Warum ich die
Gemeinde liebe - Teil 2/14
John F. MacArthur
Übersetzung: Benedikt Peters - KfG Herbstkonferenz 1999
Wir
haben uns die biblische Theologie angesehen, darüber, wie der Herr seine Gemeinde
baut. Das ist eine so geradezu aufregende und auch ermunternde Wahrheit, ich
bin dieser Wahrheit verpflichtet und ergeben, seit ich Pastor bin. Ich kann die
Wahrheit predigen, aber ich kann kein Herz verändern. Ich kann den Sünder nicht
ziehen, und ich kann auch das Verständnis nicht öffnen und Toten Leben bringen,
sondern meine Aufgabe ist einfach die, die Wahrheit treu zu verkündigen, damit
Gottes Erwählte hören und glauben und wiedergeboren und gerechtfertigt werden.
Und das ist immer die Richtung unseres Dienstes gewesen, als treue Verwalter zu
fungieren in meiner Verantwortung. Und der Herr, er soll seine Gemeinde bauen.
Ich möchte das illustrieren, indem wir gemeinsam 2. Korinther aufschlagen. Ich
will ein wenig über 2. Korinther reden, ich bin nicht
mal ganz sicher, was ich dazu sagen werde. Aber ich denke, ich weiß wenigstens,
worauf ich hinaus will. Ich will mit euch ein wenig über den Apostel Paulus
reden. Als er 2. Korinther schrieb, war er an einem Tiefpunkt seines Dienstes,
seines Lebens im Dienst. Sein Herz war gebrochen, er war traurig. In 2. Korinther
7 sagt er, er sei bedrückt, er war so schwer bedrückt, dass er nicht dienen konnte.
2. Korinther 2, 12 er sagt, dass er nach Troas kam,
um das Evangelium Christi zu predigen. Das war seine normale Tätigkeit. Es war
noch keine Gemeinde war in Troas, er kam dahin, um zu
predigen und dort eine Gemeinde zu gründen. Und er sagte, eine Tür wurde mir aufgetan
im Herrn, das bedeutet, dass Gott in seiner Souveränität eine große evangelistische
Möglichkeit eröffnete. Menschen waren offen für das Evangelium. Und eine
Gemeinde hätte gegründet werden können, aber in Vers 13 sagt er, ich hatte
keine Ruhe in meinem Geist, weil ich Titus, meinen Bruder nicht fand, sondern
ich nahm Abschied von ihnen und ging nach Mazedonien. Das ist gewissermaßen wie
die Bühne, die jetzt gebaut ist, damit wir 2. Korinther verstehen. Die
Korinther haben wirklich einen großen Teil des Lebens des Paulus in Anspruch
genommen, wie ihr wisst. Er hat sogar 21 – 22 Monate dort verbracht, um die
Gemeinde dort zu gründen. Und dann schrieb er ihnen 4 Briefe. Es wurde ein
Brief geschrieben vor dem ersten Korinther-Brief, und es wurde ein weiterer
Brief geschrieben zwischen dem ersten und zweiten Korinther-Brief. Paulus
bezieht sich auf diese beiden Briefe, aber diese beiden Briefe wurden nicht in
den Kanon aufgenommen, weil sie nicht inspiriert waren. Und er schrieb diese
beiden Korinther-Briefe. Es wurde eine sehr große Summe, oder Masse an diese
Korinther in Form von Briefen vermittelt. Sie haben sehr viel von seiner Zeit,
von seinem Leben, von seinem Herzen beschlagnahmt. Als er zum ersten Mal nach
Korinth kam, um dort die Gemeinde zu gründen, da blieb er fast 2 Jahre. Nur in
Ephesus blieb er noch länger. Nachdem er weggegangen war, da musste er von all
diesen Sünden hören, von denen er im ersten Korinther-Brief spricht. Darum
schrieb er den 1. Korinther-Brief, um all diese Sünden anzugehen. Es geht in
diesem ganzen Brief eigentlich nur um eine lehrmäßige Sache, nämlich um die Auferstehung
in Kapitel 15. Offensichtlich hatten sie auf diesen Brief reagiert, indem sie
nämlich Buße taten. Und dann passierte etwas noch schlimmeres, nämlich falsche
Lehrer drangen ein, und die Korinther haben sie mit offenen Armen empfangen.
Und sie haben falsche Lehren gebracht: einen anderes Evangelium, einen anderen
Christus, Sie waren offenkundig, so eine Kombination, eine Mischung von judaisierenden Leuten, die aber auch in griechischer Rhetorik
geschult waren. Sie hatten die Gesetzlichkeit der Juden, und sie hatten auch
die Kraft, die Ausstrahlung und auch den Schliff der griechischen Oratoren, was
die Griechen so gern hatten. Wie immer taten auch jene falschen Lehrer, das was
sie taten für Geld, und es ging ihnen um Macht. Aber, um in Korinth erfolgreich
zu sein, konnten sie nicht einfach kommen, und falsche Lehren verkündigen. Sie
mussten zuerst etwas anderes tun: sie mussten zuerst das Vertrauen der Leute in
Paulus zerstören. Denn sie waren alle durch Paulus zu Christus geführt worden.
Paulus war ihr Hirte gewesen, aber Paulus war jetzt nicht da. Sie begannen
also, Paulus anzugreifen, und wenn man 2.Korinther liest, dann stellt man das
fest. Sie behaupteten, dass er über seinen Dienst Lügen gesagt hätte, er habe
auch nicht die Beglaubigung von Jerusalem, er sei kein rechter Apostel, unter
der schönen Oberfläche verberge sich ein sündiges Leben, er wolle nur ihr Geld
und ihre Frauen. Aller Art von schlimmen Lügen. Und die Gemeinde glaubte ihnen,
es kam zu einer regelrechten Meuterei. Und das hat Paulus das Herz gebrochen.
Als er das hörte, ging er dorthin. Das war sein 2. Besuch.
Und
was offensichtlich geschah, war, dass er in der Gemeinde aufstand, um diese
Dinge in die Hand zu nehmen, um seine apostolische Sendung zu verteidigen,
nicht um seines Ego willen, sondern damit sie ihm deshalb weiterhin vertrauten,
weil er der war, der die Wahrheit Gottes lehrte. Was offensichtlich dann
geschah, war, dass jemand in der Gemeinde aufstand, und Paulus angriff. Und
niemand verteidigte Paulus. Und er verließ Korinth mit einem gebrochenen
Herzen, einem vollständig zerbrochenen Herzen. So entschied er, ihnen einen
Brief zu schreiben. Und man nennt dies den „traurigen“ oder „kummervollen“
Brief, er verweist darauf in 2. Korinther 2. Und er übergab diesen Brief dem Titus,
und sandte Titus ab. Und er bat Titus, diesen Brief zu übergeben, und Paulus zu
verteidigen, und dann zurück zu kommen, um Paulus Bericht zu erstatten. Während
Titus unterwegs war, war er voller Sorge, und offenkundig hatten sie
vereinbart, sich in Troas zu treffen. Paulus war in
Ephesus gewesen, er hatte dort im Theater gepredigt, und es war dort zu einem
Tumult gekommen und er musste fliehen, um sein Leben zu schützen. Titus war in
Korinth, und sie sollten gleichzeitig reisen und sich in Troas
treffen. Paulus ist bedrückt. Er leidet gewaltig. Wenn ihr 2. Korinther 1 aufschlagt,
da merkt man, wie der ganze Grundton des Briefes „Leiden“ ist. Im Vers 3
spricht er von Gott als dem Vater des Erbarmens und dem Gott allen Trostes, und
in Vers 4: er tröstet uns in all unserer Drangsal, im Vers 5 spricht er von Leiden,
im Vers 6 spricht er von Bedrängnis und auch Leiden, und im Vers 7 noch mehr
Leiden, und im Vers 8 Nöte, Drangsale und im Vers 9 das Todesurteil und im Vers
10 ein großer Tod und so geht es weiter. Und dann im Kapitel 2, da spricht er
im Vers 2 von seinem Kummer, Traurigkeit auch im Vers 3, Drangsal und
Herzensangst in Vers 4, Traurigkeit in Vers 5. Und dann in Kapitel 4 redet er
wiederum von seinen Leiden in Vers 8, er sagt er sei bedrängt und sehe keinen
Ausweg, er sei verfolgt und niedergeworfen, und dass er Allezeit in seinem Leid
das Sterben Jesu umhertrage, da ist etwas mystisches damit gemeint, was er
gemeint hat, war, dass er jeden Tag hätte sterben können, denn die Juden waren
ständig auf der Lauer, ihn umzubringen. So auch die Heiden, und an jedem
Morgen, wo er erwachte, musste er damit rechnen, es könnte sein letzter Tag
sein. So sagt er in Vers 12, der Tod wirkt die ganze Zeit in dir. Er lebte mit
dem Gespenst des Todes. In Vers 17 spricht er von Drangsal. Dann im Kapitel 6
noch mehr davon. Im Vers 4 spricht er von Nöten und von ausharren, in Vers 5
von Streichen und Gefängnis und Aufständen und Mühen und Wachen und Fasten und
weiter unter dann spricht er von bösen Gerüchten gegen ihn und wiederum spricht
er von Sterben, und im Vers 10 von Traurigkeit und Armut, und sein ganzes Leben
war erfüllt von diesen Dingen. In Kapitel 7 fasst er das Ganze irgendwie zusammen.
Dort sagt er in Vers 5, dass er von außen Kämpfe und von innen Befürchtungen
hat. Und in Vers 9 steht, er war niedergeworfen, also deprimiert, in Kapitel 11
haben wir einen ganzen Katalog seiner Leiden, er beginnt in Vers 23: in Mühen,
in Schlägen, in Gefängnissen, oft in Todesgefahren, und im Vers 24 sagt er dass
er von den Juden 4 mal Streiche empfangen habe, in Vers 25 sagt er, dass er von
den Römern drei mal mit Ruten geschlagen worden war, und gesteinigt wurde, und
drei mal hat er Schiffbruch erlitten. In Vers 26 all die verschiedenen Gefahren,
und Vers 27 Arbeit und Mühen und Wachen und Hunger und Durst und Fasten und
Kälte und Blöße. Das ist wirklich ein erstaunliches Leben.
Aber
jetzt sehen wir uns den Vers 28 an. Wir kommen nämlich auf den Punkt: Am Anfang
heißt es außerdem, was außergewöhnlich ist, und im griechischen steht, was über
den anderen Dingen ist, also größeres Leiden, noch größeres Leiden, mehr Leiden,
als das körperliche. Wir befinden uns in 2. Korinther Kapitel 11, der
Leidenskatalog des Paulus. Die noch größeren, als die körperlichen Leiden kamen
auf ihn jeden Tag. Innerlich. Das war nämlich seine große Sorge um die
Gemeinde. Ich verstehe das folgendermaßen: die Welt konnte ihm von außen kein
Leid antun, nie so viel Schmerz bereiten, wie ihn die Gemeinde, in seinem
Inneren Schmerz bereitete, innerlich verletzte, denn er liebte die Welt nicht
so, wie er eben die Gemeinde liebte. Je größer die Liebe ist, umso größer ist
dann auch das Leiden, umso mehr tut es weh, und das hatte ihn niedergedrückt.
Er hatte gelernt, in welchem Zustand er auch war, sich damit zu begnügen. Er
konnte es als Freude erachten, wenn er leiden musste, außer wenn es in seinem
Inneren war, wenn es durch die Gemeinde war, wenn er durch die Gemeinde litt.
Das schnitt ihm ins Herz. Und er beschreibt das in Vers 29. Da haben wir das
Problem. Wer ist schwach und ich bin nicht schwach. Das ist ein wirklicher
Hirte. Er sagte, wenn ihr schwach seid, das ist mitleiden, mitfühlen. Er war mittendrin
in ihrer Not. Wenn ihr schwach seid, dann tut es mir weh, dann macht es mich
kaputt, und wenn ihr strauchelt, dann spüre ich den Schmerz, dann tut es mir
weh, das war noch viel größeres Leiden als körperliches, weil er so besorgt war
um das Wohlergehen der Gemeinde. Wir sehen hier Paulus sehr niedergeschlagen.
Ich kann das gut verstehen.
Ich
bin in manche Orte gekommen in der Welt, wo Gläubige im Dienst, in der Gemeinde
entmutigt sind.
Gemeinde
ist klein, oder das Land, in dem man lebt, huldigt einer falschen Religion,
oder ist völlig säkularisiert. Nur wenige Gläubige, die Arbeit ist schwer, und
einige der Gläubigen sind untreu, der Dienst kann sehr entmutigend sein, da
verstehe ich Paulus. Ihr denkt: du hast eine große Gemeinde, da ist doch immer
alles in bester Ordnung. Nein, man sieht nicht die Größe der Gemeinde, sondern
man hat zu tun, mit den Nöten, dem einzelnen Leben der Leute. Paulus hatte
große Gemeinden überall verstreut, aber das machte seine Anfälligkeit auf
Leiden und Schmerz noch umso größer. Und jetzt schlagen wir Kapitel 12 auf,
Vers 7. Er sagt, dass Gott ihm einen Dorn in das Fleisch gegeben hatte. Wir
müssen das einfach glauben, dass Gott diesen Dorn „Pfahl“ für das Fleisch gab,
denn es heißt in Vers 7, er wurde gegeben, auf dass er sich nicht überhebe. Er
sagt es sogar zweimal, am Anfang des Verses und am Ende des Verses: Gott ist
darum bemüht, dass wir uns nicht überheben. Gott allein ist darum besorgt, dass
seine Knechte demütig sind. Der Dorn im Fleisch ist also von Gott, um den Menschen
zu demütigen, der sonst seiner vielen Offenbarungen wegen hochmütig geworden
wäre. Er hatte den erhöhten Christus mehrere Male persönlich gesehen, Christus
war ihm erschienen zum ersten Male, als er nach Damaskus unterwegs war, und
noch weitere Male. Und dann machte er eine Reise in den Dritten Himmel, das
sind gewaltige Sachen. Und alle diese Offenbarungen versetzten ihn in eine
gefährliche (prekäre) Lage, denn er war anfällig, stolz zu werden. Ihr könnt
euch gut vorstellen, er kam da in eine Versammlung zusammen mit Titus und Timotheus,
und sie hatten auch eine Idee vom Dienst, und er hatte eine andere Idee und
andere Vorstellungen, und sie sagten: wir haben hier eigentlich die bessere
Idee. Und dann könnte er versucht sein zu sagen: seid ihr schon im Himmel gewesen.
Wir machen es so, wie ich es für gut finde. Um ihn zu demütigen, gab ihm Gott
diesen Dorn in das Fleisch. Das Wort „Dorn“ steht für einen Speer, also nicht
ein „Dörnchen“, sondern ein Speer, der ihm durch sein sonst so stolzes Fleisch
gebohrt wurde, nun was war dieser Dorn? Er sagt, was es war: ein Engel Satans.
Was ist ein satanischer Engel? Was wäre ein anderes Wort dafür? Ein Dämon. Er
hatte nicht Malaria, oder eine Augenkrankheit, wie man manchmal hört. Es könnte
nicht klarer sein! Und das wurde ihm von Gott gegeben, um ihn zu schlagen, um
ihn demütig zu halten. Wir wissen nicht genau, wie sich das im Leben des Paulus
auswirkte. Aber ich glaube nicht, dass ein Dämon in einem Gläubigen hausen
kann, ich glaube, dieser Dämon, das war jener Geist, der die falschen Lehrer in
Korinth antrieb, die Gemeinde zu unterwandern. Warum denke ich so? Weil er in
Kapitel 11 sagt, dass der Teufel sich verstellt, als ein Engel des Lichts und
seine Diener gleicherweise. Von Dämonen besessene
falsche Lehrer, die auftraten, als Diener der Gerechtigkeit, waren von Satan
inspiriert und wurden von ihm in die Gemeinde geführt, und sie haben die Gemeinde
geradezu zersetzt. Und das bricht dem Paulus das Herz. Und er fragte sich, Gott
sollte so etwas zulassen in seiner Gemeinde? Aber am Ende wird es die wahre
Gemeinde nicht antasten. Es wird den großen Apostel demütigen, der Satan kann
die Gemeinde nicht zerstören, denn der Herr wird keinen verlieren. Es ist wie
bei Hiob: Gott tut Dinge, die auch wir nicht verstehen. Und am Ende haben wir,
wie Hiob, eine klare und größere Schau (Vision) von Gott. Paulus betete dreimal
zum Herrn, ihm diesen Dorn zu nehmen. Er hatte wahrscheinlich gebetet: Herr,
sorge dafür, dass diese falschen Lehrer die Gemeinde verlassen. Vielleicht betete
er, so wie David betete: erschlag sie! Und der Herr sagte nein, ich werde dir
die Gnade geben, das alles zu ertragen. Meine Gnade genügt. Das ist gut für
dich, denn meine Stärke, meine Kraft, wird vollendet in deiner Schwachheit.
Dann, wenn du keine Macht über die Sache hast, ist es vollständig in meiner
Hand. Er sagt: ich lernte etwas. Ich werde mich meiner Schwachheiten gerne
rühmen, damit die Kraft Christi über mir sei. Und er sagte, dass er sich sogar
rühmte der Schwachheiten, und der Schmähungen, und der Nöte, dass er Wohlgefallen
hat an ihnen, auch an Verfolgungen und Ängsten für Christus, denn: wenn ich
schwach bin, dann bin ich wirklich stark. Dann in Vers 15 fügt er an, ich will
aber sehr gerne alles verwenden und völlig verwendet werden, für eure Seelen,
wenn ich auch, je überschwänglicher ich euch liebe, umso weniger geliebt werde.
Man spürt diesen ganzen Herzenskummer in diesem Brief. In Kapitel 2 sagt er:
ich würde gern kommen und euch besuchen, aber ich werde nicht kommen, ich
denke, ich glaube, ich werde das nicht ertragen, ich werde diesen Schmerz nicht
aushalten. Der letzte Besuch war zu traurig, ich habe Angst, wieder zu kommen.
Nun, warum das alles? Hier haben wir das, was man einen GAU nennt, der größte
anzunehmende Unfall; Alles, was schief gehen konnte, war schief gegangen. Gerade
so, wie man es eben nicht will. Aus der Sicht des Paulus hat sogar der Satan
mehr Erfolg in dieser Gemeinde als Paulus. Und er bittet den Herrn darum, dies
zu ändern, aber der Herr ändert das nicht, er demütigt ihn.
Wir
haben hier also den absoluten Tiefstpunkt unter allen Tiefpunkten im Dienst des
Apostel Paulus. Er war vielleicht versucht, zu denken, der ewige Plan Gottes
sei daran, irgendwo und irgendwie zu scheitern, aber es findet sich in diesem
Brief ein wunderbarer Übergang; schlagen wir wieder Kapitel 2 auf, und hier
bezieht er sich auf jenen Tag, als er nach Troas kam,
und Titus nicht fand, wo er keine Ruhe hatte und daher Troas,
trotz dieser offenen Tür, verließ. Schauen wir uns Vers 14 an. Gott aber sei
dank, der uns alle Zeit im Triumphzug umher führt in Christus.
Wie?
Was ist denn in der Zwischenzeit passiert zwischen Vers 13 und Vers 14. Irgend etwas ist passiert! Woher kam diese Danksagung? Was
ist dieser Triumph? „Der uns alle Zeit im Triumphzug herumführt in Christus“?
Mit anderen Worten: Paulus sagt hier, Gott entfaltet, arbeitet an seinem
ewigen, triumphierenden Plan. Er erfasst ganz neu wieder die Souveränität. Ich
will das ein bisschen erklären: Dieses Wort „Triumph“ das ist ein Hauptwort,
und es steht für ein Ereignis, und das war etwas ganz besonderes, ein Triumph,
etwas konkretes, nicht etwas abstraktes, ein Triumph war etwas, das ein Römer
vielleicht einmal in seinem Leben mit seinen eigenen Augen sehen durfte. Es ging
um einen Umzug, bei dem ein römischer Feldherr geehrt wurde. Ein römischer
Historiker sagte uns, was es alles brauchte, damit man einen solchen Triumphzug
zu seinen Ehren bekam. Der Feldherr musste dazu eine andere Nation besiegen. Es
durfte also nicht ein Sieg in einem Bürgerkrieg sein, er musste die Grenzen des
römischen Reiches ausweiten und er musste mehrere Tausend Gefangene machen, und
er musste den König jenes Landes hinrichten. Er musste jene Nation vernichtend
schlagen und dieses Land dem Römerreich einverleiben. Ein solcher Triumphzug wurde
Titus Vespasian gewährt, das war der römische Kaiser
unter dem Jerusalem und auch die jüdische Nation besiegt wurde. Israel war von
Rom besetzt, aber es war kein Teil Roms. Bis im Jahre 70 nach Christus, als
Titus die Stadt belagerte und die Stadt zerstörte. 1.100.000 Juden wurden dabei
getötet. Flavius Josephus sagte, dass 100.000 Leichen
von Juden über die Mauern der Stadt geworfen wurden. Und in den kommenden Jahren
wurden noch 985 jüdische Dörfer und Städte zerstört. Das war ein großer Sieg
für Rom und darum bekam Titus diese Ehre des Triumphs. Das war ein Umzug und
zwar entlang der Haupteinfallstraße in Rom, und zwar auf den Hügel hinauf, wo
dem Kriegsgott ein Stier geschlachtet wurde. Die Bürger der Stadt standen links
und rechts entlang der Straße und sie warfen Blumen, und Priester kamen mit
Weihrauchgefäßen. Die Senatoren Roms führten diesen Umzug an. Es war schon
immer so, dass die Politiker die Ehre auf sich zu ziehen wussten. Und hinter
ihnen folgte der Feldherr auf einem Kriegswagen, der von einem weißen Pferd
gezogen wurde. Und hinter ihm, auch auf Wagen, seine Familie. Und dann wieder
Priester mit Weihrauchgefäßen. Und dann kamen die siegreichen Offiziere der
Armeen. Und dann kamen die Legionäre, die den Sieg erfochten hatten und am
Schluss kamen die Kriegsgefangenen in Ketten, und sie wurden ins Gefängnis
geführt, um dort hingerichtet zu werden. Das war eben der Triumph, und das ist
es, was Paulus hier sieht.
Vielleicht
hat er in seinem Leben einen solchen Triumphzug gesehen, und er sagte sich
selbst folgendes: der Sieg ist schon erfochten, was mit mir passiert, ändert
nichts daran. Mir genügt es, dass ich an diesem Triumphzug teilhaben darf, dass
ich diese Uniform tragen darf, dass ich diesem König dienen darf, dem großen
Feldherrn, der seinen Sieg vollenden wird.
In
diesen schwierigen Umständen fällt er zurück in seine Theologie, trotz all
seiner Leiden, all der Anfeindungen, all der Enttäuschungen, all der
Herzensnöte, konnte er noch immer sich des Triumphes erfreuen. Er sagte „ich
gehöre auch zu dieser Prozession, was mehr kann ich erbeten und erhoffen, und
der große Feldherr wird den Sieg ausführen“. Beachte, wie es in Vers 14 heißt,
der durch uns den Geruch der Erkenntnis an jedem Ort offenbart, das ist ein sehr
anschaulicher Gedanke. Die Historiker erzählen uns, dass diese Triumphzüge,
auch einen Wohlgeruch verbreiteten, wegen des Weihrauchs, und weil das Volk
Blumen auf die Straße warf, so verbreitete sich dieser Wohlgeruch. Paulus sagt,
dass es Erstens genügt, zu wissen, dass ich zu diesem Triumphzug gehören darf,
dass der große Feldherr siegreich sein wird, und dass ich in seiner Armee
dienen darf. Das genügt! Und dass durch mich Er diesen Wohlgeruch verbreitet.
