt der Pfarrer, ist mir schon aufgefallen. Willst du wissen, warum ich nicht mehr in die Kirche gehe? Ja, sag es mir es. Weil deine Kirche ist voller Heuchler. Das ist kein Problem, einen Platz haben wir noch.

 

Du bist genau so ein Heuchler. Was ist der wahre Grund, warum ich nicht mehr in die Gemeinde gehe? Einfach mal ehrlich sein, wir legen uns ja die Sätze zurecht, die Gedanken, was wir dem anderen sagen. Und du musst wie gesagt zu den anderen gar nicht ehrlich sein, aber sei es mal zu dir selbst, das ist unheimlich hilfreich.

 

Wisst ihr, was Jesus am meisten geliebt hat - Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit. Welche Leute können zu Jesus kommen? Das ist so schön in der Bibel. Jesus ist nicht für Christen gestorben, auch nicht für Buddhisten, auch nicht für Hindus oder Moslems oder Atheisten, Jesus ist nur für Sünder gestorben und für sonst gar niemand.

 

1. Timotheus 1, Vers 15, da sagt Paulus:

15 Das Wort ist gewiss und aller Annahme wert, Jesus Christus in die Welt gekommen, um Sünder zu erretten, von denen ich der größte bin.

Jesus kam für Sünder und sonst zu niemand. Wenn du kein Sünder bist, habe ich eine schlechte Botschaft, du kannst nicht zu Jesus kommen. Denn nur Sünder können zu Jesus kommen. Das ist für mich eine gute Botschaft.

 

Im Lukas Kap. 18 ist die bekannte Geschichte vom Pharisäer und Zöllner im Tempel. Ich lese nur ein paar Verse vor, Verse 9 - 14:

 9 Er sprach aber auch zu einigen, die auf sich selbst vertrauten, - sie haben auf sich selbst gebaut - dass sie gerecht seien, und die Übrigen verachteten, - erzählte er -  dieses Gleichnis:

10 Zwei Menschen gingen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer und der andere ein Zöllner.

11 Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst so: Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die übrigen der Menschen: Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner.

12 Ich faste zweimal in der Woche, ich verzehnte alles, was ich erwerbe.

13 Der Zöllner aber stand weitab und wollte sogar die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig!

14 Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, im Gegensatz zu jenem; denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

 

Warum ist der Zöllner angekommen - nicht weil sein Lebensstil so christlich ist. Da könnte man vieles aussetzen. Aber eins hatte der Zöllner, er war ehrlich: Herr, sei mir Sünder gnädig, ich brauche dich. Und Gott bewirkt dann auch etwas, eine Arbeit im Herzen der Menschen, auch in unseren. Aber es ist so gut, ehrlich zu sein.

 

Wir stehen immer wieder vor einer Weggabelung, wo wir uns entscheiden müssen für diesen Weg oder diesen Weg. Frage dich, bin ich ehrlich, warum gehe ich diesen Weg und nicht diesen? Ein Vers noch im Johannes 12, Vers 42. Da lesen wir über die führenden Männer zur Zeit Jesu, auch die religiöse Elite, damals die bekannte.

42 Dennoch aber glaubten auch von den Obersten viele an Jesus; doch wegen der Pharisäer bekannten sie ihn nicht, damit sie nicht aus der Synagoge ausgeschlossen würden;

43 denn - und hier ist der Punkt -sie liebten die Ehre bei den Menschen mehr als die Ehre bei Gott.

 

Wisst ihr, warum wir oft unehrlich sind, warum mir es oft schwer fällt? Weil ich immer nachdenke, was denken Menschen von mir, und bei Sprüche, da steht ein Vers :Menschenfurcht stellt dir eine Falle.

 

Wenn wir mehr darüber nachdenken, was Menschen von uns halten, dann ist die Gefahr groß, dass wir unehrlich werden. Wenn ich aber damit beschäftigt bin, mich frage, Gott, was denkst du von mir, wie kann ich dir gefallen, Gott, dann ist die Wahrscheinlichkeit viel größer, dass ich ehrlich handle. Wen fürchte ich mehr, Gott oder Menschen? Jemand hat das mal so schön gesagt:

Ein Mensch, der Gott fürchtet, der muss keine Menschen mehr fürchten.

 

Wir werden es, glaube ich, nie ganz schaffen, eine gewisse Menschenfurcht bleibt uns. Das glaube ich zumindest. Wenn da jemand komplett frei ist, den muss ich bewundern, Hut ab. Aber ich weiß nicht, ob ich schon einen getroffen habe. Aber, es kann viel, viel besser werden. Wir müssen uns nicht vom Denken der Menschen bestimmen lassen, wenn wir Gott fürchten, ihn lieben.

Das ist die Botschaft, dass die Wahrheit uns frei macht, nicht die Lüge.

 

Darum auch, nütze vielleicht sogar den heutigen Abend, dass du sagst, Herr, ich will ehrlich sein vor dir und zu mir selbst, warum tue ich, was ich tue, und so vor ihn kommen. Ich möchte noch beten.

 

Lieber Vater, ich danke dir so sehr, dass du für Sünder gestorben bist und auferstanden bist und lebst. Danke, das du gekommen bist, um Sünder zu retten, von denen Paulus sagt, dass er der größte Sünder ist, dann bin auch ich dabei, Herr, und dafür danke ich dir.

 

Danke, dass ich vor dir immer ehrlich sein kann. Ich bete Herr um die Gnade , dass ich auch zu mir selbst ehrlich bin. Wir wissen, unser Herz ist so trügerisch und so leicht fallen wir hinein, uns selbst zu belügen. Herr, danke, dass du uns vergibst, danke, dass du uns liebst in allem. Doch Herr, gleichzeitig müssen wir unser Leben nicht von der Lüge bestimmen lassen, sondern dein Wort gilt, dass die Wahrheit uns frei macht.

 

So wollen wir uns immer wieder an dich wenden, von dir lernen, von deiner unbedingten Liebe, von deiner Gerechtigkeit, deiner Geradheit. Und wir wollen lernen, dich mehr zu fürchten als die Menschen, mehr darauf zu achten, was du denkst, als immer darauf zu schauen, was der andere denkt. Herr, schenke uns die Gnade, dass wir so leben lernen dürfen, und es wieder jeden Tag neu lernen, jeden Tag neu vor dich treten und ehrlich sind.

 

Danke Herr, für diese Woche, für die Leute hier, segne sie, Herr, und mach sie zum Segen für viele andere. Amen.