Die Aufnahme des Wortes
Gottes
1. Thessalonicher 2,
13-16
Jürg Birnstiel
13.11.1994
Einleitung
I. Nicht Menschenwort
(2,13)
-> Nochmals greift Paulus seine Verkündigung
auf. Bereits in Kapitel 1,5 weist er darauf hin, wie er das Evangelium in
Vollmacht verkündigt hatte.
-> Man spürt seine Begeisterung darüber, dass
die Thessalonicher so treu sind.
-> Nachdem er nun in den vorhergehenden Versen
der Gemeinde deutlich machte, dass er nicht mit List und betrügerischem Sinn
das Evangelium verkündigte, bricht wieder die Dankbarkeit durch:
Und darum danken wir
auch Gott ohne Unterlaß dafür, daß ihr das Wort der göttlichen Predigt, das ihr
von uns empfangen habt, nicht als Menschenwort aufgenommen habt, sondern als
das, was es in Wahrheit ist, als Gottes Wort, das in euch wirkt, die ihr
glaubt. 1.Thess.2,13.
-> Es ist für Paulus ein überwältigendes Wunder,
obwohl seine Rede menschlich gar nicht so beeindruckend war, wie er gegenüber
den Korinthern gesteht:
Auch ich, liebe Brüder,
als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten und hoher Weisheit, euch
das Geheimnis Gottes zu verkündigen. / Denn ich hielt es für richtig, unter
euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, den Gekreuzigten. / Und ich
war bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit großem Zittern; 1.Kor.2,1-3.
-> Also trotzdem, nahmen die Thessalonicher die
Worte des Paulus als Gottes Worte auf, und nicht als Menschenworte.
-> Und Paulus ist überzeugt, dass er Gottes Wort
predigt, denn er sagt:
was es in Wahrheit ist
V.13.
-> Und den Galatern, sagt er auch, wie vorher
auch den Thessalonicher im Vers 4, daß er diese Botschaft von Jesus selbst
empfangen hatte:
Denn ich tue euch kund,
liebe Brüder, daß das Evangelium, das von mir gepredigt ist, nicht von
menschlicher Art ist. / Denn ich habe es nicht von einem Menschen empfangen
oder gelernt, sondern durch eine Offenbarung Jesu Christi. Gal.1,11-12.
a) Anwendung
-> Es gibt ja viele Menschen, die Gottes Wort
hören, aber sie nehmen es auf wie Menschenworte.
-> So gibt es ja auch die Auseinandersetzung über
die Bibel. Ist die Bibel, die von Menschen geschrieben wurde Menschenwort oder
Gotteswort?
-> Die Theologen kamen zum grössten Teil zum
Schluss, dass es Menschenwort ist welches Gottes Worte enthält. Nur ist es
etwas schwierig herauszufinden, welches die Worte Gottes und welches
Menschenworte sind.
-> Hätten sich die Thessalonicher darüber
Gedanken gemacht und hätten sie versucht das zu unterscheiden, so hätten wir
keinen Thessalonicherbrief in der Bibel. Dann wäre die Gemeinde so schnell
verschwunden, wie sie entstanden ist.
-> Nein, sie nahmen die menschlichen Worte als
Wort Gottes auf.
-> Deshalb sollen auch wir, die Worte, die die
Apostel schrieben, als Worte Gottes aufnehmen und sie nicht in menschliches und
göttliches Wort spalten wollen.
-> So wird nämlich der Mensch Herr über Gottes
Wort, denn er bestimmt dann, was göttlich und was menschlich ist.
-> Die Bibel ist doch gerade der Beweis, dass
die Gemeinden davon ausgingen, dass die Bücher Worte Gottes sind.
-> Paulus gibt ja seinen Worten ein ungeheures
Gewicht wenn er sagt:
Aber auch wenn wir oder
ein Engel vom Himmel euch ein Evangelium predigen würde, das anders ist, als
wir es euch gepredigt haben, der sei verflucht. / Wie wir eben gesagt haben, so
sage ich abermals: Wenn jemand euch ein Evangelium predigt, anders als ihr es
empfangen habt, der sei verflucht. Gal.1,8-9.
