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Wie wir
in gesunder Toleranz leben
Reihe: Das
Geheimnis echter Liebe (2)
Schriftlesung: Römer 12, 9-21
1. Förderer Nr. 1: Goldene Regel
2. Förderer Nr. 2: Nachsichtigkeit
Einleitende Gedanken
EIN KÖNIG HATTE
sich in Sabrina verliebt, eine Frau von niederem Stand, und sie zu seiner
jüngsten Ehefrau gemacht. Eines Nachmittags, der König war gerade auf der Jagd,
überbrachte ein Bote die Nachricht, dass Sabrinas Mutter schwer krank sei. Und
obwohl es bei Todesstrafe verboten war, die persönliche Kutsche des Königs zu
benutzen, bestieg Sabrina den Wagen und eilte zum Haus ihrer Mutter. Sofort
nach seiner Rückkehr wurde der König darüber informiert. »Ist das nicht
fabelhaft?« sagte er. »Das ist wahre Tochterliebe. Sie hat ihr Leben aufs Spiel
gesetzt, nur um ihre Mutter pflegen zu können. Es ist wunderbar!« An einem
anderen Tag sass Sabrina im Garten des Palastes und ass Obst, als der König zu
ihr trat. Sie begrüsste ihn und liess ihn vom letzten übrig gebliebenen
Pfirsich aus ihrem Korb abbeissen. »Sie schmecken!« sagte der König. »Und wie«,
sagte Sabrina und überliess ihrem Geliebten die Frucht. »Wie sehr sie mich
liebt!« bemerkte der König später. »Sie hat zu meinen Gunsten auf ihren letzten
Pfirsich verzichtet. Ist sie nicht bezaubernd?« Einige Jahre gingen ins Land,
und, aus welchem Grund auch immer, Liebe und Leidenschaft für sie waren aus dem
Herzen des Königs verschwunden. Seinem besten Freund gegenüber sagte er: »Nie
hat sie sich wie eine Königin verhalten. Einmal hat sie mein Gebot übertreten
und einfach die königliche Kutsche benutzt. Und ein anderes Mal hat sie sich
erlaubt, mir eine angebissene Frucht anzubieten.«[1]
Der König freute sich über Sabrina. Ihre
unkonventionellen Verhaltensweisen begeisterten ihn. Es viel ihm leicht,
tolerant zu sein. Doch mit der Zeit erlosch seine Liebe zu Sabrina und plötzlich
wurde das, was er an ihr so sehr bewunderte, verachtungswürdig. Ihre Ehe
mündete in die Phase ein, die Martin Walser in seiner Dichtung "Zimmerschlacht"
beschreibt:
"Ehe, das ist, wie wenn zwei Chirurgen ständig
aneinander herumoperieren an den Stellen, wo es am wehesten tut."
Ich bin immer wieder erschüttert, wenn ich von Ehepaaren höre, die viele Jahre miteinander lebten, sie hätten sich nie wirklich geliebt. In 90% der Fälle glaube ich das nicht, sondern ihre Liebe verwandelte sich in Hass, ihre Zuneigung in Verachtung. Sie beurteilen ihre Liebe und Leidenschaft füreinander aus ihrer momentanen Gefühlslage. Sie können es sich einfach nicht mehr vorstellen, dass sie diesen Menschen einmal leidenschaftlich lieben konnten.
Leider ist das keine seltene Entwicklung in einer Beziehung. Statt in wachsender Liebe miteinander zu leben, entfremdet man sich. Um eine solche Entwicklung zu vermeiden, ist es wichtig, dass wir lernen in gesunder Toleranz miteinander zu leben. Das sollten wir schon zu Beginn einer Beziehung praktizieren.
Statt von Toleranz, könnte ich auch von Liebe sprechen, denn Toleranz ist ein wichtiger Aspekt der Liebe. Aber heute möchte ich eben diesen Aspekt der Liebe, die Toleranz betonen.
