Predigt über Hebräer 1, 1-14
Als
der Herr Jesus auf dem See Genezareth den Sturm stillte, da waren die Leute
sehr entsetzt. In Markus 4,41 lesen wir, dass sie sich fürchteten mit einer
sehr großen Furcht, und sprachen: "Wer ist der? Dem auch der Wind und die
Wellen gehorchen?" - Wer ist der? Diese Frage soll uns in dieser Predigt
bewegen. Wer ist der eigentlich, den wir Heiland und Herr nennen, zu dem wir
kommen, der uns erlöst hat, zu dem wir beten?
Er ist so gewaltig und so vielschichtig, dass kein menschlicher Geist
ihn begreifen kann, und den deshalb auch niemand in einer Predigt erklären
kann. Er offenbart sich uns oft so gegensätzlich, so unterschiedlich, dass wir
nicht verstehen können, wie das in einer Person vereinigt sein kann. Er ist der
liebe Heiland, der gute Hirte, er ist der, zu dem wir alle Zeit kommen dürfen,
ganz gleich mit welcher Not und mit welchem Anliegen, er ist der, der die
Tränen abtrocknet, bei dem wir uns wohlfühlen. Aber er ist heilig. Wenn er am
Ende der Zeit auf seinem Thron sitzen und zu denen zu seiner Linken sagen wird:
"Gehet hin, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem
Teufel und seinen Engeln!", dann werden wir etwas ahnen, wie und wer er
eigentlich ist. Wenn der Herr Jesus in dem Bericht von dem reichen Mann und dem
armen Lazarus schildert, wie der reiche Mann dort in dem Feuer ist und brennt,
dass nur der Gedanke, Lazarus könnte das Äußerste seines Fingers ins Wasser
tauchen und damit seine Zunge kühlen,
ihm schon eine Erquickung bedeutete, dann fragen wir: "Wer ist der
eigentlich, zu dem wir kommen?" Paulus schreibt: "Weil wir wissen,
dass der Herr zu fürchten ist..." und in 2.Korinther 7,1, dass wir unsere
Heiligung vollenden sollen in der Furcht des Herrn, dann merken wir, er ist
mehr, als wir ihn oft einschätzen. Heute
Morgen wollen wir ihn etwas kennen lernen aus dem Brief an die Hebräer, aus dem
ersten Kapitel.
Hebräer Kapitel 1: Gott hat vorzeiten und auf mancherlei Weise
geredet zu den Vätern durch die Propheten.
Gott hat geredet! Gott redet noch! Zuerst durch die Schöpfung. Wie
gewaltig ist die Schöpfung. Und wer es nur will, kann daraus erkennen, dass es
einen Schöpfergott gibt. Er kann Gott in der Schöpfung hören und sehen. Was
kann man denn in der Schöpfung sehen? Dass Gott anbetungswürdig ist.
Anbetungswürdig in seiner Weisheit und Kraft und Macht und in seiner
Vielfalt. Gott redet in den Geschicken
der Völker und durch das Leben der einzelnen Menschen. Was können wir daraus
erkennen? Wie heilig Gott ist und wie gerecht. Aber man muss geöffnete Augen
haben, nein, man muss ein williges Herz haben, um Gottes Stimme zu vernehmen,
sowohl in der Schöpfung als auch in dem Leben der Völker. Im allgemeinen
sind die Menschen nicht willig, Gott zu hören. Darum lernen sie auch nichts aus
dem, was Gott spricht. Aber, Gott redet, er bleibt nicht in der Verborgenheit,
er tut sich kund. Doch zu einer Gruppe
Menschen hat Gott in ganz besonderer Weise geredet, zu Abraham und seinen
Nachkommen, den Kindern Israels. Gott sprach zu einigen
von ihnen persönlich oder durch Engel und zu allen dann durch die Propheten.
Sein Reden war oft und auf
unterschiedliche Weise: direkt, durch Engel, Visionen oder Träume. Hätte
Gott nicht auch auf diese Weise zu uns Menschen geredet, wir hätten nie
erkennen können, wer und wie Gott wirklich ist.
