Religiosität wird entlarvt

Matthäus 15, 1-20

Reihe: Begegnungen mit Jesus (4/6)

 

Schriftlesung: Matthäus 15, 1-20

I.     Imponierender, aufopfernder Glaube verführt und engt ein

II.       Aufrichtiger, hingebungsvoller Glaube überführt und befreit

 

 


Da kamen einige Pharisäer und Schriftgelehrte aus Jerusalem zu Jesus und sagten:  Matthäus 15, 1.

„Warum missachten deine Jünger die Vorschriften, die uns von den Vorfahren her überliefert sind? Zum Beispiel waschen sie sich vor dem Essen nicht die Hände.“ Matthäus 15, 2.

Jesus entgegnete ihnen: „Und ihr, warum missachtet ihr Gottes Gebot euren Vorschriften zuliebe?“ Matthäus 15, 3.

Gott hat zum Beispiel gesagt: ‚Ehre Vater und Mutter!’ und: ‚Wer Vater oder Mutter verflucht, soll mit dem Tod bestraft werden.’“ Matthäus 15, 4.

„Ihr dagegen lehrt, man könne zu seinem Vater oder zu seiner Mutter sagen: ‚Alles, was dir eigentlich von mir als Unterstützung zusteht, erkläre ich zur Opfergabe’;“ Matthäus 15, 5.

„dann brauche man seine Eltern nicht mehr zu unterstützen. Damit habt ihr euren eigenen Vorschriften zuliebe das Wort Gottes ausser Kraft gesetzt.“ Matthäus 15, 6.

„Ihr Heuchler! Was Jesaja prophezeit hat, trifft genau auf euch zu. Matthäus 15, 7.

‚Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit von mir entfernt.’ Matthäus 15, 8.

‚Ihr ganzer Gottesdienst ist wertlos, denn ihre Lehren sind nichts als Gebote von Menschen.’“ Matthäus 15, 9.

Dann rief Jesus die Menge zu sich und sagte: „Hört zu, damit ihr versteht, was ich sage!“ Matthäus 15, 10.

„Nicht das, was der Mensch durch den Mund in sich aufnimmt, macht ihn in Gottes Augen unrein. Unrein machen ihn vielmehr die Worte, die aus seinem Mund herauskommen.“ Matthäus 15, 11.

Daraufhin kamen die Jünger zu Jesus und sagten: „Weißt du, dass die Pharisäer an diesem Wort Anstoss genommen haben?“ Matthäus 15, 12.

Er antwortete: „Jede Pflanze, die nicht mein Vater im Himmel gepflanzt hat, wird ausgerissen werden.“ Matthäus 15, 13.

„Lasst sie! Sie sind blinde Blindenführer, und wenn ein Blinder einen Blinden führt, fallen beide in die Grube.“ Matthäus 15, 14.

Da bat ihn Petrus: „Erkläre uns jenen Ausspruch über das, was unrein macht!“ Matthäus 15, 15.

„Habt auch ihr noch immer nichts begriffen?“, erwiderte Jesus. Matthäus 15, 16.

„Versteht ihr denn nicht, dass alles, was man durch den Mund in sich aufnimmt, in den Magen gelangt und dann wieder ausgeschieden wird?“ Matthäus 15, 17.

„Was jedoch aus dem Mund herauskommt, kommt aus dem Herzen, und diese Dinge sind es, die den Menschen unrein machen.“ Matthäus 15, 18.

„Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Aussagen, Verleumdungen.“ Matthäus 15, 19.

„Das ist es, was den Menschen in Gottes Augen unrein macht; aber mit ungewaschenen Händen essen macht ihn nicht unrein.“ Matthäus 15, 20.

í       

 


Einleitende Gedanken

X

 
Es war für die Pharisäer und Schriftgelehrten schon längst eine beschlossene Sache: Jesus musste beseitig werden. Als sie einmal mit Jesus über das Sabbatgebot stritten, fassten sie diesen Entschluss. Matthäus berichtet:

Die Pharisäer fassten, als sie die Synagoge verliessen, den Plan, Jesus zu beseitigen. Matthäus 12, 14.

Die Frage war nur noch, wie und wann sie zur Tat schreiten sollten und sie mussten natürlich plausible Anklagepunkte finden.

X

 
So reiste eine hohe Delegation aus Jerusalem in das Gebiet von Galiläa, wo Jesus wirkte.

Da kamen einige Pharisäer und Schriftgelehrte aus Jerusalem zu Jesus.  Matthäus 15, 1.

