Letzte Wünsche
Reihe: Abschiedsworte (3/3)
Kolosser-Brief 4, 15-18
Einleitende Gedanken
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Jetzt sind wir definitiv bei den letzten vier Versen des
Kolosserbriefs angekommen. Paulus äussert zum Schluss noch einige Wünsche.
Grüsst die Geschwister in Laodizea, besonders Nympha und die Gemeinde, die in ihrem Haus zusammenkommt. Kolosser 4, 15.
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Wenn dieser Brief bei euch vorgelesen worden ist, dann
sorgt dafür, dass er auch in der Gemeinde von Laodizea vorgelesen wird. Und
umgekehrt sollt ihr den Brief, den ich nach Laodizea geschickt habe, auch bei
euch vorlesen. Kolosser 4, 16.
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Archippus sollt ihr Folgendes ausrichten: „Vernachlässige
den Auftrag nicht, den du als ein Diener des Herrn erhalten hast, sondern führe
ihn vollständig aus!“ Kolosser 4, 17.
Und hier noch mein persönlicher Gruss; ich, Paulus, schreibe ihn mit eigener Hand. Denkt an mich und meine Fesseln! Die Gnade sei mit euch! Kolosser 4, 18.
Diese Wünsche werden wir jetzt genauer anschauen.
Bibelstellen zum Nachschlagen: Römer 16, 1-16; Titus 3, 15
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Zuerst wünscht Paulus, dass sie die Christen im
zehn bis fünfzehn Kilometer entfernten Laodizea grüssen sollen.
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„Grüsst die Geschwister in Laodizea, besonders Nympha
und die Gemeinde, die in ihrem Haus zusammenkommt.“ Kolosser 4, 15.
Die Christen kannten sich in den Städten, die nahe beieinander lagen. Paulus wollte diesen Kontakt fördern, denn wenn man Grüsse ausrichtet, entsteht automatisch eine Verbindung. Die Christen in Kolossä stehen wie die Christen in Laodizea mit Paulus in Verbindung und das stärkt und eint die Gemeinschaft.
Besondere Grüsse bekommt Nympha und die Gemeinde, die in ihrem Haus zusammenkommt. Was für eine Ehre, vom Apostel speziell in einem Brief gegrüsst zu werden! Leider wissen wir nicht, warum Nympha und die Christen, die sich in ihrem Haus trafen, besonders erwähnt werden.
Aber aufgrund dieser Bemerkung bekommen wir einen kleinen Einblick, wie damals die Gemeinden organisiert waren. Die Christen trafen sich in verschiedenen Häusern. Oft gab es noch keinen gemeinsamen Versammlungsort – zu jung war die Bewegung.
Die verschiedenen religiösen Kulte hatten ihre Tempel. Die Juden trafen sich in den Synagogen oder wenn es keine Synagoge gab, traf man sich an einem Ort im Freien, wie Lukas berichtet:
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„Am Sabbat gingen wir vor das Stadttor an den Fluss, wo
wir eine jüdische Gebetsstätte vermuteten und dann auch tatsächlich einige
Frauen antrafen, die sich dort versammelt hatten.“ Apostelgeschichte 16, 13.
Diese Orte, seien es Synagogen oder eben Treffpunkte im Freien, besuchten die Apostel, um das Evangelium zuerst dem jüdischen Volk zu verkündigen. Fanden die Menschen zu Christus, konnten sie sich mit der Zeit nicht mehr in den Synagogen treffen.
Deshalb trafen sie sich in den Häusern, wie eben bei Nympha.
Das zeigt uns, dass nicht Gebäude im Vordergrund stehen, sondern die Gemeinschaft. Es ist Gottes Idee, dass Christen Gemeinschaft pflegen. Wer Jesus treu bleiben will und geistlich wachsen möchte, der braucht die christliche Gemeinschaft. Im Hebräer werden wir ausdrücklich davor gewarnt, uns von den gemeinsamen Treffen fernzuhalten:
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„Weil wir auch füreinander verantwortlich sind, wollen
wir uns gegenseitig dazu anspornen, einander Liebe zu erweisen und Gutes zu
tun.“ Hebräer 10, 24.
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„Deshalb ist es wichtig, dass wir unseren
Zusammenkünften nicht fernbleiben, wie einige sich das angewöhnt haben, sondern
dass wir einander ermutigen, und das umso mehr, als – wie ihr selbst
feststellen könnt – der Tag näherrückt, an dem der Herr wiederkommt.“ Hebräer 10,
25.
Christen sollen zusammenhalten und miteinander Gemeinschaft pflegen. Solochristentum ist nur da angebracht, wo die Gemeinschaft nicht möglich ist. Ich jedenfalls weiss nicht, wo ich ohne Gemeinde in meinem Leben und Glauben gelandet wäre. Eines weiss ich aber, es wäre bestimmt keine positive Entwicklung gewesen.
