Text: Jochen Klepper 1938
Melodie: Rudolf Zöbeley
1941
Passende Bibelstellen:
1. Mose 1, 3
Psalm 33, 9
Jesaja 50, 4-8
Lukas 12, 37
Matthäus 20, 28
Matthäus 20, 15-16
Jochen
Klepper wurde 1903 als Pfarrerssohn in Beuthen an der
Oder (im heutigen Polen) geboren und wuchs dort mit drei Geschwistern auf. Zu
seiner Mutter hatte er stets ein gutes Verhältnis, mit dem Vater kam es immer
wieder zu Konflikten. Nach der Schulzeit studierte Klepper ab 1922 Theologie in
Erlangen und Breslau. Kurz vor dem Examen brach er jedoch sein Theologiestudium
ab, da er Probleme mit der wissenschaftlichen Theologie hatte. Er bemühte sich
danach vergeblich um eine Anstellung in verschiedenen Bibliotheken und erhielt
dann schließlich eine Stelle als freier Schriftsteller beim evangelischen
Presseverband in Breslau. Hier konnte er seiner schriftstellerischen Begabung,
die sich schon früh gezeigt hatte, Ausdruck verleihen. Jochen Klepper schrieb
Gedichte und Prosatexte und bald auch Hörspiele für den Rundfunk. Später
erhielt er eine Anstellung beim Ullstein-Verlag in Berlin.
1931
heiratete Jochen Klepper die um etliche Jahre ältere Jüdin Hanni Stein, Witwe
eines Rechtsanwaltes, die zwei Töchter mit in die Ehe brachte. Einige Jahre
später trat seine Frau zum evangelischen Glauben über. Die Familie lebte
zunächst in Berlin-Süderende, später dann in Berlin Nikolassee. Jochen Klepper wurde einen schweren Lebensweg geführt.
Neun Jahre lang kämpfte er um seine Ehe, die als so genannte
"Mischehe" zwangsweise geschieden werden sollte. Knapp ein Jahr lang
war er Soldat und wurde dann wegen seiner Ehe mit einer Jüdin als
"wehrunwürdig" entlassen.
1933
erschien Kleppers Roman "Der Kahn der fröhlichen Leute". Ein Roman
über König Friedrich Wilhelm l. von Preußen mit dem Titel "Der Vater"
erschien 1937. Im gleichen Jahr wurde er aus der Reichsschrifttumskammer
ausgeschlossen, da er mit einer Jüdin verheiratet war. 1938 gab er den
Gedichtband "Kyrie" heraus, in dem die meisten seiner Lieder
enthalten sind. Die Lieder Jochen Kleppers spiegeln seine große Bibelkenntnis,
sein Leben mit Gott und seinem Wort, wider. Er konnte sich sein Leben, und das
betrifft auch sein Schreiben und Dichten, ohne Gottes Wort überhaupt nicht
vorstellen. So sagte er z.B. "Wer vom Worte lebt, kann nicht vorüber am
Wort des Lebens. Wer Bücher schreibt, vermag nicht, sich dem Buch der Bücher zu
entziehen." (Scheffbuch, Den Kummer... S.31)
Viele
biblische Aussagen hat Klepper in seinen Liedern aufgenommen und verarbeitet.
Nur durch die Verbundenheit mit Gott und seinem Wort konnte er seinen schweren
Lebensweg überhaupt gehen. Er lebte mit Gottes Wort und fand Trost besonders in
den Psalmen, die er beten konnte, wenn ihm selbst die Worte fehlten. Immer
wieder kommen das Schwere und Dunkle, die Angst und Not, in die Jochen Klepper
geraten war, in seinen Liedern zum Ausdruck, und immer wieder findet er dann
Trost und Halt in Gottes Wort und in der Gewissheit, dass Gott auch im Dunkel
da ist.
Jochen
Klepper singt in seinen Liedern ganz bewusst gegen Not, Leid und Angst an und
fordert uns auf "nicht klagen sollst du, loben!"
In
seinem letzten Lebensjahr hat er keine neuen Lieder mehr verfasst. "Lieder
vermag ich nicht mehr zu schreiben.", sagt er. "Das Lied ist ohne die
völlige Einwilligung in Gottes Willen nicht möglich." (Scheffbuch, Den
Kummer... S.36) Auch einen geplanten Roman über Katharina von Bora, die Frau
Martin Luthers, mit dem Titel 'Das ewige Haus' konnte Klepper nicht mehr fertig
stellen.
Um
eine Ausreiseerlaubnis für seine Frau und die Tochter Renate zu erhalten (die
Tochter Brigitte konnte schon 1939 nach England ausreisen), suchte Jochen
Klepper sogar Adolf Eichmann, den Organisator der Judenvernichtung, auf. Auch
mit dem Innenminister des Deutschen Reiches, Wilhelm Frick, der verantwortlich
für die Durchführung der Rassengesetze war, trat Klepper in Kontakt;
vergeblich. Die drohende Deportation von Frau und Tochter vor Augen schied
Jochen Klepper, gemeinsam mit den Seinen, am 11. Dezember 1942 freiwillig aus
dem Leben. Er sah keinen anderen Ausweg mehr.