Sein Wesen, seine Liebe, seinen Charakter, welche Gedanken er hat und
was in seinem Herzen ist, können wir nicht erkennen weder in der Schöpfung noch
in seinem Handeln an den Völkern oder an den einzelnen Menschen. Das können wir
nur erkennen durch sein Wort.
Er redete zu dem Volk durch die Propheten.
Dieses sein Reden lässt uns schon etwas hineinblicken in sein Herz. - Wenn wir
vom Alten Testament reden oder an das Alte Testament denken, denken wir oft:
"Wie gut, dass wir nicht mehr zur Zeit des Alten Testaments leben."
Es kommt uns so fremd vor, so hart, ja oft so inhuman, unmenschlich. Und, uns
vielleicht unbewusst, beurteilen wir auch den Gott des Alten Testamentes so.
Doch haben wir auch daran gedacht, dass es derselbe Gott ist, der sich im Alten
Testament kundtat und der sich auch im Neuen Testament kundtut? Gott ist
unwandelbar, er ändert sich nicht. Wie menschenfreundlich ist sein Gesetz. Wenn
sich die Menschen danach richteten hätten wir paradiesische Zustände auf der Erde.
Wie war Gott auch im Alten Bunde bereit, Sünden zu vergeben. Wie erniedrigt er
sich fast, wenn er durch die Propheten sein Volk, das von ihm abgefallen war,
anfleht, wieder zu ihm zurückzukommen, wie beteuert er seine Liebe zu diesem
untreuen Volk und bittet förmlich um Gegenliebe. Er sagt, wie er unter der
mangelnden Gegenliebe leidet. Welcher Mensch könnte sich so oft und so tief
erniedrigen, um Liebe zu bitten, ohne selbst die Achtung vor sich selbst zu
verlieren? Gott wusste und weiß, was den Menschen erwartet, der sich bewusst
und beharrlich seiner Liebe verschließt und ihn ablehnt. Dass wir uns an manchen Anweisungen und an
manchem Handeln Gottes, das uns im Alten Testament berichtet wird, stoßen,
liegt vielleicht daran, dass es uns an Gotteserkenntnis fehlt. Das schreibt
Paulus an die Korinther in 1.Kor.15, Vers 34: "Das sage ich zu eurer
Beschämung, einige haben keine Gotteserkenntnis."
Gott hat geredet. Gott bleibt nicht in der
Verborgenheit. Doch am Ende dieser Zeit hat Gott geredet durch den Sohn, durch
einen, der Sohn ist. Wenn Gott durch die Propheten redete, war er etwas gehemmt
durch seine Sprachrohre. Was Gott durch die Propheten redete, war noch nicht
alles, was er zu sagen hatte. Es war nicht falsch, aber es war noch nicht
alles. Das Entscheidende sagte er durch seinen Sohn. Zuerst redete Gott durch
das Sein des Sohnes Gottes, durch dessen Wesen und Charakter, dann sprach Gott
durch das Tun seines Sohnes und dann durch sein Reden. Wer ist der, den wir Heiland nennen und
Herr, zu dem wir beten und zu dem wir kommen dürfen?
Wir lesen, Gott hat ihn eingesetzt zum Erben
über alles, durch ihn hat er auch die Welt gemacht. Er ist der Schöpfer des
Universums. Das heißt, Jesus ist nicht erst zur Weihnacht existent geworden, er war schon immer da, vor aller Welt, er hat
ja die Welt gemacht, durch ihn hat Gott die Welt gemacht. Und wenn wir die
Schöpfung in ihrer Vielfalt und Schönheit sehen, sehen wir Jesus. Er hat es
gemacht. Er ist auch der Erbe über
alles. Seinetwillen besteht alles, für ihn ist alles geschaffen. So steht es
auch im Kolosserbrief im 1.Kapitel, 15-17: "Er ist das Ebenbild des
unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene vor aller Schöpfung. Denn in ihm ist
alles geschaffen, was im Himmel und auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare,
es seien Throne oder Herrschaften oder Mächte oder Gewalten; es ist alles durch
ihn und zu ihm (oder für ihn oder zu ihm hin) geschaffen. Und er ist vor allem,
und es besteht alles in ihm (oder alles hat in ihm seinen Bestand)." Alles ist also für Jesus und durch ihn
gemacht worden. - "Den er
eingesetzt hat zum Erben über alles, durch den er auch die Welt gemacht
hat."
