Heilig, und doch gnädig             Lektion 9

 

 

 

"Wer sollte nicht fürchten, Herr, und verherrlichen deinen Namen? Denn du allein bist heilig" (Off. 15,4). Der Apostel Johannes zitiert das als Lied der Märtyrer in den letzten Tagen. Diese Mahnung steht im Zusammenhang mit Gottes Vergeltung gegen die Gottlosen. Gott ist "der Heilige" (Apg. 3,14). Sein Name ist heilig (Ps. 103,1). Sein Wort ist heilig. Sein Geist ist heilig. In Seiner Reinheit, Unbestechlichkeit, Absonderung von allem, was beschmutzt und in Seiner moralischen Vollkommenheit "ist keiner so heilig wie der Herr" (1. Sam. 2,2). In Ihm "ist gar keine Finsternis" (1. Joh. 1,5). Die höchsten Engel stehen in Ehrfurcht vor Ihm. Sie singen Tag und Nacht vor Seinem Thron "Heilig, heilig, heilig, Herr, Gott, Allmächtiger" (Off. 4,8).

 

Wir brauchen eine größere Wertschätzung von göttlicher Heiligkeit. Das würde uns davor bewahren, uns gedankenlos Gott zu nahen, übermäßig vertraut mit Seiner majestätischen Person umzugehen und mit Sünde zu spielen. "Seid heilig, denn ich bin heilig" ruft Er uns mit Donnerstimme zu (1. Petr. 1,16). Er bewohnt ein unzugängliches Licht. Es ist eine moralische Schönheit in Seiner Heiligkeit (2. Chron. 20,21). Die Heiligkeit des Herrn sollte Dankbarkeit in uns hervorrufen (Ps. 30,5). Gott schwört bei Seiner Heiligkeit (Ps. 89,36). Mose und ganz Israel sangen "Wer ist dir gleich, so herrlich in Heiligkeit ?" (2. Mos. 15,11).

 

Es ist Seine Heiligkeit, die göttliche Gerechtigkeit nötig macht, da wo gegen Sein Wort verstoßen wird. Um die verschiedenen Ausdrücke der Schrift zu verwenden, Er haßt und verabscheut Sünde, Er findet sie widerlich und abscheulich. Das sind die Dinge, die bei den Menschen dazu führen, daß sie dem Leben Gottes fremd sind (Eph. 4,18). Darum müssen sie auch errettet werden aus ihren Sünden. Deshalb starb Christus für ihre Sünden. Sie konnten sich nicht selbst retten oder Gott ein Lösegeld geben für ihre Seelen (Ps. 49,8). Er läßt keineswegs den Schuldigen ungestraft (4. Mos. 14,18). Ein heiliger Gott könnte so etwas niemals tun. Er muß sich um Sünde kümmern. Der Herr Jesus kümmerte sich um unsere Sünden durch Seinen stellvertretenden Tod am Kreuz. Aus diesem Grund "hat Er uns nicht getan nach unseren Vergehen, nach unseren Sünden uns nicht vergolten (Ps.103,10). Gott hat mit einem anderen abgerechnet um unseretwillen. Die Heiligkeit verlangt völlige Gerechtigkeit, bevor man in Seine Gegenwart eintreten kann. Deshalb rechnet uns der Herr Seine Gerechtigkeit zu, um uns den Zutritt zu Seiner heiligen Gegenwart zu ermöglichen.

 

Die Heiligkeit Gottes trennte den Vater vom Sohn, als Er das Sündopfer am Kreuz wurde. Sein qualvoller Schrei "Warum hast du mich verlassen ?" wird im folgenden Satz beantwortet: "Doch du bist heilig" (Ps. 22,2-4). Gott in Seiner Heiligkeit mußte sich von der Gemeinschaft mit Seinem geliebten Sohn trennen, während Er unsere Sünde trug. Die Heiligkeit Gottes sollte uns dahin führen, den Heiligen zu fürchten und ernsthaft ein Leben zu verfolgen, das in Übereinstimmung mit Seinem Willen ist. Wie Hebr. 12,14 sagt, "ohne Heiligung wird niemand den Herrn schauen".

