Der Segen eines gottesfürchtigen und friedensstiftenden Lebens (Psalm 34, 10-21)

 

Psalm 34, 10-21: „Fürchtet den HERRN (Jahwe), ihr seine Heiligen! Denn keinen Mangel haben diejenigen, die ihn fürchten. Junglöwen verarmen und hungern, aber die den HERRN suchen (erforschen), ermangeln kein Gut. Kommt, ihr Söhne, hört mir zu: Die Furcht des HERRN will ich euch lehren. Wer ist der Mann, der Wohlgefallen am Leben hat, der [seine] Tage liebt, um Gutes zu sehen? Bewahre deine Zunge vor dem Bösem und deine Lippen vor betrügerischer Rede. Lasse ab vom Bösen und tue Gutes, suche (bitte um) Frieden und jage ihm nach! Die Augen des HERRN [sind] auf die Gerechten [gerichtet] und seine Ohren auf ihren Hilferuf. Denen, die Böses tun, [steht] das Angesicht des HERRN entgegen, um ihr Gedächtnis von der Erde zu tilgen. [Die Gerechten] schreien, und der HERR hört, aus allen ihren Bedrängnissen rettet er sie. Nahe ist der HERR denen, die zerbrochenen Herzens sind, und die zerschlagenen Geistes sind, rettet er. Vielfältig ist das Unglück des Gerechten, aber aus dem allen errettet ihn der HERR. Er bewahrt alle seine Gebeine, nicht eines von ihnen wird zerbrochen.“

 

Gliederung:

1. Die Gottesfurcht als Grundlage des Segens (Psalm 34, 10-12)

2. Die Friedensförderung als Mittel zum Segen (Psalm 34, 13-15)

3. Die schützende Gegenwart Gottes als Inhalt des Segens

    (Psalm 34, 16-21)

 

Einführung

Psalm 34, 15b gilt als Jahreslosung 2019: „Suche den Frieden und jage ihm nach!“ Wir wollen diesen Vers in der heutigen Predigt in seinem Kontext anschauen und überlegen, was das für uns bedeutet. Gewaltige Verheißungen werden darin zum Ausdruck gebracht, die für solche Menschen gelten, die mit Gott leben und seinen Frieden auch im zwischenmenschlichen Bereich anstreben und ausleben.

Wie der Psalm-Text zeigt, ist die „Gottesfurcht“, d. h. die Unterordnung Gottes Willen gegenüber, die Grundlage für solche Verheißungen. Der gelebte Friede ist das Mittel, der zur Fülle des göttlichen Segens führt. Diese Fülle des göttlichen Segens besteht darin, dass Gottes Gegenwart und Hilfe uns als seine Kinder umgibt.

 

1. Die Gottesfurcht als Grundlage des Segens (Psalm 34, 10-12)

Psalm 34, 10-12: „Fürchtet den HERRN (Jahwe), ihr seine Heiligen! Denn keinen Mangel haben diejenigen, die ihn fürchten. Junglöwen verarmen und hungern, aber die den HERRN suchen (erforschen), ermangeln kein Gut. Kommt, ihr Söhne, hört mir zu: Die Furcht des HERRN will ich euch lehren.“

An dieser Stelle werden „Heilige“ Gottes angesprochen. „Heilige“ Gottes sind Menschen, die durch die Beziehung zu Gott und in seiner Gegenwart von Gott geheiligt werden. Denn von Natur aus leben alle Menschen unter der Herrschaft der Sünde und können sich selbst nicht heiligen. Heilige sind nach der Bibel Menschen, die im Bund mit Gott leben. Sie leben von der Vergebung ihrer Sünden, die Gott schenkt. Im Alten Testament wurden dafür Tiere geopfert. Diese Tiere konnten die Sünden der Menschen jedoch nicht wirklich ungültig machen. Die Tieropfer geschahen vielmehr als Hinweis auf den kommenden Erlöser, der die Sünden der Menschen auf sich nehmen sollte (vgl. Jesaja 53, 2ff.; Johannes 1, 29).