Im
Vorwort zu Jochen Kleppers Tagebüchern, die unter dem Titel "Unter dem
Schatten deiner Flügel" veröffentlicht wurden, schreibt Oliver Kohler:
"Im Verlust des Lebens rettet er seine Gottesebenbildlichkeit
vor den Folterern" (Unter dem Schatten... S. 13).
Die
letzten Worte Jochen Kleppers in seinem Tagebuch lauten:
"Wir
sterben nun - ach, auch das steht bei Gott - Wir gehen heute Nacht gemeinsam in
den Tod. Über uns steht in den letzten Stunden das Bild des Segnenden Christus,
der um uns ringt. In dessen Anblick endet unser Leben." (Unter dem
Schatten... S. 650)
Was
haben seine Lieder uns heute zu sagen?
"In
der Welt habt ihr Angst", sagt Jesus in Johannes 16, 33, "aber seid
getrost, ich habe die Welt überwunden." Diese Angst in unserer Welt kannte
Jochen Klepper nur zu gut. Er kannte sie nicht nur, er bekannte sich auch zu
seiner Angst. Klepper lebte in einer Zeit, in der das Leben aller, die nicht der
richtigen Rasse angehörten, und dazu zählte auch seine Familie, bedroht war. In
einer Welt, in der, wie auch heute, nur die Starken und Leistungsfähigen etwas
zählten, hatte er den Mut, schwach zu sein, den Mut, die Angst beim Namen zu
nennen, Schwäche und Schuld zuzugeben. Doch Jochen Klepper wusste auch, wohin
mit Angst und Dunkel, nämlich zu dem, der die Welt mit ihrer Angst überwunden
hat, Jesus Christus. Mit seinen Liedern singt Klepper gegen Angst und Not an.
Hell und Dunkel, Schuld und Vergebung, Bedrängnis und Erlösung sind die Themen
Jochen Kleppers. Die Lieder wollen uns Mut machen in einer Zeit, in der immer
mehr Menschen (auch viele Christen) von Ängsten und Depressionen bedrängt
werden. Sie wollen uns Mut machen, mit diesen Bedrängnissen zu leben, weil sie
zu dieser Welt dazugehören, und nicht aufzugeben, weil wir ja um das Ziel
wissen. Sie fordern uns auf zum Gotteslob auch unter widrigen Umständen, denn
das Wort dessen, der die Welt überwunden hat, gibt uns immer wieder neue Kraft.
'Sein
Wort will helle strahlen, wie dunkel auch der Tag.'
Für
Jochen Klepper und seine Familie wurden die Tage so dunkel, dass sie keinen
Ausweg mehr sahen. Auch hier hatte er den Mut, Schuld und Schwachheit
zuzugeben. Am 8. Dez. 1942 schreibt er in seinem Tagebuch: "Gott weiß,
dass ich ihm dies nicht geloben kann, wie Luther es vermochte 'Nehmen sie den
Leib, Gut, Ehr, Kind und Weib, lass fahren dahin.’... Gott ist größer als unser
Herz. - Das Wort soll uns noch in den Tod begleiten." (Unter dem Schatten
S. 648) Können wir Jochen Klepper nun deshalb verurteilen, weil er freiwillig
aus dem Leben ging? Wie hätten wir wohl an seiner Stelle gehandelt? Anstelle
einer Be- oder Verurteilung wollen wir auf seinen Freund, den Schriftsteller
Reinhold Schneider, hören: "Klepper hat die Seinen an der Hand genommen,
als es kein Recht und keinen Schutz mehr gab, und ist mit ihnen vor den
Richter, den schrecklichen Vater, geeilt, sich schuldig wissend und doch
unergründlicher Gnade gewiss: gerade dieser Tod ist, von ihm her gesehen zu
einem Glaubenszeugnis und einem Zeichen der Treue geworden; es war kein Nein,
vielmehr ein Ja, der glaubensstarke Schritt über die Schwelle des Ewigen Hauses
- für uns bleibt er aufwühlende Anklage." (Unter dem Schatten S. 12/13)
Das
letzte Bibelwort, das Jochen Klepper in sein Tagebuch geschrieben hat steht in
Psalm 126, 1 "Wenn der Herr die Gefangenen Zions
erlösen wird, so werden wir sein wie die Träumenden."
Danke an Bibel-Memory (http://www.bibel-memory.de)
für die freundliche Zuverfügungstellung dieser
Kurzbiographie. Bibel-Memory ist ein
überkonfessionelles Missionswerk, das Ihnen hilft, Bibelverse systematisch
auswendig zu lernen. Des Weiteren gibt es Kurse zum Auswendiglernen von
Liedern, darunter Kurse mit Liedern von Paul Gerhardt, Philipp Friedrich Hiller
und Jochen Klepper: