Predigt über den Jüngling zu Nain (Lukas 7, 11-17)

 

Schriftlesung: Epheser 1, 15-23

 

Der Sohn einer Witwe wird vom Tod erweckt

11. Und es geschah bald darauf, dass er in eine Stadt ging, genannt Nain, und seine Jünger und eine große Volksmenge gingen mit ihm.

12. Als er sich aber dem Tor der Stadt näherte, siehe, da wurde ein Toter herausgetragen, der einzige Sohn seiner Mutter, und sie war eine Witwe; und eine zahlreiche Volksmenge aus der Stadt war mit ihr.

13. Und als der Herr sie sah, wurde er innerlich bewegt über sie und sprach zu ihr: Weine nicht!

14. Und er trat hinzu und rührte die Bahre an, die Träger aber standen still; und er sprach: Jüngling, ich sage dir, steh auf!

15. Und der Tote setzte sich auf und fing an zu reden; und er gab ihn seiner Mutter.

16. Alle aber ergriff Furcht; und sie verherrlichten Gott und sprachen: Ein großer Prophet ist unter uns erweckt worden, und Gott hat sein Volk besucht.

17. Und diese Rede über ihn ging hinaus in ganz Judäa und in der ganzen Umgegend.

 

 

Welch eine ungeheure Spannung, ja Dramatik liegt über diesem Bericht. Hier der Siegeszug des Lebensfürsten, dort der Triumphzug des Todes. Beide begegnen sich. Was wird geschehen?

 

Doch nein! Bei den Menschen dieser beiden Züge bestand keine Spannung. Für die Menschen dieser beiden Züge entstand nur eine gewisse Peinlichkeit.

 

In den vorherigen Kapiteln lesen wir, dass der Herr Jesus viele Menschen gesund gemacht hatte. Gerade kommt er von Kapernaum, wo er u.a. den Knecht eines römischen Hauptmanns durch sein Wort geheilt hat. Wie viele Geheilte und Befreite und Zeugen dieser Wunder mögen in dem Zug hinter dem Herrn hergegangen sein! Welch eine Freude, welch ein Jubel wird in jener Schar gewesen sein! Wie werden die Geheilten ihren Mitwanderern berichtet haben, wie traurig und hoffnungslos ihr Leben vorher war, wie sie dann aber von dem Jesus aus Nazareth hörten, wie Hoffnung in ihnen aufstieg, wie sie zu ihm kamen und durch seine Wunderkraft geheilt oder befreit wurden. Nun ist ihr Leben neu geworden und lebenswert. Wie werden, wie es damals üblich war, Hosianna- und Hallelujah-Rufe des Dankes immer wieder zum Himmel aufgestiegen sein!

 

Wie so ganz anders war es da in dem Zug, der ihnen entgegenkam. Wie grausam ist der Tod! Jene Frau hatte zuerst ihren Mann verloren. Jeden Tag verlieren Frauen ihre Männer und Männer ihre Frauen. Das gehört zum Leben. Wir wissen ja, dass jede irdische Gemeinschaft nur zeitlich ist. Und doch nimmt dieses Wissen nichts von der Tragik und dem Schmerz. Besonders dann nicht, wenn man den Tod des Partners nicht als eine Erlösung von Schmerz oder Altersschwäche oder aus einer unglückseligen Verbindung erlebt.

 

Damals kam bei einer Witwe häufig noch die Sorge um die Versorgung hinzu. Gut waren die Eltern dran, die Kinder hatten, die im Alter für sie sorgen konnten, oder für die Mütter, deren Ehemänner frühzeitig gestorben waren. Jene Witwe hatte nur einen Sohn, den der Tod jetzt von ihrer Seite gerissen hatte. Schmerz und Hoffnungslosigkeit zermarterten ihre Seele. Und, wie es damals so üblich war, stieg aus dem Zug lautes Klagen und Weinen zum Himmel empor.

 

Diese beiden Züge begegnen sich nun. Atemberaubende Spannung? - nein, die erfüllte jene Menschen nicht. Es war nur peinlich. Die Jubelnden wurden daran erinnert, dass auch ihr Jubel einmal wieder aufhören wird, und die Weinenden empfanden ihren Schmerz gegenüber solcher Freude nur noch heftiger. Spannung beinhaltet ja die Erwartung irgendeines noch nicht zu erkennenden Geschehens. Damit aber rechnete in beiden Zügen niemand. Tot ist letztlich tot, da gibt es keine Erwartung mehr.