Mir scheint, dass das Thema Toleranz bei uns eher zu kurz kommt. Die ganz Welt spricht von Toleranz, doch unter Christen ist das Wort nicht besonders populär, denn es ist eher negativ befrachtet, in dem Sinn, dass Toleranz meine, dass alles toleriert wird, also auch die Sünde. Selbst wenn das oft so gemeint wird, bleibt Toleranz ein wichtiger Aspekt der Liebe, den wir heute betrachten wollen.
Im Duden über „Die sinn- und sachverwandten Wörter“ stehen folgende Synonyme:
X
tolerant, duldsam, verständnisvoll,
einsichtig, aufgeschlossen, weitherzig, freizügig, nachsichtig, versöhnlich…
Das liest sich fast wie die Früchte des Heiligen Geistes, die Paulus beschreibt:
X
Der Geist Gottes lässt als Frucht eine Fülle von Gutem
wachsen, nämlich: Liebe, Freude und Frieden, Geduld, Freundlichkeit und Güte,
Treue, (Galater 5, 22)
Bescheidenheit und Selbstbeherrschung. (Galater 5, 23)
X
Oder wie im 1. Korinther 13,
4-7:
Liebe ist geduldig, Liebe ist freundlich. Sie kennt keinen
Neid, sie spielt sich nicht auf, sie ist nicht eingebildet. 1. Korinther 13, 4.
X X
Sie verhält sich nicht taktlos, sie sucht nicht den
eigenen Vorteil, sie verliert nicht die Beherrschung, sie trägt keinem etwas
nach. 1. Korinther 13, 5.
X
Sie freut sich nicht, wenn Unrecht geschieht, aber wo die
Wahrheit siegt, freut sie sich mit. 1. Korinther 13, 6.
Alles erträgt sie, in jeder Lage glaubt sie, immer hofft
sie, allem hält sie stand. 1. Korinther 13, 7.
Also, wir beschäftigen uns
mit einem Aspekt der Liebe, nämlich mit der Toleranz. Jeder von uns liebt es,
wenn er tolerant behandelt wird. Gesunde Toleranz verhilft dazu, dass eine
Beziehung interessant bleibt, dass man gern miteinander unterwegs ist. Sie
schafft ein Klima, in dem man durchatmen kann und nicht zu ersticken droht.
Ich will Euch heute auf
zwei Toleranz-Killer und auf zwei Toleranz-Förderer aufmerksam machen. Danach
werde ich noch kurz aufzeigen, was für eine gesunde Toleranz nötig ist, d.h. auf
was wir achten müssen, damit wir in gesunder Toleranz leben.
Bibelstellen zum Nachschlagen: Sprüche 10, 12; 1. Korinther 13, 4-7; Galater 5, 22-23
|
Es gibt viele Toleranz-Killer. Wo keine Toleranz vorhanden ist, entwickeln sich zermürbende Beziehungen. Paulus musste den Christen schreiben:
X
Wenn ihr einander wie wilde Tiere kratzt und beisst, dann
passt nur auf, dass ihr euch nicht gegenseitig verschlingt! (Galater 5, 15)
Da wo gesunde Toleranz fehlt, gehen Beziehungen zugrunde. Kleinlichkeit und Engstirnigkeit beherrschen die Beziehung. Ehe gehen kaputt. Menschen wird Schaden zugefügt, dass sie die Folgen oft ein Leben lang mit sich tragen.
Ich möchte von den vielen Toleranz-Killern zwei erwähnen.
Bibelstellen zum Nachschlagen: Galater 5, 15
|
Einer der
weit verbreiteten Killer sind die hohen, falschen und unrealistischen
Erwartungen, die Paare aneinander und gegenüber sich selbst stellen.
Til
Schweiger und seine Ehefrau Dana, die sich eben trennten begründeten ihre
Trennung folgendermassen:
Um den «Teufelskreis» von Erwartungen und Enttäuschungen
zu durchbrechen, habe man sich getrennt, sagte Til Schweiger. «Und nicht, weil
wir keine Gefühle mehr füreinander haben.»