Also aufgepasst. Jetzt wird die Lage ernst. Diese Männer reisten immerhin über 100 Kilometer, um einen Grund zu finden, der sie legitimierte, Jesus umzubringen.

Das war aber nicht so einfach. Was sich hier ereignete und wie Jesus sich äusserte, ist für uns heute noch immer von grösster Bedeutung.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Matthäus 12, 14; Markus 7, 1-23 (Paralleltext)

I.                

X

 
Imponierender, aufopfernder Glaube verführt und engt ein

X

 
Zuerst müssen wir den Pharisäern und Schriftgelehrten eines zugestehen: Sie führten ein bewundernswertes religiöses Leben. Ihre Art den Glauben zu leben imponierte. Sie waren bereit, grosse Opfer zu bringen und ein diszipliniertes Leben zu führen. Ihr Leistungsausweis war beachtlich. So bete ein Pharisäer im Tempel:

Ich faste zwei Tage in der Woche und gebe den Zehnten von allen meinen Einkünften. Lukas 18, 12.

Das muss ihm mal jemand nachmachen. Das ist doch schon imponierend und aufopfernd, wie sie lebten. Aber es war nicht nur das, sie befolgten noch viele andere Vorschriften und Gebote.

Deshalb war es für sie nicht tolerierbar, wie Jesus diese Vorschriften handhabte. Wenn Jesus ein ernstzunehmender religiöser Führer sein wollte, dann musste er zumindest die Vorschriften der Vorfahren respektieren.

Als Beispiel für eine skandalöse Übertretung nahmen sie die Vorschrift über das Händewaschen vor dem Essen. Sie fragten Jesus:

X

 
„Warum missachten deine Jünger die Vorschriften, die uns von den Vorfahren her überliefert sind? Zum Beispiel waschen sie sich vor dem Essen nicht die Hände.“ Matthäus 15, 2.

X

 
Natürlich assen die Jünger nicht mit schmutzigen Händen. Es handelte sich hier um eine rituelle Waschung der Hände, die Jesus übrigens auch nicht befolgte. Als er bei einem Phärisäer zum Essen eingeladen war, verzichtete Jesus auf diese rituelle Waschung, was diesem Pharisäer gar nicht passte:

Jesus nahm am Tisch Platz, ohne zuerst die vorgeschriebene Waschung zu verrichten. Als der Pharisäer das sah, war er entrüstet. Lukas 11, 38.

Die Waschung der Hände, war eine sehr umständliche Angelegenheit.

1. Es mussten zwei Spülungen vollzogen werden. Vor der ersten Spülung muss man sich versichern, dass sich nichts an der Hand befindet, was etwa das Herankommen des Wassers an irgendeine Stelle der Hand verhindern könnte.

2. Dieses erste Wasser macht die Hand rein, aber das Wasser selbst wird unrein, deshalb muss ein zweites mal Wasser über die Hand gegossen werden, damit nun das unreine Wasser fortgespült wird.

X

 
Jesus reagierte auf diesen Vorwurf ziemlich direkt und unzimperlich. Er rechtfertigt die Verhaltensweise seiner Jünger nicht, sondern startet einen frontalen Gegenangriff.

„Und ihr, warum missachtet ihr Gottes Gebot euren Vorschriften zuliebe?“ Matthäus 15, 3.

Jesus stellte die Gebote Gottes den Überlieferungen der Vorfahren gegenüber. Ihr beklagt, dass meine Jünger die Vorschriften der Vorfahren nicht befolgen, aber ihr macht etwas viel Schlimmeres: Ihr missachtet die Gebote Gottes!

X

 
Für die Pharisäer war das ein und dasselbe. Die Vorschriften der Vorfahren waren doch Auslegungen und Erklärungen der Gebote Gottes, sozusagen eine praktische Umsetzung der Gebote Gottes. Wer diese Vorschriften nicht befolgt, dachten sie, verstösst gegen Gottes Gebot. Deshalb wurde diesen Überlieferungen und Vorschriften mehr Gewicht als dem Wort Gottes beigemessen. In einer jüdischen Schrift ist zu lesen (Adda hat im Namen des R. Tanchum b. Chijja (um 300) gesagt):

Wichtiger sind die Worte der Ältesten, als die Worte der Propheten; Strack, I, 692.