Ich kann nicht bestimmen, was das Ergebnis, das Resultat sein wird, alles was
ich tun kann ist, dass der Wohlgeruch der Göttlichen Wahrheit durch mich geht. Zuerst
sagt er in Vers 15: dieser Wohlgeruch steigt auf zu Gott. Was auch mit Menschen
geschehen mag, es beglückt Gott, wenn er sieht und hört, wie seine Wahrheit
verkündigt wird. An diesem Triumphzug musste ja dieser Wohlgeruch zwei verschiedenen
Absichten dienen. Er musste einmal etwas für die siegreichen Legionäre bedeuten
und für die Bürger Roms. Ihnen war es ein Wohlgeruch des Lebens, ein Wohlgeruch
des Sieges, aber für die Kriegsgefangenen war es natürlich der Geruch des
Todes. Genauso ist es, wenn wir das Evangelium predigen. Für Einige ist es ein
Wohlgeruch vom Leben zum Leben. Für Andere
Text
fehlt bei 40:00
Als
ein Wohlgeruch zu Gott. Wie ist das möglich? Gott wird verherrlicht durch seine
Gnade, an denen, die das Evangelium hören und glauben, aber Gott wird auch
verherrlicht durch seinen Zorn, an denen, die das Evangelium hören und es verwerfen.
Ich würde Folgendes sagen: Gott wird ebenso sehr verherrlicht in seinem Zorn,
wie in seiner Gnade. So oder anders enthüllt er seine Herrlichkeit. Paulus sagte,
die Dinge laufen nicht so, wie ich sie menschlich gesprochen gern hätte, und wie
er die Gemeinde kennt. Sie ist schwach und sie strauchelt und je mehr ich die
Gemeinde liebe umso weniger lieben sie mich. Und sie brechen mir das Herz, sie
bedrücken mich. Und sie nehmen mir fast die Freude am Dienst, aber am Ende triumphiert
die Gemeinde, und das genügt. Ich habe das meinen Leuten gesagt, viele von Euch
sind nicht so, wie ich es gern hätte; und ihr seid nicht so, wie Gott es gern
hätte. Ihr macht Schwierigkeiten und Enttäuschungen, aber ich werde deswegen
nicht den Mut verlieren. Denn am Ende werden wir Jesus gleich sein. Wenn ich
euch dann in dieser verherrlichten Gestalt sehe, werde ich euch vielleicht
nicht wiedererkennen, ihr müsst euch dann mir neu
vorstellen, wer ihr seid. Aber alle, die der Vater erwählt, werden kommen, alle
die kommen, nimmt Christus auf, und alle, die Christus aufnimmt, die bewahrt
er, und alle, die er bewahrt, die weckt er auf. Die Geschichte ist schon
geschrieben, und wir gehören zum Triumphzug. Durch uns wird der Wohlgeruch des
Evangeliums verbreitet. Das ist ein wunderbares Vorrecht. Nicht wahr? Was mit
uns auch geschehene mag, der Vorsatz Gottes wird sein großes Ziel, seine große
Erfüllung erreichen.
Als
Paulus am Ende seines Lebens stand, da sagte er nicht: o, Gott, lass mich nicht
sterben, da ist noch so viel Arbeit zu tun, sondern er sagte: ich bin bereit zu
gehen. Ich habe getan, was du mir aufgetragen hast, er wusste, das die Gemeinde
und der Erfolg der Gemeinde nicht von ihm abhinge.
Gott bedrängt seine Diener, aber seine Gemeinde schreitet fort, und am Ende
triumphieren wir.
Rechtfertigung,
Heiligung, Verherrlichung. Ich glaube nicht, dass Leute, die im Pragmatismus
gefangen sind, ich glaube nicht, dass sie ein korrektes Verständnis dieser
Wahrheit haben. Alles, was Gott von uns verlangt, ist dass wir treu sind, dass
wir begreifen, wem die Gemeinde gehört, wer es ist, der sie baut, und einfach
die Mittel nehmen, die er uns gegeben hat, im Wort, und dankbar sind für einen
kleinen Teil.