Jesus Christus ist dieser verheißene Erlöser. Wir haben gerade seine Geburt gefeiert. Doch es genügt nicht, dass Jesus Christus als Mensch geboren ist. Er ist Mensch geworden, um für die Menschen sein Leben hinzugeben. Das geschah am Kreuz von Golgatha. Jesus, der Sohn Gottes, der selbst immer nach dem Willen Gottes gelebt und nie gesündigt hat, ist für die Menschen freiwillig in den Tod gegangen, um die Menschen vom ewigen Tod und somit von der ewigen Trennung zu Gott befreien. Menschen, die erkennen, dass sie diese Vergebung brauchen und die Jesus Christus in ihr Leben als Retter und Herr aufnehmen, werden dadurch „Kinder Gottes“ (vgl. Johannes 1, 12) und somit „Heilige“.

Solche Menschen werden in unserem Psalm-Text aufgefordert, Gott (Jahwe) „zu fürchten“. Damit ist eine Ehrfurcht vor dem Gott gemeint, dass sie aus den Sünden erlöst hat und sich täglich um sie kümmert. Er ist der Gott, der den Himmel und die Erde und damit auch den Menschen geschaffen hat. Er ist der Gott, der in Jesus Christus Mensch geworden und aus Liebe zu uns für uns am Kreuz gestorben ist. Ihn „zu fürchten“ bedeutet, unser Leben täglich ihm zu unterordnen und danach zu trachten, ihm wohlgefällig und nach seinem Willen zu leben.

Gemäß Psalm 34, 11 bedeutet das, dass wir Gott „suchen“. Das Wort „suchen“ bezeichnet vor allem auch das Forschen nach dem Willen Gottes, der in der Bibel offenbart worden ist. Indem der Mensch die Bibel liest und darin forscht, „sucht“ er den Willen Gottes und kann seinen Heilsplan besser verstehen. Gott offenbart sich ihm durch sein Wort. Je mehr wir Gottes Wort, die Bibel, lesen und darin „forschen“, erkennen wir Gottes Heilsplan und seinen Willen für uns. Durch den Geist Gottes in uns können wir uns diesem Willen Gottes unterordnen in unserem Leben.

Jesus ist uns darin ein Vorbild. In Hebräer 5, 7-9 lesen wir, dass Jesus „in den Tagen seines Fleisches sowohl Bitten als Flehen mit starkem Geschrei und Tränen dem dargebracht“ hat,

„der ihn aus dem Tod erretten kann, und ist um seiner Gottesfurcht willen erhört worden und lernte, obwohl er Sohn war, an dem, was er litt, den Gehorsam; und nachdem er vollendet hat, ist er allen, die ihm gehorchen, der Urheber ewigen Heils geworden“.

Und in Hebräer 12, 3 werden die Gläubigen aufgefordert, auf Jesus,den Anfänger und Vollender des Glaubens“, zu schauen, „der um der vor ihm liegenden Freude willen die Schande nicht achtete und das Kreuz erduldete und sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt hat“.

Wer in dieser „Gottesfurcht“ lebt, in der Jesus Christus auch gelebt hat, als er auf dieser Erde lebte, wird gemäß Psalm 34, 11 kein Gutes ermangeln. Die Gottesfurcht in diesem Sinn ist somit die Grundlage für ein Leben im Segen Gottes. Gott erfüllt uns nicht alle unsere Wünsche, aber er schenkt uns alles, was wir brauchen, um im Segen zu leben und um Gottes Segen weiterzugeben. Jesus betont in Lukas 11, 11-13:

„Wo ist unter euch ein Vater, den der Sohn um einen Fisch bitten wird – er wird ihm statt des Fisches doch nicht eine Schlange geben? Oder auch, wenn er um ein Ei bäte – er wird ihm doch nicht einen Skorpion geben? Wenn nun ihr, die ihr böse seid, euren Kindern gute Gaben zu geben wisst, wieviel mehr wird der Vater, der vom Himmel [gibt], den Heiligen Geist geben denen, die ihn bitten!“

Der König David, der früher selbst Schafhirte war, bekennt: „Jahwe ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln“ (Psalm 23, 1). Jesus gezeugt, dass er der Gute Hirte ist und dass seine „Schafe“ das Leben in seiner ganzen Fülle haben (Johannes 10, 10ff.). Wer mit Jesus Christus lebt, leidet auch unter der Unvollkommenheit dieses irdischen Lebens. Aber er kennt den, der ihn geschaffen und ihn durch seinen Tod erlöst hat. Und wir haben die Verheißung, dass er für uns sorgen wird. Deshalb dürfen wir ihm in jeder Situation vollkommen vertrauen. „Denn keinen Mangel haben diejenigen, die ihn fürchten“ (Psalm 34, 10b).

Die „Gottesfurcht“ ist somit die Grundlage zu einem Leben im Segen Gottes. Wer darin lebt, muss sich nicht länger vor Menschen fürchten. Er hat den Frieden mit Gott und ist nun seinerseits in der Lage, den Frieden Gottes im zwischenmenschlichen Leben weiterzugeben und zu fördern. Damit kommen wir zum nächsten Punkt.

 

2. Die Friedensförderung als Mittel zum Segen (Psalm 34, 13-15)

Psalm 34, 13-15: „Wer ist der Mann, der Wohlgefallen am Leben hat, der [seine] Tage liebt, um Gutes zu sehen? Bewahre deine Zunge vor dem Bösem und deine Lippen vor betrügerischer Rede. Lasse ab vom Bösen und tue Gutes, suche (bitte um) Frieden und jage ihm nach!“

Wer möchte nicht gute Tage im Leben erleben statt böse Tage? Wer hat nicht „Wohlgefallen am Leben“, wenn es „Gutes zu sehen“ gibt? Der Text sagt uns, was zu tun ist, um das zu erreichen. Zwei Aspekte werden genannt.

1. Die Zunge und die Lippen nicht dazu benutzen, dem Nächsten Böses zuzufügen. Wie schwer das doch ist! So schnell sagen wir etwas Unüberlegtes, dass den Nächsten nicht erbaut, sondern zu seinem Nachteil wird. Der Apostel Paulus fordert in Epheser 4, 29 auf: „Kein faules Wort komme aus eurem Mund, sondern nur eins, das gut ist zur notwendigen Erbauung, damit es den Hörenden Gnade/Wohlwollen vermittle.“ Nicht nur den Personen, die wir lieben, sondern auch den Personen, mit denen wir Mühe haben, sollen unsere Worte ein Segen sein. In Philipper 4, 5a schreibt Paulus: Eure Milde/Lindigkeit/Nachgebigkeit soll allen Menschen bekannt werden.“ Und in Kolosser 3, 12-13 fordert er auf: „Zieht nun an als Auserwählte Gottes, als Heilige und Geliebte: herzliches Erbarmen, Güte, Demut, Milde, Langmut. Ertragt einander und vergebt euch gegenseitig, wenn einer Klage gegen den anderen hat; wie auch der Christus euch vergeben hat, so auch ihr.“

2. Wir sollen den Frieden suchen bzw. darum bitten und ihm „nachjagen“. In Hebräer 12, 14 lesen wir: „Jagt dem Frieden mit allen nach und der Heiligung, ohne die niemand den Herrn schauen wird.“ Dem Frieden sollen wir nachjagen, wie sonst im Krieg die Feinde verfolgt werden. Natürlich ist die Bibel realistisch genug, um nicht einem einfachen und „billigen“ Frieden das Wort zu reden. Dadurch kann kein wahrer Friede entstehen. Dazu ist der Mensch viel zu verdorben und in die Sünde verwickelt. Paulus schreibt in Römer 12, 18: „Wenn möglich, so viel an euch ist, lebt mit allen Menschen in Frieden.“ „So viel an euch ist …“ Das kostet manchmal viel. Vor allem müssen wir dann immer wieder über den eigenen Schatten springen. Dem Feind im Krieg zu verfolgen, ist auch nicht immer einfach. Verschiedene Hindernisse sind zu überwinden. Jesus hat Frieden in die Welt gebracht, indem er für die Menschen ans Kreuz gegangen ist, und diesen Frieden zu leben und zu fördern, bedeutet für uns, ihm konsequent zu folgen.

Christen leben nicht nur im Frieden, wenn sie im Frieden gelassen werden, sondern sie sind „Friedensstifter“, wie Jesus in Matthäus 5, 9 sagt: „Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne/Kinder Gottes heißen.“ Warum das? Weil Gott in Jesus Christus Frieden gestiftet hat (vgl. Kolosser 1, 20; Epheser 2, 14f.), und die Kinder Gottes nehmen Gottes Wesen in ihr Leben auf und lassen ihr Leben dadurch prägen. Sie gehen aktiv auf die Feinde zu und überwinden das Böse dadurch, dass sie Gutes tun (vgl. Römer 12, 21).

Das bedeutet aber auch, dass wir nicht immer auf unser Recht pochen, sondern dass wir Gott vertrauen, dass er für unser Recht sorgt. Deshalb können wir, indem wir dem Frieden „nachjagen“, auf unser (vermeintliches) Recht verzichten und Nachteile in Kauf nehmen.