Bibelstellen zum Nachschlagen: Apostelgeschichte 2, 46; Apostelgeschichte 16, 13-15; Römer 16, 5; Hebräer 10, 23-25
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Noch ein Wunsch äussert Paulus:
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„Wenn dieser Brief bei euch vorgelesen worden ist, dann
sorgt dafür, dass er auch in der Gemeinde von Laodizea vorgelesen wird. Und
umgekehrt sollt ihr den Brief, den ich nach Laodizea geschickt habe, auch bei
euch vorlesen.“ Kolosser 4, 16.
Die Christen in Laodizea bekamen von Paulus ebenfalls einen Brief. Paulus schrieb nämlich viel mehr Briefe, als diese dreizehn, die wir aus der Bibel kennen. Obwohl seine Briefe an bestimmte Gemeinden wie Kolossä oder an Einzelpersonen wie Timotheus und Titus gerichtet waren, wollte Paulus, dass jeder Christ sie lesen kann. Paulus hatte keine Geheimnisse. Es gab keine geheimen Anweisungen an Leiter, von denen die restlichen Christen nichts wissen durften. Das spricht für den christlichen Glauben. Da gibt es nichts zu verbergen. Es gibt keine innere Hierarchie, in der man aufsteigen könnte und je höher man steigt, desto mehr erfährt man. Das finde ich einfach toll.
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Paulus schrieb also offene Briefe. Jeder Christ soll
den Inhalt kennen. Die Christen in Thessalonich verpflichtet er eindringlich:
„Ich mache es euch vor dem Herrn zur Pflicht, diesen Brief allen Geschwistern vorzulesen.“ 1. Thessalonicher 5, 27.
Nun sollen die Kolosser ihren Brief nach Laodizea bringen, sobald sie ihn gelesen haben und sie sollen den Brief von Laodizea mitnehmen und ihn den Christen in Kolossä zum Lesen geben.
Damit bekommen wir einen Einblick in die Entstehung des Neuen Testamentes. Die verschiedenen Briefe wurden unter den Gemeinden ausgetauscht. Aber man tauschte sie nicht nur aus, sondern sie wurden abgeschrieben und gesammelt. So konnten die Christen auf verschiedene Briefe der Apostel zurückgreifen und sie immer wieder in der Gemeinde vorlesen.
Mit der Zeit entstand eine Auswahl von Briefen, die die Christen als besonders wertvoll erachteten und aus diesen Schriften ist nach und nach die Sammlung der Briefe entstanden, die wir nun im Neuen Testament vorfinden.
Bibelstellen zum Nachschlagen: 1. Thessalonicher 5, 27; 2. Thessalonicher 2, 15
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Der dritte Wunsch von Paulus richtet sich an alle Christen in Kolossä:
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Archippus sollt ihr Folgendes ausrichten: „Vernachlässige
den Auftrag nicht, den du als ein Diener des Herrn erhalten hast, sondern führe
ihn vollständig aus!“ Kolosser 4, 17.
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Wir wissen nicht, was für einen Auftrag Archippus
hatte. Bestimmt war es ein sehr wichtiger Auftrag. Jedenfalls war er ein
erfahrener und bewährter Nachfolger von Jesus, denn Paulus schreibt an Philemon:
„Ich grüsse Archippus, der Seite an Seite mit uns für den Glauben gekämpft hat.“ Philemon 1, 2.
Natürlich könnte man jetzt fragen: Warum sollen alle Archippus ermahnen, seinen Auftrag nicht zu vernachlässigen? Hätte Paulus ihm das nicht persönlich schreiben können? Erweckt das nicht den Eindruck, dass Archippus nachlässig geworden sei? Fällt Paulus hier einem guten Mitarbeiter in den Rücken? Stellt er ihn dadurch nicht in aller Öffentlichkeit bloss?
Das denke ich nicht. Ich glaube, Paulus verfolgt mit diesem Wunsch ein ganz anderes Ziel. Er will die Autorität von Archippus stärken. Jetzt weiss nämlich jeder Christ in Kolossä und später werden es auch die Christen Laodizea erfahren, dass Archippus von Gott einen Auftrag hat. Er ist von Gott autorisiert und bevollmächtigt. Er spielt sich nicht auf, als wollte er etwas an sich reissen, für das er eigentlich gar nicht vorgesehen ist.
Paulus sorgt mit seinem Wunsch dafür, dass Archippus von den Christen volle Rückendeckung bekommt. Er soll nicht aus falscher Scheu zögerlich handeln. Die Christen sollen ihn deshalb anspornen, den Auftrag zu erfüllen.
Mich spornt es immer an, wenn Geschwister mich ermutigen meinen Auftrag zu erfüllen. Es ist für mich viel einfacher meinen Dienst zu tun, wenn hinter mir Christen stehen, die mich anspornen, die mich herausfordern, meinen Auftrag zu erfüllen. Würden Christen meinen Dienst anzweifeln. Würden sie hinterfragen, ob ich zu diesem Dienst überhaupt von Gott berufen bin, dann würde mich das demotivieren.
Aber wenn Christen mich z.B. dazu ermutigen, in der Verkündigung klar und wahr zu sein, spornt mich das an. Mit grösserer Entschlossenheit mache ich mich ans Werk.