Dort, wo
die Erwartungen hoch sind, sind die Enttäuschungen gross. Natürlich dürfen wir Erwartungen
haben, doch sind unsere Erwartung oft viel zu hoch, zu unrealistisch und nicht
selten unwichtig.
Wir
erwarten z.B., dass unsere Beziehung stets von Harmonie bestimmt ist. Wenn der
Alltag kommt, wenn Kinder zu erziehen sind, kann die Harmonie relativ schnell
verschwinden.
Viel
einfacher wird es, wenn wir die Wirklichkeit akzeptieren. Wie jene Frau, die
einen Einbruchdiebstahl melden musste. Sie berichtete der Polizei:
»Als ich die
Wohnung von Einbrechern durchwühlt vorfand, habe ich die Polizei deswegen erst
nach zwei Stunden verständigt, weil ich zunächst annahm, mein Mann hätte wieder
einmal seine Manschettenknöpfe gesucht!«
Zu hohe,
unrealistische und unwichtige Erwartungen lähmen eine Beziehung komplett. Wenn
der Mann erwartet, dass seine Frau ihn am Abend immer frisch geduscht, schön
angezogen und freudestrahlend empfängt, wird er immer wieder enttäuscht werden,
denn seine Frau schafft das nicht. Das ist nur in Filmen möglich, dort werden
die Frauen, vor dem Dreh der jeweiligen Szene stundenlang gestylt.
Wenn die
gegenseitigen Erwartungen und die Erwartungen an uns selber unrealistisch sind,
dann geraten wir in einen Teufelskreis. Wir merken, wir können dem anderen nie
genügen. Wenn ich sowieso nie genügen kann, warum sich ich mich noch
anstrengen?
Viele
Erwartungen wurden uns von unseren Familien, von dem, was wir vielleicht
gelesen haben mitgegeben.
Wir gehen
oft selbstverständlich, also unreflektiert, davon aus, dass meine Erwartungen
gerechtfertigt seien. Es ist ähnlich wie mit Traditionen, man macht es einfach
ohne zu wissen warum und welchen Sinn sie erfüllen.
Schlussendlich
versteckt sich hinter diesen hohen Erwartungen nichts anderes als Selbstsucht
und Eitelkeit. Ich will, dass meine Erwartungen, ob sie hoch, unrealistisch
oder unsinnig sind, erfüllt werden. Ich bilde mir ein, ich hätte das Rech dazu.
Paulus meint:
X
Rechthaberei und Überheblichkeit dürfen keinen Platz bei
euch haben. Vielmehr sollt ihr demütig genug sein, von euren Geschwistern höher
zu denken als von euch selbst. Philipper 2, 3.
Konzentriert
Euch nicht auf Eure Erwartungen, ob sie in Erfüllung gehen, sondern seid
bescheiden. Empfangt das, was ihr bekommt.
X
Bibelstellen zum Nachschlagen: Galater 5, 13;
Philipper 2, 3
Ein ganz
gefährlicher Killer ist unser Hang zu vergleichen. Ständig vergleichen wir uns
und unseren Partner mit anderen.
Die Frau
denkt: Warum habe ich nur nicht einen anderen Mann geheiratet. Z.B. so einen
wie meine Freundin hat, der ist handwerklich so begabt. Meiner kann nicht
einmal ein Bild in der Wohnung aufhängen.
Oder: Der
Mann betrachtet andere Frauen und denkt sich dabei, warum habe ich nicht eine
Frau, wie die meines Freundes bekommen, die hat eine umwerfende Figur.
Oder: Was
haben Kellers für ein schönes Haus und wir wohnen immer noch in einer teuren unattraktiven
Mietwohnung. Hätte mein Mann doch einen etwas anspruchsvolleren Beruf.
Je mehr
wir vergleichen, je unzufriedener werden wir. Mit der Zeit gibt man die Schuld
für das, was man nicht hat und evtl. haben könnte, dem Anderen, denn hätte mein
Mann einen besseren Job, würde es uns besser gehen usw.