Es geht also nicht einfach darum, dass wir „tolerant“ sind und einander „in Frieden lassen“. Echten Frieden gibt es nur durch heilsame und versöhnte Beziehungen. Solchen Frieden „nachzujagen“, wird immer wieder eine große Herausforderung sein. Aber durch die innere Beziehung zu Jesus Christus ist das möglich. Wir werden dabei immer wieder auch vergeben müssen, wie Gott uns in Jesus Christus vergibt. Nicht eigene Ehre soll im Zentrum stehen, sondern die Verherrlichung Gottes und die Verbreitung seines Segens.

Ein Leben in diesem Frieden hat gewaltige Verheißungen in der Bibel. Vor allem ist Gott denen nahe, die in diesem Frieden leben. Damit kommen wir zum nächsten Punkt.

 

3. Die schützende Gegenwart Gottes als Inhalt des Segens (Psalm 34, 16-21)

Psalm 34, 16-21: „Die Augen des HERRN [sind] auf die Gerechten [gerichtet] und seine Ohren auf ihren Hilferuf. Denen, die Böses tun, [steht] das Angesicht des HERRN entgegen, um ihr Gedächtnis von der Erde zu tilgen. [Die Gerechten] schreien, und der HERR hört, aus allen ihren Bedrängnissen rettet er sie. Nahe ist der HERR denen, die zerbrochenen Herzens sind, und die zerschlagenen Geistes sind, rettet er. Vielfältig ist das Unglück des Gerechten, aber aus dem allen errettet ihn der HERR. Er bewahrt alle seine Gebeine, nicht eines von ihnen wird zerbrochen.“

Nicht den Selbstgerechten, aber auch nicht den Egoisten gelten diese Verheißungen. Vielmehr den „Gerechten“, d. h. den Menschen, die mit Gott im Bund leben und vom ihm alles erwarten. Menschen, die „zerbrochenen Herzens“ und „zerschlagenen Geistes“ sind. Jesus spricht von den „Armen in Bezug auf den Geist“, und spricht ihnen die Königsherrschaft des Himmels zu (Matthäus 5, 3). Gemäß Psalm 37, 11 sind es die Sanftmütigen bzw. Demütigen, die das Land (bzw. den Erdkreis) besitzen werden, und solche „werden ihre Lust an der Fülle des Friedens haben“ (vgl. Matthäus 5, 5). In Psalm 37, 37 wird ergänzt: „Achte auf den Rechtschaffenen und siehe auf den Redlichen; denn die Zukunft für einen [solchen] ist Frieden.“ Paulus schreibt den Gläubigen in Philippi, dass der Gott des Friedens mit ihnen sein wird, wenn sie das, was sie von Paulus gelernt haben, tun werden (Philipper 4, 9).

Christen sind Menschen, die nachgeben und den Frieden suchen. Damit sind sie aber nicht die „Dummen“, die ständig nur verlieren. Vielmehr sind sie die Gewinner, weil sie die Segnungen Gottes empfangen. Gott verheißt ihnen, dass er ihre Gebete erhören und sie aus allen Nöten befreien wird. Gott richtet sein Angesicht auf eine solche Person. Wer Gott „auf seiner Seite hat“, braucht sich nicht zu fürchten. Und er muss auch nicht immer für sein eigenes Recht kämpfen. Gemäß Psalm 68, 6 ist Gott „ein Vater der Waisen und ein Richter der Witwen in seiner heiligen Wohnung“. Gott behütet die Fremdlinge, und die Waisen und Witwen richtet er auf, „aber er krümmt den Weg der Gottlosen“ (Psalm 146, 9; vgl. Jesaja 9, 16).

Frage ist, worauf wir vertrauen. Vertrauen wir auf Gottes Verheißungen? Verlassen wir uns darauf, dass Gott für unser Recht sorgen wird? Oder wollen wir unser Leben selbst „meistern“, indem wir mit unseren Ellenbogen für unser Recht sorgen wollen? Was sind wir doch für kleine Menschen? Und doch so sehr geliebt von Gott! So dürfen wir uns immer wieder neu vor ihm demütigen und unser ganzen Leben ihm anvertrauen. Menschen enttäuschen uns – auch „Fromme“ –, aber Gott wird uns nicht enttäuschen.