Und dann lesen wir, er ist der Abglanz seiner
Herrlichkeit, das Ebenbild seines Wesens. Der Herr Jesus sagt: "Wer mich
sieht, sieht den Vater." Wir können
Gott gar nicht sehen. Dass es einen Vater gibt, hat uns erst der Sohn, der Herr Jesus, kundgetan.
Wir können Gott nicht wahrnehmen. ER, Jesus, ist die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit. Wir können die Sonne nur sehen, weil sie Strahlen
aussendet. Das gilt auch für jedes andere Licht. Ja, wir können uns gegenseitig
nur sehen, weil wir, nachdem wir angestrahlt sind, wieder Strahlen aussenden.
So können wir Gott nur sehen, weil Jesus die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit
ist. Dann heißt es wörtlich weiter, er ist der Charakter seines Wesens. Charakter ist die Prägung
einer Münze. So trug zur Zeit Jesu die Münze das Bild
des Kaisers. So trägt Jesus in sich das Bild des Vaters, es ist ihm eingeprägt.
Wir haben auch alle einen Charakter. Wir sind auch alle irgendwie geprägt. Aber
wie entsetzlich sieht oft das Bild aus, das Menschen zur Schau stellen, das in
sie hineingeprägt ist. - Und nun soll das große Wunder geschehen, dass wir umgeprägt werden in das Ebenbild des Sohnes Gottes. Der Herr Jesus ist also das Gepräge des
unsichtbaren Gottes, die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit. Darum hat er zurecht gesagt: "Wer mich sieht, sieht den Vater."
"Er
trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort." Durch sein Wort hat er die
Welten gemacht. Gottes Wort berichtet, wie Gott, vom Neuen Testament her wissen
wir, es war der Sohn Gottes, aus Ackererde die Statue des Menschen modellierte.
Dann blies er diesem Gebilde seinen Lebensodem ein. Doch bevor das geschah, war
in seinem Geist schon der ganze
menschliche Körper mit allen Einzelheiten geplant: die Notwendigkeit des
Herzens mit seiner Struktur, die Bestandteile des Blutes, alle Nerven und
Organe und ihr Zusammenwirken, das Wunderwerk des Gehirns, das alle Reize der
Sinnesorgane aufnimmt und verarbeitet, durch das der Mensch schöpferisch tätig
sein kann und das das Medium ist, durch
das er mit Gott Verbindung aufnehmen kann und Gott mit ihm. Das alles war schon
in seinem Geist fertig. Als er dann dem Menschen den Lebensgeist einblies,
wurde es verwirklicht. Dann das Wunder der Materie, das Wunder eines Atoms.
Welche Kräfte liegen in der Materie. Durch die Atombomben haben wir etwas davon
erfahren. Die Kraft, die die Elektronen in ihrer Bahn um den Kern hält, ja die den Kern selbst zusammenhält, nannte man
kosmischen Leim. Doch das ist die Kraft
des Wortes Gottes. - Dann das unermessliche Universum mit seinen
unerforschlichen Räumen und gigantischen Himmelskörpern, das alles, den
Makrokosmos und den Mikrokosmus, sowohl die Materie
als auch die Mikroorganismen, hat der Sohn Gottes durch sein kräftiges Wort
geschaffen. Und nun trägt er das ganze All
und hält es zusammen durch dieses sein Wort.
Und
nun möchte ich einen kleinen Exkurs einfügen . Wenn
schon sein Wort solche Kraft hat, wie
stark muss dann, menschlich gesprochen, seine Hand sein. Von seiner Hand
spricht er nämlich: "Niemand kann sie (seine Schafe) aus meiner Hand reißen." Damit sind wir
gemeint. Dann sagt er weiter, wie
demütig ist er doch, mit meinen Worten gesprochen: "Und wenn ihr es mir
nicht zutraut, dass ich euch halten kann, mein Vater, der sie mir gegeben hat,
ist größer als alles, und niemand kann
sie aus des Vaters Hand reißen."