X

 
Deshalb war es in den Augen der Pharisäer und Schriftgelehrten eine unerträgliche Ungeheuerlichkeit, dass sich Jesus als Führer nicht an diese wichtigen Vorschriften hielt. Denn wer z.B. diese Waschung nicht vollzog, beging ein grosses Verbrechen, denn

Wer Brot ohne Händeabspülung isst, ist wie einer, der einer Hure beiwohnt; Strack, I, 703.

X

 
oder:

Wer das Abspülen der Hände geringschätzt, wird aus der Welt gerissen. Strack, I, 703.

X

 
Diese Einstellung konnte Jesus natürlich nicht beeindrucken, im Gegenteil!

„Ihr, warum missachtet ihr Gottes Gebot euren Vorschriften zuliebe?“ Matthäus 15, 3.

Jesus macht damit deutlich, dass die Vorschriften der Vorfahren Gottes Gebote nie ersetzen können. Wenn man das macht, entstehen skandalöse Verhaltensweisen. Wohin das führen kann, zeigte Jesus an folgendem Beispiel.

X

 
Gott hat zum Beispiel gesagt: ‚Ehre Vater und Mutter!’ und: ‚Wer Vater oder Mutter verflucht, soll mit dem Tod bestraft werden.’“ Matthäus 15, 4.

Das ist eine ganz klare Aussage in Gottes Gebot, aber was hatten sie daraus gemacht!

X

 
„Ihr dagegen lehrt, man könne zu seinem Vater oder zu seiner Mutter sagen: ‚Alles, was dir eigentlich von mir als Unterstützung zusteht, erkläre ich zur Opfergabe’.“ Matthäus 15, 5.

Das ist eine ganz raffinierte Angelegenheit. Der Sohn sagt nicht, er würde das, was er den Eltern schuldig wäre, als Opfergabe Gott geben. Das wäre zwar auch nicht sehr nett und würde dem Gebot Gottes widersprechen, aber dieser Sohn würde immerhin noch etwas opfern. Er würde keinen persönlichen Gewinn daraus ziehen. So war das aber nicht! Der Sohn erklärte in der Form eines Gelübdes, dass jeder Anspruch, den die Eltern an ihn hätten, für sie, also für die Eltern, wie eine Opfergabe sein soll. Der Sohn behielt auf diese Weise das Seine, ohne irgend etwas an den Tempel abgeben zu müssen, u. die Eltern hatten ihre Ansprüche an den Sohn verloren. Strack, I, 711.

X

 
„Dann brauche man seine Eltern nicht mehr zu unterstützen. Damit habt ihr euren eigenen Vorschriften zuliebe das Wort Gottes ausser Kraft gesetzt.“ Matthäus 15, 6.

X

 
Das ist wirklich Skandalös - unfassbar! Es war dem Sohn dann sogar verboten, noch etwas für die Eltern zu tun, wie Markus berichtet:

Und auf eine solche Erklärung hin lasst ihr ihn nichts mehr für seinen Vater oder seine Mutter tun. Markus 7, 12.

X

 
Das ist eine solche anstössige Art und Weise mit den Geboten Gottes umzugehen, dass Jesus dafür nur harte Worte finden kann:

„Ihr Heuchler! Was Jesaja prophezeit hat, trifft genau auf euch zu. Matthäus 15, 7.

Jesus zitiert hier nun ein Wort aus dem Propheten Jesaja 29, 13:

X

 
‚Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, aber ihr Herz ist weit von mir entfernt.’ Matthäus 15, 8.

‚Ihr ganzer Gottesdienst ist wertlos, denn ihre Lehren sind nichts als Gebote von Menschen.’“ Matthäus 15, 9.

Der Glaube wird nur noch als Vollzug von Gesetz und Ordnung gelebt. Das kann wirklich sehr imponierend sein. Menschen bringen auf diese Weise grosse und beeindruckende Opfer. Doch Gott gefällt das nicht. Wie solche Gesetze und Ordnungen entstehen können, möchte ich an einem kleinen Beispiel zeigen.

Gott sagte dem Adam:

X

 
»Du darfst von allen Bäumen des Gartens essen, nur nicht von dem Baum, dessen Früchte Wissen geben. Sonst musst du sterben.« (1. Mose 2, 16-17)

Das war ein klares Gebot Gottes: Man darf diese Früchte nicht essen. Eva antwortete der Schlange:

X

 
„Gott hat gesagt: 'Esst nicht davon, berührt sie nicht, sonst müsst ihr sterben!'“ (1. Mose 3, 3)

X

 
Eva hatte das Gebot Gottes also schon erweitert. Sie machte sozusagen einen kleine Sicherheitszaun um das Gebot herum.