 

Die Spannung, von der ich zu Beginn sprach, lag in der unsichtbaren Welt. Wir sind ja umgeben von der unsichtbaren Welt. So war es auch dort. Hier die Geister des Lichtes, die Gott priesen für seine Gnade durch Jesus, dort die Geister der Finsternis und des Todes, die wieder einen Triumph feierten. Wie wird dieses Zusammentreffen ausgehen?

 

Und nun möchte ich unseren Blick wenden hin auf den Einen, nicht auf die Witwe, nicht auf den Toten, nicht auf die Menschen auf beiden Seiten und nicht auf die Mächte jener Welt, nein, auf den Einen, der der Mittelpunkt und der souveräne Herr des Geschehens war, auf den Herrn Jesus.

 

Er wusste sich in dem Willen und in der Führung seines Vaters. Er wusste, dass der Vater diese Begegnung wollte, um sich selbst zu verherrlichen, seinen Sohn zu beglaubigen und zu demonstrieren, dass ein neues Zeitalter begonnen hat, das Zeitalter des Evangeliums, des Sieges des Lebens über den Tod, der überschwänglichen Gnade.

 

Jesus, gewiss an der Spitze des Zuges, sieht den Todeszug aus dem Stadttor kommen. Das Leben begegnet dem Tod. Er hört das Weinen und Klagen und sieht die Frau in ihrem Schmerz, in ihrer Armut und Hoffnungslosigkeit. Sogleich weiß er, jetzt will sich der Vater verherrlichen und seine Macht und Gnade kundtun. Und was tut er? Eigentlich etwas Unlogisches. Dass er, der das Leben in Person ist, Macht über den Tod hat, ist selbstverständlich. Dass er, der Schöpfer des Universums, einen toten Leib zum Leben erwecken kann, ist fraglos. Doch obgleich er den Auftrag hat und willig ist, den Toten aufzuerwecken, tut er es nicht gleich. Er geht erst zu der Frau und spricht: “Frau, weine nicht.” Hier sehen wir in sein Herz hinein, das erfüllt ist von Liebe und Erbarmen. Ihm geht es nicht um Machtentfaltung, ihm geht es um den Menschen. Ihm geht es um dich und mich. Er kennt deine Probleme und Verhältnisse, deine innere und äußere Not, und er spricht jetzt: “Frau, Mann, Mädchen, Junge, weine nicht!”

 

Er sagte das zu jener Frau, ehe er ihr geholfen hatte. Was Liebe tut, geht oft über die rationale Logik hinaus. Sie folgt der Logik des Herzens. Jesu Trost ist kein billiger Trost, sondern verbunden mit der helfenden Tat. Was jene Frau dachte oder empfand, als der Herr zu ihr sprach, wissen wir nicht. Ich denke, so ein ungläubiges Staunen, verbunden mit dunkler Hoffnung. Jesu Worte bewirken eben mehr als die anderer Menschen. Dann tritt er an die Bahre, berührt sie und spricht in göttlicher Vollmacht das Wort des Lebens: “Jüngling, ich sage dir, steh auf!” - Wie weit reichen unsere Worte? Selbst wenn die Schallwellen unserer Worte den Mond erreichen, benötigen sie immerhin etwa 12,5 Tage. Was bewirken unsere Worte? O, sie sind nicht nur Schall und Rauch. Auch sie bewirken etwas. Jesu Worte reichten viel weiter, sie drangen bis ins Totenreich, und augenblicklich. Sie bewirkten, dass sich das Tor des Hades öffnete und Geist und Seele dieses Jünglings herauskamen und in seinen Leib fuhren. Hier bewirkten Jesu Worte, dass das Zerstörte wiedererstattet und das Kranke wieder gesund wurde, so dass der Leib wieder lebensfähig wurde. Der Jüngling richtete sich auf und redete, zum Zeichen, dass er lebendig war. Dann gab ihn Jesus seiner Mutter. Ja, Jesu trostvollen Worten darf man trauen, auch heute noch. --

 