Dürfen wir da nicht getrost sein?
Der mächtige Herr, der das Universum geschaffen hat und es erhält kraft seines Wortes, hält uns in seiner Hand.
"Und
hat vollbracht die Reinigung von den Sünden." Hier ist Karfreitag, die
ganze Passion. Er, der Schöpfer des Universums, von dem die Bibel sagt, dass
auch die Himmel vor ihm nicht rein sind, er hat die Reinigung von unseren
Sünden gemacht. Er, der selbst ohne Sünde war und für uns zur Sünde gemacht
wurde, hat die Reinigung von unseren Sünden gemacht. Wir können uns das gar
nicht vorstellen, was das für ihn bedeutete, dass er, der völlig Sündlose, zur
Sünde gemacht wurde. Wir sind Sünder und durch und durch sündig und haben darum
ein sehr abgestumpftes Empfinden für die Sündigkeit der Sünde. Er aber war rein
und wurde nun mit unserem Schmutz besudelt, nein noch mehr, er wurde selbst
Schmutz. Nie hatte er gelogen oder getäuscht und wurde zur Lüge, er hatte nur
geliebt und wurde zum Hass, immer war er dem Vater gehorsam und untertan und
wurde zum Ungehorsam und zur Rebellion, nie hatte er einen unreinen Gedanken
gehabt oder gar etwas Unreines gesagt oder getan und wurde zur Unreinheit, usw.
Darum musste sich Gott von ihm abwenden und ihn dahingeben. Aber es war unsere
Sünde und darum auch unsere Strafe, die er trug. Dadurch hat er die Reinigung
von unseren Sünden gemacht.
Weil
er so dem Vater gehorsam war, hat er sich dann gesetzt zur Rechten der Majestät
in der Höhe. Er sitzt nun zur Rechten Gottes. Das meint aber nicht, dass er nun
oben im Himmel passiv sitzt und wartet auf das, was nun geschieht. Er sagt
auch: "Siehe, ich bin bei euch alle Tage,"
und: "Ich will meine Gemeinde bauen." Gott, der Herr Jesus und der
Heilige Geist sind nicht gebunden an Zeit und Raum, sie sind allgegenwärtig.
Wohl sitzt er zur Rechten der Majestät in der Höhe und ist doch ebenso real in
unserer Mitte. Wenn wir singen: "Gott ist gegenwärtig", dann ist er
wirklich hier. Er, vor dem die Engel im Staube liegen, ist in unserer Mitte.
Wissen wir das? Sind wir uns dessen allezeit bewusst, wenn wir zum Gottesdienst
gehen, wem wir begegnen, in welch einer heiligen Umgebung wir uns befinden?
Gott ist hier, der Herr Jesus ist hier, der Heilige Geist ist hier und eine
große Anzahl von Engeln und Geister vollendeter Gerechter. Daran sollen wir
denken, wenn wir zum Gottesdienst gehen, dass wir innerlich vorbereitet sind
und nicht so larifari hereingebaselt kommen. Wir
nahen uns der Heiligkeit Gottes. Er hat sich gesetzt zur Majestät in der Höhe.
Dort sitzt er als der Herrscher, als der Regierende, und er ist auch real in
meinem Herzen, in deinem Herzen, in unserer Mitte. Wer kann das fassen!
"Und
ist viel höher geworden als die Engel, wie der Name, den er ererbt hat, höher
ist als ihr Nahme." Wer und was sind Engel? Wir
lesen, dass ein Engel in einer Nacht 185000 Assyrer erschlug (2.Könige 19,35),
vor einem Engel fiel Daniel wie tot zu Boden und hatte nicht die Kraft, sich
allein auf Kniee und Hände zu erheben. Wo in der
Bibel von Engelerscheinungen berichtet wird, ist immer von Furcht die Rede.
Engel strahlen etwas von der Herrlichkeit und Heiligkeit Gottes wieder. Ich bin
überzeugt, wenn sich hier ein Engel offenbaren würde, wie er wirklich ist, wir
würden alle tot umfallen, wir könnten diese Klarheit gar nicht ertragen. So
haben die Engel bei ihren Erscheinungen vor Menschen immer etwas von ihrer
Herrlichkeit verhüllt. Wenn schon die Engel als Geschöpfe solche Macht und
Herrlichkeit haben, wie unvergleichlich größere hat da der Sohn Gottes. Engel
heißt Bote, sie sind Diener, Diakone, aber Jesus hat einen höheren Namen, er
heißt und ist Sohn. Darüber hinaus ist er ja der Schöpfer auch der Engel.