Jakobus
schrieb dazu:
X
Woher kommen denn die Kämpfe und Streitigkeiten zwischen
euch? Doch nur aus den Leidenschaften, die ständig in eurem Innern toben! (Jakobus
4, 1)
X
Ihr verzehrt euch nach etwas, was ihr gerne hättet. Ihr
mordet und seid eifersüchtig, aber das bringt euch dem ersehnten Ziel nicht
näher. Ihr versucht es mit Kampf und Gewalt; aber ihr bekommt trotzdem nicht,
was ihr wollt, weil ihr Gott nicht darum bittet. (Jakobus 4, 2)
Wenn wir
uns immer mit anderen Vergleichen, verlieren wir den Blick für das, was wir
haben. Denn die Frau, dessen Mann handwerklich so begabt ist, denkt vielleicht:
„Ach hätte ich doch diesen handwerklich unbegabten Mann, der hätte bestimmt mehr
Zeit für mich und wäre nicht ständig mit seinen Basteleien beschäftigt.“
Es ist
ein Teufelskreis. Von gesunder Toleranz ist hier nichts mehr zu spüren. Das ist
ein Klima, in dem wir früher oder später ersticken werden.
Glücklichsein
können Menschen, die das schätzen lernen, was sie haben. Unglücklich werden Menschen,
die das wollen, was sie nicht bekommen. Ein Ehepaar sagt:
Wir haben gelernt, über unsere Handicaps hinwegzusehen und
uns auf die guten Seiten zu konzentrieren. Beide sind wir der Auffassung, das
Leben sei zu kostbar, um es im Streit zu verbringen. Und so haben wir es mit
Gottes Hilfe geschafft. (Viola und Steffen, 53 Jahre verheiratet)[2]
Und
Paulus gibt diesbezüglich den Galatern noch einen ganz wichtigen Rat:
X
Jeder und jede von euch sollen das eigene Tun überprüfen,
ob es vor Gott bestehen kann. Ob sie etwas an sich zu rühmen haben, das lesen
sie dann an sich selber ab und nicht an anderen, über die sie sich erheben. (Galater
6, 4)
Mit
anderen Worten: Schau nicht auf die Anderen. Beschäftige dich damit, wie du vor
Gott stehst.
Bibelstellen zum Nachschlagen: Galater 6, 4; 1. Petrus 4, 10; Jakobus 4, 1-3
|
Nun beschäftigen wir uns mit den mit den beiden Toleranz-Förderer, die ich heute vorstellen möchte.
X
Bibelstellen zum Nachschlagen: Römer 12, 18
X
Eine der
hilfreichsten Anweisungen der Schrift ist die so genannte goldene Regel. Wenn
wir diese Regel beherzigen, wird jede Beziehung gelingen. Jesus selbst fordert
uns auf:
„Handelt den Menschen gegenüber in allem so, wie ihr es
von ihnen euch gegnüber erwartet.“ Matthäus 7, 12.
Diese
Regel, so einfach und einleuchtend sie ist, fordert einiges von uns. Wollen wir
uns diese Regel zu eigen machen, dann müssen wir lernen, die Situation des
anderes zu verstehen. Wir müssen lernen, uns in den Anderen hinein zu
versetzen.
Es ist
wie wenn ich ein Geschenk für jemanden suche. Ich überlege dann, wenn ich dem
Anderen wirklich eine Freude damit machen will, nicht was mir gefällt, sondern,
versuche mir vorzustellen, an was der Andere Freude haben könnte.
Ich muss
lernen, mir vorzustellen, was mir helfen würde, wenn ich in der Situation des
anderen wäre. Dazu muss ich mich zuerst einmal in die Situation des Anderen
versetzen. Wie wäre ich, wie würde ich fühlen, wenn ich das hätte erleben
müssen. Nehmen wir ein ganz einfaches Beispiel: Eine Kassiererin in der Migros,
die einen schlechten Tag hat. Sie macht Fehler, die ihr sonst nicht passieren. Aber,
weil sie diese Fehler macht, stehst Du jetzt in der Kolonne und ärgerst Dich, weil
es nicht vorwärts geht. Wie wolltest Du, wärst Du die Kassiererin, dass Du Dich
verhältst?