Mancher hat schon gedacht: “Wie gut hatten es doch die Menschen damals. Sie konnten mit jeder Not und Krankheit zu Jesu gehen, und er heilte alle. Und wir? - Sind wir ärmer dran, als sie damals? Kann Jesus heute nicht mehr heilen? Und wenn ja, warum tut er es nicht, oder doch nur so selten?” - Diese Fragen hatten auch mich bewegt und in die Pfingst- und charismatische Bewegung geführt. Nachdem ich dann durch viele Irrungen und Wirrungen getaumelt war, hat mich dann das Wort wieder aufgerichtet und froh gemacht, das wir zu Beginn als Schriftlesung aus Epheser 1 hörten, besonders die Worte:

Epheser 1, 15-23

15 Deshalb höre auch ich, nachdem ich von eurem Glauben an den Herrn Jesus und von eurer Liebe zu allen Heiligen gehört habe, nicht auf,

16 für euch zu danken, und ich gedenke euer in meinen Gebeten,

17 dass der Gott unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Herrlichkeit, euch gebe

18) erleuchtete Augen eures Herzens, damit ihr wisst, (oder erkennt) was die überragende Größe seiner Kraft an uns, den Glaubenden, ist, nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke.

20 Die hat er in Christus wirksam werden lassen, indem er ihn aus den Toten auferweckt und zu seiner Rechten in der Himmelswelt gesetzt hat,

21 <hoch> über jede Gewalt und Macht und Kraft und Herrschaft und jeden Namen, der nicht nur in diesem Zeitalter, sondern auch in dem zukünftigen genannt werden wird.

22 Und alles hat er seinen Füßen unterworfen und ihn als Haupt über alles der Gemeinde gegeben,

 

Dem Jüngling zu Nain rief der Herr zu: “Jüngling, ich sage dir, stehe auf!” Der Tochter des Jairus sagte er: “Kind, stehe auf!” Dem Lazarus, dessen Leib schon in Verwesung übergegangen war, rief er: “Lazarus, komm heraus!” Im Alten Testament werden uns drei Totenauferweckungen berichtet, durch Elias und Elisa, und in der Apostelgeschichte zwei, durch Petrus und Paulus. Welche Kraft Gottes war da jedes Mal wirksam! Doch sie wurde nicht erwähnt. Aber um die Kraft zu beschreiben, die Gott anwenden musste, seinen Sohn aus dem Tode zu erwecken, überschlägt sich Paulus förmlich in Superlativen: die überragende Größe seiner Kraft  nach der Wirksamkeit der Macht seiner Stärke, die er hat in Christus wirksam werden lassen, indem er ihn aus den Toten auferweckte. Warum musste Gott seine ganze göttliche Kraft einsetzen, um Jesus aus den Toten aufzuerwecken? Nun, hier ging es nicht um die Auferweckung des Leibes Jesu. Hier ging es darum, Jesus aus dem eigentlichen Tod, der Trennung von Gott, in das Leben mit Gott zurückzuholen. Nicht durch den Kreuzestod an sich hat der Sohn Gottes die Sünden aller Menschen gesühnt und die  Welt mit Gott versöhnt. Den Kreuzestod sind viele Menschen gestorben, ohne dadurch auch nur ihre eigenen Sünden sühnen zu können. Die eigentliche Strafe für die Sünde ist die Trennung von Gott. Diese hat der Herr Jesus für uns erduldet, als er rief: “Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!?” Da war er an einem Ort, wenn man das so bezeichnen kann, wo Gott nicht war. Da trug er, der Sündlose, die Folgen unserer Sünden. Da versöhnte er uns mit Gott. Um ihn aus dieser Gottesferne wieder zurückzuholen, benötigte Gott die ganze Fülle seiner Kraft, die unendlich mal größer war als die Kraft, tote Leiber wieder lebendig zu machen.

 

Und nun fleht Paulus, Gott möchte uns geöffnete Augen des Herzens geben, zu erkennen, dass diese Kraft auch wirksam ist an uns, die wir glauben.

 

In Epheser 2, 1-6 steht:

Vom Tod zum Leben

1 Auch euch <hat er auferweckt>, die ihr tot wart in euren Vergehungen und Sünden,

2 in denen ihr einst wandeltet gemäß dem Zeitlauf dieser Welt, gemäß dem Fürsten der Macht der Luft, des Geistes, der jetzt in den Söhnen des Ungehorsams wirkt.

3 Unter diesen hatten auch wir einst alle unseren Verkehr in den Begierden unseres Fleisches, indem wir den Willen des Fleisches und der Gedanken taten und von Natur Kinder des Zorns waren wie auch die anderen.