-> Merken wir die Dringlichkeit des Paulus. Er
weiss genau, schon bei Eva und der Schlange, war die erste Attake, der Zweifel
am Wort Gottes:
Ja, sollte Gott gesagt
haben... Gen.3,1.
-> Mit der Bibel müssen wir entgegen allen
Zweifel sagen: Ja, Gott hat gesagt, es steht geschrieben.
-> Paulus rühmt auch die Korinther, weil sie an
seinen Überlieferungen festhalten:
Ich lobe euch, weil ihr
in allen Stücken an mich denkt und an den Überlieferungen festhaltet, wie ich
sie euch gegeben habe. 1.Kor.11,1.
-> Lassen wir uns die Freude am Wort Gottes
nicht nehmen. Gehen wir sorgsam mit dem Wort um, denn auch der Teufel kann mit
dem Wort Gottes argumentieren.
-> Wenn wir die Bibel, also die Apostel Lehre im
neuen Testament nicht als Menschwort aufnehmen, sondern als Gottes Wort, dann
werden wir erfahren, dass dieses Wort in uns wirkt.
b) Evangelisation
-> Hast die dieses Wort Gottes schon als Wort
Gottes angenommen?
-> Oder gehörst du zu denen, von denen der
Hebräerbrief schreibt:
Denn es ist auch uns
verkündigt wie jenen. Aber das Wort der Predigt [akoäs] half jenen nichts, weil
sie nicht glaubten, als sie es hörten. Hebr.4,2.
-> Ja, wenn du dem Wort Gottes nicht glaubst,
bis ins letzte, dann hilft es dir nicht.
-> Du kannst dich vielleicht freuen an den
Predigten, vielleicht ab und zu ärgern. Vielleicht gefällt die die Atmosphäre
unter den Christen, aber wenn du dem Wort Gottes nicht glaubst, dann hilft es
dir nicht.
II. Überall dasselbe (2,14-15a)
-> Wer das Wort Gottes ernst nimmt, der hat
Folgen zu tragen. Dies macht Paulus nun deutlich.
-> Was die Thessalonicher von ihren Mitbürgern
erleben mussten, das musste auch die Gemeinden in Judäa bereits erleben.
-> Paulus sagt ihnen also, dass es eigentlich
ganz normal ist. Das Wort Gottes ruft eben auch Empörung hervor.
-> Selbst Jesus wurde wegen seinen Worten und
nicht wegen seinen Taten verurteilt und gekreuzigt. Der Hohepriester sagte:
Da zerriß der
Hohepriester seine Kleider und sprach: Er hat Gott gelästert! Was bedürfen wir
weiterer Zeugen? Siehe, jetzt habt ihr die Gotteslästerung gehört. Mt.26,65.
-> Auch uns ist kein anderes Schicksal
verheissen, denn Jesus sagte seinen Jüngern:
Gedenkt an das Wort, das
ich euch gesagt habe: Der Knecht ist nicht größer als sein Herr. Haben sie mich
verfolgt, so werden sie euch auch verfolgen; haben sie mein Wort gehalten, so
werden sie eures auch halten. Joh.15,20.
-> Es ist also eine ganz normale Erscheinung.
Nicht dass die Thessalonicher etwa ihren Glauben an Jesus anzweifeln.
-> Was ihr erfährt, musste auch die Gemeinde in
Judäa erfahren und selbst Jesus wurde, um des Wortes willen getötet und auch
die Propheten.
-> Zur Zeit von Paulus sind auch schon einige
Christen dem Beispiel gefolgt, dass sie um den Wortes Willen sterben mussten.