Wenn wir die goldene Regel befolgen wollen,
müssen wir unsere Egozentrik verlassen und nicht nur von unserem Standpunkt aus
denken, wir müssen lernen auch den Blickwinkel des anderen einzunehmen und ein Gespür
dafür entwickeln, wie er oder sie die Welt sieht und gefühlsmässig darauf
reagiert. Das ist wichtig: Du wirst Deinen Partner niemals wirklich verstehen,
wenn Du Dich nicht in ihn hineinversetzt.
Diese
goldene Regel begünstigt eine tolerante Atmosphäre, denn mein Partner wird
nicht in mein Schema gesteckt, sondern er darf sich selber bleiben.
Bibelstellen zum Nachschlagen: Sprüche 18, 17, Matthäus 7, 12; Galater 5, 14
|
Noch ein
Punkt, der mir sehr wichtig scheint, wenn wir in einer gesunden Toleranz
miteinander leben wollen. In einer Beziehung, in der man frei durchatmen kann
und nicht den Eindruck bekommt, man werde bald ersticken. Wo immer wieder alte
Geschichten aufgetischt werden. Wie bei jenem Mann, der sich beklagte und
sagte:
"Immer wenn meine Frau sauer auf mich ist, wird sie
historisch." "Sie meinen hysterisch." "Nein, immer wenn sie
wütend ist, hält sie mir die Fehler von vor zwanzig Jahren noch vor."
Das
schafft bestimmt kein gutes Klima. Die Bereitschaft, nachsichtig zu sein, ist
sehr wichtig. Ein Klima zu schaffen, wo nicht jedes Wort und jede Regung auf
die Goldwaage gelegt wird.
Meine
Frau lebt damit, dass ich in bestimmten Situationen nervös und leicht reizbar
bin. Glücklicherweise bin ich das nicht 24 Stunden am Tag. Aber es kommt vor.
Nun könnte sie mich darauf behaften und versuchen aus mir einen zahmen,
ungereizten und geduldigen Mann zu machen. Das wird schief gehen. Sie macht
etwas ganz anderes. Sie macht nämlich nichts, ausser, dass sie zur Kenntnis
nimmt, dass es jetzt so ist und wenn die Anspannung vorbei ist, ich wieder in
meinen Normalzustand zurückfinde werde.
Gefühlschwankungen
gehören eben zu unserem Leben und es macht nicht viel Sinn, wenn wir darin
rumstochern. Mir gefällt die Aussage im Predigerbuch diesbezüglich sehr gut:
X
Kein Mensch auf der Erde ist so rechtschaffen, dass er
immer richtig handelt und nie einen Fehler macht. (Prediger 7, 20)
X X
Versuche nicht, alles mitzubekommen, was die Leute reden.
Was hast du davon, wenn du hörst, wie deine Untergebenen über dich schimpfen? (Prediger
7, 21)
Du weisst doch, dass du selbst oft genug über andere
geschimpft hast. (Prediger 7, 22)
Geborgenheit
in einer Beziehung kommt nicht zuletzt daher, dass ich nicht gleich mit Sanktionen
rechnen muss, wenn ich aus dem Rahmen falle, sondern dass ich auch dann voll
und ganz auf meinen Partner zählen kann, wenn es mir schlecht geht, auch dann,
wenn ich schlecht gelaunt bin. Paulus schrieb den Kolossern:
X
Ertragt einander! Seid nicht nachtragend, wenn euch jemand
Unrecht getan hat, sondern vergebt einander, so wie der Herr euch vergeben hat.
(Kolosser 3, 13)
Dort wo
eindeutig gesündigt wird, wo man aneinander schuldig wird, muss die Sache
geklärt, bereinigt und bekannt werden.