Paulus musste auch Timotheus manchmal ermutigen und ihm die Autorität, die er hat, zusprechen, denn Timotheus war jung und die Gefahr bestand, dass er deswegen nicht ernst genommen wird. Paulus meint aber:
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„Niemand hat das Recht, auf dich herabzusehen, nur weil
du noch jung bist. Sei den Gläubigen ein Vorbild in allem, was du sagst und
tust, ein Vorbild an Liebe, Glauben und Reinheit.“ 1. Timotheus 4, 12.
Damit spornt Paulus Timotheus an, seinen Auftrag mutig zu erfüllen und sich nicht einschüchtern zu lassen.
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Es ist schön, wenn das in unserer Gemeinde zum Standard
gehört, dass wir die Geschwister, die Aufgaben übernommen haben, ermutigen und
ihnen zu verstehen geben, dass wir uns darüber freuen, wenn sie diesen Auftrag erfüllen.
Wir sollten ihnen zu verstehen geben, dass wir sie in ihrer Aufgabe anerkennen
und respektieren. Wir sollten ihnen zugestehen, dass sie im Auftrag Gottes
wirken und für unseren Herrn arbeiten. Paulus spornt Timotheus an:
„Erfülle deinen Auftrag vorbildlich und untadelig, bis Jesus Christus, unser Herr, wiederkommt.“ 1. Timotheus 6, 14.
Bibelstellen zum Nachschlagen: 1. Timotheus 1, 6-9; 1. Timotheus 4, 12-13.16; 1. Timotheus 6, 12-16; Philemon 1, 1-2
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Bevor Paulus seinen vierten Wunsch äussert, weist er
zuerst darauf hin, dass er diese letzten Worte selber schreibt:
„Hier noch mein persönlicher Gruss; ich, Paulus, schreibe ihn mit eigener Hand.“ Kolosser 4, 18.
Paulus diktierte die Briefe und schrieb meist die letzten Worte noch selber. Das war wie ein Gütesiegel, das zeigen sollte, dass dieser Brief tatsächlich von ihm diktiert wurde. Schon zu Lebzeiten von Paulus waren Briefe im Umlauf, von denen behauptet wurde, er hätte sie geschrieben, obwohl sie nicht von ihm stammten. Den Christen in Thessalonich schreibt er deshalb:
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„Lasst euch nicht so schnell durcheinander bringen oder
gar in Angst und Schrecken versetzen durch die Behauptung, der Tag des Herrn
habe schon begonnen – ganz gleich, ob diese Behauptung sich auf eine
vermeintliche Eingebung des Heiligen Geistes stützt oder auf eine fälschlich
uns zugeschriebene mündliche Äusserung oder auf einen Brief, der angeblich von
uns stammt.“ 2. Thessalonicher 2, 2.
Damit die Gemeinde erkennen kann, dass der Brief keine Fälschung ist, schreibt er die letzten Zeilen selber, wie er das den Thessalonichern erklärt:
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„Hier noch mein persönlicher Gruss; ich, Paulus,
schreibe ihn mit eigener Hand. Das ist das Echtheitszeichen in allen meinen Briefen;
ihr erkennt es an meiner Schrift.“ 2. Thessalonicher 3, 17.
Und jetzt kommt noch der vierte ganz persönliche Wunsch:
„Denkt an mich und meine Fesseln!“ Kolosser 4, 18.
Das kann der Wunsch sein, dass die Christen für ihn beten. Vielleicht ist es ihm aber noch viel wichtiger, dass sie ihn nicht einfach vergessen, weil er gefangen ist. Denn Paulus fühlte sich oft einsam. Timotheus schreibt er einmal:
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„Nur Onesiphorus hat treu zu mir gehalten. Möge seine
Familie die Barmherzigkeit des Herrn erfahren! Denn er hat mich oft ermutigt
und hat sich nicht geschämt, zu mir zu stehen, obwohl ich ein Gefangener bin
und in Ketten liege.“ 2. Timotheus 1, 16.
Bibelstellen zum Nachschlagen: 1. Korinther 16, 21; Galater 6, 11; 1. Thessalonicher 5, 25; 2. Thessalonicher 2, 2; 2. Thessalonicher 3, 17; 2. Timotheus 1, 8.16; 2. Timotheus 2, 9
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Schlussgedanke
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Paulus beschliesst diesen Brief mit einem Segenswunsch:
„Die Gnade sei mit euch!“ Kolosser 4, 18.
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Was er damit meint ist, die Gegenwart von Jesus sei mit
euch. Gott möge euch begleiten, bewahren und Gutes tun. Philemon schreibt er:
„Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit jedem Einzelnen von euch!“ Philemon 1, 25.
Mit diesem Wunsch möchte ich diese Auslegungsreihe durch den Kolosserbrief abschliessen:
„Die Gnade des Herrn Jesus Christus sei mit jedem Einzelnen von euch!“ Philemon 1, 25.
Bibelstellen zum Nachschlagen: 1. Korinther 16, 23; 2. Korinther 13, 13; Galater 6, 18; Epheser 6, 24; Philipper 4, 23; 1. Thessalonicher 5, 28; 2. Thessalonicher 3, 18; Philemon 1, 3+25