X

 
Anhand der Folie erklären (mehrmals schalten). Rabbi Aqiba (um 135) sagte:

Die Überlieferung ist ein Zaun für die Tora. Strack I,693.

Plötzlich sieht man nur noch den Zaun und nicht mehr das, was er hätte bewirken sollen. Der Zaun wird dann zum neuen Gebot Gottes. Dieser Gefahr sind wir bis heute ausgesetzt und sie kann verheerende Folgen haben. Wir haben das Wort Gottes und seine Ordnungen, und wir bauen auch Zäune darum herum.

Beispiele:

Sexuelle Reinheit – Kiosk u. Internet

Auf Gott hören – jeden Morgen Stille Zeit und Gebet

Gott ehren – aufstehen beim Singen, beim Beten, bestimmte Feiertage einhalten, bestimmte Vorschriften beim Essen beachten. Bestimmte Abläufe beim Abendmahl einhalten usw.

Am Ende sind wir mit Vorschriften und Gesetzen so eingemauert, dass man kaum noch atmen und leben kann. Alle konzentrieren sich auf die richtigen Handlungen und Verhaltensweise und nicht auf die richtige innere Haltung.

Solche Art des Glaubens kann aber sehr Imponierend, und aufopfernd sein, aber er verführt, weil er uns falsche Sicherheiten verspricht und er engt ein, weil wir all die Vorschriften, die entstehen nicht einhalten können. Paulus warnte:

X

 
Gebt acht, dass euch niemand mit der leeren Vorspiegelung einfängt, euch die wahre Religion zu bringen. Das beruht doch alles auf Menschenlehren und hat nur mit den kosmischen Mächten zu tun, aber nicht mit Christus. (Kolosser 2, 8)

Bibelstellen zum Nachschlagen: 1. Mose 2, 16-17; 1. Mose 3, 3; 2. Mose 20, 12; 2. Mose 30, 18-21; 5. Mose 5, 16; 5. Mose 20, 9; Sprüche 28, 24; Jesaja 29, 13; Lukas 6, 39; Lukas 11, 37-38; Lukas 18, 12; Kolosser 2, 8+22; Galater 1, 14, Titus 1, 14

II.            

X

 
Aufrichtiger, hingebungsvoller Glaube überführt und befreit

Nun wandte sich Jesus der Menschenmenge zu, die um ihn herum war und sagte:

X

 
„Nicht das, was der Mensch durch den Mund in sich aufnimmt, macht ihn in Gottes Augen unrein. Unrein machen ihn vielmehr die Worte, die aus seinem Mund herauskommen.“ Matthäus 15, 11.

Durch Speisen geschieht keine Verunreinigung des Menschen. Das Problem besteht nicht darin, was der Mensch isst. Dieser Gedanke war für die Juden gar nicht so einfach zu verstehen. Petrus benötigte später noch eine spezielle Lektion von Gott. Gott forderte ihn in einer Vision auf, unreine Tiere zu verspeisen. Petrus antwortete:

X

 
„Auf gar keinen Fall, Herr! Ich habe noch nie in meinem Leben etwas Verbotenes oder Unreines gegessen.“ (Apostelgeschichte 11, 8)

Das war also eine ganz wichtige Sache bei den Juden. Aber Jesus sagt hier, dass uns Speisen nicht verunreinigen können, aber das, was aus unserem Herzen herauskommt ist unrein.

X

 
Nun, die Jünger waren vermutlich etwas erschrocken, wie hart Jesus mit den Pharisäern und Schriftgelehrten sprach. Sie kamen zu Jesus uns sagten:

„Weisst du, dass die Pharisäer an diesem Wort Anstoss genommen haben?“ Matthäus 15, 12.

X

 
Natürlich wusste Jesus, dass sich diese Männer masslos ärgerten. Wer lässt sich schon gern so direkt aufzeigen, wie heuchlerisch und verlogen sein Glaube ist. Jesus ging nun nicht zu ihnen, um sich zu entschuldigen, oder zu sagen: ich hätte es noch etwas anders sagen können, tut mir leid. Er erklärte den Jüngern, warum er so hart war:

„Jede Pflanze, die nicht mein Vater im Himmel gepflanzt hat, wird ausgerissen werden.“ Matthäus 15, 13.

