Ehre Vater und Mutter
2. Mose 20, 12 (5. Gebot)
Gedanken
zum Muttertag
1. … ihnen mit Respekt zu begegnen
2. … Verantwortung zu übernehmen
III. Die
Eltern ehren heisst nicht…
2. …Gottes Reich zu vernachlässigen
Einleitung
í
Heute feiern wir Muttertag. Das
war die Idee der amerikanischen Methodistin Ann Jarvis
(1864-1948), die anlässlich des Todes ihrer Mutter im Jahr 1905 für einen
nationalen Ehrentag der Mütter eintrat. Bereits 1907 wurde in ihrer
heimatlichen Methodistengemeinde in Grafton (West Virginia) sowie in
Philadelphia der erste Müttergedenktag gefeiert. 1915 erklärte man den
Muttertag in den USA zum Staatsfeiertag. Es dauerte noch einige Jahre, bis der
Muttertag auch in europäischen Ländern zum nationalen Feiertag wurde.
í
Es ist schon
gut, dass man einmal im Jahr die Mütter in besonderer Weise feiert. Doch will
ich heute die Thematik etwas ausweiten. Wir werden uns nicht speziell mit den
Müttern beschäftigen, nämlich mit dem 5. Gebot beschäftigen.
Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. Dann wirst
du lange in dem Land leben, das dir der HERR, dein Gott, gibt. (2- Mose 20, 12)
í
Dieses Gebot
passt ausgezeichnet zum Muttertag, d.h. wir erweitern heute einmal den
Muttertag zum Elterntag.
í
Erklären,
über was ich sprechen werde…
í
Dieses Gebot,
seine Eltern zu ehren, ist ein sehr notwendiges Gebot. Es handelt sich, – wie
das eigentlich jedes Gebot Gottes deutlich macht – um etwas, was wir nicht
selbstverständlich tun. Würden wir dieses Gebot automatisch befolgen, hätte es
Gott nicht erwähnen müssen.
í
Schliesslich
muss keinem Menschen gesagt werden, er soll atmen, jeder atmet das funktioniert
automatisch. Was für ein Unsinn, wäre ein Gebot: Du sollst atmen. Aber man
könnte sagen: Du sollst keine schlechte Luft einatmen oder du sollst deinen
Atem nicht zum Rauchen gebrauchen und dadurch deine Gesundheit gefährden.
í
Was Gott mit dem 5. Gebot fordert ist sehr nötig. Die Menschheitsgeschichte
ist voll von Generationenkonflikten. Selbst die Bibel gibt uns diesbezüglich
sehr viele Geschichten, einige Beispiele.
í
Die
hinterhältigen Töchter Lots (1. Mose 19, 30-38)
í
Lot flüchtete mit seinen Töchtern aus Sodom. Sie lebten in einer Höhle,
weit und breit waren keine Männer in Sicht, aber die beiden Töchter wollten
unbedingt eigene Kinder. So gaben sie ihrem Vater tüchtig Alkohol und als er
nicht mehr wusste, wie ihm geschah, schliefen sie mit ihrem Vater, das machten
sie zweimal.
í
Die scheinheiligen
Söhne Jakobs (1. Mose 37, 12-36)
í
Das ist auch
eine unfassbare Geschichte. Da verkaufen die Söhne Jakobs ihren eigenen Bruder,
eigentlich wollten sie ihn töten, aber warum auch töten, wenn man noch etwas
Geld verdienen kann. Jedenfalls tränkten sie Josefs Kleid mit Tierblut und
erzählten ihrem Vater, ein wildes Tier hätte seinen Lieblingssohn getötet.
Nachdem sie ihren Vater so schamlos angelogen hatten, lesen wir:
Alle seine Söhne und Töchter kamen zu ihm, um ihn zu
trösten. (1. Mose 37, 35)
í
Die hemmungslosen
Söhne Elis (1. Samuel 2, 12-36)
í
Elis Söhne
nutzten ihre Stellung als Priestersöhne hemmungslos aus.
Die
eigenen Söhne von Eli missbrauchten ihr Priesteramt. Sie kümmerten sich nicht
um den Willen des HERRN. (1. Samuel 2, 12)
í
Sich achteten
weder Opfergaben, noch war ihnen ein reines Leben wichtig, sie schliefen mit
vielen Frauen, die vor der Tür der Stiftshütte dienten. Eli versuchte sie zu
ermahnen, aber sie liessen sich nichts von ihm sagen.
Doch die Söhne von Eli hörten nicht auf ihren Vater. (1.