-> Das Fatale an der Sache ist, dass die einen
sogar meinen, sie tuen Gott einen Gefallen damit, so wie Jesus sagt:
Sie werden euch aus der
Synagoge ausstoßen. Es kommt aber die Zeit, daß wer euch tötet, meinen wird, er
tue Gott einen Dienst damit. Joh.16,2.
a) Anwendung
-> Also, schreiben wir es uns dick hinter die
Ohren. Leiden und Entbehrungen sind eine natürliche Folge für die, die mit
Ernst Christus nachfolgen.
-> Die das Wort der Apostel, als Wort Gottes
aufnehmen, werden nicht von solchen Erfahrungen verschont.
-> Das zu predigen ist nicht schön, aber es ist
wichtig, daß wir uns keine falschen Vorstellungen machen.
-> Es kann nie darum gehen, dass wir gross und
bekannt werden, oder dass wir Einfluss gewinnen. Unser erstes und letztes
Anliegen muss sein, Gott treu zu sein.
-> Vielleicht sind wir dann nicht besonders
kräftig, aber Gott stört dies keineswegs. Die einzige Gemeinde, die in den
Sendschreiben der Offenbarung gerühmt wird, ist die Gemeinde in Philadelphia,
deren Kraft klein ist:
Ich kenne deine Werke.
Siehe, ich habe vor dir eine Tür aufgetan, und niemand kann sie zuschließen;
denn du hast eine kleine Kraft und hast mein Wort bewahrt und hast meinen Namen
nicht verleugnet. Offb.3,8.
Weil du mein Wort von
der Geduld bewahrt hast, will auch ich dich bewahren vor der Stunde der
Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die auf
Erden wohnen. Offb.3,10.
-> Das ist doch das A u. O, daß wir überwinden
und trotz allem dem Herrn treu bleiben. Die Offenbarung spricht ja auch von
ausweglosen Situationen:
Wenn jemand ins
Gefängnis soll, dann wird er ins Gefängnis kommen; wenn jemand mit dem Schwert
getötet werden soll, dann wird er mit dem Schwert getötet werden. Hier ist
Geduld und Glaube der Heiligen! Offb.13,10.
-> Solche Zeiten können jederzeit die Gemeinde
Jesu treffen. Dann sollen wir nicht unseren Glauben in Zweifel ziehen. Dann
sollen wir nicht Gott anklagen, warum er uns nicht befreit, sondern dass sollen
wir wissen, dass dies unser Schicksal ist und wir trotzdem dem Wort treu
bleiben.
III. Die Menschenfeinde
(2.15b-16)
A. Ihr Vergehen
-> Wer sich nun so gegen Gott und sein Wort
verhält, der kann Gott nicht gefallen, das ja eigentlich selbstverständlich.
-> Jemand der uns verleumdet und verbissen gegen
uns kämpft, wird uns wohl auch nicht gefallen.
-> Was aber ein äusserst interessanter Gedanke
ist, den wir hier im Vers 15 sehen:
Die sind aller Menschen
feind.
-> Also nicht allein Feinde gegen Gott, sondern
sie sind Feinde aller Menschen.
-> Sie versündigen sich im hohen Masse, indem
sie uns wehren, den
Heiden zu predigen zu ihrer Rettung. V.16.
-> Durch ihr Verhalten, daß sie die Verkündigung
behindert und zum Teil sogar verhindern, sind sie Feinde aller Menschen, weil
sie ihnen dadurch den Weg - und zwar den einzigen Weg - zur Rettung des
Menschen versperren.
-> Paulus ist eben felsenfest der Überzeugung:
Und in keinem andern ist
die Rettung, auch ist kein andrer Name unter dem Himmel den Menschen gegeben,
durch den wir sollen gerettet werden. Apg.4,12.
-> Wenn das tatsächlich so wahr ist, dann ist
jeder, der sich gegen eine Verkündigung des Evangeliums, gegen das Wort Gottes
stellt, nicht nur ein Feind Gottes, sondern ein Feind aller Menschen.
-> Vielleicht sind diese Menschen der
Überzeugung, dass sie sich für das Wohl der Menschen einsetzen, aber in
Wahrheit sind sie Feinde des Menschen und sie Verführen die Menschen.