Doch gibt
es in jeder Beziehung spannungsvolle Zeiten, die nichts mit Schuld zu tun
haben, sondern einzig mit den Anforderungen des Lebens, dann müssen wir uns
ertragen.
Bibelstellen zum Nachschlagen: Sprüche 19, 11; Römer 12, 17; Galater 6, 1; Epheser 4, 26; 1. Petrus 3, 9
|
Jetzt stellt sich natürlich noch die Frage, was man unter gesunder Toleranz verstehen kann. Auf was man Acht haben muss, wenn Toleranz gesund sein soll und Toleranz nicht einfach bedeutet, das alles erlaubt und geduldet wird, egal wie schlimm etwas sein mag.
X
In meinen Augen ist die einzig wirklich Gewähr
für eine gesunde Toleranz, wenn wir ein gemeinsames Ziel vor Augen haben. Nicht
irgendein Ziel, sondern das Ziel Gott zu dienen und ihn zu ehren. Paulus
fordert die Philipper auf:
Macht mich vollends glücklich und habt alle dieselbe
Gesinnung, dieselbe Liebe und Eintracht! Verfolgt alle dasselbe Ziel! (Philipper
2, 2)
Es ist das Ziel, auf Jesus ausgerichtet zu leben. Wenn das beide tun, dann entsteht fast automatisch eine gesunde Toleranz. Deshalb heisst es in den Sprüchen:
X
Anmut und Schönheit sind vergänglich und kein Grund, eine
Frau zu rühmen; aber wenn sie Gott ernst nimmt, dann verdient sie Lob. (Sprüche
31, 30)
Es soll das höchste Ziel von einem jeden sein, Gott mit ganzem Herzen zu dienen. Verfolgen beide dieses Ziel, dann werden sie reichen Segen erfahren.
Sie konzentrieren sich dann nicht darauf, was ihnen der andere nicht gibt, was sie noch gerne hätte, sondern sie konzentrieren sich darauf, wie sie gemeinsam dem Herrn dienen können. Die Erfüllung des Lebens liegt dann nicht einfach bei meinem Partner, die Erfüllung meines Lebens finde ich zuerst in der Beziehung zu Jesus.
Selbstverständlich ist es wichtig, dass Ehepaare Zeit füreinander haben. Natürlich müssen sie ihre Beziehung pflegen. Problematisch wird es aber, wenn der Dienst für unsere Herrn zum Hobby verkommt, das wir, falls wir noch etwas Zeit und Kraft finden, pflegen.
Auf Jesus ausgerichtet sein, bedeutet auch, dass man als Ehepaar Opfer bringt. Der Mann und die Frau sind weniger zu Hause, als wenn wir dem Herrn nicht dienen würden, aber ich bin ganz sicher, Gott wird das reich segnen.
Bibelstellen zum Nachschlagen: Sprüche 31, 30; Galater 6, 5; Philipper 2, 2; 1. Petrus 5, 6;
X
Schlussgedanke
In gesunder Toleranz leben, ist für jede Beziehung von grosser Bedeutung. Soll eine Gemeinschaft und auch eine Gemeinde ein erfreulicher und erfrischender Ort sein, dann ist das nur möglich, wenn er von einer gesunden Toleranz geprägt ist.
Je näher sich zwei Menschen stehen – und in einer Ehe ist man sich besonders nah – je wichtiger wird diese Toleranz.
Toleranz, so habe ich zu Beginn der Predigt gesagt, ist ein wichtiger Aspekt der Liebe. Deshalb möchte ich ein Wort an den Schluss, das Petrus geschrieben hat:
X
Haltet in derselben Gesinnung zusammen und habt Mitgefühl
füreinander! Liebt euch gegenseitig als Brüder und Schwestern! Seid gütig und
zuvorkommend zueinander! (1. Petrus 3, 8)
Bibelstellen zum Nachschlagen: Kolosser 3, 14; 1. Petrus 4, 8
Amen