Samuel 2, 25)
í
Die
bestechlichen Söhne Samuels (1. Samuel 8, 1-3)
í
Samuel, der
erlebte, wie das mit den Söhnen Elis und Eli selber endete, hatte dieselben
Probleme. Seine Söhne gingen eigene Wege.
Sie
folgten nicht dem Vorbild ihres Vaters, sondern suchten sich zu bereichern. Sie
liessen sich durch Bestechung in ihrem Urteil beeinflussen. (1. Samuel 8, 3)
í
Der rebellische Sohn Davids (2. Samuel 15, 1 – 2. Samuel 18, 32)
í
Auch David
hatte viele Probleme mit seinen Kindern. Absalom plante sogar einen Aufstand
gegen seinen Vater. Das ging soweit, dass David seinen Palast verlassen musste.
Absalom schändete sogar Davids Frauen in aller Öffentlichkeit. Absalom wäre
bereit gewesen seinen Vater zu ermorden, um seine Macht zu sichern. Doch er kam
im Kampf gegen seinen Vater ums Leben. Die Reaktion Davids zeigt, wie
vielschichtig Eltern / Kind Beziehungen sein können.
Der
König war tief getroffen. Er stieg zur Wachstube über dem Tor hinauf und
klagte: »Mein Sohn, mein Absalom! Mein Sohn, mein Sohn, mein Absalom! Wäre ich
doch an deiner Stelle gestorben! Mein Absalom, mein Sohn, mein Sohn!« (2. Samuel
19, 1)
í
Wir könnten
hier weiterfahren, bis heute – eine Geschichte nach der anderen. Wir sehen, wie
notwendig dieses 5. Gebot ist. Wir sehen, wie viel Leid verhindert werden
könnte, wenn man sich daran hielte.
í
Deshalb wird dieses
Gebot auch im Neuen Testament wieder aufgegriffen. Paulus schrieb den Ephesern:
»Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren« ist das
erste Gebot, dem eine Zusage folgt: (Epheser 6, 2)
»Dann
wird es dir gutgehen, und du wirst lange leben auf dieser Erde.« (Epheser 6, 3)
í
Etwas Tröstliches
haben diese Geschichten für die Eltern. Bei Gott ist man nicht abgeschrieben,
wenn die Kinder quer schlagen. Gott behält sie in seinem Dienst. Durch den
Propheten Hesekiel sagt Gott:
Nur wer sich schuldig macht, muss sterben. Der Sohn soll
nicht für den Vater büssen und der Vater nicht für den Sohn. (Hesekiel 18, 20)
Bibelstellen zum Nachschlagen: 1. Samuel 3, 13; Hesekiel 18, 20; Epheser 6, 2-3
í Nun, müssen wir uns die Frage stellen, wie man seine Eltern ehrt. Aufzeigen was falsch lief und was falsch läuft ist bekanntlich immer einfacher, als zu sagen, wie man es richtig macht.
í Die Eltern ehren heisst:
1. … ihnen mit Respekt zu begegnen
í Eltern verdienen unseren Respekt. Sie haben uns gezeugt. Wir haben – ob uns das gefällt oder nicht – sehr viel gemeinsames mit ihnen.
í Eltern verdienen unseren Respekt bis ins hohe Alter, denn auch wir werden Älter. Eine kleine Geschichte der Gebrüder Grimm zeigt uns das schön auf:
Es war einmal ein steinalter Mann,
dem waren die Augen trüb geworden, die Ohren taub und die Knie zitterten ihm.
Wenn er nun bei Tisch sass und den Löffel kaum halten konnte, schüttete er Suppe
auf das Tischtuch, und es floss ihm auch etwas wieder aus dem Mund. Sein Sohn
und dessen Frau ekelten sich davor, und deswegen musste sich der alte Grossvater
hinter den Ofen in die Ecke setzen, und sie gaben ihm sein Essen in einem
Tonschüsselchen. Der alte Mann sah jeweils traurig zum Tisch. Einmal konnten seine
zitternden Hände das Schüsselchen nicht festhalten, es fiel zur Erde und
zerbrach. Die Schwiegertochter schipfte mit ihm; er schwieg und seufzte nur. Da
kaufte sie ihm ein Holzschüsselchen für ein paar Rappen, daraus musste er nun
essen. Wie sie da so sitzen, trägt der vierjährige Enkel auf der Erde kleine
Brettchen zusammen. »Was machst du denn da?« fragt der Vater. »ich mache ein
Tröglein«, antwortete das Kind, »daraus sollen Vater und Mutter essen, wenn ich
gross bin.« - Da sahen sich Mann und Frau eine Weile an, fingen endlich an zu
weinen, holten sofort den alten Grossvater an den Tisch und liessen ihn von nun
an immer mitessen, sagten auch nichts, wenn er ein wenig verschüttete.