Mit anderen Worten. Diese Männer beanspruchen im Namen Gottes zu reden und zu handeln, aber in Wirklichkeit handelten und redeten sie eigenmächtig – ohne Auftrag Gottes. Sie hatten sich ihre eigenen Gesetze und Gebote gegeben. Wohl war es imponierend und schien sehr aufopfernd, aber eben, es waren im Grund menschliche Weisungen, die sie befolgten und auf die sie stolz waren. Von Gott waren sie nicht für diesen Dienst autorisiert. Deshalb sollen sich die Jünger nicht um sie kümmern. Sie sind keine geistlichen Autoritäten, selbst wenn sie im religiösen Leben als führende Leute galten..

X

 
„Lasst sie! Sie sind blinde Blindenführer, und wenn ein Blinder einen Blinden führt, fallen beide in die Grube.“ Matthäus 15, 14.

Wenn Ihr Euch nämlich von solchen Leuten führen lasst, wenn ihr auf solche Leute hört, werdet ihr mit ihnen ins Verderben laufen. Das war also mal geklärt, aber nun hatte Petrus noch eine Frage, sie hatten offensichtlich noch nicht so ganz verstanden, was Jesus sie lehrte.

X

 
„Erkläre uns jenen Ausspruch über das, was unrein macht!“ Matthäus 15, 15.

X

 
Jesus war einmal mehr über die Begriffsstutzigkeit der Jünger erstaunt:

„Habt auch ihr noch immer nichts begriffen?“, erwiderte Jesus. Matthäus 15, 16.

Also dann halt nochmals in aller Deutlichkeit:

X

 
„Versteht ihr denn nicht, dass alles, was man durch den Mund in sich aufnimmt, in den Magen gelangt und dann wieder ausgeschieden wird?“ Matthäus 15, 17.

Da kann nichts passieren, das Problem liegt viel tiefer:

X

 
„Was jedoch aus dem Mund herauskommt, kommt aus dem Herzen, und diese Dinge sind es, die den Menschen unrein machen.“ Matthäus 15, 18.

X

 
Also im Herzen des Menschen liegt das Problem begraben. Dort muss man ansetzen. Was kommt denn aus diesem Herzen?

„Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsche Aussagen, Verleumdungen.“ Matthäus 15, 19.

Also, Gott ist nicht interessiert an den vielen Vorschriften, die sich Menschen gemacht haben. In interessieren unsere Regeln ganz und gar nicht. Gott hatte immer ein anderes Ziel: Er wollte und will unser Herz verändern. Alle Formen, die wir ausüben, sollen Ausdruck unseres Herzens sein.

X

 
„Das ist es, was den Menschen in Gottes Augen unrein macht; aber mit ungewaschenen Händen essen macht ihn nicht unrein.“ Matthäus 15, 20.

Gott möchte aus uns aufrichtige Menschen machen, die ganz und gar ehrlich sind. Menschen die aus lauteren Motiven handeln, eben aus einem reinen Herz. Wie Paulus dem Timotheus schrieb.

X

 
Jede Unterweisung der Gemeinde muss zur Liebe hinführen, die aus einem reinen Herzen, einem guten Gewissen und einem aufrichtigen Glauben kommt. (1. Timotheus 1, 5)

Wie wichtig das Jesus war, wird durch ein Beispiel deutlich, das er erzählte.

X

 
Wenn du also deine Gabe zum Altar bringst und dir dort einfällt, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, Matthäus 5, 23.

X

 
Dann lass deine Gabe dort vor dem Altar; geh und versöhne dich zuerst mit deinem Bruder! Danach komm und bring Gott deine Gabe dar. Matthäus 5, 24.

Diese Veränderung des Herzens kann nur Jesus in uns vollbringen, aber darum geht es im Glauben. Wer Aufrichtig seine Sünden bekennt, dem wird vergeben und Jesus reinigt sein Herz.

Die Folge ist ein hingebungsvolles Leben. Hingebungsvoll an Jesus. Dieses Leben befreit, es befreit uns aber nicht dazu, um unsere Sünden zu rechtfertigen, wie wir als Christen leider auch dazu in der Lage sind. Wir finden dann für jede Sünde noch eine schöne religiös klingende Erklärung.

Wir sind nicht befreit zu einem ausschweifenden Leben, sondern wir sind befreit zu einem Leben das Gott gefällt.

Aufrichtiger, hingebungsvoller Glaube überführt und befreit.

Bibelstellen zum Nachschlagen: Matthäus 5, 23-24. Matthäus 12, 35; Matthäus 23, 23; Apostelgeschichte 11, 8; 1.Timotheus 1, 5; 1. Timotheus 4, 4

X

 
Schlussgedanke

Jesus entlarvte das Imponierende und aufopfernde religiöse Leben der Pharisäer und Schriftgelehrten. Heuchler waren sie!