Nun
wird etwas ausgesagt, was uns vielleicht in Erstaunen versetzt, zumindest die
Menschen, die das zum erstenmal hören, etwas, was einen Nichtchristen und so
manchen Theologen ärgert. "Zu welchem Engel hat Gott jemals gesagt: ´Du
bist mein Sohn, heute habe ich dich gezeugt.´"
Manche moderne Übersetzungen umgehen diesen Begriff ´gezeugt´ und schreiben
"..heute habe ich dich ins Leben gerufen,"
(Bruns), oder "..heute habe ich dich dazu gemacht",(Die
Gute Nachricht), oder "...heute setze ich dich zum König
ein",(Hoffnung für alle, hier wird aber in der Fußnote gesagt: ´wörtlich:
Heute habe ich die gezeugt.), oder "...heute bin ich dein Vater
geworden",(Gute Nachricht für Sie, NT 68). Was ist denn das Ärgerliche an
diesem Ausdruck? Wir vergleichen Gott mit uns Menschen. Bei uns ist es ja so,
dass ein Mann eine Frau benötigt, um einen Sohn zu zeugen. Aber Gott ist kein
Geschöpf, er hat aus sich selbst heraus seinen Sohn gezeugt und geboren. Darum
ist der Sohn Gottes noch viel mehr ein Bestandteil des Vaters, als es bei einem
Geschöpf sein kann. Darum ist der Sohn auch dem Wesen,
der Gattung nach Gott, weil er ein Teil Gottes ist. Dieses zu wissen mag es
auch einem Moslem leichter machen, die Sohnschaft
Jesu Christi zu erkennen.
Wann war denn das ´heute´? Auch hier sind
Theologen unterschiedlicher Auffassung. Fritz Laubach schreibt in seinem
Kommentar zum Hebräerbrief in der Wuppertaler Studienbibel, dass es eine Zeit
war vor aller Schöpfung. Davon bin ich auch überzeugt. Aber eines sagt dieses
Wort, dass der Sohn einen Anfang hatte. Er war immer in Gott, aber als
selbstständiges Wesen hatte er einen Anfang, vor allen Ewigkeiten; denn die
Ewigkeiten sind erst durch den Sohn geworden. Wenn wir lesen: "... durch
ihn hat er auch die Welt gemacht," dann steht im
Urtext eigentlich, "... durch ihn hat er auch die Äonen gemacht."
Natürlich hat auch die Übersetzung: "Durch ihn hat er auch die Welt
gemacht" ihre Berechtigung. Dass hier aber Äonen steht,
hat eine tiefere Bedeutung. Durch ihn sind auch erst die Ewigkeiten entstanden.
Auch Ewigkeit ist eine gewisse Zeitspanne, von Ewigkeit zu Ewigkeit. Natürlich
meint der Begriff ´von Ewigkeit zu Ewigkeit´ oder ´in die Ewigkeit der
Ewigkeiten´ oder das Wort ´ewig´ ein Nie-Aufhören,
ein Immerwähren. Vor den Ewigkeiten also hat Gott seinen Sohn aus sich selbst
heraus gezeugt und geboren.
"Und
wenn er den Erstgeborenen wieder einführt in die Welt, .. ". Das hier ist
eine wunderbare Aussage. In Joh.3,16 nennt sich der
Herr Jesus den eingeborenen Sohn, das heißt den einzig geborenen Sohn. Alle
anderen Lebewesen sind geschaffen, nur er ist geboren. Aber hier heißt es
´erstgeborener´, das heißt also, dass Gott nach ihm noch mehr Kinder bekommen
hat und bekommt. Das ist das Vorrecht des Neuen Testaments, dass
wir wiedergeboren oder von oben her geboren oder aus Gott geboren werden
dürfen, dass Gott in Jesus nun auch unser Vater geworden ist. So sagt es der
Auferstandene zur Maria in Joh.20,17: "Geh hin zu meinen Brüdern und sage
ihnen: ´Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und zu
eurem Gott.´" Wie man ein Kind Gottes werden kann, sagt und Gottes Wort in
Joh.1,12: "Wie viele ihn (den Herrn Jesus) aber aufnahmen, denen gab er
Macht, Gottes Kinder zu werden."