 

Wir würden verzweifeln bei dem Versuch, bei so einem unendlich heiligen Gott angenommen zu sein, wenn Er Sich nicht Selbst auch als gnädig offenbaren würde. Er sagt: "Ich bin gnädig" (2. Mos. 22,26). Es war Seine Gnade, die Ihn Ninive verschonen ließ, als Jona sie aufrief, umzukehren. Das mißfiel dem Propheten sehr, weil er die Assyrer nicht mochte. Er wußte Gottes Begründung dafür, "Ich wußte, daß du ein gnädiger Gott bist" (Jon. 4,2). Im Alten Testament fanden verschiedene Menschen "Gnade in den Augen des Herrn". Doch Gnade kam auf einzigartige Weise ans Licht mit dem Kommen des Herrn Jesus in diese Welt. " Denn das Gesetz wurde durch Mose gegeben; die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden" (Joh 1,17). Weder Gnade noch Wahrheit waren abwesend bei Gott zu alttestamentlicher Zeit, aber das ganze Ausmaß der Gande kam einzigartig durch den Herrn Jesus im "Evangelium der Gnade Gottes" (Apg. 20,24).

 

Gnade ist göttliche Gunst, die verliehen wird ohne Bezug zu irgendetwas, was wir tun können, um sie zu verdienen. "Denn aus Gnade seid ihr errettet durch Glauben, und das nicht aus euch, Gottes Gabe ist es; nicht aus Werken, damit niemand sich rühme (Eph. 2,8-9). Die, die gerettet werden, werden "umsonst gerechtfertigt (ohne Grund) durch seine Gnade" (Röm. 3,24). Gnade ist ein Kennzeichen der Herrlichkeit Gottes (Eph. 1,6). Er schenkte sie reichlich den Erlösten aus dem Grund, weil wir "in dem Geliebten" sind. Gnade ist einzigartig für den Gott der Bibel und für die, die zu Nachfolgern Christi gemacht wurden. Der Gedanke der Gnade ist anderen Glaubensrichtungen oder "Religionen" fremd, die alle eine Betonung auf Werke in verschiedener Form legen. Eine werksbezogene Errettung ist das Kennzeichen aller falschen Evangelien und falscher Religion.

 

Gnade und Barmherzigkeit gehören irgendwie zusammen. Barmherzigkeit ist Gottes Güte den Schuldigen gegenüber. Gnade ist Gottes Güte für sie trotz ihrer Schuld. Aus diesem Grund müssen wir als Bedürftige kommen zum sogenannten "Thron der Gnade" (Hebr. 4,16). Komme niemals zu Gott, um zu suchen was du vermeintlich verdienst. Komme nur, um Gnade zu suchen. Gott ist keinem Menschen gegenüber verpflichtet, gnädig zu sein. Er sagt: "Ich werde gnädig sein, wem ich gnädig bin" (2. Mos. 33,19). "Die Gnadenerweise des Herrn sind es, daß wir nicht zu Ende sind" (Klagelieder 3,22 in der Fußnote der rev. Elberfelder). Komme niemals auf den Gedanken, daß die Gnade Gottes ein Freibrief für dich ist, wodurch du tun kannst, was du willst. "Gebraucht nicht die Freiheit als Anlaß für das Fleisch" (Gal. 5,13). Gebrauche nicht deine Vorstellungen über Gnade in der Weise, daß du dir selbst erlaubst, zu sündigen, andere zu Fall zu bringen oder deinen eigenen selbstsüchtigen Wünschen nachzugehen.

 

Paulus ist der größte Ausleger der Gnade in der Schrift. Gnade ist das Wort, mit dem er am Anfang und Ende seiner Briefe unterschreibt. In 1. Tim. 1,13-16 berichtet er ausführlich über die Zeit, als er ein "Lästerer und Verfolger und Gewalttäter" war, aber Gottes Gnade ihm überreichlich zuteil wurde als dem ersten der Sünder. Am Leben des Paulus bewies der Herr Jesus deshalb "Seine ganze Langmut als Vorbild" für diese Gnade. Er wußte so tief, daß der Herr "voller Gnade" war und das machte ihn zu einem großen Anbeter. Immer wieder schrieb er große Lobgesänge auf den Gott aller Gnade.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Fragen für das Gespräch

 

 

 

1) Wenn du über diese Lektion nachdenkst, was kannst du da schreiben über die Heiligkeit Gottes, wie sie dein persönliches Leben beeinflußt ?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

2) Kannst du dir jetzt in Ps. 22,2-4 erklären, welche Antwort hier gegeben wird auf den Ausruf des Herrn ?  Welche Bedeutung hat das für dich ?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

3) Auf welche Weise ist dein Verständnis von Gnade beeinflußt worden durch diese Lektion ?

 

 

 

 

 

 

 

 

 

4) Kannst du dich an Situationen erinneren, in denen Leute dachten, daß sie, seit sie "unter der Gnade lebten", frei wären, das zu tun, was sie für das beste hielten, auch wenn das Wort Gottes etwas anderes sagte ?  Diese Leute fanden es "gesetzlich", zu gehorchen.