Fassaden interessieren Gott nicht. Was hilft es, wenn wir regelmässig beten, aber vor Neid und Eifersucht zerplatzen?

Zum Schluss möchte ich Euch noch eine Begebenheit in einem Dorf erzählen.

Ein Dorf auf dem Land hatte ein grosses Problem mit dem Brunnen. Er war ihre einzige Wasserquelle. Tief hinunter gegraben bis aufs Grundwasser, ausgemauert, mit einer Deckplatte versehen und einer gusseisernen Pumpe, hatte er die vielen Familien mit dem nötigen Wasser versorgt. Doch seit einiger Zeit waren die Leute nicht mehr zufrieden. Es gab zwar genügend Wasser, aber es war unsauber und faulig! Sie wussten auch, dass schmutziges Wasser Krankheiten nach sich zog. Es musste Abhilfe geschafft werden.
Was tun? Die Dorfbewohner setzten sich um den Brunnen und berieten.
Herr Sauber vermutete, es liege an der Pumpe. „Seht nur einmal, wie rostig das Ding geworden ist. Es muss geputzt werden!“ Mit einer Drahtbürste fegte er den Rost weg und gab dem Ding einen neuen Anstrich: „Sieht es nicht gut aus? Es ist wie neu!“ Aber als er pumpte, rümpften die Leute die Nasen wie zuvor. Das Wasser war immer noch faulig uns stank!
Nun meldete sich ein zweiter Mann.
Herr Vernunft war bekannt für sein gutes Mundwerk. Er meinte, man müsse mit der Pumpe reden. „Ja, mach das!“ rief das Dorf im Chor, weil sie wussten, wie witzig seine Vorträge waren. Nun setzte er der Pumpe das ganze Problem vor. Er fand eine ganze Reihe von überzeugenden Gründen. Doch die Überzeugende Rede half nicht, die Pumpe nahm es sich so wenig zu Herzen wie zuvor. Jetzt stand Herr Prügel auf. Er war der Dorflehrer. „Ich hätte euch gleich sagen können, dass dies nichts bringt. Ich sehe das an meinen Schülern. Mit Worten erreicht man nichts, und wenn man sich den Kopf vom Hals reden würde. Man muss es sie fühlen lassen. Er liess sich einen Stock geben, trat vor die Pumpe und begann sie zu verdreschen. Die Jüngeren schauten vor Entsetzen weg oder verdeckten ihre Augen. Der Pädagoge hörte erst auf, als das Bambusrohr zersplittert war. Dann trat er zur Seite. Während er zufrieden den Schweiß von der Stirn wischte, nickte er einem seiner Schüler zu. Der sprang auf und pumpte das Wasser hoch. Welche Enttäuschung: Die Pumpe hatte die Lektion nicht gelernt! Sie lieferte unverändert eine stinkende, trübe Brühe: Unbrauchbar!
Aber nun stand der
Dorfälteste auf. Er war ein geachteter, weiser Mann. Als solcher machte er gewöhnlich wenig Worte. „Es liegt nicht an der Pumpe und schon gar nicht am Äusseren“. Damit stand er auf, winkte seinem Sohn und ging nach Hause. Bald kam er wieder mit einem Seil, mit Eimern und Werkzeug. Die Pumpe wurde abmontiert und der Deckel weg geschoben. Oha, da war in der Umrandung der Mörtel weich geworden und ein Stein hatte sich gelöst. Dann liess er den Sohn in den Brunnen hinunter. Als er ihn wieder heraufzog, brachte der einen Eimer voll Unrat hoch: Verfaulte Schuhe, rostige Büchsen, sogar eine tote Ratte und den halbverwesten Kadaver eines jungen Hundes!
Als der Brunnen gesäubert war, wurde der Deckel wieder zurechtgerückt, das Loch unter dem Rand zugemauert, und die Pumpe betätigt. Jetzt war das Problem behoben.
„Das hätte uns eigentlich auch in den Sinn kommen sollen“, brummten einige... „Es ist so logisch. Warum sind wir nicht vorher darauf gekommen?“
Wo Menschen mit Jesus Christus verbunden sind, zählt nicht, ob jemand beschnitten ist oder nicht. Es zählt nur der vertrauende Glaube, der sich in tätiger Liebe auswirkt. (Galater 5, 6)

Amen