Wenn
er also den Erstgeborenen wieder einführen wird in die Welt spricht er:
"Und es sollen ihn alle Engel Gottes anbeten. Zu den Engeln spricht er
zwar: ´Er macht seine Engel zu Winden und seine Diener zu Feuerflammen, aber
von dem Sohn, von dem Sohn spricht Gott "Gott". Gott nennt seinen
Sohn Gott. Von dem Sohn spricht er "Gott, dein Thron währt von Ewigkeit zu
Ewigkeit, und das Zepter der Gerechtigkeit ist das Zepter deines Reiches. Du
hast geliebt die Gerechtigkeit und gehasst die Ungerechtigkeit. Darum hat dich,
o Gott, dein Gott gesalbt mit Freudenöl wie keinen deinesgleichen." Und weiter: "Du Herr, hast am Anfang die
Erde gegründet, und die Himmel sind deiner Hände Werk. Sie werden vergehen, du
aber bleibst, sie werden alle veralten wie ein Gewand; und wie einen Mantel
wirst du sie zusammenrollen, wie ein Gewand werden sie gewechselt werden, du
aber bist derselbe, und deine Jahre werden nicht aufhören." Im Alten
Testament wird dieses Wort für Jahve, den Gott Israels gesprochen. Hier wird
das, was für Jahve gesagt wurde, auf den Sohn bezogen. Das heißt also, Jahve
des Alten Testaments ist der Sohn Gottes. Der Herr Jesus sagt einmal:
"Suchet in der Schrift, denn ihr meint, ihr habt das ewige Leben darin,
und sie ist´s, die von mir zeugt." (Joh.5,39)
Von dem Vater wusste man noch nichts. Von dem Vater hat erst der Sohn Kunde
gebracht, dass es einen Gott gibt, der über ihm steht. Von dem Vater sagt er:
"Der Vater ist größer als ich."
Der
Sohn erst hat uns Kunde gebracht von jenem Gott, der so unendlich ist. Wenn wir
schon den Sohn nicht begreifen können in seiner Größe und Weisheit, wie können
wir da den Vater verstehen, aus dem der Sohn kam? Er ist der Abglanz seiner
Herrlichkeit und das Gepräge seines innersten Wesens. Wenn wir von Liebe lesen,
wissen wir, alle Liebe kommt von Gott, er ist die Liebe. Darum kann ja auch der
Sohn Gottes nur Liebe sein. Von Gott lesen wir, "Gott ist Licht, und in
ihm ist keine Finsternis," darum kann ja auch der
Sohn Gottes nur Licht sein, darum kann
auch in dem Sohn keine Finsternis sein. Der Sohn also ist der Jahve des Alten
Bundes, der sich nie verändernde. Wir lesen auch später in Kap.13,8: "Jesus Christus ist derselbe gestern, heute und in
Ewigkeit." So auch hier, alles vergeht, du aber bleibst ewig. Das sind
dieselben Aussagen die im Alten Testament für Jahve, den Gott Israels,
gebraucht werden. Erkennen wir hier die große Tragik, dass Israel nicht nur
seinen Messias, den von Gott gesandten und gesalbten, verworfen hat, sondern es
hat seinen Gott verworfen.
Wer
ist der, den wir anbeten? Der Schöpfer des Universums und der Sohn des
lebendigen Gottes, der die Erlösung vollbracht hat, die Reinigung von unseren
Sünden, der nun sitzt zur Rechten der
Majestät in der Höhe, er ist der Herr aller Herren, der König aller Könige.
"Zu
welchem Engel aber hat er jemals gesagt: ´Setze dich zu meiner Rechten, bis ich
deine Feinde zu Schemel deiner Füße mache?´" Und
als er sich zur Rechten der Majestät setzte, da tat er das auch nicht aus
Anmaßung, sondern, weil der Vater es ihm sagte.