-> Jesus wirft dieses Verhalten auch den
Schriftgelehrten und Pharisäern vor:
Weh euch,
Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr das Himmelreich zuschließt
vor den Menschen! Ihr geht nicht hinein, und die hinein wollen, laßt ihr nicht
hineingehen. Mt.23,13
Weh euch,
Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr Land und Meer durchzieht,
damit ihr einen Judengenossen gewinnt; und wenn er's geworden ist, macht ihr
aus ihm ein Kind der Hölle, doppelt so schlimm wie ihr. Mt.23,15.
-> Wer den Menschen den Weg ins Himmelreich
zuschliesst, und das macht man, wenn man Jesus nicht verkündigt, der ist ein
Feind der Menschen.
B. Konsequenzen
-> Paulus sagt, der Zorn Gottes ist schon im
vollen Masse über sie gekommen.
-> Man ist hier nicht sicher was Paulus meint,
ob er damit die Juden meint, die unter der harten Verwaltung der Römer ständig
litten. Oder was er genau meint.
-> Sicherlich will er der Gemeinde deutlich
machen, dass Gott sich nicht spotten lässt, und dass er für Gerechtigkeit
sorgen wird.
-> Es ist nicht Sache der Gemeinde Jesu Rache zu
üben, denn die Rache wird Gott selbst üben, so sagt Paulus:
Ist's möglich, soviel an
euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden. Rö.12,18.
-> Das ist nun die vornehmliche Aufgabe der
Gemeinde Jesu. Paulus fährt weiter mit der Mahnung:
Rächt euch nicht selbst,
meine Lieben, sondern gebt Raum dem Zorn Gottes; denn es steht geschrieben: Die
Rache ist mein ich will vergelten, spricht der Herr. Rö,12,19.
-> Und jetzt kommen nochmals genaue Anweisungen
wie wir uns denn tatsächlich zu verhalten haben:
Vielmehr, wenn deinen
Feind hungert, gib ihm zu essen; dürstet ihn, gib ihm zu trinken. Wenn du das
tust, so wirst du feurige Kohlen auf sein Haupt sammeln. / Laß dich nicht vom
Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. Rö.12,20-21.
-> Paulus zeigt also den Thessalonichern auf,
dass Gottes Zorn über die Feinde Gottes und über die Feinde der Menschen kommen
wird und dass er sorgar schon zum Teil sichtbar ist.
-> Gottes Zorn kann schon auf dieser Erde zum
Ausdruck kommen. Und im Hebräerbrief heisst es:
Schrecklich ist's, in
die Hände des lebendigen Gottes zu fallen. Hebr.10,31.
a) Anwendung
-> Wir sollen demnach eine gelassene - nicht
eine gleichgültige - aber eine gelassene Haltung bewahren, wenn uns Widerstand
begegnet.
-> So befremdend uns das vielleicht klingen mag,
aber wir sollen uns bewusst sein, dass Gott zum rechten sehen wird und dass er
sich rächen wird.
-> Nur wenn wir uns dies vor Augen halten,
können wir wirklich in der nötigen Liebe den Menschen begegnen. Nur so können
wir Verleumdungen und Hass wirklich einstecken.
Schluß
-> Zusammenfassung
-> Das Wort Gottes wird durch Menschworte
übermittelt, denn wir verstehen ja nur menschlich ausdruckbare Worte.
-> Diese Menschenworte werden aber von denen,
die es hören, als Gottes Worte aufgenommen.
-> Dies ist der Weg, wie Gott Menschen auch
heute noch erreicht und wie Gott heute noch Gemeinde baut.
-> Gegenüber den Thessalonichern haben wir einen
grossen Vorteil, denn wir haben das Wort Gottes in schriftlicher Ausgabe:
nämlich die Bibel.
-> Wenn wir uns auf dieses Wort kompromisslos
verlassen, werden wir manche Entbehrungen in Kauf nehmen müssen, aber - und das
ist wohl das Entscheidende - wir werden das Ziel unseres Lebens - der Seele
Seligkeit - erreichen.
Amen