4 Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, hat um seiner vielen Liebe willen, womit er uns geliebt hat,

5 auch uns, die wir in den Vergehungen tot waren, mit dem Christus lebendig gemacht – durch Gnade seid ihr errettet!

6 Er hat uns mitauferweckt und mitsitzen lassen in der Himmelswelt in Christus Jesus,

 

Und in Kolosser 2, 13:

13 Und euch, die ihr tot wart in den Vergehungen und in der Unbeschnittenheit eures Fleisches, hat er mit lebendig gemacht mit ihm, indem er uns alle Vergehungen vergeben hat.

 

Hier erkennen wir also, jeder Mensch ist von Natur aus durch die Sünde von Gott getrennt, tot in Sünden. Und nun kann das Wunder aller Wunder an uns geschehen. Der Weg dazu ist:

 

 

1.) Wir müssen glauben, dass der Sohn Gottes für uns Mensch wurde, unsere Sünden und die Strafe dafür, die Trennung von Gott, auf sich nahm, dass Gott ihn dann in der ganzen Kraft seiner Gottheit wieder lebendig gemacht hat.

2. Wir müssen uns selbst, die wir dem Tode verfallen sind, Ihm zum Eigentum übergeben, uns ihm für Zeit und Ewigkeit anvertrauen.

In dem Augenblick geschieht das, was die Bibel mit Wiedergeburt bezeichnet. Gott schenkt uns ein neues Leben, macht uns zu seinen Kindern und damit auch zu seinen Erben und Miterben mit Christus. Das ist mehr als Heilung und Lebendigmachung des Leibes, der ja doch wieder stirbt. Das ist ewiges, nie endendes Leben in der Gemeinschaft mit Gott, unserem Vater, und mit seinem Sohn, Jesus Christus.

Einen Leib zu heilen oder ihn wieder lebendig zu machen, ist für Gott kein Problem. Um uns aber aus dem Tode der Gottesferne wieder zurückzuholen, musste er seinen Sohn aus seiner Gemeinschaft stoßen und mit der ganzen Gotteskraft wieder zum Leben mit sich erwecken. Und diese Kraft ist wirksam bei der Wiedergeburt. Aber sie muss noch weiter wirken. Nun geht es um die Umgestaltung des Wesens des Menschen in das Ebenbild des Sohnes Gottes. Wir sollen ihm gleich werden in unserem Charakter und Wesen. Auch in diesem Prozess ist die ganze Gotteskraft wirksam. Und dazu muss auch unsere Lebensführung dienen, auch Leid und Schmerz und Enttäuschungen usw. Das ist wichtiger als menschliches Glücklichsein und Gesundheit und Reichtum.

 

Weine nicht! wer du auch bist, welche Not dich bedrückt, wie dunkel es auch in dir oder um dich her ist. Der Herr über Leben und Tod ist mit dir und wird dich, wenn es sein muss, auch durch Not zum Ziele führen, hin zu sich selbst und zu dem Vater ins Vaterhaus. Dann darfst du einmal Anteil haben an seiner Herrlichkeit und mit ihm auch an seiner Herrschaft als König und Priester.

 

Wenn wir das Mahl des Herrn feiern, danken wir ihm für sein Leiden und Sterben an unserer Statt, damit wir ewiges Leben haben dürfen. Er ließ seinen Leib für uns brechen, so soll ihm nun unser Leib gehören. Er gab sein Leben für uns, so sei unser Leben ihm geweiht. Sein Blut hat die Kraft, uns von aller Unreinheit des Leibes und des Geistes zu reinigen. Anbetung sei ihm dafür.

Alle, die ihr Leben ihm übergeben haben, ihn lieben und ihm gehorchen, dürfen an diesem Mahl teilzunehmen.

Und jeden, der diesen Schritt noch nicht getan hat, frage ich: “Willst du es nicht jetzt tun? Komm jetzt, sag ihm, dass es dir leid tut, ihn so lange warten gelassen zu haben, und bitte ihn jetzt um Vergebung aller deiner Schuld und übergib ihm dein Leben. Vertraue ihm, er liebt auch dich und stößt dich nicht von sich. Möchtest du gerne eine Hilfestellung? Ich oder einer von uns ist gerne bereit, im Anschluss an diesen Gottesdienst mit dir zu reden und zu beten. Lass doch diese Stunde nicht ungenützt vorüber gehen.

 

Amen