Er,
der Schöpfer Himmels und der Erde, ist dennoch dem Vater gegenüber gehorsam
gewesen bis zum Tode am Kreuz, und er ist auch noch heute und in allen
Ewigkeiten völlig ihm untertan. Darum konnte er uns erlösen, die wir als
Geschöpfe uns gegen den Schöpfer empört hatten. Darin hat er auch den Teufel
besiegt. Satan wollte einmal sein wie Gott, er rebellierte, er empörte sich
gegen Gott. Dann kam der Sohn Gottes, der selbst Gott ist und in göttlicher
Gestalt, und hat die Ehre des Vaters wieder hergestellt. Engel versagten, die
Menschen versagten, nun kam er, der allermächtigste, der Gott gleich ist, und
wurde uns gleich, nahm die Gestalt eines sündigen Menschen an, wurde Gott
gehorsam bis zum Tode am Kreuz, und hat so die Reinigung von unseren Sünden
gemacht. Unsere Sünden fließen letztlich alle aus der einen Sünde, dem
Unglauben und dem Ungehorsam gegen Gott, der eigenen Überheblichkeit. Und in
diesem entscheidenden Punkt ist der Herr Jesus treu und untadelig geblieben,
obwohl Satan auch ihn zum Unglauben und zum Ungehorsam und damit auch zur
Rebellion gegen Gott verführen wollte.
"Sind
sie, die Engel, nicht allesamt dienstbare Geister, ausgesandt zum Dienst um
derer willen, die das Heil ererben sollen?" Diese Engel, die wir in ihrer
Herrlichkeit nicht ertragen könnten, so lange wir im Fleisch sind, sind
ausgesandt als Diakone für uns. Darum steht in der Bibel: "Der Engel des
Herrn lagert sich um die her, die ihn fürchten, und hilft ihnen aus." Er
selbst trägt uns in seiner Hand und hat seine Engel gesandt, diese starken
Helden, uns zu bewahren, uns zu dienen. Natürlich tun sie das alles nur in
Übereinstimmung mit seinem Willen, weil sein Wille ja in ihnen ist, aber er hat
sie gesandt. Nun sehen wir die Engel nicht, wie wir auch die Dämonen nicht
sehen, obwohl die Luft erfüllt ist mit der unsichtbaren Welt. Gott in seiner
Gnade hat uns die Augen dafür verschlossen. Aber wir dürfen wissen, dass der,
der in uns wohnt, stärker ist als der, der in der Welt ist, und die Engel
Gottes, diese herrlichen Recken, sind stärker als die Macht der Finsternis.
Dieses
Wissen soll uns zu beidem bewegen: Einmal vor staunender Anbetung niedersinken
vor unserem Heiland, vor unserem Herrn, in Liebe unser Leben ihm hingeben, der
sein Leben aus Liebe zu uns dahingegeben hat. Und dann sollen wir auch wandeln
in heiliger Ehrfurcht vor ihm und in der Furcht Gottes unsere Heiligung
vollenden; denn es heißt: "Jaget nach dem Frieden gegen jedermann und der
Heiligung, ohne die niemand den Herrn sehen wird." So soll beides in uns
vereint sein: wir dürfen zu ihm kommen und uns an seine Brust werfen, wir
dürfen wie eine geliebte Braut zu dem Bräutigam kommen, wir dürfen mit allen
unseren Nöten zu ihm kommen, mit all´ unseren Tränen, mit all´ unserem
Versagen. Und, Gott schenke es, auch Zeiten, in denen wir vor ihm im Staube
liegen in heiliger Ehrfurcht vor dieser heiligen Majestät. Beides ist nötig,
Liebe, Hingabe, Zutrauen, Innigkeit, aber auch heilige scheue Ehrfurcht. Von
dem Sohn heißt es, Gott hat ihn erhört um seiner ehrfurchtsvollen Scheu wegen,
oder um seiner Gottesfurcht. Das beides kann nur Gottes Geist wirken. Dass ER
uns groß werde, das möchte Gottes Geist in uns bewirken durch sein Wort.
Amen.