í
Respekt gegenüber
den Eltern ist in unserer Gesellschaft sehr wichtig. Eine Gesellschaft, die die
Autorität der Eltern systematisch untergräbt.
í
Sei es durch
die Herabsetzung des Alters der Mündigkeit. Es gibt Politiker, die wollen die
Mündigkeit bereits ab 16 Jahren. Die Bibel lehrt uns da etwas ganz anderes. In
den Sprüchen steht:
Achte deinen Vater und deine Mutter, du verdankst ihnen
das Leben! Hör auch dann noch auf sie, wenn sie alt geworden sind. (Sprüche 23,
22)
Bibelstellen
zum Nachschlagen: 2. Mose 21, 17; 5. Mose 27, 16; Sprüche 1, 8; Sprüche 6, 20.23;
Sprüche 15, 20; Sprüche 19, 26; Sprüche 20, 20; Sprüche 28, 24
2. … Verantwortung zu übernehmen
í Ein weiterer wichtiger Aspekt, die Eltern zu ehren, ist, Verantwortung zu übernehmen. Das wird in unserer Gesellschaft erst mit zunehmendem Alter nötig. Wir haben uns so eingerichtet, dass wir möglichst lange unabhängig leben können. Für viele ältere Menschen ist es das höchste Gut, auf niemanden angewiesen zu sein, aber mit zunehmendem Alter ändert das oft. Es ist dann die Verantwortung der jüngeren Generation, für die ältere Generation zu sorgen. Wir sollten es nicht so mache, wie die Pharisäer, die in einer egoistischen Frömmigkeit einen Weg fanden, sich der Verantwortung zu entziehen. Jesus prangert das an:
Ihr lehrt, man könne zu seinem Vater oder zu seiner Mutter
sagen: „Alles, was dir eigentlich von mir als Unterstützung zusteht, erkläre
ich zur Opfergabe“; dann brauche man seine Eltern nicht mehr zu unterstützen. Matthäus
15, 5-6.
í Jesus hatte dafür eine klare Bezeichnung: Heuchler!
í
Es kann zeitaufwändig werden,
wenn man für die betagten Eltern sorgen muss, aber es ist ein Teil unseres
Lebens und in den Augen Gottes keine Zeitverschwendung.
Bibelstellen zum Nachschlagen: Matthäus 15, 1-9
í Das Gebot kennt auch Grenzen. Die Eltern ehren bedeutet nicht, dass unser Leben von unseren Eltern bestimmt wird, bis sie sterben. Das kann zu ganz schlimmen Verhältnissen führen, wenn Eltern das Leben ihrer Kinder bestimmen wollen.
í Es wird von den Kindern keine abgöttische Verehrung und Unterwürfigkeit gefordert, sie sollen die Wichtigkeit der Eltern für ihr Leben anerkennen und respektieren, doch sollen sie sich eine eigene Meinung bilden, ihr eigenes Wesen entwickeln und zu mündigen Menschen heranwachsen können.
í Gott hat es so vorgesehen, dass sich die Kinder von den Eltern spätestens dann trennen, wenn sie heiraten.
Deshalb verlässt ein Mann Vater und Mutter, um mit seiner
Frau zu leben. Die zwei sind dann eins, mit Leib und Seele. (1. Mose 2, 24)
í Das ist nicht nur eine räumliche Trennung, sondern viel mehr eine innerliche Trennung. Die beiden bilden zusammen eine neue Einheit, eine neue Gemeinschaft. Sie müssen die Eltern verlassen und die Eltern müssen sie loslassen.
Bibelstellen zum Nachschlagen: 1. Mose 2, 24
2. …Gottes Reich zu vernachlässigen
í Jesus sagte etwas, das dieses Gebot scheinbar aufhebt. Er sagte:
Wenn jemand zu mir kommen will, muss er alles andere
zurückstellen – Vater und Mutter, Frau und Kinder, Brüder und Schwestern, ja
sogar sein eigenes Leben; sonst kann er nicht mein Jünger sein. Lukas 14, 26.
í Wer das tut, der wird sogar noch belohnt.
Jeder, der um meines Namens willen Häuser, Brüder,
Schwestern, Vater, Mutter, Kinder oder Äcker zurücklässt, wird alles
hundertfach wiederbekommen und wird das ewige Leben erhalten. Matthäus 19, 29.
í Gott gehört immer der 1. Platz. Die Eltern gehen nicht unter allen Umständen vor, und das so genannte Familienleben auch nicht. Das Reich der Familie ist nicht wichtiger als das Reich Gottes. Das musste Maria, die Mutter von Jesus, auch lernen.
í Jesus brach seine Rede nicht ab, er ging nicht sofort zu seiner Mutter, im Gegenteil, er sagte dem Mann:
Wer ist
meine Mutter, und wer sind meine Brüder?“ Matthäus 12, 48.
í Dann wies er mit der Hand auf seine Jünger und fuhr fort:
„Seht, das
sind meine Mutter und meine Brüder! Denn wer den Willen meines Vaters im Himmel
tut, der ist mein Bruder, meine Schwester und meine Mutter.“ Matthäus 12, 49-50.
í Eltern und Kinder sind nicht der letzte Massstab und auch nicht der einzige Lebenssinn. Sie stehen unter Gott, sonst werden sie zu Götzen.
Bibelstellen zum Nachschlagen: Matthäus 12, 46-50; Matthäus 19, 29; Lukas 14, 26
í Das Gebot, das uns anweist, Vater und Mutter zu ehren, steht nicht im luftleeren Raum, sondern ist im Wort Gottes eingebetet. Gott nimmt nämlich die Eltern auch in die Pflicht. Wer Ehre für sich in Anspruch nimmt, muss sich dieser Ehre würdig erweisen.
Ein verärgerter Vater bestraft
seinen ca. 9jährigen Sohn: »Heute am Sonntagnachmittag, bleibst du in Deinem
Zimmer und schreibst aus der Bibel aus Epheser 6 die Verse 1-6 7x ab!« (In den
Versen 1+2 heisst es: »Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in dem Herrn;
denn das ist recht. Ehre Vater und Mutter, das ist das erste Gebot, das eine
Verheissung hat!«) Nach ca. zwei Stunden hat der Junge seine Strafarbeit
erledigt. Entlastet überreicht er sie seinem Vater. Der Vater hofft, dass seine
kluge Idee gefruchtet hat und fragt seinen Sohn: »Und welcher Bibel-Vers hat
Dir am meisten zu sagen gehabt?« - Unbekümmert antwortet der Bestrafte: »Vers:
4!« - Dem Vater kann sich nicht erinnern, was dort steht. Er schaut neugierig
auf das Schreiben seines Sohnes und muss lesen: »Und ihr Väter, reizt eure
Kinder nicht zum Zorn, sondern erzieht sie in der Zucht und Ermahnung des
Herrn.«
í Nun, nicht alle kennen ihre Eltern. Ja, vielleicht noch schlimmer, sie werden von den Eltern verstossen und verachtet. Es gibt Mütter, die ihre Kinder hassen, Väter, die ihre Kinder misshandeln und verlassen. Ja, was kann man denn hier sagen? Das kann Kinder ein Leben lang schwer belasten.
í Die Bibel kennt da einen wunderbaren Trost. Er steht in Psalm 27, 10:
Wenn auch Vater und Mutter mich verstossen, du, HERR,
nimmst mich auf. (Psalm 27, 10)
í Und in Jesaja finden wir einen Zuspruch, der für jeden gilt, der Jesus liebt:
Gott sagt: »Bringt eine Mutter es fertig, ihren Säugling
zu vergessen? Hat sie nicht Mitleid mit dem Kind, das sie in ihrem Leib
getragen hat? Und selbst wenn sie es vergessen könnte, ich vergesse euch nicht!
(Jesaja 49, 15)
í
Gott vergisst Dich nicht, auch
wenn Dich Deine Eltern aus welchem Grund auch immer, verlassen haben.
Bibelstellen zum Nachschlagen: Psalm 27, 10; Jesaja 49, 15
X
Schlussgedanke
í Zusammenfassung
í Es hat schlimme Folgen, wenn Kinder ihre Eltern vergötzen müssen, weil Eltern die letzte absolute Autorität sein wollen. Ebenso schlimm ist es, wo Eltern ihre Kinder vergötzen. Sie schaden ihnen unter dem Vorwand der äussersten Liebe.
í Wer aber seine Eltern ehrt, so wie Gott das gerne hat, der darf einen grossen Segen erwarten. Paulus betont das besonders, indem er darauf aufmerksam macht, dass gerade diesem Gebot ein Versprechen folgt:
»Du
sollst deinen Vater und deine Mutter ehren« ist das erste Gebot, dem eine
Zusage folgt: (Epheser 6, 2)
»Dann
wird es dir gutgehen, und du wirst lange leben auf dieser Erde.« (Epheser 6, 3)